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DIE KRÖNUNG EINER LIEBE

Text: Angelica Pral-Haidbauer Fotos: Conny Pa, privat

Interviews mit den beiden gibt es unzählige, denn berufsbedingt sind sie Medienprofis. Kerstin Lechner könnte man fragen, wie sich ihr Weg von Schönbühel-Aggsbach nach Hollywood ergeben hat; was sie empfunden hat, als sie als erste Österreicherin im Jahr 2011 bei den 83. Academy Awards in Los Angeles als „Miss Oscar“ durch den langen Korridor der Academy Awards in Century City eilte; oder wie sie als gefragtes Topmodel die Couture internationaler Designer auf den Laufstegen der Modemetropolen präsentierte – und vieles mehr, was ein sogenanntes „Jetset-Leben“ mit sich bringt. Mit dem für seine Visionen bekannten „Kari“, eigentlich Karl Friedrich Jakob Ochsner, der in fünfter Generation das 150 Jahre alte Familienunternehmen OCHSNER Wärmepumpen GmbH leitet, könnte man über jene schwierige Phase der Wirtschaftskrise befragen, in der er 2007 die Firma übernommen hat. Wie er das Unternehmen binnen weniger Jahre neu, nachhaltig und zukunftsorientiert aufgestellt hat, sich für Umwelt, Klima und soziale Projekte einsetzt, für seine Innovationen große Auszeichnungen erhielt und – was noch wichtiger ist – auf ein erfolgreiches, motiviertes Team stolz sein kann. All diese Fragen haben wir bereits gestellt, doch für dieses Interview zum Valentinstag hat uns das Paar das Vertrauen geschenkt, einen ganz privaten Blick in ihr Leben zu werfen. Dafür danken wir.

NIEDERÖSTERREICHERIN: Könnt ihr euch noch an eure erste Begegnung erinnern?

Kerstin: Ja, sehr gut sogar! Diese war leider weit entfernt von einer romantischen Begegnung. Schatzi war an diesem Abend ziemlich schlecht drauf. Dementsprechend war seine Vorstellung (lacht). Aber der zweite Anlauf war magisch. Das muss wohl an der kalifornischen Sonne gelegen haben ...

Kari: Bei meiner ersten Begegnung mit Kerstin hatte ich bedingt durch einen stressigen Tag keinen idealen Auftritt (schmunzelt). Umso härter musste ich für meine zweite Chance kämpfen. Die habe ich dafür generalstabsmäßig geplant.

Wann war euch klar: Es ist tatsächlich Liebe?

Kerstin: Vorsicht Kitschalarm!!!! Ja, ich wusste es sofort! So ein Gefühl gibt es nur einmal auf der Welt, ich hatte es noch nie erlebt.

Kari: Bei unserem ersten Date in Los Angeles, also bei meiner zweiten Chance ...

Gab es einen Brief oder eine SMS, die ihr nie vergessen werdet?

Kerstin: Einen besonderen Brief oder SMS gibt es nicht, aber dafür ein Lied ...

Kari: Ja, das ist der Song „Kreise“ von Johannes Oerding.

Wie habt ihr die Botschaft aufgenommen, dass sich ein Baby ankündigt?

Kerstin: Ich war überglücklich und konnte es kaum glauben, vor allem weil mir die Ärzte ein Jahr zuvor wenig Hoff-

Mutter zu sein, ist der schönste und manchmal auch anstrengendste Job auf der ganzen Welt. Diese Welt ist mein Kind, Emeric.

Kerstin Lechner

Fotografin: Conny Pa Make up und Haare: Rene Hagen

EIN HALBER WACHAUER BUB. Emeric durfte bereits seine erste Tracht tragen und wurde in Maria Langegg getauft.

nung gemacht haben, überhaupt Kinder bekommen zu können.

Kari: Kinder sind das wundervollste auf der Welt. Sie sind für mich der eigentliche Sinn des Lebens. Kerstin konnte mir kein größeres Geschenk machen!

Könnt ihr das Gefühl beschreiben, als ihr Emeric das erste Mal im Arm gehalten habt?

Kerstin: Leider kann ich mich nur sehr wenig daran erinnern, da ich eine komplizierte Geburt hatte und circa zwei Stunden im Aufwachzimmer lag, bevor ich Emeric kennenlernen durfte.

Kari: Die Hebamme hat mir Emeric einfach in die Hand gedrückt und ich durfte mich als erstes mit ihm beschäftigen. Es war unglaublich, wie er sofort mit mir nonverbal kommunizierte. Diese ersten gemeinsamen Stunden werde ich meine Leben lang nicht vergessen.

Kerstin, was bedeutet es für dich, Mutter zu sein?

Kerstin: Mutter zu sein, ist der schönste und manchmal auch anstrengendste Job auf der ganzen Welt. Es bedeutet nicht nur Windeln zu wechseln, Fläschchen warm zu machen oder dich mit dem Püree zu streiten. Das ist nur der Anfang. Das ist nur der Moment, in dem eine Mutter merkt, dass sie dazu in der Lage ist, alles für eine Welt zu tun, der sie das Leben geschenkt hat. Diese Welt ist mein Kind, Emeric.

Kari, wie erlebst du deine Vaterschaft?

Kari: Ich habe ja das Glück bereits eine wunderbare Tochter zu haben. Es gibt für mich nichts Schöneres als Vater zu sein. Faszinierend ist für mich, wie unterschiedlich Mädchen und Buben bereist von Geburt an sind.

Wie hat sich euer Alltag durch euren Sohn verändert?

Kerstin: Momentan dreht sich alles nur um Baby Emeric. Wir unterhalten uns über seinen Stuhlgang, die Farbe und wie oft wir Windel wechseln mussten (lacht), welchen Brei er bekommt und ob er hoffentlich bald durchschlafen wird.

Kari: Kerstin ist eine wundervolle Mutter, dafür bin ich sehr dankbar. Und sie ist auch eine verständnisvolle Partnerin, die darauf Rücksicht nimmt, dass ich bei meinem anstrengenden Unternehmeralltag unter der Woche fit sein muss. Somit gönnt Sie mir deutlich mehr Schlaf als sich selbst. Am Abend bin ich für unseren Sohn zuständig, was ich sehr genieße.

Kerstin, mit Karis Tochter bist du auch zur „Stiefmutter“ geworden. Wie erlebst du eure Patchworkfamilie?

Kerstin: Mit dem Wort „Stiefmutter“ kann ich mich gar nicht anfreunden. Man wird ständig an die böse Gestalt in den Märchenbüchern erinnert. Ginge es nach mir, müsste man dieses Wort abschaffen. Das Leben in unserer Patchworkfamilie gleicht einer Achterbahn. Manchmal gibt es Hochs und dann auch mal Tiefs. Letztlich müssen wir alle an einem Strang ziehen und gemeinsam ein Fundament aufbauen. Zu guter Letzt bin ich aber sehr froh über meine Patchworkfamilie.

Die Geburt eures Sohnes fiel in eine Zeit, die es durch die Lookdowns schwer macht, das Glück mit euren Familien und Freunden zu teilen. Wie erlebt ihr diese Einschränkung?

Kerstin: Für mich war der erste Lockdown wirklich angenehm. Da ich im zweiten Drittel meiner Schwangerschaft war und ständig müde, war es zu dieser Zeit wirklich beruhigend und sehr schön für unsere Beziehung. Kari ist un-

tertags selten zu Hause, aber während der Lockdowns hat sich das durch das Homeoffice geändert.

Näher zur Geburt hin wurde es dann anstrengend, weil man sich ständig Sorgen über die Gesundheit des Babys macht und zum Grübeln anfängt. Jetzt aber nervt es mich schon sehr und ich hoffe, dass es bald zu einem Ende der Pandemie kommt.

Kari: Covid-19 ist eine große Herausforderung für die ganze Welt. Ich konzentriere mich darauf, unser Unternehmen gut durch diese schweren Zeiten zu führen, was uns Gott sei Dank bisher vernünftig gelungen ist. Dass ich kaum geschäftlich reisen und jeden Abend zu Hause sein kann, erachte ich als einzigen positiven Aspekt.

Kerstin, als du noch in Los Angeles warst, habe ich mit deinen Eltern, Ingrid und Friedrich, ein Interview geführt. Sie haben mir damals erzählt, wie glücklich sie sind, dass du sie immer an deinem Leben teilhaben lässt, sie dich so oft wie möglich besuchen. Wart ihr mit Emeric schon in der Wachau?

Kerstin: Natürlich! Immerhin ist er ein halber Wachauer Bub und ich liebe es, dort zu sein. Die erste Tracht durfte Emeric auch schon tragen und er wurde auch in Maria Langegg getauft.

Kari, als großer Pferdefreund hast du dich der Trakehner-Zucht verschrieben. Wirst du für Emeric ein Fohlen aus deiner Stute ziehen?

Kari: (lacht) Das kommt darauf an, ob er mein „Pferdegen“ geerbt hat ...

Welche Wünsche möchtet ihr eurem Sohn mitgeben?

Kerstin: Wichtig ist mir, dass er ein bodenständiger, weltoffener, respektvoller, rücksichtsvoller, junger Mann wird. Das sind die Tools, die ich ihm mitgeben werde.

Kari: Ein langes, gesundes und glückliches Leben. Und möge Gott ihm den Weg weisen, falls er einmal nicht mehr weiter weiß.

AUSFLUG ZU DRITT. Am Abend genießt es der stolze Vater, ganz für seinen Sohn da sein zu können.

Liebe ist ...

Kari, welche Eigenschaften machen Kerstin zu deinem Lebensmenschen? Kari: Sie ist von innen noch schöner als von außen und ich kann mich zu hundert Prozent auf sie verlassen.

Kerstin, was liebst du besonders an Kari?

Kerstin: Also, dass er ein fescher und intelligenter Mann ist, kann man wohl nicht abstreiten (lächelt), aber was ich am allermeisten an ihm liebe, ist seine endlose Geduld und sein übergroßes Herz.

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