material+technik möbel Ausgabe 05/2018

Page 1

FAC H M AG A Z I N F Ü R D I E K A S T E N – , K Ü C H E N – , B Ü R O – U N D S I T Z M Ö B E L – F E R T I G U N G S OW I E D E N I N N E N AU S B AU · W W W. M AT E R I A L-T E C H N I K . D E · 3 0 8 3 5 M_mt0518_Titel_Chiyoda.indd 1

MoOD in Brüssel:

Structures of Surfaces:

MaschinenHerbstmessen:

Überblick topaktueller Stoffkreationen

Einblick in die Welt der Oberflächen

Ausblick auf Neuheiten der nächsten Ligna 31.08.18 14:18


Fokus

Möbelstoffe aus aller Welt

Die MoOD in Brüssel präsentiert Mitte September rund 65 internationale Anbieter von Möbel- und Dekostoffen. Zusammen mit der parallel veranstalteten Designermesse Indigo präsentieren sich zur zehnten Ausgabe fast 150 Anbieter im Ausstellungszentrum Tour & Taxis im Zentrum der belgischen Metropole. Bei der diesjährigen Ausgabe der MoOD ist die Möbelstoffmesse zur ursprünglichen Tagesfolge zurückgekehrt. Startete die Veranstaltung im vergangenen Jahr auf Wunsch der Aussteller an einem Mittwoch, so geht die MoOD dieses Jahr bereits am Dienstag, dem 11. September an den Start. Sie schließt ihre Pforten nach knapp dreitägiger Dauer am darauffolgenden Donnerstagmittag. Nicht nur die Tagesfolge hat sich bei der diesjährigen Veranstaltung geändert, auch der Veranstalter ist ein anderer: Nachdem die MoOD seit ihrem Start im Jahr 1978 (damals noch unter dem Namen Decosit) von Textirama organisiert wurde, ­­­10

wechselte die Fachmesse zum Jahreswechsel ihren Besitzer. Mit Easyfairs hat ein professioneller Messeveranstalter die Leitung der Messe übernommen und will sie zu ihrem ursprünglichen Glanz zurückführen. Bei Textirama handelte es sich um ein Non-Profit-Unternehmen der belgischen Textilindustrie. Der Übernahme vorausgegangen war ein kontinuierlicher Rückgang bei den Ausstellern und Besuchern. Vor der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise im Jahr 2008 galt die Veranstaltung unter dem Namen Decosit als weltweit größtes und führendes Schaufenster für Möbel- und Dekostoffe und versammelte jährlich

über 400 Aussteller. Ab 2009 wurde sie unter dem Namen MoOD durchgeführt. Im September 2018 findet somit die 10. Ausgabe der MoOD statt, gleichzeitig ist es die 40. Stoffschau. Außereuropäische Aussteller dominieren Die vergangenen Jahre ließen allerdings die Ausstellerzahlen schrumpfen. Gerade mal 65 Anbieter von Möbel- und Dekostoffen stellen im kommenden September in den beiden Ausstellungshallen 2 und 3 des Ausstellungszentrums Tour & Taxis aus. Die Herkunft der Aussteller spiegelt dabei den Wandel in der Möbelstoffproduktion wi-

Zum dritten Mal findet die MoOD im Ausstellungszentrum Tour & Taxis im Zentrum von Brüssel statt. For the third time, the MoOD fair is taking place in the Tour & Taxis exhibition centre in the centre of Brussels. der: Im September dominieren nicht-belgische Anbieter die Veranstaltung, knapp 20 Aussteller stammen aus der Türkei. Zweitgrößte ausländische Ausstellergruppe ist Indien mit zehn Anbietern, gefolgt von Italien und Spanien mit jeweils vier Ausstellern. Weitere Teilnehmer stammen aus England, Portugal, Frankreich, China und Österreich. Erstmals ist kein deutscher Weber dabei. Die belgische Textilindustrie ist in diesem Jahr mit 18 Webern an Bord. Fünf MoOD-Aussteller werden sich im Rahmen der Trevira CS-Gemeinschaftsausstellung präsentieren: Velvetex, Pozzi

material+technik möbel 05|18

M_mt0518_FO_MoOD.indd 10

31.08.18 09:13


Fokus

Die Innovations-Plattform ist eine der Sonderflächen auf der diesjährigen MoOD. The Innovation Platform is one of the special areas at this year’s MoOD.

Arturo, Torcitura Lei Tsu, Baumann Dekor sowie Teksko Kadife. Die diesjährige Beteiligung liegt damit noch unter dem Vorjahr, als sich fast 90 Anbieter in drei Messehallen eingefunden hatten. Im vergangenen Jahr interessierten sich insgesamt 3.834 Besucher für das Angebot. Mit einem Anteil von 74 Prozent stammte der größte Teil der Besucher aus Europa. Indigo öffnet am Montag Erneut findet die MoOD im Verbund mit der Messe Indigo statt. In diesem Jahr ist die Halle 4 (Shed 4) Austragungsort für die Veranstaltung. Nahezu 100 internationale Designstudios stellen ihre jüngsten Entwürfe aus, die einmal die Basis für neue kreative Musterungen auf Möbel- und Dekostoffen sowie anderen Einrichtungsgegenständen darstellen werden. Zum ersten Mal wird die Designer-Show ihre Pforten allerdings vor der MoOD und

zwar am Montag, dem 10. September um 13 Uhr öffnen, um auch den Webern die Möglichkeit eines Besuchs zu bieten. Mit dem Auszug aus dem Brüsseler Messegelände am Atomium und dem Umzug in das im Hafen der Stadt gelegene Ausstellungszentrum Tour & Taxis hatte die MoOD im Jahr 2015 dem Ausstellerschwund Rechnung getragen. Die historischen Backstein-Lagerhallen aus dem Ende des 19. Jahrhunderts bieten Tageslicht und damit den Besuchern einen unverfälschten Blick auf die ausgestellten

Stoffe. Zur bevorstehenden Messe wird das Ausstellungszentrum mit einem neuen Parkplatz und Eingangsbereich aufwarten können. Beides war bei der letztjährigen Veranstaltung noch im Bau.

Innovations Plattform Auch unter dem neuen Veranstalter werden in diesem Jahr die Sonderflächen aus den Vorjahren fortgeführt: Im Nebengebäude der Halle 3 (Shed 3Bis) beispielsweise bietet

Der Blue Drop Award wird wie 2017 in sechs Kategorien vergeben. Auf dem Foto die Preisträger von 2017. As in 2017, the Blue Drop Award will be presented in six categories. The photo shows the award winners from 2017. Photos: Barth ­m aterial+technik möbel 05|18 ­­­11

M_mt0518_FO_MoOD.indd 11

31.08.18 09:14


Pep Colomer: „Lamigraf soll organisch und durch neue Produkte wachsen“ “Lamigraf should grow organically and through new products”

„Wir wollen künftig Anbieter von umfassenden Oberflächenlösungen sein“ Der spanische Dekordrucker Lamigraf stellt Signale auf Wachstum. Nachdem in den letzten Monaten in den Ausbau der vorhandenen Produktionsstätten investiert wurde, will das inhabergeführte Unternehmen künftig noch internationaler agieren und plant den Bau einer Dekordruckerei in China. Am deutschen Standort in Bönen sprach material+technik möbel mit Pep Colomer (CEO) über die Zukunftspläne des Unternehmens und die Rolle, die das deutsche Werk für Lamigraf heute spielt. m+t: Herr Colomer, als Sohn des Firmengründers haben Sie vor einem Jahr die Leitung des Unternehmens übernommen. Liegen nun auch die Firmenanteile in Ihren Händen? Colomer: Obwohl mein Vater ­Josep Colomer noch Präsident des Unternehmens ist, haben wir die Nachfolge vom gesetzlichen Standpunkt aus geregelt. Damit ist Lamigraf einer der wenigen Dekordrucker, der noch komplett inhabergeführt ist. Mein Vater hatte L ­ amigraf im Jahr 1976 zusammen mit Juan Antonio Ibañez gegründet und nach dessen Tod im Jahr 2010 die restlichen 50 Prozent der Anteile übernommen. Seither ist Lamigraf im ­Alleinbesitz unserer Familie. ­­­16

Exklusiv vor Ort Exclusive on the spot

m+t: Damit ist das Unternehmen zwar in Familienhand geblieben, allerdings sind Ihre Geschwister nicht beteiligt. Brachten Sie die besseren Voraussetzungen mit? Colomer: Meine beiden älteren Brüder haben schon vor Jahren eine andere Richtung eingeschlagen und sind heute in Sparten tätig, die nur wenige Berührungspunkte mit der Dekordruckindustrie besitzen. Ich habe in den vergangenen Jahren weltweit Erfahrungen im Oberflächensegment und auch auf dem Finanzsektor gesammelt, so dass

ich alle Voraussetzungen für die Fortführung des Unternehmens mitbrachte. So war ich 2014 Geschäftsführer unseres brasilianischen Werkes und habe auch entscheidend an der Errichtung des neuen Standortes in Curitiba mitgewirkt. 2015 wurde ich Marketingund Vertriebsdirektor von Lamigraf und bin seit letztem Jahr nun auch Geschäftsführer des Unternehmens. „In Südamerika sehen wir großes Wachstumspotenzial“ m+t: Sie erwähnten den neuen brasilianischen Standort. Was war der Grund für den Neubau? Colomer: Wir hatten 2012 die Produktionshallen des brasilianischen

Dekordruckers Decorprint Decorativos do Paraná angemietet und dort unsere Produktion aufgenommen. Für den neuen Standort gab es zwei Gründe: Zum einen wollten wir nicht für die noch offenen Verbindlichkeiten dieser Firma aufkommen. Zum anderen ist Brasilien, wie ganz Südamerika mit seinen 550 Millionen zumeist jungen Einwohnern, ein stark wachsender Markt. Da sich inzwischen weitere europäische Dekordrucker dort niedergelassen haben, mussten wir mehr Kapazitäten schaffen, um unsere Marktposition verteidigen zu können. Aufgrund der Importzölle sind Lieferungen aus Spanien nämlich nicht konkurrenzfähig. In Sao Jose dos Pinhais können wir seit Herbst letzten Jahres nun auf zwei

material+technik möbel 05|18

M_mt0518_SOS_Lamigraf.indd 16

03.09.18 11:36


Structures of Surfaces

4-Farbmaschinen drucken und haben genügend Platz für eine weitere Expansion. Außerdem steht uns ein repräsentativer Showroom zur Verfügung und bis Ende dieses Jahres werden wir dort auch eine Zylindergravuranlage installieren. Dann sind wir der einzige Dekordrucker in Lateinamerika mit eigener Gravurabteilung. m+t: Das Engagement in Brasilien erfolgte zu einem Zeitpunkt, als die Marktbedingungen in Spanien für Lamigraf nicht die besten waren. Wie steht das Unternehmen heute da? Colomer: Die Auswirkungen der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise bekam Spanien stärker und vor allem länger zu spüren als andere europäische Länder. Da die großen Holzwerkstoffunternehmen auf der iberischen Halbinsel von der Krise hart getroffen wurden, hatte Lamigraf als Lieferant der Dekorpapiere ebenfalls zu kämpfen. Wir haben jedoch mit verstärkten Exportaktivitäten darauf reagiert, so dass Spanien an unserem Umsatz inzwischen nur noch einen Anteil von zehn Prozent hat. Diese Internationalisierung spiegelt sich auch in der Mitarbeiterzahl wider. Da wir heute die meisten der zehn größten Holzwerkhersteller der Welt zu unseren Kunden zählen, konnten wir mit diesen in den vergangenen Jahren wachsen

und sind davon überzeugt, dass wir aufgrund des Strukturwandels in der Dekordruckbranche im Ranking aufsteigen können. m+t: Brasilien war ihr zweiter ausländischer Produktionsstandort. Mit der Übernahme der ehemaligen Dekordruckerei von Pfleiderer in Bönen hat Lamigraf im Jahr 1999 den Grundstein für verstärkte Aktivitäten außerhalb von Spanien gelegt. Welche Rolle spielt der deutsche Standort ­heute? Colomer: Mit unseren beiden Druckmaschinen an diesem Standort beliefern wir vor allem den deutschsprachigen Markt sowie Kunden in Polen und in anderen osteuropäischen Ländern. In der heutigen Zeit wäre dies natürlich problemlos auch von Spanien aus möglich. Die Produktion von unifarbigen Dekoren haben wir inzwischen in Spanien konzentriert und die ursprüngliche Druckmaschine veräußert. Im Zuge unserer Internationalisierung hat Bönen für das Unternehmen aber eine andere Bedeutung erhalten: Die deutsche Produktion verschafft uns internationale Reputation und erleichtert unsere Geschäfte in der Türkei und in China, in denen Produkte aus Deutschland hohes Ansehen genießen. Außerdem sind wir unabhängiger vom Heimmarkt geworden, was uns in

zuvor erwähnten Krisenjahren Vorteile brachte. Heute verfügen wir über elf Druckmaschinen an drei Standorten, davon befinden sich sieben in Spanien. m+t: Apropos China, welche Rolle spielen die asiatischen Märkte? Colomer: Asien und insbesondere China sehen wir neben Südamerika als einen weiteren wichtigen Zukunftsmarkt und wollen unsere erfolgreiche Präsenz dort weiter ausbauen. Bislang lassen wir unsere Dekore mit unseren eigenen Farben von einem chinesischen Partner drucken. Spätestens 2020 wollen wir in Shanghai nun unseren dritten ausländischen Standort errichten und von dort aus auch andere Möbelproduktionsländer, wie Malaysia und Thailand, beliefern. Um das Projekt erfolgreich umsetzen zu können, haben wir für unser Verkaufsbüro in Shanghai einen routinierten Geschäftsführer ein­ gestellt, der langjährige Erfahrungen vom Laminatbodenhersteller ­Powerdecor Flooring mitbringt und diese bei der Errichtung der neuen Fabrik einsetzen wird. „Wir bauen ein Werk in China“ m+t: Nachdem 2017 der Bau des brasilianischen Werkes im Fokus stand, haben Sie im laufenden Jahr ihren Hauptsitz in Spanien aufgerüstet und eine Gravuran-

lage gekauft. Welches Ziel verfolgen Sie mit der Anschaffung? Colomer: Wir sehen in der eigenen Gravur einen wesentlichen Wettbewerbsfaktor, um sich in den Produkten und vor allem in der Schnelligkeit bei der Belieferung der Kunden absetzen zu können. Ohne eigene Gravur dauerte die Umsetzung eines Kundendekors bislang in Brasilien bis zu drei Monaten. Durch die Gravuranlage können wir unseren Kunden innerhalb einer Woche bereits das Dekor zur Verfügung stellen. Bönen besitzt daher ebenfalls eine eigene Farbausmusterung und eine Gravuranlage. Zusätzlich stehen zwei Labormaschinen zur Verfügung. Ich bin davon überzeugt, dass wir als kleines Unternehmen innerhalb der Dekorindustrie uns nur durch ein hohes Maß an Flexibilität und Service hervorheben können. Aus diesem Grund haben wir in Spanien auch in eine dritte, hochmoderne Gravuranlage der Firma Hell investiert. Am Firmensitz befindet sich übrigens auch unsere zen­trale Designabteilung. m+t: Könnten Sie unseren Lesern Details der neuen Anlage verraten? Colomer: Es handelt sich dabei um den HelioKlischograph „Hell K5 Smart XXL“, der aufgrund modernster Technologie vergleichbare Ergebnisse wie eine Lasergravur ­erzielt. Mit ihm ist es neuerdings möglich, sogar Zylinder mit über fünf Metern Gesamtlänge dank des Kalibrationsverfahrens „CellEye“ mit höchster Wiederholgenauigkeit zu gravieren. Die Anlage erreicht eine Auflösung von 540 l/cm bei einer Tiefe von 100 µm. Zu diesem Qualitätsaspekt kommt ein weiterer Vorteil: Die Neuanschaffung steigert unsere Gravurkapazitäten um 35 Prozent. Außerdem ist die Anlage für das in der Entwicklung befindliche, schnellere Gravursystem „Helio Sprint III“ (12kHz) vorbereitet, so dass wir unsere Gravurkapazitäten weiter erhöhen könnten.

„Bei kundenspezifischen Produkten wollen wir erster Ansprechpartner sein“ “For customer-specific products we want to be the initial contact partner” Photos: Barth ­m aterial+technik möbel 05|18 ­­­17

M_mt0518_SOS_Lamigraf.indd 17

03.09.18 11:36


Structures of Surfaces

Asiatisch-europäische Designfusion

1

Gastfreundschaft wird bei Chiyoda im belgischen Genk seit Anbeginn groß geschrieben. Das europäische Werk des ja­panischen Dekordruckers kann künftig seinen Kunden ein noch schöneres und ein­la­denderes Ambiente bieten. Vor wenigen Tagen ist der neu gestaltete Ausstellungsraum fertig gestellt worden. Er bietet den Gästen mehr als nur einen Blick auf die Dekore. 2 Der belgische Dekordrucker Chiyoda Europe hat seinen Showroom neu gestaltet. Die im Jahr 1989 gebauten Räumlichkeiten wurden in den vergangenen Monaten großzügiger und einladender gestaltet. „Wir können unseren Kunden künftig auch das passende Ambiente zu unseren trendigen Dekoren bieten“, freut sich Olaf Leonhardt, Crea­tive Director von Chiyoda Europe. „Wir haben den neuen Showroom auch mit zwei Besucherräumen mit Lounge-Charakter versehen, die den Aufenthalt und die Ausmusterung angenehm gestalten“. Ab September ist das Designstudio dann offiziell für die Kunden geöffnet. Beim Betreten werden die Besucher aber schon jetzt von einem neugestalteten Eingangsbereich mit Kaffee-Lounge empfangen. „Wir haben bei dem Umbau eine Fusion von asiatisch japanischen und europäisch belgischen Designelementen vorgenommen, um auch die DNA der japanischen Firmenherkunft zu signalisieren“, erläutert ­Leonhardt, von dem die Konzeptidee zur Neugestaltung des Ausstellungsraums stammt. Die Ausführung des Konzepts lag in den Händen der Firma ­Warda ­Design und wurde von Architekt Bert Klaaysen und Designer Rolf Warda gemeinsam umgesetzt. „Bei der Neugestaltung wurde großer Wert auf die Multifunktionalität, Aktualität, Zeitlosigkeit sowie auf Aufenthaltsqualität gelegt“, erläutert Rolf Warda den Anspruch an die ­Neugestaltung. ba

3

4

1| Besucherraum/guestroom · 2| Loungebereich/lounge area · 3| Designbüro/design office · 4| Eingangsbereich/entrée · 5| Ausstellungsraum/showroom Photos: Chiyoda

Asiatic-European design fusion The Belgian decor printer Chiyoda Europe has redesigned its showrooms. In recent months, the premises, originally built in 1989, were ­reshaped to impart a generous and inviting character. For example, two visitor rooms were recreated in lounge-style in order to make their visit, and the time needed for colour matching, more comfortable for customers. In the re­design work, the Creative Director Olaf ­Leonhardt, who originated the concept idea for the new design of the showrooms, envisaged a fusion of Asiatic-Japanese and European-Belgian design elements in order to signalize the DNA of the Japanese parent company’s origin. The execution of the concept was entrusted to the Warda Design atelier and was jointly implemented by architect Bert Klaaysen and designer Rolf Warda. The new showrooms will be officially open to customers from ­September.

5

­­­22

material+technik möbel 05|18

M_mt0518_SOS_PK_Chiyoda.indd 22

31.08.18 09:28


Structures of Surfaces

„Beim Umweltschutz setzen wir auf strategische Partnerschaft“ Die deutsche Holzwerkstoffindustrie sieht sich künftig verschärften Bedingungen zum Schutz der Umwelt gegenüber. Egger rüstet sich bereits jetzt und hat ein ehrgeiziges Investitionsprojekt in Angriff genommen, mit dem die Holzwerkstoffgruppe ihre führende Rolle beim Umweltschutz einmal mehr unter Beweis stellen kann. Bei der Realisierung ist die Deurotech Group als langjähriger strategischer Partner mit im Boot. Am Egger-Standort in Brilon sprach material+technik möbel mit Volker Reidegeld (GF Vits Technology GmbH und Wessel-Umwelttechnik GmbH) sowie Hannes Mitterweissacher (Divisionsleiter Technik/Produktion Egger) über die geplanten Maßnahmen.

Exklusiv vor Ort Exclusive on the spot

m+t: Herr Mitterweissacher, mit welchen neuen Anforderungen beim Umweltschutz muss die Holzwerkstoffindustrie rechnen? Mitterweissacher: Die Bundesregierung hatte sich 2014 zur Novellierung der TA Luft (Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft) entschlossen, um Regelungen aus dem EU-Recht auf nationales Recht umzusetzen. Die TA Luft ist das zentrale Regelwerk zur Verringerung von Emissionen und Immissionen von Luftschadstoffen aus genehmigungsbedürftigen Anlagen. Aktuell gibt es einen Referentenentwurf des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU), der allerdings noch den Bundesrat passieren muss. Darin sind neue und gleichzeitig zumeist geringere Grenzwerte für Emissionen aus Anlagen festgelegt, die unter das Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) fallen. Wir gehen davon aus, dass die Novellierung Ende 2019 in Kraft tritt. m+t: Herr Reidegeld, welche Änderungen ergeben sich laut dem Entwurf? Reidegeld: Zum einen erfolgte eine Neueinstufung von Formaldehyd und es wurden niedrigere Grenzwerte festgelegt. Zum anderen kann eine Aufnahme der Geruchsimmissions-Richtlinie (GIRL) in die TA-Luft erwartet werden. Künftig dürfen die Emissionen an organischen Kohlenwasserstoffen im Ab-

gas bei Späne- und bei Fasertrocknern eine Massenkonzentration von 200 bzw. 120 mg/m3 nicht überschreiten. Bislang lag die Grenze bei 300 mg/m3. Zusätzlich ist nun auch eine Begrenzung bei Formaldehyd-Emissionen vorgesehen, die bei Fasertrocknern bei 15 mg/m3 bzw. bei Spänetrocknern bei 10 mg/ m3 liegen. Altanlagen sollen diese Anforderungen spätestens ab dem 20. November 2019 einhalten. „Brilon bekommt einen Bio-Wäscher“ m+t: Mit welchen Maßnahmen reagiert Egger auf die Verschärfung der Abgaswerte? Mitterweissacher: Wir werden den Standort Brilon für die künftigen Umweltschutz-Anforderungen aufrüsten und einen biologischen Wäscher für die Abluft aus den MDF-Trocknern installieren. Unsere bestehende Abluftreinigung erfüllt zwar die aktuellen Vorschriften der TA-Luft, lässt sich aber nicht für die verschärften Anforderungen nachrüsten. In das neue Projekt investiert Egger mehr als 10 Mio. Euro. Die Fertigstellung ist für Sommer 2019 geplant. Reidegeld: Wir installieren bei Egger unseren „BIOCAT-DUOWäscher“ zur Abscheidung von Fasern, Formaldehyd und VOC, der über eine doppelte Reinigungsstufe verfügt. Zunächst wird die Abluft entstaubt, dann gereinigt. Auch wird das Waschwasser in einem se-

paraten Reaktor für die Wiederverwendung im Wäscher aufbereitet, was den Frischwasserverbrauch senkt und zur Einsparung von Betriebskosten beiträgt. Der bei diesem System in Brilon zugrunde gelegte Volumenstrom liegt bei ca. 750.000 Betriebskubikmetern. m+t: Welche Gründe führten zur Entscheidung, auf das Knowhow der Deurotech Group zu setzen? Mitterweissacher: Egger arbeitet schon seit vielen Jahren mit der Deurotech Group und insbesondere mit ihren Mitgliedsunternehmen zusammen. Heute sind an all unseren Standorten Anlagen dieser Firmengruppe installiert. Für Egger spielt bei einer Investitionsentscheidung die Verfügbarkeit der Anlage und die Verlässlichkeit der Part-

ner die Hauptrolle. Die Philosophie von Egger ist eine langfristige Zusammenarbeit mit seinen Maschinenlieferanten. So wurde im Jahr 1982 am Egger-Standort Wörgl beispielsweise eine erste Imprägnieranlage von Vits Technology aus der Deurotech Group installiert, die bis vor kurzem noch in Betrieb war. Insgesamt sind bei Egger heute weltweit über 20 Vits-Imprägnieranlagen im Einsatz. Unser russischer Standort in Gagarin wird gerade mit einer dritten Anlage ausgestattet. Anfang der 2000er Jahre realisierten wir mit Wessel-Umwelttechnik ein richtungsweisendes Projekt an unserem Standort Wismar und haben dort bei den MDF-Trocknern erstmals eine biologische Abluftreinigung des Herstellers installiert. Da die Anlage sehr vorausschauend geplant wurde, ist das System

Volker Reidegeld: „Der Kunde definiert die Anforderungen“ “The customer defines the requirements” ­m aterial+technik möbel 05|18 ­­­24

M_mt0518_Deurotech_issuu.indd 25 M_mt0518_SOS_Deurotech.indd 24

05.09.18 09:32 09:57 31.08.18


Structures of Surfaces

„Wir investieren in Prozessoptimierung und ein weiteres Werk in China“ Der Maschinen- und Anlagenbauer Wemhöner investiert in die Zukunft. Während Mitte Juli eine neue Produktionshalle am Firmensitz eingeweiht wurde, plant das Unternehmen die Errichtung eines zweiten Produktionsstandortes in China. material+technik möbel besichtigte den Erweiterungsbau in Herford und sprach mit Heiner Wemhöner (CEO) über die Gründe für die millionenschweren Investitionen in Deutschland und in Asien. m+t: Herr Wemhöner, der Neubau lässt Ihre Produktionsfläche in Herford nochmals kräftig anwachsen. Ist die Nachfrage nach Ihren Maschinen so stark gestiegen? Wemhöner: Bei dem Neubau stand nicht die Kapazitätserweiterung im Vordergrund. Vielmehr haben wir unsere internen Abläufe optimiert und auch einen Teil des Maschinenparks zur Teilebearbeitung erneuert, die komplett in den Gebäudekomplex einziehen werden. Durch den Umzug aus den bisherigen Hallen haben wir Fläche gewonnen, die wir bei Bedarf zur Kapazitätsausweitung einmal nutzen könnten. Derzeit ist dies allerdings nicht erforderlich.

Exklusiv vor Ort

m+t: Können Sie den Lesern etwas über den Neubau und die Investitionssumme berichten? Wemhöner: Gegenüber unserem Firmengelände hatte mein Vater in den 80er Jahren vorausschauend eine Freifläche erworben und dort drei Hallen mit knapp 3.000 m2 Fläche errichtet, die wir zunächst vermieteten und aufgrund der gestiegenen Nachfrage erst seit fünf Jahren selbst nutzen. Wir haben nun zwei weitere Hallen mit rund 2.000 m2 Fläche angebaut und konzentrieren im gesamten Komplex unsere Werkzeugmaschinen für die Teilefertigung und -bearbeitung. Alle Hallen wurden mit Hilfe einer futuristischen Außenverkleidung zu einer architektonischen Einheit verbunden und dem bestehenden Design unseres Standortes ange-

passt. Insgesamt stehen uns damit nun rund 20.000 m2 Produktionsfläche in Herford zur Verfügung. Der fast 14 Meter hohe Neubau hat uns vier Millionen Euro gekostet, weitere acht Millionen investierten wir in die neuen Maschinen, darunter eine große Portalfräsmaschine von Waldrich Siegen sowie diverse hochmoderne Fräs- und Drehautomaten. Allein die Fräsmaschinen verdoppeln unsere Kapazität auf diesem Gebiet. Außerdem werden erstmals Roboter zum Einsatz kommen. Gleichzeitig entzerren wir die Abläufe, da die Anlieferung von Material und die Auslieferung der Maschinen künftig über verschiedene Tore abgewickelt werden können. Bleche und Konstruktionsstahl etwa kommen direkt an der Halle an, in der sie auch bear-

beitet werden. Die Abläufe in Herford werden dadurch schlanker und effizienter. „30 Prozent steuert China zum Umsatz bei“ m+t: Solche millionenschweren Investitionen setzen eine erfolgreiche Geschäftsentwicklung voraus. Wie steht das Unternehmen aktuell da? Der Maschinenbauer aus Herford peilt für 2018 einen Umsatz von mehr als 130 Mio. Euro an. The mechanical engineering specialist based in Herford is aiming to achieve sales in excess of EUR 130 million in 2018.

Exclusive on the spot

­­­30

material+technik möbel 05|18

M_mt0518_SOS_Wemhoener.indd 30

31.08.18 09:41


Wemhöner: Im Maschinenbau verläuft die Geschäftsentwicklung bekanntlich in Zyklen. Der aktuelle Zyklus hält für Wemhöner erfreulicherweise seit einigen Jahren an und beschert dem Unternehmen eine kontinuierliche Aufwärtsentwicklung beim Umsatz. 2017 erzielten wir mit rund 500 Mitarbeitern einen Umsatz von 120 Mio. Euro, im laufenden Jahr wollen wir mehr als 130 Mio. Euro erreichen. Angesichts des guten Auftragseingangs rechne ich damit, dass wir unser Umsatzziel erreichen werden. m+t: Nicht der komplette Umsatz wird vom Stammwerk in Herford erzielt. Welchen Anteil steuert der chinesische Standort bei? Wemhöner: Wir haben uns 2005 zum Bau einer Betriebsstätte in China entschlossen und bereuen ihn keineswegs. Seit dem Start der Produktion im Jahr 2007 gelten in China vergleichbar hohe Qualitätsansprüche wie bei unseren in Herford produzierten Anlagen und das hat sich bezahlt gemacht: 2017 steuerte unser Werk mit seinen 180 Mitarbeitern bereits rund 30 Prozent zum Gesamtumsatz bei. Etwa ein Drittel der Produktion wird exportiert. In den nächsten Jahren wird dieser Anteil sicherlich auf 50 Prozent steigen. Nach mehrfachen Erweiterungsbauten beläuft sich die Produktionsfläche dort heute auf über 10.000 m2. m+t: Werden in China die gleichen Maschinen wie in Herford gebaut? Wemhöner: Sowohl in Herford als auch in China bauen wir ausschließlich auftragsbezogen. Allerdings produzieren wir in China hauptsächlich unsere „Vario-Pressen“, da im Gegensatz zu Westeuropa tiefgezogene Oberflächen weiterhin gefragt sind. Jährlich verlassen mehr als 60 solcher Anlagen die Produktionsstätte in China. Eine Membranpresse, die wir vor wenigen Tagen auf der Messe IWF in Atlanta ausstellten, war bereits lange vor Messestart verkauft und wird direkt aus Atlanta an den Kunden ausgeliefert. Ein Beweis dafür, dass diese Produktgattung weltweit gefragt ist. Für das Gesamtunternehmen sind allerdings Kurztakt-Pressen das wichtigste Standbein. Sie machen über 80 Prozent des Umsatzes aus.

Aus diesem Grund wird Wemhöner weltweit auch als Marktführer angesehen, wie eine jüngste Untersuchung ergeben hat. Insbesondere die Synchron­poren-Technologie hat den Absatz von KT-Anlagen beflügelt. Weiteren Schub brachten Weiterentwicklungen hinsichtlich Schnelligkeit, Effi­zienz und Verkettungsmöglichkeit. Sie haben zu zahlreichen Neuanschaffungen bei unseren Kunden aus der Holzwerkstoffindustrie geführt. „Wemhöner wurde zum Weltmarktführer gekürt“ m+t: Sie erwähnten gerade, dass Sie als Weltmarktführer angesehen werden. Welche Untersuchung liegt dieser Einschätzung zugrunde? Wemhöner: Meine Angaben beziehen sich auf eine Analyse der Henri

B. Meier Unternehmensschule der Universität St. Gallen, die in Zusammenarbeit mit der Akademie Deutscher Weltmarktführer (ADWM) die Weltmarktführer in Deutschland, Österreich und der Schweiz erforscht und einen Weltmarktführerindex entwickelt hat. Hierin wurde Wemhöner im Segment „Veredelung von Holzwerkstoffen: Kurztaktpressen-Anlagen zur Melamindirektbeschichtung und „3D-Variopressen“ zum „Weltmarktführer – Champion 2018“ gekürt. m+t: Welche weiteren Technologien tragen zum Umsatz bei? Wemhöner: Der strukturelle Wandel in der Möbelbranche hat natürlich auch unser Produktportfolio verändert. Weltweit gesehen sind nach KT-Pressen die zuvor erwähnten Tiefzieh-Anlagen das zweitwichtigste Standbein. Auch An-

Heiner Wemhöner: „Qualität spielt bei uns die Hauptrolle“ “Quality plays the main role with us” lagen für die Türenherstellung steuern zum Umsatz bei. Auf Kundenwunsch bauen wir zudem Direktdruckanlagen, Kaschieranlagen und sehen uns bei anderen Technologien, die in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen haben, ebenfalls als kompetenter Partner für die Holzwerkstoffindustrie. Wir können durch unseren Portfolio-Mix zugleich Absatzschwankungen bei einzelnen Produktsparten besser abfangen. Außerdem sehe ich mich in meiner Entscheidung bestätigt, das Unternehmen 2006 in „Wemhöner Surface Technologies“ umbenannt zu haben: Oberflächen spielen im Einrichtungsbereich heute eine wichti­m aterial+technik möbel 05|18 ­­­31

M_mt0518_SOS_Wemhoener.indd 31

31.08.18 09:43


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.