DER Mittelstand. Ausgabe 02/2018

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2/2018 | April / Mai 2018 | 4,90 Euro

Themenschwerpunkt: Mittelstand und Finanzierung

Finanzierung im Fokus MIT T EL S TA ND G AN JA HRE SEMPF IV E T DE R SU PE R L A Seite 12-13

Koalitionsvertrag: GroKo steht für Große Kosten S. 8

Alternative Finanzierungsmethoden für den Mittelstand S. 36

Digitale Deutschlandreise – wie Mittelständler die Digitalisierung meistern können S. 14


IHR ANSCHLUSS AN DIE ZUKUNFT. FÜHREN SIE IHR UNTERNEHMEN ERFOLGREICH IN DAS DIGITALE ZEITALTER. JETZT MIT DEM ANSCHLUSS DER MÖGLICHKEITEN. Digitalisierung. Einfach. Machen. Mehr Sicherheit Mehr Bandbreite/Schnelligkeit Mehr Service Mehr Mobile Mehr auf telekom.de/digitale-zukunft


3 Mario Ohoven

Zweifelhafter Zauber

Präsident Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) und Europäischer Mittelstandsdachverband European Entrepreneurs (CEA-PME), Herausgeber „DER Mittelstand.“

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, lautet

Denn Rekordbeschäftigung und Exporterfolg sind

eine der am häufigsten zitierten Verszeilen von

die eine, glänzende Seite der Medaille. Marode

Hermann Hesse. Für den holprigen Start der

Straßen, Brücken und Schienen sowie sanierungs-

neuen Bundesregierung gilt das nicht unbedingt.

reife Schulen zeichnen ein anderes Bild. Allein

Da sind zum einen die Personalkosten für das

die Kommunen schieben einen Investitionsstau

Merkel-Team: Die vom Wählervotum her kleinste

von 150 Milliarden Euro vor sich her. Wir leben

Große Koalition tritt mit dem größten und damit

praktisch von der Substanz.

teuersten Kabinett aller Zeiten an. Die Alarmzeichen sind nicht zu übersehen. Das Schwerer noch wiegt die ungezügelte Ausgaben-

vierte Jahr in Folge gab es mehr Firmenpleiten als

lust. Statt unser Land mit einer Innovations- und

Neugründungen. Mit 49 Prozent müssen unsere

vor allem Investitionsoffensive fit für die Zukunft

Unternehmen die zweithöchste Steuer- und Abga-

zu machen, bläht Schwarz-Rot den – ohnehin üppig

benquote weltweit schultern. Industriestaaten wie

ausgestatteten – Sozialbereich weiter auf. Schon

die USA oder Frankreich haben längst Steuerre-

heute verschlingt er mehr als die Hälfte des Bun-

formen umgesetzt beziehungsweise beschlossen.

deshaushalts. Von den zusätzlichen Ausgaben

Bleibt bei uns alles beim Alten, hat Deutschland

in Höhe von 46 Milliarden Euro wiederum geht

bald die höchsten Unternehmenssteuern.

knapp die Hälfte für soziale Wahlgeschenke drauf. Höchste Zeit also für einen radikalen KurswechDoch das ist nur die Spitze des Eisbergs. Im Ver-

sel. Wer jedoch auf rasche Remedur hofft, sieht

borgenen lauert ein gigantischer Kostenblock. Die

sich enttäuscht. Überfällige Reformen in der

GroKo will das Rentenniveau auf dem aktuellen

Steuer-, Sozial- und Bildungspolitik unterbleiben

Wert von 48 Prozent fixieren, den monatlichen Be-

ganz oder werden auf die lange Bank geschoben.

tragssatz aber nur auf 22 Prozent anheben. Sofern

Beispiel Rente: Nach der Devise „Wenn ich nicht

dieses Zauberkunststück gelingt, bedeutet es Be-

mehr weiter weiß, bilde ich einen Arbeitskreis“ soll

lastungen bis 2045 in Höhe 1,24 Billionen (!) Euro,

eine Kommission Vorschläge bis 2020 vorlegen.

eine wahnwitzige Hypothek für unsere Kinder und

Im Klartext: Nach uns die Sintflut …

Enkel. Soziale Fairness sieht anders aus. „Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise / Und „Neue Regierung setzt Wohlstand aufs Spiel“

traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen“, heißt

titelte die WELT. Das eher konservative Blatt steht

es bei Hermann Hesse weiter. Diese dichterische

mit dieser Einschätzung nicht allein. Der Sachver-

Warnung sollte sich Schwarz-Rot zu Herzen neh-

ständigenrat, auch Wirtschaftsweise genannt,

men. Die (noch) guten Wirtschaftsdaten dürfen der

kritisierte unlängst, die Koalitionäre hätten den

Politik kein Alibi fürs Ausruhen liefern. Ein „weiter

globalen Wettbewerbsdruck auf unsere Unter-

so“ kann sich Deutschland nicht länger leisten.

Foto: © Thomas Imo

nehmen außer Acht gelassen. Und mahnte: Bevor etwas verteilt werden könne, müsse es erst einmal erwirtschaftet werden. Dass Deutschland in Europa vergleichsweise gut dasteht, ist nur ein scheinbarer Widerspruch.

Mario Ohoven

2|18 DER Mittelstand. | Editorial


4

IN DIESER AUSGABE POLITIK

Glanzvoller Jahresempfang des Mittelstands in Berlin

SCHWERPUNKT

Mit der Kette in die Zukunft

BWS

Bundeswirtschaftssenat: HANS-PETER HAUBOLD Im Dialog mit TAC HOLDING Spitzenunternehmern

MARC IRMISCH-PETIT MONSTER GMBH

POLITIK 6 Deutschland-News 8

Koalitionsvertrag: GroKo

26

Erfolg in Entwicklungsländern

27

Zweiter Runder Tisch EU-Afrika

SCHWERPUNKT

steht für Große Kosten

41

Controlling: Bezahlbar,

42

Mittelstandsfinanzierung

machbar, unverzichtbar! mal anders 43

Bitcoin und Co.: Spekulation

9

Merkels Team

29

Finanzierung im Mittelstand

12

Glanzvoller Jahresempfang

30

Solide Finanzausstattung für die

44

Mit der Kette in die Zukunft

des Mittelstands in Berlin

Kommunen – ein Thema für den

46

Die Rolle der Fintechs in der

Digitale Deutschlandreise –

Mittelstand

14

16

wie Mittelständler die Digitali-

32

Fördergeld für Digitalisierung

sierung meistern können

34

Postbank: „Wir fühlen uns

17

36

Der Fall Siemens – und die

38

Mittelstandspräsident im Dialog

39

Aufgepasst bei der Versteuerung von Bitcoins 49

kleine Unternehmen 50

Wie man ein Start-up finanziert – von Bootstrapping bis Crowdfunding

51

Wie der Bund KMU beim Einsparen der Energiekosten

24 USA-Deutschland:

helfen will 40

Endlich Factoring für

Echtzeit-Daten als

22 Europa-News Gemeinsam wachsen

Steuern auf den Punkt

clever finanzieren Kreditfundament

Chancen für den Mittelstand 20

Alternative Finanzierungs-

37 Unternehmensnachfolge

BVMW zu Besuch in Berlin 18

48

methoden für den Mittelstand

Im Zentrum der Macht – Politiknetzwerker des

Unternehmensfinanzierung

als Mittelständler“

Datenschutz – Gefahr: hohe Strafen drohen!

oder sichere Geldanlage?

Gezielte Finanzkommunikation

2|18 DER Mittelstand. | Inhalt

Mergers & Acquisitions im Mittelstand

54

Finanzierung in Zahlen


5

UNTERNEHMERSERVICE

Haltet die Frauen!

BUNDESWIRTSCHAFTSSENAT

BVMW

KULTUR

Räumen einen Mehrwert geben

76

Aufsichtsräte und Beiräte 4.0:

57 „Ohne Werte keine Werte“

78

Pensionszusagen auslagern

61

„Geschwindigkeit ist

79

Kleine Helfer

ein zentraler Faktor“

80 Risikomanagement geht alle an! 82 Finanzkolumne

64 News 66 Haltet die Frauen! 68

70 Richtige Vorbereitung beim Unternehmensverkauf

74

und sein Jazzradio 96 „Nicht bruddeln, sondern anpacken!“ 97

Hohe Auszeichnung für BVMW-Vorstand Dr. Helmut Baur

Clever sparen

98 Der Junge Mittelstand:

Modernisierung 84 Buchtipps

BVMW

LOS GEHT’S! 100 BVMW-Veranstaltungskalender

KULTUR 102 Doppelter Befreiungsschlag:

zahlt sich aus 72 Brexit und die Folgen

statt der Zukunft 94 Ein Englishman

„Über Ihr Geld“ 83 Mieterhöhung nach

Arktis, Eisbar und ein ausgeklügeltes Bezahlsystem

92 trapoFit – die Transporterwerk-

Unternehmen sichern und Verantwortung leben

SERVICE

Doppelter Befreiungsschlag: „Die Verlegerin“

86 News

„Die Verlegerin“

für deutsche

87 Impressum

104 „Ich weiß, wie Gangster ticken“

Limited-Gesellschaften

88

106 Übertriebener Rabattwahn

Innovationen für

90 Jebsen Shipping Partners:

die Wirtschaft

Räumen einen Mehrwert geben Hanseatische Visionen

2|18 DER Mittelstand. | Inhalt

Tagesaktuelle Neuigkeiten aus dem Mittelstand finden Sie auf unserer Verbandswebseite www.bvmw.de


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Deutschland-News US-Importzölle bedrohen Welthandel aus China und Südkorea eingeführt hat. Mit Ausnahme Kanadas, Mexikos und Australiens verteuert sich für den Rest der Welt der Export von Stahl und Aluminium in die USA. Deutschland, das nur fünf Prozent seiner Stahlprodukte in die USA ausführt, ist weitaus weniger betroffen als andere Länder. Und das, obwohl die deutsche Wirtschaft im Jahr 2017 einen Handelsüberschuss von 50 Milliarden Euro gegenüber den Vereinigten Staaten erwirtschaftet hat. Aus globaler Sicht könnten aufgrund eines höheren Angebotes leicht sinkende Rohstoffpreise resultieren. Viel gravierender dürften die Folgen dieser Strafzölle durch sein. Ein weltweiter Handelskrieg scheint nicht ausgeschlossen. Cecilia Malmström, EU-Kommissarin für Handel, hat in Verhandlungen mit den Amerikanern bisher keine Ausnahmen für EU-ExDer amerikanische Präsident Donald Trump hat Anfang März

porte von Stahl und Aluminium erhalten. Diese macht Trump von

Importzölle auf Stahl- (25 Prozent) und Aluminiumprodukte

einem Entgegenkommen seitens der EU beim Abbau der Zölle für

(10 Prozent) angekündigt. Damit lässt er seinen protektionisti-

amerikanische Produkte abhängig. Eine Einigung erscheint zur

schen Äußerungen im Wahlkampf weitere Taten folgen, nachdem

Vermeidung einer Protektionismuswelle mit Arbeitslosigkeit und

er bereits im Januar Zölle auf Waschmaschinen und Solarmodule

Wohlstandsverlusten auf allen Seiten wünschenswert.

Digitalisierung: E-Vergabe für öffentliche Ausschreibung

Lkw-Maut auf ausgeweitet

In Deutschland wird ab Oktober 2018 eine elektronische Vergabe bei europaweiten Vergaben zur Pflicht. Danach dürfen andere als elektronische Angebote, Teilnahme­ anträge, Interessensbekundungen und Interessensbestä­ tigungen nicht mehr entgegengenommen beziehungsweise im Vergabeverfahren berücksichtigt werden.

Ab dem 1. Juli 2018 wird die Lkw-Maut auf rund 39.000 Kilometer Bundesstraßen fällig. Außerdem kann die Mautpflicht auch auf weitere Landstraßen ausgedehnt werden. Dies bedeutet eine weitere Belastung für den Mittelstand. Mit der Ausweitung der Maut will die Bundesregierung zusätzliche Einnahmen aus dem Straßenverkehr generieren, um damit nach eigenem Bekunden die Verkehrsinfrastruktur zu verbessern.

2|18 DER Mittelstand. | Politik

Foto oben links: © Bill Oxford – istockphoto.com; Foto unten links: © nd3000 – istockphoto.com; Foto unten rechts: © fotojog – istockphoto.com

mögliche Vergeltungsmaßnahmen anderer Länder und der EU


7

Mr. Handwerk im Bundestag

Rückkehrrecht von Teilzeit auf Vollzeit kommt

SPD-Fraktionschefin Andrea Nahles kündigte an, eine Neuerung im Arbeitsrecht zum ersten großen Projekt der Großen Koalition zu machen: das Rückkehrrecht von Teilzeit auf Vollzeit. Schon jetzt haben Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer das Recht, in Teilzeitarbeit zu wechseln. Dieses Recht soll nun ausgeweitet werden, sodass Arbeitnehmer einen Anspruch auf befristete Teilzeit haben und nach einer vereinbarten Zeit wieder die Vollzeitstelle aufnehmen können. Diese Regelung soll ab einer Unternehmensgröße von 45 Mitarbeitern gelten. Bei 46 bis 200 Mitarbeitern soll eine Zumutbarkeitsgrenze greifen, gemäß der lediglich einem aus 15 Mitarbeitern der Anspruch gewährt werden muss. Die befristete Teilzeit kann von mindestens einem Jahr bis maximal fünf Jahre beansprucht werden.

Der Wuppertaler Abgeordnete und Elektromeister mit eigenem Betrieb, Manfred Todtenhausen, ist Gründungsvorsitzender der FDP-Arbeitsgruppe Handwerk im 19. Deutschen Bundestag. „Der BVMW weist zu Recht darauf hin, dass im Bundestag viel zu wenige echte Mittelständler vertreten sind. Für mich ist das ist der Grund für den deutschen Bürokra-

EU-Anzeigepflicht für Steuergestaltungen

tiehorror. Dagegen wollen wir liberalen Handwerker im Bundestag angehen“, so das Mitglied im Wirtschaftsausschuss.

Als Reaktion auf die „Paradise Papers“ beschloss der Rat Wirtschaft und Finanzen der

Auch die berufliche Bildung, die Fachar-

EU unlängst die Anzeigepflicht für Steuergestaltungen. Der EU-Katalog der melde-

beitersicherung und die Modernisierung

pflichtigen Tatbestände ist vage formuliert. Er sieht grundlegend vor, dass Steuer- und

des Vergaberechts sind Themen, die sei-

Finanzberater sowie Rechtsanwälte dazu verpflichtet werden, grenzüberschreitende

ne Arbeitsgruppe aus 15 Abgeordneten

Steuergestaltungsmodelle innerhalb von 30 Tagen an die zuständigen Finanzbehörden

anpacken will. Sein besonderes Anliegen

zu melden. Deutschland wird ein Eckpunktepapier sowie einen ersten Gesetzesent-

ist es, das Mega-Thema „Digitalisierung

wurf im Sommer 2018 vorlegen. Alle EU-Mitgliedsstaaten müssen die Richtlinie bis zum

im

31. Dezember 2019 in nationales Recht umsetzen. Die Anzeigepflicht tritt ab dem

anzupacken, denn: „Machen statt nur

01. Juli 2020 in Kraft.

reden“ ist Todtenhausens Devise.

Der BVMW.

Foto oben links: © Rifrazione – istockphoto.com

Die Stimme des Mittelstands.

Erfolgreich vernetzen Chancengeber für den Mittelstand. Der BVMW stärkt die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Mittelstands! National und internatio­nal vertritt er erfolgreich die Interessen der kleinen und mittleren Unternehmen gegenüber der Politik – branchenübergreifend und parteipolitisch unabhängig.

Handwerk“

fraktionsübergreifend

Der BVMW • repräsentiert mit seiner Mittelstandsallianz mehr als 600.000 Unternehmen aller Branchen, die über zwölf Millionen Mit­arbeiter beschäftigen • ist mit 300 Geschäfts­stellen bundesweit vertreten • hat mit den Repräsentanten vor Ort mehr als 800.000 Unternehmerkontakte jährlich • bietet über 2.000 Veranstaltungen im Jahr • ist führendes Mitglied in der europäischen Dachvereinigung nationaler Mittelstands­verbände (European Entrepreneurs).

2|18 DER Mittelstand. | Politik


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Koalitionsvertrag: GroKo steht für Große Kosten Der Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD ist aus Sicht des BVMW völlig unzureichend, um die ökonomischen Herausforderungen der Gegenwart und auch die der Zukunft zu bewältigen. Viele mittelstandsrelevante Vereinbarungen der Koalitionäre stellen schlicht die falschen Weichen. Das 177 Seiten umfassende Papier ist ein Katalog

brauchen wir ein eigenes Digitalministerium.

der vertanen Chancen. Weder ein Aufbruch für

Nur so lässt sich das Zuständigkeitswirrwarr bei

Europa, noch neue Dynamik für Deutschland wird

der Digitalisierung von 482 Mitarbeitern in 14

durch den Koalitionsvertrag initiiert.

Ministerien mit 244 Teams und 76 Abteilungen in sinnvoller Weise ordnen. Bis ein Digitalministeri-

So droht die Wettbewerbsfähigkeit des Wirt-

um etabliert ist, wird der BVMW die Staatsminis-

schaftsstandortes Deutschlands in den ver-

terin für Digitales, Dorothee Bär, tatkräftig unter-

bleibenden dreieinhalb Jahren bis zur nächsten

stützen.

Bundestagswahl weiter zu erodieren. Während unsere Konkurrenz von besseren Rahmenbedin-

Der BVMW fordert die Halbierung der Büro-

gungen durch Steuersenkungen und eine schnel-

kratiebelastung. Leider finden sich im Koaliti-

le digitale Transformation profitiert, geht es

onsvertrag kein Abbau der Mindestlohnbüro-

Schwarz-Rot erkennbar um das Verteilen. Die

kratie, keine Reduzierung der Bürokratie bei

Verteilung des Erwirtschafteten steht ganz klar

Forschungs- und Investitionsanträgen und auch

im Vordergrund, nicht die Steigerung des Wohl-

keine Rücknahme der Vorfälligkeit von Sozial-

stands. Statt den Wirtschaftsstandort Deutsch-

versicherungsbeiträgen. Ebenso wird es auch

land fit für die Zukunft zu machen und den Mit-

in der neuen Legislaturperiode keine zeitliche

telstand zu entlasten, mutet Schwarz-Rot den

Begrenzung von Gesetzen geben.

Unternehmen zusätzliche Belastungen und mehr Regulierung zu.

Trotz vieler Versprechen vor der Wahl wird der Solidaritätszuschlag für die Leistungsträger un-

Diese Koalition kommt uns alle teuer zu stehen:

serer Gesellschaft nicht abgeschafft. Es wird

35 Milliarden Euro an Mehrausgaben stehen nur

lediglich eine Freigrenze eingeführt, die die

10 Milliarden Euro an Steuerentlastungen gegen-

unteren 90 Prozent aller Soli-Zahler ab dem Jahr

über. Eine Tilgung der Altschulden findet prak-

2021 um 10 Milliarden Euro entlastet. In der Gleit-

tisch nicht statt. Trotz Rekord-Steuereinnahmen

zone ist die Grenzsteuerbelastung dann höher

von mindestens 1,4 Billionen Euro in den Jahren

als bei Spitzenverdienern.

2018-2021 wird der Mittelstand kaum entlastet. Gleichzeitig schwächen milliardenschwe-

Weitere kritische Punkte für den Mittelstand sind

re Sozialgeschenke die Wettbewerbsfähigkeit

die Abschaffung der Abgeltungssteuer auf Zin-

Deutschlands. Ob in der Steuerpolitik oder im

serträge, sodass Kapitalerträge wieder mit dem

Sozialbereich, wichtige Reformen unterbleiben

persönlichen Steuersatz belastet werden, und die

entweder ganz oder sie werden sogar wie beim

Einführung der Finanztransaktionssteuer. Dass

Arbeitsmarkt zurückgedreht. Schwarz-Rot legt

nun alle zwei Jahre ein Bericht zur Entwicklung

so die Axt an die Wurzel der gesetzlichen Rente,

der kalten Progression vorgelegt werden soll,

der Soli soll nicht abgeschafft werden, und der

tröstet nicht über die vertane Chance hinweg,

Mut für eine bessere Bildungspolitik fehlt.

die Einkommensteuerbelastung spürbar zu reduzieren. Kleine und mittlere Unternehmen warten

Zudem ist Deutschland ein digitales Entwick-

weiter vergebens auf die längst überfällige Refor-

lungsland. Um diesen Missstand zu beseitigen,

mierung der Unternehmenssteuern.

2|18 DER Mittelstand. | Politik


9

Im Bereich Energie und Verkehr wurde die PKW-

rungsbeitrag nicht wie möglich um 0,5, son-

Maut nicht gestoppt und die Ausweitung der

dern nur um 0,3 Prozentpunkte gesenkt wird.

LKW-Maut nicht ausgeschlossen.

Die ursprünglich für 2019 geplante Überprüfung des Arbeitnehmerüberla sungsgesetzes kommt

Der Arbeitsmarkt verliert durch die Einführung

jetzt erst 2020.

eines Rechts auf befristete Teilzeit und die Beschränkung der sachgrundlosen Befristungen

Verfehlt sind zudem die Altersvorsorgepflicht für

weiter an Flexibilität. Nur Arbeitgeber mit mehr

Selbstständige, die Ausweitung der Mütterren-

als 75 Beschäftigten dürfen maximal 2,5 Pro-

te, die Stärkung der Tarifbindung und die weitere

zent der Belegschaft sachgrundlos befristen.

Einschränkung der Arbeit auf Abruf. Schließlich

Neue Sozialgeschenke, wie die Festschreibung

verteuert die Wiederherstellung der paritäti-

des Rentenniveaus bis 2025 auf 48 Prozent und

schen Finanzierung der Krankenversicherung die

die Einführung einer Lebensleistungsrente sind

Arbeitskosten. Fazit: Der Mittelstand ist mit die-

vollends rückwärtsgewandt. Es ist schlichtweg

sem Arbeitsprogramm der Großen Koalition alles

enttäuschend, dass der Arbeitslosenversiche-

andere als zufrieden.

Dr. Hans-Jürgen Völz BVMW Chefvolkswirt hans-juergen.voelz@ bvmw.de

Merkels Team

Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel (CDU) Neu: Staatsministerin für Digitales Dorothee Bär

Kanzleramtsminister Prof. Dr. Helge Braun (CDU)

Foto: © Rolf Poss

Foto: © Dominik Thomas Butzmann

Foto: © Tobias Koch

Foto: © Laurence Chaperon

Die kleinste Großkoalition aller Zeiten geht in Angela Merkels vierter Amtszeit mit dem größten und teuersten Kabinett aller Zeiten an den Start. Hier eine Übersicht:

Vizekanzler / Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) Staatssekretärinnen Bettina Hagedorn Christine Lambrecht

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) Staatssekretäre Stephan Mayer Prof. Dr. Günter Krings Marco Wanderwitz

Staatsministerin für Kultur und Medien Prof. Monika Grütters Staatsminister für Bund-LänderKoordinierung Dr. Hendrik Hoppenstedt Neu: Staatsministerin für Integration Annette Widmann-Mauz

>>

2|18 DER Mittelstand. | Politik


Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) Staatsminister Niels Annen Michael Roth Michelle Müntefering

Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey (SPD)

Staatssekretäre Michael Stübgen Hans-Joachim Fuchtel

Foto: © Rauß Fotografie

Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD)

Staatssekretärinnen Kerstin Griese Anette Kramme

Staatssekretäre Florian Pronold Rita Schwarzelühr-Sutter

Quelle: www.jens-spahn.de

Bundesverkehrs­ minister Andreas Scheuer (CSU) Staatssekretäre Steffen Bilger Enak Ferlemann

Staatssekretäre Thomas Rachel Dr. Michael Meister

Foto: © Fotograf CDU / Jan Kopetzky

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD)

Foto: © Andreas Scheuer / www.mattundglaenzend.de

Quelle: www.julia-kloeckner.de

Staatssekretäre Caren Marks Stefan Zierke

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU)

Staatssekretäre Christian Lange Rita Hagl-Kehl

Foto: © NRWSPD

Foto: © SPD Berlin / Joachim Gern

Quelle: twitter.com / hubertus_heil

Staatssekretäre Christian Hirte Oliver Wittke Thomas Bareiß

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU)

Bundesjustizministerin Dr. Katarina Barley (SPD)

Bundesvertei­ digungsministerin Dr. Ursula von der Leyen (CDU) Staatssekretäre Dr. Peter Tauber Thomas Silberhorn

Foto: © Büro Dr. Gerd Müller

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU)

Foto: © Susie Knoll

Foto: © Susie Knoll

Foto: © CDU Kreisverband Saarlouis / Jan Kopetzky

10

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU)

Bundesentwick­ lungsminister Dr. Gerd Müller (CSU)

Staatssekretäre Dr. Thomas Gebhart Sabine Weiss

Staatssekretäre Norbert Barthle Dr. Maria Flachsbarth

2|18 DER Mittelstand. | Politik


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12

Glanzvoller Jahresempfang des Mittelstands in Berlin Über 3.500 Unternehmer, Spitzenpolitiker, Parlamentarier, darunter 80 Abgeordnete, 80 Botschafter sowie weitere hochkarätige Gäste kamen zum glanzvollen Jahresempfang von Deutschlands größtem, freiwillig organisierten Mittelstandsverband nach Berlin.

Die Spitzen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft trafen sich auf dem Jahresempfang des BVMW.

Der BVMW hatte zum größten Jah-

BVMW-Präsident: „Die Bundesregie-

Preisträgern gehören Gerhard Schröder,

resempfang in der Bundeshauptstadt

rung hat die Zeichen der Zeit nicht er-

Bundeskanzler a. D., Wolfgang Clement,

geladen. Neben Unternehmern und Un-

kannt. Wir brauchen dringend ein Digi-

Bundesminister a.  D. und Ministerpräsi

ternehmerinnen aus ganz Deutschland,

talministerium, stattdessen bekommen

dent a.  D., sowie Günther Oettinger,

folgten zahlreiche hochrangige Politiker

wir ein Heimatministerium.“

EU-Kommissar für Haushalt und Personal.

der Einladung des BVMW und kamen zu

Der

Bundesverteidigungsministerin Dr. Ursula

der Traditionsveranstaltung ins Hotel

Borut Pahor hob die Bedeutung der

von der Leyen fand in ihrer Rede lo-

Maritim Berlin.

deutsch-slowenischen

Wirtschaftsbe-

bende Worte für die Gründung der

und Mitglieder des diplomatischen Corps slowenische

Staatspräsident

ziehungen hervor. So sei Deutschland der

BVMW-Kommission „Bundeswehr und

In seiner wegweisenden Eröffnungsre-

drittwichtigste Investor in Slowenien und

Mittelstand“. Dies zeige, dass der Mittel-

de warnte Mittelstandspräsident Mario

erfülle in wirtschaftlicher Hinsicht eine

stand eng an der Seite der Bundeswehr

Ohoven, dass Deutschland seit langem

Vorbildfunktion für sein Land.

stehe. Sie verlieh den Preis „Partner der

von seiner wirtschaftlichen Substanz

Reserve“ an drei der Bundeswehr beson-

lebe. Es sei ein Alarmsignal, dass es in

Den Ehrenpreis des deutschen Mittel-

den letzten vier Jahren mehr Pleiten als

standes 2018 erhielt Bundeswirtschafts-

Unternehmensgründungen

gegeben

ministerin Brigitte Zypries. „Brigitte

Christian Lindner, Bundesvorsitzender

habe. Ohoven mahnte unter starkem

Zypries hat sich um den Mittelstand ver-

der FDP, forderte, die neue Bundes­

Beifall: „Die neue Bundesregierung muss

dient gemacht“, betonte Ohoven. Die

regierung müsse den Mittelstand stärker

sofort eine Reformoffensive starten,

Preisträgerin lobte, dass der BVMW die

berücksichtigen. So gehöre zum Beispiel

um Deutschlands Wettbewerbsfähig-

Politik nicht nur fordere, sondern ver-

der Solidaritätszuschlag bis 2019 kom-

keit zu sichern.“ Zudem betonte der

lässlich mit gestalte. Zu den bisherigen

plett abgeschafft.

2|18 DER Mittelstand. | Politik

ders eng verbundene Unternehmen.


13

Borut Pahor, Präsident der Republik Slowenien.

Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin der Verteidigung.

Verleihung des Ehrenpreises des deutschen Mittelstandes an Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries durch Mario Ohoven.

M. Ilker Aycı, Chairman, Turkish Airlines.

Christian Lindner mit BVMW Bundesgeschäftsführer Prof. Dr. h. c. Markus Jerger.

Hagen Rickmann, Digitalchef, Deutsche Telekom.

Christian Lindner, MdB, Bundesvorsitzender der FDP und Vorsitzender der FDP-Fraktion im Bundestag.

Dr. Ralph Müller, Vorstands­ mitglied der Postbank.

Fotos: © Christian Kruppa, © Christof Sage

Preisverleihung „Partner der Reserve“ durch Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen mit dem stellv. Generalinspekteur der Bundeswehr, Vizeadmiral Joachim Rühle (2. v. li.), dem Präsidenten des Reservistenverbands Oswin Veit, MdB (2. v. re.), und Mario Ohoven.

Staatsministerin für Digitales Dorothee Bär (Mitte) mit Dr. h. c. Ute-Henriette Ohoven (li.) und Chiara Ohoven.

Unternehmerinnen und Unternehmer nutzten den Abend zum Netzwerken.

2|18 DER Mittelstand. | Politik

Das italienische Trio Appassionante brillierte mit weltbekannten Klassikern.


14

Digitale Deutschlandreise – wie Mittelständler die Digitalisierung meistern können Wie überzeugt man Mittelständler von der Notwendigkeit der digitalen Transformation? Mittelstandspräsident Mario Ohoven und Telekom-Digitalchef Hagen Rickmann im Doppelinterview über die Bedeutung digitaler Vorbilder und Netzwerke, und wie die Telekom die Digitalisierung in die Regionen bringt. DER Mittelstand.: Warum fremdeln viele

formation und erzielen zum Beispiel höhere Um-

Mittelständler noch mit der Digitalisierung?

sätze. Das hat unsere Studie „Digitalisierungs-

Mario Ohoven: Weil ihnen viel zu oft Konzerne

index Mittelstand“ ergeben. Inzwischen haben

und große Industrieunternehmen als digitale Vor-

42 Prozent der Unternehmen die Digitalisierung

bilder präsentiert werden – mit diesen können

in ihrer Geschäftsstrategie verankert. Wir brin-

sich Mittelständler aber nicht identifizieren. Zu-

gen das Thema Digitalisierung jetzt gezielt in die

dem wissen sie nicht, welche digitalen Werkzeuge

Regionen. Ich bin zuversichtlich, dass diese neue Veranstaltungsreihe wie ein zusätzlicher digitaler Schub wirkt – mit neuem Know-how, Inspiration und wichtigen Kontakten. DER Mittelstand.: Wieso setzen Sie auf einen regionalen Angang des Themas? Hagen Rickmann: Weil in den Regionen die Unternehmen sitzen, die für den Erfolg des Standorts Deutschland verantwortlich sind. Hier treffen Sie die Weltmarktführer ihrer Branche. Quer durch unser Land gibt es zahlreiche regionale Cluster, die für Spitzenqualität stehen. Beispiele sind die Uhrentechnik aus dem Schwarzwald,

Hagen Rickmann (Digitalchef Deutsche Telekom) und Mittelstandspräsident Mario Ohoven.

Schneidwaren aus Solingen oder Wälzlager in Schweinfurt. Rund um Heidelberg sitzen viele

für sie taugen, dazu kommen oftmals Sicherheits-

Biotechfirmen, und in Leipzig ist ein Chip-Cluster

bedenken. Wenn es dann noch an der digitalen

entstanden.

es für die Unternehmer einfach schwierig. Dabei

DER Mittelstand.: Wollen Sie

müssten die Mittelständler heute die Weichen für

so neue Digitalcluster schaffen?

den Erfolg von morgen stellen. Ich kann die digi-

Hagen Rickmann: Warum nicht? Es gibt ja schon

talen Verweigerer nur warnen: Wer nicht mit der

viele Ansätze. Der Münchner Raum ist sehr stark,

Zeit geht, der geht mit der Zeit …

wenn es um das Internet der Dinge geht, Karlsruhe oder Aachen bei Künstlicher Intelligenz,

Hagen Rickmann: Dennoch digitalisieren sich

und rund um Stuttgart wächst die Expertise für

mittelständische Unternehmen längst. Viele

die Steuerung von Abläufen in Betrieben und in

profitieren sogar schon von ihrer digitalen Trans-

der Logistik. Unser Ansatz: Wir vernetzen die

2|18 DER Mittelstand. | Politik

Foto: © Christof Sage

Infrastruktur und an IT-Fachkräften fehlt, wird


15 digitalen Vorzeigeunternehmen mit jenen Firmen,

DER Mittelstand.: Was tun Sie

die gerade erste digitale Projekte anschieben. Bei

für die Digitalisierung in Deutschland?

der DIGITAL WEST in Köln haben wir Startups,

Hagen Rickmann: Daher forcieren wir gerade den

mittelständische

und

Glasfaserausbau in den Gewerbegebieten. Noch

Konzerne aus dem Rheinland zusammengebracht

in diesem Jahr erhalten 7.600 Unternehmen In-

und sie mit Verbänden, der Politik und den Medi-

ternetverbindungen mit Höchstgeschwindigkei-

en verknüpft. So werden wir das überall machen.

ten von bis zu 1 GBit/s. Wir verstehen uns aber

Traditionsunternehmen

auch als Digitalisierungscoach unserer Kunden. Mario Ohoven: Lernen vom Nachbarn? Von Un-

Da sind unsere regionalen Veranstaltungen nur

ternehmern, die man persönlich kennt? Diesen

ein Highlight unter vielen. Mit unserem Start-up-

Ansatz finde ich sehr gut. Wenn Neues für Unter-

Programm „TechBoost“ geben wir jungen Grün-

nehmer ganz konkret erlebbar wird, nehmen sie

dern eine wichtige Starthilfe und vernetzen sie

es eher an. Unser Mittelstand ist auch im interna-

mit dem Mittelstand. Mit dem Digital Champions

tionalen Vergleich gut, wenn es um die Verbesse-

Award (DCA) machen wir die digitalen Vorreiter

rung bestehender Produkte geht, aber weniger

der Digitalisierung sichtbar und zu Vorbildern.

erfolgreich bei disruptiven – also echten – Neu-

Übrigens haben wir bei der DIGITAL WEST auch

erungen. Die Unternehmen wollen sich ja digita-

die regionalen digitalen Vordenker gekürt, die

lisieren. Man muss ihnen aber zeigen, wie sie das

erste Transformationsschritte bereits zurückge-

anpacken müssen. Change ist eine Chance – auch

legt haben. Das behalten wir bei den nachfolgen-

wenn es nur ein Buchstabe ist.

den Veranstaltungen bei.

DER Mittelstand.: Leisten regionale Events da konkrete Hilfestellung? Hagen Rickmann: Aber sicher, denn wir bieten damit eine Plattform für den Austausch von Unternehmen mit digitalen Vorreitern und wollen auch das Entstehen von regionalen „Digital-Netzwerken“ unterstützen. Unsere Besucher sollen vom Drüber-Reden-Modus in den Einfach-Machen-Modus kommen.

Hamburg

Die regionalen Stationen im Überblick

DER Mittelstand.: Was erwartet die Besucher? Hagen Rickmann: Zum Beispiel ein Markt-

Stuttgart ist mit der DIGITAL SOUTHWEST

platz mit digitalen Innovationen – von Part-

am 03. Mai die zweite Station. Es folgen Berlin,

nern wie dem Experten für Kommunikationssoftware

Swyx.

Bei

Vorträgen

Hamburg, Frankfurt und München.

und

Diskussionsrunden treffen die Besucher

Berlin

Wer sich für das Thema Digitalisierung interessiert

auf Digitalisierungsexperten, die ihnen

und sich mit anderen Unternehmen, Start-ups und

selbst komplexe Technologien anschau-

Multiplikatoren vernetzen möchte, kann sich unter

Illustration: © mattjeacock – istockphoto.com

lich erklären können. Gründer aus dem Telekom Startup-Programm TechBoost

telekom.de/digitale-zukunft für die Veranstaltungen

präsentieren ihre innovativen Geschäfts-

anmelden. Auch Bewerbungen für den „Digitalden-

modelle für den Mittelstand. Vor allem

ker der Region“-Wettbewerb sind ab sofort

aber zeigen digitale Vorreiter, wie sie die

möglich. Teilnehmen können alle Unter-

Transformation angepackt haben.

nehmen, die bereits erste Etappen auf ihrem digitalen Transformati-

Mario Ohoven: Natürlich sind digitales Know-how und ein starkes persönliches Netzwerk ganz entscheidende Komponen-

onsweg zurückgelegt haben. Die Frankfurt am Main

Gewinner werden auf jeder regionalen Etappe gekürt und sind automatisch für den

ten für die erfolgreiche Digitalisierung des

nationalen

Mittelstands. Und Inspiration – Inspiration

Digital

Cham-

pions Award im November

ist das Geheimnis für neues Denken in der Zu-

nominiert.

kunft. Aber auch die Infrastruktur muss stimmen. Stuttgart

Politik München


16

Datenschutz – Gefahr: hohe Strafen drohen! Am 25. Mai tritt die neue Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) in Kraft. Erfahren Sie hier, was auf die Unternehmen zukommt. Mit dem Inkrafttreten der neuen DSGVO wird ein

Änderungsbedarf identifiziert werden. Übri-

europaweit einheitlicher Rahmen für den Umgang

gens: Auch das Löschen von Daten ist eine Da-

mit personenbezogenen Daten gesetzt. Eigentlich

tenverarbeitung.

ein guter Ansatz, doch die Verordnung geht mit einem hohen Planungsaufwand und weitgreifenden

3. Rechtsgrundlage prüfen

Änderungen einher. Und: bei Verstößen drohen

Es ist zu prüfen, ob die identifizierten Daten-

hohe Strafen für Ihren Betrieb.

verarbeitungsprozesse den Anforderungen der DSGVO entsprechen.

Alle Unternehmen, die mit Daten von EU-Bürgern arbeiten – unabhängig davon, ob sie ihren Sitz in-

4. Bestehende Verträge und Dokumente prüfen

nerhalb der EU haben oder nicht – fallen dann un-

Unternehmen sollten insbesondere ihre be-

ter diese gesetzliche Regelung. Die Vorschriften

stehenden Verträge und Dokumente zur

gelten für sämtliche Vorgänge, bei denen Unter-

Auftrags(daten)verarbeitung überprüfen und

nehmen personenbezogene Daten (zum Beispiel

gegebenenfalls überarbeiten.

Kundendaten, Mitarbeiterdaten oder Daten von Webseitenbesuchern) verarbeiten.

5. Verordnungspflichten erfüllen Die neue Verordnung enthält ein Vielzahl von

Da Unternehmen bei Missachtung der DSGVO

Auflagen und Pflichten, sei es bei der Infor-

empfindliche Bußgelder von bis zu 20 Millionen

mation, der Verarbeitung oder dem Umgang

Euro oder vier Prozent des weltweiten Jahresum-

mit Daten. Diese müssen bekannt sein und

satzes drohen können, sollten Unternehmen

in den internen Dokumenten (zum Beispiel

die verbleibende Zeit unbedingt nutzen, um die

Kundenverträge) und Prozessen (beispielswei-

wesentlichen Vorgaben umzusetzen.

se durch den Einsatz eines Datenschutzbeauftragten) umgesetzt werden.

Kernaussagen zum Umgang mit der neuen Um Sie bei dem Thema nicht allein zu lassen,

Verordnung im Unternehmen:

haben sich drei BVMW-Unternehmerkommissionen und damit mehr als 30 verschie-

1. Sensibilisierung durchführen Geschäftsleitung und Mitarbeiter sollten recht-

dene Experten aus den Bereichen Digitali-

zeitig über die konkreten Folgen der DSGVO

sierung, Sicherheit, Datenschutz und Recht

sowie konkrete Maßnahmen zur Umstellung

zusammengetan und für Sie eine Checklis-

informiert werden. Datenschutz ist ein Prozess

te zum neuen Datenschutzgesetz erstellt.

und erfolgt nur gesamtbetrieblich.

Download Datenschutzcheckliste: bvmw.info/12-fragen-datenschutz

2. Bestandsaufnahme machen Unternehmen sollten eine Bestandsaufnahme Diana Scholl BVMW Leiterin politische Kommunikation, stellvertretende Leiterin Volkswirtschaft

aller Prozesse durchführen, bei denen perso-

Sie haben Fragen zur Checkliste oder zur

nenbezogene Daten erhoben, verarbeitet oder

Verordnung?

weitergegeben werden. Auf Grundlage der

merkommissionen unterstützen Sie gern.

Bestandsaufnahme

Kontakt: Diana Scholl

sollte

ein

Verarbei-

tungsverzeichnis erstellt und der konkrete

2|18 DER Mittelstand. | Politik

Unsere

BVMW-Unterneh-

diana.scholl@bvmw.de


17

Im Zentrum der Macht – Politiknetzwerker des BVMW zu Besuch in Berlin Engagement lohnt sich im BVMW gleich mehrfach. Besonders erfolgreiche Politiknetzwerker wurden zur Bundestagung im Januar in Königswinter ausgezeichnet. Neben der namentlichen Urkunde erhielten die Politiknetzwerker die Einladung zu einer Tour durch das politische Berlin.

Politiknetzwerker mit dem ägyptischen Botschafter.

Politiknetzwerker in der Vertretung des Landes Niedersachsen beim Bund.

Am Tag nach dem Jahresempfang des BVMW,

Landes Niedersachsen beim Bund. Hier wurde

konnten die ausgezeichneten Kollegen Blick

die Arbeit der Landesvertretung und des Bun-

hinter die Kulissen des politischen Berlins wer-

desrats vorgestellt. Die Politiknetzwerker infor-

fen. Dieses Jahr stand der Tag ganz im Zeichen

mierten sich außerdem über Einsatz- und An-

der Verbindung der politischen Ebenen: regio-

knüpfungsmöglichkeiten für Unternehmen und

nal, national und international. Die erste Stati-

BVMW-Vertreter aus den Regionen.

on auf der Tour durch die Hauptstadt: die Botschaft der Arabischen Republik Ägypten. Dort

Nach diesen spannenden Terminen und dem

bot sich die Gelegenheit, mit dem Botschafter

regen Austausch ließ man den Tag – wie auch in

selbst, S.E. Dr. Badr Abdelatty, Chancen und

den vergangenen Jahren - im Dachgartenrestau-

Perspektiven für den deutschen Mittelstand

rant Käfer im Deutschen Bundestag ausklingen.

in Ägypten zu diskutieren. Der Botschafter

Begrüßt wurden unsere regionalen Kollegen

stellte die Zukunftspläne des Landes sowie In-

dabei von der neuen Vorsitzenden des Deut-

vestitions- und Innovationspotenziale vor. Im

schen Bundestags, Finanzausschusses, Bettina

Anschluss an den fachlichen Austausch lud der

Stark-Watzinger von der Fraktion der Freien

Botschafter die Kollegen des BVMW noch zu

Demokraten. Bei einem gemeinsamen Essen über

einem kurzen persönlichen Gespräch in seine

den Dächern Berlins zeigte sich die Abgeordnete

private Residenz ein.

erfreut über den außergewöhnlich guten Kontakt zum Verband und versprach weiterhin eine

Im Anschluss machte sich die Gruppe auf den

enge Zusammenarbeit, insbesondere bei Fragen

Weg zur zweiten Station: der Vertretung des

rund um die Themen Steuern und Finanzen.

2|18 DER Mittelstand. | Politik

Diana Scholl BVMW Leiterin politische Kommuni­kation, stellvertretende Leiterin Volkswirtschaft diana.scholl@bvmw.de


18

Der Fall Siemens – und die Chancen für den Mittelstand

Ein Gespenst geht um in Sachsen, seit die Kon-

Metallbau GmbH in Markersdorf bei Görlitz

zernzentrale von Siemens im Herbst letzten

oder den Spezialisten für Kraftwerksservice und

Jahres angekündigt hat, die Werke in Leipzig

Anlagenbau KSC in Hagenwerder, der Präzi­

und Görlitz zu schließen. Im Leipziger Turbo-

sionstechnik für Gasturbinen herstellt. Hier

maschinenwerk stehen 200 Vollzeitstellen auf

spürt man die Veränderungen bei Siemens schon

dem Spiel, im Görlitzer Turbinenwerk 720. Zählt

länger und geht verstärkt in andere Märkte.

man die Teilzeitbeschäftigten beider Standor-

Was auf der einen Seite eine Not ist, kann auf

te hinzu, so drohen nach Angaben der IG Metall

der anderen Seite zur Tugend werden, denn so

insgesamt 1.200 Mitarbeiter ihren Job zu verlie-

mancher Mittelständler schielt schon nach den

ren. Vor allem in der strukturschwachen Region

Fachkräften, die bei Siemens bald frei werden

Görlitz an der Grenze zu Polen käme das einem

sollen.

Schlag ins Kontor gleich. Das Görlitzer Werk wurde in den vergangenen 25 Jahren mit rund fünf

Wenn

Millionen Euro an Fördermitteln von Bund und

Deutschland schließen will, wird das über

Land beschenkt, für das Leipziger Werk gab es gar

kurz oder lang niemand verhindern können.

21 Millionen Euro.

Nach Ansicht von BVMW-Mitglied Dr. Bernd

Siemens

Produktionsstandorte

in

Danz, Geschäftsführer der GICON-FirmengrupDie Werksschließungen treffen auch mittel-

pe für Engineering und Consulting, kann dem

ständische Zulieferbetriebe, wie die Schubert

nur mit Innovationen, Qualität und höchster

2|18 DER Mittelstand. | Politik

Foto: © Theerapong28 – istockphoto.com

Im November 2017 kündigte der Siemens-Konzern an, weltweit 7000 Stellen zu streichen, davon die Hälfte in Deutschland. Auch die Siemens-Werke in Leipzig und Görlitz sollen bis etwa 2023 komplett geschlossen werden – eine Zäsur für den Wirtschaftsstandort Sachsen, und zeitgleich aber auch eine Chance für den Mittelstand.


19

Produktivität begegnet werden. Gerade Sachsen

Unternehmen hat den Standort – auch mit

sei dafür mit seiner exzellenten Forschungs- und

maßgeblicher Unterstützung aus Steuergeldern

Entwicklungslandschaft bestens geeignet. Sein

– zu einem der modernsten des Konzerns ausge-

Wort hat Gewicht, denn als ehemaliger Thys-

baut“, so Dulig. „Ich erwarte, dass das Unterneh-

sen-Manager erlebte er das Innenleben eines

men seine Verantwortung für die Menschen und

Großkonzerns, während er mittlerweile die Ge-

die Region wahrnimmt. Die Staatsregierung wird

schicke eines mittelständischen Unternehmens

den Dialog mit Siemens und den Arbeitnehmer-

im Bereich des Consultings, Engineerings und

vertretern fortführen und gemeinsam Lösungen

dem Anlagenbau lenkt.

anstreben. Wir werden alle Möglichkeiten ausloten, um den Mitarbeitern und dem Standort

„Es bedarf strategischer Allianzen zwischen Mittelstand und den Konzernen“

Görlitz weiter eine Perspektive zu geben. Wir

Bernd Danz ist davon überzeugt, dass Innovatio-

Ansiedlungen unterstützen.“

wollen die gute Entwicklung der Unternehmen vor Ort weiter fördern und vielversprechende

nen Mittelständler wirtschaftlich nicht nur stark machen, sondern auch attraktiv für Arbeitneh-

Das Angebot wird so mancher Mittelständler

mer – und hier liegt die Chance. „Innovations­

gern hören, vor allem wenn Sachsen seine Fach-

führerschaft ist entscheidend für die Märkte

kräfte in der Region halten will. Die mittelständi-

der Zukunft. Es werden interessante Jobs ge-

sche Wirtschaft in Sachsen stehe vor erheblichen

schaffen, und die Arbeitsplätze sind fest in der

Herausforderungen, sagt der sächsische BVMW-

Region verankert“, so Bernd Danz. „Allerdings

Landespräsident Dr. Jochen Leonhardt. „Die

benötigt der Mittelstand Unterstützung bei der

Herausforderungen ergeben sich fast alle aus den

Markteinführung von Innovationen. Hier bedarf

Entwicklungen seit der Wende und sind Nach-

es strategischer Allianzen zwischen dem Mittel-

wirkungen aus dem Umbau der Wirtschaft“, so

stand und den Konzernen. Damit wäre dann auch

Leonhardt. „Hausgemacht bilden sie aber jetzt die

eine gesunde Symbiose zwischen Mittelstand

Grundlage, auf der die sächsischen Unternehmer

und den Großkonzernen hergestellt, wie sie für

die aktuellen Disruptionen auf den Märkten meis-

die alten Bundesländer typisch ist.“

tern müssen. Wir arbeiten daran, diese Disruptionen als Chance zu begreifen, um den sächsischen

Eine Lösung für die von der Schließung bedrohten

Mittelstand und die sächsische Forschungsland-

Siemens-Standorte? Siemens-Chef Joe Kaeser

schaft weiter vorn in der Welt zu platzieren. Die

hat immerhin Ende Januar auf der Hauptver-

Chance für den Mittelstand liegt darin, der Marke

sammlung in München Hoffnungen geweckt,

„Made in Germany“ mit innovativen und qualita-

dass es für den Standort Görlitz eine Zukunft

tiv hochwertigen Alleinstellungsmerkmalen zu

geben kann. Nach Ansicht der GICON-Gruppe

neuem Glanz zu verhelfen.“

wären zum Beispiel Ausgliederungen von Teilen der Siemens-Produktion in mittelständische

Der angekündigte Stellenabbau dürfte der

Unternehmen denkbar. „Wir führen Gespräche

tiefste Einschnitt in der fast fünfjährigen

mit Vertretern von Politik und Gesellschaft auf

Amtszeit von Siemens-Chef Joe Kaeser sein.

unterschiedlichen Ebenen“, so Elke Fuchs, Sie-

Betroffen ist vor allem die Kraftwerksspar-

mens-Pressesprecherin für Görlitz und Leipzig.

te, die unter der Energiewende leidet. In den

Siemens sei bestrebt, gemeinsam Lösungen für

von der Schließung bedrohten Werken in

die betroffenen Standorte und die Mitarbeiterin-

Leipzig und Görlitz werden Turbomaschinen

nen und Mitarbeiter zu finden.

beziehungsweise Gas- und Dampfturbinen hergestellt. Weltweit ist die Nachfrage nach

Der Marke „Made in Germany“ zu neuem Glanz verhelfen

Turbinen in den letzten Jahren zurückge-

Auch Sachsens Wirtschaftsminister Martin Du-

en auf dem Vormarsch sind. So wurden im

lig (SPD) hofft auf eine konstruktive Lösung, vor

Geschäftsjahr 2017 weltweit noch 122 Tur-

allem vor dem Hintergrund voller Auftragsbücher

binen hergestellt, die Produktionskapazität

und 6,2 Milliarden Euro Konzerngewinn. „Das

aber liegt bei 400 Stück.

gangen, während die Erneuerbaren Energi-

2|18 DER Mittelstand. | Politik

Uta Georgi BVMW Pressesprecherin Sachsen uta.georgi@bvmw.de


20

Mittelstandspräsident im Dialog Als gefragter Keynote-Speaker, mit der Teilnahme an zahlreichen Veranstaltungen und in Gesprächen mit hochkarätigen Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft öffnet Mario Ohoven Türen für den unternehmerischen Mittelstand. Hier eine kleine Auswahl hochrangiger Treffen:

Ehren-Botschafter Der Ambassadors Club e. V. hat Mario Ohoven als Ehrenmitglied aufgenommen. Der 2002 gegründete Club, dem 150 Botschafter aus aller Welt angehören, bietet in der Bundeshauptstadt die Möglichkeit zum Austausch im exklusiven Kreis. Ohoven sprach vor den hochrangigen Gästen zum Thema „The Mittelstand as driving Foto: © Agentur BAGANZ

force for International Understanding“ und hob dabei die Bedeutung des Mittelstand für die Völkerverständigung hervor: „Mit Begegnungen wie der heutigen lassen wir die Winde anderer Kulturen in unser Haus“, so der Mittelstandspräsident.

Mario Ohoven mit der Präsidentin des Ambassadors Clubs, Dr. Mania Feilcke-Dierck …

… und dem Botschafter von Montenegro, S.E. Ranko Vujačić (li.), sowie mit dem kroatischen Botschafter, S.E. Gordan Grlić-Radman …

Brückenbauer über den Bosporus In Berlin traf sich der deutsche und europäische Mittelstandspräsident Mario Ohoven zum Spitzengespräch mit Mevlüt Çavuşoğlu, dem Außenminister der Türkei, und dem türkischen Botschafter in Deutschland, S.E. Ali Kemal Aydin. Ohoven sprach sich dabei für eine Verbesserung der bilateralen Bezie… im Gespräch mit dem türkischen Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu und dem türkischen Botschafter, S.E. Ali Kemal Aydin …

hungen mit der Türkei aus. Hier könne der Mittelstand als Brückenbauer fungieren.

Partnerschaft mit Slowenien Bei einem Treffen in der BVMW Bundeszentrale mit Sloweniens Wirtschaftsminister, Zdravko Počivalšek, unterstrich Mario Ohoven die Bedeutung der deutsch-slowenischen Wirtschaftsbeziehungen. Deutschland ist der wichtigste Handelspartner des mit zwei Millionen Bürgern zwar kleinen, aber wachstumsstarken Landes. Zur Stärkung des Mittelstands beider Länder vereinbarten Mittelstandspräsident Ohoven und … mit Zdravko Počivalšek, Wirtschaftsminister Sloweniens …

Počivalšek eine Intensivierung der Zusammenarbeit.

2|18 DER Mittelstand. | Politik


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Erwartungen an die neue Regierung Auf dem CDU-Bundesparteitag in Berlin konnte Mittelstandspräsident Ohoven der neuen Bundesministerin für Landwirtschaft, Julia Klöckner, und dem neuen Bundesminister für Gesundheit, Jens Spahn, persönlich zu ihren neuen Aufgaben gratulieren und die Erwartungen des Mittelstands an die neue Regierung vermitteln.

… mit Julia Klöckner, Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, sowie mit Jens Spahn, Bundesminister für Gesundheit, auf dem CDU-Bundesparteitag in Berlin ...

Schulterschluss mit der Bundeswehr In der Bundeszentrale des BVMW empfing Mario Ohoven Vizeadmiral Joachim Rühle, Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr. Bei dem Treffen betonte Ohoven, dass der Mittelstand seit langer Zeit ein verlässlicher Partner der Bundeswehr ist. Die Bundeswehr ist mit über … mit Vizeadmiral Joachim Rühle, Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr …

3,5 Milliarden Euro jährlich der größte Auftraggeber für mittelständische Unternehmen aller Branchen in Deutschland.

100 Jahre Estland Anlässlich des 100. Jahrestages der Gründung der Republik Estland war Mittelstandspräsident Mario Ohoven zu Gast in der estnischen Botschaft in Berlin. Dabei traf er unter anderem Bundespräsident a. D. Joachim Gauck und den Botschafter Estlands in Deutschland, S.E. Dr. Mart Laanemäe. Im Zentrum der Gespräche stand der Ausbau der deutsch-estnischen Wirtschaftsbeziehungen. 

… und mit Joachim Gauck, Bundespräsident a. D., sowie dem estnischen Botschafter, S.E. Dr. Mart Laanemäe, und dessen Frau.

Ausriss aus Mario Ohovens Terminkalender 14.02. Treffen mit dem Botschafter von Kasachstan in der BVMW-Bundeszentrale 20.02. Mit Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries auf Visite im Erlebnisraum des Mittelstand

4.0-Kompetenzzentrums Berlin

22.02. Neujahrsempfang des Bundesverbands Erneuerbare Energie mit Kanzleramtschef

Peter Altmaier und Ex-Grünen-Chefin Dr. Simone Peter

01.03. Frühlingsempfang in der Britischen Botschaft in Berlin 01.03. Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag der Republik Bulgarien in der bulgarischen Botschaft 01.03. Abendempfang in der mexikanischen Botschaft anlässlich des Besuchs der mexikanischen Gouverneure 08.03. Treffen der Energiekommission des BVMW mit den Bundestagsabgeordneten Klaus Mindrup (SPD)

und Stefan Gelbhaar (Bündnis 90/Die Grünen)

12.03. Jahresempfang des BVMW in Berlin 13.03. Empfang durch den Päpstlichen Nuntius 15.03. Treffen mit dem internationalen Logistik-Dachverband GCEL in der BVMW-Bundeszentrale ... und viele weitere Termine im In- und Ausland 2|18 DER Mittelstand. | Politik


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Europa-News Erleichterung für grenzüberschreitend tätige Mittelständler

Aufholjagd mit Supercomputer Derzeit müssen europäische Wissenschaftler und Unternehmen ihre Daten oft außerhalb der EU verarbeiten, weil die verfügbaren Rechenzentren in der EU dafür nicht ausreichen. Damit sich dieser Zustand ändert, sollen Supercomputer ab 2020 europäischen Unternehmen und Forschern ermöglichen, die Entwicklung hochmoderner Technologien voranzutreiben, zum Beispiel im Bereich künstliche Intelligenz, Medizin, Sicherheit oder Ingenieurwesen. Dazu wird das Gemeinschaftsunternehmen „EuroHPC“ gegründet und mit gut einer Milliarde Euro aus EU-Haushalt und nationalen Kassen ausgestattet, gab die EU-Kommission bekannt. „Die EU muss in diesem harten Rennen aufholen“, sagte der für den digitalen Binnenmarkt zuständige

Kommissionsvizepräsident

Andrus

Ansip. An der „EuroHPC“-Initiative beteiligen sich zwölf EU-Mitgliedsländer, darunter Deutschland, und die Schweiz. Die EU-Kommission will den Mitgliedsstaaten mehr Spielraum bei den

www.eurohpc.eu/

Mehrwertsteuersätzen einräumen. Zugleich soll das steuerliche Umfeld für kleine und mittlere Unternehmen verbessert werden. EU-Steuerkommissar Pierre Moscovici schlägt vor, Mittelständler bis zu einem Jahresumbefreien. Das soll einerseits Bürokratiekosten reduzieren und andererseits einheitliche Wettbewerbsbedingungen schaffen. Laut Berechnungen der Kommission liegen die Folgekosten für grenzüberschreitend tätige Unternehmen elf Prozent über den Kosten nur im Inland tätiger Firmen. Die Vorschläge werden nun dem Europäischen Parlament, dem Wirtschaftsund Sozialausschuss und dem Rat vorgelegt. www.sueddeutsche.de/wirtschaft

Heftige Kritik am EU-Dienstleistungspaket

Die Deregulierungsbestrebungen der Europäischen Kommission stoßen beim Deutschen Steuerberaterverband auf heftige Kritik. Man wolle die freien Berufe, welche ethischen Grundsätzen und dem Gemeinwohl verpflichtet seien, mit der gewerblichen Dienstleistungswirtschaft gleichstellen, lautet der Vorwurf. Sollte die Deregulierung aus dem Dienstleistungspaket der EU zur Umsetzung kommen, hätte dies dramatische Konsequenzen für die verkammerten Berufe in Deutschland, sagt der Präsident des Deutschen Steuerberaterverbandes Harald Elster. Sofern ein Land beabsichtigt, Berufsregelungen zu verabschieden, sollen diese in Zukunft der Kommission vorgelegt und im Detail begründet werden. Im Rahmen einer Verhältnismäßigkeitsprüfung soll eine Fachgruppe in Brüssel feststellen, ob die beabsichtigten Änderungen mit den EU-Verträgen und den Erwartungen an den Binnenmarkt im Einklang stehen. Die Steuerberater sehen darin Eingriffe, die mit dem Subsidiaritätsgrundsatz nicht vereinbar sind. Ferner wenden sie sich gegen die Einführung einer Dienstleistungskarte, die „mit Gemeinwohlinteressen und Verbraucherschutz nichts mehr zu tun hat“. www.dstv.de

2|18 DER Mittelstand. | Politik

Illustration oben links: © Rawpixel von – istockphoto.com; Foto mitte: © monsitj – istockphoto.com

satz von zwei Millionen Euro von etlichen buchhalterischen Vorschriften zu


23

BVMW jetzt auch in Kroatien

Ohne Rechtsstandards kein Geld

Der

verfügt

Die Pläne der EU-Kommission, die Auszahlung von Geldern künftig von der Einhaltung

nun auch über ein Aus-

rechtsstaatlicher Standards abhängig zu machen, nehmen konkrete Formen an. Justiz-

landsbüro in Kroatien,

kommissarin Věra Jourová wurde beauftragt, „eine Definition auszuarbeiten, wie man

das von Dr. Nikolaus

den Respekt vor der Rechtsstaatlichkeit fördern kann“. Allen Mitgliedsstaaten müsse

Andre geleitet wird. Der

beim Beitritt zur EU klar gewesen sein, „dass es nicht nur Vergünstigungen, sondern

langjährige Berater und

auch Pflichten und Verantwortung gibt“. Der neue Mechanismus zum Entzug von Gel-

Unternehmensentwickler und Kroatie-

dern kann frühestens ab 2021 greifen. Die Rechtsstaatsbedingung gilt für alle Staaten

nexperte steht ab sofort mit Rat zur Seite.

und soll „nicht als Bestrafung bestimmter Länder verstanden werden“. Gleichwohl ist

Er und sein Team unterstützen Unterneh-

klar, dass die EU vor allem Polen, Ungarn und Rumänien dabei im Visier hat.

BVMW

www.lto.de/themen/recht/rechtsstaat

men beim Markteintritt, bei der Marktrecherche und weiteren Fragestellungen. Mit etwa 4,2 Millionen Einwohnern zählt Kroatien zu den am höchsten entwickelten Staaten und gehört laut Analyse der FAO zu den 30 wasserreichsten Staaten

Wachstum stimmt optimistisch

der Welt. Mit einer starken Fremdenverkehrsbranche, die etwa zu einem Fünftel

Die Wirtschaft in der Euro-

zum BIP des Landes beiträgt, steht Kroa-

zone ist 2017 so schnell ge-

tiens Wirtschaft auf einer soliden Basis.

wachsen wie seit zehn Jahren

Auch die Investitionsbedingungen – be-

nicht mehr. Das Bruttoinland-

günstigt durch das Steuerwesen wie auch

sprodukt legte um 2,5 Prozent zu. Die 19

durch exzellente Förderungen der EU

Staaten der Währungsunion überholten damit sogar die USA, deren Wirt-

– sowie der sehr gute Bildungsstandard

schaftsleistung um 2,3 Prozent stieg. „Auch 2018 gibt es allen Grund für Optimismus“, sagt

machen Kroatien insgesamt als Kapital-

Chefvolkswirt Jörg Zeuner von der Förderbank KfW. Zu den Zugpferden beim Wachstum

anlage und Wirtschaftspartner höchst at-

gehören Deutschland und Spanien. Ob das Wachstum auch zum Schuldenabbau genutzt

traktiv. Mit Kroatien setzt der BVMW sei-

wird, steht auf einem anderen Blatt. Der letzte Jahreswachstumsbericht der EU kritisiert

ne Strategie fort, den südosteuropäischen

wieder mehrere Mitgliedstaaten wegen zu hoher Schuldenstände. Nicht nur die anhal-

Markt verstärkt in den Fokus zu nehmen.

tend hohe Staatsverschuldung von über 130 Prozent in Italien ist Anlass zur Sorge. www.ec.europa.eu/eurostat/de/home > Steueroasen

www.bvmw.de/kroatien

Illustration unten: © alexsl von – istockphoto.com

Brexit: Keine Rosinenpickerei Am 29. März 2019 verlässt Großbritannien definitiv die EU.

Minus für beide Seiten geben. Der Handel untereinander wird

Hoffnungen, der Brexit könne doch noch vermieden werden,

komplizierter und teurer. Ende März haben sich die EU-Mit-

sind illusorisch. Zuletzt haben sich die EU und Großbritanni-

gliedsstaaten auf gemeinsame Leitlinien über die zukünftigen

en über eine 21-monatige Übergangsfrist nach dem britischen

Brexit-Verhandlungen mit Großbritannien geeinigt, die als

EU-Austritt im März 2019, also bis Ende 2020 geeinigt, dem

Grundlage für einen solchen Handelsvertrag gelten. Ein den

Auslaufen des aktuellen mehrjährigen Finanzrahmens. Dies

Briten in Aussicht gestelltes weitreichendes Freihandelsabkom-

ist wichtig, um die Folgen des Brexits abzufedern. In dieser

men ohne Zölle auf Waren könnte erst nach dem EU-Austritt

Zeit gelten für Großbritannien weiter alle EU-Regeln und die

im März 2019 geschlossen werden. Getrübt wird das Bild aber

Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofes; finanzielle

von zeitaufwendigen Grenzkontrollen, die zwischen der EU-27

Beiträge werden wie bisher nach Brüssel überwiesen. Dafür

und dem Vereinigten Königreich drohen. Bei der Streitfrage des

behält das Land den Zugang zum EU-Binnenmarkt und bleibt

Aufenthaltsrechts von EU-Bürgern in Großbritannien wurden

Teil der Zollunion. In diesem Zeitraum soll geklärt werden, wie

Fortschritte erzielt. Berichten zu Folge geht das Bundesfinanz-

die langfristige Partnerschaft zwischen beiden Seiten aussehen

ministerium ab 2021 von zusätzlichen Mehrbelastungen des

soll. Die Übergangsperiode tritt allerdings nur im Rahmen eines

Bundeshaushalts von sechs bis sieben Milliarden Euro pro Jahr

umfassenden Austrittsabkommens in Kraft. Für das zukünftige

aus. Mit diesen Mitteln sollen die durch den Brexit entstehende

Verhältnis zwischen der EU und Großbritannien wird von deut-

Finanzlücke sowie Aufgaben beim Grenzschutz und beim Anti-

scher Seite ein Freihandelsabkommen ohne Rosinenpickerei

Terror-Kampf finanziert werden. Der BVMW ist Teil der Brexit

favorisiert. Dennoch wird es auch für diesen Fall ein deutliches

Tasc Force der Bundesregierung im Auswärtigen Amt.

2|18 DER Mittelstand. | Politik


24

USA-Deutschland: Gemeinsam wachsen

Die Vereinigten Staaten sind Deutschlands

Weltwirtschaft ist. Wenn Regierungen versu-

wichtigster Exportmarkt, und Deutschland ist

chen, durch Subventionen und Marktbeschrän-

der größte Handelspartner der Vereinigten

kungen Einfluss zu nehmen, kann die Weltwirt-

Staaten in Europa. Zuletzt trugen amerikani-

schaft nicht florieren. Länder, die sich nicht an die

sche Direktinvestitionen in Deutschland zum

Regeln halten, werden zur Rechenschaft gezogen.

Erhalt von mehr als 700.000 Arbeitsplätzen bei.

Unser Ziel ist die Reformierung des internationa-

Fast ebenso viele Arbeitsplätze werden in den

len Handelssystems. Deutschland und die Verei-

Vereinigten Staaten durch deutsche Investiti-

nigten Staaten wollen und brauchen transparente

onen gesichert. Beide Länder haben ein enor-

und effiziente Märkte. Wie der US-Handelsbeauf-

mes Interesse an Wachstum und Wohlstand im

tragte Lighthizer sagt: „Wenn die Bedingungen fair

In- und Ausland.

sind, können es die Vereinigten Staaten mit jedem auf der Welt aufnehmen.“ Auch die Deutschen

Kent Logsdon Gesandter der Botschaft der Vereinigten Staaten in Berlin

Die wirtschaftsfreundliche Politik der Regierung

können stolz auf den Erfolg ihres Landes sein.

Trump zeugt von unserer Entschlossenheit, das

Der Wirtschaft geht es – derzeit – gut. 2017 er-

Wachstum zu beschleunigen. Geringere Steuern

zielte Deutschland wieder den weltweit höchsten

und vereinfachte Vorschriften zeigen erste Erfol-

Leistungsbilanzüberschuss, noch weit vor Japan

ge. Eine stärkere US-Volkswirtschaft kommt der

und China. Das amerikanische Handelsbilanzde-

deutschen Wirtschaft und anderen Weltmärkten

fizit gegenüber Deutschland ist anhaltend hoch.

unmittelbar zugute. Wie der Präsident in Davos

Diese Überschüsse spiegeln die gute Arbeit deut-

sagte: „Wenn die Wirtschaft der Vereinigten

scher Unternehmen wider. Ebenso wie Deutsch-

Staaten wächst, wächst auch die Weltwirtschaft.“

lands EU-Partner und der IWF sehen auch wir die

Er unterstrich, dass „Amerika zuerst“ nicht

Auswirkungen dieses Ungleichgewichts kritisch.

„Amerika allein“ bedeutet.

Mehr Investitionen im Inland, eine stärkere Binnennachfrage und eine geringere Exportabhän-

Warum? Weil freier, gerechter, auf Gegensei-

gigkeit würden die langfristigen wirtschaftlichen

tigkeit beruhender Handel das Herzstück der

Aussichten Deutschlands verbessern und zu

2|18 DER Mittelstand. | Politik

Foto: © US-Generalkonsulat Hamburg; Foto oben: © Rawf8 – fotolia.de

Die Androhung von Strafzöllen auf Stahl und Aluminium durch US-Präsident Trump hat die deutsch-amerikanischen Beziehungen belastet. In seinem Namensbeitrag exklusiv für DER Mittelstand. wirbt Kent Logsdon, derzeit ranghöchster US-Diplomat in Deutschland, für ein faires Miteinander.


N IN I Z AZ A T IT OIN ON

AA NN MM A★A ★ ★ ★ ★ EE ★ ★ ★★ ★ ★★ RM R★ ★M ★

R A R PR RG PROFIT O GA OFIT OR

E ON★ ★ ★ ★G ★E ★ TIO★N★ ★ ★ ★ ★G ★ ★ TI★★ ★ ★

tragen. Die Vereinigten Staaten bauen auf anhal-

F OF O A AN O NTO T

einem ausgeglicheneren Wachstum weltweit bei-

OO SSS CC AA I ★IA E★E★★★★ ★★ ★ ★ ★★ ★★★A ★

TRA N T★R ★★★ CAN RIC★A★ ★ ★ ★ ★ ★★A★★ DD RI★★ ★ ★

tend enge Beziehungen zu Deutschland. In kaum einem Bereich des Weltgeschehens kann auf unsere Zusammenarbeit verzichtet werden. Ja, wir wollen ausgeglichenere Wirtschaftsbeziehungen,

THE GERMAN AMERICAN TRADE ASSOCIATION – A NOT FOR PROFIT ORGANIZATION –

aber wir freuen uns auch darauf, gemeinsam mit Deutschland Herausforderungen in Chancen zu verwandeln. Auf allen Regierungsebenen finden hierzu produktive Gespräche statt. Ebenso wichtig ist aber der Einfluss des Privatsektors. US-Wirtschaftsminister Ross zufolge sind amerikanische und deutsche Mittelstandsunternehmen „aus dem

MARKTEINTRITT USA RISK MANAGEMENT USA

gleichen Holz geschnitzt“. Sie wissen, dass es auf Qualität, Schnelligkeit und Innovation ankommt – diese Eigenschaften machen die deutschamerikanische Partnerschaft zum Motor des Wirtschaftswachstums.

Der Mittelstand im USGeneralkonsulat Hamburg

Sinnvoll? Lassen Sie sich in komprimierter Form informieren!

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Rechtsform Vertriebsaufbau Finanzierung Haftung Versicherungen Steuern Zuschüsse Visa/Entsendung

V. li.: Daniel T. Froats, Prof.Dr. Henning Vöpel, Gastgeber US-Generalkonsul Richard Yoneoka, Ingrid A. Hausemann, Kolja Harders, Patrick Meinhardt und Adina Utes.

Zum Jahresauftakt lud US-Generalkonsul Richard Yoneoka zusammen mit dem BVMW Hamburg den Hamburger Mittelstand in das US-Generalkonsulat ein – ein gelungener Start für das neue Veranstaltungsformat, die „Diplomatische Lounge“. Über die „Bedeutung der transatlantischen Wirtschaftsbeziehungen“ diskutierten Prof. Dr. Henning

MEETINGS 2018

Vöpel, Direktor und Geschäftsführer Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut (HWWI); Kolja

Harders,

wirtschaft Verkehr und

Leiter

Behörde und

Referat für

Innovation

Hansestadt

Außen-

Wirtschaft, der

Freien

Hamburg,

und

Daniel T. Froats, US-Botschaftsrat für Wirtschaft, mit den Unternehmern.

BERLIN 17./18./19.4. · KÖLN 5./6.9. NEW YORK 11.10. · MÜNCHEN 6./7./8.11. INFOS & ANMELDUNG: WWW.AMERICAN-TRADE.ORG


26

Erfolg in Entwicklungsländern Aufstrebende Entwicklungs- und Schwellenländer sind attraktive Märkte für den deutschen Mittelstand. Die Agentur für Wirtschaft & Entwicklung (AWE) steht Unternehmen zur Seite, welche diese Länder vor allem als Chance für sich begreifen. DER Mittelstand. sprach mit der AWE-Leiterin Dr. Corinna Franke-Wöller. DER Mittelstand.: Was macht Ent-

rungsinstrumente einen Überblick zu verschaffen.

wicklungs- und Schwellenländer

Auch fehlt es ihnen an Kontakten zur Entwick-

für den deutschen Mittelstand

lungszusammenarbeit. Dafür sind wir da: Unsere

attraktiv?

Berater unterstützen jedes interessierte Unter-

Dr. Corinna Franke-Wöller: Die

nehmen individuell, persönlich und kostenfrei.

deutsche Wirtschaft genießt in

Dr. Corinna Franke-Wöller, Leiterin der Agentur für Wirtschaft & Entwicklung (AWE).

„„

Entwicklungs- und Schwellenlän-

Wo bekommen Unternehmen Geld,

dern hohes Ansehen. „Made in

um ihr finanzielles Risiko abzufedern?

Germany“ ist eine ebenso wertvol-

Die DEG, einer unserer Träger und KfW-Toch-

le Marke wie der „German Mittel-

ter, finanziert unternehmerische Initiativen in

stand“: Sie zeichnet hohe Qualität,

Entwicklungs- und Schwellenländern – beispiels-

nachhaltiges Wachstum, soziales

weise durch die Bereitstellung von Darlehen

Engagement und Erfolg auf den

oder auch Eigenkapital. Außerdem bietet sie

Weltmärkten aus. Wer in Ent-

Förderprogramme an: So können etwa Machbar-

wicklungs- und Schwellenländern

keitsstudien, Pilotvorhaben sowie entwicklungs-

investiert, hat beste Chancen auf

wirksame Projekte von Unternehmen mit bis zu

Wachstum und schafft zugleich

200.000 Euro kofinanziert werden. Auch zum

Wer in Entwicklungs- und Schwellenländern investiert, hat beste Chancen auf Wachstum.

Arbeitsplätze und Einkommen für die Menschen

Angebot regionaler Entwicklungsbanken infor-

vor Ort. Unternehmerisches Engagement in Ent-

mieren wir Unternehmen.

wicklungs- und Schwellenländern schafft eine Win-win-Situation für die deutsche Wirtschaft

Neu ist Ihr Beratungsangebot zum Thema

und für das nachhaltige Wachstum der Länder.

Wirtschaft

und

Menschenrechte.

Wozu

Wie unterstützt die AWE mittelständische

Hier geht es um Risikomanagement: Deutsche Un-

Unternehmen bei ihrem Engagement in diesen

ternehmen fragen sich oft, ob Investitionen in Ent-

Ländern?

wicklungs- und Schwellenländern nicht zu riskant

Wir sind der One-Stop-Shop für Unternehmen.

sind, gerade im Hinblick auf Menschen-, Sozial-

Bei uns bekommen sie alles aus einer Hand: Infor-

und Umweltrechte. Hier stehen Unternehmen in

mationen zu der passenden Förderung und Finan-

schwierigen Märkten oft vor Herausforderungen.

zierung sowie Kontakte zu Netzwerken wie dem BVMW und Initiativen, die Investitionen in Ent-

Unternehmen leisten viel für eine faire und nach-

wicklungs- und Schwellenländern unterstützen.

haltige Entwicklung, wenn sie auf Sozial- und Um-

Wir wissen, dass die Ressourcen kleiner und mit-

weltstandards bei ihren eigenen Aktivitäten und

telständischer Unternehmen begrenzt sind. Sie

in ihren globalen Liefer- und Wertschöpfungsket-

haben keine Zeit, sich neben dem Tagesgeschäft

ten achten. Vor dem Hintergrund des Nationalen

mühsam im Dschungel der Förder- und Finanzie-

Aktionsplans Wirtschaft und Menschenrechte

2|18 DER Mittelstand. | Politik

Fotos: © GIZ/Tim-Patrick Meyer

brauchen Unternehmen diesen Helpdesk?


27

berät unser NAP Helpdesk Unternehmen zu den darin enthaltenen Anforderungen. Um sich einen ersten Überblick zu Risiken in ihrer Lieferkette zu verschaffen, können Unternehmen unseren kostenlosen online „CSR Risiko-Check“ nutzen. 

Die Agentur für Wirtschaft & Entwicklung ist

menarbeit GmbH. Finanziert wird die AWE

die zentrale Anlaufstelle für Unternehmen, die

durch das Bundesministerium für wirtschaftli-

in Entwicklungs- oder Schwellenländern ak-

che Zusammenarbeit und Entwicklung.

tiv sind oder sich dort engagieren wollen. Das kostenlose Beratungsangebot richtet sich in

One-Stop-Shop

erster Linie an kleine und mittelständische Un-

Angebote im Bereich Förderung und Finan-

ternehmen aus Deutschland und Europa. Die

zierung unter: www.wirtschaft-entwicklung.

vor knapp zwei Jahren gegründete AWE ist eine

de. Unter dem Menüpunkt „Nachhaltigkeit“

Kooperation der Deutschen Investitions- und

geht es zum NAP Helpdesk und zum CSR

Entwicklungsgesellschaft mbH und der Deut-

Risiko-Check.

Foto Flaggen: © pidjoe – istockphoto.com; Foto Afrikanische Union: © chelovek – istockphoto.com

schen Gesellschaft für internationale Zusam-

www.wirtschaft-entwicklung.de

Zweiter Runder Tisch EU-Afrika Afrika gehört mit einer Bevölkerung, die sich in

nur wenig Platz habe. Deutlich wurde auch, dass

den nächsten 30 Jahren verdoppeln wird, zu den

sich der Mittelstand von dem EU-Afrika-Gip-

wichtigsten Wachstumsregionen weltweit. Aus

fel im November 2017 klarere Impulse erhofft

diesem Grund und anlässlich des sechsten EU-

hatte – vor allem in Bezug auf die Förderung weib-

Afrika-Gipfels in Abidjan (Elfenbeinküste) lud der

lichen Unternehmertums sowie der Bildungs- und

BVMW bereits im vergangenen Jahr zu einem

Ausbildungsmaßnahmen für die afrikanische Ju-

Runden Tisch in die Bundeszentrale in Berlin ein.

gend. Darüber hinaus betonten die Teilnehmer,

Nach dem Erfolg der ersten Veranstaltung, bei

dass auch beim Know-how-Transfer und der

der die Teilnehmer über die Erwartungen des

Finanzierung von kleinen und mittleren Unter-

deutschen Mittelstands im Hinblick auf den EU-

nehmen in Afrika Nachholbedarf bestehe. Kritik

Afrika-Gipfel sprachen, veranstaltete der BVMW

wurde angesichts der aktuellen, schockierenden

nun einen zweiten Runden Tisch. Hierbei wurde

Berichte über Sklaverei und Menschenhandel in

insbesondere diskutiert, was der deutsche Mittel-

Libyen laut. Die damit verbundene emotionale

stand aus den Gesprächen in Abidjan lernen kann.

Debatte zur kurzfristigen Migrationsbekämp-

Die Teilnehmer der Veranstaltung waren sich ei-

fung blockiere die Entwicklung nachhaltiger

nig, dass Afrika in der derzeitigen Europapolitik

Perspektiven.

2|18 DER Mittelstand. | Politik

Bienvenue Angui BVMW Leiterin Le Mittelstand, stellv. Leiterin Außenwirtschaft bienvenue.angui@bvmw.de


Foto: © wutwhanfoto – istockphoto.com


29

Finanzierung im Mittelstand Damit der deutsche Mittelstand auch weiterhin seine Rolle als Rückgrat der deutschen Wirtschaft erfüllen kann, ist Liquidität von größter Bedeutung. In Zeiten der Digitalisierung etablieren sich dabei immer mehr attraktive Finanzierungsformen. Für KMU kann sich ein Blick über den Tellerrand durchaus lohnen. Lesen Sie in unserem Themenschwerpunkt, von welchen alternativen Finanzierungsmodellen der Mittelstand profitieren kann, welche Chancen und Risiken Kryptowährungen wie der Bitcoin bieten, wie sich Start-ups finanzieren können, und warum kleine und mittlere Unternehmen nicht vor der Einführung eines Controllingsystems zurückschrecken sollten.

2|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt


30

Solide Finanzausstattung für die Kommunen – ein Thema für den Mittelstand Mittelstand und Kommunen haben einiges gemeinsam: Beiden wird gerne von der Bundes- und Landespolitik bescheinigt, dass sie das Fundament der Wirtschaft beziehungsweise des Staates seien und ihre Interessen und Bedürfnisse somit im Zentrum der Politik stehen würden. Und sowohl der Mittelstand als auch die Kommunen gewinnen gelegentlich den Eindruck, dass es nicht gelingt, diesen hehren Anspruch in die Tat umzusetzen. Mittelstand und Kommunen sind durch gegensei-

braucht die Kommunen als Anbieter von Infra-

tige Abhängigkeiten miteinander verbunden: Die

struktur oder als attraktive Wohngemeinde für

Kommunen brauchen den Mittelstand als Anbie-

die immer schwieriger zu findenden Fachkräfte.

ter von Arbeits- und Ausbildungsplätzen, teilweise als Auftragnehmer und natürlich auch als Steu-

Bei solch engen Beziehungen kann es auch

erzahler. Und der Mittelstand

manchmal knirschen. Und meist geschieht das

Foto Box: © RainforestAustralia – istockphoto.com; Foto Schild: © Gewoldi von – istockphoto.com

dann, wenn es ums Geld geht, also

2|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt


31

bei der Debatte um den örtlichen Hebesatz für

erhöhungen, die durch gesetzliche, eben nicht

die Gewerbesteuer. Oft werden dabei die Kom-

von den Kommunen beeinflussbare Vorgaben

munen zu Unrecht als vermeintlich politisch

verursacht werden, bedeuten Kostensprünge.

Verantwortliche für unnötigerweise steigende Hebesätze kritisiert. Vielmehr müssen Kom-

Der Blick auf die Einnahmenseite

munen darauf reagieren, dass von ihnen mehr

Die Einnahmen, die einer Kommune zur Verfü-

Leistungen gefordert werden, aber die Einnah-

gung stehen, können zum Großteil ebenfalls nicht

menzuwächse mit den steigenden Anforderun-

direkt gesteuert werden: Das gilt zuerst für die

gen nicht Schritt halten.

Zuweisungen seitens des Landes (und indirekt seitens des Bundes). Es gilt aber auch für den Ge-

Kommunale Finanzierungsmöglichkeiten und Finanzierungspflichten

meindeanteil an der Einkommensteuer und an der

Kommunalhaushalte sind auf der Ausgabenseite

ren ist ebenfalls nicht frei wählbar. Erstens gibt es

durch einen großen Ausgabenblock bestimmt,

ein sogenanntes Gewinnerzielungsverbot, womit

den die Kommunen selbst nur in geringem Maß

zu Recht seitens des Gesetzgebers verlangt wird,

beeinflussen können: Sozialleistungen sind meis-

dass eine Stadt mit ihren Gebühren keinen Ge-

tens gesetzlich normiert. Es muss also eine Leis-

winn machen darf. Zweitens sprechen manchmal

tung erbracht werden, unabhängig davon, wie

auch fachliche Gründe gegen die maximal zuläs-

die Kassenlage aussieht oder ob der Standard als

sige Gebührenhöhe: Wenn der Bibliotheksaus-

angemessen empfunden wird. Kita-Plätze müs-

weis so teuer würde, dass kaum noch jemand die

sen gebaut werden, wenn die Nachfrage seitens

Bibliothek nutzt, würde das Ziel der Bibliothek

der Eltern da ist. Und für viele der sogenannten

ohnehin verfehlt. Lediglich durch die Hebesätze

„freiwilligen Leistungen“ der Kommunen gilt: Nur,

bei der Grundsteuer und bei der Gewerbesteuer

weil sie nicht gesetzlich vorgeschrieben sind, sind

kann eine Stadt auf ihre Einnahmen kurzfristig

sie noch lange nicht verzichtbar. Eine Stadtteilbib-

und unmittelbar nennenswert Einfluss nehmen.

Umsatzsteuer. Die Höhe der Beiträge und Gebüh-

liothek kann eventuell noch geschlossen werden, der Ausgabenseite ist somit klein. Gestaltungs-

Ausgleich zwischen Einnahmen und Ausgaben

möglichkeiten für die Kommunen gibt es im We-

Nun ist auch klar, dass ein Ausgleich zwischen

sentlichen bei Investitionen. Neuinvestitionen

Einnahmen und Ausgaben beziehungsweise Er-

könnten unterlassen werden, auch die laufende

trägen und Aufwendungen notwendig ist. Letzt-

Pflege kann verzögert oder reduziert werden

lich muss durch Änderungen in einem sehr klei-

– natürlich mit den entsprechenden negativen

nen Bereich des Haushaltes der Ausgleich des

Folgen für Umfang und Qualität der öffentlichen

gesamten Haushaltes bewerkstelligt werden.

Infrastruktur. Und selbstverständlich ist es so,

Um es offen zu sagen: Wenn die Kommunen sei-

dass es eine ständige Pflicht der Kommune ist,

tens des Bundes oder des Landes neue Aufgaben

die notwendigen Aufgaben so kostengünstig wie

ohne entsprechende neue Finanzmittel zugewie-

möglich zu erfüllen.

sen bekommen, können sie dies in der Regel nicht

aber die Bibliothek als Ganzes? Der Spielraum auf

durch Einsparungen an anderer Stelle auffangen.

Die Sozialstruktur ist entscheidend

Die Kommunen sind dann gezwungen, durch

Ausgabensteigerungen und hohe Ausgabenni-

Hebesatzanhebungen ihre Bürgerinnen und

veaus können hierbei die Folge verschiedener

Bürger sowie ihre Unternehmen zu beteiligen.

foto Autor: © Stadt Münster

Ursachen sein. Gerade bei der Höhe der Sozialausgaben ist die Sozialstruktur einer Stadt ent-

Insgesamt sollte bei den immer wiederkehrenden

scheidend: Je schwieriger die wirtschaftliche

Diskussionen über die Anhebungen der Hebesät-

Situation vor Ort ist, desto höher werden die So-

ze stets genau geschaut werden, welcher Akteur

zialausgaben je Einwohner. Und deutliche Ausga-

letzten Endes politisch verantwortlich ist. Nur

bensteigerungen treten nicht nur dann auf, wenn

selten sind dies die Kommunen. Auch als Betrof-

sich das Nachfrageverhalten wie zum Beispiel im

fene von Bundes- und Landesentscheidungen sit-

Kita-Bereich deutlich verschiebt. Auch Standard-

zen Mittelstand und Kommunen in einem Boot. 

2|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Markus Lewe Präsident des Deutschen Städtetages und Oberbürgermeister von Münster www.staedtetag.de


32

Fördergeld für Digitalisierung Mit der Digitalisierung verhält es sich ein bisschen wie mit der Kunst: Manchmal benötigt sie Förderung. Deshalb hat die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) einen Digitalisierungskredit entwickelt, der Unternehmen ermutigen soll, ihr Enterprise-Resource-Planning (ERP) für die digitale Zukunft fit zu machen.

sind. Der Rest: irgendwo unterwegs im digita-

steht noch ganz am Anfang – selbst grundlegende

len Niemandsland zwischen Aufbruch und Weg

digitale Bausteine wie etwa eine Firmen-Websi-

bereiten.

te können bei ihnen nicht vorausgesetzt werden. Und nur rund 20 Prozent der Mittelständ-

Diese Langsamkeit ist gefährlich. Für die Unter-

ler lassen sich als echte Vorreiter zählen, für

nehmen selbst wie auch für den Wirtschafts-

die Apps, Kommunikation über soziale Medien

standort Deutschland insgesamt. Denn die

oder vernetzte Produktion etwas Alltägliches

Nachzügler von heute sind die Abgehängten von

2|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Foto: © TBE – istockphoto.com

Etwa ein Drittel des deutschen Mittelstands


33 morgen. Was es nicht einfacher macht: Viele der

Damit können Vorhaben gefördert werden, die

Unternehmen, die Geld in digitale Projekte ste-

sich vom Stand der Technik in der EU abheben

cken, investieren nur auf Sparflamme – mit dem-

oder neu für das Unternehmen sind. Vorha-

selben Ergebnis.

ben, die neu für die EU sind, können besonders zinsgünstig gefördert werden. So lassen sich

Der „ERP-Innovations- und Digitalisierungskre-

essenzielle Innovationsvorhaben zur Erhal-

dit“ ist nichts weniger als eine Großoffensive

tung der Wettbewerbsfähigkeit zu attrakti-

der deutschen Wirtschaftsförderung: Bis zu 25

ven Konditionen einfach finanzieren, und das

Millionen Euro pro Vorhaben können mit dem

sogar mit einer guten Mischung aus Fremd- und

Kredit finanziert werden – zu sehr günstigen

Eigenkapital.

Peter A. Reichenberg Bankfachwirt, Prokurist, Vertrieb KfW Bankengruppe

Konditionen. Vor allem aber ist die Bandbreite an möglichen Projekten enorm. Im Prinzip hat jede

Das Ergebnis ist letzten Endes dann doch keine

– wirklich jede – digitale Modernisierung Chan-

Kunst: sondern ganz einfach.

www.kfw.de

cen auf Förderung. Ob dies nun der Aufbau eines Onlineshops ist, betriebliche Weiterbildungs-

Weitere

maßnahmen im Bereich der Digitalisierung, die

terialien wie den Infobrief oder Fahrplan

Aufrüstung der IT-Sicherheit oder der Eintritt

finden Sie unter www.kfw.de. Fragen zu

in die Industrie 4.0. Unternehmen, die sich in

KfW-Förderprogrammen beantworten un-

der Vergangenheit als innovativ ausgezeichnet

sere Experten unter infocenter@kfw.de und

haben oder hohe Forschungsausgaben täti-

0800 5399001.

gen, können sich sogar jedes Vorhaben fördern

Die KfW bietet Online-Seminare für Finan-

lassen. Der effektive Jahreszins ist niedrig, er

zierungspartner, Steuer- und Unterneh-

beginnt bereits bei einem Prozent, und die Lauf-

mensberater an. Themen, Veranstaltungen

zeit liegt bei bis zu zehn Jahren – ideale Voraus-

und Seminare finden Sie auf www.kfw.de/

setzungen also, um auch größere Vorhaben zu

Partnerportal unter der Rubrik Steuer- und

stemmen.

Unternehmensberater.

„„

Die Nachzügler von heute sind die Abgehängten von morgen.

Informations-

und

Arbeitsma-

Anzeige

Wir machen Ihre FirmenVeranstaltung rund um gut

Eine der problematischsten Hürden der Digitalisierung des Mittelstands besteht in den Sicherheiten, die für solche Modernisierungen benötigt werden. Die sind nämlich oftmals nicht vorhanden und die Risiken bei Produktionsumstellungen groß. Genau dort setzt der neue Kredit an. Die KfW übernimmt – unterstützt von der EU – auf Wunsch 70 Prozent des Kreditrisikos und entlastet so die Hausbanken deutlich. So können Dank des ERP-Digitalisierungs- und Innovationskredits solche Projekte nun leichter umgesetzt

Wir bieten Planung / Hotelsuche* für ... Teambuilding

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werden. Für langfristige Produkt- oder Prozessentwicklungen und marktnahe Forschungen gibt es zudem noch ein weiteres Finanzierungsan-

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gebot: das „ERP-Mezzanine für Innovation“.

*Die Hotel-/Locationsuche ist für Kunden kostenlos.

Anzeige_BVMW_RZ.indd 1 Mittelstand. | Schwerpunkt 2|18 DER

15.11.17 14:17


34

Postbank: „Wir fühlen uns als Mittelständler“ Die Postbank will ihr Geschäft mit dem Mittelstand kräftig ausbauen und hat eine weitere Milliarde für ein Sonderkreditprogramm bereitgestellt, um die digitale Transformation im Mittelstand voranzutreiben. Im Interview erklärt Vorstandsmitglied Dr. Ralph Müller, warum sich die Postbank dem Mittelstand verbunden fühlt und wohin die Reise bis 2020 gehen soll. DER Mittelstand.: Herr Müller,

Wofür steht die Postbank?

wir freuen uns, die Postbank als

Bei der Postbank liegt der Fokus auf den Kernpro-

neuen Partner des BVMW be-

dukten für den täglichen Bedarf des Mittelständ-

grüßen zu dürfen. Was hat Sie

lers. Dies bleibt unser Schwerpunkt, den wir künf-

zu der Kooperation bewogen?

tig noch ausbauen werden. Unser Produktangebot

Dr. Ralph Müller: Die meisten Menschen kennen die Postbank als

Privatkundenbank.

Dabei

haben wir ein durchaus nennenswertes und erfolgreiches Mittelstandsgeschäft.

Jeder

zehnte Mittelständler ist Kunde bei uns. Und auch, wenn wir zu einem großen Konzern gehören, fühlen wir uns doch selber als Mittelständler. Da liegt es Dr. Ralph Müller, Mitglied des Vorstands der Deutschen Postbank AG.

sehr nahe, mit dem BVMW zu kooperieren, um mit den Un-

ternehmern und Unternehmerinnen noch stärker in Kontakt zu kommen. Uns sagen auch die Lösungsorientierung und die Bodenständigkeit

umfasst vor allem Lösungen für den Zahlungsver-

des Verbands und seiner Mitglieder zu. Das passt

kehr, Bargeldmanagement und Kredite. Und das

zu uns.

jeweils in allen Facetten, wie beispielsweise beim Kredit vom Geschäftskundenkredit über Facto-

Sie haben gerade von Ihrer Konzernzugehörig-

ring bis zur gewerblichen Immobilienfinanzierung.

Postbank denn auch in der neuen Konstellation

Wie nah dran ist die Postbank

weiterhin selbstständig am Markt sein? Auch mit

denn am Mittelstand?

dem Mittelstandsgeschäft?

Kundennähe ist uns wichtig. Das sagen alle, wir

Auf jeden Fall! Wir arbeiten unter dem Motto

beweisen es aber auch. Mit der Eröffnung unserer

„Eine Bank, zwei Marken“ weiterhin eigenständig

Mittelstandscenter verdreifachen wir die Zahl un-

als Postbank. Die Kunden haben sich ja bewusst

serer Standorte für Geschäfts- und Firmenkunden

und aus unterschiedlichen Gründen für eine

von 15 auf 50. Gerade in Zeiten der fortschreiten-

der beiden Marken entschieden. Das wollen wir

den Digitalisierung setzen wir als Postbank auf eine

nicht ändern. Unser Ziel ist, dass der Kunde gar

digitale und persönliche Betreuung, da wir wissen,

nicht merkt, dass es eine Veränderung gibt. Auch

dass unsere Mittelstandskunden dies schätzen.

alle Ansprechpartner für den Kunden bleiben

Wir wollen ein nahbarer und verlässlicher Part-

unverändert.

ner für unsere Geschäfts- und Firmenkunden

2|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Fotos: © Postbank

keit zur Deutschen Bank gesprochen. Wird die


35 sein. Aufgrund der oft langjährig gewachsenen

le Transformation im Mittelstand zu finanzieren.

Geschäftsbeziehungen kennen unsere Berater die

Ende 2017 haben Sie eine weitere Milliarde für

Bedürfnisse unserer mittelständischen Kunden ge-

das Sonderkreditprogramm „Digitalisierung im

nau. Das ermöglicht es uns, auch für komplexe Her-

Mittelstand“ bereitgestellt. Haben die Unterneh-

ausforderungen die richtigen Lösungen anzubieten.

men Ihr Angebot angenommen? Ja, sehr gut. Die erste Tranche ist komplett ver-

Das klingt nach Aufbruch und Wachstum. Welche

geben, und auch bei der zweiten sehen wir eine

Ziele hat sich die Postbank gesetzt?

hohe Nachfrage. Unser Angebot löst das Problem

Schon 2015 haben wir unsere Wachstumsstrategie

mancher Mittelständler, dass Investitionen in die

2020 mit vier Kernzielen auf den Weg gebracht. Ei-

Digitalisierung häufig zum Beispiel in den Aufbau

nes davon ist der schon beschriebene Ausbau der

von Know-how gehen, weniger in immobile Wirt-

Nähe zum Kunden. Weitere Ziele sind signifikante

schaftsgüter. Damit fehlt oft das Sicherungsgut,

Investitionen in die Digitalisierung unseres Kernge-

anders etwa als beim klassischen Austausch des

schäfts und der Ausbau unserer Position als wichti-

Maschinenparks. Unser Sonderkreditprogramm

ger deutscher Mittelstandsfinanzierer. Wir wollen

soll helfen, den digitalen Wandel der Unternehmen

das von uns vergebene Kreditvolumen um 50 Pro-

in Deutschland voranzutreiben.

zent auf über 23 Milliarden Euro in 2020 steigern. Und wir wollen unsere Stärken für den Mittelstand

Wofür wurden die Kredite verwandt? Und wel-

ins Bewusstsein der Entscheider rücken: Wir sind

chen Branchen entstammen die Unternehmen,

Marktführer im Zahlungsverkehr, Marktführer im

die diese Kredite abgerufen haben?

Factoring, wir haben das umfangreichste Angebot

Die Kredite wurden hauptsächlich für Anschaf-

für Bargeldmanagement in Deutschland, und nicht

fungen und Umsetzungen im Bereich der Di-

zuletzt sind wir zuverlässiger Finanzierungspartner

gitalisierung zum Beispiel in Projekten zu Pro-

im Kreditgeschäft.

zessoptimierungen oder der Digitalisierung des Geschäftsmodells verwandt. Aber auch der Erwerb

Wo stehen Sie denn bei diesen Zielen?

von Software und Lizenzen wurde aus dem Kredit-

Wir liegen voll im Plan. Zum Beispiel haben wir

programm finanziert. Vor allem Unternehmen aus

in den letzten zwei Jahren unser Kreditvolumen

dem verarbeitenden Gewerbe haben unsere Son-

von 15 auf 20 Milliarden Euro steigern können.

derkredite genutzt. Ihr Anteil am Gesamtvolumen

Dieses Wachstum liegt deutlich oberhalb des

liegt bei 50 Prozent, der von IT-Dienstleistungs-

Marktes. Und wir haben in der Bilanz auch noch

unternehmen bei 15 Prozent und vom Handel bei

die Luft für das angepeilte weitere Wachstum.

13 Prozent. Das zeigt, dass wir mit dem Programm

Stichwort Kundennähe: bei den Mittelstands-

den Nerv des Mittelstands getroffen haben, und ich

centern haben wir jetzt schon bundesweit

würde mich freuen, wenn wir auch den BVMW-Mit-

32 eröffnet.

gliedern als Bank mit Rat und Tat zur Seite stehen könnten.

Mitte 2016 hat die Postbank 500 Millionen Euro an Krediten zur Verfügung gestellt, um die digita-

Vielen Dank für das Gespräch.

2|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt


36

Alternative Finanzierungsmethoden für den Mittelstand In den vergangenen Jahren haben sich im Zuge der Digitalisierung zahlreiche alternative Finanzierungsmethoden am Markt etabliert. Mittelständische Unternehmen wollen und müssen sich weiterentwickeln und benötigen entsprechendes Kapital. Allerdings ist nicht jede Finanzierungsmöglichkeit auch die passende Lösung für jedes Unternehmen. Factoring Unternehmer, die beispielsweise an längere Zahlfristen gebunden sind aber dennoch liquide und stabil am Markt existieren möchten, können von Factoring profitieren. Dabei werden offene Forderungen sofort von einem Factoring-Partner beglichen, ohne dass die laufenden Geschäfte gefährdet werden. Diese sichere Liquidität ist die Grundlage für ein stabiles und gesundes Wachstum. Jedoch bedeutet das Factoring auch einen höheren Verwaltungsaufwand im Unternehmen und kann bei Kunden auf mangelnde Akzeptanz stoßen. Einzelne Branchen wie zum Beispiel das Baugewerbe werden häufig sogar ausgeschlossen.

Wareneinkaufsfinanzierung Die Wareneinkaufsfinanzierung ist besonders für mittelständische Unternehmen eine geeignete und moderne Alternative. Die Finanzierungsform bietet sich vor allem dann an, wenn Waren eingekauft werden sollen, jedoch keine sofortige Zahlungsfähigkeit besteht. In diesem Fall springt ein sogenannter Finetrader als Zwischenhändler für das Unzu vier Monaten bekommt der Unternehmer die Möglichkeit einer sicheren Finanzierung zu vorab vereinbarten Konditionen. Die Wareneinkaufsfinanzierung reduziert je nach Laufzeit allerdings auch die Handelsmarge des Unternehmens. Daher sollte die eigene Preiskalkulation eingehend geprüft werden.

2|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Foto: © winterling – istockphoto.com

ternehmen ein. Mit einer Zahlfrist von bis


37

Fördermittel

zu nutzen, um kostengünstiger die Entwick-

Unternehmen, die einen Investitions- oder Be-

lung des Unternehmens und der Mitarbeiter zu

ratungskostenzuschuss benötigen oder in For-

fördern.

schung und Entwicklung investieren möchten, können Fördermittel beantragen. Es ist wichtig,

Egal ob Maschinen- oder Fahrzeuginvestiti-

aus einer langen Liste verfügbarer Fördermit-

onen, Warenbeschaffung oder Risikokapital

tel das individuell passende zu finden. Lange

– Crowdfunding, Anleihen oder Mezzaninka-

Entscheidungswege, hoher Formalismus und

pital sind moderne Finanzierungsformen, die

enge Förderbedingungen können einen aus-

ebenfalls bankenunabhängige Ergänzungen zu

dauernden Marathon bedeuten, weshalb eine

den klassischen Finanzierungen der Hausbank

entsprechend professionelle Begleitung umso

bieten. Crowdfunding-Anbieter beispielsweise

wichtiger ist. Oftmals können so günstige Fi-

sammeln Gelder privater und institutioneller

nanzierungen durch Zinssubventionen in öf-

Anleger, um Darlehen an kleine und mittelstän-

fentlichen Förderprogrammen und die in vielen

dische Unternehmen zu vergeben. Diese werden

Regionen verfügbare Zuschussförderung für ar-

jedoch in der Regel ohne Stellung von Sicher-

beitsplatzschaffende und arbeitsplatzsichernde

heiten bereitgestellt. Im Dschungel der vielen

Investitionen realisiert werden. Auch im Segment

Anbieter ist es außerdem wichtig, einen seriösen

Weiterbildung gilt es entsprechende Fördertöpfe

Partner zu finden.

Michael Ehling Geschäftsführer BURK & EHLING Finance GmbH Mitglied im IBWF Institut für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und -forschung e. V. www.finanzierungsstruktur.com

Unternehmensnachfolge clever finanzieren Wenn inhabergeführte mittelständische Unternehmen familienintern oder familienextern übertragen werden sollen, ist der Erwerb häufig mit höherem Kapitalbedarf verbunden. Eine Unternehmensnachfolge kann mit diversen Optionen finanziert werden: Eigenkapital

werden. Auch über Small Place-

Verkäuferdarlehen

Ein Eigenkapitalnachweis von

ments von Investoren ohne Stimm-

Ein Teil der Kaufpreisverbindlich-

mindestens 15 Prozent in den alten

recht lässt sich Geld akquirieren,

keiten kann in ein verzinstes Darle-

und 10 Prozent in den neuen Bun-

das als Eigenkapital anerkannt

hen umgewandelt werden, wodurch

desländern – bei Kaufpreisen über

wird.

der Verkäufer diesen Teil des Kaufpreises erst zu einem späteren

500.000 Euro auch geringer – ist die Basis für die gesamte Finanzierung aus Eigen- und Fremdmitteln.

Beteiligungskapital

Förderprogramme

Zeitpunkt erhält – gegebenenfalls

Zum Finanzierungsmix gehören

mit Gewinnbeteiligung

öffentliche Förderprogramme für

(Earn-out).

Gründung und Unternehmens-

Bankdarlehen

Beteiligt sich eine der Mittelstän-

nachfolgen – zum Beispiel die

dischen Beteiligungsgesellschaften

ERP-Gründerkredite, die KfW-Un-

Für den Rest des Kaufpreises wird

(MBGen) der Bundesländer als

ternehmerkredite und diverse

ein Darlehen zu erschwinglichen

stiller Gesellschafter, kann damit

Angebote in den verschiedenen

Konditionen bei der Hausbank

das Eigenkapital aufgestockt

Bundesländern.

aufgenommen.

2|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt


38

Echtzeit-Daten als Kreditfundament Smart Data schreitet auch im industriellen Mittelstand zügig voran. Viele Unternehmen koppeln bereits Maschinenperformance und Finanzkennzahlen. Das könnte ganz neue Finanzierungskonzepte ermöglichen: Darlehen, die nicht mehr auf historischen Kennzahlen basieren, sondern auf Produktionsdaten.

Dr. Daniel Bartsch BVMW-Mitglied www.creditshelf.com

Noch hinken die Banken bei der Finanzierung

Zwar nimmt auch bei den Banken die Digitalisie-

4.0 hinterher. Dabei liegen die Vorteile für beide

rung zu, doch die Bewertung der industriellen

Seiten auf der Hand. Investitionsvorhaben vor-

Datenschätze ist für sie noch eine gewaltige Her-

nehmlich auf der Grundlage früherer Erfolge und

ausforderung. Zumal das technische Verständnis

Misserfolge zu bewerten, hatte immer schon et-

in den Geldhäusern noch weitgehend fehlt. Auf

was Unbefriedigendes. Das gilt umso mehr in Zei-

lange Sicht wird sich dieses Technologiegefälle

ten technologischer Umbrüche. Wie viel genauer

nicht halten lassen, wollen die Banken ihre Indus-

wäre es, Echtzeit-Daten aus der Produktion auszu-

triekunden nicht verlieren. Schon jetzt wird deren

werten und Kreditbedingungen auf dieser Grund-

Geduld oft auf die Probe gestellt: Jedes zweite Un-

lage anzupassen. Fast die Hälfte der mittelständi-

ternehmen beklagt laut der Studie, wie schwierig

schen Industriebetriebe hierzulande wäre bereits

es teilweise sei, sein Kreditinstitut von Investiti-

in der Lage, aktuelle Maschinendaten für die

onsplänen zu überzeugen. Nun wächst der Unmut

Finanzierungsplanung zu liefern. Weitere 42

zusätzlich: Denn während Smart Data in allen Un-

Prozent arbeiten daran, wie die Ergebnisse der

ternehmensbereichen langsam, aber stetig zum

Studie „Industrieller Mittelstand und Finanzie-

Standard wird, soll ausgerechnet die traditionell

rung 4.0“ zeigen, für die der digitale Mittelstands-

datenaffine Kreditwirtschaft nicht mitziehen? Das

finanzierer creditshelf zusammen mit der TU

ist auf Dauer nicht zu vermitteln. Alternativen wie

Darmstadt 187 Vorstände und Geschäftsführer

die Nutzung von Online-Kreditportalen gewinnen

befragt hat.

daher deutlich an Attraktivität. Wie sehr der digitale Innovationsstau auf Bankenseite industriellen Mittelständlern Verdruss bereitet, zeigt sich bei deren eigenen Finanzierungsmodellen. Über die Hälfte der Unternehmen, die bisher noch keine

Absatzfinanzierungsmodel-

le anbieten, könnten sich diesen Schritt vorstellen, wenn sie dazu nicht mit einem Kreditinstitut kooperieren müssten. Künftig wird dies auch nicht mehr zwingend nötig sein. Denn Mittelständler werden künftig in der Lage sein, die Absatzfinanzierung selbst zu offerieren, indem sie ein Fintech als Abwicklungsplattform nutzen. Das klassische Kreditinstitut kann also der Partner einer Finanzierung 4.0 sein, muss es aber nicht mehr.

2|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt


39

Wie der Bund KMU beim Einsparen der Energiekosten helfen will Die Bundesregierung investiert viel in Umwelt und Energiewende. Auch kleine und mittlere Unternehmen sollen davon profitieren: Der Bund unterstützt sie bei Energiesparmaßnahmen. An einer Stelle sparen heißt, an anderer Stelle in-

Beratungskosten oder maximal 80 Prozent. Sind

vestieren zu können. Auch das gehört zu einer so-

sich Unternehmer und Experte einig, folgt die kon-

liden Finanzierung. Unternehmen können durch

krete Umsetzungsberatung – auch hier greift das

Energiesparmaßnahmen Kosten reduzieren oder

Wirtschaftsministerium gerne mit bis zu 7.500

gar vermeiden. Doch sobald es an die Sanierung

Euro oder 50 Prozent des Beraterhonorars unter

unternehmenseigener Gebäude und Liegenschaf-

die Arme.

ten geht, wird es vor allem für Mittelständler teuer. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Ener-

Vorfinanzierung und garantierte Einsparziele senken die Kosten

gie (BMWi) will das ändern: 2018 soll zum „Jahr

Die Aufwendungen des Unternehmens bleiben

der Energieeinsparungen“ bei Unternehmen und

vorerst überschaubar, denn der Contractor sorgt

Kommunen werden. Das Energierspar-Contrac-

für die Vorfinanzierung. Darüber hinaus garantiert

„„

ting schultert einen Teil der Ausgaben für Ener-

er dem beauftragenden Unternehmen die errech-

gieeffizienzmaßnahmen, die sich ja erst allmählich

nete Einsparquote über eine zu vereinbarende

Sind sich Unternehmer und Experte einig, folgt die konkrete Umsetzungsberatung.

amortisieren. Die bisherige Förderung des BMWi

Laufzeit der durchgeführten Maßnahmen. Doch je

läuft schon seit drei Jahren und wurde unlängst bis

nach Ergebnis der Beratung können unterschied-

Ende 2018 verlängert.

liche Modelle Anwendung finden: Je nach Dienst-

Illustration: © MicroStockHub – istockphoto.com

leister steht dessen Beratung im Vordergrund der

Zuschüsse bei Beratungskosten

Förderung; unter Umständen bietet er aber keine

KMU können sich Hilfe zur Selbsthilfe holen, in-

Finanzierung an. In diesem Fall verbleiben die kon-

dem sie Unterstützung bei der Beratung beantra-

kreten Umsetzungskosten beim Unternehmen. In

gen. Denn nur eine gut geplante Sanierungs- und

anderen Projekten wird zusätzlich eine konkre-

Effizienzmaßnahme

te Energielieferung vereinbart, etwa indem eine

garantiert

erfolgreiches

Energiesparen für das Unternehmen. Die Idee

Photovoltaik-Anlage installiert wird.

des BMWi: Ein Contractor, also ein hochqualifizierter Energiedienstleister, plant und realisiert

Für interessierte Unternehmen bietet die Seite

die Einsparmaßnahmen. Dieser Projektentwickler

des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhr-

begeht die Liegenschaft, schätzt das Energieein-

kontrolle Informationen über das Antragsverfah-

sparpotenzial bei Gebäuden und technischen An-

ren, Höhe der Förderung, Liste der zugelassenen

lagen und analysiert, ob sich ein Energiespar-Con-

Projektentwickler etc.:

tracting für das Unternehmen überhaupt lohnt. Das BMWi übernimmt bis zu 2.000 Euro der

https://bvmw.info/energiespar-contracting

2|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Bernd Ratmeyer Wissenschaftsjournalist und Lektor


40

Gezielte Finanzkommunikation Finanzkommunikation – die Kommunikation von Kreditwürdigkeit, wirtschaftlicher Stabilität und Zuverlässigkeit – betrifft längst nicht mehr nur Unternehmen, die von der Bank kreditfinanziert sind. Wirtschaftliche Stabilität und Zuverlässigkeit sind wichtige Kriterien auch für Leasinggeber, Warenkreditversicherer, Lieferanten, (potenzielle) Auftraggeber, inzwischen auch für hochqualifizierte Fachkräfte und selbst bei Ausschreibungen.

Aus der Bonitätsbewertung eines Unternehmens

Leasinggebern etc. kennen. Spätestens, wenn

leiten Geschäftspartner nicht selten seine Zu-

die „Bitte um Selbstauskunft“, die Einladung zum

verlässigkeit und Seriosität ab. Sie bedienen sich

Ratinggespräch oder ähnlichem kommt, besteht

dabei eigener Erhebungen, zum Beispiel aus dem

eine gute Möglichkeit zur Mitgestaltung, um das

Bundesanzeiger und aus Bonitätsbewertungen

Unternehmen optimal darzustellen. Anderenfalls

von Wirtschaftsauskunfteien. Wer gut dasteht,

erfolgt eine Bewertung nach dem Vorsichtsprin-

sollte also auch etwas dafür tun, damit dies so

zip – und diese erfolgt nicht selten zum Nachteil

wahrgenommen wird. Denn nicht selten sehen

des bewerteten Unternehmens.

Kristina Borrmann Geschäftsführende Inhaberin Solvenznavigation BVMW-Mitglied

www.solvenz navigation.com

kunfteien, Leasinggebern etc. unangemessen

Findet sich ein Unternehmen aus seiner Sicht

und zu schlecht bewertet. Ebenso häufig jedoch

nicht korrekt beurteilt wieder, sollten harte wie

kommen die bewerteten Unternehmen nicht ih-

weiche Faktoren über eine zielgerichtete qua-

rer Hol- und Bringschuld nach, um eine angemes-

lifizierte Finanzkommunikation und Steuerung

sene Bonitätsbewertung überhaupt erhalten zu

des Berichtswesens so optimal wie möglich dar-

können. Eine gute Bewertung hängt letztendlich

gestellt werden. Und dabei geht es nicht nur um

von der Qualität der Zahlen, aber ebenso auch

das regelmäßige Transparentmachen von Zah-

von einer proaktiven, zielgerichteten und qua-

lungsweise, Bilanzdaten, Kennzahlen, Strategien

lifizierten Finanzkommunikation ab. Im Grunde

etc. Stets steht das Unternehmensziel im Vor-

betreibt jedes Unternehmen Finanzkommunika-

dergrund und ist darauf abgeleitet zu prüfen und

tion, bewusst oder unbewusst. Selbst beharrliche

abzuwägen, welche Informationen zu welchem

Informations- und Transparenzverweigerer stel-

Zeitpunkt in welcher Form und wie aufbereitet

len ihrem Unternehmen ein Zeugnis aus, das von

und bekannt gemacht werden. Wenn nötig, sind

Dritten interpretiert und bewertet werden kann.

Maßnahmen zur Ratingoptimierung zu treffen, so zum Beispiel nicht nur steueroptimierende,

Zunächst sollte ein Unternehmen seinen Boni-

sondern auch ratingoptimierende Bilanzpla-

tätsindex und / oder seine Ratingnote bei den

nung und ratingoptimale Veröffentlichung im

relevanten Wirtschaftsauskunfteien, Banken,

Bundesanzeiger.

2|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Foto: © DNY59 – istockphoto.com

sich Unternehmen von Banken, Wirtschaftsaus-


41

Controlling: Bezahlbar, machbar, unverzichtbar! Wenig Aufwand, viel Nutzen: Ein fundiertes Controlling ist der Schlüssel zu nachhaltigem Unternehmenserfolg. Viele kleine und mittlere Unternehmen schrecken jedoch vor der Einführung eines Controllingsystems zurück. Dabei überschätzen sie den Aufwand und unterschätzen den Gewinn. In großen Unternehmen ist Controlling längst zu

Der Unternehmer muss das komplexe Zahlenbild

einem unentbehrlichen Steuerungsinstrument

selbst interpretieren.

geworden. Schließlich zeigt dieses überaus wichtige Management-Tool mögliche Risiken sowie

An dieser Stelle setzt das Controlling an: Relevan-

Schwachstellen

Entwicklungen

te Kennzahlen aus der Auswertung des Steuerbe-

auf. Zahlreiche kleine und mittelständische Un-

raters werden mit zuvor definierten Planzahlen

ternehmen fürchten zusätzliche bürokratische

abgeglichen. Weicht der Ist- vom Sollzustand ab,

Belastungen und einen hohen Kostenaufwand.

besteht die Möglichkeit, frühzeitig den Kurs der

betrieblicher

Ein stringentes Controlling ist jedoch kein Luxus, sondern eine absolute Notwendigkeit. Der zeitliche sowie finanzielle Aufwand sind derart marginal, dass auch kleine Betriebe den Einsatz eines Controllings nicht ablehnen sollten.

„„

Firma zu korrigieren.

Ein stringentes Controlling ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit.

Mithilfe spezieller Software und einer qualifizierten Beratung lässt sich diese Aufgabe schnell und unkompliziert bewältigen: Erfahrungsgemäß muss sich der Unternehmer nicht länger als drei bis vier Stunden im Monat mit dem Thema Controlling beschäftigen; für die externe Beratung wird monatlich etwa ein Tageshonorar fällig. Sinnvoll aufbereitete Zahlen ermöglichen nach-

Foto: © deepblue4you – istockphoto.com

vollziehbare Planungen von Umsatz, Ergebnis und Liquidität, helfen dabei, messbare Unterneh-

Professionelles Controlling stellt die Ergebnisse

mensziele zu definieren und geben klare Hinweise

in Form von Ampelfunktionen dar. Auf den ers-

auf Chancen oder Risiken. Auf diese Weise wer-

ten Blick lässt sich erkennen, ob die angestreb-

den Umsteuerungsnotwendigkeiten aufgezeigt,

ten Ziele erreicht wurden. Zudem ist es möglich,

nachhaltige Verbesserungsprozesse initiiert und

Risiken zu kalkulieren: Die Software errechnet,

die Profitabilität erhöht.

wie sich zum Beispiel ein Ladenumbau, die Einstellung neuer Mitarbeiter, die Anschaffung eines

Komplexe Zahlen interpretieren

Lkw oder der Bau eines neuen Werksgeländes

Viele kleine und mittelständische Unternehmer,

auf die Liquidität und die Planbilanzen auswirken

die kein eigenes Controlling haben, überlassen

würden. Diese Transparenz ermöglicht es einem

die Zahlenauswertung ihren Steuerberatern.

Firmenchef, rechtzeitig zu reagieren, bevor sein

Buchhaltung und eine monatliche betriebswirt-

Betrieb in eine Krise schlittert. Controlling ist also

schaftliche Auswertung allein schaffen jedoch

auch für kleine und mittelständische Unterneh-

noch

men unverzichtbar.

keinen

greifbaren

Handlungsrahmen.

2|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Axel Deilmann Inhaber Deilmann Business Consulting Mittelstandsberater im IBWF Institut für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und -forschung e. V. www.deilmann-bc.de


42

Mittelstandsfinanzierung mal anders Mittelständische Unternehmen, die frisches Kapital brauchen, beißen bei ihrer Hausbank oft auf Granit. Kein Grund, das Ziel aufzugeben. Es gibt alternative Finanzierungsformen wie Factoring, Finetrading und Co., die oft günstiger und flexibler als der klassische Bankkredit sind.

www.findfinance.com

Max Caspar Heine Leiter Akquise und Marketing Findfinance BVMW-Mitglied www.findfinance.com

Freizeitresorts kein Geld. Findfinance konnte Dür-

sind angetreten, die Mittelstandsfinanzierung auf

re innerhalb weniger Tage gleich drei Finanzie-

eine breitere Basis zu stellen. Um das zu erreichen,

rungsangebote zur Auswahl bieten. Seine Vorteile:

haben sie das Geschäftsmodell des Vermittlers

kurze Wartezeiten und bessere Zinskonditionen.

qualitativ aufgewertet. Die Plattformgründer verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz. Der Kunde soll

Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Den-

ein strategisches Gesamtpaket aus einer Hand be-

noch gibt es im Mittelstand Vorbehalte gegen al-

kommen, das bei Bedarf über Finanzierungslösun-

ternative Finanzierungsformen in all ihren Spiel-

gen hinausgeht. Dazu haben sie ihre Kompetenzen

arten. Vor allem bei älteren Unternehmern sind

aus den Bereichen Marketing, Unternehmensbera-

bankenunabhängige Lösungen als letztes Mittel

tung, Finanzen, Versicherung und Landwirtschaft

verschrien, um auf die Beine zu kommen. Junge

gebündelt. Darin liegt ein Alleinstellungsmerkmal

Gründer hingegen zeigen sich offen und schätzen

der Jungunternehmer, die auf Qualität statt Masse

die Flexibilität der Angebote. Max Caspar Heine,

setzen. Die Vermittler kennen ihre Partner auf Sei-

Experte für Digitalisierung und zuständig für die

ten der Finanzierungsanbieter ganz genau. So lan-

Akquise bei Findfinance, sieht einen Paradigmen-

det der Kunde, je nach Umsatz und Branche, gleich

wechsel, der an Dynamik gewinnen wird, wenn der

beim richtigen Anbieter.

Wirtschaftsmotor stottert.

Alf Dürre vom Marina Park Eberswalde zum Bei-

Wer schnelle Hilfe bei der Bonitätsoptimierung

spiel brauchte eine halbe Million Euro, um seinen

sucht, kann über die Webseite www.find­finance.com

Hotelneubau ohne Unterbrechung fortzuset-

den Bedarf ermitteln. Ein individuelles Angebot

zen. Von der Hausbank bekam der Betreiber des

erfolgt auf Wunsch.

2|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Foto: © 10255185_880 – istockphoto.com

Christian Walter CEO Findfinance BVMW-Mitglied

Christian Walter und sein Team von Findfinance


43

Bitcoin und Co.: Spekulation oder sichere Geldanlage? Durch die Regeln der Blockchain-Technologie können Transaktionen bei Kryptowährungen nur ergänzt und nicht mehr rückgängig gemacht werden. Und das macht die Technologie so integrativ und sicher gegen Manipulation. Doch welche Chancen und welche Risiken bieten digitale Währungen wie Bitcoin? Ein großer Vorteil der Kryptowährung ist ihr

Zudem wäre auch die Funktion als Wertaufbe-

freier, gleichberechtigter Zugang auch für Privat-

wahrung durch die hohen Kursschwankungen

personen. Ohne Banken und staatliche Instanzen

nicht gewährleistet.

kann allein mit Rechenleistung und Algorithmen eine Währung generiert werden, die Transaktionen einfacher und kostengünstiger macht. Die Berechnungen ziehen jedoch einen immensen Stromverbrauch nach sich. Dieser war bei der Produktion und dem Handel mit Bitcoins im letzten Jahr beispielsweise so hoch wie der gesamte Stromverbrauch in Irland. Neben dem ökologischen Aspekt muss auch die Frage der Haftung beantwortet werden. Was passiert im Falle eines Totalverlusts mit den Anlegern? Wer übernimmt die Verantwortung im Schadensfall? Außerdem ist unklar, ob mit der Einführung von Kryptowährungen in Staaten – wie zuletzt in Venezuela – auch die Abschaffung des Bargelds einhergeht. Die mittelständischen Unternehmen sprechen sich in der letzten Unternehmerumfrage des BVMW deutlich für eine Erhaltung des Bargelds als gedruckter Freiheit aus. Problematisch sind zudem mögliche Preismanipulationen, Datenverlust, Datendiebstahl und die hohen Kursschwankungen.

Ende vergangenen Jahres herrschte ein wahrer

Foto: © jpgfactory – istockphoto.com

Hype um die Kryptowährung mit einem Kurs von

Kryptogeld ist keine Währung

über 15.000 Euro pro Bitcoin. Dabei war eine

Auch die Bundesbank sieht die Anlage in Kryp-

hohe Volatilität mit Schwankungen von mehre-

towährungen kritisch. Dirk Schrade aus dem

ren Tausend Euro pro Tag zu beobachten. Wann

Zentralbereich Zahlungsverkehr und Abwick-

die nächste Kursexplosion kommt, kann niemand

lungssysteme betont, dass das Vertrauen bei

genau voraussagen. Aber auch ein Totalverlust

Kryptowährungen nicht durch die Zentralbank

ist keineswegs ausgeschlossen. Deswegen ist es

hergestellt wird, sondern durch die Anwender

riskant, auf die Kryptowelle aufzuspringen und

und die genutzte Technologie. Deshalb dürften

mitzuspekulieren. In jedem Fall ist es aber span-

Bitcoin und Co. eigentlich nicht als Währung –

nend, den Verlauf der digitalen Währung und

im Sinne der staatlichen Geldordnung – betitelt

die Verwendungsmöglichkeiten der innovativen

werden. Man könne im Übrigen nur bei vergleich

Blockchain-Technologie zu beobachten. Und das

weise wenigen Händlern weltweit damit bezahlen .

mit oder ohne Bitcoins auf dem Smartphone. 

2|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Liz Becker BVMW Referentin für Steuern und Finanzen liz.becker@bvmw.de


44

Mit der Kette in die Zukunft Immer mehr mittelständische Unternehmen interessieren sich für die Blockchain-Technologie, die ursprünglich für Digitalwährungen wie Bitcoin entwickelt wurde. Denn die Block-Ketten arbeiten schnell, sicher und transparent – und sparen bares Geld.

Wem der Begriff Blockchain noch nichts sagt, muss sich nicht grämen – denn er ist nicht allein. In einer Online-Umfrage für eco, den Verband der Internetwirtschaft, hat das Marktforschungsinstitut YouGov unter 266 Entscheidern der mittelständischen Industrie ermittelt, dass lediglich 34 Prozent der Führungskräfte Blockchain kennen. Von denen sind allerdings 65 Prozent davon überzeugt, dass sich die Blockchain-Technologie für bestimmte Anwendungsfälle und Branchen durchsetzen wird. Neun Prozent der befragten Mittelständler planen bereits konkret, Blockchain in ihren Unternehmen einzusetzen, 17 Prozent denken darüber nach.

„„

Die Blockchain-Technologie schafft Transparenz sowie Ausfall- und Fälschungssicherheit.

2|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt


45 Blockchain ist ein digitales Register, das ur-

men – wenn die Ware schnell und unbürokratisch

sprünglich erdacht wurde, um Zahlungen mit der

angekommen ist, löst die Blockchain umgehend

Kryptowährung Bitcoin abzuwickeln. Bezahlt ein

die Zahlung aus.

Nutzer Waren oder Dienstleistungen mit Bitcoin, wird jede Transaktion in einem „Block“ registriert.

Dass Wagnisfinanzierer bereits über 1,5 Milliar-

Ist der Block voll, wird der nächste generiert, der

den Dollar in zahlreiche Start-ups gesteckt ha-

auf den vorherigen verweist. Damit entsteht eine

ben, die an Blockchain-Lösungen arbeiten, zeugt

Kette (englisch: Chain) von Blöcken, die nicht zen-

davon, dass auf diese Technologie gesetzt wird.

tral – zum Beispiel bei einer Bank – gespeichert

Oliver Bussmann von der Crypto Valley Associ-

werden, sondern dezentral bei allen Teilnehmern

ation (BVMW-Mitglied) im schweizerischen Zug

einer Blockchain. Die erhalten vollständigen Ein-

sagt, dass diese Technologie das Potenzial habe,

blick, ohne dass einer darin etwas verändern

alles zu verändern: die Lieferketten in Produktion

kann, bevor ein Eintrag nicht von allen verifi-

und Handel, die Vernetzung von Maschinen, die

ziert worden ist. Das schafft Transparenz sowie

Fertigungsprozesse in der Industrie 4.0, Strom-

Ausfall- und Fälschungssicherheit.

versorgung, Elektromobilität oder die Sharing Economy, wo Autos oder Fahrräder nur noch

Automatisierte Zahlungen ohne Gebühren

über Blockchains gemietet werden könnten – automatische Bezahlung inklusive. Die Vorteile:

„Die Blockchain ist gerade dabei, die Finanz-

unbürokratische Schnelligkeit und eine enorme

branche zu verlassen und sich in fast allen an-

Kostenersparnis.

Almut Friederike Kaspar Journalistin

deren Branchen auszubreiten“, weiß Konstantin Graf von der Beratungsgesellschaft Altran (BVMW-Mitglied). Und Stephan Zimprich vom In-

Kryptowährung

ternetwirtschaftsverband eco (BVMW-Mitglied)

Eine Kryptowährung ist eine digitale Wäh-

sagt: „In Deutschland entdecken immer mehr

rung, die dezentral generiert wird und als

mittelständische Unternehmen diese Technolo-

Zahlungsmittel dienen kann. Kryptowäh-

gie für sich und wollen sie als Plattform für digita-

rungen werden – im Gegensatz zu Geld der

le Innovationen nutzen.“

Zentralbanken – meistens ohne Herausgeber

Foto Bitcoin: © © Teka77 – istockphoto.com; Illustration Kette: © ChrisGorgio – istockphoto.com

nach einem festgelegten Algorithmus vom Musikstreaming-Dienste wie Spotify oder Ujo

System selbst geschaffen. Banken und ande-

zum Beispiel setzen die Blockchain ein, um

re Zentralinstanzen sind bei Kryptowährun-

Komponisten, Musiker, Labels und Konsumen-

gen nicht notwendig. Die gesamte Datenhal-

ten miteinander zu verbinden. Rechteinhaber

tung erfolgt dezentral. Das Vertrauen wird

können registrieren, wer ihre Musik wie oft

durch abgesicherte Protokolle und durch die

spielt, und Zahlungen – darunter auch die Tan-

Rechenkapazität der am System teilnehmen-

tiemen an die Künstler – werden automatisch

den Knoten gewährleistet. Die bekannteste

und sofort mit Hilfe der Smart-Contract-Tech-

digitale Währung ist der seit 2009 gehandel-

nologie transferiert. Für diese massenhaften

te Bitcoin. Daneben gibt es mehr als 1.500

Miniüberweisungen fallen keinerlei Gebühren

andere Varianten. Für die Aufbewahrung der

an, weil Banken nicht eingeschaltet werden

Digitalwährung braucht man die Wallet App,

müssen.

ein digitales Portemonnaie mit Schloss. Der Besitzer eines Bitcoins erhält einen krypto-

Kontrolle über Lieferketten und Produktionsprozesse

logischen Schlüssel, der das kryptologisch

Auch ganze Liefer- oder Versorgungsketten kön-

lichen Blockchain repräsentiert. In Deutsch-

nen mit der Blockchain-Technologie gemanaged,

land kann man derzeit an mehr als 200 Orten

kontrolliert und nachverfolgt werden. So läuft

mit Bitcoins bezahlen, gegenüber mehr als ei-

etwa beim Tourismuskonzern TUI schon das ge-

ner Million Akzeptanzstellen von Zahlungs-

samte internationale Vertragsmanagement für

karten. Nach Schätzungen werden bisher nur

Hotel- und Zimmerkontingente über eine Block-

circa 30 Prozent des Bitcoinhandels mit dem

chain. Und das spanische Textilunternehmen In-

Kauf und Verkauf von Waren generiert. Die

ditex schließt mit dieser Technologie Zulieferer,

restlichen 70 Prozent der Transaktionen sind

Spediteure, Zollbehörden und Geschäfte zusam-

rein spekulativ.

signierte Guthaben auf einer gemeinschaft-

2|18 DER Mittelstand. |

Liz Becker BVMW Referentin für Steuern und Finanzen liz.becker@bvmw.de


46

Die Rolle der Fintechs in der Unternehmensfinanzierung Die fortschreitende Digitalisierung lässt sich auch verstärkt im Mittelstand beobachten. Besonders in der Unternehmensfinanzierung und gerade im Kreditprozess finden teils deutliche Kurswechsel statt. Als neue Marktteilnehmer sorgen

hin zum Abschluss – größtenteils ab. Nichtsdesto-

insbesondere Fintechs

trotz bleibt Banking immer noch eine Vertrauens-

mit

innova-

sache, und deshalb ist die menschliche Expertise

Pro-

aus diesem Procedere (noch) nicht wegzudenken.

tiven zessen einen

für Um-

bruch auch im

Schneller Zugang durch digitale Antragsstrecken

Bereich der Un-

Eine Transformation findet jedoch im Anfragepro-

te r n e h m e n s fi -

zess der Finanzierungen und der nachgelagerten

nanzierung. Rund

Angebotseinholung statt, indem diese Vorgänge

60

Prozent

der

in eine digitale Antragsstrecke eingebettet wer-

relevanten Firmen-

den. Diese am Markt fortschrittlichste Lösung

kunden-Fintechs be-

der Finanzierungsplattform FinCompare soll

schäftigen sich mit Fi-

dem deutschen Mittelstand als Unterstützung

nanzierungslösungen.

zur Seite stehen. Bislang konnte beispielsweise ein bayerischer Maschinenbauer im Zweifel nicht

Neue Angebotsvielfalt

wissen, dass in Hamburg genau der spezialisierte

75 Prozent der vom BFM Bundesverband Facto-

Finanzierungsexperte sitzt, der einen kosten-

ring für den Mittelstand befragten Unternehmer

günstigeren Kreditprozess bieten kann. Plattfor-

sind mit alternativen Finanzierungsinstrumenten

men lösen genau dieses Problem: Wird ein Un-

kaum oder gar nicht vertraut. Gleichzeitig wün-

ternehmen mit konkretem Finanzierungsgesuch

schen sich 57 Prozent der befragten Unterneh-

aktiv, werden alle wichtigen Informationen aufge-

men mehr Unabhängigkeit von der Hausbank,

nommen. Innerhalb von 24 Stunden liegen häufig

und fast jeder zweite ist der Überzeugung, dass

schon erste indikative Angebote vor, die binnen

modulare Finanzierungsprodukte wie Finetra-

weniger Tage zu einem Abschluss führen kön-

ding, Factoring und Leasing in Erwägung gezo-

nen. Viele dieser Prozesse und Dokumente (zum

gen werden sollten, um das Working Capital zu

Beispiel Scoring, Identifikation von potenziell

optimieren.

passenden Optionen, BWA etc.) sind komplett digitalisiert.

Felix Grzyska Partner Management FinCompare GmbH Mitglied im IBWF Institut für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und –forschung e. V. www.fincompare.de

durch die Digitalisierung geschlossen werden und

Wiederkehrende Prozesse können so automa-

zur Öffnung mittlerweile intransparenter Märk-

tisiert ablaufen, und den Unternehmen wird

te beitragen. Digitale Plattformen sorgen in ver-

ein schneller Überblick überregionaler Finan-

schiedensten Marktsegmenten für Prozessopti-

zierungsangebote gewährt. Zudem wird eine

mierung, Vergleichbarkeit und auch für geringere

unabhängige und professionelle Beratung als

Kosten. Hochagile B2B-Finanzierungsplattfor-

Navigator implementiert, die von der Antrags-

men nehmen den Unternehmern die aufwändi-

stellung

ge Arbeit – von der Informationsbeschaffung bis

führen soll.

2|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt

zur

bestmöglichsten

Finanzierung 

Foto: © smshoot – istockphoto.com

Die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage kann


Advertorial

Factoring bietet viel mehr als „nur“ schnelle Liquidität Jeden Monat bindet das Verbuchen der Zahlungseingänge Ihrer Debitoren, die dazugehörige Kommunikation und das Mahnwesen personelle Kapazitäten. Was würden Sie davon halten, wenn dies künftig ein professioneller Dienstleister für Sie erledigt? Infolge der unzähligen Herausforderun-

steht dem Factoringnutzer innerhalb von

gen der Globalisierung nutzen immer

48 Stunden Liquidität aus seinen offenen

mehr

Unternehmen

Forderungen zur Verfügung. Ein regel-

die Möglichkeit, verschiedene Unterneh-

mäßiger Forderungsverkauf verbessert

mensaufgaben an professionelle Dienst-

die Liquiditätsplanung sowie Bilanzkenn-

leister auszulagern. Wenig bekannt ist,

zahlen (Bilanzverkürzung). In Wachs-

dass Factoringinstitute neben schnel-

tumsphasen wächst die Factoringfinan-

ler Liquidität für offene Forderungen

zierung flexibel mit, was langwierige

und dem 100%igen Schutz vor Forde-

Verhandlungen mit Banken hinsichtlich

rungsausfällen auch ein eng mit ihrem

der Ausweitung einer Kreditlinie erspart.

mittelständische

Auftraggeber

abgestimmtes

Forde-

rungsmanagement bieten. So kann neben personellen Kapazitäten und Kostenreduktionen auch eine erhöhte Flexibilität geschaffen werden.

Vorteile der Auslagerung am Praxisbeispiel „Factoring“ Personelle Entlastung

Die Auslagerung des Debitorenmanagements und Mahnwesens an den Factor bringt Ihnen mehr Zeit f ür Ihr eigentliches Kerngeschäft.

in der Debitorenbuchhaltung Die Spezialisten des Factors übernehmen:

Kerstin Steidte-Megerlin, Vorstand der Dresdner Factoring AG

Kommunikation mit den Debitoren in Abstimmung mit dem Auftraggeber Kontrolle der Rechnungen auf ihre gesetzlichen Mindestanforderungen Einholen erforderlicher Liefernachweise Verbuchen der Zahlungseingänge Bereitstellung tagesaktueller „Offene-Posten-Listen“ und Über-

Foto: © frank peters – fotolia.de

wachung ausstehender Forderungen Mahnprozess entsprechend

Übernahme

vertraglicher

Obliegen-

heiten im Rahmen einer bestehenden Warenkreditversicherung zur Wahrung des Versicherungsschutzes Limitüberwachungen, Limitbedarfsklärungen und Limitbeantragungen Bearbeitung von Rückfragen des Versicherers cherers bezüglich Teilzahlungsanfra-

mehreren Sprachen

gen oder Zahlungszielverlängerungen Schadenmeldungen an den Versicherer

Liquiditätsplanung Unabhängig vom Zahlungsverhalten und den Zahlungszielen seiner Debitoren

www.dresdner-factoring.de

Einholung der Zustimmung des Versi-

rechtlicher Anforderungen in

Vorteile durch verbesserte

Dresdner Factoring AG Glacisstraße 2 01099 Dresden Tel.: 0351 / 888 55 111 Email: anfrage@dresdner-factoring.de

Seit

1999

zählt

die

Dresdner

Factoring AG mit ihrem speziell auf

und Forderungsanmeldung im

den

Insolvenzfall

Leistungsportfolio zu den bundes-

Meldung von Zahlungszielüberschreitungen

1|18 DER Mittelstand.

Mittelstand

ausgerichteten

weit führenden Factoringanbietern in diesem Segment.

47


48

Steuern auf den Punkt Aufgepasst bei der Versteuerung von Bitcoins Wer in den Bitcoin investiert, braucht starke Nerven. Beruhigend zu wissen, dass nicht alle Gewinne der Steuer unterliegen.

„„

Der Handel mit Bitcoins ist steuerlich unbeachtlich, wenn der Zeitraum zwischen Anschaffung und Veräußerung ein Jahr übersteigt.

Der Kurs des Bitcoins hat ab

können nur mit Gewinnen aus anderen privaten

2017 einen rasanten Verlauf ge-

Veräußerungsgeschäften verrechnet werden, die

nommen. Aus Sicht privater An-

im letzten, aktuellen oder in zukünftigen Jahren

leger stellt sich die Frage, ob und

erzielt wurden oder werden.

wie Gewinne oder Verluste aus der Einkommensteuererklärung

Handel mit derivativen Finanzinstrumenten

zu erfassen sind. Die Antwort

Gewinne aus dem Handel mit derivativen Fi-

hängt davon ab, ob unmittelbar

nanzprodukten gelten als Einkünfte aus Kapital-

mit Bitcoins oder aber mit de-

vermögen und unterliegen unabhängig von der

rivativen Finanzprodukten ge-

Haltedauer der Abgeltungsteuer zuzüglich So-

handelt wird, die an die Kursent-

lidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchen-

wicklung des Bitcoins gekoppelt

steuer. Bei der Abgeltungsteuer ist zu beachten,

sind.

dass der Gesetzgeber dem Anleger nicht den

dem Handel mit dem Bitcoin in

individuellen Werbungskostenabzug, sondern

Handel mit Bitcoins

lediglich den Ansatz des Sparer-Pauschbetra-

Der Handel mit Bitcoins ist steu-

ges in Höhe von 801 Euro für Alleinstehende

erlich unbeachtlich, wenn der Zeitraum zwischen

(1.602 Euro für Verheiratete) zugesteht. Auch

Anschaffung und Veräußerung ein Jahr über-

können Verluste nicht mit anderen Einkunfts-

steigt. Dabei markiert der Tausch von Euro gegen

arten, sondern nur mit aktuellen oder zukünfti-

Bitcoin oder die Entgegennahme von Bitcoin als

gen Gewinnen aus anderen Kapitaleinkünften

Zahlungsmittel den Anschaffungszeitpunkt. Als

verrechnet werden.

Veräußerungszeitpunkt ist entweder auf den

Dr. Sebastian Krauß Steuerberater, Fachberater für Internationales Steuerrecht SteuerbüroKrauß BVMW-Mitglied www.steuerbuerokrauss.de

Rücktausch von Bitcoin gegen Euro oder aber den

Mining

Kauf von Waren oder Dienstleistungen gegen

Für die Überprüfung und Dokumentation von

Bitcoin abzustellen. Werden Bitcoins zu verschie-

Bitcoin-Transaktionen wird viel Rechenleistung

denen Zeitpunkten angeschafft, gelten die zuerst

benötigt, die von Minern gegen Bitcoins zur Ver-

angeschafften auch als zuerst veräußert. Im steu-

fügung gestellt wird. Wird das Mining ohne Wie-

erlichen Idealfall sollte ein Anleger gewinnträch-

derholungsabsicht betrieben, erzielt der Miner aus

tige Transaktionen erst nach und verlustträchtige

dem Handel mit den erhaltenen Bitcoins Einkünf-

Transaktionen noch vor Ablauf der Einjahresfrist

te aus privaten Veräußerungsgeschäften. Ansons-

realisieren. Dabei unterliegen solche Gewinne

ten liegen gewerbliche Einkünfte vor. Dies kann

aus privaten Veräußerungsgeschäften dem indi-

vorteilhaft sein, weil Ausgaben und Verluste un-

viduellen Steuersatz des Anlegers. Ausnahmswei-

eingeschränkt ansetzbar und verrechenbar sind.

se bleiben sie steuerfrei, wenn ihre Summe weni-

Allerdings unterliegt der Gewinn sodann auch der

ger als 600 Euro im Steuerjahr beträgt. Verluste

Gewerbesteuer.

2|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt


49

Endlich Factoring für kleine Unternehmen Gute Nachrichten für kleine Unternehmen: Neue Anbieter setzen auf digitalisiertes und automatisiertes Factoring. So können jetzt auch Unternehmen Rechnungen vorfinanzieren, die bei traditionellen Banken bislang komplett außen vor blieben. Das Zauberwort heißt Machine Learning. Wem kann ich einen Kredit anvertrauen, wem nicht? Eine Frage, an der sich herkömmliche Banken die Zähne ausbeißen. Die Digitalisierung vereinfacht und optimiert nun den Scoring-Prozess. Ergebnis: Auch kleine Unternehmen, sogar Selbstständige und Freiberufler, erhalten inzwischen Zugang zu Krediten. Algorithmen berechnen die Bonität von Antragstellern innerhalb weniger Sekunden. Für Factoring-Anbieter tendieren variable Kosten dadurch gegen Null. Das Vorfinanzieren kleiner und kurzfristiger Rechnungsbeträge hat für die auf Machine Learning basierenden Algorithmen einen entscheidenden Vorteil: Jeder Kredit ist ein einziger Datenpunkt. Und zwar egal, ob es ein Millionenbetrag mit einer Laufzeit mehrerer Jahre oder ein niedriger dreistelliger Betrag für ein paar Monate ist. Je kleiner die Kredite, desto mehr Datenpunkte erhält der Factoring-Anbieter für das gleiche Geld. Gefüttert mit solchen Datenpunkten verbessert

in den Mittelpunkt. Freiberufler, Selbstständige

sich der Algorithmus wiederum fortlaufend und

und kleine Unternehmen geraten in große Schwie-

von alleine.

rigkeiten, wenn ein hoher Rechnungsbetrag auf

Foto: © BraunS – istockphoto.com

sich warten lässt. Traditionelle Scoring-ProzesBei der Vergabe von Krediten in der Geschäfts-

se sind aber zu teuer und zu aufwendig, als dass

welt sind digitale und automatische Scoring-Pro-

sich die Vergabe von ein paar Tausend Euro für

zesse allerdings noch Neuland. Das meiste läuft

wenige Monate rechnet. Zumal ein taugliches Ri-

noch über persönliche Termine, per Post und über

sikomodell für diese Zielgruppe bis dato fehlt. In

Schufa & Co. Die Herausforderung für innovative

diese Lücke stoßen nun Algorithmen vor, die im

Anbieter liegt also darin, in möglichst kurzer Zeit

Vergleich zum Sachbearbeiter noch einen weite-

möglichst viele Datenpunkte zu sammeln. Immer

ren Vorteil haben: Sie haben keinen Stundensatz.

besser erkennt der Algorithmus im Laufe der Zeit:

Dadurch sind auch kleine Kredite mit niedrigen

Was haben all diejenigen Unternehmer gemein-

Zinsen profitabel.

sam, die einen Kredit pünktlich und zu den vereinbarten Konditionen zurückzahlen?

Finiata finanziert Rechnungsbeträge zwischen 200 und 200.000 Euro für Freiberuf-

Factoring ist für dafür wie gemacht. Gerade Un-

ler und jede Art von Unternehmen vor. Der

ternehmer, die von traditionellen Banken fast

auf Algorithmen beruhende Scoring-Prozess

gänzlich vernachlässigt werden, rücken plötzlich

dauert nur wenige Minuten.

2|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Leah Zeppos Country Managerin Finiata in Deutschland BVMW-Mitglied www.finiata.com


50

Wie man ein Start-up finanziert – von Bootstrapping bis Crowdfunding Eine Geschäftsidee kann noch so gut sein – ohne Kapital wird es schwer, aus der Idee ein Unternehmen zu machen. Erfreulicherweise gibt es für Gründer inzwischen eine Vielzahl an Finanzierungsmöglichkeiten. Aber nicht jede passt zum eigenen Konzept – es gilt also, die Chancen und Risiken jeder Finanzierungsform abzuwägen. Bootstrapping

verstehen sich als „Entwicklungshelfer“ für ein

Damit bezeichnet man eine Firmengründung ganz

Start-up. Allerdings muss ein passender Business

ohne Fremdkapital. Kurz gesagt versucht man mit

Angel erst einmal gefunden werden. Darüber hi-

so wenig Geld wie möglich so viel wie möglich für

naus sind die Investments meist nicht sonderlich

sein Unternehmen zu erreichen. Bootstrapping

groß – diese Finanzierungsform eignet sich deshalb

ist oftmals kein besonders durchdachtes Modell,

im Regelfall in der Anfangsphase.

sondern eine Notwendigkeit für viele Gründer. Jedoch stellen die hohen Belastungen für die Grün-

Crowd-Finanzierung

der und das begrenzte Entwicklungspotential des

Hier sind zwei Formen zu unterscheiden: Beim

Unternehmens Risiken dar.

Crowdfunding geht es um das Einsammeln von Geld für bestimmte Produkte über Plattformen

Venture Capital

wie zum Beispiel Kickstarter. Die erste Produktion

Bei Venture Capital stellen Investoren einem Start-

kann so durch eine Masse von kleinen Investoren,

up Geld zur Verfügung und finanzieren damit lang-

die Crowd, finanziert werden. Durch Crowdfun-

fristig deren Expansion. Die Investoren beteiligen

ding kommt ein Start-up an Geld und Bekanntheit.

sich an dem Unternehmen und gehen dabei das Risi-

Dazu sammelt man das Geld in einer limitierten

ko ein, dass dieses scheitert und ihr Investment ver-

Zeit ein. Beim Crowdinvesting hingegen erhalten

loren ist. Verbunden mit dem Investment ist oftmals

die Gründer Darlehen von vielen Klein-Investoren,

eine Managementunterstützung für das Start-up.

unabhängig von einem schon bestehenden Pro-

Gründer sollten nicht übersehen, dass sie Informa-

dukt. Aufgrund der Vielzahl an Klein-Investoren

tions-, Kontroll- und Mitwirkungsrechte abgeben.

bestehen bei beiden Finanzierungsformen oftmals

Daneben wollen Investoren irgendwann einmal aus

Nachteile bei Anschlussfinanzierungen.

dem Betrieb wieder aussteigen, sodass ein hoher Anspruch an die Leistung der Gründer besteht.

Inkubatoren und Acceleratoren Inkubatoren stellen einem Start–up neben Kapital

Carsten Lexa Stellvertretender Leiter des Arbeitskreises Gründer im Jungen Mittelstand kanzlei-lexa.de

Business Angels

in der Regel noch eine Büroinfrastruktur zur Ver-

Business Angels sind in der Regel vermögende

fügung. Außerdem stehen sie beratend zur Seite

Unternehmer, die sich über den Erwerb von Un-

und helfen bei der Entwicklung der Geschäftsidee.

ternehmensanteilen an anderen Start-ups betei-

Accelerator-Programme dagegen werden z. B. von

ligen. Business Angels sind häufig bereit, schon

Universitäten oder auch Unternehmen angeboten.

sehr früh zum Zweck der Entwicklung eines inno-

Dem Start–up wird ein Mentor zur Verfügung ge-

vativen Geschäftsmodells in ein neu gegründetes

stellt, und der Kapitalgeber erwirbt im Gegenzug

Unternehmen einzusteigen. Zudem verfügen sie

Anteile. Für das Start–up stellt sich die Frage, ob die

oftmals über technisches wie organisatorisches

zusätzlichen Leistungen tatsächlich einen Gegen-

Know-how, haben ein dichtes Kontaktnetzwerk

wert bieten. Letztendlich geht es bei solchen Pro-

und

grammen um die Kontakte und das Ausschöpfen

eröffnen

den

Nachwuchsunternehmern

gezielten Zugang zu diesen Ressourcen. Sie

von Potentialen des Start–ups.

2|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt


51

Mergers & Acquisitions im Mittelstand Im deutschen Mittelstand ist der Verkauf des eigenen Unternehmens, der Zukauf (Acquisition) oder das Zusammenlegen (Merger) mit einem Wettbewerber noch ein weitgehend unbekannter Pfad. Doch diese Methode zur Unternehmensnachfolge wird auch hierzulande immer populärer. Und das zu Recht, denn es gibt konkrete Vorteile.

Sowohl in den USA als auch in Großbritannien ist M&A viel mehr verbreitet als in Deutschland. Auf das Bruttosozialprodukt bezogen werden in den angelsächsischen Ländern etwa doppelt so viele M&A-Projekte realisiert. Während sich die deutschen Großkonzerne im internationalen M&A-Geschäft an vorderster Front schlagen, reagiert der Mittelstand zurückhaltend. Wie

„„

Auch in Deutschland finden Veränderungen statt, die f ür eine Annäherung an angloamerikanische Verhältnisse sprechen.

lässt sich eine solche Zurückhaltung erklären? Zunächst ist das eine fundamental andere Sicht

40 Prozent. Externe Besetzungen und die Ein-

über das Risiko-Profil. Während im anglo-ame-

bindung von Finanzinvestoren gewinnen an

rikanischen Markt lange Forschungs- und Ent-

Bedeutung.

wicklungs-Vorlaufzeiten mit hohen Investments als eines der wichtigsten Risiken angesehen wer-

Der Hauptgrund für diese Entwicklung ist im der-

den, befürchten deutsche Unternehmer eher die

zeitigen dramatischen Wandel der Geschäftsmo-

Überfremdung, Dissens in den strategischen Zie-

delle zu sehen, einer Welle von neuen Technologi-

len, Kontroll- und Identitätsverlust.

en und in der Globalisierung durch die Hintertür – ermöglicht durch Industrie 4.0, Big Data und die

In den letzten Jahren sind die Unterschiede jedoch

Cloud. Dies betrifft fast alle Branchen, von Ent-

deutlich geringer geworden: Die US-Amerikaner

wicklern über Herstellern bis hin zu Dienstleis-

haben den Vorteil langfristiger Technologie-En-

tern. Diesen Risiken wollen sich viele Unterneh-

gagements erkannt und stellen die Kurzzeit-Ren-

mer nicht mehr allein stellen. Diese Entwicklung

dite zurück. Ein Zeichen dafür sind die Delistings

hat einen neuen Schub von Unternehmenszusam-

von der Börse, wodurch diese Unternehmen mit-

menschlüssen zur Folge. Dabei wird die klassische

telständischen Charakter bekommen. In den USA

„Silo-Struktur“

hat man also erkannt, dass ein starker Mittelstand

ten-Zulieferer, Hersteller und Endkunden auf-

eine zentrale Rolle für den nationalen Wohlstand

gebrochen. Es entstehen neue netzwerkartige

spielen kann. Vor allem Deutschland gilt als

Strukturen, bis zur direkten Arbeitsteiligkeit

gutes Beispiel.

zwischen Wettbewerbern. Diese Entwicklung

vom

Entwickler,

Komponen-

wird auch die klassischen Barrieren zwischen

Externe Nachfolge gewinnt an Bedeutung

nationalen Märkten senken. Diejenigen werden

Auch in Deutschland finden Veränderungen

ßenvorteile und Netzwerk-Vorteile erreichen.

statt, die für eine Annäherung an anglo-ame-

Daten-getriebene Dienstleister werden eine

rikanische

Suchten

immer größere Rolle spielen. Dies läuft unter

vor einigen Jahren noch 60 bis 70 Prozent al-

dem Stichwort internationaler Eco-Systems.

Verhältnisse

sprechen.

gewinnen, die am internationalen Markt Grö-

ler mittelständischen Firmenchefs Nachfolger

Wer hier frühzeitig die Weichen stellt, hat gute

in der eigenen Familie, so sind es nach einer

Chancen, wer sich total verweigert, den bestraft

jüngsten IHK-Umfrage mittlerweile nur noch

das Leben.

2|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Prof. Dr.-Ing. Kai Lucks Vorsitzender des Bundesverbandes Mergers & Acqusitions e. V.


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Firma Ansprechpartner E-Mail Vorname und Name (Kontoinhaber) Straße und Hausnummer Postleitzahl und Ort Kreditinstitut (Name und BIC)

DE__|____|____|____|____|__ IBAN

Datum, Ort und Unterschrift


54

Finanzierung in Zahlen

89 der kleinen Unternehmen (bis eine Millionen Euro Umsatz) berichten von gestiegenen sind rund siebenmal so viele wie unter den Unternehmen mit über 50 Millionen Euro

Prozent

Umsatz. Junge Unternehmen (weniger als sechs Jahre alt) melden mit 28,7 Prozent noch häufiger Erschwernisse bei der Kreditaufnahme. Quelle: Kreditanstalt f ür Wiederaufbau (Kf W)

der Betriebe tätigten in den vergangenen drei Jahren Inder

vestitionen. Nur elf Prozent der

Unternehmen

Betriebe investierten nichts.

beantragen Bank-

Zudem gab knapp die Hälfe

kredite.

55

aller Betriebe an, dass die Investitionsausgaben im DreiJahres-Vergleich

gestiegen

waren. Bei gut einem Drittel

Prozent

Prozent

form

eine

der

wichtigsten Finanzierungsquellen. Gegenüber

waren sie gleich geblieben. Nur sieben

Somit

bleibt diese Kredit-

dem

Vorjahr ist dieser Anteil jedoch um vier Prozent-

berichteten

von gesunkenen Investitions-

punkte zurückgegangen.

ausgaben.

Quelle:

Quelle: Baden-Württembergi-

bau (Kf W)

Kreditanstalt

f ür

Wiederauf-

scher Handwerkstag e. V.

288

Millionen E u r o

Wagniskapital

wurden

seit

Mai 2013 durch das INVESTProgramm des Bundesministeri-

ums für Wirtschaft und Energie für Existenzgründungen mobilisiert.

35

Quelle: Bundesministerium f ür Wirtschaft und Energie

Prozent

der kreditnachfragenden Unternehmen

des gesamten Umsatzes der

langfristige Kredite. Mittelfristige

führen

Unternehmen in Deutschland werden

von

KMU

er-

wirtschaftet. Bei der Nettowertschöpfung liegt der Anteil sogar bei knapp 55 Prozent. Quelle: Bundesministerium

Kreditverhandlungen

über

Kredite rangieren mit 52,7 Proz-

55,9 Prozent

f ür Wirtschaft und Energie

ent knapp dahinter. Deutlich seltener werden dagegen Verhandlungen über

kurzfristige

Kredite

geführt

(36,5 Prozent). Quelle: Kreditanstalt f ür Wiederaufbau (Kf W)

2|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Illustration oben links: © Enis Aksoy – istockphoto.com; Illustration rechts oben: © LueratSatichob – istockphoto.com; Illustration mitte. © horzigor von – istockphoto.com; Illustration unten links: © Peacefully7 – istockphoto.com; Illustration unten rechts: © Tiyas – istockphoto.com

Schwierigkeiten beim Kreditzugang. Das


55

BUNDESWIRTSCHAFTSSENAT IM DIALOG MIT SPITZENUNTERNEHMERN

MEDIENEXPERTE PROF. DR. JO GROEBEL

230 UNTERNEHMERPERSÖNLICHKEITEN 4 NOBELPREISTRÄGER WELTMARKTFÜHRER, WISSENSCHAFTLER, KÜNSTLER JAHRESUMSATZ CA. 98.000.000.000 EURO 1.100.000 ARBEITSPLÄTZE

S.57

PETER HAUBOLD TAC Holding GmbH “Ohne Werte keine Werte“

S.61

MARC IRMISCH-PETIT Monster GmbH „Geschwindigkeit ist ein zentraler Faktor“

2|18 DER Mittelstand. | Bundeswirtschaftssenat


56

HANS-PETER HAUBOLD TAC HOLDING

Bundeswirtschaftssenat


57

„Ohne Werte keine Werte“ Immer wieder benötigen mittelständische Betriebe Finanzierungen für die Entwicklung ihres Geschäftes, die durch Dritte nicht bereitgestellt werden. Hier kann Hans-Peter Haubold helfen: Seit mehr als 20 Jahren investiert er mit seinem Unternehmen, der TAC Holding, in den Mittelstand, damit dieser seine Potenziale voll ausschöpfen kann.

Prof. Dr. Jo Groebel: Lieber Herr Haubold, Ihr Unternehmen, die TAC Holding, ist im Bereich der Unternehmensfinanzierung eine feste Größe. Können Sie uns etwas zur Gründungsgeschichte Ihrer Holding erzählen? Hans-Peter Haubold: Die TAC Holding GmbH wurden 1992 als Dachgesellschaft für Möbel gegründet. Ich war bei der Beteiligungstochter der bayerischen Landesbank als Prokurist, dann als Vorstand der Monacensis AG für Beteiligungsunternehmen zuständig. Nach deren Privatisierung stieg ich im Jahre 2002 als Geschäftsführer in die Dachgesellschaft ein. Heute sind wir in ganz unterschiedlichen Branchen tätig, halten Beteiligungen in den unterschiedlichsten Industrien – wie zum Beispiel der Metallverarbeitung, Software, Medizintechnik oder fotooptische Systeme. Aber auch in der Modebranche sind wir aktiv. So stehen wir für unterschiedliche Modeveranstaltungen und Messen mit Tausenden teilnehmender Firmen. Auch eine der großen Agenturen für den Modevertrieb über das Internet gehört dazu. Ursprünglich auf die Möbelproduktion konzentriert, entwickelte sich die Expansion in unterschiedliche Branchen nach 2002.

Fotos: Christian Kruppa

Das heißt, Sie benötigen Expertenwissen für mehrere und ganz unterschiedliche Branchen? Das zeichnet meinen Lebenslauf seit langem aus. Schon bei meiner früheren Tätigkeit als Abteilungsleiter Finanzcontrolling der Treuhandanstalt Berlin hatte ich mit ganz unterschiedlichen Branchen und Investitionen zu tun. Auch heute decken wir als Industrieholding ein breites Spektrum ab. Dazu gehören vor allem die kaufmännische Verwaltung, die Finanzierung und das Controlling der Unternehmen. Allerdings ziehen wir für spezifisches Wissen in Produkt, Produktion und Verfahren externe Experten hinzu. Ihre Holding steht nicht für kurzfristige Rein-Raus-Investitionen. Stattdessen stehen Überzeugung und Qualität im Vordergrund ... Wir betrachten uns als klassische Industrieentwickler. Das Asset Capital in unserem Namen steht für Kapital, das wir, auch mit Banken zusammen, an Firmen vergeben, die damit die finanziellen Voraussetzungen für ihre Weiterentwicklung bekommen. Jede Maßnahme wird zusammen mit dem jeweiligen Management erarbeitet. Zudem bieten wir Unterstützung bei allen Fragen der Wertschöpfungskette sowie Servicedienstleistungen an. Wir sehen, dass selbst

bei größeren Unternehmen stetig eine Optimierung aller Prozesse und Produkte stattfinden muss, um auch zukünftig wettbewerbsfähig zu sein. Die Sanierung von Unternehmen ist sicherlich auch ein großes Thema für Sie. Es war ein großes Thema. Heute gehen wir je nach Branche und Unternehmen ganz unterschiedlich vor. Statt Sanierung mit massiven Einsparungen sind häufig Strukturveränderungen sehr viel erfolgreicher. Dabei ist es unser Anliegen, alle Interessengruppen optimal zu berücksichtigen. Das ist für den Geschäftserfolg viel wichtiger als kurzfristiges Ergebnisdenken. Innerhalb der einzelnen Industrieunternehmen streben wir danach, Geschäftsbereiche stetig auszubauen und mit attraktiver Wertschöpfung zu versehen. Sie decken jeweils zwischen zwei und zehn Millionen Euro an offenen oder stillen Beteiligungen ab. Ab wann investieren Sie, und wie bewerten Sie die Finanzierungssituation beim deutschen Mittelstand? Erst wenn eine Firma ihre Marktfähigkeit bewiesen hat, steigen wir ein. Wir sind daher nicht unbedingt die passenden Ansprechpartner für Seed-Finanzierungen und Startups in der Frühphase. Im Hinblick auf den Mittelstand muss man leider sagen, dass das Wirtschaftsleben in Deutschland durch besonders hohe Belastungen gekennzeichnet ist, insbesondere was die Steuerabgaben und rechtliche Rahmenbedingungen angeht. Die Folge ist, dass teilweise den mittelständischen Betrieben das Kapital fehlt, um unter anderem in Forschung und Entwicklung oder Automatisierungstechniken zu investieren. Zudem schaffen immer neue Gesetze eine Vervielfachung des Verwaltungsaufwandes. Umso höher ist zu bewerten, dass das mittelständische, größtenteils auch familienbezogene Unternehmertum in unserem Lande letztlich die tragende Kraft der Wirtschaft und damit auch der Gesellschaft ist. Gibt es weitere Themen, bei denen in Deutschland Nachholbedarf besteht? Ja, zum Beispiel bei den Themen Digitalisierung, Schule, Infrastruktur sowie der Sicherung von Rohstoffen. Viele Länder betreiben politisch langfristige Ressourcensicherung in den entsprechenden Abbauländern. Das können einzelne deutsche Firmen, insbesondere Mittelständler gar nicht

2|18 DER Mittelstand. | Bundeswirtschaftssenat


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Verleihung der Senatorenwürde für Peter Haubold (v. li.): Mario Ohoven, Hans-Peter Haubold, die Direktorin und Staatssekretärin des Bundesrates Dr. Ute Rettler, Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther und Berlins Erzbischof Dr. Heiner Koch.

angemessen leisten. Natürlich müsste auch die Bundesregierung hier übergreifend sehr viel mehr an Unterstützung bieten. Als Exportnation sind wir auch zukünftig auf Rohstoffe angewiesen, denn unser Kapital sind unter anderem Knowhow und Innovation. Wie sehen Sie zukünftig die Rolle der Banken im Lande? Vorsichtig formuliert: suboptimal. Grundsätzlich ist das System aus unter anderem Sparkassen, Raiffeisenbanken, Landesbanken und den zwei Großbanken sehr solide. Es ist jedoch zu befürchten, dass die zu erwartenden Regulierungen auf europäischer Ebene sowie Finanzkrisen aus Partnerländern die Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit deutscher Banken gefährden. Der Mittelstand braucht verlässliche Finanzierungspartner, die nicht durch ausufernde Bürokratisierung und institutsübergreifende Experimente auf europäischer Ebene in ihrer eigenen Entwicklung gehemmt und geschwächt werden. Die Stärke des deutschen Mittelstandes resultiert ja unter anderen auch daraus, dass es in Deutschland Finanzierungsinstitute für jede Unternehmensgröße gibt. Dies ist in vielen nicht europäischen Ländern nicht mehr gewährleistet. Ist FinTech für Sie ein Thema? Wir beobachten dieses Feld natürlich sehr genau, sind hier aber selbst noch wenig aktiv. Wir gehen davon aus, dass es noch einer relativ langen Entwicklungszeit bedarf, bevor FinTechs Leistungen für mittelständische Unternehmen flächendeckend übernehmen können. Deutschland schreibt die schwarze Null. Wie bewerten sie das? Lassen Sie es mich ironisch beantworten. Wenn ich beim Finanzamt drei Jahre hintereinander eine schwarze Null für mein Unternehmen angebe, besteht die Gefahr, dass man meine Tätigkeit als Liebhaberei bezeichnet. Für einen Kaufmann ist so ein Selbstzweck nicht nachvollziehbar. Allerdings gibt es immer wieder Berichte, dass in der Bundesrepublik ein erheblicher Investitionsstau in Infrastruktur und Gebäuden besteht. Hier werden unterschiedliche Bereiche, zum Beispiel Straßen, Brücken aber auch Gebäude wie Schulen, genannt. Dies gibt einem schon zu denken, insbesondere da die Große Koalition über erhebliche Steuereinnahmen verfügt.

Können Sie uns Vorbilder nennen, an denen sich Deutschland orientieren könnte? Ein besonderes Augenmerk sollte auf die Ausbildung gerichtet werden. Dem Mittelstand fehlen immer mehr qualifizierte und leistungsbereite Arbeitnehmer. Nur ein Beispiel, in der Türkei sind inzwischen sehr viele Schulen an das Internet angebunden und der Staat fördert Lehrinhalte über eigenständiges, computergestütztes Lernen. Zudem gibt es für die Lehrkräfte Schulungsprogramme, und den Schülern stehen Tablets zur Verfügung, um auch internetbasierte Lehrinhalte zu vermitteln. Gibt es einzelne Branchen, die demnächst in Deutschland besonders unter Druck geraten? Ich will es allgemein formulieren, wie es auch führende Sachverständige getan haben: Wenn besonders niedrige Eintrittsbarrieren in den jeweiligen Markt gegeben sind, und damit zum Beispiel Unternehmen aus Ländern wie China, Korea, Indien oder Japan zu Konkurrenten werden, kann es für deutsche Produktionsunternehmen schwierig und teilweise existenzbedrohend werden. Natürlich gilt dies ganz besonders, wenn ein Know-how Transfer oder Talentabwanderung stattfindet und dann das Wissen genutzt wird, um unter wirtschaftlich deutlich einfacheren Rahmenbedingungen in den besagten Ländern zu produzieren. Es ist auch ein Problem, dass inzwischen etliche deutsche Großunternehmen Forschung und Entwicklung in andere Länder mit deutlich geringeren Restriktionen verlagern. Auch wenn es uns im Moment wirtschaftlich noch sehr gut geht, gerade jetzt müssten die Unternehmen in Deutschland umso mehr in Forschung und Entwicklung investieren, um für schwierigere Zeiten vorzusorgen. Zum Glück hat die Bundesrepublik noch viele mittelständische Hidden Champions, die als Weltmarktführer in Nischen agieren, und sich tatkräftig für die Zukunft aufstellen. Wie sehen Sie in diesen schwierigen globalen Zeiten die Rolle der USA?

VITA Hans-Peter Haubold, geboren 1964, ist seit 2000 Geschäftsführer der TAC Holding GmbH und gilt heute als ein Experte im Bereich Finanzcontrolling und Unternehmensfinanzierung. Nach seinem Abschluss als Diplomkaufmann an der Ludwig-Maximilians-Universität in München arbeitete er in verschiedenen renommierten Unternehmen, darunter die Tchibo Holding GmbH und die Bayerische Landesbank in verschiedenen Positionen. Vom Abteilungsleiter zum Direktor, zum Geschäftsführer, Hans-Peter Haubold hat bereits eine beachtliche berufliche Karriere hinter sich. Neben seiner Tätigkeit als Geschäftsführer der TAC Holding GmbH ist er heute auch in diversen Aufsichtsräten tätig. In seiner Freizeit ist er ein begeisterter Skifahrer. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.

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Das Risiko liegt nicht zuletzt in der Finanzwirtschaft. Wir sind derzeit Exportweltmeister. Wenn die USA in eine echte Wirtschaftskrise geraten oder es zu einem Handelskrieg mit der Europäischen Union kommt, sind alle deutschen Exportunternehmen unmittelbar betroffen und natürlich auch der Mittelstand. Auch die augenblickliche politische Stimmungslage in den USA macht es europäischen Unternehmen immer schwieriger, sich weiterhin positiv in diesem Markt zu entwickeln. In der Bundesrepublik spielen die soziale und ökologische Verantwortung der mittelständischen Unternehmen eine viel größere Rolle als in den USA. Die damit verbundenen Kosten sowie die Steuererleichterungen in den USA schaffen deutliche Wettbewerbsvorteile für amerikanische Unternehmen, aber auch für den Standort Amerika. Bleiben wir noch beim internationalen Vergleich. Wie sehen Sie die Mischung in China aus Marktwirtschaft und staatlicher Lenkung? China kann nicht mit der Bundesrepublik verglichen werden. Es steht unter ganz anderen geopolitischen und sozialen Bedingungen. Die extrem positive wirtschaftliche Entwicklung, begleitet durch eine Vielzahl von rechtlichen Rahmenbedingungen und Erleichterungen für ausländische Joint Venture, weicht langsam einer kapitalistischen Planwirtschaft mit einem Fokus auf den Binnenmarkt. Allerdings greift der Staat, anders als bei uns, dann ein, wenn es um die langfristige Sicherung von Ressourcen und Märkte geht. Sichtbar ist das zum Beispiel in Namibia, von wo ich gerade komme.

Ließe sich das auch auf Deutschland oder Europa übertragen? Dies würde bei uns nicht funktionieren. Abgesehen davon, dass es auch gesellschaftspolitisch und wirtschaftlich nicht wünschenswert wäre. Ich kann nur spekulieren. Bei Chinas riesiger Bevölkerung und den völlig unterschiedlichen und vielfältigen Kulturen im Lande funktioniert die gesellschaftliche Integration vielleicht nur durch straffe Lenkung. In der Bundesrepublik gibt es durch die soziale Marktwirtschaft eine Einbindung der Interessen der gesamten Bevölkerung in das Wirtschaftssystem.

Foto: TAC Holding

Sie sind viel international unterwegs. Erzählen Sie uns doch etwas über Ihre heimischen Ursprünge. In meiner Familie hatten wir früher Schreinereien und Möbelfabriken. Durch das Studium habe ich mich über diese familiären Unternehmungen hinaus eher dem Finanzbereich zugewendet. Praxis und Theorie gingen für mich sehr früh Hand in Hand. Heute bin ich selbst ab und zu als Referent an Schulen tätig und versuche dort immer die Brücke zwischen Lehre und Praxis zu schlagen. Welches wäre Ihr dringlichster Wunsch an die Politik? Frieden und die persönliche Sicherheit stehen für mich ganz oben auf der Liste. Wirtschaftlichen Erfolg kann es nur in einem Land geben, das auch ein harmonisches Miteinander aller Bürger gewährleistet. Dazu gehören unter anderem

natürlich Rechtssicherheit, Finanzsicherheit, eine effiziente und verantwortungsvolle Verwaltung, angemessene Belastungen, eine soziale Absicherung und ein funktionierendes Gesundheitssystem. Ihr Wunsch an den BVMW? Die Themen Steuern und bessere und unbürokratischere Rahmenbedingungen für uns mittelständische Unternehmer müssen politisch weiter auf der Tagesordnung bleiben. Zudem muss der BVMW deutlich auf die Zukunftsfaktoren Digitalisierung, IT und Bildung eingehen. Haben Sie trotz Ihrer vielfältigen Verpflichtungen auch Zeit für Hobbies? Sofern mir die Zeit bleibt, spiele ich gerne Hockey, Golf, und im Winter fahre ich Ski. Insgesamt erscheinen Sie mir nicht nur als ein Mensch der Finanzen und Zahlen, sondern auch einer der Ethik. Ich kann nur immer wieder sagen, Ohne Werte gibt es keine Werte! Nur wer soziale, gesellschaftliche und wirtschaftliche Verantwortung im Rahmen seines eigenen Wertesystems lebt, kann auf die Dauer auch ökonomische und finanzielle Werte schaffen. Vielen herzlichen Dank für das Gespräch.

DAS UNTERNEHMEN Rechtsform: GmbH Gründung: Dezember 1997

Umsatz: 132 Millionen Euro kulmuliert

Branche: Industrieholding, verSitz: schiedene Branchen: München Automotive, Geschäftsführer: Software, MedizinHans-Peter Haubold, technik, Elektronik Alexander Nothdurft u. a. Mitarbeiter: Produkte: 1.200 Recruitinglösungen

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Webseite: www.tac-holding.de


60

MARC IRMISCH-PETIT MONSTER GMBH


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„Geschwindigkeit ist ein zentraler Faktor“ Onlinebasierte Jobbörsen werden zunehmend genutzt und gelten bei Arbeitgebern als wirkungsvolles Medium in der Rekrutierung neuer Mitarbeiter. Im Kampf um die besten Fachkräfte spielen neue Technologien und Geschwindigkeit eine immer größere Rolle. Monster ist als Pionier im Bereich Online Recruiting tätig und weiß, worauf es heute ankommt, um die passenden Kandidaten für das jeweilige Unternehmen zu finden.

Fotos: Monster GmbH

Prof. Dr. Jo Groebel: Mich freut besonders, mit Ihnen heute als Monster-Chef zu sprechen. Ich hatte bereits 1996 das Vergnügen, zum Start des Unternehmens in den Niederlanden eine Einführungsrede zu halten. Mit Monster wurde der Traum eines weltweiten Recruiting per MouseClick wahr. Ihr Motto lautet: All Jobs, All People. Sind die entsprechenden Prozesse der globalen Arbeitsplatzvermittlung inzwischen weitgehend automatisiert, wie wir das von Partnerbörsen kennen, auch wenn der Vergleich natürlich hinkt? Marc Irmisch-Petit: Ja und nein. Tatsächlich haben wir beim Recruiting auf Social Media wie Facebook und Twitter zur Ansprache passiv Suchender die Abläufe automatisiert und erreichen so eine sehr große Anzahl potenzieller Jobkandidaten. Bei den Kernprozessen aber ist unsere Kompetenz nicht mit Automatisierung allein umzusetzen. Um noch mal den Vergleich mit Partnerbörsen zu bemühen: Dort gelten ja online zustande gekommene Beziehungen inzwischen im Vergleich zu traditionellen als haltbarer. Gilt das auch für das Recruiting? Nein, dazu spielen nach dem ersten, noch automatisierten Onlineprocedere zu viele Zusatzfaktoren eine Rolle. Für einen ersten, möglichst breit fundierten Selektionsablauf ist die digitale Welt hervorragend geeignet. Dann allerdings geht es um vertiefende Analysen, die bis zur Endentscheidung nicht ausschließlich online verlaufen können, um die richtige Person mit dem richtigen Job zusammenzubringen. Auch wenn wir es nicht explizit analysiert haben: Generell ist in etlichen Branchen die durchschnittliche Verweildauer im Job von kürzlich noch drei Jahren auf unter zwei gesunken. Auch, weil im Entscheidungsprozess von Anbieter und Interessent sehr häufig nicht alle von uns angebotenen Qualitätskriterien genutzt werden. Zudem hat sich die Situation von einem Arbeitgeber- zu einem Arbeitnehmermarkt gewandelt. Qualifikation und Fachkräfte sind deutlich rarer geworden. Heißt das, dass auch mit Monster nicht das Ende des Personalberaters gekommen ist? Natürlich spielen Headhunter vor allem für höhere Positionen nach wie vor eine wichtige Rolle. In der Breite aber

bieten wir global die Möglichkeit, für die Kombination aus fünf Millionen Jobangeboten und potenziell fünfzig Millionen Kandidaten die zehn besten Bewerber herauszufiltern, und das automatisiert. Das Robot-Recruiting ist also eine exzellente Möglichkeit, optimal im Vorfeld zu filtern und Information zu nutzen. Vor der Endauswahl ist damit eine perfekte Kriterien-Basis geschaffen. Der Rekrutierungsprozess wird in diesem Fall elektronisch, also mit Algorithmen gesteuert. Lässt sich Robot-Recruiting denn auch für die Berücksichtigung von Soft Skills, also von weichen Faktoren, einsetzen? Im Sinne der Vorauswahl liegt der Akzent schon eher auf messbaren, objektivierbaren Kriterien. Gerade die Objektivierung des Auswahlprozesses ist eine herausragende Stärke. Subjektivität, Vorurteile, Ressentiments fallen bei Betonung der reinen Sachfaktoren zunächst ganz weg. Im Nachgang kann man sich dann im persönlichen Gespräch mit den in der Regel schon sehr gut geeigneten Kandidaten auf die notwendigen Soft Skills konzentrieren. Die Kombination von Online-Recruiting und unserer vertiefenden Expertise macht unser Profil aus. Können Sie uns einen idealtypischen Verlauf des Monster-Recruiting beschreiben? Ein zentraler Teil unserer Arbeit ist es, Arbeitgeber bereits bei der Stellenbeschreibung zu beraten. Wir helfen bei dem Herauskristallisieren der gewünschten Kriterien oder bei den Formulierungen. Die richtige Formulierung, ein häufig unterschätzter Faktor. Ich könnte mir denken, dass diese für die Bewerber eine große Rolle spielt … Absolut. Es ist zum Beispiel wichtig, in den meisten Fällen genderneutral auszuschreiben. Trotzdem mag es natürlich auch korrelierende Eigenschaften geben, die es durch entsprechende Formulierungen Männern oder Frauen jeweils mehr nahelegen, sich zu bewerben. Das gilt auch für viele andere Charakteristika. Das Wording legt bereits fest, wer sich angesprochen und aufgefordert fühlt. Das ist eine unserer Kernkompetenzen.

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Erfahrungshintergrund. Über wie viele Jobs jährlich sprechen wir bei der Monster-Vermittlung? Wir gehen in unserem Bereich von 250.000 publizierten Stellenangeboten jährlich aus, dabei 100.000 Unternehmen oder Organisationen und Millionen potenzieller Kandidaten. Wie ist das Unternehmen in Europa aufgestellt? Unsere Headquarters sind in London, wichtig ist aber auch unser European Center of Excellence in der Tschechischen Republik als zentrales Servicezentrum. Dort bieten wir unter anderem europaweit Unterstützung für strukturelle Veränderungen und Vertragsgestaltungen. Sie beschäftigen sich viel mit dem, was eine Führungskraft heutzutage mitbringen muss. Was heißt das für die Führungsphilosophie bei Monster? Unser sozialer Slogan sagt es bereits: Es geht um Dich. Das gilt für Kunden, Partner und eben auch für Kollegen und Mitarbeiter. Für mich persönlich spielt Klarheit eine zentrale Rolle. Jeder muss wissen, woran er ist, was von ihm oder von ihr erwartet wird. Auf dieser Basis kann dann jeder eine Arbeits- und Karriereentscheidung treffen. Auch die Konsequenzen des eigenen Handelns müssen dem Mitarbeiter immer deutlich sein. Mit diesem Prinzip bin ich in den zwanzig Jahren meines Berufs- und Führungslebens immer gut gefahren. Jeder muss für sich klar entscheiden können.

Wer zahlt für die Dienstleistung, ist es der Bietende oder der Suchende? Es ist immer der Arbeitgeber. Wir vermitteln ihm passgenau die Interessenten für seine ausgeschriebenen Positionen. Ich wüsste gerne mehr über die Geschichte des Unternehmens. Monster gilt als einer der großen Web-Pioniere … Ja, Monster gilt als Erfinder des Online-Recruiting. Gegründet wurde das Unternehmen bereits 1994 in den USA. International war Monster mit seiner Erfolgsformel sehr schnell präsent. 1996 kam es zur Niederlassung in den Niederlanden. Wieso in Deutschland erst im Jahr 2000? Ganz einfach, es gab in Deutschland das Unternehmen Job-Pilot, das dann aber von Monster übernommen wurde. In wie vielen Ländern ist Monster in Europa vertreten? Und wie steht es um den Wettbewerb? Auf unserem Kontinent gibt es Monster in vierzehn Ländern. Inzwischen tummeln sich dabei allein in meinem Einzugsbereich, den DACH-Staaten, 1.400 Anbieter, die irgendwie auch Online-Recruiting einsetzen. … aber eben weder mit Ihrem globalen Einzugsbereich, noch mit Ihrem Kompetenzrepertoire, noch mit Ihrem

Sehen Sie generell bei Ihren Kunden eine Veränderung der Stellenbeschreibungen? Wie wichtig ist heute das Gehalt im Vergleich zur Work-Life-Balance? Generell stellen sich heute junge Menschen darauf ein, länger und flexibler zu arbeiten und arbeiten zu müssen. Entsprechend wichtig ist, die eigenen Ressourcen auch langfristig einschätzen und einsetzen zu können. Daraus resultiert zum Beispiel, dass ein heute Dreißigjähriger durchaus eine Auszeit für Karriereveränderungen oder Orientierungsphasen nutzt. Lineare Lebensläufe sind nicht mehr selbstverständlich. Als Arbeitgeber

VITA Marc Irmisch-Petit wurde 1968 in Stuttgart geboren. Seit 2015 leitet er als Vice President General Manager die Geschäftsaktivitäten der Monster Worldwide Deutschland GmbH, der Monster Worldwide Austria GmbH und der Monster Switzerland AG. Er kam 2013 als Director Sales Germany zu Monster. Nach seinem Abschluss als Bachelor of Business Administration 1995 begann seine Karriere bei Hewlett Packard und führte zu Microsoft Deutschland GmbH, wo er u. a. als Director Distribution Business zwölf Märkte verantwortete. 2010 folgte der Wechsel als VP Small & Medium Enterprise and SoHo zur Telefónica Germany. Seine Themen: Neuentwicklungen in der HR-Branche und die Verknüpfung von Technologie und HR.

2|18 DER Mittelstand. | Bundeswirtschaftssenat


63

bekommt man im Gegenzug großes Engagement, die Übernahme von Eigenverantwortung bei flachen Hierarchien. Ein Unternehmer, der offen für solche Optionen ist, profitiert dann auch davon. Home-Offices werden zunehmend wichtiger. Insgesamt führt Zufriedenheit zu einem hohen Einsatz und gesteigerter Effizienz. Das Gefühl, eine sinnvolle Tätigkeit auszuüben, zählt heute für junge Menschen heute so viel wie der materielle Vorteil. Stichwort Recruitment Controlling: wo sehen Sie die Trends der Zukunft? Recruitment Controlling passt zur Technisierung des gesamten Job-Angebotsprozesses. Die entsprechende Automatisierung erlaubt viel mehr Zeit für Tiefen- und Qualitätsanalysen, mehr Zeit für die Berücksichtigung von Human Resources und die Innen- wie Außenkommunikation eines Unternehmens. Gute Bewerbungsabläufe und hohe Zufriedenheit tragen zur positiven Gesamtanmutung des Miteinanders innerhalb der Organisation entscheidend bei. Der von Ihnen benutzte Begriff des Robot-Recruiting, klingt zwar mechanisch, scheint mir aber in Wirklichkeit sehr effektiv zu sein. Ganz richtig. Schon jetzt sehe ich innerhalb dessen sogar Bewegtbild-Rekrutierungen in der Interaktion zwischen Job-Anbieter und Job-Interessenten, zum Beispiel über Snapchat. Warum nicht auch gar die mobile Live-Bewerbung mit Hilfe des Smartphones …

zessen noch recht zügig, dann aber hören Interessenten oft wochenlang gar nichts mehr. Im schlimmsten Fall erhalten Sie gar keine Antwort. Das aber geht im Zeitalter des Fachkräftemangels nicht. Geschwindigkeit ist ein ganz zentraler Faktor. Mobiles Recruiting stärkt das Image eines Unternehmens als fortschrittlich, heutig und innovativ. Schnelligkeit und Interaktivität schon in der Bewerbungsphase signalisieren, dass man dynamisch und modern denkt und handelt. Wir von Monster stehen hier gerne zur Seite. Wie wichtig sind für Sie der BVMW und der Bundeswirtschaftssenat? Ich finde es toll, wie der Verband die Interessen des Mittelstandes an die Politik heranträgt. Eine solche Interessenvertretung ist enorm wichtig. Nur so können die Politiker mitbekommen, wo die Unternehmen der Schuh drückt. Erlauben Sie mir noch eine persönliche Frage: Hatten Sie schon immer einen Doppelnamen? Nein, bei 1,92 Metern Körpergröße fand ich aber als Zusatz den Namen meiner Frau Petit, französisch: klein, sehr passend ... Vielen herzlichen Dank für das Gespräch.

Das passt zum 21. Jahrhundert und dem hochgradigen Einsatz mobiler, intelligenter Telefonie. Wir bieten dazu schon längst die Monster-App. Nach links streichen heißt löschen, nach rechts Bewerbung. Sie waren bereits vor Ihrer Tätigkeit bei Monster in der digitalen Welt aktiv, ich nenne HP oder Microsoft als frühere Arbeitgeber. Ja, das stimmt. Meine Leidenschaft waren dabei immer Vertrieb und Marketing. Bei Monster kamen noch Produktentwicklung und Services hinzu. Allgemein suche ich neue Herausforderungen, mir macht es Spaß, Dinge voranzutreiben, Veränderungs- und Erneuerungsprozesse auf den Weg zu bringen. Wie beurteilen Sie die Lage Deutschlands in Bezug auf die Digitalisierung? Sicher, im Bereich der Digitalisierung gibt es gerade im Schulsystem viel Nachholbedarf und insgesamt viel zu verbessern. Aber wir können auch sehr stolz auf Deutschland sein. Auf das Niveau der Hochschulausbildung, auf unser gesellschaftspolitisches Fundament. Bildung und Ausbildung und die technischen Möglichkeiten schaffen eine Verbesserung von Effizienz und Zufriedenheit. Zusammen mit Professor Dr. Tim Weitzel veröffentlichten Sie zusammen die Recruiting Trends … Ja, wir haben beispielsweise die jeweilige Besetzungsdauer analysiert. Zunächst geht es bei den Bewerbungspro-

DAS UNTERNEHMEN Rechtsform: GmbH

Mitarbeiter: circa 200

Gründung: Dezember 1997

Branche: Jobbörse, Webportale

Sitz: Eschborn Geschäftsführer: Marc Irmisch-Petit, Andrea Bertone

2|18 DER Mittelstand. | Bundeswirtschaftssenat

Produkte: Recruitinglösungen Webseite: www.monster.de


64

Chancenreiche Partnerschaften

News

Welche Hürden und Chancen von Kooperationen zwischen Mittelständlern und Start-ups bestehen derzeit? Eine aktuelle Studie des Alexander von Humboldt Instituts für Internet und Gesellschaft (HIIG) geht genau dieser Frage nach. Wenn ein traditioneller Mittelständler und ein junges Start-up aufeinander treffen, prallen zwei Welten auf-

Unternehmerpreise

einander. Um herauszufinden, ob man zueinander passt, sind pragmatische und ressourcenschonende Formate wie Pilotprojekte vielversprechend. Ganz

Es gibt viele Gründe, sich mit anderen Unternehmen in einem Wettbewerb

nach dem Motto „Start small, but start“.

zu messen: Gute Presse, individuelle Förderung, Kontakte knüpfen und,

Die Studie ist abrufbar unter:

nicht zu vergessen, das Preisgeld. Hier stellen wir Ihnen vier der aktuellen

hiig.de/sum-pdf

Unternehmerpreise vor.

IT Security Lab und Start-up

Deutscher Nachhaltigkeitspreis 2018 Europas größte Auszeichnung für ökologisches und soziales Engagement, der Deutsche Nachhaltigkeitspreis, prämiert auch in diesem Jahr wieder beispielhafte Leistungen in Wirtschaft, Kommunen, Architektur und Forschung im

Baden-Württembergs

Bereich der Nachhaltigkeit.

terium ist das einzige Ministerium in

Bewerbungsschluss ist der 27. April 2018

Deutschland mit einer Stabsstelle für www.nachhaltigkeitspreis.de

Innenminis-

Digitalisierung mit einer Querschnittfunktion. Das neue IT-Security-Lab

BVMW Mittelstandspreis Thüringen

ist in das gesamte Maßnahmenspek-

Der BVMW Landesverband Thüringen ehrt zum 20. Mal in Folge Unterneh-

trum der neuen Gründungsoffensive

merpersönlichkeiten für ihr herausragendes Engagement in Wirtschaft und

des Landes integriert. Den Gründe-

Gesellschaft. Die Auszeichnung beispielgebender, vorbildlicher Leistungsträger

rinnen und Gründern stehen sämt-

aus dem Mittelstand soll jungen Menschen Mut machen zur eigenen Selbststän-

liche Start-up-Förderangebote des

digkeit und zur Übernahme mittelständischer Unternehmen.

Landes

Bewerbungsschluss ist der 30. Juli 2018 / Jena: 30. April 2018

Verfügung.

www.digital-bw.de

https://bvmw.info/unternehmer-des-jahres

Digital Champions Award 2018

und

des

Bundes

zur

haben. Die gemeinsame Initiative der Telekom und der WirtschaftsWoche hat

Zukunftssichere Buchhaltung und Verwaltung

sich zum Ziel gesetzt, die Projekte der Unternehmen einer breiten Öffentlichkeit

Das eifas Netzwerk steht Unterneh-

näherzubringen.

men beim Thema Finanzen als kompe-

Bewerbungsschluss ist der 31. Mai 2018

tenter Partner zur Seite. Mit internen

Servicelines können Fragen aus den

Der Digital Champions Award prämiert mittelständische Unternehmen, die bereits wegweisende Digitalisierungsprojekte im eigenen Betrieb umgesetzt

www.digitalchampionsaward.wiwo.de

Bereichen Lohn, Arbeitsrecht, Steuern

KfW Award Gründen

oder Zoll beantwortet werden. Zudem

Die KfW-Bankengruppe zeichnet im Rahmen der Deutschen Gründer- und

sind durch die Onlineplattform Proacda

Unternehmertage (deGUT) 16 junge Unternehmen mit dem KfW Award Gründen

Buchhaltung, Lohnabrechnung, Mitar-

aus. Start-ups aller Branchen, die ab dem 01. Januar 2013 gegründet beziehungs-

beiterverwaltung und Administration in

weise im Rahmen einer Nachfolge übernommen wurden, können sich für den

der Cloud ortsunabhängig, sicher und

Award bewerben.

jederzeit verfügbar.

www.degut.de/kfw-award-gruenden

2|18 DER Mittelstand. | Service

https://eifas.org


65

Mehr Reichweite durch barrierefreie Webseite Für die Unternehmenskommunikation

Einschränkungen. Mit Hilfe assistiver

ist eine reichweitenstarke Webseite

Technologien lässt sich jede Webseite

unverzichtbar. Doch der Erfolg des On-

barrierefrei gestalten. ce≈die Visuel-

lineauftritts hängt nicht nur davon ab,

le Kommunikation bietet Projektbe-

dass die Seite gefunden wird, wichtig ist

gleitung, Unterstützung und Schu-

auch die Barrierefreiheit. Die Websei-

lung barrierearmer Webseiten und

te sollte für alle Nutzer zugänglich sein,

PDFs an.

auch für solche mit Behinderungen und

Fintech-Mittelstandsinitiative

www.cedie.de

Chatbots übernehmen den Kundenservice Die Digitalagentur kreativrudel entwickelt Chatbots (textbasierte Dialogsysteme), die durch vordefinierte Regeln

Das Netz der Bankfilialen in Deutschland wird immer löchriger. Damit schwin-

funktionieren und auf Messaging-Platt-

det die Kundennähe, und vor allem kleine und mittelständische Unternehmer

formen wie dem Facebook Messenger

verlieren ihren persönlichen Bankberater. Eine Alternative können Fintechs

integriert werden können. Die Bots

sein. Diese bieten mit Hilfe technologiebasierter Systeme spezialisierte und

greifen bei jeder Antwort auf ihre

besonders kundenorientierte Finanzdienstleistungen an. Der BVMW greift das

Wissensdatenbank zurück, die nach

Thema in diesem Jahr weiter auf und unterstützt die geplante Fintech-Mittel-

dem Wenn-dann-Prinzip funktioniert.

standsinitiative. Teil des Konzepts werden eine Umfrage, eine Studie und eine

Chatbots sind vor allem der interaktive

Veranstaltungsreihe sein, um den Mittelstand hinsichtlich der digitalen Finan-

Ersatz für häufig gestellte Fragen und

zierungspartner zu sensibilisieren. Anfragen an:

reagieren ohne Verzögerung auf Kunhans-juergen.voelz@bvmw.de

denanfragen. Auch für Buchungen und Kaufberatung sind Chatbots nutzbar.

Foto oben: © ipopba – istockphoto.com; Foto mitte: © alexsl – istockphoto.com

Digitalisierung zum Anfassen Im neuen Erlebnisraum des Mittelstand

Räumen des Smart Data Forums in Ber-

4.0-Kompetenzzentrums Berlin können

lin-Tiergarten und ergänzt die Ange-

Unternehmer

branchenübergreifend

bote der Wissens- und Netzwerkplatt-

Lösungen für kleine und mittlere Be-

form. Die Kooperation von_Gemeinsam

triebe erproben. Die Erlebnisstationen

digital mit dem Smart Data Forum lässt

zeigen auf interaktive und anschauliche

einen zentralen Anlaufpunkt für den

Art Konzepte für eine digitale Waren-

Mittelstand, der Praxisnähe und Erleb-

annahme, eine vereinfachte Personal-

barkeit in den Vordergrund stellt, ent-

planung, mobile Kassenlösungen und

stehen.

mehr. Sie basieren auf den Ergebnis-

sen aus den Umsetzungsprojekten von

Terminwunsch und Gruppengröße

_Gemeinsam digital und machen ver-

an: info@gemeinsam-digital.de. Wei-

netztes Arbeiten praxisnah erlebbar.

tere Infos unter: https://gemeinsam-

Der Erlebnisraum befindet sich in den

digital.de/erlebnisraum

Führungen: Anmeldung mit

2|18 DER Mittelstand. | Service

www.kreativrudel.de


66

Haltet die Frauen!

Mutterschaft und Baby­pause sind für viele Frauen noch immer ein Karrierekiller. Die TV-Produzentin Tita von Hardenberg hat sich ausgiebig damit beschäftigt, hält Vorträge zum Thema und zeigt, dass es auch anders geht.

Als Unternehmerin treibt mich eine Frage mehr

jungen Familien arbeitet die Frau gar nicht und der

und mehr um: Warum ist Mutterschaft im Jahr

Mann in Vollzeit. Nur zwei Prozent aller Männer

2018 immer noch ein veritabler Karrierekiller?

bleiben zu Hause, während sie die Familie ernährt.

„„

gut ausgebildete Frauen die Babypause eine Zäsur

Immerhin drängen 70 Prozent aller Mütter wieder

bedeutet, die sie unaufholbar zurück wirft. Es ist

in den Beruf, wenn die Kinder im Kindergarten und

schwer, sich nach der Elternzeit wieder in die alte

in der Schule sind. Aber die meisten von ihnen nur

Position zurück zu kämpfen. Und auch für die Un-

für wenige Stunden. Sie landen in der berüchtigten

ternehmen ist jede Babypause eine Herausforde-

Teilzeitfalle, in der es schwer ist, den Aufstieg in

rung.

eine Führungsposition zu schaffen.

Viele Frauen haben Angst vor der Rückkehr, weil sie denken, sie hätten den Anschluss verloren.

Ich bin dreifache Mutter und

Wir wundern uns, warum unter den 636 Vorstän-

Unternehmerin und weiß nur

den unserer börsennotierten Unternehmen ganze

zu gut, dass man nicht automa-

50 Frauen zu finden sind. Aber wo sollen sie ei-

tisch Freudensprünge macht,

gentlich herkommen, wenn es auch in den Ebenen

wenn wieder eine Mitarbeiterin

darunter viel zu wenige Chefinnen gibt? Zu wenig

schwanger wird. Ein weiteres

Kandidatinnen mit Führungserfahrung, die in die

Mal fällt eine eingespielte und

Vorstände aufsteigen könnten? Was können wir

wichtige Kraft weg. Und wenn

als Unternehmer tun, um diese Kettenreaktion

sie zurückkommt, dann wahr-

schon ganz am Anfang aufzuhalten? Wenn es ge-

scheinlich nur in Teilzeit. Als

lingt, die jungen Frauen zu halten, sie zu ermutigen

Mutter freue ich mich für sie,

und sie zurückzuholen, profitiert davon die Wirt-

aber als Unternehmerin seufze

schaft. Viele Studien haben nachgewiesen, dass

ich, denn ich weiß, die Chance,

sich gemischte Führungsteams in vieler Hinsicht

dass ich meine Mitarbeiterin in

auszahlen. Und das Schöne ist, es spricht sich her-

absehbarer Zeit als volle Kraft

um. Messbar mehr Firmen werben in ihren Stellen-

wiederbekomme, ist gering.

anzeigen mit Familienfreundlichkeit.

Haben Frauen in Deutschland Kinder unter drei

Ich habe fast zwei Jahrzehnte gebraucht, bis ich be-

Jahren, gehen nur zehn Prozent von ihnen einer Er-

griffen hatte, wieviel ich selbst als Chefin dafür tun

werbstätigkeit in Vollzeit nach. Zum Vergleich: bei

kann, dass ich meine Mitarbeiterinnen nicht verlie-

Vätern sind es 83 Prozent. Bei rund der Hälfte der

re. Es bringt schon viel, ein paar typische Muster

2|18 DER Mittelstand. | Service

Illustration: © jameslee1 – istockphoto.com

Es ist leider nicht zu leugnen, dass für viel zu viele


67 unserer Arbeitswelt auf den Prüfstand zu stellen,

setzten wird das gerne mit mangelndem Engage-

dazu gehören die Präsenzkultur, Abendmeetings,

ment verwechselt, oft ist es aber nur mangelndes

Konferenzreisen und die ständige Erreichbarkeit.

Selbstvertrauen. Daher kann es Wunder wirken,

Viele Unternehmen denken um und schaffen fa-

die Mitarbeiterin einfach wissen zu lassen, dass

milienfreundlichere Bedingungen. Schon aus rein

man ihr viel zutraut.

wirtschaftlichen Gründen.

Auch hier ist es sehr unterstützend, ihr eine Mentorin zur Seite zu stellen.

Was also können Arbeitgeber konkret tun, um auf die besondere Situation der jungen Mütter Rück-

6. Weiterhin nach neuen Maßnahmen suchen

sicht zu nehmen und ihnen die Rückkehr zu erleich-

Geben Sie nicht alles vor, sondern lassen Sie die

tern? Ich habe in meiner TV- Produktionsfirma ei-

Mütter und Väter selbst gestalten.

niges probiert und auch einiges wieder verworfen. Am Ende haben sich fünf konkrete Maßnahmen

Meine ermutigende Erfahrung ist: Sind erstmal ein

herauskristallisiert, die funktionieren:

paar junge Mütter an Bord, wird alles einfacher. Dann verschwinden die überflüssigen familien-

1. Kontakt halten im Mutterschutz

feindlichen Strukturen nach und nach ganz von

Viele Frauen haben Angst vor der Rückkehr, weil

allein. In einem Team, dem zwei, drei junge Mütter

sie denken, sie hätten den Anschluss verloren.

angehören, werden die Meetings nicht um 18.30

Hier kann es helfen, eine Mitarbeiterin zu be-

angesetzt. Es wird sich erst substantiell etwas än-

stimmen, die schon während des Babyjahrs Kon-

dern, wenn die, die es betrifft, die Arbeitsbedin-

takt hält, die beispielsweis alle zwei Monate mit

gungen selbst beeinflussen können.

der jungen Mutter Mittagessen geht und sie darüber auf dem Laufenden hält, was in der Firma

Laut dem Väterreport der Bundesregierung aus

passiert. Wer mental drin bleibt, hat es leichter

dem Jahr 2016 teilen sich bisher gerade mal 14

zurückzukommen.

Prozent aller Paare die Familienarbeit gerecht auf. Das ist deutlich zu wenig. Und solange nicht auch

2. Rückkehrerinnen interessante Aufgaben geben

die Familien selbst ihre Arbeitszeiten und -Teilung

Wer sich von seinem Baby trennt, bringt ein Op-

überdenken, werden die Arbeitgeber das Problem

fer für den Beruf. Und das muss sich lohnen. Oft

nicht lösen können.

klagen Mütter, die in Teilzeit arbeiten darüber, dass sie mit Aufgaben abgespeist werden, die sie

Wir haben noch einen langen Weg vor uns, aber er

unterfordern. An diesem sensiblen Punkt fragen

ist nicht so steil, wie er aussieht. Alles was wir errei-

sie sich schnell, ob es sich lohnt, dafür zurückzu-

chen müssen, ist eine kritische Masse von Frauen,

kehren.

die es vormachen und Firmen, die es ermöglichen. Und die kriegen wir, wenn jeder einzelne überlegt,

3. Nicht von Null auf Hundert Wenn die Kollegin nach ihrer Elternzeit erst-

wie er selbst anfangen kann, Teil dieser kritischen Masse zu werden.

mal nur stundenweise zurückkommt, ist das schon mal ein Anfang. Hauptsache, sie ist da und kommt wieder auf den Geschmack. Selbst wenn

Von der Senatsverwaltung für Wirtschaft,

die kurze Teilzeit für den Betrieb erstmal eine

Technologie und Forschung wurde Tita von

Belastung ist, es lohnt sich.

Hardenberg 2016 als „zukunftsweisende Unternehmerin, die die Berliner Wirtschaft vor-

4. Stundenzahl langsam steigern

antreibt“ geehrt und zur „Berliner Unterneh-

Sorgen Sie dafür, dass sich die Stundenzahl nach

merin des Jahres 2016/17“ gekürt.

und nach wieder steigert auf mindestens 80

Neben ihrer Tätigkeit vor und hinter den

Prozent der Vollzeit. Permanente Kurzteilzeit ist

Fernsehkameras engagiert sich die dreifa-

wirklich eine Falle. Flexizeit kann gerade für jun-

che Mutter für gesellschaftliche Projekte. Sie

ge Familien enorm hilfreich sein.

ist Schirmherrin des Berliner Kinderschutzbundes und des Berliner Umweltpreises des

5. Bewusste Ermutigung

BUND und offizielle Patin des Kinderhospizes

Frauen hinterfragen sich in der Regel stärker als

Bethel. Sie ist verheiratet und lebt mit ihrer Fa-

Männer und trauen sich weniger zu. Von Vorge-

milie in Berlin.

2|18 DER Mittelstand. | Service

Tita von Hardenberg Geschäftsführende Gesellschafterin Kobalt Productions GmbH


68

Arktis, Eisbar und ein ausgeklügeltes Bezahlsystem Anstehen vor dem Museumsbesuch, Kino oder Theater gehört oftmals zum Alltag der Kunden. Innovative Lösungen können Abhilfe schaffen. Im Digitalisierungsprojekt von _Gemeinsam digital wird an einem mobilen, digitalen Kassensystem gearbeitet.

User Journeys für Eventlocations Das Projekt begann Anfang 2017. Ein Expertenteam von der Technischen Hochschule Brandenburg führte Interviews mit der Zielgruppe. Durch anschließende User Journeys konnte herausgefunden werden, wo genau die Hürden für die Kunden bei der Beschaffung von Eintrittskarten liegen. In Rollenspielen wurde das Laufverhalten der Sechzig Tonnen Eis und Temperaturen um mi-

Kunden in der Location analysiert, um bereits im

nus zehn Grad. Die Berliner Eiswelten GmbH, ein

Vorhinein Probleme beim Ticketkauf auszuschlie-

Start-up mit potenziellen Kunden im B2C und B2B

ßen. Im Anschluss konnten Anforderungen an das

Bereich, schafft mit der Event-Location Angiyok

neue System definiert werden. Über ein Bewer-

eine interaktive Attraktion aus Eis mitten in Berlin.

tungssystem anhand unterschiedlicher Kriterien

Die besondere Herausforderung: es soll ein flexi-

wie Preis, Schnittstellen, Mobilität und Nutzer-

bles Kassensystem entwickelt werden, das den

freundlichkeit werden die unterschiedlichen Lö-

Anforderungen einer innovativen Eventlocation

sungen verglichen. Das ausgewählte Kassensys-

gerecht wird und verschiedene Bezahlmöglichkei-

tem wird noch in diesem Frühjahr prototypisch

ten unterstützt (bar, EC-Karte, Kreditkarte und

umgesetzt, dem Unternehmer vorgeführt und

Onlineshop).

getestet. Durch zahlreiche Iterationen kann das System

Warteschlangen meiden

bei

laufendem

Betrieb

sukzessive

verbessert werden.

Herkömmliche Kassensysteme sind meistens fest an einem Ort installiert und stoßen bei den kal-

Synergien nutzen

ten Temperaturen an ihre funktionalen Grenzen.

Zu den Erwartungen an eine Eventlocation gehört

Da häufig Gruppen erwartet werden, muss ein

auch kostenloses WLAN. Hier hat das Team von

schubweiser Ansturm flexibel bewältigt werden,

_Gemeinsam digital eine Lösung für ein offenes

ohne dass sich die Laufwege der Besucher kreuzen

Besucher-WLAN der Eiswelten gesucht, das in

oder lange Warteschlangen entstehen. Durch den

den Räumlichkeiten funktioniert und rechtssicher

Einsatz einer mobilen Kassensystemlösung und

ist, mit dem Ziel, dass sich die Besucher länger in

der Unterstützung verschiedener Bezahlmöglich-

der Location aufhalten und mit den Kundendaten

keiten kann das Unternehmen individuell auf sich

gezieltes Marketing betrieben werden kann.

ändernde Anforderungen reagieren. Kunden könKjell Schneider BVMW Projektreferent kjell.schneider@bvmw.de

nen Armbänder mit Sensoren als zusätzliches Be-

Die Eröffnung des arktischen Abenteuers

zahlsystem einsetzen, und mobile Kassen können

ist für 2018 geplant. Weitere infos unter:

über den Tag verteilt an verschiedenen Standorten

https://gemeinsam-digital.de/portfolio/

platziert werden.

angiyok-eiswelten/

2|18 DER Mittelstand. | Service



70

Richtige Vorbereitung beim Unternehmensverkauf zahlt sich aus Mittelständische Familienunternehmen sehen sich zunehmend mit Nachfolgeproblemen konfrontiert. Wenn eine Nachfolgelösung innerhalb der Familie nicht möglich oder nicht gewollt ist, bleibt nur der Verkauf des Unternehmens an einen familienfremden Dritten. Sorgfältige Vorbereitung

Mögliche Käufer können aus dem Unternehmen

Sofern es sich nicht um einen reinen MBO ohne

selbst stammen: Bei einem Verkauf an eigene

Beteiligung von Investoren handelt, ist der Un-

Mitarbeiter und Führungskräfte des Unterneh-

ternehmensverkauf ein komplexer Vorgang, auch

mens spricht man von einem Management Buy-

wenn sich inzwischen gewisse Standards etabliert

out (MBO). Als Käufer kommen aber auch exter-

haben. Hinzu kommt, dass in allen Verkaufskons-

ne Manager, Finanzinvestoren oder strategische

tellationen der Familienunternehmer den Ver-

Investoren wie Wettbewerber, Kunden oder

kauf seines Unternehmens meist zum ersten und

Lieferanten in Betracht. Je nach Erwerbergruppe

einzigen Mal erlebt. Die damit verbundene Uner-

sind spezifische Besonderheiten bei der Transak-

fahrenheit kann zu Unsicherheiten bei der Ent-

tionsstrukturierung, im Transaktionsprozess und

scheidungsfindung führen. Umso wichtiger ist die

bei der Gestal-

professionelle Vorbereitung und Begleitung des

tung des Kauf-

Verkaufsprozesses. Eine sorgfältige Vorbereitung

vertrags zu be-

hilft, Risiken zu vermeiden, die eine mangelhafte

achten. Beispiel

Nachfolgelösung auf operativer Ebene für das

MBO: Da beim

Unternehmen oder auch im privaten Bereich des

MBO die Erwer-

Unternehmers, wie zum Beispiel Streitigkeiten im

ber das Unter-

Familienkreis, hervorrufen kann.

Die systematische Vorbereitung des Unternehmensverkaufs sollte spätestens drei Jahre vor dem geplanten Verkaufszeitpunkt beginnen.

nehmen bereits mit verant wor-

Frühzeitig beginnen und systematisch vorgehen

ten, können sie

Die systematische Vorbereitung des Unterneh-

grundsätzlich

mensverkaufs sollte spätestens drei Jahre vor

auf die sonst üb-

dem geplanten Verkaufszeitpunkt beginnen.

liche gründliche

Dazu gehört neben einer Ermittlung der persön-

Prüfung des Unternehmens im Vorfeld des Er-

lichen Vermögensverhältnisse und familiären

werbs (Due Diligence) ebenso verzichten wie auf

Situation (Ehevertrag, Erbvertrag) des Inhabers

unternehmensbezogene Garantien des Verkäu-

die Ermittlung sämtlicher wertbildender Fak-

fers im Kaufvertrag. Beides kann aber dann er-

toren des Unternehmens. Mit einem gewissen

forderlich werden, wenn die Erwerber, wie häufig

Aufwand verbunden, jedoch für die weiteren

der Fall, zur Finanzierung des Kaufpreises weitere

Verfahrensschritte hilfreich ist die Durchführung

Investoren mit ins Boot holen müssen. Diese sind

einer eigenen Prüfung des Unternehmens durch

in der Regel mit den Umständen des Unterneh-

die Verkäuferseite noch vor Beginn des eigentli-

mens nicht näher vertraut und wollen sich mit-

chen Verkaufsprozesses (Verkäufer Due Diligen-

unter auch Mitspracherechte im Unternehmen

ce). Damit können mögliche kaufpreisrelevante

vertraglich sichern.

Chancen und Risiken frühzeitig identifiziert und

gut kennen und

2|18 DER Mittelstand. | Service

Foto: © baona von – istockphoto.com

„„

Passende Transaktionsstruktur


71 optimiert werden. Gleichzeitig hilft dies dem Ver-

der sich durch aktuelle Rechtsentwicklungen wie

käufer, seinen Aufklärungspflichten gegenüber

beispielsweise eine Verschärfung des deutschen

dem Käufer nachzukommen und eine Haftung

Kartellsanktionenrechts eher noch verstärken

für unzutreffende Angaben oder Verschweigen

wird. Die 9. GWB-Novelle erweitert seit Juni

offenlegungspflichtiger Umstände zu vermeiden,

2017 nämlich die Risiken des Käufers, für vor dem

sollte es später zum Streit kommen. Denn selbst

Kauf begangene Kartellverstöße des erworbenen

bei Vertragsverhandlungen, in denen die Parteien

Unternehmens unmittelbar einstehen zu müssen.

entgegengesetzte Interessen verfolgen, besteht

Dennoch fehlt gerade in mittelständischen Un-

für jeden Vertragspartner die Pflicht, den ande-

ternehmen mitunter noch ein effektives Compli-

ren Teil – auch ungefragt – über solche Umstände

ance-Management-System, das Rechtsverstöße

aufzuklären, die den Vertragszweck des anderen

zu verhindern hilft. Wer unvorbereitet einen Ver-

vereiteln können und daher für seinen Entschluss

kaufsprozess für ein Unternehmen startet, das in

von wesentlicher Bedeutung sind.

diesem Bereich erhebliche Defizite aufweist, riskiert später Verzögerungen oder gar einen Ver-

Notwendige Maßnahmen umsetzen

trauensverlust auf Seiten möglicher Kaufinteres-

Nicht selten folgt aus einer kritischen Bestands-

senten. Im ungünstigsten Fall kann dies zu einem

aufnahme auch die Erkenntnis, bestimmte Maß-

Scheitern des Verkaufs führen.

nahmen im Unternehmen durchführen zu müssen, um das Unternehmen für einen künftigen

Fazit: Die Unternehmensnachfolge durch den

Käufer attraktiver zu machen, den Verkaufs-

Verkauf des Unternehmens an einen familienex-

prozess somit zu erleichtern und einen höheren

ternen Erwerber erfordert eine frühzeitige und

Kaufpreis zu erzielen. Beispiel Compliance: Pro-

sorgfältige Vorbereitung. Versäumnisse können

fessionelle Großunternehmen achten als Unter-

den Verkaufsprozess gefährden, Haftungsrisiken

nehmenskäufer immer mehr auf mögliche Com-

für den Verkäufer erhöhen und zu einem Kauf-

pliance-Risiken der Zielgesellschaft – ein Trend,

preisabschlag führen.

Dr. Christian Horn,LL.M. Partner, Rechtsanwalt, Luther Rechtsanwaltsgesellschaft Mitglied im Bundeswirtschaftssenat www.luther-lawfirm.com

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72

Brexit und die Folgen für deutsche Limited-Gesellschaften

Viele Unternehmen in Deutschland wählten in

in Deutschland auch nach dem Brexit Bestands-

den letzten Jahren als Rechtsform die englische

schutz garantiert. Ob es zu einem solchen Abkom-

Limited. Es schien attraktiv, eine Gesellschaft

men kommt, ist allerdings offen. Alle Beteiligten

ohne Notar, ohne Handelsregister und vor allem

müssen sich nach derzeitigem Verhandlungs-

ohne Stammkapital von 25.000 Euro gründen zu

stand deswegen darauf einstellen, dass es auch zu

können. Deswegen gibt es derzeit mehr als 8.000

einem harten Brexit kommen könnte, also einem

solcher deutscher Limiteds. Dass man für ein

völlig ungeregelten Austritt Großbritanniens aus

deutsches Unternehmen eine englische Rechts-

der EU. Die Folgen für eine Limited mit Verwal-

form wählen kann, war lange Zeit alles andere als

tungssitz in Deutschland wären bei einem harten

selbstverständlich. Denn traditionell waren für in

Brexit fatal. Denn die deutschen Gerichte werden

Deutschland ansässige Unternehmen allein die

eine Limited mit Hauptsitz in Deutschland dann

deutschen Rechtsformen (vor allem GmbH, AG

voraussichtlich nicht mehr rechtlich anerkennen.

und GmbH & Co. KG) zugänglich. Den Weg zur

Eine Gesellschaft mit Sitz in Deutschland, die

Limited in Deutschland hatte der Europäische

nicht als GmbH, AG oder KG im deutschen Han-

Gerichtshof eröffnet als Folge der Nieder-

delsregister eingetragen ist, würde von den Ge-

lassungsfreiheit in der EU.

richten vielmehr als Personengesellschaft (GbR oder OHG) qualifiziert. Das bedeutet: Die Gesell-

Risiko harter Brexit

schafter der Limited müssten dann für sämtliche

Es ist völlig ungeklärt, welcher Rechtsstatus für

Verbindlichkeiten der Gesellschaft persönlich

die deutsche Limited nach dem Austritt Großbri-

haften. Die Haftungsbeschränkung der Limited

tanniens am 29. März 2019 gilt. Es ist gut möglich,

wäre verloren. Auch steuerlich sollte die Gesell-

dass sich die EU und Großbritannien auf ein Ab-

schaft nicht mehr als Kapitalgesellschaft, sondern

kommen einigen, das der Limited mit Hauptsitz

als Personengesellschaft gelten. Das kann im

2|18 DER Mittelstand. | Service

Illustration Sterne: © VanReeel– istockphoto.com; Illustration Lupe: © ewg3D – istockphoto.com

Deutschen Unternehmen in der Rechtsform der Limited drohen nach dem Brexit gravierende Risiken. Die betroffenen Gesellschaften sollten deswegen in eine deutsche GmbH wechseln. Der Übergang ist steuerneutral möglich, dauert aber mehrere Monate.


73 Einzelfall zu einer höheren Steuerbelastung der

zung zwischen zwei Mitgliedstaaten ist nach eu-

Beteiligten führen.

ropäischem Recht möglich. Sie ist allerdings ein gesellschaftsrechtlich und steuerlich komplexer

Deutsche Unternehmen, die die Rechtsform der

Vorgang, der zahlreiche Verfahrensschritte vor

Limited gewählt haben, sollten deswegen drin-

deutschen und englischen Behörden und Ge-

gend prüfen, auf welchem Weg sie rechtzeitig

richten erfordert. Der Wechsel in die deutsche

vor dem Brexit in eine GmbH wechseln können,

Rechtsform erfolgt dabei üblicherweise in zwei

um die ungewollten Folgen einer Personengesell-

„„

Schritten: Zunächst gründen die bisherige Ge-

schaft zu vermeiden. In aller Regel dürfte es nicht

sellschafter der Limited eine deutsche GmbH.

ausreichen, einfach sämtliche Vermögensgegen-

Auf diese GmbH wird dann das gesamte Unter-

stände und Arbeitnehmer auf eine neu gegründe-

nehmen im Wege einer Verschmelzung übertra-

te deutsche UG oder GmbH zu übertragen. Denn

gen. Die Verschmelzung ist rechtssicher und vor

dabei drohen erhebliche steuerliche Risiken: Er-

allem steuerneutral machbar, wenn die Maß-

folgt die Übertragung der Vermögensgegenstän-

nahmen sorgfältig mit Experten in Deutschland

de nicht gegen einen angemessenen Kaufpreis in

und England vorbereitet werden. Der gesamte

Höhe des Verkehrswerts, können durch diesen

Vorgang dauert erfahrungsgemäß mindestens

Vorgang die stillen Reserven des Unternehmens

vier bis sechs Monate.

Deutsche Unternehmen, die die Rechtsform der Limited gewählt haben, sollten deswegen dringend prüfen, auf welchem Weg sie rechtzeitig vor dem Brexit in eine GmbH wechseln können.

aufgedeckt werden. Ergebnis wäre eine erhebliche nachträgliche Steuerbelastung.

Für die Beteiligten läuft jetzt die Uhr: Weil die grenzüberschreitende Verschmelzung auf euro-

Was können betroffene Unternehmen tun?

päischem Recht basiert, kann man sich auf diesen

Der einzige derzeit gangbare Weg ist die Ver-

Mitglied der EU ist. Der Übergang auf die GmbH

schmelzung der Limited auf eine deutsche GmbH.

muss also abgeschlossen sein, bevor der Austritt

Eine solche grenzüberschreitende Verschmel-

Großbritanniens im März 2019 wirksam wird. 

Weg nur verlassen, solange Großbritannien noch

Dr. Friedemann Eberspächer Berlin Rechtsanwalt, Raue LLP, BVMW-Mitglied https://raue.com/anwalt/ friedemann-eberspaecher

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74

Innovationen für die Wirtschaft Wie können wir Störungen in der Produktion verringern? Wie bringen wir mehr Transparenz und Sicherheit in Unternehmensprozesse? Und wie erhöhen wir die Sicherheit bei Authentifikationsprozessen? Die Innovationsabteilung der Bundesdruckerei hat dazu einige Ideen. Smart Production

einfach nachvollziehbar, was mit ihnen passiert.

Stockt die Produktion, suchen Unternehmen den

Jeder Mitarbeiter – als Urheber des Wissens –

Fehler zumeist in den Maschinen und justieren

vergibt für seine Daten Zugriffsberechtigungen

sie neu. Die Bundesdruckerei geht einen anderen

an Kollegen. Ein Administrator ist nicht mehr

Weg und denkt Industrie-4.0-Prozesse aus der

nötig. Jederzeit ist compliancekonform nachvoll-

Sicht des Materials. Denn Schwankungen bei der

ziehbar, wer wann mit welchen Berechtigungen

Materialqualität

worauf zugegriffen

erschweren

oft

hat und woher die-

die Verarbeitung

se Berechtigungen

in

Standardpro-

stammen. Ändern

zessen, weil sie

sich etwa Tätigkei-

von den Maschi-

ten von Kollegen,

nen nicht ausge-

können

Berech-

glichen

tigungen

wieder

werden

können. Die Innovatoren

entzogen werden.

der

Technologien und

Multimodale Biometrie zur Authen­ tifizierung

Simulationsm o -

Biometrische Au-

delle alle relevan-

thentifizierungen

ten

sind eine sichere

Bundesdruckerei schauen sich mit Hilfe

moderner

Stellschrau-

und

ben an: von der

benutzer-

freundliche Alter-

molekularen Ebene des Materials bis zur Maschinenfeinjustierung.

native zu Passwörtern. Multimodale Biometrie,

Am Ende sollen sich Materialien und Maschinen

also die Kombination verschiedener Merkmale

selbst aufeinander abstimmen und so optimale

zur Authentifizierung, macht die Identifikation ei-

Produkte herstellen.

ner Person noch sicherer – bei gleichbleibendem Komfort. Die Bundesdruckerei erforscht aktuell,

Innovatives Identitätsund Rechtemanagement

wie sich ihre Zutrittskarte „GoID“, die schon Fin-

Universell, transparent und sicher – so stellt sich

Gesichtserkennung erweitern lässt. Dafür sind

die Bundesdruckerei das Management von Iden-

jedoch noch einige Herausforderungen zu meis-

titäten und Berechtigungen in Unternehmen vor.

tern, etwa die geringe zur Verfügung stehende

Dafür will sie ein benutzerfreundliches System

Wattzahl, die Bildverarbeitung und die Miniaturi-

auf Basis einer verbesserten Blockchain-Tech-

sierung der Kamera.

nologie entwickeln, das alle Identitäten in einem Unternehmen für den gesamten Lebenszyklus umfasst. Wird etwa ein Arbeits- oder Kaufvertrag Dr. Manfred Paeschke Chief Visionary Officer der Bundesdruckerei

erstellt, ein Produkt erzeugt oder ein Prozess im-

Mehr Informationen dazu unter

plementiert, wird diese Identität quasi mit ihren

https://www.bundesdruckerei.de/de/

Merkmalen im System geboren. Von nun an ist

Unternehmen/Innovation

2|18 DER Mittelstand. | Service

Illustration Abdruck: © bjdlzx – istockphoto.com

gerabdrücke erkennen kann, um eine Kamera zur


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76

Aufsichtsräte und Beiräte 4.0: Unternehmen sichern und Verantwortung leben

Bei- und Aufsichtsräte haben neben ihrer Kontroll-

Im Wandel der Zeit

funktion auch dafür Sorge zu tragen, dass sich die

Die im Aktiengesetz zur Kontrolle vorgeschrie-

von ihnen begleiteten Unternehmen zukunftsfähig

benen Aufsichtsräte übernahmen bis in die

ausrichten. Das umfasst mehr als das Einhalten von

90er-Jahre die Aufgabe, die von ihnen betreuten

Regeln und Gesetzen bei der Erwirtschaftung von

Unternehmen durch formelle und informelle Ver-

Erträgen. Woran aber bemisst sich diese Zukunfts-

netzungen abzusichern. Eine zentrale Rolle spiel-

fähigkeit? An einem Wirtschaften, das dafür sorgt,

ten die Vorstände der namhaften deutschen Ban-

dass insbesondere auch mittelständisch geprägtes

ken und Versicherungen. Über Mehrfachmandate

Unternehmertum weiterhin die Rolle einnehmen

schmiedeten sie eine informelle Deutschland AG

kann, die es heute innehat: stabilisierende Basis

zusammen. Dieses Modell wurde jedoch ab Mitte

und Anker zu sein für eine freiheitliche und demo-

der 90er-Jahre für die beteiligten Unternehmen

kratische Gesellschaft in Friede und Wohlstand.

zum Problem, weil die enge Verbindung der über die Aufsichtsräte verflochtenen Unternehmen

Zukunftsfähige Aufsichts- und Beiratstätigkeit

zunehmend ihre Wettbewerbsfähigkeit schwäch-

hat darauf hinzuwirken, dass die „Stütze“ der

te. Beschleunigt durch vergangene Complian-

Gesellschaft – eine vielfältige Unternehmens-

ce-Verstöße wurden Transparenz, Entflechtung

landschaft mit tragfähigen Geschäftskonzepten

und Compliance zu zentralen Aufgaben von Auf-

und Arbeitsplatzangeboten – gestärkt wird. Da-

sichtsräten.

mit rückt auch die Absicherung des Mittelstands in den Aufgabenbereich von Aufsichts- und

Bei Beiräten nahm die Entwicklung eine an-

Beiratstätigkeiten.

dere Richtung. In der Regel berufen von

2|18 DER Mittelstand. | Service

Foto: © Rawpixel – istockphoto.com

Die Rolle von Bei- und Aufsichtsräten steht auf dem Prüfstand. Wollen sie ihrer Aufgabe künftig gerecht werden, sind Kontrolle und Haftung gefordert.


77 Entscheidern

zumeist

familiengeführter

mittlerer

Unternehmen,

bis

großer

beschränk-

te sich deren Rolle oft darauf, lediglich als eine Art „Sparringspartner“ für diese Entscheider zu dienen oder darauf, in kritischen Entscheidungssituationen von sich weg und auf das Votum des Beirats verweisen zu können. Heute geht es vielmehr darum, konstruktiv und modern mit einem Beirats- oder Aufsichtsratsgremium zu arbeiten.

Erfahrung, Wissen und Haftung Gezielt implementierte Beiräte in Familienunternehmen brauchen ein gutes Verständnis für die Besonderheiten

eines

Familienunternehmens

und ein Grundwissen über Strategie, Bilanzierung, Compliance, Investition und Finanzierung. Die

ternehmens ist daher Grundvoraussetzung. Vor

Vielfalt der Beiratsaufgaben macht die Beiratsar-

diesem Hintergrund gewinnt die Frage der Min-

beit besonders spannend und erfordert Wissen,

destanforderungen an geprüfter Qualifikation für

Werteverständnis, Erfahrung und Fingerspitzen-

Führungskräfte, Geschäftsführer und potenziel-

gefühl, gerade im Mittelstand. Nicht jeder Anwär-

len Nachwuchs zur Besetzung von Schlüsselfunk-

ter verfügt für eine Aufgabe als Beirat oder Auf-

tionen im Aufsichtsrat oder Beirat zunehmend an

sichtsrat über das geforderte Wissensspektrum,

Bedeutung.

um mit Souveränität alle relevanten Themen verstehen und deren Komplexität bewerten zu kön-

Vor allem steigt das Risiko der Fahrlässigkeit

nen. Von daher unterliegt auch ein Beirat einer

und die damit verbundene persönliche Haftung,

GmbH den Vorschriften des AktG nach § 52 Gm-

falls unzureichendes Wissen auch im mittleren

bHG. Dies ist einerseits sinnvoll, weil pauschale

und oberen Führungskreis zu unternehmeri-

Regelungen den vielfältigen Besonderheiten

schen Fehlentscheidungen führt. Eine profes-

von Familienunternehmen unterschiedlichster

sionelle Absicherung in allen Führungsebenen

Größenordnungen nicht gerecht werden können.

durch gezielte Weiterbildung unterliegt der

Andererseits

erschwert

das Fehlen verbindlicher Vorgaben die Bestimmung des im Einzelfall geeigneten Beiratsmodells. Es gelten ebenso die Aufgaben, Rechte und Pflichten eines Aufsichtsrates auch nach dem

Deutschen

„„

Gezielt implementierte Beiräte in Familienunternehmen brauchen ein gutes Verständnis f ür die Besonderheiten eines Familienunternehmens.

Aktien-

gesetz, daher sollte ein verantwortlicher Beirat

Verantwortung der Unternehmenslenker. Diese

seine gesamten Aufgaben, die rechtlichen und

haben daher die Pflicht, diese Durchgängigkeit an

haftungs-relevanten Auswirkungen im Familien-

Qualifikation und Wissen in Unternehmensstruk-

unternehmen kennen.

turen sicherzustellen.

Governance Codex

Die Akademie für Beiräte und Aufsichtsräte hat

Der Governance Codex für Familienunternehmen

sich der Aufgabe verschrieben, Unternehmer,

dient als Leitlinie und individueller Qualitätsprüf-

Geschäftsführer und Führungskräfte auf ihre

stein, um alle Strategien, Strukturen und Regeln

anspruchsvolle Aufgabe als Aufsichtsräte oder

des Unternehmens individuell zu überprüfen,

Beiräte vorzubereiten. Ziel ist es, den Mut zu ha-

anpassen und weiterentwickeln zu können. Eine

ben, die richtigen Fragen zu stellen und kritische

verantwortungsvolle Führung und Sicherstellung

Themen im Sinne des Unternehmens erfolgreich

des langfristigen Überlebens des Familienun-

voranzutreiben.

2|18 DER Mittelstand. | Service

Peter J. Greß Geschäftsführender Gesellschafter Akademie für Beiräte und Aufsichtsräte GmbH BVMW-Mitglied www.arakademie.de


78

Pensionszusagen auslagern Niedrige Zinsen und unzureichende Finanzierung von Pensionsverpflichtungen belasten viele Mittelständler. Der Rechnungszins für Handelsbilanzrückstellungen wird in den kommenden Jahren weiter sinken. Prognoseberechnungen der Handelsbilanzrück-

nicht mehr ohne weiteres durchführbar. Die

stellungen für die nächsten zehn Jahre lassen

Auslagerung lässt sich in zwei Varianten durch-

einen enormen Anstieg der Pensionsrückstel-

führen, mit Garantie und ohne Garantie. Wel-

lungen erwarten.

che Variante sinnvoll ist, hängt vor allem von der Zukunftsplanung des Unternehmens ab, ob

Eine Lösung, die zukünftigen Belastungen

zum Beispiel der Verkauf des Unternehmens

zu senken, ist die Auslagerung der Pensions-

oder die Übergabe an die nächste Generation

verpflichtungen auf einen externen Versor-

geplant ist.

gungsträger wie ein Pensionsfonds oder eine Unterstützungskasse. Hierfür muss ein entspre-

Meistens wird die nicht garantierte Variante

chender Betrag eingezahlt werden, der über

gewählt. Die Hauptgründe dafür sind die Flexi­

mehrere Jahre finanziert werden kann und die

bilität des Modells und die Tatsache, dass sie

Rückstellungen entlastet.

natürlich günstiger ist. Wichtig ist die Auswahl des geeigneten Pensionsfonds, denn die Ver-

Pensionszusagen, die speziell für beherrschen-

tragswerke sind sehr unterschiedlich.

de Gesellschafter-Geschäftsführer getroffen wurden, sollten zudem darauf überprüft wer-

Die Prognoseberechnungen zeigen sehr deut-

den, ob durch Umstellungen der Zusage eine

lich, dass eine Auslagerung oft nicht viel mehr

Jürgen Abstreiter Wirtschaftsberatung Jürgen Abstreiter

Auslagerung günstiger gestaltet werden kann.

kostet als die entsprechenden Rückstellungen.

www.wbja.de

Änderung einer bestehenden Pensionszusage

Hierbei ist allerdings Vorsicht geboten, denn aufgrund der aktuellen Rechtsprechung ist die

Mit der richtigen Ausgestaltung ist der Aufwand nicht höher als der Betrag, der ohnehin als Rentenleistung gezahlt werden muss. Neben einer mittel- bis langfristigen Ausfinanzierung im Rahmen einer Auslagerung bietet diese noch weitere Vorteile: Entlastung der Bilanz Steigerung des Unternehmenswerts keine internen Verwaltungskosten keine Bewertungskosten Einsparungen von 80 Prozent der Entlastung bei Verkauf oder Übergabe des Unternehmens an den Nachfolger Die Auslagerung von Pensionszusagen ist ein rechtlich und steuerrechtlich komplexer Vorgang. Daher ist es dringend notwendig, sich an einen Experten zu wenden, der die Abwicklung von Anfang bis Ende betreut und auch die Haftung übernimmt.

2|18 DER Mittelstand. | Service

Foto: © Vitaliy_ph– istockphoto.com

Beiträge an den PSV


79

Kleine Helfer einfach.behalten. Das schnellste Erinnerungssystem – jetzt auch als App! nach 30 Minuten nur noch zu 50 Prozent

sofort einprägen können. Die Schulung

abrufbar sind? Nach etwa einem Monat

basiert auf den neusten Erkenntnissen

sind im Schnitt nur noch 10 Prozent des

der Gehirnforschung und kombiniert

neuen Wissens verfügbar.

Lernspaß mit extrem viel

Die Folge: Frust im Team, hoher Wie-

Das

derholungsaufwand oder lückenhaftes

derte

Wissen,

pro

mt! auf

wenn

Zum

es

darauf

Beispiel

Messen,

im

bei

ankomVertrieb,

Vorträgen,

in Change Prozessen ...

Fotos: © 2017 EINFACH.BEHALTEN

junge

Unternehmen

Informationen Tag

können

Zeiteinsatz

dauer-

haft gemerkt werden. einfach.

dem

Seminar

unterstützt

dann

behalten. aus der Nähe von Hamburg

die

hat eine hocheffektive Lösung hierfür

fach-behalten-App das

entwickelt, die weltweit einzigartig ist.

regelmäßige Training.

Kombination aus Seminar und App

Zu den Kunden von einfach.behalten.

interaktive

ein-

zählen neben zahlrei­chen mittelständischen Unternehmen u. a. die Fa. Lindt

Binnen eines Workshop-Tages wird ver-

& Sprüngli, Daimler AG, der Deut­ sche

Wie viel Geld investieren Sie jedes Jahr

mittelt, wie Sie oder Ihre Mitarbeiter

Sparkassen- und Giroverband, Deut­sches

in Fortbildung für sich selbst und Ihre

bzw. Auszubildenden sich praktisch jede

Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Royal

Mitarbeiter/innen? Wussten Sie, dass

neue Information (Daten, Zahlen, Fak-

Canin und viele mehr.

Fakten, die wir lernen, häufig schon

ten, Namen, Tabellen, Prüfungsstoff)

www.einfach-behalten-app.de

Finger am Ohr ersetzt Telefon Wenn Sie in Zukunft in Ihrer näheren

handelt es sich höchstwahrscheinlich

Umgebung Unterhaltungen wahrneh-

um das Sgnl Armband zum Telefonieren

men, bei denen jemand mit einem Fin-

von Innomdle Lab. Das Armband wird

ger am Ohr mit sich selbst spricht, dann

per Bluetooth mit dem Smartphone verbunden und kann somit erkennen, wenn jemand anruft. Durch die Fingerspitze am Ohr werden die Telefonanrufe

Fotos: © 2017 Innomdle Lab

Hun-

danach mit minimalem

Nach Das

Team-Dynamik. Ergebnis:

per

Knochenschallübertragung

weitergeleitet, welche durch die erzeugten Schwingungen vom Armband ausgehen. Diese erkennt man als Audiosignale und kann durch das im Armband versteckte Mikrofon mit dem Anrufer kommunizieren. www.mysgnl.com

2|18 DER Mittelstand. | Service


80

Risikomanagement geht alle an! Unternehmen jeder Branche und Größe sollten sich mit dem Thema Risikomanagement befassen. Nur wer sich mit potenziellen Risiken auseinandersetzt, kann auch entsprechende Abwehrmaßnahmen und Handlungsszenarien entwickeln. Die Realisierung einzelner Aktionen ist dabei weniger wichtig als die Entwicklung einer strategischen Struktur. Die Risiken im Geschäftsleben sind so vielfältig

gesellschaftlichen Änderungen schnell neue Risi-

wie die Firmen und ihre Branchen. Daher gibt

ken ergeben oder alte Risiken wegfallen können.

es kein allgemein gültiges Risikomanagement­ konzept. Jeder Betrieb muss seine eigenen Risiken

Unterschätzte IT-Sicherheit

identifizieren, analysieren und bewerten, um ein

Das meist unterschätzte Thema ist die IT-Sicher-

entsprechendes Managementsystem zu entwi-

heit. Dies mag unter anderem daran liegen, dass

ckeln.

nur rund 20 Prozent der Vorfälle technologische Ursachen haben, während 80 Prozent durch An-

„„

Erwarte das Unerwartete

wenderfehler verursacht werden. So gelangt

Grundsätzlich liegt die Verantwortung für das

etwa ein Verschlüsselungstrojaner ins Unter-

Risikomanagementsystem bei der Geschäftsfüh-

nehmen, weil jemand den dubiosen Anhang einer

rung. Sie hat die Entscheidungsgewalt, welche

E-Mail öffnet. Firmen müssen daher ihre Mitar-

Risiken

beiter schulen und kontinuierlich sensibilisieren.

getragen

und

welche

Maßnahmen

Risikomanagement ist präventiv und nicht reaktiv dagegen ergriffen werden. Zunächst ist zu identi-

Risiken für KMU

fizieren, welche Risiken überhaupt für das Unter-

Selbst wenn die Technologie auf dem neuesten

nehmen bestehen. Dabei gilt der Slogan „erwarte

Stand ist, kann es zu einem Cyberangriff kommen.

das Unerwartete“. Umso wichtiger ist es, den

Dieses Risiko sollten sich insbesondere KMU zu

Blick nicht nur nach hinten zu richten, sondern

Herzen nehmen, die im Internet damit werben,

auch nach vorne: Risikomanagement ist präventiv

besonders innovativ zu sein. Denn damit landen

und nicht reaktiv.

sie schnell auf dem Radar der Cyberkriminellen. Ein anderes Risiko, das besonders bei kleineren

Claus Engler Produktmanager Risikomanagementsysteme TÜV SÜD Management Service GmbH BVMW-Mitglied www.tuev-sued.de

Kontinuierliche Bewertung und Analyse

und mittelständischen Unternehmen große Be-

Für ein gutes Risikomanagement müssen The-

Chef ist hier meist der Dreh- und Angelpunkt aller

men und Risiken systematisch analysiert werden.

Geschäfte und für den Erfolg des Unternehmens

Idealerweise wird das Risiko bereits mit entspre-

unersetzlich. Fällt er aus, kann schlimmstenfalls

chenden Eurobeträgen hinterlegt, um die Bedeu-

der Cashflow zusammenbrechen und dem Unter-

tung des Risikos besser einschätzen zu können.

nehmen somit eine Insolvenz drohen. Ein weiteres

Daraufhin muss die Unternehmensführung ent-

Risiko für KMU ist die Abhängigkeit von einem

scheiden, ob sie das Risiko in der aktuellen Aus-

großen Auftraggeber. Resultieren über 40 Pro-

prägung eingehen möchte oder entsprechende

zent des Umsatzes der Firma aus einem einzigen

Gegenmaßnahmen zur Risikoreduzierung etab-

Kunden, kann es das Ende bedeuten, wenn dieser

liert. Mit den Informationen muss kontinuierlich

seinen Vertrag kündigt. Aufgrund dieser Themen

gearbeitet und die Risikobewertung regelmäßig

sollten Unternehmen einen Plan entwickeln, wie

wiederholt werden, da sich aus politischen oder

auf das Eintreten des Ernstfalls zu reagieren ist. 

2|18 DER Mittelstand. | Service

deutung hat, ist der Unternehmerausfall. Denn der



82

Finanzkolumne „Über Ihr Geld“

Clever sparen „Die Rente ist sicher“ ist der wohl bekanntes-

Wer das staatliche Kindergeld – aktuell 194 Euro

te „geblümte“ Satz. Aber die Höhe nicht, wurde

für das erste Kind und bis zu 225 Euro ab dem

schnell hinzugefügt. Richtig müsste es heißen: Die

vierten Kind – zum Leben nicht braucht, könnte

Kaufkraft ist ungewiss. Wir werden uns von unse-

es in einen DAX-Sparplan kostengünstig anle-

rer Rente immer weniger leisten können. Das gilt

gen und pro Kind nach 20 Jahren einen Betrag

auch für die „Renten-Versprechungen“ der Versi-

von rund 100.000 Euro erwarten. Das ist dann

cherungswirtschaft. Aber müssen wir uns damit

viel mehr, als der durchschnittliche Deutsche an

abfinden?

Ersparnissen hat, nämlich nur rund 8.000 Euro.

Vom Fürstentum Liechtenstein könnte man lernen.

Mittlerweile haben es einige Leute dank Bit-

Die obligatorische Altersversorgung der Bevölke-

coins zu Instant-Millionären gebracht. Mich wür-

rung, wie in der Schweiz AHV genannt, was für Al-

de allerdings interessieren, welche Staaten, Na-

ters- und Hinterlassenenversicherung steht, zeigt

tional- und Geschäftsbanken bereits Bitcoins be-

sich im guten Licht: 172,5 Millionen Franken Ver-

sitzen – außer dem Kanton Zug. Was der Bitcoin

mögenserträge im vergangenen Jahr, elf Jahres-

wirklich wert ist, werden wir erst sehen, wenn die

ausgaben stehen in der Reserve. Das klingt doch

Staaten zwar den Kauf erlauben, den Rücktausch

solide. Wie das geht in einer Phase mit Negativzin-

in Dollar, Euro etc. aber verbieten. Deshalb

sen? Angelegt wird in Aktien, und wenn man diese

meine Empfehlung: Verkaufen, solange es dafür

sorgfältig bewirtschaftet, kommt Ertrag heraus,

noch Geld gibt!

der die staatliche Altersversorgung sicher macht.

Hans-Peter Holbach Herausgeber des im 46. Jahrgang erscheinenden Informationsdienstes Geldbrief www.geldbrief.com und Chefredakteur beim Vertraulichen Schweizer Brief www.vertraulicher.com

Prozent-Zins-Umfeld – darf nach wie vor das

Ersparnisse. Aber wie kann man die Bürger

deutsche Finanzamt von säumigen Steuerzah-

dazu bewegen, für finanzielle Zukunft vorzusor-

lern kassieren. Wie wäre es mit 0.5 Prozent

gen? Dass sie nicht warten, ob am Monatsende

Habenzins für freiwillige Steuervorauszahlun-

etwas zum Sparen übrigbleibt, sondern sich

gen? Sie können sich kaum vorstellen, wie viele

zwingen, zum Monatsbeginn gleich eine wenn

Menschen lieber dem Finanzamt Geld überweisen

auch nur kleine Summe regelmäßig in Aktien zu

würden statt auf der Hausbank keine oder sogar

sparen.

Minuszinsen zu kassieren.

2|18 DER Mittelstand. | Service

Foto: © photocrew – Fotolia.com

Übrigens: 0.5 Prozent pro Monat – trotz NullMehr als ein Viertel aller Deutschen ist ohne


83

Mieterhöhung nach Modernisierung Erhaltungskosten gehören nicht zu Modernisierungskosten, und Vermieter müssen Mieterhöhungen nachvollziehbar darlegen. Das Amtsgericht Berlin-Charlottenburg hat nun die Umlagefähigkeit von Baukosten auf die Miete präzisiert. In Zeiten des anhaltenden Immobilienbooms ent-

Miet-erhöhungserklärung festgesetzt werden

scheiden sich viele Vermieter zur wirtschaftlichen

konnte, ihre Ermittlung tatsächlich aber nicht

Aufwertung ihres Eigentums durch Modernisie-

möglich sein könne.

rung, etwa durch Anbau von Fahrstühlen oder den Einbau neuer Heizungsanlagen. Die für bestimmte

Diese Entscheidung, die in Fachkreisen bereits

Modernisierungsmaßnahmen nach §§ 555b, 559

Beachtung gefunden hat, da sie eine der wenigen

BGB entstehenden Kosten kann er zum Teil auf

Konkretisierungen der recht vage gehaltenen

die Mieter umlegen. Vielfach werden dabei aber

höchstrichterlichen Rechtsprechung darstellt,

auch jahrelang vernachlässigte Instandhaltungs-

dürfte

vielen

Mieterhöhungsbegehren

nach

maßnahmen, wie etwa das Streichen des alten

§ 559b BGB in der Praxis einen Angriffspunkt

Treppenhauses, gleich mit durchgeführt. Diese

liefern.

sind wiederum nicht umlagefähig. Zur Umlage der Modernisierungskosten auf die Miete muss der Vermieter eine Mieterhöhungserklärung ausstellen, aus der die umlagefähigen Kosten genau ersichtlich sein müssen. Wie genau diese Aufschlüsselung erfolgen muss, ist indes nicht im Einzelnen höchstrichterlich geklärt. Das Amtsgericht Charlottenburg hat nun in einer neueren Entscheidung dem Vermieter strenge formelle Anforderungen auferlegt. Das Gericht entschied, dass die Angabe

„„

Das Gericht entschied, dass die Angabe einer Quote, die nicht umlagefähige Instandhaltungskosten angibt, nicht ausreichend sei.

Foto: © AllebaziB – Fotolia.com

einer Quote, die nicht umlagefähige Instandhaltungskosten angibt, nicht ausreichend sei. Viel-

Vermieter sollten daher bereits bei der Beauftra-

mehr müsse die Erhöhungserklärung eine nach-

gung und der Rechnungslegung streng nach Mo-

vollziehbare Berechnung des Erhöhungsbetrags

dernisierung und Instandhaltung differenzieren,

durch eine hinreichende Erläuterung des angege-

um nicht Gefahr zu laufen, den Nachweis über

benen Verteilungsschlüssels und nachvollziehba-

umlagefähige Kosten nicht in hinreichender Form

re Angaben zu den abgesetzten Kostennachteilen

liefern zu können.

für Instandsetzung enthalten. Dazu zähle auch, welche Umstände der Vermieter bei der Schätzung der Instandsetzungsquote herangezogen

Die BVMW-IBWF-

habe, sonst sei diese willkürlich.

Rechtshotline erreichen Sie: Mo bis Fr 10.00 – 17.00 Uhr

Das Gericht hielt das Argument des beklagten

Tel.: 030-533206-963 | Fax: 030-533206-50

Vermieters für nicht nachvollziehbar, dass die

rechtshotline@bvmw.de

Angabe bestimmter Quoten oder Kosten in der

2|18 DER Mittelstand. | Service

Prof. Dr. Benjamin Weiler Rechtsanwalt BVMW-IBWFRechtshotline


84

Buchtipps Persönliche Persönliche Empfehlung Empfehlung von Ohoven! vonMario Mario Ohoven!

Auf der Suche nach der Wahrheit Leben und Credo eines herausragenden Ökonomen

Seine Leistungen auf der wissenschaftlichen Weltbühne sind herausragend, doch Sinn blieb nicht im Elfenbeinturm

Hans-Werner

Sinn

hat

wie

kein

der Wissenschaft. Er hat mit seinen wirt-

anderer in den letzten Jahrzehnten die

schaftspolitischen

wirtschafts- und sozialpolitischen Debat-

Republik verändert. Ob Kritik an den

ten in Deutschland und Europa geprägt

ökonomischen Regeln der Wiederverei-

und gilt als einer der wichtigsten Köpfe

nigung, ob Standortdebatte, Reform des

des Landes. Zu seinem Weg gehört die

Sozialstaates, Bewältigung der Eurokrise,

Mitgliedschaft

Jugendorganisati-

Migration oder Brexit: Hans-Werner Sinn

on der SPD, den Falken, ebenso wie der

mischt sich ein, durchaus kontrovers. In

Einfluss durch die 68er oder die Bewun-

seiner Autobiografie zieht er nun Bilanz

derung für Willy Brandt. Das Studium

seines außergewöhnlichen Lebens.

der

zur

Volkswirtschaftslehre

Überlegungen

die

veränderte

seine geistige Prägung: alles Ideologische ist ihm bis heute ein Gräuel. Er folgt den Regeln der Wissenschaft, bei denen es ihm vor allem auf die fortwährende Suche nach der Wahrheit ankommt – das Credo

Hans-Werner Sinn Auf der Suche nach der Wahrheit Herder Verlag 672 Seiten

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seines Lebens.

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Alt, arm und abgezockt Der Crash der privaten Altersvorsorge und wie Sie sich darauf vorbereiten können Sven Enger

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85

Strategie Planen - erklären - umsetzen Auch Unternehmen im Mittelstand können mit guten Geschichten ihre Leistung besser verkaufen. Dieses Buch zeigt, wie Sie die richtige Positionierung finden und daraus ein erfolgreiches Storytelling entwickeln. Und wie Sie passende Strategien ableiten und diese mit einer guten Story im Unternehmen nachhaltig verankern. Alles basiert auf der Erkenntnis, dass Menschen – d. h. Mitarbeiter

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86

News

BVMW-Bildungsexperte Prof. Dr. C. DIETZ feiert 80. Geburtstag Anlässlich seines 80. Geburtstags würdigte Mittelstandspräsident Mario Ohoven in seiner Laudatio die außergewöhnlichen Verdienste von Prof. Dr. Clauß Dietz, der als Ehrensenator im Bundeswirtschaftssenat sowie als sächsischer Landessenator den

Mittelstandsallianz: drei neue Partnerverbände

BVMW seit vielen Jahren bei Bildungsfragen unterstützt.

Die Mittelstandsallianz des BVMW ist auf Wachstumskurs. Mit der Allianz für selbstständige Wissensarbeit (ADESW), dem Taxi- und Mietwagenverband (BZP) und dem Bundesverband Mergers & Acquisitions hat die Mittelstandsallianz nun 32 Partner. Die ADESW verfolgt das Ziel, bessere

Jubilar und Ehrensenator Prof. Dr. Clauß Dietz mit Tochter Catrin Liebold und Mario Ohoven.

Rahmenbedingungen für Selbstständige zu schaffen. Von der Mittelstandsal-

Prof. Dr. Dietz gründete 1990 die Deutsche Private Finanzakademie DPFA in Sachsen mit,

lianz und dem BVMW organisiert, fand

die er acht Jahre später erwarb. Heute gehört die DPFA-Gruppe zu den erfolgreichsten

Ende Februar ein gemeinsames Parla-

sächsischen Familienunternehmen im Bereich Bildung. Getreu dem Motto „Lebenslanges

mentarisches Frühstück im Bundestag

Lernen“ bietet die DPFA mit über 500 Mitarbeitern umfangreiche Bildungsangebote in

zu diesem Thema statt.

Sachsen sowie in Zgorzelec / Polen. 2010 gründete er eine Stiftung, die Kindern aus sozial

Die Digitalisierung ist einer der

benachteiligten Familien den Zugang zu Bildung ermöglicht.

Schwerpunkte der Mittelstandsallianz

Im Jahre 2007 wurde Prof. Dr. Clauß Dietz für seine unternehmerischen Erfolge vom

und steht auch im Fokus der BZP. Die

BVMW als „Unternehmer des Jahres“ ausgezeichnet.

Taxi- und Mietwagenbranche steht aufgrund

der

Herausforderungen

durch neue Wettbewerber der Platt-

Ein Stammtisch der anderen Art

formökonomie stark im Fokus der Digi-

Keine festen Agendapunkte, dafür aber viel Zeit für gute Gespräche und den Erfah-

talisierungs-Diskussion, sieht sich aber

rungsaustausch unter Kollegen – das bietet der neue Kollegen-Stammtisch des BVMW

für diese gut aufgestellt.

Frankfurt Rhein-Main. Das Besondere dabei ist, dass der Stammtisch per Video-Kon-

Viele Geschäftsführer mittelständi-

ferenz stattfindet. Bis zu 25 Personen haben dabei die Möglichkeit, sich mit der eige-

scher Unternehmen haben Probleme,

nen Kamera zum Stammtisch hinzuzuschalten.

kay.lied@bvmw.de

geeignete Nachfolger zu finden und sorgen sich um den Fortbestand des Unternehmens. Hier können verschie-

„AURA“ für Software-Schmiede Innovative Ideen in hochwertige und zuverlässi-

dene Maßnahmen helfen, die unter

ge Produkte umzusetzen und diese erfolgreich

dem Begriff Mergers & Acquisitions

am Markt zu etablieren, ist für Unternehmen

zusammengefasst werden. Der Bun-

eine große Aufgabe. Das BVMW-Mitglied emtas

desverband M&A vereint zahlreiche

wurde nun genau hierfür mit der „AURA“ ausge-

Fachleute aus diesem Bereich. Lesen

zeichnet. Mit dem begehrten Preis würdigt das

Sie einen Gastbeitrag des Vorsitzenden

Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und

Prof. Dr. Kai Lucks auf Seite 68.

Digitalisierung in Sachsen-Anhalt Firmen, die

www.adesw.de www.bzp.org www.bm-a.de

sich durch herausragendes unternehmerisches Steffen Rose (li.) und Andreas Boebel aus der Geschäftsführung von emtas freuen sich über die Auszeichnung.

2|18 DER Mittelstand. | BVMW

Wirken hervorgetan und Ausstrahlung auf die Wirtschaft in Sachsen-Anhalt haben.


87

Volles Haus beim BVMW-Neujahrsempfang in Chemnitz „Alle sitzen in einem Boot – Teamarbeit als SchlüsselFoto: © BVMW Sachsen

faktor zum Erfolg!“ - unter diesem Motto stand der BVMW-Neujahrsempfang in der Chemnitzer Stadthalle. Der Leiter der Wirtschaftsregion Chemnitz, Bernd Reinshagen, konnte über 500 Gäste begrüßen, darunter Dr. Sergey Nikitin, Leiter der russischen IHKRepräsentanz in Deutschland sowie Matthias Damm, Landrat von Mittelsachsen. Als BVMW-Vertreter

Patrick Meinhardt, Dr. Jochen Leonhardt, Bernd Reinshagen, Dr. Dominique Görlitz, Dr. Sergey Nikitin (v. li.).

sprachen Dr. Jochen Leonhardt, Sachsens BVMW

Landespräsident, sowie Patrick Meinhardt, Leiter Politik beim BVMW. In einem spannenden Vortrag erläuterte der Experimentalarchäologe Dr. Dominique Görlitz, wie er es mit den Schilfboot-Expeditionen Abora I bis II geschafft hat, sein Team auch bei widrigen Bedingungen zusammenzuhalten.

Prämierte Designerin BVMW-Mitglied Anja Gockel hat Grund zur Freude: Zum dritten Mal feierte die Modedesignerin, die bereits als „Designer des Jahres 2017“ ausgezeichnet wurde, die Premiere ihrer neuen Kollektion im Hotel Adlon in Berlin. Zudem wurde sie zur „Designbotschafterin

Deutschlands

für Mode“ ernannt. Die Mainzerin studierte in Hamburg und am berühmten Central St. Martins in London, bevor sie bei Vivienne Westwood arbeitete und 1996 ihr eigenes Label gründete. Heute hat sie eigene Geschäfte in Mainz und Köln und ist national wie international erfolgreich. Die farbenfrohen Kollektionen der Designe-

NRW-Wirtschaftssenat diskutiert mit Arbeitsminister Der NRW-Wirtschaftssenat des BVMW traf sich in den Räumen der DELTA-V in Wuppertal zum Symposium. Moderiert vom Journalisten Uwe Knüpfer entwickelte sich ein offener Dialog mit Nordrhein-Westfalens Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales, Karl-Josef Laumann (CDU), über den Reparaturbedarf der Republik nach den Berliner Chaostagen. Der Minister mit Berliner Vergangenheit als Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium wirkte zuletzt am Koalitionsvertrag in seinem Kernressort, der Arbeitsmarktpolitik, mit.

rin wurden von Queen Elizabeth II. Anja Gockel (re.) mit einem Model während der Modenschau im Hotel Adlon Kempinski.

während

ihres

Staatsbesuches

bewundert.

Impressum DER Mittelstand. Unternehmermagazin des BVMW Herausgeber BVMW – Bundesverband mittelständische Wirtschaft, Unternehmerverband Deutschlands e. V. Präsident Mario Ohoven Potsdamer Straße 7 / Potsdamer Platz 10785 Berlin www.bvmw.de Titelbild: © assalve – istockphoto.com; © alfexe – istockphoto.com

Redaktion Tel.: 030 / 53 32 06-16 Fax: 030 / 53 32 06-50 mittelstand@bvmw.de Eberhard Vogt (Chefredakteur) Chiara Ohoven (Art Director) Friederike Pfann Tim Schöllmann Julian Haeberlin Rotger H. Kindermann (Korrespondent) Verlag mattheis. werbeagentur gmbh Kastanienallee 4 10435 Berlin Tel.: 030 / 34 80 633-0 Fax: 030 / 34 80 633-33 info@mattheis-berlin.de

www.mattheis-berlin.de Layout und Gestaltung, Mediadaten, Vermarktung v. Anzeigen & Beilagen mattheis. werbeagentur gmbh Tel.: 030 / 34 80 633-0 Fax: 030 / 34 80 633-33 bvmw-anzeigen@mattheis-berlin.de Rechnungsstelle BVMW Servicegesellschaft mbH Potsdamer Straße 7 10785 Berlin Tel.: 030 / 53 32 06-26 Fax: 030 / 53 32 06-50 servicegesellschaft@bvmw.de Druckerei Möller Druck und Verlag GmbH Zeppelinstr. 6, 16356 Ahrensfelde

2|18 DER Mittelstand. | BVMW

Das Magazin „DER Mittelstand.“ ist das offizielle Organ des BVMW. Mitglieder des Verbandes erhalten das Magazin im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Die Redaktion übernimmt keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen. Namentlich gekennzeichnete Beiträge sowie Selbstdarstellungen von Unternehmen müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen. Nachdruck und Verbreitung mit Angabe der Quelle gestattet. ISSN: 2510-425X Druckauflage: 31.000 4/2017


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Räumen einen Mehrwert geben In jeder Ausgabe stellt DER Mittelstand. BVMW-Mitgliedsunternehmen und deren Produkte vor. Die Firma BASEG hat sich auf die Herstellung von individuellen Textilspannrahmen spezialisiert, die nicht nur die Raumakustik verbessern, sondern auch ein echter Hingucker sein können.

Textilspannrahmen oder Alu-Spannrahmen sind individuelle und hochwertige Präsentations­ systeme für den dauerhaften Einsatz: Ob als Wandbanner im Büro, als Raumtrenner in großen Räumen, bei Veranstaltungen oder als Ergänzung zu einem Leitsystem – Textilspannrahmen bieten vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Durch die freien Maße von bis zu drei mal drei Metern sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt.

Der Alu-Rahmen wird mit einem hochwertig bedruckten Textil bespannt. Die Rahmen können mit LED-Beleuchtung von innen oder einer Akustikdämmung versehen werden. Dadurch wirken die Bildmotive intensiver und die Dämmung verbessert die Raumakustik. Alu-Textilspannrahmen sind lange haltbar. Die Motive können professionell gewechselt werden, so beispielsweise bei saisonalen Themen oder verändertem Corporate Design.

2|18 DER Mittelstand. | BVMW


89

Durch Sublimationsdruck sind die Farben der Textilien besonders brillant. Die Drucktechnik ist völlig unschädlich, die knitterfreien, geruchsneutralen und langhaltenden Textilien sind pflegeleicht. Die Textilspannrahmen können nicht nur gehängt, sondern auch frei in den Raum gestellt werden. Das leichte Material ist einfach zu transportieren und bietet durch integrierte Standfüße gute Stabilität.

Als Spezialist für Großformatdruck, InterieurProduktion und textile Präsentationssysteme macht BASEG Ideen lebendig, seit über 20 Jahren. BASEG druckt von A wie Aufkleber bis Z wie Zaunbanner auf verschiedenen Materi­ alien. Darüber hinaus entwickelt das Unternehmen Wegeleitsysteme für Shoppingcenter, Messen, Ausstellungen oder Museen. Besonders eilige Aufträge werden innerhalb von 24 Stunden erledigt.

Unternehmenssteckbrief: Geschäftsführer: Mario Beier Sitz: Chemnitz Gründung: 1996 Mitarbeiter: 14 Branche: Werbeproduktion

Fotos: BASEG

BVMW-Mitglied www.baseg.de

2|18 DER Mittelstand. | BVMW


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Jebsen Shipping Partners: Hanseatische Visionen Die Schifffahrt ist zwar ein wechselhaftes Geschäft, in ihr steckt aber auch viel Potenzial. Kein Widerspruch für die Jebsen Shipping Partners Management GmbH & Co. KG. Unter dem Dach des maritimen Komplettdienst-

Leistung und Erweiterung unserer Flotte durch ge-

leisters haben sich fünf Generationen aus vier

zielte Akquisitionen und Neubauten, den anschlie-

Schifffahrtsfamilien zusammengefunden. Die Fa-

ßenden Handel und letztlich den rechtzeitigen Ver-

milie der Markus Jebsen Group ist bereits seit 1870

kauf von Schiffen zu schaffen“, erklärt Jan Kahrs

maritim unterwegs. Die Geschäftsführer der Jeb-

das Unternehmensziel. Dabei werden alle Schiffs-

sen Shipping Partners Management Arnd Becker,

erwerbungen, im Moment umfasst die JSP-Flotte

Jan Kahrs, Jan-Peter Boehe und Max Gottwald ha-

14 Containerschiffe und ein Mehrzweckschiff,

ben entweder ihre praktischen Meriten als Kapitä-

sorgfältig auf ihr langfristiges Einkommenspoten­

ne, Nautiker und technische Offiziere an Bord oder

tial abgestimmt. Das Portfolio wird so zusammen-

eine umfangreiche Ausbildung in der maritimen

gesetzt, dass die Renditechancen durch eine ent-

Industrie genossen. Durch die Koppelung ihrer

sprechende Diversifizierung maximiert werden.

Kompetenzen wurde somit mit Jebsen Shipping Partners (JSP) ein einzigartiger Mehrwert für die

Ebenso sorgfältig wie bei der Wertschöpfung

maritime Industrie geschaffen. Das umfangreiche

agiert die JSP bei der Personalauswahl. Derzeit

Leistungsspektrum reicht vom technischen, nauti-

sind knapp zwanzig Mitarbeiter für JSP im Land-

schen Commercial und Versicherungsmanagement

betrieb tätig, und rund 400 Seeleute an Bord der

von Schiffen über ihre Bemannung und Befrach-

Schiffe, darunter Experten aus Osteuropa, den

tung bis hin zur Neubau- und Umbauprojektierung.

Philippinnen, aber auch aus Deutschland, erläutert

Hochspezialisierte

Jan-Peter Boehe.

Finanzierungskonzepte

lie-

fern Tochterunternehmen wie Jebsen ME DMCC in Dubai.

Die Geschäftsführer der JSP sehen sich gut aufgestellt für die Zukunft: „Das weltweite Handelsvo-

Ingrid Hausemann BVMW Pressesprecherin Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein ingrid.hausemann@ bvmw.de

„Wir bieten Investmentmöglichkeiten in jedem

lumen wächst Jahr für Jahr und erfordert immer

Schifffahrtssegment und sind mit unseren Part-

mehr maritime Transportdienstleistungen und

nern weit aufgestellt“, so Arnd Becker, „JSP ist

immer neue Lösungen für den maritimen Trans-

ständig auf der Suche nach neuen starken Partnern

port“, so Max Gottwald. „Neben unserem Leis-

und agiert immer zum Wohl beider Parteien.“ Der

tungsspektrum haben wir eine weitere Besonder-

Fokus liegt also auf der Optimierung der Finan-

heit, die uns für die Zukunft bestens rüstet: Unter

zierung, um das bestmögliche Renditeergebnis für

dem Dach von JSP verbinden sich Visionäre mit

den Investor zu erzielen.

hanseatischen Praktikern, die Seefahrterfahrung haben. Zukunftsvisionen sind bei uns darum nicht

„Unser Ziel ist es, die Wertschöpfung für unsere

nur schöne Phantasien, sondern haben einen

Gesellschafter und Investoren durch profitable

klaren Plan.“

2|18 DER Mittelstand. | BVMW


91

Jebsen Shipping Partners

Partners gehören derzeit 14 Containerschiffe

Management GmbH & Co. KG

und ein Mehrzweckschiff. JSP bietet Invest-

Der

und

mentmöglichkeit in jedem Schifffahrtsseg-

BVMW-Mitglied mit Sitz in Jork wurde 2015

maritime

Komplettdienstleister

ment und hat derzeit etwa 420 Mitarbeiter

von vier traditionsreichen Schifffahrtsfamili-

weltweit.

en gegründet. Zur Flotte von Jebsen Shipping

Motorschiff „Jork Ranger“ im Nordostseekanal.

www.jebsenship.com

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berufsbegleitend • praxisnah • persönlich

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2|18 DER Mittelstand. | BVMW


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trapoFit – die Transporterwerkstatt der Zukunft Der Unternehmer Andreas Wöllenstein ist von Haus aus Automobilhändler. Sein Herz schlägt für die schicken Karossen mit dem glänzenden Stern. Mittlerweile hat er auch eine Leidenschaft für die „Alten“ entdeckt, Transporter, die älter als vier Jahre sind und bei denen nicht zwangsläufig ein Stern auf der Haube sein muss. Als autorisierter Mercedes-Benz-Händler mit

in diesem Segment nicht teurer sind als andere

mehreren Niederlassungen in Sachsen betreut

und haben deshalb auch ein bisher einmaliges

Wöllenstein mit seinem Unternehmen, der Schloz

System ausgetüftelt.“

Wöllenstein Gruppe, auch Nutzfahrzeugkunden.

Die digitale Werkstatt

Transportersparte nach etwa vier bis fünf Jahren

trapoFit ist die digitale papierlose Werkstatt.

für Service und Reparaturen in freie Werkstätten

Der Kunde kann sich via Internet auf der trapo-

wechseln, wahrscheinlich in der Annahme, dass

Fit-Website den Wartungs- und Reparaturservice

sie dort günstigere Dienstleistungen bekommen“,

selbst konfigurieren, ähnlich wie beim Kauf ei-

so Wöllenstein über die Anfänge des neuen Kon-

nes Neuwagens. Hierfür gibt er die Bezeichnung

zeptes trapoFit. „Wir wollten beweisen, dass wir

seines Modells ein sowie den Hersteller und das

Bilder: © trapoFit und BVMW Sachsen

„Wir haben festgestellt, dass die Kunden unserer

Die Mitarbeiter von trapoFit können über ein Tablet auf Montageanleitungen zugreifen.

2|18 DER Mittelstand. | BVMW

Das Unternehmen hat sich auf die Reparatur von Transportern aller Marken spezialisiert.


93

Baujahr. Sofort sieht er, was eine Bremse kostet,

„Dies schlägt sich in attraktiven Preisen für unsere

oder wie teuer die Reparatur diverser Verschleiß-

Kunden nieder. Zu unseren überzeugten Kunden

teile ist. Für Reparatur- und Wartungsarbeiten

gehören überwiegend mittelständische Firmen,

bietet ihm das System ein Paket inklusive Preis

vom Bäcker über den Malerbetrieb bis zum Land-

und Terminvorschlag an. Das IT-System dahinter

schaftsgärtner; aber auch kommunale Fuhrparks

prüft, ob die nötigen Ersatzteile vorhanden sind

betreuen wir.“ Dabei ist es völlig unerheblich, ob

oder erst bestellt werden müssen, wann ein Mon-

es sich um ein Fabrikat der Marke Mercedes-Benz

teur zur Verfügung steht oder eine Hebebüh-

handelt oder um eine andere Marke.

ne frei ist. Am Ende entsteht ein Gesamtpaket. Der Kunde muss nur noch den Werkstatttermin

„Wir haben mit trapoFit völliges Neuland betre-

buchen und sein Fahrzeug vorfahren.

ten, und nach nunmehr über einem Jahr gibt uns der Erfolg recht“, freut sich Wöllenstein. „Unse-

Die Reparatur

re Kapazitäten sind nahezu täglich ausgebucht,

In der Werkstatt selbst erhält der Monteur

wir suchen händeringend KFZ-Mechatroniker,

einen vollständig vorbereiteten Servicewagen

um mehr Aufträge in kürzeren Zeitfenstern

mit allen notwendigen Ersatzteilen und Spezial-

abwickeln zu können.“ Derzeit arbeiten in der

werkzeugen. Über einen QR-Code, der mit dem

Chemnitzer Pilotwerkstatt, in die 200.000 Euro

Auftrag verknüpft ist, holt er sich die Montage-

investiert wurden, sechs Mitarbeiter an acht

anleitung auf sein Tablet. So muss er nicht auf

Serviceplätzen.

bestimmte Fahrzeugtypen spezialisiert sein und kann vielfältige Anforderungen erfüllen. Zuletzt

Nach der erfolgreichen Markteinführung in

macht der Werkstattmeister eine Endkontrolle,

Chemnitz wurde Ende 2017 die trapoFit GmbH

und der Kunde erhält die Information, dass der

gegründet. Mit ihr sollen in diesem Jahr neue

Transporter fertig ist.

Betriebe in Deutschland und Spanien entstehen, danach ist eine weitere Expansion in Eu-

„Mit unseren effizienten Prozessen und Systemen

ropa geplant. Bewährt sich dieser Kurs, steht

sparen wir in unserer trapoFit-Werkstatt Kos-

auch einem weltweiten Engagement nichts im

ten ein“, so Unternehmer Andreas Wöllenstein.

Wege.

trapoFit Chemnitz ist Teil der Schloz Wöl-

komplett digitalen Abwicklung von Auftrags-

lenstein Mercedes-Benz Gruppe in Sachsen,

annahme, Reparatur- und Wartungsprozess.

einem BVMW-Mitglied. Die Kernaufgabe be-

trapoFit bietet so attraktive Konditionen für

steht in der Reparatur von Transportern, die

Reparaturen.

trapoFit Geschäftsführer und Chef der Schloz Wöllenstein Gruppe, Andreas Wöllenstein.

Uta Georgi BVMW Pressesprecherin Sachsen uta.georgi@bvmw.de

älter als vier Jahre sind. trapoFit geht als papierlose Werkstatt völlig neue Wege bei der

www.trapofit-chemnitz.de

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94

Ein Englishman und sein Unabhängig, vielfältig und international ausgezeichnet – so präsentiert sich Deutschlands einziger twenty-four seven Jazzradiosender. Vater des Erfolgs ist ein Radiomanager aus Großbritannien, der vor mehr als 20 Jahren von New York nach Berlin kam: Julian Allitt. Am Anfang steht ein Besuch. 1996 verhalf Allitt

erfolgreiche Arbeit wurde die Programmchefin

einer Gruppe Jazzliebhaber in Berlin zu einer

mit algerischen Wurzeln Ende 2017 bei den In-

langjährigen UKW-Lizenz. Der Mann, der in Groß-

ternational Women in Business Awards ausge-

britannien fünf Radiostationen gemanagt hatte,

zeichnet. Dr. Messahel winkt bescheiden ab. Lie-

brachte auch das

ber erzählt sie von

Startkapital

mit.

Hörern, die sogar

„Ein

Jazzradio,

aus dem Ausland

das will doch kei-

anreisen, um bei

ner“, so die ein-

einem der zahlrei-

hellige

Meinung

chen Livekonzerte

damals. Weit ge-

dabei zu sein. In-

fehlt – JazzRadio

zwischen ist auch

106.8 hat sich als

eine junge Gene-

feste Größe etab-

ration

liert und steht für

wachsen, die den

Hörgenuss Lifestyle.

und

Moderatorin Eileen Osei, Geschäftsführer Julian Allitt und Programmdirektorin Dr. Lyria Messahel (v. li.) im Studio.

herange-

hohen Musikanteil schätzt. Was leicht klingt, ist hart er-

Für Julian Allitt gibt es kein Das-geht-nicht. Ein

kämpft. Das Team musste sich vehement gegen

typischer Allitt-Satz lautet: Warum nicht? Alles

feindliche Übernahmeversuche behaupten.

ist möglich, versuchen wir es! Aufgeben ist für den studierten politischen Journalisten keine

Die Konkurrenz kämpft unfair

Option. Julian Allitt, sein Sohn Konrad, der als

Die Frequenz des Nischensenders weckt Be-

Verkaufsmanager auch die digitale Entwicklung

gehrlichkeiten. Über die Blockade nationaler

des Senders vorantreibt, und Programmchefin

Werbeeinnahmen setzt die Konkurrenz den Ber-

Dr. Lyria Messahel sind mit Herzblut bei der Sa-

liner Regionalsender massiv unter Druck. Das ist

che. Sie wollen vor allem eins: gute Jazzmusik für

möglich, weil nur zwei Verkaufsagenturen den

ein breites Publikum. Hörerwünsche genießen

Markt beherrschen, die von großen Rundfunkan-

oberste Priorität. Natürlich erntet die 37-jährige

stalten kontrolliert werden. Trotz massiver Ein-

Programmchefin nicht nur Lob. Die Geschmäcker

nahmeverluste hat Allitt die Kaufangebote der Big

sind verschieden und das Jazzgenre groß. Doch

Player ausgeschlagen und sich neue Geldquellen

die promovierte Physikerin betrachtet jede Kritik

erschlossen. Sein JazzRadio hat auch mit kleinem

als Chance, um neue Freunde zu gewinnen.

Budget Erfolgt und Ende 2017 wurde die Lizenz

Die Zuhörerschaft wächst Julian Allitt und Lyria Messahel ist es gelungen

Der Sender fördert internationale Talente, die

– auch mit Hilfe weiblicher Moderatoren – das

in der umkämpften Berliner Jazzszene ihre Hei-

vormals männlich dominierte Programm gleicher-

mat gefunden haben. Im Ellington Hotel bietet er

maßen für Frauen attraktiv zu machen. Für ihre

ihnen eine Bühne. Die monatliche Konzertreihe

2|18 DER Mittelstand. | BVMW

Fotos: © JazzRadio

um sieben Jahre verlängert.


Verwalten Sie Ihre Mitarbeiter nicht als Einzelteile.

„The Orange Room“ ist inzwischen etabliert. Künstler wie China Moses oder John Regen aus New York haben sich über JazzRadio einen Namen gemacht. Auch die A-Capella-Gruppe „Naturally 7“, die alle Instrumente mit der Stimme nachahmt, hat vor 650 Gästen brilliert – einzig beworben über den privaten Radiosender. Das spricht sich rum, und so fragen Künstler aus aller Welt an, ob sie die Ehre haben dürften, im JazzRadio 106.8 gespielt zu werden. Eine feste Programmgröße ist

Mit Agenda entdecken Sie ihr volles Potenzial.

„JazzRio!“. Sechs Stunden Latin-Jazz immer samstags von zwölf bis 18 Uhr, finanziert durch die brasilianische Botschaft. Musikalische Highlights sind: „The Berlin Summer of Jazz“ und die Weihnachtskonzerte mit Andrej Hermlin und seiner Swing Dance Band.

Das JazzRadio Studio im Ellington Hotel Berlin.

Internationale Anerkennung Der unabhängige Berliner Jazzradiosender kann sich regelmäßig mit Auszeichnungen schmücken. Bei den New York International Radio Programming Awards, den Oscars der Broadcastszene, hat Allitts Sender bereits 24 Trophäen abgeräumt, darunter sechs Goldmedaillen. 2017 wurde Jazz-

Personalwesen-Software, die ganze Arbeit leistet.

Radio mit dem German Stevie Business Award als Unternehmen des Jahres im Bereich Medien / Unterhaltung geehrt. Das freut den Englishman in Berlin, der Herausforderungen mit einem Lächeln und einem Lied auf den Lippen annimmt.

Beate Hoffbauer

Journalistin

Das BVMW-Mitglied JazzRadio 106.8 wurde 1996 von Julian Allitt gegründet. Der in Berlin ansässige Radiosender hat sich der Jazzmusik verschrieben und wurde bereits mit etlichen Preisen ausgezeichnet.

www.jazzradio.net

agenda-personal.de


96

„Nicht bruddeln, sondern anpacken!“ Der Unternehmer Wolfgang Dietrich ist seit 2016 Präsident des VfB Stuttgart. Im Interview mit DER Mittelstand. spricht er über Mannschaftsgeist, Erfolgsdruck und die Aufgaben seines Amtes. DER Mittelstand.: Das Amt des Präsidenten in ei-

Es freut mich immer wieder zu sehen, wie sich die

nem Fußballverein der Bundesliga ist eine Mixtur

Spieler im Rahmen unserer vielfältigen CSR-Akti-

aus Ehrenamt und Professionalität. Wie bekom-

vitäten „VfBfairplay“ beispielsweise bei der Essen-

men Sie die verschiedenen Anforderungen unter

ausgabe in der Stuttgarter Vesperkirche oder bei

einen Hut?

Besuchen unseres „VfBfairplay“ Partners, der Kin-

Wolfgang Dietrich: Ein Bundesligist ist heute

derkrebsnachsorgeklinik in Tannheim, als echtes

ganz eindeutig eine hochprofessionelle Organi-

Team präsentieren.

sation. Von daher sind die handelnden Personen Der VfB Stuttgart zählt nicht zu den finanzkräf-

gangsphase vom reinen Verein zum eingetragenen

tigsten Vereinen in Deutschland. Können Sie im

Verein mit AG, in der sich der VfB Stuttgart rund

Rennen um Erfolgversprechende – und damit

um meinen Amtsantritt befand – und immer noch

teure Spieler – mithalten?

befindet – ist es unser Ziel, eine gute Balance zwi-

Da müssten wir erst den Begriff mithalten definie-

schen der Tradition des Vereins und den kommer-

ren. Rein finanziell können wir mit einigen Clubs

ziellen Herausforderungen unserer Zeit zu finden.

derzeit nicht mithalten. Deshalb müssen wir pfiffi-

Deshalb braucht der VfB Stuttgart genauso Men-

ger sein und manches Mal auch schneller. Wichtig

schen, die unabhängig das Ehrenamt verkörpern

für uns ist: Wir sind in einem gewissen Rahmen ab-

wie auch Mitarbeiter, die beim VfB Stuttgart im

solut handlungsfähig. Wir müssen nicht erst Spie-

besten Sinne ihrer normalen Arbeit nachgehen. In

ler verkaufen, bevor wir Spieler verpflichten kön-

meinem Fall bezieht sich der Begriff ehrenamtlich

nen. Diese Möglichkeiten hatte der VfB Stuttgart

allerdings in erster Linie auf meinen Verzicht einer

in den letzten Jahren sehr selten. Und wir haben

Bezahlung. Doch der zeitliche Einsatz und das not-

zusätzlich andere Werte, die wir in die Waagschale

wendige Engagement sind mit dem Aufwand für

werfen müssen. Beispielsweise unsere großartige

ein Hauptamt absolut vergleichbar.

Tradition sowie unsere riesige Mitglieder- und Fanbasis, die wir nutzen können.

Elf Freunde müsst ihr sein, heißt ein legendäres Jugendbuch über den Fußball, und enges Team-

Das Leistungsverhalten mancher Spieler steht in

building ist unerlässlich für den Erfolg. Haben

der Wahrnehmung der Öffentlichkeit manchmal

die extrem hohen Spielergehälter dieses Ideal

im Widerspruch zu ihrem vergleichsweise hohen

überholt?

Gehalt ...

Natürlich ist dieses Ideal ein Stück weit überholt.

Das sehe ich nicht so. Zunächst: Ich möchte das

Aber nicht wegen der hohen Spielergehälter, son-

nicht immer in den direkten Zusammenhang mit

dern eher begründet durch die allgemeinen sich

dem hohen Gehalt bringen. Es geht um Menschen,

ändernden Rahmenbedingungen. Das bedeutet

nicht um Maschinen. Auch das weiß ich aus meiner

allerdings nicht, dass Teamgeist nicht nach wie vor

langjährigen Erfahrung als Unternehmer. Und wir

ein wesentliches Merkmal für den Erfolg ist. Nur

sind in einem hoch-emotionalen Business, in dem

wenn es eine entsprechende Stimmung im Team

es nun mal keine Garantien auf Erfolg gibt. Wir

gibt, ist Erfolg möglich. Das ist im Mannschafts-

haben eine Mannschaft mit guten Charakteren,

sport eine wichtige Voraussetzung, und das habe

die den maximalen Erfolg möchte. Und abgesehen

ich auch in meinem gesamten Berufsleben als

davon ist es wie in der Wirtschaft eine Aufgabe der

Unternehmer immer wieder feststellen können.

Führung, dass dieses Verhältnis stimmt.

2|18 DER Mittelstand. | BVMW

Foto: © VfB

VfB-Präsident Wolfgang Dietrich.

auch größtenteils hauptamtlich tätig. In der Über-


97 Sie stellen nicht die Mannschaft auf und Sie trai-

Welches

nieren sie auch nicht. Wie geht es Ihnen, wenn

dies Ziel zu erreichen?

sind

Ihre

strategischen

Pläne,

Sie trotzdem in der Öffentlichkeit dafür den Kopf hinhalten müssen?

Wir haben als Aufsteiger unseren Fünfjahresplan,

Bevor ich mich dazu entschieden habe, für das

mit dem wir uns Stück für Stück wieder in der Bun-

Präsidentenamt beim VfB Stuttgart zu kandi-

desliga etablieren und dann an die nationale Spit-

dieren, war das Thema öffentliche Rolle auch

zen heranarbeiten wollen. Und wir sind sehr gut im

Gegenstand

Außer

Plan. Wichtig ist allerdings, dass wir aus unserem

vielleicht noch in der Politik kommt diese öf-

Einzugsbereich auch eine breite Unterstützung

fentliche Rolle nirgendwo so zum Tragen wie

bekommen, um den Weg zurück in die Spitze be-

im Fußball. Und man muss sowohl mit Erfolgen

schreiten zu können. Wir haben hervorragende

als auch Misserfolgen umgehen können. Aber

Partner, und es ist herausragend, wie sich beispiels-

ich habe ja eine Verantwortung für die Gesam-

weise die Daimler AG und viele bedeutende Mittel-

tentwicklung beim VfB Stuttgart. Dabei geht es

ständler der Region zum VfB Stuttgart bekennen.

natürlich um weit mehr als nur um das Spiel am

Das sollte ein leuchtendes Beispiel für andere

Wochenende. Meine Aufgabe ist es, die Rah-

sein. Jeder ist herzlich eingeladen, ein Teil unse-

menbedingungen so zu gestalten, dass der Ver-

rer Mannschaft hinter der Mannschaft zu werden.

ein die größtmögliche Aussicht auf Erfolg hat.

Denn auch beim VfB gilt: nicht bruddeln, sondern

Daran lass ich mich gerne messen. An Ergebnis-

anpacken!

meiner

Überlegungen.

sen einzelner Spiele nicht. Das Interview führte Dr. Ulrich Köppen. Im Einzugsbereich des VfB Stuttgart gibt es überragende Weltfirmen und auch überragende Mittelständler. Alle wünschen sich einen

Der Traditionsverein VfB Stuttgart ist einer der größten Fußballvereine

Erstligaverein mit entsprechendem Niveau.

Deutschlands und seit mehreren Jahren Mitglied im BVMW.

Hohe Auszeichnung für BVMW-Vorstand Dr. Helmut Baur Dr. Helmut Baur, BVMW-Vorstand und Gründer der Binder Optik

Rheinland-Pfalz und das Saarland. Aufgrund seiner besonde-

GmbH, wurde mit dem selten verliehenen Verdienstkreuz erster

ren Verdienste um den Ausbau der wirtschaftlichen Bezie-

Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland

hungen zwischen Deutschland und Malaysia wurde ihm vom

ausgezeichnet. Verliehen wurde das Bundesverdienstkreuz von

malaysischen König der Adelstitel „Datuk“verliehen.

Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier, überreicht wurde es von Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut. Diese würdigte in ihrer Rede die herausragenden Leistungen von Dr. Baur für das Gemeinwesen. Bereits 1992 wurde der Vorzeigeunternehmer für sein weltweites Engagement für den Artenschutz und die Erhaltung bedrohter Tierarten mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt. Am 1. August 1975 gründeten Dr. Helmut Baur und seine Frau Gabriele das erste Binder Optik-Fachgeschäft in Böblingen. 43 Jahre später gibt es etwa 50 Binder-Geschäfte in Foto: © Christof Sage

Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Bayern. Binder Optik bietet rund 400 Mitarbeitern einen zukunftssicheren Arbeitsplatz und erzielt einen Jahresumsatz von 40 Millionen Euro. Senator e. h. Dr. Baur ist seit 1992 Honorarkonsul von Malaysia und seit 1996 Honorargeneralkonsul für Baden-Württemberg,

V. li.: Prof. Dr. Wolfgang Reinhart, Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion; Dr. Helmut Baur, BVMW-Vorstand und Gründer der Binder Optik GmbH; die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut und BVMW-Vorstand Arthur Zimmermann.

2|18 DER Mittelstand. | BVMW


98

Der Junge Mittelstand: LOS GEHT’S! Bei vielen Abgeordneten herrscht ein verdrehtes Verständnis davon, was gut und richtig für Unternehmen und das junge Unternehmertum ist. Der Junge Mittelstand will das jetzt praktisch ändern. „Rock Your Region“ heißt die erste großangeleg-

Abschaffung des Hausbankprinzips ein, aber wei-

te politische Kampagne der Jungen im BVMW.

tere Forderungen aus unseren Regionen können

Ausgelegt ist das Projekt für die zielgerichtete

natürlich ganz unterschiedlich sein – von der Steue-

Interessenvertretung aller jungen Unternehmer

rerleichterung für Familien bis hin zur Stärkung des

gegenüber den Bundestagsabgeordneten in den

Unternehmerbildes in der Gesellschaft“, erläutert

Regionen. Los geht es im zweiten Quartal 2018 in

Remo Fuhrmann, der für den Jungen Mittelstand das

der Hauptstadt. In Zusammenarbeit mit Christina

Thema Politik im Vorstand betreut. Bei vielen Abge-

Schulz-Heidorf, Leiterin des Kreisverbands Ber-

ordneten herrsche ein sehr verdrehtes Verständnis

lin-Mitte und ihrem Team Hauptstadtregion Nord-

davon, was gut für die Entwicklung von Unterneh-

Ost, setzt der Junge Mittelstand gerade ein erstes

men und des jungen Unternehmertums ist, das wolle

Pilotprojekt um. Im Laufe des Jahres 2018 sollen

man jetzt endlich mit einer starken Aktion angehen.

möglichst viele weitere Regionen im Bundesgebiet folgen. „Wir freuen uns, dass wir diese Kampagne

Gastgeber der Elite

nach gründlicher Planung jetzt mit Leben erfüllen

Die European Confederation of Young Entrepre-

können“, sagt Olaf Marsson, Vorstandsvorsit-

neurs (Yes for Europe) ist der starke europäische

zender des Jungen Mittelstandes. Das Besonde-

Dachverband des Jungen Mittelstands. Mit Sitz

re: „Rock Your Region verbindet auf einzigartige

in Brüssel vertritt YES for Europe die Interessen

Weise die Interessen auf regionaler wie nationaler

junger Unternehmer gegenüber der EU-Kommis-

Ebene“, erläutert Schulz-Heidorf.

sion und anderen politischen Playern in Europa. Erstmals wird in diesem Jahr Deutschland Gast-

Hinter dem Projekt steht die Idee, dass der BVMW

geber einer European Youth Entrepreneurship

auf Kreisebene seine mehr als 2.500 jungen Un-

Conference (EYEC) sein.

ternehmer, aber auch potenzielle Neumitglieder

Mitglieder des Jungen Mittelstands mit ihrer Schirmherrin, der Bundes­ wirtschaftsministerin Brigitte Zypries (Mitte).

bis 45 Jahre an einen Tisch holt, um Forderungen

Mit der CEBIT konnte sich der Junge Mittelstand

an die einzelnen Politiker zu formulieren. Diese

eine echte Marke als Partner und Sponsor dieser

Positionen werden auf der Petitions-Webseite

Konferenz sichern. Alle BVMW-Unternehmer un-

wir-erwarten-mehr.de zusammengetragen. An-

ter 45 Jahren sollten sich schon mal den 14. und 15.

dere Unternehmer können sich den Forderungen

Juni 2018 vormerken. Aber auch alle über 45 Jah-

online anschließen und E-Mails mit den individuel-

ren können sich schon jetzt auf die CEBIT freuen.

len Forderungen an ihre Bundestagsabgeordneten

Der Junge Mittelstand hat für BVMW-Mitglieder

verschicken. „Der Junge Mittelstand setzt sich auf

Sonderkonditionen für Tickets vereinbart.

Bundesebene intensiv für die Schaffung eines Digitalministeriums und die

2|18 DER Mittelstand. | BVMW


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100

BVMW-Veranstaltungskalender Der BVMW organisiert eine Vielzahl erstklassiger Veranstaltungen in den kommenden Monaten auf Bundesebene und in den Regionen vor Ort. Unternehmer und Unternehmerinnen sind herz­lich eingeladen, sich zu informieren, Netz­werke zu spannen, sich einzubringen und sich unterhalten zu lassen. Eine kleine Auswahl finden Sie hier.

Der Countdown läuft – große Herausforderung DSGVO Donnerstag, 24. Mai 2018, 18.30 Uhr Wiegert Werner & Partner Rechtsanwälte Notare Kaistraße 101, 24114 Kiel hans.kemeny@bvmw.de

Betriebsbesichtigung mit Produktion Mittwoch, 25. April 2018, 09.00 Uhr Aljo Aluminium-Bau Jonuscheit GmbH Gewerbestraße 2, 27804 Berne Detlef.blome@bvmw.de 23. Business-Meeting im PS Speicher in Einbeck Donnerstag, 26. April 2018, 18.00 Uhr PS-Speicher Tiedexer Tor 3, 37574 Einbeck suedniedersachen@bvmw.de Außenwirtschaftstag Tschechien – Chancen nutzen Donnerstag, 03. Mai 2018, 09.15 Uhr Gräwe & Partner Eduard-Schopf-Allee 1, Bremen isabell.zerres@bvmw.de

Arbeitsschutz ist Chefsache! Donnerstag, 19. April 2018, 18.00 Uhr Gründer- und Mittelstandszentrum Saarpfalz-Park 1, 66450 Bexbach andreas.dippe@bvmw.de Unternehmerfahrt nach Brüssel und Luxemburg Dienstag, 22. Mai bis Mittwoch, 23. Mai 2018 Start 07.00 Uhr in Neunkirchen, 08.20 Uhr in Trier Besichtigung des EU-Parlaments und der BVMW Büros Auf dem Faller 21, 54584 Feusdorf hans-peter.pick@bvmw.de Connect Dienstag, 29. Mai 2018, 18.00 Uhr Landesmuseum Mainz Große Bleiche 49-51, 55116 Mainz horst.schneider@bvmw.de

Starke Marke – starkes Wachstum Donnerstag, 19. April 2018, 16.00 Uhr S-Company GmbH An Vierzehnheiligen 9, 36039 Fulda ruedinger.muth@bvmw.de

Lead-Kampagne-APP – digitale Sales-Automation Mittwoch 16. Mai 2018, 12.00 Uhr German Graduate School of Management and Law Bildungscampus 2 74076 Heilbronn ulrich.spitaler@bvmw.de 2|18 DER Mittelstand. | BVMW

Digitalisierung im Kundenservice Donnerstag 17. Mai 2018 18.00 Uhr Deliberate-Flugfeld Konrad-Zuse-Straße 12 71034 Böblingen kurt.mezger@bvmw.de

Typen sind Temperamente Donnerstag 07. Juni 2018 18.00 Uhr Komet-Group Zeppelinstraße 3 74354 Besigheim kurt.mezger@bvmw.de


101 B@L Donnerstag, 19. April 2018 12.00 Uhr Hotel Reichshof Kirchenallee 34-36 20099 Hamburg guenther.enger@bvmw.de

Grundkurs zum Datenschutzgesetz Mittwoch 11. April 2018, 09.00 Uhr Van der Valk Hotel Berlin Brandenburg GmbH Eschenweg 18 15827 Blankenfelde-Mahlow marcel.sturm@bvmw.de

Compliance im Mittelstand – Modeerscheinung oder Zukunftsfaktor? Dienstag, 24. April 2018, 18.30 Uhr Leonardo Hotel Stillhorner Weg 40 21109 Hamburg heino.geritz@bvmw.de

Online-Marketing-Day Mittwoch, 11. April 2018 15.00 Uhr Gisma Business School Berlin Potsdamer Straße 180-182 10783 Berlin regina.warwel@bvmw.de

Illustration: Stefan-Xp - wikipedia.org

Unternehmerfrühstück mit Dr. Reiner Haseloff Freitag, 04. Mai 2018, 09.00 Rasch Reinigung, Klosterkamp 1, 39126 Magdeburg peter.martini@bvmw.de

Business Ladies – women only Donnerstag 12. April 2018 09.00 Uhr Landhaus Grunewald Delbrückstraße 38 14193 Berlin silke.landgraf@bvmw.de

_Regional digital – Smarte Lösungen, starker Mittelstand Mittwoch 18. April 2018, 18.00 Uhr Ellington Hotel Berlin Nürnberger Str. 50-55 10789 Berlin www.gemeinsam-digital.de Fachgruppe Bau Mittwoch 25. April 2018 19.00 Uhr Kanzlei von Saldern Leibnizstraße 57 10629 Berlin birgid.zoschnik@bvmw.de

Unternehmen Hörsaal Montag, 16. April 2018, 18.00 Uhr Fachhochschule Münster Corrensstraße 25, 48149 Münster petra.adamaschek@bvmw.de

Leichhardt Lounge – Infrastrukturentwicklung in Südbrandenburg Donnerstag, 12. April 2018, 18.00 Uhr Seehotel Großräschen Seestraße 88, 01983 Großräschen sekretariat-cottbus@bvmw.de

Workshop: Mittelstands-Lounge für Assistenzen Montag, 23. April 2018, 15.00 Uhr KGC Kölner Golfclub Freimersdorfer Weg 43, 50859 Köln margit.schmitz@bvmw.de

Tropical Islands Infotag für regionale Unternehmen Mittwoch, 25. April 2018, 15.00 Uhr Tropical Islands Tropical-Islands-Allee 1, 15910 Krausnick sekretariat-cottbus@bvmw.de

Meeting Mittelstand: Wirtschaftsunternehmen oder Krankenhaus? Donnerstag, 26. April 2018, 17.30 Uhr Mathias Stiftung, Bildungscampus / Raum Audimax Frankenburgstraße 31, 48431 Rheine susanne.schlueters@bvmw.de

Unternehmertag Mitteldeutschland Donnerstag, 31. Mai 2018, 10.00 Uhr Globana Airport Messe & Conference Center Frankfurter Straße 4, 04435 Leipzig-Schkeuditz edda.schmidt@bvmw.de

Meeting Mittelstand 4.0 – Wertschöpfungsketten Donnerstag, 26. April 2018, 19.00 Uhr Sutter Local Media Berthold-Beitz-Boulevard 420, 45141 Essen gabriele.masthoff@bvmw.de

Ostthüringer Visitenkartenparty Donnerstag, 19. April 2018, 19.30 Uhr Autohaus Fischer, Brückenstraße 6, 07743 Jena dietmar.winter@bvmw.de

MY COACHING DAY 2018 – The Company Day Samstag, 09. Juni 2018, 09.45 Uhr Airporthotel Düsseldorf Van der Valk Am Hülserhof 57, 40472 Düsseldorf stefan.wagemanns@bvmw.de

Unternehmerfrühstück: Risiko- und Liquiditäts­ management heute Mittwoch 18. April 2018, 08.00 Uhr Presseclub München Marienplatz 22/IV (Eingang Rindermarkt), 80331 München kajetan.brandstätter@bvmw.de achim.von.michel@bvmw.de

Herausforderungen der betrieblichen Altersvorsorge Donnerstag 19. April 2018, 17.30 Uhr Sonntag & Partner Partnerschaftsgesellschaft mbB Schertlinstraße 23 86159 Augsburg richard.lang@bvmw.de

BVMW Connect – Netzwerkgespräche Mittwoch 25. April 2018 18.30 Uhr LKC Kemper Czarske v. Gronau Berz Forstweg 8 82031 Grünwald wolfgang.thanner@bvmw.de

Weitere zahlreiche Veranstaltungen unter www.bvmw.de/unsere-veranstaltungen 2|18 DER Mittelstand. | BVMW

Digital TransformationLab so geht Digitalisierung Mittwoch 06. Juni 2018 09.00 bis 18.00 Uhr Grundig Akademie Klingenhofstraße 58 90411 Nürnberg edgar.jehnes@bvmw.de


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Doppelter Befreiungsschlag: „Die Verlegerin“ Steven Spielbergs Film erzählt vom Kampf der freien Presse gegen politische Bevormundung – und von der Emanzipation einer Frau von männlicher Bevormundung im Unternehmen.

Die Verlegerin Katherine Graham (Meryl Streep) und ihr Chefredakteur Ben Bradlee (Tom Hanks).

Die Verlegerin

1971 gehört die Washington Post zu einem fami-

unsicher durch die Welt der edlen Restaurants

liengeführten Verlag, sie legt schwache Bilanzen

zum Meeting mit ihrem Chefredakteur Ben

vor und leidet unter sinkender Auflage. Soeben

Bradlee (Tom Hanks); im Vorstandstreffen, in

hat Katherine Graham (Meryl Streep), Erbin einer

dem sie mehr Geld für Qualitätsjournalismus

alteingesessenen Mediendynastie, nach dem Tod

einfordern möchte, wird sie ausgebremst. Das

ihres Mannes die Verlagsleitung übernommen.

Misstrauen in ihre Führungsqualitäten steht so

Die ewige Konkurrentin und der Platzhirsch am

herablassend wie erbarmungslos deutlich im

Zeitungsmarkt, die New York Times, überholt die

Raum. Tom Hanks indes gibt seinem Ben Bradlee

Post notorisch mit politischen Schlagzeilen und

jenes Hemdsärmelige und Grobkantige, das in der

degradiert sie zum Provinzblättchen. Keine guten

Ausdruckspalette für unbeugsame, kämpferische

Ausgangsbedingungen für den anstehenden Bör-

Chefredakteure wohl unerlässlich ist.

sengang.

Regie: Steven Spielberg Drehbuch: Liz Hannah, Josh Singer Mit: Meryl Streep, Tom Hanks, David Cross, Bob Odenkirk u. a.

Dies sind die unternehmerischen Rahmenbedin-

Und Bradlee muss kämpfen, denn wieder einmal

gungen, die Steven Spielberg in seinem aktuellen

war die New York Times schneller: Sie hat einen

Film „Die Verlegerin“ aufzeigt, um von hier aus

Teil der Pentagon Papers veröffentlicht, jenes Do-

eine der größten politischen Medienenthüllun-

kument, das belegt, wie vier US-Präsidenten von

gen Amerikas zu erzählen. Doch „Die Verlegerin“

der Vergeblichkeit des Vietnam-Krieges wussten,

ist mehr als ein Medienthriller über die Arroganz

ihn aber gleichwohl forcierten. Der Amtsinhaber

der Macht und den Kampf um Pressefreiheit: Es

Richard Nixon fürchtet um die nationale Sicher-

ist die Geschichte der Emanzipation einer Frau im

heit und statuiert ein Exempel: Per Gerichts-

männerdominierten Zeitungswesen einer Zeit, in

entscheid verbietet er dem New Yorker Traditi-

der die Frauenbewegung in der zigarrenrauchge-

onsblatt die weitere Veröffentlichung. Bradlee

schwängerten Hinterzimmerpolitik selbstsiche-

sieht seine Chance, die Washington Post aus dem

rer Silberrücken noch lange nicht angekommen

Windschatten der Times heraus zu manö­vrieren.

ist. So spielt Meryl Streep ihre Katherine Graham

Sein Redakteur Ben Bagdikian (Bob Odenkirk)

verhuscht und eingeschüchtert, sie stolpert

gelangt an die gesamten 7.000 Seiten der

2|18 DER Mittelstand. | Kultur

Paramount Pictures 2017. Alle Rechte vorbehalten.

Brisantes Material Drama USA 2017 FSK ab 6


103 Untersuchung. Fortan ist der Boden von Bradlees

freunden und unternehmerischer Verantwortung

Wohnzimmer bedeckt mit unsortierten Blättern

zeigt Kathleen Profil. Sie setzt sich gegen die do-

ohne Seitenzahl, die vom Redaktionsteam unter

minanten Bedenkenträger durch und verkündet

erheblichem Nikotin- und Koffeineinfluss aus­

in einer spektakulären nächtlichen Telefonkon-

gewertet werden. Was heute mehrere Gigabyte

ferenz: „Wir drucken. Meine Entscheidung ist

auf einem Stick wären, war damals so handfeste

gefallen. Ich gehe jetzt ins Bett.“

wie raumgreifende investigative Recherche.

Politische Verbindlichkeiten und unternehmerische Freiheit

Die Druckerei als Bollwerk der Demokratie Spielberg greift nun tief in das Repertoire fil-

So kulminiert Spielbergs Film im dramaturgi-

mischer Inszenierung des Zeitungshandwerks

schen Höhepunkt, zur existenzentscheidenden

von vor 40 Jahren: Lektoren streichen eilig mit

Frage: „Drucken oder nicht drucken?“. An der

weichem Bleistift im Manuskript herum, Setzer

Gegenwehr des politischen Establishments zer-

bauen Buchstabe um Buchstabe die Seiten, ton-

brechen, das Unternehmen vernichten und ins

nenschwere Druckerpressen laufen donnernd

Gefängnis gehen? Oder für die Pressefreiheit ein-

an; die Druckerei wird zum Maschinenraum der

stehen und einen journalistischen Coup landen?

Demokratie, sie lärmt, dröhnt und ächzt unter

Bradlee ist sich sicher: „Der einzige Schutz für

Volllast. Während Spielberg in den Dialogen das

das Recht der Veröffentlichung ist die Veröffent-

Pathos seines Themas angenehm unterschwellig

lichung.“ Für Kathleen indes tun sich Konflikte

inszeniert, transzendiert er es jetzt zur lärmen-

an gleich mehreren Fronten auf. Sie und ihre Fa-

den Kriegswerkstatt der freien Presse, als kä-

milie sind die Nähe zur Macht gewohnt, bei den

men, wie in seinem Weltkriegsdrama „Der Soldat

Muss um Anerkennung kämpfen: Katherine Graham (Meryl Streep) in dem von Männern dominierten Zeitungswesen.

abendlichen Dinners im Haus der Grahams ist

James Ryan“, die amerikanischen Jagdflieger in

der innere Zirkel der Politelite zu Gast, darunter

letzter Sekunde, um die übermächtige Wehr-

Verteidigungsminister Robert McNamara (Bruce

macht zu zerschlagen. Der Rest ist Geschichte:

Greenwood), der Kathleen verzweifelt bittet,

Der Oberste Gerichtshofs der Vereinigten Staa-

nicht zu drucken. Zugleich herrscht unter den

ten entscheidet in seinem Urteil vom 30. Juni

Verlegern der Washington Post nackte Angst:

1971 für die Pressefreiheit, die Washington Post

So wie McNamara im Falle der Veröffentlichung

überlebt und sie ist noch da, heute mehr denn

um seine politische Existenz fürchten muss, ban-

je. Sie schreibt gegen die „Alternative Facts“

gen Anwälte und Vorstände um Posten, Geld und

der gegenwärtigen US-Administration an. Doch

Pfründe. In dieser unseligen Gemengelage aus

das ist eine andere Geschichte. Sie könnte aber

privaten Verbindlichkeiten gegenüber Politiker-

dieselbe werden.

2|18 DER Mittelstand. | Kultur

Bernd Ratmeyer Wissenschaftsjournalist und Lektor


104

„Ich weiß, wie Gangster ticken“ Moritz Bleibtreu im Interview mit DER MITTELSTAND. über seine Kindheit im kriminellen Milieu, extreme Szenen, das deutsche Emigrantenkino und seinen Film „Nur Gott kann mich richten“.

Sind Sie ein gläubiger Mensch?

ein Problem- und Rotlichtviertel war. Ein richtig

Absolut! Ich habe zwar überhaupt nichts mit

hartes Pflaster. Es gab eine offene Drogenszene

der Kirche am Hut und bin sicher nicht religiös.

und Straßenprostitution, und ich war mittendrin.

Aber ich glaube und spüre, dass es irgendetwas gibt, dass ein Auge auf mich und alle anderen

Sie lebten damals mit Ihrer Mutter, der Schau-

Menschen hat. Diese Gewissheit ist beruhigend.

spielerin Monica Bleibtreu, in einer Kellerwohnung. Wie kamen Sie miteinander aus?

Was halten Sie grundsätzlich von Religionen?

Da ich ein Einzelkind war, und mein Vater uns

Wenn sie in Maßen und vor dem Hintergrund

schon früh verlassen hatte, haben wir natürlich

des

sehr eng zusammengehalten. Es gab aber auch

gesunden

Menschenverstandes

wirken,

ist das in Ordnung. Wenn sie allerdings Moral

Konflikte, klar. Und als kleiner Junge war mir mei-

predigen und direkt ins Leben ihrer Anhänger

ne Mutter mit ihrer offenen, unorthodoxen Art

eingreifen, wird es bedenklich. Ich glaube so-

auch schon mal peinlich. Aber sie war immer lei-

wieso, dass die meisten Menschen von alleine

denschaftlich, freiheitsliebend, optimistisch und

wissen, was Gut und Böse ist. Das tragen wir in

spontan, was mich sehr stark geprägt hat. Und sie

uns, egal ob Christen, Juden oder Muslime, und

war der beste und wichtigste Ratgeber, den ich in

wenn wir mehr darauf hören würden, gäbe es viel

meinem Leben hatte.

weniger Probleme. Stimmt es, dass Sie ihn nicht im üblichen Sinne

spielt in der Frankfurter Unterwelt, inmitten

erziehen?

von Drogendealern, Prostituierten, Spielsüchti-

Ja. Denn ich mag das Wort Erziehung nicht, da

gen und Gangstern. Wie gut kennen Sie dieses

steckt „Ziehen“ drin. Ich will meinen Sohn nicht

Milieu?

irgendwohin ziehen. Natürlich gebe ich ihm Gren-

Relativ gut. Ich weiß, wie diese Leute ticken. Ich

zen vor und sage auch mal „Hier ist Schluss!“.

war zwar nie wirklich in kriminelle Geschichten

Aber er soll vor allem seine Freiheiten haben und

verwickelt und auch nicht mit Leuten befreundet,

die Möglichkeit, sich zu entwickeln. Ich selbst ver-

die kriminell waren. Aber ich bin im Hamburger

suche dabei herauszufinden, wer er wirklich ist.

Stadtteil St. Georg groß geworden, was damals

Meine Mutter hat immer gesagt: „Wenn ein Kind

2|18 DER Mittelstand. | Kultur

Foto: © Constantin Film

Seit neun Jahren haben Sie selbst einen Sohn. Ihr aktueller Film „Nur Gott kann mich richten“


105

eine Figur hinein, aber danach ist definitiv Feierabend. Danach bin ich Moritz. In der ARD lief vor einigen Jahren eine Dokumentation über Ihr Leben, deren Titel „Als Schauspieler geboren“ lautete. Sehen Sie das rückblickend auch als Ihr Lebensmotto? Da ist schon etwas dran. Denn seitdem ich eine Vorstellung davon hatte, was ich einmal werden könnte, wollte ich Schauspieler werden. Etwas anderes kam mir nie in den Sinn. Als junger Mann ging ich lieber nach Paris, Italien und dann auf die Schauspielschule nach New York, statt in Deutschland Abitur zu machen. Und ich habe es nie bereut. Haben Sie unter all den Filmen, in denen Sie mitgespielt haben, einen Favoriten? Nein. Ich mag sie alle, jeden auf seine Art. Was nicht heißen soll, dass ich keine schlechten Filme gemacht habe. Es waren viele gute und viele schlechte. Sie alle sind Teil meines Lebens und sie gehören zu mir. Ich glaube, das ist wie mit klein ist, gibt ihm Wurzeln. Wenn ein Kind groß

Kindern. Zu denen sagt man ja auch nicht: „Dich

ist, gib ihm Flügel.“ Das hat mir sehr gut getan,

habe ich am liebsten“ oder „Deine Nase gefällt

und es umschreibt noch immer am besten, was ich

mir gar nicht“.

unter Erziehung verstehe. Erkennen Sie etwas von Ihren Eltern, wenn Sie Wie schon in früheren Filmen, haben Sie in „Nur

Moritz Bleibtreu auf der Leinwand sehen?

Gott kann mich richten“ einige extreme Sze-

Es gibt viele Momente, in denen ich meine Eltern

nen. Einmal rasten Sie in Gegenwart Ihres Film-

in und an mir sehe. Gestik, Mimik, Ausdruck, alles

vaters Peter Simonischek so heftig aus, dass

erinnert mich an sie. Das Schönste für mich ist

man Angst bekommt. Woher nehmen Sie diese

aber, dass ich meine Eltern nun auch in meinem

Aggressivität?

Sohn erkenne. In ihm leben sie weiter.

Das kann ich gar nicht so genau sagen. Es geschieht einfach. Wir haben uns aber bei diesem

Vielen Dank für das Gespräch.

Dreh grundsätzlich vorgenommen, voll in bestimmte Szenen reinzuspringen. Was dann ab-

Das Interview führte Günter Keil.

läuft, ist schwer in Worte zu fassen. In der konkreten Szene haben wir zuerst einen bestimmten

Schon als Kind stand Moritz Bleibtreu vor

Rahmen abgesteckt, in dem ich mich bewegen

der Kamera. In der Fernsehserie „Neues aus

konnte. Dann habe ich mich im Raum umgesehen

Uhlenbusch“ spielte der Sohn der Schau-

und gefragt: „Ist es okay, wenn ich den Schrank

spieler Monica Bleibtreu und Hans Bren-

kaputt mache?“ Nachdem ich das durfte, habe ich

ner eine der Hauptrollen. Ende der 1990er

losgelegt.

Jahre wurde er mit Filmen wie „Knockin’ on Heaven’s Door“, „Lola rennt“ und „Das Ex-

Ist es Ihnen schon einmal passiert, dass Sie sich

periment“ berühmt. Bleibtreu spielte mehr

mit einer Rolle zu stark identifiziert und nicht

als 70 Rollen in Kino- und TV-Produktionen

mehr aus ihr herausgefunden haben?

und wurde zwei Mal mit dem Deutschen

Nein, nie. Es gibt einige Kollegen, für die ihr Beruf

Filmpreis ausgezeichnet. Der 46-jährige lebt

eine therapeutische Bedeutung hat. Ich dagegen

mit seiner Partnerin und dem gemeinsamen

schmeiße mich zwar immer mit Haut und Haar in

Sohn in Hamburg.

2|18 DER Mittelstand. | Kultur


106

Übertriebener Rabattwahn Guido Augustin macht sich Gedanken über unsere Welt und ihre Bewohner.

Es gab eine Zeit, da konnten wir am Ende des Som-

speziell für diesen Vertriebsweg produziert und

mers im SSV reduzierte Badehosen und am Ende

ein dort angebotener Prada-Schuh nie den Fuß

des Winters im WSV reduzierte Skijacken kaufen.

einer Jetsetschickse oder eines Yachtmillionärs

Heute kaufen wir nichts mehr, wenn der Preis

zieren wird. Doch das Schlimmste: Wir freuen uns

nicht mindestens drei Mal durchgestrichen ist.

nicht mehr, weil wir uns eine tolle Jacke, ein hinrei-

Das hat zwei fatale Folgen: Wir kaufen nicht, weil

ßendes Parfüm oder ein Traumwochenende ge-

wir etwas haben wollen, sondern weil der „Deal“

gönnt haben. Wir freuen uns über den Deal, den

so verlockend ist. Und wir schätzen, was wir ge-

wir gemacht haben.

kauft haben, nicht für seinen Wert, sondern für seinen Preis. Ich bekomme immer mehr den Ein-

An dieser Stelle möchte ich von meinem

druck, es gibt nichts mehr, das zum normalen

Füller erzählen: Es ist ein Pilot Capless, kennt

Preis verkauft wird. Überall leuchten uns Sa-

hier kaum jemand, ein Meisterwerk japanischer

le-Botschaften entgegen. Das eine ist, gerne we-

Ingenieurskunst. Er kombiniert das Prinzip des

niger Geld auszugeben als nötig; das andere, nur

Füllfederhalters mit dem Klickmechanismus ei-

noch dann zuzuschlagen, wenn der Nachlass groß

nes Kugelschreibers, gibt’s so seit 1964. Der Fül-

genug ist und noch schlimmer: weil der Nachlass

ler ist durchdacht bis ins kleinste Detail. Die Tin-

groß genug ist.

te lässt sich über spezielle Fertigpatronen oder

Guido Augustin BVMW-Pressesprecher Rheinhessen Kommunikationsberater ga@guidoaugustin.com

In Preishammerprospekten und auf blinkenden

dieser Tank ein paar Gramm schwerer ist als die

Webseiten wird uns der Mund wässrig gemacht.

Patronen, gibt es eine Metallhülse, die ich über

Doch die Media Märkte dieser Welt verführen

die Patrone schieben kann, um diesen Gewichts-

uns recht hinterhältig. Denn wir zahlen das an

unterschied exakt auszugleichen. Gekauft habe

anderer Stelle wieder, versprochen. Outlets sug-

ich den Füller in einem skurrilen Papeterie- und

gerieren uns, einen Deal besser als anderswo

Schreibwarenladen. Ich habe mir den Füller zu

machen zu können. Selbst Weltstädte wie Wert-

einem Zeitpunkt gegönnt, zu dem ich ihn ver-

heim, Zweibrücken und Soltau kannibalisieren

dient zu haben glaubte, welch wunderbares

ihre Einkaufsmeilen zu Gunsten der kompakten

Gefühl. Der Verkäufer hat mir ein Päckchen Pa-

Großtütenverteiler. Dabei wissen wir, wenn wir

tronen dazu geschenkt. Der Preis des Füllers?

es denn wissen wollen, dass die dortige Ware

Keine Ahnung …

2|18 DER Mittelstand. | Kultur

Foto: © Heike Rost

einen nachfüllbaren Tank zuführen. Da nun aber


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