2/2018 | April / Mai 2018 | 4,90 Euro
Themenschwerpunkt: Mittelstand und Finanzierung
Finanzierung im Fokus MIT T EL S TA ND G AN JA HRE SEMPF IV E T DE R SU PE R L A Seite 12-13
Koalitionsvertrag: GroKo steht für Große Kosten S. 8
Alternative Finanzierungsmethoden für den Mittelstand S. 36
Digitale Deutschlandreise – wie Mittelständler die Digitalisierung meistern können S. 14
IHR ANSCHLUSS AN DIE ZUKUNFT. FÜHREN SIE IHR UNTERNEHMEN ERFOLGREICH IN DAS DIGITALE ZEITALTER. JETZT MIT DEM ANSCHLUSS DER MÖGLICHKEITEN. Digitalisierung. Einfach. Machen. Mehr Sicherheit Mehr Bandbreite/Schnelligkeit Mehr Service Mehr Mobile Mehr auf telekom.de/digitale-zukunft
3 Mario Ohoven
Zweifelhafter Zauber
Präsident Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) und Europäischer Mittelstandsdachverband European Entrepreneurs (CEA-PME), Herausgeber „DER Mittelstand.“
„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, lautet
Denn Rekordbeschäftigung und Exporterfolg sind
eine der am häufigsten zitierten Verszeilen von
die eine, glänzende Seite der Medaille. Marode
Hermann Hesse. Für den holprigen Start der
Straßen, Brücken und Schienen sowie sanierungs-
neuen Bundesregierung gilt das nicht unbedingt.
reife Schulen zeichnen ein anderes Bild. Allein
Da sind zum einen die Personalkosten für das
die Kommunen schieben einen Investitionsstau
Merkel-Team: Die vom Wählervotum her kleinste
von 150 Milliarden Euro vor sich her. Wir leben
Große Koalition tritt mit dem größten und damit
praktisch von der Substanz.
teuersten Kabinett aller Zeiten an. Die Alarmzeichen sind nicht zu übersehen. Das Schwerer noch wiegt die ungezügelte Ausgaben-
vierte Jahr in Folge gab es mehr Firmenpleiten als
lust. Statt unser Land mit einer Innovations- und
Neugründungen. Mit 49 Prozent müssen unsere
vor allem Investitionsoffensive fit für die Zukunft
Unternehmen die zweithöchste Steuer- und Abga-
zu machen, bläht Schwarz-Rot den – ohnehin üppig
benquote weltweit schultern. Industriestaaten wie
ausgestatteten – Sozialbereich weiter auf. Schon
die USA oder Frankreich haben längst Steuerre-
heute verschlingt er mehr als die Hälfte des Bun-
formen umgesetzt beziehungsweise beschlossen.
deshaushalts. Von den zusätzlichen Ausgaben
Bleibt bei uns alles beim Alten, hat Deutschland
in Höhe von 46 Milliarden Euro wiederum geht
bald die höchsten Unternehmenssteuern.
knapp die Hälfte für soziale Wahlgeschenke drauf. Höchste Zeit also für einen radikalen KurswechDoch das ist nur die Spitze des Eisbergs. Im Ver-
sel. Wer jedoch auf rasche Remedur hofft, sieht
borgenen lauert ein gigantischer Kostenblock. Die
sich enttäuscht. Überfällige Reformen in der
GroKo will das Rentenniveau auf dem aktuellen
Steuer-, Sozial- und Bildungspolitik unterbleiben
Wert von 48 Prozent fixieren, den monatlichen Be-
ganz oder werden auf die lange Bank geschoben.
tragssatz aber nur auf 22 Prozent anheben. Sofern
Beispiel Rente: Nach der Devise „Wenn ich nicht
dieses Zauberkunststück gelingt, bedeutet es Be-
mehr weiter weiß, bilde ich einen Arbeitskreis“ soll
lastungen bis 2045 in Höhe 1,24 Billionen (!) Euro,
eine Kommission Vorschläge bis 2020 vorlegen.
eine wahnwitzige Hypothek für unsere Kinder und
Im Klartext: Nach uns die Sintflut …
Enkel. Soziale Fairness sieht anders aus. „Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise / Und „Neue Regierung setzt Wohlstand aufs Spiel“
traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen“, heißt
titelte die WELT. Das eher konservative Blatt steht
es bei Hermann Hesse weiter. Diese dichterische
mit dieser Einschätzung nicht allein. Der Sachver-
Warnung sollte sich Schwarz-Rot zu Herzen neh-
ständigenrat, auch Wirtschaftsweise genannt,
men. Die (noch) guten Wirtschaftsdaten dürfen der
kritisierte unlängst, die Koalitionäre hätten den
Politik kein Alibi fürs Ausruhen liefern. Ein „weiter
globalen Wettbewerbsdruck auf unsere Unter-
so“ kann sich Deutschland nicht länger leisten.
Foto: © Thomas Imo
nehmen außer Acht gelassen. Und mahnte: Bevor etwas verteilt werden könne, müsse es erst einmal erwirtschaftet werden. Dass Deutschland in Europa vergleichsweise gut dasteht, ist nur ein scheinbarer Widerspruch.
Mario Ohoven
2|18 DER Mittelstand. | Editorial
4
IN DIESER AUSGABE POLITIK
Glanzvoller Jahresempfang des Mittelstands in Berlin
SCHWERPUNKT
Mit der Kette in die Zukunft
BWS
Bundeswirtschaftssenat: HANS-PETER HAUBOLD Im Dialog mit TAC HOLDING Spitzenunternehmern
MARC IRMISCH-PETIT MONSTER GMBH
POLITIK 6 Deutschland-News 8
Koalitionsvertrag: GroKo
26
Erfolg in Entwicklungsländern
27
Zweiter Runder Tisch EU-Afrika
SCHWERPUNKT
steht für Große Kosten
41
Controlling: Bezahlbar,
42
Mittelstandsfinanzierung
machbar, unverzichtbar! mal anders 43
Bitcoin und Co.: Spekulation
9
Merkels Team
29
Finanzierung im Mittelstand
12
Glanzvoller Jahresempfang
30
Solide Finanzausstattung für die
44
Mit der Kette in die Zukunft
des Mittelstands in Berlin
Kommunen – ein Thema für den
46
Die Rolle der Fintechs in der
Digitale Deutschlandreise –
Mittelstand
14
16
wie Mittelständler die Digitali-
32
Fördergeld für Digitalisierung
sierung meistern können
34
Postbank: „Wir fühlen uns
17
36
Der Fall Siemens – und die
38
Mittelstandspräsident im Dialog
39
Aufgepasst bei der Versteuerung von Bitcoins 49
kleine Unternehmen 50
Wie man ein Start-up finanziert – von Bootstrapping bis Crowdfunding
51
Wie der Bund KMU beim Einsparen der Energiekosten
24 USA-Deutschland:
helfen will 40
Endlich Factoring für
Echtzeit-Daten als
22 Europa-News Gemeinsam wachsen
Steuern auf den Punkt
clever finanzieren Kreditfundament
Chancen für den Mittelstand 20
Alternative Finanzierungs-
37 Unternehmensnachfolge
BVMW zu Besuch in Berlin 18
48
methoden für den Mittelstand
Im Zentrum der Macht – Politiknetzwerker des
Unternehmensfinanzierung
als Mittelständler“
Datenschutz – Gefahr: hohe Strafen drohen!
oder sichere Geldanlage?
Gezielte Finanzkommunikation
2|18 DER Mittelstand. | Inhalt
Mergers & Acquisitions im Mittelstand
54
Finanzierung in Zahlen
5
UNTERNEHMERSERVICE
Haltet die Frauen!
BUNDESWIRTSCHAFTSSENAT
BVMW
KULTUR
Räumen einen Mehrwert geben
76
Aufsichtsräte und Beiräte 4.0:
57 „Ohne Werte keine Werte“
78
Pensionszusagen auslagern
61
„Geschwindigkeit ist
79
Kleine Helfer
ein zentraler Faktor“
80 Risikomanagement geht alle an! 82 Finanzkolumne
64 News 66 Haltet die Frauen! 68
70 Richtige Vorbereitung beim Unternehmensverkauf
74
und sein Jazzradio 96 „Nicht bruddeln, sondern anpacken!“ 97
Hohe Auszeichnung für BVMW-Vorstand Dr. Helmut Baur
Clever sparen
98 Der Junge Mittelstand:
Modernisierung 84 Buchtipps
BVMW
LOS GEHT’S! 100 BVMW-Veranstaltungskalender
KULTUR 102 Doppelter Befreiungsschlag:
zahlt sich aus 72 Brexit und die Folgen
statt der Zukunft 94 Ein Englishman
„Über Ihr Geld“ 83 Mieterhöhung nach
Arktis, Eisbar und ein ausgeklügeltes Bezahlsystem
92 trapoFit – die Transporterwerk-
Unternehmen sichern und Verantwortung leben
SERVICE
Doppelter Befreiungsschlag: „Die Verlegerin“
86 News
„Die Verlegerin“
für deutsche
87 Impressum
104 „Ich weiß, wie Gangster ticken“
Limited-Gesellschaften
88
106 Übertriebener Rabattwahn
Innovationen für
90 Jebsen Shipping Partners:
die Wirtschaft
Räumen einen Mehrwert geben Hanseatische Visionen
2|18 DER Mittelstand. | Inhalt
Tagesaktuelle Neuigkeiten aus dem Mittelstand finden Sie auf unserer Verbandswebseite www.bvmw.de
6
Deutschland-News US-Importzölle bedrohen Welthandel aus China und Südkorea eingeführt hat. Mit Ausnahme Kanadas, Mexikos und Australiens verteuert sich für den Rest der Welt der Export von Stahl und Aluminium in die USA. Deutschland, das nur fünf Prozent seiner Stahlprodukte in die USA ausführt, ist weitaus weniger betroffen als andere Länder. Und das, obwohl die deutsche Wirtschaft im Jahr 2017 einen Handelsüberschuss von 50 Milliarden Euro gegenüber den Vereinigten Staaten erwirtschaftet hat. Aus globaler Sicht könnten aufgrund eines höheren Angebotes leicht sinkende Rohstoffpreise resultieren. Viel gravierender dürften die Folgen dieser Strafzölle durch sein. Ein weltweiter Handelskrieg scheint nicht ausgeschlossen. Cecilia Malmström, EU-Kommissarin für Handel, hat in Verhandlungen mit den Amerikanern bisher keine Ausnahmen für EU-ExDer amerikanische Präsident Donald Trump hat Anfang März
porte von Stahl und Aluminium erhalten. Diese macht Trump von
Importzölle auf Stahl- (25 Prozent) und Aluminiumprodukte
einem Entgegenkommen seitens der EU beim Abbau der Zölle für
(10 Prozent) angekündigt. Damit lässt er seinen protektionisti-
amerikanische Produkte abhängig. Eine Einigung erscheint zur
schen Äußerungen im Wahlkampf weitere Taten folgen, nachdem
Vermeidung einer Protektionismuswelle mit Arbeitslosigkeit und
er bereits im Januar Zölle auf Waschmaschinen und Solarmodule
Wohlstandsverlusten auf allen Seiten wünschenswert.
Digitalisierung: E-Vergabe für öffentliche Ausschreibung
Lkw-Maut auf ausgeweitet
In Deutschland wird ab Oktober 2018 eine elektronische Vergabe bei europaweiten Vergaben zur Pflicht. Danach dürfen andere als elektronische Angebote, Teilnahme anträge, Interessensbekundungen und Interessensbestä tigungen nicht mehr entgegengenommen beziehungsweise im Vergabeverfahren berücksichtigt werden.
Ab dem 1. Juli 2018 wird die Lkw-Maut auf rund 39.000 Kilometer Bundesstraßen fällig. Außerdem kann die Mautpflicht auch auf weitere Landstraßen ausgedehnt werden. Dies bedeutet eine weitere Belastung für den Mittelstand. Mit der Ausweitung der Maut will die Bundesregierung zusätzliche Einnahmen aus dem Straßenverkehr generieren, um damit nach eigenem Bekunden die Verkehrsinfrastruktur zu verbessern.
2|18 DER Mittelstand. | Politik
Foto oben links: © Bill Oxford – istockphoto.com; Foto unten links: © nd3000 – istockphoto.com; Foto unten rechts: © fotojog – istockphoto.com
mögliche Vergeltungsmaßnahmen anderer Länder und der EU
7
Mr. Handwerk im Bundestag
Rückkehrrecht von Teilzeit auf Vollzeit kommt
SPD-Fraktionschefin Andrea Nahles kündigte an, eine Neuerung im Arbeitsrecht zum ersten großen Projekt der Großen Koalition zu machen: das Rückkehrrecht von Teilzeit auf Vollzeit. Schon jetzt haben Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer das Recht, in Teilzeitarbeit zu wechseln. Dieses Recht soll nun ausgeweitet werden, sodass Arbeitnehmer einen Anspruch auf befristete Teilzeit haben und nach einer vereinbarten Zeit wieder die Vollzeitstelle aufnehmen können. Diese Regelung soll ab einer Unternehmensgröße von 45 Mitarbeitern gelten. Bei 46 bis 200 Mitarbeitern soll eine Zumutbarkeitsgrenze greifen, gemäß der lediglich einem aus 15 Mitarbeitern der Anspruch gewährt werden muss. Die befristete Teilzeit kann von mindestens einem Jahr bis maximal fünf Jahre beansprucht werden.
Der Wuppertaler Abgeordnete und Elektromeister mit eigenem Betrieb, Manfred Todtenhausen, ist Gründungsvorsitzender der FDP-Arbeitsgruppe Handwerk im 19. Deutschen Bundestag. „Der BVMW weist zu Recht darauf hin, dass im Bundestag viel zu wenige echte Mittelständler vertreten sind. Für mich ist das ist der Grund für den deutschen Bürokra-
EU-Anzeigepflicht für Steuergestaltungen
tiehorror. Dagegen wollen wir liberalen Handwerker im Bundestag angehen“, so das Mitglied im Wirtschaftsausschuss.
Als Reaktion auf die „Paradise Papers“ beschloss der Rat Wirtschaft und Finanzen der
Auch die berufliche Bildung, die Fachar-
EU unlängst die Anzeigepflicht für Steuergestaltungen. Der EU-Katalog der melde-
beitersicherung und die Modernisierung
pflichtigen Tatbestände ist vage formuliert. Er sieht grundlegend vor, dass Steuer- und
des Vergaberechts sind Themen, die sei-
Finanzberater sowie Rechtsanwälte dazu verpflichtet werden, grenzüberschreitende
ne Arbeitsgruppe aus 15 Abgeordneten
Steuergestaltungsmodelle innerhalb von 30 Tagen an die zuständigen Finanzbehörden
anpacken will. Sein besonderes Anliegen
zu melden. Deutschland wird ein Eckpunktepapier sowie einen ersten Gesetzesent-
ist es, das Mega-Thema „Digitalisierung
wurf im Sommer 2018 vorlegen. Alle EU-Mitgliedsstaaten müssen die Richtlinie bis zum
im
31. Dezember 2019 in nationales Recht umsetzen. Die Anzeigepflicht tritt ab dem
anzupacken, denn: „Machen statt nur
01. Juli 2020 in Kraft.
reden“ ist Todtenhausens Devise.
Der BVMW.
Foto oben links: © Rifrazione – istockphoto.com
Die Stimme des Mittelstands.
Erfolgreich vernetzen Chancengeber für den Mittelstand. Der BVMW stärkt die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Mittelstands! National und international vertritt er erfolgreich die Interessen der kleinen und mittleren Unternehmen gegenüber der Politik – branchenübergreifend und parteipolitisch unabhängig.
Handwerk“
fraktionsübergreifend
Der BVMW • repräsentiert mit seiner Mittelstandsallianz mehr als 600.000 Unternehmen aller Branchen, die über zwölf Millionen Mitarbeiter beschäftigen • ist mit 300 Geschäftsstellen bundesweit vertreten • hat mit den Repräsentanten vor Ort mehr als 800.000 Unternehmerkontakte jährlich • bietet über 2.000 Veranstaltungen im Jahr • ist führendes Mitglied in der europäischen Dachvereinigung nationaler Mittelstandsverbände (European Entrepreneurs).
2|18 DER Mittelstand. | Politik
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Koalitionsvertrag: GroKo steht für Große Kosten Der Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD ist aus Sicht des BVMW völlig unzureichend, um die ökonomischen Herausforderungen der Gegenwart und auch die der Zukunft zu bewältigen. Viele mittelstandsrelevante Vereinbarungen der Koalitionäre stellen schlicht die falschen Weichen. Das 177 Seiten umfassende Papier ist ein Katalog
brauchen wir ein eigenes Digitalministerium.
der vertanen Chancen. Weder ein Aufbruch für
Nur so lässt sich das Zuständigkeitswirrwarr bei
Europa, noch neue Dynamik für Deutschland wird
der Digitalisierung von 482 Mitarbeitern in 14
durch den Koalitionsvertrag initiiert.
Ministerien mit 244 Teams und 76 Abteilungen in sinnvoller Weise ordnen. Bis ein Digitalministeri-
So droht die Wettbewerbsfähigkeit des Wirt-
um etabliert ist, wird der BVMW die Staatsminis-
schaftsstandortes Deutschlands in den ver-
terin für Digitales, Dorothee Bär, tatkräftig unter-
bleibenden dreieinhalb Jahren bis zur nächsten
stützen.
Bundestagswahl weiter zu erodieren. Während unsere Konkurrenz von besseren Rahmenbedin-
Der BVMW fordert die Halbierung der Büro-
gungen durch Steuersenkungen und eine schnel-
kratiebelastung. Leider finden sich im Koaliti-
le digitale Transformation profitiert, geht es
onsvertrag kein Abbau der Mindestlohnbüro-
Schwarz-Rot erkennbar um das Verteilen. Die
kratie, keine Reduzierung der Bürokratie bei
Verteilung des Erwirtschafteten steht ganz klar
Forschungs- und Investitionsanträgen und auch
im Vordergrund, nicht die Steigerung des Wohl-
keine Rücknahme der Vorfälligkeit von Sozial-
stands. Statt den Wirtschaftsstandort Deutsch-
versicherungsbeiträgen. Ebenso wird es auch
land fit für die Zukunft zu machen und den Mit-
in der neuen Legislaturperiode keine zeitliche
telstand zu entlasten, mutet Schwarz-Rot den
Begrenzung von Gesetzen geben.
Unternehmen zusätzliche Belastungen und mehr Regulierung zu.
Trotz vieler Versprechen vor der Wahl wird der Solidaritätszuschlag für die Leistungsträger un-
Diese Koalition kommt uns alle teuer zu stehen:
serer Gesellschaft nicht abgeschafft. Es wird
35 Milliarden Euro an Mehrausgaben stehen nur
lediglich eine Freigrenze eingeführt, die die
10 Milliarden Euro an Steuerentlastungen gegen-
unteren 90 Prozent aller Soli-Zahler ab dem Jahr
über. Eine Tilgung der Altschulden findet prak-
2021 um 10 Milliarden Euro entlastet. In der Gleit-
tisch nicht statt. Trotz Rekord-Steuereinnahmen
zone ist die Grenzsteuerbelastung dann höher
von mindestens 1,4 Billionen Euro in den Jahren
als bei Spitzenverdienern.
2018-2021 wird der Mittelstand kaum entlastet. Gleichzeitig schwächen milliardenschwe-
Weitere kritische Punkte für den Mittelstand sind
re Sozialgeschenke die Wettbewerbsfähigkeit
die Abschaffung der Abgeltungssteuer auf Zin-
Deutschlands. Ob in der Steuerpolitik oder im
serträge, sodass Kapitalerträge wieder mit dem
Sozialbereich, wichtige Reformen unterbleiben
persönlichen Steuersatz belastet werden, und die
entweder ganz oder sie werden sogar wie beim
Einführung der Finanztransaktionssteuer. Dass
Arbeitsmarkt zurückgedreht. Schwarz-Rot legt
nun alle zwei Jahre ein Bericht zur Entwicklung
so die Axt an die Wurzel der gesetzlichen Rente,
der kalten Progression vorgelegt werden soll,
der Soli soll nicht abgeschafft werden, und der
tröstet nicht über die vertane Chance hinweg,
Mut für eine bessere Bildungspolitik fehlt.
die Einkommensteuerbelastung spürbar zu reduzieren. Kleine und mittlere Unternehmen warten
Zudem ist Deutschland ein digitales Entwick-
weiter vergebens auf die längst überfällige Refor-
lungsland. Um diesen Missstand zu beseitigen,
mierung der Unternehmenssteuern.
2|18 DER Mittelstand. | Politik
9
Im Bereich Energie und Verkehr wurde die PKW-
rungsbeitrag nicht wie möglich um 0,5, son-
Maut nicht gestoppt und die Ausweitung der
dern nur um 0,3 Prozentpunkte gesenkt wird.
LKW-Maut nicht ausgeschlossen.
Die ursprünglich für 2019 geplante Überprüfung des Arbeitnehmerüberla sungsgesetzes kommt
Der Arbeitsmarkt verliert durch die Einführung
jetzt erst 2020.
eines Rechts auf befristete Teilzeit und die Beschränkung der sachgrundlosen Befristungen
Verfehlt sind zudem die Altersvorsorgepflicht für
weiter an Flexibilität. Nur Arbeitgeber mit mehr
Selbstständige, die Ausweitung der Mütterren-
als 75 Beschäftigten dürfen maximal 2,5 Pro-
te, die Stärkung der Tarifbindung und die weitere
zent der Belegschaft sachgrundlos befristen.
Einschränkung der Arbeit auf Abruf. Schließlich
Neue Sozialgeschenke, wie die Festschreibung
verteuert die Wiederherstellung der paritäti-
des Rentenniveaus bis 2025 auf 48 Prozent und
schen Finanzierung der Krankenversicherung die
die Einführung einer Lebensleistungsrente sind
Arbeitskosten. Fazit: Der Mittelstand ist mit die-
vollends rückwärtsgewandt. Es ist schlichtweg
sem Arbeitsprogramm der Großen Koalition alles
enttäuschend, dass der Arbeitslosenversiche-
andere als zufrieden.
Dr. Hans-Jürgen Völz BVMW Chefvolkswirt hans-juergen.voelz@ bvmw.de
Merkels Team
Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel (CDU) Neu: Staatsministerin für Digitales Dorothee Bär
Kanzleramtsminister Prof. Dr. Helge Braun (CDU)
Foto: © Rolf Poss
Foto: © Dominik Thomas Butzmann
Foto: © Tobias Koch
Foto: © Laurence Chaperon
Die kleinste Großkoalition aller Zeiten geht in Angela Merkels vierter Amtszeit mit dem größten und teuersten Kabinett aller Zeiten an den Start. Hier eine Übersicht:
Vizekanzler / Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) Staatssekretärinnen Bettina Hagedorn Christine Lambrecht
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) Staatssekretäre Stephan Mayer Prof. Dr. Günter Krings Marco Wanderwitz
Staatsministerin für Kultur und Medien Prof. Monika Grütters Staatsminister für Bund-LänderKoordinierung Dr. Hendrik Hoppenstedt Neu: Staatsministerin für Integration Annette Widmann-Mauz
>>
2|18 DER Mittelstand. | Politik
Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) Staatsminister Niels Annen Michael Roth Michelle Müntefering
Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey (SPD)
Staatssekretäre Michael Stübgen Hans-Joachim Fuchtel
Foto: © Rauß Fotografie
Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD)
Staatssekretärinnen Kerstin Griese Anette Kramme
Staatssekretäre Florian Pronold Rita Schwarzelühr-Sutter
Quelle: www.jens-spahn.de
Bundesverkehrs minister Andreas Scheuer (CSU) Staatssekretäre Steffen Bilger Enak Ferlemann
Staatssekretäre Thomas Rachel Dr. Michael Meister
Foto: © Fotograf CDU / Jan Kopetzky
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD)
Foto: © Andreas Scheuer / www.mattundglaenzend.de
Quelle: www.julia-kloeckner.de
Staatssekretäre Caren Marks Stefan Zierke
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU)
Staatssekretäre Christian Lange Rita Hagl-Kehl
Foto: © NRWSPD
Foto: © SPD Berlin / Joachim Gern
Quelle: twitter.com / hubertus_heil
Staatssekretäre Christian Hirte Oliver Wittke Thomas Bareiß
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU)
Bundesjustizministerin Dr. Katarina Barley (SPD)
Bundesvertei digungsministerin Dr. Ursula von der Leyen (CDU) Staatssekretäre Dr. Peter Tauber Thomas Silberhorn
Foto: © Büro Dr. Gerd Müller
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU)
Foto: © Susie Knoll
Foto: © Susie Knoll
Foto: © CDU Kreisverband Saarlouis / Jan Kopetzky
10
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU)
Bundesentwick lungsminister Dr. Gerd Müller (CSU)
Staatssekretäre Dr. Thomas Gebhart Sabine Weiss
Staatssekretäre Norbert Barthle Dr. Maria Flachsbarth
2|18 DER Mittelstand. | Politik
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12
Glanzvoller Jahresempfang des Mittelstands in Berlin Über 3.500 Unternehmer, Spitzenpolitiker, Parlamentarier, darunter 80 Abgeordnete, 80 Botschafter sowie weitere hochkarätige Gäste kamen zum glanzvollen Jahresempfang von Deutschlands größtem, freiwillig organisierten Mittelstandsverband nach Berlin.
Die Spitzen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft trafen sich auf dem Jahresempfang des BVMW.
Der BVMW hatte zum größten Jah-
BVMW-Präsident: „Die Bundesregie-
Preisträgern gehören Gerhard Schröder,
resempfang in der Bundeshauptstadt
rung hat die Zeichen der Zeit nicht er-
Bundeskanzler a. D., Wolfgang Clement,
geladen. Neben Unternehmern und Un-
kannt. Wir brauchen dringend ein Digi-
Bundesminister a. D. und Ministerpräsi
ternehmerinnen aus ganz Deutschland,
talministerium, stattdessen bekommen
dent a. D., sowie Günther Oettinger,
folgten zahlreiche hochrangige Politiker
wir ein Heimatministerium.“
EU-Kommissar für Haushalt und Personal.
der Einladung des BVMW und kamen zu
Der
Bundesverteidigungsministerin Dr. Ursula
der Traditionsveranstaltung ins Hotel
Borut Pahor hob die Bedeutung der
von der Leyen fand in ihrer Rede lo-
Maritim Berlin.
deutsch-slowenischen
Wirtschaftsbe-
bende Worte für die Gründung der
und Mitglieder des diplomatischen Corps slowenische
Staatspräsident
ziehungen hervor. So sei Deutschland der
BVMW-Kommission „Bundeswehr und
In seiner wegweisenden Eröffnungsre-
drittwichtigste Investor in Slowenien und
Mittelstand“. Dies zeige, dass der Mittel-
de warnte Mittelstandspräsident Mario
erfülle in wirtschaftlicher Hinsicht eine
stand eng an der Seite der Bundeswehr
Ohoven, dass Deutschland seit langem
Vorbildfunktion für sein Land.
stehe. Sie verlieh den Preis „Partner der
von seiner wirtschaftlichen Substanz
Reserve“ an drei der Bundeswehr beson-
lebe. Es sei ein Alarmsignal, dass es in
Den Ehrenpreis des deutschen Mittel-
den letzten vier Jahren mehr Pleiten als
standes 2018 erhielt Bundeswirtschafts-
Unternehmensgründungen
gegeben
ministerin Brigitte Zypries. „Brigitte
Christian Lindner, Bundesvorsitzender
habe. Ohoven mahnte unter starkem
Zypries hat sich um den Mittelstand ver-
der FDP, forderte, die neue Bundes
Beifall: „Die neue Bundesregierung muss
dient gemacht“, betonte Ohoven. Die
regierung müsse den Mittelstand stärker
sofort eine Reformoffensive starten,
Preisträgerin lobte, dass der BVMW die
berücksichtigen. So gehöre zum Beispiel
um Deutschlands Wettbewerbsfähig-
Politik nicht nur fordere, sondern ver-
der Solidaritätszuschlag bis 2019 kom-
keit zu sichern.“ Zudem betonte der
lässlich mit gestalte. Zu den bisherigen
plett abgeschafft.
2|18 DER Mittelstand. | Politik
ders eng verbundene Unternehmen.
13
Borut Pahor, Präsident der Republik Slowenien.
Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin der Verteidigung.
Verleihung des Ehrenpreises des deutschen Mittelstandes an Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries durch Mario Ohoven.
M. Ilker Aycı, Chairman, Turkish Airlines.
Christian Lindner mit BVMW Bundesgeschäftsführer Prof. Dr. h. c. Markus Jerger.
Hagen Rickmann, Digitalchef, Deutsche Telekom.
Christian Lindner, MdB, Bundesvorsitzender der FDP und Vorsitzender der FDP-Fraktion im Bundestag.
Dr. Ralph Müller, Vorstands mitglied der Postbank.
Fotos: © Christian Kruppa, © Christof Sage
Preisverleihung „Partner der Reserve“ durch Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen mit dem stellv. Generalinspekteur der Bundeswehr, Vizeadmiral Joachim Rühle (2. v. li.), dem Präsidenten des Reservistenverbands Oswin Veit, MdB (2. v. re.), und Mario Ohoven.
Staatsministerin für Digitales Dorothee Bär (Mitte) mit Dr. h. c. Ute-Henriette Ohoven (li.) und Chiara Ohoven.
Unternehmerinnen und Unternehmer nutzten den Abend zum Netzwerken.
2|18 DER Mittelstand. | Politik
Das italienische Trio Appassionante brillierte mit weltbekannten Klassikern.
14
Digitale Deutschlandreise – wie Mittelständler die Digitalisierung meistern können Wie überzeugt man Mittelständler von der Notwendigkeit der digitalen Transformation? Mittelstandspräsident Mario Ohoven und Telekom-Digitalchef Hagen Rickmann im Doppelinterview über die Bedeutung digitaler Vorbilder und Netzwerke, und wie die Telekom die Digitalisierung in die Regionen bringt. DER Mittelstand.: Warum fremdeln viele
formation und erzielen zum Beispiel höhere Um-
Mittelständler noch mit der Digitalisierung?
sätze. Das hat unsere Studie „Digitalisierungs-
Mario Ohoven: Weil ihnen viel zu oft Konzerne
index Mittelstand“ ergeben. Inzwischen haben
und große Industrieunternehmen als digitale Vor-
42 Prozent der Unternehmen die Digitalisierung
bilder präsentiert werden – mit diesen können
in ihrer Geschäftsstrategie verankert. Wir brin-
sich Mittelständler aber nicht identifizieren. Zu-
gen das Thema Digitalisierung jetzt gezielt in die
dem wissen sie nicht, welche digitalen Werkzeuge
Regionen. Ich bin zuversichtlich, dass diese neue Veranstaltungsreihe wie ein zusätzlicher digitaler Schub wirkt – mit neuem Know-how, Inspiration und wichtigen Kontakten. DER Mittelstand.: Wieso setzen Sie auf einen regionalen Angang des Themas? Hagen Rickmann: Weil in den Regionen die Unternehmen sitzen, die für den Erfolg des Standorts Deutschland verantwortlich sind. Hier treffen Sie die Weltmarktführer ihrer Branche. Quer durch unser Land gibt es zahlreiche regionale Cluster, die für Spitzenqualität stehen. Beispiele sind die Uhrentechnik aus dem Schwarzwald,
Hagen Rickmann (Digitalchef Deutsche Telekom) und Mittelstandspräsident Mario Ohoven.
Schneidwaren aus Solingen oder Wälzlager in Schweinfurt. Rund um Heidelberg sitzen viele
für sie taugen, dazu kommen oftmals Sicherheits-
Biotechfirmen, und in Leipzig ist ein Chip-Cluster
bedenken. Wenn es dann noch an der digitalen
entstanden.
es für die Unternehmer einfach schwierig. Dabei
DER Mittelstand.: Wollen Sie
müssten die Mittelständler heute die Weichen für
so neue Digitalcluster schaffen?
den Erfolg von morgen stellen. Ich kann die digi-
Hagen Rickmann: Warum nicht? Es gibt ja schon
talen Verweigerer nur warnen: Wer nicht mit der
viele Ansätze. Der Münchner Raum ist sehr stark,
Zeit geht, der geht mit der Zeit …
wenn es um das Internet der Dinge geht, Karlsruhe oder Aachen bei Künstlicher Intelligenz,
Hagen Rickmann: Dennoch digitalisieren sich
und rund um Stuttgart wächst die Expertise für
mittelständische Unternehmen längst. Viele
die Steuerung von Abläufen in Betrieben und in
profitieren sogar schon von ihrer digitalen Trans-
der Logistik. Unser Ansatz: Wir vernetzen die
2|18 DER Mittelstand. | Politik
Foto: © Christof Sage
Infrastruktur und an IT-Fachkräften fehlt, wird
15 digitalen Vorzeigeunternehmen mit jenen Firmen,
DER Mittelstand.: Was tun Sie
die gerade erste digitale Projekte anschieben. Bei
für die Digitalisierung in Deutschland?
der DIGITAL WEST in Köln haben wir Startups,
Hagen Rickmann: Daher forcieren wir gerade den
mittelständische
und
Glasfaserausbau in den Gewerbegebieten. Noch
Konzerne aus dem Rheinland zusammengebracht
in diesem Jahr erhalten 7.600 Unternehmen In-
und sie mit Verbänden, der Politik und den Medi-
ternetverbindungen mit Höchstgeschwindigkei-
en verknüpft. So werden wir das überall machen.
ten von bis zu 1 GBit/s. Wir verstehen uns aber
Traditionsunternehmen
auch als Digitalisierungscoach unserer Kunden. Mario Ohoven: Lernen vom Nachbarn? Von Un-
Da sind unsere regionalen Veranstaltungen nur
ternehmern, die man persönlich kennt? Diesen
ein Highlight unter vielen. Mit unserem Start-up-
Ansatz finde ich sehr gut. Wenn Neues für Unter-
Programm „TechBoost“ geben wir jungen Grün-
nehmer ganz konkret erlebbar wird, nehmen sie
dern eine wichtige Starthilfe und vernetzen sie
es eher an. Unser Mittelstand ist auch im interna-
mit dem Mittelstand. Mit dem Digital Champions
tionalen Vergleich gut, wenn es um die Verbesse-
Award (DCA) machen wir die digitalen Vorreiter
rung bestehender Produkte geht, aber weniger
der Digitalisierung sichtbar und zu Vorbildern.
erfolgreich bei disruptiven – also echten – Neu-
Übrigens haben wir bei der DIGITAL WEST auch
erungen. Die Unternehmen wollen sich ja digita-
die regionalen digitalen Vordenker gekürt, die
lisieren. Man muss ihnen aber zeigen, wie sie das
erste Transformationsschritte bereits zurückge-
anpacken müssen. Change ist eine Chance – auch
legt haben. Das behalten wir bei den nachfolgen-
wenn es nur ein Buchstabe ist.
den Veranstaltungen bei.
DER Mittelstand.: Leisten regionale Events da konkrete Hilfestellung? Hagen Rickmann: Aber sicher, denn wir bieten damit eine Plattform für den Austausch von Unternehmen mit digitalen Vorreitern und wollen auch das Entstehen von regionalen „Digital-Netzwerken“ unterstützen. Unsere Besucher sollen vom Drüber-Reden-Modus in den Einfach-Machen-Modus kommen.
Hamburg
Die regionalen Stationen im Überblick
DER Mittelstand.: Was erwartet die Besucher? Hagen Rickmann: Zum Beispiel ein Markt-
Stuttgart ist mit der DIGITAL SOUTHWEST
platz mit digitalen Innovationen – von Part-
am 03. Mai die zweite Station. Es folgen Berlin,
nern wie dem Experten für Kommunikationssoftware
Swyx.
Bei
Vorträgen
Hamburg, Frankfurt und München.
und
Diskussionsrunden treffen die Besucher
Berlin
Wer sich für das Thema Digitalisierung interessiert
auf Digitalisierungsexperten, die ihnen
und sich mit anderen Unternehmen, Start-ups und
selbst komplexe Technologien anschau-
Multiplikatoren vernetzen möchte, kann sich unter
Illustration: © mattjeacock – istockphoto.com
lich erklären können. Gründer aus dem Telekom Startup-Programm TechBoost
telekom.de/digitale-zukunft für die Veranstaltungen
präsentieren ihre innovativen Geschäfts-
anmelden. Auch Bewerbungen für den „Digitalden-
modelle für den Mittelstand. Vor allem
ker der Region“-Wettbewerb sind ab sofort
aber zeigen digitale Vorreiter, wie sie die
möglich. Teilnehmen können alle Unter-
Transformation angepackt haben.
nehmen, die bereits erste Etappen auf ihrem digitalen Transformati-
Mario Ohoven: Natürlich sind digitales Know-how und ein starkes persönliches Netzwerk ganz entscheidende Komponen-
onsweg zurückgelegt haben. Die Frankfurt am Main
Gewinner werden auf jeder regionalen Etappe gekürt und sind automatisch für den
ten für die erfolgreiche Digitalisierung des
nationalen
Mittelstands. Und Inspiration – Inspiration
Digital
Cham-
pions Award im November
ist das Geheimnis für neues Denken in der Zu-
nominiert.
kunft. Aber auch die Infrastruktur muss stimmen. Stuttgart
Politik München
16
Datenschutz – Gefahr: hohe Strafen drohen! Am 25. Mai tritt die neue Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) in Kraft. Erfahren Sie hier, was auf die Unternehmen zukommt. Mit dem Inkrafttreten der neuen DSGVO wird ein
Änderungsbedarf identifiziert werden. Übri-
europaweit einheitlicher Rahmen für den Umgang
gens: Auch das Löschen von Daten ist eine Da-
mit personenbezogenen Daten gesetzt. Eigentlich
tenverarbeitung.
ein guter Ansatz, doch die Verordnung geht mit einem hohen Planungsaufwand und weitgreifenden
3. Rechtsgrundlage prüfen
Änderungen einher. Und: bei Verstößen drohen
Es ist zu prüfen, ob die identifizierten Daten-
hohe Strafen für Ihren Betrieb.
verarbeitungsprozesse den Anforderungen der DSGVO entsprechen.
Alle Unternehmen, die mit Daten von EU-Bürgern arbeiten – unabhängig davon, ob sie ihren Sitz in-
4. Bestehende Verträge und Dokumente prüfen
nerhalb der EU haben oder nicht – fallen dann un-
Unternehmen sollten insbesondere ihre be-
ter diese gesetzliche Regelung. Die Vorschriften
stehenden Verträge und Dokumente zur
gelten für sämtliche Vorgänge, bei denen Unter-
Auftrags(daten)verarbeitung überprüfen und
nehmen personenbezogene Daten (zum Beispiel
gegebenenfalls überarbeiten.
Kundendaten, Mitarbeiterdaten oder Daten von Webseitenbesuchern) verarbeiten.
5. Verordnungspflichten erfüllen Die neue Verordnung enthält ein Vielzahl von
Da Unternehmen bei Missachtung der DSGVO
Auflagen und Pflichten, sei es bei der Infor-
empfindliche Bußgelder von bis zu 20 Millionen
mation, der Verarbeitung oder dem Umgang
Euro oder vier Prozent des weltweiten Jahresum-
mit Daten. Diese müssen bekannt sein und
satzes drohen können, sollten Unternehmen
in den internen Dokumenten (zum Beispiel
die verbleibende Zeit unbedingt nutzen, um die
Kundenverträge) und Prozessen (beispielswei-
wesentlichen Vorgaben umzusetzen.
se durch den Einsatz eines Datenschutzbeauftragten) umgesetzt werden.
Kernaussagen zum Umgang mit der neuen Um Sie bei dem Thema nicht allein zu lassen,
Verordnung im Unternehmen:
haben sich drei BVMW-Unternehmerkommissionen und damit mehr als 30 verschie-
1. Sensibilisierung durchführen Geschäftsleitung und Mitarbeiter sollten recht-
dene Experten aus den Bereichen Digitali-
zeitig über die konkreten Folgen der DSGVO
sierung, Sicherheit, Datenschutz und Recht
sowie konkrete Maßnahmen zur Umstellung
zusammengetan und für Sie eine Checklis-
informiert werden. Datenschutz ist ein Prozess
te zum neuen Datenschutzgesetz erstellt.
und erfolgt nur gesamtbetrieblich.
Download Datenschutzcheckliste: bvmw.info/12-fragen-datenschutz
2. Bestandsaufnahme machen Unternehmen sollten eine Bestandsaufnahme Diana Scholl BVMW Leiterin politische Kommunikation, stellvertretende Leiterin Volkswirtschaft
aller Prozesse durchführen, bei denen perso-
Sie haben Fragen zur Checkliste oder zur
nenbezogene Daten erhoben, verarbeitet oder
Verordnung?
weitergegeben werden. Auf Grundlage der
merkommissionen unterstützen Sie gern.
Bestandsaufnahme
Kontakt: Diana Scholl
sollte
ein
Verarbei-
tungsverzeichnis erstellt und der konkrete
2|18 DER Mittelstand. | Politik
Unsere
BVMW-Unterneh-
diana.scholl@bvmw.de
17
Im Zentrum der Macht – Politiknetzwerker des BVMW zu Besuch in Berlin Engagement lohnt sich im BVMW gleich mehrfach. Besonders erfolgreiche Politiknetzwerker wurden zur Bundestagung im Januar in Königswinter ausgezeichnet. Neben der namentlichen Urkunde erhielten die Politiknetzwerker die Einladung zu einer Tour durch das politische Berlin.
Politiknetzwerker mit dem ägyptischen Botschafter.
Politiknetzwerker in der Vertretung des Landes Niedersachsen beim Bund.
Am Tag nach dem Jahresempfang des BVMW,
Landes Niedersachsen beim Bund. Hier wurde
konnten die ausgezeichneten Kollegen Blick
die Arbeit der Landesvertretung und des Bun-
hinter die Kulissen des politischen Berlins wer-
desrats vorgestellt. Die Politiknetzwerker infor-
fen. Dieses Jahr stand der Tag ganz im Zeichen
mierten sich außerdem über Einsatz- und An-
der Verbindung der politischen Ebenen: regio-
knüpfungsmöglichkeiten für Unternehmen und
nal, national und international. Die erste Stati-
BVMW-Vertreter aus den Regionen.
on auf der Tour durch die Hauptstadt: die Botschaft der Arabischen Republik Ägypten. Dort
Nach diesen spannenden Terminen und dem
bot sich die Gelegenheit, mit dem Botschafter
regen Austausch ließ man den Tag – wie auch in
selbst, S.E. Dr. Badr Abdelatty, Chancen und
den vergangenen Jahren - im Dachgartenrestau-
Perspektiven für den deutschen Mittelstand
rant Käfer im Deutschen Bundestag ausklingen.
in Ägypten zu diskutieren. Der Botschafter
Begrüßt wurden unsere regionalen Kollegen
stellte die Zukunftspläne des Landes sowie In-
dabei von der neuen Vorsitzenden des Deut-
vestitions- und Innovationspotenziale vor. Im
schen Bundestags, Finanzausschusses, Bettina
Anschluss an den fachlichen Austausch lud der
Stark-Watzinger von der Fraktion der Freien
Botschafter die Kollegen des BVMW noch zu
Demokraten. Bei einem gemeinsamen Essen über
einem kurzen persönlichen Gespräch in seine
den Dächern Berlins zeigte sich die Abgeordnete
private Residenz ein.
erfreut über den außergewöhnlich guten Kontakt zum Verband und versprach weiterhin eine
Im Anschluss machte sich die Gruppe auf den
enge Zusammenarbeit, insbesondere bei Fragen
Weg zur zweiten Station: der Vertretung des
rund um die Themen Steuern und Finanzen.
2|18 DER Mittelstand. | Politik
Diana Scholl BVMW Leiterin politische Kommunikation, stellvertretende Leiterin Volkswirtschaft diana.scholl@bvmw.de
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Der Fall Siemens – und die Chancen für den Mittelstand
Ein Gespenst geht um in Sachsen, seit die Kon-
Metallbau GmbH in Markersdorf bei Görlitz
zernzentrale von Siemens im Herbst letzten
oder den Spezialisten für Kraftwerksservice und
Jahres angekündigt hat, die Werke in Leipzig
Anlagenbau KSC in Hagenwerder, der Präzi
und Görlitz zu schließen. Im Leipziger Turbo-
sionstechnik für Gasturbinen herstellt. Hier
maschinenwerk stehen 200 Vollzeitstellen auf
spürt man die Veränderungen bei Siemens schon
dem Spiel, im Görlitzer Turbinenwerk 720. Zählt
länger und geht verstärkt in andere Märkte.
man die Teilzeitbeschäftigten beider Standor-
Was auf der einen Seite eine Not ist, kann auf
te hinzu, so drohen nach Angaben der IG Metall
der anderen Seite zur Tugend werden, denn so
insgesamt 1.200 Mitarbeiter ihren Job zu verlie-
mancher Mittelständler schielt schon nach den
ren. Vor allem in der strukturschwachen Region
Fachkräften, die bei Siemens bald frei werden
Görlitz an der Grenze zu Polen käme das einem
sollen.
Schlag ins Kontor gleich. Das Görlitzer Werk wurde in den vergangenen 25 Jahren mit rund fünf
Wenn
Millionen Euro an Fördermitteln von Bund und
Deutschland schließen will, wird das über
Land beschenkt, für das Leipziger Werk gab es gar
kurz oder lang niemand verhindern können.
21 Millionen Euro.
Nach Ansicht von BVMW-Mitglied Dr. Bernd
Siemens
Produktionsstandorte
in
Danz, Geschäftsführer der GICON-FirmengrupDie Werksschließungen treffen auch mittel-
pe für Engineering und Consulting, kann dem
ständische Zulieferbetriebe, wie die Schubert
nur mit Innovationen, Qualität und höchster
2|18 DER Mittelstand. | Politik
Foto: © Theerapong28 – istockphoto.com
Im November 2017 kündigte der Siemens-Konzern an, weltweit 7000 Stellen zu streichen, davon die Hälfte in Deutschland. Auch die Siemens-Werke in Leipzig und Görlitz sollen bis etwa 2023 komplett geschlossen werden – eine Zäsur für den Wirtschaftsstandort Sachsen, und zeitgleich aber auch eine Chance für den Mittelstand.
19
Produktivität begegnet werden. Gerade Sachsen
Unternehmen hat den Standort – auch mit
sei dafür mit seiner exzellenten Forschungs- und
maßgeblicher Unterstützung aus Steuergeldern
Entwicklungslandschaft bestens geeignet. Sein
– zu einem der modernsten des Konzerns ausge-
Wort hat Gewicht, denn als ehemaliger Thys-
baut“, so Dulig. „Ich erwarte, dass das Unterneh-
sen-Manager erlebte er das Innenleben eines
men seine Verantwortung für die Menschen und
Großkonzerns, während er mittlerweile die Ge-
die Region wahrnimmt. Die Staatsregierung wird
schicke eines mittelständischen Unternehmens
den Dialog mit Siemens und den Arbeitnehmer-
im Bereich des Consultings, Engineerings und
vertretern fortführen und gemeinsam Lösungen
dem Anlagenbau lenkt.
anstreben. Wir werden alle Möglichkeiten ausloten, um den Mitarbeitern und dem Standort
„Es bedarf strategischer Allianzen zwischen Mittelstand und den Konzernen“
Görlitz weiter eine Perspektive zu geben. Wir
Bernd Danz ist davon überzeugt, dass Innovatio-
Ansiedlungen unterstützen.“
wollen die gute Entwicklung der Unternehmen vor Ort weiter fördern und vielversprechende
nen Mittelständler wirtschaftlich nicht nur stark machen, sondern auch attraktiv für Arbeitneh-
Das Angebot wird so mancher Mittelständler
mer – und hier liegt die Chance. „Innovations
gern hören, vor allem wenn Sachsen seine Fach-
führerschaft ist entscheidend für die Märkte
kräfte in der Region halten will. Die mittelständi-
der Zukunft. Es werden interessante Jobs ge-
sche Wirtschaft in Sachsen stehe vor erheblichen
schaffen, und die Arbeitsplätze sind fest in der
Herausforderungen, sagt der sächsische BVMW-
Region verankert“, so Bernd Danz. „Allerdings
Landespräsident Dr. Jochen Leonhardt. „Die
benötigt der Mittelstand Unterstützung bei der
Herausforderungen ergeben sich fast alle aus den
Markteinführung von Innovationen. Hier bedarf
Entwicklungen seit der Wende und sind Nach-
es strategischer Allianzen zwischen dem Mittel-
wirkungen aus dem Umbau der Wirtschaft“, so
stand und den Konzernen. Damit wäre dann auch
Leonhardt. „Hausgemacht bilden sie aber jetzt die
eine gesunde Symbiose zwischen Mittelstand
Grundlage, auf der die sächsischen Unternehmer
und den Großkonzernen hergestellt, wie sie für
die aktuellen Disruptionen auf den Märkten meis-
die alten Bundesländer typisch ist.“
tern müssen. Wir arbeiten daran, diese Disruptionen als Chance zu begreifen, um den sächsischen
Eine Lösung für die von der Schließung bedrohten
Mittelstand und die sächsische Forschungsland-
Siemens-Standorte? Siemens-Chef Joe Kaeser
schaft weiter vorn in der Welt zu platzieren. Die
hat immerhin Ende Januar auf der Hauptver-
Chance für den Mittelstand liegt darin, der Marke
sammlung in München Hoffnungen geweckt,
„Made in Germany“ mit innovativen und qualita-
dass es für den Standort Görlitz eine Zukunft
tiv hochwertigen Alleinstellungsmerkmalen zu
geben kann. Nach Ansicht der GICON-Gruppe
neuem Glanz zu verhelfen.“
wären zum Beispiel Ausgliederungen von Teilen der Siemens-Produktion in mittelständische
Der angekündigte Stellenabbau dürfte der
Unternehmen denkbar. „Wir führen Gespräche
tiefste Einschnitt in der fast fünfjährigen
mit Vertretern von Politik und Gesellschaft auf
Amtszeit von Siemens-Chef Joe Kaeser sein.
unterschiedlichen Ebenen“, so Elke Fuchs, Sie-
Betroffen ist vor allem die Kraftwerksspar-
mens-Pressesprecherin für Görlitz und Leipzig.
te, die unter der Energiewende leidet. In den
Siemens sei bestrebt, gemeinsam Lösungen für
von der Schließung bedrohten Werken in
die betroffenen Standorte und die Mitarbeiterin-
Leipzig und Görlitz werden Turbomaschinen
nen und Mitarbeiter zu finden.
beziehungsweise Gas- und Dampfturbinen hergestellt. Weltweit ist die Nachfrage nach
Der Marke „Made in Germany“ zu neuem Glanz verhelfen
Turbinen in den letzten Jahren zurückge-
Auch Sachsens Wirtschaftsminister Martin Du-
en auf dem Vormarsch sind. So wurden im
lig (SPD) hofft auf eine konstruktive Lösung, vor
Geschäftsjahr 2017 weltweit noch 122 Tur-
allem vor dem Hintergrund voller Auftragsbücher
binen hergestellt, die Produktionskapazität
und 6,2 Milliarden Euro Konzerngewinn. „Das
aber liegt bei 400 Stück.
gangen, während die Erneuerbaren Energi-
2|18 DER Mittelstand. | Politik
Uta Georgi BVMW Pressesprecherin Sachsen uta.georgi@bvmw.de
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Mittelstandspräsident im Dialog Als gefragter Keynote-Speaker, mit der Teilnahme an zahlreichen Veranstaltungen und in Gesprächen mit hochkarätigen Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft öffnet Mario Ohoven Türen für den unternehmerischen Mittelstand. Hier eine kleine Auswahl hochrangiger Treffen:
Ehren-Botschafter Der Ambassadors Club e. V. hat Mario Ohoven als Ehrenmitglied aufgenommen. Der 2002 gegründete Club, dem 150 Botschafter aus aller Welt angehören, bietet in der Bundeshauptstadt die Möglichkeit zum Austausch im exklusiven Kreis. Ohoven sprach vor den hochrangigen Gästen zum Thema „The Mittelstand as driving Foto: © Agentur BAGANZ
force for International Understanding“ und hob dabei die Bedeutung des Mittelstand für die Völkerverständigung hervor: „Mit Begegnungen wie der heutigen lassen wir die Winde anderer Kulturen in unser Haus“, so der Mittelstandspräsident.
Mario Ohoven mit der Präsidentin des Ambassadors Clubs, Dr. Mania Feilcke-Dierck …
… und dem Botschafter von Montenegro, S.E. Ranko Vujačić (li.), sowie mit dem kroatischen Botschafter, S.E. Gordan Grlić-Radman …
Brückenbauer über den Bosporus In Berlin traf sich der deutsche und europäische Mittelstandspräsident Mario Ohoven zum Spitzengespräch mit Mevlüt Çavuşoğlu, dem Außenminister der Türkei, und dem türkischen Botschafter in Deutschland, S.E. Ali Kemal Aydin. Ohoven sprach sich dabei für eine Verbesserung der bilateralen Bezie… im Gespräch mit dem türkischen Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu und dem türkischen Botschafter, S.E. Ali Kemal Aydin …
hungen mit der Türkei aus. Hier könne der Mittelstand als Brückenbauer fungieren.
Partnerschaft mit Slowenien Bei einem Treffen in der BVMW Bundeszentrale mit Sloweniens Wirtschaftsminister, Zdravko Počivalšek, unterstrich Mario Ohoven die Bedeutung der deutsch-slowenischen Wirtschaftsbeziehungen. Deutschland ist der wichtigste Handelspartner des mit zwei Millionen Bürgern zwar kleinen, aber wachstumsstarken Landes. Zur Stärkung des Mittelstands beider Länder vereinbarten Mittelstandspräsident Ohoven und … mit Zdravko Počivalšek, Wirtschaftsminister Sloweniens …
Počivalšek eine Intensivierung der Zusammenarbeit.
2|18 DER Mittelstand. | Politik
21
Erwartungen an die neue Regierung Auf dem CDU-Bundesparteitag in Berlin konnte Mittelstandspräsident Ohoven der neuen Bundesministerin für Landwirtschaft, Julia Klöckner, und dem neuen Bundesminister für Gesundheit, Jens Spahn, persönlich zu ihren neuen Aufgaben gratulieren und die Erwartungen des Mittelstands an die neue Regierung vermitteln.
… mit Julia Klöckner, Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, sowie mit Jens Spahn, Bundesminister für Gesundheit, auf dem CDU-Bundesparteitag in Berlin ...
Schulterschluss mit der Bundeswehr In der Bundeszentrale des BVMW empfing Mario Ohoven Vizeadmiral Joachim Rühle, Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr. Bei dem Treffen betonte Ohoven, dass der Mittelstand seit langer Zeit ein verlässlicher Partner der Bundeswehr ist. Die Bundeswehr ist mit über … mit Vizeadmiral Joachim Rühle, Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr …
3,5 Milliarden Euro jährlich der größte Auftraggeber für mittelständische Unternehmen aller Branchen in Deutschland.
100 Jahre Estland Anlässlich des 100. Jahrestages der Gründung der Republik Estland war Mittelstandspräsident Mario Ohoven zu Gast in der estnischen Botschaft in Berlin. Dabei traf er unter anderem Bundespräsident a. D. Joachim Gauck und den Botschafter Estlands in Deutschland, S.E. Dr. Mart Laanemäe. Im Zentrum der Gespräche stand der Ausbau der deutsch-estnischen Wirtschaftsbeziehungen.
… und mit Joachim Gauck, Bundespräsident a. D., sowie dem estnischen Botschafter, S.E. Dr. Mart Laanemäe, und dessen Frau.
Ausriss aus Mario Ohovens Terminkalender 14.02. Treffen mit dem Botschafter von Kasachstan in der BVMW-Bundeszentrale 20.02. Mit Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries auf Visite im Erlebnisraum des Mittelstand
4.0-Kompetenzzentrums Berlin
22.02. Neujahrsempfang des Bundesverbands Erneuerbare Energie mit Kanzleramtschef
Peter Altmaier und Ex-Grünen-Chefin Dr. Simone Peter
01.03. Frühlingsempfang in der Britischen Botschaft in Berlin 01.03. Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag der Republik Bulgarien in der bulgarischen Botschaft 01.03. Abendempfang in der mexikanischen Botschaft anlässlich des Besuchs der mexikanischen Gouverneure 08.03. Treffen der Energiekommission des BVMW mit den Bundestagsabgeordneten Klaus Mindrup (SPD)
und Stefan Gelbhaar (Bündnis 90/Die Grünen)
12.03. Jahresempfang des BVMW in Berlin 13.03. Empfang durch den Päpstlichen Nuntius 15.03. Treffen mit dem internationalen Logistik-Dachverband GCEL in der BVMW-Bundeszentrale ... und viele weitere Termine im In- und Ausland 2|18 DER Mittelstand. | Politik
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Europa-News Erleichterung für grenzüberschreitend tätige Mittelständler
Aufholjagd mit Supercomputer Derzeit müssen europäische Wissenschaftler und Unternehmen ihre Daten oft außerhalb der EU verarbeiten, weil die verfügbaren Rechenzentren in der EU dafür nicht ausreichen. Damit sich dieser Zustand ändert, sollen Supercomputer ab 2020 europäischen Unternehmen und Forschern ermöglichen, die Entwicklung hochmoderner Technologien voranzutreiben, zum Beispiel im Bereich künstliche Intelligenz, Medizin, Sicherheit oder Ingenieurwesen. Dazu wird das Gemeinschaftsunternehmen „EuroHPC“ gegründet und mit gut einer Milliarde Euro aus EU-Haushalt und nationalen Kassen ausgestattet, gab die EU-Kommission bekannt. „Die EU muss in diesem harten Rennen aufholen“, sagte der für den digitalen Binnenmarkt zuständige
Kommissionsvizepräsident
Andrus
Ansip. An der „EuroHPC“-Initiative beteiligen sich zwölf EU-Mitgliedsländer, darunter Deutschland, und die Schweiz. Die EU-Kommission will den Mitgliedsstaaten mehr Spielraum bei den
www.eurohpc.eu/
Mehrwertsteuersätzen einräumen. Zugleich soll das steuerliche Umfeld für kleine und mittlere Unternehmen verbessert werden. EU-Steuerkommissar Pierre Moscovici schlägt vor, Mittelständler bis zu einem Jahresumbefreien. Das soll einerseits Bürokratiekosten reduzieren und andererseits einheitliche Wettbewerbsbedingungen schaffen. Laut Berechnungen der Kommission liegen die Folgekosten für grenzüberschreitend tätige Unternehmen elf Prozent über den Kosten nur im Inland tätiger Firmen. Die Vorschläge werden nun dem Europäischen Parlament, dem Wirtschaftsund Sozialausschuss und dem Rat vorgelegt. www.sueddeutsche.de/wirtschaft
Heftige Kritik am EU-Dienstleistungspaket
Die Deregulierungsbestrebungen der Europäischen Kommission stoßen beim Deutschen Steuerberaterverband auf heftige Kritik. Man wolle die freien Berufe, welche ethischen Grundsätzen und dem Gemeinwohl verpflichtet seien, mit der gewerblichen Dienstleistungswirtschaft gleichstellen, lautet der Vorwurf. Sollte die Deregulierung aus dem Dienstleistungspaket der EU zur Umsetzung kommen, hätte dies dramatische Konsequenzen für die verkammerten Berufe in Deutschland, sagt der Präsident des Deutschen Steuerberaterverbandes Harald Elster. Sofern ein Land beabsichtigt, Berufsregelungen zu verabschieden, sollen diese in Zukunft der Kommission vorgelegt und im Detail begründet werden. Im Rahmen einer Verhältnismäßigkeitsprüfung soll eine Fachgruppe in Brüssel feststellen, ob die beabsichtigten Änderungen mit den EU-Verträgen und den Erwartungen an den Binnenmarkt im Einklang stehen. Die Steuerberater sehen darin Eingriffe, die mit dem Subsidiaritätsgrundsatz nicht vereinbar sind. Ferner wenden sie sich gegen die Einführung einer Dienstleistungskarte, die „mit Gemeinwohlinteressen und Verbraucherschutz nichts mehr zu tun hat“. www.dstv.de
2|18 DER Mittelstand. | Politik
Illustration oben links: © Rawpixel von – istockphoto.com; Foto mitte: © monsitj – istockphoto.com
satz von zwei Millionen Euro von etlichen buchhalterischen Vorschriften zu
23
BVMW jetzt auch in Kroatien
Ohne Rechtsstandards kein Geld
Der
verfügt
Die Pläne der EU-Kommission, die Auszahlung von Geldern künftig von der Einhaltung
nun auch über ein Aus-
rechtsstaatlicher Standards abhängig zu machen, nehmen konkrete Formen an. Justiz-
landsbüro in Kroatien,
kommissarin Věra Jourová wurde beauftragt, „eine Definition auszuarbeiten, wie man
das von Dr. Nikolaus
den Respekt vor der Rechtsstaatlichkeit fördern kann“. Allen Mitgliedsstaaten müsse
Andre geleitet wird. Der
beim Beitritt zur EU klar gewesen sein, „dass es nicht nur Vergünstigungen, sondern
langjährige Berater und
auch Pflichten und Verantwortung gibt“. Der neue Mechanismus zum Entzug von Gel-
Unternehmensentwickler und Kroatie-
dern kann frühestens ab 2021 greifen. Die Rechtsstaatsbedingung gilt für alle Staaten
nexperte steht ab sofort mit Rat zur Seite.
und soll „nicht als Bestrafung bestimmter Länder verstanden werden“. Gleichwohl ist
Er und sein Team unterstützen Unterneh-
klar, dass die EU vor allem Polen, Ungarn und Rumänien dabei im Visier hat.
BVMW
www.lto.de/themen/recht/rechtsstaat
men beim Markteintritt, bei der Marktrecherche und weiteren Fragestellungen. Mit etwa 4,2 Millionen Einwohnern zählt Kroatien zu den am höchsten entwickelten Staaten und gehört laut Analyse der FAO zu den 30 wasserreichsten Staaten
Wachstum stimmt optimistisch
der Welt. Mit einer starken Fremdenverkehrsbranche, die etwa zu einem Fünftel
Die Wirtschaft in der Euro-
zum BIP des Landes beiträgt, steht Kroa-
zone ist 2017 so schnell ge-
tiens Wirtschaft auf einer soliden Basis.
wachsen wie seit zehn Jahren
Auch die Investitionsbedingungen – be-
nicht mehr. Das Bruttoinland-
günstigt durch das Steuerwesen wie auch
sprodukt legte um 2,5 Prozent zu. Die 19
durch exzellente Förderungen der EU
Staaten der Währungsunion überholten damit sogar die USA, deren Wirt-
– sowie der sehr gute Bildungsstandard
schaftsleistung um 2,3 Prozent stieg. „Auch 2018 gibt es allen Grund für Optimismus“, sagt
machen Kroatien insgesamt als Kapital-
Chefvolkswirt Jörg Zeuner von der Förderbank KfW. Zu den Zugpferden beim Wachstum
anlage und Wirtschaftspartner höchst at-
gehören Deutschland und Spanien. Ob das Wachstum auch zum Schuldenabbau genutzt
traktiv. Mit Kroatien setzt der BVMW sei-
wird, steht auf einem anderen Blatt. Der letzte Jahreswachstumsbericht der EU kritisiert
ne Strategie fort, den südosteuropäischen
wieder mehrere Mitgliedstaaten wegen zu hoher Schuldenstände. Nicht nur die anhal-
Markt verstärkt in den Fokus zu nehmen.
tend hohe Staatsverschuldung von über 130 Prozent in Italien ist Anlass zur Sorge. www.ec.europa.eu/eurostat/de/home > Steueroasen
www.bvmw.de/kroatien
Illustration unten: © alexsl von – istockphoto.com
Brexit: Keine Rosinenpickerei Am 29. März 2019 verlässt Großbritannien definitiv die EU.
Minus für beide Seiten geben. Der Handel untereinander wird
Hoffnungen, der Brexit könne doch noch vermieden werden,
komplizierter und teurer. Ende März haben sich die EU-Mit-
sind illusorisch. Zuletzt haben sich die EU und Großbritanni-
gliedsstaaten auf gemeinsame Leitlinien über die zukünftigen
en über eine 21-monatige Übergangsfrist nach dem britischen
Brexit-Verhandlungen mit Großbritannien geeinigt, die als
EU-Austritt im März 2019, also bis Ende 2020 geeinigt, dem
Grundlage für einen solchen Handelsvertrag gelten. Ein den
Auslaufen des aktuellen mehrjährigen Finanzrahmens. Dies
Briten in Aussicht gestelltes weitreichendes Freihandelsabkom-
ist wichtig, um die Folgen des Brexits abzufedern. In dieser
men ohne Zölle auf Waren könnte erst nach dem EU-Austritt
Zeit gelten für Großbritannien weiter alle EU-Regeln und die
im März 2019 geschlossen werden. Getrübt wird das Bild aber
Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofes; finanzielle
von zeitaufwendigen Grenzkontrollen, die zwischen der EU-27
Beiträge werden wie bisher nach Brüssel überwiesen. Dafür
und dem Vereinigten Königreich drohen. Bei der Streitfrage des
behält das Land den Zugang zum EU-Binnenmarkt und bleibt
Aufenthaltsrechts von EU-Bürgern in Großbritannien wurden
Teil der Zollunion. In diesem Zeitraum soll geklärt werden, wie
Fortschritte erzielt. Berichten zu Folge geht das Bundesfinanz-
die langfristige Partnerschaft zwischen beiden Seiten aussehen
ministerium ab 2021 von zusätzlichen Mehrbelastungen des
soll. Die Übergangsperiode tritt allerdings nur im Rahmen eines
Bundeshaushalts von sechs bis sieben Milliarden Euro pro Jahr
umfassenden Austrittsabkommens in Kraft. Für das zukünftige
aus. Mit diesen Mitteln sollen die durch den Brexit entstehende
Verhältnis zwischen der EU und Großbritannien wird von deut-
Finanzlücke sowie Aufgaben beim Grenzschutz und beim Anti-
scher Seite ein Freihandelsabkommen ohne Rosinenpickerei
Terror-Kampf finanziert werden. Der BVMW ist Teil der Brexit
favorisiert. Dennoch wird es auch für diesen Fall ein deutliches
Tasc Force der Bundesregierung im Auswärtigen Amt.
2|18 DER Mittelstand. | Politik
24
USA-Deutschland: Gemeinsam wachsen
Die Vereinigten Staaten sind Deutschlands
Weltwirtschaft ist. Wenn Regierungen versu-
wichtigster Exportmarkt, und Deutschland ist
chen, durch Subventionen und Marktbeschrän-
der größte Handelspartner der Vereinigten
kungen Einfluss zu nehmen, kann die Weltwirt-
Staaten in Europa. Zuletzt trugen amerikani-
schaft nicht florieren. Länder, die sich nicht an die
sche Direktinvestitionen in Deutschland zum
Regeln halten, werden zur Rechenschaft gezogen.
Erhalt von mehr als 700.000 Arbeitsplätzen bei.
Unser Ziel ist die Reformierung des internationa-
Fast ebenso viele Arbeitsplätze werden in den
len Handelssystems. Deutschland und die Verei-
Vereinigten Staaten durch deutsche Investiti-
nigten Staaten wollen und brauchen transparente
onen gesichert. Beide Länder haben ein enor-
und effiziente Märkte. Wie der US-Handelsbeauf-
mes Interesse an Wachstum und Wohlstand im
tragte Lighthizer sagt: „Wenn die Bedingungen fair
In- und Ausland.
sind, können es die Vereinigten Staaten mit jedem auf der Welt aufnehmen.“ Auch die Deutschen
Kent Logsdon Gesandter der Botschaft der Vereinigten Staaten in Berlin
Die wirtschaftsfreundliche Politik der Regierung
können stolz auf den Erfolg ihres Landes sein.
Trump zeugt von unserer Entschlossenheit, das
Der Wirtschaft geht es – derzeit – gut. 2017 er-
Wachstum zu beschleunigen. Geringere Steuern
zielte Deutschland wieder den weltweit höchsten
und vereinfachte Vorschriften zeigen erste Erfol-
Leistungsbilanzüberschuss, noch weit vor Japan
ge. Eine stärkere US-Volkswirtschaft kommt der
und China. Das amerikanische Handelsbilanzde-
deutschen Wirtschaft und anderen Weltmärkten
fizit gegenüber Deutschland ist anhaltend hoch.
unmittelbar zugute. Wie der Präsident in Davos
Diese Überschüsse spiegeln die gute Arbeit deut-
sagte: „Wenn die Wirtschaft der Vereinigten
scher Unternehmen wider. Ebenso wie Deutsch-
Staaten wächst, wächst auch die Weltwirtschaft.“
lands EU-Partner und der IWF sehen auch wir die
Er unterstrich, dass „Amerika zuerst“ nicht
Auswirkungen dieses Ungleichgewichts kritisch.
„Amerika allein“ bedeutet.
Mehr Investitionen im Inland, eine stärkere Binnennachfrage und eine geringere Exportabhän-
Warum? Weil freier, gerechter, auf Gegensei-
gigkeit würden die langfristigen wirtschaftlichen
tigkeit beruhender Handel das Herzstück der
Aussichten Deutschlands verbessern und zu
2|18 DER Mittelstand. | Politik
Foto: © US-Generalkonsulat Hamburg; Foto oben: © Rawf8 – fotolia.de
Die Androhung von Strafzöllen auf Stahl und Aluminium durch US-Präsident Trump hat die deutsch-amerikanischen Beziehungen belastet. In seinem Namensbeitrag exklusiv für DER Mittelstand. wirbt Kent Logsdon, derzeit ranghöchster US-Diplomat in Deutschland, für ein faires Miteinander.
N IN I Z AZ A T IT OIN ON
AA NN MM A★A ★ ★ ★ ★ EE ★ ★ ★★ ★ ★★ RM R★ ★M ★
R A R PR RG PROFIT O GA OFIT OR
E ON★ ★ ★ ★G ★E ★ TIO★N★ ★ ★ ★ ★G ★ ★ TI★★ ★ ★
tragen. Die Vereinigten Staaten bauen auf anhal-
F OF O A AN O NTO T
einem ausgeglicheneren Wachstum weltweit bei-
OO SSS CC AA I ★IA E★E★★★★ ★★ ★ ★ ★★ ★★★A ★
TRA N T★R ★★★ CAN RIC★A★ ★ ★ ★ ★ ★★A★★ DD RI★★ ★ ★
tend enge Beziehungen zu Deutschland. In kaum einem Bereich des Weltgeschehens kann auf unsere Zusammenarbeit verzichtet werden. Ja, wir wollen ausgeglichenere Wirtschaftsbeziehungen,
THE GERMAN AMERICAN TRADE ASSOCIATION – A NOT FOR PROFIT ORGANIZATION –
aber wir freuen uns auch darauf, gemeinsam mit Deutschland Herausforderungen in Chancen zu verwandeln. Auf allen Regierungsebenen finden hierzu produktive Gespräche statt. Ebenso wichtig ist aber der Einfluss des Privatsektors. US-Wirtschaftsminister Ross zufolge sind amerikanische und deutsche Mittelstandsunternehmen „aus dem
MARKTEINTRITT USA RISK MANAGEMENT USA
gleichen Holz geschnitzt“. Sie wissen, dass es auf Qualität, Schnelligkeit und Innovation ankommt – diese Eigenschaften machen die deutschamerikanische Partnerschaft zum Motor des Wirtschaftswachstums.
Der Mittelstand im USGeneralkonsulat Hamburg
Sinnvoll? Lassen Sie sich in komprimierter Form informieren!
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Rechtsform Vertriebsaufbau Finanzierung Haftung Versicherungen Steuern Zuschüsse Visa/Entsendung
V. li.: Daniel T. Froats, Prof.Dr. Henning Vöpel, Gastgeber US-Generalkonsul Richard Yoneoka, Ingrid A. Hausemann, Kolja Harders, Patrick Meinhardt und Adina Utes.
Zum Jahresauftakt lud US-Generalkonsul Richard Yoneoka zusammen mit dem BVMW Hamburg den Hamburger Mittelstand in das US-Generalkonsulat ein – ein gelungener Start für das neue Veranstaltungsformat, die „Diplomatische Lounge“. Über die „Bedeutung der transatlantischen Wirtschaftsbeziehungen“ diskutierten Prof. Dr. Henning
MEETINGS 2018
Vöpel, Direktor und Geschäftsführer Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut (HWWI); Kolja
Harders,
wirtschaft Verkehr und
Leiter
Behörde und
Referat für
Innovation
Hansestadt
Außen-
Wirtschaft, der
Freien
Hamburg,
und
Daniel T. Froats, US-Botschaftsrat für Wirtschaft, mit den Unternehmern.
BERLIN 17./18./19.4. · KÖLN 5./6.9. NEW YORK 11.10. · MÜNCHEN 6./7./8.11. INFOS & ANMELDUNG: WWW.AMERICAN-TRADE.ORG
26
Erfolg in Entwicklungsländern Aufstrebende Entwicklungs- und Schwellenländer sind attraktive Märkte für den deutschen Mittelstand. Die Agentur für Wirtschaft & Entwicklung (AWE) steht Unternehmen zur Seite, welche diese Länder vor allem als Chance für sich begreifen. DER Mittelstand. sprach mit der AWE-Leiterin Dr. Corinna Franke-Wöller. DER Mittelstand.: Was macht Ent-
rungsinstrumente einen Überblick zu verschaffen.
wicklungs- und Schwellenländer
Auch fehlt es ihnen an Kontakten zur Entwick-
für den deutschen Mittelstand
lungszusammenarbeit. Dafür sind wir da: Unsere
attraktiv?
Berater unterstützen jedes interessierte Unter-
Dr. Corinna Franke-Wöller: Die
nehmen individuell, persönlich und kostenfrei.
deutsche Wirtschaft genießt in
Dr. Corinna Franke-Wöller, Leiterin der Agentur für Wirtschaft & Entwicklung (AWE).
„„
Entwicklungs- und Schwellenlän-
Wo bekommen Unternehmen Geld,
dern hohes Ansehen. „Made in
um ihr finanzielles Risiko abzufedern?
Germany“ ist eine ebenso wertvol-
Die DEG, einer unserer Träger und KfW-Toch-
le Marke wie der „German Mittel-
ter, finanziert unternehmerische Initiativen in
stand“: Sie zeichnet hohe Qualität,
Entwicklungs- und Schwellenländern – beispiels-
nachhaltiges Wachstum, soziales
weise durch die Bereitstellung von Darlehen
Engagement und Erfolg auf den
oder auch Eigenkapital. Außerdem bietet sie
Weltmärkten aus. Wer in Ent-
Förderprogramme an: So können etwa Machbar-
wicklungs- und Schwellenländern
keitsstudien, Pilotvorhaben sowie entwicklungs-
investiert, hat beste Chancen auf
wirksame Projekte von Unternehmen mit bis zu
Wachstum und schafft zugleich
200.000 Euro kofinanziert werden. Auch zum
Wer in Entwicklungs- und Schwellenländern investiert, hat beste Chancen auf Wachstum.
Arbeitsplätze und Einkommen für die Menschen
Angebot regionaler Entwicklungsbanken infor-
vor Ort. Unternehmerisches Engagement in Ent-
mieren wir Unternehmen.
wicklungs- und Schwellenländern schafft eine Win-win-Situation für die deutsche Wirtschaft
Neu ist Ihr Beratungsangebot zum Thema
und für das nachhaltige Wachstum der Länder.
Wirtschaft
und
Menschenrechte.
Wozu
Wie unterstützt die AWE mittelständische
Hier geht es um Risikomanagement: Deutsche Un-
Unternehmen bei ihrem Engagement in diesen
ternehmen fragen sich oft, ob Investitionen in Ent-
Ländern?
wicklungs- und Schwellenländern nicht zu riskant
Wir sind der One-Stop-Shop für Unternehmen.
sind, gerade im Hinblick auf Menschen-, Sozial-
Bei uns bekommen sie alles aus einer Hand: Infor-
und Umweltrechte. Hier stehen Unternehmen in
mationen zu der passenden Förderung und Finan-
schwierigen Märkten oft vor Herausforderungen.
zierung sowie Kontakte zu Netzwerken wie dem BVMW und Initiativen, die Investitionen in Ent-
Unternehmen leisten viel für eine faire und nach-
wicklungs- und Schwellenländern unterstützen.
haltige Entwicklung, wenn sie auf Sozial- und Um-
Wir wissen, dass die Ressourcen kleiner und mit-
weltstandards bei ihren eigenen Aktivitäten und
telständischer Unternehmen begrenzt sind. Sie
in ihren globalen Liefer- und Wertschöpfungsket-
haben keine Zeit, sich neben dem Tagesgeschäft
ten achten. Vor dem Hintergrund des Nationalen
mühsam im Dschungel der Förder- und Finanzie-
Aktionsplans Wirtschaft und Menschenrechte
2|18 DER Mittelstand. | Politik
Fotos: © GIZ/Tim-Patrick Meyer
brauchen Unternehmen diesen Helpdesk?
27
berät unser NAP Helpdesk Unternehmen zu den darin enthaltenen Anforderungen. Um sich einen ersten Überblick zu Risiken in ihrer Lieferkette zu verschaffen, können Unternehmen unseren kostenlosen online „CSR Risiko-Check“ nutzen.
Die Agentur für Wirtschaft & Entwicklung ist
menarbeit GmbH. Finanziert wird die AWE
die zentrale Anlaufstelle für Unternehmen, die
durch das Bundesministerium für wirtschaftli-
in Entwicklungs- oder Schwellenländern ak-
che Zusammenarbeit und Entwicklung.
tiv sind oder sich dort engagieren wollen. Das kostenlose Beratungsangebot richtet sich in
One-Stop-Shop
erster Linie an kleine und mittelständische Un-
Angebote im Bereich Förderung und Finan-
ternehmen aus Deutschland und Europa. Die
zierung unter: www.wirtschaft-entwicklung.
vor knapp zwei Jahren gegründete AWE ist eine
de. Unter dem Menüpunkt „Nachhaltigkeit“
Kooperation der Deutschen Investitions- und
geht es zum NAP Helpdesk und zum CSR
Entwicklungsgesellschaft mbH und der Deut-
Risiko-Check.
Foto Flaggen: © pidjoe – istockphoto.com; Foto Afrikanische Union: © chelovek – istockphoto.com
schen Gesellschaft für internationale Zusam-
www.wirtschaft-entwicklung.de
Zweiter Runder Tisch EU-Afrika Afrika gehört mit einer Bevölkerung, die sich in
nur wenig Platz habe. Deutlich wurde auch, dass
den nächsten 30 Jahren verdoppeln wird, zu den
sich der Mittelstand von dem EU-Afrika-Gip-
wichtigsten Wachstumsregionen weltweit. Aus
fel im November 2017 klarere Impulse erhofft
diesem Grund und anlässlich des sechsten EU-
hatte – vor allem in Bezug auf die Förderung weib-
Afrika-Gipfels in Abidjan (Elfenbeinküste) lud der
lichen Unternehmertums sowie der Bildungs- und
BVMW bereits im vergangenen Jahr zu einem
Ausbildungsmaßnahmen für die afrikanische Ju-
Runden Tisch in die Bundeszentrale in Berlin ein.
gend. Darüber hinaus betonten die Teilnehmer,
Nach dem Erfolg der ersten Veranstaltung, bei
dass auch beim Know-how-Transfer und der
der die Teilnehmer über die Erwartungen des
Finanzierung von kleinen und mittleren Unter-
deutschen Mittelstands im Hinblick auf den EU-
nehmen in Afrika Nachholbedarf bestehe. Kritik
Afrika-Gipfel sprachen, veranstaltete der BVMW
wurde angesichts der aktuellen, schockierenden
nun einen zweiten Runden Tisch. Hierbei wurde
Berichte über Sklaverei und Menschenhandel in
insbesondere diskutiert, was der deutsche Mittel-
Libyen laut. Die damit verbundene emotionale
stand aus den Gesprächen in Abidjan lernen kann.
Debatte zur kurzfristigen Migrationsbekämp-
Die Teilnehmer der Veranstaltung waren sich ei-
fung blockiere die Entwicklung nachhaltiger
nig, dass Afrika in der derzeitigen Europapolitik
Perspektiven.
2|18 DER Mittelstand. | Politik
Bienvenue Angui BVMW Leiterin Le Mittelstand, stellv. Leiterin Außenwirtschaft bienvenue.angui@bvmw.de
Foto: © wutwhanfoto – istockphoto.com
29
Finanzierung im Mittelstand Damit der deutsche Mittelstand auch weiterhin seine Rolle als Rückgrat der deutschen Wirtschaft erfüllen kann, ist Liquidität von größter Bedeutung. In Zeiten der Digitalisierung etablieren sich dabei immer mehr attraktive Finanzierungsformen. Für KMU kann sich ein Blick über den Tellerrand durchaus lohnen. Lesen Sie in unserem Themenschwerpunkt, von welchen alternativen Finanzierungsmodellen der Mittelstand profitieren kann, welche Chancen und Risiken Kryptowährungen wie der Bitcoin bieten, wie sich Start-ups finanzieren können, und warum kleine und mittlere Unternehmen nicht vor der Einführung eines Controllingsystems zurückschrecken sollten.
2|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
30
Solide Finanzausstattung für die Kommunen – ein Thema für den Mittelstand Mittelstand und Kommunen haben einiges gemeinsam: Beiden wird gerne von der Bundes- und Landespolitik bescheinigt, dass sie das Fundament der Wirtschaft beziehungsweise des Staates seien und ihre Interessen und Bedürfnisse somit im Zentrum der Politik stehen würden. Und sowohl der Mittelstand als auch die Kommunen gewinnen gelegentlich den Eindruck, dass es nicht gelingt, diesen hehren Anspruch in die Tat umzusetzen. Mittelstand und Kommunen sind durch gegensei-
braucht die Kommunen als Anbieter von Infra-
tige Abhängigkeiten miteinander verbunden: Die
struktur oder als attraktive Wohngemeinde für
Kommunen brauchen den Mittelstand als Anbie-
die immer schwieriger zu findenden Fachkräfte.
ter von Arbeits- und Ausbildungsplätzen, teilweise als Auftragnehmer und natürlich auch als Steu-
Bei solch engen Beziehungen kann es auch
erzahler. Und der Mittelstand
manchmal knirschen. Und meist geschieht das
Foto Box: © RainforestAustralia – istockphoto.com; Foto Schild: © Gewoldi von – istockphoto.com
dann, wenn es ums Geld geht, also
2|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
31
bei der Debatte um den örtlichen Hebesatz für
erhöhungen, die durch gesetzliche, eben nicht
die Gewerbesteuer. Oft werden dabei die Kom-
von den Kommunen beeinflussbare Vorgaben
munen zu Unrecht als vermeintlich politisch
verursacht werden, bedeuten Kostensprünge.
Verantwortliche für unnötigerweise steigende Hebesätze kritisiert. Vielmehr müssen Kom-
Der Blick auf die Einnahmenseite
munen darauf reagieren, dass von ihnen mehr
Die Einnahmen, die einer Kommune zur Verfü-
Leistungen gefordert werden, aber die Einnah-
gung stehen, können zum Großteil ebenfalls nicht
menzuwächse mit den steigenden Anforderun-
direkt gesteuert werden: Das gilt zuerst für die
gen nicht Schritt halten.
Zuweisungen seitens des Landes (und indirekt seitens des Bundes). Es gilt aber auch für den Ge-
Kommunale Finanzierungsmöglichkeiten und Finanzierungspflichten
meindeanteil an der Einkommensteuer und an der
Kommunalhaushalte sind auf der Ausgabenseite
ren ist ebenfalls nicht frei wählbar. Erstens gibt es
durch einen großen Ausgabenblock bestimmt,
ein sogenanntes Gewinnerzielungsverbot, womit
den die Kommunen selbst nur in geringem Maß
zu Recht seitens des Gesetzgebers verlangt wird,
beeinflussen können: Sozialleistungen sind meis-
dass eine Stadt mit ihren Gebühren keinen Ge-
tens gesetzlich normiert. Es muss also eine Leis-
winn machen darf. Zweitens sprechen manchmal
tung erbracht werden, unabhängig davon, wie
auch fachliche Gründe gegen die maximal zuläs-
die Kassenlage aussieht oder ob der Standard als
sige Gebührenhöhe: Wenn der Bibliotheksaus-
angemessen empfunden wird. Kita-Plätze müs-
weis so teuer würde, dass kaum noch jemand die
sen gebaut werden, wenn die Nachfrage seitens
Bibliothek nutzt, würde das Ziel der Bibliothek
der Eltern da ist. Und für viele der sogenannten
ohnehin verfehlt. Lediglich durch die Hebesätze
„freiwilligen Leistungen“ der Kommunen gilt: Nur,
bei der Grundsteuer und bei der Gewerbesteuer
weil sie nicht gesetzlich vorgeschrieben sind, sind
kann eine Stadt auf ihre Einnahmen kurzfristig
sie noch lange nicht verzichtbar. Eine Stadtteilbib-
und unmittelbar nennenswert Einfluss nehmen.
Umsatzsteuer. Die Höhe der Beiträge und Gebüh-
liothek kann eventuell noch geschlossen werden, der Ausgabenseite ist somit klein. Gestaltungs-
Ausgleich zwischen Einnahmen und Ausgaben
möglichkeiten für die Kommunen gibt es im We-
Nun ist auch klar, dass ein Ausgleich zwischen
sentlichen bei Investitionen. Neuinvestitionen
Einnahmen und Ausgaben beziehungsweise Er-
könnten unterlassen werden, auch die laufende
trägen und Aufwendungen notwendig ist. Letzt-
Pflege kann verzögert oder reduziert werden
lich muss durch Änderungen in einem sehr klei-
– natürlich mit den entsprechenden negativen
nen Bereich des Haushaltes der Ausgleich des
Folgen für Umfang und Qualität der öffentlichen
gesamten Haushaltes bewerkstelligt werden.
Infrastruktur. Und selbstverständlich ist es so,
Um es offen zu sagen: Wenn die Kommunen sei-
dass es eine ständige Pflicht der Kommune ist,
tens des Bundes oder des Landes neue Aufgaben
die notwendigen Aufgaben so kostengünstig wie
ohne entsprechende neue Finanzmittel zugewie-
möglich zu erfüllen.
sen bekommen, können sie dies in der Regel nicht
aber die Bibliothek als Ganzes? Der Spielraum auf
durch Einsparungen an anderer Stelle auffangen.
Die Sozialstruktur ist entscheidend
Die Kommunen sind dann gezwungen, durch
Ausgabensteigerungen und hohe Ausgabenni-
Hebesatzanhebungen ihre Bürgerinnen und
veaus können hierbei die Folge verschiedener
Bürger sowie ihre Unternehmen zu beteiligen.
foto Autor: © Stadt Münster
Ursachen sein. Gerade bei der Höhe der Sozialausgaben ist die Sozialstruktur einer Stadt ent-
Insgesamt sollte bei den immer wiederkehrenden
scheidend: Je schwieriger die wirtschaftliche
Diskussionen über die Anhebungen der Hebesät-
Situation vor Ort ist, desto höher werden die So-
ze stets genau geschaut werden, welcher Akteur
zialausgaben je Einwohner. Und deutliche Ausga-
letzten Endes politisch verantwortlich ist. Nur
bensteigerungen treten nicht nur dann auf, wenn
selten sind dies die Kommunen. Auch als Betrof-
sich das Nachfrageverhalten wie zum Beispiel im
fene von Bundes- und Landesentscheidungen sit-
Kita-Bereich deutlich verschiebt. Auch Standard-
zen Mittelstand und Kommunen in einem Boot.
2|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
Markus Lewe Präsident des Deutschen Städtetages und Oberbürgermeister von Münster www.staedtetag.de
32
Fördergeld für Digitalisierung Mit der Digitalisierung verhält es sich ein bisschen wie mit der Kunst: Manchmal benötigt sie Förderung. Deshalb hat die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) einen Digitalisierungskredit entwickelt, der Unternehmen ermutigen soll, ihr Enterprise-Resource-Planning (ERP) für die digitale Zukunft fit zu machen.
sind. Der Rest: irgendwo unterwegs im digita-
steht noch ganz am Anfang – selbst grundlegende
len Niemandsland zwischen Aufbruch und Weg
digitale Bausteine wie etwa eine Firmen-Websi-
bereiten.
te können bei ihnen nicht vorausgesetzt werden. Und nur rund 20 Prozent der Mittelständ-
Diese Langsamkeit ist gefährlich. Für die Unter-
ler lassen sich als echte Vorreiter zählen, für
nehmen selbst wie auch für den Wirtschafts-
die Apps, Kommunikation über soziale Medien
standort Deutschland insgesamt. Denn die
oder vernetzte Produktion etwas Alltägliches
Nachzügler von heute sind die Abgehängten von
2|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
Foto: © TBE – istockphoto.com
Etwa ein Drittel des deutschen Mittelstands
33 morgen. Was es nicht einfacher macht: Viele der
Damit können Vorhaben gefördert werden, die
Unternehmen, die Geld in digitale Projekte ste-
sich vom Stand der Technik in der EU abheben
cken, investieren nur auf Sparflamme – mit dem-
oder neu für das Unternehmen sind. Vorha-
selben Ergebnis.
ben, die neu für die EU sind, können besonders zinsgünstig gefördert werden. So lassen sich
Der „ERP-Innovations- und Digitalisierungskre-
essenzielle Innovationsvorhaben zur Erhal-
dit“ ist nichts weniger als eine Großoffensive
tung der Wettbewerbsfähigkeit zu attrakti-
der deutschen Wirtschaftsförderung: Bis zu 25
ven Konditionen einfach finanzieren, und das
Millionen Euro pro Vorhaben können mit dem
sogar mit einer guten Mischung aus Fremd- und
Kredit finanziert werden – zu sehr günstigen
Eigenkapital.
Peter A. Reichenberg Bankfachwirt, Prokurist, Vertrieb KfW Bankengruppe
Konditionen. Vor allem aber ist die Bandbreite an möglichen Projekten enorm. Im Prinzip hat jede
Das Ergebnis ist letzten Endes dann doch keine
– wirklich jede – digitale Modernisierung Chan-
Kunst: sondern ganz einfach.
www.kfw.de
cen auf Förderung. Ob dies nun der Aufbau eines Onlineshops ist, betriebliche Weiterbildungs-
Weitere
maßnahmen im Bereich der Digitalisierung, die
terialien wie den Infobrief oder Fahrplan
Aufrüstung der IT-Sicherheit oder der Eintritt
finden Sie unter www.kfw.de. Fragen zu
in die Industrie 4.0. Unternehmen, die sich in
KfW-Förderprogrammen beantworten un-
der Vergangenheit als innovativ ausgezeichnet
sere Experten unter infocenter@kfw.de und
haben oder hohe Forschungsausgaben täti-
0800 5399001.
gen, können sich sogar jedes Vorhaben fördern
Die KfW bietet Online-Seminare für Finan-
lassen. Der effektive Jahreszins ist niedrig, er
zierungspartner, Steuer- und Unterneh-
beginnt bereits bei einem Prozent, und die Lauf-
mensberater an. Themen, Veranstaltungen
zeit liegt bei bis zu zehn Jahren – ideale Voraus-
und Seminare finden Sie auf www.kfw.de/
setzungen also, um auch größere Vorhaben zu
Partnerportal unter der Rubrik Steuer- und
stemmen.
Unternehmensberater.
„„
Die Nachzügler von heute sind die Abgehängten von morgen.
Informations-
und
Arbeitsma-
Anzeige
Wir machen Ihre FirmenVeranstaltung rund um gut
Eine der problematischsten Hürden der Digitalisierung des Mittelstands besteht in den Sicherheiten, die für solche Modernisierungen benötigt werden. Die sind nämlich oftmals nicht vorhanden und die Risiken bei Produktionsumstellungen groß. Genau dort setzt der neue Kredit an. Die KfW übernimmt – unterstützt von der EU – auf Wunsch 70 Prozent des Kreditrisikos und entlastet so die Hausbanken deutlich. So können Dank des ERP-Digitalisierungs- und Innovationskredits solche Projekte nun leichter umgesetzt
Wir bieten Planung / Hotelsuche* für ... Teambuilding
Meetings
Tagungen
Messehotels für Ihre Messebesuche
Maritime Events
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werden. Für langfristige Produkt- oder Prozessentwicklungen und marktnahe Forschungen gibt es zudem noch ein weiteres Finanzierungsan-
Kornelia Kirchermeier · Max-Friedlaender-Bogen 9 · 80339 München · Telefon 089 - 72 64 95 80 kirchermeier@bertholdmeeting.de · www.bertholdmeeting.de
gebot: das „ERP-Mezzanine für Innovation“.
*Die Hotel-/Locationsuche ist für Kunden kostenlos.
Anzeige_BVMW_RZ.indd 1 Mittelstand. | Schwerpunkt 2|18 DER
15.11.17 14:17
34
Postbank: „Wir fühlen uns als Mittelständler“ Die Postbank will ihr Geschäft mit dem Mittelstand kräftig ausbauen und hat eine weitere Milliarde für ein Sonderkreditprogramm bereitgestellt, um die digitale Transformation im Mittelstand voranzutreiben. Im Interview erklärt Vorstandsmitglied Dr. Ralph Müller, warum sich die Postbank dem Mittelstand verbunden fühlt und wohin die Reise bis 2020 gehen soll. DER Mittelstand.: Herr Müller,
Wofür steht die Postbank?
wir freuen uns, die Postbank als
Bei der Postbank liegt der Fokus auf den Kernpro-
neuen Partner des BVMW be-
dukten für den täglichen Bedarf des Mittelständ-
grüßen zu dürfen. Was hat Sie
lers. Dies bleibt unser Schwerpunkt, den wir künf-
zu der Kooperation bewogen?
tig noch ausbauen werden. Unser Produktangebot
Dr. Ralph Müller: Die meisten Menschen kennen die Postbank als
Privatkundenbank.
Dabei
haben wir ein durchaus nennenswertes und erfolgreiches Mittelstandsgeschäft.
Jeder
zehnte Mittelständler ist Kunde bei uns. Und auch, wenn wir zu einem großen Konzern gehören, fühlen wir uns doch selber als Mittelständler. Da liegt es Dr. Ralph Müller, Mitglied des Vorstands der Deutschen Postbank AG.
sehr nahe, mit dem BVMW zu kooperieren, um mit den Un-
ternehmern und Unternehmerinnen noch stärker in Kontakt zu kommen. Uns sagen auch die Lösungsorientierung und die Bodenständigkeit
umfasst vor allem Lösungen für den Zahlungsver-
des Verbands und seiner Mitglieder zu. Das passt
kehr, Bargeldmanagement und Kredite. Und das
zu uns.
jeweils in allen Facetten, wie beispielsweise beim Kredit vom Geschäftskundenkredit über Facto-
Sie haben gerade von Ihrer Konzernzugehörig-
ring bis zur gewerblichen Immobilienfinanzierung.
Postbank denn auch in der neuen Konstellation
Wie nah dran ist die Postbank
weiterhin selbstständig am Markt sein? Auch mit
denn am Mittelstand?
dem Mittelstandsgeschäft?
Kundennähe ist uns wichtig. Das sagen alle, wir
Auf jeden Fall! Wir arbeiten unter dem Motto
beweisen es aber auch. Mit der Eröffnung unserer
„Eine Bank, zwei Marken“ weiterhin eigenständig
Mittelstandscenter verdreifachen wir die Zahl un-
als Postbank. Die Kunden haben sich ja bewusst
serer Standorte für Geschäfts- und Firmenkunden
und aus unterschiedlichen Gründen für eine
von 15 auf 50. Gerade in Zeiten der fortschreiten-
der beiden Marken entschieden. Das wollen wir
den Digitalisierung setzen wir als Postbank auf eine
nicht ändern. Unser Ziel ist, dass der Kunde gar
digitale und persönliche Betreuung, da wir wissen,
nicht merkt, dass es eine Veränderung gibt. Auch
dass unsere Mittelstandskunden dies schätzen.
alle Ansprechpartner für den Kunden bleiben
Wir wollen ein nahbarer und verlässlicher Part-
unverändert.
ner für unsere Geschäfts- und Firmenkunden
2|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
Fotos: © Postbank
keit zur Deutschen Bank gesprochen. Wird die
35 sein. Aufgrund der oft langjährig gewachsenen
le Transformation im Mittelstand zu finanzieren.
Geschäftsbeziehungen kennen unsere Berater die
Ende 2017 haben Sie eine weitere Milliarde für
Bedürfnisse unserer mittelständischen Kunden ge-
das Sonderkreditprogramm „Digitalisierung im
nau. Das ermöglicht es uns, auch für komplexe Her-
Mittelstand“ bereitgestellt. Haben die Unterneh-
ausforderungen die richtigen Lösungen anzubieten.
men Ihr Angebot angenommen? Ja, sehr gut. Die erste Tranche ist komplett ver-
Das klingt nach Aufbruch und Wachstum. Welche
geben, und auch bei der zweiten sehen wir eine
Ziele hat sich die Postbank gesetzt?
hohe Nachfrage. Unser Angebot löst das Problem
Schon 2015 haben wir unsere Wachstumsstrategie
mancher Mittelständler, dass Investitionen in die
2020 mit vier Kernzielen auf den Weg gebracht. Ei-
Digitalisierung häufig zum Beispiel in den Aufbau
nes davon ist der schon beschriebene Ausbau der
von Know-how gehen, weniger in immobile Wirt-
Nähe zum Kunden. Weitere Ziele sind signifikante
schaftsgüter. Damit fehlt oft das Sicherungsgut,
Investitionen in die Digitalisierung unseres Kernge-
anders etwa als beim klassischen Austausch des
schäfts und der Ausbau unserer Position als wichti-
Maschinenparks. Unser Sonderkreditprogramm
ger deutscher Mittelstandsfinanzierer. Wir wollen
soll helfen, den digitalen Wandel der Unternehmen
das von uns vergebene Kreditvolumen um 50 Pro-
in Deutschland voranzutreiben.
zent auf über 23 Milliarden Euro in 2020 steigern. Und wir wollen unsere Stärken für den Mittelstand
Wofür wurden die Kredite verwandt? Und wel-
ins Bewusstsein der Entscheider rücken: Wir sind
chen Branchen entstammen die Unternehmen,
Marktführer im Zahlungsverkehr, Marktführer im
die diese Kredite abgerufen haben?
Factoring, wir haben das umfangreichste Angebot
Die Kredite wurden hauptsächlich für Anschaf-
für Bargeldmanagement in Deutschland, und nicht
fungen und Umsetzungen im Bereich der Di-
zuletzt sind wir zuverlässiger Finanzierungspartner
gitalisierung zum Beispiel in Projekten zu Pro-
im Kreditgeschäft.
zessoptimierungen oder der Digitalisierung des Geschäftsmodells verwandt. Aber auch der Erwerb
Wo stehen Sie denn bei diesen Zielen?
von Software und Lizenzen wurde aus dem Kredit-
Wir liegen voll im Plan. Zum Beispiel haben wir
programm finanziert. Vor allem Unternehmen aus
in den letzten zwei Jahren unser Kreditvolumen
dem verarbeitenden Gewerbe haben unsere Son-
von 15 auf 20 Milliarden Euro steigern können.
derkredite genutzt. Ihr Anteil am Gesamtvolumen
Dieses Wachstum liegt deutlich oberhalb des
liegt bei 50 Prozent, der von IT-Dienstleistungs-
Marktes. Und wir haben in der Bilanz auch noch
unternehmen bei 15 Prozent und vom Handel bei
die Luft für das angepeilte weitere Wachstum.
13 Prozent. Das zeigt, dass wir mit dem Programm
Stichwort Kundennähe: bei den Mittelstands-
den Nerv des Mittelstands getroffen haben, und ich
centern haben wir jetzt schon bundesweit
würde mich freuen, wenn wir auch den BVMW-Mit-
32 eröffnet.
gliedern als Bank mit Rat und Tat zur Seite stehen könnten.
Mitte 2016 hat die Postbank 500 Millionen Euro an Krediten zur Verfügung gestellt, um die digita-
Vielen Dank für das Gespräch.
2|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
36
Alternative Finanzierungsmethoden für den Mittelstand In den vergangenen Jahren haben sich im Zuge der Digitalisierung zahlreiche alternative Finanzierungsmethoden am Markt etabliert. Mittelständische Unternehmen wollen und müssen sich weiterentwickeln und benötigen entsprechendes Kapital. Allerdings ist nicht jede Finanzierungsmöglichkeit auch die passende Lösung für jedes Unternehmen. Factoring Unternehmer, die beispielsweise an längere Zahlfristen gebunden sind aber dennoch liquide und stabil am Markt existieren möchten, können von Factoring profitieren. Dabei werden offene Forderungen sofort von einem Factoring-Partner beglichen, ohne dass die laufenden Geschäfte gefährdet werden. Diese sichere Liquidität ist die Grundlage für ein stabiles und gesundes Wachstum. Jedoch bedeutet das Factoring auch einen höheren Verwaltungsaufwand im Unternehmen und kann bei Kunden auf mangelnde Akzeptanz stoßen. Einzelne Branchen wie zum Beispiel das Baugewerbe werden häufig sogar ausgeschlossen.
Wareneinkaufsfinanzierung Die Wareneinkaufsfinanzierung ist besonders für mittelständische Unternehmen eine geeignete und moderne Alternative. Die Finanzierungsform bietet sich vor allem dann an, wenn Waren eingekauft werden sollen, jedoch keine sofortige Zahlungsfähigkeit besteht. In diesem Fall springt ein sogenannter Finetrader als Zwischenhändler für das Unzu vier Monaten bekommt der Unternehmer die Möglichkeit einer sicheren Finanzierung zu vorab vereinbarten Konditionen. Die Wareneinkaufsfinanzierung reduziert je nach Laufzeit allerdings auch die Handelsmarge des Unternehmens. Daher sollte die eigene Preiskalkulation eingehend geprüft werden.
2|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
Foto: © winterling – istockphoto.com
ternehmen ein. Mit einer Zahlfrist von bis
37
Fördermittel
zu nutzen, um kostengünstiger die Entwick-
Unternehmen, die einen Investitions- oder Be-
lung des Unternehmens und der Mitarbeiter zu
ratungskostenzuschuss benötigen oder in For-
fördern.
schung und Entwicklung investieren möchten, können Fördermittel beantragen. Es ist wichtig,
Egal ob Maschinen- oder Fahrzeuginvestiti-
aus einer langen Liste verfügbarer Fördermit-
onen, Warenbeschaffung oder Risikokapital
tel das individuell passende zu finden. Lange
– Crowdfunding, Anleihen oder Mezzaninka-
Entscheidungswege, hoher Formalismus und
pital sind moderne Finanzierungsformen, die
enge Förderbedingungen können einen aus-
ebenfalls bankenunabhängige Ergänzungen zu
dauernden Marathon bedeuten, weshalb eine
den klassischen Finanzierungen der Hausbank
entsprechend professionelle Begleitung umso
bieten. Crowdfunding-Anbieter beispielsweise
wichtiger ist. Oftmals können so günstige Fi-
sammeln Gelder privater und institutioneller
nanzierungen durch Zinssubventionen in öf-
Anleger, um Darlehen an kleine und mittelstän-
fentlichen Förderprogrammen und die in vielen
dische Unternehmen zu vergeben. Diese werden
Regionen verfügbare Zuschussförderung für ar-
jedoch in der Regel ohne Stellung von Sicher-
beitsplatzschaffende und arbeitsplatzsichernde
heiten bereitgestellt. Im Dschungel der vielen
Investitionen realisiert werden. Auch im Segment
Anbieter ist es außerdem wichtig, einen seriösen
Weiterbildung gilt es entsprechende Fördertöpfe
Partner zu finden.
Michael Ehling Geschäftsführer BURK & EHLING Finance GmbH Mitglied im IBWF Institut für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und -forschung e. V. www.finanzierungsstruktur.com
Unternehmensnachfolge clever finanzieren Wenn inhabergeführte mittelständische Unternehmen familienintern oder familienextern übertragen werden sollen, ist der Erwerb häufig mit höherem Kapitalbedarf verbunden. Eine Unternehmensnachfolge kann mit diversen Optionen finanziert werden: Eigenkapital
werden. Auch über Small Place-
Verkäuferdarlehen
Ein Eigenkapitalnachweis von
ments von Investoren ohne Stimm-
Ein Teil der Kaufpreisverbindlich-
mindestens 15 Prozent in den alten
recht lässt sich Geld akquirieren,
keiten kann in ein verzinstes Darle-
und 10 Prozent in den neuen Bun-
das als Eigenkapital anerkannt
hen umgewandelt werden, wodurch
desländern – bei Kaufpreisen über
wird.
der Verkäufer diesen Teil des Kaufpreises erst zu einem späteren
500.000 Euro auch geringer – ist die Basis für die gesamte Finanzierung aus Eigen- und Fremdmitteln.
Beteiligungskapital
Förderprogramme
Zeitpunkt erhält – gegebenenfalls
Zum Finanzierungsmix gehören
mit Gewinnbeteiligung
öffentliche Förderprogramme für
(Earn-out).
Gründung und Unternehmens-
Bankdarlehen
Beteiligt sich eine der Mittelstän-
nachfolgen – zum Beispiel die
dischen Beteiligungsgesellschaften
ERP-Gründerkredite, die KfW-Un-
Für den Rest des Kaufpreises wird
(MBGen) der Bundesländer als
ternehmerkredite und diverse
ein Darlehen zu erschwinglichen
stiller Gesellschafter, kann damit
Angebote in den verschiedenen
Konditionen bei der Hausbank
das Eigenkapital aufgestockt
Bundesländern.
aufgenommen.
2|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
38
Echtzeit-Daten als Kreditfundament Smart Data schreitet auch im industriellen Mittelstand zügig voran. Viele Unternehmen koppeln bereits Maschinenperformance und Finanzkennzahlen. Das könnte ganz neue Finanzierungskonzepte ermöglichen: Darlehen, die nicht mehr auf historischen Kennzahlen basieren, sondern auf Produktionsdaten.
Dr. Daniel Bartsch BVMW-Mitglied www.creditshelf.com
Noch hinken die Banken bei der Finanzierung
Zwar nimmt auch bei den Banken die Digitalisie-
4.0 hinterher. Dabei liegen die Vorteile für beide
rung zu, doch die Bewertung der industriellen
Seiten auf der Hand. Investitionsvorhaben vor-
Datenschätze ist für sie noch eine gewaltige Her-
nehmlich auf der Grundlage früherer Erfolge und
ausforderung. Zumal das technische Verständnis
Misserfolge zu bewerten, hatte immer schon et-
in den Geldhäusern noch weitgehend fehlt. Auf
was Unbefriedigendes. Das gilt umso mehr in Zei-
lange Sicht wird sich dieses Technologiegefälle
ten technologischer Umbrüche. Wie viel genauer
nicht halten lassen, wollen die Banken ihre Indus-
wäre es, Echtzeit-Daten aus der Produktion auszu-
triekunden nicht verlieren. Schon jetzt wird deren
werten und Kreditbedingungen auf dieser Grund-
Geduld oft auf die Probe gestellt: Jedes zweite Un-
lage anzupassen. Fast die Hälfte der mittelständi-
ternehmen beklagt laut der Studie, wie schwierig
schen Industriebetriebe hierzulande wäre bereits
es teilweise sei, sein Kreditinstitut von Investiti-
in der Lage, aktuelle Maschinendaten für die
onsplänen zu überzeugen. Nun wächst der Unmut
Finanzierungsplanung zu liefern. Weitere 42
zusätzlich: Denn während Smart Data in allen Un-
Prozent arbeiten daran, wie die Ergebnisse der
ternehmensbereichen langsam, aber stetig zum
Studie „Industrieller Mittelstand und Finanzie-
Standard wird, soll ausgerechnet die traditionell
rung 4.0“ zeigen, für die der digitale Mittelstands-
datenaffine Kreditwirtschaft nicht mitziehen? Das
finanzierer creditshelf zusammen mit der TU
ist auf Dauer nicht zu vermitteln. Alternativen wie
Darmstadt 187 Vorstände und Geschäftsführer
die Nutzung von Online-Kreditportalen gewinnen
befragt hat.
daher deutlich an Attraktivität. Wie sehr der digitale Innovationsstau auf Bankenseite industriellen Mittelständlern Verdruss bereitet, zeigt sich bei deren eigenen Finanzierungsmodellen. Über die Hälfte der Unternehmen, die bisher noch keine
Absatzfinanzierungsmodel-
le anbieten, könnten sich diesen Schritt vorstellen, wenn sie dazu nicht mit einem Kreditinstitut kooperieren müssten. Künftig wird dies auch nicht mehr zwingend nötig sein. Denn Mittelständler werden künftig in der Lage sein, die Absatzfinanzierung selbst zu offerieren, indem sie ein Fintech als Abwicklungsplattform nutzen. Das klassische Kreditinstitut kann also der Partner einer Finanzierung 4.0 sein, muss es aber nicht mehr.
2|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
39
Wie der Bund KMU beim Einsparen der Energiekosten helfen will Die Bundesregierung investiert viel in Umwelt und Energiewende. Auch kleine und mittlere Unternehmen sollen davon profitieren: Der Bund unterstützt sie bei Energiesparmaßnahmen. An einer Stelle sparen heißt, an anderer Stelle in-
Beratungskosten oder maximal 80 Prozent. Sind
vestieren zu können. Auch das gehört zu einer so-
sich Unternehmer und Experte einig, folgt die kon-
liden Finanzierung. Unternehmen können durch
krete Umsetzungsberatung – auch hier greift das
Energiesparmaßnahmen Kosten reduzieren oder
Wirtschaftsministerium gerne mit bis zu 7.500
gar vermeiden. Doch sobald es an die Sanierung
Euro oder 50 Prozent des Beraterhonorars unter
unternehmenseigener Gebäude und Liegenschaf-
die Arme.
ten geht, wird es vor allem für Mittelständler teuer. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Ener-
Vorfinanzierung und garantierte Einsparziele senken die Kosten
gie (BMWi) will das ändern: 2018 soll zum „Jahr
Die Aufwendungen des Unternehmens bleiben
der Energieeinsparungen“ bei Unternehmen und
vorerst überschaubar, denn der Contractor sorgt
Kommunen werden. Das Energierspar-Contrac-
für die Vorfinanzierung. Darüber hinaus garantiert
„„
ting schultert einen Teil der Ausgaben für Ener-
er dem beauftragenden Unternehmen die errech-
gieeffizienzmaßnahmen, die sich ja erst allmählich
nete Einsparquote über eine zu vereinbarende
Sind sich Unternehmer und Experte einig, folgt die konkrete Umsetzungsberatung.
amortisieren. Die bisherige Förderung des BMWi
Laufzeit der durchgeführten Maßnahmen. Doch je
läuft schon seit drei Jahren und wurde unlängst bis
nach Ergebnis der Beratung können unterschied-
Ende 2018 verlängert.
liche Modelle Anwendung finden: Je nach Dienst-
Illustration: © MicroStockHub – istockphoto.com
leister steht dessen Beratung im Vordergrund der
Zuschüsse bei Beratungskosten
Förderung; unter Umständen bietet er aber keine
KMU können sich Hilfe zur Selbsthilfe holen, in-
Finanzierung an. In diesem Fall verbleiben die kon-
dem sie Unterstützung bei der Beratung beantra-
kreten Umsetzungskosten beim Unternehmen. In
gen. Denn nur eine gut geplante Sanierungs- und
anderen Projekten wird zusätzlich eine konkre-
Effizienzmaßnahme
te Energielieferung vereinbart, etwa indem eine
garantiert
erfolgreiches
Energiesparen für das Unternehmen. Die Idee
Photovoltaik-Anlage installiert wird.
des BMWi: Ein Contractor, also ein hochqualifizierter Energiedienstleister, plant und realisiert
Für interessierte Unternehmen bietet die Seite
die Einsparmaßnahmen. Dieser Projektentwickler
des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhr-
begeht die Liegenschaft, schätzt das Energieein-
kontrolle Informationen über das Antragsverfah-
sparpotenzial bei Gebäuden und technischen An-
ren, Höhe der Förderung, Liste der zugelassenen
lagen und analysiert, ob sich ein Energiespar-Con-
Projektentwickler etc.:
tracting für das Unternehmen überhaupt lohnt. Das BMWi übernimmt bis zu 2.000 Euro der
https://bvmw.info/energiespar-contracting
2|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
Bernd Ratmeyer Wissenschaftsjournalist und Lektor
40
Gezielte Finanzkommunikation Finanzkommunikation – die Kommunikation von Kreditwürdigkeit, wirtschaftlicher Stabilität und Zuverlässigkeit – betrifft längst nicht mehr nur Unternehmen, die von der Bank kreditfinanziert sind. Wirtschaftliche Stabilität und Zuverlässigkeit sind wichtige Kriterien auch für Leasinggeber, Warenkreditversicherer, Lieferanten, (potenzielle) Auftraggeber, inzwischen auch für hochqualifizierte Fachkräfte und selbst bei Ausschreibungen.
Aus der Bonitätsbewertung eines Unternehmens
Leasinggebern etc. kennen. Spätestens, wenn
leiten Geschäftspartner nicht selten seine Zu-
die „Bitte um Selbstauskunft“, die Einladung zum
verlässigkeit und Seriosität ab. Sie bedienen sich
Ratinggespräch oder ähnlichem kommt, besteht
dabei eigener Erhebungen, zum Beispiel aus dem
eine gute Möglichkeit zur Mitgestaltung, um das
Bundesanzeiger und aus Bonitätsbewertungen
Unternehmen optimal darzustellen. Anderenfalls
von Wirtschaftsauskunfteien. Wer gut dasteht,
erfolgt eine Bewertung nach dem Vorsichtsprin-
sollte also auch etwas dafür tun, damit dies so
zip – und diese erfolgt nicht selten zum Nachteil
wahrgenommen wird. Denn nicht selten sehen
des bewerteten Unternehmens.
Kristina Borrmann Geschäftsführende Inhaberin Solvenznavigation BVMW-Mitglied
www.solvenz navigation.com
kunfteien, Leasinggebern etc. unangemessen
Findet sich ein Unternehmen aus seiner Sicht
und zu schlecht bewertet. Ebenso häufig jedoch
nicht korrekt beurteilt wieder, sollten harte wie
kommen die bewerteten Unternehmen nicht ih-
weiche Faktoren über eine zielgerichtete qua-
rer Hol- und Bringschuld nach, um eine angemes-
lifizierte Finanzkommunikation und Steuerung
sene Bonitätsbewertung überhaupt erhalten zu
des Berichtswesens so optimal wie möglich dar-
können. Eine gute Bewertung hängt letztendlich
gestellt werden. Und dabei geht es nicht nur um
von der Qualität der Zahlen, aber ebenso auch
das regelmäßige Transparentmachen von Zah-
von einer proaktiven, zielgerichteten und qua-
lungsweise, Bilanzdaten, Kennzahlen, Strategien
lifizierten Finanzkommunikation ab. Im Grunde
etc. Stets steht das Unternehmensziel im Vor-
betreibt jedes Unternehmen Finanzkommunika-
dergrund und ist darauf abgeleitet zu prüfen und
tion, bewusst oder unbewusst. Selbst beharrliche
abzuwägen, welche Informationen zu welchem
Informations- und Transparenzverweigerer stel-
Zeitpunkt in welcher Form und wie aufbereitet
len ihrem Unternehmen ein Zeugnis aus, das von
und bekannt gemacht werden. Wenn nötig, sind
Dritten interpretiert und bewertet werden kann.
Maßnahmen zur Ratingoptimierung zu treffen, so zum Beispiel nicht nur steueroptimierende,
Zunächst sollte ein Unternehmen seinen Boni-
sondern auch ratingoptimierende Bilanzpla-
tätsindex und / oder seine Ratingnote bei den
nung und ratingoptimale Veröffentlichung im
relevanten Wirtschaftsauskunfteien, Banken,
Bundesanzeiger.
2|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
Foto: © DNY59 – istockphoto.com
sich Unternehmen von Banken, Wirtschaftsaus-
41
Controlling: Bezahlbar, machbar, unverzichtbar! Wenig Aufwand, viel Nutzen: Ein fundiertes Controlling ist der Schlüssel zu nachhaltigem Unternehmenserfolg. Viele kleine und mittlere Unternehmen schrecken jedoch vor der Einführung eines Controllingsystems zurück. Dabei überschätzen sie den Aufwand und unterschätzen den Gewinn. In großen Unternehmen ist Controlling längst zu
Der Unternehmer muss das komplexe Zahlenbild
einem unentbehrlichen Steuerungsinstrument
selbst interpretieren.
geworden. Schließlich zeigt dieses überaus wichtige Management-Tool mögliche Risiken sowie
An dieser Stelle setzt das Controlling an: Relevan-
Schwachstellen
Entwicklungen
te Kennzahlen aus der Auswertung des Steuerbe-
auf. Zahlreiche kleine und mittelständische Un-
raters werden mit zuvor definierten Planzahlen
ternehmen fürchten zusätzliche bürokratische
abgeglichen. Weicht der Ist- vom Sollzustand ab,
Belastungen und einen hohen Kostenaufwand.
besteht die Möglichkeit, frühzeitig den Kurs der
betrieblicher
Ein stringentes Controlling ist jedoch kein Luxus, sondern eine absolute Notwendigkeit. Der zeitliche sowie finanzielle Aufwand sind derart marginal, dass auch kleine Betriebe den Einsatz eines Controllings nicht ablehnen sollten.
„„
Firma zu korrigieren.
Ein stringentes Controlling ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit.
Mithilfe spezieller Software und einer qualifizierten Beratung lässt sich diese Aufgabe schnell und unkompliziert bewältigen: Erfahrungsgemäß muss sich der Unternehmer nicht länger als drei bis vier Stunden im Monat mit dem Thema Controlling beschäftigen; für die externe Beratung wird monatlich etwa ein Tageshonorar fällig. Sinnvoll aufbereitete Zahlen ermöglichen nach-
Foto: © deepblue4you – istockphoto.com
vollziehbare Planungen von Umsatz, Ergebnis und Liquidität, helfen dabei, messbare Unterneh-
Professionelles Controlling stellt die Ergebnisse
mensziele zu definieren und geben klare Hinweise
in Form von Ampelfunktionen dar. Auf den ers-
auf Chancen oder Risiken. Auf diese Weise wer-
ten Blick lässt sich erkennen, ob die angestreb-
den Umsteuerungsnotwendigkeiten aufgezeigt,
ten Ziele erreicht wurden. Zudem ist es möglich,
nachhaltige Verbesserungsprozesse initiiert und
Risiken zu kalkulieren: Die Software errechnet,
die Profitabilität erhöht.
wie sich zum Beispiel ein Ladenumbau, die Einstellung neuer Mitarbeiter, die Anschaffung eines
Komplexe Zahlen interpretieren
Lkw oder der Bau eines neuen Werksgeländes
Viele kleine und mittelständische Unternehmer,
auf die Liquidität und die Planbilanzen auswirken
die kein eigenes Controlling haben, überlassen
würden. Diese Transparenz ermöglicht es einem
die Zahlenauswertung ihren Steuerberatern.
Firmenchef, rechtzeitig zu reagieren, bevor sein
Buchhaltung und eine monatliche betriebswirt-
Betrieb in eine Krise schlittert. Controlling ist also
schaftliche Auswertung allein schaffen jedoch
auch für kleine und mittelständische Unterneh-
noch
men unverzichtbar.
keinen
greifbaren
Handlungsrahmen.
2|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
Axel Deilmann Inhaber Deilmann Business Consulting Mittelstandsberater im IBWF Institut für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und -forschung e. V. www.deilmann-bc.de
42
Mittelstandsfinanzierung mal anders Mittelständische Unternehmen, die frisches Kapital brauchen, beißen bei ihrer Hausbank oft auf Granit. Kein Grund, das Ziel aufzugeben. Es gibt alternative Finanzierungsformen wie Factoring, Finetrading und Co., die oft günstiger und flexibler als der klassische Bankkredit sind.
www.findfinance.com
Max Caspar Heine Leiter Akquise und Marketing Findfinance BVMW-Mitglied www.findfinance.com
Freizeitresorts kein Geld. Findfinance konnte Dür-
sind angetreten, die Mittelstandsfinanzierung auf
re innerhalb weniger Tage gleich drei Finanzie-
eine breitere Basis zu stellen. Um das zu erreichen,
rungsangebote zur Auswahl bieten. Seine Vorteile:
haben sie das Geschäftsmodell des Vermittlers
kurze Wartezeiten und bessere Zinskonditionen.
qualitativ aufgewertet. Die Plattformgründer verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz. Der Kunde soll
Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Den-
ein strategisches Gesamtpaket aus einer Hand be-
noch gibt es im Mittelstand Vorbehalte gegen al-
kommen, das bei Bedarf über Finanzierungslösun-
ternative Finanzierungsformen in all ihren Spiel-
gen hinausgeht. Dazu haben sie ihre Kompetenzen
arten. Vor allem bei älteren Unternehmern sind
aus den Bereichen Marketing, Unternehmensbera-
bankenunabhängige Lösungen als letztes Mittel
tung, Finanzen, Versicherung und Landwirtschaft
verschrien, um auf die Beine zu kommen. Junge
gebündelt. Darin liegt ein Alleinstellungsmerkmal
Gründer hingegen zeigen sich offen und schätzen
der Jungunternehmer, die auf Qualität statt Masse
die Flexibilität der Angebote. Max Caspar Heine,
setzen. Die Vermittler kennen ihre Partner auf Sei-
Experte für Digitalisierung und zuständig für die
ten der Finanzierungsanbieter ganz genau. So lan-
Akquise bei Findfinance, sieht einen Paradigmen-
det der Kunde, je nach Umsatz und Branche, gleich
wechsel, der an Dynamik gewinnen wird, wenn der
beim richtigen Anbieter.
Wirtschaftsmotor stottert.
Alf Dürre vom Marina Park Eberswalde zum Bei-
Wer schnelle Hilfe bei der Bonitätsoptimierung
spiel brauchte eine halbe Million Euro, um seinen
sucht, kann über die Webseite www.findfinance.com
Hotelneubau ohne Unterbrechung fortzuset-
den Bedarf ermitteln. Ein individuelles Angebot
zen. Von der Hausbank bekam der Betreiber des
erfolgt auf Wunsch.
2|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
Foto: © 10255185_880 – istockphoto.com
Christian Walter CEO Findfinance BVMW-Mitglied
Christian Walter und sein Team von Findfinance
43
Bitcoin und Co.: Spekulation oder sichere Geldanlage? Durch die Regeln der Blockchain-Technologie können Transaktionen bei Kryptowährungen nur ergänzt und nicht mehr rückgängig gemacht werden. Und das macht die Technologie so integrativ und sicher gegen Manipulation. Doch welche Chancen und welche Risiken bieten digitale Währungen wie Bitcoin? Ein großer Vorteil der Kryptowährung ist ihr
Zudem wäre auch die Funktion als Wertaufbe-
freier, gleichberechtigter Zugang auch für Privat-
wahrung durch die hohen Kursschwankungen
personen. Ohne Banken und staatliche Instanzen
nicht gewährleistet.
kann allein mit Rechenleistung und Algorithmen eine Währung generiert werden, die Transaktionen einfacher und kostengünstiger macht. Die Berechnungen ziehen jedoch einen immensen Stromverbrauch nach sich. Dieser war bei der Produktion und dem Handel mit Bitcoins im letzten Jahr beispielsweise so hoch wie der gesamte Stromverbrauch in Irland. Neben dem ökologischen Aspekt muss auch die Frage der Haftung beantwortet werden. Was passiert im Falle eines Totalverlusts mit den Anlegern? Wer übernimmt die Verantwortung im Schadensfall? Außerdem ist unklar, ob mit der Einführung von Kryptowährungen in Staaten – wie zuletzt in Venezuela – auch die Abschaffung des Bargelds einhergeht. Die mittelständischen Unternehmen sprechen sich in der letzten Unternehmerumfrage des BVMW deutlich für eine Erhaltung des Bargelds als gedruckter Freiheit aus. Problematisch sind zudem mögliche Preismanipulationen, Datenverlust, Datendiebstahl und die hohen Kursschwankungen.
Ende vergangenen Jahres herrschte ein wahrer
Foto: © jpgfactory – istockphoto.com
Hype um die Kryptowährung mit einem Kurs von
Kryptogeld ist keine Währung
über 15.000 Euro pro Bitcoin. Dabei war eine
Auch die Bundesbank sieht die Anlage in Kryp-
hohe Volatilität mit Schwankungen von mehre-
towährungen kritisch. Dirk Schrade aus dem
ren Tausend Euro pro Tag zu beobachten. Wann
Zentralbereich Zahlungsverkehr und Abwick-
die nächste Kursexplosion kommt, kann niemand
lungssysteme betont, dass das Vertrauen bei
genau voraussagen. Aber auch ein Totalverlust
Kryptowährungen nicht durch die Zentralbank
ist keineswegs ausgeschlossen. Deswegen ist es
hergestellt wird, sondern durch die Anwender
riskant, auf die Kryptowelle aufzuspringen und
und die genutzte Technologie. Deshalb dürften
mitzuspekulieren. In jedem Fall ist es aber span-
Bitcoin und Co. eigentlich nicht als Währung –
nend, den Verlauf der digitalen Währung und
im Sinne der staatlichen Geldordnung – betitelt
die Verwendungsmöglichkeiten der innovativen
werden. Man könne im Übrigen nur bei vergleich
Blockchain-Technologie zu beobachten. Und das
weise wenigen Händlern weltweit damit bezahlen .
mit oder ohne Bitcoins auf dem Smartphone.
2|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
Liz Becker BVMW Referentin für Steuern und Finanzen liz.becker@bvmw.de
44
Mit der Kette in die Zukunft Immer mehr mittelständische Unternehmen interessieren sich für die Blockchain-Technologie, die ursprünglich für Digitalwährungen wie Bitcoin entwickelt wurde. Denn die Block-Ketten arbeiten schnell, sicher und transparent – und sparen bares Geld.
Wem der Begriff Blockchain noch nichts sagt, muss sich nicht grämen – denn er ist nicht allein. In einer Online-Umfrage für eco, den Verband der Internetwirtschaft, hat das Marktforschungsinstitut YouGov unter 266 Entscheidern der mittelständischen Industrie ermittelt, dass lediglich 34 Prozent der Führungskräfte Blockchain kennen. Von denen sind allerdings 65 Prozent davon überzeugt, dass sich die Blockchain-Technologie für bestimmte Anwendungsfälle und Branchen durchsetzen wird. Neun Prozent der befragten Mittelständler planen bereits konkret, Blockchain in ihren Unternehmen einzusetzen, 17 Prozent denken darüber nach.
„„
Die Blockchain-Technologie schafft Transparenz sowie Ausfall- und Fälschungssicherheit.
2|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
45 Blockchain ist ein digitales Register, das ur-
men – wenn die Ware schnell und unbürokratisch
sprünglich erdacht wurde, um Zahlungen mit der
angekommen ist, löst die Blockchain umgehend
Kryptowährung Bitcoin abzuwickeln. Bezahlt ein
die Zahlung aus.
Nutzer Waren oder Dienstleistungen mit Bitcoin, wird jede Transaktion in einem „Block“ registriert.
Dass Wagnisfinanzierer bereits über 1,5 Milliar-
Ist der Block voll, wird der nächste generiert, der
den Dollar in zahlreiche Start-ups gesteckt ha-
auf den vorherigen verweist. Damit entsteht eine
ben, die an Blockchain-Lösungen arbeiten, zeugt
Kette (englisch: Chain) von Blöcken, die nicht zen-
davon, dass auf diese Technologie gesetzt wird.
tral – zum Beispiel bei einer Bank – gespeichert
Oliver Bussmann von der Crypto Valley Associ-
werden, sondern dezentral bei allen Teilnehmern
ation (BVMW-Mitglied) im schweizerischen Zug
einer Blockchain. Die erhalten vollständigen Ein-
sagt, dass diese Technologie das Potenzial habe,
blick, ohne dass einer darin etwas verändern
alles zu verändern: die Lieferketten in Produktion
kann, bevor ein Eintrag nicht von allen verifi-
und Handel, die Vernetzung von Maschinen, die
ziert worden ist. Das schafft Transparenz sowie
Fertigungsprozesse in der Industrie 4.0, Strom-
Ausfall- und Fälschungssicherheit.
versorgung, Elektromobilität oder die Sharing Economy, wo Autos oder Fahrräder nur noch
Automatisierte Zahlungen ohne Gebühren
über Blockchains gemietet werden könnten – automatische Bezahlung inklusive. Die Vorteile:
„Die Blockchain ist gerade dabei, die Finanz-
unbürokratische Schnelligkeit und eine enorme
branche zu verlassen und sich in fast allen an-
Kostenersparnis.
Almut Friederike Kaspar Journalistin
deren Branchen auszubreiten“, weiß Konstantin Graf von der Beratungsgesellschaft Altran (BVMW-Mitglied). Und Stephan Zimprich vom In-
Kryptowährung
ternetwirtschaftsverband eco (BVMW-Mitglied)
Eine Kryptowährung ist eine digitale Wäh-
sagt: „In Deutschland entdecken immer mehr
rung, die dezentral generiert wird und als
mittelständische Unternehmen diese Technolo-
Zahlungsmittel dienen kann. Kryptowäh-
gie für sich und wollen sie als Plattform für digita-
rungen werden – im Gegensatz zu Geld der
le Innovationen nutzen.“
Zentralbanken – meistens ohne Herausgeber
Foto Bitcoin: © © Teka77 – istockphoto.com; Illustration Kette: © ChrisGorgio – istockphoto.com
nach einem festgelegten Algorithmus vom Musikstreaming-Dienste wie Spotify oder Ujo
System selbst geschaffen. Banken und ande-
zum Beispiel setzen die Blockchain ein, um
re Zentralinstanzen sind bei Kryptowährun-
Komponisten, Musiker, Labels und Konsumen-
gen nicht notwendig. Die gesamte Datenhal-
ten miteinander zu verbinden. Rechteinhaber
tung erfolgt dezentral. Das Vertrauen wird
können registrieren, wer ihre Musik wie oft
durch abgesicherte Protokolle und durch die
spielt, und Zahlungen – darunter auch die Tan-
Rechenkapazität der am System teilnehmen-
tiemen an die Künstler – werden automatisch
den Knoten gewährleistet. Die bekannteste
und sofort mit Hilfe der Smart-Contract-Tech-
digitale Währung ist der seit 2009 gehandel-
nologie transferiert. Für diese massenhaften
te Bitcoin. Daneben gibt es mehr als 1.500
Miniüberweisungen fallen keinerlei Gebühren
andere Varianten. Für die Aufbewahrung der
an, weil Banken nicht eingeschaltet werden
Digitalwährung braucht man die Wallet App,
müssen.
ein digitales Portemonnaie mit Schloss. Der Besitzer eines Bitcoins erhält einen krypto-
Kontrolle über Lieferketten und Produktionsprozesse
logischen Schlüssel, der das kryptologisch
Auch ganze Liefer- oder Versorgungsketten kön-
lichen Blockchain repräsentiert. In Deutsch-
nen mit der Blockchain-Technologie gemanaged,
land kann man derzeit an mehr als 200 Orten
kontrolliert und nachverfolgt werden. So läuft
mit Bitcoins bezahlen, gegenüber mehr als ei-
etwa beim Tourismuskonzern TUI schon das ge-
ner Million Akzeptanzstellen von Zahlungs-
samte internationale Vertragsmanagement für
karten. Nach Schätzungen werden bisher nur
Hotel- und Zimmerkontingente über eine Block-
circa 30 Prozent des Bitcoinhandels mit dem
chain. Und das spanische Textilunternehmen In-
Kauf und Verkauf von Waren generiert. Die
ditex schließt mit dieser Technologie Zulieferer,
restlichen 70 Prozent der Transaktionen sind
Spediteure, Zollbehörden und Geschäfte zusam-
rein spekulativ.
signierte Guthaben auf einer gemeinschaft-
2|18 DER Mittelstand. |
Liz Becker BVMW Referentin für Steuern und Finanzen liz.becker@bvmw.de
46
Die Rolle der Fintechs in der Unternehmensfinanzierung Die fortschreitende Digitalisierung lässt sich auch verstärkt im Mittelstand beobachten. Besonders in der Unternehmensfinanzierung und gerade im Kreditprozess finden teils deutliche Kurswechsel statt. Als neue Marktteilnehmer sorgen
hin zum Abschluss – größtenteils ab. Nichtsdesto-
insbesondere Fintechs
trotz bleibt Banking immer noch eine Vertrauens-
mit
innova-
sache, und deshalb ist die menschliche Expertise
Pro-
aus diesem Procedere (noch) nicht wegzudenken.
tiven zessen einen
für Um-
bruch auch im
Schneller Zugang durch digitale Antragsstrecken
Bereich der Un-
Eine Transformation findet jedoch im Anfragepro-
te r n e h m e n s fi -
zess der Finanzierungen und der nachgelagerten
nanzierung. Rund
Angebotseinholung statt, indem diese Vorgänge
60
Prozent
der
in eine digitale Antragsstrecke eingebettet wer-
relevanten Firmen-
den. Diese am Markt fortschrittlichste Lösung
kunden-Fintechs be-
der Finanzierungsplattform FinCompare soll
schäftigen sich mit Fi-
dem deutschen Mittelstand als Unterstützung
nanzierungslösungen.
zur Seite stehen. Bislang konnte beispielsweise ein bayerischer Maschinenbauer im Zweifel nicht
Neue Angebotsvielfalt
wissen, dass in Hamburg genau der spezialisierte
75 Prozent der vom BFM Bundesverband Facto-
Finanzierungsexperte sitzt, der einen kosten-
ring für den Mittelstand befragten Unternehmer
günstigeren Kreditprozess bieten kann. Plattfor-
sind mit alternativen Finanzierungsinstrumenten
men lösen genau dieses Problem: Wird ein Un-
kaum oder gar nicht vertraut. Gleichzeitig wün-
ternehmen mit konkretem Finanzierungsgesuch
schen sich 57 Prozent der befragten Unterneh-
aktiv, werden alle wichtigen Informationen aufge-
men mehr Unabhängigkeit von der Hausbank,
nommen. Innerhalb von 24 Stunden liegen häufig
und fast jeder zweite ist der Überzeugung, dass
schon erste indikative Angebote vor, die binnen
modulare Finanzierungsprodukte wie Finetra-
weniger Tage zu einem Abschluss führen kön-
ding, Factoring und Leasing in Erwägung gezo-
nen. Viele dieser Prozesse und Dokumente (zum
gen werden sollten, um das Working Capital zu
Beispiel Scoring, Identifikation von potenziell
optimieren.
passenden Optionen, BWA etc.) sind komplett digitalisiert.
Felix Grzyska Partner Management FinCompare GmbH Mitglied im IBWF Institut für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und –forschung e. V. www.fincompare.de
durch die Digitalisierung geschlossen werden und
Wiederkehrende Prozesse können so automa-
zur Öffnung mittlerweile intransparenter Märk-
tisiert ablaufen, und den Unternehmen wird
te beitragen. Digitale Plattformen sorgen in ver-
ein schneller Überblick überregionaler Finan-
schiedensten Marktsegmenten für Prozessopti-
zierungsangebote gewährt. Zudem wird eine
mierung, Vergleichbarkeit und auch für geringere
unabhängige und professionelle Beratung als
Kosten. Hochagile B2B-Finanzierungsplattfor-
Navigator implementiert, die von der Antrags-
men nehmen den Unternehmern die aufwändi-
stellung
ge Arbeit – von der Informationsbeschaffung bis
führen soll.
2|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
zur
bestmöglichsten
Finanzierung
Foto: © smshoot – istockphoto.com
Die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage kann
Advertorial
Factoring bietet viel mehr als „nur“ schnelle Liquidität Jeden Monat bindet das Verbuchen der Zahlungseingänge Ihrer Debitoren, die dazugehörige Kommunikation und das Mahnwesen personelle Kapazitäten. Was würden Sie davon halten, wenn dies künftig ein professioneller Dienstleister für Sie erledigt? Infolge der unzähligen Herausforderun-
steht dem Factoringnutzer innerhalb von
gen der Globalisierung nutzen immer
48 Stunden Liquidität aus seinen offenen
mehr
Unternehmen
Forderungen zur Verfügung. Ein regel-
die Möglichkeit, verschiedene Unterneh-
mäßiger Forderungsverkauf verbessert
mensaufgaben an professionelle Dienst-
die Liquiditätsplanung sowie Bilanzkenn-
leister auszulagern. Wenig bekannt ist,
zahlen (Bilanzverkürzung). In Wachs-
dass Factoringinstitute neben schnel-
tumsphasen wächst die Factoringfinan-
ler Liquidität für offene Forderungen
zierung flexibel mit, was langwierige
und dem 100%igen Schutz vor Forde-
Verhandlungen mit Banken hinsichtlich
rungsausfällen auch ein eng mit ihrem
der Ausweitung einer Kreditlinie erspart.
mittelständische
Auftraggeber
abgestimmtes
Forde-
rungsmanagement bieten. So kann neben personellen Kapazitäten und Kostenreduktionen auch eine erhöhte Flexibilität geschaffen werden.
Vorteile der Auslagerung am Praxisbeispiel „Factoring“ Personelle Entlastung
„
Die Auslagerung des Debitorenmanagements und Mahnwesens an den Factor bringt Ihnen mehr Zeit f ür Ihr eigentliches Kerngeschäft.
in der Debitorenbuchhaltung Die Spezialisten des Factors übernehmen:
Kerstin Steidte-Megerlin, Vorstand der Dresdner Factoring AG
Kommunikation mit den Debitoren in Abstimmung mit dem Auftraggeber Kontrolle der Rechnungen auf ihre gesetzlichen Mindestanforderungen Einholen erforderlicher Liefernachweise Verbuchen der Zahlungseingänge Bereitstellung tagesaktueller „Offene-Posten-Listen“ und Über-
Foto: © frank peters – fotolia.de
wachung ausstehender Forderungen Mahnprozess entsprechend
Übernahme
vertraglicher
Obliegen-
heiten im Rahmen einer bestehenden Warenkreditversicherung zur Wahrung des Versicherungsschutzes Limitüberwachungen, Limitbedarfsklärungen und Limitbeantragungen Bearbeitung von Rückfragen des Versicherers cherers bezüglich Teilzahlungsanfra-
mehreren Sprachen
gen oder Zahlungszielverlängerungen Schadenmeldungen an den Versicherer
Liquiditätsplanung Unabhängig vom Zahlungsverhalten und den Zahlungszielen seiner Debitoren
www.dresdner-factoring.de
Einholung der Zustimmung des Versi-
rechtlicher Anforderungen in
Vorteile durch verbesserte
Dresdner Factoring AG Glacisstraße 2 01099 Dresden Tel.: 0351 / 888 55 111 Email: anfrage@dresdner-factoring.de
Seit
1999
zählt
die
Dresdner
Factoring AG mit ihrem speziell auf
und Forderungsanmeldung im
den
Insolvenzfall
Leistungsportfolio zu den bundes-
Meldung von Zahlungszielüberschreitungen
1|18 DER Mittelstand.
Mittelstand
ausgerichteten
weit führenden Factoringanbietern in diesem Segment.
47
48
Steuern auf den Punkt Aufgepasst bei der Versteuerung von Bitcoins Wer in den Bitcoin investiert, braucht starke Nerven. Beruhigend zu wissen, dass nicht alle Gewinne der Steuer unterliegen.
„„
Der Handel mit Bitcoins ist steuerlich unbeachtlich, wenn der Zeitraum zwischen Anschaffung und Veräußerung ein Jahr übersteigt.
Der Kurs des Bitcoins hat ab
können nur mit Gewinnen aus anderen privaten
2017 einen rasanten Verlauf ge-
Veräußerungsgeschäften verrechnet werden, die
nommen. Aus Sicht privater An-
im letzten, aktuellen oder in zukünftigen Jahren
leger stellt sich die Frage, ob und
erzielt wurden oder werden.
wie Gewinne oder Verluste aus der Einkommensteuererklärung
Handel mit derivativen Finanzinstrumenten
zu erfassen sind. Die Antwort
Gewinne aus dem Handel mit derivativen Fi-
hängt davon ab, ob unmittelbar
nanzprodukten gelten als Einkünfte aus Kapital-
mit Bitcoins oder aber mit de-
vermögen und unterliegen unabhängig von der
rivativen Finanzprodukten ge-
Haltedauer der Abgeltungsteuer zuzüglich So-
handelt wird, die an die Kursent-
lidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchen-
wicklung des Bitcoins gekoppelt
steuer. Bei der Abgeltungsteuer ist zu beachten,
sind.
dass der Gesetzgeber dem Anleger nicht den
dem Handel mit dem Bitcoin in
individuellen Werbungskostenabzug, sondern
Handel mit Bitcoins
lediglich den Ansatz des Sparer-Pauschbetra-
Der Handel mit Bitcoins ist steu-
ges in Höhe von 801 Euro für Alleinstehende
erlich unbeachtlich, wenn der Zeitraum zwischen
(1.602 Euro für Verheiratete) zugesteht. Auch
Anschaffung und Veräußerung ein Jahr über-
können Verluste nicht mit anderen Einkunfts-
steigt. Dabei markiert der Tausch von Euro gegen
arten, sondern nur mit aktuellen oder zukünfti-
Bitcoin oder die Entgegennahme von Bitcoin als
gen Gewinnen aus anderen Kapitaleinkünften
Zahlungsmittel den Anschaffungszeitpunkt. Als
verrechnet werden.
Veräußerungszeitpunkt ist entweder auf den
Dr. Sebastian Krauß Steuerberater, Fachberater für Internationales Steuerrecht SteuerbüroKrauß BVMW-Mitglied www.steuerbuerokrauss.de
Rücktausch von Bitcoin gegen Euro oder aber den
Mining
Kauf von Waren oder Dienstleistungen gegen
Für die Überprüfung und Dokumentation von
Bitcoin abzustellen. Werden Bitcoins zu verschie-
Bitcoin-Transaktionen wird viel Rechenleistung
denen Zeitpunkten angeschafft, gelten die zuerst
benötigt, die von Minern gegen Bitcoins zur Ver-
angeschafften auch als zuerst veräußert. Im steu-
fügung gestellt wird. Wird das Mining ohne Wie-
erlichen Idealfall sollte ein Anleger gewinnträch-
derholungsabsicht betrieben, erzielt der Miner aus
tige Transaktionen erst nach und verlustträchtige
dem Handel mit den erhaltenen Bitcoins Einkünf-
Transaktionen noch vor Ablauf der Einjahresfrist
te aus privaten Veräußerungsgeschäften. Ansons-
realisieren. Dabei unterliegen solche Gewinne
ten liegen gewerbliche Einkünfte vor. Dies kann
aus privaten Veräußerungsgeschäften dem indi-
vorteilhaft sein, weil Ausgaben und Verluste un-
viduellen Steuersatz des Anlegers. Ausnahmswei-
eingeschränkt ansetzbar und verrechenbar sind.
se bleiben sie steuerfrei, wenn ihre Summe weni-
Allerdings unterliegt der Gewinn sodann auch der
ger als 600 Euro im Steuerjahr beträgt. Verluste
Gewerbesteuer.
2|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
49
Endlich Factoring für kleine Unternehmen Gute Nachrichten für kleine Unternehmen: Neue Anbieter setzen auf digitalisiertes und automatisiertes Factoring. So können jetzt auch Unternehmen Rechnungen vorfinanzieren, die bei traditionellen Banken bislang komplett außen vor blieben. Das Zauberwort heißt Machine Learning. Wem kann ich einen Kredit anvertrauen, wem nicht? Eine Frage, an der sich herkömmliche Banken die Zähne ausbeißen. Die Digitalisierung vereinfacht und optimiert nun den Scoring-Prozess. Ergebnis: Auch kleine Unternehmen, sogar Selbstständige und Freiberufler, erhalten inzwischen Zugang zu Krediten. Algorithmen berechnen die Bonität von Antragstellern innerhalb weniger Sekunden. Für Factoring-Anbieter tendieren variable Kosten dadurch gegen Null. Das Vorfinanzieren kleiner und kurzfristiger Rechnungsbeträge hat für die auf Machine Learning basierenden Algorithmen einen entscheidenden Vorteil: Jeder Kredit ist ein einziger Datenpunkt. Und zwar egal, ob es ein Millionenbetrag mit einer Laufzeit mehrerer Jahre oder ein niedriger dreistelliger Betrag für ein paar Monate ist. Je kleiner die Kredite, desto mehr Datenpunkte erhält der Factoring-Anbieter für das gleiche Geld. Gefüttert mit solchen Datenpunkten verbessert
in den Mittelpunkt. Freiberufler, Selbstständige
sich der Algorithmus wiederum fortlaufend und
und kleine Unternehmen geraten in große Schwie-
von alleine.
rigkeiten, wenn ein hoher Rechnungsbetrag auf
Foto: © BraunS – istockphoto.com
sich warten lässt. Traditionelle Scoring-ProzesBei der Vergabe von Krediten in der Geschäfts-
se sind aber zu teuer und zu aufwendig, als dass
welt sind digitale und automatische Scoring-Pro-
sich die Vergabe von ein paar Tausend Euro für
zesse allerdings noch Neuland. Das meiste läuft
wenige Monate rechnet. Zumal ein taugliches Ri-
noch über persönliche Termine, per Post und über
sikomodell für diese Zielgruppe bis dato fehlt. In
Schufa & Co. Die Herausforderung für innovative
diese Lücke stoßen nun Algorithmen vor, die im
Anbieter liegt also darin, in möglichst kurzer Zeit
Vergleich zum Sachbearbeiter noch einen weite-
möglichst viele Datenpunkte zu sammeln. Immer
ren Vorteil haben: Sie haben keinen Stundensatz.
besser erkennt der Algorithmus im Laufe der Zeit:
Dadurch sind auch kleine Kredite mit niedrigen
Was haben all diejenigen Unternehmer gemein-
Zinsen profitabel.
sam, die einen Kredit pünktlich und zu den vereinbarten Konditionen zurückzahlen?
Finiata finanziert Rechnungsbeträge zwischen 200 und 200.000 Euro für Freiberuf-
Factoring ist für dafür wie gemacht. Gerade Un-
ler und jede Art von Unternehmen vor. Der
ternehmer, die von traditionellen Banken fast
auf Algorithmen beruhende Scoring-Prozess
gänzlich vernachlässigt werden, rücken plötzlich
dauert nur wenige Minuten.
2|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
Leah Zeppos Country Managerin Finiata in Deutschland BVMW-Mitglied www.finiata.com
50
Wie man ein Start-up finanziert – von Bootstrapping bis Crowdfunding Eine Geschäftsidee kann noch so gut sein – ohne Kapital wird es schwer, aus der Idee ein Unternehmen zu machen. Erfreulicherweise gibt es für Gründer inzwischen eine Vielzahl an Finanzierungsmöglichkeiten. Aber nicht jede passt zum eigenen Konzept – es gilt also, die Chancen und Risiken jeder Finanzierungsform abzuwägen. Bootstrapping
verstehen sich als „Entwicklungshelfer“ für ein
Damit bezeichnet man eine Firmengründung ganz
Start-up. Allerdings muss ein passender Business
ohne Fremdkapital. Kurz gesagt versucht man mit
Angel erst einmal gefunden werden. Darüber hi-
so wenig Geld wie möglich so viel wie möglich für
naus sind die Investments meist nicht sonderlich
sein Unternehmen zu erreichen. Bootstrapping
groß – diese Finanzierungsform eignet sich deshalb
ist oftmals kein besonders durchdachtes Modell,
im Regelfall in der Anfangsphase.
sondern eine Notwendigkeit für viele Gründer. Jedoch stellen die hohen Belastungen für die Grün-
Crowd-Finanzierung
der und das begrenzte Entwicklungspotential des
Hier sind zwei Formen zu unterscheiden: Beim
Unternehmens Risiken dar.
Crowdfunding geht es um das Einsammeln von Geld für bestimmte Produkte über Plattformen
Venture Capital
wie zum Beispiel Kickstarter. Die erste Produktion
Bei Venture Capital stellen Investoren einem Start-
kann so durch eine Masse von kleinen Investoren,
up Geld zur Verfügung und finanzieren damit lang-
die Crowd, finanziert werden. Durch Crowdfun-
fristig deren Expansion. Die Investoren beteiligen
ding kommt ein Start-up an Geld und Bekanntheit.
sich an dem Unternehmen und gehen dabei das Risi-
Dazu sammelt man das Geld in einer limitierten
ko ein, dass dieses scheitert und ihr Investment ver-
Zeit ein. Beim Crowdinvesting hingegen erhalten
loren ist. Verbunden mit dem Investment ist oftmals
die Gründer Darlehen von vielen Klein-Investoren,
eine Managementunterstützung für das Start-up.
unabhängig von einem schon bestehenden Pro-
Gründer sollten nicht übersehen, dass sie Informa-
dukt. Aufgrund der Vielzahl an Klein-Investoren
tions-, Kontroll- und Mitwirkungsrechte abgeben.
bestehen bei beiden Finanzierungsformen oftmals
Daneben wollen Investoren irgendwann einmal aus
Nachteile bei Anschlussfinanzierungen.
dem Betrieb wieder aussteigen, sodass ein hoher Anspruch an die Leistung der Gründer besteht.
Inkubatoren und Acceleratoren Inkubatoren stellen einem Start–up neben Kapital
Carsten Lexa Stellvertretender Leiter des Arbeitskreises Gründer im Jungen Mittelstand kanzlei-lexa.de
Business Angels
in der Regel noch eine Büroinfrastruktur zur Ver-
Business Angels sind in der Regel vermögende
fügung. Außerdem stehen sie beratend zur Seite
Unternehmer, die sich über den Erwerb von Un-
und helfen bei der Entwicklung der Geschäftsidee.
ternehmensanteilen an anderen Start-ups betei-
Accelerator-Programme dagegen werden z. B. von
ligen. Business Angels sind häufig bereit, schon
Universitäten oder auch Unternehmen angeboten.
sehr früh zum Zweck der Entwicklung eines inno-
Dem Start–up wird ein Mentor zur Verfügung ge-
vativen Geschäftsmodells in ein neu gegründetes
stellt, und der Kapitalgeber erwirbt im Gegenzug
Unternehmen einzusteigen. Zudem verfügen sie
Anteile. Für das Start–up stellt sich die Frage, ob die
oftmals über technisches wie organisatorisches
zusätzlichen Leistungen tatsächlich einen Gegen-
Know-how, haben ein dichtes Kontaktnetzwerk
wert bieten. Letztendlich geht es bei solchen Pro-
und
grammen um die Kontakte und das Ausschöpfen
eröffnen
den
Nachwuchsunternehmern
gezielten Zugang zu diesen Ressourcen. Sie
von Potentialen des Start–ups.
2|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
51
Mergers & Acquisitions im Mittelstand Im deutschen Mittelstand ist der Verkauf des eigenen Unternehmens, der Zukauf (Acquisition) oder das Zusammenlegen (Merger) mit einem Wettbewerber noch ein weitgehend unbekannter Pfad. Doch diese Methode zur Unternehmensnachfolge wird auch hierzulande immer populärer. Und das zu Recht, denn es gibt konkrete Vorteile.
Sowohl in den USA als auch in Großbritannien ist M&A viel mehr verbreitet als in Deutschland. Auf das Bruttosozialprodukt bezogen werden in den angelsächsischen Ländern etwa doppelt so viele M&A-Projekte realisiert. Während sich die deutschen Großkonzerne im internationalen M&A-Geschäft an vorderster Front schlagen, reagiert der Mittelstand zurückhaltend. Wie
„„
Auch in Deutschland finden Veränderungen statt, die f ür eine Annäherung an angloamerikanische Verhältnisse sprechen.
lässt sich eine solche Zurückhaltung erklären? Zunächst ist das eine fundamental andere Sicht
40 Prozent. Externe Besetzungen und die Ein-
über das Risiko-Profil. Während im anglo-ame-
bindung von Finanzinvestoren gewinnen an
rikanischen Markt lange Forschungs- und Ent-
Bedeutung.
wicklungs-Vorlaufzeiten mit hohen Investments als eines der wichtigsten Risiken angesehen wer-
Der Hauptgrund für diese Entwicklung ist im der-
den, befürchten deutsche Unternehmer eher die
zeitigen dramatischen Wandel der Geschäftsmo-
Überfremdung, Dissens in den strategischen Zie-
delle zu sehen, einer Welle von neuen Technologi-
len, Kontroll- und Identitätsverlust.
en und in der Globalisierung durch die Hintertür – ermöglicht durch Industrie 4.0, Big Data und die
In den letzten Jahren sind die Unterschiede jedoch
Cloud. Dies betrifft fast alle Branchen, von Ent-
deutlich geringer geworden: Die US-Amerikaner
wicklern über Herstellern bis hin zu Dienstleis-
haben den Vorteil langfristiger Technologie-En-
tern. Diesen Risiken wollen sich viele Unterneh-
gagements erkannt und stellen die Kurzzeit-Ren-
mer nicht mehr allein stellen. Diese Entwicklung
dite zurück. Ein Zeichen dafür sind die Delistings
hat einen neuen Schub von Unternehmenszusam-
von der Börse, wodurch diese Unternehmen mit-
menschlüssen zur Folge. Dabei wird die klassische
telständischen Charakter bekommen. In den USA
„Silo-Struktur“
hat man also erkannt, dass ein starker Mittelstand
ten-Zulieferer, Hersteller und Endkunden auf-
eine zentrale Rolle für den nationalen Wohlstand
gebrochen. Es entstehen neue netzwerkartige
spielen kann. Vor allem Deutschland gilt als
Strukturen, bis zur direkten Arbeitsteiligkeit
gutes Beispiel.
zwischen Wettbewerbern. Diese Entwicklung
vom
Entwickler,
Komponen-
wird auch die klassischen Barrieren zwischen
Externe Nachfolge gewinnt an Bedeutung
nationalen Märkten senken. Diejenigen werden
Auch in Deutschland finden Veränderungen
ßenvorteile und Netzwerk-Vorteile erreichen.
statt, die für eine Annäherung an anglo-ame-
Daten-getriebene Dienstleister werden eine
rikanische
Suchten
immer größere Rolle spielen. Dies läuft unter
vor einigen Jahren noch 60 bis 70 Prozent al-
dem Stichwort internationaler Eco-Systems.
Verhältnisse
sprechen.
gewinnen, die am internationalen Markt Grö-
ler mittelständischen Firmenchefs Nachfolger
Wer hier frühzeitig die Weichen stellt, hat gute
in der eigenen Familie, so sind es nach einer
Chancen, wer sich total verweigert, den bestraft
jüngsten IHK-Umfrage mittlerweile nur noch
das Leben.
2|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
Prof. Dr.-Ing. Kai Lucks Vorsitzender des Bundesverbandes Mergers & Acqusitions e. V.
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Firma Ansprechpartner E-Mail Vorname und Name (Kontoinhaber) Straße und Hausnummer Postleitzahl und Ort Kreditinstitut (Name und BIC)
DE__|____|____|____|____|__ IBAN
Datum, Ort und Unterschrift
54
Finanzierung in Zahlen
89 der kleinen Unternehmen (bis eine Millionen Euro Umsatz) berichten von gestiegenen sind rund siebenmal so viele wie unter den Unternehmen mit über 50 Millionen Euro
Prozent
Umsatz. Junge Unternehmen (weniger als sechs Jahre alt) melden mit 28,7 Prozent noch häufiger Erschwernisse bei der Kreditaufnahme. Quelle: Kreditanstalt f ür Wiederaufbau (Kf W)
der Betriebe tätigten in den vergangenen drei Jahren Inder
vestitionen. Nur elf Prozent der
Unternehmen
Betriebe investierten nichts.
beantragen Bank-
Zudem gab knapp die Hälfe
kredite.
55
aller Betriebe an, dass die Investitionsausgaben im DreiJahres-Vergleich
gestiegen
waren. Bei gut einem Drittel
Prozent
Prozent
form
eine
der
wichtigsten Finanzierungsquellen. Gegenüber
waren sie gleich geblieben. Nur sieben
Somit
bleibt diese Kredit-
dem
Vorjahr ist dieser Anteil jedoch um vier Prozent-
berichteten
von gesunkenen Investitions-
punkte zurückgegangen.
ausgaben.
Quelle:
Quelle: Baden-Württembergi-
bau (Kf W)
Kreditanstalt
f ür
Wiederauf-
scher Handwerkstag e. V.
288
Millionen E u r o
Wagniskapital
wurden
seit
Mai 2013 durch das INVESTProgramm des Bundesministeri-
ums für Wirtschaft und Energie für Existenzgründungen mobilisiert.
35
Quelle: Bundesministerium f ür Wirtschaft und Energie
Prozent
der kreditnachfragenden Unternehmen
des gesamten Umsatzes der
langfristige Kredite. Mittelfristige
führen
Unternehmen in Deutschland werden
von
KMU
er-
wirtschaftet. Bei der Nettowertschöpfung liegt der Anteil sogar bei knapp 55 Prozent. Quelle: Bundesministerium
Kreditverhandlungen
über
Kredite rangieren mit 52,7 Proz-
55,9 Prozent
f ür Wirtschaft und Energie
ent knapp dahinter. Deutlich seltener werden dagegen Verhandlungen über
kurzfristige
Kredite
geführt
(36,5 Prozent). Quelle: Kreditanstalt f ür Wiederaufbau (Kf W)
2|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
Illustration oben links: © Enis Aksoy – istockphoto.com; Illustration rechts oben: © LueratSatichob – istockphoto.com; Illustration mitte. © horzigor von – istockphoto.com; Illustration unten links: © Peacefully7 – istockphoto.com; Illustration unten rechts: © Tiyas – istockphoto.com
Schwierigkeiten beim Kreditzugang. Das
55
BUNDESWIRTSCHAFTSSENAT IM DIALOG MIT SPITZENUNTERNEHMERN
MEDIENEXPERTE PROF. DR. JO GROEBEL
230 UNTERNEHMERPERSÖNLICHKEITEN 4 NOBELPREISTRÄGER WELTMARKTFÜHRER, WISSENSCHAFTLER, KÜNSTLER JAHRESUMSATZ CA. 98.000.000.000 EURO 1.100.000 ARBEITSPLÄTZE
S.57
PETER HAUBOLD TAC Holding GmbH “Ohne Werte keine Werte“
S.61
MARC IRMISCH-PETIT Monster GmbH „Geschwindigkeit ist ein zentraler Faktor“
2|18 DER Mittelstand. | Bundeswirtschaftssenat
56
HANS-PETER HAUBOLD TAC HOLDING
Bundeswirtschaftssenat
57
„Ohne Werte keine Werte“ Immer wieder benötigen mittelständische Betriebe Finanzierungen für die Entwicklung ihres Geschäftes, die durch Dritte nicht bereitgestellt werden. Hier kann Hans-Peter Haubold helfen: Seit mehr als 20 Jahren investiert er mit seinem Unternehmen, der TAC Holding, in den Mittelstand, damit dieser seine Potenziale voll ausschöpfen kann.
Prof. Dr. Jo Groebel: Lieber Herr Haubold, Ihr Unternehmen, die TAC Holding, ist im Bereich der Unternehmensfinanzierung eine feste Größe. Können Sie uns etwas zur Gründungsgeschichte Ihrer Holding erzählen? Hans-Peter Haubold: Die TAC Holding GmbH wurden 1992 als Dachgesellschaft für Möbel gegründet. Ich war bei der Beteiligungstochter der bayerischen Landesbank als Prokurist, dann als Vorstand der Monacensis AG für Beteiligungsunternehmen zuständig. Nach deren Privatisierung stieg ich im Jahre 2002 als Geschäftsführer in die Dachgesellschaft ein. Heute sind wir in ganz unterschiedlichen Branchen tätig, halten Beteiligungen in den unterschiedlichsten Industrien – wie zum Beispiel der Metallverarbeitung, Software, Medizintechnik oder fotooptische Systeme. Aber auch in der Modebranche sind wir aktiv. So stehen wir für unterschiedliche Modeveranstaltungen und Messen mit Tausenden teilnehmender Firmen. Auch eine der großen Agenturen für den Modevertrieb über das Internet gehört dazu. Ursprünglich auf die Möbelproduktion konzentriert, entwickelte sich die Expansion in unterschiedliche Branchen nach 2002.
Fotos: Christian Kruppa
Das heißt, Sie benötigen Expertenwissen für mehrere und ganz unterschiedliche Branchen? Das zeichnet meinen Lebenslauf seit langem aus. Schon bei meiner früheren Tätigkeit als Abteilungsleiter Finanzcontrolling der Treuhandanstalt Berlin hatte ich mit ganz unterschiedlichen Branchen und Investitionen zu tun. Auch heute decken wir als Industrieholding ein breites Spektrum ab. Dazu gehören vor allem die kaufmännische Verwaltung, die Finanzierung und das Controlling der Unternehmen. Allerdings ziehen wir für spezifisches Wissen in Produkt, Produktion und Verfahren externe Experten hinzu. Ihre Holding steht nicht für kurzfristige Rein-Raus-Investitionen. Stattdessen stehen Überzeugung und Qualität im Vordergrund ... Wir betrachten uns als klassische Industrieentwickler. Das Asset Capital in unserem Namen steht für Kapital, das wir, auch mit Banken zusammen, an Firmen vergeben, die damit die finanziellen Voraussetzungen für ihre Weiterentwicklung bekommen. Jede Maßnahme wird zusammen mit dem jeweiligen Management erarbeitet. Zudem bieten wir Unterstützung bei allen Fragen der Wertschöpfungskette sowie Servicedienstleistungen an. Wir sehen, dass selbst
bei größeren Unternehmen stetig eine Optimierung aller Prozesse und Produkte stattfinden muss, um auch zukünftig wettbewerbsfähig zu sein. Die Sanierung von Unternehmen ist sicherlich auch ein großes Thema für Sie. Es war ein großes Thema. Heute gehen wir je nach Branche und Unternehmen ganz unterschiedlich vor. Statt Sanierung mit massiven Einsparungen sind häufig Strukturveränderungen sehr viel erfolgreicher. Dabei ist es unser Anliegen, alle Interessengruppen optimal zu berücksichtigen. Das ist für den Geschäftserfolg viel wichtiger als kurzfristiges Ergebnisdenken. Innerhalb der einzelnen Industrieunternehmen streben wir danach, Geschäftsbereiche stetig auszubauen und mit attraktiver Wertschöpfung zu versehen. Sie decken jeweils zwischen zwei und zehn Millionen Euro an offenen oder stillen Beteiligungen ab. Ab wann investieren Sie, und wie bewerten Sie die Finanzierungssituation beim deutschen Mittelstand? Erst wenn eine Firma ihre Marktfähigkeit bewiesen hat, steigen wir ein. Wir sind daher nicht unbedingt die passenden Ansprechpartner für Seed-Finanzierungen und Startups in der Frühphase. Im Hinblick auf den Mittelstand muss man leider sagen, dass das Wirtschaftsleben in Deutschland durch besonders hohe Belastungen gekennzeichnet ist, insbesondere was die Steuerabgaben und rechtliche Rahmenbedingungen angeht. Die Folge ist, dass teilweise den mittelständischen Betrieben das Kapital fehlt, um unter anderem in Forschung und Entwicklung oder Automatisierungstechniken zu investieren. Zudem schaffen immer neue Gesetze eine Vervielfachung des Verwaltungsaufwandes. Umso höher ist zu bewerten, dass das mittelständische, größtenteils auch familienbezogene Unternehmertum in unserem Lande letztlich die tragende Kraft der Wirtschaft und damit auch der Gesellschaft ist. Gibt es weitere Themen, bei denen in Deutschland Nachholbedarf besteht? Ja, zum Beispiel bei den Themen Digitalisierung, Schule, Infrastruktur sowie der Sicherung von Rohstoffen. Viele Länder betreiben politisch langfristige Ressourcensicherung in den entsprechenden Abbauländern. Das können einzelne deutsche Firmen, insbesondere Mittelständler gar nicht
2|18 DER Mittelstand. | Bundeswirtschaftssenat
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Verleihung der Senatorenwürde für Peter Haubold (v. li.): Mario Ohoven, Hans-Peter Haubold, die Direktorin und Staatssekretärin des Bundesrates Dr. Ute Rettler, Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther und Berlins Erzbischof Dr. Heiner Koch.
angemessen leisten. Natürlich müsste auch die Bundesregierung hier übergreifend sehr viel mehr an Unterstützung bieten. Als Exportnation sind wir auch zukünftig auf Rohstoffe angewiesen, denn unser Kapital sind unter anderem Knowhow und Innovation. Wie sehen Sie zukünftig die Rolle der Banken im Lande? Vorsichtig formuliert: suboptimal. Grundsätzlich ist das System aus unter anderem Sparkassen, Raiffeisenbanken, Landesbanken und den zwei Großbanken sehr solide. Es ist jedoch zu befürchten, dass die zu erwartenden Regulierungen auf europäischer Ebene sowie Finanzkrisen aus Partnerländern die Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit deutscher Banken gefährden. Der Mittelstand braucht verlässliche Finanzierungspartner, die nicht durch ausufernde Bürokratisierung und institutsübergreifende Experimente auf europäischer Ebene in ihrer eigenen Entwicklung gehemmt und geschwächt werden. Die Stärke des deutschen Mittelstandes resultiert ja unter anderen auch daraus, dass es in Deutschland Finanzierungsinstitute für jede Unternehmensgröße gibt. Dies ist in vielen nicht europäischen Ländern nicht mehr gewährleistet. Ist FinTech für Sie ein Thema? Wir beobachten dieses Feld natürlich sehr genau, sind hier aber selbst noch wenig aktiv. Wir gehen davon aus, dass es noch einer relativ langen Entwicklungszeit bedarf, bevor FinTechs Leistungen für mittelständische Unternehmen flächendeckend übernehmen können. Deutschland schreibt die schwarze Null. Wie bewerten sie das? Lassen Sie es mich ironisch beantworten. Wenn ich beim Finanzamt drei Jahre hintereinander eine schwarze Null für mein Unternehmen angebe, besteht die Gefahr, dass man meine Tätigkeit als Liebhaberei bezeichnet. Für einen Kaufmann ist so ein Selbstzweck nicht nachvollziehbar. Allerdings gibt es immer wieder Berichte, dass in der Bundesrepublik ein erheblicher Investitionsstau in Infrastruktur und Gebäuden besteht. Hier werden unterschiedliche Bereiche, zum Beispiel Straßen, Brücken aber auch Gebäude wie Schulen, genannt. Dies gibt einem schon zu denken, insbesondere da die Große Koalition über erhebliche Steuereinnahmen verfügt.
Können Sie uns Vorbilder nennen, an denen sich Deutschland orientieren könnte? Ein besonderes Augenmerk sollte auf die Ausbildung gerichtet werden. Dem Mittelstand fehlen immer mehr qualifizierte und leistungsbereite Arbeitnehmer. Nur ein Beispiel, in der Türkei sind inzwischen sehr viele Schulen an das Internet angebunden und der Staat fördert Lehrinhalte über eigenständiges, computergestütztes Lernen. Zudem gibt es für die Lehrkräfte Schulungsprogramme, und den Schülern stehen Tablets zur Verfügung, um auch internetbasierte Lehrinhalte zu vermitteln. Gibt es einzelne Branchen, die demnächst in Deutschland besonders unter Druck geraten? Ich will es allgemein formulieren, wie es auch führende Sachverständige getan haben: Wenn besonders niedrige Eintrittsbarrieren in den jeweiligen Markt gegeben sind, und damit zum Beispiel Unternehmen aus Ländern wie China, Korea, Indien oder Japan zu Konkurrenten werden, kann es für deutsche Produktionsunternehmen schwierig und teilweise existenzbedrohend werden. Natürlich gilt dies ganz besonders, wenn ein Know-how Transfer oder Talentabwanderung stattfindet und dann das Wissen genutzt wird, um unter wirtschaftlich deutlich einfacheren Rahmenbedingungen in den besagten Ländern zu produzieren. Es ist auch ein Problem, dass inzwischen etliche deutsche Großunternehmen Forschung und Entwicklung in andere Länder mit deutlich geringeren Restriktionen verlagern. Auch wenn es uns im Moment wirtschaftlich noch sehr gut geht, gerade jetzt müssten die Unternehmen in Deutschland umso mehr in Forschung und Entwicklung investieren, um für schwierigere Zeiten vorzusorgen. Zum Glück hat die Bundesrepublik noch viele mittelständische Hidden Champions, die als Weltmarktführer in Nischen agieren, und sich tatkräftig für die Zukunft aufstellen. Wie sehen Sie in diesen schwierigen globalen Zeiten die Rolle der USA?
VITA Hans-Peter Haubold, geboren 1964, ist seit 2000 Geschäftsführer der TAC Holding GmbH und gilt heute als ein Experte im Bereich Finanzcontrolling und Unternehmensfinanzierung. Nach seinem Abschluss als Diplomkaufmann an der Ludwig-Maximilians-Universität in München arbeitete er in verschiedenen renommierten Unternehmen, darunter die Tchibo Holding GmbH und die Bayerische Landesbank in verschiedenen Positionen. Vom Abteilungsleiter zum Direktor, zum Geschäftsführer, Hans-Peter Haubold hat bereits eine beachtliche berufliche Karriere hinter sich. Neben seiner Tätigkeit als Geschäftsführer der TAC Holding GmbH ist er heute auch in diversen Aufsichtsräten tätig. In seiner Freizeit ist er ein begeisterter Skifahrer. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.
2|18 DER Mittelstand. | Bundeswirtschaftssenat
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Das Risiko liegt nicht zuletzt in der Finanzwirtschaft. Wir sind derzeit Exportweltmeister. Wenn die USA in eine echte Wirtschaftskrise geraten oder es zu einem Handelskrieg mit der Europäischen Union kommt, sind alle deutschen Exportunternehmen unmittelbar betroffen und natürlich auch der Mittelstand. Auch die augenblickliche politische Stimmungslage in den USA macht es europäischen Unternehmen immer schwieriger, sich weiterhin positiv in diesem Markt zu entwickeln. In der Bundesrepublik spielen die soziale und ökologische Verantwortung der mittelständischen Unternehmen eine viel größere Rolle als in den USA. Die damit verbundenen Kosten sowie die Steuererleichterungen in den USA schaffen deutliche Wettbewerbsvorteile für amerikanische Unternehmen, aber auch für den Standort Amerika. Bleiben wir noch beim internationalen Vergleich. Wie sehen Sie die Mischung in China aus Marktwirtschaft und staatlicher Lenkung? China kann nicht mit der Bundesrepublik verglichen werden. Es steht unter ganz anderen geopolitischen und sozialen Bedingungen. Die extrem positive wirtschaftliche Entwicklung, begleitet durch eine Vielzahl von rechtlichen Rahmenbedingungen und Erleichterungen für ausländische Joint Venture, weicht langsam einer kapitalistischen Planwirtschaft mit einem Fokus auf den Binnenmarkt. Allerdings greift der Staat, anders als bei uns, dann ein, wenn es um die langfristige Sicherung von Ressourcen und Märkte geht. Sichtbar ist das zum Beispiel in Namibia, von wo ich gerade komme.
Ließe sich das auch auf Deutschland oder Europa übertragen? Dies würde bei uns nicht funktionieren. Abgesehen davon, dass es auch gesellschaftspolitisch und wirtschaftlich nicht wünschenswert wäre. Ich kann nur spekulieren. Bei Chinas riesiger Bevölkerung und den völlig unterschiedlichen und vielfältigen Kulturen im Lande funktioniert die gesellschaftliche Integration vielleicht nur durch straffe Lenkung. In der Bundesrepublik gibt es durch die soziale Marktwirtschaft eine Einbindung der Interessen der gesamten Bevölkerung in das Wirtschaftssystem.
Foto: TAC Holding
Sie sind viel international unterwegs. Erzählen Sie uns doch etwas über Ihre heimischen Ursprünge. In meiner Familie hatten wir früher Schreinereien und Möbelfabriken. Durch das Studium habe ich mich über diese familiären Unternehmungen hinaus eher dem Finanzbereich zugewendet. Praxis und Theorie gingen für mich sehr früh Hand in Hand. Heute bin ich selbst ab und zu als Referent an Schulen tätig und versuche dort immer die Brücke zwischen Lehre und Praxis zu schlagen. Welches wäre Ihr dringlichster Wunsch an die Politik? Frieden und die persönliche Sicherheit stehen für mich ganz oben auf der Liste. Wirtschaftlichen Erfolg kann es nur in einem Land geben, das auch ein harmonisches Miteinander aller Bürger gewährleistet. Dazu gehören unter anderem
natürlich Rechtssicherheit, Finanzsicherheit, eine effiziente und verantwortungsvolle Verwaltung, angemessene Belastungen, eine soziale Absicherung und ein funktionierendes Gesundheitssystem. Ihr Wunsch an den BVMW? Die Themen Steuern und bessere und unbürokratischere Rahmenbedingungen für uns mittelständische Unternehmer müssen politisch weiter auf der Tagesordnung bleiben. Zudem muss der BVMW deutlich auf die Zukunftsfaktoren Digitalisierung, IT und Bildung eingehen. Haben Sie trotz Ihrer vielfältigen Verpflichtungen auch Zeit für Hobbies? Sofern mir die Zeit bleibt, spiele ich gerne Hockey, Golf, und im Winter fahre ich Ski. Insgesamt erscheinen Sie mir nicht nur als ein Mensch der Finanzen und Zahlen, sondern auch einer der Ethik. Ich kann nur immer wieder sagen, Ohne Werte gibt es keine Werte! Nur wer soziale, gesellschaftliche und wirtschaftliche Verantwortung im Rahmen seines eigenen Wertesystems lebt, kann auf die Dauer auch ökonomische und finanzielle Werte schaffen. Vielen herzlichen Dank für das Gespräch.
DAS UNTERNEHMEN Rechtsform: GmbH Gründung: Dezember 1997
Umsatz: 132 Millionen Euro kulmuliert
Branche: Industrieholding, verSitz: schiedene Branchen: München Automotive, Geschäftsführer: Software, MedizinHans-Peter Haubold, technik, Elektronik Alexander Nothdurft u. a. Mitarbeiter: Produkte: 1.200 Recruitinglösungen
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Webseite: www.tac-holding.de
60
MARC IRMISCH-PETIT MONSTER GMBH
61
„Geschwindigkeit ist ein zentraler Faktor“ Onlinebasierte Jobbörsen werden zunehmend genutzt und gelten bei Arbeitgebern als wirkungsvolles Medium in der Rekrutierung neuer Mitarbeiter. Im Kampf um die besten Fachkräfte spielen neue Technologien und Geschwindigkeit eine immer größere Rolle. Monster ist als Pionier im Bereich Online Recruiting tätig und weiß, worauf es heute ankommt, um die passenden Kandidaten für das jeweilige Unternehmen zu finden.
Fotos: Monster GmbH
Prof. Dr. Jo Groebel: Mich freut besonders, mit Ihnen heute als Monster-Chef zu sprechen. Ich hatte bereits 1996 das Vergnügen, zum Start des Unternehmens in den Niederlanden eine Einführungsrede zu halten. Mit Monster wurde der Traum eines weltweiten Recruiting per MouseClick wahr. Ihr Motto lautet: All Jobs, All People. Sind die entsprechenden Prozesse der globalen Arbeitsplatzvermittlung inzwischen weitgehend automatisiert, wie wir das von Partnerbörsen kennen, auch wenn der Vergleich natürlich hinkt? Marc Irmisch-Petit: Ja und nein. Tatsächlich haben wir beim Recruiting auf Social Media wie Facebook und Twitter zur Ansprache passiv Suchender die Abläufe automatisiert und erreichen so eine sehr große Anzahl potenzieller Jobkandidaten. Bei den Kernprozessen aber ist unsere Kompetenz nicht mit Automatisierung allein umzusetzen. Um noch mal den Vergleich mit Partnerbörsen zu bemühen: Dort gelten ja online zustande gekommene Beziehungen inzwischen im Vergleich zu traditionellen als haltbarer. Gilt das auch für das Recruiting? Nein, dazu spielen nach dem ersten, noch automatisierten Onlineprocedere zu viele Zusatzfaktoren eine Rolle. Für einen ersten, möglichst breit fundierten Selektionsablauf ist die digitale Welt hervorragend geeignet. Dann allerdings geht es um vertiefende Analysen, die bis zur Endentscheidung nicht ausschließlich online verlaufen können, um die richtige Person mit dem richtigen Job zusammenzubringen. Auch wenn wir es nicht explizit analysiert haben: Generell ist in etlichen Branchen die durchschnittliche Verweildauer im Job von kürzlich noch drei Jahren auf unter zwei gesunken. Auch, weil im Entscheidungsprozess von Anbieter und Interessent sehr häufig nicht alle von uns angebotenen Qualitätskriterien genutzt werden. Zudem hat sich die Situation von einem Arbeitgeber- zu einem Arbeitnehmermarkt gewandelt. Qualifikation und Fachkräfte sind deutlich rarer geworden. Heißt das, dass auch mit Monster nicht das Ende des Personalberaters gekommen ist? Natürlich spielen Headhunter vor allem für höhere Positionen nach wie vor eine wichtige Rolle. In der Breite aber
bieten wir global die Möglichkeit, für die Kombination aus fünf Millionen Jobangeboten und potenziell fünfzig Millionen Kandidaten die zehn besten Bewerber herauszufiltern, und das automatisiert. Das Robot-Recruiting ist also eine exzellente Möglichkeit, optimal im Vorfeld zu filtern und Information zu nutzen. Vor der Endauswahl ist damit eine perfekte Kriterien-Basis geschaffen. Der Rekrutierungsprozess wird in diesem Fall elektronisch, also mit Algorithmen gesteuert. Lässt sich Robot-Recruiting denn auch für die Berücksichtigung von Soft Skills, also von weichen Faktoren, einsetzen? Im Sinne der Vorauswahl liegt der Akzent schon eher auf messbaren, objektivierbaren Kriterien. Gerade die Objektivierung des Auswahlprozesses ist eine herausragende Stärke. Subjektivität, Vorurteile, Ressentiments fallen bei Betonung der reinen Sachfaktoren zunächst ganz weg. Im Nachgang kann man sich dann im persönlichen Gespräch mit den in der Regel schon sehr gut geeigneten Kandidaten auf die notwendigen Soft Skills konzentrieren. Die Kombination von Online-Recruiting und unserer vertiefenden Expertise macht unser Profil aus. Können Sie uns einen idealtypischen Verlauf des Monster-Recruiting beschreiben? Ein zentraler Teil unserer Arbeit ist es, Arbeitgeber bereits bei der Stellenbeschreibung zu beraten. Wir helfen bei dem Herauskristallisieren der gewünschten Kriterien oder bei den Formulierungen. Die richtige Formulierung, ein häufig unterschätzter Faktor. Ich könnte mir denken, dass diese für die Bewerber eine große Rolle spielt … Absolut. Es ist zum Beispiel wichtig, in den meisten Fällen genderneutral auszuschreiben. Trotzdem mag es natürlich auch korrelierende Eigenschaften geben, die es durch entsprechende Formulierungen Männern oder Frauen jeweils mehr nahelegen, sich zu bewerben. Das gilt auch für viele andere Charakteristika. Das Wording legt bereits fest, wer sich angesprochen und aufgefordert fühlt. Das ist eine unserer Kernkompetenzen.
2|18 DER Mittelstand. | Bundeswirtschaftssenat
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Erfahrungshintergrund. Über wie viele Jobs jährlich sprechen wir bei der Monster-Vermittlung? Wir gehen in unserem Bereich von 250.000 publizierten Stellenangeboten jährlich aus, dabei 100.000 Unternehmen oder Organisationen und Millionen potenzieller Kandidaten. Wie ist das Unternehmen in Europa aufgestellt? Unsere Headquarters sind in London, wichtig ist aber auch unser European Center of Excellence in der Tschechischen Republik als zentrales Servicezentrum. Dort bieten wir unter anderem europaweit Unterstützung für strukturelle Veränderungen und Vertragsgestaltungen. Sie beschäftigen sich viel mit dem, was eine Führungskraft heutzutage mitbringen muss. Was heißt das für die Führungsphilosophie bei Monster? Unser sozialer Slogan sagt es bereits: Es geht um Dich. Das gilt für Kunden, Partner und eben auch für Kollegen und Mitarbeiter. Für mich persönlich spielt Klarheit eine zentrale Rolle. Jeder muss wissen, woran er ist, was von ihm oder von ihr erwartet wird. Auf dieser Basis kann dann jeder eine Arbeits- und Karriereentscheidung treffen. Auch die Konsequenzen des eigenen Handelns müssen dem Mitarbeiter immer deutlich sein. Mit diesem Prinzip bin ich in den zwanzig Jahren meines Berufs- und Führungslebens immer gut gefahren. Jeder muss für sich klar entscheiden können.
Wer zahlt für die Dienstleistung, ist es der Bietende oder der Suchende? Es ist immer der Arbeitgeber. Wir vermitteln ihm passgenau die Interessenten für seine ausgeschriebenen Positionen. Ich wüsste gerne mehr über die Geschichte des Unternehmens. Monster gilt als einer der großen Web-Pioniere … Ja, Monster gilt als Erfinder des Online-Recruiting. Gegründet wurde das Unternehmen bereits 1994 in den USA. International war Monster mit seiner Erfolgsformel sehr schnell präsent. 1996 kam es zur Niederlassung in den Niederlanden. Wieso in Deutschland erst im Jahr 2000? Ganz einfach, es gab in Deutschland das Unternehmen Job-Pilot, das dann aber von Monster übernommen wurde. In wie vielen Ländern ist Monster in Europa vertreten? Und wie steht es um den Wettbewerb? Auf unserem Kontinent gibt es Monster in vierzehn Ländern. Inzwischen tummeln sich dabei allein in meinem Einzugsbereich, den DACH-Staaten, 1.400 Anbieter, die irgendwie auch Online-Recruiting einsetzen. … aber eben weder mit Ihrem globalen Einzugsbereich, noch mit Ihrem Kompetenzrepertoire, noch mit Ihrem
Sehen Sie generell bei Ihren Kunden eine Veränderung der Stellenbeschreibungen? Wie wichtig ist heute das Gehalt im Vergleich zur Work-Life-Balance? Generell stellen sich heute junge Menschen darauf ein, länger und flexibler zu arbeiten und arbeiten zu müssen. Entsprechend wichtig ist, die eigenen Ressourcen auch langfristig einschätzen und einsetzen zu können. Daraus resultiert zum Beispiel, dass ein heute Dreißigjähriger durchaus eine Auszeit für Karriereveränderungen oder Orientierungsphasen nutzt. Lineare Lebensläufe sind nicht mehr selbstverständlich. Als Arbeitgeber
VITA Marc Irmisch-Petit wurde 1968 in Stuttgart geboren. Seit 2015 leitet er als Vice President General Manager die Geschäftsaktivitäten der Monster Worldwide Deutschland GmbH, der Monster Worldwide Austria GmbH und der Monster Switzerland AG. Er kam 2013 als Director Sales Germany zu Monster. Nach seinem Abschluss als Bachelor of Business Administration 1995 begann seine Karriere bei Hewlett Packard und führte zu Microsoft Deutschland GmbH, wo er u. a. als Director Distribution Business zwölf Märkte verantwortete. 2010 folgte der Wechsel als VP Small & Medium Enterprise and SoHo zur Telefónica Germany. Seine Themen: Neuentwicklungen in der HR-Branche und die Verknüpfung von Technologie und HR.
2|18 DER Mittelstand. | Bundeswirtschaftssenat
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bekommt man im Gegenzug großes Engagement, die Übernahme von Eigenverantwortung bei flachen Hierarchien. Ein Unternehmer, der offen für solche Optionen ist, profitiert dann auch davon. Home-Offices werden zunehmend wichtiger. Insgesamt führt Zufriedenheit zu einem hohen Einsatz und gesteigerter Effizienz. Das Gefühl, eine sinnvolle Tätigkeit auszuüben, zählt heute für junge Menschen heute so viel wie der materielle Vorteil. Stichwort Recruitment Controlling: wo sehen Sie die Trends der Zukunft? Recruitment Controlling passt zur Technisierung des gesamten Job-Angebotsprozesses. Die entsprechende Automatisierung erlaubt viel mehr Zeit für Tiefen- und Qualitätsanalysen, mehr Zeit für die Berücksichtigung von Human Resources und die Innen- wie Außenkommunikation eines Unternehmens. Gute Bewerbungsabläufe und hohe Zufriedenheit tragen zur positiven Gesamtanmutung des Miteinanders innerhalb der Organisation entscheidend bei. Der von Ihnen benutzte Begriff des Robot-Recruiting, klingt zwar mechanisch, scheint mir aber in Wirklichkeit sehr effektiv zu sein. Ganz richtig. Schon jetzt sehe ich innerhalb dessen sogar Bewegtbild-Rekrutierungen in der Interaktion zwischen Job-Anbieter und Job-Interessenten, zum Beispiel über Snapchat. Warum nicht auch gar die mobile Live-Bewerbung mit Hilfe des Smartphones …
zessen noch recht zügig, dann aber hören Interessenten oft wochenlang gar nichts mehr. Im schlimmsten Fall erhalten Sie gar keine Antwort. Das aber geht im Zeitalter des Fachkräftemangels nicht. Geschwindigkeit ist ein ganz zentraler Faktor. Mobiles Recruiting stärkt das Image eines Unternehmens als fortschrittlich, heutig und innovativ. Schnelligkeit und Interaktivität schon in der Bewerbungsphase signalisieren, dass man dynamisch und modern denkt und handelt. Wir von Monster stehen hier gerne zur Seite. Wie wichtig sind für Sie der BVMW und der Bundeswirtschaftssenat? Ich finde es toll, wie der Verband die Interessen des Mittelstandes an die Politik heranträgt. Eine solche Interessenvertretung ist enorm wichtig. Nur so können die Politiker mitbekommen, wo die Unternehmen der Schuh drückt. Erlauben Sie mir noch eine persönliche Frage: Hatten Sie schon immer einen Doppelnamen? Nein, bei 1,92 Metern Körpergröße fand ich aber als Zusatz den Namen meiner Frau Petit, französisch: klein, sehr passend ... Vielen herzlichen Dank für das Gespräch.
Das passt zum 21. Jahrhundert und dem hochgradigen Einsatz mobiler, intelligenter Telefonie. Wir bieten dazu schon längst die Monster-App. Nach links streichen heißt löschen, nach rechts Bewerbung. Sie waren bereits vor Ihrer Tätigkeit bei Monster in der digitalen Welt aktiv, ich nenne HP oder Microsoft als frühere Arbeitgeber. Ja, das stimmt. Meine Leidenschaft waren dabei immer Vertrieb und Marketing. Bei Monster kamen noch Produktentwicklung und Services hinzu. Allgemein suche ich neue Herausforderungen, mir macht es Spaß, Dinge voranzutreiben, Veränderungs- und Erneuerungsprozesse auf den Weg zu bringen. Wie beurteilen Sie die Lage Deutschlands in Bezug auf die Digitalisierung? Sicher, im Bereich der Digitalisierung gibt es gerade im Schulsystem viel Nachholbedarf und insgesamt viel zu verbessern. Aber wir können auch sehr stolz auf Deutschland sein. Auf das Niveau der Hochschulausbildung, auf unser gesellschaftspolitisches Fundament. Bildung und Ausbildung und die technischen Möglichkeiten schaffen eine Verbesserung von Effizienz und Zufriedenheit. Zusammen mit Professor Dr. Tim Weitzel veröffentlichten Sie zusammen die Recruiting Trends … Ja, wir haben beispielsweise die jeweilige Besetzungsdauer analysiert. Zunächst geht es bei den Bewerbungspro-
DAS UNTERNEHMEN Rechtsform: GmbH
Mitarbeiter: circa 200
Gründung: Dezember 1997
Branche: Jobbörse, Webportale
Sitz: Eschborn Geschäftsführer: Marc Irmisch-Petit, Andrea Bertone
2|18 DER Mittelstand. | Bundeswirtschaftssenat
Produkte: Recruitinglösungen Webseite: www.monster.de
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Chancenreiche Partnerschaften
News
Welche Hürden und Chancen von Kooperationen zwischen Mittelständlern und Start-ups bestehen derzeit? Eine aktuelle Studie des Alexander von Humboldt Instituts für Internet und Gesellschaft (HIIG) geht genau dieser Frage nach. Wenn ein traditioneller Mittelständler und ein junges Start-up aufeinander treffen, prallen zwei Welten auf-
Unternehmerpreise
einander. Um herauszufinden, ob man zueinander passt, sind pragmatische und ressourcenschonende Formate wie Pilotprojekte vielversprechend. Ganz
Es gibt viele Gründe, sich mit anderen Unternehmen in einem Wettbewerb
nach dem Motto „Start small, but start“.
zu messen: Gute Presse, individuelle Förderung, Kontakte knüpfen und,
Die Studie ist abrufbar unter:
nicht zu vergessen, das Preisgeld. Hier stellen wir Ihnen vier der aktuellen
hiig.de/sum-pdf
Unternehmerpreise vor.
IT Security Lab und Start-up
Deutscher Nachhaltigkeitspreis 2018 Europas größte Auszeichnung für ökologisches und soziales Engagement, der Deutsche Nachhaltigkeitspreis, prämiert auch in diesem Jahr wieder beispielhafte Leistungen in Wirtschaft, Kommunen, Architektur und Forschung im
Baden-Württembergs
Bereich der Nachhaltigkeit.
terium ist das einzige Ministerium in
Bewerbungsschluss ist der 27. April 2018
Deutschland mit einer Stabsstelle für www.nachhaltigkeitspreis.de
Innenminis-
Digitalisierung mit einer Querschnittfunktion. Das neue IT-Security-Lab
BVMW Mittelstandspreis Thüringen
ist in das gesamte Maßnahmenspek-
Der BVMW Landesverband Thüringen ehrt zum 20. Mal in Folge Unterneh-
trum der neuen Gründungsoffensive
merpersönlichkeiten für ihr herausragendes Engagement in Wirtschaft und
des Landes integriert. Den Gründe-
Gesellschaft. Die Auszeichnung beispielgebender, vorbildlicher Leistungsträger
rinnen und Gründern stehen sämt-
aus dem Mittelstand soll jungen Menschen Mut machen zur eigenen Selbststän-
liche Start-up-Förderangebote des
digkeit und zur Übernahme mittelständischer Unternehmen.
Landes
Bewerbungsschluss ist der 30. Juli 2018 / Jena: 30. April 2018
Verfügung.
www.digital-bw.de
https://bvmw.info/unternehmer-des-jahres
Digital Champions Award 2018
und
des
Bundes
zur
haben. Die gemeinsame Initiative der Telekom und der WirtschaftsWoche hat
Zukunftssichere Buchhaltung und Verwaltung
sich zum Ziel gesetzt, die Projekte der Unternehmen einer breiten Öffentlichkeit
Das eifas Netzwerk steht Unterneh-
näherzubringen.
men beim Thema Finanzen als kompe-
Bewerbungsschluss ist der 31. Mai 2018
tenter Partner zur Seite. Mit internen
Servicelines können Fragen aus den
Der Digital Champions Award prämiert mittelständische Unternehmen, die bereits wegweisende Digitalisierungsprojekte im eigenen Betrieb umgesetzt
www.digitalchampionsaward.wiwo.de
Bereichen Lohn, Arbeitsrecht, Steuern
KfW Award Gründen
oder Zoll beantwortet werden. Zudem
Die KfW-Bankengruppe zeichnet im Rahmen der Deutschen Gründer- und
sind durch die Onlineplattform Proacda
Unternehmertage (deGUT) 16 junge Unternehmen mit dem KfW Award Gründen
Buchhaltung, Lohnabrechnung, Mitar-
aus. Start-ups aller Branchen, die ab dem 01. Januar 2013 gegründet beziehungs-
beiterverwaltung und Administration in
weise im Rahmen einer Nachfolge übernommen wurden, können sich für den
der Cloud ortsunabhängig, sicher und
Award bewerben.
jederzeit verfügbar.
www.degut.de/kfw-award-gruenden
2|18 DER Mittelstand. | Service
https://eifas.org
65
Mehr Reichweite durch barrierefreie Webseite Für die Unternehmenskommunikation
Einschränkungen. Mit Hilfe assistiver
ist eine reichweitenstarke Webseite
Technologien lässt sich jede Webseite
unverzichtbar. Doch der Erfolg des On-
barrierefrei gestalten. ce≈die Visuel-
lineauftritts hängt nicht nur davon ab,
le Kommunikation bietet Projektbe-
dass die Seite gefunden wird, wichtig ist
gleitung, Unterstützung und Schu-
auch die Barrierefreiheit. Die Websei-
lung barrierearmer Webseiten und
te sollte für alle Nutzer zugänglich sein,
PDFs an.
auch für solche mit Behinderungen und
Fintech-Mittelstandsinitiative
www.cedie.de
Chatbots übernehmen den Kundenservice Die Digitalagentur kreativrudel entwickelt Chatbots (textbasierte Dialogsysteme), die durch vordefinierte Regeln
Das Netz der Bankfilialen in Deutschland wird immer löchriger. Damit schwin-
funktionieren und auf Messaging-Platt-
det die Kundennähe, und vor allem kleine und mittelständische Unternehmer
formen wie dem Facebook Messenger
verlieren ihren persönlichen Bankberater. Eine Alternative können Fintechs
integriert werden können. Die Bots
sein. Diese bieten mit Hilfe technologiebasierter Systeme spezialisierte und
greifen bei jeder Antwort auf ihre
besonders kundenorientierte Finanzdienstleistungen an. Der BVMW greift das
Wissensdatenbank zurück, die nach
Thema in diesem Jahr weiter auf und unterstützt die geplante Fintech-Mittel-
dem Wenn-dann-Prinzip funktioniert.
standsinitiative. Teil des Konzepts werden eine Umfrage, eine Studie und eine
Chatbots sind vor allem der interaktive
Veranstaltungsreihe sein, um den Mittelstand hinsichtlich der digitalen Finan-
Ersatz für häufig gestellte Fragen und
zierungspartner zu sensibilisieren. Anfragen an:
reagieren ohne Verzögerung auf Kunhans-juergen.voelz@bvmw.de
denanfragen. Auch für Buchungen und Kaufberatung sind Chatbots nutzbar.
Foto oben: © ipopba – istockphoto.com; Foto mitte: © alexsl – istockphoto.com
Digitalisierung zum Anfassen Im neuen Erlebnisraum des Mittelstand
Räumen des Smart Data Forums in Ber-
4.0-Kompetenzzentrums Berlin können
lin-Tiergarten und ergänzt die Ange-
Unternehmer
branchenübergreifend
bote der Wissens- und Netzwerkplatt-
Lösungen für kleine und mittlere Be-
form. Die Kooperation von_Gemeinsam
triebe erproben. Die Erlebnisstationen
digital mit dem Smart Data Forum lässt
zeigen auf interaktive und anschauliche
einen zentralen Anlaufpunkt für den
Art Konzepte für eine digitale Waren-
Mittelstand, der Praxisnähe und Erleb-
annahme, eine vereinfachte Personal-
barkeit in den Vordergrund stellt, ent-
planung, mobile Kassenlösungen und
stehen.
mehr. Sie basieren auf den Ergebnis-
sen aus den Umsetzungsprojekten von
Terminwunsch und Gruppengröße
_Gemeinsam digital und machen ver-
an: info@gemeinsam-digital.de. Wei-
netztes Arbeiten praxisnah erlebbar.
tere Infos unter: https://gemeinsam-
Der Erlebnisraum befindet sich in den
digital.de/erlebnisraum
Führungen: Anmeldung mit
2|18 DER Mittelstand. | Service
www.kreativrudel.de
66
Haltet die Frauen!
Mutterschaft und Babypause sind für viele Frauen noch immer ein Karrierekiller. Die TV-Produzentin Tita von Hardenberg hat sich ausgiebig damit beschäftigt, hält Vorträge zum Thema und zeigt, dass es auch anders geht.
Als Unternehmerin treibt mich eine Frage mehr
jungen Familien arbeitet die Frau gar nicht und der
und mehr um: Warum ist Mutterschaft im Jahr
Mann in Vollzeit. Nur zwei Prozent aller Männer
2018 immer noch ein veritabler Karrierekiller?
bleiben zu Hause, während sie die Familie ernährt.
„„
gut ausgebildete Frauen die Babypause eine Zäsur
Immerhin drängen 70 Prozent aller Mütter wieder
bedeutet, die sie unaufholbar zurück wirft. Es ist
in den Beruf, wenn die Kinder im Kindergarten und
schwer, sich nach der Elternzeit wieder in die alte
in der Schule sind. Aber die meisten von ihnen nur
Position zurück zu kämpfen. Und auch für die Un-
für wenige Stunden. Sie landen in der berüchtigten
ternehmen ist jede Babypause eine Herausforde-
Teilzeitfalle, in der es schwer ist, den Aufstieg in
rung.
eine Führungsposition zu schaffen.
Viele Frauen haben Angst vor der Rückkehr, weil sie denken, sie hätten den Anschluss verloren.
Ich bin dreifache Mutter und
Wir wundern uns, warum unter den 636 Vorstän-
Unternehmerin und weiß nur
den unserer börsennotierten Unternehmen ganze
zu gut, dass man nicht automa-
50 Frauen zu finden sind. Aber wo sollen sie ei-
tisch Freudensprünge macht,
gentlich herkommen, wenn es auch in den Ebenen
wenn wieder eine Mitarbeiterin
darunter viel zu wenige Chefinnen gibt? Zu wenig
schwanger wird. Ein weiteres
Kandidatinnen mit Führungserfahrung, die in die
Mal fällt eine eingespielte und
Vorstände aufsteigen könnten? Was können wir
wichtige Kraft weg. Und wenn
als Unternehmer tun, um diese Kettenreaktion
sie zurückkommt, dann wahr-
schon ganz am Anfang aufzuhalten? Wenn es ge-
scheinlich nur in Teilzeit. Als
lingt, die jungen Frauen zu halten, sie zu ermutigen
Mutter freue ich mich für sie,
und sie zurückzuholen, profitiert davon die Wirt-
aber als Unternehmerin seufze
schaft. Viele Studien haben nachgewiesen, dass
ich, denn ich weiß, die Chance,
sich gemischte Führungsteams in vieler Hinsicht
dass ich meine Mitarbeiterin in
auszahlen. Und das Schöne ist, es spricht sich her-
absehbarer Zeit als volle Kraft
um. Messbar mehr Firmen werben in ihren Stellen-
wiederbekomme, ist gering.
anzeigen mit Familienfreundlichkeit.
Haben Frauen in Deutschland Kinder unter drei
Ich habe fast zwei Jahrzehnte gebraucht, bis ich be-
Jahren, gehen nur zehn Prozent von ihnen einer Er-
griffen hatte, wieviel ich selbst als Chefin dafür tun
werbstätigkeit in Vollzeit nach. Zum Vergleich: bei
kann, dass ich meine Mitarbeiterinnen nicht verlie-
Vätern sind es 83 Prozent. Bei rund der Hälfte der
re. Es bringt schon viel, ein paar typische Muster
2|18 DER Mittelstand. | Service
Illustration: © jameslee1 – istockphoto.com
Es ist leider nicht zu leugnen, dass für viel zu viele
67 unserer Arbeitswelt auf den Prüfstand zu stellen,
setzten wird das gerne mit mangelndem Engage-
dazu gehören die Präsenzkultur, Abendmeetings,
ment verwechselt, oft ist es aber nur mangelndes
Konferenzreisen und die ständige Erreichbarkeit.
Selbstvertrauen. Daher kann es Wunder wirken,
Viele Unternehmen denken um und schaffen fa-
die Mitarbeiterin einfach wissen zu lassen, dass
milienfreundlichere Bedingungen. Schon aus rein
man ihr viel zutraut.
wirtschaftlichen Gründen.
Auch hier ist es sehr unterstützend, ihr eine Mentorin zur Seite zu stellen.
Was also können Arbeitgeber konkret tun, um auf die besondere Situation der jungen Mütter Rück-
6. Weiterhin nach neuen Maßnahmen suchen
sicht zu nehmen und ihnen die Rückkehr zu erleich-
Geben Sie nicht alles vor, sondern lassen Sie die
tern? Ich habe in meiner TV- Produktionsfirma ei-
Mütter und Väter selbst gestalten.
niges probiert und auch einiges wieder verworfen. Am Ende haben sich fünf konkrete Maßnahmen
Meine ermutigende Erfahrung ist: Sind erstmal ein
herauskristallisiert, die funktionieren:
paar junge Mütter an Bord, wird alles einfacher. Dann verschwinden die überflüssigen familien-
1. Kontakt halten im Mutterschutz
feindlichen Strukturen nach und nach ganz von
Viele Frauen haben Angst vor der Rückkehr, weil
allein. In einem Team, dem zwei, drei junge Mütter
sie denken, sie hätten den Anschluss verloren.
angehören, werden die Meetings nicht um 18.30
Hier kann es helfen, eine Mitarbeiterin zu be-
angesetzt. Es wird sich erst substantiell etwas än-
stimmen, die schon während des Babyjahrs Kon-
dern, wenn die, die es betrifft, die Arbeitsbedin-
takt hält, die beispielsweis alle zwei Monate mit
gungen selbst beeinflussen können.
der jungen Mutter Mittagessen geht und sie darüber auf dem Laufenden hält, was in der Firma
Laut dem Väterreport der Bundesregierung aus
passiert. Wer mental drin bleibt, hat es leichter
dem Jahr 2016 teilen sich bisher gerade mal 14
zurückzukommen.
Prozent aller Paare die Familienarbeit gerecht auf. Das ist deutlich zu wenig. Und solange nicht auch
2. Rückkehrerinnen interessante Aufgaben geben
die Familien selbst ihre Arbeitszeiten und -Teilung
Wer sich von seinem Baby trennt, bringt ein Op-
überdenken, werden die Arbeitgeber das Problem
fer für den Beruf. Und das muss sich lohnen. Oft
nicht lösen können.
klagen Mütter, die in Teilzeit arbeiten darüber, dass sie mit Aufgaben abgespeist werden, die sie
Wir haben noch einen langen Weg vor uns, aber er
unterfordern. An diesem sensiblen Punkt fragen
ist nicht so steil, wie er aussieht. Alles was wir errei-
sie sich schnell, ob es sich lohnt, dafür zurückzu-
chen müssen, ist eine kritische Masse von Frauen,
kehren.
die es vormachen und Firmen, die es ermöglichen. Und die kriegen wir, wenn jeder einzelne überlegt,
3. Nicht von Null auf Hundert Wenn die Kollegin nach ihrer Elternzeit erst-
wie er selbst anfangen kann, Teil dieser kritischen Masse zu werden.
mal nur stundenweise zurückkommt, ist das schon mal ein Anfang. Hauptsache, sie ist da und kommt wieder auf den Geschmack. Selbst wenn
Von der Senatsverwaltung für Wirtschaft,
die kurze Teilzeit für den Betrieb erstmal eine
Technologie und Forschung wurde Tita von
Belastung ist, es lohnt sich.
Hardenberg 2016 als „zukunftsweisende Unternehmerin, die die Berliner Wirtschaft vor-
4. Stundenzahl langsam steigern
antreibt“ geehrt und zur „Berliner Unterneh-
Sorgen Sie dafür, dass sich die Stundenzahl nach
merin des Jahres 2016/17“ gekürt.
und nach wieder steigert auf mindestens 80
Neben ihrer Tätigkeit vor und hinter den
Prozent der Vollzeit. Permanente Kurzteilzeit ist
Fernsehkameras engagiert sich die dreifa-
wirklich eine Falle. Flexizeit kann gerade für jun-
che Mutter für gesellschaftliche Projekte. Sie
ge Familien enorm hilfreich sein.
ist Schirmherrin des Berliner Kinderschutzbundes und des Berliner Umweltpreises des
5. Bewusste Ermutigung
BUND und offizielle Patin des Kinderhospizes
Frauen hinterfragen sich in der Regel stärker als
Bethel. Sie ist verheiratet und lebt mit ihrer Fa-
Männer und trauen sich weniger zu. Von Vorge-
milie in Berlin.
2|18 DER Mittelstand. | Service
Tita von Hardenberg Geschäftsführende Gesellschafterin Kobalt Productions GmbH
68
Arktis, Eisbar und ein ausgeklügeltes Bezahlsystem Anstehen vor dem Museumsbesuch, Kino oder Theater gehört oftmals zum Alltag der Kunden. Innovative Lösungen können Abhilfe schaffen. Im Digitalisierungsprojekt von _Gemeinsam digital wird an einem mobilen, digitalen Kassensystem gearbeitet.
User Journeys für Eventlocations Das Projekt begann Anfang 2017. Ein Expertenteam von der Technischen Hochschule Brandenburg führte Interviews mit der Zielgruppe. Durch anschließende User Journeys konnte herausgefunden werden, wo genau die Hürden für die Kunden bei der Beschaffung von Eintrittskarten liegen. In Rollenspielen wurde das Laufverhalten der Sechzig Tonnen Eis und Temperaturen um mi-
Kunden in der Location analysiert, um bereits im
nus zehn Grad. Die Berliner Eiswelten GmbH, ein
Vorhinein Probleme beim Ticketkauf auszuschlie-
Start-up mit potenziellen Kunden im B2C und B2B
ßen. Im Anschluss konnten Anforderungen an das
Bereich, schafft mit der Event-Location Angiyok
neue System definiert werden. Über ein Bewer-
eine interaktive Attraktion aus Eis mitten in Berlin.
tungssystem anhand unterschiedlicher Kriterien
Die besondere Herausforderung: es soll ein flexi-
wie Preis, Schnittstellen, Mobilität und Nutzer-
bles Kassensystem entwickelt werden, das den
freundlichkeit werden die unterschiedlichen Lö-
Anforderungen einer innovativen Eventlocation
sungen verglichen. Das ausgewählte Kassensys-
gerecht wird und verschiedene Bezahlmöglichkei-
tem wird noch in diesem Frühjahr prototypisch
ten unterstützt (bar, EC-Karte, Kreditkarte und
umgesetzt, dem Unternehmer vorgeführt und
Onlineshop).
getestet. Durch zahlreiche Iterationen kann das System
Warteschlangen meiden
bei
laufendem
Betrieb
sukzessive
verbessert werden.
Herkömmliche Kassensysteme sind meistens fest an einem Ort installiert und stoßen bei den kal-
Synergien nutzen
ten Temperaturen an ihre funktionalen Grenzen.
Zu den Erwartungen an eine Eventlocation gehört
Da häufig Gruppen erwartet werden, muss ein
auch kostenloses WLAN. Hier hat das Team von
schubweiser Ansturm flexibel bewältigt werden,
_Gemeinsam digital eine Lösung für ein offenes
ohne dass sich die Laufwege der Besucher kreuzen
Besucher-WLAN der Eiswelten gesucht, das in
oder lange Warteschlangen entstehen. Durch den
den Räumlichkeiten funktioniert und rechtssicher
Einsatz einer mobilen Kassensystemlösung und
ist, mit dem Ziel, dass sich die Besucher länger in
der Unterstützung verschiedener Bezahlmöglich-
der Location aufhalten und mit den Kundendaten
keiten kann das Unternehmen individuell auf sich
gezieltes Marketing betrieben werden kann.
ändernde Anforderungen reagieren. Kunden könKjell Schneider BVMW Projektreferent kjell.schneider@bvmw.de
nen Armbänder mit Sensoren als zusätzliches Be-
Die Eröffnung des arktischen Abenteuers
zahlsystem einsetzen, und mobile Kassen können
ist für 2018 geplant. Weitere infos unter:
über den Tag verteilt an verschiedenen Standorten
https://gemeinsam-digital.de/portfolio/
platziert werden.
angiyok-eiswelten/
2|18 DER Mittelstand. | Service
70
Richtige Vorbereitung beim Unternehmensverkauf zahlt sich aus Mittelständische Familienunternehmen sehen sich zunehmend mit Nachfolgeproblemen konfrontiert. Wenn eine Nachfolgelösung innerhalb der Familie nicht möglich oder nicht gewollt ist, bleibt nur der Verkauf des Unternehmens an einen familienfremden Dritten. Sorgfältige Vorbereitung
Mögliche Käufer können aus dem Unternehmen
Sofern es sich nicht um einen reinen MBO ohne
selbst stammen: Bei einem Verkauf an eigene
Beteiligung von Investoren handelt, ist der Un-
Mitarbeiter und Führungskräfte des Unterneh-
ternehmensverkauf ein komplexer Vorgang, auch
mens spricht man von einem Management Buy-
wenn sich inzwischen gewisse Standards etabliert
out (MBO). Als Käufer kommen aber auch exter-
haben. Hinzu kommt, dass in allen Verkaufskons-
ne Manager, Finanzinvestoren oder strategische
tellationen der Familienunternehmer den Ver-
Investoren wie Wettbewerber, Kunden oder
kauf seines Unternehmens meist zum ersten und
Lieferanten in Betracht. Je nach Erwerbergruppe
einzigen Mal erlebt. Die damit verbundene Uner-
sind spezifische Besonderheiten bei der Transak-
fahrenheit kann zu Unsicherheiten bei der Ent-
tionsstrukturierung, im Transaktionsprozess und
scheidungsfindung führen. Umso wichtiger ist die
bei der Gestal-
professionelle Vorbereitung und Begleitung des
tung des Kauf-
Verkaufsprozesses. Eine sorgfältige Vorbereitung
vertrags zu be-
hilft, Risiken zu vermeiden, die eine mangelhafte
achten. Beispiel
Nachfolgelösung auf operativer Ebene für das
MBO: Da beim
Unternehmen oder auch im privaten Bereich des
MBO die Erwer-
Unternehmers, wie zum Beispiel Streitigkeiten im
ber das Unter-
Familienkreis, hervorrufen kann.
Die systematische Vorbereitung des Unternehmensverkaufs sollte spätestens drei Jahre vor dem geplanten Verkaufszeitpunkt beginnen.
nehmen bereits mit verant wor-
Frühzeitig beginnen und systematisch vorgehen
ten, können sie
Die systematische Vorbereitung des Unterneh-
grundsätzlich
mensverkaufs sollte spätestens drei Jahre vor
auf die sonst üb-
dem geplanten Verkaufszeitpunkt beginnen.
liche gründliche
Dazu gehört neben einer Ermittlung der persön-
Prüfung des Unternehmens im Vorfeld des Er-
lichen Vermögensverhältnisse und familiären
werbs (Due Diligence) ebenso verzichten wie auf
Situation (Ehevertrag, Erbvertrag) des Inhabers
unternehmensbezogene Garantien des Verkäu-
die Ermittlung sämtlicher wertbildender Fak-
fers im Kaufvertrag. Beides kann aber dann er-
toren des Unternehmens. Mit einem gewissen
forderlich werden, wenn die Erwerber, wie häufig
Aufwand verbunden, jedoch für die weiteren
der Fall, zur Finanzierung des Kaufpreises weitere
Verfahrensschritte hilfreich ist die Durchführung
Investoren mit ins Boot holen müssen. Diese sind
einer eigenen Prüfung des Unternehmens durch
in der Regel mit den Umständen des Unterneh-
die Verkäuferseite noch vor Beginn des eigentli-
mens nicht näher vertraut und wollen sich mit-
chen Verkaufsprozesses (Verkäufer Due Diligen-
unter auch Mitspracherechte im Unternehmen
ce). Damit können mögliche kaufpreisrelevante
vertraglich sichern.
Chancen und Risiken frühzeitig identifiziert und
gut kennen und
2|18 DER Mittelstand. | Service
Foto: © baona von – istockphoto.com
„„
Passende Transaktionsstruktur
71 optimiert werden. Gleichzeitig hilft dies dem Ver-
der sich durch aktuelle Rechtsentwicklungen wie
käufer, seinen Aufklärungspflichten gegenüber
beispielsweise eine Verschärfung des deutschen
dem Käufer nachzukommen und eine Haftung
Kartellsanktionenrechts eher noch verstärken
für unzutreffende Angaben oder Verschweigen
wird. Die 9. GWB-Novelle erweitert seit Juni
offenlegungspflichtiger Umstände zu vermeiden,
2017 nämlich die Risiken des Käufers, für vor dem
sollte es später zum Streit kommen. Denn selbst
Kauf begangene Kartellverstöße des erworbenen
bei Vertragsverhandlungen, in denen die Parteien
Unternehmens unmittelbar einstehen zu müssen.
entgegengesetzte Interessen verfolgen, besteht
Dennoch fehlt gerade in mittelständischen Un-
für jeden Vertragspartner die Pflicht, den ande-
ternehmen mitunter noch ein effektives Compli-
ren Teil – auch ungefragt – über solche Umstände
ance-Management-System, das Rechtsverstöße
aufzuklären, die den Vertragszweck des anderen
zu verhindern hilft. Wer unvorbereitet einen Ver-
vereiteln können und daher für seinen Entschluss
kaufsprozess für ein Unternehmen startet, das in
von wesentlicher Bedeutung sind.
diesem Bereich erhebliche Defizite aufweist, riskiert später Verzögerungen oder gar einen Ver-
Notwendige Maßnahmen umsetzen
trauensverlust auf Seiten möglicher Kaufinteres-
Nicht selten folgt aus einer kritischen Bestands-
senten. Im ungünstigsten Fall kann dies zu einem
aufnahme auch die Erkenntnis, bestimmte Maß-
Scheitern des Verkaufs führen.
nahmen im Unternehmen durchführen zu müssen, um das Unternehmen für einen künftigen
Fazit: Die Unternehmensnachfolge durch den
Käufer attraktiver zu machen, den Verkaufs-
Verkauf des Unternehmens an einen familienex-
prozess somit zu erleichtern und einen höheren
ternen Erwerber erfordert eine frühzeitige und
Kaufpreis zu erzielen. Beispiel Compliance: Pro-
sorgfältige Vorbereitung. Versäumnisse können
fessionelle Großunternehmen achten als Unter-
den Verkaufsprozess gefährden, Haftungsrisiken
nehmenskäufer immer mehr auf mögliche Com-
für den Verkäufer erhöhen und zu einem Kauf-
pliance-Risiken der Zielgesellschaft – ein Trend,
preisabschlag führen.
Dr. Christian Horn,LL.M. Partner, Rechtsanwalt, Luther Rechtsanwaltsgesellschaft Mitglied im Bundeswirtschaftssenat www.luther-lawfirm.com
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72
Brexit und die Folgen für deutsche Limited-Gesellschaften
Viele Unternehmen in Deutschland wählten in
in Deutschland auch nach dem Brexit Bestands-
den letzten Jahren als Rechtsform die englische
schutz garantiert. Ob es zu einem solchen Abkom-
Limited. Es schien attraktiv, eine Gesellschaft
men kommt, ist allerdings offen. Alle Beteiligten
ohne Notar, ohne Handelsregister und vor allem
müssen sich nach derzeitigem Verhandlungs-
ohne Stammkapital von 25.000 Euro gründen zu
stand deswegen darauf einstellen, dass es auch zu
können. Deswegen gibt es derzeit mehr als 8.000
einem harten Brexit kommen könnte, also einem
solcher deutscher Limiteds. Dass man für ein
völlig ungeregelten Austritt Großbritanniens aus
deutsches Unternehmen eine englische Rechts-
der EU. Die Folgen für eine Limited mit Verwal-
form wählen kann, war lange Zeit alles andere als
tungssitz in Deutschland wären bei einem harten
selbstverständlich. Denn traditionell waren für in
Brexit fatal. Denn die deutschen Gerichte werden
Deutschland ansässige Unternehmen allein die
eine Limited mit Hauptsitz in Deutschland dann
deutschen Rechtsformen (vor allem GmbH, AG
voraussichtlich nicht mehr rechtlich anerkennen.
und GmbH & Co. KG) zugänglich. Den Weg zur
Eine Gesellschaft mit Sitz in Deutschland, die
Limited in Deutschland hatte der Europäische
nicht als GmbH, AG oder KG im deutschen Han-
Gerichtshof eröffnet als Folge der Nieder-
delsregister eingetragen ist, würde von den Ge-
lassungsfreiheit in der EU.
richten vielmehr als Personengesellschaft (GbR oder OHG) qualifiziert. Das bedeutet: Die Gesell-
Risiko harter Brexit
schafter der Limited müssten dann für sämtliche
Es ist völlig ungeklärt, welcher Rechtsstatus für
Verbindlichkeiten der Gesellschaft persönlich
die deutsche Limited nach dem Austritt Großbri-
haften. Die Haftungsbeschränkung der Limited
tanniens am 29. März 2019 gilt. Es ist gut möglich,
wäre verloren. Auch steuerlich sollte die Gesell-
dass sich die EU und Großbritannien auf ein Ab-
schaft nicht mehr als Kapitalgesellschaft, sondern
kommen einigen, das der Limited mit Hauptsitz
als Personengesellschaft gelten. Das kann im
2|18 DER Mittelstand. | Service
Illustration Sterne: © VanReeel– istockphoto.com; Illustration Lupe: © ewg3D – istockphoto.com
Deutschen Unternehmen in der Rechtsform der Limited drohen nach dem Brexit gravierende Risiken. Die betroffenen Gesellschaften sollten deswegen in eine deutsche GmbH wechseln. Der Übergang ist steuerneutral möglich, dauert aber mehrere Monate.
73 Einzelfall zu einer höheren Steuerbelastung der
zung zwischen zwei Mitgliedstaaten ist nach eu-
Beteiligten führen.
ropäischem Recht möglich. Sie ist allerdings ein gesellschaftsrechtlich und steuerlich komplexer
Deutsche Unternehmen, die die Rechtsform der
Vorgang, der zahlreiche Verfahrensschritte vor
Limited gewählt haben, sollten deswegen drin-
deutschen und englischen Behörden und Ge-
gend prüfen, auf welchem Weg sie rechtzeitig
richten erfordert. Der Wechsel in die deutsche
vor dem Brexit in eine GmbH wechseln können,
Rechtsform erfolgt dabei üblicherweise in zwei
um die ungewollten Folgen einer Personengesell-
„„
Schritten: Zunächst gründen die bisherige Ge-
schaft zu vermeiden. In aller Regel dürfte es nicht
sellschafter der Limited eine deutsche GmbH.
ausreichen, einfach sämtliche Vermögensgegen-
Auf diese GmbH wird dann das gesamte Unter-
stände und Arbeitnehmer auf eine neu gegründe-
nehmen im Wege einer Verschmelzung übertra-
te deutsche UG oder GmbH zu übertragen. Denn
gen. Die Verschmelzung ist rechtssicher und vor
dabei drohen erhebliche steuerliche Risiken: Er-
allem steuerneutral machbar, wenn die Maß-
folgt die Übertragung der Vermögensgegenstän-
nahmen sorgfältig mit Experten in Deutschland
de nicht gegen einen angemessenen Kaufpreis in
und England vorbereitet werden. Der gesamte
Höhe des Verkehrswerts, können durch diesen
Vorgang dauert erfahrungsgemäß mindestens
Vorgang die stillen Reserven des Unternehmens
vier bis sechs Monate.
Deutsche Unternehmen, die die Rechtsform der Limited gewählt haben, sollten deswegen dringend prüfen, auf welchem Weg sie rechtzeitig vor dem Brexit in eine GmbH wechseln können.
aufgedeckt werden. Ergebnis wäre eine erhebliche nachträgliche Steuerbelastung.
Für die Beteiligten läuft jetzt die Uhr: Weil die grenzüberschreitende Verschmelzung auf euro-
Was können betroffene Unternehmen tun?
päischem Recht basiert, kann man sich auf diesen
Der einzige derzeit gangbare Weg ist die Ver-
Mitglied der EU ist. Der Übergang auf die GmbH
schmelzung der Limited auf eine deutsche GmbH.
muss also abgeschlossen sein, bevor der Austritt
Eine solche grenzüberschreitende Verschmel-
Großbritanniens im März 2019 wirksam wird.
Weg nur verlassen, solange Großbritannien noch
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74
Innovationen für die Wirtschaft Wie können wir Störungen in der Produktion verringern? Wie bringen wir mehr Transparenz und Sicherheit in Unternehmensprozesse? Und wie erhöhen wir die Sicherheit bei Authentifikationsprozessen? Die Innovationsabteilung der Bundesdruckerei hat dazu einige Ideen. Smart Production
einfach nachvollziehbar, was mit ihnen passiert.
Stockt die Produktion, suchen Unternehmen den
Jeder Mitarbeiter – als Urheber des Wissens –
Fehler zumeist in den Maschinen und justieren
vergibt für seine Daten Zugriffsberechtigungen
sie neu. Die Bundesdruckerei geht einen anderen
an Kollegen. Ein Administrator ist nicht mehr
Weg und denkt Industrie-4.0-Prozesse aus der
nötig. Jederzeit ist compliancekonform nachvoll-
Sicht des Materials. Denn Schwankungen bei der
ziehbar, wer wann mit welchen Berechtigungen
Materialqualität
worauf zugegriffen
erschweren
oft
hat und woher die-
die Verarbeitung
se Berechtigungen
in
Standardpro-
stammen. Ändern
zessen, weil sie
sich etwa Tätigkei-
von den Maschi-
ten von Kollegen,
nen nicht ausge-
können
Berech-
glichen
tigungen
wieder
werden
können. Die Innovatoren
entzogen werden.
der
Technologien und
Multimodale Biometrie zur Authen tifizierung
Simulationsm o -
Biometrische Au-
delle alle relevan-
thentifizierungen
ten
sind eine sichere
Bundesdruckerei schauen sich mit Hilfe
moderner
Stellschrau-
und
ben an: von der
benutzer-
freundliche Alter-
molekularen Ebene des Materials bis zur Maschinenfeinjustierung.
native zu Passwörtern. Multimodale Biometrie,
Am Ende sollen sich Materialien und Maschinen
also die Kombination verschiedener Merkmale
selbst aufeinander abstimmen und so optimale
zur Authentifizierung, macht die Identifikation ei-
Produkte herstellen.
ner Person noch sicherer – bei gleichbleibendem Komfort. Die Bundesdruckerei erforscht aktuell,
Innovatives Identitätsund Rechtemanagement
wie sich ihre Zutrittskarte „GoID“, die schon Fin-
Universell, transparent und sicher – so stellt sich
Gesichtserkennung erweitern lässt. Dafür sind
die Bundesdruckerei das Management von Iden-
jedoch noch einige Herausforderungen zu meis-
titäten und Berechtigungen in Unternehmen vor.
tern, etwa die geringe zur Verfügung stehende
Dafür will sie ein benutzerfreundliches System
Wattzahl, die Bildverarbeitung und die Miniaturi-
auf Basis einer verbesserten Blockchain-Tech-
sierung der Kamera.
nologie entwickeln, das alle Identitäten in einem Unternehmen für den gesamten Lebenszyklus umfasst. Wird etwa ein Arbeits- oder Kaufvertrag Dr. Manfred Paeschke Chief Visionary Officer der Bundesdruckerei
erstellt, ein Produkt erzeugt oder ein Prozess im-
Mehr Informationen dazu unter
plementiert, wird diese Identität quasi mit ihren
https://www.bundesdruckerei.de/de/
Merkmalen im System geboren. Von nun an ist
Unternehmen/Innovation
2|18 DER Mittelstand. | Service
Illustration Abdruck: © bjdlzx – istockphoto.com
gerabdrücke erkennen kann, um eine Kamera zur
Wir fördern das Gute in NRW.
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76
Aufsichtsräte und Beiräte 4.0: Unternehmen sichern und Verantwortung leben
Bei- und Aufsichtsräte haben neben ihrer Kontroll-
Im Wandel der Zeit
funktion auch dafür Sorge zu tragen, dass sich die
Die im Aktiengesetz zur Kontrolle vorgeschrie-
von ihnen begleiteten Unternehmen zukunftsfähig
benen Aufsichtsräte übernahmen bis in die
ausrichten. Das umfasst mehr als das Einhalten von
90er-Jahre die Aufgabe, die von ihnen betreuten
Regeln und Gesetzen bei der Erwirtschaftung von
Unternehmen durch formelle und informelle Ver-
Erträgen. Woran aber bemisst sich diese Zukunfts-
netzungen abzusichern. Eine zentrale Rolle spiel-
fähigkeit? An einem Wirtschaften, das dafür sorgt,
ten die Vorstände der namhaften deutschen Ban-
dass insbesondere auch mittelständisch geprägtes
ken und Versicherungen. Über Mehrfachmandate
Unternehmertum weiterhin die Rolle einnehmen
schmiedeten sie eine informelle Deutschland AG
kann, die es heute innehat: stabilisierende Basis
zusammen. Dieses Modell wurde jedoch ab Mitte
und Anker zu sein für eine freiheitliche und demo-
der 90er-Jahre für die beteiligten Unternehmen
kratische Gesellschaft in Friede und Wohlstand.
zum Problem, weil die enge Verbindung der über die Aufsichtsräte verflochtenen Unternehmen
Zukunftsfähige Aufsichts- und Beiratstätigkeit
zunehmend ihre Wettbewerbsfähigkeit schwäch-
hat darauf hinzuwirken, dass die „Stütze“ der
te. Beschleunigt durch vergangene Complian-
Gesellschaft – eine vielfältige Unternehmens-
ce-Verstöße wurden Transparenz, Entflechtung
landschaft mit tragfähigen Geschäftskonzepten
und Compliance zu zentralen Aufgaben von Auf-
und Arbeitsplatzangeboten – gestärkt wird. Da-
sichtsräten.
mit rückt auch die Absicherung des Mittelstands in den Aufgabenbereich von Aufsichts- und
Bei Beiräten nahm die Entwicklung eine an-
Beiratstätigkeiten.
dere Richtung. In der Regel berufen von
2|18 DER Mittelstand. | Service
Foto: © Rawpixel – istockphoto.com
Die Rolle von Bei- und Aufsichtsräten steht auf dem Prüfstand. Wollen sie ihrer Aufgabe künftig gerecht werden, sind Kontrolle und Haftung gefordert.
77 Entscheidern
zumeist
familiengeführter
mittlerer
Unternehmen,
bis
großer
beschränk-
te sich deren Rolle oft darauf, lediglich als eine Art „Sparringspartner“ für diese Entscheider zu dienen oder darauf, in kritischen Entscheidungssituationen von sich weg und auf das Votum des Beirats verweisen zu können. Heute geht es vielmehr darum, konstruktiv und modern mit einem Beirats- oder Aufsichtsratsgremium zu arbeiten.
Erfahrung, Wissen und Haftung Gezielt implementierte Beiräte in Familienunternehmen brauchen ein gutes Verständnis für die Besonderheiten
eines
Familienunternehmens
und ein Grundwissen über Strategie, Bilanzierung, Compliance, Investition und Finanzierung. Die
ternehmens ist daher Grundvoraussetzung. Vor
Vielfalt der Beiratsaufgaben macht die Beiratsar-
diesem Hintergrund gewinnt die Frage der Min-
beit besonders spannend und erfordert Wissen,
destanforderungen an geprüfter Qualifikation für
Werteverständnis, Erfahrung und Fingerspitzen-
Führungskräfte, Geschäftsführer und potenziel-
gefühl, gerade im Mittelstand. Nicht jeder Anwär-
len Nachwuchs zur Besetzung von Schlüsselfunk-
ter verfügt für eine Aufgabe als Beirat oder Auf-
tionen im Aufsichtsrat oder Beirat zunehmend an
sichtsrat über das geforderte Wissensspektrum,
Bedeutung.
um mit Souveränität alle relevanten Themen verstehen und deren Komplexität bewerten zu kön-
Vor allem steigt das Risiko der Fahrlässigkeit
nen. Von daher unterliegt auch ein Beirat einer
und die damit verbundene persönliche Haftung,
GmbH den Vorschriften des AktG nach § 52 Gm-
falls unzureichendes Wissen auch im mittleren
bHG. Dies ist einerseits sinnvoll, weil pauschale
und oberen Führungskreis zu unternehmeri-
Regelungen den vielfältigen Besonderheiten
schen Fehlentscheidungen führt. Eine profes-
von Familienunternehmen unterschiedlichster
sionelle Absicherung in allen Führungsebenen
Größenordnungen nicht gerecht werden können.
durch gezielte Weiterbildung unterliegt der
Andererseits
erschwert
das Fehlen verbindlicher Vorgaben die Bestimmung des im Einzelfall geeigneten Beiratsmodells. Es gelten ebenso die Aufgaben, Rechte und Pflichten eines Aufsichtsrates auch nach dem
Deutschen
„„
Gezielt implementierte Beiräte in Familienunternehmen brauchen ein gutes Verständnis f ür die Besonderheiten eines Familienunternehmens.
Aktien-
gesetz, daher sollte ein verantwortlicher Beirat
Verantwortung der Unternehmenslenker. Diese
seine gesamten Aufgaben, die rechtlichen und
haben daher die Pflicht, diese Durchgängigkeit an
haftungs-relevanten Auswirkungen im Familien-
Qualifikation und Wissen in Unternehmensstruk-
unternehmen kennen.
turen sicherzustellen.
Governance Codex
Die Akademie für Beiräte und Aufsichtsräte hat
Der Governance Codex für Familienunternehmen
sich der Aufgabe verschrieben, Unternehmer,
dient als Leitlinie und individueller Qualitätsprüf-
Geschäftsführer und Führungskräfte auf ihre
stein, um alle Strategien, Strukturen und Regeln
anspruchsvolle Aufgabe als Aufsichtsräte oder
des Unternehmens individuell zu überprüfen,
Beiräte vorzubereiten. Ziel ist es, den Mut zu ha-
anpassen und weiterentwickeln zu können. Eine
ben, die richtigen Fragen zu stellen und kritische
verantwortungsvolle Führung und Sicherstellung
Themen im Sinne des Unternehmens erfolgreich
des langfristigen Überlebens des Familienun-
voranzutreiben.
2|18 DER Mittelstand. | Service
Peter J. Greß Geschäftsführender Gesellschafter Akademie für Beiräte und Aufsichtsräte GmbH BVMW-Mitglied www.arakademie.de
78
Pensionszusagen auslagern Niedrige Zinsen und unzureichende Finanzierung von Pensionsverpflichtungen belasten viele Mittelständler. Der Rechnungszins für Handelsbilanzrückstellungen wird in den kommenden Jahren weiter sinken. Prognoseberechnungen der Handelsbilanzrück-
nicht mehr ohne weiteres durchführbar. Die
stellungen für die nächsten zehn Jahre lassen
Auslagerung lässt sich in zwei Varianten durch-
einen enormen Anstieg der Pensionsrückstel-
führen, mit Garantie und ohne Garantie. Wel-
lungen erwarten.
che Variante sinnvoll ist, hängt vor allem von der Zukunftsplanung des Unternehmens ab, ob
Eine Lösung, die zukünftigen Belastungen
zum Beispiel der Verkauf des Unternehmens
zu senken, ist die Auslagerung der Pensions-
oder die Übergabe an die nächste Generation
verpflichtungen auf einen externen Versor-
geplant ist.
gungsträger wie ein Pensionsfonds oder eine Unterstützungskasse. Hierfür muss ein entspre-
Meistens wird die nicht garantierte Variante
chender Betrag eingezahlt werden, der über
gewählt. Die Hauptgründe dafür sind die Flexi
mehrere Jahre finanziert werden kann und die
bilität des Modells und die Tatsache, dass sie
Rückstellungen entlastet.
natürlich günstiger ist. Wichtig ist die Auswahl des geeigneten Pensionsfonds, denn die Ver-
Pensionszusagen, die speziell für beherrschen-
tragswerke sind sehr unterschiedlich.
de Gesellschafter-Geschäftsführer getroffen wurden, sollten zudem darauf überprüft wer-
Die Prognoseberechnungen zeigen sehr deut-
den, ob durch Umstellungen der Zusage eine
lich, dass eine Auslagerung oft nicht viel mehr
Jürgen Abstreiter Wirtschaftsberatung Jürgen Abstreiter
Auslagerung günstiger gestaltet werden kann.
kostet als die entsprechenden Rückstellungen.
www.wbja.de
Änderung einer bestehenden Pensionszusage
Hierbei ist allerdings Vorsicht geboten, denn aufgrund der aktuellen Rechtsprechung ist die
Mit der richtigen Ausgestaltung ist der Aufwand nicht höher als der Betrag, der ohnehin als Rentenleistung gezahlt werden muss. Neben einer mittel- bis langfristigen Ausfinanzierung im Rahmen einer Auslagerung bietet diese noch weitere Vorteile: Entlastung der Bilanz Steigerung des Unternehmenswerts keine internen Verwaltungskosten keine Bewertungskosten Einsparungen von 80 Prozent der Entlastung bei Verkauf oder Übergabe des Unternehmens an den Nachfolger Die Auslagerung von Pensionszusagen ist ein rechtlich und steuerrechtlich komplexer Vorgang. Daher ist es dringend notwendig, sich an einen Experten zu wenden, der die Abwicklung von Anfang bis Ende betreut und auch die Haftung übernimmt.
2|18 DER Mittelstand. | Service
Foto: © Vitaliy_ph– istockphoto.com
Beiträge an den PSV
79
Kleine Helfer einfach.behalten. Das schnellste Erinnerungssystem – jetzt auch als App! nach 30 Minuten nur noch zu 50 Prozent
sofort einprägen können. Die Schulung
abrufbar sind? Nach etwa einem Monat
basiert auf den neusten Erkenntnissen
sind im Schnitt nur noch 10 Prozent des
der Gehirnforschung und kombiniert
neuen Wissens verfügbar.
Lernspaß mit extrem viel
Die Folge: Frust im Team, hoher Wie-
Das
derholungsaufwand oder lückenhaftes
derte
Wissen,
pro
mt! auf
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handelt es sich höchstwahrscheinlich
Umgebung Unterhaltungen wahrneh-
um das Sgnl Armband zum Telefonieren
men, bei denen jemand mit einem Fin-
von Innomdle Lab. Das Armband wird
ger am Ohr mit sich selbst spricht, dann
per Bluetooth mit dem Smartphone verbunden und kann somit erkennen, wenn jemand anruft. Durch die Fingerspitze am Ohr werden die Telefonanrufe
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Hun-
danach mit minimalem
Nach Das
Team-Dynamik. Ergebnis:
per
Knochenschallübertragung
weitergeleitet, welche durch die erzeugten Schwingungen vom Armband ausgehen. Diese erkennt man als Audiosignale und kann durch das im Armband versteckte Mikrofon mit dem Anrufer kommunizieren. www.mysgnl.com
2|18 DER Mittelstand. | Service
80
Risikomanagement geht alle an! Unternehmen jeder Branche und Größe sollten sich mit dem Thema Risikomanagement befassen. Nur wer sich mit potenziellen Risiken auseinandersetzt, kann auch entsprechende Abwehrmaßnahmen und Handlungsszenarien entwickeln. Die Realisierung einzelner Aktionen ist dabei weniger wichtig als die Entwicklung einer strategischen Struktur. Die Risiken im Geschäftsleben sind so vielfältig
gesellschaftlichen Änderungen schnell neue Risi-
wie die Firmen und ihre Branchen. Daher gibt
ken ergeben oder alte Risiken wegfallen können.
es kein allgemein gültiges Risikomanagement konzept. Jeder Betrieb muss seine eigenen Risiken
Unterschätzte IT-Sicherheit
identifizieren, analysieren und bewerten, um ein
Das meist unterschätzte Thema ist die IT-Sicher-
entsprechendes Managementsystem zu entwi-
heit. Dies mag unter anderem daran liegen, dass
ckeln.
nur rund 20 Prozent der Vorfälle technologische Ursachen haben, während 80 Prozent durch An-
„„
Erwarte das Unerwartete
wenderfehler verursacht werden. So gelangt
Grundsätzlich liegt die Verantwortung für das
etwa ein Verschlüsselungstrojaner ins Unter-
Risikomanagementsystem bei der Geschäftsfüh-
nehmen, weil jemand den dubiosen Anhang einer
rung. Sie hat die Entscheidungsgewalt, welche
E-Mail öffnet. Firmen müssen daher ihre Mitar-
Risiken
beiter schulen und kontinuierlich sensibilisieren.
getragen
und
welche
Maßnahmen
Risikomanagement ist präventiv und nicht reaktiv dagegen ergriffen werden. Zunächst ist zu identi-
Risiken für KMU
fizieren, welche Risiken überhaupt für das Unter-
Selbst wenn die Technologie auf dem neuesten
nehmen bestehen. Dabei gilt der Slogan „erwarte
Stand ist, kann es zu einem Cyberangriff kommen.
das Unerwartete“. Umso wichtiger ist es, den
Dieses Risiko sollten sich insbesondere KMU zu
Blick nicht nur nach hinten zu richten, sondern
Herzen nehmen, die im Internet damit werben,
auch nach vorne: Risikomanagement ist präventiv
besonders innovativ zu sein. Denn damit landen
und nicht reaktiv.
sie schnell auf dem Radar der Cyberkriminellen. Ein anderes Risiko, das besonders bei kleineren
Claus Engler Produktmanager Risikomanagementsysteme TÜV SÜD Management Service GmbH BVMW-Mitglied www.tuev-sued.de
Kontinuierliche Bewertung und Analyse
und mittelständischen Unternehmen große Be-
Für ein gutes Risikomanagement müssen The-
Chef ist hier meist der Dreh- und Angelpunkt aller
men und Risiken systematisch analysiert werden.
Geschäfte und für den Erfolg des Unternehmens
Idealerweise wird das Risiko bereits mit entspre-
unersetzlich. Fällt er aus, kann schlimmstenfalls
chenden Eurobeträgen hinterlegt, um die Bedeu-
der Cashflow zusammenbrechen und dem Unter-
tung des Risikos besser einschätzen zu können.
nehmen somit eine Insolvenz drohen. Ein weiteres
Daraufhin muss die Unternehmensführung ent-
Risiko für KMU ist die Abhängigkeit von einem
scheiden, ob sie das Risiko in der aktuellen Aus-
großen Auftraggeber. Resultieren über 40 Pro-
prägung eingehen möchte oder entsprechende
zent des Umsatzes der Firma aus einem einzigen
Gegenmaßnahmen zur Risikoreduzierung etab-
Kunden, kann es das Ende bedeuten, wenn dieser
liert. Mit den Informationen muss kontinuierlich
seinen Vertrag kündigt. Aufgrund dieser Themen
gearbeitet und die Risikobewertung regelmäßig
sollten Unternehmen einen Plan entwickeln, wie
wiederholt werden, da sich aus politischen oder
auf das Eintreten des Ernstfalls zu reagieren ist.
2|18 DER Mittelstand. | Service
deutung hat, ist der Unternehmerausfall. Denn der
82
Finanzkolumne „Über Ihr Geld“
Clever sparen „Die Rente ist sicher“ ist der wohl bekanntes-
Wer das staatliche Kindergeld – aktuell 194 Euro
te „geblümte“ Satz. Aber die Höhe nicht, wurde
für das erste Kind und bis zu 225 Euro ab dem
schnell hinzugefügt. Richtig müsste es heißen: Die
vierten Kind – zum Leben nicht braucht, könnte
Kaufkraft ist ungewiss. Wir werden uns von unse-
es in einen DAX-Sparplan kostengünstig anle-
rer Rente immer weniger leisten können. Das gilt
gen und pro Kind nach 20 Jahren einen Betrag
auch für die „Renten-Versprechungen“ der Versi-
von rund 100.000 Euro erwarten. Das ist dann
cherungswirtschaft. Aber müssen wir uns damit
viel mehr, als der durchschnittliche Deutsche an
abfinden?
Ersparnissen hat, nämlich nur rund 8.000 Euro.
Vom Fürstentum Liechtenstein könnte man lernen.
Mittlerweile haben es einige Leute dank Bit-
Die obligatorische Altersversorgung der Bevölke-
coins zu Instant-Millionären gebracht. Mich wür-
rung, wie in der Schweiz AHV genannt, was für Al-
de allerdings interessieren, welche Staaten, Na-
ters- und Hinterlassenenversicherung steht, zeigt
tional- und Geschäftsbanken bereits Bitcoins be-
sich im guten Licht: 172,5 Millionen Franken Ver-
sitzen – außer dem Kanton Zug. Was der Bitcoin
mögenserträge im vergangenen Jahr, elf Jahres-
wirklich wert ist, werden wir erst sehen, wenn die
ausgaben stehen in der Reserve. Das klingt doch
Staaten zwar den Kauf erlauben, den Rücktausch
solide. Wie das geht in einer Phase mit Negativzin-
in Dollar, Euro etc. aber verbieten. Deshalb
sen? Angelegt wird in Aktien, und wenn man diese
meine Empfehlung: Verkaufen, solange es dafür
sorgfältig bewirtschaftet, kommt Ertrag heraus,
noch Geld gibt!
der die staatliche Altersversorgung sicher macht.
Hans-Peter Holbach Herausgeber des im 46. Jahrgang erscheinenden Informationsdienstes Geldbrief www.geldbrief.com und Chefredakteur beim Vertraulichen Schweizer Brief www.vertraulicher.com
Prozent-Zins-Umfeld – darf nach wie vor das
Ersparnisse. Aber wie kann man die Bürger
deutsche Finanzamt von säumigen Steuerzah-
dazu bewegen, für finanzielle Zukunft vorzusor-
lern kassieren. Wie wäre es mit 0.5 Prozent
gen? Dass sie nicht warten, ob am Monatsende
Habenzins für freiwillige Steuervorauszahlun-
etwas zum Sparen übrigbleibt, sondern sich
gen? Sie können sich kaum vorstellen, wie viele
zwingen, zum Monatsbeginn gleich eine wenn
Menschen lieber dem Finanzamt Geld überweisen
auch nur kleine Summe regelmäßig in Aktien zu
würden statt auf der Hausbank keine oder sogar
sparen.
Minuszinsen zu kassieren.
2|18 DER Mittelstand. | Service
Foto: © photocrew – Fotolia.com
Übrigens: 0.5 Prozent pro Monat – trotz NullMehr als ein Viertel aller Deutschen ist ohne
83
Mieterhöhung nach Modernisierung Erhaltungskosten gehören nicht zu Modernisierungskosten, und Vermieter müssen Mieterhöhungen nachvollziehbar darlegen. Das Amtsgericht Berlin-Charlottenburg hat nun die Umlagefähigkeit von Baukosten auf die Miete präzisiert. In Zeiten des anhaltenden Immobilienbooms ent-
Miet-erhöhungserklärung festgesetzt werden
scheiden sich viele Vermieter zur wirtschaftlichen
konnte, ihre Ermittlung tatsächlich aber nicht
Aufwertung ihres Eigentums durch Modernisie-
möglich sein könne.
rung, etwa durch Anbau von Fahrstühlen oder den Einbau neuer Heizungsanlagen. Die für bestimmte
Diese Entscheidung, die in Fachkreisen bereits
Modernisierungsmaßnahmen nach §§ 555b, 559
Beachtung gefunden hat, da sie eine der wenigen
BGB entstehenden Kosten kann er zum Teil auf
Konkretisierungen der recht vage gehaltenen
die Mieter umlegen. Vielfach werden dabei aber
höchstrichterlichen Rechtsprechung darstellt,
auch jahrelang vernachlässigte Instandhaltungs-
dürfte
vielen
Mieterhöhungsbegehren
nach
maßnahmen, wie etwa das Streichen des alten
§ 559b BGB in der Praxis einen Angriffspunkt
Treppenhauses, gleich mit durchgeführt. Diese
liefern.
sind wiederum nicht umlagefähig. Zur Umlage der Modernisierungskosten auf die Miete muss der Vermieter eine Mieterhöhungserklärung ausstellen, aus der die umlagefähigen Kosten genau ersichtlich sein müssen. Wie genau diese Aufschlüsselung erfolgen muss, ist indes nicht im Einzelnen höchstrichterlich geklärt. Das Amtsgericht Charlottenburg hat nun in einer neueren Entscheidung dem Vermieter strenge formelle Anforderungen auferlegt. Das Gericht entschied, dass die Angabe
„„
Das Gericht entschied, dass die Angabe einer Quote, die nicht umlagefähige Instandhaltungskosten angibt, nicht ausreichend sei.
Foto: © AllebaziB – Fotolia.com
einer Quote, die nicht umlagefähige Instandhaltungskosten angibt, nicht ausreichend sei. Viel-
Vermieter sollten daher bereits bei der Beauftra-
mehr müsse die Erhöhungserklärung eine nach-
gung und der Rechnungslegung streng nach Mo-
vollziehbare Berechnung des Erhöhungsbetrags
dernisierung und Instandhaltung differenzieren,
durch eine hinreichende Erläuterung des angege-
um nicht Gefahr zu laufen, den Nachweis über
benen Verteilungsschlüssels und nachvollziehba-
umlagefähige Kosten nicht in hinreichender Form
re Angaben zu den abgesetzten Kostennachteilen
liefern zu können.
für Instandsetzung enthalten. Dazu zähle auch, welche Umstände der Vermieter bei der Schätzung der Instandsetzungsquote herangezogen
Die BVMW-IBWF-
habe, sonst sei diese willkürlich.
Rechtshotline erreichen Sie: Mo bis Fr 10.00 – 17.00 Uhr
Das Gericht hielt das Argument des beklagten
Tel.: 030-533206-963 | Fax: 030-533206-50
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rechtshotline@bvmw.de
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2|18 DER Mittelstand. | Service
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Seine Leistungen auf der wissenschaftlichen Weltbühne sind herausragend, doch Sinn blieb nicht im Elfenbeinturm
Hans-Werner
Sinn
hat
wie
kein
der Wissenschaft. Er hat mit seinen wirt-
anderer in den letzten Jahrzehnten die
schaftspolitischen
wirtschafts- und sozialpolitischen Debat-
Republik verändert. Ob Kritik an den
ten in Deutschland und Europa geprägt
ökonomischen Regeln der Wiederverei-
und gilt als einer der wichtigsten Köpfe
nigung, ob Standortdebatte, Reform des
des Landes. Zu seinem Weg gehört die
Sozialstaates, Bewältigung der Eurokrise,
Mitgliedschaft
Jugendorganisati-
Migration oder Brexit: Hans-Werner Sinn
on der SPD, den Falken, ebenso wie der
mischt sich ein, durchaus kontrovers. In
Einfluss durch die 68er oder die Bewun-
seiner Autobiografie zieht er nun Bilanz
derung für Willy Brandt. Das Studium
seines außergewöhnlichen Lebens.
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seine geistige Prägung: alles Ideologische ist ihm bis heute ein Gräuel. Er folgt den Regeln der Wissenschaft, bei denen es ihm vor allem auf die fortwährende Suche nach der Wahrheit ankommt – das Credo
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85
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News
BVMW-Bildungsexperte Prof. Dr. C. DIETZ feiert 80. Geburtstag Anlässlich seines 80. Geburtstags würdigte Mittelstandspräsident Mario Ohoven in seiner Laudatio die außergewöhnlichen Verdienste von Prof. Dr. Clauß Dietz, der als Ehrensenator im Bundeswirtschaftssenat sowie als sächsischer Landessenator den
Mittelstandsallianz: drei neue Partnerverbände
BVMW seit vielen Jahren bei Bildungsfragen unterstützt.
Die Mittelstandsallianz des BVMW ist auf Wachstumskurs. Mit der Allianz für selbstständige Wissensarbeit (ADESW), dem Taxi- und Mietwagenverband (BZP) und dem Bundesverband Mergers & Acquisitions hat die Mittelstandsallianz nun 32 Partner. Die ADESW verfolgt das Ziel, bessere
Jubilar und Ehrensenator Prof. Dr. Clauß Dietz mit Tochter Catrin Liebold und Mario Ohoven.
Rahmenbedingungen für Selbstständige zu schaffen. Von der Mittelstandsal-
Prof. Dr. Dietz gründete 1990 die Deutsche Private Finanzakademie DPFA in Sachsen mit,
lianz und dem BVMW organisiert, fand
die er acht Jahre später erwarb. Heute gehört die DPFA-Gruppe zu den erfolgreichsten
Ende Februar ein gemeinsames Parla-
sächsischen Familienunternehmen im Bereich Bildung. Getreu dem Motto „Lebenslanges
mentarisches Frühstück im Bundestag
Lernen“ bietet die DPFA mit über 500 Mitarbeitern umfangreiche Bildungsangebote in
zu diesem Thema statt.
Sachsen sowie in Zgorzelec / Polen. 2010 gründete er eine Stiftung, die Kindern aus sozial
Die Digitalisierung ist einer der
benachteiligten Familien den Zugang zu Bildung ermöglicht.
Schwerpunkte der Mittelstandsallianz
Im Jahre 2007 wurde Prof. Dr. Clauß Dietz für seine unternehmerischen Erfolge vom
und steht auch im Fokus der BZP. Die
BVMW als „Unternehmer des Jahres“ ausgezeichnet.
Taxi- und Mietwagenbranche steht aufgrund
der
Herausforderungen
durch neue Wettbewerber der Platt-
Ein Stammtisch der anderen Art
formökonomie stark im Fokus der Digi-
Keine festen Agendapunkte, dafür aber viel Zeit für gute Gespräche und den Erfah-
talisierungs-Diskussion, sieht sich aber
rungsaustausch unter Kollegen – das bietet der neue Kollegen-Stammtisch des BVMW
für diese gut aufgestellt.
Frankfurt Rhein-Main. Das Besondere dabei ist, dass der Stammtisch per Video-Kon-
Viele Geschäftsführer mittelständi-
ferenz stattfindet. Bis zu 25 Personen haben dabei die Möglichkeit, sich mit der eige-
scher Unternehmen haben Probleme,
nen Kamera zum Stammtisch hinzuzuschalten.
kay.lied@bvmw.de
geeignete Nachfolger zu finden und sorgen sich um den Fortbestand des Unternehmens. Hier können verschie-
„AURA“ für Software-Schmiede Innovative Ideen in hochwertige und zuverlässi-
dene Maßnahmen helfen, die unter
ge Produkte umzusetzen und diese erfolgreich
dem Begriff Mergers & Acquisitions
am Markt zu etablieren, ist für Unternehmen
zusammengefasst werden. Der Bun-
eine große Aufgabe. Das BVMW-Mitglied emtas
desverband M&A vereint zahlreiche
wurde nun genau hierfür mit der „AURA“ ausge-
Fachleute aus diesem Bereich. Lesen
zeichnet. Mit dem begehrten Preis würdigt das
Sie einen Gastbeitrag des Vorsitzenden
Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und
Prof. Dr. Kai Lucks auf Seite 68.
Digitalisierung in Sachsen-Anhalt Firmen, die
www.adesw.de www.bzp.org www.bm-a.de
sich durch herausragendes unternehmerisches Steffen Rose (li.) und Andreas Boebel aus der Geschäftsführung von emtas freuen sich über die Auszeichnung.
2|18 DER Mittelstand. | BVMW
Wirken hervorgetan und Ausstrahlung auf die Wirtschaft in Sachsen-Anhalt haben.
87
Volles Haus beim BVMW-Neujahrsempfang in Chemnitz „Alle sitzen in einem Boot – Teamarbeit als SchlüsselFoto: © BVMW Sachsen
faktor zum Erfolg!“ - unter diesem Motto stand der BVMW-Neujahrsempfang in der Chemnitzer Stadthalle. Der Leiter der Wirtschaftsregion Chemnitz, Bernd Reinshagen, konnte über 500 Gäste begrüßen, darunter Dr. Sergey Nikitin, Leiter der russischen IHKRepräsentanz in Deutschland sowie Matthias Damm, Landrat von Mittelsachsen. Als BVMW-Vertreter
Patrick Meinhardt, Dr. Jochen Leonhardt, Bernd Reinshagen, Dr. Dominique Görlitz, Dr. Sergey Nikitin (v. li.).
sprachen Dr. Jochen Leonhardt, Sachsens BVMW
Landespräsident, sowie Patrick Meinhardt, Leiter Politik beim BVMW. In einem spannenden Vortrag erläuterte der Experimentalarchäologe Dr. Dominique Görlitz, wie er es mit den Schilfboot-Expeditionen Abora I bis II geschafft hat, sein Team auch bei widrigen Bedingungen zusammenzuhalten.
Prämierte Designerin BVMW-Mitglied Anja Gockel hat Grund zur Freude: Zum dritten Mal feierte die Modedesignerin, die bereits als „Designer des Jahres 2017“ ausgezeichnet wurde, die Premiere ihrer neuen Kollektion im Hotel Adlon in Berlin. Zudem wurde sie zur „Designbotschafterin
Deutschlands
für Mode“ ernannt. Die Mainzerin studierte in Hamburg und am berühmten Central St. Martins in London, bevor sie bei Vivienne Westwood arbeitete und 1996 ihr eigenes Label gründete. Heute hat sie eigene Geschäfte in Mainz und Köln und ist national wie international erfolgreich. Die farbenfrohen Kollektionen der Designe-
NRW-Wirtschaftssenat diskutiert mit Arbeitsminister Der NRW-Wirtschaftssenat des BVMW traf sich in den Räumen der DELTA-V in Wuppertal zum Symposium. Moderiert vom Journalisten Uwe Knüpfer entwickelte sich ein offener Dialog mit Nordrhein-Westfalens Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales, Karl-Josef Laumann (CDU), über den Reparaturbedarf der Republik nach den Berliner Chaostagen. Der Minister mit Berliner Vergangenheit als Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium wirkte zuletzt am Koalitionsvertrag in seinem Kernressort, der Arbeitsmarktpolitik, mit.
rin wurden von Queen Elizabeth II. Anja Gockel (re.) mit einem Model während der Modenschau im Hotel Adlon Kempinski.
während
ihres
Staatsbesuches
bewundert.
Impressum DER Mittelstand. Unternehmermagazin des BVMW Herausgeber BVMW – Bundesverband mittelständische Wirtschaft, Unternehmerverband Deutschlands e. V. Präsident Mario Ohoven Potsdamer Straße 7 / Potsdamer Platz 10785 Berlin www.bvmw.de Titelbild: © assalve – istockphoto.com; © alfexe – istockphoto.com
Redaktion Tel.: 030 / 53 32 06-16 Fax: 030 / 53 32 06-50 mittelstand@bvmw.de Eberhard Vogt (Chefredakteur) Chiara Ohoven (Art Director) Friederike Pfann Tim Schöllmann Julian Haeberlin Rotger H. Kindermann (Korrespondent) Verlag mattheis. werbeagentur gmbh Kastanienallee 4 10435 Berlin Tel.: 030 / 34 80 633-0 Fax: 030 / 34 80 633-33 info@mattheis-berlin.de
www.mattheis-berlin.de Layout und Gestaltung, Mediadaten, Vermarktung v. Anzeigen & Beilagen mattheis. werbeagentur gmbh Tel.: 030 / 34 80 633-0 Fax: 030 / 34 80 633-33 bvmw-anzeigen@mattheis-berlin.de Rechnungsstelle BVMW Servicegesellschaft mbH Potsdamer Straße 7 10785 Berlin Tel.: 030 / 53 32 06-26 Fax: 030 / 53 32 06-50 servicegesellschaft@bvmw.de Druckerei Möller Druck und Verlag GmbH Zeppelinstr. 6, 16356 Ahrensfelde
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Das Magazin „DER Mittelstand.“ ist das offizielle Organ des BVMW. Mitglieder des Verbandes erhalten das Magazin im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Die Redaktion übernimmt keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen. Namentlich gekennzeichnete Beiträge sowie Selbstdarstellungen von Unternehmen müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen. Nachdruck und Verbreitung mit Angabe der Quelle gestattet. ISSN: 2510-425X Druckauflage: 31.000 4/2017
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Räumen einen Mehrwert geben In jeder Ausgabe stellt DER Mittelstand. BVMW-Mitgliedsunternehmen und deren Produkte vor. Die Firma BASEG hat sich auf die Herstellung von individuellen Textilspannrahmen spezialisiert, die nicht nur die Raumakustik verbessern, sondern auch ein echter Hingucker sein können.
Textilspannrahmen oder Alu-Spannrahmen sind individuelle und hochwertige Präsentations systeme für den dauerhaften Einsatz: Ob als Wandbanner im Büro, als Raumtrenner in großen Räumen, bei Veranstaltungen oder als Ergänzung zu einem Leitsystem – Textilspannrahmen bieten vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Durch die freien Maße von bis zu drei mal drei Metern sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt.
Der Alu-Rahmen wird mit einem hochwertig bedruckten Textil bespannt. Die Rahmen können mit LED-Beleuchtung von innen oder einer Akustikdämmung versehen werden. Dadurch wirken die Bildmotive intensiver und die Dämmung verbessert die Raumakustik. Alu-Textilspannrahmen sind lange haltbar. Die Motive können professionell gewechselt werden, so beispielsweise bei saisonalen Themen oder verändertem Corporate Design.
2|18 DER Mittelstand. | BVMW
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Durch Sublimationsdruck sind die Farben der Textilien besonders brillant. Die Drucktechnik ist völlig unschädlich, die knitterfreien, geruchsneutralen und langhaltenden Textilien sind pflegeleicht. Die Textilspannrahmen können nicht nur gehängt, sondern auch frei in den Raum gestellt werden. Das leichte Material ist einfach zu transportieren und bietet durch integrierte Standfüße gute Stabilität.
Als Spezialist für Großformatdruck, InterieurProduktion und textile Präsentationssysteme macht BASEG Ideen lebendig, seit über 20 Jahren. BASEG druckt von A wie Aufkleber bis Z wie Zaunbanner auf verschiedenen Materi alien. Darüber hinaus entwickelt das Unternehmen Wegeleitsysteme für Shoppingcenter, Messen, Ausstellungen oder Museen. Besonders eilige Aufträge werden innerhalb von 24 Stunden erledigt.
Unternehmenssteckbrief: Geschäftsführer: Mario Beier Sitz: Chemnitz Gründung: 1996 Mitarbeiter: 14 Branche: Werbeproduktion
Fotos: BASEG
BVMW-Mitglied www.baseg.de
2|18 DER Mittelstand. | BVMW
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Jebsen Shipping Partners: Hanseatische Visionen Die Schifffahrt ist zwar ein wechselhaftes Geschäft, in ihr steckt aber auch viel Potenzial. Kein Widerspruch für die Jebsen Shipping Partners Management GmbH & Co. KG. Unter dem Dach des maritimen Komplettdienst-
Leistung und Erweiterung unserer Flotte durch ge-
leisters haben sich fünf Generationen aus vier
zielte Akquisitionen und Neubauten, den anschlie-
Schifffahrtsfamilien zusammengefunden. Die Fa-
ßenden Handel und letztlich den rechtzeitigen Ver-
milie der Markus Jebsen Group ist bereits seit 1870
kauf von Schiffen zu schaffen“, erklärt Jan Kahrs
maritim unterwegs. Die Geschäftsführer der Jeb-
das Unternehmensziel. Dabei werden alle Schiffs-
sen Shipping Partners Management Arnd Becker,
erwerbungen, im Moment umfasst die JSP-Flotte
Jan Kahrs, Jan-Peter Boehe und Max Gottwald ha-
14 Containerschiffe und ein Mehrzweckschiff,
ben entweder ihre praktischen Meriten als Kapitä-
sorgfältig auf ihr langfristiges Einkommenspoten
ne, Nautiker und technische Offiziere an Bord oder
tial abgestimmt. Das Portfolio wird so zusammen-
eine umfangreiche Ausbildung in der maritimen
gesetzt, dass die Renditechancen durch eine ent-
Industrie genossen. Durch die Koppelung ihrer
sprechende Diversifizierung maximiert werden.
Kompetenzen wurde somit mit Jebsen Shipping Partners (JSP) ein einzigartiger Mehrwert für die
Ebenso sorgfältig wie bei der Wertschöpfung
maritime Industrie geschaffen. Das umfangreiche
agiert die JSP bei der Personalauswahl. Derzeit
Leistungsspektrum reicht vom technischen, nauti-
sind knapp zwanzig Mitarbeiter für JSP im Land-
schen Commercial und Versicherungsmanagement
betrieb tätig, und rund 400 Seeleute an Bord der
von Schiffen über ihre Bemannung und Befrach-
Schiffe, darunter Experten aus Osteuropa, den
tung bis hin zur Neubau- und Umbauprojektierung.
Philippinnen, aber auch aus Deutschland, erläutert
Hochspezialisierte
Jan-Peter Boehe.
Finanzierungskonzepte
lie-
fern Tochterunternehmen wie Jebsen ME DMCC in Dubai.
Die Geschäftsführer der JSP sehen sich gut aufgestellt für die Zukunft: „Das weltweite Handelsvo-
Ingrid Hausemann BVMW Pressesprecherin Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein ingrid.hausemann@ bvmw.de
„Wir bieten Investmentmöglichkeiten in jedem
lumen wächst Jahr für Jahr und erfordert immer
Schifffahrtssegment und sind mit unseren Part-
mehr maritime Transportdienstleistungen und
nern weit aufgestellt“, so Arnd Becker, „JSP ist
immer neue Lösungen für den maritimen Trans-
ständig auf der Suche nach neuen starken Partnern
port“, so Max Gottwald. „Neben unserem Leis-
und agiert immer zum Wohl beider Parteien.“ Der
tungsspektrum haben wir eine weitere Besonder-
Fokus liegt also auf der Optimierung der Finan-
heit, die uns für die Zukunft bestens rüstet: Unter
zierung, um das bestmögliche Renditeergebnis für
dem Dach von JSP verbinden sich Visionäre mit
den Investor zu erzielen.
hanseatischen Praktikern, die Seefahrterfahrung haben. Zukunftsvisionen sind bei uns darum nicht
„Unser Ziel ist es, die Wertschöpfung für unsere
nur schöne Phantasien, sondern haben einen
Gesellschafter und Investoren durch profitable
klaren Plan.“
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Jebsen Shipping Partners
Partners gehören derzeit 14 Containerschiffe
Management GmbH & Co. KG
und ein Mehrzweckschiff. JSP bietet Invest-
Der
und
mentmöglichkeit in jedem Schifffahrtsseg-
BVMW-Mitglied mit Sitz in Jork wurde 2015
maritime
Komplettdienstleister
ment und hat derzeit etwa 420 Mitarbeiter
von vier traditionsreichen Schifffahrtsfamili-
weltweit.
en gegründet. Zur Flotte von Jebsen Shipping
Motorschiff „Jork Ranger“ im Nordostseekanal.
www.jebsenship.com
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berufsbegleitend • praxisnah • persönlich
Betriebswirtschaftslehre (B.A.) Studienform: berufsbegleitend Studiendauer: 6-8 Semester Abschluss: Bachelor of Arts Studienstart: Oktober 2018 Studiengebühr: 1.980 € pro Semester, zzgl. Semesterbeitrag
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Neben dem Beruf zum Bachelor oder Master of Arts
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2|18 DER Mittelstand. | BVMW
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trapoFit – die Transporterwerkstatt der Zukunft Der Unternehmer Andreas Wöllenstein ist von Haus aus Automobilhändler. Sein Herz schlägt für die schicken Karossen mit dem glänzenden Stern. Mittlerweile hat er auch eine Leidenschaft für die „Alten“ entdeckt, Transporter, die älter als vier Jahre sind und bei denen nicht zwangsläufig ein Stern auf der Haube sein muss. Als autorisierter Mercedes-Benz-Händler mit
in diesem Segment nicht teurer sind als andere
mehreren Niederlassungen in Sachsen betreut
und haben deshalb auch ein bisher einmaliges
Wöllenstein mit seinem Unternehmen, der Schloz
System ausgetüftelt.“
Wöllenstein Gruppe, auch Nutzfahrzeugkunden.
Die digitale Werkstatt
Transportersparte nach etwa vier bis fünf Jahren
trapoFit ist die digitale papierlose Werkstatt.
für Service und Reparaturen in freie Werkstätten
Der Kunde kann sich via Internet auf der trapo-
wechseln, wahrscheinlich in der Annahme, dass
Fit-Website den Wartungs- und Reparaturservice
sie dort günstigere Dienstleistungen bekommen“,
selbst konfigurieren, ähnlich wie beim Kauf ei-
so Wöllenstein über die Anfänge des neuen Kon-
nes Neuwagens. Hierfür gibt er die Bezeichnung
zeptes trapoFit. „Wir wollten beweisen, dass wir
seines Modells ein sowie den Hersteller und das
Bilder: © trapoFit und BVMW Sachsen
„Wir haben festgestellt, dass die Kunden unserer
Die Mitarbeiter von trapoFit können über ein Tablet auf Montageanleitungen zugreifen.
2|18 DER Mittelstand. | BVMW
Das Unternehmen hat sich auf die Reparatur von Transportern aller Marken spezialisiert.
93
Baujahr. Sofort sieht er, was eine Bremse kostet,
„Dies schlägt sich in attraktiven Preisen für unsere
oder wie teuer die Reparatur diverser Verschleiß-
Kunden nieder. Zu unseren überzeugten Kunden
teile ist. Für Reparatur- und Wartungsarbeiten
gehören überwiegend mittelständische Firmen,
bietet ihm das System ein Paket inklusive Preis
vom Bäcker über den Malerbetrieb bis zum Land-
und Terminvorschlag an. Das IT-System dahinter
schaftsgärtner; aber auch kommunale Fuhrparks
prüft, ob die nötigen Ersatzteile vorhanden sind
betreuen wir.“ Dabei ist es völlig unerheblich, ob
oder erst bestellt werden müssen, wann ein Mon-
es sich um ein Fabrikat der Marke Mercedes-Benz
teur zur Verfügung steht oder eine Hebebüh-
handelt oder um eine andere Marke.
ne frei ist. Am Ende entsteht ein Gesamtpaket. Der Kunde muss nur noch den Werkstatttermin
„Wir haben mit trapoFit völliges Neuland betre-
buchen und sein Fahrzeug vorfahren.
ten, und nach nunmehr über einem Jahr gibt uns der Erfolg recht“, freut sich Wöllenstein. „Unse-
Die Reparatur
re Kapazitäten sind nahezu täglich ausgebucht,
In der Werkstatt selbst erhält der Monteur
wir suchen händeringend KFZ-Mechatroniker,
einen vollständig vorbereiteten Servicewagen
um mehr Aufträge in kürzeren Zeitfenstern
mit allen notwendigen Ersatzteilen und Spezial-
abwickeln zu können.“ Derzeit arbeiten in der
werkzeugen. Über einen QR-Code, der mit dem
Chemnitzer Pilotwerkstatt, in die 200.000 Euro
Auftrag verknüpft ist, holt er sich die Montage-
investiert wurden, sechs Mitarbeiter an acht
anleitung auf sein Tablet. So muss er nicht auf
Serviceplätzen.
bestimmte Fahrzeugtypen spezialisiert sein und kann vielfältige Anforderungen erfüllen. Zuletzt
Nach der erfolgreichen Markteinführung in
macht der Werkstattmeister eine Endkontrolle,
Chemnitz wurde Ende 2017 die trapoFit GmbH
und der Kunde erhält die Information, dass der
gegründet. Mit ihr sollen in diesem Jahr neue
Transporter fertig ist.
Betriebe in Deutschland und Spanien entstehen, danach ist eine weitere Expansion in Eu-
„Mit unseren effizienten Prozessen und Systemen
ropa geplant. Bewährt sich dieser Kurs, steht
sparen wir in unserer trapoFit-Werkstatt Kos-
auch einem weltweiten Engagement nichts im
ten ein“, so Unternehmer Andreas Wöllenstein.
Wege.
trapoFit Chemnitz ist Teil der Schloz Wöl-
komplett digitalen Abwicklung von Auftrags-
lenstein Mercedes-Benz Gruppe in Sachsen,
annahme, Reparatur- und Wartungsprozess.
einem BVMW-Mitglied. Die Kernaufgabe be-
trapoFit bietet so attraktive Konditionen für
steht in der Reparatur von Transportern, die
Reparaturen.
trapoFit Geschäftsführer und Chef der Schloz Wöllenstein Gruppe, Andreas Wöllenstein.
Uta Georgi BVMW Pressesprecherin Sachsen uta.georgi@bvmw.de
älter als vier Jahre sind. trapoFit geht als papierlose Werkstatt völlig neue Wege bei der
www.trapofit-chemnitz.de
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94
Ein Englishman und sein Unabhängig, vielfältig und international ausgezeichnet – so präsentiert sich Deutschlands einziger twenty-four seven Jazzradiosender. Vater des Erfolgs ist ein Radiomanager aus Großbritannien, der vor mehr als 20 Jahren von New York nach Berlin kam: Julian Allitt. Am Anfang steht ein Besuch. 1996 verhalf Allitt
erfolgreiche Arbeit wurde die Programmchefin
einer Gruppe Jazzliebhaber in Berlin zu einer
mit algerischen Wurzeln Ende 2017 bei den In-
langjährigen UKW-Lizenz. Der Mann, der in Groß-
ternational Women in Business Awards ausge-
britannien fünf Radiostationen gemanagt hatte,
zeichnet. Dr. Messahel winkt bescheiden ab. Lie-
brachte auch das
ber erzählt sie von
Startkapital
mit.
Hörern, die sogar
„Ein
Jazzradio,
aus dem Ausland
das will doch kei-
anreisen, um bei
ner“, so die ein-
einem der zahlrei-
hellige
Meinung
chen Livekonzerte
damals. Weit ge-
dabei zu sein. In-
fehlt – JazzRadio
zwischen ist auch
106.8 hat sich als
eine junge Gene-
feste Größe etab-
ration
liert und steht für
wachsen, die den
Hörgenuss Lifestyle.
und
Moderatorin Eileen Osei, Geschäftsführer Julian Allitt und Programmdirektorin Dr. Lyria Messahel (v. li.) im Studio.
herange-
hohen Musikanteil schätzt. Was leicht klingt, ist hart er-
Für Julian Allitt gibt es kein Das-geht-nicht. Ein
kämpft. Das Team musste sich vehement gegen
typischer Allitt-Satz lautet: Warum nicht? Alles
feindliche Übernahmeversuche behaupten.
ist möglich, versuchen wir es! Aufgeben ist für den studierten politischen Journalisten keine
Die Konkurrenz kämpft unfair
Option. Julian Allitt, sein Sohn Konrad, der als
Die Frequenz des Nischensenders weckt Be-
Verkaufsmanager auch die digitale Entwicklung
gehrlichkeiten. Über die Blockade nationaler
des Senders vorantreibt, und Programmchefin
Werbeeinnahmen setzt die Konkurrenz den Ber-
Dr. Lyria Messahel sind mit Herzblut bei der Sa-
liner Regionalsender massiv unter Druck. Das ist
che. Sie wollen vor allem eins: gute Jazzmusik für
möglich, weil nur zwei Verkaufsagenturen den
ein breites Publikum. Hörerwünsche genießen
Markt beherrschen, die von großen Rundfunkan-
oberste Priorität. Natürlich erntet die 37-jährige
stalten kontrolliert werden. Trotz massiver Ein-
Programmchefin nicht nur Lob. Die Geschmäcker
nahmeverluste hat Allitt die Kaufangebote der Big
sind verschieden und das Jazzgenre groß. Doch
Player ausgeschlagen und sich neue Geldquellen
die promovierte Physikerin betrachtet jede Kritik
erschlossen. Sein JazzRadio hat auch mit kleinem
als Chance, um neue Freunde zu gewinnen.
Budget Erfolgt und Ende 2017 wurde die Lizenz
Die Zuhörerschaft wächst Julian Allitt und Lyria Messahel ist es gelungen
Der Sender fördert internationale Talente, die
– auch mit Hilfe weiblicher Moderatoren – das
in der umkämpften Berliner Jazzszene ihre Hei-
vormals männlich dominierte Programm gleicher-
mat gefunden haben. Im Ellington Hotel bietet er
maßen für Frauen attraktiv zu machen. Für ihre
ihnen eine Bühne. Die monatliche Konzertreihe
2|18 DER Mittelstand. | BVMW
Fotos: © JazzRadio
um sieben Jahre verlängert.
Verwalten Sie Ihre Mitarbeiter nicht als Einzelteile.
„The Orange Room“ ist inzwischen etabliert. Künstler wie China Moses oder John Regen aus New York haben sich über JazzRadio einen Namen gemacht. Auch die A-Capella-Gruppe „Naturally 7“, die alle Instrumente mit der Stimme nachahmt, hat vor 650 Gästen brilliert – einzig beworben über den privaten Radiosender. Das spricht sich rum, und so fragen Künstler aus aller Welt an, ob sie die Ehre haben dürften, im JazzRadio 106.8 gespielt zu werden. Eine feste Programmgröße ist
Mit Agenda entdecken Sie ihr volles Potenzial.
„JazzRio!“. Sechs Stunden Latin-Jazz immer samstags von zwölf bis 18 Uhr, finanziert durch die brasilianische Botschaft. Musikalische Highlights sind: „The Berlin Summer of Jazz“ und die Weihnachtskonzerte mit Andrej Hermlin und seiner Swing Dance Band.
Das JazzRadio Studio im Ellington Hotel Berlin.
Internationale Anerkennung Der unabhängige Berliner Jazzradiosender kann sich regelmäßig mit Auszeichnungen schmücken. Bei den New York International Radio Programming Awards, den Oscars der Broadcastszene, hat Allitts Sender bereits 24 Trophäen abgeräumt, darunter sechs Goldmedaillen. 2017 wurde Jazz-
Personalwesen-Software, die ganze Arbeit leistet.
Radio mit dem German Stevie Business Award als Unternehmen des Jahres im Bereich Medien / Unterhaltung geehrt. Das freut den Englishman in Berlin, der Herausforderungen mit einem Lächeln und einem Lied auf den Lippen annimmt.
Beate Hoffbauer
Journalistin
Das BVMW-Mitglied JazzRadio 106.8 wurde 1996 von Julian Allitt gegründet. Der in Berlin ansässige Radiosender hat sich der Jazzmusik verschrieben und wurde bereits mit etlichen Preisen ausgezeichnet.
www.jazzradio.net
agenda-personal.de
96
„Nicht bruddeln, sondern anpacken!“ Der Unternehmer Wolfgang Dietrich ist seit 2016 Präsident des VfB Stuttgart. Im Interview mit DER Mittelstand. spricht er über Mannschaftsgeist, Erfolgsdruck und die Aufgaben seines Amtes. DER Mittelstand.: Das Amt des Präsidenten in ei-
Es freut mich immer wieder zu sehen, wie sich die
nem Fußballverein der Bundesliga ist eine Mixtur
Spieler im Rahmen unserer vielfältigen CSR-Akti-
aus Ehrenamt und Professionalität. Wie bekom-
vitäten „VfBfairplay“ beispielsweise bei der Essen-
men Sie die verschiedenen Anforderungen unter
ausgabe in der Stuttgarter Vesperkirche oder bei
einen Hut?
Besuchen unseres „VfBfairplay“ Partners, der Kin-
Wolfgang Dietrich: Ein Bundesligist ist heute
derkrebsnachsorgeklinik in Tannheim, als echtes
ganz eindeutig eine hochprofessionelle Organi-
Team präsentieren.
sation. Von daher sind die handelnden Personen Der VfB Stuttgart zählt nicht zu den finanzkräf-
gangsphase vom reinen Verein zum eingetragenen
tigsten Vereinen in Deutschland. Können Sie im
Verein mit AG, in der sich der VfB Stuttgart rund
Rennen um Erfolgversprechende – und damit
um meinen Amtsantritt befand – und immer noch
teure Spieler – mithalten?
befindet – ist es unser Ziel, eine gute Balance zwi-
Da müssten wir erst den Begriff mithalten definie-
schen der Tradition des Vereins und den kommer-
ren. Rein finanziell können wir mit einigen Clubs
ziellen Herausforderungen unserer Zeit zu finden.
derzeit nicht mithalten. Deshalb müssen wir pfiffi-
Deshalb braucht der VfB Stuttgart genauso Men-
ger sein und manches Mal auch schneller. Wichtig
schen, die unabhängig das Ehrenamt verkörpern
für uns ist: Wir sind in einem gewissen Rahmen ab-
wie auch Mitarbeiter, die beim VfB Stuttgart im
solut handlungsfähig. Wir müssen nicht erst Spie-
besten Sinne ihrer normalen Arbeit nachgehen. In
ler verkaufen, bevor wir Spieler verpflichten kön-
meinem Fall bezieht sich der Begriff ehrenamtlich
nen. Diese Möglichkeiten hatte der VfB Stuttgart
allerdings in erster Linie auf meinen Verzicht einer
in den letzten Jahren sehr selten. Und wir haben
Bezahlung. Doch der zeitliche Einsatz und das not-
zusätzlich andere Werte, die wir in die Waagschale
wendige Engagement sind mit dem Aufwand für
werfen müssen. Beispielsweise unsere großartige
ein Hauptamt absolut vergleichbar.
Tradition sowie unsere riesige Mitglieder- und Fanbasis, die wir nutzen können.
Elf Freunde müsst ihr sein, heißt ein legendäres Jugendbuch über den Fußball, und enges Team-
Das Leistungsverhalten mancher Spieler steht in
building ist unerlässlich für den Erfolg. Haben
der Wahrnehmung der Öffentlichkeit manchmal
die extrem hohen Spielergehälter dieses Ideal
im Widerspruch zu ihrem vergleichsweise hohen
überholt?
Gehalt ...
Natürlich ist dieses Ideal ein Stück weit überholt.
Das sehe ich nicht so. Zunächst: Ich möchte das
Aber nicht wegen der hohen Spielergehälter, son-
nicht immer in den direkten Zusammenhang mit
dern eher begründet durch die allgemeinen sich
dem hohen Gehalt bringen. Es geht um Menschen,
ändernden Rahmenbedingungen. Das bedeutet
nicht um Maschinen. Auch das weiß ich aus meiner
allerdings nicht, dass Teamgeist nicht nach wie vor
langjährigen Erfahrung als Unternehmer. Und wir
ein wesentliches Merkmal für den Erfolg ist. Nur
sind in einem hoch-emotionalen Business, in dem
wenn es eine entsprechende Stimmung im Team
es nun mal keine Garantien auf Erfolg gibt. Wir
gibt, ist Erfolg möglich. Das ist im Mannschafts-
haben eine Mannschaft mit guten Charakteren,
sport eine wichtige Voraussetzung, und das habe
die den maximalen Erfolg möchte. Und abgesehen
ich auch in meinem gesamten Berufsleben als
davon ist es wie in der Wirtschaft eine Aufgabe der
Unternehmer immer wieder feststellen können.
Führung, dass dieses Verhältnis stimmt.
2|18 DER Mittelstand. | BVMW
Foto: © VfB
VfB-Präsident Wolfgang Dietrich.
auch größtenteils hauptamtlich tätig. In der Über-
97 Sie stellen nicht die Mannschaft auf und Sie trai-
Welches
nieren sie auch nicht. Wie geht es Ihnen, wenn
dies Ziel zu erreichen?
sind
Ihre
strategischen
Pläne,
Sie trotzdem in der Öffentlichkeit dafür den Kopf hinhalten müssen?
Wir haben als Aufsteiger unseren Fünfjahresplan,
Bevor ich mich dazu entschieden habe, für das
mit dem wir uns Stück für Stück wieder in der Bun-
Präsidentenamt beim VfB Stuttgart zu kandi-
desliga etablieren und dann an die nationale Spit-
dieren, war das Thema öffentliche Rolle auch
zen heranarbeiten wollen. Und wir sind sehr gut im
Gegenstand
Außer
Plan. Wichtig ist allerdings, dass wir aus unserem
vielleicht noch in der Politik kommt diese öf-
Einzugsbereich auch eine breite Unterstützung
fentliche Rolle nirgendwo so zum Tragen wie
bekommen, um den Weg zurück in die Spitze be-
im Fußball. Und man muss sowohl mit Erfolgen
schreiten zu können. Wir haben hervorragende
als auch Misserfolgen umgehen können. Aber
Partner, und es ist herausragend, wie sich beispiels-
ich habe ja eine Verantwortung für die Gesam-
weise die Daimler AG und viele bedeutende Mittel-
tentwicklung beim VfB Stuttgart. Dabei geht es
ständler der Region zum VfB Stuttgart bekennen.
natürlich um weit mehr als nur um das Spiel am
Das sollte ein leuchtendes Beispiel für andere
Wochenende. Meine Aufgabe ist es, die Rah-
sein. Jeder ist herzlich eingeladen, ein Teil unse-
menbedingungen so zu gestalten, dass der Ver-
rer Mannschaft hinter der Mannschaft zu werden.
ein die größtmögliche Aussicht auf Erfolg hat.
Denn auch beim VfB gilt: nicht bruddeln, sondern
Daran lass ich mich gerne messen. An Ergebnis-
anpacken!
meiner
Überlegungen.
sen einzelner Spiele nicht. Das Interview führte Dr. Ulrich Köppen. Im Einzugsbereich des VfB Stuttgart gibt es überragende Weltfirmen und auch überragende Mittelständler. Alle wünschen sich einen
Der Traditionsverein VfB Stuttgart ist einer der größten Fußballvereine
Erstligaverein mit entsprechendem Niveau.
Deutschlands und seit mehreren Jahren Mitglied im BVMW.
Hohe Auszeichnung für BVMW-Vorstand Dr. Helmut Baur Dr. Helmut Baur, BVMW-Vorstand und Gründer der Binder Optik
Rheinland-Pfalz und das Saarland. Aufgrund seiner besonde-
GmbH, wurde mit dem selten verliehenen Verdienstkreuz erster
ren Verdienste um den Ausbau der wirtschaftlichen Bezie-
Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
hungen zwischen Deutschland und Malaysia wurde ihm vom
ausgezeichnet. Verliehen wurde das Bundesverdienstkreuz von
malaysischen König der Adelstitel „Datuk“verliehen.
Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier, überreicht wurde es von Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut. Diese würdigte in ihrer Rede die herausragenden Leistungen von Dr. Baur für das Gemeinwesen. Bereits 1992 wurde der Vorzeigeunternehmer für sein weltweites Engagement für den Artenschutz und die Erhaltung bedrohter Tierarten mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt. Am 1. August 1975 gründeten Dr. Helmut Baur und seine Frau Gabriele das erste Binder Optik-Fachgeschäft in Böblingen. 43 Jahre später gibt es etwa 50 Binder-Geschäfte in Foto: © Christof Sage
Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Bayern. Binder Optik bietet rund 400 Mitarbeitern einen zukunftssicheren Arbeitsplatz und erzielt einen Jahresumsatz von 40 Millionen Euro. Senator e. h. Dr. Baur ist seit 1992 Honorarkonsul von Malaysia und seit 1996 Honorargeneralkonsul für Baden-Württemberg,
V. li.: Prof. Dr. Wolfgang Reinhart, Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion; Dr. Helmut Baur, BVMW-Vorstand und Gründer der Binder Optik GmbH; die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut und BVMW-Vorstand Arthur Zimmermann.
2|18 DER Mittelstand. | BVMW
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Der Junge Mittelstand: LOS GEHT’S! Bei vielen Abgeordneten herrscht ein verdrehtes Verständnis davon, was gut und richtig für Unternehmen und das junge Unternehmertum ist. Der Junge Mittelstand will das jetzt praktisch ändern. „Rock Your Region“ heißt die erste großangeleg-
Abschaffung des Hausbankprinzips ein, aber wei-
te politische Kampagne der Jungen im BVMW.
tere Forderungen aus unseren Regionen können
Ausgelegt ist das Projekt für die zielgerichtete
natürlich ganz unterschiedlich sein – von der Steue-
Interessenvertretung aller jungen Unternehmer
rerleichterung für Familien bis hin zur Stärkung des
gegenüber den Bundestagsabgeordneten in den
Unternehmerbildes in der Gesellschaft“, erläutert
Regionen. Los geht es im zweiten Quartal 2018 in
Remo Fuhrmann, der für den Jungen Mittelstand das
der Hauptstadt. In Zusammenarbeit mit Christina
Thema Politik im Vorstand betreut. Bei vielen Abge-
Schulz-Heidorf, Leiterin des Kreisverbands Ber-
ordneten herrsche ein sehr verdrehtes Verständnis
lin-Mitte und ihrem Team Hauptstadtregion Nord-
davon, was gut für die Entwicklung von Unterneh-
Ost, setzt der Junge Mittelstand gerade ein erstes
men und des jungen Unternehmertums ist, das wolle
Pilotprojekt um. Im Laufe des Jahres 2018 sollen
man jetzt endlich mit einer starken Aktion angehen.
möglichst viele weitere Regionen im Bundesgebiet folgen. „Wir freuen uns, dass wir diese Kampagne
Gastgeber der Elite
nach gründlicher Planung jetzt mit Leben erfüllen
Die European Confederation of Young Entrepre-
können“, sagt Olaf Marsson, Vorstandsvorsit-
neurs (Yes for Europe) ist der starke europäische
zender des Jungen Mittelstandes. Das Besonde-
Dachverband des Jungen Mittelstands. Mit Sitz
re: „Rock Your Region verbindet auf einzigartige
in Brüssel vertritt YES for Europe die Interessen
Weise die Interessen auf regionaler wie nationaler
junger Unternehmer gegenüber der EU-Kommis-
Ebene“, erläutert Schulz-Heidorf.
sion und anderen politischen Playern in Europa. Erstmals wird in diesem Jahr Deutschland Gast-
Hinter dem Projekt steht die Idee, dass der BVMW
geber einer European Youth Entrepreneurship
auf Kreisebene seine mehr als 2.500 jungen Un-
Conference (EYEC) sein.
ternehmer, aber auch potenzielle Neumitglieder
Mitglieder des Jungen Mittelstands mit ihrer Schirmherrin, der Bundes wirtschaftsministerin Brigitte Zypries (Mitte).
bis 45 Jahre an einen Tisch holt, um Forderungen
Mit der CEBIT konnte sich der Junge Mittelstand
an die einzelnen Politiker zu formulieren. Diese
eine echte Marke als Partner und Sponsor dieser
Positionen werden auf der Petitions-Webseite
Konferenz sichern. Alle BVMW-Unternehmer un-
wir-erwarten-mehr.de zusammengetragen. An-
ter 45 Jahren sollten sich schon mal den 14. und 15.
dere Unternehmer können sich den Forderungen
Juni 2018 vormerken. Aber auch alle über 45 Jah-
online anschließen und E-Mails mit den individuel-
ren können sich schon jetzt auf die CEBIT freuen.
len Forderungen an ihre Bundestagsabgeordneten
Der Junge Mittelstand hat für BVMW-Mitglieder
verschicken. „Der Junge Mittelstand setzt sich auf
Sonderkonditionen für Tickets vereinbart.
Bundesebene intensiv für die Schaffung eines Digitalministeriums und die
2|18 DER Mittelstand. | BVMW
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BVMW-Veranstaltungskalender Der BVMW organisiert eine Vielzahl erstklassiger Veranstaltungen in den kommenden Monaten auf Bundesebene und in den Regionen vor Ort. Unternehmer und Unternehmerinnen sind herzlich eingeladen, sich zu informieren, Netzwerke zu spannen, sich einzubringen und sich unterhalten zu lassen. Eine kleine Auswahl finden Sie hier.
Der Countdown läuft – große Herausforderung DSGVO Donnerstag, 24. Mai 2018, 18.30 Uhr Wiegert Werner & Partner Rechtsanwälte Notare Kaistraße 101, 24114 Kiel hans.kemeny@bvmw.de
Betriebsbesichtigung mit Produktion Mittwoch, 25. April 2018, 09.00 Uhr Aljo Aluminium-Bau Jonuscheit GmbH Gewerbestraße 2, 27804 Berne Detlef.blome@bvmw.de 23. Business-Meeting im PS Speicher in Einbeck Donnerstag, 26. April 2018, 18.00 Uhr PS-Speicher Tiedexer Tor 3, 37574 Einbeck suedniedersachen@bvmw.de Außenwirtschaftstag Tschechien – Chancen nutzen Donnerstag, 03. Mai 2018, 09.15 Uhr Gräwe & Partner Eduard-Schopf-Allee 1, Bremen isabell.zerres@bvmw.de
Arbeitsschutz ist Chefsache! Donnerstag, 19. April 2018, 18.00 Uhr Gründer- und Mittelstandszentrum Saarpfalz-Park 1, 66450 Bexbach andreas.dippe@bvmw.de Unternehmerfahrt nach Brüssel und Luxemburg Dienstag, 22. Mai bis Mittwoch, 23. Mai 2018 Start 07.00 Uhr in Neunkirchen, 08.20 Uhr in Trier Besichtigung des EU-Parlaments und der BVMW Büros Auf dem Faller 21, 54584 Feusdorf hans-peter.pick@bvmw.de Connect Dienstag, 29. Mai 2018, 18.00 Uhr Landesmuseum Mainz Große Bleiche 49-51, 55116 Mainz horst.schneider@bvmw.de
Starke Marke – starkes Wachstum Donnerstag, 19. April 2018, 16.00 Uhr S-Company GmbH An Vierzehnheiligen 9, 36039 Fulda ruedinger.muth@bvmw.de
Lead-Kampagne-APP – digitale Sales-Automation Mittwoch 16. Mai 2018, 12.00 Uhr German Graduate School of Management and Law Bildungscampus 2 74076 Heilbronn ulrich.spitaler@bvmw.de 2|18 DER Mittelstand. | BVMW
Digitalisierung im Kundenservice Donnerstag 17. Mai 2018 18.00 Uhr Deliberate-Flugfeld Konrad-Zuse-Straße 12 71034 Böblingen kurt.mezger@bvmw.de
Typen sind Temperamente Donnerstag 07. Juni 2018 18.00 Uhr Komet-Group Zeppelinstraße 3 74354 Besigheim kurt.mezger@bvmw.de
101 B@L Donnerstag, 19. April 2018 12.00 Uhr Hotel Reichshof Kirchenallee 34-36 20099 Hamburg guenther.enger@bvmw.de
Grundkurs zum Datenschutzgesetz Mittwoch 11. April 2018, 09.00 Uhr Van der Valk Hotel Berlin Brandenburg GmbH Eschenweg 18 15827 Blankenfelde-Mahlow marcel.sturm@bvmw.de
Compliance im Mittelstand – Modeerscheinung oder Zukunftsfaktor? Dienstag, 24. April 2018, 18.30 Uhr Leonardo Hotel Stillhorner Weg 40 21109 Hamburg heino.geritz@bvmw.de
Online-Marketing-Day Mittwoch, 11. April 2018 15.00 Uhr Gisma Business School Berlin Potsdamer Straße 180-182 10783 Berlin regina.warwel@bvmw.de
Illustration: Stefan-Xp - wikipedia.org
Unternehmerfrühstück mit Dr. Reiner Haseloff Freitag, 04. Mai 2018, 09.00 Rasch Reinigung, Klosterkamp 1, 39126 Magdeburg peter.martini@bvmw.de
Business Ladies – women only Donnerstag 12. April 2018 09.00 Uhr Landhaus Grunewald Delbrückstraße 38 14193 Berlin silke.landgraf@bvmw.de
_Regional digital – Smarte Lösungen, starker Mittelstand Mittwoch 18. April 2018, 18.00 Uhr Ellington Hotel Berlin Nürnberger Str. 50-55 10789 Berlin www.gemeinsam-digital.de Fachgruppe Bau Mittwoch 25. April 2018 19.00 Uhr Kanzlei von Saldern Leibnizstraße 57 10629 Berlin birgid.zoschnik@bvmw.de
Unternehmen Hörsaal Montag, 16. April 2018, 18.00 Uhr Fachhochschule Münster Corrensstraße 25, 48149 Münster petra.adamaschek@bvmw.de
Leichhardt Lounge – Infrastrukturentwicklung in Südbrandenburg Donnerstag, 12. April 2018, 18.00 Uhr Seehotel Großräschen Seestraße 88, 01983 Großräschen sekretariat-cottbus@bvmw.de
Workshop: Mittelstands-Lounge für Assistenzen Montag, 23. April 2018, 15.00 Uhr KGC Kölner Golfclub Freimersdorfer Weg 43, 50859 Köln margit.schmitz@bvmw.de
Tropical Islands Infotag für regionale Unternehmen Mittwoch, 25. April 2018, 15.00 Uhr Tropical Islands Tropical-Islands-Allee 1, 15910 Krausnick sekretariat-cottbus@bvmw.de
Meeting Mittelstand: Wirtschaftsunternehmen oder Krankenhaus? Donnerstag, 26. April 2018, 17.30 Uhr Mathias Stiftung, Bildungscampus / Raum Audimax Frankenburgstraße 31, 48431 Rheine susanne.schlueters@bvmw.de
Unternehmertag Mitteldeutschland Donnerstag, 31. Mai 2018, 10.00 Uhr Globana Airport Messe & Conference Center Frankfurter Straße 4, 04435 Leipzig-Schkeuditz edda.schmidt@bvmw.de
Meeting Mittelstand 4.0 – Wertschöpfungsketten Donnerstag, 26. April 2018, 19.00 Uhr Sutter Local Media Berthold-Beitz-Boulevard 420, 45141 Essen gabriele.masthoff@bvmw.de
Ostthüringer Visitenkartenparty Donnerstag, 19. April 2018, 19.30 Uhr Autohaus Fischer, Brückenstraße 6, 07743 Jena dietmar.winter@bvmw.de
MY COACHING DAY 2018 – The Company Day Samstag, 09. Juni 2018, 09.45 Uhr Airporthotel Düsseldorf Van der Valk Am Hülserhof 57, 40472 Düsseldorf stefan.wagemanns@bvmw.de
Unternehmerfrühstück: Risiko- und Liquiditäts management heute Mittwoch 18. April 2018, 08.00 Uhr Presseclub München Marienplatz 22/IV (Eingang Rindermarkt), 80331 München kajetan.brandstätter@bvmw.de achim.von.michel@bvmw.de
Herausforderungen der betrieblichen Altersvorsorge Donnerstag 19. April 2018, 17.30 Uhr Sonntag & Partner Partnerschaftsgesellschaft mbB Schertlinstraße 23 86159 Augsburg richard.lang@bvmw.de
BVMW Connect – Netzwerkgespräche Mittwoch 25. April 2018 18.30 Uhr LKC Kemper Czarske v. Gronau Berz Forstweg 8 82031 Grünwald wolfgang.thanner@bvmw.de
Weitere zahlreiche Veranstaltungen unter www.bvmw.de/unsere-veranstaltungen 2|18 DER Mittelstand. | BVMW
Digital TransformationLab so geht Digitalisierung Mittwoch 06. Juni 2018 09.00 bis 18.00 Uhr Grundig Akademie Klingenhofstraße 58 90411 Nürnberg edgar.jehnes@bvmw.de
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Doppelter Befreiungsschlag: „Die Verlegerin“ Steven Spielbergs Film erzählt vom Kampf der freien Presse gegen politische Bevormundung – und von der Emanzipation einer Frau von männlicher Bevormundung im Unternehmen.
Die Verlegerin Katherine Graham (Meryl Streep) und ihr Chefredakteur Ben Bradlee (Tom Hanks).
Die Verlegerin
1971 gehört die Washington Post zu einem fami-
unsicher durch die Welt der edlen Restaurants
liengeführten Verlag, sie legt schwache Bilanzen
zum Meeting mit ihrem Chefredakteur Ben
vor und leidet unter sinkender Auflage. Soeben
Bradlee (Tom Hanks); im Vorstandstreffen, in
hat Katherine Graham (Meryl Streep), Erbin einer
dem sie mehr Geld für Qualitätsjournalismus
alteingesessenen Mediendynastie, nach dem Tod
einfordern möchte, wird sie ausgebremst. Das
ihres Mannes die Verlagsleitung übernommen.
Misstrauen in ihre Führungsqualitäten steht so
Die ewige Konkurrentin und der Platzhirsch am
herablassend wie erbarmungslos deutlich im
Zeitungsmarkt, die New York Times, überholt die
Raum. Tom Hanks indes gibt seinem Ben Bradlee
Post notorisch mit politischen Schlagzeilen und
jenes Hemdsärmelige und Grobkantige, das in der
degradiert sie zum Provinzblättchen. Keine guten
Ausdruckspalette für unbeugsame, kämpferische
Ausgangsbedingungen für den anstehenden Bör-
Chefredakteure wohl unerlässlich ist.
sengang.
Regie: Steven Spielberg Drehbuch: Liz Hannah, Josh Singer Mit: Meryl Streep, Tom Hanks, David Cross, Bob Odenkirk u. a.
Dies sind die unternehmerischen Rahmenbedin-
Und Bradlee muss kämpfen, denn wieder einmal
gungen, die Steven Spielberg in seinem aktuellen
war die New York Times schneller: Sie hat einen
Film „Die Verlegerin“ aufzeigt, um von hier aus
Teil der Pentagon Papers veröffentlicht, jenes Do-
eine der größten politischen Medienenthüllun-
kument, das belegt, wie vier US-Präsidenten von
gen Amerikas zu erzählen. Doch „Die Verlegerin“
der Vergeblichkeit des Vietnam-Krieges wussten,
ist mehr als ein Medienthriller über die Arroganz
ihn aber gleichwohl forcierten. Der Amtsinhaber
der Macht und den Kampf um Pressefreiheit: Es
Richard Nixon fürchtet um die nationale Sicher-
ist die Geschichte der Emanzipation einer Frau im
heit und statuiert ein Exempel: Per Gerichts-
männerdominierten Zeitungswesen einer Zeit, in
entscheid verbietet er dem New Yorker Traditi-
der die Frauenbewegung in der zigarrenrauchge-
onsblatt die weitere Veröffentlichung. Bradlee
schwängerten Hinterzimmerpolitik selbstsiche-
sieht seine Chance, die Washington Post aus dem
rer Silberrücken noch lange nicht angekommen
Windschatten der Times heraus zu manövrieren.
ist. So spielt Meryl Streep ihre Katherine Graham
Sein Redakteur Ben Bagdikian (Bob Odenkirk)
verhuscht und eingeschüchtert, sie stolpert
gelangt an die gesamten 7.000 Seiten der
2|18 DER Mittelstand. | Kultur
Paramount Pictures 2017. Alle Rechte vorbehalten.
Brisantes Material Drama USA 2017 FSK ab 6
103 Untersuchung. Fortan ist der Boden von Bradlees
freunden und unternehmerischer Verantwortung
Wohnzimmer bedeckt mit unsortierten Blättern
zeigt Kathleen Profil. Sie setzt sich gegen die do-
ohne Seitenzahl, die vom Redaktionsteam unter
minanten Bedenkenträger durch und verkündet
erheblichem Nikotin- und Koffeineinfluss aus
in einer spektakulären nächtlichen Telefonkon-
gewertet werden. Was heute mehrere Gigabyte
ferenz: „Wir drucken. Meine Entscheidung ist
auf einem Stick wären, war damals so handfeste
gefallen. Ich gehe jetzt ins Bett.“
wie raumgreifende investigative Recherche.
Politische Verbindlichkeiten und unternehmerische Freiheit
Die Druckerei als Bollwerk der Demokratie Spielberg greift nun tief in das Repertoire fil-
So kulminiert Spielbergs Film im dramaturgi-
mischer Inszenierung des Zeitungshandwerks
schen Höhepunkt, zur existenzentscheidenden
von vor 40 Jahren: Lektoren streichen eilig mit
Frage: „Drucken oder nicht drucken?“. An der
weichem Bleistift im Manuskript herum, Setzer
Gegenwehr des politischen Establishments zer-
bauen Buchstabe um Buchstabe die Seiten, ton-
brechen, das Unternehmen vernichten und ins
nenschwere Druckerpressen laufen donnernd
Gefängnis gehen? Oder für die Pressefreiheit ein-
an; die Druckerei wird zum Maschinenraum der
stehen und einen journalistischen Coup landen?
Demokratie, sie lärmt, dröhnt und ächzt unter
Bradlee ist sich sicher: „Der einzige Schutz für
Volllast. Während Spielberg in den Dialogen das
das Recht der Veröffentlichung ist die Veröffent-
Pathos seines Themas angenehm unterschwellig
lichung.“ Für Kathleen indes tun sich Konflikte
inszeniert, transzendiert er es jetzt zur lärmen-
an gleich mehreren Fronten auf. Sie und ihre Fa-
den Kriegswerkstatt der freien Presse, als kä-
milie sind die Nähe zur Macht gewohnt, bei den
men, wie in seinem Weltkriegsdrama „Der Soldat
Muss um Anerkennung kämpfen: Katherine Graham (Meryl Streep) in dem von Männern dominierten Zeitungswesen.
abendlichen Dinners im Haus der Grahams ist
James Ryan“, die amerikanischen Jagdflieger in
der innere Zirkel der Politelite zu Gast, darunter
letzter Sekunde, um die übermächtige Wehr-
Verteidigungsminister Robert McNamara (Bruce
macht zu zerschlagen. Der Rest ist Geschichte:
Greenwood), der Kathleen verzweifelt bittet,
Der Oberste Gerichtshofs der Vereinigten Staa-
nicht zu drucken. Zugleich herrscht unter den
ten entscheidet in seinem Urteil vom 30. Juni
Verlegern der Washington Post nackte Angst:
1971 für die Pressefreiheit, die Washington Post
So wie McNamara im Falle der Veröffentlichung
überlebt und sie ist noch da, heute mehr denn
um seine politische Existenz fürchten muss, ban-
je. Sie schreibt gegen die „Alternative Facts“
gen Anwälte und Vorstände um Posten, Geld und
der gegenwärtigen US-Administration an. Doch
Pfründe. In dieser unseligen Gemengelage aus
das ist eine andere Geschichte. Sie könnte aber
privaten Verbindlichkeiten gegenüber Politiker-
dieselbe werden.
2|18 DER Mittelstand. | Kultur
Bernd Ratmeyer Wissenschaftsjournalist und Lektor
104
„Ich weiß, wie Gangster ticken“ Moritz Bleibtreu im Interview mit DER MITTELSTAND. über seine Kindheit im kriminellen Milieu, extreme Szenen, das deutsche Emigrantenkino und seinen Film „Nur Gott kann mich richten“.
Sind Sie ein gläubiger Mensch?
ein Problem- und Rotlichtviertel war. Ein richtig
Absolut! Ich habe zwar überhaupt nichts mit
hartes Pflaster. Es gab eine offene Drogenszene
der Kirche am Hut und bin sicher nicht religiös.
und Straßenprostitution, und ich war mittendrin.
Aber ich glaube und spüre, dass es irgendetwas gibt, dass ein Auge auf mich und alle anderen
Sie lebten damals mit Ihrer Mutter, der Schau-
Menschen hat. Diese Gewissheit ist beruhigend.
spielerin Monica Bleibtreu, in einer Kellerwohnung. Wie kamen Sie miteinander aus?
Was halten Sie grundsätzlich von Religionen?
Da ich ein Einzelkind war, und mein Vater uns
Wenn sie in Maßen und vor dem Hintergrund
schon früh verlassen hatte, haben wir natürlich
des
sehr eng zusammengehalten. Es gab aber auch
gesunden
Menschenverstandes
wirken,
ist das in Ordnung. Wenn sie allerdings Moral
Konflikte, klar. Und als kleiner Junge war mir mei-
predigen und direkt ins Leben ihrer Anhänger
ne Mutter mit ihrer offenen, unorthodoxen Art
eingreifen, wird es bedenklich. Ich glaube so-
auch schon mal peinlich. Aber sie war immer lei-
wieso, dass die meisten Menschen von alleine
denschaftlich, freiheitsliebend, optimistisch und
wissen, was Gut und Böse ist. Das tragen wir in
spontan, was mich sehr stark geprägt hat. Und sie
uns, egal ob Christen, Juden oder Muslime, und
war der beste und wichtigste Ratgeber, den ich in
wenn wir mehr darauf hören würden, gäbe es viel
meinem Leben hatte.
weniger Probleme. Stimmt es, dass Sie ihn nicht im üblichen Sinne
spielt in der Frankfurter Unterwelt, inmitten
erziehen?
von Drogendealern, Prostituierten, Spielsüchti-
Ja. Denn ich mag das Wort Erziehung nicht, da
gen und Gangstern. Wie gut kennen Sie dieses
steckt „Ziehen“ drin. Ich will meinen Sohn nicht
Milieu?
irgendwohin ziehen. Natürlich gebe ich ihm Gren-
Relativ gut. Ich weiß, wie diese Leute ticken. Ich
zen vor und sage auch mal „Hier ist Schluss!“.
war zwar nie wirklich in kriminelle Geschichten
Aber er soll vor allem seine Freiheiten haben und
verwickelt und auch nicht mit Leuten befreundet,
die Möglichkeit, sich zu entwickeln. Ich selbst ver-
die kriminell waren. Aber ich bin im Hamburger
suche dabei herauszufinden, wer er wirklich ist.
Stadtteil St. Georg groß geworden, was damals
Meine Mutter hat immer gesagt: „Wenn ein Kind
2|18 DER Mittelstand. | Kultur
Foto: © Constantin Film
Seit neun Jahren haben Sie selbst einen Sohn. Ihr aktueller Film „Nur Gott kann mich richten“
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eine Figur hinein, aber danach ist definitiv Feierabend. Danach bin ich Moritz. In der ARD lief vor einigen Jahren eine Dokumentation über Ihr Leben, deren Titel „Als Schauspieler geboren“ lautete. Sehen Sie das rückblickend auch als Ihr Lebensmotto? Da ist schon etwas dran. Denn seitdem ich eine Vorstellung davon hatte, was ich einmal werden könnte, wollte ich Schauspieler werden. Etwas anderes kam mir nie in den Sinn. Als junger Mann ging ich lieber nach Paris, Italien und dann auf die Schauspielschule nach New York, statt in Deutschland Abitur zu machen. Und ich habe es nie bereut. Haben Sie unter all den Filmen, in denen Sie mitgespielt haben, einen Favoriten? Nein. Ich mag sie alle, jeden auf seine Art. Was nicht heißen soll, dass ich keine schlechten Filme gemacht habe. Es waren viele gute und viele schlechte. Sie alle sind Teil meines Lebens und sie gehören zu mir. Ich glaube, das ist wie mit klein ist, gibt ihm Wurzeln. Wenn ein Kind groß
Kindern. Zu denen sagt man ja auch nicht: „Dich
ist, gib ihm Flügel.“ Das hat mir sehr gut getan,
habe ich am liebsten“ oder „Deine Nase gefällt
und es umschreibt noch immer am besten, was ich
mir gar nicht“.
unter Erziehung verstehe. Erkennen Sie etwas von Ihren Eltern, wenn Sie Wie schon in früheren Filmen, haben Sie in „Nur
Moritz Bleibtreu auf der Leinwand sehen?
Gott kann mich richten“ einige extreme Sze-
Es gibt viele Momente, in denen ich meine Eltern
nen. Einmal rasten Sie in Gegenwart Ihres Film-
in und an mir sehe. Gestik, Mimik, Ausdruck, alles
vaters Peter Simonischek so heftig aus, dass
erinnert mich an sie. Das Schönste für mich ist
man Angst bekommt. Woher nehmen Sie diese
aber, dass ich meine Eltern nun auch in meinem
Aggressivität?
Sohn erkenne. In ihm leben sie weiter.
Das kann ich gar nicht so genau sagen. Es geschieht einfach. Wir haben uns aber bei diesem
Vielen Dank für das Gespräch.
Dreh grundsätzlich vorgenommen, voll in bestimmte Szenen reinzuspringen. Was dann ab-
Das Interview führte Günter Keil.
läuft, ist schwer in Worte zu fassen. In der konkreten Szene haben wir zuerst einen bestimmten
Schon als Kind stand Moritz Bleibtreu vor
Rahmen abgesteckt, in dem ich mich bewegen
der Kamera. In der Fernsehserie „Neues aus
konnte. Dann habe ich mich im Raum umgesehen
Uhlenbusch“ spielte der Sohn der Schau-
und gefragt: „Ist es okay, wenn ich den Schrank
spieler Monica Bleibtreu und Hans Bren-
kaputt mache?“ Nachdem ich das durfte, habe ich
ner eine der Hauptrollen. Ende der 1990er
losgelegt.
Jahre wurde er mit Filmen wie „Knockin’ on Heaven’s Door“, „Lola rennt“ und „Das Ex-
Ist es Ihnen schon einmal passiert, dass Sie sich
periment“ berühmt. Bleibtreu spielte mehr
mit einer Rolle zu stark identifiziert und nicht
als 70 Rollen in Kino- und TV-Produktionen
mehr aus ihr herausgefunden haben?
und wurde zwei Mal mit dem Deutschen
Nein, nie. Es gibt einige Kollegen, für die ihr Beruf
Filmpreis ausgezeichnet. Der 46-jährige lebt
eine therapeutische Bedeutung hat. Ich dagegen
mit seiner Partnerin und dem gemeinsamen
schmeiße mich zwar immer mit Haut und Haar in
Sohn in Hamburg.
2|18 DER Mittelstand. | Kultur
106
Übertriebener Rabattwahn Guido Augustin macht sich Gedanken über unsere Welt und ihre Bewohner.
Es gab eine Zeit, da konnten wir am Ende des Som-
speziell für diesen Vertriebsweg produziert und
mers im SSV reduzierte Badehosen und am Ende
ein dort angebotener Prada-Schuh nie den Fuß
des Winters im WSV reduzierte Skijacken kaufen.
einer Jetsetschickse oder eines Yachtmillionärs
Heute kaufen wir nichts mehr, wenn der Preis
zieren wird. Doch das Schlimmste: Wir freuen uns
nicht mindestens drei Mal durchgestrichen ist.
nicht mehr, weil wir uns eine tolle Jacke, ein hinrei-
Das hat zwei fatale Folgen: Wir kaufen nicht, weil
ßendes Parfüm oder ein Traumwochenende ge-
wir etwas haben wollen, sondern weil der „Deal“
gönnt haben. Wir freuen uns über den Deal, den
so verlockend ist. Und wir schätzen, was wir ge-
wir gemacht haben.
kauft haben, nicht für seinen Wert, sondern für seinen Preis. Ich bekomme immer mehr den Ein-
An dieser Stelle möchte ich von meinem
druck, es gibt nichts mehr, das zum normalen
Füller erzählen: Es ist ein Pilot Capless, kennt
Preis verkauft wird. Überall leuchten uns Sa-
hier kaum jemand, ein Meisterwerk japanischer
le-Botschaften entgegen. Das eine ist, gerne we-
Ingenieurskunst. Er kombiniert das Prinzip des
niger Geld auszugeben als nötig; das andere, nur
Füllfederhalters mit dem Klickmechanismus ei-
noch dann zuzuschlagen, wenn der Nachlass groß
nes Kugelschreibers, gibt’s so seit 1964. Der Fül-
genug ist und noch schlimmer: weil der Nachlass
ler ist durchdacht bis ins kleinste Detail. Die Tin-
groß genug ist.
te lässt sich über spezielle Fertigpatronen oder
Guido Augustin BVMW-Pressesprecher Rheinhessen Kommunikationsberater ga@guidoaugustin.com
In Preishammerprospekten und auf blinkenden
dieser Tank ein paar Gramm schwerer ist als die
Webseiten wird uns der Mund wässrig gemacht.
Patronen, gibt es eine Metallhülse, die ich über
Doch die Media Märkte dieser Welt verführen
die Patrone schieben kann, um diesen Gewichts-
uns recht hinterhältig. Denn wir zahlen das an
unterschied exakt auszugleichen. Gekauft habe
anderer Stelle wieder, versprochen. Outlets sug-
ich den Füller in einem skurrilen Papeterie- und
gerieren uns, einen Deal besser als anderswo
Schreibwarenladen. Ich habe mir den Füller zu
machen zu können. Selbst Weltstädte wie Wert-
einem Zeitpunkt gegönnt, zu dem ich ihn ver-
heim, Zweibrücken und Soltau kannibalisieren
dient zu haben glaubte, welch wunderbares
ihre Einkaufsmeilen zu Gunsten der kompakten
Gefühl. Der Verkäufer hat mir ein Päckchen Pa-
Großtütenverteiler. Dabei wissen wir, wenn wir
tronen dazu geschenkt. Der Preis des Füllers?
es denn wissen wollen, dass die dortige Ware
Keine Ahnung …
2|18 DER Mittelstand. | Kultur
Foto: © Heike Rost
einen nachfüllbaren Tank zuführen. Da nun aber
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