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DIE MIT DER GEIGE TANZT
Sieben Jahre lang war die Geigerin Ulrike Müllner alias Mia Nova mit der Band Russkaja unterwegs, ehe sie sich auf ihre Solokarriere konzentrierte. Vor zwei Jahren wurde die gebürtige Grieskirchnerin Mutter einer Tochter, jetzt startet sie als Liveact bei Premium Events wieder voll durch und am 3. Februar erscheint ihr neues Album „Shades“.
Sie ist nur 1,63 Meter groß und sehr zierlich, aber wenn Mia Nova mit High Heels, sexy Outfit und ihrer Geige die Bühne betritt, bringt sie jeden Saal zum Beben. Kein Wunder, dass die ehemalige Russkaja-Geigerin, die von klassischer Musik bis hin zu Dancefloor sämtliche Hits performt, immer öfter als exklusiver Showact auf verschiedensten Events zu hören und zu sehen ist.
In Grieskirchen in Oberösterreich aufgewachsen, bekam Ulrike Müllner, wie sie mit bürgerlichem Namen heißt, im Alter von sieben Jahren von den Eltern ihre erste Geige geschenkt. Nach musikalischer Früherziehung und vielen Jahren Geigenunterricht studierte die heute 39-Jährige das Konzertfach Violine, Musikerziehung, Germanistik und Instrumentalpädagogik. Schnell wurde ihr das Spielen auf der klassischen Geige aber zu einseitig, also schaffte sie sich eine E-Geige an und trat mit DJs in Diskotheken auf. Bei Proben für ihre ersten Bandprojekte in Wien lernte sie Russkaja kennen und tourte daraufhin sieben Jahre lang mit der international bekannten Band durch die Welt.
Die Zeit während der Pandemie nutzte sie für eine kreative Auszeit von der Bühne, widmete sich dem Komponieren, wurde Mutter einer Tochter und fand in der Revitalisierung von Schloss Seibersdorf bei Baden in NÖ ein neues Herzensprojekt. Nun feiert sie mit ihrem ersten Soloalbum ein großes Comeback. Wir haben mit der sympathischen Geigerin, die in Seibersdorf und Wien lebt, über Kind, Karriere und Vorbilder gesprochen.
OBERÖSTERREICHERIN: Mia, die Coronakrise hast Du quasi für die Familienplanung genützt. Was hat sich seit der Geburt Deiner Tochter für Dich verändert?
Mia Nova: So ziemlich alles (lacht). Meine Tochter bereichert mein Leben enorm, aber ich muss mir halt in Sachen Organisation alles sehr gut einteilen und wähle meine Projekte auch selektiver aus. Aber so geht es sicher jeder Mama eines Kleinkindes.
Hat Deine kleine Tochter schon musikalische Ambitionen?
Oh ja, sie klimpert jeden Tag am Klavier herum und wenn sie Musik hört, dann tanzt sie sogar schon im richtigen Rhythmus.
Sieben Jahre lang warst Du als Geigerin mit Russkaja unterwegs. Was hat Dich im Jahr 2019 dazu bewogen, die Band zu verlassen?
Meine Zeit bei Russkaja war sehr intensiv und ich bin viel auf der Welt herumgekommen. Wir spielten um die 70 bis 80 Konzerte im Jahr und traten einmal die Woche in der Late-NightShow „Willkommen Österreich“ auf. Nach sieben Jahren wollte ich aber wieder etwas nur für mich machen und so konzentrierte ich mich auf meine Soloprojekte. 2020 kam dann Corona und sämtliche Events wurden abgesagt. Diese Pause habe ich zur Familiengründung genützt (lacht).
Seit dem Vorjahr startest Du als Solokünstlerin wieder voll durch. Was genau machst Du?
Ich bin mit meiner E-Geige in erster Linie als Showact bei Premium Events unterwegs. Vergangenes Jahr stand ich zum Beispiel beim großen „Season Closing“ am Kitzsteinhorn auf der Bühne und hatte Auftritte bei großen Events von Firmen und Ministerien in der Hofburg in Wien. Auch für das ÖFB-Summit 2022, die größte Frauenfußball-Veranstaltung Österreichs im Globe Wien, wurde ich gebucht. Im Februar kommt nun mein erstes Soloalbum „Shades“ heraus.
Wie darf man sich Deine Auftritte als Showact vorstellen?
Meine Auftritte mit der E-Geige dauern meistens um die 15 Minuten und sind sehr individuell auf die jeweiligen Events zugeschnitten. Das heißt, die Kunden können – angefangen von der Musikrichtung über die Dramaturgie bis hin zur Lasershow oder einem Bühnenfeuerwerk – wählen, was immer sie gerne haben wollen. Darauf aufbauend produziere ich gemeinsam mit meinem Produzenten und einem DJ einen Showact. Egal, ob klassische Musik, Rock oder Pop, wir sind für alles offen. Manchmal wird es auch etwas kurios, beim ÖFBSummit interpretierte ich zum Beispiel den Ballermann-Partyschlager „Johnny Däpp“ auf der Geige (lacht).
Bei Deinen Auftritten spielst Du auf einer glitzernden E-Geige. Was ist der Unterschied zur klassischen Geige?
Mit einer E-Geige hat man viel mehr Möglichkeiten. Ich kann sie zum Beispiel mit einem Gitarreneffektgerät verzerren und Hall drauflegen. Sie ist auch viel robuster als eine klassische Geige, was bei einem Open Air wichtig ist oder wenn es in einem Club heiß hergeht.
Du hast klassische Violine studiert, wie bist Du zur E-Geige gekommen?
Irgendwann war mir die klassische Geige zu einseitig und ernst, also habe ich mich umgeschaut, was es sonst noch gibt. Ich habe Jazz-Kurse gemacht, mir eine E-Geige zugelegt und bin mit DJs in Diskotheken aufgetreten. Damals entstanden auch meine ersten Bandprojekte und bei Proben in Wien habe ich Russkaja kennengelernt. Das war der Beginn einer langen Zusammenarbeit.
Vermisst Du es, ab und zu in einer Band zu spielen?
Nein, ich arbeite ja auch jetzt wieder mit einem Team aus Produzenten, DJs und Management zusammen und mit den Jungs von Russkaja bin ich privat immer noch ab und zu in Kontakt.
Gibt es in Österreich viele Showacts, die Dancefloor mit Geige interpretieren?
Nein, es gibt zwar einige E-Geigerinnen, die Partysets machen, aber kaum welche, die das gesamte Programm mit Choreografie und einer Show im Repertoire haben. Ich performe meistens auf einer sehr großen Bühne und muss es schaffen, in sexy Kleid und High Heels Geige zu spielen und zu tanzen. Das ist körperlich ziemlich anstrengend und verlangt auch nach einer sehr guten Koordination. Genau das habe ich als Geigerin bei Russkaja perfektioniert.
Bist Du eigentlich eine Rampensau?
Privat bin ich eher ruhig und introvertiert, aber wenn ich als Mia Nova die Bühne betrete, bin ich „die sexy Rampensau“. Auf der Bühne kann ich das ausleben, was ich sonst nicht mache. Bis zu einem gewissen Grad muss man in meinem Business ein bisschen crazy sein, denn als „normale“ Klassikstudentin kommt man eher nicht auf die Idee, mit einem DJ in die Disco zu fahren und zu spielen. Man muss auch offen für sämtliche Musikstile sein. Egal, ob Klassik oder Rock, man muss etwas daraus machen.
Gibt es ein Vorbild?
Was die Bühnenshow betrifft, gefällt mir die US-amerikanische Violinistin Lindsey Stirling unheimlich gut.
Wie kommen Deine Liveacts in der Hofburg und auf anderen Events an?
Sehr gut. Es kommt vor, dass ehemalige Studienkollegen von der MusikUni, die auch Geige spielen, zufällig im Publikum sitzen. Wenn sie dann sagen, es hat ihnen gefallen, freue ich mich besonders.
Man hört immer wieder, dass sich die Konzertbranche noch nicht ganz von Corona erholt hat und der Ticketverkauf teilweise schleppend läuft. Wie siehst Du das?
Es ist sicher noch nicht wie vor der Coronakrise und man merkt, dass vom Budget her im unteren und mittleren Bereich sehr viel weggebrochen ist. Die breite Masse muss schauen, wofür sie das Geld ausgibt und auch ein mittelgroßes Unternehmen leistet sich kaum einen exklusiven Act für Events. Ich habe jedoch das Gück, dass es im Topsegment noch immer genug Firmen gibt, die viel Geld dafür ausgeben.
Am 3. Februar kommt Dein Album „Shades“ heraus und ein paar Tage vorher das Video zur ersten Singleauskopplung. Was dürfen wir erwarten?
Es geht in die Dance-Richtung und auch darum, wie man mit einer Geige ein ganzes Musikstück bauen kann. Dabei werden von mir mehrere Geigenspuren übereinandergelegt und dann vom Produzenten zum Teil wie Synthesizer weiter bearbeitet. Es sind aber auch Stücke dabei, die in eine epische bis experimentell klassische Richtung gehen.
Wo kann man Deine Songs hören?
Man kann sie auf Spotify streamen und auf iTunes sowie auf Amazon Music kaufen.
Wo siehst Du Dich in der Zukunft?
Ich sehe mich als Solo-Geigerin und als Showact mit E-Geige, weil für mich das Gesamtkonzept, also nicht nur die
Musik, sondern das ganze Bühnenkonzept immer wichtiger wird.
Kommst Du noch öfter in die oberösterreichische Heimat nach Grieskirchen?
Ja, natürlich und seit ich meine Kleine habe auch wieder viel öfter.
Abschließend noch eine Frage: Woher kommt Dein Künstlername Mia Nova?
Der ist spontan entstanden, als ein DJ bei meinem ersten Auftritt meinte: Ich kann dich nicht als „Uli“ anmoderieren, überleg dir schnell was. Mia leitet sich von meinem zweiten Vornamen Marianne ab und Nova bedeutet neu.
Infos: www.mia-nova.com