Mittelstand
DER
01/2017 | Februar/März 2017 | 4,90 Euro
Das Unternehmermagazin
Themenschwerpunkt: Mittelstand und Gesundheit
Fit für den Erfolg Prävention und Gesundheitsförderung – nicht nur einer ist zuständig Prof. Dr. med. Elisabeth Pott
Beratung statt Rezeptblock Prof. Dr. Uwe Nixdorff
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DER Mittelstand. | 1 | 2017
Schwelbrand in Euroland
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eutschlands Unternehmer schätzen nicht nur ihre eigene wirtschaftliche Lage realistisch ein, sie haben auch ein sehr feines Gespür für kommende Krisen. Das beweist wieder einmal die repräsentative Umfrage unseres Verbandes unter rund 2.800 Mitgliedern. Die Ergebnisse wurden traditionell zum Jahreswechsel bei der Bundespressekonferenz in Berlin vorgestellt. Der Umfrage zufolge befürchten drei Viertel der Mittelständler ein Wiederaufflammen der Eurokrise in diesem Jahr. Ihre Sorgen sind mehr als berechtigt. Denn die Alarmzeichen sind kaum zu übersehen. Das Target-2-System der Europäischen Zentralbank (EZB) weist Ausschläge auf, wie es sie zuletzt auf dem Höhepunkt der Eurokrise zwischen 2010 und 2012 gab. Diese Schwankungen haben einen Grund: Mit Italien ist erstmals ein wirtschaftliches Schwergewicht in Euroland ins Wanken geraten. Die Verbindlichkeiten der italienischen Zentralbank schnellten in nur zwölf Monaten um fast 130 Milliarden auf 360 Milliarden Euro nach oben, das ist ein trauriger Rekordwert.
Foto: Thomas Imo
Italien ist leider nicht das einzige Land der Eurozone, in dem es momentan kriselt. Ein Indikator ist die Ausfallwahrscheinlichkeit für staatliche Anleihen. Führende Ratingagenturen zeigen sich zunehmend misstrauisch gegenüber den Südländern. So rangieren portugiesische Staatsanleihen mittlerweile auf Ramschniveau. Die EZB dürfte eigentlich gar keine portugiesischen Papiere mehr kaufen. Damit steigt zugleich die Wahrscheinlichkeit eines neuen EU-weiten Hilfsprogramms für Portugal. Griechenland ist da, böse gesagt, schon weiter. Seine Gesamtverschuldung beträgt rund 182 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Italien kommt auf 133 Prozent, in Portugal sind es „nur“ 130 Prozent. Deutschland steht mit 68 Prozent noch vergleichsweise gut da. Klamme Kassen haben allerdings Athen nicht
EDITORIAL
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Mario Ohoven Präsident Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) und Europäischer Mittelstandsdachverband European Entrepreneurs (CEA-PME), Herausgeber „DER Mittelstand.“
daran gehindert, den Rentnern ein 617 Millionen teures Weihnachtsgeschenk zu machen. Nun drängt der Internationale Währungsfonds die Europäer zu Schuldenerleichterungen für die Hellenen. Gleichzeitig wird deren Ruf nach Hilfe lauter. Bis Juni des Jahres dürfte das Geld reichen. Dann braucht Griechenland eine (erneute) Milliardenspritze und wird im Gegenzug wie gewohnt Reformen versprechen. Und die werden – auch das ist keine Überraschung – weiter auf sich warten lassen. Was also tun? In unserer Unternehmerumfrage fordern 68 Prozent der deutschen Mittelständler den Grexit, sollte Athen seine Reformzusagen nicht einhalten. Dass Brüssel in diesem Fall klare Kante zeigt, ist eher unwahrscheinlich. Durch den Brexit dominieren die Schuldenländer in der Eurozone. Deutschland hält wacker dagegen, kämpft aber auf verlorenem Posten. Statt Reformen energisch einzufordern, suchen die Eurokraten lieber nach neuen Einnahmequellen. Ausgerechnet Italiens Ex-Premier Mario Monti sollte Vorschläge vorlegen. Seine Empfehlung: Brüssel soll selbst Steuern erheben können. Die Liste möglicher Abgaben reicht von einer CO2-Steuer über eine Stromsteuer bis zu einer EU-Körperschaftsteuer. Dem müssen alle EU-Staaten zustimmen. Scheitert dies, könnte Monti einen Plan B aus der Tasche ziehen. Die Idee: Eine kleine Gruppe der Willigen soll mit gutem Beispiel vorangehen. Wem Monti dabei eine Vorreiterrolle zudenkt, liegt auf der Hand. Angela Merkels Alleingang in der Flüchtlingspolitik hat Deutschland in der EU isoliert – und dadurch letztlich durch Brüssel (finanziell) erpressbar gemacht.
Mario Ohoven
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INHALT
DER Mittelstand. | 1 | 2017
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Editorial
26 Die Kanaren: Paradies mit Fallen
POLITIK
KOLUMNE
6 Deutschland-News
27 Der kleine Populist – eine einfache Anleitung
8 Neuregelungen für Gesundheit und Pflege 10 Prävention und Gesundheitsförderung – nicht nur einer ist zuständig 12 Mission für den Mittelstand: Mario Ohoven im Dialog mit drei Bundesministerien Rückengesundheit beginnt im Kopf
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VERNETZT
28 Wirksamer Schutz vor Cyber-Angriffen
29 „Facebook? Dafür habe ich keine Zeit!“
ANGEZÄHLT
30 Gesundheit in Zahlen
IBWF
31 Geld anlegen im Gesundheitswesen 32 Benefit BGM – Gesundheit, die sich lohnt 33 Achtsame Unternehmenskultur
14 BVMW-Umfrage: Mittelstand startet optimistisch für 2017 16 Deutscher Mittelstand Media Award 2016 verliehen
SERVICE
34 News
18 Weichenstellung für den Mittelstand
36 Woher kommt das Geld für AOK & Co?
20 BVMW auf Regierungsbesuch in Ungarn
38 Gesundheitsmanagement zahlt sich aus
21 Mittelstandspräsident im Dialog
40 So profitieren Arbeitgeber vom Präventionsgesetz
22 Europa-News
42 Beratung statt Rezeptblock
24 Geheimtipp Malta
44 Information-Overload
Gesundheitsmanagement zahlt sich aus
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46 Gesundheitscheck für KMU 47 Gesundheitswesen im Stress 50 Rückengesundheit beginnt im Kopf
DER Mittelstand. | 1 | 2017
„Wir sind auf Wachstumsund Qualitätskurs“
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INHALT
KULTUR
66 Ein Hologramm für den König
68 Von Märkten und Musen
BVMW
70 News 72 Online Möbel mieten und kaufen
52 Digitalisierung und Betriebliches Gesundheitsmanagement in Zahlen
Online Möbel mieten und kaufen
72
54 Content-Marketing: Investitionen, die sich lohnen 55 Top-Nachwuchs für den Mittelstand 55 Gemeinsam digital 56 Besser als Big Data 58 Kleine Helfer 59 Verfallfristen in Arbeitsverträgen mit Mindestlohn prüfen 60 Steuern auf den Punkt 61 Finanzkolumne „Über Ihr Geld“ Mit Aktien reicher werden 62 Buchtipps
74 „Wir sind der Unterschied“
64 BVMW-Veranstaltungskalender
76 Produkte im Zeichen der Gesundheit
Besser als Big Data
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78 Moderne Diagnostik im Dienste der Gesundheit 79 Die neue Bundeszentrale des BVMW 80 „Wir sind auf Wachstumsund Qualitätskurs“ 82 Arbeiten 4.0 – Wie gesund ist das?
82 Impressum
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POLITIK
DER Mittelstand. | 1| 2017
Deutschland-News Mittelstand gegen Recht auf Teilzeit Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat Anfang des Jahres einen Referentenentwurf zur befristeten Teilzeit veröffentlicht. Der Entwurf sieht vor, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einen Anspruch auf Rückkehr zu einer Vollzeitbeschäftigung haben, wenn sie zeitweilig teilzeitbeschäftigt waren. Der Anspruch wird gültig ab einer Unternehmensgröße von 15 Beschäftigten sowie einer Vorbeschäftigung von sechs Monaten. Die Reformierung des Arbeitszeit-Gesetzes soll laut Arbeitsministerin Nahles einen Ausweg aus der „Teilzeitfalle“ ermöglichen und vor allem Frauen mit Kindern den Wiedereinstieg in eine Vollzeitbeschäftigung erleichtern. Der BVMW hat sich gegen diesen Vorschlag ausgesprochen, da er auf Kosten des Mittelstandes geht. Das Recht auf eine zeitlich befristete Verringerung der Arbeitszeit nimmt keine Rücksicht auf die Notwendigkeiten betrieblicher Abläufe gerade kleinerer und mittlerer Betriebe. Vielmehr werden den Unternehmen kostentreibende bürokratische Zwänge auferlegt.
Steuerquote in Deutschland über OECD-Durchschnitt Das Steueraufkommen erreichte im vergangenen Jahr in den OECD-Ländern einen neuen Rekordwert. In Deutschland ist der Anteil der Steuereinnahmen am BIP auf 36,9 Prozent gestiegen (2014: 36,6 Prozent). Damit liegt die größte Volkswirtschaft Europas laut der neuesten Ausgabe der OECD Revenue Statistics über dem OECD-Durchschnitt von 34,3 Prozent. Noch höher ist dieser Wert nur in Dänemark (46,6 Prozent) und Frankreich (45,5 Prozent). Damit erreicht die Abgabenquote in den Industrieländern den höchsten Wert seit der ersten Erhebung im Jahr 1965. Angesichts dieser Entwicklung ist die Bundesregierung aufgefordert, die Belastungsschraube in Deutschland nicht noch weiter anzuziehen, sondern durch echte Strukturreformen Einsparungen auf der Ausgabenseite vorzunehmen. Deshalb erwartet der Mittelstand von einer neuen Bundesregierung den Verzicht auf Steuererhöhungen. Quelle: OECD.org
Brexit und die Folgen
Nach dem britischen Referendum zum Ausstieg aus der EU zeichnen sich in der deutschen Wirtschaft die ersten Veränderungen ab. So gingen die deutschen Exporte in das Vereinigte Königreich im Zeitraum zwischen Juli und September 2016 um 5,5 Prozent zurück. Bis Jahresende hat das britische Pfund seit dem Brexit-Votum zudem rund elf Prozent gegenüber dem Euro verloren. Großbritannien war im Jahr 2015 der drittwichtigste Handelspartner Deutschlands. Ausgeführt wurden Waren im Wert von 89,3 Milliarden Euro, während sich die Importe aus Großbritannien auf 38,3 Milliarden Euro beliefen. Damit leistete der Handel mit dem Vereinigten Königreich einen Beitrag von etwa drei Prozent des deutschen BIP. Dazu sind etwa 750.000 Arbeitsplätze in Deutschland direkt oder indirekt mit dem Handel mit Großbritannien verknüpft. Experten erwarten für dieses Jahr eine Verstärkung der Auswirkungen des Brexit-Votums, da die britische Regierung im März auch offiziell das Austrittsgesuch bei der EU einreichen möchte. So könnten bereits in diesem Jahr in Deutschlands Finanzmetropole Frankfurt bis zu 10.000 neue Arbeitsplätze im Finanzsektor entstehen. Für die britische Wirtschaft indes bleiben die Auswirkungen des Votums makroökonomisch vorerst weiterhin moderat: Sowohl die Bank of England als auch der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung haben ihre düsteren Konjunkturprognosen revidiert und gehen nun von einem Wachstum der britischen Volkswirtschaft um etwa 1,4 Prozent im Jahr 2017 aus. Großbritannien dürfte damit weiterhin ein wichtiger Handelspartner Deutschlands bleiben.
Foto oben links: © visualpower – fotolia.com; Foto oben rechts: © sacura14 – fotolia.com;
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DER Mittelstand. | 1 | 2017
Abschreibungsregeln mittelstandsfreundlich reformieren Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble weigert sich, den Schwellenwert von Sofortabschreibungen geringwertiger Wirtschaftsgüter anzuheben. Der BVMW setzt sich dafür ein, die Abschreibungsregeln für Unternehmen mittelstandsfreundlich zu reformieren. Dazu gehört die Anhebung der Grenze für den Sofortabzug von Anschaffungskosten von 410 Euro auf 1.000 Euro. Sie wurde zuletzt 1965 angehoben. Finanzminister Schäuble sollte seinen Widerstand gegen eine Entlastung des Mittelstands aufgeben. Zumal es sich um eine Steuerstundung über wenige Jahre handelt, die den Fiskus praktisch nichts kostet. Seine Weigerung, den Schwellenwert von Sofortabschreibungen anzuheben, verhindert eine Entbürokratisierung im Mittelstand. Zudem unterbleiben Anreize für dringend benötigte Investitionen in die Digitalisierung unserer Betriebe. Der versprochenen Entlastung müssen endlich konkrete Schritte folgen.
Foto oben rechts: © freshidea – fotolia.com; Foto unten links: ©Jorg Hackemann – fotolia.com
Schuldenuhr tickt langsamer
Erstmals in ihrer Geschichte wird die Schuldenuhr Deutschlands nur noch einen zweistelligen Schuldenzuwachs ausweisen: 68 Euro pro Sekunde für das Jahr 2017. Zuvor betrug die sekündliche Neuverschuldung 129 Euro. Denn auch im neuen Jahr will der Bund ohne Nettokreditaufnahme auskommen – dies wird auch für die Gesamtheit aller Kommunen angenommen. Somit halten allein die Bundesländer die Schuldenuhr am Laufen. Quelle: Bund der Steuerzahler Deutschland e. V.
POLITIK
USA und der deutsche Außenhandel
Nachdem Donald Trump im Wahlkampf mit einem protektionistischen Kurs und deutlichen Steuererleichterungen geworben hatte, stellen sich insbesondere für die exportgetriebene deutsche Volkswirtschaft zahlreiche Fragen. Obwohl das transatlantische Freihandelsabkommen TTIP im US-Wahlkampf keine Rolle gespielt hat, stehen die Chancen auf Umsetzung nicht gut. Schon jetzt hat sich der Handel zwischen den USA und Deutschland abgeschwächt: So gingen die deutschen Ausfuhren in die USA zwischen Januar und Juli 2016 um sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück. Mit einem Handelsüberschuss von 50 Milliarden US-Dollar und einem von der EZB weiterhin schwach gehaltenen Euro könnte Deutschland in Zukunft auch Ziel der angekündigten Strafmaßnahmen gegen Handelspartner mit zu hohen Überschüssen werden. Steuererleichterungen für Unternehmen und eine stärkere Binnenorientierung der USA werden nach Prognosen der „Fünf Weisen“ bereits im Jahr 2017 zu einem Wachstumsschub von 2,3 Prozent führen. US-Tochterfirmen und Niederlassungen deutscher Unternehmen jenseits des Atlantiks dürften zu den Profiteuren zählen, ebenso wie Maschinen- und Anlagenbauer aufgrund des beabsichtigten Reindustrialisierungskurses. Als pragmatischer Unternehmer dürfte Trump seine Wirtschaftspolitik schnell nachjustieren, sobald sich negative Auswirkungen einer restriktiven Handelspolitik in den USA abzeichnen. Einstweilen bleibt die größte Volkswirtschaft der Welt aller Voraussicht nach auch in Zukunft der wichtigste Absatzmarkt deutscher Produkte.
Entgeltgleichheitsgesetz auf den Weg gebracht Das Bundeskabinett hat den Gesetzentwurf zur Entgeltgleichheit verabschiedet. Arbeitgeber mit mehr als 200 Mitarbeitern müssen zukünftig ihren Beschäftigten auf Wunsch die Kriterien zur Bezahlung offenlegen. Arbeitgeber mit mehr als 500 Beschäftigten, die lageberichtspflichtig sind, müssen zudem künftig regelmäßig über den Stand der Gleichstellung und der Entgeltgleichheit berichten. Mit dem Gesetz soll die Transparenz zur Lohngleichheit von Männern und Frauen erhöht werden. Ziel des Familienministeriums ist, das Gesetz noch in dieser Legislaturperiode zu verabschieden. Der BVMW lehnt das Bürokratiemonster Entgeltgleichheitsgesetz ab.
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POLITIK
DER Mittelstand. | 1 | 2017
Neuregelungen für Gesundheit und Pflege Zum Jahresanfang traten im Bereich Gesundheit und Pflege wichtige Änderungen in Kraft. Kern ist die Einführung eines neuen, umfassenden Pflegebedürftigkeitsbegriffs. Damit ändert sich grundlegend die Pflegebegutachtung durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung. „DER Mittelstand.“ sprach darüber mit Bundesgesund heitsminister Hermann Gröhe (CDU).
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe.
DER Mittelstand.: Seit dem 1. Januar gibt es einen neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff. Was verbirgt sich dahinter, und warum ist eine solche Umstellung überhaupt nötig? Hermann Gröhe: Wir stemmen in der Pflege einen echten Kraftakt und können daher sagen: 2017 wird ein gutes Jahr für Pflegebedürftige, ihre Familien und unsere Pflegekräfte. Zehn Jahre wurde geredet. Jetzt wird der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff endlich Wirklichkeit. Die Experten sind sich einig, dass der Unterstützungsbedarf der Pflegebedürftigen damit besser erfasst werden kann. Wir haben dafür gesorgt, dass sich die Unterstützung künftig stärker am persönlichen Bedarf von Pflegebedürftigen und ihren Familien ausrichtet. Demenzkranke erhalten endlich einen gleichberechtigten Zugang zu den Leistungen der Pflegeversicherung. Außerdem setzt die Hilfe künftig deutlich früher ein – etwa wenn eine Dusche altersgerecht umgebaut werden muss, oder Hilfe im Haushalt benötigt wird. Mittelfristig können dadurch bis zu 500.000 Menschen zusätzlich Unterstützung erhalten. Und mit zunehmendem Unterstützungsbedarf im Pflegeverlauf wächst auch die Hilfe an. Insgesamt stehen für die Pflege fünf Milliarden zusätzlich pro Jahr zur Verfügung.
Fünf Pflegegrade statt drei Stufen, mehr Möglichkeiten, Leistungen flexibel zu kombinieren – ist das nicht komplizierter als bisher? Mehr Möglichkeiten für den Einzelnen heißt natürlich zugleich, dass Pflegebedürftige und ihre Angehörigen auch einen höheren Beratungsbedarf haben. Deshalb haben wir dafür gesorgt, dass die Beratung besser wird: Pflegebedürftige und ihre Familien haben einen Anspruch darauf, von einem persönlichen Pflegeberater bei ihrer Pflegekasse betreut zu werden. Und auch Angehörige haben erstmals einen eigenen Anspruch auf Pflegeberatung. Außerdem bauen wir die Beratung vor Ort jetzt weiter aus und ermöglichen eine bessere Verzahnung der Pflegeleistungen mit kommunalen Angeboten für ältere Menschen. Denn neue Leistungen haben nur Sinn, wenn sie auch ankommen. Pflegebedürftige und ihre Angehörigen können sich unter www.pflegeleistungshelfer. de einen Überblick über die Leistungen verschaffen, die für sie in Frage kommen. Einige werfen Ihnen vor, dass von den Reformen nichts bei den Pflegebedürftigen ankommt … Die gute Nachricht ist: Wir können schon jetzt sehen, dass die Verbesserungen, die wir zum 1. Januar 2015 auf den Weg gebracht haben, ankommen. Das zeigt der neueste Pflegebericht. Zum Beispiel haben sich die Hilfen für den altersgerechten Umbau der eigenen Wohnungen auf rund 305 Millionen Euro nahezu verdreifacht. Die Leistungen für zusätzliche Betreuung in der häuslichen Pflege, wie etwa Begleitung beim Einkaufen, haben sich auf rund 680 Millionen Euro pro Jahr mehr
Foto oben © Gina Sanders – fotolia.com : Foto H. Gröhe: BMG/Jochen Zick (action press)
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DER Mittelstand. | 1 | 2017
als verdoppelt. Und in den Pflegeheimen haben 20.000 zusätzliche Betreuungskräfte ihre Arbeit aufgenommen. Das verbessert den Pflegealltag. Viele pflegende Angehörige pflegen bis über ihre Belastungsgrenze hinaus. Mit welchen Angeboten wollen Sie die pflegenden Angehörigen entlasten? Einen geliebten Menschen zu Hause zu pflegen, verdient große Anerkennung und Respekt. Pflegende Angehörige gehen dabei oft an die Grenze ihrer Belastbarkeit. Deshalb haben wir die Unterstützung für die Pflege zu Hause deutlich ausgeweitet – etwa durch mehr Kurzzeit- und Tagespflege oder die Möglichkeit, Hilfe im Haushalt in Anspruch zu nehmen. Wenn pflegende Angehörige berufstätig sind, ist das oftmals eine besondere Belastung. Um die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf zu verbessern, haben pflegende Angehörige jetzt einen Rechtsanspruch auf eine Familienpflegezeit und auf eine bezahlte Auszeit von bis zu zehn Tagen, wenn schnell etwas organisiert werden muss, etwa nach einem Sturz. Außerdem gibt es die Möglichkeit, Kuren und Rehabilitationsmaßnahmen auch gemeinsam mit den Pflegebedürftigen in Anspruch zu nehmen. Und wir haben die soziale Absicherung der pflegenden Angehörigen in der Rentenversicherung verbessert mit Beiträgen in Höhe von rund 400 Millionen Euro. Dadurch wird die Absicherung erhöht und kommt mehr pflegenden Angehörigen zugute. Pflegekräfte fühlen sich oft überlastet und klagen über schlechte Arbeitsbedingungen. Was muss getan werden, um mehr Pflegekräfte zu gewinnen?
Unsere Pflegekräfte leisten eine unverzichtbare Arbeit. Dafür haben sie gute Arbeitsbedingungen und eine angemessene Bezahlung verdient. Hier sind alle gefragt: Der Bund, die Länder, aber auch Arbeitgeber und die Tarifparteien. Die Verbesserungen werden sich auch auf die Arbeitssituation der Pflegekräfte auswirken, denn wir unterstützen die Bezahlung nach Tarif, helfen dabei überflüssige Bürokratie abzubauen und sorgen für zusätzliche Betreuungskräfte in den Pflegeeinrichtungen. Außerdem muss der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff vor Ort zum Anlass genommen werden, die Personalausstattung zu überprüfen und an den Bedarf anzupassen. Von 2003 bis 2013 hat sich die Zahl der in der Altenpflege Beschäftigten um rund 40 Prozent erhöht. Und was mich besonders freut: Die „Ausbildungsund Qualifizierungsoffensive Altenpflege“, die wir gemeinsam mit den Ländern und Verbänden angestoßen haben, zeigt Wirkung. Noch nie haben sich so viele Menschen für die Ausbildung in der Altenpflege entschieden wie in den vergangenen Jahren. Das ist ein schönes Zeichen, denn wir werden mehr Pflegekräfte brauchen. Vielen herzlichen Dank für das Gespräch.
Hermann Gröhe Bundesminister für Gesundheit www.bundesgesundheitsministerium.de www.pflegeleistungshelfer.de www.wir-stärken-die-pflege.de
POLITIK
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POLITIK
DER Mittelstand. | 1 | 2017
Prävention und Gesundheitsförderung – nicht nur einer ist zuständig Seit Verabschiedung der Ottawa-Charta der Weltgesundheitsorganisation 1986, dem internationalen Grundlagenkonzept für moderne Prävention und Gesundheitsförderung, werden die dort enthaltenen Grundsätze als Schlüsselkonzept für ein modernes Gesundheitswesen angesehen.
Das Besondere an der Ottawa-Charta ist, dass nicht nur, wie bis dahin üblich, die Risikofaktoren für die Entstehung von Krankheiten in den Blick genommen werden, sondern auch die Schutzfaktoren. Die Schutzfaktoren leiten sich aus der Theorie der Salutogenese ab. Die Salutogenese befasst sich mit der Frage: „Was hält Menschen, ggfs. auch unter schwierigen Bedingungen, gesund?“ Was heißt das nun für die Umsetzung? Es heißt zunächst, dass die klassischen Empfehlungen nach wie vor von großer Bedeutung und unverzichtbar für die Verhütung vieler Krankheiten sind: mehr Bewegung gegen die gesundheitsschädliche, verbreitete Inaktivität in den Alltag integrieren, sich Zeit nehmen für gesundes Essen mit viel Obst und Gemüse in Ruhe, statt zu fettreiche und zu zuckerhaltige Kost im Gehen oder Stehen zu verzehren, auf Rauchen und auf übermäßigen Alkoholkonsum verzichten.
Es heißt aber auch, dass für ein erfolgversprechendes Konzept weitere Faktoren notwendig sind. Dazu gehören vor allem das Empowerment, auf Deutsch: Lebenskompetenz. Die Lebenskompetenz umfasst eine Vielzahl von Kompetenzen, dazu gehören Gesundheitskompetenz, soziale Kompetenz, Medienkompetenz u. a. Das zweite Schlüsselwort ist Partizipation, also Teilhabe. Da nach international anerkanntem Standard das Konzept der Prävention und Gesundheitsförderung vor allem in den Lebenswelten der Menschen umgesetzt werden soll, geht es hier darum, die Menschen selbst in die Analyse der Ausgangssituation, in die Ableitung, Planung und Umsetzung von Maßnahmen einzubeziehen. Ziel dieses modernen umfassenden Konzepts von Prävention und Gesundheitsförderung ist es, den Menschen mehr Selbstbestimmung und Entscheidung über ihre eigene Gesundheit zu ermöglichen. Angesichts des heute vorherrschenden Krankheitsspektrums der chronischen Krankheiten,
Foto: © adam121 – fotolia.com
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die deutlich abhängig sind vom Lebensstil und den Lebensbedingungen der Menschen, stoßen Maßnahmen der Akutbehandlung schnell an ihre Grenzen. Diese Krankheiten sind aber durch Prävention und Gesundheitsförderung beeinflussbar, d. h., dass die Einflussfaktoren, die die Entstehung dieser Krankheiten begünstigen, verändert werden können, wenn geeignete, wissenschaftlich begründete Präventionsstrategien durchgeführt werden. Dazu gehören Herz-Kreislauferkrankungen, Stoffwechselerkrankungen, vor allem Diabetes mellitus, verschiedene Krebserkrankungen, Krankheiten der Atemwege, Krankheiten des Bewegungsapparates und psychische Krankheiten. Die am weitesten verbreiteten Risiken für die Entstehung dieser Krankheiten sind Rauchen, Überund Fehlernährung, Bewegungsmangel, übermäßiger Alkoholkonsum.
Selbstveranwortung, Arbeit und Beruf
Foto: © Barbara Frommann
Die Frage, was alles die Gesundheit oder die Entstehung von Krankheit beeinflusst, wird deshalb an den Anfang gestellt, weil in der Bevölkerung häufig noch ein eindimensionales Bild von Gesundheit und Krankheit vorherrscht, das gegebenenfalls sogar mit Schuldzuweisungen an den Einzelnen einhergeht. So wird unter Aufgabe der eigenen Kompetenz die (Wieder-)Herstellung von Gesundheit in der ausschließlichen Verantwortung des Arztes gesehen, vergleichbar einer Autoreparatur. Nicht wenig verbreitet ist auch die Vorstellung „die Arbeit macht krank“, mit der impliziten Zuweisung der Verantwortung an Unternehmen und soziale Stellung. Natürlich können berufliche Tätigkeiten mit gesundheitlichen Belastungen einhergehen, zum Beispiel bei schwerer körperlicher Arbeit, bei Belastungen durch eine technisch ungesunde Umgebung oder durch psychosozialen Stress. Im Vordergrund steht aber zunächst, dass Arbeit durch das erzielte Einkommen in der Regel ein selbstständiges, unabhängiges Leben ermöglicht, einen sozialen Status verleiht, der Selbstbestätigung bedeutet, eine Struktur bietet, die Halt gibt und Lernprozesse ermöglicht, die das Selbstbewusstsein und die Kompetenz stärken. Das sind wichtige gesundheitsfördernde Faktoren. Die Gesundheit von Menschen, die keine Arbeit haben oder finden, vor allem von Langzeitarbeitslosen, ist besonders belastet und im Durchschnitt deutlich schlechter als die der arbeitenden Bevölkerung.
Verantwortung für alle Der Arbeits- und Gesundheitsschutz im Betrieb ist seit langem in Deutschland durch gesetzliche Regelungen, Verordnungen, Richtlinien und Anweisungen umfassend verankert. Durch das neue
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Präventionsgesetz von 2015 sollen Arbeitsschutz und Verhütung arbeitsbedingter Erkrankungen näher zueinander gebracht und besser miteinander verzahnt werden. Insbesondere kleine und mittlere Betriebe sollen besser mit Leistungen der betrieblichen Gesundheitsförderung erreicht werden. Dafür wurden die gesetzlichen Krankenkassen mit dem neuen Gesetz verpflichtet, mindestens zwei Euro je Versichertem und Jahr für Prävention in der Lebenswelt Betrieb auszugeben. Mit dem Präventionsgesetz soll generell die Gesundheitsförderung direkt im Lebensumfeld der Menschen – in der Kindertagesstätte, der Schule, am Arbeitsplatz usw. – gestärkt werden. Den Krankenkassen stehen dafür insgesamt jährlich 500 Millionen Euro zur Verfügung. Prävention und Gesundheitsförderung müssen als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden werden, zu der jeder seinen Beitrag leisten kann und sollte. Niemand sollte sich der Verantwortung entziehen. Das wendet sich selbstverständlich auch, aber nicht nur, an Unternehmen. Voraussetzung für erfolgreiches geschäftliches Wirken ist eine funktionierende Gesellschaft oder anders ausgedrückt der gesellschaftliche Zusammenhalt. Um das zu erreichen, braucht ein Land strategische Allianzen der Politik mit der Wirtschaft, mit Einrichtungen bürgerschaftlichen Engagements zum Beispiel Stiftungen, mit dem Bildungs- und Gesundheitswesen, mit Verbänden wie dem BVMW, und Selbsthilfeeinrichtungen. Notwendig sind also interdisziplinäre, transsektorale Zusammenarbeit und Koordinierung statt isolierter Interventionen einzelner Organisationen. Innerhalb der Betriebe geht es um eine möglichst weitgehende Beteiligung aller Mitarbeiter/innen. Teilhabe fängt im eigenen Unternehmen an. Über den Betrieb können in Deutschland eine sehr große Zahl von Erwachsenen erreicht werden. Gerade im Mittelstand sind die meisten Erwerbstätigen beschäftigt. Deshalb kommt der Prävention und Gesundheitsförderung in mittelständischen Betrieben für die erwachsene Bevölkerung eine besondere Bedeutung zu. Für die Betriebe selber bietet sich darüber eine gute Zukunftsperspektive. Prävention und Gesundheitsförderung richtig verstanden erfordern nicht nur ein gesundes Essensangebot und bewegte Pausen oder Yogakurse, sondern einen wertschätzenden, kooperativen Führungsstil, die Delegation von Verantwortung, wo möglich, gemischte Teamarbeit, die Lernmöglichkeiten für Junge und Alte, für Frauen und Männer und Menschen unterschiedlicher Kulturen schafft, die Beteiligung von Mitarbeiter/innen an Planungen und der Umsetzung neuer Entwicklungen. So kann eine positive Unternehmenskultur gestärkt oder auch erst entwickelt werden, wie die nachwachsende Generation sie sich wünscht, und die ganzheitlich die Gesundheit fördert.
Prof. Dr. med. Elisabeth Pott Ärztin für Öffentliches Gesundheitswesen, Direktorin der Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung a. D., Vorstandsvorsitzende der Deutschen Aidsstiftung
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POLITIK
DER Mittelstand. | 1 | 2017
Mission für den Mittelstand: Mario Ohoven im Dialog mit drei Bundesministerien Als eine seiner letzten Amtshandlungen als Bundeswirtschaftsminister lud Vizekanzler Sigmar Gabriel zu einem interministeriellen Treffen zum Jahreswirtschaftsbericht der Bundesregierung ein. Mittel standspräsident Mario Ohoven nutzte die Gelegenheit, um in Anwesenheit der Bundesminister Sigmar Gabriel, Dr. Wolfgang Schäuble und des Staatssekretärs im Bundesarbeitsministerium Thorben Albrecht die dringlichsten Handlungsfelder aus Sicht der mittelständischen Wirtschaft zu benennen. Nachfolgend eine Übersicht der behandelten Themen sowie die Positionierung des BVMW. Schwellenwert zur Sofortabschreibung geringwertiger Wirtschaftsgüter Wie kann die Politik schnell und unbürokratisch Investitionen fördern? Der Mittelstand hat einen Vorschlag, mit dem die Politik beide Ziele unbürokratisch und schnell erreichen kann. Das Stichwort lautet: Anhebung des Schwellenwertes zur Sofortabschreibung geringwertiger Wirtschaftsgüter. Konkret sollte die Grenze für den Sofortabzug von Anschaffungskosten für geringwertige Wirtschaftsgüter von 410 Euro auf 1.000 Euro angehoben werden. Eine Anhebung ist überfällig: Seit 1965 wurde keine Anpassung mehr an die Geldentwertung vorgenommen. Berücksichtigt man die Inflation der letzten 50 Jahre, entspricht der geltende Schwellenwert heute 105 Euro. Eine Anhebung auf 1.000 Euro ist daher angemessen – schließlich wurden auch die Politikergehälter nicht auf dem Stand von 1965 eingefroren … Die Anpassung dient der Entbürokratisierung im Mittelstand und bietet Anreize, beispielsweise in die Digitalisierung unserer klein- und mittelständischen Betriebe zu investieren.
Vorfälligkeit der SV-Beiträge zurücknehmen Welches „Bürokratiemonster“ ärgert den Mittelstand noch? Besonders ärgerlich ist die Vorfälligkeit bei den Sozialversicherungsbeiträgen. Als die Vorverlegung beschlossen wurde, hieß es, bei guter Kassenlage würde sie wieder zurückgenommen. Darauf wartet der Mittelstand bislang vergeblich. Der BVMW plädiert für die sofortige Abschaffung der Vorfälligkeit bei den Sozialversicherungs beiträgen.
Denn der Grund für die Vorfälligkeit ist längst entfallen: Im Jahr 2005 wurde wegen knapper Rentenkassen die Vorverlegung der Fälligkeit beschlossen. Vor 12 Jahren betrug die Nachhaltigkeitsrücklage 1,8 Milliarden Euro. Vor einem Monat war die Kasse mit 34 Milliarden Euro wieder randvoll. Damit nicht genug: Die Betriebe müssen den voraussichtlichen Sozialversicherungsbeitrag für den laufenden Kalendermonat schätzen und bereits vor der Zahlung der Löhne abführen. Dies führt im Folgemonat zu ständigen, nachträglichen Korrekturen in der Lohnabrechnung. Im Ergebnis werden jährlich nicht zwölf, sondern 24 Monatsabrechnungen erstellt. Das ist Bürokratie in Reinkultur.
Die Zukunft von Freihandel und TTIP Lange Zeit hat TTIP die Schlagzeilen beherrscht. Steht mit der Wahl Trumps der Freihandel vor dem Aus? Ob ein transatlantisches Abkommen unter US-Präsident Trump Realität wird, bleibt bis auf weiteres offen. Mit Trump ist jedoch ein eingefleischter Unternehmer ins Weiße Haus eingezogen, der den Erfolg sucht. Ein gewisser Pragmatismus darf ihm daher unterstellt werden. Die Aufnahme neuer Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA ist somit möglich, TTIP wird es aller Voraussicht nach aber nicht mehr heißen. In Anbetracht dieser Gemengelage sollte die EU-Kommission den Zollabbau ins Zentrum neuer Verhandlungen mit den USA stellen. Die Zölle liegen derzeit durchschnittlich bei 2,8 Prozent. Aber es gibt auch Ausreißer, wie etwa der Einfuhrzoll auf Kleinlastwagen, der auf US-Seite bei 25 Prozent liegt. Diese Handelshemmnisse gilt es zunächst zu beseitigen, damit beide Seiten die Verhandlungen über
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den Abbau aller bürokratischen Handelshemmnisse später ohne Zeitdruck weiterführen können.
Chancen der Digitalisierung nutzen Welche Hausaufgaben muss Deutschland als größte Volkswirtschaft Europas machen? Die Digitalisierung ist eine Mammutaufgabe nicht nur für den deutschen Mittelstand. Digitalisierung muss dabei als Querschnittsaufgabe in allen Bereichen mitgedacht werden, sei es bei der Energiewende, dem Arbeitsmarkt oder der Steuer. Grundvorausetzung ist eine flächendeckende Breitbandversorgung. Bei der Digitalisierung geht es nicht um Aussitzen oder Abwarten, sondern um proaktives Gestalten. Daher ruft unser Verband immer wieder dazu auf, Digitalisierungschancen mutig zu ergreifen. Deutschland ist eine offene und technologisch orientierte Volkswirtschaft – und dies muss sie auch bleiben.
Deregulierung des Arbeitsmarkts
Foto: © Christian Kruppa
Dieses Jahr steht uns eine Rekordbeschäftigung von knapp 44 Millionen Menschen ins Haus. Ist der Arbeitsmarkt aus Sicht des Mittelstands in guter Verfassung? Nein, die vergleichsweise gute wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre wurde nicht dazu genutzt, um den Arbeitsmarkt fit für die großen anstehenden Aufgaben zu machen. Im Gegenteil: Die Reformrendite der Agenda 2010 nimmt schrittweise ab. Immer wieder wurden Gesetze und Initiativen eingebracht, die sich negativ auf die wirtschaftliche Lage kleiner und mittlerer Unternehmen auswirken. Die Standortbedingungen haben sich in den letzten Jahren systematisch verschlechtert. Stichworte sind hier Mindestlohn, Arbeitsstättenverordnung, Arbeitnehmerüberlassungsgesetz und Entgeltgleichheitsgesetz. Nicht ohne Grund investieren einheimische Unternehmen immer mehr im Ausland, und immer weniger in Deutschland. Der geplante Anspruch auf Teilzeitarbeit ist ein weiterer Tiefschlag gegen den Mittelstand. Die günstige Konjunktur ist kein Freifahrtschein für jeden bürokratischen Unsinn, der die Flexibilität kleinerer und mittlerer Betriebe weiter einschränkt.
Nein zur Vermögensteuer Die Politik wird wohl das Thema Steuern im Jahr der Bundestagswahl ganz oben auf die Agenda setzen. Wie beurteilt der Mittelstand die Wiedereinführung einer Vermögensteuer? Wir sind dabei, wenn es um Steuervereinfachungen und Steuersenkung geht.
Jeder Steuererhöhung erteilen wir als Mittelstand dagegen eine ganz klare Absage, und der Sachverständigenrat gibt uns Recht: „Als Substanzsteuer würde eine Vermögensteuer gerade kleine und mittelständische Unternehmen belasten. Sie würde zudem Anreize für eine Standortverlagerung ins Ausland setzen. Nicht zuletzt hat die Vermögensteuer hohe Erhebungs- und Entrichtungskosten.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.
Erbschaftsteuer abschaffen Kann der Mittelstand mit dem Kompromiss zur Erbschaftsteuer leben, um den lange gerungen wurde? Nur eine Erbschaftsteuer mit dem Steuersatz null Prozent ist akzeptabel. Andere Länder sind uns da voraus. So wurde in Österreich, der Schweiz, Portugal, Schweden oder Kanada die Erbschaftsteuer ersatzlos gestrichen. Dieses Steuerrelikt schadet und belastet den Mittelstand in Deutschland über Gebühr und gefährdet Arbeits- und Ausbildungsplätze. Zudem ist jetzt schon absehbar, dass sich das Bundesverfassungsgericht in naher Zukunft wieder mit dem Thema beschäftigen wird. Daher lautet die einfachste Lösung: vollständige Abschaffung!
Weg mit dem Solidaritätszuschlag Der Solidaritätszuschlag hat mehr als 25 Jahre nach der Wiedervereinigung seine Aufgabe erfüllt. Was sollte mit ihm geschehen? Wir fordern eine Lösung, die Betriebe und Bürger nachhaltig entlastet. Die beste Lösung ist die Abschaffung des Solidaritätszuschlags. Das würde die Binnennachfrage ankurbeln und das Wachstum in Deutschland nachhaltig stärken. Der Bund erwirtschaftete 2016 einen Überschuss von 6,2 Milliarden Euro. Davon sollen die Bürger etwas zurückbekommen. Denn die Lohn- und Einkommensteuerzahler tragen bei weitem den größten Teil der zusätzlichen Steuereinnahmen des Staates bei. Vor allem der Mittelstand, der über 99 Prozent aller Unternehmen in Deutschland umfasst, erwirtschaftet diesen. Die Signale stehen daher auf Entlastung. Der Anteil von Steuern und Abgaben an der Wirtschaftsleistung liegt in Deutschland mit 36,1 Prozent deutlich über dem OECD-Durchschnitt. Damit werden die Steuerzahler und Unternehmen wesentlich mehr belastet als in fast allen anderen Industrieländern. Selbst im vermeintlichen Hochsteuerland Schweden ist die Steuerbelastung geringer.
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POLITIK
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BVMW-Umfrage: Mittelstand optimistisch für 2017 Der Mittelstand geht optimistisch in das Jahr 2017 und will neue Jobs schaffen. Bemerkenswert: Die Mehrheit der Unternehmer wünscht sich Schwarz-Gelb oder ein Jamaika-Bündnis nach der Bundestagswahl.
Die Ergebnisse der traditionellen BVMW Jahresendumfrage präsentierte Mittelstandspräsident Mario Ohoven bei der Bundespressekonferenz in Berlin. Die Unternehmen sichern demnach auch 2017 in einer weltpolitisch schwierigen Lage Wachstum und Beschäftigung in unserem Land. Eine deutliche Mehrheit der Mittelständler will nach der Bundestagswahl eine andere Bundes regierung.
momentane Geschäftslage als befriedigend oder besser ein, 66 Prozent (2015: 63) sogar als gut und besser. Rund 39 Prozent (2015: 38) erwarten noch höhere Umsätze in den kommenden zwölf Monaten; 47 Prozent der Unternehmer (2015: 39) planen in 2017 ebenso hohe Investitionen wie 2016, wie auch 2015 will gut ein Drittel sogar mehr investieren als in den vergangenen zwölf Monaten.
Der repräsentativen Umfrage zufolge bevorzugen 46 Prozent der Mittelständler eine schwarz-gelbe Koalition, 13 Prozent ein „Jamaika“-Bündnis aus Union, Grünen und FDP. Eine Fortsetzung der Großen Koalition wollen dagegen nur 12 Prozent. „Offenbar haben die Mittelständler kein Vertrauen mehr in die Reform- und Innovationskraft der Bundesregierung“, so Ohoven. Als vorrangige Aufgaben einer neuen Bundesregierung nannten die Unternehmer den Abbau bürokratischer Hemmnisse, die Senkung der Steuer- und Abgabenlast sowie eine Verbesserung der Infrastruktur.
Angesichts eines Investitionsstaus hierzulande von über 100 Milliarden Euro forderte Ohoven mehr Zukunftsinvestitionen. Er befürchte jedoch, dass die Parteien stattdessen im Wahlkampf neue soziale „Geschenkpakete“ schnüren. Ohoven forderte eine neue Bundesregierung zu Reformen auf. Deutschland brauche endlich ein Wagniskapitalgesetz für innovative Klein- und Mittelbetriebe, eine steuerliche Forschungsförderung wie in 28 von 34 OECD-Ländern und die völlige Abschaffung der Erbschaftsteuer.
Trotz weltweiter Krisen erwarten wie im Vorjahr rund 62 Prozent der Mittelständler für 2017 einen anhaltenden Aufschwung in Deutschland. Dagegen sehen unverändert 38 Prozent unser Land auf dem Weg in die Rezession. „Der Mittelstand in Deutschland leidet vor allem unter dem akuten Fachkräftemangel“, warnte Ohoven. Laut Umfrage haben über 89 Prozent (2015: 87) Schwierigkeiten, offene Positionen zu besetzen. Jeder dritte Betrieb musste aus Personalnot sogar schon Aufträge ablehnen. Der BVMW-Umfrage zufolge schätzen 95 Prozent (2015: 94) der Klein- und Mittelbetriebe ihre
Überaus positiv wird laut Umfrage die aktuelle Finanzierungssituation bewertet: 92 Prozent (2015: 90) der Mittelständler vergeben die Schulnoten befriedigend, gut oder sehr gut. Laut Umfrage planen 41 Prozent (2015: 39), in den kommenden zwölf Monaten zusätzliche Mitarbeiter einzustellen. Wie schon 2015, wollen rund 53 Prozent die Mitarbeiterzahl halten. „Damit erfüllt der Mittelstand auch 2017 verlässlich seine Rolle als Wachstums- und Jobmotor in unserem Land. Ich erwarte von einer neuen Bundesregierung, dass sie die dafür erforderlichen investitionsfreundlichen Rahmenbedingungen schafft“, betonte Mittelstandspräsident Ohoven.
Foto oben: © BVMW; Foto unten: © Michael Königs
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Gefragt: Mario Ohoven im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk.
Wie wird sich Ihre Geschäftslage in den kommenden 12 Monaten entwickeln?
günstiger
39 %
gleich
51 %
ungünstiger
10 %
Welche gesamtwirtschaftliche Entwicklung erwarten Sie in den kommenden 12 Monaten in Deutschland?
BVMW-Pressekonferenz: Mittelstandspräsident Mario Ohoven und Chefvolkswirt Dr. H.-J. Völz (v. li.).
Von welcher möglichen Regierungskonstellation erwarten Sie nach der Bundestagswahl die mittelstandsfreundlichste Politik?
5 4
Union/FDP
46 %
Union/SPD
12 %
Union/Grüne
3 2
6 %
Union/Grüne/FDP 13 %
1 1
SPD/Grüne
2 %
Aufschwung (Expansion)
46 %
2
SPD/Grüne/FDP
3 %
Hochkonjunktur (Boom)
16 %
3
SPD/Grüne/Linke
4 %
Abschwung (Rezession)
37 %
4
AfD-Einbindung
6 %
Tiefphase (Depression)
1 %
5
Sonstige
7 %
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Deutscher Mittelstand Media Award 2016 verliehen Mittelstandspräsident Mario Ohoven würdigte Preisträger Stefan Aust als herausragenden Journalisten („Der Spiegel“, „Die Welt“) mit Meriten in allen Medienbereichen sowie erfolgreichen mittelständischen Unternehmer. Im Rahmen einer festlichen Gala in Berlin verlieh der BVMW den Deutschen Mittelstand Media Award 2016. Der Preis ging an Stefan Aust, Herausgeber der Tageszeitung „Die Welt“ und u. a. langjähriger Chefredakteur des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“. In seiner Laudatio würdigte Mittelstandspräsident Mario Ohoven die herausragende journalistische Arbeit des Preisträgers. „Mit Stefan Aust ehren wir nicht nur einen engagierten Spitzenjournalisten mit Meriten in allen Medienbe reichen, sondern zugleich einen erfolgreichen mittelständischen Unternehmer. Stefan Aust ist der perfekte Preisträger für den Deutschen Mittelstand Media Award.“ Mit dem Deutschen Mittelstand Media Award zeichnet der BVMW jährlich einen Journalisten aus, der crossmedial in den Bereichen Print, Radio, TV, Online und Social Media arbeitet und in seinen Beiträgen den Leistungen und der Bedeutung des unternehmerischen Mittelstands für Deutschland in besonderer Weise gerecht wird. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert. Aus der Vielzahl preiswürdiger Kandidatinnen und Kandidaten, die von mittelständischen Unternehmern aus ganz Deutschland nominiert wur-
den, hatte die prominent besetzte Jury diesmal Stefan Aust als Preisträger gewählt. Der Jury für den Deutschen Mittelstand Media Award unter Vorsitz von Kulturstaatsminister a. D. Prof. Dr. h. c. Bernd Neumann gehören an: Stefan Baron (langjähriger Chefredakteur WirtschaftsWoche; Ex-Kommunikationschef Deutsche Bank weltweit); Klaus Bresser (Chefredakteur a. D. ZDF); Hans Demmel (Geschäftsführer n-tv); Prof. Dr. Jo Groebel (Medienexperte, stellv. Jury-Vorsitzender); Manfred Hart (Chefredakteur Digitalprojekte BILD); Dr. Michael Inacker (stellv. Chefredakteur a. D. Handelsblatt); Helmut Markwort (Herausgeber FOCUS); Tatjana Ohm (Chefmoderatorin WELT N24); Mario Ohoven (Präsident BVMW, Präsident European Entrepreneurs); Dr. Sarah Tacke (stellv. Leiterin Redaktion Recht und Justiz ZDF) und Prof. Dr. Helmut Thoma (RTL-Gründer, Medienmanager).
Ernennung zu Senatoren Im Rahmen der Gala wurden die Unternehmer Marco Bühler, Burchard Führer, Hans-Dieter Kettwig und Reinhard Schneider in den exklusiven Kreis der Senatoren im Bundeswirtschaftssenat des BVMW aufgenommen. Alle vier, so waren sich die Laudatoren einig, zeichnen sich durch ihre herausragende Unternehmensführung aus und bereichern so den Kreis der Senatoren.
Die neu ernannten Senatoren h. c. (v. li.) Marco Bühler (Beurer GmbH), Reinhard Schneider (Werner & Mertz GmbH), Burchard Führer (Unternehmensgruppe Burchard Führer GmbH) und Hans-Dieter Kettwig (Enercon GmbH).
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Ausgezeichnet: Preisträger Stefan Aust.
Dietmar Deffner (li.), Tatjana Ohm, Bernhard Lauster (alle N24).
Fotos: © Christian Kruppa
Hans Demmel, Geschäftsführer n-tv.
Chiara Ohoven mit Jurymitglied Prof. Dr. Jo Groebel.
Ria Wigger und BVMW-Vizepräsident Willi Grothe.
Mitreißend: Startenor László Boldizsár.
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Weichenstellung für den Mittelstand Auf der BVMW-Bundestagung in Düsseldorf stimmte Mario Ohoven rund 300 Verbands repräsentanten aus dem In- und Ausland auf das Entscheidungsjahr 2017 ein. Spitzenpolitiker und Top-Referenten vermittelten dem Verband und seinen Mitgliedern exklusive Informationen und innovative Impulse. In seinem starken, substanzvollen Eröffnungsvortrag analysierte Mario Ohoven die aktuelle weltwirtschaftliche Lage. Trump, die Brexit-Folgen, Finanzkrise, niemand wisse, was auf den deutschen Mittelstand in nächster Zeit zukomme. „Das Wahljahr 2017 wird ein schwieriges Jahr“,
BVMW-Präsident Mario Ohoven bei seiner Eröffnungsrede in Düsseldorf.
warnte der Mittelstandspräsident. Noch gehe es Deutschland wirtschaftlich besser als den meisten Ländern Europas. Doch anstatt unser Land fit für die (digitale) Zukunft zu machen, rolle SchwarzRot die Agenda 2010 zurück. „Wir brauchen keine neue Umverteilungsorgie, sondern eine echte Reformoffensive der Bundesregierung“, betonte Ohoven unter Standing Ovations der BVMW-Familie. Wie sehr unternehmerischer Erfolg auch vom Wirtschaftsschutz abhängt, erläuterte Dr. H.-G. Maaßen, Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz. Er stellte seine 3.500-Mann-Behörde als Sicherheitsunternehmen vor. „Topseller“ seien Spionageabwehr und die Bekämpfung islamistischen Terrors. Aggressive Wirtschaftsspionage, vor allem Chinas, beschere „Riesenauftragseingänge“ aus dem Mittelstand. Verfassungsschutz und BVMW wollen künftig enger zusammenarbeiten.
Die Grüße der NRW-Landesregierung überbrachte die stv. Ministerpräsidentin Sylvia Löhrmann. In ihrer Keynote beleuchtete die bündnisgrüne Schulministerin das Thema Bildung in einer zunehmend digitalen Welt. Mit einem leidenschaftlichen Plädoyer für mehr unternehmerische Freiheit stimmte der FDP-Bundesvorsitzende Christian Lindner auf die Wahlen in Land und Bund ein. Der rot-grünen Landesregierung in NRW warf er „Unternehmensstrafrecht“ vor. Starker Beifall bewies, dass er die Herzen der Zuhörer erobert hatte. „Vorfahrt für Wirtschaft und Wachstum“ forderte Armin Laschet, NRW-Landeschef und Bundesvize der CDU. NRW sei Schlusslicht beim Wirtschaftswachstum, Zuwachs gebe es nur bei Wald- und Grünflächen. Nach dem Aufbau Ost müsse jetzt die Sanierung West Vorrang haben, so Laschet. Als potenzieller Merkel-Nachfolge wird Jens Spahn, Staatssekretär im Bundes finanzministerium, in seiner Partei gehandelt. Der junge CDU-Hoffnungsträger wies darauf hin, dass Sozialausgaben inzwischen 55 Prozent des Bundeshaushalts ausmachten. Seine Mahnung: Es gehe uns gerade gut, doch das sei nicht gottgegeben. Den Mitgliedern exklusive Informationen und direkten Nutzen für den unternehmerischen Alltag zu bieten, diesem Ziel dienten auch die Workshops und Impulsvorträge. Topreferent Martin Gaedt und Starcoach Lars Effertz machten die Verbandsrepräsentanten fit für ihre Gespräche mit Mittelständlern vor Ort. In seiner motivierenden, mitreißenden Abschlussrede kündigte Mario Ohoven klare Kante gegenüber der Politik an – auch und gerade im Wahljahr 2017. Für Deutschland gehe es um eine Richtungswahl: unternehmerische Freiheit und Bekenntnis zur Leistung versus Regulierung und Umverteilung.
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Fotos: BVMW
Sylvia Löhrmann, stv. Ministerpräsidentin Nordrhein-Westfalen (Bündnis 90/Die Grünen).
Armin Laschet, Landesvorsitzender der CDU Nordrhein-Westfalen und Bundes-Vize der CDU.
Dr. Hans-Georg Maaßen, Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz.
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Jens Spahn, MdB, Staatssekretär beim Bundes minister der Finanzen.
Dialog: Politiker und Referenten standen den Teilnehmern der Tagung Rede und Antwort.
Mitreißend: Christian Lindner, Bundesvorsitzender der FDP und Mitglied des Landtages NRW.
Workshop „Kompetenzzentrum – denken und arbeiten wie im Silicon Valley“ mit Martin Talmeier vom Hasso-Plattner-Institut.
Stimmgewaltig: Startenor László Boldizsár.
Sängerin Desiré Capaldo begeisterte die Zuhörer.
Ausgezeichnet: Besonders erfolgreiche „Politiknetzwerker“ des BVMW bei der Urkundenübergabe mit den BVMW-Vorstandsmitgliedern Dr. Bauer, Dr. Leonhardt und Dr. Pott.
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BVMW auf Regierungsbesuch in Ungarn Fünf Ministerbesuche, ein Botschaftsempfang, ein Treffen mit dem einflussreichen Präsidenten der Ungarischen Industrie- und Handelskammer, Staatsoper, Schlossberg und vieles andere mehr: Die BVMW Delegation wurde in Budapest herzlich empfangen und erlebte ein 72-Stunden-Programm. Über den Dächern Budapests wurde die BVMW Delegation von der Führung der Ungarischen Industrie- und Handelskammer unter der Leitung von Dr. László Parragh begrüßt. Der Zusammenarbeit zwischen Ungarn und Deutschland wird eine Schlüsselrolle für die Zukunft Europas zugeordnet – ob beim Fachkräftemangel, der Steuer- und Energiepolitik Mario Ohoven mit Innenminister Sándor Pintér. oder der Forschungsförderung. Und das machten sowohl Mario Ohoven als Dr. László Parragh deutlich: Dies wird nur mit einer starken Mittelstandskooperation beider Länder funktionieren.
Modellhafte Steuerreform Die Chance für ein gemeinsames ungarisch-deutsches Mittelstandsforum zog sich durch alle politischen Gespräche wie ein roter Faden; das zeigte sich auch beim Treffen mit Staatsminister András Tàllai aus dem Ministerium für Nationalökonomie. Ungarn will die Körperschaftsteuer auf neun Prozent senken, ein EU-Rekordwert. Auch hier war eine gemeinsame Mittelstandsmission zu spüren, die der Minister gerne in eine Verein barung mit dem BVMW gießen möchte.
Besuch in der deutschen Botschaft In der deutschen Botschaft wurde die Delegation von S. E. Dr. Dr. Manfred Emmes sowie von
der Leiterin der Wirtschaftsabteilung, Dr. Kristina Steltzer, empfangen. Die BVMW-Delegation diskutierte mit ihnen über die Möglichkeit einer strategischen Partnerschaft, über Investitionschancen, Bildung und Digitalkooperationen.
Energie-Dialog Am zweiten Tag erwartete der Staatsminister für Energie, András Aradszki, mit seinem Stab die Gäste aus Deutschland. Diskutiert wurden hier unter anderem Fragen der Energieeffizienz und der Kraftwerkssicherheit.
(Digitale) Sicherheit Welche Wertschätzung der BVMW und sein Präsident bei der ungarischen Regierung genießen, wurde auch beim Besuch des einflussreichsten Ministers der Regierung Orban, Innenminister Sándor Pintér, deutlich. Auf der Agenda standen die Themen Digitalisierung, Netzsicherheit sowie Sicherheit generell und Einwanderung.
Hochschulkooperation Ein weiterer Höhepunkt war der Besuch im Ministerium für Humanressourcen. Darin sind die Bereiche Bildung, Gesundheit, Soziales, Arbeit, Familie und Europa gebündelt. Hier warteten zwei Minister: der Staatsminister für Bildung, Prof. Dr. Laszlo Palkovics, und die Staatsministerin für Europa und Internationale Angelegenheiten, Dr. Orsolya Pacsay-Tomassich. Im Gespräch wurden Kooperationsmöglichkeiten zwischen ungarischen und deutschen Hochschulen ausgelotet.
Im Regierungssaal des Ministeriums für Gesellschaftliche Ressourcen: in der Mitte Dr. Orsolya Pacsay-Tomassich (Ministerin für EU und Auswärtige Angelegenheiten) und Prof. Dr. Laszló Palkovics (Minister für Bildung).
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Mittelstandspräsident im Dialog Als gefragter Keynote-Speaker, durch die Teilnahme an zahlreichen Veranstaltungen und in Gesprächen mit hochrangigen Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft öffnet Mario Ohoven Türen für den unternehmerischen Mittelstand. Mittelstandsallianz trifft SPDGeneralsekretärin Barley In der Parlamentarischen Gesellschaft in Berlin diskutierten Präsidenten der Mittelstandsallianz mit SPD-Generalsekretärin Dr. Katharina Barley. Kritisch sehe der Mittelstand vor allem den Mindestlohn und das Entgeltgleichheitsgesetz, sagte Mario Ohoven gleich zu Beginn des Treffens. Die SPD-Generalsekretärin war beeindruckt von der Vielfalt der Themen, die ihr von Unternehmerinnen und Unternehmern verschiedenster Branchen aus der Mittelstandsallianz persönlich vorgetragen wurden. Dazu zählten unter anderem die Forderungen, im Online-Handel wettbewerbswidrigeVertriebsbeschränkungen und Platt-
Präsidenten der Mittelstandsallianz im Gespräch mit SPD-Generalsekretärin Dr. Katharina Barley.
formverbote zu unterbinden, die Arbeit von Selbstständigen nicht weiter zu erschweren und die Erfahrungen von Unternehmern mit Migrationshintergrund mehr zu berücksichtigen.
Deutsche Mittelständler erwünscht Der ägyptische Minister Dr. Ahmed Darwish besuchte die Bundeszentrale des BVMW, um im kleinen Kreis mit Mittelstandspräsident Mario Ohoven die Möglichkeit einer Kooperation bei der Entwicklung der neuen Wirtschaftszone am Suez-Kanal zu
Mario Ohoven mit dem ägyptischen Minister Dr. Ahmed Darwish und S. E. Dr. Badr Abdelatty, Botschafter Ägyptens (v. li.).
besprechen. Mit der Suez Canal Economic Zone (SCZone) soll in Ägypten ein Industriekorridor vom Mittelmeer bis zum Golf von Suez geschaffen werden. Das 461 qkm große Gebiet umfasst
sechs Seehäfen. An der wichtigen Schifffahrtsroute sollen sich vor allem ausländische exportorientierte Unternehmen ansiedeln. Importe von Anlagen, Vor- und Zwischenprodukten in die Wirtschaftszone sind zollfrei möglich. Exportzölle werden nur auf den Wert der importierten Komponenten, nicht aber auf den des fertigen Produkts fällig. Für Investoren aus dem Ausland gilt der Körperschaftsteuersatz von 22,5 Prozent. Im Gegensatz zur abgeschafften Verkaufssteuer fällt in der SCZone die Mehrwertsteuer an. Ihr Satz beträgt im laufenden Finanzjahr 13 Prozent und steigt im Juli 2017 auf 14 Prozent. In der aktuellen zweiten Entwicklungsphase sollen vor allem mittelständische Unternehmen angesprochen worden. Der BVMW war der erste Mittelstandsverband, den Minister Darwish bei seinen 21 Besuchen in aller Welt kontaktierte. Beide Seiten vereinbarten eine enge Zusammenarbeit, an der auch die Deutsch-Arabische Freundschaftsgesellschaft als strategischer Partner beteiligt sein wird.
Bei Interesse stehen Rainer Ptok (BVMW Leiter Außenwirtschaft: rainer.ptok@bvmw.de) sowie das Ägypten-Büro des BVMW in Kairo, Dr. Ashraf Hanna, für Rückfragen zur Verfügung. www.bvmw.de/auslandsvertretungen/auslandsbueros/aegypten.html
Foto oben: © Jörg Carstensen
Ausriss aus Mario Ohovens Terminkalender 12.01. G20 Joint OECD Conference im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie 17.01. Gespräch mit Sigmar Gabriel, Dr. Wolfgang Schäuble und Staatssekretär Thorben Albrecht zum Jahreswirtschaftsbericht 2017 der Bundesregierung 25.01. Learntec Messe Karlsruhe – digitale Lernkultur im Wandel 26.01. Treffen mit dem indischen Botschafter S. E. Gurjit Singh 31.01. Industrie 4.0 – HPI-Konferenz über vernetzte Produktion der Zukunft und viele andere Termine mehr.
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Europa-News Robustere Banken
Bald eine einzige Steuererklärung?
Als Konsequenz aus der Finanzkrise will die EU-Kommission europäische Banken robuster machen. Dazu müssten die Geldinstitute künftig eine verbindliche Verschuldungsquote von drei Prozent einhalten. Die Quote bezieht sich auf das Verhältnis von Eigenkapital zum Geschäftsvolumen von Banken. Kleineren Instituten will die Kommission allerdings mehr Spielraum lassen. Sie können demnach Darlehen an kleine und mittlere Unternehmen (KMU) weiterhin mit weniger Eigenkapital unterlegen. Ferner versucht die EU-Kommission, sich mit den USA auf weltweite Kapitalregeln zu einigen. www.markus-ferber.de
Unternehmen vor Pleite bewahren Das Wachstum fördern und der Steuervermeidung von Unternehmen einen Riegel vorschieben: Diese beiden Ziele will die EU-Kommission mit einer Reform der Unternehmensbesteuerung erreichen. Grenzüberschreitend tätige Unternehmen hätten es den Vorschlägen nach nicht mehr mit bis zu 27 verschiedenen Steuersystemen zu tun. Die Höhe der Steuersätze sollen die Mitgliedsstaaten weiterhin selbst bestimmen. Vereinheitlicht würden die Vorschriften zur Bemessungsgrundlage, welche Unternehmenswerte abgeschrieben, welche Gewinne besteuert und welche Ausgaben abgesetzt werden dürfen. Der zuständige EU-Steuerkommissar Pierre Moscovici strebt eine Einführung der Reform zum 1. Januar 2019 an. Im zweiten Schritt soll die Verrechnung von Gewinnen und Verlusten von Tochterunternehmen in anderen EU-Staaten eingeführt werden. Firmen müssten dort eine Steuererklärung für den gesamten EU-Raum abgeben, wo sie ihren Hauptsitz haben. Jedes Land würde seinen fairen Steueranteil erhalten, und die umstrittenen konzerninternen Transferpreise zur Gewinnverlagerung würden überflüssig. www.jurablogs.com/news/2007
Gegen schuldenfinanziertes Wachstum Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) warnt vor beispiellos hohen globalen Schuldenständen. Die Weltwirtschaft könne es sich nicht leisten, noch länger auf das schuldenfinanzierte Wachstumsmodell zu setzen. Den höchsten Schuldenanstieg in Europa erreicht laut BIZ-Analyse Griechenland. Hier nahm die Bruttoverschuldung in den letzten zwölf Jahren von 104 auf 179 Prozent. Nur Japan weist eine höhere Verschuldung auf. Sie nahm im selben Zeitraum von 152 auf 211 Prozent zu. In Deutschland stieg sie von 66 Prozent im Jahr 2006 auf 71 Prozent in 2015. Die Prognose für 2017 liegt aber mit 65,7 Prozent wiederum niedriger als vor zehn Jahren. www.bis.org/about/
EU-Justizkommissarin Vera Jurowá hat einen Aktionsplan vorgelegt, mit dem Insolvenzverfahren einfacher, kürzer und billiger gemacht werden sollen. Jedes Jahr gehen in der EU 1,7 Millionen Arbeitsplätze durch Insolvenzen verloren. Derzeit ist es in einigen Mitgliedsstaaten gar nicht möglich, eine Firma vor ihrer Insolvenz umzustrukturieren. Der Vorschlag der Kommission sieht Frühwarnsysteme vor, damit kleinere Unternehmen eine verschlechterte Geschäftslage rechtzeitig erkennen. Schuldner sollen eine „Atempause“ von maximal vier Monaten erhalten, um die Umstrukturierung nicht zu gefährden. Ein EU-Rechtsrahmen für Unternehmensinsolvenzen ist ein wichtiger Baustein für die Kapitalmarktunion. www.ec.europa.eu/ commission/2014-2019/jourova_en
Foto oben: © stadtratte – fotolia.com; Foto unten: © psdesign1 – fotolia.com
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Foto oben links: © CHOATphotographer – shutterstock.com; Foto oben rechts: © Dmytro Sukharevskyi – shutterstock.com; Foto unten links: psdesign1 – fotolia.com
Neue Anforderungen durch CSR
Die neue Richtlinie der Europäischen Union zur „Corporate Social Reponsibility“ (CSR) soll bald in nationales Recht umgesetzt werden. Obwohl die Richtlinie nur für börsennotierte Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern gilt, könnten auch auf mittelständische Zulieferer ab 2017 neue Anforderungen zukommen. Die Richtlinie verlangt präzise Informationen darüber, wie die Betriebe Umwelt- und Arbeitnehmerbelange berücksichtigen, Menschenrechte einhalten und Korruption unterbinden. Der von der Bundesregierung eingesetzte „Rat für nachhaltige Entwicklung“ hat 20 CSR-Kriterien zusammengefasst. Weitere Infos unter: www.deutscher-nachhaltigkeitskodex.de www.csr-berichtspflicht.de
Finanzminister spielen auf Zeit
POLITIK
Signale für einen harten Brexit
Die englische Premierministerin Theresa May will noch vor Ende März einen Plan zum EU-Austritt im Unterhaus vorlegen. Sie will „den bestmöglichen Deal für den Handel mit dem Binnenmarkt“ und „die Kontrolle über die Einwanderung von EU-Bürgern“ erreichen. Beides zusammen geht nicht, wie ihre Kollegen in Europa klarstellten – zum Binnenmarkt gehört die Personenfreizügigkeit. Wenn die Verhandlungen über den Brexit beginnen, wird der EU-Ratsvorsitz von Malta wahrgenommen. Dessen Premierminister Joseph Muscat hat bereits erklärt, es dürfe keine Entkoppelung vom Prinzip der vier Grundfreiheiten in der EU stattfinden. Es werde keine Regelung geben, die für Großbritannien besser sei als eine EU-Mitgliedschaft. www.t-online.de/themen/brexit
BVMW-Auslandsbüro in Ungarn
Die Entscheidung darüber, ob ab 1. Januar 2018 in Europa eine Finanztransaktionssteuer eingeführt wird, musste erneut verschoben werden. Viele Länder konnten auf der Dezembersitzung der EU-Finanzminister wieder einmal nicht ihre Steuerdaten vorlegen, sie scheinen auf Zeit zu spielen. Nötig für die Einführung sind nach EU-Bestimmungen mindestens neun Länder. Zurzeit sind Deutschland, Belgien, Frankreich, Griechenland, Italien, Österreich, Portugal, die Slowakei, Slowenien und Spanien beteiligt. 75 Prozent der Deutschen sind für eine Beteiligung des Finanzsektors an den Kosten der Finanzkrise, 57 Prozent befürworten eine Finanztransaktionssteuer. www.finanztransaktionssteuer.de
Die mitteleuropäische Region des BVMW-Auslandsnetzwerkes hat sich erweitert. Von nun an vertritt die Kanzlei BWSP Gobert & Partner Rechtsanwälte und Steuerberater, unter Leitung von Dr. Arne Gobert, als neuer Auslandsvertreter den BVMW in Ungarn. Die BWSP Gobert & Partner bietet als eine unabhängige Full-Service Wirtschaftsrechtskanzlei integrierte Steuerund Rechtsberatungslösungen für Unternehmen sowie über die angeschlossene Gobert ConsulDr. Arne Gobert ting auch Buchhaltung, Wirtschaftsprüfung, HR und Managementconsulting. Zum Profil der Rechtsanwaltskanzlei gehören lokale Beratungen und Prozessführungen sowie komplexe, grenzüberschreitende Transaktionen. BWSP Gobert & Partner ist exklusives Mitglied eines globalen Rechtsanwaltsnetzwerkes, Dr. Gobert ist zudem Präsident des Deutschen Wirtschaftsclubs Ungarn. www.dice.hhu.de
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Geheimtipp Malta Die kleine Sonnen-Insel im Mittelmeer ist ein führendes internationales Finanzdienstleis tungszentrum mit attraktivem Steuerrecht.
Die Republik Malta ist eine moderne kleine Nation mit antiken Wurzeln und seit 2004 EU-Mitglied inklusive Euro. Die Amtssprachen sind Englisch und Maltesisch. Es bestehen Flugverbindungen zwischen Malta und beinahe jeder größeren Stadt in Europa und wichtigen Destinationen in Nordafrika und dem Nahen Osten. Malta ist aufgrund seiner einzigartigen Lage an den Hauptschifffahrtsrouten ein bedeutender Umschlagplatz im Mittelmeer.
Finanzdienstleistungen Es ist keine Überraschung, dass Malta seine wichtigsten Handelsbeziehungen mit der Europäischen Union unterhält. Das Finanzzentrum fokussiert sich jedoch nicht ausschließlich auf seine traditionellen Verbindungen und ist bestrebt, sich auch in Übersee sowie in Schwellenländern zu etablieren.
Unternehmen gründen Wegen seiner günstigen steuerrechtlichen Bedingungen und attraktiven Gesetzgebung ist Malta eine etablierte Größe für Unternehmensstrukturierung und Unternehmensverwaltung in Europa. Zahlreiche internationale Unternehmen haben ihren Sitz nach Malta verlagert und nutzen die Insel als Plattform, um in Europa, Afrika und darüber hinaus Geschäfte zu tätigen. Als Mitglied der EU und der Eurozone bringt Malta als Firmendomizil große Vorteile für internationale Unternehmen mit sich, da es eine vollständig EU-konforme Gesetzgebung, effiziente Steuersätze und eine ausgezeichnete Infrastruktur für professionelle Dienstleistungen bietet.
Treuhandgesellschaften Die solide Rechtsgrundlage, kombiniert mit konkurrenzfähigen Gründungs- und Verwaltungskosten, hat Malta zu einer beliebten Adresse für Vermögensverwaltungs- und Nachlassplanungslösungen gemacht. Sei es für Steuerplanungszwecke, Erbschaftsplanung, Beteiligungen oder Schutz von Vermögenswerten: Treuhandgesellschaften sind zunehmend die erste Wahl von sehr vermögenden Privatpersonen, aber auch Unternehmen. Die Schiffsregistrierung ist heute die Kernkompetenz des maritimen Wirtschaftssektors von Malta. Eine gezielte Gesetzgebung und strenge Registrierungskriterien im Einklang mit EU-Richtlinien und Konventionen der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation sowie ein an sieben Tagen die Woche rund um die Uhr verfügbarer Verwaltungsdienst auf hohem Niveau zählen zu den wichtigsten Faktoren, die zum Erfolg der maltesischen Schifffahrtsbranche beigetragen haben.
Steuersystem Beim EU-Beitritt Maltas hat die EU-Kommission das Steuersystem der Insel geprüft und bescheinigt, dass es alle EU-Anforderungen vollständig einhält. Malta ist bestrebt, bei der Umsetzung von Transparenz- und Informationsaustauschstandards und Vorschriften, die regelmäßig von der OECD und der Europäischen Kommission vorgeschlagen werden, eine führende Rolle einzunehmen.
Foto: © Valery Bareta – fotolia.com
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Aufenthaltsprogramme Malta bietet zahlreiche Aufenthalts- und Investitionsprogramme für EU- und EWR-Bürger sowie für Schweizer Staatsbürger und Nichtstaatsangehörige der EU/des EWR/der Schweiz, die sich in Malta niederlassen möchten; darunter auch das Malta Retirement Programme, mit dem Rentner aus EU- und EWR-Staaten und der Schweiz einen besonderen Steuerstatus erhalten, wenn ihre Rente nach Malta überwiesen wird. Seit kurzem kann die Regierung von Malta über das Individual Investor Programme angesehene Personen und ihre Angehörigen nach einer
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Investition einbürgern, die einen wichtigen Beitrag zur sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung des Landes leisten.
Geistiges Eigentum Malta erfüllt alle Bedingungen, um als Ausgangspunkt für den internationalen Schutz von geistigem Eigentum zu fungieren und einen dynamischen Markt für geistiges Eigentum zu etablieren, der weltweite Geschäfte unterstützt. Die maltesische Regierung sieht geistiges Eigentum als neuen Wachstumsbereich an und wird die Entwicklung dieses Sektors unterstützen.
CSB Group Das Unternehmen wurde im Jahr 1987 in Malta gegründet und verfügt über Vertretungsbüros im Vereinigten Königreich und in der Schweiz; es bietet Kunden ein Spektrum an spezialisierten Geschäfts- und Handelsdienstleistungen – diese garantieren Kunden, die ihr Unternehmen in Malta gründen oder nach Malta verlegen möchten, eine „schlüsselfertige“ Gesamtlösung. Durch eine enge Zusammenarbeit mit einem ausgewählten Netzwerk von internationalen Partnern zielt die Gruppe darauf ab, mit einem soliden und ergebnisorientierten Geschäftsansatz die Serviceerwartungen von Kunden zu übertreffen. Die Verpflichtung des Konzerns besteht darin, Geschäftsdienstleistungen zu erbringen, die auf den höchsten Professionalitätsniveaus sowie auf Vertraulichkeit basieren. www.csbgroup.com
Josef Cardona CSB Group Chief Operations Officer
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Die Kanaren: Paradies mit Fallen Der BVMW kann sich auf zahlreiche Experten und Repräsentanten im Ausland stützen. Vor Ort sind sie ein wichtiges Sprachrohr des deutschen Mittelstands. Einer von ihnen ist Dr. h. c. Toku-Shin Michael Drebs, seit mehr als sechs Jahren Experte des Außenhandelspools und Ansprechpartner auf den Kanaren. Seit Jahrzehnten tanken Millionen deutscher Urlauber auf den Kanarischen Inseln neue Kraft. Nachweislich erwartet sie hier das gesündeste Klima der Welt. Um ihre Lebensbalance kümmert sich seit 2009 Dr. h. c. Toku-Shin Michael Drebs in der einzigen deutschsprachigen Psychotherapiepraxis auf Gran Canaria. 2014 wurde er dafür mit dem Wellness Award des Deutschen Wellnessverbands ausgezeichnet. Er berät jedoch auch etliche kleine und mittelständische Unternehmen, deren Ansiedlungswünsche im Gefolge der Touristen nicht immer von Erfolg gekrönt sind.
Dr. h. c. Toku-Shin Michael Drebs
„„
Bevor er mit seiner Lebensgefährtin Angela Rister auf die Insel kam, verständigte er sich ausgiebig mit verschiedenen Ämtern und Organisationen über seine zukünftige Arbeit. Die daraus entstandenen Kontakte lässt er Verbandsmitgliedern zugutekommen, damit nicht alle die gleichen Fehler beim Unternehmensstart machen. Spanien sage man gerne die „Mañana-Mentalität“ nach, so Drebs, was mitunter deutschem Streben widerspräche. Umso wichtiger ist die richtige Verknüpfung zukünftiger Unternehmer mit ortsansässigen potenziellen Partnern. Drebs hilft, den geeigneten Rechtsanwalt oder Notar zu finden und stellt
Hier vor Ort kümmere ich mich meist um Ladenlokale, helfe bei den wirtschaft lichen Überlegungen, verschaffe Praktikumsplätze f ür Studenten und bin f ür die Urlauber da.
Dr. h. c. Toku-Shin Michael Drebs
Verbindungen zu den notwendigen Ämtern und Behörden her. Viele Kleinunternehmer kämen mit Goldgräbermentalität, aber fehlendem Kapitaldienst und wunderten sich über ihr baldiges Scheitern. „Mir hat der damalige Konsul Haucke gesagt, ich könne eine Million auf den Kanaren verdienen. Ich müsse nur zum Start zwei mitbringen“, erinnert sich Drebs schmunzelnd. 2009 war die Euphorie noch groß, bei der Ansiedlung neuer Unternehmer behilflich zu sein. Bald folgte jedoch die Wucht der wirtschaftlichen Rezession. Seitdem fand, abgesehen von Kleinstunternehmern, noch keine Neuansiedlung statt. Vielmehr galt es, die Rückkehr nach Deutschland sicherzustellen. Dafür war es gut, den BVMW, Europas größten mittelständischen Verband, den BVMW als Partner in Deutschland zu wissen. Durch Ansprache der jeweiligen Regionalbeauftragten, persönliche Kontakte zu Mitgliedern und Unternehmen konnte Drebs für viele die vermeintliche „Niederlage“ erträglicher gestalten. „Hier vor Ort kümmere ich mich heute meist um Ladenlokale“, erläutert Drebs, „helfe bei den wirtschaftlichen Überlegungen, verschaffe Praktikumsplätze für Studenten und bin für die Urlauber da. Getreu unserem Motto, wir machen Urlaub erst perfekt.“ Drebs ist zuversichtlich, dass sich die Zeiten wieder ändern werden. Gerade nach der Wahl in Spanien hat der BVMW weiterhin einen zuverlässigen Ansprechpartner im gesündesten Klima der Welt.
Dr. h. c. Toku-Shin Michael Drebs CEO des Life Balance Center S.L. auf Gran Canaria, Experte des BVMW Außenhandelswirtschaftspools. Zertifiziert bei allen deutschen gesetzlichen Krankenkassen bezüglich Prävention. www.life-balance-center.com
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Der kleine Populist – eine einfache Anleitung Guido Augustin macht sich Gedanken über unsere Welt und ihre Bewohner
Sie wollen nicht mehr nächtelang debattieren, aber trotzdem Menschen für sich einnehmen und ganz nach oben kommen? Dann habe ich etwas für Sie: „Der kleine Populist“ ist ein verständlicher, leicht anwendbarer und Erfolg garantierender Ratgeber. Folgen Sie den drei einfachen Schritten und Sie werden zum unanfechtbaren Führer einer Bewegung – den Inhalt können Sie frei wählen!
Schritt 1: Die einfache Antwort
Wer eine andere Meinung hat, ist Ihr Feind. Lassen Sie sich nicht vorhalten, Sie seien zu blöd, den Wein rechtzeitig kühl zu stellen. Reagieren Sie grob: „Du bist kein echter Mainzer, bist du etwa Wiesbadener?“ Sie erkennen die Mechanik: Du bist für Mainz, dann willst du kühlen Wein, dann holst du dir deinen Strom bei den Wiesbadenern und bist an meiner Seite. Wenn du das aber nicht willst, riskierst du den Fortbestand deiner Heimatstadt. Dann gehörst du ausgegrenzt. Geh doch nach drüben!
Wir wurden in dem Glauben erzogen, die Welt sei kompliziert. Irgendwann mussten wir uns alle durch die Kantschen Mäandersätze beißen. Heute wissen wir: Das muss nicht sein. Tatsächlich beginnen Sie Ihren unaufhaltsamen Aufstieg, indem Sie auf die komplexesten Fragen unserer Zeit einfachste Antworten geben. Wenn Sie sich als Mainzer ärgern, dass Ihr Feierabendschoppen nicht kalt genug ist, halten Sie sich nicht mit Details wie Kühldauer, Kühlschranktemperatur oder eigenen Versäumnissen auf. Sagen Sie: „Wir müssen den Wiesbadenern den Strom abdrehen, es reicht eben nicht für alle. Machen wir unsere Mainzer Kühlschränke wieder groß!“
Diese einfache Mechanik ist seit Jahrhunderten erprobt, funktioniert in jeder Weltgegend und mit jeder Couleur. Sie müssen lediglich darauf achten, dass es nicht zum Diskurs kommt, denn die differenzierte Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Standpunkten, der Austausch oder gar Ausgleich von Meinungen und Toleranz sind Gift für Sie als Populisten. Deswegen sollten Sie auf die Presse achten. Denn dort sitzen echte Debatten-Guerilleros, die einfach nicht aufhören wollen, zu gewichten, zu argumentieren, manchmal sogar zu tolerieren. Befolgen Sie einfach Schritt 3 erneut und konstatieren Sie, dass jeder, der nicht für Sie schreibt, gegen Sie schreibt.
Schritt 2: Unser Überleben hängt davon ab Foto: © Heike Rost
Schritt 3: Dafür oder dagegen
Jetzt geht es darum, Ihr Thema aufzublasen. Und zwar so groß, dass die „völkische Reinheit“ davon abhängt oder das Überleben der Menschheit, wenigstens jedoch einer bestimmten Religion oder einer Spezies. Sagen Sie: „Ohne gut gekühlten Feierabendschoppen wird unser Mainz untergehen! Wollt Ihr das?“
Die talentiertesten kleinen Populisten schaffen es, ein Etikett zu erfinden, das leicht haftet und schwer zu entfernen ist, wie „Lügenpresse“ oder „Volksverräter“. P.S.: Seien Sie unbesorgt, wenn jemand Sie einen Populisten schimpft. Beschimpfen Sie ihn einfach selbst als Populisten – und die Gefahr, in einen Diskurs abzurutschen, ist gebannt.
Guido Augustin BVMW-Pressesprecher Rheinhessen Geschäftsführer forum! Marketing- und Kommunikationsberatung GmbH www.forum-mainz.de
VERNETZT
DER Mittelstand. | 1 | 2017
Wirksamer Schutz vor Cyber-Angriffen Der Webshop ist offline, der E-Mail-Server funktioniert nicht, der Umsatz bricht ein, das Renommee leidet: Die Folgen eines DDoSAngriffs (Distributed Denial of Service/Verweigerung des Dienstes) können für Unternehmen verheerend sein.
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Die Firewall funktioniert nicht mehr, der Anschluss ist überlastet, der Server bricht zusammen: DDoS-Angriffe können Unternehmen arbeitsunfähig machen. Bei diesen Attacken leiten Internetkriminelle mehr Datenverkehr auf einen Anschluss, als dieser verarbeiten kann und legen ihn damit lahm. Dafür brauchen Kriminelle noch nicht einmal weitreichende IT-Kenntnisse. Tools, um solche Angriffe durchzuführen, sind frei verfügbar.
Vernetzte Geräte wie Receiver oder Videokameras sind zwar mit dem Internet verbunden, aber nicht ausreichend geschützt. Bedrohung nimmt zu
Elena Wagner IT-Autorin Telekom www.telekom.de
Und die Wahrscheinlichkeit solcher Angriffe steigt. Allein in Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden Unternehmen von Juli bis September 2016 rund 9.500 Mal Opfer einer DDoS-Attacke. Und laut der IT-Entscheider Datenbank IDG Connect DDoS Survey müssen Unternehmen bis zu fünfzehnmal im Jahr mit einem Angriff rechnen, bei dem die Systeme für durchschnittlich 17 Stunden lahm gelegt werden. Das Internet der Dinge verschärft die Bedrohung. Denn vernetzte Geräte wie Receiver oder Videokameras sind zwar mit dem Internet verbunden, aber nicht ausreichend geschützt. Hacker können sie leicht kapern und zu einem Botnetz aufbauen – einem Netz, das auf Befehl hin zehntausende Anfragen auf einen Anschluss leitet. Prominente Webseiten wie die der Bundeskanzlerin oder des US-Sicherheitsexperten Brian Krebs waren bereits Ziel solcher Angriffe.
Angriff kann teuer werden Dieser Art von Angriffen stehen IT-Abteilungen in der Regel hilflos gegenüber, müssen sich in solchen Fällen an den Provider wenden. Das Medienunternehmen Zippel Media wurde kürzlich Opfer eines solchen Angriffs, 40.000 Anfragen pro Sekunde hatten die Server zum Absturz gebracht. Der Provider (in diesem Fall die Telekom) reduzierte mit verschiedenen Methoden den Datenverkehr wieder auf Normalmaß, zum Beispiel indem er Zippel-Kunden auf Filterlisten setzte, deren Anfragen den Anschluss erreichen konnten. Provider haben außerdem die Möglichkeit, schädliche IP-Pakete nach bestimmten Algorithmen im Backbone zu markieren und zu löschen, bevor der Traffic auf den Anschluss trifft. Oder der Provider verwirft jeglichen ungewollten Verkehr, wenn dieser an eine feste IP-Adresse gerichtet ist, die das Unternehmen nicht nutzt. Die Experten überwachen den Anschluss für die Dauer des Angriffes, was bis zu einigen Wochen dauern kann. Ändern die Kriminellen während dieser Zeit ihre Taktik, kann der Provider seine Schutzmaßnahmen entsprechend anpassen. Lässt die Attacke nach, werden die Abwehrmaßnahmen heruntergefahren, bis der Kunde wieder einen transparenten Anschluss hat. Portsperren und Filterlisten können dabei aktiv bleiben.
Dauerhafter Schutz „Diese Erfahrung wollten wir nicht noch einmal machen“, sagt Geschäftsführer Daniel Zippel. Aus diesem Grund buchte er für sein Unternehmen den Service „DDoS-Defence“ bei der Telekom. Bemerkt er jetzt ungewöhnliche Aktivität in seinem System, informiert er die Telekom, die geeignete Schutzmaßnahmen einleitet – und dies rund um die Uhr, also auch nachts und am Wochenende.
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DER Mittelstand. | 1 | 2017
VERNETZT
„Facebook? Dafür habe ich keine Zeit!“ Das ist die häufigste Antwort, wenn ich Unternehmer frage, warum sie noch keine Facebook-Präsenz haben. Doch wer ist das genau, für den sie keine Zeit haben? Über eine Milliarde Menschen nutzen Facebook jeden Tag, und das durchschnittlich fast zwei Stunden.
In Deutschland sind es 22 Millionen. Zum Vergleich: Die Gesamt-Auflage verkaufter Tageszeitungen liegt bei rund 17 Millionen. Ein Tatort oder ein Fußball-Länderspiel haben jeweils 10 Millionen Zuschauer, wenn’s gut läuft. Stellen Sie sich nun vor, was es kosten würde, diese Medienkonsumenten anzusprechen. Und vergleichen Sie das mit dem Aufwand für die Pflege einer Unternehmensseite bei Facebook – er beträgt einen Bruchteil davon.
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„Aber das ist doch nix für B2B“ So lautet der nächste Einwand. Marketing-Fachleute halten die Unterscheidung von B2B und B2C inzwischen für überholt und setzen stattdessen auf B2H (Business-to-Human). Schließlich ist die Grenze zwischen privat und beruflich immer fließender. Hinzu kommt, dass über 80 Prozent das soziale Netzwerk mit dem Smartphone nutzen. Die meisten haben also Facebook immer bei sich – in der Jacken- oder Handtasche, wenn sie nicht gerade drauf schauen. Direkter und persönlicher kann man Menschen medial nicht erreichen.
„Ich mag lieber persönliche Treffen“ Der persönliche Kontakt ist durch nichts zu ersetzen, das bleibt auch so. Aber persönlichem Networking sind sehr enge örtliche und zeitliche Grenzen gesetzt. Und wie bleibt man in der Zwischenzeit in Kontakt? Menschen mit einem privaten Facebook-Profil schätzen daran vor allem,
dass sie mit Verwandten, Freunden und ehemaligen Kollegen, die nicht am selben Ort wohnen, spielend leicht in Kontakt bleiben – ganz anders als früher. Eine ähnliche Mechanik greift bei Fanpages, also der geschäftlichen Nutzung von Facebook. Sie sind genauso kostenlos wie ein persönliches Profil, allerdings ist der Weg zum Erfolg viel einfacher, wenn man ein paar Euro in die Hand nimmt. So kann man sich einen Vorteil gegenüber den vielen nicht-zahlenden Facebook-Kunden erkaufen und Posts, Videos und Veranstaltungen zu vergleichsweise geringen Kosten bewerben – mit zweistelligen Euro-Beträgen kann man hier schon einiges bewirken.
„Facebook hat nur Sinn für große Unternehmen“ Das sehen 1,2 Millionen mittelständische Unternehmen aus Deutschland anders, die bereits eine Fanpage haben, Tendenz steigend. Und über 80 Prozent der deutschen Nutzer haben bei mindestens einem Unternehmen „Gefällt mir“ geklickt. Was aber noch entscheidender für KMU ist: Nirgendwo kann man seine Zielgruppe besser nach Ort und Interessen eingrenzen, selbst bei Google-Werbung nicht. Der Grund dafür ist ganz einfach: Niemand kennt seine Mitglieder besser als Facebook, denn diese füttern den Internetriesen aus dem Silicon Valley durch ihre Aktivitäten auf der Plattform täglich mit Milliarden von Daten. Der Vorteil für Geschäftstreibende: Minimale Streuverluste.
Niels Genzmer BVMW Leiter OnlineKommunikation www.facebook.com/ BVMW.de
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ANGEZÄHLT
DER Mittelstand. | 1 | 2017
Gesundheit in Zahlen 500
beträgt der jährliche Steuerfreibetrag, den Arbeitgeber pro Mitarbeiter in betriebliche Gesundheitsmaßnahmen investieren können. Betriebe fördern damit die gesundheitliche Verfassung der Mitarbeiter, profitieren von der eventuellen Verringerung der Fehlzeiten der Beschäftigten und steigern das Wohlbefinden der Mitarbeiter. Krankenkassen informieren über die unterschiedlichen Möglichkeiten der betrieblichen Gesundheitsmaßnahmen. Quelle aok.de
Euro
83,4 Jahre ist die durchschnittliche Lebenserwartung von Frauen in Deutschland. Bis 2060 soll sie auf 88,8 Jahre ansteigen. Die Lebenserwartung der Männer steigt vom heutigen Stand von 78,4 Jahren auf voraussichtlich 84,8 Jahre. Quelle: VDEK
20.249
Apotheken gab es 2015 in Deutschland. Davon versorgt eine Apotheke 4058 Bürger, berichtet die Bundesvereinigung deutscher Apothekerverbände. Seit 2010 verringerte sich die Zahl der Apotheken um fast 800. Zusätzlich ist in den letzten 10 Jahren eine verstärkte Kettenbildung bei Apotheken zu beobachten.
pro Jahr sucht ein Erwachsener zwischen 18 und 79 Jahren einen Arzt auf. Dabei geht die relativ hohe Zahl vor allem auf eine kleine Gruppe von 16,9 Prozent zurück, die besonders intensive gesundheitliche Betreuung benötigen. Darunter fallen unter anderem Schwangere oder Dialyse patienten. Quelle: Der Spiegel
9, 2 MAL
23 PROZENT
der Arbeitnehmer verzichten nach einer Studie der Bertelsmann Stiftung auf Pausen während der Arbeitszeit, 18 Prozent erreichen nach eigenen Angaben oft die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit. Sogar jeder achte erscheint trotz Krankheit im Büro. Als Hauptgrund des ungesunden Arbeitsklimas gelten stetig wachsende Ansprüche an die Leistung der Angestellten.
körperliche Bewegung oder Sport pro Tag können Einwohner von mindestens zehn Jahren vorweisen. Dagegen wenden die Menschen vergleichsweise viel Zeit für den Konsum von Fernsehen und DVDs auf: 124 Minuten. Die Bewegungsarmut wird auch dafür verantwortlich gemacht, dass Menschen mehr und mehr zu Übergewicht neigen. Quelle: Süddeutsche Zeitung
27
Minuten
113 Milliarden Euro beträgt der volkswirtschaftliche Schaden, der durch Arbeitsunfähigkeit der Beschäftigten 2015 entstand. Deutsche waren laut Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin im Schnitt 15,2 Arbeitstage krank. Die Zahl stieg im Vergleich zum Vorjahr von 14,4 Tagen leicht an.
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Geld anlegen im Gesundheitswesen
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In angespannten Zeiten für viele Krankenhäuser wird der ambulante Gesundheitsmarkt interessant für Investoren. 2012 wurden die Möglichkeiten für Investoren drastisch eingeschränkt, mit dem Versorgungsstärkungsgesetz 2015 aber wieder erweitert.
Wollten Nicht-Ärzte – vom Privatier bis zu globalen Private Equity-Fonds – bisher in die ambulante Gesundheitsversorgung von gesetzlich Krankenversicherten investieren, kam als Vehikel regelmäßig nur das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ), meist in Trägerschaft einer GmbH, in Betracht. Nunmehr dürfen neben Kliniken und nichtärztlichen Dialysezentren auch Kommunen MVZ gründen. Auch im Dentalbereich gibt es neue Chancen. Zahnärzte konnten vor 2015 kein (rein) zahnärztliches MVZ gründen, da das Gesetz eine fachübergreifende Einrichtung verlangte. Diese Erweiterungen nutzen jedoch privaten Investoren sowie ökonomisch denkenden Ärzten wenig. Denn durch das Versorgungsstrukturgesetz waren bereits 2012 rein kapitalorientierte Investoren aus dem kassen(zahn)-ärztlichen Bereich herausgefiltert worden. Damit steht großen ambulanten Einheiten nach wie vor kein Vehikel zur Beteiligung nicht regulierter privater Kapitalgeber zur Verfügung , die Management-, Serviceund Administrationsleistungen, nichtärztliches Personal, Praxisinfrastruktur und Barvermögen in die ambulante Praxis einbringen können. Schließlich möchte nicht jeder Investor ein Krankenhaus
kaufen oder gründen, um in eine ambulante Praxiskette zu investieren. Um als Arzt dennoch von diesen Ressourcen zu profitieren, müssen regelmäßig umsatzsteuerpflichtige Serviceverträge mit Dritten abgeschlossen werden. Sobald die wesentlichen Investitionen abgeschlossen sind, ist dies wirtschaftlich nachteilig, weil kein (über-)kompensierender Vorsteuerabzug mehr möglich ist. Sind Ärzte und Kapitalgeber in einer Gesellschaft als Mitgesellschafter verbunden, ist hingegen kein umsatzsteuerauslösender Leistungsaustausch gegeben, wenn der Kapitalgeber die Praxisinfrastruktur als echte Einlage erbringt, die über den Gewinnanteil abgegolten wird. Hier sind noch immer die regulatorischen Vorgaben im Weg. Jenseits von anfälligen Umgehungslösungen (stille Gesellschaft, Unterbeteiligung, Genussrechte) sollten sich Ärzte und Investoren daher verstärkt der Frage einer gemeinsamen Zielgesellschaft stellen. Denn regulatorische Vorgaben, woran sich eine MVZ-GmbH beteiligen darf, gibt es als solche erst einmal nicht. Das Ganze bleibt höchst spannend, kreative Köpfe sind gefragt!
Dr. Dr. Simon Alexander Lück Fachanwalt für Medizinrecht Mittelstandsberater im IBWF Institut für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und -forschung e. V. Fachanwalt für Gesellschaftsrecht Kanzlei Busse & Miessen PartGmbBH www.busse-miessen.de
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Benefit BGM – Gesundheit, die sich lohnt Entscheidend für die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen ist die Bereitschaft und Fähigkeit, Veränderungen gesund zu gestalten. Die Strategie dafür ist Betriebliches Gesundheitsmanagement.
Gesundheit trägt als wichtige Ressource zum Erhalt von Leistungs f ähigkeit und Lebens zufriedenheit bei.
Kluge Personalpolitik rückt den Menschen in den Blick Babette Halbe-Haenschke Mitglied im IBWF Institut für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und -forschung e. V. und im Bundesarbeitskreis BGM des IBWF Inhaberin Benefit-BGM www.benefit-bgm.de www.ibwf.org/ bundesarbeitskreise/ betrieblgesundheitsmanag.html
Eingebettet in kulturelle und wirtschaftliche Veränderungen steht folglich der gesunde Mensch im Zentrum gewinnbringender Unternehmungen. Die aktuellen und kommenden Herausforderungen werden dann zu Chancen, wenn vorhandene Ressourcen gestärkt und neue entdeckt werden. Gesundheit trägt als wichtigste Ressource zum Erhalt von Leistungsfähigkeit und Lebenszufriedenheit bei. So kann betriebliches Gesundheitsmanagement als strategischer Prozess gesundheitsorientierten Handelns die Zukunft der Betriebe und aller Beschäftigten sichern. Damit Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf, Entwicklungsmöglich-
keiten und Karriere, Bildung, gesunde Führung, altersgerechte Arbeit sowie ein umfassendes Gesundheitsbewusstsein der Beschäftigten in KMU zum Bestandteil einer neuen Unternehmenskultur werden, müssen organisationale und personale Gesundheitskompetenzen gestärkt und erweitert werden. Die Praxis bietet unterschiedliche Möglichkeiten der Verhältnis- und Verhaltensprävention:
Verhältnisorientierte Prävention: Optimierung der Arbeitsbelastungen wie Arbeitsorganisation, Arbeitszeit, Arbeitsplatz, Arbeitsmittel und Arbeitsumgebung. Aufbau von betrieblichen Ressourcen durch die Vergrößerung von Handlungs- und Entscheidungsspielräumen, eine gesundheitsförderliche und werteorientierte Führung sowie die Gestaltung eines motivierenden Betriebsklimas.
Verhaltensorientierte Prävention: Optimierung des Umgangs mit Belastungen mittels Ausbau individueller Resilienz und Stresskompetenz. Aufbau von persönlichen Ressourcen durch einen gesundheitsförderlichen Lebensstil und die Erweiterung eigener Fähigkeiten.
Win-win: BGM dient Arbeitgeber und Arbeitnehmer Die Verbesserung der Arbeitsorganisation sowie die Stärkung persönlicher Gesundheitskompetenzen betreffen jeden Einzelnen im Unternehmen und umfassen die gesamte Personal- und Organisationsentwicklung. Gesunde und erfolgreiche Arbeit ist das Resultat eines integrierten BGM und eines zukunftsorientierten Handelns. Betriebliches Gesundheitsmanagement wird zum Erfolgsfaktor und Wettbewerbsvorteil. Der IBWF-Bundesarbeitskreis BGM unterstützt mit Wissen und Know-how.
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Wir erleben einen Wandel mit neuen Ansprüchen an die Arbeit. Digitalisierung, Globalisierung und fortschreitende Entwicklungsprozesse sorgen für einen steigenden Wettbewerbsdruck mit der Folge von Umstrukturierungen und Veränderungsprozessen in immer kürzeren Zeitabständen. Die wachsende Dynamik und Komplexität, erhöhter Leistungsdruck, hohe Erwartungen an Flexibilität und Ve r f ü g b a r ke i t bringen alle Beteiligten leicht ans Limit. Dabei werden der Erhalt von Leistung und Motivation sowie die Steigerung des Wohlbefindens umso wichtiger, je mehr wir uns mit den Folgen des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels befassen. Vor dem Hintergrund der Bevölkerungsentwicklung müssen mittelständische Unternehmen mehr als sonst auf die Gesundheit der Mitarbeiter achten, um auch langfristig produktiv und wettbewerbsfähig zu bleiben.
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Achtsame Unternehmenskultur Gesund sein heißt nicht nur, nicht krank zu sein. In der heutigen Zeit wird es immer wichtiger, sowohl körperlich als auch mental fit zu bleiben. Ganzheitliche Gesundheit ist der Trend. Und es ist sinnvoll, diesen Trend aufzugreifen.
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Foto: © frankie‘s – fotolia.com
Stress, Überforderung, Burnout – die Arbeitsund Leistungsgesellschaft fordert uns immer stärker heraus. Mittlerweile interessiert sich jeder vierte Deutsche für ein bewussteres Leben. Menschen, die zum Beispiel regelmäßig Yoga praktizieren oder meditieren, sind achtsamer und leben gesünder. Mit ihren vielen positiven Auswirkungen scheint Achtsamkeit das neue Wundermittel im Business zu sein. Denn immer mehr Unternehmen setzen darauf, ihre Unternehmenskultur zu verändern und ihre Mitarbeiter zu fördern. Wichtige Themen, die sich jeder Unternehmer dabei anschauen sollte, sind die interne Kommunikation, Motivation und Inspiration der Mitarbeiter, gefestigte Strukturen, ein gemeinsames Leitbild, das Erzeugen von Nachhaltigkeit, Investition in Bildung, die Stärken als auch Schwächen im Team.
Positive Effekte motivierte Mitarbeiter Leistungssteigerung niedriger Krankenstand effektivere Prozessabwicklung angenehmes Betriebsklima zukunftsorientiertes Denken Umsatzsteigerung
Mit ihren vielen positiven Auswirkungen scheint Achtsamkeit das neue Wundermittel im Business zu sein.
Unsere heutige Zeit ist geprägt von Leistung, Termindruck und unseren Erwartungen an Perfektion. Durch einen achtsamen Umgang mit unserem Verhalten können wir Stress besser bewältigen. Atemübungen und weitere Techniken unterstützen uns dabei, wieder mehr Gelassenheit walten zu lassen. So wirken Firmenseminare, Trainings und Coachings intensiv in den Bereichen der Kommunikation und Selbstreflexion, um neue Wege zu beschreiten und um Ziele um ein vielfaches schneller erreichen zu können. Besonders Führungskräfte erleben ihre Tätigkeit häufig im Spannungsfeld unterschiedlichster Interessen. Wer sich bewusst ist, wie er selbst und seine Mitarbeiter ticken, kann fortschrittlicher führen und Arbeitsprozesse effektiver abwickeln. Wer es dann noch schafft, Anspannungen zu transformieren und positiv für seine Arbeit umzusetzen, erlebt selbst und für seine Mitarbeiter einen gesunden und gewinnbringenden Umgang miteinander.„Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für die Welt“, sagte Mahatma Gandhi.
Yvonne Sanders Trainerin & Coach Leiterin BURK AG Niederlassung Leipzig Mitglied im IBWF Institut für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und -forschung e. V. www.burk.ag
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DER Mittelstand. | 1 | 2017
News Weiterbildungshotline
Unternehmerpreise Es gibt viele Gründe, sich mit anderen Unternehmen in einem Wettbewerb zu messen: Gute Presse, individuelle Förderung, Kontakte knüpfen und, nicht zu vergessen, das Preisgeld. Hier stellen wir Ihnen einige der aktuellen Unternehmerpreise vor.
Start me up! Für Unternehmen, die nicht älter als drei Jahre sind, ist die Wettbewerb Start me up! einen Versuch wert. Der Wettbewerb wird von renommierten Firmen unterstützt, die Gründergeist und innovatives Denken in Deutschland fördern. Der Gewinner erhält 100.000 Euro Preisgeld und ein Powercoaching in San Francisco vom erfolgreichen Geschäftsmann Peter Thiel, unter anderem Mitgründer Paypals. Kriterien für die Jury sind Wettbewerbsfähigkeit, Innovationskraft und die Wachstumsorientierung der vorgestellten Projekte. Anmeldeschluss ist der 31. März 2017 www.bilanz.de/der-wettbewerb
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bietet seit dem 1. Januar 2017 einen Telefonservice zur Weiterbildungsberatung an. Unter der Nummer 030 2017 90 90 gibt es an Werktagen zwischen 10 und 17 Uhr eine bundesweite Beratung zu allen Fragen rund um die Weiterbildung. Das „Infotelefon Weiterbildungsberatung“ wurde zuvor zwei Jahre erprobt. Im Jahr 2016 wurden bis Ende November 5715 Personen telefonisch beraten. Der bundesweite Telefonservice arbeitet mit bestehenden Beratungsangeboten in den Ländern und Kommunen zusammen und kann Ratsuchende zum Teil direkt an diese Stellen weitervermitteln. www.bmbf.de/de/servicetelefonzur-weiterbildung-1369.html www.der-weiterbildungsratgeber.de
Fragen zur Sozialversicherung?
Deutscher Innovationspreis für Klima und Umwelt Einzelpersonen, Organisationen der Wirtschaft und Industrieunternehmen, die einen Beitrag für Klima- und Umweltschutz leisten, können sich in fünf Kategorien für den Deutschen Innovationspreis für Klima und Umwelt bewerben. Den Siegern winken jeweils Preisgelder von 25.000 Euro und die Möglichkeit, an den European Business Awards for the Environment teilzunehmen. Im Idealfall positionieren sich Gewinner also auch international. Anmeldeschluss ist der 24. Mai 2017 www.iku-innovationspreis.de
Bio-Gründer-Wettbewerb 2017 Das Kompetenzzentrum Bio-Security zeichnet Existenzgründer und Jungunternehmer aus Agrar- und Ernährungswirtschaft, Biotechnologie und Biochemie und verwandten Branchen im Wettbewerb Bio-Gründer 2017 aus. Den Siegern winken Sach- und Geldpreise in Höhe von insgesamt 7.000 Euro. Außerdem beurteilt die Jury die eingereichten Konzepte kritisch und gibt den Teilnehmern eine Rückmeldung. Anmeldeschluss ist der 30. Juni 2017 www.bio-gruender.de
Auf dem „Informationsportal Arbeitgeber Sozialversicherung“ können sich Arbeitgeber mit den geltenden Regeln über Sozialabgaben ihrer Beschäftigten und dem Melderecht bei der Sozialversicherung vertraut machen. Das Angebot des Spitzenverbands Bund der Krankenkassen (GKV) richtet sich speziell an Gründer und kleine und mittelständische Unternehmen. Es soll ihnen einen schnellen Überblick vermitteln sowie als erste Anlaufstelle für Fragen zu Neueinstellungen oder zu Gesetzesänderungen fungieren. Das Portal wird laufend aktualisiert. www.informationsportal.de
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DER Mittelstand. | 1 | 2017
Autos nach Maß – bewegend anders!
Die Kernkompetenz der Niederlassung Bad Zwischenahn liegt im Umbau von Fahrzeugen zum rollstuhlgerechten Heckeinsteiger.
Menschen, die ein Kraftfahrzeug krankheitsbedingt nur eingeschränkt nutzen können, zu Mobilität zu verhelfen, hat sich der Fahrzeugumrüster Die Kernkompetenz der neuer Niederlassung Bad Zwischenahn liegt im Umbau das von Fahrzeugen zum rollstuhlgerechten Heckeinsteiger. KIRCHHOFF Mobility zur Aufgabe gemacht. Seit über dreißig Jahren ist das Unternehmen auf vielseitige, bedienerfreundliche und angepasste Mobilitätshilfen in Serienfahrzeugen spezialisiert. Das Angebot für Autos nach Maß reicht von Verlade-, Einstiegs-, Fahr- und Bedienhilfen über Sitz-, Lenk- und Bremssysteme bis hin zum Heckausschnitt mit Rollstuhlrampe und Absenkung. www.kirchhoff-mobility.com www.reha.com
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Kein Stress mit dem Stress
Führungskräfte in kleinen und mittleren Unternehmen haben oft viele Aufgaben gleichzeitig zu meistern, und es bleibt nicht viel Zeit, sich um die Gesundheit der Mitarbeiter zu kümmern. Genau hier setzt das kostenlose und praxisnahe Projekt psyGA der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) an. Das eLearning-Tool „Der gesunde Betrieb. Los geht’s!“ liefert kompakte und verständliche Informationen sowie nützliche Links rund um das Betriebliche Gesundheitsmanagement für kleine und mittlere Unternehmen. Darüber hinaus werden praxisnahe Tipps gegeben, wo Unternehmen über die gesetzlichen Anforderungen hinaus auch mit kleinen Mitteln für die Gesundheit ihrer Mitarbeiter ansetzen können.
Foto mitte links: © Elnur- fotolia.com; Foto mitte rechts: © shefkate – fotolia.com
Führung in Balance Die AOK bietet Führungskräften Seminare mit dem Schwerpunkt „Psychische Gesundheit“ an. Ziel ist es, Führungskräfte dabei zu unterstützen, nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch die eigene Gesundheit ins Blickfeld zu nehmen. Die Seminare werden in unterschiedlichen Umfängen durchgeführt. Dabei wird der Schwerpunkt je nach Umfang auf mindestens eines dieser Themen gelegt: Selbstführung – Stärkung der individuellen Ressourcen als Führungskraft, gesundheitsgerechte Mitarbeiterführung und Kommunikation, Umgang mit psychisch belasteten Mitarbeitern. Die Teilnehmer werden selbst aktiv, trainieren gemeinsam ihre Fähigkeiten und entwickeln einen konkreten Handlungsplan. Infos AOK Stuttgart-Böblingen: nicola.paratalidis@bw.aok.de www.aok-bw.de
Potenzialanalyse betriebliche Bildung Die Potenzialanalyse „Betriebliche Bildung“ ermöglicht KMU einen systematischen und niedrigschwelligen Einstieg in die Themen: Lernen und Weiterbildung im Betrieb und betriebliche Berufsausbildung. Mit Hilfe des „Selbstchecks“ können Handlungsbedarf identifiziert und konkrete Hinweise und Maßnahmen zur Gestaltung der Aus- und Weiterbildung erarbeitet werden. Im Rahmen der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) wurde die Potenzialanalyse von der „Offensive Mittelstand“ und der „Offensive Gutes Bauen“ gemeinsam mit allen Partnern entwickelt und herausgegeben. Die Entwicklung der Potenzialanalyse wurde vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) gefördert. Die Potenzialanalyse ist kostenfrei abrufbar: www.offensive-mittelstand.de
Die Broschüre zeigt mit alltagstauglichen Tipps, nützlichen Arbeitshilfen und vielen Beispielen, wie Unternehmer den Arbeits- und Gesundheitsschutz erfolgreich umsetzen können und sich dabei sogar stabiler im Wettbewerb positionieren können. Weitere Informationen und kostenlose Bestellmöglichkeit unter www.psyga.info/kmu
Berichtigung Ausgabe 6-16, Seite 43 „Crowd auf dem Vormarsch“ Kontakt Deutscher Crowdsourcing Verband e. V., Christoph Sieiciechowicz: Telefon: 0178 2031777 E-Mail: cs@crowdfundingnetwork.de
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DER Mittelstand. | 1 | 2017
Woher kommt das Geld für AOK & Co? Die fast 120 gesetzlichen Krankenkassen geben im Jahr über 200 Milliarden Euro für die Gesundheit ihrer Versicherten aus. Über das System der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), die allgemeinen Beiträge von Arbeitgebern und Arbeit nehmern – und weshalb der durchschnittliche Zusatzbeitrag für die GKV-Mitglieder erst nach der Bundestagswahl wieder ansteigt.
Es war Reichskanzler Otto von Bismarck, der mit dem „Gesetz betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter“ 1883 die gesetzliche Krankenversicherung einführte. Sie sollte die unteren Einkommensschichten im Deutschen Reich bei Krankheit sozial absichern und wurde zunächst begrenzt auf abhängig Beschäftigte aus Industrie, Bergbau, Eisenbahn, Binnenschifffahrt, Handwerk und Gewerbe mit einem Jahreseinkommen bis zu 2.000 Reichsmark. Von den damals 8.200 Ortskrankenkassen, die Bismarck gründen ließ, bekamen Arbeiter im Krankheitsfall für höchstens dreizehn Wochen die Arzt- und Arzneikosten erstattet und die Hälfte eines Tagelöhnerverdiensts als Krankengeld ausgezahlt. Die Versicherten hatten zwei Drittel der Kosten zu tragen, ihre Arbeitgeber ein Drittel. Später wurden auch die Angestellten in die Krankenversicherung aufgenommen. Die Ortskrankenkassen existieren noch heute – allerdings nicht mehr so zahlreich wie früher, es sind gerade mal elf, die jeweils rechtlich selbstständig sind. Bei diesen elf Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) sind derzeit zusammen fast 25 Millionen Bundesbürger versichert. Neben den AOK gibt es 93 Betriebskrankenkassen, die von Arbeitgebern mit mindestens 1.000 versicherungspflichtigen Beschäftigten gegründet und auch für Betriebsfremde geöffnet wurden, sechs Ersatzkassen, die aus Selbsthilfevereinigungen entstanden sind, sechs Innungskrankenkassen, die Landwirtschaftliche Krankenkasse und die Knappschaft, die bis vor zehn Jahren nur Arbeitnehmer aus dem Bergbau versicherte. Die
größte der insgesamt 118 gesetzlichen Kassen in Deutschland ist die 1884 als Hilfskasse gegründete Techniker-Krankenkasse mit 9,8 Millionen Versicherten.
Konkurrenzkampf durch Wahlfreiheit Die gesetzlichen Krankenkassen sind zwar Körperschaften des öffentlichen Rechts, werden aber wie Wirtschaftsunternehmen geführt, weil ein harter Konkurrenzkampf herrscht. Die weitgehende Wahlfreiheit in der gesetzlichen Krankenversicherung ermöglicht es Arbeitnehmern, sich für eine lokale Ortskrankenkasse, eine örtlich zuständige Ersatzkasse oder eine Innungsund Betriebskrankenkasse zu entscheiden, wenn sie in entsprechenden Berufen arbeiten oder die Institute allgemein geöffnet sind. Die gesetzlichen Kassen, die Interessenten nicht ablehnen dürfen, werben um neue Kunden und versuchen bestehende zu halten mit Rabattaktionen und Beitragsgarantien. Denn mit der gesetzlichen Absenkung des allgemeinen Beitragssatzes auf 14,6 Prozent vom Bruttolohn – hälftig gezahlt von Arbeitgeber (7,3 Prozent) und Arbeitnehmer (7,3 Prozent) – ist Anfang 2015 ein kassenindividueller Zusatzbeitrag eingeführt worden, für den allein der Versicherte aufkommen muss. Dieser Zusatzbeitrag lag im vergangenen Jahr durchschnittlich bei 1,1 Prozent und bleibt auch in diesem Jahr nach der Prognose des Schätzerkreises beim Bundesversicherungsamt im Schnitt bei 1,1 Prozent. 2016
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DER Mittelstand. | 1 | 2017
betrug der Preisunterschied zwischen der günstigsten und der teuersten gesetzlichen Krankenkasse 1,8 Prozent, 2017 wird er sich voraussichtlich um bis zu 0,2 Prozent erhöhen. Obwohl der prozentuale Anteil für Unternehmen stabil bei 7,3 Prozent bleibt, steigen auch deren Kosten mit höheren Löhnen und Gehältern.
Steuerfinanzierter Zuschuss von 14,5 Milliarden Mit Beginn des Monats Dezember legen die Verwaltungsräte der einzelnen Kassen jährlich die Höhe ihrer Zusatzbeiträge fest, die nach der Prüfung durch das Bundesversicherungsamt veröffentlicht werden. Wer eine Anhebung wegen einer negativen Jahresbilanz beschließt, muss gleichzeitig festlegen, dass Finanzreserven aufgebraucht und Kosten eingespart werden. Erhöht eine Kasse den Zusatzbeitrag für dieses Jahr um mehr als die durchschnittlichen 1,1 Prozent, hat das betroffene Mitglied ein Sonderkündigungsrecht und kann die Versicherung wechseln. Finanziert werden die gesetzlichen Krankenkassen aber nicht nur über den allgemeinen Beitrag von Arbeitgebern und Versicherten sowie deren Zusatzbeitrag, sondern auch aus Steuermitteln, die wie die Beiträge in den Gesundheitsfonds fließen. Daraus bekommen die Kassen unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht und Gesundheitsstatus der jeweiligen Mitglieder ihre Zuweisungen zur Deckung ihrer Kosten. Die Leistungsausgaben der gesetzlichen Kassen betrugen 2015 etwas über 202 Milliarden Euro, im Jahr
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zuvor fast 194 Milliarden. An steuerfinanzierten Mitteln zahlte der Bund im vergangenen Jahr 14 Milliarden in den Gesundheitsfonds ein, ab 2017 werden es jährlich 14,5 Milliarden sein.
Mehr Fusionen, weniger Kassen Weil immer noch fast 40 Kassen jeweils weniger als 25.000 Mitglieder haben, kommt es ständig zu Fusionen, um wirtschaftlicher arbeiten zu können und Teuerungen für die Versicherten zu vermeiden. So haben sich Anfang dieses Jahres bereits acht kleinere zu vier größeren Kassen zusammengeschlossen – beispielsweise die BKK Braun-Gillette mit der Pronova BKK. Gesundheitsexperten halten langfristig 30 bis 50 gesetzliche Krankenkassen für ausreichend – 1970 waren es noch 1.815. Trotz eines bis Ende Juni 2016 erwirtschafteten Überschusses von 600 Millionen Euro haben einige Kassen ihre Zusatzbeiträge für 2017 erhöhen müssen. Um den Durchschnitt von 1,1 Prozent für die Versicherten im Jahr der Bundestagswahl zu halten, hat die Bundesregierung eine Sonderzahlung von 1,5 Milliarden Euro in den Gesundheitsfonds beschlossen – angeblich sollen damit Mehrkosten durch die Versorgung von Flüchtlingen kompensiert werden. Kritiker sehen in dieser Finanzspritze allerdings eher ein Wahlkampfgeschenk, um die Versicherten, die auch Wähler sind, bei Laune zu halten. Der GKV-Spitzenverband geht davon aus, dass nach der Bundestagswahl die Zusatzbeiträge wieder stärker steigen werden.
Almut Friederike Kaspar Journalistin
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DER Mittelstand. | 1 | 2017
Gesundheitsmanagement zahlt sich aus Arbeitgeber argumentieren häufig, dass Gesundheit reine Privatsache sei. Diese Ansicht ist nicht nur falsch, sie verschenkt auch wertvolle Investitionsmöglichkeiten für das Unternehmen. Denn gezielte Strategien der Prävention und Gesundheitsförderung zahlen sich aus.
In einer normalen Arbeitswoche verbringt ein Vollzeitbeschäftigter etwa 40 Prozent seiner wachen Lebenszeit am Arbeitsplatz. Dabei verrichtet er schwere körperliche Arbeit, sitzt mit krummem Rücken am Schreibtisch, atmet Abgase ein, ficht soziale Konflikte aus und erntet Lob oder Tadel. All diese Arbeitsbedingungen haben in entscheidender Weise Einfluss auf das körperliche, psychische und soziale Wohlbefinden eines Beschäftigten. Auch der Gesetzgeber hat die Bedeutung der Arbeitswelt für die Gesundheit erkannt und hebt mit dem vor kurzem verabschiedeten Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsförderung und Prävention die Betriebe als wichtige Lebensumwelten für die Gesundheit hervor. Daraus leitet sich eine hohe Verantwortung der Arbeitgeber für die Gesundheit ihrer Beschäftigten ab. Eine Vielzahl nationaler und internationaler Studien hat inzwischen nachgewiesen, dass die Gesundheit der Beschäftigten etwas ist, in das es sich zu investieren lohnt.
Systematisches Betriebliches Gesundheitsmanagement Grundsätzlich wird zwischen Strategien der Krankheitsverhinderung (Prävention) und Strategien der positiven Gesundheitsförderung unterschieden. Werden diese beiden Ansätze systematisch in einem Unternehmen etabliert, wird von einem Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) gesprochen. Dessen Aufgaben hängen oftmals von der Größe und den Möglichkeiten des einzelnen Unternehmens ab. Das BGM kann beispielsweise neue Schichtpläne mit
Gesundheitsexperten abstimmen, das nach längerer Krankheit greifende betriebliche Eingliederungsmanagement koordinieren, ergonomische Bürostühle einführen oder eine psychosoziale Beratungsstelle schaffen. Im Idealfall arbeitet das BGM eng mit der Betriebsmedizin und dem Arbeits- und Gesundheitsschutz zusammen. Vereinzelte Angebote wie ein Gesundheitstag machen hingegen noch kein systematisches BGM aus. Hierzu müssen auf allen Ebenen gesundheitsförderliche Maßnahmen über einen größeren Zeitraum hinweg geplant, durchgeführt, evaluiert und gesteuert werden. Unternehmen in Deutschland haben längst die Relevanz eines systematischen BGM erkannt. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen stehen jedoch noch oft vor großen Hürden. Ihnen fehlen entsprechende Ressourcen, Know-how und zuweilen auch der nötige Wille der Führungskräfte. Wissenschaftliche Studien zur Kosten-Nutzen-Analyse und Wirksamkeit können hier als entscheidendes Argument genutzt werden.
Nachgewiesene Wirksamkeit und positives Kosten-Nutzen-Verhältnis Bisherige Erfahrungen aus Praxis und Wissenschaft belegen die positiven Effekte für die Beschäftigten. Aber auch für die Arbeitgeber ist Gesundheit eine lohnende Investition: Gesündere Mitarbeiter steigern die Produktivität und Qualität, und die Kosten für Krankheits- und Produktionsausfälle werden gesenkt. So sichert der Arbeitgeber nicht nur die Leistungsfähigkeit der
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Im Großteil der analysierten deutschund englischsprachigen Studien konnte durch die Einf ührung eines systematischen Gesundheitsmanagements eine Kostenersparnis nachgewiesen werden.
Mitarbeiter, sondern steigert auch ihre Motivation durch eine verstärkte Identifikation mit dem Unternehmen. Ein positiver Nebeneffekt ist also die Imageaufwertung für potenzielle Nachwuchskräfte und damit eine verbesserte Wettbewerbsfähigkeit. Vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen ist die Wirtschaftlichkeit oft der ausschlaggebende Punkt für die Umsetzung eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements. Im „American Journal of Health Promotion“ wurden im Jahr 2014 Forschungsergebnisse zusammengefasst: Im Großteil der analysierten deutschund englischsprachigen Studien konnte durch die Einführung eines systematischen Gesundheitsmanagements eine Kostenersparnis nachgewiesen werden. Der Return on Investment lag bei den einzelnen Programmen zwischen 1,4 und 1,9 – ein Ergebnis, das sich durchaus sehen lassen kann. Durch Kooperationen mit Krankenkassen oder regionalen Gesundheitsanbietern lassen sich zudem die Kosten eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements für kleinere Betriebe senken. Neben dem ökonomischen Nutzen sind insbesondere auch die Auswirkungen auf Fehlzeiten
für Entscheidungsträger interessant. Hier ist allerdings Vorsicht geboten: Fehlzeiten lassen sich nur mit langfristigen Strategien und mit der Zeit beeinflussen. Schnelle Ergebnisse sind nicht zu erwarten. Eine verbesserte Fehlzeitenquote kann außerdem auch durch eine hohe Präsentismusrate, also die Anwesenheit von eigentlich erkrankten Mitarbeitern, bedingt sein. In dem Fall hätten geringe Fehlzeiten im Betrieb nicht die erwünschte Wirkung, da Präsentismus sowohl die Produktivität als auch die Innovationsfähigkeit der Mitarbeiter verringert. Laut einer US-amerikanischen Studie belaufen sich die Kosten, die für die Unternehmen durch Präsentismus entstehen, jährlich auf 180 Milliarden US-Dollar. Die Forscher schätzen die präsentismusbedingten Kosten dreimal so hoch wie die Produktivitätsverluste durch Fehltage. Zusammenfassend zeigen nicht nur der Siegeszug der betrieblichen Prävention und Gesundheitsförderung in der Praxis, sondern auch wissenschaftliche Studien, dass sich Investitionen in die Gesundheit der Beschäftigten auszahlen. Es spricht also viel dafür, dass BGM als wichtiges Instrument der Personalpolitik ernst genommen werden sollte und dessen systematischer Aufbau und nachhaltige Anwendung sich lohnen.
Patricia Bothe Wissenschaftliche Mitarbeiterin (Fachgebiet Betriebliches Gesundheitsmanagement und evidenzbasierte Organisationsentwicklung) am IMVR www.imvr.de/index. php?page=patricia-bothe
Prof. Dr. Holger Pfaff Direktor IMVR Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft der Humanwissenschaftlichen Fakultät und der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln www.imvr.de
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So profitieren Arbeitgeber vom Präventionsgesetz Gesundheitsförderung im Unternehmen? Brauchen wir nicht. Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) galt jahrzehntelang als Kür für große Firmen. Welche Chancen das neue Präventionsgesetz für mittelständische Unternehmen bietet, erklärt Uwe Dresel, Präventions-Experte der DAK-Gesundheit, im Interview.
Uwe Dresel, Präventions-Experte der DAK-Gesundheit
DER Mittelstand.: Herr Dresel, worin liegen die finanziellen Anreize für Unternehmen durch das Präventionsgesetz? Uwe Dressel: Eine direkte finanzielle Förderung für Unternehmen ist durch das Gesetz nicht vorgesehen. Stattdessen sollen die Krankenkassen erstmals ab diesem Jahr mindestens zwei Euro pro Versichertem pro Jahr für betriebliche Gesundheitsförderung ausgeben – in Form von Beratung und Unterstützung für BGM-Aktivitäten im Betrieb. Diese Maßnahmen sollen dem Unternehmen helfen, den BGM-Prozess auf den richtigen Weg zu bringen. Bei Ausgaben der Krankenversicherungen pro Versichertem von 2.600 bis 2.800 Euro im Jahr sind die gesetzlich vorgesehenen 7,30 Euro für die Prävention und Gesundheitsförderung nur ein
Tropfen auf den heißen Stein. Es ist klar, dass damit nicht alle Unternehmen und Versicherte erreicht werden können. Was haben Unternehmen davon, sich mit BGM zu beschäftigen? Letztlich geht es um eine Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit, die große Firmen mit BGM-Aktivitäten schon unter Beweis gestellt haben. Durch Gesundheitsangebote steigt die Attraktivität für Mitarbeiter. Es geht nicht nur darum, junge Fachkräfte zu binden, sondern auch darum, die älteren lange fit und leistungsfähig zu halten. Fehlzeiten bei Arbeitnehmern kosten viel Geld – da sitzen wir Krankenkassen mit der Wirtschaft in einem Boot. Die Erkenntnis, dass gesundheitsbewusstes Verhalten nicht nur nach Feierabend Sinn hat, ist überhaupt nicht neu. Mit dem
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Gesetz wollte man die Lücke durch Unterstützung und entsprechende Anreize schließen. Und wir stellen fest: BGM nimmt jetzt kräftig an Fahrt auf. Warum übernehmen Krankenkassen die betrieb liche Gesundheitsförderung nicht ganz? Was von den Beitragszahlern der Krankenkassen finanziert werden darf, unterliegt strengen Regeln. Für die betriebliche Prävention heißt das: Es handelt sich lediglich um eine befristete Förderung, die eine Beteiligung des Unternehmens voraussetzt. Die Unternehmen sollen in die Verantwortung genommen werden, langfristig etwas zu verändern. Natürlich profitieren am Ende alle von einem niedrigeren Krankenstand und von Mitarbeitern, die gesund und motiviert zur Arbeit gehen. Angenommen, ein Unternehmen möchte nun BGM anstoßen. Wer ist der erste Ansprechpartner? Wie kommen Firmen und Anbieter zusammen? Auch das ist im Gesetz geregelt. Es werden regionale Koordinierungsstellen eingerichtet, die alle Krankenkassen unter einem Dach vereinen. Diese Stellen sollen mit Unternehmensverbänden zusammenarbeiten. Aber es ist nach wie vor einem Unternehmer freigestellt, sich direkt an eine Krankenkasse zu wenden. Wir als DAK-Gesundheit sind bundesweit auf Anfragen vorbereitet und bieten über unseren Vertrieb Beratung und Unterstützung zum Aufbau eines BGM-Prozesses an. Nicht alle Mitarbeiter sind bei derselben Kasse versichert. Was muss man als Unternehmer beachten? Wenn Sie als Unternehmer oder Personalverantwortlicher uns anrufen, und wir für Sie im Beratungsgespräch Angebote zur betrieblichen Gesundheitsförderung mit Ihnen zusammenstellen,
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gilt das für alle Mitarbeiter – unabhängig davon, bei welcher Kasse sie versichert sind. Pro Firma hat in der Regel eine Kasse den Hut auf. Damit ist der Wettbewerb abgeschwächt, der nach dem Gesetz zwischen den Kassen bestehen soll. Auch die neuen regionalen Koordinierungsstellen sollen einheitlich und gemeinsam beraten. Worum geht es eigentlich? Yoga in der Mittagspause und mehr Salat in der Kantine? Nicht unbedingt. Gutes Betriebliches Gesundheitsmanagement soll auf die Bedürfnisse der Belegschaft zugeschnitten sein, aber auch die einzelnen Arbeitnehmer abholen. Hierzu gehört etwa die Arbeitsorganisation oder die Einrichtung der einzelnen Arbeitsplätze. Ebenso gehören Arbeitsmedizin und -sicherheit als Aufgabe des Arbeitgebers in diesen Bereich. Angesichts der wachsenden Bedeutung psychischer Belastungen am Arbeitsplatz gerät zunehmend das Thema Stressbewältigung in den Vordergrund – also kann es natürlich auch ein Yogakurs sein, den wir bezuschussen. Es gibt viele Anbieter für Gesundheitsförderung – woran erkennt man gute Dienstleister? Tatsächlich ist die Anzahl der Anbieter auf dem Markt mit dem Gesetz angestiegen, aber nicht alle Maßnahmen sind sinnvoll. Bei der Förderung von Präventionskursen durch Krankenkassen gibt es klare Vorgaben an Qualifikation und Wirksamkeit. Was wir fördern dürfen, ist festgelegt. Wir als Krankenkasse können Unternehmen zertifizierte Präventionsangebote nennen – wir haben langjährige Erfahrung und ein umfangreiches Netzwerk von Vertragspartnern, auch regional. Hier finden Sie weitere Informationen zum Angebot des Betrieblichen Gesundheitsmanagements der DAK-Gesundheit.
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Finanzierungsmöglichkeiten und staatliche Förderung betrieblicher Gesundheitsvorsorge Für die Umsetzung betrieblicher Gesundheitsvorsorge stehen eine Reihe von Finanzierungsmöglichkeiten zur Verfügung. Steuerbefreit sind nach § 3 Nr. 34 EStG Leistungen des Arbeitgebers zur Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustands und der Betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF), die den Anforderungen der §§ 20 und 20a des Fünften Buches Sozialgesetzbuch genügen, soweit sie 500 Euro im Kalenderjahr nicht übersteigen. Allerdings müssen die Ausgaben durch das Unternehmen geleistet werden. In der Praxis entstehen Dokumentations- und Nachweispflichten, die eine rasche, unkomplizierte Umsetzung behindern. Anwendbar ist die Norm für Vollbeschäftigte, Teilzeitkräfte, Minijobber und angestellte Gesellschafter und Geschäftsführer. Keine Regelung gibt es für Beamte. Christian Lombardt, Geschäftsführer GesundheitsTicket GmbH Gesellschaft für betriebliches Gesundheitsmanagement Deutsches Netzwerk für betriebliche Gesundheitsvorsorge info@betriebliches-gesundheitsticket.de www.betriebliches-gesundheitsticket.de
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Beratung statt Rezeptblock Demografischer Wandel, unsere Einstellung zur Gesunderhaltung und die Bereitstellung angemesse ner Gesundheitsvorsorge werden eine der großen gesellschaftlichen Herausforderungen der nächs ten Jahrzehnte sein. Prof. Dr. Uwe Nixdorff, einer der führenden europäischen Kardiologen und Präventionsmediziner, beleuchtet im DER Mittelstand.-Interview den Status und mögliche Szenarien.
DER Mittelstand.: Die Mortalität sinkt, die Morbidität steigt. Wir erklärt sich diese paradoxe Divergenz? Prof. Dr. Uwe Nixdorff: Früher ist man an einer akuten Krankheit gestorben, sei es ein akuter Herzinfarkt, was früher selten war, oder infektiöse Erkrankungen. Heute überlebt man viele der früheren Todesursachen. Das erkaufen wir uns mit einer Chronifizierung und Degenerierung von Krankheit. Degenerative Erkrankungen wie Diabetes, rheumatische Erkrankungen, vor allem aber aus meinem Fachgebiet, was die Mehrzahl der Fälle betrifft, koronare Herzerkrankungen. Allein aufgrund der langen Lebensdauer können sich einfach verstärkt koronare Herzerkrankungen entwickeln. Wir haben eine extreme Zunahme der Herzinsuffizienz. Darin steckt so paradox es klingt, die Herausforderung der gesenkten Mortalität. Stichwort Gesundheitsökonomie – welche wirtschaftlichen Effekte sehen Sie heute und für die Zukunft? Die zunehmende Morbidität führt zu mehr Bedarf an medizinischen Dienstleistungen. Die Booz-Studie aus dem Jahre 2011 hat ermittelt, dass wir jährlich einen Wertschöpfungsausfall durch Erkrankungen von 225 Milliarden Euro haben. Wenn Sie sich jetzt überlegen, dass unsere Ausgaben in dem offiziellen gesundheitsregulierten System laut Statistischem Bundesamt 314 Milliarden Euro ausmachen, sind wir mit den 225 Milliarden Euro Wertschöpfungsausfall bereits in einem ganz beträchtlichen Bereich. Studien zeigen aber
auch, dass gelebte Gesundheitsvorsorge einen sinnvollen und für Unternehmen interessanten return-on-investment (ROI) bringen. Die Angaben belaufen sich, je nach Programm, auf 1:5 bis 1:16 ROI, also durchaus ein ökonomischer Anreiz für Unternehmen, hier zu investieren. Warum greifen die Unternehmen das offensichtliche Erfolgsfeld Gesundheit dann nicht schon konsequenter auf? Derzeit rückt das Thema Human Ressources in der Wirtschaft stark in den Vordergrund. Die Produktionsprozesse und auch Dienstleistungsprozesse großer Unternehmungen sind mittlerweile zu einem guten Teil durch Robotik und andere Technologie automatisiert, wir brauchen den Fließbandarbeiter nicht mehr so wie früher. Heute kommt es darauf an, mit klugen Köpfen das Ganze zu gestalten. Menschen, die so etwas leisten sollen, müssen natürlich gesund sein. Das Hauptwertschöpfungsmerkmal der Unternehmungen ist bereits in den Köpfen der Ingenieure, der Wirtschaftler und anderen Wissensarbeiter. Wo liegen die wichtigsten Treiber, die uns allen ein längeres und hoffentlich gesünderes Leben möglich machen? Es geht um aktive individuelle Lebensentfaltung, auch Selbstverantwortung. Hier liegt die potentiell treibende Stellschraube. Es kann nicht sein, dass nicht ausreichend selbstverantwortetes Leben mit voller Garantie durch den Sozialstaat aufgefangen wird. Die Potenziale, die hier schlummern, sind gewaltig.
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Hat die Gesundheitspolitik versagt? Geht man das einfach mal mit dem gesunden Menschenverstand an und fragt sich, warum das Problem trotz andauernder Reformen nicht in den Griff gebracht wurde, kommt man zu dem Schluss, dass den Ursachen nicht radikal genug nachgegangen wird. Die Kardiologie zum Beispiel war das erste Fachgebiet, das erkannte, dass Risikofaktoren eine Kausalität zur Krankheit haben: Zigarettenrauchen, Bluthochdruck, Diabetes oder Blutfettstoffwechselstörungen. Auch da sind die Erkenntnisse wesentlich weiter, als wir das tatsächlich heute leben. Jedoch haben wir diesen Komplex eines medizinisch-lobbyistischen Versorgungssystems, an dem Patienten, Versicherungen, Sozialpolitik, Krankenhäuser, Praxen, Pharmaindustrie etc. beteiligt sind, die alle an der Krankheit verdienen. Lediglich werden flankierende Gesundheitsreformen im Sinne des Systems vorgenommen, sodass das in sich widersprüchliche System nicht gänzlich kollabiert.
wir, gelernt auch durch prospektive Studien zu dem Thema Rauchverbot, einen Rückgang der Herzinfarktrate um mindestens 10 Prozent.
Wie schaffen wir es in Zukunft, den gesunden Menschen erst gar nicht zum Patienten werden zu lassen? Durch einen Paradigmenwechsel in der Medizin: weg von der reinen Kuration hin zur Prävention. Das wird automatisch kommen müssen, weil die Versorgungssysteme zusammenbrechen werden. Die Kostenbelastung durch das heutige System ist bereits exorbitant und nimmt rapide zu. Schauen Sie nur einmal, wie Ihre Krankenversicherungsprämie dauernd steigt. Und betrachten Sie dann noch Krankheitslasten, die zusätzlich auf uns zukommen. Wir haben heute unglaublich viele Jugendliche, die in hohem Ausmaß adipös sind. Wir werden also in den nächsten 10 bis 20 Jahren eine Epidemie der Folgeerkrankungen bekommen, wie Herzinfarkt, Schlaganfall. Wenn das Problem im Sinne der Prävention nicht radikal angedacht wird, laufen wir wohl in eine Katastrophe.
Sehen Sie Licht am Ende des Tunnels? Krankenkassen haben in ersten Bereichen bereits mit Bonus-/Malus-Systemen reagiert, beispielsweise in der Zahnmedizin. Die Wertschöpfung für die Krankenkassen liegt zunächst darin, diese unglaubliche Zunahme an Krankheitslast und Krankheitskosten in den Griff zu bekommen, am besten zu vermeiden. Es braucht sowohl Eigenverantwortung als auch sozialpolitische Ansätze. Die Unternehmen sind da, nach meinen Erfahrungen, schon weiter als das gesetzliche System. Die Offenheit der Unternehmen ist für die Sache der Zukunfts-Prävention ein ganz wichtiger Aspekt, natürlich auch aus ökonomischen Überlegungen. Denn die Unternehmen wissen, wenn sie heute nicht in solche Human Ressources-Themen investieren, werden sie morgen Wettbewerbsnachteile haben. Und dem Arbeitnehmer kommt das natürlich auch zu Gute. Der profitiert dadurch, dass etwas für seine Gesundheit getan wird. Wir wissen aus den Statistiken, dass mittlerweile der größte Krankheitsanfall in Unternehmen psychische Erkrankungen sind. Wir sehen, dass die Menschen auch nach etwas spirituellen Angeboten fragen. Sie machen Yoga, meditieren, suchen sinnvolle Ansätze und Sinnbestimmung. Dort tut sich viel, und wenn die Menschen das für sich besser in den Griff bekommen, gehen sie wieder mit besserer Ausgeglichenheit in die Betriebe, so dass die Unternehmen indirekt davon profitieren. Ich denke, der primäre Ansatz, das Verhalten zu ändern und darüber die Verhältnisse zu ändern, kann sich im Idealfall bestens ergänzen.
Wo setzt Prävention an? Neben dem Problem der Suchterkrankungen haben wir die drei Lebensstilsäulen. Bewusst in der Reihenfolge der prognostischen Bedeutung aufgezählt sind das Bewegung, Ernährung und Entspannung. Am wichtigsten ist die Bewegung: Die Menschen sitzen zu viel, in den Büros, zuhause dann auf dem Sofa vor dem Fernsehapparat, bewegen sich nicht mehr ausreichend. Dann folgt die Ernährung und als Drittes die Entspannung. Die Leute wissen auch, dass Stress nicht günstig ist und sie im Extremfall in den Burn-out oder die Depression bringen kann. Sollte der Staat gesundheitsschädliches Verhalten sanktionieren? Wir werden nicht umhin kommen, gewisse Anreize zu schaffen. Vernünftige Dinge, die hier gemacht wurden, waren medical-setting-Ansätze, wie zum Beispiel das Rauchverbot. Nach einem Jahr haben
Aber mein präferierter Weg ist die Eigenverantwortung. In unserem Zentrum habe ich deswegen sehr viele Erfolge mit Prävention, weil ich den Menschen die frühesten Veränderungen in ihrem Körper bildlich zeigen kann. Anschließend kommt die Frage: „Doktor, was kann ich denn da tun, das ist ja nicht schön, was ich da jetzt schon in meinen Arterien habe“. So kommen wir in eine Aufklärungssituation. Und dann kommt in der Regel nicht der Rezeptblock, sondern primär die Lebensstilberatung. Für solch eine Beratung muss ich als Arzt aber Zeit mitbringen. In unserem heutigen Gesundheitssystem bekommt ein Arzt nur wenige Minuten vergütet, wenn er Menschen in Lebensstil und Prävention beraten soll, darum macht er das in der Regel auch nicht.
Kardiologische Privatpraxis: Nixdorff info@kardiologie-nixdorff.de European Prevention Center: www.epc-checkup.de Hanako GmbH: www.hanako-health.com
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Prof. Dr. Uwe Nixdorff European Prevention Center
www.epc-checkup.de
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Information-Overload Alles auf einmal, möglichst alles ganz schnell. Unser Alltag ist wahnwitzig rasant geworden, und wir mischen ungebremst mit. Doch eines ist dabei ganz klar: Unser Gehirn ist für diese Belastung eigentlich nicht gemacht.
Obwohl wir mit einer Art Hochleistungsrechner im Kopf ausgestattet sind, unendlich belastbar ist dieser aber nicht. „Es sind vor allem die permanenten Störungen und Unterbrechungen, die unsere Produktivität und langfristig unsere Aufmerksamkeit zerstören“, so Informatiker und Digitalisierungsforscher Alexander Markowetz. Im Rahmen einer großen Studie an der Universität Bonn zur Smartphonenutzung hat er herausgefunden, dass die intellektuelle Leistungsfähigkeit durch getriebenes, hektisch vollführtes Multitasking immens leidet. „Das Gehirn ist einfach nicht dafür gemacht, eine Masse unterschiedlicher Aufgaben gleichzeitig zu erfassen und zu erledigen. Dadurch geraten wir in einen Teufelskreis, in dem uns dann sehr schnell das Gefühl übermannt, nichts mehr richtig zu schaffen. Je mehr auf einmal wir anfassen, desto weniger gelingt es schließlich, einen klaren Gedanken zu fassen. Und mit jeder neuen Ablenkung erreichen wir schließlich noch weniger.“ Ein Gefühl, das Ihnen bekannt vorkommt? Kein Wunder. Denn den digitalen Versuchungen durch Handy und Co erliegen heute auch schon Kinder und Jugendliche. Alle 18 Minuten wird durchschnittlich von jedem Smartphonebesitzer aufs Handy geschaut, um nachzuprüfen, ob neue
Nachrichten, Fotos oder E-Mails eingegangen sind. Die gleichzeitige Nutzung mehrerer Medien – etwa des Handys, des PCs, eines Videospiels, oder TV – hat sich in den letzten zehn Jahren nahezu verdoppelt. Ein erschreckendes Verhalten. Denn dem Gehirn wird somit geradezu antrainiert, nur noch kurze Aufmerksamkeitsspannen zu bewältigen. Die Folge: Man fühlt sich zunehmend gestresst, gerät unter Druck.
Jede Störung schmälert die Leistung Jede Unterbrechung des Arbeitsrhythmus, so haben Wissenschaftler herausgefunden, schmälert die Arbeitsleistung, oder besser gesagt den „Output“. Schließlich muss beim Wechsel zwischen verschiedenen Aufgaben und Medien immer wieder aufgearbeitet und neu gestartet werden: Durchschnittlich 15 Minuten Zeit nimmt dieser Wiedereinstieg in die eigentliche Aufgabe in Anspruch. Ein enormes Zeit-Kontingent, das beim „Multitasking“ (zu Deutsch: dem Erledigen mehrerer Aufgaben gleichzeitig) somit mehr oder weniger verpufft. Um das Gehirn in einen Konzentrations-Modus zu versetzen, in dem es wirklich effektiv arbeiten kann, bedarf es eigentlich nicht viel: Ein möglichst ruhiges Plätzchen ist das Wichtigste. Je weniger
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Jede Unterbrechung des Arbeitsrhythmus, so haben Wissenschaftler herausgefunden, schmälert die Arbeitsleistung.
Ablenkung, desto besser. Da es natürlich kaum möglich sein wird, ohne Festnetzanschluss, Rechner, Mobilfunkempfang und WiFi-Verbindung zu arbeiten, muss der Wille zu ungestörtem Arbeiten schon da sein. Das Handy bewusst beiseite zu legen, Signaltöne abzuschalten oder den zweiten Bildschirm am Arbeitsplatz mal auf Standby zu schalten, kann hierbei sehr hilfreich sein.
plötzlich weit weg – man muss sich nur trauen, ab und zu mal den Stecker zu ziehen.
Stille macht kreativ
Das Prinzip Meditation
Wer es schafft, unwichtige Reize auszublenden, um besser arbeiten zu können, hat diese Form der Selbstkontrolle sicher schon in jungen Jahren verinnerlicht. Dieses Arbeitsverhalten zu beherrschen, heißt: Wir können in einen Zustand der Hyperkonzentration, den Flow gelangen, und uns zu Bestleistungen aufschwingen. Wohl dem, der sich auch im Chaos drumherum noch konzentrieren und auf eine Aufgabe fokussieren kann. Vielen Menschen gelingt das nicht, weil sie Ruhe und Stille kaum mehr kennen. Dabei ist „nichts hören – nichts tun – nichts denken“ die beste Entspannung fürs Gehirn. Stresspegel und Blutdruck sinken, kaum dass sich der Mensch in Ruhe auf sich selbst besinnt. Schon ein kurzer Ausflug in eine reizarme Umgebung, etwa in die Natur, wirkt Wunder. Aller Wirbel und alle Ablenkung sind
Mit den richtigen Übungen zur Körperwahrnehmung geben wir uns die Chance, die Konzentration zu schulen. Das Gehirn wird dabei nicht durch Reize gestört und abgelenkt, es wird trainiert, wachsam zu bleiben und nicht in Gedanken abzudriften. So gerät man in eine Art Ruhezustand, in dem man auf Erinnerungen und Gefühle zugreifen kann und mit der Aufmerksamkeit ganz bei sich selbst ist.
Um Konzentration und Wahrnehmung zu schulen, können im Alltag auch meditationsähnliche Übungen helfen. So gibt es den Body Scan und ein besonderes Achtsamkeitstraining, das leicht zu erlernen und jederzeit durchführbar ist.
(Erschienen in TK aktuell) Mehr Informationen auf www.tk.de Achtsamkeitstraining unter www.tk.de, Webcode 614206 Body Scan als MP3-Datei zum Download unter www.tk.de, Webcode 614390
Britta Surholt Techniker Krankenkasse
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Gesundheitscheck für KMU Gesundheitsfördernde Maßnahmen zahlen sich in vielerlei Hinsicht aus: Sie steigern nachweislich die Produktivität und Qualität der Arbeit, sorgen für eine höhere Arbeitszufriedenheit und verringern die Krankenstände.
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Der zusammen mit dem BVMW entwickelte INQA-Check „Gesundheit“ ermöglicht speziell kleinen und mittleren Unternehmen einen einfachen Einstieg in ein systematisches betriebliches Gesundheitsmanagement. Er fasst die Erfahrungen innovativer Unternehmen und wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema BGF zusammen. Ab sofort steht der Check bundesweit allen Unternehmen kostenlos online und als Broschüre zur Verfügung. Er dient vorrangig als Selbstbewertungsinstrument für KMU, zeigt mögliche Handlungsfelder beim Thema Gesundheit auf und verdeutlicht den individuellen Bedarf.
Kjell Schneider Juniorreferent GeMit – Gesunder Mittelstand Deutschland/BVMW www.gemit.bvmw.de www.gemit-deutschland.de
Oftmals fehlt es besonders den kleinen Mittelständlern an zeitlichen, personellen und finanziellen Ressourcen, um BGF-Maßnahmen in der Unternehmenskultur zu verankern und umzusetzen. Eingereiht in die INQA-Instrumentenfamilie, die eine Vielzahl von Unterstützungsangeboten für KMU bereithält, umfasst der INQA-Check „Gesundheit“ die sechs Themenbereiche Unternehmensstrategie, Arbeitsumfeld, Organisation, Führung, Unternehmenskultur
und das individuelle Verhalten. Durch die systematische Struktur des Checks erhalten Anwender im Ergebnis einen ganzheitlichen Überblick über die zentralen Gesundheitsfaktoren im Unternehmen und die Potenzialerschließung durch gezielte Maßnahmen. So werden u. a. individuelle Handlungsbedarfe zu einzelnen Kategorien wie konstruktive Konfliktlösung, Prävention und Informationsfluss der jeweiligen Themenbereiche ausgewiesen. Gleichzeitig hilft der Check dabei, die gesetzlichen Anforderungen zum Beispiel in den Bereichen Arbeitsschutz und Betriebliches Eingliederungsmanagement zu überblicken. Entwickelt wurde der Check unter Berücksichtigung maßgeblicher Qualitätsstandards im Rahmen des Projekts GeMit „Gesunder Mittelstand Deutschland“, das vom Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung und dem BVMW umgesetzt wird. Das Projekt und die Entwicklung des Checks wurden vom Bundesarbeitsministerium im Rahmen der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) gefördert und von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin fachlich begleitet. Die Praxistauglichkeit stellen 30 Pilotunternehmen sicher, die an der Entwicklung und Erprobung beteiligt waren.
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Durch die systematische Struktur des Checks erhalten Anwender im Ergebnis einen ganzheitlichen Überblick über die zentralen Gesundheitsfaktoren im Unternehmen.
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Gesundheitswesen im Stress
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Mitglied der Mittelstandsallianz
Ohne digitale Strategie werden auch Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen zu Opfern von Hackern – mit bösen Folgen. Und das ist nicht alles.
Wie Banken und Versicherungen unterliegt auch das mittelständische Gesundheitswesen einem harten Stresstest: Das Krankenhaus 4.0 ist eng verknüpft mit der Digitalisierung in Industrie und bei Arbeitsplätzen, dabei hat ein Viertel der Kliniken noch keine digitale Strategie entwickelt. Diese Häuser werden dadurch besonders leicht Opfer von IT-Hackern durch Datendiebstahl und Lösegelderpressungen.
Verordnungen behindern Sicherheit Der anhaltende Aktionismus des Gesetzgebers in der Gesundheitspolitik führte in den letzten Jahren zu 24 neuen Gesetzen und zu einem vierten Qualitätsinstitut, die in ihren Auswirkungen kaum noch überschaubar sind. Alle Pflegeeinrichtungen müssen sich 2017 auf neue Pflegegrade und Begutachtungsinstrumente einstellen. Neue Verordnungen verschärfen seit Januar 2017 die Anforderungen an Sicherheit, Zulassung und den Betrieb von Medizinprodukten. Die Hersteller in diesem Produktsektor sehen sich immer stärker einer leistungsfähigen Konkurrenz in der Gründerszene ausgesetzt. 3D-Drucker, Robotik, Gen- und Nanotechnologie führen zu disruptiven Innovationen, auf die viele Unternehmen nicht vorbereitet sind.
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Zudem werden im kommenden Sommer zwei umfangreiche EU-Verordnungen erwartet, die sich auch auf den Labormedizinbereich auswirken
Das Krankenhaus-Kommunikations-Centrum e. V., ist seit Mai 2015 Mitglied der Mittelstandsallianz und bietet seit 20 Jahren eine neutrale und unabhängige Plattform für die Vernetzung der unterschiedlichen Akteure in allen Bereichen des Gesundheitswesens: Medizin, Pflege, Technik, Logistik, Labormedizin, Verwaltung, Industrie, Forschung, Aus- und Fortbildung.
werden. Dort finden seit Jahren große Fusionen und Aufkäufe statt, welche den lukrativen Labormarkt neu gestalten werden.
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3D-Drucker, Robotik, Genund Nanotechnologie f ühren zu disruptiven Innovationen, auf die viele Unternehmen nicht vorbereitet sind.
Versorgung leidet unter Privatisierung Die Verantwortung der Länder für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung wird zunehmend auf private Klinikkonzerne übertragen, die mit dem Geld der Beitragszahler hohe Renditen (bis zu zwölf Prozent) abschöpfen wollen. Da die Versorgungsqualität oft darunter leidet, rebellieren Ärzte und Pflegekräfte, was zum Beispiel dazu geführt hat, dass die Klinikbetreiber Helios und Asklepios am journalistischen Pranger standen. Spektakuläre Mordfälle von Krankenschwestern und Krankenpflegern und etliche Hygieneskandale verunsichern die Patienten. Diese nutzen zunehmend „Dr. Google“ und Smartphone-Apps (40 Prozent Wachstum pro Jahr) für Erstdiagnosen und Therapievorschläge, ein boomender Markt für Startups im eHealth-Sektor. Eine Junomedical-Studie hat kürzlich ermittelt, dass durch niedrigere Kosten bei Personal und Material Behandlungen im europäischen Ausland durchschnittlich 25 Prozent günstiger als in Deutschland sind. Bei gleicher Qualität und Leistung könnten die Kassen jährlich 18 Milliarden Euro sparen.
Manfred Kindler Vorsitzender KrankenhausKommunikationsCentrum e. V. www.kkc.info
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Rückengesundheit beginnt im Kopf Rückenbeschwerden sind eine der wichtigsten Ursachen für Arbeitsunfähigkeit in Deutschland. Erkrankungen des Rückens zählen zum übergeordneten Diagnosekapitel der „Krankheiten der Wirbelsäule und des Rückens“, die für rund ein Viertel aller Arbeitsunfähigkeitstage verantwortlich sind. Unsere Wirbelsäule ist ein Meisterwerk der Natur. Das Konstrukt mitsamt seinen Muskeln und Bändern hält großen Belastungen stand und ist zugleich sehr beweglich. Dennoch klagen viele Menschen über Rückenbeschwerden. Wobei „Büromenschen“ genauso häufig betroffen sind wie die körperlich arbeitenden Menschen. Mehr als 90 Prozent aller Rückenbeschwerden äußern sich in muskulären Verspannungen. In den wenigsten Fällen sind Verletzungen an den Bandscheiben oder den knöchernen Anteilen der Wirbelsäule verantwortlich.
Mögliche Ursachen für Rückenbeschwerden Es gibt eine Vielzahl an Ursachen für Rückenbeschwerden. Fast immer spielen mehrere Faktoren zusammen, wenn sich Rückenbeschwerden einstellen. Gründe dafür sind beispielsweise Bewegungsmangel, einseitige oder schwere körperliche Belastungen, psychische Belastungen oder krankmachender Stress.
Unsere Einstellung zum Rückenschmerz hat einen großen Einfluss Neue Erkenntnisse zeigen, dass für den Verlauf der Rückenbeschwerden der Umgang damit wichtiger ist als die Fixierung auf Verschleißerscheinungen, die beispielsweise auf einem Röntgenbild zu sehen sind. Aussagen wie „Meine Bandscheiben sind kaputt“ oder „Meine Lendenwirbelsäule ist verschlissen“ bieten nur eine scheinbare und eingeschränkte Erklärung für immer wiederkehrende Beschwerden. Viel wichtiger ist der Umgang mit den Beschwerden.
Was tun bei akuten Rückenbeschwerden?
Das hängt natürlich in erster Linie vom Grad der Beschwerden ab. Nachfolgend einige Tipps, die Schmerzen lindern:
Wärme Wärme fördert die Durchblutung und löst Verspannungen, da die Muskeln wieder besser mit Nährstoffen versorgt und Abbaustoffe abtransportiert werden.
Muskeln lockern Bewegung hilft nicht allein zur Lockerung der Muskulatur, sondern auch dem Bindegewebe zur Straffung und den Gelenken, um funktionstüchtig zu bleiben.
Hilfsmittel nutzen Das Nutzen vorhandener Hilfsmittel verringert die Belastung, so dass die Muskulatur, die bei der Tätigkeit beansprucht wird, nicht so schnell ermüdet.
Massage Eine Massage entspannt nicht nur die Muskulatur, sondern auch den Geist. Nicht zu empfehlen ist die Einnahme von Schmerzmitteln über einen längeren Zeitraum. Rückenbeschwerden sind ein Warnsignal, das körperliche, geistige und seelische Wohlbefinden wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Versuchen Sie, die Ursachen für Ihre Beschwerden herauszufinden und geeignete Maßnahmen einzuleiten. Dazu ist es sinnvoll, sich folgende drei Fragen zu stellen: Wann schmerzt mein Rücken? Welche Tätigkeiten bei der Arbeit sind besonders schwer? Was können Sie selbst verändern?
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Minipausen im Sitzen Bitte beachten Sie bei allen Übungen folgende Hinweise: Führen Sie die Bewegungen langsam und kontrolliert aus – nicht ruckartig. Atmen Sie beim Üben ruhig und gleichmäßig. Hören Sie auf, sobald Sie Schmerzen verspüren.
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Lockern Sie zwischen den Übungen immer wieder Ihre Muskeln. Räkeln und strecken Sie sich, bevor Sie mit den Übungen beginnen. Achten Sie darauf, dass Sie die Übungen häufig (möglichst täglich) durchführen. Führen Sie die Übungen auch im Stehen aus.
Mit freundlicher Unterstützung der AOK Rheinland/Hamburg und deren Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung BGF GmbH. www.bgf-institut.de
Lockerung des Schultergürtels Legen Sie Ihre Fingerspitzen auf Ihre Schultern. Kreisen Sie nun mit Ihren Schultern langsam mehrmals vorwärts und rückwärts.
Dehnung der Schultermuskulatur Kreuzen Sie die Hände, so dass die Handrücken aneinander liegen. Schieben Sie die Hände so weit wie möglich nach vorne und spüren Sie der Dehnung nach. Halten Sie die Dehnung etwa 15-20 Sekunden.
Dehnung der Rückenmuskulatur Rollen Sie entspannt und langsam Wirbel für Wirbel nach vorne ab, bis der Oberkörper auf den Oberschenkeln liegt. Machen Sie Ihren Rücken rund und ziehen Sie eventuell an den Fußgelenken etwas nach, bis Sie eine Dehnung vor allem im unteren Rücken spüren. Bis zu 20 Sekunden halten und ruhig weiteratmen. Wirbel für Wirbel aufrollen und dabei mit den Händen auf dem Oberschenkel abstützen. Entspannung der Rückenmuskulatur Setzen Sie sich auf die vordere Stuhlkante, Knie und Füße etwa hüftbreit auseinander. Lassen Sie den Kopf locker nach vorne und die Arme seitlich hängen. Rollen Sie entspannt und langsam Wirbel für Wirbel nach vorne ab, bis der Oberkörper auf den Oberschenkeln liegt. Bleiben Sie in dieser Stellung und führen Sie einige tiefe Atemzüge durch. Rollen Sie nun langsam Wirbel für Wirbel nach oben. Dabei mit den Händen auf den Oberschenkeln abstützen. Räkeln und strecken Sie sich zum Abschluss – anschließend beide Arme ausschütteln. Bandscheibenmassage Bewegen Sie das Becken zehnmal langsam nach links und rechts. Kreisen Sie das Becken langsam zehnmal nach rechts und links. Halten Sie Ihren Oberkörper dabei möglichst aufrecht.
Dehnung der seitlichen Hals- und Nackenmuskulatur Den Kopf aufrecht halten und dann so zur rechten Seite neigen, dass das Ohr sich der Schulter nähert. Jetzt die linke Handfläche am lang ausgestreckten Arm aktiv zum Boden nach hinten unten drücken. Der rechte Arm bleibt entspannt an der Körperseite hängen (nicht mit der Hand am Kopf nachfassen) Den Dehnreiz ca. 15-20 Sekunden halten. Anschließend Schultern lockern und Seite wechseln. Kräftigung der Schultermuskulatur Greifen Sie mit den Fingern ineinander. Ziehen Sie die Arme auseinander, ohne dabei die Schultern nach oben zu heben. Halten Sie die gespannte Haltung ca. 5 Sekunden und atmen Sie dabei gleichmäßig weiter. Anschließend Arme ausschütteln
Kräftigung der Brustmuskulatur Falten Sie die Hände. Drücken Sie die Hände kräftig gegeneinander, ohne dabei die Schultern nach oben zu heben. Halten Sie die gespannte Haltung etwa 10 Sekunden; dabei atmen Sie gleichmäßig weiter.
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Digitalisierung und Betriebliches Gesundheitsmanagement in Zahlen Welches Ausmaß hat die Digitalisierung in der deutschen Wirtschaft erreicht? Wie stehen deren Entscheidungsträger zu einem Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM)? Die ias Stiftung hat eine Studie dazu vorgelegt.
Zwischen Entdeckergeist und Überforderung
Thomas Schneberger Geschäftsführer ias Unter nehmensberatung GmbH www.ias-gruppe.de
Durch neue Anwendungsszenarien und digitale Errungenschaften ist das Thema nicht nur technisch anspruchsvoll. Disruptive Märkte stellen alle Unternehmer vor große Herausforderungen. Viele Menschen sind zudem in ihrem Privat- und Berufsleben hin- und hergerissen zwischen Faszination, Entdeckergeist und digitaler Überforderung. Entsprechend lesen sich die Studienergebnisse: 61 Prozent der befragten Arbeitnehmer verbinden die Digitalisierung mit der Entstehung neuer Berufsbilder, jeder Vierte sorgt sich um den eigenen Arbeitsplatz, jeder Zweite rechnet mit einer Zunahme mentaler Belastungen. Aufgabe des Arbeitgebers muss es sein, die Beweggründe, wie beispielsweise Über- oder Unterforderung, herauszufiltern und konzeptionell anzugehen. Es ist ratsam, die Veränderungen, die der digitale Wandel mit sich bringt, wie zum Beispiel die
Arbeitsplatzumgestaltung, aus interdisziplinärer Sicht von Arbeitsmedizin, Arbeitssicherheit, Arbeitspsychologie und aus Sicht des Leistungsfähigkeitsmanagements zu beleuchten, zu unterstützen und zu fördern.
Betriebliches Gesundheitsmanagement im digitalen Wandel Die Umfrageergebnisse decken ein Missverhältnis auf. Denn während 88 Prozent der Befragten die Meinung vertreten, dass die Leistungsfähigkeit ihres Unternehmens durch die Digitalisierung zunehmen wird, rechnen lediglich 64 Prozent dabei mit positiven Auswirkungen für die eigene Leistungsfähigkeit. Eine Lücke, die es zu schließen gilt. 92 Prozent der Führungskräfte und Mitarbeiter messen dem BGM im Kontext der Digitalisierung eine wichtige Bedeutung bei. 62 Prozent erwarten dabei auch, dass sich das BGM den neuen Herausforderungen stellt und weiterentwickeln wird. Aber dessen Angebote müssen sich noch flexibler an die sich ändernden Anforderungen und Bedürfnisse anpassen, hin zu einem umfassenden Management. Die Studie “Die Digitalisierung der Arbeitswelt – Auswirkungen auf Gesundheit und Leistungsfähigkeit“ ist abrufbar unter: bit.ly/BGM_Mittelstand_2015.
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Rund 92 Prozent der befragten Führungskräfte und Mitarbeiter geben an, die Digitalisierung nehme starken Einfluss auf den deutschen Mittelstand. Auf die Frage, wie es im eigenen Betrieb aussehe, antworten 87 Prozent, ihr Unternehmen sei bereits heute stark von der Digitalisierung betroffen. Und: 96 Prozent erwarten in den nächsten zehn Jahren einen starken Einfluss der Digitalisierung auf ihren Betrieb.
Da kommt was Neues auf Sie zu!
W W W. M I T T E L S TA N D S B E R AT E R . D E
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Content-Marketing: Investitionen, die sich lohnen
„„
Die Disziplin des Content-Marketing ist noch relativ neu. In einer Welt, in der analoge Medien an Bedeutung verlieren, wird es jedoch immer wichtiger, auf digitalen Kanälen für Sichtbarkeit im Netz zu sorgen. Dies geschieht nicht mit der zuweilen als störend empfundenen Bannerwerbung, sondern mit überzeugend gemachten Inhalten. Der ContentMarketer will dem Kunden nicht unmittelbar etwas verkaufen, sondern ihn begeistern, ihm helfen, ihn informieren, Aufmerksamkeit für die Marke schaffen. Der Brausehersteller Red Bull erzählt Geschichten von abenteuerlustigen Sportlern und verkauft so seinen Energydrink. Der Elektronikhändler Saturn informiert auf digitalen Plattformen über die neuesten Technikprodukte und profiliert sich als Berater, was wiederum den Absatz steigert. Die Supermarktkette Edeka produziert rührselige Weihnachtsvideos, die sich viral verbreiten und so die Marke in die Herzen der Kundschaft bringen.
Tobias Lobe Geschäftsführer der Münchner ContentMarketing-Agentur Airmotion Media GmbH. www.airmotionmedia.de
In einer Umfrage der Washingtoner Agentur Waggener Edstrom gaben 81 Prozent der befragten Unternehmen an, dass durch Content-Marketing der Traffic auf ihrer Webseite deutlich gestiegen sei. 61 Prozent stellten höhere Verkaufsraten fest. Dabei wird Content im Gegensatz zu klassischen Investitionsgütern, die ihren Wert verlieren und dementsprechend abgeschrieben werden, im Laufe der Zeit immer wertvoller. Wie funktioniert das? Ein Unternehmen investiert in anspruchsvolle Ratgebertexte, die es auf seiner Webseite und anderweitig publiziert.
Zahlreiche OnlineVertriebsunternehmen erwirtschaften ausschließlich Gewinne, weil sie über guten – und gut auffindbaren – Content verf ügen.
So wird jedes einzelne Content-Piece zum Verkäufer, der jedoch keine laufenden Kosten mehr verursacht. Jeder Kontakt führt zu neuen Absatzerfolgen, obwohl der Text nur einmal erstellt wurde. Buchhalterisch stellt Content eine Betriebsausgabe dar. In Deutschland kann er sogar als „geringwertiges Wirtschaftsgut“ sofort abgeschrieben werden. Das ist paradox, da Content nachweislich zur Profitabilität eines Unternehmens beiträgt. Zahlreiche Online-Vertriebsunternehmen erwirtschaften ausschließlich Gewinne, weil sie über guten – und gut auffindbaren – Content verfügen. Was wäre Amazon ohne Produktbeschreibungen, Rezensionen, Empfehlungen, Tipps? Die Plattform würde nicht einmal existieren. Unternehmen, die nicht in Content investieren, schaffen sich sukzessive ab. Sie werden in der digitalisierten Welt immer unsichtbarer. Diese Tendenz ist in fast allen Branchen zu beobachten. Andererseits eröffnen sich durch strategisch durchdachte Content-Marketing-Konzepte gerade für kleine und mittlere Unternehmen erhebliche Chancen, neue Absatzmärkte zu erschließen.
Wollen Sie mehr erfahren? Der BVMW veranstaltet gemeinsam mit Airmotion Media im Februar 2017 in München einen Workshop „Content Marketing für den Mittelstand“. Lassen Sie sich unter angelika.wellbrock@ bvmw.de unverbindlich für den Termin vormerken.
Foto: © tashatuvango – fotolia.com
Content – das ist das neue Zauberwort im Marketingmix. Immer mehr Unternehmen setzen auf interessante Inhalte, um auf sich, ihre Marke und die eigenen Produkte aufmerksam zu machen. Doch gutes Content-Marketing kostet Geld. Wie rechnet sich das?
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Top-Nachwuchs für den Mittelstand Das Studienförderwerk Klaus Murmann der Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw) vergibt Stipendien an leistungsstarke Studierende und Promovierende mit Gemeinsinn und Unternehmergeist. Ziel ist, dass sie ihre Potenziale entfalten können und zukünftig in verantwortungsvoller Position zu einer prosperierenden Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft beitragen. Die Stiftung leistet damit einen bedeutenden Beitrag zur Förderung des Fach- und Führungskräftenachwuchses. Markenzeichen der Förderung sind die persönliche Betreuung, ein überfachliches Seminarprogramm und der intensive Austausch mit Unternehmern, Unternehmen und gesellschaftlichen Akteuren. Die Förderung trägt nachweislich einer unabhängigen wissenschaftlichen Evaluation entscheidend zur Persönlichkeitsentwicklung bei sowie
zur Bereitschaft, beruflich wie gesellschaftlich Verantwortung zu übernehmen. Der BVMW pflegt mit der Stiftung regen Austausch. Mit dem Seminar zum Thema „Der Mittelstand als Motor der deutschen Wirtschaft – Einblicke und Karrierewege“ startete 2016 die Reihe an Veranstaltungen, die in diesem Jahr fortgesetzt werden soll. Dem Nachwuchs soll unter anderem der Karriereweg im Mittelstand nah gebracht werden.
Studienförderwerk Klaus Murmann Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw) GmbH www.sdw.org/studienfoerderwerk-klaus-murmann www.facebook.com/StudienfoerderwerkKlausMurmann
Gemeinsam digital Positives Feedback für das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Berlin unter der Leitung des BVMW: Knapp 2000 Unternehmer wurden seit dem Start im Mai 2016 in Veranstaltungen erreicht. Nun startete die nächste Stufe von _Gemeinsam digital. Viele Schnellläufer- und Umsetzungsprojekte sind bereits gestartet – diese werden anschaulich und beispielhaft auf gemeinsam-digital.de dargestellt. Die Projekte „Marmelade 4.0“ oder der „Cloudmonitor“ ermutigen Unternehmer, in ihrem eigenen Unternehmen digitale Projekte anzustoßen. Mit Beginn 2017 startete das Kompetenzzentrum Berlin zusammen mit dem Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) eine bundesweite Roadshow zum Thema Fachkräftegewinnung und Digitales Marketing. Die Veranstaltungen der Roadshow zeigen Wege auf, wie man im digitalen Zeitalter Fachkräfte finden und binden kann. Die Vermittlung praxisnaher Lösungen und Strategien zur Vermeidung des Fachkräftemangels stehen im Mittelpunkt. Unternehmen erhalten umfangreiche Informationen, die sie bei der Auswahl, Planung und Umsetzung individuell passender Maßnahmen im Bereich Personalarbeit unterstützen.
Besuchen Sie uns! Das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Berlin lädt Unternehmer und Unternehmerinnen bundesweit zum Besuch nach Berlin ein. Planen Sie gemeinsam mit dem BVMW-Funktionsträger Ihrer Region eine Digitalisierungsreise und besuchen Sie das Demonstrationszentrum von _Gemeinsam digital – die Lernfabrik Neue Technologien. Im Berliner Industriestandort Adlershof finden Sie moderne Maschinen, unter anderem der Automatisierungs- und Steuerungstechnik. Darüber hinaus lohnt sich dort auch ein Besuch in den Kreativstätten der Berliner Start-upSzene.
Alle Infos zu Materialien und Terminen finden Sie auf: www.gemeinsam-digital.de.
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Besser als Big Data Einfach mal genauer hinsehen. Wie Small Data das Marketing im Mittelstand erfolgreicher macht.
Die Digitalisierung schreitet unaufhaltsam voran, und immer mehr Unternehmen sammeln gigantische Datenmengen über ihre Kunden. Doch lernt man durch Big Data den Verbraucher und seine Bedürfnisse wirklich kennen? „Nein“, sagt der Markenexperte Martin Lindstrom in seinem neuen Buch „Small Data“. Er verbringt lieber 300 Tage im Jahr damit, Menschen in ihren Wohnungen zu besuchen, mit ihnen zu reden, sich ihre Kühlschränke und auch den Müll anzuschauen. Was er dabei beobachtet, erscheint auf den ersten Blick oft unscheinbar. Aber gerade die vermeintlich kleinen Dinge können für den Bestsellerautor die wichtigsten Auslöser für erfolgreiche Produktinnovationen sein. Und auch wenn die Auftraggeber von Lindstrom meist Weltkonzerne sind: Für Unternehmen aus dem Mittelstand
ist Small Data eine gute Möglichkeit, erfolgreiche neue Ideen zu entwickeln. Wie das funktioniert, erzählt Lindstrom in diesem Interview. DER Mittelstand.: Was bedeutet Small Data für Sie, und warum haben Sie Ihr Buch so genannt? Martin Lindstrom: In den vergangenen fünf Jahren war die Geschäftswelt besessen von Big Data, was zu einer nahezu unkritischen Befürwortung von Verfahren zum Erhalt und Sammeln von Daten führte. Es wurde jedoch zunehmend deutlich, dass Big Data deutlich weniger Werte schafft, als zunächst angenommen. Und hier kommt Small Data ins Spiel. Während es bei Big Data darum geht, Zusammenhänge zu finden, kommt es bei Small Data darauf an, Ursachen ausfindig zu machen. Es handelt es
sich um scheinbar unbedeutende Beobachtungen aus dem Leben. Durch persönliche Befragungen oder sogar, indem man bei Verbrauchern einzieht, ermittelt man jene Elemente, die andeuten, wo Menschen im Ungleichgewicht sind, denn dies bietet Chancen für Marken oder neue Produkte. Big Data sind rationale, Small Data dagegen menschliche Daten. Selbstverständlich können sie ohne einander nicht bestehen, dennoch herrscht in der modernen Geschäftswelt der etwas naive Glaube, dass nur Big Data benötigt wird. Wie wichtig ist Small Data für Unternehmen, um neue Produkte oder Dienstleistungen zu entwickeln? Es ist entscheidend. Rund 75 Prozent aller neuen bahnbrechenden Produkt
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innovationen entstammen derzeit der Arbeit mit Small Data – dagegen sind nahezu keine wesentlichen bahnbrechenden Ideen direkt auf Big Data zurückzuführen. Bei Ihrer Arbeit kommen Sie den Konsumenten sehr nahe, ziehen sogar für einige Tage in deren Wohnungen und inspizieren dabei u. a. den Inhalt von Kühlschränken, die Art der Einrichtung und sogar den Müll. Suchen Sie dabei konkret nach bestimmten Dingen oder lassen Sie sich überraschen? Wir suchen stets nach „Ungleichgewicht“. Man fühlt sich vielleicht übergewichtig oder allein, denkt, man hätte im Leben nicht das erreicht, was man wollte. All diese kleinen und großen Ungleichgewichte bilden zusammen eine faszinierende Lücke. Und genau diese Lücke ist die Chance für neue Marken, Produkte oder Dienstleistungen. Beobachtungen sind überall möglich, etwa anhand daran, wie man den Kühlschrank füllt – Cola neben Gemüse deutet oft auf einen Konflikt hin – oder an den Dimensionen und Farben von Bildern, die oft den Grad des eigenen Selbstwertgefühls andeuten. Wie bringen Sie die Leute dazu, Sie in ihr Leben zu lassen? Das ist der einfache Teil, ich habe über 2000 Verbraucherhaushalte in 77 verschiedenen Ländern besucht und wurde nie abgelehnt. Menschen reden gern, vor allem über sich selbst. Sie lassen andere gern an ihrem Leben teilhaben und zeigen ihre Fotoalben oder ihre Musiksammlung. Die Leute haben vermutlich nur selten die Gelegenheit, jemandem ihr Leben zu erklären, der sich wirklich dafür interessiert.
Small Data ist das neueste Buch von Martin Lindstrom. Der Experte für Brandbuilding und Autor mehrerer Bestseller wurde vom Time Magazine unter die 100 einflussreichsten
Sie arbeiten für bekannte Konzerne weltweit, die über große Marketingbudgets und Werbeabteilungen verfügen. Aber kann auch ein Unternehmer aus dem Mittelstand Small Data in Eigenregie nutzen? Und wo sollte er anfangen? Die gute Nachricht ist: Im Gegensatz zu Big Data ist Small Data unglaublich preisgünstig und kann einfach adaptiert werden. Es geht letztendlich darum, dem Verbraucher nahezukommen, die Welt von außen nach innen zu betrachten, anstatt von innen nach außen. Indem man schlicht Zeit mit zehn früheren Kunden, zehn aktuellen Kunden und zehn potenziellen Kunden verbringt und versucht, ihr Leben, ihre Ungleichgewichte, ihre Wünsche und Hoffnungen zu verstehen, gewinnt man zweifelsohne mehr Einsicht, als irgendeine konventionelle Studie je bieten könnte. Warum? Weil, wenn es richtig gemacht wird, man emotionale Daten aufnimmt. Und emotionale Daten bilden die Grundlage für den Aufbau von Marken. Haben Sie ein Beispiel für Small Data bei einem Kleinunternehmen? Vor einiger Zeit fragte mich mein Gemüsehändler, ob ich ihm helfen könne. Sein Geschäft lief schlecht, und ich wollte, dass sein Laden bleibt. Also machten wir uns Small Data zu Nutze. Nachdem wir bei fünf Kunden zuhause gewesen waren, stellten wir nach Untersuchung ihrer Kühlschränke fest, dass die Leute diese unbewusst auf Grundlage der vermeintlichen Frische füllten. Aber es gibt ein Problem: Woher weiß man, ob die Karotte frisch ist oder nicht? Und – noch wichtiger ist – was bedeutet frisch
Menschen der Welt gewählt. Mithilfe von Small Data sucht Lindstrom nach Hinweisen, welche die Wettbewerber oft übersehen. Nicht nur, weil die Hinweise so subtil sind, sondern weil die Wettbewerber damit beschäftigt sind, Datenberge anzuhäufen und verzweifelt nach Korrelation suchen, dabei aber die Kausalität übersehen.
Plassen Verlag ein Imprint der Börsenmedien AG / 320 Seiten / 24,99 €
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überhaupt? Laut Supermarkt erkennt man das am Verfallsdatum. Aber ist das frisch? Ich meine, wann wurden diese Karotten geerntet? Niemand weiß es. Uns wurde plötzlich bewusst, dass es etwas gibt, das noch wichtiger ist, als das Verfallsdatum: der Erntezeitpunkt. Wann das Gemüse geerntet wurde, ist also wichtiger, als die Frage, wann es verdirbt! Und das hat sich als Konzeptlösung herausgestellt. Wenn jetzt mein Gemüsehändler allmorgendlich mit seiner Ware vom Bauernmarkt zurückkehrt und die Regale damit befüllt, notiert er auf handgeschriebene Schilder wann er das Obst und Gemüse auf dem Markt gekauft hat. Die Gurken z. B. um 4.20 Uhr, die Karotten um 5.29 Uhr und die Zwiebeln um 5.43 Uhr. Dazu schufen wir den Werbespruch: „Frischer geht es nicht“ und öffneten die Tore. Heute unterhält mein einst kleiner Gemüsehändler elf Geschäfte in Sydney und Melbourne. Das Interview f ührte Claudia Mattheis.
Claudia Mattheis Geschäftsführerin mattheis.Werbeagentur GmbH www.mattheis-berlin.de
In dem Buch erzählt er, wie kaputte Turnschuhe im Zimmer eines elfjährigen deutschen Jungen den Turnaround bei LEGO einleiteten, wie ein Kühlschrankmagnet aus einer Küche in Sibirien eine Supermarktrevolution in den USA auslöste. Und wie ein Teddy in einem Mädchenschlafzimmer dabei half, 1.000 Läden einer Modekette in 20 Ländern zu revolutionieren.
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Kleine Helfer Was ist wohl drin Was ist wohl drin?
Brailleband macht Produktbeschriftung für Blinde lesbar
Promex GmbH · Macairestraße 13 · 78467 Konstanz Tel.: 07531 128888-0 · Fax: 07531 12 8888 - 99 E-Mail: info@promex.de · www.promex.de
Manche Ideen sind so gut, dass man sich fragt, warum es sie nicht schon längst gibt: Das „Brailleband“ bietet blinden und sehbehinderten Menschen buchstäblich fühlbare Hilfe im Alltag. Das Silikonband, geprägt mit tastbarer Blindenschrift, lässt sich einfach um eine Lebensmittelverpackung, z. B. Dose oder Schokoladentafel, schlingen. So sind diese im Regal schnell identifiziert. Das Brailleband wurde von der Promex GmbH aus Konstanz entwickelt. Geschäftsführer Andreas Saur sagt: „Die Idee für das Brailleband entstand bei der Party einer blinden Freundin. Sie erzählte mir lachend, dass sie ihre Bowle
aus Versehen mit Erbsen und Möhrchen angesetzt hatte. Der Grund: In ihrer Vorratskammer stand das Obst nicht am üblichen Platz – dort stand das Gemüse.“ Das flexible Band aus Silikon ist standardmäßig 13 mm breit und wiederverwendbar. Ab 300 Stück sind nahezu alle Pantonefarben und bis zu 45 Zeichen – in Braille- und Klarschrift – möglich. So können Unternehmen es ganz einfach als sinnvollen Werbeträger zur Kundenbindung nutzen. www.brailleband.de
Bluetooth Lautsprecher mit Stil Schöner hören: Die mobilen runden Lautsprecher von Stilgut koppeln Smartphone, Tablet und Notebook schnell und unkompliziert. Klein und kompakt passen die Mini-Lautsprecher in jede Handtasche und sind immer einsatzbereit. Ist die Verbindung einmal aufgebaut, wird kein weiterer Kopplungsvorgang mehr benötigt. Die kompakten Lautsprecher können auch als Freisprechanlage beim Telefonieren genutzt werden und besitzen darüber hinaus einen microSD-Kartenslot und ein FM Radio für guten Sound auf jeder Frequenz. Erhältlich in Silber, Gold und Roségold. www.stilgut.de
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Verfallfristen in Arbeitsverträgen mit Mindestlohn prüfen
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Verfallfristen sind ein wichtiges Mittel zur Herstellung von Rechtssicherheit im Arbeitsrecht und dementsprechend weit verbreitet. Sie legen fest, dass Zahlungsansprüche zwischen den Arbeitsvertragsparteien nur innerhalb kurzer Fristen geltend gemacht werden können. Bis dato enthalten also jedenfalls gute Arbeitsverträge eine Klausel, nach der alle Ansprüche aus dem Arbeitsverhältnis binnen einer Frist von drei Monaten zunächst schriftlich geltend gemacht werden müssen und nach dem Ablauf von weiteren drei Monaten gerichtlich einzuklagen sind. Der kluge Arbeitgeber schützt sich mit diesem Mittel beispielsweise davor, am Ende eines Arbeitsverhältnisses die Aufstellung von angeblich geleisteten Überstunden präsentiert zu bekommen. Sind die Überstunden tatsächlich geleistet worden und waren sie darüber hinaus auch noch erforderlich, so hilft eine Verfallfrist ungemein. Ohne eine solche kann man sich nur unter Berufung auf die Verjährungsfristen gegen eine Zahlung wehren. Diese belaufen sich aber auf immerhin drei Jahre. Es liegt auf der Hand, dass sich in diesem Zeitraum deutlich mehr offene Überstunden ansammeln lassen. Durch eine Änderung im Gesetz und durch eine aktuelle Rechtsprechung des BAG ist Bewegung in das Recht der Verfallfristen gekommen. Zunächst gilt seit dem Oktober 2016, dass vertragliche Verfallfristen unwirksam sind, wenn diese eine schriftliche Geltendmachung verlangen. Neuerdings muss eine Geltendmachung in Textform und damit bereits eine E-Mail ausreichen. In Zukunft abzuschließende Arbeitsverträge müssen an die neue Rechtslage angepasst werden. Nimmt man die erforderliche Anpassung in den
Die BVMW-IBWFRechtshotline erreichen Sie: Mo bis Fr 10.00 – 17.00 Uhr Tel.: 030 / 53 32 06-963 Fax: 030 / 53 32 06-50 rechtshotline@bvmw.de
Arbeitsvertragsformularen nicht vor, so führt dies zur vollständigen Unwirksamkeit der Verfallfrist. Seit der Einführung des Mindestlohngesetzes war im Übrigen fraglich, wie sich dieses zu Verfallfristen in Arbeitsverträgen verhält. Nach einer Regelung im Mindestlohngesetz sind vertragliche Vereinbarungen in Arbeitsverträgen insoweit unwirksam, als sie die Geltendmachung des Mindestlohns beschränken oder ausschließen. Eine klassische Verfallfrist bewirkt letztlich nichts anderes als das. Erhält ein Mitarbeiter für geleistete Arbeit nicht die vorgeschriebenen 8,50 Euro (seit 1. Januar 2017 8,84 Euro) pro Stunde und macht er die Nachzahlung nicht innerhalb von drei Monaten geltend, so verfällt nach der gängigen Verfallfrist der Anspruch. Bisher war man davon ausgegangen, dass dies für Altklauseln in Arbeitsverträgen kein Problem darstellt. Das Gesetz schien insofern die Lösung selbst vorzugeben, weil Verfallfristen nur „insoweit“ unwirksam sind, als sie die Geltendmachung des Mindestlohns beschränken. Das BAG hat nun in einer aktuellen Entscheidung angedeutet, dass hierauf nicht vertraut werden kann. Das BAG hat in einer Entscheidung zu Verfallfristen in einem Arbeitsverhältnis, in dem ein Mindestlohn nach dem Arbeitnehmerentsendegesetz geschuldet war, eine Klausel für intransparent gehalten und damit insgesamt als unwirksam angesehen, weil diese geschuldete Mindestlöhne nicht ausdrücklich von ihrer Geltung ausgenommen hat. Es ist daher dringend zu empfehlen, die verwendeten Arbeitsvertragsformulare zu überprüfen und gegebenenfalls an die neue Rechtslage beziehungsweise neue Rechtsprechung anzupassen. Dr. Benjamin Weiler Rechtsanwalt BVMW-IBWFRechtshotline
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Steuern auf den Punkt Aggressive Steuergestaltung
Von einer effektiven Steuerbelastung in Höhe von weniger als drei Prozent können kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland nur träumen. Für internationale Großkonzerne wie Apple oder Google ist sie Realität. Der Gesetzgeber hat den unfairen Steuerwettbewerb zwischen Großunternehmen und Mittelständlern erkannt und erste Gesetzesänderungen beschlossen. Die Regelungen sind teilweise überschießend und auch für den Mittelstand mit neuen Belastungen verbunden. Neu ist unter anderem, dass Aufwendungen, die einem ausländischen Gesellschafter im Zusammenhang mit seiner deutschen Personengesellschaftsbeteiligung entstehen, in Deutschland nicht steuermindernd angesetzt werden dürfen, soweit der Gesellschafter die Aufwendungen auch im Ausland geltend gemacht hat. Durch die neue Regelung werden Investitionen ausländischer Investoren in mittelständische Personengesellschaften weniger attraktiv.
Verbesserte Verlustverrechnung Ändert sich der Gesellschafterbestand einer Kapitalgesellschaft um mehr als 25 Prozent, gehen ungenutzte Verluste für steuerliche Zwecke verloren. Diese restriktive Regelung hat in der Vergangenheit eine Vielzahl sinnvoller Restrukturierungsmaßnahmen behindert oder sogar verhindert. Im Dezember wurde eine neue Ausnahmeregelung zugunsten des Steuerpflichtigen beschlossen. Demnach bleiben ungenutzte Verluste auf Antrag erhalten, wenn die Kapitalgesellschaft auch nach dem Gesellschafterwechsel denselben Geschäftsbetrieb unterhält. Die neue
Mitteilungspflichten
Dr. Sebastian Krauß Steuerberater, Fachberater für Internationales Steuerrecht SteuerbüroKrauß www.steuerbuerokrauss.de
Ab 2016 haben multinationale Unternehmen länderbezogene Berichte an die Finanzbehörden zu übermitteln. Die Berichte werden zwischen den EU-Mitgliedstaaten ausgetauscht und enthalten Informationen zu Zahlungsströmen, Geschäftstätigkeit und Unternehmensstruktur. In den Anwendungsbereich der neuen Regelung fallen nur Konzerne, deren konsolidierte Umsatzerlöse mindesten 750 Millionen Euro betragen. Kleine und mittlere Unternehmen sind somit nicht betroffen.
Ausnahmeregelung gilt rückwirkend ab 1. Januar 2016 und ist insbesondere für Start-up Unternehmen in der Rechtsform einer Kapitalgesellschaft relevant. In der Gründungsphase häufen Startup Unternehmen regelmäßig Verlustvorträge an und suchen nach neuen Eigenkapitalgebern oder nach potenziellen Übernahmeinteressenten. Die neue Regelung wird die Restrukturierung und Sanierung von kleinen und mittleren Kapitalgesellschaften attraktiver machen und setzt einen Anreiz zur Investition in deutsche Start-up Unternehmen.
Minijob-Rente
Minijobs sind bis zu einem Arbeitsentgelt von 450 Euro im Monat sozialversicherungsfrei und lediglich mit einer zweiprozentigen Pauschalsteuer belastet. Darüber hinaus kann der Arbeitgeber für den Minijobber jeden Monat bis zu vier Prozent der Beitragsbemessungsgrenze der gesetzlichen Rentenversicherung (für 2017 maximal 254 Euro) in eine betriebliche Altersversorgung einzahlen. Eine Anhebung auf acht Prozent wird aktuell diskutiert. Der dieser Entgeltumwandlung zugrundeliegende Betrag fließt in die 450 Euro-Grenze nicht ein und bleibt nach der gegenwärtigen Rechtslage steuer- und sozialabgabenfrei.
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Finanzkolumne „Über Ihr Geld“
Mit Aktien reicher werden
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Warum werden die Deutschen immer reicher? An den Null-Zinsen für die Ware Geld und den erhöhten Bankgebühren kann es ja wohl nicht liegen. Es ist vielmehr der anhaltende Trend, Geld auf die sprichwörtliche hohe Kante zu legen: Fast zehn Prozent des verfügbaren Einkommens der privaten Haushalte werden fleißig gespart und gehortet. Rund 230 Milliarden Euro kamen so 2016 zusätzlich auf deutschen Bankkonten an. Die Geldvermögensbestände der privaten Haushalte erreichen damit über 5,7 Billionen Euro. Wie nicht anders zu erwarten, lassen bestimmte Kommentare nicht lange auf sich warten: Die Schere zwischen Arm und Reich werde immer größer. Doch die Lösung kann nicht lauten, die Reichen ärmer zu machen, sondern die Armen reicher. Weder höhere Steuern für Reiche noch niedrigere Steuern für Arme lassen letztlich die Schere enger werden. Denn darauf kommt es nicht an. Richtig und wichtig wäre, es wie die Reichen zu machen, nämlich die Ersparnisse besser und sinnvoller anzulegen, also direkt in Wertpapieren statt auf (unverzinslichen) Konten. Bankeinlagen (Girokonten oder Tagesgeld) kosten nur Spesen, bringen keinen Ertrag und kompensieren nicht einmal die wieder steigenden Teuerungsraten, sind also für den Sparer ein garantiertes Verlustgeschäft.
Damit die Reichen und die Armen reicher werden, braucht es die intelligente Anlage via Aktien. Aktuell sind es nur sieben Prozent des privaten Geldvermögens, die den direkten Weg in Aktien gefunden haben. Hier herrscht also nicht nur Nachhol- sondern vor allem Aufklärungsbedarf. Denn Aktien haben die Tendenz zum Steigen. Von Anfang 1988 bis Ende 2016 hat der Deutsche Aktienindex mit seinen 30 Werten einen durchschnittlichen Jahreszuwachs von 8,78 Prozent pro Jahr gebracht. Wenn man den DAX zurückrechnet auf den 31.12.1958, sind es immerhin noch 6,83 Prozent durchschnittlicher Gewinn. Das 1991 gestartete Musterdepot TOP TEN, regelmäßig im Geldbrief veröffentlicht, hat in 26 Jahren mit maximal zehn ausgesuchten Wertpapieren sogar einen durchschnittlichen Jahresgewinn von 10,88 Prozent erwirtschaftet. Angst vor Kursverlusten, falsche Berater, Unwissenheit? Ich jedenfalls gehe davon aus, dass auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten nur durch ein kluges direktes Aktienmanagement überdurchschnittliche Renditen erzielt werden können. So können die Armen reicher und die Reichen noch reicher werden…
Hans-Peter Holbach Herausgeber des im 44. Jahrgang erscheinenden Informationsdienstes Geldbrief www.geldbrief.com und Chefredakteur beim Vertraulichen Schweizer Brief www.vertraulicher.com
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Buchtipps Das trügerische Gedächtnis Wir sind die Summe unserer Erinnerungen. Doch die Grenze zwischen Erinnerung und Einbildung ist fließend. Wie fließend, zeigt Julia Shaw in ihrem Bestseller „Das trügerische Gedächtnis“. Der Untertitel „Wie unser Gehirn Erinnerungen fälscht“ verrät, was die Rechtspsychologin durch wissenschaftliche Testreihen herausgefunden hat. Und das ist verblüffend genug: Da erinnern sich Menschen an Verbrechen aus ihrer Vergangenheit, die sie gar nicht begangen haben. Oder Soldaten identifizieren nach einem simulierten Verhör in Feindesland, bei dem sie psychische und physische Gewalt erlitten, zu 80 Prozent auf Fotos den falschen Verhörleiter. Was läuft da falsch in unserem Gehirn? Der Schlüssel für false memories, also falsche Erinnerungen, liegt in der kreativen Suggestion. In Gesprächen ließ Julia Shaw Testpersonen über ein echtes Erlebnis aus ihrer Kindheit erzählen. Dann wurden sie mit einem erfundenen Ereignis konfrontiert, das sie im Alter zwischen 11 und 14 Jahren erlebt haben sollen: eine starke Verletzung, ein Hundebiss, ein Diebstahl oder ähnlich einschneidende Vorfälle. Sie sollten dabei jedes Mal berichten, wie sich dies angefühlt habe. Im weiteren Verlauf
der Tests gruben die Probanden immer mehr angeblich verschüttete Erinnerungen aus. In kurzer Zeit entstanden ebenso detaillierte wie falsche Erinnerungen, die sich aber für die Testteilnehmer echt anfühlten. Die Erinnerungsfalle, in die wir alle tappen, kann jedoch gravierende Folgen haben. So wissen Polizisten, Anwälte und Richter, dass Aussagen von Opfern und Zeugen nur begrenzte Glaubwürdigkeit zukommt. Auf der Basis neuester Erkenntnisse der Neurowissenschaft und Psychologie zeigt die Autorin, welchen Erinnerungen wir trauen dürfen – und welchen nicht. Die deutsch-kanadische Rechtspsychologin Julia Shaw lehrt Kriminologie an einer Londoner Universität.
Persönliche PersönlicheEmpfehlung Empfehlung von Ohoven! vonMario Mario Ohoven!
Julia Shaw Das trügerische Gedächtnis Wie unser Gehirn Erinnerungen fälscht Carl Hanser Verlag 304 Seiten
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Deutschland braucht den Businessplan Gedanken zu einer Gebrauchsanweisung zum Weg in die Zukunft
Mittelstand ist eine Haltung Die stillen Treiber der deutschen Wirtschaft
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Denken heilt! Unser Alltag fordert uns viel ab – Stress, Unruhe, Erschöpfung und manchmal sogar Angst sind die Folge und belasten unsere Psyche. Albert Kitzler ist überzeugt: Das Weisheits-Wissen von antiken Philosophen wie Seneca, Buddha, Konfuzius und anderen Denkern der Antike ist ein wirkungsvolles Heilmittel, um mit diesen Lebensfragen fertig zu werden. Denn sie wussten: Was und wie wir denken, was für Vorstellungen wir haben, wie wir die Welt verstehen, Dinge bewerten, worauf wir unser Wollen und unsere Begehrlichkeiten richten, hat Einfluss darauf, ob wir uns seelisch wohl fühlen, ob es uns „gut“ geht, ob wir uns stark fühlen oder unsicher, ängstlich, antriebsarm, deprimiert. Dieses Zusammenspiel von Denken und körperlich-seelischem Wohlbefinden macht Albert Kitzler in seinem neuen Buch sehr gut anschaulich.
Albert Kitzler Denken heilt! Philosophie für ein gesundes Leben Droemer Verlag 320 Seiten
19,99 €
Konzentration Im Grunde geht es uns täglich wie dem Gast in Loriots Kalbs haxen-Sketch: Wir werden unterbrochen und kommen zu nichts. Unsere Konzentration wird ständig gestört, wir reagieren auf jedes neue Signal. Dieser Verlust von Konzentration ist in den letzten Jahren zu einem Hauptproblem in der Arbeitswelt geworden, denn es dauert oft bis zu 30 Minuten, bis wir den ursprünglichen Faden wieder aufgenommen haben. Der wirtschaftliche Schaden geht laut Gallup-Institut in die Milliarden.
Marco von Münchhausen Konzentration Wie wir lernen, wieder ganz bei der Sache zu sein GABAL 184 Seiten
Mit seinem neuen Buch weist Erfolgsautor Marco von Münchhausen einen Ausweg aus der ständigen Ablenkung und zeigt anschaulich, wie wir in unserem Alltag wieder konzentrierter bei der Sache sein können.
Rock your Idea Mit Ideen die Welt verändern
19,90 €
Die Bergbahn Roman/Thriller
Geschäftstätigkeit in Spanien Praktischer Leitfaden für ausländische Investoren
Martin Gaedt
Jean Moose
Bové Montero y Asociados
Murmann 288 Seiten
Kastner 239 Seiten
Profit editoríal 146 Seiten
22,00 €
19,80 €
12,95 €
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DER Mittelstand. | 1 | 2017
BVMW-Veranstaltungskalender Der BVMW veranstaltet eine Vielzahl erstklassiger Veranstaltungen in den kommenden Monaten auf Bundesebene und in den Regionen vor Ort. Unter nehmer und Unternehmerinnen sind herzlich einge laden, sich zu informieren, Netzwerke zu spannen, sich einzubringen und sich unterhalten zu lassen. Eine Auswahl finden Sie hier.
BVMW Jahresempfang mit Olaf Lies MdL Donnerstag, 23. Februar 2017 18.00 Uhr bis 22.00 Uhr Rathaus Georgsmarienhütte Oeseder Straße 85 49124 Georgsmarienhütte „Gutes bewahren – Neues wagen“ mit Karsten Brocke Donnerstag 23. Februar 2017 18.00 Uhr Hardenberg Atrium Hinterhaus 11A, 37176 Nörten-Hardenberg BVMW Meet & Greet mit Tom Gaebel in Concert „Licence to Swing“ Sonntag, 19. März 2017, 18.00 Uhr Theater am Dom Domhof, 49074 Osnabrück
Jahresempfang Metropole Ruhr Mittwoch, 15. Februar 2017, 17.00 Uhr Stage Oberhausen Musikweg 1 46047 Oberhausen Leverkusener Marketingkongress Dienstag, 04. April 2017 , 13.00 Uhr Bayarena Leverkusen Bismarckstraße 122-124 51373 Leverkusen
BVMW Unternehmer-Stammtisch – Netzwerken in Mainz Donnerstag, 23. Februar 2017 18.00 Uhr Grillforum Valentin in Mainz Rheinallee 187, 55120 Mainz
Unternehmer-Reise/Besuch Kanzleramt und Botschaft der Elfenbeinküste und BVMWJahresempfang Montag, 13. Februar 2017 10.30 Uhr Botschaft der Elfenbeinküste
Businesslunch@Reichshof Hamburg „HAMBURG AIRPORT – noch das Tor zur Welt?“ Donnerstag, 16. März 2017 12.00 Uhr, Hotel Reichshof Kirchenallee 34-36 20099 Hamburg
Berlin und Kanzleramt Berlin Unternehmer-Lunch Mittwoch, 08. März 2017 13.00 Uhr Park Hotel Bremen Bürgerpark 28209 Bremen
Nachhaltige Steckdosen Mittwoch, 15. Februar 2017, 16.30 Uhr BVMW Geschäftsstelle Bayerischer Untermain Stadthalle Aschaffenburg Schlossplatz 1, 63739 Aschaffenburg BVMW Wissenswert: Erfolgreich in die Zukunft Donnerstag, 23. Februar 2017, 18.00 Uhr Lauerer Steuerberatungskanzlei Luisenthaler Straße 1, 61184 Karben Unternehmerfrühstück in Eschborn Mittwoch, 15. März 2017, 08.00 Uhr ELEMENTS Eschborn Katharina-Paulus-Straße 2, 65760 Eschborn
Unternehmensnachfolge: Laientestamente sind oftmals Stolpersteine Mittwoch, 08. März 2017, 18.30 Uhr Erdgeschoss des Gründer- und Mittelstandszentrums Saarland-Park 1, Gebäude 1, 66450 Bexbach
BVMW Unternehmertag Mittwoch, 15. März 2017 11.00 Uhr Rheingoldhalle in Mainz Rheinstraße 66 55116 Mainz
USA und Deutschland nach der Trump-Wahl Dienstag, 21. Februar 2017, 18.00 Uhr Institut für Auslandsbeziehungen Charlottenstraße 17, 70173 Stuttgart
Fit und frisch in den Frühling 2017 Dienstag, 28. Februar 2017 18.30 Uhr, Atelier Rosenzweig Inne Beeck 57 21614 Buxtehude
BVMW Connect Dienstag, 28. März 2017 18.00 Uhr Landesmuseum in Mainz Große Bleiche 49-51 55116 Mainz
BVMW-Jahresauftakt Dienstag, 28. März 2017, 15.00 Uhr Rathaus, Großer Sitzungssaal Marktplatz 1 70173 Stuttgart
BVMW UnternehmerStammtisch Donnerstag, 30. März 2017 18.00 Uhr Grillforum Valentin in Mainz Rheinallee 187, 55120 Mainz
Unternehmertag Donnerstag, 30. März 2017, 09.30 Uhr Donauhalle Böfinger Straße 50 89073 Ulm
DER Mittelstand. | 1 | 2017 Mehr Sicherheit und höhere Liquidität für Unternehmen in der BAV Mittwoch, 15. Februar 2017, 18.30 Uhr Sydbank A/S Wall 55, 24103 Kiel Zukunftschance Digitalisierung Donnerstag 09. März 2017, 14.00 Uhr Hotel Birke Martenshofweg 2-8, 24109 Kiel
Begegnung Wirtschaft-Kirche in der Region Parchim-Ludwigslust Donnerstag, 23. Februar 2017, 14:00 Uhr Landhotel Spornitz van der Valk GmbH Am alten Dütschower Weg 1 19372 Spornitz BVMW-Jahresempfang MecklenburgVorpommern 2017 Donnerstag, 16. März 2017, 17.45 Uhr Steigenberger Hotel Sonne Neuer Markt 2 18055 Rostock
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Aschermittwochsfrühstück Mittwoch, 01. März 2017, 09.00 Uhr VR Bank Prenzlau Friedrichstraße 2a 17291 Prenzlau Neue Perspektiven – Gesprächsabend mit LEAG Vorstandsvorsitzenden Dr. Helmar Rendez Donnerstag, 09. März 2017 18.00 Uhr Vom-Stein-Straße 39 03050 Cottbus Businesslounge/Die Zukunft der EU und des Euro Donnerstag, 23. März 2017 12.00 Uhr Ofenhaus am Gaswerk Weinbergstraße 3 16321 Bernau bei Berlin Neujahrstreff in Schneeberg Freitag, 10. Februar 2017, 16.30 Uhr Kulturzentrum Gold’ne Sonne Fürstenplatz 5 08289 Schneeberg
Unternehmerlounge Berlin Montag, 06. März 2017, 18.30 Uhr abba Berlin Hotel Lietzenburger Straße 89 10719 Berlin
BVMW [Connect/Motivation] Erfolg „Jetzt erst recht“ Mittwoch, 22. Februar 2017, 07.31 Uhr – 09.09 Uhr, HB-Laserkomponenten GmbH Heldenbergstrasse 26 73529 Straßdorf bei Schwäbisch Gmünd
Illustration: Stefan-Xp – wikipedia.org
BVMW Jahres|AUFTAKT 2017 /AUGSBURG Mittwoch, 22. Februar 2017, 18.15 Uhr Audi Zentrum Göggingen Eichleitner Straße 11 86199 Augsburg-Göggingen Digitalisierung in der Kommunikation Donnerstag, 09. März 2017, 17.00 Uhr Agentur Kundendienst Rollnerstraße 110B, 90408 Nürnberg BVMW[Connect] München – Netzwerkgespräche Mittwoch, 15. März 2017, 18.30 Uhr LKC Kemper Czarske v. Gronau Berz Forstweg 8, 82031 Grünwald b. München
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Business-Frühstück Bautzen Freitag, 24. Februar 2017, 08.00 Uhr Best Western Plus Hotel Bautzen Wendischer Graben 20 02625 Bautzen Besichtigung des DHL-Frachtzentrums am Flughafen Leipzig/Halle Donnerstag, 16. März 2017, 18.00 Uhr DHL Hub Leipzig Hermann-Köhl-Straße 1 04435 Flughafen Leipzig/Halle 11. BVMW Wirtschaftstag „Perspektive Mittelstand“ Donnerstag, 16. März 2017, 10.00 Uhr Klinkerhallen Zeitz Albrechtstraße 17, 06712 Zeitz UNTERNEHMERPORTRAIT: Electrotechnical Solutions GmbH Dienstag, 21. Februar 2017, 18.00 Uhr Electrotechnical Solutions GmbH Malmsgelänge 11 07381 Pößneck OSTROCK meets CLASSIC Samstag, 11. März 2017, 20.00 Uhr Sporthalle Berufliche Schulen des Unstrut-Hainich-Kreises, Sondershäuser Landstraße 39 99974 Mühlhausen
Der BVMW. Die Stimme des Mittelstands.
Erfolgreich vernetzen für den Mittelstand. Der BVMW bündelt die Kräfte des unterneh merischen Mittelstands. National und international vertritt er erfolgreich die Interessen der kleinen und mittleren Unternehmen gegenüber der Politik – branchenübergreifend und parteipolitisch unabhängig. Der BVMW • repräsentiert mit seiner Mittelstandsallianz rund 270.000 Unternehmen aller Branchen, die über neun Millionen Mitarbeiter beschäftigen • ist mit rund 300 Geschäfts stellen bundesweit vertreten • hat mit den Repräsentanten vor Ort mehr als 700.000 Unternehmerkontakte jährlich • bietet über 2.000 Veranstaltungen im Jahr • ist führendes Mitglied in der europäischen Dachvereinigung nationaler Mittelstandsverbände. Weitere zahlreiche Veranstaltungen werden unter www.bvmw.de angekündigt. In der Rubrik „Standorte“ können die Veranstaltungskalender der jeweiligen Regionen abgerufen werden.
KULTUR
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Ein Hologramm für den König Ein Vertreter kurz vor der Ausmusterung bekommt seine letzte Chance – ausgerechnet in Saudi-Arbabien. Der neue Film von Tom Tykwer behandelt Abstiegsangst, Globalisierung und die Frage, wie man sich davon frei macht.
In die Wüste geschickt: Alan Clay (Tom Hanks) kämpft um seine Existenz.
Alan Clay (Tom Hanks) war erfolgreich im mittleren Management, nun ist er ruiniert: Der deutsche Regisseur Tom Tykwer inszeniert die prekäre Lage seines traurigen Helden in einer furiosen Eingangssequenz: Statussymbole wie Auto, Haus und Frau verpuffen in rosaroten Wölkchen, unterlegt mit einem kapitalismuskritischen Popsong.
Hanks hängt in der Wüste
Ein Hologramm für den König
D/USA/GB/F 2016 FSK 6 Regie: Tom Tykwer Mit: Tom Hanks, Tom Skerritt, Sarita Choudhury u. a. Drehbuch: Tom Tykwer nach dem Roman von Dave Eggers Erhältlich auf DVD und Blu-ray.
Nur die erfolgreiche Präsentation eines 3-D Konferenzsystems kann Clay retten. In SaudiArabien soll er es dem König vorstellen. Doch dort, in Hitze und Wüstenwind, geht schief, was schiefgehen kann. Der König ist nicht da, „vielleicht kommt er morgen. Oder nächste Woche.“ Keiner weiß es, keiner ist zuständig. Clays Ansprechpartner ist „gerade in Syrien“. Oder in Bahrain. Wer an die Gepflogenheiten westlicher Geschäftsbeziehungen gewöhnt ist, wird in Saudi-Arabien in der Wüste gelassen. So verliert Alan den letzten Halt: Seine Vertreterkompetenzen laufen ins Leere, jeder Stuhl bricht (buchstäblich) unter ihm zusammen. Sein Präsentationsteam vegetiert in einem stickigen Zelt ohne Essen und vor allem ohne WLAN. Dieses Projekt, das ihn retten soll, wird zum Flashback seiner verpfuschten Karriere: Denn einst hat er als Vorstand eines Fahrradherstellers die Fabrik nach China outgesourced, wo billiger produziert wird. Die heimische Belegschaft wird arbeitslos; eine Fehlentscheidung, die ihn nachhaltig quält.
Am Ende gewinnt China Tykwer lässt Alan schließlich eine Beule am Rücken wachsen, Sinnbild für die Leiden des alternden Handlungsreisenden, für die Schrecken der Globalisierung, für die Disruptionen des modernen Geschäftslebens. Diese Zyste entfernt ihm die saudische Ärztin Zahra Hakeem (Sarita Chou-
Andere Länder, andere Geschäftssitten: Alan Clay (Tom Hanks) kommt nicht zum Zuge.
dhury) – und damit alle Ängste. Alan findet seinen Verkäuferpragmatismus wieder, trifft die richtigen Leute, organisiert WLAN und legt eine lehrbuchhafte Verkaufspräsentation hin. Der Deal aber geht nach China, denn dort wird besser und billiger produziert. Die Vergangenheit holt Alan ein, möchte man meinen, doch mit Zahra findet er ein Glück jenseits der Bilanzen und Abschlüsse. „Ein Hologramm für den König“ ist ein Film über die Bewusstseinserweiterung und das späte Liebesglück eines verängstigten Verkäufers. Wer hinreichend Emphathie aufbringt, mit den Nöten des alternden Alan beim Produktverkauf im Nahen Osten mitzuleiden, wer die Getriebenheit und Angst vor einem erfolglosen Deal nachvollzieht, wer den Druck seitens des Vorstandes und der Aktionäre kennt, der erlebt einen hinreißenden Tom Hanks als Personifizierung der Abstiegsängste der amerikanischen Mittelschicht. Sehr komisch und sehr tragisch. Bernd Ratmeyer Wissenschaftsjournalist und Lektor
Fotos: © Warner Home Video
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KULTUR
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Von Märkten und Musen Konzertpianist Martin Stadtfeld schafft, was wenigen gelingt: Er lebt von seiner Kunst. Ein Gespräch über Kreativität, Geldverdienen, und was Onlinedating mit dem Klassikmarkt zu tun hat.
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Ich trete überall auf, aber nicht, weil es sexy und cool ist.
Martin Stadtfeld
Martin Stadtfeld Auch Künstler sind Unternehmer. Selbst der notorischste wagt das Label Sony Classical den Schritt. Der junge Elfenbeinturminsasse wird irgendwann vom Pianist reüssiert fulminant mit einem NumMarktgeschehen eingeholt. Musiker und Musikmer-eins -Hit in den Klassik Charts. Seither branche etwa müssen auf die Digitalisierung rearbeiten Sony und Stadtfeld erfolgreich zusamagieren. Vor allem der Klassikmarkt verzeichnet men. Umsatzeinbußen, die CD-Verkäufe sind rückläufig. Die Branche setzt vermehrt auf Stars, und Dass der CD-Verkauf nicht mehr automatisch die Konzertpianist Martin Stadtfeld ist ein Star. Haupteinnahmequelle für Künstler ist, trifft den 36-jährigen nicht wirklich. Für ihn ist der phyDem mehrfachen Preisträger gelang 2003 der sische Tonträger ohnehin etwas ganz anderes: Durchbruch mit einer tollkühnen Einspielung von „Zuallererst wird man durch die CD wahrgenomBachs Goldberg Variationen: Vermintes Gelände, men“, sagt er. „Sie ist die Visitenkarte, aber sie denn hier hat Klavierlegende Glenn Gould schon finanziert nicht mein Leben. Wenn die Verkäufe zweimal spektakulär vorgelegt. Gleichwohl
Fotos: © Yvonne Zemke/ – Sony Classical
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gut sind, und mein Label zufrieden ist, ok. Aber anders als viele Popmusiker lebe ich nicht vom Verkauf, ich lebe von meinen Konzerten.“
Vom Umgang mit dem Starkult Das freut das Konzertpublikum und beunruhigt die Plattenfirmen. Vor allem, wenn sie auf die aktuellen Zahlen des Bundesverbandes Musikindustrie blicken. Während der deutsche Musikmarkt 2015 insgesamt um 4,6 Prozent zulegen konnte, hat das Klassiksegment nur noch 70 Mil-
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KULTUR
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haben mit ihrer „Digital Concert Hall“ einen neuen Vertriebsweg gefunden, der internetaffine Abonnenten lockt. „Klassik Clubbing“ heißt der Trend, Technoclubs und ähnliche Hot Spots der Jugendkultur zur Konzertbühne für Solisten, Kammerensembles und Orchester zu machen. Stadtfeld mit seinem Chopin-Programm als Event im Berliner Technoclub „Tresor“? „Ich trete überall auf“, meint er, „aber nicht, weil es sexy und cool ist. Das wäre ein bemühter Imagetransfer.“ Stadtfeld sieht sich ohnehin als Künstler, der aus alter
Wenn also die Menschen nicht zu Beethoven kommen, muss man Beethoven zu den Menschen bringen.
lionen Euro umgesetzt, das ist ein Rückgang von 12,5 Prozent. So werden neben der Qualität der Künstler und der Originalität ihrer Einspielungen vermehrt andere Eigenschaften vermarktet. Sexappeal, einstmals die DNA des Popbiz, infiziert nun auch den Klassikmarkt: Attraktive, gerne junge weibliche Künstler, ansprechend fotografiert, lösen den gereiften und bebrillten Klassiknerd ab. Martin Stadtfeld ist unbestritten ein gutaussehender Mann, und zu Beginn seiner Karriere war auch das Teil seiner Vermarktung. Auf den Medienhype von damals blickt er skeptisch zurück: „Heute weiß ich, dass es dazugehört, um im öffentlichen Bewusstsein anzukommen. Es wäre aber reichlich dumm, das mit nachhaltigem Erfolg zu verwechseln.“ Stadtfeld sucht eher den Einklang mit dem Publikum und zweifelt an der so viel beschworenen Macht des Kunst- und Klassikbetriebes. „Agenturen, Labels, Vermarktung – das ist alles nur zwischengeschaltet. Der Betrieb wird maßlos überschätzt; er kann keine Künstler erschaffen und sie lange am Markt halten. Das Publikum muss den Künstler mögen; wenn nicht, hilft auch die teuerste Werbung nicht.“
Ein neues Image? Dennoch: Der Klassikbetrieb fürchtet um sein Publikum. Eine ARD „E-Musikstudie“ entdeckte zwar unter den Musikkonsumenten über 65 Jahren 71 Prozent Klassikliebhaber, in der für die Wirtschaft relevanten Altersgruppe der 14- bis 29-jährigen können sich aber gerade mal 30 Prozent für Bach und Beethoven erwärmen. 87 Prozent aller Hörer unter 30 lassen Klassik-CDs und Orchesterkonzerte kalt. Wenn also die Menschen nicht zu Beethoven kommen, muss man Beethoven zu den Menschen bringen. Die Berliner Philharmoniker
Musik jedes Mal etwas Neues macht. „Das ist mein Beruf. Wenn das gelingt, ist es egal, wo.“
Streaming ist wie Onlinedating Immerhin profitiert die Klassikbranche von einem bestimmten Marktsegment der Digitalisierung: Auf Streamingportalen wie Napster oder Spotify wird die Auswahl von Tomaso Albinoni bis Hans Zimmer immer größer. Und der Umsatz durch Streaming ist gegenüber 2014 um zwei auf drei Prozent gestiegen. Freut Martin Stadtfeld das? „Klar, es taucht ja auf meinen Abrechnungen auf. Außerdem senkt es die Hemmschwelle, meine Musik anzuhören, man muss sich nicht erst die CD kaufen.“ Das schafft natürlich Fans und zahlendes Publikum. Andererseits bewirkt Streaming eine Art Wertezerfall. Wo der Musikliebhaber gestern Platten testhörte, einkaufte und zu Hause rituell auflegte, klickt der Streamingkonsument heute gehetzt von Titel zu Titel. „Hören in der Datenbank“, nennt Stadtfeld Aktuelle Veröffentlichung: das, „ähnlich wie ein Datingportal: Chopin+ (2016) Sony Classical Die Auswahl ist immens, vielleicht wartet um die Ecke der spannendere Partner auf dich, und du verschwendest deine Zeit. Das zerstört den einzigartigen Moment, das Erhabene geht verloren.“ Da bleibt Stadtfeld, bei aller Nüchternheit und Marktaffinität, ganz der Künstler. Für ihn ist Musik kein Produkt der Warenwelt, aus der Konsumenten beliebig auswählen können. Kunst findet eben auf einer anderen Ebene statt, jenseits der Werbetats, der Marktforschung und der Bilanzen. Und dennoch kann man seine Brötchen damit verdienen.
Bernd Ratmeyer Wissenschaftsjournalist und Lektor
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News Schienengipfel – Die Politik ist am Zug Auf Einladung von Dirk Wiese, MdB (SPD) aus dem Hochsauerlandkreis, nahm BVMW-Verbandsbeauftragter Peter Staudt am Schienengipfel teil. Unter dem Motto „Innovation und Digitalisierung im Schienenverkehr“ wurde über Zukunft und Potenziale der Schiene diskutiert. Im Dialog mit Spitzenvertreterinnen und -vertretern der Verkehrsbranche, Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft erarbeitet die SPD-Bundestagsfraktion ein Konzept zur Zukunft der Schiene. Denn schon aus klimapolitischen Gründen führt kein Weg daran vorbei, in den Schienenverkehr zu investieren. Viele Fragen konnten nicht nur mit Bundesministerin Dr. Barbara Hendricks, sondern auch mit Dr. Rüdiger Grube (Vorstandsvorsitzender Deutsche Bahn) und André Schwämmlein (Gründer und Geschäftsführer FlixBus) erörtert werden.
BMVW-Verbandsbeauftragter Peter Staudt (re.) mit Dirk Wiese, MdB.
Rundgang bei der Mediengruppe Thüringen Mit rund 1.500 Festangestellten und 7.200 Zustellern ist die Mediengruppe Thüringen einer der größten Arbeitgeber im Freistaat. Das breit aufgestellte Medienhaus bietet moderne Produkte wie beispielsweise das kostenlose Newsportal Thüringen24.de. Michael Tallai, Geschäftsführer Der BVMW zu Gast bei der Mediengruppe Thüringen. der Mediengruppe Thüringen und neues Mitglied im BVMW-Landeswirtschaftssenat, hatte Mitglieder des BVMW in Erfurter das Medienhaus eingeladen. Nach einer interessanten Vorstellung durch Tallai erhielten die Teilnehmer vom Chefredakteur der Thüringer Allgemeine, Johannes M. Fischer, aus erster Hand Tipps für die perfekte Pressemitteilung. Der anschließende Rundgang vermittelte einen spannenden Eindruck in die Abläufe von Verlag und Druckerei. www.mediengruppe-thueringen.de
Bundesverdienstkreuz für Wolfgang Oehm Wolfgang Oehm wurde in Düsseldorf von NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Der Gründer und geschäftsführende Gesellschafter der ONI-Wärmetrafo GmbH, mehrfacher Preisträger von Unternehmens- und Mittelstandspreisen und NRW-Landeswirtschaftssenator, erhielt die hohe Auszeichnung Große Ehre für Wolfgang Oehm: NRW-Wirtschaftsminisfür sein erfolgreiches Wirken ter Garrelt Duin (re.) dankt dem Lindlarer Unternehmer als Unternehmer sowie für für das große soziale Engagement. sein großes soziales Engagement. Oehm steht mit seinem Namen für die klassischen Tugenden des unternehmerischen Mittelstands, der sich als Träger sozialer Werte und Motor eines gesellschaftlichen Innovationsprozesses versteht. Sich für die Interessen älterer Mitarbeiter und seiner Azubis einzusetzen und sozialen Einrichtungen weit über die Region hinaus unter die Arme zu greifen, ist Selbstverpflichtung. Sein Geld nutze er, um Gutes zu tun, wie zuletzt, als es darum ging, für 50 Flüchtlinge Sprachkurse zu finanzieren und zusätzliche Ausbildungsplätze zu schaffen. Beispielhaft zeigt sein soziales Engagement, dass der Mittelstand eine der wichtigsten Säulen unserer Gesellschaft ist. Oehm gründete seinen Betrieb mit dem Schwerpunkt auf Wärmerückgewinnungstechnologien für die Industrie im Jahre 1983 im nordrhein-westfälischen Lindlar. Mit einem Team von 420 Mitarbeitern realisiert das Unternehmen heute Industrieprojekte in sämtlichen Regionen dieser Welt und zählt zu den innovativen Treibern der globalen Energiewende. Der BVMW gratuliert seinen Wirtschaftssenator und dankt ihm an dieser Stelle für die langjährige Treue zum Verband.
Foto mitte rechts:ONI-Wärmetrafo GmbH; Foto mitte links: Mediengruppe Thüringen
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Goldener Meister BVMW-Landesgeschäftsführer Günther Richter wurde eine ganz außergewöhnliche Ehre zuteil: Die Handwerkskammer Erfurt überreichte ihm den Goldenen Meisterbrief. Er wurde als einer der Handwerksmeister, die vor 50 Jahren ihre Meisterprüfung vor einem Prüfungsausschuss der Handwerkskammer Erfurt abgelegt haben, in einer Feierstunde besonders geehrt. Die Auszeichnung von Meisterinnen und Meistern, die ihr 50-jähriges Meisterjubiläum begehen, ist seit vielen Jahren fester Bestandteil des Veranstaltungskalenders der Handwerkskammer Erfurt. Richter hat vor 50 Jahren die Meisterprüfung als Konditor abgelegt.
Mut zur Digitalisierung
Günther Richter (re.) mit Rolf Ostermann, dem Ehrenpräsidenten der Handwerkskammer Erfurt.
Im Rahmen der Veranstaltung wurde ihm der Goldene Meisterbrief überreicht. Der BMVW gratuliert herzlich.
Günzburger Steigtechnik ist Vierfach-Champion Die Günzburger Steigtechnik, der bayerische Qualitätshersteller für Steigtechnik aller Art (s. Beileger „Bundeswirtschaftssenat im Dialog“), erhielt jüngst gleich vier hochkarätige Auszeichnungen innerhalb weniger Tage. Der Nachrichtensender n-tv zeichnete Große Ehrung: Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (li.) und Arbeitsministerin Emilia das Unternehmen als Hidden Champion Müller (re.) zeichneten die Geschäftsführer in der Kategorie „Verantwortung“ aus, der Günzburger Steigtechnik, Ferdinand und beim 10. Bayerischen Mittelstandspreis Ruth Munk, mit dem Preis „Familienfreundlich.Erfolgreich“ aus. wurde dem Traditionsunternehmen der erstmals vergebene Titel „Bayerisch-Crème-de-la-Crème-Unternehmen“ verliehen. Zwei Auszeichnungen erhielt die Günzburger Steigtechnik als familienfreundlicher Arbeitgeber: Das Unternehmen gewann beim bundesweiten Wettbewerb „Familienfreundlichkeit im Handwerk“ und wurde beim Preis „Erfolgreich.Familienfreundlich“ als eines der 20 familienfreundlichsten Unternehmen in Bayern geehrt.
Foto oben: Christian Dube; Foto unten rechts: Fraunhofer ISE
Flüchtlinge in Jobs gebracht Durch den Besuch auf der Jobbörse für geflüchtete Menschen im Estrel Hotel Berlin und einem Besuch der Notunterkunft in Lichtenberg, kam die Agentur Berlin Event in direkten Kontakt mit Betroffenen. Um einigen Geflüchteten einen Neustart in das Arbeitsleben zu ermöglichen, stellte die Agentur 25 Flüchtlinge als Servicepersonal ein. Sie wurden im Vorfeld auf hausinternen WeiterbilZehn neue Fahrräder wurden an die engagiertesten Mitarbeiter vergeben. dungen im Service geschult und in der Notunterkunft in Kooperation mit der Agentur für Unternehmen in speziellem Deutsch für Servicekräfte unterrichtet. Zehn von ihnen wurden für ihre herausragende Arbeitsleistung mit Fahrrädern prämiert. Das positive Feedback und die besonders motivierten neuen Mitarbeiter brachten Berlin Event dazu, sich weiterhin besonders für Flüchtlinge zu engagieren. www.berlinevent.de
Wenn es um Fragen der Digitalisierung geht, hat Deutschland noch großen Nachholbedarf. Die Komplexität dieser großen Umwälzung unserer Gesellschaft stand im Fokus der Veranstaltung „DialogHochschule“, die in den Räumen der Fachhochschule der Wirtschaft in Mettmann stattfand. 120 Mittelständler folgten den Impulsvorträgen von FDP-Chef Christian Lindner und des Vorsitzenden des Bundesverbandes IT-Mittelstand, Dr. Oliver Grün, die die Unternehmer zu mehr „German Mut“ aufriefen, um die Chancen der Digitalisierung zu nutzen. Alexandra Rath, Leiterin des BVMW-Kreisverbandes Mettmann, und Prof. Dr. Andreas Brandt, Leiter der Hochschule, hatten die Veranstaltung gemeinsam auf die Beine gestellt.
Dank für langjährige Kommissionsarbeit
Prof. Dr. Eicke R. Weber.
Ein Mann, der sich der Solarforschung verschrieben hat, geht in den Ruhestand: Professor Dr. Eicke R. Weber wurde Ende 2016 emeritiert. Das Fraunhofer-Institut ISE hat seinen langjährigen Direktor im Konzerthaus Freiburg mit Beiträgen aus Politik und Wissenschaft verabschiedet. Unter der Leitung von Weber zählt das Institut zu den besten fünf FraunhoferInstituten weltweit. Der BVMW dankt dem Emeritus für die langjährige engagierte Zusammenarbeit in der Energiekommission und sein aktives Mitwirken im Bundeswirtschaftssenat.
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Online Möbel mieten und kaufen In jeder Ausgabe stellt „DER Mittelstand.“ BVMW-Mitgliedsunternehmen und deren Produkte vor. Diesmal präsentiert die junge Berliner Möbelmanufaktur Swoofle den faltbaren FlatCube. Das kompakte, leichte Möbel kann auch in großer Stückzahl bequem per Post angeliefert werden. Der patentierte FlatCube von Swoofle ist ein modernes Sitz- und Einrichtungselement. Er besticht durch sein einfaches und dennoch ansprechendes Design, geringes Gewicht und seine hohe Belastbarkeit. Außerdem wird der
Hocker mit wenigen Griffen zusammenge faltet und verstaut. Der FlatCube ist das ideale Mietmöbel für jedes Event. Swoofle versendet Lounge-Hocker binnen kürzester Zeit in ganz Deutschland.
Swoofle verkauft und vermietet leicht zu montierende Sitzmöbel. Platzsparende Lagerung vereinfacht den Transport enorm. Somit können beispielsweise in einem Mini Cooper 100 FlatCubes transportiert werden. Die gepolsterten Sitzwürfelbezüge können entweder über eine Getränkekiste oder eine speziell entworfene Unterbaukonstruktion gestülpt werden.
Alle Rohstoffe werden aus Deutschland bezogen und hier verarbeitet. Der widerstandsfähige Bezug der FlatCubes wird aus Hightech-Stoffen gefertigt, die eine individuelle Gestaltung ermöglichen. Das Material ist reiß- und stoßfest, UV-unempfindlich und abwaschbar. Dank der Polsterung der Sitzfläche kommt auch der Komfort nicht zu kurz.
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Der Gründer Georg Winkel hat sich zum Ziel gesetzt, einen Mehrwert zu schaffen. Er möchte seinen Fußabdruck hinterlassen, doch nicht zulasten anderer oder späterer Generationen. Als Unternehmer bedeuten ihm öko logische Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung sehr viel. Das spiegelt sich auch in seiner Geschäftsidee wider.
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SWOOFLE GmbH Gründer und Geschäftsführer: Georg Winkel Sitz: Berlin Gründung: 2013 Mitarbeiter: 4 Branche: Möbelfertigung,- Verkauf und -Verleih Besonderheit: 5 Prozent Rabatt für BVMW Mitglieder www.swoofle.de
Für Veranstaltungen aller Art bietet die Mietmöbelplattform einen unkomplizierten Service: Der verfügbare Bestand ist im Internet einsehbar und kann ohne großen Aufwand bestellt werden. Der Versand erfolgt schnell und einfach auf dem Postweg.
Swoofle bietet weitere kreative Einrichtungsgegenstände an. Mit der optionalen Erweiterung Backrest erhält der FlatCube eine Rückenlehne aus Aluminium. Die FlatDesk-Tischauflage funktioniert den FlatCube mit einem Handgriff zu einem kleinen Tisch um. Für das Jahr 2017 plant die Möbelmanufaktur weitere Produkte, unter anderem einen Konferenztisch und eine faltbare Couch, ähnlich dem FlatCube.
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„Wir sind der Unterschied“ Eine Erfolgsgeschichte wie aus einem Hollywoodfilm: Strehl Kinderreha- und Orthopädietechnik GmbH in Bremervörde. Mit dem Leitsatz „Wir sind der Unterschied“ führte Gründer und Geschäfts führer Björn Strehl sein Unternehmen an die Spitze in der Branche.
„„ Strehl- Firmensitz in Bremervörde – ein 100 Prozent CO²-neutraler Betrieb.
Aber nicht nur das Wohl seiner kleinen Patienten hat Björn Strehl im Blick, sondern auch die Gesundheit seiner Mitarbeiter.
Der Weg der Strehl GmbH zum Marktführer war steinig und von Schicksalsschlägen geprägt. Er begann weit vor dem Gründungsjahr 1995: Im Alter von elf Jahren wird in Björn Strehls rechtem Sprunggelenk ein Tumor entdeckt, es drohte die Amputation seines Fußes. Zwar können die Ärzte seinen Fuß glücklicherweise retten, er erlebt aber während seiner langen Zeit im Krankenhaus, was Orthopädietechniker für Kinder tun können, die weniger Glück hatten als er. Von nun an steht für den Jungen fest, dass auch er einer dieser Helden sein will und die Orthopädietechnik zu seinem Beruf machen wird. Nach der Ausbildung wollen Strehl und ein Mitstreiter ihre eigenen Vorstellungen verwirklichen. Sie gründen in Bad Bederkesa ihr eigenes Unternehmen. Doch mitten im Aufbau ihrer Firma verunglückt Strehls Partner tödlich. Das trifft den Unternehmer menschlich und wirtschaftlich hart. Dann wird er selbst schwer krank. Die Zukunft des bis dahin schon erfolgreichen Unternehmens hängt am seidenen Faden. Statt aber aufzugeben, trommelt Strehl seine Mitarbeiter zusammen und schwört sie auf ein neues Konzept ein: Kinderreha- und Orthopädietechnik. Damit gelingt Strehl tatsächlich das scheinbar Unmögliche: die Strehl GmbH & Co KG wird in ihrem Segment Marktführer.
Firmengründer Björn Strehl.
Fotos : © M. Frahm
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„Die Motivation der Mitarbeiter, die diesen Leidensweg mitgegangen sind, war enorm groß. Das ist bis heute so“, erklärt der Unternehmer das Engagement. Doch Motivation ist nur ein Puzzleteil dieses außergewöhnlichen Erfolges. Das andere ist die Innovationskraft des Mittelständlers, dessen Kreativität und Fantasie seine nie ruhende Triebkraft sind. Ein Beispiel sind die individuellen Sitzschalen für Kinder, die eine schwere mehrfache Behinderung haben. Weil die herkömmliche Weise, einen Abdruck zu nehmen, viele Kinder verunsichert, und die so erzielten Ergebnisse zu ungenau sind, entwickelte Strehl einen neuen Vakuumabdruck, der die unterschiedliche Körperspannung berücksichtigt. Innovativ war auch Strehls Idee, aus Verschnittresten der Produktion des Airbus A380 Kinderorthesen und -Prothesen zu fertigen. Der Clou: Das Rekordgewicht liegt bei nur 71 Gramm.
Impfungen notwendig ist. „Alle Menschen, die mit meinem Unternehmen in gutem Kontext stehen, sollen positiv an dieser Wertschöpfungskette beteiligt sein“, erklärt der Unternehmer seinen ungewöhnlichen Einsatz. „Die Sorgfalt unserer besonderen Arbeit für schwerstmehrfachbehinderte Kinder macht uns sehr verantwortlich für ihre Lebensqualität; darum ist mir gerade bei meinen Mitarbeitern ein hohes Maß an Vertrauen, Freiheit und eine langfristige Zusammenarbeit sehr wichtig.“
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Ingrid Hausemann BVMW Pressesprecherin Hamburg, Bremen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein
Strehl GmbH & Co KG Kinderreha- und Orthopädietechnik: Das 1995 gegründete Unternehmen ist Marktführer im Bereich Kinderreha- und Orthopädietechnik. Am Standort Bremervörde sind derzeit 43 Mitarbeiter beschäftigt. 2015 belief sich der Jahresumsatz auf 3,2 Millionen Euro. In den Jahren 2013 bis 2015 konnte die Strehl GmbH & Co KG ein Wachstum von 23 Prozent verzeichnen. www.rehastrehl.de
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Aber nicht nur das Wohl seiner kleinen Patienten hat Strehl im Blick, sondern auch die Gesundheit seiner Mitarbeiter. Weil einige von ihnen so engagiert sind, dass sie kaum Zeit für Sport finden, stellte er einen Personaltrainer für Reha- und Fitnesssport und Sportmedizin ein, der sich um sie kümmert. Auch ein Impfarzt steht dem Team zur Seite, weil es ständig die kleinen Patienten in Krankenhäusern besucht und deshalb eine regelmäßige Auffrischung aller wesentlichen
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Produkte im Zeichen der Gesundheit Das hessische Familienunternehmen Pascoe Naturmedizin verkauft seit vielen Generationen Natur heilprodukte in die ganze Welt. Ein wesentlicher Faktor des Erfolgs ist die Gesundheit der eigenen Mitarbeiter. „DER Mittelstand.“ sprach mit Annette Pascoe, der Geschäftsleiterin des Unternehmens.
Annette Pascoe
DER Mittelstand.: Frau Pascoe, wie können Sie sich als mittelständisches Familienunternehmen in der von Weltkonzernen beherrschten Pharmabranche behaupten? Annette Pascoe: Deutschland ist das Ursprungsland der Naturmedizin. Hier stellen wir nach höchsten Qualitätsanforderungen seit mehr als 120 Jahren Arzneimittel her. Unsere Naturmedizin ist eine Erfahrungsmedizin, bestätigt durch eigene Forschung und Entwicklung. 15 Prozent unseres Umsatzes fließen jährlich in unsere Forschungsaktivitäten. Die ständige Erweiterung unseres Produktportfolios anhand der aktuellen Bedürfnisse der Menschen ist ein weiterer
Baustein unseres Erfolgs. Nicht zuletzt tragen unsere Mitarbeiter zur erfolgreichen Entwicklung bei, denn sie identifizieren sich in hohem Maße mit dem Unternehmen und unseren Produkten. Wo bekommen Sie Ihre Rohstoffe für die erfolgreichen Präparate her? Viele unserer Arzneipflanzen kommen hier aus der „hessischen Provence“. Alle weiteren Pflanzen, die hier nicht wachsen können, werden aus Ländern importiert, wo das entsprechende Wachstum möglich ist. Alle Pflanzen aus dem In- oder Ausland unterliegen dem streng kontrollierten Anbau.
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Sie gehören nun schon seit über sechs Jahren zu den „besten Arbeitgebern“ Deutschlands und Europas. Sie konnten dabei Ihren Rang jedes Jahr erhöhen. Wie ist so etwas möglich? Zuerst einmal war da der Wunsch, in einem Unternehmen zu arbeiten, in dem sich alle wohlfühlen und welches dennoch sehr leistungsorientiert ist. Hierzu bedurfte es eines Entwicklungsprozesses, welcher zu einem gemeinsamen Verständnis aller Mitarbeiter für unsere Ziele und Aufgaben führte. So wurde alles transparent, jeder fühlte sich zu
„„
Wir leben, was wir verkaufen: Ganzheitliche Gesundheit!
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Ist es aus Ihrer Sicht sinnvoll, die Einführung und Etablierung eines strategischen Managementprozesses von einem kompetenten Berater begleiten zu lassen? Ja, es ist sinnvoll, sich Impulse von außen zu holen. Sie werden in Kürze mit dem Neubau eines modernen Produktionsstandortes in Gießen beginnen. Welche Vision haben Sie für sich und Ihr Unternehmen in den nächsten zehn Jahren? Wir wollen unseren Standort in Gießen sichern und ausbauen, um auch in Zukunft national und international zu wachsen. Wir sind sehr glücklich, jeden Tag mit höchster Motivation und Begeisterung gemeinsam mit unseren Mitarbeitern Naturmedizin für Millionen von Menschen herzustellen und in die Welt verteilen zu dürfen. Schließlich ist Gesundheit Reichtum, und das berührt alle Menschen weltweit. Vielen herzlichen Dank für das Gespräch.
jeder Zeit gut informiert und kannte den tieferen Sinn seiner Arbeit. Angereichert durch unser Betriebliches Gesundheitsmanagement, wird daraus eine ganzheitliche Unternehmensphilosophie. Alle diese Maßnahmen führten zu einer enormen Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit, die sich in kontinuirlich besseren Bewertungen und somit Steigerung des Ranges bemerkbar machen.
Das Interview f ührte Rüdiger Muth.
Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH www.pascoe.de
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Was ist das Besondere an Ihrem Konzept, dass Sie den deutschen Sonderpreis für Gesundheitsmanagement 2016 gewonnen haben? Für uns als Hersteller von Naturmedizin ist es selbstverständlich, dass die Gesundheit der Mitarbeiter auch die Wirtschaftsleistung des Unternehmens nachhaltig positiv beeinflusst. Wir leben, was wir verkaufen: Ganzheitliche Gesundheit! Besonders stolz sind wir auf unseren Krankenstand, der inzwischen unter 50 Prozent des Branchendurchschnitts liegt. Was viele nicht wissen: Der Gesetzgeber bietet Unternehmen und deren Mitarbeitern eine besondere finanzielle Unterstützung: Pro Mitarbeiter und Jahr bleiben 500 Euro an Arbeitgeberleistungen zur betrieblichen Gesundheitsförderung steuer- und sozialversicherungsfrei. Dieser Freibetrag kann für Präventionsmaßnahmen wie Stehschreibtische, Rückenschule, Massagen oder Entspannungsangebote verwendet werden. Auf unseren wöchentlichen Pascorbin-Partys erhalten Mitarbeiter auf Wunsch von unserer Betriebsärztin hochdosierte Vitamin-C-Infusionen zur Stärkung der Abwehrkräfte. Das Betriebliche Gesundheitsmanagement zu stärken, bringt eine Gewinnsituation für alle Beteiligten: Der Mitarbeiter kann etwas für seine Gesundheit tun und seine Lebensqualität steigern. Als Bonus winkt eine hochmotivierte und leistungsfähige Belegschaft, in der jeder Einzelne fit bleibt.
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Moderne Diagnostik im Dienste der Gesundheit In seiner radiologischen Arztpraxis im thüringischen Mühlhausen gewährleistet Dr. Thomas Bauer mit seinem Team durch den Einsatz moderner digitaler Medizintechnik sichere Diagnosen und damit die Voraussetzung einer optimalen Therapie seiner Patienten. in der Lage, präzise Messungen durchzuführen“, so Dr. Bauer. „Die Qualität der bildlichen Detaildarstellung ermöglicht eine hohe Treffsicherheit und Aussagekraft der Diagnose.“ Die MRT-Technologie erzeugt keine belastenden Röntgenstrahlen. Die Dauer einer Untersuchung hängt von der vermuteten Diagnose und den zu untersuchenden Körperregionen oder Organen ab. Die hochauflösenden Bilddarstellungen in Kombination mit Funktionsmessungen ermöglichen Informationen, die für die Therapie mit den kooperierenden Allgemeinmedizinern, Haus- und Fachärzten unverzichtbar sind. Dr. Thomas Bauer findet mit sicheren Diagnosen die optimale Therapie.
Günther Richter BVMW Pressesprecher Thüringen
Zur bildlichen Darstellung von Struktur und Funktion der Gewebe und Organe im menschlichen Körper wurden innovative medizintechnologische Verfahren entwickelt, die in der radiologischen Praxis von Dr. Thomas Bauer zum Einsatz kommen. In der bildgebenden Diagnostik nimmt die Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) den größten Bereich ein. Technische Grundlagen bilden physikalische Prinzipien der Kernspinresonanz, deshalb findet für die Gerätetechnik auch die Bezeichnung Kernspintomographie Anwendung. Die mit herkömmlichen Untersuchungsmethoden ermittelten Ergebnisse liefern oftmals nicht die erforderlichen Aussagen für eine optimale Therapie und Behandlungsmethode. In der 1994 gegründeten radiologischen Arztpraxis nutzt Dr. Bauer die bildgebenden Verfahren der Diagnostik. Zur Anschaffung und Nutzung der hochmodernen Medizintechnik waren Investitionen in Millionenhöhe erforderlich. Dr. Bauer obliegen als niedergelassenem Radiologen mit Krankenhauskooperation der wirtschaftliche Betrieb und die Refinanzierung durch ambulante und stationäre Auslastung. Mit seinem Praxisteam setzt er auf das Vertrauen der Patienten durch schnelle Auswertung der Krankheitssymptome und zuverlässige Diagnosen. Dazu gehört, in Notfallsituationen wie einem Schlaganfall schnell zu reagieren. „Mit MRT sind wir heute
Die enge Anbindung der Praxis an das Hainich Klinikum Mühlhausen/Pfafferode sichert im ambulanten und stationären Bereich einen großen Behandlungserfolg. So kann etwa bei Multipler Sklerose durch die vergleichbare Bilddarstellung der Verlauf der Therapie in hoher Qualität kontrolliert werden. Die Zusammenarbeit mit Allgemeinmedizinern und Fachärzten geschieht auf Augenhöhe. Ein schneller Datenaustausch und Bildübertragungen gewährleisten enge Konsultationen. Für das Praxisteam gilt: Sichere Diagnosen ermöglichen optimale Behandlungsverfahren und bedeuten höhere Lebensqualität und Lebenserwartung für die anvertrauten Patienten.
Radiologische Praxis am Ökumenischen Hainich Klinikum GmbH Dr. Thomas Bauer Sitz: Pfafferode 102 99947 Mühlhausen (Thüringen) Gründung: 1994 Mitarbeiter: 6 Branche: Medizinisch-Radiologische Diagnostik Website: www.radiologieunstrut-hainich.de E-Mail: radiologie@oehk.de
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Die neue Bundeszentrale des BVMW Die Bundeszentrale in Berlin ist die Schalt- und Servicezentrale des BVMW, hier laufen alle Stränge der bundesweiten Verbandsarbeit zusammen. Die rund 50 Mitarbeiter arbeiten täglich daran, das Netz aus lokalen, regionalen und internationalen Vertretungen zu organisieren. Dabei nutzen sie ihre Lage im Herzen der Bundeshauptstadt für politische Lobbyarbeit zum Nutzen der Mitglieder.
Foto oben: Königs-Fotografie; Foto unten: BVMW
Im Burda-Medien Haus am Potsdamer Platz befindet sich die neue Bundeszentrale des BVMW.
Auch für die Mitarbeiter der Bundeszentrale war 2016 ein wegweisendes Jahr. Die Bundesgeschäftsstelle, die seit 1999 im Mosse-Palais am Leipziger Platz untergekommen war, zog im August in das nahegelegene Burda-Medien Haus, Potsdamer Straße / Potsdamer Platz um. Dies war den stetig komplexer werdenden Aufgaben und somit der ebenfalls ansteigenden Zahl an Mitarbeitern und dem wachsenden Platzbedarf geschuldet. Durch das größere, funktionale Raumangebot im Burda-Medien Haus ist auch in Zukunft eine effiziente Arbeit der Bundeszentrale gewährleistet.
lichkeiten von BVMW-Präsident Mario Ohoven und den Mitarbeitern der Bundeszentrale empfangen. Grund für den Besuch war eine feierliche Haussegnung, die Erzbischof Koch nach katho lischem Ritus durchführte.
Haussegnung in den neuen Räumen Im Dezember wurde der Bundeszentrale eine besondere Ehre zuteil. Dr. Heiner Koch, seit 2015 Erzbischof von Berlin, wurde in den neuen Räum-
Berlins Erzbischof S.E. Dr. Heiner Koch im Kreise des Berliner BVMW-Teams.
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„Wir sind auf Wachstumsund Qualitätskurs“ Sarah Hennemann ist seit 2013 für den BVMW aktiv. Mit Leidenschaft und großem Einsatz konnte sie die Mitgliederzahl vor Ort in den letzten drei Jahren mehr als verdoppeln. „DER Mittelstand.“ sprach mit der Verbandsrepräsentantin, die Unternehmerinnen und Unternehmer in der Region Mittelrhein betreut und ihnen unmittelbaren Nutzen schafft.
Sarah Hennemann im Kreis von Kollegen bei der Veranstaltung „Unternehmensführung im digitalen Zeitalter“.
DER Mittelstand.: Frau Hennemann, Sie arbeiten seit drei Jahren für den BVMW in der Region Mittelrhein, wie kam es dazu? Sarah Hennemann: Ich war bereits als Studentin für den BVMW tätig. Nach dem Studium zog es mich jedoch erst einmal ins Arbeitsleben und damit in die Ferne. 2013 kehrte ich mit meinen Erfahrungen wieder in die Heimat zurück. Meine ehemaligen BVMW-Kollegen fragten mich schließlich, ob ich das Team als Beauftragte wieder unterstützen möchte. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich
bereits meine Selbstständigkeit geplant und mich kurzerhand dazu entschlossen, ebenso für den BVMW tätig zu werden. Die Kontakte zu wichtigen Unternehmen und die Möglichkeit, die Region aufzubauen, haben mich absolut gereizt. Wenige Wochen später war es dann besiegelt, und ich begann, als Beauftragte des Verbandes im Ehrenamt neue Kontakte zu knüpfen und Events zu planen. Anfang 2016 wurde ich zur Leiterin des Kreisverbandes ernannt und unterstütze außerdem die Organisationsleitung des BVMW in Rheinland-Pfalz und dem Saarland.
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Was zeichnet die BVMW-Region Mittelrhein wirtschaftlich aus? Unsere Region Mittelrhein mit dem Oberzentrum Koblenz hat mit den umliegenden Kreisen in Hunsrück, Eifel, Westerwald und Taunus ein Einzugsgebiet mit rund 800.000 Menschen und einer sehr heterogenen Unternehmensstruktur. Bei uns gibt es Traditionsbetriebe, einige Hidden Champions und Weltunternehmen. So vielfältig wie die Unternehmen, sind auch die wirtschaftlichen und politischen Themen. Unser Mittelstandsverband passt somit hervorragend als Sprachrohr zu unseren Unternehmen. Immer mehr Betriebe wissen das zu schätzen, und das zeigen wiederum auch die Zahlen: In den letzten drei Jahren haben wir hier vor Ort die Mitgliederzahlen mehr als verdoppelt.
Foto oben: Artur Lik Koblenz Fotografie; Foto unten: Neon Fotografie
Was ist Ihre Motivation für die Selbstständigkeit? Ich denke, dass die meisten Selbstständigen in der freien Wirtschaft primär das eigene, unternehmerische Ziel verfolgen. So ist es zumindest bei mir. Für mich bedeutet die Selbstständigkeit, frei zu sein, Mut zu zeigen, über sich selbst hinauswachsen können und zu entscheiden. Einige Menschen kommen mit dieser Form der Erfahrungsvielfalt, mit den Höhen und Tiefen und der stetigen Erweiterung der Komfortzone nicht zurecht. Für mich jedoch ist es die ideale Form, das eigene Leben selbst in die Hand zu nehmen. Das alles hat auch dazu geführt, dass ich in den Vorstand eines Unternehmens in Koblenz berufen wurde. Letztlich motivieren mich meine Aufgaben, die Menschen in meinem Umfeld und die bereits erzielten Erfolge, um jeden Tag aufs Neue Gas zu geben. Wie ist es Ihnen gelungen, in kurzer Zeit ein so großes Netzwerk aufzubauen? Netzwerke sind belastbare Strukturen menschlicher Beziehungen, die nicht nur auf ein monetäres oder kurzfristiges Ziel gerichtet sind. Ich bin mir sicher, ein Großteil meiner Netzwerkarbeit ist auf meine Persönlichkeit, meine Handlungen und Ergebnisse zurückzuführen. Wer kein Menschenfreund ist und von Kommunikation nichts hält, baut von Natur aus keine Netzwerke auf. Wer keine Ergebnisse vorzeigen kann, ist nicht glaubwürdig und geht unter. Ich bin froh, dass dies nicht auf mich zutrifft. Darüber hinaus handle ich nach Grundprinzipien, die ich auch meinen Geschäftspartnern, Kunden und Mitgliedern kommuniziere: Ernsthaftes Interesse und Vertrauen, echte Ergebnisse, Loyalität und Engagement sind für mich äußerst wichtig. Was macht Ihnen am meisten Spaß bei Ihrer täglichen Arbeit? Gespräche führen, Impulse setzen, Entscheidungen treffen, mit dem Team Erfolge erzielen,
Spaß haben, sich weiterbilden, viele Erfahrungen machen und noch vieles mehr. In welcher Weise unterstützen Sie mit Ihrer Arbeit konkret Unternehmer? In erster Linie halte ich engen Kontakt zu den Mitgliedsunternehmen. Nur so kann ich die Unternehmerinnen und Unternehmer kennenlernen und erfahren, welche Themen im Unternehmen aktuell sind, und wo sie der Schuh drückt. Da ist zum Beispiel ein Mitgliedsunternehmen, das aufgrund der Embargomaßnahmen einen Auftrag in fünfstelliger Höhe nicht nach Russland ausliefern konnte. Der Auftrag stand mehrere Wochen still. Die Geschäftsführerin war sehr beunruhigt und erzählte mir von dem Problem, worauf ich ihr unsere Unterstützung angeboten habe. Mit dem Leiter der BVMW Außenwirtschaft und dank unserer Kontakte in entscheidenden Gremien konnten wir das Problem für unser Mitglied innerhalb kürzester Zeit lösen.
Sarah Hennemann.
Aber auch alltägliche, kleinere und regionale Aktivitäten können die Unternehmen entscheidend weiterbringen. Ich bringe beispielsweise Personen zusammen, wenn ich merke, dass es Anhaltspunkte für eine Zusammenarbeit gibt. Ich bin eben Netzwerkerin. Was sind Ihre nächsten Ziele? Davon gibt es in diesem Jahr einige: Bald beziehen wir mit der Geschäftsstelle größere Räumlichkeiten. Eigentlich nichts Ungewöhnliches, aber damit werden wir in der internen Kommunikation, der Veranstaltungsplanung und Koordination noch effizienter und können somit auch die BVMW-Geschäftsstelle regional besser branden. Und wir werden mit neuen Kollegen das BVMW-Netzwerk Rheinland-Pfalz und Saarland weiter ausbauen. Neue Kollegen, neue Ideen, neue Mitglieder: Wir sind auf Wachstums- und Qualitätskurs! Vielen herzlichen Dank für das Gespräch. Das Interview f ührte Friederike Pfann.
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Arbeiten 4.0 – wie gesund ist das? Die Digitalisierung unserer Arbeitswelt erleichtert viele Prozesse und kann so zu mehr Gesundheit und Entlastung führen. Oder macht sie uns krank?
Sie möchten mehr über Digitalisierung und Personalmanagement erfahren? Das Mittelstand 4.0 – Kompetenzzentrum Berlin unter der Leitung des BVMW informiert über diese und andere Themen der Digitalisierung. Mehr unter: www.gemeinsam-digital.de
Im Jahr 2016 erreichten die Krankschreibungen in Deutschland einen Höchststand – so eine Studie der DAK. Sie bedeuten jährliche Ausfälle in der Bruttowertschöpfung in Milliardenhöhe. Da sich die Digitalisierung auf alle Branchen auswirkt, liegt die Frage nach dem Einfluss auf die Gesundheit von Beschäftigten nahe.
Erleichterung und Verdichtung der Arbeit In Branchen mit körperlicher Arbeit erleben Beschäftigte laut einer aktuellen Studie des ZEW (Zentrum für europäische Wirtschafts forschung) die neuen Technologien als Erleichterung. Bezogen auf alle Branchen nimmt mehr als die Hälfte eine Steigerung der eigenen Produktivität wahr, gleichzeitig sehen 65 Prozent auch eine Verdichtung ihrer Arbeit und 80 Prozent die Notwendigkeit, die eigenen Fähigkeiten ständig weiterzuentwickeln. Digitale Werkzeuge beschleunigen und optimieren also die Arbeit, sei es in der Kommunikation oder für logistische, dokumentierende oder analytische Aufgaben. Damit wird die Arbeit vieler Beschäftigter aber auch anspruchsvoller und technikbasierter.
Marie Landsberg Referentin Mittelstand 4.0 Kompetenzzentrum Berlin/ BVMW
Hinzu kommt, dass Beschäftigte durch Internet und Vernetzung vermehrt ortsungebunden arbeiten und erreichbar sein können. Bisher sind jedoch die wenigsten deshalb tatsächlich ständig oder nach Arbeitsende erreichbar. Das ist gut so. Denn die Ausnahmen, vor allem Führungskräfte
und Beschäftigte in Handel oder Verkehr, fühlen sich durch ihre notwendige erhöhte Erreichbarkeit trotz vieler Vorteile und meist Freiwilligkeit auch stärker belastet.
Arbeiten 4.0 und ein positives Gesundheitsmanagement Die Digitalisierung befördert positive Erfahrungen: mehr Verantwortung, Selbstbestimmung, Transparenz, weniger Eintönigkeit. Mehr Mobilität und Flexibilität können zu einer besseren Work-Life-Balance führen. Doch mobile Möglichkeiten sollten optional bleiben und nicht zur Verpflichtung werden. Denn wenn die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen, bleiben wir im Stand-by-Modus, Erholungszeiten verkürzen sich. Für die erhöhten Kommunikationsanforderungen kann jeder einen geeigneten Modus finden, zum Beispiel durch feste Zeiten, in denen konzentriert offline an etwas gearbeitet wird. Weiterbildungen und andere Angebote können helfen, dass die Mitarbeiter die erhöhten technischen Anforderungen nicht als stressig und belastend empfinden. Je nachdem, wie die Veränderungen vom Unternehmen und vom Mitarbeiter selbst aufgefangen werden, können sie als erfüllend und positiv herausfordernd oder als ernüchternd und anstrengend wahrgenommen werden.
Impressum DER Mittelstand. Unternehmermagazin des BVMW Herausgeber BVMW – Bundesverband mittelständische Wirtschaft, Unternehmerverband Deutschlands e. V. Präsident Mario Ohoven Potsdamer Straße 7 / Potsdamer Platz 10785 Berlin www.bvmw.de Dieser Ausgabe liegen die Broschüren „Bundeswirtschaftssenat im Dialog“ mit Ferdinand Munk und Harald Seifert bei. Titelbild: vege – fotolia.com
Redaktion Tel.: 030 / 53 32 06-16 Fax: 030 / 53 32 06-50 mittelstand@bvmw.de Matthias Axtner Rotger H. Kindermann (Korrespondent) Chiara Ohoven (Art Director) Friederike Pfann Eberhard Vogt (Chefredakteur) Verlag mattheis. werbeagentur gmbh Kastanienallee 4 10435 Berlin Tel.: 030 / 34 80 633-0 Fax: 030 / 34 80 633-33 info@mattheis-berlin.de www.mattheis-berlin.de
Layout und Gestaltung, Mediadaten, Vermarktung v. Anzeigen & Beilagen mattheis. werbeagentur gmbh Tel.: 030 / 34 80 633-0 Fax: 030 / 34 80 633-33 bvmw-anzeigen@mattheis-berlin.de Rechnungsstelle BVMW Servicegesellschaft mbH Potsdamer Straße 7 10785 Berlin Tel.: 030 / 53 32 06-26 Fax: 030 / 53 32 06-50 theresa.collberg@bvmw.de
Das Magazin „DER Mittelstand.“ ist das offizielle Organ des BVMW. Mitglieder des Verbandes erhalten das Magazin im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Die Redaktion übernimmt keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen. Namentlich gekennzeichnete Beiträge sowie Selbstdarstellungen von Unternehmen müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen. Nachdruck und Verbreitung mit Angabe der Quelle gestattet. ISSN: 2510-425X
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