Campus
Raumstruktur
Seminar | Institut f端r Architekturtechnologie | WS 1314
pace
Struktur | Raumbeziehung private semi private campus public public
pr sepr bal pub sepu prs sepus capu capr pa unpa
private semi private balcony public semi public private services semi public services campus campus private parking underground parking
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biglittle space space
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medium spacelittle space big space medium space
Struktur | strukturelle Elemente primary structure line primary structure line primary structure solid primary structure solid secondarystructure structure secondary secondary structure semi-open secondary structure semi-open
big space
Seminar Raumstruktur | Campus WS 2013-14 | Uta Gelbke, Marcus Stevens
Der Campus bezeichnet baulich zusammenhängende Anlagen mit einer übergeordneten programmatischen Ausrichtung. Im Seminar wird der Campus als Architekturtypus verstanden, d.h. als Verdichtung zu einer Gebäudestruktur. Untersucht wird eine chronologische Auswahl verschiedener semi-urbaner Gebäudekomplexe beginnend mit Mies van der Rohe`s IIT als Grundtypus des modernen Campus. Betrachtet wird das strukturelle System dieser Typologie. Ziel ist es, mittels Analyse der Struktur verschiedene Campus-Typen zu differenzieren, die Prinzipien hinsichtlich räumlicher Komposition und damit auch sozialer Beziehungen herauszulesen und in einem weiteren Schritt in ein eigenes architektonisches Prinzip zu transformieren. Die Broschüre dokumentiert die Ergebnisse des Seminars, welches im Oktober 2013 als einwöchiger Intensivworkshop am Institut für Architekturtechnologie der TU Graz, Prof. Roger Riewe, durchgeführt wurde. 2
Das Seminar ist in drei Teilaufgaben gegliedert: 1 | Grundlagen a Projektrecherche b Massenstudie der Anlage im Kontext (Schwarzplan und Isometrie) c Der geführte Weg - Definition einer Schnittsequenz mit räumlicher Qualität 2 | Strukturanalyse a Grad der Öffentlichkeit der Raumstruktur in der Schnittsequenz Raumbeziehungen in einem Moleküldiagramm b Strukturelle Elemente des Raumsystems in der Schnittsequenz c Ordnungsprinzipien der Komposition: Formate, Symmetrie, Addition - Subtraktion, repetitive Elemente, Überlagerung, Verschmelzung, Zentrierung - Versatz, Variation-Inversion, etc. 3 | Typus und Transformation a Ableitung eines strukturellen Typus: Block, Reihe, Gruppe, Solitär, Fuge Differenzierung mehrerer Lesarten der Struktur b Überführung erkannter Regeln und Prinzipien in ein eigenes Strukturprinzip anhand Skizze und Modell 3
Die Typologie des sozialen Feldes
Der Begriff Campus (lat. ‘Feld‘) taucht im architektonischen Kontext zunächst als Bezeichnung für Hochschulkomplexe in Nordamerika auf. Er bezeichnet eine Anordnung von Einzelgebäuden mit unterschiedlichen universitären Einrichtungen und Funktionen um einen gemeinschaftlich genutzten Zwischenraum. Das Ensemble hat meist aufgelockerten, semi-urbanen Charakter. Nach dem 2.Weltkrieg verbreitet sich im Zuge großmaßstäblicher Projekte der Begriff des Hochschulcampus auch in Europa. Das Thema Feld wird hier in Bezug auf den durch die Gebäude aufgespannten öffentlichen Raum wie auch die stadträumlich periphere Lage dieser Großprojekte deutlich. Ein Beispiel dafür ist der Hönggerberg Standort der ETH Zürich am Rande der Stadt.
Abbildungen: Campus ETH Zürich www.ethz.ch Agora von Athen www.thomasgransow.de 4
Mittlerweile ist der Begriff von seinem rein universitären Bezug befreit und bezeichnet Gebäudeensemble mit verschiedensten thematischen Ausrichtungen, z.B. für Forschung, Wirtschaft, Gesundheit oder Kultur. Diese Betrachtung erlaubt eine erste Ableitung - eine funktionsunabhängige Definition der Typologie Campus: Der Campus ist eine räumliche Komposition mehrerer Baukörper unter Formulierung eines gemeinschaftlich genutzten Zwischenraums. Als historische Referenz des Campus kann die Agora der griechischen Antike verstanden werden. Alle für die Öffentlichkeit (polis) relevanten Gebäude sind um einen zentralen Platz gruppiert und unterscheiden sich in ihrer Architektur deutlich vom privaten Wohnhaus (oikos). Während das Haus, von Mauern eingefasst, sich klar vom Stadtraum abgrenzt und nur nach innen öffnet, sind die Gebäude der polis mit einem auskragenden Dach und Säulenreihen umgeben, welche die räumliche Verbindung zum Stadtraum betonen. Ihre durchlässige Struktur ist die Umkehrung des umgrenzten Wohnhauses. So unterschiedlich wie die architektonische Artikulation der Bauten sind auch die Tätigkeitsbereiche und die ihnen zugeordneten Personengruppen. Erwachsene Männer mit Bürgerrecht bestimmen die Verwaltung, Gerichtsbarkeit und Staatsentwicklung wohingegen Abhängige (Frauen, Kinder, Fremde) und Sklaven dem Haushalt zugeschrieben
sind. Die privaten und öffentlichen Bereiche der Gesellschaft sind damit nutzungsbezogen und räumlich getrennt. Der Agora als Zentrum der politischen Interaktion kommt in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung zu. Sie ist für die Bildung einer gemeinsamen Identität wesentlich.
Die räumliche Komposition und das Verhältnis öffentlicher und privater Funktionen beruhen auf der Idee inhaltlicher Abhängigkeit und Progressivität. Physischer und soziopolitischer Raum bedingen sich.
Analogien hierzu finden sich beim zeitgenössischen Campus wieder: Die räumliche Gruppierung von Technologieparks, Gründerzentren, Kreativlofts, usw. definiert nicht nur eine logistisch motivierte, funktionale Konzentration, sondern schreibt dem Zwischenraum eine eindeutige, kommunikative Rolle zu, die als Mehrwert erachtet wird. Der historische Vergleich zur Agora erlaubt eine zweite Ableitung - eine sozialräumliche
Die vorliegenden Analysen behandeln Campus als räumliche Komposition von Gebäudekomplexen und der damit verbundenen internen sozialräumlichen Struktur. Welche Funktionen und damit auch Nutzer treten in Erscheinung? Wie öffentlich oder privat sind Raumbereiche? In welchem Bezug stehen sie zueinander? Wie positioniert sich der Komplex im Stadtgefüge? Uta Gelbke
und identitäre Einordnung der Typologie Campus:
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Raum folgt Struktur - Strukturaspekte in der Architektur
Abbildungen: Konzept Seattle Library OMA Vorlesung und Campus dpa. Maßsystem Palladio Nexus Network Journal TM Sierpinski Teppich Josh Greig Centraal Beheer Marcus Stevens Casa de Fascio Franco Fonatti Raumtypologien O.M.Ungers 6
Mit „form follows function“ prägte Louis H. Sullivan das utilitaristische Credo der modernen Architektur. „Raum folgt Struktur“ greift diese Formel auf, aber rückt die Beziehung von architektonischen Raum und seinen ihn definierenden Elementen in den Blickpunkt. Versteht man die Bildung von physischen Räumen als Primat der Architektur, so wird diese durch die Struktur konstituiert. Jeder Architektur liegt eine Struktur zu Grunde, die Raum formuliert und Form generiert. Doch was ist Struktur in der Architektur und wie entsteht daraus Raum? Der Begriff Struktur leitet sich vom lateinischen „struere“ - schichten, zusammenfügen ab. Im Deutschen findet er ab dem 17.Jhd. zunächst für die Bau-Konstruktion Anwendung. Erst durch Disziplinen wie Botanik, Mathematik und Sozial- und Geisteswissenschaften wird der Begriff in seiner Bedeutung geschärft und als theoretischer Terminus in der Architektur gebräuchlich. Im Wesentlichen beschreibt er das Verhältnis von Elementen, die zusammen ein Ganzes bilden. Mit dem Begriff der Struktur wird Architektur nicht mehr nur im Hinblick auf Form oder Oberfläche, also seinen Phänotyp betrachtet, sondern auch als System räumlicher Ordnung, also in seinem Genotyp. Verschiedene Strukturprinzipien können dabei ausgemacht werden. Struktur und Programm Betrachtet man Architektur als Medium menschlicher Kulturpraxis wird Raum durch Aktivitäten definiert. Programme und funktionale Zusammenhänge strukturieren Archi-
tektur im Gebrauchssinn. Durch sie entstehen Handlungsräume. OMAs Entwurf für die Seattle Library ist exemplarisch für dieses Strukturverständnis. Die funktionale Ordnung wird raumdeterminierende Struktur.
Der architektonische Strukturbegriff kann jedoch auch von der eindeutigen Funktionsbindung gelöst werden. Programme spielen dann nur insofern eine Rolle, dass sie in einer physischen Struktur stattfinden ohne durch sie determiniert zu sein. Struktur und soziale Muster Versteht man Architektur über Funktion hinaus als Ausdruck sozialer Beziehungen, so stellen Strukturen dar, wie sich Subjekte zueinander verhalten. Daraus ergeben sich zwei grundlegende Prinzipien, die sich in der Konfiguration des physischen Raums abbilden. Bei Vorlesungen z.B. spricht ein Redner zu einer Menge. Die Beziehung ist formell. Der Redner steht im Fokus und der Hörsaal entspricht dieser sozialen Struktur. Informelle Strukturen erlauben verschiede-
ne Verhaltensoptionen. Soziale Strukturen sind dialog-orientiert, dezentral. Der Platz als Treffpunkt entspricht dem durch räumliche Unbestimmtheit und Gleichwertigkeit. Struktur und Geometrie Rein physisch gesehen wird Raum zunächst durch geometrische Elemente wie Linie und Fläche definiert. Die Beziehung dieser Elemente kann über mathematische Zusammenhänge geordnet werden. Zahlenreihen und Maßketten (z.B. der Goldene Schnitt) erzeugen Proportionsverhältnisse, die im Raum wirksam werden.
Andere geometrische Prinzipien wie fraktale Verfahren können musterartige Strukturen erzeugen, bei denen sich Elemente oder Teilmengen aufeinander beziehen und auf verschiedenen Ebenen der Struktur gleiche oder ähnliche Raumproportionen schaffen. Struktur und Komposition Geometrische Elemente und ihre Zusammenhänge bilden in Ausformulierung und Positionierung ein physisches Grundgerüst. Ihre Struktur ist eine Komposition mit den Kriterien Anzahl und Lage. Die Komposition ordnet sowohl Einzelelemente als auch größere Teilmengen zueinander. Raster und Modul sind typische Kompositionsprinzipien von Einzelelementen wie bei Hertzbergers
Central Beheer. Kompositionsprinzipien größerer Teilmengen sind z.B. Addition-Subtraktion wie bei Terragnis Casa del Fascio.
Struktur und Typus Aus geometrischen und kompositorischen Prinzipien lassen sich wiederkehrende Strukturen ableiten, die eine typologische Klassifizierung ermöglichen. Der Typus fasst Strukturen gleicher Ordnung zusammen, erlaubt Varianten und Transformationen. Ein Beispiel sind O.M. Ungers´ raumstrukturelle Typen: Schale, Enfilade, Galerie, Poche, u.a.. Ungers variierte diese Typen je nach Aufgabe. Einen Typus zu bilden, heißt aus der Vielzahl an Informationen ein Grundprinzip herauszulesen.
Struktur als Werkzeug?! Strukturprinzipien sind gleichzeitig Entwurfswerkzeuge. Wie Elemente zu einem Ganzen gefügt werden ist eine Frage der Ordnung. Ordnen heißt, nach Kriterien zu differenzieren, Regeln und Prinzipien abzuleiten. Der Begriff Struktur wird operativ. Dieses Verständnis zu entwickeln, ist didaktisches Ziel des Seminars. Marcus Stevens 7
1930 IIT - Campus, Mies van der Rohe | S.10 1940
Chicago
1950 1960 Salk Institute, Louis I. Kahn | S.22 San Diego
1970
Centraal Beheer, Hermann Hertzberger | S.34
Scuola Media Morbio Inferiore, Mario Botta | S.46 Freie Universit채t, Candelis Woods | S.58 1980 1990 2000 Management Science University, Lacaton Vassal | S.70 Bocconi School of Economics, Grafton Architects | S.82
The Vanke Center, Steven Holl | S.94 2010
School of Management, David Adjaye | S.106
Design Institute, CAAU | S.118 Bogota Conference Center Agora, Herreros Arquitectos| S.134 Med Campus, RieglerRiewe | S.146
2020
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Apeldoorn Tessin
Berlin
Bordeaux Mailand Moskau
Shenzen Hong Kong
Graz
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IIT Campus Chicago
Alexander Kofler, Lukas Malsiner
Abbildung: Andrew F. Wood
Der Campus des Illinois Institute of Technology entstand mit dem Zusammenschluss des Armour Institute of Technology und des Lewis Institut. Der Masterplan basiert auf einem Raster von 24 x 24 Fuß (ca. 7,32 Meter). Das Raster bildet das strukturelle Modul, welches die gesamte Anlage bis hin zur Stützenstellung der Gebäude durchzieht. Es leitet sich als kleinster gemeinsamer Nenner von 3 Raumeinheiten mit den Nutzungsformen: Unterricht, Zeichnen, Laborarbeiten, ab. Diese Raumgrößen wurden wiederum durch Basismobiliar festgelegt. Dies ermöglicht Erweiterungen, ohne die grundlegenden, charakteristischen Merkmale zu überformen. Mies van der Rohe entwickelte mit dem IIT-Campus seine wichtigsten Architekturideen weiter: das Haut-Knochen-Prinzip, der freigespannte Einraum und die verschränkte Gebäudedisposition dienen der Erzeugung eines offenen, freien Raumes, der für ihn das Universelle und Essentielle der Zeit ausdrückte. Die Entwicklung des Campusareals erstreckte sich über Jahrzehnte und wurde in jüngster Vergangenheit durch Neubauten von Rem Koolhaas und Helmut Jahn ergänzt.
Projektdaten
Ort Chicago, Illinois, USA Fertigstellung 1938 - 2003 Architekt Ludwig Mies van der Rohe SOM (Walter Netsch, Myron Goldschmidt) O.M.A. (Rem Koolhaas) Murphy-Jahn Architects (Helmut Jahn) Nutzungstyp Universitäts- und Forschungscampus Gesamtfläche [NF m²] NF ca. 486.000 m² Programme Labore Seminarräume Hörsäle Bahnstation Ausstellungsräume Tagunsräume Dichte ca. 1 Fläche gemeinschaftlicher Raum 400.000 m²
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Isometrie 1.5000 13
Figur und Masse | „Der geführte Weg“
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Im Schwarzplan ist die urbane Dimension des Campus in Bezug auf die umgebende Stadt zu erkennen. Der Campus liegt außerhalb der Stadt und hat mit einer Gesamtfläche von 48,6 ha und seiner 2-3geschossigen, flachen Bebauuung eine geringe Dichte von ca.1. Er dehnt sich in die Horizontale aus. Das IIT besteht aus 50 Einzelgebäuden. Im Schwarzplan ist die Anordnung der Gebäude im Raster durch die orthogonale Ausrichtung erahnbar. Die städtebauliche Struktur kann als Gruppe mit ähnlichen Elementen, die im lockeren
Verbund stehen, aufgefasst werden. „Der geführte Weg“ startet bei der CTAStation im süd-östlichen Teil des Campus. Die Crown Hall wird als erstes Gebäude geschnitten. Der Weg führt über das offene Erdgeschaoss in das UG und wieder hinauf. Über den Campuspark erreicht man die Galvin Library. Man betritt und verlässt die offene Halle über den Sockel. Durch das Hermann Hall Conference Center gelangt man zum McCornick Tribute Center. Bei allen Gebäuden ist die Schwelle von Außen und Innen ein strukturelles Thema.
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Struktur | Raumbeziehung
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Die Raumbeziehungen zeigen, dass es bei den Gebäuden zu Verdichtungen von privaten, spezifischen Raumbereichen kommt. Allerdings bleibt die Hierarchie der Abstufung flach. Jedes Gebäude wird über einen semi-öffentlichen Raum erschlossen, der durch eindeutige aber nur schwach wirksame Schwellen vom öffentlichen Campuspark differenziert ist: Diese bestehen aus flachen Treppen oder Geländemodulationen. Der Campus-Park definiert den öffentlichsten Bereich auf Geländeniveau, in den sich die einzelnen Institute hineinstellen, so
dass eine lose Bindung untereinander entsteht. In den halböffentlichen Erdgeschosszonen fließt der Raum in offenen Raumstrukturen, so dass sich Innen und Außen visuell durchdringen. Spezifischere, private Bereiche sind vorwiegend in den oberen Geschossen untergebracht und damit stärker von der Campusebene auf Geländeniveau separiert. Die Schnittstellen zwischen halböffentlichen und privaten Zonen sind in der Vertikalen durch punktuelle Treppenhäuser definiert, die eine Filterfunktion übernehmen.
pr sepu
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sepus
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sepu 17
Struktur | strukturelle Elemente | Komposition
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Die strukturellen Elemente, welche die Raumsequenz definieren, zeigen die Strukturprinzipien und Raumideen, die Mies van der Rohe verfolgte. Die räumliche Durchdringung von Campuspark und halböffentlichen Innenräumen wird durch Auflösung der Außenwand in „Haut und Knochen“, in ein Strukturgerüst gelöst. Dabei trennt Mies die Fassadenebene von der Tragstruktur und (ent)materialisiert die Hülle mit dem ambivalenten Material Glas. Mies´„leerer Raum“, bezeichnet die von Trennungen und Stützen befreite Ebene, erreicht durch freigespannte Träger an der Außenseite. Die Raumdefinitionen werden so primär
von zwei horizontalen Scheiben gebildet, so dass ein hallenartiger Einraum entsteht. Durch vertikales Versetzen wird eine räumliche Differenzierung hergestellt zwischen Außen- und Innenraum. Die Dimensionierung und Öffnung der Raumvolumen bestimmt den Öffentlichkeitsgrad. Für privatere Bereiche wird das Skelett mit Mauerwerk ausgefacht. Das Rastermodul wird nur von wenigen Gebäuden, wie der Crown Hall, verlassen. Die McCormick Hall von O.M.A ist dagegen ein ausgehöhltes Volumen und baut nur punktuell Beziehungen zum Außenraum auf. Es kontrastiert damit den allseitig offenen Raum von Mies.
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Synthese | struktureller Typus | Transformation
Situation IIT-Campus von 1940, in: Mies van der Rohe IIT Campus, Werner Blaser 2002 Pencil and Pen drawing, in: http://www.kerkythea. net/forum/viewtopic. php?f=8&t=3450&start=30 letzter Stand: 25.10.2013 Strukturprinzip 20
Die urbane Struktur des IIT Campus kann typologisch als Gruppe solitärer Baukörper betrachtet werden. Sie bilden strukturell Reihen gleicher Raumsysteme, die für sich aber autonom funktionieren. Als Grundstruktur ist dem Campus ein orthogonales Raster zu Grunde gelegt, welches das Ensemble zusammenhält. In diesem System sind die Baukörper versetzt platziert, so dass kein monotoner, gleichförmiger Raum entsteht, sondern ein fließender, offener.
Transformation Die Grundprinzipien wurden in ein variables System überführt. Dabei bleibt das flexibel belegbare Raster die Konstante. Das Potential des Raster ermöglicht die Bildung verschieden hoher Dichten. Das System erlaubt verschiedene Ordnungsgrade von der zufälligen Streuung bis zu präzise gesetzten stadträumlichen Raumfiguren. Weiterhin ist es möglich Sonderelemente einzusträuen.
Salk Institute for Biological Studies Rainer Straub, Simon Pilzer
Abbildung: Salk Institute for Biological Studies
Der Campus des Biologischen Forschungsinstitutes in La Jolla wird von zwei parallelen Baukörpern geformt, welche einen zentralen Platz begrenzen. Eine Seite des Platzes richtet sich in Richtung Stadt und bildet den Eingang. Die gegenüberliegende Platzkante öffnet den Campusraum in die Landschaft und erzeugt einen unmittelbaren und starken Bezug zum umliegenden Naturraum. Der Raumbezug wird unterstützt durch einen kleinen axialsymmetrisch angelegten Wasserlauf, der auf das nahe Meer verweist. Die flankierenden Baukörper sind so gegliedert, dass sich die Öffnungen in Richtung Meer und Landschaft richten, so dass beim Betreten des Campus die Massivität der Baukörper Geschlossenheit vermittelt. Durch die Flankenstellung der Gebäude und die erhabene Platzsituation entsteht der Eindruck von Entrücktheit als Kontrast zur natürlichen Umgebung. Die innere Struktur der Gebäude besteht aus einer äußeren Schale mit Arbeitsräumen und einem Kern von Großraumlaboratorien. Die Räume sind miteinander verbunden und gleichzeitig separat erschließbar. Die Struktur ermöglicht individuelles Arbeiten, Lernen und Interaktion.
Projektdaten
Ort La Jolla, San Diego, Kalifornien Fertigstellung 1965 Architekt Louis I. Kahn Nutzungstyp Forschungsinstitut Gesamtfläche [BGF, NF m²] BGF 25.905 NF 18.133 Programme Büros Arbeitsräume Seminarräume Labore Dichte ca. 2 Fläche gemeinschaftlicher Raum [m²] 3.632 m2
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Isometrie 1.1000 25
Figur und Masse | „Der geführte Weg“
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25
50
100
Der Campus sitzt als Solitär wie ein Block auf nahezu quadratischem Grundriss in der offenen Landschaft. Die Anlage ist mit einer Dichte von ca. 2 kompakt. Ein zentraler Platz bildet einen definierten Freiraum, der wie eine Fuge die Masse schneidet und einen Bezug zum landschaftlichen Kontext erzeugt. „Der geführte Weg“ zeigt im Schnitt verschiedene Wahrnehmungen von Masse. Über eine Treppenanlage betritt man den zentralen Campusplatz. Die seitlichen Baukörper zeigen sich geschlossen, massiv.
Der gerichtete Platz orientiert sich zur Landschaft und ist rhythmisiert durch turmartige Vorsprünge. Eingänge befinden sich in den Fugen dazwischen, so dass eine Filterzone entsteht. Zu den Laboratorien öffnen sich die Filter. Ein Bezug zum zentralen Platz wird so hergestellt. Über einen ringartigen Erschließungsgang betritt man das zweigeschossige Labor. Zurück auf dem Platz, aber am anderen Ende, öffnen sich die Vorsprünge und verzahnen Gebäudekante und Platz.
0
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40 27
Struktur | Raumbeziehung
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40
Der Campus wird über einen zentralen Platz zwischen zwei flankierende Baukörpern erschlossen. Durch seine Erhabenheit wird eine Schwelle zum allgemein öffentlichen Raum erzeugt. Der Platz kann als zentraler Verteiler und offener Kommunikationsraum verstanden werden. Vom diesem halböffentlichen Bereich wird über eine Filterzone, die sich in Form von Treppentürmen auf den Platz schiebt, eine weitere Abstufung des Öffentlichkeitsgrades erzeugt. Über eine
ringartige Gangerschließung werden die privaten Bereiche der Arbeitsräume und Labors zugänglich, die sich im Kern der Gebäude befinden. Das Moleküldiagramm zeigt eine aus einem Zentrum entwickelte Beziehungsstruktur. Übergänge zwischen Bereichen werden mit architektonischen Filterelementen manifestiert: Treppe, perforierter Rand. Es werden drei Pole definiert, die miteinander in Beziehung gesetzt werden: einer - semiöffentlich, zwei - privat.
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pr
pr
pr
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sepu
sepu
sepu
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pr
pr
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sepu
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sepu
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Struktur | strukturelle Elemente | Komposition
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40
Die Struktur kann als additive oder subtraktive Komposition aufgefasst werden. Prinzipiell wird ein flacher Quader auf quadratischen Grundriss mittig durch eine Fuge eingeschnitten, ohne dass die Fuge den gesamten Körper trennt. Dadurch entsteht ein Raum im Körper. Der Körper selbst lässt sich in kubische Module zerlegen,
aus denen er bei umgekehrter Betrachtung zusammengesetzt ist. Die Fuge ist genau symmetrisch eingefügt, so dass ein zentraler Raum entsteht. Man kann die Struktur also zweifach lesen: von Element zu Gesamtstruktur und umgekehrt von Gesamtstruktur zu Element.
Macro - Micro
Micro - Macro
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Synthese | struktureller Typus| Transformation
Der gesamte Campus kann als Block beschrieben werden. Der Komplex grenzt sich klar von der Umgebung und ist angehoben. Die homogene Materialität unterstützt den Blockcharackter.
Block
BLOCK
FUGE
In den Block wird eine Fuge eingebracht. Diese markiert den eigentlichen öffentlichen Raum des Campus.
Fuge
LOCK
FUGE
REIHE
Die Struktur der flankierenden Baukörper kann als serielle Reihung wiederkehrender Segmente gelesen werden und schafft so eine Verzahnung von Platz und Baukörper.
Reihe
REIHE
UGE
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REIHE
Eine der wesentlichen Ideen des Campus ist die Ausbildung von zwei visuellen Richtungen im zentralen Platzbereich. Zum einen wird ein direkter, ungehinderter Raum in Richtung Meer erzeugt. Der andere Blick wendet sich 180 Grad. In dieser Richtung erzeugt die Struktur einen rhythmisierten Raum, der die Bewegung verlangsamt und eine Beziehung zu den seitlichen Baukรถrpern aufbaut.
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Centraal Beheer
Morana Mažuran, Stefan Milenković
Abbildung: Aerophoto Nederland
Das Gebäude der Centraal Beheer Versicherung ist für ca. 1000 Arbeitsplätze ausgelegt. Die Erkenntnis, dass die Angestellten im Durchschnitt mehr Zeit am Arbeitsplatz als zu Hause verbringen, führte zu vier grundlegenden Bedingungen: Architektur sollte den Kontakt und Austausch der Nutzer fördern und Raumgrenzen reduzieren; Architektur sollte einen sozialen Raum bedingen ohne Hierarchien; Es sollen individuelle Arbeitsplätze entstehen, die gleichzeitig frei unterteilbar und flexibel sind; Architektur sollte nicht representativ sein. Diese Prämissen wurden im Gebäude radikal umgesetzt. Die Arbeitsplätze sind als Hybrid von Bürolandschaft („kantoortuin“) und Zellenbüro konzipiert. Das Gebäude besteht aus vier Quadranten, die durch eine neutrale Erschließungs- und Logistikzone verbunden sind. Drei dieser Quadranten nehmen die Büroarbeitsplätze auf. Im Vierten befinden sich Restaurant, Pausenbereiche und öffentliche Funktionen. Durch die flexible, modulare Struktur ist es prinzipiell endlos erweiterbar.
Projektdaten
Ort Apeldoorn Fertigstellung 1972 Architekt Herman Hertzberger Nutzungstyp Bürogebäude Gesamtfläche [BGF, NF m²] 8 300 m² Programme Arbeitsräume 3672 m² Service 2592 m² Dichte ca.2,5 Fläche gemeinschaftlicher Raum [m²] 2754 m²
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Isometry 1.1000 37
Figur und Masse | „Der geführte Weg“
0 38
20
20
40
Die städtebauliche Figur gleicht einer dichten Packung von gleich dimensionierten kubischen Modulen mit unterschiedlichen Höhenentwicklungen. Die Module sind sauber in einem quadratischen Block gruppiert und durch schmale Fugen voneinander distanziert. Sie verstärken den Charakter der Gruppierung und reduzieren die Massenwirkung des Baukörpers. Die Module sind diagonal zur Grundfigur ausgerichtet. An den Rändern löst sich die Struktur auf, indem Module weggelassen werden und die Höhe
abnimmt. Dadurch wird eine Verzahnung mit der Umgebung erzeugt. Die Raumsequenz des „geführten Weges“ verläuft durch das EG im Bereich der Fugen. Kreuzförmige Atrien öffnen sich in der Vertikalen, rhythmisiert durch die Verbindungsbrücken der Module. Diese öffnen sich an den Ecken in die Atrien, so dass ein visuell durchlässiger Raumeindruck entsteht. Der Weg führt über die Ebenen der Module, die sich in die Atrien öffnen bis auf eine Dachterrasse.
0
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20 39
Struktur | Raumbeziehung
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5
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20
Die modulhafte Struktur besitzt prinzipiell keine Hierarchie der sozialen Raumbeziehungen. Dennoch werden klare Eingänge und eine öffentliche Mitte im Erdgeschoss des Campus definiert. Obwohl sich die privaten Zonen visuell öffnen und Kommunikation über die Zwischenräume der Atrien hinweg ermöglichen, sind die direkten Wege durchaus lang. Während auf der Ebene über Brücken eine allseitig gleiche Beziehungstruktur erzeugt wird, sind in der Vertikalen nur an 4 Punkten Verbindungen
in geschlossenen Treppenhäusern konzipiert. Die Gleichwertigkeit ist somit auf die einzelnen Ebenen beschränkt. Durch diese vertikale Filterung werden die Arbeitsplätze in den Modulen zu privaten Raumzonen, allerdings mit hoher visueller Konnektivität. Wirklich durchlässig für Bewegungen ist die Struktur nur im Erdgeschoß, aber auch dort werden Trennungen zu semiöffentlichen Bereichen eingesetzt. Das Molekül zeigt, im Gegensatz zur vermuteten Struktur der Gleichwertigkeit, Zentralität.
bal
pr
sepus
bal
pr
sepus
pr
capu
sepus
bal
sepus
pr
pa bal
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Struktur | Komposition
Grundmodul 3x3m
Raummodul 9x9m
Addition in der Horizontalen
Addition in der Vertikalen
Die Struktur baut auf einem fraktalen Teilungsmuster auf. Die Elemente gehen auseinander hervor und beziehen sich in ihren maßlichen Proportionen auf sich selbst. Geht man von einem quadratischen Grundmodul von 3x3m aus so wird dies quadriert und ergibt das nächstgrößere Modul. Ebenso in die andere Richtung. Diese Raummodule werden dann zu Gruppen zusammengefasst, welche eine perforierte, flache Seite und 2 ansteigende, gerade Seiten haben. Diese Cluster sind rotationssymmetrisch um 42
den höchsten Punkt gespiegelt, so daß 4 Quadranten entstehen. Über Brücken werden die Module verbunden. so dass kreuzförmige Atrien gebildet werden. Um diese gruppieren sich die Arbeitsbereiche. Die klare Modularität kehrt sich im Raum um und die Lufträume werden zu strukturellen Elementen, welche die Ebenen durchdringen. Verstärkt wird dieser Aspekt durch die um 3m eingerückte Stützenstellung, so dass die Ecken der Module wie Balkone auskragen und so ihre Körperhaftigkeit verlieren.
Multiplikation und Rotation
vertikale Verbindung
zentraler Bereich
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Synthese | Transformation
Die Idee der hierarchielosen Struktur in der Ebene durch Kopplung von Modulen wird aufgegriffen und ins Dreidimensionale transformiert. Die kubischen Module werden zusammengeschalten zu sternförmigen Einheiten und versetzt zueinander zusammengeschalten. Dadurch entstehen Zwischenräume, die multipel nutzbar sind und öffentliche Raumzonen in die Vertikale ausdehnen können. Die Struktur ist auf verschiedenen Maßstabsebenen vom Innenraum bis zur Stadtstruktur denkbar. 44
Scuola Media Morbio Inferiore Vilmar Vouristo, Anja Neumann
Die Scuola Media ist eine Mittelschule im Schweizer Tessin, welche von Mario Botta Anfang der 1970er geplant wurde. Der Schulcampus ist in einem offenen Landschaftsbereich zwischen dem Siedlungsbereich der Gemeinde und einem ansteigenden Waldstück situiert. Die Schule besteht aus zwei in Sichtbeton ausgeführten Teilen. Einem linearen, geraden Teil, welcher aus acht aneinandergeketteten Einheiten gebildet wird. Und einem zweiten kleineren Gebäudeteil, welcher verdreht und mit Abstand dazu gesetzt ist. Zwischen beiden Gebäudeteilen wurde ein Amphitheater angelegt, das die Gebäudeteile über den Außenraum verbindet. Die acht Kettenglieder des langen Hauptgebäudes sind im Innenraum über einen Korridorraum verbunden, der sich in der Längsachse über alle drei Geschosse öffnet und ein gestrecktes Atrium bildet. Abbildung: Mario Botta, das Gesamtwerk Band 1, 1960-1985, Hrsg. Emilio Pizzi, 1993 Artemis Verlags-AG Zürich S.43
Projektdaten
Ort Morbio Inferiore, Tessin (Schweiz) Fertigstellung 1977 Architekt Mario Botta Nutzungstyp Schulcampus Gesamtfläche 28.800 m² Programme 15.000 m² Klassenräume Büros Bibliothek fachspezische Lehrräume Sporthalle Amphitheater Dichte 0,52 Fläche gemeinschaftlicher Raum 23.000 m²
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Isometrie 1.1000 49
Figur und Masse | „Der geführte Weg“
0 50
25
50
100
Der Schulcampus grenzt unmittelbar an die kleinkörnige Bebauung des Dorfes an. Durch seine Größe dominiert er den Übergangsraum zwischen Ort und Landschaft als Solitär. Die Gebäudeteile des Campus greifen die 2 Richtungen der Ortsgebäude auf und schieben sich in den flachen Hang. Dadurch wird zwischen ihnen ein Freiraum aufgespannt, der an der südlichen Seite in einem gefassten Raum mündet, in dem der Niveauunterschied mit einer Treppenanlage überwunden wird. Das Hauptgebäude begrenzt den Campus nach Norden, in dem es eine Barriere bildet und öffnet ihn zum Ort.
„Der geführte Weg“ beginnt auf dem Schulcampus im Außenbereich, der durch das Hauptgebäude klar definiert wird. Über einen Seiteneingang gelangt man in den offenen Korridorraum, der durch seine Länge und rhytmisierende Oberlichter geprägt ist. Über eine Treppe gelangt man in ein Klassenzimmer, welches den Blick in die Landschaft freigibt. Über den nach innen orientierten und längs gerichteten Atriumkorridor gelangt man in die Bibliothek und das Foyer. Von dort betritt man die Fuge zwischen den Campusteilen, in der sich eine Sitztreppenanlage befindet.
0
2,5
5
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Struktur | Raumbeziehung
SEPR
SEPR
SEPR PR
PR SEPU
PR
PR 2,5
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SEPR
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SEPR
SEPR 0
Die räumlichen Beziehungen im Schulgebäude werden durch den Korridorraum bestimmt, der das gesamte Haus in Längsrichtung axialsymmetrisch durchläuft. Dieser verbindet die Räume der 8 Modulbausteine als halböffentlicher interner Campusraum mit kommunikativer Funktion. Die privaten und halbprivaten Bereiche sind diesem Raum zugeschaltet. Die Situierung von Lehrerzimmern als private Arbeitsbereiche im EG, also mit direktem Kontakt zum halböffentlichen Korridor, könnte als sozialer Kontrollmechanismus gedeutet werden,
aber auch als kommunikativer Shortcut zwischen Lehrer und Schüler. Im 1. OG befinden sich die semiprivaten Klassenräume und im 2.OG wiederum private, da spezifischere, Spezialräume wie Labore. Das Moleküldiagramm zeigt die Analogie der Raumstruktur zu einem DNA-Strang. In der sich verjüngenden Fuge zwischen Schule und Sporthalle wird eine besondere Raumsituation ausgebildet, die als Filter zwischen Schulpark und öffentlicher Eingangszone wirkt.
sepr
sepr
sepr
sepr pr
pr sepu pr
pr
sepr
sepr
sepr
sepr
pupr sepu
sepr
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Struktur | strukturelle Elemente | Komposition
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5
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Die raumdefinierenden Elemente der Struktur erzeugen trotz ihrer Massivität eine offene Raumwirkung. Bilden aber gleichzeitig klare Raumgrenzen zwischen verschiedenen Bereichen der Schule. Massive Elemente wurden auch eingesetzt, um im Baukörper die Fugen zwischen den Raummodulen auszubilden. Prägnantes strukturelles Element des zentralen Korridors ist das segmentierte Oberlicht. Die Decke faltet sich hier nach oben und erzeugt so eine verkehrte Dachansicht mit seitlichen
Lichtfugen. Dieses Motiv wird im Auditorium weitergeführt. Die Komposition basiert auf axialer Symmetrie, die sich in den Elementen der Struktur und in Längsrichtung wiederfindet. Die kleinste Einheit des Klassenzimmers wird vervierfacht. und gestapelt. Durch Subtraktionen entsteht ein perforiertes Strukturelement. Dieses wird achtmal hintereinandergeschaltet. So entsteht mittig ein zentrales aber gestrecktes Atrium.
1
3
2
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Isometry 55
Synthese | struktureller Typus | Transformation
x8
=
Die Struktur kann im urbanen Kontext als Solitär verstanden werden. Der Campus bildet eine eigenständige Struktur, die zwar Richtungen aufnimmt, sich aber durch seine Dimension nicht in den Kontext der kleinkörnigen Wohnbebauung fügt. Weiterhin wird der Campus auf einer Anhöhe über dem Dorf platziert. Über die Stellung der zwei Gebäudeteile wird eine Fuge gebildet, die einen besonderen urbanen Raum definiert. Betrachtet man nur den langen Riegel kann die Struktur als Reihentypus gelesen werden, der aus linear aneinandergesetzten 56
Strukturbausteinen besteht, deren additives Prinzip im Baukörper sichtbar wird. Im Inneren wird die Linearität der Reihung durch den Korridorraum deutlich. Für die Transformation wurde ein Basiselement als symmetrischer Block isoliert und in alle Richtungen vervielfacht. Die Struktur wird nicht mehr nur linaer gedacht. Die Fugen zwischen den Elementen und die Elemente halten die Struktur zusammen. Der Versatz des Elements in der Vertikalen erzeugt ein neues strukturelles Prinzip.
Freie Universität Berlin
Christina Tammerl, Johanna Regger
Die Freie Universität Berlin wurde nach dem 2. Weltkrieg im Jahr 1948 gegründet. Lehrende und Studierende der Humboldt Universität entschlossen sich in Berlin Dahlem Privathäuser zu mieten und in denen zu unterrichten. Im Jahr 1963 wurde ein Internationaler Wettbewerb für die Freie Universität Berlin ausgeschrieben. Das Architektenteam Wood Shadran Candelis aus Paris gewannen diesen. Ihr Hauptaugenmerk lag auf der Erweiterbarkeit der Gebäudekomplexe. Es sollte die Möglichkeit bestehen, für weitere Institute Räumlichkeiten zu schaffen. Die Umsetzung des Wettbewerbes zog sich über mehrere Jahre. Im Jahr 2005 wurden Teile der FU von Norman Foster + Partner überarbeitet und es erfolgte die Errichtung eines neuen Bibliothekgebäudes.
Abbildung: Sven Schwiegelshohn
Projektdaten
Ort Berlin, Dahlem Fertigstellung 1963 - 1973 Fertigstellung der Rostlaube 1978 - 1980 Fertigstellung der Silberlaube 2005 aus- umgebaut bei Norman Foster und Partner Architekt Georges Candelis, Shadran Woods, Alexis Josic Nutzungstyp Hochschulcampus Programme Institute Seminarräume Hörsäle Bibliothek Studentencafé Servicebereiche Gesamtfläche [BGF, NF m²] ca 120 000m² Dichte ca 1,5
60
Isometrie 1.1000 61
Figur und Masse | „Der geführte Weg“
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25
50
100
Die Freie Universität ist strukturiert durch ein straßengleiches System mit Innenhöfen, welches als Modell einer komprimierten Stadt auf Gebäudeebene funktioniert. Aufgrund der Zusammenfassung der Programme in eine kompakte Figur entsteht eine relativ dichte Struktur, die durch die horizontalen Ausdehnung wieder aufgebrochen wird. „Der geführte Weg“ durchläuft „Straßen“, Höfe, den Sonderbaustein der Bibliothek und Hörsäle. Startpunkt ist der Vorplatz. Über den seitlichen Eingang kommt man in das Straßensystem und geht entlang ei-
nes Ganges in Richtung Bibliothek. Dieser sphärisch gewölbte Raum des Wissens wird durchquert und man gelangt danach wieder in eine der Erschließungs-„Straßen“, die wie Arterien die Struktur vernetzen. Von dort betritt man einen der Innenhöfe. Um in einen Hörsaal zu gelangen, bewegt man sich wieder durch den „Strassen“-raum über Platzsituationen. Die flache 2 geschossige Bebauung erzeugt eine starke Beziehung zwischen den einzelnen Raumbereichen auf der Ebene. Die Orientierung ist nach Innen gerichtet. Über die Patios wird die Belichtung ermöglicht.
0
25
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100 63
Struktur | Raumbeziehung
0 64
25
50
100
Die Struktur soll das Arbeiten in Clustern und Interdisziplinarität unterstützen. Private und semiprivate Bereiche sind strukturell also eng miteinander verbunden und gut vernetzt über das semiöffentliche „Straßennetz“. Die Innenhöfe sowie die Bibliothek im Hof gehören zu den semiprivate Zonen der Institute mit Zugangsbeschränkung. Über die Dimensionierung der Gangzonen wird die Zonierung und Abstufung der Öffentlichkeit manipuliert. Das System verzweigt sich in private und semiprivate Zo-
nen. Das „Straßennetz“ öffnet sich zu Platzsituation, an denen die semiöffentlichen Bereiche der Hörsäle situiert sind. Rein öffentliche Bereiche gibt es nur im Eingangsbereich am Vorplatz. Anhand des Moleküldiagramms kann man die proportionale Verteilung der privaten, semiprivaten, öffentlichen und campusbezogenen Bereiche gut erkennen. Die Raumformen sind eine Abfolge von öffentlichen Campusräumen und privaten Institutsräumen.
capr
pr capr
pr sepr
sepr
pr
pr
capr
capr
pr
pr
sepr sepr
pr
capr
capr
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Struktur | strukturelle Elemente | Komposition
0 66
25
50
100
Die Freie Universität zeichnet sich durch ihre flache Bebauung sowie ihre clusterartigen Raumgefüge aus. Durch ein vernetztes Gangsystem werden die Institute miteinander verbunden. Vertikale Elemente sind in den „Straßen“ aufgelöst zu transparenten Glaselementen, so dass ein Wechselspiel zwischen offen und geschlossen entsteht, welche die Raumbeziehungen zu den Lichthöfen herstellt. Die horizontalen Elemente wie Decken und Böden leiten durch die Struktur. Die Bibliothek wird durch ein Terrassenbauwerk umgeben von einer leichten
spärischen Hülle gebildet. Sie ist ein Einraum ohne Außenbezug. Die Gesamtstruktur ergibt sich aus wenigen Schritten. Als erstes werden aus einem langen flachen Quader Innenhöfe gestanzt, um Nischen und Durchlässigkeit zu erzeugen. Danach erfolgt die Addition von weiteren kubischen Körpern, welche die Struktur ergänzen und die Raumbeziehungen differenzieren, Das System erlaubt Erweiterung in alle Richtungen sowie Tranformationen innerhalb der Struktur wie sie der Bibliotheksbau zeigt.
67
Synthese | struktureller Typus | Transformation
Abstrahiert man die formale Struktur erkennt man zunächst ein subtraktives System von Masse und Einschnitten als Typus eines perforierten Blockes. Fokussiert man genauer, so entsteht eine weitere Lesart aus Raummodulen mit verschiedener Tiefe, die zu einem Gewebe verknüpft werden. Die Lichthöfe bilden die Maschen dieser Struktur. Das heißt, dass das System auch mit anderen Modulen funktionieren könnte und auch in anderen Dimensionen aufbaubar ist, z.B. 68
Aufstockungen von längeren und schmäleren Elementen. Die Transformation zeigt, dass das horizontale System auch in der Vertikalen angewendet werden kann. Durch die Stapelung wird die perforierte Struktur in die Vertikale übertragen. Auch bei dieser transformierten Struktur können verschiedenen Höhen der Elemente eingesetzt werdener wie es auch bei der bei der Ursprungsstruktur der FU der Fall ist. Ein weiterer Aspekt dieser Struktur ist, dass sie in jede Richtung erweiterbar ist.
Management Sciences University Bordeux David Kacic, Martin Eggel
Der Campus hat eine sehr dichte Struktur und bildet einen komprimierten Block, welcher sich in den vorhandenen urbanen Raum einfügt. Der Block besteht wiederum aus vier Teilblöcken, welche um einen Innenhof angeordnet sind. Zusätzlich zum Innenhof hat jeder Teilblock ein Atrium. Die ersten beiden Geschoße bilden den öffentlichen Bereich, in dem sich Verwaltung, Hörsäle, Restaurant und eine Bibliothek befinden. In den restlichen drei Geschoßen sind die Räumlichkeiten der einzelnen Fakultäten untergebracht. In diesem Bereich sind die Blöcke in sich abgeschlossen. Die Fassade ist komplett verglast, wodurch man eine gute natürliche Belichtung erreicht. Des weiteren gibt es in jedem Stockwerk einen Balkon der das gesamte Gebäude umläuft. Auf den Balkonen befinden sich Blumenkästen, in welche eine Vielzahl von unterschiedlichen Rosenarten eingepflanzt wurden, die Bezug auf den landschaftlichen Kontext nehmen und einen atmosphärischen Filter erzeugen. Abbildung: Philippe Ruault
Projektdaten
Ort Bordeaux, Frankreich Fertigstellung 2006 Architekt Lacaton Vassal Nutzungstyp Hochschulcampus (Management, Business) Gesamtfläche [BGF, NF m²] 19750 m² Programme Restaurant: 880m² Bibliothek: 1200m² halböffentliche Institutsbereiche: 8300m² Private Institutsbereiche: 4000m² halböffentlicher Campus: 8200m² Innenhof: 800m² Tiefgarage: 6000m² Dichte 2.90 Fläche gemeinschaftlicher Raum 9000m²
72
Isometrie 1.1000 73
Figur und Masse | „Der geführte Weg“
Dem Campus können folgende vier typologischen Gruppen zugeordnet werden:
0 74
5
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25
50
Wenn man den Campus von Aussen betrachtet, wirkt er wie ein in sich abgeschlossener Baukörper, ein Block. Er besteht aber auch aus vier Blöcken, die zusammen eine Gruppe bilden. Zwischen den einzelnen Blöcken sind schmale Zwischenräume als vertikale Fugen.
Wegeführung: Der Weg durchläuft alle wichtigen Raumsequenzen, beginnend bei der Eingangssituation über die verschiedenen Innenhöfe bis hin zu den unterschiedlichen Verbindungselementen zwischen den einzelnen Baukörpern. Dadurch werden eine Vielzahl interessanter und unterschiedlicher Raumsituation bzw. -kompositionen lesbar.
0
4
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20 75
Struktur | Raumbeziehung
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Der Campus ist zum Stadtraum räumlich getrennt. In den ersten beiden Ebenen sind die semiöffentlichen Bereiche, wie Restaurant, Hörsäle, Bibliothek etc. untergebracht. Diese sind um einen großzügigen Innenhof situiert. Diese Zonen sind sehr stark miteinander vernetzt. Ab der dritten Ebene teilt sich der Baukörper immer mehr in vier in sich abgeschlossene Blöcke auf.
Dadurch wird die Konnektivität der Bereiche untereinander wesentlich beeinflusst. In diesen Zonen ist eine Verbindung zwischen den einzelnen Blöcken nur noch über einzelne Verbindungselemente wie Brücken und Gänge gegeben. Durch diese Partitionierung des Baukörpers entstehen zwischen den Blöcken Fugen, wodurch sich interessante Raumsituationen und Blickbeziehungen ergeben.
pr
bal
pr
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sepus
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sepus
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bal
bal
sepus
bal
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Struktur | strukturelle Elemente | Komposition
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20
Aufgrund der Entkopplung von Raumabschluß und tragender Funktion wird ein flexibler, adaptiver Umgang mit raumdefinierenden Elementen möglich. Die Fassade wurde völlig geöffnet, um einen starken Bezug nach außen zu erzeugen. Um eine Beschattung zu erreichen, wurden in allen Ebenen das Gebäude umlaufende Balkone situiert, die das Gebäude zu einem Block zusammenziehen. Die Wände zu den Fugen sind nicht transparent ausgeführt. Dadurch ist keine Blickbeziehung vom Innenraum in die Fugen gegeben. Sie bilden Schluchten.
Subtraktion: Ausgehend von einem Baukörper der durch die Grundstücksgrenzen definiert wird, werden durch Subtraktion Teile des Grundkörpers entfernt. Addition: Der Grundkörper ist ein Quader, in welchen ein Innenhof hineingeschnitten ist. Der Quader wird vervierfacht und in einem Raster angeordnet. Dieser Raster wird an die kontextuellen Konditionen angepasst bis die endgültige Form entsteht. Die Ebenen sind vertikal gestapelt.
ucationalVersion
GSEducationalVersion
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GSEducationalVersion
GSEducationalVersion
Synthese | struktureller Typus | Transformation
Block: Als Gesamtheit bildet der Campus einen in sich abgeschlossenen Baukörper.
Gruppe: Der Campus besteht aus vier Blöcken, die zusammen eine Gruppe bilden.
Fuge: Zwischen den einzelnen Blöcken sind schmale Abstände, welche man als Fugen deuten kann.
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Bocconi Universität
Patrick Müller, Alexander Wesely
Der Campusneubau ging aus einem Wettbewerbsverfahren mit dem Ziel der Erweiterung und Konzentration der auf mehrere Standorte verteilten Universität hervor. Der Campus befindet sich in der Mailänder Innenstadt unmittelbar südlich des Mailänder Zentrums. Er fügt sich in die bestehende Stadtstruktur ein und schließt mit seinem Volumen die Ecke eines Stadtblocks. Neben Institutsräumen fasst das Gebäude eine teilbare Aula mit tausend Plätzen sowie Hörsäle und Konferenzräume. Der Entwurf von Grafton Architects setzt sich mit der örtlichen Architekturtradition auseinander. Angelegt an mittelalterliche Marktgebäude fließt der öffentliche Raum mit dem für Mailand typische Steinboden in das Gebäude. Der Baukörper ist massiv ausgebildet. in der Ecksituation öffnet sich das Gebäude mit einer verglasten Aula. Zwischen die „Unterwelt“ mit Hörsälen und Auditorien und der „Oberwelt“ der Büroriegel schiebt sich die Haupterschließungsachse als Campus und Stadtverbindung. Abbildung: Brunetti
Projektdaten
Ort Mailand Fertigstellung 2008 Architekt Grafton Architects Nutzungstyp Erweiterungsbau Universitätscampus Gesamtfläche [BGF, NF m²] 65.000, 45.000 Programme Aula Hörsäle Institutsbüros Seminarräume Foyer Bibliothek Dichte 4.0 Fläche gemeinschaftlicher Raum -
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Isometrie 1.2500 85
Figur und Masse | „Der geführte Weg“
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50
Konzept des Campusgebäudes ist es, zwei räumliche Welten zu erzeugen: die sog. „Unterwelt“ und „Oberwelt“. Ein massiver Sockel bildet die Basis für einen durch Lichteinschnitte perforierten Block darüber. Zwischen diesen Teilen fließt der öffentliche Raum, mit dem für Mailand typischen Steinboden durch das Gebäude. „Der geführte Weg“ durch den Campus
beginnt in einem Seminarraum im zweiten Obergeschoss des Gebäudes und endet in der Aula Magna. Während man das Gebäude durchschreitet, erlebt man die charackteristischen Raumsituationen von den lichten Gängen über innenliegende, großzügige Lichthöfe bis zu den höhlenartigen Untergeschossen mit den Hörsälen.
0
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20 87
Struktur | Raumbeziehung
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In den Raumbeziehungen zeigt sich das „Zwei-Welten“-Konzept auch programmatisch. Die öffentlichen Bereiche wie Eingangsbereich, Höfe und Erschließungszonen befinden sich im Erdgeschoss und verbinden die semi-öffentlichen Bereiche wie Foyer und Aula sowie privaterer Zonen der Institute. Das Moleküldiagramm zeigt wie die privaten, spezifischen Räume der „Oberwelt“ und die semiöffentlichen Bereiche der Hörsäle an die Erschließungszone dazwischen gekoppelt sind.
pr pr pr
pr pr
pu
sepus
sepus sepu pr sepu sepu
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Struktur | strukturelle Elemente| Komposition
0 90
5
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20
Drei Grundelemente werden für die Struktur des Campusgebäudes eingesetzt. Vertikale tragende Wandscheiben, welche paarweise als Schotten im Abstand von 3,40 Metern und einem Achsabstand von 24 Metern angeordnet sind, bilden die Grundstruktur Als zweites Strukturelement werden zwischen die Wandscheiben Verbindungsgänge eingehängt. Zwischen diese Elemente
werden dann die Geschossplatten eingehängt. Aufgrund der großen Spannweiten von rund 24 Metern werden diese als in situ gegossene, vorgespannte und von der Dachkonstruktion abgehängt Platten ausgebildet. Aus dieser konstruktiven Vorgehensweise ensteht eine Struktur, die es ermöglicht verschieden große Raumeinheiten auszubilden und räumliche Qualitäten wie Lichthöfe zu generieren.
strukturelles System 91
Synthese | struktureller Typus | Transformation
Der strukturelle Typus beruht auf einem Einhänge-Prinzip wie ein horizontales Regal. Dadurch wird ein System aufgebaut, welches verschiedene Dichten der Füllung zulässt. Die städtebauliche Adaption des Systems erzeugt einen Blocktypus mit Fugen. Für die Transformation wurden die Strukturelemente dieses Einhängesystems aufgegriffen: Wandscheibe und eingehängter Körper. Für die Wandscheiben können Abstände variiert werden. Die Körper kön92
nen so eingehängt werden, dass verschieden Fugengrößen erzeugt werden können. Bei der Transformation wurde versucht mit verschiedenen Abständen der Wandscheiben zu arbeiten. Der Bruch mit dem Raster erzeugte eine Streckung oder Stauchung der eingehängten Volumen. Mit der Veränderung der Baukörpervolumen durch Verschiebung oder Rotation wurde versucht die Veränderung der Massivität des aufgelösten Blockes zu manipulieren.
Vanke Center Shenzhen Lisa Steiner, Karoline Huber
Anstatt einen Campus mit einer klassisch städtebaulichen Quartiersstruktur zu entwickeln oder Einzelgebäude in der Stadtlandschaft zu positionieren, verbindet das Vanke Center seine vielfachen Programme in einer differenzierten Großstruktur als vertikale Schichtung aus unterirdischen Räumen, öffentlichem Landschaftspark und Wolkenbügel. Letzterer hat die gleiche Länge wie das Empire State Building und gibt dem Projekt seinen Namen: „The Horizontal Skyscraper“. Der Campus ist kein reiner Hochschulstandort, sondern umfasst Apartments, Büros, Hotel, Konferenzzentrum, Universität, Ausstellungsflächen, Bibliothek, Auditorium, Spa, Restaurants und Cafés. Die Bereiche unter Tage und der Wolkenbügel werden mit acht Kernen verbunden, die gleichzeitig als tragende Raumstützen für den über der Landschaft schwebenden Bügel dienen.
Abbildung: Iwan Baan
Projektdaten
Ort Shenzhen, China Fertigstellung 2009 Architekt Steven Holl Nutzungstyp Mischcampus
Gesamtfläche [BGF, NF m²] 120.445m² Programme Campus 15330.75m² Büro 13876.3m² Appartments 17421.75m² Hotel 6253.22m² Öffentlicher Park 35687m² Tiefgarage 15687m² Dichte 2.0 Fläche gemeinschaftlicher Raum 60.000 m²
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Isometrie 1.2500 97
Figur und Masse | „Der geführte Weg“
0 98
25
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100
Die Annäherung an den Campus erfolgt über die Topographie der parkartigen Campusebene. Über der fließenden Landschaftsstruktur schwebt ein geometrischer Körper auf gläsernen Kuben, der sich in verschiedene Richtungen verzweigt. Der Weg führt über einen der Kuben unter das Geländeniveau. In dieser Ebene sind die Räume wie Hohlkammern und Gänge im Erdreich. Eingeschnittene Innenhöfe belichten und verbinden die Ebene visuell mit der Landschaftsebene darüber. Offene und dichtere
Raumsequenzen wechseln sich ab. Offene Räume und Lichthöfe haben Verteiler- und Orientierungsfunktion. Für spezielle Funktionen wie Hörsäle wird die topographische Verformung nutzbar gemacht und die Ebenen verbunden. Über eine weitere vertikale Erschließungs-„Röhre“ führt der Weg in den Wolkenbügel mit seinem pragmatischen Mittelgangsystem. Eine Rampe führt hinab auf Stadtniveau. Durch Verjüngung des Raumquerschnittes wird diese Zugangssituation perspektivisch überspitzt und dramatisiert.
GSEducationalVersion
GSEducationalVersion
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STRUKTURIERENDE ELEMENTE Durch die dre Ebenen und die längliche Form der Riegel wird der Baukörper hauptsächlich durch horizontale Elemente strukturiert. Lediglich die verkalen Erschließungskerne unterbrechen gelegentlich dieses Strukturierungssystem. 0
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Struktur | Raumbeziehung
STRUKTURIERENDE ELEMENTE Durch die dre Ebenen und die längliche Form der Riegel wird der Baukörper hauptsächlich durch horizontale Elemente strukturiert. Lediglich die verkalen Erschließungskerne unterbrechen gelegentlich dieses Strukturierungssystem.
0 2,5 5 10 e Elemente strukturiert. 100
Wesentlich für die Raumbeziehungen ist die vertikale Gliederung der Struktur. Auf den einzelnen Ebenen erfolgt eine horizontale Verteilung nach verschiedenen Mustern. Die vertikale Beziehung ist gekennzeichnet durch die öffentliche Campuslandschaft. Von dieser findet die Verteilung über semiöffentliche Erschließungskerne statt. Diese Filterelemente bilden eine klare graduelleAbstufung der Öffentlichkeit. Im Wolkenbügel
sind Bereiche mit verschiedenen Öffentlichkeitsgraden segmentiert. Ein Mittelgangsystem richtet die Bewegung linear aus mit Unterbrechungen zwischen Nutzungsbereichen, so dass partiell keine Beziehungen von Raumzonen bestehen. Die Bereiche im Erdreich sind semi-öffentlich mit Campusfunktionen. Alle Campusbereiche können in dieser Ebene gleichwertig erschlossen werden.
capu sepr
sepr sepu
capu
sepu
public
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unpa
sepu
sepu
sepu sepr unpa
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Struktur | strukturelle Elemente | Komposition
STRUKTURIERENDE ELEMENTE Durch die dre Ebenen und die längliche Form der Riegel wird der Baukörper hauptsächlich durch horizontale Elemente strukturiert. Lediglich die verkalen Erschließungskerne unterbrechen gelegentlich dieses Strukturierungssystem.
Elemente strukturiert.
0 102
2,5
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Durch die klar artikulierten Ebenen und deren spezisches Struktur wird der Baukörper hauptsächlich durch horizontale Elemente strukturiert, wie zum Beispiel die Geschoßdecken, das Terrain und auch den urbanen Zwischenraum. Lediglich die vertikalen Erschließungskerne bilden ein starkes vertikales Element und durchstoßen diese Ebenen. Sie bilden die notwendigen Klammern für die unterschiedlichen Strukturen.
Isometrie der Srukturelemente
nstliches Gelände iches Gelände künstliches Gelände ünstliches Gelände
künstliches Gelände
eie Formen rmen 1. freie Formen reie Formen
Freie Formen
1. freie Formen
Restaurant Restaurant Café Restaurant Café Café Café Restaurant Restaurant Café
2. geometrische Formen
eometrische Formen rische Formen 2. geometrische Formen
geometrische Formen
GSEducationalVersion
onderformen ormen 3. Sonderformen Sonderformen
"Teich" mit Innenhof
Lichthof
Pool
Pool Hotel
Pool
Pool
Pool
Geometrische Formen 3. Sonderformen
mit Innenhof Lichthof Pool Pool Hotel Pool Hotel Pool Pool Pool Pool "Teich""Teich" mit Innenhof Lichthof PoolPool Pool Tiefgaragen Abfahrt Hörsaal ? "Teich" mit Innenhof LichthofPool Pool Pool Hotel Pool Pool "Teich" mit Innenhof Lichthof Pool Pool Hotel Pool Pool Pool Sonderformen
Tiefgaragen Abfahrt Hörsaal Hörsaal Tiefgaragen Abfahrt Tiefgaragen Abfahrt Hörsaal Tiefgaragen Abfahrt
Hörsaal
?
?
?
?
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Synthese | struktureller Typus | Transformation
MOUNTAIN VIEW
WATER VIEW
Das dominanteste Element der Campusstruktur ist der „horizontal skyscraper“ als schwebender Wolkenbügel. Durch das klare Abheben wird er zum Solitär innerhalb der Campusanlage. Die Sichtbeziehungen zum Meer sind ausschlaggebendes Entwurfskriterium für die formale Ausrichtung der Riegel. Der solitäre Wolkenbügel erinnert an das Fragment einer wachsenden Struktur in einem Zwischenstadium der Verzweigung.
Sichtbeziehungen, http://www. stevenholl.com/, Wachstumshypothese
104
Aus der Assoziation eines biomorphen Prozesses wird die Struktur transformiert in ein orthogonales Geflecht von linearen Elementen, die sich verästeln. Das Prinzip ermöglicht eine Kontrolle der Lage und Hierarchien der Verästelung. Die Struktur hat die Möglichkeit zu wachsen, sich zu verdichten, größere Einheiten zu bilden und beschreibt dadurch ein dynamisches, fraktales Architektursystem.
School of Management Moscow Johnannes Loidl, Timo J. Hopp
Der Campus liegt vor den Toren von Moskau und wurde vom Londoner Stararchitekten David Adjaye geplant. Die Moscow School of Management befindet sich in Skolkovo der russischen High-Tech-Retortenstadt, die dereinst dem Silicon Valley Konkurrenz machen sollte. Da man aufgrund der klimatischen Bedingungen des 6 Monate anhaltenden Winters und der peripheren Lage außerhalb von Moskau das Gebäude nicht jedes Mal verlassen wollte, wenn man einen anderen Bereich aufsuchen muß, war es die Grundidee den Campus in einer urbane Großstruktur zu verdichten ohne die Autonomie bestimmter Einzelbereche komplett aufzugeben. So besteht der Campus aus einer Überlagerung von einem kreisförmigen Universtätsbereich und darüber gesetzten Service, Wohn- und Verwaltungskisten.
Abbildung: Adjaye Associates
Projektdaten
Ort Skolkovo, Moscow, Russia Fertigstellung 2010 Architekt David Adjaye & AB Studios Nutzungstyp Businessschool Campus Gesamtfläche [BGF, NF m²] 42891m² Programme Hörsäle Seminarräume Büros Wohnen Cafés Sport Parken Dichte ca.2,5 Fläche gemeinschaftlicher Raum
108
Isometrie 1.500 109
Figur und Masse | „Der geführte Weg“
0 110
25
50
100
Der Campus sitzt als solitäres Ensemble in der offenen Landschaft. Er hat eine prägnante Großstruktur, die in der Weite zeichenhaft wirkt. Durch die kompakte Stapelung der Raumbereiche entsteht eine hohe Dichte von ca. 2,5. Der Gleichwertigkeit des Kontextes entspricht die kreisrunde Grundform des Basiskörpers, der „Disc“, und die spielerische Platzerung der Quaderförmigen Aufbauten. Über eine der peripheren Treppen gelangen wir in die „Disc“, die raumschiffartig über dem Gelände sitzt. Der Raum ist all-
seitig offen und wird nur durch Boden und Decke definiert. In diesen Raum schreiben sich organisch die Räume des Campus ein, so dass dazwischen ein Raumfluß entsteht. Erschließungskerne führen den Weg vom Campusraum in die Aufbauten, wo sich Campusnebenfunktionen befinden. Der Weg quert die Dachfläche, welche als Campusplatz dient und durch die Aufbauten definierte Ausblicke erzeugt. Über das Studentenheim geht es unter die „Disc“ in die Parkgarage, welche muldenförmig abgesenkt wurde.
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Struktur | Raumbeziehung
Puplic Campus Puplic Semi Private Privat
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Die Hauptfunktionen des Campus sind in der „Disc“ untergebracht, so dass hier der öffentlichste Bereich des Campus ist. Der flache Zylinder schwebt als Scheibe über dem Gelände, so dass der Übergang zum öffentlichen Außenraum über vier Treppenanlagen klar definiert und eingeschränkt wird. Die aufgesetzten Blöcke der Aufbauten beinhalten Nebenfunktionen als eher private bis semi-private Bereiche, die aussschließlich über Erschließungskerne zugänglich sind.
Die Dachterrasse ist als Vermittler halböffentlich angelegt, da sie prinzipiell vom Campus zugänglich ist. Da es jedoch keine representativen Aufgang zur Terrasse gibt, ist dieser Bereich in seiner Benutzung exklusiver und halbprivat. In den öffentlichen Campusbereich der „Disc“ lagern sich kleinere halböffentliche Bereiche ein, die z.B. Seminarräume, Hörsäle, etc. aufnehmen. Das Moleküldiagramm zeigt die eindeutige Gliederung der sozialen Struktur in öffentlich und privat und deren Übergangsbereiche.
pr
prs
pr pr
prs prs
pr
sepus sepus unpa uupa
pr
sepa sepus
sepu sepu
sepu sepu
sepu sepu
sepu sepu
sepu sepu
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Struktur | strukturelle Elemente | Komposition
0 114
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20
40
Die zeichenhafte Großform wird durch die Komposition der Elemente Scheibe und Block erzeugt. Mehrere Blöcke werden auf einen flachen Zylinder, der durch zwei Scheiben definiert ist, aufgesetzt. So entsteht eine „Disc“, die nun für Raumnutzungen „formatiert“ ist. Zwischen den Scheiben entsteht ein Raum mit horizontaler Ausrichtung. Ein Stützenraster ermöglicht die komplette Öffnung der Fassade, so dass der Raum in die Landschaft fließt. In den offenen Scheiben-
zwischenraum werden organisch weitere leichte Wände frei eingesetzt, die den offenen Raum zonieren und Raumeinschlüsse erzeugen. Teilweise sind diese Raumtrenner visuell durchlässig in Glas, teilweise opak. Die Blöcke sind strukturell durch Kerne mit der „Disc“ verbunden. Diese Kerne stecken wie Rüssel in der „Disc“ und erzeugen so eine vertikale Verbindung zwischen den Bereichen.
0
5
10
20 115
Synthese | struktureller Typus | Transformation
1
1 Prinzip der Komposition 2 Sandwich Prinzip der „Disc“ 3 Transformation der Struktur 116
2
3
Der Standort isoliert das Gebäude sowohl als Volumen als auch als Sozialraum, so dass der Campus als Solitär definiert werden kann. Durch die Erhabenheit des Gebäudes entsteht eine gewisse Exklusivität. Die Struktur erzeugt mehrere Ebenen unter, in und über der Scheibe. Verbunden werden die Elemente über vertikale Kerne. Die Campus-„Disc“ erinnert an strukturelle Ideen von Le Corbusier, aber auch SANAA. Prinzip ist die Freispielung einer Ebene die durch Decke und Boden definiert und über
ein Stützenfeld gehalten wird. In dieses Stützenfeld werden Räume hineingeschrieben. Daraus leitet sich das Prinzip der gestapelten Ebene ab. Freie Ebenen schichten sich sandwichartig übereinander. Weitere Raumdefinitionen können frei hineingeschrieben werden oder die Ebene bleibt völlig offen. Die Ebenen selbst können sich verschieben oder ausgespart werden, um vertikale Raumverbindungen zu erzeugen und weitere Funktionen aufzunehmen.
Design Institute HongKong Alwin Moser, Stefan Prattes
Bild und Textzitat: CAAU Coldefy & Associes
„Wie kann ein Ort einerseits Synergien zwischen verschiedenen Designrichtungen erzeugen und gleichzeitig die Identität der verschiedenen Disziplinen ausdrücken. Wie kann sich ein Campus zur Außenwelt öffnen und gleichzeitig seine Exklusivität und intellektuellen Anspruch nach innovativen Designideen waren. Wie kann ein Gebäude für eine Institution aussehen, die neue Maßstäbe setzen möchte, ohne es zu stilisieren. Solch ein Campus muß eine „Infra-Struktur“ besitzen, die Produktion und Kommunikation ermöglicht. “Das weiße Blatt, der ewige Anfang...” symbolisiert die Idee des HongKong Design Institute. Das Abheben der Struktur vom Stadtraum ermöglicht eine Transformation der Basis in einen großen öffentlichen Campusraum. Dieses Plateau schafft den urbanen Boden für Ideenaustausch, Treffen, Entspannung und die visuelle Verbindung zur Stadt. Von dieser Ebene wachsen die Institutssräume als „Säulen der Lehre“ empor und kuluminieren in einer „Aerial City“, einer Plattform, die Konzentration und Kontemplation ermöglicht und so eine Klammer zwischen „Himmel“ und „Erde“, zwischen Idee und Realität bildet....“ (Auszug Projektbeschreibung, Coldefy & Associes)
Projektdaten
Ort HongKong, China Fertigstellung 2011 Architekt CAAU Coldefy & Associes, Architectes Urbanistes Nutzungstyp Hochschulcampus Gesamtfläche [BGF m²] 42.000m² Programme Departments of Design, Fashion and Textile, Printing and Digital Media, Multimedia Park, Hörsäle, Cafe, Sporthalle und -platz, Schwimmbecken, Galerie, flexible Eventfläche, Bibliothek Dichte 2,1 Fläche gemeinschaftlicher Raum [m2] 8.000 120
Isometrie 1.2000 121
Figur und Masse | „Der geführte Weg“
0 122
25
50
100
Der Weg durch den Campus beginnt am Hauptzugang im Westen, der direkten Bezug zur naheliegenden Metrostation nimmt. Man erhält bereits Einblicke in den öffentlichen zentralen Campusplatz, bewegt sich jedoch mit der Rolltreppe darüber hinweg und erreicht die Bibliothek. Die beiden Geschoße in der Plattform sind über eine Treppe verbunden. Um auf die Plattform zu kommen, muss man den Weg durch einen der vier Türme wählen. Auf der Plattform erfährt
man interessante Blicke durch die eingeschnittenen Öffnungen in die Tiefe. In einem weiteren Turm geht man durch das Treppenhaus auf den Galerieebenen an der außenliegenden Grid-Struktur bis auf das Niveau des Sockels. An den Hörsaal angegliederte Treppen ermöglichen den Weg ins Innere und durch die Hörsäle, bis man schließlich wieder auf den Sockel kommt und von dort über die Freiräume den Campus wieder verlässt.
Rampe
Bibliothek
Bibliothek
Turm
Plattform
Turm/Galerie
Saal
Sockel/Bรถschung
0
10
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Struktur | Raumbeziehung
0 124
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Die öffentlichen und semi-öffentlichen Funktionen des Campus sind auf zwei Ebenen konzentriert, was sich auch in der Molekül-Darstellung zeigt. Der öffentliche Campusbereich des Sockelbauwerks ist über eine inszenierte Rampe mit der semiöffentlichen Bibliothek verbunden. Dazwischen schieben sich die turmartigen, privaten Institutsbereiche. Semi-öffentliche Bereiche wie Café, Galerien, Hörsäle und Grünbereich sind der öffentlichen Campuszone direkt zugeordnet.
s-prv sepu
s-prv pub parken
hÜrsäale
s-pub
sepu galerie
pub
s-pub sepu
pub
central space
cafĂŠ
s-pub sepu leisure
prv
pr
departements 1-4
s-prv sepu terrasse
s-pub
sepu bibliothek
prv pr
admin
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Struktur | strukturelle Elemente | Komposition Rampe
Bibliothek
Turm
Plattform
Turm/Galerie
Saal
Sockel/Böschung
=
Volumenstudie: Basis entspricht Turmvolumen
Die Kombination von vertikalen und horizontalen Elementen bleibt bei der Betrachtung der Strukturelemente entlang des „geführten Weges“ ablesbar. Von allen Standpunkten aus besteht eine unmittelbare Beziehung zum Außenraum, durch das verwenden von transparenten Schichten oder offenen GridStrukturen, die die Türme einhüllen.
0 126
10
20
40
Vergleicht man das Raumvolumen der horizontal (Sockel und Plattform) und der vertikal gerichteten Baukörper (4 Türme) so
erhält man exakt das gleiche Volumen. Jeweils 110.000m3. Der isometrische Schnitt zeigt die Idee der schwebenden Plattform zwischen 7-9ten Geschoß. Wichtig dafür ist der umlaufend 3,5m breite Luftraum bei jedem Turm, der somit zu einem unverzichtbaren Element dieser Struktur wird. Subtraktion und eine darauf folgende Addition sind die grundlegenden Ordnungsprinzipien dieser Komposition.
b
(a-b) b
c (a-b) (a-b)+c+(d-e) (a-b)
+ = c(amp)us c (d-e) (a-b)+c+(d-e)
(d-e)
(d-e)
s e
127
e
Raster Das gesamte Projekt definiert sich anhand eines exakten Rasters: 7,15x 7,15m Die Proportion der Türme und Ausschnitte leiten sich von diesem Grundmodul ab. Sie stehen daher alle in einem geometrischen Bezug zueinander. 128
Orientierung der Türme Drei unterschiedliche Formate werden für die Türme verwendet. Drei der Türme orientieren sich gleich. Der vierte Turm hat die gleichen Abmessung wie die Figur links von ihm, ist aber um 90 Grad gedreht.
Geometrical Context 129
Synthese | struktureller Typus
Solitär Im Kontext mit den umliegenden Hochhäusern erscheint der Campus als Solitär. Dieses Gebäude differenziert sich in seiner Höhenentwicklung und Ausrichtung eindeutig vom Bestand.
Fuge Betrachtet man den Komplex im Detail, können weitere strukturelle Typen zugewiesen werden. Nicht zwischen zwei vertikalen Objekten entsteht eine Fuge, sondern der Sockel und die schwebende Plattform spannen einen Raum dazwischen auf. Diese Fuge bildet eine campusöffentliche Verteilerzone.
130
Gruppe Die BaukĂśrper untereinander bilden eine streng orthogonale Gruppierung, die nach einem klaren Rastersystem aufgebaut ist. Einzig die Rolltreppe widerspricht dieser Struktur, sie wurde 15 Grad in Richtung SĂźden gedreht. Dabei wird Bezug zur naheliegenden Metrostation aufgenommen.
horizontal, vertikal
131
Synthese | Transformation
Bei der Transformation wurden die Themen des Durchstoßens, der Schwerelosigkeit und der Fuge aufgegriffen. Vier quadratische Scheiben werden auf Distanz gesetzt. Ein massiver Block durchstößt die Ebenen. Die Durchdringung erfolgt aber nicht stumpf gestossen, sondern es wird eine Fuge zwischen den Elementen gebildet. Die Elemente werden in einen ausbalancierten Schwebezustand gebracht. Es entstehen 2 Lesarten je nach Drehung des 132
Systems. Das Modell stellt ein Prinzip des Verhaltens von architektonischen Elementen zueinander dar. Dreht man das System um 90 Grad in die Horizontale bezogen auf den Durchdringungskörper entsteht ein vertikaler Filter, indem der massive Block schwebt. Je nach Betrachtungsweise können die oben genannten Aspekte verschieden gelesen werden.
Bogota Conference Center Keusch Mario, Verbost Barbara
Das Projekt definiert sich als städtischer Erlebnisraum, in dem Benutzer und Besucher zusammenkommen, um ihr gemeinsames Interesse für Wissen und Innovation zu teilen. Die Vorstellung von allgemeiner Konnektivität im städtischen Raum: Straßenleben, Regenerationsflächen, Flexibilität, öffentliche Zugänglichkeit, sind für die Identität des Gebäudes von wesentlicher Bedeutung. Die Bewegung findet nicht ausschließlich an der Außenseite des Gebäudes, sondern auch durch das Gebäude statt. Der öffentliche Bereich zieht sich über das Erdgeschoss durch den zentralen Erschließungskern in die oberen Geschosse. Durchbrüche sorgen für kontrollierte Blickrichtungen, so dass der Nutzer mit der Stadt interagiert. Die Idee der Agora wurde aufgegriffen ein räumlicher Dialog zwischen Gebäude und Stadt konzipiert.
Projektdaten
Ort Bogota, Columbia Fertigstellung Baubeginn 2014/2015 Architekt D.Bermúdez + Herreros Arquitectos Nutzungstyp Konferenzentrum Gesamtfläche [BGF, NF m²] 34.000 Programme Auditorium [4.000 Personen] Multifunktionale Zimmer [1.000 Personen] Parkplatz [2.200 Autos] Mehrzwecksausstellungszentrum [4.000 m2] Dichte 2,5 Fläche gemeinschaftlicher Raum [m²] ca. 11.000 m2
136
Isometrie 1.1000 137
Figur und Masse | „Der geführte Weg“
0 138
25
50
100
Das Gebäude ist zentral auf einem Platz positioniert. Durch das Stapeln des Programmes wird eine relativ geringe Fläche des urbanen Platzes bebaut. Alle Funktionen konzentrieren sich auf einem Punkt und erzeugen dadurch ein kompaktes dichtes Gefüge. Aufgrund seiner klaren, einfachen geometrische Form (keine auskragenden Teile, Kubus), der Clusterung von Funktionen in einem Baukörper (öffentliche und private Bereiche) der zentrale aber freigestellten Position auf dem Platz (4 gleichwertige Seiten) ist das Campusgebäude ein Solitär im Stadtraum. Alle Räume werden über
eine zentrale, offene Halle erschlossen, welche Orientierung und visuelle Verbindung schafft. Die Grundidee war es einen zentralen Platz - die Agora - zu schaffen und die städtische Struktur in die oberen Geschosse zu ziehen. Um den zentralen Platz (Halle) dreht sich der Weg wie eine Spirale nach oben bis zum Auditorium. In den verschiedenen Ebenen gibt es unterschiedlich große Räume mit verscheidenen Nutzungen. Durch das Stapeln dieser und auslassen verschiedener Bereiche werden interressante Durch- und Ausblicke in die Stadt geschaffen.
Ausblick
Lobby
Auditorium
0
5
12
25
50 139
Struktur | Raumbeziehung
Alle Funktionen ordnen sich um eine zentrale Halle, der sog. „Agora“. Diese verbindet sowohl öffentliche, semispezifische und auch private Räume. Die meisten Bereiche können auch über privatere Nebenerschließungen erreicht werden. Das Gebäude entwickelt sich aus seiner Mitte, um die sich die Bereiche ohne weitere hierarchische Abstufung anordnen. 0 140
12
5
25
50
öffentlich, allgemein: Stadtraumumgebung
semi-öffentlich, Campus: Erschließungskerne, Lounge und Café semispezifisch: Auditorium mit Backstage, Ausstellungsraum, Lobby privat, spezifisch: Konferenzräume, Verwaltung, Nebenerschließungskerne Die Raumgröße zeigt sich durch den Grad der Öffentlichkeit. Je öffentlicher der Raum desto größer ist er. Das spiegelt sich auch in der Personenkapazität der Räume wieder.
sepu sepus
bal
prs
bal
prs
sepu
prs
prs
prs
prs
unpa sepus
141
Struktur | strukturelle Elemente| Komposition
Erdgeschoss
0 142
12
5
25
2. Obergeschoss
50
Die strukturellen Elemente zeigen, dass sich das Gebäude aus Deckenplatten und tragenden Kernen zusammensetzt. Private, spezifische Nutzungsräume werden durch Trennwände zum zentralen Atrium der Agora geschlossen, so dass der Eindruck von im Raum schwebenden Volumina erzeugt wird. Folgende Kompositionsprinzipien werden
4. Obergeschoss
für die räumliche Strukturierung eingesetzt: Über Addition werden einzelnen Funktionen zusammengesetzt wie ein Baukastensystem Durch Subtraktion werden zentrale und semi-öffentlichen Bereiche herausgeschnitten. Die symmetrische Anordnung wird in verschiedener Weise eingesetzt. Wird aber durch Verschiebungen wieder entschärft.
+
a|
+
+
b|
c|
d|
-
a|
a|
x5
a|
a-b|
=
b|
+
a+b|
=
c|
+ | x5
b|
a+b+c+d|
=
b|
+
=
a+b+c|
=
c|
a+b+c|
143
Synthese | struktureller Typus | Transformation
Solitär Bei Betrachtung aus der Ferne oder aus der Vogelperspektive
GRUPPE Bei Betrachtung aus der Nähe lösst sich das Gebäude auf. (Subtraktion - Addition mehrerer Elemente)
Typus Durch das Betrachten des Gebäudes aus unterschiedlichen Abständen und Blickwinkeln werden unterschiedliche strukturelle Typen erkennbar. Im urbanen Kontext oder aus der Vogelperspektive wirkt es solitär. Kommt man dem Gebäude näher wird erkennbar, fängt es an sich aufzulösen. Man erkennt mehrere, zusammengefügte Teile, die eine vertikale Gruppierung bilden. Im Innenraum bildet die Struktur ein räumliches Spiel aus Blöcken. 144
BLÖCKE Bei Betrachtung von Innen werden Blöcke wahrnehmbar.
Transformation - Yenga Turm Reduziert man auf zwei Elemente, die man additiv stapelt, entsteht ein spielerisches Grundsystem. Das Grundelement wird in zwei Richtungen, um 90° gedreht und gestapelt. Bei regelmäßiger Stapelung bleibt in der Mitte ein zentraler Bereich frei. Zusätzlich werden in den Ebenen Freiräume mit Ausblicken möglich. Bei Variation der Lage des Grundelements können spannende Abwandlungen des Grundprinzipes erreicht werden.
Med Campus Graz
J. Anton Lipp, Hannes Pramstraller
Bild und Textzitat: Riegler Riewe Architekten ZT Ges.m.b.H
„Das Projekt implementiert unter größtmöglicher Berücksichtigung der städtebaulichen Vorgaben ein klar strukturiertes Ensemble aus kohärenten Baukörpern, das einerseits durch seine charakteristische Ausprägung ein Identifikationspotential im städtebaulichen Kontext darstellt, andererseits durch die differenzierte Strukturierung der Volumina ein spannungsvolles Wechselspiel zwischen Bebauung und Freiräumen, zwischen öffentlichen und nichtöffentlichen Nutzungen erzeugt. Das wesentlichste Merkmal des Konzeptes ist die Integration von Arbeits-, Lehr- und Frei(zeit)räumen auf einem gemeinsamen Areal. Offenheit, Zugänglichkeit und Kommunikation spielen dabei wichtige Rollen. Die im Rahmen des Projektes zu realisierenden Nutzungen gehen von ihren inhaltlichen Anforderungen her teilweise noch über das klassische Campus-Konzept hinaus – sei es im wissenschaftlichen Bereich durch die Erfordernisse des medizinischen Forschungsbetriebes, sei es durch den zwangsläufigen Publikumsverkehr...“ (Auszug Projektbeschreibung, RieglerRiewe)
Projektdaten
Ort Graz Fertigstellung 2014-2019 Architekt RieglerRiewe Nutzungstyp Hochschulcampus für Medizin Gesamtfläche [BGF, NF m²] BGF ca. 88000m² NF 44000m² Programme Forschung Lehre Verwaltung Allgemein Sonderflächen ZWT
48% 17% 10% 8% 3% 14%
Dichte ~2 Fläche gemeinschaftlicher Raum ~20000m²
148
Isometrie 1.2500 149
Figur und Masse | „Der geführte Weg“
0 150
25
50
100
Die Raumbereiche ordnen sich vertikal und horizontal. In der Vertikalen findet eine Abstufung von öffentlichen zu privaten, spezifischen Räumen statt. Die Erdgeschosszonen sind öffentlich durchgängig und durchlässig. Der Zugang zu einzelnen Fachbereichen, welche sich in den Obergeschossen der Riegel befinden, erfolgt über Foyers, welche einen Übergang zum Aussenraum erzeugen. Über vertikale Kerne er-
folgt die punktuelle Erschließung und eine gewisse Filterung der Zugänglichkeit. Auf jeder Ebene sind die Bereiche miteinander horizontal verknüpft, so dass direkte Wege und Kommunikation unter verschiedenen Gebäudeteilen auf einer Ebene ermöglicht wird. Alle Raumbeziehung sind gleichwertig behandelt. Bis auf die öffentliche EG-Zone gibt es keine Hierarchien in der Beziehungsstruktur.
0
2,5
5
10 151
Struktur | Raumbeziehung
0 152
2,5
5
10
Die Schnittsequenz zeigt die Idee der durchlässigen öffentlichen Erdgeschosszone, die durch die Aufständerung der Baukörper umgesetzt wird. Die semiprivaten und privaten Bereiche werden in den abgehobenen, geschlossenen Volumina untergebracht. Prinzipiell sind durch gute Wegevernetzung auch zwischen den Körpern durch Brücken und Stege alle Bereiche untereinander gleichwertig vernetzt.
unpa
sepu
pr
pr
sepu pa
sepu sepus
sepu pr pr
153
Struktur | strukturelle Elemente | Komposition
0 154
2,5
5
10
Die strukturellen Elemente beschränken sich auf Wand- und Deckenflächen sowie Stützen im EG. Charakteristisch ist, dass die Unterkante der Riegel auf eine Höhe gesetzt wurde. Durch die Hanglage entsteht so eine Raumkompression je höher der Hang ansteigt. Die schräg gestellten Stützencluster unterstreichen das Thema der aufgeständerten Riegel und des freigespielten Geländeniveaus. Dadurch entsteht ein offener, fließender Raum im EG.
Die Struktur lässt mehrerer kompositorische Lesarten zu. Sie besteht aus einem System zusammengeschalteter Riegel, welche gegeneinander verschoben worden, so dass Fugen entstehen. Eine 2. Lesart versteht die Struktur als Block, der in in geschnittenen Scheiben auseinandergezogen wurde. Beide Lesarten erzeugen Zwischenräume, die eine Belichtung und eine die Berüchsichtigung des städtebaulichen Maßstabs ermöglichen.
-
=
-
=
155
Synthese | struktureller Typus | Transformation
Prinzip entzerrter Block: links: Re-Kompression rechts: Teilung und Verschiebung 156
Wendet man die Lesart der zusammengeschalteten Riegel an, so lässt sich die Struktur dem Typus einer Gruppe zu ordnen. Aufgrund der Verschiebungen in Längsrichtung und Querrichtung und der Hintereinanderschaltung der Elemente lässt sich weiterhin der Typus einer Reihe zuordnen. Die unter Komposition beschriebene Lesart des entzerrten Blockes eignet sich für die Transformation der Struktur in ein Prin-
zip. Zunächst wird das Volumen in einem Block komprimiert. Dieses Volumen kann nun nach Erfordernis in Scheiben zerlegt werden. Diese werden nun gegeneinander verschoben und erzeugen Zwischenräume, deren Dimension weiteren Regeln folgen können. Das Prinzip dieser kontrollierten Dekompression lässt eine Adaption an kontextuelle Gegebenheiten zu und löst große Volumen in sinnvolle Einheiten auf.
Impressum
SEMINAR RAUMSTRUKTUR - CAMPUS Wintersemester 2013/14
Institut für Architekturtechnologie Technische Universität Graz Rechbauerstraße 12, 8010 Graz
www.iat.tugraz.at
Konzept und Durchführung_Uta Gelbke, Univ.Ass.; Marcus Stevens, Univ.Ass. Redaktion und Layout_Marcus Stevens, Univ.Ass.; Stefan Dygruber, Stud.Ass. Copyright_Diese Broschüre einschließlich aller Inhalte ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder Reproduktion (auch auszugsweise) in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie oder anderes Verfahren) sowie die Einspeicherung, Verarbeitung, Vervielfältigung und Verbreitung mit Hilfe elektronischer Systeme jeglicher Art, gesamt oder auszugsweise, ist untersagt. Alle Übersetzungsrechte vorbehalten.
Campus
Raumstruktur
Seminar | Institut f端r Architekturtechnologie | WS 1314