material+technik möbel GO 2017 techtextil texprocess

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Funktionale Textilien & effiziente Prozesse

Photo: Epson

Functional fabrics & efficient processes

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Neue Materialien und Technologien für den Einrichtungssektor Techtexil und Texprocess warten im Mai mit einer Fülle an raffinierten Textilien und innovativen Fertigungsprozessen auf. Mit ihrem Angebot richten sich beide Veranstaltungen zwar an ein breites Fachpublikum aus allen textilen Branchen, Besuchern aus der Einrichtungsindustrie werden jedoch ebenfalls attraktive Produkte, Lösungen und vor allem Inspirationen geboten. Auf der Techtextil finden sie beispielsweise Garne, Ausrüstungen und Bezugsmaterialien, die über funktionelle Eigenschaften verfügen und den Möbeln damit zu Mehrwert verhelfen. Die Texprocess wiederum zeigt Automatisierungslösungen, mit denen die Prozesse in der Polstermöbelfertigung wettbewerbsfähiger gestaltet werden können. Am Beispiel der Firma Artifex informiert „GO“ über die Vorteile, die das Ausschöpfen von ­Automatisierungspotenzialen den Unternehmen schon heute bringt. Mittelfristig lassen sich in Niedriglohnländer verlagerte Prozessschritte sogar nach Deutschland zurückholen, zeigen sich die Experten der Deutschen Institute für Textil und Faserforschung (DITF) überzeugt und entwerfen ein Szenario einer Polstermöbelfertigung in Deutschland, das durch Marktnähe und Flexibilität im globalen Wettbewerb bestehen kann. Auch über das Techtextil-Sonderareal „Living in Space“, das den Besuchern „großes Kino“ bietet, wird auf den folgenden Seiten berichtet. Die Einrichtungsindustrie erfährt hier, dass einige Errungenschaften der Weltraumforschung nahezu unbemerkt schon heute in Bezugsmaterialien Einzug gehalten haben. Richard Barth Chefredakteur | Editor-in-Chief material+technik möbel

Photo: Messe Frankfurt

Vom 9. bis 12. Mai 2017 präsentieren die Techtextil und die Texprocess in Frankfurt am Main die neuesten Entwicklungen bei technischen Textilien und Verarbeitungstechnologien. Mit über 1.750 Ausstellern und mehr als 40.000 erwarteten Fachbesuchern sind es nicht nur die bislang größten Ausgaben beider Messen, die Techtextil und Texprocess bieten zudem ein für die Möbelindustrie hoch spannendes Angebot an Materialien und Verarbeitungstechnologien. Auf der Texprocess, die dieses Jahr die Schritte der textilen Wertschöpfung noch umfangreicher abdeckt, sind neue Verfahren, Digitaldruck und Industrie 4.0 einige der Topthemen. So konzentrieren wir in diesem Jahr beispielsweise die Produktgruppen Verbindungs- und Trenntechnologie, Cutting, Making, Trimming (CMT), CAD/CAM und Druck in Halle 4.0 auf der Texprocess. Mit der „Digital Textile Micro Factory“ stellen wir außerdem einen der spannendsten Treiber der Branche in den Fokus der Texprocess und schaffen weitere Synergien zur Techtextil. Ob dekorative oder antimikrobielle Beschichtungen, schallabsorbierende Materialien, Smart Textiles oder Leichtbaumaterialien – die Techtextil bietet eine Vielzahl textiler Materialien mit Funktion für den Einrichtungssektor. Allein etwa 500 der rund 1.450 Aussteller zeigen Materialien und Technologien für den Bereich „Hometech“. Ein Highlight der besonderen Art ist das Special „Living in Space“, eine Zusammenarbeit der Techtextil mit der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Mit diesem außergewöhnlichen Projekt liefern wir erstmals einen tiefen Einblick in die Anwendungsfelder für technische Textilien am Beispiel Raumfahrt – und weitere Inspirationen für die Einrichtungsbranche. Wir freuen uns, zur Techtextil und Texprocess 2017 erneut mit der Zeitschrift material+technik möbel zusammenzuarbeiten und möchten Ihnen mit dem hier vorliegenden „GO“-Magazin einen ersten Einblick in die Highlights beider Messen gebe­n. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen. Michael Jänecke Leiter | Director Techtextil und | and Texprocess

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Inhalt | Content Editorial | Editorial.............................................................................................. 2–3 Tipps für den Messebesuch Tips for a trade fair visit.................................................................................... 4–5 Facts & Hintergründe Facts & background information....................................................................... 6–7 Vorreiter bei der Automatisierung Leading role in automation............................................................................. 8–10 Showroom | Showroom....................................................................................... 11 Polstermöbel on demand produzieren Upolstered furniture produced on demand...................................................12–14 Neue Materialien für die Textilien der Zukunft New materials for the textiles of the future....................................................... 15 „Großes Kino“ auf der Techtextil A great cinematic experience at Techtextil.................................................... 16–18 Von der Raumfahrt inspiriert Inspired by space travel...................................................................................... 19 Hightech-Bezugsmaterialien High-tech covering materials........................................................................ 20–22

Zum Titelbild: Digitaldruck spielt auf der Texprocess und der Techtextil eine wichtige Rolle. Epson führt in Frankfurt die vielfältigen kreativen Gestaltungsmöglichkeiten seiner Digitaldruck-­ Lösungen vor. Cover picture: Digital printing plays an important role at the Texprocess and Techtextil fairs. In Frankfurt, Epson demonstrates the versatile creative design possibilities of its digital printing solutions. Photo: Epson

Showroom | Showroom....................................................................................... 23

Impressum | Imprint

New materials and technologies for the furnishing sector This “GO” magazine from material+technik möbel is appearing again in 2017 in collaboration with Messe Frankfurt. It provides a first look at the highlights of Techtextil and Texprocess 2017. In his foreword, Michael Jänecke, Director of Techtextil and Texprocess, emphasises that the biggest editions of the two trade fairs so far are taking place from the 9th till the 12th of May 2017 – with over 1,750 exhibitors and more than 40,000 expected trade visitors. The fairs also offer a very exciting range of materials and processing technologies for the furniture industry. “GO” presents cover materials and finishes, for example, that have functional features and can give furniture added value with those functions. In light of the global competition, a user report on the following pages shows how automation of work processes in the upholstered furniture industry can contribute to securing the position of Germany as a production location. In co­operation with the experts at the German Institutes for Textiles and Textile ­Research (DITF), a scenario of the future of upholstered furniture production in Germany is also portrayed, which can stand up to the global competition with market proximity and flexibility. In view of the special Techtextil “Living in Space” area, the following pages take a closer look at the areas of use for technical textiles using the example of space travel – and thus provide further inspiration for the furnishing sector, in which some of the achievements of space research, almost unnoticed, have already found a place.

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m+t Ritthammer Publishing GmbH Postfach 3850, D-90019 Nürnberg Andernacher Straße 5a, D-90411 Nürnberg Telefon: +49 911 95578-80 Fax: +49 911 95578-78 www.material-technik.de E-Mail: info@material-technik.de • Herausgeber: Verlag Matthias Ritthammer GmbH, Nürnberg • Fachberatung: Michael Jänecke (Messe Frankfurt) • Verleger: Klaus Ritthammer, Franz Schäfer • Geschäftsführer: Klaus Ritthammer • Chefredaktion: Richard Barth • Anzeigen: Simone Wagner, Melanie Ruhsam • Grafik: Jürgen Kroll (Leitung), Tanja Schwarz

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Tipps für den Messebesuch Auf einer Fläche von rund 100.000 Brutto-Quadratmetern bildet das Messe-Doppel Techtextil und Texprocess in acht Hallen die gesamte textile Prozesskette ab. Dabei zeigen beide Messen nicht nur die neuesten Produkte und Prozesse, sondern sind darüber hinaus eine Plattform für zusätzliche Informationen und Geschäftsanbahnung. Auf den folgenden Seiten bieten wir nützliche Tipps für die Orientierung auf dem Messegelände, über das Eventprogramm sowie zu den Sonderflächen.

❚ Techtextil und Texprocess in Zahlen: Techtextil: über 1.438 Aussteller*, davon ca. 71 Prozent aus dem Ausland Texprocess: über 294 Aussteller, davon ca. 66 Prozent aus dem Ausland Ausstellungsfläche gesamt: ca. 100.000 Brutto-Quadratmeter ❚ Öffnungszeiten Texprocess & Techtextil: 9.–11. Mai: 9:00 bis 18:00 Uhr am 12. Mai: 9:00 bis 17:00 Uhr ❚ Eingänge und Anreise: Eingang Torhaus: S-Bahn S3, S4, S5 und S6 Eingang Ludwig-Erhard-Anlage (City): U-Bahn-Linie U4 oder Straßenbahnen 16 und 17 Eingang Techtextil Halle 3 Ost – Eingang Portalhaus: mit dem Pendelbus zum Rebstock-Parkhaus ❚ Wichtig zu wissen: Alle Eintrittskarten (ohne Ehrenkarten) beinhalten die kostenlosen Fahrten zur Messe Frankfurt und zurück mit den öffentlichen Verkehrsmitteln des Rhein-Main-Verkehrsverbunds (RMV) innerhalb des gesamten Tarifgebietes. An der Kasse erworbene Tageskarten berechtigen nur zur Rückfahrt von der Messe Frankfurt. ❚ Innovative Apparel Show: Modenschau für innovative Bekleidungs­textilien und Verarbeitungstechnologien Ort: Foyer Hallen 5.1/6.1 ❚ Texprocess-Forum: Auf dieser 4. internationalen Konferenz referieren Experten zu aktuellen Branchenthemen wie Textilver­ edelung, Digitaldruck, Nachhaltigkeit sowie Product Lifecycle Management. Die Teilnahme ist für Besucher der Texprocess und Techtextil kostenlos. Ort: Halle 6.0 ❚ „Textile Strukturen für neues Bauen“: Mit dem 14. Studentenwettbewerb, dessen prämierte Arbeiten auf der Techtextil ausgestellt sind, möchte die Techtextil den Baustoff Textil bekanntmachen und innovative Denkansätze von Studierenden und Young Professionals vorstellen. Ort: Sonderschau in der Halle 4.1 ❚ Neu: „European Digital Textile Conference“ by WTiN Auf der erstmals durchgeführten Konferenz stehen aktuelle Produktentwicklungen und die Vorteile der Nutzung des digitalen Textildrucks zur Funktionalisierung und Dekoration technischer Textilien im Mittelpunkt. Ort: Halle 4.0 Saal Europa *Stand: Ende März 2017

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Halle 3.0|Hall 3.0 Technologie, Verfahren, Zubehör, beschichtete Textilien, Bondtec Technology, processes, accessories, coated textiles, bondtec Halle 3.1|Hall 3.1 Forschung, Entwicklung, Planung, Beratung, Gewebe, Gelege, Geflechte, Gewirke, Vliesstoffe, Beschichtete Textilien, Composites Research, development, planning and consultancy, wovens, scrims, braids and knitted fabrics, nonwovens, coated textiles, composites Halle 4.1|Hall 4.1 Fasern und Garne Fibres and yarns Halle 6.1|Hall 6.1 Funktionale Bekleidungstextilien, Forschung, Entwicklung, Gewebe, Gelege, Geflechte, Gewirke, Beschichtete Textilien, Vliesstoffe Functional apparel textiles, research, development, wovens, scrims, braids and knitted fabrics, coated textiles, nonwovens

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Tips for visiting the trade fair On a total area of about 100,000 m2, the trade fair duo Techtextil and Texprocess are presenting the entire textile process chain in eight halls. The two fairs not only show the latest products and processes, but are also platforms for additional information and for initiating business transactions. On the following pages, we provide useful tips for orientation on the trade fair grounds and information about the program of events and the special exhibition areas. ❚ Figures for Techtextil and Texprocess: Techtextil: more than 1,438 exhibitors*, of which ca. 71 per cent come from outside Germany Texprocess: more than 294 exhibitors (without Source it)*, of which ca. 66 per cent come from outside Germany Total exhibition area: ca. 100,000 m2 ❚ Opening hours for Texprocess & Techtextil: May 9–11: 9:00 am till 6:00 pm on May 12: 9:00 am till 5:00 pm ❚ Entrances and how to get there: Torhaus entrance: S-Bahn S3, S4, S5 and S6 Ludwig-Erhard-Anlage (City) entrance: U-Bahn Line U4 or streetcars 16 and 17 Techtextil Hall 3 east entrance – Portalhaus entrance: with the shuttle bus to the Rebstock car park ❚ Important to know: All admission tickets (except complimentary tickets) include free transportation to Messe Frankfurt and back within the entire Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) public transportation system. The day tickets that are bought at the fair can only be used for the return trip from Messe Frankfurt. ❚ Innovative Apparel Show: Fashion show for innovative clothing textiles and processing technologies Location: Foyer Halls 5.1/6.1

Halle 4.0|Hall 4.0 Design, Cutting/Making/Trimming, CAD/CAM, Digitaldruck, Qualitätssicherung, IT Design, cutting/making/trimming, CAD/CAM, digital printing, quality control, IT Halle 5.0, 5.1|Hall 5.0, 5.1 Nähen, Fügen Stitching, joining Halle 6.0|Hall 6.0 Produktaufbereitung, Finishing, Textillogistik, interner Materialfluss, Ausrüstungssysteme für spezielle Effekte, Sticken Product processing, finishing, textile logistics, internal material flow, effect finishing for garments, embroidery

❚ Texprocess Forum: At this 4th international conference, experts will report on such current sector topics as textile finishing, digital printing, sustainability and product lifecycle management. Visitors to the Texprocess and the Techtextil can take part free of charge. Location: Hall 6.0 ❚ “Textile structures for new building”: With its 14th competition for students, whose awardwinning works are being exhibited at the Techtextil fair, Techtextil wants to make visitors more aware of textiles as building material and present the innovative approaches of students and young professionals. Location: Special exhibition in Hall 4.1 ❚ New: “European Digital Textile Conference” by WTiN: At this conference, which is being held for the first time, the focus will be on the latest product developments and the advantages of using digital textile printing for the functionalisation and decoration of technical textiles. Location: Hall 4.0 Saal Europa *Status: At the end of March 2017

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Facts & Hintergründe Facts & background information

❚ Auf Erfolgskurs: Die Texprocess 2017 übertrifft mit über 294 Ausstellern die Vorveranstaltung. 2015 hatten sich 273 Firmen aus dem In- und Ausland auf der Messe präsentiert.* ❚ Deutliches Ausstellerplus: Statt 1.393 Anbieter wie 2015 stellen auf der Techtextil dieses Mal 1.438 Firmen aus, davon 1.022 aus dem Ausland.* ❚ Branchenfacts: Die deutsche Textil- und Modeindustrie umfasst 1.400 Unternehmen und beschäftigt 130.000 Mitarbeiter. 2016 erzielte der Industriezweig einen Umsatz von 31 Mrd. Euro, von denen 60 Prozent auf Textil und 40 Prozent auf Bekleidung entfielen. ❚ Platz drei: Bei Näh- und Bekleidungstechnik steht Deutschland weltweit als Lieferland auf Platz drei. Mit weitem Abstand und einem Umsatz von 2,065 Mrd. Euro ist China der führende Lieferant. Japan als Exporteur folgt mit 615 Mio. Euro auf Platz zwei. Deutschland liegt mit Exporten von 523 Mio. Euro damit knapp dahinter. ❚ Produktion wandert ins Ausland: In Deutschland verkaufte Polstermöbel werden laut Angaben des Verbandes der Deutschen Polstermöbelindustrie zunehmend im Ausland gefertigt. Während die amtliche Statistik für 2016 ein Minus von 2,7 Prozent nennt, ergibt die verbandsinterne Auftragsstatistik ein Plus von 4,5 Prozent. Der Verband berücksichtigt zusätzlich Unternehmen mit ausländischer Produktion. ❚ Messe mit Tradition: 2017 findet die Techtextil zum 17. Mal statt. Die Premiere der Fachmesse für technische und funktionelle Textilien fand 1986 statt.

❚ Erfolgreiche Jahresbilanz: In der deutschen Näh- und Bekleidungsindustrie herrscht Zufriedenheit über das Jahr 2016. Laut den bis Oktober vorliegenden Zahlen wurde ein Umsatzplus von 15,9 Prozent erzielt. Der Auftragseingang stieg um real 2,8 Prozent und lässt die Branche einen guten Geschäftsverlauf in 2017 erwarten. ❚ Neuer Starttag: 2017 öffnen Techtextil und Texprocess ihre Pforten erst Dienstag, den 9. Mai. Messeschluss ist der Freitag. Bei der Vorveranstaltung fand das Messe-Duo von Montag bis Donnerstag statt. ❚ Preisgekrönte Textilien: Bereits zum 14. Mal wird der „Techtextil Innovation Award“ verliehen. Mit diesem Preis zeichnet die „Techtextil“ hervorragende Neu- und Weiterentwicklungen bei technischen Textilien, Vliesstoffen und funktionalen Bekleidungstextilien aus. Ort: Sonderschau in der Halle 4.1 ❚ Die besten Technologien: Zum vierten Mal werden innovative Entwicklungen, Technologien und Prozesse von einer unabhängigen Fachjury mit dem „Texprocess Innovation Award“ gekürt. Ort: Sonderschau in der Halle 4.0 ❚ Update bei Innovationen: Das 19. Techtextil-Symposium bietet Ausstellern und Besuchern einen informativen Ausblick auf neue Entwicklungen, Trends und mögliche Anwendungsbereiche von technischen Textilien und Vliesstoffen. Zu den simultan in deutscher und englischer Sprache übersetzten Fachvorträgen werden erstmals Diskussionsrunden ergänzt. Ort: Halle 4.0, Saal Europa Zeiten: 9. Mai bis 11. Mai, 09.30 Uhr bis 17.15 Uhr, 12. Mai, 09.30 Uhr bis 12.45 Uhr.

❚ Erfolgreich etabliert: Die Texprocess geht in die vierte Runde. 2011 war sie von der Messe Frankfurt und dem VDMA (Verband Bekleidungs- und Ledertechnik) ins Leben gerufen worden. ❚ Neuer Name: Der VDMA Bekleidungs- und Ledertechnik heißt jetzt VDMA Textile Care, Fabric and Leather Technologies.

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*Stand März 2017 Photos: Messe Frankfurt

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❚ On course for success: With more than 294 exhibitors, the Texprocess 2017 is surpassing the previous event. 273 companies from inside and outside Germany presented their products at the trade fair in 2015.* ❚ Significant increase in exhibitors: Instead of 1,393 providers as in 2015, 1,438 companies are exhibiting at the Techtextil fair this time, 1,022 of them from outside Germany.* ❚ Sector facts: The German textile and fashion industry includes 1,400 companies and employs 130,000 people. In 2016, the industrial sector had sales of EUR 31 billion, of which 60 per cent was for textiles and 40 per cent for clothing. ❚ Third place: In sewing and clothing technology, Germany is in third place as a supplier country worldwide. With a substantial lead and sales of EUR 2.065 billion, China is the leading supplier. Japan follows in second place as an exporter with sales of EUR 615 million. Germany is not far behind that with exports of EUR 523 million. ❚ Production moves outside Germany: Upholstered furniture sold in Germany is increasingly being produced outside the country, according to information from the German Upholstered Furniture Industry Association. While official statistics indicate a decrease of 2.7 per cent for 2016, the association’s internal order statistics show an increase of 4.5 per cent. The association also takes companies with foreign production into consideration. ❚ Trade fair with a long tradition: In 2017, the Techtextil is being held for the 17th time. The premiere of the trade fair for technical and functional textiles took place in 1986. ❚ Successfully established: Texprocess is going into its fourth round. In 2011, it was called into being by Messe Frankfurt and the VDMA (Clothing and Leather Technology Association). ❚ New name: The VDMA (Clothing and Leather Technology Association) is now called VDMA Textile Care, Fabric and Leather Technologies.

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❚ Successful annual balance: The German sewing and clothing industry is satisfied with the year 2016. According to the figures available in October, there was an increase of 15.9 per cent in sales. New orders rose by 2.8 per cent in real terms, so the sector is expecting business to be good in 2017. ❚ New starting day: In 2017, Techtextil and Texprocess won’t be opening their doors until Tuesday, the 9th of May. The last day of the trade fair will be Friday. Last time, the trade fair duo took place from Monday till Thursday. ❚ Award-winning textiles: The “Techtextil Innovation Award” is already being presented for the 14th time. With this award, “Techtextil” recognises outstanding new developments and refinements in technical textiles, nonwoven fabrics and functional clothing textiles. Location: Special exhibition in Hall 4.1 ❚ The best technologies: For the fourth time, innovative developments, technologies and processes will be selected for the “Texprocess Innovation Award” by an independent jury of experts. Location: Special exhibition in Hall 4.0 ❚ Update on innovations: The 19th Techtextil Symposium offers exhibitors and visitors an informative view of new developments and trends in technical textiles and nonwoven fabrics as well as possible areas for their use. In addition to the presentations by experts, which will be simultaneously translated into German and English, panel discussions will be held for the first time. Location: Hall 4.0, Saal Europa Times: May 9 to May 11, 9:30 am till 5:15 pm, May 12, 09:30 am till 12:45 Uhr pm *Status: March 2017

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Vorreiter bei der Automatisierung Eine hohe Fertigungstiefe in Deutschland zu unterhalten stellt für ein Unternehmen in Zeiten der Globalisierung eine große Herausforderung dar. Für die Dauphin-Gruppe ist es eine wesentliche Voraussetzung, um Bürostühle schnell und vor allem in bester Qualität zu liefern. Firmengründer Friedrich-W. Dauphin erkannte schon zu Beginn der 90er Jahre, dass in der Automatisierung der Produktion ein Schlüssel zum Erfolg liegt. Vor wenigen Monaten ist das Unternehmen nun zu einem Pionier beim effizienten Lederzuschnitt geworden.

Durch ein Höchstmaß an Automatisierung kann Artifex in Deutschland wirtschaftlich fertigen. With its extremely high level of automation, Artifex can economically produce in Germany. Photo: Artifex ma Bullmer zu investieren, um dem Unternehmenswachstum Rechnung zu tragen.

Im Jahr 1969 gegründet, zählt die DauphinGruppe zu den führenden Büromöbelunternehmen in Deutschland. Um sich vom Wettbewerb zu differenzieren, ist Firmengründer Friedrich-W. Dauphin von Anfang an einen anderen Weg gegangen. Während Mitbewerber ihre Fertigungsprozesse immer stärker ins Ausland verlagerten, entschied sich der vorausschauende Unternehmer bewusst für die Fertigung in Deutschland. Er war zu der Überzeugung gelangt, dass die Montage von angelieferten Möbelkomponenten auf Dauer kein Erfolgsrezept sein kann. Statt auf große Serien spezialisierte sich die Büromöbelgruppe auf kleinere und vor allem maßgeschneiderte Produkte. Doch die Voraussetzungen hierfür mussten erst einmal geschaffen werden. Mit der Gründung eines eigenen Komponentenfertigungsbetriebs in Neukirchen bei Sulzbach-Rosenberg (Oberpfalz) begann im Jahr 1988 der steile Aufstieg der Firma Artifex, die heute an zwei Standorten über 160 Mitarbeiter beschäftigt. Wenige Jahre nach der Gründung zählte das Unternehmen im Jahr 1995 zu den wenigen Polsterbetrieben in der Regi-

on, die ihre Produktion mit einem EinzellagenCutter zumindest teilweise automatisierte. Die positiven Erfahrungen veranlassten den Zulieferbetrieb, im Jahr 2000 am Standort in Neukirchen in einen Mehrlagen-Cutter der Fir-

Prozessautomatisierung Bald wurde erkannt, dass es nicht allein auf den automatischen Zuschnitt der Bezugsmaterialien ankommt: Erst die Einbindung der vorgelagerten Prozesse in die Automation, wie z. B. eine automatische Materialzuführung bringt signifikante Effizienzsteigerungen. Im Laufe der Jahre hatte sich nämlich die Bezugspalette des Unternehmens vervielfacht, während sich die Zahl der Auftragslose auf durchschnittlich vier Stück verringerte. Heute können die Kunden zwischen mehr als 500 verschiedenen Stoffen wählen, die das Unternehmen zu komfortablen Sitz- und Rückenkissen für die Bürostühle und -sessel verarbeitet.

Als einer der ersten Betriebe hat Artifex einen durchgängig automatisierten Lager-, Lege- und Zuschnittprozess installiert. As one of the first companies to do so, Artifex has installed a completely automated storage, spreading and cutting system. Photos: Barth

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Um den neuen Herausforderungen gerecht werden zu können, entwickelte Artifex 2008 mit verschiedenen Spezialisten aus der textilen Produktionskette ein automatisches Lager-, Zuführ- und Legesystem. Seither wird jeder Auftrag im EDV-System erfasst und automatisch durch das System ausgeführt bis der fertige Zuschnitt vorliegt. Seit 2009 wird außerdem jeder Arbeitsgang gescannt und zur Materialabbuchung und Prämien­ erfassung im EDV-System gebucht. Die Automatisierung des Zuschnittprozesses hat Artifex in die Lage versetzt, Aufträge in maximal zweieinhalb Wochen zu erfüllen, da alle Stoffrollen auf Knopfdruck zu den jeweiligen Legetischen transportiert und anschließend vollautomatisch im Einzel- oder Mehr­ lagenmodus zugeschnitten werden. Heute kann das Unternehmen jährlich rund 300.000 Laufmeter Stoff verarbeiten und damit 19.000 Stück Polster je Woche fertigen. Hauptabnehmer ist die Dauphin-Gruppe, doch ein Drittel der Produktion wird an dritte Unternehmen geliefert, für die Artifex inzwischen als Zulieferer tätig ist. Stillstand kostet Geld Als Pionier sieht sich das Unternehmen auch bei der erforderlichen Software, die entsprechend den Wünschen und Anforderungen des Zulieferbetriebes programmiert wurde und Artifex-Geschäftsführer Herbert Götz zu jeder Zeit Informationen über den Stand des Auftrags, die Verfügbarkeit der Materialien sowie die gesamte Ausbringungsleistung liefert. An diesen Zahlen kann der Geschäftsführer inzwischen ablesen, dass mit der Hälfte der

Über 30 Näherinnen beschäftigt der Zulieferbetrieb. More than 30 sewers are employed by the supplier company. Mitarbeiter heute sehr viel mehr Stoffe zugeschnitten werden als vor der Automatisierung. Gleichzeitig werden die Mitarbeiter bei der körperlichen Arbeit entlastet. Bei der Wahl der Firmen Setec und Bullmer für das vollautomatische Legen und Schneiden der Bezugsmaterialien war für Götz die räumliche Nähe der beiden Unternehmen einer der entscheidenden Gründe. Denn jede Minute Stillstand bedeutet für den Zulieferbetrieb Produktivitätsverluste, die ins Geld gehen, insbesondere wenn wichtige Ersatzteile nicht rechtzeitig beschafft werden können oder der Servicetechniker eine weite Anreise hat. Pionier beim Lederzuschnitt Mit der Entwicklung eines automatisierten Zuschnittsystems für Lederbezüge und dessen Einbindung in das EDV-System hat Artifex in den vergangenen Monaten wieder einmal Neuland beschritten. Gerade Leder mit seinen vielfältigen Naturmerkmalen und Fehlern stellt für jeden Polsterbetrieb eine riesige Herausforderung dar. Eine Automatisierung auf diesem Gebiet kann zu geringeren Kosten beim Personal und insbesondere beim Rohmaterial führen. Eine bessere Verwendung der Häute bringt beispielsweise Einsparungen von mehreren Tausenden Euro mit sich. Aktuell befindet sich das innovative Fertigungssystem noch in der Erprobungsphase, denn das Unternehmen hat für den Ledercutter der Firma Bullmer auch ein entsprechend revolutionäres Umfeld geschaffen. Nach Ansicht des Geschäftsführers ist es weltweit einmalig und soll zu weiteren Kostenvorteilen und Effizienzsteigerungen führen. Schon wenige Monate nach Installation des Systems kann Götz auch eine erste positive Bilanz ziehen: Die Ausbringung bei Leder hat sich um zwei Prozent erhöht, gleichzeitig konnte die Mitarbeiterzahl reduziert werden. Er rechnet damit, dass sich die Investition in zweieinhalb Jahren amortisiert haben wird. Grading bei Leder Als einer der ersten Betriebe in der Polstermöbelindustrie setzt Artifex beim Leder­ zuschnitt inzwischen das sogenannte Grading-Verfahren aus der Bekleidungs- und Schuhindustrie ein. Hierbei wird das Dehnungsverhalten der angelieferten Häute gemessen und beim Zuschnitt berücksichtigt. Für den Zuschnittbetrieb bedeutet dies eine wesentliche Arbeitserleichterung, da nicht unterschiedliche Schnittbilder angefertigt werden müssen, sondern nur das Urschnittbild skaliert zu werden braucht.

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Das aus der Bekleidungsindustrie bekannte Grading-Verfahren wird auch bei Lederhäuten verwendet. The grading process known in the clothing industry is also used for the leather hides. Bei der Fehlererkennung hat Artifex ebenfalls eine Vorreiterrolle übernommen: Als Pilotkunde setzt es auf einen Scanner der Firma RG Technologies zur digitalen Erfassung der Konturen und Fehler. Alle Leder werden auf dieser Arbeitsstation nach Eingang digital erfasst und später genestet, so dass der Schneidetisch ausschließlich für den Zuschnitt zur Verfügung steht. Die als Nebenprodukt gewonnenen Daten können für Statistiken zur Kontrolle des Produktionsprozesses oder der Materialeffizienz verwendet werden. Der Lederfachmann am Cutter wiederum behält trotz automatischem Nesting weiterhin die Möglichkeit, eine eigene Optimierung vorzunehmen, um die Ausbringung möglicherweise weiter zu steigern.

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Das optimierte Schnittbild wird per Beamer farbig auf die Haut projiziert. The optimized cutting pattern is delineated in colour on the leather by a projector. len Ausschöpfung aller vorhandenen Automatisierungspotenziale eine Fertigung in Deutschland möglich ist, und zwar auch unter wirtschaftlichen Gesichtpunkten. Vor dem Hintergrund kleinerer Losgrößen bei gleichzeitig größerer Varianz sowie kürzeren Timeto-Market-Zeiten sieht Götz in einem deutschen Fertigungsstandort sogar ein mögliches Erfolgsrezept für die Zukunft. Nur so könne für ihn ein Höchstmaß an Qualität, Flexibilität und Lieferzuverlässigkeit garantiert werden. Frühzeitig einen anderen Weg gegangen zu sein hat sich für die Dauphin-Gruppe heute somit ausgezahlt. Richard Barth

Leading role in automation

Mit seiner heutigen Produktivität und Expertise beim Lederzuschnitt will Artifex künftig noch stärker als bisher ein attraktiver Partner nicht nur für die Polstermöbelindustrie, sondern auch für die Automobilindustrie sein, die bislang ihre Sitzbezüge in Niedriglohnländern fertigen ließ. Der Artifex-Geschäftsführer ist davon überzeugt, dass der Betrieb heute sowohl bei Qualität und Liefersicherheit, als auch in Bezug auf den Preis wettbewerbsfä-

Artifex hat beim automatisierten Lederzuschnitt eine Vorreiterrolle übernommen. Artifex has taken over a leading role in automated leather cutting.

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hig ist, insbesondere dann, wenn Kleinserien zu fertigen sind. Diese werden vor dem Hintergrund der wachsenden Individualisierungswünsche der Endverbraucher nach Überzeugung von Götz in der Zukunft immer wichtiger. Grenzen der Automatisierung Mit seinem hohen Grad an Automatisierung ist der Dauphin-Zulieferer den Zielen von Industrie 4.0 nahe gekommen. Eine durchgängige Digitalisierung der Fertigung hält Götz in der Polstermöbelindustrie allerdings für nur schwer realisierbar. Gerade bei einem Naturprodukt wie einer Lederhaut kommt es nach Ansicht des Geschäftsführers noch immer auf das Auge und das Können des Mitarbeiters an. Beim Polstern und Nähen sieht Götz ebenfalls Grenzen. Auf der einen Seite begrüßt er die aktuellen Entwicklungen der Nähmaschinenindustrie, die Einstell- und damit Verstellmöglichkeiten der Bediener zu verringern und von Universal- auf Spezial­ maschinen für bestimmte Nähprozesse überzugehen. Auf der anderen Seite hält er das Geschick und die Erfahrungen seiner über 30 Näherinnen für einen wichtigen Beitrag zum Erfolg von Artifex. Erfolgsrezept für die Zukunft Mit seinen jüngsten Investitionen beweist die Dauphin-Gruppe, dass bei einer sinnvol-

In these times of globalisation, maintaining a high level of vertically integrated production in Germany is a great challenge for a company. For the Dauphin Group, it is an essential prerequisite for being able to provide office chairs quickly and, above all, in the best of quality. While competitors were increasingly moving their production processes outside Germany, the forward-looking entrepreneur consciously chose a different direction and laid the foundation for his own component production business called Artifex in the year 1988. In order to be able to produce more effectively, the supplier company was one of the first to develop an automated storage, feeding, and spreading system with various specialists from the textile production chain. That automation of the entire cutting process has put Artifex in the position of being able to fulfil orders in two and half weeks at the most and to process about 300,000 running meters of fabric every year. With the installation of an automated cutting system for leather covers and its integration in the computer system, Artifex has once again broken new ground in recent months. Since then, its leather output has increased with fewer employees. The investment is expected to be recouped in two and half years. In this way, the Dauphin Group has proved that production is possible in Germany – also in view of the economic aspects – if all possible potential for automation is used sensibly.

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Sparpotenziale ausnutzen – Die patentierte Scanstation von Kuris vereint Innovation, Ergonomie und Effizienz. Mit einem „SmartPen“ und einer interaktiven Arbeitsfläche eröffnen sich Möglichkeiten, wertschöpfende Arbeitsabläufe zu perfektionieren. Die digitalen Datensätze ermöglichen neue Dimensionen in Bezug auf Auftragserstellung, Diagnose und Wirtschaftlichkeit. Das Splitten des Gesamtprozesses in mehrere Einzelprozesse ermöglicht eine hohe Optimierung und Effizienz. Die Lederhäute werden im Lederlager mit dem Scanner digitalisiert und bewertet. Der Produktionsauftrag wird automatisch über eine Schnittstelle zur ERP erstellt. Durch das Kombinieren von Aufträgen und durch die gezielte Vorauswahl der Lederhäute und schließlich durch ein Multi-hide Nesting sind große Sparpotentiale garantiert. Der Doppelconveyor-Cutter, der nur von einem Bediener bedient wird, bietet ein Maximum an Effizienz und ein Minimum an Prozesszeiten. Making use of potential for savings – The patented Scanstation from Kuris combines innovation, ergonomics and efficiency. With a “SmartPen” and an interactive work area, it is possible to perfect value-creating work processes. The leather hides are digitalised and evaluated in the warehouse with the scanner. When orders are combined and leather hides are preselected in a targeted way and, finally, multi-hide nesting is used, great potential for savings is guaranteed. Photo: Kuris Prozesssicher bügeln – Vomatex präsentiert auf der Texprocess das große Lieferprogramm von hitze- und druckbeständigen Schäumen, Filzen und Textilien für Bügeltische und -pressen sowie Fixiermaschinen. Neben der Kleidungsindustrie werden die Produkte beim Thermo-Transfer-Druck auch in der Möbelindustrie verwendet. „Made in Germany“ zeichnen sich die Produkte durch lange Haltbarkeit, Formbeständigkeit sowie Elastizität und Durchlässigkeit aus. Maschinenausfälle und damit Störungen des Produktionsablaufs durch häufiges Wechseln der Bezüge werden reduziert. Reliable ironing – Vomatex is presenting its large range of heat and pressure resistant foams, felts and textiles for ironing tables and presses as well as fusing machines at the Texprocess fair. The products are “made in Germany” so they are characterised by great durability and shape stability as well as elasticity and permeability. Photo: Vomatex

Digitalisierter Workflow – Zünd präsentiert auf der Texprocess 2017 digitale Schneidsysteme, die sich nahtlos in digitale Workflows einfügen. Mit dem „D3“-Cutter wird ein besonders leistungsfähiges digitales Schneidsystem präsentiert. Sein Doppelbalkensystem sorgt abhängig von der Schneidkontur für eine Verdoppelung der Produktionsgeschwindigkeit. Zwei Balken, ausgerüstet mit jeweils bis zu drei verschiedenen Modulen, schneiden bei dem Cutter parallel. Aufgrund seiner Modulbauweise lassen sich neue Werkzeuge, Module oder Systeme zur vollautomatischen Materialzuführung und -entnahme einfach integrieren. Das gilt auch für den neuen Wannenabroller, mit dem sich dehnbare Textilien spannungsfrei ab- und aufrollen lassen. Digitalised workflow – Zünd is presenting digital cutting systems that integrate them-

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selves seamlessly into digital workflows. The “D3” cutter is an especially high-performance digital cutting system that is being shown. Due to its modular construction, new tools, modules or systems for fully automatic

material feeding and removal can be easily integrated. That also goes for the new cradle feeder, with which stretchy textiles can be unwound and rewound without tension. Photo: Zünd

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Polstermöbel on demand produzieren Digitale Technologie macht es möglich: Die Texprocess zeigt, dass eine vollstufige textile Produktion in Deutschland machbar ist. Im Gespräch mit den Deutschen Instituten für Textil- und Faserforschung hat die Redaktion ein mögliches Szenario für die Fertigung von gepolsterten Sitzmöbeln in Deutschland gezeichnet. Die Experten sind davon überzeugt, dass die Rationalisierungs- und Optimierungspotenziale noch nicht voll ausgeschöpft sind.

Die Sitz- und Polstermöbelfertigung in Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren und auch Jahrzehnten gewaltig verändert. Ein Blick auf die Import- und Produktionsstatistiken zeigt, dass eine vollstufige Produktion in Deutschland kaum mehr stattfindet. Entscheidende Prozesse wurden aus Kostengründen ins Ausland verlagert. Nach Auskunft von Dr. Lucas Heumann vom Verband der Deutschen Polstermöbelindustrie in Herford wird heute schätzungsweise mehr als die Hälfte der Polstermöbel komplett im Ausland gefertigt oder ein Teil des Produktionsprozesses von Näh- oder Zuschnittbetrieben im Ausland übernommen. Dies spiegelt sich seinen Aussagen zufolge in den aktuellen Statistiken wider. Während die amtliche Statistik 2016 bei Betrieben einen Rückgang bei der inländischen Produktion von 2,7 Prozent ermittelte, ergab das verbandsinterne Auftragspanel für den gleichen Zeitraum einen Zuwachs von 4,5 Prozent. Im Unterschied zur amtlichen Statistik fließen in die Verbandszahlen auch die Umsätze von Unternehmen mit ausschließlicher oder teilweiser Fertigung im Ausland ein. „Die Produktion bei Polstern wandert zunehmend ins Ausland“, kommentiert Dr. Heumann diese Entwicklung.

Mini-Fabrik für Textil Dass ein vollstufiger Produktionsprozess in der deutschen Textilindustrie bzw. in Europa möglich ist, führte die Messe Frankfurt in Zusammenarbeit mit den DITF (Deutsche Institute für Textil- und Faserforschung) auf der Heimtextil 2017 erstmals vor. Dort konnten Besucher der „Digital Textile Micro Factory“ eine On-Demand-Produktion live verfolgen. Zur Texprocess wurde die Mini-Fabrik nun weiter perfektioniert. Auch die Umwandlung des 3D-Modells in 2D-Produktionsdaten kann im kommenden Mai vorgeführt werden. Die Experten der DITF sind davon überzeugt, dass die Integration aller Teilprozesse zu einer höheren Effizienz der Produktionsabläufe, zu mehr Transparenz und einem beschleunigten Auftragsfluss führt. Die textilverarbeitende Industrie wäre dann von den Zielen von Industrie 4.0 nicht mehr weit entfernt. Vom Entwurf bis zum Endprodukt Die Besucher der Texprocess erleben in dieser „Digital Textile Micro Factory“ dank digitaler Vernetzung aller Maschinen die Entstehung eines Kleidungsstücks vom ersten Entwurf bis zum Endprodukt. Bei den DITF ist man davon überzeugt, dass eine Übertragung dieses Konzepts auch auf die Polstermöbelfertigung machbar ist. Auch in diesem

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Mit CAD und Design-Software lässt sich der kreative Entwurf für den weiteren Prozess in 2D-Produktionsdaten umwandeln. With CAD and design software, a creative design can be transformed into 2D production data for further processing.

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Industriezweig könnten dann aktuelle Trends aufgenommen und kurzfristig umgesetzt werden. Die Produktion sei on demand einsetzbar und immer am Puls der Zeit. Insbesondere bei der Prototypenentwicklung wäre dies ein wichtiger Vorteil. „Die Technologie hierfür ist vorhanden“, zeigt sich Dieter ­Stellmach von den DITF überzeugt. Bei den in die „Digital Textile Micro Factory“ eingebundenen Industriepartnern handelt es sich um Unternehmen, die mit ihrer Software und Technologie bereits in der Einrichtungsindustrie involviert sind oder für diesen Industriezweig spezialisierte Produkte entwickelt haben. Beispielsweise bieten die Nähmaschinen-spezialisten Juki aus Polen, Dürkopp Adler und Pfaff aus Deutschland eine breite Range an Maschinen, die bereits seit Jahren bei der Herstellung von Polstermöbeln Verwendung finden. Und auch die Firma Zünd ist mit ihrer Cutter-Technologie seit Jahren ein Partner der Polstermöbelindustrie. Wesentliche Unterschiede gegenüber einer Bekleidungsfabrikation sehen die Experten in der großen Spannbreite diverser Bezugsmaterialien in der Polstermöbelindustrie. Die Range reicht hier von Flach- und Veloursgeweben über Flocksamte bis hin zu Kunstund Echtleder. „Auch für die Anforderungen dieser unterschiedlichen Materialien lassen

Step 2

Per Digitaldruck lassen sich unterschiedliche Bezugsmaterialien mit einem dekorativen Muster versehen. Decorative patterns can be applied to different cover materials by means of digital printing.

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sich heute die richtigen Verarbeitungstechnologien finden“, zeigt sich Stellmach überzeugt. Zumal inzwischen Programme wie z.B. die Software „DesignConcept Furniture“ von Lectra entwickelt wurden, die es ermöglichen, ein 3D-Modell in 2D-Produktionsdaten zu übersetzen. Laut Anbieter können alle Arten von Polsterung einschließlich Tuften und Kapitonierung als virtuelle Prototypen erstellt, kalkuliert und für die Produktion vorbereitet werden. Ein Problem sieht Alexander Artschwager von den DITF dennoch: „In meinen Augen stellt die Umwandlung der 3D-Konstruktionsdaten in die erforderlichen 2D-Schnittbilddaten in der Praxis noch ein großes Problem dar.“ Erfahrungen spielen große Rolle Tatsächlich stellt die Herstellung eines Polstermöbels und da insbesondere die Verpolsterung eine weitaus größere Herausforderung an den Fertigungsprozess dar als ein Bekleidungsstück. „Bislang spielten bei anspruchsvollen Polstermöbeln das Fachwissen und die Erfahrungen der Mitarbeiter eine entscheidende Rolle“, gibt Stellmach zu bedenken. Die Näherinnen berücksichtigen beim Zuschnitt bereits erforderliche Nahtzugaben und das Dehnungsverhalten des Bezugsmaterials, um bei Rundungen beispielsweise eine Überdehnung der Naht oder einen generellen Faltenwurf zu vermeiden. Auf der anderen Seite haben die Anbieter von Zuschnittsystemen inzwischen Programme entwickelt, bei denen solche Faktoren reinkalkuliert werden. Bei „DesignConcept Furniture“ beispielsweise werden laut Angaben von Lectra alle Design- oder Abmessungsänderungen am 3D-Modell automatisch auf die 2D-Produktionsdaten übertragen. Dadurch sollen sich die Produktionszeiten deutlich ver-

kürzen und die Kosten während des gesamten Herstellungsprozesses senken lassen. Aufwertung durch Zusatzfeatures Die Experten sehen ihre „Micro Factory“ allerdings weniger als Lösung für die Massenproduktion von Polstermöbeln. „Die heutige Digitaldrucktechnik bietet den Unternehmen die Möglichkeit, Bezugsmaterialien mit sinnvollen Zusatzfeatures zu versehen“, findet Stellmach und ergänzt: „Mit derartigen funktionellen Eigenschaften könnte die Möbelindustrie ihre Produkte deutlich aufwerten“. Die Textilexperten denken dabei unter ande-

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Die berührungslose Identifizierung der Aufträge ermöglicht das automatisierte Laden der entsprechenden Zuschnittdateien und das automatische Zuschneiden des Materials mit einem modernen Cutter. The contact-free identification of orders enables the automated loading of the respective cutting data and the automatic cutting of the material with a modern cutter.

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Auf der Texprocess lässt sich in der „Digital Textile Micro Factory“ der Herstellungsprozess live verfolgen. At the Texprocess fair, the production process can be observed live in the “Digital Textile Micro Factory”. Photos: DITF rem an die wachsende Alterung der Gesellschaft. So lassen sich mit Hilfe der Digitaldrucktechnik beispielsweise Sensoren in das Bezugmaterial einbringen, die bei älteren Menschen die Vitalfunktionen überwachen könnten. Denkbar ist für die Experten auch die Integration von Leiterbahnen, die für eine

Step 4

Nach der Identifikation der Aufträge erfolgt der manuelle Nähvorgang auf Maschinen, die eine produktabhängige Programmauswahl zulassen. After the orders are identified, the next step is manual sewing on machines that allow product-dependent program selection.

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Step 5

Erwärmung des Sitz- oder Polsterbezugs sorgen. Bei Bürostühlen lassen sich mit Hilfe von Digitaldrucktechnik ergonomische Funk­ tionen in den Netzrücken integrieren. Auch individuelle Designs sind mit Hilfe der unterschiedlichen Digitaldrucksysteme realisier­bar, und dies kundenindividuell. Auf der Tex­ process zeigen die Institute zwei unterschiedliche Möglichkeiten: das direkte digitale Bedrucken von Stoff sowie das Sublimationsverfahren auf Polyestermaterial. Bislang spielen im Polsterbereich digital bedruckte Bezugsmaterialien allerdings kaum eine Rolle, doch auch hier erweitern sich die technischen Möglichkeiten der Anbieter von Digitaldrucksystemen. Beispielsweise arbeitet die Firma Zimmer Austria an Systemen, mit denen auch „Flormaterialien“ bedruckt werden können. Einige Möbelvelours- Weber haben inzwischen digital bedruckte Bezugsstoffe in ihrer Kollektion. Für die Experten könnte der Digitaldruck einer der künftigen Prozessschritte sein: „Unternehmen erhielten höchste Flexibilität und könnten kurzfristig auf Modetrends am Markt reagieren“, zeigt sich Artschwager überzeugt. Auf Texprocess „live“ erlebbar In der „Digital Textile Micro Factory“ auf der Texprocess wird, ausgehend von einem dessinierten 3D-Modell, das für die weitere Produktion benötigte kolorierte 2D-Schnittbild erstellt. Im nächsten Schritt wird der Stoff im Digitaldruckverfahren mit den gewünschten Dessins farb- und positionsgetreu bedruckt, wobei Fertigungsaufträge kombiniert werden können. Das spezifische Know-how auf diesem Gebiet steuern die Hard- und Softwarepartner Mimaki, ErgoSoft und Caddon bei. Während bei der „Micro Factory“ dank der digitalen Vernetzung nur die Bereiche auf dem Textil ausgeschnitten werden, auf denen ein Muster aufgedruckt ist, würde bei Polstermöbelbezügen zunächst eine Schnittopti-

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mierung stattfinden. Eine weitere Etappe zum fertigen Textil ist die automatische Identifikation der Aufträge, um verschiedene ­Materialien mit ihren spezifischen Eigenschaften optimal und in bester Qualität zuzuschneiden. Vernetzbare Nähmaschinen Im letzten Produktionsschritt werden die zugeschnittenen Textilien nach automatisierter Identifizierung zusammengenäht. Obwohl es nach Auskunft der Experten insbesondere bei der Fertigung von Sitzbezügen für die Automobilindustrie bereits Versuche mit Industrierobotern gibt, ist die menschliche Nähkraft trotz möglicher Fehlbedienungen aus der Polstermöbelfertigung noch nicht wegzudenken. Auf der Texprocess können sich die Besucher allerdings davon überzeugen, dass die digitale Vernetzung der Nähmaschinen möglich ist. Auf der Messe wird Dürkopp Adler Modelle vorstellen, die erforderliche Angaben über das Internet erhalten und damit Fehleinstellungen durch den Bediener verhindern. Know-how und hohe Fertigkeiten werden vor allem im letzten Step der Polstermöbelproduktion verlangt, wenn es um das Verpolstern, also das akkurate Aufbringen des genähten Bezugsmaterials auf die verschiedenen Polsterteile geht. Eine weitgehende Umsetzung der Vorgaben von Industrie 4.0 halten Experten in der Polstermöbelindustrie durchaus für möglich. Gerade eine verstärkte Automatisierung mittels Digitalisierung ist ein wichtiger Schritt zur Sicherung des Produktionsstandorts Deutschland. Mehr Transparenz Um den kompletten Produktionsprozess transparenter zu machen, arbeitet der Bereich Management Research der DITF zusammen mit dem Forschungsinstitut für Leder und Kunststoffbahnen (FILK) Freiberg und dem Institut für Holztechnologie (IHD) an

Das Ergebnis sind Produkte, die in Kleinserien on demand produziert wurden. The result is products that are manufactured in small batches on demand.

einem Forschungsprojekt zur Virtualisierung im Innovationsprozess. Darunter ist sowohl die Digitalisierung der Arbeitsgegenstände als auch ihre Bearbeitung mit digitalen Arbeitsmitteln zu verstehen. Das Vorhaben soll wichtige Eckpfeiler auf dem Weg zur Industrie 4.0 liefern. Hintergrund des Projekts ist der immer aufwändigere Entwicklungsprozess aufgrund kürzerer Innovationszyklen und zunehmender Individualisierung, da auch der Kunde mit seinen Wünschen verstärkt in den Prozess eingebunden werden muss. Eine Digitalisierung der Prozessschritte führt nach Ansicht der Institute zu deutlich kürzeren Durchlaufzeiten und flexibilisiert die Auftragsplanung nachhaltig, so dass die Time-toMarket verkürzt wird. Richard Barth

Upholstered furniture produced on demand In the opinion of the experts at the German Institutes for Textile and Fibre Research (DITF), the potential for rationalisation and optimisation in the upholstered furniture industry has not been fully exploited yet. In cooperation with the Texprocess fair, they are showing the creation of a piece of clothing from the first design to the end product in a “Digital Textile Micro Factory” in Frankfurt. There, the experts demonstrate that fully integrated textile production is possible in Germany. And, with some limitations, they consider fully integrated production to be possible for upholstered furniture as well. At the trade fair, the entire process is demonstrated from the transformation of the 3D model into 2D production data to the digital printing of the material to automated cutting. Employees are needed only for sewing, and even there, the digital interconnection of the sewing machines can reduce the number of misadjustments on the machines. In upholstered furniture production, the experience and skill of the upholsterer play an important role. So the implementation of Industry 4.0 is not completely possible in the upholstered furniture industry, but the experts at the DITF are convinced that an increase in automation could bring some process steps back to Germany that have been moved outside the country.

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Die Trevira GmbH aus Bobingen wird auf der Techtextil 2017, wie schon auf der letzten Veranstaltung 2015, gemeinsam mit Schwesterfirmen aus dem Mutterkonzern Indorama Ventures vertreten sein. Bei Fasern für den Vliesstoffbereich liegt der Fokus neben neuen Produkten und kundenspezifischen Neuentwicklungen auf der Weiterentwicklung und Optimierung von bestehenden Fasertypen für dieses wichtige Segment. Neu in der Palette der Fasern aus Biopolymeren ist eine silikonisierte PLA-Hohlfaser zum Einsatz in Füllungen. Im Bereich AirlaidAnwendungen wird das umfangreiche Produktportfolio kontinuierlich weiterentwickelt, um Produktfunktionen und Materialeigenschaften den Anforderungen der Kunden anzupassen. Ebenso ein Thema sind spezielle Fasern für den Krempelbereich sowie Kurzschnitttypen für die Papierindustrie; bei Letzteren liegt der Schwerpunkt auf einer verbesserten Dispergierung. Funktion stark gefragt Im Hinblick auf einen erhöhten Bedarf an Fasern mit zusätzlichen Funktionalitäten und dem Einsatz neuer Rohstoffkombinationen werden die Kapazitäten für Biko-Fasern erweitert. Sowohl für das Polyester- als auch das PLA-Programm hat Trevira außerdem modifizierte Fasern für den Hygienebereich

Neue Materialien für die Textilien der Zukunft Der Polyesterfaserspezialist Trevira präsentiert auf der Techtextil seine Fasern und Garne für die große Bandbreite der Technologien und Einsatzgebiete im Bereich der technischen und funktionellen Textilien. Mit dabei sind Hybridgarne sowie Garne aus recyceltem Polyester, die den Nerv der Zeit treffen.

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New materials for the textiles of the future The polyester fibre specialist Trevira presented its fibres and yarns for a broad range of technologies and areas of use in the technical and functional textiles section at the Techtextil fair. As regards fibres for the nonwovens segment, the focus is on new products and customer-specific new developments, but also on further development and optimisation of existing fibre types for this segment. Another focal point is finishings for fibres that must fulfil the standards of the food industry as well as antimony-free polyester fibres to further improve product safety. In the filament yarn segment, the company is introducing new filament yarns made out of biopolymers (PLA). The hybrid yarns include applicationspecific new developments in the areas of spacer fabrics, acoustic textiles and interior sun protection. Another topic is yarns made of 100 per cent recycled polyester. For innovative automobile interiors, flame-retardant and/ or antimicrobial yarns are also available.

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(z. B. Feuchttücher) entwickelt, die sich durch einen besonders weichen Griff auszeichnen. Ein weiterer Fokus liegt auf Präparationen für Fasern, welche die Standards der Lebensmittelindustrie erfüllen müssen, sowie auf antimonfreien Polyesterfasern, um die Produktsicherheit weiter zu verbessern. Hybrid- und Recycling-Garne Im Bereich Filamentgarne tritt Trevira in Frankfurt mit neu entwickelten Filamentgarnen aus Biopolymeren (PLA) auf. Hier sind vielfältige Einsatzgebiete beispielsweise in Heimtextilien, Projekttextilien (z. B. Messebau), technischen Anwendungen und auch bei Funktionsbekleidung denkbar. Weiterhin wachsend ist die Nachfrage nach Hybridgarnen. Anwendungsspezifische Neuentwicklungen zielen hier auf Segmente wie Abstandsgewirke, Akustiktextilien oder innen liegenden Sonnenschutz; hier vor allem auch die spinngefärbten und flammhemmenden Varianten. Ein weiteres Thema sind Garne aus 100 Prozent recyceltem Polyester für

1| Trevira-Fasern inside: Vliese für Wasserfilter. Trevira fibres inside: nonwoven fabrics for water filters. 2| Beim Einsatz in der Lebensmittelindustrie müssen die Fasern spezielle Eigenschaften aufweisen. When used in the food industry, the fibres must have special properties. 3 + 4| Wisch- und Kosmetiktücher sind ebenfalls Einsatzgebiete für die Fasern. Wipes and cosmetic tissues are also areas of use for the fibres. Photos: Trevira

Projekttextilien und technische Anwendungen. Für den Einsatz in Composites sowie Multi-Layer-Materialien aus Glas- und Carbonfasern hat Trevira spezielle Filamente und Nähfäden im Programm. Für neuartige Automobilinnenausstattungen stehen zudem flammhemmende und/oder antimikrobielle Garne zur Verfügung. ba

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„Großes Kino“ auf der Techtextil Im Kino-Blockbuster „Der Marsianer“ strandet Schauspieler Matt Damon alias Astronaut Mark Watney bei einer Weltraum-Mission auf dem Mars. Dort muss er sich mit den vorhandenen Materialien aus dem Raumfahrzeug eine temporäre Existenz aufbauen. Beim Filmstart 2015 war es noch Fiktion, doch die europäische Raumfahrtagentur ESA plant für 2033 tatsächlich eine bemannte Mars-Mission und hat im August 2016 eine simulierte Mission auf der Erde erfolgreich abgeschlossen. Auf der Techtextil können sich die Besucher im Rahmen einer Sonderausstellung nun ein Bild davon machen, welche Anforderungen die Besiedlung des Weltalls an faserbasierte Materialien stellt.

„Living in Space“ nennt sich der Special Event, der auf der Techtextil mit großem Aufwand inszeniert wird und einer der Anziehungspunkte der Messe sein wird. In Zusammenarbeit mit der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) wird die Messe auf einem Sonderareal in Halle 6.1 und damit im Umfeld der Aussteller die Anwendungsvielfalt technischer Textilien am

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Beispiel Raumfahrt vorführen. Dabei wird den Besuchern „großes Kino“ geboten: Sie erleben eine virtuelle Reise durchs Weltall bis zum Mars. Gleichzeitig erfahren sie bei dem Virtual-Reality-Erlebnis, wie technische Textilien und deren Verarbeitung eine Besiedlung des Weltraums möglich machen. Utopie? Nicht ganz, denn schon seit Jahren halten Materialentwicklungen, die ursprünglich für den Einsatz im Weltraum gemacht

wurden, Einzug in funktionale und technische Textilien. „Viele der für die Raumfahrt entwickelten Materialien finden aufgrund ihrer extremen Widerstandfähigkeit und Temperaturbeständigkeit Eingang in Alltagsprodukte und umgekehrt“, bestätigt Dr. Rolf-­ Dieter Fischer, Leiter Technologiemarketing beim DLR. Nicht zuletzt besteht ein Astronautenanzug aus zahlreichen Schichten von Hightech-Textilien, die vor Hitze und Strah-

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Im Kino-Blockbuster „Der Marsianer“ hat sich Matt Damon alias Mark Watney ein temporäres Zuhause auf dem Mars geschaffen. In the blockbuster movie “The Martian”, Matt Damon as Mark Watney creates a temporary home on Mars for himself. Photo: 20th Century Fox* lung schützen und gleichzeitig die Körpertemperatur des Trägers regulieren. Materialien aus der Raumfahrt Zu den innovativen Produktentwicklungen aus der Raumforschung zählen beispielsweise Phase-Change-Materialien (PCM), die Wärme aufnehmen, speichern und wieder abgeben können, um so ein optimales Feuchtigkeits- und Temperaturmanagement zu er-

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Die Material-Galerie zeigt funktionale Textilien. The material gallery presents functional textiles. Photos: Imbut, Karl Mayer (oben| above), BioThane Coated Webbing (mitte | middle), Klopman, Güth & Wolf (unten | below)

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Auf dem Sonderareal „Living in Space“ erleben Techtextil-Besucher eine Virtual-Reality-Reise zum Mars. At the special “Living in Space” area, Techtextil visitors can experience a virtual reality voyage to Mars. Photo: Texprocess Lebensmitteln, Textilien für den medizinischen Einsatz sowie zur Energiegewinnung oder Filtration. „Architecture“ zeigt Anwendungen für Wohnung und Infrastruktur. Im Film haben solche Materialien dazu beigetragen, dass der Astronaut bis zu seiner Rettung nach vier Jahren überleben und sich dabei sogar „häuslich“ einrichten konnte.

reichen. Ursprünglich wurde diese Technologie entwickelt, um den Astronauten mehr Schutz und Komfort bei ihren Ausflügen in den Weltraum zu bieten, wo sie extremen Temperaturschwankungen ausgesetzt sind. Heute bietet der Techtextil-Aussteller Outlast die innovative Technologie für den Einsatz in Bekleidungs- und Einrichtungstextilien sowie Bettwäsche an, um diesen thermoregulierende Eigenschaften zu verleihen. Forschung im Weltraum Doch auch andere gängige Alltagsprodukte wie z. B. Matratzen oder Kopfkissen aus Visco-Schaum, Geleinlagen für Schuhe oder kratzfeste Brillengläser wären ohne die Erfindungen der Weltraumforschung nicht möglich gewesen. Neben den genannten wärmeregulierenden Materialien sind in Sportschuhen, Heimtextilien und Bekleidung heute auch feuchtigkeitsregulierende Materialien zu finden, die ebenfalls für die Raumfahrt entwickelt wurden. Seit Jahren wird aber auch der Weltraum für Forschungszwecke genutzt. So arbeitet der französische Astronaut Thomas Pesquet, der seit Ende letzten Jahres Mitglied der 50. Besatzung der Weltraumstation ISS ist, derzeit an selbstreinigenden Materialien, die in Kliniken die Hygiene verbessern können. Material-Galerie Über weitere innovative Features heutiger Textilien und deren Anbieter können sich die Besucher im Rahmen der Material-Galerie informieren, die Beispiele aus der Welt der Architektur, der Bekleidung, Mobilität und Zivilisation vorstellt. Die gezeigten Produkte und Verarbeitungstechnologien stammen von Ausstellern der Techtextil und Texprocess und ermöglichen die Reise und das Überleben im Weltall. *Der Film ist auch als DVD erhältlich| The motion picture is also available on DVD.

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Viele Produkte, die sich den Besuchern auf der Sonderfläche präsentieren, werden dabei Erinnerungen an den Blockbuster mit Matt Damon wach werden lassen. Sie sind aber längst keine Utopie mehr: Unter dem Titel „Mobility“ sind Anwendungsbeispiele zusammengefasst, die sich mit der Fortbewegung im All beschäftigen, etwa Leichtbaustrukturen für Raumkapseln oder Gewebe für Fallschirme. „Clothing“ umfasst das Thema funktionale Bekleidungstextilien wie weltallinspirierte Hightech-Fashion. „Civilisation“ steht für textile Produkte zur Lebens­ erhaltung, etwa Geotextilien zum Anbau von

Wissen und Unterhaltung Zusätzlich zum hohen Unterhaltungswert der virtuellen Reise zum Mars können sich Be­ sucher der Techtextil und Texprocess anhand von Expertenvorträgen auch fundierte Informationen über technische Textilien, HightechTextilien sowie textile Verarbeitungstechnolgien verschaffen. „Es wird noch einige Jahre dauern, bis wir unsere Messen auch auf dem Mars durchführen. Bis dahin zeigen wir auf beiden Messen textile Produkte und Prozesse, die nahezu den gesamten Lebensbereich der Menschheit abdecken und damit auch eine Reise und das Überleben im Weltraum“, erläutert Olaf Schmidt, Vice President Textiles and Textile Technologies bei der Messe ­Frankfurt. Richard Barth

A great cinematic experience at Techtextil In light of the manned Mars mission that is planned for 2033, the Techtextil fair is showing what a voyage into space and settlements there would require of fibre-based materials as part of a special exhibition. “Living in Space” is the name of the special event in hall 6.1, which will be one of the trade fair’s main attractions. There, a great cinematic experience is being provided for visitors: they can undertake a virtual voyage through outer space to Mars. At the same time, as part of the virtual reality adventure, they will learn how technical textiles and their processing can make settlement in outer space possible. Textile research has already created some of the necessary preconditions for that area of use. For years now, material developments that had originally been created for use in space have found their way into functional and technical textiles. Among the innovative product developments are phase change materials (PCM), for example, which can take on and store heat and then release it again in order to achieve optimal humidity and temperature management. Originally, that technology was developed to provide more protection and comfort for astronauts on their expeditions into space, where they have to deal with extreme changes in temperature. Today, the innovative technology is used in clothing, furnishing textiles and bed linens, providing them with thermo-regulating features. But outer space has also been used as a research laboratory for years. The French astronaut Thomas Pesquet, for instance, who has been a member of the 50th team on the International Space Station (ISS) since the end of last year, is working on self-cleaning materials that could improve hygiene in hospitals. Visitors to the special area can get information about other innovative features of today’s textiles and their providers as part of a material gallery that presents examples from the sectors of architecture, clothing, mobility and civilisation. In addition to the high entertainment value of the virtual voyage to Mars, expert presentations will also provide well-founded information about technical textiles, high-tech textiles and textile processing technologies.

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Das neue „Outlast Xelerate“ verbindet klimaregulierende Phase-Change-Materialien(PCM)-Technologie mit der eines Hitzeverteilers. The new “Outlast Xelerate” combines climate-regulating phase change material (PCM) technology with heat diffusing technology. Photos: Outlast Die Phase-Change-Materialien (PCM) von Outlast sorgen für ein optimales Klima, unangenehme Temperaturschwankungen werden ausgeglichen, Schwitzen kann signifikant reduziert werden – und dies schon sehr früh, bevor Schweiß überhaupt produziert wird. Jetzt bietet Outlast noch mehr: So bringt das innovative Unternehmen mit „Outlast Xelerate“ eine Weiterentwicklung, die die „normale“ PCM-Funktion intensiv unterstützt, beschleunigt und effektiver gestaltet. Dabei wird die Technologie eines „Hitzeverteilers“ kombiniert, der Wärme aufnimmt und schneller ableitet, damit der PCM-Prozess noch aktiver ablaufen kann. Wärme, die vom PCM aufgenommen wird, wird nun besser über eine größere Fläche verteilt. Dadurch werden der Schmelz- und Kristallisationsprozess des PCM gepusht, es kann mehr PCM aktiver arbeiten und effektiver genutzt werden. Wie Laborversuche ergaben, konnte mit Hilfe der „Outlast Xelerate“-Technologie die Wärmeleitfähigkeit um bis zu 30 Prozent erhöht werden: Schwitzen wird somit noch besser reduziert, das Wärme- und Feuchtigkeitsmanagement arbeitet effektiver. Wie funktionieren PCM? Nicht zu warm, nicht zu kalt – genau richtig. So einfach lässt sich die Wirkungsweise auf einen Nenner bringen. Pionier und Marktführer ist das amerikanische Unternehmen ­Outlast Technologies LLC mit Sitz in Golden/ Colorado, das weltweit führend bei der Forschung, Entwicklung, dem Design und der Vermarktung von temperaturregulierenden Phase-Change-Materialien ist. Die PCMTechnologie von Outlast wurde ursprünglich für die NASA entwickelt, um Astronauten vor Temperaturschwankungen im Weltall zu

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Von der Raumfahrt inspiriert Einer Entwicklung aus der Raumfahrt verdanken Millionen Verbraucher einen angenehmen Schlaf. Klimaregulierende Phase-Change-Materialien (PCM) von Outlast nehmen überschüssige Körperwärme auf und sorgen für ein optimales Schlafklima. Nun hat das Unternehmen eine revolutionäre Weiterentwicklung auf den Markt gebracht, welche die PCM-Funktion beschleunigt und effektiver gestaltet.

schützen. Die Outlast-Technologie nutzt ­Phase-Change-Materialien (PCM), die Wärme proaktiv aufnehmen, speichern und wieder abgeben können, um so ein optimales Feuchtigkeits- und Temperaturmanagement zu erreichen. Großer Vorteil: Die Schweißbildung wird erheblich reduziert; es wird ein aktiver, dynamischer Temperaturausgleich erzielt. Die Kapazität, Wärme aufzunehmen, zu speichern und wieder abzugeben, ermöglicht es jedem Produkt, das die Outlast-Technologie enthält, kontinuierlich die Hauttemperatur zu regulieren. Überhitzt die Haut, wird die Wärme aufgenommen, kühlt die Haut ab, wird die gespeicherte Wärme wieder zurückgegeben. Das Schwitzen wird noch besser reduziert. Das Wärme- und Feuchtigkeitsmanagement arbeitet noch effektiver. The reduction of perspiration is better. Thermal and moisture management functions even more effectively.

Proaktive Klimaregulierung Dabei arbeitet die Outlast-Technologie nicht mittels einer Dochtwirkung, die die Feuchtigkeit lediglich dadurch „regelt“, dass der bereits entstandene Schweiß von der Haut wegtransportiert wird. Die Outlast-Techno­ logie setzt proaktiv viel früher an und sorgt dafür, dass gar nicht erst so viel Schweiß entstehen muss, da die Schweißproduktion bereits reduziert wird. Das ist das Geheimnis und stellt einen grundlegenden Unterschied dar. Die Vorteile von Outlast-Produkten: weniger Überhitzen, weniger Auskühlen, weniger Schweißbildung, gleichmäßige Wärmeverteilung und aktiver Temperaturausgleich. sa

Inspired by space travel Millions of consumers owe their good sleep to something that was developed for space travel. Climate-regulating phase change materials (PCM) from Outlast absorb excess body heat and thus provide an optimal sleeping climate. Now the company has put “Outlast Xelerate” on the market, a revolutionary new development, with which “normal” PCM function is strongly supported, accelerated and more effectively controlled. As laboratory experiments have shown, thermal conductivity can be increased by up to 30 percent with the refined technology: So the reduction of perspiration is better and thermal and moisture management function more effectively.

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Hightech-Bezugsmaterialien Neben Textilien für die Bekleidungsindustrie sowie technischen Geweben sind auf der Techtextil auch zahlreiche Bezugsmaterialien anzutreffen, die mit ihren Zusatzeigenschaften spezielle Anwendungen in der Polstermöbelindustrie ermöglichen. Denn mehr denn je werden von den Polsterbezügen funktionelle Eigenschaften erwartet, insbesondere dann, wenn sie den hohen Ansprüchen in der Gastronomie genügen müssen.

Wie vielfältig die Zusatzfeatures von Polsterbezügen heute sein können, führen auf der Techtextil zahlreiche Aussteller aus den Bereichen Fasern und Ausrüstung sowie die Anbieter von Bezugsmaterialien vor. Die meisten von ihnen treten mit einem breitgefächerten Angebot auf, das von technischen Textilien bis zu Materialien reicht, die Polstermöbel modisch einkleiden. Faserhersteller wie Trevira, TWD Fibres oder Lenzing demonstrieren, mit welchen neuen Funktionalitäten die Bezugsstoffe künftig aufwarten können. Dazu kommen Spezialisten für Textilausrüstungen wie zum Beispiel Schoeller Textil, Sanitized oder Outlast, die ihre jüngsten Entwicklungen aus den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen vorstellen. Gerade in den letzten Jahren haben Zusatzeigenschaften von Bezugsstoffen für die Einrichtungsindustrie kräftig an Bedeutung gewonnen. Sie sind zusätzliches Verkaufsargument und dienen den Anbietern auch dazu, sich von den Wettbewerbern zu differenzieren. Gleichzeitig können durch spezielle Eigenschaften aber auch neue Ab-

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satzmärkte erschlossen werden, die den Möbelherstellern, beispielsweise aufgrund von Brandschutzvorschriften, bislang verschlossen waren. In öffentlichen Bereichen, etwa in der Hotellerie oder bei der Ausstattung von Krankenhäusern und Altersheimen, spielt der Brandschutz eine wichtige Rolle. Die dort eingesetzten Materialien müssen den hohen Anforderungen dieser Vorschriften genügen. Kamen in den vergangenen Jahren vor allem Kunstfasern mit der entsprechenden Eigenschaft zum Einsatz, so lassen sich dank der neuartigen „Coex“-Technologie nun auch natürliche Fasern verwenden, ohne dass chemische Zusatzstoffe benutzt werden müssen. Sie sind zu 100 Prozent schwer entflammbar und können sowohl gewaschen als auch gereinigt werden. Bei dieser Technologie findet laut Anbieter ohne Beigabe chemischer Zusatzstoffe eine sogenannte molekulare Modifikation von Zellulose statt. Im Brandfall verkohlt der Stoff, bindet Sauerstoff und erstickt dadurch die Flammen. Es entstehen keine schädlichen Emissionen.

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Doch auch viele Kunstleder trotzen inzwischen den Flammen. Die Firma Hornschuch beispielsweise hat jüngst unter den ­Namen„skai Paduna Stars NF“ und „skai ­Paratexa NF“ zwei neue Qualitäten mit ­filigraner Textilprägung vorgestellt, welche die B1-Flammschutznorm erfüllen und damit im Objektbereich eingesetzt werden können. Für den Einsatz im maritimen Bereich müssen die Polstermaterialien weitere Kriterien erfüllen. Damit sie beispielsweise auch auf Kreuzfahrtschiffen oder Yachten verwendet werden dürfen, müssen sie ein IMO-Zertifikat aufweisen. Klimaregulierende Eigenschaften Zahlreiche Haus- und Heimtextilien bieten den Konsumenten aber auch Mehrwert durch zusätzlichen Komfort. Dazu zählen beispielsweise klimaregulierende Eigenschaften, wie sie die Firma Outlast seit Jahren anbietet. Diese sorgen bei Textilien jeglicher Art dafür, dass überschüssige Körperwärme aufgenommen, gespeichert und zurückgegeben werden kann. Bei Kälte wirken die Stoffe

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wärmend und bei Wärme kühlend, was insbesondere bei Bettwäsche Vorteile bietet. Kürzlich hat das Unternehmen nun eine Weiterentwicklung seiner klimaregulierenden Phase-Change-Materialien (PCM) vorgestellt, die die Bezeichnung „Outlast Xelerate“ trägt. Diese Variante beschleunigt die „normale“ PCM-Funktion. Dabei wird die Technologie eines „Hitzeverteilers“ kombiniert, der Wärme aufnimmt und schneller ableitet, damit der PCM-Prozess noch aktiver ablaufen kann. Die „Climatex“-Technologie wiederum sorgt für eine Feuchtigkeitsregulierung und minimiert auf diese Weise laut Anbieter eine externe Kühlung oder Heizung. Wärme und

Kälte werden schnell ausbalanciert, erhöhter Puls wird beruhigt und Feuchtigkeit ab­ sorbiert. Darüber hinaus sollen sich die Bezüge auch für den Outdoor-Einsatz eignen, da sie 8.500 Sonnenstunden unter extremer Einstrahlung ohne Farbveränderungen überstehen. Mit einer Scheuerfestigkeit von 450.000 Martindale punkten sie zudem mit ihrer Robustheit. Beim Einsatz der Möbelstoffe im privaten Bereich steht vor allem die Pflegeleichtigkeit im Vordergrund. Möbelstoffe mit „Aqua Clean“Ausrüstung beispielsweise sind leichter zu reinigen. Flecken lassen sich durch Wasser entfernen. Andere Bezugsstoffe sind sogar bei 30 Grad maschinenwaschbar.

1| Bettwäsche mit „Tencel“-Faser lässt sich schneller und CO2-sparender bearbeiten. Bed linens with “Tencel” fibre can be made more quickly and with less CO2. Photo: Tencel

„Wohlfühlfaser“ für Polsterbezüge Auch Lenzing hat sein Fasermaterial „Tencel“ weiterentwickelt und es nun für die hohen Anforderungen im Hotellerie-Einsatz fit gemacht. Dort soll es künftig mit einer höheren Wasch- und Reinigungsbeständigkeit gegenüber konventioneller Bettwäsche punkten. Außerdem ergeben sich laut Hersteller Kosten- und Umweltvorteile, da die Industriewäsche schneller und CO2-sparender bearbeitet werden kann und deutlich mehr Reinigungszyklen aushält. Gleichzeitig sollen die Vorteile der Faser für den Benutzer, die in der besonderen Weichheit und hohen Feuchtigkeitsaufnahme bestehen, erhalten bleiben – Argumente, die der Faser künftig einen verstärkten Einsatz als „Wohlfühlfaser“ auch im privaten Bereich bescheren soll. Welche Vorteile dies für Möbelbezüge bedeutet, zeigen die Veloursstoffe der nieder-

2| Die „Coex“-Technologie macht natürliche Fasern feuerfest. “Coex” technology makes natural fibres flame-resistant. Photo: Coex 3| Mit „skai Paratex NF“ bietet Hornschuch ein schwer entflammbares Kunstleder. The “skai Paratex NF” artificial leather offered by Hornschuch is very flame-resistant. Photo: Hornschuch 4| „Climatex“-Stoffe sorgen für eine Feuchtigkeitsregulierung. “Climatex” fabrics provide moisture regulation. Photo: Climatex

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ländischen Firma Raymakers, die zu 48 Prozent aus „Tencel“ und 52 Prozent aus Wolle bestehen. Durch den Einsatz der „Tencel“-Faser erhält der Velours einen besonders weichen Griff und einen eleganten Schimmer. Pflegeleichte Möbelstoffe Wie bei „Tencel“ spielten auch bei anderen Faserentwicklungen Umwelt- und Gesundheitsaspekte eine wichtige Rolle. So hat TWD Fibres unter dem Namen „Diolen ­Hypoallergenic“ ein neues Polyestergarn speziell für Personen mit einer besonderen Sensibilität und hohen Allergieneigung entwickelt. Es ist frei von Schwermetallen, so dass das in vielen Polyestern eingesetzte Antimon nicht durch Schweiß aus den Textilien herausgelöst werden kann. Auch die Hersteller von Kunstleder geben sich umweltbewußt: Vowalon hat seine beiden PVC-Kunstleder-Kollektionen „Padova Plus“ und „Pisa“ auf eine phthalatfreie ­R­ezeptur umgestellt. Das neue Kunstleder „Sana“ von ATN ist laut Anbieter ebenfalls phthalatfrei und wurde mit einem Anti-Graffiti-Lack versehen, so dass es für den Einsatz im Objektbereich geeignet ist. Vor allem im Objektbereich wird vermehrt Wert auf die Umweltverträglichkeit der Produkte gelegt. Die Stoffe müssen sich durch Un­bedenklichkeitszertifikate wie das OekoTex Gütesiegel und/oder das EU-Ecolabel die „Euroblume“ auszeichnen. Einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten indessen Stoffe wie z. B. „Revive 1“ von Kvadrat, die zu 100 Prozent aus recycelten PET-Flaschen bestehen.

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Akustik und Komfort Faserbasierte Materialien können zusätzlich mit akustischen Eigenschaften punkten, wie so mancher Aussteller auf der Techtextil vorführen kann. Auf dem Stand der Firma ­Sandler können sich die Besucher beispielsweise ein Bild von den schalldämmenden Eigenschaften von Polyesterfasern machen. Unter der Bezeichnung „fibercomfort“ sorgen hocheffiziente Vliesstoffe als Schallabsorber in Wohnräumen oder öffentlichen Gebäuden für ein ruhiges Umfeld . Die textilen Multi­talente sind vor allem in Großraumbüros unentbehrlich geworden. Als Trennwandsysteme oder Deckenabhängungen sorgen sie dort für ein lärm- und stressfreies Arbeitsambiente. Durch die Möglichkeit, einsatzspezifische Vliesvariationen herzustellen, ist die „fibercomfort“-Serie auch als Unterpolsterung in Sitzmöbeln anzutreffen, wo das Material durch sein hohes Rückstellvermögen für optimalen Sitzkomfort sorgt.

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Outdoorgeeignet Last, but not least müssen Einrichtungsstoffe auch den besonderen Bedingungen im Wintergarten, auf der Terrasse oder sogar im Garten trotzen können. Denn auch dort erwarten die Konsumenten hohen Sitzkomfort. Um den Sonnenstrahlen auch dauerhaft trotzen zu können, müssen diese Stoffe gleich mehrere Zusatzeigenschaften aufweisen. Neben einer hohen UV-Beständigkeit wird von den Polsterbezügen erwartet, dass es weder zu Schimmelbildung noch zu Bakterienbefall kommt. Dazu kommt ein ansprechendes Dessin, das mit Hilfe von modernster digitaler Drucktechnologie nun auch kundenindividuell aufgebracht werden kann. Dass die Weiterentwicklung von Textilien noch lange nicht am Ende ist, erleben die Besucher auf der Techtextil angesichts hybrider Textilien. Im Zentrum der aktuellen Forschung des DITF Denkendorf stehen unter anderem lichttechnische Textilien, die über 5| Farbenfroh kommen die neuen Outdoor-Stoffe der „Tempotest“-Kollektion von Parà daher. The new outdoor fabrics in the “Tempotest” collection from Parà are very colourful. Photo: Barth 6| Möbel- und Dekostoffe mit „Trevira CS“-Fasern eignen sich für den Einsatz beispielsweise in Kreuzfahrtschiffen. Furniture and furnishing fabrics with “Trevira CS” fibre are suitable for use in cruise ships, for example. Photo: Barth 7| Das Kunstleder „Sana“ von ATN ist nicht nur phthalatfrei, sondern verfügt auch über weitere Eigenschaften. “Sana” artificial leather by ATN is not only phthalate-free, but also has other features. Photo: Barth

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sensorische Garne mit frei einstellbarer Lichtfunktion verfügen. Diese können zur intuitiven Steuerung von Ambientebeleuchtung genutzt werden. Auch E-Textilien sind keine ­Zukunftsmusik mehr. Die Integration und insbesondere das Aufdrucken von Sensoren und Aktuatoren ermöglicht eine völlig neue Interaktion von Mensch und Textil. Vor dem Hintergrund der Überalterung unserer Gesellschaft eröffnen sich vor allem neue Möglichkeiten der medizinischen Notfallüberwachung. Die Forschung sieht in der Funktionalisierung der Textilien auch eine große Chance, um einen Teil der textilen Fertigung wieder nach Europa zurückzuholen. Richard Barth

High-tech covering materials In addition to textiles for the clothing industry and technical fabrics, there are a lot of cover materials at the Techtextil with additional features that make special uses in the upholstered furniture industry possible. With cover materials, functional properties are expected, especially when they have to meet the high requirements in restaurants or hospitals. Not only providers of cover materials, but also a large number of exhibitors from the fibre and textile finishing segments demonstrate how versatile the additional features can be today. Such additional features are added selling points and offer providers a significant means of differentiation from the competition as well. At the same time, new sales markets can be tapped that have been closed before, for example because of fire protection regulations. And a lot of household and home textiles offer added value for consumers today because of their extra comfort features. Among them are climate-regulating characteristics, for example, that ensure that excess heat can be absorbed, stored and given back again. When it is cold, the materials provide warmth, and when it is warm, they have a cooling effect. Attention has also been paid to the environmental and health aspects in connection with the new cover materials. Furnishing fabrics must also be able to withstand the special conditions in the conservatory, on the terrace or even in the garden. And consumers expect a high level of seating comfort there as well. In addition to having a high degree of UV resistance, the upholstery covers are expected not to be susceptible to mould or bacterial contamination.

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Allergikerfreundlich – Mit „DiolenHypoallergenic“

Beeindruckende Tiefenwirkung – Die

stellt TWD Fibres dem Markt ein schwermetall- und antimonfreies Polyestergarn zur Verfügung. Zur Herstellung von Polyesterfasern und Filamentgarnen wird weltweit Antimontrioxid als Katalysator bei der Rohstoffherstellung verwendet und findet so häufig Einzug in Textilien. Antimonverbindungen in relativ hoher Konzentrationen stehen allerdings im Verdacht, über eine lange Zeitspanne oder bei Überempfindlichkeit Augen, Haut und Lunge zu reizen. Anstelle von Antimontrioxid setzt das Unternehmen bei „DiolenHypoallergenic“ ökologisch unbedenkliche, ungiftige Ersatzstoffe ein. Sie sind zertifiziert als „Allergikerfreundlich“ und sorgen dafür, dass sich die mit dem Garn hergestellten Matratzenbezüge oder Heimtextilien für empfindliche Personen eignen. Allergy-friendly – TWD Fibres has put “DiolenHypoallergenic” on the market, a polyester yarn that is free of heavy metals and antimony. Instead of antimony oxide, the company uses ecologically non-hazardous, non-poisonous substitutes for “DiolenHypoallergenic”. They are certified as “allergy-friendly” and ensure that the mattress covers and home textiles made with the yarns are suitable for sensitive persons. Photo: TWD Fibres

innovativen Textilien von Ettlin sorgen durch ihre Kombination mit LEDs für eine beeindruckende Tiefenwirkung und können damit kleinen Räumen eine große Wirkung verleihen. In Glas eingefasst und von unten beleuchtet setzt „Ettlin Lux“ Schränke, Kommoden und Theken attraktiv in Szene. In Ruhezonen und Wartebereichen sorgen die platzsparenden Gewebe-Leuchtmodule für dekorative Akzente. Büroflächen lassen sich mit den optisch ansprechenden Schallschutzlösungen ebenfalls aufwerten. Impressive effect of depth – The innovative textiles by Ettlin provide an impressive effect of depth through their combination with LEDs and can thus allow small rooms to make a big impression. In relaxation areas and waiting rooms, the space-saving “Ettlin Lux” textile light modules provide decorative accents. Photo: rpd

Antimikrobielle Hygienefunktion – Artikel wie Markisen, Planen und Architekturtextilien können durch Mikroorganismen wie Schimmelpilze besiedelt und zerstört werden. Die antimikrobielle Ausrüstung mit „Sanitized“ des gleichnamigen Schweizer Unternehmens wirkt der Materialermüdung und der visuellen Beeinträchtigung durch Fleckenbildung gezielt entgegen. Funktionalität und Ästhetik bleiben dauerhaft erhalten. Damit verlängert sich auch die Lebensdauer des Produkts. Die Hygienefunktion ist zudem mit anderen Effekten kombinierbar. Antimicrobial hygienic function – Articles such as awnings, tarps and architectural textiles can be infested with micro-organisms like moulds and destroyed by them. The antimicrobial finishing with “Sanitized” by the Swiss company of the same name works in a targeted way against material fatigue and the negative effect, stains have on appearance. Photo: Sanitized

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