Einst & Jetzt: Neuruppin

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EINST uNd JETZT NEuRuPPIN

medien



Frank Mangelsdorf (Hg.)

EINST uND JETZT NEuRuPPIN

Texte: Judith Melzer-Voigt Fotos: Eckhard Handke Titelbild: Hochschule Wismar, 2007 Historische Aufnahmen: Peter Pusch, Museum Neuruppin, Eckhard Handke, Stadtwerke Neuruppin

Vielen Dank an den Kreiskalender-Verleger Peter Pusch, Ulrich Wollenberg vom Museum Neuruppin, Michael Bake vom Sanierungsträger DSK, Susanne Löschner von den Stadtwerken und die Stadt Neuruppin.


ISBN 978-3-941092-91-4 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. CULTURCON medien Bernd Oeljeschläger Choriner Straße 1, 10119 Berlin Telefon 030 / 34398440, Telefax 030 / 34398442 Ottostraße 5, 27793 Wildeshausen Telefon 04431 / 9559878, Telefax 04431 / 9559879 www.culturcon.de Redaktion: MOZ-Redaktion GmbH Projekt-Betreuung: Gitta Dietrich Gestaltung: Katja Gusovius und Kathrin Strahl, Berlin Druck: Silber Druck oHG, Niestetal Berlin / Wildeshausen 2012 Alle Rechte vorbehalten.


EINFÜHRUNG

Zwei große Söhne hat die Stadt Neuruppin – und genau genommen sogar zweieinhalb, wenn man den späteren Preußenkönig Friedrich den Großen dazurechnet, der von 1732 bis 1736 als Kronprinz das Neuruppiner Regiment führte und eine unbeschwerte Zeit hier verbracht hat. Geboren in der Stadt am schönen Ruppiner See sind der geniale klassizistische Baumeister Friedrich Schinkel (1781) und der große Schriftsteller und Journalist des 19. Jahrhunderts Theodor Fontane (1819). Beiden haben die Neuruppiner zu Recht Denkmäler gesetzt, ohne sie wäre Neuruppin nicht Neuruppin. Neuruppin ist nicht nur flächenmäßig die fünftgrößte Stadt Deutschlands, sie ist vor allem eins: eine aufgeräumte Stadt. Nach einem verheerenden Brand im 18. Jahrhundert wurde sie zu einer brandenburgischen Musterstadt wieder aufgebaut, die Strenge der Architektur mit der Heiterkeit der sie umgebenden Seen- und Hügellandschaft versöhnt. Fontane freilich hat der rechteckige Grundriss nicht gefallen, er sprach der raumgreifenden Anlage die

Behaglichkeit ab. In diesem „Staatsrock“, wie er einst schrieb, fühle sich der Einzelne klein und könne nie in ihn hineinwachsen. Heutige Neuruppiner erfreuen sich an den großzügigen Anlagen, den Spielplätzen und den Grünanlagen. Für sie ist Neuruppin vor allem eines: eine Stadt zum Leben. Ich möchte Sie auf einen Spaziergang durch dieses brandenburgische Kleinod einladen, auf eine Zeitreise zwischen Gestern und Heute. Manchmal wird es schwer zu entscheiden sein, wann Neuruppin schöner war. In jedem Fall hat es Neuruppin vorbildlich geschafft, historische Bausubstanz aus drei Jahrhunderten Garnison einer überzeugenden nichtmilitärischen Nutzung zuzuführen und Natur und Urbanität in Deckung zu bringen. Insofern ist die Fontanestadt auch heute wieder auf ganz neue Weise das, was sie schon Ende des 18. Jahrhunderts war: eine brandenburgische Musterstadt. Frank Mangelsdorf Chefredakteur der Märkischen Oderzeitung

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GRUsswoRT

Sehr geehrte Leserinnen und Leser, Neuruppin – heute einer von 15 Regionalen Wachstumskernen im Land Brandenburg, Kreisstadt seit 60 Jahren und seit 1. Mai 1998 auch Fontanestadt – besticht Einwohner wie Gäste schon seit Jahrhunderten mit seinem ganz besonderen Flair. Die Kulturstadt hat seit ihrer Gründung zu Beginn des 13. Jahrhunderts viele berühmte Persönlichkeiten hervorgebracht. Sie verfügt heute über einen umfangreichen Bestand an Denkmalen und denkmalgeschützten Gebäuden, die trotz des verheerenden Stadtbrandes vom 26. August 1787 erhalten sind oder wieder aufgebaut wurden sowie über eine einzigartig klassizistische Stadtanlage mit langen breiten Straßen und stattlichen Plätzen nach den Plänen von Bernhard Matthias Brasch. So richten die folgenden Seiten ihren Blick auf eine Vielzahl bedeutsamer Orte unserer Stadt im

Wandel der Zeit und sind auf diese Weise sowohl für Neuruppiner als auch für (potentielle) Besucher unserer Stadt ein interessanter Begleiter. Vom Apollotempel im Almatheagarten oder dem Alten Gymnasium, heute ein modernes Haus der Kunst und Kultur, über die Klosterkirche Sankt Trinitatis – mit ihren zwei markanten Türmen das Wahrzeichen der Stadt – bis hin zum Uphus hinter der Siechenhauskapelle oder dem Wasserturm, der heute als Kletterturm genutzt wird, begegnen Ihnen viele kürzlich sanierte Bauwerke, aber auch solche, die noch immer eine Herausforderung darstellen. Dieser werden wir uns, private wie öffentliche Träger, auch in Zukunft stellen, um unsere Stadt noch attraktiver zu gestalten. Bei Ihrer „kleinen Zeit- und Entdeckungsreise“ wünsche ich viel Freude! Jens-Peter Golde Bürgermeister der Fontanestadt Neuruppin


INHALT

6 _ Um 1925 Klosterkirche St. Trinitatis

50_ 1910 Wichmannlinde

8 _ Um 1925 Pfarrkirche St. Marien

52_ Nach 1945 Seedamm

10 _ 1935 Schulplatz

54_ 1987 Schuhfabrik

12 _ 1918 Altes Gymnasium

56_ 1990 Feuerlöschgerätewerk

14 _ 1983 Denkmal auf dem Schulplatz

58_ 1989 Keksfabrik

16 _ 1914 Rathaus

60_ Um 1995 Elektro-Physikalische Werke

18 _ 1905 Amtsgericht

62_ 1979 Blick zum Gaswerk

20_ 1921 Königstorkaserne

64_ 1935 Direktorenvilla

22_ 1900 Paulinenauer Bahnhof

66_ Um 1985 Wasserturm

24_ 1930 Rheinsberger Tor

68_ 1965 Poliklinik

26_ 1930 Hauptbahnhof

70_ 1920 Ruppiner Kliniken

28_ 1984 Löwen-Apotheke

72_ Um 1985 Einkaufszentrum Reiz

30_ 1950 Klappgraben

74_ 1991 HO-Kaufhaus

32_ 1990 Neuer Markt

76_ 1990 Radio-Geschäfte

34_ 1979 Fischbänkenstraße

78_ 1990 Molliussche Haus

36_ 1983 Siechenstraße

80_ 1912 Tempelgarten

38_ 1988 Uphus

82_ 1912 Schlossgarten

40_ 1990 Bollwerk

84_ Um 1920 St. Georg Kapelle

42_ 1918 Gasthaus Strandgarten

86_ Um 1900 Friedhof

44_ 1914 Restaurant Seegarten

88_ 1978 Jahnbad

46 _ Um 1930 Dampferanlegestelle

90_ 1990 Flugplatz

48 _ 1980 Altes Kassenhäuschen

92_ 1936 Panzerkaserne


Um 1925

KLosTERKIRcHE sT. TRINITATIs


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Ihre zwei Türme sind das Wahrzeichen der Stadt Neuruppin – die Klosterkirche St. Trinitatis am Ruppiner See stammt aus dem Jahr 1246. Sie ist das, was von dem einstigen Dominikaner-Kloster in Neuruppin noch übrig blieb. Nach der Reformation löste man es auf. Die Anlage samt Klausurgebäude verfiel im 18. Jahrhundert und wurde schließlich abgerissen. 1830 ist die Kirche nach Plänen Karl Friedrich Schin-

kels saniert worden. Die beiden hoch aufragenden Türme hat sie übrigens noch nicht lange, sondern erst seit 1908. Nachdem die Neuruppiner Pfarrkirche 1970 baupolizeilich gesperrt werden musste, wurde die Klosterkirche zum Zentrum der evangelischen Gemeinde in der Stadt – und ist es bis heute. 2011/2012 sind die Dächer der Türme und Risse in der Außenwand des Gotteshauses saniert worden.


Um 1925

PFARRKIRcHE sT. mARIEN


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Heute wird sie vor allem für kulturelle Veranstaltungen genutzt, doch einst war die Neuruppiner Pfarrkirche St. Marien das Zentrum der Gemeinde in der Stadt. Der Vorgängerbau, der durch den Stadtbrand 1787 zerstört wurde, war in der Mitte des 13. Jahrhunderts als imposantes Gebäude mit zwei Türmen und einem fünfschiffigen Aufbau errichtet worden. Durch das verheerende Feuer zu stark in Mitleidenschaft gezogen, musste man die Pfarrkirche abtragen. Die heutige Quersaalkirche wurde zwischen 1801 und 1806 gebaut. Gedacht war sie für die lutherische und die reformierte Gemeinde in der Stadt. Schon 1887 stand die erste umfassende Sanierung des Gebäudes an: Unter anderem die Fassade und die Fenster sind erneuert worden. 1970 wurde es still um die Pfarrkirche. Sie war in so einem desolaten Zustand, dass sie gesperrt werden musste. Nach der Wende begannen aber die Restaurierungsarbeiten, die neues Leben in die Kirche brachten. Neuruppiner und Unterstützer hatten diese Investitionen durch Spendensammlungen und Aktionen zum Erhalt möglich gemacht. Zum ersten Mal wurde die Pfarrkirche 1998 wieder genutzt, als der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog dort das Fontanejahr eröffnete. 2002 endeten die Sanierungsarbeiten. Heute ist die Pfarrkirche zwar kein Gemeindetreffpunkt mehr, aber ein Kongress- und Kulturzentrum im Herzen der Stadt.


1935

scHULPLATz


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Der Schulplatz ist einer von drei großen Plätzen, die beim Wiederaufbau Neuruppins nach dem Stadtbrand 1787 entstanden. Er liegt in einer Achse mit dem Bernhard-Brasch-Platz, der früher Königsplatz hieß, und dem Kirchplatz. Der Schulplatz, der in der Zeit des Nationalsozialismus Adolf-HitlerPlatz hieß, wird flankiert von zwei weiteren Plätzen: dem mit alten Bäumen bestandenen KarlKurzbach-Platz, auf dem bis Ende der 1990er Jahre der Wochenmarkt stattfand, und an der anderen Seite vom üppig begrünten Rosengarten, der bis zur Wende als Platz der Opfer des Faschismus bekannt war. Ab 1789 wurden auf dem Schulplatz das Alte Gymnasium und zweigeschossige Wohnhäuser

gebaut. Die Fläche vor dem Gymnasium blieb aber bis 1929 unbefestigt. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts gab es auf dem Platz direkt gegenüber dem Alten Gymnasium große Beete und weit mehr Bäume, als heute auf dem nach strengen Vorgaben des Denkmalschutzes rekonstruierten Platz stehen. Vor dem Gymnasium waren Rasenflächen angelegt. Springbrunnen luden zum Verweilen ein. Heute toben vor allem die Kinder an dem einen Brunnen direkt vor dem Alten Gymnasium. Dreimal in der Woche findet der Markt dort statt – eine lieb gewordene Tradition, die es schon seit 1790 gibt. Außerdem laden Geschäfte und Cafés am Rand des Schulplatzes zum Bummeln ein.


1918

ALTEs GymNAsIUm


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„Civibus Aevi Futuri“ – den Bürgern der kommenden Zeit ist das Alte Gymnasium auf dem Schulplatz laut Inschrift gewidmet. Bis jetzt hat das prächtige Gebäude dieses Versprechen eingehalten. Seit der Eröffnung 1791 steht es an Ort und Stelle und dank diverser Sanierungsarbeiten wird das auch noch einige Zeit so sein. Im Inneren waren Schulräume, aber auch ein Bibliotheks- und ein Examenssaal untergebracht. 1865 wurde das Zieten-Museum im Haus gegründet. Namhafte Schüler kann das Gymnasium vorweisen: Karl Friedrich Schinkel, Georg Heym, Theodor Fontane und Wilhelm Gentz drückten dort die Schulbank. Das Alte Gymnasium war die Ruppiner Eliteschu-

le. Kinder von Beamten, Offizieren, Gutsbesitzern und Industriellen wurden dort unterrichtet. Ab 1812 hieß die Schule Friedrich-Wilhelms-Gymnasium. 1950/51 wurde sie zur Fontane-Oberschule. Später kam der Zusatz Erweiterte Oberschule (EOS) dazu. 1970 wurde das Gebäude, das damals in einem sehr schlechten Zustand war, geräumt und zwei Jahre später saniert. 1982 zog das Kultur- und Bildungszentrum mit Musikschule, Trauungsräumen und Bibliothek ein. 2010 begannen umfassende Arbeiten am Alten Gymnasium. Heute ist es wieder Treffpunkt für Generationen. Vor Ort befinden sich die Musikschule, die Jugendkunstschule, die Bibliothek und die Fachhochschule.


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