Saisonchronik der TSG Hoffenheim 2015/16

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Saison 2015/2016

Vorwort Die Vorsaison 2014/15 war in eine gute Hinrunde und eine deutlich schwächere Rückrunde unterteilt. Immerhin gelang der TSG 1899 Hoffenheim im Mai 2015 mit dem achten Platz die zweitbeste Platzierung auf der Abschlusstabelle, seit sie im Jahr 2008 in die oberste deutsche Spielklasse aufgestiegen war. Ein einziger Sieg hatte am Ende nur gefehlt, um sogar die europäischen Plätze zu erreichen.

Impressum Herausgeber TSG 1899 Hoffenheim Fußball-Spielbetriebs GmbH Dietmar-Hopp-Sportpark Horrenberger Straße 58 74939 Zuzenhausen Tel. 07261-9493-0 Fax 07261-9493-102 E-Mail: info@achtzehn99.de www.achtzehn99.de Autor Alexander H. Gusovius Layout, Satz, Gestaltung gestaltungsWerk, Georg Luippold Fotos Uwe Grün, Kraichgaufoto www.kraichgaufoto.de

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Für die neue, inzwischen achte Saison Hoffenheims in der Ersten Bundesliga wurde ein grundlegender personeller Umbruch in Angriff genommen. Der Mannschaft war nach Meinung von Trainer Markus Gisdol auf den letzten Metern der alten Saison die Luft ausgegangen, neue und junge Spieler sollten für frischen Wind sorgen. Zu den schmerzlicheren Weggängen zählte neben Andi Beck und Sejad Salihovic auch Roberto Firmino, den es nach Liverpool zog – für die zwischenzeitliche Ligarekord-Transfersumme von 41 Millionen Euro, die jedoch alsbald vom Wolfsburger Kevin de Bruyne geknackt werden konnte. Folgende Spieler wurden im Sommer 2015 neu verpflichtet: Kevin Kuranyi (Dynamo Moskau), Mark Uth (SC Heerenveen), Pavel Kaderabek (Sparta Prag), Joelinton (Recife Futebol), Fabian Schär (FC Basel), Jonathan Schmid (SC Freiburg), Eduardo Vargas (SSC Neapel), Benedikt Gimber (U-23), Nicolai Rapp (U-23). Zu Beginn der Rückrunde Anfang 2016 kam Andrej Kramaric als Leihgabe von Leicester City hinzu. Und hier die wichtigsten Spieler, die Hoffenheim verließen, teils nur zur Ausleihe: Anthony Modeste (Köln), Janik Haberer (Bochum), Sejad Salihovic (Guizhou Renhe), Sven Schipplock (Hamburg), Kevin Akpoguma (Düsseldorf), Roberto Firmino (Liverpool), Marvin Schwäbe (Osnabrück), Andreas Beck (Besiktas Istanbul), David Abraham (Frankfurt), Michael Gregoritsch (Bochum/Hamburg). Dass der Auftakt der neuen Saison im Spätsommer 2015 missglücken würde, war angesichts des schweren Auftaktprogramms gegen Leverkusen und die Bayern zu erwarten. Dass die Mannschaft auch danach nicht in die Spur kam, konnte noch etlichen Veränderungen im Kader geschuldet sein – auf zu vielen Positionen galt es Neues zu koordinieren, zu justieren, auszuprobieren. Insgesamt jedoch setzte sich immer unübersehbarer jene verhängnisvolle Entwicklung fort, die in der Rückrunde der Vorsaison begonnen hatte.

Und so kam es, dass die Mannschaft bereits am 10. Spieltag auf Platz 17 lag und, nicht anders als ihr Trainer, mehr oder weniger ausgebrannt wirkte. Die TSG reagierte notgedrungen mit der Entlassung von Markus Gisdol und gab die Verpflichtung von Huub Stevens bekannt, der als „Feuerwehrmann“ einen Vertrag bis zum Ende der laufenden Saison erhielt. Hoffenheims U-19-Trainer Julian Nagelsmann wurde auserkoren, die Mannschaft danach zu übernehmen, er unterzeichnete einen Dreijahresvertrag. Zeitgleich wurde der Leitende Geschäftsführer Peter Rettig freigestellt und Dr. Peter Görlich von der TSG-Akademie in die Geschäftsführung aufgenommen. Tatsächlich fing sich die Mannschaft allmählich, vor allem konditionell, ohne einstweilen vom Tabellenende loszukommen. Zur Winterpause übernahm sie sogar die rote Laterne, verfügte inzwischen aber über eine viel stabilere Ordnung und deutlich mehr Kondition. Doch schon zu Beginn des Monats Februar musste Huub Stevens sein Amt aus gesundheitlichen Gründen niederlegen. Julian Nagelsmann übernahm die Position des Cheftrainers vorzeitig, mit nur 28 Jahren, schloss nebenbei seine Ausbildung zur Erlangung des Trainerscheins ab – und war damit der jüngste Erstligatrainer aller Zeiten. Was nun geschah, kam einem zweiten „Wunder von Hoffenheim“ gleich, nachdem der Verein ja schon 2013 nur äußerst knapp dem Abstieg entkommen war. Zug um Zug holten Nagelsmann und seine neu motivierte, viel angriffslustigere Mannschaft Punkt um Punkt, kletterten die Tabelle von ganz unten empor bis in den unteren Mittelfeldbereich und waren nach dem vorletzten Spieltag trotz einer Niederlage aller Abstiegssorgen ledig. Durch eine erneute Niederlage auch am letzten Spieltag reichte es zuletzt nur für Platz 15, vor Eintracht Frankfurt und dem VfB Stuttgart, der damit den schweren Gang in die 2. Liga antreten musste, sowie vor Hannover 96, das schon frühzeitig als Absteiger feststand. Meister wurde, zum vierten Mal in Folge, der FC Bayern München. Ich wünsche allen Fans und Freunden von 1899 Hoffenheim viel Freude beim Nacherleben dieser mehr als wechselhaften, von dramatischen Einschnitten geprägten Saison!

Alexander H. Gusovius

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saison 2015/16 Hinrunde

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2:0 DFB-Pokal, 1. Hauptrunde » 8. August 2015

TSV 1860 München – TSG 1899 Hoffenheim

Die Pokal-Losfee hatte Hoffenheim eine nicht unlösbare Aufgabe gestellt, die jedoch keinesfalls auf die leichte Schulter zu nehmen war: 1860 München, Fast-Absteiger aus der 2. Liga. Zwar hatten die Löwen zum Saisonstart zwei knappe Niederlagen zu beklagen, besaßen aber den Vorteil, schon im Wettkampfmodus zu sein – während Hoffenheim, an Kopf und Gliedern erneuert, noch ein gutes Stück davon entfernt war, sich bereits gefunden zu haben. Von Beginn an war dieser Unterschied in der Vorbereitung deutlich zu sehen. Ohne ihren Schlüsselspieler Firmino wirkte das Hoffenheimer Mittelfeld mit Rudy auf der ungewohnten 10 ratlos und sogar überfordert. Im Sturm gingen Elyounoussi links und Schmid rechts ebenfalls viele vergebliche Wege, während Volland in der Sturmmitte kaum Durchschlagskraft entfalten konnte. Die taktische Maßnahme, den Gegner durch Positionswechsel zu verwirren, führte eher zu Verwirrung in den eigenen Reihen. In der Abwehr vermisste man Becks Blondschopf am meisten, er hatte sich über all die Jahre tief in die Defensivstruktur eingespielt. Kaderabek, das hoffnungsvolle tschechische Talent, bestach zwar durch schnelle Tempogegenstöße, konnte aber noch nicht mit Becks Solidität auf der rechten Abwehrseite gleichziehen. Dafür überzeugte Schär an der Seite des genesenen Süle in der Innenverteidigung durch brillante Pässe in die Spitze. Als linker Verteidiger durfte an seinem Geburtstag Toljan auflaufen, Schwegler und Strobl gaben die Doppelsechs.

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Bereits in der 5. Minute ließ Wolf mit einem schnellen Flankenlauf die 14.000 Heimzuschauer zum ersten Mal hoffen, dass die Sechz’ger den ersten Saisonsieg einfahren könnten. Der Versuch einer Flanke führte aber nur zu einer Ecke, die wirkungslos blieb. Danach schien Hoffenheim das Spiel zu kontrollieren, kam jedoch durch die konzentrierte Abwehr der Löwen nie wirklich zum Abschluss – und fand auch keine Gelegenheit zu pfeilschnellen Kontern oder auch nur zum Pressen, das die Hoffenheimer Angriffe einleiten sollte. Stattdessen bewegte die TSG den Ball über fast die gesamte erste Halbzeit eher uninspiriert in den eigenen Reihen hin und her, verlor ihn öfters durch schwache Pässe und brachte die Löwen damit ins Spiel, die in der 10. und 19. Minute durchaus in Führung hätten gehen können. Einmal rettete Baumann spektakulär, einmal vergab Wolf knapp. Erst in der 45. Minute kam auch Hoffenheim zu einer Torchance, als Schmid, von Elyounoussi steil geschickt, aus knapp 15 Metern abzog. Ortega im Tor der Löwen konnte den mächtigen, nicht ausreichend platzierten Schuss aber entschärfen. In der 51. Minute kam es zu einem fatalen Abspielfehler von Kaderabek in der Vorwärtsbewegung, Wolf nahm den Ball auf, ging in den Strafraum, wo Claasen rechts freigelaufen war, und spielte ihn im genau richtigen Moment an. Gegen dessen Schuss zum 1:0 war Baumann machtlos. Als sich kurz darauf noch Schär verletzte und vom Feld musste, ersetzte ihn Bicakcic, ohne dass die Defensivwirkung nachließ. Was von nun an fehlte, war Schärs mustergültige Spieleröffnung. Wenige Minuten später lief Kuranyi zum ersten Pflichtspiel für die TSG auf. Die Hoffenheimer Angriffe gewannen dadurch zwar an Kontur, doch entscheidende Gefahrensituationen entstanden immer noch nicht.

Und so lief die Uhr gefühlt immer schneller herunter, ohne dass der nötige Ausgleich jemals in der Luft lag – anders als der zweite Treffer der Münchener. Bis dahin jedoch mühte sich die TSG, zuletzt noch mit Szalai, nach Kräften. Aber die Kräfte reichten eben noch nicht aus, diesen willensstarken Zweitligisten in die Knie zu zwingen. Am Ende kam es, wie es kommen musste. In der Nachspielzeit konnten die Löwen Hoffenheim nach einem TSG-Freistoß klassisch auskontern, der eingewechselte Mulic schoss aus knapp 10 Metern unhaltbar ein. Damit war der Saisonauftakt gründlich verpatzt. Die offensichtlichen taktischen und technischen Mängel bereiteten allen Spielern und Verantwortlichen erhebliche Sorgen. Während Trainer Gisdol zur Geduld mit seiner jungen, noch nicht eingespielten Truppe aufrief, fasste Süle seine Gefühle in ernste Worte: „Wenn wir in der Liga so weiterspielen, steigen wir ab.“

TSV 1860 MÜNCHEN Ortega, Kagelmacher, Bülow, Schindler, Wittek, Adlung , Degenek, Claasen, Hain (66. Mulic), Wolf (89. Vollmann), Okotie (82. Mvibudulu) TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Kaderabek, Schär (59. Bicakcic), Süle, Toljan, Schwegler, Strobl, Schmid, Rudy (74. Szalai), Elyounoussi (62. Kuranyi), Volland ZUSCHAUER 17.800 TORE 1:0 Claasen (51.) 2:0 Mulic (90. + 3) SCHIEDSRICHTER Harm Osmers (Hannover) GELBE KARTEN Degenek, Mulic Toljan

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2:1 1. Spieltag » 15. August 2015

Bayer 04 Leverkusen – TSG 1899 Hoffenheim

Es war das 100. Bundesligaspiel von Kevin Volland, alle im Trikot der TSG absolviert. Leider war ihm kein Sieg in der BayArena vergönnt. Doch der Auftritt der Mannschaft stimmte versöhnlich, die Formkurve zeigte eindeutig nach oben. Zuber, zuletzt auf die Tribüne verbannt, stand wieder in der Anfangsformation und belohnte die Entscheidung des Trainers mit dem Führungstreffer in der 5. Minute. Damit erzielte er sein erstes Bundesligator. Dem Treffer ging ein Ballgewinn im offensiven Mittelfeld von Kaderabek voraus, mit hohem Körpereinsatz, gefolgt von einem feinen Steilpass durch Polanski, der ebenfalls in die Startelf zurückgekehrt war und wie gewohnt neben Schwegler die Doppelsechs gab, während Kuranyi seine Bundesligarückkehr nach fünf Jahren Abwesenheit feiern durfte. Kim markierte als linker Außenverteidiger die vierte personelle Veränderung. Bis zur 20. Minute hatte Hoffenheim keine Mühe, die frühe Führung zu halten. Das Rezept: geordnete Ballstaffetten in der eigenen Hälfte, viel Laufarbeit bei Ballbesitz des Gegners, ständiges Aufrücken. Leverkusen wirkte fahrig und fand nicht ins Spiel. Doch bereits in der 21. Minute musste Süle sich mächtig lang machen, um Kießling nach schöner Vorarbeit durch Bellarabi am Torschuss zu hindern.

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Leverkusen übernahm nun zusehends die Spielkontrolle. In der 25. Minute ging ein Kießling-Kopfball nach Freistoß durch Calhanoglu knapp übers Tor. In der 31. Minute hätte Zuber nach einer gefühlvollen Flanke von Volland fast das 0:2 erzielt, doch auch sein Kopfball flog über die Querlatte. Bis zur Pause musste Baumann noch zweimal rettend eingreifen, während die TSG kaum noch vor dem Tor von Leno auftauchte – dann münzte Leverkusen die inzwischen stark gestiegenen Spielanteile in den durchaus verdienten Ausgleichstreffer um: Bender und Son kombinierten sich rechts durch die Hoffenheimer Reihen, bis im entstehenden Durcheinander samt ungeahndetem Foul von Bender Wendell vom linken Strafraumeck zum Abschluss kam. Baumann tauchte blitzschnell ab, musste den Flachschuss aber nach vorne abprallen lassen. Kießling war zur Stelle und schob den Ball aus gut fünf Metern ins Netz! Um die verlorenen Spielanteile zurückzugewinnen, musste die TSG dringend zur läuferischen Arbeit der ersten Minuten zurückkehren und am besten gleich wieder ein Tor erzielen. 20 Sekunden nach dem Wiederanpfiff wäre das Volland in seinem Jubiläumsspiel auch beinahe gelungen, aber sein Seitfallzieher nach Zuspiel durch Schmid zog knapp am rechten Toreck vorbei. Danach drückte Leverkusen wie vor der Pause aufs Tempo, vermochte allerdings nicht mehr denselben Druck zu erzeugen.

Um die 60. Minute herum ging Kuranyi vom Feld und wurde durch Strobl ersetzt, während Leverkusen für den angeschlagenen Bender Mehmedi aufbot. Die beiden Wechsel markierten effektvoll den Fortgang des Geschehens auf dem Rasen, weil die TSG von nun an im Mittelfeld noch verhaltener agierte und die Werkself ihre Angriffe um ein weiteres kreatives Element verstärkt hatte. In der 63. Minute hätte Kießling bereits den Siegtreffer erzielen können, aber das flache Zuspiel von Bellarabi von der rechten Grundlinie versprang ihm hoch übers Tor. Als in der 64. Minute auch noch Brandt für Son in die Werkself kam, war das Urteil über Hoffenheim gesprochen. Nur sieben Minuten nach seiner Einwechslung nahm Brandt bei einem Tempovorstoß durch Mehmedi dessen Zuspiel dankend an und schoss unhaltbar von der linken Seite den 2:1-Siegtreffer. Uth für Schmid und Ochs für Polanski vermochten dem Spiel der TSG danach auch keine entscheidende Wendung mehr zu geben. Die Kräfte waren aufgebraucht, die Pässe nach vorn wurden zusehends unpräziser, echte Torchancen blieben aus. Leverkusen dagegen spulte die letzten Minuten souverän ab.

BAYER 04 LEVERKUSEN Leno, Hilbert, Tah, Papadopoulos, Wendell, Bender (60. Mehmedi), Kramer, Bellarabi (90. Ramalho), Calhanoglu, Son (64. Brandt), Kießling TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Kaderabek, Schär, Süle, Kim, Schwegler, Schmid (72. Uth), Polanski (82. Ochs), Zuber, Volland, Kuranyi (58. Strobl) ZUSCHAUER 27.125 TORE 0:1 Zuber (5.) 1:1 Kießling (45.) 2:1 Brandt (71.) SCHIEDSRICHTER Robert Hartmann (Wangen) GELBE KARTEN Wendell

Kevin Volland beurteilte das Spiel so: „Wir haben heute gegen einen starken Gegner ein gutes Spiel gemacht. Im Vergleich zum Pokal war das schon viel besser; mit vielen guten Ansätzen. In der zweiten Halbzeit kamen die wichtigen Pässe in der entscheidenden Zone nicht an. Dennoch hatten wir richtig gute Passagen in der Partie – darauf können wir aufbauen.“

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1:2 2. Spieltag » 22. August 2015

TSG 1899 Hoffenheim – fc Bayern München

Gerüchte um einen Wechsel des chilenischen Stürmers Eduardo Vargas in den Kraichgau erhielten zusätzliche Nahrung, als man ihn beim Spiel gegen die Bayern auf der Tribüne entdeckte. Presseberichten zufolge hatte er da schon den Medizincheck absolviert. Der in den Tagen zuvor öfters angedeutete echte Zehner als Firmino-Ersatz war er aber nicht, weil er eher in der Sturmmitte, allerdings auch halbrechts und halblinks als einsetzbar galt.

Bei den Bayern hatten sich unter der Woche Robben und Thiago gesund zurückgemeldet. Robben stand denn auch in der Startelf, Thiago wurde später eingewechselt. Hoffenheim trat in derselben Besetzung an wie in Leverkusen, nur dass diesmal Zuber meist in der Mitte und Volland auf dem rechten Flügel unterwegs war, während Schmid hinter ihm und neben Schwegler und Polanski agierte. Das ungewohnte 4-3-3 musste seine Tauglichkeit nicht lang unter Beweis stellen. Nach dem Anstoß der Bayern sprintete Kuranyi hinterher, zwang zum erneuten Rückwärtspass und sprintete weiter, bis Alaba in seiner Not den Ball ins Niemandsland spielte, wo Volland ihn sich erlief und durch Welttorhüter Neuers Hosenträger nach gerade mal neun Sekunden Spielzeit ins Tor schoss. Es war das schnellste Tor der Bundesligageschichte. Wer nun mit einer heftigen Gegenreaktion der Bayern rechnete, sah sich getäuscht: Wie aus dem Lehrbuch lief die TSG den Rekordmeister extrem hoch an und zwang ihn zu etlichen Verlegenheitspässen, so dass es bis zur 33. Minute dauerte, ehe Baumann die erste echte Bayernchance, einen Müller-Kopfball nach Flanke von Lahm, entschärfen musste. Das gefürchtete Pass-Spiel der Bayern wurde durch das hohe Pressing der TSG bis dahin wirkungsvoll unterbunden. In der 35. Minute traf Müller dann schon den Pfosten. Und in der 41. Minute war er zurstelle, als der überragende Costa links durchgegangen war und scharf in die Mitte geflankt hatte. Baumann konnte die Flanke nur noch wegklatschen, leider genau vor Müllers Füße, der in der 45. Minute sogar noch den Führungstreffer verpasste.

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Die Halbzeitpause kam also gerade zur rechten Zeit – danach ging Hoffenheim wieder frischer zuwerke und ließ den Bayern erneut keinen Raum zur Entfaltung. Leider ergaben sich keinerlei eigene Chancen, um nochmal in Führung zu gehen. Die alles entscheidende Frage war, ob die Kräfte bis zum Schluss reichen würden, um die Bayernoffensive derart laufintensiv zu entschärfen. Zug um Zug bauten die Bayern ab der 60. Minute wieder Druck auf, in der 66. Minute traf Vidal aus 18 Metern immerhin schon die Querlatte, in der 70. Minute rettete Baumann einen Schuss des eben eingewechselten Lewandowski aus kürzester Distanz! »

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Dann griff der Fußballgott ein und brachte Boateng dazu, einen Hoffenheimer Freistoß im Strafraum ungeschickt mit der Hand abzuwehren. Weil er zuvor schon gelb gesehen hatte, sah er nun gelb-rot und musste sich von draußen anschauen, wie Polanski den Ball zum Elfmeter zurechtlegte. Der ansonsten vorzügliche Schiedsrichter Stieler korrigierte dessen Position nach Intervention von Torhüter Neuer noch einmal um ein paar unnötige Millimeter – was ausreichte, um Polanski so in der Konzentration zu stören, dass er den Ball mit einem mächtigen Schuss halbhoch an den rechten Pfosten setzte.

Auch wenn die Bayern jetzt nur noch über neun Feldspieler verfügten, lag das „Momentum“ damit auf ihrer Seite. Die immer müderen Hoffenheimer Beine wurden vom verschossenen Elfer noch müder, die Bayern-Angriffe immer beschwingter. Bis kurz vor Ende schien das 1:1 dennoch Bestand zu haben, besonders nachdem Lewandowski in der 88. Minute zweimal an Baumann und Müller per Kopf gleich darauf am rechten Pfosten gescheitert war. Doch in der 90. Minute ging Costa rechts an Kim und Polanski vorbei, flankte nach innen und fand Lewandowski, der aus kurzer Distanz unhaltbar einschob.

„Es überwiegt die Enttäuschung. Du hast die Chance, den Sack zuzumachen, und dann bekommst du in der 90. Minute das 1:2. Das ist schon bitter“, sagte nach dem Spiel Kevin Volland, der sich darum über sein Rekordtor nicht wirklich freuen konnte. Da war es auch kein Trost, dass Trainer Pep Guardiola meinte: „Ich finde, das war eines der besten Spiele meines Teams in den vergangenen drei Jahren.“

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Kaderabek, Schär (90. + 1), Süle, Kim, Schwegler, Polanski, Schmid (64. Rudy), Zuber, Volland, Kuranyi (69. Uth) FC BAYERN MÜNCHEN Neuer, Benatia (36. Rafinha), Boateng, Alaba, Lahm (67. Lewandowski), Alonso, Vidal, Robben (59. Thiago), Götze, Costa, Müller ZUSCHAUER 30.150 (ausverkauft) TORE 1:0 Volland (1.) 1:1 Müller (41.) 1:2 Lewandowski (90.) SCHIEDSRICHTER Tobias Stieler (Hamburg) GELBE KARTEN Schwegler, Kim, Polanski Müller, Rafinha GELB-ROTE KARTEN Boateng (73.)

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0:0 3. Spieltag » 29. August 2015

SV Darmstadt 98 – TSG 1899 Hoffenheim

Zwei Unentschieden hatten die Darmstädter Lilien durch ihr willensstarkes, konsequent vorgetragenes Spiel schon auf dem Konto, gegen die TSG sollte es zum dritten Unentschieden in Folge reichen. Doch mit welchen Mitteln ging Darmstadt dabei vor? Wie gegen Schalke eine Woche zuvor erwies sich der Fußball der Lilien als ebenso robust wie rustikal – und als nicht geeignet, Fairness-Pokale zu erringen. Mit Eduardo Vargas auf der Bank, der tatsächlich kurz vor Ende der Transferperiode noch zur TSG gewechselt war, ging Hoffenheim die Partie ruhig an und verlockte Darmstadt dazu, in den ersten Minuten für Druck zu sorgen, um nach Möglichkeit ins bevorzugte Pressing zu kommen. Nach einer Viertelstunde war jedoch klar, dass die Lilien nicht in die gestellte Falle tappen würden und sich nach zwei vergeblichen Halbchancen zunehmend in ihr bevorzugtes Abwehrbollwerk zurückzogen. Um die 20. Minute herum hatte sich die TSG bereits am gegnerischen Strafraum regelrecht festgebissen.

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Bis zur Halbzeit wiederholten sich nun die Bilder: Hoffenheim versuchte sich durchs Mittelfeld in den Strafraum zu kombinieren, Darmstadt ging hart in die Zweikämpfe bzw. auf die Knochen und drosch die Bälle zur Not auch in die Tribünen. Mit dieser urwüchsig-altertümlich-brutalen Art zogen sie den spielverliebten Hoffenheimern immer mehr den Nerv, bis die Partie nur noch dahinplätscherte. Und auch nach dem Wiederanpfiff blieben wirkungsvolle Hoffenheimer Angriffe Mangelware, während bei den gelegentlichen Darmstädter Konterversuchen deutlich wurde, über wie wenig offensive Spieltechnik die Gastgeber verfügten. Je länger die zweite Halbzeit andauerte, umso tiefer griffen sie dafür in die Trickkiste: Vom Dauerabwehrkampf zunehmend müde, wandten sich die Spieler der Lilien nach eher harmlosen Zweikämpfen auch mal in scheinbaren Schmerzen auf dem Rasen, blieben minutenlang liegen, um sich zu erholen, und liefen damit dem inoffiziellen Meister bei ähnlichen kleinen Betrügereien aus Augsburg sogar noch den Rang ab.

Hoffenheim machte unterdessen den Fehler, entlang der taktischen Anordnung fast alle Angriffe durch die Mitte zu inszenieren, wo das Gedränge groß und ein Darmstädter Tritt ans Bein wahrscheinlich war. Erst mit der Einwechslung von Vargas für Uth, der in der 12. Minute die bislang einzige echte Chance für Hoffenheim knapp vergeben hatte, kam mehr Schwung in die Aktionen. Aber da war es (fast) schon zu spät, mit letzten Kräften retteten sich die Lilien über die Remis-Ziellinie und hatten in der 90. Minute riesiges Glück, als sie einen Stocherball von Kuranyi gerade noch von der Linie kratzen konnten. Allerdings musste auch Baumann in der letzten Spielminute noch Darmstadts erste echte Torchance vereiteln, einen Schuss von Sandro Wagner aus ca. 10 Metern.

SV DARMSTADT 98 Mathenia, Garics, Sulu, Caldirola, Holland, Niemeyer (83. Jungwirth), Gondorf, Heller, Rausch, Sailer (76. Rosenthal), Stroh-Engel (86. Wagner) TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Kaderabek, Schär, Süle, Kim, Schwegler (68. Rudy), Polanski, Uth (76. Vargas), Zuber (67. Schmid), Volland, Kuranyi ZUSCHAUER 17.000 (ausverkauft) TORE SCHIEDSRICHTER Marco Fritz (Korb) GELBE KARTEN Niemeyer, Gondorf, Garics Zuber, Uth

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1:3 4. Spieltag » 13. September 2015

TSG 1899 Hoffenheim – sv Werder Bremen

Während in der Länderspielpause Volland und Rudy, Süle und Toljan, Bicakcic, Kim, Kaderabek, Szalai, Schär, Amiri, Gimber und Ochs bei ihren jeweiligen Nationalmannschaften weilten, hatte Vargas den chilenischen Trainer um eine Auszeit gebeten, um in Zuzenhausen seinen Trainingsrückstand aufarbeiten zu können. Unterdessen kümmerte sich die Leitung der TSG um die rasch angewachsene Zahl von Flüchtlingen in den Sinsheimer Messehallen, allen voran Präsident Hofmann und der Leitende Geschäftsführer, Peter Rettig. Vor dem Spiel gegen Werder Bremen, zu dem bereits etliche Flüchtlinge freien Eintritt und Betreuung erhielten, mischte sich unter die Zuversicht, die Partie gewinnen zu können, entsprechend viel Druck, sie auch gewinnen zu müssen. Bei einem einzigen Punkt nach drei Spieltagen sollte und durfte es einfach nicht bleiben. Ruhe und Gelassenheit waren also Pflicht, so dass Markus Gisdol auch den medialen Hype um Claudio Pizarro, der mit fast 37 Jahren zum dritten Mal einen Vertrag in Bremen unterzeichnet hatte, nicht mitmachte und vor der Partie kundtat, er rechne nicht mit dem Altstar, dessen konditionelle Verfassung zu schwach sei. Tatsächlich saß Pizarro für lange Zeit auf der Bank, ehe er dem Spiel doch die entscheidende Wende geben sollte. Bis dahin sahen die gut 28.000 Zuschauer eine im Prinzip ausgeglichene Partie, bei der in Halbzeit 1 Werder und in Halbzeit 2 die TSG die Oberhand hatte. Anders und unverblümt gesagt bot Hoffenheim in den ersten 45 Minuten eine indiskutable Vorstellung. Die Mannschaft wirkte völlig indisponiert und regelrecht ratlos bei ihren Versuchen, die Bremer Verteidigung effizient unter Druck zu setzen. »

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Ab der 30. Minute gab es dafür sogar Pfiffe von den Rängen. Das festzementierte Spiel durch die Mitte fingen die Bremer Verteidiger, unter ihnen Ex-Kollege Vestergaard, locker ab, schnelle Vorstöße vertändelte die TSG, wobei auch die Passgenauigkeit zu wünschen übrig ließ. Uth, Kuranyi und Volland wirkten vorn über weite Strecken wie abgemeldet, während Werder immer mal wieder schnell Richtung Tor ging und in der 45. Minute das Glück hatte, von einer querschlagenden Flanke profitieren zu können: Junuzovic zog aus 13 Metern scharf ab, Baumann hatte keine Chance, das 0:1 zu verhindern. In der Kabine setzte es laute Worte von Markus Gisdol, für Kuranyi und Zuber liefen nach der Pause Vargas und Schmid auf. Beide Maßnahmen sorgten für etwas mehr Frische in den Aktionen. Der Lohn dafür war ein schneller Antritt der TSG in der 49. Minute, bei dem ein schöner, scharfer Steilpass von Uth exakt in den Laufweg von Vargas ging, der bei seiner zweiten Ballberührung sicher durch die Hosenträger von Bremens Torhüter Wiedwald einnetzte. In den folgenden zwanzig Minuten drückte Hoffenheim mächtig aufs Tempo, Schär in der 55. und Volland in der 58. Minute prüften Wiedwald mit schönen Schüssen. Nachdem in der 72. Minute Vargas nach einem Zusammenprall länger behandelt werden und mit einem Kopfverband spielen musste, brach der Offensivdrang der TSG jedoch in sich zusammen. Die Aktionen waren nicht mehr zwingend, während die Bremer ihren Mittelfeldspieler Garcia vom Feld nahmen und in der 80. Minute durch Pizarro ersetzten.

Schon vier Minuten darauf verhinderte Schär mit einer spektakulären Grätsche, dass „Pizza“, der nur noch einzuschieben brauchte, die mit seiner Einwechslung sofort zunehmenden Bremer Angriffe mit einem Tor veredelte. Doch statt den Warnschuss ernst zu nehmen und einen Bewacher für Pizarro hinten abzustellen, spielte die TSG arglos-munter weiter auf Sieg – bis die wegen der langen Behandlungszeit von Vargas viel zu kurze und zugleich viel zu lange Nachspielzeit von zwei Minuten anbrach. Und in diesen zwei Minuten flogen zweimal lange Bälle aus der Bremer Defensive weit nach vorn. Beim ersten Mal vernaschte „Pizza“ zwei, drei Hoffenheimer rechts und gab dann auf Ujah ab, der das 1:2 erzielte. Beim zweiten Mal angelte sich Junuzovic links den Ball und schoss, für Baumann recht unglücklich, zwischen Torhüter und Torpfosten zum Endstand von 1:3 ein. Den emotional abgründigsten Kommentar zum Spiel lieferte Jannik Vestergaard: „Ich bin froh, dass ich denen zeigen konnte, welchen Fehler sie gemacht haben, als sie mich abgaben.“

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Kaderabek, Schär, Süle, Kim, Schwegler, Polanski, Zuber (46. Schmid), Uth, Volland, Kuranyi (46. Vargas) sv WERDER BREMEN Wiedwald, Gebre Selassie, Lukimya, Vestergaard, S. Garcia, Fritz, Junuzovic, Kroos (89. Galvez), U. Garcia (82. Pizarro), Johannsson (64. Bartels), Ujah ZUSCHAUER 28.312 TORE 0:1 Junuzovic (45.) 1:1 Vargas (49.) 1:2 Ujah (90. + 2) 1:3 Junuzovic (90. + 3) SCHIEDSRICHTER Dr. Jochen Drees (Münster-Sarmsheim) GELBE KARTEN Volland, Polanski Junuzovic, Lukimya, Fritz, Ujah

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3:1 5. Spieltag » 18. September 2015

1. FSV Mainz 05 – TSG 1899 Hoffenheim

„Natürlich ist es eine gefährliche Situation, in der wir uns gerade befinden“, räumte Markus Gisdol vor dem richtungsweisenden Spiel in Mainz ein. Dabei richteten sich viele Hoffnungen auf Vargas, der seine Kopfverletzung aus der Vorwoche gut im Griff hatte und auflaufen konnte. Szalai dagegen, der noch kein einziges Mal in dieser Saison im Kader stand, blieb auch diesmal außen vor. Das erhoffte Wiedersehen mit seinem Mainzer Ex-Publikum fiel aus. Im Übrigen durfte sich Schmid über einen Start-Einsatz freuen, Kuranyi und Uth mussten auf der Bank Platz nehmen. Und Rudy übernahm Zubers Mittelfeldrolle als Antreiber, war aber zur Hälfte auch als dritter Sechser neben Schwegler und Polanski unterwegs. Damit war eine defensivere Grundaufstellung der TSG verbunden, die diesmal um einiges tiefer stand als bisher in der Saison – und Mainz das Spiel überließ. Der Lohn dafür war ein Konter in der 13. Minute: Polanski trieb den Ball mit großen Schritten voran, spielte mustergültig halblinks steil auf Schmid, der Karius im Mainzer Tor keine Chance ließ. Die Mainzer Karnevalstruppe, die insgesamt sortierter wirkte und breitflächig weiter blitzschnelle Angriffe inszenierte, kam schon in der 18. Minute zum verdienten Ausgleich. Malli zog von links in den Strafraum und zog flach auf die kurze Ecke ab, durch Schärs Beine, so dass Baumann den Ball zu spät sah und das Nachsehen hatte. Danach ging das Spiel bei Vorteilen für Mainz hin und her: Volland vergab in der 23. Minute aussichtsreich, Malli und Clemens in der 25. und 34. Minute. Auf der Gegenseite zwang Schmid Keeper Karius in der 43. Minute mit einem Fernschuss zu einer starken Parade.

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Nach der Pause brachte Trainer Gisdol Bicakcic für Schär, der gelb gesehen hatte. Hoffenheim ging die Partie jetzt offensiver an, doch nach wenigen Minuten übernahm Mainz wieder die Initiative und erspielte sich durch schnelle Angriffe über die Flanken deutlich mehr Anteile als die TSG, die zu umständlich alles durch die Mitte laufen ließ und leicht auszurechnen war. Ein Lattentreffer von Muto per Kopf in der 53. Minute signalisierte die Gefahrenlage. Mehr und mehr von den Mainzer Fans nach vorn getrieben, drückte Mainz ab der 60. Minute noch mehr aufs Tempo und wurde kurz darauf durch einen Robben-Treffer von Malli belohnt, von rechts außen auf Strafraumhöhe angelaufen und mit links unhaltbar als Bogenlampe im langen Torwinkel versenkt. Bevor die TSG imstande war, ihren etwas umständlichen Fußball auf die neue Situation einzustellen, schlug Malli schon wieder zu, nur sieben Minuten später, nach einem Flankenlauf von Muto links. Den ersten zentralen Schuss von Malli konnte Kim noch abblocken, beim Nachschuss zappelte der Ball zum 3:1 im Netz.

Markus Gisdol brachte jetzt Kuranyi und Uth für Kim und Schwegler, löste damit die Viererkette auf und ging volles Risiko. Der Mut wurde aber nicht belohnt, zudem hatte Hoffenheim jetzt zu viele Stürmer vorn, die sich beim bevorzugten Spiel durch die Mitte fast auf den Füßen standen. Mainz hatte keinerlei Probleme, die Partie schadlos zuende zu spielen.

1. FSV MAINZ 05 Karius, Brosinski, Bungert, Bell, Bengtsson, Baumgartlinger, Moritz, Clemens, Malli (88. Serdar), De Blasis (90. + 2 Parker), Muto (76. Niederlechner)

Damit verbuchte Hoffenheim weiterhin nur einen Zähler auf der Habenseite – die Sorgenfalten wurden tiefer. „Jetzt wird sich zeigen, wer Eier in der Hose hat“, gab Kapitän Schwegler danach unumwunden zu Protokoll. Polanski dagegen sagte: „Ich denke, dass man trotzdem gesehen hat, dass wir uns den Arsch aufreißen, dass wir uns nicht hängen lassen und nicht die Köpfe unten haben.“

ZUSCHAUER 28.973

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Kaderabek, Schär (46. Bicakcic), Süle, Kim (75. Uth), Schwegler (76. Kuranyi), Rudy, Polanski, Volland, Schmid, Vargas

TORE 0:1 Schmid (13.) 1:1 Malli (18.) 2:1 Malli (61.) 3:1 Malli (68.) SCHIEDSRICHTER Daniel Siebert (Berlin) GELBE KARTEN Niederlechner Schär, Bicakcic

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1:1 6. Spieltag » 23. September 2015

TSG 1899 Hoffenheim – Borussia Dortmund

Vor dem Spiel machte Dietmar Hopp klar, dass die TSG sich nicht in Trainerdiskussionen verwickeln lassen wollte. Bei den noch schlechter gestarteten Gladbachern hatte Trainer Favre unterdessen bereits das Handtuch geworfen, in Hannover wackelte der Stuhl von Frontzeck auch schon bedenklich, während in Stuttgart Trainer Zorniger noch die volle Unterstützung genoss. Gladbach und Stuttgart fuhren denn auch erste Siege ein, Hannover verlor erneut – und Hoffenheim erkämpfte sich ein glanzvolles Unentschieden gegen die brillant in die Saison gestarteten Borussen aus Dortmund. Aus Protest gegen den erhobenen Topzuschlag blieben diesmal um die 1.000 Dortmunder Fans der Partie fern. Dietmar Hopp lenkte höchstpersönlich ein und versprach, die erzielten Mehreinnahmen einer BVB-Bildungseinrichtung zukommen zu lassen sowie zukünftig Verzicht zu üben. Der Vorteil des Topzuschlags war allerdings, dass die ärgsten Hoffenheim-Feinde offenbar zuhause geblieben waren, so dass es zu keiner der üblichen Schmähungen gegen Dietmar Hopp kam. In der Startaufstellung standen diesmal Bicakcic für Schär und Toljan für Kim, vorn zogen wieder Volland, Vargas und Schmid ihre Kreise, im Mittelfeld gelenkt von Rudy. Dortmund setzte auf den genesenen Reus und Bender und ließ Gündogan und Mkhitaryan auf der Bank. In den ersten zehn Minuten sahen die Fans ein munteres Spiel beider Mannschaften, dann zog sich Hoffenheim merkbar zurück und überließ Dortmund die Mehrheit der Spielanteile. Trotzdem kam die TSG wiederholt zu Konterchancen, ohne sie nutzen zu können. Der BVB erging sich unterdessen in allzu ehrgeizigen Kombinationen und Pass-Versuchen, spielte sichtbar selbstgefällig und ohne echten Zug zum Tor, so dass es der aufmerksamen TSGDefensive gelang, bis kurz vor der Halbzeit das 0:0 sicher zu verteidigen.

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In der 42. Minute jedoch setzte Volland mit einem langen, flachen, schnellen Ball Vargas in Szene, der frei von Eigensinn auf den halbrechts mitgelaufenen Rudy abgab – der unter den Augen von Nationaltrainer Löw noch ein paar Schritte mit dem Ball ging und ihn dann gefühlvoll an Bürki vorbei ins lange Eck setzte. Hoffenheim führte mit 1:0! Thomas Tuchel brachte nach der Pause Mkhitaryan für Hofmann und hatte seine Mannschaft auch taktisch neu eingestellt, flankiert durch lautstarke Interventionen von Hummels. Einstweilen war aber Hoffenheim weiterhin gefährlicher, vor allem Vargas sorgte für Gefahr und traf in der 50. Minute nur den Pfosten, nachdem er einen schlampigen Ball von Ginter abgefangen hatte, um Bürki herum nach links Richtung Grundlinie gegangen war und mit einer sehenswerten Körperdrehung aufs freie Tor gezirkelt hatte. »

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Eine Minute später wäre Vargas nach einem Steilpass auf und davon gewesen, doch der Linienrichter pfiff ihn wegen angeblichem Abseits zurück – eine krasse Fehlentscheidung, über die sich Trainer Gisdol so sehr aufregte, dass er den Fahnenschwinger am Arm fasste. Mit dem Ergebnis, dass er des Feldes verwiesen wurde und das Spiel fortan von der Tribüne aus anschauen musste. Die Empfindlichkeit des fehlerbehafteten Schiedsrichterteams mutete lachhaft an, ähnliche Bilder hatte Pep Guardiola ja schon mehrfach produziert, ohne dafür bestraft zu werden.

Diese Szene schien der Wendepunkt der Partie zu werden, Tuchel brachte jetzt auch Gündogan für den farblosen Reus, was nur eine Minute später zum Ausgleichstreffer durch Aubameyang führte. Dortmund war damit zurück im Spiel und hatte Pech, als die Schiedsrichterei in der 59. Minute ein Handspiel von Toljan im Strafraum übersah – bzw. war darin nicht mehr als ausgleichende Gerechtigkeit zu sehen. Bis zum Ende blieb es trotz gesteigerter Bemühungen des BVB beim leistungsgerechten 1:1, Hoffenheim verteidigte wirkungsvoll und konnte offensiv nicht mehr viel ausrichten, woran auch die Einwechslungen von Strobl für Polanski, Zuber für Rudy und Kuranyi für Vargas nichts zu ändern vermochten. Dortmund hatte zwar mehr Torschüsse zu verzeichnen (14:10) und mehr Ballbesitz (65%:35%), vermochte sich aber eben nur leichte Vorteile zu erspielen. Für die TSG fühlte sich das Remis fast wie ein Sieg an. Die Mannschaft hatte erneut gezeigt, was in ihr steckt, wenn es gegen ein spielstarkes Team ging. Der gewonnene, eine Punkt jedoch half wenig – am Ende des Spieltags lag Hoffenheim sogar nur noch auf Platz 17.

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Kaderabek, Bicakcic, Süle, Toljan, Rudy (78. Zuber), Schwegler, Polanski (64. Strobl), Schmid, Volland, Vargas (89. Kuranyi) BORUSSIA DORTMUND Bürki, Ginter, Sokratis, Hummels, Schmelzer, Weigl, Hofmann (46. Mkhitaryan), Castro (77. Ramos), Kagawa, Reus (54. Gündogan), Aubameyang

ZUSCHAUER 29.700 TORE 1:0 Rudy (42.) 1:1 Aubameyang (55.) SCHIEDSRICHTER Tobias Welz (Wiesbaden) GELBE KARTEN Bicakcic, Volland Gündogan

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1:3 7. Spieltag » 26. september 2016

FC Augsburg – TSG 1899 Hoffenheim

„Never change a winning team“ – Trainer Gisdol setzte in Augsburg auf die gleiche Formation wie beim Remis gegen Dortmund, das sich wie ein Sieg angefühlt hatte. Die Aufstellung erwies sich denn auch weitestgehend als richtig, nur Rudy vermochte als Taktgeber nicht voll zu überzeugen, hatte aber mit Oberschenkelproblemen zu kämpfen und wurde zur Halbzeit durch Strobl ersetzt. Tempofußball in annähernder Schallgeschwindigkeit, wie er gegen Dortmund noch beiderseits zelebriert werden konnte, war eher nicht der Grund für den ersten Sieg der Saison. Das über weite Strecken zerfahrene, angespannte, kampfbetonte Spiel bot nicht viele Höhepunkte. Und trotzdem machte Hoffenheim drei Tore, holte drei Punkte. Der Grund war eine Willensleistung in der zweiten Halbzeit. Als Sinnbild dafür stand eine Szene in der 68. Minute, als Volland sich den Ball schnappte und seinen Mitspieler Vargas, der für Elfmeterschüsse vorgesehen war, mit dem Arm entschieden von sich wegdrückte. Volland gab später vor, er spreche nunmal kein Portugiesisch und habe sich eben mit dem chilenischen Kollegen anders nicht verständigen können. Doch aus dem Premium-Stürmer sprach in diesem Augenblick nichts als die Verkörperung des Willens, mit den unbefriedigenden Resultaten der noch jungen Saison endlich aufzuräumen.

Vermutlich dachte Volland an Firmino, denn natürlich wäre es, wenn sprachliche Feinheiten wirklich von Bedeutung gewesen wären, besser gewesen, es mit Vargas auf Spanisch zu versuchen, das man in Chile überwiegend spricht. In Wahrheit ging es jedoch, wie so oft im Fußball, um Körpersprache: Volland behauptete also den Ball, lief an und versenkte den Elfer kompromisslos. Und diese Haltung übertrug sich auf die ganze Mannschaft. Zu Beginn des Spiels war noch eine seltsame Stimmung über dem Rasen gelegen. Die Augsburger Fans hatten in rhythmischen Gesängen ihrer verunfallten Kameraden gedacht, bis 15 Minuten nach dem Anpfiff. Zwei junge Fans waren auf der Rückfahrt vom letzten Spiel gestorben, zwei hatten verletzt überlebt, einer rang noch um sein Leben. Die TSG-Fans verzichteten solange ebenfalls auf lautstarke Anfeuerungen ihrer Mannschaft – jeder erinnerte sich an den schlimmen Unfall von Boris Vukcevic, fast auf den Tag drei Jahre zuvor, damals war Augsburg zu Gast in der Rhein-Neckar-Arena gewesen. Können solche schrecklichen Geschehnisse auf ganz tiefe Weise verbinden? Fast schien es so, mindestens klang es in den Fan-Foren beider Vereine entsprechend nach. Drei Jahre zuvor war die Partie torlos geendet, diesmal nicht, und doch ging das Besondere des Spiels darüber nicht verloren: Mindestens bis zum Halbzeitpfiff lag der Anhauch des Unglücks über dem Rasen.

Endlich waren die Fans beider Lager auch stimmlich wieder auf der Höhe. Es entwickelte sich ein halbwegs normales Bundesligaspiel, wenn auch eines, das aus innerer oder äußerer Verkrampfung eher der Kategorie Kellerduell zuzuordnen war. Erst nach der Halbzeitpause wirkte Hoffenheim endlich geschlossener. Augsburg hatte jetzt viel mehr Mühe als zuvor, sich gefährlich nach vorn zu kombinieren. Umgekehrt nahmen die Konterchancen der TSG zu, bis Vargas in der 67. Minute im Strafraum gefoult wurde und Volland die Partie endgültig an sich riss. Nur ein paar Minuten später, in der 73., legte er dann den Ball Schmid vor, der frei aufs Tor zuging und souverän zum 1:3 vollendete. Für den Rest des Spiels dominierten wieder Kampf und Krampf, aber die drei Punkte blieben erhalten. Dass der Glanz des Spiels gegen Dortmund in Augsburg nicht wiederholt werden könnte, war im Vorhinein klar gewesen. Dieselbe Willensleistung zu bringen, war umso entscheidender, und das klappte in Halbzeit 2 ja auch. Hoffenheim hatte sich zurück in die Saison gekämpft.

FC AUGSBURG Hitz, Verhaegh, Hong, Klavan, Stafylidis, Baier, Kohr (78. Trochowski), Koo, Altintop (71. Matavz), Esswein, Bobadilla (76. Ji) TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Kaderabek, Süle, Bicakcic, Toljan, Schwegler, Polanski, Rudy (46. Strobl), Schmid (86. Zuber), Volland, Vargas (82. Schär) ZUSCHAUER 27.112 TORE 0:1 Volland (10.) 1:1 Koo (38.) 1:2 Volland (68. Foulelfmeter) 1:3 Schmid (73.) SCHIEDSRICHTER Manuel Gräfe (Berlin) GELBE KARTEN Hong Strobl, Volland, Süle, Schwegler

Doch da führte Hoffenheim schon lang durch Vollands ersten Treffer (10. Minute) nach Vorarbeit durch Rudy und Vargas. Danach kam Augsburg ins Spiel und drängte mächtig auf den Ausgleich. Viel ging nicht zusammen in dieser Phase bei der TSG, aber Augsburg verpasste es ein ums andere Mal, die sich bietenden Chancen zu nutzen; bis in der 38. Minute doch noch das 1:1 gelang, begünstigt durch einen unglücklichen Abwehrball von Baumann nach einer abgelenkten Flanke.

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2:2 8. Spieltag » 3. Oktober 2015

tsg 1899 Hoffenheim – vfb stuttgart

Unter der Woche konnten Rudy und Vargas nur eingeschränkt und abseits der Mannschaft trainieren, wurden aber beide rechtzeitig zum Ländle-Duell wieder fit. Stuttgart plagten Verletzungssorgen weit gravierenderer Art, es fehlten Gentner, Kostic, Ginczek, Kruse und Langerak. Trotzdem gelang den Schwaben in letzter Minute der Ausgleichstreffer, aufgrund zweier sehr unterschiedlicher Halbzeiten in diesem erneuten Kellerduell. In der ersten Halbzeit dominierte Hoffenheim noch die Partie, indem die Mannschaft – identisch mit der Elf in Augsburg – sehr tief und kompakt stand und Stuttgart keinerlei Angriffsfläche für die gefürchteten Konter bot. Man wusste um die Torgefährlichkeit der Schwaben, auch wenn deren Start in die Saison ähnlich unbefriedigend verlaufen war wie für die TSG. In den engen Räumen verhedderte sich der VfB denn auch immer wieder in Zweikämpfen, während Hoffenheim verschiedentlich gute Angriffe starten konnte und in der 4. Minute nach einem Eckball bereits einen Pfostentreffer durch Bicakcic zu verzeichnen hatte.

Für den Rest der Halbzeit war Hoffenheim wieder offensiv hellwach. In der 39. Minute ging Vargas auf der rechten Halbseite durch und sah, dass VfB-Keeper Tyton weit vor seinem Kasten stand. Vargas‘ folgender Schlenzer über 20 Meter wäre, wenn Tyton im Rückwärtslaufen nicht gerade noch die Hand an den Ball bekommen hätte, im oberen linken Eck eingeschlagen. So jedoch ging dieser Schuss Marke „Tor des Monats“ nur an den Innenpfosten und von dort zurück in die Arme von Tyton. Mit dem Anpfiff zur zweiten Halbzeit wurde klar, dass Stuttgart sich etwas vorgenommen hatte. Es war viel mehr Dynamik in den schwäbischen Aktionen, auch wenn Hoffenheim sich zunächst die besseren Chancen erspielte. In der 50. Minute ließ sich Volland von einem Fehler von Sunjic überraschen und vergab eine gute Torgelegenheit am Rande des Fünfmeterraums, danach versuchten Schmid und Vargas ihr Glück vergeblich. Kurz darauf scheiterte Werner, von Harnik steil geschickt, an Oliver Baumann. Didavi zog nach der folgenden Ecke den Ball knapp über die Latte. »

Fast eine halbe Stunde verging danach im taktischen Engfeld der Mitte, ohne dass es zu echten Torchancen kam. In der 27. Minute köpfte Werner einen Pass durch die TSGViererkette, Harnik erlief sich den Ball halblinks und zog ab, knapp drei Meter am langen Eck vorbei. Hoffenheim hatte sich zu diesem Zeitpunkt etwas zurückgenommen, war aber in den Zweikämpfen nach wie vor überlegen. In der 32. Minute drang die TSG bei einem Angriff endlich wieder in den Strafraum ein, wo Schwegler durch Sunjic so unsanft am Weiterlaufen gehindert wurde, dass Schiedsrichter Aytekin nicht anders konnte, als auf den Elfmeterpunkt zu zeigen. Volland schnappte sich erneut den Ball und verwandelte eiskalt ins linke flache Eck.

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TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Kaderabek, Süle, Bicakcic, Toljan Schwegler, Polanski (70.Strobl), Rudy (69.Kuranyi), Schmid, Volland, Vargas (89.Schär) VFB STUTTGART Tyton, Klein, Sunjic (63. Schwaab), Baumgartl, Insua, Serey Dié, Rupp (63. Ferati), Harnik, Maxim (63. Kliment), Didavi, Werner ZUSCHAUER 30.150 (ausverkauft) TORE 1:0 Volland (33. Foulelfmeter) 1:1 Kliment (64.) 2:1 Volland (77.) 2:2 Werner (90.) Die TSG wirkte in dieser Phase des Spiels gefährlicher, aber auch unbekümmerter und argloser. Infolge der schwachen ersten Halbzeit schien Stuttgart kein echter Gegner zu sein. Aber Hoffenheim vergaß, dass eine Führung mit nur einem einzigen Tor deutlich zu wenig Sicherheit bietet – und lief in der 64. Minute, nachdem VfB-Trainer Zorniger gleich drei Mann auf einmal ausgewechselt hatte, in die Falle. Ein Schwaben-Eckball von Didavi fand den Kopf des gerade eingewechselten Kliment und flog, weil die Zuordnung noch nicht stimmte, von dort unhaltbar ins obere linke Eck. Die Partie verlief von da an ausgeglichen, Stuttgart traute sich auf einmal mehr zu, Hoffenheim war verunsichert: Zu oft schon hatte man eine Führung hergegeben! Und trotzdem gelang es der TSG, in der 77. Minute erneut in

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Führung zu gehen. Baumann nahm einen langen, genialen Abwurf auf Vargas vor, der kurz dribbelte, Volland auf der rechten Seite in die Mitte gehen sah und ihm den Ball ideal vorlegte. In letzter Sekunde schaffte es die Stuttgarter Restdefensive, Volland abzudrängen, doch der bullige Stürmer drehte sich einmal um die eigene Achse und hob den Ball feinfühlig und in langem Bogen über Tyton hinweg in die Maschen. Jetzt war die Moral der Schwaben angezählt! Konnte der erneute Turnaround gelingen? Eher nicht, doch Stuttgart gab nicht auf, während Hoffenheim sich schon wieder zu sicher wähnte. In der 90. Minute gab es dafür die Quittung – vielleicht auch deshalb, weil Trainer Gisdol inzwischen mit Schär einen dritten Innenverteidiger zur Absicherung der drei Punkte aufgeboten hatte und damit ungewollt die

defensive Abstimmung störte. Zweimal waren Flanken in den Strafraum gehoben worden, beide Male viel zu kurz herausgeköpft, beim dritten Anlauf gelangte Werner per Kopf an den Ball und ließ Baumann, wieder im langen linken Eck, keine Chance. Wenige Augenblicke später hatte Werner bei einem Konter sogar noch den Siegtreffer auf dem Fuß, vergab aber kläglich. Es wäre auch zu viel des Guten gewesen.

SCHIEDSRICHTER Deniz Aytekin (Oberasbach) GELBE KARTEN Rudy, Volland, Schwegler Schwaab

„So können wir Tore nicht herschenken“, sagte Trainer Gisdol im Anschluss, während Kevin Volland, der zusammen mit Rudy für die folgenden Länderspiele in den Kader der Nationalmannschaft berufen worden war, angesichts der anhaltenden Spielschwäche seine Sorgen über den bisherigen Verlauf der Saison so formulierte: „Das wird noch ein harter Weg.“

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4:2 9. Spieltag » 17. Oktober 2015

VfL Wolfsburg – TSG 1899 Hoffenheim

Markus Gisdol hielt nach einer erneuten Länderspielpause an seiner Aufstellung im Prinzip fest, brachte jedoch Strobl für den verletzten Schwegler. Immerhin hatte seine Mannschaft in fast identischer Formation zuletzt fünf Punkte aus drei Spielen geholt. Doch schon in den ersten Minuten der Partie in Wolfsburg war der Traum, weiter zu punkten, ausgeträumt. Nach nur sieben Spielminuten stand es bereits 2:0 für Wolfsburg. Was war geschehen? Nur wenige Sekunden nach dem Anpfiff hatte Draxler einen langen Ball nach vorn erlaufen und auf Kruse quergelegt, der nur noch einzuschieben brauchte. Die Abseitsstellung von Draxler war irrelevant, weil Süle mit dem Kopf in den langen Ball gegangen war und ihn damit Draxler vorgelegt hatte. Und in der 7. Minute schlug wieder Draxler eine weiche, unbedrängte Flanke auf Dost mitten im Strafraum, der ebenso unbedrängt – und unhaltbar – einköpfen konnte. Hoffenheim war jetzt völlig von der Rolle. In der 14. Minute vermochte Baumann mit einer sehenswerten Parade einen Schuss von Draxler zu entschärfen, in der 20. Minute schoss Kruse knapp am Pfosten vorbei – aus fünf Metern! Die Hoffenheimer Defensive existierte kaum mehr, es hätte leicht 4:0 stehen können, und auch nach vorn ging außer zögerlichen Versuchen wenig. Fehlpässe en masse zeigten, wie verunsichert die Mannschaft war.

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Gisdol brachte daraufhin Kim für Kaderabek, Toljan wechselte auf die rechte Seite. Und diese Umstellung führte gegen die inzwischen etwas zu selbstbewusst agierenden Wolfsburger alsbald zum Erfolg. Toljan nahm in der 29. Minute einen langen Ball auf, trug ihn halbrechts pfeilschnell vor Benaglio und erzielte mit einem präzisen Schuss ins kurze Eck seinen ersten Bundesligatreffer. Danach wirkte die TSG präsenter, konnte aber weiterhin nur wenige einigermaßen aussichtsreiche Momente erzeugen, so dass Wolfsburg nach wie vor spielbestimmend war. Nach der Pause nahm Hoffenheim nochmal Fahrt auf und beherrschte für einige Minuten das Spielgeschehen. In der 54. Minute bediente Volland im Strafraum Schmid, der im ersten Anlauf noch an Benaglio scheiterte, im Nachschuss aber das äußerst schmeichelhafte 2:2 erzielte. Die Wölfe schienen sich daraufhin an die Worte ihres Trainers vor dem Spiel zu erinnern, der gesagt hatte, Wolfsburg würde nur dann erfolgreich sein, wenn die Wölfe selbst das Spiel machten. Tatsächlich nahmen die Hausherren jetzt die Fäden wieder in die Hand. Und so brauchte es keine zehn Minuten, bis Wolfsburg erneut vorn lag, zum zweiten Mal schon durch Kruse, nachdem Träsch links Gustavo bedient hatte, der den Ball zurücklegte und Kruse damit eine freie Schussbahn eröffnete. Leider waren die Mittel und offenbar auch die Kräfte von Hoffenheim inzwischen so erschöpft, dass Wolfsburg mit aufmerksamer Defensivarbeit sicher über die Zeit kam – und den Spielstand durch den dritten KruseTreffer kurz vor Ende der Partie sogar noch auf 4:2 erhöhen konnte.

Am Heimsieg der Hausherren vermochten auch die Einwechslungen von Uth und Szalai, der damit zu seinem ersten Saisoneinsatz kam, nicht mehr zu rütteln. Im Gegenteil verhinderte Baumann mit einer weiteren Glanztat in der 90. Minute eine noch höhere Niederlage. Nachdem der ganze Spieltag absolviert war, stand die TSG nun sogar auf einem Abstiegsplatz. Wie es aussah, fehlte es für mehr an einer zündenden Idee. Die Mannschaft war willig, wirkte aber konzeptionell überfrachtet und infolgedessen konfus. Interimskapitän Eugen Polanski sagte nach der Partie: „Man muss sich natürlich fragen, warum wir das Spiel nach acht Minuten eigentlich schon hergeschenkt haben. Wir trainieren etwas anderes und sprechen etwas anderes ab.“ Markus Gisdol dagegen meinte: „So wie in den ersten 20 Minuten kann man sich nicht präsentieren. Das Team hat sich aber gefangen und noch vor der Pause den Anschluss gemacht. Direkt nach dem Seitenwechsel gelingt uns sogar der Ausgleich. Auch danach hatte ich das Gefühl, dass wir gut im Spiel sind. Dann geben wir Wolfsburg zu viel Raum und sie spielen das gut. Das war leichtfertig. Nach dem 2:3 noch einmal zurückzukommen, ist sehr schwer. In unserer Situation ist das Ergebnis schwierig. Wir hinken dem schwachen Saisonstart hinterher und sollten punkten. Das haben wir nicht geschafft.“

VFL WOLFSBURG Benaglio, Träsch, Naldo, Dante, Rodriguez, Gustavo (87. Arnold), Guilavogui, Caligiuri, Draxler (67. Vieirinha), Kruse, Dost (79. Schürrle) TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Kaderabek (22. Kim), Süle, Bicakcic, Toljan, Strobl, Polanski, Rudy (83. Szalai), Schmid, Vargas (84. Uth), Volland ZUSCHAUER 28.148 TORE 1:0 Kruse (1.) 2:0 Dost (7.) 2:1 Toljan (30.) 2:2 Schmid (54.) 3:2 Kruse (62.) 4:2 Kruse (83.) SCHIEDSRICHTER Dr. Felix Brych (München) GELBE KARTEN Caligiuri, Träsch, Gustavo, Vieirinha

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0:1 10. Spieltag » 23. Oktober 2015

TSG 1899 Hoffenheim – Hamburger SV

Seit dem zehnten Spieltag der letzten Saison war Hoffenheim nun schon in einer sportlichen Abwärtsspirale gefangen. Ein ganzes Fußballjahr ging vorüber, ohne dass Besserung in Sicht war. Auf einem Abstiegsplatz liegend, herrschte inzwischen derart großer Handlungsbedarf, dass Dietmar Hopp unter der Woche den Mannschaftsrat zu sich gebeten hatte, um sich selber ein Bild vom sportlichen Innenverhältnis zu machen – ohne Wissen des Trainers. Da nahm es nicht Wunder, dass Markus Gisdol nach der erneuten Niederlage gegen den HSV von seiner Aufgabe entbunden wurde. Das gegenseitige Vertrauensverhältnis war auf einem Tiefpunkt angekommen, parallel zur sportlichen Krise. Zwar hatten die Spieler versichert, voll und ganz hinter ihrem Trainer zu stehen und alles für ihn geben zu wollen. Doch was gegen Hamburg dabei herauskam, war viel zu wenig. Trotzdem empfand Markus Gisdol die Partie als kein „Endspiel“. Mit Szalai als zentralem Stürmer, der bislang nahezu keine Rolle im Team gespielt hatte, sorgte er aber für eine dicke Überraschung, nicht anders als mit Strobl als Partner von Schwegler und Polanski auf der Sechs. Ansonsten blieb die Mannschaft dieselbe – und agierte genauso schwach. Von Beginn an wirkte der HSV präsenter und erarbeitete sich Chancen. In der 23. Minute war es Baumanns Glanzparade zu danken, dass Müller und im Nachschuss Lasogga die Gäste nicht in Führung brachten.

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Gegen Ende der ersten Halbzeit fand Hoffenheim etwas besser ins Spiel, ohne in dieser insgesamt recht schwachen Begegnung echte Akzente setzen zu können. Mit 0:0 ging es in die Pause, ohne personelle Veränderungen kamen beide Mannschaften zurück auf den Rasen. Hamburg begann auch die zweite Halbzeit als spielstärkeres Team, vor allem Gregoritsch, von Hoffenheim nach Bochum verkauft und von dort an den HSV abgegeben, hinterließ als Stürmer einen starken Eindruck. Wenn es gefährlich wurde vor Baumanns Tor, war immer Gregoritsch dabei – und ab der 65. Minute kam auch noch Schipplock ins Spiel, Liebling der Hoffe-Fans, den es ebenfalls nach Hamburg verschlagen hatte. Markus Gisdol nahm stattdessen Schmid vom Feld und brachte Uth, kurz danach wechselte er Schwegler für Schär aus, nachdem Bicakcic die zweite gelbe Karte im Spiel gesehen hatte und vom Feld musste. Mit zehn Mann spielte Hoffenheim fast besser als vorher, in jedem Fall mutiger und zu allem entschlossen. Doch echte Torchancen blieben weiter Mangelware, auch als zehn Minuten vor Schluss noch Amiri für Szalai auflaufen durfte, der bis dahin nicht schlecht gespielt hatte, aber wirkungslos geblieben war. Hier und da kam jetzt noch Gefahr auf, wie in der 81. Minute durch Uth, der frei durch war, aber mit seinem Schuss aus spitzem Winkel so wenig Erfolg hatte wie in der 87. Minute Toljan und im Nachschuss Vargas. Als sich kurz vor Schluss ein wenig erfreuliches, torloses Remis abzuzeichnen begann, schlug der HSV doch noch zu, unter maßgeblicher Beteiligung durch die beiden in Hoffenheim verschmähten Schipplock und Gregoritsch. Letzterer steckte halbrechts durch, so dass Schipplock bis auf die Grundlinie gehen konnte, wo er in der für ihn typischen Weise kurz und konzentriert den Kopf hob – und den tödlichen Pass spielte, auf Lasogga am langen Pfosten. Unbewacht und unbehelligt brauchte der Ex-Berliner die Kugel nur noch ins leere Tor einzuschieben. Mit einem Frustfoul holte sich Volland danach die fünfte gelbe Karte und fiel fürs nächste Spiel aus. »

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Nach der Partie herrschte zunächst allgemeine Ratlosigkeit, zumal statt der erwarteten Trainerentlassung der Leitende Geschäftsführer Peter Rettig seinen Hut nehmen musste. Aber am Montag danach geschah doch noch, was die Spatzen allmählich von den Dächern pfiffen: Markus Gisdols Vertrag wurde aufgelöst, für ihn kam Huub Stevens als erfahrener Coach und Feuerwehrmann in den Kraichgau, um die darniederliegende Mannschaft wieder aufzurichten. Und die TSG hielt einen weiteren Paukenschlag bereit. Als Nachfolger für Stevens, der selber nur bis zum Saisonende tätig sein wollte, wurde Hoffenheims allseits begehrter U19-Trainer Julian Nagelsmann verpflichtet – er erhielt bereits jetzt einen Dreijahresvertrag. Weil er noch sehr jung war und trotzdem über klare Ansichten verfügte, hatte ihn Tim Wiese einst „Baby-Mourinho“ getauft.

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TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Strobl, Süle, Bicakcic, Toljan, Schwegler (71. Schär), Polanski, Volland, Schmid (65. Uth), Vargas, Szalai (79. Amiri) HAMBURGER SV Adler, Diekmeier, Djourou, Cleber, Ostrzolek, Ekdal (64. Schipplock), Holtby, Müller (85. Stieber), Gregoritsch, Ilicevic (64. Diaz), Lasogga ZUSCHAUER 30.000 TORE 0:1 Lasogga (88.) SCHIEDSRICHTER Daniel Siebert (Berlin) GELBE KARTEN Polanski, Volland Holtby, Ostrzolek, Gregoritsch, Schipplock GELB-ROTE KARTEN Bicakcic (68.)

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Am 27. Oktober 2015 Ăźbernimmt Huub Stevens das Traineramt von Markus Gisdol.

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0:0 11. Spieltag » 31. Oktober 2015

1. FC Köln – TSG 1899 Hoffenheim

Huub Stevens hatte nicht viel Zeit gehabt, sich in seine neue Mannschaft einzubringen. In den wenigen Tagen, die er im Amt war, musste er vieles auf einmal bewerkstelligen: Kennenlernen, Sichten, Planen. Und doch trug die Mannschaft in Köln bereits seinen Stempel, auch wenn sie personell kaum anders bestückt war als vor seinem Amtsantritt. Auf Kölner Seite brannte Anthony Modeste, der sich – möglicherweise zurecht – in Hoffenheim nicht ausreichend wertgeschätzt gesehen hatte, auf seinen Einsatz und auf Tore gegen den Ex-Verein. Da war es nur logisch, dass Huub Stevens auf Uth im Sturm setzte, der einst in Köln keine Anerkennung gefunden hatte. Oft genug werden Spieler, die mehr zu gewinnen oder zu verlieren haben, zu den entscheidenden Akteuren einer Partie. Bei Uth war das jedoch nicht der Fall, bei Modeste hingegen schon. Bereits in der 2. Minute verstolperte er eine hohe Hereingabe und war, wie er später zu Protokoll gab, übers ganze Spiel hinweg etwas „nervös“. Allen, die ihn aus Hoffenheim kannten, hatte er es zeigen wollen. Die daraus folgende Übermotivation tat ihm offenbar nicht gut. Während Köln also schwungvoll in die Partie startete, stand Hoffenheim ungewohnt tief und stabilisierte sich durch zwei disziplinierte Viererketten, die den Kölnern das Leben schwer machten. Es war die Abkehr vom bedingungslosen Pressing und Umschaltspiel. Huub Stevens setzte auf Ballkontrolle, bislang eher ein Fremdwort in Hoffenheim, und auf kontrollierten Spielaufbau, ebenfalls eine unbekannte Größe seitens der TSG.

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Und das klappte alles gar nicht mal schlecht, nur dass anfangs noch viel Nervosität zu spüren war. Als Beleg dafür verstolperte Süle, links neben Strobl in der Innenverteidigung, in der 14. Minute ein harmloses Zuspiel und brachte Hosiner damit in eine exzellente Schussposition. Aber Baumann entschärfte dessen Schuss bravourös. Ab der 20. Minute etwa stabilisierten sich die Nerven der Hoffenheimer – und es war wundersam anzuschauen, wie das kontrollierte Ballhalten erst in Selbstvertrauen und dann in schnelles Passspiel umschlug und zu Torchancen führte. Vargas vergab eine dieser Chancen in der 24. Minute, indem er in der Mitte vorm Tor freistehend den Ball nicht platziert genug schoss und Torhüter Horn deshalb nicht zu überwinden vermochte. Bis zur Pause lief die Partie danach auf Augenhöhe, keine der beiden Mannschaften erspielte sich hochkarätige Torchancen. Mit einem nicht unverdienten 0:0 ging es in die Kabine, aus der Köln mit Bittencourt statt Nagasawa und Hoffenheim unverändert zurück ins Spiel ging. Und nun begann die spielentscheidende Phase von Modeste, der in der 48. und 58. Minute jeweils Riesenmöglichkeiten ausließ, indem er beide Male überengagiert und infolgedessen verkrampft agierte, einmal per Fuß übers Tor, einmal per Kopf in die Hände von Baumann. Dass daran Strobls Hand beteiligt war, spielte keine Rolle, weil es ohne Absicht geschah und vom Schiedsrichtergespann zudem weder gesehen noch bewertet worden war.

Ab der 60. Minute verlor die Partie immer mehr an spielerischer Spannung, weder Köln noch Hoffenheim brachte ausreichend Spielwitz oder Kraft auf, daran etwas zu ändern. Nachdem Kuranyi in der 74. Minute für den abgekämpften Uth gekommen war, hätte er allerdings kurz darauf fast sein erstes Tor für die TSG erzielt. Schmids Eckball ging von Kuranyis Kopf nur knapp ins Toraus. Am Ende stand es immer noch 0:0, nicht unverdient, mit dem Glück des Tüchtigen errungen. Für Huub Stevens war das kein Einstand nach Maß, aber auch kein Nackenschlag. Er hatte der Mannschaft bereits mehr Struktur gegeben, als in den letzten Wochen und Monaten zu sehen gewesen war, so dass man davon ausgehen durfte, in der näheren Zukunft weitere positive Entwicklungen präsentiert zu bekommen – zumal dann Volland, der in Köln wegen fünf gelben Karten gefehlt hatte, wieder mit dabei sein würde... Dietmar Hopp, der am Wochenende zum Ehrenbürger der Stadt Sinsheim ernannt worden war, konnte auch in fußballerischer Hinsicht durchaus zufrieden sein.

1. FC KÖLN Horn, Risse, Sörensen (58. Maroh), Heintz, Hector, Lehmann, Vogt, Osako, Nagasawa (46. Bittencourt), Hosiner, Modeste TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Kaderabek (61. Toljan), Strobl, Süle, Kim, Schwegler, Polanski, Rudy, Schmid, Uth (74. Kuranyi), Vargas (90. Amiri) ZUSCHAUER 48.000 TORE SCHIEDSRICHTER Günter Perl (Pullach im Isartal) GELBE KARTEN Osako, Maroh Schwegler

Die TSG war etwas zu tief stehend zurück ins Spiel gegangen und vermochte diesen Fehler bis zum Ende nicht mehr entscheidend zu korrigieren. Dafür spielte sie defensiv sicher, und immerhin gelang es hier und da, auch entlastende Angriffe vorzutragen; wie in der 54., als Vargas frei durch gewesen wäre, aber fälschlich wegen Abseits zurückgepfiffen wurde. Umgekehrt zwang Hoffenheim die Gastgeber durch den eng geschlossenen Abwehrverbund zu langen Bällen, die entweder ineffizient waren oder entschärft werden konnten.

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0:0 12. Spieltag » 7. November 2015

TSG 1899 Hoffenheim – Eintracht Frankfurt

Am 4-4-2 von Huub Stevens änderte auch die Rückkehr von Volland nichts. Die Basis seines Spiels sei „gute Organisation“, erklärte er unter der Woche, ohne dass er deshalb zum „Defensivprediger“ gemacht werden wolle. Im Gegenteil liebe auch er es, „ein schönes Tor, einen schönen Angriff zu sehen“. Daraus wurde gegen die Eintracht noch nichts. Gab es gegen Köln in der ersten Halbzeit noch schöne Kombinationen nach vorn zu bewundern, wirkte die TSG im zweiten Spiel unter Stevens zu sehr bemüht, die neuen Vorgaben umzusetzen, worunter der Spielfluss nach vorn sichtbar litt. Trotz Kuranyi und Vargas im Sturm und mit Schmid und Volland auf der linken und rechten Mittelfeldposition kam es zu wenig kombinatorischer Effizienz. Strobl war als rechter Außenverteidiger aufgeboten, Polanski musste vorerst auf der Bank Platz nehmen. Rudy und Schwegler bildeten die Mittelfeldachse. Weil Frankfurt sich anfangs deutlich zurückhielt, lagen die Spielanteile zunächst bei der TSG. Und wer weiß, wie sich die Partie entwickelt hätte, wenn es darum zur frühen Führung gekommen wäre: Kuranyi hatte sie in der 3. Minute auf dem Fuß. Schmid hob einen Freistoß von halbrechts an den langen Pfosten, doch Kuranyis Kunstschuss ging knapp übers Tor. Fast als wäre sie erschrocken über die gute Chance, ließ sich die TSG danach mehr und mehr zurückfallen. Nach knapp zehn Minuten nahm die Eintracht das Hoffenheimer Angebot an, sich im Mittelfeld frei zu bewegen, und erhöhte die Schlagzahl. »

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Baumann musste in der 5. und in der 13. Minute gegen Maier und Seferovic sein ganzes Können aufbieten, um ein Gästetor abzuwenden. Allzu leicht spielte sich die Eintracht inzwischen durch die Hoffenheimer Reihen, ohne dass es zu offensiver Entlastung kam, egal wie lauffreudig besonders Vargas sich darum bemühte. Stevens war erkennbar unzufrieden, dass es erst in der 23. Minute zum ersten TSG-Eckball langte, nachdem Kuranyi eine passable Chance erneut vergeben hatte. In der 28. Minute vergab er ein weiteres Mal. Glück hatte Hoffenheim, dass in der 31. Minute ein angeblicher Abseitstreffer der Eintracht nicht anerkannt wurde – tatsächlich lag eine Fehlentscheidung vor. In der 41. Minute folgte die nächste Fehlentscheidung, als Schiri Knut Kircher einen allerdings erst in der Zeitlupe klar erkennbaren Tritt von Kim gegen Hasebes Fuß nicht ahndete. Da das Foul im Strafraum stattgefunden hatte, hätte es Elfmeter geben müssen. Hoffenheim konnte sich angesichts dessen nicht beschweren, dass es zur Halbzeit immer noch 0:0 gegen die durchweg feldüberlegene Eintracht stand. Personell unverändert ging es danach weiter, und schon in der 47. Minute vergab Frankfurt die nächste Großchance, als Ignjowski nach Vorarbeit des auffälligen Aigner frei

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Die Versuche der Eintracht, auf Baumanns Kasten zu stürmen, hielten nichtsdestoweniger an. Viel zu oft ging es dabei viel zu leicht durch die Hoffenheimer Reihen nach vorn. Nur dass der Frankfurter Offensivabteilung allmählich die Ideen ausgingen... Bei der TSG spielten ab der 60. Minute Polanski für Rudy und ab der 66. Minute Amiri für Vargas. Amiri sorgte auf der ungewohnten Sturmposition für einigen frischen Wind, ohne das laue Hoffenheimer Offensivlüftchen deshalb schon entscheidend beleben zu können. Doch ließ diese Einwechslung für die Zukunft einiges hoffen.

übers Tor schoss. Seitens der TSG sah es nicht danach aus, als würde ihr zögerliches, von vielen Ballverlusten und Fehlpässen geprägtes Spiel noch zu irgendeiner Großchance führen – aber sie kam. Kim, vorn in der Mitte aufgetaucht, bekam in der 54. Minute den Ball von Schmid zugesteckt und zog ab, doch der abgefälschte Schuss landete auf Umwegen bei Volland, der zwar frei abziehen konnte, aber leider knapp am langen Pfosten vorbeizirkelte.

Baumann musste in der 77. Minute noch einmal sein ganzes Können aufbieten. Er klärte einen Schuss von Aigner aus fünf Metern fast schon im Sitzen ab, dann war das Gefahrenpotential dieses Spiels auf beiden Seiten erschöpft. Mit immer festgefahreneren Aktionen plätscherte die Partie ihrem torlosen Endresultat entgegen, das für Hoffenheim einen durchaus glücklichen und schmeichelhaften Punktgewinn darstellte. Einzig Baumann hatte im Tor eine mehr als ansprechende Leistung geboten. Dennoch hatte das System Stevens einen weiteren, erfolgreichen Schritt getan!

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Strobl, Süle, Bicakcic, Kim, Rudy (60. Polanski), Schwegler, Volland, Schmid, Vargas (66. Amiri), Kuranyi (79. Szalai) EINTRACHT FRANKFURT Hradecky, Hasebe, Zambrano, Abraham, Oczipka, Stendera, Reinartz, Aigner (90. + 3 Kinsombi), Ignjovski, Meier, Seferovic (89. Castaignos) ZUSCHAUER 30.150 (ausverkauft) TORE SCHIEDSRICHTER Knut Kircher (Rottenburg) GELBE KARTEN Schwegler Seferovic, Zambrano, Stendera

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1:0 13. Spieltag » 22. November 2015

Hertha BSC – TSG 1899 Hoffenheim

Zur Belohnung für seinen couragierten Auftritt vor der Länderspielpause durfte Amiri diesmal von Beginn an auflaufen, zum ersten Mal. Und weil Vargas spät von der chilenischen Nationalmannschaft zurückgekehrt war, musste er zunächst auf der Bank Platz nehmen. Wieder mit dabei waren Uth und Polanski, während Rudy den gelbgesperrten Schwegler ersetzte. Ansonsten blieb alles gleich. Und doch war alles anders an diesem Spieltag. Gut eine Woche zuvor war es in Paris zu verheerenden islamistischen Attentaten gekommen, mit weit mehr als 100 Toten. Und wäre der finstere Plan aufgegangen, einige Selbstmordattentäter ins Stade de France einzuschleusen, wo gerade die Nationalmannschaften von Frankreich und Deutschland spielten (mit dabei Volland und Rudy), dann hätte man noch viel mehr Opfer zu beklagen gehabt und wäre mit einer Massenpanik konfrontiert gewesen. Vier Tage darauf sollte die deutsche Nationalmannschaft ihr nächstes Freundschaftsspiel bestreiten, diesmal gegen Holland in Hannover. Es war lange gerätselt worden, ob man das Spiel so kurz nach den Pariser Anschlägen überhaupt stattfinden lassen sollte, aber man entschied sich dafür, auch um dem Terrorismus die Stirn zu bieten. Doch kurz vor dem Spiel verdichteten sich geheimdienstliche Informationen, dass auch diese Partie von Selbstmordkommandos heimgesucht werden sollte, so dass es zu einer kurzfristigen Absage kam.

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Wenige Tage später nahm die Bundesliga ihren Spielbetrieb wieder auf, unter strengeren Sicherheitsvorkehrungen als jemals. Hoffenheim gastierte in Berlin, aber das Spiel stand wie alle anderen Partien unter einem besonderen Stern, beginnend mit einem allgemein bekundeten flauen Gefühl, mündend in eine Schweigeminute für die Opfer in Paris. Glücklicherweise kam es jedoch zu keiner weiteren Gefahrenlage. Als die TSG schließlich am Sonntagnachmittag im Olympiastadion antrat, war der Himmel über Berlin mit dunklen Schneewolken verhangen, die ihre schwere, nasse, weiße Fracht alsbald abluden. Über die gesamte erste Halbzeit hinweg schneite es derart dicht, dass die Partie davon in Mitleidenschaft gezogen wurde. Der Schnee blieb liegen, die Strafräume waren nicht mehr exakt auszumachen, ein roter Ball wurde gespielt, der nur noch verlangsamt rollte, die Spieler rutschten immer häufiger aus. Die alte Dame aus Berlin stellte sich schneller auf die Verhältnisse ein und schlug lieber lange Bälle nach vorn, anstatt wie Hoffenheim weiter zu versuchen, mit Kombinationsfußball in die Offensive zu gehen. Die Folge davon war, dass die Angriffsversuche der TSG komplett ins Leere liefen, während die Berliner Angriffe immer noch so etwas wie Gefahr ausstrahlten. In der 30. Minute kam es nach einem Foul von Kim zu einem Berliner Freistoß von der rechten Seite, den Plattenhardt in dichtem Schneetreiben ausführte und Polanski unglücklich ins Tor verlängerte. Baumann gelang es zwar noch, den Ball aus dem Tor zu klatschen, aber die neue Torlinientechnik bewies frei von allen Zweifeln, dass der Ball die Linie vollumfänglich passiert hatte.

In der Pause hörte es auf zu schneien, die Platzordner räumten den meisten Schnee weg. Doch die blutarme Begegnung der ersten Halbzeit setzte sich fort: Hertha BSC unternahm nun gar nichts mehr nach vorn, um Hoffenheim keine Konterchancen zu eröffnen, Hoffenheim wiederum mühte sich, Offensivaktionen zu kreieren, tat sich damit aber über Gebühr schwer. Minute um Minute verstrich, ohne dass es hüben und drüben zu Torchancen kam. Je näher die TSG dem gegnerischen Strafraum kamen, desto weniger gelang. Auch die Einwechslung von Zuber und Vargas und kurz vor Schluss von Kuranyi änderte wenig daran. Zwar kam es in der Schlussphase zu zwei halbwegs als torgefährlich zu wertenden Angriffen, aber Volland per Fuß aus der Halbdistanz und Vargas per Kopf scheiterten. Berlin fiel es, alles in allem, nicht sehr schwer, den knappen Vorsprung über die Zeit zu bringen. Da Augsburg einen Tag zuvor in Stuttgart erfolgreicher gewesen war und drei Punkte geholt hatte, lag Hoffenheim nun auf Platz 18 der Tabelle.

HERTHA BSC Jarstein, Regäsel, Langkamp, Brooks, Plattenhardt, Lustenberger (77. Hegeler), Skjelbred, Darida, Haraguchi, Cigerci (74. van den Bergh), Kalou (90. + 1 Baumjohann) TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Strobl, Süle, Bicakcic, Kim, Rudy (83. Kuranyi), Polanski, Volland, Amiri, Schmid (63. Zuber), Uth (63. Vargas) ZUSCHAUER 37.045 TORE 1:0 Polanski (30., Eigentor) SCHIEDSRICHTER Guido Winkmann (Kerken) GELBE KARTEN Lustenberger, Skjelbred Polanski

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3:3 14. Spieltag » 28. November 2015

TSG 1899 Hoffenheim – Borussia M’gladbach

Gladbach, zu Beginn der Saison sogar noch erfolgloser als die TSG, hatte seit dem Weggang von Trainer Favre einen beispiellosen Lauf. André Schubert, der neue Coach, hatte die offenbar vorhandenen Sperren im Kopf zu lockern gewusst und den Fohlen eine erneuerte Spielkultur und ein neues Selbstbewusstsein vermittelt. 22 Punkte aus den letzten acht Spielen sprachen eine deutliche Sprache. Niemand hätte darum vor dem Spiel groß darauf gewettet, dass Hoffenheim imstande sein würde, die Partie auf Augenhöhe zu bestreiten. Und doch kam es so, auch wenn die Borussia wie erwartet den Torreigen eröffnete, durch den Ex-Hoffenheimer Fabian Johnson in der 5. Minute. Johnson war rechts außen auf Höhe der Strafraumkante steil angespielt worden, hatte sich nach links durchgetankt und Baumann mit einem flachen Schuss ins lange Eck und gegen den Innenpfosten überwunden. Es brauchte allerdings nur sechs Minuten, bis die TSG ausglich. Mit Zuber, Elyounoussi und wieder Amiri offensiv ausgerichtet, brachte letzterer einen Eckball genau auf den am langen Pfosten wartenden Zuber, der per Kopf einnetzte. Für die Moral der Mannschaft war das Tor enorm wichtig, sie traute sich endlich wieder mehr zu und hatte bei diesem auf eigene spielerische Akzente ausgerichteten Gegner auch mehr Räume dafür frei. Gladbach reagierte defensiv nervös, noch ohne zu wackeln, und griff selber weiter gefährlich an. Auf beiden Seiten entwickelte sich so ein gefälliges, schnelles Spiel, bei dem Zuber und Amiri auf Hoffenheimer Seite die Akzente setzten. In der 35. Minute gab es dafür die Belohnung: Amiri, von Volland in Szene gesetzt, arbeitete sich links durch bis auf die Grundlinie und legte auf Polanski zurück, der den Ball aus 12 Metern leicht abgefälscht durch die halbe Gladbacher Verteidigung ins Tor schoss.

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Nach der Halbzeitpause brauchte Hoffenheim den erwarteten Sturmlauf der Gäste gar nicht erst zu brechen. Denn in der 47. Minute spielte Stindl einen katastrophalen Ball zurück auf Torhüter Sommer – doch Amiri hatte aufgepasst! Der Jungspund der TSG schnappte sich den Ball, umkurvte Sommer und schob zum 3:1 ein. Gladbach setzte nun alles daran, den Zweitorevorsprung auszumerzen, reagierte defensiv aber weiterhin nervös. In der 55. Minute vergab Süle die Chance, nach einer Ecke sogar auf 4:1 davonzuziehen, schoss den Ball aber aus kurzer Distanz genau in Sommers Arme. Nur eine Minute darauf brachte Stindl eine Flanke so weich und genau auf Drmic, dass die beiden um ihm herum gruppierten, etwas weit stehenden Innenverteidiger keine Chance mehr zum Eingreifen hatten: Drmic drückte den Ball per Kopf locker zum Anschlusstreffer über die Linie.

Und damit war es an der TSG, defensiv Nervosität zu entwickeln. Durch eigene offensive Nadelstiche schaffte sie es jedoch, die auf den Ausgleich drängenden Fohlen immer wieder auszubremsen – bis ganz kurz vor Schluss. In der 81. Minute entschärfte Baumann noch einen Schuss von Hazard aus 20 Metern aufs kurze Eck, doch in der 87. Minute war wieder Johnson zurstelle, wieder über die linke Seite. Diesmal wurde er von Rafael steil geschickt, ließ Kim und Süle, die mitgelaufen waren, durch einen Haken aussteigen, legte sich den Ball auf den linken Fuss und setzte den Schuss hoch an – Baumann hatte keine Chance! Hoffenheim setzte noch einmal alles daran, den fast sicher geglaubten Sieg zurückzuholen, doch es war zu spät, die Partie endete mit einem völlig verdienten Remis. Natürlich war das Ergebnis enttäuschend, die gezeigte Leistung allerdings nicht, und ein 3:3 gegen die Überflieger aus Gladbach konnte letztlich doch als Erfolg gewertet werden. »

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„Die Mannschaft gibt mir Mut und sagt mir, dass ich unbekümmert und frech sein soll“, sagte nach der Partie Nadiem Amiri, der zwei Tore vorbereitet, eines selber erzielt und mit einer überragenden Gesamtleistung nachhaltig auf sich aufmerksam gemacht hatte. Endlich war da wieder ein Hoffenheimer Eigengewächs, auf das man berechtigte Hoffnungen setzen konnte.

Nach der Partie kam es auf der Pressekonferenz zu einem etwas aufgebauschten „Eklat“, als Huub Stevens einem ebenso kritischen wie uninformierten Reporter der RNZ die Stirn bot. Vielleicht fiel die Wortwahl etwas deftig und heftig aus, aber Huub Stevens war und ist nunmal bekannt dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen – und sich mit solchen und ähnlichen Verbalaktionen vor allem vor die Mannschaft zu stellen und lieber sich selber zur Zielscheibe zu machen.

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Strobl, Schär, Süle, Kim, Schwegler, Polanski, Elyounoussi, Zuber (86. Schmid), Amiri, Volland (80. Szalai) BORUSSIA MÖNCHENGLADBACH Sommer, Korb (80. Elvedi), Christensen, Nordtveit, Wendt, Dahoud (49. Hazard), Xhaka, Drmic (84. Hrgota), Johnson, Stindl, Raffael ZUSCHAUER 30.150 (ausverkauft) TORE 0:1 Johnson (5.) 1:1 Zuber (11.) 2:1 Polanski (35.) 3:1 Amiri (47.) 3:2 Drmic (56.) 3:3 Johnson (87.) SCHIEDSRICHTER Michael Weiner (Ottenstein) GELBE KARTEN Amiri, Kim Dahoud

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1:1 15. Spieltag » 5. Dezember 2015

FC Ingolstadt 04 – TSG 1899 Hoffenheim

Das Spiel gegen Gladbach hatte Hoffnungen geweckt. War der anscheinend verlorengegangene Offensivgeist der TSG damit aber schon wieder vollauf ins fußballerische Leben zurückgekehrt? Der nächste Gegner, Aufsteiger Ingolstadt, war mit seinem rein auf Zerstörung ausgelegten Fußball dafür kein echter Prüfstein. Auf dem Rasen des Audi Sportparks kam es zu einem doppelten Wiedersehen, zum einen mit „Rambo“ Ramazan Özcan, dem einstigen TSG-Torhüter zu Zeiten des Aufstiegs und der Herbstmeisterschaft 2008, der jetzt in Ingolstadt sein Brot verdiente, und zum anderen mit Pascal Groß, einem Hoffenheimer Talent, der in jungen Jahren auch schon für die TSG-Profis auflaufen durfte, dann aber auswärts sein Glück suchte, als er in Hoffenheim nicht mehr zum Zuge kam. Das Spiel begann wie erwartet. Ingolstadt griff extrem hoch an, störte den Spielaufbau der TSG empfindlich und lief dahinter alle Räume effizient zu, um den Hoffenheimer Spielern im nächsten Moment bis über die Schmerzgrenze hinaus förmlich auf den Füßen zu stehen. Mit anderen Worten: Ingolstadt richtete sein gesamtes taktisches Verhalten darauf aus, den Gegner zu verunsichern, sein Selbstbewusstsein zu erschüttern, sein Spiel zu zerstören. Leider fand die TSG lange, sehr lange Zeit kein Gegenmittel. Die Partie wurde zu einem reinen Kampfspiel mit höchstem körperlichem Einsatz, das jegliche fußballerische Qualität im Keim erstickte. Schön anzuschauen war das natürlich nicht, und es war nicht mal ein taktischer Leckerbissen. Im andauernden Grätschen, Schieben, Schubsen, Ziehen und insgesamt unüberschaubaren Gewühl übersah Schiedsrichter Gräfe in der 21. Minute denn auch ein zwar unbeabsichtigtes, aber wirkmächtiges Foul von Niklas Süle an Lukas Hinterseer im Strafraum.

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Hoffenheim hätte sich nicht beschweren können, wenn es infolgedessen zu einem Strafstoß gekommen wäre – doch Ingolstadt durfte sich noch weniger beschweren, indem die Schanzer verantwortlich waren für die Gesamtdemonstration fußballerischer Untugenden. In der 28. Minute landete einer der vielen nicklig erzwungenen Fehlpässe der TSG beim Gegner, so dass Hinterseer seinen Mitspieler Levels bedienen konnte, doch dessen scharfer Schuss aus fünf Metern landete mitten in Baumanns Gesicht. Nach kurzer Benommenheit und Behandlung konnte der TSGKeeper aber weitermachen. Bis kurz vor der Pause kam es zu keiner einzigen nennenswerten Torszene. Und dann vergab Volland, den Amiri sauber freigespielt hatte, und knallte den Ball aus 15 Metern an den Pfosten. Vollands Formkurve zeigte seit einiger Zeit deutlich nach unten, seine Präsenz auf dem Spielfeld bestand meist aus motivierenden Gesten, gestenreichem Ballfordern und vielen schmerzhaften Ballverlusten.

In der zweiten Halbzeit schien die Partie zunächst etwas belebter zu werden, mehr Risiko zuzulassen, doch schon nach einer Viertelstunde war das vorwiegend im Mittelfeld flackernde kleine Hoffnungsfeuer erloschen. Ein paar Minuten lang musste die Partie dann unterbrochen werden, weil Volland seinen Gegenspieler Hübner so unglücklich ausgehebelt hatte, dass er heftig mit dem Rücken auf dem Rasen aufschlug, benommen liegen blieb, bis ihm Blut aus dem Mund rann und er sofort in die nächste Klinik gebracht wurde. Die Erleichterung war nach dem Spiel groß, dass es entgegen dem Augenschein zu keiner größeren inneren Verletzung gekommen war.

FC INGOLSTADT 04 Özcan, Levels, Matip, Hübner (64. Bregerie), Bauer, Roger, Groß, Morales (89. Christiansen), Lex, Hinterseer (90. + 4 Pekhart), Leckie

Die Schanzer griffen nach dieser Zäsur nochmals vermehrt zu unfairen Mitteln und simulierten vor allem ein ums andere Mal, dass sie heftigst gefoult worden seien und brutalste Schmerzen erleiden würden – nur dass die entsprechenden Spieler gleich darauf wieder verdächtig munter schienen und ihrem Tagwerk unbeeinträchtigt nachzugehen vermochten. Schiri Gräfe ließ sich dennoch davon beeindrucken und verhalf Ingolstadt in der 66. Minute zu einem unberechtigten Freistoß mit fatalen Folgen: Roger besah sich den Ball und das anvisierte Ziel wie ein RugbySpieler lang und tief konzentriert, lief an und hob ihn, unhaltbar für Baumann, über die allerdings nicht hochspringende Mauer der TSG ins rechte obere Eck.

SCHIEDSRICHTER Manuel Gräfe (Berlin)

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Strobl , Schär, Süle, Kim,Schwegler, Polanski (69. Kaderabek), Elyounoussi (61. Kuranyi), Amiri, Zuber, Volland (78. Uth) ZUSCHAUER 14.225 TORE 1:0 Roger (66.) 1:1 Uth (90. + 6)

GELBE KARTEN Morales, Lex Schär

Hoffenheim versuchte jetzt alles, zum Ausgleich zu kommen, aber das wirre, von Ingolstadt so gewollte Spiel bot einfach zu wenig freie Räume. Stevens nahm in der 78. Minute endlich Volland vom Platz und brachte Uth, der zunächst durch fehlgehende steile Bälle auf sich aufmerksam machte. Doch in der sechsten von sieben Minuten Nachspielzeit belohnte Uth sich und die Mannschaft samt Trainer für seine Einwechslung, nachdem er den Ball vor dem Strafraum schon verloren hatte, ihn sich durch nicht nachlassendes Stochern zurückeroberte und zuletzt im Getümmel in einen gespitzelten Ball verwandelte, den Rambo nicht halten konnte. Es war Uths erster Bundesligatreffer – und was für ein wichtiger!

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1:0 16. Spieltag » 12. dezember 2015

tsg 1899 Hoffenheim – hannover 96

Unter der Woche verletzten sich Grahl, Zuber und Kuranyi im Trainingsbetrieb und fielen für den Rest der Hinrunde aus. Vargas, der ebenfalls angeschlagen war, konnte immerhin auf der Bank sitzen. Zugleich schien sich die lange Leidenszeit von Kai Herdling dem Ende entgegen zu neigen. Seine Kniebeschwerden waren abgeklungen, so dass er seit vier Wochen mit der Mannschaft trainieren konnte. Leider sollte sich das Knie bereits in der Winterpause zurückmelden. Doch auch Hannover war nicht frei von gravierenden Verletzungssorgen – vor der Reise zum letzten TSG-Heimspiel der Saison fehlten die wichtigen Offensivkräfte Bech,

Kiyotake und Sobiech. Das nährte die Hoffnung, endlich den ersten Heimsieg der Saison einzufahren, zugleich den ersten Sieg unter Huub Stevens. Hannovers Aufstellung, ein 4-2-3-1, war dennoch alles andere als defensiv ausgerichtet. Die Gäste liefen Hoffenheim extrem hoch an, was anfangs arge Probleme bereitete. Trotzdem blieb die Defensivreihe mit Schär, Süle, Kaderabek und Kim standfest, hatte aber auch Glück, dass Andreasen in der 13. Minute auf Höhe des Elfmeterpunktes aussichtsreich übers Tor schoss und Baumann in der 15. einen langen Kopfball von Gülselam nach Ecke durch Andreasen gerade noch mit den Fingern unter die Querlat-

te lenken konnte – von wo der Ball gegen den Innenpfosten prallte und von dort zurück ins Spielfeld! Hoffenheim tat sich trotz klingender Namen wie Volland, Amiri, Schmid und Elyounoussi schwer, ebenfalls offensiven Druck zu erzeugen. Allzu vieles blieb Stückwerk: Es mangelte am nötigen Mut, aber auch an der notwendigen Spieleröffnung. Ungefähr Mitte der ersten Halbzeit begannen die Fans darum immer mal wieder zu pfeifen, sobald der nächste ängstliche Querpass oder gar Rückpass gespielt wurde. Die Mannschaft ließ sich davon aber nicht beirren und sicherte weiter den Ball, so gut es ging. Und fuhr in der 30. Minute den Lohn dafür ein. Volland, rechts außen eingesetzt, schlug einen scharfen, langen Ball in die Mitte, wo Schmid bilderbuchmäßig in den Knien einfederte und per Kopf ins lange Eck unhaltbar einnetzte. Damit war der Spielverlauf trotzdem nicht auf den Kopf gestellt, weil Hannover zwar mehr für die Offensive getan, aber eben vor Baumanns Kasten meist kläglich versagt hatte. Die TSG machte jetzt Dampf und legte in der 34. Minute durch Schär nach, wieder per Kopf, nur dass der Treffer wegen Abseits nicht zählte. Schiri Dr. Drees hatte mit seiner Entscheidung richtig gelegen. Danach fiel keiner der beiden Mannschaften bis zur Pause mehr viel ein, so dass es mit 1:0 in die Kabinen ging. Ohne Wechsel nahmen beide Mannschaften das Spiel nach dem Wiederanpfiff auf. Wie vor der Pause fraß sich die Partie zunächst im Mittelfeld fest, gelegentliche Konter scheiterten am vorletzten oder letzten Pass. Fehlpässe hüben und drüben prägten jetzt das Geschehen. Erst in der 60. und 61. Minute kam es zu echten Torchancen, zuerst für Prib, der das Außennetz von Baumann traf, dann für Volland, der aus kurzer Distanz an Zieler scheiterte. Kurz darauf nahm Stevens Volland vom Feld, der aus seiner Formkrise nicht herausfand, und brachte Vargas. »

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Das offensive Spiel der TSG wurde davon deutlich belebter. Vargas dribbelte viel und erfolgreich, hielt den Ball, band zwei, drei Gegenspieler und sorgte für viel mehr Bewegung im Angriff. Während Hannover seine begrenzten Kräfte nochmal nach vorn warf, um vielleicht den Ausgleich zu erzielen, lauerte Hoffenheim auf Konter – und vergab den aussichtsreichsten, als bereits die Nachspielzeit angebrochen war. Zieler war wegen eines Eckballs mit nach vorn gegangen und hastete nach Ballverlust wieder Richtung eigenes Tor, während Vargas beim Konter leider den frei mitgehenden Elyounoussi übersah und mit einem allzu weiten Heber das leere Tor zu treffen versuchte: vergeblich. Dann war aber Schluss. Nach drei Spieltagen in Folge hatte Hoffenheim mit diesem ersten Heimsieg der Saison die rote Laterne abgegeben – jedoch nur für sechs Tage. „Wir sind nicht mehr Letzter“, sagte indes auch Dietmar Hopp unmittelbar nach dem Spiel. Und das Publikum freute sich über diesen Vorweihnachtssieg – und ein bisschen auch darüber, dass der VfB Stuttgart jetzt auf Platz 18 lag.

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TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Kaderabek, Schär, Süle, Kim, Schwegler (87. Bicakcic), Strobl, Elyounoussi, Amiri (83. Polanski), Schmid, Volland (66. Vargas) HANNOVER 96 Zieler, Sakai, Marcelo, Schulz, Albornoz, Gülselam (60. Erdinc), Sané, Karaman, Andreasen, Prib (71. Benschop), Saint-Maximin (77. Bähre) ZUSCHAUER 25.531 TORE 1:0 Schmid (30.) SCHIEDSRICHTER Dr. Jochen Drees (Münster-Sarmsheim) GELBE KARTEN Schär Gülselam, Albornoz, Andreasen

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1:0 17. Spieltag » 18. Dezember 2015

FC schalke 04 – TSG 1899 Hoffenheim

In dieser Partie, die Elyounoussis 50. Bundesligapartie werden sollte, gab es gegen Ende auch einen echten TSGDebütanten: Joelinton. Der junge Brasilianer war schon gegen Hannover auf der Bank gesessen, diesmal wurde er eingewechselt und hinterließ einen großartigen Eindruck. Der gleichaltrige Amiri gehörte unterdessen bereits zum Hoffenheimer Stammpersonal, wozu auch Schär, Kim, Strobl und Kaderabek zu zählen begannen. Kapitän Schwegler war verletzt daheim geblieben, für ihn lief an diesem Freitagabend nach längerer Zeit einmal wieder Rudy an der Sechserseite von Strobl auf. Und auch vorn kam es zu einer beachtlichen Veränderung: Volland musste auf der Bank Platz nehmen, für ihn spielte Vargas im 4-4-2 von Beginn an. Ansonsten zählte Huub Stevens vorn auf Elyounoussi, Amiri und Schmid. Hoffenheim begann offensiver als erwartet und hatte in der 4. Minute eine gute Chance zur Führung, die Vargas nach Flanke durch Kim mit einem Schuss aus acht Metern ans Außennetz aber vergab. Danach nahmen die Königsblauen das Zepter in die Hand und bestimmten fortan die erste Halbzeit. Allerdings sprang trotz viel Mittelfeldpräsenz und Ballbesitz wenig dabei heraus, die beiden Viererketten der TSG schienen fast unüberwindlich. Durch schnelles Verschieben wurden die Räume für Schalke bei den letzten Bällen nach vorn so eng, dass selten Gefahr aufkam – und wenn doch, war Baumann zurstelle, wie in der 20. Minute nach einem scharfen Schuss von Huntelaar, den er unter sich begrub.

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Insoweit war das Spiel nach dem Geschmack von Huub Stevens, des „Jahrhunderttrainers“ von Schalke, auch weil seine jetzige Mannschaft Hoffenheim mit den agilen Spitzen Amiri und Vargas immer wieder mal gefährlich nach vorn kam. Das Glück des „Knurrers von Kerkrade“ währte aber nicht lang. In der 28. Minute ließ Hoffenheim Geis auf der halbrechten Seite zu lang unbedrängt, so dass sich der ehemalige Mainzer perfekt auf eine lange Flanke in die Mitte vorbereiten konnte. Und dort war sein Mainzer Ex-Kollege Choupo-Moting zurstelle – zwar von Kaderabek begleitet, aber mit dem glücklicheren Fuß beim Stochern nach dem Ball, der an Baumann vorbei ins Tor kullerte. Hoffenheim war merkbar geschockt von diesem Schalker Duseltor und hatte alle Mühe, nicht noch weiter in Rückstand zu geraten. Erst kurz vor dem Halbzeitpfiff gab die Mannschaft wieder ein Lebenszeichen von sich: Elyounoussi vergab in der 41. Minute einen steilen Ball in die Mitte per Lupfer, nachdem er vor dem herausstürzenden Fährmann nicht mehr richtig an den Ball gekommen war. Damit blieb es zur Pause bei der knappen Führung der Knappen. In der zweiten Halbzeit trumpfte Hoffenheim auf, leider ohne durchschlagenden Erfolg. Trotzdem war es phasenweise mehr als ansehnlich, wie sich die Mannschaft durchs Schalker Mittelfeld spielte, mit kurzen und langen Bällen, mit klugen Flankenwechseln und überraschenden Kombinationen. Nur ganz nach vorn gelangte der Ball viel zu selten, echte Gefahrenmomente blieben eine Rarität.

Etwas anders sah es in der 52. Minute aus, als Kaderabek rechts durchging und schön in den Rücken der Schalker Abwehr spielte – und Schmid mit der Hacke fast ein ähnlich glückliches Tor erzielt hätte wie vor der Halbzeit der Gegner. Ähnlich gefährlich wurde es in der 64. Minute, als Vargas von der linken Strafraumkante unbedrängt abzog, den Schuss aber zu hoch ansetzte. Auf der Gegenseite hatte Kolasinac fünf Minuten zuvor nur den Außenpfosten getroffen, als er, statt wie erwartet in die Mitte zu flanken, aufs linke kurze Eck geschossen hatte. Um die 60. Minute herum war Volland für den müden und angeschlagenen Amiri aufgelaufen, ohne dass die Hoffenheimer Offensive davon profitierte. Immer noch wirkte der Nationalspieler körperlich ausgelaugt und mental verbraucht: etliche Ballverluste und häufiges sich Festrennen in Gegenspielern legten Zeugnis davon ab.

FC SCHALKE 04 Fährmann, Riether, Höwedes, Matip, Kolasinac, Geis, Goretzka, Meyer (61. Sané), Choupo-Moting, di Santo (90. Neustädter), Huntelaar (73. Höjbjerg) TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Kaderabek, Schär, Süle, Kim, Rudy, Strobl, Elyounoussi (80. Uth), Schmid (90. Joelinton), Amiri (59.Volland), Vargas ZUSCHAUER 60.749 TORE 1:0 Choupo-Moting (28.) SCHIEDSRICHTER Sascha Stegemann (Niederkassel) GELBE KARTEN Goretzka Strobl, Rudy

Bis zur 90. Minute geschah nicht mehr viel, außer dass Schär einmal kurz und gefährlich vorn auftauchte und ganz zum Schluss Joelinton eingewechselt wurde. Der großgewachsene, junge Brasilianer wusste jedoch in den wenigen Momenten, in denen er an den Ball kam, zu beeindrucken. Ein Traumtor kurz nach der Einwechslung beim ersten Bundesligaeinsatz gelang ihm jedoch leider nicht. So blieb es beim mageren 1:0 und einer angesichts erheblicher Schalker Unzulänglichkeiten für Hoffenheim bitteren Niederlage – samt der Rückgewinnung der roten Laterne aus Stuttgarter Hand, nachdem der VfB zuhause sensationell Wolfsburg besiegt hatte. Als Tabellenletzter ging es in die Winterpause.

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saison 2015/16 RĂźckrunde

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1:1 18. Spieltag » 23. Januar 2016

tsg 1899 Hoffenheim – bayer 04 leverkusen

Im letzten Testspiel vor dem Start in die Rückrunde hatte Hoffenheim den österreichischen Erstligisten Sturm Graz mit 3:1 geschlagen. Bei der generell überzeugenden Darbietung im Dietmar-Hopp-Stadion fiel einer ins Auge, der auch beim Heimspiel gegen Leverkusen eine Woche darauf für Schlagzeilen sorgte: Jiloan Hamad. Der nach Lüttich ausgeliehene, von dort mit einem Kreuzbandriss zurückgekehrte, inzwischen auskurierte Mittelfeldspieler füllte die seit Firminos Weggang vakante Zehnerposition mit erstaunlich viel Leben. Ebenfalls im Kader, aber noch nicht in der Anfangsformation stand Andrej Kramaric, der wenige Tage zuvor von Leicester ausgeliehene Stürmer aus Kroatien. Statt seiner ging die TSG offensiv mit Vargas, Schmid und Volland ans Werk, Strobl und Rudy bildeten die Doppelsechs, Kim, Süle, Schär und Kaderabek die Defensive. Dabei durfte sich Hoffenheim als Tabellenschlusslicht gegen Leverkusen, auch wenn die Werkself bislang unter ihren Möglichkeiten geblieben war, nicht allzu viele Hoffnungen machen. Zu oft hatte die TSG außerdem schon gegen Leverkusen verloren – und im Ligabetrieb nur ein einziges Mal gewinnen können.

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Hoffenheim ging deshalb kontrolliert ins Spiel, empfing den Gegner mit zwei tief gestaffelten Viererreihen und ließ ihn spätestens in Strafraumnähe auflaufen. Leverkusen hatte dementsprechend erheblich mehr Spielanteile, vermochte sie aber einstweilen nicht in Torgefahr umzumünzen. Umgekehrt fand Hoffenheim offensiv so gut wie nicht statt. Trotzdem entwickelte sich ein munteres Spiel, bei dem Leverkusen in der 26. Minute zum ersten Mal richtig gefährlich wurde. Calhanoglu hatte den Ball in den Strafraum geflankt, Kießling stieg auf und köpfte Richtung linkes oberes Eck, aber Baumann flog spektakulär in den Winkel und wischte die Kugel zurseite. Drei Minuten darauf sorgte Rudy mit einem sehenswerten Steilpass auf Volland für Gefahr, doch Volland prallte auf den herausgelaufenen Leno – beide blieben einen Moment benommen liegen, konnten aber weiterspielen. Von da an war die TSG auch offensiv präsent, immer wieder klug durch Hamad in der Zentrale angeleitet, der als Passgeber und Ballverteiler glänzte und mitunter nur schneller handelte, als seine Mitspieler mitzogen. In der 40. Minute sorgte Kießling mit einer Kopfballabwehr für einen Eckball, den er nach der Ausführung erneut wegköpfen wollte. Doch die schwache Rettungstat landete bei Hamad, der den Innenrist hinhielt und aus halblinker Position durchs Getümmel hindurch den einzig möglichen Weg ins Tor fand. »

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Mit dem etwas überraschenden 1:0 ging es auch zur Pause, aus der beide Mannschaften unverändert zurückkehrten: soweit es die Aufstellung betraf. Von der taktischen Einstellung her gestaltete sich die Partie nun ganz anders: Hoffenheim löste sich aus der tiefen Staffelung, kombinierte sich nach Leverkusener Angriffen schön und schnell nach vorn und ließ zum ersten Mal seit langer Zeit wieder echte Offensivqualitäten aufblitzen. In der 49. Minute hätte Hamad seine glanzvolle Rückkehr ins Team mit dem zweiten Treffer krönen können, nachdem Volland ihn in der Mitte bedient hatte, doch Hamads Schuss aus ca. acht Metern zog über Leno und seinen Kasten hinweg. In der 59. Minute ging Kaderabek, nicht zum ersten Mal, steil über rechts Richtung Grundlinie und flankte nach innen, wo Schmid nach klugem Verzicht des schlechter positionierten Vargas den Ball flach aufs Tor schoss. Leno streckte sich vergebens, doch rollte die Kugel nur an den Innenpfosten, von dort zurück zu Leno und unter ihm hindurch – und auch der herbeistürzende Vargas bekam nicht mehr den Fuß an den Ball, so dass es bei der knappen Hoffenheimer Führung blieb.

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In der Folge zog sich die TSG wieder tiefer zurück, die Werkself bekam mehr Luft und erspielte sich neue Chancen. Bis zur 75. Minute nahm die Leverkusener Gefährlichkeit stetig zu, dann fiel nach einer Ecke durch Toprak der Ausgleichstreffer. Ein paar Minuten lang musste man befürchten, dass Hoffenheim nun auseinanderbrechen würde, aber die Einwechslungen von Uth, Amiri und Kramaric sorgten für Stabilität. Und besonders Baumann sorgte mit spektakulären Rettungstaten dafür, dass Leverkusen nicht mehr den Siegtreffer erzielen konnte. In der 88. Minute klärte Baumann allein drei Mal, vor Hernandez, Kampl und Kießling. Unterm Strich war das Unentschieden durchaus gerecht, ohne in der Tabelle viel zu bewirken – im Gegenteil. Da die Konkurrenz meist drei Punkte geholt hatte, kletterte Hoffenheim zwar auf Platz 17, doch der Abstand nach weiter oben wurde größer.

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Kaderabek, Schär, Süle, Kim, Rudy, Strobl, Volland (76. Uth), Hamad (79. Amiri), Schmid, Vargas (83. Kramaric) BAYER 04 LEVERKUSEN Leno, Jedvaj (68. Donati), Tah, Toprak (86. Ramalho), Wendell, Kramer, Kampl, Bellarabi (67. Brandt), Calhanoglu, Chicharito, Kießling ZUSCHAUER 24.140 TORE 1:0 Hamad (40.) 1:1 Toprak (75.) SCHIEDSRICHTER Marco Fritz (Korb) GELBE KARTEN Kim, Hamad Jedvaj, Donati

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2:0 19. Spieltag » 31. Januar 2016

FC Bayern München – TSG 1899 Hoffenheim

Natürlich wurde die Fahrt zum Spiel am frühen Sonntagabend gegen den FC Bayern nicht in großer Siegeshoffnung angetreten. Doch die Münchner hatten neben manchen Verletzungssorgen, die der exzellente Kader zwar auffing, wegen des anstehenden Weggangs von Pep Guardiola einige Unruhe im Verein, die man so gut es ging nutzen wollte. In solchen und ähnlichen Momenten, wenn Deutschlands Spitzenteam mal wieder vor allem mit sich selbst beschäftigt war, konnte es Gegnern durchaus gelingen, einen Überraschungserfolg zu landen. Und tatsächlich hätte Hoffenheim mit viel Glück, das man gegen die Bayern ohnehin brauchte, eventuell wirklich punkten können: Neustürmer Kramaric, der für Volland spielte, bekam zweimal die Gelegenheit, Nationaltorhüter Neuer zu überwinden. Neben ihm stürmte halblinks Vargas, im Mittelfeld zogen Schmid und Hamad die Fäden, in der Defensive war Bicakcic für Schär aufgeboten. Nur dass es nach vorn nicht arg viele Fäden zu ziehen gab: Bayern München war durchgängig die spielbestimmende Mannschaft und drängte die ohnedies tief gestaffelte TSG regelmäßig bis an den Strafraum zurück.

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Die Taktik von Huub Stevens lag von Beginn an offen: Organisation vor Inspiration, Tore verhindern, eventuelle Lücken nutzen. Und die Rechnung ging auch lange auf, bis zur 32. Minute, in der Lewandowski Torhüter Baumann zum ersten Mal überwand. Zuvor hatte Baumann noch alle Hände voll zu tun, vor allem Robben und Müller machten seinen Vorderleuten das Leben schwer, mit Dribblings, mit erwartbaren und unerwarteten Schüssen aufs Tor und daneben. Die Münchener Fans in der ausverkauften AllianzArena hatten ihre helle Freude daran. In der 23. Minute schoss Robben bereits zum dritten Mal übers Tor, dann verflachten die Bayern-Angriffe etwas. Trotzdem gelang es der TSG noch immer nicht, auch nur ein einziges Mal selber gefährlich zu werden. Vom Mittelfeld gelangte der Ball aufgrund der enorm guten Raumaufteilung der Bayern sogar nur selten über die Mittellinie. Pässe noch weiter nach vorn blieben im Ansatz stecken. Nach einer guten halben Stunde gelang es dann Costa auf der linken Seite, die bis dahin konzentrierte Hoffenheimer Abwehr durcheinander zu spielen – seinen Querpass in die Mitte brauchte Lewandowski nur noch abzustauben. Die Bayern führten 1:0 und wollten vor der Pause noch den zweiten Treffer einfahren, aber Hoffenheim stand sofort wieder gut und kam in der 41. Minute nach schönem Steilpass von Hamad auf Kramaric halbrechts zur ersten und einzigen Chance der ersten Halbzeit, doch den folgenden scharfen Schuss aufs kurze Eck konnte Neuer problemlos halten.

Nach der Pause war Baumann gleich wieder gefordert und klärte Schüsse von Alonso, Lewandowski und Müller, bis in der 56. Minute Kramaric erneut die Chance zum Ausgleich vergab. Diesmal von Vargas halbrechts auf die Reise geschickt, verlud Kramaric Badstuber und zielte zur Abwechslung aufs lange Eck, doch der Schuss zog um Zentimeter am Pfosten vorbei. Und in der 60. Minute landete einer der wenigen Eckbälle der TSG, von Schmid getreten, auf dem Kopf von Vargas und strich nur knapp über die Querlatte. Damit war das Chancenkonto der TSG allerdings erschöpft, während die Bayern in der 64. Minute nachlegten. Wieder war die Hoffenheimer Verteidigung kurz aus der Spur geraten, so dass Lahm über rechts durchkam und flach in die Mitte passen konnte: Lewandowski hob den Ball mit viel Gefühl über Baumann hinweg in die Maschen. Das Spiel war verloren. Huub Stevens versuchte danach, durch die Einwechslung von Zuber, Amiri und zuletzt Volland vielleicht doch noch eine glückliche Wendung herbeizuführen, aber die Bayern spielten die Partie souverän herunter und ließen nicht mal mehr eine Halbchance für Hoffenheim zu. Oliver Baumann, bester Mann in den Reihen der TSG, der sich ein ums andere Mal auszeichnen konnte, sagte danach: „Wenn du verlierst, hast du nie alles richtig gemacht. Wir wollten kompakt stehen und das hat über weite Strecken auch gut geklappt. Aber alles konnten wir dann auch nicht verteidigen. Die Niederlage geht in Ordnung, der Ausgleich wäre glücklich gewesen, auch wenn wir in der zweiten Halbzeit eine gute Chance hatten. Wir haben die Qualität, da unten rauszukommen. Aber das allein darf keine Ausrede sein. Wir brauchen Mentalität, die haben wir auch. Gegen Darmstadt müssen jetzt drei Punkte her.“

FC BAYERN MÜNCHEN Neuer, Lahm, Kimmich, Badstuber, Alaba, Alonso, Robben, Müller (67. Vidal), Costa (88. Bernat), Coman (62. Thiago), Lewandowski TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Kaderabek, Bicakcic, Süle, Kim, Rudy, Strobl, Schmid (77. Volland), Hamad (68. Amiri), Vargas, Kramaric (68. Zuber) ZUSCHAUER 75.000 (ausverkauft) TORE 1:0 Lewandowski (32.) 2:0 Lewandowski (64.) SCHIEDSRICHTER Dr. Jochen Drees (Münster-Sarmsheim) GELBE KARTEN Costa Strobl

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0:2 20. Spieltag » 7. februar 2016

TSG 1899 Hoffenheim – SV Darmstadt 98

Huub Stevens hatte unter der Woche angedeutet, dass Volland wieder fit genug sei für die Startelf – und hielt Wort. Zusammen mit Kramaric bildete Volland die Sturmspitze, Hamad durfte wieder von Beginn an ran, auf der linken Seite kam Toljan für Kim zum Zug. Das Spiel fand erneut am frühen Sonntagabend statt, was in der Regel kein gutes Omen für die TSG bedeutete. Die bisherigen fünf Sonntagsspiele waren allesamt verloren gegangen. Daran sollte sich auch diesmal nichts ändern, zur Enttäuschung auch der Fans, die vor dem Spiel mit einer großartigen Choreographie („Legt euch in die Riemen, Männer“) noch für neue Aufbruchsstimmung hatten sorgen wollen. Wer meinte, Darmstadt würde Hoffenheim tiefstehend empfangen, sah sich getäuscht – einstweilen. Zu Beginn der Partie störten die Lilien unangenehm hoch und nahmen der TSG jeden Schwung. Darmstadt gelang es sogar etliche Male, den Ball früh aus den verunsicherten Hoffenheimer Reihen heraus zu erobern und in ungestüme Angriffe umzuwandeln. In der 6. Minute rettete nur die Latte vor dem frühen Rückstand. Hoffenheim brauchte weitere zehn Minuten, um selber gefährlich zu werden, dann setzte Kramaric den Ball von der linken Strafraumkante knapp neben den linken Pfosten. Danach zogen sich die Lilien etwas zurück, Hamad konnte im Mittelfeld endlich wirkungsvoll die Fäden ziehen, ohne dass neuerlich große Gefahr davon ausging. Darmstadt blockte und grätschte alles ab, das dem Strafraum zu nah kam. Die physische Nähe und physische Überlegenheit der Gäste machten der vergleichsweise filigranen Hoffenheimer Mannschaft sichtbar zu schaffen.

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In der 33. Minute folgte der erste Nackenschlag: Darmstadt schaffte es, bei einem der seltener gewordenen Gästeangriffe viel Durcheinander im Strafraum zu erzeugen, so dass sich die bis dahin stabile Hoffenheimer Defensive auflöste. Mit der Folge, dass Sulu, der in den Aufstiegsjahren einstmals in Diensten der TSG gestanden hatte, ohne über die Reservistenrolle hinauszukommen, aus kürzester Distanz zum 0:1 einnicken konnte. Hoffenheim vermehrte bis zur Pause die offensiven Bemühungen noch, konnte aber nichts mehr ausrichten. Unverändert kamen beide Teams aus den Kabinen zurück. Als sich nach zehn Minuten jedoch immer noch keine Besserung abzeichnete, nahm Stevens Hamad und Bicakcic aus der Partie und brachte mit Zuber und Amiri zwei frische Offensivkräfte, um fortan mit einer defensiven Dreierkette zu spielen und im Mittelfeld Überzahl zu erzeugen. Die Maßnahme verpuffte aber, indem Darmstadt mit der Führung im Rücken jetzt tief gestaffelt stand, das Mittelfeld der TSG mehr oder weniger überließ und nur noch auf Zweikämpfe Mann gegen Mann setzte, wobei die Lilien deutlich überzeugter zuwerke gingen als Hoffenheim. »

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Anders gesagt, sah es einfach nicht gut aus, was die TSG offensiv anrichtete. Das ging so bis zur 72. Minute, dann wurde Kuranyi für Schmid eingewechselt, um im Zentrum einen großen Stürmer zu haben, der vielleicht wenigstens in Sachen Kopfbällen für Gefahr sorgen würde. In der 80. Minute schien sich die Einwechslung gelohnt zu haben, als Kramaric den Ball nach Doppelpass mit Kuranyi unbedrängt ins Tor schob – doch Kuranyi hätte besser selber geschossen, Kramaric war deutlich abseits gestanden. Und so kam es, wie es wohl kommen musste. Nach einem eigentlich schon geklärten Darmstädter Eckball gelang es Rudy nicht, den Ball am Schiri vorbei zu spielen, von wo aus er über Umwege zu Rajkovic gelangte, der zentral vor Baumann mit dem Fuß unhaltbar zum Endestand von 0:2 abstaubte. In den letzten Minuten geschah wenig, dann war dieses wichtige Spiel verloren, mit dem man Anschluss nach oben hatte gewinnen wollen. „Jeder sagt, wir sind abgestiegen“, sagte Tobias Strobl nach der Partie und fügte hinzu: „Jetzt können wir nur gewinnen.“ Doch die Tabelle und die bisherige Bilanz von Huub Stevens, der defensiv viel und offensiv wenig bewirkt hatte, drückten schwer. Auf die natürlich einsetzenden Fragen nach einem Trainerwechsel beschied Alexander Rosen, so etwas sei „keine Alternative“. Wenige Tage später sah das ganz anders aus, wenn auch aus völlig unerwartbaren Gründen.

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Kaderabek, Bicakcic (54. Zuber), Süle, Toljan, Rudy, Strobl, Volland, Hamad (54. Amiri), Schmid (72. Kuranyi), Kramaric SV DARMSTADT 98 Mathenia, Jungwirth, Sulu, Rajkovic, Caldirola, Niemeyer, Gondorf, Heller, Rausch (18. Kempe), Rosenthal (84. Vrancic), Wagner (90. + 4 Platte) ZUSCHAUER 26.231 TORE 0:1 Sulu (33.) 0:2 Rajkovic (85.) SCHIEDSRICHTER Christian Dingert (Lebecksmühle) GELBE KARTEN Amiri Heller, Niemeyer, Rajkovic

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Am 11. Februar 2016 übernimmt Julian Nagelsmann die Cheftrainer-Position von Huub Stevens, der aus gesundheitlichen Gründen zurücktrat.

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1:1 21. Spieltag » 13. Februar 2016

SV Werder Bremen – TSG 1899 Hoffenheim

Am Mittwoch vor dem Spiel gab Huub Stevens sein Amt als TSG-Cheftrainer gänzlich überraschend auf. Akute Herzprobleme legten ihm nahe, sich dem Stress und der Verantwortung nicht länger auszusetzen und Hoffenheim die Verpflichtung eines voll leistungsfähigen Trainers zu ermöglichen. Die Verwirrung war zunächst groß, denn mit Julian Nagelsmann, der noch in der Trainerausbildung steckte, war der Nachfolger für Stevens zwar schon bestellt, aber erst für die kommende Saison! Die Statuten des DFB sahen jedoch glücklicherweise vor, dass er auch schon vor der abgelegten Prüfung das TSG-Ruder in die Hand nehmen durfte. Am Freitag wurde dann Julian Nagelsmann als jüngster Erstliga-Cheftrainer aller Zeiten der Öffentlichkeit präsentiert – und der 28-Jährige machte auf der Pressekonferenz eine gute Figur, wirkte sachlich, charmant und vor allem kompetent und überzeugte die meisten der nicht wenigen Zweifler, ob man in so jungen Jahren wirklich befähigt sein könnte, ein derart wichtiges Amt zu übernehmen. Zwei Trainingseinheiten blieben dem Novizen, die Mannschaft auf das wichtige Spiel in Bremen vorzubereiten, was ihm in beachtlicher Weise gelang. Bewies die Aufstellung zunächst Mut, so bewies das Spiel mit der sonst nur von Pep Guardiola bei den Bayern praktizierten defensiven Dreierkette die Kompetenz des neuen Trainers. Mit Bicakcic und Süle und in der Mitte Schär, notfalls aus dem Mittelfeld heraus seitlich unterstützt, stand die TSG defensiv sicher und hatte mehr Personal für die Offensive frei. Mit Amiri und Ochs berief Nagelsmann zwei seiner jungen Protagonisten der deutschen U-19-Meisterschaft von vor zwei Jahren, bot ansonsten auch Kramaric, Volland und Vargas auf – und gab Hoffenheim mit dieser offensiven Spielweise seine Kernidentität wieder.

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Hoch angreifen und den Gegner zu Ballverlusten zwingen, aus denen blitzschnelle, eigene Angriffe resultieren – so lautete das Rezept, das in der 10. Minute auch schon aufging, als Pizarro in der Mitte den Ball an Amiri verlor, Strobl zu einem Flankenlauf über rechts ansetzte und ebenso weit wie präzise in die Mitte flankte, wo Kramaric aufstieg und per Kopf das 0:1 erzielte. Der Ball war vom Innenpfosten zurück an Kopf und Hand von Torhüter Wiedwald gesprungen und von dort über die Linie gehüpft. Nur drei Minuten später erzielte Bremen den Ausgleich, wie schon zweimal gegen Darmstadt nach einer Ecke, wobei diesmal ein harmloser Schuss von Djilobodji durch Bicakcic so weit abgefälscht wurde, dass Baumann den Ball nicht mehr erreichen konnte. Die eben noch erfrorene Stimmung im Weserstadion war schlagartig wieder aufgetaut. In der Folge verlagerte sich das Geschehen nur noch selten vor eines der beiden Tore, das Mittelfeld wurde zum Mittelpunkt dieses Fußballnachmittags, wobei Bremen entschieden mehr lief und kämpfte und Hoffenheim das deutlich intelligentere System spielte – nur dass für beide Seiten wenig dabei heraussprang. Einmal musste sich Baumann bei einem Schuss von Bartels in der 30. Minute strecken und sein Können beweisen, aber das war es in Sachen Torchancen dann auch schon.

In den ersten 15 Minuten nach der Pause zeigte Hoffenheim atemberaubenden Fußball und offenbarte, was Julian Nagelsmann vorschwebte. Mit viel offensivem Mut und schönen Ballstaffetten, mit aggressivem Pressen und bestechendem Überzahlspiel setzte Hoffenheim die Hausherren unter Druck, die zusehends ihre Ordnung verloren. Leider kam es dabei aber nicht zum ersehnten Führungstreffer, so dass Werder sich ab der 60. Minute allmählich in die Partie zurückkämpfen konnte. Um die 70. Minute herum musste Rudy ausgepumpt vom Platz, für ihn kam Hamad, kurz darauf brachte Nagelsmann Schmid für Ochs und in der 81. Minute noch Polanski für den angeschlagenen Amiri, doch auch die Neubesetzungen vermochten das Blatt nicht mehr zu wenden. Hoffenheim sah sich im Gegenteil immer entschiedeneren Bremer Anläufen aufs Tor ausgesetzt, mit zunehmender Gefahr: doch auf Baumann war Verlass. Mal um Mal zog er die Bälle fast magisch auf sich, klärte hier, hechtete dort und rettete seiner Mannschaft ein Unentschieden, das auch dem jungen Trainer zuzuschreiben war. Da Kramaric in der 77. Minute mit gelb-roter Karte vom Platz musste und Hoffenheim von da an in Unterzahl spielte, war die Punkteteilung am Ende als echter Erfolg zu werten.

SV WERDER BREMEN Wiedwald, Gebre Selassie, Galvez (46. Öztunali), Djilobodji, Garcia, Vestergaard, Fritz, Grillitsch, Bartels (73. Junuzovic), Pizarro, Ujah TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Bicakcic, Schär, Süle, Strobl, Volland, Ochs (73. Schmid), Rudy (66. Hamad), Amiri (81. Polanski), Vargas, Kramaric ZUSCHAUER 38.454 TORE 0:1 Kramaric (10.) 1:1 Djilobodji (13.) SCHIEDSRICHTER Benjamin Brand (Bamberg) GELBE KARTEN Garcia Volland, Schmid, Vargas GELB-ROTE KARTEN Kramaric (77.)

„Die Taktik war schon extrem“, verriet Torhüter Baumann, der das Spiel von hinten am besten beobachten konnte, seine Gefühlslage und drückte damit wohl auch die Gefühle der ganzen Mannschaft aus. „Er hat da eine ganz klare Art, eine ganz klare Linie. So kann es weitergehen“, sagte er außerdem, während Amiri ergänzte: „Er ist ein mutiger Trainer, der viel mit den Spielern spricht.“

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3:2 22. Spieltag » 20. februar 2016

tsg 1899 Hoffenheim – 1. fsv mainz 05

Mainz kam damit anfangs besser zurecht und lockte Hoffenheim in der 11. Minute in die Konterfalle: Cordoba hatte noch vor der Mittellinie gewartet, während Hoffenheim einen Angriff etwas zu umständlich inszenierte, und zog bei einem vermeidbaren TSG-Ballverlust steil auf Baumann los, den er auch noch zu tunneln verstand, so dass Mainz sehr früh mit 0:1 in Führung ging. Doch die TSG setzte sofort nach, Volland ging mit gutem Körpereinsatz links bis auf die Grundlinie und flankte nach innen, wo Vargas auf Amiri querlegte, der den Ball in der 13. Minute zum 1:1 unhaltbar in die Maschen jagte.

Aufgrund der gelb-roten Karte von Kramaric musste Julian Nagelsmann in der Offensive umdenken – und setzte auf Uth, der schon längere Zeit kein Kandidat für die Startelf mehr gewesen war und sich im Training dem Vernehmen nach angeboten hatte. Diese Entscheidung sollte sich auszahlen! Ansonsten stürmten neben Uth Volland, Vargas und Amiri, letztere beiden mit Anbindung ans Mittelfeld, wo Rudy und hinter ihm Strobl positioniert waren, während defensiv diesmal eine klassische Viererkette operierte, mit Süle und Schär in der Mitte und Kaderabek und Ochs außen. Dass Volland auf der ungewohnten linken Seite unterwegs war, sollte sich ebenfalls auszahlen!

Mit diesen beiden frühen Toren fiel die anfängliche taktische Zurückhaltung immer mehr von den 22 Akteuren ab, es entwickelte sich ein hinreißendes Spiel voller Höhepunkte. Beide Seiten lauerten auf Ballverluste bzw. versuchten sie durch frühes Anlaufen und Raumdecken zu provozieren, um per Konter zum nächsten Tor zu kommen. In der 29. Minute wurde Volland ein Treffer aberkannt, weil sich Vargas beim schnellen Vorstoß ein Offensivfoul geleistet haben sollte, das in der Zeitlupe später nicht nachvollziehbar war. In der 33. Minute parierte Baumann einen schönen Schuss von Latza, in der 40 Minute schoss Amiri nach herrlichem Doppelpass mit Vargas nur knapp vorbei. »

Vor ungefähr 26.000 Besuchern begann Hoffenheim nicht ganz so hoch stehend, wie es sich Trainer Nagelsmann wohl vorgestellt hatte, und überließ in der Folge Mainz zu viele Spielanteile. Nach dem intensiven Regen der letzten Tage und weil es auch während der Partie kräftig weiterregnete, war der Rasen am Rande seiner Aufnahmefähigkeit – vor allem entlang der Gegengerade stand das Regenwasser und stoppte immer wieder den Ball.

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Nach der Pause geschah 20 Minuten lang noch nicht viel, die Mannschaften zollten der enormen läuferischen Leistung der ersten Halbzeit Tribut. Dann kam Hamad für Vargas – und in der 68. Minute ging Volland wieder mal auf die Grundlinie durch und flankte nach innen zu Uth, der aus spitzem Winkel das 2:1 erzielte. Fünf Minuten später verhinderte Süle den Ausgleich, indem er einen Kopfball gerade noch von der Linie holte, während in der 76. Minute Kaderabek zu seinem ersten ganz großen Auftritt in den Farben der TSG kam. Der Tscheche ging mit dem Ball die rechte Seite hoch, in weltmeisterlicher, unwiderstehlicher Weise, und flankte von der Grundlinie scharf nach innen, wo Uth nur noch den Fuß hinhalten musste und seinen zweiten Treffer zum 3:1 markierte. Kaum zwei Minuten später gelang Mainz das 3:2, ein Distanzschuss von Jairo landete unhaltbar im Netz! Die Partie war jetzt wieder völlig entfesselt, beide Seiten wollten den

Sieg, doch gelang es Hoffenheim, den knappen Vorsprung über die Zeit zu retten. Es war erst der zweite Heimsieg der Saison, und er war verdient. Mainz war kaum schlechter gewesen, aber weniger ehrgeizig. Was Hoffenheim vor allem auszeichnete in dieser Partie, war die Inspiration nach vorn, der so lange brachliegende Offensivgeist Marke TSG, dem Mainz in den entscheidenden Momenten nichts entgegenzusetzen wusste. Da Bremen zeitgleich verloren hatte, lag der Relegationsplatz jetzt wieder in Schlagweite, was die Stimmung der Fans, der Spieler und der Verantwortlichen nochmals mehr anhob. „Das ist schon ein schönes Gefühl, wenn man zwei Tore macht und gewinnt“, sagte Doppeltorschütze Uth im Anschluss. „Das Wichtige war einfach, die drei Punkte zuhause zu holen. Es war ein Schritt von vielen, die wir in den nächsten Wochen machen müssen.“

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Kaderabek, Schär, Süle, Ochs, Strobl, Amiri (74. Polanski), Rudy (88. Schmid), Uth, Volland, Vargas (63. Hamad) 1. FSV MAINZ 05 Karius, Brosinski (86. Moritz), Balogun, Hack, Bussmann, Baumgartlinger, Latza (53. Frei), Clemens (78. De Blasis), Malli, Jairo, Cordoba ZUSCHAUER 24.019 TORE 0:1 Cordoba (11.) 1:1 Amiri (13.) 2:1 Uth (68.) 3:1 Uth (76.) 3:2 Jairo (78.) SCHIEDSRICHTER Günter Perl (Pullach im Isartal) GELBE KARTEN Rudy Balogun, Jairo

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3:1 23. Spieltag » 28. Februar 2016

borussia dortmund – TSG 1899 Hoffenheim

Als Hoffenheim in der Saison 2012/13 zum letzten Mal vom Abstieg bedroht war, gelang am letzten Spieltag mit einem Sieg beim BVB der Sprung auf den Relegationsplatz. Jeder der 1500 diesmal nach Dortmund mitgereisten Fans trug die Erinnerung an dieses legendäre Spiel mit sich – und hätte fast auch eine Wiederholung erlebt. Die Neuauflage der Partie stand unter dem Zeichen zweier neuer Trainer, die sich aus jüngeren Jahren aber gut kannten, als Thomas Tuchel den verletzten Spieler Nagelsmann einst auf die Idee brachte, Fußballtrainer zu werden. Die Aufstellung des Hoffenheimer Trainers sorgte erneut für allgemeine Überraschung. Mit Schär, Süle, Bicakcic, Toljan und Kaderabek schickte er wie in Bremen eine variable Fünfer-Defensive ins Rennen, vor der Strobl und Rudy operierten. Vorn sollten Volland, Amiri und Uth für Unruhe sorgen – was sie auch taten. Dortmund trat ohne Hummels und Gündogan an, der auf der Bank Platz nahm. Von Beginn an setzte Hoffenheim den BVB mutig unter Druck, zwei Eckbälle in den Anfangsminuten unterstrichen den Offensivgeist. Dortmund fand seinerseits wenig Lücken für den eigenen Offensivaufbau und nahm bald Zuflucht zu langen, hohen Bällen, von denen aber keinerlei Gefahr ausging. Umgekehrt kombinierte sich Hoffenheim mit schönem Kurzpassspiel von hinten heraus durchs schwarz-gelbe Mittelfeld, ohne einstweilen zu größeren Chancen zu kommen.

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Das sollte sich jedoch bald ändern: In der 25. Minute trieb Rudy den Ball halbrechts energisch voran, gab ab auf Volland, der von halblinks einen Flugball aus gut 20 Metern wuchtig abfeuerte und Bürki zu einem Abklatscher zwang, den der mitgelaufene Rudy lässig durch die Beine des Keepers zum durchaus verdienten 0:1 verwandelte. Und nur drei Minuten später hätte Volland die Überraschung perfekt machen können! Bei einem erneuten Konter wurde er diesmal von Uth bedient, ging rechts Richtung Grundlinie, bog dann aber Richtung Mitte ab, indem er Subotic mit einer Körperwendung einfach stehen ließ – und zog hart und platziert ab. Diesmal schaffte es Bürki aber mit einer Reflexbewegung der rechten Hand, den Ball ins Toraus zu lenken. In der Folge wurde immer deutlicher, wie wenig der BVB mit der äußerst variablen Hoffenheimer Raumaufteilung zurechtkam. Etliche Male kreiste der Ball ratlos durch die Dortmunder Defensivreihen, bis wieder ein schwaches Anspiel oder ein zu weit fliegender, offensiver Ball das Bemühen um Anschluss in diesem Spiel beendeten. Ab und zu setzten die Schwarz-Gelben auch zu schlecht platzierten Fernschüssen an, die Oliver Baumann keinerlei Sorgen zu bereiten vermochten. Erst ein Freistoß in der 43. Minute sorgte für Brisanz seitens des BVB. Reus schoss von halblinks über die Mauer hinweg in die linke Ecke, aber Baumann hatte aufgepasst und segelte entlang der Torlinie Richtung Pfosten, um den Ball im letzten Moment aus der Gefahrenzone zu lenken! So ging es mit dem 0:1 in die Pause, aus der Dortmund mit Gündogan statt Kagawa zurückkehrte – was nur zwei Minuten nach dem Wiederanpfiff zu einem Pfostentreffer von Gündogan führte, was unterstrich, dass die Schwarzgelben das Spiel so leicht nicht verlorengaben...

Nur dass die Reihen der TSG ebenso frisch und aufmerksam wirkten wie vor der Pause und Dortmund immer noch nicht zur Entfaltung kommen ließen. Im Gegenteil hatte Uth in der 49. Minute sogar den nächsten TSG-Treffer auf dem Fuß, doch Bürki vermochte den Schuss aus spitzem Winkel nach Flanke von Amiri zu parieren. Danach ließ sich Hoffenheim etwas zurückfallen, weil auch Dortmund das Spiel etwas ruhiger anging. In der 58. Minute kam es zur Schlüsselszene des Spiels, als Rudy einem schnellen Dortmunder Angriff hinterherlief und den ballführenden Aubameyang allenfalls gelbwürdig von hinten weggrätschte. Schiedsrichter Sippel fasste sich dementsprechend zunächst an die Brusttasche, besann sich aber und fingerte aus der Gesäßtasche die rote Karte hervor – im Prinzip regelkonform, tatsächlich jedoch eine zu harte Strafe angesichts des überhaupt nicht harten Einsteigens von Rudy, der dazu vom DFB noch drei Spiele Sperre aufgebrummt bekam.

BORUSSIA DORTMUND Bürki, Piszczek, Subotic, Bender, Schmelzer, Weigl (74. Ramos), Sahin (74. Leitner), Mkhitaryan, Kagawa (46. Gündogan), Reus, Aubameyang TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Kaderabek, Schär, Süle, Bicakcic, Toljan, Strobl, Rudy, Amiri (63. Polanski), Uth (86. Schwegler), Volland (72. Hamad) ZUSCHAUER 81.359 (ausverkauft) TORE 0:1 Rudy (25.) 1:1 Mkhitaryan (80.) 2:1 Ramos (85.) 3:1 Aubameyang (90. + 2) SCHIEDSRICHTER Peter Sippel (München) ROTE KARTEN Rudy (58., rohes Spiel)

Das Spiel wurde dadurch komplett gedreht. Nagelsmann brachte Polanski für Amiri, löste damit die Spitze auf und versuchte, mit einer Vierer- und einer Fünferkette bis zum Spielende durchzukommen. Das ging auch 20 Minuten lang gut, die unablässigen Dortmunder Angriffe wurden entweder im Vorfeld gestoppt oder durch Glanztaten von Baumann neutralisiert. Erst eine kurze Ecke von links führte dazu, dass Mhkitaryan momentan unbewacht war, in den Strafraum eindringen konnte und mit einem trockenen Schuss ins lange Eck den Ausgleich erzielte. Der Kopfball von Ramos in der 85. Minute nach einem langen, nur scheinbar aussichtslosen Ball von Gündogan und der darum so überraschenden Flanke von Piszczek kippte die Partie endgültig. Danach warf die TSG alles nach vorn und wurde in der Nachspielzeit klassisch ausgekontert: Aubameyang traf zum 3:1, das den wahren Spielverlauf komplett auf den Kopf stellte.

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2:1 24. Spieltag » 2. März 2016

TSG 1899 Hoffenheim – FC Augsburg

Nach dem unglücklich verlorenen Spiel in Dortmund, das Hoffenheim sehr viel Lob, aber keine Punkte eingebracht hatte, musste daheim gegen Augsburg unbedingt ein Dreier her! Mit viel Herzblut und Leidenschaft, mit hoher Laufbereitschaft, unterstützt von einer beispiellosen Fankulisse und gegen eine erneut nachteilige Schiedsrichterleistung gelang denn auch der zweite Heimsieg in Folge. Die TSG legte los wie der Wirbelwind, düpierte den Gegner in den ersten Minuten ein ums andere Mal mit extrem schnellen, gefährlichen Angriffen über Ochs und Volland – was dazu führte, dass Augsburg zu jenen Mitteln griff, für die es weniger berühmt als berüchtigt ist. Im Einzelfall hieß das, dass sich die Augsburger Spieler, Torhüter inklusive, nach Körperkontakt schmerzverzerrt auf dem Rasen wanden, um nach der erwünschten medizinischen Spielunterbrechung, die in Wahrheit rein auf die Brechung des Hoffenheimer Sturmdrangs abzielte, wie nach einer Wunderheilung munter weiterzumachen – und das bereits in der Anfangsphase des Spiels! Hoffenheim ließ sich von dieser subversiven Spielauslegung leider aus dem Takt bringen. Augsburg stand dadurch stabiler und kam immer öfter auch zu gefährlichen Flankenläufen mit glücklicherweise weniger gefährlichen Flanken, die von der aufmerksamen TSG-Defensive fast durchweg neutralisiert werden konnten oder – wenn nicht – von Hoffenheims erneut brillant haltendem Torhüter Baumann final entschärft wurden. Zug um Zug arbeite sich die TSG aber ins verlorene Offensivkonzept zurück und kassierte in der 25. Minute den gerechten Lohn, nachdem Vargas einen Fernschuss an den linken Pfosten gesetzt hatte, Ochs den Abpraller gedankenschnell ablegte und Volland trocken zum 1:0 abschloss. Damit war seine lange, sehr lange Torflaute endlich beendet!

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Die Rhein-Neckar-Arena war bereits zu diesem Zeitpunkt emotional ungewöhnlich heiß gelaufen – wegen der Mätzchen der Augsburger Spieler. Die weiteren Ereignisse trieben die Gefühlstemperatur jedoch noch höher, in den Bereich des Fiebers hinein. Denn nachdem Augsburg eine Viertelstunde lang erfolglos Anschluss an die Partie gesucht hatte, griff Schiri Winkmann mit einer grotesken Strafstoßentscheidung nach angeblichem Handspiel von Süle ein, der jedoch allgemein sichtbar mit angelegtem Arm bloß angeschossen worden war. Die Südkurve war jetzt ein einziges, grelles Pfeifkonzert – und sollte bis zum Ende der Partie eine gänsehauttreibende, blaue Wand bleiben. Verhaegh verwandelte den falschen Strafstoß eiskalt, mit 1:1 ging es in die Pause. Danach brachte Julian Nagelsmann Bicakcic für Schwegler und stellte von einer Vierer- auf eine Fünferkette um, damit dem Gegner aus Augsburg weniger Raum für Flankenläufe eröffnet wurde. Umgekehrt griff seine Mannschaft nochmal verstärkt an – egal wie, es musste ein Sieg her! Das war einhellig die Meinung aller in der Arena, auf dem Rasen und auf den Rängen, was eine Aura fühlbarer Gewissheit schuf, die sich wie ein Band um die Fans und die Mannschaft legte, besonders als es in der 62. Minute nach einem Foul gegen Volland auch noch zur Rudelbildung im Augsburger Strafraum kam. Zweimal hätte der von vielem überfordert wirkende Schiri um diese Szene herum auf Strafstoß für Hoffenheim pfeifen können, ja müssen – doch die Pfeife blieb stumm. »

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Uth traf dafür in der 62. Minute den Außenpfosten, Amiri verzog in der 66. Minute nur knapp, Kaderabek vergab neun Minuten später eine weitere gute Chance per Kopf. Schlag auf Schlag arbeitete sich Hoffenheim damit aber auch näher an den Heimsieg heran, den Uth in der 81. Minute mit einer Direktabnahme schließlich perfekt machte, nachdem der eingewechselte Kramaric flach und scharf nach innen geflankt hatte. Das Stadion stand jetzt Kopf, die Fanherzen barsten vor Glück. Und die Nerven waren aufs äußerste gespannt, um bloß nicht knapp vor Schluss noch den Ausgleich zu erleben. Doch daraus wurde nichts, so sehr Augsburg auch darauf hoffte... Julian Nagelsmann, der am Vormittag vor der Partie noch eine Klausur zur Erlangung seiner Trainerlizenz geschrieben hatte, sagte anschließend: „Wir haben in der Halbzeit etwas umgestellt, um mit mehr Druck in die gegnerische Hälfte zu kommen. Das hat gut funktioniert - die Partie hat sich mehr in der Hälfte der Augsburger abgespielt und hinten haben wir wenig zugelassen. Das war besser als vor der Pause.“

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Kaderabek, Schär, Süle, Ochs (73. Toljan), Polanski, Schwegler (46. Bicakcic), Uth, Amiri, Volland, Vargas (71. Kramaric) FC AUGSBURG Hitz, Verhaegh, Gouweleeuw, Klavan, Stafylidis, Kohr, Koo (76. Janker), Esswein, Altintop (84. Werner), Caiuby, Finnbogason (60. Bobadilla) ZUSCHAUER 21.092 TORE 1:0 Volland (25.) 1:1 Verhaegh (40.) 2:1 Uth (81.) SCHIEDSRICHTER Guido Winkmann (Kerken) GELBE KARTEN Süle, Volland Caiuby, Verhaegh, Hitz, Klavan

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5:1 25. Spieltag » 5. März 2016

VfB Stuttgart – TSG 1899 Hoffenheim

„Wir haben alle keine gute Leistung gezeigt“, sagte Trainer Julian Nagelsmann nach dem katastrophalen Abschneiden beim Derby – und bezog sich in großer Aufrichtigkeit in die Eigenkritik gleich mit ein. Der Aussage des Stuttgarter Spielers Rupp zufolge lag er damit auch richtig. Ihr war nämlich zu entnehmen, dass der VfB im Vorfeld darüber Bescheid wusste, wie hoch Hoffenheim stehen würde und was dagegen zu unternehmen wäre. Tatsächlich gelang es der Abwehrdreierkette aus Süle, Schär und Bicakcic und den weit vorrückenden, eher zum Mittelfeld zu zählenden Außenverteidigern Toljan und Kaderabek von Beginn an nicht, die im eigenen Stadion pfeilschnell konternden Stuttgarter zu kontrollieren, so dass schon nach 5 Minuten, im Gefolge eines nicht gut geklärten Eckballs, der Führungstreffer durch Niedermeier fiel. Mit einigem Glück hangelte sich Hoffenheim zwar fast bis zur Pause durch, kassierte dann aber in der 42. Minute durch Rupp den nächsten Treffer. In der Zwischenzeit hatte Julian Nagelsmann taktische Umstellungen vorgenommen und Bicakcic in Minute 35 vom Feld geholt, der darüber mächtig verärgert war, sowie Kramaric gebracht. Die jetzt verteidigende, klassische Viererkette stand deshalb aber nicht sicherer, woran vor allem die vielen Ballverluste im Aufbauspiel schuld waren. Baumann sah deren Folgen ein ums andere Mal in Hochgeschwindigkeit auf sich zukommen: „Wir hatten relativ nah vor der Abwehrkette die Ballverluste, und dann blieben nicht mehr viele Spieler übrig, nur noch die, die den Spielaufbau gemacht haben. Das hat uns das Leben enorm schwer gemacht, es waren wahnsinnig viele Konter, die die Stuttgarter hatten. Die hätten sie noch viel öfter besser ausspielen können.“

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Imgrunde kam die TSG in den ersten 45 Minuten zu keiner einzigen Torchance. Volland und Uth waren vorn fast abgemeldet oder verstolperten die zu ehrgeizigen bzw. unsauberen Pässe. Amiri lief viel, aber vergeblich, Hamad blieb wie Polanski und alle anderen ohne echte Anbindung ans Spiel. Da half auch kein Nagelsmann’scher Zettel weiter, der in der ersten Halbzeit herumgereicht wurde. Es war einfach nicht der Tag der TSG, die weder zum eigenen Spiel noch in die Zweikämpfe fand. Nach der Pause flackerte kurz Hoffnung auf, als Vargas und Schmid für Uth und Hamad eingewechselt worden waren. Da riss Hoffenheim die Spielführung an sich und kombinierte mutig und energisch nach vorn – nur dass Niedermeier bereits in der 51. Minute per Kopf, wieder nach einem Eckball, das 3:0 erzielte. Die TSG versuchte jetzt, die sich immer deutlicher abzeichnende Niederlage wenigstens abzumildern, und kam durch einen wunderschönen Treffer von Kramaric in der 73. Minute zum 3:1. Und kurz darauf hätte Schmid nach genialem Steilpass von Volland sogar noch das 3:2 erzielen können, aber sein schwacher Lupfer war die schlechteste aller möglichen Lösungen und wurde von Tyton locker weggefangen.

Alles in allem verlief das Derby in Stuttgart ähnlich wie manche Darbietungen zu Beginn der Saison. Und es sah danach aus, als ob Rudy und Strobl der Mannschaft schmerzlicher fehlten, als man gedacht hätte. Aber vielleicht gab auch eine Spur von zu viel Selbstgewissheit nach den guten Leistungen der letzten Wochen den Ausschlag dafür, dass die Mannschaft diesmal über zu wenig zielorientierte Lauf- und Kampfbereitschaft verfügte, dass die Körpersprache nicht stimmte und dass es zu kaum einem Zeitpunkt eine multipel vernetzte Einheit aus 11 Spielern zu sehen gab, die alle an einem Strang zogen und als Gesamtkörper auftraten.

VfB STUTTGART Tyton, Großkreutz, Schwaab, Niedermeier, Insua, Serey Dié, Rupp, Gentner (46. Klein), Didavi (81. Maxim), Kostic, Kravets (68. Werner) TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Schär, Süle, Bicakcic (35. Kramaric), Kaderabek, Toljan, Polanski, Hamad (46. Schmid), Amiri, Uth (46. Vargas), Volland ZUSCHAUER 44.647 TORE 1:0 Niedermeier (6.) 2:0 Rupp (42.) 3:0 Niedermeier (51.) 3:1 Kramaric (73.) 4:1 Kostic (78.) 5:1 Werner (83.) SCHIEDSRICHTER Christian Dingert (Lebecksmühle) GELBE KARTEN Kravets Süle, Polanski

Wer weiß, wie das Spiel andernfalls ausgegangen wäre! Stuttgart hätte sich vom Anschlusstreffer möglicherweise massiv verunsichern lassen. Aber man muss zugeben, dass alles andere als die nachfolgenden beiden Tore für Stuttgart in der 78. und 83. Minute durch Kostic und Werner den Spielverlauf auf den Kopf gestellt hätte. Hoffenheim wirkte in diesem Spiel fast über 90 Minuten hinweg mehr oder weniger desorientiert, glänzte eher durch lange, brachiale Fehlpässe als durch kluges Aufbauspiel und lief infolgedessen in eine ganze Welle von Kontern, die leicht zu noch höherer Torausbeute seitens des VfB hätte führen können.

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1:0 26. Spieltag » 12. März 2016

tsg 1899 Hoffenheim – VfL Wolfsburg

Unter der Woche hatte Julian Nagelsmann die Trainerausbildung erfolgreich abgeschlossen und konnte jetzt seine Trainerlizenz als offiziell jüngster Bundesligatrainer daheim an die Wand hängen. In der Folge berief er mit Canouse einen weiteren jungen Spieler aus der U-19 für das anstehende Spiel gegen Wolfsburg in den Kader – was aber eher daran lag, dass bei Hoffenheim eine akute Sechser-Flaute herrschte, nachdem Rudy, Strobl, Polanski und Schwegler fehlten, teils wegen Sperre, teils wegen Verletzungen. Die herbe Niederlage in Stuttgart schmerzte immer noch. Und mit Wolfsburg reiste ein frisch gebackener Champions-League-Viertelfinalist an, der den Anspruch, in dieser Saison wenigstens Platz 3 zu erreichen, noch nicht aufgegeben hatte. Doch schon in der 3. Spielminute durchkreuzte Kramaric die Pläne der Wölfe: Volland hatte nach einem konzentrationsarmen Wolfsburger Ballverlust blitzgescheit reagiert und den Ball steil auf Kramaric weitergespielt, der dem Ex-Hoffenheimer Keeper Casteels mit einem Schuss ins lange Eck keine Chance ließ, nachdem er zuvor noch Knoche hatte aussteigen lassen. Normalerweise sind frühe Tore alles andere als ein Garant für gewonnene Spiele. Diesmal war das anders, was nicht zuletzt erneut an Baumann lag, der um die 20. Minute herum zweimal zu glänzen vermochte, als Wolfsburg sich aus dem Schockzustand des frühen Tores gelöst hatte und immer stärkeren Druck auf die TSG ausübte. Die Defensive mit Bicakcic, Süle, Schär, Kaderabek und Toljan tat ein Übriges, die Wölfe nicht zu sehr zur Entfaltung kommen zu lassen, während die Wolfsburger Verteidigung umgekehrt ab der 25. Minute wieder vermehrt unter Beschuss geriet: Uth zielte nur um Millimeter an Casteels Gehäuse vorbei. »

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Bis zur Pause waren die Spielanteile nun gleichmäßig verteilt, nur in Sachen Motivation gab es deutliche Unterschiede. Wolfsburg wirkte fast unterspannt, wenn nicht sorglos-arrogant, Hoffenheim dagegen nahm das Stuttgarter Fiasko zum Anlass, bis unter die Haarspitzen motiviert aufzutreten. Großchancen blieben dennoch Mangelware: mit 1:0 ging es in die Kabinen, aus denen Wolfsburg etwas engagierter als zuvor zurückkehrte. Es brauchte einige Minuten nach dem Wiederanpfiff, bis die Fans in der WIRSOL Rhein-Neckar-Arena zum ersten Mal André Schürrle konturiert wahrnehmen konnten, der bis dahin in der grauen Wolfsburger Masse mehr oder weniger untergegangen war. Doch sein Schuss aufs Tor flog um einiges an Baumanns Kasten vorbei. Draxler, vor dessen Antritt man auf Hoffenheimer Seite viel Respekt gehabt hatte, saß indessen angeschlagen auf der Bank. Etwa ab der 60. Minute nahm die TSG das Heft wieder in die Hand und bekam nach einem Konter durch Kramaric, den Casteels mit einem Foul im Strafraum unterband, einen Elfmeter zugesprochen. Dass der Keeper dafür nur die gelbe Karte gezeigt bekam, zählte unter die Rubrik „Gnade vor Recht“. Weitere Konsequenzen hatte der Foulelfmeter leider ebenfalls nicht, weil Volland, der den Strafstoß unbedingt ausführen wollte und mit Kramaric dafür um den Ball rang, viel zu ungenau halb mittig abschloss, so dass Casteels wenig Mühe hatte, den lauen Schuss zu parieren .

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In der 67. Minute wechselte Nagelsmann dann tatsächlich Canouse ein. Der debütierende Youngster wurde statt Schär auf die eminent wichtige defensive Sechser-Position gestellt – und machte seine Sache richtig gut! Wolfsburg baute seine Offensivformation mehrmals um, Schürrle rückte von der Seite erst in die Mitte und dann doch wieder nach außen, aber keiner der Varianten gelang es, Canouse und die bärenstarken Innenverteidiger Süle und Bicakcic hinter ihm ernsthaft in Verlegenheit zu bringen: Olli Baumann bekam eine halbe Stunde lang keinen schwierigen Ball mehr zu halten. Kurz vor Ende durfte der TSG-Torhüter aber noch seine Klasse gegen Schürrle beweisen und zog bei einem Abstoß wegen Spielverzögerung eine gelbe Karte auf sich, bis endlich der Schlusspfiff ertönte. Das frühe Tor hatte entgegen allen Erwartungen knapp neunzig Minuten gehalten, der dritte Heimsieg in Folge war perfekt.

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Kaderabek, Bicakcic, Süle, Toljan, Schär (67. Canouse), Vargas (55. Ochs), Amiri, Uth, Volland, Kramaric (77. Elyounoussi) VfL WOLFSBURG Casteels, Träsch (71. Henrique), Knoche, Dante, Rodriguez, Gustavo, Guilavogui, Arnold (75. Schäfer), Caligiuri, Schürrle, Kruse (60. Vieirinha) ZUSCHAUER 25.231 TORE 1:0 Kramaric (3.) SCHIEDSRICHTER Robert Hartmann (Wangen) GELBE KARTEN Baumann Casteels

„Ich spüre, dass da etwas entstanden ist in den Spielern“, gab Alexander Rosen anschließend zu Protokoll, während Julian Nagelsmann seinen Debütanten Canouse lobte: „Er hat seine Sache gut gemacht und fast keinen Zweikampf verloren, er hat ein Riesenherz und einen tollen Charakter, er hatte es sich verdient. Ich habe ihm auf dem Weg aufs Feld hinterhergeschrien, dass er es genießen soll!“

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1:3 27. Spieltag » 19. März 2016

Hamburger Sv – TSG 1899 Hoffenheim

„Wir müssen auswärts so auftreten wie zuhause. Dann können wir erfolgreich sein“, sagte Julian Nagelsmann vor dem Spiel in Hamburg, um seine Mannschaft vom Bann der Auswärtsschwäche zu befreien, die viel zur Punktearmut in dieser Saison beigetragen hatte. „In Hamburg müssen wir vom Kampfgeist und dem Fußballerischen her das Gleiche abliefern wie gegen Wolfsburg, wir können auch auswärts“, unterstrich Niklas Süle die Marschrichtung. Gesagt – getan! Wieder mit Rudy und Strobl, mit Toljan und Kaderabek, mit Süle und Bicakcic, mit Uth, Kramaric, Volland und Amiri sowie Baumann im Tor ließ die TSG von Beginn an erkennen, dass sie nicht gewillt war, dem HSV das Volksparkstadion zu überlassen. Schon in der 4. Minute erzielte Kramaric einen Lattentreffer, nachdem er Adler, der zu weit vorm Tor stand, zu überlupfen versucht hatte, wobei der Keeper in letzter Sekunde noch die Finger an den Ball bekam. Den Zurückpraller, von Uth verwertet, konnte der Ex-Nationaltorhüter ebenfalls parieren. Der HSV, der mit einem Heimsieg wohl endgültig das rettende Ufer erreicht hätte, ging die Partie nicht weniger offensiv an und attackierte extrem hoch, hatte aber erkennbare Probleme bei der Ballsicherheit. In der 19. Minute gelang es Hoffenheim, einen Hamburger Angriffsversuch abzufangen. Kramaric schickte Volland auf die Reise, der allein vor Adler den Torhüter auszudribbeln versuchte und dabei von ihm gelegt wurde. Wie schon gegen Wolfsburg beließ es der Schiri bei einer gelben Karte, doch hatte Adler gegen den zum Strafstoß antretenden Kramaric keine Chance – Volland hatte ihm nach seinem Fehlschuss eine Woche zuvor glücklicherweise den Vortritt gelassen.

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Und nur vier Minuten darauf stand es 0:2! Beim nächsten Hoffenheimer Angriff hatte Ostrzolek einen klärenden Ball rückwärts zum Tor gespielt und Adler die Kugel aufgenommen. Schiri Knut Kircher entschied regelgerecht auf indirekten Freistoß, den Rudy ausführte. Klug zur Seite auf Volland abgelegt, kam der Ball genau richtig, um dem Stürmer einen fulminanten Schuss mitten durch die Hamburger Reihen ins rechte Eck zu ermöglichen. In der 29. Minute ertönte der nächste bedeutsame Pfiff des Schiris, nachdem Kaderabek eine Hamburger Flanke mit angelegten Armen geklärt hatte, ohne dass der Ball ihn regelwidrig berührt hatte. Knut Kircher sah das jedoch anders und entschied auf Strafstoß: Hunt schloss in die Mitte ab und ließ Baumann, der nach rechts flog, keine Chance. Mit dem 1:2 gab sich Hamburg natürlich nicht zufrieden und erhöhte die Taktzahl, doch auch Hoffenheim drängte auf ein weiteres Tor, so dass sich bis zur Halbzeit ein munterer Schlagabtausch entwickelte, bei dem Adler in der 37. Minute einen schönen Schuss von Toljan vereiteln konnte.

Nach dem Wiederanpfiff verstärkte der HSV seine Offensivbemühungen, ohne wirklich durchschlagende Wirkung zu erzielen – was aber auch an Baumann lag. Der seit Wochen glänzend aufgelegte TSG-Keeper vereitelte in der 53. und 60. Minute zwei Hamburger Großchancen, eine von Holtby per Fernschuss, eine des Ex-Hoffenheimers Gregoritsch, der danach von Trainer Labbadia für einen weiteren Ex-Hoffenheimer ausgewechselt wurde, allerdings ohne größere Wirkung: Sven Schipplock. Die Einwechslungspolitik von Julian Nagelsmann sollte sich als wesentlich erfolgreicher erweisen! Denn in der 67. Minute, kaum vier Minuten nach der Einwechslung von Vargas für den müde gelaufenen Kramaric, spielte Volland bei einem Konter den rechts freigelaufenen Chilenen an, der entlang der Strafraumkante wenige Schritte Richtung Mitte ging und Adler dann mit einer wuchtigen Bogenlampe ausschaltete und somit das 1:3 erzielte. Hoffenheim konnte mit diesem einigermaßen komfortablen Vorsprung ruhig abwarten, was dem HSV noch einfallen würde – wie sich zeigen sollte, nicht viel, trotz der Einwechslung von Lasogga. Einmal nur, bei einem Fernschuss durch Ilicevic in der 83. Minute, musste Baumann entscheidend eingreifen. Umgekehrt hatte die TSG eine Minute später noch die Möglichkeit, auf 1:4 davonzuziehen, aber Uth vergab in der Mitte nach schönem Anspiel durch Vargas. Die letzten Minuten verstrichen ereignislos, inklusive fünf Nachspielminuten, dann ertönte der Schlusspfiff. Hoffenheim hatte einen ganz wichtigen Auswärtssieg geholt und die Aussicht, zum Saisonende nicht abzusteigen, deutlich erhöht. Dietmar Hopp, der mit Gerd Oswald, Peter Hofmann und Dr. Görlich nach Hamburg geflogen war, zeigte sich zufrieden: „Ein begeisterndes Spiel mit vielen Torchancen. Ich meine allerdings, mit deutlichem Plus für uns“, sagte er.

HAMBURGER SV Adler, Sakai, Cleber, Spahic, Ostrzolek, Ekdal, Holtby (76. Bahoui), Gregoritsch (61. Schipplock), Hunt, Ilicevic, Rudnevs (67. Lasogga) TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Kaderabek, Bicakcic, Süle, Toljan, Strobl (86. Schär), Amiri (68. Ochs), Rudy, Uth, Volland, Kramaric (62. Vargas) ZUSCHAUER 48.263 TORE 0:1 Kramaric (20., Foulelfmeter) 0:2 Volland (23., indirekter Freistoß) 1:2 Hunt (30., Handelfmeter) 1:3 Vargas (67.) SCHIEDSRICHTER Knut Kircher (Rottenburg) GELBE KARTEN Adler, Ostrzolek, Holtby Kaderabek

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1:1 28. Spieltag » 3. April 2016

tsg 1899 Hoffenheim – 1. FC Köln

Die Nachricht ließ aufhorchen: Strobl, in der Vergangenheit oft unauffällig, aber multipel einsetzbar und zumeist eine wichtige Stütze im defensiven Mittelfeld, hatte sich während der Länderspielpause ab Sommer vertraglich an Gladbach gebunden. Wechselgerüchte gab es ebenfalls in Richtung Volland, Amiri und Süle, entbehrten aber einstweilen jeder Faktizität. Von den Länderspielreisen waren sämtliche Hoffenheimer gesund zurückgekehrt, allen voran Sebastian Rudy, der im zweiten Länderspiel gegen Italien über 90 Minuten großen Eindruck hinterlassen hatte, während Volland überhaupt nur wenige Minuten gegen Schluss hatte spielen dürfen. Gegen Köln waren beide gesetzt, genau wie Uth, der sich gegen seinen Ex-Verein ähnlich viel vornahm wie Modeste auf der Gegenseite, der im Hinspiel aus lauter Übereifer noch etliche Chancen für die Geißböcke vergeben hatte. Hoffenheim ging in der gleichen Formation wie gegen Hamburg in die Partie, die von Deniz Aytekin geleitet wurde. Für Köln ergab sich wie beim letzten Gegner die Konstellation, dass mit einem Sieg alle Abstiegssorgen gebannt gewesen wären. Nach Kölner Art wurde zum Erreichen dieses Ziels allerdings kein offensives Feuerwerk abgebrannt, sondern ein defensives Bollwerk errichtet, an dem sich Hoffenheim festrennen sollte, um dadurch Kölner Konterchancen zu kreieren. Und der Plan ging auf, denn die TSG erwies sich wie schon gegen Stuttgart als zu wenig flexibel und zu langsam, um die Kölner defensiv in Verlegenheit zu bringen.

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Trotzdem bekam die TSG, in dieser Saison ein Freund früher Tore, die erste Chance, in Führung zu gehen. Kramaric war in der 13. Minute rechts steil gegangen und hatte aus spitzem Winkel abgezogen, aber Horn im Kölner Tor erwischte den platzierten Ball noch mit dem Fuß, der sonst im langen Eck eingeschlagen wäre. Danach ging es, von vielen Zweikämpfen in Strafraumnähe garniert, auf beiden Seiten immer wieder Richtung Tor, ohne dass im Mittelfeld lange Zwischenstation gemacht wurde, das speziell auf Hoffenheimer Seite große Lücken aufwies – aber eben auch ohne echte Torgelegenheiten. In der 27. Minute rutschte Modeste an einer Hereingabe von Hector knapp vorbei, in der 37. Minute vergab er freistehend nach Anspiel des umtriebigen Bittencourt – der knallharte Schuss aus 14 Metern zog um Haaresbreite an Baumanns Kasten vorbei. In der 45. Minute traf Kramaric nach einem Freistoß von links mit seinem eigentlich gut platzierten Schuss nur den Hinterkopf von Uth. »

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Es war klar, dass Hoffenheim nach der Pause deutlich bessere und mehr Torchancen brauchen würde, um den nächsten Heimsieg zu holen. Leider sah es gar nicht danach aus, Köln stand defensiv sicher und wurde von den viel zu statischen Angriffen der TSG allzu oft sogar noch zu Kontern förmlich eingeladen. Uth vergab in der 53. Minute die erste halbwegs aussichtsreiche Szene, dann durfte Vargas für ihn stürmen. In der Folge wurde das Hoffenheimer Spiel variantenreicher und technisch besser, so dass Volland in der 62. Minute mit einem Schuss von der linken Strafraumkante aus, der knapp übers Tor strich, endlich wieder ein offensives Lebenszeichen aussenden konnte – was sich in der 67. Minute nach Vorlage von Kramaric wiederholte, nur dass diesmal ein Kölner Bein Vollands Schuss entschärfte und ins Aus lenkte. In der 69. Minute geschah dann, was schon lange zu befürchten war: Köln schloss einen der vielen Konter durch Hectors Flanke und Zollers ungehinderten Abtropfer mit dem 0:1 ab. Nach ein paar Schockminuten kam Hoffenheim jedoch zurück und erhielt ab der 79. Minute Unterstützung durch Schmid, der für Kaderabek eingewechselt wurde: Nagelsmann löste die Viererkette mutig auf und

durfte zur Belohnung erleben, dass sich seine Mannschaft bis zum Schlusspfiff nicht aufgeben wollte. Doch bis kurz nach Ablauf der regulären Spielzeit gelang nicht viel. Erst dann, als das Spiel fast schon vorbei war, fasste sich Kramaric ein Herz, ging mit dem Ball übers halbe Spielfeld und schloss wuchtig von halblinks ab, so dass Horn nur noch nach rechts wegklatschen konnte – hinein in den Laufweg von Volland, der halb im Rutschen in den Ball grätschte und ihn hinter Horn über die Linie brachte! Die Rhein-Neckar-Arena stand Kopf – desgleichen die Kölner Bank, die sich vor dem jubelnden Julian Nagelsmann versammelt hatte und scharf protestierte, weil Hoffenheim einen weit vom Geschehen entfernt auf dem Rasen liegenden Kölner Spieler ignoriert und bis zum Ausgleichstreffer, der Platz 14 bedeutete, weitergespielt hatte. Kölns Manager Schmadtke war darüber derart erbost, dass er seinen Kaugummi aus dem Mund puhlte und Richtung Hoffenheimer Bank pfefferte, wofür er im Anschluss vom DFB zu 8.000 Euro Geldstrafe verdonnert wurde. Dem vermeintlich schwer angeschlagenen Kölner Spieler ging es nach dem Spiel übrigens wieder gut...

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Strobl, Süle, Bicakcic, Kaderabek (79. Schmid), Toljan, Rudy, Amiri (57. Ochs), Uth (57. Vargas), Volland, Kramaric 1. FC KÖLN Horn, Risse, Maroh, Heintz, Hector, Lehmann, Vogt (85. Hartel), Zoller (76. Klünter), Bittencourt (90. Olkowski), Gerhardt, Modeste ZUSCHAUER 30.150 (ausverkauft) TORE 0:1 Zoller (69.) 1:1 Volland (90. + 1) SCHIEDSRICHTER Deniz Aytekin (Oberasbach) GELBE KARTEN Amiri, Rudy, Zoller

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0:2 29. Spieltag » 9. April 2016

Eintracht Frankfurt – TSG 1899 Hoffenheim

Ein sogenanntes Sechspunktespiel stand an: Frankfurt und Hoffenheim lagen zu diesem Zeitpunkt der Saison nur einen Punkt voneinander entfernt auf Platz 17 bzw. 14, so dass beide immer noch in unmittelbarer Abstiegsgefahr schwebten. Wie stark die Hessen sein würden, war im Vorfeld schwer einzuschätzen, nachdem kürzlich Niko Kovac das Traineramt von Armin Veh übernommen hatte. Zu den vielen bedeutsamen Lebenskreuzungen, die es im Fußball gibt, gesellte sich diese: Frankfurts Neu-Trainer Kovac galt als eine Art Entdecker von Kramaric in Sachen kroatischer Nationalmannschaft. So war es auch kein Wunder, dass Kovacs Plan für die Partie gegen Hoffenheim vorsah, Kramaric zusammen mit Volland möglichst „aus dem Spiel zu nehmen“. Während auf Frankfurter Seite Wunderstürmer Alex Meier weiter verletzt ausfiel, musste Hoffenheim immer noch auf Pirmin Schwegler verzichten, der gern gegen seine Ex-Kollegen angetreten wäre, aber erst in der Folgewoche wieder voll ins Training einsteigen konnte. Niklas Süle, als Jugendlicher einst von Darmstadt zur Eintracht gewechselt, freute sich dagegen auf die Partie im fast „heimischen“ Stadion – und war seit Saisonbeginn fehlzeitenfrei! Bicakcic wiederum hatte sich kurzfristig verletzt und wurde durch Schär ersetzt. Mit einer weiteren bedeutsamen Veränderung – Ochs statt Amiri – ging die TSG ansonsten in bewährter Formation ins Match, wobei Vargas den Vorzug vor Uth bekommen hatte. Ochs sollte bei der eher defensiven Grundausrichtung der TSG die Frankfurter Vorstöße schon im Vorfeld ablaufen helfen, Vargas sollte die zu erobernden Bälle halten und verteilen. Tatsächlich ließ sich die Eintracht darauf ein, das Spiel zu machen, was im Mittelfeld noch einigermaßen gelang, im Angriff aber schwach ausfiel. Genauer gesagt verebbte die Frankfurter Offensivstrategie, sobald der Ball in die Nähe des Strafraums kam.

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Für die Zuschauer waren die stumpfen Frankfurter Angriffe kein Vergnügen, so wenig wie die vielen Fehlpässe der TSG bei ihren gelegentlichen Gegenangriffen, so dass sich über die ersten 45 Minuten hinweg ein an Höhepunkten armes Spiel entwickelte, bei dem Frankfurt läuferisch und kämpferisch vorn lag, ohne zu dominieren. In der 34. Minute vergab Kramaric einen doch einmal hoch vors Frankfurter Tor gelangten Ball, indem er Torhüter Hradecky anschoss, und vergab auch noch den Nachschuss, den Chandler zu klären vermochte. Bei dieser einzigen brisanten Torszene des Spiels blieb es bis zur Halbzeit. Danach durfte Uth für Vargas stürmen, ohne dass es deshalb zu nennenswerten Angriffen der TSG kam. Einstweilen mühte sich eher Frankfurt weiter ab, gefährlich zu werden – was in der 53. Minute denn auch wirklich gelang, bezeichnenderweise nicht aus dem Spiel heraus, sondern nach einem Eckball von Stendera, den Zambrano mit dem Kopf aufs Tor wuchtete. Baumann war bereits geschlagen, doch Toljan gelang es, das Torpedo von der Linie zu köpfen!

Kurz darauf verließ Zambrano angeschlagen den Platz, woraufhin Ochs für Amiri weichen musste – eine folgenreiche Entscheidung von Julian Nagelsmann, denn nur Sekunden nach seiner Einwechslung erkämpfte sich Amiri im Mittelfeld den Ball, zog übers halbe Spielfeld und entschied sich zuletzt, als seine Frankfurter Verfolger nur die Passwege absicherten, von halbrechts zum Torschuss, der wie ein Strich an Hradecky vorbei zum 0:1 flach ins lange Eck flog. In der nächsten Viertelstunde setzte es insgesamt sechs gelbe Karten: Frankfurt verbiss sich in vergebliche Sturmläufe, Hoffenheim in die Absicherung der knappen Führung, Kampf und Krampf waren die Folge. Alle Karten waren verdient, eine hatte Folgen: Rudy nahm sich mit seiner fünften gelben für den kommenden Samstag gegen Berlin selber aus der Aufstellung. Bis zur Schlussphase kam durch die vielen Zweikämpfe kein vernünftiges Spiel mehr zustande, zusehends gab Frankfurt die Partie dann auch verloren, so dass Kramaric in der Nachspielzeit leichtes Spiel an der Eckfahne hatte und mit dem Ball knapp vor der Seitenlinie frei aufs Tor gehen konnte. Seinen etwas zu ehrgeizigen Schuss aus spitzestem Winkel konnte Hradecky noch abblocken, doch gegen Uths Nachschuss war er machtlos.

EINTRACHT FRANKFURT Hradecky, Chandler, Abraham, Zambrano (57. Ayhan), Djakpa, Stendera, Hasebe, Aigner, Kittel (76. Fabian), Ben-Hatira, Castaignos (65. Seferovic) TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Kaderabek, Schär, Süle, Toljan, Strobl, Rudy, Ochs (61. Amiri), Vargas (46. Uth), Kramaric, Volland (86. Polanski) ZUSCHAUER 51.000 TORE 0:1 Amiri (62.) 0:2 Uth (89.) SCHIEDSRICHTER Dr. Felix Brych (München) GELBE KARTEN Seferovic, Abraham, Ayhan Süle, Uth, Rudy, Strobl

Mit 0:2 gewann Hoffenheim dieses enorm wichtige Spiel – unterm Strich etwas glücklich, aber nicht unverdient, nachdem Frankfurt offensiv nahezu nicht zum Zuge gekommen war. Hoffenheim hatte sich mental als stabiler erwiesen, und beide Joker, Amiri und Uth, hatten gestochen. Damit lag Hoffenheim zwar weiter auf Platz 14, hatte sich aber von der unmittelbaren Abstiegszone auf vier Punkte davongeschlichen.

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2:1 30. Spieltag » 16. April 2016

tsg 1899 Hoffenheim – hertha bsc

Die Nachrichtenlage vor dem Spiel: Schwegler wenigstens wieder auf der Bank, Bicakcic verletzt, Haberers Heimkehr nach Ausleihe an Bochum beschlossene Sache! Ein anderer „Heimkehrer“, Vedad Ibisevic, hatte sich beim letzten Spiel seiner neuen Liebe Hertha einen Bruch der Kieferhöhle zugezogen und lief deshalb mit einer Karbonmaske aus. Und gleich in der dritten Minute bekam Vedo seine größte Chance! Nachdem er Süle im Strafraum umkurvt hatte, schloss er flach nach links ab – nur dass Baumann gewohnt souverän abtauchte und zu einem Eckball klärte, der aber nichts einbrachte. Weitere 15 Minuten blieben die Berliner daraufhin die spielbestimmende Mannschaft,

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Hoffenheim suchte in ungewohnter Formation noch nach der Tagesform. Mit einer Dreierkette aus Strobl, Schär und Süle und dem davor postierten Polanski, mit Volland als einer Art hochstehendem Mittelfeld-Linksverteidiger und seinem Pendant Toljan auf der ungewohnten rechten Seite, mit Ochs und Amiri im Mittelfeld und den Offensivkräften Kramaric und Uth verwirrte die TSG sich anfangs eher selbst als den Gegner. Damit war ab der 19. Minute aber Schluss, nachdem Uth zweimal aus spitzem Winkel an Berlins Torhüter Jarstein gescheitert war. Hoffenheim kam jetzt deutlich besser ins Spiel und unterband durch frühes Anlaufen die ligaweit gefürchteten Flachpässe der Hertha in die Sturmzentrale.

Trotzdem gelang es Berlin in der 27. Minute, nach einer Ecke durch einen Kopfball von Stark in Führung zu gehen – wovon sich Hoffenheim aber kein bisschen verunsichern ließ und schon in der 33. Minute ausglich. Amiri hatte einen Freistoß aus dem rechten Halbfeld in die linke Mitte geschlagen, wo Schär aufstieg und unhaltbar einköpfte! Von Minute zu Minute nahm die Verzweiflung im Berliner Aufbauspiel zu, hohe Verlegenheitsbälle oder Fehlpässe waren die Folge, während sich Hoffenheim mit erstaunlich präzisen Pässen immer wieder nach vorn spielte, einstweilen ohne größere Gefahr für Jarstein. Vor der Pause musste Baumann auf der Gegenseite noch einen Konter von Kalou entschärfen, nachdem der Berliner kurz zuvor nur den

Pfosten getroffen hatte, dann war Halbzeit: bei durchaus gerechtem Remis. Personell unverändert ging es danach weiter. In der 50. Minute wurde Schär bei einem Schussversuch von Lustenberger voll im Gesicht getroffen, sank zu Boden und musste zehn Minuten darauf ausgewechselt werden. Nagelsmann brachte Kaderabek und stellte seine Abwehr auf eine klassische Viererkette um, Toljan links, Kaderabek rechts. Davon wurde der Hoffenheimer Zug zum Berliner Tor nochmal größer. Hertha BSC dagegen versuchte sich weiter in langen Bällen nach vorn, verhedderte sich aber regelmäßig in der aufmerksamen TSG-Defensive. »

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In der 67. Minute kam Schwegler für Ochs, kurz darauf verließ Ibisevic für Schieber den Rasen, ohne noch einmal gefährlich geworden zu sein. Das durchweg spannende Spiel verlief nun schon seit einiger Zeit ohne höchste Torgefahr hüben wie drüben, beide Mannschaften lauerten aber auf die eine „tödliche“ Gelegenheit, wobei Hoffenheim erheblich mehr investierte als Berlin. In der 79. Minute wäre die Ausdauer fast belohnt worden: Uth hatte den Ball im Strafraum trotz höchster Bedrängung auf Volland weitergeben können, der den Ball jedoch nicht voll traf, sodass der Schuss knapp am Tor vorbeizog. Gleich darauf war für Volland das Spielende erreicht, Zuber lief für ihn auf und sorgte für frischen Wind. An der Entstehung des Siegtreffers in der 85. Minute hatte der Schweizer dennoch keinen Anteil. Wieder war es Amiri, der den Ball – diesmal per Eckstoß – grandios in den Strafraum schlug, sodass die Kugel nach hohem Flug steil herabfiel. Süle verlängerte nach links, wo Uth butterweich in die Knie ging und den halbhohen Ball sicher per Kopf über die Linie brachte. Julian Nagelsmann sagte, nachdem auch die Nachspielzeit von drei Minuten nichts am nächsten Heimsieg seiner Mannschaft zu ändern vermocht hatte: „Wir sind in den ersten zehn Minuten nicht gut ins Spiel gekommen. Da war Berlin klar besser. Bis zur Pause war es relativ ausgeglichen. Mit der zweiten Hälfte war ich dann sehr zufrieden, da hatten wir ein Chancenplus. Aus Trainersicht war das heute unser bisher bestes Spiel.“

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Schär (53. Kaderabek), Süle, Strobl, Toljan, Volland (84. Zuber), Polanski, Amiri, Ochs (67. Schwegler), Uth, Kramaric HERTHA BSC Jarstein, Pekarik, Stark, Brooks, Plattenhardt, Lustenberger, Skjelbred, Haraguchi (88. Baumjohann), Darida (85. van den Bergh), Kalou, Ibisevic (72. Schieber) ZUSCHAUER 27.745 TORE 0:1 Stark (27.) 1:1 Schär (33.) 2:1 Uth (85.) SCHIEDSRICHTER Guido Winkmann (Kerken) GELBE KARTEN Polanski, Kaderabek

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3:1 31. Spieltag » 24. April 2016

Borussia M’gladbach – TSG 1899 Hoffenheim

Wie immer gegen Ende einer Saison schwirrten nicht nur Wechselgerüchte durch die Gazetten, sondern es gab auch erste Transferveränderungen zu vermelden. Brisanterweise betrafen sie Tobias Strobl, der sich mit Gladbach auf einen mehrjährigen Vertrag ab dem Sommer geeinigt hatte – um gleich im nächsten wichtigen Spiel gegen seinen zukünftigen Verein aufzulaufen. Zwar stand nicht zu befürchten, dass Strobl – als vorbildlicher Sportsmann – bei diesem Sonntagsspiel in irgendeinen Konflikt geraten würde. Leider sollte ihm dennoch in der zweiten Halbzeit ein kapitaler Fehler unterlaufen, der möglicherweise sogar spielentscheidende Wirkung hatte. Aber das geschah eher aus Übermotivation, keinesfalls handelte es sich um eine freundliche Geste gegenüber dem neuen Arbeitgeber. Ähnlich wie Strobl, wenn auch unter anderen Vorzeichen, outete sich Trainer Julian Nagelsmann vor der Partie als Borussia-Fan: „Ich schaue sehr gern Gladbachspiele an. Sie haben viele gute Spieler und viele gute Lösungen. Unser Ziel muss sein, sie möglichst lange von unserem eigenen Drittel wegzuhalten.“ Allzu lang ließ sich das Vorhaben nicht umsetzen, und so fiel bereits in der 7. Minute der Führungstreffer für Gladbach, nachdem Xhaka mit einem Steilpass auf links und Wendt mit der Hereingabe auf rechts für Gefahr gesorgt hatten – bloß dass Wendt, von den Schiris unbemerkt, leicht im Abseits gestanden war und Toljan den Ball beim Klärungsversuch unglücklich traf und ins eigene Tor lenkte!

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Hoffenheim ließ sich vom frühen, irregulären Rückstand einstweilen nicht beirren und war mindestens zwanzig Minuten lang ebenbürtig, bis es Gladbach gelang, das Spiel mehr oder minder an sich zu ziehen. In der 22. Minute bekam Uth nach schönem Flankenlauf von Volland über links noch die Chance zum Ausgleich. Er nahm den Ball mit der Brust an und schoss aufs Tor, ohne Sommer überwinden zu können. Danach blieb die Partie 20 Minuten lang unspektakulär, bis die Fohlen in der 41. und 42. Minute zwei Riesenchancen vergaben:

Nach der Pause dasselbe Bild: Gladbach griff leichtfüßig und gefährlich an, Hoffenheim hielt dagegen, ohne größere Gefahr auszustrahlen, bis die Fohlen in der 54. Minute, davon leichtfertig geworden, einen Ball an Volland vertändelten, der sich sofort auf den Weg Richtung Tor machte und auf Kramaric abgab, der aus kurzer Entfernung den Anschlusstreffer besorgte. Das Spiel schien mit einem Mal noch nicht verloren! Doch das Tor wirkte leider auch auf Gladbach wie ein Weckruf, so dass Baumann in der Folge immer wieder erstklassige Paraden auspacken musste.

Erst köpfte Nordtveit nach einem Freistoß völlig freistehend am Tor vorbei, dann krachte ein Schuss von Hahn aus 15 Metern an den Pfosten. In der 45. Minute trat dann Hahn in einem wahren Strafraumgetümmel Baumann gegen den Arm, so dass der eigentlich schon gesicherte Ball wieder freikam und von Dahoud zum 2:0 verwertet wurde. Doch auch dieses Tor war irregulär, aber aller Protest half nichts bzw. wurde erst gar nicht angehört, was Baumann später heftig kritisierte. Die Schiris hatten, wie es aussah, nicht ihren besten Tag – und Hoffenheims Sympathie für Videobeweise erhielt neue Nahrung...

Wie die Partie ohne Strobls erwähnten Patzer ausgegangen wäre, ist nicht zu sagen. Die Hoffenheimer Moral war jedenfalls ungebrochen, bis Strobl in der 61. Minute einen hoch riskanten Pass steil in die Mitte spielte, der von Dahoud leicht abgefangen und in einen Steilpass auf Hahn umgewandelt wurde. Die entblößte TSG-Abwehr konnte dessen freiem Lauf nichts entgegensetzen – und auch Baumann nicht, der zu allem Überfluss auch noch getunnelt wurde... Wirklich skandalös war jedoch, dass auch diesmal wieder ein Abseits im Spiel war und Gladbach damit drei irreguläre Treffer erzielt hatte.

BORUSSIA MÖNCHENGLADBACH Sommer, Elvedi, Christensen, Nordtveit, Dahoud, Xhaka, Traoré (81. Johnson), Wendt, Hahn, Hazard (84. Herrmann), Raffael (88. Hofmann) TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Schär, Süle, Strobl, Polanski (62. Schwegler), Uth (67. Vargas), Toljan, Rudy, Amiri (76. Ochs), Kramaric, Volland ZUSCHAUER 30.150 (ausverkauft) TORE 1:0 Toljan (7., Eigentor) 2:0 Dahoud (45.) 2:1 Kramaric (54.) 3:1 Hahn (61.) SCHIEDSRICHTER Dr. Jochen Drees (Münster-Sarmsheim) GELBE KARTEN Nordtveit Rudy, Polanski

Trotz alledem kam Hoffenheim noch einmal zurück. In der 79. und 80. Minute musste sich Sommer erst gegen Kramarics präzisen Volleyschuss vom rechten Strafraumeck lang machen und dann einen Schuss von Vargas, der für Uth eingewechselt worden war, nach einem Eckstoß von links entschärfen, beide Male in höchster Not. Bis in die zweiminütige Nachspielzeit hinein gab die Mannschaft nicht auf, hatte dann jedoch, wenn man die Schiedsrichterleistung mit einbezog, unterm Strich recht unglücklich verloren. Rechnete man die echten Torchancen zusammen, ergab sich daraus ein etwas anderes Bild. Dann hatte Gladbach in der Höhe zwar unverdient, doch im Letzten mit Grund das Spiel gewonnen. Auf Platz 14 in der Tabelle abrutschend, wahrte Hoffenheim aber immer noch genug Abstand nach unten.

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2:1 32. Spieltag » 30. April 2016

tsg 1899 Hoffenheim – FC Ingolstadt 04

„Ich habe nicht das Gefühl, dass die Mannschaft anfängt zu zittern“, gab Trainer Nagelsmann vor dem wichtigen vorletzten Heimspiel gegen Ingolstadt zu Protokoll. Seit seinem Amtsantritt hatte die TSG daheim 13 Punkte von 15 möglichen geholt und war wieder eine Macht im eigenen Stadion. Da es nun auf die Zielgerade in Sachen Klassenerhalt ging, würde ein weiterer Heimsieg denn auch von größter Bedeutung sein, da mit dann 37 Punkten eine erste Beruhigungszone erreicht wäre.

Wieder mit Ochs statt Amiri, mit Strobl und Polanski, mit Rudy rechts hinten, mit Toljan links, mit Süle und Bicakcic in der Innenverteidigung, mit Volland, Kramaric und Uth im Sturm und – natürlich! – mit dem überragenden Baumann im Tor ging die TSG offensiv gegen Ingolstadt ins Spiel, das zu diesem Zeitpunkt zwar bereits frei von Abstiegssorgen aufspielen konnte, sich aber keinesfalls als angenehmer Gegner erweisen sollte. Von Beginn an suchten die Schanzer die Zweikämpfe, waren dabei wenig zimperlich und unterbanden so den Hoffenheimer Spielwitz. In der 15. Minute ging die Derbheit der Schanzer allerdings entschieden zu weit. Hübner verpasste Bicakcic im Luftkampf einen Ellenbogenschlag – blutüberströmt lag der Bosnier am Boden und musste hinterm Tor mit sieben Stichen genäht werden. Und währenddessen ging Ingolstadt auch noch in Führung... Lex hatte, von Matip bedient und von der notgedrungen ungeordneten TSG-Abwehr unbehelligt, frei einschieben können.

Wirklich beunruhigend war ein Trainingsunfall zwei Tage vor der Partie ausgegangen, bei dem Schär und Zuber zusammengerauscht waren. Während Schär „nur“ eine Gehirnerschütterung davongetragen hatte, wurde bei Zuber ein Schädelbasisbruch diagnostiziert – glücklicherweise ohne Verschiebung der Schädeldecke, so dass mit Zubers Rückkehr zur Saisonvorbereitung zu rechnen war. Unter dem Eindruck des heftigen Unfalls und der ersten schlimmen Befürchtungen traten Gerüchte in den Hintergrund, die Volland mit Dortmund und Süle mit Leverkusen schon für den Sommer in Verbindung brachten, einstweilen aber noch substanzlos schienen.

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Bald darauf kehrte Bicakcic mit einem riesigen blauen Turban zurück aufs Feld und ging selbst engen Kopfballduellen nicht aus dem Weg: Eisen-Ermin machte seinem Spitznamen alle Ehre und wies der Mannschaft den Weg, jetzt per Kampf ins Spiel zu finden. Das gelang auch, war aber eine zähe Angelegenheit, weil die Schanzer inzwischen dazu übergegangen waren, bei beinahe jedem noch so leisen Kontakt durch Hoffenheimer Spieler schreiend umzufallen und sich auf dem Rasen hin und her zu winden, um den Spielfluss des Gegners zu brechen. Leider fiel der Schiedsrichter auf die allzu durchsichtige Taktik herein, anstatt sie energisch zu unterbinden. »

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TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Rudy (61. Kaderabek), Süle, Bicakcic, Toljan, Strobl, Polanski (74. Schwegler), Uth, Ochs (61. Amiri), Volland, Kramaric FC INGOLSTADT 04 Nyland, da Costa (43. Suttner), Matip, Hübner, Bauer, Roger, Groß, Morales, Hartmann (81. Leckie), Lezcano (67. Cohen), Lex ZUSCHAUER 26.561 Bevor das Spiel durch solche Mätzchen vollends zum Erliegen kam, schafften Uth und Kramaric die Wende. Es war die 37. Minute, und bei einem der selteneren schnellen TSG-Gegenstöße sah Kramaric Uth rechts aussichtsreich frei stehen, der denn auch umgehend aufs Tor loszog, kurz in die Mitte dribbelte und den Ball langgezogen im Bogen am Torhüter vorbei in die Maschen jagte. Bis zur Pause blieb das Remis stabil stehen, und danach zeigte sich Ingolstadt ebenso unfähig oder unwillig wie zuvor, irgendetwas Konstruktives zu der Partie beitragen zu wollen, sogar bei ruhendem Ball. In der 53. Minute trat Kramaric zu einem völlig berechtigten Strafstoß nach Foul an Volland an. Das Problem dabei war, dass der Pfiff bereits zwei Minuten zuvor ertönt war, Ingolstadt aber wieder durch Lamentieren, Protestieren und andere Tricksereien so viel Zeit geschunden hatte,

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dass der Schütze längst seine Konzentration eingebüßt hatte und folglich – was ja auch das Ziel der Aktionen war – verschoss! Der Schock darüber saß tief, denn nach wie vor war es schwer, gegen die destruktive Art der Gäste überhaupt Chancen zu kreieren.

TORE 0:1 Lex (17.) 1:1 Uth (37.) 2:1 Amiri (84.)

Mit der doppelten Einwechslung von Amiri für Ochs und Kaderabek für Rudy setzte Julian Nagelsmann in der 61. Minute genau die richtigen Impulse. In der 74. Minute kam dann noch Schwegler für Polanski, die TSG blies zur Schlussoffensive... Und der Erfolg gab den Maßnahmen recht, denn in der 84. Minute erzielte Amiri, von Volland im Rücken der gegnerischen Abwehr angespielt, mit einem überraschenden Schuss nach links den Siegtreffer. Damit kletterte die TSG wieder auf Platz 13, war aber aufgrund der Spielergebnisse der Konkurrenz immer noch nicht gerettet!

GELBE KARTEN Rudy, Strobl, Amiri Hübner, Bauer, Groß, Leckie

SCHIEDSRICHTER Bastian Dankert (Rostock)

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1:0 33. Spieltag » 7. mai 2016

Hannover 96 – TSG 1899 Hoffenheim

Spiel verloren, Liga gehalten, beides verdient: So kurz und prägnant ließ sich die Nachrichtenlage am Ende dieses 33. Spieltags zusammenfassen. Hoffenheim war angetreten, mit einem Sieg beim längst feststehenden Absteiger Hannover oder mindestens mit einem Punktgewinn selber für den Klassenerhalt zu sorgen, verlor jedoch knapp – und profitierte von den Spielergebnissen der Konkurrenz. Vor allem die Niederlage des VfB gegen Mainz und das Remis von Bremen in Köln schlugen dabei zubuche. Damit war klar, dass Hoffenheim auch in der nächsten Saison wieder erstklassig sein würde. Angreifer Kramaric hatte indessen doppelten Grund zu feiern, indem er als Ausleihe von Leicester sich auch noch als Mitglied des neu gebackenen englischen Meisters fühlen durfte. Im Spiel gegen Hannover bescherte ihm das offenbar schwere Beine: In der 4. Minute vergab er nach schöner Vorarbeit von Volland frei vor Zieler die frühe Führung, indem er das präzise Zuspiel in einen ungewohnt schwachen Schuss ummünzte, den Zieler problemlos entschärfen konnte. Die Partie begann jedoch auf beiden Seiten lebhaft, Hannover versteckte sich nicht und wollte den Fans beim Abschied aus der Ersten Bundesliga nicht noch einen unterklassigen Auftritt zumuten. Außerdem füllte zusätzliche Emotion das Stadion, nachdem die Gastgeber vor dem Anpfiff noch Abschied von Niklas Feierabend hatten nehmen müssen, ihrem 19-jährigen Fußballtalent, der kurz zuvor bei einem Verkehrsunfall das Leben verloren hatte.

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Die TSG hatte die Spiellust des Gegners möglicherweise unterschätzt und gab sich etwas zu lässig; besonders bei Kontern war die Fehlpassquote wieder viel zu hoch. In der 16. Minute zog deshalb Polanski, statt den Ball bei zu viel Klein-Klein wieder verlorengehen zu sehen, aus gut 20 Metern lieber ab, verfehlte das Gehäuse von Zieler aber knapp. Auf der Gegenseite war Hannover deutlich bemühter, in Führung zu gehen, was dann in der 28. Minute auch gelang, nachdem Kramaric in der 26. Minute eine weitere schöne Gelegenheit leichtfertig ausgelassen hatte. Kiyotake hatte den Hannoveraner Torjubel ausgelöst. Zuvor hatte sich Hoffenheim durch Sarenren-Bazee förmlich überrennen lassen, der den Ball in die Mitte abgab, wo der Japaner völlig unbedrängt abziehen konnte. Baumann lenkte den scharfen Schuss ein klein wenig ab, so dass Süle, der auf der Linie klären wollte, ihn ans Standbein bekam und den Ball zuletzt über die Linie beförderte. Danach wirkte Hoffenheim noch gelähmter als ohnehin, Volland spielte sich regelmäßig fest, Uth kam kaum zum Zug, Amiri blieb wirkungslos und fiel eigentlich nur in der 43. Minute durch einen verunglückten Fernschuss auf, den auch Zielers Uropa gehalten hätte. Julian Nagelsmann reagierte nach der Pause darauf, indem er Kuranyi als vordere Anlaufstelle und Ballverteiler für Uth einwechselte. Tatsächlich belebte sich das Spiel der TSG dadurch etwas – und noch einmal mehr, als Schwegler in der 53. für den gelb-rot-gefährdeten Polanski auflief. Insgesamt jedoch hatte Hannover weiter mehr vom Spiel, wirkte frischer und motivierter. Erst in der 65. Minute kam Hoffenheim zu einer von Kramaric herausgespielten Großchance, die Kuranyi vergab, indem er auf Volland weitergeben wollte, statt selber zu schießen. Umgekehrt musste Baumann zwei Minuten später wieder mal sein ganzes Können aufbieten, um das 2:0 durch den überragenden Youngster Sarenren-Bazee zu verhindern.

Danach dümpelte die Partie fast vor sich hin, obwohl doch vor allem Hoffenheim dringend punkten musste! Schließlich konnte niemand wissen, ob die Zwischenergebnisse aus den anderen Stadien so günstig bleiben würden, wie sie jetzt noch waren... Und so fasste sich wenigstens Toljan kurz vor Spielende ein Herz und zimmerte den Ball aus knapp 20 Metern so gewaltsam gegen die Querlatte, wie man es dem schmalen, eleganten Außenverteidiger niemals zugetraut hätte. Nach dem Abpfiff dauerte es noch ein paar bange Minuten, bis alle relevanten Ergebnisse feststanden. Und dann begannen die Hoffenheimer Spieler ihre Freude über den nicht in diesem Spiel, aber über viele Spiele vorher verdienten Klassenerhalt hüpfend und tanzend öffentlich zu machen, während Trainer Nagelsmann immer noch regelrecht angefressen war von der wahrlich nicht ruhmreichen sportlichen Darbietung seiner Mannschaft und das in Interviews auch offen kundtat:

HANNOVER 96 Zieler, Arkenberg, Anton, Sané, Albornoz, Schmiedebach, Fossum, Sarenren-Bazee, Kiyotake (63. Prib), Klaus (82. Schulz), Sobiech (76. Szalai) TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Kaderabek, Süle, Bicakcic, Toljan, Rudy (69. Ochs), Polanski (53. Schwegler), Uth (46. Kuranyi), Amiri, Volland, Kramaric ZUSCHAUER 38.096 TORE 1:0 Kiyotake (28.) SCHIEDSRICHTER Wolfgang Stark (Ergolding) GELBE KARTEN Sané, Anton, Prib Polanski, Volland

„Es ist schwer, nach einer Niederlage zu grinsen“, sagte er in die Mikrofone, versicherte aber auch, „dass ich später noch ein Bier auf den Klassenerhalt trinken werde“ – was er dem Vernehmen nach am Abend und in der anschließenden Nacht auch in angemessener Freude und Gelöstheit tat. Schließlich war ihm, dem jüngsten Bundesliga-Trainer aller Zeiten, ein wahres Meisterstück gelungen!

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1:4 34. Spieltag » 14. Mai 2016

TSG 1899 Hoffenheim – FC Schalke 04

Weil die Hoffenheimer U-19 um den letzten Spieltag herum zu den beiden Halbfinalspielen um die Deutsche Meisterschaft gegen Bremen antrat und die Profis den Klassenerhalt bereits geschafft hatten, konnte Philipp Ochs, der noch für die U-19 spielberechtigt war, zu den Halbfinals abgestellt werden. Tatsächlich schafften die TSG-Youngsters mit ihm zusammen, und zwar zum dritten Mal in Folge, durch zwei Siege den Sprung ins Finale. Vor dem Spiel gegen Schalke wurden einige Spieler offiziell verabschiedet: Kai Herdling, der seine Karriere beendete, Jens Grahl, der zum Dank für lange Jahre treuer Reservedienste diesmal das Tor hüten durfte, Tobias Strobl, den es nach Gladbach zog, sowie Kevin Kuranyi, dessen Vertrag nicht verlängert wurde. Natürlich war damit zu rechnen, dass zum Beginn der nächsten Saison noch weitere Namen fehlen würden. Aber noch gab es über die Begehrlichkeiten, die Spieler wie Rudy, Volland, Süle, Bicakcic, Toljan und Amiri seitens anderer Vereine auf sich zogen, nichts zu berichten. Ohne Süle, der zum ersten Mal in der zuende gehenden Saison verletzungsbedingt fehlte, dafür mit Schär und Bicakcic in der Innenverteidigung, mit Kaderabek und Strobl außen, mit Schwegler sowie Rudy auf der Sechs und mit Uth, Volland, Kramaric und Elyounoussi in der Offensive ging die TSG in deutlich veränderter Formation in die Partie. Vielleicht lag es daran, vielleicht auch am gebremsten Ehrgeiz nach der geglückten „Rettung“, dass Schalke von Beginn an und bis zum Ende der Partie die entschlossenere Mannschaft war, zumal die Knappen wussten, dass sie mit einem Sieg nicht nur den Abschied von Manager Heldt und Trainer Breitenreiter versüßen konnten, sondern auch einen wichtigen tabellarischen Sprung nach oben schaffen würden, um die ungeliebte Euro-League-Quali zu vermeiden. »

112

113


Immerhin hatte Hoffenheim die erste Torchance: Elyounoussi verzog in der 3. Minute volley eine Flanke von Kaderabek ans Außennetz! Nur vier Minuten darauf ging Schalke aber schon in Führung, als Huntelaar eine Flanke von Belhanda elegant versenkte. Die TSG gab sich unbeeindruckt und spielte munter weiter nach vorn. Kramaric prüfte Fährmann in der 9. Minute mit einem Heber – nur dass in der 14. Minute erneut der Schalker Anhang jubelte, nachdem Matip durch die allzu sorglos nach hinten agierende TSG förmlich hindurch spazierte und Choupo-Moting steil schicken konnte, der am unsicher wirkenden, herausstürzenden Jens Grahl vorbei das 0:2 schoss. In der 21. Minute übersah Dr. Brych, der nach dem legendären Phantomtor fürs genaue Hinschauen in Sinsheim nicht gerade berühmt war, ein klares Foul an Uth im gegnerischen Strafraum; die Pfeife blieb stumm. Doch nach vielem Hin und Her, bei dem sich Jens Grahl endlich auch auszeichnen konnte und Hoffenheim dem Anschlusstreffer immer näher kam, konnte Uth seinen achten Saisontreffer erzielen. Es war die 41. Minute, Elyounoussi hatte für Uth von der linken Grundlinie in die Mitte durchgesteckt.

114

Nach der Pause ging das Spiel munter weiter – und schon in der 50. Minute stand Dr. Brych erneut im Fokus. Einen hohen Ball von Elyounoussi, halb Flanke, halb Heber, hatte Fährmann nach hinten abgewehrt und den Ball dann aus dem Tor geschlagen. Der Schiri entschied gegen den Augenschein aber nicht auf Tor, weil die durch ihn mitinitiierte Torkamera keinen Treffer anzeigte. Den animierten Bildern war später zu entnehmen, dass der Ball um vielleicht einen oder zwei Millimeter nicht im vollen Umfang über die Linie gegangen war – unter Einschluss der Fehlertoleranz hatte die Entscheidung ein Geschmäckle... In der 56. Minute krönte Sané seine bisher schon beachtliche Leistung mit dem nächsten Treffer für Schalke. Der Hunter hatte ihn butterweich angespielt: Sané tanzte halbrechts Bicakcic im Strafraum aus und schlenzte den Ball dann an Grahl vorbei ins lange Eck. In den Minuten danach nahm Julian Nagelsmann Schwegler und Strobl vom Platz und brachte Kuranyi und Polanski, später durfte Amiri für Volland ans Werk. Das Hoffenheimer Spiel wurde davon weder schneller noch langsamer, ein paar Mal musste Fährmann aber noch bei weiteren Angriffen brillieren, während Schalke sich zunehmend darauf verlegte, den sicheren Abstand zu halten. Und so kam es wie so oft in solchen Lagen, dass sich am Ende viel Mühe in Pech umwandelt: Schär rutschte in der 89. Minute bei einem der seltener gewordenen Schalker Angriffe so unglücklich in einen Querpass, dass der Ball unhaltbar an Grahl vorbei zum Endstand von 1:4 in die Maschen flog.

TSG 1899 HOFFENHEIM Grahl, Schär, Bicakcic, Strobl (68. Polanski), Rudy, Schwegler (60. Kuranyi), Kaderabek, Elyounoussi, Uth, Kramaric, Volland (74. Amiri) FC SCHALKE 04 Fährmann (90. Nübel), Höwedes, Matip, Neustädter, Kolasinac, Geis, Belhanda, Sané (72. Schöpf), Meyer (85. Höger), Choupo-Moting, Huntelaar ZUSCHAUER 30.150 (ausverkauft)

Während die Südkurve den Klassenerhalt trotz der Niederlage mit der gesamten Mannschaft ausgiebig feierte und sogar Nagelsmann auf den Zaun holte, nahmen Horst Heldt und André Breitenreiter tränenreich Abschied von den Ihren. Zur gleichen Zeit feierten der FC Bayern in München den vierten Meistertitel in Folge und Werder Bremen die Rettung in letzter Minute. Durch einen Sieg hatten die Norddeutschen Eintracht Frankfurt noch auf den Relegationsplatz drücken können. Damit stand nach einer Niederlage in Wolfsburg der VfB Stuttgart als zweiter Absteiger neben Hannover fest!

TORE 0:1 Huntelaar (7.) 0:2 Choupo-Moting (14.) 1:2 Uth (41.) 1:3 Sané (56.) 1:4 Schär (89., Eigentor) SCHIEDSRICHTER Dr. Felix Brych (München) GELBE KARTEN Rudy Höwedes

115


statistik

116

117


abschlusstabelle saison 2015/16 Verein

Sp g u v t gt d

p

1 FC Bayern München

34 28 4 2 80 17 63

88

2 Borussia Dortmund

34 24 6 4 82 34 48

78

3 Bayer 04 Leverkusen

34 18 6 10 56 40 16

60

4 Borussia Mönchengladbach

34 17 4 13 67 50 17

55

5 FC Schalke 04

34 15 7 12 51 49 2

52

34

50

6

1. FSV Mainz 05

14

8

12

46

42

4

7 Hertha BSC

34 14 8 12 42 42 0

50

8 VfL Wolfsburg

34 12 9 13 47 49 -2

45

9 1. FC Köln

34 10 13 11 38 42 -4

43

10 Hamburger SV

34 11 8 15 40 46 -6

41

11 FC Ingolstadt 04

34 10 10 14 33 42 -9

40

12 FC Augsburg

34 9 11 14 42 52 -10

38

13 SV Werder Bremen

34 10 8 16 50 65 -15

38

14 SV Darmstadt 98

34 9 11 14 38 53 -15

38

15 TSG 1899 Hoffenheim

34 9 10 15 39 54 -15

37

16 Eintracht Frankfurt

34 9 9 16 34 52 -18

36

17 VfB Stuttgart

34 9 6 19 50 75 -25

33

18 Hannover 96

34 7 4 23 31 62 -31

25

fairplay-tabelle saison 2015/16 Verein

gelbe Karten

fieberkurve – saisonverlauf 2015/16 gelb-rote Karten

rote Karten

FairPlay Index

1

1 Borussia Dortmund

39 0 0 39

1

46

52

2

3 Borussia Mönchengladbach 45 2 1 56

3

4

1. FSV Mainz 05

53

0

1

58

4

5

1. FC Köln

55

1

1

63

5

6 VfL Wolfsburg

55 2 1 65

6

7 Hannover 96

66 0 0 65

7

8

FC Schalke 04

64

0

1

68

8

9

TSG 1899 Hoffenheim

59

2

1

70

9

10 Hertha BSC

66 2 1 77

10

11 VfB Stuttgart

64 4 1 81

11

Bayer 04 Leverkusen

65

2

2

81

12

13

SV Werder Bremen

77

1

1

85

13

2

FC Bayern München

2

0

14 Hamburger SV

73 1 2 86

14

15

79

15

FC Ingolstadt 04

1

1

88

16 FC Augsburg

81 1 1 88

16

17

SV Darmstadt 98

86

1

0

89

17

18

Eintracht Frankfurt

93

3

0

101

18

118

2

3

4

5

6

7

8

9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34

119


tore (durchschnittlich pro Spiel)

gegentore (durchschnittlich pro Spiel)

unentschieden 1

niederlagen

1

Borussia Dortmund

2,41

1

FC Bayern München

0,50

FC Bayern München

4

1

FC Bayern München

2

2

FC Bayern München

2,35

2

Borussia Dortmund

1,00

Borussia Mönchengladbach

4

2

Borussia Dortmund

4

3

Borussia Mönchengladbach

1,97

3

Bayer 04 Leverkusen

1,18

Hannover 96

4

3

Bayer 04 Leverkusen

10

4

Bayer 04 Leverkusen

1,64

4

FC Ingolstadt 04

1,24

Borussia Dortmund

6

4

1. FC Köln

11

5

FC Schalke 04

1,50

1. FC Köln

1,24

Bayer 04 Leverkusen

6

5

Hertha BSC

12

6

VfB Stuttgart

1,47

Hertha BSC

1,24

VfB Stuttgart

6

1. FSV Mainz 05

12

SV Werder Bremen

1,47

1. FSV Mainz 05

1,24

7

FC Schalke 04

7

FC Schalke 04

12

8

VfL Wolfsburg

1,38

8

Hamburger SV

1,35

8

1. FSV Mainz 05

8

VfL Wolfsburg

13

9

4

8

1. FSV Mainz 05

1,35

9

VfL Wolfsburg

1,44

Hertha BSC

8

Borussia Mönchengladbach

13

10

FC Augsburg

1,24

FC Schalke 04

1,44

Hamburger SV

8

10

SV Darmstadt 98

14

Hertha BSC

1,24

11

Borussia Mönchengladbach

1,47

SV Werder Bremen

8

FC Augsburg

14

12

Hamburger SV

1,17

12

Eintracht Frankfurt

1,53

12

VfL Wolfsburg

9

FC Ingolstadt 04

14

13

TSG 1899 Hoffenheim

1,15

FC Augsburg

1,53

Eintracht Frankfurt

9

13

TSG 1899 Hoffenheim

15

14

1. FC Köln

1,12

14

SV Darmstadt 98

1,56

14

TSG 1899 Hoffenheim

10

Hamburger SV

15

SV Darmstadt 98

1,12

TSG 1899 Hoffenheim

1,56

FC Ingolstadt 04

10

15

Eintracht Frankfurt

16

16

Eintracht Frankfurt

1,00

16

Hannover 96

1,82

16

FC Augsburg

11

SV Werder Bremen

16

17

FC Ingolstadt 04

0,97

17

SV Werder Bremen

1,90

SV Darmstadt 98

11

17

VfB Stuttgart

19

18

Hannover 96

0,91

18

VfB Stuttgart

2,20

18

1. FC Köln

13

18

Hannover 96

23

1,41

Durchschnitt

1,41

Durchschnitt

7,89

Durchschnitt

Durchschnitt

120

13,06

121


Torschüsse

Saison gesamt Ø pro Spiel

Torschuss-Tor-Quote (in Prozent)

laufleistung (in km)

Saison gesamt Ø pro Spiel

1

FC Bayern München

657

19,32

1

Borussia Dortmund

15,47

1

1. FSV Mainz 05

3.999,46

117,63

2

Borussia Dortmund

530

15,58

2

Borussia Mönchengladbach

14,66

2

Hannover 96

3.983,47

3

VfB Stuttgart

498

14,65

3

Hertha BSC

12,69

3

TSG 1899 Hoffenheim

3.966,98

4

VfL Wolfsburg

492

14,47

4

FC Bayern München

12,18

4

Borussia Mönchengladbach

5

Bayer 04 Leverkusen

487

14,32

5

1. FSV Mainz 05

12,01

5

FC Schalke 04

487

14,32

6

Bayer 04 Leverkusen

11,50

Borussia Mönchengladbach

457

13,44

7

SV Darmstadt 98

10,95

SV Werder Bremen

457

13,44

8

SV Werder Bremen

10,94

FC Augsburg

442

13,00

9

Hamburger SV

10

FC Ingolstadt 04

426

12,53

10

11

1. FC Köln

416

12,36

11

12

TSG 1899 Hoffenheim

386

11,35

13

1. FSV Mainz 05

383

14

Hannover 96

15

Hamburger SV

16

zweikampfquote (in Prozent)

1

Borussia Dortmund

53

117,16

2

1. FC Köln

52

116,68

Borussia Mönchengladbach

52

3.956,85

116,38

VfL Wolfsburg

52

Hamburger SV

3.946,15

116,06

5

FC Bayern München

51

6

Hertha BSC

3.917,74

115,23

SV Werder Bremen

51

7

FC Schalke 04

3.913,54

115,20

FC Augsburg

50

8

Bayer 04 Leverkusen

3.889,65

114,40

Hertha BSC

50

10,70

9

1. FC Köln

3.886,19

114,30

Hannover 96

50

FC Schalke 04

10,47

10

VfB Stuttgart

3.875,48

113,98

FC Ingolstadt 04

50

TSG 1899 Hoffenheim

10,10

11

SV Werder Bremen

3.870,77

113,85

Bayer 04 Leverkusen

50

12

VfB Stuttgart

10,04

12

VfL Wolfsburg

3.846,05

113,12

FC Schalke 04

50

11,26

13

VfL Wolfsburg

9,55

13

FC Bayern München

3.841,89

113,00

13

SV Darmstadt 98

49

380

11,78

14

FC Augsburg

9,50

14

Borussia Dortmund

3.837,97

112,88

14

TSG 1899 Hoffenheim

48

374

11,00

15

Eintracht Frankfurt

9,32

15

Eintracht Frankfurt

3.819,11

112,33

1. FSV Mainz 05

48

Eintracht Frankfurt

365

10,34

16

1. FC Köln

9,13

16

FC Ingolstadt 04

3.818,77

112,32

Hamburger SV

48

17

SV Darmstadt 98

347

10,21

17

Hannover 96

8,16

17

FC Augsburg

3.811,31

112,10

Eintracht Frankfurt

48

18

Hertha BSC

331

18

FC Ingolstadt 04

7,75

18

SV Darmstadt 98

3.790,67

111,49

VfB Stuttgart

48

7 9

Durchschnitt

122

440

9,73 12,93

Durchschnitt

10,27

Durchschnitt

3.887,34 114,33

7

Durchschnitt

50

123


ballbesitz (in Prozent)

passquote (in Prozent)

1

FC Bayern München

70

1

FC Bayern München

88

2

Borussia Dortmund

63

2

Borussia Dortmund

85

3

VfL Wolfsburg

57

3

VfL Wolfsburg

83

4

Borussia Mönchengladbach

56

4

Borussia Mönchengladbach

81

5

Bayer 04 Leverkusen

53

5

FC Schalke 04

80

6

FC Schalke 04

52

6

Hertha BSC

79

7

Hertha BSC

49

7

FC Augsburg

76

8

Hamburger SV

48

1. FC Köln

76

9

Eintracht Frankfurt

47

TSG 1899 Hoffenheim

75

VfB Stuttgart

47

9

Bayer 04 Leverkusen

75

11

TSG 1899 Hoffenheim

46

11

Eintracht Frankfurt

74

1. FSV Mainz 05

46

Hannover 96

74

FC Augsburg

46

13

Hamburger SV

73

14

Hannover 96

45

1. FSV Mainz 05

73

1. FC Köln

45

VfB Stuttgart

73

16

SV Werder Bremen

44

16

SV Werder Bremen

69

FC Ingolstadt 04

44

17

FC Ingolstadt 04

65

18

SV Darmstadt 98

32

18

SV Darmstadt 98

56

49

Durchschnitt

Durchschnitt

gespielte pässe

Saison gesamt Ø pro Spiel

ecken

75

Saison gesamt Ø pro Spiel

gefoult worden

Saison gesamt Ø pro Spiel

foul/hand gespielt

Saison gesamt Ø pro Spiel

1

FC Bayern München

24.784

728,94

1

FC Bayern München

233

6,85

1

FC Ingolstadt 04

580

17,06

1

Borussia Dortmund

392

11,53

2

Borussia Dortmund

21.906

644,29

2

VfB Stuttgart

224

6,59

2

SV Darmstadt 98

526

15,47

2

FC Bayern München

398

11,71

3

Borussia Mönchengladbach

19.087

561,38

3

Bayer 04 Leverkusen

217

6,38

3

Hertha BSC

523

15,38

3

1. FC Köln

437

12,85

4

VfL Wolfsburg

18.372

540,35

4

Borussia Dortmund

192

5,65

4

SV Werder Bremen

516

15,18

4

VfL Wolfsburg

458

13,47

5

Hertha BSC

15.887

467,26

5

FC Schalke 04

170

5,00

5

Eintracht Frankfurt

510

15,00

5

Borussia Mönchengladbach

460

13,53

6

FC Schalke 04

15.559

457,62

6

VfL Wolfsburg

168

4,94

6

Bayer 04 Leverkusen

490

14,12

6

TSG 1899 Hoffenheim

478

14,06

7

Bayer 04 Leverkusen

14.989

440,85

7

1. FC Köln

162

4,76

7

1. FSV Mainz 05

487

14,32

7

Hertha BSC

480

14,12

8

Hamburger SV

14.381

422,97

8

Eintracht Frankfurt

160

4,71

8

TSG 1899 Hoffenheim

484

14,25

8

FC Schalke 04

505

14,86

9

Eintracht Frankfurt

14.101

414,74

9

Hannover 96

151

4,44

9

Hamburger SV

463

13,62

9

VfB Stuttgart

506

14,88

10

TSG 1899 Hoffenheim

14.045

413,09

10

SV Werder Bremen

148

4,35

10

1. FC Köln

462

13,59

10

Hannover 96

520

15,29

11

1. FC Köln

13.900

408,82

11

Borussia Mönchengladbach

146

4,29

Borussia Mönchengladbach

462

13,59

11

SV Werder Bremen

521

15,32

12

Hannover 96

13.823

406,56

12

1. FSV Mainz 05

145

4,26

12

Borussia Dortmund

456

13,41

Eintracht Frankfurt

521

15,32

13

1. FSV Mainz 05

13.701

402,97

13

Hertha BSC

143

4,21

13

VfL Wolfsburg

450

13,24

13

Bayer 04 Leverkusen

525

15,44

14

FC Augsburg

13.595

399,84

13

FC Ingolstadt 04

143

4,21

14

FC Schalke 04

444

13,06

14

FC Ingolstadt 04

526

15,47

15

VfB Stuttgart

13.420

394,71

15

TSG 1899 Hoffenheim

141

4,15

15

Hannover 96

443

13,03

15

1. FSV Mainz 05

530

15,59

16

SV Werder Bremen

12.345

363,09

16

Hamburger SV

130

3,82

16

VfB Stuttgart

435

12,79

16

FC Augsburg

533

15,68

17

FC Ingolstadt 04

11.972

352,12

16

FC Augsburg

130

3,82

17

FC Augsburg

434

12,76

17

SV Darmstadt 98

557

16,38

8.453

248,62

18

SV Darmstadt 98

117

3,44

18

FC Bayern München

415

12,21

18

Hamburger SV

577

16,97

Durchschnitt

162 4,77

18

124

SV Darmstadt 98 Durchschnitt

15.240 448,24

Durchschnitt

476,67 14,02

Durchschnitt

495 14,58

125


ewige tabelle Verein

j Sp g u v t gt d

p

1 FC Bayern München 2 SV Werder Bremen 3 Borussia Dortmund 4 Hamburger SV 5 VfB Stuttgart 6 FC Schalke 04 7 Borussia Mönchengladbach 8 Bayer 04 Leverkusen 9 1. FC Köln 10 Eintracht Frankfurt 11 1. FC Kaiserslautern 12 Hertha BSC 13 VfL Bochum 14 1. FC Nürnberg 15 Hannover 96 16 VfL Wolfsburg 17 MSV Duisburg 18 Karlsruher SC 19 TSV 1860 München 20 Fortuna Düsseldorf 21 Eintracht Braunschweig 22 SC Freiburg 23 Arminia Bielefeld 24 Hansa Rostock 25 1. FSV Mainz 05 26 KFC Uerdingen 05 27 TSG 1899 Hoffenheim 28 FC St. Pauli 29 SV Waldhof Mannheim 30 FC Energie Cottbus 31 FC Augsburg 32 Kickers Offenbach 33 Rot-Weiss Essen 34 Alemannia Aachen 35 SG Wattenscheid 09 36 1. FC Saarbrücken 37 Dynamo Dresden 38 Rot-Weiß Oberhausen 39 SV Darmstadt 98 40 SpVgg Unterhaching 41 Wuppertaler SV 42 FC 08 Homburg 43 Borussia Neunkirchen 44 Stuttgarter Kickers 45 FC Ingolstadt 04 46 Tennis Borussia Berlin 47 SSV Ulm 1846 48 SC Paderborn 07 49 Fortuna Köln 50 Preußen Münster 51 SpVgg Greuther Fürth 52 Blau-Weiß 90 Berlin 53 VfB Leipzig 54 Tasmania 1900 Berlin

51 1.738 1.018 389 331 3.764 1.919 1.845 2.890 52 1.764 748 440 576 2.976 2.556 420 2.235 49 1.662 728 427 507 2.915 2.355 560 2.230 53 1.798 728 480 590 2.875 2.548 327 2.201 51 1.730 718 421 591 2.901 2.522 379 2.141 48 1.628 644 406 578 2.409 2.331 78 2.013 48 1.636 660 433 543 2.799 2.378 421 1.956 37 1.262 539 351 372 2.111 1.677 434 1.775 45 1.526 612 387 527 2.531 2.252 279 1.735 47 1.594 581 405 608 2.506 2.484 22 1.714 44 1.492 575 372 545 2.348 2.344 4 1.666 33 1.114 406 280 428 1.584 1.701 -117 1.498 34 1.160 356 306 498 1.602 1.887 -285 1.129 32 1.084 341 276 467 1.402 1.726 -324 1.072 28 948 293 235 420 1.310 1.609 -299 978 19 646 251 162 233 995 951 44 915 28 948 296 259 393 1.291 1.520 -229 904 24 812 241 230 341 1.093 1.408 -315 765 20 672 238 170 264 1.022 1.059 -37 753 23 786 245 215 326 1.160 1.386 -226 729 21 706 242 177 287 937 1.086 -149 667 16 544 166 137 241 682 864 -182 605 17 544 153 139 252 645 883 -238 523 12 412 124 107 181 492 621 -129 469 10 340 117 93 130 450 478 -28 444 14 476 138 129 209 644 844 -200 410 8 272 87 76 109 400 434 -34 337 8 272 58 80 134 296 485 -189 224 7 238 71 72 95 299 378 -79 214 6 204 56 43 105 211 338 -127 211 5 170 55 45 70 201 242 -41 210 7 238 77 51 110 368 486 -118 205 7 238 61 79 98 346 483 -137 201 4 136 43 28 65 186 270 -84 123 4 140 34 48 58 186 248 -62 116 5 166 32 48 86 202 336 -134 112 4 140 33 45 62 132 211 -79 107 4 136 36 31 69 182 281 -99 103 3 102 21 29 52 124 210 -86 80 2 68 20 19 29 75 101 -26 79 3 102 25 27 50 136 200 -64 77 3 102 21 27 54 103 200 -97 69 3 98 25 18 55 109 223 -114 68 2 72 20 17 35 94 132 -38 57 1 34 10 10 14 33 42 -9 40 2 68 11 16 41 85 174 -89 38 1 34 9 8 17 36 62 -26 35 1 34 7 10 17 31 65 -34 31 1 34 8 9 17 46 79 -33 25 1 30 7 9 14 34 52 -18 23 1 34 4 9 21 26 60 -34 21 1 34 3 12 19 36 76 -40 18 1 34 3 11 20 32 69 -37 17 1 34 2 4 28 15 108 -93 8

Ab der Saison 95/96 galt die Drei-Punkte-Regel, davor die Zwei-Punkte-Regel.1993/1994: Dynamo Dresden wurden am Saisonende vier Punkte abgezogen. 1999/2000: Eintracht Frankfurt wurden am Saisonende zwei Punkte abgezogen. 2002/2003: Der 1. FC Kaiserslautern startete mit drei Minuspunkten in die Saison 2003/2004. Quelle: bundesliga.de

127



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