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Altersvorsorge der anderen Art

„Heute helfe ich. Morgen wird mir geholfen.“

Nach diesem Motto funktioniert das Projekt „Zeitpolster“, das Barbara Riener gerade in Leonding aufbaut.

Barbara Riener wollte in ihrer Pension schon immer etwas Sinnstiftendes machen. Jetzt baut die 69-Jährige das Projekt „Zeitpolster“ in Leonding auf. Es ist ein neues Modell der Altersvorsorge und Nachbarschaftshilfe. Wer dabei mitmacht, kann Zeit, die er anderen schenkt, auf seinem eigenen Zeitkonto ansparen und zu einem späteren Zeitpunkt dann selbst einlösen.

OBERÖSTERREICHERIN: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, das Projekt „Zeitpolster“ in Oberösterreich zu etablieren?

Barbara Riener: Das war zufällig, weil ich eigentlich zum Thema Crowdfunding recherchiert habe. Dabei bin ich auf den

Verein „Zeitpolster“ gestoßen und die Idee dieser anderen Art der Altersvorsorge hat mich total begeistert.

Wie funktioniert diese besondere Form der Altersvorsorge?

Es ist nicht nur ein neues Modell der Altersvorsorge, sondern auch der Nachbarschaftshilfe, weil es ja nicht nur ältere Menschen in Anspruch nehmen können, sondern auch jüngere, wenn sie etwa nach einem Krankenhausaufenthalt kurzzeitig Unterstützung brauchen. Es geht darum, anderen Menschen bei Alltagstätigkeiten zu helfen – zum Beispiel beim Einkaufen, kleineren Arbeiten im Garten oder als Begleitung zu kulturellen Veranstaltungen. Im Gegenzug bekommt man diese Einsatzzeiten gutge- schrieben, wenn man selbst einmal Hilfe braucht. Wer also mitmacht, kann jene Zeit, die er anderen schenkt, auf seinem eigenen Zeitkonto ansparen und zu einem späteren Zeitpunkt dann selbst einlösen.

In welchen Regionen wird es dieses Angebot geben?

Während es den „Zeitpolster“ in den anderen Bundesländern schon gibt, ist Oberösterreich bisher noch ein blinder Fleck. Deshalb bin ich gerade dabei, die ganze Organisation aufzubauen. Erst einmal wird es das Angebot im Raum Leonding geben, weil ich hier lebe. Wenn es hier funktioniert, ist das große Ziel, es auf Linz und später ganz Oberösterreich auszurollen. Selbstverständlich wollen wir keine Konkurrenz zu bestehenden Hilfsorganisationen sein, sondern eine Ergänzung!

Sich um Angehörige zu kümmern, ist in den meisten Fällen noch Frauensache. Würden Sie sagen, dass der „Zeitpolster“ auch in diesem Bereich eine Entlastung für Frauen bringen kann?

Natürlich ist es eine Entlastung, wenn man weiß, dass es noch jemanden gibt, der zum Beispiel mit den betagten Eltern einkaufen geht oder sie zum Arzt bringt. Ich möchte allerdings betonen, dass wir keine Pflegetätigkeiten übernehmen. Dafür gibt es professionelle Einrichtungen. Bei uns geht es um Alltagstätigkeiten und darum, miteinander Zeit zu verbringen. Besonders alleinstehende Menschen sind oft dankbar, wenn jemand zum Plaudern und Kaffee trinken zu ihnen kommt. Auch das kann man über den „Zeitpolster“ organisieren.

Warum ist es für Sie so wichtig, diese „Pionierarbeit“ in Oberösterreich zu machen?

Mein Mann ist sozial sehr engagiert und auch ich wollte in meiner Pension etwas Sinnstiftendes machen. Gemeinsam haben wir sechs Kinder und fünf Enkelkinder und wir zeigen damit, dass es ein Leben abseits von Enkelkinder-Aufpassen gibt. Außerdem ist erwiesen, dass Menschen, die sozial engagiert sind, seltener an Demenz erkranken. Der „Zeitpolster“ ist großartig, weil man auf der einen Seite anderen Menschen helfen kann und andererseits später auch etwas zurückbekommt. Nach dem Motto: „Heute helfe ich. Morgen wird mir geholfen.“ In welchem Ausmaß man dafür Zeit hat, kann man übrigens selbst bestimmen. Auch wenn es nur ein paar Stunden im Monat sind – bei uns ist jeder als Helfer willkommen.

Infos zum Verein „Zeitpolster“ gibt es unter www.zeitpolster.com und beim Team Leonding: Tel.: 0664/88720744

E-Mail: team.leonding@zeitpolster.com

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