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Brauchtum übers Jahr mit

Kreisheimatpfleger Edmund Zöller

Sonnwendfeuer Am Johannistag

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Viele Bräuche ranken sich um das Feuer, das schon in früherer Zeit als Sitz des Lebens verehrt wurde. Das Fest der Sommersonnenwende ist im deutschen Volksbrauch besonders mit Feuerbräuchen verbunden: dem Sonnwendfeuer, mancherorts auch Johannisfeuer genannt. Dieses wurde teilweise in den Gassen und auf den Dorfplätzen abgebrannt. Wen wundert’s wenn daher die Obrigkeit diese Bräuche verbot?

Ein solches Verbot ist uns aus Bechhofen überliefert. Dort heißt es in der Gemeindeordnung von 1618, dass es an Sankt Johannistag verboten sei, in den Gassen Sonnwendfeuer anzuzünden.

Eltern und Hausherren werden für ihre Kinder und Ehehalten haftbar gemacht. Doch wird dem jungen Gesinde erlaubt, das Sonnwendfeuer fünfzig Schritte außerhalb des Ortes zu entfachen. Das Abbrennen des Johannisfeuers wurde mit Liedern und Tänzen gefeiert. Mit der Zeit schlichen sich Unsitten in die alten Bräuche ein. Es kam schließlich zum Verbot des Sonnwend- und Johannisfeuers.

An dieses Verbot hat sich die Dorfbevölkerung jedoch nicht gehalten, sodass in Franken am Johannistag am 24. Juni vielerorts die Johannisfeuer brennen.

Am 21. Juni, etwa um 19:00 Uhr beginnt der Sommer, es ist zugleich der längste Tag und die kürzeste Nacht des Jahres, die Sonne erreicht ihr höchste Höhe mittags über dem Horizont.

Diese Tatsache hat zweifellos schon in der Vorzeit die Fantasie unserer Vorfahren angeregt. Sie nannten den Tag Mittsommerwende oder Mittsommernacht bzw. Sommersonnenwende.

Sonnenkulte waren weltweit verbreitet und bildeten das Grundelement vieler alter Religionen.

Die Sommersonnenwende wurde von den Germanen und ihren

Nachbarvölkern Kelten und Slawen vor allem mit Feuern festlich begangen. Diese Feuer dienten in erster Linie zur Abwehr des Bösen.

Um allem Unheil in Gestalt wilden Feuers wie Blitz und Unwetter vorzubeugen zündete man Opferfeuer an.

Natürlich war den Missionaren, die das Christentum den heidnischen und abergläubischen Germanen vermitteln sollten, jedes heidnisches Fest ein Hindernis bei ihren Bekehrungsvorhaben.

Man besann sich also auf eine vertretbare Umdeutung oder Einordnung - wie es beim Weihnachtsfest (germanische Julnacht) vorgenommen worden war. So Wurde der Sonnwendtag von der Kirche zur Feier der Geburt des Joh.d.T. bestimmt. Im Hintergrund stand bei den Missionaren folgende Überlegung: Nachdem die Kirche das Geburtsfest Jesu auf den 25. Dezember gelegt hatte, musste der Geburtstag des Täufers, der nach Lukas ein halbes Jahr älter als Jesus war, auf den 24. Juni datiert werden. Johannes d.T. tritt zur Zeit des sinkenden Lichts in die Welt ein. Er wird deshalb als Leuchte der Menschheit bezeichnet.

Am Sonnwendfest war damit Joh.d. T. in eine sinnvolle Beziehung zum Kreislauf des Jahres gebracht worden. Auf diese Weise bekam der Mittsommertag, das uralte Fest der Germanen, eine christliche Deutung. Dem Sonnwendfest wurde damit der heidnische Charakter genommen.

Umfassende Forschungen ergaben, dass nach der Christianisierung der Abend und die Nacht vom 23. auf den 24. Juni als Sonnwendtag galt, in denen die Sonnwendfeuer angezündet wurden.

Daher kommt der Name Johannisfeuer oder die Kurzbe- zeichnung Kanzfeuer (für Joh. = Kanz).

Die Kanzbezeichnung hat sich auch auf andere Dinge übertragen, z.B.

Johannisbeeren = Kanzbeeren

Johanniskraut =Kanzkraut

Johannistrieb = Kanztrieb

Johanniskäfer = Kanzkäfer

Um die Sonnwendfeuer bzw. Johannisfeuer hat sich im Laufe der Jahrhunderte ein vielfältiges Brauchtum entwickelt.

Die Vorbereitung und Durchführung des Joh.Feuers lag früher ganz in den Händen der Jugend.

Die Kinder begannen mit dem Einsammeln von Holz und Reisig bereits mehrere Tage vor Johanni, vereinzelt am St. Veitstag (15. Juni) .

Der Hauptsammeltag war aber der 24. Juni Die Kinder sagten beim Einsammeln lustige Sprüche auf wie z.B.

Bäuerle sei net geizig gib uns Holz und Reisig wenn das Jahr gut soll sein lass uns net lang stehn allein.

Das Sammelgut wurde dann an den für das Abbrennen vorgesehenen Platz gefahren. Von kundigen Burschen wurden die Holzstöße wind- und brandgerecht geschichtet. Zünder und Strohbüschel wurden eingebracht und abgedeckt um bei auftretendem Regenwetter das Feuer doch noch entzünden zu können.

Am Abend vor dem 24. Juni zog dann die Jugend und die ganze Bevölkerung zum Feuerplatz.

Vor dem Anzünden wurden von der Dorfjugend Volkslieder gesungen, z .B. Kein schöner Land. Während des Abbrennens erklang auch das Lied „Flamme empor“, das bereits 1814 nach den Freiheitskriegen gedichtet und vertont wurde.

Überall sah man in der Umgebung die Kanzfeuer brennen und alle wollten das Größte haben.

Es war natürlich beeindruckend von einem Berg oder einer Anhöhe ringsherum viele Feuer lodern zu sehen.

Die Absicht des uralten Feuerbrauchs lag vor allem darin, die Luft zu reinigen und böse Geister zu verscheuchen.

Die Johannisfeuer sollten auch eine gute Ernte bewirken und unerwünschtem Regen vorbeugen. Wenn die Flammen kleiner wurden, versuchten wagemutige Burschen darüber zu springen.

Bei dreimaligem Überspringen ohne dass er angesengt wurde war der Bursche ein Jahr lang gegen Fieber und Kreuzweh gefeit.

Mutigen Mädchen, die allein über das Feuer sprangen, wurden im Sonnwendjahr besonderes Glück zuteil.

Bei Liebespaaren, die gemeinsam über das Feuer sprangen, hieß es, es Stärke die Treue zueinander. Meistens wurde aus dem Liebespaar auch ein Hochzeitspaar. Den um Johannii wachsenden Blumen wurden zu jener Zeit eine besondere Heidkraft und die Fähigkeit vor Zauber zu schützen nachgesagt. Einzelne Blumen bekamen sogar ihren Namen nach dem Heiligen: z.B. Johanniskraut Johannisblume (auch Arnika genannt)

Man trocknete sie und gab sie den Kühen an Weihnachten zum Futter als Zugabe.

Auch wurden die Kanzblume in Haus und Scheune aufbewahrt um vor Feuersbrunst zu schützen. Außerdem wurden an diesem Tag in manchen Gegenden auch Sträuße gebunden und Kränze geflochten, die aus Johanniskraut, Bärlapp, Rittersporn, Rosen, Kornblumen, frischem Laub und Farn bestanden. Über Türen angebracht oder auf Stäben vor den Haustüren, sollen sie Glück und Wohlergehen für die Hausbewohner für die Zeit des sinkenden Jahres bringen. Abschließend noch ein paar Bauern- und Wetterregel zu Johannis.

Der 24. Juni ist ein sehr alter Lostag. Lostage galten als besonders wetterbestimmend.

Johannisregen bringt keinen Segen Regnets am Johannistag regnets noch 14 Tage danach Johanni trocken und warm macht den Bauern reich, nicht arm Donner am Johannistag viel Ähren er bringen mag.

Wenn Johannes ist geboren gehen die langen Tage verloren.

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