TSG Hoffenheim - Chronik 2016/17

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Saisonchronik 2016/17

Saisonchronik 2016/17


Saison 2016/2017

Vorwort In der Vorsaison hatte noch, zum zweiten Mal in der TSG-Geschichte, der Abstieg aus der obersten deutschen Spielklasse gedroht. Dass es dazu nicht kam, war dem damals 28-jährigen und auch in dieser neuen Saison immer noch jüngsten Bundesligatrainer aller Zeiten zu verdanken: Julian Nagelsmann. Dessen mutig vorgezogene Verpflichtung in der Rückrunde der Saison 2015/2016 hatte die Wende gebracht. Mit Beginn der neuen Spielzeit im August 2016 startete Julian Nagelsmann in seine erste vollständige Bundesligasaison. „Ich bin guter Dinge, dass wir eine bessere Rolle spielen als in der vergangenen Saison“, sagte er im Vorfeld. „Ich glaube nicht, dass wir hinten rumkrebsen. Ich will richtig guten Fußball spielen und Erfolg haben.“ In der Hinrunde gestaltete sich das schon sehr überzeugend. Mit sieben Siegen und zehn Unentschieden gelang es Hoffenheim, als einziges Team der Liga ungeschlagen zu bleiben, und lag zum Ende der Hinrunde sogar auf dem dritten Platz. Und die Erfolgsgeschichte sollte sich fortsetzen, unter anderem durch den ersten Sieg der TSG über Bayern München...

Impressum Herausgeber TSG 1899 Hoffenheim Fußball-Spielbetriebs GmbH Dietmar-Hopp-Sportpark Horrenberger Straße 58 74939 Zuzenhausen Tel. 07261-9493-0 Fax 07261-9493-102 E-Mail: info@achtzehn99.de www.achtzehn99.de Autor Alexander H. Gusovius Layout, Satz, Gestaltung gestaltungsWerk, Georg Luippold

Mit Eugen Polanski als neuem Kapitän war die TSG vor der Hinrunde in die Testspiele gegangen, die sich mit einem 2:0 über Verona und einem 1:1 gegen Bilbao nicht schlecht anließen – ohne verfrühte Euphorie auszulösen, was ja selten gut endet. Schließlich hatte es auch einen mittelschweren Umbruch im Kader gegeben. Mit Strobl und Volland fehlten zwei Leistungsträger, und die vielen Neuzugänge mussten erst integriert werden, was jedoch überraschenderweise relativ schnell gelang. Folgende Neuzugänge waren zu verzeichnen: Kerem Demirbay (HSV), Benjamin Hübner (FC Ingolstadt), Gregor Kobel (Grashoppers Zürich), Lukas Rupp (VfB Stuttgart), Marco Terrazzino (VfL Bochum), Kevin Vogt (1. FC Köln), Sandro Wagner (Darmstadt 98). Außerdem konnte der Leihvertrag von Andrej Kramaric (Leicester City) in einen festen Vertrag umgewandelt werden. Baris Atik und Dennis Geiger aus dem eigenen Nachwuchs erhielten einen Profivertrag.

Und wen zog es weg, ganz oder ausgeliehen? Atik (ab 2017 Graz), Canouse (VfL Bochum), Elyounoussi (Olympiakos Piräus), Gimber (SV Sandhausen/ab 2017 Karlsruher SC), Grahl (VfB Stuttgart), Haberer (SC Freiburg), Hamad (ab 2017 Hammerby), Herdling (Karriereende, weiter im Verein beschäftigt), Joelinton (Rapid Wien), Kim (Jeonbuk), Kuranyi (vereinslos), Schmid (FC Augsburg), Schwäbe (Dynamo Dresden), Strobl (Borussia Mönchengladbach), Volland (Bayer Leverkusen), Vargas (Monterrey). Die Rückrunde begann dann mit der ersten Saisonniederlage der TSG, der in Abständen noch drei weitere folgen sollten. Indem aber deutlich weniger Unentschieden zu verbuchen waren als in der Hinrunde, wurden trotzdem mehr Punkte eingesammelt. Am Ende reichte es für den vierten Platz, weil Dortmund das direkte Aufeinandertreffen, ein von Schiedsrichter-Fehlentscheidungen geprägtes Spiel, unverdient gewann und in der Tabelle knapp vorn lag. Aber auch das konnte die Hochstimmung nicht trüben. Die TSG zelebrierte den schönsten Fußball der Liga und verlor kein einziges Heimspiel. Die Champions-League-Qualifizierung war der Lohn, bei Nichtweiterkommen die Gruppenphase der Euro-League. Hoffenheim würde also in der kommenden Saison zum ersten Mal international spielen! Ich wünsche allen Fans und Freunden von 1899 Hoffenheim viel Freude beim Nacherleben dieser bislang erfolgreichsten Saison der Geschichte der TSG!

Alexander H. Gusovius

Fotos Uwe Grün, Kraichgaufoto www.kraichgaufoto.de

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saison 2016/17 Hinrunde

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0:6 DFB-Pokal, 1. Hauptrunde » 21. August 2016

1. FC Germania Egestorf/Langreder – TSG 1899 Hoffenheim

Ein Jahr zuvor war 1899 Hoffenheim in München gegen die Sechz’ger aus dem Pokal geflogen, am Startpunkt in eine äußerst schwierige Saison. Nicht zuletzt deshalb sollte diesmal keine erneute negative Pokalsensation stattfinden. Dass der niedersächsische Gegner gerade erst in die Regionalliga aufgestiegen war, machte die Sache kaum leichter, denn nicht wenige Pokalsensationen der Vergangenheit rührten daher, dass etablierte Vereine ihre „No-name“-Gegner nicht ernst genug nahmen. Viel wichtiger war also, dass Julian Nagelsmanns Truppe von Beginn an hochkonzentriert auftreten würde. Mit großer Spannung war dabei die Startelf erwartet worden. Wer würde es in die Anfangsformation schaffen? Wer saß auf der Bank, wer stand nicht mal im Kader? Zehn Tage vor dem Schließen des Transferfensters war wohl noch mit dem einen oder anderen Weggang von Spielern zu rechnen. Und Toljan und Süle fehlten aus olympischen Gründen. Unter Trainerlegende Horst Hrubesch hatten sie es bis ins Finale der Spiele in Rio geschafft, wo sie Brasilien erst im Elfmeterschießen unterlagen. In der Defensive bot Nagelsmann Bicakcic, Schär und Vogt als Innenverteidiger auf. Flankiert wurde die Dreierkette bei Bedarf von Kaderabek und Zuber, die ansonsten vor allem über die Seiten offensiv agierten. Die Doppelsechs bestand aus Rudy und Schwegler, nachdem Kapitän Polanski verletzungsbedingt fehlte. Vorn tummelten sich Uth, Kramaric und Wagner. Und auf der Bank warteten Rupp, Terrazzino, Ochs, Hübner, Demirbay, Vargas sowie Ersatztorhüter Stolz auf ihren Einsatz.

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Von der ersten Minute an war zu sehen, dass Hoffenheim die Partie ernst nahm und auf viel Ballbesitz samt druckvoller Angriffe aus war. Rudy kurbelte das Spiel nach vorn an, so dass Uth bereits in der 13. Minute aus neun Metern frei zum Schuss kam. Der Ball ging knapp neben den linken Pfosten. In der 18. Minute trat Uth einen Eckball von rechts, Schär stieg auf und köpfte Kramaric nahe der Torlinie an, der mit einer Art Pingpong-Ball zwischen seinen Unterschenkeln eher unabsichtlich dafür sorgte, dass das Spielgerät über die Torlinie ging – zudem leicht abseitsverdächtig. Drei Minuten darauf wurde wieder Uth zum Urheber der Szenerie, indem er Kaderabeks Gang bis zur Grundlinie und die scharfe Flanke nach innen in einen geblockten Schuss umwandelte, den Rudy an der Strafraumgrenze umgehend erneut Richtung Tor beförderte – unhaltbar in die rechte, untere Ecke. Damit stand es nach gut 20 Minuten 0:2 und es war klar, dass Hoffenheim hier nichts anbrennen lassen würde. Trotzdem kamen die Hausherren gelegentlich ebenfalls zu ansehnlichen Offensivaktionen, die entweder vor dem Sechzehner abgefangen oder etwas zu hastig abgeschlossen wurden. Die dadurch entstehenden Räume wusste Hoffenheim zu nutzen: In der 32. Minute kombinierte sich die TSG rasch durchs Mittelfeld, Uth steckte durch auf Kramaric, der den Ball am herausstürzenden Torhüter vorbei zum 0:3 in die Maschen schob. Kurz vor der Pause gelang der nächste Streich: Nach Doppelpass Wagner/Rudy gelangte der Ball zu Uth, der es nur noch mit dem erneut herausstürzenden Torhüter zu tun hatte. Eine Umkurvung später brauchte Uth den Ball bloß ins freie Tor einzuschieben. Nach der Pause kam der gepeinigte Schlussmann der Niedersachsen zu seiner Sternstunde. In der 48. Minute war Uth im Strafraum gefoult worden und trat selber zur Ausführung des sofort gegebenen Elfmeters an. Doch zwei Umstände verhinderten das 0:5. Einerseits schoss Uth nicht hart und präzise genug, andererseits tauchte Torhüter Straten-Wolf blitzschnell nach links unten weg und bekam eine Hand an den Ball.

In der 59. Minute wechselte Nagelsmann Ochs und Rupp für Zuber und Schwegler ein, kurz darauf sah Kaderabek gelb für ein Foul, das eigentlich Rudy begangen hatte. Das sollte noch Konsequenzen haben, ähnlich wie bei Dismer in Reihen des Gegners, der in der 61. Minute mit gelb-roter Karte vom Platz musste. Zehn Minuten lang durfte Hoffenheim jetzt mit zehn gegen neun Feldspieler antreten, schaffte es aber nicht, mit einem weiteren Tor davon zu profitieren. Danach war die Parität wiederhergestellt: Kaderabek sah bei einer Offensivaktion die nächste gelbe Karte... Etwas glücklos wirkte unterdessen Sandro Wagner, der in Halbzeit 1 eigentlich ein Tor erzielt hatte, das nur nicht anerkannt worden war, weil Torhüter Straten-Wolf den hinter der Torlinie gefangenen Kopfball geschickt im Fallen ein Stück nach vorn bugsiert hatte. Wagner ackerte und rackerte, legte sich auch viel mit den Gegenspielern an, forderte lautstark die Bälle und suchte den Abschluss: alles bislang vergeblich.

1. FC GERMANIA EGESTORF/LANGREDER Straten-Wolf, Dismer, Waldschmidt, Gaida, Schikora, Bönig (46. Engelking), Stieler, Derr, Baar (65. Oelmann), Siegert, Beismann (77. Busse)

Auch das 0:5 in der 79. Minute sollte nicht auf seine Kappe gehen. Terrazzino, inzwischen für Uth gekommen, war die rechte Seite abgelaufen und hatte passgenau nach innen abgespielt, von wo aus Kramaric sein drittes Tor erzielte. Doch in der letzten Minute des Spiels war es endlich soweit. Wieder war Terrazzino über rechts nach vorn gegangen und hatte nach innen geflankt. Wagner nahm den Ball mit der Brust an und feuerte aus kaum mehr als zehn Metern derart fulminant aufs Tor, dass Straten-Wolf, wäre er im Weg gestanden, samt der Kugel ins Netz geflogen wäre. Mit 0:6 ging es nachhause, alle waren ganz zufrieden, nur einer nicht: Julian Nagelsmann, der in der Defensivleistung einigen Verbesserungsbedarf ausgemacht hatte.

GELB-ROTE KARTEN Dismer (61.) Kaderabek (72.)

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Schär, Vogt, Bicakcic, Kaderabek, Schwegler (59. Ochs), Rudy , Zuber (59. Rupp), Uth (65. Terrazzino), Kramaric, Wagner ZUSCHAUER 2.585 (ausverkauft) TORE 0:1 Kramaric (18.) 0:2 Rudy (21.) 0:3 Kramaric (32.) 0:4 Uth (43.) 0:5 Kramaric (80.) 0:6 Wagner (90.) SCHIEDSRICHTER Marcel Schütz (Worms) GELBE KARTEN Wagner

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2:2 1. Spieltag » 28. August 2016

TSG 1899 Hoffenheim – RB Leipzig

Was im Pokal andeutungsweise sichtbar wurde, sollte gegen den Aufsteiger aus Leipzig an diesem späten Sonntagnachmittag nochmals deutlicher werden: Hoffenheim offenbarte zu Saisonbeginn defensive Schwächen. Deshalb sprang beim Start in die Bundesligasaison trotz einiger offensiver Glanzpunkte nicht mehr als ein Unentschieden heraus. Dabei war die TSG mit Schär und Süle innen sowie außen Ochs und Kaderabek defensiv im Prinzip gut besetzt – sowie mit Vogt, Rupp und Rudy zentral gut aufgestellt. Das hochkarätige Offensivtrio bildeten Uth, Kramaric und Wagner. Und auf der Bank hielt Julian Nagelsmann mit Amiri, Zuber und Terrazzino weitere Offensivkräfte in Reserve. Die unter der Woche vollzogenen Transfers von Schmid nach Augsburg und Elyounoussi nach Piräus schienen insoweit durchaus zu verschmerzen. In den ersten Spielminuten drückte die TSG-Abteilung Sturm denn auch mächtig aufs Tempo, immer wieder mit Glanzpässen von Olympiaheimkehrer Süle versorgt – doch Uth vergab in der 2. und 5. Minute hochkarätige Chancen. Es dauerte leider nur wenige Minuten, dann hatten sich die anfangs nervösen, etwas kopflos agierenden Liga-Novizen aus Leipzig schon gefunden: angeführt von Ex-TSG-Mittelfeldmann Kaiser, der in der 12. Minute aussichtsreich zum Torschuss kam. Danach verlief die Partie auf Augenhöhe, unterbrochen durch eine Trinkpause wegen der spätsommerlichen Hitze, und mündete ab Mitte der ersten Halbzeit sogar zunehmend in Chancen für die Gäste: Poulsen prüfte Baumann mit einem Kopfball nach Ecke durch Kaiser (30.) – Kaiser verzog nach Ballverlust von Süle knapp (35.) – Werner schoss denkbar knapp am langen Pfosten vorbei, nachdem er Ochs auf der linken TSG-Seite regelrecht überrannt hatte (42.). »

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Dass Hoffenheim außer durch einen Freistoß von Rudy in der 45. Minute, der fern des Tores vorbeistrich, zu keiner weiteren Gelegenheit kam, lag wesentlich daran, dass Leipzig per Pressing extrem gut verteidigte, so dass Uth, Kramaric und Wagner vorn nahezu keine Bälle mehr bekamen. Umgekehrt sorgte das gesamtmannschaftlich mangelhafte Hoffenheimer Defensivverhalten dafür, dass der Bundesliganeuling hinter der Mittellinie bis zum TSG-Strafraum weit geöffnete Räume vorfand. Nagelsmann nahm darum Vogt, der sich als Mittler zwischen Defensive und Mittelfeld schwergetan hatte, in der Pause aus der Mannschaft und ersetzte ihn durch Schwegler. Nach dem Wiederanpfiff wirkten die Bemühungen der TSG nach vorn nun endlich wieder geschmeidiger, aber es gelang nicht, aussichtsreich in den wirklich gefährlichen Bereich vorzustoßen. Darum nahm sich Neuzugang Lukas Rupp in der 55. Minute ein Herz und feuerte nach schlecht abgewehrtem Eckball aus dem Rückraum aufs Tor. Leicht durch Kramaric abgefälscht, landete die Kugel zum 1:0 im Netz. Inzwischen war die Führung fast ein bisschen unverdient – und die Freude darüber währte nicht lang! Unkonzentriert, vielleicht sogar etwas selbstgefällig wirkten die Aktionen der TSG im Anschluss an den Führungstreffer, was nur drei Minuten später zum Ausgleich durch Kaiser führte, der in eine Hochgeschwindigkeitshereingabe von Ilsanker artistisch einsprang und dank leichter Mithilfe von Baumann zum Ausgleich verwandelte. Zwei Minuten darauf war Schluss für Marvin Compper, einen der TSG-Aufstiegshelden, der im Herbst seiner Karriere in Leipzig angeheuert hatte und um die 60. Minute herum kurz davorstand, wegen defensiver Übermotivation die zweite gelbe Karte zu bekommen. Für ihn kam Forsberg.

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Auf Hoffenheimer Seite lief Amiri für Rupp auf, eine ebenfalls folgenreiche Entscheidung. Doch zuvor gab es eine weitere Trinkpause, dann entschärfte Baumann, der einige Glanztaten zeigte, eine „todsichere“ Chance von Sabitzer, der aus vier Metern frei zum Schuss gekommen war. In der Schlussphase des Spiels wurde Terrazzino für den glücklosen Kramaric eingewechselt, während Leipzigs neuer Trainer Hasenhüttl ein drittes Ex-TSG-Gewächs brachte: Selke für Poulsen. Gleich darauf legte Rudy nach überraschender Balleroberung ein unwiderstehliches Solo über den Rasen hin und spielte steil auf den mitgelaufenen Uth, der sich die Chance allein vor Torhüter Gulacsi nicht nehmen ließ und mit einem unhaltbar straffen Schuss die erneute Führung erzielte. Es war die 83. Minute, das Spiel schien mit etwas Glück zugunsten von Hoffenheim entschieden zu sein. Leipzig gab jedoch nicht auf und kam nach Ballverlust von Amiri, der es nicht eilig hatte, dem verlorenen Ball hinterherzugehen, zu einem letzten Angriff, bei dem Schmitz frei über rechts ging und auf den langen Pfosten flankte. Sabitzer nahm die Vorlage im Rücken von Schär dankbar an und verwandelte sicher zum letztlich gerechten Endstand von 2:2. Neben der an Höhepunkten nicht armen, im Vorfeld von unbelehrbaren Traditionalisten als „El Plastico“ diffamierten sportlichen Begegnung sorgten die Fans der TSG für einen weiteren Glanzpunkt, indem sie zur Halbzeit mit einer Vielzahl von Bannern aufwarteten, die genau diesen Standpunkt der Traditionalisten selbstironisch auf die Schippe nahmen, etwa mit Sprüchen wie diesem: „Den Fußball zerstört nur einer, Hoffenheim und sonst keiner!“ Auf einem anderen Banner war zu lesen: „Grüße an die vier Sky-Zuschauer!“ Doch lag die witzige Botschaft weit daneben. Das Duell der beiden angeblichen Plastikvereine hatte an diesem Wochenende die höchste Zuschauerquote bei Sky und machte dank vieler Chancen und spektakulär schnellem Fußball auch noch erstklassige Werbung für beide Klubs...

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Kaderabek, Schär, Süle, Ochs, Vogt (46. Schwegler), Rudy, Rupp (65. Amiri), Uth, Kramaric (79. Terrazzino), Wagner RB LEIPZIG Gulacsi, Schmitz, Orban, Compper (63. Forsberg), Halstenberg, Demme, Ilsanker, Kaiser, Sabitzer, Poulsen (82. Selke), Werner (86. Bruno) ZUSCHAUER 24.188 TORE 1:0 Rupp (55.) 1:1 Kaiser (58.) 2:1 Uth (83.) 2:2 Sabitzer (90.) SCHIEDSRICHTER Tobias Stieler (Hamburg) GELBE KARTEN Vogt, Schär Orban, Compper, Ilsanker, Demme

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4:4 2. Spieltag » 11. September 2016

1. FSV Mainz 05 – TSG 1899 Hoffenheim

Nach dem ersten Spieltag war es zu einer frühen Länderspielpause gekommen, die für Niklas Süle den nächsten Höhepunkt seiner noch jungen Karriere bereithielt, indem er fürs Freundschaftsspiel gegen Finnland, zugleich das Abschiedsspiel von Bastian Schweinsteiger, in den Kader berufen worden war und auch noch neben dieser Legende des deutschen Fußballs auflaufen durfte. Nun erwies sich einmal mehr, wie froh man seitens der TSG sein konnte, dass Süle im Sommer den massiven Abwerbungsversuchen unter anderem von Dortmund, Leverkusen, Wolfsburg, Chelsea und Liverpool widerstanden hatte. Wieder am späten Sonntagnachmittag, der bislang wenig Glück beschert hatte, musste Hoffenheim nach der Länderspielpause in Mainz antreten. Der Fanverband war auf die schöne Idee gekommen, eine Fahrt per Schiff dorthin anzubieten; hunderte Fans nahmen bei hochsommerlichen Temperaturen daran teil, wurden jedoch schon in Mannheim auf übelste Weise aus ihrer Vorfreude gerissen, als von einer Brücke massenweise menschliche Fäkalien auf sie herabregneten. Offenbar handelte es sich dabei um einen „Angriff“ sogenannter Fans anderer regionaler Vereine! Diejenigen Hoffe-Anhänger, die es am übelsten getroffen hatte, durften sich im Mainzer Stadion freundlicherweise duschen... Und dann wurde endlich Fußball gespielt, aber anders, als die meisten sich das vorgestellt hatten. Gerade mal zwei Minuten waren herum, als Mainz – nachdem Schär kurz zuvor noch einen Eckball übers gegnerische Tor geköpft hatte – ebenfalls einen Eckball zugesprochen bekam, den Baumann wegen der tiefstehenden, ihn blendenden Sonne nur nach links wegfausten konnte, wo de Blasis völlig freistand und den Ball trotz seiner geringen Körpergröße wuchtig zum 1:0 ins lange Eck platzierte. Wie gegen Leipzig tat sich 1899 Hoffenheim daraufhin schwer, gegen die aufmerksam pressenden Mainzer ins Spiel zu finden. Umso gefährlicher gestaltete sich das Mainzer Umschaltspiel – in der 13. Minute hechtete Baumann glanzvoll in den linken, oberen Winkel und entschärfte einen Gewaltschuss von de Blasis aus knapp 25 Metern.

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Allmählich jedoch gelang es der TSG, ein wirksameres Gegenpressing aufzuziehen, das Spiel begann sich Richtung Mainzer Tor zu verlagern. Und in der 21. Minute traf Kramaric mit einem Drehschuss leider nur den Pfosten! Fast im Gegenzug, in der 23. Minute, ging der Neu-Mainzer Öztunali nach einem Einwurf viel zu leicht steil über rechts, flankte scharf nach innen und fand wieder de Blasis, der aus kurzer Distanz das unhaltbare 2:0 erzielte. Und als wäre an diesem Tag nicht schon genug Sch... angerührt, stand es vier Minuten darauf bereits 3:0. Bell hatte links Cordoba steil geschickt, der nach innen zog und dann abschloss – mit einem Schuss, den Baumann an besseren Tagen und ohne Blendung durch die Sonne gehalten hätte: diesmal leider nicht. Trainer Nagelsmann sah sich die Auflösung seiner Mannschaft noch eine kurze Zeit an und reagierte dann mit der Auswechslung von Schär gegen Uth, den jetzt dritten Stürmer im Team. Ganz offenbar war die bis dahin verteidigende Viererkette mit Süle und Schär in der Mitte sowie mit Bicakcic als linkem und Toljan als rechtem Verteidiger überfordert. Bicakcic und Süle bildeten von nun an die Innenverteidigung, während Rudy hinten rechts aushalf und Toljan auf links wechselte – von wo ihn der Trainer nach der Pause aber auch abberief und gegen Kaderabek tauschte.

auch noch von Donati verfolgten Kramaric die rote Karte sah. Kurz darauf nahm Martin Schmidt den bereits gelbverwarnten de Blasis vom Feld und ersetzte ihn durch einen neuen Innenverteidiger, während Julian Nagelsmann mit Szalai für Polanski den nächsten Stürmer brachte. Bis zur 70. Minute hing die Partie nun in der Schwebe, aber es war zu spüren, dass die TSG allmählich die Oberhand gewann.

1. FSV Mainz 05 Lössl, Donati, Bell, Balogun, Bussmann, Gbamin, Öztunali (73. Clemens), Malli, Frei, De Blasis (61. Brosinski), Cordoba (79. Onisiwo)

Mark Uth war es vorbehalten, das Spiel zu kippen und die spielerischen Vorteile in Minute 71 und 72 in zwei Tore umzumünzen, einmal per Kopf nach Vorlage durch Kramaric, einmal mit der linken Klebe nach schönem Lauf übers halbe Spielfeld. Und in der 75. Minute traf Rudy mit einem weichen Heber nur die Latte, sonst hätte es eine Viertelstunde vor dem Ende schon 4:4 gestanden. Bis es soweit war, brauchte es noch einmal fast 10 Minuten, dann stocherte Szalai die nächste Hereingabe von Kramaric im Gefolge eines Eckballs über die Linie. Im immer hektischeren Getümmel der letzten Minuten, in denen beide Mannschaften versuchten, doch noch einen Sieg einzufahren, verletzte sich Schwegler, der ein gutes, besonnenes Spiel gemacht hatte, mit einem Riss des Innenbandes schwer – er fiel für einige Monate aus. Die Verletzung stellte den traurigen Schlussakkord einer ansonsten mehr als sehenswerten, spektakulären Partie dar, die zugleich das höchste Remis-Ergebnis in der Geschichte der Bundesliga bedeutete.

ZUSCHAUER 27.408

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Schär (36. Uth), Süle, Bicakcic, Polanski (64. Szalai), Schwegler, Toljan (46. Kaderabek), Rudy, Rupp, Wagner, Kramaric

TORE 1:0 De Blasis (3.) 2:0 De Blasis (23.) 3:0 Cordoba (27.) 3:1 Wagner (39.) 4:1 Öztunali (43.) 4:2 Uth (71.) 4:3 Uth (72.) 4:4 Szalai (84.) SCHIEDSRICHTER Markus Schmidt (Stuttgart) GELBE KARTEN De Blasis Wagner, Uth, Rupp ROTE KARTEN Bussmann (57., Notbremse)

Vorher jedoch schlugen die offensiven Trainermaßnahmen auch positiv zubuche: Kramaric hatte in der 39. Minute Wagner bedient, der mit einem wuchtigen Schuss aus 15 Metern das 3:1 erzielte. Defensiv stand jedoch immer noch nicht alles zum Besten, so dass Mainz in der 42. Minute den Drei-Tore-Abstand wiederherstellen konnte. Öztunali war auf Vorlage von de Blasis an den Ball gekommen und hatte aus der Halbdistanz einen Gewaltschuss abgefeuert, der über den immer noch stark geblendeten Baumann hinweg in die Maschen zischte. Nach der Pause stand Hoffenheim endlich sicherer. Mainz griff zunächst an, zog sich aber im Gefühl eines sicheren Sieges etwas zurück und hatte in der 57. Minute Pech, als Bussmann nach einem Foul am steil gehenden, aber

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0:0 3. Spieltag » 17. September 2016

TSG 1899 Hoffenheim – VfL Wolfsburg

Auf das höchste Remis-Ergebnis der Bundesliga in Mainz sollte die höchste Torschuss-Quote der Liga gegen Wolfsburg folgen, auch wenn dabei kein einziges Tor fiel! Insgesamt 40-mal wurde auf die Tore in Sinsheim geschossen, gerecht verteilt: 20-mal ging der Ball in Richtung des Ex-Hoffenheimers Casteels, 20-mal Richtung Baumann.

Trainer Nagelsmann hatte wieder einige Umstellungen vorgenommen bzw. die Formation der Spätphase des Spiels in Mainz weitgehend beibehalten. Rudy verteidigte also wieder rechts außen, Kaderabek links, dazwischen standen Süle und Bicakcic. Auf der Sechs waren Polanski und Rupp aufgeboten, davor sollte Amiri, zum ersten Mal in der Startaufstellung, die Fäden des Spiels ziehen, während der Sturm aus Uth, Kramaric und Wagner bestand. Beim VfL Wolfsburg fehlten Didavi und Gustavo, dafür war Deutschland-Rückkehrer Mario Gomez mit von der Partie.

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In den ersten Minuten dominierte die TSG wie in den vorherigen beiden Spielen und verpasste nur knapp die Führung durch Wagner in der 6. Minute. Danach kamen die Wölfe besser ins Spiel und erarbeiteten sich die Hoheit im Mittelfeld. Bei einem Zweikampf in der 9. Minute erlitt Rudy eine Platzwunde am Hinterkopf, wurde genäht und kam in der 11. Minute mit einem Turban zurück aufs Feld. In der 17. und 19. Minute rettete Baumann zuerst vor Gomez, den Nachschuss vergab Draxler, dann lenkte Baumann einen Gewaltschuss von Draxler mit den Fingerspitzen an die Latte! Amiri hatte in der 22. Minute die Vorbereitung für einen Hoffenheimer Treffer auf dem Fuß, doch anstatt aussichtsreich von der linken Seite zurückzulegen, schoss er lieber selber aufs Tor bzw. vorbei, aus viel zu spitzem Winkel. Im Anschluss sorgten die Abwehrreihen beider Vereine für mehr Ruhe vor dem Tor. In der 37. Minute musste Süle verletzt vom Platz. Ein paar Minuten zuvor hatte es im Strafraum ein massives Aufeinandertreffen an der Hüfte mit Gomez gegeben, das Gomez für elfmeterwürdig befand, der Schiri aber nicht. Tatsächlich war Gomez zuboden geschleudert worden, aber Süle hatte von der einwirkenden Kraft eine Beckenprellung abbekommen und musste durch Vogt ersetzt werden. Zum Ende der ersten Halbzeit hin ging die TSG dann nochmal entschiedener nach vorn: vergebens... Nach dem Wiederanpfiff brauchte es ein paar Minuten, bis die Partie wieder an Tempo und den Spielwitz der ersten Halbzeit anknüpfte. In der 54. Minute vergab Uth eine der besten Hoffenheimer Chancen, als er frei im Sechzehner knapp am Tor vorbeischoss. In den nächsten vier Minuten rettete Baumann die TSG gleich dreimal vor dem Rückstand, indem er erst einen Schuss von Kuba abwehrte und dann zweimal Gomez entnervte, der es erst aus kurzer Distanz per Kopf und danach per Nachstochern nicht schaffte, ihn zu überwinden! »

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Je länger die Partie ging, je mehr roch es nach einem „lucky punch“. So köpfte Bruma nach einem der vielen Wolfsburger Eckbälle in der 73. Minute an die Querlatte, in der 74. vergab der kurz zuvor für Kramaric eingewechselte Demirbay. In der 80. Minute verhinderte erneut Baumann ein Tor für die Wölfe, in der 83. vergab Wagner eine heiße Chance, dann nochmal in der 85., während Uth in der Nachspielzeit fast zu einer weiteren Großchance gekommen wäre. Die letzten Minuten gehörten demnach der TSG, die den Heimsieg in diesem hochklassigen Spiel vor leider nur ca. 23.000 Zuschauern unbedingt wollte, aber im Letzten gerechterweise nicht schaffte.

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Rudy, Süle (37. Vogt), Bicakcic, Kaderabek, Polanski, Rupp, Amiri (79. Szalai), Uth, Kramaric (66. Demirbay), Wagner

Der beste Hoffenheimer des Tages, der überragende Olli Baumann, fasste die Ereignisse passend zusammen: „Dass wir zu null gespielt haben, ist die beste Nachricht des Tages. Das Spiel stand auf des Messers Schneide. Es hätte jederzeit in die eine oder andere Richtung laufen können. Beide Teams hatten viele Torchancen. Wir haben einen Punkt geholt und sind weiter ungeschlagen – das ist positiv.“

GELBE KARTEN Wagner, Rudy Gerhardt

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VFL WOLFSBURG Casteels, Vieirinha, Bruma, Wollscheid, Rodriguez, Gerhardt, Arnold, Blaszczykowski (70. Bruno Henrique), Draxler ( 86. Seguin), Caligiuri (81. Horn), Gomez ZUSCHAUER 23.295 TORE SCHIEDSRICHTER Günter Perl (Pullach im Isartal)

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1:1 4. Spieltag » 20. September 2016

sv darmstadt 98 – TSG 1899 Hoffenheim

Die positive Stimmung vom torlosen Remis drei Tage zuvor gegen Wolfsburg sollte sich nicht fortsetzen, denn das 1:1 gegen den Underdog aus Darmstadt fühlte sich eher wie eine Niederlage an. Dabei spielte es keine Rolle, dass Süle wegen seiner Hüftprellung an diesem Dienstagabend unter Flutlicht passen musste: Vogt vertrat ihn ohne Fehl und Tadel. Julian Nagelsmann hatte eine weitere Umstellung vorgenommen. Für Rupp durfte Demirbay auflaufen, ansonsten blieb die Mannschaft bis nach der Pause unverändert – und tat sich von Beginn an schwer mit der vorhersehbar grunddefensiven Ausrichtung der Gastgeber. Anfangs lag die Ballbesitzquote sogar bei 20% zu 80%, über den Spielverlauf glättete sich das Verhältnis zu immer noch deutlichen 40% zu 60%. Und so hatte die ganze Partie ausgesprochene Schlagseite. Darmstadt stand tief, verlegte sich aufs leider ziemlich erfolgreiche Zubetonieren des Strafraums und auf gelegentliche Konter. Letztere blieben lange Zeit derart folgenlos, dass man sich schon daran gewöhnte, dass die gar nicht so aussichtslosen Schussversuche entweder drüber oder vorbei gingen oder von Olli Baumann entschärft wurden. Bedenklich war allerdings die zunehmende Anzahl der Darmstädter Konter sowie ihre sich steigernde Gefährlichkeit. Das war schon in der ersten Halbzeit so, als sich 1899 Hoffenheim nach vielversprechenden Anfangsminuten (Wagner und Amiri vergaben in der 5. Minute aussichtsreich) zusehends festspielte in dieser vielbeinigen, wild entschlossenen, aber nie unfairen Darmstädter Strafraumverschnürung. Und je mehr es Richtung Pause ging, je öfter kam es zu den besagten Nadelstichen der Lilien. Alles in allem war es jedoch bis zur 45. Minute ein eher harmloses, ratloses Spiel, das nicht viele fußballerische Glanzpunkte aufwies. Das sollte sich in der zweiten Halbzeit rasch ändern, als Kramaric kurz nach dem Wiederanpfiff von der Strafraumkante aus abzog und das 1:0 erzielte. Die TSG ging jetzt

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viel entschlossener und ideenreicher zuwerke, besonders nachdem auch noch Vargas für den angeschlagenen Kramaric eingewechselt worden war. Die feine Technik des Chilenen machte den Unterschied: sicheres Dribbeln, kluges Anspiel, kein Ballwegspringen. Doch bald darauf, als klar zu sein schien, wer hier die Partie dominierte, nämlich Hoffenheim, gab ausgerechnet die TSG ihr ideenreiches Spiel auf und lud Darmstadt ein, aus der sichtbaren Unterlegenheit auszubrechen. Inzwischen war Toljan gegen Polanski eingewechselt worden – und dessen robuster Antritt sollte der TSG bald ebenso fehlen wie Kramarics quirlige Torgefährlichkeit. Wagner, Uth und Vargas kamen zwar immer mal wieder halbwegs gefährlich vors Tor, aber es schien der letzte Wille, die letzte Überzeugung zu fehlen. Das galt auch für ihre Rückwärtsbewegung, zu der es nun öfter kam bzw. hätte kommen müssen, weil Darmstadt, je näher der Schlusspfiff rückte, immer mehr Konter vortrug, die immer wieder allzu leicht durch die Reihen der TSG liefen und mehrfach Glanzparaden von Baumann wie in der 70. Minute nötig machten, als er einen abgefälschten Schuss von Colak nach Eckstoß von der Linie kratzte.

geklärt, ganz und gar unbedrängt einschieben. Und so stand es am Ende, zum vierten Mal hintereinander, wieder unentschieden. Und das war, wenn man sich die Anzahl der Torchancen und ihre Gefährlichkeit vor Augen führte, aus Darmstädter Sicht gar nicht unverdient. Ein Gran zu viel Selbstzufriedenheit, eine Idee zu viel Träumerei und jede Menge Unaufmerksamkeit seitens der TSG hatte die Tür für die „Mentalitätsmonster“, wie Sandro Wagner seine Ex-Kollegen vor dem Spiel bezeichnete, weit geöffnet. Und Darmstadt war fröhlich winkend einfach hindurchspaziert. Danach saß der Frust bei allen Hoffenheimer Spielern, Verantwortlichen und Fans tief. Grimmige Blicke, heimliche Flüche und namenloser Verdruss waren vielfältig zu beobachten.

SV DARMSTADT 98 Esser, Fedetskyy (83. Sirigu), Höhn, Milosevic, Guwara, Gondorf, Jungwirth, Heller, Kleinheisler (75. Oliinyk), Bezjak, Colak TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Rudy, Vogt, Bicakcic, Kaderabek, Polanski (61. Toljan), Demirbay, Amiri (73. Rupp), Uth, Kramaric (54. Vargas), Wagner ZUSCHAUER 15.800 TORE 0:1 Kramaric (46.) 1:1 Oliinyk (90. + 2) SCHIEDSRICHTER Frank Willenborg (Osnabrück) GELBE KARTEN Jungwirth Vargas

Als der Schiedsrichter jedoch drei Minuten Nachspielzeit anzeigte, schien es vollbracht. Gleich würde der erste Dreier der noch einigermaßen frischen Saison bei diesem unbequemen Gegner eingefahren sein – dachten die Spieler der TSG etwas zu entspannt. Für die Darmstädter stellten jene Extra-Minuten wiederum die letzte Gelegenheit dar, den Hals gerade noch aus der Schlinge zu ziehen... Und darum liefen sie wie um ihr Leben Richtung Baumann, während die Hoffenheimer Akteure einigermaßen gelöst – weil hier garantiert nichts mehr anbrennen würde – den Schlusspfiff erwarteten. Die Pfeife des Schiedsrichters ertönte denn auch umgehend, nur leider infolge des Darmstädter Ausgleichs. Halbrechts hatten sich die Lilien weitestgehend ungestört nach vorn gespielt, wurden am Flanken nicht und nicht am sich Freilaufen gehindert und konnten einen scharfen Flankenball, von Baumann unglücklich vor die Füße von Oliynyk

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2:1 5. Spieltag » 25. September 2016

TSG 1899 Hoffenheim – FC Schalke 04

Trainer Nagelsmann hatte genug davon, als eines der wenigen Teams der neuen Saison zwar noch ungeschlagen, aber eben auch sieglos zu sein. Und so fielen unter der Woche deutlichere Worte als gewohnt, um die offensiven wie defensiven Akteure wachzurütteln. Allerdings schien die Mannschaft der Remis-Serie und der späten Gegentore kein bisschen weniger überdrüssig zu sein als ihr Trainer. Beim Gegner lagen die Verhältnisse dagegen um einiges brisanter. Denn wer hätte gedacht, dass der ruhmreiche FC Schalke 04, der mit neuem Manager und neuem Trainer in die Saison gestartet war, mit vier Niederlagen im Gepäck anreisen würde! Den neuen Führungsleuten Heidel und Weinzierl stand die Ratlosigkeit über ihre auf vielen

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Positionen veränderte Mannschaft ins Gesicht geschrieben... Die Frage war nur, ob sich Schalke in Sinsheim aus der zunehmenden Verunsicherung befreien würde oder ob Hoffenheim den Frust aus dem Darmstadt-Spiel in neue Energie umwandeln könnte. Oder ob das nächste Remis anstand... Einer der energiereichsten Spieler der TSG, Ermin Bicakcic, verlängerte zwei Tage vor der richtungsweisenden Partie seinen Vertrag vorzeitig bis ins Jahr 2020. Er begann das Spiel auf der linken Innenverteidigerposition, Süle auf der rechten. Das Mittelstück der defensiven Dreierkette bildete Vogt, der sich auf dieser Position glänzend bewähren sollte. Vor ihnen agierte ein ungewohnt defensiv ausgerichteter Rudy, der dort ebenfalls bestechend agierte, während rechts und links Toljan und Kaderabek als offensive Außenverteidiger spielten. In der Mitte sorgten Rupp und Demirbay für konstruktive Unruhe, während vorn Kramaric und Uth auf Torejagd gehen sollten: Wagner war kurzfristig wegen Knöchelproblemen ausgefallen. Als Schalke nach ruhigem Beginn in der 4. Minute zum ersten Mal ernsthaft angriff, fiel gleich die Führung für die Gäste. Embolo ging rechts an Kaderabek vorbei und flankte nach innen, wo Choupo-Moting sich am langen Pfosten im richtigen Moment von Süle absetzte und aus geringer Distanz unhaltbar einköpfte. In der 8. Minute setzte die TSG, die vom frühen Gegentreffer ziemlich unbeeindruckt schien, einen Lattentreffer von Kramaric dagegen. Und in der 17. Minute schraubte sich Kramaric auf Höhe des Elfmeterpunkts in die Luft, nachdem Kaderabek links durchgegangen war und mit dem schwächeren linken Fuß fein geflankt hatte, und erzielte per Kopf ins rechte untere Eck den längst verdienten 1:1-Ausgleichstreffer.

In der 28. Minute klärte Baumann im Nachfassen einen harten Schuss von Goretzka, in der 33. setzte Huntelaar einen Kopfball an den rechten Pfosten, während Uth in der 29. und 36. Minute aussichtsreich, aber ebenso ergebnislos vor Fährmann auftauchte. Dann musste in der 39. Minute Bicakcic, der seit einem heftigen Foul an Goretzka in der 26. Minute selber angeschlagen war, vom Platz. Für ihn kam Schär, bei dem sich Licht und Schatten abwechseln sollten. Zwei Minuten darauf sorgte Demirbay für einen weiteren von vielen Glanzpunkten, die er in dieser Partie setzte, als er erst halbrechts in den Schalker Strafraum eindrang und dann mit einem sehenswert feinen Pass quer durch die gegnerischen Reihen brillierte, so dass Rupp, der mitgelaufen war, nur noch den Fuß hinhalten musste, um das 2:1 zu erzielen. »

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Den Anstoß zur zweiten Halbzeit besorgte Huntelaar mit einem eher peinlichen Direktversuch Richtung Hoffenheimer Tor, der für Baumann spielend leicht zu fangen war. Danach versuchte Schalke etwas schwerfällig, das Spiel an sich zu ziehen, und öffnete damit eine Reihe guter Hoffenheimer Kontermöglichkeiten. In der 55. Minute schoss Uth bei einer dieser Chancen knapp übers Tor, in der 57. Minute verpasste Rupp den Moment, Uth allein vor dem Schalker Tor freizuspielen, in der 60. Minute feuerte Kramaric übers Tor, während die Gäste kaum einmal zwingend vor Baumann auftauchten.

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In dieser Spielphase zog sich Uth bei einem Zweikampf einen Muskelbündelriss zu, der ihn für längere Zeit außer Kraft setzen sollte, und musste für Amiri vom Feld. Kurz darauf kam auch Vargas für Rupp, während Schalke mit Meyer für Huntelaar weiterspielte – was den Schalker Angriffen für kurze Zeit mehr Durchschlagskraft verlieh. Ab der 80. Minute war aber Hoffenheim dem 3:1 wieder näher als Schalke dem Ausgleich: Demirbay vergab in der 84. nach schöner Vorarbeit von Amiri, Kramaric in der 87., dann gab es drei Minuten Nachspielzeit, bis kurz vor Spielende Demirbay einen Schalker Angriffsball im Strafraum an den Arm bekam... Glücklicherweise blieb die Pfeife von Schiedsrichter Welz stumm – Demirbay hatte tatsächlich auch eher eine ausweichende Bewegung vollzogen. Danach war Schluss, Hoffenheim hatte den ersten Dreier der Saison verdient über die zweite Halbzeit gebracht, mit einem zuletzt nur noch humpelnden, von Krämpfen geplagten Demirbay, während auf Schalke allmählich die Alarmglocken läuteten. Mit dem längerfristigen Ausfall von Uth war der Sieg einigermaßen teuer erkauft, Bicakcic und Demirbay konnten jedoch nahtlos wieder ins Training einsteigen.

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Süle, Vogt, Bicakcic (39. Schär), Toljan, Kaderabek, Rudy, Demirbay, Rupp (73. Vargas), Uth (66. Amiri), Kramaric FC SCHALKE 04 Fährmann, Riether, Höwedes, Nastasic, Baba, Stambouli (58. Schöpf), Bentaleb, Goretzka, Choupo-Moting (75. di Santo), Embolo, Huntelaar (65. Meyer) ZUSCHAUER 29.288 TORE 0:1 Choupo-Moting (4.) 1:1 Kramaric (17.) 2:1 Rupp (41.) SCHIEDSRICHTER Tobias Welz (Wiesbaden) GELBE KARTEN Bicakcic di Santo

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1:2 6. Spieltag » 1. Oktober 2016

FC Ingolstadt 04 – TSG 1899 Hoffenheim

Die Schlagzeilen in der Woche vor dem Spiel gehörten sogenannten weichen Themen, also solchen, die keinen unmittelbaren Bezug zum Wettkampfgeschehen hatten. Die schönste der Schlagzeilen war zweifellos, das Boris Vukcevic inzwischen wieder mit dem Ball jonglieren konnte: vier Jahre nach seinem schlimmen Unfall. Dahinter verblasste fast das sogenannte erste Drohnentraining der Liga. Trainer Nagelsmann hatte die Laufwege seiner Schützlinge per Drohne aufzeichnen lassen – ein weiteres innovatives Element im Portfolio der TSG! Ein anderes Thema vor der Begegnung in Ingolstadt war Benjamin Hübner, der im Sommer aus Ingolstadt nach Hoffenheim gewechselt war, ohne bislang eine einzige Pflichtspielminute zu absolvieren. Julian Nagelsmann verriet in der Pressekonferenz vor der Partie nicht, dass er den defensiven Neuzugang jetzt zu bringen beabsichtigte. Infolge des Ausfalls von Bicakcic war ein Platz frei geworden, den diesmal nicht Schär, sondern eben Hübner ausfüllen durfte. Ansonsten blieb die Aufstellung weitgehend so wie beim Sieg über Schalke, nur dass Wagner für den verletzten Uth in die Mannschaft zurückgekehrt war. Und der großgewachsene Stürmer sorgte bereits in der 11. Minute für den Hoffenheimer Führungstreffer. Nach ruhigem Beginn beider Mannschaften hatte sich Demirbay dynamisch nach vorn durchgespielt und rechts auf Kramaric abgelegt, der einen feinen Pass durch die Ingolstädter Verteidigung steckte, so dass Wagner den Ball mit einem gewaltigen Ausfallschritt über die Linie drücken konnte. In der 15. Minute rettete Baumann den knappen Vorsprung, als er einen abgefälschten Ball nach Eckstoß mit einem Riesenreflex abwehrte. Und Ingolstadt mühte sich weiterhin um Anschluss an die Partie, meist mit langen Bällen nach vorn, die jedoch einstweilen wenig Gefahr brachten. Schritt für Schritt konnte 1899 Hoffenheim deshalb die ohnehin höheren Spielanteile auch in zunehmende Spielkontrolle umwandeln und hatte in der 21. Minute Pech, als Torhüter Nyland einen schönen Schuss von Rupp (nach Doppelpass mit Kaderabek) gerade noch auf den Torwinkel abzuwehren vermochte.

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Die Abwehr der Schanzer wirkte in dieser Situation wie auch sonst nicht ganz sattelfest. In der 35. Minute gab es dafür die Quittung bzw. das 0:2 durch Demirbay, der einen unsauber geklärten Ball nach einem schönen Gang nach vorn durch Kramaric mit einem trockenen, flachen Schuss kurz vor der Strafraumkante eiskalt verwertete. Bis zur Pause versuchten die Schanzer mit nervösen Angriffsversuchen nochmal ins Spiel zu kommen, es fehlte jedoch die nötige Präzision. Hoffenheim kam unverändert aus der Kabine, musste aber schon in der 53. Minute den angeschlagenen, wieder großartig spielenden Demirbay durch Amiri ersetzen. Nur drei Minuten später verhinderte Baumann den Anschlusstreffer, indem er sich bei einem halbrechten Schuss von Leckie lang und länger machte und den Ball gerade noch aus dem Winkel fischte. Wiederum zwei Minuten darauf foulte Matip den gerade erst eingewechselten Amiri derart grob, dass Matip dafür die gelbe Karte bekam und Amiri in der 69. Minute wieder ausgewechselt werden musste. Für ihn kam Polanski, gleichzeitig ersetzte Szalai Wagner, der extrem weite Wege gegangen war. Kramaric, der ebenfalls viel gelaufen war, hatte glücklicherweise noch Reserven, denn das Wechselkontingent war erschöpft. In der 76. Minute bediente er nach dribbelstarker Vorarbeit im Strafraum Szalai mit feinem Zuspiel in der Mitte, doch sprang der Ball Szalai zu weit vom Fuß – es langte nur noch zu einem haltbaren Schüsschen. Im Gegenzug landete der Ball dann im Netz, aber der Weitschuss-Treffer wurde zurecht nicht gegeben, nachdem Christiansen zuvor Rupp eindeutig gefoult hatte. Die Schanzer sahen das naturgemäß anders und rückten nun deutlich entschiedener als zuvor nach vorn. Die daraus entstehenden Konterchancen ließ die TSG samt und sonders liegen. In der 83., 88. und 90. Minute vergab allein Kramaric drei Hundertprozenter, einmal traf er dabei nur den Pfosten. Das Spiel hätte längst entschieden sein müssen... So kam es, dass in der Nachspielzeit Schiedsrichter Kampka die Nerven kurzfristig noch einmal in höchste Anspannung versetzte, indem er, vielleicht et-

was übermotiviert, auf den Elfmeterpunkt zeigte. Angeblich hatte Rupp den Ball nach einem Eckstoß der Schanzer mit dem Oberarm geführt – doch die Zeitlupenbilder legten nahe, dass Rupp eher regelgerecht die Schulter eingesetzt hatte. Hinterseer lief an und versenkte den Ball ebenso platziert wie unhaltbar im rechten unteren Bereich. Gleich danach ertönte jedoch der Schlusspfiff: Hoffenheim hatte das zweite Spiel in Folge völlig verdient gewonnen und war in dieser Saison immer noch ungeschlagen. Die überragenden Akteure des Spiels hießen Demirbay, Vogt und Kramaric. Rudy, der sich über eine erneute Nominierung für die Nationalmannschaft freuen durfte, wirkte diesmal etwas schwächer, während Hübner sein Debut in blau und weiß äußerst erfolgreich gestaltete.

FC INGOLSTADT 04 Nyland, Levels, Matip, Tisserand, Jung, Roger, Groß, Cohen (46. Lezcano), Leckie (59. Lex), Hartmann (69. Christiansen), Hinterseer TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Süle, Vogt, Hübner, Toljan, Kaderabek, Rudy, Demirbay (53. Amiri (70. Polanski)), Rupp, Wagner (69. Szalai), Kramaric ZUSCHAUER 13.844 TORE 0:1 Wagner (11.) 0:2 Demirbay (35.) 1:2 Hinterseer (90. + 5) SCHIEDSRICHTER Dr. Robert Kampka (Mainz) GELBE KARTEN Matip Hübner

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2:1 7. Spieltag » 15. Oktober 2016

TSG 1899 Hoffenheim – SC Freiburg

Zum ersten Mal, seit er Cheftrainer in Hoffenheim war, ließ Julian Nagelsmann dieselbe Mannschaft auflaufen wie im Spiel davor. Umso überraschender gestaltete sich die Freiburger Aufstellung mit fünf Mittelfeldakteuren, ohne einen einzigen echten Stürmer, was Hoffenheim anfangs vor einige Probleme stellen sollte. Dem Anpfiff waren ein paar verbale Scharmützel vorausgegangen. Alexander Rosen hatte öffentlich darüber gesprochen, dass Freiburg in dieser Saison einen aggressiveren Fußball pflege als üblich, zeitweise auch im Grenzbereich und von Trainer Streich an der Seitenlinie entsprechend angetrieben. In Freiburg kam diese sachlich vollauf begründete Äußerung gar nicht gut an, man sah sich als „Kloppertruppe“ verunglimpft – und wollte offenbar der Wahrheit, dass Freiburg in Zweikämpfen eine harte Gangart pflegte, lieber nicht ins Gesicht sehen. Julian Nagelsmann ließ sich von der massiven Freiburger Aufregung allerdings kein bisschen anstecken: „Es geht nicht um das Duell Streich gegen Nagelsmann, darauf lasse ich mich nicht ein“, erklärte der inzwischen 29-Jährige. Mit Vincenzo Grifo, aber ohne den verletzten, ebenfalls einst zur TSG gehörenden Manuel Gulde hinderte das massierte Freiburger Mittelfeld Hoffenheim zunächst an der geplanten Spielentfaltung – Mal um Mal spielte sich die TSG im Mittelfeld fest und kam nicht in Tritt. Umgekehrt gelang es Freiburg jedoch genauso wenig, den Ball in Baumanns Sechzehner zu tragen. Anders gesagt wirkte die Partie zum Leidwesen der Fans von taktischen Vorgaben eine gute halbe Stunde lang wie geknebelt. Dann jedoch erlief sich Wagner einen unsortierten Rückpass von Söyüncü, den Kramaric stark bedrängt hatte, umkurvte Torhüter Schwolow rechts und schloss trotz des inzwischen sehr spitzen Winkels derart präzise ab, dass es 1:0 stand.

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Baumann musste nach dieser Aktion in der 34. Minute einmal noch eingreifen und einen gefährlichen Lupfer von Philipp entschärfen, dann war die erste Halbzeit ohne die erwarteten vielen Höhepunkte vorbei. Der Beginn der zweiten Halbzeit verlief vergleichsweise turbulenter: Wagner köpfte in der 51. Minute nach Eckball Demirbay nur knapp übers Tor, und Kramaric dribbelte sich in der 53. Minute durch den Freiburger Strafraum und wurde gelegt, bekam aber den fälligen Elfer nicht zugesprochen. In der 60. Minute setzte Hübner einen Freistoß von Demirbay per Kopf knapp neben den Pfosten, danach verengte sich das Spiel wieder. »

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Trainer Streich hatte inzwischen seinen besten Joker Petersen eingewechselt. Und für Rupp kam in der 74. Minute Polanski, in der 77. Amiri für Demirbay. Damit war Hoffenheim in der Mittelfeldachse neu aufgestellt und für den Moment etwas instabil – umgehend kassierte die TSG den Ausgleich. Unglücksrabe Söyüncü hatte einen steilen Ball exakt in die Schnittstelle der Dreier-Innenkette von Hoffenheim gespielt, Niederlechner lupfte den Ball über Baumann zum 1:1 in die Maschen. Nur zwei Minuten darauf, in der 80. Minute, sollte Söyüncü erneut zur zentralen Figur werden. In einem Strafraum-Zweikampf schraubte er sich hoch, indem er Rudy nach unten wegdrückte – und auf dieses unübersehbar regelferne Verhalten hin konnte Schiri Aytekin nicht anders, als auf den Elfmeterpunkt zu zeigen. Die Freiburger protestierten trotzdem wild, Trainer Streich applaudierte höhnisch von der Seitenlinie – doch Kramaric lief locker ein paar Schritte an und chippte den Ball in bester Salihovic-Manier in die Mitte, während Schwolow zur Seite wegsprang.

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Süle, Vogt, Hübner (82. Bicakcic), Toljan, Kaderabek, Rudy, Demirbay (77. Amiri), Rupp (74. Polanski), Wagner, Kramaric Die erneute Führung wegzugeben, kam für die Hoffenheimer Elf natürlich nicht mehr infrage. Aus den Spielen zu Beginn der Saison gewitzt, liefen sich alle Spieler bis zum Schlusspfiff die Lungen leer, um keine Freiburger Chance mehr zuzulassen – was auch gelang! Damit war der dritte Sieg in Folge eingefahren und die TSG immer noch ungeschlagen... Freiburg erwies sich, jedenfalls in Gestalt seines Trainers, danach als schlechter Verlierer, der mit den Strafstoßentscheidungen des Schiedsrichters haderte und gar von „Machenschaften“ sprach, die dahin geführt hätten. Davon konnte jedoch gar keine Rede sein, der Sieg ging rein wegen der dargebotenen Leistungen völlig in Ordnung.

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SC FREIBURG Schwolow, Höfler, Torrejon, Söyüncü, Ignjowski (46. Niederlechner), Günter, Frantz (77. Haberer), Meffert (58. Petersen), Bulut, Grifo, Philipp ZUSCHAUER 28.540 TORE 1:0 Wagner (34.) 1:1 Niederlechner (78.) 2:1 Kramaric (81.) SCHIEDSRICHTER Deniz Aytekin (Oberasbach) GELBE KARTEN Vogt, Rudy Torrejon, Haberer, Söyüncü

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0:3 8. Spieltag » 22. Oktober 2016

Bayer 04 Leverkusen – TSG 1899 Hoffenheim

Aufgrund der erfolgreichen Vorwochen sah die TSG dem Spiel in Leverkusen mit gedämpftem Optimismus entgegen. Dem „Angstgegner“, der etwas durchwachsen in die Saison gestartet war, sollte diesmal mit mehr Aussicht auf Erfolg zu begegnen sein. „Wir können Bayer weh tun“, hatte Julian Nagelsmann vor der Partie gesagt. Wie eklatant er damit recht behalten sollte, ahnte er sicher selber nicht. Diesmal von Beginn an wieder dabei war Nadiem Amiri, der nach Zeitungsberichten vor dem Spiel in der Sommerpause offenbar stark von RB Leipzig umworben war. Für ihn blieb Rupp auf der Bank, während Toljan wegen Wadenproblemen nicht im Kader stand und durch Zuber ersetzt wurde. Bei der Werkself durfte erwartungsgemäß Volland auflaufen und mit Mehmedi die Offensive bilden, während Chicharito und Kießling, da beide angeschlagen waren, zur späteren Verstärkung auf die Bank beordert wurden. Schon in der 2. Minute offenbarte die Partie ihr turbulentes Potential. Leno hatte einen Pass statt auf Baumgartlinger auf Amiri gespielt, der allein auf den Leverkusener Torhüter zuging, sich den Ball aber zu weit vorlegte und von Leno gerade noch gestoppt werden konnte. Drei Minuten später führte Leverkusen eine Ecke kurz aus, verlor rasch den Ball und sah sich einem technisch feinen, schnellen Konter der TSG ausgesetzt. Demirbay zog fast allein Richtung Tor, nur Volland war imstande, ihm noch zu folgen. Und der Ex-Hoffenheimer tat, was er besser nicht getan hätte, nämlich Demirbay als letzter Mann in sichtbarer Übermotivation von den Füßen zu holen. Schiri Dankert wiederum tat, was er tun musste, er entschied auf Freistoß und zeigte die rote Karte! Volland, der in Leverkusen lang nicht so durchschlagend gestartet war, wie er sich das erhofft hatte, trat den schweren Gang in die Kabine an – und wurde von Julian Nagelsmann abgeklatscht. Danach setzte Demirbay den Freistoß an den Außenpfosten. In Überzahl nahm Hoffenheim erst einmal Dampf aus der Partie, ließ den Ball viel zirkulieren und wartete auf eine

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gute Gelegenheit. Die kam in der 15. Minute, als Kaderabek sich rechts überzeugend durchsetzte und in die Mitte auf Wagner abspielte, der mit viel Übersicht links auf Demirbay weiterleitete, der einen Haken nach rechts schlug, Bender aussteigen ließ, abzog und aus ca. 13 Metern halbrechts ins Tor traf. Danach ließ die TSG wieder Ball und Gegner routiniert laufen. In der 24. Minute hätte es für etwas zu viel Lässigkeit beinahe ein Gegentor gegeben, aber Baumann verkürzte perfekt den Winkel, als Brandt auf links durchgebrochen war, so dass der Ball knapp am Pfosten vorbeistrich. Noch ein paar Minuten lang drohte weiter Gefahr, dann hatte Hoffenheim den Gegner wieder unter Kontrolle, fing dessen Versuche, ins Spiel zu finden, problemlos ab und brachte die knappe Führung sicher in die Pause. Kurz nach dem Wiederanpfiff, in der 49. Minute, fiel schon die Vorentscheidung. Kramaric setzte sich unwiderstehlich auf der linken Seite durch und flankte auf Wagner, der sich gekonnt von Toprak absetzte und aus kürzester Distanz das 0:2 erzielte. Drei Minuten später platzte Gästetrainer Schmidt, der die letzten Felle davonschwimmen sah, dann der Kragen. Als nach einem Foul an Süle in Nähe der Trainerbänke Julian Nagelsmann protestierend aufgesprungen war, entlud Roger Schmidt seinen Frust in einer Kaskade von beleidigenden Äußerungen, die Nagelsmann wenig beeindruckten, den Schiedsrichter dafür umso mehr: Er zeigte dem Gästetrainer die rote Karte.

gegangen – und Zuber, der Toljan glänzend vertrat, hatte den in die Mitte weggegrätschten Ball aus 18 Metern im unbewachten Tor untergebracht.

BAYER 04 LEVERKUSEN Leno, Bender (46. Wendell), Tah, Toprak (56. Chicharito), Henrichs, Baumgartlinger, Aranguiz, Brandt, Kampl, Mehmedi (57. Kießling), Volland

Der Rest war Formsache. Zur Schonung der Kräfte durften die Dauerläufer Demirbay und Kramaric vorzeitig vom Feld, Wagner vergab noch hier und da gute Gelegenheiten, Leverkusen sehnte den Schlusspfiff herbei – und die Fans der Werkself verließen in Scharen die Ränge. Mit dem vierten Sieg in Folge stand Hoffenheim nunmehr auf einem sensationellen vierten Platz: ohne aber in Euphorie zu verfallen, wovor Julian Nagelsmann denn auch eindringlich warnte.

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Süle, Vogt, Hübner, Kaderabek, Rudy (58. Polanski), Zuber, Amiri, Demirbay (78. Vargas), Wagner, Kramaric (65. Szalai)

Für Kevin Volland entschied das DFB-Sportgericht im Anschluss auf eine Sperre von zwei Spielen – wohl auch deshalb, weil Demirbay dem Schiri noch auf dem Spielfeld klar gesagt hatte, dass er Vollands Foul keinesfalls für rotwürdig hielt. Trainer Schmidt bekam eine Geldstrafe aufgebrummt und musste für zwei Spiele auf die Tribüne, infolge einer früheren Bewährungsstrafe.

ZUSCHAUER 28.716 TORE 0:1 Demirbay (15.) 0:2 Wagner (49.) 0:3 Zuber (60.) SCHIEDSRICHTER Bastian Dankert (Rostock) GELBE KARTEN Rudy ROTE KARTEN Volland (6., Notbremse)

War der Platzverweis berechtigt? Die fußballdeutsche Mehrheit war davon überzeugt und fand, dass öffentliche Grobheiten und derart aggressives Verhalten sanktioniert gehörten. Umso schöner war, dass die wütende Schmähung ins Leere lief, indem Julian Nagelsmann sich zu keiner spontanen Replik provozieren ließ und nach dem Spiel auch noch großmütig darüber hinwegsah. Damit war die Partie endgültig gelaufen, zumal Steven Zuber in der 60. Minute auch noch das 0:3 erzielte. Wagner hatte nach einem Einwurf von rechts den Ball scharf auf Kramaric in die Mitte geflankt, Leno war noch dazwischen

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2 : 1 n.V. DFB-Pokal, 2. Hauptrunde » 25. Oktober 2016

1. FC Köln – TSG 1899 Hoffenheim

Mit Rupp für den pokalgesperrten Kaderabek, ansonsten gegenüber der vier Tage zurückliegenden Partie in Leverkusen unverändert, betrat die TSG an diesem Mittwochabend den Rasen des gut gefüllten, wie so oft wieder dümmliche Fangesänge gegen Dietmar Hopp intonierenden Rhein-Energie-Stadions. Die Hoffenheimer Antwort fiel fußballgerecht aus. Sie bestand in ruhigem, abgeklärtem Fußball, der die Kölner Elf vor arge Probleme stellte, zumal sich auch Hoffenheims Defensive in die Angriffe einschaltete. Was das bewirkte, zeigte sich nach einer Standardsituation, als Niklas Süle in der 8. Minute eine Flanke von rechts in die Mitte auf Hübner zog, der den Ball per Aufsetzer im Netz versenkte. Danach ließ Hoffenheim den Ball im Stil einer Spitzenmannschaft frei rotieren und war gnadenlos überlegen: Köln bekam keinerlei Zugriff aufs Spiel. Das ging eine halbe Stunde lang so, der Lärmpegel im Stadion schwoll ab, die Geißböcke wurden beinahe schon vorgeführt – nur fehlte mehr und mehr der klare Zug zum Tor. Stattdessen schlichen sich hier und da Fehlpässe ein, die Köln allmählich zurück ins Spiel brachten. Großartig Torgefahr erwuchs daraus einstweilen nicht, Baumann hatte wenig zu tun. Als die Partie wieder halbwegs ausgeglichen verlief, kam in der 36. Minute der große Moment des Marcel Risse. Der Kölner feuerte einen angetippten Freistoßball aus deutlich über 30 Metern Entfernung mit derartiger Gewalt von halblinks aufs Hoffenheimer Tor, dass die zudem noch flatternde Flugbahn zu keinem Moment mit Oliver Baumanns Abfangversuch zusammenpasste – vielmehr schlug der Ball über und hinter Hoffenheims Torhüter im Netz ein. Der Schütze gestand später, dass ihm so etwas manchmal im Training, aber noch nie in einem regulären Spiel geglückt war. Bis zur Halbzeitpause geschah nicht mehr viel – danach zunächst ebenfalls nicht. Die Kölner Elf, vom wiedererwachten Publikum frenetisch angefeuert, erlangte für eine Weile optisches Übergewicht, doch gewann Hoffenheim bald die vorherige Pass- und Ballsicherheit zurück und

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erspielte sich immer wieder Chancen, ohne leider richtig torgefährlich zu werden. In der 65. Minute kam Toljan für Rupp, der auf der rechten Seite verschlissen worden war, und verstärkte das offensive Moment der TSG.

Extrazeit gewährte Schiedsrichter Fritz noch – lange Bälle wurden jetzt in die Spitze geschlagen. Einen davon konnte Wagner in der letzten Szene des Spiels auf Szalai ablegen, der den Ball unter die Latte ins Netz knallte.

Je näher das Ende der regulären Spielzeit rückte, desto weniger Risiken ging Köln ein, während Hoffenheim, vollends feldüberlegen, zu einer Art kontrollierter Schlussoffensive blies. In der 85. Minute bekam Amiri die Gelegenheit, das Spiel zu entscheiden: Kramaric hatte ihn freigespielt. Doch statt den Ball zur Seite zu geben, wo Wagner frei stand, versuchte Amiri im Wegrutschen noch selber zu schießen, was ihm ziemlich misslang. Kurz darauf wurde er durch Vargas ersetzt. Und ein paar Augenblicke später verordnete Schiedsrichter Fritz beiden Mannschaften eine halbstündige Verlängerung...

Doch es stand weiterhin 2:1 für Köln! Genau jener Linienrichter, der schon das erkennbare Abseits von Modeste übersehen hatte, erkannte nun ein Abseits, wo keines war...

Und die begann mit einem Aufreger, denn kurz nach dem Wiederanpfiff lag Köln auf einmal in Führung. Nur war der Treffer zum 2:1 irregulär: Olkowski hatte die noch nicht ganz wieder im Wettkampf angekommene rechte Seite der TSG im Alleingang ausgespielt und scharf nach innen geflankt, wo Vogt den Ball leicht berührte und damit Baumanns Abwehrversuch neutralisierte. So gelangte der Ball zu Modeste, der ihn über die Linie schob. Aus eigentlich klar erkennbarer Abseitsposition!

Trainer Nagelsmann bilanzierte das Spiel anschließend so: „Die ersten 20 Minuten waren die besten der Saison. Wir sind sehr dominant aufgetreten. Dann gab es einen kleinen Bruch, den wir selbst mitverursacht haben. Vor allem durch Ballverluste in der gegnerischen Hälfte.“ Und Oliver Baumann fand: „Das ist wahnsinnig unglücklich gelaufen, weil ich glaube, dass wir ein sehr gutes, reifes Spiel gemacht haben. An unserer Gesamtsituation wird sich aber nichts ändern.“

1. FC KÖLN Horn, Olkowski, Sörensen, Mavraj, Rausch, Lehmann (62. Özcan), Hector, Risse, Zoller (98. Maroh), Rudnevs (105. Heintz), Modeste TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Süle, Vogt, Hübner (103. Szalai), Rupp (65. Toljan), Rudy, Zuber, Amiri (85. Vargas), Demirbay, Kramaric, Wagner ZUSCHAUER 43.000 TORE 0:1 Hübner (8.) 1:1 Risse (36.) 2:1 Modeste (91.) SCHIEDSRICHTER Marco Fritz (Korb) GELBE KARTEN Sörensen, Modeste Demirbay, Szalai

Es dauerte ein paar Minuten, bis die TSG diesen Nackenschlag verdaut hatte. Dann nahm sie ihr beeindruckend kontrolliertes Fußballspielen wieder auf und wurde, weil Köln einen groß gewachsenen Innenverteidiger einwechselte, durch Adam Szalai verstärkt – und gewann Zug um Zug die Oberhand. Die daraus erwachsenden halben Torchancen wurden aber alle zu hastig vergeben, vor allem durch Vargas, bis nach dem erneuten Seitenwechsel nur noch wenige Minuten blieben. Köln war inzwischen stehend k.o., hatte viel mit Krämpfen zu tun und gab sich Mühe, die dadurch entstehenden Pausen möglichst zu verlängern. Hoffenheim schien körperlich weitgehend intakt und warf alles nach vorn, um wenigstens das Elfmeterschießen zu erzwingen. Zwei Minuten

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1:0 9. Spieltag » 30. Oktober 2016

TSG 1899 Hoffenheim – Hertha BSC

Olli Baumann sollte mit seiner Prophezeiung recht behalten, dass die unverdiente Niederlage im Pokal nichts an der Gesamtsituation der Mannschaft ändern würde. Tatsächlich erwies sich die TSG im Spitzenspiel der Liga – Hertha und Hoffenheim lagen auf Platz 3 und 4 der Tabelle – völlig unbeeindruckt. Zuvor konnte Geschäftsführer Frank Briel unter der Woche hervorragende Wirtschaftsdaten bekanntgeben, die der neuen Leistungsfähigkeit der Mannschaft ein breites finanzielles Fundament attestierten. Mit von der Partie war wieder Pavel Kaderabek, auf der linken Abwehrseite stand weiter Steven Zuber: Julian Nagelsmann blieb im Wesentlichen bei seiner bewährten Aufstellung. Hertha BSC war dagegen von Abwehrsorgen geplagt und hatte mit dem Ex-Hoffenheimer Ibisevic einen der besten Liga-Stürmer in ihren Reihen, der in Berlin so etwas wie seinen zweiten Frühling erlebte. Hoffenheims Wagner, der ebenfalls gut in Tritt gefunden hatte, war wiederum Ex-Herthaner und brannte darauf, seinem alten Verein zu beweisen, dass man ihn in Berlin reichlich verkannt hatte. Nachdem Hoffenheim in den ersten Spielminuten noch Gefahr ausstrahlte – Süles Kopfball nach Ecke durch Demirbay konnte von Lustenberger in der 3. Minute gerade noch geklärt werden –, übernahm die hoch angreifende Berliner Mannschaft die Führung im Spitzenspiel. Immer mehr schnürte Hertha Hoffenheim ein, hatte viel Ballbesitz und kam in der 15. Minute durch den Brasilianer Allan zur nächsten heißen Torchance. Doch Baumann war zur Stelle und klärte dessen Direktabnahme an der Strafraumkante durch eine sensationelle Flugeinlage. Insgesamt wirkte Berlin in dieser Phase stabiler und auch besser eingespielt als Hoffenheim. Aber das sollte sich bald ändern. Denn die bislang nur in Konterversuchen präsente TSG zog etwa ab der 20. Minute das Spiel immer

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mehr in die Breite und Länge, so dass Berlin die räumliche Kompaktheit verlor, und bestimmte zunehmend ballsicher mit Kurzpässen die Partie. Die alte Dame Hertha kam dadurch völlig aus dem Konzept und fand bis zur Halbzeit kein Mittel, um sich aus der immer engeren Umschnürung der TSG zu befreien. Hoffenheim spielte jetzt wie aus einem Guss, erneut im Stil einer Spitzenmannschaft, und hatte in der 29. Minute einen Lattentreffer durch Kaderabek zu verzeichnen, ungewohnterweise per Kopf. Doch schon zwei Minuten darauf wuchtete sich Süle bei einem elegant auf den zweiten Pfosten gezogenen Freistoß von Demirbay durch die Berliner Abwehr („mit der Gewalt einer Abrissbirne“, wie die RNZ schrieb) und köpfte einen wahren Torpedo auf Jarstein, der gegen Süles ersten Saisontreffer nichts zu halten fand. Schon in der 34. Minute hätte Rupp erhöhen können, scheiterte aber mit einem unplatzierten Schuss nach Rudys Traumpass allein vor dem Berliner Keeper. »

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TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Süle, Vogt, Hübner, Kaderabek, Rudy, Zuber (62. Toljan), Rupp (84. Szalai), Demirbay (78. Amiri), Wagner, Kramaric HERTHA BSC Jarstein, Weiser, Lustenberger, Brooks, Pekarik, Stark, Skjelbred (72. Kalou), Esswein (57. Schieber), Allan, Haraguchi, Ibisevic (80. Allagui) ZUSCHAUER 28.015 TORE 1:0 Süle (31.) SCHIEDSRICHTER Benjamin Cortus (Röthenbach a. d. Pegnitz) Nach dem Wideranpfiff, das war klar, würde die alte Dame aus Berlin wieder frisch ans Werk zu gehen versuchen – was ihr auch gelang, ungefähr zehn Minuten lang... In der 51. Minute führte das zur einzigen auffälligen Szene von Ibisevic, der sich halblinks durchsetzte und von der Strafraumkante aus abzog, doch wieder war Baumann zurstelle und nahm den etwas mittig platzierten Ball problemlos auf. Danach brachte Hertha-Trainer Dardai Julian Schieber für Esswein, während die TSG Zuber durch Toljan ersetzte.

Zug um Zug arbeitete sich Hoffenheim von nun an zurück in die Partie, ließ die immer müderen und ideenloseren Berliner laufen und kombinierte sich auf diese Weise spielsicher durch die Halbzeit, untermalt von wiederholten Kontern. Dabei vergaben Demirbay per Freistoß (76. Minute) und Kramaric (78. Minute) etwas eigensinnig und wieder Kramaric (88. Minute) nach schönem Zuspiel des inzwischen für Demirbay eingewechselten Amiri vor Jarstein im fast offenen Berliner Tor.

In den anschließenden Interviews stach ein Element heraus, das kein Spieler unerwähnt ließ, wenn die Frage war, was den momentanen Erfolg der TSG denn ausmache. Immer wieder wurde darauf hingewiesen, wie gut und detailliert Trainer Nagelsmann seine Mannschaft auf jeden einzelnen Gegner einstellte, wie exakt der Matchplan war. Und Siegtorschütze Süle verriet, dass er von Demirbay vor der Partie genau ein solches Zuspiel gefordert hatte – und dass Manager Rosen mit ihm gewettet hatte, dass er innerhalb von zehn Spielen zwei Tore erzielen würde.

GELBE KARTEN Weiser, Stark, Allan, Schieber

Dann war die Partie vorbei, die TSG hatte ihren fünften Liga-Sieg in Folge zu verbuchen – und stellte damit ihren eigenen Vereinsrekord aus dem Jahr 2008 ein. Der weitere Lohn bestand im Platzwechsel in der Tabelle: Hoffenheim auf 3, Berlin auf 4.

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1:1 10. Spieltag » 5. november 2016

FC bayern münchen – TSG 1899 Hoffenheim

Gegen die Bayern ist selten viel auszurichten, wenn sie in der Saison erstmal Fuß gefasst haben und ins Rollen gekommen sind. In dieser Saison jedoch, nach dem Wechsel von Guardiola zu Ancelotti, war die gewohnte Bayern-Dominanz ein wenig ins Wanken geraten. Auch deshalb rechnete sich Julian Nagelsmann vor der Partie vorsichtige Chancen aus, in München mehr zu erreichen als eine respektable Niederlage. Und er sollte recht behalten... Auch Niklas Süle, der angeblich von den Bayern umworben wurde, ging optimistisch in die Partie, bei der Alaba, Lahm, Kimmich und Müller auf der Bank saßen. Die Startelf der Gastgeber las sich mit Namen wie Robben und Vidal, Hummels und Boateng, Alonso und Lewandowski, Thiago und Douglas Costa jedoch immer noch klangvoll genug! Hoffenheim dagegen blieb im Prinzip bei der bewährten Aufstellung der letzten Spiele und brachte nur Amiri statt Rupp. Zehn Minuten brauchte es ungefähr, bis Hoffenheim auch gegen die Bayern die inzwischen gewohnte Ballkontrolle ausüben konnte und im Übrigen durch hohes, teilweise sehr hohes Anlaufen dafür sorgte, dass der Serienmeister nicht zur Entfaltung seiner besonderen Qualität kam. Trotzdem musste Baumann in der 15. Minute einen Schuss von Rafinha aufs kurze Eck parieren, ehe Demirbay für den ersten Paukenschlag sorgte: Vogt hatte Amiri halblinks steil geschickt, der einen Moment verzögerte und dann in den Bayern-Rückraum passte, wo Demirbay angerauscht kam und den Ball mit einem Traumschuss aus ca. 15 Metern unhaltbar im Tor von Manuel Neuer versenkte. Die Bayern versuchten nun mehr Druck aufzubauen, was ihnen aber nur recht und schlecht gelang. Hoffenheim kaufte den Megastars den Schneid ab, ohne selber nochmals gefährlich zu werden. Das ging so bis zur 34. Minute, aber auch dann bedurften die Bayern der Hoffenheimer Mithilfe, um zum Ausgleich zu kommen. Ehrlicherweise muss man eingestehen, dass Lewandowski Costas scharfe Hereingabe vermutlich problemlos versenkt hätte, wäre Zuber nicht vor ihm zurstelle gewesen. Denn dessen Klärungsversuch per Grätsche landete unglücklich im Netz...

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Bis zur Pause gelang keiner der Mannschaften mehr Spektakuläres. Danach kam Bicakcic für Hübner, der sich leicht verletzt hatte – und drangen die Bayern erwartungsgemäß auf ein schnelles Führungstor. Hoffenheim wurde immer mehr eingeschnürt, befreite sich jedoch dann und wann mit gefährlichen Kontern und brachte in der 57. Minute Rupp für Amiri, während die Bayern bis zur 69. Minute warteten, ehe sie Müller für Vidal aufboten, um noch mehr offensives Feuer zu entfachen. Julian Nagelsmann antwortete umgehend, indem er Vargas für den müde gelaufenen Kramaric aufs Feld schickte. Immer noch aber gelang es den Bayern trotz großer Feldüberlegenheit nicht, gefährlich in den Hoffenheimer Strafraum einzudringen. In der 80. Minute versuchte sich der seit Monaten glücklose Thomas Müller an einem Kopfball, den Baumann leicht aufnehmen konnte, in der 86. Minute wurde Vargas von Demirbay glanzvoll freigespielt, verlor zögernd den Ball jedoch an Neuer – und dann ging es ins Herzschlagfinale dieser durchgehend spannenden Partie auf hohem Niveau: Erst traf Hummels in der 87. Minute aus 14 Metern nur den Pfosten, eine Minute darauf fing Baumann einen Kopfball von Hummels ab, in der auf drei Minuten angesetzten Nachspielzeit traf auch Müller aus kurzer Distanz nur den Pfosten, und ganz kurz vor dem Schlusspfiff ging Vargas einen Konter über rechts und zog den Ball scharf nach innen, wo Wagner ihn um eine Beinlänge verfehlte...

FC BAYERN MÜNCHEN Neuer, Rafinha, Boateng (82. Alaba), Hummels, Bernat, Alonso, Thiago, Vidal (69. Müller), Robben (78. Coman), Costa, Lewandowski TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Süle, Vogt, Hübner (46. Bicakcic), Rudy, Kaderabek, Amiri (57. Rupp), Demirbay, Zuber, Wagner, Kramaric (71. Vargas) ZUSCHAUER 75.000 (ausverkauft) TORE 0:1 Demirbay (16.) 1:1 Zuber (34. Eigentor) SCHIEDSRICHTER Markus Schmidt (Stuttgart) GELBE KARTEN Rudy, Bicakcic

Der befürchtete Bayerndusel war diesmal ausgeblieben, Hoffenheim hatte auf Augenhöhe gekämpft und auf Augenhöhe gespielt und sich den einen Punkt mehr als verdient, trotz der am Ende zu notierenden 21:5 Torchancen der Hausherren und ihren 66% Ballbesitz. Julian Nagelsmann äußerte sich jedoch wie gewohnt freimütig und gestand immerhin ein, dass ein Sieg für die Bayern aufgrund der zweiten Halbzeit, besonders der Schlussphase, möglich gewesen wäre.

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2:2 11. Spieltag » 20. November 2016

TSG 1899 Hoffenheim – hamburger sv

Am zehnten Spieltag der Vorsaison war der HSV zum letzten Mal in Sinsheim angetreten und hatte das Spiel mit einem einzigen Treffer gewonnen – und eine Art TSG-Lawine ausgelöst. Denn in der Folge wurden Geschäftsführer Peter Rettig und Trainer Markus Gisdol von ihren Ämtern freigestellt! Umso pikanter war darum der diesmalige Antritt des HSV am Sonntagnachmittag unter seinem bislang weitgehend glücklosen Neutrainer mit Namen: Markus Gisdol! Nicht wenige erwarteten, dass er bei einer krachenden Niederlage erneut freigestellt würde. Aber dazu sollte es nicht kommen, auch wenn Hamburg weitere Ausfälle im ohnehin an Verletzungen reichen Ka-

der zu beklagen hatte. Unter anderem fehlte Ex-Nationaltorhüter Adler, der durch Mathenia, früher im Tor von Darmstadt, ersetzt wurde. Hoffenheim dagegen schöpfte (fast) aus dem Vollen und ging in der gleichen, erfolgreichen Formation wie gegen die Bayern in die Partie. Doch anscheinend war die Länderspielpause den Spielern der TSG nicht bekommen... Anfangs sah es noch gar nicht danach aus: Hoffenheim begann temporeich und beherrschte den hoch, aber völlig vergeblich pressenden Tabellenletzten komplett. Vor allem Demirbay zeichnete sich aus, der mit Hamburg noch eine Rechnung offen hatte, nachdem er dort nie Fuß hatte fas-

sen können und für einen regelrechten Schnäppchenpreis an die TSG hergegeben worden war. Kramaric hatte bereits in der dritten Minute nach Zuspiel von Amiri frei die Führung auf dem Fuß, schoss aber weit am Kasten vorbei. Nur zwei Minuten darauf köpfte er ähnlich aussichtsreich eine Flanke von Kaderabek übers Tor! In der 10. Minute scheiterte nach Zuspiel von Zuber wieder Kramaric aus spitzem Winkel – und zog sich allmählich zurück. Im Überschwang scheinbar unendlicher Überlegenheit ließ sich die Mannschaft auf viel Ballgeplänkel ein, gab immer mehr Räume im Mittelfeld frei und lud damit den HSV, der davon anfangs nicht zu träumen gewagt hatte, zu Torgelegenheiten ein. Erschwerend kam bald hinzu, dass Vogt mit Adduktoren-Problemen vom Platz musste und Bicakcic ihn nicht annähernd ersetzen konnte, auch wenn zunächst Süle die Mitte in der Innenverteidigung übernahm: Mal ums Mal kamen die Hamburger gefährlich nach vorn, während Hoffenheim die sich gelegentlich weiter bietenden Chancen leichtfertig verspielte. Und so kam es, wie es kommen musste: Hamburg ging in der 28. Minute durch Kostic in Führung. Ein völlig überflüssiger Ballverlust nach Ballgetändel durch Süle und Rudy, der wenige Tage zuvor noch als Nationalspieler geglänzt hatte, führte zum schnellen Gegenstoß durch Holtby und Gregoritsch, bis Kostics Schuss von Süle nicht mehr geklärt, sondern ins eigene Netz gegrätscht wurde. Es dauerte bis zur 39. Minute, ehe Hoffenheim die Chance auf den Ausgleich bekam, doch Wagner köpfte Demirbays Eckball über die Latte. In der 44. vergab Wagner ein Zuspiel von Kaderabek – in der Nachspielzeit machte er es aber endlich besser und versenkte einen weit fliegenden Eckball von Demirbay zum Ausgleich im Netz. »

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Nach der Halbzeitpause und einer angemessenen Traineransprache ging Hoffenheim wieder konzentrierter zuwerke – und erzielte umgehend das 2:1 durch Zuber, der nach Rudys Traumpass auf Kaderabek und dessen Traumflanke von rechts in den Rückraum aus 15 Metern voll abzog und Mathenia keine Chance ließ. Leider hielt die erneute Überlegenheit nur bis zur 60. Minute an, dann ließen sich die TSG-Spieler wieder zurückfallen und überließen Hamburg die Partie, was bereits in der 61. Minute zum Ausgleich durch Müller führte, in ganz ähnlicher Konstellation wie beim ersten Hamburger Tor. Nachdem in der 69. Minute Rupp für Demirbay gekommen war, zog das Spiel der TSG wieder an. Es gelang trotzdem nicht, den Spielstand zu erhöhen – was bei Julian Nagelsmann zu zunehmend sichtbarer und hörbarer Verärgerung führte... Im Einzelnen vergaben Kramaric in der 71. Minute nach Rupps schnell ausgeführtem Freistoß frei von halblinks, indem er rechts am Tor vorbeischoss, und Wagner in der Nachspielzeit, als er Süles feine Flanke von rechts am linken Torpfosten vorbeidrosch!

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Für den HSV kam das Spiel einem Erweckungserlebnis gleich, für die TSG war das Ergebnis enttäuschend – auch wenn damit selbst am 11. Spieltag weiterhin keine einzige Niederlage zubuche schlug. Vielleicht war der Mannschaft der Tabellenstand doch etwas zukopfe gestiegen... Julian Nagelsmann nahm danach kein Blatt vor den Mund: „Es war heute total einfach, Chancen zu kreieren. Wir müssen fünf oder sechs Tore machen und das Spiel entscheiden. Da muss ich erwarten, dass wir das Tor machen. Aber wir bekommen zweimal ein ähnliches Gegentor, das nervt mich.“

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Süle, Vogt (22. Bicakcic), Hübner, Kaderabek, Rudy, Zuber, Amiri, Demirbay (69. Rupp), Wagner, Kramaric (78. Vargas) HAMBURGER SV Mathenia, Diekmeier, Djourou, Jung, Santos, Sakai, Ostrzolek, Holtby, Müller (90. + 5 Porath), Kostic (90. + 2 Hunt), Gregoritsch (80. Lasogga) ZUSCHAUER 29.512 TORE 0:1 Kostic (28.) 1:1 Wagner (45. + 1) 2:1 Zuber (49.) 2:2 Müller (61.) SCHIEDSRICHTER Robert Hartmann (Wangen) GELBE KARTEN Bicakcic Sakai, Müller

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1:1 12. Spieltag » 26. November 2016

Borussia M’gladbach – TSG 1899 Hoffenheim

Es gab Momente in diesem Spiel in Gladbach, da sah es nicht danach aus, als könnte Hoffenheim das Dutzend voll machen und sich mit RB Leipzig und Real Madrid auf eine Stufe stellen, die als einzige in Europa ebenfalls noch unbesiegt waren in dieser Saison. Es gab sogar ziemlich viele Gelegenheiten, die Partie zu verlieren – in umgekehrter Frequenz zum vorausgegangenen Spiel gegen den HSV, das übervoll war von Chancen auf den bzw. die Siegtreffer. Mit Schär statt des verletzten Vogt in der Dreier-Innenkette und Polanski für den ebenfalls verletzten Mittelfeldstrategen Demirbay war die TSG diesmal vergleichsweise defensiv angetreten, die Doppelspitze aus Wagner und Szalai samt dem auf die Flügel ausweichenden oder dahinter lauernden Kramaric wirkte eher blass. Gladbach dagegen lief mit Vestergaard und Strobl auf und konnte auch den genesenen Hazard wieder aufbieten, der für viel Bewegung und Gefahr sorgte. In den starken Anfangsminuten der Fohlen bekam Hoffenheim kaum Zugriff aufs Spiel, stabilisierte sich jedoch bis zur Mitte der ersten Halbzeit und legte den Offensivdrang der Hausherren zunehmend wirkungsvoll an die Kette. In der 6. Minute klärte Polanski in höchster Not zur Ecke, in der 20. entschärfte Baumann einen Schuss von Stindl aufs kurze Eck, mehr geschah einstweilen nicht – bis in der 25. Minute ein Doppelfehler von Schär doch noch die Gladbacher Führung brachte. Erst klärte Schär einen Angriffsball zu kurz auf den Gegner, dann ließ er Dahoud gewähren, der aus 14 Metern unbedrängt abziehen konnte und Baumann im langen Eck keine Chance ließ. Spätestens jetzt wurde deutlich, dass der Ausfall von Vogt und Demirbay nicht ideal aufgefangen worden war. Und Gladbach tankte durch das Tor Selbstvertrauen und wollte nach sechs sieglosen Partien endlich wieder gewinnen. Die TSG-Defensive brauchte sich bis kurz vor dem Pausenpfiff über fehlende Arbeit jedenfalls nicht zu beschweren und hatte Glück, dass Baumann in der 44. Minute einen Volley-Schuss von Strobl nach Freistoß auf der Linie mit einer Glanzreaktion abwehren konnte. Zwei Minuten vorher war es zur bis dahin einzigen echten Torchance der

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TSG gekommen, als Polanski nach einem abgewehrten Rudy-Freistoß eine Rakete aus gut 20 Metern Entfernung abfeuerte, aber Sommer im Gladbacher Tor noch die Finger dranbekam.

Minute. Danach wirkte es so, als wären die Gladbacher Kräfte mit dem schweren Champions-League-Spiel vom Mittwoch etwas aufgebraucht: Hoffenheim kam wieder gefährlicher zum Zug.

Mit dem Wiederanpfiff nahm Trainer Nagelsmann eine Korrektur in der Aufstellung vor und brachte den wieder einsatzfähigen Uth sowie Amiri für Schär und Szalai. Die Maßnahme, das bisherige defensive, trotzdem nicht effiziente Überangebot abzubauen, zeigte auf dem jetzt viel besser aufgeteilten Spielfeld sofort Wirkung: In der ersten Viertelstunde der zweiten Halbzeit gewann Hoffenheim 80% der Zweikämpfe und war fast permanent in Ballbesitz. Trotzdem hatte Stindl in der 49. Minute das 2:0 mehr als auf dem Fuß. Nach einem Solo von Raffael kam er aus gut zehn Metern völlig frei zum Schuss, aber Baumann war erneut zurstelle und ließ den Ball durch eine geschickte Körperdrehung nicht durch die angepeilten Hosenträger passieren.

Die entscheidende Szene mit Herzinfarktpotential stand aber noch bevor, durch den kurz zuvor eingewechselte Johnson, der in der 78. Minute nach Zuspiel von Dahoud völlig frei vor Baumann auftauchte – und mit einem mächtigen Schuss äußerst knapp links am Tor vorbeizirkelte! Die letzten zehn Minuten waren dann der reinste Schlagabtausch, beide Teams wollten unbedingt gewinnen. Und tatsächlich konnte jederzeit der Siegtreffer fallen, mal durch Kramaric (80. Minute) und Rudy (85. Minute), mal durch Vestergaard (89. Minute) und Dahoud (Nachspielzeit), bis Schiri Aytekin die nervenfressende Partie endlich beendete.

BORUSSIA MÖNCHENGLADBACH Sommer, Elvedi, Christensen, Vestergaard, Wendt, Strobl, Kramer (87. Jantschke), Dahoud, Hazard (75. Johnson), Stindl (87. Hahn), Raffael TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Süle, Schär (46. Amiri), Hübner, Kaderabek, Zuber (58. Toljan), Polanski, Rudy, Kramaric, Szalai (46. Uth), Wagner ZUSCHAUER 51.086 TORE 1:0 Dahoud (25.) 1:1 Amiri (53.) SCHIEDSRICHTER Deniz Aytekin (Oberasbach) GELBE KARTEN Uth, Kaderabek

Fast im Gegenzug setzte Hoffenheim die erste Duftmarke, als nach einer Ecke von rechts erst Süle und dann Hübner brandgefährlich aufs Tor köpften. Nadiem Amiri war es vorbehalten, in der 53. Minute den Chancen-Sack zuzumachen: Kramaric und Rudy hatten den Angriff im Zusammenspiel vorbereitet, dann gab Rudy den Ball an Amiri ab, der im Rücken der Gladbacher frei stand und aus 20 Metern kraftvoll abzog – ins kurze Gladbacher Eck, ebenso überraschend wie unhaltbar für Sommer. Bald darauf musste Steven Zuber vom Platz, Julian Nagelsmann brachte Toljan und hatte sein Auswechselkontingent damit früh erschöpft. Deshalb durfte sich mindestens Baumann nicht mehr verletzen oder die rote Karte sehen, sonst hätte ein Feldspieler das Tor hüten müssen. War die Partie bis hierher schon reich an Aufregungen, wurde sie jetzt ein echter Krimi. Gladbach sah sich durch Amiris Tor um die Früchte einer exzellenten ersten Halbzeit gebracht und schlug beinahe wütend zurück: Angriff auf Angriff rollte aufs Tor der TSG, mal klärte Baumann bravourös, mal verzogen die Gladbacher ihre Schüsse wie Hazard in der 61., Raffael in der 64. und Dahoud in der 68.

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4:0 13. Spieltag » 3. dezember 2016

tsg 1899 Hoffenheim – 1. fc köln

Die nicht lang zurückliegende, unglückliche Pokalniederlage gegen Köln galt eigentlich als abgehakt. Zu spüren war dennoch, dass Mannschaft und Fans auf Revanche brannten. Gut, dass Vogt in die Dreier-Innenkette zurückkehren konnte, Demirbay jedoch fiel mit Adduktorenproblemen weiter aus, offenbar sogar bis zum Jahresende. Amiri vertrat ihn, während Toljan für Zuber auf der linken Seite verteidigte und sich ebenso in Angriffe einschaltete, Rudy und Polanski bildeten die Doppelsechs. Köln wiederum musste auf Lehmann, Maroh, Höger und Bittencourt verzichten und hatte im Laufe der Partie auch noch den Ausfall von Risse zu verkraften, der sich einen Kreuzbandriss zuzog. Nach ein paar ruhigen Anfangsminuten steigerte Hoffenheim alsbald die Schlagzahl und kam in der 7. Minute durch Kramaric zur ersten Torchance. Seinem platzierten Schuss aus ca. 20 Metern fehlte aber die letzte Entschiedenheit, so dass Kessler ihn ins Toraus abwehren konnte. Die anschließende Ecke wurde von Rudy getreten, Hübner stieg auf und köpfte den Ball an die Latte. Den Abpraller jedoch verwertete Wagner gedankenschnell zum 1:0, aus drei Metern drückte er den Ball über die Linie. Köln versuchte anschließend, mehr Angriffsdruck zu entwickeln, und kam in der 12. und 13. Minute auch zu zwei Chancen, die erst Modeste und dann Risse vergaben. Vorausgegangen waren jeweils unnötige Ballverluste der TSG, die sich ansonsten in überlegenem Ballbesitz befand und die Partie immer besser im Griff hatte. Köln verteidigte variabel, mal sehr hoch, mal zurückgezogen, und griff im Mittelfeld die ballführenden Hoffenheimer mit bis zu vier Mann an, um dann möglichst schnell mit langen Bällen Modeste zu suchen. »

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Doch die bekannte Kölner Strategie ging nicht auf! Stattdessen beschleunigte Hoffenheim immer wieder das Tempo der eigenen Aktionen und setzte Köln auf diese Weise unvorhersehbar unter Druck – wie in der 39. Minute, als Amiri einen Abschlag von Baumann aufnahm, ein paar Meter ging und Toljan halblinks auf die Reise schickte. Das Laufduell war für Toljan trotz einiger Meter Rückstand kein Problem, fast tänzelnd kam er vor Kessler an den Ball und tunnelte ihn zum 2:0. Nach der Pause mussten sich die Gäste damit herumplagen, dass Hoffenheim ihnen das Spiel überließ; notgedrungen versuchte Köln nun, über mehr Ballbesitz zum Erfolg zu kommen. Selber das Spiel zu machen, lag der Geißbock-Elf aber sichtbar gar nicht, und so blieb es bei bedauernswerten Ansätzen. In der 60. Minute zog Julian Nagelsmann aus der Kölner Harmlosigkeit die Konsequenz und brachte

mit Atik einen Liga-Debütanten, dazu noch Uth, während Kramaric und Polanski sich auf der Bank ausruhen durften. In der 67. Minute machte dann wieder Wagner den Sack zu. Bei Uths Freistoß von rechts stieg er vorbildlich auf, verschraubte sich regelrecht Richtung Ball und köpfte unhaltbar ins rechte untere Eck zum 3:0 ein. In der 80. Minute durfte nach langer Durststrecke auch noch Ochs für Wagner auflaufen, so dass mit ihm und Atik, mit Amiri, Toljan und Süle insgesamt fünf Eigengewächse der TSG auf dem Platz waren: die halbe Mannschaft! Und auch in dieser Konstellation hielt Hoffenheim den letzten Kölner Angriffsversuchen stand und produzierte selber sogar sehenswerte Fußballszenen, wie in der 89. Minute: Amiri bediente Toljan vorne links, der den Ball scharf hereingab und Uth fand, der aus kurzer Entfernung sicher einnetzte.

Damit war die Revanche mehr als deutlich ausgefallen, die Fans feierten ihre TSG und vor allem Sandro Wagner – wohingegen Dietmar Hopp, der während der Partie immer wieder Schmähgesänge der Kölner Fans auszuhalten gehabt hatte, sich gleichermaßen ärgerte und freute: „Das ist eine Schweinerei ohne Ende. Diese unseligen, unflätigen Gesänge gegen mich. Aber die Mannschaft hat die Antwort gegeben“, sagte er. Besonderes Lob gab es nach dem Spiel für Amiri. Trainer Nagelsmann formulierte es so: „Er hat heute einen großen Schritt gemacht und die Balance gehalten zwischen seinen Emotionen und taktischer Ruhe und Disziplin.“ Sandro Wagner, immer für außergewöhnliche Äußerungen gut, formulierte sein Lob indessen gleich selbst: „In meinen Augen bin ich seit einiger Zeit mit Abstand der beste deutsche Stürmer.“

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Süle, Vogt, Hübner, Kaderabek, Toljan, Polanski (60. Atik), Rudy, Amiri, Kramaric (60. Uth), Wagner (81. Ochs) 1. FC KÖLN Kessler, Sörensen, Mavraj, Heintz, Rausch, Özcan (62. Guirassy), Hector,Risse (24. Hartel), Zoller (62. Rudnevs), Osako, Modeste ZUSCHAUER 29.740 TORE 1:0 Wagner (8.) 2:0 Toljan (39.) 3:0 Wagner (67.) 4:0 Uth (89.) SCHIEDSRICHTER Günter Perl (Pullach) GELBE KARTEN Toljan Mavraj

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0:0 14. Spieltag » 9. Dezember 2016

eintracht frankfurt – TSG 1899 Hoffenheim

Das erste von zwei Freitagabendspielen hintereinander bestritt Hoffenheim in Frankfurt. Doch statt des erwarteten Spitzenduells – immerhin traf hier der Tabellenvierte auf den Fünften – sollte die Partie unter Flutlicht zu einem fußballerischen Negativbeispiel werden. Verantwortlich dafür waren zwei Faktoren, und zwar eine extrem rustikale Frankfurter Gangart und die unendliche Geduld von Schiedsrichter Dingert. Vorausgegangen war die jährliche TSG-Hauptversammlung, auf der es viel Lob für Julian Nagelsmann gegeben hatte, allen voran durch Dietmar Hopp. Die gehobene Stimmung in Verein und Mannschaft wurde im anstehenden Spiel von der Eintracht allerdings, im eigentlichen Wortsinn, auf eine harte Probe gestellt. Immer noch ohne Demirbay und leider auch ohne Rudy, der an einer Rippenprellung laborierte, ging die TSG mit der üblichen Dreier-Innenkette, mit Toljan und Kaderabek, mit Rupp, Polanski und Amiri sowie mit Wagner und Kramaric ins Match. Und auf der Bank hatte zum ersten Mal seit langem der wiedergenesene Schwegler Platz nehmen können. Nach wenigen ruhigen Anfangsminuten, in denen Kramaric leider ein präzises, steiles Zuspiel von Amiri verstolperte, begann die TSG Ball und Spiel unter Kontrolle zu bringen. Und genau auf diesen Fall schien sich Frankfurt vorbereitet zu haben: „Hartes Dagegenhalten“ lautete offenbar die Devise, die Seferovic alsbald rüde gegen Wagner und gleich darauf Fabian brutal gegen Baumann in Szene setzten. Schiri Dingert beließ es in beiden Fällen bei verbalen Ermahnungen – hätte aber zwingend einmal die gelbe und einmal die rote Karte ziehen müssen! Und damit war ihm das Spiel bereits rettungslos entglitten. Was nun folgte, war eine Bolzplatz-Show der Eintracht-Spieler, die wussten, dass sie wenig bis gar nichts zu befürchten hatten bei ihren regelwidrigen Einlagen. Zwischendrin gab es trotz etlicher ekliger Attacken und trotz der daraus folgenden, permanenten Spielunterbrechungen sogar immer mal wieder Szenen vor dem Tor: In

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der 18. Minute verlängerte Hübner einen Eckball per Kopf auf Süle, der vom langen Pfosten aus drüber hielt, in der 24. Minute klärte Baumann einen aussichtsreichen Schuss von Mascarell. Danach steckte die Partie im hart verteidigten Mittelfeld fest, so dass es die TSG mit langen Bällen versuchte. In der 33. Minute ging Wagner deshalb auf links steil und wurde vom mitlaufenden Abraham mit einem weithin sichtbaren, brutalen Ellenbogencheck zuboden geschickt. Aber wieder blieb die unausweichlich gebotene rote Karte aus: Dingert entschied widersinnigerweise sogar auf Stürmerfoul! Bis zur Pause dümpelte das Spiel danach grob vor sich hin. Eine Chance für Toljan und eine für Meier gab es noch, doch alles versank in der unsäglichen Treterei der Frankfurter Eintracht. Nach der Pause ging es gerade so weiter, wenigstens zog sich in der 52. Minute Fabián endlich die lang verdiente gelbe Karte zu.

Erlebte in folgende passende Worte: „Wenn ich irgendwo sehe, wie ein Mann einem anderen mit dem Ellenbogen in dieser Art und Weise ins Gesicht schlägt, klicken die Handschellen. Der wird das Tageslicht so schnell nicht mehr wiedersehen. Da fehlt mir die Relation zwischen dem Sport und dem realen Leben.“ Alexander Rosen ergänzte: „Ich bin stolz auf das Verhalten unserer Spieler, denn es war alles andere als leicht, den permanenten Tritten und Schlägen standzuhalten und sich nicht darauf einzulassen.“

EINTRACHT FRANKFURT Hradecky, Abraham, Hasebe, Vallejo, Chandler, Mascarell, Huszti (85. Hector), Oczipka, Fabian (90. + 2 Gacinovic), Seferovic (61. Rebic), Meier TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Süle, Vogt, Hübner, Kaderabek (73. Zuber), Toljan, Polanski (84. Schwegler), Amiri, Rupp, Wagner, Kramaric (60. Uth) ZUSCHAUER 47.000 TORE SCHIEDSRICHTER Christian Dingert (Lebecksmühle) GELBE KARTEN Fabian, Mascarell, Oczipka, Rebic Polanski, Uth, Wagner ROTE KARTEN Chandler (82., Tätlichkeit)

In der 60. durfte Uth für Kramaric auflaufen. Ändern konnte das am Spielverlauf aber nichts: Frankfurt zertrat weiter den Spielfluss der TSG und setzte sich allmählich in der Hoffenheimer Hälfte fest, ohne allerdings mehr zu erreichen, als hier und da Halbchancen für Meier zu kreieren, die allesamt keine Wirkung hatten. Ab der 75. Minute jedoch drehte sich das Blatt, die Eintracht hatte inzwischen erkennbar schwere Beine – und Hoffenheim begann nun doch noch das feine Kombinationsspiel aufzuziehen, das die bisherige Serie ohne Niederlagen geprägt hatte. Doch Frankfurt wäre nicht Frankfurt, wenn der Eintracht nicht doch eine weitere schmähliche Lösung für ihre zunehmende Bedrängnis eingefallen wäre. Ein übles Foul an Uth führte zur Rudelbildung, die zwar mit der roten Karte für Chandler endete, aber viel Zeit von der Uhr genommen hatte, die natürlich nicht in Gänze nachgespielt wurde. Außerdem war der Hoffenheimer Spielfluss damit erneut gebrochen. Und so endete die unselige Partie 0:0 – Frankfurt hätte allein für den schändlichen Auftritt eine Niederlage verdient gehabt. Julian Nagelsmann kleidete seinen Ärger über das

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2:2 15. Spieltag » 16. Dezember 2016

TSG 1899 Hoffenheim – borussia dortmund

Wieder am Freitagabend unter Flutlicht trat Hoffenheim in Bestbesetzung zum nächsten Spitzenspiel an, diesmal gegen die Borussia aus Dortmund: Rudy war zurück im Team, und mit ihm zur allgemeinen Überraschung auch Demirbay! Für Kramaric stürmte neben Wagner Mark Uth, ansonsten blieb das erfolgreiche Team unverändert. Die Dortmunder Verletztenliste war dagegen lang, doch ermöglichte der breite Kader dem BVB immer noch eine beeindruckende Startelf. Nichtsdestotrotz brauchte es nur drei Minuten, bis die Schwarzgelben zurücklagen: Uth war nach einem herrlichen Steilpass von Hübner halblinks durchgegangen, hatte im Sechzehner den zaghaft wirkenden Weidenfeller links umkurvt und aus spitzem Winkel abgeschlossen! Wespenartig wütende Dortmunder Angriffe waren die Folge, bei denen sich Reus in der 9. Minute wegen eines rüden Einsatzes gegen Süle die gelbe Karte einhandelte. In der 11. Minute fiel dann schon der Ausgleich, nachdem Dembélé viel zu lang unbedrängt durchs Mittelfeld spaziert war und an der Strafraumkante auf Götze hatte ablegen können, der Baumann aus 15 Metern keine Chance ließ. Zug um Zug brachte sich Hoffenheim danach zurück ins Spiel und gewann immer mehr Ballkontrolle, bis Demirbay in der 19. Minute einen schönen Fernschuss von halbrechts aus 25 Metern auf Weidenfeller losließ, den der insgesamt nicht mehr ganz taufrisch wirkende Senior im Tor der Borussia nur noch zur Ecke wegklatschen konnte. Amiri übernahm die Ausführung von der Eckfahne und fand Hübner, dessen Kopfball aufs Tor Wagner noch leicht per Kopf veränderte, sodass der Ball Weidenfeller durch die Hände ins Tor flutschte. Der leichte, aber effektive Schubser, den Wagner dem vor ihm stehenden Bender mitgegeben hatte, wurde hernach breit diskutiert und von den Dortmunder Verantwortlichen mit Leidensmiene beklagt. Aber solche leichteren Zweikämpfe gehörten zum Fußball schon immer dazu – das Tor zählte zurecht!

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Schiedsrichter Brand, mit 27 Jahren sogar noch jünger als Julian Nagelsmann, verteilte in der Folgezeit einige gelbe Karten, vermutlich in Reaktion aufs derbe Spiel der Frankfurter Eintracht eine Woche zuvor, und zwar an Bartra, Süle und Hübner. Trotzdem blieb die Partie fair und von rüden Attacken weitgehend frei. Die Spieler des BVB, denen kein druckvolles Spiel mehr gelang, beschwerten sich dennoch immer wieder lautstark, allen voran Dembélé – und mussten in der 41. Minute mitansehen, wie Reus bei einem Tempovorstoß von Amiri unfair eingriff und seine zweite gelbe Karte bzw. in der Summe die rote sah. Aus Frust zertrat Reus eine Plexiglasscheibe im Kabinengang, während im Anschluss die BVB-Verantwortlichen über den nächsten groben Nachteil für sich lamentierten... Tatsache war jedoch, dass Reus zuvor schon gelb gesehen hatte. Folglich hätte ihm das Risiko bewusst sein müssen, Hoffenheim durch sein unfaires Eingreifen zur Überzahl zu verhelfen. »

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Entsprechend offensiv aufgelegt kam die TSG aus der Pause und hätte in der 48. Minute die Partie vorzeitig für sich entscheiden können: Wagners Schuss aus fünf Metern nach wunderschönem Flankenlauf von Kaderabek klatschte jedoch an den Pfosten. Und im direkten Gegenzug setzte Dembélé Aubameyang in Szene, der Vogt und Baumann geschickt gegeneinander ausspielte und das 2:2 erzielte. Danach wollten beide Teams nachlegen, kamen aber zu keiner klaren Chance mehr.

Um die 60. Minute herum brachte Nagelsmann Kramaric für Uth und ersetzte Demirbay durch Atik, ohne dass die offensive Durchschlagskraft davon zunahm. Hoffenheim erspielte sich in der Folgezeit zwar einige gute und zwei sogar sehr gute Torszenen, doch den Angriffen fehlte es insgesamt an Dynamik und Bewegung, so dass sich Dortmund trotz einiger defensiver Wackler jedesmal aus der Affäre ziehen konnte. In der 85. Minute ging Toljan allerdings frei in den Strafraum, nicht ohne gefoult zu werden. Er machte aber weiter, wurde dann auch noch von Weidenfeller elfmeterreif attackiert und verlor zuletzt den Ball – aber die Pfeife von Brand blieb zum Erstaunen aller stumm! Natürlich fand kein BVB-Verantwortlicher daran im Anschluss etwas auszusetzen... In der 89. Minute hatte Kramaric, wieder nach großartiger Vorarbeit von Kaderabek, den nächsten Siegtreffer frei auf dem Fuß; leider schoss der seit Wochen glücklose und immer verkrampftere Kroate den Ball direkt in Weidenfellers Arme. Damit blieb es beim 2:2, das durchaus glücklich für Dortmund war. Andererseits war so ein Remis gegen die westfälische Startruppe auch kein Unglück, sodass Hoffenheim in der Liga weiterhin ungeschlagen blieb! Zudem kletterte die TSG auf Platz 3 der Tabelle.

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Süle, Vogt, Hübner, Kaderabek, Toljan, Rudy, Demirbay (61. Atik), Amiri, Wagner, Uth (58. Kramaric) BORUSSIA DORTMUND Weidenfeller, Ginter, Bender, Bartra, Pulisic (83. Ramos), Schmelzer, Weigl, Götze, Dembélé (69. Mor), Reus, Aubameyang (90. + 2 Merino) ZUSCHAUER 30.150 (ausverkauft) TORE 1:0 Uth (3.) 1:1 Götze (11.) 2:1 Wagner (20.) 2:2 Aubameyang (48.) SCHIEDSRICHTER Benjamin Brand (Bamberg) GELBE KARTEN Süle, Hübner, Demirbay, Rudy, Vogt Bartra GELB-ROTE KARTEN Reus (41.)

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1:1 16. Spieltag » 21. dezember 2016

tsg 1899 Hoffenheim – sv werder bremen

Sandro Wagner sah dem Spiel gegen seinen nächsten ExKlub mit gemischten Gefühlen entgegen. Grundsätzlich hatte er eine gute Zeit in Bremen gehabt, andererseits war Trainer Schaaf mit ihm nicht durchweg klargekommen und hatte ihn zeitweilig in der U-23 auflaufen lassen. Aktuell warnte Wagner vor der exzellenten Bremer Offensivabteilung mit Pizarro und Kruse, während Tim Wiese, der sich natürlich auch zu Wort meldete, wenn es um seine beiden Ex-Klubs ging, von Hoffenheim als einer im Prinzip nur mittelmäßigen Truppe sprach, mit der allerdings gut gearbeitet würde. Am Mittwochabend, kurz vor Weihnachten, war die WIRSOL Rhein-Neckar-Arena erneut gut gefüllt. Vor ca. 29.000 Zuschauern begann Hoffenheim druckvoll, Bremen stand wie erwartet tief. Rudy, der nach fünf gelben Karten fehlte, wurde durch Polanski ersetzt, Kramaric musste wieder erstmal die Bank drücken. Ansonsten spielte die TSG in der zuletzt bewährten Aufstellung, während Werder neben Kruse und Pizarro auch noch Gnabry aufgeboten hatte. Trotz einiger vielversprechender Offensivansätze der TSG, auffällig oft mit langen Bällen eingeleitet, kam auch Bremen immer mal wieder gefährlich nach vorn. In der 13. Minute setzte Uth den Ball bei einem Klärungsversuch auf die eigene Latte, doch wäre Baumann wohl zurstelle gewesen. Insgesamt war Hoffenheim jedoch spielüberlegen und konnte in der 26. Minute verdient in Führung gehen. Ein Eckball von Demirbay war zu ihm zurückgelangt, seine erneute Hereingabe fand Wagner, der den Ball in typischer Abstaubermanier mit langem Bein erreichte und über die Linie drückte.

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In der 34. Minute hatte Süle, der in den letzten Spielen immer offensiver eingestellt war, das 2:0 nach einem Freistoß auf dem Fuß. Aus acht Metern zog der Innenverteidiger, der wie Kollege Rudy inzwischen ernsthaft mit dem FC Bayern in Verbindung gebracht wurde, nach einiger Bremer Verwirrung im Strafraum Vollspann ab, zielte aber nicht genau genug: Drobny im Werder-Tor riss die Arme hoch und parierte das runde Projektil... Zur Halbzeit blieb festzuhalten, dass Hoffenheim zugleich überlegen und effizient spielte, aber Bremen – seit vier Spielen ohne Niederlage – jederzeit gefährlich blieb. Nach der Pause machten die Norddeutschen auch gleich deutlich, dass sie mehr wollten, indem sie jetzt wesentlich höher angriffen. Die Intensität der Mittelfeldduelle nahm davon sichtbar zu, während sich Hoffenheim vielleicht etwas zu überlegen und siegessicher fühlte, sodass etliche Halbchancen, die sich aus der riskanteren Werdertaktik ergaben, etwas fahrlässig liegengelassen wurden. »

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In der 65. Minute vergaben etwa Toljan und Amiri eine hochkarätige Doppelchance. Erst bekam Drobny den Fuß an Toljans Schuss, dann köpfte Amiri knapp über die Latte. Trainer Nagelsmann reagierte umgehend und brachte Schwegler und Kramaric für Uth und Demirbay, die beide nicht ihren besten Tag erwischt hatten. Leider machten es ihre Ersatzleute kaum besser: Kramaric fand in der 70. Minute das Tor nicht, von Süle in Szene gesetzt, der aber auch selber hätte schießen können oder müssen... In der 75. Minute ließ Kramaric die nächste Chance liegen, als er infolge eines ersten Fehlers von Drobny nach Amiris Flanke frei zum Schuss kam und links vorbeizirkelte! Amiri wurde in der 83. Minute dann durch Atik ersetzt, was die Architektur der Mannschaft nicht wirklich verbesserte – Bremen hatte inzwischen den vierten Stürmer an Bord und setzte zu immer giftigeren Angriffen an, die in der 87. Minute auch zum Erfolg führten. Nach erstklassigem Zusammenspiel von Garcia, Gnabry und Pizarro war es Gnabry vorbehalten, aus kurzer Distanz Baumann mit einem machtvollen Schuss zu überwinden.

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Das Hoffenheimer Fazit nach dem Spiel lautete: nicht nur zwei Punkte verloren, sondern gefühlt sogar die Partie! In Wahrheit war Hoffenheim immer noch ungeschlagen, inzwischen als einziges Erstliga-Team, und ging auf Platz 5 in die Winterpause! Julian Nagelsmann jedoch redete Klartext: „Ich bin heute sehr unzufrieden, weil wir schlichtweg ein ganz schlechtes Spiel gemacht haben. Die erste Halbzeit war mit die schlechteste Hälfte in dieser Saison, mit extrem vielen Fehlern.“ „Das ist brutal bitter, so ein Spiel noch aus der Hand zu geben“, assistierte ihm Sandro Wagner. Wegen der Europameisterschaft im zurückliegenden Sommer und einigen vielleicht nicht immer nötigen Länderspielen begann die Winterpause diesmal schon nach 16 Spieltagen. Nach einem souveränen Sieg der Bayern über Leipzig war die Hierarchie in Fußballdeutschland wieder hergestellt, während Hamburg, Ingolstadt und Darmstadt das Schlusstrio bildeten.

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Süle, Vogt, Hübner, Kaderabek, Polanski, Toljan, Demirbay (66. Schwegler), Amiri (82. Atik), Wagner, Uth (67. Kramaric) SV WERDER BREMEN Drobny, Veljkovic, Sané (76. Johannsson), Moisander, Junuzovic, Bargfrede (46. Bartels), Bauer, S. Garcia, Gnabry, Pizarro (90. U. Garcia), Kruse ZUSCHAUER 29.076 TORE 1:0 Wagner (26.) 1:1 Gnabry (87.) SCHIEDSRICHTER Benjamin Cortus (Röthenbach) GELBE KARTEN Hübner, Schwegler S. Garcia, Bartels

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0:2 17. Spieltag » 21. januar 2017

fc augsburg – TSG 1899 Hoffenheim

Wegen der diesmal verkürzten Winterpause – eine Folge der EM im zurückliegenden Sommer – verzichtete Hoffenheim aufs gewohnte Ferienlager in Spanien und trainierte lieber daheim in Zuzenhausen. Die Spieler begrüßten die Entscheidung: Übernachtung im eigenen Bett, keine zeitzehrenden Reisen, keine klimatischen Anpassungsprobleme. Die ganz große Nachricht der Winterpause war, dass der Wechsel von Rudy und Süle zum FC Bayern nach Saisonende offiziell wurde. Für die Fans schien das zunächst nicht so leicht hinnehmbar, letztlich handelte es sich aber eher um ein Stück Normalität im Ligabetrieb. Und viel Anerkennung für die Arbeit in Hoffenheim steckte auch darin. Die hohen medialen Wogen wegen des prominenten Wechselgeschehens verdeckten etwas, dass es auch einen Neuzugang zu verzeichnen gab: Danilo Soares, vereinsloser Linksverteidiger, bekam einen leistungsabhängigen Profivertrag. Nach großartigen Spielen für Ingolstadt hatte ihn eine langwierige Zehenverletzung aus der Bahn geworfen. In Zuzenhausen wurde er langsam auskuriert und an die Mannschaft herangeführt. Ebenfalls in der Winterpause hatten Hamad und Kim die TSG Richtung Hammerby bzw. Jeonbuk verlassen, was jeweils eine Rückkehr in die Heimat bedeutete. Kaderabek und Toljan erlitten in den intensiven Trainingswochen Muskelverhärtungen und konnten zum Auftakt in Augsburg nicht auflaufen, Rupp fehlte weiter mit Knieproblemen, die von der brutalen Spielweise der Frankfurter Eintracht herrührten. Dafür war Rudy wieder dabei, vorn stürmten Uth und Wagner, hinter ihnen spielten Amiri und Demirbay, während Ochs und Zuber die angeschlagenen Außenverteidiger ersetzten und die bewährte Dreierkette aus Süle, Vogt und Hübner die defensive Hauptarbeit übernahm. In dieser Hinsicht gab es auch gleich viel zu tun. Die Gastgeber waren bei klirrender Kälte maximal giftig in die Partie gestartet, griffen sehr hoch an und zerlegten damit den TSG-Spielaufbau. Das gesamte Augsburger Ensemble tat daran mit – die ganze Puppenstube war in extremer

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Bewegung, nicht ohne beinhartes Anlaufen des Gegners. Hoffenheim beantwortete das mit zunehmender taktischer Vorsicht und, auch aus physischer Vorsicht, in einer Art Zeitlupenfußball. Denn bei den eisigen Temperaturen wollte niemand Verletzungen riskieren, die aus der harten Gangart des Gegners resultierten. Angesichts des permanenten physischen und taktischen Drucks, den Augsburg ausübte, sah es in der ersten Halbzeit danach aus, als stünde das nächste Remis vor der Tür – echte Torchancen suchte man auf beiden Seiten vergeblich. Das war allerdings insofern beruhigend, als Augsburg zwar mehr vom Spiel hatte, aber erkennbar nicht über die spielerischen Mittel verfügte, die souverän wirkende TSG-Defensive in Not zu bringen. Dabei ersetzte Zuber Kaderabek nach hinten gut, ohne nach vorn ähnlich dynamisch zu agieren. Ochs dagegen fand sich weder vorn noch hinten wirklich zurecht, zumal er etwas unverdient bald die gelbe Karte sah und davon nochmals unsicherer wurde. Ein interessanter Aspekt bestand darin, dass die Motivation der beiden Noch-Hoffenheimer Süle und Rudy im vielbeschäftigten Abwehrverband intensiv beobachtet werden konnten. Es wurde rasch klar, dass sie weiterhin bereit waren, alles für die Mannschaft zu geben. Dennoch musste sich nach der Halbzeitpause dringend etwas ändern, um die verhaltene Spielweise abzustreifen und mehr aus der Partie zu machen.

bediente Wagner mit einem schönen Ball steil vor den Sechzehner. Und der beste deutsche Stürmer der Liga setzte sich im inzwischen üblichen, nur noch selten abgepfiffenen Rempelduell Stürmer gegen Verteidiger kraftvoll durch, legte den Ball nach links und zog in Schräglage ab, bevor Torhüter Hitz überhaupt damit rechnete. Der Ball schlug im linken, langen Eck unhaltbar ein.

FC AUGSBURG Hitz, Verhaegh, Gouweleeuw, Hinteregger, Stafylidis (65. Bobadilla), Baier, Schmid, Koo (46. Kohr), Moravek (73. Altintop), Max, Ji

Neben der Doppelidee verfolgte Julian Nagelsmann einen weiteren, gar nicht kleinen Nebenplan. Er hatte Kramaric zuvor versichert, dass er, schwer unter anhaltender Torlosigkeit leidend, diesmal treffen würde – und behielt recht: Kramaric lief bei einem Konter in der 64. Minute links über Uth in die Mitte, bekam die scharfe Hereingabe gut auf den Fuß und traf diesmal weder den Torhüter, noch den Pfosten oder die Latte und vergab auch nicht ins Toraus, sondern erzielte das ersehnte Tor!

ZUSCHAUER 24.515

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Süle, Vogt, Hübner, Zuber, Rudy, Ochs (46. Kramaric), Demirbay (74. Schär), Amiri (87. Polanski), Uth, Wagner

TORE 0:1 Wagner (47.) 0:2 Kramaric (64.) SCHIEDSRICHTER Markus Schmidt (Stuttgart) GELBE KARTEN Stafylidis, Koo, Kohr Demirbay, Ochs, Süle, Schär

Der Rest des Spiels war Formsache, auch wenn gegen Ende Olli Baumann noch einmal rettend tätig werden musste. Mit dem Auswärtssieg in Augsburg beendete Hoffenheim die Hinrunde auf Platz 3 der Tabelle, immer noch ungeschlagen, und mischte nach 17 Spieltagen einstweilen ganz oben mit!

Julian Nagelsmann hatte dazu auch eine Idee, genauer: eine Doppelidee. Und zwar nahm er Ochs aus der Mannschaft und ersetzte ihn durch Uth, der kaum ins Spiel gekommen war und seinerseits durch Kramaric ersetzt wurde. Der zweite Teil dieser ebenso mutigen wie kreativen Idee, einen ausgewiesenen Stürmer als Außenverteidiger und Außenläufer einzusetzen, bestand darin, die in Halbzeit 1 halb müde gekämpften Gastgeber plötzlich umgekehrt extrem hoch anzulaufen. Die Überrumpelungsidee funktionierte prächtig: Amiri trieb in der 47. Minute einen Konter nach Ballgewinn voran und

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saison 2016/17 RĂźckrunde

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2:1 18. Spieltag » 28. januar 2017

rb leipzig – TSG 1899 Hoffenheim

Eduardo Vargas, abgestellt zu einer Länderspielreise, kehrte unter der Woche gar nicht erst zurück, sondern ließ sich nach Mexiko zu den Tigers UANL transferieren. Dafür verlängerte Steven Zuber seinen Vertrag mit der TSG bis ins Jahr 2020, während Baris Atik zu Sturm Graz ausgeliehen wurde, um mehr Spielpraxis sammeln zu können. Vor dem Gipfeltreffen Leipzig gegen Hoffenheim, Tabellenzweiter gegen Tabellendritter, blieb es angenehm ruhig. Es kam zu keinerlei Spitzen zwischen den Vereinen, zu keinem Schüren der Stimmung. Selbst die Stimmen von außen, die im Hinspiel noch von „El Plastico“ gesprochen hatten, hielten sich diesmal weitgehend zurück. Zu groß war inzwischen der allgemeine Respekt vor beiden Teams, die in dieser Saison schon für großartige sportliche Leistungen gesorgt hatten. Und so verlief auch der Versuch im Sande, die Partie wenigstens zum Kampf um die Krone des besten deutschen Stürmers hochzustilisieren: Wagner und Werner lagen beide bei inzwischen 10 Treffern, waren aber in ihrer Anlage zu verschieden, um sie wirklich vergleichen zu können – was auch Jogi Löw so sah, der zum ersten Mal zu einem Spiel nach Leipzig gereist war. Da Kaderabek wieder fit war und manche anderen Spieler ihre Trainingsprobleme soweit im Griff hatten, lief Hoffenheim mit Zuber statt Toljan, ansonsten aber in bewährter Formation auf, nur dass Kramaric diesmal den Vorzug vor Uth genoss. Leipzig begann wie erwartet mit hohem Pressing, Hoffenheim abwartend und darum bemüht, die gegnerische Spieleröffnung aus der Leipziger Defensive heraus durch Anlaufen von Kramaric und Wagner zu stören. In der 4. Minute kam es dennoch schon zur ersten Leipziger Großchance, die aber Keita aus acht Metern vergab. Immer öfter verlor Hoffenheim in der Folge den Ball noch in der eigenen Hälfte, manchmal sogar in Strafraumnähe, weil sich immer mehrere Leipziger gleichzeitig auf den ballführenden Hoffenheimer stürzten. Zudem verpassten es die Mitspieler, die dadurch entstehenden Räume dahinter so zu besetzen, dass sie anspielbereit gewesen wären.

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Und so schnürte RB die TSG zusehends ein, es gab kaum noch Entlastung, ohne dass es zu weiteren Leipziger Torchancen reichte. Umgekehrt machte es Hoffenheim besser: In der 18. Minute leitete Rudy einen Konter über Demirbay ein – der einen genialen Diagonalpass auf Amiri spielte – der links auf den mitgelaufenen Kramaric weitergab – der uneigennützig zurück auf Amiri passte – der den Ball gänzlich frei nur noch über die Linie zu schieben brauchte! Leipzig agierte danach nervös und verlor den Ball immer öfter in der Vorwärtsbewegung, unterbrach den Hoffenheimer Spielfluss aber auch durch immer hitzigeres Einsteigen. Leider zog Schiedsrichter Stark dafür nicht rasch genug die gelbe Karte aus der Tasche, die vor allem Keita verdient gehabt hätte, sondern verwarnte, angesteckt vom etwas hysterischen Heimpublikum, lieber Amiri und ermahnte Baumann in der 30. Minute (!) wegen angeblichen Zeitspiels. Dadurch geriet das Spiel ziemlich aus der Spur und mündete, wie beabsichtigt, in viele unübersichtliche Situationen, bei denen es Hoffenheim an der Abgeklärtheit fehlte, sie entscheidend zu lösen. In der 38. Minute gab es dafür die Quittung, als Werner in einer Art Getümmel vor Baumann den Fuß als erster hinhielt und den Ball über die Linie spitzelte. Kurz darauf mähte Baumann in ähnlich unübersichtlicher Lage ungewollt seinen eigenen zentralen Verteidiger um: Vogt blieb eine Weile benommen liegen und musste nach der Pause leider durch Schär ersetzt werden. Das war die erste entscheidende Schwächung der TSG. Die nächste folgte in der 60. Minute, als Wagner im Mittelfeld die Hüfte gegen Ilsanker einsetzen wollte, aber zu spät kam und ihm ohne jede Absicht derb aufs Schienbein trat: Schiri Stark, der seinem Namen in dieser Partie nicht zum ersten Mal wenig Ehre machte, zeigte sofort rot, wofür Wagner auch noch zwei Spiele Sperre bekam. Nicht nur Jogi Löw meinte anschließend, die gelbe Karte hätte es auch getan...

Julian Nagelsmann brachte daraufhin Uth für Kramaric, um noch mehr auf Konter zu setzen – was ungewohnt erfolglos bleiben sollte. Doch auch Leipzig, das weiter rustikal um jeden Ball kämpfte, kam nur noch hier und da zu nennenswerten Chancen. Das ging so bis zur 77. Minute, als Sabitzer mangels herauszuspielender Szenen einfach mal aus ca. 22 Metern draufhielt und den im Weg stehenden Schär traf, so dass Baumann, der den Flachschuss links sicher gehalten hätte, machtlos mitansehen musste, wie der Ball von Schär nach rechts abgefälscht wurde und ins Tor trudelte. In den restlichen Spielminuten schaffte es Hoffenheim nicht mehr, das Spiel in Unterzahl doch noch zu drehen. Und so endete die von Leipzig etwas hart geführte, zu wenig geahndete, dennoch immer hochklassige Partie mit einem 2:1 für den Aufsteiger, der damit bereits 11 Punkte Vorsprung auf die TSG hatte, die ihrerseits mit der ersten Saisonniederlage auf Platz 5 der Tabelle abrutschte.

RB LEIPZIG Gulacsi, Bernardo, Orban, Compper, Halstenberg, Demme, Ilsanker, Keita (90. + 1 Kaiser), Sabitzer, Poulsen (73. Selke), Werner (90. + 3 Khedira) TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Süle, Vogt (46. Schär), Hübner, Kaderabek, Zuber, Rudy, Amiri (76. Szalai), Demirbay, Wagner, Kramaric (63. Uth) ZUSCHAUER 39.633 TORE 0:1 Amiri (18.) 1:1 Werner (38.) 2:1 Sabitzer (77.) SCHIEDSRICHTER Wolfgang Stark (Ergolding) GELBE KARTEN Poulsen, Compper, Selke Amiri, Szalai, Hübner ROTE KARTEN Wagner (60., grobes Foulspiel)

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4:0 19. Spieltag » 4. februar 2017

tsg 1899 Hoffenheim – 1. FSV Mainz 05

Wie manche anderen Spiele vor heimischer Kulisse war die Partie gegen Mainz nicht ganz ausverkauft, was Trainer Nagelsmann im Vorfeld zu einem Appell an die Fans veranlasste, nicht nur bei absoluten Topbegegnungen „die Hütte vollzumachen“. Trotzdem war die Stimmung in der WIRSOL Rhein-Neckar-Arena vor ca. 26.000 Zuschauern glänzend, und sie wurde noch besser, als das Spiel seinen Lauf nahm. Denn die Fans bekamen einmal mehr hochklassigen Fußball ihrer TSG geboten – nicht durchgängig den Gegner dominierend, sondern in Wellenbewegungen. Das garantierte zudem jenes Maß an Spannung, das den Fußball der TSG in dieser Saison so attraktiv machte, zumal wenn sie das bessere Ende für sich hatte. Gegen Mainz sollte es, anders als das Endresultat vermuten ließ, in der Tat bis kurz vor Spielschluss spannend bleiben... Ohne den rotgesperrten Wagner und Ochs, der sich im Training verletzt hatte, dafür mit Uth und Kramaric im Sturm (und endlich auch wieder mit Terrazzino auf der Bank) ging Hoffenheim die Partie offensiv eingestellt an. Und das führte bereits in der 5. Minute zum Erfolg: Rudy, im Mittelfeld unbedrängt, spielte einen genialen Passheber auf den sich vorn freilaufenden Uth, und der fackelte nicht lange, sondern zog vor der linken Strafraumkante volley ab. Der Ball flatterte gewaltig, Torhüter Lössl zögerte einen Moment – und sah die Kugel genau dort einschlagen, wo Uth sie hinhaben wollte: im linken oberen Dreieck.

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Danach gab Hoffenheim ein paar Minuten weiter konzentriert Vollgas, bis auch Mainz mit aggressivem Pressing ins Spielgeschehen eingriff. Im Mittelfeld wirkte das noch durchaus gefällig, offensiv blieb aber fast alles in der aufmerksamen Defensive der TSG stecken, in der Vogt nach überstandener Schädelprellung wie gewohnt seinen Dienst versah. Bis etwa zur 35. Minute ging die Partie hin und her, ohne dass größere Torgefahr zu verzeichnen gewesen wäre. Dann ließ Mainz, das von einigen Konzentrationsmängeln und etwas zu trickreichen Kombinationsversuchen der TSG profitiert hatte, etwas nach, bäumte sich aber kurz vor Ende der Halbzeit noch einmal auf: jedoch vergeblich, als Baumann bei Jairos Schuss in der 40. Minute aufpasste. Kaderabek legte fünf Minuten nach dem Wiederanpfiff, zur Untermauerung frischen TSG-Torhungers, einen seiner bestechenden Flankenläufe auf und gab in die Mitte an Uth weiter, der den Ball direkt verwertete, aber knapp am rechten Pfosten vorbeizielte. Kurz darauf sah Baumann die gelbe Karte, weil er nach einem Missverständnis mit Vogt den Ball leicht außerhalb des Strafraums berührt haben sollte. Umgekehrt sah Cordoba, der in der ersten Halbzeit bereits gelbverwarnt worden war, bei einer weitaus bedenklicheren Gelegenheit keine gelbe Karte. Dafür wurde der beste Mainzer Stürmer, der gerade erst eine Rotsperre abgesessen hatte, zur Vorsorge alsbald von seinem Trainer gegen Uns-Uwe-Enkel Öztunali ausgewechselt. Die Partie wurde nun insgesamt rauher, spielte sich aber vorwiegend im Mittelfeld ab, so dass weder Hoffenheim noch Mainz zu herausragenden Torszenen kam. Die Sorge, dass es irgendwann doch noch zu einem „lucky punch“ der imgrunde alles andere als schwach spielenden Gäste käme, wurde davon nicht geringer. Doch Mainz schien an diesem ausnahmsweise recht milden Wintertag auf neuem Rasen nicht den letzten Willen auf Tore mitgebracht zu haben – wie auch die Offensive der TSG zusehends an Durchschlagswillen verlor, weshalb Trainer Nagelsmann in der 69. Minute erst Szalai für Kramaric und in der 76. Minute Terrazzino für Uth einwechselte. »

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Und auch Mainz wechselte offensiv: Bojan, einstiges Wunderkind aus Barcelona, kam zu seinem ersten Einsatz im Trikot des FSV, vermochte aber keine Akzente zu setzen. Kurz davor hatte Mainz sogar noch den Ausgleich auf dem Fuß. De Blasis bekam jedoch, allein vor Baumann, eine Hereingabe rechts von Öztunali nicht voll unter Kontrolle, so dass Baumann den unfertigen Schuss aus acht Metern zu fassen bekam! Was nun folgte, war eine Art Schaulaufen der TSG... Alles begann in der 81. Minute mit einem Freistoß durch Demirbay aus ca. 25 Metern, den er gefährlich auf den rechten Torwinkel brachte, doch Lössl hatte aufgepasst und lenkte den Kracher an die Latte, von wo er hoch absprang und kurz vor der Torlinie wieder herunterfiel. Terrazzino roch die Gelegenheit, sprintete heran, schraubte sich wie ein Rückraumspieler im Handball hoch, bekam noch vor Lössl den Kopf an den Ball und nickte ihn über die Linie. Mit dem 2:0 schien alles klar, doch der Hunger der TSG war noch nicht befriedigt. Und so teilten sich die beiden eingewechselten Stürmer in der 86. Minute einen bildschönen Konter, bei dem Terrazzino von links auf Szalai hereingab, der den Ball im Getümmel vor dem Tor über die Linie ticken konnte. Und weil es so schön war, zirkelte

Amiri in der Nachspielzeit eine Flanke auf Szalais Kopf. Der Ex-Mainzer, der auch schon im Hinspiel gegen seinen alten Verein getroffen hatte, nahm den sauberen Flankenball dankend an und versenkte ihn mittels bestechend schöner Ballistik unhaltbar im oberen rechten Eck. Damit hatten beide Joker gestochen und Julian Nagelsmann sich zum Joker-König der Liga gemacht – kein anderer Verein traf nach Einwechslungen genauso erfolgreich! Und mit dem zehnten Heimspiel in Folge ohne Niederlage hatte die Mannschaft die schöne Choreo der Fans eingelöst, die vor dem Spiel mit einer nachgebauten Burgkulisse und an die hundert blau-weißen Schilden „Die Festung verteidigen“ gefordert hatten.

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Süle, Vogt, Hübner (83. Bicakcic), Rudy, Kaderabek, Zuber, Demirbay, Amiri, Uth (76. Terrazzino), Kramaric (69. Szalai) 1. FSV Mainz 05 Lössl, Donati, Bell, Bungert, Brosinski, Latza, Ramalho (71. Frei), De Blasis, Jairo, Muto (75. Bojan), Cordoba (58. Öztunali) ZUSCHAUER 26.078 TORE 1:0 Uth (5.) 2:0 Terrazzino (81.) 3:0 Szalai (86.) 4:0 Szalai (90. + 1) SCHIEDSRICHTER Guido Winkmann (Kerken) GELBE KARTEN Baumann, Kaderabek Cordoba, Öztunali

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2:1 20. Spieltag » 12. februar 2017

Vfl wolfsburg – TSG 1899 Hoffenheim

Exakt ein Jahr und einen Tag lag es inzwischen zurück, dass Julian Nagelsmann sein Amt als Cheftrainer von 1899 Hoffenheim angetreten hatte. Und was hatte der jüngste Bundesligatrainer aller Zeiten inzwischen nicht alles erreicht: eine verunsicherte Mannschaft aufgerichtet, den drohenden Abstieg verhindert, sie um exzellente, aber nicht teure Spieler ergänzt, eine Hinrunde ohne Niederlage abgeliefert und mit ihr die oberen Tabellenränge erobert! Weiterhin ohne die verletzten Rupp, Ochs und Toljan sowie ohne den noch ein Spiel gesperrten Wagner trat Hoffenheim sonntagnachmittags in Wolfsburg an. Die Spiele am Samstag hatten durch die Niederlagen etlicher Mitkonkurrenten um die vorderen Plätze eine günstige Situation geschaffen, sodass bei einem Sieg der Sprung auf Platz 3 der Tabelle geglückt wäre. Anfangs sah die Partie auch danach aus. Uth und Kramaric, dahinter Amiri und Demirbay, auf den Seiten Zuber und Kaderabek, hinten Rudy auf der Sechs sowie ganz hinten Vogt, Süle, Hübner und natürlich Baumann gaben zu Beginn des Spiels klar den Ton an. Wolfsburg wirkte fahrig und wenig von sich überzeugt, verlor die meisten Mittelfeldduelle und sah sich vor allem beim großartigen Aufbauspiel von Hoffenheim im Nachteil. Hier und da gelangen ansatzweise Offensivaktionen durch Gomez, insgesamt spielte die TSG den VfL förmlich an die Wand. Der Wolfsburger Zweikampfstil wurde in der Folge härter, was die Spielentwicklung seitens der TSG insgesamt etwas zögerlicher machte. Uth bspw. bekam in der 14. Minute die offene Sohle von Arnold auf den Oberschenkel, konnte aber erstmal weitermachen, bis Benaglio ihn ca. 10 Minuten später ungewollt abräumte, woraufhin er mit einer Rippenprellung vom Feld musste. Für ihn kam Terrazzino, der sich sofort integrierte, aber nicht dieselbe Durchschlagskraft entwickelte. In der Zwischenzeit hatte Hoffenheim immerhin einen Lattentreffer bei Freistoß Demirbay und die verdiente Führung erzielt. Demirbay, der die Fäden im Spiel zog, war frei durchs Mittelfeld spaziert und hatte Zuber halblinks ideal

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angespielt, der sofort schoss und Benaglio mit einem halbhohen Ball keine Chance ließ. In der Folge beging die TSG den Fehler, nicht aufs nächste Tor zu drängen. Das führte bis zum Ende der ersten Halbzeit zu einem immer besser ins Spiel findenden VfL, der sogar schrittweise das Mittelfeld übernahm – ohne bislang effizient in den Hoffenheimer Strafraum vordringen zu können... Zudem gab es nach der Pause einen entscheidenden Spielerwechsel aufseiten der Wölfe: Didavi lief für Bazoer auf und kurbelte das Offensivspiel mächtig an. Bis zur 49. Minute hatte er bereits einmal selber übers Tor geköpft und einmal Gomez in Szene gesetzt, dessen freien Schuss von halblinks Baumann jedoch großartig parierte. Bevor die TSG wirklich merkte, woran sie war, stand es gleich darauf schon 1:1. Süle hatte einen eigentlich schwachen Freistoß durch Rodriguez per Kopf schwach geklärt, exakt in den freien Raum halblinks, wo Arnold völlig unbedrängt Maß nahm und den Ball unhaltbar links unten ins Netz feuerte. Als nächstes musste Baumann in der 52. Minute einen wuchtigen Distanzschuss von Arnold klären, danach kam Hoffenheim auch wieder zu Chancen, die einmal von Demirbay (55.) und einmal von Amiri (59.) vergeben wurden. Insgesamt mangelte es hier wie beim Ausgleichstreffer und über den Rest der zweiten Halbzeit aber an der nötigen Frische und Konzentration – während die Wölfe, die tabellarisch mit dem Rücken zur Wand standen, alles gaben. In der 66. Minute gelang der TSG dennoch ein letzter wunderschöner Angriff. Terrazzino steckte auf den inzwischen für Kramaric eingewechselten Szalai durch, der den Ball über den schon am Boden liegenden Benaglio hinüberhob. Doch der Schlussmann der Wölfe kriegte in letzter Sekunde die Hand an den Heber – und der ebenfalls eingewechselte Kuba konnte die Riesenchance mit einem Scherenschlag final entschärfen... Nach einer Ecke in der 73. Minute kam es dann schon zum Endergebnis: Demirbay hatte schwach per Kopf ab-

gewehrt, Knoche den Ball über die TSG-Abwehr nach halbrechts geköpft, wo Didavi nah vor Baumann mutterseelenallein zum 2:1 einnetzen konnte. Und Wolfsburg ging auch danach nicht vom Gas, sondern drängte mit mehr Macht auf den Ausbau der Führung als Hoffenheim auf den Ausgleich – woran auch die Einwechslung von Schwegler für Amiri in der 80. Minute nichts änderte. Da selbst die drei Minuten Nachspielzeit zu keiner realen Torchance mehr führten, war die zweite Niederlage der Saison besiegelt. Trainer und Spieler waren nach der Partie gleichermaßen angefressen. Nach einer überzeugenden ersten Halbzeit das Spiel derart leichtfertig aus der Hand zu geben, so der Tenor, war einfach niederschmetternd. Aber die emotional verständliche, selbstkritische Reaktion berücksichtigte vielleicht nicht ausreichend, wie willensstark und auch spielbegabt der VfL Wolfsburg in die zweite Hälfte gegangen war und die Möglichkeiten seines Kaders, die weit über dem aktuellen Tabellenplatz lagen, auszuspielen verstand.

VFL WOLFSBURG Benaglio, Knoche, Gustavo, Rodriguez, Bazoer (46. Didavi), Vieirinha (60. Blaszczykowski), Seguin, Arnold, Gerhardt, Malli (90. Träsch), Gomez TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Süle, Vogt, Hübner, Rudy, Kaderabek, Zuber, Demirbay, Amiri (83. Schwegler), Uth (23. Terrazzino), Kramaric (58. Szalai) ZUSCHAUER 23.148 TORE 0:1 Zuber (26.) 1:1 Arnold (50.) 2:1 Didavi (73.) SCHIEDSRICHTER Daniel Siebert (Berlin) GELBE KARTEN Rodriguez, Bazoer, Malli Vogt, Hübner

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2:0 21. Spieltag » 18. februar 2017

TSG 1899 Hoffenheim – sv darmstadt 98

In der Hinrunde hatte Darmstadt spät den Ausgleich erzielt und Hoffenheim um den verdienten Sieg gebracht. Die Erinnerung daran war bei allen noch wach – keinesfalls sollte sich gegen den „eklig“ zu bespielenden Gegner, sagte Julian Nagelsmann, Ähnliches wiederholen. Darmstadt war allerdings nochmals schwerer einzuschätzen, nachdem im Winter Torsten Frings die Nachfolge von Norbert Meier zum Cheftrainer angetreten hatte. Den Lilien war in der Vorwoche sogar ein Sieg über Dortmund gelungen!

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Nach der erlittenen Rippenprellung fehlte Mark Uth. Und so liefen im Sturm Wagner (nach abgesessener Rotsperre) und Terrazzino auf, während der Rest der Mannschaft bis auf Hübner unverändert blieb, der nach fünf gelben Karten pausieren musste und durch Bicakcic ersetzt wurde. Vor sichtbar nicht ausverkauftem Haus übernahm Hoffenheim sofort die Regie auf dem Rasen und setzte mit Demirbays unpräzisem Fernschuss in der 3. Minute den ersten Akzent. Doch schon in der 6. Minute deutete sich an, wie gefährlich Darmstadt unter Frings nach vorn agierte. Ein blitzschneller Konter nach harmlosem Hoffenheimer Standard brachte den Ball zu Heller, der von halblinks kräftig abzog. Baumann war jedoch wie gewohnt zurstelle. In der 8. Minute setzte Rudy Kramaric mit einem sehenswerten Diagonalball in Szene, der auf Wagner abgab. Dessen Schuss ging jedoch genau auf den Torhüter. In den nächsten Minuten gelang es den Gästen noch zweimal, mit schnellen Kontern vors Tor zu kommen. Ansonsten verteidigten sie sehr beweglich, doppelten jeden Angreifer aggressiv, aber nicht unfair, und machten Hoffenheim damit das offensive Leben schwer. Der Ball lief meist ohne größeren Raumgewinn durch die TSG-Reihen und blieb im vorderen Drittel stecken. Abgesehen von einem knapp am Tor vorbeigezirkelten Schuss von Amiri aus zweiter Reihe, ungefähr zur Mitte der ersten Halbzeit, geschah bis zur Pause wenig Effizientes. Darmstadt war das erwartete, „eklige“ Bollwerk, Hoffenheim blieb im Mittelfeld ohne zündende Ideen. Kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit wechselte Julian Nagelsmann deshalb Demirbay gegen Kramaric aus. Kaum vier Minuten danach lag der Ball im Darmstädter Tor. Süle hatte von rechts den einlaufenden Kramaric bedient, aber anscheinend im Abseits, sodass dessen anschließender Treffer nicht zählte. »

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In der 62. Minute schoss Kramaric den Ball nach schöner Vorarbeit von Wagner direkt in die Arme von Torhüter Esser. Zwei Minuten drauf sollte Kramarics dritter Streich endlich fruchten: Kaderabek spielte in die Mitte ab zu Terrazzino, der nach links weitergab, in den Lauf von Kramaric, der aus spitzem Winkel durch Essers Hosenträger das 1:0 erzielte. Danach kam Szalai für Terrazzino, bald darauf Polanski für Amiri – was einer Art Entkernung des TSG-Mittelfelds gleichkam. Das Signal war eindeutig: Trainer Nagelsmann wollte die Partie möglichst unbeschadet über die Runden bringen. Was auch gelang... Denn um nachdrücklich anzugreifen und vielleicht noch den Ausgleich zu erzielen, fehlte den Lilien die Kraft, die sie vollauf im erbitterten Abwehrkampf verschlissen hatten.

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In der Nachspielzeit versuchten sie es halbherzig doch noch einmal, wurden aber durch einen von Wagner und Rudy vorgetragenen Konter und den daraus resultierenden Foulelfmeter bestraft: Wagner hatte Rudy halblinks in den Strafraum geschickt, wo Altintop ihn von den Beinen holte: Kramaric ließ sich die Ausführung nicht nehmen und verwandelte mit einem weiteren Salihovic-Gedenkelfer in die Mitte zum 2:0-Endstand.

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Süle, Vogt, Bicakcic, Rudy, Kaderabek, Zuber, Amiri (74. Polanski), Demirbay (50. Kramaric), Wagner, Terrazzino (65. Szalai) SV DARMSTADT 98 Esser, Fedetskyy, Niemeyer, Milosevic, Holland, Altintop, Gondorf (75. Sirigu), Sam, Rosenthal (33. Vrancic), Heller, Boyd (57. Colak) ZUSCHAUER 29.013 TORE 1:0 Kramaric (64.) 2:0 Kramaric (90. + 3, Foulelfmeter) SCHIEDSRICHTER Dr. Felix Brych (München) GELBE KARTEN Demirbay, Bicakcic, Rudy Sam, Sirigu, Niemeyer, Altintop

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1:1 22. Spieltag » 26. februar 2017

fc schalke 04 – TSG 1899 Hoffenheim

„In erster Linie hat er ein unglaubliches Fachwissen. Das sieht man an dem neuen System, das richtig gut zu uns passt. Und menschlich ist er ein toller Typ. Er findet im Training die perfekte Mischung aus harter Arbeit und Spaß. Ich bin froh, dass ich unter diesem Trainer arbeiten darf“, sagte Kerem Demirbay unter der Woche über Julian Nagelsmann und verlängerte seinen Vertrag bis 2021! Immer noch ohne Uth, dessen Brustprellung sich inzwischen als schwerwiegend erwiesen hatte, auch ohne die Langzeitverletzten Rupp, Schär und Toljan, trat die TSG um einen weiteren Spieler dezimiert auf Schalke an: Pavel Kaderabek musste mit Wadenproblemen passen. Für ihn wurde rechts außen und hinten Ermin Bicakcic aufgeboten, der aber als Allzweckwaffe nicht in jeder Hinsicht ähnlich gut einsetzbar war wie in der Vergangenheit etwa Strobl. Hübner kehrte in die Startelf zurück, ansonsten blieb die Formation der TSG bei diesem Sonntagabendspiel in Gelsenkirchen vor knapp 60.000 Zuschauern unverändert. Es war das inzwischen 18. Aufeinandertreffen der beiden Vereine in der Bundesliga: Schalke hatte sieben Mal, Hoffenheim sechs Mal gesiegt. Nach der Platzwahl mit Höwedes und Rudy wollten beide ihren jeweiligen Score weiter anheben. Stattdessen winkte das fünfte Remis. Bis dahin war jedoch noch ein weiter Weg zu gehen. Schalke gab sich zunächst selbstbewusst und suchte den Weg nach vorn, Hoffenheim wartete ab und versuchte sich in Spielkontrolle – mit ungleichem Erfolg. Während Amiri in der 4. Minute nach zurückgelegtem Freistoß durch Rudy einen vielversprechenden Schuss aus dem Rückraum auf die Brust von Fährmann feuerte, duselte sich Schalke in der 5. Minute mit viel Glück zum Tor. Kolasinac war links durchgegangen und hatte Burgstaller im Strafraum bis an die Grundlinie geschickt, wobei es zu zwei ungeahndeten Armkontakten mit dem Ball kam. Den halbhohen Rückpass von Burgstaller erwischte Schöpf mit einem bizarren Hüpfer so glücklich, dass Baumann keine Chance hatte, noch an den Ball zu gelangen.

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Es dauerte bis knapp zur 20. Minute, ehe sich Hoffenheim vom Schreck des frühen Rückstands erholt hatte. Schalke spielte in dieser Zeit munter nach vorn, kam aber nicht im Ansatz zu weiteren Chancen. Allmählich drehte Hoffenheim dann die Partie und kam viel über rechts, allerdings unter Mitwirkung des offensiv deutlich überforderten Bicakcic, der es aber in der 26. Minute doch einmal schaffte, Zuber mit einer gelungenen Flanke zu bedienen. Dessen Schuss aus 16 Metern zog knapp übers Gebälk. Die Szene hatte Modellcharakter für die Zeit bis zur Pause. Immer wieder probierte es die TSG mit im Ansatz schön ausgespielten Angriffen, immer wieder scheiterte sie daran, dass die Räume zu eng wurden, die letzten Pässe nicht ankamen oder die Abschlüsse zu unpräzise waren. Schalke zog sich unterdessen mehr und mehr zurück und fand offensiv beinahe nicht statt. In der Pause stellten die Trainer ihre Teams neu ein, was bei Schalke dann so aussah: Goretzka trat in der 47. Minute verdeckt auf Hübners Schenkel. Hätte Schiri Aytekin bei diesem üblen Foul genau hingesehen, hätte er wohl die rote Karte gezogen. Schalke bediente sich daraufhin zunehmend jener schmutzigen Tricks, die Trainer Weinzierl früher in Augsburg praktizieren ließ: versteckte Fouls, Reklamieren wegen Nichts, Liegenbleiben ohne Grund, ständiges Reizen des Gegners.

Schluss einstellte. Und zwar war Vogt von Burgstaller mit einem – natürlich wieder verdeckten und ungeahndeten – absolut rotwürdigen Schlag gegen den Hals zu Boden gestreckt worden. Vogt war darüber – und über die Blindheit des Schiedsrichtergespanns – derart aufgebracht, dass er sich kurze Zeit später den Ball schnappte und in geradezu wütenden Riesenschritten nach vorn marschierte. Im richtigen Moment hob er die Kugel über die zurückweichenden Schalker exakt in den Lauf von Zuber, der von der Grundlinie aus zurückflankte – wo Rudy bereitstand und den Ball durch Fährmanns Hosenträger zum 1:1 einnickte. Dass es zu mehr als zu einem Remis auf Schalke nicht langte, lag, einer Art Brandrede von Kevin Vogt zufolge, vor allem daran: „Wir spielen in zu vielen Umschaltsituationen zu kompliziert – und nicht klar, zielstrebig und geradlinig. Wir sind in Dribblings gegangen, wo wir einen klaren Pass spielen können. Teilweise wollen wir außergewöhnliche Dinge machen. So verschenken wir Qualität, das ist nicht unsere Stärke. Unsere Stärke ist, schnell, vernünftig und seriös zu spielen!“

FC SCHALKE 04 Fährmann, Höwedes, Badstuber, Nastasic, Schöpf, Stambouli, Kolasinac (82. Aogo), Goretzka, Bentaleb, Caligiuri (57. Meyer), Burgstaller (84. Choupo-Moting) TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Süle, Vogt, Hübner, Bicakcic (60. Schwegler), Rudy, Zuber, Amiri (63. Szalai), Demirbay, Terrazzino (70. Kramaric), Wagner ZUSCHAUER 58.839 TORE 1:0 Schöpf (5.) 1:1 Rudy (79.) SCHIEDSRICHTER Deniz Aytekin (Oberasbach) GELBE KARTEN Süle, Hübner

Der Plan, mit dem inzwischen mehr als glücklichen 1:0 unfair über die Zeit zu kommen, sollte indessen scheitern. In der 60. Minute brachte Trainer Nagelsmann Schwegler für Bicakcic, nur dass jetzt Rudy dessen Position auf der rechten Seite übernahm und Schwegler die defensive Mitte besetzte. Gleich darauf liefen auch noch Szalai für Amiri und etwas später Kramaric für Terrazzino auf. Mit so viel offensivem Mehrwert auf dem Platz kam Schalke nicht gut zurecht, eigene Angriffe unterblieben fast ganz, die Abwehr begann zu wackeln. Trotzdem fehlte es Hoffenheim immer noch an einer Art Erweckungserlebnis, das sich erst eine Viertelstunde vor

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5:2 23. Spieltag » 4. März 2017

tsg 1899 Hoffenheim – fc ingolstadt 04

Bei der Startaufstellung vor nur 23.000 Zuschauern rieb man sich die Augen: Geboten wurde eine Doppelspitze aus Wagner und Szalai! Das gab es noch nie, war aber verstehbar, wenn die Schanzer – seit einigen Spieltagen vom neuen Trainer Walpurgis viel besser eingestellt – per Flanke und Kopfball in Bedrängnis gebracht werden sollten. Amiri nahm diesmal die wichtige Position des immer noch lädierten Kaderabek ein, sodass Demirbay und Terrazzino auf der Acht spielten. Das Problem dabei war, wie sich bald zeigen sollte, dass Amiri nicht ausdauernd genug rechts blieb, sondern regelmäßig in die Mitte strebte, mit der Folge, dass er viel zu selten zu rechten Flankenläufen ansetzen bzw. dorthin auf die Reise geschickt werden konnte.

Ingolstadt spielte trotzdem weiter wie zuvor. Statt in die Gegenoffensive zu gehen und den Ausgleich zu suchen, verengten die Schanzer stur weiter die Räume – und brachten die Hoffenheimer Spieler damit schier zur Verzweiflung. In der Folge mehrten sich, halb auch aus Verdruss über das anhaltende Nichtspiel, die Konzentrationsschwächen, sodass Ingolstadt in der 38. Minute mit einem simplen Einwurf samt Weitergabe quasi aus dem Nichts das 1:1 durch Cohen erzielen konnte. Es sollte der einzige echte Treffer der Schanzer bleiben.

Doch nicht nur von rechts kam es nicht zur Fütterung der langen Kerls im Sturm durch Flanken. Denn Zuber, linkes Pendant zu Amiri, blieb zwar auf seiner Außenbahn, schaffte es aber selten, die engen Ingolstädter Reihen zu überwinden. Unterm Strich führte das zu einem ganz erheblichen Gedränge im Mittelfeld: genau das, was die Schanzer gewollt hatten. So konnten sie mit ihrem mustergültigen Pressing die Räume erfolgreich zumachen und jeden nach vorn strebenden TSG-Spieler fast mühelos doppeln. Das sah zäh aus; und es wurde für die TSG tatsächlich ein zähes Geschäft, indem es nicht gelang, auch nur im Ansatz ausreichend Tempo aufzunehmen, um offensiv Gefahr zu entwickeln. Weil die Hoffenheimer Spieler aber nicht tatenlos bleiben und der Ingolstädter Spielverhinderung mit verschränkten Armen zuschauen konnten, versuchten sie es mit Kurzpässen auf engstem Raum – und blieben bei den aufwendigen Ballstafetten spätestens nach dem vierten trickreichen Kontakt stecken. Außer in der 17. Minute: Rudy schaltete sein so lang und schmerzlich vermisstes Entscheider-Gen ein und zog aus 30 Metern ab. Der Schuss sah – wie Rudy selbst oft auch – gar nicht so schnell und gefährlich aus, schlug aber mit über 100 km/h neben dem Innenpfosten ein.

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Nach der Pause drängte Hoffenheim mit neuer Energie nach vorn, blieb jedoch wie zuvor ohne echte Durchschlagskraft, auch weil Wagner immer noch seiner Form hinterherlief – kaum eine Ballannahme oder Weitergabe wollte ihm gelingen. Und das verbissene Taktieren der Schanzer bewirkte ein Übriges: den Führungstreffer der Gäste! Den erzielte zwar Süle in der 60. Minute nach Eckball der Schanzer per Eigentor, aber dazu war es nur gekommen, weil Amiri bei einem etwas genervten, weiten Rückpass auf Baumann so weit daneben gezielt hatte, dass der Ball ins Toraus gegangen war. »

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Hoffenheim, so das bisherige Fazit des Spiels, verbiss sich in der Ingolstädter Taktik und verlor darüber zunehmend die Nerven und den Faden. Doch war eine Heimniederlage gegen die Schanzer das letzte, was die Mannschaft erleben wollte – wodurch die sichtbare Verbissenheit noch anzusteigen drohte. Wieder markierte dann Rudy den Wendepunkt. Sein Freistoß, knapp zwei Minuten nach der Ingolstädter Führung, flog ideal in die Sturmmitte, wo Szalai den Ball unhaltbar unter die Querlatte wuchtete. Und das war der Moment, in dem das Spiel kippte, denn Ingolstadt hielt sich auf einmal nicht mehr ans bis dahin so eisern befolgte Konzept, Hoffenheim an der Spielentfaltung zu hindern, sondern wollte den eben noch greifbar nahen Auswärtssieg partout zurückhaben. Die Schanzer ließen sich infolgedessen auf einen wilden Schlagabtausch ein, bei dem sie maximal unvorsichtig wurden – und naturgemäß den Kürzeren zogen. Es regierte jetzt das Tempo der TSG, es war das Spiel von Hoffenheim! Eine Viertelstunde lang wogte das Spielgeschehen noch hin und her, dann besorgte nach schnellem Umschaltspiel der kurz nach der Pause für Terrazzino eingewechselte Kramaric nach Demirbays Vorlage mit dem Außenrist das 3:2. Und kurz darauf schoss Szalai nach schöner Vorlage von Kramaric, der rechts einen Haken geschlagen und mit feinem Fuß den Pass besorgt hatte, das 4:2, bis Hübner gegen Spielende nach Eckball per Kopf sogar noch auf 5:2 erhöhte.

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Entfesselte Hoffenheimer, so das endgültige Fazit des Spiels, sind nur schwer aufzuhalten! Szalai jedoch war zweifelsohne der Mann der Stunde. Ihm gelang, was Wagner in der Hinrunde vorgemacht hatte: die vielen Zweifler und Kritiker mundtot zu machen. Dafür hatte er lang gebraucht, hatte aber in der Zwischenzeit sein Spielverständnis und sein technisches Potential deutlich erhöht! Wagner wiederum war so etwas wie das Sorgenkind der Partie. Entweder hatte die zurückliegende Rotsperre seinen Lauf gekappt – oder er war zu oft im Fokus der Medien gestanden, zuletzt mit der Ablehnung eines Riesenangebots aus China, das bei 25 Mio. Euro Ablöse und 10 Mio. Euro Jahresgage für Wagner gelegen hatte.

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Süle, Vogt, Hübner, Amiri (80. Toljan), Rudy, Zuber, Terrazzino (52. Kramaric), Demirbay, Szalai, Wagner (85. Bicakcic) FC INGOLSTADT 04 Hansen, Matip, Tisserand, Bregerie, Hadergjonaj, Suttner, Morales (87. Jung), Cohen, Hinterseer (82. Kittel), Groß (72. Lex), Lezcano ZUSCHAUER 23.028 TORE 1:0 Rudy (17.) 1:1 Cohen (38.) 1:2 Süle (60., Eigentor) 2:2 Szalai (62.) 3:2 Kramaric (77.) 4:2 Szalai (79.) 5:2 Hübner (88.) SCHIEDSRICHTER Bastian Dankert (Rostock) GELBE KARTEN Rudy, Hübner Suttner, Kittel

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1:1 24. Spieltag » 11. März 2017

sc freiburg – TSG 1899 Hoffenheim

Es war das Spiel der Taktik-Meister Streich gegen Nagelsmann, wobei Nagelsmann eher die Akzente setzte und Streich reagierte – beim Umschalten von Vierer- auf Dreierkette und umgekehrt, eingeschlossen die daraus sich ergebenden Umstellungen im Mittelfeld. Manchem Fan dürfte das taktische Geplänkel im Spannungsfeld der Partie verborgen geblieben sein, aber es fiel zu Beginn des Spiels doch auf, dass Vogt mal vor der Abwehr spielte, dann wieder nicht. Auf den Verlauf der ersten Halbzeit wirkte sich das taktische Hin und Her so aus, dass sich die gegnerischen Mannschaften weitgehend neutralisierten. Kramaric und Wagner bekamen vorn wenig zu tun, weil weder Amiri noch Demirbay, weder Zuber noch der endlich ins Team zurückgekehrte Toljan es schafften, die laufintensive Freiburger Defensive, die schon weit vorn ansetzte, zu überwinden. Immerhin konnte Wagner nach schöner Vorbereitung von Kramaric in der 14. Minute Schwolow ernsthaft prüfen, worauf Kramaric in der 25. Minute den Nachschuss nach ebenfalls von ihm getretenen Freistoß, der noch in die Mauer ging, ans Freiburger Lattenkreuz setzte, wobei Schwolow wieder knapp die Finger im Spiel hatte. Erst gegen Ende der ersten Halbzeit kam auch Freiburg gefährlich auf: Philipp zog in der 38. einen Flachschuss aus etwa 20 Metern aufs Hoffenheimer Tor, den Baumann jedoch souverän um den Pfosten lenkte. Nach der Pause lief Freiburg die TSG-Angreifer nochmals höher an, während Hoffenheim noch druckvoller nach vorn zu arbeiten versuchte – mit wenig Erfolg und vielleicht auch ein bisschen irritiert durch die mehrfachen taktischen Umstellungen. So kam es, dass bei einem Freiburger Angriff in der 56. Minute Vogt statt Zuber, der eigentlich links hinten hätte mitgehen sollen, die Aufgabe übernahm und Niederlechner am Strafraumrand ziemlich unglücklich umsenste. Dafür sah er die gelbe Karte, es war die fünfte... Und der Schiri zeigte natürlich auf den Elfmeterpunkt: Philipp lief an und schoss schlecht, Baumann parierte mit einem Hechtsprung. Der Ball sprang dem Schützen jedoch erneut vor die Füße, der diesmal besser zielte und traf. Für

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die TSG, die bis dahin den Gegner recht gut im Griff gehabt hatte, ohne selber glasklare Torchancen herausspielen zu können, geriet der Treffer wie eine Woche zuvor, als die Schanzer auf einmal in Führung lagen, fast zu einem Erweckungserlebnis. Jedenfalls löste sich Hoffenheim direkt nach dem Tor endlich aus dem taktischen Korsett und ging wie befreit mit schierem Willen vorne drauf. Und Freiburg nahm die Herausforderung an und löste sich ebenfalls aus dem bisherigen Konzept, das darin bestand, den Hoffenheimer Spielfluss effizient zu unterbinden. Wie gegen Ingolstadt brauchte es nur wenige Minuten, die gegnerische Festung zu erobern und den Ausgleichstreffer zu erzielen: Kramaric, der die entscheidende kreative Kraft im Sturm war, dribbelte in der 60. Minute halblinks aus dem Strafraum heraus, um drei Gegenspieler abzuschütteln, drehte sich und zog ab. Der Ball flog in einer unwiderstehlichen Kurve über alle sonst noch im Strafraum befindlichen Angreifer und Verteidiger und auch über Freiburgs Torhüter Schwolow hinweg und schlug rechts oben im Winkel ein: eine Art Robben-Tor von links...

Andrej Kramaric drückte nach Spielende das durchmischte Gefühl von Trainer und Mannschaft perfekt aus, als er sagte: „Ich weiß nicht so recht, was ich sagen soll. Ich bin nicht ganz zufrieden. Wir haben ein gutes Spiel gemacht, aber es hat nicht gereicht.“

SC FREIBURG Schwolow, Gulde, Schuster, Kempf, Kübler, Günter, Höfler, Frantz, Haberer (87. Ignjowski), Philipp (73. Grifo), Niederlechner (77. Petersen) TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Süle, Vogt, Hübner (73. Bicakcic), Toljan, Rudy, Zuber, Demirbay, Amiri (82. Terrazzino), Kramaric (76. Szalai), Wagner ZUSCHAUER 24.000 (ausverkauft) TORE 1:0 Philipp (56., Elfmeter-Nachschuss) 1:1 Kramaric (60.) SCHIEDSRICHTER Wolfgang Stark (Ergolding) GELBE KARTEN Höfler, Haberer Vogt, Hübner

Leider wiederholte sich die Dramaturgie des Ingolstadt-Spiels im Weiteren nicht. Waren die Schanzer noch blind ins vogelwilde Verderben gerannt, indem sie sich die verlorene Führung krampfhaft zurückholen wollten, schnürte sich Freiburg sofort wieder ins verordnete taktische Korsett ein und ließ kaum noch eine Chance auf den Siegtreffer zu. Erneut wurden die Räume zugelaufen, unsere Angreifer gedoppelt – und glücklicherweise weitgehend fair attackiert. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn in der 76. Minute nicht Kramaric für Szalai ausgewechselt worden wäre, sondern Wagner, der immer noch nicht zur alten Stärke zurückgefunden hatte. Dadurch fehlte es am kreativen Moment, an überraschenden Ideen; Hoffenheim blieb spielstark und imgrunde permanent überlegen, vermochte die intelligente und bis zum Schlusspfiff extrem laufbereite Freiburger Defensive jedoch nicht noch einmal entscheidend in Not zu bringen.

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1:0 25. Spieltag » 18. märz 2017

tsg 1899 Hoffenheim – bayer 04 leverkusen

Wie beim letzten Heimspiel bot Trainer Nagelsmann eine echte Doppelspitze auf, bestehend aus Wagner und Szalai, dazu spielte Kramaric für Amiri. In der defensiven Dreierkette ersetzte Süle in der Mitte den gelbgesperrten Vogt, Bicakcic übernahm souverän Süles Part rechts, Hübner glänzte wie gewohnt links. Und Süles Passquote im neuen Job erreichte sogar Liga-Rekordwerte – wobei er allerdings vergleichsweise wenig Risiko einging: viele seiner Pässe liefen eher hintenherum... Leverkusen hatte sich, nach ansehnlichem Abschied aus der Champions-League unter der Woche, für den Auftritt in Sinsheim vor ausverkaufter TSG-Kulisse viel vorgenommen. Unter Neu-Trainer Korkut sollte mehr Ballbesitz und Souveränität in die Mannschaft Einzug halten, mit Brand, Bellarabi und Volland sollte neue Angriffslust entfacht werden. Doch daraus wurde nicht viel, auch wenn die Werkself nach der frühen TSG-Drangphase aufreizend problemlos durch freie Räume marschieren konnte und immer wieder bedrohlich am Hoffenheimer Strafraum auftauchte.

Trotzdem sahen die Fans eine seltsame erste Halbzeit. Zehn Minuten lang hatte sich Hoffenheims Offensive unablässig durch Leverkusens Defensive gespielt, so dass es nur eine Frage der Zeit zu sein schien, bis das erste Tor fallen würde, dann rollten bis zur Pause Leverkusener Angriffe aufs Tor, die zum Glück an Hübners Zweikampfstärke, Süles Übersicht und Bicakcics Leidenschaft allesamt strandeten. Erst gegen Ende der ersten Halbzeit kam unsere Mannschaft offensiv wieder stärker auf und hätte durch Szalai und Wagner durchaus punkten können. Vor allem bewies Wagner aufsteigende Form, die Bälle versprangen ihm nicht mehr so leicht, er bewegte sich viel und zögerte nicht mehr zu lang, wenn er Schussgelegenheiten hatte. Auf der Gegenseite bewies auch Volland aufsteigende Form, aber nur, bis er an Süle geriet, der ihn, zahllose gemeinsame Trainingsmomente im Rücken, förmlich zahnlos machte. »

Insgesamt machte Süle seine Sache als defensiver Mittelmotor nicht übel, ohne an Vogts Ruhe, Präsenz und Spieleröffnungsqualität heranreichen zu können. In der Folge schien Rudy als einzige vorgeschaltete Instanz die offenen Räume mehrmals nicht wirkungsvoll genug zulaufen zu können. Sobald es ernst wurde, hielt das neu formierte Defensiv-Bollwerk den Angriffen der Werkself allerdings stand!

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Aus der Pause kamen beide Teams wie verwandelt zurück. Leverkusen hatte nach dem Champions-League-Spiel vom Mittwoch (aber auch wegen Ex-Trainer Schmidts kraftzehrender Auffassung vom Fußball als Pressingmaschinerie) nicht mehr genug Körner, um die Räume weiterhin eng genug zu machen. Und Hoffenheim ersetzte Toljan, der auf der rechten Außenbahn eher gehemmt agiert hatte, durch Rudy und dessen freiwerdenden Platz durch Schwegler. Weil beide ihre Aufgabe richtig gut versahen und bald auch Amiri für Szalai eingewechselt wurde, trat das TSG-Mittelfeld von da an geschlossen auf. Und weil außerdem Zuber eine Viertelstunde nach dem Wiederanpfiff links außen den Turbo zündete und unwiderstehlich scharf nach innen flankte, konnte Wagner mit unnachahmlichem Stochern dafür sorgen, dass der Ball, unter Lenos gnädiger Mithilfe, zum 1:0 über die Torlinie gelangte. Die ewigen Nörgler wollten Wagner danach nicht als Torschützen anerkennen. Er selber reklamierte den Treffer sehr wohl für sich, und mit Recht! Denn als echter Torjäger setzte er nunmal den entscheidenden Impuls... Kaum hatte sich Wagner mit seinem ersten Treffer nach langer Torflaute zurückgemeldet, fiel Leverkusens Kondition noch mehr

ab. Die Werkself, die über viel Einzelqualität verfügte, ohne echten Teamspirit zu offenbaren, sackte in sich zusammen und versuchte erst ganz zum Schluss, sich doch noch in ein Remis zu retten. Unterm Strich ging Hoffenheim mit einer eher durchschnittlichen Leistung siegreich durchs Ziel, woran auch ein spät eingewechselter Kießling, der von einer beeindruckenden Kulisse aus Pfiffen über sein unvergessenes Phantomtor begrüßt wurde, nichts zu ändern vermochte. Die Tabellensituation hatte durch die parallelen Niederlagen von Leipzig und Berlin an Strahlkraft gewonnen. Fünf Punkte Abstand genoss Hoffenheim inzwischen zur unter ihr rangierenden Hertha, die auf dem fünften Platz stagnierte, während Leipzig als Zweiter nur noch vier Punkte weg war. An diesem Spieltag wurde klar, dass die TSG ernsthaft um die europäischen Plätze mitspielte. Es war Sandro Wagners Verdienst, den knappen Sieg eingefahren zu haben. Mit folgenden Worten kommentierte er das Ende seiner langen Torflaute: „Es war mein Tor. Aber es ist sehr wichtig, dass wir gewonnen haben. Und deshalb war für mich heute alles gut.“

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Bicakcic, Süle, Hübner, Toljan (46. Schwegler), Rudy, Zuber, Demirbay (85. Polanski), Kramaric, Wagner, Szalai (58. Amiri) BAYER 04 LEVERKUSEN Leno, Hilbert, Toprak, Dragovic, Henrichs, Baumgartlinger (82. Kießling), Kampl, Bellarabi, Brandt (71. Bailey), Mehmedi, Volland (71. Chicharito) ZUSCHAUER 28.117 TORE 1:0 Wagner (62.) SCHIEDSRICHTER Manuel Gräfe (Berlin) GELBE KARTEN Szalai Volland

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1:3 26. Spieltag » 31. märz 2017

hertha bsc – TSG 1899 Hoffenheim

Die Erfolgsgeschichte von Julian Nagelsmann, so kurz sein Engagement als Cheftrainer der TSG erst andauerte, rief zunehmend Spekulationen auf den Plan. Mal wurde er als nächster Bayern- oder BVB-Coach, mal als zukünftiger Bundestrainer in die Schlagzeilen gehievt. Er selber blieb jedoch völlig gelassen und versicherte, dass er auch in der Folgesaison die TSG trainieren werde. Kaderabek und Rupp konnten nach längerer bzw. langer Leidenszeit wieder voll trainieren, wurden aber erstmal in der U-23 eingesetzt, um Spielpraxis zu sammeln. Mark Uth jedoch war wie Kevin Vogt zurück im Kader und durfte ab der 62. Minute auch aufs Feld. Die Anfangsformation der TSG an diesem Freitagabend in Berlin bestand aus Baumann, Toljan, Süle, Vogt, Hübner, Zuber, Rudy, Amiri, Demirbay, Kramaric und Wagner. Die Hertha lief die ballführenden Hoffenheimer Spieler von Beginn an extrem hoch an, schaffte es aber nicht, Fehlpässe zu provozieren und in den angepeilten Umschaltmodus zu gelangen. Mit der saisontypischen Geduld spielte sich Hoffenheim stattdessen aus der engen Belagerung frei. Die erste Chance hatte in der 8. Minute folglich die TSG, als Kramaric mit einem Kopfball nach Eckstoß Torhüter Jarstein zu einer Glanztat zwang und Wagner nicht schnell genug an den Abpraller kam. Als die taktischen Mittel auf Berliner Seite erkennbar nicht ausreichten, um Hoffenheim am Tordrang zu hindern, griffen die Hertha-Spieler, allen voran Ibisevic, zunehmend zu harten, auch unfairen Mitteln. In der 15. Minute ging Ibisevic Wagner derart grob an, dass der TSG-Stürmer am Kopf leicht blutete und sich den Zeigefinger auskugelte, und Ibisevic sah nicht mal gelb dafür! Was die überharte Berliner Gangart aber bewirkte, war ein zusehends nervöseres Pass-Spiel der Hoffenheimer, die nun ähnlich harte Kontakte zu vermeiden suchten, weshalb die Berliner Zweikampfquote bald bei knapp 70% lag! Dementsprechend kam es verschiedentlich auch zu eigentlich unnötigen Abspielfehlern, die von der Hertha, sonst ohne jeglichen Zugriff aufs Spiel, in schnelle Angrif-

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fe umgemünzt wurden. Kalou vergab in der 17. Minute eine der sich daraus ergebenden Chancen; besser gesagt entschärfte Baumann seinen Schuss vom Strafraumrand souverän. In der 32. Minute unterlief Kramaric der nächste grobe Schnitzer im Mittelfeld. Der Hertha-Blitzkonter führte zu Esswein, der den Ball aus 20 Metern volley aufs Tor feuern wollte, ihn aber nur touchierte, worauf Pekarik rechts ziemlich unverhofft in den Genuss einer Torchance kam. Inzwischen war Kramaric schuldbewusst zurückgesprintet; er stellte sein Bein in Pekariks Schuss, den er damit auch noch unhaltbar abfälschte. Die Berliner Führung war einigermaßen unverdient, führte aber zu umso mehr Engagement von Hoffenheim. Die druckvollen Angriffe wurden schon in der 38. Minute belohnt, als Mittelstädt im Strafraumgewühl mit Amiri die Hand an den Ball bekam und Schiri Brand auf den Elfmeterpunkt zeigte. Kramaric hatte noch etwas gutzumachen, lief an und verwandelte eiskalt zum Ausgleich, mit dem es auch in die Pause ging. Ibisevic hatte kurz zuvor, wenn auch nur wegen Meckerns, endlich die mehr als verdiente gelbe Karte gesehen. Hertha BSC wollte auch die zweite Halbzeit mit hohem Anlaufen gestalten, es kam aber ganz anders. Denn zum einen hatten die Spieler erkennbar nicht mehr die Kraft, das schnelle Pass-Spiel der TSG komplett zuzulaufen, zum anderen holte Mittelstädt, der wegen seines Handspiels schon gelb gesehen hatte, in der 58. Minute Amiri grob von den Beinen und sah dafür gelb bzw. eben gelb-rot. Und zu zehnt waren die Herthaner natürlich noch weniger in der Lage, die geplante Laufarbeit abzuliefern. Trainer Dardai nahm den hochgradig gelb-rot gefährdeten Ibisevic samt Kalou vom Feld und verlegte sich darauf, das 1:1 über die Runden zu bringen. Das sollte ihm jedoch nicht gelingen, denn es begann das Schaulaufen der TSG, die inzwischen mit Uth für Amiri spielte. Angriff auf Angriff rollte jetzt aufs Tor von Jarstein: Kramaric traf in der 66. Minute doppelt den Pfosten, Demirbay nochmal in der 68. Minute, Zuber vergab unbedrängt vor Jarstein in der 72. Minute links aus sieben Metern! Das

Tor wirkte wie vernagelt, bis in der 76. Minute Süle antrat, der ebenfalls ein paar Fehlpässe in der ersten Halbzeit gutzumachen hatte. Aus gut 25 Metern hämmerte er den Ball unhaltbar links unter die Latte! Die Niederlage vor Augen, warf die Hertha noch einmal alles nach vorn, hatte aber ihre besten Stürmer bereits ausgewechselt. Hinten blank, machte Berlin es dem TSGSturm leicht, erneut nachzulegen: Wagner ging in der 86. Minute bilderbuchartig links durch bis fast auf die Grundlinie, flankte nach innen und fand Kramaric, der den Ball nur noch über die Linie drücken musste. Damit lag die Hertha bereits acht Punkte hinter der TSG, die durch das Dortmunder Remis auf Schalke sogar auf Platz 3 der Tabelle vorrückte.

HERTHA BSC Jarstein, Pekarik, Langkamp, Brooks, Mittelstädt, Stark, Esswein (79. Allagui), Darida, Skjelbred, Kalou (65. Haraguchi), Ibisevic (63. Torunarigha) TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Süle, Vogt, Hübner, Toljan, Zuber, Rudy, Demirbay (90. Polanski), Amiri (62. Uth), Kramaric (88. Szalai), Wagner ZUSCHAUER 42.401 TORE 1:0 Pekarik (32.) 1:1 Kramaric (39., Handelfmeter) 1:2 Süle (76.) 1:3 Kramaric (86.) SCHIEDSRICHTER Benjamin Brand (Unterspiesheim) GELBE KARTEN Ibisevic, Skjelbred Amiri GELB-ROTE KARTEN Mittelstädt (58.)

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1:0 27. Spieltag » 4. April 2017

tsg 1899 Hoffenheim – fc bayern münchen

Sven Ulreich, der öffentlich Unzufriedenheit über seine Rolle als Ersatztorhüter geäußert hatte, durfte den verletzten Manuel Neuer auch in Sinsheim vertreten. In der Woche zuvor hatte er beim Münchener 6:0 über Augsburg im Tor gestanden, war aber weitgehend beschäftigungslos geblieben. In Sinsheim jedoch wurde er ernsthaft auf die Probe gestellt. Das Fehlen von Manuel Neuer war indessen nicht die einzige Veränderung bei den Bayern, die auch ohne den verletzten Thomas Müller angereist waren. Zudem wurde Thiago vor den anstehenden Spielen gegen Dortmund und Madrid geschont, während Lahm, Boateng und Ribéry auf der Bank Platz nahmen. Die Stimmung auf den Tribünen der ausverkauften Rhein-Neckar Arena war glänzend. 31.500 Fans hofften auf ein großartiges Spiel – und das bekamen sie auch geboten,

vor allem anders als in ihren kühnsten Träumen gedacht. Denn auf derart große spielerische Überlegenheit ihrer TSG in Halbzeit 1 hätten im Vorfeld wohl die wenigsten getippt. Tatsächlich hätte Hoffenheim bereits nach zehn Minuten 3:0 vorn liegen können, ein Angriff nach dem anderen ging wie ein heißes, badisches Messer durch zimmerwarme Bayernbutter... In der 2. Minute tauchte Kramaric bereits gefährlich vor Ulreich auf, nach Demirbays schöner Vorarbeit vermochte Rafinha den Torschuss erst in letzter Sekunde zu blocken. In der 8. Minute zog wieder Kramaric den Ball aus 16 Metern knapp am Gehäuse vorbei, eine Minute später schickte Kramaric Amiri in die Gasse, aber Ulreich wehrte dessen scharfen Schuss ins Eck reflexartig ab.

Die TSG hatte die Oberhoheit in Mittelfeld und Angriff, Bayern lief stets hinterher und konnte sich mit gelegentlichen offensiven Ansätzen kaum entlasten. Das ging so bis zur 21. Minute, als Kramaric seine bislang aussichtsärmste Torchance zur Abwechslung einmal nutzte. Mit einem Hammerschuss aus gut 16 Metern, der Ulreich flatternd und im letzten Moment abfallend chancenlos machte, erzielte er das 1:0. Es war jedem klar, dass die Bayern nun erwachen würden – doch weit gefehlt. Ihre Raumaufteilung war der klugen taktischen Raumbesetzung durch die Nagelsmänner weiterhin unterlegen, obwohl Hoffenheim es nach der Führung vergleichsweise ruhig angehen ließ. Mehr als halbgare Fernschüsse brachten die Münchener, die immerhin Robben und Lewandowski im Sturm aufboten, nicht zustande. Lewandowski wurde immer gereizter, weil Vogt ihn komplett kaltstellte, während Robben sich alptraumartig von Zuber verfolgt sah, der ihm jede Idee, jeden Hakenschlag verdarb.

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Bis zur 40. Minute zogen sich die recht krampfigen Versuche der Bayern hin, wenigstens zur ersten echten Torchance zu kommen, garniert mit gelegentlichen gefährlichen Situationen vorm eigenen Tor. Dann tauchte Demirbay, von Amiri geschickt, allein vor Ulreich auf und scheiterte an dessen nächstem, guten Reflex! Als der Halbzeitpfiff nahte, zeigten die Bayern doch noch, was sie an besseren Tagen auszeichnete: Coman ging über links und passte flach nach innen, Lewandowski bekam den Fuß an den Ball und drückte ihn an die Latte... Damit war das Zeichen für die zweite Halbzeit gesetzt. Ein 1:0 gegen die Bayern schien zu wenig, Hoffenheim durfte nicht glauben, damit durchzukommen – und die Bayern erhöhten nach dem Pausengang tatsächlich die Schlagfrequenz und wurden in der 55. Minute nur durch Baumanns Glanztat nach einem Schuss von Lewandowski aus 15 Metern ausgebremst. Hoffenheim zog sich unter dem Ansturm der Gäste immer mehr zurück, die den TSG-Strafraum fast wie beim Handball regelrecht belagerten. Aber noch stand die Abwehrfestung, noch verhinderte Baumann, falls gefordert, den Münchener Ausgleich! »

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In der 62. Minute wechselte Julian Nagelsmann Szalai und Schwegler für Wagner und den leicht angeschlagenen Demirbay ein – zu diesem Zeitpunkt hatte Hoffenheim bereits etliche Kilometer mehr abgespult als der Gegner und brauchte dringend frische Kräfte. In der 67. Minute gelang sogar ein erster Entlastungsangriff, den Kramaric nach Zuspiel von Zuber frei übers Tor setzte. Die Bayern brachten daraufhin Ribéry, der sofort für Unruhe sorgte; Coman wechselte nach rechts und Robben in die Mitte. In der 73. Minute rettete erneut Baumann, indem er einen Schuss von Ribéry zur Ecke abwehrte, Rudy schlug den darauf folgenden Kopfball von Hummels gerade noch von der Linie. Bis zum Schlusspfiff umlagerten die Bayern fast ununterbrochen weiter den Hoffenheimer Strafraum. Aber was sie auch probierten: es misslang! Mal rettete Baumann, mal rettete Vogt, mal scheiterten die Bayern, weil sie zu hastig den Abschluss suchten. Von den Fans saß keiner mehr auf seinem Sitzplatz, alle fürchteten den legendären Bayerndusel – und Schiri Brand, der es ohnehin gut gemeint hatte mit den Bayern, indem er nahezu jeden kleinen Kontakt mit ihnen als Foul gewertet hatte, gewährte auch noch völlig überzogene vier Minuten Nachspielzeit. Doch es half alles nichts, Hoffenheim schaffte es, das magere 1:0 über die Runden zu bringen... Zum ersten Mal nach neun Jahren, im achtzehnten Spiel gegeneinander besiegte Hoffenheim durchaus verdient den ruhmreichen FC Bayern München! Julian Nagelsmann fasste seine Eindrücke danach so zusammen: „Ich habe Mut gefordert und gesagt, wer mutig ist, wird nicht bestraft. Und wir haben guten Fußball gespielt – den Ball nicht nur hinten rausgedroschen!“

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Süle, Vogt, Hübner, Toljan, Zuber, Rudy (75. Terrazzino), Demirbay (62. Schwegler), Amiri, Wagner (62. Szalai), Kramaric FC BAYERN MÜNCHEN Ulreich, Rafinha, Martinez, Hummels, Alaba (75. Bernat), Alonso, Vidal, Sanches (72. Ribery), Robben, Coman, Lewandowski ZUSCHAUER 30.150 (ausverkauft) TORE 1:0 Kramaric (21.) SCHIEDSRICHTER Sascha Stegemann (Niederkassel) GELBE KARTEN Lewandowski

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2:1 28. Spieltag » 8. april 2017

Hamburger sv – TSG 1899 Hoffenheim

Auch in diesem Spiel fehlte der angestammte Torhüter: René Adler musste mit einer Rippenprellung aussetzen. Doch wie zuvor erwuchs Hoffenheim daraus kein Vorteil, Adler wurde durch Ersatzmann Mathenia wie im Hinspiel sehr gut vertreten. Umgekehrt musste die TSG auf ihr angestammtes Mittelfeld verzichten: Demirbay fehlte ganz, Amiri saß angeschlagen auf der Bank. Dazu war Kaderabek kurz vor seinem Comeback mit einem Hexenschuss ausgefallen. Mit Kramaric auf dessen Position und Schwegler sowie Terrazzino im offensiven Mittelfeld ging die TSG in die Partie und sah sich von Beginn an mit einem bis unter die Haarspitzen motivierten, extrem hoch anlaufenden HSV konfrontiert, während die eigene Batterie nach dem kräftezehrenden Sieg über die Bayern noch nicht wieder vollgeladen schien. Bis zur 20. Minute stürmte allein der HSV, der die Bälle oft schon in der Hoffenheimer Spielhälfte eroberte. Holtby und Hunt schafften es aber noch nicht, die Bälle gefährlich in den Strafraum zu bringen. In der 21. Minute sorgte Süle mit einem Ausflug vors gegnerische Tor für etwas Entlastung, doch sein Gewaltschuss am Rand des Fünfmeterraums rauschte am Gehäuse vorbei. Kurz darauf legte Terrazzino etwas unbeholfen Hunt kurz vor dem eigenen Strafraum – zum Freistoß trat Hunt selber an und zog ihn ideal um die etwas weit rechts stehende Mauer, so dass der Ball in der Torwartecke einschlug. Baumann war die Sicht versperrt, der Schuss erwischte ihn zudem auf dem falschen Fuß... Vorn bei Wagner und Kramaric kamen zu selten auch nur halbwegs verwertbare Bälle aus dem Mittelfeld an, um für Gegengefahr zu sorgen. Im tobenden Volksparkstadion gelang der TSG in der ersten Halbzeit darum wenig – symptomatisch dafür war u.a. der Auftritt von Rudy, der regelrecht überfordert wirkte und sich wegen zunehmender Fouls in der 32. Minute die gelbe Karte verdiente. Nur drei Minuten darauf stand es wie aus dem Nichts trotzdem 1:1, denn Bicakcic war von Ostrzolek im Strafraum etwas ungeschickt von den Beinen geholt worden: Kramaric verwandelte souverän.

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Das Glück schien der TSG also hold zu sein, aber es fehlte nach wie vor an Entschluss- und Tatkraft, es sich auch zu verdienen. Das zeigte sich vor allem in der 2. Halbzeit, in der Rudy wegen drohender gelb-roter Karte gegen Amiri ausgewechselt worden war und Schwegler dessen Sechserposition übernahm. Nur anfangs, während etwa zehn Minuten, verlieh Hoffenheim dem Spiel die eigene Handschrift und drückte den HSV in die Defensive. Ein Tor von Wagner in der 50. Minute, der seinen Gegenspieler Mavraj angeblich gefoult hatte, wurde nicht gegeben. Bald darauf war das Feuer der TSG auch schon wieder erloschen, zu müde waren die Köpfe, zu erschöpft die Beine infolge der englischen Woche und des historischen Siegs über den Serienmeister. In der 55. Minute hatte Schiri Zwayer allerdings auch schon den 25. Freistoß gepfiffen – durch sein kleinliches Eingreifen unterbrach er den Spielfluss der TSG empfindlich und trug damit erheblich dazu bei, dass Hoffenheim einfach nicht in Fahrt kam. Und der HSV war und blieb, das war unübersehbar, in dieser Parte hungriger auf den Sieg und entnervte die Hoffenheimer Spieler mit ständigen Attacken. Ab der 61. Minute spielte nach sehr langer Rekonvaleszenz Rupp für Terrazzino, doch auch dem Tandem Amiri-Rupp gelang es nicht, entscheidende Akzente zu setzen. Bis zur 75. Minute ging die vom HSV ins Spiel getragene Hektik ergebnislos weiter, dann gelang Holtby mit einem Pass durch die eng stehende TSG-Defensive in der Mitte etwas, das es so nicht geben durfte. Aber es war nicht der Tag der TSG, und so erlief sich Wood den Ball, ging steil auf Baumann und gab rechtzeitig rechts auf Hunt ab, der denkbar einfach zum 2:1-Siegtreffer einschießen konnte. Danach kam Uth für Bicakcic, der seine Aufgabe als einer von wenigen durchweg ordentlich versehen hatte. Doch auch Uth vermochte nicht den ersehnten Impuls zu setzen, erst ganz zum Schluss der Partie ging Hoffenheim wieder entschiedener nach vorn, um wenigstens den Ausgleich zu erzielen. In der 89. Minute knallte Amiri einen Freistoß aus spitzem Winkel an den Pfosten, mehr gelang trotz vier Minuten Nachspielzeit nicht!

Der HSV hatte ein Kampfspiel angezettelt, dem die TSG an diesem gebrauchten Tag zu wenig entgegenzusetzen hatte, und gewonnen. Weil der BVB zur gleichen Zeit aber bei Bayern München unter die Räder gekommen war, änderte sich am Tabellenbild gar nichts. Der BVB lag weiterhin einen Punkt hinter Hoffenheim auf Platz 4, die Verfolger dahinter waren immer noch weit weg. „Es ist ganz normal, dass man mal verliert“, versuchte Julian Nagelsmann etwa einsetzende, tiefere Zweifel im Keim zu ersticken.

HAMBURGER SV Mathenia, Diekmeier, Papadopoulos, Mavraj, Ostrzolek, Sakai, Walace, Hunt (90. + 3 Janjicic), Holtby, Kostic (81. Gregoritsch), Wood (85. Lasogga) TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Süle, Vogt, Hübner, Bicakcic (78. Uth), Zuber, Rudy (46. Amiri), Schwegler, Kramaric, Terrazzino (61. Rupp), Wagner ZUSCHAUER 53.565 TORE 1:0 Hunt (25.) 1:1 Kramaric (35., Foulelfmeter) 2:1 Hunt (75.) SCHIEDSRICHTER Felix Zwayer (Berlin) GELBE KARTEN Kostic, Walace, Papadopoulos, Diekmeier Rudy, Kramaric, Zuber, Hübner

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5:3 29. Spieltag » 15. April 2017

tsg 1899 Hoffenheim – Borussia M’gladbach

Pavel Kaderabek, lange Zeit wegen Wadenproblemen schmerzhaft vermisst, fiel wegen seines Hexenschusses weiterhin aus. Ansonsten schöpfte die TSG jedoch wieder aus dem Vollen, während Gladbach auf Raffael und Hazard verzichten musste und Stindl gerade noch rechtzeitig fit bekam. Die Partie selbst, obwohl sie erwartungsgemäß zum Spitzenspiel wurde, stand wie das restliche Ligaprogramm unter dem Stern des Attentats auf den Mannschaftsbus des BVB, bei dem es unter der Woche nur durch Glück nicht zu Toten und mehr Verletzten als Bartra gekommen war. Julian Nagelsmann hatte erneut Amiri, der physisch und mental etwas ausgelaugt wirkte, auf der Bank Platz nehmen lassen und Kramaric auf dessen Position neben Demirbay beordert, so dass vorn Wagner und Szalai antraten. Gladbach bot Hahn als einzige echte Spitze auf. Die Mannschaften tasteten sich in den ersten Minuten aber noch ab: Hoffenheim versuchte sich in Ballbesitz, Gladbach im hohen Anlaufen.

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Doch in der 9. Minute fiel schon der erste Treffer. Demirbay hatte einen Freistoß in den Strafraum auf Wagner geschlagen, dessen wuchtiger Kopfball von Sommer im Gladbacher Tor nur noch weggeklatscht werden konnte. Szalai war zurstelle und schoss, aus ganz leichter Abseitsposition, unhaltbar zum 1:0 ein. Damit hatte Hoffenheim einstweilen die Kontrolle über die Partie und setzte Gladbach mit gefälligen Spielzügen zunehmend unter Druck. In der 23. Minute feuerte Kramaric einen Fernschuss aus gut 20 Metern noch krachend an die Latte, dann schnürte Szalai nur eine Minute darauf seinen nächsten Doppelpack! Rudy war rechts in den Strafraum gegangen und gab klug und flach in die Mitte ab, wo Szalai aus kurzer Entfernung Sommer keine Chance ließ. Wer nun dachte, die Partie sei bereits gelaufen, sollte sich, wie die Hoffenheimer Mannschaft auch, die nach dem 2:0 einen Gang herunterschaltete, gründlich irren! Denn umgehend fiel nicht nur der Anschlusstreffer, sondern gleich darauf auch der Ausgleich... Zuerst hatte in der 31. Minute ausgerechnet der Ex-Hoffenheimer Vestergaard nach Vorarbeit des Ex-Hoffenheimers Strobl in einer unübersichtlichen Strafraumsituation das 2:1 erzielt, dann schob in der 35. Minute der geborene Kurpfälzer Stindl zum 2:2 ein. Nur dass dem Ausgleichstreffer ein Handspiel des Ex-Hoffenheimers Hofmann vorausging. Süle hatte Baumann mit einem etwas sorglosen Pass in Bedrängnis gebracht, doch hätte der doppelt hoch angelaufene TSG-Torhüter den Ball trotzdem sauber aus der Gefahrenzone gespielt, wenn Hofmanns Hand nicht dazwischen geraten wäre, was vom Schiri-Gespann aber übersehen bzw. als unabsichtlich gewertet wurde, sodass Dahoud an den Ball kam und gemütlich auf Stindl abgeben konnte... »

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In der 43. Minute folgte der nächste haarsträubende Irrtum: Vestergaard holte Kramaric im Gladbacher Strafraum klar von den Beinen, aber Dingert, der die TSG auch schon in Frankfurt arg benachteiligt hatte, ließ erneut einfach weiterspielen! Damit ging es einigermaßen unglücklich mit 2:2 in die Pause – und es war sehr die Frage, ob und wie Hoffenheim nach dem eingebüßten Zweitorevorsprung in die Partie zurückfinden würde. Zunächst gar nicht gut... Gladbach kam viel frischer aus der Pause, Hoffenheim wankte und hatte Glück, dass Hahn in der 53. Minute nur die Latte traf. Doch der Alutreffer erwies sich als eine Art Wecksignal für die TSG, die sich nach dem verlorenen Spiel in Hamburg keinesfalls noch einen Ausrutscher leisten wollte. Beim wieder zunehmenden Drang nach vorn kam Fortuna in der 58. Minute diesmal der TSG zuhilfe, als Demirbays Freistoß von halbrechts haarscharf an Freund und Feind vorüberstrich, den überraschten Gladbacher Torhüter auch noch auf dem falschen Fuß erwischte und zum 3:2 ins Tor trudelte. In der 63. Minute wechselte Fortuna wieder die Seiten, als Dahoud für ein grobes Foul – er war mit beiden Beinen voraus Demirbay auf den Knöchel gestiegen – nur die gelbe statt der verdienten roten Karte sah. Inzwischen war Uth

in der Partie, der sich in der 75. Minute mit einem Gewaltschuss aus 25 Metern für die Einwechslung bedankte. Der Ball flog wie an der Schnur gezogen unhaltbar in den Winkel, Sommer hatte beim 4:2 keine Chance. Nur drei Minuten später verkürzte Gladbach erneut, ausgerechnet durch Dahoud, der längst vom Platz gestellt gehörte, aber von einem geblockten Ball profitierte und zum 4:3 einschoss. Doch anstatt den knappen Vorsprung zu verwalten, ging Hoffenheim weiter in die Offensive und hielt Gladbach damit in Schach, bis in der 89. Minute endlich die Entscheidung nahte. Vestergaard hatte erneut Kramaric im Strafraum zu Boden gebracht, aber der Kroate rappelte sich auf und schlenzte den Ball Richtung Tor, wo Demirbay heranrauschte und ihn per Kopf in den Maschen versenkte. Es war ein Spektakelspiel, ein Krimi, ein Herzfunktionstest mit Fußball der Extraklasse. Jeder im ausverkauften Stadion war bis zum Schlusspfiff auf seine Kosten gekommen – und beide Trainer danach des Lobes voll über die eigene und die gegnerische Mannschaft. Und Hoffenheim stand immer noch auf Platz 3 der Tabelle und benötigte nur noch einen einzigen Punkt aus den restlichen fünf Spielen, um für den europäischen Wettbewerb qualifiziert zu sein!

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Süle, Vogt, Hübner (85. Bicakcic), Toljan, Zuber, Rudy, Demirbay, Kramaric, Szalai (74. Amiri), Wagner (63. Uth) BORUSSIA MÖNCHENGLADBACH Sommer, Elvedi, Christensen, Vestergaard, Wendt, Dahoud, Strobl (85. Benes), Traoré (74. Herrmann), Hofmann, Hahn (74. Drmic), Stindl ZUSCHAUER 30.150 (ausverkauft) TORE 1:0 Szalai (9.) 2:0 Szalai (24.) 2:1 Vestergaard (31.) 2:2 Stindl (35.) 3:2 Demirbay (58.) 4:2 Uth (75.) 4:3 Dahoud (78.) 5:3 Demirbay (89.) SCHIEDSRICHTER Christian Dingert (Lebecksmühle) GELBE KARTEN Hübner, Vogt Stindl, Elvedi, Christensen, Dahoud

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1:1 30. Spieltag » 21. april 2017

1. fc köln – TSG 1899 Hoffenheim

Nur zwei Siege hatten die Geißböcke in den letzten zehn Partien geholt und sechsmal verloren. Der Glanz ihrer erfolgreichen Hinrunde bröckelte zusehends: der „Effzeh“ drohte ins Ligamittelmaß abzurutschen. Genau das machte die Kölner aber umso gefährlicher, sie standen allmählich mit dem Rücken zur Wand – während Hoffenheim nur noch kurze Wege bis zum endgültigen Erreichen der europäischen Wettbewerbe zu gehen hatte. Hoffenheim startete auf einer Position verändert in dieses Freitagabendspiel unter Flutlicht: Bicakcic ersetzte den gelbgesperrten Hübner. Im Sturm traten also erneut Szalai und Wagner an, Kramaric besetzte mit Demirbay die offensive Doppel-Acht. In den Anfangsminuten schien das auch wieder eine erfolgbringende Konstellation zu sein: Kramaric kam in der 5. Minute nach schöner Vorarbeit durch Zuber zur ersten Torchance, ließ sich von Torhüter Horn aber zu weit abdrängen und schoss aus spitzem Winkel vorbei. In der 10. Minute wiederholte Zuber seine Vorbereitung über links und flankte diesmal auf Szalai, der das Zuspiel frei vor dem Tor nicht unter Kontrolle bekam. Die jetzt schon erkennbare Hoffenheimer Feldüberlegenheit nahm danach nochmals zu und hielt über die gesamte erste Halbzeit an, doch auch Köln ging regelmäßig nach vorn. Bis kurz vor der Pause gelang den Geißböcken dennoch kein einziger gefährlicher Angriff, während Hoffenheim hier und da aussichtsreicher, aber leider ebenso erfolglos vor dem Tor von Horn auftauchte. Vielleicht fehlte es auch nur an der nötigen Entschiedenheit, wie in der 29. Minute, als Szalai eine Flanke von Kramaric per Hacke vergab! Und gelegentliche Fernschüsse von Demirbay in der 23. und von Zuber in der 38. Minute erwiesen sich als zu ungenau oder zu schwach dosiert. Dafür traf Kölns Heintz in der 40. Minute nach Eckball per Kopf den Pfosten! Nach der Pause setzten beide Teams ihre Bemühungen unverändert fort. Schon nach wenigen Minuten wechselte Köln jedoch Subotic für Heintz ein, der in der ersten Hälfte die gelbe Karte gesehen hatte und unmittelbar davor stand, die nächste zu kassieren. Kurz darauf holte Julian Nagelsmann Kramaric vom Rasen und ließ Amiri für ihn

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spielen, um für die letzte halbe Stunde frischen Wind ins Mittelfeld zu bringen. Doch statt der erhofften offensiven Steigerung ließ sich seine Mannschaft in der 58. Minute viel zu einfach auskontern, Klünter ging rechts durch und bediente Hector, der auf Bittencourt abgab – womit Baumann außer Gefecht gesetzt war: Der ehemalige Hannoveraner musste nur noch den Fuß hinhalten, um ins leere Tor einzuschieben. In der Folge brachte Julian Nagelsmann Uth für Szalai, ohne dass sich die Szenerie davon nachhaltig veränderte. Der Hoffenheimer Ballbesitzfußball nahm trotzdem mehr Fahrt auf, begünstigt durch die Kölner, die wenig mehr taten, als den Vorsprung zu verwalten und auf Konter zu lauern. Hoffenheim gelang es immer noch zu selten, die massierte Kölner Abwehr so weit zu überwinden, dass der Ball ins gefahrbringende letzte Drittel gelangte. Ab der 72. Minute spielte Rupp für Toljan, der die rechte Seite ansehnlich, aber nicht herausragend bespielt hatte. Nur führte auch das nicht zur erhofften Durchschlagskraft – im Gegenteil! In der 77. Minute bediente Modeste von rechts Osako, der aus 15 Metern frei abzog, Baumann war zurstelle... In der 80. Minute rettete auf der Gegenseite Horn vor Süle, der sich zunehmend in die Angriffe einschaltete. Hoffenheim gestaltete das Ende der Partie jetzt als regelrechten Belagerungszustand, Baumann musste einzig in der 85. Minute einen Schuss von Jojic entschärfen. Bis zur Nachspielzeit von vier Minuten schafften es seine Mitspieler jedoch noch immer nicht, in Tornähe zu kommen. Und so schien es, als sollte es die nächste Auswärtsniederlage setzen, doch die TSG warf nun alles nach vorn – und hatte das Glück des Tüchtigen. In der 93. Minute rutschte Osako aus, als er im Strafraum vor Süle klären wollte, und Süle spielte den Ball klug zur Seite weg, wo Demirbay herangerauscht kam und einen feinen, flachen Schuss links ins Tor setzte, unhaltbar für Horn! Die Hoffenheimer Jubeltraube wurde von Kölner Spielern umrahmt, die den Kopf hängen ließen, weil sie den erhoff-

ten Sprung zurück in die europäischen Gefilde so knapp verfehlt hatten – während Hoffenheim mit dem späten Ausgleich mindestens den sechsten Platz zum Saisonabschluss erreicht hatte und damit in jedem Fall europäisch qualifiziert war. Der schöne Moment hatte jedoch einen bitteren Beigeschmack: Über die gesamte Spielzeit hinweg hatten Kölner „Fans“ wüste Schmähungen gegen Dietmar Hopp skandiert und verleumdende Banner hochgehalten, was aber ein juristisches Nachspiel haben sollte. Der DFB sagte Ermittlungen zu, die Staatsanwaltschaft in Köln wurde durch eine entsprechende Anzeige seitens der TSG bzw. von Dietmar Hopp in Bewegung gesetzt.

1.FC KÖLN Horn, Klünter, Sörensen, Heintz (52. Subotic), Rausch (81. Höger), Lehmann, Jojic, Hector, Osako, Bittencourt (68. Özcan), Modeste TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Süle, Vogt, Bicakcic, Toljan (72. Rupp), Rudy, Zuber, Demirbay, Kramaric (57. Amiri), Wagner, Szalai (62. Uth) ZUSCHAUER 49.600 TORE 1:0 Bittencourt (58.) 1:1 Demirbay (90. + 3) SCHIEDSRICHTER Marco Fritz (Korb) GELBE KARTEN Heintz, Osako

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1:0 31. Spieltag » 30. april 2017

TSG 1899 Hoffenheim – eintracht frankfurt

Kurz vor Ende Saison begann die Transfer-Gerüchteküche wie gewohnt heftig zu brodeln. Würden Gnabry aus Bremen und Ginter aus Dortmund ab dem kommenden Sommer in blau-weißen TSG-Shirts spielen? Oder würde Großtalent Ochs, lang nicht mehr im Einsatz, selten auf der Bank, im Sommer an Köln ausgeliehen? Schwegler wiederum, den die mediale Öffentlichkeit schon abgeschrieben hatte, durfte sich Hoffnungen auf einen Verbleib bei der TSG machen. Bis auf Kramaric, der im Vorfeld der Partie mit Schulterproblemen zu kämpfen hatte, waren alle Spieler fit: zum Ende der Saison ein bemerkenswertes Detail, das der athletischen Fürsorge der TSG eine gute Note ausstellte. Und auch Kramaric meldete sich rechtzeitig zurück und konnte im sonntäglichen Spätspiel gegen die Frankfurter Eintracht auflaufen, diesmal wieder in der Sturmspitze neben Wagner – während Amiri und Demirbay dahinter die Fäden zogen, an den Seiten assistiert von Zuber und Kaderabek, letzterer nach langer Verletzungspause. Und auch Hübner war nach abgesessener Gelbsperre zurück. Frankfurt hatte vergleichsweise viele Ausfälle zu beklagen, der laufintensive und kampfbetonte Stil unter Trainer Kovac hatte Tribut gefordert. Nichtsdestotrotz ging die Eintracht mit hohem Pressing ins Spiel und unterband mit ständigem Anlaufen die gefürchtete Hoffenheimer Ballkontrolle. Nach nur 10 Minuten hatte die TSG es mit breit angelegtem Spiel dennoch geschafft, die Partie in die Hand zu nehmen. Zweimal bekam Kramaric früh die Chance zur Führung, wurde bei seinen Schussversuchen aber jeweils geblockt. Die Eintracht kam einstweilen nur selten nach vorn; wenn doch, dann mit langen Bällen Richtung Außenbahnen. Umso wendiger trieb Demirbay den Ball durchs Mittelfeld und gab häufig rechts auf Kaderabek ab, dessen Flanken aber noch nicht wieder die gewohnte Präzision hatten. In der 27. Minute wurde er mit einem geschickten Durchstecker von Kramaric bedient, passte diesmal flach in die Mitte und fand Amiri, der den Ball allerdings nicht perfekt erreichte und ihn nur gegen den Pfosten zu stochern vermochte.

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Zu diesem Zeitpunkt war bereits klar, dass Frankfurt weniger körperbetont, weniger brutal gegen die TSG-Spieler vorging als in der Hinrunde. Der Eintracht steckte das knapp gewonnene Pokalhalbfinale unter der Woche noch in den Knochen – und tabellarisch war der Anschluss an die Spitzengruppe kaum mehr zu schaffen. Das besänftigte die sonst so hitzigen Frankfurter Gemüter offenbar etwas... Bis zur Pause blieb Hoffenheim spielbestimmend, fand jedoch keinen Weg durch die variable, dichte Frankfurter Abwehr, so dass die Eintracht auch nach dem Wiederanpfiff dabei blieb, die Partie defensiv stabil zu halten und auf glückliche Kontersituationen zu hoffen. Einen Eckball, den die Hessen in der 54. Minute auch einmal zugesprochen bekamen, verwandelten sie sogar in einen Treffer, der aber, weil Abraham einen Schussversuch von Fabian in Abseitsstellung umgelenkt hatte, nicht gezählt werden konnte. »

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In der 60. Minute kam Uth für Kramaric, um die inzwischen immer lebloseren Angriffsbemühungen seiner Mannschaft etwas aufzufrischen. In der 74. Minute wechselte Julian Nagelsmann Rupp für Amiri ein, doch auch diese Maßnahme konnte die weiter aufmerksam verteidigende Eintracht nicht in Verlegenheit bringen. Und so durfte in der 79. Minute auch noch Szalai für Demirbay auflaufen, womit das Mittelfeld der TSG weitgehend entkernt war. Doch wie so oft sollte sich auch diese irritierende Einwechselpolitik des Trainers bewähren. Zunächst einmal musste aber das 0:0 halten! Seferovic war in der 82. Minute bei einem Frankfurter Befreiungsschlag allein durchgebrochen, Vogt verfolgte den auf und davon ziehenden Stürmer der Eintracht und schaffte es, auf den letzten Metern neben ihn zu sprinten und entscheidend zu stören. Baumann brauchte nicht mal mehr einzugreifen, sondern musste den leicht auf ihn zu rollenden Ball nur noch aufnehmen.

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In der 90. Minute bekam Hoffenheim noch einmal die Gelegenheit, durch einen Eckball von Rudy Gefahr vors Gästetor zu bringen. Und der Eckstoß flog verheißungsvoll flach Richtung Strafraum, fiel dann ideal ab – so dass Hübner sich hochschrauben und ihn mit Wucht in die Maschen köpfen konnte. Damit war nach dem Last-minute-Remis der Woche diesmal ein Last-minute-Sieg gelungen, und der Schock, der die Eintracht traf, war umso größer, als ausgerechnet der Sohn ihres Managers den entscheidenden Treffer erzielt hatte. Hoffenheim löste damit den BVB, der am Samstag nur ein Remis gegen Köln geholt hatte, erneut als Tabellendritter ab und hatte damit endgültig mindestens die Champions-League-Quali erreicht – vor dem im nächsten Spiel anstehenden direkten Vergleich! Danach, auch das ein Kuriosum, sollten sowohl Dortmund als auf Hoffenheim an den letzten beiden Spieltagen noch jeweils gegen Bremen und Augsburg antreten...

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Süle, Vogt, Hübner, Kaderabek, Rudy, Zuber, Demirbay (79. Szalai), Amiri (74. Rupp), Wagner, Kramaric (62. Uth) EINTRACHT FRANKFURT Hradecky, Hector, Abraham, Russ, Varela (90. + 2 Hrgota), Chandler, Stendera (79. Blum), Oczipka, Barkok, Fabian, Seferovic (84. Rebic) ZUSCHAUER 30.150 (ausverkauft) TORE 1:0 Hübner (90.) SCHIEDSRICHTER Günter Perl (Pullach im Isartal) GELBE KARTEN Abraham, Russ, Fabian

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2:1 32. Spieltag » 6. mai 2017

borussia dortmund – TSG 1899 Hoffenheim

Da es auf der Zielgeraden der Saison darum ging, die bessere Ausgangslage im Kampf um den sicheren, dritten Champions-League-Platz zu ergattern, lag der Druck, das Spiel zu gewinnen, eindeutig beim BVB. Sandro Wagner formulierte gewohnt klar, wie er den eigenen Druck vor diesem wichtigen Duell einschätzte: „Wir scheißen uns nicht in die Hosen!“ Obwohl BVB-Boss Watzke vor dem Spiel kundtat, dass er 1899 Hoffenheim lange Zeit falsch eingeschätzt habe und er die TSG nunmehr „sehr ernsthaft, sehr seriös und sehr gut“ aufgestellt finde, gab es auf den Rängen wieder Schmähungen gegen Dietmar Hopp, selbst gegen entsprechende Bitten des Stadionsprechers. Das war auch nicht anders zu erwarten – wozu Watzke Jahre gebraucht hatte, ohne Garantie auf Haltbarkeit, würde bei weniger gut informierten Fans einen noch viel längeren Erkenntnisweg brauchen. Julian Nagelsmann kümmerte sich um all das wenig und kündigte an, dem BVB die Lust am Spiel nehmen zu wollen. Das erwies sich anfangs als schwer, denn Dortmund ging mit harten Bandagen ins Spiel, um den Hoffenheimer Ballbesitz empfindlich zu stören. Marco Reus, der im Hinspiel, wie er meinte, unverdient gelb-rot gesehen hatte, war der König der unfairen Mittel, indem er erst in der 4. Minute ein klares Abseitstor erzielte, das auch noch gezählt wurde, dann hart foulte, wofür er wieder gelb sah, und schließlich in der 13. Minute nach klarem Handspiel zu einer Flanke ansetzte, mit der er den sich wegdrehenden Kaderabek am Arm traf. Schiedsrichter Dr. Brych jedoch, an den Hoffenheim seit dem „Phantomtor“ durch Kießling keine guten Erinnerungen hatte, zeigte sofort auf den Elfmeterpunkt. Es war die zweite gravierende Fehlentscheidung, die durch Aubameyangs Fehlschuss zwar folgenlos blieb, aber weitere sollten folgen. Bis zur 22. Minute glätteten sich die Wogen zunächst, dann setzte Wagner einen Kopfball nach Flanke Kaderabek in Bürkis Arme. Eine Minute darauf rettete Baumann vor Dembélé, worauf das Spiel erneut verflachte und sich im Mittelfeld festfraß. In der 40. Minute wurde Wag-

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ner, der neben Uth stürmte, nach einer Ecke im Strafraum wüst am Trikot gezerrt und zuletzt umgerissen – Dr. Brych blieb seiner fragwürdigen Linie aber treu und verweigerte den glasklaren Elfer. Einmal dabei, pfiff er in der 45. Minute Kramaric, der sonst frei auf Bürki zugegangen wäre, auch noch fälschlich wegen Abseits zurück! In der zweiten Halbzeit übernahm Hoffenheim dann wie geplant die Spielkontrolle und drückte den BVB fast über die gesamten 45 Minuten in die Defensive, leider ohne durchschlagende Wirkung vor dem Tor – woran die leidigen Entscheidungen des Schiri-Gespanns allerdings einigen Anteil hatten. In der 48. Minute wurde etwa Demirbay, erneut ohne vorliegenden Tatbestand, wegen Abseits zurückgepfiffen. Zwei Minuten darauf traf es Uth, der eher auf gleicher Höhe stand. In der 56. Minute ließ Demirbay darum lieber einen Schuss aus 25 Metern los, den Bürki gerade so mit den Fäusten abwehren konnte. In schneller Folge kamen nun Toljan für Kaderabek, Amiri für Uth und Szalai für Hübner. Doch selbst die Auflösung der Dreierkette verfing nicht, Hoffenheim hatte sich jetzt offensiv festgespielt. Wagner lief inzwischen zu oft wirklich ins Abseits, es kam zu vielen falschen Laufwegen oder Fehlpässen. Hier und da konnte Dortmund kontern, aber von den schnellen Spitzen war imgrunde wenig zu sehen. Hoffenheim hielt die Fäden des Spiels in der Hand. Doch wie es so geht, schlägt langes, vergebliches Angreifen ins Gegenteil um. Ohne größeres eigenes Zutun erlief in der 82. Minute Guerreiro einen langen Ball von Piszczek und setzte ihn an den linken Pfosten, von wo er zu Aubameyang sprang, der ihn locker einköpfen konnte. Noch gab sich die TSG trotz des 2:0 nicht geschlagen – und in der 85. Minute pfiff Dr. Brych doch tatsächlich noch einen berechtigten Elfmeter für Hoffenheim, den Kramaric nach Foul an Wagner wieder mal sicher in die Mitte verwandelte. Trotz drei Minuten Nachspielzeit und einer verzweifelten Schlussoffensive gelang es nicht mehr, die völlig unverdiente, absurde Niederlage abzuwenden. Dr. Brych entschuldigte sich zwar nach dem Spiel am Hoffenheimer

Mannschaftsbus, aber die Folgen seiner katastrophalen Leistung waren nicht mehr abzuändern: Dortmund lag zwei Punkte vor Hoffenheim auf dem dritten Tabellenplatz und hatte beste Karten, sich direkt für die Gruppenphase der Champions League zu qualifizieren. Das bedeutete einen finanziellen Vorteil von ca. 30 Mio. €, falls die TSG in der CL-Quali nicht bestehen würde. Angesichts all dessen retteten sich die Spieler und Verantwortlichen in Sarkasmus. Alexander Rosen traf den Nagel auf den Kopf, als er nach dem komplett verpfiffenen Spiel zum Besten gab: „Es hat ja nur noch gefehlt, dass ein Loch in das Tornetz geschnitten und da noch einer reingepfiffen wird.“

BORUSSIA DORTMUND Bürki, Ginter, Sokratis, Schmelzer, Piszczek, Weigl, Castro, Guerreiro (90. + 1 Bender), Dembélé (80. Kagawa), Aubameyang, Reus (80. Rode) TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Süle, Vogt, Hübner (70. Szalai), Kaderabek (58. Toljan), Demirbay, Rudy, Zuber, Kramaric, Uth (65. Amiri), Wagner ZUSCHAUER 81.360 TORE 1:0 Reus (4.) 2:0 Aubameyang (82.) 2:1 Kramaric (86., Foulelfmeter) SCHIEDSRICHTER Dr. Felix Brych (München) GELBE KARTEN Reus, Castro, Sokratis, Dembélé Uth, Demirbay

107


3:5 33. Spieltag » 13. mai 2017

sv werder bremen – TSG 1899 Hoffenheim

TSG-Spiele gegen Bremen verlaufen gern spektakulär. Der erste Hoffenheimer Sieg in Bremen, der diesmal zubuche schlug, knüpfte an die Tradition an und bot reichlich Stoff für zukünftige Legenden. Darüber trat für einen Moment sogar die Frage in den Hintergrund, ob Hansi Flick in der neuen Saison tatsächlich in die TSG-Geschäftsführung einsteigen würde, was die medialen Spatzen inzwischen von den Dächern pfiffen. Umso hartnäckiger hielt sich das Gerücht, dass der Bremer Spitzenstürmer Gnabry in der nächsten Saison für Hoffenheim spielen könnte. In den 55 Minuten Einsatzzeit gegen seinen möglichen neuen Arbeitgeber konnte er seine Klasse aber nur einmal aufblitzen lassen, ansonsten hatte ihn Vogt, der anfangs auf der Sechs vor einer Viererkette spielte, gut im Griff. Diese taktische Variante, bei der Bicakcic den angeschlagenen Hübner ersetzte und Rudy mit Demirbay das offensive Mittelfeld abdeckte, überraschte die hoch angreifenden Bremer. Hoffenheim hielt gut dagegen und schaffte es mit schnellen Ball-Stafetten, sich aus dem Bremer Umklammerungsversuch zu befreien – was in der 7. Minute bereits zum Torerfolg führte: Szalai, für Wagner aufgeboten, kam halblinks am Strafraumrand an einen verspringenden Ball und schoss flach ins rechte Eck! Nur vier Minuten später klingelte es erneut: Szalai setzte mit einem weiten Ball Kramaric in Szene, der sich an der linken Strafraumkante nicht lang mit Dribbeln aufhielt, sondern unhaltbar flach aufs linke Eck feuerte... Bremen brauchte einige Zeit, um sich davon zu erholen, und erhöhte den Druck nach vorn – was Süle eine frühe gelbe Karte eintrug und Gnabry zur einzigen sehenswerten Aktion verhalf, einem Fernschuss, der in der 29. Minute knapp an Baumanns Gehäuse vorbeizog. Als sich das Spiel nun im Mittelfeld festsetzte, schaltete die bisher drückend feldüberlegene TSG einen Gang zurück und überließ Bremen die Initiative. In der 40. Minute ergab sich jedoch, etwas überraschend, die nächste Großchance für Zuber, der halblinks einen langen Ball von Kramaric aufnahm, nach innen zog und ins rechte untere Eck einschoss!

108

Nach der Pause versuchte Bremen, das imgrunde ja schon verlorene Spiel doch noch zu drehen. Nur dass Hoffenheim in der 49. Minute den nächsten Angriff über links startete, wo Kramaric eine ähnliche Szene wie vorher in den nächsten Treffer umwandelte. Und in der 51. Minute stieg Bicakcic nach einem Eckball hoch auf und wuchtete die Kugel zum 0:5 in die Maschen! Es war totenstill geworden im Weserstadion, nur vereinzelte Pfiffe waren noch von den Heimfans zu vernehmen, die angesichts einer überragenden Rückrunde ein solches Fiasko nicht für möglich gehalten hätten. Werder, begünstigt von deutlich reduzierten TSG-Ambitionen, raffte sich danach zu einigen Alibi-Angriffen auf, um möglichst nicht noch höher zu verlieren. In der 59. Minute reichte es dann tatsächlich zu einem Heimtor: Gebre Selassie köpfte nach Kruses Flanke von links aus kurzer Distanz unhaltbar ein. Für das Torverhältnis der TSG war das schade, aber noch nicht schlimm, denn der vor dem Spiel um sechs Tore besser platzierte BVB würde immer noch in Reichweite sein. Und so verließ sich Hoffenheim auf die gute Abwehrarbeit der Saison – und machte den Fehler, die glanzvolle erste Halbzeit nicht mit weiteren Angriffen zu bestätigen. Es kam, wie es kommen musste, auch wenn der Sieg nie gefährdet war: Bremen bekam immer mehr Spielanteile, Hoffenheim lief halb engagiert hinterher und konnte sich auch mit den Einwechslungen von Toljan für Süle, von Amiri für Uth und von Wagner für Szalai nicht mehr aus der selbstverschuldeten Lethargie befreien. Gelegentliche Kontermöglichkeiten blieben zudem ungenutzt. Bremen jedoch wollte sich im letzten Heimspiel der Saison wenigstens erhobenen Kopfes von den eigenen Fans verabschieden und griff weiter an. Kurz vor Ende der Partie wurde das Engagement auch belohnt bzw. wurden allzu sorglose Hoffenheimer mit zwei weiteren Heimtoren bestraft, die in der 86. und 90. Minute zum Endstand von 3:5 führten. Weil Dortmund in Augsburg nicht über ein mageres 1:1 hinausgekommen war und jetzt punktgleich nur wegen

des leider immer noch deutlich besseren Torverhältnisses vor Hoffenheim lag, schmerzten die beiden späten Bremer Tore zuletzt doch sehr. Jetzt war man auf Bremer Schützenhilfe angewiesen, um in der Abschlusstabelle noch Platz 3 zu belegen. Denn am letzten Spieltag, eine Laune des Spielplans, würden Dortmund und Hoffenheim jeweils die letzten Gegner des Konkurrenten empfangen, also Bremen und Augsburg!

SV WERDER BREMEN Wiedwald, Bauer, Sané, Veljkovic, Gebre Selassie, Eggestein (54. S. Garcia), Junuzovic, Delaney (75. Kainz), Gnabry (54. Bargfrede), Bartels, Kruse

Julian Nagelsmann versprach seinem Bremer Kollegen Alexander Nouri jedenfalls – halb im Scherz – eine gemeinsame Woche Urlaub seiner Wahl, falls es den Bremern gelingen sollte, Dortmund am letzten Spieltag zu stoppen. Dabei ging er davon aus, dass seine eigene Mannschaft gegen Augsburg siegreich bliebe, was angesichts des immer noch möglichen Absturzes der Fugger auf den Relegationsplatz kein leichtes Unterfangen sein würde...

TORE 0:1 Szalai (7.) 0:2 Kramaric (11.) 0:3 Zuber (40.) 0:4 Kramaric (49.) 0:5 Bicakcic (51.) 1:5 Gebre Selassie (59.) 2:5 Bargfrede (86.) 3:5 Bauer (90.)

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Kaderabek, Süle (60. Toljan), Bicakcic, Zuber, Vogt, Demirbay, Rudy, Uth (63. Amiri), Kramaric, Szalai (69. Wagner) ZUSCHAUER 41.000 (ausverkauft)

SCHIEDSRICHTER Daniel Siebert (Berlin) GELBE KARTEN Bauer Süle

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0:0 34. Spieltag » 20. mai 2017

tsg 1899 Hoffenheim – fc augsburg

Aus der gemeinsamen Urlaubsfrische von Julian Nagelsmann und Alexander Nouri wurde leider nichts. Da Bremen in Dortmund knapp verlor, wenn auch nur aufgrund zweier mindestens fragwürdiger Elfer, und Hoffenheim nicht über ein torloses Remis gegen Augsburg hinauskam, lag am Ende Dortmund als Tabellendritter zwei Punkte vor der TSG und durfte direkt in die Champions-League-Gruppenphase einziehen, während Hoffenheim als Tabellenvierter den Qualifikationsplatz belegte, der im Nichterfolgsfall die Gruppenphase in der Euro-League garantierte. Damit entfiel das „Lockangebot“ von Julian Nagelsmann, den Bremer Trainer für ein paar Tage einzuladen, falls der BVB hinter die TSG zurückgefallen wäre. Trotzdem war nach der zähen, torlosen Partie gegen Augsburg niemand bedrückt – außer Niklas Süle und Sebastian Rudy, die gerade ihr letztes Spiel für Hoffenheim gemacht hatten und in der nächsten Saison für den FC Bayern auflaufen würden. Beiden langjährigen Hoffenheimern standen Tränen in den Augen, als Mike Diehl sie im Anschluss an die letzte Partie vor der Südkurve noch einmal verabschiedete. Vor dem Spiel hatte es schon Blumen und Dank von Vereinsseite gegeben, ebenso für Olli Baumann, der in Bremen sein hundertstes Spiel für die TSG absolviert hatte. Die Stimmung in Sinsheim war also vor und nach dem Spiel mehr als gehoben und wurde währenddessen immer mal wieder euphorisch, wenn auf der Stadionleinwand jeweils die zwischenzeitliche Führung der Bremer in Dortmund eingeblendet wurde. Das Spiel selbst gab wenig Anlass für Euphorie: Augsburg, das noch auf den Relegationsplatz zurückfallen konnte, verteidigte wie erwartet massiv und machte es der Hoffenheimer Mannschaft schwer, ihre spielerische Überlegenheit in effektive Angriffe umzuwandeln.

110

Dabei war die TSG mit hoher offensiver Schlagkraft in die Partie gegangen: Uth, Szalai, Wagner und Kramaric wurden aufgeboten, dazu Demirbay. Zuber, Rudy und die Dreierkette mit Süle, Vogt und Bicakcic, der erneut den immer noch an den Folgen seiner aus dem Dortmundspiel resultierenden Schädelprellung laborierenden Hübner ersetzte, komplettierten die Hoffenheimer Feldspieler. Um die flexiblen Defensivreihen von Augsburg aufzubrechen, hätte das Spiel in die Breite gezogen werden müssen. Zuber auf links kam jedoch kaum in die Zweikämpfe, während Uth über rechts viel zu selten außen auf die Grundlinie ging, sondern seinem Stürmernaturell folgend meist in die Mitte zog, wo er die ohnehin engen Räume noch enger machte. Immer wieder kam es so zu unnötigen Ballverlusten und Augsburger Kontern, die jedoch allesamt harmlos blieben. »

111


Auf diese Weise schleppte sich die erste Halbzeit an ihr Ende. In der zweiten sollte Hoffenheim konzentrierter zur Sache gehen, doch der erwartete Wechsel von Uth auf Kaderabek, der sich schon vor der Halbzeitpause warmgelaufen hatte, blieb aus. Später übernahm Rudy die rechte Bahn und durfte Amiri, der seinen Verbleib in Hoffenheim angekündigt hatte, für Demirbay aufs Feld. Die Angriffe der TSG wurden davon bissiger, zweimal setzten Kramaric (69. Minute) und Amiri (80.) den Ball sogar mit Schüssen aus der Halbdistanz an den Pfosten und wurde Bicakcics Kopfball in der 87. Minute gerade noch von der Linie gekratzt. Nur wollte der ersehnte Siegtreffer einfach nicht fallen. Da Dortmund sich parallel per glücklichen Elfern zum Sieg über Werder mogelte, die Hoffenheim bei einigen Szenen im Strafraum gegen Wagner ebenfalls hätten gewährt werden können, war das Ergebnis gegen Augsburg zum Schluss irrrelevant: Dortmunds Torverhältnis hätte auch bei einem TSG-Sieg für den dritten Platz gereicht. Trainer Nagelsmann zeigte sich darüber auf der Pressekonferenz nach dem Spiel, wie er sagte, fast erleichtert.

112

Nachdem die Fans vor dem Spiel eine beeindruckende Choreographie organisiert hatten, die fast das ganze Stadion umfasste, erwartete sie danach ein Fanfest vor der Arena, mit Bühne, Mannschaft und Freibier. Zum ersten Mal in der inzwischen neunjährigen Bundesliga-Geschichte hatte es Hoffenheim in den internationalen Wettbewerb geschafft und würde sogar mindestens einmal daheim die Champions-League-Hymne hören! Deutscher Meister war natürlich wieder mal der FC Bayern München geworden, RB Leipzig belegte sensationell Platz 2, während Darmstadt und Ingolstadt abstiegen und Wolfsburg in die Relegation musste – die bestanden wurde.

TSG 1899 HOFFENHEIM Baumann, Süle, Vogt, Bicakcic, Rudy, Uth (65. Schwegler), Zuber, Demirbay (66. Amiri), Kramaric, Wagner, Szalai

Damit ging eine Saison zuende, in der Hoffenheim kein einziges Heimspiel verlor und mehr Punkte sammelte als jemals zuvor in einer Bundesligasaison. Es wurde Fußball der Spitzenklasse geboten: der vielleicht schönste Kombinationsfußball der Liga. Aus einer konterstarken Mannschaft war eine spielstarke Truppe geworden, die jeden Gegner unter Druck setzen konnte und sich damit viel Anerkennung erwarb. Hoffenheim gehörte wieder zu den ersten Adressen der Liga!

GELBE KARTEN Rudy, Zuber Baier

FC AUGSBURG Luthe, Verhaegh, Gouweleeuw, Hinteregger, Stafylidis (52. Caiuby), Kohr, Baier, Schmid, Altintop (90. + 3 Teigl), Max, Finnbogason (90. Ji) ZUSCHAUER 30.150 (ausverkauft) TORE SCHIEDSRICHTER Marco Fritz (Korb)

113


statistik

114

115


abschlusstabelle saison 2016/17 Verein

Sp g u v t gt d

p

1 FC Bayern München

34 25 7 2 89 22 67

82

2 RB Leipzig

34 20 7 7 66 39 27

67

3 Borussia Dortmund

34 18 10 6 72 40 32

64

4 TSG 1899 Hoffenheim

34 16 14 4 64 37 27

62

5 1. FC Köln

34 12 13 9 51 42 9

49

6 Hertha BSC

34 15 4 15 43 47 -4

49

7 SC Freiburg

34 14 6 14 42 60 -18

48

8 SV Werder Bremen

34 13 6 15 61 64 -3

45

9 Borussia Mönchengladbach

34 12 9 13 45 49 -4

45

10 FC Schalke 04

34 11 10 13 45 40 5

43

11 Eintracht Frankfurt

34 11 9 14 36 43 -7

42

12 Bayer 04 Leverkusen

34 11 8 15 53 55 -2

41

13 FC Augsburg

34 9 11 14 35 51 -16

38

14 Hamburger SV

34 10 8 16 33 61 -28

38

15

34

37

1. FSV Mainz 05

10

7

17

44

55

-11

16 VfL Wolfsburg

34 10 7 17 34 52 -18

37

17

FC Ingolstadt 04

34

8

8

18

36

57

-21

32

18

SV Darmstadt 98

34

7

4

23

28

63

-35

25

fairplay-tabelle saison 2016/17 Verein

fieberkurve – saisonverlauf 2016/17

gelbe Karten

gelb-rote Karten

rote Karten

FairPlay Index

47

0

0

47

1

2 Borussia Mönchengladbach 46 2 0 52

2

3 SC Freiburg

55 0 1 60

3

4 Borussia Dortmund

55 1 1 63

4

5

Bayer 04 Leverkusen

50

3

1

64

5

6

TSG 1899 Hoffenheim

63

0

1

68

6

7 Hertha BSC

66 1 1 74

7

7 RB Leipzig

63 2 1 74

8

72

75

9

10 VfL Wolfsburg

65 2 1 76

10

11

67

1

9

FC Bayern München

1. FC Köln SV Werder Bremen

1 0

0 2

1

77

11

12 FC Augsburg

67 2 1 78

12

13

SV Darmstadt 98

67

5

0

82

13

14

FC Schalke 04

68

0

3

83

14

15

FC Ingolstadt 04

69

3

3

93

15

16 Hamburger SV

73 2 3 94

16

17

1. FSV Mainz 05

67

3

4

96

17

18

Eintracht Frankfurt

83

1

5

111

18

Durchschnitt

116

63,5 1,6 1,6 75,9

2

3

4

5

6

7

8

9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34

117


tore (durchschnittlich pro Spiel)

gegentore (durchschnittlich pro Spiel)

unentschieden

niederlagen

1

FC Bayern München

2,62

1

FC Bayern München

0,65

1

TSG 1899 Hoffenheim

14

1

FC Bayern München

2

2

Borussia Dortmund

2,12

2

TSG 1899 Hoffenheim

1,09

2

1. FC Köln

13

2

TSG 1899 Hoffenheim

4

3

RB Leipzig

1,94

3

RB Leipzig

1,15

3

FC Augsburg

11

3

Borussia Dortmund

6

4

TSG 1899 Hoffenheim

1,88

4

Borussia Dortmund

1,18

4

Borussia Dortmund

10

4

RB Leipzig

7

5

SV Werder Bremen

1,79

FC Schalke 04

1,18

FC Schalke 04

10

5

1. FC Köln

9

6

Bayer 04 Leverkusen

1,56

6

1. FC Köln

1,24

6

Borussia Mönchengladbach

9

6

Borussia Mönchengladbach

13

7

1. FC Köln

1,50

7

Eintracht Frankfurt

1,26

Eintracht Frankfurt

9

FC Schalke 04

13

8

Borussia Mönchengladbach

1,32

8

Hertha BSC

1,38

8

Bayer 04 Leverkusen

8

SC Freiburg

14

FC Schalke 04

1,32

9

Borussia Mönchengladbach

1,44

Hamburger SV

8

Eintracht Frankfurt

14

10

1. FSV Mainz 05

1,29

10

FC Augsburg

1,50

FC Ingolstadt 04

8

FC Augsburg

14

11

Hertha BSC

1,26

11

VfL Wolfsburg

1,53

11

FC Bayern München

7

11

Hertha BSC

15

12

SC Freiburg

1,24

12

Bayer 04 Leverkusen

1,62

RB Leipzig

7

SV Werder Bremen

15

13

Eintracht Frankfurt

1,06

1. FSV Mainz 05

1,62

1. FSV Mainz 05

7

Bayer 04 Leverkusen

15

FC Ingolstadt 04

1,06

14

FC Ingolstadt 04

1,68

VfL Wolfsburg

7

14

Hamburger SV

16

15

FC Augsburg

1,03

15

SC Freiburg

1,76

15

SC Freiburg

6

15

1. FSV Mainz 05

17

16

VfL Wolfsburg

1,00

16

Hamburger SV

1,79

SV Werder Bremen

6

VfL Wolfsburg

17

17

Hamburger SV

0,97

17

SV Darmstadt 98

1,85

17

Hertha BSC

4

17

FC Ingolstadt 04

18

18

SV Darmstadt 98

0,82

18

SV Werder Bremen

1,88

SV Darmstadt 98

4

18

SV Darmstadt 98

23

1,43

Durchschnitt

1,43

Durchschnitt

8,2

Durchschnitt

Durchschnitt

118

8

12,9

119


ballbesitz (in Prozent)

passquote (in Prozent)

1

Borussia Dortmund

62

1

TSG 1899 Hoffenheim

83

2

TSG 1899 Hoffenheim

56

2

Borussia Dortmund

82

3

Borussia Mönchengladbach

54

3

Borussia Mönchengladbach

81

Bayer 04 Leverkusen

54

4

FC Schalke 04

79

5

Bayer 04 Leverkusen

78

VfL Wolfsburg

78

Hertha BSC

77

FC Bayern München

77

5

RB Leipzig

53

6

FC Schalke 04

52

VfL Wolfsburg

52

FC Bayern München

50

8

7

Eintracht Frankfurt

50

Eintracht Frankfurt

76

10

Hertha BSC

48

10

9

RB Leipzig

75

11

SC Freiburg

47

11

SV Werder Bremen

74

12

1. FSV Mainz 05

46

1. FC Köln

74

FC Ingolstadt 04

46

13

SC Freiburg

73

14

SV Werder Bremen

45

14

FC Augsburg

72

15

Hamburger SV

44

15

1. FSV Mainz 05

70

16

1. FC Köln

43

16

SV Darmstadt 98

68

17

FC Augsburg

42

17

Hamburger SV

67

18

SV Darmstadt 98

38

18

FC Ingolstadt 04

66

49

Durchschnitt

Durchschnitt

gespielte pässe

1

Borussia Dortmund

Saison gesamt Ø pro Spiel 19.625,14

ecken

75

Saison gesamt Ø pro Spiel

577,21

1

Borussia Dortmund

208

6,12

2

Borussia Mönchengladbach

18.177,08

534,62

2

1. FSV Mainz 05

190

5,59

3

TSG 1899 Hoffenheim

17.687,14

520,21

3

RB Leipzig

181

5,32

4

Bayer 04 Leverkusen

16.558,00

487,00

4

VfL Wolfsburg

168

4,94

5

RB Leipzig

15.836,86

465,79

5

FC Schalke 04

160

4,70

6

FC Schalke 04

15.793,00

464,50

6

FC Ingolstadt 04

158

4,65

7

Hertha BSC

15.548,88

457,32

7

Hamburger SV

156

4,59

8

VfL Wolfsburg

15.499,92

455,88

8

FC Bayern München

155

4,56

9

FC Bayern München

15.232,00

448,00

9

Eintracht Frankfurt

150

4,41

10

Eintracht Frankfurt

14.557,10

428,15

10

Bayer 04 Leverkusen

149

4,38

11

SC Freiburg

14.274,90

419,85

11

TSG 1899 Hoffenheim

144

4,24

12

SV Werder Bremen

13.507,86

397,29

12

Borussia Mönchengladbach

142

4,18

13

1. FC Köln

13.000,92

382,38

13

SC Freiburg

140

4,12

14

FC Ingolstadt 04

12.605,16

370,74

14

SV Darmstadt 98

128

3,76

15

FC Augsburg

12.557,90

369,35

SV Werder Bremen

128

3,76

16

1. FSV Mainz 05

12.487,86

367,29

16

1. FC Köln

124

3,65

17

Hamburger SV

11.740,88

345,32

17

Hertha BSC

117

3,44

SV Darmstadt 98

10.609,02

312,03

18

FC Augsburg

106

3,12

Durchschnitt

155 4,42

18

120

Durchschnitt

14.783,87 433,49

121


Torschüsse

Saison gesamt Ø pro Spiel

chancenverwertung (in Prozent)

laufleistung (in km)

1

FC Bayern München

626

18,41

1

SV Werder Bremen

17,5

1

2

Borussia Dortmund

538

15,82

2

RB Leipzig

14,5

2

Borussia Mönchengladbach

3

VfL Wolfsburg

472

13,88

3

FC Bayern München

14,1

3

TSG 1899 Hoffenheim

TSG 1899 Hoffenheim

472

13,88

Borussia Dortmund

14,1

4

FC Ingolstadt 04

FC Schalke 04

472

13,88

5

TSG 1899 Hoffenheim

13,8

5

6

Bayer 04 Leverkusen

445

13,09

6

1. FC Köln

12,7

7

RB Leipzig

442

13,00

7

Bayer 04 Leverkusen

12,1

8

FC Ingolstadt 04

425

12,50

8

Hertha BSC

11,9

9

Borussia Mönchengladbach

421

12,38

9

Borussia Mönchengladbach

11,2

10

SC Freiburg

407

11,97

10

SC Freiburg

10,6

Eintracht Frankfurt

407

11,97

11

FC Schalke 04

10,4

12

1. FSV Mainz 05

380

11,18

12

FC Augsburg

13

FC Augsburg

364

10,71

13

14

1. FC Köln

347

10,21

15

Hamburger SV

342

10,06

16

Hertha BSC

337

17

SV Werder Bremen

332

18

SV Darmstadt 98

Durchschnitt

122

311 418,89

1

Borussia Dortmund

53

3925,30

115,45

2

Borussia Mönchengladbach

52

3924,28

115,42

1. FC Köln

52

3908,98

114,97

RB Leipzig

51

FC Schalke 04

3907,96

114,94

VfL Wolfsburg

51

6

RB Leipzig

3885,18

114,27

TSG 1899 Hoffenheim

50

7

VfL Wolfsburg

3884,84

114,26

FC Bayern München

50

8

1. FSV Mainz 05

3871,24

113,86

Hertha BSC

50

9

FC Bayern München

3857,64

113,46

FC Ingolstadt 04

50

10

SV Werder Bremen

3852,88

113,32

SV Werder Bremen

50

11

SV Darmstadt 98

3852,54

113,31

11

Bayer 04 Leverkusen

49

10,2

12

Bayer 04 Leverkusen

3844,72

113,08

FC Schalke 04

49

1. FSV Mainz 05

10,0

13

Hamburger SV

3818,54

112,31

SC Freiburg

49

14

Eintracht Frankfurt

9,3

14

Eintracht Frankfurt

3809,36

112,04

Hamburger SV

49

15

Hamburger SV

9,1

15

FC Augsburg

3802,56

111,84

FC Augsburg

49

9,91

16

VfL Wolfsburg

8,4

16

Hertha BSC

3799,84

111,76

SV Darmstadt 98

49

9,76

17

FC Ingolstadt 04

8,2

17

Borussia Dortmund

3799,16

111,74

17

Eintracht Frankfurt

47

9,15

18

SV Darmstadt 98

1. FC Köln

3770,26

110,89

1. FSV Mainz 05

12,32

Durchschnitt

7,4

18

Durchschnitt

3996,02

zweikampfquote (in Prozent)

117,53

11,4

SC Freiburg

Saison gesamt Ø pro Spiel

3.861,74 113,58

4 6

Durchschnitt

47 49,8

123


flanken

Flanken/Tor

1

FC Bayern München

464

1

RB Leipzig

3,7

2

FC Schalke 04

407

2

Borussia Dortmund

3,8

3

Eintracht Frankfurt

380

SV Werder Bremen

3,8

4

VfL Wolfsburg

352

4

TSG 1899 Hoffenheim

3,9

5

FC Ingolstadt 04

346

5

SC Freiburg

4,9

6

Hamburger SV

334

Bayer 04 Leverkusen

4,9

7

Hertha BSC

305

7

Borussia Mönchengladbach

5,1

8

SV Darmstadt 98

288

8

FC Bayern München

5,3

9

9

Borussia Dortmund

287

1. FC Köln

5,8

10

FC Augsburg

283

10

1. FSV Mainz 05

7,4

11

1. FSV Mainz 05

280

11

Hertha BSC

7,6

12

Bayer 04 Leverkusen

266

FC Augsburg

7,6

13

1. FC Köln

255

13

FC Schalke 04

8,3

14

TSG 1899 Hoffenheim

254

14

VfL Wolfsburg

9,8

15

Borussia Mönchengladbach

239

15

FC Ingolstadt 04

9,9

16

RB Leipzig

238

16

Eintracht Frankfurt

10,0

17

SV Werder Bremen

218

17

Hamburger SV

10,8

18

SC Freiburg

210

18

SV Darmstadt 98

12,5

300

Durchschnitt

Durchschnitt

gefoult worden

Saison gesamt Ø pro Spiel

foul/hand gespielt

7,0

Saison gesamt Ø pro Spiel

1

FC Ingolstadt 04

544

16,00

1

Hamburger SV

564

16,59

2

Borussia Dortmund

539

15,85

2

FC Ingolstadt 04

555

16,32

3

TSG 1899 Hoffenheim

515

15,15

3

Eintracht Frankfurt

538

15,82

4

SV Werder Bremen

508

14,94

4

RB Leipzig

524

15,41

5

VfL Wolfsburg

481

14,15

5

VfL Wolfsburg

515

15,15

6

Hertha BSC

478

14,06

SV Darmstadt 98

515

15,15

7

1. FC Köln

469

13,79

7

TSG 1899 Hoffenheim

514

15,12

8

1. FSV Mainz 05

468

13,76

8

FC Schalke 04

508

14,94

9

FC Bayern München

467

13,74

9

FC Augsburg

495

14,56

10

RB Leipzig

466

13,71

10

1. FSV Mainz 05

491

14,43

11

Eintracht Frankfurt

465

13,68

11

FC Bayern München

487

14,33

12

SC Freiburg

461

13,56

12

Hertha BSC

483

14,21

13

Hamburger SV

451

13,26

13

Bayer 04 Leverkusen

477

14,04

14

SV Darmstadt 98

444

13,06

14

SV Werder Bremen

475

13,97

15

Borussia Mönchengladbach

441

12,97

15

1. FC Köln

474

13,94

16

FC Augsburg

439

12,91

16

SC Freiburg

445

13,09

17

FC Schalke 04

438

12,88

17

Borussia Mönchengladbach

417

12,26

18

Bayer 04 Leverkusen

398

11,71

18

Borussia Dortmund

413

12,15

Durchschnitt

471 13,84

Durchschnitt

494 14,53

125


ewige tabelle Verein 1 FC Bayern München 2 Borussia Dortmund 3 SV Werder Bremen 4 Hamburger SV 5 VfB Stuttgart 6 FC Schalke 04 7 Borussia M‘gladbach 8 Bayer 04 Leverkusen 9 1.FC Köln 10 Eintracht Frankfurt 11 1.FC Kaiserslautern 12 Hertha BSC 13 VfL Bochum 14 1.FC Nürnberg 15 Hannover 96 16 VfL Wolfsburg 17 MSV Duisburg 18 Karlsruher SC 19 TSV 1860 München 20 Fortuna Düsseldorf 21 Eintracht Braunschweig 22 SC Freiburg 23 Arminia Bielefeld 24 1. FSV Mainz 05 25 FC Hansa Rostock 26 KFC Uerdingen 05 27 TSG 1899 Hoffenheim 28 FC Augsburg 29 FC St. Pauli 30 SV Waldhof Mannheim 31 FC Energie Cottbus 32 Kickers Offenbach 33 Rot-Weiss Essen 34 Alemannia Aachen 35 SG Wattenscheid 09 36 1.FC Saarbrücken 37 SG Dynamo Dresden 38 SV Darmstadt 98 39 Rot-Weiß Oberhausen 40 SpVgg Unterhaching 41 Wuppertaler SV Borussia 42 FC Ingolstadt 04 43 FC Homburg 44 Borussia Neunkirchen 45 RB Leipzig 46 SV Stuttgarter Kickers 47 Tennis Borussia Berlin 48 SSV Ulm 1846 49 SC Paderborn 07 50 SC Fortuna Köln 51 SC Preußen Münster 52 SpVgg Greuther Fürth 53 SV Blau Weiss Berlin 54 1.FC Lokomotive Leipzig

Sp g u v t gt 1.772 1.043 396 333 3.853 1.941 1.696 746 437 513 2.987 2.395 1.798 761 446 591 3.037 2.620 1.832 738 488 606 2.908 2.609 1.730 718 421 591 2.901 2.522 1.662 655 416 591 2.454 2.371 1.670 672 442 556 2.844 2.427 1.296 550 359 387 2.164 1.732 1.560 624 400 536 2.582 2.294 1.628 592 414 622 2.542 2.527 1.492 575 372 545 2.348 2.344 1.148 421 284 443 1.627 1.748 1.160 356 306 498 1.602 1.887 1.084 341 276 467 1.402 1.726 948 293 235 420 1.310 1.609 680 261 169 250 1.029 1.003 948 296 259 393 1.291 1.520 812 241 230 341 1.093 1.408 672 238 170 264 1.022 1.059 786 245 215 326 1.160 1.386 706 242 177 287 937 1.086 578 180 143 255 724 924 544 153 139 252 645 883 374 127 100 147 494 533 412 124 107 181 492 621 476 138 129 209 644 844 306 103 90 113 464 471 204 64 56 84 236 293 272 58 80 134 296 485 238 71 72 95 299 378 204 56 43 105 211 338 238 77 51 110 368 486 238 61 79 98 346 483 136 43 28 65 186 270 140 34 48 58 186 248 166 32 48 86 202 336 140 33 45 62 132 211 136 28 33 75 152 272 136 36 31 69 182 281 68 20 19 29 75 101 102 25 27 50 136 200 68 18 18 32 69 99 102 21 27 54 103 200 98 25 18 55 109 223 34 20 7 7 66 39 72 20 17 35 94 132 68 11 16 41 85 174 34 9 8 17 36 62 34 7 10 17 31 65 34 8 9 17 46 79 30 7 9 14 34 52 34 4 9 21 26 60 34 3 12 19 36 76 34 3 11 20 32 69

p 2.972 2.294 2.280 2.239 2.141 2.056 2.001 1.816 1.784 1.756 1.666 1.361 1.129 1.072 978 952 904 765 753 729 667 653 523 481 469 410 399 248 224 214 211 205 201 123 116 112 107 105 103 79 77 72 69 68 67 57 38 35 31 25 23 21 18 17

Ab der Saison 95/96 galt die Drei-Punkte-Regel, davor die Zwei-Punkte-Regel.1993/1994: Dynamo Dresden wurden am Saisonende vier Punkte abgezogen. 1999/2000: Eintracht Frankfurt wurden am Saisonende zwei Punkte abgezogen. 2002/2003: Der 1. FC Kaiserslautern startete mit drei Minuspunkten in die Saison 2003/2004. Quelle: bundesliga.de

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