GO by material + technik möbel 2010

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Green Production

Making more out of wood

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Effizientes Produzieren „live“ erleben Efficient producing experienced “live”

Mit den Themen Energie- und Ressourceneffizienz hatte die LIGNA bereits 2009 ins Schwarze getroffen. Auf der LIGNA HANNOVER 2011 werden diese zukunftsweisenden Branchenthemen erneut in den Fokus gerückt. Diesmal lautet das Leitmotiv „Making more out of wood: innovativ – effizient – zukunftsweisend“. Stephan Ph. Kühne, Mitglied des Vorstandes der Deutschen Messe AG und Dr. Bernhard Dirr, Geschäftsführer VDMA Holzbearbeitungsmaschinen, geben einen ersten Ausblick auf die Veranstaltung.

Stephan Ph. Kühne ist Mitglied des Vorstandes der Deutschen Messe AG.

Herr Kühne, welche zukunftsweisenden Branchenthemen werden auf der LIGNA 2011 im Fokus stehen? Kühne: Mit der Wahl des Leitmotivs für die LIGNA HANNOVER 2009 „Making more out of wood – Technologie für Ressourceneffizienz“ hatten wir voll ins Schwarze getroffen. Das Motto der vergangenen Veranstaltung spiegelte sich in nahezu allen gezeigten Produkten wider und hat der Branche deutliche Wachstumsimpulse gegeben. Angesichts der globalen Herausforderungen des Klimaschutzes rücken die Fragen nach Energie- und Ressourceneffizienz immer mehr in den Mittelpunkt der verschiedensten Industriebereiche. Die LIGNA 2011 wird diese Themen einmal mehr fokussieren. Es geht auf der einen Seite um die gesicherte Versorgung mit dem Rohstoff Holz und die Schonung der Ressourcen durch nachhaltige Forstwirtschaft. Ebenso sind der effiziente Einsatz von Energie und Zeit bei den Herstellern von Holzbearbeitungsmaschinen ein wichtiger Aspekt. Das Leitmotiv der LIGNA HANNOVER 2011 lautet daher: „Making more out of wood: innovativ – effizient – zukunftsweisend.“

Stephan Ph. Kühne, member of the board of management of Deutsche Messe AG.

Dr. Bernhard Dirr ist Geschäftsführer VDMA Holzbearbeitungsmaschinen. Dr Bernhard Dirr, president of the VDMA Holzbearbeitungsmaschinen.

Wieso sollte sich die Einrichtungsbranche mit dieser Thematik stärker auseinandersetzen? Kühne: In modernen Gesellschaften hat sich ein Konsumverhalten entwickelt, das über das Ziel der privaten Nutzenmaximierung hinausgeht, nämlich die Ausrichtung der Lebensweise auf Gesundheit und Nachhaltigkeit, der so genannte „Lifestyle of Health and Sustainability (LOHAS)“. Der Konsument wählt die von ihm erworbenen Produkte explizit nach Kriterien wie Gesundheit, Ökologie und Nachhaltigkeit aus. Dies alles mündet in eine Nachfrage von wirtschaftlich, gesundheitlich und ökonomisch sinnvollen Produkten und Dienstleistungen. Davon kann die gesamte Holzwirtschaft profitieren. Holz und Holzwerkstoffe zum Bauen und Wohnen sind bekanntlich nachhaltig erzeugt und mit einem hohen Anspruch an Design und Gestaltung. Die so genannten „LOHAS“ zählen daher praktisch zu den idealtypischen Kunden von Innenausbauern und Möbelherstellern. Herr Dr. Dirr, können Anwender die Schritte hin zur „nachhaltigen“ Produktion auf der kommenden LIGNA denn auch live erleben? Dr. Dirr: Ja unbedingt. Die gesamte Wertschöpfungskette ist auf der LIGNA zu sehen und zu erleben. Die Messe zeigt, wie Rohstoffe und Technik effizient, innovativ und zukunftsweisend genutzt werden können. Das Ganze wird nicht zentral in einer Halle veranschaulicht, sondern anwendungsbezogen auf das gesamte Gelände verteilt. Produkte und Innovationen im Bereich der stofflichen und energetischen Nutzung stehen im Fokus der Messe. Für die stoffliche Nutzung von Holz ist beispielsweise in der Halle 26 in der Möbelindustrie die komplette Prozesskette abgebildet. Von der Herstellung und Beschichtung der Plattenmaterialien bis hin zur Montage und Verpackung eines Möbelstücks einschließlich der gesamten Oberflächenbearbeitung sind alle Hersteller von Technologie und Know-how auf der LIGNA vertreten. Kühne: Unter dem Expo-Dach im Freigelände und in den Pavillons sowie in den Hallen 13 und 27 wird neben der stofflichen Nutzung von Holz die komplette thermische Prozesskette gezeigt. Sie reicht vom Baum zum Brennstoff. Die einzelnen Stationen vom Holzbrennstoff über die Verarbeitungsstufen, die Lagerung, den Transport bis hin zu den Anlagen und Geräten zur Energiegewinnung wie beispielsweise Kesselanlagen mit Feuerungen für Holzbrennstoffe sind zu sehen. Damit wird der Bereich Bioenergie 2011 offenbar prominenter als im vergangenen Jahr dargestellt. Kühne: Die LIGNA HANNOVER ist die weltweit größte Messe für Bioenergie aus Holz – und das nicht erst seit 2009. Hier wird die gesamte Wertschöpfungskette vom Hacker bis zum Kessel abgedeckt. Mit der Ausweitung des Angebotsschwerpunktes „Bioenergie aus Holz“ werden wir den wachsenden Ansprüchen an zukunftsweisende Lösungen gerecht. Hierbei geht es um den Biomasseanbau, die Darstellung von Energieneuheiten im Maschinen- und Anlagenbau, den Betrieb von Bioenergieanlagen sowie um die Beratung und Planung.

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Umweltbewusstes Kleben Environment-conscious gluing

Der generelle Trend zu umweltfreundlicheren Produkten, die aus nachwachsenden Rohstoffen und weniger gesundheitsschädlichen Substanzen hergestellt sind, nimmt stetig zu. Emissionsarme oder formaldehydfreie Leime und Klebstoffe werden aufgrund von neuen oder strengeren Anforderungen daher immer gefragter.

Oben: Die neue Klebstofftechnologie „AsWood“ von Dynea ist emissionsreduziert und effizient. Above: The new adhesives technology “AsWood” from Dynea is emission-reduced and efficient.

Trotz der Trends in der Möbel- und Innenausbauindustrie, die eindeutig von formaldehydbasierten Produkten und Klebstoffen wegführen, gibt es Bereiche, in denen die Verwendung von Alternativen momentan noch nicht oder nur erschwert möglich ist. Ein Beispiel hierfür sind Polyvinylacetatklebstoffe, die aufgrund ihrer Thermoplastizität und ihres Kriechverhaltens die Anforderungen, die manche Holzprodukte an Festigkeit, Steifigkeit, Wasser- oder Wärmebeständigkeit stellen, nicht erfüllen können. Harnstoffharze sind nicht ohne Grund immer noch die am flexibelsten einsetzbaren Klebstoffe im Möbel- und Innenausbau. Auch bei dieser Produktgruppe von Klebstoffen ist die Zeit nicht stehen geblieben, denn die neuesten Anforderungen an Emissionen, wie z.B. nach CARB oder F****, haben stark emissionsreduzierte, effiziente und doch vergleichsweise kostengünstige Lösungen hervorgebracht. Wiederum hat es sich in gewissen Bereichen als weniger schwierig erwiesen, Produktionen bzw. Produkte auf formaldehydfreie Bindemittel wie Polyvinylacetat- oder EPI-Leime umzustellen. Es wurde und wird in diesem Bereich auch weiterhin verstärkt geforscht werden, um letztendlich in der Lage zu sein, die Eigenschaften von Dispersionsklebstoffen so zu modifizieren, dass sie denen von Harnstoffharzen näher kommen, um diese noch stärker substituieren zu können. Wo eine solche Umstellung bereits erfolgreich durchgeführt wurde, wird die „neue“ Technologie aufgrund der Vorteile von beispielsweise PVAc’s hinsichtlich Handhabung sowie Reinigung oft auch geschätzt. Die Erfahrung hat jedoch gezeigt, dass bereichsübergreifende Umstellungen auf formaldehydfreie Technologien, hauptsächlich aufgrund von Leistungs- oder Qualitätseinbußen immer noch mit Problemen verbunden sind.

Rechts: Umweltbewusste Klebstofftechnologien werden sich bei den Bodenbelägen in Zukunft stärker durchsetzen. Right: Environment-conscious adhesives technologies will occupy a stronger position in the future in flooring. Photos: Dynea

Der Autor: Dipl.- Ing. Thomas Scharrer ist Market Application Manager für den Bereich Möbel- und Innenausbau bei der Dynea AS in Norwegen. Das international tätige Unternehmen entwickelt Leime und Harze, die sich durch niedrige und niedrigste Emissionen auszeichnen oder auch frei von Formaldehyd

Emissionsreduzierte Klebstofflösungen. Ungeachtet, ob eine formaldehydfreie oder formaldehydarme Klebstofftechnologie eingesetzt wird, und egal, wie streng sich die Anforderungen an Formaldehydkonzentrationen in Zukunft entwickeln werden, sicher ist, dass es aufgrund des natürlichen Formaldehydgehalts im Holz wohl niemals komplett formaldehydfreie Möbel, Parkette, Türen, Paneele etc. geben wird, solange der natürliche Rohstoff Holz noch als Komponente enthalten ist. Aus diesem Grund sollten auch emissionsreduzierte, formaldehydbasierende Klebstofflösungen nicht außer Acht gelassen werden. Solche Systeme, die zwar nach wie vor auf Kondensationsharzen basieren, aber nicht zu einer Erhöhung der Formaldehydemission über jene von natürlich gewachsenem Holz beitragen, ermöglichen die Produktion von Möbeln und anderen Holzprodukten, die sich hinsichtlich Emission auf gleicher Ebene wie formaldehydfrei produzierte Produkte befinden. Ein Beispiel dafür ist die neueste „AsWood“-Klebstofftechnologie des Herstellers Dynea. Derartige emissionsreduzierte Klebstoffe werden oft gegenüber formaldehydfreien Klebstoffen bevorzugt, da sie es generell einfacher machen, die gewohnten Anforderungen bezüglich Leistung, Robustheit und Qualität von traditionellen Harnstoffharzen zu erfüllen. Im Bereich Holzbodenbeläge und Parkett richtet sich die Wahl des entsprechenden Klebstoffs, wie z. B. PVAc, Schmelzklebstoff, EPI oder Harnstoffharz, weitgehend nach der jeweiligen Produktionslinie sowie dem Endprodukt, wie z. B. Dreischicht- oder Zweischichtparkett. Allerdings spielen hier auch regionale und traditionelle Aspekte eine nicht zu unterschätzende Rolle. Hinsichtlich der Emissionen richtet sich die Europäische Parkettindustrie noch weitgehend nach der Europäischen Emissionsklasse E1, die im Vergleich zu CARB oder zum japanischen F**** hinsichtlich Formaldehydabgabe aus dem Endprodukt noch vergleichsweise höher angesiedelt ist. Natürlich gibt es auch hier Ausnahmen durch proaktive Hersteller, die speziell auf umweltfreundliche Produkte setzen. Strengere Anforderungen als die immer noch gängige E1-Norm werden sich in Zukunft auch im Parkett- und Holzbodenbereich stärker durchzusetzen.

sind. Seine Neuentwicklungen stellt Dynea regelmäßig auf der Ligna vor. The author: Dipl.-Ing. Thomas Scharrer is Market Application Manager for the business unit “Interior Wood Solutions” at Dynea AS in Norway. This internationally active company develops adhesives and resins, which are noted for their low and minimum emission values or are free from formaldehyde.

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Aufgrund der hohen Anforderungen an die Verklebung der einzelnen Furniere und somit auch an den jeweiligen Klebstoff, wird der Bereich der Holzformteilherstellung aus schichtverleimten Furnieren immer noch weitgehend von Harnstoffharzen dominiert. Bei relativ einfachen, weniger stark gekrümmten Formen ist es wegen der geringeren Belastungen eher möglich, auf formaldehydfreie Klebstofftechnologien wie EPI oder Polyurethan umzustellen. Für komplexere Formen mit starken Krümmungen, die hohen Belastungen ausgesetzt sind, ist jedoch die Produktion von dauerhaft formstabilen Teilen mit formaldehydfreien Klebstoffen oft nicht möglich. Auch andere produktionstechnische Aspekte, wie z.B. die limitierte offene Wartezeit sowie die aufwändigere

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Nachhaltig die Zukunft sichern Sustained preservation of the future

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Nachhaltigkeit – Wirkung über den Moment hinaus! In der Forstwirtschaft beschreibt die Nachhaltigkeit die Nutzung der Wälder in dem Maße, so dass künftige Generationen ihre Bedürfnisse daraus auch noch befriedigen können. Nachhaltiges Denken und Handeln sind im Forst – wie in vielen anderen Bereichen auch – sowohl aus ökologischer wie aus ökonomischer Sicht für die Zukunftssicherung erforderlich. Die ökologische Nachhaltigkeit hat dabei die Zielsetzung, generell schonend mit der natürlichen Umgebung umzugehen und so die Natur und Umwelt für künftige Generationen zu erhalten. Ökonomische Nachhaltigkeit verfolgt nachhaltiges Wirtschaften, also dauerhaft eine tragfähige Grundlage für Erwerb und Wohlstand zu schaffen. Auf den ersten Blick erscheinen diese Zielsetzungen in Konkurrenz zueinander zu stehen. Manch eine unternehmerische Entscheidung ist ökologisch sinnvoll, ökonomisch hingegen nicht darstellbar. Wie aber wird sich die Gewichtung dieser beiden Ziele in Zukunft verhalten? Wird der Preis eines Produktes auch nach seiner Ökobilanz bestimmt werden? Sicher ist, dass die Rohstoffressourcen endlich sind. Jede Investition in Ressourcenschonung und ökologische Nachhaltigkeit ist damit auch eine Investition in die Zukunft.

Ist

Soll

■ Potenzielle Einsparung ■ Materialeinsatzmenge ■ Ausliefermenge „Grün produzieren“ bedeutet, jegliche Art der Ressourcenverschwendung zu vermeiden. “Green Production” means avoiding waste of resources in any form. Source: Lignum Consulting

Mehrwert für den Kunden. Die grüne Welle ist beim Endkunden angelangt. Das ökologische Bewusstsein ist geschärft. Viele sind bereit, für den Mehrwert Ökologie und Nachhaltigkeit in Verbindung mit einem guten Marketing einen gewissen Mehrpreis zu bezahlen. Die Holz- und Möbelbranche hat beste Voraussetzungen, dieses Fundament zu nutzen und weiter zum eigenen Nutzen auszubauen. Durch den Werkstoff Holz ist die gesamte Branche doch mit einem grundsätzlich positiven, natürlichen Image verbunden. Für die einzelnen Unternehmen gilt, nicht nur aus ökologischer Sicht, sondern auch aus ökonomischer Sicht, Aspekte wie zum Beispiel eine ressourcen- und umweltschonende Produktion, effiziente Materialnutzung, in die Unternehmenspolitik einzubeziehen und diese zu kommunizieren. Die Entwicklung und Vermarktung eines „grünen“ Produktes erfordert einen entsprechenden Weitblick. Das Produkt muss den Marktanforderungen entsprechen, gleichzeitig aber auch ressourcenfreundliche, nachhaltige Materialien enthalten. Zudem liegt das Augenmerk auf der Herstellung des Produktes. Welcher Produktionsprozess liegt dem Produkt zugrunde, welche Emissionen und Abfälle entstehen, welche Transporte sind dafür notwendig? Sicher ist, dass das Gesamtpaket stimmen muss. Dazu gehört auch ein hohes Maß an Ehrlichkeit, damit der Kunde auch den Guten vom Bösen unterscheiden kann. Wie kann sich ein Unternehmen nachhaltig verändern? Effiziente Prozesse verbessern jedes Unternehmen nachhaltig. Eines der vielen Beispiele hierfür ist die Materialeffizienz. Eine Reduzierung der Rohmaterialeinsatzmenge bei gleicher Ausbringung verbessert die Kostenstruktur und schont die natürlichen Ressourcen. Grundsatz der Lean-Production-Philosophie ist die Vermeidung von Verschwendung jeglicher Art. Übertragen auf die ökologische Nachhaltigkeit ist eine „Green Production“ die Vermeidung von Verschwendung jeglicher Ressourcen.

Die Autoren: Dieter Rezbach ist Geschäfts­ führer der von ihm im Jahre 2003 in Kupferzell gegründeten Lignum Consulting GmbH. Marc Wenzl ist seit 2009 als Berater bei der Lignum Consulting GmbH tätig. The authors: Dieter Rezbach is managing director of the Lignum Consulting GmbH founded by him in Kupferzell in 2003. Marc Wenzl has been engaged as a consultant with Lignum Consulting GmbH since 2009.

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Optimierung der Produktionsprozesse. Verdeutlicht am Beispiel eines mittelständischen Möbelherstellers gehen wir im Produktionsprozess auf Verschwendungssuche und konzentrieren uns auf die Materialströme. Bei der Produktion der Möbel entsteht während des gesamten Prozesses ein Materialverlust von 20,3 % der eingesetzten Holzwerkstoffe. Das bedeutet, dass jede 5. LKW-Lieferung bezahlt, bearbeitet und früher oder später im Prozess wieder entsorgt wird. Die Verfolgung des Materialstroms vom Wareneingang bis zum Versand identifiziert die Verluste. Der Verschnitt von durchschnittlich 13,6 % ist dabei sehr einfach aus der Verschnittoptimierung zu ermitteln. Woher aber resultieren die restlichen 6,7 %? Im Rohlager entstehen 0,5 % Verlust durch unsachgemäße Lagerung und Beschädigungen. Nach dem Zuschnitt gehen weitere 3,7 % durch Bearbeitungen wie Formatieren, Bohren, Nuten usw. verloren. Im Zwischenlager beträgt der Verlust nochmals 2,5 % aufgrund zu hoch disponierter Mengen und Beschädigungen beim Handling. In der Endmontage entsteht das restliche Prozent durch Montagefehler oder Fehler wie Kratzer oder Beschädigungen, die erst jetzt entdeckt werden. Ansatzpunkt der Optimierung ist die reine Materialeinsparung, die ökologische Nachhaltigkeit. Die Lagerverluste werden durch eine verbesserte Lagerhaltung mit standardisierten Lagerhölzern, definierten Lagerbereichen sowie einer Schulung der Lagermitarbeiter auf 0,3 % reduziert. Mit der Einstellung der Parameter in der Verschnittoptimierung sowie dem Zulassen von Kann- bzw. Füllteilen sowie der Simulation der Verschnittsätze bei unterschiedlichen Plattenformaten wird der Gesamtverschnittsatz um 1,1 %

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gesenkt. Eine Reduzierung der Zuschnittzugabe für das Formatieren von 5 auf 3 mm bringt 0,4 %. Durch die Standardisierung der Möbelkonstruktion wird die Teilevielfalt und damit auch die Anzahl an Lagerreferenzen reduziert. Zusätzlich werden C-Teile künftig auftragsbezogen gefertigt, sodass der Materialverlust durch Beschädigungen, Überalterung oder Überproduktion im Zwischenlager um weitere 0,5 % gemindert wird. Letzter Ansatzpunkt sind Kratzer und Beschädigungen im Bereich der Bereitstellung und Endmontage. Arbeitsplätze mit Werkstück schonenden Auflagen sowie Kommissionierwägen für den optimalen Materialtransport bringen 1 % Einsparung. Somit wird eine Gesamtmaterialeinsparung von 3,3 % realisiert. Obwohl das Hauptaugenmerk auf der effizienten Nutzung des Materials liegt, werden zwangsläufig viele weitere Prozesse mit betrachtet, die ebenfalls Einsparpotenziale aufzeigen: Weniger Materialhandling in der Fertigung bedeutet weniger Personalaufwand, durch reduzierte Bearbeitungen ergibt sich ein geringerer Energieverbrauch, die Verkleinerung des Zwischenlagers setzt gebundenes Kapital wieder frei und spart Zinsaufwendungen, die Vermeidung der Kratzer und Beschädigungen im Bereich der Endmontage reduziert nicht nur die Kosten, sondern auch die Reklamationsquote beim Kunden. Effizienz im Unternehmen fördert sowohl die ökonomische als auch die ökologische Nachhaltigkeit. Die Natur, der Kunde und auch das Unternehmen profitieren davon. ■

Thinking and acting in terms of sustainability are essential, from both an ecological and economic point of view, for ensuring the future. The “Green Wave” has reached the end user. The timber and furniture industry possesses the best prerequisites for making use of this basis, and for extending it for its own benefit. The material “wood” unites the entire industry with an entirely positive and natural image. For the individual businesses, it is important to integrate such aspects as resource-saving and environment-friendly production and efficient use of materials into the company policy, and to communicate them, not only from an ecological but also from an economic point of view. Efficient processes ensure sustained improvement of every firm. One of many examples of this is material efficiency. Reduction of the quantity of materials employed while maintaining the same production output improves the cost structure and saves natural resources. The basic principle of Lean Production Philosophy is to avoid waste in any form. Applied to ecological sustainability, “Green Production” means avoiding waste of resources of any kind.

Viele Fehler passieren erst in der Montage. Besonders in der Arbeitsplatzorganisation und -gestaltung steckt noch viel Potenzial. Einfachste Lösungen wie Kommissionier­ wägen vermeiden Fehler und sorgen außerdem für einen beschädigungsfreien Transport zum Kunden. Many mistakes only occur during installation. Especially in workplace organisation and layout, there is still a great deal of potential. Basically simple solutions such as commission-trolleys avoid mistakes and also ensure damage-free delivery to the customer. Photos: Lignum Consulting, Archives

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Ressourcen schonen Saving resources

Neben dem Einsatz nachhaltiger Rohstoffe können Möbel- und Holzwerkstoffproduzenten in den verschiedenen Produktionstufen ihre Prozesse umweltfreundlich und effizient gestalten.

Das Plasma-Verfahren lässt den Energiebedarf beim Kantenanleimen um mehr als die Hälfte schrumpfen. By means of the Plasma process, energy consumption for edge glueing can be reduced by more than half. Photo: Düstec

Eine Schlüsselrolle spielt dabei die Energie­effizienz, die der VDMA jüngst unter die Lupe genommen hat. Ende 2009 wurden die Ergebnisse zweier Studien vorgelegt. Sowohl das Prognos-Institut als auch die Unternehmensberatung Roland Berger belegen darin, dass das produzierende Gewerbe durch Technologien des Maschinen- und Anlagenbaus heute eine Energiemenge in Höhe von etwa 282 Billiarden Joule im Vergleich zu vor zehn Jahren einspart. Dies entspricht dem Strombedarf aller 48 Millionen Haushalte in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Durch den Einsatz von effizienten Technologien des Maschinen- und Anlagenbaus könnte die Industrie in den nächsten zehn Jahren weitere Energieeinsparungen in Höhe von knapp 1.800 Billiarden Joule realisieren, schlussfolgern die Institute. Beim Absaugen sparen. Die Homag-Gruppe geht davon aus, dass in der gesamten industriellen Produktion Energieeinsparungen in der Größenordnung von 25 bis 30 Prozent ohne weiteres möglich sind. Als wichtigen Beitrag sieht der Maschinenkonzern u. a. eine Verbesserung der Effizienz von Absaugsys­ temen in Holzbetrieben. Zusammen mit Nestro hat Homag daher ein Absaugsystem entwickelt, das durch eine prozessorgesteuerte Dosierung der Absauggeschwindigkeit die aufzuwendende Absaugleistung um bis zu 50 Prozent reduziert. Die Maschine wird dabei mit zwei Unterdrücken, einmal 1.500 Pascal im Zerspanbereich und zum anderen 2.500 Pascal in der Nachbearbeitung, gefahren. Durch geringere Volumenströme und geringere Unterdrücke wird der Gesamtenergiebedarf deutlich reduziert. Auch die Verwendung eines speziellen Werkstoffs namens „Sorbtech“ bei einigen Baureihen für den industriellen Dauereinsatz trägt zur Effizienzsteigerung bei. Der faserverstärkte Mineralguss absorbiert laut Homag auftretende Schwingungen deutlich besser als herkömmliche Werkstoffe und erhöht dadurch die Präzision, was wiederum zu geringerem Ausschuss führt. Werkzeuge halten länger. Längere Standwege der Werkzeuge reduzieren nicht nur die Kosten, sondern tragen letztlich auch zum Schutz der Umwelt bei. Leitz hat Folien beschichtete „AS“-Säge­blätter mit per Lasertechnik eingearbeiteten Antischall-Ornamenten entwickelt, die den Geräuschpegel beim Sägen um rund zehn Dezibel im Vergleich zu Standardblättern senken. Diesen ergonomischen Vorteil verbinden sie mit hoher Wirtschaftlichkeit, denn leisere Sägeblätter schwingen weniger und erzeugen deutlich bessere Schnittergebnisse. Bei Minizinkenfräsen wiederum wird laut Hersteller durch eine patentierte Hartstoffbeschichtung der

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LED-Trocknung senkt den Energieverbrauch um 45 Prozent. LED-drying cuts energy consumption by 45 %. Photo: Bürkle

Schneiden die Standzeit um das Drei- bis Fünffache verlängert. Bei den Minizinkenfräsern von Leuco ermöglicht die Entwicklung eines speziellen Hochleistungs-Schnellarbeitsstahls (HS) die Verlängerung der Standwege und die Erhöhung der Bruchfestigkeit. Gegenüber Standard-HS-Minifräsern werden laut Hersteller dadurch bis zu 3-fache Standwege erreicht. Auch beschichteten Fräswerkzeugen sollen die neuen Minizinkenfräser überlegen sein. Rohstoffe schonen. Bei der Be- und Verarbeitung von Massivholz gibt es ebenfalls zukunfts­ weisende Entwicklungen. So hat die Firma Linck ein Verfahren entwickelt, das die Schnittholzausbeute erhöht und gleichzeitig zur Verbesserung der Kostenstruktur beiträgt. Durch Seitenwareoptimierung und bogenfolgenden Einschnitt lässt sich die Schnittholzproduktion effizienter gestalten. Bei dieser Methode kann der Anwender von Stamm zu Stamm entscheiden, ob mittig, parallel oder diagonal zentriert wird und ob gerade oder bogenfolgend eingeschnitten werden soll. Das Ergebnis hat stets eine spürbare Erhöhung der Ausbeute zur Folge. Einen wichtigen Beitrag zum effizienteren Rohstoffeinsatz liefert auch die Dünnschnitttechnologie, weil sie den Holzverschnitt verringert. Dank besonders dünner Kreis­sägeblätter, wie sie beispielsweise die Firma Leitz im Programm hat, kann bei der Lamellenfertigung eine Steigerung der Holzausbeute um bis zu 20 Prozent erreicht werden. Bei der Parkettfertigung wird eine Minimierung der Schnittfuge auf 1 mm und dadurch eine bessere Holzausbeute erzielt. Bei der Bearbeitung von Holz konnte die Weinig-Gruppe in den vergangenen Jahren die Effizienz ihrer Anlagen steigern. Nach eigenen Angaben macht es Weinig-Technologie heute möglich, den Werkstoff Holz zu rund 99 Prozent zu nutzen. Hierzu tragen nicht zuletzt Werkstoff- und Bausysteme bei, die es erlauben, selbst „schlechtes Holz“ zu verwerten. Zu diesem Zweck hat das Unternehmen spezielle Leichtbau-Platten wie „Vivatec“ oder „Dendrolight“ entwickelt. Innovative Leichtbauplatten, zu denen auch Wabenplatten zählen, schonen durch bis zu 50 Prozent weniger Materialeinsatz die Ressourcen und die Umwelt. Bei der Verarbeitung von Massivholz lässt sich mit der automatischen Kappsäge „Opticut“ von Dimter durch die Verringerung des Verschnitts im Vergleich zu manuellen Kappsägen mindestens 4 bis 8 Prozent an Rohmaterial einsparen. Zudem kann die Qualität des vorhandenen Rohmaterials noch besser genutzt werden, indem akzeptable „Holzfehler“ unterschiedlichen Qualitäten zugeordnet werden. Beim Nachfolgemodell des Kehlautomaten „Hydromat 3000“ von Waco aus der Weinig-Gruppe konnte der Energieverbrauch gegenüber traditionellen Vorschubsystemen um 15 Prozent gesenkt werden. Holzwerkstoffe effizienter produzieren. Um die Holzwerkstoff-Herstellung effizienter zu gestalten, ohne Riesen-Investitionen in neue Anlagen vorzunehmen, hat Siempelkamp fünf Umbaupakete für die Umrüstung älterer Generationen von ContiRoll-Anlagen entwickelt, durch die bis zu 20 Prozent der Rohstoffkosten gespart werden können. Zu den Verbesserungen zählen – so das Unternehmen – Verringerungen der Streudifferenzen und Ausschüsse beim Anfahren, aber auch optimierte Dickentoleranzen und ein homogener Aushärtungsprozess des Leims beim Pressvorgang. Ressourcen-effizient kommt auch die neue „Evojet“-Technologie von Dieffenbacher daher. Wie der Hersteller mitteilt, könnten bei der Produktion von Faserplatten durch das Trockenharz-Leimsystem der Sunds MDF Technologies AB Harzeinsparungen von bis zu 50 Prozent gegenüber der Blow-Line-Beleimung erzielt werden. Bei diesem Verfahren wird der Leim nach dem Trockner aufgetragen, was zu einem geringeren Formaldehydausstoß führt. Das Reinigungssystem „ClassiCleaner“ des Unternehmens wiederum macht es der Spanplatten- und

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