
6 minute read
Vom Info-Blatt zur Mitgliederzeitung. Die Entwicklung der UNSYNCBAR
Vom Info-Blatt zur Mitgliederzeitung
Die Entwicklung der UNSYNCBAR
Advertisement


Am Anfang war das Rad… Nein. Druckerpresse, Computer und Fotoapparat haben glücklicherweise schon kluge Menschen vor uns erfunden. Damit gab es schon mal die Voraussetzungen, ein geeignetes Medium zur Vermittlung von Informationen und Neuigkeiten zu kreieren.
Der IVS-Newsletter
Als der IVS im März 2006 gegründet wurde war den beteiligten Kolleginnen und Kollegen schnell klar, dass die Pläne, Ziele und Erfolge des Verbandes auch an die Mitglieder kommuniziert werden müssen. Der maßgebliche Motor dabei war Nicolas Böll, dem seit der ersten Stunde die Kommunikation nach Innen und Außen immens wichtig war und der viele zündende Ideen und auch das nötige Vorwissen hatte. Anfangs kommunizierten die Mitglieder und der Vorstand noch mittels eines E-Mail-Verteilers (jeder bekam jede E-Mail, was bei über 120 Mitgliedern in den ersten Monaten einen Wust an E-Mails und Antworten verursachte), doch im Sommer 2006 erschien dann der erste „IVS-Newsletter“.
Mit Hilfe von pages, Geduld und vielen Plänen sammelte die Redaktion Themen, schrieb Artikel dazu und „bastelte“ eine Zeitung. Die frühen Ausgaben des Newsletters waren vom Layout her eher einfach, was vor allem an den begrenzten Mitteln lag. Aber: er wurde gelesen und die Redaktion bekam Feedback. Manchmal durchaus kritisches, aber auch viele positive Rückmeldungen. Das wichtigste war jedoch, dass durch den Newsletter das oberste und eigentliche Ziel erreicht wurde: Die Mitglieder des IVS und auch andere Beschäftigte der Synchronbranche wurden über die Arbeit des Verbandes, Vorhaben und Erfolge informiert. Und dass auch der „Gegner“ die Zeitung des IVS las, war ebenfalls ein wichtiges Signal. Der Vorstand und die Redaktionsmitglieder wurden nicht selten auf Artikel angesprochen. Folglich hatte der IVS ein funktionierendes Sprachrohr nach außen etabliert.
Die Entwicklung der Redaktion
In den folgenden Jahren musste die Ausgabenanzahl deutlich reduziert werden – von anfangs fast monatlich einer Ausgabe kristallisierte sich eine Frequenz von 4-6 Exemplaren pro Jahr heraus. Häufigere Newsletter waren von den Mitgliedern der Redaktion, die alle wie der Vorstand des IVSimmer ehrenamtlich tätig waren und sind, nicht zu schaffen. Am 1. August 2006 nahm die Redaktion mit fünf Mitgliedern ihre Arbeit auf (Mitglieder der ersten Stunde waren Ann Vielhaben, Swantje Wascher und Alexandra Wilcke), Mitbegründerin Ilona Brokowski leitete jahrelang stellvertretend an der Seite von Nicolas Böll die Redaktion. Die Größe der Redaktion und die Zahl der aktiven Mitglieder schwankte in den ersten Jahren noch deutlich. Mit der Zeit wurde sie dann relativ konstant von 2-3 Kolleginnen und Kollegen geführt. Etwas später kam Stefan Krause dazu, der aber auch schon vorher einige Ideen und Beiträge zu den Newslettern geleistet hatte. Seit 2018 ergänzt und bereichert ihre Kollegin Denise Kanty die Redaktion und bildete mit Stefan Krause und Ilona Brokowski bis zum Zusammenschluss von IVS und BFFS den Kern der Unsyncbar-Redaktion.
In den ersten Jahren hatte der IVS seine Geschäftsstelle in einem Raum der Berliner Synchron GmbH (BSG, damals BSAG). Hier in der Mühlenstraße wurden Redaktionssitzungen abgehalten, es wurde recherchiert und in der Mittagspause konnte man sich mit Kolleginnen und Kollegen austauschen. Mit dem Umzug in das größere Büro am Hohenzollerndamm gab es mehr Platz für Sitzungen und Gespräche, aber auch mehr Ruhe. Die räumliche Umstellung wurde dann auch in der redaktionellen Arbeit deutlich, denn der Kontakt vor Ort zu den Mitgliedern, Kolleginnen und Kollegen hatte viele der ersten Artikel beeinflusst.
Artikel und Rubriken
Von Anfang an war es der Redaktion wichtig, sowohl über Themen aus der Vorstandsarbeit zu berichten, als auch Themen aufzugreifen, die die Branche bewegen. Das führte und führt immer noch zu manch kontrovers diskutiertem Artikel, aber auch zu vielen schönen Beiträgen von Kolleginnen und Kollegen, die eigene Geschichten in Wort und Bild zu erzählen haben. Die Redaktion schrieb über die Fortschritte und Rückschläge im Kampf um die Klärung des sozialversicherungsrechtlichen Status und neben Berichtenüber Mitgliederversammlungen und Gesprächen und Treffen mit diversen Politikern gab es u.a. die „Schmuddelecke“, in der Dumping-Angebote von Firmen oder andere Dinge veröffentlicht wurden. In der ersten Zeit gab es außerdem die sog. „Molumne Mufti“, deren Name in liebevoller Anlehnung an den damaligen Mops einer Kollegin zustande kam und die sich zum Teil sehr ernsten Problemen, die sich in der ersten Zeit nach der Gründung des Verbandes einstellten, auf humorvolle Art näherte. Themen waren z.B. „Junge Männer, alte Säcke: Wo bitte bekomme ich ein Stimmbandlifting, um mich ‚preiswert’ einzusortieren?“, „Arbeitsniederlegung“ oder „Wir arbeiten einfach ohne IVS-Schauspieler“. Denn vor allem in der Anfangszeit hatten nicht wenige Mitglieder des IVS, die öffentlich für die Verbandsinteressen eintraten, mit viel Gegenwind zu kämpfen und zum Teil wurde allein die Mitgliedschaft in „diesem Sprecherverband“ (O-Ton von Produzentenseite) schon zum Nachteil für die eigene Beschäftigung.


Später entwickelte sich die augenzwinkernde und manchmal beißend-ironische, aber den Kern des Übels treffende Reihe „Aus dem Off“. In diesen Kommentaren befasst sich Stefan Krause mit Themen rund um die Arbeit im Synchronstudio, das Miteinander und auch den Blick über den Tellerrand scheut er nie. Die Kommentare aus dieser Reihe zählen wohl zu den am meisten gelesenen Veröffentlichungen der Unsyncbar.
Der Name
Mit der Zeit sollte das Baby aber auch einen Namen bekommen. Der „IVS-Newsletter“ sollte endlich einen Namen erhalten, der mit dem Verband und der Branche zu tun hat. Nach vielen Diskussionen und einem intensiven Brainstorming stand Ende 2008 der Name Unsyncbar fest und die erste Ausgabe unter diesem Namen erschien Anfang 2009. Das Wortspiel aus unsinkbar – im Sinne von „nicht unterzukriegen“, „wir geben nicht auf“ – und Synchron (und damit auch „nicht zu synchronisieren – gibt’s das überhaupt?“) sollte zum Motto der Zeitung werden und beeinflusste auch den Ton der Artikel. Auch wenn objektive Berichte über wichtige Themen wesentliches Credo waren, so sollte der leicht trotzige Unterton – wir sind einfach nicht unterzukriegen – immer klar erkennbar sein. Auch dadurch wurde die UNSYNCBAR nicht unbedingt zur Lieblings-Publikation vieler Synchronproduzenten. Das Gros der Rückmeldungen gab uns aber Recht: Die Mitgliederzeitung, die Missstände aufdeckt, wichtige Informationen weiterleitet und auch mal den Finger auf eine offene Wunde legt, war in den vergangenen Jahren das richtige Medium für die Kolleginnen und Kollegen in den Synchronstudios und darüber hinaus.
PDF oder Papier
Am Anfang wurde der Newsletter als PDF per Email an die Mitglieder und an Interessierte versandt. Und nur diejenigen Mitglieder, die bis dato (2006!) keine Email-Adresse hatten, erhielten die Zeitung ausgedruckt per Post (zu Beginn immerhin fast 20 Kolleginnen und Kollegen). Damit erreichte der IVS schon nach einem Jahr weit über 300 Mitglieder plus Interessierte innerhalb und außerhalb der Synchronbranche. Mit der Zeit wurde allerdings deutlich, dass die vermeintlich moderne PDF-Version den Nachteil hatte, dass eben nur jene Mitglieder und Interessierte im Verbands-Verteiler den Newsletter erhielten und lesen konnten. Andere und Nicht-Mitglieder, die wir auch erreichen wollten, aber leider nicht. Und so reifte zusammen mit dem Vorstand der Entschluss, dass die Zeitung auch als Druckversion herausgebracht, ausgelegt und verteilt werden sollte.
Da der IVS als Berufsverband auch vernünftig wirtschaften musste, wurde in den kommenden Jahren die Mitgliederzeitung kostengünstig im Copy-Shop unseres Vertrauens in s/w-Druck angefertigt. Nun erreichten wir mit der Zeitung zwar mehr Menschen, doch Fotos waren in der kopierten Version meist schwer oder gar nicht erkennbar. Deshalb wagten wir nach fast zehn Jahren den nächsten Schritt: Die 2. Ausgabe 2016 erschien im neuen Layout (gesetzt von Grafikern und nicht mehr von uns Laien) und als Farb-Druck auf festem Papier. Das Setzen der Unsyncbar aus der Hand zu geben, fiel den Beteiligten nicht gerade leicht, doch der Anspruch an die redaktionelle Arbeit und auch ein ansprechendes Erscheinungsbild des repräsentativen Aushängeschilds des Verbandes forderten diesen Schritt. Die Unsyncbar hatte eine neue Stufe der Wertigkeit erreicht.
Aus UNSYNCBAR wird…
Schon vor dem Zusammenschluss der beiden größten Schauspielverbände Deutschlands, haben wir beschlossen, dass die Unsyncbar erhalten bleibt – so oder in ähnlicher Form: eine Mitgliederzeitung, die es schafft, sowohl die Kolleginnen und Kollegen im Verband, als auch die, die es noch nicht sind, zu erreichen und zu informieren. Es ist ein spannender Schritt und eine Herausforderung, der sich die langjährige Redaktion in neuer Zusammensetzung, mit frischem Wind, zusätzlichen Autorinnen und Autoren und unter der Leitung von Antoine Monot, Jr. gern stellt. Wir wünschen uns, dass wir weiterhin Feedback erhalten, uns weiterentwickeln, und dass wir informieren und aufklären, aber auch zum Nachdenken anregen.
Ilona Brokowski