TSG Hoffenheim Chronik 2011/12

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SaisonChronik 2011/12


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Einleitung

Dies ist die Chronik der vierten Saison der TSG 1899 Hoffenheim im Oberhaus des deutschen Fußballs. Nachdem die dritte Saison kaum den Erwartungen entsprochen hatte und im Umfeld der Trennungen zuerst von Ralf Rangnick und zu Saisonende von Marco Pezzaiuoli eher schmerzhafte Erfahrungen einbrachte, wurden für die vierte Bundesligasaison viele Weichen neu gestellt. Dazu gehörte auch die Verpflichtung von Holger Stanislawski als neuem Cheftrainer. Die Ambitionen des neuen Trainers formulierte „Stani“ selber so: „Wir wollen gern mal da oben reinpieksen. In die Plätze, wo man international spielen kann.“ Im Kader gab es, um die Finanzen zu schonen, keine sensationellen Veränderungen. In der Sommerpause wurde der Stürmer Sven Schipplock, Reservespieler beim VfB Stuttgart, verpflichtet, Fabian Johnson (rechter Verteidiger) kam aus der Reserve von Wolfsburg, Daniel Williams (defensives Mittelfeld) aus der Reserve von Freiburg. Mit Knowledge Musona fand ein junger, talentierter Stürmer aus Simbabwe den Weg nach Hoffenheim, während Koen Casteels aus Belgien nach dem Verleih von Jens Grahl nun als dritter Torhüter fungierte. Auch Raitala und Zuculini wurden wieder ausgeliehen, Simunic ging nach Kroatien, Tagoe in die Türkei. Vestergaard, Kaiser und Thomalla wechselten aus der U-23 in den Profi-Kader, Vedad Ibisevic und Andi Beck, um die es etliche Wechselgerüchte gegeben hatte, blieben im Kraichgau: Beck blieb auch Kapitän. Und nach der Winterpause verstärkte Srdjan Lakic auf Leihbasis die Offensive, nachdem Ibisevic über Weihnachten doch noch zum VfB Stuttgart, Sigurdsson zu Swansea und Chinedu Obasi zum FC Schalke 04 gewechselt waren. Alle Einkäufe wurden zu denkbar günstigen Konditionen realisiert, um den Verein auf die kommenden UEFA-FinancialFairplay-Regeln vorzubereiten. Mit Holger Stanislawski, der auf St. Pauli mit noch viel bescheideneren Mitteln gearbeitet hatte, zog zugleich eine neue, heitere Stimmung ein, die nach der Winterpause allerdings zunehmend erodierte. Immer schwächere Leistungen der Mannschaft brachten den Verein zum ersten Mal gefährlich nah an die Abstiegsränge, so dass im Februar 2012 zunächst die Trennung von Holger Stanislawski erfolgte, Markus Babbel als neuer Cheftrainer vorgestellt wurde und die TSG sich dann wenig später auch von Manager Ernst Tanner trennte. Mit Markus Babbel, der nun zugleich auch als Manager fungierte, und seinem langjährigen Assistenten Rainer Widmayer wendete sich das Blatt; die Mannschaft fand zurück zu solideren Leistungen und schnupperte am Ende einer erneut ereignisreichen Saison sogar am Abenteuer Europa League. Mit SUNTECH, einem weltführenden Konstrukteur von Solaranlagen, konnte kurz vor Saisonbeginn ein neuer Hauptsponsor bekannt gegeben werden. Hinzu kam, dass die Firma WIRSOL, in der Region ansässiger Installateur von Solaranlagen, die Namensrechte an der Rhein-Neckar-Arena erwarb, so dass sie von nun an WIRSOL Rhein-NeckarArena hieß. Viel Freude beim Schmökern durch die Saison, Ihr Alexander H. Gusovius

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31. Juli 2011 // DFB-Pokal 1. Runde

TSV Germania Windeck – TSG 1899 Hoffenheim | 1:3 n.V.

Nur gut 2.500 Zuschauer, davon 500 Fans aus dem Kraichgau, wollten den Hoffenheimer Pokalauftakt mit eigenen Augen verfolgen. Das hatte zwei Gründe: Windeck war gerade in die sechste Liga abgestiegen und hatte das Spiel in den kleinen Kölner Sportpark Höhenberg verlegt, statt wie in den Jahren zuvor im RheinEnergie-Stadion aufzulaufen, als man die Bayern und Schalke zu Gast hatte. Beide Male war Windeck bei vollem Haus dennoch nicht über ein 0:4 hinausgekommen.

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V TS NIA A RM CK GE NDE I W

Diesmal war die Windecker Truppe überhaupt erst seit vier Wochen beieinander, weil die Mannschaft nach dem Rückzug des Hauptfinanziers völlig neu aufgestellt werden musste. Wer allerdings damit gerechnet hatte, dass die TSG in Köln leichtes Spiel haben würde, sah sich gründlich getäuscht. Das improvisierte Team aus Windeck trat erstaunlich selbstbewusst auf, überließ zwar der TSG das Mittelfeld, rückte aber immer wieder aggressiv nach vorn, wenn die Hoffenheimer aus ihrer optischen Überlegenheit wenig zu machen wussten und phasenweise etwas unkonzentriert zuwerke gingen.


Wie so oft im Pokal fiel angesichts einseitiger Überlegenheit wohl auch die Motivation ins Gewicht – immerhin schieden in dieser ersten Hauptrunde gleich vier Bundesligisten gegen unterklassige Gegner aus: Bremen, Wolfsburg, Leverkusen und Freiburg. Und auch Hoffenheim unternahm im Vertrauen auf die eigene Klasse zuviel auf eigene Faust und vernachlässigte bei ca. 80% Ballbesitz das mannschaftliche Prinzip. So kam es, wie es in solchen Fällen häufig kommt: nach einigen guten Chancen für Hoffenheim und einem Latten-

ball von Firmino gab es in der 36. Minute einen Eckball für Windeck, der in sieben Meter Torentfernung bei Buchholz landete. Da der Stürmer völlig frei stand und der kurze Pfosten ungedeckt war, nahm er die Herausforderung dankend an, den Ball dort auf kürzestem Wege zu versenken. Nach der Pause lief Obasi für Mlapa auf, später Tagoe für Schipplock, die beide nicht wirklich überzeugend agiert hatten. Die Chance, sich als Ersatz für den im Pokal gesperrten, außerdem verletzten Ibisevic in den nächsten Spielen aufzudrängen, hatten Mlapa und Schipplock fürs erste vertan.

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Immerhin holte Schipplock aber einen Strafstoß heraus, als der Windecker Torhüter ihn nach schöner Kopfballvorlage von Salihovic im Sechzehner von den Beinen holte. In der 51. Minute verwandelte Salihovic den Elfmeter genau in die Mitte zum 1:1. Doch auch danach wollte es einfach nicht gelingen, den über sich hinaus wachsenden Windeckern mit spielerischen Mitteln beizukommen. Hoffenheim kreierte jede Menge aussichtsreicher Chancen, ohne ein Tor zu erzielen. Es brauchte den Druck der Verlängerung, ehe Johnson, laufbereit wie kein anderer, endlich den Weg zum Tor fand – nachdem er Obasi angespielt hatte, der den Ball mit einem missglückten Trick per Zufallsdoppelpass an ihn weitergab. Johnsons Schuss aus acht Metern in der 99. Minute war dann nur noch Formsache. Mit der Führung im Rücken konnte sich Hoffenheim gegen die zusehends kraftloser auftretenden Gastgeber nun immer überzeugender präsentieren, bis in der 116. Minute Babel einen Freistoß aus gut 20 Metern ins linke Eck setzte und den Endstand von 1:3 herstellte. Ob man damit wirk-

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lich nur knapp an einer Pokalblamage vorbeigeschrammt war, ließ sich letztendlich nicht sagen. Klar war nur, dass die Partie viel Kraft gekostet hatte, aber verdient gewonnen wurde.

TSV GERMANIA WINDECK Cebulla,Bogdanow, Reed, Radschuweit, Ottersbach, Buchholz, Voike (108. Tomanek), N‘Goua (112. Spitali), Alagöz, El-Tahiri (55. Schmitz), Kamara

TSG 1899 Hoffenheim Starke, Beck, Vorsah, Compper, Braafheid, Weis, Salihovic (84. Johnson), Mlapa (46. Obasi), Firmino, Babel, Schipplock (69. Tagoe)

Zuschauer // 2.588 Tore // 1:0 Buchholz (36.), 1:1 Salihovic (51.), 1:2 Johnson (99.), 1:3 Babel (116.) Schiedsrichter // Bastian Dankert (Rostock) Gelbe Karten // Voike, Bogdanow, Schmitz, Babel, Beck


6. August 2011 // 1. Spieltag Bundesliga

Hannover 96 – TSG 1899 Hoffenheim | 2:1

Hiobsbotschaften vor dem ersten Spieltag der Bundesliga: Ibisevics Trainingsverletzung stellte sich bei genauerer Untersuchung als Muskelbündelriss im linken Oberschenkel heraus. Damit würde der Bosnier noch viel länger fehlen als gedacht, etliche Wochen lang. Und auch die Trainingsverletzung von Pechvogel Tobi Weis wog schwerer, als es zunächst aussah. Eine Operation am Außenmeniskus mit ebenfalls wochenlangem Ausfall war unumgänglich. Holger Stanislawski ließ sein Team zur Überraschung vieler ohne echten Mittelstürmer, dafür mit Obasi, Johnson, Babel und Mlapa in einer Art stürmendem, offensivem Mittelfeld antreten, während dahinter Salihovic und Rudy als Doppel-Sechs agierten. Firmino, den viele in der Anfangsformation erwartet hatten, musste wegen Zuspätkommens zum Training zunächst auf die Bank. Von dort aus sah er eine Viertelstunde lang wenig Zwingendes: Hoffenheim

agierte verhalten, Hannover nicht anders, um jeweils keine frühen Kontermöglichkeiten zuzulassen. Auf einmal jedoch, in der 15. Minute, belebte sich die Szenerie. Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer wurde dabei zum Hauptdarsteller, indem er auf Freistoß für Hannover aus ca. 22 Metern entschied und anschließend den Hannoveranern die Pfeife zeigte, so dass Tom Starke, wie es in solchen Fällen üblich ist, die Mauer zu stellen begann. Es war klar, dass der Schiedsrichter die Partie solange unterbrochen hatte, bis sein Pfiff sie wieder freigeben würde. Jan Schlaudraff indes trat, ohne dass der Pfiff ertönte, gegen den Ball, der weit am völlig verdutzten Tom Starke vorbei ins Hoffenheimer Netz flog – und Kinhöfer entschied auf Tor! Später gab er zu Protokoll, er habe Schlaudraff nur gefragt, ob Hannover wirklich eine Mauer gestellt haben wollte.

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Schlaudraff habe das verneint, und so sei der Ball frei gewesen. Die völlig missverständliche Geste des Pfeifehebens tat er mit der Bemerkung ab, er sei nicht für Hoffenheimer Interpretationen zuständig. Kein Protest verfing, das Tor zählte wirklich. Sämtliche Fachleute zeigten sich nach dem Spiel mindestens irritiert darüber. Die davon unberührte Presse feierte Schlaudraff dagegen später als Schlitzohr. Kaum drei Minuten später wurde Johnson, der sich erneut durch hohe Wendigkeit und Laufbereitschaft auszeichnete, im Hannoveraner Strafraum gelegt. Salihovic verwandelte den fälligen Strafstoß eiskalt zum Ausgleich. Damit war das Spiel wieder offen, bis in der 30. Minute Braafheid ein ungeschicktes Foul im Hoffenheimer Sechzehner be-

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ging und Hannover durch den folgenden Elfmeter abermals vorne lag. Das war zu diesem Zeitpunkt nicht nur nicht verdient, sondern ein schwerwiegender schiedsrichterlicher Irrtum. Nach der Pause setzte sich fort, was sich kurz vor der Pause schon angedeutet hatte: Hoffenheim wurde immer stärker, während Hannover fast nur noch auf Konter setzte. In der 62. Minute wurde Obasi ein klarer Foulelfmeter verwehrt. Dann kamen kurz hintereinander Schipplock für Babel und Firmino für Salihovic, was dem Hoffenheimer Spiel nochmals mehr Schwung verlieh, ohne dass es zu den ganz großen, erfolgversprechenden Torchancen kam.


HANNOVER 96 Zieler, Chahed, Haggui, Pogatetz, Christian Schulz, Schmiedebach, Pinto (69. Hauger), Stindl, Rausch (74. Pander), Schlaudraff, Abdellaoue (84. Stoppelkamp)

TSG 1899 Hoffenheim Starke,Beck, Vorsah, Compper, Braafheid, Rudy, Salihovic (67. Firmino), Obasi, Johnson (90. Tagoe), Babel (63. Schipplock), Mlapa

In den letzten zehn Minuten geriet Hannover schließlich unter Dauerdruck und griff zunehmend zu fragwürdigen Mitteln, indem die Spieler sich nach jedem Körperkontakt scheinverletzt möglichst lang auf dem Rasen wälzten und über Gebühr Zeit zu schinden versuchten. Insgesamt jedoch gelang es der Hoffenheimer Offensive nicht überzeugend genug, die massive Abwehr der Hausherren auszuhebeln, so dass es bis zum Schlusspfiff beim 2:1-Sieg für Hannover 96 blieb.

Zuschauer // 40.315 Tore // 1:0 Schlaudraff (15.), 1:1 Salihovic (18. Elfmeter), 2:1 Abdellaoue (30. Elfmeter) Schiedsrichter // Thorsten Kinhöfer (Herne) Gelbe Karten // Pogatetz, Christian Schulz, Rudy, Obasi

Holger Stanislawskis Fazit: „Wir hatten ein deutliches Chancenplus und uns einige Chancen herausgespielt, müssen uns am Ende aber selbst an die Nase fassen, weil oftmals der letzte Pass nicht gut genug war.“

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13. August 2011 // 2. Spieltag Bundesliga

TSG 1899 Hoffenheim – Borussia Dortmund | 1:0

„Einen Schritt in die richtige Richtung“ hatte Manager Tanner in Hannover erlebt, der Trainer fand, die Mannschaft sei „auf einem guten Weg“. Verloren hatte man die Auftaktpartie dennoch. Für die FußballSachverständigen im Lande war darum klar, dass der Überflieger des letzten Wochenendes und amtierende Deutsche Meister, Borussia Dortmund, allein mit guten Ansätzen sicher nicht in Schwierigkeiten zu bringen wäre. Weit gefehlt!

munds gravitätischer Selbstüberschätzung änderte das wenig, schließlich galten die Westfalen als allseits bewunderte, gefürchtete Könige der Kurzpässe. Was solche Attribute allerdings wert sind, sollte sich sehr bald zeigen. Denn nur drei Minuten später legte sich Salihovic in etwa 28 Metern Entfernung den Ball halbrechts zum Freistoß zurecht und ließ ihn, wie immer nach vier Schritten Anlauf und in typisch seitwärts gebeugter Körperhaltung, in wunderschöner ballistischer Kurve über Weidenfeller hinweg ins Tor segeln.

Hoffenheim startete enorm druckvoll in die Partie, diesmal mit Firmino von Beginn an, der den Ball nach nur sechs Minuten aus 20 Metern Entfernung unter Weidenfellers Latte zimmerte – ein deutlicher Warnschuss! An Dort-

Der Treffer war Gold wert, indem er die ohnehin große Hoffenheimer Kampf- und Laufbereitschaft noch weiter anstachelte. Wieder mit ständig rochierenden, die Dortmunder früh attackierenden, offensiven Mittelfeldspielern,

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bestehend aus Obasi, Firmino, Babel und Johnson, abgesichert durch Salihovic und Rudy, nahm Hoffenheim dem Deutschen Meister jeden Raum und kam ständig gefährlich nach vorn. Das Dortmunder Pass-Spiel konnte sich dagegen kaum entfalten und setzte Trainer Klopp an der Seiten­ linie mitunter in Rage. Fehlpässe über Fehlpässe, ungenaue Mondbälle nach vorn: westfälische Ratlosigkeit, die mit Händen zu greifen war. Besonders Götze, der wenige Tage zuvor noch beim Spiel der Nationalmannschaft gegen Brasilien in höchsten Tönen gelobt worden war, ging im Hoffenheimer Pressing kläglich unter, so dass er bereits nach 54 Minuten vom Feld musste. Und auch Gündogan und Kagawa, die mit Götze

zum magischen Dortmunder Dreieck erklärt worden waren, wurden bald ausgewechselt. Immer hektischer ließen sich unterdessen die Versuche der Gäste an, die Hoffenheimer Führung wenigstens zu egalisieren. Ohne Tom Starke, der in der ersten Halbzeit zweimal gegen Großkreutz und einmal gegen Santana glänzend parierte, wäre das vielleicht sogar gelungen. Nach der Pause verkrampften sich die Dortmunder zunächst deutlich. Die erste Chance gehörte folgerichtig Hoffenheim: Vorsah stieg nach einer Ecke von Firmino auf, aber der Kopfball war zwei Meter zu hoch angesetzt. Eine Minute später parierte Weidenfeller einen Schuss aus spitzem Winkel von Firmino, vorgelegt durch Johnson. Erst

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danach schaffte Dortmund es, die eigenen Reihen zu ordnen und deutlichere Spielanteile zu gewinnen. Gelegent­ liche Chancen, mehr aus den jetzt näher an Starke heranreichenden Angriffen zu machen, erwuchsen daraus jedoch nicht. Immerhin ging in der 64. Minute ein Kopfball des eingewechselten Perisic ans Lattenkreuz, auch der Nachschuss brachte nichts ein. Mlapa kam unterdessen für Salihovic, kurz darauf Schipplock für Firmino. Viele in der WIRSOL Rhein-NeckarArena hatten auf den Einsatz von Musona gehofft, aber der junge Afrikaner hatte sich im Training unter der Woche verletzt und musste drei Wochen aussetzen. Beide Eingewechselten gliederten sich nahtlos in die weiter hingebungsvoll kämpfende Truppe ein, nicht anders als Kaiser, der in der 81. Minute für Johnson auflief. Dortmund spannte in den letzten Minuten noch einmal alle Kräfte an, schaffte es aber nicht, die bravouröse Hoffenheimer Verteidigung, bestehend aus Beck, Vorsah, Compper und Braafheid, ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Großer Jubel durchlief die Sinsheimer Arena beim Schlusspfiff. Dieser vollauf verdiente Sieg gegen Dortmund war genau der richtige Auftakt, um manche unglücklichen Momente der letzten Saison vergessen zu machen.

TSG 1899 Hoffenheim Starke, Beck, Vorsah, Compper, Braafheid, Rudy, Salihovic (62. Mlapa), Johnson (81. Kaiser), Firmino (69. Schipplock), Obasi, Babel

BORUSSIA DORTMUND Weidenfeller, Piszczek, Felipe Santana, Hummels, Löwe, Gündogan (56. Perisic), Sven Bender, Götze (54. Blaszczykowski), Kagawa (75. Zidan), Großkreutz, Lewandowski

Zuschauer // 30.150 (ausverkauft) Tore // 1:0 Salihovic (9.) Schiedsrichter // Deniz Aytekin (Oberasbach) Gelbe Karten // Salihovic, Beck, Mlapa, Obasi, Götze

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20. August 2011 // 3. Spieltag Bundesliga

FC Augsburg – TSG 1899 Hoffenheim | 0:2 Holger Stanislawski hatte sein Team trotz des heftigen medialen Wellenschlags perfekt auf die Partie vorbereitet – keine fünf Minuten dauerte es, bis Fabian Johnson den ersten Treffer der Saison aus dem Spiel heraus vorbereitet hatte und Ryan Babel den Ball nach schönem Doppelpass mit einem Flachschuss im Augsburger Tor versenken konnte. Alle, die sich zweifelnd gefragt hatten, wie groß das Potential von Ryan Babel denn eigentlich wirklich wäre, bekamen hier und im Folgenden eine Antwort. Immer wieder zog der Niederländer in sehenswerten Antritten quer durch die Augsburger Abwehr, verteilte erstklassig die Bälle oder schloss selber ab, immer im Wechsel mit Hoffenheims anderen Mittelfeld-Offensivkräften, ohne dass es in der ersten Halbzeit zu einem weiteren Torerfolg kam. Die Partie war trotzdem besonders sehenswert: Hoffenheim stand und bewegte sich äußerst kompakt, hatte eine Passquote von 90% und war allein deshalb stets gefährlich. Umgekehrt bekam Augsburg, auch als man den Hausherren etwa ab der 20. Minute etwas mehr Spielanteile gönnte, keine Chance, sich aussichtsreich in den eigenen Strafraum vorzuarbeiten.

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Es dauerte bis zur 37. Minute, ehe Tom Starke Gelegenheit bekam, seine Torwartkunst unter Beweis zu stellen. Bei einem gewaltigen Distanzschuss von Daniel Baier aus 20 Metern musste sich der Hoffenheimer Keeper mächtig strecken, um den Ball zur Ecke abzuwehren. Fast im Gegenzug übertraf Sejad Salihovic noch den ambitionierten Augsburger Schützen. Sein Schuss aus knapp 40 Metern zog knapp über die Latte ins Toraus. Nach der Pause ging Hoffenheim die Partie ruhig an, wartete auf Kontergelegenheiten und hatte den Gegner jederzeit gut im Griff. Bei einem unglücklichen Klärungsversuch von Andi Beck im Strafraum lief ihm der Augsburger Bellinghausen von hinten in den Seitfallzieher und ging zu Boden. Obwohl kein echtes Foul vorlag, da Beck seinen Hintermann ja gar nicht hatte sehen können, zeigte der Schiedsrichter auf den Elfmeterpunkt. Sascha Mölders, Augsburgs treffsicherster Schütze, legte sich den Ball zurecht, lief an und zog ab. Tom Starke, ehemaliger Mannschaftskollege von Mölders in Duisburg, kannte die Vorliebe des Stürmers für die linke Ecke, tauchte ab – und hielt den Strafstoß. Bald darauf kam Mlapa für Obasi, der noch immer nicht ganz frisch wirkte, zur Verstärkung der Offensive, denn Augsburg drängte nun immer stärker auf den Ausgleich. In der 71. Minute gelang es dem eingewechselten Werner, allein auf Tom Starke zuzugehen, den Ball an ihm vorbei zu spitzeln – um dann aus ungünstigem Winkel nur noch den Innenpfosten zu treffen. Drei Minuten später wurde

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Johnson, der wieder ein großartiges Spiel ablieferte, im Augsburger Strafraum gefoult. Am Pfiff des Schiedsrichters gab es diesmal keinen Zweifel. Salihovic verwandelte eiskalt: hoch in die Mitte, unerreichbar für den Torhüter, der sich eine Ecke ausgesucht hatte. Für Salihovic war es der dritte Treffer im dritten Spiel. Damit war die Partie so gut wie entschieden, doch die Folgen des Fouls holten Johnson bald ein. Kaiser musste ihn ersetzen, offenbar hatte sich Johnson verletzt. Kurz vor Schluss durfte Vestergaard sein Saisondebüt geben und kam für Salihovic, der viel gelaufen war. Danach war Schluss, Hoffenheim holte im dritten Spiel den zweiten Sieg. Ryan Babel, herausragender Spieler an diesem Nachmittag, kommentierte die Partie anschließend so: „Das war eines unserer besseren Spiele. Wir sind unglaublich weite Wege gegangen, hatten auch das nötige Glück. Aber ich denke, dass der Sieg in Ordnung geht, und bin froh über die drei Punkte.“

FC AUGSBURG Jentzsch, Verhaegh (83. Ndjeng), Sankoh, De Roeck, De Jong (70. Werner), Hosogai, Sinkala (78. Callsen-Bracker), Gogia, Baier, Bellinghausen, Mölders

TSG 1899 Hoffenheim Starke, Beck, Vorsah, Compper, Braafheid, Rudy, Salihovic (88. Vestergaard), Johnson (77. Kaiser), Firmino, Obasi (63. Mlapa), Babel

Zuschauer // 30.004 Tore // 0:1 Babel (5.), 0:2 Salihovic (75. Foulelfmeter) Schiedsrichter // Markus Wingenbach (Diez) Gelbe Karten // De Roeck, Rudy

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27. August 2011 // 4. Spieltag Bundesliga

TSG 1899 Hoffenheim – Werder Bremen | 1:2

Zur fast schon traditionell langen Verletztenliste gesellte sich vor der Partie gegen Bremen eine weitere, eher kuriose Verletzung: Holger Stanislawski, der jedes Spiel seiner Mannschaft vom Rand aus mit temperamentvollen Gesten begleitete, hatte sich in Augsburg in Ausübung seiner Trainerpflichten einen fünf Zentimeter langen Muskelriss unter der rechten Achselhöhle zugezogen. „Ich habe schon mal mit einem Schlüsselbeinbruch gespielt“, wiegelte Stani jedoch ab. „Ich sitze auf jeden Fall auf der Bank. Den linken Arm habe ich ja auch noch.“

heim Bremen von Beginn an derart unter Druck, dass Werder bis zur 10. Minute kaum über die Mittellinie hinauskam. Zu diesem Zeitpunkt hätte es schon 2:0 stehen können.

Über weite Strecken des Spiels konnte der Trainer den verletzten Arm schonen, seine TSG spielte den bislang besten Fußball der Saison. In der ersten Halbzeit setzte Hoffen-

Hoffenheim brannte darauf ein Offensivfeuerwerk ab, das die Besucher in der WIRSOL Rhein-Neckar-Arena zu Begeisterungsstürmen hinriss, während Bremen, stark ver-

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Gleich in der ersten Spielminute kam Firmino auf Höhe des Elfmeterpunktes unbedrängt an den Ball und hatte freie Bahn, aber sein Schuss ging übers Gehäuse. In der dritten Spielminute hatte Braafheid, allein vor dem Tor, die Führung auf dem Fuß. Torhüter Wiese gelang es mit einem genialen Reflex, irgendwie noch das Bein an den Ball zu bringen und zur Ecke zu klären.


unsichert, die eigenen Reihen lange nicht zu ordnen vermochte und von Glück sagen konnte, immer noch keinen Treffer eingefangen zu haben. In der 12. Spielminute wäre Pizarro allerdings fast die unverdiente Führung gelungen. Arnautovic hatte den Ball flach nach innen gegeben, von wo der Peruaner nah am Fünfmeterraum trotz scharfer Deckung knapp am Tor vorbeischoss. Werder fand nach diesem Warnschuss etwas besser ins Spiel, ohne den immer noch mit hoher Passgenauigkeit überzeugenden Hoffenheimern entscheidende Spielanteile abzunehmen. Bis zur 30. Minute gab es keine ganz großen Torchancen mehr, dann vereitelte Wiese eine Riesenchance von Babel wenige Zentimeter vor der Torlinie. Doch in der 37. Minute war es endlich soweit: Firmino drehte sich, nach schönem Zuspiel von Beck, einmal um die eigene Achse und ließ den Ball von halblinks flach ins lange Eck fliegen. Die Tormusik war noch in aller Ohren, Mike Diehl feierte mit den Fans gerade den hochverdienten Führungstreffer, da erreichte ein weiter Ball Arnautovic, indem Compper sich im Rückwärtslaufen verschätzte und den Ball, statt

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ihn dem herauseilenden Starke zu überlassen, per Kopf auf Arnautovic weitergab, der nur noch ins leere Tor einzuschieben brauchte. Wie aus heiterem Himmel stand es 1:1. Wieder einmal hatte ein Moment mannschaftlicher Unkonzentriertheit nach der Freude über ein erzieltes Tor sofort den Gegentreffer ermöglicht. Nach dem Kabinengang spielten beide Teams vorsichtiger. 1899 überzeugte weiter mit schnellem Umschalten von Defensive auf Offensive, ließ aber in der 53. Minute durch Obasi die große Chance zur erneuten Führung aus. Danach fiel der Hoffenheimer Gestaltungswille in sich zusammen. So sehr sich Holger Stanislawski auch mühte, seinem Team mit dem gesunden linken Arm neuen Mut zuzuwinken – das wunderbare Kurzpass-Spiel war versiegt, die Mannschaft stand zu tief und ließ Bremen fast teilnahmslos die Partie übernehmen. Kurz vor Ende schien dann jeder im Stadion das Unentschieden akzeptiert zu haben, außer einem: Claudio Pizarro. Auf der rechten Seite, bedrängt von Braafheid, gelang es ihm in der 83 Minute, einen harten, flachen Ball in Starkes Sechzehner zu schlagen, wo ihn der eingewechselte Rosen­ berg volley annahm und zwar nicht gut traf, aber Vorsah anschoss, der den Ball unhaltbar ins Tor lenkte. Die letzten Minuten verstrichen, ohne dass Hoffenheim die mehr als unnötige Niederlage noch abwenden konnte.

TSG 1899 Hoffenheim Starke, Beck, Vorsah, Compper, Braafheid (79. Mlapa), Rudy (86. Tagoe), Salihovic, Johnson, Firmino (80. Schipplock), Obasi, Babel

WERDER BREMEN Wiese, Sokratis, Mertesacker, Wolf, Schmitz, Bargfrede, Fritz (90.+1 Prödl), Hunt, Marin (74. Ekici), Arnautovic (74. Rosenberg), Pizarro

Zuschauer // 28.750 Tore // 1:0 Firmino (37.), 1:1 Arnautovic (38.), 1:2 Rosenberg (83.) Schiedsrichter // Babak Rafati (Hannover) Gelbe Karten // Ekici

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10. September 2011 // 5. Spieltag Bundesliga

1. FSV Mainz 05 – TSG 1899 Hoffenheim | 0:4 In den zwei Wochen mit Länderspielpause vor der Partie in Mainz wurde Hoffenheim wieder zum medialen Mittelpunkt. Zum einen hatte Manager Ernst Tanner geholfen, eine Nachbarin aus lebensbedrohlicher Lage zu retten. Morgens vor dem Joggen hatte er die unter ihrem Auto eingeklemmte Frau zuerst allein zu bergen versucht, dann Leute von der Müllabfuhr zuhilfe gerufen und sich bei der Aktion auch noch leicht verletzt. Außerdem wurde bekannt, was gar nicht verborgen werden sollte, dass 1899 Hoffenheim immer noch keine schwarzen Zahlen schrieb und weiter auf Zuschüsse von Dietmar Hopp angewiesen war. Dass die Zuschüsse aber immer kleiner wurden, in deutlichen Schritten, ließ man bei der medialen Bewertung eher außen vor. Die dritte Nachricht war dann sportlicher Natur: Vedad Ibisevic wechselte nicht wie erwartet nach England, sondern würde Hoffenheim einstweilen erhalten bleiben. Ohne Salihovic, der vom Länderspiel für Bosnien eine Verletzung am Schienbeinkopf mitgebracht hatte, trat 1899 Hoffenheim in Mainz an. Vier Spiele in Folge hatte man gegen Mainz schon verloren, entsprechend selbstbewusst gingen die Pfälzer in die Partie – zu ihrem eigenen Schaden. In ihrer neuen COFACE-Arena kamen die Zuschauer erneut nicht in Genuss eines Heimsiegs. Denn Hoffenheim ging das Tempo der Mainzer von Beginn an gut mit. Beide Mittelfeldreihen störten sich jedoch gegenseitig so früh, dass die Partie zunächst im

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Mit der Führung im Rücken ließ Hoffenheim Mainz kommen, stand hinten sicher und lauerte auf Konter. Mainz wiederum entwickelte wenig Durchschlagskraft, spielte viele Fehlpässe, wirkte recht ideenlos und entschieden weniger wach als die Gäste aus dem Kraichgau. In der 45. Minute wurde einer der Hoffenheimer Konter durch ein Foul an Ryan Babel im Strafraum gestoppt – den fälligen Elfmeter verwandelte der Holländer selbst, so dass es mit 0:2 in die Pause ging.

Mittelfeld steckenzubleiben schien. Nach ein paar Minuten, die beiden Teams gelegentliche Tormöglichkeiten eröffnete, übernahm Hoffenheim aber zunehmend das Spiel und kam schon in der 16. Minute nach einem groben Abwehrfehler der Mainzer durch Firmino zum 0:1. Zwischen zwei Abwehrspielern und dem Torhüter Müller spitzelte er den Ball fast schon liegend ins Tor.

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Holger Stanislawski hatte Mlapa statt Obasi in die Start­aufstellung berufen und für den verletzten Salihovic Dominik Kaiser auflaufen lassen. In seinem ersten Spiel von Beginn an wirkte das junge Hoffenheimer Talent als Nebenmann von Sebastian Rudy sofort wie mit der Mannschaft verwachsen, sicherte gut hinten ab und setzte schöne Impulse nach vorn. Mlapa wiederum hatte in der 52. Minute den dritten Treffer auf dem Fuß, schob den Ball nach wunderbarer Kombination aber am leeren Tor vorbei. Kurz da­ rauf kam Williams für ihn ins Spiel.


Die Mainzer erhöhten inzwischen den Druck, angetrieben vom immer unzufriedeneren Publikum, ohne sich echte Feldvorteile erspielen zu können, während Hoffenheim die Partie souverän herunterspielte. In der 74. Minute schickte Williams Babel mit einem großartigen Pass aufs Mainzer Tor, den Babel nach einem sehenswerten Lauf fast übers halbe Spielfeld mit einem trockenen Schuss ins linke Eck erfolgreich verwertete. Mainz wirkte danach erschöpft, körperlich wie mental, und bemühte sich, noch größeren Schaden abzuwenden. Vergebens, denn in der 85. Minute produzierte die Mainzer Abwehr auch noch ein Eigentor, als ein Pass von Firmino auf den eingewechselten Schipplock von Noveski abgefälscht wurde.

1. FSV MAINZ 05 Heinz Müller, Pospech, Bungert, Noveski, Marco Caligiuri, Polanski, Soto (70. Stieber), Risse (80. Baumgartlinger), Ivanschitz (64. Gavranovic), Choupo-Moting, Allagui

TSG 1899 Hoffenheim Starke, Beck, Vorsah, Compper, Braafheid, Rudy, Kaiser, Firmino, Johnson (73. Obasi), Babel (82. Schipplock), Mlapa (57. Williams)

Zuschauer // 31.500 Tore // 0:1 Firmino (16.), 0:2 Babel (45.+2 Foulelfmeter), 0:3 Babel (74.), 0:4 Noveski (85. Eigentor) Schiedsrichter // Guido Winkmann (Kerken)

Der Premierensieg gegen Mainz fiel mit 0:4 hoch aus, war aber völlig verdient. Einer jedoch war gar nicht zufrieden, und das war Holger Stanislawski, der sich gegen schwache Mainzer noch mehr Präzision im Spiel und noch mehr Engagement gewünscht hatte.

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17. September 2011 // 6. Spieltag Bundesliga

TSG 1899 Hoffenheim – VfL Wolfsburg | 3:1 Zwei neue Verletzungsmeldungen musste Holger Stanislawski entgegennehmen. Fabian Johnson, der viel zum erfolgreichen Auftreten der letzten Wochen beigetragen hatte, litt unter einem Bandscheibenvorfall im Halswirbelbereich. Und Matthias Jaissle, der Vielgeplagte, musste sich nach gerade verheilender Achillessehnen-OP nun auch noch einer Fersen-OP unterziehen. Wolfsburg, schwach in die Saison gestartet, hatte zuletzt einen Sieg gegen Schalke erkämpft und wollte nachlegen. Doch daraus wurde nichts: 1899 Hoffenheim war in be­ stechender Form und spielte gegen die auf drei Positionen veränderten Wolfsburger von Beginn an selbstbewusst. Dazu trug die defensive Ausrichtung der Wölfe nicht wenig bei, die von Trainer Magath auf pures Hinhalten, also Mauern und Kontern eingestellt worden waren. Hoffenheim hatte darum im Mittelfeld viele Freiheiten, die in den ersten zwanzig Minuten aber zu nichts führten. Zu viele Wolfsburger Beine verstellten den Weg zum Tor, und so probierte die TSG – diesmal wieder mit Obasi und zum ersten Mal wieder mit Sigurdsson von Beginn an, dazu erneut mit Kaiser für Salihovic – erst einmal verschiedene Angriffsvarianten aus, ehe es in der 20. Minute ernst wurde.

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Ryan Babel, immer für Überraschungen gut, hatte sichtbar genug vom taktischen Beton der Wolfsburger, drehte sich mit dem Ball noch tief im Mittelfeld um seinen Gegenspieler herum, ging zwei, drei Schritte und gab aus fast 35 Metern einen ansehnlichen Flachschuss aufs Wolfsburger Tor ab. Der Ball setzte kurz vor Torhüter Hitz auf und wurde davon so unberechenbar, dass der Wolfsburger Keeper nicht mehr herankam. Die Wolfsburger Verunsicherung war darauf mit Händen zu greifen, und so folgte dem 1:0 durch Babel nur vier Minuten später das 2:0 durch Firmino – Sigurdsson hatte ihm den Ball im Wolfsburger Strafraum zugesteckt. Bedrängt von zwei Gegenspielern legte der Brasilianer sich den Ball selber vor und köpfte ihn über die Gegenspieler hinweg, um zuletzt auch noch Torhüter Hitz mit einem Heber ins lange Eck zu überwinden. Es war ein besonderes Kunststück „made in Brasil“, das die Zuschauer in der mit

26.850 Zuschauern nicht ganz ausverkauften WIRSOL Rhein-Neckar-Arena zu Jubelstürmen hinriss. Bis zur Pause gelang es Hoffenheim dann nicht mehr, gefährlich vors Wolfsburger Tor zu kommen, während sich Wolfsburg redlich, aber vergeblich mühte, wieder Anschluss an die fast schon verlorene Partie zu bekommen. Nach der Pause setzte sich das zunächst fort, bis in der 58. Minute Sigurdsson völlig frei vor Hitz von Firmino angespielt wurde, den Torhüter aber nur anschoss. Kurz darauf kamen für ihn und Obasi, die beide erschöpft wirkten, Mlapa und Musona. Die beiden neuen Stürmer integrierten sich gut, Musona zwang Hitz mit einem Schuss aus 25 Metern sogar zu einer Glanztat. Anschließend fiel jedoch wie aus heiterem Himmel das Wolfsburger Anschlusstor. Tom Starke hatte einen Wolfsburger Kopfball nach Freistoß nur abklatschen

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können – Dejagah staubte ab. Das 2:1 gab den Spielverlauf in keiner Weise wieder, bescherte Wolfsburg aber neuen Mut und machte die Partie noch einmal spannend. Nach einer weiteren verpassten, schönen Chance im Zusammenspiel von Firmino und Musona, wobei Hitz wieder sensationell reagierte, gab der Wolfsburger Torhüter in der 80. Minute dem Spiel eine überraschende Wende. Unzufrieden mit einer Schiedsrichterentscheidung äußerte Hitz, der so endgültig zum Hauptdarsteller der Partie wurde, offenbar Beleidigendes, worauf er mit roter Karte vom Platz gestellt wurde. Weil Magath schon dreimal gewechselt hatte, musste mit Hasebe ein Feldspieler ins Tor. Hoffenheim ging darauf sofort wieder in die Offensive. Eine Minute später verzog Babel noch allein vor dem etwas amateurhaft gehüteten, leeren Tor, doch in der 85. Minute war es wieder Firmino, der Hoffenheim erlöste. Allein auf Hasebe zugehend schob er den Ball souverän an ihm vorbei ins linke Eck zum 3:1-Endstand.

TSG 1899 Hoffenheim Starke, Beck, Vorsah, Compper, Braafheid, Rudy, Kaiser, Babel, Sigurdsson (63. Musona), Obasi (60. Mlapa), Firmino (86. Williams)

VfL Wolfsburg Hitz, Hasebe, Russ, Kyrgiakos, Marcel Schäfer, Koo (46. Jönsson), Josue, Träsch, Polak (33. Dejagah), Mandzukic (68. Ochs), Lakic

Zuschauer // 26.850 Tore // 1:0 Babel (20.), 2:0 Firmino (24.), 2:1 Dejagah (67.), 3:1 Firmino (85.) Schiedsrichter // Marco Fritz (Korb) Gelbe Karten // Firmino, Beck, Vorsah, Josue ROTE KARTEN // Hitz (80.)

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25. September 2011 // 7. Spieltag Bundesliga

1. FC Köln – TSG 1899 Hoffenheim | 2:0 Das Hoffenheimer Krankenlager wurde allmählich wieder kleiner, Vukcevic und Ibisevic meldeten sich zurück zum Mannschaftstraining. Auf Platz 4 der Tabelle vorgerückt, wurden erste „Europacup“-Stimmen laut. „Solche Spinnereien brauchen wir jetzt bitte gar nicht anzufangen“, sagte Torwart Tom Starke.

Wegen hohen Verkehrsaufkommens rund um Köln wurde die Partie 10 Minuten später angepfiffen. Und nach 20 Minuten hatte Köln das Spiel im Griff. Bis dahin sorgte Hoffenheim noch für Druck aus der ständig rotierenden Offensive und blieben die Kölner Konterversuche in der aufmerksamen Hoffenheimer Defensive stecken. Als 1899 jedoch zunehmend Risiken einging und leichtfertige Pässe spielte, ohne an die herausragende Laufleistung der letzten Spiele anzuknüpfen, schlug die Stunde von Lukas Podolski. Nach einem gewagten Zuspiel von Vorsah verlor Rudy in der 20. Minute den Ball, der von Podolski in einem Sturmlauf über die linke Seite nach vorn gebracht wurde. Im Zentrum wartete hinter der Abwehr Jajalo, auf den Podolski punktgenau abspielte. Mit links versenkte er den Ball an Tom Starke vorbei im Tor. Eine Zeitlang wirkte Hoffenheim verunsichert, dann fand die Mannschaft langsam wieder ins Spiel zurück. Doch angesichts von 64% gewonnener Zweikämpfe lagen die Spielanteile eindeutig bei den Gastgebern, die in der 39. Minute nach Podolskis Vorarbeit eine Riesenchance durch Novakovic ausließen und zur Pause leicht mit 2:0 hätten führen können. Größere Chancen für die Hoffenheimer gab es nicht, außerdem durften wegen Obasis und Musonas Verspätung beim Mittagessen beide nur auf der Bank sitzen. Eigenartig unmotiviert und unbeweglich war 1899 bis zur Pause aufgetreten. Ganz anders die Kölner nach ihrem Sieg eine Woche zuvor gegen Leverkusen, die mit Lukas Podolski über den alles entscheidenden Antreiber in Länder­

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spielform verfügten. Doch nicht nur Podolski machte den Unterschied. Die gesamte Kölner Mannschaft spielte wie aus einem Guss, während das Hoffenheimer Spiel in Einzelaktionen zerfiel. Das setzte sich nach der Pause genau so fort. Köln kam engagiert aus der Kabine, in der 52. Minute feuerte Podolski nach schönem Dribbling den Ball noch an Starkes Außennetz. Danach kam Obasi für Mlapa, Hoffenheim versuchte sich in der Folge aber nur mit Distanzschüssen, die allesamt wirkungslos blieben. Der Versuch, dennoch spielerisches Übergewicht zu erlangen, führte in der 64. Minute prompt zu einem gefährlichen Konter, bei dem ausgerechnet Eichner, der Ex-Hoffenheimer, wunderschön auf Podolski vorlegte, der von links kommend den herausstürzenden Starke verlud und das 2:0 erzielte. Auch nach der ausgebauten Führung ging Köln weiter hohes Tempo, während Hoffenheim seinen Status als

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Angstgegner von Köln in keiner Weise gerecht wurde – auch die noch eingewechselten Musona und Schipplock für Kaiser und Firmino vermochten daran nichts mehr zu ändern. Zwar war die zweite Hälfte besser anzuschauen als die erste, aber wirklichen Druck entwickelte Hoffenheim auch dann nicht. In der 87. Minute setzte Babel den Ball noch als letzten Ausdruck mangelnder Tagesform frei neben das Tor, dann war die Partie zuende und zur Unzufriedenheit des Trainers recht unrühmlich verloren. Holger Stanislawskis Statement: „Wir haben das Spiel verdient verloren, weil wir in der ersten Hälfte nicht stattgefunden haben. Wir hatten keinen Zugriff, zu viele Abspielfehler. Und die Vorgaben, die wir die ganze Woche trainiert haben, wurden nicht umgesetzt. In der zweiten Hälfte haben wir es deutlich besser gemacht, aber da war das Kind schon in den Brunnen gefallen. Wir haben die jüngste Mannschaft in der Liga, da fangen einige vielleicht schon an zu träumen. Da müssen wir aufpassen und gegensteuern.“


1. FC KĂ–LN Rensing, Andrezinho (82. Matuschyk), McKenna, Sereno, Eichner, Riether, Jajalo, Chihi, Peszko (85. Clemens), Novakovic (73. Lanig), Podolski

TSG 1899 Hoffenheim Starke, Beck, Vorsah, Compper, Braafheid, Rudy, Kaiser (68. Musona), Mlapa (55. Obasi), Firmino (76. Schipplock), Babel, Sigurdsson

Zuschauer // 45.500 Tore // 1:0 Jajalo (20.), 2:0 Podolski (64.) Schiedsrichter // Peter Sippel (MĂźnchen) Gelbe Karten // Sereno, Babel, Compper

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1. Oktober 2011 // 8. Spieltag Bundesliga

TSG 1899 Hoffenheim – FC Bayern München | 0:0

Immer noch fehlte Sejad Salihovic, der erst nach der anstehenden Länderspielpause zurückerwartet wurde, während Tobi Weis und Manuel Gulde bereits wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen waren und Vedad Ibisevic sogar auf der Bank Platz nehmen konnte. Die Verletztenliste der TSG begann sich also merkbar zu lichten: bis auf Matze Jaissle würden demnächst alle zurück an Bord sein.

Beim wichtigen Spiel gegen die Bayern setzte Holger Stanislawski auf den robusteren Williams statt Kaiser, der in den letzten Spielen Salihovic ersetzt hatte, um die Überflieger aus München an der Spielentfaltung zu hindern, und bot statt Mlapa Obasi auf. Ansonsten blieb die Aufstellung dieselbe wie in Köln eine Woche zuvor – aber die Einstellung nicht. Vom Start weg ging Hoffenheim, vom ausverkauften Haus lautstark unterstützt, engagiert zur Sache und musste nur zweimal in diesem Spiel gegen die Bayern zurückstecken. Die erste dieser Phasen lag zwischen der 10. und 20. Minute. Fast immer war es da Boateng, der über rechts schnelle Angriffe vortrug und gefährliche Flanken schlug. Ribéry, zuletzt in bestechender Form, blieb auf der linken Seite dagegen wirkungslos und resignierte im Verlauf der ersten Halbzeit zusehends: Beck und Vorsah, im Verbund mit Rudy, neutralisierten fast jeden seiner Antritte. In der 22. Minute schlug Sigurdsson einen Freistoß von halbrechts in die Mitte, von wo Compper den Ball mit dem Hinterkopf ins rechte obere Eck des Bayerntors fliegen ließ. Doch Neuer verhinderte den schon sicher geglaubten Treffer mit einer Glanzparade. Für die TSG schien die Szene immerhin so etwas wie der gefühlte Beweis zu sein, dass die Bayern an diesem spätsommerlichen, ungewöhnlich

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heißen Tag vielleicht besiegbar wären. Für den Rest der ersten Halbzeit war Hoffenheim feldüberlegen, baute deutlich mehr Druck auf und brachte die Bayern immer wieder in große Verlegenheit. Nur zum letzten Durchstich, zur ganz großen Chance, zum zwingenden Moment vor dem Tor wollte es einfach nicht reichen. Nach der Pause blieb Ribéry in der Kabine, für ihn kam Robben, Hoffenheim spielte unverändert weiter. Und auch

die Spielanteile blieben unverändert, Robben vermochte dem Spiel der Bayern keinerlei Impulse zu verleihen. Im Gegenteil, Braafheid lief ihm jeden Ball ab, spitzelte, kämpfte, lief hautnah mit ihm mit. Die gefürchtete Zange RobbenRibéry, durch den Kabinengang ohnehin getrennt, erwies sich durch die hoch motivierte Hoffenheimer Defensive als gänzlich wirkungslos – anders als die Hoffenheimer Offensive. Je länger die zweite Halbzeit lief, je mehr wirbelten Babel, Firmino, Sigurdsson und Obasi durch die Münchner

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Reihen und kamen wiederholt zu guten Chancen. Doch entweder zogen die Schüsse am Tor vorbei oder Neuer hielt: inzwischen mehr als 1000 Minuten ohne Gegentor. Die Spannung in der WIRSOL Rhein-Neckar-Arena war enorm, jederzeit konnte der Führungstreffer für die TSG fallen. München stand mit dem Rücken zur Wand und wechselte für den völlig kaltgestellten Gomez Alaba zur Verstärkung des Mittelfelds ein. Aber auch dann noch zogen die Hoffenheimer Offensivkräfte fast nach Belieben ihre Fäden, wobei besonders Obasi mit Dribblings und Pässen, immer in Höchstgeschwindigkeit, an seine ganz große Zeit im Jahr 2008 zu erinnern wusste. Zwischen der 65. und der 75. Minute kamen die Bayern dann doch noch gefährlicher ins Spiel, erzielten durch Schweinsteiger sogar ein Abseitstor und kassierten ansonsten vor allem Gelbe Karten: Lahm, Timoschtschuk, Schweinsteiger, Müller. Danach spielte wieder nur noch die TSG, woran auch Luiz Gustavo, der für den müde gekämpften van Buyten eingewechselt wurde, nichts zu ändern vermochte. Dass er mit Pfiffen begrüßt wurde, war nicht schön – vor dem Anpfiff war er noch merkbar berührt mit dem Hoffenheimer Stadionheft in der Hand über den Rasen gewandert. In den letzten Minuten spielten die immer ängstlicheren Bayern den Ball nach Möglichkeit nur noch in den eigenen Reihen hin und her. An diesem Tag musste den erfolgsverwöhnten Stars von der Isar ein Unentschieden reichen. Hoffenheim hatte ihnen mit unglaublicher Laufbereitschaft, faszinierender Schnelligkeit und höchster mannschaftlicher Geschlossenheit die Grenzen aufgezeigt. Als der Schlusspfiff ertönte, feierten die Fans das Unentschieden wie einen Sieg – und das war es auch, mindestens ein Sieg über sich selbst, wenn man den Auftritt der Mannschaft mit dem verschlafenen Auftritt eine Woche vorher in Köln verglich.

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Nach der Partie sagte denn auch Dietmar Hopp: „Es war ein gefühlter Sieg. Unsere Mannschaft hat 90 Minuten gekämpft und leidenschaftlich dagegen gehalten. Ein tolles Spiel! Dieses 0:0 war alles andere als langweilig.“ TSG 1899 Hoffenheim Starke, Beck, Vorsah, Compper, Braafheid, Rudy, Sigurdsson (85. Schipplock), Williams (69. Kaiser), Babel, Firmino (73. Musona), Obasi

FC BAYERN MÜNCHEN Neuer, Boateng, van Buyten (75. Luiz Gustavo), Badstuber, Lahm, Timoschtschuk, Schweinsteiger, Thomas Müller, Toni Kroos, Ribery (46. Robben), Gomez (58. Alaba)

Zuschauer // 30.150 (ausverkauft) Tore // – Schiedsrichter // Thorsten Kinhöfer (Herne) Gelbe Karten // Musona, Timoschtschuk, Schweinsteiger, Lahm, Toni Kroos


15. Oktober 2011 // 9. Spieltag Bundesliga

VfB Stuttgart – TSG 1899 Hoffenheim | 2:0

Bei einem Testspiel in Aalen stellten die nicht zu Länderspielen Berufenen, darunter zum ersten Mal wieder Tobi Weis, ihre Bedeutung für 1899 Hoffenheim unter Beweis. Nicht dabei war Daniel Williams, der von Jürgen Klinsmann kurzfristig in den Kader der US-Mannschaft berufen worden war. Der Erfolg der Verreisten hielt sich dabei in Grenzen: allein Vorsah schaffte mit Ghana die Qualifikation für den Afrika-Cup, sah aber die rote Karte, Obasi und Musona schieden mit ihren Teams aus.

Stuttgart wiederum hatte sich ein strenges taktisches Konzept verordnet, an das sich die Spieler des VfB exakt hielten. Ohne echtes Pressing waren stets drei Defensiv­ reihen flexibel zugange, bestehend aus Angriff, Mittelfeld und Verteidigung, und machten ohne weiteres kreatives Spiel die Räume eng. Die im Kopf und in den Beinen müden, mannschaftlich nicht ausreichend koordinierten Hoffen­ heimer fanden kein Rezept, dieses Bollwerk wirksam aufzubrechen.

Vielleicht war die Stimmung im Team darum trüber, als der glanzvolle Auftritt gegen die Bayern vermuten ließ. Vom ersten Moment an wirkte das Hoffenheimer Spiel gegen den VfB Stuttgart jedenfalls seltsam konzeptionslos: Unkonzentriertheit und fehlende körperliche Spannung prägten die Aktionen. Da aber auch Stuttgart kein überzeugendes spielerisches Konzept mitgebracht hatte, entwickelte sich bei sonnig-warmem Herbstwetter eine weitgehend zerfahrene Partie mit einem frühen Stuttgarter Abseitstor, das die Gefahr deutlich genug machte, der Hoffenheim ausgesetzt war. Nichtsdestotrotz gingen die jungen Spieler weiter leichtfertig mit den in Abständen gut herausgespielten Chancen um und schlugen immer einen Haken zuviel im gegnerischen Strafraum. Selten gab es Flanken, obwohl Holger Stanislawski das Spiel in die Breite ziehen und die Außenverteidiger Beck und Braafheid weit vorne agieren ließ – und wenn, fanden sie nicht ihr Ziel.

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Zur Pause stand es noch 0:0, doch gleich nach der Pause fiel der zu erwartende erste Treffer für Stuttgart. Ein Freistoß im Mittelfeld wurde nicht geblockt, so dass der Ball unbedrängt auf Okazaki gespielt werden konnte, der sich problemlos von Beck löste und Starke beim Torschuss keine Chance ließ – zumal sich Vorsah auch noch hinter statt vor seinem Torhüter postierte. Kurz hintereinander wurden nun Ibisevic, Musona und Schipplock eingewechselt, ohne dass sich die Hoffenheimer Angriffsbemühungen davon deutlich verbesserten. Chancen zum Ausgleich gab es gelegentlich zwar, blieben aber ungenutzt. Immer noch schien Hoffenheim den Ball förmlich ins gegnerische Tor hineintragen zu wollen. Durch den zunehmenden Druck aufs Stuttgarter Tor ergaben sich umgekehrt aber auch Konterchancen für die Gastgeber. In der 77. Minute führte eine davon ins Verderben: Pogrebnyak umkurvte im Strafraum Vorsah, der das Bein zu lang machte und einen Foulelfmeter verursachte, den der Gefoulte sicher verwandelte. Tom Starke hatte die richtige Ecke geahnt, doch der Ball war zu scharf geschossen. Stuttgarts Trainer Labbadia begründete den Sieg seiner Mannschaft zurecht mit dem Befolgen seiner taktischen Vorgaben. Hoffenheim dagegen hatte die taktischen Vorgaben von Holger Stanislawski fortwährend außer Acht gelassen und musste darum den Stuttgartern, die wenig eigene Spielideen hatten, die drei Punkte überlassen.

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VFB STUTTGART Ulreich, Boulahrouz, Tasci, Maza, Boka, Kvist, Hajnal (83. Gentner), Harnik, Okazaki (78. Traore), Pogrebnjak, Cacau

TSG 1899 Hoffenheim Starke, Beck, Vorsah, Compper, Braafheid, Kaiser, Williams (62. Ibisevic), Babel, Sigurdsson, Firmino (80. Schipplock), Obasi (69. Musona)

Zuschauer // 55.000 Tore // 1:0 Okazaki (48.), 2:0 Pogrebnjak (77. Foulelfmeter) Schiedsrichter // Babak Rafati (Hannover) Gelbe Karten // Pogrebnjak, Harnik, Boulahrouz, Obasi


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22. Oktober 2011 // 10. Spieltag Bundesliga

TSG 1899 Hoffenheim – Borussia M’gladbach | 1:0

Kann ein zweiter Torhüter, der als Reservespieler monatelang vergeblich hofft, auch einmal zum Einsatz zu kommen, wirklich erstklassige Leistung abrufen, wenn der Tag X da ist? Im Fall von Daniel Haas war das unzweifelhaft der Fall, nachdem im Trainings­ alltag ein Schuss von Andi Beck die Hoffenheimer Nr. 1 im Tor, Tom Starke, bewusstlos zu Boden gestreckt hatte: Diagnose mittelschwere Gehirnerschütterung. Holger Stanislawski scherzte kurz darauf, er habe eine SMS geschickt, und Starke wisse immerhin schon wieder, wer sein Trainer sei. Aber um eine Woche Trainingsverbot kam Tom Starke nicht herum, so dass Daniel Haas gegen Gladbach im Tor stand – und seinen Job fehlerfrei versah. Dabei hatte er eine der angriffsstärksten Mannschaften der Liga vor sich, Gladbach war als Tabellen­zweiter angereist. Von den diesjährig viel gefürchteten Gladbacher Angriffen, meist vorgetragen von Arango und Reus, war indes nur in den ersten 15 Spielminuten etwas zu sehen. So­ lange agierte Hoffenheim noch spürbar verunsichert – die schwachen Auftritte gegen Köln und Stuttgart saßen offen­bar noch in den Knochen. Außerdem war die Mannschaft auch auf zwei anderen Positionen verändert und spielte ein neues System: Williams war alleiniger Sechser, vorne stürmte zum ersten Mal von Beginn an Ibisevic, und für Obasi war Johnson wieder im Team. Nach einer guten Viertelstunde fand sich die Mannschaft von Holger Stanislawski also, griff die recht selbstbewusst auftretenden Gladbacher früh in der eigenen Hälfte an und ließ sie bis zum Spielende zu kaum einem gefährlichen Angriff mehr kommen. Es war das Verdienst vieler: defensiv ohne Patzer, arbeiteten Mittelfeld und Offen­sive unentwegt gegen den Ball und drängten Gladbach durch gelegentliche Vorstöße immer weiter zurück. In der 22. Minute hatte Ibisevic den Führungstreffer nach Eckball und noch einmal einer Flanke durch Firmino auf dem Kopf. Aber der Ball flog genau in die Arme von Torhüter ter Stegen.

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Bis zur Pause legten beide Teams etliche Kilometer zurück, die Zuschauer in der ausverkauften WIRSOL RheinNeckar-Arena sahen bei sonnigem, aber kaltem Wetter ein kampfbetontes Spiel voller Zweikämpfe und hoher, weiter Bälle, die sofort wieder umkämpft waren, ohne in Tornähe zu sein, wobei Hoffenheim meist im Vorteil war. Nach dem Pausengang knüpfte die Mannschaft an die deutlicheren Spielanteile an und erhöhte den Druck auf Gladbach noch. Es dauerte bis zur 56. Minute, ehe das Team und die Zuschauer nach drei torlosen Partien endlich wieder jubeln konnten. Braafheid hatte eine Flanke von links in die Mitte gebracht, wo Johnson – überrascht, dass der Ball vom Gegenspieler nicht erreicht wurde – ins Rutschen kam. Doch Ibisevic, der hinter ihm auf die Zweitverwertung lauerte, bewies, was ein echter Torjäger wert sein kann. Für einen kurzen Moment lag der Ball frei, und schon war Ibisevic zur Stelle und schob zum 1:0 ein.

Aber das war auch nicht nötig: Hoffenheim beendete die arbeitsreiche Partie verdient mit 1:0 und hatte sich selbst für die Mühe und den Verzicht auf Kabinettstücken belohnt. Gladbachs Trainer Lucien Favre erkannte die Hoffenheimer Leistung nach dem Spiel offen an: „Wir hätten heute ein 0:0 erreichen können, mehr aber sicher nicht.“

Gladbach verstärkte nun seine Angriffsbemühungen, scheiterte aber ein ums andere Mal an der aufmerksamen Hoffenheimer Verteidigung – zu der auch nicht viel durchkam. Meist wurde der Ball schon im jetzt weiter hinten sich versammelnden, vielbeinigen Hoffenheimer Mittelfeld abgefangen, leider aber nur selten in gefährliche Konter umgemünzt. Auch Obasi, der aus disziplinarischen Gründen zunächst nur auf der Bank saß, und später auch Musona vermochten keine entscheidenden Impulse nach vorn mehr zu geben.

Schiedsrichter // Christian Dingert (Lebecksmühle)

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TSG 1899 Hoffenheim Haas, Beck, Vorsah, Compper, Braafheid, Williams, Firmino (77. Obasi), Johnson (68. Musona), Sigurdsson, Babel, Ibisevic (88. Vestergaard)

BORUSSIA MÖNCHENGLADBACH ter Stegen, Jantschke, Stranzl, Dante, Wendt, Nordtveit (75. Marx), Neustädter, Herrmann (75. King), Arango, Reus, Hanke (84. Otsu)

Zuschauer // 30.150 (ausverkauft) Tore // 1:0 Ibisevic (56.)

Gelbe Karten // Beck, Stranzl, Jantschke, Dante


25. Oktober 2011 // DFB-Pokal 2. Runde

TSG 1899 Hoffenheim – 1. FC Köln | 2:1

Nur 16.000 Zuschauer hatten den Weg in die WIRSOL Rhein-Neckar-Arena gefunden – 15.000 Zuschauer, die noch Platz gefunden hätten, verpassten einen gran­ diosen Pokalfight. Angestachelt durch Äußerungen von Holger Stanislawski, die Unterstützung des heimat­ lichen Publikums sei durchaus noch ausbaufähig, war schon die Stimmung im Stadion hervorragend, wobei sich die Südkurve durch pausenlose Schlachtgesänge besonders hervortat und die Gästefans eindeutig besiegte.

In der sportlichen Auseinandersetzung lag zunächst Köln vorne. Hoffenheim, durch einige mutige Veränderungen in ganz anderer Startaufstellung als gewohnt angetreten, brauchte fast 25 Minuten, um ins Spiel zu finden. Bis dahin hatte sich Köln bereits einige gute Chancen erarbeitet und war, nach einem Stolperer von Compper, in der 6. Minute sogar mit 0:1 durch Jajalo in Führung gegangen. Hoffenheim stürmte in diesem Flutlichtspiel mit Musona, Obasi, Babel und Schipplock, ließ Rudy, Salihovic und Firmino

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auf der Tribüne und gönnte Vorsah, der durch Vestergaard ersetzt wurde, eine Pause. Im defensiven Mittelfeld spielten wieder Williams und Kaiser. So überraschend diese Aufstellung für die Fans von Hoffenheim war: Köln war sicher ebenso überrascht davon und konnte sich, nachdem Stanis stark verändertes Team erst mal Fahrt aufgenommen hatte, kaum auf die vermeintliche Hoffenheimer B-Elf einstellen. Die zweite Hälfte der ersten Halbzeit gehörte also Hoffen­ heim, ohne dass es zu ganz großen Torchancen kam, abgesehen von einem ungeahndeten, aber strafstoß­würdigen Foul an Schipplock. Geduldig erspielte die Mannschaft sich in der Folge jedoch immer mehr Feldvorteile, blockte die Gäste früh und erkämpfte sich zunehmend mehr zweite Bälle. In der 41. Minute wurde sie dafür belohnt: Babel spielte einen langen Ball auf Schipplock, der links im Strafraum bis zur Grundlinie ging, seinen Gegenspieler austanzte, kurz den Kopf hob und dann rückwärts auf Obasi weiter-

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gab, der freistehend einschoss. Auch ohne Tormelodie, die aus technischen Gründen diesmal ausfiel, war der Jubel im Stadion groß. Nach der Pause kehrten beide Teams unverändert zurück und nahmen den pokaltypischen Fight wieder auf. Dabei kam es in der 46. Minute zu einem Laufduell des Ex-Hoffenheimers Eichner und Obasi, die dabei nahe der Eckfahne in den Fotografen-Pulk rutschten. Beide mussten kurz behandelt werden, doch wirklich hart getroffen hatte es einen der Fotografen, der sich bei der etwas übermotivierten Aktion ein Bein brach. Wie vor der Pause drückte Hoffenheim mit unverminderter Intensität aufs Kölner Tor. In der 50. Minute konnte Musona dem Kölner Sereno den Ball abluchsen und frei auf Torhüter Rensing losziehen. Verfolgt von zwei Verteidigern, brachte Musona den unverhofften Ballgewinn zum


glücklichen Ende und schob aus etwa 12 Metern eiskalt ins linke Eck, diesmal von der Torhymne gefolgt. Damit hatten ausgerechnet Obasi und Musona, die beim Köln-Spiel vier Wochen zuvor aus disziplinarischen Gründen auf die Bank verbannt worden waren, die entscheidenden Tore geschossen. Köln musste nun hinten aufmachen, wenn man nach vorn noch etwas erreichen wollte. In umgekehrter Konsequenz folgte darauf bis zur 65. Minute ein atemberaubender Hoffen­heimer Konter dem nächsten: leider ohne Torerfolg. Dann drehte sich die Partie, 1899 nahm sich zurück und verlegte sich aufs Verteidigen. Was folgte, war ein nervenaufreibender Kampf bis zum Schlusspfiff. Köln unternahm alles, sich wenigstens in die Verlängerung zu retten, aber eine bravourös kämpfende Hoffenheimer Mannschaft ließ nahezu keine Gelegenheit zu einem neuerlichen Gegentor aufkommen. Vestergaard als Vorsahs Vertreter machte dabei ‚bella figura‘, der dänische Hüne klärte souverän und schien noch nie etwas anders gemacht zu haben.

TSG 1899 Hoffenheim Haas, Beck, Vestergaard, Compper, Braafheid, Williams, Kaiser, Obasi, Musona (83. Johnson), Babel (71. Mlapa), Schipplock (90. Ibertsberger)

1. FC KÖLN Rensing, Brecko, Sereno, Jemal, Eichner (81. Matuschyk), Riether, Jajalo, Clemens (80. Freis), Peszko (90. Pezzoni), Lanig, Podolski

Zuschauer // 16.000 Tore // 0:1 Jajalo (6.), 1:1 Obasi (41.), 2:1 Musona (50.) Schiedsrichter // Knut Kircher (Rottenburg) Gelbe Karten // Obasi, Podolski, Eichner, Peszko, Jajalo

In den letzten fünf Spielminuten inklusive zweiminütiger Verlängerung hatte 1899 noch zweimal die Chance, den erlösenden dritten Treffer zu erzielen, aber Schipplock und Kaiser vergaben. Lukas Podolski, der nur zu Anfang aufzufallen gewusst hatte, wünschte indessen sichtbar genervt nur noch das Ende der Partie herbei. Nach dem Schlusspfiff lagen sich die Spieler und die Zuschauer jubelnd in den Armen: das Achtelfinale war erreicht!

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29. Oktober 2011 // 11. Spieltag Bundesliga

FC Schalke 04 – TSG 1899 Hoffenheim | 3:1

Wie erwartet griff Holger Stanislawski gegen Schalke 04 wieder auf seine gewohnte Formation zurück und brachte neben Ibisevic auch Babel, Firmino, Obasi und Sigurdsson, während Williams allein auf der Sechserposition unterwegs war. Mit dieser offensiven Ausrichtung sollte Schalke von Beginn an kräftig unter Druck gesetzt werden, was aber nicht gelang. Schon in der Anfangsphase hatte Schalke deutlich größere Spielanteile, schaffte es jedoch nicht, letzte Gefahr vors Hoffenheimer Tor zu bringen, das vom wieder genesenen Tom Starke gehütet wurde. In der 15. Minute ging Draxler links etwas zu mühelos an Beck vorbei und traf mit einem scharfen Schuss den Außenpfosten. Erst danach versuchte auch Hoffenheim sein Glück, mit ständig steigender Torgefahr, bis in der 22. Minute Obasi von rechts aus steilem Winkel knapp übers Tor von Lars Unnerstall zielte.

ging in der 28. Minute Draxler zum zweiten Mal ungehindert auf links durch, diesmal bis zur Grundlinie, von wo aus er in die Mitte auf Raúl flankte, der alleinstehend keine Mühe hatte, den Ball ins Netz zu lenken – keine Mühe, aber viel Glück, denn der Ball war ihm vom Fuß an den Arm gesprungen und von dort ins Tor gelangt. Es folgten große Diskussionen, während und nach dem Spiel, aber Raúl versicherte, er habe nicht absichtlich so gehandelt, auch gegenüber dem Schiedsrichter, und so zählte der Treffer, der zugleich den Pausenstand markierte. Holger Stanislawski ging lediglich für fünf Minuten in die Kabine. Später sollte er sagen, in diesem Spiel habe seine Mannschaft ihre bisher schwächste Saisonleistung gezeigt.

Zwei Ex-Hoffenheimer, beide nicht dabei, waren bei diesem Spiel dennoch ein Thema – zum einen Timo Hildebrand, der nach dem Ausfall der Schalker Nr. 1 im Tor, Ralf Fährmann, erst vor wenigen Tage verpflichtet worden war, aber einstweilen von der Tribüne aus zuschaute, und zweitens Ralf Rangnick, dessen Burn-out-Erkrankung einige Wochen zuvor zu seiner Demission auf Schalke geführt hatte, so dass es auch hier nicht zu einer interessanten Wiederbegegnung kam. Stattdessen schwang erneut Huub Stevens das Zepter und hatte die Knappen („die Null muss stehen“) inzwischen auf effektive Defensivarbeit ausgerichtet. Hoffenheim bekam das unangenehm zu spüren. Hohe Schalker Lauffreudigkeit sowie ständiges Pressing und Doppeln verhinderten, dass 1899 sein feines technisches Spiel inszenieren und darüber Dominanz entwickeln konnte. Schalke dagegen kämpfte sich Zentimeter um Zentimeter ins Spiel und verblüffte mit raschem Tempowechsel. So

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Einstweilen jedoch bewies Hoffenheim nach der Pause mehr Spiellaune und setzte Schalke soweit unter Druck, dass Ibisevic einen Tag nach der Geburt seines Sohns in der 62. Minute den Ausgleichstreffer erzielte. Zu diesem Zeitpunkt schien Schalke zum ersten Mal schlagbar – die Knappen waren vom hohen Kraftverschleiß der ersten Halbzeit müde geworden. Nach dem Gegentreffer ging allerdings ein Ruck durch ihre Reihen, sie zogen das Tempo wieder an, während Hoffenheim beinahe automatisch an Effizienz einbüßte. Wie in der ersten Halbzeit waren etliche Fehlpässe zu sehen, meist infolge von Unkonzentriertheit und mangelnder mannschaftlicher Abstimmung. Und so dauerte es nicht lang, bis Schalke in der 73. Minute wieder in Führung ging: nach einem Rempler von Compper gegen Huntelaar im Strafraum. Huntelaar selbst schoss den anschließenden Elfer genau in die Mitte und hatte Glück, dass Starke den Ball mit dem Fuß zwar noch erreichte, aber nicht aus dem Tor bekam. Nur drei Minuten darauf folgte der nächste Treffer, wieder durch Huntelaar, nachdem Starke Draxlers Schuss zur Seite, genau auf den holländischen Stürmer abgewehrt hatte, der dann aus spitzem Winkel kraftvoll abschließen konnte. Hoffenheim bemühte sich mit Johnson und Schipplock für Sigurdsson und Firmino zwar noch um Tore, kam gegen die wie befreit aufspielenden Gastgeber aber zu kaum einer tragfähigen Aktion mehr.

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FC SCHALKE 04 Unnerstall, Höwedes, Papadopoulos, Matip, Christian Fuchs, Jones, Holtby, Farfan (83. Moravek), Draxler (89. Kluge), Raul (86. Pukki), Huntelaar

TSG 1899 Hoffenheim Starke, Beck, Vorsah, Compper, Braafheid, Williams, Obasi, Firmino (85. Schipplock), Sigurdsson (79. Johnson), Babel, Ibisevic

Zuschauer // 60.384 Tore // 1:0 Raul (28.), 1:1 Ibisevic (63.), 2:1 Huntelaar (73. Elfmeter), 3:1 Huntelaar (76.) Schiedsrichter // Tobias Welz (Wiesbaden) Gelbe Karten // Jones, Beck, Williams


5. November 2011 // 12. Spieltag Bundesliga

TSG 1899 Hoffenheim – 1.FC Kaiserslautern | 1:1

Wieder bezeichnete Holger Stanislawski das Spiel seiner Mannschaft im Anschluss als „schwächste Saisonleistung“. Tatsächlich gelang gegen Kaiserslautern nicht viel – die Verunsicherung der Mannschaft war mit Händen zu greifen. Kämpferisch vorbildlich eingestellte Lauterer, seit vier Spielen ungeschlagen, dominierten die Partie fast durchgängig, während Hoffenheim in kaum einem Moment zur geplanten Kombination aus Einsatz und Spielkultur fand.

Besonders von der Rückkehr von Salihovic hatte sich jeder in der ausverkauften WIRSOL Rhein-Neckar-Arena viel erhofft. Doch auch Sali konnte nicht verhindern, dass die Bindung zwischen Mittelfeld und Angriff und zwischen Defensive und Mittelfeld auf rätselhafte Weise bereits kurz nach dem Anpfiff verlorenging. In der Folge sah das Publikum einige gefährliche, kollektive Angriffe der Lauterer ohne Torgefahr und viele Alleingänge von Hoffenheim, etliche Fehlpässe und verzagte Aktionen.

Unter den Augen von Bundestrainer Jogi Löw und besonders von US-Coach Jürgen Klinsmann, der seine National­ spieler Johnson und Williams begutachten wollte, entwickelte sich ein zähes Spiel, das vor allem im Mittelfeld ausgetragen wurde. Dabei gab es für Jürgen Klinsmann zunächst nur Fabian Johnsons Auftritt zu begutachten: Daniel Williams wurde erst in der 60. Minute für Obasi eingewechselt. Und auch sonst gab es Veränderungen im Team: für den angeschlagenen Kapitän Andi Beck lief erstmals in dieser Saison Andreas Ibertsberger auf, Tom Starke übernahm die Kapitänsbinde, und Sebastian Rudy und Sejad Salihovic teilten sich die Sechserposition im defensiven Mittelfeld.

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In der 26. Minute gab es Freistoß für Hoffenheim, den Salihovic aus 19 Metern an die Latte setzte. Drei Minuten später vergab Tiffert auf der Gegenseite eine Riesenchance. Danach machten die Gäste zunehmend Druck und kamen dem Führungstreffer immer näher. Doch wie so oft in solchen Momenten landete der Ball plötzlich auf der anderen Seite im Netz: Ibisevic hatte nach endlich einmal temporeicher Ballstaffette über links und zweimaliger Herein­gabe durch Braafheid den Fuß an den Ball bekommen und in klassischer Torjägermanier das etwas glückliche 1:0 erzielt. Das geschah in der 33. Minute, danach gab es auf beiden Seiten wieder kaum nennenswerte Aktionen. Nach der Pause ging es zunächst genau so weiter, nur dass Lautern sichtbar mehr auf den Ausgleich drängte als Hoffenheim auf den zweiten Treffer. Daraus ergaben sich

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naturgemäß Konterchancen, von denen eine in der 60. Minute beinahe zum ersehnten zweiten Tor geführt hätte. Ibisevic ging nach einer Pfälzer Ungeschicktheit allein aufs Tor zu, legte sich den Ball jedoch einen Schritt zu weit vor – und scheiterte am Lauterer Keeper. Kurz darauf kam Firmino für Ibertsberger und Johnson übernahm die rechte Verteidigerposition, wofür er in der Sommerpause auch eingekauft worden war; als es noch danach aussah, als würde Andi Beck Hoffenheim verlassen. Johnson machte seine Sache auch dort sehr gut, als einer der wandelbarsten Hoffenheimer Spieler, was sicher auch Jürgen Klinsmann in Dietmar Hopps Loge nicht entging. In der 73. Minute fiel, sportlich verdient, aber nach der Lauterer Banner-Aktion kaum mehr zu gönnen, der Aus-


gleich. Kouemaha war an der Grenze zum Sechzehner in der Mitte durch einen abtropfenden Ball unverhofft zu einer Schussmöglichkeit gekommen, hielt einfach drauf und hatte Glück, dass sein Kanonenschuss weit genug neben Tom Starke aufs Tor kam und darum ungehindert ins Netz fliegen konnte. Kaiserslautern wollte das Spiel nun unbedingt gewinnen, Hoffenheim jedoch auch, so dass die Partie in den letzten Minuten im Mittelfeld weiter hart umkämpft bleib, ohne echte Torchancen zu erzeugen. Letztlich war das Unentschieden ein gerechtes, aus Hoffenheimer Sicht allerdings zugleich auch enttäuschendes Ergebnis.

TSG 1899 Hoffenheim Starke, Ibertsberger (71. Firmino), Vorsah, Compper, Braafheid, Rudy, Obasi (60. Williams), Johnson, Salihovic, Babel, Ibisevic

1. FC KAISERSLAUTERN Trapp, Dick, Amedick, Abel, Bugera (81. Jessen), De Wit (66. Shechter), Kirch, Sahan (66. Sukuta-Pasu), Tiffert, Fortounis, Kouemaha

Zuschauer // 30.150 (ausverkauft) Tore // 1:0 Ibisevic (33.), 1:1 Kouemaha (73.) Schiedsrichter // Günter Perl (Pullach) Gelbe Karten // Salihovic, Ibisevic, Ibertsberger, Williams, Firmino, Bugera

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20. November 2011 // 13. Spieltag Bundesliga

Hamburger SV – TSG 1899 Hoffenheim | 2:0

Nach der dritten Länderspielpause der Hinserie trafen in Hamburg zwei zutiefst verunsicherte Mannschaften aufeinander. Der HSV hatte eine Negativserie hinter sich, was den monatelangen Aufenthalt im Tabellenkeller nach sich gezogen hatte, und auch die TSG unterbot seit etlichen Spielen das eigentlich vorhandene Niveau. Mit Thorsten Fink als neuem Trainer wies die Formkurve beim HSV in den letzten Spielen jedoch deutlich nach oben.

hungriger. In der zweiten Minute hatte Tom Starke bereits einen scharfen Schuss von Guerrero abwehren müssen, danach griff Hoffenheim die ballführenden Hamburger früher an und verhinderte vorerst weitere Torchancen. In der 17. Minute gab es den ersten vielversprechenden eigenen Angriff: Weis legte den Ball von der Grundlinie zurück auf Salihovic, der völlig frei stand, aber mit seinem schwächeren rechten Fuß am Tor vorbeischoss.

Holger Stanislawski, dienstlich zurück in der Heimat, hatte sein Team auf zwei entscheidenden Positionen verändert: Tobi Weis war nach sehr langer Zeit wieder in der Startaufstellung, Jannik Vestergaard spielte für Issac Vorsah. Mit Rudy und Salihovic, Johnson, Babel und Ibisevic gingen Mittelfeld und Angriff zudem noch einmal stark verändert in die Partie. Obasi, auf dem viele Hoffnungen gelegen hatten, saß wegen seines Formtiefs nicht einmal auf der Bank.

Immer mehr zog Hoffenheim das Spiel jetzt an sich, es gab sehenswerte Kombinationen im Mittelfeld – bis in der 25. Minute eine erneute Unachtsamkeit bei einem schnell ausgeführten Hamburger Freistoß zum Rückstand führte. Der lange Pass kam zu Guerrero, der ihn zunächst an den Pfosten und dann ins Tor lenkte. Andi Beck, der sein 100. Bundesligaspiel absolvierte, hatte den Fuß noch an den Ball bekommen, ihn aber ausgerechnet auf den Gegner gespielt.

Doch auch in dieser neustrukturierten Formation dauerte es ungefähr eine Viertelstunde, bis Hoffenheim ins Spiel gefunden hatte: Hamburg wirkte frischer, agiler, erfolgs-

Kurz zuvor war Braafheid bei einem Zweikampf verletzt worden, hielt noch ein paar Minuten durch und musste dann doch ersetzt werden. Für ihn kam Mlapa ins Spiel, der

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eine Woche zuvor bei der deutschen U-21 geglänzt hatte, und wurde zum besten Hoffenheimer Stürmer, während Johnson Braafheids Platz hinten links übernahm. Bis zur Pause verzettelte sich die Partie nun weitgehend im Mittelfeld, nach der Pause ging es ähnlich weiter: Hoffenheims schöne Spielansätze blieben durchweg vor dem Hamburger Strafraum stecken, bis in der 65. Minute Jansen auf Hamburger Seite den Unterschied machte. Den Ball nahe am Körper führend, zog der ehemalige National­ spieler unwiderstehlich auf Starkes Tor los, im sichtbar festen Willen, ein Tor zu erzielen, was ihm mit einem trockenen Schuss ins kurze Eck auch gelang. Auch Firmino, der darauf für Rudy eingewechselt wurde, schaffte es nicht, den fehlenden Hoffenheimer Tordrang zu beleben, genau wie Musona, der acht Minuten vor Spiel­ ende für Weis auflief. Dabei boten sich den unverdrossen kämpfenden Hoffenheimern in den letzten zehn Spielminuten noch einige Großchancen, weil Hamburg im glücklichen Vorgefühl des ersten Heimsiegs der Saison die Zügel geradezu fahrlässig aus der Hand gab. Doch an diesem Tag schien die TSG das Tor einfach nicht treffen zu können – und so feierte am Ende nicht die bessere, sondern die konsequentere Mannschaft.

HAMBURGER SV Drobny, Diekmeier, Bruma, Westermann, Aogo, Kacar (78. Jarolim), Rincon, Töre (77. Ilicevic), Jansen, Berg, Guerrero (87. Son)

TSG 1899 Hoffenheim Starke, Beck, Vestergaard, Compper, Braafheid (30. Mlapa), Johnson, Rudy (68. Firmino), Weis (84. Musona), Salihovic, Babel, Ibisevic

Zuschauer // 46.237 Tore // 1:0 Guerrero (25.), 2:0 Jansen (65.) Schiedsrichter // Marco Fritz (Korb) Gelbe Karten // Rudy, Compper, Beck

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26. November 2011 // 14. Spieltag Bundesliga

TSG 1899 Hoffenheim – SC Freiburg | 1:1

Erneut stellte Holger Stanislawski sein Team um und kehrte im Angriff zum Prinzip der rotierenden Offensivspieler zurück: Obasi, Firmino, Babel und Mlapa spielten vor Salihovic und Williams, während defensiv das verletzungsbedingte Fehlen von Braafheid durch Compper ausgeglichen und der wegen Gelbsperre fehlende Beck durch Johnson ersetzt wurde. In die Innenverteidigung rückten Vorsah und Vestergaard ein.

Hoffenheim ließ es nun etwas ruhiger angehen, war aber immer noch dominant und erarbeitete sich kurz vor der Pause die nächste Riesenchance durch Firmino, der, von Williams angespielt, halblinks allein auf Baumann zuging, diesmal aber scheiterte, so dass es bei der knappen, für Freiburg schmeichelhaften Führung blieb. Nach der Pause kehrten die Südbadener allerdings wie ausgewechselt aufs Spielfeld zurück, drückten mutig aufs Tempo und verblüfften damit die auf Dauerüberlegenheit eingestellten

Die auf dem Papier starke Aufstellung bewies in der ersten Halbzeit tatsächlich Klasse. Freiburg stand mit zehn Mann tief gestaffelt und hoffte auf Konterchancen – die es nicht gab. Hoffenheim dominierte den Gegner fast nach Belieben und kam schon nach acht Minuten durch Mlapa zur ersten Großchance, der mit einem Aufsetzer-Kopfball knapp scheiterte. Mit intelligenten Pässen und viel Geduld erspielte sich Hoffenheim in den folgenden Minuten immer mehr Vorteile, bis in der 24. Minute im Umfeld einer Ecke Johnson den Ball hoch und steil in den Strafraum hob, über die gesamte Freiburger Verteidigung hinweg. Firmino, der nicht abseits stand, aber wie alle Hoffenheimer Stürmer schon auf dem Rückweg war, reagierte gedankenschnell, lief Richtung Tor, angelte sich den Ball und schob ihn an Torhüter Baumann zum 1:0 ein.

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Hoffenheimer derart, dass sie sich gegen jeden Plan und jede fußballerische Vernunft viel zu tief in die eigene Hälfte zurückdrängen ließen.

gewechselt worden war, aber statt auf den mitgelaufenen, besser postierten Compper abzugeben, lieber allein sein Glück versuchte.

Zweimal kurz hintereinander vergab Cissé erstklassige Chancen, was die Hoffenheimer noch weiter in hektische Verteidigungsanstrengungen trieb. Und weil Freiburg immer weiter drückte, vertraute Hoffenheim jetzt auf Konter­ chancen, die sich dann auch in großer Zahl einstellten. Bis zum Ende des Spiels waren allein vier Großchancen zu verzeichnen, die leider allesamt vergeben wurden – die letzte durch Ibisevic, der etwa 10 Minuten vor Schluss ein-

Freiburg machte es nicht besser, etliche Möglichkeiten zum Ausgleich wurden vergeben, so dass dieses torchancen­reiche Baden-Derby vor nicht ganz ausverkauftem Haus mit 1:0 auszugehen schien. Doch wie in den letzten zwei Ligaspielen des SC Freiburg – und wie schon einmal in der letzten Saison in Sinsheim – kämpfte Freiburg unverdrossen bis zur letzten Minute weiter und erzielte in der 90. Minute doch noch das halb glückliche, halb verdiente

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TSG 1899 Hoffenheim Tor, das den Endstand von 1:1 herstellte und für Hoffenheim in eine gefühlte Niederlage mündete. Pfiffe von den Rängen nach Spielschluss dokumentierten hohen Verdruss seitens der Fans, die sich nach acht Ligaspielen mit nur einem Sieg lautstark Luft verschafften. Angesichts einer famosen ersten Halbzeit und eingedenk der fußballerischen Tatsache, dass ein zu allem entschlossener Gegner beim Endresultat aber auch ein Wörtchen mitzureden hat, waren die Pfiffe und war der Hoffenheimer Katzenjammer nach diesem Unentschieden dann doch etwas zu dramatisch ausgefallen.

Starke, Johnson, Vorsah, Vestergaard, Compper, Williams, Salihovic, Mlapa (65. Rudy), Firmino (84. Ibisevic), Babel, Obasi (77. Vukcevic)

SC FREIBURG Baumann, Hinkel (61. Reisinger), Krmas, Butscher (76. Jendrisek), Bastians, Schuster, Schmid, Flum, Makiadi (86. Dembele), Putsila, Cisse

Zuschauer // 28.250 Tore // 1:0 Firmino (24.), 1:1 Dembele (90.) Schiedsrichter // Deniz Aytekin (Oberasbach) Gelbe Karten // Compper, Williams, Putsila, Makiadi, Schuster

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2. Dezember 2011 // 15. Spieltag Bundesliga

Bayer 04 Leverkusen – TSG 1899 Hoffenheim | 2:0

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Beim Freitagabend-Spiel fehlten Obasi und Firmino, so dass Holger Stanislawski erneut umstellen musste. Die Offensive bestand nun aus Mlapa, Babel, Sigurdsson und Johnson, während Williams und Salihovic als DoppelSechs spielten, nachdem Tobi Weis wegen muskulären Problemen ausgefallen war. Weil auch Braafheid noch fehlte, nahm wieder Compper den Posten des Linksverteidigers ein: Vorsah und Vestergaard verteidigten innen, Beck trat nach Absitzen seiner Gelbsperre wie gewohnt rechts an. Nur ca. 200 Hoffenheim-Fans waren auf den Tag genau acht Jahre nach jenem triumphalen DFB-Pokalsieg über Leverkusen, als man noch drittklassig spielte, mitgereist – und erlebten in den ersten 15 Minuten eine konfuse, verunsicherte eigene Mannschaft. Die Werkself, ebenfalls nicht nach Wunsch in die Saison gestartet, nahm das Spiel darum in die Hand und erzielte schon in der 10. Minute durch Derdiyok die Führung – ein Abstauber-Tor, denn Tom Starke hatte den vorangegangenen Freistoß von Schürle aus ca. 25 m nur in die Mitte abklatschen können. Hoffenheim fand erst ab der 20. Minute allmählich seine Linie, ohne allerdings spektakulär zu werden. Dafür wurde Leverkusen nun immerhin wirkungsvoll in Schach gehalten, mit der Folge, dass Torszenen auf beiden Seiten weit­ gehend ausblieben. Ein einziges Mal wurde es brandgefährlich, als Mlapa über rechts durchbrach und in der Mitte Babel anspielen konnte, der aber aus fünf Metern übers Tor schoss.

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Nach der Pause setzte Hoffenheim den soliden Arbeitseinsatz fort und verwehrte Leverkusen mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung weiter die angestrebte Dominanz. Es war ein Spiel um Positionen im Mittelfeld, in dem die TSG deutlich überlegen war: immer noch ohne Torgefahr auszustrahlen. Etliche Fouls bei Zweikämpfen, die jedoch nie überhart geführt wurden, belegten die Durchschnittlichkeit dieser Bundesliga-Begegnung, die im letzten keinen Sieger verdient gehabt hätte. Ab der 60. Minute wechselte Holger Stanislawski, der die gesamte Bank zum Warmlaufen geschickt hatte, drei Mal aus: zuerst Musona für Johnson, dann Ibisevic für Mlapa und zuletzt Schipplock für Sigurdsson, der endlich wieder an seine Leistungen der Vorsaison hatte anknüpfen können. Doch keiner der drei Stürmer vermochte das ersehnte Tor für Hoffenheim zu erzielen. Stattdessen schlug Torhüter Leno in der 78. Minute einen langen Ball nach vorn, den Kießling gegen Beck und Vorsah mit dem Kopf nach links auf Sam weitergeben konnte. Da Starke sein Gehäuse auf halbem Weg verlassen hatte, entschied sich Sam für einen Lupfer, der in unwiderstehlichem Bogen über Starke hinweg ins Tor segelte und den 2:0-Endstand markierte. Daniel Williams, der wieder ein gutes Spiel absolviert hatte, sagte danach enttäuscht: „Wir schenken die Gegentore zu leicht her. So kann man in der Bundesliga keine Punkte holen. Das Positive ist, dass wir wieder als Mannschaft aufgetreten sind. Wir müssen jetzt endlich die Nebenkriegsschauplätze abstellen und uns auf unsere Arbeit konzentrieren.“

BAYER 04 LEVERKUSEN Leno, Castro, Schwaab, Manuel Friedrich, Kadlec, Lars Bender, Ballack (73. Reinartz), Schürrle, Sam (85. Oczipka), Kießling, Derdiyok (68. Rolfes)

TSG 1899 Hoffenheim Starke, Beck, Vorsah, Vestergaard, Compper, Williams, Mlapa (73. Ibisevic), Sigurdsson (80. Schipplock), Salihovic, Johnson (59. Musona), Babel

Zuschauer // 25.948 Tore // 1:0 Derdiyok (11.), 2:0 Sam (79.) Schiedsrichter // Wolfgang Stark (Ergolding) Gelbe Karten // Castro, Derdiyok, Babel, Salihovic

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10. Dezember 2011 // 16. Spieltag Bundesliga

1. FC Nürnberg – TSG 1899 Hoffenheim | 0:2

Beim zweiten Auswärtsspiel in Folge gelang endlich wieder ein Sieg! Hoffenheim war über 90 Minuten hinweg überlegen und konnte mit Tugenden prunken, die längere Zeit verborgen geblieben waren: Schnelligkeit, Passgenauigkeit, diszipliniertes Stellungsspiel. Nürnberg, eine Art Lieblingsgegner, war zu keinem Zeitpunkt in der Lage, eigene Akzente zu setzen. Wie bisher in fast jedem Spiel überraschte Stani mit einer neuen Aufstellung. Auf Braafheids Position als linkem Verteidiger spielte diesmal Fabian Johnson, Hoffenheims Allround-Talent. Trauriger Anlass dieser Rotation war der Tod von Braafheids Großmutter, zudem war die Mutter von Hoffes Busfahrer Matthias Bauer gestorben. „Familie geht über alles“, sagte Holger Stanislawski dazu, der zum 50. Mal als Bundesliga-Trainer auf der Bank saß – oder daneben stand, hüpfte und gestikulierte.

Wieder in die Startaufstellung berufen war als einzige Spitze auch Vedad Ibisevic – zusammen mit Johnsons Einsatz hinten links eine wegweisende Entscheidung, wie sich bald zeigen sollte. Im offensiven Mittelfeld durfte Firmino neben Salihovic und Babel wieder in die Mannschaft einrücken, während Obasi, nach seiner Verspätung ebenfalls ‚begnadet‘, nun wegen einer Trainingsverletzung fehlte. Für ihn spielte Mlapa, während Rudy im defensiven Mittelfeld die Fäden zog. „Wir müssen das Glück auch mal erzwingen“, hatte Stani die offensive Aufstellung begründet. Mit Recht, denn anders als sonst so oft benötigte Hoffenheim keine 10-15 Minuten, um ins Spiel hineinzufinden. Von Beginn war klar, dass die TSG in dieser Partie die Fäden zog, von deren Ergebnis viel abhing: Nürnberg konnte bei einer Niederlage tief in die Abstiegszone hinein fallen, Hoffenheim Kontakt dorthin bekommen. Doch nach letzterem sah es zu keinem Zeitpunkt der Partie aus.

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In der 20. Minute hatte Ibisevic die verdiente Führung bereits auf dem Kopf, verzog aber um Zentimeter. In der 39. Minute zielte er genauer. Zunächst trat Johnson zu einem bestechenden Flankenlauf an und brachte eine weite, scharfe Flanke von links außen in die Mitte, wo Ibisevic aus vollem Lauf präzise in den Ball hineinsprang und aus sechs Metern unhaltbar einköpfte. Die Nürnberger, die bislang nur bei Standards eine gewisse Torgefahr ausstrahlen konnten und zunehmend ihr Heil in rustikalen Zweikämpfen suchten, traf es kurz darauf noch härter: Chandler sah nach einem üblen Foul gegen Salihovic in der 43. Minute die rote Karte. Nach der Pause nahm Hoffenheim die Partie ebenso konzentriert wieder auf und spielte in beeindruckender Feldüberlegenheit wie aus einem Guss. Nach nur elf Minuten gab Johnson ein weiteres Beispiel seiner Flankenkunst zum Besten, wieder zog er den Ball scharf in die Mitte auf Ibisevic, der diesmal aus acht Metern mit dem Fuß ins Netz traf. Nürnberg war damit stehend k.o., während Hoffen­ heim behutsam etwas Tempo aus der Partie nahm. In der 65. Minute musste Rudy angeschlagen für Williams das Feld räumen, später kamen noch Vukcevic und Weis für Ibisevic und Babel. Und in der Nachspielzeit holte sich Compper, der wieder für Vestergaard in die Innenverteidigung gerückt war, wegen einer Notbremse als letzter Mann ebenfalls noch die rote Karte ab, so dass die Partie mit dem verdienten 0:2 zugunsten der TSG zuende gehen konnte.

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1. FC NÜRNBERG Raphael Schäfer, Chandler, Maroh, Wollscheid, Plattenhardt, Hegeler, Simons, Eigler (46. Feulner), Didavi (69. Cohen), Esswein (68. Bunjaku), Pekhart

TSG 1899 Hoffenheim Starke, Beck, Vorsah, Compper, Johnson, Rudy (66. Williams), Mlapa, Firmino, Salihovic, Babel (84. Weis), Ibisevic (75. Vukcevic)

Zuschauer // 35.389 Tore // 0:1 Ibisevic (39.), 0:2 Ibisevic (56.) Schiedsrichter // Dr. Jochen Drees (Münster-Sarmsheim) Gelbe Karten // Eigler, Pekhart, Simons, Babel, Ibisevic, Beck

ROTE KARTEN // Chandler (43.) Compper (90.+1)

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17. Dezember 2011 // 17. Spieltag Bundesliga

TSG 1899 Hoffenheim – Hertha BSC | 1:1

Im letzten Spiel der Hinrunde, die bei einem Sieg fast ebenso erfolgreich verlaufen wäre wie die letzte, als die Mannschaft noch unter Ralf Rangnick trainierte, setzte es erneut in der Schlussminute den ernüchternden Ausgleichstreffer. Bis dahin hatte Hoffenheim nach Salihovics sensationellem 25-Meter-Fernschuss ins rechte obere Eck, also seit der 21. Minute, mit 1:0 geführt. Die Aufstellung war dieselbe wie eine Woche zuvor.

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1899 Hoffenheim eröffnete die Partie souverän, dominierte den Gegner fast nach Belieben und kam durch Babel, Vorsah, Firmino und Vestergaard nacheinander zu vier Großchancen, die allesamt ungenutzt blieben. Das Publikum war zu diesem Zeitpunkt, noch mehr nach dem Führungstreffer, vollauf zufrieden – auch wenn diesmal nur 25.500 Zuschauer den Weg in die WIRSOL Rhein-Neckar-Arena gefunden hatten. Eine halbe Stunde lang stürmte und drängte Hoffenheim, ohne dass Hertha BSC ein Gegenmittel fand.


In der 32. Minute ließ Raffael aufseiten der Gäste einen nicht wirklich harten, aber vor den Augen von Schiedsrichter Sippel nicht zu übergehenden Faustschlag gegen Salihovic los, der ihm die rote Karte einbrachte. Damit schien alles gerichtet, um der TSG einen höchst erfolgreichen Fußballnachmittag zu bescheren. Doch wie so oft im Fußball kam alles ganz anders. Herthas Spieler, die bis dahin zu keiner Idee eines eigenen Spiels gelangt waren, wussten, dass sie, um das Schlimmste zu verhindern, in Unterzahl erheblich mehr würden laufen und kämpfen müssen – und taten das auch. Hoffenheim da-

gegen, von der plötzlich erwachten Gegenwehr der Hertha überrascht, geriet völlig aus dem Takt. Bis zur Pause gelang wenig Konstruktives mehr, Fehlpässe und Missverständnisse häuften sich, was den Gegner zusehends aufbaute und hier und da wieder zu Pfiffen aus dem unzufriedenen Publikum führte. Nach der Pausenansprache, die Hoffenheim neue Zuversicht hätte geben sollen, übernahm Hertha BSC schon nach wenigen Minuten erneut das Zepter und drückte die Hausherren immer weiter in die eigene Hälfte. Früher oder später, das war klar, würden daraus Konterchancen folgen,

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um die fragile Führung ausbauen zu können. Einstweilen jedoch war auch dieser Faden gerissen – mit der Konsequenz, dass nur die Hertha stürmte, in der 62. Minute Ramos steil schickte, Vorsah den Berliner Stürmer als letzter Mann noch vor dem Sechzehner zu Fall brachte und dafür die rote Karte sah. Nach der Sperre von Compper für zwei Spiele eine Woche zuvor und der drei Tage später verkündeten Drei-Spiele-Sperre für Vorsah ergab das ein echtes Innenverteidiger-Problem. Kurz zuvor hatte Stani Babel und Mlapa gegen Vukcevic und Musona ausgetauscht, was zu etwas beherzteren Angriffsbemühungen führte und endlich auch die ersehnten Konterchancen eröffnete. Zweimal hatte Ibisevic das k.o. für die Hertha auf dem Fuß – und vergab. Umgekehrt verzeichneten die Berliner einen Innenpfostenschuss in der 80. Minute. Während die TSG in den letzten Minuten versuchte, die Partie mit ruhigen Querpässen über die Zeit zu bringen, gab Berlin sich immer noch nicht geschlagen. In der letzten Minute, die Nachspielzeit lief schon, landete ein langer Freistoß vor Starke – im Getümmel danach schlenzte Hubnik den Ball zum Ausgleich ins Tor.

Die Pfiffe aus dem Publikum, die während der zweiten Halbzeit zugenommen hatten, wurden nun noch lauter. Später beschwerte sich Starke sehr darüber, und auch Stani tat seinen Unmut kund, der auch auf die eigene Mannschaft nicht gut zu sprechen war. Und doch gab es am verdienten Ausgleichstreffer nichts zu deuteln, Stanis Truppe hatte die starke Leistung der ersten halben Stunde nicht durchhalten können.

TSG 1899 Hoffenheim Starke, Beck, Vorsah, Vestergaard, Johnson, Rudy, Salihovic (66. Williams), Mlapa (60. Vukcevic), Firmino, Babel (60. Musona), Ibisevic

HERTHA BSC Kraft, Lell (75. Ronny), Hubnik, Janker, Kobiaschwili, Ottl, Lustenberger (83. Lasogga), Ebert, Raffael, Rukavytsya (15. Torun), Ramos

Zuschauer // 25.550 Tore // 1:0 Salihovic (21.), 1:1 Hubnik (90.+1) Schiedsrichter // Peter Sippel (München) Gelbe Karten // Salihovic, Beck, Musona, Rudy, Hubnik ROTE KARTEN // Vorsah (63.), Raffael (31.)

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20. Dezember 2011 // DFB-Pokal Achtelfinale

TSG 1899 Hoffenheim – FC Augsburg | 2:1

Die Zuschauerzahl von ca. 10.400 stellte einen Besucher-Negativrekord dar. Das schlechte Wetter, der späte Anstoßtermin um 20.30 Uhr, die durchwachsenen Leistungen der zurückliegenden Wochen, der vergleichsweise unattraktive Gegner: all das hatte die WIRSOL Rhein-Neckar-Arena optisch ungewohnt leer werden lassen, allerdings ohne akustische Einbußen. Denn die Südkurve hatte Tom Starkes Diktum, nur hier gebe es echte Fans, zu wahren Höchstleistungen angestachelt. Von den anderen, von Starke verunglimpften Fans setzte es beim Warmlaufen ein paar Pfiffe gegen ihn. Wieder begann Hoffenheim enorm stark und drückte Augsburg beständig in die eigene Hälfte. Als nach ein paar vergebenen Halbchancen auch noch Salihovic nach gut 20 Minuten einen Freistoß zum Führungstreffer in die Maschen setzte, wirkte die Duplizität der Ereignisse fast

schon gespenstisch – nur dass Hoffe nach 30 Minuten nicht erneut einbrach. Auch nicht, als in der 36. Minute Augsburg zum überraschenden Ausgleich kam. Werner hatte auf der linken Seite Beck überrannt, Starke seine flache Herein­ gabe nicht festhalten können, sondern in die Mitte kurz abtropfen lassen: Oehrl nahm das Geschenk dankend an und schob den Ball ins leere Tor. Gleich nach der Pause holte Beck kurz vor der gegnerischen Torauslinie einen Freistoß, den Salihovic gefühlvoll vor die Augsburger Verteidiger hob, so dass der heranstürmende Ibisevic nur noch den Fuß richtig hinhalten musste, um die erneute Führung zu erzielen. Damit war der Bann gebrochen. Und die Mannschaft hatte die richtigen Lehren aus der Vergangenheit gezogen und im Vertrauen auf die eigenen Stärken weiter ihr sportliches Glück in mutigen Angriffen gesucht.

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Dabei blieb es auch bis zum Ende der Partie. Hoffenheim und Augsburg kamen zwar noch zu einigen guten Torchancen, aber entweder vergaben Babel (nach grandiosem Solo übers halbe Spielfeld) und Salihovic (nach sehenswertem Tanz mit dem Ball durch den Sechzehner), oder Augsburg scheiterte an Tom Starke, der seinen Fehler aus der ersten Halbzeit damit wettmachte. Unablässig von der Südkurve angefeuert, überstand Hoffenheim auch die letzten, bangen Minuten, in denen Augsburg noch einmal alles nach vorn warf. Und damit war zum dritten Mal hintereinander das Viertelfinale des DFB-Pokals erreicht – und ein versöhnlicher Jahresabschluss geschafft, der die Mannschaft, ihre Betreuer, die Fans und Verantwortlichen in die verdiente Winterpause entließ. Einen Tag später wurden die kommenden Begegnungen ausgelost: Hoffenheim hatte vermeintlich Glück und zog, bei Heimrecht, Greuther Fürth als nächsten Gegner. Sejad Salihovic, bester Spieler der Partie, fasste die Ereignisse des Tages präzise zusammen: „Wir haben verdient gewonnen. Nach hinten und nach vorne haben wir alle gut zusammengearbeitet. Das frühe Tor kurz nach Wiederanpfiff war wichtig und danach sind wir alle konzentriert geblieben. Der Sieg war unglaublich wichtig für die Mannschaft. Vedo und ich verstehen uns blind, das hat man beim 2:1 gesehen.“

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TSG 1899 Hoffenheim Starke, Beck, Vorsah, Vestergaard, Johnson, Rudy, Mlapa (83. Williams), Firmino, Salihovic, Babel (67. Vukcevic), Ibisevic (88. Schipplock)

FC AUGSBURG Amsif, Verhaegh, Callsen-Bracker, Sankoh, De Jong, Hosogai (72. Baier), Davids (60. Gogia), Brinkmann (85. Hain), Oehrl, Werner, Kapllani

Zuschauer // 10.375 Tore // 1:0 Salihovic (23.), 1:1 Oehrl (36.), 2:1 Ibisevic (49.) Schiedsrichter // Thorsten Kinhรถfer (Herne) Gelbe Karten // Beck, Hosogai, Callsen-Bracker, De Jong

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// Hinrunde

// Rückrunde

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21. Januar 2012 // 18. Spieltag Bundesliga

TSG 1899 Hoffenheim – Hannover 96 | 0:0

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In der Winterpause kam es zur Trennung der beiden Freunde Ibisevic und Salihovic: Stuttgart hatte eigentlich Srdjan Lakic verpflichten wollen, den Wolfsburgs Trainer Magath aber zum angedachten Preis nicht freigab – darum frischte der VfB Kontakte zu Vedad Ibisevic auf, die schon im Dezember geknüpft worden waren. Kurz vor Ende Januar wurde der Wechsel perfekt gemacht, Ibisevic wechselte zum VfB. Gleich im Anschluss schaffte Dietmar Hopp es durch seine vorzüglichen Kontakte zum VW-Konzern, dass Lakic bis zum Ende der Saison an Hoffenheim ausgeliehen werden konnte und die entstandene Torjäger-Lücke ausfüllte. Neben diesem spektakulärsten Transfer waren weitere Neuzugänge zu verzeichnen: Stefan Thesker, 20-jähriger deutscher Innenverteidiger aus Enschede, und Sandro Wieser, 18-jähriger Mittelfeldmann vom FC Basel sowie Nationalspieler aus Liechtenstein. Darüber hinaus verließen Sigurdsson und Obasi den Verein, beide zunächst auf Leih­basis, in Richtung Swansea und Schalke. Unterm Strich hatte 1899 Hoffenheim damit die Kosten der Lizenzspielerabteilung drastisch reduziert und erstmals auch den Sprung in die schwarzen Zahlen geschafft. Insgesamt war der Hoffenheimer Kader damit ausgeglichener besetzt als zuvor und bot vor allem auch für die Zukunft große Perspektiven. Für die nähere Zukunft gab es allerdings Sorgen in der Innenverteidigung: Compper, ohnedies noch rotgesperrt, und Thesker hatten sich in der Vorbereitung verletzt, während Isaac Vorsah vom DFB nach seinem Platzverweis gegen die Hertha für drei schmerzfreie Spieltage gesperrt wurde, da er sie beim Afrika-Cup im Kreis der ghanaischen Nationalmannschaft verbrachte. Für ihn spielte zum Auftakt gegen Hannover 96 Vestergaard, Williams rückte statt Compper in die Innenverteidigung ein, während im Sturm noch Ibisevic seine Kreise zog; sein Wechsel zum VfB war zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht zustande gekommen. Gerade noch rechtzeitig war Tom Starke wieder fit geworden, so dass Trainer Stanislawski auf eine nominell starke Aufstellung zurückgreifen konnte; Hannover reiste mit vielen Ersatzspielern an. Beide Mannschaften waren in der Hinrunde den in sie gesetzten Erwartungen nicht

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gerecht geworden. Und so war die Partie im Vorfeld offen wie selten und sollte eine Art Standortbestimmung ermöglichen. Hoffenheim war aus dem Hinspiel gewarnt, Hannovers schnelle Konter konnten die eigene, nominelle Überlegenheit unversehens in einen Rückstand verwandeln. Worauf es also ankam, war druckvolles, aber nicht zu riskantes Spiel nach vorn – und das Ausnutzen von Torchancen. Da letzteres aber zu den Schwächen in der bisherigen Saison gehörte, gestaltete sich die Partie in der ersten Halbzeit nur insoweit nach Plan, als Hoffenheim wiederholt durch Babel, Firmino und Ibisevic solide Torchancen herausarbeitete, sie jedoch nicht zwingend zuende zu spielen bzw. zu verwandeln vermochte. Dafür blieben die gefürchteten Konter von Hannover weitgehend aus, was in Hinsicht auf die Spielkontrolle durchaus ein Erfolg war. Die insgesamt beeindruckende spielerische Überlegenheit Hoffenheims setzte sich in der zweiten Halbzeit leider nicht fort – unterdessen hatten sich die relativ milden, aber stürmischen Wetterbedingungen in heftigen Regen verwandelt, der den gut aus der Winterpause gekommenen Rasen ziemlich rutschig machte. Doch auch die Gäste taten sich mit dem immer schwereren Geläuf nicht leicht, die Partie verflachte nach anfänglichem Druck durch Hannover zusehends. Etwa ab der 70. Minute schien es so, als seien

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beide Mannschaften mit einem Unentschieden zufrieden, der Ball zirkulierte viel in den eigenen Reihen. Nur gelegentlich noch gab es Torraumszenen, die auf beiden Seiten ohne große Mühe geklärt werden konnten. Tatsächlich blieb es nach 90 Minuten beim eher leidenschaftslosen 0:0, mit dem Hannover zufriedener sein durfte als die Hausherren. Davon, dass seine Mannschaft auf den Beginn der Rückrunde brannte, wie Holger Stanislawski vor dem Spiel noch gesagt hatte, war wenigstens in der zweiten Halbzeit nicht viel zu sehen gewesen.

TSG 1899 Hoffenheim Starke, Beck, Williams, Vestergaard, Braafheid, Rudy, Salihovic (85. Musona), Mlapa (66. Johnson), Firmino, Babel, Ibisevic

HANNOVER 96 Zieler, Cherundolo, Eggimann, Pogatetz, Pander, Schmiedebach (88. Lala), Stindl, Royer (68. Chahed), Rausch, Stoppelkamp, Abdellaoue

Zuschauer // 24.800 Tore // – Schiedsrichter // Christian Dingert (Lebecksmühle) Gelbe Karten // Beck, Rausch


28. Januar 2012 // 19. Spieltag Bundesliga

Borussia Dortmund – TSG 1899 Hoffenheim | 3:1 Nach einem überwältigenden Sieg in Hamburg eine Woche zuvor ging der amtierende Deutsche Meister, bislang gegen Hoffenheim meist ohne große Fortune, als absoluter Favorit in die Partie – Dietmar Hopp äußerste im Vorfeld sogar Bedenken, dass die TSG in Dortmund „hoffentlich nicht untergehen“ werde. Das geschah dann zwar nicht, aber der BVB bestimmte durchgängig das Spielgeschehen und hätte durchaus auch höher gewinnen können. Für den unter der Woche nach Stuttgart abgewanderten Ibisevic war Fabian Johnson in die Offensive beordert worden, Salihovic sollte ebenfalls offensiv wirken, während Rudy und endlich auch wieder Tobi Weis auf der DoppelSechs spielten. Erneut bildeten Williams und Vestergaard die Innenverteidigung, Braafheid und Beck nahmen die Außenpositionen ein – und sahen sich von Beginn an einem kompromisslosen Sturmlauf der Dortmunder ausge-

setzt. Ohne den verletzten Götze wirbelten Kagawa, Großkreutz und Lewandowski nahezu unkontrollierbar durch die Hoffen­heimer Abwehr und waren in der ersten Viertelstunde meist noch durch Torhüter Starke aufzuhalten, der einige sehenswerte Paraden zeigte. In der 16. Minute jedoch spielte er einen unbedrängten, viel zu riskanten Pass tief in die Mitte auf Rudy, der den Ball prompt an Kehl verlor. Kagawa, von Kehl bedient, musste nur noch an Starke vorbei einschieben. Zu diesem Zeitpunkt war Dortmund gerade offensiv schwächer geworden – und nahm, vom Führungstreffer befeuert, Hoffenheims Abwehr nun erneut unter Beschuss. Wieder dauerte es eine Viertelstunde, in der die TSG allmählich etwas mehr Luft zum Atmen bekam, bis ein erneuter Fehlpass, diesmal von Braafheid, Dortmunds Tormaschine wieder anwarf. Kuba und Kagawa teilten sich die Vorbereitung, Großkreutz hielt am zweiten Pfosten unbedrängt den Fuß hin: 2:0! So desillusionierend die Dortmunder Überlegenheit war, die auf enormer Laufbereitschaft und, anders als bei Stanis Truppe, höchst wirkungsvollem Pressing basierte: Hoffenheim knickte nicht ein, gab sich nicht auf und kam hier und da sogar zu ansehnlichen Chancen. Zählbares sprang dabei jedoch nicht heraus, Babel, Firmino und Salihovic waren im Abschluss zu ungenau oder zu zögerlich. Dass es nach der Pause zu einem grundlegenden Wechsel der Bilder kommen würde, glaubte indes niemand, auch wenn Hoffenheim sich weiter bemühte. Im Gegenteil: Dortmund brauchte diesmal nur zehn Minuten, um das 3:0 zu erzielen, wieder durch Kagawa und wieder nach krassem Ballverlust von Braafheid. Großkreutz und Kagawa legten die sich schon vorwärts bewegende, blanke Hoffenheimer Abwehr mittels Hackentrick lahm, Dortmund hatte zum dritten Mal von einem groben Feh-

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ler profitiert. Dass es nur acht Minuten später zum Hoffen­ heimer Ehrentreffer kommen sollte, lag vermutlich daran, dass der BVB jetzt einen Gang zurückschaltete. Braafheid konnte einen seiner Fehler mit einer scharfen, präzisen Flanke knapp vor der Grundlinie wieder wettmachen; Johnson schoss vom Elfmeterpunkt aus trocken rechts unten ins Tor. Eine knappe Viertelstunde vor Spielschluss schickte Stani noch Mlapa und Musona für Johnson und Rudy auf den Rasen, ohne dass sich an der Hoffenheimer Unterlegenheit etwas änderte. Völlig verdient und insgesamt sogar noch glücklich ging die Partie mit 3:1 verloren. Wie sehr die TSG, wenn man das im Sommer noch siegreiche Heimspiel gegen Dortmund betrachtete, seither an spielerischer Substanz und Selbstvertrauen eingebüßt hatte, bewies nicht zuletzt Holger Stanislawskis langer Monolog, den er zwei Tage zuvor auf der Pressekonferenz gehalten hatte, um die weltuntergangsähnliche, schlechte Stimmung bei der TSG anzuprangern und sich nicht zum ersten Mal von Fans, die Kritik übten, abzugrenzen.

BORUSSIA DORTMUND Weidenfeller, Piszczek, Subotic, Hummels, Schmelzer, Sven Bender, Kehl, Blaszczykowski (77. Perisic), Kagawa, Großkreutz (85. Gündogan), Lewandowski (77. Barrios)

TSG 1899 Hoffenheim Starke, Beck, Williams, Vestergaard, Braafheid, Rudy (79. Musona), Weis, Salihovic, Johnson (77. Mlapa), Firmino, Babel

Zuschauer // 80.500 Tore // 1:0 Kagawa (16.), 2:0 Großkreutz (31.), 3:0 Kagawa (55.), 3:1 Johnson (63.) Schiedsrichter Knut Kircher (Rottenburg)

Gelbe Karten Sven Bender, Weis, Braafheid, Beck, Babel

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4. Februar 2012 // 20. Spieltag Bundesliga

TSG 1899 Hoffenheim – FC Augsburg | 2:2

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Unter der Woche war die Lücke, die Ibisevics Weggang gerissen hatte, durch Lakic geschlossen worden. Noch aber konnte der Kroate nicht in die Startaufstellung gelangen, ein Darmvirus hatte ihn seiner Kräfte beraubt. Zwar gelang es der medizinischen Abteilung, ihn so weit aufzupäppeln, dass er immerhin im Kader stand. Doch an mehr als einen Einsatz gegen Ende der Partie war nicht zu denken. Deshalb stürmte zum ersten Mal Musona von Beginn an zentral, zugleich Teil des offensiven Rotationsprinzips à la Stani. Erheblicher Frost lag über der WIRSOL Rhein-Neckar-Arena, die denn auch nur zu Teilen ausverkauft war – wie es zu Teilen auch danach aussah, als würden die Aktionen der TSG einfrieren: nur nicht zu Beginn der beiden Halbzeiten bzw. gegen Mitte/Ende der ersten Halbzeit, als Hoffenheim sich auf seine Qualitäten besann und teils schönen, konstruktiven Offensivfußball herzeigte. Darum gab es in den Anfangsminuten ein paar Mal Applaus vom Trainer, dessen gestikulierende Zuwendung sich ab der 10. Spielminute jedoch vorwiegend in deutlichen Ärger verwandelte. Denn ab diesem Zeitpunkt hatte die Augsburger Defensive sich eingefunden, zwei aufmerksame Viererketten destabilisierten den Hoffenheimer Spielaufbau so sehr, bis fast nur noch lange, hohe Bälle von Vestergaard und Compper, der wieder genesen war, nach vorn kamen. Umgekehrt attackierte die TSG gelegentliche Vorstöße der Gäste nicht entschieden genug, um dauerhaft Gefahr von Starkes Kasten abzuwenden. Einmal hatte der Torhüter in der 14. Minute noch die Finger am Ball und klärte zur Ecke, doch in der 31. Minute wurde er Teil des Hoffenheimer Strafraumgetümmels und konnte Mölders Schuss aus 14 Metern nicht mehr klären. Die Augsburger Spielweise brachte das Konzept der TSG gehörig durcheinander – gegen die Fuggerstädter hatte man eigentlich dominant auftreten wollen, um Anschluss an die oberen Tabellenränge halten zu können. Stattdessen war man nun noch in Rückstand geraten. Doch der Treffer wirkte wie ein Weckruf aus frostigem Tiefschlaf, das

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mehr Selbstvertrauen durchaus noch siegen könne. Dass es dazu nicht kam, gehörte zu den Pluspunkten an diesem kalten Abend.

Publikum sah bis zur Pause endlich konsequentere Hoffenheimer Aktionen, gekrönt von Mlapas sehenswertem Ausgleichstreffer in der 38. Minute, als Salihovic ihn mit einem langen Ball in den Sechzehner schickte und Mlapa von der Seite her mit einem grandiosen Heber Torhüter Jentzsch und zwei Augsburger Verteidiger überwand. Nach der Pause machte die TSG genau dort weiter, wo sie aufgehört hatte, und erhöhte den Druck auf Augsburg noch. Nur sechs Minuten nach Anpfiff wurde Firmino am Rande des Strafraums gelegt, Salihovic schoss unhaltbar knapp unter der Latte ein. Ein paar Minuten hielt der Hoffen­ heimer Wille, heute als Sieger vom Platz zu gehen, noch an, dann häuften sich wie in weiten Teilen der ersten Spielhälfte wieder die Fehlpässe, was Augsburg zurück in die Partie brachte – besonders als nach einem Doppelwechsel von Weis und Vukcevic für Salihovic und Musona die Zuordnung bei der folgenden Ecke durcheinander geriet und Augsburg zum Ausgleichstreffer kam. Das geschah in der 72. Minute. In der 75. Minute wurde endlich auch Lakic für Mlapa eingewechselt, aber der geschwächte Neuzugang vermochte am sich zunehmend auflösenden Spiel seiner Mannschaft nichts mehr zu ändern. Augsburg ging sichtbar mit viel mehr kämpferischem Herz ins Ende der Partie und hätte mit etwas

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Trainer Stanislawski war nach dem Spiel alles andere als zufrieden; seine Trainingsvorgaben seien erneut nicht umgesetzt worden, manche Spieler hätten sich in zuviel Eigensinn und kämpferischer Zurückhaltung geübt. Dietmar Hopp zeigte sich während der folgenden Tage sehr besorgt, er empfand die sportliche Darbietung seiner TSG als Tiefschlag und vermisste eine spielerische Linie, wie es sie früher durch konsequentes Pressing noch gegeben hatte.

TSG 1899 Hoffenheim Starke, Beck, Vestergaard, Compper, Johnson, Williams, Salihovic (71. Weis), Mlapa (75. Lakic), Firmino, Babel, Musona (71. Vukcevic)

FC AUGSBURG Jentzsch, Verhaegh, Callsen-Bracker, Sebastian Langkamp, De Jong, Hosogai, Ndjeng (88. Brinkmann), Baier, Oehrl, Werner (61. Koo), Mölders

Zuschauer // 22.500 Tore // 0:1 Mölders (31.), 1:1 Mlapa (38.), 2:1 Salihovic (51. Elfmeter), 2:2 Sebastian Langkamp (72.) Schiedsrichter // Markus Wingenbach (Diez) Gelbe Karten //  Williams, Salihovic, Musona, Babel, Vestergaard, Baier


8. Februar 2012 // DFB-Pokal Viertelfinale

TSG 1899 Hoffenheim – SpVgg Greuther Fürth | 0:1 Das Losglück schien es gut mit Hoffenheim gemeint zu haben. Den einzigen im Wettbewerb verbliebenen Zweitligisten zum Gegner, wenn außerdem Dortmund, Gladbach und die Bayern im Lostopf waren, erhöhte die Aussicht, endlich einmal ins Halbfinale des DFB-­Pokals einziehen zu können. Doch daraus wurde nichts, der Zweitligist wirkte in allen Belangen frischer und zielstrebiger, auch wenn Hoffenheims Elf sich alle erdenk­ liche Mühe gab, die eigenen spielerischen Defizite durch maximale Laufleistung auszugleichen. Es war das Bild einer verkehrten Welt, das sich den knapp 14.000 Zuschauern bei wieder frostigem Wetter bot: hier der technisch und taktisch gut eingestellte Zweitligist, dort der sich rein aufs Kämpfen verlegende Erstligist, der zu Beginn der Saison noch erfrischenden Offensivfußball auf hohem Niveau geboten und Dortmund und Gladbach besiegt hatte. Ab dem späteren Herbst war davon jedoch immer weniger zu sehen gewesen, und der Start in die Rückrunde offenbarte endgültig, dass Hoffenheim unterwegs war,

als spielerische Gemeinschaft auseinanderzubrechen. Den traurigen Höhepunkt bildete nun dieses Pokal-Viertelfinale, in dem neben der greifbar nahen Chance, im nächsten Jahr international zu spielen, auch in finanzieller Hinsicht einiges verloren ging. Mit dem Debütanten Strobl neben Williams auf der DoppelSechs war Trainer Stanislawski seinen Andeutungen der Vorwoche gefolgt und hatte erneut eine andere Aufstellung gewählt. Vorne versuchte Lakic zum ersten Mal von Beginn an sein Glück, während mit Babel, Salihovic, Weis, Rudy und Musona viel spielerisches Potential auf der Bank saß – eine ebenso überraschende wie riskante Aufstellung. Auf den Rängen, vor allem der Südkurve, wurde Stani indes weiter gefeiert: es gab jede Menge „pro Stani“-Plakate, und statt der Spielernamen war bei der Verkündung der Aufstellung immer der Name des Trainers gerufen worden. Es war jedem im Stadion klar, dass der allseits beliebte „Stani“ nach der negativen Entwicklung der letzten Monate

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mindestens angezählt war – nur ein veritables Fußballfest hätte an seiner Entlassung noch etwas ändern können. Doch dazu kam es nicht im Ansatz, und auch Holger Stanislawski folgte den Darbietungen seiner Schützlinge mit den schon bekannten Gesten heftigen Missfallens. Dennoch fand er nach dem Spiel nur lobende Worte für die Mannschaft: „Es ist richtig enttäuschend, weil wir eine richtig gute Partie geboten haben. Wir waren auch mit zehn Mann die deutlich bessere Mannschaft. Leider ist uns das Tor nicht geglückt.“ Wann und wo Hoffenheims Überlegenheit sichtbar war, blieb sein Geheimnis, aber tatsächlich hatte Hoffenheim ab der 36. Minute nur noch mit zehn Mann spielen können: Compper hatte nach einem Allerweltsfoul mit anschließen-

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der Rudelbildung einem Fürther eine leichte „Watschn“ gegeben, was zur roten Karte und drei Spielen Sperre im DFB-Pokal führte. Es war der Moment, der das monatelange Auseinanderbrechen der Mannschaft sinnbildlich machte: Mannschaften in Unterzahl gelingt es häufig, neue Kräfte abzurufen. Nicht so in Sinsheim; die Mannschaft fand nach dem Führungstor der Gäste in der 44. Minute auch in der zweiten Halbzeit nie zueinander und brachte nur ungefährliche, hohe Bälle nach vorn, die vom Gegner leicht zu neutralisieren waren. Und so wurde Markus Babbel am übernächsten Tag als neuer Cheftrainer der TSG vorgestellt. Die Trennung vom anfangs so charismatischen Holger Stanislawski war unvermeidlich geworden: neben dem Ausscheiden aus dem Pokal war die Nähe zu den Abstiegsrängen bedrohlich, und


mit Babbel stand ein ausgewiesener Fachmann bereit. Die Fans nahmen den Wechsel recht gemischt auf; großen Teilen war der sportliche Niedergang nicht verborgen geblieben, so dass sie für die Reaktion der sportlichen Leitung viel Verständnis hatten. Die Fans der Südkurve indes, denen Stani seine besondere Zuneigung hatte zukommen lassen, waren einstweilen bitter enttäuscht.

TSG 1899 Hoffenheim Starke, Beck, Vestergaard, Compper, Braafheid, Williams, Strobl (83. Salihovic), Mlapa (64. Babel), Firmino, Johnson (79. Gyau), Lakic

SPVGG GREUTHER FÜRTH Grün, Schröck, Kleine, Mavraj, Schmidtgal, Fürstner, Prib, Sararer, Zillner (55. Pekovic), Occean (89. Karaslawow), Nöthe (42. Asamoah)

Zuschauer // 14.000 Tore // 0:1 Occean (44.) Schiedsrichter // Marco Fritz (Korb) Gelbe Karten // Lakic, Zillner, Schmidtgal, Occean, Asamoah ROTE KARTEN // Compper (36.)

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11. Februar 2012 // 21. Spieltag Bundesliga

Werder Bremen – TSG 1899 Hoffenheim | 1:1

Wer vor dem Spiel in Bremen geweissagt hätte, Hoffen­heim werde dort einen Punkt entführen, wäre als Träumer eingeschätzt worden. Als Werder ganz kurz vor Schluss jedoch noch den Ausgleich erzielte, fühlte das Unentschieden sich wie eine Niederlage an. Denn von der 4. Minute an hatte Hoffenheim durch ein Kopfballtor von Vestergaard geführt, im Anschluss an eine Ecke von Rudy, herausgeholt durch einen Fernschuss von Beck. Und über die gesamte erste Halbzeit hinweg war Hoffenheim dominant, setzte Bremen immer wieder unter Druck, eroberte viele Bälle und wirkte stets gefährlich. Was war geschehen? Neue Besen fegen bekanntlich gut, ein Trainerwechsel vermag neue Kräfte zu wecken. Nur dass Markus Babbel die Mannschaft erst einen halben Trainingstag lang kannte. Beherrschte er also die hohe Kunst der Motivation? Bei genauerem Hinsehen offenbarte sich, dass die Mannschaft nicht nur besser motiviert war, sondern auch einem neuen Spielschema folgte. Zwei Vierer­ ketten, flexibel verschoben, neutralisierten von Beginn an alle Bremer Versuche, das Spielgeschehen an sich zu ziehen. Zudem war durch die Hereinnahme von Vukcevic und Weis das Mittelfeld offensiv wie defensiv verstärkt, so dass es zu keinem Vakuum mehr im Bindeglied zwischen Sturm und Abwehr kam. Salihovic und Babel waren ohnedies gelbgesperrt, so dass Firmino und Lakic das Sturmduo und Williams und

Rudy die Doppel-Sechs bildeten. Besonders Rudy lieferte diesmal ein großes Spiel ab, doch auch Beck vermochte nach langer Zeit wieder restlos zu überzeugen. Zweimal hatte Firmino noch in der ersten Halbzeit sogar das 0:2 auf dem Fuß bzw. auf dem Kopf, vergab aber aus aussichtsreicher Position. Nach der Halbzeitpause ließ Hoffenheim sich von Werder leider immer mehr zurückdrücken, was nicht zuletzt an der Einwechslung von Marin für Ekici lag. Ohne Pizarro, der ebenfalls gelbgesperrt war, schafften es die Bremer jedoch nicht, wirklich torgefährlich zu werden. Und Hoffenheim verteidigte im Verbund der zwei Viererketten äußerst effektiv und kam dem allseits unerwarteten Auswärtssieg von Minute zu Minute näher.

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Als drei Nachspielminuten angezeigt wurden, nahm Werder noch einmal Anlauf und konnte durch Arnautovic, der einen langen Ball von Rosenberg per Kopf vorgelegt bekam, tatsächlich ausgleichen. Doch in den nächsten 90 Sekunden wäre Hoffenheim durch den eingewechselten Mlapa und noch einmal durch Firmino beinahe noch die erneute Führung geglückt. So jedoch blieb es beim insgesamt nicht ungerechten Remis. Aus der Sicht von Markus Babbel las sich das so: „Die Mannschaft hat unsere Vorgaben sehr gut umgesetzt und ist in der Defensive sehr kompakt gestanden. Es tut mir für die Jungs ein bisschen leid, dass sie für den hohen Aufwand nur mit einem Punkt belohnt wurde. Unterm Strich ist es aber ein gerechtes Ergebnis. Über einen Punkt aus Bremen sollte man auch nicht allzu enttäuscht sein.“

WERDER BREMEN Wiese, Fritz, Affolter, Sokratis, Hartherz, Bargfrede, Junuzovic (71. Füllkrug), Ignjovski, Ekici (46. Marin), Rosenberg, Arnautovic

TSG 1899 Hoffenheim Starke, Beck, Vestergaard, Compper, Johnson, Williams, Rudy (83. Strobl), Vukcevic, Firmino, Weis (71. Musona), Lakic (80. Mlapa)

Zuschauer //  39.176 Tore //  0:1 Vestergaard (4.), 1:1 Arnautovic (90.) Schiedsrichter //  Michael Weiner (Giesen) Gelbe Karten //  Ekici, Wiese, Sokratis, Vestergaard, Weis, Firmino, Compper

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17. Februar 2012 // 22. Spieltag Bundesliga

TSG 1899 Hoffenheim – 1. FSV Mainz 05 | 1:1

Trotz des hoffnungsvollen Neustarts unter Markus Babbel – in Bremen hatte man schnellen, frischen Hoffen­heimer Fußball gesehen wie lange nicht mehr – waren etliche Südkurven-Fans immer noch unzufrieden und starteten vor der Partie gegen Mainz einen Protestmarsch. Unter der Woche hatten sie ihr Hadern mit dem Trainerwechsel schon in einer Gesprächsrunde mit Dietmar Hopp und Ernst Tanner ausdrücken können, bei dem es zur Klärung der wesentlichen Fanvorwürfe kam. Dennoch sah man während des Spiels immer wieder Banner und Plakate, die teils recht grobe Kritik an der sportlichen und geschäftlichen Leitung übten. Wenigstens unterstützte die Südkurve lauthals die Mannschaft, die in identischer Startaufstellung wie in Bremen sogleich wieder das Heft des Handelns an sich zog. Und wie

gegen Werder gelang auch diesmal ein schneller Führungstreffer. Vukcevic war nach schönem Steilpass von Firmino in der 9. Minute rechts durchgebrochen und wollte auf Lakic flanken. Der Mainzer Rekordeigentorschütze Noveski fälschte die scharfe Hereingabe jedoch ab und an Wetklo vorbei ins Tor. Bis zur 20. Minute behielt Hoffenheim das hohe Anfangstempo bei und drückte auf den Ausbau der Führung. Lakic vergab in der 17. Minute nur knapp. Danach schaltete die Mannschaft einen Gang zurück und eröffnete Mainz immer mehr Gestaltungsräume, was in der 29. Minute denn auch zum Gegentreffer führte. Zidane wurde völlig freistehend ungefähr am Elfmeterpunkt angespielt und schoss unhaltbar ein.

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Hoffenheim erarbeitete sich danach wieder mehr Spielanteile, hatte es aber mit stets gefährlichen Mainzern zu tun und ging mit dem Unentschieden in die Pause. In den ersten 15 Minuten nach dem Wiederanpfiff bot sich ein ähnliches Bild: Hoffenheim und Mainz, beide mit doppelter Viererkette, suchten den entscheidenden Durchstich, neu­ tralisierten sich jedoch zunehmend schon im Mittelfeld und wechselten in der 60. Minute aus. Babel kam für Weis und hätte fast einen Traumstart hingelegt. Zunächst von rechts in die Mitte ziehend, verlor er den Ball, erkämpfte ihn sich zurück, gab nach vorn ab

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und kam wieder an den Ball, den er mit einem mächtigen Schuss knapp am Mainzer Tor vorbeisegeln ließ. Kurz danach nahm Trainer Babbel, der anders als sein fortwährend am Spielfeldrand gestikulierender Kollege Tuchel fast nur ruhig auf der Bank saß, den erschöpften Johnson vom Platz und ersetzte ihn durch Braafheid, später kam auch noch Salihovic für Firmino, der in der 71. Minute die wohl größte Chance zum Siegtreffer ausgelassen hatte. Allein auf Wetklo zugehend, wollte er den Ball am herausstürzenden Torhüter vorbeischieben, gab aber nicht genug Kraft auf den Ball, so dass Wetklo gerade noch den Fuß heran bekam und klären konnte.


TSG 1899 Hoffenheim

Am Ende stand ein völlig leistungsgerechtes Unentschieden, das den knapp 25.000 Zuschauern guten, kampfstarken Fußball beschert hatte. Tobias Weis fasste die Eindrücke so zusammen: „Man hat die erste Handschrift des Trainers gesehen, aber da gilt es die nächsten Wochen und Monate abzuwarten. Da liegt noch viel Arbeit vor uns. Er verfügt über viel Erfahrung als Trainer und Spieler und lässt diese in seine Ansprachen einfließen. Damit kriegt er uns auch.“

Starke, Beck, Vestergaard, Compper, Johnson (72. Braafheid), Williams, Rudy, Vukcevic, Firmino (78. Salihovic), Weis (59. Babel) Lakic

1. FSV MAINZ 05 Wetklo, Marco Caligiuri, Kirchhoff, Noveski, Zabavnik, Polanski, Baumgartlinger, Soto, Ivanschitz (59. Malli), Szalai (69. ChoupoMoting), Zidan (83. Allagui)

Zuschauer //  24.300 Tore //  1:0 Noveski (9. Eigentor), 1:1 Zidan (29.) Schiedsrichter //  Tobias Stieler (Obertshausen) Gelbe Karten //  Salihovic, Zabavnik

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25. Februar 2012 // 23. Spieltag Bundesliga

VfL Wolfsburg – TSG 1899 Hoffenheim | 1:2

Nach zwei Unentschieden unter der Leitung von Markus Babbel gelang in Wolfsburg der erste Sieg. Der Grundstein dafür wurde bereits in der 2. Minute gelegt: Vukcevic brach auf halbrechts durch die Wolfsburger Reihen und zog vom Strafraumeck ab. Benaglio konnte den scharfen Schuss nur seitlich abklatschen, Firmino nahm die unfreiwillige Vorlage dankend an und schob zur frühen Führung ein. Wolfsburg brauchte ein paar Minuten, um sich von diesem Schock zu erholen, und versuchte dann das Spiel zu machen, lief sich aber in den wiederum kernsoliden Defensivreihen Hoffenheims Mal um Mal fest. Erst in der 18. Minute gelang Hoffe das erwünschte schnelle Umschalten, leider vergab Firmino aus fünf Metern frei vor Benaglio. Weitere echte Höhepunkte gab es in der ersten Halbzeit nicht, Wolfsburg suchte sein Heil zunehmend in steilen Bällen nach vorn, die selten ihren Mann fanden, Hoffenheim verteidigte gut und verschaffte sich immer wieder Konterchancen, ohne sie in ganz große Torszenen umzuwandeln. Lakic, im Winter aus Wolfsburg gekommen, verrichtete vorn viel Laufarbeit und verschliss damit die Wolfsburger Defensive. Das sollte sich in der zweiten Halbzeit noch auszahlen. Zunächst schien die Partie nach dem Wiederanpfiff ein Spiegelbild der ersten zu werden. Wolfsburg mühte sich ohne Glanz, Hoffenheim verteidigte und konterte intelligent und wäre in der 56. Minute durch Babel fast belohnt worden, doch der Niederländer, von Williams steil geschickt, vergab erst eine exzellente Schussmöglichkeit und war bei der anschließenden Flanke nicht geistesgegenwärtig genug, den Kopf an den Ball zu bekommen. Auf diese Weise ging die Partie einschläfernd torlos hin und her, es gab Pfiffe von den Wolfsburger Zuschauern, niemand erwartete noch größere Ereignisse.

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Doch nach überraschendem Seitenwechsel der Wölfe auf links in der 68. Minute änderte sich das Bild schlagartig. Schäfer zog mit dem Ball in den Sechzehner, Beck brachte ihn zu Fall, Helmes versenkte den unausweichlichen Strafstoß. Wieder hatte Hoffenheim eine knappe Führung nicht ins Ziel bringen können, wieder schien kurz vor Ende der Lohn für die bessere Darbietung des Tages auszubleiben. Noch aber waren 20 Minuten zu spielen, Babbel nahm Lakic aus dem Spiel und brachte Schipplock. Knapp zehn Minuten später gelang es Firmino, den immer höher stehenden und immer mehr riskierenden Wolfsburgern zu entwischen und von links in den Strafraum zu tänzeln. Seine wunderbar weich gezogene Flanke auf den langen Pfosten köpfte Schipplock nach Lehrbuch ins Tor –dass Benaglio den Ball erst deutlich hinter der Linie aus dem Kasten geschlagen hatte, blieb ohne Bestätigung des Schiedsrichters. Es war bewundernswert, dass sich Hoffenheims junge Mannschaft auch von diesem Rückschlag nicht beeindrucken ließ. Tom Starke konnte in der 80. Minute einen scharfen Schuss von Sio zur Ecke klären, die Wolfsburger Ecke jedoch führte zum erneuten Hoffenheimer Konter, zum letzten Mal ohne Erfolg. Denn in der 84. Minute, als Schipplock seinen von Lakic müde gespielten Gegenspielern davonlaufen konnte, entschied er das Duell gegen Benaglio endgültig für sich. Eiskalt versenkte er den Ball am Wolfsburger Torhüter vorbei in den Maschen und, da anschließend wenig mehr geschah, zum ersten Sieg unter Markus Babbel.

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VFL WOLFSBURG Benaglio, Träsch, Russ, Felipe, Rodriguez, Josue, Jiracek (86. Jönsson), Sissoko (46. Polter), Marcel Schäfer, Helmes, Dejagah (65. Sio)

TSG 1899 Hoffenheim Starke, Beck, Vestergaard, Compper, Johnson, Williams, Rudy (85. Braafheid), Vukcevic (89. Vorsah), Babel, Firmino, Lakic (73. Schipplock)

Zuschauer // 23.921 Tore // 0:1 Firmino (2.), 1:1 Helmes (69. Foulelfmeter), 1:2 Schipplock (84.) Schiedsrichter // Markus Schmidt (Stuttgart) Gelbe Karten // Sio, Russ, Williams


4. März 2012 // 24. Spieltag Bundesliga

TSG 1899 Hoffenheim – 1. FC Köln | 1:1 Sejad Salihovic, der in Wolfsburg nicht zum Einsatz gekommen war, hatte sich gegen Ende der Partie die Enttäuschung etwas zu heftig anmerken lassen und war nach internem Disput für zwei Spiele zur U-23 entsandt worden. Markus Babbel setzte damit ein wirkungsvolles Zeichen in Richtung Disziplin, ließ jedoch erkennen, dass er nach dem Absitzen der Strafe nicht weiter nachtragend wäre.

Kölner Führung eingebracht hätte. Podolski war links steil zur Grundlinie gegangen und hatte auf den langen Pfosten geflankt, wo Roshi den Ball knapp an Starkes Gehäuse vorbeiköpfte. Drei Minuten später machte Compper es in der Gegenrichtung besser. Nach Eckball Rudy stieg er hoch über die verschlafen wirkende Kölner Abwehr auf und ließ Rensing mit einem wuchtigen Kopfball keine Chance. Damit war

Sechs Unentschieden hatte es hintereinander in Sinsheim gegeben, mit dem siebten in Folge würde sich Hoffenheim rekordverdächtig machen. Dabei waren die Verhältnisse sowohl auf dem Papier wie auf dem Platz eindeutig: Köln war klar unterlegen, verfügte aber in Podolski über einen unkalkulierbar starken Spieler, der die Verhältnisse leicht ins Rutschen bringen konnte. In den ersten 20 Minuten entwickelte sich die Partie noch recht temporeich – mit erheblichen Vorteilen aufseiten von Hoffenheim. So versenkte Vukcevic in der 13. Minute den Ball im Netz, doch bei der Vorlage hatte Lakic im Abseits gestanden, so dass der Treffer nicht gegeben wurde. Das Publikum sah auch davor und danach viele schöne Hoffenheimer Kombinationen, in die sich nur zunehmend manche Sorglosigkeit mischte, was in der 30. Minute beinahe die

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die Mannschaft unter Markus Babbel im vierten Spiel zum vierten Mal mit 1:0 in Führung gegangen. Gegen Ende der Halbzeit ergaben sich weitere Chancen, aber es fehlte der rechte Nachdruck, die Führung tatsächlich auszubauen. Und nach dem Wiederanpfiff drückte erst einmal Köln aufs Tempo, ehe Hoffenheim nach etwa zehn Minuten wieder mehr für die eigenen Wünsche und Hoffnungen tat. Ohnehin hatte Markus Babbel in den ersten Wochen seines neuen Amtes gewisse körperliche Defizite ausgemacht und musste doch feststellen, dass die physischen Möglichkeiten der Mannschaft zur idealen Umsetzung der neuen, laufintensiven Spielweise nicht ganz hinreichten. Nicht zuletzt deshalb hatte es in der Vergangenheit also oft späte Tore und mittendrin immer wieder gefährliche Erholungspausen gegeben.

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Um die 60. Minute herum kam die etwas darniederliegende Partie wieder in Gang. Zunächst ersetzte Babbel Lakic erneut durch Schipplock, der kaum drei Minuten später allein vor Rensing scheiterte und den abgewehrten Ball dann gegen den Querbalken jagte. Dann trat im Gegenzug Podolski aus knapp 20 Metern frei zum Schuss an: Starke holte den mit links kraftvoll abgezogenen Ball gerade noch aus dem Torwinkel. Da Köln über keinen anderen Angreifer von Qualität verfügte und Hoffenheim sich an den nachlassenden eigenen Kräften abarbeitete, waren die Folgeminuten wieder eher von Kampf und Krampf geprägt als von echten Höhepunkten. Etliche gelbe Karten dokumentierten den Verlust an Spielqualität. Den nächsten Akzent setzte erst wieder Lukas Podolski in der 81. Minute. Von Brecko hinterm Rücken der Ab-


wehr mit einer schönen Flanke bedient, köpfte er aus acht Metern unhaltbar ins linke Eck. Im Gegenzug hätte der für Firmino eingewechselte Mlapa die Partie noch drehen können, doch sein Schuss nach Vorlage von Tobi Weis strich knapp an Rensings Kasten vorbei. Kurz darauf war Schluss – und die traumatische Serie von inzwischen sieben Unentschieden in Folge erneut nicht beendet. Dazu Markus Babbel: „Ich bin positiv gestimmt. Die Leistung und der Wille, das Spiel zu entscheiden, waren da. Wir haben eine große Torchance vergeben, auf der anderen Seite gab‘s eine Unachtsamkeit, die eiskalt bestraft wurde. Aber wenn ich nicht gewinnen kann, muss ich wenigstens nicht verlieren.“

TSG 1899 Hoffenheim Starke, Beck, Vestergaard, Compper, Johnson, Weis, Rudy, Vukcevic, Firmino (72. Mlapa), Babel, Lakic (59. Schipplock)

1. FC KÖLN Rensing, Brecko, Sereno, Geromel, Eichner, Lanig (67. McKenna), Jajalo, Roshi (46. Tese), Clemens, Peszko (86. Ishak), Podolski

Zuschauer // 29.250 Tore // 1:0 Compper (33.), 1:1 Podolski (81.) Schiedsrichter // Robert Hartmann (Wangen) Gelbe Karten // Vestergaard, Beck, Weis, Eichner, Lanig

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10. März 2012 // 25. Spieltag Bundesliga

FC Bayern München – TSG 1899 Hoffenheim | 7:1

Im letzten Spiel gegen Köln hatten sich Lakic mit Kreuzband-Zerrung und Schipplock mit Außenbandanriss im Sprunggelenk so stark verletzt, dass sie nicht im Kader stehen konnten. Gegen die Bayern fehlte zudem Kapitän Andreas Beck nach der zehnten gelben Karte. Und dann verletzte sich beim Warmlaufen auch noch Fabian Johnson, der Beck hinten rechts ersetzen sollte. Für ihn zog Markus Babbel, der Not gehorchend, Williams aus der defensiven Mitte ab und ersetzte ihn durch Isaac Vorsah.

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In dieser Weise offensiv und defensiv stark geschwächt, ließ sich Hoffenheim von den massiv unter Druck stehenden Bayern regelrecht überrumpeln. Nach wenigen Sekunden klärte Vestergaard schon in höchster Not vor Gomez, nach fünf Minuten jagte der Nationalstürmer einen Abstauberball in die Maschen: Starke hatte eine scharfe Hereingabe von Müller nicht sauber klären können. In der 12. Minute holte Compper im Strafraum Phillip Lahm von den Füßen, Arjen Robben verwandelte ins linke untere Eck. Und in der 18. Minute vernaschte Ribéry halblinks die halbe Hoffen-


heimer Abwehr und gab zurück zu Kroos, der unbeschwert abzog und einen nicht ganz unhaltbaren Ball an Starke vorbei ins Tor schoss. Damit war nach nicht einmal 20 Minuten klar, dass für Hoffenheim an diesem Tag nichts zu holen war in München. Für Markus Babbel war es die zweite Begegnung der unheimlichen Art – in der Hinserie lag er, damals noch HerthaTrainer, bereits nach 15 Minuten mit 3:0 zurück. Sein Pech mit Hoffenheim war, dass die Bayern nach der ChampionsLeague-Niederlage in Basel dringend wieder ein Erfolgserlebnis brauchten und ihnen Hoffenheim gerade recht kam. Schon in der 29. Minute klingelte es zum vierten Mal. Wieder hatte der glänzend aufgelegte Ribéry die halbe

Hoffenheimer Abwehr ausgespielt und Robben perfekt bedient, der den Ball am herauseilenden Starke vorbei ins Netz setzte. Dafür bedankte sich Robben sechs Minuten später mit einem glänzenden Ball auf Ribéry am linken Flügel. Der Franzose musste nur noch Gomez am kurzen Pfosten anvisieren, schon stand es nach unhaltbarem Kopfball 5:0. Viele mitgereiste Zuschauer einschließlich der gesamten TSG-Geschäftsstelle, die in München zum Betriebsausflug weilte, trauten ihren Augen nicht. Zu keinem Zeitpunkt war ihr Team imstande, dem Münchener Spielhunger Entscheidendes entgegenzusetzen. Nach der Pause hoffte man, die Bayern würden zur Schonung der Kräfte fürs Rückspiel gegen Basel vielleicht etwas weniger investieren, aber weit gefehlt: Gomez verwertete

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Robbens Dribbling in der 48. Minute zu seinem dritten Treffer. Danach wurden die Hoffenheimer Beine immer schwerer, man war nach allen Regeln der Kunst demontiert worden und ohne jede Chance, noch einmal wirkungsvoll ins Match eingreifen zu können. Zehn Minuten darauf krönte Ribéry seine Leistung mit einem eigenen Treffer. Nach einer Hoffenheimer Ecke konterten die Bayern im eigenen Stadion, Robben steckte geschickt auf Ribéry durch, der Starke ausspielte und das leere Tor nicht verfehlte. Darauf sehnte die Mannschaft von Markus Babbel nur noch den Schlusspfiff herbei und hatte Glück, dass zum einen die Bayern nun endlich wirklich einen Gang zurückschalteten und zum anderen Luiz Gustavo wie in alter Verbundenheit einen Schuss von Babel ins Bayerntor hinein abfälschte. Mit dem Endergebnis von 7:1 war klar, dass Hoffenheim einen rabenschwarzen Tag erwischt hatte, der über die eigentliche Leistungsfähigkeit jedoch nichts aussagte.

FC BAYERN MÜNCHEN Neuer, Lahm, Boateng (46. Timoschtschuk), Badstuber, Alaba, Luiz Gustavo, Toni Kroos, Robben, Thomas Müller (62. Schweinsteiger), Ribery, Gomez (57. Olic)

TSG 1899 Hoffenheim Starke, Williams, Vestergaard, Compper, Braafheid, Vorsah, Weis (87. Mlapa), Rudy, Vukcevic (87. Kaiser), Firmino (62. Wieser), Babel

Zuschauer // 69.000 (ausverkauft) Tore // 1:0 Gomez (5.), 2:0 Robben (12. Elfmeter), 3:0 Toni Kroos (18.), 4:0 Robben (29.), 5:0 Gomez (35.), 6:0 Gomez (48.), 7:0 Ribery (58.), 7:1 Luiz Gustavo (85. Eigentor) Schiedsrichter // Marco Fritz (Korb) Gelbe Karten // Vukcevic

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16. März 2012 // 26. Spieltag Bundesliga

TSG 1899 Hoffenheim – VfB Stuttgart | 1:2

Nach dem Münchener Debakel von den Medien als Dorftrottel verhöhnt, zogen die Hoffenheimer Akteure etwas Genugtuung aus der Tatsache, dass wenige Tage später auch der hochgelobte FC Basel in der AllianzArena mit 7:0 unter die Räder kam. Ansonsten jedoch war man völlig aufs anstehende Flutlichtspiel gegen Stuttgart fokussiert, bei dem es zur Wiederbegegnung mit Vedad Ibisevic kommen sollte.

Noch nie hatte 1899 Hoffenheim den VfB Stuttgart besiegen können, und wer weiß, ob es ohne den Transfer von Ibisevic diesmal geklappt hätte. Doch schon nach acht Minuten war das Konzept, durch ruhige Aktionen neues Selbstvertrauen aufzubauen, ausgerechnet durch Ibisevic hinfällig. Boulahrouz hatte den Ex-Hoffenheimer von rechts mit einer mustergültigen Flanke gefüttert, die der neu motivierte Bosnier wie in guten, alten Zeiten sicher verwandelte.

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Eine Viertelstunde verging, ehe Hoffenheim sich vom Schock des frühen Rückstands erholte und endlich selber gefährlich nach vorne kam: Babel vergab in der 23. Minute nach Eckball die Chance zum Ausgleich, indem er den Ball freistehend nur ans Außennetz schoss. Danach kämpfte und arbeitete die Mannschaft redlich nach vorn, ohne große Gefahr zu verbreiten, bis in der 39. Minute wieder Babel eine schöne Hereingabe von Beck per Kopf viel zu hoch über den Querbalken setzte. Unterdessen war es in der ausverkauften WIRSOL RheinNeckar-Arena ziemlich still geworden, nur die Stuttgarter Fans machten sich gelegentlich noch bemerkbar. 1899 fand keinen Zugriff auf die Partie, der VfB tat nur das Nötigste. Und so bereiteten sich alle im Stadion auf die zweite Halbzeit vor, die vielleicht Belebung ins Spiel bringen könnte.

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Doch kurz vor dem Pausenpfiff flankte Boulahrouz wieder in die Mitte und versenkte Ibisevic erneut den Ball unhaltbar im Netz. Dass es bei aller verständlichen Unzufriedenheit darauf zu „Wir-wollen-euch-kämpfen-sehen“Rufen kam, war jedoch ungerecht: Hoffenheim hatte es am nötigen Kampfgeist sicher nicht fehlen lassen. Was es brauchte, um dem VfB Paroli zu bieten, waren vielmehr Ideen. Und die kamen mit Salihovic. Nachdem er aus disziplinarischen Gründen zwei Spiele in der U23 absolviert hatte, war er zurück im Kader und wurde nach der Halbzeit für Rudy eingewechselt. Danach sah das Hoffenheimer Offensivspiel deutlich anders aus und erinnerte in wunderschönen Kurzpass-Stafetten in Strafraumnähe an erfolgreichere Zeiten. Der VfB hatte seine liebe Mühe mit Weis, Salihovic, Firmino und Beck – leider nicht mit Mlapa, der zwischen der 55. und 60. Minute allein drei Torchancen ausließ.


Danach rettete Starke mit dem Fuß in letzter Sekunde gegen Schieber, ehe Babel in der 62. Minute mit uneigennützigem Abspiel auf Vukcevic eine erstklassige Torchance hätte eröffnen können – stattdessen dribbelte er sich in der VfB-Abwehr fest. In der 68. Minute machte Babel es besser, doch Firmino verschoss aus kurzer Distanz. Erst in der 74. Minute, nachdem Johnson im Strafraum von den Beinen geholt worden war, kam es durch Salihovics Elfmeter­schuss in den Winkel zum inzwischen mehr als verdienten Anschlusstreffer. In der Endphase gab Hoffe noch einmal alles und hatte durch Vukcevic in der 83. Minute tatsächlich die Chance zum Ausgleich, doch Ulreich im Tor des VfB konnte den Distanzschuss wegklatschen. Dass Starke in der letzten Spielminute noch einmal gegen Schieber rettend eingriff, rettete darum leider keinen Punkt – alle drei Zähler waren trotz überlegener zweiter Halbzeit nach Stuttgart gewandert.

TSG 1899 Hoffenheim Starke, Beck, Vestergaard, Compper, Johnson, Williams, Rudy (46. Salihovic), Firmino (73. Schipplock), Babel, Vukcevic, Mlapa

VFB STUTTGART Ulreich, Boulahrouz, Maza, Niedermeier, Sakai, Kvist, Kuzmanovic (83. Gebhart), Harnik (67. Cacau), Hajnal (67. Gentner), Schieber, Ibisevic

Zuschauer // 30.150 (ausverkauft) Tore // 0:1 Ibisevic (8.), 0:2 Ibisevic (43.), 1:2 Salihovic (74. Foulelfmeter) Schiedsrichter // Günter Perl (Pullach) Gelbe Karten // Beck, Kuzmanovic, Ibisevic

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24. März 2012 // 27. Spieltag Bundesliga

Borussia M’gladbach – TSG 1899 Hoffenheim | 1:2

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Unter der Woche klärte sich, warum Manager Tanner das letzte Spiel von der Tribüne aus angeschaut hatte. Sein bis 2014 dotierter Vertrag wurde wegen Unstimmigkeiten über die sportliche Zukunft kurzfristig aufgelöst, Trainer Babbel übernahm die freien sportlichen Aufgaben zunächst bis zur Sommerpause, während Frank Briel die geschäftlichen Aufgaben von Ernst Tanner schulterte. Mit dieser erneuten administrativen Unruhe im Gepäck fuhr die Mannschaft nach Gladbach, dem Überflieger der Saison, der seinerseits ebenfalls nicht unbelastet war. In einem dramatischen Pokalfight hatte Gladbach gegen Bayern München im Elfmeterschießen den Kürzeren gezogen und den Einzug ins Endspiel verfehlt. Markus Babbel hatte seinen Mannen darum eingeschärft, dass Gladbach mindestens in der zweiten Halbzeit kräftemäßig einbrechen würde. Allerdings begann schon die erste Halbzeit ohne den gewohnten Aufgalopp der Fohlen – Hoffenheim verteidigte kompakt und ließ durch gutes Pressing wenig Raum für überfallartige Angriffe. Mehr als eine halbe Stunde lang biss sich das Spiel darum überwiegend im Mittelfeld fest, ehe Reus nach einem doppelten Doppelpass mit de Camargo die allererste Torchance für Gladbach vergab. Da Hoffenheim seine offensiven Bemühungen nicht besser gestaltete, sah alles nach einem faden Unentschieden zur Halbzeit aus. Aber in der 39. Minute kam es doch noch zum gefürchteten Ausritt der Fohlen: Reus bekam einen Flugball von Herrmann vorgelegt, den er aus kurzer Entfernung an Starke vorbei ins Tor bugsierte. Und in der 41. Minute krachte ein Schuss von Arango aus 17 Metern Entfernung an den Querbalken. Als nach der Pause das Spiel erneut in verbissenen Mittelfeldaktionen festsaß, wechselte Markus Babbel um die 60. Minute herum Firmino für Williams ein und ersetzte einen Defensiv- durch einen Offensivmann. Und brachte zehn Minuten später Sven Schipplock für den glücklosen Ryan Babel. Der Effekt ließ noch eine Weile auf sich warten; einstweilen war Gladbach, das zwar zunehmend müde wurde, dem Ausbau der Führung noch näher als Hoffenheim dem Ausgleich.

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Dann jedoch reichten Hoffenheim zwei Minuten, um die Partie zu drehen. Zuerst ging Firmino unwiderstehlich halblinks in den Strafraum, umdribbelte Jantschke und zog aus 14 Metern ab. Der von Brouwers abgefälschte Schuss landete unhaltbar im Netz. Knapp 100 Sekunden später schlug Salihovic einen Eckball auf Höhe des ersten Pfostens, wo Vukcevic hochstieg und ungefährdet ins Tor köpfte. Gladbach wirkte auf diesen unvermuteten Doppelschlag wie gelähmt, während Hoffenheim geschickt den Ball in den eigenen Reihen hielt und die restlichen zehn Minuten souverän abspulte. Nach mehr als einem Jahr hatte Gladbach wieder eine Heimniederlage einstecken müssen. Der entscheidende Grund dafür war eine taktische Meisterleistung von Markus Babbel, der genau im richtigen Moment die Offensive verstärkt und die müden Gladbacher unter Druck gesetzt hatte. In den Worten von Boris Vukcevic: „Wir haben jede Sekunde an den Sieg geglaubt und uns am Ende dafür belohnt. Natürlich hatten wir Glück, aber auch das muss man sich erst mal erarbeiten.“

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BORUSSIA MÖNCHENGLADBACH ter Stegen, Jantschke, Brouwers, Dante, Daems, Marx (83. Leckie), Neustädter, Herrmann (78. Wendt), Arango, Reus, de Camargo (74. Hanke)

TSG 1899 Hoffenheim Starke, Beck, Vorsah (82. Vestergaard), Compper, Johnson, Williams (58. Firmino), Weis, Vukcevic, Rudy, Babel (69. Schipplock), Salihovic

Zuschauer // 52.796 Tore // 1:0 Reus (38.), 1:1 Firmino (77.), 1:2 Vukcevic (79.) Schiedsrichter // Wolfgang Stark (Ergolding) Gelbe Karten // Marx, Brouwers, Wendt, Salihovic, Compper, Firmino


1. April 2012 // 28. Spieltag Bundesliga

TSG 1899 Hoffenheim – FC Schalke 04 | 1:1

Der nächste „Heimkehrer“ stand vor der Tür: Obasi, an Schalke zunächst nur ausgeliehen und unter der Woche nach Ziehung der entsprechenden Option auch verkauft, trat mit seinem Team in Sinsheim an. Im Gegenzug vermeldete die TSG für den Sommer die Verpflichtung von Stephan Schröck: Defensiv-Allrounder aus Fürth und philippinischer Nationalspieler. Ein weiterer erwarteter „Heimkehrer“, Timo Hildebrand, der als dritter Schalker Torhüter infolge etlicher Verletzungsausfälle den erfolgreichen Sprung ins Tor der Knappen geschafft hatte, war drei Tage zuvor im Euro-LeagueFight ebenfalls auf die lange Schalker Verletztenliste geraten. Für ihn bzw. den vierten Ersatztorhüter Schober stand wieder der notgenesene Unnerstall zwischen den Pfosten.

Es wurde eine Partie der Elfmeter, die spielerisch auf hohem Niveau verlief. Markus Babbel ersetzte den gelbgesperrten Compper durch Vestergaard und gab Schipplock vor Babel den Vorzug. Firmino kehrte zurück in die Startelf, für ihn nahm Williams auf der Bank Platz. Hoffenheim drückte von Beginn an aufs Tempo, tat sich aber noch schwer mit den beiden Schalker Defensivreihen, während Schalke eher abwartend und kräfteschonend agierte. Torszenen blieben längere Zeit Mangelware, ein Warnschuss für Hoffenheim war Huntelaars Heber in der 18. Minute, der übers Tor ging. Danach engagierte sich Hoffenheim mehr und bekam in der 30. Minute einen Foulelfmeter zugesprochen, nachdem Unnerstall Schipplock gelegt hatte. Salihovic verwandelte gewohnt souverän. Danach drehte Hoffenheim richtig auf und beeindruckte die zunehmend nervöse Schalker Abwehr mit wahren Angriffswellen und viel Spielintelligenz. Am enggeschlossenen Mittelfeld mit pfeilschnellem Pressing verzweifelten die Schalker. Die Knappen schoben sich, wenn sie in Ballbesitz waren, die Bälle hin und her oder schlugen sie irgendwann planlos nach vorn. Von den beiden Stars der Schalker, Raúl und Huntelaar, war darum kaum etwas zu sehen. Trotzdem gab es bis zur Pause keine weitere Großchance für Hoffenheim mehr. Nach dem Wiederanpfiff tat sich Schalke immer noch schwer, konnte die Partie aber allmählich ausgeglichener gestalten. Torchancen gab es jetzt hüben und drüben, innerhalb weniger Minuten vergaben zwischen der 55. und

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der 60. Minute Farfán, Jones, Firmino und Schipplock – die Zuschauer sahen ein immer rasanteres Spiel, bei dem ab der 64. Minute auch Obasi mitmachen durfte, der für Holtby eingewechselt wurde. Seine einst so gefürchteten Soli vermochte er gegen die einstigen Kollegen nur sehr selten anzubringen. Wenig kollegial war in diesem Zusammenhang sein Antritt in der 80. Minute, nachdem Huntelaar zwei Minuten zuvor noch die Latte getroffen hatte: Obasi zog mit dem Ball an Beck vorbei in den Strafraum und ließ sich fallen, obwohl allenfalls eine minimale Berührung stattgefunden hatte. Den geschundenen Elfmeter verwandelte Huntelaar sicher. Danach passierte nicht mehr viel, die Partie ging unentschieden aus, womit das Abstiegsgespenst in Hoffenheim endgültig gebannt war. Doch die gezeigte Leistung beeindruckte mehr, als das Elfmeter-Remis ausdrücken konnte. Stellvertretend für alle Zuschauer sagte Dietmar Hopp: „Die Leidenschaft und die Kombinationen haben mir impo-

niert. Das war mal wieder Fußball!“ Und Präsident Peter Hofmann: „Da ist Harmonie und Freude zu spüren. Die Mannschaft spielt befreit auf und kämpft wieder.“

TSG 1899 Hoffenheim Starke, Beck, Vorsah, Vestergaard, Johnson, Weis, Rudy, Vukcevic, Salihovic, Firmino (81. Williams), Schipplock (72. Mlapa)

FC SCHALKE 04 Unnerstall, Uchida (55. Höger), Papadopoulos, Matip, Christian Fuchs, Jones, Holtby (64. Obasi), Farfan, Raul, Draxler (76. Marica) Huntelaar

Zuschauer // 30.150 (ausverkauft) Tore // 1:0 Salihovic (30. Foulelfmeter), 1:1 Huntelaar (80. Foulelfmeter) Schiedsrichter // Markus Schmidt (Stuttgart) Gelbe Karten // Rudy, Vorsah, Jones, Unnerstall, Papadopoulos, Matip

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7. April 2012 // 29. Spieltag Bundesliga

1.FC Kaiserslautern – TSG 1899 Hoffenheim | 1:2

Nachdem es lange Zeit so ausgesehen hatte, als würden zum Ende der Saison auch Tobi Weis und Sejad Salihovic die TSG verlassen, machte Trainer Babbel inzwischen deutlich, dass er an beiden großes Interesse habe. Und auch spielerisch zeigte sich mittlerweile die Handschrift des neuen Trainers, der Hoffenheim zurück in die Erfolgsspur gebracht hatte, in viel klareren Aktionen, zurückgewonnenem Selbstvertrauen, solidem Abwehrverhalten und technischer Finesse.

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„Das wird ein harter Fight, da ist knallharte Arbeit gefragt“, sagte Markus Babbel vor der Begegnung auf dem Betzenberg. Die stark abstiegsgefährdeten Pfälzer mussten um jeden Preis punkten und würden mit ihrem Publikum im Rücken nur schwer zu überwinden sein. Personell hatte die TSG keine Sorgen, nur der gelbgesperrte Rudy fehlte und wurde durch Williams ersetzt.


In den ersten 20 Spielminuten sahen die 40.000 Zuschauer eine durchaus abwechslungsreiche Partie. Kaiserslautern wirkte lang nicht so eingeschüchtert und verunsichert, wie es die Lage am Tabellenende vermuten ließ, und versuchte sein Glück mit Kontern im eigenen Stadion. Meist jedoch fehlte die Präzision beim letzten Zuspiel – oder Hoffenheim fing die Lauterer Vorstöße schon auf Höhe der Mittellinie ab. Ohne allzu große Härte entwickelte sich ein nicht un­ interessantes Match, bei dem die Hoffenheimer Überlegenheit in Sachen Technik und Spielübersicht sich immer mehr durchsetzte. Wieder sorgte, in der 25. Minute, ein Elfmeter für den Durchbruch: wieder verwandelte Salihovic eiskalt. Beck

hatte sich rechts in den Strafraum vorgearbeitet und den Ball an Firmino weitergegeben, der seinen Gegenspieler umkurvte, wobei Rodnei ihn beim aussichtslos späten Abwehrversuch am Fuß traf – der Pfiff des Schiedsrichters ertönte also zurecht. Mit der Führung im Rücken spielte Hoffenheim noch ideenreicher, aber auch die roten Teufel fanden nach kurzfristigem Schockzustand zurück ins Match und suchten ihr Glück in der Offensive. Bis zur Halbzeitpause kam es auf beiden Seiten zu guten Ansätzen ohne finale Durchschlagskraft. Hoffenheim, wieder mit Schipplock in der Sturmmitte, kam mit guten Ansätzen aus der Kabine, während Lautern es jetzt, im Angesicht des immer näher rückenden Abstiegs

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in die 2. Liga, mit der Angst bekam und phasenweise wie gelähmt wirkte. Um die Führung auszubauen, fehlte es bei 1899 aber am entscheidenden Willen oder der nötigen Konzentration: Markus Babbel nannte das später „schlampig“. Und so schöpfte der FCK etwa ab der 60. Minute neue Kraft aus der Hoffenheimer Lässigkeit und erkämpfte sich hier und da sogar Feldvorteile. Mitten in diese Lauterer Angriffsversuche hinein landete ein Querschläger von de Witt in der 71. Minute bei Vukcevic, der den Ball dankend annahm und nach vorn trieb, um ihn am herausstürzenden Lauterer Torhüter vorbei zum 0:2 einzuschießen. Nur eine Minute später angelte sich Babel, der kurz zuvor für Firmino eingewechselt worden war, vor Sippel einen steilen, hohen Ball und lupfte ihn denkbar knapp übers leere Tor. In der 85. Minute, als die Partie entschieden schien, durfte auch Lakic noch einmal an alter Wirkungsstätte antreten. 60 Sekunden später war die Partie allerdings wieder offen. Ein Lauterer Freistoß, der halbrechts vor Starkes Tor segelte, wurde von Freund und Feind verpasst und landete im langen Eck im Tor. Für einen kurzen Moment sah es so aus, als könnte sich Hoffenheim den verdienten Sieg wieder einmal in letzter Minute aus der Hand nehmen lassen, aber die roten Teufel waren dafür zu matt oder Hoffenheim inzwischen zu clever – so blieb es beim Spielstand von 1:2.

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1. FC KAISERSLAUTERN Sippel, Dick, Yahia, Rodnei, Bugera, Borysiuk (46. Kirch), Derstroff (63. Wooten), Tiffert (84. Petsos), De Wit, Fortounis, Sukuta-Pasu

TSG 1899 Hoffenheim Starke, Beck, Vorsah (46. Vestergaard), Compper, Johnson, Weis, Williams, Vukcevic, Salihovic, Firmino (69. Babel), Schipplock (85. Lakic)

Zuschauer // 40.296 Tore // 0:1 Salihovic (26. Foulelfmeter), 0:2 Vukcevic (71.), 1:2 Bugera (86.) Schiedsrichter // Tobias Welz (Wiesbaden) Gelbe Karten // Rodnei, Tiffert, De Wit, Salihovic, Weis


11. April 2012 // 30. Spieltag Bundesliga

TSG 1899 Hoffenheim – Hamburger SV | 4:0

Endlich wieder ein Heimsieg, nach mehr als einem halben Jahr! Gleich viermal ertönte die Hoffe-Torhymne, gut verteilt übers Match. Nicht dabei diesmal: Ryan Babel. Markus Babbel hatte den niederländischen Star sogar aus dem Kader verbannt, nachdem ihn dessen Trainingsleistungen, aber nicht die Leistungen im Spiel überzeugt hatten. Der spätere Spielverlauf war in den ersten Minuten noch nicht zu erahnen. Denn in der ersten Spielminute unterlief Tobi Weis ein gravierender Abspielfehler, der fast zur Hamburger Führung geführt hätte. Tom Starke musste zweimal hintereinander sein ganzes Können aufbieten, um den daraus folgenden Schuss von Ilicevic und den Nach-

schuss von Sala abzuwehren. Für ein paar Minuten hatten die Hamburger danach das Sagen auf dem Rasen und erarbeiteten sich 70% Ballbesitz, ohne nochmal richtig gefährlich zu werden. Nach zehn Minuten begann Hoffenheim sich zu befreien. Durch gutes Pressing und präzisere Pässe wurde Hamburg zunehmend in die Defensive gedrückt, bis in der 17. Minute Vestergaard nach einem Eckstoß den von Weis weitergeleiteten Ball mit einem wunderschönen Seitfallzieher leicht abgefälscht im Tor unterbrachte. Und in der 25. Minute wurde Schipplock von Westermann, der die Kugel leichtfertig verloren hatte, im Strafraum gelegt und bekam den verdienten Elfer, den Salihovic in den rechten Torwinkel hämmerte.

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Bis zur Pause hielt Hoffenheim den HSV mit hoher Effizienz und solider Abwehrleistung gut in Schach. Danach war man sich seiner Sache vielleicht zu sicher und ließ für ein paar Minuten die Zügel schleifen. Zum Glück traf der HSV in dieser kurzen Zeitspanne nur den Querbalken. Die Hamburger Aufholjagd erfuhr allerdings schon in der 51. Minute einen empfindlichen Dämpfer: Johnson, von Salihovic auf die Reise geschickt, ging mit einem sehenswerten Solo von links durch den Hamburger Strafraum und schloss trocken ins lange Eck ab. Mit drei Toren Vorsprung war die Partie entschieden, die Zuschauer feierten ihre Mannschaft. Und bevor der HSV sich auch nur überlegen konnte, ob an diesem Nachmittag vielleicht doch noch etwas zu bewegen wäre, hatte Hoffenheim bereits wieder zugeschlagen. Vukcevic hatte in der 59. Minute einen schon verloren Ball zurückerobert und auf Schipplock weitergespielt, der aus halbrechter Position vom Strafraumeck her flach abzog und Drobny keine Chance ließ. Danach durfte Schipplock vom Feld; Braafheid kam und stiftete im neu zu ordnenden Mittelfeld anfangs etwas Verwirrung. Doch der HSV war nicht mehr imstande, sich wirkungsvoll nach vorn zu orientieren, und auch Hoffenheim tat jetzt nur noch das Nötigste. Währenddessen rollte eine La Ola nach der anderen durch die nicht ganz ausverkaufte WIRSOL Rhein-Neckar-Arena. Vermutlich hatten einige lieber das parallel laufende, die Meisterschaft vorentscheidende Spiel Dortmund-München im Fernseher angeschaut – und ein grandioses Fußballfest verpasst!

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TSG 1899 Hoffenheim Starke, Beck, Vestergaard, Compper, Johnson, Weis (85. Williams), Rudy, Vukcevic, Salihovic (79. Musona), Firmino, Schipplock (61. Braafheid)

HAMBURGER SV Drobny, Bruma, Mancienne, Westermann, Jansen, Jarolim, Kacar (70. Rincon), Sala (46. Töre), Ilicevic, Arslan (46. Petric), Berg

Zuschauer // 27.000 Tore // 1:0 Vestergaard (17.), 2:0 Salihovic (25. Foulelfmeter), 3:0 Johnson (51.), 4:0 Schipplock (59.) Schiedsrichter // Markus Wingenbach (Diez) Gelbe Karten // Schipplock, Weis, Ilicevic, Drobny, Rincon


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15. April 2012 // 31. Spieltag Bundesliga

SC Freiburg – TSG 1899 Hoffenheim | 0:0

Im Rahmen der üblichen Saisonvorbereitungen gegen Ende der noch laufenden Saison ergab sich, dass Hoffenheims langjähriger zweiter Torhüter Daniel Haas den Verein verlassen und Srdjan Lakic zum VfL Wolfsburg zurückkehren würde. Gleichzeitig kamen Spekulationen auf, dass Stuttgarts Ex-Kapitän Delpierre im Sommer ablösefrei nach Hoffenheim wechseln würde – was sich sehr bald schon als zutreffend herausstellte. Währenddessen unterschrieb Hoffenheims Sturm­talent Gyau seinen ersten Profivertrag bei der TSG.

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Auch die Bayern hatten sich am wiedererstarkten Freiburger SC schon die Zähne ausgebissen, genauso erging es nun Hoffenheim. Unter Trainer Streich hatte Freiburg in der Rückrunde erstklassige Leistungen gezeigt und viele Punkte geholt. In diesem Match konnten die Breisgauer den Klassenerhalt endgültig absichern – so wie Hoffenheim bei einem Sieg noch aus eigener Kraft in die Europa-LeaguePlätze gelangen konnte. Bei so viel angelegter Spannung war klar, dass die Partie vermutlich hinter den Erwartungen zurückbleiben würde.


Ryan Babel war wieder in den Kader berufen worden, saß aber noch auf der Bank, während Williams, der ExFreiburger, für den gelbgesperrten Weis auflief. Ansonsten war die Aufstellung so stabil, wie es unter Markus Babbel inzwischen üblich war. Ähnlich stabil gestaltete sich auch das Hoffenheimer Spiel. Nach einigen Irritationen zu Beginn, in denen Freiburg leicht überlegen wirkte, nahm die Sicherheit der Kraichgauer Aktionen zu, vermochte aber der Freiburger Lauf- und Kampfbereitschaft zunächst keine Probleme zu bereiten. Es dauerte bis zur 40. Minute, ehe Hoffenheim nach einigen guten, aber nie zwingenden Freiburger Torchancen die erste eigene, ganz große Torchance bekam: Beck war mit einem sehenswerten Pass von Salihovic im rechten Strafraum hoch angespielt worden, holte sich den Ball auf den linken Fuß und zog etwas zu kraftvoll und darum zu wenig

zielgenau ab, so dass der Schuss um zwei Handbreit am rechten Pfosten vorbeiflog. Die daraus resultierende Freiburger Verunsicherung konnte Hoffenheim in den wenigen Minuten bis zur Halbzeitpause nicht nutzen. Technisch war die Partie bisher kein Leckerbissen – und wurde es bis zum Schluss auch nicht. Kämpferisch bot sie jedoch viele interessante Aspekte. Leider fiel der kampfbetonten Linie des Spiels kurz nach dem Wiederanpfiff Roberto Firmino zum Opfer. Der 20-jährige Brasilianer, der im Verlauf der Saison und speziell unter Markus Babbel immer großartiger aufgespielt hatte, wurde in der 47. Minute im Freiburger Strafraum regelwidrig von den Beinen geholt, ohne dass auf Elfmeter entschieden wurde. Firmino setzte dem verlorenen Ball energisch nach und kam beim anschließenden Kampfgetümmel so unglücklich zu Fall, dass am rechten Knöchel zwei Außenbänder und das Syn-

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desmoseband rissen. Er musste mit der Trage abtransportiert werden und hatte für die nächsten acht Wochen von jeglicher sportlichen Betätigung Abstand zu halten. Für ihn kam Babel zum überraschend schnellen Comeback – und der Holländer schien aus der Verbannung aus dem Kader neuen Antrieb geschöpft zu haben. In einer ausgeglicheneren Partie als in der ersten Halbzeit unternahm Hoffenheim viel, um den ersehnten Sieg zu erreichen, lief sich aber in der massiven Doppelreihe der Freiburger Defensive Mal ums Mal fest. Kurz nacheinander hatten Compper und Babel dennoch die Führung auf dem Fuß bzw. dem Kopf. In der 68. Minute köpfte Compper nach schöner Flanke von Rudy aus fünf Metern vorbei, in der 70. Minute zog Babels Fernschuss aus 20 Metern nur knapp übers Freiburger Gehäuse. Danach rettete Starke vor Caligiuri, der in der 73. Minute auch noch den Pfosten traf. Und in der 84. Minute hatte Williams die Gelegenheit, seinen Ex-Klub in Rückstand zu bringen. Babel spielte ihn mit einer grandiosen Bogenlampe im Freiburger Strafraum frei, doch Williams verzog seinen Gewaltschuss, der am Außennetz landete. So blieb es beim letztlich gerechten, torlosen Unentschieden, der beiden badischen Teams zwar nicht entscheidend, aber doch ein bisschen weiterhalf.

SC FREIBURG Baumann, Schmid, Ginter, Diagne, Sorg, Makiadi, Flum, Guede (72. Reisinger), Daniel Caligiuri, Freis (87. Santini), Dembele (59. Rosenthal)

TSG 1899 Hoffenheim Starke, Beck, Vestergaard, Compper, Johnson, Williams, Rudy, Vukcevic, Salihovic, Firmino (49. Babel), Schipplock (78. Mlapa)

Zuschauer // 23.500 Tore // – Schiedsrichter // Deniz Aytekin (Oberasbach) Gelbe Karten // Dembele, Rudy

110 //  SAISONCHRONIK 2011/12


21. April 2012 // 32. Spieltag Bundesliga

TSG 1899 Hoffenheim – Bayer 04 Leverkusen | 0:1 Der Kader der nächsten Saison nahm Konturen an. In der Woche vor dem Spiel wurden die Verträge von Weis und Salihovic verlängert, die Verpflichtung von Delpierre aus Stuttgart und Schröck aus Fürth bekannt gegeben – und nach dem Spiel kamen erste Gerüchte auf, dass Tim Wiese von der Weser in den Kraichgau wechseln würde. Durch das wechselhafte Abschneiden der Konkurrenz hatte Hoffenheim immer noch Chancen auf die internationalen Ränge, besonders bei einem Sieg gegen den Mitkonkurrenten und Angstgegner aus Leverkusen, gegen den die TSG noch nie hatte gewinnen können. Da die Werkself in dieser Saison aber weit von ihrer üblichen Stärke entfernt und genau wie Hoffenheim zunächst auf Ballsicherung aus war, wirkte die Partie vor nicht ganz ausverkauftem Haus eine halbe Stunde lang wie ein Trainingsnachmittag. Ohne echten Drang nach vorn und frei von jeglichen Torraum­ szenen entwickelte sich eine bizarre, matte Szenerie, der Weis in der 30. Minute mit einem Abseitstreffer endlich ein Ende setzte. Hoffenheim wurde darauf stärker und hätte kurz vor der Halbzeit durch Salihovic und Weis die inzwischen verdiente Führung erzielen können.

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Auf Leverkusener Seite setzte sich das Sicherheitsdenken nach dem Wiederanpfiff fort. Tief gestaffelt wartete die Werkself auf Hoffenheimer Angriffe, die auch kamen. In der 51. Minute erarbeitete sich Schipplock am Leverkusener Strafraum den Ball und schoss nur knapp an Lenos Gehäuse vorbei. Drei Minuten später köpfte Babel ebenso knapp neben den linken Pfosten. Nach einer Stunde Spielzeit betrat Michael Ballack das Spielfeld und ersetzte den frisch genesenen Lars Bender, der im defensiven Konzept seiner Mannschaft nicht viel Spektakuläres hatte zuwege bringen können. Und so kam das Publikum in den besonderen Genuss, den einstmaligen Capitano, eine Legende des deutschen Fußballs, in der WIRSOL Rhein-Neckar-Arena auflaufen zu sehen. Ein, zwei gefährliche Fernschüsse und die gewohnt gute Ballverteilung bewiesen, dass Ballack immer noch gut in Form war.

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In den Minuten nach Ballacks Einwechslung scheiterte Weis nach grandiosem Zuspiel von Salihovic aus fünf Metern erneut am aufmerksamen Leno, wenig später Salihovic selbst mit einem Kopfball aus sechs Metern. Noch ein paar Mal kam die immer überlegener agierende TSG nun aussichtsreich nach vorn, ohne zu treffen; dann wurde die mangelnde Torausbeute bestraft. In der 79. Minute zog Schürrle von links in die Mitte und setzte, da er nicht angegriffen wurde, aus 20 Metern zu einem Bogenschuss an, der unhaltbar im oberen rechten Toreck einschlug. Wie aus dem Nichts lag die Werkself in Führung. Hoffenheim versuchte jetzt alles, wenigstens noch zum Remis wiederaufzuschließen – und erhielt in der 85. Minute einen Handelfmeter. Doch an diesem Tag sollte einfach nichts gelingen. Salihovic, der schon so viele Elfer in dieser Saison sicher verwandelt hatte, trat an und schoss ins


rechte untere Eck. Genau dorthin war aber auch Leno unterwegs und bekam noch die Hand an den Ball. In den letzten Minuten geschah nicht mehr viel. Und so nahm Leverkusen drei etwas glückliche Punkte mit nachhause und war sicher in Richtung Europa unterwegs. Die TSG jedoch, die den Ausfall von Firmino nicht gut verkraftet hatte, konnte am folgenden Spieltag bei einem Sieg gegen Nürnberg und danach gegen Hertha BSC immer noch eine letzte Chance auf die Euro-League wahren. Sejad Salihovic, der Unglücksschütze, sagte nach dem Spiel: „Die Niederlage ist bitter. Es tut mir für die Jungs sehr leid, dass ich ausgerechnet heute den Elfmeter nicht verwandelt habe. Vor allem, weil wir ein richtig gutes Spiel gemacht haben.“

TSG 1899 Hoffenheim Starke, Beck, Vestergaard, Compper, Johnson, Weis, Rudy, Vukcevic, Salihovic, Babel (67. Mlapa), Schipplock (81. Musona)

BAYER 04 LEVERKUSEN Leno, Corluka, Manuel Friedrich, Toprak, Kadlec, Castro, Lars Bender (59. Ballack), Barnetta, Ortega (83. Oczipka), Schürrle (89. Kohr), Kießling

Zuschauer // 28.150 Tore // 0:1 Schürrle (79.) Schiedsrichter // Dr. Felix Brych (München) Gelbe Karten // Beck

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28. April 2012 // 33. Spieltag Bundesliga

TSG 1899 Hoffenheim – 1. FC Nürnberg | 2:3

Musona ersetzte Tobi Weis in der Startaufstellung. Andreas Ibertsberger, der in dieser Saison lange verletzt war, durfte auf der Bank Platz nehmen und wurde vor dem Spiel neben Daniel Haas und Srdjan Lakic offiziell verabschiedet. 83 Ligaspiele, davon 68 in der 1. Bundesliga, hatte Ibertsberger für Hoffenheim absolviert. Vestergaard dagegen verlängerte seinen ohnedies noch zwei Jahre laufenden Vertrag um weitere zwei Jahre. Zehn Minuten lang war die Partie von frischem Hoffenheimer Angriffsfußball geprägt, dann klatschte Tom Starke einen Schuss von Didavi so ungeschickt zurück in die Mitte, dass Pekhart keinerlei Mühe hatte, die Nürnberger Führung zu erzielen. Im Gegenzug hätte Musona in der 12. Minute schon den Ausgleich erzielen können, schob den nach schöner Aktion von Babel geblockten Ball aber am Tor vorbei. Hoffenheim verlor nun immer mehr an Schwung, bis es Beck in der 22. Minute gelang, eine Rückgabe von Johnson im Strafraumgetümmel über die Linie zu drücken.

Danach erhöhte Hoffenheim weiter das Tempo, lief sich aber in den Reihen der tiefstehenden, gut den Raum verteidigenden Nürnberger immer wieder fest. Beim Ausweichen auf die Seiten gingen die etwas unkonzentriert geschlagenen Flanken regelmäßig ins Leere. So entstand nur selten Gefahr für Torhüter Schäfer, der allerdings in der 41. Minute per Glanztat einen aus kürzester Distanz abgegebenen Schuss von Schipplock parieren konnte. Kurz zuvor hatte Babel aussichtsreich im Strafraum den Ball verloren – als Sinnbild für viel vergebliche Mühe auf hohem Niveau. Wieder einmal reihten sich also die Chancen wie auf einer Perlenkette aneinander, ohne zu zählbarem Erfolg zu führen. Anders die Nürnberger, die mit Feulner in der 45. Minute zu einem Konter ansetzten, den Didavi aus fünf Metern abschloss. Starke hatte diesmal kaum eine Chance. In der 50. Minute konnte sich der TSG-Keeper auszeichnen, als er einen mächtigen Schuss von Bunjaku aus der

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Halbdistanz mit einem Reflex parierte. In der 63. Minute tat es ihm Schäfer auf der Gegenseite gleich, indem er einen Schuss von Vukcevic aus acht Metern entschärfte. Das Spiel wogte jetzt hin und her, Nürnberg hatte seine defensive Einstellung aufgegeben und drängte auf die Entscheidung. Und so stand erneut Tom Starke im Zentrum des Geschehens, als in der 72. Minute Pekhart nach unglücklichem Hoffenheimer Fehlpass am eigenen Strafraum an den Ball kam und von der Mitte her abzog. Wieder konnte Starke den Schuss nur ungeschickt abklatschen, zurück zu Pekhart, der im geschenkten zweiten Anlauf über Starke hinweg ins Tor köpfte. Hoffenheim war damit so gut wie geschlagen – trotz der Einwechslung von Lakic und Mlapa, die den folgenden Offensivbemühungen einstweilen wenig neuen Schwung zu bringen vermochten.

Heimspiel der Saison der Traum von Europa endgültig ausgeträumt war. Danach bedankte sich die Mannschaft mit einem DankeBanner an die Fans für die Unterstützung in der Saison.

TSG 1899 Hoffenheim Starke, Beck, Vestergaard, Compper, Johnson, Rudy, Salihovic, Vukcevic, Musona (69. Mlapa), Babel (87. Braafheid), Schipplock (77. Lakic)

1. FC NÜRNBERG Schäfer, Feulner, Nilsson, Wollscheid, Pinola, Balitsch, Simons, Chandler, Didavi (75. Wießmeier), Mak (25. Bunjaku), Pekhart (83. Hegeler)

Zuschauer // 30.150 (ausverkauft) Viel zu spät, erst in der 89. Minute, gelang es Mlapa, einen sehenswerten, langen Quer- und Steilpass auf den ebenfalls eingewechselten Braafheid zu spielen, der aus 15 Metern rechts unten einschoss. Nürnberg spulte die wenigen Sekunden bis zum Schlusspfiff aber souverän herunter, so dass mit dieser erneuten Heimniederlage im letzten

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Tore // 0:1 Pekhart (9.), 1:1 Beck (22.), 1:2 Didavi (45.), 1:3 Pekhart (71.), 2:3 Braafheid (88.) Schiedsrichter // Knut Kircher (Rottenburg) Gelbe Karten // Beck, Chandler


5. Mai 2012 // 34. Spieltag Bundesliga

Hertha BSC – TSG 1899 Hoffenheim | 3:1

Die Konstellation dieses letzten Spieltags der Saison ergab, dass Hoffenheim bei einem Sieg in Berlin den 1. FC Köln, der zuhause gegen die Bayern antrat, selbst im zu erwartenden Fall einer Heimniederlage den Relegationsplatz würde sichern können. Der Hertha half indes nur ein Sieg gegen die TSG. Ansonsten gab es noch eine kleine, sich nicht bestätigende Restunsicherheit, ob Nürnberg statt Hannover den begehrten siebten Platz erreichen würde, der diesmal zur Teilnahme am internationalen Geschäft berechtigte. Als Deutscher Meister stand Borussia Dortmund schon seit einigen Spieltagen fest. Die Schlagzeilen des Tages gingen darum aufseiten der TSG, die für sich selbst nichts mehr erreichen konnte, nur noch in Richtung der Kaderplanung. Und hier gab es neben der endgültig vereinbarten Verpflichtung von Tim Wiese auch noch den Zugang von Eren Derdiyok zu vermelden, der bei Leverkusen nicht angemessen zum Zuge gekommen war.

Das Olympiastadion bot die erwartete große HauptstadtKulisse, sogar 1000 Fans aus dem Kraichgau waren nach Berlin gereist. Was sie zu sehen bekamen, war ein Duell Kampf gegen Technik: Hertha BSC ackerte, wühlte, rannte und suchte die Zweikämpfe, 1899 Hoffenheim suchte die spielerische Linie und wollte mit filigranem Angriffsfußball reüssieren. In den ersten Minuten war bereits klar, wer dabei die Oberhand behalten würde. Das Plus an Motivation aufseiten der Hertha überwog. Mit etwas Glück erzielte Berlin denn auch schon in der 14. Minute den Führungstreffer. Ein Freistoß halbrechts von Ben-Hatira segelte aus ca. 30 Metern Entfernung an Freund und Feind und auch an Tom Starke vorbei ins Netz. Erst ganz allmählich fasste darauf auch Hoffenheim Fuß in diesem Spiel und kam, nachdem Berlin immer ruppiger zuwerke gegangen war und bereits zwei gelbe Karten kassiert hatte, in der 30. Minute durch Babel zur ersten echten Torchance: sein Schuss aus 17 Metern strich knapp neben Krafts Tor vorbei.

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In der 34. Minute ging Schipplock nach einem Pass von Salihovic steil, vertändelte aber, nachdem er Torhüter Kraft schon hatte aussteigen lassen – der nur vier Minuten später einen wuchtigen Kopfball von Vestergaard gerade noch über die Querlatte zu lenken vermochte. Kurz vor Ende der Halbzeit sah dann Babel die gelb-rote Karte, nachdem er von Kobiashvili in seinen Gegenspieler hineingestoßen worden war, wofür er das erste Gelb einfuhr. Als der nahe dabei stehende Kobiashvili gleich darauf wie vom Blitz getroffen umfiel, nachdem Babel sich aufgerichtet hatte und zum Zeichen seiner Unschuld die Arme ausbreitete, meinte Schiri Kinhöfer eine Tätlichkeit gesehen zu haben und entschied auf Gelb-Rot. Wie zum Ausgleich ließ er allerdings in der 45. Minute ein Foul von Compper an Lasogga im Strafraum ungesühnt.

Pause nicht mehr wirklich konkurrenzfähig, zumal Köln bald uneinholbar gegen die Bayern zurücklag. In der 57. Minute schoss Lasogga äußerst knapp an Starkes Tor vorbei, eine Minute später hielt Starke einen Fernschuss von Ronny. Nur zwei Minuten darauf kam das Aus für Lasogga: Kreuzbandriss infolge unglücklichen Aufkommens nach einem Luftkampf.

Zu zehnt war die Hoffenheimer technische Überlegenheit gegen bissig in die Zweikämpfe gehende Berliner nach der

Zuletzt wurde es ab der 85. Minute doch noch einmal spannend, als Compper nach Eckball den etwas schmei-

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Die Hertha zeigte sich davon jedoch nur kurz beeindruckt und rannte weiter, was die Lungen hergaben, während Hoffenheim sich aufs Nötigste beschränkte. In der 78. Minute konnte Ben-Hatira darum sein zweites Tor erzielen. Nach schöner, aber auch unbedrängter Kombination im Strafraum durch Ramos und Raffael brauchte er nur noch einzuschieben.


chelhaften Anschlusstreffer erzielte. Doch selbst mit Unterstützung durch Tom Starke im Angriff gelang Hoffenheim nicht mehr der Ausgleich, sondern Hertha nach Raffaels Solo übers halbe Spielfeld und einem Schuss ins leere Tor in der Nachspielzeit das 3:1.

HERTHA BSC Kraft, Janker (79. Rukavytsya), Niemeyer, Hubnik, Holland, Perdedaj (44. Ronny), Kobiaschwilli, Ebert, Ben-Hatira, Lasogga (61. Ramos), Raffael

TSG 1899 Hoffenheim Köln war abgestiegen, Hertha im letzten Moment auf den Relegationsplatz gelangt. 1899 Hoffenheim selbst hatte durch die dritte Niederlage in Folge wieder nur Platz 11 der Abschlusstabelle einnehmen können – zu wenig für Markus Babbel, der für die kommende Saison den Angriff auf die internationalen Plätze ausgab.

Starke, Beck, Vestergaard, Compper, Johnson, Kaiser (87. Musona), Rudy, Vukcevic, Salihovic (62. Mlapa), Babel, Schipplock (62. Braafheid)

Zuschauer // 51.837 Tore // 1:0 Ben-Hatira (14.), 2:0 Ben-Hatira (78.), 2:1 Compper (85.), 3:1 Raffael (90.+2) Schiedsrichter // Thorsten Kinhöfer (Herne) Gelbe Karten // Perdedaj, Lasogga, Kaiser, Mlapa GELB-ROTE KARTEN // Babel (42.)

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Spielplan 2011/12 // Hinrunde 1. Spieltag (r 21.01.2012) Hannover 96 – 1899 Hoffenheim 2 | 1 Borussia Dortmund – Hamburger SV 3 | 1 Werder Bremen – 1. FC Kaiserslautern 2 | 0 VfB Stuttgart – FC Schalke 04 3 | 0 1. FC Köln – VfL Wolfsburg 0 | 3 FC Augsburg – SC Freiburg 2 | 2 Hertha BSC – 1. FC Nürnberg 0 | 1  1. FSV Mainz 05 – Bayer Leverkusen 2 | 0 Bayern München – Bor. Mönchengladbach 0 | 1 2. Spieltag (r 28.01.2012) 1899 Hoffenheim – Borussia Dortmund 1 | 0 FC Schalke 04 – 1. FC Köln 5 | 1 Hamburger SV – Hertha BSC 2 | 2 1. FC Nürnberg – Hannover 96 1 | 2  SC Freiburg – 1. FSV Mainz 05 1 | 2 VfL Wolfsburg – Bayern München 0 | 1 Bor. Mönchengladbach – VfB Stuttgart 1 | 1 1. FC Kaiserslautern – FC Augsburg 1 | 1 Bayer Leverkusen – Werder Bremen 1 | 0  3. Spieltag (r 04.02.2012) FC Augsburg – 1899 Hoffenheim 0 | 2 Bor. Mönchengladbach – VfL Wolfsburg 4 | 1 Borussia Dortmund – 1. FC Nürnberg 2 | 0 Bayern München – Hamburger SV 5 | 0 Werder Bremen – SC Freiburg 5 | 3 VfB Stuttgart – Bayer Leverkusen 0 | 1 1. FC Köln – 1. FC Kaiserslautern 1 | 1 1. FSV Mainz 05 – FC Schalke 04 2 | 4 Hannover 96 – Hertha BSC 1 | 1 4. Spieltag (r 11.02.2012*) 1899 Hoffenheim – Werder Bremen 1 | 2 Hertha BSC – VfB Stuttgart 1 | 0 Hamburger SV – 1. FC Köln 3 | 4 1. FC Nürnberg – FC Augsburg 1 | 0 SC Freiburg – VfL Wolfsburg 3 | 0 1. FC Kaiserslautern – Bayern München 0 | 3 Bayer Leverkusen – Borussia Dortmund 0 | 0 Hannover 96 – 1. FSV Mainz 05 1 | 1 FC Schalke 04 – Bor. Mönchengladbach 1 | 0 5. Spieltag (r 18.01.2012) 1. FSV Mainz 05 – 1899 Hoffenheim 0 | 4 FC Augsburg – Bayer Leverkusen 1 | 4 Borussia Dortmund – Hertha BSC 1 | 2 Bayern München – SC Freiburg 7 | 0 VfB Stuttgart – Hannover 96 3 | 0 Bor. Mönchengladbach – 1. FC Kaiserslautern 1 | 0 Werder Bremen – Hamburger SV 2 | 0 1. FC Köln – 1. FC Nürnberg 1 | 2 VfL Wolfsburg – FC Schalke 04 2 | 1 6. Spieltag (r 25.02.2012) 1899 Hoffenheim – VfL Wolfsburg 3 | 1 SC Freiburg – VfB Stuttgart 1 | 2 Bayer Leverkusen – 1. FC Köln 1 | 4 Hamburger SV – Bor. Mönchengladbach 0 | 1 1. FC Nürnberg – Werder Bremen 1 | 1  Hertha BSC – FC Augsburg 2 | 2  1. FC Kaiserslautern – 1. FSV Mainz 05 3 | 1  FC Schalke 04 – Bayern München 0 | 2 Hannover 96 – Borussia Dortmund 2 | 1

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7. Spieltag (r 03.03.2012) 1. FC Köln – 1899 Hoffenheim 2 | 0 VfB Stuttgart – Hamburger SV 1 | 2  FC Schalke 04 – SC Freiburg 4 | 2 1. FSV Mainz 05 – Borussia Dortmund 1 | 2  VfL Wolfsburg – 1. FC Kaiserslautern 1 | 0 Bor. Mönchengladbach – 1. FC Nürnberg 1 | 0 FC Augsburg – Hannover 96 0 | 0 Bayern München – Bayer Leverkusen 3 | 0 Werder Bremen – Hertha BSC 2 | 1 8. Spieltag (r 10.03.2012*) 1899 Hoffenheim – Bayern München 0 | 0  1. FC Kaiserslautern – VfB Stuttgart 0 | 2 Borussia Dortmund – FC Augsburg 4 | 0 Bayer Leverkusen – VfL Wolfsburg 3 | 1 1. FC Nürnberg – 1. FSV Mainz 05 3 | 3  SC Freiburg – Bor. Mönchengladbach 1 | 0 Hertha BSC – 1. FC Köln 3 | 0  Hannover 96 – Werder Bremen 3 | 2  Hamburger SV – FC Schalke 04 1 | 2  9. Spieltag (r 17.03.2012*) VfB Stuttgart – 1899 Hoffenheim 2 | 0 Werder Bremen – Borussia Dortmund 0 | 2  Bayern München – Hertha BSC 4 | 0  1. FSV Mainz 05 – FC Augsburg 0 | 1  VfL Wolfsburg – 1. FC Nürnberg 2 | 1  Bor. Mönchengladbach – Bayer Leverkusen 2 | 2  FC Schalke 04 – 1. FC Kaiserslautern  1 | 2 SC Freiburg – Hamburger SV  1 | 2 1. FC Köln – Hannover 96  2 | 0 10. Spieltag (r 24.03.2012) 1899 Hoffenheim – Bor. Mönchengladbach 1 | 0 FC Augsburg – Werder Bremen 1 | 1 Borussia Dortmund – 1. FC Köln 5 | 0 1. FC Nürnberg – VfB Stuttgart 2 | 2  1. FC Kaiserslautern – SC Freiburg 1 | 0  Hertha BSC – 1. FSV Mainz 05 0 | 0 Hamburger SV – VfL Wolfsburg 1 | 1 Bayer Leverkusen – FC Schalke 04 0 | 1 Hannover 96 – Bayern München 2 | 1 11. Spieltag (r 31.03.2012) FC Schalke 04 – 1899 Hoffenheim 3 | 1 SC Freiburg – Bayer Leverkusen 0 | 1 Bayern München – 1. FC Nürnberg 4 | 0 VfB Stuttgart – Borussia Dortmund 1 | 1 VfL Wolfsburg – Hertha BSC 2 | 3 Bor. Mönchengladbach – Hannover 96 2 | 1 1. FSV Mainz 05 – Werder Bremen 1 | 3 1. FC Köln – FC Augsburg 3 | 0 Hamburger SV – 1. FC Kaiserslautern 1 | 1 12. Spieltag (r 07.04.2012) 1899 Hoffenheim – 1. FC Kaiserslautern 1 | 1 1. FSV Mainz 05 – VfB Stuttgart 3 | 1 Borussia Dortmund – VfL Wolfsburg 5 | 1 Werder Bremen – 1. FC Köln 3 | 2 1. FC Nürnberg – SC Freiburg 1 | 2 Hertha BSC – Bor. Mönchengladbach  1 | 2  Bayer Leverkusen – Hamburger SV 2 | 2 Hannover 96 – FC Schalke 04  2 | 2 FC Augsburg – Bayern München 1 | 2

13. Spieltag (r 10.04.2012) Hamburger SV – 1899 Hoffenheim 2 | 0  1. FC Kaiserslautern – Bayer Leverkusen 0 | 2 FC Schalke 04 – 1. FC Nürnberg 4 | 0 SC Freiburg – Hertha BSC 2 | 2 1. FC Köln – 1. FSV Mainz 05 - | -* VfL Wolfsburg – Hannover 96 4 | 1 Bor. Mönchengladbach – Werder Bremen 5 | 0  Bayern München – Borussia Dortmund  0 | 1 VfB Stuttgart – FC Augsburg 2 | 1  14. Spieltag (r 15.04.2012) 1899 Hoffenheim – SC Freiburg 1 | 1 Werder Bremen – VfB Stuttgart 2 | 0 Borussia Dortmund – FC Schalke 04 2 | 0  1. FC Nürnberg – 1. FC Kaiserslautern 1 | 0 FC Augsburg – VfL Wolfsburg 2 | 0 Hertha BSC – Bayer Leverkusen  3 | 3  Hannover 96 – Hamburger SV 1 | 1  1. FC Köln – Bor. Mönchengladbach  0 | 3  1. FSV Mainz 05 – Bayern München 3 | 2 15. Spieltag (r 21.04.2012) Bayer Leverkusen – 1899 Hoffenheim 2 | 0 Bayern München – Werder Bremen 4 | 1 SC Freiburg – Hannover 96 1 | 1 1. FC Kaiserslautern – Hertha BSC 1 | 1 VfL Wolfsburg – 1. FSV Mainz 05 2 | 2  Bor. Mönchengladbach – Borussia Dortmund 1 | 1 VfB Stuttgart – 1. FC Köln 2 | 2  Hamburger SV – 1. FC Nürnberg 2 | 0  FC Schalke 04 – FC Augsburg 3 | 1   16. Spieltag (r 28.04.2012) 1. FC Nürnberg – 1899 Hoffenheim 0 | 2 Hertha BSC – FC Schalke 04 1 | 2 Werder Bremen – VfL Wolfsburg 4 | 1  1. FSV Mainz 05 – Hamburger SV 0 | 0 1. FC Köln – SC Freiburg 4 | 0 FC Augsburg – Bor. Mönchengladbach 1 | 0 Hannover 96 – Bayer Leverkusen 0 | 0  Borussia Dortmund – 1. FC Kaiserslautern 1 | 1  VfB Stuttgart – Bayern München 1 | 2  17. Spieltag (r 05.05.2012) 1899 Hoffenheim – Hertha BSC 1 | 1 Bayern München – 1. FC Köln 3 | 0 Bayer Leverkusen – 1. FC Nürnberg 0 | 3 Hamburger SV – FC Augsburg 1 | 1 SC Freiburg – Borussia Dortmund 1 | 4 VfL Wolfsburg – VfB Stuttgart 1 | 0 FC Schalke 04 – Werder Bremen 5 | 0 1. FC Kaiserslautern – Hannover 96 1 | 1 Bor. Mönchengladbach – 1. FSV Mainz 05 1 | 0


// Rückrunde 18. Spieltag

24. Spieltag

1899 Hoffenheim – Hannover 96 Bor. Mönchengladbach – Bayern München FC Schalke 04 – VfB Stuttgart VfL Wolfsburg – 1. FC Köln SC Freiburg – FC Augsburg 1. FC Nürnberg – Hertha BSC 1. FC Kaiserslautern – Werder Bremen Hamburger SV – Borussia Dortmund Bayer Leverkusen – 1. FSV Mainz 05 19. Spieltag

0 | 0 3 | 1 3 | 1 1 | 0 1 | 0 0 | 0  0 | 0  1 | 5  3 | 2

1899 Hoffenheim Bayer Leverkusen SC Freiburg Hertha BSC Hamburger SV 1. FC Kaiserslautern Hannover 96 Borussia Dortmund 1. FC Nürnberg 25. Spieltag

Borussia Dortmund Hannover 96 Werder Bremen Hertha BSC FC Augsburg Bayern München 1. FC Köln 1. FSV Mainz 05 VfB Stuttgart 20. Spieltag

– 1899 Hoffenheim – 1. FC Nürnberg – Bayer Leverkusen – Hamburger SV – 1. FC Kaiserslautern – VfL Wolfsburg – FC Schalke 04 – SC Freiburg – Bor. Mönchengladbach

3 | 1 1 | 0 1 | 1 1| 2 2 | 2 2 | 0 1 | 4 3 | 1 0 | 3

1899 Hoffenheim 1. FC Nürnberg Hertha BSC FC Schalke 04 Bayer Leverkusen VfL Wolfsburg Hamburger SV SC Freiburg 1. FC Kaiserslautern 21. Spieltag

– FC Augsburg 2 | 2 – Borussia Dortmund 0 | 2 – Hannover 96 0 | 1 – 1. FSV Mainz 05 1 | 1 – VfB Stuttgart 2 | 2 – Bor. Mönchengladbach 0 | 0  – Bayern München 1 | 1 – Werder Bremen  2 | 2 – 1. FC Köln 0 | 1

30. Spieltag – 1. FC Köln – Bayern München – FC Schalke 04 – Werder Bremen – VfB Stuttgart – VfL Wolfsburg – FC Augsburg – 1. FSV Mainz 05 – Bor. Mönchengladbach

1 | 1 2 | 0 2 | 1 1 | 0 0 | 4 0 | 0 2 | 2 2 | 1 1 | 1

1899 Hoffenheim – Hamburger SV Hertha BSC – SC Freiburg FC Augsburg – VfB Stuttgart 1. FSV Mainz 05 – 1. FC Köln Werder Bremen – Bor. Mönchengladbach Borussia Dortmund – Bayern München 1. FC Nürnberg – FC Schalke 04 Bayer Leverkusen – 1. FC Kaiserslautern Hannover 96 – VfL Wolfsburg 31. Spieltag

4 | 0 1 | 2 1 | 3 4 | 0 2 | 2 1 | 0 4 | 1 3 | 1 2 | 0

Bayern München – 1899 Hoffenheim 7 | 1 VfB Stuttgart – 1. FC Kaiserslautern  0 | 0 VfL Wolfsburg – Bayer Leverkusen  3 | 2 1. FSV Mainz 05 – 1. FC Nürnberg 2 | 1 Bor. Mönchengladbach – SC Freiburg 0 | 0 1. FC Köln – Hertha BSC 1 | 0 FC Augsburg – Borussia Dortmund 0 | 0 Werder Bremen – Hannover 96 3 | 0 FC Schalke 04 – Hamburger SV 3 | 1 26. Spieltag 1899 Hoffenheim – VfB Stuttgart 1 | 2 Borussia Dortmund – Werder Bremen 1 | 0 FC Augsburg – 1. FSV Mainz 05 2 | 1 Hamburger SV – SC Freiburg 1 | 3 1. FC Nürnberg – VfL Wolfsburg 1 | 3 Bayer Leverkusen – Bor. Mönchengladbach 1 | 2 Hertha BSC – Bayern München 0 | 6 1. FC Kaiserslautern – FC Schalke 04 1 | 4 Hannover 96 – 1. FC Köln 4 | 1 27. Spieltag

SC Freiburg – 1899 Hoffenheim VfB Stuttgart – Werder Bremen FC Schalke 04 – Borussia Dortmund Hamburger SV – Hannover 96 1. FC Kaiserslautern – 1. FC Nürnberg VfL Wolfsburg – FC Augsburg Bayer Leverkusen – Hertha BSC Bayern München – 1. FSV Mainz 05 Bor. Mönchengladbach – 1. FC Köln 32. Spieltag

0 | 0 4 | 1 1 | 2 1 | 0 0 | 2 1 | 2 3 | 3 0 | 0 3 | 0

1899 Hoffenheim – Bayer Leverkusen 1. FSV Mainz 05 – VfL Wolfsburg Werder Bremen – Bayern München 1. FC Nürnberg – Hamburger SV Hertha BSC – 1. FC Kaiserslautern 1. FC Köln – VfB Stuttgart Borussia Dortmund – Bor. Mönchengladbach FC Augsburg – FC Schalke 04 Hannover 96 – SC Freiburg 33. Spieltag

0 | 1 0 | 0 1 | 2 1 | 1 1 | 2 1 | 1 2 | 0 1 | 1 0 | 0

Werder Bremen – 1899 Hoffenheim 1 | 1 VfL Wolfsburg – SC Freiburg 3 | 2 Borussia Dortmund – Bayer Leverkusen 1 | 0 1. FSV Mainz 05 – Hannover 96 1 | 1 Bayern München – 1. FC Kaiserslautern 2 | 0 VfB Stuttgart – Hertha BSC  5 | 0 Bor. Mönchengladbach – FC Schalke 04 3 | 0  FC Augsburg – 1. FC Nürnberg 0 | 0  1. FC Köln – Hamburger SV  0 | 1 22. Spieltag 1899 Hoffenheim – 1. FSV Mainz 05 1 | 1 Hertha BSC – Borussia Dortmund 0 | 1 Hamburger SV – Werder Bremen 1 | 3 1. FC Nürnberg – 1. FC Köln 2 | 1 1. FC Kaiserslautern – Bor. Mönchengladbach 1 | 2 Bayer Leverkusen – FC Augsburg 4 | 1 SC Freiburg – Bayern München 0 | 0 FC Schalke 04 – VfL Wolfsburg 4 | 0 Hannover 96 – VfB Stuttgart 4 | 2 23. Spieltag

Bor. Mönchengladbach – 1899 Hoffenheim VfL Wolfsburg – Hamburger SV Bayern München – Hannover 96 SC Freiburg – 1. FC Kaiserslautern Werder Bremen – FC Augsburg 1. FSV Mainz 05 – Hertha BSC FC Schalke 04 – Bayer Leverkusen VfB Stuttgart – 1. FC Nürnberg 1. FC Köln – Borussia Dortmund 28. Spieltag

1 | 2 2 | 1 2 | 1 2 | 0 1 | 1 1 | 3 2 | 0 1 | 0  1 | 6

1899 Hoffenheim – 1. FC Nürnberg 1. FC Kaiserslautern – Borussia Dortmund VfL Wolfsburg – Werder Bremen Bayer Leverkusen – Hannover 96 Hamburger SV – 1. FSV Mainz 05 Bayern München – VfB Stuttgart SC Freiburg – 1. FC Köln Bor. Mönchengladbach – FC Augsburg FC Schalke 04 – Hertha BSC 34. Spieltag

2 | 3 2 | 5 3 | 1 1 | 0 0 | 0 2 | 0 4 | 1 0 | 0 4 | 0

1899 Hoffenheim – FC Schalke 04 Borussia Dortmund – VfB Stuttgart 1. FC Nürnberg – Bayern München 1. FC Kaiserslautern – Hamburger SV Werder Bremen – 1. FSV Mainz 05 Bayer Leverkusen – SC Freiburg FC Augsburg – 1. FC Köln Hertha BSC – VfL Wolfsburg Hannover 96 – Bor. Mönchengladbach 29. Spieltag

1 | 1 4 | 4 0 | 1 0 | 1 0 | 3 0 | 2 2 | 1 1 | 4 2 | 1

Hertha BSC 1. FC Nürnberg 1. FC Köln Werder Bremen FC Augsburg Borussia Dortmund Hannover 96 VfB Stuttgart 1. FSV Mainz 05

3 | 1 1 | 4 1 | 4 2 | 3 1 | 0 4 | 0 2 | 1 3 | 2 0 | 3

VfL Wolfsburg – 1899 Hoffenheim 1 | 2 Bor. Mönchengladbach – Hamburger SV  1 | 1 1. FC Köln – Bayer Leverkusen 0 | 2 VfB Stuttgart – SC Freiburg 4 | 1 1. FSV Mainz 05 – 1. FC Kaiserslautern 4 | 0 FC Augsburg – Hertha BSC 3 | 0 Werder Bremen – 1. FC Nürnberg 0 | 1 Bayern München – FC Schalke 04 2 | 0 Borussia Dortmund – Hannover 96 3 | 1

1. FC Kaiserslautern – 1899 Hoffenheim VfL Wolfsburg – Borussia Dortmund 1. FC Köln – Werder Bremen VfB Stuttgart – 1. FSV Mainz 05 SC Freiburg – 1. FC Nürnberg Bayern München – FC Augsburg Bor. Mönchengladbach – Hertha BSC FC Schalke 04 – Hannover 96 Hamburger SV – Bayer Leverkusen

1 | 2 1 | 3 1 | 1 4 | 1 2 | 2 2 | 1 0 | 0 3 | 0 1 | 1

– 1899 Hoffenheim – Bayer Leverkusen – Bayern München – FC Schalke 04 – Hamburger SV – SC Freiburg – 1. FC Kaiserslautern – VfL Wolfsburg – Bor. Mönchengladbach

121


Verteidigung

TOR

Statistik 2011/12

Nr.

Name

1 30 33 2 3 4 5 16 25 26 28 29

Daniel Haas Koen Casteels Tom Starke Andreas Beck Matthias Jaissle Stefan Thesker Marvin Compper Fabian Johnson Isaac Vorsah Andreas Ibertsberger Edson Braafheid Jannik Vestergaard Kevin Conrad Manuel Gulde Sebastian Rudy Boris Vukcevic Gylfi Sigurdsson* Daniel Williams Tobias Weis Dominik Kaiser Roberto Firmino Sejad Salihovic Sandro Wieser Tobias Strobl Joseph–Claude Gyau Knowledge Musona Vedad Ibisevic* Sven Schipplock Ryan Babel Peniel Mlapa Prince Tagoe* Chinedu Obasi* Denis Thomalla Srdjan Lakic

Mittelfeld

35

37 6 7 11 13 17 21 22 23 27 31 32 8

Angriff

9

9 10 15 18 19

34 39

P

Verein

SP

G

U

V

T

TD

P

1.

Borussia Dortmund

34

25

6

3

80:25

+55

81

2.

FC Bayern München

34

23

4

7

77:22

+55

73

3.

FC Schalke 04

34

20

4

10

74:44

+30

64

4.

Borussia M’gladbach

34

17

9

8

49:24

+25

60

5.

Bayer 04 Leverkusen

34

15

9

10

52:44

+8

54

6.

VfB Stuttgart

34

15

8

11

63:46

+17

53

7.

Hannover 96

34

12

12

10

41:45

-4

48

8.

VfL Wolfsburg

34

13

5

16

47:60

-13

44

9.

Werder Bremen

34

11

9

14

49:58

-9

42

10.

1. FC Nürnberg

34

12

6

16

38:49

-11

42

11.

1899 Hoffenheim

34

10

11

13

41:47

-6

41

12.

Sport-Club Freiburg

34

10

10

14

45:61

-16

40

13.

1. FSV Mainz 05

34

9

12

13

47:51

-4

39

14.

FC Augsburg

34

8

14

12

36:49

-13

38

15.

Hamburger SV

34

8

12

14

35:57

-22

36

16.

Hertha BSC

34

7

10

17

38:64

-26

31

17.

1. FC Köln

34

8

6

20

39:75

-36

30

18.

1. FC Kaiserslautern

34

4

11

19

24:54

-30

23

BL–Einsätze Spielminuten

1 – 33 31 – – 30 29 21 1 21 23 – – 28 18 7 24 13 9 30 23 1 1 – 16 11 20 31 24 2 14 – 8

90 – 2970 2790 – – 2701 2342 1722 71 1452 1766 – – 2339 1333 577 1578 951 471 2187 1808 28 7 – 373 755 713 2446 1022 4 870 – 425

Eingew.

Ausgew.

Vorlagen

Tore

– – – – – – – 2 1 – 5 4 – – 1 4 – 7 2 4 4 2 1 1 – 14 3 13 3 14 2 4 – 3

– – – – – – – 8 2 1 2 – – – 7 2 4 3 5 2 17 7 – – – 2 2 7 7 7 – 5 – 3

– – – 1 – – – 8 – – 4 – – – 2 3 1 1 1 – 3 4 – – – 2 – 3 3 1 – 1 – –

– – – 1 – – 2 2 – – 1 2 – – – 2 – – – – 7 9 – – – – 5 2 4 1 – – – –

– – – 13 – – 5 – 2 1 1 3 – – 6 1 – 5 5 1 4 8 – – – 2 3 1 5 2 – 3 – –

– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – 1 – – – – –

– – – – – – 1 – 1 – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

*während der Saison gewechselt

122 //  SAISONCHRONIK 2011/12


Kurz notiert Die TSG 1899 Hoffenheim in der Saison 2011-12 …

Bemerkenswerte Spielerdaten der Saison 2011-12 …

// Das jüngste Team der Liga (24,3 Jahre im Schnitt)

// V edad Ibisevic traf als effektivster Stürmer in der Hinrunde mit jedem fünften Torschuss

// D ie meisten Torschüsse in der Schlussviertelstunde Minute

0-15

16-30

31-45

46-60

61-75

76-90

Tore

5

11

6

5

6

8

Torschüsse

60

69

85

79

70

101

// m it sechs Auswärtssiegen so viele wie nie zuvor in der Bundesliga // e ine von nur vier Mannschaften, die in Halbzeit eins mehr Tore erzielten (22) als nach dem Seitenwechsel (19) // 2 23 Weitschüsse stellen den Ligahöchstwert dar - dazu kommen 241 Torschüsse innerhalb des Strafraums

// J annik Vestergaard hatte die meisten Kopfballchancen nach Standards (10) gefolgt von Isaac Vorsah, Roberto Firmino und Ibisevic mit jeweils sieben // S ven Schipplock präsentierte sich als laufstarker Stürmer (im Schnitt 11,3 Kilometer) // R yan Babel gab die meisten Torschüsse ab (68), 58 davon mit dem rechten Fuß // R oberto Firmino war an den meisten Torschüssen beteiligt: 61 Mal zog er selbst ab (33 Mal im Strafraum, 28 Mal von außerhalb), dazu kommen 56 Torschussvorlagen

// T orgefährlichste Abwehrreihe in der Rückrunde mit fünf Treffern

// D er laufstarke Brasilianer (12,1 Kilometer pro Spiel) zeigte sich sehr vielseitig im Abschluss (34 Rechts-, 20 Linksschüsse sowie 7 Kopfbälle)

// F ünf Mal gelang es in der Rückrunde durch geschicktes Pressing einen gegnerischen Ballverlust zu erzwingen und innerhalb von zehn Sekunden zum Torerfolg zu nutzen

// S ejad Salihovic hatte mit Abstand die meisten Ballkontakte (81 pro 90 Minuten)

// Ü berdurchschnittlich oft (91 Mal) agierte die TSG mit Doppelpässen

// N eun Saisontore des Bosniers sind der Top-Wert der TSG und persönlicher Saisonrekord – neun seiner 13 Scorerpunkte (Bestwert) resultierten aus ruhenden Bällen

// D ie Fehlpassquote konnte im Vergleich zur Vorsaison (24%) auf 20% verbessert werden

// Tobias Weis hatte die geringste Fehlpassquote der TSG (13%)

// N ach Bayern München die zweitmeisten Strafstöße – Salihovic verwandelte sieben von acht, Babel war ein Mal erfolgreich vom Punkt // L igaweit die zweitmeisten offensiven Dribbling-Zweikämpfe (1194) // 6 6% aller Tore wurden über die Außenbahnen eingeleitet – zweithöchster Wert der Liga nach Werder Bremen

// D aniel Williams holte viele Freistöße heraus – wurde im Schnitt alle 32 Minuten gefoult // F abian Johnson gab die meisten Torvorlagen (8) – zwei Mal assistierte er per Pass, drei Elfer holte er heraus und mit seinen lediglich 25 Flanken legte er zwei weitere Treffer auf // E dson Braafheid war der dribbelstärkste Außenverteidiger (47% Erfolgsquote) // A ndreas Beck hatte pro Spiel die zweitmeisten Ballkontakte (69) nach Salihovic (81) // Tom Starke schlug die meisten langen Pässe (222)

12 Tore 101 TS

6 Tore 111 TS

8 Tore 103 TS

15 Tore 148 TS

// V estergaard erwies sich als kopfballstärkster Abwehrspieler, gewann 70% seiner defensiven Kopfballduelle; Vorsah erreichte ebenfalls überdurchschnittliche Werte (65%) // M arvin Compper und Vorsah erreichten gute Zweikampfwerte am Boden (67% bzw. 64%)

// E inzig der VfB Stuttgart legt mehr Sprints in der Vorwärts- und Rückwärtsbewegung hin als die TSG (179)

// A uch Braafheid und Johnson gewannen jeweils über 60% ihrer defensiven Bodenduelle // V on den Mittelfeldspielern erreichte Boris Vukcevic die beste Zweikampfbilanz im Spiel gegen den Ball (55%) // W illiams fing von den Mittelfeldspieler die meisten Zuspiele ab (alle acht Minuten), Sebastian Rudy alle elf Minuten

123


SpielStatistik 2011/12 ST

BEGEGNUNG

P

TSV Germania Windeck – 1899 Hoffenheim

1:3 (1:0)

2.588

Starke

Beck

Vorsah

Compper

Braafheid

Salihovic

P

1899 Hoffenheim – 1. FC Köln

2:1 (1:1)

16.000

Haas

Beck

Vestergaard

Compper

Braafheid

Kaiser

P

1899 Hoffenheim – FC Augsburg

2:1 (1:1)

10.375

Starke

Beck

Vorsah

Vestergaard

Johnson

Rudy

P

1899 Hoffenheim ­– SpVgg Greuther Fürth

0:1 (0:1)

14.000

Starke

Beck

Vestergaard

Compper

Braafheid

Williams

1

Hannover 96 – 1899 Hoffenheim

2:1 (2:1)

40.315

Starke

Beck

Vorsah

Compper

Braafheid

Rudy

2

1899 Hoffenheim – Borussia Dortmund

1:0 (1:0)

30.150

Starke

Beck

Vorsah

Compper

Braafheid

Rudy

3

FC Augsburg – 1899 Hoffenheim

0:2 (0:1)

30.004

Starke

Beck

Vorsah

Compper

Braafheid

Rudy

4

1899 Hoffenheim – Werder Bremen

1:2 (1:1)

28.750

Starke

Beck

Vorsah

Compper

Braafheid

Rudy

5

1. FSV Mainz 05 – 1899 Hoffenheim

0:4 (0:2)

31.500

Starke

Beck

Vorsah

Compper

Braafheid

Rudy

6

1899 Hoffenheim – VfL Wolfsburg

3:1 (2:0)

26.850

Starke

Beck

Vorsah

Compper

Braafheid

Rudy

7

1. FC Köln – 1899 Hoffenheim

2:0 (1:0)

45.500

Starke

Beck

Vorsah

Compper

Braafheid

Rudy

8

1899 Hoffenheim – FC Bayern München

0:0 (0:0)

30.150

Starke

Beck

Vorsah

Compper

Braafheid

Rudy

9

VfB Stuttgart – 1899 Hoffenheim

2:0 (0:0)

55.000

Starke

Beck

Vorsah

Compper

Braafheid

Kaiser

10

1899 Hoffenheim – Borussia M‘gladbach

1:0 (0:0)

30.150

Haas

Beck

Vorsah

Compper

Braafheid

Williams

11

FC Schalke 04 – 1899 Hoffenheim

3:1 (1:0)

60.384

Starke

Beck

Vorsah

Compper

Braafheid

Williams

12

1899 Hoffenheim – 1. FC Kaiserslautern

1:1 (1:0)

30.150

Starke

Ibertsberger

Vorsah

Compper

Braafheid

Rudy

13

Hamburger SV – 1899 Hoffenheim

2:0 (1:0)

46.237

Starke

Beck

Vestergaard

Compper

Braafheid

Rudy

14

1899 Hoffenheim – SC Freiburg

1:1 (1:0)

28.250

Starke

Johnson

Vorsah

Vestergaard

Compper

Williams

15

Bayer Leverkusen – 1899 Hoffenheim

2:0 (1:0)

25.948

Starke

Beck

Vorsah

Vestergaard

Compper

Williams

16

1. FC Nürnberg – 1899 Hoffenheim

0:2 (0:1)

35.389

Starke

Beck

Vorsah

Compper

Johnson

Rudy

17

1899 Hoffenheim – Hertha BSC

1:1 (1:0)

25.550

Starke

Beck

Vorsah

Vestergaard

Johnson

Rudy

18

1899 Hoffenheim – Hannover 96

0:0 (0:0)

24.800

Starke

Beck

Williams

Vestergaard

Braafheid

Rudy

19

Borussia Dortmund – 1899 Hoffenheim

3:1 (2:0)

80.500

Starke

Beck

Williams

Vestergaard

Braafheid

Rudy

20

1899 Hoffenheim – FC Augsburg

2:2 (1:1)

22.500

Starke

Beck

Vestergaard

Compper

Johnson

Salihovic    (51.)

21

Werder Bremen – 1899 Hoffenheim

1:1 (0:1)

39.176

Starke

Beck

Vestergaard

(4.) Compper

Johnson

Rudy

22

1899 Hoffenheim – 1. FSV Mainz 05

1:1 (1:1)

24.300

Starke

Beck

Vestergaard

Compper

Johnson

Rudy

23

VfL Wolfsburg – 1899 Hoffenheim

1:2 (0:1)

23.921

Starke

Beck

Vestergaard

Compper

Johnson

Rudy

24

1899 Hoffenheim – 1. FC Köln

1:1 (1:0)

29.250

Starke

Beck

Vestergaard

Compper

(33.) Johnson

Rudy

25

FC Bayern München – 1899 Hoffenheim

7:1 (5:0)

69.000

Starke

Williams

Vestergaard

Compper

Braafheid

Vorsah

26

1899 Hoffenheim – VfB Stuttgart

1:2 (0:2)

30.150

Starke

Beck

Vestergaard

Compper

Johnson

Rudy

27

Borussia M‘gladbach – 1899 Hoffenheim

1:2 (1:0)

52.796

Starke

Beck

Vorsah

Compper

Johnson

Weis

28

1899 Hoffenheim – FC Schalke 04

1:1 (1:0)

30.150

Starke

Beck

Vorsah

Vestergaard

Johnson

Weis

29

1. FC Kaiserslautern – 1899 Hoffenheim

1:2 (0:1)

40.296

Starke

Beck

Vorsah

Compper

Johnson

Weis

30

1899 Hoffenheim – Hamburger SV

4:0 (2:0)

27.000

Starke

Beck

Vestergaard

Compper

Johnson

31

SC Freiburg – 1899 Hoffenheim

0:0 (0:0)

23.500

Starke

Beck

Vestergaard

Compper

Johnson

Williams

32

1899 Hoffenheim – Bayer Leverkusen

0:1 (0:0)

28.150

Starke

Beck

Vestergaard

Compper

Johnson

Rudy

33

1899 Hoffenheim - 1. FC Nürnberg

2:3 (1:2)

30.150

Starke

Beck

Vestergaard

Compper

Johnson

Rudy

34

Hertha BSC – 1899 Hoffenheim

3:1 (1:0)

51.837

Starke

Beck

Vestergaard

Compper

(85.) Johnson

Rudy

124 //  SAISONCHRONIK 2011/12

ERGEBNIS

ZUSCHAUER AUFSTELLUNG

(22.)

(17.)

(51.)

Weis


EINWECHSLUNG 1

EINWECHSLUNG 2

EINWECHSLUNG 3

Weis

Firmino

Babel

Mlapa

Schipplock

46. Obasi / Mlapa

69. Tagoe / Schipplock

84. Johnson / Salihovic

Williams

Obasi

Babel

Musona

Schipplock

70. Mlapa / Babel

83. Johnson / Musona

90. Ibertsberger / Schipplock

Salihovic

Mlapa

Firmino

Babel

Ibisevic

67. Vukcevic / Babel

83. Williams / Mlapa

88. Schipplock / Ibisevic

Strobl

Johnson

Firmino

Mlapa

Lakic

64. Babel / Mlapa

79. Gyau / Johnson

83. Salihovic / Strobl

Obasi

Johnson

Babel

Mlapa

63. Schipplock / Babel

67. Firmino / Salihovic

90. Tagoe / Johnson

(9.) Johnson

Firmino

Obasi

Babel

62. Mlapa

69. Schipplock / Firmino

81. Kaiser / Johnson

Johnson

Firmino

Obasi

Babel

63. Mlapa / Obasi

77. Kaiser / Johnson

88. Vestergaard / Firmino

Salihovic

Johnson

Firmino

Obasi

Babel

79. Mlapa / Braafheid

80. Schipplock / Firmino

86. Tagoe / Rudy

Kaiser

Babel

(45./74.)

Johnson

Mlapa

Firmino

57. Williams / Mlapa

73. Obasi / Johnson

82. Schipplock / Babel

Kaiser

Babel

(20.)

Firmino

Sigurdsson

59. Mlapa /Obasi

63. Musona / Sigurdsson

86. Williams / Firmino

Kaiser

Mlapa

Sigurdsson

Firmino

Babel

55. Obasi / Mlapa

68. Musona / Kaiser

76. Schipplock / Firmino

Williams

Obasi

Sigurdsson

Firmino

Babel

69. Kaiser / Williams

73. Musona

85. Schipplock / Sigurdsson

Williams

Firmino

Sigurdsson

Obasi

Babel

62. Ibisevic / Williams

69. Musona / Obasi

80. Schipplock / Firmino

Firmino

Johnson

Sigurdsson

Babel

Ibisevic

(56.)

68. Musona / Johnson

77. Obasi / Firmino

88. Vestergaard / Ibisevic

Obasi

Firmino

Sigurdsson

Babel

Ibisevic

(63.)

79. Johnson / Sigurdsson

85. Schipplock / Firmino

Salihovic

Johnson

Babel

Obasi

Ibisevic

59. Williams / Obasi

71. Firmino

Weis

Johnson

Salihovic

Babel

Ibisevic

30. Mlapa / Braafheid

68. Firmino / Rudy

84. Musona / Weis

Salihovic

Mlapa

Firmino

Obasi

Babel

65. Rudy / Mlapa

77. Vukcevic / Obasi

84. Ibisevic / Firmino

Johnson

Mlapa

Sigurdsson

Salihovic

Babel

59. Musona / Johnson

73. Ibisevic / Mlapa

80. Schipplock / Sigurdsson

Salihovic

Mlapa

Firmino

Babel

Ibisevic

75. Vukcevic / Ibisevic

84. Weis / Babel

Salihovic

(21.) Mlapa

Firmino

Babel

Ibisevic

60. Vukcevic / Mlapa

60. Musona

66. Williams / Salihovic

Salihovic

Mlapa

Firmino

Babel

Ibisevic

66. Johnson / Mlapa

85. Musona / Salihovic

Salihovic

Weis

Johnson

Firmino

Babel

77. Mlapa / Johnson

80. Musona / Rudy

Williams

Firmino

Babel

Mlapa

Musona

71. Weis / Salihovic

71. Vukcevic / Musona

75. Lakic / Mlapa

Williams

Weis

Firmino

Vukcevic

Lakic

71. Musona / Weis

80. Mlapa / Lakic

83. Strobl / Rudy

Williams

Weis

Firmino

Vukcevic

Lakic

59. Babel / Weis

72. Braafheid / Johnson

78. Salihovic

Williams

Firmino  (2.)

Babel

Vukcevic

Lakic

73. Schipplock

85. Braafheid / Rudy

89. Vorsah / Vukcevic

Weis

Firmino

Babel

Vukcevic

Lakic

59. Schipplock / Lakic

72. Mlapa / Firmino

Weis

Rudy

Babel

Vukcevic

Firmino

62. Wieser / Firmino

87. Kaiser / Vukcevic

Williams

Firmino

Babel

Vukcevic

Mlapa

46. Salihovic

(74.) / Rudy

73. Schipplock / Firmino

Williams

Rudy

Salihovic

Vukcevic

Babel

58. Firmino

(77.) / Williams

69. Schipplock / Babel

Rudy

Firmino

Salihovic

Schipplock

72. Mlapa / Schipplock

81. Williams / Firmino

Williams

Firmino

Salihovic

Schipplock

46. Vestergaard / Vorsah

69. Babel / Firmino

85. Lakic / Schipplock

Rudy

Firmino

Salihovic

Vukcevic

Schipplock (59.)

61. Braafheid / Schipplock

79. Musona / Salihovic

85. Williams / Weis

Rudy

Firmino

Salihovic

Vukcevic

Schipplock

49. Babel / Firmino

78. Mlapa / Schipplock

Weis

Babel

Salihovic

Vukcevic

Schipplock

67. Mlapa / Babel

81. Musona / Schipplock

Musona

Babel

Salihovic

Vukcevic

Schipplock

70. Mlapa / Musona

77. Lakic / Schipplock

86. Braafheid

Kaiser

Babel

Salihovic

Vukcevic

Schipplock

62. Mlapa / Salihovic

62. Braafheid / Schipplock

87. Musona / Kaiser

Salihovic Salihovic Salihovic

(18.)

(75.)

(37.)

(24./85.) Obasi

(24.)

(63.)

(30.)

(79.)

Vukcevic

(26.) Vukcevic (25.)

(38.)

(71.)

(5.)

(16.)

(33.)

/ Salihovic

(39./56.) 66. Williams / Rudy

(84.) / Lakic

/ Firmino

/ Ibertsberger

/ Babel

/ Firmino

87. Mlapa / Weis

82. Vestergaard / Vorsah

(88.) / Babel

125


Fieberkurve 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. Spieltag

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

25

26

27

28

29

30

31

32

33

34

Gegner

H96 BVB FCA BRE M05 WOB KOE FCB VFB BMG S04 FCK HSV SCF B04 FCN BSC H96 BVB FCA BRE M05 WOB KOE FCB VFB BMG S04 FCK HSV SCF B04 FCN BSC

Ergeb.

1:2

1:0

2:0

1:2

4:0

3:1

0:2

0:0

0:2

1:0

1:3

1:1

0:2

1:1

0:2

2:0

1:1

0:0

1:3

2:2

1:1

1:1

2:1

1:1

1:7

1:2

2:1

1:1

2:1

4:0

0:0

0:1

2:3

1:3

Punkte

0

3

6

6

9

12

12

13

13

16

16

17

17

18

18

21

22

23

23

24

25

26

29

30

30

30

33

34

37

40

41

41

41

41

Tore, Tore …

1899-T ore au s der Sicht d es Sch ützen

4

2

2

1

2

1

2

1

1

1

8

6

3

3

4

… GegenTore

126 //  SAISONCHRONIK 2011/12

1

1899-G eg der Sic entore aus ht des Schütz en

4

1

1

4

2

3

1

3

10

5

4

2

6


IMPRESSUM Herausgeber TSG 1899 Hoffenheim Fußball-Spielbetriebs GmbH Dietmar-Hopp-Sportpark Horrenberger Straße 58 74939 Zuzenhausen Tel. +49 (0) 72 61-94 93-0 Fax +49 (0) 72 61-94 93-102 E-Mail: info@achtzehn99.de www.achtzehn99.de Autor Alexander H. Gusovius Koordination Marc Kennedy Layout, Satz, Gestaltung Werbeagentur ServiceDesign, Heidelberg www.servicedesign.eu Druck abcdruck, Heidelberg www.abcdruck.de Fotos Uwe Grün dpa Picture-Alliance GmbH getty Images (DFL) APF – Agentur für professionelle Fotografie

127



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