DER MITTELSTAND Ausgabe 02/2016

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Mittelstand.

DER

02 / 2016 | April / Mai 2016 | 4,90 Euro

Das Unternehmermagazin

Themenschwerpunkt: Mittelstand und Fachkräfte

Glanzvoller Jahresempfang Fachkräftesicherung bleibt zentrale Zukunftsaufgabe Yasmin Fahimi

Initiative für Ausbildung: Nicht jammern. Machen! Christine Görzen


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Der Mittelstand. | 2 | 2016

Draghi am Ende

A

Foto: Thomas Imo

Präsident Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) und Europäischer Mittelstandsdachverband European Entrepreneurs (CEA-PME), Herausgeber „Der Mittelstand.“

Durch den massiven Verfall des Ölpreises geraten immer mehr Unternehmen unter Druck. Beispiels­ weise US-amerikanische Frackingfirmen, die sich zu hohen Zinsen verschuldet haben. Das wiede­ rum schlägt auf die Banken durch. Viele Kredit­ institute, darunter dem Vernehmen nach auch be­ kannte deutsche Geldhäuser, haben „signifikante, nicht gut abgesicherte“ Engagements im Hochzins­ bereich, wie es in einer internen Analyse heißt.

Doch eine geldpolitische Kurswende ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: In EZB-Kreisen wird bereits über eine Absenkung des Leitzinses unter null spekuliert. Damit nicht genug, kauft die EZB un­ verdrossen weiter Staatsanleihen auf – momen­ tan für rund 60 Milliarden Euro monatlich. Und ab Juni will Draghi im Rahmen des großangelegten Bondprogramms auch Firmenanleihen erwerben.

In diesem Kontext sind möglicherweise die Rück­ stellungen der Deutschen Bank für Kreditverluste zu sehen. Sie steigen dieses Jahr um 19 Prozent auf 1,14 Milliarden Euro, nach einem Rekordverlust von 6,8 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2015. Weltweit belaufen sich die ausstehenden Hoch­ zinskredite der Banken dem Research­spezialisten Bernstein zufolge auf umgerechnet 163 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Das entspricht in etwa der Wirtschaftsleistung Tschechiens.

Auch am weltwirtschaftlichen Horizont ziehen dunkle Wolken auf: Analysten der Citigroup war­ nen, die USA könnten im Laufe des Jahres in die Rezession abgleiten. Japan steht schon unmittel­ bar davor. Chinas Wirtschaft ist stark eingebro­ chen, und die rohstoffexportierenden Länder stecken wegen des Preisverfalls tief in der Krise. So haben die 5.000 größten börsennotierten Unternehmen im Eisenerz-, Stahl- und Energie­ sektor Schulden von 3,6 Billionen Dollar aufge­ häuft, doppelt so viel wie 2008.

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Mario Ohoven

lbert Einstein wird das Bonmot zuge­ schrieben: „Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten“. Für die Europä­ ische Zentralbank (EZB) trifft dies offenkundig zu. Die Zinsen in der Eurozone wurden unter Mario Draghi praktisch abgeschafft. Mit 0,05 Prozent liegt der Leitzins gerade noch wahrnehm­ bar im positiven Bereich.

Mit ihrer Politik des forcierten Billiggeldes steht die europäische Notenbank nicht allein. FED, Bank of England, Bank of Japan und EZB wetteifern seit Jahren, wer die Zinsen und die eigene Währung am tiefsten drücken kann. Dummerweise haben Banken, Betriebe und Bürger sich längst daran gewöhnt. Damit bleiben Anreize dieser Art fortan wirkungslos. Gleichwohl gibt es Planspiele, den Ankaufrahmen der EZB für Staatspapiere noch über 33 Prozent hinaus auszuweiten. Am Ende die­ ses geldpolitischen Irrsinns und Irrweges könnte eine direkte monetäre Staatsfinanzierung stehen.

EDITORIAL

Wie geht es weiter? Fest steht, die Geldpolitik ist global gescheitert. Auch von der Fiskalpolitik ist leider keine Hilfe zu erwarten. Weil selbst höhere Staatsausgaben in Deutschland und den wenigen Ländern mit vergleichsweise soliden Staatsfinan­ zen nicht ausreichen würden, um die Weltwirt­ schaft aus einer Rezession zu retten. Vielleicht greift Draghi in seiner Not zum letz­ ten Strohhalm: Helikoptergeld. Dabei würde die EZB Geld drucken und es direkt an die Bürger verteilen, ergo: verschenken. Das wäre Wahn­ sinn mit Methode – und deswegen im Sinne des Einstein-Apercus konsequent. Dem steuerzah­ lenden Bürger bleibt die bittere Erkenntnis: Die nächste Krise ist so der so programmiert.

Mario Ohoven


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INHALT

Der Mittelstand. | 2 | 2016

3 Draghi am Ende

POLITIK

6 Deutschland-News 8 Fachkräftesicherung bleibt zentrale Zukunftsaufgabe

10 Kontraproduktive Regulierungen 13 Wenn der Wähler sich seine eigenen Gedanken macht

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14 Flüchtlinge = Fachkräfte? Länger arbeiten mit der Flexi-Rente

16 Negativzinsen – die Liste der Opfer wächst täglich 18 Digitale Energiewirtschaft 19 Die Kosten der Integration – Generationenbilanz und Nachhaltigkeitslücke 20 Wissen als Währung der Zukunft 22 Jahresempfang des Mittelstandes – 3.000 Gäste 24 Mittelstandspräsident im Dialog 25 Umfrage: Schieflage bei TTIP 26 Europa-News

32 Chancen für deutschen Mittelstand in Indien

KOLUMNE

34 Das Ikarus-Prinzip

IBWF

36 Produktionsfaktor Persönlichkeit

28 Estland – klein, aber oho

37 Initiative für Ausbildung: Nicht jammern. Machen!

29 Trained in Germany – ein Markenzeichen in Tunesien

38 Wider den Fachkräftemangel im Einkauf

Kontraproduktive Regulierungen

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30 BVMW-Erfolg: Investorenschutz entscheidend verbessert

SERVICE

40 News 42 Spielerisch Nachwuchs finden

44 Länger arbeiten mit der Flexi-Rente 46 Kluge Köpfe werden rar 50 Versetzt 52 Personalauswahl 4.0 53 Leiharbeit und Werkvertrag – es bleibt spannend!


Der Mittelstand. | 2 | 2016

INHALT

KULTUR

72 Recruiting 4.0 – wie aus Fachkräften Praktikanten werden 74 Letzte Mission 74 Magie der Moderne 76 Küstenpfad und Königsweg – Spanien einmal anders

BVMW

78 News

80 Stahl als eine sichere Verbindung ...

80 Stahl als eine sichere Verbindung … 54 Präventionsgesetz stärkt Betriebliche Gesundheits­ förderung im Mittelstand

82 Designermöbel mit Pfiff aus der Bauhausstadt 84 Geglückte Unternehmensnachfolge 86 Lager 3000 – Archivieren leicht gemacht

55 Gesundheitswesen sucht Fachkräfte

87 EU-Binnenmarkt für Strom nicht gefährden

56 Cyber-Security – internationaler Standard für den Mittelstand

87 Unterstützungskasse Deutscher Mittelstand e. V.: Einladung zur Mitgliederversammlung

57 Offensive Mittelstand: alle an einem Strang 58 Energieeffizienz – welche Fördermöglichkeiten gibt es? 60 Dank Nachrangdarlehen Herr im eigenen Haus bleiben 61 Employer Branding im digitalen Zeitalter 62 Buchtipps 64 Digitalisierung von Publikationen 66 Kleine Helfer 68 Fachkräfte finden und binden 69 Finanzkolumne „Über Ihr Geld“ Schiefe Vergleiche 70 BVMW-Veranstaltungskalender

88 Engagierte Politnetzwerker im politischen Berlin 88 BVMW trauert um Vorstand Dr. Walter Niederstätter 90 Energiewende nur mit Mittelstand erfolgreich 90 Impressum

Versetzt

50

72 Recruiting 4.0 – wie aus Fachkräften Praktikanten werden

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POLITIK

Der Mittelstand. | 2 | 2016

Deutschland-News BVMW beim Campus Mittelstand auf der CeBit BVMW-Referentin Diana Scholl ging beim Campus Mittelstand auf der CeBit 2016 der Frage nach, wie der Mittelstand bei der Digitalisierung den Anschluss schafft. Ein wichtiger Aspekt dabei ist der Austausch zwischen KMU, sowohl digitalen Vorreitern als auch de­ nen, die sich digital noch orientieren. Der BVMW leistet für die digitale Transformation in KMU einen wichtigen Beitrag, u.a. mit eigenen Initiativen, Veranstaltungen und Roadshows, die ebenfalls im Rahmen des Campus Mittelstand vorgestellt wurden.

Digitale Strategie 2025 vorgestellt Zur Eröffnung der CeBit in Hannover hat Bundeswirtschafts­ minister Gabriel (SPD) einen 10-Punkte-Plan zur Digitalisierung vorgestellt. Die darin genannten Handlungsfelder sollen der Re­ gierung und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie

als Fahrplan für digitale Aktivitäten bis 2025 dienen. Bestandteil dessen sind u. a. der Aufbau eines Gigabyte-Netzes, eine stärkere Gründungsförderung sowie neue Programme und Initiativen zur Förderung von KMU bei der Digitalisierung.

Mittelstand-Digital-Kongress in Berlin

Kaum Gehaltsunterschiede zwischen den Geschlechtern

Alexandra Horn (Mitte) stellt für den BVMW das Kompetenzzentrum 4.0. in Berlin vor.

Um kleine und mittlere Unternehmen bei der digitalen Transformation zu unterstützen, hat das Bundeswirtschaftsministerium die Förderinitiative „Mittelstand 4.0 – Digitale Produktions- und Arbeitsprozesse“ ins Leben gerufen. Sie gehört zur Digitalen Agenda der Bundesregierung. In diesem Jahr werden bundesweit Mittelstand 4.0-Kompetenz­ zentren gestartet, die für den Mittelstand lokale Ansprechpartner rund um das Thema Digitalisierung sein werden. Das Stichwort Vernetzung fällt bei der Diskussion um Industrie 4.0 immer wieder. In die­ sem Sinne trafen sich die Kompetenzzentren im Wirtschaftsministerium in Berlin. In Ber­ lin/Brandenburg startet die Arbeit des Kompetenzzentrums unter Leitung des BVMW voraussichtlich im Mai. Gemeinsam mit wissenschaftlichen Partnern wird eine niedrig­ schwellige Anlaufstelle für die Unternehmen der Region geschaffen. Der Bundesgeschäftsführer des BVMW, Prof. Dr. Roland Wöller, und die zuständige Ab­ teilungsleiterin Alexandra Horn stellten auf dem Mittelstand-Digital-Kongress ihr Kon­ zept für das Kompetenzzentrum 4.0 in Berlin vor. Neben dem Austausch mit den anderen Zentren fanden außerdem Vorträge für Unternehmer rund um das Thema Digitale Trans­ formation statt.

Die durchschnittliche Gehaltslücke zwischen Frauen und Männern lag laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2015 unbereinigt bei 21 Prozent. Diese Lücke reduziert sich allerdings merklich, wenn berücksichtigt wird, dass Frauen und Männer unterschiedliche Berufe und Ar­ beitgeber wählen und anders über ihre Arbeitszeiten und Erwerbsunterbre­ chungen entscheiden. Werden zudem ge­ schlechtsspezifische Unterschiede in den Erwerbspausen berücksichtigt, schließt sich die Entgeltlücke fast vollständig.

Foto oben: © jcpjr - Fotolia.com; Foto unten: © yossarian6 - Fotolia.com

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POLITIK

Außenhandel erreicht Rekordwerte Die deutschen Exporte, Importe und der Exportüberschuss erreichten nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im abgelaufenen Jahr neue Höchstmarken. Gegenüber dem Vorjahr waren die Exporte im Jahr 2015 um 6,4 Prozent und die Importe um 4,2 Prozent höher. Insgesamt betrug der Wert der Exporte 1.195,8 Milliarden Euro und der Wert der Importe 948 Milliarden Euro. Die Außenhandelsbilanz schloss im Jahr 2015 mit dem bisher höchsten Überschuss von 247,8 Milliarden Euro ab (Vorjahr: 213,6 Milliarden Euro). Mit 58 Prozent waren die EU-Mitgliedstaaten Hauptziel deutscher Exporte, in die Länder der Eurozone gingen rund 36 Prozent. Gegenüber dem Jahr 2014 stiegen die Exporte in die EU-Länder um 7 Prozent und die Importe um 4,5 Prozent. Auch in die Länder der Eurozone wurde mehr geliefert (+5,9 Prozent) und ebenso mehr von dort bezogen (+3,8 Prozent).

Foto oben: © davis - Fotolia.com; Foto Mitte: © Jürgen Fälchle - Fotolia.com; Foto unten: © zhu difeng - Fotolia.com

Wer lernt, gewinnt im Job Lohn des Lernens sind Karrierechancen, mehr Verantwortung und/oder eine Ge­ haltserhöhung. Dies geht aus der TNS Infratest-Studie „Weiterbildungstrends in Deutschland 2016“ hervor, die zum achten Mal in Folge im Auftrag der Stu­ diengemeinschaft Darmstadt unter 300 Personalverantwortlichen in deutschen Unternehmen durchgeführt wurde. Ein weiteres wichtiges Signal an die Arbeit­ nehmer ist die hohe Bedeutung, die die Personalverantwortlichen schon seit der ersten Umfrage im Jahr 2009 der Eigeni­ nitiative in der beruflichen Weiterbildung zuschreiben. Auch im Rahmen der zuneh­ menden Digitalisierung der Arbeitswelt sehen die HR-Manager die Lernbereit­ schaft als eine wichtige Kompetenz ihrer Mitarbeiter. Quelle: TNS Infratest und Studiengemeinschaft Darmstadt www.sgd.de

Sommerzeit bringt Wirtschaft kaum Vorteile Nach Angaben des Büros für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundes­ tag bringt die Sommerzeit Deutschland kaum einen Nutzen. Die Wirtschaft hat sich im Wesentlichen mit der Sommerzeit arrangiert, zieht aber keinen Mehrwert daraus. Wie zuletzt schon 2007 die EU-Kommission herausgefunden hat, liegt der Hauptnutzen in der Begünstigung von Freizeitaktivitäten und geringfügigen Energieeinsparungen. Lediglich im Photovoltaikbereich sind leichte Vorteile fest­ stellbar. Die Möglichkeit zur Energieeinsparung wurde 1980 als Grund für die Ein­ führung der Sommerzeit angeführt – bislang erfolglos. Versuche, die Sommerzeit wieder abzuschaffen, sind jedoch schwierig. Hierfür müsste zuvor die EU-Kom­ mission überzeugt werden, die dazu nicht bereit ist.

Trend: Längere Forderungslaufzeiten und höheres Ausfallrisiko Die Forderungslaufzeit (Days of Sales Outstanding, DSO), also die Zeit zwischen Rechnungslegung und Begleichung ei­ ner Forderung, verlängert sich derzeit weltweit. Dies ist eine Schlüsselkennzahl für den Cash-Flow sowie für Insolvenzen. In China verschlechterte sich die DSO im Jahr 2015 auf 81 Tage, für 2016 rechnet Euler Hermes mit einer weiteren Ver­ schlechterung um drei Tage auf 84 Tage. Insolvenzen steigen in China nach Einschätzungen des Kreditversicherers um 20 Prozent. Die Verschuldungsquoten sind auf einem alarmie­ rend hohen Niveau, selbst wenn man sie um die vorhandenen liquiden Mittel bereinigt. Tatsächlich liegen die Verschul­ dungsquoten in der Metallbranche bei 108 Prozent und so­ wohl im Maschinen- und Anlagenbau als auch in der Papierin­ dustrie bei 92 Prozent. www.eulerhermes.com/mediacenter/ Lists/mediacenter-documents/ Economic-Outlook-Sectors-Games-1223-feb16.pdf

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POLITIK

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Fachkräftesicherung bleibt zentrale Zukunftsaufgabe „In Deutschland steckt mehr“, das war das Motto der Fachkräftewoche im Herbst 2015. Bei der bundesweiten Aktionswoche der Partnerschaft für Fachkräfte – einem Zusammenschluss von Bundesressorts unter der Federführung des Bundesarbeitsministeriums, in enger Einbindung der Sozialpartner sowie der Bundesagentur für Arbeit – ging es darum, Potenziale für die Fachkräftesicherung zu identifizieren und zu nutzen.

Auf den 300 bundesweiten Veranstaltungen hat sich gezeigt: Viele Unternehmen, maßgeblich auch kleine und mittelständische, tragen schon heute mit attraktiven Arbeitsbedingungen und neuen praxisnahen Ansätzen zur Sicherung der Fachkräftebasis in Deutschland bei. Deutlich wurde aber auch, dass Fachkräftesicherung eine zentrale Zukunftsaufgabe bleibt. Globaler Wandel, fortschreitender technischer Fortschritt und zunehmende Digitalisierung bergen große Potenziale für mehr und bessere

Arbeit. Demografische Entwicklung, Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit, der Wunsch nach bes­ serer Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind die Herausforderungen, vor denen wir bei der Gestaltung dieses Wandels stehen. Die Arbeitsmarktprognose im Auftrag des Bun­ desarbeitsministeriums, die die aktuelle Flücht­ lingsentwicklung noch nicht berücksichtigen konnte, zeigt, dass die Anstrengungen aller Ak­ teure zur Fachkräftesicherung erste Erfolge zei­ gen, diese aber nicht nachlassen dürfen. Wenn

Foto: © Pressmaster - Shutterstock.com

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wir weiter von einer vergleichs­ weise hohen Zuwanderung bis zum Jahr 2030 ausgehen (Ver­ gleichsjahr ist 2013), wird die Bevölkerung im erwerbsfähi­ gen Alter um rund 3,9 Millionen zurückgehen und die Zahl der Erwerbspersonen um 0,9 Milli­ onen sinken. Daher sind die An­ strengungen zur Fachkräftesi­ cherung weiter voranzutreiben. Eine wesentliche Stellschraube bei der Fachkräftesicherung liegt in der Sicherung der Be­ schäftigungsfähigkeit aller Er­ werbstätigen in Deutschland. Als Bundesministerium für Ar­ beit und Soziales (BMAS) set­ zen wir uns daher insbesondere für beschäftigungsfreundliche Rahmenbedingungen ein. Dazu zählt in erster Linie der Be­ schäftigungsschutz: durch Er­ halt der Gesundheit, durch bes­ sere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, durch Qualifizierung.

Foto: © Bundesregierung/Denzel

Die neue Vielfalt in den Beleg­ schaften, sei es durch den de­ mografischen oder kulturellen Wandel, birgt große kreative Potenziale. Die Di­ gitalisierung bietet Beschäftigten die Chance auf eine bessere Vereinbarkeit von Arbeit und Pri­ vatleben. Für Unternehmen beinhaltet sie neue Möglichkeiten, um noch flexibler und gezielter auf Kundenwünsche einzugehen. Um zwischen den Flexibilitätsanforderungen von Unterneh­ men und den Bedürfnissen der Beschäftigten einen besseren Ausgleich zu schaffen, wollen wir als BMAS im Rahmen unseres Dialogprozesses Arbeiten 4.0 (www.arbeitenviernull.de) auch ei­ nen neuen Flexibilitätskompromiss ausloten. Für Unternehmen, die in Zukunft nachhaltig er­ folgreich sein wollen, geht es künftig jedoch nicht nur um das Finden, sondern auch Binden und Weiterqualifizieren von Fachkräften. Dies gilt insbesondere für den Mittelstand, Rückgrat und Erfolgsfaktor der deutschen Wirtschaft. Über 80 Prozent der Auszubildenden lernen im Mittel­ stand. Er ist Treiber künftiger Produkt- und Pro­

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zessinnovationen, Wettbewerbsfaktor auf den Weltmärkten und sichert den Zugang zu einer pluralisierten Kundschaft. Um die Betriebe bei der Bewältigung und Gestal­ tung des technologischen und demografischen Wandels sowie bei der aktuellen Migration in Arbeit zu unterstützen, stehen insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen drei konkrete Unterstützungsangebote bereit: 1. Die Initiative Neue Qualität der Arbeit – INQA (www.inqa.de) bietet vielfältige Angebote zu den Themen Personalführung, Gesundheit, Wissen und Kompetenz sowie Chancengleich­ heit und Diversity. Denn besonders aus kleinen und mittleren Unternehmen haben wir Rück­ meldungen erhalten, dass häufig keine Zeit und kein Personal vorhanden sei, um zu analysieren, welche Möglichkeiten das eigene Unternehmen nutzen kann, um noch erfolgreicher und für die Zukunft gut gewappnet zu sein. 2. Über das Innovationsbüro Fachkräfte für die Region (www.fachkräfte-offensive.de) können Kontakte und viele Angebote zu guter Praxis in den Regionen abgerufen werden. Denn Patent­ rezepte bei der Fachkräftesicherung vor Ort gibt es nicht, aber gute Erfahrungen und pro­ fessionelle Netzwerker. 3. Das Angebot der Fachkräfte-Offensive (www. fachkraefte-offensive.de) hat sich als Kommu­ nikationsplattform bereits bewährt. Die Web­ site informiert gezielt über bestehende Fach­ kräftebedarfe und bündelt Informations- und Unterstützungsangebote für Beschäftigte und Unternehmen. Die übergreifenden Megatrends Globalisierung, kultureller und gesellschaftlicher Wandel, die Di­ gitalisierung und der demografische Wandel wer­ den uns weiterhin begleiten. Die Vielfalt der Fach­ kräfte in den Betrieben und Unternehmen wird Deutschland in Zukunft ausmachen. Gemeinsam mit den Verbänden der Wirtschaft und den Ge­ werkschaften werden wir im Sinne der Fachkräf­ tesicherung nach neuen Antworten suchen, um Unternehmen und Beschäftigte gleichermaßen zu stärken. Unser gemeinsames Engagement für zukunftsfähige Arbeitswelten für morgen wird eine zentrale Zukunftsaufgabe bleiben. 

Yasmin Fahimi Staatssekretärin Bundesministerium für Arbeit und Soziales www.bmas.de

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POLITIK

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Kontraproduktive Regulierungen Die Pläne von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles zur Regulierung von Werkverträgen und Zeitarbeit verunsichern Unternehmen und Verbände. Im vergangenen Jahr legte Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles einen ersten Entwurf zur Regulierung von Werkverträgen und Zeitarbeit vor. Die Nutzung dieser wichtigen Flexibilisierungs­instrumente durch Unterneh­ men wäre dadurch massiv erschwert worden. Nach hefti­ ger Kritik aus Politik und Wirtschaft, gerade auch seitens des BVMW, wurde der Entwurf überarbeitet. Mit dem Verzicht auf den praxisfremden Kriterienkatalog zur Ab­ grenzung von Werkverträgen und Arbeitsverträgen wur­ de eine zentrale Forderung erfüllt. Mehr Rechtssicher­ heit wird jedoch nicht geschaffen und einige Kritikpunkte, zum Beispiel hinsichtlich der Regulierung der Zeitarbeit, bleiben bestehen. Mitglieder und Partner des BVMW schildern die Bedeutung des Themas und die Probleme für ihre Branchen.


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POLITIK

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Markus Kessel Geschäftsführer des Bundesverbands der Bilanzbuchhalter und Controller e. V., Mitglied der Mittelstandsallianz

Wir haben von Anfang an einen genauen Blick auf die Gesetzesentwicklung geworfen, da wir im Verband neben angestellten viele selbststän­ dige Mitglieder haben, die betriebswirtschaft­ liche Beratung anbieten oder als Projekt- und Interims-Manager tätig sind. Der in einem frü­ heren Referentenentwurf enthaltene Katalog mit negativ formulierten und praxisfremden Kriterien hätte die Gefahr mit sich gebracht, ins­ besondere Solo-Selbstständige zu Unrecht dem Verdacht der Scheinselbstständigkeit auszu­ setzen. Zusammen mit anderen Verbänden und Organisationen haben wir uns deshalb im Forum für den Einsatz flexibler Arbeit in Deutschland zusammengeschlossen, um Politik und Wirt­

schaft auf die ernsten – und unbeabsichtigten – Folgen eines solchen Gesetzes aufmerksam zu machen. Unser Einsatz gemeinsam mit der Allianz für selbstständige Wissensarbeit zeigte bereits Erfolg: Der Kriterienkatalog ist aus dem neu vorgelegten Referentenentwurf vom BMAS verschwunden. Er hält nun die durch die Recht­ sprechung bereits entwickelten Kriterien zur Abgrenzung von Selbstständigkeit und Schein­ selbstständigkeit fest, schafft darüber hinaus je­ doch keine zusätzliche Rechtssicherheit. Wir ap­ pellieren deshalb an die Politik, für transparente Positiv-Kriterien zu sorgen, damit Unternehmen künftig rechtlich abgesichert Aufträge an hoch­ qualifizierte Selbstständige vergeben können.

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Marcel Pelzer Leiter der Hauptstadtrepräsentanz der ManpowerGroup, Mitglied der BVMW-Kommission Arbeit und Soziales Die geplante Neuregulierung der Zeitarbeit ist kontraproduktiv für die Unternehmen sowie für die Mitarbeiter der Zeitarbeit und absolut nega­ tiv für die zukünftige Entwicklung des Arbeits­ marktes.

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Die von Andrea Nahles vorgestellten Ge­ setzänderungen sind eine Mehr-Re­ gulierung eines bewährten und bereits bis ins Detail regulierten Ins­ truments, welches bisher auch den kleinen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland die Flexibilität verschafft hat, die sie im globalen Wettbe­ werb erfolgreich machen. Die Zeitarbeit hat sich in den letzten Jahren äußerst positiv entwickelt: 100 Prozent sozial­ versicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse, 99 Prozent Tarifbindung und mehr als 90 Prozent un­ befristete Beschäftigung. Mit den Gewerkschaf­ ten vereinbarte Branchen-Zuschlagstarifverträ­

ge stellen nahezu das sogenannte Equal Pay, also gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit, sicher. Der eingesetzte Mitarbeiter profitiert somit langfris­ tig von einem höheren Lohn. Die geplante Einführung einer Höchstüberlas­ sungsdauer in Kombination mit der Vorgabe von Equal Pay stellen nicht nur die Unternehmen vor gewaltige Flexibilitätsprobleme und deutliche Mehrkosten, sondern sorgen auch dafür, dass viele Mitarbeiter nur noch befristet beschäftigt werden und nicht von höheren Löhnen profitie­ ren. Dies trifft gerade die, die durch die Zeitar­ beit erstmals oder wieder in eine Beschäftigung kommen wie Langzeitarbeitslose, Menschen mit keinen oder geringen Qualifikationen sowie die große Anzahl der Flüchtlinge, die in den nächs­ ten Jahren integriert werden muss. Gerade diese Herausforderung für den Arbeitsmarkt war bei Abschluss des Koalitionsvertrages nicht abseh­ bar, und somit ist diese Neuregulierung nicht nur unnötig, sondern kontraproduktiv für alle Betei­ ligten.

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POLITIK

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Dr. Marei Strack Vorstandsvorsitzende der Dachgesellschaft Deutsches Interim Management e. V. (DDIM), Mitglied der Mittelstandsallianz Basierend auf der jährlichen Mitgliederumfrage erwartet die Dachgesellschaft Deutsches Inte­ rim Management e. V. (DDIM) für 2016 ein wei­ ter steigendes Honorarvolumen beim Manage­ ment auf Zeit. Dieses wird getrieben durch die zunehmende Nachfrage nach hochqualifizierten Spezialisten im Allgemeinen und den Digitali­ sierungsbestrebungen vieler Unternehmen im Besonderen, gerade aus dem Mittelstand. Hier werden Interim Manager vermehrt als Experten eingesetzt. So wird sich das Honorarvolumen bis zum Jahresende auf einen Betrag von knapp über 1,5 Milliarden Euro einstellen und rund 15 Pro­ zent höher liegen als Ende 2015 (1,3 Milliarden Euro).

Aufgrund der aktuellen Debatte in Sachen Schein­ selbstständigkeit stellt die DDIM eine Verunsiche­ rung – insbesondere auf Unternehmensseite – fest. Daher intensiviert die DDIM ihre politische Arbeit für rechtssichere Einsätze von Interim Managern. Mit einem ersten Teilerfolg: Die Kampagne „Exper­ ten-Arbeit retten“, an der die DDIM maßgeblich be­ teiligt war, hat bewirkt, dass das Bundesministerium für Arbeit und Soziales auf den massiven Druck aus Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und von verschie­ denen Verbänden reagiert und einen geänderten Ge­ setzentwurf vorgelegt hat. Darin wird eine zentrale Forderung im Grundsatz erfüllt: Der Katalog mit pra­ xisfremden und undurchführbaren Negativkriterien ist im neuen Entwurf nicht mehr enthalten.

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Ralf Lemster Vizepräsident des Bundesverbands der Dolmetscher und Übersetzer e. V., Mitglied der Mittelstandsallianz Freiberuflich Tätige und ihre Auftraggeber brauchen Rechtssicher­ heit. Übersetzerinnen und Übersetzer werden grundsätzlich in Form eines Werkvertrages beauftragt. Wenn bereits eine Auf­ tragserteilung für Auftraggeber zum Risikofaktor wird, weil sie befürchten müssen, dass eine Scheinselbstständigkeit droht, so ist dies ein klarer Wettbewerbsnachteil für unsere Mitglieder. Auch wenn der aktualisierte Gesetzesentwurf zur Neufassung des §611a BGB eine deutliche Verbesserung gegenüber dem bis­ her diskutierten Entwurf ist, so müssen wir uns auch weiterhin der Vorgehensweise der Deutschen Rentenversicherung entge­ genstellen, die Solo-Selbstständige zunehmend in die „Ecke“ der Scheinselbstständigkeit abdrängt. Über 80 Prozent der Mitglieder im Bundesverband der Dol­ metscher und Übersetzer e.V. (BDÜ) sind freiberuflich tätig – und haben sich überwiegend aktiv für die Freiberuflichkeit ent­ schieden. Damit sie ihren Beruf auch weiter frei ausüben können, brauchen sie sichere Rechtsverhältnisse. Der BDÜ setzt sich daher gemeinsam mit der Mittelstandsallianz des BVMW dafür ein. 

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Wenn der Wähler sich seine eigenen Gedanken macht Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt – eine Analyse zur Mobilität der Wähler und den Folgen. So hatten es sich die meisten Parteien bei den Bindestrich-Wahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt wohl nicht vorgestellt, als sie ihre eindringlichen Appelle auf den Weg brachten, der geschätzte Souverän möge doch bitteschön von seinem Wahlrecht Gebrauch machen. Das Ergebnis kennt man: In allen drei Län­ dern stieg die Wahlbeteiligung zwar deutlich. Doch nur einer Partei nutzte sie wirklich – der AfD. Zu Scharen sind die Wähler zu ihr übergelaufen, von der CDU, von der SPD, von den Linken und auch von den Grünen. Vor allem aber fühlten sich bisherige Nichtwähler motiviert, mal wieder mit ihrem Kreuz eine politische Duftnote zu setzen. Wenn auch eine muffige. Und so sitzt nun eine Partei aus Rechtskonservativen, Rechtspopu­ listen, Rechtsradikalen, Rechtsextremisten und notorischen Nörglern in allen drei Landtagen. Die AfD hat in Stuttgart und Magdeburg die SPD hin­ ter sich gelassen und es in Magdeburg sogar, noch vor der Linken, auf Platz 2 geschafft.

Foto:  © Constantinos - Fotolia.com

Und doch wird die AfD am Rande sitzen. Man macht einen Bogen um sie, aus guten Gründen zwar, aber nicht ohne Gefahr zu laufen, der po­ litischen Destruktion zu wenig argumentativ Widerstand entgegenzusetzen. Wenn die drei höchst unterschiedlich geführten Wahlkämpfe ei­ nes gezeigt haben, dann dies: In allen Ländern ist die hilf- und einfallslose Strategie des Ignorierens auf ganzer Linie gescheitert. CDU und SPD haben deshalb mehr als nur Prozente verloren. Verlo­ ren gingen Vertrauen, Kompetenz, Ausstrahlung, zum Schluss auch noch das Selbstvertrauen. Die SPD in Rheinland-Pfalz hat auf den letzten Me­ tern noch die Kurve gekriegt. Malu Dreyer bleibt nicht unverdient Regierungschefin und kann es sich obendrein leisten, nicht auf die CDU angewie­ sen zu sein, um eine Parlamentsmehrheit hinter sich zu wissen. Das Blinken in der Mainzer Ampel wird der FDP genügen, um auch auf Bundesebe­ ne zu signalisieren, dass sie fast schon wieder die alte ist und auch zum Regieren gebraucht werden könnte. Das macht es ihr in Baden-Württemberg

umso leichter, sich einer Stuttgarter Am­ pel mit festen Worten zu verweigern, dort also, wo die Distanz zu Roten und Grünen, weil ungewohnt, ohnehin weitaus größer ist als in Rheinland-Pfalz. Julia Klöckner hat für die CDU das in der bundesweit durch die Merkel’sche Flüchtlingspolitik aufgeheizten Stim­ mung Mögliche, und doch enttäuschend, herausgeholt. Was man für Guido Wolf in Baden-Württemberg nicht behaupten kann. Auch wenn der grüne Minister­ präsident Winfried Kretschmann von Beginn an auf der Popularitätsskala ein unbezwingbarer Gegner war: Wolf fiel im Wahlkampf immer weiter zurück, konnte weder mit seinem schwammigen Programm noch als personelle Alterna­ tive punkten. Nicht einmal, bitter wie bezeichnend, im eigenen Lager. Dort fühlen sich viele Mitte-Wähler mit dem bürgerlich-präsidialen Regierungschef ausgesprochen wohl. Bis hinauf in höchs­ te Wirtschaftskreise. Die Grünen in Baden-Württemberg sind mit Kretschmann zu einem eigenständi­ gen Ableger der Bundespartei geworden. Kein Landesverband unter vielen, son­ dern mehr ein regional autonomer Ne­ benbetrieb. Das wird im Südwesten goutiert. Wer Kretschmanns biedere Beharrlichkeit schätzt, dem war es am Ende gleich, auch die Grünen an­ zukreuzen. Die Wähler sind in Bewegung. Heute hier, morgen dort. Keine Partei wird sich auf ihren Lorbeeren ausruhen können. Nicht Dreyers Sieger-Genossen. Nicht die maulenden Hauptsache-dagegen-Rech­ ten. Nicht die Wir-kommen-irgendwie-schon-wie­ der-Liberalen. Nicht mal Kretschmanns historische Spitzen-Grünen. Und erst recht nicht Merkels Al­ ternativlos-Schwarze. Alle müssen sich mehr denn je anstrengen. Das ist die eigentliche, die gute Nachricht des 13. März 2016. 

Wolfgang Molitor Stellvertretender Chefredakteur Stuttgarter Nachrichten

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POLITIK

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Flüchtlinge = Fachkräfte? Flüchtlinge sind die ersehnten Facharbeiter und Steuerzahler. Aber noch nicht jetzt. Eher später. Oder auch gar nicht. Was bedeutet in Zeiten der Flüchtlingskrise eine ungewisse Arbeitsmarktentwicklung für den Mittelstand? Politik und Wirtschaft haben im September letz­ ten Jahres erstaunlich einhellig die Flüchtlingskri­ se als ökonomischen Heilsbringer, als Jungbrun­ nen für ein alterndes Deutschland, gar als Lösung für den Fachkräftemangel begrüßt. Ein halbes Jahr nach der Grenzöffnung und angesichts von mehr als einer Million Flüchtlingen fragen sich Ar­ beitgeber: Ist das „nur“ ein Ergebnis humanitärer Politik, oder könnte ein wirtschaftliches Kalkül aufgehen? Lockt gar ein neues Wirtschaftswun­ der, wie Daimler-Chef Zetsche im September 2015 frohlockte?

Asylrecht löst den Fachkräftemangel nicht

Arbeitgeberservice der Bundesagentur für Arbeit: 0800 4 5555 20

Mittelstandspräsident Mario Ohoven warnt hinge­ gen vor überzogenen Erwartungen an die Migran­ ten: „Die Flüchtlinge von heute können – wenn überhaupt – die Fachkräfte von übermorgen sein.“ Dr. Carsten Linnemann, Vorsitzender der Mittel­ stands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU/ CSU (MIT), warnt davor, das Fachkräfteproblem

mit dem Asylrecht zu vermengen, denn letzte­ res sei nicht die Lösung für ersteres: „Flüchtlinge müssen aus humanitären Gründen aufgenommen werden. Fachkräfte werden nach Qualifikation und Integrationsfähigkeit ausgesucht.“ Doch 80 bis 90 Prozent der Flüchtlinge bringen weder ge­ eignete Berufsqualifikation noch Deutschkennt­ nisse mit. Die große Mehrheit muss qualifiziert werden – wohlgemerkt, um dann eine Ausbildung absolvieren zu können und nicht, um als Fach­ kraft erwerbstätig zu sein. Das ist keine Lösung des Fachkräftemangels. Vielmehr müssen Staat und Gesellschaft die Kosten für die 80 Prozent bezahlen, die spät oder nie erwerbstätig werden. Bei gezielter Fachkräftezuwanderung entstehen dagegen gar keine Kosten, sondern die Ausländer, die auf diesem Wege nach Deutschland kommen, tragen zum Wirtschaftswachstum und zahlen so­ fort in die Steuer- und Sozialkassen ein. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die ihre Fachkräfte unter Zuwanderern suchen,

Foto: © Oliver Killig - picture alliance / dpa

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sollten diese in Spanien, Portugal und Osteuropa rekrutieren: Hier drohen weniger Integrations­ probleme, sondern eher bürokratische Hürden. BVMW und MIT fordern deshalb ein mittelstands­ freundliches und rechts­ sicheres Einwanderungs­ gesetz.

Auch Flüchtlings­ politik ist Einwan­ derungspolitik Raimund Becker, Vor­ standsmitglied der Bun­ desagentur für Arbeit in Nürnberg, sieht im Asyl­ recht durchaus einen Konjunkturfaktor und begrüßt es, dass die War­ tezeit für Asylbewerber bis zum Arbeitsmarktein­ tritt auf drei Monate ge­ senkt wurde: „Vor allem Syrer und Iraker haben eine hohe Bleibewahr­ scheinlichkeit, also sollen sie auch frühzeitig arbeiten können.“ Der Differenzierung zwi­ schen gesteuerter Zuwanderung von Arbeits­ kräften und Zuwanderung aus humanitären Gründen stimmt Becker zu. Aber: „Eine Million Flüchtlinge sind nun mal da. Denen müssen wir eine ar­ beitsmarktrechtliche Pers­ pektive jenseits politischer Theorien bieten.“ In der Tat hat die Arbeitsagentur 70,3 Prozent der Anträ­ ge von Asylbewerbern auf Arbeitsmarktzulassung stattgeben. Früher betrug die Wartezeit vier Jahre, dann 15 Monate, inzwi­ schen drei Monate. Auch die Vorrangprüfung wurde schon mehrfach diskutiert. Dass nur wenige Neuankömmlinge als Fachkräfte qualifiziert sind, ist der Bundesagentur natürlich klar. Kön­ nen also mittelständische Unternehmen von den Flüchtlingen profitieren? Auf Dauer schon, meint Becker: „Mit Investment in Qualifizie­ rung und Sprache kann das in den nächsten Jahren geschehen.“

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Chance für den Mittelstand? Kein einfaches Unterfangen in einer mittelstän­ disch geprägten Volkswirtschaft, in der Arbeitge­ ber sich auf Zeugnisse und Zertifikate verlassen. „Man sollte mehr auf die perspektivische Kompe­ tenz der Menschen achten, weniger auf Papiere“, rät Becker. Gerade dem Mittelstand bieten sich hier mehr Chancen als Großunternehmen. „Hier muss soziale Integration geleistet werden, und da haben wir mit Mittelständlern gute Erfahrungen gemacht. Die kümmern sich um die Menschen.“ Langfristig können sich KMU so im Wettbewerb um die Fachkräfte einen Vorteil sichern. Denn solcherart integrierte Mitarbeiter sind dankbar und loyal und unterliegen seltener der Verfüh­ rung durch große Unternehmen mit schillernden Namen. „Die Arbeitsagentur unterstützt dabei Mittelständler. Wenn etwa der Automechaniker aus Afghanistan noch kein Kfz-Mechatroniker ist, dann zahlt das Programm ‚WeBebAU‘ 70 bis 100 Prozent des Lohns in zwei Jahren Ausbildung. Au­ ßerdem bieten wir Instrumente wie Lohnkostenund Eingliederungszuschüsse, Sprachkurse etc. Unser bundesweiter Arbeitgeberservice hilft ge­ rade kleinen Unternehmen bei den ersten Schrit­ ten zur Beschäftigung von Flüchtlingen.“ Soviel Enthusiasmus bei der Arbeitsagentur freut – und doch bleibt der schale Eindruck, dass Inte­ gration kaum qualifizierter Flüchtlinge in erster Linie den Mittelstand in der Pflicht sieht. Je klei­ ner das Unternehmen, desto näher am Menschen, sozusagen. Mittelständler sehen das naturgemäß anders: „Ein Konzern kann Migranten leichter integrie­ ren, weil er die nötigen Mit­ tel und Mitarbeiter hat, um Sprach- und Mentoren-Pro­ gramme zu organisieren. Ein Mittelständler, der zwei oder drei Flüchtlinge als Azubis einstellen will, wird Schwie­ rigkeiten haben, wenn diese kein Deutsch sprechen und mit der Kultur der anderen Mitarbeiter nicht zurecht­ kommen“, hieß es etwa bei einem Unternehmertreffen des BVMW in Erfurt.

Es kommen nicht die Fachkräfte von heute. Aber die von Übermorgen.

Nach sieben Monaten akuter Flüchtlingskrise bleibt die Aussicht für den Mittelstand, dadurch Fachkräf­ te zu gewinnen, höchst vage. Zumindest jetzt, im Frühjahr 2016 wissen wir: Es kamen und kommen keine Fachkräfte. Vielleicht werden es mal welche. Aber nicht in diesem Jahr. Und auch nicht 2017. 

Bernd Ratmeyer Wissenschaftsjournalist und Lektor


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Negativzinsen – die Liste der Opfer wächst täglich Seit geraumer Zeit treiben EZB-nahe Kreise ihre Vision, Deutschland und Europa zur bargeldfreien Zone zu machen, beharrlich voran. Herhalten muss für dieses Ansinnen das vorgeschobene Argument der Kriminalitätsbekämpfung. Darunter leiden Sparer und Versicherte.

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Das wahre Motiv für die Abschaffung des Bar­ gelds ist nicht die Bekämpfung der Kriminalität sondern ein ganz anderes: Die Wirksamkeit der Geldpolitik unter dem Stichwort „Negativzins“. Euro und Cent sollen zur Ankurbelung der Wirt­ schaft in der Euro-Zone konsumiert und investiert werden, Sparen wird bestraft. Ohne Bargeld sind der schrankenlosen Enteignung der Sparer durch Einlagenzinsen Tür und Tor geöffnet. Angesichts der Vielzahl stichhaltiger Argumente gegen eine solche massive Beschneidung der Freiheit und der Eigentumsrechte von Bürgerinnen und Bürgern scheint das Vorhaben, Münzen und Noten aus dem Euro-Raum zu Sammlerobjekten zu degradieren, zum Scheitern verurteilt. Das jedenfalls müsste das Ergebnis sein, wenn die Deutsche Bundes­ bank, führende Wirtschaftswissenschaftler und

Die aktuelle Geldpolitik der EZB begünstigt Aktienbesitzer.

ihren Auftrag ernst nehmende Politiker sowie die breite Mehrheit der Bevölkerung über die Zukunft unseres Bargelds entscheiden dürften. Dafür wird sich der BVMW einsetzen. Unterdessen wirkt sich der Niedrigzins auf immer mehr Bereiche äußerst negativ aus. Während In­ vestoren im Einflussbereich der EZB schon länger unter negativen Zinsen leiden, trifft es zuneh­ mend auch die deutschen Sparer. Sie bekommen immer mehr die Auswirkungen der Zinsspirale nach unten zu spüren. In ihrer Not entdecken Banken und Sparkassen die fast in Vergessenheit geratenen Kontoführungsgebühren neben Dau­ eraufträgen und Zweitkarte als Einnahmequelle für entgangene Zinsen. Damit nicht genug, denn auch der Finanzminister hat kein Erbarmen mit Sparern. So können Anleger anfallende Verluste nicht mehr steuerlich geltend machen und sich im Rahmen der Abgeltungssteuer als Verluste anrechnen lassen. Die Begründung klingt konst­ ruiert: Negative Zinsen stellen keinen Verlust dar,


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sondern haben den Charakter einer Verwahr- und Einlagegebühr, womit sie über den Sparerpausch­ betrag abgegolten sind.

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Mussten Sparer und Lebensversicherte bislang erfahren, dass ihre Ersparnisse weniger als er­ hofft bringen, müssen nun auch die Krankenver­ sicherten ganz konkret höhere Beiträge zahlen. In solchen Beitragserhöhungen sehen die Ver­ sicherungen ein probates Mittel, um die aus der EZB-Zinspolitik resultierenden Belastungen an ihre Kunden weiterzugeben. Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen die Beiträge ihrer Mitglie­ der zu Beginn des Monats in den Gesundheits­ fonds ein. Ab Monatsmitte teilt der Fonds das Geld nach dem individuellen Bedarf der Kassen unter ihnen auf. Das bedeutet: Zwischen dem 1. und dem 15. eines Monats muss der Fonds durch­ schnittlich 18,3 Milliarden Euro gewinnbringend anlegen. Allein das Ergebnis der Negativzinsen bedeutete für die Krankenkassen im Jahr 2015 einen Verlust von 1,8 Millionen Euro. Da nimmt es nicht wunder, dass die Zusatzbeiträge der Kas­ sen im vergangenen Jahr deutlich zugelegt haben. Nicht viel besser ergeht es der Deutschen Ren­ tenversicherung (DRV). Sie leitet einen Großteil ihrer Einnahmen an die 20,5 Millionen Rentner in Deutschland weiter. Ihr Beitragspolster in Höhe von derzeit 34 Milliarden Euro darf sie maximal 12 Monate fest anlegen, um jederzeit zahlungsfä­ hig zu sein. Damit steht die DRV vor dem gleichen Problem wie die Krankenkassen. Und selbst die Pflegeversicherung, die 100 Millionen Euro auf ein Vorsorgekonto zur Abfederung des demogra­ fischen Wandels anlegen muss, hat Schwierigkei­ ten, kostenlose Konten aufzutreiben. Private Krankenversicherer sind nicht viel bes­ ser dran. Um höhere Gesundheitskosten für ihre Versicherten – immerhin 9 Millionen – im Alter leisten zu können, bilden sie Rücklagen. Während sichere deutsche Staatsanleihen aktuell noch 0,14 Prozent Zinsen bringen, werfen rd. 40 Prozent der Anleihen der übrigen Euro-Zone negative Zinsen ab. Viele private Versicherer kommen daher nicht umhin, ihre Beiträge sprunghaft anzuheben. Dabei entspricht jeder Prozentpunkt Einnahmerückgang rechnerisch einer Beitragserhöhung von 10 Pro­ zentpunkten. Gerade wurden die 500.000 Versi­ cherten der DKV über eine monatliche Beitragsan­ hebung von 130 Euro, ab April informiert. Damit nicht genug: Hinzu kommt bei dem Versicherer eine lineare Tariferhöhung von durchschnittlich 7,8 Prozent. Nach DKV-Angaben sorgen die niedrigen Zinsen für einen Anstieg um drei bis fünf Prozent. Umgerechnet auf die 130 Euro zahlen die Versi­ cherten allein 60 bis 80 Euro monatlich mehr auf­ grund der Niedrigzinspolitik der EZB.

Die aktuelle Geldpolitik der EZB begünstigt Ak­ tienbesitzer. Damit ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis auch Aspekte der sozialen Gerechtigkeit der EZB-Geldpolitik intensiver beleuchtet wer­ den. Denn die niedrigen Zinsen führen dazu, dass Anleger auf der Suche nach renditeträchtigen In­ vestitionen ihr Geld vermehrt in die Aktienmärkte schleusen. Trotz der aktuellen Volatilität hat sich der Dax seit dem Höhepunkt der Finanzkrise im Jahr 2009 zeitweise mehr als verdreifacht. Von steigenden Kursgewinnen haben daher in erster Linie Wertpapierbesitzer profitiert.

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Dr. Hans-Jürgen Völz Chefvolkswirt BVMW

Der EZB sind diese verteilungspolitischen Effekte bewusst, sie versucht jedoch sie mit dem Hinweis auf positive Konjunktureffekte zu entkräften. So würden sich im Gegenzug niedrige Eigenkapital­ kosten für Unternehmen, niedrigere Finanzierungs­ kosten für Investitionen in Immobilienprojekte und niedrigere Kreditkosten für die Verbraucher ins­ gesamt vorteilhaft auswirken. Ob dies dauerhaft Begehrlichkeiten der zuletzt wieder stärker wer­ denden Sozialpolitiker in der Regierungskoalition beruhigt, darf bezweifelt werden. Schließlich dürf­ ten sich dann auch die Tarifpartner bemüßigt sehen, ihre moderate Tarifpolitik zugunsten eines kräftigen Schlucks aus der Pulle zu beenden.  Anzeige

„ Der CSR-Preis der Bundesregierung hat eine große Wirkung in der Öffentlichkeit und im Unternehmen.

Manfred Albrecht, Vorstand bei Bischof + Klein, Träger des CSR-Preises der Bundesregierung 2014

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Der Mittelstand. | 2 | 2016

Digitale Energiewirtschaft Die Digitalisierung macht auch vor der Energiewirtschaft nicht halt. Sie bietet enorme Chancen, die Energiewende zu optimieren. Risiken bestehen jedoch durch falsche politische Entscheidungen. kation zwischen den Sektoren und Anlagen kön­ nen Einspeisung und Verbrauch optimiert und Kosten gesenkt werden. Ohne diese Verknüpfung bleibt die Energiewende eine Stromwende. Neue Lösungen und technischer Fortschritt ent­ stehen durch Wettbewerb. Geringe Hürden beim Markteintritt sind eine wesentliche Vorausset­ zung. Daher sind gemeinsame, offene Standards die Grundlage für innovative Lösungen und neue Geschäftsmodelle. Inkompatible Insellösungen erschweren den Markteintritt, die notwendige Kommunikation der Anlagen und Innovationen. Nicht zuletzt verhindern offene Standards wirk­ sam Monopole.

Die Liberalisierung des Strommarktes und die Förderung der Erneuerbaren Energien haben eine Vielzahl neuer Akteure in der Energiewirt­ schaft hervorgebracht. Die Grenzen zwischen Anbieter und Nachfrager verschwimmen zuneh­ mend. Jetzt trifft eine neue, disruptive Kraft die Energiewirtschaft: Die Digitalisierung. Die Zunahme der Akteure und die volatile Ein­ speisung Erneuerbarer Energien machen immer mehr Koordination und Kommunikation der An­ lagen und Akteure notwendig. Der Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) kann viele Herausforderungen lösen und das Energiesystem optimieren. Die Digitalisie­ rung hat das Potenzial, den Wandel von der zen­ tralen, fossilen und oligopolistischen Energiewelt in eine neue, dezentrale und nachhaltige Energie­ welt voranzutreiben und die Erneuerbaren Ener­ gien besser in das Energiesystem zu integrieren. Gleichzeitig bieten sich Chancen, Wärme, Strom und Mobilität besser zu koppeln. Bisher werden die Bereiche Strom, Wärme und Mobilität zu stark getrennt behandelt. Durch die bessere Kommuni­

Philipp Behm BVMW

Der zunehmende Einsatz von IKT sowie die Zu­ nahme dezentraler Anlagen und der Akteure erfordern klare Definitionen der Verantwortlich­ keiten. Wichtig ist dabei, dass dies nicht genutzt wird, die Akteursvielfalt einzuschränken und mit­ telständische Strukturen in der Energiewirtschaft zurückzudrängen. Doch die Bundesregierung versucht, mit dem Entwurf zum Gesetz zur Digi­ talisierung der Energiewende und der Novellie­ rung der Anreizregulierung eine Zentralisierung voranzutreiben. Dies widerspricht dem dezentra­ len Ansatz der Energiewende und erschwert eine sichere Energieversorgung. Damit die Energieversorgung auch mit zuneh­ mender Digitalisierung sicher bleibt, muss IT-Si­ cherheit als zentraler Baustein der Digitalisierung berücksichtigt werden. Dies gilt insbesondere für die kritische Strom- und Gasinfrastruktur. Nicht zuletzt ist die Sicherheit der Daten Vorausset­ zung für die Akzeptanz der neuen Technologien und Dienstleistungen. Wichtig für die Akzeptanz ist auch der erwartete Nutzen. Der Einsatz intelligenter Technologien darf nicht zu einer indirekten Preiserhöhung füh­ ren. Daher sollte der Gesetzgeber darauf achten, dass angemessene Übergangslösungen und -fris­ ten gefunden und gewährt werden. Dies ist sinn­ voller als die Einführung der vernetzten Technik um jeden Preis. Besonders großes Einsparpoten­ zial findet sich im Wärmesektor. 

Positionspapier „Energiewirtschaftliche Chancen der Digitalisierung nutzen“ finden Sie unter www.bvmw.de/energie

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Die Kosten der Integration – Generationenbilanz und Nachhaltigkeitslücke Der Flüchtlingsansturm seit dem Tag, an dem Bundeskanzlerin Angela Merkel ihren Willkommensgruß aussprach, stellt Deutschland vor enorme Herausforderungen – sowohl gesellschaftspolitisch als auch fiskalisch. Immer mehr Menschen fragen sich: Was kostet die Integration? Um die finanziellen Auswirkun­ gen konkret zu beziffern, werden in der aktuel­ len Diskussion regelmäßig Chancen mit Risiken verglichen und den Kosten der gesellschaftliche Nutzen gegenübergestellt. Dabei fällt auf, dass die Resultate oft meilenweit auseinanderliegen – insbesondere bei der Höhe der Kosten gibt es große Diskrepanzen.

einzahlen, werden die heutigen Flüchtlinge durch die Kosten der Integration noch teurer. Dass die­ se Umverteilung nicht zwangsläufig ist, zeigt fol­ gende Berechnung Raffelhüschens: Hätten die Flüchtlinge bei gleicher Altersstruktur und einem mit der hiesigen Bevölkerung vergleichbaren Aus­ bildungsstand sofort Zugang zum Arbeitsmarkt, ergäbe sich ein positiver Saldo von 300 Milliarden Euro oder 300.000 Euro pro Kopf.

Zur Berechnung der Kosten ist die Generationen­ bilanz (Generational Accounting), ein Anfang der 1990er Jahre in den USA entwickeltes und be­ währtes Analyseverfahren der Fiskal- und Sozi­ alpolitik, bestens geeignet. Bernd Raffelhüschen, Professor für Finanzwissenschaften an der Uni­ versität Freiburg, hat ermittelt, dass bei Anwen­ dung dieses Verfahrens eine Million Flüchtlinge den deutschen Staat per saldo langfristig 450 Milliarden Euro kosten. Das entspricht rund 15 Prozent der Wirtschaftsleistung. Umgerechnet auf jeden Flüchtling ergibt sich damit ein Betrag von 450.000 Euro. Dieser negativen fiskalischen Dividende liegt die Annahme zugrunde, dass innerhalb eines Zeitraumes von sechs Jahren eine Integration analog zu den bislang schon in Deutschland lebenden Altmigranten erfolgt. Da schon letztere aufgrund ihrer geringeren Einkom­ men mehr vom Sozialstaat erhalten als sie in ihn

Bei nüchterner Analyse der Fakten ist eine lang­ fristig positive fiskalische Dividende durch den unkontrollierten Zustrom von Flüchtlingen nicht erkennbar. Demgegenüber könnte eine gesteuer­ te und an den Anforderungen des deutschen Ar­ beitsmarkts orientierte Zuwanderung die Sozial­ versicherungen spürbar entlasten. Die Politik ist dringender denn je aufgefordert, hieraus die rich­ tigen Konsequenzen zu ziehen und ein Zuwande­ rungsgesetz mit einem Punktesystem etwa nach kanadischem Vorbild zu beschließen. 

Dr. Hans-Jürgen Völz Chefvolkswirt BVMW

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Eine gesteuerte Zuwanderung könnte die Sozialversicherungen spürbar entlasten.

Generationenbilanzierung ist die Berechnung eines statistischen Maßes für die Nachhaltigkeit eines Staatshaushalts. Dazu werden alle zukünftigen Zahlungen der heute lebenden Generationen an den Staat mit allen zukünftigen staatlichen Leistungen saldiert, um die Nettosteuerlasten dieser Gene­ rationen bestimmen zu können. Eine nachhaltige Wirtschafts- und Sozialpolitik liegt nur dann vor, wenn man die entsprechenden Ein- und Ausgabenstrukturen für zukünftige Generationen fortfüh­ ren kann. Die Fiskalpolitik ist dann nachhaltig, wenn sie bis in alle Ewigkeit fortgeführt werden kann, ohne dass der Staat dazu Schulden machen muss. Ist dies nicht der Fall, besteht eine Nachhaltigkeits­ lücke. Sie gibt an, wie groß die Rücklagenbildung sein muss, damit das heutige Leistungsniveau auch für die Zukunft finanzierbar bleibt. Quelle: „Zur fiskalischen Dividende der Flüchtlingskrise“ von Bernd Raffelhüschen und Stefan Moog in: „ifo Schnelldienst 04/2016", ifo Institut, München, 2016

Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen

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Wissen als Währung der Zukunft

BVMW-Bundesgeschäftsführer Professor Dr. Roland Wöller war mehrere Jahre in Sachsen als Staatsminister für Kultus und Sport zuständig. Das Thema Bildung liegt ihm deswegen ganz besonders am Herzen.

Technischer Fortschritt und ein sich im Zuge der Globalisierung intensivierender weltweiter Wettbewerb blieben nicht ohne Konsequenzen für Bildung und Bildungsziele in Deutschland. Angesichts dramatisch gesunkener Kosten für die Speicherung, die Übermittlung und die Re­ produktion von Informationen sehen wir uns heute einer riesigen Informationsflut gegenüber. Gleichzeitig bleiben die Menschen trotz dieser Informationsflut „Wissenszwerge“, da Informa­ tionen erst durch einen Anwendungsbezug bzw. eine Kontexteinbettung einen Wert erhalten. Die Herausforderung, vor der die Menschen heute stehen, ist ein sinnvoller Umgang mit dem riesigen Informationsangebot. Eine wesentliche Aufgabe der Schulbildung besteht darin, Orien­ tierungswissen aufzubauen sowie Kinder und Jugendliche mit den für ein eigenes Urteilsver­ mögen notwendigen Fähigkeiten auszustatten. Wichtig ist die Unterscheidung einer per se zweckfreien Bildung, die nach Erkenntnis und Sinngebung strebt, und einer eher auf berufliches Anwendungswissen fokussierten Ausbildung. Es bedarf einer „Landkarte“ für die unterschied­ lichen, miteinander vernetzten Provinzen des Wissens. Darüber hinaus ist es wichtig, sich diese

Wissensprovinzen auch selbstständig zu erschlie­ ßen: Junge Menschen müssen das Lernen lernen. Bildung beinhaltet kritisches Urteilsvermögen, Voraussetzung hierfür ist eine kritische Distanz zu sich selbst. Bildung setzt ein historisches Be­ wusstsein und ein Verständnis dafür voraus, dass die Geschichte indeterminiert und offen ist. Zu­ dem sind Selbsterkenntnis und eine kritische Aus­ einandersetzung mit sich selbst notwendig. Die zentrale Funktion von Bildung sind Freiheit und Selbstbestimmung. Konkret bedeutet das für jun­ ge Menschen, nach der Schule Wahlfreiheiten für die eigene Zukunft, die Chance auf ausreichen­ de gesellschaftliche Teilhabe sowie auf Aufstieg durch Bildung zu haben. Was die ökonomische Sicht betrifft, so ver­ bessert das durch Bildung erworbene Human­ vermögen die Einkommensmöglichkeiten und verringert das Armutsrisiko. In kaum einem anderen Land der OECD unterscheidet sich die Arbeitslosenquote von Akademikern zu der von Menschen ohne Berufsausbildung so stark wie in Deutschland. Eine Investition in die eigene Bil­ dung bedeutet daher die beste Investition gegen die eigene Arbeitslosigkeit und für ein gutes Ein­ kommen.

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Bildung und Bildungspolitik sind eine Generati­ onenaufgabe, daher ist es nicht möglich, schnell messbare Ergebnisse zu produzieren. So darf man auch die jüngsten Verbesserungen in den von der OECD regelmäßig durchgeführten PI­ SA-Studien nicht überbewerten – sie sind ein Ergebnis der Vergangenheit. Umgekehrt gilt es, dass Kinder, die heute in den Kindergarten gehen, erst in rund zwanzig Jahren in den Ar­ beitsmarkt eintreten werden. Erst dann ist es möglich, über ihre Bildungserfolge zu urteilen. Zusammenfassend gibt es vier Erfolgsfaktoren für gute Bildung.

Wertschätzung der Lehrerinnen und Lehrer Der mit Abstand wichtigste Punkt, der in der öffentlichen Diskussion allerdings oft vernach­ lässigt wird, sind die Lehrerinnen und Lehrer. Bei der öffentlichen Wertschätzung gab es in der Vergangenheit beträchtliche Versäumnisse. Daher muss die Rolle des Lehrpersonals gestärkt werden. Die pädagogische Ausbildung muss stärker in den Vordergrund rücken, im Vergleich zum ver­ mittelten wissenschaftlichen Fachwissen kommt sie häufig zu kurz. Mir ist ein Grundschullehrer lieber, der zwar nicht Differenzialgleichungen dritten Grades in der Mathematik perfekt be­ herrscht, in dem aber ein pädagogisches Feuer brennt und der mit Passion Kinder erzieht und bildet.

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res gemeinsames Lernen wird beispielsweise zu erheblichen Problemen führen.

Frühkindliche Erziehung Die Bedeutung der frühkindlichen Erziehung und Bildung in den ersten Schuljahren ist nicht zu unterschätzen. Bildung ist ein kumulativer Prozess, daher sind Versäumnisse im Kindesal­ ter später nur noch schwer auszugleichen. Wie ist es möglich, sich einerseits gegen Studienge­ bühren auszusprechen und andererseits zu be­ fürworten, dass der Besuch von Kindergärten kostenpflichtig ist? Vor 4.000 Jahren stand auf alten mesopotami­ schen Tontafeln zu lesen, dass die nächste Gene­ ration untergehen werde, weil sie weniger weiß als ihre Eltern. Glücklicherweise hat die Geschichte diese Vermutung widerlegt. Nicht nur aus ökono­ mischer Perspektive ist ermutigend, dass Wissen – anders als etwa Kapital oder Arbeit – der einzige Produktionsfaktor ist, der sich bei stärkerem Ge­ brauch nicht abnutzt, sondern ganz im Gegenteil dabei zusätzliches Wissen generiert. 

Prof. Dr. Roland Wöller BVMW-Bundesgeschäfts­ führer, Staatsminister a. D. www.bvmw.de

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Einfluss des Föderalismus Daneben darf man den Einfluss des Schulsys­ tems der jeweiligen Bundesländer nicht igno­ rieren. Im Interesse eines funktionierenden Bil­ dungsföderalismus, der die Mobilität von Eltern nicht prohibitiv beeinträchtigen darf, sind bes­ sere Vergleichbarkeit und klarere Strukturen in den Schulsystemen der Bundesländer anzustre­ ben. Angesichts der Bedeutung, den das Eltern­ haus für den Bildungserfolg der Kinder hat, setzt man beispielsweis in Sachsen darauf, dass Eltern ein selbstverständlicher, kritischer Teil der Schu­ le werden.

Qualitätsverbesserung in der Lehre Im Sinne des von Walter Eucken geprägten Prin­ zips der Konstanz der Wirtschaftspolitik geht es um mehr Verlässlichkeit und weniger um aktivis­ tische Strukturveränderungen in der Schulpoli­ tik. So müssen verstärkt Qualitätsverbesserun­ gen in der Lehre anstrebt werden. Es hat wenig Sinn, das Schulsystem an sich umzubauen, länge­

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Jahresempfang des Mittelstandes – 3.000 Gäste

3.000 Unternehmer und Unternehmerinnen, Repräsentanten aus Politik und Diplomatie kamen zum BVMW-Jahresempfang in Berlin.

Mit seinem glanzvollen Jahresempfang setzte der BVMW auch 2016 wieder ein Markenzeichen im politischen Berlin. Hochrangige Repräsentanten aus Wirtschaft, Politik und Diplomatie waren zu Gast bei Deutschlands führendem Mittelstandsverband. Zu einem Event der Superlative hatte der BVMW in das Hotel Maritim Berlin geladen. In festlichem Ambiente feierten rund 3.000 Unternehmer, Spitzenpolitiker aller Parteien, Parlamentarier, darunter 80 Abgeordnete des Deutschen Bun­ destags, 70 Botschafter sowie weitere hochkarä­ tige Gäste gemeinsam mit dem Verband. Die „ta­ gesthemen“ berichteten noch am selben Abend über den größten Mittelstandsempfang der Hauptstadt, das „Handelsblatt“ in einer eigenen Event-Edition.

EU-Kommissar Günther Oettinger sprach zu Risi­ ken und Chancen der Digitalisierung. Über 90 Pro­ zent der Arbeitsplätze würden in fünf bis acht Jah­ ren nicht mehr so sein wie heute: „Wir brauchen ein digitales Europa ohne Grenzen.“ Dazu gehöre auch eine digitale Grundkompetenz in allen Berei­ chen unserer Gesellschaft. Eine Kompetenz, die Estland als Vorreiter der Digitalisierung in Europa längst hat. Ministerpräsident Taavi Roivas warb für sein Heimatland zudem mit einem einfachen Steu­ ersystem und minimaler Bürokratie.

Mittelstandspräsident Mario Ohoven stimmte die Gäste substanzvoll und rhetorisch geschliffen auf kommende Herausforderungen ein: „Deutsch­ land droht Gefahr – von außen, aber auch von innen“. Die negative Entwicklung der internati­ onalen Wirtschafts- und Finanzmärkte werde Deutschland zu spüren bekommen. Sorge bereite vor allem die Schwäche der Schwellenländer, auf die in den letzten fünf Jahren fast 80 Prozent des globalen Wachstums entfallen war. Kritik äußerte Ohoven an den Russland-Sanktionen. Menschen­ rechte seien selbstverständlich nicht verhandel­ bar, aber eine Lösung gebe es nur mit Russland. Ebenso klare Worte fand der Mittelstandspräsi­ dent zur Flüchtlingspolitik: 600.000 unbearbeite­ te Asylanträge, nur zehn Prozent Abschiebungen bei 180.000 Ausreisepflichtigen – „Frau Bundes­ kanzlerin, so schaffen wir das nicht!“.

Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller wies auf Armut, Bevölkerungsexplosion und Chancenlosigkeit als Fluchtursachen hin: „Wir müssen den Menschen vor Ort helfen“. Wenn nur jedes 100. der 3,6 Millionen Unternehmen mit dem Bundesentwicklungsministerium zusam­ menarbeiten würde, könnten 40.000 Projekte auf den Weg gebracht werden. Dem diene auch die neue Agentur für Wirtschaft und Entwicklung. Die gemeinsame europäische Verantwortung in der Flüchtlingsfrage unterstrich Cem Özdemir, Bundesvorsitzender von Bündnis 90 / Die Grü­ nen. Er sprach sich für einen Marshallplan für Nordafrika aus. Özdemirs Schlussappell „Lassen wir die Kirche und andere Gotteshäuser im Dorf, dann werden wir es schaffen“ leitete humorvoll zum Get-together über. 

Foto: Königs-Fotografie

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Der Mittelstand. | 2 | 2016

Günther Oettinger, EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft.

BVMW-Präsident Mario Ohoven.

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Estlands Ministerpräsident Taavi Rõivas ist jüngster Regierungschef in Europa.

Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller.

Grünen-Chef Cem Özdemir.

Politprominenz in der ersten Reihe.

Fotos: Christian Kruppa

Netzwerken beim BVMW-Jahresempfang in Berlin.

Stimmenimitator und Parodist Jörg Hammer­ schmidt – hier als Angela Merkel.

Hilfe vor Ort: UNESCO-Sonderbotschafterin Dr. Ute-Henriette Ohoven und Bundesent­ wicklungsminister Dr. Gerd Müller.

Strahlende Gastgeber: Mario Ohoven und BVMW-Bundesgeschäftsführer Minister a.D. Prof. Dr. Roland Wöller.

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Der Mittelstand. | 2 | 2016

Mittelstandspräsident im Dialog In zahlreichen Gesprächen mit hochkarätigen Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft öffnet Mario Ohoven Türen für den unternehmerischen Mittelstand.

Welche Vorteile bringt personali­ sierte Medizin für Patienten und Ge­ sundheitswirtschaft? Vor welchen Chancen und Herausforderungen steht das Krankenhaus 4.0? Diese und weitere Themen der Gesund­ heitswirtschaft diskutierten Part­ ner der Mittelstandsallianz, darunter Bio Deutschland und das Kranken­ haus-Kommunikations-Centrum, mit Gesundheitsminister Hermann Gröhe. Der CDU-Politiker nahm die konkre­

Foto: BMG/Schinkel

Mittelstandsallianz trifft Bundesgesundheitsminister

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (Mitte) empfängt Mitglieder der Mittelstandsallianz.

ten Lösungsvorschläge der Mittel­ standsallianz mit großem Interesse auf. Er betonte die Bedeutung der mit­

telständisch geprägten Gesundheits­ wirtschaft als deutsche Besonderheit und sagte seine Unterstützung zu.

Wirtschaftsaustausch mit Tunesien

Nabhen Bouchaala, Präsident des Tunesischen Automobilver­ bandes, S. E. Elyes Kasri, tunesischer Botschafter, Mario Ohoven und Hichem Elloumi, Vize-Präsident des tunesischen Arbeitge­ berverbandes (v.li.).

Im Beisein des tunesischen Botschafters, S. E. Elyes Kasri, traf sich BVMW-Präsident Mario Ohoven mit dem Vize-Präsidenten des tunesi­ schen Arbeitgeberverbandes UTICA, Hichem Elloumi, und dem Präsiden­ ten des Tunesischen Automobilverbandes, Nabhen Bouchaala, um sich über eine weitere Zusammenarbeit und Chancen für den deutschen Mit­ telstand in Tunesien auszutauschen. Gemeinsame Veranstaltungen und ge­ genseitige Unternehmerbesuche sollen die Kontakte intensivieren.

Abkommen mit Sri Lanka Mittelstandspräsident Mario Ohoven unterzeichnete im Rahmen des Staatsbesuchs des Staatspräsidenten Sri Lankas ein Abkommen mit dem Wirtschaftsminister des Landes, Abdul Rishad Bathiudeen, das dem deutschen Mittelstand vielversprechende Geschäftspotenziale in einem wachsenden neuen Markt eröffnet. Deutsches Know-how ist besonders bei Infrastrukturprojekten in den Bereichen Erneuerbare Energien, Wasser, Umwelt, aber auch im IT-Sektor gefragt.

Mario Ohoven und Abdul Rishad Bathiudeen, Wirtschaftsminister Sri Lankas, unterzeichnen die Kooperationsvereinbarung (v. li.).

Stärkung der deutsch-indischen Wirtschaftsbeziehungen

Der indische Botschafter S. E. Gurjit Singh und Mario Ohoven.

Auf Einladung der indischen Botschaft und in Anwesenheit des neuen in­ dischen Botschafters, S. E. Gurjit Singh, hielt Mario Ohoven eine Key-No­ te über die Rolle des Mittelstandes im Rahmen der deutsch-indischen Wirtschaftsbeziehungen. Indien ist seit knapp zwei Jahren auf einem steilen Wachstumspfad mit aktuell 7,5 Prozent BIP-Zuwachs. Das Land bietet deutschen mittelständischen Unternehmen durch bürokratische Erleichterungen und gesetzliche Reformen im Rahmen des neuen Pro­ gramms „Make in India Mittelstand“ einen beschleunigten Marktzugang. Unterstützung erhalten BVMW-Mitglieder durch das Indien-Auslands­ büro des Verbandes unter der Leitung von Daniel Raja.

Ausriss aus Mario Ohovens Terminkalender 16.02. Gespräch mit der SPD-Generalsekretärin Dr. Katarina Barley 25.02. Industrie 4.0 Konferenz beim Hasso-Plattner-Institut 14.03. Besuch der CeBit und viele andere Termine mehr.

Foto: © picsfive – Fotolia.com

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Umfrage: Schieflage bei TTIP

Foto: Christian Kruppa

Wie sieht der deutsche Mittelstand das Freihandelsabkommen TTIP? Das Forschungsinstitut Prognos hat im Auftrag des BVMW und der Schöpflin Stiftung BVMW-Unternehmen zu TTIP befragt. Die Ergebnisse wurden nun bei der Bundespressekonferenz in Berlin vorgestellt. Der deutsche Mittelstand fordert Änderungen beim geplanten TTIP-Freihandelsabkommen zwi­ schen der Europäischen Union und den USA. Eine deutliche Mehrheit der befragten Unternehmen erwartet gegenwärtig negative Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft. Das ergibt eine reprä­ sentative Mitgliederbefragung des Forschungs­ instituts Prognos für den Bundesverband mittel­ ständische Wirtschaft (BVMW) und die Schöpflin Stiftung. Demnach erwarten 62 Prozent der be­ fragten Firmen „eher negative“ oder „sehr negati­ ve“ Auswirkungen durch das geplante Abkommen. Nur 22 Prozent sehen positive Effekte. Der deut­ sche Mittelstand erhofft sich zudem kaum Vorteile für das eigene Geschäft. Von TTIP würden bislang vor allem große Unternehmen profitieren. „Wir stehen zu TTIP, aber nicht um jeden Preis. TTIP muss dem deutschen Mittelstand dienen – und nicht nur den Interessen einiger weniger Großkonzerne“, betonte BVMW-Präsident Mario Ohoven. Berlin und Brüssel müssten zudem endlich Transparenz bei den Verhandlungsdokumenten schaffen. Der Mittelstandspräsident warnte vor einer Schiefla­ ge im transatlantischen Handel. Die US-Regierung könne, anders als Brüssel, technische Standards nicht für allgemein verbindlich erklären. „Es droht eine Einbahnstraße, die es US-Firmen erlaubt, in der EU Produkte nach US-Standard zu verkaufen, ohne dass umgekehrt EU-Firmen in den USA Produkte nach EU-Standard anbieten können.“

Mario Ohoven, BVMW-Präsident; Tim Göbel, Geschäftsführender Vorstand Schöpflin Stiftung und Dr. Michael Böhmer, Prognos-Chefvolkswirt (v. li.).

„Als Stiftung“, so Hans Schöpflin, „wollen wir durch wissenschaftlich fundierte Argumente die Debatte um TTIP, CETA und Co. versachli­ chen. Damit kommen auch die kleinen und mitt­ leren Unternehmen zu Wort, die 99 Prozent aller Unternehmen bei uns ausmachen.“ Der Stifter und Unternehmer betonte die Relevanz von Transparenz und Ausgewogenheit der Ver­ handlungen. Der Mittelstand scheue keinesfalls zusätzliche Konkurrenz, vielmehr fürchte er ei­ nen unfairen Wettbewerb durch Regelungen zugunsten großer Konzerne. „Wir dürfen nicht zulassen, dass durch TTIP und CETA, die allein der Gewinnmaximierung großer Konzerne die­ nen, kleinere Unternehmen in ganz Europa un­ ter Druck geraten.“ 

Welche Auswirkungen erwarten Sie im Allgemeinen vom Abschluss eines TTIP-Abkommens zwischen der EU und den USA? Auf die deutsche Volkswirtschaft Auf die deutschen Großunternehmen

24 % 14 %

9 %

37 %

43 %

12 %

19 % 16 %

8 % 10 %

sehr positiv eher positiv keine

Quelle: Prognos

Auf den deutschen Mittelstand

22 %

Auf die eigene Branche

11 %

Auf das eigene Unternehmen

10 %

36 % 36 % 43 %

24 % 27 %

13 %

8 % 11 % 10 %

eher negativ sehr negativ weiß nicht / k. A.

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Europa-News Unternehmensgründung Erneut kommt aus Brüssel ein Vorschlag, über den viele nur den Kopf schütteln. Um den grenzüberschreitenden Handel im Binnenmarkt und die unbürokratische Unternehmensgründung zu fördern, plant die EU-Kommission die Einführung ei­ ner Ein-Personen-Gesellschaft mit beschränkter Haftung, kurz SUP (Societas Uni­ us Personae). Die neue Rechtsform kann ohne persönliche Anwesenheit innerhalb von drei Tagen online beantragt werden, mit nur einem Euro Mindestkapital. Ein Notar ist zur Dokumentation nicht notwendig, Gründer sollen die freie Wahl unter allen 28 EU-Mitgliedsstaaten haben. Besonders das Deutsche Baugewerbe sieht darin die Gefahr erhöhter Schein­ selbstständigkeit: Der Vorschlag erleichtere die Gründung von Briefkastenfirmen. Mit der EU-Initiative würden neue Manipulations- und Missbrauchsmöglichkeiten geschaffen. Eine Unternehmensgründung dauert in Deutschland im Durchschnitt sechs Tage. Welchen Mehrwert eine doppelt so schnelle Gründungsdauer in der Praxis haben soll, sei schlicht nicht erkennbar. www.roedl.de/themen/neue-rechtsformsup-europaeische-einpersonengesellschaft

Schnelles Internet Bereits im vergangenen Jahr hat das EU-Parlament neue Regeln zur Netzneut­ ralität beschlossen. Die neue Verordnung für einen einheitlichen Telekommunikati­ onsmarkt wird nun am 30. April in Kraft treten. Sie ist das Ergebnis eines schwieri­ gen Kompromisses zwischen Kommission, Parlament und dem Rat der Europäischen Union. Die Deutsche Telekom hat schon an­ gekündigt, das neue Gesetz zu nutzen, um künftig gegen Entgelt Internetdienste mit Vorfahrt auf der Datenautobahn anzubie­ ten. Bevorzugte Spezialdienste seien dem­ nach u.a. Videokonferenzen, im Bereich der

Telemedizin, aber auch die Vernetzung von Produktionsprozessen in der Industrie. „Ge­ rade Start-Ups brauchen Spezialdienste, um mit den großen Anbietern überhaupt mit­ halten zu können“, erklärt Timotheus Hött­ ges, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom. Ein weiterer Teil des neuen Tele­ komgesetzes sieht die Abschaffung von Ro­ aming-Gebühren bei Mobilfunktelefonaten im EU-weiten Ausland vor. Nach einer Sen­ kung im Frühjahr 2016 sollen die Gebühren im Sommer 2017 komplett entfallen. www.telekom.de/breitbandausbaudeutschland

Brexit „Wie Cameron wollen wir alle, dass die EU wettbewerbsfähiger wird und mehr Arbeitsplätze schafft“, betont Kommissionsprä­ sident Jean-Claude Juncker. Dazu werde Brüssel sich weiter für Bürokratieabbau und die Vertiefung des Binnenmarktes einset­ zen. Aber wollen die Briten tatsächlich diese Vertiefung? Schon heute genießen sie mehr Ausnahmeregeln als jeder andere Mit­ gliedsstaat. Wird das reichen, um den EU-Gegnern bei dem Re­ ferendum am 23. Juni eine Absage zu erteilen? Offenbar stört es die Inselbewohner wenig, dass die britische Währung bereits auf Talfahrt geschickt wurde, gegenüber dem Euro verlor das Pfund seit Mitte November elf Prozent. Die Schwankungen an den Märkten werden bleiben, möglicher­ weise noch zunehmen, meint ein Experte der London School of Economics. Ein „Ja“ zum Brexit werde ohnehin schwierige Zeiten nach sich ziehen, weil das politisch-wirtschaftliche Ver­

hältnis zwischen Insel und Kontinent völlig neu verhandelt werden müsste. Zurzeit scheinen die Brexit-Anhänger im Aufwind zu sein. Eine aktuelle Umfrage zeigt einen relativ klaren Vorsprung von 54 zu 46 Prozent.

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Hidden Champions Nur gut ein Prozent der Weltbevölkerung ent­ fällt auf die Deutschen. Aus Deutschland kom­ men aber 48 Prozent der mittelständischen Welt­ marktführer. Kein Merkmal unterscheidet Deutschland so stark vom Rest der Welt, und kein anderes Land hat einen so starken Mittelstand wie Deutschland, bestätigt eine Untersuchung der Bera­ tungsgesellschaft Simon Kucher & Partners über die weltweite Verbreitung von Hidden Champions. Nur in der Schweiz und in Österreich seien sie mit einem ähnlichen Marktanteil vertreten. Das in der Welt einma­ lige duale Berufsbildungssystem bildet einen wichtigen Pfeiler

für die Wettbewerbsstärke dieser Unternehmen. Sie investie­ ren 50 Prozent mehr als der deutsche Durchschnitt in die Be­ rufsausbildung. Auch steuerliche Faktoren werden in der Studie genannt: In Frankreich verhindert die hohe Vermögensteuer, in den Vereinigten Staaten die Erbschaftsteuer die für die Entste­ hung eines Mittelstandes unverzichtbare Kapitalbildung. Etwa ein Viertel der deutschen Exporte stammen von den Hid­ den Champions. Von den 50 größten Anmeldern beim Deut­ schen Patentamt gehören 19 zu dieser innovativen Unterneh­ menskategorie. Die Tatsache, dass nach wie vor ein Viertel des deutschen Bruttoinlandsproduktes aus der Produktion stammt, ist nicht zuletzt diesen Hidden Champions zu verdanken. In den meisten industrialisierten EU-Ländern, aber auch in den USA liegt dieser Prozentsatz bei der Hälfte. Der markanteste Un­ terschied zu Großunternehmen besteht in der Kontinuität. Ein Chef bei den Hidden Champions bleibt im Schnitt 20 Jahre am Ruder, in Großunternehmen sind es nur 5,2 Jahre. www.simon-kucher.com

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Ausländische Steuerberater Steuerberatungsgesellschaften aus anderen EU-Staaten darf die Arbeit für deutsche Kunden nicht einfach deshalb untersagt werden, weil sie in Deutschland keinen Sitz haben und nicht von einer Person geleitet werden, die eine deutsche Prüfung zum Steuerberater bestanden hat. Das ergibt sich aus einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH). Eine Beschränkung des Rechts auf freien Dienstleistungsverkehr sei nicht zulässig, ohne dass die in anderen Mitgliedsstaaten erworbenen Qualifikatio­ nen von Steuerberatern „ihrem Wert entsprechend anerkannt und angemessen berücksichtigt“ werden, heißt es in dem Urteil. Vorausgegangen war ein Rechtsstreit zwischen dem Finanzamt Hannover-Nord und einer Steuerberatungsgesellschaft, die ihren Sitz in Großbritannien und Niederlassungen in Belgien und den Niederlanden hat. http://curia.europa.eu/jcms/jcms/j_6/ www.dstv.de

Bulgarien und Rumänien Seit 2007 gehören Bulgarien und Rumänien zur Europäi­ schen Union. Bei der Bekämpfung der Korruption durch eine Reform des Justizwesens gibt es aber nach wie vor erhebliche Schwierigkeiten. Beiden Ländern wurde bei ihrem Beitritt zur EU eine Kontrolle ihrer Justizrefor­ men auferlegt. Für die Regierung in Bukarest findet die EU-Kommission in ihrem diesjährigen Fortschrittsbericht auch lobende Worte. Dagegen mangelt es in Bulgarien an der politischen Entschlossenheit, die notwendigen Refor­ men rasch umzusetzen. Daher stellt sich die Frage, ob auch der Fortschrittsbericht im nächsten Jahr wieder ohne Fortschritte bleibt. http://ec.europa.eu/cvm/docs/com_2016_40_de.pdf http://ec.europa.eu/cvm/docs/com_2016_41_de.pdf

Europäischer Fonds In 22 von 28 EU-Staaten sind mit Hilfe des Europäischen Fonds für Strategische Investitionen (EFSI) in den ersten drei Monaten seiner Existenz bereits zahlreiche Projekte auf den Weg gebracht worden. „Das zeigt, dass der Investitionsplan greift“, sagte Kommissions­ präsident Jean-Claude Juncker, der den Vorschlag vorangetrieben hat. In Deutschland gibt es inzwischen sechs Finanzierungsver­ einbarungen mit Banken oder Fonds, über die mittelständischen Unternehmen durch die EFSI-Finanzierung von 2,3 Millionen Euro Investitionen von insgesamt 3,8 Milliarden Euro ermöglicht wer­ den. Projektpartner sind Fonds wie Holtzbrinck-Venture oder die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Sie ist auch Träger eines Pi­ lotprojekts unter dem Namen „Unternehmerkredit Plus“, das künf­ tig durch den EFSI und durch das EU-Finanzinstrument „InnovFin“ unterstützt wird. Durch die verbesserte Absicherung des Kredit­ risikos können laut KfW bis Ende 2017 Kredite von 500 Millionen Euro an innovative mittelständische Unternehmen und Freiberuf­ ler in Deutschland vergeben werden. Sie belaufen sich auf 25.000 bis 7,5 Millionen Euro pro Unternehmen und können ab sofort z.B. von Firmen beantragt werden, die in den vergangenen zwei Jahren ein Patent angemeldet haben. http://ec.europa.eu/deutschland/ press/pr_releases/13930_de.htm

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Estland – klein, aber oho Das viertkleinste Land der EU wirbt mit dem Slogan „positively surprising“. Eine Expertendelegation des BVMW unter der Führung von BVMW-Präsident Mario Ohoven besuchte das Land, um dort Gespräche mit hochrangigen Politikern zu führen, sich von der Innovationskraft zu überzeugen und um konkrete Kooperationen zu vereinbaren.

Intensive wirtschaftliche Kontakte zum BVMW begannen 2015, als gemeinsam mit der estni­ schen Botschaft anlässlich des Besuchs des est­ nischen Staatspräsidenten Toomas Hendrik Ilves ein Wirtschaftsforum in Berlin stattfand. Auch regional, insbesondere in Sachsen-Anhalt, pflegt der BVMW enge Kontakte zu Estland.

Rainer Ptok BVMW Leiter Außenwirtschaft

Eine Delegation des BVMW nutzte die Gelegen­ heit, um die Beziehungen zu Estland auszubauen. Die Reise begann mit einem Besuch des weltbe­ kannten Komponisten Arvo Pärt. Pärt zählt zu den bedeutendsten Komponisten der Gegenwart, besitzt die österreichische Staatsbürgerschaft und lebte von 1981 bis 2008 sogar in Berlin. Ein wahrer Weltbürger, der sich zusammen mit sei­ ner Familie den Bau und den Unterhalt eines Arvo-Pärt-Dokumentationszentrums zum Ziel gesetzt hat. Im engsten Familienkreis konnte die

deutsche Delegation Hinweise und Tipps dazu ge­ ben, die dankbar aufgenommen wurden. Im Anschluss daran fand ein Empfang in der Resi­ denz des deutschen Botschafters statt. Hier traf die Delegation den estnischen Finanzminister Sven Sester sowie den deutschen Botschafter Christoph Eichhorn. Ein weiterer Tag stand im Zeichen politischer Gespräche mit der Ministerin für Unternehmertum Liisa Oviir und Justizmi­ nister Urmas Reinsalu. Darüber hinaus war Mit­ telstandspräsident Mario Ohoven für die größte estnische Tageszeitung Postimees sowie für den öffentlich-rechtlichen Fernsehsender des Landes ein begehrter Interviewpartner. Höhepunkt war die Teilnahme an einem Wirt­ schaftsforum des estnischen Mittelstandsver­ bands EVEA. Im Anschluss an die Veranstaltung besiegelte EVEA seine Kooperation mit dem BVMW als Mitglied im Europäischen Mittel­ standsdachverband European Entrepreneurs (CEA-PME). EVEA-Präsidentin Kersti Kracht hatte rund 150 Unternehmer eingeladen, um das Thema Finanzierung für kleine und mittelständi­ sche Unternehmen zu diskutieren. BVMW-Prä­ sident Mario Ohoven konnte ebenso wie der mit der Delegation angereiste ehemalige Staatsse­ kretär und jetzige Vorstandsvorsitzende der In­ vestitionsbank Sachsen-Anhalts, Manfred Maas,

Foto:  © tassafaronga - Fotolia.com

Der Slogan stimmt: Positiv überrascht Estland seit seiner Unabhängigkeit mit einem reformo­ rientierten, erfolgreichen Wirtschaftskurs. Cy­ berattacken auf staatliche Einrichtungen im Jahr 2007 führten dazu, dass das Land sich intensiv mit der Informationstechnologie beschäftigte – und heute die IT-Hochburg in Europa ist. Estland exportiert aber nicht nur IT, sondern auch Erneu­ erbare Energien, Holz, Bio-Lebensmittel und Kos­ metik mit Erfolg.


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Gespräch mit dem Justizminister Estlands, Urmas Reinsalu.

Empfang in der Deutschen Botschaft in Tallinn: BVMW-Präsident Mario Ohoven, der estnische Finanzminister Sven Sester und der deutsche Botschafter Christoph Eichhorn (v. li.).

Maestro Arvo Pärt (vorne rechts) empfängt mit seiner Familie (1. Reihe) die BVMW-Expertendelegation um Präsident Mario Ohoven in seinem Landhaus.

Treffen mit der estnischen Ministerin für Unternehmertum, Liisa Oviir.

die deutschen Erfahrungen in die Diskussion einbringen. Bei der Abreise konnte bereits auf das nächste Highlight in der Zu­ sammenarbeit mit Estland verwiesen werden, den Besuch des estnischen Premierministers Taavi Rõivas zum Jahresempfang des BVMW in Berlin.

Die Zusammenarbeit mit Estland wird in diesem Jahr im Mai mit einer Unternehmerreise fortgesetzt, organisiert von Peter Martini vom BVMW Sachsen-Anhalt. Interessierte Unterneh­ men, die sich positiv überraschen lassen wollen, sind herzlich eingeladen, das kleine, innovative Land selbst zu erleben. 

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Trained in Germany – ein Markenzeichen in Tunesien In Deutschland ausgebildete und zurückgekehrte Tunesier haben im April 1991 den Verein tunesi­ scher Absolventen deutscher Universitäten „VTA­ DU“ gegründet, der dieses Jahr seinen 25. Geburts­ tag feiert. Über die Jahre ist der Verein sowohl quantitativ wie qualitativ gewachsen. Auch wenn Tunesier, die in Deutschland studiert haben, noch eine Ausnahme sind, ist die Mitgliederzahl stetig gestiegen. Regiona­ le Repräsentanzen entstehen heute in größeren tu­ nesischen Städten. Die Revolution des tunesischen Volkes im Jahre 2011 hat freie Räume für die Zivilge­

sellschaft geschaffen. Diesen Pflichten stellt sich der Verein und nutzt die neuen Chancen, auch für die Entwicklung der kleinen und mittleren Unterneh­ men in Tunesien, in Kooperation mit dem BVMW. In der schwierigen Phase des Wandels ist Deutsch­ land ein wichtiger Partner. Der VTADU unterstützt aktiv die Weiterentwicklung des Landes und die tunesisch-deutschen Beziehungen. Der Verein ist dabei, in den bilateralen Beziehungen und insbeson­ dere in der wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Kooperation die Rolle eines wichtigen Mittlers zu übernehmen. 

Chokri Aslouj VTADU – Senatspräsident und Vorstandsmitglied


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BVMW-Erfolg: Investorenschutz entscheidend verbessert CETA gibt beim Investorenschutz die Marschroute für TTIP vor – rechtsstaatliche Handelsgerichte anstelle privater Schiedsgerichte. Entscheidende Impulse dazu gab der BVMW.

Maryam Heyrani BVMW

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Lange Zeit hieß es, CETA sei ausverhandelt und könne nicht mehr angepasst werden. Nun haben die EU und Kanada doch noch den Investoren­ schutz mittelstandsfreundlich nachgebessert. Damit ist eine vom BVMW geforderte wesentli­ che Grundlage geschaffen, sich auch bei TTIP, dem Investitions- und Freihandelsabkommen mit den USA, von dem traditionellen Investor-Staat-Streit­ beilegungsverfahren zu verabschieden.

Die vom BVMW bemängelte fehlende Revisions­möglichkeit wurde ebenfalls aufgenommen. Investorenschutz ist unverzichtbar. In vielen Fäl­ len würden grenzüberschreitende Investitionen nicht erfolgen, wenn Investoren keinen hinrei­ chenden Schutz vor staatlicher Willkür in den Zielländern hätten. Die Sicherung von Eigentums­ rechten bzw. der Schutz vor Enteignung im Falle von Gesetzesänderungen ist daher ein hohes Gut. Investitionsschutzverträge, wie wir sie heu­ te kennen, gewähren diesen Schutz seit nunmehr über fünfzig Jahren. Sie alle umfassen im Kern vier grundlegende Kriterien. Die Vertragspartner verpflichten sich ge­ genüber ausländischen Investoren  z um Standard der „fairen und gleichen“ Behandlung,  z um Diskriminierungsverbot gegenüber inländischen Investoren,  z ur Transferfreiheit ihres Kapitals und zur Entschädigung im Falle einer Enteignung. Gegen die Verletzung dieser rechtlich bindenden Zu­ sagen können Investo­ ren vor internationalen Schiedsgerichten kla­ gen. Deutschland ist an

insgesamt 138 Investitionsverträge bilateraler Art gebunden. Folglich stellen die in Aussicht stehenden multilateralen Völkerrechtsverträ­ ge wie TTIP und CETA mit ihren Investitions­ schutzkapiteln keine bislang völlig unbekannten Vertragskonzepte dar. Entscheidend ist jedoch, dass sowohl für CETA, als auch für TTIP keine sachlich begründete Notwendigkeit für traditi­ onelle Schiedsgerichtsverfahren besteht, weil beiderseits des Atlantiks bewährte rechtsstaat­ liche Systeme existieren. Vielmehr gefährdet das Festhalten an den bisherigen Investitionsschutz­ kapiteln das gesamte Abkommen zwischen der EU und den USA. Private und intransparent organisierte Schiedsgerichte bieten keine Revi­ sionsmöglichkeit und sind teuer. Nach Angaben der OECD dauern Verfahren durchschnittlich etwa 4 Jahre und kosten rund 7 Millionen Euro. Diese Größenordnungen können gerade kleine und mittelständische Unternehmen mit ihren geringen Finanzpolstern kaum verkraften. Des­ halb hat sich der BVMW in Berlin und Brüssel für Nachbesserungen bei TTIP eingesetzt. Mit Erfolg: Der Vorschlag der EU-Kommission zu einem bilateralen Handelsgerichtshof, der den USA in der 12. TTIP-Verhandlungsrunde prä­ sentiert wurde, soll an die Stelle der bisherigen Schiedsgerichte treten. Diese Änderung wurde laut EU-Kommission bereits in die endgültige Fas­ sung von CETA übernommen. Demnach werden nun unabhängige Richter von Staaten bestellt und nicht länger von Unternehmen bestimmt. Die vom BVMW bemängelte fehlende Revisionsmög­ lichkeit wurde ebenfalls aufgenommen. Wichtig ist, dass kleine und mittlere Unternehmen diese Institutionen in Anspruch nehmen können, ohne sich in unkalkulierbare finanzielle Wagnisse stür­ zen zu müssen. EU-Handelskommissarin Malm­ ström und die kanadische Handelsministerin Chrystia gehen davon aus, dass CETA mit diesen Änderungen in diesem Jahr unterschrieben und 2017 in Kraft treten wird. Es bleibt zu hoffen, dass die CETA-Verhandlungen als Katalysator für TTIP wirken. 

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Kritiker bemängeln den fehlenden Nervenkitzel.

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RECHNUNGSWESEN

LOHN- UND GEHALTSABRECHNUNG

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Chancen für deutschen Mittelstand in Indien


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Indien ist einer der größten Wachstumsmotoren Asiens und ein faszinierendes Land, gekennzeichnet durch kulturelle Vielfalt, und die stabilste Wirtschaftsmacht der BRIC-Staaten. Kleine und mittelständische Unternehmen profitieren mittlerweile von gewinnbringenden Geschäftschancen auf dem indischen Markt. Deutschland ist Indiens wichtigster Handelspartner in der EU. Nach Angaben des Internationalen Währungs­ fonds (IWF) wird in der Milliardennation Indien (1,26 Milliarden Einwohner im Vorjahr) ein größe­ res Wirtschaftswachstum erwartet als in China, wo 2015 zum ersten Mal seit 1990 ein geringeres Wachstum im Vergleich zu Indien registriert wur­ de. Die steigende Binnennachfrage macht Indien zu einem Garanten für solides Wachstum. Zuletzt beschleunigte sich das Wirtschaftswachstum und lag bei 7,4 Prozent. Unabhängige Experten und die indische Regierung unter Premierminister Narendra Modi sind einhellig der Meinung, dass das Potenzial noch nicht ausgeschöpft ist. Die Re­ gierung plant wichtige Reformen, unter anderem in den Bereichen Arbeitsmarkt, Landbesitz, Bü­ rokratieabbau und Steuerrecht. Weiterhin sollen die Infrastruktur und der Zugang für ausländische Investoren mit Hilfe verschiedener Innovations­ programme erheblich verbessert werden, zum Beispiel mit Innovationsprogrammen wie Make in India, Digital India, Clean India, 100 Smart Cities oder die corridor projects.

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Indien ist nicht nur als Absatzmarkt, sondern auch zunehmend als Produktionsstandort für deutsche Unternehmen interessant. Dennoch gestalten sich der Markteintritt und -ausbau für viele Unternehmen oftmals als zeitintensives und kostspieliges Unterfangen. Marktspezifische Bar­ rieren und unternehmerische Herausforderun­ gen wie interkulturelle Hintergründe erschweren eine rasche, strategische Markterschließung. Deutsche Unternehmen, die in Indien mit einem lokalen Vertriebspartner arbeiten, stellen häufig fest, dass die Vertriebsziele nicht erreicht werden und der Wettbewerber zunehmend Marktanteile gewinnt. Unternehmen mit einer eigenen Nieder­ lassung vor Ort agieren wesentlich erfolgreicher auf dem Markt, sofern sie die passenden Mitar­ beiter im Team haben. Die Personalauswahl und der Aufbau eines indischen Teams erfordern Wis­ sen über die Besonderheiten der Kultur und loka­ le, marktspezifische Fachkenntnisse. Weiterhin sind Planung und Umsetzung der Mar­ ketingstrategie häufig unzureichend. Abhängig von der Branche führt eine reine Adaption deut­ scher Produkte auf dem indischen Markt erfah­

rungsgemäß nicht zum Erfolg. Obwohl deutsche Produkte einen hervorragenden Ruf in Indien genießen, tendieren die Kunden dort zu den niedrigpreisigen Produkten der chinesischen Konkurrenz. Um das Marktpotenzial optimal aus­ zuschöpfen ist es daher notwendig, eine kultur­ spezifische Personal-, Marketing-, Produkt- und Vertriebsstrategie zu entwickeln und vor Ort zu implementieren. Der BVMW Indien ist mit genau dieser Thema­ tik des indischen Marktes bestens vertraut und unterstützt deutsche Unternehmen vor Ort ge­ meinsam mit seinen Partnerverbänden (zum Bei­ spiel EEPC, CII, SME Chamber of India und FICCI). Direkte Ansprechpartner sind Daniel Raja und Yvonne Julia Metzger. Dahinter stehen weitere Experten aus der deutsch-indischen Industrie, unter anderem ehemalige Führungskräfte von Mercedes Benz, Metro Cash & Carry, Lanxess. Die einzigartige Kombination aus Verbandsnetz­ werk und Branchenexpertise bietet Mitgliedern des BVMW, die vor dem Markteintritt nach In­ dien stehen oder das Geschäft vor Ort ausbau­ en wollen, wertvolles Know-how zur indischen Geschäftskultur und einen zuverlässigen Part­ ner für die individuelle Beratung und Betreuung. Deutsche Unternehmer können die enge Zusam­ menarbeit mit dem indischen Wirtschaftsminis­ terium, indischen Wirtschaftsorganisationen und Partnerverbänden, namhaften Repräsentanten der Advisory Boards indischer Unternehmen mit internationalen Interessen für sich nutzen. Das Angebot des BVMW reicht von Veranstal­ tungen zum Technologietransfer in indischen Wirtschaftsmetropolen über Delegationsreisen wie zum Beispiel auf die IESS-Fachmesse (India Engineering Sourcing Show) bis hin zu Workshops und Seminaren in Deutschland zu den Themen Einkauf, Vertrieb und interkulturelles Geschäfts­ leben. Indien war, ist und bleibt ein komplexer Markt. Wer diesen Markt in Zeiten von Globa­ lisierung und Digitalisierung richtig zu nutzen weiß, schafft eine wirtschaftliche Säule für die eigene unternehmerische Zukunft und kann von dem Strom der Entwicklung profitieren. Moderne und High-Tech machen Indien zu einem beliebten Technologiestandort mit fruchtbarem Boden für Innovationen und Investitionen. 

Yvonne Julia Metzger Leiterin Verbindungsbüro BVMW Indien

Daniel Raja Leiter Auslandsbüro Indien www.bvmw.de/ auslandsvertretungen


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KOLUMNE

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Das Ikarus-Prinzip

Guido Augustin BVMW-Pressesprecher Rheinhessen Geschäftsführer forum! Marketing- und Kommunikationsberatung GmbH www.forum-mainz.de

Papa Daedalus und Junior Ikarus saßen im La­ byrinth des kretischen Kultkönigs Minos. Da bastelte der weise Daedalus Flügel aus Federn, Wachs und Holz, mit denen die beiden ihrem Ge­ fängnis auf dem Luftweg entkommen konnten. Der Vater verbot seinem Sohn, zu hoch zu flie­ gen, denn die Hitze der Sonne war eine Gefahr für das labile Fluggerät der beiden. Der Aus­ gang ist bekannt: Ikarus flog zu hoch, das Wachs schmolz und er stürzte ins ägäische Meer.Der reiche Schatz antiker Mythen hat unsere Zivili­ sation, unser Denken, unser Wertesystem nach­ haltig geprägt. Die Mythen dienten nicht nur der Erziehung, sondern auch dazu, bestehende Strukturen zwischen Göttern und Menschen zu verfestigen. Dabei ist es gleichgültig, ob die Göt­ ter eine Krone, eine Mitra, einen Doktorhut, ein Parteiabzeichen oder einen Talar tragen. Das Ikarus-Prinzip ist eine Erfindung hierarchischer Moralinstanzen: Flieg nicht zu hoch, mein klei­

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Wie oft wagen wir es nicht, uns von Herzen zu freuen, weil wir fürchten, dass es allzu bald zu Ende sein könnte.

ner Freund! Wie oft wagen wir es nicht, uns von Herzen zu freuen, weil wir fürchten, dass es allzu bald zu Ende sein könnte. Hochmut kommt doch vor dem Fall, uns geht es wohl zu gut. Kennen Sie auch Menschen, die im Urlaubshotel ankom­ men und „schade, nur 14 Tage“ seufzen? Und wussten Sie, dass über 70 Prozent aller Eltern immer wieder mal Horrorvisionen bekommen, wenn sie ihre Kinder im Schlaf betrachten? Ika­ rus‘ Schicksal soll uns lehren, uns systemimma­ nenten Grenzen bedingungslos zu unterwerfen. Daedalus ist die Galionsfigur des Totalitarismus. Und so lange die Geschichte in unseren Köpfen lebt, ist keine Aufklärung möglich. Mein Lieb­ lingsausdruck dieser verhängnisvollen Limitie­ rung: „Klopf auf Holz!“ Es klopft auf Holz, wer fürchtet, dass ein positiver Zustand sich automa­ tisch in einen negativen wandeln wird. Als gäbe es ein Naturgesetz, dass dem Guten, dem Erfolg, der Liebe verbietet zu bleiben. Ich klopfe nicht mehr auf Holz. Wenn es gut läuft, darf es auf ewig so bleiben. Und wenn es einmal nicht mehr gut laufen sollte, dann bestimmt nicht als Rache des Schicksals. Der Preis des Erfolges ist nicht ihm folgender Misserfolg, sondern Engagement, Fokussierung und Können. Und der Preis des Erfolges muss immer im Voraus bezahlt werden. Es ist sicher keine gute Idee, mit wachsverkleb­ tem Fluggerät zu nah an eine Wärmequelle zu fliegen. Doch eine physikalische Metapher darf unsere geistige, moralische und seelische Welt nicht einzäunen. 

Foto: Heike Rost

Guido Augustin macht sich Gedanken über unsere Welt und ihre Bewohner


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FORUM FÜHRUNG. IMPULSE – DIALOGE – ORIENTIERUNG.

| CHRISTIAN GANSCH

| DR. PERO MICIC

| DR. DR. CAY VON FOURNIER

| RENÉ BORBONUS

| JENS CORSSEN

| DR. REINHARD K. SPRENGER

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| PROF. DR. MANFRED SPITZER

UNSERE REFERENTEN 2016 Die Reihe – Forum Führung „Forum Führung“ will Impulse geben, für zündende Dialoge sorgen und eine Neuorientierung ermöglichen. In einem insgesamt 3-stündigen Vortrag eines hochkarätigen Referenten erhalten Sie wertvolle Information zur Führung Ihres Unternehmens. Und nutzen Sie auch das hervorragende Netzwerk des BVMW beim Get-together für den wichtigen Erfahrungsaustausch.

DO 14.4.2016 ab 15:00 Uhr

HAMBURG Jens Corssen Der Selbst-Entwickler

DO 8.6.2016 ab 15:00 Uhr

MÜNSTER Prof. Dr. Manfred Spitzer Gehirnforschung für Führungskräfte

MI 1.6.2016 ab 15:00 Uhr

NÜRNBERG Dr. Pero Micic Zukunfts-Radar 2025

DO 30.6.2016 ab 14:00 Uhr

MÖNCHENGLADBACH Dr. Dr. Cay von Fournier Wertschöpfung durch Wertschätzung

DO 2.6.2016 ab 15:00 Uhr

BERLIN René Borbonus Respekt!

DI 20.9.2016 ab 15:00 Uhr

DRESDEN Christian Gansch Dreiklang der Führungskompetenz

MO 6.6.2016 ab 15:00 Uhr

ERFURT Dr. Dr. Cay von Fournier Wertschöpfung durch Wertschätzung

MO 24.10.2016 ab 16:00 Uhr

OSNABRÜCK René Borbonus Klarheit

DI 7.6.2016 ab 15:00 Uhr

HEIDELBERG Dr. Dr. Cay von Fournier Wertschöpfung durch Wertschätzung

DO 10.11.2016 ab 15:00 Uhr

BIELEFELD Dr. Reinhard K. Sprenger Das anständige Unternehmen

Pro Person ab

159,– EUR*

Leistungen: Vortrag, Getränke und Buffet * Teilnehmergebühr: 299,00 EUR, zzgl. MwSt. p. Pers. BVMW-Mitglieder: 159,00 EUR, zzgl. MwSt. p. Pers.

Weitere Infos unter: www.forum-fuehrung.bvmw.de

Die Veranstaltungsreihe „Forum Führung“ wird unterstützt von unseren Partnern

www.bvmw.de

(zzgl. MwSt.)

VERANSTALTUNGSTERMINE UND -ORTE

Weitere Informationen und Anmeldungen unter www.forum-fuehrung.bvmw.de BVMW – Bundesverband mittelständische Wirtschaft · Unternehmerverband Deutschlands e.V. Leipziger Platz 15 · 10117 Berlin · Tel.: 030 533206-0 · Fax: 030 533206-50 · E-Mail: forum-fuehrung@bvmw.de


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Produktionsfaktor Persönlichkeit Besonders durch seine Persönlichkeit ist der Mensch als Produktionsfaktor „Arbeit“ ausschlaggebend für die Top-Performance eines Unternehmens. Grund genug, bei der Personalauswahl oder der Entwicklung von Mitarbeitern auf zuverlässige Instrumente zu setzen. Persönlichkeitsstruktur des idealen Vertriebsmitarbei­ ters beschrieben werden, der mit entsprechender Domi­ nanz überzeugungsstark das jeweilige Produkt vertritt. Ein solches Screening zeigt An­ knüpfungspunkte, um dem Bewerber „auf den Zahn zu fühlen“, und verhindert teure Fehlbesetzungen.

Persönlichkeits­ entwicklung

Stärken erkennen

Stefan Oppitz Vorstand A-M-T Management Performance AG Mitglied im IBWF www.a-m-t.de

Während bei einer Einstellung oder Beförderung von Mitarbeitern Qualifikationen schnell über­ prüft werden können, wird es bei den individu­ ellen Kompetenzen des Kandidaten schwieriger. Nach dem Motto „hire a smile – train a skill“ ist es wichtig, schnell die Persönlichkeit zu erfassen, um Stärken und Schwächen der Bewerber zu er­ mitteln. Hier helfen Instrumente, die dem Eigen­ schaft- oder Trait-Ansatz folgen. Sie beruhen auf der Annahme, dass sich die Stärke einer Persön­ lichkeit entlang eines Sets von universellen Eigen­ schaften bestimmen und mit anderen Personen vergleichen lässt. Zu den bekanntesten Tests, die auf diesem Ansatz beruhen, zählen international der 16PF® und in Deutschland der BIP.

Profilierung Ausgehend von einem Stellen- oder Kompe­ tenzprofil wird zu Beginn des Auswahlpro­ zesses ein Soll-Profil von individuellen Eigen­ schaften definiert. So kann zum Beispiel die

Einen anderen Blick auf Per­ sönlichkeit bieten Typeninst­ rumente wie der MBTI® oder der DISG®. Sie sind die ideale Basis für Entwicklungsaussa­ gen. Ausgangspunkt ist die Annahme, dass Menschen sich dort zum Besten ihrer Person entfalten, wo sie ihren persönlichen Präferenzen folgen. So lassen sich individuell Entwicklungs­ aspekte ableiten, die zu motiviertem Arbeiten führen.

Heterogenität im Team Erfolgreiche Teams nutzen die unterschiedlichen Persönlichkeiten ihrer Mitglieder. Neben dem toleranten Umgang ist aber vor allem das Erken­ nen dieser Heterogenität notwendig. Typenins­ trumente helfen dabei, die Unterschiedlichkeit zu nutzen. So können blinde Flecken im Team erkannt und präferiertes Verhalten gestützt wer­ den.

Praxistauglich Natürlich ist jede Persönlichkeit komplex, und der Versuch, diese in einem Instrument abzubilden, kann nicht hundertprozentig genau gelingen. In der Praxis aber haben sich Trait- und Typenansät­ ze dennoch bewährt, um den Produktionsfaktor „Persönlichkeit“ zu beschreiben. 

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Initiative für Ausbildung: Nicht jammern. Machen! Um dem demografischen Wandel aktiv zu begegnen, haben sich hundert Unternehmen in sechs Branchen zur „Initiative für Ausbildung“ zusammengeschlossen. Deren Siegel garantiert Azubis eine hohe Attraktivität. Eine Riege von Unternehmen, die gute Ausbil­ dung im eigenen Betrieb umsetzen und als Marke nach außen kommunizieren wollen, hat sich dazu verpflichtet, zwölf Kriterien für eine gute Ausbil­ dung einzuhalten. Diese zwölf Kriterien sind laut Gründer Albrecht Bühler, Inhaber der Albrecht Bühler Baum und Garten GmbH, kein Geheimnis. Sie stehen jedem Unternehmen auf der Websei­ te der Initiative zur Verfügung. Der Unterschied zwischen erfolgreichen und nicht erfolgreichen Unternehmen besteht laut Bühler, der selbst fünf­ zig Mitarbeiter beschäftigt, darin, die Selbstver­ pflichtungen auch wirklich anzuwenden. Die dua­ le Ausbildung leidet auch unter einem schlechten Ruf, weil es immer noch zu viele schwarze Schafe gibt. Positive Beispiele sind deshalb gefragt.

Innovationspreis für Altenpflege

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Ein Vorzeigeunternehmen ist der evangelische Pflegedienst in München. Angelika Pfab, Ge­ schäftsführerin, spürte die Auswirkungen des Fachkräftemangels im Ballungsgebiet München und in der Altenpflege besonders stark. Deshalb brachte sie ihre Einrichtung gemeinsam mit ih­ ren Führungskräften auf Vordermann. Der Ge­ schäftsführerin war bewusst, dass junge Leute zunehmend eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf anstreben. Weil sie keine Einzelkämpferin

sein wollte, übertrug sie das Konzept der Initia­ tive für Ausbildung, das schon seit vier Jahren in der Gärtner-Branche bestand, auf die Altenpfle­ ge. Bereits im ersten Jahr gewann sie damit Ende 2015 den Innovationspreis der häuslichen Pflege.

Auf jede Branche übertragbar Sowohl Andre Wefers von Wefers Gebäude­ technik in Köln als auch Peter Gress, Inhaber von Gress Friseure in Esslingen, sind von diesem Kon­ zept so überzeugt, dass sie es in ihren Branchen ebenfalls vorantreiben. Alle teilnehmenden Be­ triebe eint eines – sie sind Top-Arbeitgeber und Garanten für eine Top-Ausbildung. Die Macherbetriebe wollen mit ihrer Initiative die gesellschaftliche Bedeutung und Attraktivität ihres Berufs potenziellen Auszubildenden trans­ parent machen und sie für den Beruf begeistern. Ziel ist es, den fähigsten Nachwuchs zur Sicherung der betrieblichen Zukunft für das Unternehmen zu gewinnen. Nach einer erfolgreichen und quali­ fizierten Ausbildung wird das Personal mit weite­ ren betrieblichen Leistungen an das Unternehmen gebunden. Das Thema Ausbildung eignet sich bes­ tens für Öffentlichkeitsarbeit und Werbung. www.initiative-fuer-ausbildung.de

Christine Görzen Geschäftsführerin der Bühler und Görzen GmbH (Träger der Initiative für Ausbildung), Vorsitzende des BVMW Expertenrings Kreisverband Stuttgart Mitglied im IBWF-Institut für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und -forschung e. V. www.buehlerundgoerzen.de


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Wider den Fachkräftemangel im Einkauf Die Auswirkungen des Paradigmen-Wechsels im Einkauf sind deutlich spürbar, gesucht werden Generalisten. In der Regel müssen die Unternehmen selber ausbilden. Seitdem die Einkaufsabteilungen nicht mehr nur die geldausgebenden, sondern in vielen Unter­ nehmen mittlerweile die wertschöpfenden Abtei­ lungen sind, werden mehr denn je auch hochquali­ fizierte Einkaufsfachkräfte nachgefragt. Hieß es früher noch „Endstation Einkauf“, so ist in zukunftsfähig aufgestellten Unternehmen die Einkaufsabteilung schon heutzutage Kar­ rieresprungbrett. Doch warum lässt sich den­ noch der enorme Bedarf an Fachkräften nicht decken? Vielleicht weil es noch keine eindeutige Berufsbeschreibung geschweige denn Berufs­ ausbildungskonzepte für Einkäufer gibt? Auf eine kaufmännische Ausbildung aufbauende Fach-Qualifizierungen sind löblich, einige Studi­ engänge in Richtung Supply Chain Management

auch. Doch Einkäufer ist aktuell (noch) kein Lehr­ beruf! Oder vielleicht weil es vielen Aspiranten einfach an (Einkaufs-)Persönlichkeit fehlt? Dass Einkäufer technisch/kaufmännisch ausge­ bildet sein sollten, ist seit langem kein Erfolgsge­ heimnis mehr. Die Gretchenfrage, ob das Quali­ fizierungspendel eher zum Kaufmann oder eher zum Techniker ausschlagen sollte, ist zumindest für produzierende Unternehmen beantwortet. Die Fachkenntnis über die einzukaufenden Roh­ materialien oder über die Produktionstechniken zu deren Herstellung, überwiegt bei weitem den Nutzen, den eine weiterführende kaufmännische Ausbildung mit sich bringt. Dies kann ein Eldora­ do für Quereinsteiger werden. Natürlich geht es nicht ohne kaufmännische Grundkenntnisse, ein

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betriebswirtschaftliches Studium ist aber sicher­ lich nicht immer erforderlich. Dass dies in einem Dienstleistungs- oder Handelsunternehmen eventuell anders aussehen kann, ist wiederum auch unbestritten. Doch kommen wir zurück auf die Frage, warum herrscht ein Fachkräftemangel im Einkauf? Nun, die Antwort ist einfach: Sehr gute Einkäufer, egal ob Einkaufsleiter oder Facheinkäufer oder Com­ modity-Manager etc., sind Generalisten in einer von Spezialisten dominierten Arbeitswelt. Und da dies so ist und man es wahrscheinlich auch in absehbarer Zeit nicht mehr wird ändern können, müssen die notwendigen Profil-Eigen­ schaften für Einkaufsfachkräfte unter­ nehmensspezifisch über Qualifikations-, Kompetenz- und Persönlichkeitsprofile herausgearbeitet und definiert werden. Unternehmen tun gut daran, sich diese Fachkräfte selber zu suchen und heran­ zuziehen, denn Generalisten bringen et­ was mit, was man über Ausbildungskon­ zepte alleine nicht lernen kann. Es geht hierbei vielmehr um Grundeinstellungen, Grundwerte und soziale Kompetenz.

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Dann folgt eine strukturierte, effektive und effi­ ziente Arbeitsweise. Arbeiten und Denken in ein­ fachen, kostengünstigen und zielgerichteten Pro­ zessen bzw. Prozessschritten ist angesagt, denn kompliziert wird es heutzutage schon von ganz alleine. Wir haben es vielfach verlernt, einfach zu arbeiten, einfach zu denken und einfach zu han­ deln. Oftmals zwingen interne Prozesse oder auch externe Vorgaben zu verschwenderischem Zeit­ aufwand, den, wenn man es genau nimmt, niemand mehr bezahlen kann oder will. Viel zu selten halten wir es mit Antoine de Saint-Exupéry: „Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn man nichts mehr hin­ zufügen, sondern nichts mehr weglassen kann“.

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Einige dieser grundsätzlichen, nicht lehrbaren Kompetenzen werden nachfolgend be­ nannt. Um die Generalisten/Spezialisten-Diskre­ panz zu durchstoßen, wird ein Einkäufer zunächst ein Höchstmaß an Kommunikationsfähigkeit und Empathie benötigen. Miteinander verbal klar verständlich, angemessen und zielgerichtet in Echtzeit zu kommunizieren, ist in Zeiten von non­ verbaler e-Mail-, Chat- und SMS-Kommunikation nicht mehr selbstverständlich.

Sehr gute Einkäufer, egal ob Einkaufsleiter, Facheinkäufer oder Commodity-Manager, sind Generalisten in einer von Spezialisten dominierten Arbeitswelt. Eine weitere Kompetenz ist strategisches Denkund Handlungsvermögen. Nicht mehr nur der schnelle, einmalige Erfolg ist prägend und ziel­ führend, sondern das Heute schon an Morgen denken. Ziele zu definieren und sie den kurz-, mittel- und langfristigen Umsetzungskorridoren zuzuordnen, bringt Prioritäten und Ordnung ins „seelenfressende“ Tagesgeschäft. Lieferanten mittel- und langfristig zu Partnern zu machen, diese aufzubauen und nachhaltig für den eigenen Unternehmenserfolg zu nutzen ist oberste Devi­ se. Die Nutzung von strategischen Methoden, wie denen des Lieferanten- und/oder Materialgrup­ penmanagements ist hierzu obligatorisch. Nicht zuletzt bedarf es einer weiteren grundsätz­ lichen, nicht lehrbaren Qualifikation, nämlich die der sachlichen Konfliktfähigkeit. Ein Einkäufer muss zu jeder Tages- und Nachtzeit in der Lage sein, „Nein“ zu sagen, um einen Konflikt zu initiie­ ren. Einkäufer müssen Konflikte lieben (es gehört natürlich zu jeder Konfliktfähigkeit auch die Kon­ fliktlösungskompetenz)! Denn haben Sie keinen Konflikt, haben Sie auch keine Verhandlung. Dann führen Sie ein Gespräch, aber Sie verhandeln nicht. Das ist auch der Grund, warum Verkäufer Verkaufsgespräche und Einkäufer Verhandlun­ gen führen wollen. 

Jörg Lemmermann Geschäftsführender Inhaber Die Einkauf Manufaktur Mitglied im IBWF-Institut für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und -forschung e. V. www.einkaufmanufaktur.de


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News Hinweis auf EU-Streitschlichtung

Unternehmerpreise Es gibt viele Gründe, sich mit anderen Unternehmen in einem Wettbewerb zu mes­ sen: Gute Presse, individuelle Förderung, Kontakte knüpfen und, nicht zu vergessen, das Preisgeld. Hier stellen wir Ihnen einige der aktuellen Unternehmerpreise vor.

KfW-Award GründerChampions 2016 Seit 1998 zeichnet die KfW Bankengruppe Unternehmen mit dem Titel „Grün­ derChampion“ aus, die sich in den ersten fünf Jahren ihrer Geschäftstätigkeit mit ei­ ner besonders innovativen Idee oder Arbeitsweise erfolgreich am Markt behaupten konnten. Für den Preis können sich Start-ups aller Branchen bewerben, die ihren Sitz in Deutschland haben. Aus allen Bundesländern werden 16 Landessieger bestimmt, die um den finalen Bundessieg konkurrieren. Bei der Preisverleihung wird zudem ein Publikumspreis ermittelt. Die Auszeichnung findet am 6. Oktober 2016 in Berlin statt. Online-Bewerbung vom 1. April bis 1. Juli 2016 . www.degut.de/kfw-award-gruenderchampions-2016

Nachhaltigkeitspreis: KMU winken 1,5 Mio. Dollar Preisgeld Der mit insgesamt 4 Millionen US-Dollar dotierte „Zayed Future Energy Prize 2017“ wird jährlich an ein mittelständisches Unternehmen, eine Organisation und eine Schule vergeben, die Lösungen für Klimawandel, Energiesicherheit und Umwelt­ schutz entwickeln. Bewerben kann man sich auf der Webseite (Englisch). Bewerbungsschluss ist der 27. Juni 2016. www.zayedfutureenergyprize.com/en/

Deutscher Jugend-Arbeitsschutz-Preis 2016 Die Fachvereinigung Arbeitssicherheit e.V. zeichnet motivierte Jugendliche und junge Erwachsene mit kreativen und innovativen Ideen für mehr Sicherheit und Ge­ sundheit am Arbeitsplatz aus. Die Ideen sollen in Form von Projekten ausgearbeitet und erfolgreich in die Praxis umgesetzt worden sein. Teilnehmen können Jugend­ liche und junge Erwachsene bis 24 Jahre in Berufsschulen und Betrieben. Für die ersten drei Platzierungen gibt es Preisgelder in Höhe von insgesamt 6.000 Euro. Einsendeschluss der Bewerbungen ist der 30. Juni 2016. www.jugend-arbeitsschutzpreis.de

Sustainable Entrepreneurship Award (SEA) Nach dem Motto „Sustainability is in our hands“ wird jedes Jahr der SEA an Un­ ternehmen mit innovativen Ideen, Projekten und Geschäftsmodellen verliehen. Der SEA ist der erste internationale Preis für Nachhaltiges Wirtschaften und um­ fasst die Kategorien „Bestes Projekt“, „Beste Idee“ und „SEA of Excellence“. Ge­ sucht werden solche Unternehmen, die ein gesellschaftliches Problem erkannt haben und dessen Lösung mit einer innovativen, gewinnbringenden Geschäfts­ idee verknüpfen. Die zehn besten Projekte werden nominiert, und das herausra­ gendste Projekt mit einer Prämie von 10.000 EUR ausgezeichnet. Die Teilnahmefrist für den SEA 2016 endet am 31. August 2016. www.se-award.org/de

Unternehmen, die online Kauf- oder Dienstleistungsverträge abschließen, sind ab sofort verpflichtet, im Impressum ihrer Internetseite einen Hinweis auf die Online-Streitschlichtungsstelle (OS) der EU aufzunehmen. Wird der Hinweis unterlassen, kann das eine Abmahnung nach sich ziehen. Die Plattform zur On­ line-Streitbeilegung wurde am 15. Febru­ ar 2016 in Betrieb genommen. Der Hin­ weis kann wie folgt aussehen: Online-Streitbeilegung gemäß Art. 14 Abs. 1 ODR-VO: Die EU stellt eine Platt­ form zur Online-Streitbeilegung zur Verfügung: ec.europa.eu/consumers/odr

Neues Evaluationstool für die Personalentwicklung Personalentwicklung stellt einen wichti­ gen Erfolgsfaktor für Unternehmen jeder Größenordnung dar. Umso wichtiger ist der sinnvolle und nachvollziehbare Ein­ satz von Investitionen in Weiterbildungs­ maßnahmen. Doch oft ist das Ergebnis von Evaluationen nur bedingt aussage­ kräftig. Immer wieder scheitern Erhebun­ gen und die Auswertung dieser an veral­ teten und zeitaufwendigen Methoden. Eigene Softwarelösungen sind jedoch mit hohen Kosten verbunden und stellen für KMU in der Regel keine sinnvolle Option dar. Evalea hat deshalb in Zusammenar­ beit mit Praktikern, Personalnetzwerken und der Universität Bayreuth eine Lö­ sung in Form eines SaaS-Evaluationstools entwickelt. Dieses den Bedürfnissen der Nutzer angepasste Onlinetool hilft KMU, ihre Weiterbildungsmaßnahmen zu evaluieren und auch den finanziellen Aufwand zu optimieren. Mit Möglich­ keiten zur Online-Befragung, QR-Code und Transferbefragung bedient das Tool Trends der strategischen Ausrichtung. Eine Installation und dauerhafte Investi­ tionen sind nicht notwendig. www.evalea.de


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BUK Familienservice: Betrieblich unterstützte Ferienbetreuung Der Wunsch von Unternehmen nach Flexibilität während der Urlaubszeit und der Wunsch beschäftigter Eltern nach umfas­ sender Betreuung ihrer Kinder in den Ferienzeiten klaffen oft auseinander. In Nordrhein-Westfalen zum Beispiel endet das Kindergartenjahr am 31. Juli, die Schule startet dieses Jahr je­ doch erst am 24. August. Beschäftigte, deren Kinder im Som­ mer eingeschult werden, sind daher auf Betreuungsangebote angewiesen. An dieser Stelle können Familienservices innerbetriebliche Engpässe vermeiden. Das reduziert Fehlzeiten, trägt zur Mit­ arbeiterbindung bei und ist ein Vorteil beim Fachkräfterec­ ruiting. Der BUK Familienservice bietet beispielsweise eine betrieblich unterstützte Ferienbetreuung als integrierten Bestandteil seiner Kinderbetreuungsleistungen an. Alle An­ gebote stehen ganztägig zur Verfügung. Mehr Informationen auch zu den Leistungsbereichen Pflege und Externe Mitarbei­ terberatung unter: www.buk-familienservice.de

Flüchtlinge wirksam unterstützen: Neuer Ratgeber für Unternehmen

Wie können Unternehmen das Engage­ ment ihrer Mitarbeiter unterstützen? Und wie finde ich passende Spenden­ organisationen? Antworten darauf gibt ein neuer Ratgeber des gemeinnützigen Analyse- und Beratungshauses PHINEO. Die Broschüre gibt Tipps für die Akuthil­ fe oder beim langfristigen Engagement, systematisch aufbereitet anhand der rele­ vanten Themenbereiche wie Wohnen, Ge­ sundheit, Sprache oder Rechtsberatung. Der Ratgeber „Vom Willkommen zum Ankommen: Wirksames Engagement für Flüchtlinge in Deutschland“ kann kostenfrei auf der Webseite www.für-flüchtlinge-spenden.de heruntergeladen werden.

Ressource Mitarbeiter Es ist zu beobachten, dass nur ein relativ geringer Teil von Un­ ternehmen sich für die Gesundheit der Mitarbeiter einsetzt. Für Arbeitgeber entstehen durch den Ausfall von Arbeits­ kräften enorme Kosten und Know-how Verlust. Zwei Drittel der Kosten entstehen jedoch dadurch, dass Arbeitnehmer trotz Krankheit am Arbeitsplatz erscheinen. Dies führt unter anderem zu verminderter Arbeitsqualität, höherer Fehler­ anfälligkeit und Störungen in Betriebsabläufen. Dabei hel­ fen kann ein System, das die negativen Auswirkungen so gut wie möglich begrenzt. Die REHAaktiv darr GmbH entwickelt spezifische Unternehmenslösungen, um die wertschöpfende Leistungsfähigkeit von Beschäftigten zu erhalten oder wie­ derherzustellen und Übergänge in Erwerbsminderungsrente oder Arbeitsunfähigkeit zu verhindern. www.reha-aktiv.de

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Server, Netz und Kabel aus einer Hand

Richtfunkinstallation auf Helgoland.

Der Datenverkehr größerer mittelständischer Unternehmen ist heute ohne eine schnelle und leistungsstarke Internetverbindung für den Datenverkehr kaum denkbar. Auch kleinere Betriebe sind auf Power im Netz angewiesen. Ge­ rade Unternehmen in Regionen, in denen ein schnelles Internet fehlt, haben es oft schwer. Die Bremen Briteline GmbH bringt seit gut 15 Jahren solche Unter­ nehmen per Richtfunk oder Glasfaserkabel ins World Wide Web. „Wir bieten unseren Kunden eine reaktionsschnelle und hochmoderne Alternative zu den etablierten Telekommunikationsanbietern“, sagt Briteline-Geschäftsführer Björn Brünjes. Mit einem eigenen Leitungsnetz, eigenem Rechencenter und einem eigenen Tiefbau-Unternehmen arbeitet Bremen Briteline unabhängig – vor allem von den Leitungsnetzen der großen Mitanbieter. Mit der eigenen Infrastruktur ist das Unternehmen nicht nur in Bremen, sondern auch in weiten Teilen Norddeutschlands aktiv, nicht nur an Land, sondern auch auf See. www.briteline.de

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Spielerisch Nachwuchs finden

In Zeiten des Fachkräftemangels bewerben sich Unternehmen bei Arbeitnehmern. Recrutainment ist die neue kreative Art der Anwerbung.

Die einen schmeißen eine Party. Die anderen ver­ anstalten ein mehrgängiges Krimidinner, bei dem die Gäste nach dem Täter fahnden sollen. Andere wieder lernen sich auf einer Klettertour kennen. Hier suchen nicht frustrierte Großstadtsing­ les verzweifelt Anschluss, sondern gestandene Chefs oftmals namhafter Unternehmen werben um potenzielle Mitarbeiter. Denn: 87 Prozent al­ ler kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) können laut BVMW-Umfrage ihre freien Stellen nur mit Mühe oder gar nicht nicht besetzen. Ins­ gesamt fehlen 326.000 Arbeitskräfte. Eine Möglichkeit, sich von der Konkurrenz ab­ zusetzen, sind möglichst originelle Ansprachen, Bewerbungsgespräche oder Assessments: Recru­ tainment, also der spielerische Ansatz im Perso­ nalmarketing. Was genau ist das? Joachim Dirks, Geschäftsführer des Hamburger Unternehmens CyQuest, berät Unternehmen bei ihrer Mitarbei­ tersuche und Selbstdarstellung. Er unterscheidet

zuerst Online- von Offline-Recrutainment, also die Präsenz eines Unternehmens im Internet und die damit verbundenen Möglichkeiten der Interaktion zwischen Bewerber und Arbeitgeber auf der ei­ nen sowie Assessmentcenter, Kletterpartien oder Abendessen auf der anderen Seite.

Speed Dating am Arbeitsmarkt Dabei steht für ihn nicht das Spiel im Vorder­ grund, sondern Fachkräfterekruting, das ziel­ gruppenspezifisch verpackt ist: „Es geht um die Frage: Passt ein Kandidat zu uns? Dazu muss ich als Unternehmen das Fenster an einer Stelle auf­ machen, an der er sehen kann: So läuft der Alltag in unserem Betrieb.“ Das kann geschehen durch die spielerische Simulation einer typischen Ar­ beitssituation, in der etwa Konfliktlöseverhalten gefragt ist. „Dabei gibt es dann kein Richtig oder Falsch, sondern ein Besser oder Schlechter. Es ist schon ein wenig wie Speed Dating.“ Recru­ tainment eröffnet die Möglichkeit, ein virtuelles


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10-Minuten-Praktikum zu vergeben, das auf die Nachhaltigkeit der Beziehung schließen lässt. Das kann durch zwei Fragen auf einem Blatt Pa­ pier realisiert werden oder durch die aufwendig designte virtuelle Realität im Internet – die Idee ist dieselbe: Der Kandidat gibt eine Art mentale Arbeitsprobe ab.

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Dirks fällt auf, dass einige mittelständische Unter­ nehmen noch nicht verstanden haben, dass es mit der Platzierung einer Stellenanzeige nicht mehr getan ist. Mittlerweile stellen die Bewerber An­ sprüche: „Passt dieses Unternehmen zu mir? Wa­ rum sollte es hier besser sein als beim Konkurren­ ten?“ Darauf müssen auch kleine Unternehmen antworten, indem sie sichtbar werden.

Betriebsalltag im Internet zeigen Dirks meint das ganz wörtlich: „Gehen Sie mit der Kamera durch den Betrieb, stellen Sie die Kolle­ gen vor, zeigen Sie eine unternehmenstypische Situation, eine Besprechung. Wo sitzt der Chef, wie leger ist er angezogen? Erstellen Sie eine Ins­ tagram-Seite, auf der täglich gezeigt wird, was im Betrieb passiert.“ Wenn ein Betrieb so Aufmerk­ samkeit weckt, kann er auch spielerisch Prob­

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lemsituationen simulieren und den Interessenten bitten, sich dazu zu verhalten. Vielleicht finden Kandidaten sich in solch einer Situation wieder, und schon hat das Unternehmen sich gegenüber anderen Betrieben attraktiver gemacht. „Selbst­ selektion, also die Auswahl des Bewerbers, ist mittlerweile wichtiger geworden als die Fremd­ selektion, die Entscheidung des Unternehmens.“ Daher ist es wichtig, die Unternehmenswerte und -kultur erlebbar zu machen. Gerade KMU verfü­ gen, anders als Konzerne, häufig über einen kla­ ren Wertekanon. Der muss, meint Dirks, erlebbar gemacht werden. „Sie leben Mitbestimmungskul­ tur? Zeigen Sie eine Teambesprechung, in der der Praktikant dem Chef widerspricht! Fangen Sie Te­ stimonials, also Aussagen der Menschen, die dort arbeiten, ein.“ Gerade KMU können gegenüber der großen Konkurrenz punkten, indem sie trans­ parent werden. Recrutainment ist das Mittel, das Internet das moderne Medium. Es muss also kein Speed Dating unter Palmen oder ein Drei-Gän­ ge-Menü sein. Kleine Unternehmen können sich für Bewerber schon durch eine ehrliche Selbst­ darstellung interessant machen – und erhöhen damit auch die Chance eines langfristigen Be­ schäftigungsverhältnisses. 

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Bernd Ratmeyer Wissenschaftsjournalist und Lektor


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Länger arbeiten mit der Flexi-Rente Wer über die Regelaltersgrenze hinaus beruflich tätig sein will, ist künftig nicht mehr an starre Hinzuverdienstgrenzen gebunden – eine Forderung des BVMW. Von der neuen Flexi-Rente profitieren sowohl beschäftigte Rentner als auch deren Arbeitgeber. Am Anfang stand die Rente mit 63. Wer mindestens 45 Versicherungs­ jahre nachweisen kann, darf seit dem 1. Juli 2014 bereits ab 63 Jah­ ren Altersrente beziehen – und zwar ohne jeden Abschlag. Das war Teil des aktuellen Koalitionsvertrags. Aber Unionspolitiker drängten auf einen Kompromiss. Ihr Argument: Es gebe nicht nur Menschen, die frü­ her in Rente gehen wollen, sondern auch Menschen, die nach Erreichen des regulären Rentenalters weiter in Teilzeit arbeiten wollen – und für die und ihre Arbeitgeber müssten Anreize geschaffen und Hürden aus dem Weg geräumt werden. Nach einer aktuellen Insa-Umfrage für den BVMW können sich immerhin 21 Prozent der Befragten vorstellen, über das 67. Lebensjahr hinaus zu arbeiten; darunter 25 Prozent der Männer und 17 Prozent der Frauen, aber auch 24 Prozent der unter 25-Jährigen und sogar 26 Prozent der über 65-Jährigen.

Sinnlose „Strafabgabe“ entfällt Ende vergangenen Jahres einigten sich die Ko­ alitionäre auf einen flexiblen Übergang in die Rente. Ziel der Flexi-Rente, so Karl Schiewerling, Sozialexperte der Union, sei es, „Menschen zu ermutigen, länger in Beschäftigung zu bleiben“. Künftig soll es sich für Senioren mehr lohnen, im Alter zu arbeiten, und auch die Arbeitgeber pro­ fitieren. Sie müssen nun für beschäftigte Rent­ ner keine Arbeitslosenversicherung mehr zah­ len – eine „Strafabgabe“, die keinen Sinn ergab, weil Rentner nicht arbeitslos werden können.

Und wenn sie nun auch weiterhin Beiträge für die Rentenversicherung abführen, kommt das, anders als bisher, den beschäftigten Rentnern zugute, die damit ihre Altersansprüche erhöhen können, wenn sie ebenfalls weiterhin einzahlen.

Kombination von Teilrente und Teilzeitarbeit Wenn die Arbeitgeber für die Rentner keine Arbeitslosenversicherung mehr zahlen, rech­ nen Kritiker vor, würden in dieser Kasse 50 Millionen Euro fehlen. Was allerdings, so die Flexi-Rente-Befürworter, durch die Steuer­ mehreinnahmen mehr als kompensiert würde. Am Ende des Tages werde die Flexi-Rente sogar Geld in die Kassen spülen. Die neue Flexi-Rente zielt vor allem darauf, Teil­ renten und Teilzeitarbeit attraktiver zu machen. Wer sich entschließt, bereits mit 63 Jahren in Teilrente zu gehen, soll künftig mehr von seinem Verdienst behalten können. Bislang konnten Teilrentner nur wählen, ob sie eine vorgezoge­

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Erst wenn das frühere Einkommen überschritten würde, müsste eine volle Anrechnung vorgenommen werden.

ne Rente von einem Drittel, der Hälfte oder von zwei Dritteln der Altersansprüche beziehen wollten. Weil die Hinzuverdienstgrenzen nun flexibilisiert werden, sollen oberhalb eines Frei­ betrags von 450 Euro nur 40 Prozent des Zuver­ diensts von der Rente abgezogen werden. Erst wenn das frühere Einkommen überschritten würde, müsste eine volle Anrechnung vorge­ nommen werden. Damit ist auch eine Empfeh­ lung des BVMW, die Hinzuverdienstgrenze zu erhöhen und das Modell grundsätzlich zu ver­ einfachen, weitgehend umgesetzt worden.

Attraktives Modell für beide Seiten Eine stärkere Partizipation von Seniorinnen und Senioren ist wegen der demographischen Herausforderungen und des zunehmenden Fachkräftemangels sogar dringend geboten, weil die Unternehmen daran interessiert sind, die Erfahrungen und die Leistungsfähigkeit die­ ser Altersgruppe länger zu nutzen. Kritiker der Flexi-Rente monieren, dass durch den Wegfall

von Sozialabgaben für die Arbeitgeber mögli­ cherweise Anreize geschaffen werden könnten, bevorzugt Altersrentner anstatt jüngere Ar­ beitnehmer im Unternehmen zu beschäftigen. Ob es tatsächlich so kommt, ist jedoch höchst umstritten. Deshalb ist das neue Gesetz, das vo­ raussichtlich im Sommer beschlossen wird, auch erst einmal auf fünf Jahre befristet. Damit mehr Menschen es schaffen, länger zu arbeiten, sollen gleichzeitig gesundheitliche Präventions- und Reha-Angebote ausgebaut werden. Dafür werden 20 Millionen Euro jähr­ lich bereitgestellt, nicht nur für Ältere, sondern für alle. Zudem wird ein freiwilliger „berufsbe­ zogener Gesundheitscheck“ für Arbeitnehmer angeboten, die Mitte 40 sind – damit soll ermit­ telt werden, was an Maßnahmen nötig ist, um fit ins Alter zu kommen. Schon in den vergangenen Jahren ist die Erwerbstätigkeit älterer Men­ schen gestiegen – 2014 lag der Anteil der 65- bis 69-jährigen Beschäftigten bei fast 14 Prozent. Jetzt dürfte er noch weiter wachsen. 

Almut Friederike Kaspar Fachjournalistin


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Kluge Köpfe werden rar Von Altenpflege bis Kältetechnik: Die brummende Wirtschaft droht, durch den Fachkräftemangel ins Stocken zu geraten. Nicht alle Engpässe lassen sich durch Digitalisierung ausgleichen. Der deutsche Arbeitsmarkt befindet sich aktuell in guter Verfassung: Noch nie waren so viele Per­ sonen erwerbstätig, und die Arbeitslosenquote sank in den vergangenen Jahren kontinuierlich. In einigen Regionen Süddeutschlands kann sogar von Vollbeschäftigung gesprochen werden. Diese grundsätzlich erfreuliche Entwicklung geht zuneh­ mend mit Schwierigkeiten der Arbeitgeber einher, offene Stellen mit geeigneten Fachkräften zu be­ setzen. Im Januar 2016 gab es in 55 Berufen starke Fach­ kräfteengpässe. Selbst wenn sämtliche Arbeits­ losen bereit wären, in ganz Deutschland eine Arbeitsstelle aufzunehmen, reichten sie zur Be­ setzung aller gemeldeten offenen Stellen nicht aus. Besonders häufig ist dies im Berufsfeld „Gesund­ heit, Soziales und Bildung“ der Fall. Zu den sech­ zehn Engpassberufen in diesem Bereich gehören seit mehreren Jahren die Alten- und Krankenpfle­ ge. Getrieben durch die jüngsten Entwicklungen der Familien- und Asylpolitik sind auch Erzieher und Sozialpädagogen zunehmend gefragt.

Fachkräftesicherung beginnt bei der Nachwuchssuche Doch auch in technischen Berufen bereiten Per­ sonalengpässe den Betrieben Kopfzerbrechen. Im Berufsfeld „Energie, Elektro und Mechatronik“

sind unter den neun Berufen mit Engpässen unter anderem Mechatroniker, Automatisierungstech­ niker und Elektroingenieure zu finden. Im Bereich „Maschinen- und Fahrzeugtechnik“ fehlen Kraft­ fahrzeug- sowie Land- und Baumaschinentech­ niker. Zum deutlich betroffenen Feld der „Bauund Gebäudetechnik“ gehören Bauingenieure, Klempner und Anlagenmechaniker für Kältetech­ nik. Bei anderen typischen Handwerksberufen, wie Tischler, Maurer oder Maler ist die Fachkräf­ tesituation für Unternehmen derzeit hingegen verhältnismäßig entspannt. Gleiches gilt für kauf­ männische Berufe. Die Probleme der Fachkräftesicherung begin­ nen schon während der Nachwuchssuche. Die sinkenden Schulabgängerzahlen und die zuneh­ mende Studierneigung der Jugendlichen führen dazu, dass seit etwa zehn Jahren die unbesetz­ ten Ausbildungsstellen zunehmen. 2015 waren es etwa 41.000 Plätze, die vor allem in ost- und süddeutschen Betrieben frei blieben. Während in Ostdeutschland die Schulabgängerzahlen massiv einbrechen, und den Unternehmen nicht ausrei­ chend Bewerber zur Verfügung stehen, sucht in Süddeutschland die brummende Wirtschaft händeringend nach Fachkräften. Hiervon sind vor allem Handwerksunternehmen sowie Gastrono­ mie und Hotellerie betroffen. Doch selbst in den

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beliebten Berufen der Metall- und Elektroindus­ trie wird die Rekrutierung schwieriger. Entspannt gestaltet sich die Lage in kaufmännischen und den meisten Dienstleistungsberufen. Gerade Abituri­ enten konkurrieren hier sehr stark um die verfüg­ baren Ausbildungsplätze. Ab dem Jahr 2020 gehen viele Fachkräfte der Babyboomergeneration in Rente. Deutlich klei­ nere Geburtenjahrgänge rücken in den Arbeits­ markt nach. Der Wettbewerb um kluge Köpfe wird zunehmen. Unternehmen sind gefordert, ihre Personalarbeit entsprechend auszurichten und sich attraktiv zu positionieren. Das gilt ins­ besondere für Handwerksunternehmen, die sich bereits heute bei der Nachwuchssuche schwer tun und ihre ausscheidenden Fachkräfte kaum ersetzen können. Auch die immer stärker disku­ tierte Digitalisierung wird kein Allheilmittel dar­ stellen. Gewisse Routineaufgaben werden durch die Vernetzung von Maschinen wegfallen. Hierzu gehören jedoch in der Regel nicht ganze Berufe – insbesondere nicht die, in denen es bereits heute Knappheiten gibt. In Krankenhäusern und Alten­ heimen beispielsweise werden noch lange Men­ schen statt Roboter die Arbeit leisten. 

Sebastian Bußmann Economist im Kompetenzfeld Berufliche Qualifizierung und Fachkräfte beim Institut der deutschen Wirtschaft Köln e. V. Referent im Kompetenz­zentrum Fachkräftesicherung, das insbesondere kleine und mittlere Unternehmen bei ihrer Personalarbeit unterstützt. www.kofa.de

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Der Mittelstand. | 2 | 2016

Versetzt Das Weisungsrecht ermöglicht es dem Arbeitgeber, seine Angestellten zu versetzen. In welchem Maß er das kann, steckt in den Details des Arbeitsvertrags.

Ein Wort, bei dem Freud und Leid nahe beieinander liegen. Schüler arbeiten darauf hin, Jahr für Jahr in die nächste Klassenstufe versetzt zu werden. Wer mit einer Rose in der Hand am vereinbarten Ort vergeblich wartet, ist versetzt worden. Diese unterschiedlichen Empfindungen kann auch eine Versetzung im Arbeitsverhältnis her­ vorrufen. Die rechtliche Ausgangslage ist klar. § 106 Ge­ werbeordnung (GewO) bestimmt, dass der Ar­ beitgeber Inhalt, Ort und Zeit der Arbeitsleistung bestimmt. Dieses Recht besteht aber nicht unein­ geschränkt. Das Gesetz operiert mit einem unbe­ stimmten Rechtsbegriff und gibt vor, dass das Be­ stimmungsrecht des Arbeitgebers „nach billigem Ermessen“ auszuüben ist. Auf der Grundlage dieser gesetzlichen Regelung kommt dem Weisungsrecht des Arbeitgebers ein wichtiger Gestaltungsfaktor im Arbeitsrecht zu.

Durch den Abschluss eines Arbeitsvertrags ver­ pflichtet sich der Arbeitnehmer zur Arbeitsleis­ tung nach näherer Bestimmung durch den Arbeit­ geber. Der Arbeitgeber konkretisiert die Pflicht zur Arbeitsleistung hinsichtlich der Art der Tätig­ keit, also des Was und Wie, des Orts der Tätigkeit und der Zeit – wann und wie lange der Arbeitneh­ mer seine Arbeitsleistung zu erbringen hat. Problematisch wird es, wenn der Arbeitgeber sich leichtfertig auf dieses auf Flexibilisierung gerichtete Recht einlässt. Dies kann zum Beispiel dadurch geschehen, dass im Arbeitsvertrag die Tätigkeit und der Tätigkeitsort konkretisiert wer­ den. Das Gesetz gibt nämlich vor, dass das Wei­ sungsrecht nach § 106 GewO nur dann zur An­ wendung kommt, wenn der Arbeitsvertrag hierzu nichts regelt. Beispiel: Steht im Arbeitsvertrag, dass der Mitar­ beiter als kaufmännischer Angestellter eingestellt

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wird, kann der Arbeitgeber über das Weisungsrecht dem Arbeitnehmer alle möglichen kaufmännischen Tätigkeiten zuweisen, im Einkauf, im Verkauf, in der Buchhaltung etc. Steht im Arbeitsvertrag hingegen, dass der Arbeitnehmer als kaufmännischer Mitarbeiter im Bereich Vertrieb Innen­ dienst beschäftigt wird, be­ schränkt sich das Weisungs­ recht des Arbeitsgebers auf die Arbeitsplätze im Bereich Vertrieb Innendienst. Je konkreter im Arbeits­ vertrag die Tätigkeit und der Tätigkeitsort beschrie­ ben werden, desto weniger flexibel ist der Arbeitneh­ mer einsetzbar. Die Interessen der Ar­ beitsvertragsparteien sind gegensätzlich. Der Arbeit­ geber ist nicht nur an der Arbeitsleistung, sondern insbesondere auch an ei­ nem flexiblen Einsatz des Arbeitnehmers interessiert, der Arbeitnehmer hingegen möchte die einmal ausgehandelten Ver­ tragsbedingungen verbindlich zugesagt haben. Diesen widerstreitenden Interessen kann mit der richtigen Vertragsgestaltung begegnet werden. Richtige Vertragsgestaltung bedeutet, dass zu­ nächst die Art der Tätigkeit und der Arbeitsort im Arbeitsvertrag so festgehalten werden, wie es zunächst mit dem Arbeitnehmer besprochen war. Anschließend findet sich im Arbeitsvertrag eine Direktionsklausel. Mit der Direktionsklausel soll der Rechtszustand wiederhergestellt werden, den § 106 GewO zulässt und der den Arbeitgeber in die Lage versetzt, Art und Ort der Tätigkeit immer wieder neu zu konkretisieren. Direktions­ klauseln sind zulässig und halten insbesondere einer Inhaltskontrolle nach § 307 Abs. 1 BGB stand, sofern sie eine Leistungsbestimmung unter Berücksichtigung der Arbeitnehmerinteressen vorsehen und einen angemessenen Ausgleich der

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beiderseitigen Interessen im Rahmen der Aus­ übungskontrolle ermöglichen. Bedient sich der Arbeitgeber einer Klausel zur Wahrung des Direktions- beziehungsweise Ver­ setzungsrechts, ist er gut beraten, wenn er – wie bei § 106 GewO – sich verpflichtet, von diesem Versetzungsrecht nur nach „billigem Ermessen“ Gebrauch zu machen. Damit stellt der Arbeitge­ ber klar, dass er nicht nur auf der Grundlage eige­ ner Interessen handelt, sondern auch die Inter­ essen des Arbeitnehmers in seine Überlegungen einbezieht. Zu den Interessen des Arbeitnehmers können dessen persönliche Lebensumstände zäh­ len, insbesondere die Zahl der unterhaltspflichti­ gen Kinder, eine eventuelle Behinderung oder ein ehrenamtliches Engagement. Der Arbeitgeber sollte bei der Vertragsgestal­ tung vorausschauend denken. Auch, wenn er im Zeitpunkt des Abschlusses des Arbeitsvertrags nur über einen Betrieb verfügt, kann es sein, dass Zweigniederlassungen hinzukommen. Selbst­ verständlich ist der Arbeitgeber berechtigt, den Arbeitnehmer in einen dieser Zweigbetriebe zu versetzen, wenn er sich ein räumliches Direkti­ onsrecht vorbehält (BAG 28.082013 – 10 AZR 605/12). Entstehen dem Arbeitnehmer durch diese Versetzung höhere Fahrtkosten, sind diese durch den Arbeitgeber zu erstatten. Der Nachteil der Übernahme dieser Kosten steht in keinem Verhältnis zum möglichen Vorteil. In der Praxis wird zum Direktionsrecht auch dann gegriffen, wenn das Arbeitsverhältnis belastet ist und der Arbeitgeber es gerne beenden möchte. Ein von München nach Hannover versetzter Ar­ beitnehmer wird sich möglicherweise dem Tren­ nungswunsch des Arbeitgebers auf lange Sicht nicht entgegenstellen. Die Tatsache, dass ein Arbeitnehmer über viele Jahre immer dieselbe Tätigkeit ausgeübt hat und immer am selben Arbeitsort tätig war, beein­ trächtigt das Direktionsrecht des Arbeitgebers nicht. Es gibt keinen Vertrauensschutz. Das Versetzungsrecht im Arbeitsvertrag gehört zu den Grundlagen einer erfolgreichen Zukunft des Unternehmens. Setzen Sie heute auf richtige Versetzungsklauseln, um später mit dem Unter­ nehmen nicht versetzt zu werden. 

Prof. Dr. Stefan Nägele Fachanwalt für Arbeitsrecht Naegele Kanzlei für Arbeitsrecht PartG mbB, Stuttgart Vorsitzender der BVMW-Rechtskommission www.naegele.eu


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Personalauswahl 4.0 In jeder Generation müssen die Auswahlverfahren für geeignetes Personal neu angepasst werden. Wie findet man in Zeiten des demografischen Wandels und Fachkräftemangels die Guten? teilen für sich und ihr Wohlbefinden abschätzen. Sie verkörpern einen Wer­ tewandel: Teamarbeit statt Hierar­ chien, Familie und Freunde statt Chef, Vereinbarkeit von Familie und Beruf und dahinter die Frage nach dem Sinn.

Was folgt daraus für die Personalauswahl?

Bis Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts war Per­ sonalauswahl einfach. Söhne erlernten den Beruf ihrer Väter, Töchter wurden Hausfrauen: Perso­ nalauswahl 1.0.

Cristina Brandt-Weil Diplompsychologin Geschäftsführerin 4-Quadrat www.vier-quadrat.de

Für die „Babyboomer“ (Jahrgänge 1945-65) war Arbeit der Mittelpunkt ihres Lebens, Sicherheit wichtigstes Lebensziel. Der Begriff „Workaholic“ wurde geprägt. Um die Einstellung kümmerte sich der Chef selbst, nach Bauchgefühl und Qualifika­ tion: Personalauswahl 2.0. Für die „Generation X“ (Jg. 1965-85) diente be­ rufliches Vorwärtskommen der Konsum- und Bedürfnisbefriedigung. Sie wurde mit aus den USA adaptierten Personalauswahlinstrumenten konfrontiert. Assessmentcenter, Persönlichkeits­ tests oder Selbsteinschätzungsverfahren wurden zur Selbstverständlichkeit auf dem Weg zu beruf­ lichem Erfolg: Personalauswahl 3.0 Die „Generation Y“ (Jg. 1985-2015) gilt als die Ge­ neration der „Egotaktiker“, die wichtige Lebensent­ scheidungen nach unmittelbaren Vor- und Nach­

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Warum nicht Fähigkeiten auf der Ebene messen, die dieser Generation wichtig ist, der Werteebene? Verhal­ tensweisen können strategisch ein­ gesetzt werden, persönliche Einstel­ lungen wechseln im Lauf des Lebens. Das persönliche Wertesystem aber ist stabil und unveränderbar. Es läuft unbewusst bei allen Entscheidungen und Verhaltensweisen mit. Werden berufsrelevante Kernkompetenzen und Problemlösungsstrategien an­ hand des persönlichen Wertesystems erfasst, las­ sen die Ergebnisse stabile Voraussagen darüber zu, wie erfolgreich ein Bewerber die zu besetzen­ de Position ausfüllt. Je weniger Bewerber es gibt, desto genauer muss das Auswahlverfahren sein. Wie viel Prozent Em­ pathie, praktisches oder strategisches Denken sind für eine Vertriebsposition nötig? Wie viel Prozent Stabilität, Belastbarkeit, Erfolgs- und Zielorientie­ rung? Je genauer der Entscheider die zu besetzen­ de Position in den geforderten Kernkompetenzen beschreibt und prozentual festlegt, desto besser kann er den passenden Bewerber auswählen. Für Unternehmen ist es heute überlebenswichtig, junge, gut ausgebildete Fachkräfte einzustellen. Wertebasierte Personalauswahl ist ein Erfolg versprechender Weg, um passgenau und sicher Stellen und Bewerber zusammenzubringen. So gelangen Unternehmen, trotz geringerer Bewer­ berzahl, zu treffsicheren Entscheidungen: Perso­ nalauswahl 4.0. 

Das persönliche Wertesystem aber ist stabil und unveränderbar. Es läuft unbewusst bei allen Entscheidungen und Verhaltensweisen mit.

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Leiharbeit und Werkvertrag – es bleibt spannend! Erst der Schock. Als Andrea Nahles mit dem Entwurf zur gesetzlichen Regelung von Leiharbeit und Werkverträgen überraschte, waren nicht nur Arbeitgeber beunruhigt, sogar die Gewerkschaften staunten. Wir erinnern uns: Im Rahmen der Leiharbeit sollte unter anderem die Dauer des Verleihs ei­ nes Arbeitnehmers auf höchstens 18 Monate beschränkt und nach neun Monaten die gleiche Bezahlung (Equalpay) hergestellt werden. Abwei­ chungen waren nur durch Tarifvertrag möglich.

Foto: © Gajus - Shutterstock.com

Diese Regelungen werden zwar einen weite­ ren Bürokratieaufwand verursachen, wenigs­ tens sind sie aber klar. Ganz anders als das, was das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) zu den Werkverträgen ersonnen hatte. Der Referentenentwurf bot einen Katalog von acht Kriterien „vertragstypischer Pflichten eines Arbeitsvertrages“ an. Anhand derer sollte festge­ stellt werden, ob Beschäftigte in eine fremde Ar­ beitsorganisation eingegliedert sind und Weisun­ gen unterliegen. Diese Kriterien waren nicht neu. Gleichwohl bestand die berechtigte Befürchtung bei Unternehmern, nun werde jeder unter einem Werkvertrag Beschäftigte als Arbeitnehmer qua­ lifiziert. Der Entwurf hatte das Wichtigste unter­ schlagen: Als Arbeitnehmer gilt noch immer nur die Person, die persönlich abhängig ist. Nun Erleichterung: Nach dem, was aus dem BMAS nach außen dringt, hat die Arbeitsminis­ terin die Kritik der Arbeitgeber ernst genommen. Um die Leiharbeit über 18 Monate hinaus wirk­ sam vereinbaren zu können, soll nicht mehr die Mitgliedschaft in einem Arbeitgeberverband Vo­ raussetzung sein. Es genügt der Verweis auf einen Tarifvertrag, der eine entsprechende Regelung

enthält. Equal pay bleibt ein Ziel, nun allerdings mit der Möglichkeit, die Bezahlung erst nach 15 Monaten an die der Stammbelegschaft anzuglei­ chen. Kritisch bleibt die Regelung, Leiharbeitneh­ mer nicht als Streikbrecher einsetzen zu dürfen. Das ist aus der Praxis und rechtlich kaum nach­ vollziehbar. Sicher wird der parlamentarische Be­ ratungsprozess hierzu hitzig werden. Die Überarbeitung zum Thema Werkvertrag lässt den gefürchteten Kriterienkatalog entfallen. Das ist gut. Ungewiss bleibt: Wer soll die Einhaltung auch dieser abgemilderten Vorgaben kontrol­ lieren? Adressiert ist der Zoll – nur der kommt schon beim Mindestlohn kaum hinterher. Es ist zudem zu befürchten, dass sich der Zoll bei Prü­ fungen trotzdem an dem Kriterienkatalog orien­ tieren wird. Damit übernähme er die Aufgabe der Arbeitsgerichte. Die Frage der Einordnung von Beschäftigten als Arbeitnehmer obliegt allein diesen. Auch hier braucht der Gesetzesentwurf mehr Klarheit und Trennschärfe hinsichtlich der Zuständigkeiten. Die Beteiligungsrechte des Be­ triebsrats werden Bestand haben. Damit lässt sich wohl leben. Die Arbeitsgerichte gestehen den Betriebsräten schon jetzt umfangreiche In­ formationsrechte über den Einsatz von Drittun­ ternehmern zu. Es bleibt spannend, wie die endgültige Lösung zur Behandlung von Leiharbeitnehmern und Werk­ verträgen aussehen wird. Verträge sollten mit Bedacht gestaltet werden. 

Hans Georg Helwig Partner bei ARNECKE SIBETH

arneckesibeth.com

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Präventionsgesetz stärkt Betriebliche Gesundheits­ förderung im Mittelstand Seit Anfang des Jahres gilt das neue Präventionsgesetz (PrävG). Es soll dazu beitragen, dass Kranken­ kassen stärker als bisher Maßnahmen zur Gesundheitsvorsorge unterstützen – auch in kleinen Betrieben.

Marilyn Repp BVMW Max Kettner BVMW

Das im Juli 2015 verabschiedete Gesetz zur Stär­ kung der Gesundheitsförderung und Prävention, kurz Präventionsgesetzt, soll Krankenkassen ab 2016 dazu veranlassen, 7 Euro pro Versichertem für gesundheitsfördernde und präventive Leis­ tungen auszugeben. Das ist mehr als doppelt so viel wie im Jahr 2015, als der Betrag bei 3,09 Euro pro Jahr lag. Ein Schwerpunkt ist die Prävention in Unternehmen: die betriebliche Gesundheitsförde­ rung (BGF). Der Spitzenverband der Krankenkas­ sen (GKV) definiert im GKV-Leitfaden-Prävention die Handlungsfelder für BGF.

allein durchzuführen. Schließen sich jedoch mehre­ re Betriebe zusammen, entstehen Synergien für alle Beteiligten, die die Umsetzung erleichtern.

Der Krankenstand je Arbeitnehmer bleibt seit ei­ nigen Jahren konstant und verursacht einen volks­ wirtschaftlichen Schaden im dreistelligen Milliar­ denbereich. Studien kommen zu dem Schluss, dass jeder in Prävention investierte Euro langfristig etwa 2,50 Euro durch die Verringerung krankheitsbe­ dingter Fehltage einspart. Die Investition lohnt sich also, das hat nun auch der Gesetzgeber realisiert.

Im Rahmen des Projekts Gesunder Mittelstand Deutschland (GeMit) der Initiative Neue Quali­ tät der Arbeit (INQA) des Bundesarbeitsminis­ teriums erprobt der BVMW gemeinsam mit dem Institut für betriebliche Gesundheitsförderung solche Kooperationen. Derzeit sind 35 Betrie­ be in bundesweit fünf Betriebsnachbarschaften organisiert. Ihre Erfahrungen werden evaluiert und im Anschluss des Projekts allen kleinen und mittleren Unternehmen kostenlos zur Verfügung gestellt.

Gerade für kleinere Unternehmen ist es wesentlich, dass die Mitarbeiter gesund und arbeitsfähig sind, da Ausfälle schwer von der übrigen Belegschaft aufgefangen werden können. Auch vor dem Hin­ tergrund eines sich verschärfenden Fachkräfte­ mangels und älter werdender Belegschaften ist es wichtig, Strukturen zu etablieren, die es erfahrenen Mitarbeitern ermöglichen, die Arbeitsfähigkeit so lange wie möglich aufrecht zu erhalten. Um gezielt kleine Unternehmen zu erreichen, wur­ de im GKV-Leitfaden die überbetriebliche Ver­ netzung und Verbreitung von BGF festgehalten. Oftmals haben Mittelständler nicht die nötigen per­ sonellen und administrativen Ressourcen, um BGF

Gesundheitsexperten der Krankenkassen stehen KMU beratend zur Seite und unterstützen bei der Etablierung verhaltens- und verhältnispräventiver Maßnahmen, wie Arbeitsplatzgestaltung oder mit­ arbeiterorientierte Führungskultur. Leitfadenkon­ forme Leistungen werden von den Krankenkassen über die im Präventionsgesetz definierten Budgets anteilig oder sogar ganz finanziert.

Im Projekt GeMit wird außerdem der IN­ QA-Check-Gesundheit entwickelt und 2016 verab­ schiedet. Er ist ein Selbstbewertungsinstrument für kleine und mittlere Betriebe, das die Handlungsfel­ der beim Thema Gesundheit aufzeigt und den indi­ viduellen Bedarf verdeutlicht. Der praxiserprobte Check reiht sich in die INQA-Instrumentenfamilie ein, die eine Vielzahl von Unterstützungsangeboten für mittelständische Betriebe bereithält.  Informationen zur Initiative Neue Qualität der Arbeit: www.inqa.de


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Gesundheitswesen sucht Fachkräfte

Mitglied der Mittelstandsallianz

Mitte der 1990er Jahre ging man noch von einer Überversorgung im Gesundheitswesen aus. Politiker und Ärztefunktionäre warnten vor einer Massenarbeitslosigkeit unter Ärzten und prognostizierten 60.000 Mediziner ohne Job. Heute ist das Gegenteil eingetreten. Auch die Gesundheitswirtschaft ist in Deutsch­ land durch demografischen Wandel und medi­ zinischen Fortschritt von gravierenden Perso­ nalengpässen bedroht. Immer mehr Fachkräfte gehen in den Ruhestand, ohne dass deren Stellen mit Nachwuchskräften besetzt werden können. Bereits 2020 fehlen annähernd 56.000 Ärzte und 140.000 nicht-ärztliche Fachkräfte. Bis 2030 wird sich die Personallücke sogar auf fast eine Million Personen vergrößern. Schätzungen gehen davon aus, dass der deutschen Volkswirtschaft dadurch eine Wertschöpfung von 35 Milliarden Euro verloren geht. Laut dem Deutschen Krankenhausinstitut be­ richten 58 Prozent der Krankenhäuser von Pro­ blemen bei der Besetzung ärztlicher Stellen. Aktuell fehlen rund 2.000 Ärzte. Teilweise kön­ nen Krankenhäuser die Versorgung ohne die Zu­ wanderung ausländischer Kräfte nicht mehr auf dem aktuellen Niveau halten. 2014 betrug der Anteil von Migranten bei den Ärzten 8 Prozent (circa 40.000), bei den nicht-ärztlichen Gesund­ heitsberufen sogar 15 Prozent (593.000). In der Altenpflege stieg er mittlerweile auf 23 Prozent (140.000).

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Besonders bei den Hausärzten zeichnet sich ein deutlicher Mangel ab, da vor allem im ländlichen Raum freiwerdende Praxissitze nicht wiederbe­ setzt werden. Ende 2013 waren 30 Prozent aller berufstätigen Allgemeinmediziner 60 Jahre oder älter, weitere 37 Prozent zwischen 50 und 59. Fast ein Viertel aller Ärzte wollen ihre Praxis in den nächsten fünf Jahren abgeben.

Reformstau besteht auch in an­ deren Bereichen. Dazu gehört die Anpassung der Ausbildungsinhal­ te an das jeweilige Tätigkeitsfeld. Denn der allgemeine Trend zur Verlagerung der Ausbildung an Hochschulen hat durch die höhe­ ren fachlichen Anforderungen auch die Berufe im Gesundheitswesen erreicht. Im geplanten Pflegebe­ rufsgesetz sollen die drei Ausbil­ dungsgänge Alten-, Gesundheitsund Krankenpflege zu einem neuen einheitlichen Berufsbild mit über 133.000 Auszubildenden zusam­ mengeführt werden. Die Medizintechnologie mit einem Exportvolumen von 17 Milliarden Euro und 200.000 Arbeitsplätzen leidet unter Nachwuchsproblemen in der Forschung. Derzeit gibt es in Deutschland rund 650.000 Ingeni­ eure. Davon gehen rund 370.000 in den nächsten fünfzehn Jahren in den Ruhestand. Es werden nur rund 150.000 In­ genieure nachfolgen, die dann im direkten Wett­ bewerb mit Branchen wie Automotive, Pharma und anderen stehen. Damit zeigt sich einmal mehr, dass das gegen­ wärtige System der Gesundheitsversorgung nicht zukunftsfähig ist und sich ohne grundle­ gende Reformen auch kurzfristig nicht aufrecht­ erhalten lässt. 

Das Krankenhaus-Kommunikations-Centrum (KKC) wurde von 20 Jahren als eine Gesellschaft zur Förderung interdisziplinärer Zusammenarbeit in den Einrichtungen des Gesundheitswesens e.V. mit gemeinnütziger Ausrichtung gegründet. Es bietet seitdem eine neutrale und unabhängige Plattform für die Kommunikation und Vernetzung der unterschiedlichen Akteure in allen Bereichen: Medizin, Pflege, Technik, Labormedizin, Verwaltung, Industrie, Aus- und Fortbildung. Im Wissenschaftlichen Beirat sind Repräsentanten der Pflege, der Ärztekammer, des VDE, TÜV, von Hochschulen und Klini­ ken vertreten. Das KKC ist mit seinen Fachverbänden seit Mai 2015 Mitglied der Mittelstandsallianz des BVMW.

Manfred Kindler KrankenhausKommunikationsCentrum e.V. www.kkc.info

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Cyber-Security – internationaler Standard für den Mittelstand Die Bedrohung durch Cyberkriminalität wächst. Durch einen neuen Sicherheitsstandard kann sich der Mittelstand wirksam gegen Angriffe aus dem Netz wehren. hat. Obwohl viele Unternehmen ihre Budgets für IT-Sicherheit massiv aufge­ stockt haben, laufen sie dennoch Gefahr, im Kampf gegen Cyber-Kriminelle zu unterliegen. Denn die Angriffsfläche für Datendiebstahl wird durch die zuneh­ mende Digitalisierung von Unterneh­ mens- und Geschäftsprozessen immer breiter und die Strategien der Angreifer immer komplexer. Dies stellt vor allem mittelständische Unternehmen vor gro­ ße Probleme, da die Sicherstellung eines angemessenen Schutzniveaus mit hohen Investitionen verbunden ist.

Obwohl viele Unternehmen ihre Budgets für IT-Sicherheit massiv aufgestockt haben, laufen sie dennoch Gefahr, im Kampf gegen Cyber-Kriminelle zu unterliegen. Die Arbeitswelt von heute ist weitgehend digi­ talisiert: Der mobile Zugriff auf das Unterneh­ mensnetzwerk mit Smartphones, Tablet-PC oder privaten Endgeräten gehört für Mitarbeiter mittlerweile zum beruflichen Alltag und hat dafür gesorgt, dass neue Sicherheitsrisiken entstanden sind. Weiterer IT-Risikotreiber ist das ungebro­ chene Wachstum von Cloud Computing, das ins­ besondere mittelständische Unternehmen vor große Herausforderungen im Bereich Cyber-Se­ curity stellt.

Dr. Robert Reinermann Geschäftsführer VdS Schadenverhütung GmbH www.vds.de/de/ vds-cyber-security/

Nach einer aktuellen PwC-Studie, Global State of Information Security Survey 2016, hat sich die Cyberkriminalität zu einem echten „Wirtschafts­ zweig“ entwickelt, der im vergangenen Jahr den stärksten Anstieg seit zehn Jahren verzeichnet

Sie wurden von einem Konsortium aus IT- und Cyberexperten unter Federführung von VdS ent­ wickelt und richten sich immer stärker auch an internationale Kunden. Auf der CeBIT 2016 stell­ te VdS seinen Cyber-Security-Standard deshalb zusätzlich in englischer Sprache bereit und bietet den Quick-Check – ein kostenloses Webtool zur ersten Selbsteinschätzung der Cyber-Gefähr­ dung – ab sofort in englischer Sprache an. Der Quick-Check bildet den Auftakt eines mehrstufi­ gen Verfahrens, das zusammen mit einer Zertifi­ zierung nach VdS 3473 das Risikomanagement in Unternehmen um den Aspekt der Informationssi­ cherheit ergänzt. Das schafft Vertrauen bei Kun­ den, Lieferanten sowie Versicherern und führt zu Wettbewerbsvorteilen für die zertifizierten Un­ ternehmen. 

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Diese Lücke hat VdS – Europas große Institution für Unternehmenssicherheit – mit den Richtlinien 3473 geschlossen. Dahinter steht ein umfassendes, mehr­ stufiges IT-Sicherheitskonzept, das erst­ mals auf der CeBIT im vergangenen Jahr vorgestellt wurde. Es ist exakt auf die Anforderungen und Bedürfnisse mittel­ ständischer Unternehmen zugeschnit­ ten. Inzwischen gehören die VdS-Richt­ linien nach einer Studie des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstech­ nik zu den Top-3-Standards in ihrem Be­ reich.


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Offensive Mittelstand: alle an einem Strang Der Mittelstand steht vor tiefgreifenden Herausforderungen und Wandlungsprozessen. Die demografische Entwicklung und die Digitalisierung der Arbeit führen zu großem Handlungsdruck. Der BVMW ist Teil der Offensive.

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Vor allem kleine und mittlere Unternehmen (KMU) müssen mit älteren Belegschaften pro­ duktiv bleiben, ein attraktiver Arbeitgeber sein und sich den neuen digitalen Möglichkeiten an­ passen. Gleichzeitig ist die Konzentration auf das Kerngeschäft ein wesentlicher Erfolgsfaktor für diese Unternehmen. Häufig sind sie nicht in der Lage, eigene Infrastrukturen aufzubauen und Ressourcen bereitzustellen, um die Herausfor­ derungen zu meistern. Hier setzt die „Offensive Mittelstand“ an. Die „Offensive Mittelstand – Gut für Deutsch­ land“ fördert eine erfolgreiche, mitarbeiter­ orientierte Unternehmensführung durch die Entwicklung zeitgemäßer Standards sowie Praxisinstrumente und bietet vielfältige regi­ onale Unterstützungsstrukturen speziell für den Mittelstand. Derzeit arbeiten über 150 Partner in der „Offensive Mittelstand – Gut für Deutschland“ mit, unter anderem Bund und Länder, Unternehmerverbände, Fachverbände, Innungen, Handwerkskammern, Gewerkschaf­ ten, Berufsgenossenschaften, Krankenkassen, Forschungsinstitute und Dienstleister. Die Of­ fensive Mittelstand ist die Mittelstandsinitiative der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA). Sie unterstützt Unternehmen durch erprobte und umsetzungsorientierte Analysetools, die

eine Hilfe zur Selbsthilfe ermöglichen. Zentrales Instrument ist der INQA-Check „Guter Mittel­ stand“. Er ermöglicht mit geringem Zeitaufwand die Analyse der Stärken und Schwächen von klei­ nen und mittleren Unternehmen, gibt Hinweise zu Maßnahmen und Lösungen. Weitere Checks behandeln unter anderem die Themen Innovati­ on, Personalführung, Wissen & Kompetenz oder Arbeitsschutz. Im Rahmen der Offensive Mittel­ stand wird das Projekt „Gesunder Mittelstand Deutschland – GeMit“ vom Institut für Betrieb­ liche Gesundheitsförderung und dem BVMW durchgeführt. Ein Projektschwerpunkt ist die Entwicklung des INQA-Check-Gesundheit, der KMU einen systematischen Zugang ermöglicht. Parallel werden im Projekt Betriebsnachbar­ schaften initiiert, in denen KMU gemeinsam von einer Vielzahl an BGM- und BGF-Maßnah­ men profitieren, die sie alleine nicht umsetzen könnten (www.gemit-deutschland.de). Alle IN­ QA-Checks stehen kostenlos zur Verfügung und können mit einer Mittelstandsberatung ver­ knüpft werden. Die INQA-Checks unterstützen die Zielsetzung von kleineren und mittleren Unternehmen praxis­ nah und helfen unentdeckte Potenziale zu identi­ fizieren und nachhaltig Wettbewerbsvorteile zu sichern. 

Friedrich Werner HR-Manufaktur Berater der Offensive Mittelstand

Oliver Hasselmann Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung Berater der Offensive Mittelstand www.offensivemittelstand.de

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Energieeffizienz – welche Fördermöglichkeiten gibt es? Das neue Jahr bringt einen weiteren Anstieg der EEG-Umlage und neue Anforderungen an den Energieeinsatz in Unternehmen. Im Gegensatz zu privaten Haushalten hat das Thema Energieverbrauch in vielen Unternehmen eine geringere Priorität. Dabei lassen sich hier vielfach höhere Energieeinsparpotenziale als im privaten Sektor heben. Förderung für die Energieberatung Welche Fördermöglichkeiten bieten sich für Un­ ternehmen an, um ihre Energieeffizienz zu stei­ gern? Die gute Nachricht: Die Förderung des Bun­ desamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) für die Energieberatung im Mittelstand wurde bis zum 31.12.2019 verlängert. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) können sich von der BAFA eine allumfassende Energiebe­ ratung mit 80 Prozent der Kosten, maximal jedoch 8.000 Euro als nicht rückzahlbaren Zuschuss för­ dern lassen. Voraussetzung ist, dass der Energie­ berater von der BAFA akkreditiert ist. Der Abschlussbericht für diese Energieberatung muss den Anforderungen der DIN EN 16247-1 für ein Energieaudit entsprechen. Eine weitere Vor­ aussetzung für die Nutzung dieser Förderung sind Energiekosten pro Jahr von mehr als 10.000 Euro. Unternehmen, die den Spitzenausgleich gemäß Strom- und Energiesteuergesetz (§10 StromStG, §55 EnergieStG) beantragen möchten, können als KMU wesentliche Inhalte des Abschlussberichtes der Energieberatung auch für die Erstellung der Dokumente zur Zertifizierung des Energiema­ nagementsystems nach der Spitzenausgleichef­ fizienzsystemverordnung (SpaEfV) nutzen. Damit reduzieren sich die Kosten und der Aufwand für die Einführung der SpaEfV. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, bei der Ersteinführung von Energiemanagementsyste­ men auf Fördermittel für die Beratung und Zer­ tifizierung zurückzugreifen. Voraussetzung dafür ist, dass die Unternehmen bisher keinen Spitzen­ ausgleich und keine EEG-Ausgleichszahlungen beantragt haben. Innerhalb des Rahmens der BAFA-geförderten Energieberatung können die Unternehmen auch eine Baubegleitung für die Umsetzung der identifizierten Maßnahmen bean­ tragen.

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Förderung von Querschnittstechnologien Eine Förderung der Steigerung der Energieef­ fizienz bei Querschnittstechnologien, wie zum Beispiel elektrischen Motoren und Antrieben sowie Pumpen, raumlufttechnischen Anlagen, Druckluftsystemen, Anlagen zur Wärmerück­ gewinnung und zur Abwärmenutzung, kann ent­ weder als Einzelmaßnahme, oder bei mindestens zwei Querschnittstechnologien als Systemische Optimierung beantragt werden. Für die Systemi­ sche Optimierung muss ein Energieeinsparkon­ zept bei der Antragstellung vorgelegt werden. Der Abschlussbericht für die BAFA-geförderte Energieberatung schließt Teile des erforderli­ chen Energieeinsparkonzeptes ein. Dies war der Stand bis 31.12.2015 an. Aktuell ist die Förde­ rung des BAFA für die Querschnittstechnologien ausgesetzt, diese soll jedoch voraussichtlich ab 01.04.2016 unter veränderten Rahmenbedin­ gungen fortgeführt werden. Für alle Fördermaß­ nahmen gilt, dass erst Aufträge zur Umsetzung von Maßnahmen erteilt werden dürfen, nachdem der Antrag beim BAFA gestellt wurde.

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Energie-Audit Für größere oder verbundene Unternehmen, die nicht als KMU gelten, ist das Energiedienstleis­ tungsgesetz (EDL-G) vom 22.04.2015 von großer Bedeutung, da diese Unternehmen verpflichtet waren, bis zum 05.12.2015 ein Energieaudit nach DIN EN 16247-1 durchzuführen. Aufgrund der kurzen Zeit zwischen Inkrafttreten des EDL-G und dem gesetzlichen Umsetzungstermin, hat das BAFA als Kontrollbehörde des Bundes eine Karenzzeit bis April 2016 eingeräumt. Dies gilt unter der Voraussetzung, dass Nicht-KMU nach­ weisen, dass sie sich um die Unterstützung eines BAFA-zugelassenen Beraters bemüht haben. Bei Nichteinhaltung der Anforderungen kann ein Bußgeld bis zu 50.000 Euro verhängt werden. 

Dipl.-Ing. Clemens Grytz Geschäftsführer Q-save GmbH, Gesellschaft für EnergieEffizienz

www.q-save.com

Die Q-save GmbH ist bundesweit tätig zu den Themen Energieberatungen, Energiemanage­ ment-Systeme, externer Energiemanagement­ beauftragter, Energiemonitoring und Prüfinge­ nieurleistungen für energetisches Bauen.

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Dank Nachrangdarlehen Herr im eigenen Haus bleiben Nachrangdarlehen bieten in vielen Situationen eine optimale Ergänzung zur Bankfinanzierung und Alternative zur Beteiligung Dritter.

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Wie oft sieht sich ein Mittelständler der Situation eines Finanzierungsbedarfs gegenüber, den die Banken nur zum Teil bereit sind mit Krediten zu decken. Solche Anlässe entstehen etwa bei der Gelegenheit ein anderes Unternehmen zu über­ nehmen, bei Minderheitenrückerwerb, großen Wachstumsinvestitionen oder bei Generations­ wechseln, die eine Ausbezahlung von ausschei­ denden Familienmitgliedern zur Folge haben.

Betriebs­ ausgaben steuerlich geltend zu machen. An Nachrangdarlehen sind zumeist nur Mitspra­ cherechte bei großen, für die Substanz des Unter­ nehmens relevanten Entscheidungen geknüpft. Eine tägliche Einflussnahme auf das operative Ge­ schäft, wie etwa bei Private Equity, gibt es nicht. Der Unternehmer bleibt Herr im eigenen Haus. Das Nachrangdarlehen wird am Ende der Laufzeit wie ein Kredit unbürokratisch zurückgeführt.

Die Banken er­ warten in solchen Fällen vom Un­ ternehmer oft, weitere Mittel ins Unternehmen ein­ zuschießen, um die Eigenkapital­ quote zu stärken und ihr Risiko zu reduzieren. Viele Unternehmer und Familien haben jedoch bereits weite Teile ihres Vermögens in der Firma und die wenigsten verfügen nebenbei über genügend private Liqui­ dität zum Nachschuss. Andererseits sind Unter­ nehmer in der Regel nicht geneigt, einen Fremden als Mitgesellschafter zu akzeptieren, zum Beispiel in Form von Private Equity. Die vollständige Kont­ rolle über die eigene Firma ist ein hohes Gut. Was also tun?

In Deutschland gibt es bislang nur wenige An­ bieter von Nachrangdarlehen. Zumeist sind dies Ableger von Geschäftsbanken oder bankunab­ hängige Fondsgesellschaften, wie etwa Rantum Capital. Diese vergeben ihre Mittel in Situatio­ nen, wo in Ergänzung zu Bankkrediten für die Re­ alisierung einer Gesamtlösung noch eine Scheibe Eigenkapital benötigt wird.

Das Nachrangdarlehen schützt die Banken als Puffer und wirkt wie Eigenkapital.

Die gute Nachricht ist, dass es funktionsfähige und mittelstandskompatible Lösungen für dieses Pro­ blem gibt. Die schlechte ist, dass diese nicht zum Nulltarif zu haben sind, sondern eigenkapitalähnli­ che Verzinsungen als Gegenleistung erfordern.

Dr. Dirk R. Notheis Geschäftsführer Rantum Capital www.rantumcapital.de

Die Lösung kann zumeist in der Aufnahme eines Nachrangdarlehens liegen, das aufgrund seiner Struktur (Laufzeit mindestens fünf Jahre, Rang­ rücktritt gegenüber den Banken) von Banken und Sparkassen vollständig als Eigenkapital in den bank­ eigenen Ratings anerkannt wird. Das Nachrang­ darlehen schützt die Banken als Puffer und wirkt wie Eigenkapital. Bilanziell ist es jedoch Fremd­ kapital, was es ermöglicht, die laufenden Zinsen als

Oft agieren Unternehmer auf Seiten der Nachrang­ darlehensgeber. Für jede relevante Branche hat Rantum Capital z.B. einen gestandenen Unterneh­ mer oder Top-Manager im Team, der auf jahrzehn­ telange Erfahrung zurückblickt. Er hilft nicht nur bei der Auswahl der zu finanzierenden Unternehmen, sondern engagiert sich danach mit seinem Netz­ werk als Sparringspartner für das Unternehmen. Die Kosten von Nachrangdarlehen liegen in der Regel im niedrigen zweistelligen Bereich. Sie wer­ den jedoch in der Kombination mit den damit aus­ gelösten, günstigen Bankdarlehen erschwinglich. Ein Rechenbeispiel aus der Praxis: Die Finanzie­ rung eines Unternehmenskaufs setzt sich aus 75 Prozent Bankkrediten mit 3 Prozent Zinssatz und 25 Prozent Nachrang-Darlehen mit 11 Prozent Ver­zinsung zusammen. Im Schnitt ergibt dies eine Verzinsung von 5 Prozent für das Gesamtprojekt. Der Zinsaufwand ist gewöhnlich steuerlich ab­ setzbar und führt bei einer Steuerquote von 30 Prozent zu einem Netto-Cash-Zinsaufwand von lediglich 3,5 Prozent. Für viele Mittelständler werden Nachrangdarlehen somit insgesamt er­ schwinglich und zur richtigen Antwort in außer­ gewöhnlichen Situationen. 


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Employer Branding im digitalen Zeitalter Der Aufbau einer eigenen Arbeitgebermarke wird immer wichtiger, um Talente zu gewinnen und attraktiv für Mitarbeiter zu bleiben. Darum sollten sich Unternehmen im besten Licht präsentieren. Bei Google müssen Sie gefunden werden Ob Fach- oder Führungskräfte, die Generation Y, Digital Natives oder Generation Internet, sie alle haben eines gemeinsam: Sie sind eine hoch­ qualifizierte und anspruchsvolle Generation von Mitarbeitern, die alle selbstverständlich das Internet und Social Web für die Informations­ suche nach interessanten Arbeitgebern nutzen. Also muss eine Unternehmenswebseite suchma­ schinenoptimiert sein, um bei Google ein gutes Ranking zu erhalten. Dafür muss die Webseite Content- und Key-Wörter (Suchbegriffe) enthal­ ten, nach denen die Zielgruppe sucht und inhalt­ lich und technisch so aufgebaut sein, dass das Nutzer­erlebnis positiv ist.

Image- und spezielle Recruitingfilme können potenzielle Bewerber gezielt ansprechen. Die für Bewerber erstellten Videos können auf den eigenen Karriere-Seiten, auf externen Job-Portalen, bei YouTube oder auch in Stel­ lenanzeigen präsentiert werden. Interessante Portale zur Platzierung dieser Videos sind Job TV 24 oder watchado. Beispiele für gute Ar­ beitgebervideos zeigen Wempe und die Spar­ kasse Bochum.

Seien Sie da, wo auch Ihre Zielgruppe ist

80 Prozent der 18- bis 34-jährigen in Deutsch­ land gehen über ihr Smartphone ins Internet. Daher sollten Websites „responsive“ aufgebaut sein, damit sie auch auf mobilen Geräten optimal dargestellt werden können. Sonst droht eine Ab­ strafung durch Google im Ranking oder schlim­ mer, ein Unternehmen wird bei potenziellen Kandidaten als unattraktiv angesehen.

Social- und Business-Netzwerke wie Xing, linke­ din und Facebook sollten als wichtige Kommuni­ kationsplattformen und reichweitenstarke Trä­ ger für die Präsenz eines Unternehmens nicht fehlen, weil sie als ernstzunehmende Kanäle im Recruiting-Mix etabliert sind. Um überzeugend zu sein, müssen diese aber immer aktuell sein, mit relevanten Inhalten bespielt werden und kanalübergreifend ein einheitliches Unterneh­ mensbild abgeben. Gute Beispiele für eine gelun­ gene Unternehmenspräsentation auf Facebook: Volksbank Brühl. Bei Xing und linkedin: Daimler und Siemens.

Bei Ihnen kann man Karriere machen

Lassen Sie sich bewerten

Es empfiehlt sich eine eigene Karrierewebseite, auf der potenzielle Kandidaten sich umfangreich über das Unternehmen, Mitarbeiter, Kultur, ak­ tuelle Stellen und Entwicklungsmöglichkeiten informieren können. Dabei sollen auch Mitar­ beiter zu Wort kommen, um authentische und glaubwürdige Unternehmens-Insights zu ver­ mitteln. Beispiel für eine gute Karrierewebseite ist die Seite der Otto Group. Ein eigener Unter­ nehmensblog, in dem Mitarbeiter und Azubis zu Wort kommen, ist eine weitere Möglichkeit, als Arbeitgeber „ein Gesicht nach Außen“ zu zeigen und mit Interessenten in Dialog zu treten, ein sympathischer Blick hinter die Kulissen.

Arbeitgeberbewertungsportale spielen eine immer größere Rolle bei Bewerbern. Dort infor­ mieren sie sich über aktuelle oder potenzielle Arbeitgeber und können auf detaillierte Berich­ te zugreifen. Die Top 5 der Arbeitgeberbewer­ tungsportale in Deutschland sind Kununu, Job­ voting, Glassdoor, MeinChef und BizzWatch.

Machen Sie Ihre Webseite mobil

Beispiele für gute Mitarbeiterblogs haben Daimler und Thyssen Krupp-Rosselstein.

Je früher desto besser In der Zusammenarbeit mit Hochschulen und Schulen können Unternehmen ihre Stärken als Arbeitgeber frühzeitig und systematisch dem potenziellen Nachwuchs nahebringen. Hier sind Ausbildungs-, Job- und Hochschulmessen, aber auch das Einbeziehen von Praktikanten und Stu­ denten in dualen Studiengängen als Multiplika­ toren wirkungsvolle Maßnahmen. 

Andreas Fräsdorf Account und New Business Director Graphix Düsseldorf GmbH www.graphixduesseldorf.de


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Buchtipps Was ich noch sagen wollte Altbundeskanzler Helmut Schmidt zieht in seinem letzten Buch Bilanz Sein Markenzeichen war die „SchmidtSchnauze“: prägnante, teilweise sarkas­ tische Sprüche über die (Welt)Politik und ihre Protagonisten. Doch Helmut Schmidt konnte auch anders. In seinem letzten Buch „Was ich noch sagen wollte“ dominieren die leisen, nachdenklichen Töne. Auf 233 Seiten zieht der große So­ zialdemokrat eine Bilanz seines langen Lebens. Geboren 1918 unmittelbar nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, er­ lebte der Hanseat bewusst die Weima­ rer Republik und das Dritte Reich. Mit der jungen Bonner Republik wuchs er in politische Verantwortung. In seine Zeit als Bundeskanzler fielen mit dem RAF-­ Terror im „Deutschen Herbst“ 1977 und dem Nato-Nachrüstungs­beschluss zwei Zäsuren der jüngeren (west)deutschen Geschichte. In seinem literarischen Vermächtnis verrät Schmidt, welche Philosophen ihm zeitlebens Vorbild und Richtschnur waren. So ist das Buch auch ein Streif­ zug durch die abendländische Geistes­ geschichte. Die Autobiographie spannt den Bogen von Kaiser Marc Aurel, des­ sen Selbstbetrachtungen den jungen

Wehrmachtsoffizier als Feldpostaus­ gabe begleiteten, über Immanuel Kant, Max Weber bis zu seinem persönlichen Freund Karl Popper. Insbesondere Marc Aurels Maximen der inneren Gelassen­ heit und Pflichterfüllung hätten ihm in schwierigen Situationen stets vor Au­ gen gestanden, bekennt der Autor.

Persönliche Empfehlung Persönliche Empfehlung vonvon Mario MarioOhoven! Ohoven!

Was wäre Helmut Schmidt ohne Loki? Dem Menschen, der „ihm am wichtig­ sten war“, ist ein eigenes Kapitel gewid­ met. Nach seinen Plänen für den letzten Lebensabschnitt befragt, antwortete Helmut Schmidt: „Wichtiges von Un­ wichtigem zu unterscheiden“. Dies ist ihm geglückt – als Politiker und Autor. Ein großes Buch eines großen Politikers.

Helmut Schmidt Was ich noch sagen wollte C.H. Beck 233 Seiten

18,95 €

Bitte richten Sie Ihre Bestellungen an: BVMW-Servicegesellschaft mbH, Berlin theresa.collberg@bvmw.de • Tel. 030-533206-26

Prinz Charles wird niemals König Wegweiser zur erfolgreichen Thronfolge in Familienunternehmen

Alle Bücher erhalten Sie versandkostenfrei!

Wachstumsintelligenz So gelingt Wachstum im Mittelstand

Nicole Moraru

Guido Quelle

Windsor 184 Seiten

Books on Demand 212 Seiten

22,99 €

19,90 €

Führen mit Hirn Mitarbeiter begeistern und Unternehmenserfolg steigern

Sebastian Purps-Pardigol Campus 232 Seiten

34,00 €


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Die Wirklichkeit als Herausforderung Die Kunst, die Bibel sowie Dichtung und Träume als wichtige Quellen verantwortungsbewussten wirtschaftlichen Handelns – Prof. em. Dr. Hans Christoph Binswanger (87), der Doyen einer ökosozi­ alen Marktwirtschaft, zeigt in zwölf Essays die Leitlinien seines Denkens auf und fordert die Aufga­ be des eindimensional auf Wachstum und Monetäres beschränkten Denkens in der Ökonomie. Sein Appell ist angesichts der aktuellen Debatte um Europas Zukunft und um die wirtschaftlichen As­ pekte der Flüchtlingsproblematik von besonderer Aktualität: Gerade die Ökonomie dürfe bei aller notwendigen Spezialisierung das Ganze der Wirklichkeit nicht aus dem Blick verlieren, schreibt er. Die Essays von „Die Wirklichkeit Hans Christoph Bins­ als Herausforderung“ zeigen eindringlich, wie wirklichkeitsfremd wanger die Wirtschaft seit Jahren agiert, und wie wir aus dieser Sackgas­ se herausfinden könnten. Man kann dieses Buch als intellektuel­ Die Wirklichkeit als les Vermächtnis von einem der großen Denker unserer Zeit lesen Herausforderung oder als dringlichen Appell für ein längst überfälliges Umdenken verstehen – auf jeden Fall gelingt Hans Christoph Binswanger mit Murmann seinem Buch einmal mehr ein hochaktueller Beitrag zur derzeitigen 184 Seiten Diskussion über grundlegende politische, wirtschaftliche und hu­ manitäre Themen.

20,00 €

Foto: donatas1205 – Fotolia.com

Ein Buch, das Ideen und Karrieren beschleunigt Eigene Ideen für den beruflichen Erfolg nutzen, sich verhalten wie ein Innovator, mental in die Zukunft reisen, beim Denken die Rich­ tung wechseln und quer denken. Wie das gelingt, zeigt Bernhard Wolff in seinem neuen Buch, das prall gefüllt ist mit praktischen Tipps und Erfahrungen. „Ich möchte dazu motivieren, mehr selbst auszudenken, statt alles nachzumachen. So ist auch die Idee für den Buchtitel entstanden: Titel bitte selbst ausdenken“, erklärt Bernhard Wolff seine Intention. Auf jeder Seite findet der Leser ein Erfolgsrezept, insgesamt sind es 157,5 Tipps. Das Buch inspi­ riert und enthält zahlreiche Fakten, Studienergebnisse, Rankings und Illustrationen.

Navigieren in Zeiten des Umbruchs Die Welt neu denken und gestalten

Fredmund Malik Campus 161 Seiten

22,00 €

Bernhard Wolff Titel* *bitte selbst ausdenken 157,5 erfolgreiche Ideenbeschleuniger Gabal 2016 200 Seiten

19,90 €

Gentechnik – Wahn und Wirklichkeit Ein paar wissenschaftliche, ein paar unwissenschaftliche und politisch unkorrekte Anmerkungen zu einem heißen Thema Hanns-Rüdiger Graack Pro Business 342 Seiten

19,00 €

Königlich verhandeln Souverän Verhandlungen führen mit Salomo & Co

Ralf Lengen Edition Meistertricks 153 Seiten

19,95 €

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Digitalisierung von Publikationen

Was kann digital veröffentlicht werden? Alles, was Sie in ge­ druckter Form in Ihrer Kommunikati­ on einsetzen, kann grundsätzlich auch digital genutzt und zur Verfügung gestellt werden. Das gilt für Jah­ resberichte, Broschüren, Kunden- und Mitarbeiterma­ gazine, Gebrauchsanleitungen, Präsentationsunterlagen von Vertriebsmitarbeitern, für Mit­ arbeiterschulungen oder sogar die interne internationale Unternehmenskommunika­ tion. Damit verlängern Sie nicht nur die Lebenszeit Ihrer Printprodukte, Sie erweitern auch noch den Leserkreis und sparen Druckkosten. Je nach Art der geplanten digitalen Veröffentlichung können Sie vorhandene Publikationen unverändert über­ nehmen, für die digitale Nutzung optimieren oder auch komplett neu konzipieren.

Welche digitalen Ausgabeformen gibt es? Die wichtigsten drei Kanäle für Publikationen von Unternehmen aus dem Mittelstand sind:

Claudia Mattheis Geschäftsführerin mattheis. Werbeagentur GmbH www.mattheis-berlin.de

einfache blätterbare PDFs auf Basis einer vorhandenen Druckdatei Vorteile: Kann sehr schnell und kostengünstig umgesetzt werden Nachteile: Ist oft ohne inhaltlichen Mehrwert und die Darstellung nicht für die Ansicht auf Smartphone oder Tablet optimiert (zum Beispiel ist die Schrift häufig zu klein)

E-Paper, das heißt „erweiterte“ blätterbare PDFs mit zusätzlichen multimedialen Features Einbau von Sprungmarken, Verlinkungen, Bildern, Filmen, Warenkorb, etc.) Vorteile: Das Dokument ist schnell umgesetzt und kann mit Zusatznutzen für den Leser ange­ reichert werden. Nachteile: Wenn eine vorhandene Printvorlage unverändert übernommen wird, ist die Darstel­ lung eventuell nicht optimal für die Ansicht auf Smartphone oder Tablet (z.B. Schrift zu klein) Native oder hybride Apps, die speziell für mobile Endgeräte und deren Betriebssysteme entwickelt werden. Sie können auf die Funktio­ nen der Ausgabegeräte zugreifen (z.B. Kamera, Gleichgewichtssensor, Ortungsdienste) und so interaktiv und multimedial konzipiert werden. Vorteil: Apps funktionieren auf nahezu allen mobilen Ausgabegeräten optimal Nachteil: höhere Kosten in der Entwicklung

Welche digitalen Kanäle gibt es? Die Art der Publikation und wie sie verteilt wer­ den soll (kostenlos oder kostenpflichtig, für alle oder nur für bestimmte Leser, etc.) bestimmt den Kanal. Die drei relevantesten sind: 1. Einbinden auf die Webseite Dies gewährleistet die optimale Ansicht Ihrer digitalen Zeitschriften und Broschüren beim Lesen auf dem Desktop oder Laptop, ohne dass die Ausgaben heruntergeladen werden müs­ sen. Allerdings kann nur online gelesen werden. 2. Online-Kiosk Für periodisch erscheinende Publikationen oder unterschiedliche Produktpräsentationen für den Vertrieb bietet sich eine Kiosk-Lösung an, die verschiedene Ausgaben innerhalb einer App vereint. Auch ein geschützter Login-Be­ reich ist möglich sowie die kostenlose oder kos­ tenpflichtige Veröffentlichung. Die Publikation kann nach dem Download auch offline gelesen werden. 3. App-Stores Je nachdem für welche Plattformen Ihre Appli­ kation verfügbar sein soll, können Sie diese im Apple App Store, Google Play Store, Amazon App Shop und Microsoft Store kostenlos oder kostenpflichtig zum Download bereitstellen. 

Foto: © iconicbestiary - Fotolia.com

E-Paper, E-Pub, blätterbares PDF, e-Magazine, App ... – es gibt mittlerweile jede Menge Begriffe für das digitale Publizieren. Und wenn es dann noch um die Frage geht, ob die Veröffentlichung über Browser-Client, Online-Kiosk oder App-Store erfolgen soll, sind viele Unternehmer endgültig überfragt. Das ist schade, denn es gibt viele sinnvolle Möglichkeiten, wie Sie digitale Publikationen in Ihre Unternehmenskommunikation einbinden können. Wir bringen Licht in das digitale Dickicht und erklären die wichtigsten Anwendungsbereiche und Begriffe.


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Welche digitale Lösung passt zu Ihren Anforderungen?

HABEN SIE BEREITS EIN FERTIGES PRINT-PRODUKT?

JA

SOLL DAS SEITENLAYOUT UNVERÄNDERT ONLINE GEHEN?

IST DIE OPTIMALE DARSTELLUNG AUF TABLETS ODER SMARTPHONES WICHTIG? IST ZUSÄTZLICHER MEHRWERT GEWÜNSCHT WIE Z.B. GAMIFICATION, INDIVIDUELLE PROGRAMMIERUNGEN, ZUGRIFF AUF DIE FUNKTIONEN DER MOBILEN GERÄTE WIE Z.B. KAMERA, GLEICHGEWICHTSSENSOR, GPS, TERMINKALENDER, ERINNERUNGEN ETC.?

NEIN JA

SOLL DER SEITENAUFBAU ERGÄNZT WERDEN MIT INTERAKTIVEN VERLINKUNGEN, EINGEBUNDENEN FILMEN/ BILDERGALERIEN?

Illustrationen: © rashadashurov, © dehweh, © macrovector, © rashadashurov, © WonderfulPixel - Fotolia.com

NEIN

NEIN

JA

ERGEBNIS: EINFACHES BLÄTTERBARES PDF

NEIN

ERGEBNIS: E-PAPER MIT MULTIMEDIALEN FEATURES

JA

ERGEBNIS: NATIVE APP/ HYBRIDE APP

SOLL DIE PUBLIKATION AUF IHRER WEBSITE EINGEBUNDEN WERDEN?

JA

JA

NEIN SOLL SIE KOSTENLOS LESBAR SEIN?

VERÖFFENTLICHUNG DURCH EINBINDEN AUF WEBSITE

SOLL DIE PUBLIKATION NUR EINE BESTIMMTE ZIELGRUPPE NACH LOGIN LESEN DÜRFEN?

JA

NEIN

NEIN

VERÖFFENTLICHUNG DURCH EINBINDEN AUF DER WEBSITE, DOWNLOAD ERST NACH KAUF Z. B. ÜBER WEBSHOP

VERÖFFENTLICHUNG ALS APP IM ONLINE-KIOSK (KOSTENLOS ODER KOSTENPFLICHTIG)

VERÖFFENTLICHUNG ALS APP IN APP STORES (KOSTENLOS ODER KOSTENPFLICHTIG)

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Kleine Helfer Neues Tool zeigt Mitarbeiter-Motivation Jeder Mensch trägt ein Paket von Antriebskräften in sich, das sich in der Arbeit und Kommunikation mit anderen bemerkbar macht, sein Energielevel steuert und seine Leistung beeinflusst. Wer seine inneren Motive und die seiner Mitarbeiter genau kennt und nutzt, kann erfolgreicher führen und produktivere Teams zusammenstellen, die schnell in den Flow kommen und Großartiges leisten. Das Denkzeuge®-Profil ist ein modernes, digitales Tool, das innere Antriebskraft und Motivation grafisch sicht- und mess­ bar macht, und Führungskräfte und Mitarbeiter dabei unter­ stützt sich gegenseitig besser zu verstehen, wertschätzender zu kommunizieren und Leistungspotenziale gezielt zu mobilisieren. Richtig eingesetzt steigert es das Engagement und die emo­ tionale Bindung von Mitarbeitern. Besonders wird dies von der jetzt nachfolgenden jungen Mitarbeiter-Generation Y ge­ schätzt, die sich neben herausfordernder Arbeit ein kollegiales Umfeld und Kommunikation auf Augenhöhe wünscht. www.inneremotive.de

Blinken heißt trinken! Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, über den Tag verteilt bis zu 1,5 Liter Wasser zu trinken. Wer sich selber oder seine Mitarbeiter daran erinnern will, bekommt jetzt Un­ terstützung von Ulla. Der Sensor wird mit einem Silikonband an Flasche oder Glas befestigt und sendet ein Lichtsignal, wenn das Gefäß nicht innerhalb einer halben Stunde angehoben wird. Der kleine Flaschengeist ist in vielen Farben verfügbar und schaltet sich nur ein, wenn jemand in der Nähe ist. www.ulla.io

Catchbox:

Wurfmikrofon bringt Bewegung in jeden Vortrag Vergessen Sie lahme Vorträge oder Workshops und ein Plen­ um, das nicht mitmacht. Mit dem ersten Wurf-Mikrofon der Welt motivieren Sie Ihre Zuhörer zum Mitmachen. Gefertigt aus buntem Schaumstoff kann es ohne Furcht vor technischen Schäden oder blauen Flecken in das Publikum ge­ worfen werden. Erhältlich ist es in vielen bunten Farben und kann auch mit dem eigenen Logo gebrandet werden. www.getcatchbox.com


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Wir fördern das Gute in NRW.

Sabine Baumann-Duvenbeck und ihr Kraftpaket – unterstützt durch die Fördermittel der NRW.BANK. Die Stärke mittelständischer Unternehmen ist ein wichtiger Motor der Wirtschaft in unserer Region. Eine Eigenschaft, die es wert ist, gefördert zu werden. Z. B. durch den NRW.BANK.Effizienzkredit: Zinsgünstige Darlehen von 25.000 bis 5 Millionen Euro für Modernisierungen, die Ihre Anlagen zukunftsfähig machen. Sprechen Sie mit uns über Ihre unternehmerischen Ziele. www.nrwbank.de/staerke

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Fachkräfte finden und binden Das Problem des Fachkräftemangels wird die Unternehmen in den nächsten Jahren noch erheblich beschäftigen. Der Arbeitnehmer, der auf dem Arbeitsmarkt stark nachgefragt wird, kann sich das für ihn beste Angebot heraussuchen. Hier einige Hinweise, wie finanzielle Vorteile für den Arbeitnehmer, ohne besondere Belastungen des Unternehmens, geschaffen werden können.

Dr. Benjamin Weiler Rechtsanwalt Mitglied im IBWF Dr. Jens Kaspers Fachanwalt für Arbeitsrecht Zirngibl Langwieser www.zl-legal.de

Weniger bekannt ist hingegen die Übernahme von Fahrtkosten. Übernimmt der Arbeitgeber beispielsweise die Kosten für ein Monatsticket im Verkehrsverbund, so ist dies zwar grundsätz­ lich lohnsteuerpflichtig, weil die Fahrten, die der Arbeitnehmer zwischen Wohnort und Arbeits­ platz zurücklegt, in dessen Verantwortungsbe­ reich liegen. Allerdings kann der Arbeitgeber eine unentgeltliche oder verbilligte Beförderung eines Arbeitnehmers zwischen Wohnung und erster Tätigkeitsstätte mit einem pauschalen Steuersatz von 15 Prozent versteuern. Da sich hierdurch aber gleichzeitig die Werbungskosten beim Arbeitnehmer mindern, sollte im Einzelfall genau gerechnet werden und gegebenenfalls Rücksprache mit einem Steuerberater gehalten werden, ob sich diese Gestaltung im Einzelfall lohnt. Ein weiteres Mittel, einen Vorteil des Arbeit­ nehmers zu erzielen, ohne zusätzlichen Auf­ wand zu erzeugen, ist die Gewährung eines Zuschusses oder gar die komplette Übernahme von Kinderbetreuungskosten in Kindergärten

oder vergleichbaren Einrichtungen. So sind die zusätzlich zum ohnehin geschuldeten Arbeits­ lohn erbrachten Leistungen des Arbeitgebers zur Unterbringung und Betreuung von nicht schulpflichtigen Kindern der Arbeitnehmer in Kindergärten oder vergleichbaren Einrichtun­ gen komplett steuerfrei. Hat also der Arbeitneh­ mer nicht schulpflichtige Kinder, die außerhalb seines eigenen Haushaltes betreut werden und dabei keinen Unterricht erhalten, so kann er zusätzlich zu seinem geschuldeten Arbeitslohn eine vollständig steuerfreie Vergütung erhal­ ten, die für die Betreuungskosten gewährt wird. Dies ist gegenüber dem Normalfall, bei dem der Arbeitnehmer die Kinderbetreuung aus dem versteuerten Nettoeinkommen bezahlt, von er­ heblichem Vorteil. Schließlich erhält der Arbeit­ nehmer den Betreuungszuschuss ohne jeglichen Abzug. Eine Umwandlung von bereits gezahltem beziehungsweise bereits vereinbartem Arbeits­ lohn in einen Kinderbetreuungszuschuss ist aber nicht möglich. Im Rahmen der Gespräche über die Entlohnung beim Einstellungsgespräch kann hier jedoch eine Vereinbarung getroffen werden. Gleichzeitig kann eine anstehende Ge­ haltserhöhung für die Kinderbetreuungskosten genutzt werden. 

Die BVMW-IBWFRechtshotline erreichen Sie: Mo bis Fr 10.00 – 17.00 Uhr Tel.: 030. 533206-963 Fax: 030. 533206-50 rechtshotline@bvmw.de

Foto: © AllebaziB – Fotolia.com

Den meisten Arbeitgebern dürften die Mög­ lichkeiten zur Gewährung von Sachbezügen bekannt sein. Entlohnt der Arbeitgeber den Ar­ beitnehmer für dessen Arbeitsleistungen zumin­ dest teilweise nicht in Geld, sondern in Sachen, so werden diese bis zu einer Freigrenze von 44 Euro pro Kalendermonat nicht steuerlich er­ fasst. Wichtig ist dabei, dass dieser Betrag nicht überschritten wird, weil sonst der gesamte Be­ trag erfasst wird. Bewährte Bespiele sind Tank­ gutscheine oder Restaurantgutscheine für das Mittagessen.


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Finanzkolumne „Über Ihr Geld“

Schiefe Vergleiche

Foto: © photocrew – Fotolia.com

Wem können wir noch vertrauen? Dem ADAC, der jahrelang Teilnehmerzahl und Rangfolge für die Auszeichnung „Gelber Engel“ zu Gunsten be­ stimmter Automobilhersteller manipuliert hat? VW nach Bekanntwerden des Abgasskandals? Der FIFA, die sich mit Geld Freunde und Stimmen kaufte? Den Großbanken, die kaum einen Fehler ausließen, der millionenschwere Strafzahlungen zulasten der eigenen Aktionäre zur Folge hatte und noch haben wird? Wir kennen aus dem Internet die Vergleichspor­ tale für Versicherungen, Flüge, Hotels und Ban­ ken. Aber wir sollten wissen, neutral sind diese Angebote keineswegs. Beispiel Versicherungen: Manche Gesellschaften werden erst gar nicht aufgeführt, weil sie wegen ihrer günstigeren Prämien keine Provisionen an die Seitenbetrei­ ber zahlen. Es ist auch nicht verwunderlich, dass auf den besten Plätzen solche Versicherungen stehen, die bei einem bestimmten Eintrittsalter und einer ebenso bestimmten Laufzeit die bes­ ten Zahlen bieten – und wahrscheinlich auch die höchsten Provisionen auszahlen. Das ist nicht oder noch nicht verboten. Aber es tut gut, darum zu wissen – und vielleicht besser einen unabhän­ gigen Honorarberater zu befragen. Honorar­ berater verzichten auf die Abschlussprovision und lassen sich vom Mandanten stundenweise bezahlen. Bei Flügen und bei Hotels ist es ähnlich. Ver­ gleichen ist schön, aber buchen kann man meist günstiger direkt, vor allem über die jeweilige Homepage des Hotels. Manchmal reicht auch ein

Anruf. Bei einem Preisnachlass von beispielswei­ se zehn Prozent bei einer Direktbuchung spart das Hotel eine weitaus höhere Provision an das Vergleichsportal, und diese Vergütungen gehen bis zu 40 Prozent. Und wenn Sie keinen direkten Preisnachlass erhalten, lassen Sie sich einfach „upgraden“. Das gelingt fast immer. Viele Hotel­ gruppen geben Kundenkarten heraus – meist schon vor Ihrem ersten Aufenthalt – und bieten ihren Stammkunden Rabatte, Upgrades, zusätz­ liche Getränke, late check-out, Punkte und/oder andere Annehmlichkeiten. Ärgerlich können positive Hotelbewertungen auf Bewertungsportalen sein. Nicht selten sind es „Freunde“ des Hoteliers. Negative Kom­ mentare stammen oft von Konkurrenten. Und manchmal werden sogar Lobeshymnen auf Ser­ vice und Ausstattung gesungen bei Hotels, in de­ nen noch niemand übernachten konnte, weil der Rohbau noch nicht einmal fertiggestellt ist (wie bei mir in der Nachbarschaft). Man darf sich auf nichts mehr verlassen. Noch ärgerlicher sind die direkten und indirekten Bankgebühren. Diese summieren sich oft auf über zwei Prozent jährlich. Wie wollen Sie dabei noch Geld verdienen? Da hilft nur eins: Verhandeln oder zu einer Direktbank wechseln. Aber auch unter den Direktbanken gibt es „schwarze Scha­ fe“. Deshalb gilt auch hier: einen Honorarberater mit der Ist-Analyse beauftragen, seine Vorschläge genießen und dann die Bank(en) wechseln. Das kann Ihnen mehr einbringen als die einmalige Ver­ gütung an den Honorarberater. 

Hans-Peter Holbach ist Herausgeber des im 44. Jahrgang erscheinenden Informationsdienstes Geldbrief www.geldbrief.com und Chefredakteur beim Vertraulichen Schweizer Brief www.vertraulicher.com

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BVMW-Veranstaltungskalender Der BVMW organisiert eine Vielzahl erstklassiger Veranstaltungen in den kommenden Monaten auf Bundesebene und in den Regionen vor Ort. Unternehmer und Unternehmerinnen sind herzlich eingeladen, sich zu informieren, Netzwerke zu spannen, sich einzubringen und sich unterhalten zu lassen. Eine Auswahl finden Sie hier.

Das Büro der Zukunft beginnt jetzt Donnerstag, 19. Mai 2016, 18.00 Uhr Briefzentrum Lübeck, Hutmacherring 16 – 22, 23556 Lübeck

Inklusion in der Arbeitswelt – ein Erfolgsmodell Mittwoch 13. April 2016, 18.00 Uhr Andreaswerk e.V. Brägeler Ring 42, 49393 Lohne

#mittelstand – Digitale Kompetenz in Hamburg Mittwoch, 27. April 2016, 14.00 Uhr Morgenpost Verlag GmbH Griegstraße 75, 22863 Hamburg Unter Strom – Innovationslinie 109 Dienstag, 31. Mai 2016, 18.00 Uhr Halle 13, Hellbrookstraße 2, 22305 Hamburg

Lean Culture Change Management Mittwoch, 25. Mai 2016, 18.30 Uhr Hotel Birke Martenshofweg 2-8, 24109 Kiel

BVMW Osnabrück Golf Cup 2016 Freitag, 03. Juni 2016, 13.00 Uhr Golfclub Dütetal e. V. Wersener Str. 17, 49504 Lotte-Büren

Besichtigung Containerhafen Dienstag, 10. Mai 2016, 16.00 Uhr JadeWeserPort Pazifik 1, 26388 Wilhelmshaven

BVMW Unternehmerkraft – Sinnorientierte Führung Mittwoch, 08. Juni 2016, 18.00 Uhr Sievers SNC Hans Wunderlich Str. 6, 49078 Osnabrück

Charity Golfturnier Freitag, 27. Mai 2016, 12.00 Uhr Golfclub Wolfsburg Osloßer Weg 20, 38556 Wolfsburg

Golfen unter Mittelstandsfreunden Donnerstag, 16. Juni 2016, 14.00 Uhr Golfanlage Schloss Lütetsburg 26524 Lütetsburg

Businessfrühstück Dienstag, 5. April 2016, 08.15 Uhr Motel One Essen Kennedyplatz 3, 45127 Essen Der Mittelstand bewegt sich Donnerstag, 28. April 2016, 17.00 Uhr Hugo Junkers Hangar/ Flughafen Mönchengladbach Flughafenstr. 101, 41066 Mönchengladbach Golf-Cup Metropole Ruhr 12. Mai 2016, 18.00 Uhr Golfclub Gut Neuenhof Eulenstrasse 58, 58730 Unna

Praxis vor Ort: Meeresfischzucht und Logistik Donnerstag, 28. April 2016, 14.30 Uhr FRESH Völklingen GmbH August-Clüsserath Weg 2, 66333 Völklingen BVMW Unterwegs Samstag, 16. April 2016, 07.45 Uhr – 20.15 Uhr Günther Jauch’s Weingut von Othegraven Crémant-Kellerei Poll-Fabaire Abfahrt 07.45 Uhr: Internationaler Busbahnhof Koblenz, Neverstraße, 56068 Koblenz Unternehmertag Mainz Mittwoch, 27. April 2016, 11.00 Uhr Rheingoldhalle Rheinstraße 66, 55116 Mainz

Tages-Workshop: Zielgerichtet führen & motivieren Montag, 18. April 2016, 09.00 Uhr Reitstall Lindenhof Lindenhof, 63843 Niedernberg Pomp Swing Night Samstag, 30. April 2016, 21.00 Uhr Kameha Suite Taunusanlage 20, 60325 Frankfurt am Main BVMW Connect – Industrie 4.0 Donnerstag, 19. Mai 2016, 14.30 Uhr Ebbecke Verfahrenstechnik AG Keltenstraße 16, 63486 Bruchköbel


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Business Lounge für den Burgenlandkreis und den Saalekreis Donnerstag, 19. Mai 2016 , 18.00 Uhr Hotel Jägerhof Nikolaistraße 51, 06667 Weißenfels

Rostocker Rechtsgespräche Donnerstag, 21. April 2016, 17.00 Uhr Doberaner Hof Rostock Doberaner Str. 10, 18057 Rostock

Treffen des Netzwerks Energie und Bau Donnerstag, 09. Juni 2016 , 10.00 Uhr Büroservice Zorbau Sorbenaue 2, 06686 Lützen

Gesprächsabend „Lausitzer Leuchttürme“ Donnerstag, 19. Mai, 19.00 Uhr SV Eintracht Ortrand e.V. Am Sportpl. 1, 01990 Ortrand Unternehmer-INNEN-abend Südbrandenburg Donnerstag, 26. Mai, 18.00 Uhr „Die Einrichter“ Uferstr.1, 03046 Cottbus Seenlandtour mit Seeschlange, Floß und Segway Sonntag, 05. Juni 2026 Start: Orangerie Altdöbern Am Schloss, 03229 Altdöbern

Unternehmensportrait: mefro Räderwerk Ronneburg GmbH Dienstag, 19. April 2016, 18.00 Uhr mefro Räderwerk Ronneburg GmbH Weidaer Str. 3, 07580 Ronneburg

Tag der guten Seelen im Büro Donnerstag, 16. Juni 2016, 09.00 Uhr Hotel am Kellerberg Dorfstraße 18, 07646 Trockenborn-Wolfersdorf

Unternehmertag Nordsachsen/Sachsen-Anhalt Süd Donnerstag, 26. Mai 2016, 09.00 Uhr 18.00 Uhr Netzwerkparty mit Keynote von Dr. Gregor Gysi Globana Airport Messe & Conference Center Münchner Ring 2 , 04435 Schkeuditz BVMW Unternehmerreise Straßburg Montag, 06. Juni 2016 bis Mittwoch, 08. Juni 2016 Anmeldung per Mail: hannelore.stange@bvmw.de

Illustration: Stefan-Xp – wikipedia.org

BVMW-Praktisch Dienstag, 19. April 2016, 17.00 Uhr Ristorante Al Campo – MTV Stuttgart Am Kräherwald 190 A, 70193 Stuttgart Sales und Marketing Automation 1. Deutsche Fachtagung in Mannheim Dienstag, 10. Mai 2016, 09.00 Uhr Hochschule der Wirtschaft für Management Neckarauer Straße 200, 68163 Mannheim Luftfahrt im Wandel bei Eurowings Flughafen, Terminal 1 Donnerstag, 12. Mai 2016, 18.00 Uhr Flughafenstraße, 70629 Stuttgart

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Besserer Messe-Stand – Vorbereitung entscheidet über den Erfolg Dienstag, 05. April 2016, 17.30 Uhr AFA Am Messezentrum 5, 86159 Augsburg Business & Wine Mittwoch, 20. April 2016, 19.00 Uhr Vinopolis Curt-Frenzel-Str. 10A, 86167 Augsburg

Der BVMW. Die Stimme des Mittelstands.

Erfolgreich vernetzen für den Mittelstand. Der BVMW bündelt die Kräfte des unterneh­ merischen Mittelstands. National und internatio­nal vertritt er erfolgreich die Interessen der kleinen und mittleren Unternehmen gegenüber der Politik – branchenübergreifend und parteipolitisch unabhängig. Der BVMW • repräsentiert mit seiner Mittelstandsallianz rund 270.000 Unternehmen aller Branchen, die über neun Millionen Mit­arbeiter beschäftigen • ist mit rund 300 Geschäfts­stellen bundesweit vertreten • hat mit den Repräsen­ tanten vor Ort mehr als 700.000 Unternehmer­ kontakte jährlich • bietet über 2.000 Veranstaltungen im Jahr • ist führendes Mitglied in der europäischen Dach­ vereinigung nationaler Mittelstands­verbände. Weitere zahlreiche Veranstaltungen werden unter www.bvmw.de angekündigt. In der Rubrik „Standorte“ können die Veranstaltungskalender der jeweiligen Regionen sowie die Kontaktdaten der Veranstalter abgerufen werden. Termine für die Veranstaltungs­ reihe Forum Führung finden Sie auf Seite 35.


KULTUR

Der Mittelstand. | 2 | 2016

Billy (Vince Vaughn) unter Jugendlichen.

Prakti.com

USA 2013 FSK 6 Regie: Shawn Levy Buch: Vince Vaughn, Jared Stern Mit: Vince Vaughn, Owen Wilson, John Goodman u. a. Erhältlich auf DVD, Blu-ray und VoD

Recruiting 4.0 – wie aus Fachkräften Praktikanten werden In der US-Komödie Prakti.com bewerben sich zwei arbeitslose Verkäufer alter Schule bei Google.

Billy (Vince Vaughn) und Nick (Owen Wilson) sind echte Fachkräfte, Meister ihres Fachs, ausgebuffte Verkäufer. Sie kennen ihre Kunden, deren Ehefrau­ en, die Hobbys, Leidenschaften und Ängste. Ver­ triebler sind Menschenkenner, Menschenfänger, die wissen, Qualität bedeutet, der Kunde kommt zurück und nicht die Ware. Und so verkaufen sie erfolgreich hochwertige Armbanduhren. Bis sie eines Tages merken, dass sie Statussymbole einer vergangenen, analogen Zeit anbieten. Das Unter­

nehmen, dessen Umsatz sie so wacker gesteigert haben, geht pleite. Menschen schauen heute auf ihr Smartphone, wenn sie die Uhrzeit wissen wol­ len. Die Starverkäufer von Zeitmessern haben die Zeichen der Zeit nicht erkannt.

Im tiefen Tal der Superjugendlichen Und so stehen sie da mit Anfang 40, analoge Di­ nosaurier, angstgeschüttelt im Angesicht des Mit­ telschichtabstiegs mit seinen üblichen Schrecken:

Fotos: Twentieth Century Fox Home Entertainment

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KULTUR

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Geld weg, Frau weg, Haus weg. Alles andere als internetaffin, suchen sie ebendort ihr Glück. Auf die Google-Eingabe „Jobs für Leute mit geringen Fähigkeiten“ landen sie genau ausgerechnet bei Google. Doch der Internetriese sucht keine Fach­ kräfte, sondern Praktikanten. Mit dem unerschütterlichen Selbstvertrauen mar­ ketinggestählter Spitzenverkäufer wagen sie den Weg in das Zentrum der digitalen Wirtschafts­ macht, um sich unversehens als Erwachsene in­ mitten einer Horde von 20-jährigen Nerds, ver­ unsicherten Mädchen, arroganten Besserwissern und hilflosen Muttersöhnchen wiederzufinden. Die Fachkräfte von gestern landen im gigantischen Kindergarten des Weltkonzerns von heute: bunte Hütchen mit Propellern, Riesenrutsche, knallbunte Kissen und Kuscheltiere in den Ruheräumen, Obst, Kaffee und Snacks kostenlos.

Was zum Teufel ist „Googlyness“? So infantil die bunte Google-Welt ist, so hart ist das Recruiting potenzieller Fachkräfte: Denn nicht die Qualitäten unserer beider Loser sind gefragt – Erfahrung, Menschenkenntnis, Fachwissen – son­ dern seltsam amorphe, ja virtuelle Eigenschaften wie „andere Denkweisen“ oder, wie der Leiter des Auswahlverfahrens, an dessen Ende fünf von 1000 Praktikanten einen Job bekommen, sagt: „Ich su­ che Googlyness.“ Was immer das sein mag, Billy und Nick können sich nur mit genuin mittelstän­ discher Hartnäckigkeit und Optimismus auf das Glatteis der Fachkräfteakquise à la Silicon Valley begeben, was für durchaus erheiternde Momen­ te im Kulturen- und Generationenkonflikt führt. Das exerziert Regisseur Shawn Levy unterhaltsam durch: In den Aufgaben, die die konkurrierenden Teams meistern müssen, stellen sich Billy und Nick erwartbar altbacken an, denn sie kennen die Codes aus Harry Potter oder X-Men nicht, geschweige denn, wie man einen Bug fixt oder eine App entwi­ ckelt. Aber im Zwischenmenschlichen, da sind sie ganz groß. Sie verhelfen dem Nerd zum Mädchen, dem Mädchen zu Selbstbewusstsein, dem Mutter­ söhnchen zur Emanzipation, dem Schnösel zur De­ mut – und schließlich dem Team zum Sieg. Denn die letzte Aufgabe heißt: Finde einen neuen Kunden, der bei GoogleAds wirbt.

Was Google nicht kann Hier versöhnt Regisseur Levy den kindlichen Pio­ niergeist von Silicon Valley mit der Vertriebskunst alter Schule. Wo die jungen App-Entwickler und SEO Experten den Chef einer familiengeführten Pizzeria mit „Klicks-, Kosten- und Datenkonver­ tierung“ oder „kontextbezogener Technologie zur Zielauswahl“ verschrecken, holen die Uhrenver­ käufer ihn da ab, wo er gerade ist: Bei seinen Sor­ gen um sein Unternehmen, seiner Angst vor Ver­

Blöde Hüte für junge Menschen: Google ist ein gigantischer Kindergarten.

Nick (Owen Wilson) und Billy (Vince Vaughn) werfen einen Blick in die digitale Zukunft.

änderung und bei der Qualität seiner Produkte: „Sie sind der Picasso der Peperonis!“ So stellt sich am Ende heraus, dass jene ominöse „Googlyness“ eigentlich die Unternehmertugend alter Schule ist, nämlich Einfühlungs- bei gleichzei­ tigem Durchhaltevermögen, Teamgeist, Solidarität und am Ende der gigantischen Internetdienstleis­ tungskette immer den Menschen und nicht den Kunden zu sehen. Gemessen daran, dass Prakti. com ein gigantischer Werbefilm für Google ist, nicht die schlechteste aller Botschaften. 

Bernd Ratmeyer Wissenschaftsjournalist und Lektor


Spectre

Der Mittelstand. | 2 | 2016

Letzte Mission Sam Mendes kehrt mit „Spectre“ als Regisseur zurück, zusammen mit Daniel Craig, der bereits zum vierten Mal seine Rolle als 007 einnimmt.

FSK ab 12 Agententhriller Regie: Sam Mendes Drehbuch: Robert Wade, John Logan, Jez Butterworth, Neal Purvis Mit Daniel Craig, Christoph Waltz, Léa Seydoux u. a. Auf DVD und Blu-ray sowie als Digital HD erhältlich.

Mit einem weltweiten Einspielergebnis von 850 Millionen US-Dollar dominierte „Spec­ tre“ die Kinokassen und wurde damit zu ei­ nem der erfolgreichsten Bond-Filme über­ haupt. Die letzte Mission der Filmreihe eröffnet Fans bisher nie gezeigte Einblicke in die komplexen Strukturen, die den Cha­ rakter James Bond zu dem machen, der er heute ist. Alles, was man von einem guten Bond-Film erwarten kann, findet sich auch wieder: exotische Schauplätze, beeindru­ ckende Stunt-Einlagen, viel Action und ei­ nen Spritzer Humor. Eine mysteriöse Nachricht bringt James Bond (Daniel Craig) dazu, auf eigene Faust James Bond 007 (Daniel Craig) wird auf Herz und Nieren geprüft. nach Mexico City und Rom zu reisen. Dort trifft er auf Lucia Sciarra (Monica Bellucci), Je näher Bond dem Zentrum von SPECTRE kommt, die schöne und unnahbare Witwe eines berüchtig­ desto mehr erfährt er von der schauderhaften Ver­ ten Kriminellen. Als Bond sich in ein geheimes Tref­ bindung zwischen ihm und dem gesuchten Feind fen einschleust, deckt er die Existenz der dunklen (Christoph Waltz).  und geheimnisvollen Organisation SPECTRE auf.

SPECTRE © 2015 Danjaq, MGM, CPII. SPECTRE, and related James Bond Trademarks, TM Danjaq. © 2016 Danjaq and MGM. All Rights Reserved.

KULTUR

Magie der Moderne Die Stuttgarter Staatsgalerie zeigt Meisterwerke von Giorgio de Chirico.

Ulrich Köppen BVMW Pressesprecher Baden-Württemberg

In seinem fast 90-jährigen Leben hat er rund 7.000 Bildwerke ge­ schaffen, aber von überragender Bedeutung sind nur rund 150 Bil­ der, die zwischen 1909 und 1919 entstanden sind. Giorgio de Chirico – ihm ist jetzt eine Ausstellung der Stuttgarter Staatsgalerie gewid­ met, die einzigartig ist. De Chirico gilt als einer der wichtigsten Künst­ ler der Avantgarde. Seine Wer­ ke aus der Epoche um den Ersten Weltkrieg herum werden mit den Begriffen Surrealismus oder „Pittu­ ra metafisica“ zwar treffend, aber auch unzureichend beschrieben, denn es sind nur zwei Aspekte seiner Kunst. Aus realen Alltagsgegenständen und -bauten werden traumverwandte Bildaussagen kompo­ niert. Ergänzende Aspekte in der Schau bieten

Gemälde von Max Ernst, Oskar Schlemmer, René Magritte, Salvador Dali und anderen. Aus den rund 50 wichtigsten Bildern der Epoche von 1915 bis 1918 sind rund 20 ausgewählt wor­ den. Und sie werden auf Jahrzehnte hinaus kaum noch zu sehen sein, da sie aus berühmten Museen der Welt und aus Privatsammlungen stammen. Kuratoren sind Paolo Baldacci (Mailand) und Gerd Roos (Berlin), die zwei bedeutendsten Fach­ leute der de-Chirico-Forschung. Roos gegenüber „Der Mittelstand.“: „Dieses dürfte auf Jahrzehnte hinaus die letzte Ausstellung mit de Chirico sein, da so viele Bilder aus konservatorischen Gründen wohl nicht mehr transportiert werden.“ Der in­ haltsreiche Katalog lohnt die Anschaffung, Dauer bis 3. Juli, in Kooperation mit der Fondazione Fer­ rara Arte.  www.dechirico-staatsgalerie.de

Foto: Staatsgalerie

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Wagen Sie den Qualitätssprung! Als Unternehmensberater* Rechtsanwalt / Notar / Patentanwalt Steuerberater / Wirtschaftsprüfer im IBWF-Beraternetzwerk genießen Sie das Vertrauen in Ihre Erfahrung und Zuverlässigkeit als Mittelstandsberater – bei Beraterkollegen und Klienten. * Die IBWF-Zertifizierung der Unternehmensberater wird vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) als Voraussetzung für geförderte Beratung anerkannt.

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KULTUR

Der Mittelstand. | 2 | 2016

Küstenpfad und Königsweg – Spanien einmal anders

Eine aufwendige Holz- und Stahlkonstruktion ersetzt den alten Caminito del Rey.

Die Costa del Sol ist um eine Attraktion reicher: Neben Golfspielern und Badegästen sollen jetzt auch Wandervögel in diese Region aufbrechen.

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Ein inzwischen siebzehn Kilometer langer Küsten­ pfad an der spanischen Costa del Sol verbindet ro­ mantische Badebuchten und lockt Wanderer wie Radfahrer. In den vergangenen sieben Jahren wur­ den zehn Millionen Euro in das Küstenpfad Projekt investiert. Fast durchgehend fertiggestellt ist die Strecke zwischen Marbella und San Pedro. Aus­ nahme sind die Wellenbrecher bei Coral Beach, ein schwieriger Bauabschnitt, bei dem der Grund­ stückserwerb noch ungeklärt ist. Dort, wo er fertig gestellt ist, führt der Küstenpfad entlang der Strän­ de über Holzstege vorbei an Felsklippen durch reizvolle und abwechslungsreiche Landschaften.

Wer einen Wanderweg mit echtem Nervenkitzel sucht, muss in die Berge zwischen Malaga und Ronda fahren.

Vor zwei Jahren wurde östlich von Marbella ein Teilstück zwischen Cala de Mijas und Calahonda freigegeben. Der weitere Ausbau in Richtung Fuen­ girola wird demnächst begonnen. Erst vor wenigen Wochen wurde eine attraktive Strecke durch das Dünengelände westlich von Cabopino fertigge­ stellt. Trotz vieler Bedenken und Hürden hat sich das Küstenpfadprojekt in den vergangenen Jahren Schritt für Schritt seinen Weg gebahnt. Überwun­ den wurden Flussläufe und Felsformationen, Pri­ vatbesitz verzögerte jedoch oft den Baufortschritt. Aber in absehbarer Zeit soll ein durchgehender Küstenweg gerade in den Winter- und Frühjahrs­ monaten zusätzliche Touristen begeistern.

Fit und schwindelfrei Wer einen Wanderweg mit echtem Nervenkitzel sucht, muss in die Berge zwischen Malaga und Ron­ da fahren. Dort liegt eingebettet im Naturschutz­ gebiet einer der spektakulärsten Klettersteige weltweit, der Caminito del Rey. Der Name Kleiner Königsweg erinnert daran, dass 1921 der spanische

Fotos: R. Kindermann

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KULTUR

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Die Gaitanes Schlucht und der Caminito del Rey.

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Neu ist die attraktive Strecke durch die Dünen westlich von Cabopino.

Wanderer auf diesem spektakulären Klettersteig sollten schwindelfrei sein.

König Alfons XIII. den Fußweg durch die Schlucht des Rio Guadalhorce nutzte, um an der Einweihung eines Staudamms teilzunehmen. Zuletzt war die Wegstrecke viele Jahre gesperrt, zu gefährlich und stark beschädigt durch Steinschlag und Erosion. Doch nun, nachdem 2,4 Millionen Euro in die Re­ novierung gesteckt wurden, konnte der Caminito wieder eröffnet werden. Der schmale Weg – zum Teil eine aufwendige Holz- und Stahlkonstruktion, die an senkrechten Felswänden hängt – bietet un­ vergleichliche Blicke. Ein Abschnitt wurde mit Glas­ boden versehen, damit auch Adrenalin-Freunde auf ihre Kosten kommen. Für die Strecke benötigen Wanderer mit guter Kondition etwa zwei Stunden, die Gesamtlänge beträgt 7,7 Kilometer. Wer diesen Pfad für Schwindelfreie begehen will, sollte sich vorher im Internet (www.caminitodelrey.info) über die aktuellen Eintrittspreise, speziellen Gegeben­ heiten und Registrierungsvorschriften informie­ ren. Nach Anweisung der Regionalregierung dürfen täglich nur bis zu 600 Wanderer den Weg betreten. Während die Küstenroute auch für ältere Touristen bequem zu laufen ist, verlangt der Caminito eine gewisse körperliche Fitness. Die Investitionen in die beiden Wanderwege dürften sich rentieren. Die Tourismusbehörde geht davon aus, dass allein des­

Die Tourismusbehörde geht davon aus, dass allein deswegen zusätzlich bis zu 200.000 Besucher im Jahr in die Region kommen.

wegen zusätzlich bis zu 200.000 Besucher im Jahr in die Region kommen.

Tourismus hilft aus der Krise Im vergangenen Jahr reisten fast 25 Millionen Ur­ lauber nach Andalusien, also ein Plus von circa fünf Prozent. Besonders bei internationalen Gästen (rund 8,5 Millionen) konnte die Region 2015 zule­ gen. So war gerade die Tourismusbranche ein Ret­ tungsring, der Spaniens Wirtschaft aus der Krise herausgeholfen hat. Sie konnte mit über 332.000 Arbeitsplätzen immerhin um fast sieben Prozent zulegen. Auch im nationalen Tourismusmarkt spielt Andalusien eine herausragende Rolle. 22 Prozent aller Spanier, die im eigenen Land Urlaub machen, wählen diese von der Sonne verwöhnte Region, die damit ihre Führungsposition behaupten kann. 

Rotger H. Kindermann Korrespondent

Öffnungszeiten 27. März bis 24. Oktober (Sommer), 10.00 bis 17.00 Uhr 25. Oktober bis 26. März (Winter) 10.00 bis 14.00 Uhr Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, außer am 24., 25. und 31. Dezember und 1. Januar. www.caminitodelrey.info


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Der Mittelstand. | 2 | 2016

News „Wie wollen wir es schaffen?“ Über 450 hochrangige Gäste aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung folgten der Einladung des BVMW Thüringen zum traditionellen Neujahrsempfang in das Atrium der Stadtwerke. Im Mittelpunkt der Grußworte, Ansprachen und der Diskussion stand die Frage „Welche Aufgaben stehen vor Wirtschaft und Gesellschaft, damit die Integration der Flüchtlinge gelingt?“.

In der vom Wirtschaftsredakteur der Thüringer Allgemeinen, Dietmar Grosser, moderierten Runde diskutierten Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD), der Vorsitzende der regionalen Arbeitsagentur Kai Senius sowie die Unternehmer Frank Belkner und Helmut Peter über erste Erfah­ rungen in der Ausbildung von Flüchtlingen und der Praktikumseinsätze.

BVMW-Jahresauftakt am Neckar

BVMW-Repräsentant Dr. Ulrich Köppen; Ines Aufrecht, Leiterin der Wirtschaftsförderung der Stadt Stuttgart und Mario Ohoven beim Jahresauftakt des BVMW im Stuttgarter Rathaus (v. li.).

Ganz im Zeichen der baden-württembergischen Landtagswahl stand der diesjährige Jahresauftakt des BVMW in Stuttgart. Präsident Mario Ohoven begrüßte die 200 Gäste im Sitzungs­ saal des Rathauses. Neben lobenden Worten für die bis zum März regierende grün-rote Landesregierung, fand er auch kriti­ sche Worte. So kritisierte er die ideologisch geprägte Bildungs­ politik, aber die Russland- und Flüchtlingspolitik der Kanzlerin. Als Gastreferentin sprach Prof. Ursula Schwegler über den Zu­ sammenhang von Vertrauen und Führung. Sie legte dar, dass kaum ein anderes Instrument wie die vertrauensbasierte Zu­ sammenarbeit sich so positiv auf die Bilanz auswirken würde. Landesbeauftragter Dr. Ulrich Köppen resümierte zufrieden: „Nach bereits fünf Jahren Mittelstandsauftakt im Stuttgarter Rathaus haben wir eine moderne Tradition mit großer Strahl­ kraft entwickelt.“

Foto: Michael Voigt

Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) bezog sich auf die Herausforderungen bei der Unterbringung der Flüchtlinge und richtete seinen Dank an die zahlreichen Helfer. Ministerpräsident Bodo Ramelow (DIE LINKE) appellierte an die Unternehmer: „Nur durch Arbeit gelingt die Integration!“ BVMW-Präsident Mario Ohoven legte den Schwerpunkt sei­ ner Rede auf das Investitionsklima und forderte ein Umdenken beim Russ­ land-Embargo. Das Gelingen der Integration bewertete er kritisch. Der Vi­ zepräsident und Amtschef des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, Michael Griesbeck, erläuterte die staatlichen Maßnahmen zur Beschleuni­ gung der Asylverfahren.

BVMW-Jahresempfang in Erfurt (v. li.): Günther Richter, BVMW-Landesgeschäftsführer; Bodo Ramelow, Ministerpräsident Thüringens und BVMW-Präsident Mario Ohoven.

Hamburger Mittelstand diskutierte mit Cem Özdemir über Mindestlohn Der Mindestlohn darf nicht dazu führen, dass kleine und mittle­ re Unternehmen geschwächt werden – das machten Jens-Uwe Veit, Mitglied der Geschäftsleitung der Firma Melosch, Mitglied im BVMW, Jörg Lacher, Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse), und Patrick Meinhardt, BVMW-Leiter Politik, sowie Ingrid Hausemann, BVMW-Pressesprecherin für Ham­ burg, im Gespräch mit Cem Özdemir, dem Bundesvorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen deutlich. „Der allgemeine gesetzliche Mindestlohn in Höhe von 8,50 Euro ist für unsere Branche völlig ausreichend,“ so Veit. bvse-Ge­ schäftsführer Jörg Lacher ergänzte, dass eine Reihe von Nach­ weiserleichterungen im Rahmen der Dokumentationspflichten für den gesetzlichen Mindestlohn gilt, aber nicht für Unterneh­ men, die unter den Branchenmindestlohn fallen. „Bei uns als Mit­ telständler fallen dadurch erhebliche Administrationskosten an“, betonte Veit. Foto: Patrick Meinhardt

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Ingrid Hausemann (BVMW), Jörg Lacher (Bundesverband Sekundär­ rohstoffe und Entsorgung), Jens-Uwe Veit (Melosch) und Grünen-Chef Cem Özdemir (v. li.).


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Martin Essl (bauMax AG), Benjamin Freese (PIKSL), Christoph Wiche (PIKSL), Tobias Marczinzik (PIKSL), Antonia Eggeling, Jakob von Uexküll (Gründer World Future Council) (v.li.).

Gleich zwei internationale Auszeichnungen gab es zum Jahresbe­ ginn für das Düsseldorfer PIKSL Labor. PIKSL, eine Organisation

Deutschlands umweltfreundlichstes Büro hat CCVOSSEL

Foto: Mehmet Beldiran

Das Thema Umweltschutz im Büroalltag nimmt der Berliner IT-Dienstleister CCVOSSEL sehr ernst. Das Unternehmen erhielt beim Wettbewerb „Büro & Umwelt“ 2015 des Bundesdeutschen Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management e.V. auf der paper­ world-Messe in Frankfurt die Auszeichnung in der Kategorie „Un­ ternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitern“. Der Wettbewerb richtete sich an Unternehmen aller Größenordnungen sowie an öffentliche Einrichtungen und Verwaltungen. Er wurde von zahlreichen nam­ haften Unternehmen und Medien der Bürobranche unterstützt. Ausgelobt wird der Preis seit 2008 vom Bundesdeutschen Arbeits­ kreis für Umweltbewusstes Management e.V., kurz B.A.U.M. www.ccvossel.de

der „In der Gemeinde leben gGmbH“, entwickelt Informationsund Kommunikationstechnik für Menschen mit und ohne Be­ hinderung. Für seine jüngsten Innovationen, unter anderem der Audioguide Lingusio, einem intelligenten Audio-Schal, wurde das PIKSL Labor nun als „Innovative Practice 2016“ zweifach ausge­ zeichnet. Eine internationale Jury wählte auf der „Zero Project Conference 2016“ die Top-Projekte unter 337 Nominierten aus knapp 100 Staaten aus. Die Preisverleihung wird seit 2012 von der Essl Foundation, dem World Future Council und dem Euro­ pean Foundation Centre veranstaltet. www.pixsl.net

40 Jahre Energiefachberatung Die Firma Plan Energie feiert 2016 ihr 40-jähriges Bestehen. Bereits in zweiter Generation beraten die Moerser Gewer­ bebetriebe alle Branchen rund um das Thema Energieein­ kauf, Rechnungsprüfung und Energiecontrolling. „Als inha­ bergeführter Betrieb wissen wir um die Wünsche unserer mittelständischen Kunden“, so Mitgeschäftsführer Stefan Hartleff. Da Plan Energie keine Provisionen von der Energie­ wirtschaft annimmt, ist eine unabhängige Beratung gewähr­ leistet. Der BVMW gratuliert zum Jubiläum und wünscht weiterhin viel Erfolg. www.plan-energie.de

Bayerns Finanzminister beim Nürnberger BVMW-Jahresempfang

Auszeichnung: Pix Software GmbH einer der besten Arbeitgeber in NRW

Hoher Besuch beim BVMW in Nürnberg: Bayerns Finanzminister Dr. Markus Söder be­ grüßte rund 200 Gäste beim Jahresempfang des BVMW in der Region. Schwerpunkt seiner Rede waren die enormen Herausforderungen, die im Zuge des Flüchtlingszustroms auf Europa, Deutschland und Bayern zu­ kommen. Er mahnte zu einer ehrlichen Betrachtung des Themas und forderte rasche Maßnahmen. „Hilfe – ja, aber auch Begren­ zung – ja“, so der Minister. Mit dabei war auch Bundesgeschäfts­ führer Prof. Dr. Roland Wöller, der auf die großen Anforderungen an den Mittelstand beim Thema Digitalisierung hinwies. „Der deutsche Mittelstand muss aufpassen, dass er nicht ganz abge­ hängt wird“, mahnte Wöller die Unternehmer. Insgesamt ein ge­ Bayerns Finanzminis­ lungener Jahresauftakt für BVMW-Verbandsbeauftragten Ed­ ter Dr. Markus Söder. gar Jehnes und die Mittelständler in der Region.

Ein gutes Arbeitsklima steht bei Pix für den Unternehmenserfolg.

Bild: Alexander Streeb

GECAM AG ist Vermögensverwalter des Jahres 2016 Im großen EURO-fondsexpress-Wettbewerb erzielte die GECAM AG den ersten Platz und wurde Vermögensverwalter des Jahres 2016. Damit hat sie bereits zum zweiten Mal die Fondsmeisterschaft gewonnen. Seit 1997 berät sie Kunden aus dem Allgäu und dem gesamten Bundesgebiet. Die Zusammenstellung des Depots für die Fondsmeisterschaft erfolgte mit dem Ziel, eine möglichst attraktive Wertentwicklung mit einem angemes­ senen Risiko zu erzielen. „Mit unserem ersten Platz und dem deutlichen Er­ gebnis in der Fondsmeisterschaft konnten wir eindrucksvoll zeigen, warum wir zu den renommierten Adressen der deutschen Fonds-Vermögensver­ walter gehören“, freut sich Alexander Streeb, Vorstand der GECAM AG.

Die Pix Software GmbH ist im Februar beim regionalen Great Place to Work® Wettbewerb „Beste Arbeitgeber in NRW 2016“ ausgezeichnet worden. Der IT-Dienstleister aus Niederkrüch­ ten ist einer der weltweit erfolgreichs­ ten Atlassian Partner und Spezialist für Projektmanagement und Softwareent­ wicklungstools. Ausgezeichnet wurden Unternehmen aller Branchen und Grö­ ßenklassen, die aus Sicht ihrer Beschäftig­ ten eine besonders vertrauenswürdige, wertschätzende und attraktive Arbeits­ platzkultur pflegen. Neben dem BVMW fungiert Das Demographie Netzwerk e.V. als Partner. Medienpartner sind Wirt­ schaftswoche und Handelsblatt. www.pixsoftware.de

Foto: Pix Software GmbH

Foto: PIKSL

PIKSL aus Düsseldorf unter den weltweit Besten


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Stahl als eine sichere Verbindung ... Regelmäßig stellt Der Mittelstand. BVMW-Mitgliedsunternehmen und deren Erzeugnisse vor. Die Stahlbau Staßfurt Industriebau GmbH aus Sachsen-Anhalt schafft mit ihren Brücken vielfältige Verbindungen. Stahlbau Staßfurt Industriebau GmbH 1959 entstand in Staßfurt durch den Zusammenschluss kleinerer Hand­ werksbetriebe die Produktionsgenossenschaft des Handwerks Stahl­ bau. In Spitzenzeiten beschäftigte das Unternehmen 80 Mitarbeiter. Vor allem Bühnenkonstruktionen und Rohrbrücken für Versorgungsleitun­ gen sowie Gitterroste für die chemische Industrie und Zuckerfabriken der DDR wurden hergestellt. Nach der Privatisierung 1991 erfolgte eine Erweiterung des Fertigungsprofils. Heute liefert der Stahlbau Staßfurt Industrie-und Hallenbauten, Brückenkonstruktionen, Bühnen und Lauf­ stege, Stahlkonstruktionen für die Fördertechnik sowie Signalausleger und Signalbrücken mit Spannweiten von bis zu 40 Metern. Bis zu 3000 Tonnen Stahl werden jährlich verarbeitet. Durch die eigene Farbgebung und Montage ist das Unternehmen in der Lage, alles aus einer Hand zu liefern.

Die Brückenbauer Fußgänger- und Verkehrsbrücken gehören zu den Stärken des Unternehmens. Die Bauwerke verbinden auf Bahnhöfen Bahnsteige, Gebäude oder durch ei­ nen Fluss getrennte Stadtteile. Für die Motorsport Arena Oschers­ leben entstand für die Zuschau­ er eine Zubringerbrücke, die die Rennstrecke überspannt. Von der Konstruktion über die Fertigung bis zur Montage vor Ort kommt alles aus einer Hand. In der Firma vorgefertigte Elemente sichern eine kurze und präzise Montagezeit vor Ort.

Signalausleger und -brücken Die Stahlbauer aus Staßfurt planen, entwickeln und liefern seit 1975 Signal­ ausleger und Signalbrücken für den Bahn­ verkehr. Unter anderem entstehen in diesem Jahr Anlagen für die Strecke Salzburg-Freilassing, das Berliner Ostkreuz und die Strecke Nürnberg-Ebensfeld im Rahmen der 500 Ki­ lometer langen Aus- und Neubautrasse zwischen Nürnberg– Erfurt–Leipzig/Halle und Berlin. Mehr als 400 Signalausleger und 35 Signalbrücken mit einer Spannweite von bis zu 40 Me­ tern wurden bislang geliefert und an Ort und Stelle montiert.


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Unternehmensprofil Stahlbau Staßfurt Industriebau GmbH Geschäftsführer: Ludwig Haumann, Ingo Brüggemann Sitz: Staßfurt, Sachsen-Anhalt Gründung: 1959 Mitarbeiter. 41 Umsatz: 6 Millionen Euro (2015) www.stahlbau-stassfurt-industriebau.de

Moderne Fertigung CNC-gesteuerte Säge-Bohranlagen, eine vollautomatische Platten-Bohr-Brenn­ anlage, ein Winkelstahlbearbeitungs­ zentrum und eine Ausklinkanlage zur Herstellung von Trägeranschlüssen sind das Herz der Fertigung. Profilstahl bis zu 1.100 Millimeter Höhe sowie Stahlplatten bis ca. 50 Millimeter Stärke und einer Breite von 1.500 Millimeter las­ sen sich damit maßgenau zuschneiden, boh­ ren und ankörnen.

Sporthallen, Autohäuser, Sonderkonstruktionen

Fördertechnik Für unterschiedliche An­ wendungsbereiche ent­ stehen horizontal und vertikal arbeitend För­ derbandsysteme bis zu einer Gesamtlänge von 6000 Metern. Ab­ wurftürme für Kunden in Südafrika, Kanada oder Australien sowie Maschinenbänder für die Vorschubtechnik ergänzen die Fertigungspalette.

Sporthallen ohne störende Stützpfeiler sind durch bis zu 35 Meter lange Fachwerkbinder kein Problem. In der ganzen Bundesrepublik finden sich Autohäuser, die ihren Ursprung in Sachsen-Anhalt haben. Eine Beson­ derheit sind die neu entwickelten Audi-Hangarkonst­ ruktionen mit gebogenen Dach­ bindern. Eine besonders hohe Genauigkeit ver­ langte ein Bauteilträger für das Airbus-Werk in Hamburg-Finken­ werder mit einem Einsatzgewicht von acht Tonnen.


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Regale setzen auf eine funktionale Ästhetik.

Designermöbel mit Pfiff aus der Bauhausstadt Ob Trennwände im Sanitärbereich oder Designersessel – ein widerstandsfähiges Material bildet die Grundlage für neue Geschäfte der Trennwand Bau Dessau GmbH.

Im Dürener Stadtcenter, im Maritim Kongressho­ tel von Berlin und in der Bundeswehrkaserne von Goslar errichteten Spezialisten aus Dessau Trennwandanlagen im Sanitärbereich. Auch in Ländern wie Polen und Ungarn sind die hochwer­ tigen Elemente gefragt. Die Geschäfte laufen gut. Vier Millionen Euro Umsatz im vergangenen Jahr können sich se­ hen lassen. Trotzdem sucht die Trennwand Bau GmbH neue Geschäftsfelder. „Stillstand darf es nicht geben, und wer sich breit aufstellt, der kann auf Marktveränderungen besser reagie­

ren“, sagt Geschäftsführerin Annet Loibl. Ende 2015 präsentierte das Unternehmen erste Muster einer neuen Produktpalette. Hochwer­ tige Möbel sollen künftig aus der Stadt kom­ men, in der Anfang der 1930er Jahre Designer im Bauhaus eine moderne Formensprache für Alltagsgegenstände entwickelten. Die eigens für die Umsetzung gegründete Tamesis-Design GmbH baut auf ein Team gestandener Gestal­ ter. Der Firmenzusatz „by Reinhard Flötotto“ verweist auf einen Mann, der in der Möbel­ branche kein Unbekannter ist. Man setze auf Klarheit, Zeitlosigkeit und Sachlichkeit, sagt

Fotos: Klaus-Peter Voigt

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Prototypen für das künftige Fertigungsprogramm der Dessauer Trennwandbauer.

Hochmodernes Material wird zu Möbeln und Trennwänden verarbeitet.

er. Das Material sei robust, trotzdem haben die Produkte eine nahezu filigrane Anmutung. Bei den Dessauer Trennwandbauern habe er „einen unglaublichen Enthusiasmus gefunden“, der op­ timistisch stimme. Das Unternehmen wurde 1992 aus der Taufe ge­ hoben. Damals begann die Firmengeschichte auf dem Gelände des Dessauer Waggonbaus. Dort entstanden erste innovative Ideen, die benötigten Elemente ließ man bei Partnern fertigen. Seit 2002 liegt die gesamte Produktion in eigenen Händen, zehn Jahre später zog das Unternehmen in ein Ge­ werbegebiet um. Mit gut 2.000 Quadratmetern Fläche, doppelt so viel wie bislang, ist Platz für eine weitere Expansion. 35 Mitarbeiter sind beschäf­ tigt. Monteure arbeiten im Auftrag vor Ort, um die Anlagen direkt beim Kunden aufzustellen. Schon länger geht der Betrieb „gründlich fremd“, erzählt Geschäftsführerin Loibl. Das hochmoder­ ne Material für Trennwände eignet sich auch für

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Am futuristischen Schreibtisch haben die Geschäftsführer Annet Loibl, Andreas Brand und Reinhard Frey gemeinsam mit Dessaus Oberbürgermeister Peter Kuras (FDP) und Reinhard Flötotto (v.l.n.r.) Platz genommen.

andere Produkte. Dabei handelt es sich um HPL (High Pressure Laminate). Mehrere mit Melaminund Phenol-Harz getränkte Papiere werden unter Druck und Temperatur miteinander und mit einer Deckschicht verpresst. Durch die Verwendung hitzebeständiger Harze halten die fertigen Platten auch hohen Temperaturen wie beim Kontakt mit Zigarettenglut oder heißen Topfböden kurzzeitig stand, ohne Schaden zu nehmen. Die Oberflächen sind leicht zu pflegen und zu reinigen, licht- und wasserbeständig. Nicht nur Umkleideschränke im Sportbereich entstehen inzwischen. Tische, Sitz­ bänke und Stühle aus diesem Material haben längst ihre Bewährungsprobe bestanden und machen Lust auf De­ signermöbel. Die Einstellung weiterer Mitarbeiter hält Loibl für eine Frage der Zeit. Sobald die ersten Möbel der Tamesis-Linie, die sich nicht als Billigsondern als Markenware versteht, produktionsreif sind, könnte der Be­ trieb neue Arbeitskräfte benötigen. 

Stillstand darf es nicht geben, und wer sich breit aufstellt, der kann auf Marktveränderungen besser reagieren.

Annet Loibl

Trennwand Bau Dessau GmbH www.trennwandbaudessau.de

Klaus-Peter Voigt BVMW-Pressesprecher Sachsen-Anhalt

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Geglückte Unternehmensnachfolge Sandy Ehrenberg, eine angehende Backwarenverkäuferin aus dem Spreewald, zog es ins Schwabenland. Dort entdeckte sie ihre Liebe zum Starkstrom. Heute ist sie Meisterin und Geschäftsführerin ihres eigenen Elektrounternehmens. Sandy Ehrenberg verwandelte sich zwar nicht von der sprichwörtlichen Tellerwäscherin zur Millionärin, aber Fleiß und Mut zur Veränderung bescherten ihr eine Karriere von der Verkäuferin zur Geschäftsführerin. Die 27-jährige Frau aus Lübben absolvierte in ihrer brandenburgischen Heimat eine Lehre zur Backwarenverkäuferin, zog aber kurz danach ins schwäbische Plochin­ gen, da ihre Eltern eine Anstellung bei einer mit­ telständischen Maschinenbaufirma fanden. Ein Wechsel mit Folgen. Die Familie knüpfte über berufliche Projekte Kontakt zu dem gebürtigen Thüringer Uwe Hanf. Dessen Spezialität waren und sind bis heute starke Spannungen: Notstrom­ transformatoren, Spannungshauptverteiler, in­ dustrielle Stromschalter und dergleichen mehr. Ehrenberg war fasziniert von der unsichtbaren Kraft. Sie entschloss sich, den Bäckersladen mit Brot und Kuchen gegen Baustellen und Anlagen mit Starkstrom einzutauschen.

Ehe sie sich versah, arbeitete sie bei der Erstellung eines Blockheizkraftwerks im Schwarzwald mit. „Ich drückte ihr einfach einen Zettel und einen Schaltplan in die Hand, und nach 14 Tagen hatte sie die Anlage fehlerfrei installiert“, erinnert sich Hanf. Inzwischen ist die sportliche, junge Frau, die in ihrer Freizeit Motorrad fährt, Meisterin und Geschäftsführerin des Unternehmens. Hanf, der in seiner Familie keinen Nachfolger fand, freut sich, dass er mit über 70 Jahren noch in seinem ehemaligen Betrieb mitarbeiten kann und seine Ratschläge willkommen sind. „Natürlich habe ich eine Lehre absolviert. Ich konnte sie mit Belobigung an der Stuttgarter Werner-Siemens-Schule abschließen“, so Ehren­ berg. Im Anschluss daran wechselte sie an die Bildungsakademie der HWK Reutlingen in Tü­ bingen, um in der Universitätsstadt am Neckar ihren Meister zu machen. Hanf: „Ich habe sie in

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Sandy Ehrenberg bei der Überprüfung einer Starkstromleitung in einem Esslinger Einkaufszentrum.

Ohne beste Schutzkleidung und vorsichtiges Agieren kann der jüngste Auftrag auch der letzte sein.

Sandy Ehrenberg

ihrer zupackenden, besonnenen Art als die ide­ ale Nachfolgerin für meine Firma gesehen und ihr daher den Ausbildungsgang mitfinanziert.“ Mithilfe des selbstständigen Beraters Claus Lie­ big wurde die alte Firma von Hanf aufgelöst und als „EH Power Solutions“ in Neuhausen auf den Fildern neu gegründet. Liebig: „Wir haben prak­ tisch aus der alten Firma alles herausgekauft und das gesamte Know-how in die neue GmbH transferiert und mithilfe der Förderbank für die nötige Finanzausstattung gesorgt.“ Der aufge­ legte Businessplan wurde nach nur einem Jahr übererfüllt, sodass man investieren konnte. „Wir haben jetzt insgesamt drei Firmenfahrzeuge und werden demnächst in das größere Nachbar­ gebäude umziehen“, sagt Ehrenberg mit Stolz. Da Hanf bei der Ausstattung immer schon auf zuverlässige Qualität Wert legte, konnte ein er­ heblicher Teil der von ihm angeschafften Geräte weiter benutzt werden, denn die Anschaffung hochwertiger Messgeräte kostet schnell 20.000 Euro und mehr. Der Umgang mit kaum vorstellbaren Stromstär­ ken ist natürlich stets eine Herausforderung. Die zupackende Art der neuen Geschäftsfüh­ rerin ist daher geprägt von hohem Sicherheits­ bewusstsein. „Ohne beste Schutzkleidung und vorsichtiges Agieren kann der jüngste Auftrag auch der letzte sein“, erklärt Ehrenberg. Wenn

bei fehlerhafter Arbeit der Lichtbogen über­ springt, gibt es in der Regel keine Überleben­ schance: Das Wasser im Körper verdampft. Inzwischen gehören Fir­ men mit großer Elektro­ ausstattung zum Kun­ denstamm. Und dieser wächst erfreulicherwei­ se weiter: Einkaufszent­ ren, das Polizeipräsidium oder Produktionsfirmen wie Roto Frank vertrau­ EH Power Solutions GmbH en auf die Präzision und Sandy Ehrenberg das Fachwissen von Eh­ Mittelspannungsanlagen. Transformatoren­ renberg und Hanf, der stationen, Mittelspannungsanlagen, Trans­ als älterer „Juniorpart­ formatorenstationen und Messungen ner“ seiner Chefin noch www.mittelspannung24.com solange arbeiten kann, wie er möchte. Gefragt nach ihrer Motivation, antwortet die sympathische Wahlschwäbin: „Als arbeitender Mensch will ich wissen, wo­ von ich abends müde bin.“ Von solcher Tatkraft und solchem unternehmerischen Mut lebt der Dr. Ulrich Köppen heimische Mittelstand und damit die deutsche BVMW-Pressesprecher Wirtschaft.  Baden-Württemberg

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Lager 3000 – Archivieren leicht gemacht Feuerfest und einbruchsicher – Firmenarchive brauchen mehr als bloßen Stauraum. Sie sind das Langzeitgedächtnis eines Unternehmens.

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Scan-Im-Container.

Wohin mit den Akten und Dokumenten, die zwar aufbewahrt werden müssen, aber im Firmenalltag nicht gebraucht werden? Unternehmer beantwor­ ten diese Frage zunächst mit einem Kellerraum oder einer Ecke im Lager. Langfristig reichen solche Notquartiere jedoch nicht aus. Zumal die Akten dort weder sicher noch fachgerecht gelagert sind. Diese und ähnliche Probleme zu lösen, hat sich La­ ger 3000, eines der führenden Unternehmen für Akten- und Datenlagerung, Archivmanagement und Aktendigitalisierung, zur Aufgabe gemacht.

Es sind die Professionalität und das Engagement unserer Mitarbeiter, die uns positiv in die Zukunft schauen lassen.

mer. „Die Zahlen sind das Resultat wirtschaftlicher Entwicklungen, Jahr für Jahr. Sie belegen unterneh­ merischen Fleiß und unternehmerisches Risiko, bedürfen daher besonderer Pflege und Sicherheit.“ Die für den Transport eingesetzten Container werden am Firmensitz des Kunden verplombt und ungeöffnet direkt in die Lagerhallen transportiert. Wenn vertrauliche Akten zur Vernichtung freige­ geben werden, sorgen ein lückenloses Protokoll und umfangreiche Schutzroutinen für spätere Zu­ griffe auf die Bestände. „Es sind die Professionalität und das Engagement unserer Mitarbeiter, die uns positiv in die Zukunft schauen lassen“, so Riemer. „Der Mittelstand braucht dieses Engagement, um den zukünftigen Anforderungen gerecht zu werden. Wie Henry Ford bereits sagte: Erfolg besteht darin, dass man genau die Fähigkeit hat, die im Moment gefragt ist. Und die haben wir.“ 

Heinz Riemer

Ingrid Hausemann BVMW-Pressesprecherin Hamburg, Bremen, Nieder­ sachsen, Schleswig-Holstein

Die Lagerung von Akten erfolgt ausschließlich in gesicherten Überseecontainern, die sich in hoch gesicherten Hallen befinden. Der Kunde kann be­ ruhigt sein: Alle Akten sind in den Containern vor Wasser- und Brandschäden geschützt, das Lager ist videoüberwacht und jeder Container elektro­ nisch gesichert. Denn: „Akten sind gelebte Erfolge oder manchmal auch Misserfolge“, erläutert Rie­

Inhaber Heinz Riemer (re.) mit Sohn und Geschäftsführer Oliver.

Lager 3000 GmbH wurde 1999 als Tochterge­ sellschaft eines 1963 gegründeten Logistikun­ ternehmens ausgegliedert. Heute lagern meh­ rere hundert Kilometer Akten und Terabyte an Daten bei LAGER 3000. Über 40.000 Anwen­ der nutzen die Onlinesysteme. Mehr als 4.000 Vorgänge werden täglich verarbeitet. Revisions­ sicher und entsprechend BDSG, BaFin und §25a Abs. 2 KWG sowie ISO 11799 und ISO 15489. www.lager3000.de

Fotos: Olaf Klatt

„Zahlreiche Banken, Sparkassen, Behörden, Gerichte, Versicherungen sowie Handels- und Industriekunden sehen in LAGER 3000 ihre externe Fachabteilung für das moderne Archivma­ nagement“, erläutert Inhaber Heinz Riemer. Das Erfolgsgeheimnis der 1999 gegründeten Firma sind laut Riemer die Mitarbeiter. „Ihre Erfahrung, die sie bei der Durchführung zahlloser Archiv-Outsour­ cings und Aktendigitalisierungen gesammelt ha­ ben, sind unser wertvollstes Kapital und ein enor­ mer Gewinn für unsere Kunden.“


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EU-Binnenmarkt für Strom nicht gefährden Zwischen Deutschland und Österreich gibt es eine enge Kooperation im Strombereich, die bis in die 1950er Jahre zurückreicht. Seit 2001 existiert sogar eine gemeinsame Strompreiszone – doch deren Fortbestehen ist in Gefahr.

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Durch die Kopplung der nationalen Strommärkte sind ein Markt mit hoher Liquidität und Handels­ volumen sowie ein reger Energieaustausch zwi­ schen Deutschland und Österreich entstanden. Die gemeinsame Strompreiszone ist ein wichtiger Erfolg auf dem Weg zur Vollendung des Strombin­ nenmarktes in der EU. Jetzt sind die Erfolge in Gefahr. Die europäische Agentur für die Zusammenarbeit der Energiere­ gulierungsbehörden (ACER) hat die Trennung der gemeinsamen Strompreiszone zwischen Deutsch­ land und Österreich empfohlen. Hintergrund ist, dass der zwischen Deutschland und Österreich ge­ lieferte Strom zeitweise über polnische und tsche­ chische Netze fließt, da die Kapazität der inner­ deutschen Leitungen nicht ausreicht. Dies führt

zu Problemen insbesondere bei den polnischen Netzbetreibern. Daher empfiehlt die ACER die Ein­ schränkung des Stromhandels zwischen Deutsch­ land und Österreich. Eine willkürliche Trennung der gemeinsamen Strompreiszone hätte eine Ab­ nahme der Marktliquidität zur Folge. Es steht zu befürchten, dass dies zu Preissteigerungen führen würde. Auch die Versorgungssicherheit kann in einem gemeinsamen Markt besser und kosten­ günstiger gewährleistet werden. Daher spricht sich der BVMW in einer gemeinsamen Erklärung mit anderen führenden Wirtschaftsverbänden aus Deutschland und Österreich klar gegen eine Trennung der gemeinsamen Strompreiszone aus. Sinnvoller als eine Trennung der Märkte wären ein Ausbau der Netze sowie Anreize für verbrauchs­ nahe Erzeugung des Stroms. 

Philipp Behm BVMW

Unterstützungskasse Deutscher Mittelstand e. V.: Einladung zur Mitgliederversammlung Zu der am Mittwoch, den 11. Mai 2016, Beginn 11.00 Uhr, in der Bundesgeschäftsstelle des BVMW e. V., Leipziger Platz 15, 10117 Berlin stattfindenden Mitgliederversammlung lädt der Vorstand der Unterstützungskasse Deutscher Mittelstand e.V. auf seinen Beschluss vom 2. März 2016 gemäß § 7 der Satzung ein.

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Tagesordnung Top 1

Feststellung der Beschlussfähigkeit

Top 2

Geschäftsbericht des Vorstandes über das Jahr 2010, 2011, 2012, 2013 und 2014

Top 3 Entlastung des Vorstandes zu den Geschäftsjahren 2010, 2011, 2012, 2013 und 2014 Top 4

Verschiedenes

Um pünktliches Erscheinen wird gebeten. Bernd Adamaschek, Vorstand

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Engagierte Politnetzwerker im politischen Berlin Ein Highlight erwartete die 20 erfolgreichsten BVMW-Politnetzwerker Anfang des Jahres: Der Verband hatte sie zu politischen Treffen in Berlin eingeladen. Damit würdigte der BVMW ihr außergewöhnliches Engagement.

Die BVMW-Politnetzwerker trafen Staatssekretärin Brigitte Zypris (Mitte) in Berlin.

Im Bundeswirtschaftsministerium erwarteten die Netzwerker neben einer kurzen Hausfüh­ rung Gespräche mit der Parlamentarischen Staatssekretärin Brigitte Zypries und mit dem beamteten Staatssekretär Matthias Machnig. Gesprächsthemen waren unter anderem die Bürokratielast für den Mittelstand, die Förde­ rung von jungen Unternehmen sowie die Kon­ junkturperspektiven für das laufende Jahr. Man war sich einig, dass Mittelstand und Politik eng zusammenarbeiten müssen und man dies weiter

ausbauen wolle. Der BVMW bot dabei seine Un­ terstützung an. Im Anschluss ging es in die Botschaft der Verei­ nigten Staaten. Am Pariser Platz in unmittelba­ rer Nähe des Brandenburger Tores empfing der US-Botschaftsrat für Wirtschaft, James Bough­ ner, die Teilnehmer. Im Fokus des Treffens stand TTIP. Übereinstimmend stellten beide Seiten fest, dass ein erfolgreicher Abschluss der Ver­ handlungen im beiderseitigen Interesse ist. 

BVMW trauert um Vorstand Dr. Walter Niederstätter Mit Bestürzung und tiefer Trauer hat der BMVW den Tod von Dr. Walter Niederstät­ ter aufgenommen. Der herausragende Un­ ternehmer ist am 16. Februar 2016 im Alter von 72 Jahren verstorben. Sein Tod ist ein großer Verlust für unseren Verband. Dr. Niederstätter wirkte lange Jahre im Vorstand des BVMW mit, wo seine wert­ vollen Impulse und sein kluger Rat überaus geschätzt wurden. Beeindruckend bleibt sein Werdegang vom Hoechst-Manager zum

Unternehmer und Chef der Kalle GmbH, die er zum Weltmarktführer machte. Er initiier­ te 1995 die Ausgründung des Unternehmens aus dem Hoechst-Konzern. Seither stand er der Kalle GmbH vor. Dr. Walter Niederstätter hat sich in be­ sonderer Weise um unseren Verband und um den deutschen Mittelstand verdient gemacht. Der BVMW wird ihn in dankba­ rer Erinnerung behalten und ihm ein eh­ rendes Gedenken bewahren.

Ein ausführliches Interview mit Dr. Walter Niederstätter ist abrufbar unter: http://bit.ly/Walter_Niederstätter_im_Interview

Foto: Richard Rosicka

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Energiewende nur mit Mittelstand erfolgreich Die Energiewende ist in aller Munde. Fakt ist jedoch, dass sich die deutschen Maßnahmen überwiegend auf den Stromsektor beschränken.

Unternehmer („Erdal“, „Frosch“) Reinhard Schneider, Vorsitzender der BVMW-Energiekommission (li.), mit Bernd Westphal, MdB , energiepolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion.

Bereits ein Drittel des deutschen Stroms wird aus Erneuerbaren Energien erzeugt. Gemessen am gesamten Energieverbrauch ergibt sich jedoch ein anderes Bild. Lediglich rund 13 Prozent des gesamten Energiebedarfs werden in Deutschland durch Erneuerbare Quellen gedeckt. Kurz: Die Energiewende ist bisher vor allem eine Strom­ wende. Wenn die Energiewende gelingen soll, müssen auch die Sektoren Wärme und Mobilität stärker berücksichtigt werden. Die Sektorkopplung bie­ tet zudem die Chance, die Erneuerbaren besser in das Energiesystem zu integrieren. Um die Sektor­ kopplung voranzutreiben, müssen die Rahmenbe­ dingungen richtig gesetzt werden.

Über die passenden Rahmenbedingen der Sektor­ kopplung diskutierte Bernd Westphal mit den Mit­ gliedern der BVMW-Kommission für Energie und nachhaltiges Wirtschaften. Der energiepolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion betonte die Bedeutung des Mittelstands für das Gelingen der Energiewende. Die Kommissionsmitglieder nutzten die Chance und legten die Wichtigkeit der Eigen­ stromversorgung sowohl für die dezentrale Ener­ giewende als auch für die Wettbewerbsfähigkeit des Mittelstands dar. Auch die Wichtigkeit von Speichern und lokalen Projekten zur Energieversorgung wurde hervorgehoben. Als Experte stand der Kommission zudem Hannes Seidl, Projektleiter Energiesysteme und Energiedienstleistungen der Deutsche Ener­ gie-Agentur GmbH (dena), zur Seite. 

Impressum Der Mittelstand. Unternehmermagazin des BVMW Herausgeber BVMW – Bundesverband mittelständische Wirtschaft, Unternehmerverband Deutschlands e. V. Präsident Mario Ohoven Mosse Palais, Leipziger Platz 15 10117 Berlin www.bvmw.de Dieser Ausgabe liegt die Broschüre „Der Bundeswirtschaftssenat im Dialog“ mit Harald zur Hausen bei. Titelbild: Michael Königs

Redaktion Tel.: 030 / 53 32 06-16 Fax: 030 / 53 32 06-50 mittelstand@bvmw.de Judith Blask Rotger H. Kindermann (Korrespondent) Helena Moser Chiara Ohoven (Art Director) Friederike Pfann Eberhard Vogt (Chefredakteur) Verlag mattheis. werbeagentur gmbh Kastanienallee 4 10435 Berlin Tel.: 030 / 34 80 633-0 Fax: 030 / 34 80 633-33 info@mattheis-berlin.de www.mattheis-berlin.de

Layout und Gestaltung, Mediadaten, Vermarktung v. Anzeigen & Beilagen mattheis. werbeagentur gmbh Tel.: 030 / 34 80 633-0 Fax: 030 / 34 80 633-33 bvmw-anzeigen@mattheis-berlin.de Rechnungsstelle BVMW Servicegesellschaft mbH Mosse Palais, Leipziger Platz 15 10117 Berlin Tel.: 030 / 53 32 06-26 Fax: 030 / 53 32 06-50 theresa.collberg@bvmw.de Druckerei Möller Druck und Verlag GmbH Zeppelinstr. 6, 16356 Ahrensfelde

Das Magazin „Der Mittelstand.” ist das offizielle Organ des BVMW. Mitglieder des Verbandes erhalten das Magazin im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Die Redaktion übernimmt keine Haftung für unverlangt eingesandte Manu­ skripte, Fotos und Illustrationen. Namentlich gekennzeichnete Beiträge sowie Selbstdarstellungen von Unter­ nehmen müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen. Nachdruck und Verbreitung mit Angabe der Quelle gestattet.

Druckauflage: 30.000 4/2015


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