Fussball psychologie teil4

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Psychologie im Fußball

Der Autor: Toni Carriero

„Fußballspiele werden mehr mit dem Kopf, weniger mit den Beinen gewonnen.“ Dieser alten Weisheit gemäß widmet sich der Autor Toni Carriero dem großen Gebiet der Fußball-Psychologie. Lesen Sie heute den 4. Teil dieser Serie..... Teil 4

DIE MACHT DER GEDANKEN Motivation im Fußball

Im 3. Teil unserer Serie „Pychologie im Fußball“ widmete sich der Autor dem mentalen Training. Er zeigte auf, dass man im professionellen mentalen Training in folgenden 8 Bereichen systematisch trainiert: 1) Qualität der Selbstgesprä che 2) Konzentration 3) Kompetenz - Erwartung 4) Selbstvertrauen 5) Zielsetzung 6) Fitness 7) Balance/life 8) Visualisierung des Umfeld managements Einzelne Bereiche wurden erläutert. Was noch in der Erklärung fehlt, ist die Kompetenz-Erwartung: Kompetenz-Erwartung Was erwarte ich positiv/negativ in der Situation aufgrund meines Handelns? Kennen Sie Spieler, die im Training sehr gute Leistungen bringen, im Spiel aber versagen (sog. Trainingsweltmeister)? Oder auch umgekehrt:

Als guter Psychologe bekannt: Bremens Trainer Thomas Schaaf

Spieler, die schwach trainieren, im Spiel dann aber nicht mehr wieder zu erkennen sind? Das sind Spieler, die in diesen Situationen ihr Gleichgewicht verlieren. Anbei drei Möglichkeiten, wie man in diesem Bereich trainieren kann: 1. Prognose-Training Einzelspieler oder Gruppen sollen Prognosen abgeben. Beispiele: ● Vor dem Torschusstraining: „Wie viele Tore schieße ich bei 8 Versuchen?“ ● Vor Spielformen: Abwehr gegen Sturm: „Wir lassen in 20 Minuten höchstens drei Tore zu.“ Der Effekt ist, dass Spieler lernen, sich mit Anspruch und Realität auseinander zu setzen. Ihre mentale Stärke wird dadurch beeinflusst und wächst. 2. Training der Nicht-Wiederholbar keit Im Wettkampf ist es so, dass eine Situation nur einmal vorkommt. Im Trainingsalltag kann man diese trainieren, indem der Trainer mit dem Spieler vereinbart, dass er z.B. einen Freistoß treten darf. Der Trainer und nicht der Spieler legt den Zeitpunkt dieser Situation fest. Der Spieler setzt sich während des Trainings damit auseinander (Selbstgespräche). Der Nutzen daraus ist: Aus dem Wissen der Nicht-Wiederholbarkeit (jetzt oder nie) entsteht eine psychische Beanspruchung, die vergleichbar ist mit der des Wettkampfes. Hierdurch wird die mentale Stärke spielerisch trainiert. Wichtig ist, dass diese Art von Übung nicht zu oft trainiert wird, da ansonsten die Spannung verpufft. 3. Training der Nicht-Wiederholbar keit mit Zeitverzögerung Es ist die gleiche Übung wie oben, jetzt allerdings gibt man dem Spieler eine Zeit von 10, 20 oder 30 Minuten, sich auf die Situationen vorzubereiten.

geboren am 14.10.1972 in Singen, verheiratet, drei Kinder Beruf: Kommunikations-Trainer (Dipl. Personal Coach) Sportliche Tätigkeiten: Trainer der FSV Schwenningen (seit 2004) weitere Tätigkeitsgebiete: Referent beim Württembergischen Fußballverband (WFV) bei der Trainerausbildung in den Bereichen Teamführung, Motivation, Mentaltraining Rhetorik-Referent bem WFV für Trainerfortbildungen Personal Mental Trainer im Profibereich Fußball und Golf, u.a. im Golfverband Baden Württemberg und im Golfverband Saarland Nutzen ist, dass für den Spieler eine zusätzliche Belastung hinzukommt. Erfahrungsgemäß wird das Erbringen der Leistung umso schwieriger, je länger die Zeitvorgabe ist. Das hängt damit zusammen, dass in Vorbereitungs- und Wartezeiten störende negative Selbstgespräche kreiert werden, die die Konzentration und damit die Leistung herabsetzen. Der Spieler lernt also, sich auf den Ernstfall vorzubereiten. Damit erkennen Sie klar, dass mentale Stärke trainierbar ist und von vielen Faktoren abhängt. Diese Themen zu vertiefen und weitere Bereiche wie Selbstvertrauen, Zielsetzung, Balance/life, Umfeldmangement zu erläutern, würde den 33 25

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redaktionellen Rahmen sprengen. Motivation im Fußball Es gibt vier Beweggründe, die einen Fußballer auf Dauer für seinen Sport begeistern, ihn antreiben, ihn motivieren. Diese müssen Sie unbedingt kennen und mit in Ihre Trainingsplanung einbeziehen: A Bewegungslust und Spielfreude Wir haben hier gerade gelernt, dass wir durch Bewegung und Anstrengung Lust und Freude erhalten. Werden diese zwei Komponenten nicht erlebt, gehen Menschen Anstrengungen gerne aus dem Weg. Der Mensch geht in diesem Fall im wahrsten Sinne des Wortes den Weg des geringsten Widerstands. Das bedeutet, dass wir Kindern oder auch aktiven Spielern bewusst machen müssen, dass es sich lohnt, sich anzustrengen. Denn dies führt zu positiven Erlebnissen und Erfolgen. Das heißt, als Trainer müssen wir vermeiden, Langeweile und Monotonie zu bewirken. Wie erreichen wir dies? Einige Tipps hierzu: Alle Trainingsformen müssen aktiv/ bewegungsreich gestaltet werden. Es kann z.B. nicht sein, dass, wie oft zu beobachten ist, beim Torschusstraining 15 Spieler hintereinander stehen und der Reihe nach zum Schuss kommen. Hier entsteht in den viel zu langen Pausen große Langeweile. Die Spieler beschäftigen sich mit anderen Dingen... In Spielformen müssen gleichstarke Teams gefomt werden, so dass die Spannung aufrecht erhalten wird. Der Trainer muss im Training loben. Gelungene Spielzüge, Kombinationen müssen betont werden. Positive Ergebnisse einer Aktion müssen aufgezeigt werden. Im Training gilt: Spielerlebnis geht vor Spielergebnis. Der Trainer muss möglichst oft kleine Gruppen bilden. Die Spieler brauchen häufige Ballkontakte. Sie müssen viel miteinander reden und sich untereinander helfen. B Neugierde - das ist die Wurzel für Herausforderung Die Neugier zählt bei uns Menschen zu unseren ursprünglichen Triebmotiven. Sie bewegt uns dazu, Neues

Spieler von Hansa Rostock in der Saison 2007/08: Hoffenheims Spieler: Sie strotzen im Moment vor Selbstbewusstsein. zu entdecken, zu organisieren. Mit anderen Worten, sie lässt uns unsere Umgebung erforschen. Sie ist darauf ausgerichtet, aus einer Unsicherheit eine Sicherheit zu machen und Unbekanntes in Bekanntes zu verwandeln. Ergebnis ist eine gesunde Portion Risiko, mehr zu wagen sowie mehr Phantasie und Kreativität im Spiel. Wenn keine Neugier vorhanden ist, fehlt die Herausforderung und die Spannung. Konkret: Je langweiliger das Training, je größer das Verlangen nach Abwechslung und neuen Mehr Informationen zum Thema erhalten Sie bei Toni Carriero: info@toni-carriero.de Tel.: 07720 - 975950 Aufgaben. Tipps: Abwechslungsreiche Organisationsformen mit unterschiedlichen Hilfsgeräten anbieten. Bereits in der Aufwärmphase die Neugier entfachen, attraktive Übungen für Kleingruppen anbieten. Durch Zusatzaufgaben immer wieder neue Inhalte einführen, damit wir neue Reize setzen. Bekannte Übungsformen immer wieder wiederholen, um das Selbstvertrauen zu stärken sowie auch sich die eigenen Fähigkeiten bewusst zu machen. Um die Qualität des Trainings zu er-

höhen und somit das Aha-Erlebnis zu steigern, ist es wichtig, dass man als Trainer eine gute Dosierung von Bekanntem und Unbekanntem findet. C Aggressivität Positive Aggressionen sind sozusagen der Motor für mehr Leistung bei Menschen. Ein gepflegter Umgang mit Aggressionen gehört in unserem sozialen Umfeld und in der Erziehung dazu. Es wird darunter verstanden, dass man sich mit anderen messen und vergleichen und dabei gewinnen will. Das Ziel unseres Urantriebs „Aggression“ ist meistens das Streben nach Anerkennung und Erfolg. Das Gewinnen wird als ein lustvolles Ereignis erlebt. Als Trainer ist es umso wichtiger, positive Aggressionen in den Trainingsformen für Spieler zu entfachen, denn das Ergebnis ist einfach mehr Leistung. Tipp: Möglichst viele Wettbewerbe in die Trainingseinheiten einbauen: Wer ist schneller, wer kann am meisten......? D Team Bei Menschen sind das AkzeptiertSein und das Zugehörigkeits-Gefühl zwei der wichtigsten Ziele im Leben. Aufgaben für andere zu bewältigen, bringt Anerkennung und stärkt das Bewusstsein sozialer Eingebundenheit. Teamdenken findet außerhalb und innerhalb des Spielfeldes statt. Das gemeinsame Erzielen von positiven Ergebnissen schweißt eine Mannschaft zusammen.

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