Einst & Jetzt: Fredersdorf-Voglesdorf

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medien



Frank Mangelsdorf (Hg.)

EINST uND JETZT FREDERSDORFVOGELSDORF

Texte: Margrit Hรถfer und Manfred Jagnow Jetzt-Fotos: Gerd Markert


Quellen: Festschrift 300 Jahre Kirche Fredersdorf, Ortschronik Fredersdorf-Vogelsdorf 1200-1376-1840-2000 von Manfred Kliem, Schriftenreihe und Internetveröffentlichungen vom Heimatverein, insbesondere von Manfred Jagnow und Hans Keller, 100 Jahre Siedlerverein Fredersdorf Nord – Chronik, Fredersdorf in alten Ansichten von Siegfried Groß, Fredersdorf-Vogelsdorf in alten Ansichten von Siegfried Groß, Firmenchronik Ottlik, Dokumentationen des Denkmalamtes Brandenburg, Ortsgeschichte der Dörfer Fredersdorf, Vogelsdorf und Bollensdorf von Friedrich Hosemann, Pfarrer, erschienen im Selbstverlag 1927

ISBN 978-3-941092-95-2 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. CULTURCON medien Bernd Oeljeschläger Choriner Straße 1, 10119 Berlin Telefon 030 / 34398440, Telefax 030 / 34398442 Ottostraße 5, 27793 Wildeshausen Telefon 04431 / 9559878, Telefax 04431 / 9559879 www.culturcon.de Redaktion: MOZ-Redaktion GmbH Projekt-Betreuung: Gitta Dietrich Gestaltung: Katja Gusovius und Kathrin Strahl, Berlin Druck: Silber Druck oHG, Niestetal Berlin / Wildeshausen 2012 Alle Rechte vorbehalten.


einführung

Eine grünes Kleinod vor den Toren Berlins – das ist Fredersdorf-Vogelsdorf. Einst und Jetzt entführt in die bewegte Historie, berichtet von geschichtsträchtigen Plätzen, lüftet so manch gut gehütetes Geheimnis und erzählt von den Menschen, welche die einstigen Dörfer Fredersdorf und Vogelsdorf in jenen Tagen so lebenswert gemacht haben – von Bauern und Gutsherren, von Handwerksmeistern und Industriellen. Erstmals im Landbuch von Kaiser Karl IV. im Jahr 1376 erwähnt, schuf man sich hier prachtvolle Rückzugsorte – mit dem Schloss Fredersdorf entstand ein Rittergut. Nachkommen des berühmten Generals Ernst von Görtzke und das Adelsgeschlecht derer von Podewils hinterließen hier ihre Spuren. Man überstand gemeinsam willkürliche Zerstörungen durch den Dreißigjährigen Krieg, legte

beim Wiederaufbau selbst Hand an. Nicht zuletzt haben die beiden Orte eine militärstrategisch herausragende Rolle in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs gespielt. Dank eines schnellen Bahnanschlusses nennen viele Zugezogene das heutige Fredersdorf-Vogelsdorf inzwischen ihr Zuhause. Sie erfreuen sich an dem idyllischen Fluchtpunkt fernab der Großstadt. Es ist ihre liebgewonnene Wahlheimat, die sie Stück für Stück für sich entdecken. FredersdorfVogelsdorf wird vor allem von seinen rund 13 000 Einwohnern geprägt und ihrem Engagement für die Gemeinde. Kommen Sie mit auf die Reise, staunen Sie über das Einst und das Jetzt. Frank Mangelsdorf Chefredakteur der Märkischen Oderzeitung

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grusswort

Liebe Leserinnen und Leser, Erinnern heißt Leben. Seien Sie eingeladen zu einem Spaziergang durch Vergangenes, Wiederentdecktes, Überraschendes, Gewöhnliches, Beindruckendes … Zu Zeiten Kaiser Karl IV. lagen „Frederikstorpp“ und „Vogilsdorf“ noch irgendwo zwischen Spree und Oder im märkischen Sand. Gutsherren unterschiedlicher Couleur bemächtigten sich der Sande und ihrer Einwohner, darunter ein preußischer Finanzminister von Friedrichs Gnaden sowie ein französischer Kommerzienrat, Revolutionspatriot und Kriegsgewinnler. Und wer es eben nicht schaffte bis nach Berlin, blieb in einer Vogelsdorfer Absteige hängen, wie die hochschwangere Jüdin Amalie Beer, die von Frankfurt an der Oder kommend, 1791 dem kleinen Jakob Liebmann Meyer Beer das Licht der Welt schenkte. Als würde der spätere weltberühmte Opernkomponist die Vielfalt der internationalen Kontakte des heutigen Fredersdorf-Vogelsdorf nach Frankreich, Großbritannien und Polen vorhergeahnt haben, wurde aus dem kleinen Jakob der berühmte Opernkomponist Giacomo Meyerbeer.

Keine 100 Jahre später ratterte ein Dampfzug über die Gleise vom Schlesischen Bahnhof in Berlin durch das immer noch beschauliche Fredersdorf bis an die östlichste Grenze des Reiches. Heute sind die „Fesseln“ der ländlichen Idylle gesprengt. Immer mehr Berliner entfliehen den dunklen Hinterhöfen hinaus ins Grüne – für ein Laubenpieperglück oder gar ein kleines Häuschen. Vieles ist verschwunden: Einiges geblieben, um erneut Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Neues kommt hinzu, um in späteren Jahrzehnten von der heutigen Zeit zu künden. Entdecken Sie mit diesem Band einen jungen und jung gebliebenen Vorort im Weichbild der Bundeshauptstadt. Hier können Sie noch den aufregenden Pulsschlag Berlins spüren, aber dennoch Ruhe und Weite der märkischen Heide und Wälder aufnehmen. Dies ermöglicht haben die Märkische Oderzeitung und der Heimatverein der Gemeinde – ihnen sei an dieser Stelle besonders gedankt. Dr. Uwe Klett Bürgermeister Fredersdorf-Vogelsdorf


danksagung

Wir danken für Fotos, Erinnerung und Hilfe beim Entstehen dieses Buches: Brigitte Breitkreuz, Siegfried Groß, Manfred und Bärbel Jagnow, Jürgen und Dagmar Jester, Hans Keller, Uwe Klett, Elfriede Kusch, Bernd Lüdeke, Reinhild Mascher, Eleonore Netzel, André Ottlik, Detlef Preuß, Karsten Schulz, Sebastian Sommer, Wolfgang und Helmut Thamm, Helga Zernicke, Kirsten und Diethard Zinn u. v. a. m. Für die besondere Unterstützung danken wir Manfred Jagnow vom Heimatverein FredersdorfVogelsdorf: Als Mitautor hat er zahlreiche Texte verfasst und Bilder des Vereins zur Verfügung gestellt. Der 73-jährige gebürtige Petershagener gründete nach der Prüfung zum Elektromeister 1964 einen eigenen Betrieb in Fredersdorf und führte diesen bis 1996. Er engagierte sich in der

Handwerkskammer Frankfurt (Oder), war Obermeister im Kreis Strausberg von 1978 bis 1990, erhielt 1987 das Ehrenzeichen des Handwerks in Gold und gründete nach der Wende die Elektroinnung Frankfurt (Oder) mit. 1994 wurde er durch den Wissenschaftsminister des Landes Brandenburg nachdiplomiert und ist seitdem auch Diplom-Ingenieur (FH). Von 1993 bis 1998 war er Gemeindevertreter in Fredersdorf-Vogelsdorf. Seit 1999 arbeitet er ehrenamtlich für den Heimatverein und seit 2006 im Partnerschaftskomitee. Für sein Engagement wurde ihm 2011 die Europaurkunde durch den Wirtschafts- und Europameister Ralf Christoffers überreicht. Manfred Jagnow ist seit 1961 mit seiner Bärbel verheiratet. Das Paar hat zwei erwachsene Töchter und drei Enkelsöhne. Margrit Höfer Lokalredakteurin der Märkischen Oderzeitung

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inhaLt

8 _ 1975 600-Jahr-Feier

52_ 1957 Radrennbahn Fredersdorf

10 _ 1955 Adolph-Hoffmann-Villa

54_ um 1915 Mühlenteich

12 _ um 1918 Amtshaus

56_ um 1940 Schloss Vogelsdorf

14 _ um 1925 Kneipe von Anna Wendt

58_ um 1900 Postagentur

16 _ um 1908 Badeanstalt in Altlandsberg-Süd

60_ um 1922 Schiefe Haube

18 _ um 1910 Bahnhof

62_ um 1900 Pavillon

20_ 1962 Rathaus

64_ 1930 Zu den drei Linden

22_ 1913 Flugzeugabsturz

66_ 1912 Schule Platanenstraße

24_ 1920 Bohms Eisengießerei

68_ 1960 Glocke

26_ um 1930 Café Tetzel

70_ 1927 Hochwasser

28_ um 1930 Feuerwehr-Süd

72_ 1932 Meierei Kühn

30_ 1986 Feuerwehr-Blasorchester

74_ um 1913 Schlächterei Madel

32_ um 1928 Fließbadeanstalt

76_ um 1950 Platanenstraße 19

34_ 1943 Kirche Fredersdorf

78_ 1968 Bahnhofsgebäude

36_ um 1920 Fredersdorfer Schloss

80_ um 1916 Zum alten Dorfkrug

38_ um 1927 Bahnhofsbrücke

82_ um 1970 Schule Fredersdorf-Nord

40 _ 1934 Fröhlich/Winges Frühstückstube

84_ 1910 Sonnenwirt

42_ um 1920 Gutshof

86_ um 1970 Dorfschmiede

44_ um 1935 Mausoleum

88_ um 1920 Schreibwaren Kindt

46 _ 1974 Union Lichtspiele

90_ Vor 1960 Schule Vogelsdorf

48 _ 1929 Toteninsel im Schlosspark

92_ um 1915 Altlandsberg-Süd

50_ 1935 Gasthaus am Krummen See

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1975

600-Jahr-feier


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Im Herbst 1975 feierte Fredersdorf seinen 600. Geburtstag. Mit der Vorbereitung wurde der Club der Werktätigen betraut, dessen Vorsitzende Hannelore Wieseke war. Eigentlich sollte die Feier bereits im Frühjahr stattfinden, allein, es fehlte Geld. Das gab es vom Rat des Kreises erst im Herbst, nämlich das, was von den Oderfestspielen noch übrig geblieben war. Zu Beginn der 600-JahrFeier gab es einen historischen Festumzug, der vom Verdriesplatz zum Fredersdorfer Sportplatz führte. Alle möglichen Etappen der Entwicklung des Dorfes wurden mit Hilfe Kostümierter und historischer Fahrzeuge nachgestellt. Nur die Rol-

le der Roten Armee war anscheinend vergessen worden, was später dem Club einen Rüffel des damaligen Bürgermeisters Fritz Nägler einbrachte. Zu vermuten ist, dass er zuvor von seinen Vorgesetzten ebenfalls einen bekommen hatte. Auf dem Sportplatz gab es eine Art Flohmarkt und eine Tombola sowie einen Rummel. Einer der Höhepunkte auf der Bühne war der Auftritt des sowjetischen Tanz- und Gesangsensembles aus Wünsdorf. Stände sind aufgebaut worden, wie dieser der Handelsorganisation. Buletten kosteten damals 40 Pfennig, da lohnte sich das Anstehen schon.


1955

adoLph-hoffmann-ViLLa


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In Vogelsdorf steht dieses Sommerhaus „Waldesfrieden“. Es gehörte dem Sozialdemokraten Adolph Hoffmann (1858 – 1930). Hoffmann war 1917 Mitbegründer der USPD. Während der Novemberrevolution wurde er preußischer Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung und setzte unter anderem die Abschaffung der kirchlichen Schulaufsicht in Preußen durch. Die Villa wurde zwischen 1906 und 1923 errichtet und nach dem Tod Hoffmanns, dem Testament folgend, als Kinderheim bzw. nach 1945 als Kinderkrippe, Kindergarten, Hort und Jugendclub genutzt. Seit 1997 steht sie leer. Seit Langem gibt es

Bemühungen, dieses Haus zu sanieren und öffentlich zu nutzen. Beispielsweise als Treffpunkt für Jung und Alt. Auffällig ist an diesem massiven Putzbau der seitliche Turm. An der Südost-Fassade befand sich eine verglaste Veranda mit einer Freitreppe in den Garten. Unweit davon gab es ein unverputztes Wandfeld samt einer Schrifttafel des Erbauers. Zu lesen war: „Mit Trinken, Spielen, Rauchen, kann man viel Geld verbrauchen. Spart man davon pro Woche drei Mark, spricht mancher, das ist ein rechter Quark. Ich hab´s mir 50 Jahre getraut und davon Waldesfrieden gebaut. Adolph Hoffmann erbaut 1906 – 1923.“


um 1918

amtshaus


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Den Titel „Kleines Schlösschen“ trug dieses Amtshaus in der Hauptstraße 8/Ecke Feldstraße vermutlich wegen der großen Freitreppe, die es hier gab. Eine andere mögliche Erklärung ist, dass es deshalb so hieß, weil der Herr von Bothe, Schlossbesitzer in Fredersdorf, als Amtsvorsteher im Amtshaus auch seine Sprechstunden für die Bürgerschaft abhielt. Denn Polizei und Amtsvorsteher hatten in dem Gebäude

ihren Sitz. Und so ist es nicht verwunderlich, dass im nicht auf dem Bild zu sehenden Stallgebäude auch ein Raum als Arrestzelle diente. Aber auch der Standesbeamte für die Dörfer Fredersdorf, Vogelsdorf, Bollensdorf, Petershagen und Eggersdorf war hier zu finden. Gebaut wurde das Haus vermutlich Anfang des 20. Jahrhunderts. Es ist heute in Privatbesitz und ein Wohnhaus in der Ernst-Thälmann-Straße.


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