DER MITTELSTAND Ausgabe 05/2016

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Mittelstand

DER

05 / 2016 | Oktober / November 2016 | 4,90 Euro

Das Unternehmermagazin

Themenschwerpunkt: Mittelstand und Innovation

Zündende neue Ideen

Gipfeltreffen des Mittelstands mit Spitzenpolitikern

Wenn der Kunde zum Innovator wird Almut F. Kaspar

Vorfahrt für den Mittelstand Prof. Dr. Johanna Wanka


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Der Mittelstand. | 5 | 2016

EZB in der Ecke

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ie Europäische Zentralbank (EZB) steckt in der Bredouille. Ihre ausgedehnte Shoppingtour bei Staats- und Firmenanleihen dürfte schon bald ein unfreiwilliges Ende finden – weil es am Markt keine geeigneten Wertpapiere mehr zu kaufen gibt. Die Bilanz der EZB-Politik fällt desaströs aus: zur aberwitzigen Aufblähung der Bilanzsumme kommt eine horrende Verschuldung in Euroland. Zugleich halten sich Unternehmen aufgrund der Unsicherheit mit Investitionen zurück und fragen kaum mehr Kredite nach. Viele Fans findet die EZB für ihre Politik nicht mehr. Einer der wenigen Getreuen ist Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau. Er spricht sogar von der Pflicht, den Crash-Kurs fortzusetzen. Vielleicht hatte er dabei die französische Zeichentrickserie „Les Shadoks“ im Hinterkopf. Darin rennen vogelähnliche Wesen immer wieder vergeblich gegen eine Wand an, um sie zu durchbrechen. Sie machen trotzdem weiter, frei nach der Devise: Je öfter etwas schiefgeht, desto größer ist die Chance, dass es glückt. Der ernste Hintergrund ist das Scheitern der EZB-Politik auf ganzer Linie. Ihre eigentliche Aufgabe ist das Erreichen eines Inflationsziels von knapp zwei Prozent. Dennoch kauft Mario Draghi seit Jahren Anleihen auf, um die Wirtschaft in Europa anzukurbeln. Ohne erkennbaren Erfolg, stattdessen blähte sich die Bilanzsumme der EZB auf 3,3 Billionen Euro auf, deutlich mehr als im Jahr 2012. Damals stand jedoch die Eurozone vor dem Kollaps. Inzwischen müssen Banken zum Teil Notenbankkredite nicht einmal mehr in voller Höhe zurückzahlen. Bislang erwarb die EZB Monat für Monat Staatsund Firmenanleihen im Wert von rund 80 Milliarden Euro. Das Gesamtvolumen beträgt 1,7 Billionen Euro. Bisher, denn Draghis Kaufrausch dauert an. Jetzt steht er jedoch vor dem Problem, dass am Markt kaum mehr passende Papiere verfügbar sind. Der Grund: Die Notenbank kauft nur solche an, de-

EDITORIAL

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Mario Ohoven Präsident Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) und Europäischer Mittelstandsdachverband European Entrepreneurs (CEA-PME), Herausgeber Der Mittelstand.

ren Verzinsung über dem Einlagezins von minus 0,4 Prozent liegt. Hält die EZB an dieser Grenze fest, kommen derzeit schon 60 Prozent aller Bundesanleihen nicht mehr in Betracht. Das „Angebot“ reicht bei deutschen Anleihen bis März 2017, für finnische Staatspapiere ist bereits im November Schluss. Folglich muss sich Draghi nach alternativen Anlagen umschauen, Aktien zum Beispiel. Hier könnte er auf das Vorbild der Schweiz oder Japans verweisen, um mögliche Kritik zu kontern. Der Ankauf von Aktien wäre allerdings äußerst riskant. Fällt deren Kurs, müsste die EZB an der Börse im Sinne des Wortes handeln, um den Wert ihres Aktienpakets zu sichern. Damit nicht genug, spekulieren bereits erste Finanzmarktexperten, ob den Anleihen und Aktien auch noch Immobilien folgen könnten. Im Ergebnis würde irgendwann alles dem Staat gehören. Der Sozialismus lässt grüßen. Parallel dazu schreitet die Verschuldung in Euroland in rasantem Tempo voran. So erreichte der staatliche Gesamtschuldenstand im ersten Quartal 9,6 Billionen Euro, das entspricht fast 92 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Wertpapiere haben daran einen Anteil von 7,6 Billionen Euro, der Rest sind Bankkredite. In einigen Ländern der Eurozone übersteigt der Schuldenberg die Wirtschaftsleistung bei weitem. Auch die Vergesellschaftung der Schulden in der Eurozone geht unaufhaltsam weiter. Banken halten Staatsschulden in Höhe von 2,9 Billionen Euro. Das Gros der Schulden liegt jedoch in den Händen von Pensionsfonds oder Versicherungen. Im Klartext: das volle Risiko tragen am Ende die Sparer und Steuerzahler in Europa – und damit vor allem in Deutschlands Betriebe und Bürger.

Mario Ohoven


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INHALT

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3 Editorial

36 BVMW öffnet Türen in China

POLITIK

Gipfeltreffen des Mittelstands

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6 Deutschland-News 8 Gipfeltreffen des Mittelstands 9 Spitzenpolitiker zu Gast beim BVMW 12 Vorfahrt für den Mittelstand 14 Chancen und Perspektiven des automatisierten Fahrens 16 Verkehrspolitische Geisterfahrt gestoppt

18 Die Rente ist – nicht – sicher 20 Zwischenbilanz Mindestlohn – ein riskantes Experiment 22 In der Demografie-Falle 23 Erbschaftsteuer abschaffen! 24 Gemeinsam digital – großer Kick-Off in Berlin 26 Visionäre Bundestagung: Neue Chancen durch Digitalisierung 28 Europa-News 30 Brexit: Quo vadis, britische Wirtschaft? 31 Mutige Gelassenheit 32 Iran im Aufbruch 34 Hongkong: Sprungbrett nach Asien 36 Deutsch-indische Kooperation

Die Rente ist – nicht – sicher

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KOLUMNE

38 Prognosen, Fast Food, und der Neocortex

ANGEZÄHLT

39 Innovation in Zahlen

VERNETZT

40 Wie die Cloud den Mittelstand revolutioniert

IBWF

42 Was ist der richtige Preis für ein neues Produkt, für das es noch keinen Markt gibt? 43 Der Feind des Guten ist das Bessere 44 Industrie 4.0: Potenzial für mehr Effizienz

SERVICE

46 News 48 Wenn der Kunde zum Innovator wird 50 Innovativer Mittelstand in Gefahr 54 IT-Sicherheitsgesetz und NIS-Richtlinie 56 Gutes Timing entscheidet über Ihren Werbeerfolg!


Der Mittelstand. | 5 | 2016

INHALT

58 Social Media – ist das nicht gefährlich? 59 Materialinnovationen im Mittelstand 60 Digitalisierung, ja, aber wie? 62 Mit Mut und Risiko: Innovationen als Wachstumsmotor 63 Smart City und die Chancen für den Mittelstand 64 Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen als Chance 66 Brexit und die Folgen für das EU-Markenrecht 68 „Marketing muss die Partnerkarte spielen“ 70 Passgenaue Forschung für den Mittelstand 72 Kontrahieren mit der öffentlichen Hand 74 Altgeräterücknahme – BVMW hilft Exporteuren 75 Mit den richtigen Kennzahlen in den Wettbewerb 78 Buchtipps 80 Finanzkolumne „Über Ihr Geld“ 80 Angst ist kein guter Berater 81 Ausschluss der E-MailKündigung unwirksam 82 BVMW-Veranstaltungskalender

KULTUR

Mit Sprengstoffweste gegen die Wall Street

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56 Gutes Timing entscheidet über Ihren Werbeerfolg!

84 Mit Sprengstoffweste gegen die Wall Street

BVMW

86 News 88 Hightech aus Thüringen – Precision & Purity

90 Innovative Wege aus der Agrarkrise 92 Osnabrück: In bester Lage zeitgemäß tagen 94 Karambole, Litschi und Papaya 95 Patent-Innovator 96 Rat und Tat für Unternehmenssicherheit

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97 Neuer BVMWBundesgeschäftsführer Karambole, Litschi und Papaya ... 97 ... und neuer BWS-Generalsekretär 97 Einladung zur Mitgliederversammlung 98 BVMW trauert um Peter Menke-Glückert 98 Impressum

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POLITIK

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Deutschland-News Altersvorsorge, Einkommensverteilung und Flüchtlingsintegration sind die drei Top-Wirtschaftsthemen der Zukunft. Das ist das Ergebnis der Befragung von 158 deutschen Journalisten, die unlängst nach den Themen befragt wurden, an denen das Interesse steigen wird. Auf den weiteren Plätzen folgen Digitalisierung, Handelsabkommen, wie TTIP und Ceta, Energie sowie Steuergerechtigkeit. Häufig genannt wurde auch der Brexit.

Altersvorsorge: �����������������������������������������97% Einkommensverteilung: �������������������������90% Flüchtlinge/Integration: ������������������������84% Digitalisierung: �����������������������������������������82% Handelsabkommen: ���������������������������������70% Energie: �������������������������������������������������������� 69% Steuergerechtigkeit: �������������������������������� 62% Europa: �������������������������������������������������������� 61% Infrastruktur: ��������������������������������������������60% EZB-Geldpolitik: ��������������������������������������54% Soviel Prozent der befragten Journalisten sind der Meinung, dass das Interesse steigen wird.

Unternehmer entlasten, anstatt Ausweitung der Stromsteuer Der BVMW hat ein Positionspapier vorgelegt, in dem er die Pläne der Bundesregierung zur Belastung der Eigenstromversorgung mit der Stromsteuer ablehnt. Das Bundesfinanzministerium hat einen Gesetzentwurf vorgelegt, nach dem selbst erzeugter und verbrauchter Strom aus Erneuerbaren Energien künftig mit der Stromsteuer zu belasten wäre, wenn der Eigenverbrauch 20 Megawattstunden (MWh) pro Jahr übersteigt. Zudem soll Strom zur Eigenversorgung aus konventionellen Anlagen mit der Stromsteuer belastet werden, wenn die Anlage eine Leistung von 1 Megawatt (MW) oder mehr hat. Dies beträfe auch Biomasse-Anlagen, da diese künftig im Gesetz nicht mehr als Erneuerbare Energien behandelt werden. Bisher ist der Eigenstromverbrauch aus Erneuerbaren komplett von der Stromsteuer befreit. Gleiches gilt für konventionelle Anlagen mit bis zu 2 MW Leistung. Die Pläne gefährden dezentrale Erzeugungskonzepte, sind mittelstandsfeindlich und behindern die Energiewende, die nur dezentral gelingen kann. Daher müssen weitere Verschlechterungen der Rahmenbedingungen für die Eigenstromversorgung dringend vermieden werden. Das BVMW-Positionspapier ist abrufbar unter: http://bit.ly/NL_stromsteuer

Tourismusbranche boomt Die deutschen Beherbergungsbetriebe konnten im ersten Halbjahr 2016 weiterhin einen stabilen Zuwachs verzeichnen. Laut Statistischem Bundesamt ist die Zahl der Übernachtungen von in- und ausländischen Gästen um drei Prozent auf 199,2 Millionen gestiegen. Die gesamte Tourismusbranche trägt mit mittlerweile 8,9 Prozent Anteil am Bruttoinlandsprodukt zur stabilen Wirtschaftslage in der Bundesrepublik bei. Besonders die Hauptstadt Berlin, die mit 30,3 Millionen im europäischen Städtevergleich auf Platz drei liegt, sowie München mit 14,1 Millionen Übernachtungen im Vergleich auf Platz neun, sind beliebte Ziele für Städtereisen.

Quellen : Statista, destatis, Deutscher Tourismusverband

Hoher Anstieg bei Kosten für Mobilität Anlässlich der Europäischen Mobilitätswoche, die vor kurzem in Dresden stattfand, teilte das Statistische Bundesamt mit, dass die Preise rund ums Auto seit 2000 um circa 27 Prozent gestiegen sind. Die Kraftstoffpreise haben sogar um 28 Prozent zugelegt. Diesel verteuerte sich gar um 35 Prozent, und dies trotz der gegenwärtig günstigen Preise für Rohöl. Auch andere Transportmittel haben sich deutlich verteuert, so kosten Bahntickets heute fast 50 Prozent mehr als noch vor 16 Jahren, während sich die Preise im öffentlichen Personennahverkehr um 73 Prozent erhöht haben. Zum Vergleich: die durchschnittliche Teuerung der Verbraucherpreise in Deutschland lag im gleichen Zeitraum nur bei etwa 25 Prozent. Quelle: destatis

800 Millionen Euro für den Mittelstand Aus dem Sondervermögen des European Recovery Program (ERP) plant die Bundesregierung, rund 800 Millionen Euro für Unternehmen bereitzustellen. Das Geld soll besonders mittelständischen Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft und der freien Berufe zu Gute kommen. Mobilisiert werden könnten dadurch zinsgünstige Darlehen und Beteiligungskapital mit einem Volumen von insgesamt 6,8 Milliarden Euro. Bei der Förderung entstehen den Begünstigten keine zusätzlichen Kosten, sie werden vielmehr von Finanzierungskosten entlastet. Kosten, die den Förderinstituten und den Hausbanken mit der Gewährung der Darlehen entstehen, werden vom ERP-Sondervermögen gedeckt.

Quelle Kasten: Ernst-Schneider-Preis der deutschen Industrie- und Handwerkskammern (2016

TOP-10 der Wirtschaftsthemen mit Zukunft


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Treffen mit Premier Malaysias Auf persönliche Einladung des Premierministers von Malaysia, Najib Razah, nahm Mittelstandspräsident Mario Ohoven an einem exklusiven Roundtable mit hochrangigen Vertretern der deutschen Wirtschaft teil. Der Wirtschaftsgipfel fand im Rahmen des Deutschlandbesuches des Regierungschefs statt. Malaysia gehört neben neun weiteren Ländern dem Staatenbund Asean Economic Community (AEC) an, der mit seinen insgesamt 620 Millionen Einwohnern und einer Wirtschaftsleistung von 2,5 Billionen US-Dollar dabei ist, China sowie Indien als Werkbank der Welt herauszufordern. Gerade Malaysia nimmt dabei über seine Mittlerrolle in der islamischen Welt eine Hub-Funktion ein, die hoch interessant für deutsche Investoren ist. Der BVMW ist in Malaysia und den anderen AEC-Staaten mit einem Experten-Netzwerk vertreten, das BVMW-Mitglieder beim Markt­ eintritt unterstützt.

POLITIK

Stipendiaten zu Gast beim BVMW Der BVMW hat gemeinsam mit der Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw) einen Workshop zum Thema „Der Mittelstand als Motor der deutschen Wirtschaft – Einblicke und Karrierewege“ veranstaltet. Nach der Begrüßung durch Mittelstandspräsident Mario Ohoven stellten drei Mitgliedsunternehmen mögliche Karrierewege in ihren Betrieben vor. Die 20 Stipendiatinnen und Stipendiaten der sdw aus allen Fachrichtungen und Universitäten im In- und Ausland nutzten die Gelegenheit, um aus erster Hand zu erfahren, wie der Mittelstand wirklich tickt. Von besonderem Interesse waren für alle Teilnehmer Einblicke in die Arbeit des BVMW. Am Ende des Tages waren sich alle Beteiligten einig, dass auf eine erfolgreiche Premiere eine Fortsetzung folgt.

Mario Ohoven mit dem Premierminister von Malysia, Najib Razah.

Foto links: Dr. Helmut Baur; Illustration unten: © JEGAS RA - Fotolia.com

TTIP: Scheitern nicht ausgeschlossen Die TTIP-Verhandlungen zwischen der EU und den USA gestalten sich weiter sehr schwierig. In zentralen Fragen bestehen auch nach der 14. Verhandlungsrunde weiter erhebliche Auffassungsunterschiede. In keinem der 30 Kapitel gab es bislang eine Verständigung. Umstritten blieben der Zugang europäischer Unternehmen zu öffentlichen Aufträgen in den USA, der Investitionsschutz, der Schutz geografischer Herkunftsbezeichnungen und der Abbau von Agrarzöllen. Minister Gabriel, dessen Zustimmung zu TTIP mit Blick auf die Bundestagswahl 2017 schwindet, hat sich bei Ceta auf dem SPD-Parteikonvent im September gerade noch so durchsetzen können. Auch in anderen EU-Staaten bröckelt die Front der TTIP-Befürworter, etwa in Frankreich. Erschwerend kommt

hinzu, dass beide US-Präsidentschaftskandidaten dem Freihandel gegenüber wenig aufgeschlossen sind. Ein Abschluss der TTIP-Verhandlungen – bislang Position von Kanzlerin Merkel und US-Präsident Obama – bis Jahresende ist vollkommen unrealistisch. Ein Scheitern der drei Jahre andauernden Verhandlungen erscheint nicht mehr ausgeschlossen. Für diesen Fall spricht sich der BVMW für „Plan B“ aus: Die EU-Kommission muss in Folgeverhandlungen auf die für den Mittelstand unverzichtbaren Kernforderungen – keine privaten Schiedsgerichte, Erhaltung des Nachsorgeprinzips, Regulationsrat mit Sitz und Stimme für den Mittelstand und keine Benachteiligung europäischer Standards in den USA – bestehen. Anstelle nicht-tarifärer Handelshemmnisse sollte der Zoll­ abbau ins Zentrum der Verhandlungen rücken. Ziel ist ein zwar abgespecktes, dafür aber mittelstandsfreundliches reines Freihandelsabkommen mit dem Zollsatz null Prozent auf alle Güter. EU-Kommission und USA sollten hierfür bis Jahresende Eckpunkte vereinbaren. Nicht-tarifäre Handelshemmnisse könnten so später und ohne Zeitdruck verhandelt werden.

Stipendiaten mit Mario Ohoven in der Berliner Bundeszentrale.

Mittelstandsallianz trifft Finanzfachmann Jens Spahn

Mitglieder der Mittelstandsallianz mit Jens Spahn (5. v. li.).

Jens Spahn MdB, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen, traf BVMW-Präsident Mario Ohoven und die Mittelstandsallianz zu einem Gespräch und diskutierte über die Rahmenbedingungen der Finanzierung im Mittelstand. Dabei stellten die Partner der Mittelstandsallianz besonders heraus, wie wichtig die Finanzierung von Innovationen und Wachstum in kleinen und mittleren Unternehmen für den Wirtschaftsstandort Deutschland ist.

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POLITIK

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Gipfeltreffen des Mittelstands Mit dem 1. Mittelstandsgipfel setzte der BVMW ein Signal des Aufbruchs für Berlin und Brüssel. Spitzenpolitiker und hochrangige Repräsentanten aus Politik, Diplomatie und Wirtschaft waren zu Gast bei Deutschlands führendem Mittelstandsverband.

„„

Wir brauchen nicht weniger, sondern mehr Europa.

Mittelstandspräsident Mario Ohoven


Der Mittelstand. | 5 | 2016

POLITIK

Spitzenpolitiker zu Gast beim BVMW Vision und Botschaft zugleich: „Neue Verantwortung wagen für Deutschland und Europa!“, unter diesem Motto stand der 1. Mittelstandsgipfel des BVMW im Hotel Maritim Berlin. Weit über 1.500 hochkarätige Gäste waren der Einladung von Deutschlands führendem Mittelstandsverband gefolgt, darunter zahlreiche Abgeordnete des Deutschen Bundestages, Spitzenpolitiker aller Parteien, Vertreter des Diplomatischen Corps sowie weitere hochrangige

Fotos: Königs-Fotografie und Christian Kruppa

Verlegerin Liz Mohn mit Mario Ohoven im Kreise von Botschaftern.

Repräsentanten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur. Als Ehrengäste und Redner konnte der deutsche und europäische Mittelstandspräsident Mario Ohoven den Premierminister des Großherzogtums Luxemburgs, Xavier Bettel, EU-Kommissar Günther Oettinger sowie Vizekanzler und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel begrüßen. Xavier Bettel warb für den

DFB-Präsident Reinhard Grindel.

Vizekanzler Sigmar Gabriel.

Luxemburgs Premierminister Xavier Bettel.

Mittelstandspräsident Mario Ohoven.

Mario Ohoven bei der Verleihung des Ehrenpreises des deutschen Mittelstandes an EU-Kommissar Günther Oettinger (re.).

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Deutschlands duales Ausbildungssystem diene seinem Land als Vorbild, so der Premierminister. Ihre enge Verbundenheit mit dem Mittelstand bekundete in ihrer exzellenten Keynote die Verlegerin Liz Mohn (Bertelsmann). In Würdigung ihrer herausragenden verantwortungsvollen unternehmerischen Leistung wurde sie zur Senatorin h.c. des Bundeswirtschaftssenats ernannt. Der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, Reinhard Grindel, hob die Gemeinsamkeiten in Ethik und Verantwortung von Sport und Wirtschaft hervor.

se in der Digitalisierung eine Vorreiterrolle einnehmen, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Zukunft Europas stand auch im Mittelpunkt des visionären Festvortrags von Mario Ohoven. Die Europäische Union müsse endlich die Lehren aus dem Brexit-Votum der Briten ziehen, forderte der Gastgeber. Es bedürfe einer klaren Kurskorrektur in der europäischen Politik. „Brüssel muss sich auf seine Kernkompetenzen konzentrieren.“ Der Gastgeber plädierte in diesem Kontext für eine neue Verantwortungskultur. In dem Maße, wie nationale Regierungen (wieder) Verantwortung übernähmen, werde die Akzeptanz der EU in den einzelnen Mitgliedsländern wachsen.

Einen Höhepunkt bildete die Verleihung des Ehrenpreises des deutschen Mittelstandes an Günther Oettinger. In seiner Laudatio würdigte Mario Ohoven das außergewöhnliche Engagement des christdemokratischen Politikers für die Millionen Klein- und Mittelbetriebe in Europa und seine besonderen Verdienste um den unternehmerischen Mittelstand in Deutschland. So habe er sich als Energiekommissar erfolgreich für eine Stärkung der Verbraucherrechte eingesetzt. Mit seiner Vision und Strategie eines digitalen Binnenmarktes habe Oettinger der EU den Weg in die Zukunft gewiesen. Europa müs-

„Wir brauchen gerade in dieser Zeit nicht weniger, sondern mehr Europa“, betonte Ohoven. Beispiele seien die Verhandlungen mit den USA über das transatlantische Freihandelsabkommen TTIP und die Sicherung der EU-Außengrenzen. Deutschland könne und müsse hier als Impulsgeber wirken. Mittelstandspräsident Ohoven warnte zugleich die Bundesregierung vor Alleingängen. Durch ihre Flüchtlingspolitik habe Angela Merkel Deutschland innerhalb der EU weitgehend isoliert. Deutschlands Mittelstand denke und handle europäisch, das müsse auch für die Bundeskanzlerin gelten. 

Wirtschaftsstandort Luxemburg, der bei IT-Infrastruktur und Digitalisierung in der EU mit an der Spitze steht.

Chico and The Gypsies begeisterten die Gäste.

Mario Ohoven, Liz Mohn, Prof. Dr. Maurizio Casasco (CONFAPI).

1.500 hochrangige Gäste des Mittelstandsgipfels.

Patrick Meinhardt, BVMW-Bundesgeschäftsleiter Politik, moderierte den 1. Mittelstandsgipfel.

Ehrung von Liz Mohn als Senatorin h. c. (v. li.): Staatssekretärin Brigitte Zypries, Mario Ohoven, Liz Mohn, BVMW-Bundesgeschäftsführer Ralf Pohl.

Fotos: Königs-Fotografie und Christian Kruppa

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Wir fördern das Gute in NRW.

Sabine Baumann-Duvenbeck und ihr Kraftpaket – unterstützt durch die Fördermittel der NRW.BANK. Die Stärke mittelständischer Unternehmen ist ein wichtiger Motor der Wirtschaft in unserer Region. Eine Eigenschaft, die es wert ist, gefördert zu werden. Z. B. durch den NRW.BANK.Effizienzkredit: Foto:

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Vorfahrt für den Mittelstand Die deutsche Wirtschaft ist stark und wettbewerbsfähig: Sie profitiert von einem gut entwickelten Innovationssystem und nutzt diesen Standortvorteil geradezu optimal. Die öffentlichen wie privaten Ausgaben für Forschung und Entwicklung sind stetig gestiegen. Wir haben unser Wissenschaftssystem mit der Exzellenzstrategie und den Pakten für Forschung und Lehre gestärkt.

In vielen Märkten sind deutsche Unternehmen mit innovativen Produkten Weltmarktführer. Der Mittelstand ist ein Stützpfeiler dieser Leistungsfähigkeit. Diese hervorragende Ausgangssituation darf uns aber nicht dazu verleiten, die Hände in den Schoß zu legen. Im Moment werden wir vielmehr von einer Dynamik erfasst, die bisherige Gewissheiten in Frage stellt. Es ist fast schon ein Allgemeinplatz, dass die Digitalisierung alle Arbeits- und Lebensbereiche erheblich verändern wird. Chancen werden neu verteilt, auch in der Wirtschaft. Der deutsche Mittelstand steht hier vor einer besonderen Herausforderung. Neue Akteure können mit innovativen Geschäftsmodellen bisher unangefochtene Marktakteure verdrängen. Digitalisierungsprozesse und die notwendigen Anpassungsleistungen vollziehen sich in ungewohnter Geschwindigkeit. Neue Kompetenzen sind zu erwerben und neue Mitarbeiter zu gewinnen, während mit dem demografischen Wandel das Fachkräfteangebot enger wird.

Um in der digitalen Welt von morgen erfolgreich zu sein, muss der deutsche Mittelstand heute reagieren und noch entschiedener auf Innovationen setzen. Er muss noch stärker selbst forschen und entwickeln, zumindest aber wissenschaftliche Ergebnisse und technologische Neuerungen schnell aufgreifen. Viele Unternehmen haben diese Herausforderung bereits angenommen. Der Anteil der Innovatoren ist im internationalen Vergleich hoch, nimmt allerdings in jüngster Zeit ab. Hier müssen wir gegensteuern. Anfang des Jahres hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung mit der Strategie „Vorfahrt für den Mittelstand“ seine Antwort vorgelegt. Wir binden den Mittelstand in die für Deutschland zentralen Innovationsprozesse ein. Unser Ziel: Wir wollen auch Unternehmen zu eigenen Innovationsanstrengungen ermuntern, die hier bisher wenig aktiv waren. Dabei geht es nicht schlicht um mehr Fördermittel,

Foto: © kamasigns - Fotolia.com

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sondern darum, daraus auch mehr Innovationen zu gewinnen. Mit unserem Programm setzen wir dabei auf vier strategischen Handlungsfeldern an: Wir sorgen dafür, dass sich mittelständische Unternehmen noch intensiver an Forschung und Entwicklung in den dynamischen Schlüsselbereichen „digitale Wirtschaft“, „gesundes Leben“ und „nachhaltige Wirtschaft“ beteiligen, u.a. mit dem Ausbau der Förderinitiative „KMU-innovativ“. Die Digitalisierung ist insbesondere aber nicht nur in unseren Förderaktivitäten zu Industrie 4.0 angesprochen, wo wir beispielsweise die Nutzung von Testumgebungen durch kleine und mittlere Unternehmen unterstützen. Wir helfen mittelständischen Unternehmen außerdem dabei, die richtigen Partner aus Forschung und Industrie für ihre Innovationsaktivitäten zu finden. Gerade unsere Cluster- und Netzwerkprogramme haben sich als äußerst erfolgreiche Katalysatoren für Projekte mit dem Mittelstand erwiesen und werden weiterentwickelt. Wir schaffen zudem die notwendigen Voraussetzungen, damit mittelständische Unternehmen passende Fachkräfte finden. Zum Beispiel, indem wir junge Leute mit vielfältigen Angeboten für naturwissenschaftlich-technische Fächer begeistern oder das Berufsbildungsangebot an die sich schnell wandelnde Anforderungen anpassen. Mit dem Sonderprogramm für die Digitalisierung überbetrieblicher Bildungsstätten und Kompetenzzentren unterstützen wir zum Beispiel bei diesem Prozess. Schließlich wollen wir gerade den förderuner-

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fahreneren mittelständischen Unternehmen die Beteiligung in unseren Programmen erleichtern. Dazu ergänzen wir „KMU-innovativ“ um ein Einstiegsmodul für Machbarkeitsstudien im Vorfeld eines FuE-Projekts. Zweistufige Antragsverfahren, die schon auf Basis einer Skizze eine verlässliche Förderperspektive gewährleisten, soll es bei allen für den Mittelstand relevanten Fördermaßnamen geben. Wir brauchen auch in Zukunft Unternehmen, die das Risiko von Forschung und Entwicklung wählen, um innovativ zu bleiben und am Markt zu bestehen. Zentral sind dafür auch interdisziplinäre Zusammenarbeit und strategische Kooperationen über Branchengrenzen hinweg. Deshalb haben wir neue Fördermaßnahmen geschaffen, die diesen Prozess unterstützen. Mit dem Programm „Innovationsforen Mittelstand“ oder der neuen Maßnahme „KMU-NetC“ setzen wir auf den Erfolgsfaktor Netzwerke. Wir fördern auf dem Nährboden der gut ausgebauten deutschen Netzwerk- und Clusterlandschaft das schnelle Aufgreifen neuer Technologien und Geschäftsideen durch den Mittelstand in gemeinsamen strategischen Projekten mit Forschungseinrichtungen und anderen Partnern. Unter dem Dach der Neuen Hightech-Strategie hat die Bundesregierung gerade dem Mittelstand ein vielfältiges Förderangebot gemacht und die Bedingungen für Forschung und Entwicklung sowie den Wissenstransfer deutlich verbessert. Jetzt liegt es auch am Mittelstand, dass auf den überzeugenden Produkten und Dienstleistungen für die digitale Welt von morgen auch in Zukunft „Made in Germany“ steht. 

Prof. Dr. Johanna Wanka Bundesministerin für Bildung und Forschung www.bmbf.de

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Chancen und Perspektiven des automatisierten Fahrens Mit dem automatisierten und vernetzten Fahren befinden wir uns in einer Mobilitätsrevolution. Die Mobilität im motorisierten Individualverkehr, im Güterverkehr und im öffentlichen Personenverkehr wird neu definiert. Automatisierte Fahrzeuge sind mit Hochleistungssensoren ausgestattet. Sie unterstützen Fahrerinnen und Fahrer und können in bestimmten Fällen die Fahrzeugführung übernehmen. Vernetztes Fahren erlaubt die Kommunikation

Zukunft Wachstumschancen für Wohlstand und Wirtschaft. In den Bereichen der Automobil- und Zulieferindustrie, bei Unternehmen der Digitalbranche, im Transport- und Logistiksektor werden durch Innovation und Disruption neue Geschäftsmodelle entstehen.

Wir arbeiten nicht nur an nationalen Lösungen, sondern treiben auch die internationalen Entwicklungen zur Schaffung einheitlicher Regelungen und Standards voran.

Die Bundesregierung hat mit der „Strategie automatisiertes und vernetztes Fahren - Leitanbieter bleiben, Leitmarkt werden, Regelbetrieb einleiten“ Leitlinien für die Mobilität der Zukunft beschlossen. Die Schaffung der notwendigen digitalen und verkehrlichen Infrastruktur, der rechtlichen Rahmenbedingungen, die Entwicklung digitaler Testfelder für Erprobungen im Realverkehr und die Nutzung von Big Data sind Themen, die im Rahmen der Umsetzung der Strategie auf den Weg gebracht wurden. Darüber werden wir Cybersicherheit und Datenschutz beim automatisierten und vernetzten Fahren gewährleisten.

„„

von Fahrzeugen untereinander sowie zwischen Fahrzeugen und Infrastruktur wie zum Beispiel Ampeln. Verkehrsrelevante Informationen zum Verkehrsfluss, zu Gefahren und zum Straßenzustand werden von vernetzten Fahrzeugen und Infrastruktur erfasst und untereinander ausgetauscht. Fahrzeuge und Infrastruktur werden Teil eines intelligenten Verkehrssystems.

Dorothee Bär MdB Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur www.bmvi.de

Über 92 Prozent der Unfälle im Straßenverkehr sind auf menschliches Versagen zurückzuführen. Durch Automatisierung und Vernetzung haben wir die Chance, die Verkehrssicherheit zu erhöhen und Unfallzahlen dauerhaft zu senken. Neue Technologien machen den Verkehrsfluss effizienter, helfen Staus zu vermeiden und sorgen damit auch für eine Senkung der Emissionen. Darüber hinaus schafft die Mobilität der

Aber vernetzte Fahrzeuge dürfen nicht an der deutschen Grenze stoppen. Deshalb arbeiten wir nicht nur an nationalen Lösungen, sondern treiben auch die internationalen Entwicklungen zur Schaffung einheitlicher Regelungen und Standards voran. Deutschland engagiert sich auf der Ebene der Vereinten Nationen, bei den G7 und auf europäischer Ebene. Automatisierung und Vernetzung im Straßenverkehr werden stetig zunehmen. Die Potenziale dieser Technologien werden den Verkehr, wie wir ihn kennen, komplett verändern. Deshalb benötigt das automatisierte und vernetzte Fahren gesellschaftliche Akzeptanz. Durch die stufenweise Weiterentwicklung vom teil- über das hoch- bis zum vollautomatisierten Fahren bauen wir Vertrauen in diese Technologie auf. Das autonome Fahren der Zukunft ist bereits bei ersten Ansätzen für autonome Busse oder Zustelldienste sichtbar. Auf diesem Weg sind noch einige Hürden zu nehmen, aber wir werden ihn begehen. 


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Verkehrspolitische Geisterfahrt gestoppt Dreizehn Millionen Dieselfahrzeuge dürfen nicht mehr in deutsche Innenstädte – mit dieser drastischen Meldung macht das Bundesumweltministerium in der Sommerpause Schlagzeilen. Der BVMW sorgte mit dafür, dass die mittelstandsfeindlichen Pläne auf Eis gelegt wurden.

Anlass waren Pläne der Umweltministerien des Bundes und der Länder, die NOx-Emissionen in den Städten deutlich zu senken. Die Europäische Kommission hatte bereits Mitte 2015 ein Vertragsverletzungsverfahren gegen die Bundesrepublik Deutschland eingeleitet, weil die vorgegebenen Grenzwerte für Stickstoffdioxid (NO2) überschritten wurden. Das Ministerium von Barbara Hendriks (SPD) arbeitet seither daran, eine Blaue Plakette einzuführen, die es Kommunen erlauben würde, Fahrverbote in ihren Innenstädten für den größten Teil der zugelassenen Dieselfahrzeuge zu verhängen. Betroffen wären alle Fahrzeuge, die die Euro-6-Norm nicht erfüllen.

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Eine solche Blaue Plakette wäre selbst für Unternehmen mit modernen Fahrzeugflotten kaum zu überleben. Ulrich Wiedemann, Geschäftsführer der Holzwarth Fenster und Türen GmbH aus dem bayerischen Holzhausen, schildert die möglichen Auswirkungen: „Für uns wäre das eine Katastrophe. Wir haben eine relativ neue Firmenflotte. Unser Wirkungskreis befindet sich in den Ballungsgebieten Augsburg und München. Wenn wir nicht

Unser Wirkungskreis befindet sich in den Ballungsgebieten Augsburg und München. Wenn wir nicht mehr in die Städte fahren dürften, müsste ich meinen Betrieb einstellen.

Ulrich Wiedemann, BVMW-Mitglied

mehr in die Städte fahren dürften, müsste ich meinen Betrieb einstellen. Die Investition in eine neue Flotte aus neun Fahrzeugen könnte ich kurzfristig nicht stemmen. Es wäre besser, man würde mehr auf die Autoindustrie einwirken, umweltfreundlichere Fahrzeuge zu bauen, als mich in meiner Arbeit zu behindern.“ Der BVMW hat Hendricks Pläne scharf kritisiert und auf die Folgen für den deutschen Mittelstand hingewiesen. Auch Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) kritisierte die Pläne seiner Kabinettskollegin. Mittlerweile sind die Pläne zur Blauen Plakette auf Eis gelegt. Das Verkehrsministerium erarbeitet jetzt einen neuen Vorschlag, wie die EU-Grenzwerte eingehalten werden können. Dies sind zunächst gute Nachrichten, denn für viele Gewerbetreibende wären Fahrverbote in den Innenstädten zu einem ernsten Problem geworden. Ohne Fahrzeug kommen die meisten Unternehmen nicht zu ihren Kunden. Dazu schildert Monika Czerrana von der SfW Service für Wärmetechnik GmbH aus Bochum ihre Situation: „Wir sind in der Heizungsbranche tätig, unsere Servicefahrzeuge fahren mit Diesel. Da wir ständig in den Innenstädten die Heizanlagen anfahren müssen, wäre es für uns eine Katastrophe, wenn unsere Fahrzeuge nicht dorthin gelangen könnten. Ebenso natürlich auch für die Betreiber dieser Anlagen – nicht nur bei Wartungen, sondern auch beim Ausfall der Heizungen während der Heizperiode. Das älteste unserer Fahrzeuge ist erst knapp vier Jahre alt, aber eine blaue Plakette würde es wohl nicht bekommen.“ Zudem würde eine Blaue Plakette zu einem starken Wertverlust der betroffenen Fahrzeuge führen. Dies träfe auch umweltbewusste Unter-

Foto: © olando - Fotolia.com

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nehmer, die bis in die jüngste Zeit auf sparsame, CO2-arme Dieselfahrzeuge nach der Euro-5-Norm umgestiegen sind – so auch den Geschäftsführer der systec Controls Mess- und Regeltechnik GmbH aus Puchheim in Bayern, Oliver Betz. Er fordert einen vernünftigen Bestandsschutz, weil es unsinnig sei, „Investitionen in Fahrzeuge von Unternehmen und Privatpersonen, die kaum zwei Jahre alt sind, durch Gesetzesnovellen zu entwerten.“ Die Bedenken der deutschen Mittelständler hat der Präsident des BVMW, Mario Ohoven, auf den Punkt gebracht. Er erklärte: „Die Befürworter einer Blauen Plakette begeben sich auf eine verkehrspolitische Geisterfahrt. Fahrverbote für Dieselfahrzeuge in Städten sind der falsche Weg. Darunter leidet vor allem das örtliche Handwerk und Gewerbe, dem zusätzliche Lasten aufgebürdet werden.“ Die Diskussion zeigt auch, dass viele Mittelständler sich durchaus für weitere Maßnahmen zur Luftreinhaltung in Städten aussprechen. „Es ist zu begrüßen, wenn die Bundesregierung etwas für die Sauberkeit der deutschen Luft tun möchte.“, sagt Dr. Julio Aspiazu, Geschäftsführer der pirAMide Informatik GmbH aus Hamburg. Kritischer sieht der Geschäftsführer der ITR Software GmbH aus dem bayerischen Lindenberg, Claus Rückert, die Blaue Plakette. Er weist darauf hin, dass der vorzeitige Ersatz der Fahrzeuge die Umwelt nicht entlastet. Zudem schaffen immer neue Verbote Unsicherheit. Er fragt: „Warum also heute noch ein neues Auto kaufen, wenn dieses gleich veraltet ist? Investitionssicherheit sieht anders aus.“ Um Luftreinhaltung und Mobilität mit Investitionssicherheit zu vereinen, hat der BVMW klügere Maßnahmen zur Luftreinhaltung in den Kommunen vorgeschlagen. Dazu gehört vor al-

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„„

Warum also heute noch ein neues Auto kaufen, wenn dieses gleich veraltet ist? Investitionssicherheit sieht anders aus. Claus Rückert, BVMW-Mitglied

lem eine bessere Lenkung des Verkehrsflusses. Im öffentlichen Personennahverkehr sollte der Einsatz von Bussen mit Erdgas-, Wasserstoff-, Elektro- oder Hybridantrieb stärker gefördert werden. Auch bei der Umstellung öffentlicher Fuhrparks auf emissionsarme Antriebsarten sind längst nicht alle Potenziale ausgeschöpft. Für überzogene Einschränkungen der Mobilität der Bürger besteht also kein Grund. Die Pläne der Umweltminister zur Einführung einer Blauen Plakette sollten daher nicht nur eingefroren werden. Sie gehören vom Tisch, um den Mittelstand nicht unnötig weiter zu belasten oder den Kundenkontakt zu erschweren, wie der Brandenburger Axel Markwitz von der MAB Metall- und Anlagenbau GmbH mit einem Augenzwinkern schildert: „Wir sind ein Hersteller- und Montagebetrieb für Metallkonstruktionen für Gebäude. Unser Unternehmen hat dreißig Mitarbeiter, acht davon sind Auszubildende. Wir sind täglich mit mindestens drei bis vier Diesel-Transportern in Berlin unterwegs. Erst hatten wir das Theater mit der Zulassung unserer Fahrzeuge als LKW, jetzt geht das schon wieder mit der Blauen Plakette los. Sollen unsere Monteure mit dem Zug kommen?“ 

Philipp Behm BVMW Referent Politik und Volkswirtschaft


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Die Rente ist – nicht – sicher Die Bundesbank hat die Diskussion über das Renteneinstiegsalter neu entfacht. Die Deutschen werden immer älter. Was für den Einzelnen sehr positiv ist, hat für die gesetzliche Rentenversicherung gravierende Folgen: Die Rentenzahlungen steigen unaufhaltsam, während die Beitragszahlungen schon lange nicht mehr Schritt halten.

Der Gesetzgeber ist immer stärker gefordert, ins Rentensystem einzugreifen. Schon jetzt überweist der Staat jährlich knapp 87 Milliarden Euro an die Deutsche Rentenversicherung, Tendenz steigend. Eine weitere Erhöhung der Lebensarbeitszeit scheint daher unvermeidbar. Nach dem Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung empfiehlt nun auch die Deutsche Bundesbank eine Anhebung des Renteneinstiegsalters auf 69 Jahre. Das Grundproblem der gesetzlichen Rentenversicherung: Die Deutschen werden immer älter und bekommen weniger Kinder. Der Gesetzgeber hat auf den sich dadurch ergebenden Finanzierungsengpass zwar schon reagiert und die Rente mit 67 beschlossen, parallel aber mit der Mütterrente und der Rente mit 63 neue teure Leistungen eingeführt. Nach Auffassung der Bundesbank ist eine dauerhafte Kopplung des Renteneintrittsalters an die Lebenserwartung notwendig, um auf demografische Veränderungen zu reagieren. Konkret fordert sie eine schrittweise Anhebung des Rentenalters auf 69 Jahre bis zum Jahr 2060. Das allein reicht zur Schließung der Finanzierungslücke aber noch nicht aus. Neben einem späteren Eintritt in den Ruhestand werden die Rentenbeiträge deutlich steigen müssen. Selbst wenn die Rentenbezugsdauer im Verhältnis zur Beitragszahlungsdauer mit der Anhebung des Rentenalters auf 69 Jahre stabilisiert würde, ist mit einem weiteren spürbaren Anstieg des Beitragssatzes auf 24 Prozent des Bruttoverdienstes zu rechnen – heute be-

trägt er 18,7 Prozent. Außerdem ginge das Versorgungsniveau der gesetzlichen Rentenversicherung von derzeit rund 48 Prozent auf 44 Prozent des Durchschnittslohns zurück. Ohne Anhebung des Rentenalters wären es sogar nur noch 42 Prozent. Werden die bislang im Jahr 2030 endenden Vorausberechnungen unter den gleichen Annahmen bis 2060 verlängert, zeichnet sich ein Rentenniveau von 40 Prozent ab. Um die 44 Prozent zu halten, empfiehlt die Bundesbank, Arbeitnehmer vom Jahr 2030 an 49 Jahre lang Rentenbeiträge zahlen zu lassen. Heute sind es 45 Jahre. Die Rente ist sicher. Dieses vom damaligen Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung, Norbert Blüm, im Bundestagswahlkampf 1986 gemachte Versprechen erscheint angesichts der beschriebenen Entwicklungen inzwischen mehr als fragwürdig. Noch höhere Finanzierungslasten würden über höhere Lohnzusatz- und damit Arbeitskosten die Unternehmen und Beitragszahler überfordern. Der Erhalt und die Schaffung neuer Arbeitsplätze würden erschwert. Auch die gegenwärtig höhere Zuwanderung löst das demografische Problem nicht, da die Arbeitsmarktintegration der Flüchtlinge noch viele Jahre dauern wird. Sogar eine Rentenversicherungspflicht für Selbstständige wird diskutiert, um die Rentenkasse mittelfristig zu entlasten. Maßnahmen zur Reform der gesetzlichen Rentenversicherung wie das Nachhaltigkeitsgesetz und das Altersgrenzenanpassungsgesetz helfen, die Rentenausgaben langfristig zu begrenzen und die dauerhafte

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„„ Finanzierbarkeit sicherzustellen. So konnte mit dem Nachhaltigkeitsfaktor in der Rentenanpassungsformel und einem Anheben der Regelaltersgrenze die notwendige Beitragssatzerhöhung gedämpft werden. Aber beide Bausteine alleine stabilisieren das System der gesetzlichen Rentenversicherung nicht dauerhaft. Auch die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie und der Anstieg der Geburtenziffer leisten einen Beitrag. Weitere pragmatische Lösungsansätze wie die Erhöhung der Lebensarbeitszeit, die Flexibilisierung des Renteneintrittsalters, die Aufhebung von Grenzen beim Hinzuverdienst und die Reform der Hinterbliebenenversorgung sind unverzichtbar. Zuzustimmen ist der Bundesbank bei der Forderung, die private Altersvorsorge zu vereinfachen

Zuzustimmen ist der Bundesbank bei der Forderung, die private Altersvorsorge zu vereinfachen und transparenter zu machen.

und transparenter zu machen, um Versicherten einen besseren Überblick auf ihre gesamten Rentenansprüche zu verschaffen. Unbestritten ist, dass die erforderlichen Anpassungen umso härter ausfallen werden, je länger sie aufgeschoben werden. Der BVMW wird sehr genau darauf achten, wie sich die Parteien dazu in ihren Wahlprogrammen zur Bundestagswahl positionieren werden. 

Kurz erklärt: Umlageverfahren Die aktuellen Einnahmen der Rentenversicherungsträger aus Beiträgen der Versicherten und Arbeitgeber sowie Zuschüssen aus dem Bundeshaushalt werden für die laufenden Rentenzahlungen verwendet. Die Versicherten erhalten im Gegenzug für ihre Beiträge einen verfassungsrechtlich geschützten Anspruch auf Rente im Alter, die dann von der nächsten Beitragszahler-Generation finanziert wird. Generationenvertrag in der Rentenversicherung Keiner hat ihn eigenhändig unterzeichnet und dennoch gilt er für uns alle: der Generationenvertrag. Die Jüngeren zahlen ihre Beiträge in die Rentenversicherung ein, wovon die Renten der heute Älteren ausbezahlt werden. So stützt und unterstützt die Generation, die im Berufsleben steht, die Generation, die sich im Ruhestand befindet. Quelle: Deutsche Rentenversicherung (2016)

Dr. Hans-Jürgen Völz BVMW Chefvolkswirt

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Zwischenbilanz Mindestlohn – ein riskantes Experiment „Der Mindestlohn wirkt“ – so lautet rund anderthalb Jahre nach dessen Einführung das Motto der Erfolgsmeldungen aus dem Bundesarbeitsministerium von Andrea Nahles. Doch wie bewerten Unternehmen die Folgen?

Arbeitsplätze: Schleichender Personalabbau durch weniger neue Stellen Vom Mindestlohn betroffen sind gut 20 Prozent der Unternehmen, wie eine repräsentative Arbeitgeberbefragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ergeben hat. Dazu zählen die direkt durch höhere Zahlungen an die Beschäftigten betroffenen Unternehmen ebenso wie jene, die indirekt beeinflusst werden, etwa durch Preiserhöhungen in der Wertschöpfungskette. Bisher mussten sich wegen des Mindestlohns 4,7 Prozent der Betriebe von Mitarbeitern trennen. Vorherrschend ist ein anderer Trend: Die Unternehmen haben weniger neue Stellen geschaffen als ursprünglich geplant.

Zurückhaltung bei Neueinstellungen ist bei 10,4 Prozent der Firmen eine Reaktion auf den Mindestlohn, weitere 5,3 Prozent haben dies noch vor. In diesem Zusammenhang muss berücksichtigt werden, dass ein gewisser Anteil der Beschäftigten durch Jobwechsel ohnehin die Betriebe verlässt. Faktisch bedeuten diese Zahlen daher einen Personalabbau. Davon sind bestimmte Branchen wie das Gastgewerbe besonders stark betroffen. Nach wissenschaftlichen Berechnungen hätten ohne den Mindestlohn rund 60.000 zusätzliche Jobs entstehen können. Auch darüber hinaus hat der Mindestlohn zu Änderungen in der Personalpolitik geführt. So haben 18 Prozent der Betriebe die Arbeitszeit

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der Mitarbeiter reduziert oder ihnen mehr Arbeit zugewiesen, die sie in der gleichen Zeit erledigen müssen. Solche Arbeitsreduzierungen und -verdichtungen haben in ostdeutschen Betrieben etwas häufiger stattgefunden als in westdeutschen.

Preise: Höhere Kosten werden an Kunden weitergegeben Eine häufige Reaktion der Betriebe war es, die gestiegenen Kosten an die Kunden weiterzugeben. Etwa 18 Prozent dieser Unternehmen haben 2015 wegen des Mindestlohns ihre Waren oder Dienstleistungen auf den Absatzmärkten verteuert. Der Aspekt der Preissteigerungen verdeutlicht die Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland besonders stark. Während 13 Prozent der westdeutschen Betriebe wegen des Mindestlohns Preissteigerungen vorgenommen haben, waren es im Osten Deutschlands rund 24 Prozent. Weitere planten darüber hinaus Preis­ erhöhungen, fast sechs Prozent im Osten und rund neun Prozent im Westen.

Investitionen: Kosten sparen zu Gunsten der höheren Löhne Eine weitere Maßnahme, um bei steigenden Löhnen kurzfristig an anderer Stelle Kosten zu senken, sind Einsparungen bei Investitionen. Zu dieser Maßnahme haben wegen des Mindestlohns etwa sieben Prozent der Betriebe in Ostdeutschland sowie über fünf Prozent in

Westdeutschland gegriffen. Weitere rund fünf Prozent beabsichtigten die Reduzierung von Investitionen; 1,4 Prozent der betroffenen Unternehmen gaben an, wegen des Mindestlohns Arbeitskräfte durch Maschinen ersetzt zu haben. Die ohnehin schon bedenklich niedrige Nettoinvestitionsquote verbleibt damit weiterhin im Tief.

Zwischenfazit zu den Wirkungen des Mindestlohns Die Einführung des flächendeckenden Mindestlohns war eine der umstrittensten arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen in Deutschland. Bisher ist das konjunkturelle Umfeld ausnehmend gut gewesen, sodass die positive Arbeitsmarktlage einen Puffer für die Beschäftigungsanpassungen geboten hat. Doch die Stellschrauben Personalabbau, Preissteigerungen und niedrigere Investitionen zeigen die Trends auf, die sich verschärfen dürften, wenn hohe Lohnkosten auf einen Konjunktureinbruch treffen. Besonders schmerzen würde ein anhaltender Verzicht auf Investitionen, denn die gesetzliche Lohnfestlegung würde bei einer solchen Entwicklung zu Lasten der Substanz des Wirtschaftsstandorts Deutschland gehen. Produktion im verarbeitenden Gewerbe würde verschwinden. Die langfristigen Folgen des Mindestlohns werden sich wohl erst seriös bewerten lassen, wenn eine Phase des Abschwungs stattgefunden hat. Die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns bleibt somit ein riskantes Experiment an der realen Volkswirtschaft. 

So reagierten die vom Mindestlohn betroffenen Unternehmen

Zurückhaltung bei Einstellungen/Wiederbesetzung

Reduzierte Arbeitszeit oder Arbeitsverdichtung

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Absatzpreise erhöht

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Investitionen zurückgestellt/reduziert

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Quelle: IAB-Betriebspanel 2015

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Catharina Müller BVMW Referentin für Arbeit und Soziales

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In der Demografie-Falle Konjunkturell steht Deutschland derzeit außerordentlich gut da: Die deutsche Wirtschaft wächst mit rund zwei Prozent, und die Beschäftigung ist auf Rekordniveau. Doch dieses Bild ist nur eine Momentaufnahme.

Der Schein trügt Die Konjunktur ist in Deutschland stark konsumgetrieben. Die öffentlichen und privaten Investitionen sind seit Jahren schwach. Entsprechend leiden die Produktivitätsentwicklung und die Innovationsfähigkeit. Hinzu kommt, dass die Europäische Zentralbank mit ihrer andauernden Niedrigzinspolitik die wirtschaftlichen Entscheidungen sehr stark auf die Gegenwart trimmt. Dabei brauchen wir angesichts der digitalen Transformation und des demografischen Wandels genau das Gegenteil: eine Wirtschaftspolitik, die Orientierung und Verlässlichkeit gibt, um die zukünftigen Herausforderungen in den Blick zu nehmen. Die Wirtschaftspolitik unterlässt derzeit aber wichtige Weichenstellungen. Sie agiert kurzsichtig und gefährdet dadurch das deutsche Erfolgsmodell: Die Fähigkeit der mittelständischen Wirtschaft, technischen Fortschritt in innovative und weltweit marktfähige Produkte umzusetzen.

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Die Gesellschaft gerät auf diese Weise in die Demografie-Falle. Die Bundesregierung steuert derzeit nicht genug dagegen, sondern läuft in die falsche Richtung. In Zukunft werden die finanzpolitischen Spielräume für Wachstumspolitik infolge der zunehmenden Umverteilungslast der Sozialsysteme sogar immer geringer. Höchste Zeit für eine Umkehr also. Verschärft wird das Problem des demografischen Wandels durch die bevorstehende digitale Revolution. Die „alte“ industrielle Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft, auf der die derzeitigen Exporterfolge basieren, erodiert durch die disruptiven Innovationen immer schneller.

Prof. Dr. Henning Vöpel Direktor und Geschäftsführer Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut gemeinnützige GmbH (HWWI) www.hwwi.org

Deutschland zwischen Demografie und Digitalisierung

Rückkehr zu nachhaltiger Wirtschaftspolitik

Die wichtigste wirtschaftspolitische Herausforderung in Deutschland ist der demografische Wandel. Dabei geht es nicht allein um Fragen des Fachkräftemangels und der Finanzierung der Sozialversicherungssysteme. Die Effekte des demografischen Wandels reichen tatsächlich viel weiter und tiefer in die Gesellschaft hinein, denn eine alternde Gesellschaft geht ökonomisch und psychologisch anders mit ihrer Zukunft um. Ältere und alternde Gesellschaften haben einen kürzeren durchschnittlichen Planungshorizont und vermeiden größere Risiken. Besitzstandwahrung verdrängt mehr und mehr den Mut zu Neuem. Investitionen in neue Technologien gehen zurück, die Innovationsfähigkeit vermindert sich, und technischer Fortschritt verbreitet sich langsamer.

Entsprechend gilt es für die deutsche Wirtschaft, sich und ihr altes Erfolgsmodell neu zu erfinden. Dafür braucht es eine agile Gesellschaft, eine gut ausgebildete junge Generation un innovative Unternehmen. Um der drohenden Wachstumsschwäche zu entkommen, kann die Wirtschaftspolitik heute vieles tun. Sie muss wieder verstärkt die zukünftigen Herausforderungen angehen, statt kurzfristig Krisensymptome zu lindern. Dazu gehört, die langfristigen Wachstums- und Innovationskräfte der deutschen Wirtschaft und vor allem des Mittelstandes durch eine nachhaltige Rentenpolitik, durch öffentliche Investitionen in Bildung und Forschung sowie eine gesellschaftliche Stärkung des Unternehmertums zu aktivieren. 

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Die Wirtschaftspolitik muss wieder verstärkt die zukünftigen Herausforderungen angehen, statt kurzfristig Krisensymptome zu lindern.


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Erbschaftsteuer abschaffen! Mario Ohoven plädiert im Kurzinterview mit Der Mittelstand. für die ersatzlose Streichung der Erbschaftsteuer.

Der Mittelstand.: Ist der Kompromiss das Ende im Dauerstreit um die Erbschaftsteuer? Mario Ohoven: Definitiv Nein. Der Kompromiss zur Erbschaftsteuer ist zum Scheitern verurteilt. Über kurz oder lang dürfte das Ganze wieder vor dem Bundesverfassungsgericht landen. Denn trotz allen Nachbesserungen bleibt ja die Regelung an sich ungerecht, unsozial und bürokratisch. Alles, was mit der Erbschaftsteuer belegt wird, ist zuvor schon doppelt und dreifach versteuert worden.

Foto: Olaf Janke

An der Erbschaftsteuer scheiden sich ideologisch die Geister… Sie ist Teil der Neiddebatte in unserem Land. Bestimmte Politiker tun so, als ginge es darum, Villen oder Yachten am Fiskus vorbei zu vererben. Das ist kompletter Unsinn. Das „Vermögen“ des typischen Mittelständlers steckt in seinem Betrieb und nirgendwo sonst. Bleibt die Regelung so wie sie ist, müssten im Erbfall Teile des Unternehmens verkauft werden, damit die Erbschaftsteuer bezahlt werden kann. Allein in den nächsten zwei Jahren müssen aber über 600.000 Mittelständler mit mehr als vier Millionen Mitarbeitern die Nachfolge regeln, viele von ihnen Kleinbetriebe. Gerade auf sie kommt mit der Verschärfung beim Nachweis des Arbeitsplatzerhalts ein Riesenproblem zu.

Welche Lösung schlägt der BVMW vor? Wir wollen die einfachste und gerechteste Lösung – weg mit der Erbschaftsteuer! Sie macht nicht einmal ein Prozent des gesamten Steueraufkommens aus. Darauf könnte der Staat in Zeiten von Rekord-Steuereinnahmen problemlos verzichten. Die zweitbeste Lösung sähe so aus, dass die Länder die Verantwortung für die Erbschaftsteuer bekommen. Sie würden sofort in eine Art Wettbewerb treten, wer den Steuersatz am schnellsten auf null setzt. Die dritte denkbare Variante wäre eine nachgelagerte Erbschaftsteuer. Das heißt, die Steuer wird erst dann fällig, wenn der Betrieb oder Teile davon durch den Erben verkauft werden. Welche Chancen hat das BVMW-Modell? Ich bin da durchaus zuversichtlich. Zum einen wird der Druck von außen zunehmen. Viele Nachbarländer, zum Beispiel Österreich, haben keine Erbschaftsteuer. Und die Digitalisierung macht Unternehmen im Sinne des Wortes mobil … Zum anderen kann die Politik bei unserem Modell beweisen, dass es ihr wirklich um eine mittelstandsfreundliche, gerechte und unbürokratische Lösung geht. Die Erbschaftsteuer, davon bin ich überzeugt, hat in Deutschland keine Zukunft. Das Interview führte Eberhard Vogt.

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Gemeinsam digital – großer Kick-Off in Berlin In Berlin fand die feierliche Auftaktveranstaltung des vom BVMW geleiteten Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums Berlin mit über 300 Gästen statt. Unter dem Motto „Gemeinsam digital“ tauschten sich Spitzenpolitiker, Experten und Unternehmer zur Zukunft der Digitalisierung im Mittelstand aus.

Unternehmerinnen und Unternehmer im Dialog mit den Themenpaten des Kompetenzzentrums (v. li.): Prof. Dr. Katharina Hölzle (Uni Potsdam), Urte Alisch (Steuerkanzlei Alisch), Dorothee Berger (Christine Berger GmbH), Prof. Dr. Jochen Scheeg (TH Brandenburg), Heiko Weidlich (PKN Datenkommunikation), Andreas Feike (Moderation), Prof. Dr. Christoph Meinel (HPI).

Den kleinen und mittleren Unternehmen brennt das Thema Digitalisierung unter den Nägeln. Denn, und das machten die Redner deutlich, wer jetzt nicht anfängt, grundlegende Strategien zur Digitalisierung des eigenen Unternehmens zu entwickeln, wird die Möglichkeiten, die die digitale Revolution bietet, vielleicht verpassen. Doch wer die Gelegenheit ergreift, kann nur gewinnen. Zur Auftaktveranstaltung sprachen Mario Ohoven, Präsident des BVMW, Günther Oettinger, EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft, Uwe Beckmeyer, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), und der Staatssekretär Dr. Hans Reckers

von der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung. Mario Ohoven betonte, dass Deutschlands Mittelstand beim Thema Digitalisierung noch reichlich Nachholbedarf habe. Vielen Unternehmen fehle es an Informationen. Deshalb sei der BVMW beim Kompetenzzentrum Berlin als Partner ganz vorne mit dabei. EU-Kommissar Günther Oettinger fand klare Worte: „Die deutsche Wirtschaft ist enorm unter Druck. Auf uns wird geguckt, von uns wird abgeguckt. Noch haben wir einen Vorsprung. Den zu

Fotos: Jörg Carstensen

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halten ist unser Ziel. Digitalisierung und insbesondere digitale Bildung ist für den Mittelstand überlebenswichtig.“ Staatssekretär Beckmeyer warnte, sich nicht auf den Erfolgen vergangener Tage auszuruhen. Den Unternehmen müsse die Scheu vor der Digitalisierung genommen werden, deshalb habe das BMWi die Initiative „Mittelstand-Digital“ ins Leben gerufen, um mit Kompetenzzentren wie dem in Berlin „einen wichtigen Beitrag für den Erfolg der Unternehmen in der digitalen Zukunft zu leisten.“ EU-Kommissar Günther Oettinger.

des Kompetenzzentrums mehr über für uns geeignete digitale Lösungen zu erfahren und beim Umsetzungsprozess begleitet zu werden.“ 

Marie Landsberg BVMW, Projektreferentin Öffentlichkeitsarbeit Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Berlin

Das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Berlin bietet branchenübergreifend in Berlin, Brandenburg und bundesweit professionelle Unterstützung bei der Umsetzung von Digitalisierung in KMU an. Weitere Informationen unter: www.mittelstand-digital.de und www.gemeinsam-digital.de

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BUTTER BEI DIE FISCHE. WIR FINANZIEREN IHRE BETRIEBSMITTEL. Dr. Florian Heinemann, Geschäftsführer von Project A Ventures und erfolgreicher Inkubator, hielt wichtige Hintergrundinformationen zur Zukunft der Digitalisierung bereit: Softwarebasierte verdrängten zunehmend hardwarebasierte Unternehmen. Mit Digitalkompetenz und umfassendem Investitionswillen habe der Mittelstand aber auf dem sich rasant verändernden Markt eine Chance. Dabei reiche die digitale Transformation nicht, ganze Geschäftsmodelle müssten neu überdacht werden.

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Visionäre Bundestagung: Neue Chancen durch Digitalisierung Rund 300 Verbandsrepräsentanten aus dem In- und Ausland kamen bei der zweiten BVMW-Bundestagung des Jahres in Berlin zusammen. Spitzenpolitiker und Top-Referenten gaben dem Verband und seinen Mitgliedern exklusive Informationen und neue Impulse für die digitale Zukunft. In seiner sehr fundierten und mitreißenden Eröffnungsrede analysierte Mario Ohoven die globale Lage und die Folgen für den Mittelstand. Dabei spannte er den Bogen vom Brexit über die Krisen weltweit zum Flüchtlingsstrom. Der Mittelstandspräsident warnte davor, das Flüchtlingsproblem schönzureden. Die Bearbeitungsdauer für Asylanträge sei von 5,1 Monaten Ende 2015 auf inzwischen 7,3 Monate gestiegen. Im Zentrum der Tagung: Nutzen für die Unternehmer. Der BVMW nehme in der Digitalisierung

Informationstechnik. Seine Behörde verzeichnet bis zu 3.000 Angriffe täglich auf Datennetze des Bundes. Cybercrime bringe Kriminellen mehr Geld als Drogen. Für eine Stärkung der dualen Ausbildung plädierte Bundesbildungsministerin Prof. Dr. Johanna Wanka. Industrie 4.0 sei eine große Chance für Deutschland. Lob gab es für die Innovationsanstrengungen der Wirtschaft. Sie leiste zwei Drittel der F&E-Aufwendungen, der Staat ein Drittel. Den Auswirkungen der demografischen Entwicklung ging Sachsens Ministerpräsident a.D. Prof. Dr. Kurt Biedenkopf nach. Im Fokus: Arbeitsmarkt und Alterssicherung. Angesichts der Entvölkerung ganzer Regionen müsse man über Einwanderung reden. Grünen-Fraktionschef Dr. Anton Hofreiter forderte eine EU-Regelung zur Besteuerung transnationaler Konzerne. Der Staat müsse mehr in den Erhalt von Infrastruktur investieren. Ein Investitionsanteil von zehn Prozent am Bundeshaushalt sei zu niedrig.

Visionär: Mittelstandspräsident Mario Ohoven.

eine Vorreiterrolle ein. „Wir sensibilisieren die Mittelständler und zeigen ihnen Chancen für ihr Unternehmen auf“, so Ohoven. Ein Beispiel ist das neue Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Berlin unter Leitung des BVMW. Einen Blick in Zukunft der digitalen Medien warf n-tv Geschäftsführer Hans Demmel. Er würdigte in seiner Keynote die gute Zusammenarbeit mit dem BVMW. Der mittelstandsorientierte Nachrichtensender erreicht täglich im Schnitt 5,5 Millionen Menschen. Es gelte, die Balance zwischen Chancen und Risiken der Digitalisierung zu wahren, so Arne Schönbohm, Präsident des Bundesamtes für Sicherheit in der

Europa müsse nach dem Brexit gegenüber London hart bleiben, betonte SPD-Generalsekretärin Dr. Katarina Barley. Sie warb für mehr Sachlichkeit und Verantwortung in der politischen Debatte: „Populisten sprechen Probleme an, lösen aber kein einziges.“ Das Bild eines wirtschaftlich erfolgreichen Bundeslandes zeichnete Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow. Bei der Dichte der Industriebetriebe stehe der Freistaat im Ländervergleich auf Platz eins. Ausdrücklich mahnte der Linken-Politiker ein Einwanderungsgesetz für Deutschland an. Den Unternehmern exklusive Informationen und unmittelbaren Nutzen zu bieten, dem dienten auch Workshops für die Verbandsrepräsentanten. So machte sie Starcoach Karsten Brocke fit für Gespräche mit Mittelständlern vor Ort. „Wow, was für eine Bundestagung!“, mit diesem Schlusswort traf Mario Ohoven Stimmung und Geist der visionären Bundestagung. 

Fotos: Königs-Fotografie und Christian Kruppa

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BVMW-Bundestagung: Spitzenpolitiker und Top Referenten

Prof. Dr. Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung und Forschung.

Bodo Ramelow, Ministerpräsident des Freistaates Thüringen.

Dr. Anton Hofreiter, Vorsitzender der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen.

Prof. Dr. Kurt Biedenkopf, Ministerpräsident a. D.

Hans Demmel, Geschäftsführer n-tv.

Dr. Katarina Barley, SPD-Generalsekretärin.

Arne Schönbohm, Präsident des Bundesamtes für Sicherheit und Informationstechnik.

Ralf Pohl, BVMW-Bundesgeschäftsführer.

Auszeichnung für erfolgreiche Arbeit im BVMW.

Startenor Fabio Andreotti.

Großer Applaus für Fabio Andreotti auf dem Galaabend.

Praxisnah: Motivationstrainer Karsten Brocke.

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Europa-News Was wird aus der Limited? Der Brexit führt zur Frage nach der Zukunft der Limited (Ltd.), einer kleinen GmbH, die für viele deutsche Gründer attraktiv war. Dabei handelt es sich nicht nur um eine Rechtsform für Kleinstgründungen, auch Air Berlin firmiert als Public Limited Company. Ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes ermöglichte Firmen, diese Rechtsform zu wählen und ihre Vorteile (kein Startkapital von 25.000 € wie bei einer GmbH) zu nutzen. Es reichte ein Euro für den Eintrag in London. Aber es gab auch Nachteile wie die Publikationspflicht, was viele erst später erkannten. Seit 2003 sind unter der britischen Rechtsform fast 10.000 deutsche Firmen entstanden. Die Unsicherheit der Limited im Hinblick auf Haftung und Bonität ist seit dem Brexit gewachsen. Ihre Zukunft hängt letztlich von den Austrittsverhandlungen ab. www.foerderland.de/gruendung/ rechtsformen/limited-ltde

Türkei wird zum Risiko Erdogans politische Gleichschaltung zerstört das türkische Wirtschaftswunder. Zwischen 2003 und 2014 wuchs die türkische Wirtschaft um durchschnittlich 4,7 Prozent pro Jahr. Doch die Zahlen zeigten nur die halbe Wahrheit. Die türkische Wirtschaft hatte schon vorher Probleme: Eine Inflationsrate von rund neun Prozent, eine ebenso hohe Arbeitslosigkeit und eine Jugendarbeitslosigkeit von fast 19 Prozent. Mit 63,3 Milliarden Euro hat das Land eine deutlich negative Handelsbilanz. Bereits vor dem Putsch blieben die Strände leer, 38 Prozent weniger deutsche Urlauber im Juni. Für die 6.000 deutschen Firmen, die in der Türkei produzieren oder Geschäfte machen, wird die politische Unsicherheit zum Problem. Besonders abhängig ist die Textilindustrie, das Land gilt als drittgrößter Beschaffungsmarkt nach China und Bangladesch. Fast alle fürchten, dass der jahrelange Boom der türkischen Wirtschaft ein jähes Ende finden wird. www.finanzen100.de

Neue Frist für Spanien und Portugal Trotz erheblicher Verstöße gegen den EU-Stabilitätspakt müssen Spanien und Portugal keine Geldbußen zahlen. Beide Länder sind in der Vergangenheit nicht konsequent gegen ihre Haushaltsdefizite vorgegangen. Spanien wies 2015 ein Defizit von 5,1 Prozent auf, Portugal von 4,4 Prozent. Erlaubt ist eine maximale Neuverschuldung von drei Prozent jährlich. Portugal soll nun sein Defizit bis Jahresende auf 2,5 Prozent drücken, Spanien muss bis 2018 schrittweise auf 2,2 Prozent kommen. Bis zum 15. Oktober sollen die Länder dazu ihre Pläne präsentieren. www.eu-info.de/ euro-waehrungsunion/5009/5268/5272

Mehr Migranten-Unternehmer Die Zahl selbstständiger Unternehmer mit Migrationshintergrund ist seit 2005 von 567.000 auf 709.000 im Jahr 2014 gestiegen. Diesen Zuwachs um fast 25 Prozent zeigt eine Studie der Prognos AG im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Auch das Profil der Migrantenunternehmer hat sich verändert: Handel und Gastgewerbe machen nur noch 28 Pro-

zent aus, ein Rückgang um zehn Prozent im Vergleich zu 2005. Im gleichen Zeitraum stieg der Anteil des Produzierenden Gewerbes: Jeder fünfte Migrantenunternehmer ist in der Baubranche oder im verarbeitenden Gewerbe tätig. Die Betriebe schaffen auch Arbeitsplätze. Das waren 2014 immerhin knapp 1,3 Millionen. www.bertelsmann-stiftung.de

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Europas Kampf gegen Cyber-Kriminalität

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Guter Rat für Fördermittel Der EU-Kommission zufolge waren mindestens achtzig Prozent der europäischen Unternehmen im vergangenen Jahr von einem Cyberangriff betroffen. Weltweit habe die Zahl der Sicherheitsvorfälle in der Wirtschaft 2015 um 38 Prozent verglichen zum Vorjahr zugenommen. Deshalb müsse sich die europäische Wirtschaft gegen gezielte Hackerangriffe besser wappnen, meint Brüssel. Im Rahmen einer öffentlich-privaten Partnerschaft sollen entsprechende Sicherheitslösungen erarbeitet werden. Aus den Forschungsprogrammen der EU werden dafür 450 Millionen Euro bereitgestellt. Kommissar Günther Oettinger, zuständig für digitale Wirtschaft, rief die Mitgliedsstaaten und zuständigen Akteure auf, stärker zusammenzuarbeiten und ihr Know-how für mehr Cybersicherheit zu bündeln. Eine EU-Richtlinie, die gemeinsame Abwehrkriterien festlegen soll, wurde dazu bereits vom Europäischen Parlament verabschiedet. Mehr zum Thema unter: www.bka.de www.t-online.de/themen/cyber-kriminalitaet

Werden die prall gefüllten Geldsäcke der EU als Kapitalquelle für den Mittelstand hinreichend genutzt? Die Förderbudgets sind hoch, allein 70 Milliarden Euro stehen im Programm „Horizont 2020“ bereit, dem größten Topf für Innovationen, „mit dem kleine und mittlere Unternehmen in ihren Forschungsbemühungen unterstützt werden“, wie Bundesforschungsministerin Johanna Wanka betont. Dennoch greifen nur wenige Betriebe zu. Das Problem: Die Förderlandschaft der EU ist äußerst komplex, die Antragstellung zu bürokratisch. Ohne einen Consultant funktioniert hier gar nichts. Deshalb stehen seit Jahresanfang speziell Gründern sowie kleinen und mittleren Unternehmen sechzehn Millionen Euro aus dem ESF für eine qualifizierte Beratung zur Verfügung. Der Zuschuss für eine Beratung beträgt immerhin bis zu 3.200 Euro. Ansprechpartner ist das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). www.bafa.de www.horizont2020.de www.een-deutschland.de www.erasmus-entrepreneurs.eu www.esf.de www.foerderdatenbank.de

Protest gegen Publikationszwang Um Steuervermeidung zu bekämpfen, will die EU-Kommission umsatzstärkere Unternehmen mit einer neuen Richtlinie zwingen, auf ihrer Homepage sensible Firmendaten ins Internet zu stellen. Es geht um Publikationen, zu denen die meisten Mittelständler in Deutschland bisher nicht verpflichtet sind. Dazu gehören der jährliche Vorsteuergewinn, die zu zahlende Ertragssteuer in allen Ländern, in denen es Niederlassungen gibt, oder der einbehaltene Gewinn. Mittelstands- und Familienunternehmen, die häufig als Personengesellschaften geführt werden, laufen Sturm gegen diese Pläne. Würden sie umgesetzt, hätten Konkurrenten weltweit leichten Zugang zu bisher vertraulichen Geschäftsinterna, sie könnten daraus Wettbewerbsvorteile erlangen. Betroffen von den EU-Plänen sind bislang Unternehmen mit einem Konzernnettoumsatz über 750 Millionen Euro im Jahr. Das EU-Parlament könnte allerdings die Schwelle noch senken.

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Der Mittelstand. | 5 | 2016

Brexit: Quo vadis, britische Wirtschaft?

Ende Juni 2016 stimmten die Briten mehrheitlich für den Austritt aus der EU. Wie steht die Wirtschaft Großbritanniens drei Monate nach dem Referendum da? Obwohl der Zeitpunkt des Austritts und das Ergebnis der Austrittsverhandlungen noch unbekannt sind, gerieten die britischen Märkte durch die mit dem Brexit verbundene Unsicherheit bereits unter Druck. So fiel der Markit-Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor im Juli um 4,9 Punkte auf 47,4 Punkte, den niedrigsten Stand seit dem Höhepunkt der Finanzkrise im März 2009. Gleichzeitig gaben auch die Häuserpreise im Londoner Zentrum im Juli um 1,5 Prozent nach, der größte Rückgang seit fast sieben Jahren. Aufgrund dieser schwachen Zahlen erwarten Experten, dass die britische Wirtschaft im laufenden Quartal um 0,4 Prozent schrumpfen wird, nachdem sie im zweiten Quartal noch um 0,6 Prozent zugelegt hatte. Als Reaktion hat die Bank of England Anfang August den Leitzins auf 0,25 gesenkt, nachdem dieser seit März 2009 konstant bei 0,5 gelegen hatte. Zusätzlich wurden ein neues Programm zum Ankauf von Unternehmensanleihen im Umfang von zehn Milliarden Pfund aufgelegt und das bestehende Programm zum Ankauf von Vermögenswerten von 375 auf 435 Milliarden Pfund ausgeweitet.

Dr. Hans-Jürgen Völz, Marc Schmittem BVMW

Für den Finanzplatz London könnte der drohende Verlust des Zugangs zum europäischen Binnenmarkt beträchtliche negative Auswirkungen haben. Die Großbank Lloyds kündigte bereits

an, aufgrund notwendiger Umstrukturierungen 3.000 Stellen und 200 Filialen in Großbritannien zu streichen. Auch andere Großbanken wie HSBC (1.000 Stellen) und JP Morgan (4.000 Stellen) denken über die Verlagerung von Konzernteilen nach. Abseits des Finanzmarktes gab die dänische Einzelhandelskette Netto bekannt, ihr UK-Geschäft mit sechzehn Filialen aufzugeben. Vodafone erwägt die Verlagerung von bis zu 13.000 Mitarbeitern in die EU-27. Die irische Fluggesellschaft Ryanair plant keine weiteren Investitionen in den britischen Markt. Siemens stoppte den weiteren Ausbau seines Werkes für Windradkomponenten im britischen Hull, wodurch bis zu 1.000 Arbeitskräfte und umfangreiche Investitionen in Forschung und Entwicklung betroffen sind. Selbst in der Kosmetikindustrie kündigte die britische Lush an, ihre Investitionen aufgrund des Brexits von Großbritannien künftig nach Deutschland umzulenken. Diese Ankündigungen stehen stellvertretend für die Perspektive der EU-27: Aufgrund der Unsicherheit über die wirtschaftliche Zukunft Großbritanniens könnten sie vermehrt von Investitionen und Standortverlagerungen profitieren. Die Kehrseite der Medaille: Umfragen des ifo-Instituts legen auch für die EU-27 negative Folgen des Brexits nahe. 

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Der Mittelstand. | 5 | 2016

POLITIK

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Mutige Gelassenheit

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Nach dem gescheiterten Putsch in der Türkei überdenken viele Mittelständler ihre Investitionen. Dabei hat sich an den guten Standortfaktoren wenig geändert.

Normal ist relativ in der Türkei. Trotzdem ist einige Wochen nach dem gescheiterten Putsch in den Straßen von Istanbul kaum mehr etwas vom Ausnahmezustand zu spüren. Zwar sind neben rund 50.000 Staatsbediensteten und Journalisten inzwischen auch über fünfzig Geschäftsmänner verhaftet worden. Trotzdem ist Wolfgang Wanja, Leiter des BVMW-Auslandsbüros und Geschäftsführer bei InterGest Türkei, guter Dinge. Er lebt seit 1983 in der Türkei und hat etliche deutsche Mittelständler beim Markteintritt beraten. „Die Türkei ist nach wie vor ein sehr spannender Standort,sowohl für die Produktion als auch für Forschung und Entwicklung und als Basis für andere asiatische und afrikanische Märkte“, sagt er. „Diejenigen Investoren, die bereits im Land sind, wissen das und haben auf die Ereignisse um den 15. Juli eher gelassen reagiert.“ Von den 45.000 Firmen mit ausländischer Beteiligung haben 6.500 deutsche Partner. Deren Produktion laufe wie gewohnt. Auch beim Export oder Import von Waren gebe es keine Probleme. Andere sehen die Lage nicht ganz so rosig. Der DIHK erwartet bestenfalls noch eine Stagnation der deutschen Exporte. Die Rating-Agentur Standard & Poors stuft die Türkei jetzt als Hochrisikoland ein. Zwar halten große Konzerne wie Bosch und Daimler an geplanten Investitionen fest, kleinere Unternehmen aber zögern.

Der Putsch ist nicht zwingend die Ursache der Probleme, bringt aber vieles auf den Punkt. „Das Vertrauen ist schon in den letzten eineinhalb Jahren geschwunden“, sagt BVMWPräsident Mario Ohoven, der auch an der Spitze des europäischen Mittelstandsdach­ verbands CEA-PME steht. „Dazu hat vor allem die zunehmende Islamisierung zu Lasten der Demokratie durch Erdogan beigetragen, die wiederum den Bruch mit den Kurden, Anschläge und Verunsicherung hervorgerufen hat.“ Allerdings gibt es immer noch Pluspunkte, die sich trotz der politischen Verwerfungen der letzten drei Jahre wenig geändert haben, wie die junge, relativ gut ausgebildete Bevölkerung. Das Lohn­ niveau ist zwar vor allem im Großraum Istanbul höher als in den EU-Staaten Rumänien und Bulgarien, dafür gelten Produktivität, Arbeitsmoral und Flexibilität der türkischen Arbeitnehmer als besser. Die Infrastruktur ist in den Großräumen Istanbul, Ankara, Izmir und Antalya auf westeuropäischen Niveau. Und in der jüngsten Berichterstattung ist ein Faktum untergegangen: Trotz der unverhältnismäßig harten und autoritären Innenpolitik Erdogans ist der wirtschaftsliberale Charakter der AKP-Politik weitgehend erhalten geblieben. „Die wirtschaftlichen Reformen werden weitergehen“, sagt Wanja. „Ein neues Fördergesetz wird bald in Kraft treten, mit dem strukturschwache Regionen in Anatolien gefördert werden.“ 

Philipp Mattheis Middle East Correspondent WirtschaftsWoche Istanbul


POLITIK

Der Mittelstand. | 5 | 2016

Iran im Aufbruch Seit der Aufhebung der Sanktionen herrscht Aufbruchstimmung im Iran. Das wirtschaftliche Potenzial ist riesig. Gerade an den deutschen Mittelstand richten sich viele Hoffnungen auf eine umfassende Modernisierung des Landes.

Der Iran ist an Bodenschätzen das viertreichste Land der Welt. Es erstreckt sich über eine Fläche von 1,6 Millionen Quadratkilometern; 41 Prozent der 78,4 Millionen Einwohner sind jünger als 25 Jahre. Dank seiner Lage im Nahen Osten gehört der Iran zu den geopolitisch wichtigsten Ländern der Erde. Nachdem die Internationale Atomenergiebehörde am 16. Januar 2016 feststellte, dass der Iran die Auflagen des Atomabkommens erfüllt, setzte die EU die gegen das iranische Nuklearprogramm verhängten Wirtschafts- und Finanzsanktionen außer Kraft. Seitdem geht eine riesige Aufbruchstimmung durch das Land. Der Nachholbedarf ist enorm. Die Regierung verfolgt das Ziel einer generellen Modernisierung. Der Aufbruch kann nur mittels einer Integration des Iran in die Weltwirtschaft gelingen. Hierbei kann Deutschland eine besondere Rolle spielen. Mittlerweile ist die anfängliche Euphorie der Nüchternheit gewichen. Sicher ist jedoch, dass der Iran einer der großen Hoffnungsmärkte ist. Mit guter Beratung und den richtigen Kontakten kommt man sicherer und hoffentlich ohne nega­ tive Abenteuer zum Ziel.

Dr. Alireza Azimzadeh Leiter der ständigen Vertretung des BVMW für den Iran

In den letzten sechs Monaten sind laut offiziellen Angaben über 3.000 deutsche Geschäftsleute in den Iran gereist. Gerade der Mittelstand ist aufgrund seiner Natur prädestiniert für diesen Hoffnungsmarkt: Er verfügt über kurze Entscheidungswege, ist unabhängig von komplexen Compliance-Fragen, flexibel für die wenigen legalen

Finanzströme und unbefangen gegenüber vielen politischen Faktoren.

BVMW-Netzwerk im Land Wir als BVMW verfügen über ein stark ausgebautes Netzwerk im Land und greifen auf über 25 Jahre iranischer Markterfahrung zurück. Rechtsberatung und strategische Marktberatung sind nur zwei Elemente eines facettenreichen Dienstleistungsangebots. Individuell zugeschnittene Marktsondierungsreisen sind in den letzten Monaten sicherlich für die eine oder andere Firma der Schlüssel zum Iran-Erfolg gewesen. Insbesondere die Partnersuche ist sehr stark gefragt, denn es ist nicht sicher, welche Reputation der auf einer Messe getroffene potenzielle Partner wirklich hat und ob er in der Lage ist, international auf der angestrebten Ebene mitzumachen. Neben der großen Nachfrage fast jeder Industrie an Ersatzteilen und Zulieferteilen besteht enormer Bedarf in der Tourismusbranche, dem Hauptzweig der im Land dünn gehaltenen Privatwirtschaft. Das beginnt bei der Sanierung der existierenden Hotels und geht bis zur Aus­ bildung der in der ganzen Kette befindlichen Akteure; die jetzigen Defizite bleiben keinem Iranreisenden verborgen. Nutzen Sie die Aufbruchstimmung im Iran und beteiligen sich an der Internationalen Indus­triemesse IIMTE vom 28.2. bis 03.03.2017 in Teheran. Weitere Infos unter: http://iimte.iexpos.de/

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∆Unser Rezept ist schnell erklärt: weniger Energiekosten, mehr Erfolg. Mit einer KfW-Förderung für Unternehmer, die auf Energieeffizienz setzen.

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POLITIK

Der Mittelstand. | 5 | 2016

Hongkong: Sprungbrett nach Asien

Wer von den asiatischen Märkten profitieren will, sollte in der Region präsent sein, am besten in Hongkong. Neben den besonderen Standortvorteilen hilft auch der neue Fünfjahresplan der chinesischen Regierung. Sie will deutschen Mittelständlern den Marktzugang erleichtern.

Förderung durch den Staat

Billy Wong Principal Economist Hong Kong Trade Development Council (HKTDC)

Die Regierung in Peking will die Mittelschicht im Land weiter stärken und hat unter anderem dafür den 13. Fünfjahresplan aufgelegt mit dem Ziel, die Transformation der Wirtschaft mittels Strukturreformen und einer Aufwertung der Industrieproduktion durch mehr technologischen Fortschritt, Verbesserungen beim Umweltschutz sowie die Erhöhung des Wohlstands der Bevölkerung zu fördern. Damit geht die Initiative „Made in China 2025“ einher. Im Mittelpunkt dieses Programms steht die Automatisierung und Digitalisierung der Produktion in China. Mit gezielten Maßnahmen will man die Innovationskraft der

Industrie ausbauen. Neben der Schnelligkeit soll künftig auch die Qualität eine große Rolle spielen. Entsprechend müssen die Prozesse in der Produktion weiter automatisiert und moderne Technologien wie Big Data, Sensoren und Cloud-Services einbezogen werden. Genau hier können deutsche mittelständische Unternehmen, die in diesen Bereichen bereits viel Erfahrung sammeln konnten, ansetzen und gewinnbringend ihr Know-how einbringen. Dieses Engagement wird durch eine weitere Öffnung und Liberalisierung der Märkte erleichtert. So will die Regierung in Peking Handels- und Investitionshindernisse zwischen Europa und China weiter abbauen und die Finanzmarktintegration vorantreiben.

Hongkong ist Türöffner für asiatische Märkte Diese Entwicklung verstärkt sich in der Sonderverwaltungszone Hongkong. Die Metropole hat durch ihre Sonderstellung besondere Vergünstigungen: Zunächst ist das unternehmerfreundliche Umfeld des internationalen Handels- und Finanzzentrums zu nennen, das auf einem eigenen Rechts- und Finanzsystem fußt und somit Rechtssicherheit für ausländische Investoren bietet. Darüber hinaus haben ausländische Firmen keine Wettbewerbsnachteile gegenüber heimischen Anbietern, was sich auch im geringen bürokratischen Aufwand vor Ort widerspiegelt. Zudem bieten der Freihafen und die geografische Lage deutschen Unternehmern ideale Voraussetzungen für eine Expansion in den asiatischen Raum, nicht nur nach China, aber gerade auch für das chinesische Festland mit seinen offiziell 1,4 Milliarden Menschen; hierfür dient Hongkong als Marktöffner.

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Turbulente Kapitalmärkte und ein schwächelndes Wirtschaftswachstum, das sind die Meldungen, die derzeit in den Medien das Bild von China prägen. Doch das ökonomische Wachstum der größten Handelsnation für 2016 wird laut dem Internationalen Währungsfonds voraussichtlich bei 6,6 Prozent liegen – die Weltwirtschaft wird nur um 3,1 Prozent zulegen. Von Krise kann also keine Rede sein. Besonders der Dienstleistungssektor in China entwickelt sich überdurchschnittlich und trägt mittlerweile über die Hälfte zum Bruttoinlandsprodukt bei. Die aufstrebende chinesische Mittelschicht unterstützt diese wirtschaftliche Entwicklung. Konsumgüter, Luxusmarken und nachhaltige Produkte werden von ihr nachgefragt und gekauft. Das spiegelt sich auch in den Zahlen des chinesischen Statistikamts wider: So stieg der Verkauf von Konsumgütern über den Einzelhandel in den vergangenen Jahren durchschnittlich um rund elf Prozent an und damit stärker als das durchschnittliche Wirtschaftswachstum.


„„

Der Freihafen und die geografische Lage bieten deutschen Unternehmern ideale Voraussetzungen f ür eine Expansion in den asiatischen Raum.

Auch die Sprachbarriere kann durch die Sonderverwaltungszone überbrückt werden, denn Hongkong bietet mit Englisch eine weitere Amts- und Geschäftssprache. Gerade für mittelständische Unternehmen kann Hongkong mit seiner langen Handelstradition und großen Expertise der asiatischen Märkte ein Türöffner sein und den Weg zu neuen Geschäftschancen ermöglichen. Bislang haben sich laut der

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Deutschen Außenhandelskammer in Hongkong fast 700 Unternehmen aus Deutschland angesiedelt und nutzen die Vorteile für ihre Geschäfte auf den asiatischen Märkten. Von diesen Vorteilen konnten sich Ende September auch über 1.000 Teilnehmer an fünf verschiedenen Events in vier deutschen Städten überzeugen. Erstmals hat das Hong Kong Trade Development Council (HKTDC) seine internationale Veranstaltungsreihe „Think Asia, Think Hong Kong“ in Deutschland durchgeführt.  Das 1966 gegründete Hong Kong Trade Development Council ist eine halbstaatliche Non-Profit-Organisation zur Förderung der internationalen Wirtschaftsbeziehungen Hongkongs und verfügt über ein weltweites Netz von über vierzig Niederlassungen. In Frankfurt ist das HKTDC seit über vierzig Jahren ansässig, seit 2008 mit seinem Regionalbüro für Europa. Weitere Informationen unter www.hktdc.com

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POLITIK

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Deutsch-indische Kooperation Der BVMW und Indiens wichtigster Mittelstandsverband besiegeln die Zusammenarbeit und ebnen deutschen mittelständischen Unternehmen den Weg nach Indien. Deutschlands Mittelstandspräsident begrüßte auf der Konferenz auch Westbengalens Chief Ministerin Mamata Banjeree. „Westbengalen entwickelt sich zum maßgeblichen Wachstumsmotor einer ohnehin schon stark wachsenden indischen Volkswirtschaft“, sagte Ohoven. Das belegten jüngste Wachstumszahlen von über zwölf Prozent für das Fiskaljahr 2015/2016. Gerade der Mittelstand profitiere davon in heraus­ragender Weise.

Mario Ohoven mit Harshavardhan Neotia, Präsident der Federation of Indian Chambers of Commerce and Industry (FICCI), bei der Vertragsunterzeichnung.

Am Rande des Wirtschaftsforums „Westbengalen in Deutschland“, das im Hotel Bayerischer Hof in München stattfand, unterzeichneten BVMW-Präsident Mario Ohoven und Harshavardhan Neotia, Präsident der Federation of Indian Chambers of Commerce and Industry (FICCI), eine umfangreiche Kooperationsvereinbarung. FICCI ist mit mehr als 80.000 Mitglieds­ unternehmen der größte und älteste indische Kammer- und Industrieverband.

An der anschließenden Podiumsrunde nahmen unter anderem Westbengalens Finanzminister Dr. Amit Mitra, der stellvertretende Botschafter Indiens in Deutschland Abhishek Singh, sowie Bayerns Justizminister Prof. Dr. Winfried Bausback teil. Rund 200 mittelständische Unter­ nehmer hatten Gelegenheit, sich über die viel­ fältigen Wirtschaftsmöglichkeiten in Indiens viertgrößtem Staat zu informieren. Die Beratung des Mittelstands in Deutschland und Indien erfolgt über das BVMWIndien-Büro unter Leitung von Daniel Raja und Debashis Mitra. www.bvmw.de/auslandsvertretungen/auslandsbueros.html

BVMW öffnet Türen in China Im Rahmen ihrer Reise nach China hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel mehrfach Gelegenheit, nicht nur die engen deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen zu betonen, sondern auch der deutschen Wirtschaft bei dem Abschluss wichtiger Verträge Pate zu stehen. Diese Gelegenheit nutzte auch der BVMW China, der bereits seit vielen Jahren in China über sehr enge und gute Beziehungen zur Wirtschaft sowie zur Politik verfügt. Zusammen mit einem starken lokalen Partner wurde der BVMW China im Rahmen des „8. Deutsch-Chinesischen Forums für wirtschaftliche und technologische Zusammenarbeit“ als eines von rund 50 deutsch-chine-

sischen Partner-Teams ausgewählt, einen strategischen Rahmenvertrag auf nationaler Ebene zu unterzeichnen. Die langjährig erfahrenen Experten des BVMW China wie auch das dahinterstehende internationale Team unterstützen gerade den deutschen Mittelstand in mittlerweile 16 verschiedenen Industrien, sich in China langfristig zu etablieren. Leiter des Auslandsbüros des BVMW Deutschland in China ist Winfried Bostelmann. www.bvmw.de/auslandsvertretungen/ auslandsbueros.html

Foto oben: Fotocafe; Foto unten: © worrayuth - Fotolia.com

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FORUM FÜHRUNG. IMPULSE – DIALOGE – ORIENTIERUNG.

VERANSTALTUNGSTERMINE UND -ORTE MO 24.10.2016 OSNABRÜCK René Borbonus Klarheit

DI 15.11.2016 METROPOLREGION ab 15:00 Uhr FRANKFURT/MAIN Christian Gansch Dreiklang der Führungskompetenz

DI 25.10.2016

DO 17.11.2016 BREMEN ab 15:00 Uhr Dieter Lange Leader-Personality

ab 16:00 Uhr

ab 15:00 Uhr

DO 10.11.2016 ab 15:00 Uhr

STUTTGART Christian Gansch Dreiklang der Führungskompetenz

BIELEFELD Dr. Reinhard K. Sprenger Das anständige Unternehmen

Die Reihe – Forum Führung „Forum Führung“ will Impulse geben, für zündende Dialoge sorgen und eine Neuorientierung ermöglichen. In einem insgesamt 3-stündigen Vortrag eines hochkarätigen Referenten erhalten Sie wertvolle Information zur Führung Ihres Unternehmens. Und nutzen Sie auch das hervorragende Netzwerk des BVMW beim Get-together für den wichtigen Erfahrungsaustausch.

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Die Veranstaltungsreihe „Forum Führung“ wird unterstützt von unseren Partnern

www.bvmw.de

(zzgl. MwSt.)

| DIE TER LANGE

| DR. REINHARD K. SPRENGER

| CHRISTIAN GANSCH

| RENÉ BORBONUS

UNSERE REFERENTEN 2016

Weitere Informationen und Anmeldungen unter www.forum-fuehrung.bvmw.de BVMW – Bundesverband mittelständische Wirtschaft · Unternehmerverband Deutschlands e.V. Potsdamer Straße 7 | Potsdamer Platz · 10117 Berlin · Tel.: 030 533206-0 · Fax: 030 533206-50 · E-Mail: forum-fuehrung@bvmw.de


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KOLUMNE

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Prognosen, Fast Food, und der Neocortex Guido Augustin macht sich Gedanken über unsere Welt und ihre Bewohner

Grundsätzlich müssen wir zwischen mittelbaren und unmittelbaren Folgen unterscheiden. Wenn ich die Hand auf die heiße Herdplatte lege, stellt sich der Effekt schnell und schmerzhaft ein. Wenn ich täglich Fast Food esse, habe ich erst die Befriedigung, dann das Übergewicht und womöglich ernsthafte gesundheitliche Risiken – es dauert aber ein bisschen.

Guido Augustin BVMW-Pressesprecher Rheinhessen Geschäftsführer forum! Marketing- und Kommunikationsberatung GmbH www.forum-mainz.de

Gerade, wenn die Konsequenzen nicht sofort sichtbar werden, fallen Prognosen schwer. Ab dem zweiten Versuch mit der heißen Herdplatte weiß ich, was passiert. Und dennoch genügt das nicht als Erklärmodell. Sonst würden alle Menschen bei einem bankunabhängigen Portfolio-Verwalter (wie mir) anlegen. Doch viele Menschen halten Schwankungen in ihrem Fond-Depot nicht aus und verschenken deshalb über einen längeren Zeitraum gesehen viel möglichen Gewinn – wider alle Statistik. Unser Hirn ist schuld: Der Neocortex, der zuletzt entstandene Teil unseres Hirns, entwickelte sich, als wir in einem Immediate Response Environment (IRE) lebten, also Ursache und Wir-

kung eng beieinander lagen. Ich habe Hunger – Stress. Ich fange einen Fisch – Stress weg. Seit menscheitsgeschichtlich kurzer Zeit ist das anders: Heute kümmert uns vor allem die Zukunft. Wir leben im Delayed Response Environment (DRE). Da liegen Ursache und Wirkung weit auseinander, wie bei der Investmentstrategie oder dem Burger-Mampfer. Deswegen gibt es Fast-Food-Ketten und viele Anlageformen, die vor allem die Anbieter dieser Anlageformen reich machen. Unsere Prognosefähigkeit ist da überfordert. Und Überforderung gebiert Stress. Was also können wir tun, um diesen Dauerstress zu mindern und in eine bessere Prognosefähigkeit zu finden? Drei Vorschläge: 1. Messen Ich kann über Messreihen ableiten, welche Aktionen zu welchen Ergebnissen führen. 2. Fokussieren Wenn ich große Ziele in kleine Aufgaben unter­ teile, wird es leichter für mich, mein Verhalten und mein Hirn. 3. Zu Ende denken Zukünftige Ereignisse liegen mehrere Schritte voraus. Deswegen hilft es, einzelne Handlungsstränge konsequent zu Ende zu denken. Zum Schluss noch eine Prognose: Es ist eine gute Idee, an der eigenen Prognose-Fähigkeit zu arbeiten. 

Foto: Heike Rost

Die Fähigkeit zur Prognose sichert unser Überleben und verantwortet unseren Erfolg. Wenn ich eine Straße überqueren möchte, hilft es ungemein, die Geschwindigkeit des ankommenden Kieslasters richtig zu schätzen. Wenn ich in Verhandlungen einen Preispunkt nenne, steigt die Erfolgswahrscheinlichkeit, wenn ich meines Gegenübers Budget und Preissensibilität erahne.


ANGEZÄHLT

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Illustration oben links: © iconmama - Fotolia.com; Illustration oben rechts: © fakegraphic - Fotolia.com; Illustration unten links: © sljubisa - Fotolia.com, © rashadashurov - Fotolia.com; Illustration mitte rechts: © skarin - Fotolia.com; Illustration unten rechts: © jacartoon - Fotolia.com; Illustration rechts: © Igarts - Fotolia.com

Innovation in Zahlen

4. Platz

Deutschland liegt im Vergleich der Innovationsleistung an vierter Stelle der Europäischen Union, hinter Schweden, Dänemark und Finnland. Die vier Staaten sind die „Innovationsführer“, weil ihr Fortschritt deutlich über dem Niveau liegt. Das innovativste Land Europas ist die Schweiz. Sie liegt in diesem Ranking vor allen EU-Mitgliedsstaaten. Quelle: Europäischer Innovationsanzeiger 2016

56,996 Milliarden Euro gab die deutsche Wirtschaft für Forschung und Entwicklung 2014 aus. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes ist damit seit 2000 ein signifikanter Anstieg von Investitionen in Innovationen zu verzeichnen. Die Gesamtausgaben für Forschung und Entwicklung betrugen 2014 rund 84,5 Milliarden Euro. Somit finanziert die Wirtschaft den Löwenanteil der Forschung.

600. 000

Von 43,4 Millionen Erwerbstätigen in Deutschland waren über 600.000 im Jahr 2015 im Bereich der Forschung und Entwicklung tätig. Gegenüber dem Jahr 2000 hat sich damit die Zahl der Beschäftigten in diesem Sektor um über ein Fünftel erhöht. Quelle: Bundes­ministerium für Bildung und Forschung

Quelle: destatis

300.000

66.889 Patente wurden 2015 in Deutschland angemeldet. Damit wurden 1,4 Prozent mehr Patente angemeldet als im Jahr davor. Seit 2009 stieg die Anzahl der jährlich angemeldeten Patente um 8.045. Die meisten Patente wurden in den bevölkerungsreichsten Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen angemeldet. Quelle: Deutsches Patent und Markenamt

Unternehmen werden jedes Jahr in Deutschland gegründet. Dabei entstanden 2014 etwa 745.000 Arbeitsplätze; 15,9 Prozent der Neugründungen basieren auf einer Neuheit. Sie stärken mit den Neuerungen die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft. Quelle: Bundesministerium f ür Wirtschaft und Energie

78 Prozent der mittelständischen Innovatoren in Deutschland beschäftigen nur 5 oder weniger Mitarbeiter. Ideen für Weiterentwicklungen gehen dabei zu 80 Prozent auf externe Faktoren zurück, wie zum Beispiel Anregungen von Kunden, Fach-, Onlinemedien und Wettbewerbsbeobachtung. Quelle: Kf W Innovationsbericht Mittelstand 2015

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Wie die Cloud den Mittelstand revolutioniert Digitale Lösungen sind Taktgeber mittelständischer Innovationen. Die Bewältigung der Datenflut stellt den Mittelstand vor große Herausforderungen. Kann Cloud Computing die nötige Ordnung schaffen? Dazu Frank Richter, Vorstandsvorsitzender der Pironet AG (Cancom Gruppe) im Interview mit „Der Mittelstand.“

Herr Richter, aktuelle Untersuchungen belegen, dass die Cloud auch im Mittelstand angekommen ist. Was sind die Haupttreiber? Frank Richter: Die zunehmende Digitalisierung, die sich inzwischen durch alle Branchen und Unternehmensgrößen zieht. Denn je mehr Prozesse digital gesteuert werden, desto mehr Daten werden erzeugt – eine Informationsflut, die sich mit einer klassischen IT-Architektur kaum noch bewältigen lässt. Hinzu kommt die steigende Mobilität der Mitarbeiter. Es ist heute Standard, dass Angestellte mit Smartphones oder Tablets auf die Anwendungen zugreifen können, unabhängig davon, ob sie gerade zu Hause, beim Kunden oder im Büro sind. Deshalb verlagern viele Unternehmen ihre Desktops in die Cloud. Wie muss ich mir den Arbeitsplatz aus der Wolke genau vorstellen? Beim Umstieg auf virtuelle Desktops wird der IT-Arbeitsplatz von der Hardware entkoppelt, sämtliche Anwendungen kommen als Service aus dem Netz. Der Vorteil besteht darin, an jedem Ort, zu jeder Zeit und mit jedem Endgerät auf denselben Bestand an Daten und Anwendungen zugreifen zu können. Abgerechnet werden diese Cloud-Leistungen üblicherweise nutzungsabhängig, sie lassen sich flexibel an den Bedarf des Kunden anpassen. Gibt es Bedenken der Unternehmen?

Frank Richter, Vorstandsvorsitzender der Pironet AG (Cancom Gruppe).

Im Wesentlichen haben sie die Sorge, ihre Daten könnten bei einem externen Provider nicht sicher genug sein oder sogar verloren gehen. Unternehmen sollten daher ihren IT-Dienstleister sorgfältig auswählen und darauf achten, dass dieser über ein professionelles Management der Informationssicherheit verfügt. Einen Anhaltspunkt bieten Zertifikate, wie die ISO 27001-Zertifizierung, die vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik beaufsichtigt wird. Anbieter mit diesem Siegel verfügen gegenüber ihren Kunden über einen nachweislich hohen Grad an Informationssicherheit. Wie steht der Mittelstand zum Thema Datenschutz? Grundsätzlich muss man wissen, dass die Gesetzgeber außerhalb des europäischen Wirtschaftsraumes häufig weniger Wert auf den Schutz sensibler Daten legen als hierzulande. Innerhalb der EU sind die Gesetze schon deutlich strenger, aber wer sicher gehen will, dass seine Daten nach deutschem Recht gespeichert und verwaltet werden, sollte sich einem Anbieter an-

Foto: © BillionPhotos.com - Fotolia.com

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vertrauen, bei dem sich Firmensitz und Rechenzentren in Deutschland befinden. Auf welche Betriebsmodelle setzen denn die meisten Mittelständler? Auf Private Clouds, Public Clouds oder hybride Formen? Dieser Frage ist unlängst das IT-Beratungshaus Crisp Research im Rahmen einer Studie nachgegangen. Etwas über ein Drittel der Befragten gab an, seine Applikationen und Systeme innerhalb einer eigenen Private Cloud-Umgebung zu betreiben. Eine Public Cloud nutzen knapp 30 Prozent. Auf Hybrid- und Multi-Cloud-Formen setzen mit einem Viertel beziehungsweise einem Achtel etwas weniger Unternehmen. Ich gehe aber davon aus, dass Mischformen in Zukunft einen immer höheren Stellenwert einnehmen werden. Was ist der Vorteil dieser „gemischten“ Clouds? Wer auf hybride Cloud-Strukturen setzt, profitiert von den Vorteilen beider Konzepte: So stehen bei einer Private Cloud ganz klar die Themen Sicherheit und Datenschutz im Fokus. Services aus der öffentlichen Wolke bieten dagegen den Vorteil, dass sie kostengünstig und hoch flexibel sind. IT-Ressourcen aus Public Clouds lassen sich bei Engpässen innerhalb kürzester Zeit aufstocken, was die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens im Einzelfall deutlich steigern kann. Solche klassischen Public Cloud-Lösungen bieten Cancom und Pironet seit einigen Monaten auf dem BusinessCloud Marketplace an. Unternehmen

können hier per Knopfdruck Cloud-Anwendungen verschiedener Anbieter buchen und nutzen. Anmeldung, Service und Abrechnung laufen dabei zentral über Pironet – einfacher geht es nicht. Warum setzen dann nicht heute schon alle Unternehmen auf hybride Clouds? Solche Cloud-Strukturen erfordern in der Regel einen hohen Planungs- und Verwaltungsaufwand. Unternehmen müssen genau definieren, welche Daten und Prozesse sie in der privaten Cloud speichern möchten und welche in der öffentlichen IT-Wolke. Wer über ein solches Konzept nachdenkt, sollte daher frühzeitig einen Cloud-Spezialisten ins Boot holen, der dabei hilft, das Beste aus beiden Welten zu kombinieren. Was ist abschließend Ihr Rat an den Mittelstand? Mit der fortschreitenden digitalen Transformation muss sich die IT in den Unternehmen nachhaltig ändern. Die Firmen sollten frühzeitig darüber nachdenken, welche Formen der Cloud für ihr Geschäftsmodell sinnvoll sind, und welcher Aufwand damit verbunden ist. Ohne Cloud ist der Schritt ins digitale Zeitalter nicht machbar. Herr Richter, wir danken für das Gespräch. Das Gespräch führte Thomas Kolbe. www.pironet.com

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IBWF

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Was ist der richtige Preis für ein neues Produkt, für das es noch keinen Markt gibt?

Vor dieser Frage stehen viele mittelständische Unternehmen aus dem B2B- und B2C-Bereich. Hier innovative Preismodelle für neue Produkte.

Pricing ist für Unternehmen aus dem B2B- und B2C-Bereich der mit Abstand größte Gewinnhebel. Bei Neuprodukten, für die es noch keinen Marktpreis gibt, ist die Furcht groß, mit einem falschen Preis zu scheitern. Deshalb setzen viele Mittelständler nach wie vor auf bewährte, zumeist kostenbasierte Preismodelle. Dass es auch anders geht, zeigt die Anwendung innovativer Preismodelle und -methoden.

Preisdruck, nicht zuletzt, weil Einkäufer immer höhere Rabatte fordern. Um dem entgegen zu wirken, sollten sie sich verhaltenswissenschaftliche Preiswahrnehmungseffekte (Behavioral Pricing) zunutze machen. Auch Einkäufer sind nur Menschen und reagieren auf Preise eben nicht vollkommen rational und objektiv. So hat zum Beispiel die Anzahl der angebotenen Produkt- oder Preisalternativen einen starken Einfluss auf das Einkaufsverhalten.

Wertbasiertes Pricing – Kundennutzen verstehen

QUINTA Consulting, Frankfurt a. M. Zertifizierter Unternehmensberater im IBWF Institut für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und -forschung e. V. www.quinta-consulting.de

Preiswahrnehmungseffekte – Einkäufer sind auch nur Menschen Viele Mittelständler stehen bereits bei der Entwicklung von Neuprodukten unter enormem

Preiserhebungsmethoden – Zahlungsbereitschaft messen Dass die wahre Zahlungsbereitschaft von Kunden oder Einkäufern nicht zu messen sei, ist gängige Überzeugung. Dabei gibt es eine ganze Reihe von erprobten Methoden, die es ermöglichen, sich der Zahlungsbereitschaft für ein Neuprodukt recht zuverlässig anzunähern. Neben direkten Verfahren, wie der Van Westendorp-Methode, gibt es auch indirekte Methoden. Dazu zählen Conjoint-Analysen und Preisexperimente. Als sehr praktikabel hat sich auch die Befragung von Experten erwiesen. Den richtigen Preis für ein Neuprodukt zu finden, ist wahrlich keine leichte Aufgabe für mittelständische Unternehmen. Wertbasierte Preismodelle, innovative Preiswahrnehmungseffekte und -erhebungsmethoden können helfen, den Umsatz von Neuprodukten zu steigern. 

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Dr. Mark Friesen Gründer und Managing Partner

Während kostenbasierte Preismodelle auf den Herstellungskosten aufsetzen, wird der Preis bei wertbasierten Preismodellen (Value-Based Pricing) auf Basis des Kundennutzens ermittelt. Dieser Perspektivwechsel bedeutet, bereits in der Entwicklung die aus Kundenperspektive wichtigsten Produkteigenschaften zu verstehen und den Kundennutzen, zum Beispiel in Form von Kosteneinsparungen oder Erlössteigerungen, zu quantifizieren. Dabei ist jedoch entscheidend, dass Kunden diesen Mehrwert auch als solchen wahrnehmen. Preis-Wert-Landkarten und Kundennutzen-Modelle können helfen, diesen sichtbar zu machen.


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Der Feind des Guten ist das Bessere In Zeiten großer Umbrüche sind Wachsamkeit und Innovationsbereitschaft unverzichtbar. Heute mehr denn je, denn das Internet definiert Geschäftsmodelle jeden Tag neu.

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Der nächste große Marktumwälzer Was verbindet die Dampfmaschine, Elektrizität, Computer und das Internet? Es ist ihre tief greifende Einwirkung auf Märkte und Gesellschaft. Geschäftsmodelle, die über Jahre erfolgreich funktionierten, werden von den frühen Nutzern der neuen Technologien quasi über Nacht verdrängt. Die umfassende Verfügbarkeit von Informationen im Internet bietet das Potenzial für völlig neue Service-, Erfahrungs- und Interaktionsprodukte. Die Möglichkeiten sind bislang nur zu einem Bruchteil ausgeschöpft. Die Steuerung und Koordination verteilter Geräte und Dienstleistungen steht noch ganz am Anfang. Spracherkennung und 3D-Druck beginnen, die Kundeninteraktion und die Produktionslogistik durcheinander zu wirbeln. Die Kombinationsmöglichkeiten sprengen jegliche Vorstellungskraft. Selbst wenn nur ein Bruchteil der ausgedachten und ausprobierten Geschäftsmodelle funktioniert, müssen wir mit einem Feuerwerk an neuen Angeboten rechnen. Jede Branche kann es treffen!

Digitalisierung ist kein Selbstzweck Ein schicker Online-Shop, eine Social-Media-Präsenz oder ein digitaler Rechnungsprozess sind schön, mögen hilfreich sein, sind aber nicht der Kern der Herausforderung. Es ist die

Veränderung der Spielregeln durch Anbieter, die Aufgabenstellungen auf eine ganz neue Art lösen. Aufbauend auf leicht skalierbaren Strukturen können alternative Geschäftsmodelle im Internet geradezu explodieren. „Die Neuen“ übernehmen das Geschäftsfeld oft so schnell, dass kaum Zeit zur Reaktion bleibt. Auch erfolgsverwöhnte Unternehmen müssen deshalb frühzeitig Veränderungsstrategien und kreative Ideen für die eigene Geschäftsentwicklung finden.

Kreativität muss kultiviert werden Kreativität lässt sich nicht verordnen. Radikal neu zu denken und zu entwickeln, erfordert neue Perspektiven, ungewohnte Sichtweisen und vor allem die Bereitschaft, vielfach zu experimentieren, häufig zu scheitern und geduldig weiter zu probieren. Blickt man auf die Erfolgsgeschichten genialer Erfinder, sind einzelne Geistesblitze eher die Ausnahme. Viel häufiger sind die Top-Ergebnisse Teil einer langen Schaffensreihe, deren Genialität sich häufig erst im Nachhinein einschätzen lässt. Neben experimentellem Fleiß und Ausdauer sind Kooperation, Austausch mit Kunden sowie Sparring mit externen Experten die wichtigsten Zutaten in der „Innovationsküche“. Eigenständige Strukturen und eine kreativitätsfördernde Kultur sind dringend zu empfehlen. So wird das Internet zu einer Chance! 

Folker Scholz Berater und Innovations-Coach in Berlin Mitglied im IBWF Institut für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und -forschung e.V. www.fsu-berlin.de www.digitaler-beirat.de


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Industrie 4.0: Potenzial für mehr Effizienz

Kühlschränke, die Nahrungsmittel nachbestellen? Längst keine ferne Zukunftsvision mehr. Fahrerlose Autos, die eigenständig lenken, bremsen und Personen sicher und bequem befördern? Vor wenigen Jahren reine Utopie – heute werden Testfahrten der ersten Prototypen absolviert. Industrie 4.0 birgt enorme Innovationspotenziale. Industrie 4.0 bezeichnet die intelligente Vernetzung zwischen Maschine, Produkt, Verbraucher und Hersteller. Das Netzwerk ermöglicht einen stetigen Informationsaustausch über den Zustand des im Einsatz befindlichen Gerätes im Hintergrund. Es sammelt alle relevanten Daten und gibt diese an eine Zentrale weiter, welche zügig reagieren kann – und zwar bevor ein Engpass zustande kommt. Um möglichst schnell an Informationen zu gelangen, müssen die Systeme Abhängigkeiten und logische Zusammenhänge kennen.

Potenzial durch Digitalisierung Das Potenzial für produzierende Unternehmen, die spezifischen Anforderungen ihrer Kunden frühzeitig zu erkennen und sich somit besser am Markt zu positionieren, führt zur Entwicklung neuer, umfassender und interdisziplinärer Lösungen. Sie begegnen einem enorm gesteigerten Serviceanspruch. Industrie­ unternehmen sind nicht mehr nur Lieferanten mit einem spezialisierten Anwendungsgebiet, sondern innovative Dienstleister mit exakt auf den Bedarf angepassten Individuallösungen.

Mögliche Störfaktoren im Produktionsablauf sind nahezu ausgeschlossen. In der Automatisierungstechnik kommen fortan Maschinen zum Einsatz, die den Bedarf an Verschleißteilen vorausschauend ermitteln und über ein Netzwerk an den Hersteller übertragen. Dabei können dank technischer Neuerungen wie 3D-Druckern einzelne Komponenten zum richtigen Zeitpunkt schnell und präzise nachgebaut werden. Statt präventiv nach einer bestimmten Laufzeit anfällige Komponenten auszutauschen oder erst beim tatsächlichen Ausfall zu handeln, gewährleistet Industrie 4.0 eine nahezu hundertprozentige Verfügbarkeit der Anlagen und eine enorm hohe Betriebssicherheit.

Marktwachstum durch Innovation Die Vorteile eines nachhaltigen Innovationsmanagements für Unternehmen liegen dabei auf der Hand: Erfolgreiche Innovationen und die geschickte Kombination von Dienstleistungen sind die Kernpunkte. Eine maßgeschneiderte Industrie 4.0-Strategie kann eine Effizienzsteigerung von 25 bis 40 Prozent erzielen:

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1. Produktivität: Eine energie- und ressourcenbewusste Planung mit zusätzlichen Verfahren (wie 3D-Druck) schafft ein gesteigertes und spezifiziertes Leistungsprofil. 2. Q ualität: Der vorausschauende Service minimiert Ausfälle und schafft eine Verfügbarkeitsrate der genutzten Maschinen von nahezu hundert Prozent. Daraus resultiert eine erhöhte Betriebssicherheit, die sich wiederum positiv auf die Betriebskosten auswirkt. 3. Flexibilität: Kleinstauflagen können je nach Bedarf nachgeordert werden. Das senkt die Kosten und unterstützt das Modell der individualisierten Produktion. 4. T ime-to-Market: Extrem kurze Entwicklungszeiten stellen eine zeitnahe Verfügbarkeit der benötigten Elemente sicher. 5. Disruptive Innovationen: Das Aufbrechen starrer Strukturen eröffnet neue Geschäftsmodelle, die neben dem Produkt die Servicedienstleistung stärker in den Vordergrund stellen.

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Effizienz durch Innovations­ management Industrie 4.0 bietet Unternehmen neue Möglichkeiten, den zunehmend individualisierten Wünschen ihrer Kunden nicht nur entgegenzukommen, sondern diese auch unmittelbarer und effizienter umzusetzen. Genau diese Individualisierung kann nicht mit einer „Lösung von der Stange“ realisiert werden, sondern bedarf einer detailliert geplanten, methodischen Strategie, welche die An­forderungen des Unternehmens und seiner Kunden untersucht, berücksichtigt und eine darauf basierende, interdisziplinäre Vorgehensweise bestimmt. Der zielgerichtete Einsatz der passenden Methoden, Technologien, Produkte, Systeme und des dazu­gehörigen Branchen­wissens verspricht eine effiziente und nachhaltige Verbesserung der Automatisierungsprozesse im Unternehmen. 

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News

Unternehmerpreise Es gibt viele Gründe, sich mit anderen Unternehmen in einem Wettbewerb zu messen: Gute Presse, individuelle Förderung, Kontakte knüpfen und, nicht zu vergessen, das Preisgeld. Hier stellen wir Ihnen einige der aktuellen Unternehmerpreise vor.

EU Prize for Women Innovators Mit diesem Preis fördert die Europäische Union Unternehmergeist bei Frauen mit Preisgeldern von insgesamt 200.000 Euro. Ziel ist es, mehr Frauen für den wirtschaftlichen Fortschritt zu begeistern. Auswahlkriterien für die Sieger sind der wirtschaftliche Erfolg in Europa und die Rolle des Bewerbers innerhalb seines Unternehmens. Der Preis richtet sich an weibliche Innovatoren aus allen Wirtschaftssektoren. Bewerbungsschluss: 3. November 2016 http://bit.ly/NL_Women_Innovators

Investitionschancen durch Crowdinvesting Es sind vor allem innovative Startups, die auf Crowdinvesting setzen, die noch junge Variante, Kapital zu Investitionszwecken und projektgebunden einzusammeln. Die in Dortmund ansässige Crowdinvesting-Plattform Geldwerk1 präsentiert auf ihrer Homepage Start-ups sowie etablierte Unternehmen mit einer Wachstumsidee, an deren Erfolg sich Anleger über ein partiarisches Darlehen beteiligen können. In den regionalen Fernsehsendern NRW TV, Rhein-Main TV und DDWTV werden in dem Sendeformat „Investors Lounge“ crowdfinanzierte Projekte präsentiert. Darüber hinaus gewinnt man einen Einblick in die Funktionsweise des Crowd­ investings. www.geldwerk1.de

Mitarbeitergespräche zeitgemäß führen

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie fördert mit diesem Preis besondere Entwicklungen in den Bereichen der Materialeffizienz, Recycling und Substitution von Rohstoffen. Prämiert werden Unternehmen mit bis zu 1.000 Mitarbeitern und Sitz in Deutschland oder gemeinnützige Forschungseinrichtungen. In Zusammenarbeit mit der Deutsche Rohstoffagentur (DERA) werden bis zu vier Unternehmen und eine Forschungseinrichtung ausgewählt. Bewerbungsschluss: 18. November 2016 www.deutscher-rohstoffeffizienz-preis.de

Deutscher Innovationspreis Herausragende Entwicklungen, die wirtschaftlichen Erfolg und einen Nutzen für Gesellschaft und Umwelt versprechen, können mit dem Deutschen Innovationspreis ausgezeichnet werden. Der renommierte Award wird in den Kategorien Mittelständische Unternehmen, Großunternehmen und Start-Up verliehen. Neben Produktinnovationen kann man sich auch mit kreativen Geschäftsmodellen, Prozessen und weiteren fortschrittlichen Konzepten bewerben. Bewerbungsschluss: 30. November 2016 www.der-deutsche-innovationspreis.de

BVMW-Mitglieder sparen beim Briefversand Der BVMW-Landesverband Hessen und die pawisda systems GmbH aus Darmstadt vereinbarten im Rahmen der BVMW Digitalisierungs-Offensive eine „BINECT“-Partnerschaft. Sämtliche Geschäftspost wird mit wenigen Klicks digital versendet. Kein Druck, keine Kuvertierung, keine Frankierung: Die Ausgangspost wird vom Arbeitsplatz oder von der genutzten Software direkt über Binect verschickt. Der Versender muss sich nicht darum kümmern, welches System der Empfänger nutzt. Er erhält einen klassischen Brief. BVMW-Mitgliedern eröffnen sich mit Binect neue Perspektiven. Alle Infos unter: www.hessen.bvmw.de

Mitarbeitergespräche haben eine lange Tradition. Doch viele Firmeninhaber und Manager verkennen Personalfragen als weiches Thema. Die Bereitschaft, in innovativere Methoden zur Mitarbeiterbindung und -entwicklung zu investieren, ist häufig nicht vorhanden. Es fehlt an Zeit oder aber an der Einsicht, dass Gespräche Mitarbeiter und das Unternehmen voranbringen. Die Firma Loopline entwickelte eine intuitive Lösung, mit der Führungskräfte und Mitarbeiter Feedbackgespräche schnell vorbereiten, professionell durchführen und Ergebnisse einfach nachhalten können. Das Besondere daran ist, dass es den neuen Anforderungen an Führung, die die digitale Transformation mit sich bringt, gerecht wird. So wird zum Beispiel die Zufriedenheit der Mitarbeiter systematisch erfasst und deren Verlauf im Vergleich mit der Leistungsentwicklung analysiert. www.loopline-systems.com

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Deutscher Rohstoff Effizienz-Preis


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Vorfahrt für den Mittelstand

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Den Überblick behalten Unternehmen, egal welcher Größe, wissen, dass es nicht einfach ist, den Überblick über neue Interessenten (Leads), alle Korrespondenzen und Kunden zu behalten. Aus vielen verschiedenen Kanälen kommen Anfragen, die zeitnah beantwortet werden müssen, damit der Interessent nicht zur Konkurrenz abwandert. Es geht um zielgerichtete, individuelle Antworten, die zur richtigen Zeit erfolgen. Nur mit einer gut gepflegten Datenbank können künftig strategische Entscheidungen getroffen werden. Mit einem zeitgemäßen CRM-System lassen sich alle relevanten Informationen effizient verwalten und nachhaltig einsetzen. Nur mit zeitgemäßer IT und optimierten Geschäftsprozessen lässt sich effizientes Lead-Management erreichen. www.hanseflow.de

Schadensersatz bei rechtswidrigem Streik Das Bundesarbeitsgericht hat im Juli 2016 entschieden (Az.: 1 AZR 160/14), dass direkt von rechtswidrigen Streiks betroffene Unternehmen Schadensersatzansprüche gegen die zum Streik aufrufende Gewerkschaft besitzen. Streiks sind schon dann rechtswidrig, wenn nur ein Streikziel unzulässig ist. Das Urteil gibt damit auch mittelständischen Unternehmen neben traditionellen Arbeitskampfmitteln ein wirkungsvolles Instrument an die Hand. Der Streikaufruf und die von Gewerkschaften während Streiks kommunizierten Ziele sollten kritisch geprüft werden. Sofern nicht alle Streikziele zulässig sind, setzt sich die Gewerkschaft Schadensersatzforderungen aus. Da auch bestreikten mittelständischen Unternehmen nach wenigen Tagen Schäden in Millionenhöhe entstehen können, steigt das Streikrisiko für Gewerkschaften signifikant. www.bmz-recht.de/anwalt/items/dr-steffen-goerres.html

Mit einer neuen Förderinitiative will das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) kleine und mittlere Unternehmen auf dem Weg zu mehr Innovation unterstützen.

Mit den „Innovationsforen Mittelstand“ will das BMBF dem Mittelstand bessere Voraussetzungen für Innovationen verschaffen. „Gerade für kleine und mittlere Unternehmen ist es eine große Herausforderung, Chancen und Risiken von Innovationen richtig einzuschätzen“, sagte Bundesforschungsministerin Johanna Wanka bei der Auftaktveranstaltung in Berlin. „Mit den Innovationsforen erleichtern wir es dem Mittelstand, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln.“ Besondere Bedeutung haben nach den Worten der Ministerin Initiativen, die technologie- oder branchenübergreifenden Charakter haben. Die „Innovationsforen Mittelstand“ sind Bestandteil des Zehn-Punkte-Programms „Vorfahrt für den Mittelstand“. Weitere Informationen: siehe Beitrag von Prof. Dr. Wanka Seite 12. www.bmbf.de/de/innovations­ foren-mittelstand-3064.html

Kundenbewertungen als Umsatztreiber Kundenbewertungen sind ein wichtiges Kriterium bei der Wahl eines Dienstleisters, häufig sogar wichtiger als der Preis. Doch noch immer vernachlässigen viele Unternehmen dieses Marketinginstrument und verzichten damit auf eine effektive Möglichkeit zur Kundengewinnung. Das Berliner Start-up ProvenExpert.com bietet allen interessierten Unternehmen ein kostenloses Webinar zu diesem Thema. Wer erfahren möchte, wie er mit Online-Bewertungen den Umsatz ankurbelt, und was es bei der Wahl einer Bewertungsplattform zu beachten gibt, kann sich einen kostenlosen Webinar-Platz sichern. Für die Anmeldung genügt eine E-Mail an info@provenexpert.com mit dem Betreff „Webinar“. www.ProvenExpert.com

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Wenn der Kunde zum Innovator wird Für die Entwicklung neuartiger Produkte braucht es Ideen, Zeit und Geld. Viele Unternehmen setzen in ihrem Innovationsmanagement gezielt auf Kunden: Die wissen, was sie wollen – und geben damit wertvolle Anregungen. Ein Ansatz, mit dem gerade Mittelständler punkten können.

Welcher Unternehmer träumt nicht davon, mit einer völlig neuartigen Idee den Markt zu revolutionieren? Nach einer Studie der Basler Denkfabrik break/through schätzen immerhin 93 Prozent von 300 befragten Führungskräften von Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern aus Deutschland, England und der Schweiz Innovationen als zentral für die Zukunft ihrer Firma ein. „Wir sprechen dann von einer Innovation, wenn Neues zum ersten Mal kommerzialisiert wird“, sagt Reto Schnyder, Leiter Entwicklung bei break/through. Radikale Innovationen – nicht nur die Weiterentwicklung schon bestehender Produkte – brauchen aber Zeit, Geld und Risikobereitschaft. Und Entwickler, die zwar über eine Unmenge von Daten und Informationen über die verschiedenen Produktkategorien ihres Hauses verfügen, sich aber trauen müssen, alles links liegen zu lassen und weiter zu denken.

Daniel Schallmo vom Institut für Technologieund Prozessmanagement an der Universität Ulm setzt auf eine „offene Innovationskultur“. Sie sei der entscheidende Erfolgsfaktor, „da starre Strukturen und eine Verschlossenheit gegenüber Neuerungen innovative Geschäftsmodelle zum Scheitern bringen.“ Mindestens 70 Prozent der Erfindungen im Bereich der Konsumgüterindustrie fallen am Markt durch, schätzt das Marktforschungsinstitut GfK. Die Unternehmensberatung Arthur D. Little geht noch weiter: Nur eine von hundert Neuprodukt-Ideen werde wirklich erfolgreich.

Klugheit, Mut und Ausdauer – und das Wissen um Kundenwünsche Firmen, die mit erfolgreichen Innovationen reüssieren wollen, sollten eine Start-up-Mentalität zulassen, sagt Daniel Schallmo. „Dafür müssen sich

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Unternehmen kluge und kreative Köpfe holen, die frische Denk- und Haltungsweisen mitbringen.“ Ebenso wichtig: die Bereitschaft, Risiken einzugehen und dafür zeitliche und finanzielle Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Für Schallmo sind drei Dinge wichtig: Klugheit, Mut und Ausdauer. Klugheit, um eine echte Innovation schon im Ansatz zu erkennen und zu bewerten. Mut, um eine Innovation am Markt durchzusetzen. Und Ausdauer, weil das seine Zeit braucht. Neue Innovationsquellen ergeben sich gerade für Mittelständler, wenn sie Kunden in den Entwicklungsprozess einbeziehen. Der Gleitlager-Hersteller Igus in Wedel zum Beispiel lässt im Forum seiner 3D-CAD-Bibliothek Kunden Teile und Systeme konstruieren. Und er beobachtet systematisch, wie und worüber sich seine Kunden in Internet-Blogs und -Foren über Igus-Produkte austauschen. „In einem Forum von Hobbyfilmern haben wir eine Diskussion entdeckt, bei der sich Kameraleute beschwert haben, dass sie keine leisen und ruckelfreien Kamerafahrten machen können“, sagt Igus-Geschäftsführer Frank Blase. „Mit Hilfe unserer Produkte haben sie sich dann selbst Tipps gegeben und etwas zusammengestellt, das die Kamerafahrten verbessert.“ Auf der Basis dieser Tipps entwickelte das Unternehmen dann schließlich einen Hybridschlitten. Auch über Beschwerden von Kunden kann man auf neue Ideen kommen. So ging zum Beispiel beim Wuppertaler Werkzeughersteller Wera eine beschädigte Knarre ein, die retourniert worden war. Ein Wera-Mitarbeiter besuchte den Kunden, und der erläuterte, dass die Knarre kaputt gegangen sei, als er sie zwischendurch auch mal als Hammer benutzt hatte. Ergebnis des Kundenbesuchs: Zwei Jahre später hatte die Firma die neue Knarre „Wera Koloss“ mit Schlosserhammer im Angebot.

„Open Innovation ist auch eine Rekrutierungsmethode“ Mittlerweile beliefert Wera viele Handwerker mit Prototypen neuer Werkzeuge, um sie testen zu lassen. Für ihre Feedbacks zahlen die Kunden weniger fürs Werkzeug, und wenn sie eine Idee beisteuern, die Entwicklungsgrundlage für ein neues Produkt wird, bekommen sie die zusätzlich vergütet. Besonders findigen Kunden kann es auch passieren, dass sie irgendwann ein Angebot bekommen. „Open Innovation ist auch eine Rekrutierungsmethode“, sagt Michael Bartl vom Innovationsdienstleister Hyve, „das geht so weit, dass in einigen Unternehmen die besten Ideengeber in der Entwicklungsabteilung angestellt werden.“ Knapp 60 Milliarden Euro, schätzt die KfW-Bankengruppe, geben deutsche Mittel-

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ständler für Innovationen aus. Mit fast 30 Milliarden Euro tragen große Firmen mit 50 und mehr Beschäftigten den Löwenanteil dieser Ausgaben. Doch auch die kleinen Betriebe mit weniger als fünf Angestellten haben mit rund 16 Milliarden Euro einen wesentlichen Anteil – diese beachtliche Summe kommt allerdings durch die Vielzahl der kleinen Betriebe zusammen. Weil der Erfolg neuer Produkte nur schwer zu kalkulieren ist, schreckt diese Unsicherheit in den allermeisten Fällen externe Geldgeber oder Banken ab. Mit der Folge, dass gerade die Innovationskraft der Mittelständler damit ausgebremst wird. Die KfW-Gruppe empfiehlt deshalb, rasch spezifische Innovationshemmnisse mittelständischer Unternehmen abzubauen..

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Selbst ausreichende finanzielle Mittel und eine blendende Idee sind noch kein Garant f ür den schnellen Erfolg.

Fördermittel vom Staat für Entwicklungsprojekte Mit dem Zentralen Innovationsprogramm Mittel­stand (ZIM), dem größten Programm der Technologie- und Innovationsförderung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie für den Mittelstand, soll gegengesteuert werden. Hier erhalten Unternehmen und mit ihnen kooperierende Forschungseinrichtungen Zuschüsse für Forschungs- und Entwicklungsprojekte. Durch die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft, die zielgerichtet angeregt und angestoßen wird, können kleine und mittlere Unternehmen Nachteile ausgleichen, die sie durch ihre beschränkten personellen und finanziellen Möglichkeiten haben. Vollständig abgeflossen sind inzwischen die im vergangenen Jahr zur Verfügung gestellten Fördermittel in Höhe von 543 Millionen Euro, bewilligt für über 4.000 Projekte. Aber selbst ausreichende finanzielle Mittel und eine blendende Idee sind noch kein Garant für den schnellen Erfolg. Manchmal braucht es sogar Jahrzehnte, bis sich eine Innovation durchsetzt. Beispiel Mikrowellenherd: Der wurde um 1950 von einem Rüstungsunternehmen entwickelt, war aber klobig und teuer. Die Öfen wurden erst in den Achtzigerjahren des vorigen Jahrhunderts zum Riesenerfolg. Heute steht in drei Viertel aller deutschen Haushalte die Innovation von anno dazumal. 

Almut F. Kaspar Journalistin

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Innovativer Mittelstand in Gefahr Die Innovationskraft deutscher Unternehmen scheint unverändert hoch. Doch eine Analyse der Zahlen zeigt: Der Mittelstand lässt im innovativen Wettbewerb nach.

Kleine Unternehmen sind weniger innovativ Knapp 32.000 Unternehmen betreiben „kontinuierliche FuE“. Sie verfügen also über eine eigene Abteilung und interne finanzielle Mittel, um Forschung und Entwicklung voranzutreiben. Gleichwohl vermerkt die Studie, dass die geplante Ausweitung der Innovationstätigkeit von einer immer kleineren Anzahl von Unternehmen getragen wird. Zugleich nimmt der Anteil kontinuierlich forschender Unternehmen mit der Unternehmensgröße zu. Es sind vorwiegend Großunternehmen und Konzerne, die forschen und entwickeln. Denn 2014 investierten KMU 32,2 Milliarden Euro in die Forschung – 22 Prozent der gesamten Innovationsausgeben der deutschen Wirtschaft. 78 Prozent verbleiben also bei Konzernen. Diese Entwicklung spiegelt sich in den faktischen Markterfolgen in der forschungsintensiven Industrie wider: Großunternehmen erwirtschafteten 2014 mit neuen Produkten einen Umsatzanteil von 39 Prozent gegenüber nur 17 Prozent bei den KMU.

Innovationsförderung für KMU soll besser werden Bernd Ratmeyer Wissenschaftsjournalist und Lektor

Warum stockt der sonst so innovative „Motor Mittelstand“? In der Nutzung von Innovationsförderungen durch die öffentliche Hand sind

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Bis einschließlich 2017 wird das BMBF seine Förderung f ür KMU um 30 Prozent auf rund 320 Millionen Euro pro Jahr erhöhen.

große Unternehmen im Vorteil: Sie verfügen in der Regel über eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilungen, die routiniert Förderanträge abarbeiten können. Eine Schieflage, die auch die Bundesregierung erkannt hat. Das BMBF legt neben dem Förderprogramm „KMU Innovativ“ ein neues Zehn-Punkte-Programm „Vorfahrt für den Mittelstand“ auf. Bis einschließlich 2017 wird es seine Förderung für KMU um 30 Prozent auf rund 320 Millionen Euro pro Jahr erhöhen. Vor allem sollen Partnerschaften und Netzwerke etwa mit Hochschulen oder Forschungseinrichtungen initiiert werden. Außerdem sollen Förderanträge vereinfacht und Schlüsseltechnologien wie Industrie 4.0, Medizintechnik und Energiewirtschaft gefördert werden. Ein „Lotsendienst“ wird künftig durch den Antragdschungel führen. Ob diese Bemühungen den deutschen Mittelstand wieder zur treibenden Innovationskraft machen, wird die nächste Innovationserhebung zeigen. Einstweilen sollten innovationsfreudige Mittelständler es selber ausprobieren:  Lotsendienst für Unternehmen Tel.: 0800 2623 009 E-Mail: beratung@foerderinfo.bund.de Internet: www.foerderinfo.bund.de

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Rund 145 Milliarden Euro, diese gewaltige Summe haben deutsche Unternehmen 2014 für Innovationsaktivitäten ausgegeben. Das vermeldet die aktuelle „Innovationserhebung 2015“ des ZEW (Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung), im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Die Innovationsfreude der heimischen Wirtschaft ist demnach nicht gestiegen, sie sinkt aber auch nicht: 45,6 Prozent der Unternehmen waren innovativ tätig; 12,8 Prozent des Umsatzes der deutschen Wirtschaft (662 Milliarden Euro) wurde mit Produktinnovationen erzielt.


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IT-Sicherheitsgesetz und NIS-Richtlinie Neue deutsche und europäische Gesetze und Richtlinien sollen kritische Bereiche des Gemeinwesens vor Hackerangriffen schützen. Unternehmen werden verpflichtet, ihre IT-Sicherheit hochzufahren. Wen trifft es?

Angesichts der bis zu 20.000 täglichen Hackerangriffe in Deutschland sah sich sowohl der deutsche als auch der europäische Gesetzgeber dazu verpflichtet, Regelungen zum Schutz von IT-Systemen zu erlassen. Die Ergebnisse bilden das deutsche „Gesetz zur Erhöhung der Sicherheit informationstechnischer Systeme“ (IT-Sicherheitsgesetz) vom 25.07.2015 und die europäische „Richtlinie über Maßnahmen zur Gewährleistung einer hohen gemeinsamen Netz- und Informationssicherheit in der Europäischen Union“ (NIS-Richtlinie) vom 08.08.2016. Diese verpflichten bestimmte Unternehmen, angemessene technische und organisatorische Vorkehrungen

zur Vermeidung von Störungen ihrer IT-Systeme zu treffen und erhebliche Störungen zu melden. Doch welche Unternehmen sind tatsächlich betroffen?

Das IT-Sicherheitsgesetz Primäre Adressaten des IT-Sicherheitsgesetzes sind Betreiber Kritischer Infrastrukturen (KRITIS). Hierbei handelt es sich nach der gesetzgeberischen Definition um Einrichtungen, Anlagen oder Teile davon, die den Sektoren Energie, Informationstechnik und Telekommunikation (ITK), Transport und Verkehr, Gesundheit, Wasser, Ernährung sowie Finanz- und Versicherungswe-

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sen angehören und von hoher Bedeutung für das Funktionieren des Gemeinwesens sind. Durch ihren Ausfall oder ihre Beeinträchtigung würden erhebliche Versorgungsengpässe oder Gefährdungen für die öffentliche Sicherheit eintreten. Nicht erfasst sind Kleinstunternehmen mit weniger als zehn Beschäftigten und weniger als zwei Millionen Euro Jahresumsatz. Welche Betreiber unter diese Definition fallen, bestimmt der am 03.05.2016 verabschiedete erste Teil der „Verordnung zur Bestimmung Kritischer Infrastrukturen nach dem BSI-Gesetz“ (BSI-KritisV) für die Sektoren Energie, Wasser, Ernährung und ITK. Eine Ergänzung der BSI-KritisV für die Sektoren Transport und Verkehr, Gesundheit sowie Finanz- und Versicherungswesen wird für Anfang 2017 erwartet.

Unmittelbare Adressaten Die Bestimmung der KRITIS-Betreiber erfolgt gemäß BSI-KritisV in drei Schritten: In einem ersten Schritt werden kritische Dienstleistungen definiert, die für die Versorgung der Allgemeinheit elementar sind: Im Sektor Energie sind dies die Stromversorgung, Gasversorgung, Kraftstoffund Heizölversorgung sowie die Fernwärmeversorgung; im Sektor Wasser die Trinkwasserversorgung und die Abwasserbeseitigung; im Sektor Ernährung die Lebensmittelversorgung; und im Sektor ITK die Sprach- und Datenübertragung sowie die Datenspeicherung und -verarbeitung. In einem zweiten Schritt werden diejenigen Kategorien von Anlagen identifiziert, die für die Erbringung dieser kritischen Dienstleistungen erforderlich sind (Kläranlagen für den Sektor Wasser). In einem dritten Schritt werden konkrete Anlagen oder Teile bestimmt, die einen aus gesamtgesellschaftlicher Sicht bedeutenden Versorgungsgrad aufweisen. Entsprechende Schwellenwerte werden mittels einer 500.000er-Regel berechnet. Das bedeutet: Ab einer Versorgung von

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mindestens 500.000 Menschen ist grundsätzlich davon auszugehen, dass die Anlage oder Teile davon als KRITIS einzustufen sind. Doch Achtung: Werden diese Schwellenwerte nicht erreicht, liegt zwar keine KRITIS vor. Dennoch kann das Unternehmen über spezialgesetzliche Regelungen zur Sicherung seiner IT-Systeme verpflichtet sein, wie beispielsweise über das Telemedien- oder das Energiewirtschaftsgesetz.

Mittelbare Adressaten Wer derzeit noch nicht vom IT-Sicherheitsgesetz betroffen ist, sollte sich ebenfalls nicht zurücklehnen. Dies gilt vor allem für Dienstleister von KRITIS-Betreibern, die sich zunehmend den Ansprüchen ihrer Kunden anpassen müssen. Ebenso von den Regelungen betroffen sind Hersteller von IT-Produkten, welche vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) verpflichtet werden können, an einer Störungsbeseitigung mitzuwirken. Noch einschneidender dürfte sich das Recht des BSI auswirken, IT-Produkte zu untersuchen und Warnungen gegenüber der Öffentlichkeit vor der Nutzung eines IT-Produkts auszusprechen. Die Hersteller von IT-Produkten sind somit dringend angehalten, ihre Produktion an die neuen Sicherheitsbedürfnisse anzupassen, wollen sie KRITIS-Betreiber als Kunden behalten.

Die NIS-Richtlinie Sollte der deutsche Gesetzgeber bezweckt haben, mit dem IT-Sicherheitsgesetz eine Rechtsgrundlage zu schaffen, die bereits sämtliche europäischen Vorgaben der NIS-Richtlinie vorweg umsetzt, ist dieser Versuch missglückt. So sieht die NIS-Richtlinie vor, die Adressaten nicht nur anhand quantitativer Kriterien zu bestimmen, sondern hierbei auch qualitative Aspekte zu beachten. Betreiber, welche die Schwellenwerte der BSI-KritisV nicht erreichen und von keinem Spezialgesetz erfasst sind, könnten somit wieder betroffen sein. Dies dürfte insbesondere für den Gesundheitssektor gelten. Ein Ende der Rechtsunsicherheit ist somit nicht in Sicht. 

Checkliste Unmittelbar betroffen Über dem Schwellenwert nach BSI-KritisV = KRITIS-Betreiber Unter dem Schwellenwert nach BSI-KritisV, aber von Spezialgesetzen erfasst Mittelbar betroffen Dienstleister eines KRITIS-Betreibers oder eines von einem Spezialgesetz erfassten Unternehmens Hersteller von IT-Produkten für KRITIS

Mareike Gehrmann Fachanwältin für Informationstechnologierecht TaylorWessing www.taylorwessing.com


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Der Mittelstand. | 5 | 2016

Gutes Timing entscheidet über Ihren Werbeerfolg! So finden Sie den richtigen Zeitpunkt für Ihre Online- und Print-Kommunikation Wie so oft im Leben gilt auch in der Werbung: Erfolg hat nur der, der zum passenden Zeitpunkt am richtigen Ort ist. Doch was heißt das für den Versand von Newslettern oder Werbebriefen? Wann erreichen Posts in den sozialen Medien die meiste Aufmerksamkeit? In dieser Kolumne erfahren Sie, worauf Sie künftig bei Ihrer B2Bund B2C-Kommunikation in den unterschiedlichen Kanälen achten sollten.

Werbebriefe: Am richtigen Tag im Briefkasten landen! Print lebt weiterhin! 2015 wurden für volladressierte Werbesendungen 8,8 Mrd. Euro ausgegeben. Damit liegt das klassische Direktmarketing bei den Werbeausgaben auf Platz 2 hinter der Anzeigenwerbung mit 10,8 Mrd. Euro (Quelle Dialog Marketing Monitor Deutsche Post). Vor allem Händler nutzen Mailings, um ihre Kunden und Zielgruppen zielgerichtet ansprechen zu können. Und einer der Vorteile von Werbebriefen ist die – zumindest kurzfristig – ungeteilte Aufmerksamkeit beim Sortieren der Post. Um die Chance auf ein Öffnen und Lesen der Werbepost zu erhöhen, sind außer Angebot und passende Jahreszeit auch der richtige Wochentag entscheidend. B2C-Kommunikation: Werbebriefe sollten zwischen Donnerstag bis Samstag ankommen, dann steigt die Chance für die Lektüre am Wochenende. B2B-Kommunikation: Werbepost wird zwischen Dienstag und Donnerstag am ehesten gelesen. Vermeiden Sie, am Montag in den unbearbeiteten Timetable B2C Kommunikation MO

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Poststapel vom Wochenende zu geraten. Und Freitag sind viele Empfänger gedanklich schon im Wochenende, auch da kann Ihre Werbebotschaft leicht untergehen.

Newsletter: Wochentag und Uhrzeit beachten! Noch schneller als ein gedruckter Werbebrief landet ein Newsletter ungelesen im elektronischen Papierkorb. Selbst wenn das Thema den Empfänger grundsätzlich interessiert, wird die Mail zum falschen Zeitpunkt abgeschickt, wandert sie in die Ablage und ist damit aus den Augen bzw. aus dem Sinn. Also denken Sie sich in Ihre Zielgruppe hinein und überlegen Sie, wann diese überhaupt Zeit zum Sichten der elektronischen Post hat. Gute Newsletter-Programme haben eine Statistik-Funktion, die Ihnen zeigt, wie viele Leser Ihre Aussendung erreicht hat und wann diese gelesen wurde. Nutzen Sie diese unbedingt und variieren Sie ggf. den Versandzeitpunkt. Tipp: Testen, Testen, Testen! AB-Tests können Ihnen helfen, den optimalen Zeitpunkt für den Newsletterversand zu finden. Teilen Sie Ihren Verteiler in Gruppen auf und senden Sie das Mailing an verschiedenen Tagen. Der erfolgreichste Versandtag kann dann beim nächsten Newsletter die Grundlage sein, um auf gleiche Weise unterschiedliche Uhrzeiten auszuprobieren. B2C-Kommunikation: Endverbraucher erreichen Sie vor allem abends ab ca. 20 Uhr. Dann ist Zeit für Surfen und Online-Shopping, d.h. Newsletter mit konkreten Angeboten sowie Kaufaufforderungen Timetable B2B Kommunikation

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kommen genau richtig. Aber keine Empfehlung ohne Ausnahme: Dank der Smartphones werden immer häufiger Mails auch morgens auf dem Weg zur Arbeit oder in der Mittagspause abgerufen. Eine Aussendung zwischen 9 und 14 Uhr kann also durchaus Sinn haben, halten Sie sich dann aber kurz, beschränken Sie sich auf Informationen und verzichten Sie auf Handlungsaufforderungen.

Social Media: Die Zielgruppe bestimmt Kanal und Tageszeit

B2B-Kommunikation: Vermeiden Sie möglichst den Montagmorgen bei Ihrem Newsletterversand. Denn um die über das Wochenende aufgelaufene Mail- und Spamflut zu bewältigen, werden Nachrichten oft sehr schnell ungelesen gelöscht. Und auch der Freitagnachmittag ist eher ungünstig, da

Grundsätzlich gilt es aber auch hier, für die unterschiedlichen Zielgruppen individuell zu planen und verschiedene Zeitpunkte auszuprobieren. Schauen Sie, welche Posts zu welchen Zeiten besonders häufig gesehen wurden. Und werfen Sie auch regelmäßig einen Blick auf Ihre

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Am Morgen Twitter, LinkedIn und Xing, am Abend dann facebook und Pinterest. So könnte stark vereinfacht der ideale Tagesablauf für Postings in den unterschiedlichen SocialMedia-Kanälen aussehen.

Statistik Facebook: Wann Fans online sind

Mitternacht

03:00

06:00

09:00

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15:00

18:00

21:00

Mitternacht

Beispiel Endverbraucher auf Einrichtungs-Blog www.facebook.com/LandhausLook

Konkurrenz. Vor allem facebook bietet dazu für Firmenseiten sehr gute Statistiken. B2C-Kommunikation: Twitter, facebook, Pin­ terest und Instagram werden von Berufstätigen privat in der Woche verstärkt auf dem Weg zur Arbeit, während der Mittagspause und ab ca. 15 Uhr genutzt, die meisten Aufrufe sind teilweise jedoch erst nach 20 Uhr. Am Wochenende gelten die Mittagszeit und der Abend als Stoßzeiten, wobei dies auch stark abhängig ist vom Wetter und von Ferienzeiten.

viele Empfänger früher gehen bzw. sich schon im Wochenendmodus befinden. Ansonsten orientieren Sie sich an den Arbeitszeiten Ihrer Zielgruppe. Selbstständige Handwerker werden Sie eher frühmorgens erreichen zwischen 7 und 9 Uhr. Für Büroarbeiter ist das oft zu früh, als ideal gilt die Zeit ab ca. 11 Uhr, dann ist oft die erste „Arbeitswelle“ abgeklungen. Interessant kann auch der Versand nach der Mittagspause sein ab ca. 14 Uhr.

B2B-Kommunikation: Twitter, Xing und Linked­ In werden in der Woche meist während der Businesszeiten, vor allem zum Beginn der Arbeit und gegen Ende aufgerufen. Und berufliche facebook-Posts haben die höchste Lesewahrscheinlichkeit von Dienstag bis Donnerstag. Tipp: Nicht immer zur vollen Stunde posten! Bei facebook können Beiträge auf Firmenseiten geplant werden, und die meisten stellen dabei automatisch die vollen Stunden ein. Wer „krumme“ Zeiten wählt, geht also nicht so schnell in der Timeline der Leser unter. 

Claudia Mattheis Geschäftsführerin mattheis. Werbeagentur GmbH www.mattheis-berlin.de


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Social Media – ist das nicht gefährlich? Wüste Beschimpfungen in der Kommentarspalte, ungebetene Veranstaltungs-Besucher und teure Abmahnungen: Solche Horrormeldungen über Facebook und Co. führen dazu, dass viele Unternehmer Social Media immer noch meiden – trotz großer Vermarktungs-Potenziale. Sind die Bedenken berechtigt? Nach Einladung über Facebook: 5.000 Menschen verwüsten meine Veranstaltung Der Klassiker unter den Horrormeldungen ist zwar schon 10 Jahre alt, hält sich aber hartnäckig im kollektiven Gedächtnis. Gleich vorweg: Unternehmen waren noch nie davon betroffen. Denn Millionen geschäftlicher Veranstaltungseinladungen sind öffentlich im Internet einsehbar – deswegen wurde noch kein Business-Event von wildgewordenem Partyvolk überrannt. Woher kommen also diese Meldungen? Sie betreffen allesamt private Facebook-Nutzer, die versehentlich „öffentlich“ zu privaten Partys einluden. So kam es in einigen Fällen unbeabsichtigt – und medienwirksam – zu ausufernden Gartenpartys und spontanen Straßenfesten.

Shitstorm: Der gute Ruf in einem Tag ruiniert

Niels Genzmer BVMW Leiter OnlineKommunikation

Auch wenn Shitstorms regelmäßig vorkommen, so sind doch viel weniger Unternehmen davon betroffen, als die Medienberichterstattung glauben macht. Dennoch kann und sollte man sie vermeiden, in dem man die wichtigsten Regeln für kritische Kommentare beachtet: Zügig reagieren, aber nichts überstürzen. Mit klarem Verstand handeln statt mit Wut im Bauch – schließlich lesen alle mit. Und echte Hasskommentare umgehend löschen, nicht aber jede Nörgelei oder Polemik – hier lieber großzügig sein. (Ausführliche Tipps siehe „Der Mittelstand“ 03/2016, S. 44)

Und täglich droht der Abmahnanwalt Das betrifft vor allem zwei Dinge. Erstens: Ein Impressum muss sein – auch bei jedem nicht pri-

vat genutzten Facebook-Auftritt. Es sollte Name, Anschrift, die Rechtsform, Handelsregister, Umsatzsteuer-ID bzw. Wirtschafts-ID sowie eine schnelle Kontaktmöglichkeit (E-Mail-Adresse, Telefonnummer) enthalten und mit zwei Klicks erreichbar sein. Am einfachsten ist es, Sie nehmen sich das Impressum einer vertrauenswürdigen Webseite zum Vorbild und passen es mit den eigenen Daten an.

Gebührenfalle Bildrechte Zweitens: Bildrechte müssen ebenfalls beachtet werden, um Abmahngebühren zu entgehen. Das Thema Nutzungsrechte lösen Sie am einfachsten, indem Sie alle Bilder selbst schießen. Oder Sie sichern sich im Angebot bzw. auf der Rechnung des beauftragten Fotografen „alle örtlich und zeitlich unbegrenzten Nutzungsrechte“. Wichtig: Niemals einfach Bilder aus dem Internet verwenden! Hinzu kommt: Jeder Besucher auf Ihrem Firmen-Event hat ein Recht am eigenen Bild. Am besten zu Beginn jeder Veranstaltung darauf hinweisen, dass Fotos gemacht und später veröffentlicht werden. Besser noch ist eine schriftliche Anmerkung auf der Teilnahmebestätigung, dass jeder Teilnehmer sich automatisch mit der Veröffentlichung von Bildern einverstanden erklärt.

Gehören meine Bilder nachher alle Facebook? Nein, das ist ein weitverbreiteter Irrglaube. Richtig ist, dass man Facebook ein Nutzungsrecht an den eigenen Bildern einräumt (was notwendig ist, damit die Bilder dort veröffentlicht werden können) und außerdem akzeptiert, dass Facebook kein Geld für die Bildrechte bezahlt, die Bilder aber für Werbung nutzen darf. Letzteres ist umstritten, ändert aber nichts daran, dass Sie mit Ihren Bildern weiterhin machen können, was Sie wollen. Das einzige, was nicht mehr geht, ist die Vergabe exklusiver Nutzungsrechte an jemanden anderen. Das betrifft jedoch nur professionelle Fotografen. 

Illustration oben: © ProMotion - Fotolia.com Illustration links: © vitamin_s - Fotolia.com

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Materialinnovationen im Mittelstand Thüringen verfügt traditionell über besondere Erfahrungen und Stärken in den Branchen Technische Keramik und Mikrosystemtechnik/Sensorik/Aktorik. In den nach 1990 neu gegründeten kleinen und mittelständischen Unternehmen hat von Anfang an die Hinwendung zu innovativen Produkten, Technologien und Prozessen für zukunftsträchtige Märkte eine entscheidende Rolle gespielt.

Investitionen in die regionale und Wirtschaftsstruktur sowie die enge Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft sind die entscheidenden Erfolgsfaktoren im Wettbewerb zu größeren Unternehmen. Eng eingebunden in das industrielle Umfeld in Thüringen und besonders am traditionsreichen Industriestandort für technische Keramik und Hybridmikroelektronik in Hermsdorf, ist das seit 2010 zur Fraunhofer Gesellschaft gehörende Institut für Keramische Technologien und Systeme (IKTS). Bei einem Gesamtbetriebshaushalt von rund 12 Millionen Euro wurden 2015 rund 43 Prozent aus Leistungen mit der Industrie erwirtschaftet. Das Fraunhofer IKTS ist auf Grund der hervorstechenden Zukunftspotenziale, die Hochleistungskeramiken unter anderem für Mikrotechnik, Optik und Medizintechnik aufweisen, stark in die thüringischen Netzwerke MNT Mikro-Nanotechnologie Thüringen e. V., Medways e. V. und Optonet e. V. eingebunden. Darüber hinaus sucht das Institut durch aktive Mitarbeit in der BVMW-Fachgruppe „Präzision aus Jena“ den branchenübergreifenden Kontakt zu Unternehmen. Mit Kooperationsprojekten zwischen mittelständischen Unternehmen, Universitäten, Hochschulen und dem Institut wird das Ziel verfolgt, durch marktorientierte Innovationen mit zunehmendem Systemcharakter die Wertschöpfung der Thüringer Industrie mittelund langfristig zu steigern und gleichzeitig den für das nachhaltige Wachstum unabdingbar erforderlichen wissenschaftlich-technischen und Fachkräftenachwuchs zu sichern. Im Mittelpunkt stehen dabei Material- und Verfahrensentwicklungen, die exakt auf den Bedarf der Industrie zugeschnitten sind. Gleichzeitig leistet das Institut im Rahmen seiner strategisch ausgerichteten Vorlaufforschung wichtige Beiträge zur Erschließung zukünftiger Marktpotenziale vor allem auf den Gebieten nachhaltige Wasserwirtschaft, Rohstoffeffizienz sowie umweltfreundliche Energien und Energiespeicherung.

Ein aktuelles Beispiel ist die Entwicklung keramischer Membranen für die Gastrennung. So gelingt es beispielsweise, Sauerstoff aus Luft abzutrennen und für medizinische und chemische Anwendungen nutzbar zu machen.

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Im Mittelpunkt stehen Material- und Verfahrensentwicklungen, die exakt auf den Bedarf der Industrie zugeschnitten sind.

In der Sensorik/Aktorik beziehungsweise Medizintechnik geht es unter anderem um die zunehmende Integration von Funktionskeramiken in hybridmikroelektronische Komponenten, die industrienahe Entwicklung neuer piezokeramischer Werkstoffkonzepte sowie innovative Produkte und Verfahren für die Gelenk-Endoprothetik. Das Hermsdorfer Keramikinstitut war schon in der Vergangenheit federführend an der erfolgreichen Entwicklung und industriellen Umsetzung neuer hochleistungskeramischer Produkte beteiligt. So wurde hier gemeinsam mit der thüringischen Firma Rauschert die weltweit erste keramische Nanofiltrationsmembran zur Marktreife entwickelt. Die aus dieser Kooperation hervorgegangene neue Firma inopor GmbH ist weltweit einziger Anbieter keramischer Nanofiltrationsmembranen, die gegenwärtig zur Reinigung ölhaltiger Abwässer bei der Ölsandaufbereitung in Kanada erprobt werden. Für diese Entwicklung wurden das Fraunhofer IKTS und die inopor GmbH mit dem Corporate Environmental Achievement Award der Amerikanischen Keramischen Gesellschaft ausgezeichnet. 

Dr. Ingolf Voigt Stellv. Institutsleiter Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme IKTS www.ikts.fraunhofer.de


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Digitalisierung, ja, aber wie? Was bedeutet Digitalisierung für mein Unternehmen? Was kann ich wie umsetzen, und wer unterstützt mich dabei? Auf diese und andere Fragen finden Mittelständler bundesweit nun passende Antworten in Kompetenzzentren. Im Rahmen der Förderinitiative „Mittelstand 4.0 – Digitale Produktions- und Arbeitsprozesse“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie entstehen derzeit mehrere Anlaufstellen für die digitale Transformation des deutschen Mittelstandes. Die Kompetenzzentren sensibilisieren für das Thema, informieren in Veranstaltungen und qualifizieren in Workshops. Das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Berlin wird vom BVMW geleitet. In den dazugehörigen Lernfabriken können Unternehmer Industrie 4.0 hautnah an Maschinen erleben. Mittelstand 4.0-Agenturen unterstützen bei übergreifenden Digitalisierungsthemen und tragen das Wissen in die Unternehmen. Die Qualität der Angebote wird über Partnerschaften mit Branchenspezialisten, Universitäten und Wissenschaftsinstituten gewährleistet. Die Zentren dienen zudem der Etablierung von regionalen Unterstützungsnetzwerken und Expertenkreisen. Sämtliche Angebote der Kompetenzzentren und Agenturen sind für die Unternehmen kostenlos.

Die Kompetenzzentren und ihre Schwerpunkte Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Augsburg Schwerpunkte: Automatisierung, Vernetzung, Assistenzsysteme, Logistik, Geschäftsmodelle, Integration des Menschen in Industrie 4.0 Besonderheiten: an Demonstratoren können Unternehmen technische Lösungen direkt erproben und innovative Projektideen in enger Kooperation umsetzen Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Berlin Schwerpunkte: Wertschöpfungsprozesse, Digitales Marketing, Geschäftsmodelle, Personal Besonderheiten: nutzerorientierter Design Thinking-Ansatz, Lernfabrik „Neue Technologien“, Unterstützung bei Umsetzung digitaler Transformation www.gemeinsam-digital.de Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Chemnitz Schwerpunkte: digital vernetzte Fabrik- und Produktionssysteme, Produktentstehungsprozesse, virtuelle Geschäftsprozesse, Ergonomie, Usability, rechtliche Aspekte der Digitalisierung Besonderheiten: adressiert KMU der Zulieferindustrie (Automotive & Non-Automotive Sektor), des Maschinen- und Anlagenbaus und deren IT-Dienstleister Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Darmstadt Schwerpunkte: IT-Sicherheit, Arbeit 4.0, Neue Geschäftsmodelle, Energieeffizienz, effiziente Wertschöpfungsprozesse Besonderheiten: Lernfabriken CiP und ETA zeigen innovativen Methoden und Technologien in einem realen Umfeld www.mit40.de Kompetenzzentrum Digitales Handwerk Schwerpunkte: Einsatz digitaler Technologien, Optimierung innerbetrieblicher Abläufe Besonderheiten: unterstützt Handwerksbetriebe im gesamten Bundesgebiet, in den Schaufenstern des Kompetenzzentrums werden Demonstrations- und Pilotvorhaben gezeigt www.digital.hwk-koblenz.de

Illustration: © j-mel - Fotolia.com

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Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Dortmund Schwerpunkte: jede Stufe der Industrie 4.0 Besonderheiten: Demo-Zentren in Forschung und Industrie

und -Lösungen www.komz-kl.de

Die Agenturen und ihre Schwerpunkte

Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Hamburg Schwerpunkte: logistische Prozesse, neue Geschäftsmodelle, Fragen der Qualifikation, Organisation und Führung in Unternehmen Besonderheiten: Demonstrationsanlagen für 3D-Druck und Maschine-zu-MaschineTransport www.kompetenzzentrum.hamburg

Agentur Cloud Schwerpunkte: Fragestellungen zu Prozess­ optimierung, Smart Products und Smart Services, Cloud-Technologie und Migration, betriebliche Erfolgsfaktoren und Vorgehensweisen www.cloud-mittelstand.digital Die Mittelstand 4.0-Agentur Handel Schwerpunkte: digitaler Handel und Finanzen, vor allem Aufsetzen eines Online-Shops, Anbindung an einen Online-Marktplatz, Anpassung der Finanzprozesse www.handel-mittelstand.digital

Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Hannover Schwerpunkte: Digitalisierung einzelner Produktions- und Logistikprozesse, Recht und Ökonomie, Arbeit 4.0 Besonderheiten: neun Lernfabriken, „Mobile Fabrik“ bringt Industrie 4.0-Demonstratoren und aktuelle Lösungen direkt zu Unternehmen in ganz Niedersachsen www.mitunsdigital.de

Agentur Kommunikation Schwerpunkte: Veränderungsmanagement, praxisnahes Know-how für digitalen Wandel www.kommunikation-mittelstand.digital

Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Kaiserslautern Schwerpunkte: Digitalisierung und Vernetzung der Produktion, digitale Simulation von Produktionsanlagen und Produktentwicklung, Digitalisierung der Arbeitswelt, neue digitale Geschäftsmodelle Besonderheit: Roadshows zeigen mobile, praktische Industrie 4.0-Anwendungsbeispiele

Die Mittelstand 4.0-Agentur Prozesse Schwerpunkte: innovative Geschäftsfelder im Themenspektrum Prozesse, Prozessmanagement und Ressourcen erschließen www.prozesse-mittelstand.digital

Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Hamburg

Marilyn Repp BVMW Marie Landsberg BVMW

Hamburg

Berlin

Kompetenzzentrum Digitales Handwerk Mittelstand 4.0 Kompetenzzentrum Hannover

Dortmund Chemnitz

Köln

Mittelstand 4.0-Agentur Handel

Ilmenau

Mittelstand 4.0-Agentur Cloud Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Stuttgart

Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Chemnitz Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Ilmenau

Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Darmstadt

Darmstadt

Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Kaiserslautern

Mittelstand 4.0-Agentur Kommunikation Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Berlin

Hannover

Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Dortmund Mittelstand 4.0-Agentur Prozesse

Illustration: © StingerMKO - Fotolia.com

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Kaiserslautern

Stuttgart Augsburg

Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Augsburg

Kompetenzzentren der Förderinitiative „Mittelstand 4.0 – Digitale Produktions- und Arbeitsprozesse“ Agenturen der Förderinitiative „Mittelstand 4.0 – Digitale Produktions- und Arbeitsprozesse“


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Mit Mut und Risiko: Innovationen als Wachstumsmotor In innovativen mittelständischen Unternehmen wachsen Umsatz und Beschäftigtenzahl um rund zwei Fünftel schneller gegenüber nicht innovativen Mittelständlern. Die Umsatzrendite steigt innerhalb von zwei Jahren um sieben Prozent.

Welche Ursachen hat diese Entwicklung?

Max Kettner BVMW Projektleiter Verbandskooperationen und Projekte www.bvmw.de/leistungen/innovationsfoerderung.html

Die Risiken, die mit den Investitionen in neue Produkte, Produktionsverfahren oder Geschäftsmodelle einhergehen, sind zum Teil immens. Gescheiterte Versuche schaffen nicht nur in der öffentlichen Wahrnehmung ein negatives Image, sie erschweren den insolventen Unternehmern auch einen möglichen Neueinstieg. Im Gegensatz zum US-amerikanischen Raum, in dem Scheitern und auch wirtschaftliche Krisensituationen als normal in einer offenen Marktwirtschaft betrachtet werden, fehlt es in Deutschland an ei-

ner Art Insolvenzkultur, bei der Fehlversuche als wichtiger Erfahrungswert gelten. Deshalb werden Unternehmensgründungen und risikobehaftete Innovationsvorhaben sehr stark abgewogen. Die Innovationstätigkeit in KMU lässt jetzt schon im dritten Jahr in Folge nach. Nur 28 Prozent investieren noch in innovative Produkte und Prozesse. Auch die Existenzgründungen sind rückläufig; 2015 gab es mit 388.000 insgesamt 40.000 weniger Gründungen als 2012. Die Erfolgsfaktoren für Innovationen sind neben guten Ideen und Kreativität auch Fehlertoleranz, Führungskompetenz und Verantwortungsbewusstsein. Einfacher Zugang zu technologischem Fortschritt, innovationsfreundliche politische Rahmenbedingungen sowie transparente und unbürokratische Förderrichtlinien sind die Eckpfeiler, um die Innovationsbereitschaft bei Unternehmen zu erhöhen. Im Rahmen der Innovationsoffensive. Mittelstand und Gründer unterstützen BVMW, Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit und die AiF FTK GmbH Mittelständler vor Ort und erläutern Förderprogramme, Beispiele gelungener Vorhaben und die gesamtgesellschaftliche Bedeutung. 

Foto: © Sergey Nivens - Fotolia.com

Rund die Hälfte der weltweit 2.700 Hidden Champions, der innovativen Weltmarktführer, kommt aus dem deutschen Mittelstand. Er hält mit 500.000 die mit Abstand meisten Patente in ganz in Europa. Jedoch: Im vergangenen Jahr lag der Anteil der Klein- und Mittelbetriebe an den gesamten Inno­vationsausgaben der deutschen Wirtschaft nur noch bei 22 Prozent. Im Jahr 2000 waren es noch über 35 Prozent. Der Fachkräftemangel verstärkt den negativen Trend weiter. Rund zwei Drittel der deutschen Mittelständler fürchten, sie müssen ihre Innovationsaktivitäten einschränken, weil Fachkräfte fehlen.


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Smart City und die Chancen für den Mittelstand Noch ist Smart City eine Vision einer sich selbst verwaltenden und sich selbst regulierenden Stadt. Gelingt es jedoch, den städtischen Datenschatz für die Gemeinschaft zugänglich zu machen, eröffnen sich gerade für den Mittelstand ungeahnte Möglichkeiten.

Natürlich kann sich eine Stadt, so heterogen und mitspracherechtlich komplex sie ist, nicht wie in der Science-Fiction komplett selbst verwalten. Aber es können Anreize gesetzt werden, Verwaltung dorthin auszulagern, wo demokratische Kontrolle durch Daten und Datenanalyse weiterhin sichergestellt werden kann. Dem Bürger wird nicht über Abstimmungen Mitspracherecht gewährt, sondern über tatsächliches Tun und Mitgestalten. Städte erzeugen allein durch ihre Existenz Daten, Datensets und Datenströme: Zeitreihen, Messpunkte, Bewegungsdaten, Organisations-, Kataster- und viele andere Daten mehr. Sie dienen der Daseinsfürsorge der Bürger. Und sie gehören der Gemeinschaft der Bürger, welche Stadt als ihr Lebensmodell erwählt haben. Gemeinschaftliche Daten müssen auch der Gemeinschaft wieder zur Verfügung gestellt werden.

Foto: © ag visuell - Fotolia.com

Aus den Rohdaten, ausgespielt über eine Public-Private-Partnership-Plattform (4P), kann Wertschöpfung entstehen. Diese Wertschöpfung würde insbesondere durch den Mittelstand erzeugt, weniger durch globale Konzerne oder die Großindustrie. Warum? Die meisten Handlungen innerhalb einer Stadt werden durch die lokale, in den Zuliefer- und Logistikketten tief gestaffelte Wirtschaft erbracht. Hier liegt der Angelpunkt der mittelständischen Wirtschaft. Sie hat die Möglichkeit, maßgeschneiderte Lösungen für spezifische Herausforderungen ihrer ebenfalls mittelständischen Kundschaft zu liefern. Nicht nur, dass der Mittelstand solch eine 4P-Plattform gestalten und betreiben könnte,

sondern er säße auch als Nutznießer an vorderster Stelle zur Gewinnung entsprechender Einsichten aus den städtischen Big Data. Voraussetzung allerdings ist, dass sowohl die Stadt als auch der Mittelstand technisch auf der Höhe der aktuellen Entwicklung sind. Die städtischen Daten würden als Rohdaten zur Verfügung gestellt, denn jede Form der Kuratierung von Daten würde die Stadtverwaltung überfordern.

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Die meisten Handlungen innerhalb einer Stadt werden durch die lokale, in den Zuliefer- und Logistikketten tief gestaffelte Wirtschaft erbracht.

Der deutsche, handwerks- und produktionsbezogene, Mittelstand hätte die Möglichkeit, den gesamten, unerschlossenen Bereich der Datenressource Deutschland zu nutzen, um neue, innovative Angebote zu erstellen. Um diese Zukunftsvision zu erreichen, muss das Spannungsverhältnis zwischen Smart City, Mittelstand und Innovation aufgelöst werden: Stadt und Mittelstand müssen technologisch aufrüsten und willens sein, den ersten Schritt zu machen, um ungeahnte Möglichkeiten zu eröffnen. 

Dr. Sebastian Leder Senior Manager Deloitte Analytics Institute www.deloitte.com


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Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen als Chance Neben der klassischen Gefährdungsbeurteilung der Arbeitsbedingungen hat der Gesetzgeber im Jahr 2013 durch Anpassungen in §5 und §6 des Arbeitsschutzgesetzes die Beurteilung psychischer Belastungen für Unternehmen aller Größenklassen verpflichtend gemacht. Was bedeutet das für den Mittelstand?

Jan Schaller Research Analyst EuPD Research Sustainable Management GmbH www.corporatehealth-award.de www.eupd-research.com

Insgesamt gaben 66 Prozent aller teilnehmenden Firmen an, dass sie psychische Belastungen erfassen. Gut 61 Prozent der Befragten gehen sogar einen Schritt über die gesetzlichen Vorgaben hinaus und erfassen auch die psychischen Beanspruchungen, das heißt die subjektiven, individuellen Folgen dieser Belastungen. In Unternehmen mit weniger als 500 Mitarbeitern werden die psychischen Belastungen nur von 57,4 Prozent der Befragten erfasst; bei den Beanspruchungen sind es noch 53,2 Prozent der Befragten. Weiterhin wurde gefragt, ob aus den erkannten Belastungen und Beanspruchungen anschließend Maßnahmen abgeleitet werden. Gut zwei Drittel aller befragten Unternehmen folgen dieser Vorgabe – im Mittelstand sinkt diese Quote jedoch auf rund 56 Prozent. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass sich in der vorliegenden Stichprobe gut die Hälfte der mittelständischen Unternehmen mit dem Thema

der psychischen Gefährdungsanalyse auseinandergesetzt hat. Entsprechend lässt sich attestieren, dass die Thematik von größeren Firmen und Konzernen mit mehr als 500 Mitarbeitern aktuell besser umgesetzt wird. Deutschlandweit dürfte die Quote insgesamt eher geringer ausfallen, da es sich bei den Bewerbern des CHA tendenziell um aktive, für das Thema BGM sensibilisierte Unternehmen handelt.

Es besteht Nachholbedarf Die Ergebnisse zeigen jedoch auch, dass in vielen deutschen Unternehmen – unabhängig von der Mitarbeiterzahl – noch Handlungsbedarf bei der Durchführung der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen besteht. Es gilt nicht nur, gesetzliche Vorgaben zu erfüllen, sondern auch Verantwortung für die psychische Gesundheit der Mitarbeiter zu übernehmen. Die psychische Gefährdungsbeurteilung stellt ein elementares Fundament im BGM dar, auf dessen Basis eine Vielzahl weiterer Strukturen, Strategien und Maßnahmen entwickelt werden können. Nicht zuletzt wird so zu einer Erhöhung der Arbeitgeberattraktivität beigetragen, um den Herausforderungen des demografischen Wandels adäquat begegnen zu können. Gerade im Mittelstand ist die psychische Gefährdungsbeurteilung so in mehrfacher Hinsicht ein Baustein zur Erhaltung zukünftiger Wettbewerbsfähigkeit. 

Der Corporate Health Award wird am 17. November im Kameha Grand in Bonn übergeben. In diesem Jahr verleiht der BVMW den Sonderpreis Mittelstand. Die Veranstaltung zieht jährlich bis zu 300 Unternehmensvertreter und BGM-Experten an. Sie ist mit einer Konferenz, zahlreichen Workshops, Best Practice Beispielen, Diskussionen und Fachvorträgen die große Netzwerkplattform zum Thema BGM. Die Preisverleihung findet am Abend mit anschließendem Gala-Dinner statt. Anmeldung unter: www.corporate-health-award.de

Foto: © DenisNata - shutterstock.com

Antwort darauf gibt der Blick in die Daten des Corporate Health Awards (CHA), der führenden Qualitätsinitiative für betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) in Deutschland. Im Jahr 2016 haben dabei 335 Unternehmen teilgenommen, von denen 94 weniger als 500 Mitarbeiter beschäftigen. Dies entspricht einem Anteil von rund 28 Prozent mittelständischer Unternehmen.


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Brexit und die Folgen für das EU-Markenrecht Markeninhabern droht Verlust ihrer Rechte in Großbritannien. Unionsmarken gelten innerhalb der EU. Mit dem Austritt Großbritanniens wäre die Unionsmarkenverordnung dort nicht mehr gültig, Unionsmarken könnten im schlimmsten Fall ihren Schutz in Großbritannien verlieren.

Dr. Thomas C. Körber Rechtsanwalt, Partner, Arnecke Sibeth, Frankfurt am Main www.arneckesibeth.com

Worst case Im schlimmsten Fall könnte es dazu kommen, dass mit dem Austritt Großbritanniens Unionsmarken ihren Schutz in Großbritannien verlieren, ohne dass die vorhandene Priorität der Marke gesichert werden könnte. Dann würde ein Wettlauf von Markenanmeldern um Marken beginnen, die nicht mehr geschützt wären. Da dieser Fall einer Enteignung der Markeninhaber bezüglich ihres britischen Markenschutzes gleichkäme, ist er eher unwahrscheinlich.

Best case

Dr. Tudor Vlah, LL.M. Rechtsanwalt, Associate, Arnecke Sibeth, Frankfurt am Main www.arneckesibeth.com

Als Alternative kommt die Vereinbarung der unbeschränkten Fortgeltung der Unionsmarkenverordnung mitsamt künftigen Änderungen in Betracht. Auch diese Lösung ist unwahrscheinlich, da Großbritannien an künftige Neuerungen, die es dann nicht mehr mitbestimmen kann, und an die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofes gebunden wäre.

Wahrscheinliche Lösung Es ist daher wahrscheinlich, dass die Unionsmar-

kenverordnung in Großbritannien zwar nicht mehr gelten wird, aber der britische Teil der Unionsmarkenanmeldungen und -eintragungen aber wohl entweder von Amts wegen oder – wahrscheinlicher – auf fristgemäßen Antrag hin in nationale britische Marken mit entsprechender Priorität der Unionsmarke umgewandelt wird. Dadurch blieben die Rechte und die Priorität der Marke in Großbritannien erhalten. Gleichzeitig wäre Großbritannien autonom bezüglich künftiger Änderungen. Schon jetzt allerdings muss der Brexit in bestehenden und künftigen Verträgen (insbesondere bei Abgrenzungs- und Lizenzvereinbarungen) berücksichtigt werden. Bei bestehenden Verträgen stellt sich die Frage, ob zukünftig die Gültigkeit auch für Großbritannien gewollt ist. Daher sollten diese Verträge nachverhandelt werden, um Klarheit zu schaffen. Bei künftigen Verträgen ist von vornherein eine Klarstellung zu empfehlen, vor allem auch, ob Großbritannien als Gerichtsstand und britisches Recht – auch für Schiedsvereinbarungen – gewählt werden sollte. Außerdem sollten Unionsmarkeninhaber die möglichen Auswirkungen des Brexit auf die Fragen der Erschöpfung von Markenrechten sowie der Anforderungen für die rechtserhaltende Benutzung – auch aus strategischen Gesichtspunkten – klären. In welche Richtung die Reise geht, werden die nächsten Monate und die Verhandlungen auf EU-Ebene zeigen. 

Foto: © niroworld - shutterstock.com

Mögliche Regelungsszenarien Wie die Rechtslage voraussichtlich in dem Austrittsabkommen geregelt sein wird, ist noch völlig unklar, nicht zuletzt, weil ein EU-Austritt ein Novum ist. Einerseits besteht ein Interesse Großbritanniens an dem Schutz der britischen Markeninhaber von Unionsmarken, andererseits hat die EU Interesse an der Schutzerstreckung der Unionsmarken auf Großbritannien.


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„Marketing muss die Partnerkarte spielen“ Klassisches Marketing hat ausgedient. Social Media, SEO und Internet-Streamdienste verändern die Regeln. Jetzt gilt es, die Zeichen der Zeit zu erkennen.

Wann waren Sie das letzte Mal so richtig von Werbung genervt? Ein Alltagsbeispiel: Sie sitzen wartend beim Friseur mit einer Zeitschrift auf dem Schoß und blättern sich durch die mit den Jahren immer dünner gewordene Ausgabe. Die Hälfte der Seiten scheint nur noch aus Anzeigen zu bestehen, die Themen der Artikel sind schlicht veraltet. Der Griff zum Smartphone lässt nicht lange auf sich warten. Später am Tag, mit den Einkaufstüten unter dem Arm, vollführen Sie eine zirkusreife Akrobatiknummer: Mit schmerzhaften Verrenkungen fingern Sie Ihren Haustürschlüssel aus der Tasche und werden in der nächsten Sekunde von kiloschweren Möbel- und Reisekatalogen, Elektronikmarktprospekten und Pizzaservice-Flyern aus Ihrem Briefkasten überschüttet. Zu Hause setzen Sie sich vor Ihren Fernseher, auf der Suche nach einem unterhaltsamen Abendprogramm. Nach dem obligatorischen Zapping-Marathon lässt sie nicht lange auf sich warten: die Werbung. Sieben lange Minuten bekommen Sie „I got the power“-Sparangebote entgegengeschleudert. Kommt Ihnen das bekannt vor? Dann machen Sie sich jetzt auf den Schock gefasst: Sie leben in der Vergangenheit. Sie sind der Konsument einer aussterbenden Generation. Schauen wir doch einmal hin, was sich heute im Markt und im Marketing tut:

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Normalverbraucher als Gewohnheitstier, das es kaum schafft, seinen Stromanbieter zu wechseln. Die Antwort liegt nicht nur in der Innovation als solcher, sondern auch im Weg, sie zu bewerben. Disruptive Marketing-Methoden wie zum Beispiel Growth Hacking halten Einzug, und hier passiert die eigentliche Revolution. Das neuartige Vorgehen in der Werbung erklärt, warum wir die im Eingangsbeispiel beschriebene Werbung als nervig empfinden. Das Marketing der Vergangenheit geht schlicht an den individuellen Bedürfnissen des Kunden vorbei. Es adressiert die Seele der Masse statt die des Einzelnen und folgt dem spätestens seit dem Web 2.0 veralteten Gedanken der Einbahnstraße vom Sender zum Empfänger. Marketing muss jedoch zum Partner des Verbrauchers werden. Es muss mit der Werbung vielleicht sogar einen Mehrwert und ein Erlebnis

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schaffen. Im klassischen interruptiven Marketing wird auf Störung gesetzt: der Werbeblock, der den Film an seiner spannendsten Stelle unterbricht, die Anzeige oder das Werbebanner, die den Lesefluss stoppen, die Einwurfsendung, die den Briefkasten verstopft. Disruptives Marketing verführt, kennt die aktuellen und auch die zukünftigen, bislang verborgenen Bedürfnisse. Das Marketing muss die Partnerkarte spielen. Das bedeutet, den Konsumenten durch Verführung zu einem Richtungswechsel auf seiner Reise durch den Markt- und Informationsdschungel zu verleiten und dabei als Partner für die individuelle Problemlösung verstanden zu werden. Wer ein guter Partner sein will, muss seine jetzigen und zukünftigen Kunden gut kennen. IBM hat vor Kurzem festgestellt: 90 Prozent aller in der Welt existierenden Daten sind in den letzten zwei Jahren entstanden. Jetzt gilt es nur noch, diese Daten nutzbar zu machen. 

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Jörg Bollow Executive Director Marketing Bisnode

Bisnode ist ein führender europäischer Anbieter im Bereich Daten & Analytics. Wir unterstützen Unternehmen dabei, Kunden zu finden und über den gesamten Kundenlebenszyklus zu managen. Dies tun wir, indem wir wegweisend Daten in Smart Data überführen, um unseren Kunden smarte Entscheidungen zu ermöglichen. Wir beschäftigen 2400 Mitarbeiter in 18 Ländern, unser Hauptsitz ist in Stockholm, Schweden. www.bisnode.de

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Passgenaue Forschung für den Mittelstand

Mitglied der Mittelstandsallianz

Der Ebola-Schnelltest von STADA, das Fotobuch von CEWE und das Grüne Gleisbett der Berliner Verkehrsbetriebe – alle drei sind Innovationen mithilfe von Instituten der Zuse-Gemeinschaft.

Die Zuse-Gemeinschaft vertritt die unabhängigen, privatwirtschaftlich organisierten Industrieforschungsinstitute, in deren Fokus immer der Forschungstransfer steht. Über 130 solcher Forschungseinrichtungen gibt es in Deutschland. In den jeweiligen Branchen ist ihre Arbeit hoch geschätzt, aber außerhalb ihrer Forschungsfelder fanden diese für den Mittelstand bedeutenden Institute bisher kaum ausreichende Beachtung. Mit der Gründung der Zuse-Gemeinschaft im Januar 2015 gaben sich die Institute erstmals eine gemeinsame Stimme. Sie wollen neben den Hochschulen und den großen Wissenschaftsorganisationen Fraunhofer, Helmholtz, Max Planck und Leibniz als dritte Säule der deutschen Forschungslandschaft AnDr. Ralf-Uwe Bauer, Präsident erkennung zu finden. der Zuse-Gemeinschaft

Von der Carbongeige bis zum Netzhaut-Implantat Verstecken müssen sie sich dabei nicht: 76 Institute mit über 6.000 Mitarbeitern gehören derzeit der Zuse-Gemeinschaft an, und ihr Know-how mit dem breiten Spektrum von Technologiekompetenzen kann sich sehen lassen. Materialwissenschaften zu Holz, Kunststoff und Papier sind ebenso vertreten wie die Produktionstechnologien verschiedener Sparten wie Fügetechnik und Anlagenbau. Die Bandbreite der Forschung reicht vom Musikinstrumentenbau über die Optik bis hin zu Energieforschung und Mikromedizin.

Brückenschlag zwischen Wissenschaft und Wirtschaft Weil die Forschungseinrichtungen der Zuse-Gemeinschaft selbst mittelständisch geprägt sind,

verstehen sie ihre Kunden, die meistens dem industriellen Mittelstand angehören, besonders gut. Besonders für kleine und mittlere Unternehmen sind die Institute der Zuse-Gemeinschaft von besonderer Bedeutung, weil sich viele kleinere Firmen keine eigene Forschungsabteilung leisten können. Hier geben die innovativen Transferinstitute passgenaue und vor allem schnelle Unterstützung. Dr. Ralf-Uwe Bauer, Präsident der Zuse-Gemeinschaft, sieht in den Instituten seines Verbandes den Treibstoff für kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland: „Unter dem Dach der Zuse-Gemeinschaft bündeln wir gewaltige Kompetenzen und schaffen enorme Synergien. Zugleich hat der Mittelstand direkten Zugriff auf ein sofort abrufbares FuE-Potential zur Lösung drängender betrieblicher Herausforderungen.“ Dieses Potenzial braucht die richtigen Rahmenbedingungen. Die Zuse-Gemeinschaft fordert daher: keine Benachteiligung gegenüber Großforschungsverbünden, gleichberechtigter Zugang zu Förderprogrammen und eine Infrastrukturförderung von 50 Millionen Euro. 

Der Verband Innovativer Unternehmen (VIU) e.V. ist Mitglied der Mittelstandsallianz. Er hat die Gründung der Zuse-Gemeinschaft aktiv begleitet, die erfolgte, um den Forderungen der mittelständischen gemeinnützigen Industrieforschungseinrichtungen nach Gleichbehandlung in der deutschen Forschungslandschaft stärkeres Gewicht zu verleihen. Die Abstimmung beider Verbände erfolgt über eine gemeinsame Geschäftsstelle. www.zuse-gemeinschaft.de www.viunet.de

Foto: Zuse-Gemeinschaft

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Ihr Ansprechpartner: Mathias Wahler Telefon: 030 700 130-134 weihnachtsspende@berlin.msf.org Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft IBAN: DE 72 3702 0500 0009 7097 00 BIC: BFSWDE33XXX Stichwort: Firmenweihnachtsspende www.aerzte-ohne-grenzen.de/weihnachtsspende


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Kontrahieren mit der öffentlichen Hand Seit dem 18. April 2016 gilt in Deutschland ein neues Vergaberecht. Wer regelmäßig für die öffentliche Hand tätig ist, sollte sich mit den neuen Regeln vertraut machen.

Hierbei sollten drei Leitsätze gelten. Erstens: Die Abgabe eines wertungsfähigen Angebots darf nicht vom Zufall abhängen. Zweitens: Man sollte wissen, wo man sich im Vergabeverfahren befindet. Und drittens: Es sollte angestrebt werden, das verfügbare Instrumentarium des Vergaberechts auch taktisch und strategisch nutzen zu können. Denn kaum etwas ist ärgerlicher als die Mitteilung über einen Ausschluss aufgrund eines – vermeidbaren – formalen Mangels. Der „Ausschreibungsmarkt“ ist zudem letztlich als besonderer Vertriebsweg zu begreifen.

Das neue GWB Das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB), das ansonsten das Kartellrecht beheimatet, regelt im vollständig neu gefassten 4. Teil zunächst die verschiedenen öffentlichen Auftraggeber, Ausnahmen vom Vergaberecht sowie grundlegende Vorgaben, die für alle Arten von Aufträgen gelten. Beispiele sind: Bestimmungen zu den Schwellenwerten, ab denen die hier umgesetzten strengeren Regeln des EU-Vergaberechts gelten, Bestimmungen über Auftragsänderungen, die Vergabe-Compliance-Regeln und die vergaberechtlichen Rechtsbehelfe. Was Compliance

angeht, so regelt das neue Recht erstmals ausdrücklich mögliche Wettbewerbsverzerrungen durch Vorbefassung eines bestimmten Unternehmens mit dem Vergabeverfahren als Ausschlussgrund. Dieser kann eine bis zu dreijährige Vergabesperre nach sich ziehen. Vergaberechtsverstöße sind dem Auftraggeber gegenüber nunmehr binnen zehn Kalendertagen ab Kenntnis zu rügen, spätestens aber (insoweit unverändert) bis zum Ablauf der Angebots- beziehungsweise Einreichungsfrist. Von großer praktischer Bedeutung sind zudem die Regelungen zur E-Vergabe, wonach Ausschreibungen schrittweise nur noch elektronisch abzuwickeln sind. Bieter müssen sich zudem mit der Einheitlichen-Europäischen-Eigenerklärung (EEE) und deren Verwendung vertraut machen. Das GWB gilt zunächst für die „klassischen“ öffentlichen Aufträge, also öffentliche Liefer-, Dienstleistungs- und Bauaufträge, die von Auftraggebern wie Bund, Ländern, Kommunen und Zweckverbänden vergeben werden. Es regelt aber auch Grundlagen des Vergabeverfahrens im Sektorenbereich, also bei bestimmten Aufträgen in den Bereichen Wasser-, Elektrizitäts- und

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Wärmeversorgung, Verkehrsnetze sowie Flughäfen, See- und Binnenhäfen.

Die neue VgV Die neue Vergabeverordnung (VgV) regelt das Nähere zur Vergabe von Liefer-, Dienstleistungsund Bauaufträgen. Die Vergabe- und Vertragsordnung Teil A (VOL/A), 2. Abschnitt (die „EG“-Paragraphen), bislang für die Vergabe von Liefer- und Dienstleistungsaufträgen oberhalb von 209.000 Euro netto Auftragswert einschlägig, ist entfallen. Sie wurde durch die neue VgV ersetzt. Unterhalb des EU-Schwellenwertes gilt die VOL/A im 1. Abschnitt bis auf weiteres fort. Bei der Vergabe

„„

Die VgV gilt nicht f ür die Vergabe von Aufträgen im Sektorenbereich.

von Bauleistungen gilt weiter die Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB/A), auch oberhalb des Schwellenwertes von 5.225.000 Euro netto. Anzeige

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Die weiteren Vergabeverordnungen Die VgV gilt nicht für die Vergabe von Aufträgen im Sektorenbereich. Die hierfür einschlägigen Bestimmungen finden sich in der neuen Sektorenverordnung (SektVO). Ebenfalls in einer eigenständigen Verordnung, der Vergabeverordnung Verteidigung und Sicherheit (VSVgV), ist die Vergabe von verteidigungs- oder sicherheitsspezifischen Aufträgen geregelt. Gänzlich neu ist die Konzessionsvergabeverordnung (KonzVgV). Diese regelt das bei der Vergabe von Dienstleistungskonzessionen anzuwendende Verfahren. Hierbei handelt es sich um Aufträge, bei denen der Auftraggeber dem Beauftragten seine Leistungen nicht unmittelbar selbst vergütet, sondern sich der Auftragnehmer im Wesentlichen durch das (oft exklusive) Recht zur Verwertung seiner Leistungen refinanzieren muss.

Bewertung Das Regelwerk ist insgesamt eher mittelstandsneutral. Aus Mittelstandssicht potentiell problematisch ist die Gleichstellung des nichtoffenen Verfahrens mit dem offenen Verfahren. Hier werden bei der Eignungsprüfung Größenvorteile den Ausschlag geben. 

Dr. Oliver Esch Rechtsanwalt Osborne Clarke Rechtsanwälte Steuerberater www.osborneclarke.com


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Altgeräterücknahme – BVMW hilft Exporteuren Seit kurzem droht Elektrohändlern eine bis zu 100.000 Euro teure Buße, wenn sie nicht für die Rücknahme von Elektro-Altgeräten registriert sind.

Jens Schmitt Research Analyst Geschäftsführer, eusima – European Stewardship UG (haftungsbeschränkt) Mitglied der BVMWKommission für Energie und nachhaltiges Wirtschaften www.eusima.net

Das neue Elektrogesetz (ElektroG) verpflichtet Händler mit einer Verkaufsfläche ab 400 Quadratmetern, Altgeräte beim Kauf eines neuen Gerätes kostenfrei zurückzunehmen. Handelt es sich nur um ein kleines Gerät (bis zu 25 cm Kantenlänge), muss das Gerät auch dann kostenfrei zurückgenommen werden, wenn der Kunde kein neues Gerät erwirbt. Diese Regeln gelten auch für den Versandhandel. Versandhändler, die Elektrogeräte ins europäische Ausland vertreiben, ohne dort eigene Niederlassungen zu haben, müssen im Zielland einen Bevollmächtigten benennen. Mit Hilfe des BVMW bietet das Mitgliedsunternehmen Eusima Hilfe für diese Versandhändler an. Der Leiter Außenwirtschaft des BVMW, Rainer Ptok, sprach mit dem Geschäftsführer von Eusima, Jens Schmitt, wie es zu dieser Kooperation kam, und wie weitere Mitgliedsunternehmen davon profitieren können. Rainer Ptok: Für Versandhändler ist das Leben durch das neue Elektrogesetz nicht einfacher geworden. Beim Versand ins europäische Ausland

gibt es einiges zu beachten, um eine Geldbuße zu vermeiden. Wie können Sie den betroffenen Unternehmen helfen und was hat Sie motiviert, diesen Schritt ins Ausland zu machen? Jens Schmitt: Die Mission von Eusima ist, das wirtschaftliche Handeln ihrer Kunden innerhalb Europas hinsichtlich der unterschiedlichen nationalen abfallrechtlichen Vorgaben und Pflichten zu ermöglichen und zu unterstützen. Um diese Mission umzusetzen, sind wir in verschiedenen Ländern Europas engagiert. Mit Hilfe des gut organisierten Auslandsnetzwerkes des BVMW haben wir in Dänemark unsere erste ausländische Betriebsstätte eröffnet. Jetzt können wir unseren Kunden in Dänemark mit Rat und Tat zur Seite stehen. Sie können nun Unternehmen helfen, die Elektrogeräte nach Dänemark versenden wollen. Doch zunächst hat der BVMW Ihnen geholfen … Richtig. Die dortige Auslandsvertretung des BVMW verfügt über hervorragende Kontakte und jahrelange Erfahrung in Dänemark. So konnten wir schnell die notwendigen Schritte gehen, die für die Eröffnung notwendig waren. Schon die ersten Gespräche über das Projekt mit dem außenwirtschaftlichen Bereich des BVMW in Berlin haben mich beeindruckt. Ich war mir sicher, dass wir mit dem Netzwerk des BVMW den Aufbau unserer Niederlassungen erfolgreich umsetzen können. 

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Inzwischen gibt es unterschiedliche Meinungen darüber, wie gut die Rücknahme funktioniert. Laut Vertretern des Handels funktioniert die Rücknahme gut. Entsorgungsunternehmen kritisieren hingegen, dass die Händler verhalten reagieren und abwarten, ob die Rücknahmepflicht kontrolliert und geahndet wird.


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Mit den richtigen Kennzahlen in den Wettbewerb Kein Unternehmenserfolg ohne KPIs (Key Performance Indicators). Ohne betriebliche Kennzahlen sind Unternehmen wie ein Schiff, das orientierungslos auf den Weltmeeren umherschippert.

Die bekanntesten KPIs sind Umsatz und Gewinn, meist EBITA genannt. Von beiden muss es immer mehr sein, am besten auch mehr Prozent des Letzten vom Ersten. Cashflow und Return on Investment (ROI) sind weitere häufig gebrauchte KPIs, die etwas über Liquidität und Attraktivität des Unternehmens aussagen. Neben diesen KPIs gibt es auch eine ganze Reihe weiterer, die seltener erhoben werden, die für die erfolgreiche Steuerung aber nicht minder wichtig sind. Den Kennzahlen im Bereich Personalrekrutierung und Mitarbeiterbindung etwa wird vergleichsweise wenig Beachtung geschenkt. Dabei werden diese beiden in Zukunft im War for Talents wettbewerbsentscheidend sein.

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Kennzahlen für Rekruting und Mitarbeiterbindung Für Unternehmen ist es gerade angesichts des Fachkräftemangels lohnenswert, die Rekrutingprozesse einer regelmäßigen Erfolgsmessung zu unterziehen. Denn nur so lässt sich erkennen, ob sich die eingeschlagenen Maßnahmen rentieren, und die gewünschten neuen Mitarbeiter in Reichweite sind. Das leisten vorher definierte Kennzahlen wie solche zur Dauer und Gesamtkosten des Rekrutingprozesses oder zur Qualität der Bewerbungen und Bleibequote der neuen Mitarbeiter. Je nachdem, welche Ziele sich die

HR-Abteilung gesetzt hat, lassen sich für diesen Bereich verschiedene Schwerpunkt-KPIs definieren, die immer unbedingt qualitative und quantitative Faktoren abbilden sollten. In Zeiten von Fachkräfteengpässen ist die Rekrutierung von neuen Mitarbeitern komplexer und zeitaufwendiger geworden. Vor diesem Hintergrund sollten Maßnahmen entwickelt werden, die neuen Fachkräfte auch langfristig ans Unternehmen zu binden. Viele Unternehmen sind dafür schon gut aufgestellt, sollten aber die installierten Maßnahmen auch regelmäßig evaluieren, mit Hilfe von KPIs wie dem Grad der internen Arbeitnehmerattraktivität, dem Grad der Identifikation mit dem Unternehmen, der Fluktuationsrate und der Krankheitsquote. Nur durch das regelmäßige Monitoring dieser Kennzahlen lassen sich Optimierungspotentiale für Rekruting und Mitarbeiterbindung überhaupt erst finden. Im zweiten Schritt ist es wichtig, daraus auch aktive Maßnahmen für die Unternehmenspraxis abzuleiten. Zudem sollten in regelmäßigen Abständen die definierten KPIs überprüft werden, ob sie noch die Anforderungen erfüllen, oder ob nicht vielmehr Kennzahlen in anderen HR-Bereichen für die aktuelle strategische Ausrichtung wichtiger geworden sind. 

Jan Ole Schneider Country CFO der Randstad Gruppe Deutschland www.randstad.de


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Kleine Helfer CHARGE-BOX: Schön aufgeladen Alles wird kabellos: Telefonieren, Internet, Drucken, Musik hören. Nur Strom lässt sich noch nicht funken. Mit der CHARGE-BOX werden die lästigen Netzteile auf dem Schreibtisch oder in der Wohnung jetzt zumindest unsichtbar.

Neue Wege in der Unternehmenskommunikation ORTEC for Communications ist das Tool zur effizienten Unterstützung der internen Unternehmenskommunikation. Interne Unternehmens-News werden durch die Ortec-Plattform über verschiedene Kanäle an die Mitarbeiter im Unternehmen verteilt. Ein nahezu barrierefreier Mitarbeiterzugang, ein unternehmensspezifisches Branding sowie die orts- und zeitunabhängige Nutzung der Plattform schaffen optimierte Kommunikation.

Denn die CHARGE-BOX lädt Ladekabel – die Netzteile von Mobiltelefon, Digitalkamera oder MP3-Player werden im Korpus aus stabilem pulverbeschichteten Stahl versteckt, die Geräte präsentieren sich auf der Ablage. Egal, ob in Wandmontage oder bodenständig, zurück bleibt schlichte Schönheit. Erhältlich in Weiß, Schwarz, Türkis, Beigerot, Grau. www.konstantinslawinski.com

Schlüsselfinder mit Bluetooth Für alle, die regelmäßig ihre Schlüssel suchen, gibt es nun digitale Hilfe: Der Schlüsselfinder Orbit findet ihn immer wieder. Befestigen Sie das kleine Gerät einfach an Ihrem Schlüsselbund, laden Sie die kostenlose App auf Ihr Smartphone und schon sehen Sie in den genauen Aufenthaltsort. Außerdem können Sie über die App einen Hinweis-Ton starten, den Orbit zuverlässig abspielt und so zeigt, wo er liegt. Das ganze funktioniert übrigens auch umgekehrt: Wenn Sie Ihr Handy und somit die App verlegt haben, können Sie Orbit drücken. Schon fängt das Handy an zu klingeln – auch wenn es lautlos gestellt ist. Orbit gibt es in Gold, Grau, Schwarz und Silber. www.design-3000.de

Verschiedene Kanäle werden genutzt, um Mitarbeiter mit relevanten News zu erreichen. Optionale Module, wie Personalisierung, Feedbacks oder Suchfunktionen, stehen dem Unternehmen zur Auswahl, um ein vollständig maßgeschneidertes Produkt zu erhalten. Neben der Produktabstimmung durch Funktionen an spezifische Bedürfnisse der Kunden, wird auch das Design möglichst nahe an das Corporate Design des Unternehmens angelegt. Das Ziel besteht darin, die Mitarbeiter in einer möglichst vertrauten Umgebung zu informieren und sie zu einer kontinuierlichen App-Nutzung zu bewegen. www.orteccommunications.com


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Buchtipps SOS Europa Europa steht am Scheideweg. Die einen streben eine möglichst lockere Union weitgehend selbstständiger Nationalstaaten an. Die anderen präferieren ein zentralistisches Modell. Doch nicht nur der Streit über die zukünftige politische Gestalt Europas überschattet das einmalige Friedensprojekt. Terroranschläge, der Zustrom von Flüchtlingen, wirtschaftliche Schwäche im Süden, dazu eine Zentralbank, die einen geldpolitischen Crashkurs steuert – die Bedrohung ist allumfassend. „SOS Europa“ will „Wege aus der Krise“ weisen und als „Kompass für Europa“ dienen. Den hat vor allem die Politik nötig. Sie scheint zunehmend unfähig, die dringend notwendigen Kurskorrekturen anzupacken. Stattdessen konzentriert sie sich auf den bloßen Machterhalt oder teure Wahlgeschenke. Europas Politiker müssen endlich Antworten auf drängende Fragen finden: Wie können die inneren und äußeren Spannungen abgebaut werden? Welche neuen Sicherheitsstrukturen sind erforderlich?

Wo liegen die Chancen der Digitalisierung? Zukunftsfähige Lösungen sieht das Autorentrio in einer Rückbesinnung auf eine europäische Politik der Marktwirtschaften. Deshalb ist ihr Buch ein Plädoyer für eine subsidiäre und marktkonforme Gestaltung Europas im Geiste seiner Gründungsväter. Der Finanzkolumnist Gottfried Heller gilt als einer der besten Kenner der internationalen Finanzmärkte; Dr. Ulrich Horstmann arbeitet als Wertpapieranalyst in München; der Unternehmer Stephan Werhahn gehört dem Bundesvorstand der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der Union an.

Persönliche PersönlicheEmpfehlung Empfehlung von Ohoven! vonMario Mario Ohoven!

Gottfried Heller, Ulrich Horstmann, Stephan Werhahn SOS Europa Wege aus der Krise – Ein Kompass für Europa FinanzBuch Verlag 288 Seiten

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Die Wirtschaftswelt der Zukunft Wie Fortschritt unser komplettes Leben umkrempeln wird

Elon Musk Wie Elon Musk die Welt verändert – Die Biografie

Silicon Germany Wie wir die digitale Transformation schaffen

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Ready for Take off Wie schaffen wir es, unsere Potenziale auszuschöpfen, ohne uns zu überfordern? Dieser Frage widmet sich Philip Keil aus einer spannenden Perspektive. Mit 22 Jahren zählte er zu den jüngsten Verkehrs­piloten Deutschlands. Über 8.000 Flugstunden, tausende Starts und Landungen auf vier Kontinenten und in beinahe allen Klimazonen kann Keil vorweisen. Seine persönliche Grenzerfahrung erlebte er im Jahr 2009: Mit 190 Passagieren an Bord kommt es plötzlich zu einem akuten NotPhilip Keil fall. Dass er an diesem Tag eine Katastrophe verhindern kann, verdankt er dem „Crew Resource Management“. Ready for Take off Wie Sie Ihre Stärken nutzen und Stress vermeiden

In seinem Buch „Ready for Take off“ überträgt Philip Keil diese von der NASA entwickelten Strategien auf den Alltag seiner Leser. Wie treffen Piloten unter Zeitdruck schwierige Entscheidungen? Wie funktioniert eine klare Kommunikation und effektives Teamwork? Auch im „Unternehmens-Cockpit“ entscheiden diese Schlüsselkompetenzen über Crash oder Punktlandung. Freuen Sie sich auf einen spannenden Flug.

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Kleinunternehmen führen und organisieren Kleinunternehmern fehlt oft die Zeit für strategische Überlegungen und sie arbeiten fast nur im statt am Unternehmen. Doch mehr Zeit für die Familie, motivierte Mitarbeiter und finanzielle Sicherheit sind nur machbar, wenn auch die Planung stimmt. Das Buch zeigt an vielen Praxisbeispielen, wie Unternehmen erfolgreich sein können. Im Mittelpunkt stehen vier Erfolgsfaktoren: Teamchef – der Unternehmer selbst, Erwartungen der Kunden, Mitarbeiter und die Prozesse im Unternehmen. Ein Schnelltest zur Standortbestimmung und zur Zielformulierung runden die Anwendbarkeit ebenso ab wie zahlreiche Formulare, Checklisten und Anwendungen.

Postkapitalismus Grundrisse einer kommenden Ökonomie

Paul Mason

Suhrkamp 430 Seiten

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Jörg Baumhauer Carsten Schmidt Kleinunternehmen führen und organisieren GABAL Verlag 280 Seiten

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Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung Die Krise der heutigen Ökonomie oder Was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können Ulrike Herrmann

Westend 288 Seiten

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Phishing for Fools Manipulation und Täuschung in der freien Marktwirtschaft

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Finanzkolumne „Über Ihr Geld“

Angst ist kein guter Berater

Soll ich mein Haus/meine Firma/meine Wertpapiere an meine Kinder und Enkelkinder verschenken? Der Gedanke dahinter: die Angst vor einer Erhöhung der Schenkungs- und Erbschaftsteuer. Meine Lebenserfahrung: Man sollte sich grundsätzlich nicht von steuerlichen Überlegungen leiten lassen. Zu oft erweisen sich die Beschenkten als nicht dankbar. Weg ist weg. Gönnen Sie sich lieber selbst etwas von Ihrem Geld. Fliegen Sie Erste Klasse, sonst tut es Ihr Schwiegersohn.

Hans-Peter Holbach Herausgeber des im 44. Jahrgang erscheinenden Informationsdienstes Geldbrief www.geldbrief.com und Chefredakteur beim Vertraulichen Schweizer Brief www.vertraulicher.com

Muss ich Angst haben, dass ich meine Bankguthaben verliere? Ja, die Gesetze sind schon da. Die Staaten wollen und können nicht mehr ihre Banken retten. Eine Rettung mit Steuermitteln ist politisch nicht mehr zu vermitteln. Auf dem Papier gelten 100.000 Euro pro Person als gesichert. Aber wenn eine Großbank illiquide wird, wird auch die private Garantieeinrichtung zahlungsunfähig. Da nutzen auch die Brüsseler Gesetze nichts. Meine Lösung: Ich halte bei den Banken Wertpapierdepots. Diese gehören mir auch im Falle einer Bankpleite („ausgesonderte Vermögen“). Und mein Cash habe ich bei mehreren Banken im In- und Ausland. Wird eine Zinserhöhung die Aktienkurse fallen lassen? Wer weiß das, und beim nächsten Mal ist ohnehin wieder alles anders. Ich bevorzuge Aktieninvestments, denn Aktien haben die Ten-

denz, langfristig im Kurs zu steigen. Und es wird sogar Aktiengesellschaften geben, die von wieder steigenden Zinssätzen profitieren werden. Muss ich damit rechnen, dass unsere überschuldeten Staaten Pleite gehen? Wir werden eine Staats­ pleite in Deutschland oder der Schweiz nicht erleben. Die Staaten gehen erst Pleite, wenn sie kein neues Geld mehr für die Rückzahlung ihrer Schulden erhalten. Aber selbst dann gibt es Möglichkeiten: höhere Steuern, Senkung des Zinssatzes für Alt-Anleihen, Verlängerung der Laufzeit bis zu unendlich. Die Politik hat einen großen Spielraum, eine Staatspleite zu verhindern oder zumindest auf Jahre hinauszuschieben. Werden wir den Euro auch noch in zwei Jahren haben? Ja, das ist politisch so gewollt. Und was bekämen Sie, wenn der Euro ausgewechselt würde? Doch nur anderes Papiergeld. Die Geschichte aller Währungen zeigt: Das schlechtere Geld ersetzt das bessere. Es wird nie besseres Geld geben. Soll ich mit meinem Geld Immobilien kaufen? Ja, wenn Sie sich die Freude gönnen wollen, im eigenen Haus Herr zu sein. Aber Mietobjekte müssen kritisch betrachtet werden. Es kommt nicht auf den Maklerspruch „Lage, Lage, Lage“, sondern auf „Rendite, Rendite, Rendite“ an – und das nachhaltig. Aber Immobilien können Sie nicht immer zu einem Ihnen genehmen Preis verkaufen und bei einem Umzug nicht über die Grenze mitnehmen. Ich bevorzuge Immobilienaktien, am besten via einem täglich liquiden Indexfonds. 

Foto: © photocrew – Fotolia.com

Wovor haben die Menschen mit Geld Angst? In der Sommerzeit hatte ich mit meinen Leserfreunden wieder „Vier-Augen-Gespräche“. Hier einige Fragen und Antworten.


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Ausschluss der E-MailKündigung unwirksam

Foto unten: © smarques27 - fotolia.com; Foto oben: AllebaziB - Fotolia.com

Immer wieder sind allgemeine Geschäftsbedingungen, das „Kleingedruckte“, Gegenstand höchstrichterlicher Entscheidungen. So auch im Bereich der Kündigungsmöglichkeiten von Verträgen. Hier war Gegenstand eines Rechtsstreits, ob die im Rechtsverkehr mittlerweile gängige Form der E-Mail in AGB wirksam ausgeschlossen werden könne. Der Bundesgerichtshof urteilte in einer aktuellen Entscheidung, dass eine Online-Plattform, die die Möglichkeit des Kunden ausschließt, das Vertragsverhältnis per Email zu beenden, rechtswidrig handelt. Gegenstand war die AGB-Klausel einer bekannten Dating-Plattform: „Die Kündigung der VIP- und/oder Premium-Mitgliedschaft bedarf zu ihrer Wirksamkeit der Schriftform (eigenhändige Unterschrift) und ist zum Beispiel per Fax oder per Post an E. GmbH (Adresse siehe Impressum) zu richten; die elektronische Form ist ausgeschlossen.“

eine einseitige Benachteiligung des Kunden darstelle. Bemerkenswert war in diesem Fall, dass die Firma sich selbst vorbehalten hatte, eine außerordentliche Kündigung auch per E-Mail aussprechen zu können, der Kunde hingegen die postalische Schriftform einhalten müsse.

Der Bundesgerichtshof begründet die Unzulässigkeit damit, dass wenn das Unternehmen einerseits alle sonstigen rechtlich verbindlichen Erklärungen per E-Mail zulasse, wie zum Beispiel den Vertragsschluss, bei der Kündigung hingegen die Möglichkeit der E-Mail-Kommunikation nicht erlaube, dies

(...) (Form von Anzeigen und Erklärungen) eine Bestimmung, durch die Anzeigen oder Erklärungen, die dem Verwender oder einem Dritten gegenüber abzugeben sind, gebunden werden a) an eine strengere Form als die schriftliche Form in einem Vertrag, für den durch Gesetz notarielle Beurkundung vorgeschrieben ist oder b) an eine strengere Form als die Textform in anderen als den in Buchstabe a) genannten Verträgen oder c) an besondere Zugangserfordernisse.“

Die BVMW-IBWFRechtshotline erreichen Sie: Mo bis Fr 10.00 – 17.00 Uhr Tel.: 030. 533206-963 Fax: 030. 533206-50 rechtshotline@bvmw.de

Die Entscheidung wird ihrem Inhalt nach ohnehin bald Gesetzescharakter erlangen. Ab 1. Oktober 2016 gilt ein neuer Paragraph 309 Nr. 13 BGB, der sich mit unwirksamen AGB-Klauseln beschäftigt und der dann lauten wird: „(...) ist in Allgemeinen Geschäftsbedingungen unwirksam (...)

Damit wird die E-Mail in allen anderen Verträgen als solchen, für die eine notarielle Beurkundung vorgeschrieben wird, als Erklärungsform zulässig sein. 

Dr. Benjamin Weiler Rechtsanwalt BVMW-IBWFRechtshotline

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BVMW-Veranstaltungskalender Der BVMW veranstaltet eine Vielzahl erstklassiger Veranstaltungen in den kommenden Monaten auf Bundesebene und in den Regionen vor Ort. Unternehmer und Unternehmerinnen sind herzlich eingeladen, sich zu informieren, Netzwerke zu spannen, sich einzubringen und sich unterhalten zu lassen. Eine Auswahl finden Sie hier.

BVMW Südniedersachsen vor Ort Donnerstag, 20. Oktober 2016, 15.00 Uhr Harzer Grauhof Am Gräbicht 30, 38644 Goslar

Mittelstand trifft Politik – Im Dialog mit Wolfgang Kubicki Dienstag, 01. November 2016, 18.00 Uhr ABRL- Boege Rohde Luebbehuesen Jungfernstieg 30, 20354 Hamburg

1. BVMW Innovations-Panel Dienstag, 18. Oktober 2016, 16.00 Uhr Mercedes-BenzKundencenter Im Holter Feld, 28309 Bremen

Business-Treff mit Jochen Schweitzer Donnerstag, 24. November 2016, 18.00 Uhr EF Autocenter Kassel GmbH Willi-Eichler-Straße 34, 37079 Göttingen Rastlosigkeit als Normalität?! Freitag 09. Dezember 2016, 16.30 Uhr BDKJ-Jugendhof Moorkamp 21, 49377 Vechta

Vorbereitung auf die Unternehmer-Reise nach Estland Donnerstag, 27. Oktober 2016, 17.30 Uhr Hotel Seeschlösschen Dreibergen, 26160 Bad Zwischenahn

Junge Fachkräfte finden und binden – aber wie? Donnerstag, 20. Oktober 2016, 08.00 Uhr grow.up Managementberatung GmbH Quellengrund 4, 51647 Gummersbach

Fachkongress Gesundheit & Rehabilitation Samstag, 05. November 2016, 08.00 – 19.00 Uhr Atlantik Hotel an der Galopprennbahn, 28329 Bremen Rechtssicher werben auch im Internet Dienstag, 08. November 2016, 17.30 Uhr SportKlasse GmbH Rockwinkeler Heerstraße 14, 28355 Bremen

Unternehmen Hörsaal Dienstag, 25. Oktober 2016, 18.00 Uhr Weiterbildungs gGmbH Königsstr. 47, 48143 Münster

BVMW-Wissenswert: Messe-Akquise-Training Samstag, 12. November 2016, 08.45 Uhr - 18.00 Uhr Leonardo Royal Hotel Frankfurt Mailänder Straße 1, 60589 Frankfurt am Main

Workshop Arbeitsrecht Freitag, 28. Oktober 2016, 13.30 Uhr Wirtschaftsclub Düsseldorf Blumenstraße 14, 40212 Düsseldorf

BVMW.BusinessTreff der Unternehmerinnen Dienstag, 22. November 2016, 18.00 Uhr LAYOS by Corina Pfarrer-Seubert-Str 4, Niedernberg 63843

Unter uns: Netzwerken im BVMW Mittelrhein Montag, 17. Oktober 2016, 18.30 Uhr Im Weindorf Koblenz Julius-Wegeler-Straße 2, 56068 Koblenz

Besuch im Landtag Mittwoch, 12. Oktober 2016, 13.00 Uhr Konrad-Adenauer-Straße 3, 70173 Stuttgart

BVMW Vertriebsoffensive: Mittelstand Mittwoch, 16. November 2016, 17.00 Uhr Volksparkstadion, HSV VIP Ost, Business Foyer Sylvesterallee 7, 22525 Hamburg

Herzenssache Kunde Mittwoch, 16. November 2016, 17.30 Uhr Landesmuseum Mainz Große Bleiche 49-51, 55116 Mainz

Datenvisualisierung in der Produktion Dienstag, 25. Oktober 2016, 16.00 Uhr, Bosch-Rexroth Siemensstraße 1, 70736 Fellbach

Zukunftsdialog Mittelstand Dienstag, 11. Oktober 2016, 15.30 Uhr THE CLUB im Victor‘s Residenz-Hotel Saarlouis Bahnhofsallee 4, 66740 Saarlouis

BVMW Connect Industrie Mittwoch, 26. Oktober 2016, 17.00 Uhr Anton Debatin Verpackungen Vichystraße 12, 76646 Bruchsal


Der Mittelstand. | 5 | 2016

Rostocker Rechtsgespräche Donnerstag, 20. Oktober 2016, 17.00 Uhr Doberaner Hof Rostock, Kanzlei Geiersberger Glas & Partner Doberaner Straße 10, 18057 Rostock Tagesseminar „Führungskraft und soziale Kompetenz und Klarheit“ Donnerstag, 17. November 2016, 10.15 Uhr Van der Valk Golfhotel Serrahn Dobbiner Weg 24, 18292 Kuchelmiß

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Treffen der „ersten“ Frauen im Unternehmen in Lauter Dienstag, 18. Oktober 2016, 14.00 Uhr Hotel Danelchristelgut Antonsthaler Straße 44, 08312 Lauter Gesundheit ist Chefsache Donnerstag, 20. Oktober 2016, 18.30 Uhr Sana Kliniken Leipziger Land Rudolf-Virchow-Straße 2, 04552 Borna Unternehmertag MUT Donnerstag, 03. November 2016, 08.00 Uhr Congress Center Leipzig / Neue Messe Seehausener Allee 1, 04356 Leipzig

Zukunftschance Digitalisierung: Mit individuellen Lösungen zum Erfolg Mittwoch, 23. November 2016, 14.00 Uhr Telekom Gebäude, Raum V052 Fackenburger Allee 31, 23554 Lübeck

6. Unternehmertag in Eberswalde Mittwoch, 12. Oktober 2016, 15.00 - 19.00 Uhr Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde Schicklerstraße 5, 16225 Eberswalde ZUKUNFT. Digital. Wandel der Arbeitswelt und Mittelstand 4.0 Freitag, 21. Oktober 2016, 09.00 Uhr Meeet AG Konstanzer Straße 15A, 10707 Berlin

Illustration: Stefan-Xp – wikipedia.org

UNTERNEHMERSERVICE

Mittelstandsforum: von der Industrie 4.0 zur Gesellschaft 4.0 Donnerstag, 27. Oktober 2016, 12.00 Uhr Fraunhofer IFF Sandtorstraße 22, 39106 Magdeburg

BVMW Business Lunch der Hauptstadtregion Süd Mittwoch, 26. Oktober 2016, 12.30 Uhr Ristorante il Brunello Spanische Allee 41, 14129 Berlin Expansion in neue Märkte Mittwoch, 02. November 2016, 18.30 Uhr Robert Karst GmbH & Co. KG, ROKA, Motzener Straße 22, 12277 Berlin

BVMW-Seminar Compliance im Mittelstand Mittwoch, 26. Oktober 2016, 16.30 Uhr BTU Treuhand Sonnenstraße 9, 80331 München

23. Thüringer Wirtschaftsball Samstag, 29. Oktober 2016, 18.00 Uhr Kaisersaal Erfurt Futterstraße 15/16, 99084 Erfurt

BVMW Mittelstandsempfang der Stadt München Montag, 21. November 2016, 18.00 Uhr Rathaus München Marienplatz 8, 80331 München

BVMW-Scheunenabend mit den MdB Donnerstag, 17. November 2016, 18.00 Uhr Hotel Hammermühle Hammermühlenweg 2, 07646 Stadtroda

Der BVMW. Die Stimme des Mittelstands.

Erfolgreich vernetzen für den Mittelstand. Der BVMW bündelt die Kräfte des unterneh­ merischen Mittelstands. National und internatio­nal vertritt er erfolgreich die Interessen der kleinen und mittleren Unternehmen gegenüber der Politik – branchenübergreifend und parteipolitisch unabhängig. Der BVMW • repräsentiert mit seiner Mittelstandsallianz rund 270.000 Unternehmen aller Branchen, die über neun Millionen Mit­arbeiter beschäftigen • ist mit rund 300 Geschäfts­ stellen bundesweit vertreten • hat mit den Repräsentanten vor Ort mehr als 700.000 Unternehmerkontakte jährlich • bietet über 2.000 Veranstaltungen im Jahr • ist führendes Mitglied in der europäischen Dachvereinigung nationaler Mittelstands­verbände. Weitere zahlreiche Veranstaltungen werden unter www.bvmw. de angekündigt. In der Rubrik „Standorte“ können die Veranstaltungskalender der jeweiligen Regionen abgerufen werden. Termine für die Veranstaltungs­ reihe Forum Führung finden Sie auf Seite 35.


KULTUR

Der Mittelstand. | 5 | 2016

Mit Sprengstoffweste gegen die Wall Street Jodie Foster inszeniert mit „Money Monster“ eine bittere Satire auf den alltäglichen Wahnsinn der Finanzmärkte. Doch ihre Mischung aus Kammerspiel und Actiondrama bleibt in schlichter Kapitalismuskritik stecken.

Money Monster

Noch ist die Fernsehwelt in Ordnung: George Clooney als Börsenzampano.

USA 2016 FSK 12 Regie: Jodie Foster Drehbuch:Jim Kouf, Alan Di Fiore, Mit: George Clooney, Julia Roberts, Dominic West, Jack O’Connell Erhältlich auf DVD und Blu-ray.

Den entscheidenden Satz, die Essenz von „Money Monster“, spricht Lee Gates (George Clooney), der Moderator der gleichnamigen TV-Aktionärsshow, ganz zu Anfang zu seinem Fernsehpublikum: „Sie wissen nicht, wo Ihr Geld ist! Früher gingen Sie zu Ihrer Bank und man hat auf einen Goldbarren gezeigt. Dort war Ihr Geld.“ Lee Gates verdient Millionen damit, seinen Fans Aktientipps zu geben, auf dass sie ihr Geld nicht in Sachwerte investieren, sondern eben ins „Nichts“ – in die undurchschaubaren digitalen Spekulationsströme des Computerhochfrequenzhandels an der Börse.

Regisseurin Jodie Foster hat „Money Monster“ mit Kalkül besetzt: Clooney ist immer noch das gute Gewissen Hollywoods. Ihm die Rolle des schmierigen Aktienjongleurs anzuvertrauen, das ist ein garantierter Selbstläufer. Julia Roberts ist „Pretty Woman“ längst entwachsen und bildet als Regisseurin Patty Fenn den ruhenden Gegenpol zum enthemmten, grimassierenden Gates. Zwei gestandene Hollywood-Veteranen im medialen Kindergarten einer entfesselten Finanzwelt.

Fotos: © 2015 Twentieth Century Fox

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Der Kleinanleger läuft Amok

Aktionäre retten kein Leben

In jener Welt sind die Märkte volatil, da hilft auch die Expertise des Börsengurus Gates nichts. Sein letzter heißer Investmenttipp, die Aktie des Finanzdienstleisters IBIS Global Capital’s, hat dramatisch an Wert verloren. Tausende Kleinanleger haben ihr Geld verloren. Doch einer von ihnen, Kyle Budwell (Jack O’Connell), hat sein gesamtes Erbe investiert. Er dringt in das Studio ein, zwingt Gates in eine Sprengstoffweste und will Antworten. Während das Gebäude evakuiert wird, ent-

Doch bis das ans Licht kommt, muss Gates um sein Leben bangen. Auf die Frage, wieviel Budwell denn verloren hätte, ist er sprachlos: 60.000 Dollar. Das sind Peanuts für Gates, aber die gesamte Existenz für Kyle. Das kann man ausbügeln, ist sich Gates sicher. Er bittet seine Zuschauer, IBIS Aktien zu kaufen, um sein Leben zu retten. Der Kurs soll steigen, die seelenlosen Algorithmen werden den Trend perpetuieren, und der Verlust wird wieder eingespielt. Ein rührender Versuch, die inhumane Maschinerie der Finanzmärkte mit Herzblut statt mit Profitgier anzutreiben. Nun stürzt der Kurs erst recht ab. Noch nicht mal auf die ebenso geschädigten Mitaktionäre (und Mitmenschen) ist Verlass. Das System verachtet Verlierer.

KULTUR

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Schließlich stehen sich der arme Schlucker Budwell, der Vermittler Gates (der sich Budwells Sache regelrecht angenommen hat) und Investor Camby

Panik im Studio: Kyle (Jack O’Connell) will sein Geld zurück.

spinnt sich vor laufender Kamera ein Kammerspiel um Wahrheit, Schuld und (eventuell) Sühne. Fenn und Gates versuchen, Zeit zu gewinnen und besinnen sich auf ihre Primärtugenden als Fernsehjournalisten: die investigative Recherche. Hätten sie das mal früher getan, denn IBIS CEO Walt Camby (Dominic West) entpuppt sich als ein veritabler Finanzschuft, der den algorithmusbasierten Handel seiner Aktien ausgesetzt, 800 Millionen Dollar in eine vom Streik bedrohte südafrikanische Platinmine investiert hat und den Streik trotz Bestechung nicht abwenden konnte. Der Kurs der Aktie fiel ins Bodenlose.

– immer vor laufender Kamera – gegenüber. Jodie Foster macht daraus einen emotionalen Showdown, nur diesmal nicht mit Gates als zynischem Aktienclown, sondern als investigativem Journalistenheld. Camby wird des Anlegerbetruges überführt, doch die desillusionierende Wahrheit auszusprechen, bleibt letztlich ihm, dem Bösen: Wie schlicht muss man sein, um sein ganzes Vermögen in nur ein Asset zu stecken? Solange die Rendite stimmt, kümmert sich keiner um die Hintergründe, denn der erfolgreiche Anleger ist ein Genie: „Aber du bist kein Genie, du bist nur Aktionär.“ So wahr und so schlicht – der Kleinanleger steht am Ende der kapitalistischen Nahrungskette. 

Bernd Ratmeyer Wissenschaftsjournalist und Lektor


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News Zehn Jahre BVMW Rheinhessen

Rund 400 Gäste kamen nach Bodenheim bei Mainz, um das Sommerfest „Zehn Jahre BVMW Rheinhessen“ zu feiern. Landesbeauftragter Horst Schneider hatte eingeladen und ein buntes Programm mit sehr viel Lokalkolorit (Musik, Gesang, Theater und Fastnachtsrede) zusammengestellt. Auch die kulinarischen Genüsse kamen nicht zu kurz. Zudem erhielten die langjährigen Mitglieder einen Pokal, die neuen BVMW-Mitglieder eine Welcometasche.

25 Jahre Sicherheits-Profis aus Ulm Mit einem großen Galaabend hat die SHS Sicherheit & Service GmbH ihr 25-jähriges Firmenbestehen gefeiert. Der Ulmer Oberbürgermeister Gunter Czisch wünschte dem Unternehmen viel Erfolg auch für die nächsten 25 Jahre Das Unternehmen SHS wurde 1991 von den Brüdern Besim und Barny Sancakli gegründet. Zusammen mit der Tochterfirma CPN Cross Promotion Network GmbH, einem Dienstleister im Bereich des Veranstaltungspersonals und Logistik sowie der technischen Durchführung von Großveranstaltungen, beschäftigen die Unternehmen derzeit in den Niederlassungen Ulm, Freiburg und Bruchsal rund 250 festangestellte Mitarbeiter, davon 35 in der Verwaltung und Projektleitung.

In Rheinhessen macht Netzwerken Spaß: Horst Schneider (li.) mit seinem ersten Mitglied Wolfgang Höptner und BVMW-Präsident Mario Ohoven.

Goldmedaille für GIFAS GIFAS Electric wurde von der Initiative „Zukunft Mittelstand“ mit der Goldmedaille ausgezeichnet. Belohnt wurde das Mitglied des NRW-Wirtschaftssenats für herausragende unternehmerische Leistungen. Unter 20 Bewerbern aus der Region Mittlerer Niederrhein stach man die Konkurrenz in den Bereichen Innovation, Qualitätskontrolle, Arbeitgeberqualität und gesellschaftliches Engagement aus. Volle Punktzahl erhielt der Mittelständler mit Blick auf seine Kunden- und Serviceorientierung.

Das ausgezeichnete Team von GIFAS (v. li.): Robert Abts, Leiter der Wirtschaftsförderung Rhein-Kreis Neuss; Frank-Peter Medzech, Key Account Manager GIFAS; Dirk Jürgeleit, Geschäftsführer GIFAS Electric; Oliver Giesen, Geschäftsführer GIFAS Electric; Wolfram Kuhnen, Geschäftsführer der IMB GmbH & Co KG.

Die geschäftsführenden Gesellschafter Besim Sancakli (li.) und Barny Sancakli.

Networker Projekt­ beratung gehört zu den TOP 100 Zum 23. Mal wurden die TOP 100 ausgezeichnet, die innovativsten Unternehmen des deutschen Mittelstands. Die networker, projektberatung GmbH gehört in diesem Jahr zu dieser Innovationselite. Das Unternehmen aus Kronberg im Taunus nahm zuvor an einem anspruchsvollen, wissenschaftlichen Auswahlprozess teil. Untersucht wurden das Innovationsmanagement und der Innovationserfolg. Der Mentor des Innovationswettbewerbs, Physiker und Moderator Ranga Yogeshwar, ehrte den Top-Innovator im Rahmen des Deutschen Mittelstands-Summits in Essen. www.networker-gmbh.de

Foto links unten: GIFAS Electric GmbH; Foto links oben: Diana Mühlberger; Foto rechts: Steinbrücker

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Bundeswirtschaftssenat bei Viessmann Würdigung für Familienfreundlichkeit

Das Kompetenzteam Erneuerbare Energien des Bundeswirtschaftssenats zu Besuch bei BVMW-Bundeswirtschaftssenatsmitglied Viessmann in Allendorf.

Mittelständische Unternehmen treiben mit ihren Innovationen die Energiewende voran und machen diese erst möglich, wie beispielsweise mit modernen Power-to-Gas-Anlagen. Die Viessmann GmbH, Mitglied im Bundeswirtschaftssenat, hat eine solche Anlage in ihrem Werk in Allendorf (Eder) errichtet und nimmt überschüssigen volatilen Strom aus Erneuerbaren ab, um diesen in Erdgas umzuwandeln. Dieser kann somit gespeichert und bei Bedarf verwendet werden. Neben Diskussionen zur Zukunft der Energiewende hatten die Mitglieder des Kompetenzteams Erneuerbare Energien des Bundeswirtschaftssenats die Möglichkeit, sich vom innovativen Viessmann-Produktportfolio zu überzeugen.

Das Familienunternehmen Günzburger Steigtechnik GmbH unter Leitung von Geschäftsführer Ferdinand Munk wurde im Rahmen des Wettbewerbs „Erfolgsfaktor Familie 2016“ geehrt. Nachdem das Unternehmen bereits auf Bezirksund Landesebene ausgezeichnet wurde, zählt es nun laut Bundesfamilienministerium auch im bundesweiten Vergleich zu den 39 familienfreundlichsten Unternehmen. Überzeugt haben die Jury das firmeneigene Ferienprogramm, der neue Kinderspielplatz und Mitarbeitergarten sowie die interne Bildungseinrichtung des Unternehmens, die auch Familienangehörigen offen steht. www.steigtechnik.de

Foto rechts unten: derEVENTfotograf A.Schebesta; Illustration oben: © guukaa - Fotolia.com

BVMW Energiekommission berät über Netzentgelte

Sitzung der BVMW Energiekommission in der neuen Bundeszentrale in Berlin.

Die Netzentgelte in Deutschland sind in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Die Höhe der Netzentgelte ist zudem regional sehr verschieden, bis zu 4,6 Cent/kWh. Ein weiterer Anstieg der Entgelte ist sehr wahrscheinlich, da systemstabilisierende Netzeingriffe und der Ausbau der Netze weitere Kosten verursachen werden. Eine Änderung der Netzentgeltesystematik wird politisch diskutiert. Der BVMW bringt sich ein und hat darüber mit dem zuständigen Referatsleiter aus dem Bundeswirtschaftsministerium im Rahmen einer Sitzung der Energiekommission diskutiert. Wichtig ist, dass bei einer Neugestaltung die Interessen des Mittelstands berücksichtigt werden.

BVMW-Frauenforum In den Räumen der Rechtsanwaltsgesellschaft Beiten Burkhardt in München fand zum zweiten Mal das BVMW-Frauenforum statt. Das Thema: „Moderne Frauen und ihre Ziele: Wunsch und Wirklichkeit in Management, Politik und Gesellschaft“. Mehr als 100 Teilnehmerinnen folgten der Einladung von Mechthild Heppe, BVMW-Verbandsbeauftragte für München und das bayerische Oberland. Prominente Referentin aus der Politik war Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP, Bundesjustizministerin a. D.), die unter anderem für mehr Raum für Frauen in der Politik warb.

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (Bundesjustizministerin a. D.) zu Gast beim Frauenforum in München.

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Hightech aus Thüringen – Precision & Purity

Vacom Firmensitz in Großlöbichau bei Jena.

In jeder Ausgabe stellt Der Mittelstand. BVMW-Mitgliedsunternehmen und deren Produkte vor. Diesmal präsentiert der Vakuumspezialist VACOM® sein Sauberkeitsmessgerät VIDAM®. Es besticht durch einfache Bedienung, verbunden mit einem innovativen Vakuummessverfahren. Das Sauberkeitsmessgerät VIDAM misst Verunreinigungen auf Oberflächen, wie zum Beispiel Reste von Kühlschmiermitteln, Reinigern oder anderen Fertigungshilfsmitteln auf Bauteilen. Die Prüfung erfolgt vollautomatisch und zerstörungsfrei. Vidam ermöglicht eine einfache, schnelle und prozessnahe Identifizierung und Quantifizierung von Verunreinigungen, auch bei der Prüfung komplexer Objekte, z.B. in der Medizin-, Automobil- oder Raumfahrttechnik. Das Messverfahren basiert auf dem Prinzip der vakuuminduzierten Desorption. Vorhandene Verunreinigungen werden unter Vakuum von der Bauteiloberfläche gelöst und analysiert. Aus dem Messsignal wird die Gesamtmenge an Restschmutz in Gramm bestimmt. Durch den Vergleich der Materialien des Bauteils und der Fertigungshilfsmittel können Verunreinigungen eindeutig identifiziert werden.

„„

Eine Erfindung wird erst dann zu einer Innovation, wenn Sie der Menschheit einen Nutzen bringt.

VIDAM besteht aus einer Vakuumkammer, in der die zu prüfenden Bauteile untersucht werden. An die Kammer sind ein Vakuumpumpsystem, Messgeräte zur Bestimmung der Verunreinigungen und die Anlagensteuerung mit implementierter Datenaufzeichnung und -auswertung angeschlossen. Alle Einheiten befinden sich in einem kompakten Gehäuse, wodurch das Gerät mobil und in vielfältigen Umgebungen nutzbar ist. VIDAM im Fertigungsprozesses.

Fotos: VACOM Vakuum Komponenten & Messtechnik GmbH

Dr. Ute Bergner


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VACOM Vakuum Komponenten & Messtechnik GmbH Geschäftsführer: Dr. Ute Bergner, Jens Bergner Sitz: 07751 Großlöbichau (Thüringen) Gründung: 1992 Mitarbeiter: 160 Branche: Maschinenbau Website: www.vacom.de

Vacom Geschäftsführer Jens Bergner, Dr. Ute Bergner.

VACOM gehört zu den führenden europäischen Herstellern für Vakuumtechnik. Kernkompetenzen sind komplexe Vakuumkammern, Vakuummesstechnik sowie innovative Reinigungs- und Sauberkeitsmessverfahren. Im großzügigen Produktions- und Technologiezentrum sind alle Produktionsbereiche vom Zerspanen und Fügen bis hin zur Reinigung und Sauberkeitsmessung unter einem Dach optimal vernetzt. Fräsbearbeitung einer Vakuumkammer.

VIDAM liefert präzise und vergleichbare Ergebnisse und ermöglicht zusätzlich die eindeutige Identifikation von Verunreinigungen und deren Ursache. VIDAM zeichnet sich besonders durch eine einfache Bedienbarkeit aus. Dadurch sind Spezialisten für die Messung nicht notwendig. Die geprüften Bauteile können so direkt im Anschluss an die Messung weiterverarbeitet werden. VIDAM® wird bei VACOM zum Reinheitsnachweis und zur Qualitätssicherung von Vakuumkomponenten eingesetzt.

Unternehmensphilosophie: Das 1992 gegründete Familienunternehmen beschäftigt rund 160 Mitarbeitern. Die Einheit von Eigentum und Verantwortung schafft besondere Handlungsspielräume und fördert eine vertrauensbasierte Unternehmenskultur. Die Geschäftsführer sind überzeugt, dass nachhaltiger Erfolg von ehrlicher und wertschätzender Kommunikation auf Augenhöhe bestimmt ist. Als innovatives Unternehmen ist VACOM weltweit eng verknüpft mit Hightech-Branchen und namhaften Forschungsinstituten. Dr. Ute Bergner wurde auf Vorschlag des BVMW von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel in den Mittelstandsbeirat der Bundesregierung berufen.


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Innovative Wege aus der Agrarkrise Klimaforscher und Biologen warnen vor einer Agrarkrise. Mit der Herstellung „effektiver Mikroorganismen (EM®)“ ist BVMW-Mitglied EMIKO Teil der Bewegung, die das natürliche Gleichgewicht in der Landwirtschaft fördert.

Hoher Flächenverbrauch und zunehmende Boden­erosion sind Begleiterscheinungen der modernen Landwirtschaft. Bauern und Großindustrie suchen im Kampf gegen sinkende Ernten und eine klimabedingte Verkarstung und Übersäuerung der Böden ihr Heil in Hochleistungspflanzen und intensiverer Bodenbeanspruchung. Mit

Blick auf die wachsende Weltbevölkerung droht jedoch eine Nahrungsmittelkatastrophe. Die Weltgemeinschaft scheint verstanden zu haben, dass medienträchtige Klimagipfel nicht ausreichen, den Klimawandel zu verstehen. Forschung und Wirtschaft sind daher auf einen dezentralen Innovationsprozess eingeschwenkt, dem zwar die

Topfblumen haben eine bessere Durchwurzelung mit EM. Links ein unbehandelter Blumentopf.

Foto links: Pit Mau; Foto rechts: Hans Fischer; Foto oben: © Jürgen Fälchle - Fotolia.com

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supranationale Fundierung fehlt, der aber einen reichen Schatz von Ideen für kommende Generationen birgt.

Grundlagenforschung im Mittelstand EMIKO zählt zu diesen forschenden Unternehmen, die auf nachhaltige Lösungen setzen. Die von Diplomingenieur Helge Jakubowski geführte Handelsgesellschaft mbH aus dem nordrhein-westfälischen Meckenheim ist der verlängerte Arm der japanischen Mutterunternehmung EM Research Organisation Inc. (EMRO). Diese erforscht seit über dreißig Jahren die Entwicklung natürlicher Mikroorganismenstämme. Die Idee: In einem gesunden Bodenumfeld bringt eine gesunde Pflanze einen höheren Ertrag. Dabei kommt es neben sauberen Umwelt- und förderlichen Klimabedingungen auf die umgebenden Mikroorganismen an. Ihre Zusammensetzung entscheidet über Wachstum, Regeneration oder Degeneration der besiedelten Böden und Pflanzen.

Die Mischung macht’s Man ist dem Ziel immer näher gekommen, die Fruchtkreisläufe bei der agrarischen Bodennutzung zu schließen und langfristig hohe Erträge zu sichern. Im Labor werden hilfreiche Mikroorganismen, wachstumsfördernde Besiedler sowie deren Stoffwechselprodukte dynamisch ver-

Bessere Wurzelbildung beim Mais: links ohne, rechts mit Düngung durch EM-fermentierte Gülle.

mehrt und den Böden, je nach Saat, beigegeben. Fäulnis- und krankheitserregende Mikroorganismen werden verdrängt. Drei Jahrzehnte Forschungsarbeit hat EMIKO bereits hinter sich. In dieser Zeit wurde ein Katalog unterschiedlicher Anwendungsbereiche dieser effektiven Mikroorganismen entwickelt. Weist die Forschung an Mikroorganismen möglicherweise den Weg aus dem Teufelskreis aus höheren Ertragszielen, Überdüngung, intensiverer Bewirtschaftung und Ernteausfällen? Vor allem synthetische Dünger und Pflanzenschutzmittel stehen unter Verdacht, die regenerativen Mikroorganismen zu vernichten und den natürlichen Kreislauf von Nutzung, Ernte und Regeneration zu hemmen. Die Forschungsarbeit des Unternehmens könnte eines Tages ein weiterer Baustein sein, das natürliche Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur wiederzufinden. 

EMIKO Handelsgesellschaft mbH www.emiko.de

Thomas Kolbe BVMW Pressesprecher Nordrhein-Westfalen

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Osnabrück: In bester Lage zeitgemäß tagen Ausrichter von Tagungen, Seminaren und Veranstaltungen denken bei Jan Jansen, Geschäftsführer der Osnabrücker Veranstaltungs- und der Suche nach dem passenden Veranstaltungsort für ihren Event verKongress GmbH mutlich nicht sofort an Osnabrück. Die Stadt an Niedersachsens Grenze zu Nordrhein-Westfalen liegt aber nicht nur im Schnittpunkt wichtiger europäischer Wirtschaftsachsen, sondern verfügt auch über ein erstklassiges Tagungszentrum: die OsnabrückHalle.

Das hoch moderne Veranstaltungshaus befindet sich mitten in der City in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem der frühesten Barockschlösser Niedersachsens mit angrenzendem Schlosspark. Neben der zentralen Lage mit historischem Ambiente zeichnet sich die OsnabrückHalle aber vor allem durch ihre hohe Multifunktionalität aus.

„„

Das Gebäude ist in allen Bereichen energetisch, technisch und optisch auf dem neuesten Stand und zählt zu den modernsten Veranstaltungshäusern Deutschlands.

Zwei Säle und zehn Tagungsräume bieten Raum für Veranstaltungen unterschiedlichster Art mit bis zu 3.000 Personen. Um ihren Gästen Top-Technik für die Gestaltung ihrer Events zu bieten, wurde 2013 in einem ersten Abschnitt aufwendig saniert. Bis Ende September 2016 sind in einem zweiten Sanierungsabschnitt weitere neue Tagungsräume entstanden. Damit ist das Gebäude in allen Bereichen energetisch, technisch und optisch auf dem neuesten Stand und zählt zu den modernsten Veranstaltungshäusern Deutschlands. „Wir freuen uns, nach der Wiedereröffnung im September 2016 über ein vollständig saniertes Haus mit einer erhöhten Flexibilität zu verfügen“, erklärt Jan Jansen, Geschäftsführer der Osnabrücker Veranstaltungs- und Kongress GmbH. „Unser Ziel ist es, das wirtschaftliche Ergebnis weiter zu verbessern. Kostenbewusstes Handeln, die Steigerung der überregionalen Bekanntheit sowie die gezielte Akquise weiterer Veranstaltungen stehen dabei im Mittelpunkt.“

Fotos: OsnabrückHalle/Hermann Pentermann

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Wer sich so hohe Ziele steckt, muss natürlich auch seine Mitarbeiter entsprechend motivieren. Dabei verlässt sich Jansen nicht auf ein einfaches Motto. In erster Linie geht es ihm um Teamwork, also eine gelebte Kultur des Miteinander-Schaffens. Dazu gehören laut dem Geschäftsführer vor allem Vertrauen, Offenheit für Neues, Ehrgeiz und gegenseitige Wertschätzung. Wie erfolgreich er damit ist, zeigt sich unter anderem beim Team Technik-Service, das im Hintergrund für perfekte Ausrichtung sorgt. Nötige Erfahrung, auf jegliche Anforderungen reagie-

ren zu können, gewährleistet die erfolgreiche Durchführung von jährlich über 280 Veranstaltungen. Innovationskraft zeigte sich bei der Ausrichtung des ersten papierlosen Kongresses im deutschsprachigen Raum im Rahmen der 12. Internationalen Tagung Wirtschaftsinformatik. Aber nicht nur das ist perfekt geplant. So demonstriert die OsnabrückHalle immer wieder aufs Neue bei der Osnabrücker Mahlzeit, Europas größtem Stammtisch, wie makellose Bewirtung funktioniert. Mehr als 150 Servicekräfte servieren in wenigen Minuten warme Speisen für über 1.200 Personen. 

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Ingrid Hausemann BVMW Pressesprecherin Bremen, Hamburg, Niedersachsen, SchleswigHolstein

Osnabrücker Veranstaltungs- und Kongress GmbH Die OsnabrückHalle liegt im Zentrum der 800.000-Einwohner-Region der Stadt Osnabrück. Das Gebäude ist wegen seiner zentralen Lage und der hohen Multifunktionalität der perfekte Ort für Tagungen, Kongresse und Firmenveranstaltungen unterschiedlichster Art und Größe. Auf rund 5.000 m² Gesamtveranstaltungsfläche bieten 2 Säle und 10 Tagungsräume viel Platz für Veranstaltungen für bis zu 3.000 Personen. 40 Mitarbeiter sind im Unternehmen beschäftigt. Das moderne Veranstaltungshaus ist für den bundesweiten „Location Award 2016“ in der Kategorie „Locations für Tagungen und Kongresse - Tagungs- und Kongresslocations“ nominiert. www.osnabrueckhalle.de

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Karambole, Litschi und Papaya Eine Idee so flüchtig wie Parfüm aus den eleganten Flakons der Firma Heinz-Glas in Kleintettau – und doch wurde sie Realität. Seitdem wachsen im Frankenwald tropische Früchte.

Es gibt Innovationsprojekte, die zunächst als reine Fantasien erscheinen. Im Fall des Tropenhauses im rauen Klima am Rennsteig im Frankenwald wurde aus einer ungewöhnlichen Idee Realität. Bei der Glasschmelze und Formenherstellung im Glaswerk des BVMW-Mitgliedsunternehmens Heinz-Glas GmbH & Co. KG entsteht eine Menge Abwärme. Bisher wurde diese ungenutzt in die Atmosphäre geblasen. Vor etwa fünfzehn Jahren reifte die Überlegung, die überschüssige Energie durch den Bau eines Tropenhauses effektiv zu nutzen. Die Beheizung, so die Idee, sollte durch die Prozessabwärme des Glaswerks erfolgen. Die

Umsetzung erforderte ein enges Miteinander von Bürgern, kommunalen Entscheidungsträgern und dem Glasunternehmen. Wesentlichen Anteil bei der Planung und Realisierung des Projekts hatte der Chef des traditionsreichen Familienunternehmens Carl-August Heinz. Mithilfe des Familienstammbaums wird der Nachweis geführt, dass die Glasherstellung seit 1622 durch Vorfahren der Familie Heinz über Generationen hinweg mit großen Produkt- und

Technologieerfahrungen betrieben wurde. Heute werden außerhalb des Stammwerks Kleintettau in Oberfranken/Bayern an 21 Standorten in vierzehn Ländern Kunststoff- und Glasflaschen sowie spezielle Flakons für die Parfümerie hergestellt. Mit seinen Produktionsstätten im thüringischen Piesau und Spechtsbrunn sowie dem Mutterbetrieb in Kleintettau gehört die Heinz Unternehmensgruppe zu den größten regionalen Arbeitgebern. Für den Bau des Tropenhauses wurde in Kleintettau ein Standort in unmittelbarer Nähe und Anbindung an das Glaswerk ausgewählt. Durch die optimale Lösung der Abwärmenutzung im Tropenhaus gelang eine nachhaltige Verbesserung im regionalen Klimaschutz. Die Nutzung der Glashütten-Abwärme entspricht einer jährlichen Energiemenge von 1,2 Millionen Kilowattstunden und damit der Vermeidung von 330 Tonnen CO2-Ausstoß oder einer Einsparung von 120.000 Litern Heizöl. Die Wärmenutzung des Tropenhauses, beziehungsweise dessen prozentuale durchschnittliche Bedarfsmenge, setzt sich zusammen aus sieben Prozent Elektroenergie, 47 Prozent Abwärme der Glashütte und 46 Prozent Sonnenenergie. An das Tropenhaus angegliedert sind ein landwirtschaftlicher Forschungsbetrieb und eine Umwelt-Bildungseinrichtung. Im 3.500 Quadratmeter großen Tropenhaus wachsen neben Litschis und Papayas so exotische Früchte wie die Lulo, die Karambole oder die Annone, die in Europa kaum bekannt sind. Hier wird erlebbar, wie wichtig die tropischen Regenwälder für unser Erdklima und die Entwicklung für Flora und Fauna sind. Über neunzig Prozent unserer Nutzpflanzen sind tropischen Ursprungs. Hierzu zählen nicht nur Kaffee

Fotos: Tropenhaus am Rennsteig GmbH

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und Kakao, sondern auch Kartoffeln und Tomaten. Ebenso basieren zahlreiche Heilpflanzen auf tropischen Pflanzen. Im Rahmen der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ wurde in der Kategorie Umwelt das Tropenhaus am Rennsteig als regionales Nachbarschaftsengagement zur energieeffizienten Abwärmenutzung und CO2-Reduzierung ausgezeichnet. Aus etwa tausend deutschlandweiten Bewerbungen bewertete die Jury bei der Preisvergabe beson-

ders den Einfallsreichtum, verbunden mit dem Unternehmergeist. Schließlich sei es gelungen, ein Gemeinschaftswerk gegen alle Bedenkenträger zu realisieren. Der ökologische Anbau und die Vermarktung tropischer Früchte sowie die Forschungsergebnisse für die Landwirtschaft und die Umweltbildung, besonders für die Jugend, gelten als beispielhaft. Zitat aus der Ehrenurkunde von Bundespräsident Joachim Gauck: „Wir haben unsere Kräfte, unsere Fantasie nicht für uns allein, sondern auch für andere. Wir brauchen diese Haltung als beständige Basis, auf der unser Gemeinwesen nur funktionieren kann.“ 

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Günther Richter BVMW Landesbeauftragter Thüringen

www.tropenhaus-klein-eden.eu Tropenhaus am Rennsteig GmbH, Klein Eden (Thüringen)

Patent-Innovator Dr. Heiner Pollert bereichert den BVMW Bayern seit zehn Jahren mit Innovationskompetenz. Er weiß, mit welchen Technologien man erfolgreich werden kann. Mit der Vermarktung patentfähiger Technologien lag er von Anfang an richtig.

Schon beim ersten Zusammentreffen mit Dr. jur. Heiner Pollert im Jahr 2006 war klar: Innovation wird gelebt und geliebt bei der Patentpool Innovationsmanagement GmbH in München. Dabei wollte das Münchener Handelsregister den Zusatz „Innovationsmanagement“ bei der Unternehmensgründung im Jahr 1998 zunächst gar nicht zulassen, schlicht und einfach weil dieses Wort damals dem Registerbeamten nicht bekannt war. Heute wiederum wäre der erste Teil des Namens – Patentpool – gar nicht mehr erteilungsfähig, denn mittlerweile versteht man unter diesem Begriff einen Zusammenschluss von Firmen, die ihre Patent-Portfolios gemeinsam nutzen. Zweimal also war Dr. Pollert seiner Zeit deutlich voraus und prägte ein Markenzeichen, das seit bald 20 Jahren für Frühphasen-Management und Finanzierung von Innovation in Deutschland steht. Patentpool entwickelte sich rasant. Die Ergebnisse können sich sehen lassen: Mehrere Technologien wurden in ihrer Branche zu kleinen und großen Sensationen. Heute ist die Projektpi-

peline von Patentpool gefüllt mit Technologien, von denen man noch hören wird. Beharrlichkeit, Erfahrung, Vorausschau und Zugriff auf die besten Ideen sind die Erfolgskomponenten der Patentpool Gruppe. www.patentpool.de

Dr. Heiner Pollert, Erster Vorsitzender des Deutschen Instituts für Erfindungswesen.

Im BVMW ist Landeswirtschaftssenator Dr. Heiner Pollert seit 2010 geschätzter Ansprechpartner als Vorstandsvorsitzender des Partnerverbandes „Deutsches Institut für Erfindungswesen“ ( DIE e.V.), der jährlich Europas ältesten Innovationspreis, die Dieselmedaille, verleiht. 40 CTO von deutschen Hidden Champions bilden eine einzigartige Jury, die Erfinder-Lebenswerke, nachhaltige Innovationen, herausragende Medienleistungen und erfolgreiche Innovationsförderung prämiert.  www.dieselmedaille.de

Achim von Michel Leiter Landeswirtschaftssenat Bayern


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Rat und Tat für Unternehmenssicherheit Von Industriespionage bis Korruption: mit den zunehmenden Möglichkeiten einer digitalen, globalen Wirtschaft wachsen auch die Gefahren, denen sich deutsche Mittelständler ausgesetzt sehen. Der BVMW bietet praktische Hilfe. gen. Eine wirksame „Human Firewall“ erfordert mehr als nur technische Sicherheitsmaßnahmen.

Kompetenzen für BVMW Mitglieder Sicherheits- und Technologieaudits Risiko- und Bedrohungsanalysen Sicherheitskonzepte Bauliche und technische Sicherheit Organisatorische- und Personalsicherheit IT-Sicherheit und Cyber Security Risiko- und Krisenmanagement Business Continuity Management Travel Security Management Business Enabling

Kompetenzen für den BVMW Mitwirkung in Gremien Berater in Sicherheitsfragen Interne BVMW Projekte Netzwerkarbeit Sicherheit Aktiv in Forschung und Entwicklung

Die Bedrohungen, gegen die sich Mittelstandsunternehmen schützen müssen, werden immer komplexer. Nicht nur die Globalisierung, das Internet, die Herausforderungen durch Industrie 4.0 und der Schutz von Menschen und Gütern zwingen zum vorbeugenden Handeln. Die Mitglieder der neu gegründeten Lenkungsgruppe Unternehmenssicherheit bieten praktische Hilfe in allen Sicherheitsfragen mit folgenden Schwerpunktthemen: D ie Aufrechterhaltung oder Schaffung eines angemessenen Sicherheitsniveaus für die Informations- und Kommunikationstechnologien ist für Unternehmen überlebenswichtig. Informations- und Kommunikationssicherheit hat daher immer das Ziel, Unternehmen gegen Risiken, die aus dem Betrieb der IT und Kommunikationstechnik entstehen, durch angemessene Maßnahmen abzusichern.

Der Schutz von Informationen, Image und Know-how ist ein hohes Gut und wesentlicher Bestandteil der Wertschöpfungskette. Der Schaden durch Wirtschaftskriminalität oder Wirtschafts- und Industriespionage ist enorm. Nicht nur Angriffe aus dem Cyberraum, auch die Schwachstelle Mensch ist zu berücksichti-

Die Erschließung neuer Märkte, auch im Ausland, ist ein wichtiges Thema für den Mittelstand. Besonders interessante und vielversprechende Regionen sind oftmals leider auch risikobehaftet. Die Absicherung von Investitionen gegen Korruption, Konkurrenzspionage, Kriminalität und innerstaatliche Konflikte hat oberste Priorität. Zudem kommt bei der Entsendung von Mitarbeitern ins Ausland der Fürsorgepflicht eine besondere Bedeutung zu. 

Ansprechpartner: Volker Kraiss, Security Consultant Kraiss & Wilke Security Consult GmbH Frank Schäfer , Risk & Crisis Manager Volker Beck, Prokurist PKE Deutschland GmbH Birgid Zoschnik , BVMW, Leiterin Wirtschaftsregion Hauptstadtregion Süd Marcel Sturm , BVMW, Leiter des Kreisverbandes Hauptstadtregion Süd Christian Köhler, Geschäftsführer NKMG mbH Kontakt: lenkungsgruppe.sicherheit@bvmw.de

Foto: Königs-Fotografie

Mitglieder der Lenkungsgruppe Sicherheit mit Mario Ohoven (3. v. li.).

Der Schutz materieller Unternehmenswerte ist elementar. Bei der Sicherung von Liegenschaften und Objekten sind auch die Anforderungen durch Normen und Richtlinien zu beherrschen. Zusätzlich sind alle Sicherheitsprozesse auf die individuellen Belange der jeweiligen Organisations- und Personalstruktur abzubilden. Nur diese Verzahnung schafft nachhaltigen Schutz vor Gefahren von außen und innen.


Der Mittelstand. | 5 | 2016

BVMW

Neuer BVMWBundesgeschäftsführer ... stand, Geschäftsführer) bei großen deutschen Handelsunternehmen in unseren Verband ein. So trug der Diplom Kaufmann unter anderem Verantwortung für 40.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. 

Präsident und Vorstand haben Ralf Pohl zum Bundesgeschäftsführer (BGF) Organisation und Verwaltung des BVMW berufen. Der Topmanager bringt seine Erfahrung aus langjähriger Tätigkeit in leitenden Positionen (Vor-

Fotos: Christian Kruppa

... und neuer BWS-Generalsekretär gehörte er dem erweiterten Geschäftsführenden Vorstand der Malteser in Deutschland an. Der ehrenamtliche Richter am Landessozialgericht NRW und Oberst der Reserve engagiert sich seit dreißig Jahren kommunalpolitisch und in der katholischen Verbandsarbeit. 

Zum Generalsekretär des Bundeswirtschaftssenates (BWS) wurde Enno Bernzen (51), MBA, berufen. Der Gesundheitswissenschaftler war Offizier der Bundeswehr und als Geschäftsführer in der Industrie sowie als selbstständiger Wirtschafts- und Unternehmensberater tätig. Von 2003 bis 2011

Unterstützungskasse Deutscher Mittelstand e.V.: Einladung zur Mitgliederversammlung Zu der am Mittwoch, den 23. November 2016, Beginn 13.00 Uhr, in der Bundesgeschäftsstelle des BVMW e. V., Potsdamer Straße 7, 10785 Berlin, stattfindenden

Mitgliederversammlung

Foto: © mariakraynova - Fotolia.com

lädt der Vorstand der Unterstützungskasse Deutscher Mittelstand e. V. auf seinen Beschluss vom 30. September 2016 gemäß § 7 der Satzung ein.

Tagesordnung Top 1 Feststellung der Beschlussfähigkeit Top 2 Geschäftsbericht des Vorstandes über das Jahr 2014 und 2015. Top 3 E ntlastung des Vorstandes zu den Geschäftsjahren 2014 und 2015.

Um pünktliches Erscheinen wird gebeten. Top 4 Vorstellung des vom BVMW e.V. mit Umlaufbeschluss neu bestellten Vorstandes Top 5 Verschiedenes

Bernd Adamaschek, Vorstand

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BVMW

Der Mittelstand. | 5 | 2016

BVMW trauert um Peter Menke-Glückert Tagungen und Veranstaltungen des BVMW zu besuchen und aktiv am politischen Geschehen teilzuhaben. In Würdigung seiner langjährigen Verdienste um unseren Verband und den deutschen Mittelstand war ihm zum 80. Geburtstag die Goldene Ehrennadel mit Smaragd verliehen worden.

Mit Bestürzung und tiefer Trauer hat der BVMW den Tod von Peter Menke-Glückert aufgenommen. Über lange Jahre wirkte er in unserem Verband, vor allem als Gründer und Vorstand im Forum Nachhaltiger Mittelstand. Als Beamter, Politiker, Friedensforscher und Autor setzte er sich frühzeitig für Umwelt und Naturschutz ein. In seiner Partei, der FDP, und weit darüber hinaus galt er als führender Umweltexperte. Mit Leidenschaft und großem Engagement kämpfte er für nachhaltiges Wirtschaften. Auch im hohen Alter ließ er es sich trotz gesundheitlicher Einschränkungen nicht nehmen,

Peter Menke-Glückert wurde 1929 in Karlsruhe geboren. Er studierte Psychologie, Volkswirtschaft und Jura, wurde Referent der Westdeutschen Rektorenkonferenz und im Anschluss daran leitender Verwaltungsbeamter der Universität Tübingen; 1968 übernahm er die Leitung des Referats Forschungsplanung im Bundesministerium für Forschung und Wissenschaft. Unter Bundesinnenminister Genscher erarbeitete er als Ministerialdirektor für UmweltGrundsatzangelegenheiten das erste Umweltprogramm der Bundesregierung. Die ZEIT würdigte ihn als „aufmüpfigen“ Beamten, der vor Konflikten nicht zurückscheute. Peter Menke-Glückert starb am 7. September 2016. Er hat sich in besonderer Weise um den Verband verdient gemacht. Der BMVW wird ihn in dankbarer, respektvoller Erinnerung behalten. 

Impressum Der Mittelstand. Unternehmermagazin des BVMW Herausgeber BVMW – Bundesverband mittelständische Wirtschaft, Unternehmerverband Deutschlands e. V. Präsident Mario Ohoven Potsdamer Straße 7 / Potsdamer Platz 10785 Berlin www.bvmw.de Dieser Ausgabe liegen die Broschüren „Der Bundeswirtschaftssenat im Dialog“ mit Franz Bauer und Dr. Winfried Scherle bei. Titelbild: DBPics - Fotolia.com

Redaktion Tel.: 030 / 53 32 06-16 Fax: 030 / 53 32 06-50 mittelstand@bvmw.de Matthias Axtner Rotger H. Kindermann (Korrespondent) Chiara Ohoven (Art Director) Friederike Pfann Eberhard Vogt (Chefredakteur) Verlag mattheis. werbeagentur gmbh Kastanienallee 4 10435 Berlin Tel.: 030 / 34 80 633-0 Fax: 030 / 34 80 633-33 info@mattheis-berlin.de www.mattheis-berlin.de

Layout und Gestaltung, Mediadaten, Vermarktung v. Anzeigen & Beilagen mattheis. werbeagentur gmbh Tel.: 030 / 34 80 633-0 Fax: 030 / 34 80 633-33 bvmw-anzeigen@mattheis-berlin.de Rechnungsstelle BVMW Servicegesellschaft mbH Potsdamer Straße 7 10785 Berlin Tel.: 030 / 53 32 06-26 Fax: 030 / 53 32 06-50 theresa.collberg@bvmw.de Druckerei Möller Druck und Verlag GmbH Zeppelinstr. 6, 16356 Ahrensfelde

Das Magazin „Der Mittelstand.” ist das offizielle Organ des BVMW. Mitglieder des Verbandes erhalten das Magazin im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Die Redaktion übernimmt keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen. Namentlich gekennzeichnete Beiträge sowie Selbstdarstellungen von Unternehmen müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen. Nachdruck und Verbreitung mit Angabe der Quelle gestattet.

Druckauflage: 31.000 3/2016

Foto: Tina Merkau

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