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Torten, Texte & Theater Spielzeiteröffnung im Landestheater
Auf der Suche nach ihrem Glück findet sich die junge Elisabeth in „Glaube Liebe Hoffnung“ vor der Anatomie wieder. Foto: Jorien Gradenwitz
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it vier Premieren und der Vorstellung von Marburgs erster Stadtschreiberin startet das Hessische Landestheater im September in die neue Spielzeit, die coronabedingt für das Publikum etwas anders aussehen wird, als gewohnt. So gibt es im Erwin-Piscator-Haus, wo die Saison am 18.9. mit der Premiere von „Glaube Liebe Hoffnung“ von Ödön von Horváth & Lukas Kristl beginnt, im komplett geöffneten großen Saal nur noch 200 Plätze statt der knapp 1000, die vor der Pandemie möglich waren. Im Großen Tasch im Theater am Schwanhof sind es durch die Abstandsund Hygienevorgaben noch 46 statt 200 Plätze, und im Mini-Tasch bleiben nur noch 26 Plätze. Wer in eine der Premieren will, sollte sich also schnell Karten sichern. Stadtschreiberin Anah Filou 2022 feiert die Stadt Marburg ihren 800. Geburtstag. Ein beson-
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deres Geburtstagsgeschenk gibt‘s vom Hessischen Landestheater: Ein ureigenes Theaterstück für alle Marburgerinnen und Marburger. Dafür hat das Landestheater die Wiener Autorin Anah Filou engagiert, die Theatergängern in Marburg durch ihr Kinderstück „Am Hafen mit Vogel“ bekannt sein dürfte. Insgesamt drei Monate wird Anah Filou in Marburg leben, um zu recherchieren, Menschen kennenzulernen und daraus ein Theaterwerk zu schaffen. Diesen Herbst beginnt ihre Arbeit. Anah Filou wird einen Monat in Marburg sein. Sie widmet ihre erste Recherche dem Thema „Marburg erinnern“, trifft sich mit Vertretern von Vereinen, Behörden und Instituten. Und lädt am 15.9. um 19.30 Uhr in das Theater am Schwanhof zum ersten Abend mit „Torten und Texten“ ein, um mit Marburgs Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen. Denn sie will wissen:
Wen soll sie unbedingt kennenlernen? Welche Orte, Vereine und Institutionen besuchen? Welchen Menschen zuhören? Und: Mit wem Torte essen? Leider ist auch hier die Teilnehmerzahl wegen der Corona-Bestimmungen beschränkt: Anmeldung zu dem Termin nimmt das Theater bis zum 10.9. per Mail an intendanz@hltm.de entgegen. Wer am Termin keine Zeit hat, muss sich nicht grämen: Genau einem Monat später, am 15.10. folgt die zweite Ausgabe von „Torten und Texte“ mit Anah Filouh. „Glaube Liebe Hoffnung“ Auf der Suche nach ihrem Glück findet sich die junge Elisabeth vor der Anatomie wieder. Ihren zukünftig toten Körper will sie verkaufen und damit dem Gerichtssaal entgehen. Doch tote Körper gibt es genug und so nimmt ihre Geschichte einen anderen Lauf: Ödön von Horváth zeichnet das
Spiegelbild einer Gesellschaft, die am Abgrund steht. Inmitten Elisabeth, die nicht aufgeben wird, die keinen Platz gewährt, der nicht von der Zuversicht gefüllt werden kann und die auf der Suche nach ihrem Moment bleiben wird. 1932 unter der Mitarbeit des Gerichtsreporters Lukas Kristl entstanden, verfolgt dieses Volksstück den Weg der kleinen Verbrechen, die doch Existenzen zerstören. Elisabeth, die aufgrund eines kleinen Deliktes Opfer gewaltiger Schuldzuweisungen wird und doch ihre Selbstbestimmung nicht aufgibt. So zieht sie los, um in dieser Welt jemand Zuständigen zu finden, jemanden, der Verantwortung übernimmt. Indessen trifft sie auf eine Vielzahl von Figuren, die mehr Körper als Geist sind und findet sich wieder in einem Reigen der Untoten und doch Nicht-Lebendigen. Der Glanz fremder Zeiten verblasst in dieser Halbwelt, von