eine bärengeschichte

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Stephanie und Octavia Hanel

Eine B채rengeschichte



Stephanie und Octavia Hanel

Eine B채rengeschichte F체r Paula und Nick. Und f체r Lisa, damit sie wieder ganz gesund wird.




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Es ist sehr kalt. Und es schneit. Da kommt ein kleines Mädchen an der Hand seiner Mutter. Die Bei­ den bleiben an einer roten Ampel stehen. Auf der anderen Seite der Straße ist ein Marktplatz. Dort steht neben einer Marktbude ein großer ausgestopfter Bär.



Der Bär tut dem Mädchen leid. Er steht da so allein, zu nichts gut. Dabei könnte er doch bes­ ser irgendwo leben.

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Das Mädchen versteht nicht, wie Menschen Tiere töten und aus­ stopfen und auf die Straße stel­ len können.

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Da kommt plötzlich ein betrunke­ ner Mann. Er ist ziemlich wacke­ lig auf den Beinen. Und geht doch direkt auf den Bären zu. Das Mädchen sieht fasziniert hin. 12 | 13



Der Betrunkene legt einen Arm um den Hals des Bären, schwenkt seine Bierflasche und – singt ein Lied.

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Es schneit immer heftiger. So fällt gar nicht auf, dass sich das kleine Mädchen nicht nur Schnee­ flocken sondern auch ein paar Tränen aus dem Gesicht wischt. Weil sie gar nicht weinen will, sagt sie schnell: „Mama, siehst Du den Mann da? Der ist sicher ganz allein.“ Die Mutter schaut sie nachdenklich an.



Die Ampel ist aber inzwischen gr체n und sie m체ssen gehen. Das M채dchen denkt weiter an den Mann, den B채ren und beide zusammen.

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Das Mädchen dreht sich noch ein­ mal um. Da sieht sie, dass der Betrunkene die Tatze des Bären hält und ganz friedlich neben ihm steht. 20 | 21



Das Mädchen drückt die Hand ih­ rer Mutter. Die Mutter errät ihre Gedanken und lächelt ihr zu.

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ENDE


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Nachwort Das spannende an wahren Ge­ schichten ist, dass sie oft so klingen, als ob sie erfunden wä­ ren. Auch „Ein Lied im Schnee“ ist so eine Geschichte. Es gab sie aber alle: den aus­ gestopften Bären,­den harmlosen Betrunkenen und das Mädchen, das beide beobachtete. Auf dem Viktualienmarkt in München, vor vielen, so um die dreißig Jahren. Und es gab jede Menge Schnee. Wir hatten nicht jedes Jahr wei­ ße Weihnachten, aber ganz oft Schnee vor Weihnachten. Und so ereignete sich diese Begegnung

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im dicken Schneeflockengestöber und war wirklich und wie ge­ träumt zugleich.

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In Erinnerung an die alte Hei­ mat und die Schneeflocken mei­ ner Kindheit entstand diese Ge­ schichte. Aufgeschrieben bevor ich selbst Kinder hatte, für alle Kinder, die sie einmal werden hören wollen. Und mit Zeichnun­ gen von meiner Mutter versehen, die das zeigen, was in den Wor­ ten liegt und das, was über sie hinausgeht. Stephanie Hanel Weingarten (Baden)




Copyright: Stephanie Hanel (Text) www.wegholz.de und Octavia Hanel (Zeichnungen) www.octavia-hanel.de Grafik, Layout, Satz: Maria Herrlich www.mariaherrlich.de Danksagung: Besten Dank an Christine Kern www.kindermund-verlag.de

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Oktavia Hanel geboren 1945 in München. Dort lebte ich die bisher längste Zeit meines Lebens, gründete meine Fa­ milie und wurde Mutter von Ste­ phanie und Dominik. Nach einem späteren Wohnortwechsel bin ich den Bergen noch näher gekommen. Während meiner Schulzeit habe ich eifrig angefangen zu zeichnen, einfach so, alles aus der Erinne­ rung, besonders viel Gesichter, Menschen, Tiere und Landschaften. Später fand ich auf Umwegen wie­ der zu meinen Zeichnungen zurück. Ich studierte an der Akademie der Bildenden Künste in München und setzte meinen Schwerpunkt auf das plastische Gestalten.

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Stephanie Hanel 1967 in München auf die Welt ge­ kommen und lebe heute in einem Dorf, in dem die Leute früher Obstbauern waren. So kam ich aus dem Schnee und den Bergen in die Sonne und zum Kirschbaum. Ich habe immer geschrieben, aber zu unterschiedlichen Zwecken. Ta­ gebuch, seit ich schreiben konn­ te, zur Erinnerung; Schülerzei­ tung, um meine Meinung zu sagen; Aufsätze, weil ich musste. Und wenn mir heute Als Journalis­ tin ab und zu Zeit bleibt, dann notiere ich auch eine wahre oder erfundene Geschichte …

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Der Achter Verlag ist ein Kons­ trukt, eine Idee, der Versuch, Altes zu bewahren und Neues zu wagen. Er wurde 2007 mit dem Ziel gegründet, schöne Bücher zu machen. Ein Buch ist eben mehr als „nur” ein Text. Die Leit­ idee, die hinter allem steckt, ist, dass ein Leben ohne Bücher zum Anfassen, ein armes, eindi­ mensionales Leben ist. Der Name kommt vom Sitz des Ver­ lags, dem Eifeldorf Acht. Ganz in der Nähe der Hohen Acht. Das hat uns auch inspiriert acht Geschichten pro Jahr in einer sehr schönen gebundenen Ausgabe erscheinen zu lassen. Schauen Sie mal rein, Vielleicht finden Sie was sie suchen:


www.achterverlag.de


Das spannende an wahren Geschichten ist, dass sie oft so klingen, als ob sie er­ funden wären. Auch „Ein Lied im Schnee“ ist so eine Geschichte.


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