Sonderbeilage 20 Jahre Landkreis MOL

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M채rkische Oderzeitung

Sonderbeilage am 6. April 2013

150 JAHRE

20 JAHRE

Kreisstadt Seelow

Landkreis M채rkisch-Oderland


20 JAHRE Landkreis Märkisch-Oderland – 150 JAHRE Kreisstadt Seelow

Märkisch-Oderland n Der Landkreis MärkischOderland entstand im Zuge der Kreisgebietsreform 1993. Die drei Kreise Strausberg, Seelow und Bad Freienwalde fusionierten. Per Beschluss des Landtages wurde Seelow Kreisstadt. n Märkisch-Oderland erstreckt sich auf einer Fläche von 2127,7 km². Das entspricht 7,2 Prozent der Gesamtfläche des Landes. n Größte Stadt ist Strausberg mit rund 26 000 Einwohnern. Weitere Städte sind Altlandsberg, Buckow, Bad Freienwalde, Wriezen, Seelow und Lebus. n Bei Bad Freienwalde gibt es schwefelhaltige Moore und sprudelnde Quellen. Schon 1684 begründete Kurfürst Friedrich Wilhelm einen Gesundbrunnen. 1995 erhielt Bad Freienwalde die staatliche Anerkennung als Moor- und Heilbad. n In zahlreichen Orten hinterließ der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel seine Spuren, u.a. in Neuhardenberg. Der Sparkassen- und Giroverband erwarb 1997 das Areal Schloss und Park, sanierte es aufwendig. Die Stiftung Schloss Neuhardenberg lockt seit 2002 jährlich Tausende Besucher zu hochkarätig besetzten Veranstaltungen. n Ämter im Kreis: Märkische Schweiz, FalkenbergHöhe, Barnim-Oderbruch, Neuhardenberg, SeelowLand, Lebus und Golzow. n Amstfreie Kommunen: Strausberg, Hoppegarten, Neuenhagen, Fredersdorf/ Vogelsdorf, Altlandsberg, Rüdersdorf, Müncheberg, Wriezen, Seelow, Letschin

6. April 2013 | Märkische Oderzeitung

Liebe Leserinnen und Leser! die Entwicklung der Region starkgeIn diesem Jahr gibt es im Osten Brandenmacht haben. Seitdem 1993 aus den burgs gleich doppelten Anlass zum FeiAltkreisen Bad Freienwalde, Seelow und ern: Der Landkreis Märkisch-Oderland Strausberg der jetzige Kreis MOL hervorbesteht seit 20 Jahren, und Seelow blickt ging, wurde viel unternommen, um ihn sogar schon auf 150 Jahre als Kreisstadt für die Herausforderungen der Zukunft zurück. Dazu gratuliere ich! fitzumachen. Maßnahmen zur WirtIhre Heimat ist mehr als der „Vorgarten schaftsförderung, zur weiteren Erhövon Berlin“. Landschaft und Menschen hung der Lebensqualität, zur Schaffung sind unverwechselbar, und gerade die effizienter Verwaltungsstrukturen und Entwicklung der letzten Jahre und Jahrnoch vieles mehr gehören dazu. Dabei zehnte bietet allen Grund, auf das Ergab es immer wieder auch unvorhergereichte mit Stolz zurück und mit Optimissehene Bewährungsproben. mus nach vorn zu schauen. Wer hier lebt, Das Hochwasser 1997 hat sich allen, die weiß warum. es seinerzeit miterleben mussten, unausAuch immer mehr „Auswärtige“ fühlen löschlich ins Gedächtnis gebrannt. Nesich durch die Attraktivität der Gegend ben den Bildern von Naturgewalt und angesprochen – nicht immer auf den ersbedrohten Lebensgrundlagen stehen ten Blick, aber dafür umso intensiver. Das aber vor allem unvergessliche Eindrücke gilt gleichermaßen für Besucherinnen der Hilfsbereitschaft, der Mitmenschlichund Besucher aus Berlin, Brandenburg keit in Zeiten der Not. Ich werde nie verund von weiter her wie auch für beruflich gessen, wie damals Alte und Junge, Behier Tätige. Zunehmend mehr Menschen troffene und Helfer, Männer und Frauen erkennen gerade in der Kombination gemeinsam Hand in Hand dort zupackvon Arbeit und Erholung einen Standortten, wo Hilfe dringlich gebraucht wurde. vorteil. Hinzu kommt: Die vermeintliche Für mich sind das ganz persönliche Er„Randlage“ im Osten Brandenburgs und innerungen voller Hochachtung. Es war damit auch Deutschlands ist ja in Wirkeine sachlich zwingende Notwendiglichkeit eine Lage im Herzen Europas. Das bietet neue Chancen für die Zukunft! Matthias Platzeck: Ministerpräsident des Landes. keit und auch aus Sicht der Landespolitik selbstverständlich, dass seitdem enorme Es sind zunächst zwei Landschaften, durch die Ihr Kreis mit Seelow als kleinster Kreisstadt Brandenburgs Anstrengungen unternommen wurden, um den Hochwasserschutz auch überregional bekannt geworden ist. Die Märkische Schweiz, deutlich zu verbessern. jene „Minialpen“ vor den Toren der Millionenstadt und Branden- Die Zukunft wird sicher auch andere Herausforderungen für den burgs ältester Naturpark, ist ebenso in aller Munde wie das Oder- Landkreis und für uns alle bereithalten, die wir gemeinsam bewälbruch, einer der eindrucksvollsten Kulturräume Deutschlands. Aber tigen werden. Der demographische Wandel wird neue Wege eram wichtigsten sind die Menschen. Sie, die Märkisch-Oderländer, fordern, um Bestehendes besser an künftige Rahmenbedingunsind das beste Aushängeschild für Ihren Landkreis. Sie haben viel gen anzupassen. Als Teil der Planungsregion Oderland-Spree sehe geleistet, um „MOL“ in nah und fern zu einem Begriff werden zu ich den Landkreis Märkisch-Oderland dafür schon jetzt gut gerüslassen. Dadurch haben auch das Strausberger Wald- und Seenge- tet. Das Land Brandenburg steht zu seiner Verantwortung und wird biet, die Kurorte Buckow und Bad Freienwalde sowie eine Viel- kommende Veränderungsprozesse nach besten Kräften begleiten zahl weiterer Anziehungspunkte sowohl bei Erholungssuchenden und unterstützen. Sie, die Menschen, stehen dabei im Mittelpunkt als auch bei Aktivurlaubern einen guten Klang bekommen. Die re- aller Bemühungen. gionalen kulturellen Angebote bieten Ihnen als Bewohnern ebenso Allen hier Lebenden und allen Besuchern der Stadt Seelow und des wie Besuchern einen hohen Freizeitwert. Aber auch im Alltag hat Kreises Märkisch-Oderland wünsche ich einen schönen Festtag und Ihr Kreis viel zu bieten. Hier ansässige Industrie und Gewerbe ver- alles Gute für die Zukunft! schaffen vielen Menschen Erwerbsperspektiven. Die Nähe zu Berlin Ihr und zu Polen sowie die gut entwickelte Infrastruktur eröffnen weitere Entwicklungspotenziale für die Zukunft. Dass Ihr Landkreis Märkisch-Oderland heute so gut aufgestellt ist, ist vor allem jenen Menschen unter Ihnen zu danken, die sich für

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IMPRESSUM

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Verlag: Märkisches Verlags- und Druckhaus GmbH & Co. KG Redaktion: Doris Steinkraus Fotos : Johann Müller Gerd Markert Sören Tetzlaff Horst Seelig Michael Märker Titel-Fotos: Gerd Markert Sören Tetzlaff Michael Märker Titelgestaltung: Tanja Vogel Anzeigenleitung: André Tackenberg Druck: Druckhaus Oberhavel GmbH, An den Dünen 12, 16515 Oranienburg

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20 JAHRE Landkreis Märkisch-Oderland – 150 JAHRE Kreisstadt Seelow

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Hat der Kreis Grund zum Feiern? Gespräch mit Landrat Gernot Schmidt (SPD) über die Anfänge, das Zusammenwachsen und künftige Strukturen Der Werbiger Gernot Schmidt ist nach den beiden Strausbergern Gunter Fritsch und Jürgen Reinking der dritte Landrat des 1993 neu gebildeten Großkreises Märkisch-Oderland. Doris steinkraus sprach mit dem 50-Jährigen. Herr Schmidt, Sie haben zur Wende im Meliorationskombinat in Bad Freienwalde gearbeitet. Wie kamen Sie zur Kommunalpolitik? Durch den Schriftsteller Martin Stade. Als der politische Umschwung kam, war das einfach ein Thema für mich. Ganz zu Anfang habe ich beim Neuen Forum mitgemacht, dann bin ich zur SPD gekommen. Im Mai 1990 gab es die ersten freien Kommunalwahlen. Es wurde ein neuer Kreistag gewählt. Martin Stade wurde erster Kulturdezernent im Kreis Seelow. Er hat mich überzeugt, beim Neuaufbau dabei zu sein. Und wie schafften Sie es in die Schaltzentrale, zum Landrat? Das hat sich damals so ergeben. Ich war jung, vielleicht auch etwas hitzig, aber eben mit vielen Ideen im Kopf. Unser erster Landrat Albert Lipfert hat mich zu seinem Büroleiter gemacht. Da war man natürlich bei vielen Verhandlungen, Gesprächen und Abwägungen dabei. Aus dieser Zeit habe ich viel mitgenommen, bin Albert Lipfert bis heute dankbar. Er war und ist für mich bis heute Vorbild, vor allem, was den Umgang mit den Menschen betrifft. Die Ära des Kreises Seelow ging dann aber schnell zu Ende. War das eine Enttäuschung? Ich habe es nicht so in Erinnerung. Wir haben die Großkreisbildung ja über den SPD-Unterbezirk vorbereitet. Ich hatte Kontakt zu den anderen beiden Landräten Gunter Fritsch und Friedhelm Zapf, auch SPD-Mitglieder. Obwohl es einen heftigen Kampf um den Kreissitz gab? Was verständlich war. Alle wollten den Kreissitz, aber alle wollten auch demokratische Entscheidungen. Es gab den sehr turbulenten ersten gemeinsamen Kreistag aller in Müncheberg. Dort sollte die Entscheidung fallen. Sie ging mit einer Stimme mehr zugunsten Strausbergs aus. Der Seelower Kreistag hat diese Entscheidung akzeptiert. Der Kreistag Bad Freienwalde nicht. Damit oblag dem Landtag das endgültige Votum. Wie erklären Sie sich, dass es zugunsten Seelows ausfiel? Wir haben auf allen Ebenen dafür geworben und zwar parteiübergreifend. Es zeichnete die Region schon damals aus, dass wir nicht als zerstrittene Landstri-

Was ärgert Sie als Landrat? Wenn Menschen nur fordern, aber nicht bereit sind, Zusammenhänge zu beleuchten. Als Kreis haben wir eine Ausgleichsfunktion. Es gibt viele Menschen im Kreis, die brennen für ihre Region, bringen sich ein. Andere sehen nur ihre persönlichen Interessen. Es ärgert mich auch, wenn Gerüchte verbreitet oder Menschen anonym denunziert werden. Solch eine Kultur lehne ich ab.

che zusammen gingen, sondern durchaus gemeinsam etwas bewegen wollten. Der Landtag hat das Tortenprinzip durchgesetzt und Seelow als Kreisstadt festgelegt. War es rückblickend die richtige Entscheidung? Auf alle Fälle. Ohne den Kreissitz wäre die strukturschwache Region rund um Seelow noch schwächer geworden. Natürlich gibt es bis heute Vorbehalte dagegen, aber es war die beste Entscheidung, so wie auch die Gründung des Großkreises. Bad Freienwalde und Seelow hätten es allein nicht geschafft. Wir brauchten in den Kreisen starke wirtschaftliche Zentren, um Arbeitsplätze und Einnahmen zu sichern und damit Aufgaben für die Bürger des Kreises leisten zu können. Wir haben einiges erreicht. Das sehen manche Kritiker sicher anders? Das ist ihr gutes Recht. Aber ich kann nur sagen, dass wir im Kreis seit 20 Jahren ein politisches Klima haben, das nicht überall selbstverständlich ist. Natürlich gibt es Kritiker. In einer demokratischer Gesellschaft können nie alle einer Meinung sein. Aber es hat bei allen Differenzen immer einen großen parteiübergreifenden Zusammenhalt gegeben. Der Kreistag ist mit seinen Landräten oft kritisch umgegangen, aber es ging immer um die Sache, nie um persönliche Angriffe. Was ist aus Ihrer Sicht besonders gelungen? Wir haben viel in die Infrastruktur investiert. Ich denke an unsere Gymnasien, an die kreislichen Betriebe wie das Kranken-

Dem Landrat wird mitunter vorgeworfen, dass er bei Problemen in Kommunen nur zuschaut. Es gilt das Prinzip der kommunalen Selbstverwaltung. Wir sind nicht die Oberlehrer. Auch die kommunale Ebene hat das Recht, selbst Fehler zu begehen. Die Amts- und Gemeindeverwaltungen müssen Dinge begleiten und weniger erfreuliche Entscheidungen aushalten, wenn ich nur an Diskussionen um Straßenausbaubeiträge denke. Da kann man nicht auf den Kreis zeigen und fordern, dass er die unangenehmen Entscheidungen trifft.

Seit 2005 im Amt: Landrat Gernot Schmidt haus, die STIC GmbH oder den Entsorgungsbetrieb und den Rettungsdienst. Aber auch die touristische Entwicklung, die wir durch die Gründung des großen Tourismusverbandes forciert haben, den Ausbau des Straßen- und Radwegenetzes, sehe ich als Erfolgsgeschichte. Nicht zu vergessen Neuhardenberg. Die Sparkassen-Stiftung war und ist ein großer Gewinn für den gesamten Landkreis. Wir haben uns als Kreis da-

Foto: Michael Märker

für stark gemacht, auch gegen den Willen einiger vor Ort, die das heute auch anders sehen. . Und die Kultur GmbH? Die ist nach wie vor eine Baustelle. Wir wissen, dass Lösungen nötig sind, um den Bestand wichtiger Kultureinrichtungen zu sichern. Wir werden da bald einen Schritt vorankommen, müssen aber auch sagen, dass wir uns nicht mehr alles leisten können.

Der Kreis feiert sein 20-jähriges Bestehen. Wird es noch weitere Jubiläen geben? Die Diskussion um eine neue Gebietsreform kommt zu einer Unzeit. Ich bin grundsätzlich gegen Kommunalstrukturen, die sich immer weiter von den Menschen entfernen. Dabei würden die Gestaltungsmöglichkeiten verloren gehen. Wir sehen diese Probleme doch auch noch nach 20 Jahren Märkisch-Oderland. Bei noch größeren Strukturen hätten Kommunalpolitiker kaum eine Beziehung zu der Region, über die sie mit entscheiden sollen.

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20 JAHRE Landkreis Märkisch-Oderland – 150 JAHRE Kreisstadt Seelow

6. April 2013 | Märkische Oderzeitung

Kreishaus am Markt wurde 1875 errichtet Von ReinhaRd Schmook

Wohnung des Landrates: Erst später wurde eine Villa für ihn gebaut.

Marktplatz vor 1945: links das Landratsamt

Fotos: Sammlung Horst Seelig

König genehmigt neuen Kreissitz Bis zum 1. April 1863 befand sich der Sitz des Landkreises Lebus in Frankfurt (Oder)

Von ReinhaRd Schmook* Seelow. Noch heute profitiert die Stadt Seelow davon, dass es ihr 1863 gelang, Verwaltungsmittelpunkt des 1816 gebildeten Landkreises Lebus zu werden. Das war für die Entwicklung der alten lebusischen Mediatstadt ein entscheidender Moment. Vor 1816 gab es den Kreisverband Lebus, dessen Kreistage bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts in der Regel in Müncheberg stattfanden. Hier tagten die Kreisstände, die sich aus Rittergutsbesitzern und Stadtvertretern zusammensetzten und über den Etat des Kreises sowie andere interessierende Angelegenheiten berieten. An der Spitze standen im 17. Jahrhundert von den Kreisständen gewählte Kreisdirektoren. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurden die Kreisdirektoren neben ihren ständischen Verpflichtungen zunehmend mit staatlichen Aufgaben betraut. Nach seiner Krönung 1701 verlieh König Friedrich I. ihnen

den Titel „Landrat“. Die Landräte behielten ihren halb ständischen, halb staatlichen Charakter bis zur Einführung der neuen Kreisordnung von 1872, die sie zu rein staatlichen Beamten machte. Nunmehr konnte der Kreistag zwar Landrats-Kandidaten vorschlagen, doch das Innenministerium bestimmte den Amtsträger. Durch eine Verordnung vom 18. Juli 1919 wurde auch dieses Vorschlagsrecht aufgehoben. Die Ernennung der Landräte erfolgte allein durch das Staatsministerium. Als Sitz des Landratsamtes war durch königliche Order vom 29. April 1826 Frankfurt (Oder) bestimmt worden. So blieb es bis zum 1. Februar 1860, als Bernhard von der Marwitz auf Friedersdorf Landrat des Kreises Lebus wurde. 1860 beantragte Marwitz bei der Regierung in Frankfurt (Oder) die Verlegung des Landratsbüros auf sein Gut Friedersdorf, weil er die ständige Abwesenheit von Familie und Gut bei Führung der Amtsgeschäfte von Frankfurt aus für

unverantwortlich hielt. Außerdem führte er als Begründung an, dass eine zusätzliche Wohnung in Frankfurt seine Vermögensverhältnisse übersteigen würde. Sein Ansinnen wurde durch eine Bittschrift von Rittergutsbesitzern und Bürgermeistern des Kreises unterstützt.Allerdings waren sich die Unterzeichner dieser Bittschrift darin einig, das landrätliche Büro nicht nach Friedersdorf, sondern gleich in das nur zwei Kilometer entfernte Seelow zu verlegen. Aufgrund heftiger Proteste des Frankfurter Magistrats lehnte die Bezirksregierung in Frankfurt dieses Gesuch ab. Doch Marwitz ließ nicht locker und wandte sich an den preußischen Innenminister Graf Schwerin. Inzwischen hatte auch der Kreistag einstimmig für eine Verlegung des Landratsamtes nach Seelow votiert. Doch auch der Minister lehnte ab. Nach dessen Rücktritt am 17. März 1862 erneuerte Marwitz sein Gesuch und hatte diesmal mehr Erfolg. Dem neuen Innenminister Graf zu Eu-

lenburg war es gelungen, König Wilhelm zur Aufhebung der Order vom 29. April 1826 zu bewegen. An Eulenburg gerichtet, schrieb der König: „Unter den in Ihrem Berichte vom 9. d.M. vorgetragenen Umständen will ich unter Aufhebung der Bestimmung in der Order vom 29. April 1826 hierdurch mit dem Vorbehalt jederzeitigen Widerrufs genehmigen, dass das Landratsamt des Kreises Lebus im Regierungsbezirk Frankfurt a./O. nach Seelow verlegt werde und überlasse Ihnen demgemäß die weiteren entsprechenden Anordnungen.“ Nachdem damit der Weg frei war, kaufte Landrat Bernhard von der Marwitz in Seelow ein Haus, in dem das landrätliche Büro sein erstes Domizil bekam. Am 8. April 1863 teilte er der Regierung in Frankfurt (Oder) mit, dass die Verlegung des Landratsamtes von Frankfurt nach Seelow am 1. April 1863 vollzogen wurde. * Unser Autor ist Leiter des Oderlandmuseums Bad Freienwalde

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1864 lebten in Seelow 3232 Einwohner, für eine Kreisstadt nicht eben viele. Doch schon 1875 errichtete man am Markt ein neues Gebäude für das Landratsamt, in dem dann auch die Kreisstände tagten. Bald reichte der Platz nicht mehr, so dass der Kreis das linke Nebengrundstück bis zur Mittelstraße erwarb und darauf im Jahre 1901 den Anbau mit dem charakteristischen, 1942 zerstörten und vor einigen Jahren durch den Landkreis Märkisch-Oderland rekonstruierten Uhrtürmchen errichtete. In dieses Haus zog damals auch die Kreissparkasse ein, die dort bis 1993 blieb.

Bahnanschlüsse und neue Straßen Die Entwicklungsimpulse, die Seelow wegen des Kreisstadt-Status erhielt, führten zwar nicht zu einer Bevölkerungsexplosion, waren aber für das kleine Ackerbürgerstädtchen ganz beachtlich. Durch den Bau der Ostbahn von Berlin nach Küstrin zwischen 1865 und 1867 verbesserten sich die Verkehrsverhältnisse. Erst zehn Jahre später erhielt Seelow einen direkten Bahnanschluss, und zwar an die Stettiner Bahn von Angermünde über Wriezen nach Seelow. Mit deren Bau, der wegen des hügeligen und quellenreichen Terrains eine Menge Arbeit kostete, wurde 1873 begonnen. 1875/76 wurde auch das noch heute stehende Bahnhofsgebäude erbaut. Zwischen 1869 und 1872 erfolgte der Ausbau der Kreischaussee Frankfurt – Gusow, womit sich nun auch die Straßenanbindungen erheblich verbesserten. Als das 20. Jahrhundert begann, ging es in der kleinen Kreisstadt noch immer sehr bescheiden zu. Deren ländlicher Charakter fiel dem Fremden sofort ins Auge, wenn er in eine der vom Markt abgehenden Straßen schaute. Allerdings gaben die Ausspannungen um die Straßenkreuzung am Markt, die „Goldene Kugel“, das „Norddeutsche Haus“ und der „Schwarze Adler“ sowie Landratsamt, Stadthaus und Kirche der Kreisstadt zumindest an dieser Stelle städtisches Gepräge. Elektrischen Strom bekam die Stadt erst 1919 und über eine zentrale Wasserversorgung dachten die Stadtväter gar erst im Jahre 1930 nach.


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20 JAHRE Landkreis Märkisch-Oderland – 150 JAHRE Kreisstadt Seelow

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Kreis Lebus wurde 1952 zerstückelt Gebietsreform zu DDR-Zeiten veränderte Strukturen / Statt des Landrates gab es den Ratsvorsitzenden Von ReinhaRd Schmook Seelow. Mit dem Zusammenbruch des Dritten Reiches im Frühjahr 1945 begann ein neues Kapitel in der Geschichte der Kreisstadt.

Der Kreisstadt-Sitz-Urheber: Bernhard von der Marwitz aus Friedersdorf

Die Chefs der Verwaltung am Sitz Seelow Landräte vor 1945 1860 – 1879: Rittergutsbesitzer, Rittmeister Bernhard von der MarwitzFriedersdorf 1879 – 1882: Rudolf von Raumer 1882: Alfred Hans Wilhelm Wagner (kommissarisch) 1882: Gerber (kommissarisch) 1883 – 1893: Paul von Steinau-Steinrück 1893: Robert Ludwig August Jacobs 1894 – 1905: Regierungsassessor Heinrich von der Marwitz (Landsberg a. W.) 1905 – 1920 : Dr. jur. Ernst Kleiner 1920 – 1926: Otto Pautsch 1926: Regierungsrat Dr. Schabbehard (kommissarisch) 1927 – 1930 : Oberregierungsrat Walter Breuer 1930 – 1933: Regierungsrat Dr. jur. Erik Hildebrandt 1933 – 1937: Adolf von Nassau 1937 – 1945: Hans Kreutzberger 1945 – 1946: Paul Papke 1946: Georg Kolbe 1946 – 1949: Berthold Wottke 1949 – 1950: Franz Hasse 1950 – 1952: Kurt Götz

An den Verwaltungsstrukturen änderte sich zunächst nichts, außer dass die Regierungsgewalt in den Händen der sowjetischen Besatzungsmacht lag. Der Kreis Lebus mit seiner Kreisstadt Seelow existierte zunächst weiter. In der Landratsvilla wurde 1948 die Bibliothek untergebracht. Später wurde sie als Pionierhaus und dann als Internat für die Erweiterte Oberschule genutzt. Bis vor wenigen Monaten diente sich als Internat des Oberstufenzentrums Seelow. 1950 gab es die ersten Gebietsveränderungen und einen neuen Namen. Aus dem Kreis Lebus war der Kreis Seelow mit der gleichnamigen Kreisstadt geworden. Im Zuge der Verwaltungsreform 1952 wurde der alte Landkreis Lebus aufgehoben, sein Gebiet zwischen Stöbber, Oder und Spree zerstückelt. Der neue Kreis Seelow war viel kleiner und umfasste nur noch das Kerngebiet des Lebuser Landes, war mitsamt seiner Kreisstadt rein landwirtschaftlich geprägt. Bis 1950 wurde das alte Lebuser Kreiswappen geführt, doch nach 1952 ist diese Tradition gänzlich erloschen. Erst nach 1989 hat sich der Kreis Seelow das alte Wappen des Lebuser Kreises zurückgegeben, bis im Zuge der Kreisreform eine völlig neue Wappengestaltung notwendig wurde. 1949 war beschlossen worden, ein neues Landratsamt zu bauen. Bis 1951 war der erste

Einschmelzen für die Front: Die Kirche musste ihre Glocken für den Krieg opfern. Der kehrte wenig später mit unsagbaren Folgen zurück. Auch die Kirche wurde völlig zerstört. Fotos: Sammlung Horst Seelig Baubabschnitt fertig, 1952 auch der zweite. Als das Haus eingeweiht wurde, fehlte noch der Außenputz. Jetzt hieß das Landratsamt „Rat des Kreises“. Einen Landrat gab es nicht mehr. Der Chef war „Vorsitzender des Rates des Kreises“, seine leitenden Mitarbeiter wurden „Stellvertreter des Vorsitzenden“ und „Ratsmitglieder“ genannt. In alle wichtigen Entscheidungen regierte die SED-Kreisleitung hinein. Nach 1989/90 und der Wiedervereinigung blieb der 1952 gebildete Kreis Seelow mit seiner Kreisstadt zunächst bestehen. Mit der Formierung neuer Verwaltungsstrukturen entstand im Jahre 1993 durch Zusammenlegung der DDR-Kreise Bad Freienwalde, Strausberg und Seelow der neue Landkreis Märkisch-Oderland. Sein Gebiet

Kleinstädtisch: In den Straßen boten Handwerker ihre Waren feil, so wie Kupferschmied Beckmann in der Frankfurter Straße. enthält Teile des Ober- und Niederbarnims, der Neumark und des Lebuser Landes. Im neuen Kreiswappen vereinigen sich

die Symbole dieser alten Landschaften, zu denen auch die gekreuzten Bootshaken des heiligen Adalbert gehören.

KUNSTSPEICHER an der B 167

Denkmal · Ausstellung · Laden · Wirtshaus

Vorsitzende des Rates des Kreises: 1952 – 1962: Herbert Clemens 1962 – 1963: Werner Zeitz 1963 – 1965: Willi Nogatz 1965 – 1970: Christian Wünsche 1970 – 1981: Horst Schmidt 1981 – 1990: Christian Rekow Landrat Kreises Seelow 1990 bis 1993: Dr. Albert Lipfert Landräte neuer Großkreis Märkisch-Oderland 1993 –1997: Gunter Fritsch, Müncheberg 1997 – 2005: Jürgen Reinking, Strausberg 2005 bis heute: Gernot Schmidt, Werbig, OT von Seelow

F S   V OT F T.:   · F:   I: .KUNSTSPEICHER-FRIEERSDORF. E-M: I@K-. Ö S  L D–S: – UHR W  S D–S:   U ( K   ) T. W:  


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20 JAHRE Landkreis Märkisch-Oderland – 150 JAHRE Kreisstadt Seelow

Rathauserweiterung 2000: 16 Jahre stand Udo Schulz (M.) an der Spitze der Kreisstadt. Fotos: Michael Märker/Johann Müller

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Rathaus Seelow: 1847 wurde es als Gerichtshaus erbaut. Erst 1952 wurde es Sitz der Stadtverwaltung. Nach der Sanierung erstrahlt der Bau wieder in altem Glanz.

Rasante Entwicklung Bürgermeister Jörg Schröder: Kreisstadtsitz war Grundlage für Erfolg Von Doris steinkraus Seelow (MOZ) Seit 150 Jahren ist Seelow Kreisstadt. Die letzten 20 Jahre waren die mit der rasantesten Entwicklung.

Rasanter Neubau: Wohnkomplex am Sender

Helga Seiler: erste frei gewählte Bürgermeisterin 1990

„Ohne den Kreisstadtsitz hätte sich vieles bei uns nicht so entwickelt“, sieht es Bürgermeister Jörg Schröder (parteilos). 2010 folgte er Udo Schulz im Amt, war

zuvor viele Jahre Stadtverordneter. Eine Reihe von Investitionen hätte es ohne den KreisstadtStatus nicht geben. Schröder denkt an das Landratsamt selbst mit seinen Anbauten und umfangreichen Sanierungen. Oder das Oberstufenzentrum, die Förderschule, das Gymnasium, Straßenbau oder das neue Krankenhaus. Seelow wurde Mittelzentrum, kann Dank zusätzli-

Die Stadt und ihr Maskottchen: 750-Jahre-Festumzug im Jahr 2002

cher Mittel seine Funktionen in der Daseinsvorsorge wahrnehmen. Natürlich gebe es auch Probleme. Das Jubiläum sei jedoch ein wichtiger Anlass, um zurückzuschauen. „Die zurückliegenden 20 Jahre waren die erfolgreichsten für Seelow“, so Schröder. Er freut sich über das gewachsene Miteinander mit den Umlandgemeinden, das es weiter auszubauen gilt.

Millionen für die Sanierung: die Bertolt-Brecht-Oberschule von oben

Bürgermeister der Kreisstadt

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1854–1887: Hoffmann 1887–1911: Schulz 1911–1931 : Herrmann Bunzel 1931–1942: Dr. Otto Flaghaar 1942–1945: Karbe

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Doppelt gewählter Landrat Gunter Fritsch war der erste Verwaltungschef des neuen Großkreis-Gebildes Märkisch-Oderland Von Doris steinkraus

Gedenktafel: Erinnerung an zwei Landräte Foto: R. Schmook

Nazi-Terror trieb Landräte in den Tod Seelow (rsh) Am 1. Juli 2010 wurde im Foyer des Kreishauses eine Tafel angebracht, die an die dunkelste Zeit der Seelower Kreisstadtgeschichte erinnert. Gewürdigt wird das Wirken von Felix Busch, Landrat in Niederbarnim (Teile davon gingen in Märkisch-Oderland auf) und Erik Hildebrandt, Landrat von Lebus. Hildebrandt wurde am 22. Oktober 1929 Landrat in Seelow. Nach der Reichstagswahl vom März 1933, bei der im Kreistag auf die NSDAP 16, den Block der Mitte 6, die SPD 5 und die KPD 3 Sitze entfielen, feierten die Nazis frenetisch ihren Sieg und verschärften ihren Terror gegen die demokratischen Parteien. Als erstes hissten sie am 8. März 1933 sowohl auf dem Landratsamt als auch auf dem Rathaus in Seelow die Hakenkreuzflagge. Landrat Hildebrandt ließ die Flaggen umgehend wieder herabholen. Am 15. März 1933 wurde er beurlaubt, diverse Repressalien folgten. Noch im März 1933 nahm er sich das Leben. Auch Busch verwand den Nazi-Terror nicht, wählte den Freitod.

Müncheberg. Gunter Fritsch schmunzelt bei der Frage, wie es damals, vor 20 Jahren, war als er zum ersten Landrat von Märkisch-Oderland wurde. „Ich bin ja zweimal gewählt worden“, erzählt der 70-Jährige beim Gespräch in seinem Müncheberger Wahlkreisbüro. Der Strausberger Bürgermeister Jürgen Schmitz hatte die erste Wahl im Kreistag angefochten. Eigentlich habe es gar nichts zu deuteln gegeben, aber man war eben unsicher und habe das ganze Prozedere wiederholt. Fritsch brauchte um sein Amt nicht zu bangen. In allen drei Kreistagen regierte die SPD. Rückblickend bekennt Fritsch, dass er manches einfach nur mit Elan und mitunter auch aus reinem Bauchgefühl angegangen ist. Ihn konnte indes zum Start des Großkreises schon kaum etwas erschüttern. Zu seinem Landratsposten in Strausberg sei er schließlich wie die Jungfrau zum Kind gekommen. Der zu DDR-Zeiten in der Akademie tätige Wissenschaftler hatte nie Ambitionen für ein Parteiamt. Dann kam die Wende, er wurde Mitglied der SPD. „Wir hatten Fontane gelesen. Da fährt der Landrat in seiner Kutsche zu Effi Briest. Von Problemen stand da nichts“, erzählt er lachend. Er wurde von seinen Parteigenossen auserkoren, beim Neuaufbau die Leitung zu übernehmen. Die ersten Monate seien aufreibend gewesen, erzählt Fritsch. Die Führungsleute waren neu, wussten vieles noch nicht. Die Bürger waren auch verunsichert. Es seien sogar welche gekommen und beschwerten sich, weil sie ihr Alt-

Erster Landrat des Großkreises: Gunter Fritsch papier nicht mehr zur Sero-Stelle bringen konnten. Als die Kreisreform anstand, hatte Fritsch schon viele Erfahrungen als Chef einer kommunalen Verwaltung. Als es um den neuen Großkreis ging, hatten sich die drei Landräte zunächst schnell geeinigt. Albert Lipfert in Seelow wollte in Rente gehen. Für Friedhelm Zapf aus Bad Freienwalde sollte ein adäquater Posten gefunden werden. Strausberg mit dem Gros der Einwohner sollte den Landrat stellen. Irgendwer habe Friedhelm Zapf eingeredet, dass er doch selbst Landrat werden könne, erinnert sich Fritsch. Er trat gegen ihn an und scheiterte, verschwand dann von der politischen Bildfläche. „Beeindruckend war der gute Wille und der unheimliche Enthusiasmus aller Beteiligten“, blickt Gunter Fritsch zurück. Das galt

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auch in der Verwaltung. Schließlich seien alle Amtsposten dreifach besetzt gewesen. Doch man einigte sich einfach. Heute wäre das undenkbar, würde man wohl ständig vor dem Arbeitsgericht stehen. Fritsch und sein Verwaltungsteam profitierten viel vom sachorientierten Kreistag. Es gab zwar hitzige Diskussionen, aber nie Schläge unter die Gürtellinie. Viele sagten Fritsch zudem ein ausgesprochenes Harmoniebedürfnis nach. Mit seiner Rhetorik überzeugte er auch seine Gegner. „Das ging nur, weil ich selbst überzeugt war“, sieht es Fritsch. Und er sei froh, dass bei vielen Sachthemen die Parteizugehörigkeit nie im Vordergrund stand. 1997 folgte der Ruf nach Potsdam. Da hätten die Strukturen in Märkisch-Oderland gestanden, alles lief gut. Agrarminister

Edwin Zimmermann war über die Backofenaffäre gestolpert. Fritsch sollte es die verbleibende Zeit bis zu Neuwahl richten. Die Bauern hätten schon geguckt, erinnert er sich, trauten ihm nicht die nötige Kompetenz zu. Doch er überzeugte sie mit Ergebnissen. Mit der Neuwahl des Landtages wurde Fritsch SPD-Fraktionsvorsitzender, 2004 dann Landtagspräsident. Ein Amt, das ihm bis heute Spaß macht, wie er bekennt. „Man soll alle sieben Jahre mal etwas anderes machen“, sieht er es rückblickend. Die Zeit als Landrat, dann Minister und nun Landtagspräsident, das seien immer neue Aufgaben gewesen. Zu seinem Landkreis, in dem seine Polit-Karriere startete, unterhält er bis heute ein enges Verhältnis. Hier hat er seinen Wahlkreis, in Müncheberg und Neuenhagen Wahlkreisbüros. Oft ist er Gast bei Veranstaltungen. Immer wirkt er aufgeräumt, hat einen Spaß auf den Lippen. Aus seiner Sicht ist MärkischOderland ein typischer Berliner Umlandkreis. Er führt gern Gäste in die Region. Der Oder-NeißeRadweg, die Türme in Bad Freienwalde, dazu die geschichtsträchtigen Orte wie Lebus oder Neuhardenberg, da gebe es viel zu bieten, findet er. Mit dem Tourismus kennt er sich aus, schließlich ist er Vorsitzender des Landestourismusverbandes Brandenburg. Zu den vielen Ämtern, die er bekleidet, gehört auch der Vorsitz des Landesverbandes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Sein einstiger Wirkungskreis bietet gerade zu diesem Thema viele Ansatzpunkte. Dass die Verbindung bis heute da etwas enger ist, liegt auf der Hand.

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20 JAHRE Landkreis Märkisch-Oderland – 150 JAHRE Kreisstadt Seelow

6. April 2013 | Märkische Oderzeitung

6. April 2013 | Märkische Oderzeitung

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In 20 Jahren hat der Landkreis 155 Millionen Euro investiert Das meiste Geld floss in die Verbesserung der Bildungsstätten sowie in den Neubau und die Instandsetzung von Straßen und Wegen / Veränderungen von Lebus über Seelow, Strausberg, Rüdersdorf und Wriezen bis Bad Freienwalde

STIC-Gründerhaus Strausberg: 2012 wurde es fertiggestellt. 3,1 Millionen Euro flossen als kreisliche Wirtschaftsförderung.

Der Kreis sichert volle Auftragsbücher

Kreishaus Seelow: Während andere Kreise neue Gebäude errichteten, setzte Märkisch-Oderland auf schrittweise Sanierung und Anbauten. Von 2000 bis 2005 wurden die bestehenden Gebäude komplett saniert, und es gab einen Anbau. 12,2 Millionen Euro flossen in den Bau, beim Kreishaus Strausberg sind es 4,6 Millionen Euro. Fotos (2): Michael Märker

Einweihung Eweiterungsbau Gymnasium Neuenhagen 2002: Sporthalle und Sportplatz folgten. 7,9 Millionen Euro wurden investiert.

Gymnasium Freienwalde: 3,5 Millionen Euro sind verbaut.

Einweihung des Anbaus Förderschule Bad Freienwalde 2008: Zunächst wurde das Schulgebäude saniert, dann erfolgte der Neubau der Unterrichtsräume. 460 000 Euro stellte der Landkreis bereit. Foto: Hannelore Siebenhaar

In den 20 Jahren Landkreis wurde enorm in die kreislichen Schulen investiert. Bis 2012 flossen 67 Millionen Euro in Bildungseinrichtungen. Gebäude wurden saniert, Erweiterungsbauten geschaffen, vier Zwei-Feld-Sporthallen errichtet und sechs Turnhallen komplett saniert. 20,3 Millionen Euro flossen in die Komplettsanierung der beiden Kreishäuser in Seelow und Strausberg sowie in den Neubau des Gründerhauses für die STIC-Wirtschaftsfördergesellschaft in

Strausberg. Seit 1994 investierte der Kreis insgesamt 8,1 Millionen Euro in die Gedenkstätte und das Kulturhaus Seelow, ins Schloss Bad Freienwalde, ins Freilichtmuseum und ins Brecht-Weigel-Haus Buckow. Hinzu kommen 45 Millionen Euro, die der Kreis in die Instandsetzung von 86 km Kreisstraßen investierte. 15 Millionen Euro flossen in den Ausbau des Radwegenetzes. Mit den Vergaben der Leistungen sorgte der Kreis für volle Auftragsbücher bei vielen Firmen.

Grundsteinlegung Turnhalle Gymnasium Strausberg: 2004 war sie fer- Kreisstraßenbau in Neuenhagen: Für 45 Millionen Euro wurden im tig. 12,7 Millionen Euro investierte der Kreis insgesamt in die Schule. Kreisgebiet Straßen neu gebaut bzw. saniert. Foto: MOZ/Gerd Markert

Brecht-Weigel-Haus Buckow: Eine Kultur-Top-Adresse weit über die Landesgrenzen hinaus. 420 000 Euro hat der Landkreis in den Erhalt gesteckt. Betreiber ist die Kultur GmbH. Fotos (6): MOZ/Gerd Markert

Oberstufenzentrum Märkisch-Oderland, Standort Seelow: Für 9,5 Millionen wurden von 1997 bis 2002 Gymnasium Seelow: Nach dem Erweiterung 1997 entstand 2007 moderne Anbauten errichtet. 2012/13 wurde noch das Dachgeschoss als Internat ausgebaut. die Cafeteria. Gesamtkosten 4,2 Millionen Euro. Foto: Johann Müller

Heinitz-Gymnasium Rüdersdorf: 2008 begann der Anbau, 2010 folgte die Sanierung der Turnhalle, 4,5 Millionen Euro wurden bereitgestellt.


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Zeitstrahl erklärt Stadtgeschichte

Am 8. April öffnet Ausstellung zum Jubiläum Seelow (dos) Wie sah es vor 150 Jahren in Seelow aus? Ab wann gab es Strom, wie zeigten sich die Straßenzüge des kleinen Ackerbürgerstädtchens und was geschah zur gleichen Zeit in Deutschland und der Welt? Auf diese Fragen wird eine Ausstellung im Kulturhaus Antwort geben. Der Heimatverein Schweizerhaus hat sich mit der BertoltBrecht-Oberschule der Kreisstadt auf Geschichtsexkursion begeben. Ausgangspunkt waren die Zeittafeln, die der Leiter des Oderlandmuseums, Reinhard Schmook, bereits zur 750-Jahrfeier der Stadt im Jahr 2002 angefertigt hat. Die Kultur GmbH

des Kreises stellte die hochwertigen Tafeln zur Verfügung. Der Heimatverein ergänzte die Geschichte der vergangenen acht Jahre auf einer neuen Tafel. Und er fertigte einen Zeitstrahl mit den wichtigsten Daten der Stadt. Über diesen Zeitstrahl werden historische Bilder die Daten veranschaulichen. Zudem gibt es noch eine Zuordnung zu den jeweils aktuellen Ereignissen in Deutschland und der Welt. Die Ausstellung wird am 8. April, um 10 Uhr, eröffnet und ist dann eine Woche lang zu sehen. Danach soll unter Federführung des Heimatvereins weiter mit den Tafeln und Dokumenten gearbeitet werden.

Historischer Straßenzug: Andreas Martin vom Heimatverein hat die Häuser, die 2002 von Gymnasiasten gefertigt wurden, aufpoliert und ergänzt. Zu sehen sind sie in der Ausstellung. Foto: Michael Märker

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Märkische Oderzeitung | 6. April 2013

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Präsident mit Rekordamtszeit Wolfgang Heinze ist der dienstälteste Kreistagsvorsitzende in Brandenburg / Seelower agiert mit Ruhe, Umsicht und Geschick

tun gehabt. Er weiß durch die Arbeit im Landkreistag von Amtskollegen, dass das keinesfalls überall so war und ist. Der Seelower hat sich eine Souveränität erarbeitet, die auch der Opposition Respekt abnötigt. „Er ist jemand, mit dem man streiten kann“, sagt Hans-Georg von der Marwitz (CDU). Er sehe den Menschen, habe nie unter der Gürtellinie agiert. Er schätze die sachund fachorientierte Arbeit von Wolfgang Heinze, der in all den Jahren den Kreistag stets ausgleichend und fair geführt habe. Die Sachkenntnis rührt zweifellos auch von seiner stets gründlichen Vorbereitung. „Ich lese alle

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Seelow (dos) Neben dem Kreistagspräsidenten gibt es auch einige Abgeordnete, die seit der Großkreisbildung dabei sind: n Hannelore Kaul (SPD), Letschin n Burkhard Paetzold (Bündnis 90/Grüne-Pro Zukunft), Petershagen/Eggersdorf n Bodo Schulz (Bauernverband), Neuküstrinchen (Oderaue) n Karin Lindner (Bauernverband), Obersdorf n Joachim Fiedler (Linke), Bad Freienwalde n Wolfgang Heinze (Linke); Seelow Lange im Kreistag und heute als sachkundige Einwohner in Ausschüssen: Günter Schippel (Linke), Petershagen, und Günter Tegge (CDU), Bad Freienwalde

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Seit 20 Jahren Abgeordnete des Kreistages

Seit 1993 Kreistagsvorsitzender: der Seelower Linken-Abgeordnete Wolfgang Heinze

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Der Seelower ist eine Ausnahme in der politischen Landschaft in Brandenburg. Seit 1978 ist er ununterbrochen Kreistagsmitglied, zunächst im Kreis Seelow, dann mit der Großkreisbildung in Märkisch-Oderland. Nach der politischen Wende war es keinesfalls selbstverständlich, dass ein Mann mit einstigem SED-Parteibuch weiter kommunalpolitisch so erfolgreich aktiv sein würde. Zunächst in der PDS, dann als Mitglied der Links-Partei behauptete er sich in allen Gremien. Die ersten drei Jahre im Kreistag seien besonders spannend, aber auch kräftezehrend gewesen, blickt der 70-Jährige zurück. „Erst mal waren alle gegen die PDS“, kann er sich noch gut erinnern. In der Verwaltung waren viele verunsichert, die neuen Leitungskräfte mussten kommunale Strukturen erst aufbauen. Unter dem Vorsitz von Hannelore Kaul (SPD) habe sich jedoch im Kreistag von Seelow bald ein sachorientiertes Miteinander entwickelt. Heinze sieht auch in der Person des damaligen Seelower Landrates Albert Lipfert eine wichtige Integrationsfigur. Mit Anstand und Menschlichkeit habe der versucht, die große Aufbauarbeit zu stemmen. Er habe dif-

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Seelow (MOZ) Wolfgang Heinze ist der dienstälteste Kreistagspräsident im Land Brandenburg. Seit Bestehen des neuen Großkreises führt der Linke Regie in dem Gremium der gewählten Volksvertreter. Ein Amt, das ihm bis heute Spaß macht, wie er bekennt.

ferenziert, zugehört und Leuten eine Chance gegeben. Als der Großkreis gebildet wurde, schien es klar, dass ein SPD-Mann auch den Vorsitz im neuen Kreistag inne haben wird, denn in allen drei Kreistagen Seelow, Strausberg und Bad Freienwalde stellten die Sozialdemokraten die Mehrheit. Ursprünglich sollte der scheidende Landrat Albert Lipfert das Amt übernehmen. Doch er führte das Gremium nur eine Sitzung. Die war turbulent und schwer zu dirigieren. Lipfert mochte sich dem enormen Druck nicht mehr aussetzen. Ein neuer Mann musste her. Die Wahl fiel auf Wolfgang Heinze. Dass er dieses Amt auch in den folgenden drei Legislaturperioden ausüben würde, damit habe er selbst nicht gerechnet, gesteht Heinze. Es war und ist bis heute offensichtlich seine Art, das Gremium zu leiten und das auch mit wechselnden politischen Mehrheiten, die viermal mit deutlicher Mehrheit für ihn als Kreistagspräsidenten votierten. Heinze operiert bis heute mit viel Umsicht und Bedacht. „Mein Verständnis ist es, dass der Vorsitzende weitgehend neutral sein Amt ausüben muss“, sagt der Seelower. Er habe sich immer selbst diszipliniert, nicht zu kommentieren, sondern zu leiten. Selbstdarstellung war Heinze immer fremd. Nur selten gab er die Versammlungsleitung ab, um sich zu inhaltlichen Themen zu äußern. Es gab nie eine Bevorzugung seiner eigenen Fraktion. Als großes Plus schätzt Heinze die über Jahre herrschende Kultur im Kreistag. Das habe auch mit dem Präsidium und den agierenden Landräten zu

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Vorlagen, auch die Protokolle der Ausschüsse“, sagt er. Manchmal wünsche er sich, dass die Abgeordneten den ohnehin geringen Gestaltungsspielraum besser nutzen würden. Insgesamt sieht er die Arbeit in 20 Jahren Kreistag Märkisch-Oderland als Erfolg. „Viele Dinge laufen sehr ordentlich“, ist Heinze überzeugt. Er nennt das Krankenhaus, die Abfallwirtschaft, den Katastrophenschutz, den Erhalt der Sparkasse, das Jobcenter. Der Kreistag habe dazu diverse Grundsatzbeschlüsse gefasst. Auch zur Kultur GmbH, selbst wenn es bis heute bezüglich der Finanzierung Probleme gibt. Doch wenn er an Einrichtun-

Foto: Johann Müller

gen wie das Brecht-Weigel-Haus in Buckow oder die Gedenkstätte Seelow denke, so würden die eben zu den Top-Adressen über den Kreis hinaus zählen. Auch in der internationalen Zusammenarbeit sei vieles erreicht worden. Heinze denkt an die Verbindungen nach Polen oder ins russische Kamischin. Manches sei für Außenstehende schwer nachvollziehbar. Volle Zuschauerränge gab es im Kreistag immer nur, wenn Bürgerinitiativen mobil machten. Deren Arbeit sei wichtig und auch für die Kommunalpolitik belebend. Vieles müsse der Kreistag aber eben nur im Gesamtzusammenhang sehen.


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Zahlen und Fakten

Jüngstes Kind des Krankenhauses: 2012 eröffnete Medizent in der Prötzeler Chaussee in Strausberg.

n Gründungsjahr 1955; Fusion der Krankenhäuser Strausberg und Wriezen im Jahr 2000; 2009 wurde ein Medizinisches Versorgungszentrum etabliert mit Standorten in Strausberg, Wriezen, Bad Freienwalde und Buckow; 2012 übernahm der Landkreis MOL zudem Fachklinik und Moorbad Bad Freienwalde n Versorgungsstufe: Grundversorgung n Mitarbeiter gesamt: 850 n Bettenzahl (stationär): 564 davon 230 in Strausberg, 220 in Fachklinik und Moorbad Bad Freienwalde und 114 in Wriezen n Fallzahlen: ca. 17 200 stationär und etwa 51 000 ambulant n Geburten: ca. 350/Jahr n durchschnittliche Verweildauer: 6,5 Tage n Gesamtumsatzerlöse: ca. 51 Millionen Euro Foto: MOZ/Gerd Markert

Umbaupläne im Schubfach Krankenhaus Märkisch-Oderland GmbH entwickelte sich zu einer Erfolgsgeschichte des Kreises Von Detlef Klementz Strausberg (MOZ) Die Krankenhaus Märkisch-Oderland GmbH besteht seit der Fusion im Jahre 2000 aus den Klinken in Strausberg und Wriezen. Vor einem Jahr übernahm die Tochtergesellschaft des Landkreises zudem die Fachklinik und Moorbad Bad Freienwalde. Geschäftsführerin Angela Krug ist schon ein wenig stolz auf die zurückliegende Entwicklung. Rückblickend seien die richtigen Entscheidungen getroffen worden, sagt sie. Ausgangspunkt sei die Fusion der beiden Krankenhäuser in Strausberg und Wriezen gewesen. An beiden Standorten werde mit den Bereichen Innere Medizin und Chirurgie die klassische Grundversorgung angeboten. Daneben habe man sich in Wriezen auf die Orthopädie und in Strausberg auf Unfallchirurgie und Gynäkologie spezialisiert. Von Beginn gut angenommen worden ist das 2010 gegründete Darmzentrum, das an beiden

Polnische Studenten im Krankenhaus Wriezen Standorten als Ansprechpartner, Ratgeber und Begleiter für die betroffenen Krebspatienten in der Region dient. Angela Krug nennt auch das neue Medizinische Versorgungszentrum Medizent, das im Vorjahr am Strausberger Kranken-

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haus seine Tore öffnete. Neben weiteren Angeboten werden dort auch Intensivbeatmungspatienten betreut. Damit nicht genug: Die Geschäftsführerin weist auf Umbaupläne, durch die der Standort Strausberg attraktiver gestaltet

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werden soll. Ganz neu sind derartige Überlegungen nicht. Mit der geänderten Förderpolitik des Landes sieht Angela Krug nun bessere Möglichkeiten zur Umsetzung. Zudem sind die derzeit zinsgünstigen Kredite verlockend. „Also wann, wenn nicht jetzt“, sagt sie und beziffert den nötigen Kreditrahmen auf zehn bis zwölf Millionen Euro. Vorgesehen ist die Verlegung des Eingangs zur Prötzeler Chaussee – genau dort, wo sich jetzt die Einfahrt zur Rettungsstelle befindet. Gleich dahinter ist eine neue Rettungsstelle geplant, an die die Endoskopie (Spiegelung) angeschlossen werden soll. „Das macht einfach Sinn“, sagt Angela Krug. Die neue Cafeteria soll dort eingerichtet werden, wo sich derzeit der Haupteingang befindet. Da die Umbauarbeiten bei laufendem Krankenhausbetrieb stattfinden werden, muss mit einer mehrjährigen Bauzeit gerechnet werden. Den Startschuss würde Angela Krug aber ganz gerne noch in diesem Jahr geben.

Darmzentrum vereint Spezialisten Strausberg (MOZ)2010 ist am Krankenhaus MärkischOderland ein Darmzentrum gegründet worden. Das Zentrum ist ein Zusammenschluss von Spezialisten innerhalb der Behandlungskette von Darmkrebs. Chirurgen und Internisten des Krankenhauses arbeiten mit ambulant und stationär tätigen Fachärzten, Psychologen, Rehabilitationskliniken und Selbsthilfegruppen der Region, zum Beispiel mit der Onkologie und Strahlentherapie des Werner-Forßmann-Krankenhauses Eberswalde zusammen. Schließlich ist Darmkrebs eine der häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland – sowohl bei Frauen als auch bei Männern. In frühen Stadien erkannt und behandelt, ist er oft heilbar. Jede Woche gibt es eine Tumorkonferenz – entweder persönlich oder telemedizinisch per Videoübertragung. Jeder Darmkrebspatient wird mit seiner Erkrankung vorgestellt. Fachärzte unterschiedlicher Richtungen bewerten die Befunde aus ihrer Sicht. Ziel ist es, einen gemeinsamen Behandlungsplan zu erstellen, der optimale Heilungschancen bietet. Im vergangenen Jahr wurden im Landkreis rund 41 200 Vorsorgedarmspiegelungen vorgenommen und 160 Neuerkrankungen diagnostiziert. 87 Personen wurden operiert. Überdies gibt es rund 200 Chemotherapien im Jahr.


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Der Familientradition verpflichtet Urahne von Hans-Georg von der Marwitz bewirkte 1863 die Verlegung des Kreisstadtsitzes nach Seelow Von Doris steinkraus Friedersdorf (MOZ) Die 150-jährige Geschichte Seelows als Kreisstadt wäre ohne Bernhard von der Marwitz nicht denkbar. Er sorgte als Landrat dafür, dass der Sitz des damaligen Kreises Lebus von Frankfurt (Oder) nach Seelow verlegt wurde. Die Marwitzes prägten als eine der ältesten Adelsfamilien Preußens die Entwicklung der Region. In seinen jungen Jahren habe die ihn nicht übermäßig interessiert, räumt Hans-Georg von der Marwitz ein. Doch als er 1990 mit seiner Frau Dorothee nach Friedersdorf kam und sich für ein Leben am angestammten Familiensitz entschied, habe das alles eine neue Bedeutung bekommen. Bücher, Bilder und andere Zeugnisse der Familiengeschichte hat er in seinen Wohn- und Arbeitsbereichen zusammengetragen. Das beste Archiv sei allerdings seine Mutter Dorothee, erzählt der Landwirt. Bis ins Kleinste weiß sie noch, wer wann auf dem Gut agierte, wer andere Wege ging oder durch diverse familiäre Veränderungen in Erbfolgen eintrat. 1673 taucht der Familienname erstmals im Ort auf. Durch Heirat kam der Urahne – ebenfalls ein Hans-Georg, dessen Familie damals im Raum Groß Rietz wirkte – nach Friedersdorf. Er kaufte seinem Schwiegervater das Gut ab. 1682 verlegte er den Familiensitz von Groß Rietz nach Friedersdorf. Schon er war politisch tätig, agierte u.a. als Marschall am Hofe Anhalt-Zerbst. In den folgenden Jahrhunderten wirkten viele Nachkommen der Familie im Bereich der Politik oder beim Militär, denn immer nur der Erstgeborene erbte das Gut. Rittmeister Bernhard von der Marwitz heiratete 1848 Marie von Arnim aus Criewen bei Schwedt. Vier Kinder gingen aus dieser Ehe hervor. Marie von der Marwitz starb mit nur 23 Jahren. 1858 heiratete der Witwer erneut und zwar die Gräfin Itzenplitz aus Kunersdorf. Mit ihr hatte er 13 Kinder. 1860 wählten die Kreisstände den Rittmeister Bernhard zum Landrat. Sitz war Frankfurt (Oder). Was 150 Jahre nach seinen vehementen Bemühungen um Verlegung des Kreisstadtsitzes nach mehr Bequemlichkeit aussah, liest sich in den Familienbiografien anders. „Wir Marwitze waren immer konservativ“, gesteht sein Urahne Hans-Georg. „Aber wenn wir eine Aufgabe übernehmen, dann mit ganzem Herzblut.“ Gut, Familie und die Aufgaben als Landrat forderten den Rittmeister. Die Verlegung des Verwaltungssitzes sah er als notwendig, um seine vielfältigen Aufgaben erledigen zu können.

Lange Familiengeschichte in Friedersdorf: Hans-Georg von der Marwitz vor den Bildnissen von Bernhard von der Marwitz und dessen Frau Marie. Foto: Johann Müller Zur Festveranstaltung am 8. April im Kreiskulturhaus wird HansGeorg von der Marwitz von seinem Urahnen erzählen. Auch von dessen schwerer Kindheit und Jugend. Als er 13 war, starb der Vater. Wie zu jener Zeit üblich, bekam er einen Vormund, in seinem Fall waren es sogar zwei. Deren raue und wenig pädagogisch geprägte Erziehung erschütterten die Mutter. Auch für die Beschäftigten auf dem Gut brachte diese Zeit harte Jahre. Als Witwe stand Marie kaum Einflussnahme zu. Der Spross wurde auf die Kadettenschule geschickt, die ihn traumatisierte. In seinen Aufzeichnungen hielt er fest, dass niemals einer seiner Söhne solch eine Schule besuchen solle. Erst die Erlösung

aus der Vormundschaft und die Heirat mit Marie von Arnim ermöglichten ihm, seinen eigenen Weg zu gehen. Sein Sohn Casper Heinrich wurde 1894 ebenfalls Landrat des Kreises Lebus (1894 bis 1905). 1918 übernahm Bodo von der Marwitz die Güter Friedersdorf und Großkreuz (Berlin), da beide älteren Brüder gefallen waren und die beiden Güter an ihn fielen. Er absolvierte sogar eine Landwirtschaftsausbildung, um der Aufgabe gerecht zu werden. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges agierte er in Friedersdorf. Als Hans-Georg von der Marwitz nach der Wende Teile des Besitzes zurückkaufte und Gebäude wieder aufbaute, blieb zunächst

kaum Zeit, sich intensiv mit der Familiengeschichte zu befassen. „Ich hatte nie eine politische Laufbahn im Blick. Ich bin als Landwirt hierher gekommen“, sagt der in einem Pfarrhaus aufgewachsene Friedersdorfer. Dass er sich in seiner neuen Umgebung in das gesellschaftliche Leben einbringt, das hingegen war von Anfang an für ihn klar. Damit trat er letztlich in eine lange Familientradition. Als eines der ältesten Adelsgeschlechte Preußens bewahrten sich die Marwitze immer ihren eigenen Blick, auch wenn sie damit in Ungnade fielen. So wie Johann Friedrich Adolph, der sich 1760 weigerte, Hubertusburg zu plündern. Sich nicht zu verbiegen und eigenen Überzeu-

gungen treu zu bleiben, war immer Leitlinie der Familie. Diesbezüglich weiß sich Hans-Georg von der Marwitz mit seinen Vorfahren einig. Er wurde CDU-Kreistagsmitglied und Gemeindevertreter, übernahm Aufgaben im Christlichen Verein Junger Menschen (CVJM), im Johanniterorden und vielen anderen Gremien. In seinem Heimatdorf war er einer der Motoren, die im einstigen Marwitzschen Gutsspeicher eine Chance zur Belebung des Ortes sahen. Der Kunstspeicher lockt heute über die Kreisgrenzen hinaus viele Menschen in den geschichtsträchtigen Ort. Vor vier Jahren schaffte Marwitz den Sprung in den Bundestag und kämpft auch dort – nicht selten gegen die Meinung von Parteikollegen – für seine Überzeugung. Das Jubiläum des Kreises und der Kreisstadt sieht Marwitz als wichtiges Kapitel der Regionalgeschichte. „Ich spüre ein zunehmendes Interesse der Menschen an der Geschichte“, sagt er. Die Jubiläen böten die Möglichkeit, geschichtliche Zusammenhänge zu betrachten und in einen persönlichen Kontext zu stellen. Über Jahrzehnte sei Geschichte sehr einseitig interpretiert worden. Jetzt könne jeder nachlesen, recherchieren, für sich selbst Erkenntnisse gewinnen. Auch er hat die Erkundung der eigenen Familiengeschichte noch nicht abgeschlossen. Zwar hatte Bodo von der Marwitz zum Kriegsende das Gutsarchiv noch nach Großkreuz ausgelagert, aber viele Originaldokumente gingen verloren. Um so dankbarer ist sein Nachfahre für die gute Zusammenarbeit mit dem Landeshauptarchiv, in dem noch viele Dokumente lagern.

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20 JAHRE Landkreis Märkisch-Oderland – 150 JAHRE Kreisstadt Seelow

6. April 2013 | Märkische Oderzeitung

Entwicklung der Kreisstadt 1945 bis 1990

Gut und sicher wohnen: Mit diesem Slogan wirbt der Seelower Wohnungsmarktführer, hier der Komplex hinter dem Rathaus. Foto: Johann Müller

„Wir sind Teil der Kommune“

Geschäftsführer der Seelower Wohnungsbaugesellschaft Hans-Peter Thierfeld zieht Bilanz Von Doris steinkraus Seelow (MOZ) Die Kreisstadt ist alleiniger Gesellschafter der Seelower Wohnungsbaugesellschaft. Seit 55 Jahren gibt es eine kommunale Wohnungswirtschaft. Die 20 Jahre der Sewoba waren die erfolgreichsten. Während in anderen Kommunen wegen Leerstand über Abriss von Neubaublocks nachgedacht werden muss, steht die stadteigenen Wohnungsbaugesellschaft (Sewoba) vor ganz anderen Herausforderungen. „Seelower Weg“ nennt Bürgermeister Jörg Schröder (parteilos) das Ziel. Den gab es schon einmal nach der Wende. Ab 1995 wurden alle Neubaublocks saniert. Millionen flossen in die Vorhaben. Die Investitionen rechneten sich. Die Mieter blieben, es gibt kaum

Leerstand, dafür den nächsten Instandhaltungsbedarf. Zum einen haben sich die Mieterstrukturen verändert. Immer mehr ältere Menschen ziehen in die Stadt, weil vieles für sie schneller erreichbar ist. Zum anderen wachsen die Ansprüche. Im Mai soll der Aufsichtsrat entscheiden, wo demnächst Balkone angebaut und ganze Blocks saniert und möglicherweise mit einem Fahrstuhl versehen werden. 1504 Wohnungen sind im Eigentum der Sewoba. Hinzu kommen noch einmal so viele fremdverwaltete wie in den Ämtern Seelow-Land, Golzow und Neuhardenberg. Das Unternehmen investierte baute auch eine Kita in der Stadt, zwei Komplexe für altersgerechtes Wohnen, sanierte eine alte Villa, in der heute die AWO eine Tagesstätte unterhält, baute Wohnungen am

Straussee und vieles mehr. Am 16. April 1958 war der VEB (K) Gebäudeverwaltung gebildet worden, 1970 folgte die Umwandlung in den VEB Gebäudewirtschaft, 1992 dann die Umfirmierung in eine mbH und ab 1994 die Umwandlung zur Sewoba. „Damit hat die Kommune einen wichtigen Gestaltungspielraum, kann ihre Verantwortung in der Daseinsvorsorge wahrnehmen“, sieht es Geschäftsführer Hans-Peter Thierfeld. Seit dem 1. August 2010 führt der einstige Strausberger Bürgermeister die Geschäfte. Die Stelle war ausgeschrieben worden, nachdem der langjährige Geschäftsführer Rainer Drost plötzlich verstarb. Das Klima in Seelow sei ein besonderes, sagt Thierfeld. Das stadteigene Unternehmen ist Partner auch für viele Vereine und Einrichtungen. „Wir sind Bestandteil

der Kommune,“, sagt Thierfeld. Das Unternehmen verzichte zum Beispiel auf Quartierfeste, beteilige sich stattdessen an den jährlichen Stadtfesten, die Tausende nach Seelow locken. Früher habe er von außen auf die Kreisstadt geschaut, heute sehe er mit Respekt auf das, was in der kleinen Stadt bewegt wird. Das enge Zusammenwirken aller Partner, einschließlich des Aufsichtsrates, sieht er als Grundlage für den geschäftlichen Erfolg des Unternehmens. Und freut sich auf den Festtag, an dem Seelow einmal mehr zeigen könne, was geleistet werde. Am 8. April tagt nach der für Besucher offenen IHK-Regionalveranstaltung auch das Präsidium der IHK Ostbrandenburg, dessen Mitglied Thierfeld ist. „Das ist auch ein Stück Anerkennung für die Stadt“, unterstreicht er.

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Annahme von folgenden Abfällen zur Verwertung: ▪▪ gemischte Bau- und Abbruchabfälle (Mineralik < 10 % ohne Gips) ▪▪ Sperrmüll (nicht von privaten Haushalten) ▪▪ Holz und gemischte Verpackungen

Seelow (dos) Auch die IHK Ostbrandenburg bringt sich am 8. April in die Feierlichkeiten in der Kreisstadt ein. Anlässlich ihres 150-jährigen Bestehens findet von 11 bis 13 Uhr im Kreiskulturhaus der Auftakt für eine von 16 Regionalveranstaltungen der

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IHK zum Jubiläum statt. Zum Auftakt berichtet Regionalhistoriker Klaus Stieger über die Entwicklung der Wirtschaft in der Region. Weitere Themen sind das Energiekonzept für MOL und nachhaltiges Wirtschaften. Alle Interessierten sind eingeladen.

n Mit einem Bestand von 382 Wohnungen wurde 1958 der VEB Gebäudewirtschaft gebildet. 1970 gehörten 570 und 1988 bereits 1900 Wohnungen zum Bestand des kommunalen Unternehmens. n Nach dem Beschluss der Stadtverordneten 1950 zum Wiederaufbau von Seelow entstanden auch zahlreiche Schulen und Einrichtungen. n Mit dem Baugeschehen wuchs die Bevölkerungszahl von 3492 im Jahre 1950 auf 4677 zwanzig Jahre später. Seelow blieb eine von der Landwirtschaft geprägte Stadt. n Zahlreiche Menschen aus dem Umland pendelten zur Arbeit nach Seelow. Es waren diverse Betriebe entstanden, so die Produktionsgenossenschaften der Dachdecker, Tischler, der Rundfunktechnik und des Malerhandwerks. Es entstanden die Konservenfabrik und das Käsewerk und ein Betonwerk.Viele Bauten errichtete der Kreisbaubetrieb. Später kamen die Zwischenbetriebliche Bauorganisation (ZBE) sowie das Landbaukombinat hinzu. Hunderte Menschen fanden in der Kreisstadt Arbeit. n 1970 wurde Seelow nach 200 Jahren wieder Garnisonsstadt. Zwischen Seelow und Diedersdorf entstand ein neues Areal mit 120 Gebäuden für ein Brückenbauregiment der NVA. 1980 kam noch ein Hochbauregiment hinzu. Im Zuge der Ansiedlung entstanden weitere Neubauten in der Stadt. n Verlief die Entwicklung bis 1970 noch recht geradlinig, so verzeichneten die Chronisten bald eine Stagnation. Bei der zentralen Planwirtschaft ging Seelow als kleine Stadt oft leer aus. Nur dem Geschick und manchen Tricks der Agierenden vor Ort gelangen punktuell bauliche Erfolge. n 1977 feierte Seelow mit großem Aufwand das 725-jährige Stadtjubiläum. Wie bei vielen Veranstaltungen strömten Tausende Gäste in die Stadt.

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Zeitzeugnis: ein Bierglas zum 20-jährigen Bestehen des VEB Gebäudewirtschaft Foto: Sewoba


Märkische Oderzeitung | 6. April 2013

20 JAHRE Landkreis Märkisch-Oderland – 150 JAHRE Kreisstadt Seelow

Postkartenidylle: In den 70er Jahren sprudelt vor dem Rathaus ein Brunnen, im Hintergrund der heute bebaute Parkplatz.

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Wohnungsbau: Im Krieg wurde die Stadt stark zerstört. 1950 war der Wiederaufbau beschlossen worden. Mehr als 1900 Wohnungen wurden neu gebaut. Fotos: Horst Seelig

Stadtgeschichte in Tausenden Fotos Horst Seelig hält seit 1945 Ereignisse fest Von Doris steinkraus

Gast im Kulturhaus: Entertainer Heinz Quermann.

Der erste Landrat nach 1945: Paul Papke, hier 1966.

Seelow (MOZ) Die 1945 schwer zerstörte Stadt wurde mit viel Enthusiasmus aufgebaut. Der Seelower Horst Seelig hat in mehr als 77 000 Bildern die Geschichte seiner Heimatstadt festgehalten. Man müsse gerade in Seelow immer auch den Blick auf die Geschichte werfen, meint Bürgermeister Jörg Schröder. Nach den schweren Kämpfen lag die Stadt in Trümmern. Mit großem Elan gingen die Menschen an den Aufbau. Im ehemaligen „Wurschtwinkel“ entstanden die ersten Neubauwohnungen, Schulen, das Oderbruchstadion und das Kulturhaus. 1959 öffnete das Konsum-Kaufhaus, das jetzt leer steht. Der private Eigentümer will es wieder mit Leben erfüllen. Horst Seelig, privater Handwerksmeister mit lan-

ger Familientradition, hat viele Ereignisse von 1945 bis zur Wende und auch danach mit seinem Fotoapparat festgehalten. Seine vielen Alben sind heute wichtige Dokumentationen des Lebens in der Stadt. Die Bilder künden von Lebensfreude, aber auch von den zum Ende der DDR immer sichtbarer werdenden baulichen Mängeln. Viele Initiativen scheiterten am fehlenden Material. Um so mehr verstanden sich die Kreisstädter seit jeher aufs Feiern. Pressefeste, Pfingsttreffen, Rundfunkfeste, 1. Mai-Veranstaltungen, Sportfeste oder internationale Wettkämpfe, wie der bis heute erhaltene Autocross – immer wieder rückten sich die Seelower mit Höhepunkten ins öffentliche Blickfeld. Horst Seelig dokumentiert alles, hat hunderte Bilder inzwischen digitalisiert, um sie auch künftig als Zeitzeugnisse zu bewahren.

Gedenkstätte: Schon 1945 wurde der Soldat von Lew Kerbel aufgestellt. 1972 erfolgte die Einweihung der Gedenkstätte.

Mach mit: Wie hier am Puschkinplatz packten viele zu.

Vor Ruinen: Junge Leute demonstrieren am 1. Mai 1946.

Treff für unzählige Veranstaltungen: das Seelower Kulturhaus.

Treffpunkt Kulturhaus 1957 wurde es feierlich eingeweiht

Seelow (dos) Am 1. Mai 1955 wurde der Grundstein für das Kulturhaus gelegt. Tausende Stunden freiwilliger Aufbauarbeit wurden geleistet, 1957 war Einweihung. Es war jahrzehntelang Treff der Bürger für

Theater- und Konzertveranstaltungen, Betriebsfeste, Auftritte von Ensembles und Fernsehstars. Seit 1982 steht der neoklassizistische Putzbau des Architekten Hans-Jürgen Kluge unter Denkmalschutz.

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20 JAHRE Landkreis Märkisch-Oderland – 150 JAHRE Kreisstadt Seelow

6. April 2013 | Märkische Oderzeitung

Sonderstempel reist bis Finnland Philatelistenklub hat für den 8. April Sonderpostamt geordert / Anfragen aus ganz Deutschland

Von Doris steinkraus

nem möglichst kleinen Stempel unterzubringen. Es muss ja auch noch eine Anschrift auf den Umschlag passen.“ Da zur Zeit kein passendes Markenmotiv bei der Deutschen Post AG verfügbar ist, sei gemeinsam mit dem Landesverband Berliner Philatelistischer Vereine, dem Heimatverein Neuhardenberg und dem Landesjugendring Brandenburg der Druck der vorliegenden Ganzsache beauftragt worden. Die Auflage der Ganzsache beträgt 1350 Stück. 350 Exemplare seien schon in der Druckerei des Teams Plusbrief der Deutsche Post AG mit dem Zudruck versehen worden, erläutert Thomas Dräger. Aufgrund der Beziehung Friedrichs des Großen zum Oderbruch als einen wesentlich prägenden Landstrich in Märkisch-Oderland wurde die „Geburtstagsmarke“ von 2012 als Markenmotiv gewählt. Die Portoerhöhung vom 1. Januar diesen Jahres machte den zusätzlichen Eindruck des 3-Cent- Ergänzungswertes notwendig. Das Sonderpostamt öffnet am 8. April von 10 bis 18 Uhr

Seelow (MOZ) Sonderstempel und Sonderpostamt zu besonderen Ereignissen haben in Seelow eine lange Tradition. Zu Höhepunkten werden eigens Stempel und Zudrucke gefertigt. Am 8. April gibt es die nächsten philatelistischen Kostbarkeiten. In Vorbereitung auf das Jubiläum der Kreisstadt und des Landkreises ging es wieder einmal um die Frage, ob es möglich sei, einen Sonderstempel anfertigen zu lassen, erzählt Thomas Dräger, Vorsitzender des Philatelistenklubs Seelow. Christopher Wenzlik, Schüler der Stufe 12 des Gymnasiums auf den Seelower Höhen, habe sich bereit erklärt, die Entwürfe sowohl für den Sonderstempel als auch für den Zudruck anzufertigen. „Der Gummistempel für den Sonderposttransport wurde durch Siegfried Lahmer aus Neuhardenberg gestaltet“, ergänzt Dräger. „Er hat es wie immer geschafft, den erforderlichen Text in ei-

Seelow

Für Briefmarkenfans: Sonderstempel zum Jubiläum im Foyer des Kreiskulturhauses seine Pforten. Den ersten Stempel wird Christopher abschlagen. Am Nachmittag, so kündigt der Vereinsvorsitzende an, werden die Briefe von Jörg Menz, Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung, und von Wolfgang Heintze, Vorsitzender des Kreistages, gemeinsam vom Büro des Landrates zum Sonderpost-

Repro: MOZ

amt transportiert. Die Sonderpostbeförderung wird durch den abgebildeten Gummistempel bestätigt. Neben Belegbestellungen aus der gesamten Bundesrepublik, Belgien, Schweden und Österreich hat den Seelower Verein auch Post aus Oulu in Finnland erreicht. Einer der Seelower Briefe wird damit den Polarkreis überschreiten.

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Seelow (dos) 1000 Luftballons sollen am 8. April um 19.30 Uhr am Kulturhaus in die Luft gehen. Dazu lädt die Sparkasse ein. An deren Stand – ab 10 Uhr geöffnet –werden Karten ausgefüllt und an Luftballons gebunden. Die steigen abends geschlossen in den Himmel. Bis zum 8. Mai können die Ballons unterwegs sein, danach werden von der Sparkasse aus den zurück erhaltenen Karten drei tolle Preise ausgelost.

Seelow radelt um Stadtsieg Seelow (dos) Um 11 Uhr wird am 8. April zum zehnten Mal der DAK-Städtewettkampf am Kulturhaus gestartet. Gesucht werden in diesem Jahr die fittesten Familien der Stadt. Für die Jüngsten wird es ein ExtraFahrrad mit Tretrolle geben. Die gefahrene Strecke wird bei allen Kindern bis sechs Jahre zweieinhalbfach gezählt. Die fitteste Familie bekommt einen Extra-Preis.


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