Psychologie im Fußball
Der Autor: Toni Carriero
„Fußballspiele werden mehr mit dem Kopf, weniger mit den Beinen gewonnen.“ Dieser alten Weisheit gemäß widmet sich der Autor Toni Carriero dem großen Gebiet der Fußball-Psychologie. Lesen Sie heute den 3. Teil dieser Serie..... Teil 3
DIE MACHT DER GEDANKEN Mentale Stärke
Als Sportler und Fußballer ist es im heutigen Zeitalter unabdingbar, eine gewisse mentale Stärke zu besitzen. Man weiß heute, dass mentale Stärke mehr als 70% des Erfolges ausmacht. Was ist mentale Stärke? Mentale Stärke beruht auf der tiefen Überzeugung, die anstehende Aufgabe lösen zu können. Mental starke Fußballer können sich so weit selbst beeinflussen, dass sie trotz der Wettkampfbedingungen an ihrem oberen Leistungslimit spielen können. Das bedeutet konkret, sie lassen sich nicht von äußeren und inneren Stressfaktoren beeinflussen. Beim mental starken Fußballer sind folgende Eigenschaften ausgeprägt: Er ist... .. konzentriert, willensstark, motiviert, selbstsicher, entspannt, präsent, zielbewusst, optimistisch, diszipliniert. Mentale Stärke basiert auf einem gesunden Selbstvertrauen, großer Motivation und hoher Konzentration. Ein mental starker Fußballer verhält sich im Wettkampf hoch motiviert und hoch konzentriert. Er bleibt in diesem
Steht für mentale Stärke: Kölns Trainer Christoph Daum
optimalen Leistungszustand, selbst wenn Schwierigkeiten auftreten. Mental starke Spieler können: ● sich von Störfaktoren unabhängig machen, ● Nachwirkungen einer schlechten Aktion auf ein Minimum begrenzen ● sich von Rückschlägen / Fehlern erholen ● Probleme als Herausforderung ansehen ● sich immer wieder neu motivieren ● optimale Konzentration aufbauen ● unter Druck ihre Leistung erbringen ● das richtige Anspannungsniveau erbringen ● Fehler als Erfahrung (als Training für die Zukunft) betrachten ● Gedanken und Emotionen kontrollieren Dies alles hat nicht mit Genialität zu tun, sondern ist das Ergebnis eines systematischen mentalen Trainings. In diesem Zusammenhang stellt man sich folgende Fragen: → Durch welche Trainingsmaßnahmen kann ich langfristig eine stabile mentale Stärke entwickeln? → Wie kann ich kurz vor dem Spiel meine mentale Stärke einschalten? → Wie kann ich meine mentale Stärke über die gesamte Wettkampfdauer aufrechterhalten, selbst wenn kritische Situationen auftreten? Wichtig ist nun zu wissen, dass mentale Stärke mit einer gewissen Portion Selbstvertrauen zu tun hat. Ob eine antrainierte Leistung zum Zeitpunkt x wiederholt werden kann, hängt vor allem davon ab, inwieweit man davon überzeugt ist, diese dazu nötigen Fähigkeiten zu beherrschen. Selbstvertrauen bedeutet, sich selbst zu vertrauen, von sich überzeugt zu sein, Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit zu haben. Für den langfristigen Aufbau von mentaler Stärke ist dieser Glaube an sich
geboren am 14.10.1972 in Singen, verheiratet, drei Kinder Beruf: Kommunikations-Trainer (Dipl. Personal Coach) Sportliche Tätigkeiten: Trainer der FSV Schwenningen (seit 2004) weitere Tätigkeitsgebiete: Referent beim Württembergischen Fußballverband (WFV) bei der Trainerausbildung in den Bereichen Teamführung, Motivation, Mentaltraining Rhetorik-Referent bem WFV für Trainerfortbildungen Personal Mental Trainer im Profibereich Fußball und Golf, u.a. im Golfverband Baden Württemberg und im Golfverband Saarland selbst unabdingbar. Der Glaube an sich selbst entsteht → aus einer unerschütterlichen Siegeseinstellung: Ich bin davon überzeugt, dass ich es schaffe, wenn ich mein Bestes gebe und mich voll einsetze. → aus der Überzeugung richtig und hart trainiert zu haben → aus dem exakten Wissen der eigen Stärken: Ich habe viele Stärken, auf die ich mich verlassen kann, egal ob es schlecht läuft, meine Stärken bleiben. → aus dem Wissen darüber, dass Fußball nur ein Spiel ist. Tipps zur Stärkung des Selbstvertrauens: 33 25
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In den meisten Fällen beschäftigen sich Spieler bis ins kleinste Detail mit ihren Schwächen und Fehlern und auf der anderen Seite vernachlässigen sie Stärken und Erfolge. ☺Lassen Sie Ihre Spieler in 10-15 min. all ihre Stärken aufschreiben. ☺Lassen Sie Ihre Spieler aufschreiben, was sie benötigen oder was sie bereits getan haben, um die nächsten Aufgaben in Training und Spiel erfolgreich zu bewältigen. Als Personal Coach mache ich immer wieder die Erfahrung, dass mein Gesprächspartner persönliche Stärken selbst gar nicht als solche empfindet. Er weiß aber sehr genau, was er nicht kann. Das schwächt definitiv das Selbstvertrauen. Wie fördere ich beim Spieler die mentale Stärke? Was machen Profis? Wie gehen Mentaltrainer im Profibereich vor? Nochmals: Mentale Stärke hat nichts mit Genialität zu tun sondern ist ein konstantes Training an sich selbst, mit Hilfe von Werkzeugen. Im Grunde ist es so, dass man im professionellen mentalen Training in 8 Bereichen systematisch trainiert: 1) 2) 3) 4) 5) 6) 7) 8)
Qualität der Selbstgespräche Konzentration Kompetenz - Erwartung Selbstvertrauen Zielsetzung Fitness Balance/life Visualisierung des Umfeldmanagements
Wir werden jetzt auf den einen oder anderen Bereich etwas näher eingehen und ihn in Übungen darstellen. Qualität der Selbstgespräche Gedanken, die wir Menschen haben, kommen oft in Form von Selbstgesprächen zum Ausdruck. Sie erfolgen in den meisten Fällen automatisch und sind uns oft gar nicht bewusst. In Selbstgesprächen formuliert man Pläne für sein Handeln, gibt sich selbst Anweisungen, ordnet seine Gedanken oder kommentiert das eigene Handeln. Beispiel: Ein Spieler läuft im Alleingang auf das
Spieler von Hansa Rostock in der Saison 2007/08: Kein Beispiel für mentale Stärke. gegnerische Tor zu. Während dieser Zeit führt er pausenlos Selbstgespräche: Soll ich sofort abschließen oder die Reaktion des Torspielers abwarten? Soll ich den Ball flach ins Eck schießen oder ihn hoch über den Torspieler lupfen? Was ist, wenn ich nicht treffe?.... Wie viele Gedanken machen sich manche Schützen vor der Ausführung eines Elfmeters: Haue ich ihn rein? Schieße ich flach oder hoch in die Ecke? Was ist, wenn der Torwart meine Ecke kennt? Was ist, wenn ich Mehr Informationen zum Thema erhalten Sie bei Toni Carriero: info@toni-carriero.de Tel.: 07720 - 975950 verschieße? Wie Sie erkennen können, reden wir Menschen, egal was wir tun, mit uns selbst. Das Interessante daran ist, dass unser Handeln und das Ergebnis sehr stark von der Qualität des Selbstgespräches abhängen. Konkret bedeutet dies, dass man im Mentaltraining detailliert auf die Selbstgespräche der Spieler eingeht. Der Mentaltrainer versucht die Art dieser Gespräche zu verstehen um diese gegebenenfalls zu verändern. Das können auch Sie tun: Fragen Sie den Spieler, welche Selbstgespräche ihm bewusst sind. Stellen Sie mit ihm heraus, welche
Selbstgespräche er bei erfolgreichen Ereignissen vor, während, nach der Situation getätigt hat, um diese eventuell bewusst in schwierigen Situationen einzusetzen. Unterschätzen Sie diesen Bereich nicht. Meines Erachtens ist er der Grundstein für mentale Stärke. Konzentration In Situationen wie oben beschrieben lenken die Selbstgespräche den Spieler vom Eigentlichen ab. Hinzu kommen äußere Faktoren wie Gegenspieler, Schiedsrichter, Zuschauer ..., die den Spieler beeinflussen. Hier ist die Fähigkeit eminent wichtig, konzentriert zu bleiben. Lassen sie den Spieler GedankenSchach üben: Er soll die Augen schließen und sich ein Schachbrett mit einigen Figuren vorstellen. Er soll diese verschieben und sich Veränderungen einprägen, dabei keine Störungen (Geräusche, andere Gedanken...) zulassen. Wird diese Übung täglich 5-10 Minuten durchgeführt, erhöht sich die Konzentrationsfähigkeit enorm. Der Spieler soll lernen, sich in den wichtigen Momenten auf das Entscheidende zu konzentrieren. Profis aus den verschiedensten Sportarten kennen die Auswirkung dieser Methode bestens. ............... DieFortsetzung folgt in Anpfiff 4 - 2008.
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