Fresh Herbst 2014

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black Austrian lifestyle

sozial

success

Reportage: Selbständig in Österreich

Sapeurs

die letzten Gentlemen aus dem Herzen Afrikas

Silhouetten

die verwurzelte Schönheit von Ayo Van Elmar

sTRÄHNEN

Natürlich Kraus GOING NATURAL? yes or no?

Dominik

Hufnagl Der Leichta t Nachw uchss hletikt selbstk r itik a r über , politik und ta k tik

Foto von Philipp Horak//Ausgabe Herbst 2014

GeneviÈve MAYALA vom 24-Stunden-Frauennotruf


h er story

„Bis wann h abe ich mit mei ner Arbeitnehme rveranlagung Zeit?”

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„Kann ich die Kosten für Kinderbetreuung steuerlich geltend machen?”

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Frage? Antwort: www.bmf.gv.at/steuertipps

Geschützt Geschützt Geschützt Ich heiße

Dido Elizabeth Belle …

… ich wurde zu einer Zeit geboren, als die Sklaverei noch erlaubt war. Meine Mutter, Maria Belle, war eine Schwarze Sklavin, die mit einem Schiff auf die Westindischen Inseln gebracht wurde. Mein Vater, der britische Admiral Sir John Lindsay, nahm mich 1765 mit nach England und erkannte mich als seine Tochter an. Er ermöglichte mir ein Leben in Freiheit! Ich wuchs zusammen mit meiner Cousine Lady Elizabeth Murray in der Nähe von London unter der Obhut meines Großonkels William Murray, dem Grafen von Mansfield auf. Dieser spielte später eine große Rolle in der Abschaffung der Sklaverei. Meine Stellung in der Familie und in der Gesellschaft blieb unklar, da ich zwar eine aristokratische Erziehung genoss, bei Mahlzeiten mit Gästen allerdings nicht anwesend sein durfte. Geerbt und geheiratet habe ich dennoch … Zu sehen ist das Bild von Johann Zoffany im Scone Palace im schottischen Perth. Die Ausstellung „Dido Elizabeth Belle – Her Story“ läuft auch 2015 wieder. www.scone-palace.co.uk

Foto von scone palace//Text von Vanessa Spanbauer

me „Wi in e Fa st lan mi ud ge li ie en re erh be nd äl ih es t il fe Kin ?” d

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4 What’s fresh Liebe Leserinnen, liebe Leser! Nach der ersten Ausgabe von fresh haben wir gefeiert, uns über die positiven Rückmeldungen gefreut und uns insgeheim ordentlich auf die Schulter geklopft. Aber nach der Arbeit ist vor der Arbeit. Und deshalb befindet sich unser Team seit Wochen im Einsatz. Für Euch. Vanessa Spanbauer und Elisabeth Taruvinga Mtasa haben den ultimativen Überflieger Dominik Hufnagl getroffen. Ein junger Sportler, der nicht nur schnell läuft und für Rot-Weiß-Rot Medaillen nach Hause bringt. Er reflektiert auch über Politik, Armut und Klischees. Und zwar ab Seite 10. Wir haben uns in dieser Ausgabe außerdem dem Thema Wirtschaft gewidmet und dafür mit Self-MadeWo(men) darüber gesprochen, was es heißt, selbstständig zu sein. Wer mit dem Gedanken spielt, der Chef/die Chefin im Haus zu werden: Tipps gibt’s ab Seite 14. Wie viele Frauen da draußen hat sich auch unsere Redakteurin Tamara Tanasijevic auf die Suche nach dem perfekten Gentleman gemacht. Und dabei ist sie auf die kongolesische Eleganzia gestoßen. Mehr auf Seite 22. Das ist aber längst nicht der einzige Augenschmaus in dieser Ausgabe: Designs von Ayo van Elmar; Yemisi Rieger als Model und Magdalena Possert am Fotoapparat. Da ist Wow vorprogrammiert. Und Marie-Noel Ntwa erklärt auf Seite 26, was fresh fesch findet. Unsere neue Kollegin Stephanie Anko erzählt Euch auf Seite 32 ihre „Going natural story“ und sie spricht Tacheles mit allen, die glauben, „Du hast lustige Haare“ sei ein Kompliment. Wir haben uns in dieser Ausgabe überhaupt ein bisschen Luft gemacht und aufgezeigt, was für Sch*** sich Schwarze Menschen manchmal anhören müssen. (Seite 42) „Die Hitze kann dir nix ausmachen!“ Nein, wir kennen keinen Schweiß. Spaß beiseite: ich müsste ja schwitzen, wenn ich es Arabella Kiesbauer nachmachen würde. Die besteigt nämlich gern Berge. Ihren schönsten Platz in Österreich beschreibt sie auf Seite 40. Großen Respekt habe ich vor Geneviève Mayala. Sie berät Frauen in Not. Daniela Krenn hat ihr unsere Neun Fragen auf Seite 8 gestellt. Ihr habt vielleicht bemerkt, dass unsere Redaktion einen leichten Frauenüberschuss hat. Aber die Männer strengen sich hier sehr an. Philipp Horak hält die Fotoqualität des Magazins hoch. Michael Fürnsinn und Andreas Posselt vom buero8 halten es in Form. Wir hoffen sehr es gefällt. Clara Akinyosoye

Impressum

Herausgeber simon Inou//Chefredaktion Clara Akinyosoye// Stv. Chefredaktion Vanessa Spanbauer//Design/Artdirection/ Grafik Michael Fürnsinn/Andreas Posselt (www.buero8.com)// Foto-Editor Philipp Horak (philipphorak.com)//Redaktion MarieNoel Ntwa/Elisabeth Taruvinga Mtasa/Tamara Tanasijevic/Daniela Krenn/Stephanie Anko//Fotografie Philipp Horak/Magdalena Possert (magdalenapossert.com)/Peter M. Mayr (www.petermayr.com)/Daniele Tamagni//Lektorat Tino Schulter//Druck Gutenberg Druck, Wr. Neustadt//Anzeigen, Marketing, PR/Event Joyce Fasan/ Yvonne Eliza Ackwonu/Gladys Akinyosoye//Magazinkonzept simon Inou/Michael Fürnsinn/Philipp Horak//Medieneigentümer M-MEDIA, Diversity Mediawatch Austria, Franz-Josefs-Kai 27/1. Stock, 1010 Wien, www.m-media.or.at, Tel.: +43 1 533 87 47 36, Fax: DW 66, fresh@m-media.or.at

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Inhalt her Story

3 Dido Elizabeth Belle

Eine ungewöhnliche Geschichte aus dem 18. Jahrhundert.

10

fresh?

6 Very fresh!

Unsere LeserInnen über fresh.

9 Fragen

8 Geneviève Mayala

Gewalt, Isolation, Stalking – eine Sozialarbeiterin berichtet.

Cover

10 Dominik Hufnagl

17 Jahre und eines der größten Nachwuchstalente im österreichischen Leichtathletiksport.

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Thema

14 Harte Arbeit

Drei Schwarze Self-Mades auf Erfolgskurs.

Roots

22 Gentlemen of Bacongo

40

Die Sapeurs von Brazzaville haben ihr komplettes Leben der Mode und den Designerlabels verschrieben.

Fesch

26 AVE

Eine Fusion von afro-europäischer Mode – bunt und chic, elegant und oft auch edgy.

Body

32 Natürlich kraus Going natural? Yes or no?

frisch

34 Äthiopischer Linseneintopf Empfehlung des Hauses: Rezept aus dem vegetarischveganen Restaurant Nat'naa.

Cooltour

36 Von Klängen bis Seiten Kulturtipps mit Gewinnchancen.

heimatland

40 Arabella und ihr Wilder Kaiser Mein schönster Platz in Österreich.

fakten

42 Shit white people say Unpassend, verletzend, ärgerlich. 18 big fails.

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lich verbessert. Seither reicht nicht mehr, dem Ball einfac es h nachzulaufen. Seither tritt er zwei, drei Mal auf den Ball ein, und lässt sich dann dramatisch ins Gras fallen. Dann steht er wieder auf und geht nach ein paar Schüssen wieder theaterreif zu Boden. Mitunter ruft er in den kurzen Liegephasen auch Mam a und dert, dass sie ihm ein (imag forinäres) Pflaster aufs Knie pickt. Also wenn schon, dann gleich von den ganz Großen lerne n.

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Franz Schmiedbauer (links) und sein Begleiter brauchten vor ihrem Reiseantritt in Salzburg für ihre Zugtickets fast einen Aktenordner.

very fresh! WIEN.

Viel hat sich seit den 1970e rJahren bei den Rollenbilder n in der Familie verändert: Väter kümmern sich heute etwa viel inten siver um ihren Nachwuchs als frühe mindest vertraten mehr r. Zuals die Hälfte der Befragten in einer IMASStudie diese Meinung, vor allem Männer. 30 Prozent sahen hingegen keinen Wandel in den Geschlechterrollen. Wie wichtig es für Kinder ist, männliche und weibl iche Bezugspersonen zu haben , hat eine Studie der Uni Innsbruck ergeben: Der Einsatz männlicher Pädagogen beeinflusst das Verhalten der Kinder, wenn auch nur der Buben. Diese waren bei gemischtge schlechtlichen Teams extrovertierter, bewegten sich mehr und waren weniger angepasst – vor allem Buben, die ohne Vaterfigur aufwu chsen, wie Studienleiter Josef Chris tian Aigner betont. Er plädiert für eine fallweise Ergänzung der Fraue nförderung durch „Männerförderu ngspläne“, um mehr Männer in den Pädagogenberuf zu bekommen. SN, APA

Die ÖBB werben auc h um Radfahrer. Doc h die treffen oft auf sku wie die Geschichte eine rrile Hürden, s Salzburgers zeigt. Die Bundesbahnen geloben jetzt Bes

MARIAN SMETANA

BILD: SN/SCHM IEDBAUER

serung.

erst in einem Intercity von Salzburg hausen und sein Begleiter mit 14 Tinach Linz. Von dort ging Verbindung zwischen den es nach ckets zum Preis Franz Schmiedba Städten von je 44,80 Euro in gedac bereitet sich immer sorgfäuer St. Georgen an der Gusen mit dem den ht gewesen sei. Räder, die Zug. ltig Regio einnalzu g weite auf seine Radtouren vor: und ausgeladen werde Der Lehrer aus Salzburg Wetter- erte eine Stund r. Die Reise daun müssten, versteht verzögerten die e und 40 Minuten. feste Kleidung, genügend nicht Abfahrt. Luft , warum Bahnfahren so Die Liste der Tickets ist komden Reifen und ordentliche in Dabe lang: i wollen immer mehr Radle das pliziert ist. „Ich unter Ver- Ticket (hin und retou r nehme gern pflegung. Seit Neuestem versi- wachsenen, dann r) für einen Er- solche Reisen, Rad und Bahn lassen auch mit der Bahn fahren. 300.000 chert er sich auch, ob die ein Fahrschein sich Radfahrer machen das jährli Patrone für ein Fahrr eigentlich gut verbinden ch. „Die ad (Hinfahrt), die Rein seinem Drucker voll .“ ÖBB wirbt auch um sie, trotzdem Doch ist. Für servierung für einen Erwachsenen ren Radler, die mit dem Zug fah- gibt es im Interc seine letzte Reise ity nur 16 Radplätbrauchte wollten, müssten manc hmal ze“ sagt Felczak Schmiedbauer für sich schon vier Wochen im von der Radlobby. und eiVoraus den nen Radlerfreund sowie Bezüg „Wir lich Schmiedbauers ZettelPlatz arbe für ihr Fahrrad reserv iten zwei ieren Fahrräder stolze 14 Ticke , chaos „arbeiten wir an einer an einer weil es nur wenig Plätze ts, Vergebe. „Aber besserung mit auch sein Drucker orden woVerbesserung des Systems“, sagt der auf einer Radtour änder tlich t sich oft ÖBB-Sprecher. zu tun hatte. des Systems.“ das Wetter oder das Rad Ab sofort soll es für geht ka- die Hin- und Der 56-Jährige aus der putt. Man muss flexibel Rückfahrt für FahrSalzRene Zumtobel, sein.“ burger Gemeinde Elixhausen räder nur ein Ticket geben Schmiedbauer bekom ÖBB-Sprecher . Auch die mt Rü- Reservierung zählt kopfschüttelnd von erfür die Fahrräder soll ckendeckung von Andr dem zej Felczak. auf einen Aufwand für die Zugfa Zette Er l kommen. Dass die hrt. „Mit im Intercity ist Sprecher der Radlobby nach Linz (Hinfahrt), Öster einem Freund besuchte ich Reser vierung auch auf das Ticke reich und kritisiert, dass einen die Reservierung t es in den komme, sei Bekannten in Oberösterre für ein Fahrrad im neuen nicht möglich. Obwohl ich.“ Intercity nach Linz Railjets der ÖBB überh aupt man ohne Reser Weil sie Radtouren unter (ohne Reservie- keine vierung Plätze für Fahrräder gibt. neh- rung dürfen Räder men wollten, buchte Schm Re- rad im Intercity nicht das Fahrin diesen Zügen ne Zumt mitnehmen bauer für zwei Personen ied- nicht mitgenommen werden), die stätig obel, Sprecher der ÖBB, be- kann. „Denn die Reser t das. „Aber in den nächs und Rückfahrt nach zwei Fahrräder Plätze in ten, über ein europaweit vierung läuft Salzburg für das bereit den Zü- Fahrrad, die s bestellten Railjet-Zügen es Programm“, Reservierung für das gen von Salzburg nach gibt erklär t der ÖBBes Sprecher. St. Geor- Rad im Interc fünf Fahrradplätze. Sie ity nach Salzburg plus sind ab gen an der Gusen. Für die gleiche Reise benöt 2015 im Einsatz.“ die Reservierung für einen igten Auf der insgesamt 141 Kilom Sitzplatz gen Railjet-Wag Auch in den jetzi- Schmiedbauer und sein Begle e- auf der Strecke. Und gons sollen Plätze also iter ter langen Bahnstrecke das Ganze mal für Räder nur noch zehn fuhren zwei. Unter dem Tickets. „Das ist geschaffen werden. UrSchmiedbauer und sein Strich stiegen der sprün siche r ein Schritt in die richtige Freund leidenschaftliche glich habe man die nicht ein- Richtung“, sagt der Radler aus Elix- gepla nt, da der Railjet als schne Bahn fahrende lle Radler Schmiedbauer. SALZBURG.

BILD: SN/ROBER T RATZER

Mehr männliche Kindergärtner: Das wäre gut für Buben

14 Tickets für eine Zugreis e

fr esh?

Subrina Dolischka Substyle Friseursalon

Fresh is a new magazine in Austria and as its name implies, it gives a fresh insight how black history and culture are being kept alive in Austria. The articles are well written with educative and inspiring interviews for readers. I am very impressed with the concept and contents of the magazine.

Wer hat noch Angst vorm schwarzen Mann?

RALF HILLEBRAND

das erste Magazin für

Afro-Österreicher auf

den Markt. Ein Großtei

WIEN.

Ein Magazin, das einzig artig ist – es aber gar nicht sein will. wäre lieber, wenn wir nicht „Uns s Besonderes wären“, sagt Clara Akinyosoye. Die Wienerin mit nigerianischen Wurzeln ist Chefr edakteurin von „Fresh“, der ersten Zeitschrift für Schwarze in Öster reich. wollen nicht als Migrantenm „Wir gelten. Wir sind ein norm edium ales Lifestyle-Magazin, das den Fokus auf schwarze Menschen legt.“ Vor wenigen Tagen ist die erste Ausgabe von „Fresh“ erschienen. Herausgeber ist Simon Inou. Der Journalist ist von Kame run nach Wien geflohen. Seit Jahre n arbeitet er als Geschäftsführer von M-Me- verlieren“, sagt Inou. Die Themen dia, einer Institution, die sich der der eigenfinan Berichterstattung von zierten Nullnummer und über verteilen sich Migranten verschrieben über alle Lebensbehat. Bei reiche. „Aust ria’s Next Topmodel“ M-Media kamen ihm und Clara Lydia Obute wird genauso porträAkinyosoye die Idee für das Maga- tiert wie Wien zin: „Wer noch Angst vom s erster schwarzer Poschwar- lizist. Daneben zen Mann hat, wird sie werden afrikanische mit uns Biersorten vergli chen oder die ei-

l der Leser ist jedoch

auch andere Facetten gibt“, sagt Akinyosoye. 40.000 Personen mit afrikanischen Wurzeln scheinen in der Bevölkerungsstatistik auf. Die Gemeinschaft ist aber wesen tlich größer: „Zur Community zählt auch die zweite Generation. Oder Afro-Amerikaner oder Afro-Brasil ianer Problemen haben nach wie .“ Mit vor viele „Dirndl meets Afrika“ – ein Thema in der ersten Ausgabe von „Fresh“. BILD: SN/FRESH /POSSERT

genwillige Heavy-Metal-Sz ene in Botswana vorgestellt. Alle Storys haben jedoc h gemeinsam: Sie folgen einer eines positiven Grundstimmung. „Über die schlimmen Aspekte des Migrantenlebens wird sowieso täglic h berichtet. Wir wollen aufzeigen, dass es

„Durch David Alaba ist es wieder schicker, schwarz in Österreich zu sein.“

Clara Akinyosoye, Chefredakteurin von „Fresh

von ihnen zu kämpfen: „Eine hat ergeben, dass Mens Studie chen mit afrikanisch klingenden Namen ungleich öfter Bewerbung en schreiben müssen“, sagt Akiny osoye. „Wir werden solche Missstände nicht totschweigen. Rassi smus fen wir mit Sicherheit auf“, greiergänzt

weiß.

die Chefredakteurin. „Aber es gibt genug Schwarze, die sich in Österreich wohlfühlen. Und auch deren Lebensgefühl gehört nach getragen.“ Das Paradebeis außen piel für den neuen „Black Austr ian Way Of Life“ sei David Alaba: „Seit Erfolgen ist es ein wenig seinen schicker, schwarz in Österreich zu sein.“ Die erste Ausgabe von „Fres eine Auflage von 8000 Stück h“ hat . Jahr erscheint das Maga Dieses zin quartalsmäßig, 2015 soll es alle zwei Monate auf den Markt komm en. „Man kann die Ausgabe abonn ieren dem wird sie bei verschiede . Zunen Vertriebspartnern aufliegen, etwa in Afroshops.“ Die Zielgr uppe nicht nur Schwarze: „Wir sind viele Rückmeldungen von haben Weißen bekommen, die sich durch das Magazin angesprochen fühle n.“ Das Ziel von Simon Inou und Akinyosoye scheint somit Clara erreichbar: „Wie für jeden schwa rzen Bürger wünschen wir unser em zin vor allem eines – Norm Magaalität.“

Alexandra Kromus

Zwei Wiener bringen

farben. Sie alle haben sich ihren Lebensmittelpunkt in Österreich aufgebaut und sind ein unverzichtbarer Teil unseres Landes. Das muss sich auch in den Medien wiederfinden. Die erste Ausgabe von fresh zeigt einen selbstverständlichen Teil der österreichischen Bevölkerung und ist damit ein weiterer Mosaikstein in einer Medienlandschaft, die noch einen langen Weg vor sich hat, bis sie so vielfältig ist wie die Gesellschaft. Ich wünsche fresh alles Gute für die nächsten Ausgaben.

In unserem Land leben Menschen mit den unterschiedlichsten Biografien, Geburtsorten und Haut-

Doreen Ighama

Angestellte

Sandra Frauen­ berger

Wiener Stadträtin für Integration, Frauenfragen, Konsumentenschutz und Personal

elles und wichtiges Medium für diese Generation der Afro-Österreicher/innen. fresh ist informativ und behandelt verschiedenste Themen aus der Sicht bzw. vom Standpunkt der in der Diaspora lebenden jungen blacks in Österreich. Für unsere Musikgruppe „diese gute“ ist fresh eine „gute“ und „freshe“ Sache. Wir sind echt froh, endlich Berichte hier in Österreich lesen zu können, die wir auch nachempfinden können.

diese gute Musikgruppe

Das Magazin fresh ist für die junge black austrian community wie die Vogue für die Fashionwelt oder das Rolling Stone Magazin für die Musikwelt – ein einfach essenzi-

Viele meinen, mit fresh würde der neue Lifestyle von Schwarzen Menschen in Österreich gezeigt. Dem muss ich widersprechen: Black lifestyle gab und gibt es, seitdem Schwarze Menschen in Österreich leben. Nun wird für alle sichtbar, was der Community bereits bekannt war. Die Community ist bunt, faszinierend, humorvoll und stilvoll zugleich. Außerdem ist sie wichtig für Österreich. Ich freue mich, die verschiedensten Facetten des

afro-österreichischen Lifestyles mit fresh zu entdecken und mit der breiten österreichischen Bevölkerung zu teilen.

O’haker Ntwa Besitzer des AfroAmerican Center

fresh ist die Stimme, die es ermöglicht, unsere Kultur, Mode und unseren Lebensstil zu präsentieren. Das Magazin zeigt, dass es uns hier in Österreich auch gibt. Das Ziel ist, dass wir Austro-Afrikaner uns im Magazin wiederfinden. Jede Zeitung, jedes Magazin und jede Zeitschrift hinterlässt einen Eindruck, eine Idee oder ein Gefühl. fresh hinterlässt bei mir das Gefühl von Stolz. fresh gibt den Menschen im deutschsprachigen Raum einen Einblick in unsere Gedanken.


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8

Fr agen

Ein Leben in Österreich 9 Fragen an Geneviève Mayala (49).

Wenn Frauen verzweifelt die Nummer des Frauennotrufs wählen, ist Geneviève Mayala am anderen Ende der Leitung. Die gebürtige Wienerin mit Wurzeln in Österreich und der demokratischen Republik Kongo ist seit 20 Jahren Sozialarbeiterin. 1. Wie sind Sie zur Sozialarbeit gekommen? Eigentlich hab ich von klein auf davon geträumt, etwas mit Musik zu machen, zum Beispiel zu tanzen. Dann wurde ich erwachsen und wollte schnell finanziell unabhängig sein. Ich konnte mir gut vorstellen, mit Menschen zu arbeiten. So bin ich zur Sozialakademie gekommen. 2. Wie sieht ihr Berufsalltag aus? Wir betreuen Frauen ab 14 Jahren. Da wir telefonisch 24 Stunden erreichbar sind, wechseln meine KollegInnen und ich uns in Schichten ab. Tagsüber beraten wir Frauen persönlich und begleiten sie zur Polizei, ins Krankenhaus oder zu Gerichtsterminen. Oft geht es um häusliche Gewalt, Beziehungsgewalt oder Stalking.

4. Wie erleben Sie die Gewalt gegen Frauen in Österreich? Laut Dunkelziffer ist jede 4. bis 5. Frau betroffen. Es geht sehr oft um psychische Gewalt, um Frauen, die von ihren Männern wirtschaftlich abhängig gemacht und/oder von den Freunden isoliert werden. Das bezeichnen die Männer dann als Liebesbeweis – in Wahrheit geht es dabei sehr oft um Macht. 5. Wie hat sich Ihre Arbeit im Laufe der Jahre verändert? Ich bin jetzt seit 20 Jahren Sozialarbeiterin und zum Glück hat sich einiges verändert, sowohl im Bewusstsein der Gesellschaft als auch gesetzlich. Zum Beispiel ist Vergewaltigung in der Ehe jetzt eine Straftat.Und seit 1995 können Betroffene den Frauennotruf der Stadt Wien unter 01/71 71 9 erreichen. Ich bin seit 2010 dabei. 6. Wurden Sie schon bedroht? Ich nicht, aber KollegInnen haben da schon Erfahrungen gemacht. Ich habe darauf reagiert und halte meine private Adresse und Telefonnummer geheim. 7. Wo sehen Sie aktuelle Herausforderungen in der Frauennothilfe? Frauen müssen immer beweisen, dass ihnen Gewalt angetan wurde. Das ärgert mich. Die Bereitschaft der Gesellschaft ist hoch, eine Frau für schuldig zu erklären und und es gibt eine große Scheu davor, Männer zur Verantwortung zu ziehen. Gewalt ist zu wenig Tabu, das muss sich im Bewusstsein ändern. Auch bei einer „Watschn“ muss klar sein: das ist zu weit gegangen. 8. Gab es Momente, in denen Sie aufhören wollten? Immer wieder mal. Manchmal einfach nur, weil ich einfach mehr Spaß bei der Arbeit haben will. Aber im Endeffekt will ich meinen Job nicht wechseln. 9. Was liegt Ihnen da besonders am Herzen? Mir ist besonders wichtig, darauf aufmerksam zu machen, dass Kinder immer Opfer familiärer Gewalt sind, egal ob sie direkt betroffen sind oder alles nur durch die geschlossene Zimmertür mitbekommen.

Foto von Magdalena Possert//9 fragen von Daniela Krenn

3. Wie distanzieren Sie sich von dem Leid, das Sie mitbekommen? Das gehört leider zum Job. Im Team gibt es Gespräche, um das zu verarbeiten.

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cov er

„ wer langsam und wer schnell ist, entscheidet mit Sicherheit nicht die Hautfarbe.“

„Ich war ein fauler Junge“

Er ist 17 Jahre alt, im Maturajahr und eines der größten Nachwuchstalente im Leichtathletiksport –

Dominik Hufnagl hat ein bewegtes Leben. Vergangenes Jahr gewann er den Staatsmeistertitel über 400 Meter und belegte bei den Olympischen Jugendspielen in Utrecht auch noch den zweiten Platz im 400 Meter-Hürdenlauf. Mit fresh sprach Dominik Hufnagl über leere Tribünen, Missstände an den Austragungsorten und darüber, was ihn mit KomasäuferInnen verbindet.

Im August bist du bei den Olympischen Ju­ gendspielen in Nanjing auf dem 7. Platz gelan­ det. Warst du stolz oder enttäuscht? Ich war zwei Tage davor mit 39 Grad Fieber im Bett. Sonst wäre es der dritte bis fünfte Platz geworden. Ich kann es zwar nicht nur darauf schieben, aber es war eine schlechte Ausgangssituation. Wichtig ist, dass ich trotzdem gelaufen bin. Am Ende wurde es leider nur der siebente Platz. In Selbstmitleid versinken kann ich deshalb aber auch nicht. Du wirkst in vielen Interviews dennoch ziem­ lich selbstkritisch … Ich bin eher schüchtern und sehe die Dinge immer kritisch. Kurz nach dem Wettkampf waren meine Laune und meine Gesundheit im Keller und ich fand es einfach scheiße. Jetzt weiß ich, es war in der Situation alles, was ich geben konnte und Finale ist Finale. Jetzt kann ich sagen: „Ich bin der Siebtbeste der Welt!“ Du hast schon einiges erreicht. Was fühlt sich bis jetzt als dein größter Erfolg an? Utrecht war mein erster internationaler Wettkampf – außer in Österreich, Ungarn oder München war ich davor noch nirgends dabei. Es war etwas ganz Besonderes, weil dieser Olympische-Gedanke dabei war. Aber auch Nanjing war eine schöne Erfahrung. Jetzt bist du langsam aus dem Alter für die Olympischen Jugendspiele draußen – geht’s 2016 zu den Olympischen Sommerspielen nach Rio? Nein, das wird sich nicht ausgehen. In Sportarten wie Schwimmen und Turnen ist man schon mit zirka 18 top. In der Leichtathletik ist man körperlich erst mit 23 richtig gut dabei. Da ist Tokyo 2020 schon deutlich realistischer oder erst 2024. Aber Olympia ist auf jeden Fall das Ziel.

Auf deinen vielen Reisen hast du bestimmt einiges erlebt. Was hat dich am meisten beein­ druckt oder schockiert? China und Aserbaidschan fallen mir da als Erstes ein. In Aserbaidschan zum Beispiel merkt man, dass Geld da ist, allerdings bei den falschen Leuten. Die BusRoute vom Athletendorf ins Stadion führte nur durch die schönen Straßen. Als ich in die Seitengassen geschaut habe, habe ich andere Dinge gesehen. Da lernt man seinen Lebensstandard richtig zu schätzen. In China gibt es 20-stöckige Plattenbauten. Wir haben in einem neuen Stadtteil mit riesigen Boulevards gewohnt. Man hat gemerkt, dass er extra für uns gebaut worden ist. Ich war nach den zwei Wettkampftagen unterwegs und auch dort haben die Seitengassen anders ausgesehen. Tür an Tür, die Kinder spielen auf der Straße, es laufen Hühner herum und eine Katze sitzt im Hamsterkäfig – sehr heruntergekommen. Du stehst den Austragungsorten also kritisch gegenüber … Besonders schräg fand ich, wie schlecht die Luft ist. Tief einatmen ist keine gute Idee. Am fünften Tag sind mir immer noch neue Wolkenkratzer in sieben Kilometer Umkreis aufgefallen, die am sechsten Tag plötzlich wieder verschwunden waren. Dann habe ich erfahren, dass die Schwerindustrie abgedreht wurde und die zwei U-Bahn Linien auch erst kürzlich eröffnet wurden. Man sieht schon einiges. Ist Politik auch im Wettkampf ein Thema? Nein, gar nicht. Team Israel saß dort, zwei Tische weiter Team Palästina. Ich musste selbst erst leise fragen, ob es da schon eine Einigung gibt. Auch bei Nordkorea/Südkorea und Ukraine/Russland bleibt ein bitterer Nachgeschmack. Aber laut ausgesprochen ist Politik ziemlich fehl am Platz. Und das ist gut so. Der olympische Gedanke zählt. Man lebt für drei Wochen in einer Wunderwelt und dann fliegen plötzlich wieder Raketen irgendwo. ➜

Fotos von Philipp Horak//Interview: Vanessa Spanbauer & Elisabeth Taruvinga Mtasa

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12 Du bist 17 Jahre alt, bald wirst du 18 und stehst kurz vor der Matura. Ist das nicht et­ was viel, neben der Schule zu Wettkämpfen zu fahren? Wie bringst du das alles unter einen Hut? Für die Schule habe ich ein einfaches Rezept: anwesend sein und mitschreiben. In den Fächern, die mich interessieren, muss ich nicht viel lernen. In Mathe allerdings muss ich schon üben – da bin ich nicht der Beste. Mein Vater meinte jetzt, für das Maturajahr sollte ich mehr lernen. Ich habe meinen Rucksack am letzten Schultag in eine Ecke geworfen und erst zu Schulanfang wieder herausgekramt. (Lacht) Hast du manchmal das Gefühl, etwas zu ver­ passen, weil du viele Stunden beim Training verbringst, anstatt deine Freizeit zu genießen? Die endlosen Saufgelage? Nicht wirklich. Es gibt eine Gemeinsamkeit: Ein paar Jugendliche kotzen Samstag in der Früh – ich eben auch manchmal, nach einem harten Training. (Lacht) Mein Freundeskreis ist kleiner geworden – dafür sind es richtige Freunde. Wenn ich jedes Wochenende weggehen würde, wäre es nichts Besonderes mehr. Wenn ich zwei bis drei Mal im Jahr fortgehe, habe ich auch wirklich Spaß dabei. Was sagen die Leute in der Schule dazu, dass du so erfolgreich im Sport bist? Ich posaune es nicht so gerne in die Welt hinaus, da bin ich nicht der Typ dazu. Manchmal gibt es allerdings Momente, in denen es auffällt, weil ich einen Wettkampf habe und nicht im Unterricht bin. Bei Sport denken die Meisten sofort an Fußball und da sind selbst kleinere Erfolge ein großes Thema. Dort gibt es Prämien in der Regionalliga. Ich bekomme außer 100 Euro Sportförderung im Monat kein Geld. Findest du es schade, dass Randsportarten weniger Beachtung bekommen als Fußball oder – bei uns gut vertreten – Skifahren? Der Unterschied ist, beim Skifahren sind wir erfolgreich. (Lacht) Ich hab nichts gegen Fußball, aber es ist schade, dass andere Sportarten etwas untergehen. In Deutschland, Ungarn und sogar in der Schweiz steht es besser um die Leichtathletik. Dort sehen bei Meisterschaften ein paar 100 Menschen zu, die nicht die Eltern der SportlerInnen sind. Mager im Vergleich zu den tollen Stadien, aber immerhin. In Österreich befinden sich auf den Tribünen die Taschen der AthletInnen. Warum hast du dir als Sport Leichtathletik ausgesucht? Ich war zwölf oder dreizehn und den ganzen Tag vorm PC. Meine Eltern haben gesagt, ich sollte mehr hinausgehen und etwas finden, das mir Spaß macht. Die Entscheidung fiel zwischen Leichtathletik und Landhockey. Da ich in Niederösterreich wohne und der nächste Landhockey-Verein zu weit weg ist, wurde es eben Leichtathletik. Und das war scheinbar auch die richtige Entscheidung… Warst du davor schon sportlich? Nein, eigentlich gar nicht. Ich war etwas pummelig. Über die Jahre bin ich gewachsen und das Gewicht blieb gleich. Mit elf war ich ein fauler Junge vorm PC. Heute spiele ich nur mehr zwei Abende die Woche.

Was geht dir durch den Kopf, wenn du zu laufen beginnst? Vor einem Lauf denke ich an alles. Was mach ich bei dieser Hürde? Was, wenn ich auf Bahn 10.000 bin oder auf Bahn 1? An Sieg, an die anderen, aber wenn ich im Lauf bin, bin ich einfach nur fokussiert und denke an nichts. Damals in Nanjing war ich auf Bahn 9 und da habe ich mich gefragt, ob alle bereits vor mir sind. Die besten Läufe sind die, in denen man nicht denkt. Bei längeren Strecken ist das sicher anders, aber ich als 400-Meter-Läufer brauche nicht unbedingt Taktik, um eine gute Zeit zu erreichen. Hast du Angst davor, dich zu verletzten? Angst davor habe ich keine. Ich denke, es geschieht schon nichts. Kurz vor Utrecht ist mir allerdings etwas ganz Blödes im Schulsport passiert. Wir sind 60 Meter gelaufen und ich war etwas zu schnell unterwegs und zack – ein Muskelfasereinriss. Ich durfte drei Wochen nicht schnell gehen, dann drei Wochen nur langsam laufen, vier Wochen normal laufen und kurz vor Utrecht ging es wieder richtig los. Ein guter Trainingsplan ist wichtig und man sollte sich nicht überanstrengen. Ich habe meine ersten Kniebeugen mit 16 gemacht. 14-Jährige, die Krafttraining machen, gehen ein Risiko ein. Oft ist es reine Potenzialverschwendung, wenn jemand sich zu viel zumutet und dann nicht starten kann. Deine Mutter ist aus Jamaika, der Heimat des erfolgreichen Sprinters Usain Bolt. Hast du da Vorbilder? Und glaubst du, dein Talent wurde dir in die Wiege gelegt? Natürlich wirkt es so, dass es in der Leichtathletik viele Schwarze gibt und es ein Vorteil ist. Doch wer langsam und wer schnell ist, entscheidet mit Sicherheit nicht die Hautfarbe. Wäre ich weiß, würde ich genauso mein Bestes geben. Bei den Nachwuchsläufen ist bei den 100 Metern ein Japaner Erster geworden und Afrikaner waren gar nicht dabei. Vorbild habe ich eigentlich keines, ich mache mein Ding. Letztes Jahr war ein riesen Doping-Skandal, bei dem eine Menge Leute hochgegangen sind. Hätte ich ein Vorbild gehabt, wäre das vielleicht bitter ausgegangen. Viele meinen, ich sollte Usain Bold lieben, aber 100 Meter und 400 Meter mit Hürden sind ein Unterschied. Auch mit seiner Art kann ich nicht viel anfangen. Er hat ein großes Ego, das er gerne nach außen trägt. Ich bin eher introvertiert und finde sowas etwas unsympathisch. Hattest du schon einmal das Gefühl, dass deine Hautfarbe für jemanden ein Problem war? Das Einzige was kommt, ist: „Unfair, du bekommst keinen Sonnenbrand!“. Den habe ich mir dafür beim Skifahren geholt. (Lacht) In meinem Verein sind wir alle gleich. Was willst du nach der Schule machen? Nach der Matura würde ich gerne Chemie studieren, damit ich mit 30 eine abgeschlossene Ausbildung habe. Doping-Analytik würde sich anbieten, weil auch der Sport-Background vorhanden ist. Ich brauche einen Ausgleich zum Sport. Wie es dort weitergeht, entscheidet mein Körper.

„Die besten Läufe sind die, in denen man nicht denkt.“

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t h em a

„HArte Arbeit“ Die eigene Bar, das eigene Geschäft, ein eigenes Modelabel? Viele Menschen träumen davon, selbst Chef/Chefin zu sein. Doch der Weg in die Selbständigkeit ist mitunter steinig. fresh hat mit drei Schwarzen Self-Mades auf Erfolgskurs gesprochen Fotos von Philipp Horak//text von clara akinyosoye

S

ie nannten mich den Bimbo.“ Nach einiger Zeit als Lehrling stieg Charles Kofi Amoakohene im Betrieb zum „Bimbi“ auf. Das ist jetzt fast 20 Jahre her. „Es war nicht leicht“, sagt Amoakohene rückblickend. Schon damals wusste der ehrgeizige Technikfan ganz genau: Eines Tages wollte er sein eigener Chef sein. In dem Betrieb weiterzuarbeiten, in dem er die Lehre abschloss, kam für Amoakohene nicht in Frage. „Es heißt, in der Firma, in der man lernt, bleibt man nicht. Sonst bleibt man immer der Lehrling. Und ich wollte nicht immer der Bimbo sein“, sagt Amoakohene, der jetzt von den meisten Menschen nur „Kofi“ genannt wird. Charles Kofi Amoakohene ist drei Jahre alt, als seine Mutter ihn und seine Geschwister verlässt. Seitdem lebt der gebürtige Ghanese mit seinem Vater in Österreich. Schon als Kind beweist Kofi Interesse für Technik, Elektronik und Elektrik. Er baut Kegelbahnen, nimmt ferngesteuerte Autos auseinander, schraubt Radios auf, um zu sehen was drin ist. Kofi ist wissbegierig. „Ich weiß nicht, wie oft ich schon einen Stromschlag bekommen habe“, sagt der 37-jährige. Die Stromschläge dürften sich ausgezahlt haben. In seiner auf Restauration spezialisierten Autowerkstatt „Kofi‘s Car Art“ hat der Spengler und Karosseriebauer die elektrischen Leitungen selbst verlegt, Steckdose für Steckdose selbst montiert.

Charles Kofi Amoakohene, 37 Die Leute nennen mich: Kofi Als Kind wollte ich werden: selbständig An meinem Job liebe ich: Flexibilität und Kreativität www.kofis-car-art.at

Auf der Überholspur. Auch als Lehrling macht sich Kofi gut. In seinem letzten Lehrjahr macht er beim Österreichischen Lehrlingswettbewerb in Wien mit und gewinnt den zweiten Platz. Es hätte der erste sein sollen. Das erfährt Kofi Jahre später von einem Juror. Die Mehrheit habe damals befunden, einem N* könne man nicht den ersten Platz geben. Charles Kofi Amoakohene ist ein Mann mit Witz und Ehrgeiz. Jahrelang lackiert, beschriftet und verziert er Autos mit Folien, er leitet Schulungen und baut Showcars „mit dicken Reifen und viel Blingbling“ für Messen. „Die müssen nicht alltagstauglich sein, sondern nur gut aussehen.“ Als Kofi arbeitslos wird, versucht er, seinen Traum von der Selbstständigkeit umzusetzen. Er schreibt einen Businessplan und sucht Werkstätten, die er übernehmen könnte. Es ist ein mühsames Unterfangen. „Ich habe fast zwei Jahre nach einer Werkstatt gesucht.“ Kofi kann sich die geforderten Ablösesummen von bis zu 80.000 Euro nicht leisten. „Einmal hat einer 60.000 Euro für eine komplett heruntergekomme Werkstätte verlangt“, erzählt Kofi. Amoakohene findet keine Werkstatt, also sucht er eine leere Halle, aus der er eine machen kann. Er nutzt die Arbeitslosigkeit und durchstreift die ➜ Stadt auf der Suche nach leerstehenden Hallen und wird schlussendlich im 12. Bezirk

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16 fündig. „Das hat Maklergebühren gespart.“ Und Sparen haben Menschen, die den Sprung in die Selbständigkeit machen wollen, meist bitter nötig. Um einen Kredit für sein Vorhaben zu bekommen, muss Amoakohene verschiedene Wiener Banken abklappern. Er scheitert, obwohl der AWS (Austria Wirtschaftsservice), der UnternehmerInnen unter die Arme greifen will, 80 Prozent seiner Bürgschaft übernimmt. Amoakohene bekommt seinen Kredit schließlich in Linz. Kleine UnternehmerInnen hätten es gegenüber großen Firmen in Österreich schwer. „Manche haben schon Schwierigkeiten, einen Kredit für eine Investition über 3000 Euro zu bekommen.“ Der Wettbewerb sei asymmetrisch, kleine Unternehmen seien besonders unter Druck. Leicht hatte es der humorvolle Spengler tatsächlich nicht. Mit seinem Spießrutenlauf um eine Betriebsanlagengenehmigung schaffte er es 2010 sogar in die Medien. Ein Beamter hatte den frischgebackenen Selbständigen schikaniert und ihm Hürden in den Weg gelegt. Doch heute steht der Self-made-man mit „Benzin im Blut“ in seiner 343 Quadratmeter großen Werkstatt. Er ist auf der Überholspur.

Omatu Gottschlich, 31

Die Leute nennen mich: Fulani Als Kind wollte ich werden: Prinzessin An meinem Job liebe ich: Kreationen verwirklichen www.fulani.at

made by Fulani. Eine steile Karriere hat auch die 31-jährige Omatu Gottschlich gemacht. Sie hat sich den Traum vieler junger Mädchen erfüllt: Mode, Glanz und Glamour plus das Reisen durch die Weltgeschichte. Gottschlich ist Modedesignerin und hat 2003 gemeinsam mit ihrer ehemaligen Schulfreundin Sandra Sturm das Label „Fulani“ gegründet. Einen großen Teil ihrer Zeit arbeitet die Tochter eines Nigerianers und einer Österreicherin in Los Angeles. Und in den USA kleidet die junge Wienerin auch große Stars ein. Sängerin Michelle Williams, früher bei Destiny‘s Child und die Rapperin EVE haben sich schon in Fulani-Designs ablichten lassen. Gottschlich ging in die Modeschule Hetzendorf und arbeitete dann als Verkäuferin in einer Boutique. „Ich kann jedem empfehlen, der sich im Modebereich selbstständig machen will, im Verkauf seine Erfahrungen zu sammeln und zu lernen“, sagt Gottschlich. Ein Erfolgsrezept, das bei ihr aufgegangen ist. Ab 2015 soll Fulani zusätzlich zum Onlineshop in unterschiedlichen Läden in Europa und den USA erhältlich sein. Kommenden Jänner soll auch die nächste Kollektion rauskommen. Mehr verrät die Weltenbummlerin noch nicht. Nur so viel: „Fulani ist endlich erwachsen geworden.“ Und mit Fulani auch die Designerin: „Ich war noch ein halbes Kind, als ich mich selbständig gemacht habe“, sagt Gottschlich. Gerade in jungen Jahren müsse man „die Disziplin haben, sich nicht ablenken zu lassen“, besonders dann, wenn man viel reist. Obwohl Fulani ein Frauenmodelabel ist, erhält die Designerin immer wieder auch Anfragen von Männern. So kommt es etwa, dass der US-Rapper Jadakiss bei seinem Wien Konzert vor einigen Jahren ein T-Shirt ➜ made by Fulani trug.

Tipps zum selbständig machen 1. Klein anfangen

Heute Wien und morgen die ganze Welt? Lieber klein anfangen, auch wenn die Idee fantastisch ist. Das minimiert das Risiko, sich zu übernehmen und zu scheitern.

2. Schlau machen

Aller Anfang ist schwer. Daher ist es ganz wichtig, sich zu informieren und beraten zu lassen. Wie funktioniert das mit Gewerbeschein, Steuern und Krankenversicherung? Wo kriege ich Förderungen? Wie schreibe ich einen Business-Plan? Bei der Wirtschaftskammer, bei Mingo Enterprise und im ÖGB-Beratungszentrum gibt’s Antworten. Es gibt auch spezielle Angebote für Frauen und Mehrsprachige.

3. Business Plan

Neben einer Geschäftsidee ist ein gut durchdachter Plan das A und O. Ein Business-Plan muss her, der beinhaltet, was die Mission und die Ziele sind und wie sie erreicht werden können.

4. Netzwerken

Austausch ist wichtig. Zu JungunternehmerInnen-Tagen und Gettogether gehen, andere Selbständige kennenlernen und sich vernetzen. Wer weiß, wen man trifft. Auf Veranstaltungen der Jungen Wirtschaft Wien zum Beispiel. Die Junge Wirtschaft findet man auch auf Xing oder Facebook.

5. Arbeitsplatz suchen

In der Mittagspause aufs Ohr legen, das hat schon was. Wem das zuhause Arbeiten aber nicht liegt, kann sich einen Arbeitsplatz teilen. Co-working Spaces sind die Lösung. Mittlerweile gibt’s viele Anbieter. Günstig und unkompliziert. Nachfragen könnt Ihr zum Beispiel bei Impact Hub Vienna oder Meins01.

6. Kosten kalkulieren

Sozialversicherungen, Steuern, Gebühren. Wer sein eigener Boss ist, zahlt auch alles selbst. Etwa wenn man krank ist und nicht arbeiten kann. Also vorher einkalkulieren, was berappt werden muss. Die Österreichische Sozialversicherung hat auch einen Onlineratgeber für Selbstständige. Finanzamt nicht meiden, dort gibt's die Infos.

7. Durchhalten

Der eigene Chef/die eigene Chefin sein – eine schöne Vorstellung, die aber nicht so einfach umzusetzen ist. Dran bleiben, Herausforderungen meistern, nicht entmutigen lassen. Wer erfolgreich selbständig sein will, braucht einen langen Atem.

Selbständig in Österreich

2013 waren laut Statistik Austria durchschnittlich 476.900 Menschen selbständig erwerbstätig. In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl um 16 Prozent gestiegen. Zwar waren mit 309.000 mehr Männer als Frauen (167.900) selbständig tätig, aber immer mehr Frauen gehen den Weg in die Selbständigkeit.

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EPU-Meeting-Räume Professionalität beginnt mit dem ersten Gespräch. Wenn Sie einen top-ausgestatteten Raum für ein Meeting brauchen, mieten Sie einen im FORUM [EPU KMU] an. Die Meeting- Räume stehen Ihnen als Mitglied der Wirtschaftskammern von Montag bis Donnerstag von 9.00 bis 19.00 Uhr und Freitag bis 17.00 Uhr in der Operngasse 17-21 im 4. Bezirk kostenfrei zur Verfügung. Die 20 Räume sind mit Screen, Beamer, Laptop, Flipchart, Moderatorenkoffer und WLAN ausgestattet und können online unter wko.at/wien/ epu gebucht werden. Bei Bedarf wird auch eine Kinderbetreuung während Ihrer Besprechung organisiert. Qualifizierung EPU-Workshops

David Salem, 42

Die Leute nennen mich: Davido Als Kind wollte ich werden: Schauspieler An meinem Job liebe ich: Kontakt mit verschiedenen Menschen www.birdcage.at

Eleganz mit Wohnzimmer-Atmosphäre. Dass David Salem

auch eine Zeit lang im Modebusiness tätig war, wissen wohl die wenigsten seiner Gäste. Lange bevor der Nigerianer in Wien die Cocktailbar „Birdcage“ eröffnete, war Salem als Model tätig. Ein kurzes Intermezzo. Seine Berufung fand der charismatische Barbesitzer und DJ in der Musik und in der Gastronomie. David Salem kommt 1992 als Asylweber nach Österreich, heiratet und wird Vater. Salem besucht nie einen Deutschkurs, aber lernt die Sprache. „Ich habe meiner Freundin verboten, Englisch mit mir zu sprechen“, sagt Salem. Nach 15 Jahren geht die Ehe in die Brüche. Salem arbeitet, was das Zeug hält. Er modelt, verdient sein Geld als Modeberater, wird später Staubsaugervertreter und DJ. Auf der Copa Cagrana, wo viele Schwarze unterwegs sind, macht sich Salem mit seinem Walkman einen Namen als „Homeboy der Donauinsel“. Eines Tages darf er in einem Club aushelfen: Er sorgt für die Musik, kommt gut an und startet seine Kar- ➜

Diese Workshops sind thematisch und inhaltlich aufeinander abgestimmt und auf die Herausforderungen der EPU zugeschnitten, um deren Entwicklung und Nachhaltigkeit zu fördern. Die 23 Themen (siehe Veranstaltungsprogramm) decken die wichtigsten unternehmerischen Herausforderungen ab. Diese Workshops finden in der ersten und dritten Woche jedes Monats von 9.00 bis 11.00 Uhr bzw. 18.00 bis 20.00 Uhr statt und sind die ideale Vorbereitung auf die EPUEinzel- und -Gruppencoachings.

EPU-Business-Labor

Schwerpunktthemen für EPU

EPU, die mit ihrer Unternehmensentwicklung nicht zufrieden sind und nach Alternativen suchen oder den Wunsch nach Wachstum haben und das Richtige tun wollen, erarbeiten in diesem 6-monatigen Wachstums-programm, das speziell auf ihre eigenen Bedürfnisse abgestimmt ist, die Themen Neukunden, Angebot, Management, Mitarbeiter und Finanzen. Ziel ist es, eine umsetzbare Wachstumsstrategie zu entwickeln und EPU bei ihrer Wachstumsentscheidung zu unterstützen.

Einzelne Monate werden einem Themenschwerpunkt gewidmet (siehe Veranstaltungsprogramm). Ein EPU-Willkommen im Club, ein EPU-Business-Talk und ein EPU-Tag der Experimente sind die Veranstaltungsformate, die den jeweiligen Themenschwerpunkt zum Inhalt haben. Ein EPU-Tag der Experimente besteht aus Vorträgen, Workshops und Einzelcoachings.

EPU-Business-Navigation Um sich als EPU nachhaltig am Markt positionieren zu können, müssen Sie Ihre unternehmerische Persönlichkeit stetig weiterentwickeln. Dafür ist es notwendig, immer wieder eine Ist- Analyse Ihres momentanen Potenzials zu machen. Mit Hilfe des e-Tools „pbroker“ werden unbewusste Persönlichkeits- und Verhaltensmuster aufgezeigt, die als Basis für weitere Entwicklungsschritte herangezogen werden können. Netzwerkveranstaltungen EPU-Willkommen im Club Jeden 2. und 4. Mittwoch im Monat, von 19.00 bis 21.00 Uhr, können Sie im FORUM [EPU KMU] mit ExpertInnen und EPUKollegInnen netzwerken, querdenken und experimentieren. Nützen Sie diese Gelegenheit, um mit Gleichgesinnten über fachliche und emotionale Themen des unternehmerischen Alltags zu diskutieren.

EPU-Einzelcoaching und -Gruppencoaching

EPU-Business-Talk

Die Wirtschaftskammer Wien bietet im FORUM [EPU KMU] jeden 2. und 4. Dienstag im Monat kostenfreie Einzelund -Gruppencoachings zu einzelnen Themen der EPU-Workshops an.

Jeden 2. Freitag im Monat, von 8.00 bis 10.00 Uhr, lädt Sie das FORUM [EPU KMU] zu einem Business- Frühstück mit Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft ein.

Tipps und Tools für EPU Nützen Sie folgende Online-Tools für Ihre erfolgreiche Unternehmensführung: • Zahlen im Griff • Break-Even-Rechner für den ersten Mitarbeiter • Leitfaden zur Personalsuche/-auswahl • Förderrichtlinien „Erster Mitarbeiter“ • EPU-Online-Check Broschüren und Infoblätter für EPU Sie suchen weitere Informationen, speziell für EPU? Das geballte Wissen der WKO-ExpertInnen aus ganz Österreich finden Sie unter „EPUService“


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Eine Botschaft von Ihrer Botschaft... Ein aufregender Urlaub? riere als DJ. Später werden die Adressen von Salems Arbeitsplätzen immer exklusiver. Er legt im Planters Club in der Wiener Innenstadt auf, wechselt später als Kellner in den Jazzclub Birdland im Hilton. Er überzeugt, obwohl er keine Erfahrung im Service hat und startet durch. Er steigt zum Barkeeper auf, wird Assistant Barmanager und sucht bald wieder eine neue Herausforderung. Nach einigen weiteren Stationen als Barmanager will Salem endlich seinen Plan in die Tat umsetzen. Er will eine Bar, in der Konzerte stattfinden und Jazz gespielt wird. Salem spart, borgt sich Geld von Freunden und bekommt finanzielle Unterstützung von seiner neuen Freundin, mit der er vor kurzem eine Tochter bekommen hat. 2008 eröffnet er das „Birdcage“, eine kleine Bar im sechsten Bezirk, die Eleganz mit Wohnzimmer-Atmosphäre verbindet. Das Geschäft läuft gut. Nicht zuletzt wegen Salem’s berühmtberüchtigten Mojitos. „Ich baue die Minze in meinem eigenen Garten an“, sagt der Barbesitzer. Und weil das Geschäft gut läuft, wollen Salem und seine Freundin eine zweite Bar – größer, exklusiver – aufmachen. Rückblickend betrachtet, war das ein Fehler, sagt Salem. Es kam zu früh, zu wenig durchgeplant. Das neue Birdcage im ersten Bezirk, unweit der Urania, ist nur anfangs ein voller Erfolg. Anrainer beschweren sich über die Musik. „Um 22 Uhr stand schon die Polizei vor der Tür.“ Besuch, auf den die meisten Menschen bei ihrer Abendgestaltung keinen großen Wert legen. Also blieben die Gäste aus. Und weil Salem sich auf die neue Bar konzentrierte, verlor das „kleine“ Birdcage an Charme. Auch dort blieben die Gäste aus. Nach einem Konkursverfahren 2011 gab Salem die Bar im ersten Bezirk auf und kehrte in die Stumpergasse 61 zurück. Das Geschäft läuft wieder besser. Der singende, witzelnde Barkeeper hat wieder Stimmung ins Lokal gebracht. Doch das war harte Arbeit. Glücklich macht es Salem dennoch: „Als ich für andere gearbeitet habe, habe ich besser verdient. Ich bin als Erster gekommen und als Letzter gegangen. Doch die ganze Energie habe ich für jemand anderen verwendet. Jetzt investiere ich meine Energie in mich.“

Import – Export Energydrinks für Kaffee

Zwischen afrikanischen Ländern und Österreich gehen viele Waren hin und her. Importschlager Nummer 1 ist natürlich das schwarze Gold: Erdöl. Österreich bekommt einiges an Bekleidung aus Afrika und der Import von Kaffee und Kakao versteht sich von selbst. Für ein „waldreiches“ Land importiert Österreich ziemlich viel Holz aus afrikanischen Ländern. Auch beliebt: Früchte. Da kommt viel zusammen. 2013 wurden Waren im Wert von 2,521 Milliarden Euro importiert. Der Export brachte es insgesamt auf 1,677 Milliarden Euro. Exportschlager sind Maschinen, PKWs, Stahlwaren. Zudem versorgt Österreich viele afrikanische Länder mit Papier. Auch sehr beliebt – wer hätte das gedacht – Energydrinks. Top-Ten-Exportländer 1. Südafrika (506,35 Mio.) z. B. Kfz-Motoren, PKW, Energydrinks 2. Algerien (227 Mio.) z. B. PKW, pharmazeutische Produkte, Rinder 3. Ägypten (201,6 Mio.) z. B. Maschinen, Prüfgeräte, Papier 4. Nigeria (129,34 Mio.) z. B. Maschinen, Stickereien, Energydrinks 5. Libyen (122 Mio.) z. B. Getränke, Maschinen, Werkstoffe aus Metall und Holz 6. Marokko (116,66 Mio.) z. B. Maschinen, Textilien, Papier 7. Zentralafrikanische Republik (94,234 Mio.) z. B. Baumaschinen, PKW Reifen 8. Tunesien (82,9 Mio.) z. B. elektronische Schalter und Sicherungen, Maschinen, Papier 9. Senegal (22,348 Mio.) z. B. Baumwolle, Eisenwaren, Papier 10. Sudan (20,2 Mio.) z. B. Maschinen, Schnittholz Top-Ten-Importländer 1. Nigeria (954,76 Mio.) z. B. Rohöl (99,8 %), Kakao 2. Südafrika (521,61 Mio.) z. B. Eisenerz, Düngemittel, Früchte, Gold 3. Libyen (465 Mio.) z. B. Erdöl (99,99%) 4. Algerien (193 Mio.) z. B. Rohöl (99,99%) 5. Marokko (111,46 Mio.) z. B. Kleidung, Straßenfahrzeuge, Schuhe, Fisch 6. Tunesien (98,6 Mio) z. B. Bekleidung, Erdöl, Zündkabelsätze 7. Ägypten (82,3 Mio.) z. B. Rohöl, Kleidung 8. Äthiopien (82,3 Mio.) z. B. Kleidung, Kaffee 9. Seychellen (12,34 Mio.) z. B. Traktoren, Butter 10. Elfenbeinküste (11,886 Mio.) z. B. Kakao, Früchte, Holz

Eine individuelle Reise? Und dann ein Krisenfall! Doch wie kann Ihre Botschaft Sie erreichen?

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reiseregistrierung.at Ein Service des Außenministeriums

Embargo

Uneingeschränkten Handel gibt es nicht für alle afrikanischen Länder. Die EU hat für einige Länder Embargos verhängt. Waffen- und Militärgüterembargos gibt es etwa für die Zentralafrikanische Republik, Lybien, Kongo, Somalia und den Sudan. Finanzsanktionen für gelistete Personen oder Unternehmen gibt es zum Beispiel für Simbabwe, Tunesien oder Guinea. Lybien hat zusätzlich auch noch strenge Auflagen für Schiffe, um die Ausfuhr von illegalem Rohöl zu vermeiden. Außerdem dürfen gelistete Personen aus Lybien nicht in die EU einreisen. Immer noch eingefroren: Das Geld der Ägypter.

Bitte beachten Sie: Die Reiseregistrierung ersetzt nicht die Eigenverantwortung! Reiseinformation und Reisewarnungen des Außenministeriums finden Sie unter www.reiseinformation.at Bei Notfällen im Ausland sind wir jederzeit unter +43-1-90115-4411 für Sie erreichbar.


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roots

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tes Sie haben ihr komplet den Leben der Mode und rieben. Designerlabels versch ant Unverwechselbar, eleg mend. und immer zuvorkom rzen Man findet sie im He hen isc der zentralafrikan letzten Republik Kongo: die Gentlemen.

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ie eine zweite Haut sitzt der extravagante Anzug, die grellen Accessoires erstrahlen in ihrer vollsten Pracht. Die kongolesischen Sapeurs sind nicht nur ein optischer Leckerbissen in den Straßen von Brazzaville, sie erinnern gleichzeitig an die ästhetische Ära der Dandies, als Dekadenz über so manche Sorgen hinwegtäuschen ließ. Doch „Sape“ ist nicht nur Eskapismus und die Vorliebe für westliche Modemarkenartikel, sondern mittlerweile eine etablierte Lebensweise, die die Mode zur Religion erhoben hat und nach ihren eigenen moralischen Wertvorstellungen lebt. Der Begriff „Gentleman“ beschreibt einen Mann mit besonders hohem Empfinden für ethisch-moralisches Verhalten. Er ist ansehnlich gekleidet und äußerst gepflegt.

Zeit. Doch es gibt sie noch – in der kongolesischen Landeshauptstadt Brazzaville. Im Stadtviertel Bacongo sind echte Männer noch Gentlemen. Die Gemeinschaft „Sape“ (Societé des Ambianceurs et des Personnes élégantes, dt. Gesellschaft für Unterhalter und elegante Menschen) ist das Epizentrum dieses Vermächtnisses aus früheren Zeiten. Hunderte Anhänger, selbsternannte „Sapeurs“, treffen allwöchentlich in Bacongo aufeinander, um durch ihr elegantes, farbenfrohes Auftreten der Stadt einen neuen Pinselstrich zu verleihen. „Wenn ein Sapeur gut angezogen ist, vergessen die Leute ihre Sorgen“, hieß es jüngst in einer Guinness Werbung. Maßgebend sind die Accessoires, denn dadurch unterscheiden sie sich voneinander. Ob Schmuck, Schal, Hut oder Zigarre – modisch sind keine Grenzen gesetzt. Dennoch herrschen in der Gemeinde strikte Fashionregeln. Die wichtigste lautet wohl: Kombiniere niemals mehr als drei Farben miteinander!

D Er ist viel mehr Lebenskünstler als alles andere, immer höflich, manierlich und außerordentlich adrett. So manche/r würde behaupten, solche Männer seien ein ausgestorbenes Relikt aus längst vergangener

ie Tradition der eleganten Gentlemen reicht weit in die Kolonialzeit zurück. Schon damals wurden Heimkehrer aus Paris und Brüssel um ihre schicke Kleidung beneidet und ihr Look, war schnell kopiert. In den 1980er Jahren hat der SapeKult auch einen politischen Beigeschmack dazugewonnen, als der kongolesische Musik-Superstar Papa Wemba mit seinen Armani Anzügen gegen die Antikolonialisierungspolitik des Diktators Mobutu rebellierte. Die wohl wichtigste Motivation bleibt aber nach wie vor, egal ob im Armani oder No-Name Anzug, der friedliche Wunsch nach mehr Mut und Farbe im Leben.

DANIELE TAMAGNI (www.photodantam.com) ist ein italienischer Fotograf, der in den letzten Jahren sein künstlerisches Interesse besonders den afrikanischen Communities weltweit widmete. Ob Kultur, Religion, Musik, Kunst oder Mode – Tamagni befasste sich vor allem mit der bilderreichen Verschmelzung dieser Themen, wofür er auch international Anerkennung erhielt.

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fesch

AVE Fotos von Magdalena Possert// Text von Marie-Noel Ntwa// Make-up & Haare: julia hrdina// Model: Yemisi Rieger/Tempo Models

D

Chic, modern und elegant. Schlichter, sexy Schnitt, doch die wahre Kreativität liegt im Detail: Handtaschenlook.

er diesjährige Sommer hat es deutlich gezeigt: Für westliche ModedesignerInnen sind die farbenreichen African Prints zu einem Grundnahrungsmittel geworden. Afrikanische Mode ist eine neue Quelle der Inspiration und wurde schon von einer Reihe von Promi-Trendsettern wie Beyoncé, Solange und Rihanna getragen. Die dynamische Natur der afrikanischen Designs hat sich leicht anpassbar gemacht und zum neusten Trend entwickelt. Ethnisch, traditionell, aber die Schnitte und Silhouetten sind bestechend vielfältig – modern, lässig und oftmals von klassischer Eleganz. Das kommt an. Das beweist auch die schnell wachsende Marke Ayo Van Elmar (AVE), die 2011 von der gebürtigen Nigerianerin Ayo Elizabeth Olaogun ins Leben gerufen wurde. Ihre Stärken liegen in der Erforschung der verwurzelten Schönheit von afrocentricke Stoffen und der Erstellung exquisiter Stile. AVE ist eine Fusion von afro-europäischer Mode – mutig, bunt und chic, elegant und oft auch edgy. Die Kollektionen, die in Lagos produziert werden, hat die Designerin schon erfolgreich auf den Fashion Weeks in Nigeria, Wien und London präsentiert. Die Preise für Röcke liegen bei mindestens 75 Euro, Kleider sind für 120 bis 350 Euro zu haben.

Die Designerin // Ayo Elizabeth Olaogun Ayo Elizabeth Olaogun, der Creative Director von Ayo van Elmar, zog mit 18 von Lagos, Nigeria nach Wien. Sie machte ihren Abschluss in Ernährungswissenschaften an der Universität Wien. Heute hat die Designerin ihr eigenes Modelabel und studiert Modedesign an der Universität für Angewandte Kunst. www.ayovanelmar.com

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Das Bustier wurde aus einer Ledertasche gefertigt – fßr den Edgy Look. Dazu einen zierlichen Rock mit PagneMuster.

Kraftvolle Farben und Muster. Freie Schultern mit einem taillierten Ansatz. Betont die weiblichen Kurven.


Gold-schimmernde Muster und eine eingearbeitete Ledertasche. Glanzvoll und einzigartig f체r die moderne Frau. Perfekt f체r einen stillvollen Abend.

Gewagt, aber ein Must-Have. Die feine Struktur verleiht dem Kleid einen edlen Touch. Der Rock setzt zus채tzliche Akzente.

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s u a r k h c Natürli S

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ing natura g mit der Frage der Fragen. Go an rel jah n ue Fra h sic gen pla ges Hin und Her und oft Manchmal ist es ein monatelan

oll man sich die chemische Glättcreme, den Relaxer weiterhin in die Haare schmieren oder darauf verzichten und dem Naturhaar endlich eine Chance geben? Ich habe mir diese Frage wieder und wieder gestellt. Und vor zwei Jahren dann etwas getan, das mein Leben verändert hat: Ich habe die Packungsbeilage dieses Beautyprodukts gelesen. Worst. Case. Szenario. Die Nebenwirkungen haben es in sich: Hautverbrennungen, Sehstörungen, die Relaxer sind pures Gift für Haut und Haar. Zum Glück bin ich mit leichten Kopfverbrennungen und einer kleinen Narbe davongekommen. Eigentlich eine Kleinigkeit im Vergleich zu den Frauen, die ihre Haare zu Tode relaxt haben. Der Horror für jede Frau, die sich schöne Haare wünscht. Denn wo kein Leben, da kein Wachstum. Wie viele schwarze Frauen, habe ich auch monatelang zu den Verdrängerinnen gehört. So schlimm wird’s schon nicht sein. Es schien mir, als gäbe es zu den Relaxern nur eine Alternative: eine scheiß Frisur. Wie falsch ich gelegen habe, weiß ich erst jetzt. Aber leicht war das nicht. Beim Blick in den Spiegel war es, als würde nur ein Blinzeln vergehen zwischen dem Moment, an dem ich an das Aufhören vom Glätten dachte, bis hin zum Augenblick, an dem sich die rosa Paste wieder auf meinem Kopf befand. In mir machte sich sofort eine kleine Panik breit, wenn ich mir mit den Fingerspitzen durch den Nacken- und Stirnbereich gefahren bin, wo schon langsam der ungeglättete, frische Nachwuchs herausspross. Nur nicht noch mehr Menschen, die mir durch meine Mähne greifen und Dinge sagen wie: „Du hast ja lustige Haare“ oder „die fühlen sich ur arg an“ und – besonders schmeichelhaft: „Die sind ja wie bei einem Pudel.“ Sorry, aber wer außer einem Clown will schon lustige Haare haben? Welche Frau fühlt sich geschmeichelt, wenn das eigene Haar als „arg“ bezeichnet wird, wenn sie gerade keinen pinken Irokesen-Look hat? Und Haare wie ein Hundefell? Thank you very much. Eines von d rei Lush Bea u Mein Naturhaar ty -S et s im Wer t vo n 42 Euro war sogar schon Bestehend au s der R&B Haa rbut ter, Honey I washed the bei einem BewerKids Seife, So ft Coeur Massa Körpercreme bungsgespräch ge bar/ und einer Avob at h Badekuge Thema. „Es sieht Was Ihr tun m l. üsst? 1. Facebo ok-Fan sein. nicht sehr prow w w.faceb ook.com /f re 2. Uns eure be sh fessionell aus“, zi n e sten Nat ural Hair Tipps sc hieß es von einer hicken. Bitte bis 1.12 .2014 an gladys.a k in yosoye@fres hzine.at Wir haben alle Produkte gete stet. Es lohnt sich!

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l? Yes or no? von Stephanie Ank

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„netten“ Dame mit rotgefärbten, hochtoupierten Haaren und zwei dünnen Eyeliner-Strichen an der Stelle, wo ihre Augenbrauen hätten sein sollen. Auf so etwas sollte frau souverän reagieren. Vielleicht mit der Rückfrage, ob es für den Job denn wichtig sei, wie eine Professionelle auszusehen. Wegstecken und weitermachen. Natürliche Haare zu haben bedeutet, mehr Zeit, Geld und Nerven investieren zu müssen. Um das lockige oder krause Naturhaar muss frau sich fast täglich kümmern. Feuchtigkeit spenden, entwirren, je nachdem ob sie es lockig oder glatt will, Hitzespray, Lockenstab, Glätteisen zum Einsatz bringen. Und hochwertige Friseurprodukte lassen das Haar glänzen, leicht kämmbar machen und manchmal sogar glatter werden. Mir geht’s heute ohne Relaxer deutlich besser. Es braucht zwar eine extra Portion Selbstbewusstsein, aber es lohnt sich. Viele Frauen wissen gar nicht, wie schön ihr Naturhaar sein kann, wenn sie es richtig pflegen. Es braucht dazu nur die FrisörInnen und gute Pflegetipps aus dem Internet. Zu „Going Natural“ gibt’s mittlerweile viele Websites und YouTube-Videos. Die helfen beim Übergang von relaxed zu natural.

Stephis Tipps

Websites. Diese Links helfen beim Übergang. Es gibt Tipps und Tricks zu Pflegeprodukten. Leider sind viele der guten Seiten nur auf Englisch verfügbar. >going-natural.com >kinkycurlycoilyme.com >curlynikki.com >krauselocke.de >blacknaps.org/why-to-go-natural

glatter look. Wollt ihr einen Sleek Look,

dann empfehle ich ein schonendes Haarshampoo, möglichst ohne Silikone (etwa von der DMMarke Alverde). Achtet auf ein gutes Glätteisen mit Keramikfeld und auf ein gutes Hitzespray (ganz wichtig!!) Mein Favorit: Hitzespray Osis von Schwarzkopf. Nach dem Glätten gleich viel Feuchtigkeit spenden. Das geht mit Arganöl oder einer guten Tagescreme für die Haare.

Frisörin. Es gibt noch nicht sehr viele, aber eine

der wenigen FriseurInnen, die richtig mit Naturhaar umgehen kann und super Tipps und Tricks auf Lager hat (für den glatten oder lockigen Look): >SubStyle, Westbahnstrasse 54, 1070 Wien

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Rezept für 4 Personen, Dauer: 60 Minuten Zutaten

Foto von Peter M. Mayr//Rezept von Yeshi, Restaurant nat'naa

• 250 g Tasse rote Linsen • 2 große Zwiebeln • 1 Karfiol • 2 große Karotten • 125 g Tasse Spinat • 2-3 Esslöffel Olivenöl • 250 g passierte Tomaten • 3-4 Knoblauchzehen • 1 daumengroßes Stück Ingwer • ½ Liter Wasser • 1 Esslöffel Berbere / Scharfe Gewürzmischung • Pfeffer und Salz

Rezept

1. Olivenöl in einem großen Topf erhitzen. Darin die klein

Misir Wot Linseneintopf

..

aus Äthiopien

gehackten Zwiebeln 3-4 Minuten glasig braten. Danach das Berbere, den fein gehackten Knoblauch sowie den Ingwer zugeben und eine weitere Minute dünsten. 2. Karotten in Scheiben schneiden, passierte Tomaten, gewaschene Linsen und Wasser hinzufügen und alles zum Kochen bringen. 3. Mit Salz & Pfeffer würzen und ca. 15 Minuten köcheln lassen. 4. Den Karfiol in mittelgroße Röschen teilen, dazugeben & fertigkochen. 5. Zum Schluss den gewaschenen Spinat hinzufügen und abschmecken. 6. Mit Inder (äthiopisches Fladenbrot), oder Basmatireis servieren. Nat'naa – Vegetarisches veganes Restaurant äthiopisch-österreichische Küche mit starkem Jamaika-Bezug Mo-Fr 11-17 Uhr, Esterhazygasse 31, 1060 Wien www.facebook.com/natnaa222

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cool tour

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Drehbuchautorin, Regisseurin und ehemalige Schauspielerin – Amma Asante hat sich in ihrer Heimat England bereits früh einen Namen gemacht. Nach ihrer Karriere als Kinderstar fokussierte sich die mittlerweile 45-jährige Tochter ghanaischer Eltern auf die Arbeit hinter der Kamera. Ihr Regiedebüt gab sie 2004 mit dem Film „The Way of Life“ – der Durchbruch ließ bis 2014 auf sich warten. Ihr neuerster Film „Belle“ (siehe HerStory auf Seite 3) brachte ihr eine Auszeichnung der British Academy of Film and Television Arts als „Brit to Watch“. Jetzt klopft Hollywood an und lässt sie den Streifen „Unforgettable“ umsetzen.

CDVon Klängen zu Melodien

FKA Twigs:„LP1“ Zugegeben, diese Dame ist für MusikkennerInnen und für eifrige Leser Innen der Klatschspalten nichts Neues – auch als Tänzerin war sie in zahlreichen Musikvideos zu bewundern. FKA Twigs ist neben ihrer oft eigenwillig anmutenden Erscheinung vor allem eines, eine enorm talentierte Sängerin. Die Stimme der 26-jährigen Britin mit dominikanischen Wurzeln haucht vorzugsweise Zeilen mit sexuellem Content und spinnt sich geschickt in das elektronische Soundgeflecht. Eigenwilligen RnB könnte man es nennen – oder einfach RnB der neuen Generation. Anspieltipps: „Two Weeks“, „Pendulum“

CDTipps

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Jennifer Yaa Akoto Kieck – kurz Y’akoto – wurde 1988 in Hamburg geboren, wuchs aber in Ghana auf. Die SoulSängerin überzeugte 2012 mit ihrem Debüt und veröffentlichte kürzlich ihr zweites Album mit dem Namen „Moody Blues“. Du lebst in Deutschland, Togo, Frankreich und Ghana. Allerdings magst du die Frage nach deiner Heimat nicht – Warum? Ich mag nicht, wenn man mich fragt, als was ich mich eher fühle – das finde ich eigenartig. Meine Heimat ist dort, wo meine Familie ist. Das ist bei dir ja auch ein spannendes Thema – deine deutsche Mutter lebt in Ghana und dein ghanaischer Vater in Deutschland. Wie kam’s? Jeder wohnt dort, wo er sich am wohlsten fühlt. Meine Mutter arbeitet in der Entwicklungshilfe und lebt daher in Afrika – allerdings zieht sie bald wieder nach Berlin. Mein Vater lebt als Musiker bei mir um die Ecke in Hamburg. Hattest du schon immer vor, dem Beispiel deines Vaters zu folgen und Musik zu machen? Ich wollte das nie! Ich habe durch meinen Vater die Schattenseiten dieses Business kennengelernt – er ist durch einige dunkle Tage gegangen. Deshalb nenne ich ihn auch „Moody Man“. Durch ein Literatur- und Kunstgeschichte Studium habe ich gemerkt, dass Theorie nicht mein Weg ist. Ich muss mich ausdrücken können … Es heißt, dein neues Album „Moody Blues“ sei die Mutter vom Erstling „Baby Blues“ – Wie soll man das verstehen? Ich höre nie auf, an neuer Musik zu arbeiten – es ist eine Weiterführung. Manchmal kommt mir sogar vor, ich verstehe Songs, die ich für mein letztes Album geschrieben habe, jetzt selbst erst wirklich. Der Song „Perfect Timing“ handelt davon, dass du viel durch dein Leben als Musikerin verpasst. Was zum Beispiel? Einiges! Man versäumt Dinge, die für viele Menschen das Leben bestimmen. Man kann nicht bei jedem Geburtstag dabei sein und Beziehungen aufbauen ist schwer. Da trifft man schon einmal seinen frisch verheirateten Ex-Freund zufällig auf der Straße und denkt: „Shit, das hätte ich sein können!“

WINne

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New Press Picture

Von Morgen

„Ich muss mich ausdrücken können …“

Eines von fünf „Moody Blues“ Alben Wie nennt Y’akoto ihren Vater? Sende die Antwort bis 1.12.2014 an: spanbauer@f reshzine.at Preise zur Verf ügung gestellt von War ner Music Austria. Viel Glück!

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Urban Gravity

Eintägige Hip-Hop-Festivals gab es in diesem Jahr einige – die Arena Wien war ein beliebter Austragungsort. Mitte November steigt ein weiteres Highlight für Fans des gepflegten Deutschraps – das Urban Gravity! Bereits im März konnte das Urban Gravity #1 in der Szene Wien mit Acts wie DCVDNS und Edgar Wasser aufwarten. Das Line-Up der Neuauflage verspricht mit Megaloh, Retrogott & Hulk Hodn, Hiob & Morlockk Dilemma und LaasUnltd. & Architekt wieder einige Punchlines und freshe Beats – für heimisches Flavor sorgt Monobrother. Also macht euch bereit für den letzten großen Hip-Hop Jam des Jahres und lasst die Bude wackeln! 15. November//Arena Wien//VVK: € 29,30

SerieVom TV zur Leinwand

„Orange is the New Black” Piper Johnson landet wegen Geldwäsche im Frauengefängnis und muss sich dort gegen ihre schrägen Mitinsassinnen behaupten. Unter anderem trifft sie dabei auf Suzanne „Crazy Eyes“ Warren, die etwas mehr von ihr will als nur in der Zelle nebenan sitzen. Pünktlich zum Start von Netflix im September feierte „Orange is the New Black“ sein Österreich-Debüt. In den USA schon längst ein Hit, sind sich auch bei uns Serienjunkies einig – die Show ist zum Brüllen. Ab zum Binge-Watching! Mit: Taylor Schilling, Laura Pepron, Uzo Aduba, Danielle Brooks

FilmTipps

Get On Up Biografie Regie: Tate Taylor. Mit: Chadwick Boseman, Nelsan Ellis, Viola Davis Seit 9.10. im Kino Keine gute Tat Thriller Regie: Sam Miller, Mit: Idris Elba, Taraji P. Henson, Leslie Bibb Ab 21.11. im Kino

Zulu Krimi Regie: Jérôme Salle. Mit: Orlando Bloom, Forest Whitaker, Natasha Loring Ab 31.10. auf DVD Soweto Gospel Choir// Joey Bada$$// Ahzumjot// Megaloh/Urban Gravity

BuchVon Seite zu Seite

WINne

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ein Exemplar des Buc hes und verrate uns deinen absoluten afrikanischen Geheimtipp für Österreich. Mail bis 1.12.2014 an: spanbauer@f reshzine.at Viel Glück!

„Expeditionen ins afrikanische Österreich – Ein Reisekaleidoskop“ von Walter Sauer Warum kommt Eisenstadt in Karl Mays „Sklavenkarawane“ vor? Was hat Salzburg mit dem südafrikanischen Burenkrieg zu tun? Und wo in Österreich lebte der erste Schwarze Sklave oder die erste Schwarze Sklavin? All diesen Fragen stellt sich der Autor im Laufe dieses besonderen Buches. Die Reise durch die Bundesländer zeigt nicht nur die Begegnungen Afrikas mit unserer Alpenrepublik in der Vergangenheit auf, sondern beschäftigt sich auch mit der aktuellen Situation und der politischen Lage der letzten Jahre. Die vorgeschlagenen Routen führen durch Kirchen und Museen, zu Denkmälern und Straßenschildern und liefern wertvolle Restauranttipps! Mandelbaum Verlag (2014)

Eventtipps

BuchTipps

Wir brauchen neue Namen NoViolet Bulawayo, Roman Suhrkamp (2014) Afrika ist das neue Asien – Ein Kontinent im Aufschwung Christian Hiller von Gaertringen, Fachbuch Hoffmann und Campe Verlag (2014) Anleitung zum Schwarzsein Anne Chebu, Fachbuch/Ratgeber Unrast Verlag (2014)

5. November

19. November

Afro-Fusion/Weltmusik//Reigen – Wien VVK: € 15

Modern Soul//Arena Wien VVK: € 17

Hip-Hop//Flex – Wien VVK: € 26

26. November

21.Dezember

Euro-African Playground

13. November

Stereo MC’s Support: Aphrodelics

Hip-Hop//Ottakringer Brauerei – Wien VVK: € 30 15. November

5/8ERL IN EHR'N

Wiener Soul//Kikas – Aigen-Schlägl VVK: €19

Jungle

Ahzumjot

Hip-Hop//B72 – Wien VVK: € 17 6. bis 9. Dezember

11.Dezember

Joey Bada$$

Favorhythm Gospel Singers – Weihnachtsshow 2014 Gospel//Orpheum Wien VVK: €20

14. Jänner Gospel//Spielberg/Graz/Schladming/Linz YASMO & DIE KLANGKANTINE Hip-Hop//Radiokulturhaus – Wien VVK: ab € 38 VVK: tba

Soweto Gospel Choir

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heim at l a nd

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Mein schönster Platz in Österreich.

Arabella Kiesbauer (45)

Trotz Höhenangst zieht es Arabella Kiesbauer immer wieder auf die Berge. Am Wilden Kaiser fühlt sich selbst die große Fernseh-Koryphäe wie ein kleines Rädchen.

ist in Wien geboren und aufgewachsen. Die Moderatorin begann ihre Karriere 1987 in der ORF-Jugendsendung X-Large. Der Durchbruch gelang ihr 1994 in Deutschland, wo sie auf ProSieben ihre eigene Talksendung „Arabella“ bekam. Von dem Attentäter Franz Fuchs erhielt Kiesbauer 1995 eine Briefbombe, ihre Assistentin wurde verletzt. Die Mutter zweier Kinder moderierte jahrelang die ORF-Musikshow „Starmania“, seit 2014 auch „Bauer sucht Frau“ auf ATV.

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ein Lieblingsort ist oben am Berg, am Wilden Kaiser in Tirol. Ich bin zwar keine Bergsteigerin, aber eine leidenschaftliche Wandererin und bin auf dem Wilden Kaiser schon in allen möglichen Varianten herumgekraxelt. Natürlich nur, soweit es meine Kondition und Höhenangst erlauben; den Profis, die mit Seil, Helm und Steigeisen unterwegs sind, mache ich respektvoll Platz. Ich liebe es, unter den felsigen Zinnen entlang zu wandern, dort fühle ich mich geborgen wie in Abrahams Schoß. Den Berg im Rücken, genieße ich den atemberaubenden Blick über die Kitzbüheler Alpen bis hin zu den Tauern. Mit Glück sieht man sogar den Großvenediger oder den Großglockner. Ich habe dabei wirklich das Gefühl, den Geist „von der Leine zu lassen". Die Weite macht mich ganz ruhig, die

Hektik des Alltags fällt ab. Bei der Einkehr in einer der Hütten tanken wir dann auch körperlich Kraft: Kaiserschmarrn, Tiroler Knödel, Schweinsbraten – ich schätze das deftige Essen. Einmal haben wir die Länge einer Tour unterschätzt und uns verlaufen. Bei Kälte und in völliger Dunkelheit sind wir damals irgendwo vom Berg runtergekommen und mussten uns entkräftet vom Taxi abholen lassen. Dieses Erlebnis tut meiner Liebe allerdings keinen Abbruch. Ich habe daraus gelernt, die Kraft der Natur nicht zu unterschätzen, wir sind ja doch nur sehr kleine Rädchen im Getriebe der Welt. Mittlerweile sind wir sogar mit unseren Kindern unterwegs, die wir behutsam ans Wandern herangeführt haben. Ehrfurchtsvoll begrüßen sie den „Koaser“, wie die Einheimischen sagen, wenn wir wieder mal in Kitzbühel ankommen.

Wilder Kaiser in Tirol Die Region Wilder Kaiser mit den vier großen Gemeinden Ellmau, Going, Scheffau und Söll liegt im Tiroler Unterland zwischen Kufstein und Kitzbühel im Sölllandl. Das Kaisergebirge gehört zu den nördlichen Kalkalpen und gliedert sich in den „Wilden Kaiser“ und den „Zahmen Kaiser“. Der höchste Gipfel in dem Naturschutzgebiet ist der Ellmauer Halt mit 2.344 Meter. Der Wilde Kaiser ist bei WanderInnen, SkifahrerInnen, Golffans und Familien beliebt. Viele ORF 2-SeherInnen kennen die Region aus der Fernsehserie „Der Bergdoktor“. Zugverbindung: über Kufstein, Kitzbühel, Wörgl oder St. Johann in Tirol. Von den Bahnhöfen fahren Postbusse in die Region Wilder Kaiser. Mit dem Auto rund 4 Stunden von Wien und Graz, 2 ½ Stunden aus Linz, 1 Stunde von Salzburg und Innsbruck.

Innsbruck

Linz

Wien

Salzburg

Wilder Kaiser Graz

Fotos von Philipp Horak, ATV

Arabella und ihr Wilder Kaiser


Shit white people say …

Für Schwarze Menschen, die in Österreich aufwachsen, gehören blöde Fragen zum Alltag dazu. Oft sind sie einfach nur unpassend, verletzend, ärgerlich. Sprich: nicht lustig. Manchmal ist Reden nicht mal Silber, aber Schweigen definitiv Gold. 18 big #fails

Kannst du deine Haare eigentlich waschen? Du kannst sicher voll gut tanzen! Schwarze haben das ja im Blut!

Oh mein

Bekommst du eigent- Gott, ich stell lich auch Falten mir grad vor wie das ist und weiSSe Haare Eltern zu wenn du alt bist? haben, die nicht gleich aussehen.

Die spricht so Du kannst gut Deitsch, bestimmt wo hobns die Die Hitze singen! denn her? kann dir (Zur weiSSen Wer ist der eh nix Mutter) Stehst du König von ausmachen! überhaupt Warum Afrika? auf weiSSe tanzt du Sprichst du Männer? du afrikanisch? nicht? Du Wow, sprichst Fühlst du kommst wirklich gut Sind Schwarz e dich mehr doch aus Deutsch. Männer wirklich schwarz so gut bestückt? oder weiSS? Afrika! Wann gehst Du hast eine weiße Mutter? Bist du adoptiert?

du zurück nach Hause? (=Afrika)

Findest du das rassistisch, wenn man N* sagt?

Wieso bist du auf einem RockKonzert? Müsstest du nicht Hip-Hop hören?

In der nächsten Ausgabe von fresh: SHIT Black People say …

T I E H K N KRA N E N I E K MACHT D E I H C S UNTER N E H C S I ZW . G N U J D ALT UN

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DIE WIENER ÄLER GEMEINDESPIT AUCH NICHT.

Fotocredits © Fotolia, Shutterstock

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Spitzenmedizin für alle – unabhängig von Einkommen, Alter oder Herkunft. Das ist unsere Aufgabe, die über 30.000 MitarbeiterInnen täglich rund um die Uhr erfüllen. Damit Sie – im Fall des Falles – bestens versorgt sind.

Die Wiener Gemeindespitäler und Pflegewohnhäuser. Immer gut behandelt.

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WIEN. DIE STADT FÜRS LEBEN.



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