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Nie aufgeben!
Heidi Obermeier schaffte es von der Fleischereifachverkäuferin zur Geschäftsführerin von „Fressnapf Österreich“, wo sie für mehr als 900 Mitarbeiter verantwortlich war. Über ihren spannenden Karriereweg hat sie nun ein Buch herausgebracht.
Rechtzeitig zu ihrer Pensionierung im vergangenen Dezember präsentierte Heidi Obermeier auf Gut Aiderbichl ihr Buch „Schau immer nach vorne!“ Darin zieht die 60-jährige gebürtige Salzburgerin Bilanz über ihr Leben und ihre Karriere, die sie von der Fleischereifachverkäuferin zur Geschäftsführerin der österreichischen Fressnapf Handels GmbH führte. Dazwischen arbeitete sie als Promoterin, Model und Großhändlerin.
OBERÖSTERREICHERIN: Frau Obermeier, Ihre Karriere klingt ganz nach amerikanischem Traum. Was ist Ihr Erfolgsfaktor?
Heidi Obermeier: (lacht) Dass ich immer, egal wie schwierig es auch war, den Blick nach vorne gerichtet und daran geglaubt habe, dass es positiv weitergeht. Und ich glaube an das Glück des Tüchtigen, denn meine Karriere habe ich nie geplant. Meine Eltern haben mich dahingehend erzogen, dass ich heiraten und Kinder bekommen werde, aber es ist alles anders gekommen.
Von 2002 bis 2012 waren Sie Geschäftsführerin von „Fressnapf“ in Österreich, haben in dieser Zeit 114 Filialen aufgebaut und Rekordumsätze erzielt. Das hört sich so easy an, war es das auch?
Nein, das war gar nicht so einfach, vor allem auch, weil ich kein Studium vorzuweisen hatte. Als man sich vom damaligen Geschäftsführer trennte, wurde ich vorerst einmal zur Interimsgeschäftsführerin. Aber ich habe nicht aufgegeben und so lange es niemand anderen für die Position der Geschäftsführung gab, konnte ich zeigen, was ich draufhabe. Letztendlich wurde ich dann auch ohne Studium Geschäftsführerin von „Fressnapf Österreich“.
Bei internationalen Meetings auf der höchsten Führungsebene waren Sie oft die einzige Frau unter 40 Männern. Wie haben Sie sich als Frau durchgesetzt?
Ganz wichtig ist, als Frau in einer Führungsrolle nicht wie ein Mann zu agieren, sondern Frau zu bleiben. Man sollte seinem Gegenüber immer mit Respekt und Aufmerksamkeit begegnen, egal ob Mann oder Frau, egal welche berufliche Funktion. Und nicht zu vergessen, dass wir Frauen ganz tolle Fähigkeiten haben – ich denke da vor allem an unsere hohe soziale Kompetenz.
Mehr als 90 Prozent Ihrer Mitarbeiter waren Frauen, Sie wurden als „Chefin der Herzen“ bezeichnet. Was war Ihnen im Umgang mit Ihrem Team wichtig?
Ich war für meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer da. Auch wenn sie private Probleme hatten, habe ich zugehört und geholfen. Ich habe nie über Zahlen, Daten und Fakten geführt, sondern immer über die Menschen.
Warum haben Sie zehn Jahre vor Ihrer Pensionierung gekündigt?
Damals kam in meinem Leben viel zusammen. „Fressnapf“ hatte mit über 1.200 Filialen in zehn Ländern eine Größe erreicht, bei der Umstrukturierungen erforderlich waren und man hat sich entschieden, das Unternehmen zentral zu steuern. Das war das eine, dann habe ich eine Krebserkrankung bekommen und mir gedacht: „Wie viele Zeichen brauche ich jetzt noch?“
War das Ihre größte Krise?
Nein, meine größte Krise war die Trennung von meinem Lebensgefährten, mit dem ich vor meinem Einstieg bei „Fressnapf“ einen Großhandel aufgebaut habe. Damals bin ich in eine Hörigkeit reingefallen. Ich war jung und er war sehr dominant. Egal, was ich gemacht oder wie ich ausgesehen habe, es war nie genug und ich habe alles getan, nur um zu gefallen. Irgendwann erkannte ich, dass ich nicht mehr ich selber war und habe begonnen, mich zu verändern. Das hat die Beziehung nicht ausgehalten und ich bin gegangen. Ich bin mit nichts, außer einer großen Existenzangst dagestanden. Aber ich war mir für nichts zu schade und binnen einer Woche hatte ich fünf Jobangebote.
Welche Lehre haben Sie daraus gezogen? Dass das Leben immer weitergeht und dass man im Denken offenbleiben muss. Die Firma, die ich mit meinem damaligen Lebenspartner aufgebaut habe, hatte einen großen Wert. Freunde haben mir geraten, um meinen Anteil zu kämpfen. Aber ich wollte nicht jahrelang streiten, sondern meine Energie in meine Zukunft investieren und mich auf mein neues Leben konzentrieren.
Was Ihnen auch bestens gelungen ist. Haben Sie einen Rat für uns Frauen?
Niemals aufgeben! Auch wenn die Widrigkeiten groß sind, denn meistens haben sie im Nachhinein betrachtet etwas Gutes.