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„Projekt Baby“
Mit dem neuen Jahr stellt sich bei vielen Frauen auch das Sehnsuchtsgefühl nach einem Baby ein. Nimmt man das „Projekt Baby“ in Angriff – oder doch nicht? Wird es dieses Jahr klappen? Und wie geht man mit den Veränderungen, die ein Kind mit sich bringt, um? Unsere Expertin Heidi König hat sich mit diesen Fragen auseinandergesetzt.
Noch hängt der Weihnachtskeksduft in der Luft und die letzten verspäteten Silvesterraketen finden abends den Weg Richtung Himmel. Doch das neue Jahr hat schon begonnen. Ein neues Jahr, in dem man die vielen guten Vorsätze auch wirklich umsetzt? Ein neues Jahr, in dem sich endlich ein Kinderwunsch einstellt? Ein neues Jahr, in dem die langersehnte Schwangerschaft eintritt? Ein neues Jahr, in dem das so innig erwartete Baby auf die Welt kommt?
Die Themen Schwangerschaft und Geburt sind für viele Frauen, aber auch für Männer ein zentrales Lebensthema. So kann die Fähigkeit, ein Kind zu gebären oder ein Kind zeugen zu können, für sehr viele Menschen identitätsstiftend sein. Für viele Frauen ist das Sehnsuchtsgefühl nach einem Baby sehr stark und vielleicht auch schon sehr früh ganz eindeutig spürbar.
Ambivalente Gefühle und Unsicherheit. Aber das ist nicht bei allen Frauen so. Für manche ist das Thema Schwangerschaft, Geburt und Baby lange oder vielleicht sogar immer mit einem ambivalenten Gefühl verbunden. Oder die Thematik hängt mit einer Empfindung der Unsicherheit zusammen. Das ist nachvollziehbar – schließlich ist die Entscheidung, ein Kind zu bekommen, eine Lebensentscheidung und mit enorm viel Verantwortung verbunden. Natürlich gibt es auch Frauen, die sehr eindeutig spüren, dass für sie Mutterschaft nicht im Lebensplan vorkommt und sie sich dafür entscheiden, keine Kinder zu bekommen.
Alle diese Gefühle, Empfindungen und Wahrnehmungen sind richtig und in Ordnung. Menschen sind verschieden und ebenso verschieden sind ihre Lebensentwürfe. Fragen, die sich allerdings fast alle Frauen, die heftig mit einem Kinderwunsch liebäugeln oder gerade schwanger sind, stellen, sind jene, was eine Schwangerschaft mit ihrem Körper macht und ob der Partner/die Partnerin sie mit Babybauch auch noch sexuell attraktiv findet beziehungsweise wie sich Schwangerschaft, Geburt und Elternschaft auf die Sexualität auswirken.
Wenn Schwangerschaft auf sich warten lässt. Häufig rücken diese Fragen und die damit oft einhergehende Verunsicherung noch mehr in den Vordergrund, wenn die Schwangerschaft lange auf sich warten lässt. Oftmals kommen völlig unangebrachte Kommentare aus der Familie, dem Freundes- oder Bekanntenkreis dazu. Das kann stressen und auch verängstigen.
Allerdings ist es so, dass Angst und
Neues Körperbild durch Schwangerschaft. Auch in der Schwangerschaft ist es dann sehr unterschiedlich, wie sich Frauen in ihrer Sexualität erleben. Während sich manche sehr schnell mit dem sich verändernden Körper zurechtfinden und sich wohlfühlen, die weiblichen Rundungen in ein neues Körperbild und in die eigene bzw. partnerschaftliche Sexualität integrieren können, ist es für andere werdende Mütter wesentlich schwieriger. Das hängt häufig mit der Fähigkeit zusammen, sich gut in seinem Körper zu spüren. Je besser man den eigenen Körper und die Körpergrenzen spürt und je besser der eigene Zugang zu den Emotionen ist, desto eher kommt man auch mit einer Körperveränderung zurecht. Sich dem eigenen Körper liebevoll zuzuwenden, ihn mit Massagen zu verwöhnen, mit duftenden Ölen oder einer Bodylotion einzucremen oder was auch immer als angenehm erlebt wird, sind nicht nur gutgemeinte Ratschläge, sondern verändern auch gehirnphysiologisch die Körperwahrnehmung.
Stress meist keine guten Berater und Lebensbegleiter sind. Besonders dann, wenn es um die Themen Sexualität und Schwangerschaft geht. Es kann ja eine ersehnte Schwangerschaft nicht mit dem kognitiven Willen hergestellt werden. Im Gegenteil: panisches Ovulationstracking, Versuche, das fertile Fenster genauestens zu berechnen, um dann punktgenau Geschlechtsverkehr zu haben, kann die Lust am „Projekt Baby“ ganz schön zunichtemachen. Die eigenen sexuellen Fähigkeiten zu pflegen und als Paar weiterhin eine lustvolle Sexualität zu leben, erweist sich häufig als dienlicher. Einfach gesagt: Stress raus – Lust rein. Natürlich ist das nicht immer einfach.
Nicht allein mit Überforderung. Für viele Paare ist die Schwangerschaft auch eine Phase, in der sie sich in puncto Sexualität völlig neu kennenlernen. Eine Schwangerschaft und auch jene Zeit, in der alles unternommen wird, um den Kinderwunsch umzusetzen, können sehr schöne Lebensabschnitte, aber auch herausfordernde Phasen im Leben sein. Das ist bei nahezu allen Frauen und Paaren so, auch wenn man oft das Gefühl hat, dass man der einzige Mensch mit Verunsicherung, Angst oder Überforderung ist. Tatsächlich ist man nicht allein damit. Meist wird einem das schon klar, wenn man mit FreundInnen oder Verwandten spricht. Selbstverständlich kann man sich mit solchen Fragestellungen auch an Beratungsstellen oder ExpertInnen wenden.