l
i
s
t
r
o
s
A D R E A M I N A B O X
LISTROSVEREINLISTROSVEREINLIST ROSVEREINLISTROSVEREINLISTROS VEREINLISTROSVEREINLISTROSVER EINLISTROSVEREINLISTROSVEREINL ISTROSVEREINLISTROSVEREINLISTR OSVEREINLISTROSVEREINLISTROSV EREINLISTROSVEREINLISTROSVERE INLISTROSVEREINLISTROSVEREINLI STROSVEREINLISTROSVEREINLISTR OSVEREINLISTROSVEREINLISTROSV EREINLISTROSVEREINLISTROSVERE INLISTROSVEREINLISTROSVEREINLI STROSVEREINLISTROSVEREINLISTR O S V E R E I N L I S T R O S V E R E I N L I S T AR O S V EREINLISTROSVEREINLISTROSVERE INLISTROSVEREINLISTROSVEREINLI STROSVEREINLISTROSVEREINLISTR OSVEREINLISTROSVEREINLISTROSV EREINLISTROSVEREINLISTROSVERE INLISTROSVEREINLISTROSVEREINLI STROSVEREINLISTROSVEREINLISTR OSVEREINLISTROSVEREINLISTROSV EREINLISTROSVEREINLISTROSVERE INLISTROSVEREINLISTROSVEREINLI STROSVEREINLISTROSVEREINLISTR OSVEREINLISTROSVEREINLISTROSV EREINLISTROSVEREINLISTROSVERE INLISTROSVEREINLISTROSVEREINLI STROSVEREINLISTROSVEREINLISTR OSVEREINLISTROSVEREINLISTROSV EREINLISTROSVEREINLISTROSVERE
e t h i o p i a
FAC TS STAATSOBERHAUPT: GIRMA WOLDEGIORGIS AMTSSPRACHE : AMHARISCH HAUPTSTADT: ADDIS ABEBA FLÄCHE : 1.127.127 KM² HAUPTSTADT: ADDIS ABEBA PREMIERMINISTER: MELES ZENAWI
IN HAR AR IN ÄTHIOPIEN
verbergen sich über 100 Mosche-
Rastafari angeschlossen, jener
ARTHUR RIMBAUD. HEUTE
historische Gebäude und ein
letzten äthiopischen Kaiser Haile
LEBTE DER SCHRIFTSTELLER KOMMEN NUR SELTEN FREMDE IN DIE STADT. HIER LEBEN ALLE RELIGIONEN FRIEDLICH ZUSAMMEN.
Im weitläufigen Innenhof eines
Hauses am Rande der verwinkelten Altstadt von Harar sitzt eine
kleine Gruppe von Frauen. Einige von ihnen tragen die weißen
Gewänder äthiopisch-orthodoxer Christinnen, andere haben ihr Haar mit bunten Tüchern auf
muslimische Weise bedeckt. Sie
lachen und plaudern im Schatten der hohen, hellblau getünchten
Mauern. Hinter ihnen plätschert leise ein Brunnen.
In den gey gars, den Stadt-
häusern von Harar in Äthiopien, leben Christen und Muslime
unter einem Dach. Dieses Haus teilen sich vier Familien: Zwei
äthiopisch-orthodoxe, eine muslimische und eine katholische.
Bis zu sechs Familien verschie-
denen Glaubens wohnen in anderen Häusern zusammen.
Biniyam, ein 27-jähriger
Harari, der als Touristenführer arbeitet, blickt auf die Szene
im Hof und sagt: „Das hier, das
macht Harar aus. Deshalb haben wir den Preis bekommen.“ Er
spricht über den Unesco-Preis
City of Peace, den die Stadt 2002 erhielt. Nicht nur diese Aus-
zeichnung macht Harar zu einem besonderen Ort. Harar gilt den
Muslimen als vierte heilige Stadt nach Medina, Mekka und Jerusalem. Sie ist ein Zentrum religiöser Gelehrsamkeit.
Die Altstadt gehört seit
2006 zum Unesco-Weltkulturerbe. Hinter ihrer Stadtmauer
en, islamische Heiligenschreine, großer Kat-Markt. Die Äthiopier sind stolz auf die mehrfach ausgezeichnete Stadt, die sie
auch die Insel der Seligen nen-
nen – und die inmitten des von
Bürgerkriegen und Hungersnöten gezeichneten Horns von Afrika
liegt. Äthiopiens Hauptstadt Ad-
dis Abeba ist etwa 400 Kilometer entfernt; bis zur somalischen
Grenze sind es knapp 200 Kilometer.
„Farango, farango!“ ru-
fen einem die Kinder in Harar
immer wieder zu: Sie sehen nur selten Europäer. Die wenigen, die hier leben – Forscher an
der Universität, Mitarbeiter der Gesellschaft für Internationale
Zusammenarbeit, einige Ausstei-
ger – sind keine Attraktion mehr. Farango, so heißen in Äthiopien weiße Ausländer. Das aus dem
Arabischen übernommene Wort bezieht sich ursprünglich auf die Franken aus der Zeit der
Kreuzzüge. An Kreuzritter denke bei dem Begriff aber niemand, sagt Biniyam, der Stadtführer, lachend. Der Respekt vor dem Glauben der anderen wird in Harar immer wieder betont.
„Farango!“ ruft auch Aisha,
ein muslimisches Mädchen mit
leuchtend buntem Kopftuch. Sie und ihre Freunde – der katho-
lische Joseph und Liya, die von ihren äthiopisch-orthodoxen
Eltern erzählt – sind neugierig:
„Woher kommst du? Warum bist du so weiß?“ Aisha, Joseph und Liya besuchen konfessionelle
Schulen. Dies sei hier üblich,
sagt Biniyam, er selbst habe eine katholische Schule besucht. Vor einigen Jahren hat er sich den 4
Glaubensgemeinschaft, die den Selassie als Messias ansieht.
Selassie regierte bis 1974. Der
Name der Rastafaris geht zurück
auf den Geburtsnamen von Selassie, Ras Tafari Makonnen
ALABAMA, ARKANSAS, I DO LOVE MY MA AND PA BUT NOT THE WAY THAT I DO LOVE YOU — HOLY MOLEY, ME-OH-MY, YOU'RE THE APPLE OF MY EYE GIRL, I'VE NEVER LOVED ONE LIKE YOU — MAN, OH MAN, YOU'RE MY BEST FRIEND, I SCREAM IT TO THE NOTHINGNESS THERE AIN'T NOTHIN' THAT I NEED — WELL, HOT & HEAVY, PUMPKIN PIE, CHOCOLATE CANDY, JESUS CHRIST THERE AIN'T NOTHIN' PLEASE ME MORE THAN YOU — AHH, HOME LET ME COME HOME HOME IS WHEREVER I'M WITH YOU — TAKE ME HOME BABY, I'M COMING HOME — I'LL FOLLOW YOU INTO THE PARK, THROUGH THE JUNGLE, THROUGH THE DARK GIRL, I'VE NEVER LOVED ONE LIKE YOU — M OATS & BOATS & WATERFALLS, ALLEY WAYS & PAY PHONE CALLS I'VE BEEN EVERYWHERE WITH YOU — THAT'S TRUE
I BEEN SLEEPIN FOR 40 DAYS AND I KNOW IM SLEEPING — BECAUSE THIS DREAM IS TOO AMAZING — SHE GOT GOLD DOORKNOBS WHERE HER EYES USED TO BE — ONE TURN AND I LEARNED — WHAT IT REALLY MEANS TO SEE — IT'S THE MAGICAL MYSTERY KIND — MUST BE A LIE — BYE BYE TO THE TOO GOOD TO BE TRUE KIND OF LOVE — I COULD DIE NOW I CAN DIE — I BEEN SLEEPIN FOR 60 DAYS AND NOBODY BETTER PINCH ME — BITCH I SWEAR I'LL GO CRAZY — SHE GOT JUMPER CABLE LIPS SHE GOT SUNSET ON HER BREATH NOW — I INHALED JUST A LITTLE BIT 40 NOW I GOT NO FEAR OF DEATH NOW
d i e w e l t l e r n t d o c h T O R AT U R , E O S S E D M O L L A D O LU TA SSENIS SUNT ET EUM UT LIBUS MOLOMOLUPM SUM, AM ALIQUIA NET VOLORUM ALIA DIGENTIUSAM E X E R D O LU P TAT I S A N I M I , A S P E R I A
BAUERN IN ENTWICKLUNGSL ÄNDERN VERLIEREN L AND AN REICHE INVESTOREN. MIT NEUEN LEITLINIEN WOLLEN DIE UN DEM EIN ENDE MACHEN.DER AU S V E R K AU F H AT B E G O N N E N . I N K E N I A H AT S I C H D E R G O L F S TA AT K ATA R 4 0. 0 0 0 H E K TA R L A N D G E S I C H E R T. Man kennt den Anblick von den Plakaten der Hilfs-
nen, noch eine Menge Geld, um ausreichend Getreide
auf die ungefilterte Wirklichkeit dieser Kinderklinik
von rund vier Wochen. Das Zeitfenster, um die Not bis
organisationen – und doch ist man nicht vorbereitet
in der staubigen Provinzhauptstadt Maradi im Niger. Auf einer Pritsche legt eine junge Frau ihren Säug-
ling an, ihre dürren Brüste geben keine Milch. Eine
andere bewacht stoisch ihre zerbrechlichen Zwillinge. Ein schlaksiger Mann im weißen Kittel geht von Bett zu Bett, ein Neemholzstöckchen im Mund. Moustafa Boulama Ari heißt der örtliche Kinderarzt, der sei-
ne Patienten mit nährstoffangereicherter Milch und
Erdnusspaste wieder zu Kräften bringen will. Auch den zehnjährigen Jungen, dessen Haut nur noch Knochen umspannt und der apathisch in sich versunken ist.
In wenigen Wochen könnten das Bilder einer neuen Hungerkatastrophe sein. Noch sind es, so paradox das klingt, die Bilder einer Erfolgsgeschichte. Denn noch hat Doktor Boulama Ari die Lage einigermaßen im Griff, noch sind diese Kinder hier Ausnahmefälle.
Die Notaufnahme von Maradi liegt in einem Land, in dem bis auf Weiteres das Schlimmste verhindert
wurde. Niger, der zweitärmste Staat der Welt, der wie
Mali, Tschad, Burkina Faso, Senegal und Mauretanien
seit Monaten mit einer Dürre ringt, könnte zeigen, dass eine nationale Regierung zusammen mit internationalen Gebern und dem nötigen politischen Willen eine
flächendeckende Katastrophe abwenden kann. Ob es
gelingt, das entscheidet sich in den nächsten ein, zwei Wochen.
Rund 16 Millionen Menschen sind nach Angaben von Hilfsorganisationen und der Vereinten Nationen
im Sahel von Hunger bedroht, darunter sechs Millio-
nen allein im Niger. Das ist eine Krise. Aber nach den
Kriterien der Vereinten Nationen ist es noch keine Hungersnot: Die tritt erst ein, wenn 30 Prozent der Kinder
unterernährt sind und ein Fünftel der Bevölkerung we-
niger als 2100 Kalorien am Tag zu essen hat. Davon sei man bisher weit entfernt, urteilen die meisten Helfer.
„Die schwierigen Monate kommen noch“, sagt der
Kinderarzt Boulama Ari. Ehe die Regenzeit im Juni die Staubpisten in Schlammmeilen verwandelt, brauchen
die Bauern widerstandfähiges Saatgut, zudem müssen die Kornspeicher in den gefährdeten Regionen aufgefüllt werden. Es fehle, beklagen die Vereinten Natio-
zu kaufen, und der Transport erfordert einen Vorlauf zur nächsten Ernte zu überbrücken, schließt sich.
Dazu kommen bewaffnete Konflikte in Nachbarländern und Probleme mit Flüchtlingen. Kaum eine
Region ist vom Klimawandel so betroffen. Die Autoren
einer UN-Studie beschreiben sie als „Ground Zero“ der multiplen Krisen – und das Beispiel Niger zeigt anschaulich, warum.
Ernährungsmangel ist für die Bewohner an sich nichts Neues. Über Generationen haben sie Wege gefunden, die
unerbittlich dürren Monate von Juni bis Oktober, die soudure, durchzustehen. Wenn die Vorräte in den Stelzensilos zur Neige gehen, ziehen die Männer normalerweise zum Arbeiten in
die Nachbarstaaten und schicken Geld nach Hause, damit ihre Familien Hirse, Sorghum und Bohnen kaufen können. Frauen sammeln Brennholz und schleppen es durch die brütende
Hitze in die Stadt, um mit dem Verkauf ein paar Franc zu verdienen. Viehhirten verkaufen Ziegen, Kamele, Kühe.
Doch was in den vergangenen Monaten und Jahren pas-
siert ist, übersteigt die Fähigkeit der Menschen zur Selbsthilfe. Weil die letzte Regenzeit viel zu kurz ausfiel, ist die Saat in
vielen Regionen nicht aufgegangen; oft auch nicht beim zweiten Versuch. Ein Fünftel weniger als sonst haben die Bauern
des Niger geerntet, in Mauretanien nur die Hälfte. Viel früher haben die Familien ihre Reserven aufgebraucht. Auch solche
Dürren gab es schon immer, vielleicht einmal in sechs Jahren,
im Wechsel mit Fluten, die alles mitreißen. Aber jetzt wird die Natur immer unberechenbarer. 2001, 2005, 2007, 2010, 2012: Diese Beschleunigung schlechter Ernten können die Bauern allein nicht mehr bewältigen. Die Viehzüchter bekommen
kaum mehr Geld für ihre Tiere, weil so viele von ihnen gleichzeitig verkaufen wollen. Zugleich werden Sorghum und Hirse teurer. Im Oktober stiegen die Preise um 25 bis 80 Prozent, seit März ziehen sie schon wieder an.
Auch der Weg als Gastarbeiter in die Nachbarländer ist versperrt. Nach Nigeria im Süden wagen sich viele Männer nicht mehr aus Angst vor dem Terror der radikal islamisti-
schen Boko Haram. In Libyen folgte auf den Sturz des Dik-
tators Muammar al-Gaddafi eine Welle der Repression gegen
Migranten aus der Sahelzone. Die Geldüberweisungen bleiben aus, Tausende von arbeitslosen Männern sind in ihre Heimat zurückgekehrt – zum Teil ehemalige Gaddafi-Söldner vom
01 31
Foto: listros e.v.
Volk der Tuareg, die ihre Waffen mitgebracht und im benach-
Viehherden und überfüllten Flüchtlingslagern. UN-Generalse-
expandierende Al-Kaida-Gruppen und eine wachsende Anzahl
Prominenz von Bono bis George Clooney. Die Strategie des
barten Mali eine Staatskrise ausgelöst haben. Hinzu kommen von Flüchtlingen.
„Im Niger ist die Krise jetzt der Normalzustand.“ So
kommentiert Denise Brown, World Food Program-Chefin in der Hauptstadt Niamey, die Dürre-Lage. Man müsse ler-
nen, damit umzugehen: weg von der reagierenden Nothilfe, hin zum vorbeugenden Risikomanagement. Im Niger heißt
das konkret, frühzeitig Aufbaunahrung an schlecht ernährte Kleinkinder zu verteilen. Die ärmsten Familien bekommen
Nahrungsrationen oder Geld, damit sie sich die verteuerten Lebensmittel leisten können. Ausgezahlt werden sie meist
nach Arbeitseinsätzen – cash for work –, bei denen neue Fel-
der angelegt oder Bewässerungssysteme gebaut werden. »Wir haben früh gehandelt und eine Menge erreicht«, sagt Denise Brown.
Vor einem Jahr war das anders. Schlimmste Dürre seit 60 Jahren, Größte Hungersnot in diesem Jahrhundert, so lauteten die Schlagzeilen der Medien im Juni 2011 über die Lage am Horn von Afrika. Äthiopien, Kenia und vor allem Somalia
waren betroffen. BBC, CNN, Al-Dschasira, ARD und ZDF
zeigten Bilder von verhungernden Kindern, von verendeten
kretär Ban Ki Moon bat um Hilfe, so wie die Film- und Pop-
medialen Aufschreis funktionierte, es flossen reichlich Gelder von Regierungen und privaten Spendern. Vier Monate später, im November, konnten die Vereinten Nationen die höchste
Alarmstufe für die am schlimmsten betroffenen Regionen in Südsomalia wieder aufheben.
Ein Erfolg – vor allem, wenn man bedenkt, dass Südsomalia weitgehend unter Kontrolle der islamistischen Al-Sha-
baab-Milizen stand, die zumindest phasenweise die Koopera-
tion mit Hilfsorganisationen verweigerten. Doch dieser Erfolg kam um Monate zu spät.
Schätzungen über die Zahl der Todesopfer dieser Katas-
trophe schwanken zwischen 50.000 und 100.000, die meisten von ihnen waren Kinder unter fünf Jahren. Viele wären noch
am Leben, hätten die Geber bereits Anfang 2011 mit präventiven Maßnahmen reagiert. Famine Early Warning Systems
Network (Fews Net) heißt ein von der US-Regierung finanziertes Frühwarnsystem, das weltweit Daten über Klima
änderungen, Ernteerträge, Preisschwankungen für Lebens-
mittel, Transport- und Handelswege auswertet und Prognosen veröffentlicht. „Achtung! Hungersnot sehr wahrscheinlich“,
signalisierte Fews Net im März 2011, als sich nach einer
allerdings völlig ablehnend gegenüber Touristen. Warum
abzeichnete. Das Frühwarnsystem funktionierte also. Aber
nichts.“ Allerdings hat er den Eindruck, dass es in entlegenen
schlechten Ernte auch das Ausbleiben der nächsten Regenzeit kaum jemand reagierte.
„Große Summen für humanitäre Notlagen fließen erst,
er trotzdem hinfuhr? „Wenn ich denen nichts tue, passiert
Regionen eine Tendenz gebe, Touristen zu entführen, weil
wenn es erhebliche internationale Aufmerksamkeit in den
Medien und Öffentlichkeiten gibt“, schreiben die Hilfsorganisationen Oxfam und Save the Children in einer Bilanz zur
Dürre am Horn von Afrika. Ebendiese Aufmerksamkeit ent-
steht erst, wenn es schockierende Bilder gibt. Also dann, wenn es für viele Menschen bereits zu spät ist. Und nicht nur die
Regierungen brauchen emotionalen Druck, um zu reagieren,
auch viele Bürger. „Ohne Bilder keine Spenden“, sagt Ulrich
Post, Vorsitzender des Dachverbandes entwicklungspolitischer Gruppen (Venro). „Solange die Katastrophe nicht da ist, hört keiner auf uns.“
Die Folge in Ostafrika sind Zehntausende von Toten,
Abertausende von Kindern, deren körperliche und geistige
Entwicklung durch Hunger und Mangelernährung bleiben-
das Geld bringe. Schwester Marie führt durch die katholische Schule und die Kirche. Stolz zeigt sie eine Marienstatue, die
von Papst Benedikt XVI. gestiftet wurde. Die katholische Gemeinde von Harar feiert Weihnachten am 7. Januar, gemeinsam mit den äthiopisch-orthodoxen Christen. Der Vatikan
akzeptiere dies, sagt Schwester Marie: „Es wäre einfach zu
unübersichtlich, wenn jeder an einem anderen Datum feiert.“ Vom Schulhof aus sieht man ein Minarett hinter den Mauern
der Nachbarhäuser emporragen. Wie funktioniert das Zusam-
menleben mit den muslimischen Nachbarn? „Manchmal wird es etwas laut da drüben – aber sonst benehmen sie sich sehr gut“, sagt Schwester Marie augenzwinkernd.
Auch der Monsignore der Gemeinde betrachtet das interreligiöse Zusammenleben pragmatisch. Es wäre schlichtweg den Schaden genommen hat – und unzählige Frauen, deren
Gesundheit nachhaltig gefährdet ist. Denn sie bekommen als Letzte und am wenigsten zu Essen.
Thomas Meyer-Ensass, Geschäftsführer von Africon
Tours, der die Danakil-Wüste seit acht Jahren anbietet, sagte, „bis vorgestern wäre ich natürlich gefahren“. Der Hinweis
sei keine ausdrückliche Warnung, obgleich klar sei, dass die Gegend nicht ohne Risiko sei. Er arbeite deshalb eng mit
einem lokalen Partner zusammen. Seit einer Entführung vor
einigen Jahren sei Polizeischutz dort obligatorisch und müsse
vom Veranstalter bezahlt werden. Je zwei Polizisten "mit alten Karabinern" begleiteten eine Gruppe. Obwohl es sich um eine sehr spezielle Gegend handele, sei die Nachfrage stark gestiegen. Er gehe davon aus, dass der Überfall bei Dalol erfolgt
sei. Der Ort liege wenige Kilometer von der Grenze entfernt und sei einfacher zu erreichen als der Vulkankrater, zu dem
man mühsam aufsteigen müsse. In Dalol seien die Menschen
dumm, sich auf so engem Raum zu streiten, erklärt er: „Wir
sind alle Kinder Gottes. Und wir müssen einander respektie-
ren.“ Gerade in Äthiopien sei der Respekt vor der islamischen Religion wichtig, fügt der Monsignore hinzu: Schließlich
spiele das Land, in das bereits im Jahr 615 einige der ersten
Muslime aus Mekka kamen, eine besondere Rolle in der Geschichte des Islams.
Impressum mu s s e r p m I
VORSTAND Dawit Shanko
VORSTAND Dawit Shanko
BOARD Stefanie Kurz Gregory Bledjian
BOARD Stefanie Kurz Gregory Bledjian
RECHTLICHE BERATUNG Verhoefen, Störkmann, Schwirtzek, Rechtsanwälte
RECHTLICHE BERATUNG Verhoefen, Störkmann, Schwirtzek, Rechtsanwälte
KURATORIUM Nadia Schwirtzek-Schoedon Prof. Hans H. Grimmling Dr. Konrad Melchers
KURATORIUM Nadia Schwirtzek-Schoedon Prof. Hans H. Grimmling Dr. Konrad Melchers
KÜNSTLERISCHE LEITUNG Lupe Godoy Ernst Baumeister Prof. Hans H. Grimmling
KÜNSTLERISCHE LEITUNG Lupe Godoy Ernst Baumeister Prof. Hans H. Grimmling
BILDUNGSKONZEPTE Regine Wosnitza
BILDUNGSKONZEPTE Regine Wosnitza
VISUELLE KOMMUNIKATION Stefanie Kurz Jürgen Jerome Kirschkowski
VISUELLE KOMMUNIKATION Stefanie Kurz Jürgen Jerome Kirschkowski
ÖFFENTLICHKEITSARBEIT Regine Wosnitza Martin Krämer
ÖFFENTLICHKEITSARBEIT Regine Wosnitza Martin Krämer
WEBSITE David Streit Gundula Büermann
WEBSITE David Streit Gundula Büermann
FUNDRAISING Regine Wosnitza
FUNDRAISING Regine Wosnitza
HELFER Alexandra Seidensticker Olaf Reicherzer Nicolas Brinkmann
HELFER Alexandra Seidensticker Olaf Reicherzer Nicolas Brinkmann
VORSTAND Dawit Shanko BOARD Stefanie Kurz Gregory Bledjian RECHTLICHE BERATUNG Verhoefen, Störkmann, Schwirtzek, Rechtsanwälte KURATORIUM Nadia Schwirtzek-Schoedon Prof. Hans H. Grimmling Dr. Konrad Melchers KÜNSTLERISCHE LEITUNG Lupe Godoy Ernst Baumeister Prof. Hans H. Grimmling BILDUNGSKONZEPTE Regine Wosnitza VISUELLE KOMMUNIKATION Stefanie Kurz Jürgen Jerome Kirschkowski ÖFFENTLICHKEITSARBEIT Regine Wosnitza Martin Krämer WEBSITE David Streit Gundula Büermann FUNDRAISING Regine Wosnitza HELFER Alexandra Seidensticker Olaf Reicherzer Nicolas Brinkmann
AU F DER MÜ NCHN ER SI-
der Flucht oder sitzen auf gepackten
MUSS DRINGEND ÜBER
ler sehen ihre Hoffnungen, die sie
CHERHEITSKON F ER ENZ
EU ROPA A LS R EGIONA LEM STABILITÄTSFAKTOR GESPROCHEN W ERDEN
Die deutsche Angst stirbt aus.
Nie zuvor etwa war die Furcht
vor steigenden Arbeitslosenzahlen so gering wie heute. Auch die Intensität anderer Ängste
nimmt ab. Im Durchschnitt sind die Werte so niedrig wie seit
zehn Jahren nicht. Nun ist normalerweise in Deutschland die
Stimmung mieser als die Lage.
Aber zum Auftakt der Münchner Sicherheitskonferenz in diesem Jahr ist es andersherum.
Offenbar sind die Frühwarnsysteme kaputt. Denn 2012 wird
für Deutschland und Europa ein
strategisches Schicksalsjahr. Die vier entscheidenden Stichworte sind: Arabellion, Flüchtlinge,
Iran, USA. Das klingt wie poli-
tischer Alltag – und könnte doch
in eine realpolitische Krise mün-
den, deren Dimensionen kaum zu überschätzen sind.
Der Arabische Frühling
gebar einen islamischen Herbst. In Tunesien und Ägypten haben zum Teil radikale muslimische
Parteien die Wahlen gewonnen. In Marokko, Libyen und – wer weiß? – vielleicht demnächst
sogar in Syrien dürfte es zu einer ähnlichen Entwicklung kommen. Demokratie allein garantiert
eben noch keinen zivilen Fort-
schritt. Sie muss begleitet sein
von Gewaltenteilung, Freiheits-
rechten, Liberalität. Andernfalls bedroht die Mehrheit der Masse den Schutz von Minderheiten.
Viele Christen in der Region, vom Irak bis Ägypten, sind bereits auf
Koffern. Auch säkulare Bürgerrechtmit dem Sturz der Despoten verbun-
den hatten, rasant schwinden. Zuletzt dürften die postrevolutionären Wirtschaftskrisen, bei erneut steigender Arbeitslosigkeit, den Auswande-
rungswillen bei Geschäftsleuten und Fachkräften erhöhen.
Europa steht folglich vor einer
Everyone should have a Choom gang. Simone Kruschinski, Ethiopia 05/08
Flüchtlingswelle. Armut, Gewalt, Not, Analphabetismus und Pers-
pektivlosigkeit – wem nur noch das nackte Leben geblieben ist, das er verlieren kann, handelt nach dem
Motto der Bremer Stadtmusikanten: Etwas Besseres als den Tod findest du überall. Mehrere Zehntausend
Menschen haben im vergangenen
Jahr versucht, vom Maghreb über das Mittelmeer den alten Kontinent zu
erreichen. Viele starben dabei, unter
Street of Addis Abeba Simone Kruschinski, Ethiopia 05/08
ihnen auch Hungerflüchtlinge aus
Äthiopien, Eritrea, Somalia, Djibuti. Und in Europa sind seit Schengen
die Grenzen zwischen Warschau und
Lissabon offen. Ein Gaddafi ließ sich
mit Millionenbeträgen bestechen, um Ruhe zu haben vor den Unruhigen. Doch so einfach und billig ist es
künftig nicht mehr. Der Schuldenkrise folgt die Flüchtlingskrise, lang-
sam, aber sicher. Hochexplosiv ist die Lage rund um das iranische Atomprogramm. In Jerusalem geht man
davon aus, dass sich der Iran durch Verbunkerung seiner Systeme und
den Ausbau seiner Luftabwehrkapazitäten innerhalb der nächsten neun Monate gegen Militärschläge der
„Israel Defense Forces“ immunisiert haben wird. Dieses Fenster schließt sich also schnell (die USA haben aufgrund ihrer schlagkräftigeren
Militärmacht ein halbes Jahr länger). Dulden aber wird man hier wie dort ein nukleares Mullah-Land nicht.
Und Barack Obama will im Novem-
Boy with a goat on hos shpulder Simone Kruschinski, Ethiopia 05/08
ber nicht zur Wiederwahl antreten
entsandte Mitarbeiter nach Äthiopi-
men garantierten. Der Sprecher des
in seiner Amtszeit habe Mahmud
im Morgenmagazin nicht festlegen,
Schäfer, sagte: „Über Diamir wissen
müssen, begleitet von dem Vorwurf, Ahmadinedschad ungehindert die Bombe gebaut.
Das führt, zuletzt, mitten ins
amerikanische Wahljahr. Mit Ausnahme des Iran-Komplexes ziehen sich die USA militärisch aus dem
Mittleren und Nahen Osten zurück.
Im Irak sind sie nur noch symbolisch präsent, der Abzug aus Afghanistan
wird beschleunigt, im Libyen-Krieg ließen sie Franzosen und Briten den Vortritt. Das liegt zum einen am
fehlenden Geld, zum anderen an der allgemeinen Kriegsmüdigkeit. Das aber heißt: Die Folgen der Arabel-
lion – von Libyen über Ägypten bis Syrien – wird Europa weitgehend
alleine zu bewältigen haben. Der große transatlantische Bruder muss sich von vergangenen Strapazen erholen. Kann Europa das? Kann besonders
Deutschland das? Darüber muss bei der Sicherheitskonferenz vorrangig
gesprochen werden. Europa als regionaler Stabilitätsfaktor, mitverant-
wortlich für den Transformationsprozess in der arabisch-muslimischen
Welt: Das ist keine Kleinigkeit. Als
Aufgabe ist es so groß und gleichzeitig so alternativlos, dass einen schon etwas Angst beschleicht. Dem Rest
der 20 Menschen zählenden Gruppe
gehe es den Umständen entsprechend gut. Seine Regierung arbeite eng mit den Regierungen der betroffenen Staaten zusammen.
Niemand habe mit einer solchen Tat gerechnet. Er machte die eritrei-
sche Regierung dafür verantwortlich. Sie trainiere die „Terroristen“ und rüste sie aus. Es sei bekannt, dass Eritrea die Region destabilisiere. Demnach stellten die Entführer
zunächst keine Forderungen. Das
Auswärtige Amt richtete einen Kri-
senstab ein. Das Bundeskriminalamt
en. BKA-Chef Ziercke wollte sich ob es sich um Rebellen handelt.
In der kommende Woche ist ein Gipfel der Afrikanischen Union in der
äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba geplant. Addis Abeba vermutet einen Zusammenhang. Das Verhältnis zwischen Äthiopien und Eritrea
ist sehr gespannt. Äthiopische und
eritreische Rebellen hatten jahrelang gegen die faktische Annektierung
Eritreas durch das Regime in Addis
gekämpft, das 1991 gestürzt wurde. Mit der Unabhängigkeit Eritreas
1993 verlor Äthiopien seinen Zugang zum Meer. Bald gab es Grenzstrei-
tigkeiten, von 1998 bis 2000 führten beide Länder Krieg.
In der Afar-Region im Norden Äthiopiens ist die Rebellengrup-
pe „Revolutionäre Demokratische
Einheitsfront Afar“ aktiv, der auch Entführungen 1995 und 2007 zur
Last gelegt werden. Sie kämpft für eine Abspaltung der Afar-Region
von Äthiopien. Allerdings mögen die dort lebenden Nomaden Ausländer
offenbar auch nicht besonders, wer
dort reist, muss sich jeweils mit dem
Stammesältesten arrangieren. Zudem sind viele Menschen dort bewaffnet. Eine Sprecherin des Auswärtigen
Amtes sagte, für die Region gelte seit 2007 eine „erhöhte Risikolage“. Auf der Seite des AA steht mit Hinweis auf die Danakil-Senke und Nord-
Afar: „Trotz einer Zeit relativer Ruhe können Überfälle durch Banditen und örtliche Untergrundorganisationen sowie Entführungen nicht ausgeschlossen werden.“
Die Reise sei seit 2006 im Programm. Jetzt seien alle Reisen ab-
gesagt worden. Diamir wirbt damit,
„sorgfältig ausgewählte Spezialisten“
zu haben, die den „reibungslosen Ablauf“ auch von Individualprogram-
Deutschen Reiseverbandes, Torsten wir wenig, er ist nicht Mitglied
im DRV.“ Verbandsmitglieder wie Studiosus oder Ikarus hielten sich „penibel“ an die AA-Hinweise.
Durch enge Gassen geht es
vorbei an unzähligen, in leuchtenden Pastellfarben getünchten Häusern zu einer der kleineren Moscheen von
Harar. Der Imam der Moschee, Abu Ibrahim, erzählt vom red terror: Er
selbst hat die Zeit des sozialistischen Militärregimes von 1974 bis 1991 miterlebt und erinnert sich genau daran. „Muslime standen damals
unter enormem Druck, sie durften
keine öffentlichen Ämter bekleiden
und wurden diskriminiert“, sagt Abu Ibrahim. Seit dem Regierungswechsel 1991 fördere der Staat zwar die
Gleichberechtigung aller Religionen, doch mit der wirtschaftlichen und
politischen Öffnung Äthiopiens dringen auch mehr Einflüsse von außen in das Land, so der Imam.
Mediale Einflussnahme durch den saudischen Islam, aber auch
Ressentiments gegen Muslime auf-
grund von Ereignissen wie dem 11. September 2001 machten auch vor
Äthiopien nicht halt. „Ich nenne das die Globalisierung von Religion“,
sagt Abu Ibrahim. In Harar jedoch
habe es nie allzu starke Spannungen
zwischen den Religionsgemeinschaften gegeben. Dafür setzt er sich ein. Beim muslimischen Freitagsgebet
predigt er stets gegenseitigen Res-
pekt, denn: „Wo sonst beten Muslime und Christen an denselben Heiligenschreinen?“