Einst & Jetzt: Fürstenwalde

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EINST uNd JETZT F 端 r S T E N wa l d E

CULT URCON medien



Frank Mangelsdorf (Hg.)

EINST uND JETZT fürSTENwalDE

Texte: Guido Strohfeldt, Uwe Stemmler Fotos: Bettina Winkler Historische Aufnahmen: Museum Fürstenwalde Dirk Feister (S. 40, Abbildung Fährmann) Dank an die Mitarbeiter der Kulturfabrik und des Museums Fürstenwalde für die Unterstützung.


ISBN 978-3-941092-78-5 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. CULTURCON medien Bernd Oeljeschläger Choriner Straße 1, 10119 Berlin Telefon 030 / 34398440, Telefax 030 / 34398442 Ottostraße 5, 27793 Wildeshausen Telefon 04431 / 9559878, Telefax 04431 / 9559879 www.culturcon.de Redaktion: MOZ-Redaktion GmbH Andreas Oppermann (Projektleitung), Gitta Dietrich (Redaktion) und Lokalredaktion Fürstenwalde Gestaltung: Kathrin Strahl, Berlin Druck: Silber Druck OHG, Niestetal Berlin / Wildeshausen 2011 Alle Rechte vorbehalten.


Einführung

Wer heute mit dem Regionalexpress die 30 Minuten von Berlin nach Fürstenwalde gefahren ist, kann in diesem anderen Ort an der Spree viele Schönheiten einer märkischen Stadt entdecken – mit Historie, Kultur und herrlicher Landschaft. Vor mehr als einem halben Jahrhundert war die Nähe zur Hauptstadt der Fluch Fürstenwaldes. Die zur Festung erklärte Stadt wurde am 16. April 1945 bombardiert. Nach den heftigen Kämpfen zwischen Roter Armee und Wehrmacht waren in Fürstenwalde nur drei Prozent der Altstadtsubstanz intakt. Die Zierde der Stadt, der Dom, Mitte des 15. Jahrhunderts als dreischiffige Kathedralkirche erbaut, lag in Schutt und Asche. Anklagend ragten nur noch einige Außenmauern in den Himmel. Lange blieb diese schwer beschädigte Ruine der märkischen Domstadt als Wahrzeichen.

Schier endlos brauchte Fürstenwalde, um aus den Trümmern nochmals aufzuerstehen. Anfangs bedeutete der Wiederaufbau vor allem Neubau. Erst im Oktober 1995 konnte der Dom wieder feierlich eröffnet werden. Mit seinem Wiederaufbau begann rund um den Markt endlich auch die Wiederbelebung der historischen Mitte der Stadt. Längst schlägt Fürstenwaldes Herz wieder kräftig. Mit dem Dom St. Marien, dem Museum und der Kulturfabrik neben dem alten Bischofsschloss ist eine kulturelle Dreieinigkeit entstanden, die die ganze Stadt beseelt. Überzeugen Sie sich selbst. Frank Mangelsdorf Chefredakteur der Märkischen Oderzeitung

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grussworT

Liebe Leserin, lieber Leser, ich lade Sie zu einem Spaziergang durch Vergangenheit und Gegenwart der Stadt Beeskow ein. Vieles ist seit Anfang der 1990er Jahre geschehen. Wahrscheinlich hat die Stadt bis zu diesem Zeitpunkt eine solch umfassende bauliche Entwicklung in ihrer gesamten Stadtgeschichte noch nicht erfahren. Dass dies so gekommen ist, ist sicherlich in erster Linie ein Verdienst derer, die in Stadtverwaltung und Stadtverordnetenversammlung in den Anfangsjahren nach der demokratischen Veränderung Verantwortung trugen. Viele private Eigentümer und Bauherren haben sich ebenso dem historischen Ambiente verpflichtet gefühlt. So war es zwangsläufig, dass Beeskow zu den Gründungsmitgliedern der Arbeitsgemeinschaft „Städte mit historischen Stadtkernen“ gehörte und sich bis heute gemeinsam mit 30 weiteren Mitgliedsstädten aktiv in die Arbeitsgemeinschaft einbringt. In den vorbereitenden Untersuchungen zur Stadtsanierung aus dem Jahre 1991 sind klare Aussagen enthalten, welchen Herausforderungen sich die Stadt stellen muss. Neben der Gebäudesanierung

war ein Schwerpunkt die Stadtbildaufwertung. Klug und mit Gespür für die neuzeitlichen Entwicklungen wurde der Sanierungsprozess vorangetrieben und dabei besonderer Wert auf eine nachhaltige Stadtentwicklung gelegt. Manchmal bedurfte es dazu viel Überzeugungsarbeit. Getragen war der Prozess im Kern von der Liebe vieler Beeskowerinnen und Beeskower zu ihrer Stadt. Ganz gleich, welcher Blickwinkel Ihr besonderes Interesse findet: Historie, Kunst und Kultur, Natur, Wohnen und Einkaufen, Arbeit oder Freizeit – Beeskow hat viel zu erzählen und jede Menge zu bieten. Bleibende Stadterinnerungen vermitteln geführte Stadtrundgänge, die zu den schmucken Häusern und den verborgenen Winkeln der historischen Altstadt führen. Nach einem Bummel durch die Innenstadt laden Restaurants und Cafés zum Verweilen ein. Erleben Sie Beeskow und schließen auch Sie Beeskow in Ihr Herz. Ihr Frank Steffen Bürgermeister der Stadt Beeskow


inhALT

6 _ um 1950 Dom

50_ 1912 Scharfrichter

8 _ um 1948 Rathaus

52_ 1910 Filmtheater

10 _ 1910 Markt

54_ um 1910 Eisenbahnstraße

12 _ 1983 Zentrum

56_ um 1975 Grasnick-Brunnen

14 _ um 1920 Katzentreppe

58_ 1908 Hotel Hohenzollern

16 _ um 1930 Junkerstrasse

60_ um 1930 Bahnhof

18 _ 1927 Kaufhaus Flatauer

62_ um 1910 Stadtpark

20_ um 1900 Mühlenstraße

64_ um 1900 Pintsch

22_ um 1960 Kaufhaus Magnet

66_ um 1965 Barackenschule

24_ 1910 Kehrwiederstraße

68_ 1972 Schwimmhalle

26_ 1920 Bullenturm

70_ um 1930 Krankenhaus

28_ um 1985 Gefängnis

72_ 1910 Kirchhofstraße

30_ Vor 1940 Niederlagetor

74_ um 1970 Wassertürme

32_ um 1910 Elektrizitätswerk

76_ um 1920 Schloss Ketschendorf

34_ 1913 Spreebrücke

78_ um 1910 Chausseestraße

36_ um 1920 Schifffahrt

80_ 1912 Ketschendorfer Kirche

38_ um 1910 Spreemühlen

82_ 1995 Langewahler Straße

40_ um 1940 Fährmann

84_ 1913 Ulanen-Kaserne

42_ um 1935 Rote Brücke

86_ 1938 Kaserne des Kavallerieregiments Nr. 9

44_ um 1900 Müncheberger Straße

88_ 1960 Autobahn-Tankstelle

46_ um 1920 Denkmalplatz

90_ um 1910 Markgrafensteine

48 _ 1921 Dudek-Tempel

92_ um 1905 Trebuser See


um 1950

Dom


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Ab 1250 wurde das nördliche Brandenburg von den Askaniern erobert, die bis zur zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts viele spätromanische Feldsteinkirchen in der Region errichten ließen. Auch an der Stelle des Fürstenwalder Doms stand zunächst ein Feldsteinbau, Teile davon sind in der Westwand des Nordanbaus noch zu erkennen. Im Jahr 1385, als die geistlichen Herren des Bistums Lebus nach Fürsten walde übersiedelten, erhielt der Ort den Status einer Bischofsstadt und die damalige Stadtkirche wurde Kathedralsitz. Über den Vorgängerbau des heutigen Doms ist fast nichts bekannt. 1432 wurde der Dom durch die Hussiten zerstört und von 1446 bis 1470 wiedererrichtet. Blitzschläge und Einstürze des Turmes, Plünderungen und Verfall

trafen die Kirche in den kommenden Jahrhunderten. 1908 bis 1910 erfuhr der Dom eine gründliche Erneuerung. Jedoch nur wenige Jahrzehnte später, am Ende des Zweiten Weltkriegs, wurde er wieder zerstört. Lange Zeit war es unmöglich, die Ruine zu sanieren. Der Gemeindekirchenrat war als Besitzer schließlich so verzweifelt, dass er die Stadt bat, den Dom zu übernehmen. Diese lehnte ab. Auch der Versuch, das Gotteshaus an einen MöbelGroßhandel zu vermieten, scheiterte. Zu unsicher war der Zustand des Gebäudes. 1980 beschloss die Gemeinde den Einbau eines dreigeschossigen Gemeindezentrums in der Westhälfte des Domes; die Osthälfte sollte als Kirchenhalle dienen. 1995 wurde der Dom wiedereröffnet.


um 1948

rAThAus


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Zwei markante historische Gebäude prägen heute Fürstenwaldes Stadtzentrum: der Mitte des 15. Jahrhunderts gebaute Dom und das 1511 fertiggestellte Rathaus. Beide Gebäude lagen nach dem Zweiten Weltkrieg, wie der größte Teil des Stadtzentrums, in Schutt und Asche. Am 16. April 1945 war die von den Nationalsozialisten zur Festung erklärte Stadt bombardiert worden. Zunächst war der Wiederaufbau des Rathauses von den Stadtplanern nicht vorgesehen – doch die Bürger der Stadt plädierten für einen Wiederaufbau, der Anfang der 1960er Jahre begann und bis 1965 abgeschlossen wurde. Die neue Spitze des

Turmes, der übrigens erst 1624 gebaut worden war, wurde 1982 errichtet. Die eigentliche Funktion des Rathauses beschränkte sich bis Mitte des 19. Jahrhunderts auf die eines Versammlungsortes. Das Haus enthielt neben dem Polizeigefängnis nur einen Versammlungssaal, ein Zimmer für Ortstermine sowie das Archiv. Im Rathaus hatten zeitweise Händler ihre Läden. Aufgrund seines katastrophalen Zustandes musste das Gebäude 1907 grundlegend renoviert werden. Ab Anfang 2011 erfolgten erneut umfangreiche Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten.


1910

mArKT


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Auf dem Markt am Rathaus, wo sich einst die Ratswaage befand, gab es neben dem wöchentlichen Handel auch in der Vergangenheit regelmäßig große Jahrmärkte. Der Chronist Goltz berichtete 1837, dass sie dreimal im Jahr stattfanden: immer am Dienstag vor den kirchlichen Feiertagen Himmelfahrt, Bartholomäus (24. August) sowie Simon und Judas (28. Oktober). Der Jahrmarkt bezog auch die umliegenden Straßen mit ein. Direkt am Rathaus gab es kleine Buden, die Bäcker und Fleischer mieten konnten. Der Ratskeller war zur Marktzeit eine Art Kaufhaus, wo sich Händler Stände mieteten. Dass der große Jahrmarkt immer an einem Dienstag stattfand, geht auf ein Edikt des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm zurück. Zuvor war da-

für immer der Sonntag vorgesehen. Das verbot der Fürst 1674, weil dadurch der Sonntag „nicht wenig entheiligt und Gottesdienste abgebrochen würden“. Doch die Fürstenwalder waren auch weiterhin eher auf ein Schnäppchen als auf ein Wort Gottes versessen. Denn Mitte des 19. Jahrhunderts ordnete der Magistrat erneut an, dass Geschäfte während des Gottesdienstes verriegelt sein müssen, weil so mancher auf dem Weg zur Kirche „abhanden“ kam. Auch heute gibt es neben wöchentlichen Markttagen mehrmals im Jahr große Jahrmärkte, zum Beispiel den Handwerker- und Bauernmarkt im Herbst sowie den Weihnachtsmarkt.


1983

ZEnTrum


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Das Areal rund um das Alte Rathaus, zwischen Herren- und Junkerstraße, war vor dem Zweiten Weltkrieg das Einkaufsviertel Fürstenwaldes. Im April 1945 weitgehend zerstört, war es noch bis in die 1990er Jahre unbebaut. Leben herrschte hier eigentlich nur, wenn Demonstrationen oder Feiern stattfanden. Die Tribüne stand auf einer großen Fläche, die sonst als Parkplatz genutzt wurde – etwa dort, wo heute die neue Stadtverwaltung im 1996 eröffneten Rathaus-Center ihren Sitz hat. Gegenüber war das sogenannte Wichmann-Wäld-

chen, eine Grünanlage, die Bürger meister Bernhard Wichmann Anfang der 1960er Jahre anlegen ließ. Hinter dem Wäldchen sieht man den ersten Neubau nach dem Krieg, das Gefängnis. Heute steht dort die Sparkasse. An Stelle des Wäldchens wurde 2001 das Einkaufszentrum Fürstengalerie fertiggestellt. Die Stadt hatte selbst als Bauherr das Projekt vollenden müssen. Mehrere Investoren scheiterten, über längere Zeit gab es mitten in der Stadt eine Baugrube, in der sogar ein VolleyballTurnier stattfand.


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