Menschen und ihre Gärten August

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S-BAHN-GEMEINDEN

Sonnabend

28. Juli 2012

MENSCHEN UND IHRE GÄRTEN: WALBURG HEINZ AUS MÜHLENBECK

Pracht im märkischen Gartensand Am Garten von Walburg Heinz hätte Karl Foerster seine Freude gehabt Von Petra Wolf

MÜHLENBECK Wie kommt es, dass der Gast, wenn er diesen Garten besucht, an den berühmten Potsdamer Staudengärtner und Gartenphilosophen Karl Foerster denkt? Nun ja, meint Walburg Heinz, nach seinem Vorbild habe sie ihn nicht gestaltet, aber fast alle seiner Bücher gelesen. Und einige OriginalFoerster-Züchtungen seien auch zu finden. ■

Freude am Gärtnern OBERHAVEL/OSTPRIGNITZRUPPIN (pw) Bei „Menschen und ihre Gärten“ ermöglichen uns leidenschaftliche Gartenliebhaber und Pflanzenfreunde Einblicke nicht nur in ihr Gartenreich, sondern auch in ihr Leben. Von April bis Oktober werden Privatgärten und ihre Besitzer vorgestellt. Wenn Sie sich, liebe Leserin und lieber Leser, ebenfalls an unserer Serie beteiligen wollen, melden Sie sich bei uns oder machen Sie Vorschläge, wenn Sie außergewöhnliche, bezaubernde, naturnahe oder auch einfach liebevoll gestaltete Anlagen in den Altkreisen Oranienburg, Gransee oder Neuruppin kennen. ■

Lassen wir uns überraschen, ob uns beim Gartenrundgang nicht doch der Potsdamer Gärtner hin und wieder über die Schulter schaut. Als Walburg Heinz gemeinsam mit ihrem Mann vor 39 Jahren das 1 200 Quadratmeter große Grundstück übernahm, war es ein Kornfeld. Dazwischen wuchsen Quecken, ein äußerst lästiges und hartnäckiges Unkraut. Mit einem Karst – einer Hacke mit rechtwinklig abgebogenen, stabilen Zinken – wurden sie entfernt und „Queckengräber“ angelegt. „Wir haben tiefe Löcher ausgehoben und darin die Quecken vergraben“, schildert Walburg Heinz die mühevolle Arbeit. Der sandige Boden gab nicht viel her. „Die Bodenwertzahl betrug 18“, erklärt die staatlich geprüfte Landwirtin fachkundig. Auf einer Skala von null bis hundert liegt das weit im unteren Bereich. Unter einem Wert von 20 ist der Boden landwirtschaftlich kaum noch nutzbar. Durch Zugabe von reichlich Komposterde konnte der Gartenboden mit den Jahren deutlich verbessert werden.

Kontakt: Oranienburger Generalanzeiger Lehnitzstraße 13 16 515 Oranienburg Jürgen Liebezeit ✆ (0 33 01) 59 63 51 Petra Wolf ✆ (03 30 56) 7 44 89

GRÜNER TIPP

Blütenknospen wie Wimpern

Der Rittersporn bringt heitere Sommerstimmung

MÜHLENBECK/FELDHEIM (pw) Der bewimperte Felberich besitzt leuchtend gelbe Blüten über kräftig dunkelrotem Laub. Diese kontrastreiche Züchtung kann auf Blumenbeeten, Rabatten oder am Teichrand stehen. Durch Wurzelausläufer verbreitet sich der Felberich sehr schnell und er ist daher in der Lage, Unkraut zu unterdrücken. Sein Name leitet sich von der Form der Knospen ab, die wie Wimpern gebogen sind. ■

Auch Karl Foerster ist es gelungen, Blumenwälder aus märkischem Gartensand emporwachsen zu lassen. Vorraussetzung war natürlich, entsprechende Pflanzen zu züchten, die den Standortbedingungen in unserer Region gerecht wurden. Durch sein Schaffen haben Hochstauden wie Phlox, Mohn oder Rittersporn Einzug in unsere Gärten gehalten. Walburg Heinz hat sich viele von ihnen in ihren Garten geholt. Einige stammen noch aus DDR-Zeiten, oder wurden über den Gartenzaun getauscht wie das Mutterkraut oder die Taglilien. Walburg Heinz zeigt auf eine Lilie: „Das ist eine FoersterPflanze. Sie sollte blau blühen. Aber diese Farbe würde ich eher als schmutzig-lila bezeichnen.“ Macht nichts. Das schönste Blau hat sowieso der Rittersporn, der mit seinen langen Blütenrispen heitere Sommerstimmung in den Garten bringt. Er gehört auch zu den Lieblingspflanzen der Gärtnerin – bis der Phlox mit seinen duftenden Blütendolden den Rittersporn ablöst. Überall leuchten die roten Perückenköpfchen des gefüllten Fransenmohns aus den Staudenrabatten hervor. Auch ungefüllter Mohn in verschiedenen Rottönen ist zu sehen. Besonders üppig hat er sich im Steingarten angesiedelt, ein Missgeschick, wie sich gleich herausstellt. „Der Mohn gehört nicht hierher“, gibt Walburg Heinz zu. „Er passt nicht zwischen die niedrigen Polsterstauden. Ich habe einfach überall Samen ausgestreut. Doch nun darf er stehen bleiben.“ Die gelben Blüten der Freilandkakteen sind dennoch nicht zu übersehen. Sie blühen nur einen Tag. Ein kurzes Vergnügen. Zwischen den niedrigen

Beschwingt: Die Knospen des bewimperten Felberichs ähneln Wimpern.

Zu Gast in Stöffin ORANIENBURG (pw) Das nächste Gartenporträt in unserer Serie „Menschen und ihre Gärten“ erscheint am Sonnabend, 1. September. Wir stellen den Landhausgarten der Familie Wittemans in Stöffin bei Neuruppin vor. ■

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Gärtnerglück: Walburg Heinz freut sich über die prachtvollen Perücken-Blüten des Fransenmohns. Der Mohn wächst zwischen Sonnenblumen, Erbsen und Salat auf den Hochbeeten. Seit 39 Jahren bewirtschaftet sie das 1 200 Quadratmeter große Grundstück, das ursprünglich ein Kornfeld war. Fotos (5): Wolf

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Abgepflückt: Einen bunten Sommerblumenstrauß aus Kornblumen, Mohn, Mutterkraut, Sonnenaugen und Gräsern hat Walburg Heinz in ihrem Garten gepflückt und in die Vase gestellt. Bergenien haben sich hohe Sonnenblumen angesiedelt. Auch sie dürfen stehen bleiben. Doch nicht alle Pflanzen duldet Walburg Heinz dort, wo sie sich unbedingt ansiedeln wollen. Sie unterscheidet zwischen „laufen“ und „rennen“, also „ausbreiten“ und „sehr stark ausbreiten“. „Die Indianernessel läuft, manchmal rennt sie auch. Die Blauraute ist heikel, läuft aber auch. Aber der bewimperte Felberich, der rennt immer.“ Silberkerzen, Rosen, erste Dahlien – der Sommergarten von Walburg Heinz ist ein buntes Wunderwerk. Ihr umfangreiches Gartenwissen ist

beeindruckend. Die 75-Jährige kombiniert die Stauden nach Wuchshöhe und Blütenfarbe. „Wenn sie blühen und ich sehe, es passt nicht, setze ich sie um. Manche habe Scheu vor dem Umsetzen blühender Stauden. Aber wenn sie regelmäßig gegossen werden, kann nichts passieren.“ Beim Pflanzen gilt: „Nicht kleckern, sondern klotzen!“ Mindestens drei gleiche Pflanzen auf einer Stelle müssen sein. Da schaut uns doch wieder der alte Foerster über die Schulter: „Lass eine Pflanze nie allein, sondern setze immer zwei weitere hinzu“, gab er seinen Gärtnern mit auf den

Feuriges Rot: Die ersten Dahlien haben ihre Blütenräder geöffnet und zeigen ihre Pracht.

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Weg. Karl Foerster war es auch, der einen Garten ohne Gräser „grässlich“ fand. Der Garten-Philospoph bezeichnete das Gras als „Haar der Mutter Erde“. Auch Walburg Heinz ist ein Gräser-Fan. Sie hat 34 verschiedene Gräser in ihrem Garten versammelt. „Viele Miscanthus-Arten, Frauenhaargras Rutenhirse, Calamagrostis, Reihenfedergras, Moorhexe“, zählt sie auf. „Die Blütenrispen der Gräser schwingen so schön!“ Ob im Tau oder Morgenlicht, bei Mondschein oder leichtem Schnee: Gräser sollten in einem Garten nicht fehlen! Auf dem Tisch der kleinen Sitzecke im Garten steht ein weiterer Blickfang: ein wunderschöner Sommerblumenstrauß in einer blau-weiß-gestreiften, rechteckigen Vase von Hedwig Bollhagen. Walburg Heinz gehört zu den Gartenmenschen, die ihre Gartenblumen auch schneiden und in die Vase stellen. Recht so. Das hat Karl Foerster auch getan. „Wer Blumen in seinem Garten pflegt, braucht für einen gesunden Blumenvasen-Kultus im Hause mindestens 30 bis 50 verschiedenartigster Vasen“, war er überzeugt. Auch, dass Karl Foerster gern Blumensträuße verschenkte, ist überliefert. Walburg Heinz war ebenfalls immer sehr großzügig,

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Gut abgestimmt: Rosafarbene Schafgarbe und hoher Ehrenpreis sind eine gelungene Pflanzenkombination. bis die Nachbarn zu ihr sagten: „Wir können gar nicht mehr so viel Kohl und Salat von Ihnen gebrauchen!“ Das ist Jahre her. Inzwischen hat sie den Gemüseanbau deutlich reduziert. Auf zwei Hochbeeten wachsen Blumenkohl, Kohlrabi, Erbsen und Salat. Zum Würzen verwendet sie Liebstöckel, auch Maggikraut genannt. Für den Wintervorrat wird es getrocknet. „Mein Mann hat es mal mit Tee verwechselt und sich gewundert, dass er wie Hühnersuppe geschmeckt hat“, amüsiert sich Walburg Heinz noch heute. Schon als Kind war sie von Blumen begeistert. „Ich

brachte immer riesige Wildblumensträuße nach Hause“, erinnert sie sich. „Den Duft von Sumpfdotterblumen habe ich noch heute in der Nase.“ Das muss zu Beginn der Fünfzigerjahre gewesen sein. Zu dieser Zeit wurde Karl Foerster die Ehrendoktorwürde der Humboldt-Universität Berlin verliehen. An dieser Universität hat sich Walburg Heinz viele Jahre um den Einsatz von Praktikanten gekümmert. Wer Walburg Heinz’ Garten sieht, könnte meinen, sie hätte ihr Praktikum bei Foerster absolviert. Der Meister hätte an ihrem Garten seine helle Freude gehabt.

Gartenführung für Leser Zur dritten und letzten Gartenführung in diesem Jahr sind alle Leser und Freunde von „Menschen und ihre Gärten“ nach MühlenbeckFeldheim eingeladen. Am Sonnabend, 11. August, von 10 bis 16 Uhr, wird Walurg Heinz ihren Garten öffnen. Ihre Gäste dürfen selbst herausfinden, inwieweit Karl Foersters Einfluss hier zu spüren ist. Der Eintritt ist frei. Das Grundstück von Familie Heinz befindet sich Ecke Wiesengrund und Wallbruchweg in Mühlenbeck-Feldheim. Achtung! Die Postanschrift lautet zwar Wiesen-

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grund 28. Der Eingang befindet sich jedoch am Wallbruchweg. Von der Liebenwalder Straße (Landesstraße 21) zwischen Mühlenbeck und Summt zweigt der Triftweg zum Café Feldheim ab und endet an der Schmachtenhagener Straße. Hier biegen Sie rechts ab und dann gleich wieder links in den Wallbruchweg. Dann (pw) sind Sie am Ziel! Adresse: Walburg Heinz Wiesengrund 28 16567 Mühlenbeck/Feldheim


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