Marburger Magazin Express 48/2020

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„Alhambra“, Christine Jantzen

Gudrun Niessner-Wild (l.) und Christine Jantzen. Fotos: Galerie Haspelstraße eins

„Traumreisen“ zu Coronazeiten Doppel-Ausstellung in der Galerie Haspelstraße eins

G

udrun Niessner-Wilds „Traumreisen“ sind seismografische Experimente ihrer Wirklichkeitserfahrung. Einerseits Inspirationen aus der Landschaft, die sie gerade umgibt, andererseits aus Landschaften, von denen sie gerade träumt. Die Künstlerin verarbeitet die Formen, Farben, Helligkeiten, Materialien und Bewegungen, die sie gerade umgeben und sich ständig verändern. Diese werden in ihren Bildern fixiert, werden statisch. Viele Elemente – z.B. die Pyramidengebilde – wiederholen sich. Sie variieren und bewegen sich und verweisen auf Sehnsucht nach Vollkommenheit. Niessner-Wilds Arbeiten entstehen intuitiv ohne besondere Vorplanungen. Die Schriftzüge am oberen Bildrand sind anonyme Botschaften an die Betrachter,

die in ihren Werken spazieren gehen. Auf Traumreisen werden neue Eindrücke auch fotografisch „notiert“ oder entstehen direkt vor Ort. Zur Reisevorbereitung nach Andalusien hat Christine Jantzen die Bauwerke der Mauren intensiv studiert. Das Ornament in der Baukunst der Mauren hat sie an verschiedenen Bauwerken analysiert und dabei ihre Faszination von der Geometrie als Grundform der Schönheit entdeckt. Nur mit Lehm, Sand und Gips wurden kostbare Gestaltungen der Bauwerke hervorgebracht. In der Phantasie lässt die Kunst der Mudéjares, der südspanischen Mauren die Bilder von „Tausendundeiner Nacht“ lebendig werden. Die Fahrt nach Andalusien musste freilich aufgrund der Corona-Pandemie aufgege-

„Landschaft“, Gudrun Niessner-Wild

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ben werden. Daraufhin hat Christine Jantzen eine imaginäre „Traumreise“ nach Andalusien unternommen und auf dem Papier festgehalten. Landschaften, Menschen und Architekturen sind in Aquarellmalerei zu sehen, die Farben der Aquarellbilder vom Reiseland und den besonderen Lichtverhältnissen bestimmt. Die Alhambra, wie ein Anklang des Paradieses in einer orientalischen Welt, wird mit vielen Aquarellbildern wiedergegeben. Christine Jantzens Vorliebe für Menschen in traditioneller Kleidung findet beim Bild „El Rocio“, der Pfingstwallfahrt Romeria, der eigenwilligsten Wallfahrt in Spanien, ihren Ausdruck. Die Bilder sind heiter und lassen Urlaubsstimmung aufkommen. Dabei gibt viele Andeutungen, die dem Betrachter die

persönliche Freiheit lassen, die Bilder zu vervollständigen. Ein eigenständiger Teil der Ausstellung beschäftigt sich mit der Ausdruckskraft der bunten Keramikfliesen „Azulejos“ in Form von geometrischen Papier-Flechtwerke/Faltungen und Aquarellen in quadratischen Kleinformaten. Das Ornament einer historischen Zementfliese aus Wetter hat sich „eingeschmuggelt“, um die länder- und bauzeitenübergreifende Gestaltung von Fliesen zu dokumentieren. Die Ausstellung ist von Dienstag bis Freitag in der Zeit von 15 bis 18 Uhr und Samstag von 13 bis 15 Uhr geöffnet und kann unter Einhaltung der Hygienevorschriften besucht werden. Finissage ist Samstag, der 5.12. pe/MiA

„Olivenhaine“, Christine Jantzen


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