Kondition
fussballtraining 9/2013 Trainingswoche
von Dr. Pedro GonzĂĄlez Athletiktraining in den Profivereinen
Erfolgsfaktor Athletik
Bereits in den 90er-Jahren professionalisierten Spitzenmannschaften wie der AC Mailand ihre sportmedizinische und athletische Trainingsarbeit mit Hilfe des „Milanlab“ – einer eigenen Abteilung, die Leistungsfähigkeit, Regeneration, Prävention und Ernährung systematisch untersuchte und umsetzte. Klinsmann engagierte fĂźr die Nationalelf mit Mark Verstegen einen Experten fĂźr das Athletiktraining, der in den USA eigene Trainingszentren unterhält, die von Profis der hĂśchsten Ligen im Baseball, American Football, Basketball und weiteren Sportarten seit 1999 intensiv genutzt werden. Vereine wie der FC Bayern, Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen erweiterten ihr Personal in diesem Bereich auf bis zu drei Konditionstrainer und bauten moderne, grĂśĂ&#x;ere Fitnessbereiche mit wissenschaftlichen Testapparaturen. Beim DFB wurde zudem fĂźr alle Junioren-Nationalmannschaften, ein einheitliches leistungsdiagnostisches und trainingsspezifisches Athletikkonzept in Anlehnung an Verstegens Methodik installiert. Dies beinhaltet unter anderem Langhanteltraining mit den komplexen Ăœbungen ‘StoĂ&#x;en’, ‘ReiĂ&#x;en’ und ‘Kreuzheben’, das funktionelle Training von Verstegen mit StabilisierungsĂźbungen und einheit-liche Tests wie den ‘Functional Movement Screen’ zur Erkennung muskulärer Dysbalancen und koordinativer Mängel.
Ausdauer, Kraft, Sprungkraft und Sprintfähigkeit sind definitiv leistungsbestimmende Merkmale im FuĂ&#x;ball. Somit mĂźssen diese konditionellen Fähigkeiten ganzjährig mit einem periodisierten und individualisierten Athletiktraining auf wĂśchentlicher Basis ausgebildet werden. Leistungsabfall und eine erhĂśhte Verletzungshäufigkeit sind nachgewiesene Folgen einer Absetzung bzw. Einschränkung des Athletiktrainings. Sicherlich steht das technischtaktische FuĂ&#x;balltraining im Vordergrund – auch quantitativ. Dennoch sollte etwa ein Drittel der zur VerfĂźgung stehenden Trainingszeit dem Athletiktraining zugeteilt werden. Bereits die etwa 30-minĂźtige Aufwärmarbeit lässt sich selbst bei nur drei bis vier Trainingseinheiten im Amateurbereich mit athletischen Inhalten fĂźllen und somit wären selbst in den tieferen Spielklassen ungefähr zwei Stunden Athletiktraining pro Woche garantiert; ein gewisses Minimum, was durchaus zur Leistungsstabilisierung der Werte der Vorbereitungsperioden und zu gewissen Leistungssteigerungen ausreicht. Im Profibereich sollten drei bis vier BlĂścke zu je 30 bis 45 Minuten pro Trainingswoche im Mannschaftstraining verankert werden. Zusätzlich hat jeder Spieler zwei bis drei mal 30 bis 45 Minuten mit seinem individuellen Kraftplan oder zum Beispiel Läufen in seinen Pulszonen zu trainieren. Somit wären drei bis vier Stunden Athletiktraining pro Woche anzuordnen. Bei einer Trainingszeit von zehn bis zwĂślf Stunden pro Woche entspräche dies einem Drittel der Zeit.
Tests dienen als Wegweiser
Periodisiertes Athletiktraining im Verlauf der Trainingswoche
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Seit dem Amtsantritt JĂźrgen Klinsmanns 2004 als Bundestrainer hat sich im ProfifuĂ&#x;ball eine neue Gewichtung des Athletiktrainings eingestellt. Wurden in den Jahren davor Konditionstraining und Leistungstests Ăźblicherweise lediglich zu Saisonbeginn (sechs Wochen in der Vorbereitung) sowie in der Ăœbergangsphase (fĂźnf Wochen vor der RĂźckrunde) praktiziert, so forderte Klinsmann regelmäĂ&#x;ige Leistungstests und ein beinahe tägliches Athletiktraining mit indivi-
langjähriger Fitnesstrainer des FC St. Pauli und der DFB-U21-Nationalmannschaft, erläutert in diesem Beitrag die optimale athletische Vorbereitung auf das Wettspiel. Er verdeutlicht dabei die Einbindung dieses Elements in den Trainingsplan anhand einer Trainingswoche im ProfifuĂ&#x;ball. Des Weiteren beschreibt der Sportwissenschaftler, wie auch Mannschaften aus dem Amateurbereich das Athletiktraining in ihre Trainingswoche integrieren kĂśnnen, um am Spieltag von
duellen Trainingsplänen. Dr. Pedro Gonzålez,
einer guten Fitness zu profitieren.
Ganzjahresperiodisierung Im Verlauf von elf Monaten sind bezĂźglich der Trainingsmethoden und -inhalte Variationen vorzunehmen: sechs bis acht Wochen sind aus wissenschaftlicher Sicht die maximale Dauer zur Anwendung einer bestimmten Methode; anschlieĂ&#x;end mĂźssen gezielt neue Reize gesetzt werden, um im Sinne einer ständigen Leistungsentwicklung zu handeln. Durch die Aufteilung der Saison in Hin- und RĂźckrunde ergibt sich im FuĂ&#x;ball eine klassische zweigipfelige Periodisierung (Info 1).
Ganzjahresperiodisierung 2 W. Pause
Foto: imago
Topfit in den Spieltag
Sprintzeiten, SprunghĂśhen und maximale Kraftwerte in Disziplinen wie BankdrĂźcken, Tiefkniebeuge oder Kreuzheben sind in den USA schon seit Jahren fĂźr nahezu alle Sportarten von der High School bis zu den Profiligen feste Bestandteile des Athletikkonzepts und werden durch zielgerichtetes Training kontinuierlich verbessert. Der Ăœbertrag vom Athletiktraining in den Wettkampf und die daraus resultierende Bedeutung fĂźr den FuĂ&#x;ball, konnte bereits in Untersuchungen belegt werden (vgl. SteinhĂśfer, 2008, Athletiktraining im Sportspiel). So war eine Steigerung der Athletik Werte auch in einer fuĂ&#x;ballspezifischen Verbesserung bei Punktspielen durch Videoanalysedaten belegbar (vgl. Hoff & Helgerud, 2004).
INFO
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MAKROZYKLUS I 5,5 Monate
I
II
III
SEP
OKT
NOV
4,5 Monate
I
Mesozyklen zu je 6 bis 8 Wochen
JUL AUG
MAKROZYKLUS II
II
III
Mesozyklen zu je 6 bis 8 Wochen
DEZ
JAN
FEB
MĂ„R APR
MAI
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