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3+1 macht Park!

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Das Wachstum von Deutschlands Städten schreitet unaufhaltsam voran und so auch der Nutzungsdruck auf die noch frei bleibenden Flächen im innerstädtischen Bereich. Hinsichtlich der zunehmenden urbanen Verdichtung gewinnen grüne Freiräume mehr denn je an Bedeutung. Sie tragen tagtäglich zum physischen und psychischen Wohlbefinden der Bewohner:innen bei und erbringen vor allem ein vielfältiges Nutzen für die Gesellschaft. Eine wesentliche Voraussetzung für ein gutes Leben in der Stadt ist dabei die Vernetzung der naturnahen Freiräume um einen gleichmäßigen Zugang aller Städter:innen zu den dort erzeugten Ökosystemdienstleistungen zu ermöglichen. Für eine effektive Vernetzung der städtischen Naturräume bedarf es einer gut durchdachten grünen Infrastruktur. Dies setzt integratives Arbeiten auf städtischer Ebene voraus: So bedarf es einer gemeinsamen Zielsetzung aller beteiligten Akteur:innen, die das Stadtleben beeinflussen, wie der Zuständigen für Mobilität, Wohnen, Ver- und Entsorgung, Einzelhandel, Soziales, Gesundheit sowie der Anwohner:innen. (UGI 2017, S. 3) Bei aller Verschiedenheit der Bedürfnisse lässt sich dennoch ein gemeinsames Ziel erkennen: Eine resiliente und lebenswerte Stadt, mit einem Verkehrskonzept, bei dem alle Verkehrsteilnehmer:innen gleichberechtigt sind und das volle Potential von Freiflächen ausgenutzt wird. Ziel dieser Arbeit ist es, ein strategisches Konzept sowie einen konkreten Entwurf für einen Teil der Mannheimer Innenstadt zu entwickeln, worin sich genau diese Aspekte wiederfinden und welche als Inspiration für die Stadt Mannheim dienen sollen.

3+1machtpark!

Das Konzept 3+1 macht Park! beinhaltet ein von drei bestehenden Freiflächen ausgehendes grünes Netzwerk in der Innenstadt. Dabei wird es an das bereits 1963 von Robert Zion entwickelte Pocket Park Konzept angelehnt sein und ein Freiraumkonzept für die Mannheimer „Quadrate“ darstellen. Pocket Parks sind kleinformatige Parkanlagen, die innerstädtischen Bewohner:innen und der arbeitenden Bevölkerung trotz begrenztem Platzangebot ein nah erreichbares Freiraumangebot bieten sollen (Blake 2013, S.1 ). Unbebaute Orte in der Stadt, sogenannte Stadtlücken, können so zu besonderen Orten mit Aufenthaltsqualität transformiert werden. Es wird damit nicht nur dem Problem des mangelnden Platzes für den Aufenthalt im Freien entgegengewirkt, eine höhere Frequentierung von Freiräumen ermöglicht auch ein individuelles Nutzungsangebot, angepasst an die lokale Bevölkerung. (Zion; Breen 1963) Um jedoch im Ganzen ein funktionierendes Netzwerk zu schaffen, spielen dabei nicht nur die einzelnen Elemente eine entscheidende Rolle, sondern auch deren Verbindung, das Zwischendrin. Wie bereits in der Analyse hervorgehoben, gibt es im Süden der „Quadrate“ ein Freiraumangebot durch den Schillerplatz, den Scipiogarten und den Lauergärten. Durch die bevorstehende Sanierung können die Ansätze von 3+1 macht Park! in den bestehenden Freianlagen integriert werden. Dabei liegt der Fokus speziell auf den gezielten Nutzungen der einzelnen Elemente und Maßnahmen zur klimatischen Anpassung. Die Mitte des so entstehenden Park+ Gebiets bildet die momentan als Parkplatz genutzte Fläche M4A, die im Zuge des Projekts in einen Pocket Park transformiert wird . Das Ziel von 3+1 macht Park! ist es demnach, das bestehende Freiflächenangebot durch die Transformation von Potenzialflächen zu qualitativen Freiräumen zu erweitern und diese miteinander zu verbinden. Ausgleichend zu dem stark konsumorientierten Zentrum der „Quadrate“ stellt das entstehende Park+ Gebiet eine neue “grüne Mitte” dar. Im Fokus des Konzepts steht dabei die mentale und körperliche Gesundheit der innerstädtischen Bevölkerung, die durch die Maßnahmen verbessert werden soll. Dies wird zum einem durch die Integration von Stadtnatur und ihrer vielfältigen Ökosystemdienstleistungen geschehen. Bäume können z. B. die Luftqualität verbessern und sorgen für eine aktive Luftzirkulation, während unversiegelte Flächen hohe Mengen an Regenwasser aufnehmen können, was v.a. im Bezug auf die vorher schon beschriebenen Extremwetterereignisse von Vorteil ist. Zum anderen wird die gesellschaftliche und wirtschaftliche Bedeutung von Stadtgrün für die dort lebenden und arbeitenden Menschen bei der Gestaltung der neuen „grünen Mitte“ eine zentrale Rolle spielen. (Naturkapital Deutschland- TEEB DE 2016) Beide Aspekte werden in der Mannheimer Innenstadt durch ein Netzwerk aus naturnahen und gestalteten Flächen gebildet. Die dabei verwendeten Elemente werden so ausgewählt, dass sie im Zusammenspiel eine hohe Qualität im Hinblick auf Nutzbarkeit, biologische Vielfalt und Ästhetik aufweisen. Gleichzeitig sind die Elemente so gestaltet , dass die das von Temperaturregulierung bis Raumwahrnehmung reichende Spektrum der Ökosystemleistungen bzw. blaugrünen Dienstleistungen abdecken (UGI, 2017, S.3). Damit einhergehend wird die Vision der autofreien Innenstadt verfolgt, in dem das gesamte Park+ Gebiet sich in eine verkehrsberuhigte Zone verwandeln wird. So wird ein attraktives Angebot für den Rad-und Fußverkehr geschaffen. Je mehr Raum für ein Leben ohne Auto in der Stadt bereitgestellt wird, desto lebendiger wird die Stadt, so auch Jan Gehl in seinem Buch Städte für Menschen. So entsteht durch das Umwandeln von Potenzialflächen eine Verschmelzung von Erdgeschossnutzung mit den neu entstehenden Außenräumen. Lücken im Stadtgefüge werden hinzugenommen und durch Grün, das wie ein Kleberwirkt, zusammengehalten. 3+1 macht Park! bietet einen Anfang, Grünflächen zu vernetzen und ein konzentriertes und vielfältiges Nutzungsangebot aufzubauen, welches sich nach und nach auf den Rest der „Quadrate“ ausweiten kann.

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