Fussball psychologie teil1

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Psychologie im Fußball „Fußballspiele werden mehr mit dem Kopf, weniger mit den Beinen gewonnen.“ Gemäß dieser alten Weisheit widmet sich der Autor Toni Carriero in dieser und den folgenden Ausgaben dem großen Gebiet der Fußball-Psychologie. Teil 1 Die MACHT DER GEDANKEN Was ist mentales Training? Das Wort Mentaltraining setzt sich aus 2 Worten zusammen: >Mental< und >Training<. Das bedeutet, wir trainieren, um uns in eine gute Kondition zu versetzen. Die Chinesen verwenden dafür das Wort Kung Fu, was nichts anderes bedeutet, als etwas durch Üben zu erreichen. Es gibt kaum einen Lebensbereich, in dem sich gutes Training nicht auszahlt. Mentales Training ist nichts anderes als die Vorwegnahme der Ausführung sportlicher Handlung oder Bewegung in unserer Vorstellung. Es ist also eine Art Probehandeln im Kopf, bevor es zur Sache geht. Beim mentalen Training benutzen wir unsere Vorstellungskraft des Handlungsablaufes und den dabei eingesetzten und benutzten Bewegungen. Das was wir uns als Handlung und Bewegung vorstellen, wird vorwiegend aus unseren gemachten, im Gehirn abgespeicherten Erfahrungen herbeigeholt. Beispiel: Stellen Sie sich bitte im Detail vor, wie Sie einen Steigerungslauf von 100 Metern tätigen und am Ende die Arme hochreißen. Gleichgültig was Sie nun erkennen, diese Bewegungen und Handlungen sind in Ihrem Gehirn abgespeichert, ansonsten wüssten Sie nicht, wie es aussehen sollte. Selbst wenn Sie etwas Neues, also eine Handlung dazu erfinden, beruht dieses auf einer abgespeicherten Erfahrung. Je intensiver also der Fußballer im Training bei der Sache ist und seine Übungen auch geistig zu durchdringen vermag, umso genauer und besser werden später seine Bewegungsvorstellungen sein. Mentales Training ersetzt nicht das praktische Training, aber es unterstützt es unheimlich. Warum ist mentales Training für den

Fußballer entscheidend? Wissenschaftler haben zum Ergebnis gebracht, dass allein durch die Vorstellung im Kopf die beteiligten Muskeln elektrische Impulse erhalten, die sie in Spannungs- und Aktionsbereitschaft versetzen. Unser Gehirn kann zwischen dem, was im Kopf gedacht wird und dem, was tatsächlich passiert, keinen Unterschied erkennen, vorausgesetzt die Bilder im Kopf werden real gestaltet. Die neu gemachten Bilder bilden sozusagen eine neue Erfahrung, auf die wir in bestimmten Situationen zurückgreifen können. Mentale Stärke ist die Vorrausetzung für Wachstum und nachhaltigen Erfolg. Beispiel: Wer aufhören will zu rauchen und sich aber in seiner Vorstellung nicht sehen kann, wie er stattdessen etwas anderes tut, wird es schwer haben. Er muss die Fähigkeit haben, sich in seiner Vorstellung als Nichtraucher zu sehen. Wenn ein Fußballer kaltschnäuzig Tore erzielen will, aber in seinem inneren Film immer wieder erkennt, wie er vorbei schießt, wird er dies wahrscheinlich auch in der Praxis tätigen. Auch er muss die Fähigkeit besitzen, sich in seiner Vorstellung zu sehen wie er kaltschnäuzig ist. Will ein Abwehrspieler seine Zweikämpfe gewinnen, hat aber in den letzten Spielen alle verloren und wurde dafür ausgewechselt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass ihn diese abgespeicherten Daten hemmen und dies nun für zukünftige Handlungen zum Misserfolg führen kann. Konkret bedeutet dies also, dass man nun eine Reihe von Erfahrungen installieren muss, damit das neue erwünschte Handeln erfolgreich wird. Unsere Nationalmannschaft war bei der WM 06 so selbstbewußt und hat sich, egal gegen welchen Gegner, gedanklich auf Sieg eingestellt. Das

Toni Carriero bedeutet, dass unsere Gedanken die Richtung unseres Tuns bestimmen. Warum? Konkret ist es so: Unser Handeln wird zum größten Teil von unseren Gefühlen gesteuert und diese wiederum werden von unseren Gedanken beeinflusst. Ändere die Qualität Deiner Gedanken und Du änderst die Qualität Deiner Gefühle und diese ändern wiederum die Qualität Deiner Handlung. Beispiel: Sie können sich also nun an etwas erinnern, was schlecht gelaufen ist und je mehr Sie Ihre Gedanken damit verschwenden, um so mehr werden Sie merken, dass Sie sich dementsprechend fühlen. Höchstleistungen erreichen Sie aber nur dann, wenn Sie auch innerlich in einem guten geistigen Zustand sind, nicht wahr? Was ist der Hauptunterschied zwischen Spitzenleistungen und Durchschnitt? Wissenschaftler haben festgestellt, dass der Hauptunterschied zwischen durchschnittlichen Menschen und Spitzenleuten die besser entwickelte Vorstellungskraft ist. Sportpsychologen wissen heute, dass eine Stunde mentales Üben im Kopf denselben Trainingseffekt hat wie 10-20 konventionelle Trainingseinheiten. Wann immer wir nämlich im Kopf üben, können wir uns den Bewegungsablauf perfekt vorstellen und deshalb perfekte Bewegungsmuster verinnerlichen. Vorrausetzung dafür ist, dass wir uns den Bewegungsablauf hinreichend präzise vorstellen können. Und genau das ist das Prinzip des mentalen Trainings: die Vorstellungsfähigkeit zu verbessern und diese dann gezielt einzusetzen.

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