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Dirndl-Power in der Trachten Wichtlstube
Mit Tracht sind sie groß geworden, Tracht ist ihre große Leidenschaft – anlässlich 25 Jahre Trachten Wichtlstube haben wir die beiden Schwestern und Geschäftsführerinnen Cornelia Calandra (39) und Andrea Kainberger (35) zum exklusiven Covershooting gebeten.
Endlich wieder Feste feiern, endlich wieder im großen Rahmen heiraten, endlich wieder aufbrezeln – das merkt man auch in der Trachten Wichtlstube in Edt bei Lambach. Wenn um neun Uhr früh die Türen von Österreichs größtem Trachtenfachgeschäft öffnen, freuen sich schon viele Kundinnen und Kunden aufs Gustieren und Probieren. Die Auswahl an Dirndln und Tracht für Damen, Herren und Kinder ist riesengroß, sodass kaum jemand das Geschäft mit leeren Händen wieder verlässt.
Die Geschäfte der Trachten Wichtlstube führen die zwei Schwestern Cornelia Calandra und Andrea Kainberger, die als Töchter von Firmengründerin Margarete Holzberger das TrachtenGen im Blut haben. Für unser Covershooting schlüpften die zwei feschen Unternehmerinnen und Mütter in Dirndl und Tracht – und mal ehrlich, wer könnte diesen Style besser präsentieren als die zwei sympathischen Trachtenexpertinnen? Im Interview haben sie uns verraten, was heuer modisch angesagt ist, wovon sie sich beim Designen ihrer eigenen Kollektion inspirieren lassen und wie das 25-jährige Jubiläum gefeiert wird. heutigen Standort in Edt bei Lambach ein neues, 1.000 Quadratmeter großes Geschäft zu eröffnen. Wie wird die Trachten Wichtlstube den 25. Geburtstag feiern?
Andrea: Wir freuen uns sehr, dass wir endlich wieder mit unseren Kundinnen und Kunden im großen Rahmen feiern können. Das große Event geht am 22. und 23. März im Veranstaltungszentrum KOMEDT. in Edt bei Lambach mit unserer traditionellen Modenschau, Showacts und Tanzeinlagen über die Bühne. Sie haben schon in sehr jungen Jahren im elterlichen Trachtengeschäft mitgeholfen. Wann sind Sie jeweils ins Unternehmen eingestiegen?
OBERÖSTERREICHERIN: Ihre Mutter Margarete Holzberger hat vor 25 Jahren in Stadl-Paura ein kleines Trachtengeschäft gegründet. Da dieses im Lauf der Zeit aus allen Nähten platzte, entschied man sich vor elf Jahren, am
Andrea: Ich habe mit 15 Jahren meine Lehre in der Trachten Wichtlstube begonnen und bin seither in der Firma tätig. Trachten und auch der Kontakt mit Kundinnen und Kunden sind seit jeher meine große Leidenschaft.
Cornelia: Ich bin über Umwege in unser Unternehmen gekommen. Nachdem ich die HTL für Maschinenbau absolviert habe, war ich eine Zeit lang in dieser Branche tätig und konnte mich auf technischer Ebene entfalten Nach längerem Überlegen bin ich dann vor 13 Jahren in die Trachten Wichtlstube eingestiegen und habe es bis zum heutigen Tag nicht bereut. Beim Designen von unserer eigenen Trachtenlinie kann ich mich auch kreativ ausleben.
Sie haben beide die Entwicklung der Trachten Wichtlstube aus erster Hand miterlebt. Was war die größte Herausforderung?
Cornelia: Seitdem ich in der Firma bin, war das sicher die Coronakrise mit den Lockdowns, und ich bin froh, dass es endlich wieder bergauf geht. Man spürt, dass die Menschen rausgehen und Feste feiern wollen.
Andrea: Aber wir waren auch während der Lockdowns nicht untätig, sondern haben die Zeit genutzt und unsere Hochzeitsabteilung erweitert. Gemeinsam mit der Festtagsabteilung für Herren ist diese jetzt rund 300 Quadratmeter größer und wird von den Kundinnen und Kunden sehr gut angenommen. Wir merken, dass die Tradition, in Tracht zu heiraten, immer mehr gelebt wird.
Was dürfen Bräute von Ihrem Sortiment erwarten?
Cornelia: Wir bieten Hochzeitsdirndln in allen nur erdenklichen Stilrichtungen an. Von lang mit Schleppe bis hin zu kurzen Dirndln und Kleidern für das Standesamt – die Auswahl ist riesengroß. Auch für Damen, die sich nicht zwischen Mode und Tracht entscheiden können, gibt es wunderbare Kleider.
Andrea: Es kommt auch vor, dass Herren unbedingt in Tracht heiraten wollen und die Bräute anfangs eher skeptisch sind. Wenn sie aber dann in unserer Brautabteilung sind und sich selbst ein Bild von der Vielfalt der Kleider machen, sind sie meistens überrascht und jegliche Skepsis ist dahin. Darum ist es ganz wichtig, sich die Kleider anzuschauen und zu probieren. Meistens kommt dann auch die Hochzeitsgesellschaft zum Einkleiden. Der Trend nach Tracht ist ungebrochen. Welche Marken bieten Sie an?
Andrea: Wir bieten von Mothwurf über Wenger, Landgraf, Lena Hoschek bis hin zu Meindl und Sportalm sämtliche Topmarken an, die es in Österreich gibt. Von einigen Herstellern lassen wir sogar Dirndln und Trachtenteile exklusiv für die Trachten Wichtlstube fertigen. Da wir bei den Kundinnen und Kunden an erster Front sind, wissen wir sehr genau, was gefragt ist.
Sie kreieren und schneidern auch eigene Kollektionen. Wie darf man sich das vorstellen?
Cornelia: Grundsätzlich gibt es eine Frühjahrs- und Herbstkollektion, wobei sich die Trends bei der Tracht immer über das ganze Jahr ziehen. Was das Design betrifft, so fahren Andrea und ich gemeinsam auf Stoffmessen und wissen meistens vorab schon sehr genau, in welche Richtung es gehen soll.
Andrea: Aber natürlich lassen wir uns vor Ort auch von neuen Stoffen inspirieren. Wir sind mittlerweile super zusammengespielt und verstehen uns auch ohne viel Worte (lacht).
Mit welchen Herstellern arbeiten Sie bei den Stoffen zusammen?
Cornelia: Ganz wichtig ist uns, dass wir vorwiegend mit Herstellern aus Österreich zusammenarbeiten. Der Vorteil sind kurze Wege und vor allem wissen wir, dass die Qualität passt. Teilweise lassen wir Schürzen nach unserem Design drucken. Die Landjugend Niederösterreich wünschte sich Schürzen, auf denen ihr Landeswappen abgebildet ist, also haben wir diese in Zusammenarbeit mit unserem Stofflieferanten kreiert.
Andrea: Der Großteil unserer Lederhosen wird in Österreich gegerbt. Die Kunden achten immer mehr auf die Herkunft, das war vor ein paar Jahren noch nicht so der Fall.
Umgesetzt werden Ihre Kreationen dann in der hauseigenen Schneiderei. Wie viele Schneiderinnen arbeiten da?
Cornelia: Wir beschäftigen acht Schneiderinnen, die vom Knopf weg bis hin zum fertigen Dirndl sowie auch jede Änderung in unserer Schneiderei erledigen. Das ist ein riesengroßer Vorteil, weil gerade Dirndln und Tracht perfekt sitzen müssen.
Woher kommen Ihre Kundinnen und Kunden?
Andrea: Wir haben Kundinnen und Kunden aus ganz Österreich sowie aus dem süddeutschen Raum.
Was sind die Bestseller?
Cornelia: Das sind die Klassiker, wie das Ausseer Dirndl oder das Blaudruckdirndl. Diese Modelle gehören einfach in jeden Kleiderschrank und werden von allen Altersklassen getragen – vom Kleinkind bis zur Uroma.
Gibt es eigentlich etwas, was es in der Trachten Wichtlstube nicht gibt?
Andrea: (lacht) Wenn ich so überlege, gibt es bei uns in Sachen Trachten und Dirndln von Kopf bis Fuß alles und zwar in jeder Alters- und Preisklasse. Von der Tasche über Schmuck bis hin zu Schuhen, Kopfbedeckungen und auch Trachtenbe- kleidung für Babys haben wir im Sortiment. Das ist aber auch unserer Philosophie geschuldet.
HERZLICH WILLKOMMEN.
Auf mehr als 1.000 Quadratmetern finden in der Trachten Wichtlstube Damen, Herren und Kinder Tracht von namhaften Marken sowie hauseigene Kollektionen. Cornelia (l.) und Andrea (r.) sind übrigens nicht nur berufsbedingt, sondern auch privat absolute Trachtenfans.
Sie beide sind viel bei den Kundinnen und Kunden im Geschäft und tragen natürlich von berufswegen Tracht. Wie schaut es in der Freizeit aus?
Andrea: Auch in der Freizeit trage ich unheimlich gerne Tracht. Ich mag vor allem, dass man sie so gut kombinieren kann. Modern und elegant in Rock und Blazer oder sportlich-leger mit dem Blazer zu Jeans. Das macht Tracht für mich aus.
Cornelia: Auch mich sieht man meistens in Dirndl oder Tracht. Außer wenn ich bei den Pferden bin oder mit meinem Hund spazieren gehe (lacht).
Apropos Pferde: Cornelia, Sie waren recht erfolgreich als Rennreiterin unter- wegs und haben auch an internationalen Turnieren teilgenommen. Machen Sie das immer noch?
Nein, mein Sohn Valentino ist sechs Jahre alt. Bereits vor der Schwangerschaft habe ich mit dem Rennreiten aufgehört, und auch nachdem er auf der Welt war, nicht mehr damit begonnen. Diese Sportart ist extrem gefährlich und ich will nichts riskieren. Aber wir haben immer noch Pferde, sie sind einfach unsere große Leidenschaft.
Andrea: Ich reite kaum mehr. Mein Sohn Ben ist zweieinhalb Jahre alt und ich habe einfach viel zu wenig Zeit. Außerdem sind meine Pferde aus Altersgründen leider schon gestorben. Aber wir machen gerne einen Spaziergang im Pferdezentrum und besuchen die Pferde von Freunden oder von meiner Schwester.
Sie sind Mütter, schupfen die Geschäfte des größten Trachtenfachgeschäftes in Österreich und ich kenne Sie beide nur gut gelaunt, wie bringen Sie das alles unter einen Hut?
Andrea: Dank des Zusammenhalts in unserer Familie lässt sich das alles recht gut vereinbaren. Auch dass unsere beiden Männer im Unternehmen arbeiten, erleichtert vieles. Und natürlich unterstützen uns auch die Eltern tatkräftig.
Cornelia: Unsere Eltern sind für das Marketing zuständig. Mama passt auch immer gerne auf unsere Buben auf und nimmt sich dafür eine Auszeit vom Geschäft.
Was uns natürlich brennend interessiert, sind die Trends, die uns im Frühling und Sommer erwarten.
Cornelia: Modernisierte Klassiker sind immer up to date und natürlich geht nichts ohne Dirndl, aber auch Röcke haben sich in den vergangenen sechs Jahren ganz stark durchgesetzt. Im Frühling und Sommer erwarten uns frische Farben genauso wie pastellige Töne und vor allem auch florale Muster.
Andrea: Bei den Herren ist die Lederhose nach wie vor der Renner. Wichtig ist vor allem, dass Frauen und Männer modisch zusammenpassen, darauf legen auch die jungen Mädels und Burschen bereits großen Wert. Wenn Gilet, Hemd und Jacke zum Dirndl oder Trachtenkleid passen, macht das einfach ein schönes Bild. Wenn ich mit meinem Mann auf eine Hochzeit gehe, ist es selbstverständlich, dass unsere Kleidung perfekt aufeinander abgestimmt ist und natürlich muss auch unser kleiner Ben perfekt dazu passen (lacht).
Ihre Buben sind also auch schon trachtenaffin?
Andrea: Ja, natürlich. Bei der Taufe waren sie in Tracht gekleidet und selbstverständlich haben auch wir unsere Männer in Tracht geheiratet.
Ist ein Onlineshop interessant?
Andrea: Nein, wir sind ein Fachgeschäft, haben kompetente Verkäuferinnen und die Schneiderinnen im Haus, denn Dirndl und Tracht müssen einfach perfekt sitzen.
Cornelia: Unsere Fachberaterinnen haben auch das richtige Gespür dafür, wem was passt. Oft kommt eine Kundin mit einer ganz bestimmten Vorstellung, lässt sich beraten, probiert ein paar Kleider und entscheidet sich dann für ein ganz anderes Modell, zu dem sie vorher nie gegriffen hätte.
Wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen Sie mittlerweile?
Andrea: Wir beschäftigen 48 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, sind aber immer auf der Suche nach Verstärkung. Das Team muss zusammenpassen und mit Leidenschaft bei der Arbeit sein.
Beschäftigen Sie auch Lehrlinge?
Cornelia: In der Schneiderei ist es leider sehr schwierig, Lehrlinge zu finden, aber im Verkauf beschäftigen wir jedes Jahr Lehrlinge.
TEAMWORK.
Inspiration für ihre eigenen Kollektionen holen sich die beiden Schwestern auf Stoffmessen und direkt von den Kunden. In der firmeneigenen Schneiderei werden ihre Entwürfe von acht Schneiderinnen umgesetzt.
Was ist der Erfolgsfaktor der Trachten Wichtlstube?
Wir haben ein super Team. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind das Herz des Unternehmens, ohne sie würde die Trachten Wichtlstube nicht so erfolgreich sein. Darauf sind wir richtig stolz und sagen Danke.
Wo geht die Reise künftig hin?
Cornelia: Es war mit Sicherheit der richtige Schritt, vor elf Jahren unser Trachtenhaus in Edt bei Lambach zu errichten und es wurde in den vergangenen
Jahren immer wieder modernisiert. So haben wir etwa vor gut fünf Jahren am gesamten Dach eine Photovoltaikanlage installiert und bieten unseren Kundinnen und Kunden am firmeneigenen Parkplatz auch Stromtankstellen für Elektroautos an.
Andrea: Im Moment ist alles perfekt, und wir sind voller Vorfreude auf die kommenden 25 Jahre.
Abschließend noch eine Frage: Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen euch Schwestern?
Andrea: Wir verstehen uns prima, wahrscheinlich auch, weil jede von uns andere Zuständigkeiten hat.
Cornelia: Natürlich sind wir nicht immer einer Meinung, aber das ist auch gut so, weil uns Diskussionen in der Sache weiterbringen.
Frauen haben seit