3/2018 | Juni / Juli 2018 | 4,90 Euro
Themenschwerpunkt: Mittelstand und Außenwirtschaft
KEINE ANGST VOR NEUEN MÄRKTEN MITTELSTAND OHNE GRENZEN
Datenschutz-Grundverordnung: Wer nicht handelt, haftet – Entdigitalisierung droht! S. 8
Starker Auftritt im Ausland S. 20
Hilfe für den exportorientierten Mittelstand S. 24
IHR ANSCHLUSS AN DIE ZUKUNFT. FÜHREN SIE IHR UNTERNEHMEN ERFOLGREICH IN DAS DIGITALE ZEITALTER. JETZT MIT DEM ANSCHLUSS DER MÖGLICHKEITEN. Digitalisierung. Einfach. Machen. Mehr Sicherheit Mehr Bandbreite/Schnelligkeit Mehr Service Mehr Mobile Mehr auf telekom.de/digitale-zukunft
3 Mario Ohoven
Auf Crash-Kurs
Präsident Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) und Europäischer Mittelstandsdachverband European Entrepreneurs (CEA-PME), Herausgeber „DER Mittelstand.“
Man kennt das aus Horrorfilmen: Menschen
Euro zum größten Schuldner im Zahlungssystem
sitzen fröhlich in einer Achterbahn, die schneller und
der EZB.
schneller wird. Irgendwann begreifen die Passagiere, dass etwas nicht in Ordnung ist, das Lachen schlägt
Seit dem Ausbruch der Finanzkrise vor einem Jahr-
in Entsetzen um, dann folgt der Crash. In der Wirt-
zehnt haben viele Experten und ich immer wieder
schaftstheorie spricht man vom Minsky-Moment.
davor gewarnt, dass die Bekämpfung der Krisensym-
Das ist der Augenblick, in dem nach hitziger Hausse
ptome mit noch mehr Schulden in eine noch größere
eine Blase platzt und die Akteure erkennen, dass
Finanzkrise münden wird. Denn in den vergangenen
sich unter ihnen ein Abgrund auftut. Benannt ist er
zehn Jahren seit Ausbruch der Finanzkrise 2008 hat
nach dem US-Wirtschaftswissenschaftler Hyman
sich der Schuldenstand der OECD-Staaten von 25
P. Minsky, dessen Theorie in der Bankenkrise
auf 45 Billionen Dollar annähernd verdoppelt – das
2007 / 08 Karriere machte.
ist ein trauriger Weltrekord! An dieser Entwicklung trägt die EZB unter Präsident Mario Draghi erheb-
Der Juni 2006 war so ein Moment, als der Leitzins
liche Mitverantwortung. Mit ihrer Nullzins-Politik
in den USA auf 5,25 Prozent stieg. Zusammen mit
und dem exzessiven Anleihekauf-Programm hat sie
einem wirtschaftlichen Abschwung sorgten die stei-
das Schuldenmachen so leicht wie noch nie gemacht.
genden Zinsen dafür, dass einkommensschwache Eigenheimbesitzer ihre Raten nicht mehr bezahlen
Welchen Fortgang wird das globale Schuldendrama
konnten und ihre Häuser verkaufen mussten. Die
aktuell nehmen? Die Geschichte kennt drei Auswege
Subprime-Markt-Krise brach aus, die Immobilien-
aus einer überschuldeten Situation: Inflation, Wäh-
blase platzte – nicht nur in den USA.
rungsreform oder Staatsbankrott. Denn in vielen Fällen wird normales Wirtschaftswachstum nicht
Der 15. September 2008, an dem Lehman Bro-
ausreichen, um Länder aus der Schuldenfalle zu
thers zusammenbrachen, war ebenfalls ein Minsky-
befreien.
Moment. Und für den Euro war der Minsky-Moment gekommen, als im Oktober 2009 die neue Regie-
Für die Schuldenstaaten heißt das: An schmerz
rung in Athen mitteilte, dass die Nettoneuverschul-
haften Strukturreformen (z. B. in den sozialen Siche-
dung mehr als doppelt so hoch ausfallen werde als
rungssystemen, auf dem Arbeitsmarkt, in der Büro-
bisher bekannt.
kratie) führt kein Weg vorbei. Und die EZB sowie andere Zentralbanken müssen rasch mit der Politik
Ich frage mich schon seit längerem, wie weit die
des ultralockeren Geldes Schluss machen und sofort
Märkte heute davon entfernt sind. Die Verschul-
ihre Anleihekauf-Programme einstellen.
dungs-Achterbahn rast mit immer höherem Tempo
Foto: © Silke Borek
durch immer engere Kurven. Und in Italien macht
Ein Crash kann noch verhindert werden. Aber ich
sich eine Populisten-Koalition ans Regieren, der
bin wenig optimistisch, dass die Achterbahnfahrt
haushaltspolitische Solidität und Geldwertstabili-
der globalen Finanzen ein Happy End bekommt.
tät herzlich egal zu sein scheint. Bereits jetzt liegt die Staatsverschuldung bei 130 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Dass Rom nicht längst pleite ist, liegt an den Target-Verbindlichkeiten: Sie machen die italienische Zentralbank mit über 440 Milliarden
Mario Ohoven
3|18 DER Mittelstand. | Editorial
4
IN DIESER AUSGABE POLITIK
Mittelstandspolitik im Räderwerk von Europaparlament, Kommission und Rat
POLITIK
SCHWERPUNKT
Attraktives Afrika
22
Finanzierung – ein strategischer
BWS
Bundeswirtschaftssenat: Im Dialog mit Spitzenunternehmern
39
Erfolgsfaktor auch für 6 Deutschland-News 8 Datenschutz-Grundverordnung:
Auslandsgeschäfte 24
Wer nicht handelt, haftet – Entdigitalisierung droht! 10
26
US-Handelspolitik: Spannungen
Deutsche Umwelttechnik
Mittelstand
41
China im Umbruch
Der Brexit
42
Chinas Einkaufstour –
Hilfe für den exportorientierten
mit der EU nehmen zu
28
Risiken in globalen Lieferketten
12
Mittelstandspräsident im Dialog
30
Global agieren leicht gemacht
13
20 Jahre Mittelstandspräsident
31 Wirtschaftsschutz
14 Europa-News 16
in der Außenwirtschaft 32
Mittelstandspolitik im Räderwerk von Europaparlament,
34
36 Russland-Sanktionen jetzt beenden! 37
Bedrohung oder Chance? 44
Chinas Importstopp für den Plastikmüll und die Folgen
46
BVMW Auslandsbüros
48
Skandinavien – stabile Märkte mit Potenzial
50
Außenwirtschaft in Zahlen
Russlands aktive Rolle beim Aufbau einer neuen Weltordnung
19 Mittelstand 20
für China
EU-Patentgericht – der Countdown läuft
Kommission und Rat
SCHWERPUNKT
Geschäftspartner in Afrika 40
aus Sicht eines Briten
Mario Ohoven
Know-how für deutsche
BUNDESWIRTSCHAFTSSENAT
Russland – großes Land, große Chancen
und Außenwirtschaft
38
Attraktives Afrika
Starker Auftritt im Ausland
39
Baubeginn für Projekt Baraka der YOU Stiftung
3|18 DER Mittelstand. | Inhalt
53 Gemeinsam gelebte Werte schaffen 57 Der Datenversteher
5
UNTERNEHMERSERVICE
Recht auf befristete Teilzeit kommt 2019
SERVICE
BVMW
KULTUR
Karrierefrau mit Anziehungskraft
80 Buchtipps 82 Veranstaltungskalender
62 News 64
Start-up-Förderung in Baden-
BVMW
senatoren in Weierhammer 84 News
geplant sein
86 Grillkultur Made in Germany
66
Digitalisierung im Mittelstand
88 Kultfisch Koi erobert
68
Innovationsoffensive. Mittelstand und Gründer. 2018.
Arbeit und Steuern sparen 90
Sicherheit mit System vom Niederrhein
91 Wenn das Glück
jetzt für den Mittelstand relevant?
92 Karrierefrau mit Anziehungskraft
Achtung: Kein sicherer
94
Schutz gegen Beschlagnahme
95 „Es muss ein Umdenken
Die Bäcker zum Anfassen stattfinden“
76
Finanzkolumne „Über ihr Geld“
78
Kleine Helfer
96 Saubere Luft durch Trockeneis
79
Digitalisierung: Wettbewerbs-
98
faktor Kundenerfahrung
KULTUR 102 Wie man einen entführten Enkel steuerlich absetzt 104 „Ich mag die Provinz“ 106 Im Aufzug mit Herrn Peng
auf der Zunge zergeht
72 Welcher Social-Media-Kanal ist 74
der Mittelstand gefragt
89 Mit dem Dienstrad zur
70 Recht auf befristete Teilzeit kommt 2019
101 Beim Schutz der Umwelt ist
deutsche Gärten
Steuern auf den Punkt: Faires Steuerrecht für den Mittelstand
beim Mittelstand 100 Global und digital – Wirtschafts-
Unternehmensnachfolge will
69
99 Die Politik zum Frühstück 99 Impressum
Württemberg ist Chefsache 65
„Ich mag die Provinz“
Digitalisierung: nicht Angst vor, sondern Freude auf …
3|18 DER Mittelstand. | Inhalt
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6
Deutschland-News BVMW erstreitet Mutterschutz für Selbstständige Einer kleinen Unternehmerrunde des BVMW ist es im Kaiserhaus Arnsberg gelungen, einen wichtigen Baustein zur Gründerkultur in Deutschland zu legen. Im engen Austausch mit Bundeswirtschaftsministerin a. D. Brigitte Zypries, einigte man sich darauf, Gründerinnen und Unternehmerinnen im Schwangerschaftsfall finanziell besser abzusichern. Es wurde eine Regelung gefunden, die privat Versicherte für die Zeit nach der Entbindung finanziell ähnlich stellt wie gesetzlich Versicherte. Privat Versicherte erhalten nun einen Anspruch auf Zahlung von Mutterschaftsgeld. Gesetzlich versicherte Selbstständige besitzen innerhalb ihrer Versicherung ein tarifliches Wahlrecht.
Nachdem der BVMW bereits im
Bund und Länder wollen die China-Kompetenz fördern
vergangenen Jahr zu der Veran-
Die internationale Bedeutung der Volksrepublik China nimmt
staltung „Curry meets Christmas“
stetig zu, nicht nur im politischen und wirtschaftlichen Be-
in die Bundeszentrale am Potsda-
reich, sondern auch im wissenschaftlichen und kulturellen
mer Platz geladen hatte, lud der
Bereich. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung,
Verband nun in der Osterzeit zu
die Kultusministerkonferenz und das Auswärtige Amt wol-
„Curry meets Easter“. Rund 200 Unternehmer und Politiker
len daher gemeinsam die China-Kompetenz in Deutschland
folgten der Einladung und trafen sich zum ausgiebigen Netz-
weiter fördern und ausbauen. Bislang lernen vergleichsweise
werken und Currywurst essen in ausgelassener Atmosphäre.
wenige Schüler in Deutschland Chinesisch, und an den Hochschulen ist die Zahl der Sinologie-Studenten niedrig. Ein Baustein zur Förderung von China-Kompetenz sei beispielsweise
Starke Bildung stärkt den Mittelstand!
der Austausch von Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften, Studierenden und der Wissenschaft.
Gut gefüllte Staatskasse – Leistungsträger entlasten! Die niedrige Arbeitslosenquote und die gute Konjunktur füllen die deutsche Staatskasse stärker als bislang angenomBVMW sowie Lehrer- und Elternverbände gründeten in Berlin die Bildungsallianz.
men. Bis 2022 können Bund, Länder und Kommunen mit historisch hohen Steuermehreinnahmen von 63,3 Milliar-
Eine starke mittlere Bildung ist eine Grundvoraussetzung für
den Euro rechnen. Das zeigen die Zahlen des Arbeitskreises
den gelingenden Übergang in die berufliche Bildung und wichtig
Steuerschätzung, die Finanzminister Olaf Scholz vorstellte.
für einen zukunftsfähigen Mittelstand. Vor diesem Hintergrund
Laut Scholz habe der Bund bis 2022 zusätzliche finanzielle
gründeten der BVMW sowie Lehrer- und Elternverbände in Ber-
Spielräume von insgesamt 10,8 Milliarden Euro. Der BVMW
lin die Bildungsallianz des Mittelstands. Das Bündnis steht für die
fordert vor diesem Hintergrund die sofortige Entlastung
Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildung und will
der Leistungsträger in der Wirtschaft. Als Sofortmaßnahme
eine faire Finanzierung für Bildungseinrichtungen in privater und
muss der Solidaritätszuschlag endlich komplett abgeschafft
staatlicher Trägerschaft.
werden.
3|18 DER Mittelstand. | Politik
Foto oben rechts: © detailblick-foto – Fotolia.com, Foto mitte links: © Printemps – Fotolia.com; Foto unten links: © BVMW
Curry meets Easter
7
Immer weniger Unternehmensgründungen
Überdurchschnittliche Abgabenlast in Deutschland Arbeit wird in Deutschland so stark be-
In Deutschland sind im vergangenen Jahr
steuert wie in kaum einer anderen In-
weniger Unternehmen gegründet worden
dustrienation. Das zeigt eine Studie der
als noch im Vorjahr. So sank die Zahl der Neu-
Organisation
gründungen nach Angaben des Statistischen
sammenarbeit und Entwicklung (OECD).
Bundesamtes um 0,9 Prozent auf 549.700.
Demnach führten beispielsweise kinderlo-
Die Zahl neu gegründeter Kleinunterneh-
se Alleinerziehende im vergangenen Jahr
men sank im Jahr 2017 um 1,9 Prozent auf
49,7 Prozent ihres Arbeitseinkommens an
für
wirtschaftliche
Zu-
den Staat ab. Lediglich Belgien kann unter allen 35 OECD-Staaten eine noch höhere
circa 175.000.
Abgabenlast aufweisen. Der OECD-Durchschnitt liegt bei 35,9 Prozent. Ehepaare mit zwei Kindern mussten in Deutschland durchschnittlich Abgaben in Höhe von 34,5
Rentenkommission der Bundesregierung
Prozent ihres Arbeitseinkommens leisten. Auch hier liegt die Bundesrepublik weit über dem OECD-Durchschnitt von 26,1 Prozent.
Foto oben rechts: © Grecaud Paul – Fotolia.com, Foto mitte links: © YakobchukOlena – Fotolia.com, Foto mitte rechts: © fizkes – istockphoto.com
Deutschland droht riesige Personallücke
Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Soziales, hat in Berlin eine Rentenkommission vorgestellt. Diese soll bis 2020 Vorschläge für eine nachhaltige Alterssicherung
Der Fachkräftemangel, den bereits jetzt etliche Mittelständler zu spüren bekommen,
erarbeiten. Heil gab dem zehnköpfigen Gre-
wird zukünftig eine noch größere Rolle spielen als bisher angenommen. So könnten
mium den Auftrag, die Weichen für einen
bis zum Jahr 2030 rund fünf Millionen auf dem deutschen Arbeitsmarkt fehlen. Das
„verlässlichen
zu
geht aus einer Studie der Beratungsgesellschaft Korn Ferry hervor. Die aus dem
stellen. Der Bundesminister betonte, dass
Personalmangel resultierenden Einnahmeausfälle dürften sich demnach bis 2030
neben dem demografischen Wandel auch
auf rund 525 Milliarden Euro belaufen – dies wären mehr als 14 Prozent der derzei-
die Veränderung der Arbeitswelt durch die
tigen Wirtschaftskraft Deutschlands. Besonders hart getroffen werde vor allem der
Digitalisierung bei den zukünftigen Plänen
Dienstleistungssektor, dem in Zukunft 1,2 Millionen Mitarbeiter fehlen könnten und
zur Rente bedacht werden müssten.
somit Einnahmeausfälle von bis zu 115 Milliarden Euro zu befürchten wären.
Generationenvertrag“
Der BVMW. Die Stimme des Mittelstands.
Erfolgreich vernetzen. Chancengeber für den Mittelstand. Der BVMW stärkt die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Mittelstands! National und international vertritt er erfolgreich die Interessen der kleinen und mittleren Unternehmen gegenüber der Politik – branchenübergreifend und parteipolitisch unabhängig.
Der BVMW • repräsentiert mit seiner Mittelstandsallianz mehr als 650.000 Unternehmen aller Branchen, die über 11 Millionen Mitarbeiter beschäftigen • ist mit 300 Geschäftsstellen bundesweit vertreten • hat mit den Repräsentanten vor Ort mehr als 800.000 Unternehmerkontakte jährlich • bietet über 2.000 Veranstaltungen im Jahr • ist führendes Mitglied in der europäischen Dachvereinigung nationaler Mittelstandsverbände (European Entrepreneurs).
3|18 DER Mittelstand. | Politik
8
Datenschutz-Grundverordnung: Wer nicht handelt, haftet – Entdigitalisierung droht! Seit dem 25. Mai 2018 gelten für die Europäische Union einheitliche Standards beim Datenschutz – die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) ist in Kraft getreten. Für mittelständische Unternehmen birgt die Neuregelung viele Fallstricke. Der BVMW hat seine Mitglieder informiert und bei der Umsetzung begleitet.
Andreas Liefeith von der procilon AG und stellvertretender Vorsitzender der BVMW-Kommission für Internet und Digitales erklärt den Gästen beim BVMW-Unternehmertreff in Mildenau die Änderungen durch die DSGVO.
Mit dem Inkrafttreten der neuen DSGVO wur-
Prozent Mehrbelastung bedeutet. Außerdem dro-
de ein europaweit einheitlicher Rahmen für den
hen hohe Strafen: bis zu 20 Millionen Euro oder
Umgang mit personenbezogenen Daten gesetzt.
vier Prozent vom Jahresumsatz. „Das hat die Mit-
Eigentlich ein guter Ansatz, doch die Verordnung
telständler erheblich verunsichert.“ Viele Klein-
geht mit einem hohen Planungs- und Umsetzungs-
und Mittelbetriebe verzichten auf Angst vor Stra-
aufwand sowie weitgreifenden Änderungen für
fe bei unbeabsichtigten Verstößen auf Umsatz
Unternehmen einher. Insbesondere kleine und
im E-Commerce, indem sie ihren Online-Auftritt
mittlere Unternehmen bekommen das zu spüren
deaktivieren. „Anstatt die Digitalisierung im Mit-
und werden im Hinblick auf die Kosten teils er-
telstand 4.0 zu fördern, trägt die DSGVO zur Ent-
heblich belastet. Mittelstandspräsident Mario
digitalisierung unserer Wirtschaft bei. Deshalb
Ohoven wies darauf hin, dass das „bürokratische
fordern wir, die Sanktionen bei Verstößen gegen
Monster“ DSGVO für die Unternehmen bis zu 60
die Datenschutz-Grundverordnung für ein halbes Jahr auszusetzen“, so Mario Ohoven. Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft hat seine Mitglieder auf vielfältige Weise im Vorgen rund um das Thema Datenschutz kompetent unterstützt. Sei es durch eine Checkliste mit pra-
Liz Becker (li.) vom BVMW stellte die Arbeit des Verbands zur DSGVO bei der Veranstaltung young&restless in Berlin vor.
3|18 DER Mittelstand. | Politik
xisnahen Tipps, zahlreiche Veranstaltungen oder durch das starke Expertennetzwerk des BVMW.
Fotos: © BVMW
feld der Einführung begleitet und sie bei allen Fra-
9
Checkliste
Veranstaltungen
Was genau verlangt die Verordnung von Unter-
Gemeinsam mit seinen bundesweit mehr als 300
nehmern? Was muss getan werden, um Strafen und
Repräsentanten und diversen Partnern hat der
Sanktionen für den Betrieb zu vermeiden? In Zu-
BVMW in nahezu jeder Region Deutschlands
sammenarbeit mit drei BVMW-Unternehmerkom-
Veranstaltungen zum Datenschutz und der neuen
missionen aus den Bereichen Digitales, Sicherheit
EU-Verordnung durchgeführt. Sowohl auf großen
und Recht, hat der BVMW eine Checkliste erstellt,
Informationsveranstaltungen, aber auch durch
die in zwölf Punkten auf die wichtigsten Fragen zur
Workshops und Seminare für einzelne Zielgrup-
neuen
eingeht.
pen wie zum Beispiel sehr kleine Betriebe, wur-
Grundsätzliche Maßnahmen, auf die der Daten-
den Unternehmerinnen und Unternehmer über
schutz in Unternehmen überprüft werden sollte,
alle Neuerungen, die die DSGVO mit sich bringt,
werden hier gut verständlich vorgestellt. Zudem hat
informiert. Dabei wurden die Mitgliedsunter-
der BVMW für Mitgliedsunternehmen Mustervor-
nehmen stets aktiv eingebunden. Zudem haben
lagen zur DSGVO erarbeitet und diese zur Verfü-
die Repräsentanten und Mitgliedsunternehmen
gung gestellt.
des BVMW Materialien und Hilfestellungen des
Datenschutz-Grundverordnung
Verbands zum Datenschutz bei diversen internen Die Checkliste zur Datenschutz-
und externen Veranstaltungen vorgestellt und an
Grundverordnung ist unter:
mittelständische Unternehmen herangetragen.
https://bvmw.info/checkliste-datenschutz-dsgvo abrufbar.
Expertennetzwerk Der BVMW hat in der Mitte seiner Mitglieder
Stimmen zur neuen Datenschutz-Grundverordnung
viele Experten für Datenschutz, die auch im Namen des Verbands vor dem 25. Mai in ganz Deutschland unterwegs waren, um die Mit-
„Die Umsetzung der Voraussetzungen der
gliedsunternehmen bei Fragen rund um den neu-
DSGVO ist essentiell, da ansonsten empfind-
en Datenschutz zu begleiten. Insbesondere die
liche Bußgelder von bis zu 20 Millionen Euro
Mitglieder der BVMW-Unternehmerkommis-
oder vier Prozent des weltweiten Jahresumsat-
sionen, wie der stellvertretende Vorsitzende der
zes drohen können. Neben der Erstellung eines
Kommission für Internet und Digitales, Andreas
Verarbeitungsverzeichnisses, sollten auch die
Liefeith von der procilon AG aus Sachsen, haben
neuen Vorgaben zur Weitergabe von Daten un-
sich dabei hervorgetan.
bedingt umgesetzt und eingehalten werden.“
Unternehmer, die Fragen zur neuen DatenDr. Carsten Ulbricht
schutz-Grundverordnung haben oder Kontakt
Bartsch Rechtsanwälte
zu den BVMW-Kommissionen suchen, können
Mitglied der BVMW-Rechtskommission
sich unter politik@bvmw.de melden.
„Die DSGVO ist ein guter Anfang und einWerkzeug zur Umsetzung des Datenschutzes in Europa. Leider hat man dabei die mittleren
Am 25. Mai 2018 ist die Datenschutz-
und kleinen Unternehmen nicht ausreichend
Grundverordnung (DSGVO) in Kraft
berücksichtig. Die gestellten Forderungen der DSGVO sind für die Sparte (bis zu 50 Mitarbeiter) kaum umsetzbar.“
getreten Die DSGVO bedeutet für Unternehmen weitreichende Änderungen Der BVMW hat im Vorfeld des Inkraft-
Kurt Rothe
tretens der DSGVO mittelständische
Integriertes Management
Unternehmen durch eine Checkliste, Ver-
Mitglied der BVMW Kommission
anstaltungen und sein Expertennetzwerk
Unternehmenssicherheit
praxisnah informiert und vorbereitet
Diana Scholl BVMW Leiterin Politische Kommunikation und stellvertretende Leiterin Volkswirtschaft diana.scholl@bvmw.de
3|18 DER Mittelstand. | Politik
10
US-Handelspolitik: Spannungen mit der EU nehmen zu Zwischen den USA und der Europäischen Union gibt es ernste Differenzen. Ein „TTIP light“ könnte den Ausweg aus der verfahrenen Situation bringen.
Die Spannungen zwischen den USA und ihren
die Reise von Bundeskanzlerin Angela Merkel in
Handelspartnern haben seit Beginn der Präsident-
die USA und die Gespräche der EU-Handelskom-
schaft von Donald Trump Anfang 2017 deutlich zu-
missarin Cecilia Malmström mit US-Handelsminis-
genommen. Das betrifft nicht nur das nordameri-
ter Wilbur Ross die Ausnahme von Schutzzöllen
kanische Freihandelsabkommen NAFTA zwischen
der Amerikaner auf Stahl und Aluminium zunächst
den USA, Kanada und Mexiko und den Rückzug
nur verlängert haben, so besteht doch weiterhin
aus der Transpazifischen Partnerschaft TPP. Frei-
die Hoffnung auf eine einvernehmliche Regelung.
handel wird von den Amerikanern inzwischen als
Gibt es diese nicht, droht der Weltwirtschaft eine
ernste Gefahr für ihre nationale Sicherheit gese-
globale Spirale protektionistischer Maßnahmen.
hen. Zölle, Kontingente und Quoten für Importe
Daher muss jetzt alles daran gesetzt werden, den
aus Ländern wie Deutschland dienen als Ausweg
globalen Ordnungsrahmen zu stärken und mit dem
für die stark defizitäre US-Leistungsbilanz.
US-Präsidenten im Gespräch zu bleiben.
Die Entwicklungen der vergangenen Monate müs-
Erstes und vordringliches Ziel der EU muss aus
sen eine Exportnation wie Deutschland alarmie-
deutscher Sicht der vollständige Verzicht der USA
ren. Denn der grenzüberschreitende Wettbewerb
auf Importbeschränkungen auf Stahl und Alumi-
ist die Triebkraft für Innovationen, niedrige Preise,
nium sein – im beiderseitigen Interesse. Studien
eine große Produktauswahl sowie in der Folge
belegen, dass durch die Zölle in den stahlver-
Arbeit und gute Löhne. Es war und ist daher Kon-
arbeitenden Industrien Amerikas deutlich mehr
sens aller Bundesregierungen, für offene Märkte,
Arbeitsplätze verloren gehen, als in der Stahl-
internationalen Wettbewerb und für eine Liberali-
industrie geschaffen werden. Insgesamt sind rund
sierung des Welthandels einzutreten. Wenn auch
4.800 deutsche Unternehmen in den USA tätig,
3|18 DER Mittelstand. | Politik
11
viele davon sind Niederlassungen von kleinen und
Strafzöllen auf US-Produkte wie Whisky, Erdnuss-
mittleren Unternehmen. Mit rund 674.000 Be-
butter oder Motorräder sollte abgesehen werden.
schäftigten sind deutsche Unternehmen jenseits
Sie bergen das Potenzial, den Handelskonflikt wei-
des Atlantiks der viertgrößte ausländische Arbeit-
ter eskalieren zu lassen.
geber. Mehr als zehn Prozent aller ausländischen Investitionen in den USA stammen aus Deutsch-
Ein gangbarer Weg wäre eine Neuauflage der
land. Deutsche Unternehmen tragen so seit Jahr-
Freihandelsverhandlungen zwischen der EU und
zehnten nicht nur zum Wirtschaftswachstum und
den USA unter veränderten Vorzeichen, ein „TTIP
zu den Exporten der USA bei. Durch Ausbildungs-
light“. Hierbei könnten die 2016 abgebrochenen
programme sowie Aus- und Weiterbildung im Ver-
Verhandlungen, mit dem Ziel, Zölle so weit wie
„„
Erstes und vordringliches Ziel der EU muss aus deutscher Sicht der vollständige Verzicht der USA auf Importbeschränkungen auf Stahl und Aluminium sein.
arbeitenden Gewerbe werden amerikanische Ar-
möglich zu eliminieren und nicht-tarifäre Handels-
beitnehmer erst in die Lage versetzt, qualifizierte
hemmnisse zunächst außer Acht zu lassen, zügig
Tätigkeiten auszuüben.
wieder aufgenommen werden. Zollsenkungen oder deren Abschaffung würden dem Handel bei-
Auch wenn die politischen Beziehungen zwischen
der Seiten neuen Schwung verleihen. Wenn die
Deutschland und den USA derzeit nicht die innigs-
EU ihre Einfuhrzölle auf ein spezifisches Produkt
ten sind, vertiefen sich die transatlantischen Wirt-
gegenüber den USA senkt, dann muss sie dies nach
schaftsbeziehungen kontinuierlich. Mit 373 Mil-
der Meistbegünstigungsregel auch den anderen
liarden US-Dollar ist Deutschland einer der fünf
WTO-Partnern gegenüber tun. Am Ende wird es
wichtigsten ausländischen Direktinvestoren in
zu einem bilateralen Freihandelsabkommen zwi-
den USA. Der transatlantische Handel nahm zwi-
schen der EU und den USA, das auf gegenseitiger
schen 2016 und 2017 von 163 auf 171 Milliarden
Marktöffnung beruht, keine Alternative geben.
US-Dollar zu. Die USA bleiben nach wie vor der
Denn ein reines Zollabkommen wird die restrikti-
wichtigste Exportmarkt für deutsche Produkte –
ven US-Regeln für den Zugang ausländischer Un-
ihr Anteil am deutschen Außenhandel betrug 2016
ternehmen zum amerikanischen Vergabemarkt
fast neun Prozent.
nicht aufbrechen können. Dies wäre wünschens-
Foto links: © uschools – istockphoto.com; Foto Autor: Philipp Wehrend
wert, damit deutsche Unternehmen vom Plan des Sollte die EU bei einem Scheitern der Gespräche
Weißen Hauses zur Revitalisierung der US-Infra-
zu Gegenmaßnahmen gezwungen sein, ist es be-
struktur in Höhe von 1,5 Billionen US-Dollar pro-
sonders wichtig, dass jede Entscheidung darüber
fitieren können.
in Übereinstimmung mit den Regeln der WTO erfolgt. Ein erster richtiger Schritt war es, dass die EU
Zahlen Deutschland – USA
im April 2018 Konsultationen bei der WTO zu den
Rund 4.800 deutsche Unternehmen
Stahl- und Aluminiumzöllen beantragt hat. Wenn über den Verhandlungsweg keine Einigung erzielt wird, sollte ein Streitschlichtungspanel bei der WTO eingerichtet werden. Bereits seit Ende März
sind in den USA tätig Circa 674.000 Beschäftigte sind in den USA in deutschen Unternehmen tätig Mehr als 10 % aller ausländischen
prüft die EU-Kommission, ob die US-Stahlzölle
Investitionen stammen aus Deutschland
dazu führen, dass Stahl aus Drittländern auf die EU
Deutschland ist einer der fünf wichtigsten
umgelenkt wird, und ob dadurch ein ernster Schaden entsteht. Sollte die EU Maßnahmen ergreifen,
Direktinvestoren in den USA Der transatlantische Handel stieg
um ihre Stahlindustrie zu schützen, dann sollte sie
zwischen 2016 und 2017 um
dabei auch das Interesse der weiterverarbeiten-
8 Mrd. Euro auf 171 Mrd. Euro
den Industrien berücksichtigen. Von symbolischen
3|18 DER Mittelstand. | Politik
Dr. Hans-Jürgen Völz BVMW Chefvolkswirt hans-juergen.voelz@ bvmw.de
12
Mittelstandspräsident im Dialog Als gefragter Keynote-Speaker, mit der Teilnahme an zahlreichen Veranstaltungen und in Gesprächen mit hochkarätigen Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft öffnet Mario Ohoven Türen für den unternehmerischen Mittelstand. Hier eine kleine Auswahl hochrangiger Treffen: Europäische Initiative Der
deutsche
und
europäische
Verantwortungsvolles Unternehmertum Mittelstandspräsident
Mario Ohoven hielt im Europäischen Parlament auf Ein ladung von dessen Präsident Antonio Tajani und des früheren französischen Staatspräsidenten Valéry Giscard d‘Estaing die Impulsrede bei der Gründung der Initiative „Re-Imagine Europa“. Die Initiative will Europa als Wirtschaftsmacht im 21. Jahrhundert stärken. „Wir brauchen in Zeiten von Brexit und Protektionismus mehr und ein besseres Europa“, so Ohoven.
BVMW-Bundesgeschäftsführer Prof. Dr. h. c. Markus Jerger, Prof. Dr. Michael Otto, Aufsichtsratsvorsitzender der Otto Group, Liz Mohn, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung, Prof. Jürgen Flimm, ehemaliger Intendant der Berliner Staatsoper Unter den Linden, und Mittelstandspräsident Mario Ohoven (v. li.).
Welchen Beitrag können Unternehmer zur Lösung gesellten hochrangige Gäste aus Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft und Politik bei der Veranstaltung „Gemeinsam für ein verantwortungsvolles Unternehmertum“. Organisiert wurde das Europäisches Spitzentreffen: Mario Ohoven mit Alain Lamassoure, Mitglied des Europäischen Parlaments (EVP) und Vorsitzender des EP-Haushaltsausschusses, Valéry Giscard d’Estaing, französischer Staatspräsident a. D., und Rainer Wieland, Vizepräsident des Europäischen Parlaments (v. li.).
Event in der Berliner Bertelsmann Repräsentanz vom BVMW und der Bertelsmann Stiftung. Im Rahmen der hochkarätigen Veranstaltung verlieh Mario Ohoven die Ehrensenatorwürde an Prof. Jürgen Flimm, den langjährigen Intendanten der Berliner Staatsoper Unter den Linden.
Deutsch-rumänische Kooperation Chancenregion Westafrika
Mario Ohoven begrüßte eine Delegation westafrikanischer Unternehmer und Diplomaten.
Gemeinsam mit der Friedrich-Naumann-Stiftung begrüßte Mario Ohoven eine hochrangige Delegation westafrika Mario Ohoven und Laura Ciuhu, Vizepräsidentin des rumänischen Partnerverbandes UNPR.
nischer Unternehmer und Diplomaten in der Bundeszentra-
Unter dem Mottto „Go together – grow faster“ stand die Ver-
schaft in Westafrika einen enormen Aufschwung erfahren.
anstaltung des BVMW auf Einladung des rumänischen Bot-
Die Etablierung einer afrikanischen Freihandelszone bietet
schafters, S. E. Emil Hurezeanu, in der Rumänischen Botschaft
auch für den deutschen Mittelstand große Potenziale.
in Berlin. Laura Ciuhu, Vizepräsidentin des rumänischen Part-
Beim Expertengespräch „Deutsche Investitionen in West
nerverbandes UNPR, und Mario Ohoven beschlossen eine
afrika: Perspektiven und Chancen“ diskutierten die Gäste
engere Zusammenarbeit von BVMW und UNPR.
mögliche gemeinsame Projekte.
le des BVMW. In den vergangenen 15 Jahren hat die Wirt-
3|18 DER Mittelstand. | Politik
Foto unten links: © BVMW; Foto oben links: © BVMW; Foto unten rechts: © BVMW; Foto oben rechts: © Thomas Kunsc
schaftlicher Herausforderungen leisten? Darüber diskutier-
13
Ausriss aus Mario Ohovens Terminkalender 20.03. „Start-up Night Afrika“ im Bundeswirtschaftsministerium 04.04. Treffen mit dem Botschafter von Usbekistan, S. E. Nabijon Kasimov, in der Bundeszentrale 12.04. Gespräch mit Kebour Ghenna, Executive Director der Pan African Chamber of Commerce and Industry 18.04. Leuchtturm-Veranstaltung „Regional digital“ im Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Berlin 20.04. Unternehmertag des Bundeswirtschaftssenates in Leipzig 25.04. Treffen mit dem Botschafter von Kroatien, S. E. Gordan Grlic Radman 27.04. Impuls auf dem Bundesrealschultag des Verbands Deutscher Realschullehrer in Mainz 03.05. Gründung der Bildungsallianz des Mittelstands in der Bundeszentrale 05.05. Ehrengast auf dem Rosenball 2018 zum 25. Jubiläum der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe 07.05. Keynote beim BVMW Unternehmerevent „Magic Business“ in Köln … und viele weitere Termine im In- und Ausland
20 Jahre Mittelstandspräsident Mario Ohoven
Das Team der BVMW-Bundeszentrale gratuliert Mario Ohoven zum 20-jährigen Präsidentschaftsjubiläum.
Am 2. Mai 1998 wurde Mario Ohoven
Forderungen des Mittelstands durch. Die
Der BVMW hat sich dank Mario Ohoven
in Königswinter zum neuen Präsidenten
lange Liste der politischen Erfolge beginnt
zu der starken Stimme des Mittelstands in
des – damals weithin unbekannten –
bei A wie Abschaffung der Gewerbesteu-
Deutschland entwickelt: Im Rahmen der
BVMW gewählt, im Jahr 2002 auch zum
er, geht über E wie Stopp des Datenmons-
Mittelstandsallianz spricht der BVMW
Präsidenten des europäischen Mittel-
ters ELENA, und G mit der Verdoppelung
für mehr als 600.000 Mitglieder. Mehr als
standsdachverbandes CEA-PME. In den
der Grenze für die Sofortabschreibung
2000 BVMW-Veranstaltungen jährlich
zwei Jahrzehnten seiner Präsidentschaft
geringwertiger Wirtschaftsgüter (GWG),
bieten kleinen und mittleren Unterneh-
hat es Mario Ohoven geschafft, den Ver-
und endet bei Z wie Zulassung von Berufs-
men die Möglichkeit zum Netzwerken.
band zu Deutschlands größtem freiwillig
praktikern zum Hochschulstudium.
Mit über 800.000 jährlichen Kontak-
Foto: © BVMW
organisierten
Mittelstandsverband
zu
ten zu mittelständischen Unternehmen
machen. Der BVMW ist heute ein ge-
Seit seinem Amtsantritt konnte Mario
weiß der BVMW aus erster Hand, was
fragter Gesprächspartner für Politik und
Ohoven die Anzahl der Mitgliedsunter-
das Rückgrat der deutschen Wirtschaft
Wirtschaft. In unzähligen Gesprächen
nehmen um 300 Prozent steigern. Die
wirklich bewegt.
mit Spitzenpolitikern aller Parteien, bei
Zahl der bundesweiten BVMW-Ge-
Anhörungen im Parlament und durch
schäftsstellen wurde von 60 auf mehr als
die Mitarbeit in Regierungsgremien auf
300 erhöht, hinzukommen Auslandsre-
Der Verband gratuliert Mario Ohoven
Bundes- und Landesebene setzte Mittel-
präsentanzen auf den Wachstumsmärk-
herzlich zum 20-jährigen Präsident-
standspräsident Mario Ohoven zentrale
ten weltweit.
schaftsjubiläum!
3|18 DER Mittelstand. | Politik
14
Europa-News Neue KMU-Kriterien geplant
Schuldendrama: kein Ende in Sicht
Auch wenn Griechenland inzwischen dank der Rettungskredite von 260 Milliarden Euro wieder liquide ist, kann von einem Ende
des
griechischen
Schuldendramas
keine Rede sein. Nach der jüngsten Schulden-Tragfähigkeitsanalyse der EU-Kommission kann die Schuldenquote im Jahr 2060 auf 244 Prozent steigen. Schuldenerleichterungen sollen verhindern, dass es dazu kommt. Doch weitere Zugeständnisse an Athen sind nicht populär. Das gilt vor allem für Deutschland. Im Bundestag gibt es erhebliche Widerstände, nicht nur bei AfD und FDP, sondern auch in den Unionsfraktionen. Immerhin: Nach acht Jahren Rezession wuchs die griechische Wirtschaft 2017 wieder um 1,4 Prozent. www.lpb-bw.de/finanzkrise_ griechenland.html Die derzeit angewandte Definition kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) stammt aus dem Jahr 2005. Um von Fördermaßnahmen der EU zu profitieren, gelten folgende Kenndaten: unter 250 Beschäftigte, maximal 50 Millionen Euro Umsatz und 43 Millionen Euro Bilanzsumme. Durch Inflation und den Wandel zur Dienstleistungsgesellschaft scheinen diese eine Aktualisierung der KMU-Definition angestoßen. MdEP Dr. Markus Pieper (EVP) fordert neben einer Anpassung der Kenndaten eine stärkere Berücksichtigung qualitativer Kriterien wie „eigentümergeführt“, „hohe Eigenkapitalquote“ sowie administrative Erleichterungen bei Umweltauflagen, Datenschutzbestimmungen und beim Zugang zu Forschungsmitteln. Der BVMW und der europäische Mittelstandsdachverband CEA-PME unterstützen diesen Vorschlag und bringen sich mit eigenen Stellungnahmen bei der EU-Kommission ein. https://bvmw.info/kmu-definition
Höchste Löhne in Luxemburg Innerhalb der Euro-Währungszone erzielen Arbeitnehmer in Luxemburg mit 57.270 Euro im Jahr die höchsten Bruttolöhne. Dies ergibt sich aus Statistiken, die in einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke enthalten sind. Die deutschen Arbeitnehmer sind demnach mit 33.304 Euro auf dem achten Rang im vorderen Mittelfeld zu finden. Ein höheres Lohnniveau haben Frankreich, die Niederlande, Österreich oder Belgien. Am wenigsten verdienen Arbeitnehmer in Lettland (12.459 Euro), in der Slowakei (12.277 Euro) und in Litauen (11.136 Euro). Auffallend ist, dass sich in allen Ländern die Löhne trotz Eurokrise positiv entwickelt haben. Nur in Griechenland sind sie seit 2009 kontinuierlich gesunken. http://pdok.bundestag.de
3|18 DER Mittelstand. | Politik
Foto links: © MarianVejcik – istockphoto.com, Foto rechts: © ollo – istockphoto.com
Schwellenwerte nicht mehr zeitgemäß. Deshalb hat die EU-Kommission
15
Westbalkan: EU-Beitritt mit Bedingungen
Polen ist nicht bereit, in absehbarer Zeit den Euro einzuführen, obwohl es schon heute
Eine neuerliche Erweiterung der EU hält
te sich negativ auf Polens wirtschaftliche Zukunft auswirken. Denn der Brexit wird zu
die Kommission im Jahr 2025 für möglich.
einer gravierenden Machtverschiebung zugunsten der Eurozone führen. Ohne Groß-
Erstmals hatten die EU-Staats- und Re-
britannien stehen die Nicht-Euro-Länder für nur 15 Prozent des Wirtschaftspotenzials
gierungschefs im Juni 2003 Mazedonien,
der EU. Ihre Einflussmöglichkeiten drohen nach dem Austritt der Briten zu schrumpfen.
Albanien, Kosovo, Serbien, Montenegro
Die Eurozone wird EU-Finanzmittel stärker nach eigenem Bedarf kanalisieren. Das kann
und Bosnien-Herzegowina die Perspek-
besonders für Polen bittere Folgen haben. Die bisher üppigen Finanztransfers sind dann
tive eines EU-Beitritts in Aussicht ge-
gefährdet, und Polens Wirtschaft würde geschwächt.
Anti-Euro-Kurs birgt Gefahren die meisten Beitrittskriterien erfüllt. Ein solcher Schritt würde eine Verfassungsänderung erfordern, für die eine Zweidrittelmehrheit im Parlament notwendig wäre. Aber auch in der Bevölkerung wird der Euro mehrheitlich abgelehnt. Diese Weigerung könn-
www.finanzen.net/devisen/euro-zloty-kurs
stellt. „Wir bekräftigen heute, dass die Tür unserer Union für den westlichen Balkan, der eine von EU-Mitgliedsstaaten umgebene Enklave ist, offen steht und unser Angebot ehrlich ist“, sagte der österrei-
Politisches Gleichgewicht bei EZB
chische EU-Erweiterungskommissar Jo-
Nächstes Jahr wird bei der Europäischen Zentralbank
hannes Hahn. Die von der Kommission
(EZB) der Chefsessel frei. Im Herbst 2019 endet Mario
vorgelegte Westbalkanstrategie sieht
Draghis Amtszeit, und so haben die Spekulationen um
Serbien und Montenegro dem Beitritts-
seine Nachfolge begonnen. Ein streitbarer Name taucht
ziel am nächsten. Kommissionspräsident
immer wieder auf: Jens Weidmann, Chef der Deutschen
Juncker betonte allerdings, das Datum sei
Bundesbank. Seine Chancen dürften steigen, nachdem
kein Versprechen, sondern „eine starke
die 19 Euro-Finanzminister sich auf den Spanier Luis
Ermutigung“. Wann Beitritte möglich
de Guindos als künftigen EZB-Vizepräsidenten verstän-
sind, hänge allein von der wirtschaft-
digt haben. Damit ging ein wichtiger personalpolitischer
lichen Entwicklung, vom Aufbau eines
Zuschlag an ein südliches Defizitland. Zu dieser Grup-
soliden Rechtssystems und vom Kampf
pierung gehört auch der Portugiese Mário Centeno, der bereits zum Chef der Euro-
gegen Korruption in den Ländern ab.
gruppe gewählt wurde. Für Verfechter europäischer Haushaltsdisziplin ist es umso
Schwelende Konflikte müssten endlich
wichtiger, bei der Besetzung des EZB-Top-Postens das politische Gleichgewicht zu
dauerhaft gelöst werden.
bewahren. Ein Grund mehr, der für Weidmann spricht. Im Übrigen hatte noch nie ein
https://ec.europa.eu/germany/news/ 20180206-westbalkan-strategie_de
Deutscher diese Position inne. www.ecb.europa.eu
Unternehmerreise nach Paris Mehr als 30 Vertreter mittelständischer Unternehmen von der Schwäbischen Alb waren zu Gast beim BVMW Auslandsbüro FrankFoto mitte: © marcociannarel – istockphoto.com
reich in Paris. Die von der Business School in Rottweil angebotene Reise war für viele Mittelständler die erste Gelegenheit, Einzelheiten über Geschäftsmöglichkeiten in Frankreich zu erfahren. Ein Höhepunkt war der Besuch der OECD in Paris, wo Dr. Joachim Pohl die Gäste über Aufgaben, Strukturen und Grenzen der Einflussnahme der internationalen Organisation informierte. Zum
V. li.: RA Thierry Schwenk (DS-Graner Stuttgart), Marlies Ullenboom (BVMW Auslandsbüro Paris), Ute Villing (Business School) Dr. Joachim Pohl (OECD), Berthold Villing und Nadine Zindeler (Business School Rottweil).
Programm in Paris gehörten die Besichtigung eines mittelständischen Unternehmens mit 2.200 Mitarbeitern (ausgezeichnet als „best place to work“), ein Gespräch bei der Konrad-Adenauer-Stiftung und eine Konferenz zu Stolperstellen des Frankreichgeschäfts, organisiert von RA André Karg, BVMW-Mitglied German Desk der Kanzlei DS Avocats.
3|18 DER Mittelstand. | Politik
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Mittelstandspolitik im Räderwerk von Europaparlament, Kommission und Rat Vor 35 Jahren riefen die Abgeordneten in Straßburg das „Europäische Jahr für kleine und mittlere Unternehmen und das Handwerk“ aus. Welchen Stellenwert hat heute eine europäische KMU-Politik, insbesondere im Europaparlament? Immerhin reden wir von über 23 Millionen kleinen und mittleren Unternehmen in der EU, die einen Beschäftigungsanteil von über 60 Prozent haben. SME-Circle als Frühwarnsystem
Dr. Markus Pieper aus dem Münsterland, der
Einen systematischen Ansatz in Richtung Mit-
diesem Circle vorsteht.
telstand hat im Europaparlament die EVP-FrakDie Arbeitsgruppe hat allein deshalb eine wich-
SME-Circle trifft sich jeden Montag während
tige Funktion, weil häufig präzise Aussagen der
der Straßburger Sitzungswochen und überprüft
EU-Kommission zur Wirkung diverser Richtlinien
die Gesetzgebung, die von der EU–Kommission
oder Verordnungen speziell auf KMU fehlen. Hier
kommt,
Mittelstandsverträglichkeit.
zeigt sich ein Problem: Mittelstandsrelevante
SME-Circle, das sind 65 Abgeordnete aus 20
auf
ihre
Themen umfassen eben nicht nur den Zugang zur
Ländern, die die Interessen der mittelständischen
Finanzierung oder den Abbau bestehender Hindernisse, vielmehr müssten auch Gesetzesvorha-
Der SME-Circle überprüft die EU-Gesetzgebung auf ihre Mittelstandsverträglichkeit.
ben in Bereichen wie Energie- und Umweltpolitik sowie alle Vorschläge zum Binnenmarkt einer ganzheitlichen Analyse auf KMU-Relevanz unterzogen werden. Dieses Ziel teilt der grüne MdEP Reinhard Bütikofer: „Wichtiger als EP-Initiativen, die sich gezielt an KMU richten, sind die systema-
Wirtschaft im Blick haben, darunter Parlaments-
tische Einbeziehung und Berücksichtigung von
präsident Antonio Tajani. Vergleichbare Frühwarn-
KMU-Interessen als Regel aller Gesetzgebungen.“
systeme gibt es in anderen Fraktionen noch nicht.
Pieper geht einen Schritt weiter und fordert, eine „ressortübergreifende Stabstelle für den Mittel-
„Wenn es um neue Mutterschutzrichtlinien geht
stand innerhalb der Kommission“ einzurichten.
oder um Vorschriften zur Barrierefreiheit, dann sind solche Dinge für kleine Firmen wesentlich
Von den 96 Europa-Abgeordneten aus Deutsch-
schwerer zu schultern als für die großen. Da ver-
land haben sich 20 CDU / CSU-Mitglieder zu
suchen wir mit Änderungsanträgen in die Ge-
einem Parlamentskreis Mittelstand (PKM Eu-
setzgebung hineinzugrätschen, was auch recht
rope) zusammengeschlossen. Hier geht es vor-
erfolgreich ist“, sagt der Europaabgeordnete
wiegend um Fragen wie den Erhalt des dualen
3|18 DER Mittelstand. | Politik
Foto: © qbanczyk – istockphoto.com
„„
tion entwickelt. Der im August 2014 gegründete
17
Ausbildungssystems oder den Fortbestand der
lagen, die für bürokratische Auswüchse bei EU-
Sparkassen und Einlagenschutz für ihre Kunden.
Verordnungen sorgen. Während der Beratungen
Die Mittelstandsfinanzierung ist ein spezielles
über den EU-Emissionshandel war zu beobachten,
Thema, um das sich der Europa-Abgeordnete Mar-
wie das Parlament Kommissionsvorschläge „ver-
kus Ferber kümmert. So konnte er im Parlament
schlimmbessert“. Nicht selten ist eine rot-grün-
wesentliche Lockerungen bei der Kreditvergabe
liberale Mehrheit die Ursache für praxisferne und
für KMU (Eigenkapitalunterlegungsvorschriften)
wenig mittelstandsfreundliche Gesetze, wie zum
durchsetzen. Aktuell kämpft er für Erleichterun-
Beispiel bei der Datenschutzverordnung.
gen bei Börsengängen von KMU.
KMU brauchen offene Grenzen Unter Juncker: EU-Gesetzgebung strukturiert und reduziert
Es ist nicht lange her, da zeichnete eine hitzige
Seit Jean-Claude Juncker und Vizepräsident
kratielastigen EU. Das Brexit-Lager redete den
Frans Timmermans das Ruder übernommen
Wählern ein, ihr Land habe nahezu jede gesetz-
haben,
läuft
die
Debatte in Großbritannien das Bild einer büro-
EU-Gesetzgebungsmaschine
geberische Initiative an Brüssel abgegeben. Hier
strukturierter und effizienter. Unter Kommis-
gilt es, Fakten und Fake-News zu trennen. Wer
sionspräsident Manuel Barroso war es üb-
ist verantwortlich beispielsweise für die Abschaf-
lich, dass jeder Kommissar unabgestimmt mit
fung von Gebühren bei SEPA-Überweisungen,
„„
Das Brexit-Lager redete den Wählern ein, ihr Land habe nahezu jede gesetzgeberische Initiative an Brüssel abgegeben. Hier gilt es, Fakten und Fake-News zu trennen.
irgendwelchen Gesetzgebungsvorschlägen vor
besseren Schutz bei Urlaubs- und Geschäftsrei-
das EU-Parlament trat. Das führte dazu, dass im
sen oder bei Airline-Pleiten, Abos von Streaming-
Jahr um die 100 bis 120 Vorhaben beraten wurden
Diensten im EU-Ausland und, und …? Man ahnt
– oft ergebnislos; unter Juncker sind es zwischen
es, das waren EU-Parlament, EU-Kommission und
20 und 30. Ein „Riesenfortschritt mit wesentlich
der EU-Rat, die sich in aufwändigen Verfahren
weniger Ärgerpotenzial“, meint Markus Pieper.
darauf geeinigt haben. Ebenso bei zurückliegen-
Vize Timmermans verlangt von den Kommissa-
den Themen wie gemeinsamer Währung, Reise-
ren abgestimmte Vorschläge, so hat künftig ein
freiheit oder Roaming. Das weiß jeder Freiberuf-
„Olivenölkännchen-Erlass“ keine Chance.
ler zu schätzen, mittelständische Firmen können sich eine europäische Geschäftswelt ohne offene
Wenn das Parlament „verschlimmbessert“
Grenzen nicht mehr vorstellen. Gut für kleine
Nach den mäßigen Erfolgen des EU-Anti-Büro-
CE-Kennzeichen für geprüfte Sicherheit gibt und
kratie-Ratgebers Edmund Stoiber bleibt eine
nicht 28, nur eine EU-Maschinenrichtlinie und
heftig diskutierte Frage in Mittelstandskreisen:
schon bald auch eine Vereinfachung beim Online-
Wer trägt in der EU die Verantwortung für Büro-
Kaufrecht.
und mittlere Unternehmen, dass es in der EU ein
kratielasten? Immerhin, bei diesem Thema gibt es eine gewisse Dynamik. Mit dem Vorschlag zu
So liefert die Europäische Union durchaus kon-
einer „besseren Rechtsetzung“ (Small Business
krete Erfolge und greifbaren Mehrwert, den wir
Act) wollen Juncker & Co. den Rat und das Parla-
oft als selbstverständlich hinnehmen. Gerade
ment institutionenübergreifend gesetzlich ver-
deshalb ist Wachsamkeit geboten. Nur wenn
pflichten, an der Abschätzung der Kosten- und
die Entscheidungen in Straßburg und Brüssel
Bürokratielast verantwortlich mitzuwirken. Denn
den KMU-relevanten Mehrwert sichtbarer ma-
es sind oft die im EP ausgehandelten Kompromis-
chen, kann das Vertrauen in die Europapolitik
se und nicht die ursprünglichen Kommissionsvor-
wachsen.
3|18 DER Mittelstand. | Politik
Rotger H. Kindermann Korrespondent mittelstand@bvmw.de
Foto:©©everlite wutwhanfoto – istockphoto.com Fotos: – istockphoto.com, © onurdongel – istockphoto.com
18
3|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt Politik
19
Mittelstand und Außenwirtschaft Die Globalisierung ist schon lange kein Vorgang mehr, der lediglich die großen Konzerne betrifft. Auch mittelständische Unternehmen wagen zunehmend den Schritt ins Ausland – sei es durch den Export der eigenen Waren oder durch den Aufbau von Niederlassungen außerhalb Deutschlands. In unserem Themenschwerpunkt lesen Sie, von welchen Fördermöglichkeiten Unternehmen profitieren, die ins Ausland expandieren wollen, warum Auslandsmessen für kleine und mittlere Betriebe von Bedeutung sind, durch welche Maßnahmen Risiken in den globalen Lieferketten minimiert werden können, und weshalb ein Ende der Russland-Sanktionen zwingend notwendig ist.
3|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
20
Starker Auftritt im Ausland Mehr Reichweite, mehr Aufträge, mehr Export, mehr Umsatz: Zahlreiche Mittelständler präsentieren sich und ihre Produkte auf Messen in der ganzen Welt. Unterstützt werden sie dabei von Bund und Ländern – und vom Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft (AUMA), der den erfolgreichen Auftritt vorzubereiten hilft.
Die FLEXIM Flexible Industriemesstechnik GmbH,
deutsche Unternehmen beteiligen sich der-
Mitglied im BVMW, ist Technologieführer auf dem
zeit als Aussteller auf Fachmessen in Deutsch-
Gebiet der eingriffsfreien Durchflussmessung mit
land. Nach einer repräsentativen Umfrage
Ultraschall. Die Sensoren, die in Berlin entwickelt
für den Ausstellungs- und Messe-Ausschuss
und produziert werden, messen alles, was fließt
der Deutschen Wirtschaft (AUMA) waren 40
– Flüssigkeiten ebenso wie Gase – ohne dass es zu
Prozent davon in den vergangenen zwei Jah-
Betriebsunterbrechungen oder Leckage-Risiken
ren auch auf ausländischen Messen vertreten,
kommt. Denn sie werden einfach außen auf dem
ebenfalls 40 Prozent planen das auch in den
Rohr aufgespannt und arbeiten zuverlässig und ge-
kommenden zwei Jahren. Vor allem größere
nau. Heute ist das mittelständische Unternehmen
Unternehmen mit mehr als 50 Millionen Euro
mit internationalen Niederlassungen weltweit der
Jahresumsatz haben sich im Ausland vorgestellt
einzige Anbieter solcher Clamp-On-Ultraschallsys-
(58 Prozent), der Anteil der kleineren betrug 36
teme zur eingriffsfreien Durchflussmessung von
Prozent. Im Marketing-Mix rangieren Messeauf-
Flüssigkeiten und Gasen mit SIL-Zertifizierung.
tritte nach Wichtigkeit auf Rang 2 (84 Prozent) hinter der eigenen Homepage (91 Prozent), aber
„Deshalb präsentieren wir jährlich auf etwa 50
noch vor den Aktivitäten des Außendienstes
ausländischen Messen unsere Systeme“, sagt
(80 Prozent). Rund zwei Drittel der befragten
FLEXIM-Sprecherin Catarina Kloss, „Messen, auf
Unternehmen gaben für einen Messeauftritt im
denen das Unternehmen eigene Stände hat oder
Schnitt weniger als 50.000 Euro aus, 22 Prozent
durch Distributoren vor Ort vertreten wird. Im
sogar weniger als 10.000 Euro.
land Vakbeurs, einer Wasser-Fachmesse im nieder-
„Auf internationalen Veranstaltungen stellen wir
ländischen Gorinchem.“ Dort hatte die Firma einen
mit kleinen und mobilen Messeständen in der
20 Quadratmeter großen Stand, an dem vier Mitar-
Größe zwischen zwölf und 20 Quadratmetern
beiter Produkte erklärten und Kontakte knüpften.
aus“, sagt Carsten Koska von der Knick Elektronische Messgeräte GmbH & Co. KG (eben-
40 Prozent der inländischen Messeteilnehmer wollen auch ins Ausland
zwischen 3.500 und 10.000 Euro zuzüglich Per-
Auf Messen erzielen Firmen mehr Reichweite,
sonal- und Reisekosten. Die Firma mit Zentrale
mehr Aufträge und damit mehr Umsatz. 58.000
in Berlin und Niederlassungen in aller Welt ent-
falls BVMW-Mitglied). Die Kosten pro Auftritt:
3|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
Foto: © rcfotostock – Fotolia.com
März waren wir beispielsweise auf der Aqua Neder-
21
Vorteile Auslandsmessen: Von 58.000 deutschen Firmen, die auf inländischen Messen ausstellen, beteiligen sich 40 % auch auf Messen im Ausland „Made in Germany“ ist im Ausland ein Publikumsmagnet Mehr als 90 Kontakte werden pro Aussteller geknüpft, Messeteilnehmer verzeichnen einen Exportanteil von 56 Prozent am Gesamtumsatz Exporteffekte von 5,4 Milliarden Euro für den Mittelstand 50 % der Messe-Newcomer sind Betriebe mit weniger als 50 Mitarbeitern Weitere Infos: www.auma.de https://bvmw.info/ auslandsmesseprogramm
wickelt und stellt hochwertige und innovative
auch FLEXIM schon teilgenommen, beispielswei-
Trennverstärker und Messgeräte für zahlreiche
se auf der ADIPEC in Abu Dhabi. „Grundsätzlich
Branchen her. „In bestimmten Regionen wie
haben wir die Erfahrung gemacht“, sagt Catarina
Südostasien oder China werden Messen sicher-
Kloss, „dass Produkte, die von deutschen Inge-
lich noch an Bedeutung gewinnen“, weiß Carsten
nieuren entwickelt wurden, einen guten Ruf im
Koska, „in Europa oder USA verlieren sie dage-
Ausland haben.“ Alle Messen im AMP werden in
„„
gen eher.“ In den vergangenen zwei Jahren hat
der Messedatenbank auf der Website des AUMA
Knick allein auf vier Messen in China präsentiert.
veröffentlicht.
Auf Messen erzielen Firmen mehr Reichweite, mehr Aufträge und damit mehr Umsatz.
Gemeinsam ausstellen unter der Marke „Made in Germany“
„Der AUMA bietet eine gute Orientierung, wenn
Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen
vertrieblich erschlossen hat, Messeauftritte
werden von den Bundesministerien für Wirt-
plant“, erläutert FLEXIM-Sprecherin Kloss. „Man
schaft und Energie und für Ernährung und Land-
kann herausfinden, welche Fördermöglichkeiten
wirtschaft bei der Teilnahme an Messen im Aus-
es von Bund und Ländern gibt und welche Ver-
land unterstützt. Das Auslandsmesseprogramm
anstalter die jeweiligen Messen organisieren.“
(AMP) des Bundes ermöglicht es Firmen, sich
Außerdem erhebe der AUMA regelmäßig Daten
in unterschiedlichen Formaten zu exponieren
zu Messen: zum Beispiel welche Besucher man
– vom einfachen Informationsstand bis zur Teil-
dort erwartet. „Denn wichtig sind die Zielgrup-
nahme an Firmengemeinschaftsausstellungen,
pen und Märkte, die ein Unternehmen in diesem
die unter der Dachmarke „Made in Germany“
Land erreichen will.“ Der Aufwand lohne sich
eine geschlossene Präsentation von Produkten
sowohl kurz- als auch langfristig, wenn diese
und Erzeugnissen aus Deutschland garantiert.
Zielgruppen gezielt auf den entsprechenden
An solchen Gemeinschaftsausstellungen hat
Messen angesprochen werden könnten.
man in einem Land, das man vorher noch nicht
3|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
Almut Friederike Kaspar Journalistin mittelstand@bvmw.de
22
Finanzierung – ein strategischer Erfolgsfaktor auch für Auslandsgeschäfte Keine andere Branche erfährt aktuell einen so gravierenden Wandel wie der Finanz- und Bankensektor in Deutschland. Aber nicht jedes Fintech bietet sinnvolle Alternativen für Exportfinanzierungen. Nur ein strategischer Ansatz schafft Sicherheit. In den letzten 25 Jahren hat sich die Anzahl der
Direktbanken und Crowdfinancing entstehen.
Banken halbiert. Die Finanzkrise sowie die er-
Fintechs und innovative Zahlungsmöglichkeiten
höhten Anforderungen von Basel III führten laut
durch die Blockchain-Technologie halten Einzug
Bundesbank und KfW nachweislich zu Finanzie-
in die Finanzwelt. Bankhäuser erkennen den
rungsproblemen, insbesondere für kleine und
Trend. Sie kooperieren mit Fintechs und geben
mittlere Unternehmen. Doch trotz der Niedrig-
dadurch mehr und mehr ihrer ursprünglichen
zinspolitik der EZB gibt es keine Belebung oder
Domäne auf: den persönlichen Kontakt zu den
Vereinfachung der Finanzierungsmöglichkeiten
Unternehmen. Für die Banken ist das ein fata-
für KMU – auch nicht für das Exportgeschäft.
ler Abwärtstrend. Dabei nutzen Fintechs nicht nur Gelder von Investoren, sondern auch von
Exportfinanzierung auf Talfahrt
Banken. Der leichtere Zugang wird mit höheren
Obwohl Deutschland seit Jahren mit Exportzu-
Zinsen teuer erkauft. Mittel- und langfristige
wachsraten glänzt, partizipiert die Finanzierung
unternehmerische Aspekte fallen aus der Be-
der Außenwirtschaftsaktivitäten der KMU nicht
trachtung, was mit Bezug auf Basel III / IV hohe
davon. Trotz der weltweiten Zunahme der Kri-
Risiken birgt. Entgegen aller Werbung, eine Be-
senherde reduzierte sich laut KfW-Geschäfts-
ratung zu den vielfältigsten Unternehmensfinan-
bericht von 2017 das abgesicherte Export- und
zierungsinstrumenten oder Risikoabsicherun-
Projektfinanzierungsgeschäft um 14,5 Prozent
gen im Auslandsgeschäft bieten weder Fintechs
im Vergleich zu 2016. Im Jahr 2017 gingen bei
noch Bankhäuser.
Euler Hermes, dem staatlichen Exportversiche-
rer der Bundesrepublik, die Neuzusagen für in
Ein international erfahrener Finanzierungs-
Deckung genommene Exporte in Entwicklungs-
spezialist
und Schwellenländer sogar um 25,8 Prozent
Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten sowie
zurück. Dabei lassen sich beim Export länger-
strategische Vorteile auf und ermöglicht, Unter-
fristige Finanzierungsmöglichkeiten und mehr
nehmenspotenziale zu heben. Wie ein Steuerbe-
Sicherheit erreichen als bei einem Akkreditiv
rater oder Rechtsanwalt steht er dem Unterneh-
und damit Kundenservice und eine bessere Kun-
men bei allen schwierigen Finanzierungsfragen
denbindung. Ein Wettbewerbsvorteil, der von
zur Seite.
transparent
verschiedene
der asiatischen Konkurrenz wie selbstverständlich genutzt wird. Simone Andrae Geschäftsführerin Andrae Project Finance GmbH BVMW-Mitglied www.andrae projectfinance.com
Klassische Bankhäuser verschwinden
Scheinalternativen schaffen kaum Abhilfe
Alternative Finanzierungen drängen
Die Konsolidierung im Bankenmarkt hält an. Die
Unabhängige Finanzberater zeigen
auf den Markt
Konzentration auf Kernkunden und die zunehmende Digitalisierung ließen Factoringinstitute,
3|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
Finanzierungsalternativen
Foto mitte links: © gopixa – istockphoto.com
zeigt
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24
Hilfe für den exportorientierten Mittelstand Schon seit zehn Jahren fördert das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie Forschungs- und Entwicklungsprojekte der innovativen mittelständischen Wirtschaft. Damit kleine und mittlere Unterneh-
das. Von vielen der neu entwickelten Technolo-
men sich künftig besser international
gien und Produkte profitieren letztlich alle. Ich
aufstellen können, hat das Bundesmi-
denke hier zum Beispiel an verbesserte Implan-
nisterium das ZIM zum Jahresbeginn
tate für die Endoprothetik oder an Beton-Fließ-
auch für internationale Koopera-
mittel aus nachwachsenden Rohstoffen.
tionsnetzwerke geöffnet. Im Modellvorhaben
Stefan Schnorr, Leiter der Abteilung Digital- und Innovationspolitik im BMWi.
„ZIM-Kooperationsnetz-
ZIM ist technologie- und branchenoffen. Gibt es
werke International” werden neben
Branchen, die besonders erfolgreich sind?
der Anerkennung von ausländischen
Der größte Anteil der FuE-Projekte wird im ver-
KMU als Netzwerkpartner auch die
arbeitenden Gewerbe durchgeführt. Besonders
höheren finanziellen Aufwendungen
stark vertreten ist dabei der Maschinen- und
einer internationalen Zusammenar-
Anlagenbau. Vor allem die Digitalisierung von
beit berücksichtigt. DER Mittelstand.
Maschinen und Produktionsanlagen steigert den
sprach mit dem Abteilungsleiter für
FuE-Bedarf, Stichwort: Industrie 4.0. Auch die
Digital- und Innovationspolitik im
anhaltende Miniaturisierung von Verfahren, wie
Bundesministerium für Wirtschaft
beispielsweise bei Leiterplatten in der Mikro-
und Energie, Stefan Schnorr.
elektronik, erfordert eine stetige Weiterentwick-
DER Mittelstand.: Vor genau zehn Jahren wur-
die Elektro- und Messtechnik, Sensorik und
de das Förderprogramm ZIM ins Leben gerufen.
IuK-Technologien mit den höchsten Fördervolu-
Wie sieht Ihre Bilanz aus?
men. Das alles sind Industriebereiche, in denen
Stefan Schnorr: Ich ziehe eine sehr positive Bi-
deutsche Unternehmen eine starke Stellung ha-
lanz. Seit Programmstart wurden insgesamt
ben. Das wollen wir weiter befördern, sind aber
etwa 3,4 Milliarden Euro an knapp 16.000 KMU
mit dem technologieoffenem ZIM auch bereit für
bewilligt. Ungefähr 1.900 Forschungseinrichtun-
neue technologische Entwicklungen. Eine aktuel-
gen waren im Rahmen von Kooperationen mit
le Studie kommt zu dem Ergebnis, dass der deut-
KMU mit einer Fördersumme von fast zwei Mil-
sche Mittelstand Zukunftstechnologien bereits
liarden Euro beteiligt. Und weil die Unternehmen
sehr früh aufgreift. Deshalb wird das im ZIM prak-
mit circa 60 Prozent den größten Anteil der Pro-
tizierte „Bottom-up Prinzip“, bei dem die Unter-
jektkosten selbst tragen, liegt das zusätzlich in-
nehmen und nicht der Staat die Forschungsthe-
vestierte Kapital in Forschung und Entwicklung
men bestimmen, dem Bedarf der KMU am besten
noch deutlich darüber. Wir sprechen auch immer
gerecht.
noch neue Unternehmen an. Über 50 Prozent der antragstellenden Unternehmen sind Erstantrag-
Wie hoch ist der Anteil der geförderten Produk-
steller – das ist nach zehn Jahren ein beachtlicher
te oder Netzwerkkooperationen, die es tatsäch-
Anteil. Das ZIM stößt breitenwirksam zusätzli-
lich zur Markteinführung gebracht haben?
che Investitionen in Forschung und Entwicklung
Die jüngste Befragung hierzu hat ergeben, dass
an und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit und das
84 Prozent der Projektergebnisse in den Markt
Wachstum unserer Unternehmen. Und nicht nur
eingeführt werden, davon knapp 60 Prozent in
3|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
Foto: © BMWi/Blumentritt
lung. Nach den Produktionstechnologien folgen
25
den ersten zwei Jahren nach Projektabschluss.
blick auf den Standortfaktor Deutschlands als
Hiermit sind wir sehr zufrieden, denn Voraus-
Exportnation?
setzung für eine ZIM-Förderung ist ja gera-
Die Internationalisierung ist schon heute ein
de, dass ein erhebliches technisches Risiko bei
Top-Thema für deutsche KMU: Ihr Exportumsatz
dem FuE-Projekt besteht. Zudem haben auch
ist allein zwischen 2000 und 2014 um fast 40 Pro-
FuE-Projekte, die nicht zu einer Markteinfüh-
zent auf 201 Milliarden Euro gestiegen. Und den-
rung führen, positive Wirkungen: Auch Scheitern
noch sind nur circa elf Prozent aller deutschen
generiert wichtiges Know-how und nicht selten
Unternehmen im Export tätig. Daran müssen wir
auch die zündende Idee für eine andere techni-
weiter arbeiten. Auch im Koalitionsvertrag findet
sche Lösung. Generell gilt: Der Innovationsgrad
sich ein klares Bekenntnis zur Weiterentwicklung
und die Marktchancen der Projektergebnisse
der Außenwirtschaftsförderung, insbesondere
sind entscheidende Kriterien bei der Bewilligung
in Bezug auf neue Märkte und mit dem Schwer-
von Anträgen.
punkt Afrika. Das ist ein ganz konkretes Angebot gerade auch für die exportinteressierten deut-
Wo sehen Sie vor allem im Bereich Internationa-
schen KMU.
lisierung die größten Defizite deutscher KMU? International operierende Unternehmen sind
Das Interview führte Bernd Ratmeyer.
erfolgreicher und wachsen schneller. Im BMWi schaffen wir Rahmenbedingungen, die diese Stärke auch für die Zukunft sichern und ausbauen. Wir helfen KMU zum Beispiel dabei, die zur Erschließung ausländischer Märkte erforderli-
Das Zentrale Innovationsprogramm Mittel-
chen personellen und finanziellen Ressourcen zu
stand (ZIM) des Bundesministeriums für
entwickeln: beginnend mit allgemeinen Markt-
Wirtschaft und Energie fördert seit 2008
informationen durch die Außenwirtschafts-
Forschungs- und Entwicklungsprojekte der
agentur des Bundes „Germany Trade and In-
innovativen mittelständischen Wirtschaft.
vest“ über konkrete Markterkundungs- und
3,4 Milliarden Euro wurden bislang an knapp
Geschäftsanbahnungsangebote im Rahmen des
16.000 KMU bewilligt.
KMU-Markterschließungsprogramms und der verschiedenen Exportinitiativen bis hin zur Ein-
Der größte Förderanteil geht an das verar
zelberatung durch die deutschen Auslandshan-
beitende Gewerbe. Die Unternehmen tra-
delskammern und Delegationen. Auch im ZIM
gen mit 60 Prozent den größten Anteil der
unterstützen wir internationale Forschungs-
Projektkosten selbst. 84 Prozent der Pro-
kooperationen. Zusätzlich zu einem höheren
jekte erleben ihre Markteinführung.
Fördersatz bei internationalen FuE-Projekten schließen wir mit immer mehr Ländern Ver-
Das Modellvorhaben „ZIM-Kooperations-
einbarungen zur gemeinsamen Förderung von
netzwerke International” fördert die inter-
grenzüberschreitenden FuE-Projekten von KMU
nationale Zusammenarbeit im Bereich neue
– mit dabei sind schon Israel, Frankreich, Kanada,
Märkte und mit Schwerpunkt Afrika.
Taiwan und etliche weitere. Außerdem können
Das Bundesministerium plant, die Interna-
sich jetzt auch die in den ZIM-Netzwerken orga-
tionalisierung von KMU stärker zu fördern:
nisierten Unternehmen international vernetzen.
personelle und finanzielle Zuwendungen,
In einem zunächst zweijähren Modellversuch
Markterschließungsprogramme, internatio
unterstützen wir die internationale Vernetzung
nale Forschungskooperationen.
mit einer höheren Förderung und einer längeren Förderzeit.
Startseite ZIM: www.zim-bmwi.de Beispiele für geförderte Projekte:
Wie sehen Sie die Zukunft der Förderung
www.zim-bmwi.de/erfolgsbeispiele
von KMU durch den Bund vor allem im Hin-
3|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
26
Der Brexit aus Sicht eines Briten Die Bürger Großbritanniens haben im Juni 2016 dafür gestimmt, die EU zu verlassen. Die Konsequenzen sind auf beiden Seiten gewaltig, sowohl was das Ergebnis der Verhandlungen anbelangt als auch die zukünftigen Beziehungen. Ein Kommentar von David Caro, Präsident der Europäischen Allianz für kleine Unternehmen (ESBA).
blicken konnten, richtete Großbritannien seinen
rendums die mangelnde Kenntnis der britischen
Blick aus seiner Geschichte heraus auf Empire
Bevölkerung über die Arbeitsweise der EU und
und Commonwealth und nur zögernd in Richtung
die fehlende Bereitschaft, dieses Unwissen zu
seiner Nachbarn auf dem europäischen Festland.
beseitigen. Während des Wahlkampfs wurden
Man verfügt daher kaum über neuere Erfahrun-
Menschen auf der Straße überall im Land für das
gen mit engen Partnerschaften, und es fehlt das
Fernsehen interviewt. Der häufigste Kommentar:
Verständnis dafür, gemeinsam Lösungen zu er-
„Wir lassen uns von einem nicht demokratisch
arbeiten. Die Briten sind deshalb ein Inselvolk
gewählten Beamtenapparat nicht sagen, was wir
geblieben. Die einzige Verknüpfung mit Europa
zu tun und zu lassen haben“ – und das zwei Jahre
besteht während des Urlaubs an Spaniens Küsten
nach einer demokratischen Wahl zum Europäi-
und zu den EU-Bürgern, die sich in Großbritan-
schen Parlament. Wie vergesslich die Menschen
nien niedergelassen haben.
doch sind. Die Briten stecken den Kopf in den Sand und
Schon immer wollte sich die britische Regierung nur widerwillig mit vollem Herzen in der Europäischen Union engagieren.
sind der Meinung, dass der Handel mit der EU nach dem Brexit wie gewohnt weiterläuft. Die Niederlassungsfreiheit soll aber bitteschön eingeschränkt werden, vielleicht ersetzt durch ein Punktesystem nach australischem Vorbild, was die EU dann widerspruchslos zu akzeptieren hat. Die Einwanderungskrise, die sich überall in Europa auswirkt, hat das Abstimmungsverhalten der Menschen maßgeblich beeinflusst. Das altbekannte Klischee vom Ausländer, der
Schon immer wollte sich die britische Regierung
die Arbeitsplätze wegnimmt, ignoriert den Um-
nur widerwillig mit vollem Herzen in der Europäi-
stand, dass sich die Einwanderer fast zu gleichen
schen Union engagieren. Während andere Länder
Teilen aus EU-Bürgern und Nicht-EU-Bürgern
bereits auf Kooperationserfahrungen zurück-
zusammensetzen und dass die britische Regie-
3|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
Foto: © pidjoe – istockphoto.com
„„
Persönlich enttäuscht hat mich im Zuge des Refe-
27
rung für die Steuerung der Einwanderung von
bin mir sicher, dass andere Hersteller ähnliche Zu-
Nicht-EU-Bürgern zuständig ist. Stattdessen
sagen verlangen, um die Produktion nicht ins Aus-
schiebt man schnell Brüssel die Schuld für alle
land zu verlagern. Jaguar baut in der Slowakei ein
Missstände in die Schuhe. Mancherorts war zu
Werk mit einer Kapazität von 500.000 Fahrzeugen,
hören, dass wir weiterhin einen bevorzugten Zu-
was sich zweifellos auf die Produktionsstandorte in
gang zum Binnenmarkt behalten würden, weil der
Großbritannien auswirken wird. Ich habe bereits
britische Markt so wichtig für den Export von Wa-
mitbekommen, dass sich viele kleine Automobilzu-
ren aus Europa sei und die EU diesen nur ungern
lieferer, die ihre Waren normalerweise aus Groß-
durch allzu strenge Austrittsbedingungen ver-
britannien beziehen würden, nach Produktions-
lieren würde – eine Option, die im Laufe der Zeit
anlagen auf dem europäischen Festland umsehen..
immer unrealistischer wird.
Das habe ich vorher noch nicht erlebt.
„„
Niemals sah sich die britische Wirtschaft mit so vielen Herausforderungen auf unterschiedlichen Gebieten konfrontiert.
Bei der Europawahl 2014 riefen die Bürger die
Unsere Regierung ermuntert Unternehmen ak-
EU-Institutionen auf, sich zu verändern. Die Union
tiv, neue Exportmärkte für unsere Produkte zu
und ihre Mitgliedstaaten müssen den Kontakt zu
finden und produktiver zu werden, um unsere
ihren Bürgern wiederherstellen. Dazu müssen die
Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Während
EU und ihre Mitgliedstaaten gemeinsam und für
die Unternehmen sich darum bemühen, macht
alle sichtbar die Probleme bearbeiten, die bei den
ihnen die Regierung zunehmend das Leben
Bürgern die Frage aufwerfen, wer eigentlich ihre
schwer: Bis 2020 wird in Großbritannien einer
Interessen wahrt.
der höchsten Mindestlöhne weltweit gelten, es wurden Pflichtrentenbeiträge eingeführt,
Vor dem Referendum wurden kleine Unterneh-
im vergangenen Jahr wurde eine Dividenden-
men befragt, mit welchem Handelsraum Groß-
steuer ins Leben gerufen, die Versicherungs-
britannien Geschäfte machen sollte. Die Antwort:
steuer steigt regelmäßig, und wir müssen dem-
mit den USA, dem Commonwealth und China.
nächst unsere Steuern quartalsweise erklären.
Die EU, unser engster und größter Handelspart-
Einige dieser Maßnahmen sind nachvollzieh-
ner, kam erst an vierter Stelle. In den USA sitzt
bar. Sie jedoch alle zur gleichen Zeit einzufüh-
Donald Trump mit seiner Politik des „America
ren, ist eine massive Belastung für Unterneh-
First“ – genau in dem Moment, als wir Gespräche
men. In Großbritannien wird zudem eine der
über Handelsbeziehungen aufnehmen möchten.
höchsten Luftverkehrsabgaben fällig, und die
Kanada wendet sich für Handelsbeziehungen in
Kosten für Schienentransporte sind so hoch
Richtung Pazifik und EU, Australien und Neusee-
wie fast nirgendwo sonst. Neue Märkte im In-
land konzentrieren sich auf Südostasien – keine
und Ausland lassen sich so nicht ohne Weiteres
einfache Ausgangslage für das neue, zur Welt
erschließen.
gewandte Großbritannien. Niemals sah sich die britische Wirtschaft mit so Mein Unternehmen in Birmingham beliefert
vielen Herausforderungen auf unterschiedli-
die Automobilindustrie und beschäftigt 23 Mit-
chen Gebieten konfrontiert. Gleichzeitig ist vom
arbeiter. Im Ansatz kann ich bereits jetzt die ers-
hoch verschuldeten Staat kaum mit Unterstüt-
ten Herausforderungen und Verwerfungen im
zung für kleine Unternehmen zu rechnen. Wir
britischen Autosektor erkennen. Berichten zufolge
finden Wege, damit kleine Unternehmen über-
hat die Regierung angeboten, Nissan UK finanziell
leben, aber nachdem sich der Staub gelegt hat,
vor Handelsschranken zu schützen, die im Zuge der
wird der Sektor Narben davontragen und deut-
Brexit-Verhandlungen entstehen könnten, und ich
lich geschrumpft sein.
3|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
David Caro Präsident der Europäischen Allianz für kleine Unternehmen (ESBA). www.esba-europe.org
28
Risiken in globalen Lieferketten Globale Lieferketten sind längst Normalität in deutschen Unternehmen. Dennoch sind viele Unternehmen unzureichend auf Unterbrechungen der Lieferkette vorbereitet. Ganzheitliche Lösungen können die Risiken nachhaltig senken. Laut einer aktuellen Studie des
Bundesverbandes
Ma-
terialwirtschaft, Einkauf und Logistik und Riskmethods verzeichneten 71 Prozent der befragten Unternehmen in den letzten zwölf Monaten mindestens eine Unterbrechung in der Lieferkette. Jeder dritte Fall
„„
Als konkrete Lieferantenentwicklungsmaßnahme wurde ein Corporate Social Responsibility-Projekt zur Steigerung in der Lieferkette gestartet.
kostete mindestens eine Million Euro. Besonders problematisch: Maßnahmen,
Ein konkretes Beispiel aus dem Mittelstand: Bei
die an konkreten Punkten der Lieferkette ansetzen,
den Beziehungen mit den Lieferanten handelte es
führen zu einer gefühlten Sicherheit, obwohl sie im
sich um rein auftragsbezogene Lieferbeziehungen.
Ernstfall kaum wirkliche Abhilfe schaffen können.
Es gab weder Transparenz über die jeweiligen Ent-
80 Prozent der befragten Unternehmen haben
scheidungsträger noch darüber, ob der Lieferant
keine oder nicht ausreichende Maßnahmenpläne
wirklich selbst produziert. Das Unternehmen in-
für die relevanten Gefahren.
stallierte einen Beziehungsmanager in China, um Transparenz zu schaffen und die Beziehungen auf-
www.bernersconsulting.com
zubauen. Als konkrete Lieferantenentwicklungs-
Eine effektive Lösung ist ganzheitliches Risikoma-
maßnahme wurde ein Corporate Social Respon-
nagement in der Lieferkette. Bestehende Liefer-
sibility-Projekt zur Steigerung von Umwelt- und
ketten werden durch flankierende Maßnahmen
Arbeitsschutz in der Lieferkette gestartet. Das Pro-
gezielt gestärkt, wie zum Beispiel durch den Aufbau
jekt wurde mit 42 Prozent vom Bundesministerium
eines Lieferantenbeziehungsmanagers. Selbst bei
für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwick-
intransparenten Lieferketten können so die Risiken
lung co-finanziert.
signifikant gesenkt werden. Neben der radikalen Reduzierung existentieller Risiken ist auch die be-
In den drei Jahren des Projekts baute das Unter-
triebswirtschaftliche Betrachtung meist positiv.
nehmen starke Beziehungen zu den Lieferanten auf,
Ganzheitliche Projekte erzielen oft signifikante po-
die über die reine Lieferbeziehung hinausgingen.
sitive Nebeneffekte in Qualität, Liefererfüllung und
Die Leistung der Lieferanten (Qualität, Liefertreue,
Kosten. Sie rechnen sich betriebswirtschaftlich oft
Preis) verbesserten sich spürbar.
schon nach wenigen Jahren. Fazit: Auch Mittelständler als relativ kleine Kunden chinesischer Lieferanten können ihre Risiken nachhaltig mindern. Wichtig ist ein ganzheitlicher und nachhaltiger Ansatz, der die gesamte Lieferkette betrachtet und die Beziehungen zu den Lieferanten in den Vordergrund stellt. Bei der Gestaltung des Projekts kommt es auf den Einzelfall an.
Die Studie ist abrufbar unter: https://bvmw.info/supply-chain
3|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
Foto: © Creative-Touch – istockphoto.com
Miriam Fritz Senior Consultant Berners Consulting GmbH Mitglied im IBWF Institut für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und -forschung e. V.
Mit gezielten Maßnahmen stärken
Advertorial
Gefragte Geschäftspost
Vertrauliches analog versenden Daten sind schon immer ein wertvolles Gut. Doch nie war die Diskussion um ihren Schutz und Sicherheit größer als jetzt, mit Inkrafttreten der EU-Datenschutz-Grundverordnung. Vertrauen, Verantwortung und Verlässlichkeit gewinnen im digitalen Zeitalter neuen Stellenwert – und damit auch ein guter alter Bekannter: der Geschäftsbrief. Alternativen wie die sichere „De-Mail“ haben sich sechs Jahre nach ihrem Start nicht durchgesetzt. Auch das für Rechtsanwälte verpflichtend eingeführte „elektronische Anwaltspostfach“ musste vom Netz genommen werden – wegen Sicherheitsmängeln. Und obwohl die Digitalisierung voranschreitet: 71 Prozent der Bundesbürger empfangen wichtige Dokumente lieber in Papierform.
Brief oder E-Mail? Dazu zählt vor allem die Kommunikation mit Unternehmen, Behörden, Ärzten, Rechtsanwälten, Banken und Versicherungen laut einer Studie des Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet. Am wichtigsten ist den Befragten Vertraulichkeit, gefolgt von Verlässlichkeit. Rund zwei Drittel sehen eine große Gefahr darin, dass E-Mails mitgelesen werden und sind überzeugt, dass sich eine E-Mail ebenso leicht ausspähen lässt wie eine Postkarte.
Foto:©Postcon
Briefmengen steigen Anders als in europäischen Nachbarländern, sind die Briefmengen in Deutschland daher gestiegen: um 2,3 Prozent zwischen den Jahren 2015 und 2017. Um gut und günstig zu versenden, lohnt sich ein Anbietervergleich: Schon heute wird jeder dritte Geschäftsbrief von alternativen Briefdiensten verarbeitet, die mit guten Leistungen und günstigen Preisen überzeugen.
Milliardenfach bewährt Besonders gefragt ist Postcon: Über eine Milliarde Sendungen stellt der Spezialist für Geschäftspost pro Jahr bundesweit zuverlässig zu, zusammen mit Dritten. Mit Deutschlands zweitgrößtem Briefdienstleister sparen Kunden täglich Briefporto. Günstig ist bereits das Basis-Porto. Je nach Sendungsart und -volumen kommen Extrarabatte dazu – Postcon Kunden berichten von Porto-Einsparungen von zehn Prozent und mehr.
Datenschutz-Gütesiegel Nicht gespart wird beim Briefdienstleister am Qualitätsmanagement. Der Geschäftsbereich Postcon National trägt die Zertifizierung nach ISO 27001:2013 für Informationssicherheit des Datenschutz-Spezialisten UIMCert. „Wir beschäftigen uns täglich mit dem Umgang mit sensiblen Daten“, so Chief Sales Officer Michael Mews. „Denn ihr Verlust kann das Vertrauen in ein Unternehmen zerstören, seine Reputation und seinen Markenwert schwer schädigen.“ In Zeiten des Datendiebstahls und -missbrauchs bleibt der Brief ein Rückgrat der Vertraulichkeit.
Gut. Günstig. Postcon. Weitere Informationen und individuelles Angebot unter 0800 3 533 533 oder
www.postcon.de
3|18 DER Mittelstand.
Michael Mews Chief Sales Officer Postcon
29
30
Global agieren leicht gemacht Der Staat und die Wirtschaft bieten eine Vielzahl an Hilfen und Förderungen für Unternehmen, die ihre Aktivitäten über die nationalen Grenzen hinaus erweitern möchten. Für geplante Schritte ins Ausland stehen vor al-
Grenzenlose Finanzierung
lem das Bundesministerium für Wirtschaft und
Die Bundesregierung unterstützt deutsche
Energie und die KfW-Banken als zuverlässige
Unternehmen aller Branchen sowie Banken bei
Partner beratend und mit günstigen Krediten
der Umsetzung und Finanzierung von inter-
und Finanzierungen zur Seite. Möglichkeiten
nationalen Projekten. Zur Finanzierung von
gibt es viele. Chancen und Risiken sollten dabei
Exporten sowie Investitionen und Projek-
vorab umfangreich bedacht werden. Die Motiva-
ten im Ausland stehen die AKA-Bank und die
tionen für die Auslagerung von Produktionspro-
KfW-Bank
zessen oder die Kooperation mit Produktions-
der KfW-IPEX und der DEG – Deutsche Inves-
stätten in umliegenden Nachbarländern
titions- und Entwicklungsgesellschaft mbh, zur
sind unterschiedlich. Meist geht es
Verfügung. Die KfW-IPEX-Bank unterstützt
dabei um Kosteneinsparungen und
deutsche und europäische Unternehmer mit
darum, weitere Absatzmärkte zu
Projekt- und Exportfinanzierungen für Groß-
mit
ihren
Tochterunternehmen,
projekte. Finanzierungen werden dabei mit
erschließen.
geboten, der Hermesdeckung. Die KfW-Ban-
Für
außenwirtschaftsrecht-
kengruppe ist in mehr als 80 Städten weltweit
liche Informationen, Zoll-und
engagiert vor Ort. Die DEG finanziert und be-
Verfahrensfragen und Rah-
gleitet überwiegend private Unternehmen in
menbedingungen sind die In-
Entwicklungs- und Schwellenländern. Sie agiert
dustrie- und Handelskammern
weltweit an 14 Standorten und bietet ein gut
und BVMW wichtige Ansprech-
ausgebautes internationales Netzwerk. Neben
partner. Sie geben Auskünfte zum
der AKA und DEG finanzieren internationale
Umgang mit Land, Kultur und Bedin-
Organisationen wie die Vereinten Nationen, der
gungen vor Ort. So verfügt der BVMW über
Europäische Entwicklungsfonds oder die Welt-
ein einzigartiges, weltumspannendes Netzwerk
bank über Ausschreibungsverfahren Investi-
an Auslandsbüros in rund 40 Ländern. Gerade
tionen in Entwicklungsländern. Informationen
für mittelständische Unternehmen sind Aus-
sind auf den Internetseiten der Organisationen
landsvorhaben risikoreich und sollten gut vor-
zu finden.
bereitet und geplant werden. Hierfür bieten Länder, Bund und EU mit einer Vielzahl von Förderprogrammen Unterstützung an, wie Be-
Auswahl Ansprechpartner für Unternehmungen im Ausland:
ratungskostenzuschuss,
Auslandsbüros des BVMW
günstige
Kreditver-
(siehe Seite 46-47).
mittlung, Investitionsabsicherungen oder die
Michael Ehling BURK EHLING FINANCE GmbH Mitglied im IBWF Institut für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und -forschung e. V. www.finanzierungsstruktur.com
Hilfe bei der Präsentation auf Auslandsmessen.
Bundesministerium für
Auch Zahlen, Fakten und aktuelle Entwicklun-
Wirtschaft und Energie
gen analysieren die Experten, um Auslandsge-
KfW-Banken und KfW-IPEX
schäfte individuell und zielsicher zu gestalten.
AKA- Bank
Umfangreichen Service bieten außerdem die
Deutsche Investitionsund Entwicklungsgesellschaft mbh
AHK unter der Marke DEinternational weltweit an. An 130 Standorten in 90 Ländern bekom-
Außenhandelskammern / DEinternational
men deutsche Unternehmen hier rundum Hilfe
Burk Ehling Finance GmbH
von Experten.
3|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
Illustration: © cybrain – istockphoto.com, Foto Autor: frei finest picture
oder ohne staatliche Risikoabsicherung an-
Grenzenlose Partner
31
Wirtschaftsschutz in der Außenwirtschaft Für Unternehmen besteht Wirtschaftsschutz bei Auslandstätigkeiten vor allem darin, eigene Risiken zu kennen und damit umzugehen. Dabei spielen viele Faktoren eine Rolle, die im Einzelfall genauer betrachtet werden sollten. Die Branchenzugehörigkeit des Unternehmens,
dass die Ressourcenverfügbarkeit das
Reisedestinationen der Mitarbeiter und die Orte
größte Nadelöhr in einer Krisensitua-
der Projekttätigkeit – all dies sind Aspekte, die
tion ist. Der schnelle Zugriff auf Perso-
Unternehmen beim Wirtschaftsschutz bei Aus-
nalakten und konkrete Informationen
landstätigkeiten berücksichtigen sollten. Es gilt in-
vor Ort wird meist durch organisato-
sofern, bestehende Risiken gänzlich zu vermeiden
rische „Unmachbarkeiten“ gebremst.
„„
Die Ressourcenverf ügbarkeit ist das größte Nadelöhr in einer Krisensituation.
oder aber diese größtmöglich zu minimieren. Gibt es Risiken, deren Minimierung zu großen Aufwand
Absichernde Maßnahmen
nach sich zieht, ist zu überlegen, wie man dem Ein-
Es wird sicher Risiken geben, denen
treten der Risiken vorbeugen kann. Dabei kommen
man sich stellen muss und die nicht
unterschiedliche Maßnahmen in Frage.
oder nicht ausreichend zu minimieren sind. Auch bei noch so guter Vorbereitung der Mitarbeiter kann
Präventive Maßnahmen
ein Entführungsrisiko in Lateinamerika gegeben
Eine Rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit sollte für die
sein. Hier kommt es darauf an, ein solches Risiko ab-
Mitarbeiter geschaltet sein. Zuvor wurden diese
gesichert zu haben. Als Beispiel sind hier sogenannte
auf die Destination interkulturell, sicherheits- und
Kidnap & Ransom-Versicherungen genannt, die bei
gesundheitsrelevant vorbereit. Damit wissen sie im
der Entführung von Mitarbeitern das Lösegeld und
Grundsatz, wie sich zu verhalten haben, wenn es zu
einhergehende Beratungskosten abdecken. Je nach
Krankheiten, Unfällen, Raub oder gar Entführungen
Police und Anbieter können beispielsweise auch
kommt. Das Management hat Krisenstrukturen eta-
Wiedereingliederungsmaßnahmen gedeckt sein.
bliert und diese ausreichend erprobt. Unternehmen sind gut beraten, sich zu Beginn einer
Aktive Maßnahmen
Projektlaufphase darüber zu informieren, welchen
Alle für den „Regelbetrieb“ vorgesehenen Maßnah-
Risiken sie ausgesetzt sind und wie diesen zu begeg-
men können hierunter zusammengefasst werden.
nen ist. Eine Krisensituation, die oftmals viel Emoti-
Angefangen bei der Information über die Aufent-
on, Energie, Zeit und Geld kostet, kann so hoffentlich
haltsorte und die Anzahl der reisenden Mitarbeiter,
vermieden werden.
bis hin zur gesicherten Abholung von Mitarbeitern
nikationsstruktur damit wichtige Informationen und
Die Result Group ist Mitbegründer der TRISAVO GmbH, die ganzheitliches Travel Risk Management für Unternehmen anbietet.
Firmen Know-how auch bei der Firma bleiben.
Für Unternehmen gilt es beim Wirt-
in einem Risikoland oder die nach Sicherheitsaspekten ausgewählte Unterkunft vor Ort. Nicht zu ver-
Foto: © Stefan Schütz.com
gessen: die angepasste IT-Sicherheits- und Kommu-
schaftsschutz bei Auslandstätigkeiten,
Reaktive Maßnahmen Neben dem schon bestehenden Notfallprozedere
zahlreiche Aspekte zu berücksichtigen Präventive, aktive, reaktive und absi-
sind darüber hinaus Maßnahmenpläne zu erstellen,
chernde Maßnahmen können Risiken bei
die im Falle eines Falles zu einer geordneten Arbeits-
Aufenthalten im Ausland minimieren
weise führen. Es wird immer wieder festgestellt,
Nils Retkowski COO Result Group GmbH BVMW-Mitglied www.trisavo.com
3|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
32
EU-Patentgericht – der Countdown läuft Patentinhaber und Lizenznehmer müssen sich auf die Einrichtung des Einheitlichen Patentsystems vorbereiten, um die vielfältigen Vorteile für sich optimal nutzen zu können.
Das Übereinkommen über ein einheitliches Patent-
Deutschland. Deutschland hatte zwar 2017 alle
gericht (EPGÜ) tritt voraussichtlich Anfang 2019 in
notwendigen gesetzgeberischen Schritte ab-
Kraft. Bislang haben bereits 16 EU-Mitgliedstaaten,
geschlossen, gleichwohl blockiert eine Verfas-
darunter Großbritannien, ihre Ratifikationsurkun-
sungsbeschwerde die deutsche Ratifizierung.
den hinterlegt. Trotz der Brexit-Abstimmung hatte
Das Bundesverfassungsgericht hat bisher noch
die Regierung des Vereinigten Königreichs im No-
nicht über die Klage entschieden, das Verfah-
vember 2016 beschlossen, den Ratifizierungspro-
ren ist zur Entscheidung noch im Jahr 2018
zess fortzusetzen. Inzwischen sind dort alle Gesetz-
gelistet, eine Entscheidung im Frühsommer gilt
gebungsschritte abgeschlossen; Ende April 2018
als wahrscheinlich.
tigt, dass Großbritannien weitgehend vom neuen
Vorbereitende Maßnahmen 2018 erforderlich
einheitlichen Patentsystem profitieren wird. Insbe-
Sobald Deutschland ratifiziert hat, wird das Ge-
sondere die hoch attraktive Londoner Abteilung der
richtssystem schnell beginnen. Deshalb ist es
Zentralkammer, zuständig für Chemie und Pharma,
wichtig, sich schon jetzt vorzubereiten. Viele
hatte hier Begehrlichkeiten geweckt.
grundlegende Entscheidungen über Anmelde-
Britische Industrie und Politik hatten vorab bekräf-
strategie, zukünftige Erfindungen, anhängige Für das Inkrafttreten fehlt nun lediglich noch die
Patentanmeldungen, bestehende europäische
Ratifizierung Deutschlands. Das neue europäische
Patente, Lizenzverträge und F&E-Projekte sind
Patentsystem wird dann mit rund 20 EU-Mitglied-
jetzt notwendig.
staaten beginnen und einen Markt mit mehr als 360 Peter von Czettritz Rechtsanwalt, Partner PREU BOHLIG & PARTNER Rechtsanwälte mbB Mittelstandsberater im IBWF Institut für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und -forschung e. V. www.preubohlig.de
Millionen Menschen zusammenbringen. Dem Start
Opt-out-Anforderungen
geht eine Phase der vorläufigen Anwendung von
Das Einheitliche Patentgericht ist für alle euro-
etwa acht Monaten voraus, in der Patentinhaber
päischen Patente zuständig, die zum Zeitpunkt
für ihre europäischen Patente die Zuständigkeit des
des Inkrafttretens des EPGÜ noch nicht abgelau-
Einheitlichen Patentgerichts abbedingen können.
fen sind. Dies betrifft also seit 1999 angemeldete europäische Patente. Patentinhaber, die sich
Welche Hürden bestehen noch?
für ein Opt-out ihrer bestehenden europäischen
Für ein Inkrafttreten der Patentrechtsreform be-
Patente aus dem neuen System entscheiden,
darf es nunmehr nur noch der Ratifizierung durch
müssen genau auf eine wirksame Registrierung
3|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
Foto: © fotogestoeber– Fotolia.com, Foto: © Peter von Czettritz – Stefan G. König
wurde nun die Ratifizierungsurkunde hinterlegt.
„„
33
Das Einheitliche Patentgericht ist f ür alle europäischen Patente zuständig, die zum Zeitpunkt des Inkrafttretens des EPGÜ noch nicht abgelaufen sind.
achten. So kann zum Beispiel nur der wahre Be-
meldung beantragen wollen und schließlich, ob
rechtigte den Opt-out-Antrag stellen. Der An-
sie ihre nationalen deutschen oder französischen
trag selbst muss von einer entsprechend bevoll-
Patente beibehalten wollen. Insoweit ist zu be-
mächtigten Person eingereicht werden.
achten, dass Deutschland und Frankreich nunmehr das Doppelschutzverbot gekippt haben.
Aber sollte man sich für ein Opt-out entscheiden?
In Deutschland gilt diese wichtige Änderung für
Das neue Gerichtssystem ist vielversprechend.
alle nationalen Patente, die nach Inkrafttreten
Es erleichtert die europaweite Prozessführung
des EPGÜ erteilt werden. Daher sollte man gege-
erheblich. Die Kosten liegen in der Höhe eines
benenfalls ein laufendes nationales Erteilungs-
deutschen Verletzungs- und Nichtigkeitsver-
verfahren beim Deutschen Patent- und Marken-
fahrens, die Kostenrisiken sind besser planbar,
amt verlangsamen.
es gibt weniger Instanzen. Das Verfahren wird deutlich schneller, über Nichtigkeit und Ver-
Einheitspatent
letzung wird im selben Verfahren entschieden.
Nach Inkrafttreten des EPGÜ können Patentin-
Die Gerichtskostendeckelung für Nichtigkeits-
haber für ihre zukünftig erteilten europäischen
verfahren spricht ebenso für das neue System
Patente die einheitliche Wirkung beantragen.
wie die europaweite Vollstreckbarkeit. Und ein
Alle europäischen Patente, die nach Inkraft-
einmal rechtskräftig verurteilter Verletzer kann
treten des UPCA erteilt werden, können einer
selbst bei späterer Nichtigerklärung des Patents
einheitlichen Wirkung unterliegen. Für diese
keinen Rückabwicklungsanspruch geltend ma-
Einheitspatente ist das neue Gericht ausschließ-
chen. Auch gezahlter Schadensersatz verbleibt
lich zuständig, und es muss nur eine einzige Jah-
beim Patentinhaber. Schließlich ist die neue Ver-
resgebühr gezahlt werden. Dies vereinfacht die
fahrensordnung explizit auf Patentstreitigkeiten
Verwaltung erheblich.
und Nichtigkeitsverfahren zugeschnitten, was
letztlich allen Verfahrensbeteiligten zugutekommen wird. Ein weiterer großer Vorteil besteht
Das neue europäische Patentsystem bietet
darin, sich auf seine bewährten IP-Rechtsanwäl-
eine Reihe von Vorteilen für Patentinhaber,
te stützen zu können, die zukünftig europaweit
Lizenznehmer und F&E-Projekte. Jeder Be-
agieren und eingreifen können.
teiligte muss aber während der Übergangs-
Patentinhaber sollten daher tendenziell zurück-
frist punktgenau prüfen, welche Optionen
haltend mit der Opt-out-Möglichkeit umgehen,
für ihn die geeigneten sind, um diese Vortei-
um sich nicht vorschnell einen vielversprechen-
le optimal nutzen zu können.
den Weg für künftige europaweite Patentstreitigkeiten abzuschneiden.
Lizenzverträge, Mitinhaberschaft und F&E-Projekte In Lizenzvereinbarungen, Mitinhaberschaften und F&E-Projekten sollten nun alle Parteien die Vorbereitung auf das EPGÜ besprechen und gemeinsam zum Beispiel entscheiden, ob sie ein Opt-out erklären wollen, ob ein Lizenznehmer klageberechtigt sein soll, ob sie ein europäisches Patent mit einheitlicher Wirkung (Einheitspatent) für ihre anhängige europäische Patentan-
3|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
34
Russlands aktive Rolle beim Aufbau einer neuen Weltordnung Seit über einem Jahrzehnt sind die meisten internationalen Systeme der Welt, die ein Relikt der Vergangenheit sind, im Verfall begriffen. Es wird mehrere Jahrzehnte dauern, bis die bestehende Weltordnung durch eine neue ersetzt wird. Russland hat gute Chancen, dies zu beeinflussen. Eine vorrangige Aufgabe ist es, einen neuen gro-
im Süden der Meere zu schwächen, während sie
ßen Krieg zu verhindern, der sehr wahrscheinlich
(trotz jeder vernünftigen außenpolitischen Lo-
scheint. Die Orientierung in Richtung Asien muss
gik) Russland und China in eine De-facto-Allianz
fortgesetzt werden, und das umfassende Part-
drängen. Allerdings sind Versuche zur Wieder-
nerschaftskonzept eines Großraums Eurasien
herstellung der vergangenen Bipolarität, die
sollte mit Inhalten gefüllt werden.
relativ vorteilhaft für die USA und den Westen im Allgemeinen sind, in der modernen Welt,
Die bipolare Konfrontation verschwindet, obwohl
die viel komplexer und weniger abhängig vom
die Amerikaner und ein Teil der fügsamen „neuen
Willen der großen Mächte ist, dem Untergang
Europäer“ darauf erpicht sind, die Spaltungen in
geweiht.
Europa zu erneuern. Westeuropa möchte Konfrontation vermeiden, aber es hält an den atlanti-
Atomwaffen werden vermehrt produziert. Es
schen Bindungen fest, wonach ihre Sicherheit von
wäre sinnlos zu erwarten, dass Nordkorea sie auf-
den Amerikanern bezahlt wurde. Letztere versu-
gibt, nachdem Israel, Indien und Pakistan straffrei
chen nun, sich von Europa zu distanzieren, wäh-
bei ihren Atomwaffenprogrammen ausgingen,
rend sie gleichzeitig dessen Abhängigkeit wollen.
und vor allem, nachdem Irak und Libyen, die ihre
„„
Nuklearprogramme aufgegeben hatten, danach angegriffen wurden. Wenn der starke Druck auf den Iran weiterwächst, wird auch er früher oder später im Besitz von Atomwaffen sein. Saudi-Arabien und Ägypten werden ihm höchstwahrscheinlich folgen. Südkorea und Japan werden es vermutlich Nordkorea gleichtun und im Besitz eigener Atomwaffen sein wollen. Aber auch ohne ein derart düsteres Szenario sinkt die strategische Stabilität, während das Risiko eines nuklearen Konflikts zunimmt. Neue Arten von Waffen entstehen: nukleare,
Die USA unternehmen Schritte zur „Belagerung“
teil-nukleare und konventionelle. Cyber-Waffen
Chinas aus dem Süden und dem Osten in einem
erlangen strategischen Status, da sie Schäden ver-
Versuch, Pekings Positionen durch die Andro-
ursachen können, die mit denen von Massenver-
hung einer Blockade des Handels und der Ener-
nichtungswaffen vergleichbar sind. Wenn sie nicht
gieversorgungsrouten im Indischen Ozean und
durch gemeinsame Anstrengungen unter Kontrolle
3|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
Foto Fahne: © filipefrazao – istockphoto.com, Foto: Sergei Karaganov
Natürlich sollte Russland nicht süßliche Friedensinitiativen der Sowjet-Ära wiederholen, sondern jetzt beginnen, f ür den Frieden zu kämpfen.
35
„„
Eckpfeiler der Strategie Russlands sollte die bewusste Führung bei der Verhinderung eines neuen großen Krieges und die Transformation zu einem f ührenden Exporteur von Weltsicherheit sein.
gebracht werden, werden sie zu idealen Waffen für
tionen zurückzugewinnen, die sie in den letzten
Terroristen, da sie relativ billig, schwer zu verfol-
Jahrzehnten verloren haben. Aber die Welt hat
gen sind und Stealth-Angriffe auf wichtige Einrich-
sich verändert. Eine vorläufige Analyse zeigt, dass
tungen ausführen können, wodurch internationale
die militärischen, politischen, wirtschaftlichen,
Konflikte provoziert werden und eine multiplikati-
moralischen und intellektuellen Möglichkeiten
ve Wirkung erreicht wird. Genetische Waffen oder
Russlands und Chinas weitaus höher sind als die
exotischere Mittel, die in Ländern schwere Schä-
der Rachesuchenden.
den verursachen können, werden möglicherweise ebenfalls bereits hergestellt. All dies geschieht in
Anstatt also Rache zu suchen, müssen sie sich dar-
einer Zeit, in der das alte System der nuklearen Rüs-
auf vorbereiten, in einer neuen, hart umkämpften,
tungskontrolle und der damit verbundenen Dialoge
aber viel gerechteren Welt zu leben und eine neue
bröckelt.
globale Ordnung zu schaffen, damit diese die bröckelnde alte ersetzen kann.
Eckpfeiler der Strategie Russlands sollte die bewusste Führung bei der Verhinderung eines neuen
Russland hat zwar deutlich gemacht, dass es an-
großen Krieges und die Transformation zu einem
deren nicht erlauben wird, die militärische Über-
führenden Exporteur von Weltsicherheit sein.
legenheit wiederzugewinnen, aber Moskau hat
Dies sollte durch die Entwicklung von Abschre-
der Menschheit noch kein neues Programm vor-
ckungskräften und -Doktrinen erreicht werden
geschlagen, obwohl die Notwendigkeit dafür ganz
und indem den führenden Ländern gemeinsame
offensichtlich ist. Die Beziehungen zwischen den
Anstrengungen zur Stärkung der internationalen
beiden Atommächten Russland und den Vereinig-
strategischen Stabilität angeboten, wenn nicht gar
ten Staaten sind schlimmer als je zuvor seit den
auferlegt werden. Wichtig ist, dass dies nicht nur
1950er Jahren und der Kubakrise.
durch traditionelle Rüstungskontrollgespräche geschieht, sondern auch durch das Angebot und die
Natürlich sollte Russland nicht süßliche Friedens-
Einführung eines Systems von Dialogen, die die
initiativen der Sowjet-Ära wiederholen, sondern
Transparenz erhöhen und das Risiko von zufälligen
jetzt beginnen, für den Frieden zu kämpfen, nicht
Konflikten oder deren Eskalation mindern. Wenn
nur in Tat, sondern auch in Wort, durch die Inten-
sich die Vereinigten Staaten sträuben, sollten Russ-
sivierung des Selbsterhaltungsinstinkts der Men-
land und China ohne sie anfangen, indem sie ande-
schen und durch das Binden der Hände derer, die
re Staaten einladen, sich ihnen anzuschließen.
die Geschichte umkehren wollen. Es muss ein vielversprechendes Bild der Welt geben, in der jeder
Russlands Bereitschaft, neue, von Wladimir Putin
leben möchte. Russland und China haben eine
angekündigte fortschrittliche strategische Syste-
große eurasische Partnerschaft, „Ein Gürtel, eine
me einzusetzen, bedeutet nicht nur „präventive
Straße“ und „eine Gemeinschaft des gemeinsamen
Abschreckung“ zur Eindämmung des Rüstungs-
Schicksals“ vorgeschlagen. Sie muss nun präzisiert
wettlaufs, sondern dient auch als Erinnerung für
und weiterentwickelt werden.
unsere Partner, dass die 500-jährige Dominanz Europas und des Westens in der Welt unvermeid-
Gekürzte Fassung, das Original kann
lich zu einem Ende gekommen ist. In dem Ver-
bei Elena Harrer, BVMW-Russland
such, die Geschichte umzukehren, entfesseln die
(russland.moskau@bvmwonline.com)
Vereinigten Staaten und in gewisser Weise die
angefordert werden.
Europäer einen neuen Kalten Krieg, um die Posi-
3|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
Sergei Karaganov Berater des Präsidenten der Russischen Föderation Dekan National Research University – Higher School of Economics Ehrenvorsitzender des Präsidiums des Rates für Außen- und Verteidigungspolitik
36
Russland-Sanktionen jetzt beenden! Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen leiden unter den gegen Russland verhängten Sanktionen. Das machte BVMW-Bundesgeschäftsführer Prof. Dr. h. c. Markus Jerger bei Spitzengesprächen in Russland deutlich. Im Interview mit DER Mittelstand. spricht er über die Gefahren der Strafmaßnahmen und die Rolle der USA im Embargopoker. DER Mittelstand.: Die EU hat unlängst
Ja, denn die Vereinigten Staaten sind bestrebt, die
die Wirtschaftssanktionen gegen Russ-
eigene Industrie mittels der Sanktionen zu stärken
land erneut verlängert. Bei einem Treffen
– entsprechend dem „America first“-Prinzip von
mit dem russischen Präsidentenberater
US-Präsident Trump. Die EU hingegen verfolgt vor-
Anton Kobjakow in Moskau haben Sie
rangig politische Ziele. Sie will den wirtschaftlichen
deutlich gemacht, dass Sie dies ablehnen.
Druck nutzen, um Russland zum Einlenken im Ukrai-
Warum halten Sie das Ende der Sanktio-
ne-Konflikt zu bringen.
nen für notwendig?
BVMW-Bundesgeschäftsführer Prof. Dr. h. c. Markus Jerger.
Prof. Dr. h. c. Markus Jerger: Die von der
Bundesaußenminister Heiko Maas hat kürzlich
EU verhängten Wirtschaftssanktionen
neue Akzente in der Russlandpolitik gesetzt und
treffen vor allem die einfachen Menschen
sich für eine härtere Gangart gegenüber Moskau
in Russland. Sie bekommen die Auswir-
ausgesprochen …
kungen des Embargos tagtäglich zu spü-
Das war offensichtlich ein Alleingang und ist definitiv
ren. Doch nicht nur sie sind Opfer der
der falsche Weg. Stattdessen sollte man sich der Be-
Sanktionspolitik, sondern auch der deut-
deutung der deutsch-russischen Wirtschaftsbezie-
sche Mittelstand. Viele mittelständische
hungen bewusst werden. Nach China ist Deutsch-
Betriebe, insbesondere in Ostdeutschland, haben
land mit einem Anteil von knapp neun Prozent am
traditionell gute Geschäftsbeziehungen mit Russ-
russischen Außenhandel Moskaus zweitgrößter
land. Weil sie ihre Produkte nun nicht mehr liefern
Handelspartner. Die westlichen Handelsverluste,
dürfen, geraten immer mehr von ihnen in Schwie-
die im Zuge der von der EU verhängten Sanktionen
rigkeiten – bis hin zur Insolvenz. Das schwächt den
zu verzeichnen sind, gehen mit 40 Prozent größten-
Wirtschaftsstandort Deutschland insgesamt.
teils auf Kosten Deutschlands. Andere westliche Staaten sind weitaus weniger betroffen.
Staaten haben Sanktionen gegen Moskau ver-
Was ist Ihr Appell an die Bundesregierung?
hängt. Wie bewerten Sie die Rolle der USA im
Eine Lösung der Ukraine-Krise kann nur mit Herrn
Embargostreit?
Putin gelingen, nicht gegen ihn. Die Bundesregie-
Die Vereinigten Staaten sind der lachende Dritte.
rung sollte deshalb auf Kooperation statt Konfron-
Wenn man sich anschaut, dass sich die verschärf-
tation setzen. Es wäre wichtig, dass Brüssel mit
ten US-Sanktionen insbesondere auf den russi-
Moskau einen Kompromiss aushandelt. Zur Siche-
schen Energiebereich konzentrieren, dann liegt
rung der deutschen Wettbewerbsfähigkeit muss die
zumindest der Verdacht nahe, dass Washington
Bundesregierung unsere wirtschaftlichen Interes-
daraus wirtschaftlichen Nutzen ziehen will. Denn
sen viel konsequenter auf der EU-Ebene und in den
gerade in diesem Sektor stehen sich beide Staaten
USA vertreten und auf ein sofortiges Ende der Russ-
als direkte Konkurrenten gegenüber.
land-Sanktionen drängen. Es gilt: Besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.
Die USA verfolgen mit den Sanktionen also völlig andere Interessen als die Europäische Union?
Das Interview führte Tim Schöllmann.
3|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
Foto: © Christian Kruppa
Nicht nur die EU, sondern auch die Vereinigten
37
Russland – großes Land, große Chancen Für viele mittelständische Betriebe ist Russland ein attraktiver Wirtschaftsstandort. Ein Büro des BVMW berät nun Unternehmen, die auf diesem großen Markt Fuß fassen wollen.
Über 5.000 deutsche Unternehmen haben ihre
ein Auslandsbüro in Russland zu eröffnen.
Produktionsstandorte in unterschiedlichen Re-
Geleitet wird dieses von Tamirlan Gassanov,
gionen der Russischen Föderation beheimatet.
dem Gründer des ersten deutsch-sowjetischen
Für eine noch größere Anzahl an Unternehmen
IT-Unternehmens in der UdSSR.
ist Russland einer der wichtigsten Exportmärkte. Auf dem russischen Markt ist ein Exportwachstum deutscher Warengüter um 20 Prozent zu beobachten Dies überbietet das Durchschnittswachstum
Das Team Tamirlan Gassanov Russland hilft bei: der Suche nach Partnern im Bereich der Finanzen, der Technik oder der Wissenschaft bei der Ausarbeitung einer Strategie, wie man
des deutschen Exportvolumens um das
am besten den russischen Markt betritt, wie
Doppelte
man Auftraggeber für die eigene Produktion findet und die richtige Region auswählt, die über
Die russisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen sind international von großer Bedeutung und lassen sich in verschiedene Kategorien unterteilen: Elektronik, IT, Kraftstoff-Energie-Komplex,
eine passende Wirtschaftsstruktur verfügt beim Erwerb oder der Pacht eines Grundstücks mit Beratungen zu steuerlichen
Automobilproduktion, Produktion von Land-
Vergünstigungen und zu
wirtschaftstechnik, Finanzsektor, Hightech-
Vergünstigungen beim Zoll
Industrie, Medizin und Pharmaproduktion
beim Erwerb des Status „Ware,
Foto: © yulenochekk – istockphoto.com
die auf dem Territorium der Vor dem Hintergrund dieser engen wirtschaft-
Russischen Föderation produziert
lichen Verknüpfung hat der BVMW beschlossen,
wurde“, um an öffentlichen Ankäufen und Aufkäufen öffentlicher Körper-
Russland Kompakt:
schaften teilzunehmen
Tamirlan Gassanov Leiter BVMW Russland
Fläche 17,1 Millionen qkm Einwohner (2017): 146,8 Millionen Geschäftssprache(n): Russisch, Englisch Währung: Rubel (Rbl);
Das Auslandsbüro des BVMW berät umfang-
1 Rbl = 100 Kopeken
reich beim Einstieg in den russischen Markt:
BIP: 2018: 1.523 Mrd. US$
tg@bvmw.ch
3|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
38
Attraktives Afrika „Le Mittelstand BVMW“ öffnet Türen in den Zukunftsmarkt Afrika und begleitet Unternehmen in die Neue Welt. Afrika gehört zu
Deutschland neben Frankreich zu einem wichti-
den ressourcen-
gen Handelspartner für Afrika werden lassen. Das
Konti-
ist auch notwendig, denn noch ist die deutsche
nenten der Welt.
reichsten
Präsenz in Afrika mit nur rund 1000 Unternehmen
Alleine der franko-
unbefriedigend.
rika beheimatet 14
Der deutsche Mittelstand soll von diesem Wandel
Prozent der welt-
profitieren. Mit „Le Mittelstand BVMW“ hat der
weiten Energieres-
BVMW das erste deutsch-afrikanische Unterneh-
sourcen und etwa 22
mensnetzwerk mit Schwerpunkt Westafrika für
Prozent der weltweit
Mittelständler ins Leben gerufen. Ziel ist es, deut-
bewohnbaren
„„
Fläche.
sche Unternehmen nach Afrika zu begleiten und
Insbesondere die südlichen
ihre dortigen Geschäftsaktivitäten zum Erfolg zu
Subsahara-Staaten haben in den
bringen. Dafür arbeitet „Le Mittelstand BVMW“ mit
letzten 15 Jahren ein beeindruckendes
hochkarätigen Partnern lokal in den Ländern und in
jährliches Wirtschaftswachstum von fünf Prozent
Deutschland zusammen. Seit März 2018 gibt es Re-
erzielt. Somit bietet Afrika ein riesiges Potenzial.
präsentanten in der Elfenbeinküste und Kamerun.
Auch aufgrund der schnell wachsenden Bevölke-
Durch erfolgreiche Networking-Events wie Runde
rung und einer sich etablierenden Mittelschicht
Tische, Expertengespräche, Konferenzen und der
erweist sich der Kontinent als lukrativer Zukunfts-
aktiven Teilnahme an diversen Veranstaltungen
markt. Aktuell sind 60 Prozent der Bevölkerung
öffnet „Le Mittelstand BVMW“ die Türen zum Kontinent. Wagen Sie mit Unterstützung unserer
Nur rund 1000 deutsche Unternehmen sind in Afrika präsent.
Experten den Schritt nach Afrika.
Ansprechpartnerin in Berlin: Bienvenue Angui Leiterin Le Mittelstand BVMW
Afrikas unter 25 Jahre alt. Durch seine dynamische
Tel.: +49 30 533206-551,
Gesellschaft ist Afrika zu einem der wichtigen stra-
E-Mail : bienvenue.angui@bvmw.de
tegischen Partner in der globalisierten Welt ge-
Weitere Infos unter:
worden.
www.le.mittelstand-bvmw.de
Die Schaffung einer afrikanischen Freihandelszone, eines einheitlichen und liberalisierten Luftver-
Afrika schafft in rasantem Tempo die Voraussetzungen für seinen
kehrsmarktes oder die Bewegungsfreiheit für af-
wirtschaftlichen Erfolg
rikanische Bürger auf dem Kontinent durch einen afrikanischen Pass sind wichtige Maßnahmen, Bienvenue Angui BVMW Leiterin Le Mittelstand bienvenue.angui@ bvmw.de
Der afrikanische Markt bietet deutschen Unternehmen große Potenziale
die ein positives Signal an ausländische Firmen senden sollen. Dieser rasante Wandel sorgt für
Le Mittelstand BVMW unterstützt den
Einheit, Frieden und eine wirtschaftliche Gemein-
deutschen Mittelstand auf seinem Weg
schaft. Der Protektionismus der US-Amerikaner
nach Afrika
und die Ungewissheit durch den Brexit sollten
3|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
Karte Afrika: © FrankRamspott – istockphoto.com, Illustration Netzwerk: © JaCZhou – istockphoto.com
phone Teil von Af-
39
Baubeginn für Projekt Baraka der YOU Stiftung Drei Jahre lang haben die Beteiligten auf diesen
soziales Investment heute vorangetrieben wer-
Tag hingearbeitet, den Slum Baraka in der senega-
den muss, um die nachhaltigen Entwicklungsziele
lesischen Hauptstadt Dakar endgültig in einen le-
zu unterstützen. Bitte helfen auch Sie und schlie-
benswerten Stadtteil zu verwandeln. Wo Hütten
ßen Sie sich diesem innovativen Projekt an, um
und Müll das Bild prägten, entstehen in den kom-
unsere gemeinsame Welt lebenswerter für alle zu
menden Monaten moderne Gebäude und öffent-
machen. Helfen auch Sie mit, Fluchtursachen zu
liche Einrichtungen. „Ich kenne diesen Slum und
bekämpfen.
seine Flüchtlinge seit mehr als 20 Jahren. Es war dringend an der Zeit, die Armut der Menschen hier zu beenden, damit sie ein Leben in Würde führen können und nicht mehr in die Boote nach Europa steigen“, sagt Dr. h. c. Ute-Henriette Ohoven, Sonderbotschafterin der UNESCO und Initiatorin der YOU Stiftung. Ohoven, die alle im Slum nur „Mama Blonde“ nennen, ist überglücklich, genau wie die fast 2000 Menschen in Baraka, die nun ein neues und menschenwürdiges Leben starten können. Verschiedene Ausbildungen haben schon vor längerer Zeit begonnen und weitere werden folgen, um einkommensfördernde Maßnahmen für die Menschen zu schaffen, Kinder und Jugendliche zu bilden und Wege für ein neues Leben aufzubauen. Dazu gehört auch das Verständnis und die Ausbildung für die neuen Technologien und IT, die dank der starken Unterstützung des BVMW möglich ist.
Dr. h. c. Ute-Henriette Ohoven mit dem senegalesischen Bauminister Diéne Farba Sarr beim Baustart Baraka am 15. März 2018.
www.you-stiftung.de Nun wächst aus dem Slum ein Ort mit Zukunft, ein
Spendenkonto: Commerzbank Düsseldorf
Pilotprojekt für die Welt, das zeigt, wie armutsbe-
IBAN: DE 72 300 400 00 0 34 80 100 00
dingte Flüchtlingsströme langfristig gemindert
BIC: COBADEFFXXX
werden. Es entsteht ein Stadtteil, in dem gezieltes
Foto oben: © YOU Stiftung; Foto unten: © BVMW
Know-how für deutsche Geschäftspartner in Afrika Für deutsche Geschäftspartner und Unterneh-
Technologie aktiv. Das BVMW-Mitglied Kay-
men ist es nicht einfach, in Afrika Fuß zu fassen.
am-ci wurde in Dezember 2004 von Omer
Darum ist eine Allianz mit einem deutschen
Ambeu gegründet. Heute leitet Ambeu ein
Unternehmen in Afrika für die deutsche Seite
Team von zehn Mitarbeitern, bestehend aus
ein Glücksfall und ein guter Einstieg in den afri-
Telekommunikationsingenieuren,
kanischen Markt. Die Kayam-ci mit Sitz im afri-
nieuren, Umwelt- und Qualitätsingenieuren
kanischen Abidjan (Elfenbeinküste) unterstützt
sowie Verwaltungsmitarbeitern. Zu den Kun-
deutsche Geschäftspartner und Unternehmen
den des Unternehmens zählen Privatunterneh-
und bietet umfangreiche Dienstleistungen.
men, internationale Organisationen aber auch
Das Unternehmen ist in den Tätigkeitsfeldern
Haushalte.
Bauingenierswesen, Umweltmanagement und
Bauinge-
http://kayamci.com
3|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
Omer Ambeu.
40
Deutsche Umwelttechnik für China BVMW-Mitglied Henotec hat Büros in München, Qingdao und Shanghai. Das Unternehmen hat sich auf die Beratung chinesischer und deutscher Firmen im Bereich Umwelttechnik spezialisiert. DER Mittelstand. sprach mit dem Geschäftsführer Jiang Peng.
Jiang Peng (2. von links) und sein Team in Qingdao.
DER Mittelstand.: Herr Jiang, inwiefern hat sich
scher Beratung bis hin zu fachlicher Begleitung
die Situation für Umwelttechnik in China in den
von Projekten oder der Lokalisierung von
letzten Jahren verändert?
Technologien.
Jiang Peng: Die Aktivitäten wurden in vielen Bereichen von null auf hundert gefahren, etwa we-
Welche Fragen hören Sie
gen der starken Luftverschmutzung insbeson-
von deutschen Firmen am häufigsten?
dere im Großraum Peking. Auch im Bereich von
Es sind Fragen wie: Was ist der richtige Weg für
Kläranlagen oder der Müllverbrennung hat sich
den Markteintritt in China? Wie verdiene ich lang-
in den letzten zehn Jahren sehr viel entwickelt.
fristig Geld im chinesischen Markt? Wer ist der
Aktuelle Schwerpunkte sind Abfälle und Sonder-
richtige Partner? Kann ich meine Technologien in
abfälle sowie Bodensanierung.
China ausreichend schützen? Wie viel muss ich investieren, um erste Erfolge zu erzielen? Um diese
Wie gehen chinesische Firmen mit
Fragen zu beantworten, muss man sehr genau und
den neuen regulatorischen Anforderungen um?
intensiv mit einem kompetenten Partner arbeiten,
Die großen Konzerne haben immer schon mit
der beide Seiten kennt und versteht. Üblicher-
westlichen Umweltunternehmen zusammenge-
weise sollten etwa sechs Monate genügen, um
arbeitet, in Form von Beteiligungen, Joint Ven-
zu wissen, ob sich der Weg lohnt. Henotec kann
tures oder über Lizenzen. Die kleineren Unter-
dabei unterstützen.
nehmen versuchen nun auch, sich technisch weiterzuentwickeln und strategische Partner-
Das Interview führte Johannes Fleischmann
schaften mit westlichen Unternehmen aufzubauen.
Die neue chinesische Mittelschicht fordert
Mit welchen Erwartungen
Deutsche Umwelttechnik
gesündere Lebensbedingungen kommen chinesische Firmen auf Sie zu? Sie suchen meist nach passenden Technolo-
ist in China gefragt Der chinesische Markt birgt jedoch Risiken
gien und Produkten, mit denen es Erfahrungen und Referenzen gibt. Um die Zusammenarbeit
Kompetente Partner helfen beim Einstieg
mit dem deutschen Mittelstand zu ermöglichen, suchen chinesische Unternehmen fach-
www.henotec.com
liche Unterstützung. Das reicht von strategi-
3|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
41
China im Umbruch Von den riesigen Marktchancen für deutsche Umwelttechnik in China ist seit Jahren zu lesen. Auch wenn China als schwieriger Markt gilt, ist der Bereich Umwelttechnik gegenwärtig einer der spannendsten und lohnendsten. Während man sich in China in den ver-
zusprechen, ist ein Novum. Das neue
des deutschen Mittelstandes ergab bald
gangenen Jahren vor allem auf wirt-
Selbstverständnis schlägt inzwischen
eine führende Position für den Export
schaftliche Entwicklung und Stärke
längst globale Wellen, wie Entscheidun-
von Umwelttechnik wie Müllverbren-
konzentrierte, wurde die Umwelt arg
gen im Bereich E-Mobilität oder zuletzt
nungsanlagen oder Technologien für
beschädigt. Allerdings konnten zwi-
der Importstopp für unsortierte Plastik-
Pumpen oder Biogas.
schen 1997 und 2017 eine halbe Milliar-
abfälle zeigen. Auch das regulatorische
de der Bevölkerung die Stufe extremer
Tempo ist enorm: Umfassende Gesetze
Der gute deutsche Ruf erleichtert eini-
Armut hinter sich lassen. Die neue Mit-
zur Verbesserung von Luft, Wasser und
ges, doch sind auch Länder wie Japan,
telschicht fordert inzwischen selbst-
Boden wurden verabschiedet sowie am
Korea, Kanada, Schweden, Norwegen,
bewusst saubere Luft, verträgliche
1. April 2018 eine Umweltsteuer einge-
Italien, die Schweiz oder Österreich
Nahrungsmittel und ein Gesunden der
führt.
in China mit Umwelttechnologien im
Umwelt.
Markt vertreten. Daher sind deutsche Auch in Deutschland war es mit dem
Unternehmen nicht nur wegen rechtli-
Die chinesische Regierung ist um gesell-
Umweltschutz bis in die siebziger Jah-
cher, kultureller oder sprachlicher Her-
schaftlichen Frieden bemüht, begreift
re nicht weit her. Die Bundesrepublik
ausforderungen gut beraten, sich einen
Umwelttechnik jedoch als Möglichkeit,
hatte einen enormen wirtschaftlichen
kompetenten Partner zu suchen.
sich weltweit strategisch positionieren
Aufstieg vorzuweisen – und eine ge-
zu können. So spricht Staatspräsident Xi
schundene Umwelt. Die ambitionierten
Jinping im Fernsehen von Mülltrennung
regulatorischen Maßnahmen sorgten in
in den Städten und Toiletten auf dem
der Folge jedoch nicht nur für ein Ge-
Land. Solche „Kleinigkeiten“ als Grund-
sunden der Gewässer, Wälder und für
stein allgemeinen Bürgerinteresses an-
saubere Luft. Die Innovationsstärke
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Zukunft Raum.
Bauen. Visionen erschaffen. Gemeinsam mit Ihnen, unseren Kunden, Partnern und Mitarbeitern, gestalten wir täglich ein Stück Zukunft – und das seit vielen Jahrzehnten. Dass wir die Zukunft des Bauens im Blick haben und innovativ gestalten, beweisen wir Ihnen auf: zukunft-raum.info
Johannes Fleischmann Susanna Bertschi BVMW Wirtschaftsregion Bayern susanna.bertschi@bvmw.de
Mitglied der Mittelstandsallianz
42
– s a n i h C Einkaufstour Bedrohung oder Chance? Chinesische Unternehmen haben sich in den letzten Jahren zu guten Investoren bei den deutschen Mittelständlern entwickelt Sie fördern ihre Investments, helfen ihnen regelmäßig im Auslandsgeschäft und halten Wertschöpfung in Deutschland hoch. Das ist eine gute Nachricht.
Chinesischen Investoren hängt noch immer das
Werthaltigkeit ihrer Beteiligungen nachzuwei-
Image von Raubrittern an, die billig in schwä-
sen. Zum anderen hatte China im letzten Jahr so
chelnde Unternehmen einsteigen, Standorte
hohe Kapitalabflüsse und steigende Verschul-
in Deutschland abbauen und Fertigungen nach
dung durch Fremdkapital-Finanzierungen aus
China verlagern. Diese Zeiten sind jedoch vorbei,
dem Ausland, dass Auslandsinvestitionen be-
denn damit sind die Investoren aus Fernost re-
grenzt wurden. Prompt ging der M&A-Boom bei
gelmäßig auf die Nase gefallen. Der Glaube, man
chinesischen
könnte in China gefertigte Produkte unter dem al-
Drittel zurück.
um
ein
ten deutschen Markennamen in Deutschland verkaufen, hat sich als großer Irrtum herausgestellt.
China beugt sich dem Druck der Verkäufer
Die Chinesen lernen rasch, und die Zentralregie-
Das eigentliche Interesse der Zentralregierung
rung erkennt schnell die Schieflagen und nimmt
in Peking an Beteiligungen in Deutschland ist
Unternehmer dann hart an die Kandare. Zum
der Zugang zu Technologien. Deshalb werden
einen sind Investoren in Auslandsbeteiligungen
technikorientierte
heute gezwungen, die Wirtschaftlichkeit und
sätzlich positiv beurteilt. Da Zielländer wie
3|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
Unternehmungen
grund-
Foto: © baona – istockphoto.com
Auslandsbeteiligungen
43
Deutschland aus Erfahrung kritisch geworden
Die Schwäche der chinesischen Technologie-
sind, beugt sich China zunehmend dem Druck
Strategie gegenüber dem deutschen Mittel-
der Verkäufer, dass nämlich ein direkter Tech-
stand ist der geringe Fokus, also das Risiko der
nik-Abfluss nach China vertraglich untersagt
Fragmentierung. Dies zeigt sich auch an der Fül-
wird. Dies war in großen Akquisitionen wie bei
le der Anfragen aus China, die bei uns anklopfen.
der KUKA-Übernahme durch den chinesischen
Häufig melden sich Unternehmensvertreter, die
Weiße-Ware-Hersteller Midea der Fall. Nur da-
irgendein verfügbares Target haben wollen, egal
durch durfte dieser Deal das deutsche Außen-
welche Branche, allerdings profitabel. Immer
wirtschaftsgesetz passieren, das ja den Verkauf
noch gilt der Besitz eines Auslandsunterneh-
kritischer Geschäfte an das Ausland verbietet.
mens als Ritterschlag eines Chinesen, der sich ja
Dies sollte einem Verkäufer aus dem Mittel-
bereits in einem brutalen inländischen Wettbe-
stand eine Lehre sein.
werb durchgesetzt hat.
Denn der deutsche Mittelstand steht ganz im Fokus der Chine-
Gute Chancen für deutsche Mittelständler in China
sen. Neben dem technischen
Der deutsche Mittelständler, konfrontiert mit dem
Vorsprung ist auch das deut-
Interesse eines Chinesen, weist in der Regel den
sche Geschäftsmodell inte-
Antragsteller von sich. Chinesische Investoren gel-
ressant, mit einem hohen
ten immer noch als anrüchig – vor allem aus Berich-
Grad an Internationalisie-
ten über deutsche Erfahrungen in China selber. Zu-
rung und der deutschen
gegeben: die Sicherung von Intellectual Property
Marke, die weltweit einen
ist immer wieder ein Problem, und im inländischen
guten Ruf hat. Entscheidend
Wettbewerb werden zunehmend wieder nationale
ist aber der technologische
Unternehmen bevorzugt. Dem deutschen Mittel-
Vorsprung, gemessen an Jah-
ständler, der Interesse an einem Einstieg in den chi-
ren, gegenüber den führenden
nesischen Markt hat, bieten sich aber große Chan-
chinesischen Wettbewerbern.
cen in der Zusammenarbeit mit Chinesen, die er im
Dieser
betrifft
Alleingang nicht erschließen kann. Wir beobachten
nicht nur die Produkt- und
immer mehr deutsch-chinesische Joint Ventures,
Fertigungstechnologie selber,
um gemeinsam Asien und Europa zu erobern –
sondern auch das Implemen-
auch aus unterschiedlichen Stärke-Profilen heraus:
tierungs-Know-how, besonders
der Deutsche mit seiner High End-Technologie, der
Vorsprung
im Anlagenbau.
Chinese mit Low-Cost-Fertigung, Finanzmitteln und Marktlogistik. Der (schrittweise) Rückzug und
Das Interesse der Chinesen am deutschen Mit-
Verkauf eines Unternehmens an Chinesen kann als
telstand ist primär wissensorientiert. So richtet
Rückzugsstrategie oder als Generationsübergabe
sich die beständige Suche auf eine große Band-
eine Lösung sein. Das große Marktpotenzial der
breite von Tätigkeitsfeldern. Die 38 Mehrheits-
Chinesen verspricht relativ hohe Verkaufspreise.
beteiligungen, die China 2017 in Deutschland erwarb, hatten eine enorme Streubreite und
Entscheidend für den Erfolg ist, sich auf die Ver-
verteilten sich auf 17 Branchen. Herausragend
handlungen mit chinesischen Geschäftspartnern
war das Interesse an der Automobilindustrie
gut einzustellen. Nehmen Sie sich Zeit – besonders
(zwölf Übernahmen) und dem Maschinenbau
die abschließenden Sitzungen und die Gespräche
(sieben Beteiligungen). Die vieldiskutierte Über-
nach dem vertraglichen Abschluss brauchen viel
nahme des Flughafens Frankfurt-Hahn durch
Kraft. Die Chinesen beauftragen zur Beratung
den – mittlerweile maroden chinesischen Misch-
mittlerweile die besten in Europa angesiedelten
konzern HNA, die ja auch Schlagzeilen gemacht
M&A-Dienstleister. Da wäre es ein großer Fehler,
hat wegen ihres Einstiegs bei der Deutschen
mit einem M&A-unerfahrenen Hausanwalt oder
Bank (derzeit größter Einzelaktionär mit 9,9
Steuerberater anzutreten. Nehmen Sie sich Chi-
Prozent Anteil), muss aus Sicht der chinesischen
na-erfahrene M&A-Dienstleister, die nicht nur
Staatsregierung als strategischer Ausrutscher
ihr Fachgebiet, sondern auch die Kultur und die
gewertet werden.
Sprache beherrschen.
3|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
Prof. Dr.-Ing. Kai Lucks Vorsitzender des Bundesverbandes Mergers & Acquisitions e. V., Geschäftsführer MMI Merger Management Institut GmbH www.bm-a.de
Mitglied der Mittelstandsallianz
44
Chinas Importstopp für den Plastikmüll und die Folgen Der Importstopp Chinas für Kunststoffabfälle hat zum Jahreswechsel für Aufregung gesorgt. Nun staut sich der Plastikmüll in Deutschland. Neue Recyclingkapazitäten müssen aufgebaut und die Wiederverwertung schon in der Produktion mitgedacht werden. Für Brancheninsider war der Importstopp keine
gesammelt wird, desto eher lassen sich die Mate-
Überraschung, sondern der Schlusspunkt einer
rialien recyceln. Das spart gegenüber der teuren
Entwicklung, die schon im Herbst 2015 ihren
Verbrennung Kosten. Für die Recyclingbranche
Anfang nahm. Es gibt keine Alternative, die Ma-
bedeutet das, vorhandene Kapazitäten auszu-
terialien auf andere Exportmärkte umzulenken.
schöpfen und neue Investitionen zu tätigen.
„„
Bessere Abschreibungsmöglichkeiten könnten den kapitalintensiven Industrieanlagen einen wichtigen Schub geben.
Wir haben ein Überangebot von Kunststoffabfäl-
Rahmenbedingungen ändern
len in Deutschland und damit ein Problem. Denn
Bessere Abschreibungsmöglichkeiten könnten
durch das Importverbot wird die Kunststoffent-
den kapitalintensiven Industrieanlagen einen
sorgung hierzulande teurer. Für alle Unterneh-
wichtigen Schub geben. Die Gesetzgebung ist
men gilt, dass Kunststoffabfälle nun getrennt
gefragt, die Auflagen für Anlagengenehmigun-
gesammelt werden müssen. Je sortenreiner
gen im Rahmen zu halten und den Betrieb von Kunststoffrecyclinganlagen, die vielen Menschen
Foto: © ThamKC – istockphoto.com
Beschäftigung bieten, in Zukunft zu erleichtern.
3|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
45
Wir müssen jetzt und nicht irgendwann die Rah-
einzurichten, die sich zu technischen Fragen
menbedingungen für die Kreislaufwirtschaft in
austauschen und auf praxisnahe Standards ver-
Europa schaffen. In diesem Zusammenhang sollte
ständigen können. Industrie muss mutiger wer-
nicht vergessen werden, dass das Kunststoffre-
den und sich endlich entschließen, mehr Recyc-
cycling nicht nur unsere natürlichen Ressourcen
lingprodukte einzusetzen. Das reicht von der
schont, sondern unserer Industriegesellschaft
Elektro- über die Autoindustrie bis hinein in den
durch CO2-Einsparungen auch hilft, die Klimazie-
Baubereich.
le der Europäischen Union zu erreichen. Es ist an der Zeit, die Recyclingstrukturen in Deutschland
Wenn jetzt nicht entsprechend gegengesteuert
vom Kopf auf die Füße zu stellen und endlich nach
wird, würde das die Diskussion über generelle
Qualitätskriterien auszurichten. Grundsätzlich
Kunststoffsteuern oder gar Kunststoffverbote
gilt: Recycling vor Verbrennen und Qualität vor
befeuern. Das wäre aus Sicht des bvse jedoch der
Quantität. Kunststoffprodukte müssen aber auch
völlig falsche Ansatz.
Eric Rehbock Hauptgeschäftsführer des bvse – Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e. V. www.bvse.de
so hergestellt werden, dass sie recycelt werden können.
Kunststoffverbote verhindern Benötigt wird dafür ein intensiver Dialog zwischen denen, die Produkte designen und denen, die sie recyceln. Der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse) wiederholt daher sein Angebot, gemeinsame Working-Groups
Über die Hälfte des weltweiten Plastikmülls landete bisher in China Seit diesem Jahr gilt in China ein Importstopp für Kunststoffabfälle Es gibt keine Ausweichmöglichkeiten Die Industrie muss künftig das Recycling schon in der Produktion mitdenken
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BVMW Auslandsbüros Weltweit präsent – für Sie und den Mittelstand Die Wirtschaft wird zunehmend global und international. Dies ist für den deutschen Mittelstand Risiko und Chance zugleich. Mittlerweile ist jedes zweite kleinere deutsche Unternehmen mit einem Jahresumsatz zwischen zwei und zehn Millionen Euro bereits direkt oder als Zulieferer im Export tätig, die Tendenz ist steigend. Wer erfolgreich sein will, muss sich dem stellen. Als einziger Verband Deutschlands verfügt der BVMW über ein Netzwerk an Auslandsbüros in 40 Ländern weltweit, in denen wir Sie zweisprachig auf Ihrem Weg ins Ausland begleiten. Mit dem BVMW haben Sie einen verlässlichen und kompetenten Partner an Ihrer Seite. Wir öffnen Ihnen Türen für neue Geschäftschancen im In- und Ausland. Gleichzeitig vertreten wir wirksam Ihre politischen Interessen, wo sonst niemand seine Stimme für den Mittelstand erhebt: in Berlin, Brüssel und weltweit.
Dr. Ashraf Hanna Mikail kairo.aegypten@ bvmwonline.com ashrafhanna@ ashrafhanna.com
Brasilien Ilka von Borries-Harward ilka.von.borries@ ceei.org.br
Estland
Madi Ouedraogo elfenbeinkueste@ bvmwonline.com
Peter Voecks estland@ bvmwonline.com
Beratungsschwerpunkte: Unterstützung bei Geschäftsaufbau und der Markterschließung sowie bei der Auslagerung von Geschäftsprozessen (z. B. Buchhaltung), Rechtsberatung
Beratungsschwerpunkte: Marktrecherchen, Markteintritt, Geschäftspartnervermittlung, Logistikdienstleistungen, Messebetreuung, Besuchsbetreuung
Beratungsschwerpunkte: Unternehmensberatung, Markterschließung, Importund Exportberatung, Unterstützung von Unternehmensgründung in Westafrika
Beratungsschwerpunkte: Unternehmensberatung, Markterschließung, Vermittlung von Kooperationspartnern und Besuchsbetreuung
Frankreich
Indien
Indien
Iran
Marlies Ullenboom Marlies.Ullenboom@ bvmw.de Beratungsschwerpunkte: Marktanalyse, Firmengründung, Rechtsberatung und -vertretung, Fachkräftesuche, Coaching, Vermittlung von Kooperationspartnern, Bildungsreisen, Incentive-Events
Daniel Raja Daniel.Raja@ bvmwonline.com Beratungsschwerpunkte: Markteintritt, Vertriebsaufbau, Personalsuche, Mergers & Akquisition, interkulturelle Schulungen
Manoj Barve Manoj.barve@ bvmwonline.com Beratungsschwerpunkte: Mittelstand, internationale Managementberatung, Markteintritt Indien, Standortanalyse, Networking / M&A / Due Diligence, deutsch-indische Zusammenarbeit
3|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
Dr. Alireza Azimzadeh alireza.azimzadeh@ bvmwonline.com Beratungsschwerpunkte: Handelsrecht / Gesellschaftsrecht, Marktanalyse und -Evaluation, Business Start-up, Personalberatung und -suche, Vertriebsaufbau, Finanzberatung, Steuerberatung
Weltkarte: © xingmin07 – istockphoto.com
Ägypten
Elfenbeinküste und andere frankophone Länder
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Italien
Italien
Japan Massimiliano Pifferi massimiliano. pifferi@ bvmwonline.com
Fabrizio Bianchi italy@ bvmwonline.com
Kamerun Thérèse Eloumba Medjo kamerun@ bvmwonline.com
Michael A. Müller japan.tokyo@ bvmwonline.com
Beratungsschwerpunkte: Unternehmensgründung, Einstellung / Entlassung von Personal, markenrechtliche Themen (auch IT), Vertragsgestaltung
Beratungsschwerpunkte: Internationale Managementberatung, Wirtschaftsprüfung, Konkursverwaltung, Interim-Management, Vertriebsunterstützung, Unternehmens-Restrukturierung, Performance-Management
Beratungsschwerpunkte: Rechtsberatung und JapanBeratung in allen Branchen mit Fokus auf Vertrieb und produzierendes Gewerbe
Beratungsschwerpunkte: Beratung , Finanzen und Banking, Know-how für Gesetzgebung und Verwaltung, Matchmaking und Treffen mit wichtigen Akteuren
Katar
Kroatien
Liechtenstein
Luxemburg
Alexander Hildebrand Alexander. hildbrand@ bvmwonline.com
Dr. Nikolaus Andre nikolaus.andre@ bvmw.de
Othmar Oehri Othmar.oehri@ bvmwonline.com
Martin Drescher luxemburg@ bvmwonline.com
Beratungsschwerpunkte: Unternehmerreisen, Beratung beim Markteintritt in Katar und den Golfstaaten, Steuerberatung, Zollberatung und Rechtshilfe
Beratungsschwerpunkte: Matchmaking, Marktanalyse, Firmengründung, Buchhaltung und Personalsuche im Zielland, Erstellung von Business- und Finanzierungsplänen, Innovationsmanagement und Anbahnung von internationalen Kooperationen.
Beratungsschwerpunkte: Vermarktung innovativer Produkte, Coaching im Nachfolgeprozess und Start-up, Ansiedlung in Liechtenstein
Beratungsschwerpunkte: Gründung und Verwaltung von Auslandstöchtern, M&A, Recruiting, Personalmanagement
Malaysia
Mexiko
Polen
Rumänien
Volker Friedrich volker.friedrich@ bvmwonline.de
Thomas Wagner mexiko@ bvmwonline.com
Dr. Markus Reichel polen@ bvmwonline.com
Adina Utes adina.utes@ bvmw.de
Beratungsschwerpunkte: Strategieberatung, Vertriebsmanagement, Einkauf- und Sourcing, Interim-Management, Coaching
Beratungsschwerpunkte: Strategischer Niederlassungsaufbau, treuhänderische Unternehmensverwaltung, Steuerberatung, Finanzbuchhaltung & Reporting
Beratungsschwerpunkte: Exportstrategie, Vertriebsnetzwerk, Firmenübernahme, Markterschließungsprojekte
Beratungsschwerpunkte: Politische Kontakte
Russland
Russland
Skandinavien
Spanien & Portugal
Elena Harrer russland.moskau@ bvmwonline.de
Ilidio César Ferreira Ilidio.ferreira@ bvmwonline.com
Benny Egholm Sørensen Benny.soerensen@ bvmwonline.com
Tamirlan Gassanov tg@bvmw.ch
Beratungsschwerpunkte: Marketing, Messen, Konferenzen, Ausstellungen, Unternehmerreisen, Geschäftsaufbau
Beratungsschwerpunkte: B2B, PR, Geschäftsaufbau, Auswahl von geeigneten Partnern und Plattformen, Teilnahme an Programmen zu Freibeträgen und Zollvergünstigungen, Kauf von staatlichen Unternehmen und Unternehmensvereinigungen, Rechts- und Steuerberatung, Consulting,
Beratungsschwerpunkte: Coaching, Marktrecherchen, Partnering, Ansiedlung, Exportgruppen, Leadgenerierung, Kooperationsbörsen / Matchmaking, Delegationsreisen, Kurse & Kompetenzentwicklung in Sachen Exportvorbereitung
Beratungsschwerpunkte: Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Unternehmensberatung, Due Diligence, Unterstützung bei Unternehmenskooperation und Geschäftsaufbau
Tschechien & Slowakei
Türkei
Ungarn
USA
Martin Felenda tschechien. slowakai@ bvmwonline.com Beratungsschwerpunkte: Marktanalysen, Markteintritt, Aufbau und administrative Führung lokaler Gesellschaften, Logistik- und Zollberatung, Personalvermittlung
Wolfgang Wanja Istanbul.tuerkei@ bvmwonline.com Beratungsschwerpunkte: Marktanalysen, Markteintritt, Aufbau und administrative Führung lokaler Gesellschaften, Logistik- und Zollberatung, Personalvermittlung
Dr. Arne Gobert arne.gobert@ bvmwonline.com Beratungsschwerpunkte: Steuer- und Rechtsberatung, Wirtschaftsprüfung, HR und Managementconsulting
3|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
Marion Bartels Marion.Bartels@ bvmwonline.com Beratungsschwerpunkte: Unterstützung bei Geschäftsaufbau und der Markterschließung sowie bei der Auslagerung von Geschäftsprozessen (z. B. Buchhaltung), Rechtsberatung
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Skandinavien – stabile Märkte mit Potenzial Es gibt viele Vorurteile in Deutschland hinsichtlich der geschäftlichen Rahmenbedingungen in Skandinavien – alles teuer, hohe Steuern. Die meisten sind falsch. Das Auslandsbüro Skandinavien des BVMW unter Leitung von Benny E. Sørensen steht Interessenten mit Rat und Tat zur Seite.
Der Drang nach Norden ist derzeit enorm:
Auch beim BVMW Außenwirtschaftstag Skandi-
Skandinavien bietet politische Stabilität, solide
navien in Osnabrück konnte Sørensen erfolgreich
Märkte und rund 25 Millionen kaufkräftige Ein-
Brücken Richtung Norden bauen: „Ich nehme
wohner. Gerne richten deutsche Unternehmen
mehr als erwartet vom Gespräch mit; in drei Mo-
deshalb ihren Blick auf Dänemark, Schweden,
naten werden wir die Vorschläge mit dem BVMW
Norwegen oder Finnland und informieren sich
Auslandsbüro Skandinavien umsetzen”, erklär-
bei den BVMW Business Days zum Thema: 40
te Timo Böttcher, Geschäftsführer der DENA
solcher Skandinavien-Sprechtage sind für 2018
Stahlbau GmbH & Co. KG in Osnabrück.
bundesweit geplant. In einem einstündigen Gespräch sollen die zuvor
den wollen, müssen Veränderungsbereitschaft
ausgewählten Firmen darlegen, ob sie bereits
zeigen, denn in Skandinavien läuft vieles anders.
eine konkrete Strategie für kommende Akti-
Dabei muss natürlich Vertrauen aufgebaut und
vitäten in Skandinavien haben: Gibt es schon
dem deutschen Bedarf an Sicherheit Rechnung
Auslandserfahrung? Wie ist die Marktposition
getragen werden, um einen konstruktiven Dialog
in Deutschland? Kann das Unternehmen eine
zu schaffen. Entscheidung und Risiko kann das
Ausweitung in den hohen Norden finanziell
Büro den Unternehmen natürlich nicht abneh-
stemmen?
men, doch viele Stolpersteine beseitigen. Dazu gibt es für die Skandinavien-Interessierten ein
Der BVMW im Erzgebirge hat vor kurzem eine
„Rundum-Sorglos-Paket“: Ob Marktanalyse, Ver-
erfolgreiche
unter
triebspartnersuche, Etablierungsunterstützung,
der Leitung von Sylvia Mösch und Gerd Steinert
Sprechtage-Veranstaltung
kostenlose Besuchsprogramme mit Steuer- und
in Chemnitz organisiert: Die teilnehmenden
Rechtsberatern – der Rahmen wird hier gründlich
Unternehmen hatten sich auf den Sprechtag
und kompetent abgesteckt.
sehr gut vorbereitet und waren begeistert. „Der Sprechtag war äußerst interessant und bestätigt unser Vorhaben, weitere Akzente auf dem skan-
Benny E. Sørensen BVMW Auslandsbüro Skandinavien www.bvmw.de/ skandinavien
dinavischen Markt zu setzen. Das vermittelte
Das
Fachwissen und die Erfahrung haben uns einen
BVMW-Mitglieder kostenlos, individuell und
tiefen Einblick gegeben, welche Möglichkeiten
sachkundig.
und Potenziale hier noch bestehen”, so Hend-
Weitere Infos zu den BVMW Auslandsbüros
rik Herrbach von der REIMA AirConcept GmbH
auf Seite 46-47.
aus Meerane.
3|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
Auslandsbüro
Skandinavien
berät
Foto oben: © gopixa – istockphoto.com, Foto Autor: Frank Schinski / OSTKREUZ
Unternehmen, die im Norden Europas tätig wer-
KINOSAAL MIETEN! Ihre Veranstaltung in der UCI KINOWELT Flensburg
Betriebsversammlung
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+49 (40) 88 18 22 25 sales-nord@uci-kinowelt.de
50
1.279 Mrd.
der
deutschen
Exporte
entfielen im vergangenen Jahr auf EU-Länder. Die
58,6
Euro Prozent
Importe aus EU-Mitgliedsstaaten lagen mit 57,1 Prozent nur knapp darunter. Der Anteil der
Exporte und Importe in Länder der Eurozone fiel mit jeweils
beträgt der Wert der 2017 aus Deutschland ins Ausland expor-
36,9 Prozent geringer aus.
tierten Waren – so viel wie nie zuvor. Dem stehen Importe im Quelle: Statistisches Bundesamt
Wert von 1.034 Milliarden Euro gegenüber. Daraus ergibt sich für Deutschland ein Handelsbilanzüberschuss von 245 Milliarden Euro. Dieser lag bereits in den drei Jahren zuvor bei über 200 Milliarden Euro.
Arbeitsplätze in Deutschland Quelle: Bundeszentrale f ür politische Bildung
hängen indirekt oder direkt vom Außenhandel ab. Das ent-
18,3
Prozent
spricht jedem vierten Arbeitsplatz. Damit ist Deutschland wie kaum ein anderes Land in globale Warenströme eingebunden.
15 Mio.
Quelle: Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistung e. V.
der deutschen Ausfuhren kommen durch den Handel mit Kraftwagen und Kfz-Ersatzteilen zustande. Damit sind Fahrzeuge seit acht Jahren in Folge Deutschlands führendes Exportgut. Auf Platz zwei und drei der Ausfuhrgüter landen Maschinen und Maschinenteile mit 14,4 Prozent und chemische Erzeugnisse mit
liegen im interna-
9 Prozent.
tionalen Vergleich des Exports pro Quelle: ARD
11
Kopf vor Deutschland. An der Spitze
Prozent aller Unternehmen in Deutschland exportieren ihre Waren und Dienstleistungen. Dabei liegt der Anteil der kleinen und mitt-
leren Betriebe (KMU) unter den exportierenden Unternehmen bei 97 Prozent. Seit 2000 konnten KMU ihren Exportumsatz um insgesamt 39,9 Prozent steigern. Quelle: Bundesministerium f ür Wirtschaft und Energie
12
Länder
3|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
des Rankings befinden sich Hongkong, Singapur und die Schweiz. Die USA belegen Platz 49, China befindet sich auf dem 82. Platz. Quelle: Bundeszentrale f ür politische Bildung
Grafik oben links und rechts: © da-vooda – istockphoto.com, Grafik mitte links: © -VICTOR- – istockphoto.com, Grafik mitte rechts: © appleuzr – istockphoto.com, Grafik unten rechts: © -VICTOR- – istockphoto.com
Außenwirtschaft in Zahlen
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IM DIALOG MIT SPITZENUNTERNEHMERN MEDIENEXPERTE PROF. DR. JO GROEBEL
S.54
RAINER BILGERI TECH Unternehmensgruppe “Gemeinsam gelebte Werte schaffen“
S.58
PETER OBEREGGER pmOne AG “Der Datenversteher“
230 Unternehmerpersönlichkeiten 4 Nobelpreisträger Weltmarktführer, Wissenschaftler, Künstler Jahresumsatz circa 100 Milliarden Euro 1.1 Millionen Arbeitsplätze
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RAINER BILGERI TECH Unternehmensgruppe
2|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt Bundeswirtschaftssenat 3|18
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Gemeinsam gelebte Werte schaffen Die mittelständische TECH Unternehmensgruppe bietet ihren Kunden von der Instandhaltung über den Produktionsservice und die Industriemontage bis hin zur Betriebsmittelprüfung ein breites Spektrum an Industriedienstleistungen. Insgesamt arbeiten rund 600 Mitarbeiter der TECH Unternehmensgruppe daran, das Leistungsversprechen und die hohen Ansprüche an Qualität und Zuverlässigkeit in ihrer täglichen Arbeit zu realisieren.
Prof. Dr. Jo Groebel: Ihre Unternehmensgruppe ist ein technischer Dienstleister, der, kurzgefasst, in drei Gesellschaften unter einem Dach: Instandhaltung, Reparatur und viele weitere Services rund um Maschinen anbietet. Ihre Mitarbeiter müssen regelrecht kleine Genies sein, schließlich ist keine Maschine wie die andere … Rainer Bilgeri: Zusammen mit meinem Co-Geschäftsführer Jürgen Zinecker machten wir aus einem Unternehmen, das bei der Übernahme durch uns im Jahre 2007 zu 85 Prozent aus Zeitarbeitern bestand, eine Gruppierung, die inzwischen mit einem viel größeren Anteil fester Mitarbeiter eine hohe nachhaltige Kompetenz aufgebaut hat. Dies ermöglicht uns, spezialisierte Mitarbeiter für bestimmte Maschinenbestandteile einzusetzen. Dabei sprechen wir sehr häufig über den Sondermaschinenbau und haben Teams für A wie Automobilteile bis Z wie Zementwerke. Zu unseren Teams zählen dabei Mitglieder, die sich seit Jahrzehnten spezialisiert haben. Dies bietet ein hohes Maß an überdurchschnittlicher Fachkompetenz.
Fotos: © TAC holding
Dies lässt sich wohl auch nur innerhalb eines engen Partnerschaftskonzepts mit Ihren Kunden verwirklichen. Die Kompetenz kann ja nicht auf dem Papier entstehen, sondern muss in der täglichen Arbeit aufgebaut werden. Richtig, denn viele Problemlösungen können erst aus der Situation heraus erfolgen. Nicht zuletzt in unserem Geschäftsfeld Produktionsservice mit der hohen Bedeutung der Qualitätskontrolle ist in den letzten Jahren ein großes Know-how für den Aufbau und das Wachstum moderner Maschinen entstanden. So können wir immer genauer bestimmte Fehlermuster diagnostizieren, das geht tatsächlich nur in Partnerschaft mit den Kunden. Auch bei neuen Bereichen lernen wir zusammen mit diesen und bauen so immer mehr Systemwissen auf. Ihre Kernqualifikationen im Unternehmen sind sicherlich neben den administrativen und Führungsfähigkeiten Handwerke wie Schlosser und Elektriker. Unsere Expertisen in der täglichen Arbeit vor Ort beziehen sich auf drei Ebenen. Das sind auf der ersten praktischen Führungsebene die Techniker, die Meister und kompetenten Teamleiter. Das sind auf der zweiten Ebene der Teams die Facharbeiter und die Mitarbeiter mit Führungsverant-
wortung für die direkt Ausführenden. Auf der dritten Ebene schließlich haben wir die Schlosser und Techniker. Sie haben einen großen Stamm fester Mitarbeiter. Wie viele sind es inzwischen? Wir haben seit einigen Jahren einen festen Stamm von rund 600 Betriebsangehörigen. Der Anteil an Facharbeitern ist innerhalb der letzten Jahre allerdings deutlich gestiegen. Ihr Partnerschaftsmodell zeigt sich ja auch in Ihrer Kooperation, unter anderem mit Luminatis … Diese Zusammenarbeit hat Tradition. Sie war und ist ein Modell für eine veränderte Industrielandschaft, in der man immer deutlicher von den Kundenbedürfnissen her denken und handeln muss. Für uns ist die Instandhaltung der Maschinen eines der großen Geschäftsfelder. Wichtig sind Produktionsservices und die dazugehörigen Prozesse. Auch grenzüberschreitend nach Italien und Polen bieten wir Montage- und Demontageservices an. Das funktioniert nur bei langjährigen gemeinsamen Erfahrungen entsprechend partnerschaftlich. Können Sie ein konkretes Beispiel für eine Sparte nennen? Nehmen wir den LED-Bereich. Hier produzieren viele namhafte Hersteller die entsprechende Technik. Unsere Kompetenz liegt dann in der zum Teil sehr komplexen Montage entsprechender Anlagen. Früher erledigten das kleinere lokale Partner. Inzwischen sprechen wir aber von so komplizierten Anforderungen, dass hier unsere langjährige Erfahrung zum Tragen kommt und zu sehr schnellen Lösungen führt. Die Technik ist hoch komplex, wir sind spezialisiert und können bisherige Erfahrungen auch auf neue Anforderungen übertragen. Sparsamer Energieverbrauch spielt auch für große Unternehmen eine riesige Rolle. Und wir bieten komplette Lösungspakete an. Ihr Unternehmen existiert seit mehr als zwanzig Jahren, wie beurteilen Sie generell die Nachfolgeregelung im Mittelstand? Tatsächlich ist dies eine der großen Herausforderungen innerhalb der mittelständischen Wirtschaft. Meine Philosophie ist, dass man ein Unternehmen nicht um jeden Preis in der Familie halten muss. Wenn sich ein Nachfolger aus der
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liefern wir und unsere Partner inzwischen intelligente Steuerungen der Lichtmenge, die je nach Tageszeit, Arbeitsanforderung und Jahreszeit automatisch den benötigten Lichteinfall bieten. Sogar Fernwartung ist dabei möglich. Dies spart die An- und Abfahrt und wird für viele weitere Geschäftsfelder in unserem Metier immer wichtiger.
Familie nicht wirklich glücklich fühlt, bringt das fürs Unternehmen bei aller Nachvollziehbarkeit von Familientraditionen gar nichts. Viel wichtiger ist die Fortführung im Sinne einer bestimmten Unternehmensphilosophie. Schön, wenn das innerhalb der Familie möglich ist, aber es ist auch völlig akzeptabel, wenn Begeisterung und Kompetenz von außen kommen. Der Erhalt der Werte spielt hierbei eine entscheidende Rolle. Wie rekrutieren Sie Ihre Spezialisten? Bieten Sie Aus- und Weiterbildung im eigenen Hause an? Weiter- und Fortbildung sind für uns ein zentraler Unternehmenswert. Die Fortbildung von Facharbeitern bis hin zum Meister wird massiv gefördert. Manchmal stellen wir unsere Leute dafür bis zu einem Jahr frei. Innerhalb des Unternehmens konnten wir bislang eher Kräfte für die Administration selbst ausbilden. Im Bereich der unmittelbaren Industriearbeit war das schlecht möglich, da wir die Mitarbeiter bei den Kunden vor Ort benötigen und sie nicht zugleich zentral bei uns ausbilden können. Bei unserer neuen Sparte TECH EE (Energie Effizienz) sieht das anders aus, hier können wir im Unternehmen die Ausbildung übernehmen, auch dies wieder im Paket mit Partnern. Wir haben über Ihre grenzüberschreitenden Aktivitäten gesprochen. Haben Sie auch internationale Dependancen? Unser Geschäftsmodell heißt zwangsläufig, dass wir uns vor allem innerhalb Deutschlands, und hier innerhalb Norddeutschlands bewegen. Als Dienstleister wollen und müssen wir innerhalb kürzester Zeit vor Ort sein. Unser Erfolg basiert darauf, dass wir in weniger als einer Stunde bei all unseren Partnern sein können. Das funktioniert nur regional. Dieser Ad-hoc-Service leuchtet nicht zuletzt für Notfalleinsätze ein, um Produktionsausfälle minimal zu halten. Genau das ist eine unserer Stärken, die schnelle Störbehebung und die damit verbundene Kostenreduktion. Zur Arbeit 4.0 beziehungsweise Instandhaltung 4.0: Welche Rolle spielt in Ihrem Unternehmen die Digitalisierung? Flexible Lösungen für ein industrielles Umfeld können erst durch genau diese neueren Entwicklungen umgesetzt werden. Erwähnt hatte ich bereits die LED-Technologie. Hier
Der Traum oder Alptraum vieler sind inzwischen auch digital-selbstreparierende Maschinen. Wie sieht das in Ihrem Unternehmen aus? Selbstreparierend funktioniert durch die hohe Spezialisierung bislang noch kaum. Was wir aber anbieten, sind Services rund um selbstreinigende Maschinen. Dies wird weiter zunehmen, dort bieten wir unseren Partnern ebenfalls ein großes Kompetenzspektrum. Der Mensch wird also insgesamt nicht überflüssig. Wir beklagen im Gegenteil in Deutschland einen Mangel an Arbeitskräften, nicht zuletzt an Fachkräften. Und vergessen dabei oft, dass es auch einen eklatanten Mangel an hochqualifizierten Handwerkern in vielen Bereichen gibt. Der Mittelstand sorgt durch gute Ausbildungsstrukturen immerhin dafür, dass es nicht noch schlimmer aussieht. Hier wünsche ich mir von der Politik, dass der Fokus nicht nur auf mehr Hochschulabschlüssen liegt, sondern dass auch die Qualifizierung im Handwerk die ihr gebührende Wertschätzung erfährt. Ingenieure kann man auch international rekrutieren, bei Handwerkern stehen dem oft Sprachbarrieren entgegen. Das erleben wir sehr häufig.
VITA Rainer Bilgeri wurde 1963 in Frankfurt am Main geboren. Nach dem Abitur absolvierte er eine Berufsausbildung zum Reiseverkehrskaufmann. Im Anschluss daran studierte er Wirtschaftswissenschaften an der Philipps-Universität Marburg. Seinen Einstieg ins Berufsleben begann Bilgeri bei der Sixt GmbH, wo er bis 1996 verschiedene Funktionen übernahm, unter anderem als Airport Manager am Frankfurter Flughafen. Von 1996 bis 2002 war er bei der ISS-NWG GmbH in Duisburg beschäftigt, dort lernte er seinen späteren Geschäftspartner Jürgen Zinecker kennen. Mit ihm übernahm er mehrere Unternehmensgruppierungen und legte damit den Grundstein für die TECH Unternehmensgruppe in ihrer heutigen Form. In den vergangenen elf Jahren entwickelte sich ein Unternehmen mit sechs Niederlassungen, rund 650 Mitarbeitern und einem breiten Portfolio von Industriedienstleistungen.
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Ihr Motto lautet: „Gemeinsam gelebte Werte schaffen.“ Wie setzen Sie das in Ihrer Führungsphilosophie um? In regelmäßigen Teamtreffen, unseren TECH-Talks, besprechen wir in sechs Gruppen von je acht Teilnehmern sehr offen, welche Werte auf Führungs- und Mitarbeiterebene realisiert beziehungsweise angestrebt werden. Einen großen Raum nehmen dabei Wünsche zur Arbeitsorganisation und -optimierung ein. Dies versuchen wir dann, als Entscheidungshilfe im möglichen Rahmen umzusetzen. Wie war Ihr persönlicher Werdegang? Nach dem Abitur war ich zunächst in einer ganz anderen Branche, ich machte eine Ausbildung zum Reiseverkehrskaufmann. Dies brachte mich unter anderem zu ISS und Sixt. 1996 begegnete ich meinem heutigen Geschäftspartner. Wir arbeiteten damals bei einem großen Mittelständler mit 25.000 Mitarbeitern und merkten irgendwann, dass sich unsere Interessen auf mehr als nur die geschäftliche Zusammenarbeit richteten. 2007 bot sich uns dann mit der Übernahme der heutigen TECH Unternehmensgruppe die Möglichkeit zur Selbstständigkeit und zum Aufbau eigener Geschäftsideen. So konnten wir unseren Traum realisieren. Gab es auch schwierige Entscheidungen, die Sie treffen mussten? Die Finanzkrise hatte uns ziemlich zugesetzt. Wir mussten handeln und trafen schließlich die Entscheidung, ins Schutzschirmverfahren einzutreten. Und das wurde belohnt: Alle Mitarbeiter haben dies mitgetragen, und innerhalb eines Jahres konnten wir erfolgreich die Krise meistern. Haben Sie gezielte Forderungen an die Politik? Ich erwarte deutliche Verbesserungen der steuerlichen Möglichkeiten für den Mittelstand. Großkonzerne werden ungleich privilegierter behandelt. Die Politik muss erkennen, dass der Mittelstand das ökonomische Rückgrat unseres Landes darstellt und daran seine Förderpolitik ausrichten. An Deklarationen mangelt es nicht, leider häufig aber an Taten. Welche Aktivitäten sollten der BVMW und sein Senat noch verstärken? Durch den BVMW ist der Mittelstand in der Öffentlichkeit schon sehr präsent. Jetzt geht es darum, die Kompetenzen der Mitglieder noch mehr zusammenbringen, zu teilen und allen zugänglich zu machen.
Foto: © TAC Holding
Bleibt Ihnen auch Zeit für Freizeit und Familie? Immer zu wenig. Aber ich reise gerne, tauche, interessiere mich für fremde Kulturen und Sprachen, und ich golfe. Eine letzte Frage: Bilgeri, das klingt persisch oder italienisch. Ich habe unseren Namen bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen können und landete in Zürich.
DAS UNTERNEHMEN Rechtsform: GmbH
Umsatz: 20 Millionen
Gründung: Dezember 1994
Branche: Industriedienstleistungen
Sitz: Lehrte (Hannover) Geschäftsführer: Rainer Bilgeri, Jürgen Zinecker Mitarbeiter: ca. 650
Vielen herzlichen Dank für das Gespräch.
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Produkte: Recruitinglösungen Webseite: www.techunternehmensgruppe.de
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PETER OBEREGGER pmOne AG
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Der Datenversteher In der modernen, digitalisierten Arbeitswelt sind Daten allgegenwärtig. Peter Oberegger, Vorstandsvorsitzender der pmOne AG, nutzt genau diese, um seinen namhaften Kunden bei der Optimierung strategischer Entscheidungen zu helfen. Dabei gleicht keine Lösung der anderen.
Prof. Dr. Jo Groebel: Herr Oberegger, Ihr Unternehmen, die pmOne AG, hat Hauptsitze in München, Wien, Zürich. Sind Sie auch außerhalb der DACH-Staaten tätig? Peter Oberegger: Wir konzentrieren uns ganz bewusst auf den deutschsprachigen Raum. Unsere rund 220 Mitarbeiter arbeiten neben den genannten Städten auch noch in Köln, Paderborn, Hamburg, Berlin und einem weiteren Standort in Österreich. Sind geographisch eingegrenzte Firmensitze für ein Digitalunternehmen überhaupt noch zeitgemäß? Da sprechen Sie einen wichtigen Punkt an. Unsere Mitarbeiter arbeiten häufig von zu Hause oder bei Kunden vor Ort. Mit den Kollegen sind sie über verschiedene Netzwerke verbunden. Dennoch bleibt direkter Kontakt auch im 21. Jahrhundert wichtig. Das gemeinsame Entwickeln von Ideen oder das positive Zugehörigkeitsgefühl zum Unternehmen sind wichtige Werte für den Unternehmenserfolg und die Arbeitszufriedenheit. Ich war gerade wieder im Silicon Valley. Dort sind Coworking Spaces und separate Bereiche zum Entspannen selbstverständlich. Das gilt inzwischen auch für Traditionsunternehmen.
Wie bewerten Sie den Stand der Digitalisierung hierzulande im Vergleich zu den USA und insbesondere dem Silicon Valley? Selbstverständlich kann man immer neidisch aufs Silicon Valley schielen. Aber wir dürfen nicht die auch in Deutschland massiv politisch geförderten Start-up-Zentren wie Berlin oder München vergessen. Der wesentliche Unterschied zu den USA sind die Mentalitäten und Strukturen. Im Valley treffen sich ständig Entrepreneurs und Venture Capital-Geber. Da fließen bei überzeugenden Ideen auch mal schnell ein paar Millionen. In Deutschland gibt es hingegen unzählige Hürden. Unflexible Vertragsbedingungen, nur begrenzt planbare Immobilienlaufzeiten, knebelnde Regulierungsvorgaben und, und, und. Also keine Kultur des Risikos. Oft muss man für brillante Ideen ‚Omas Häuschen‘ verpfänden.
Sie meinen eine Work-Life-Balance als ein wichtiger Faktor der Mitarbeiterrekrutierung … Ganz genau. Einkommen und Karriereperspektiven sind nur noch einige Entscheidungsfaktoren für den Job. Top-Talente können sich heute den passendsten Arbeitgeber aussuchen. Wer den angenehmsten und kooperativsten Arbeitsplatz bietet, liegt vorne.
Ihr Geschäft sind Daten, Big Data, die Business Intelligence. Sie werben auch mit dem Begriff Datenversteher. Was genau kann man sich darunter vorstellen? Wir unterstützen unsere Kunden dabei, die vielfach vorhandenen Daten der Vergangenheit und der Gegenwart intelligent zusammenzuführen. Wir analysieren diese Informationen und können dabei helfen, die richtigen strategischen Entscheidungen zu treffen und entsprechend zu handeln. Insofern befassen wir uns natürlich mit Software, sind aber vor allem auch Consultants. Viele wissen zum Beispiel nicht, dass auch bei Microsoft rund die Hälfte des Umsatzes auf Beratung entfällt. Wir selbst machen in kleinen, schlagkräftigen Teams und teils selbstständigen, zu uns gehörenden Firmen 30 Millionen Euro Umsatz im Jahr. Das lässt uns flexibel arbeiten und schnell spezialisierte Lösungen bei ganz unterschiedlichen Anforderungen und Feldern finden. Durch unseren Service haben wir mittlerweile Kunden wie Daimler, Nestlé, Thyssenkrupp oder Eurowings gewinnen können. Aber auch Banken und größere mittelständische Unternehmen gehören dazu.
Apropos Talente: Haben wir in Deutschland nicht generell ein Defizit, was Digitalisierung und die entsprechende Ausbildung betrifft? Kürzlich gab es ein konstruktives BVMW-Symposium zu genau diesem Thema bei Carl Zeiss in Jena. Während
Mit steigender Datenkomplexität wird das Verstehen großer Zusammenhänge immer notwendiger. Genau, auch für kleinere Mittelständler ist die entsprechende Analyse interessant. Allerdings bedarf es eines Mindestbudgets, um in die differenzierten Analysen ein-
Ist das in Deutschland noch Zukunftsmusik? Nein, nicht unbedingt. Wir bei pmOne haben in Hamburg eine Dependance als Wohlfühloase zum Arbeiten, mit Elbblick, Lounges und Begegnungsinseln. Natürlich haben es die großen Tanker schwerer, mal eben alles komplett umzukrempeln. Aber Firmenkapitäne wie zum Beispiel Joe Kaeser von Siemens haben angefangen, das Grundprinzip veränderter Arbeitssituationen auch in Traditionsunternehmen umzusetzen. Das ist im Rahmen des zunehmenden „War for Talents“, also dem Kampf um die besten Nachwuchskräfte, unabdingbar.
Foto: © pm One AG
unsere Gastgeber auf der Höhe der Zeit operieren und Maßstäbe setzen, meinten einzelne Kollegen immer noch, Digitalisierung sei nur ein Hype, den man halt aussitzen müsse. Ein sehr gefährlicher Standpunkt.
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Mit der Plattform cMORE/Share von pmOne können Anwender eigenständig auf Unternehmensdaten zugreifen.
zusteigen. Unsere Kunden bewegen sich daher eher im Bereich von einer Milliarde Euro Umsatz an aufwärts. Handelt es sich also um eine Mischung aus den faktischen Finanzzahlen und der Erkenntnis, dass man mit differenzierten Datenanalysen mittelfristig einen sehr guten Return-on-Investment erreicht? Das scheint uns die Zukunft zu sein. Wir verbinden schon vorhandenes betriebsinternes Datenmaterial mit externem Wissen und bereiten beide zu neuen Erkenntnissen auf. So entsteht im Zusammenfluss eine Möglichkeit für immer genauere Planung und für bessere Entscheidungsverläufe. Beispiele sind Unternehmen, für die Rohstoffmärkte immens wichtig sind. Wir haben firmeninterne Kennzahlen, schöpfen dann aus dem Fundus von Quellen wie Bloomberg und anderen. Durch intelligente Verknüpfung der Datensätze können wir den Rohstoffmarkt mit einem genauen Monitoring begleiten und genaue Prognosen über mögliche Engpässe, den Finanzbedarf, Preise und Absätze vorlegen. Im alten Prognosemodell holte man sich Berater, die lineare Entwicklungen beschrieben. Selten wurde später geprüft, was davon zutraf und über Zufallstreffer hinausging. Wir arbeiten in mittel- und langfristigen Prozessen eng mit unseren Kunden zusammen und wollen in der Analyse der Entwicklungen immer nahe an der Realität sein. Standardlösungen gibt es so gut wie nie. Im laufenden Prozess unserer Datenanalysen wird immer wieder im Austausch mit unseren Unternehmenspartnern geprüft, wie realistisch und erfolgreich der gesamte Ablauf ist. Das können die großen strategischen Ziele eines Unternehmens sein, das können aber auch kleinteilige Verbesserungen – zum Beispiel für den optimalen Servicezeitpunkt und den Austausch von Ersatzteilen – sein. Gerade für den Mittelstand sind Industrie 4.0 und die Auswirkungen auf das eigene Unternehmen zentrale Zukunftsthemen.
Richtig. Wir sehen es schon jetzt und können es auch aus den übergreifenden Datenanalysen ablesen: Arbeitsplätze und deren Gestaltung werden sich massiv verändern. Künstliche Intelligenz und Robotik werden traditionelle Arbeitsplätze weiter wegfallen lassen. Doch das alles ist kein Horrorszenario. Es entstehen dadurch auch ganz neue Arbeitsplätze. Allerdings werden langfristige Stellendefinitionen zunehmend die Ausnahme. Wichtig ist: Ohne ständige Weiterbildung und die Bereitschaft zur Veränderung wird es zukünftig nicht mehr gehen. Ein Unternehmen, das dies beherzigt, hat also eine langfristige Bestandswahrscheinlichkeit? Leider nicht. Der Fortschritt hat immer wieder auch Beispiele für disruptive Technologien mit sich gebracht. In den USA sehen wir es beim Personenverkehr. Zumindest in San Francisco und New York hat Uber die Taxiquote um zwei Drittel schrumpfen lassen. Trotz allem wird auch in der digitalen Welt der Mensch nicht durch Algorithmen und Maschinen ersetzt. Bei Ihnen ist mir die sehr persönliche Art des Umgangs mit Ihren Mitarbeitern aufgefallen.
VITA Peter Oberegger wurde 1966 in München geboren und steht der pmOne AG seit 2015 als CEO und erfahrener Spitzenmanager vor. Er greift auf umfangreiche Führungserfahrung in unterschiedlichen Branchen zurück. Unter anderem war er Mitglied der Geschäftsführung von Nokia in den 1990er Jahren und zuletzt persönlich haftender Gesellschafter und CEO von Vorwerk. Auch wirkte er bereits in mehreren Aufsichtsräten mit. Bei seiner erfolgreichen Laufbahn blickt Peter Oberegger auf ein bodenständiges Fundament zurück. So war er während seines Studiums der Betriebswirtschaftslehre als Bauarbeiter beim Gleis- und Straßenbau tätig. Peter Oberegger ist verheiratet und hat zwei Töchter.
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Ja, wir sehen die Mitarbeiter nicht als Ressourcen an, sondern als Menschen. Entsprechend tauchen sie auch als Persönlichkeiten in unserer Web-Darstellung auf. Zentral für unsere Unternehmenskultur und ein ganz wichtiges Grundprinzip ist die Wertschätzung. Diese muss allerdings auf Gegenseitigkeit basieren. Hauptziel ist selbstverständlich der wirtschaftliche Erfolg, der in optimaler gemeinsamer Arbeit erreicht wird. Darüber hinaus sind uns aber auch Nachhaltigkeit, Wachstum und Eigenständigkeit wichtig. Wir entnehmen kein Geld aus dem Unternehmen, sondern investieren es wieder, um diese Werte weiter ausbauen zu können.
muss wieder in Handeln umgesetzt werden. Schließlich muss der Bezug von Fördergeldern wesentlich vereinfacht werden.
Mir ist Ihr hoher Anteil an Frauen in Führungspositionen aufgefallen. Entstammt das einer expliziten Unternehmenspolitik? Als Vater von zwei Töchtern kann ich sagen, dass hier Eingriffe gar nicht mehr notwendig sind. Qualität zählt – und da sind Frauen genauso gut oder schlecht wie Männer. Es bedarf hierbei keiner Vorgaben durch die Politik.
Wie sieht Ihr Arbeitsausgleich in der Freizeit aus? Auch wenn mir leider häufig die Zeit dazu fehlt, ist es das Schönste, mit meiner Familie zusammen zu sein.
Wie sehen Sie die künftige Rolle des BVMW und nicht zuletzt des Bundeswirtschaftssenats? Ich sehe kaum Verbesserungsbedarf. Es ist eine großartige Organisation. Was war Ihre wichtigste Entscheidung? Die richtige Frau zu heiraten. Das war aber gar nicht schwierig, ich hatte einfach das Glück, sie zu finden.
Familie. Das ist doch ein schönes Schlusswort. Dieses Glück kann man nur allen wünschen.
Welche Rolle spielen Innovation, Forschung und Bildung in Ihrem Unternehmen? Für uns sind das Schwerpunkte. Unsere kreativen Teams sind sehr flexibel und arbeiten an immer wieder neuen Softwarelösungen und -weiterentwicklungen. Das funktioniert so gut, dass zum Beispiel ein Kollege eine Professur im Fach Finanzen hat. Wir kooperieren zudem mit Hochschulen und bilden unter anderem gemeinsam zum Bachelor in Wirtschaftsinformatik aus. Wir fördern aber ebenso einzelne Master-Absolventen. Natürlich auch in der Hoffnung, dass diese danach ins Unternehmen zurückkehren.
Fotos: g pm One AG
Nach etlichen Führungspositionen sind Sie seit 2015 als CEO bei pmOne. Zuvor waren Sie bereits bei namhaften Unternehmen wie zum Beispiel Nokia tätig. Sie waren auch bei Vorwerk, ein Unternehmen, das mit dem Thermomix in den letzten Jahren viel Furore machte. Stimmt. Ich schlug damals vor, dieses Gerät zu einem Lifestyle-Produkt weiterzuentwickeln und hatte schon 2002 die Idee, Rezepte digital mit einem Haushaltsgerät zu verknüpfen. Viele haben mich für verrückt erklärt. Wir machten dann eine Best-Practice Erprobung und anschließend eine internationale Markteinführung. 2006 hatte ich das Ziel ausgerufen, im Jahre 2016 eine Million Stück abzusetzen. Das Ziel wurde bereits zwei Jahre früher erreicht und schaffte sogar eine Titelstory in der „Wirtschaftswoche“. In der Zwischenzeit war ich persönlich haftender Gesellschafter von Vorwerk geworden. Was erhoffen Sie sich von der neu gebildeten Regierung in dieser Legislaturperiode? Erstens müssen Existenzgründungen viel einfacher gemacht werden, bezüglich der finanziellen Möglichkeiten und der Regulierung. Zweitens muss viel massiver in Bildung investiert werden. Wir brauchen wieder das insgesamt beste Bildungssystem der Welt. Geist und Kreativität waren immer eine große Tradition Deutschlands. Das
DAS UNTERNEHMEN Rechtsform: AG Gründung: 2007 Sitz: München Geschäftsführer: Peter Oberegger Mitarbeiter: ca. 220
3|18 DER Mittelstand. | Bundeswirtschaftssenat
Umsatz: ca. 30 Millionen Euro (2016) Branche: IT und Consulting Produkte: cMORE, Tagetik, XPCT, Wundermailing, Trendwatch Webseite: www.pmone.com
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Firma Ansprechpartner E-Mail Vorname und Name (Kontoinhaber) Straße und Hausnummer Postleitzahl und Ort Kreditinstitut (Name und BIC)
DE__|____|____|____|____|__ IBAN
Datum, Ort und Unterschrift
62
News Unterstützung für Automobilzulieferer Carsten Vossel, Geschäf tsführer des Berliner IT-Dienstleisters CCVOSSEL GmbH und Mitglied der BVMW-Kommission Internet und Digitales, wurde als stellvertretender Vorstandsvorsitzender beim proITCar e. V. bestätigt. Der Verein ist ein Zusammenschluss von Wirtschaft
Unternehmerpreise
und Forschung und hat sich das Ziel gesetzt, die Automobilzulieferer in der Hauptstadtregion bei der Digitalisierung und Datenvernetzung in Automobilen
Es gibt viele Gründe, sich mit anderen Unternehmen in einem Wettbewerb
mit Spezialwissen und Kontakten zu un-
zu messen: gute Presse, individuelle Förderung, Kontakte knüpfen und, nicht
terstützen. In Form
zu vergessen, das Preisgeld. Hier stellen wir Ihnen drei der aktuellen Unterneh-
von
merpreise vor.
Tagungen und Ge-
Workshops,
meinschaftsprojek-
STEP Award
ten werden die The-
Bereits seit 2006 wird der STEP Award an junge Wachstumsunternehmen aus
men erarbeitet und
Deutschland, Österreich und der Schweiz aus den Bereichen Science, Technolo-
den Mitgliedern zur
gie und IT verliehen. Neben den Branchenpreisen wird unter allen Finalisten der
Verfügung gestellt.
Sonderpreis „Digitalisierung / Industrie 4.0 / Blockchain“ und der Themenpreis
www.ccvossel.de
„Nachhaltigkeit“ vergeben.
www.proitcar.de
Carsten Vossel, Geschäftsführer der CCVOSSEL GmbH.
www.step-award.de
Deutscher Exzellenz-Preis 2019 Das Deutsche Institut für Service-Qualität verleiht in fünf Kategorien den Deut-
Handlungsbedarf bei digitaler Weiterbildung
schen Exzellenz-Preis an Unternehmen, Agenturen, Start-ups und Führungs-
Die digitale Transformation betrifft
kräfte. Ab sofort können sich kleine, mittelständische und auch große Betriebe
alle Lebens- und Arbeitsbereiche. Un-
bewerben. Eine Jury hochkarätiger Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft und
ternehmen haben zunehmend mit feh-
Medien wählt aus den eingereichten Bewerbungen aus und vergibt die Preise.
lenden digitalen Qualifikationen von
Die Bewerbungsfrist endet im August 2018.
Fachkräften zu kämpfen. Eine neue
www.deutscherexzellenzpreis.de
Studie der internationalen Innovationsstiftung Nesta hat nun Barrieren
Deutscher Rohstoffeffizienz-Preis
für den Aufbau digitaler Kompeten-
Unternehmen mit Sitz in Deutschland mit bis zu 1.000 Arbeitnehmern sowie ge-
zen identifiziert und zeigt gleichzeitig
meinnützige Forschungseinrichtungen sind aufgerufen, sich für den Deutschen
Möglichkeiten und Empfehlungen auf,
Rohstoff-Effizienzpreis zu bewerben. Mit dem Preis prämiert das Bundesministe-
wie man diese überwinden kann. Da-
rium für Wirtschaft und Energie herausragende Beispiele rohstoff- und material-
bei wird vor allem auch das engere Zu-
effizienter Produkte, Prozesse oder Dienstleistungen sowie anwendungsorien-
sammenwirken bei der Qualifikation
tierte Forschungsergebnisse.
von Fachkräften mit dem Bedarf des
Die Bewerbungsfrist endet am 29. Oktober 2018.
Arbeitsmarktes adressiert. Die Studie
ist unter
www.deutscher-rohstoffeffizienz-preis.de
https://bvmw.info/digital-skills abrufbar. 3|18 DER Mittelstand. | Service
Foto oben: © Tobias Hoffmann 2013; Grafik unten: © © Daniel Berkmann – www.fotolia.de
Die Bewerbungsfrist endet am 15. Juli 2018.
63
Illustration oben: © venithepooh – Fotolia.com, Foto mitte links: © Heinzgerald – Fotolia.com, Foto mitte rechts: © Boggy – Fotolia.com, Foto unten: © Mangostar – shutterstock.com
Innovation ist mehr als Forschung und Entwicklung Auch wenn mittelständische Unternehmen oftmals keine ei-
im Informations- und
gene Forschung und Entwicklung (FuE) betreiben, generieren
Kommunikations-
drei Viertel von ihnen Innovationen: Dazu gehören sowohl die
technologie-Be-
kontinuierliche Verbesserung von bestehenden Produkten
reich acht von
und Dienstleistungen als auch Prozess- und nicht-technolo-
zehn nicht-for-
gische Innovationen. Insbesondere kleinste, kleine und mitt-
schenden mit-
lere Unternehmen wählen Innovationsstrategien abseits von
telständischen Unternehmen Innovationen – im Verarbeiten-
FuE. Die Bedeutung von Forschung und Entwicklung ist dabei
den Gewerbe gelingt dies ohne FuE weniger als 30 Prozent.
stark von der jeweiligen Branche abhängig: So generieren
Forderungsverkauf per Onlinebörse Rund 20.000 Unternehmen mussten
gebotenen Kredite. Innerhalb weniger
2017 Insolvenz anmelden. Dafür sind
Wochen spült der Verkauf der Forde-
oftmals auch offene Forderungen ver-
rungen so wieder neues Geld in die Un-
antwortlich, die wie Blei in den Bilan-
ternehmenskasse.
zen der Unternehmen liegen, aber nicht
www.ifm-bonn.org
Mittelstand vermittelt Fachkräften großes Sicherheitsgefühl
www.debitos.com
bedient werden. Mehr als 100 Mittelständler haben mittlerweile die Möglichkeit genutzt, ihre offenen
Werden Fachkräfte mit Berufsausbil-
Forde-
rungen über den
dung danach gefragt, welcher Unterneh-
O n li n e - M a r k t-
menstyp ihnen am meisten Sicherheit
platz Debitos zu
vermittelt, schneidet der Mittelstand
verkaufen. Mehr
mit einem deutlichen Vertrauensvor-
als 500 Investo-
schuss ab. Das ergibt die aktuelle Studie
ren aus ganz Europa
„Attraktive Jobs“ von meinestadt.de,
bieten auf die dort an-
für die 2.078 Fachkräfte gefragt wurden, wann sie sich im Job wohlfühlen. Der Mittelstand genießt zwar großes
Gezielt weibliche Fachkräfte gewinnen
Vertrauen, dennoch trifft gerade Mit-
Immer mehr Unternehmen haben Probleme, passen-
sonders hart. Nur eine passgenaue und
de Bewerber und Bewerberinnen zu finden. Gleich-
zeitgemäße Adressierung von Fachkräf-
zeitig befindet sich eine Generation von Frauen auf
ten, die die Bedürfnisse der Zielgruppe
dem Arbeitsmarkt, die äußerst umfangreiche Kom-
in den Blick nimmt, kann Mittelständler
petenzen mitbringt. Eine Handlungsempfehlung
aus diesem Dilemma befreien.
des „Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung“
zeigt auf, wie in Zeiten des Fachkräftemangels und des demographischen Wandels gezielt weibliche Fachkräfte für Unternehmen gewonnen werden können. Die Handlungsempfehlung ist unter https://bvmw.info/handlungsempfehlung-kofa abrufbar.
3|18 DER Mittelstand. | Service
telständler der Fachkräftemangel be-
www.meinestadt.de
64
Start-up-Förderung in BadenWürttemberg ist Chefsache Unserer vielschichtigen Start-up-Szene die besten Voraussetzungen zur Entfaltung zu bieten – dies zählt zu den wichtigsten Aufgaben erfolgreicher Mittelstandspolitik. Erfinder und Tüftler von Anfang an zu fördern, hat vor allem in Baden-Württemberg große Tradition.
Heute, in der Zeit digitaler Transformation, ist
Informations-, Qualifizierungs- und Beratungs-
diese Unterstützung wichtiger als je zuvor. Des-
angebot geschaffen werden.
halb ist dieses Thema bei uns in Baden-Württemberg zweifelsohne Chefsache. Die Digita-
Digitalisierung braucht Infrastruktur
lisierungsstrategie unseres Landes setzt ein
Die
Ausrufezeichen hinter den Anspruch, ein welt-
Baden-Württemberg formuliert mit ihrer Digi-
weit führendes Technologieland zu sein. Baden-
talisierungsstrategie nicht nur ehrgeizige pro-
Württemberg ergreift die Chancen der Digitali-
grammatische Ziele. Wir unterlegen sie auch mit
sierung und wird den Wandel kraftvoll gestalten.
ganz konkreten Investitionsentscheidungen: In
Koalition
aus
CDU
und
Grünen
in
dieser Wahlperiode werden wir rund eine Mil-
Konkrete Unterstützung für Gründerinnen und Gründer
liarde Euro insgesamt für Digitalisierungsprojekte
In unserer bunten Start-up-Szene liegt der
Infrastruktur. Nach Jahren des Kleckerns ma-
Schwerpunkt
auf
bereitstellen. Digitalisierung braucht digitale
Business-to-Business-Ge-
chen wir endlich Ernst mit dem Breitbandausbau
schäftsmodellen. In diesem Bereich sind die Start-
im ganzen Land. Wir haben die jährlichen Mittel
ups mit ihren verschiedenen Branchen- und Tech-
dafür gegenüber früheren Jahren vervielfacht:
nologieschwerpunkten national führend. Unser
113 Millionen Euro 2016, 134 Millionen Euro 2017
Ziel ist es, den Ruf als Gründerland auch interna-
und ähnliche Beträge in den nächsten Jahren. Gerade für den ländlichen Raum bedeutet die
Um dies zu erreichen, haben wir unter anderem
Digitalisierung eine immense Chance. Verläuft
die neue Landeskampagne „Start-up BW“ ge-
sie nämlich erfolgreich, macht sie Dezentralisie-
startet. Die mit ihr entstandene Internetplatt-
rung zum Zukunftsmodell. Mit einer guten Inter-
form startupbw.de etwa bietet konkrete Unter-
netverbindung können Jobs online und ohne
stützung: Existenzgründerinnen und -gründer
tägliche Pendlerwege erledigt werden. Junge
erhalten hier wichtige Infos über für sie relevan-
Unternehmen können sich die teuren Mieten
ten Einrichtungen, Kontaktdaten und – besonders
in der Stadt sparen und ihre Idee vom Dorf aus
wichtig – eine Übersicht der Start-up-Förder-
in die Welt bringen. Neue digitale Dienste wie
maßnahmen. Es gibt einen neuen Risikokapital-
zum Beispiel die Telemedizin, innovative e-Com-
fonds des Landes mit einem Gesamtvolumen von
merce-Modelle oder intelligente Mobilitätskon-
50 Millionen Euro. Durch unsere konzeptionelle
zepte sichern die Daseinsvorsorge im digitalen
und finanzielle Unterstützung der Initiative für
Dorf. Wir sind schon heute das Land der Welt-
Existenzgründungen und Unternehmensnach-
marktführer auf den Dörfern. Diesen wertvol-
Bundesgeschäftsführer des BVMW 2015 – 2016
folge (ifex) konnte in Zusammenarbeit mit Hoch-
len Standort- und Strukturvorteil zu sichern –
schulen und weiteren gründungsrelevanten Ein-
auch das können wir nur mit einer erfolgreichen
mittelstand@bvmw.de
richtungen in Baden-Württemberg ein breites
Digitalisierung schaffen.
Professor Dr. Wolfgang Reinhart seit 2016 CDUFraktionsvorsitzender in Baden-Württemberg, 2005 bis 2011 Minister für Bundes-und Europaangelegenheiten, Arbeitgeber einer Kanzlei mit 50 Mitarbeitern
3|18 DER Mittelstand. | Service
Foto oben: © lassedesignen– Fotolia.com , Foto Autor: © Philipp S. Wehrend
tional weiter zu verbessern.
65
Unternehmensnachfolge will geplant sein In den nächsten zehn Jahren müssen etwa eine Million Mittelständler ihre Nachfolge regeln. Frühzeitiges Planen ist essentiell, um sich vor unnötigem Druck und Misserfolgen zu schützen. Der BVMW mit seinem Expertenkreis leistet wertvolle Hilfe. Laut Berechnungen der KfW müssen sich im ge-
fig stehen Unternehmerinnen und Unter-
samten Mittelstand bis 2019 bereits 236.000 Be-
nehmer jedoch vor Fragen wie „Wer kann
triebe mit dem Thema Unternehmensnachfolge
bei dem Thema weiterhelfen?“ oder „Wo-
auseinandersetzen. Vom Gelingen der Nachfolge
rüber muss man nachdenken, welche Ex-
hängt viel ab, genau genommen zwei Millionen Ar-
perten gibt es für welche Bereiche und wie
beitsplätze und 89.000 Ausbildungsstellen. Zehn
kann ich Kontakt zu diesen bekommen?“.
„„
Zehn Jahre vor dem geplanten Unternehmensübergang sollte man damit beginnen, über die Nachfolge nachzudenken.
Jahre vor dem geplanten Unternehmensübergang sollte man spätestens beginnen, zu evaluieren und
Der BVMW hilft mit seinem Expertenkreis
über eine mögliche Nachfolge nachzudenken. Häu-
bei genau diesen Fragen und unterstützt bei der Nachfolge mit Beiträgen, Handreichungen und vielen hilfreichen Infor-
Perspektivwechsel:
mationen sowie der Möglichkeit des Erst-
Auf Nachfolgersuche in den Niederlanden
kontakts. Allen voran wird interessierten
“Die Suche nach einem Unternehmensnach-
Unternehmern durch den Expertenkreis
folger in den Niederlanden bietet Chancen,
die Möglichkeit gegeben, Experten auf
das Unternehmen in gute Hände zu überge-
dem Gebiet der Nachfolge kennenzulernen
ben. Eine Win-win-Situation für alle, denn der
und unverbindlich mit diesen in Kontakt zu
Käufer kann einen schnellen und erfolgrei-
treten. MitwirkendeneziehungsweiseRe-
chen Markteinstieg im Nachbarland erzielen.
präsentanten.
Der Verkäufer kann neben dem Unternehmensverkauf die Arbeitsplätze am Stand-
Dem Expertenkreis Nachfolge ist unter
ort sichern“, so Hartmut Rosowski von der
https://bvmw.info/nachfolge-experten
Deutsch-Niederländischen Handelskammer
aufrufbar.
(DNHK) über die Möglichkeiten der grenzüberschreitenden Nachfolgersuche.
Unternehmer, die Fragen zur Nachfolge haben oder mit einem der Experten Kontakt aufnehmen wol-
Rosowski identifiziert potenzielle Nachfolge-
len, können sich direkt an nachfolge@bvmw.de
kandidaten und vermittelt Geschäftskontak-
wenden. Anfragen werden auf Wunsch anonym und
te zwischen Deutschland und den Niederlan-
vertraulich behandelt.
den. Der Experte erklärt: „Für erfolgreiche Abschlüsse stehen die Chancen derzeit gut
Etwa eine Million Mittelständler müssen in
– vorausgesetzt, die Übernahme ist gründ-
den nächsten zehn Jahren ihre Nachfolge
Foto Autor: © Jonas Gross
lich vorbereitet. Deshalb unterstützen wir als Außenhandelskammer Unternehmen bei der Nachfolgersuche im Nachbarland.“
regeln Vom Gelingen der Nachfolge hängen bis zu zwei Millionen Arbeitsplätze ab Der BVMW unterstützt kleine und
Mehr Infos zum Thema finden unter:
mittlere Betriebe mit dem Expertenkreis
www.dnhk.org/nachfolge
Nachfolge
Diana Scholl BVMW Leiterin Politische Kommunikation und stellvertretende Leiterin Volkswirtschaft diana.scholl@bvmw.de
3|18 DER Mittelstand. | Service
Mitglied der Mittelstandsallianz
66
Digitalisierung im Mittelstand Die Digitalisierung beeinflusst und verändert unser Leben in allen Bereichen. Von der Arbeit bis in die eigenen vier Wände können wir heute von den Vorteilen des digitalen Wandels profitieren. Besonders für Unternehmen ist die Digitalisierung Chance und Herausforderung zugleich. Obwohl deutsche Betriebe zunehmend den
für Enterprise-Resource-Planning besitzen die
dringenden Handlungsbedarf im Hinblick auf
kleinen und mittleren Unternehmen der IT-Bran-
die Digitalisierung erkennen, zeigt der Innova-
che mit ihren Lösungen erhebliche Marktanteile
tionsindikator 2017 mit dem Schwerpunkt „Di-
von 53 Prozent. Kleine Anbieter können sich dem-
gitale Transformation“ ein ernüchterndes Bild:
nach trotz der Konkurrenz großer Unternehmen
Deutschland befindet sich im internationalen
wie SAP und Microsoft behaupten. Die Spezial-
Ranking lediglich im Mittelfeld, weit abgeschla-
lösungen der KMU mit Fokussierung auf einzelne
gen von den Spitzenreitern. Dies liegt nicht zu-
Nischen reflektieren zumeist eine hohe Fachex-
letzt daran, dass insbesondere viele kleine und
pertise, die sie nicht selten zu Spitzenplatzierun-
mittlere Unternehmen die Bedeutung digitalisie-
gen in Software-Vergleichsstudien mit internatio-
rungsbedingter Veränderungen unterschätzen.
nalen Wettbewerbern befähigen.
Hinzu kommt, dass es ihnen sowohl an finanziellen als auch an organisatorischen und personellen
Die IT-Branche, insbesondere die kleinen und
Ressourcen mangelt, um den Herausforderungen
mittleren Unternehmen der IT-Branche, sind das
des digitalen Wandels angemessen zu begegnen.
Fundament der Digitalisierung für die gesamte deutsche Wirtschaft. Eine Kienbaum-Studie im
„„
Der IT-Mittelstand als Motor der deutschen Wirtschaft
Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft
Es stellt sich die Frage, wie die deutsche Wirtschaft
tatsächlich das ‚digitale Rückgrat‘ des deutschen
in dieser digitalen Aufholjagd mithalten kann. Die
Mittelstands sei und effektive Beiträge zum Er-
Antwort liegt ebenfalls im deutschen Mittelstand,
folg der Digitalisierung in Deutschland leisten
denn die maßgebliche Triebkraft für Innovatio-
könne. Aufgrund der positiven Entwicklung des
nen entspringt den kleinen und mittleren Unter-
IKT-Sektors kann die gesamtdeutsche Wirtschaft
nehmen (KMU) der IT-Branche. Die deutsche
von Kostensenkungen, Effizienz-, Umsatz- und
und Energie stellt fest, dass der IT-Mittelstand
Der IT-Mittelstand kann als Multiplikator die benötigten digitalen Fertigkeiten vermitteln und so den anwendenden Mittelstand zur Digitalisierung bef ähigen. IT-Branche setzt insgesamt jährlich 160 Milliar-
Produktivitätssteigerungen sowie der Möglich-
den Euro um. Dazu tragen die kleinen und mitt-
keit, neue Produkte und Dienstleistungen zu
leren Unternehmen mit 69 Milliarden Euro einen
generieren, profitieren.
erheblichen Teil bei. Der deutsche IT-Mittelstand ist seit jeher ein besonderer Partner der gewerb-
Auch leisten die digitalen kleinen und mittle-
lichen KMU und zeichnet sich besonders durch
ren Unternehmen durch Maßnahmen wie Aus-
seine Kernkompetenz im Bereich der Informati-
bildung, Umschulung oder Praktika einen ent-
ons- und Kommunikationstechnologie (IKT) aus.
scheidenden Beitrag als Ermöglicher („Enabler“)
In IKT-Teilmärkten wie Unternehmenssoftware
der Digitalisierung. Der IT-Mittelstand kann als
3|18 DER Mittelstand. | Service
67
„„
Verschiedene Veranstaltungsformate bringen Entscheider der mittelständischen IT-Wirtschaft und des anwendenden Mittelstandes sowie Start-ups zusammen.
Multiplikator die benötigten digitalen Fertigkei-
lisierung und Anbieter von Lösungen “vom Mittel-
ten vermitteln und so den anwendenden Mittel-
stand für den Mittelstand” gestärkt und ausgebaut
stand zur Digitalisierung befähigen. Er kann dem anwendenden Mittelstand ein Helfer auf Augen-
(www.itwirtschaft.de).
Deutschland im interna onalen Digitalisierungsindikator Ranking lediglich im unteren Mi elfeld FINNLAND 63,2
SCHWEIZ
61,2
TAIWAN
45,1
FRANKREICH
44,4
JAPAN
44,3
DEUTSCHLAND
44,3
ÖSTERREICH
41,6
CHINA
20,9
GRIECHENLAND
16,1
SÜDAFRIKA
3,7 0
10
20
30
40
50
60
70
80
höhe sein, denn beide teilen dieselbe pragmati-
Verschiedene
sche Grundeinstellung, dieselben Probleme und
hier Entscheider der mittelständischen IT-Wirt-
dieselben Erfahrungen.
schaft und des anwendenden Mittelstandes sowie
Veranstaltungsformate
Grafik: © Bundesverband IT-Mittelstand e. V.
69,5
AUSTRALIEN
bringen
Foto Autor: © M artin Braun
Start-ups zusammen. Online-Angebote wie ein
Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum IT-Wirtschaft
Matchingportal und ein geplantes Konsortiums-
Um auch die KMU der IT-Wirtschaft bei der Bil-
Werkzeuge zur Vernetzung an die Hand. Die tech-
dung leistungsstarker Kooperationen und der
nische Interoperabilität verschiedener Lösun-
Schaffung innovativer und systemischer Lösun-
gen unterstützt das Kompetenzzentrum über ein
gen zur Digitalisierung wirksam zu unterstüt-
internetbasiertes Angebot. Die Basis hierzu bilden
zen, leitet der Bundesverband IT-Mittelstand
Grundlagen zu Fragen der rechtlichen Konstruk-
e. V. das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum
tion von Konsortien, des Datenschutzes und der
IT-Wirtschaft (KIW), welches vom Bundesmi-
Entwicklung
nisterium für Wirtschaft und Energie gefördert
Mittelständische Technologiescouting- und Inno-
wird. Mit dem KIW wird die Rolle der mittel-
vationsworkshops geben Einblicke in die Trends
ständischen IT-Wirtschaft als Enabler der Digita-
der Zukunft.
register geben dem IT-Mittelstand praxisnahe
kollaborativer
Geschäftsmodelle.
3|18 DER Mittelstand. | Service
Dr. Oliver Grün Präsident Bundesverband IT-Mittelstand e. V. (BITMi) Vorstand GRÜN Software AG www.bitmi.de www.gruen.net
68
Innovationsoffensive. Mittelstand und Gründer. 2018. INNOVATION ALS ROHSTOFF DER ZUKUNFT. An welchen Stellschrauben muss gedreht werden, um die Innovationspotenziale eines Unternehmens zu erkennen und auszuschöpfen? Welche Geschäftsmodelle setzen sich jetzt und in Zukunft durch?
Die Innovationsoffensive 2018 ist eine bundes-
und wie deren Potenziale zur vollen Entfaltung
weite Veranstaltungsreihe, die mittelständische
kommen. Wie nähern sich andere Mittelständ-
Unternehmen und Gründer bei der individuellen
ler dem Thema, und an welcher Stelle ist die
Entfaltung ihres Innovationspotenzials unter-
Politik jetzt gefordert, um die Weichen richtig
stützt. Zu Beginn eines neuen Zeitalters sind ein-
zu stellen?
facher Zugang zu technologischem Fortschritt, innovationsfreundliche politische Rahmenbedin-
Die Innovationsoffensive 2018 ist eine Initiati-
gungen sowie transparente und unbürokratische
ve des Bundesverbands mittelständische Wirt-
Förderrichtlinien die Eckpfeiler, um die Unterneh-
schaft, der Friedrich-Naumann-Stiftung für die
men praxisnah auf diesem Weg zu unterstützen.
Freiheit (FNF) und der AiF Forschung Technik
Noch glauben laut einer aktuellen Studie des Deutschen Industrie- und Handelskammertages und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung nur 22 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen, dass ihr Geschäftsmodell durch die Digitalisierung überhaupt gefährdet Max Kettner BVMW Projektleiter Verbandskooperationen und Projekte max.kettner@bvmw.de
Disruption droht auch dem deutschen Mittelstand. Die Innovationsoffensive. Mittelstand und Gründer. 2018. hilft Potenziale zu erkennen.
ist. Disruption, also die grundlegende Erneuerung eines Geschäftsmodells, macht jedoch
Informationen zu den Terminen
nicht vor dem deutschen Mittelstand halt. Die
und Anmeldungen über:
Innovationsoffensive 2018 gibt Anreize, wie mit
bvmw.info/innovationsoffensive
Megatrends positiv umgegangen werden kann
3|18 DER Mittelstand. | Service
Grafik: © cosmin4000 – www.istockphoto.com
Kommunikation GmbH (AiF F·T·K).
69
Steuern auf den Punkt Faires Steuerrecht für den Mittelstand Mittelständische Unternehmen sind der Motor der deutschen Wirtschaft. Die Politik wäre gut beraten zu vermeiden, dass Sand in das Getriebe gestreut wird. Der deutsche Mittelstand stellt in den unter-
Digitalsteuer
schiedlichsten Branchen eine außerordentlich
Auf EU-Ebene wird aktuell darüber beraten,
hohe Zahl an internationalen Marktführern – die
große Digitalunternehmen wie Facebook oder
„Hidden Champions“. Doch wenn sich die steuer-
Google mit einer Sondersteuer in Höhe von drei
lichen Rahmenbedingungen für mittelständi-
Prozent auf deren Umsätze zu belegen. Dieser
sche Unternehmen in Deutschland nicht schnell
Schnellschuss verspricht allerdings keine nach-
verbessern, könnte es mit der Vorreiterstellung
haltige Verbesserung, da nicht die Wurzel des
bald vorbei sein.
Problems bearbeitet wird. Da vor allem US-basierte Digitalunternehmen von der Steuer betrof-
Wettbewerbsverzerrung durch Großkonzerne
fen sein würden, ist eine einseitige Beschränkung
Internationale Großkonzerne haben die Struktur
erwarten. Dieses Ergebnis steht nicht nur im mo-
und das notwendige Budget, um durch geziel-
ralischen Widerspruch zu der Kritik der EU an
te Gestaltungsmaßnahmen die Steuersysteme
der protektionistischen Politik der USA, sondern
verschiedener Nationalstaaten gegeneinander
wäre auch vor dem Hintergrund des Welthan-
auszuspielen. Die hierdurch entstehenden Steu-
delsrechts problematisch.
des digitalen Freihandels zu Lasten der USA zu
Foto: © Daft_Lion_Studio – www.istockphoto.com
erschlupflöcher nutzen sie routiniert aus und reduzieren somit ihre effektive Steuerbelastung
Mittelstandsgerechte Steuerreform
auf einen Bruchteil des gesetzlich festgeschrie-
Der deutsche Gesetzgeber hat es selbst in der
benen Steuersatzes – und das auf Kosten aller
Hand, einen attraktiven Standort für große und
anderen Steuerpflichtigen. Für die meisten mit-
mittelständische Unternehmen abzugeben und
telständischen Unternehmen sind entsprechende
sollte sich weniger auf europäische und mehr auf
Steuertricks aus vielerlei Gründen keine Option.
innerdeutsche Steuerreformen konzentrieren.
Im Ergebnis beschert ihnen der internationale Fli-
Hier erscheint eine deutliche Senkung der be-
ckenteppich steuerrechtlicher Vorschriften einen
trieblichen Steuern als angebracht. Außerdem ist
erheblichen Nachteil im Wettbewerb mit den gro-
die Einführung von Steuervergünstigungen für
ßen Konzernen. Dabei kann man dem Manage-
Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten über-
ment und den Beratern der Konzerne nur wenige
fällig. Beide Maßnahmen haben das Potenzial, die
Vorwürfe machen. Vielmehr ist es die originäre
Attraktivität des Standorts Deutschland nachhal-
Aufgabe der nationalstaatlichen Gesetzgeber
tig zu steigern und können dazu beitragen, dass
sowie der staatlichen Verbunde und Organisa-
Deutschland langfristig seine Vorreiterstellung
tionen, eine faire und angemessene Besteuerung
als Innovationsstandort und Exportweltmeister
internationaler Konzerne sicherzustellen.
behauptet.
3|18 DER Mittelstand. | Service
Dr. Sebastian Krauß Steuerberater, Fachberater für Internationales Steuerrecht SteuerbüroKrauß BVMW-Mitglied www.steuerbuerokrauss.de
70
Recht auf befristete Teilzeit kommt 2019 Die im Koalitionsvertrag angekündigte befristete Teilzeit – auch Brückenzeit genannt – soll zum 1. Januar 2019 in Kraft treten. Hierdurch wird Teilzeitbeschäftigten ein Rückkehrrecht auf Vollzeitarbeit eingeräumt. Der – vom BVMW kritisierte – Referentenentwurf enthält folgende Eckpunkte: 1. Welche Unternehmen sind betroffen?
tern gilt keine Obergrenze. Jeder Mitarbeiter
Vorgesehen ist eine Staffelung nach Anzahl der
kann befristete Teilzeit verlangen, es sei denn
Mitarbeiter:
betriebliche Gründe stehen dem Teilzeitver-
Unternehmen mit bis zu 45 Mitarbeitern sind
langen entgegen.
nicht betroffen. 2. Wer auf
hat
Anspruch
befristete
Teilzeit?
In Unternehmen mit 46 bis 200 Mitarbeitern kann jeder Arbeitnehmer, dessen
Arbeitsverhältnis
bereits länger als sechs Monate besteht, befristete Teilzeit beantragen. Der Anspruch auf befristete Teilzeit ist nicht an das Vorliegen bestimmter Gründe
(etwa
Kinder-
erziehung oder Pflege von Angehörigen)
gebunden.
Übersteigt die Anzahl der Anträge
die
Zumutbar-
keitsgrenze (siehe unter 1.), hat der Arbeitgeber nach
gesetzlich
vorge-
schriebenen Kriterien eine Auswahl zu treffen. Maß Für Unternehmen mit 46 bis 200 Mitarbeitern
der Zeitpunkt der Antragstellung. Hinsichtlich
gilt eine Zumutbarkeitsgrenze: Anspruch auf
der Frage, ob und inwieweit andere Kriterien
befristete Teilzeit hat nur jeweils einer von 15
von Bedeutung sein werden, bleibt der Geset-
Arbeitnehmern (die ersten 45 Arbeitnehmer
zesentwurf abzuwarten.
zählen mit).
In Unternehmen mit mehr als 200 Arbeitneh-
Beispiel: In einem Unternehmen mit 150 Mit-
mern hat grundsätzlich jeder Arbeitnehmer,
arbeitern haben zehn Mitarbeiter Anspruch
dessen Arbeitsverhältnis bereits länger als
auf befristete Teilzeit.
sechs Monate besteht, einen Anspruch auf be-
In Unternehmen mit mehr als 200 Mitarbei-
3|18 DER Mittelstand. | Service
fristete Teilzeit.
Foto: © JackF – www.istockphoto.com
geblich ist grundsätzlich
71
3. Kann der Arbeitgeber Anträge ablehnen?
gewünschten Beginn in Textform zu stellen.
Der Arbeitgeber kann Anträge ablehnen, wenn
Achtung: Arbeitgeber müssen den Antrag auf
die beantragte befristete Teilzeit ein Jahr unter-
befristete Teilzeit mindestens einen Monat vor
oder fünf Jahre überschreitet. Zudem kann der
dem Beginn der gewünschten Verringerung der
Arbeitgeber die befristete Teilzeit – wie auch
Arbeitszeit schriftlich ablehnen. Versäumen
bislang schon ein Teilzeitverlangen – aus be-
Arbeitgeber diese Frist, verringert sich die
trieblichen Gründen ablehnen. Hiernach kann
Arbeitszeit in dem gewünschten Umfang und
ein Arbeitgeber befristete Teilzeit aus organisa-
für den gewünschten Zeitraum. Sonderregeln
„„
Der Anspruch auf befristete Teilzeit ist eine übermäßige bürokratische Belastung f ür Arbeitgeber.
Mittelstandspräsident Mario Ohoven torischen Gründen (zum Beispiel wegen eines
für den Wechsel auf Teilzeit gibt es in der El-
Marketingkonzepts haben alle Arbeitnehmer
ternzeit. Arbeitnehmer können in Unterneh-
mit einer bestimmten Funktion Vollzeit zu
men mit mindestens15 Beschäftigten für diese
arbeiten), Gründen des Arbeitsablaufs bezie-
Phase ihre wöchentliche Stundenzahl auf 15 bis
hungsweise der Arbeitssicherheit (Schichtbe-
maximal 30 Stunden reduzieren. Danach steht
trieb) oder, wenn die Teilzeit mit unverhältnis-
ihnen die Rückkehr auf eine volle Stelle zu. Der
mäßigen Kosten einhergeht, ablehnen.
Arbeitgeber muss in diesem Fall sieben Wochen vorher informiert werden. Bei einer späteren
4. Kann ein Arbeitnehmer nachträglich Ver-
Elternzeit – zwischen dem dritten und achten
kürzung oder Verlängerung der befristeten
Geburtstag des Kindes – beträgt die Frist 13
Teilzeit verlangen?
Wochen.Darüber hinaus kann auch im Rahmen
Nein. Der Arbeitnehmer muss sich im Voraus
der Familienpflegezeit die wöchentliche Stun-
festlegen, für welchen Zeitraum (ein bis fünf
denzahl für maximal sechs Monate zeitweise
Jahre) er befristete Teilzeit in Anspruch neh-
reduziert werden, um kranke Angehörige zu
men möchte. Ein Anspruch auf nachträgliche
pflegen. In dieser Zeit lässt sich die Wochenar-
Verlängerung oder Verkürzung besteht nicht.
beitszeit auf bis zu 15 Stunden reduzieren. Der Anspruch gilt auch hier nur in Unternehmen mit
5. Kann ein Arbeitnehmer mehrmals befristete
mindestens 15 Beschäftigten.
Teilzeit verlangen? Ja. Allerdings hat der Arbeitnehmer erst
8. Fazit:
frühestens ein Jahr nach Rückkehr zur bishe-
Das Rückkehrrecht zur Vollzeit soll insbesondere
rigen Arbeitszeit einen Anspruch auf erneute
Frauen helfen, der Teilzeitfalle zu entkommen.
Gewährung befristeter Teilzeit.
Für Unternehmen mit mindestens 45 Arbeitnehmern dürfte die befristete Teilzeit mit Schwierig-
6. Ab wann gilt die neue Regelung? Voraussichtlich ab dem 1. Januar 2019.
keiten bei der Personalplanung einhergehen. Betroffene Unternehmen sollten so früh wie möglich einen Plan entwickeln, wie vorübergehende
7. Was ist sonst noch zu beachten?
Lücken in der Personalbesetzung zu schließen
Arbeitnehmer haben den Antrag auf befris-
sind. Hier können Sachgrundbefristungen sowie
tete Teilzeit (wie künftig auch den Antrag auf
Leiharbeitsverhältnisse in Betracht gezogen
Teilzeit) mindestens drei Monate vor dem
werden.
3|18 DER Mittelstand. | Service
Dr. Philipp Schäuble Rechtsanwalt im Bereich Arbeitsrecht Clifford Chance www.cliffordchance.com
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Welcher Social-Media-Kanal ist jetzt für den Mittelstand relevant? Auch wenn Facebook & Co. in den letzten Monaten einen deutlichen Vertrauensverlust hinnehmen mussten – die Nutzerzahlen sind entgegen aller Unkenrufe offenbar nicht spürbar zurück gegangen. Grund genug, die wichtigsten Social-Media-Kanäle auf ihren Nutzen für die Kommunikation im Mittelstand zu untersuchen. Wer ist meine Zielgruppe und wo erreiche ich sie?
Frage an Social-Media-Experte Felix Beilharz: „Wie hat sich die Bedeutung von Facebook in der Unternehmenskommunikation verändert und wie
Wie bei jeder Werbemaßnahme, sollte auch bei
kann die Sichtbarkeit gesteigert werden?“
der Nutzung der Social-Media-Kanäle die anvisierte Zielgruppe im Mittelpunkt aller Überlegun-
Felix Beilharz: Facebook ist nach wie vor der relevan-
gen stehen. Bevor Sie also Zeit und Geld investie-
teste Werbekanal im Social Web. Nur darf man nicht
ren, beantworten Sie folgende Fragen:
(mehr) den Fehler machen und sich auf die kostenlo-
1. Wer ist unsere Zielgruppe? Je nachdem, ob Sie
Media-Kanal, der eine kostenlose Bonus-Reichwei-
z. B. neue Kunden oder neue Auszubildende er-
te mitbringt. Aber es ist eben ein Bonus – ein An-
reichen wollen, können verschiedene Kanäle
spruch darauf und eine Garantie dafür besteht nicht.
relevant sein.
Wer mit dieser Denkweise an die Sache herangeht,
se Reichweite verlassen. Facebook ist heute ein Paid
www.mattheis-berlin.de
kann Facebook nach wie vor exzellent nutzen. 2. Welchen Kanal nutzt meine Zielgruppe bevorzugt? Facebook hat z. B. bei Teenagern deut-
Und gerade die Werbung auf Facebook bietet so
lich an Reichweite verloren, wird aber bei Se-
viele Möglichkeiten, dass es sträflich wäre, sie zu
nioren immer beliebter, wie diese Grafik zeigt:
vernachlässigen. So genaues Targeting, so effektive Werbeformate und so geniale Möglichkeiten der Auswertung bietet sonst kein anderer Kanal, nicht mal ansatzweise. Richtige Alternativen gibt es daher kaum. Für Unternehmen bieten sich auf Facebook neben der Fanpage (die alleine nicht mehr wirklich viel bringt) und den Werbeanzeigen noch Gruppen als Marketinginstrument an sowie ein Messengerbot als Newsletter-Ersatz bzw. Ergänzung. Mit diesem Mix sind Unternehmen auf Facebook top aufgestellt. Als Ergänzung dazu können dann vor allem Instagram, YouTube und WhatsApp sinnvoll sein. Zur Person: Felix Beilharz ist deutscher Bestseller Autor, Vortragsredner und Hochschuldozent im Bereich Social Media Marketing.
3|18 DER Mittelstand. | Service
Foto: © mattjeacock – www.istockphoto.com
Claudia Mattheis Geschäftsführerin mattheis. Werbeagentur GmbH BVMW-Mitglied
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Was sind die beliebtesten sozialen Medien in Deutschland? SocialMediaKanal
Anteil Nutzer Deutschland über 14 Jahren *
Besonderheit
bezahlte Werbemöglichkeiten
kostenlose Werbemöglichkeiten
YouTube
81 %
YouTube ist mittlerweile mehr, als nur ein kostenloser Videound Musik-Abspieldienst. 2006 wurde es für 1,65 Mrd. Dollar von Google übernommen. Heute gilt es als zweitwichtigste Suchmaschine für Inhalte.
Mit bezahlten Videoanzeigen werden Nutzer erreicht, die sich auf der YouTube-Startseite befinden oder nach bestimmten Themen suchen. Oder man bucht die Anzeige vor dem Video, das Nutzer sich ansehen möchten – ähnlich wie ein Fernsehspot.
Ob Erklärfilm z. B. zur Installation bzw. Montage eines Produktes oder als konkrete Anleitung, um ein Problem zu lösen: Unternehmer können mit relativ wenig Aufwand einen hohen Mehrwert für ihre Kunden schaffen. Und auch, um Einblicke in das Unternehmen und die Produktion zu gewähren – für Kunden und potentielle neue Mitarbeiter – bietet sich YouTube an. Deutlich schwieriger ist es, einen witzigen viralen Werbehit zu lancieren, der tausendfach geklickt wird.
76 %
Facebook bleibt beliebt, allerdings werden die Nutzer immer älter. Je nach Produkt kann das aber durchaus interessant sein, denn die ältere Zielgruppe ist konsumfreudig und verfügt über ein hohes verfügbares Einkommen.
Werbeanzeigen bei Facebook können sehr schnell gestaltet und geschaltet werden. Dabei wird ein Mindest- bzw. Maximal-Budget definiert, welches man ausgeben möchte sowie das Kampagnenziel.
Die kostenlosen Unternehmensseiten auf Facebook können einfach mit Infos, Bildern, Filmen und Angeboten befüllt werden. Und auch Links zum Shop oder zu Gewinnspielen lassen sich leicht verknüpfen.ABER: Facebook hat im Januar 2018 den Algorithmus verändert und so die Reichweite von Unternehmens-News um bis zu 80 Prozent verringert. Inhalte aus dem eigenen Freundeskreis werden den Nutzern jetzt bevorzugt angezeigt, d. h. noch vor Beiträge von Unternehmen (selbst wenn man dort ein Fan ist). Der Aufbau einer starken Fan-Basis ist für Unternehmen somit ohne kostenpflichtige Werbeanzeigen deutlich erschwert.
Bislang konnten bezahlte Werbeanzeigen sehr genau auf die jeweilige Zielgruppe abgestimmt geschaltet werden. Dank der Selektionskriterien wie z. B. Alter, Wohnort, Familienstand, Vorlieben etc. wurden Streuverluste minimiert. Nach den letzten Datenskandalen will / muss Facebook diese Selektion ab dem 24. Mai einschränken.
Foto: © rvlsoft – www.istockphoto.com
73 %
Für Viele hat sich der 2009 gegründete Instant-Messaging-Dienst als kostenlose Alternative zur SMS etabliert. Benutzer können über WhatsApp Textnachrichten, Bild-, Video- und Ton-Dateien, Standortinformationen und Kontaktdaten zwischen zwei Personen oder in Gruppen austauschen. 2014 wurde WhatsApp für 19 Mrd. Dollar von Facebook gekauft.
Die Gründer von WhatsApp wollten ihren Dienst werbefrei halten. Jetzt plant Facebook allerdings, in der Status-Funktion Inhalte des Nutzers mit personalisierten Werbeanzeigen zu mischen. So ähnlich wird dies bereits von Facebook bei Instagram umgesetzt. Wie die Nutzer auf Werbeanzeigen reagieren werden, ist allerdings noch ungewiss.
WhatsApp wird von den Nutzern als ein sehr privater Kanal wahrgenommenen. Entsprechend sensibel wird auf jede Form von Werbung reagiert. Für Unternehmen, die z. B. konkrete Liefertermine oder Serviceleistungen mit ihren Kunden abstimmen wollen, könnte WhatsApp aber eventuell interessant sein.
Google+
36 %
2011 veröffentlicht, war Google+ als Alternative zu Facebook geplant. Die Funktionen sind vergleichbar bzw. sogar deutlich umfangreicher. Sowohl Privatpersonen als auch Firmen können Profile anlegen und darin Texte, Bilder sowie Fotos online stellen.
Direkte Anzeigen lassen sich nicht auf Google schalten, aber im Google-Universum gibt es zahlreiche andere Alternative, kostenpflichtige Werbung zu platzieren wie z. B. Google AdWords, Out-Stream-Videoanzeigen, etc.
Das Problem von Google+ sind die inaktiven Nutzer. Böse Zungen sprechen sogar von einem „Profil-Friedhof“. ABER: Ein Firmen-Profil mit regelmäßigen Veröffentlichungen ist durchaus relevant für das Suchmaschinen-Marketing, da die Inhalte meist schnell in der Google-Suche angezeigt werden. Und Google+ ist sehr fotolastig, das Design erinnert etwas an Pinterest. Daher sollte der Fokus auf interessante und aufmerksamkeitsstarke Fotos gelegt werden.
35 %
Dieses Video- und bildlastige Netzwerk ist speziell bei jungen Frauen einer der beliebtesten Social Media-Kanälen weltweit. Doch nach einer aktuellen GfK-Umfrage nutzen ca. 72 % der Nutzer in Deutschland es eher passiv und schauen sich nur die Inhalte anderer an. Lediglich 28 Prozent der Befragten posten selbst Bilder und Stories.
Unternehmen können über Instagram Business sehr einfach Photo und Video Ads oder auch Stories schalten. Wie bei Facebook lässt sich die Zielgruppe nach Interessen, demografischen Daten, Verhaltensweisen etc. selektieren und das Kampagnenziel definieren.Auch lassen sich Anzeigen bei Facebook und Instagram kombinieren.
Laut GFK-Umfrage folgen 43 Prozent der Instagram-Nutzer bekannten Marken, Unternehmen oder Online-Shops.
Die andere Möglichkeit ist die Nutzung von Influencern, die gegen Bezahlung das Produkt ihrer Gefolgschaft präsentieren. Mittlerweile gibt es zahlreiche Agenturen und Plattformen, wo abgestimmt auf Zielgruppe bzw. das Werbebudgets die passenden Influencer gefunden werden können. Dabei geht der Trend zu den Microbloggern, d. h. Unternehmen nutzen zunehmend lieber viele Blogger mit weniger Reichweite, als nur einen (teuren) Influencer-Star.
Somit ist die Plattform durchaus als MarketingKanal für Unternehmen attraktiv. Auch können z. B. Gewinnspiele einfach eingebunden oder Nutzer zur Interaktion aufgefordert werden.ABER: Auf den Inhalt kommt es an. Nur wer regelmäßig attraktive Bilder und Stories postet, wird Erfolg haben.
29 %
Der Name sagt es: Nutzer heften Bilderkollektionen mit Beschreibungen an virtuelle Pinnwände. Andere können dieses Bild ebenfalls teilen, ihren Gefallen ausdrücken oder kommentieren. Die meisten Pins kommen aus den Bereichen Mode, Reisen, Einrichtung und Essen.
Es können Werbe-Pins abgestimmt auf eine vorher definierte Zielgruppe geschaltet werden. Wie bei den anderen Netzwerken ist eine Selektion z. B. nach Interessen und Aktivitäten auf Pinterest möglich.
Unternehmen können ein kostenloses Business-Konto einrichten und sehr einfach Pinwände anlegen mit Pins, die auf die eigene Webseite verlinken. Vor allem für Anbieter mit schönen Lifestyle-Produkten ist die Nutzung empfehlenswert.
27 %
Der Mikrobloggingdienst bietet angemeldeten Nutzern die Möglichkeit, sich im Telegrammstil über aktuelle Themen auszutauschen. Neben zahlreichen Prominenten finden sich hier auch viele Blogger, Journalisten und Unternehmer.
Unternehmen können Tweets kostenpflichtig bewerben und diese gezielt an eine vorher definierte Zielgruppe ausspielen.
Wer Zeit hat und die speziellen Kommunikationsregeln beherrscht, für den kann dieser Kanal ein relevanter Weg sein, um sich mit aktuellen Themen regelmäßig ins Gespräch zu bringen. Und auch für den Kunden-Service kann Twitter genutzt werden, wie z. B. bei der Telekom.
(Stand Mai 2018) * Zahlen aus dem Social-Media-Atlas 2017 / 18 von Faktenkontor. Umfrage im 4. Quartal 2017 unter 3.500 Internet-Nutzern ab 14 Jahren in Deutschland.
3|18 DER Mittelstand. | Service
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Achtung: Kein sicherer Schutz gegen Beschlagnahme Es besteht zurzeit keine rechtliche Klarheit, wie strafprozessual mit Unterlagen von Anwälten verfahren werden soll, die aus Compliance-Verfahren in Unternehmen stammen. Es ist dringend notwendig, die kontroversen Auffassungen höchstrichterlich oder gesetzgeberisch zu klären. Zunehmend haben auch mittelständische Unter-
nicht dem klassischen Verteidiger-Beschuldigten-
nehmen in den vergangenen Jahren Complian-
Verhältnis, sondern dem Unternehmen-Anwalt-
ce-Management-Systeme etabliert, unter ande-
Verhältnis zuzuordnen sind.
rem um steigenden gesetzlichen Anforderungen
„„
zu genügen und etwaigen Haftungsrisiken vorzu-
Den in diesem Zusammenhang ergangenen kon-
beugen. Dabei bedienen sich die Unternehmen in
troversen Entscheidungen lassen sich im Wesent-
der Regel auch externer Rechtsanwälte als Com-
lichen zwei gegenläufige Rechtsauffassungen zum
pliance-Ombudspersonen, die zum einen häufig
Mandatsverhältnis im strafprozessualen Sinn ent-
Teil eines Hinweisgebersystems sind, zum anderen
nehmen: Die Vertreter einer klassischen Vertei-
aber auch investigativ an der Untersuchung von
diger-Beschuldigten-Beziehung, die den Schutz
Compliance-Vorfällen im Unternehmen beteiligt
von Unterlagen vor der Beschlagnahme streng am
sind. Zu diesen internen Untersuchungen zählt
Wortlaut des § 97 StPO messen bzw. diesen sogar
auch die Auswertung von Unterlagen und gege-
noch auf die vorbezeichnete direkte Mandatsbezie-
Nicht selten gehen mit Compliance-Vorf ällen auch strafrechtliche Ermittlungsverfahren einher.
hung hin einschränkend auslegen und die Beschlagnahme folglich zulassen. Dagegen steht die Auffassung, die über § 97 StPO auch der Regelung des § 160a StPO hohe Bedeutung beimisst und so sämtliche Unterlagen, die später mögliche Verteidigungsunterlagen im Sinne des § 148 StPO sein könnten, einem besonderen Schutz vor staatlichem Zugriff unterwerfen will.
benenfalls Befragung von Mitarbeitern. Beides
Eine
wird im Rahmen des bestehenden Mandatsver-
rung gibt es derzeit nicht, so dass Unternehmen
hältnisses häufig bei den Unternehmensanwälten
stets damit rechnen müssen, dass Unterlagen,
als Ombudspersonen – teilweise jedoch auch im
die bei Unternehmensanwälten gelagert wer-
Unternehmen und der Anwaltskanzlei – archiviert.
den, im Zweifel nicht vor einer Beschlagnahme
abschließende
höchstrichterliche
Klä-
durch die Strafverfolgungsbehörden sicher sind. Nicht selten gehen mit Compliance-Vorfällen auch
Es bleibt zu hoffen, dass in diesem Punkt in na-
strafrechtliche Ermittlungsverfahren einher, so
her Zukunft eine gesetzgeberische Klarstellung
dass die im Rahmen interner Untersuchungen
erfolgt.
Ermittlungsbehörden wecken. Inwieweit solche
Prof. Dr. Benjamin Weiler Rechtsanwalt BVMW-IBWFRechtshotline
durch Unternehmensanwälte als Ombudsperso-
Die BVMW-IBWF-
nen erstellten Unterlagen jedoch einem strafpro-
Rechtshotline erreichen Sie:
zessualen Beschlagnahmeschutz unterliegen, be-
Mo bis Fr 10.00 – 17.00 Uhr
schäftigt immer wieder die Gerichte. Dabei hatten
Tel.: 030. 533206-963 | Fax: 030. 533206-50
sich diese mit der Frage der Beschlagnahmefrei-
rechtshotline@bvmw.de
heit von solchen Unterlagen zu beschäftigen, die
3|18 DER Mittelstand. | Service
Foto: © AllebaziB – Fotolia.com
erstellten Unterlagen schnell das Interesse der
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76
Finanzkolumne „Über Ihr Geld“ Wenn das Traumhaus zum Albtraum wird Die Praxis ist immer interessanter als die Theorie.
sehen davon, dass verschenkt eben verschenkt ist,
Deshalb habe ich ein Seminar für Deutsche in Spa-
müssen verschenkte Immobilien nicht zum niedri-
nien besucht und nicht nur kluge Antworten der
geren Katasterwert versteuert werden, sondern
Referenten (Rechtsanwälte, Steuerberater, Vermö-
zum höheren Marktwert, also zu dem Preis, den
gensberater) erhalten, sondern auch viele Fragen
ein Verkauf erbracht hätte. Zumindest hätte man
aus dem Publikum gehört, die von einem Mangel an
hier die Möglichkeit, den Zeitpunkt der Schenkung
gesundem Menschenverstand und / oder von einem
zu optimieren …
Defizit an Informationen zeugen. Ein anderer Seminarteilnehmer zeigte sich unbeeinBeispiel: Vater, wohnhaft in Hessen, besitzt eine Im-
druckt zufrieden: Seine Spanien-Immobilien seien
mobilie in Spanien, einziger Sohn wohnt in Barcelo-
jetzt doppelt so viel wert. Aber werden sich diese
na, und der möchte möglichst keine Steuern zahlen,
Wertsteigerungen auch in Zukunft ergeben? Oder
wenn sein Vater stirbt. Rechtslage: Die Erbschaft-
werden neue Immobilienbestimmungen Umbau-
steuer fällt in Deutschland, an aber auch in Spanien
ten erfordern, die die Rendite aufzehren? Wie viele
wird der Todesfall besteuert. Und das kann kompli-
Steuern werden beim Verkauf anfallen? Und wird
ziert werden, wenn sich die Immobilie in einem an-
man dann legal sein Geld frei ins Ausland transferie-
deren autonomen Gebiet befindet als der spanische
ren können?
Wohnsitz des Erben. Denn innerhalb Spaniens gibt es bei den autonomen Gebieten verschiedene ge-
„Von Immobilien und Aktien verstehe ich nichts“,
setzliche und administrative Vorschriften. Zwischen
sagte mir ein anderer Teilnehmer, er habe sich ge-
Spanien und Deutschland besteht zwar ein Doppel-
rade eine festverzinsliche Anlage zu 3,7 Prozent
besteuerungsabkommen, aber das gilt nicht für die
Jahreszins gekauft. „Ist doch gut!“ Das Internet
Erbschaftsteuer.
ist voll von „internationalen“ Hochzinsangeboten
Hans-Peter Holbach Herausgeber des im 46. Jahrgang erscheinenden Informationsdienstes Geldbrief www.geldbrief.com und Chefredakteur beim Vertraulichen Schweizer Brief www.vertraulicher.com
nen der Anbieter leben. Ich frage mich ganz simpel:
abgegeben werden, eine Erbschaftsteuer muss in
Warum muss jemand in Zeiten der Nullzinspolitik
beiden Ländern gezahlt werden. Alle Dokumente
höhere Zinsen versprechen, wenn er Bonität vo-
müssen von Spanisch auf Deutsch und von Deutsch
rausgesetzt billigeres Geld von der (Haus-)Bank
auf Spanisch übersetzt werden. Ohne Steuerberater
erhalten könnte? Und wird unser Rentner seine
und Rechtsanwälte in Deutschland und in Spanien
Anlage jederzeit verkaufen können? Ist die Aus-
ist kein Todesfall abzuschließen – und die freuen sich
zahlung der versprochenen Zinsen „gesichert“,
auf neue Mandanten. Denn es gibt Hunderttausende
vor allem: Wird es eine Rückzahlung zum Ablauf-
von Deutschen mit Immobilieneigentum in Spanien.
termin geben? Man darf nur hoffen, dass die Firma dann eine neue Anleihe auflegen kann, mit de-
Oder sollte der Vater die Spanienimmobilie noch
ren Erlös die Alt-Schulden zurückgezahlt werden
zu Lebzeiten dem Sohn verschenken? Ganz abge-
können …
3|18 DER Mittelstand. | Service
Foto: © photocrew – Fotolia.com
und neu auch Vergleichsseiten, die von ProvisioFazit: Eine Steuererklärung muss in beiden Ländern
Hier sind Sie bei sich zu Hause...
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78
Kleine Helfer Augmented Reality bringt Stempel zum Tanzen Wohl kaum ein Bürogegenstand ist ana-
Stern – oder Bienenmotive z. B. direkt
loger als ein Stempel. Doch jetzt wird
in das Schulheft. Per App können diese
der zweidimensionale Abdruck zu einer
anschließend vom Kind zum Leben
bunten 3D-Animation. Gedacht ist der
erweckt werden. Und auch das
„Motivational Stamp“, um Schüler für
Sammeln verschiedener Beloh
gute Leistungen zu belohnen. Pädago-
nungen ist möglich.
gen oder Eltern stempeln die farbigen
www.colop.de
Reisegepäck für Fußball-Fans Samsonite stattet die deutsche
Metallplatte zu sehen und auf der
Fußball-Nationalmannschaft
zur
Rückseite ist „Die Mannschaft“
Weltmeisterschaft 2018 mit Kof-
als Logo in das Gestänge graviert.
fern der Kollektion Lite-Box aus.
Die vier Sterne für die WM-Titel
Das „Die Mannschaft“-Design hat
1954,
1974,
zieren
außerdem
Samsonite
in
Abstimmung
mit
1990
und die
2014
Reißver-
dem DFB für den Weltmeister von
schluss-Schieber. Die Sonderedition
2014 entwickelt: An der Front-
ist im Samsonite Online Store und im
seite der Koffer ist das offizielle
ausgewählten Fachhandel erhältlich.
Logo der Nationalmannschaft auf
https://www.samsonite.de/
einer in die Schale integrierten
nationalmannschaft/
Der neue Mitarbeiter: ein alter Bekannter
Der NetDoktorChatbot ist da!
Experten im Ruhestand als Erfolgsfaktor für Weltkonzerne:
Kopfschmerzen, Fieber, Hautausschlag? Gehen Sie
Die vom BVMW-Mitglied media access entwickelte Software „Senior-
online Ihren Beschwerden auf den Grund. Ab sofort
Experten-Management“
Auftragsab
ist der NetDoktor-Symptom-Chatbot rund um die Uhr
wicklung und Controlling auf einer Plattform. Das komplexe System
erreichbar. Basis ist ein von Medizinern entwickelter
integriert sich transparent in bestehende IT- sowie HR-Strukturen.
Algorithmus, der individuell auf die Antworten
bietet
Experten-Matching,
werden
des Users reagiert. Dabei gewichtet er Haupt- und
Prozesse rechtssicher abgebildet und
Nebensymptome unterschiedlich und bewertet von
Durch
den
360-Grad-Ansatz
vereinheitlicht.
Fall zu Fall, welche Krankheitszeichen eine bestimm
Die passenden Senior-Experten brin-
te Verdachtsdiagnose weiter stärken – oder unwahr-
gen ihr Know-how somit zur richtigen
scheinlich machen. Der virtuelle Gesprächsverlauf
Zeit am richtigen Ort im richtigen
beruht auf medizinischer Standardliteratur und ärzt-
Projekt ein. Seit 2013 setzen Groß-
lichen Leitlinien und funktioniert somit ähnlich wie
unternehmen wie Bosch, ZF und
ein Anamnesegespräch beim Arzt. Zudem gibt es
thyssenkrupp die Lösung erfolg
Warnhinweise bei bedrohlichen Symptomen oder
reich ein.
Diagnosevorschlägen. Abrufbar ist Sapia zunächst
www.media-access.net/
über den Messenger von Facebook.
seniorexperten
www.netdoktor.de/sapia
3|18 DER Mittelstand. | Service
79
Digitalisierung: Wettbewerbsfaktor Kundenerfahrung Der Wandel durch die Digitalisierung ist fundamental und dabei gleichzeitig so rasant, dass er allein mit den Arbeitsweisen, die in den letzten Jahrzehnten erfolgreich waren, nicht mehr bewältigt werden kann. Neue Geschäftsmodelle ändern alle Branchen. Service Design bietet darauf eine Antwort.
Mehr als die Hälfte aller Kunden ist bereit, für
zu verstehen, um passgenaue Service-Angebote
eine bessere Kundenerfahrung mehr zu zahlen.
zu entwickeln. Durch Befragen, Beobachten und
Das heißt: Der Einfluss der Kunden steigt und der
Selbst-Versuche versetzt man sich in die Welt
des klassischen Marketings sinkt – nicht zuletzt
des Kunden und stellt die eigenen subjektiven
durch Social Media. Eine Forrester-Studie hat ge-
Annahmen auf den Prüfstand. Durch Methoden
zeigt, 73 Prozent der erwachsenen US-Onliner
wie Prototyping ist es dann möglich, die Treffsi-
vertrauen Empfehlungen von Freunden und Ver-
cherheit von Angeboten zu erhöhen, Risiken zu
wandten mehr als allem anderen. Die Erfahrun-
reduzieren und (künftige) Kunden zu überzeugen.
gen und Erlebnisse der Kunden sind also die letzte
Oft überraschend: Schon mit geringem Aufwand,
verbleibende Möglichkeit, um sich als Unterneh-
wie z. B. wenigen Interviews, lassen sich neue Er-
men nachhaltig von anderen zu unterscheiden
kenntnisse und damit echter Mehrwert erzielen.
und damit nicht nur eine starke Kundenbindung, sondern auch höhere Erträge zu erreichen.
Service Design ist dabei weder die Wundertüte
Foto: © Besjunior – www.istockphoto.com
noch ein Allheilmittel. Aber die Methode bietet Die Geschäftsmodelle verschieben sich weg von
einen schnellen Einstieg in ganz unterschiedliche
einer produkt-dominierten hin zu einer service-do-
Phasen eines Projekts oder Innovationsprozesses.
minierten Ausrichtung und verändern alle Bran-
Und gerade die Verbindung von klassischem Pro-
chen. Die Produkte werden immer häufiger digital
jekt- und Changemanagement mit diesen neuen
(z. B. Streaming-Dienste) und sie werden nicht mehr
Ansätzen birgt die größten Chancen und ermög-
verkauft, sondern als Service angeboten. Dienstleis-
licht vor allem einen schrittweisen Übergang in
tung rückt also verstärkt in den Mittelpunkt, wenn
agile Formen des Arbeitens. Dabei ist der Mittel-
der Kunde langfristig gebunden werden soll. Doch
stand mit seinem Pragmatismus manchen Ansät-
Services sind im Gegensatz zu Produkten nicht
zen sogar viel näher, als es zunächst den Anschein
greifbar und müssen durch die richtige Methode
hat. Deshalb ist es entscheidend, die eigenen Mit-
erst bewusst sichtbar gemacht werden. Um Kun-
arbeiter und Kunden in diesen Prozess von An-
denerlebnisse gezielt und langfristig zu gestalten,
fang an einzubinden, wobei der (externe) Service
bieten sich Methoden wie Service Design an.
Design Coach dabei der Befähiger und Impulsge-
Bedürfnisse des Kunden in den Mittelpunkt rücken
Ins-Tun-Kommen – ähnlich wie beim Fahrrad
Beim Service Design ist es zunächst wichtig, die
später auch der erste Sturz sind unumgänglich,
Bedürfnisse und Probleme des Kunden überhaupt
um am Ende Fahrt aufzunehmen.
ber ist. Das Wichtigste aber ist das „Doing“, das fahren. Der erste Tritt in die Pedale und früher oder
3|18 DER Mittelstand. | Service
Stefan Wacker Management Consultant und Innovation Facilitator WACKWORK Projects & Change BVMW-Mitglied www.wackwork.de
80
Buchtipps Stark in stürmischen Zeiten Über die Kunst sich selbst und andere zu führen
Bodo Janssen studierte BWL und Sinolo-
Persönliche Persönliche Empfehlung Empfehlung von Ohoven! vonMario Mario Ohoven!
gie und übernahm die Führung des elterlichen Hotel-Unternehmens. Nach einer
Nichts ändert sich, bis du dich selbst än-
Zeit der inneren Einkehr in einem Kloster
derst, und dann ändert sich alles …
führte er eine authentische Unternehmenskultur ein, in der jeder Mitarbeiter
Viele Menschen wollen raus aus dem
im Unternehmen das leben kann, was ihm
Hamsterrad, in dem sie sich tagtäglich be-
als Mensch wichtig ist.
wegen, und wünschen sich, dass Arbeit er-
Pater Dr. Anselm Grün, geboren 1945,
füllend und sinnvoll ist.
ist Benediktinermönch der Abtei Münsterschwarzach, deren wirtschaftlicher
Der Unternehmer Bodo Janssen und der
Leiter er 36 Jahre lang war. Als Kursleiter
Benediktinermönch Dr. Anselm Grün
und geistlicher Begleiter ist er viel unter-
durchleuchten die deutsche Unterneh-
wegs. Mit zahlreichen Veröffentlichungen
menskultur und zeigen Wege aus der Kri-
und Vorträgen erreicht er Millionen von
se auf. Sie stellen dar, wie wichtig Verbun-
Menschen.
denheit, Offenheit und gemeinsame Ziele für ein gelingendes Miteinander sind und wie sich das realisieren lässt. Zentral dabei ist die Selbsterkenntnis – sie ist das grundlegende Handwerkszeug, um sich selbst und andere zu führen und in Zukunft eine
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11,00 €
81
Die Illusion der Unbesiegbarkeit Warum Manager nicht klüger sind als die Inkas vor 500 Jahren Vom Tellerwäscher zum Millionär – doch wer kann sicher sein, dass die Stars von heute nicht das Schicksal der Stars von gestern ereilt? Kaum einer Organisation gelingt es, sich dauerhaft an der Spitze zu halten. Liegt womöglich in jedem Aufstieg die Gefahr des Scheiterns? Gibt es allgemeingültige Faktoren, die Wendepunkte auslösen und den Niedergang besiegeln? Diesen Fragen widmen sich die Autoren und zeigen überraschende Parallelen zu den Inkas auf, die jahrhundertelang ein riesiges Reich regierten, bevor sie quasi über Nacht vom Erdboden verschwanden. Fazit: Viele
Paul Williams, Andreas Krebs Die Illusion der Unbesiegbarkeit GABAL Verlag 239 Seiten
29,90 €
ihrer Fehler machen Unternehmer bis heute. Aber die meisten lassen sich vermeiden.
Fokus!
Hermann Scherer
Provokative Ideen für Menschen, die was erreichen wollen »Sie dürfen Ihr Leben nicht aus den Augen verlieren!«, so lautet der Appell in diesem Buch. Wir setzen den Fokus auf kurzfristige Erfol-
FOKUS! Provokative Ideen für Menschen, die etwas erreichen wollen
ge statt auf langfristige Ergebnisse und wundern uns, dass wir nicht erreichen, wofür wir angetreten sind. Hermann Scherer lenkt den Fokus zurück auf das Wesentliche und zeigt, wie man auf den Weg
Campus Verlag 256 Seiten
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zu Selbstbestimmung und Freiheit gelangt.
Zukunftsmanagement für den Mittelstand Was Sie tun können und was sie besser lassen sollten, um auch morgen noch im Geschäft zu sein Hein Hilbig
Springer Gabler 197 Seiten
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Chinas neue Seidenstrasse Kooperation statt Isolation – Der Rollentausch im Welthandel
Wolf D. Hartmann, Wolfgang Maennig, Run Wang Frankfurter Allgemeine Buch 214 Seiten
19,90 € 3|18 DER Mittelstand. | Service
Radikal digital Weil der Mensch den Unterschied macht
Reinhard K. Sprenger DVA 272 Seiten
25,00 €
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BVMW-Veranstaltungskalender Der BVMW organisiert eine Vielzahl erstklassiger Veranstaltungen in den kommenden Monaten auf Bundesebene und in den Regionen vor Ort. Unternehmer und Unternehmerinnen sind herzlich eingeladen, sich zu informieren, Netzwerke zu spannen, sich einzubringen und sich unterhalten zu lassen. Eine kleine Auswahl finden Sie hier. BADEN-WÜRTTEMBERG Wirtschaftskongress Donnerstag, 21. Juni 2018 12.00 Uhr Buhl‘sche Mühle Pforzheimer Straße 68 76275 Ettlingen gertrud.hilser@bvmw.de
Faszination Gesundheitspsychologie: Resilienz & psychische Widerstandsfähigkeit Dienstag, 26. Juni 2018, 19.00 Uhr SRH Fernhochschule 70173 Stuttgart, Rotebühlplatz 5 kurt.mezger@bvmw.de
Netzwerken auf dem Neckar – Partyfloß Neckarkäpt’n Donnerstag, 23. August 2018 18.00 Uhr Anlegestelle Wilhelma Bad Cannstatt 70376 Stuttgart ulrich.koeppen@bvmw.de
BVMW Connect Mittelstand-StartUp Voneinander lernen – Miteinander wachsen Donnerstag, 21. Juni 2018 17.00 Uhr Werk1. Bayern GmbH Grafinger Straße 6, 81671 München susanna.bertschi@bvmw.de
Lausbubengeschichten – Oldtimer, Youngtimer, Exoten – Ludwig Thoma Rallye Sonntag, 01. Juli 2018, 08.00 Uhr Augsburger Stadtmarkt in der Marktgaststätte 86150 Augsburg, Fuggerstraße 12 michael.heilig@bvmw.de
BAYERN BVMW[Connect] München – Netzwerkgespräche Mittwoch, 20. Juni 2018 18.30 Uhr LKC, Grünwald b. München Forstweg 8 82031 Grünwald wolfgang.thanner@bvmw.de
BERLIN
BRANDENBURG
Business Ladies Donnerstag, 21. Juni 2018 Askania Uhren, Elli Beinhorn Salon Kurfürstendamm 170, 10707 Berlin silke.landgraf@@bvmw.de
Musen & Macher – Jahresempfang für die Lausitzer Wirtschaft Donnerstag, 21. Juni 2018, 18.30 Uhr Staatstheater Cottbus, Schillerplatz 1, 03046 Cottbus sekretariat-cottbus@bvmw.de
BVMW meets KulTOUR. Von Monet bis Kandinsky. Visions Alive Samstag, 23. Juni 2018, 11.00 Uhr Alte Münze, Molkenmarkt 2, 10179 Berlin karin.walkenbach@bvmw.de
BREMEN
Morning Talk im Galli Theater Mittwoch, 18. Juli 2018, 09.00 Uhr Galli Theater Oranienburger Str. 32, 10117 Berlin birgid.zoschnik@bvmw.de Zu Gast bei Mitgliedern Donnerstag, 26. Juli 2018, 19.00 Uhr Alliierten Museum Clayallee 135, 14195 Berlin herbert.beinlich@bvmw.de BVMW Business Golf Cup 2018 Freitag, 14. September 2018, 10.00 Uhr Golf & Country-Club Motzener See Am Golfplatz 5, 15749 Mittenwalde marcel.sturm@bvmw.de
Unternehmerentwicklung durch Kooperation Donnerstag, 19. Juni 2018, 18.00 Uhr Trendwende, Neuenlander Str. 13-15, 28199 Bremen isabell.zerres@bvmw.de
HESSEN Wachstum Durch Beteiligung – Connect Industrie 14. Juni 2018, 15.00 Uhr imes-icore GmbH, Im Leibolzgraben 16, 36132 Eiterfeld ruediger.muth@bvmw.de
MECKLENBURG-VORPOMMERN Löwenpitch – Talentrecruiting Donnerstag 14. Juni 2018, 18.00 Uhr Güterbahnhof Neubrandenburg Am Güterbahnhof 5 17033 Neubrandenburg robert.gardlowski@bvmw.de
3|18 DER Mittelstand. | Service
Fachgruppe Gesundheit Dienstag 26. Juni, 09.00 Uhr LV Sozialpsychiatrie Carl-Hopp-Str. 19 18069 Rostock rainer.junold@bvmw.de
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NIEDERSACHSEN Die neue Datenschutz grundverordnung Dienstag, 12. Juni 2018, 18.30 Uhr Ratssaal im Rathaus der Gemeinde Stuhr Blockener Str. 6, 28816 Stuhr Ulrich.Ellinghaus@bvmw.de BVMW Businesslunch Süderelbe Mittwoch, 13. Juni 2018, 12.30 Uhr Erlebnisland Eurostrand GmbH & Co. KG Bruchweg 11, 27389 Fintel Heino.geritz@bvmw.de Wie würde Shakespeare Ihre Akquise inszenieren? Donnerstag, 21. Juni 2017, 18.00 Uhr Weserhotel Schwager Steinhof 2, 37603 Holzminden suedniedersachsen@bvmw.de
NORDRHEIN-WESTFALEN BVMW Businesslunch Süderelbe Mittwoch, 08. August 2018 12.30 Uhr Center Parcs Bispinger Heide Töpinger Str. 69, 29646 Bispingen Heino.geritz@bvmw.de BVMW Sommergolf auf Gut Düneburg Freitag, 17. August 2018, 10.00 Uhr Gut Düneburg Düneburg 1, Haren an der Ems beate.boettger-goewecke@bvmw.de 25. Business-Meeting mit Ralf Baudis, Ex- Vorstand Google Deutschland Donnerstag, 23. August 2018 18.00 Uhr Graf Isang Restaurant am Seeburger See Seestraße 37, 37136 Seeburg suedniedersachsen@bvmw.de
Meeting Mittelstand – Bike & Barbecue Montag, 11. Juni 2018, 17.00 Uhr Mauritzhof Hotel Münster Eisenbahnstraße 17, 48143 Münster petra.adamaschek@bvmw.de Stressprävention am Arbeitsplatz Donnerstag, 21. Juni 2018, 08.00 Uhr BTZ Krefeld, Nauenweg 42E, 47805 Krefeld angela.willeke@bvmw.de BVMW Münsterland Golf-Cup Donnerstag, 28. Juni 2018, 13.00 Uhr Gut Winterbrock Wörstraße 201, 48432 Rheine susanne.schlueters@bvmw.de Arbeitgeberattraktivität Mittwoch, 04. Juli 2018, 18.00 Uhr pronova BKK Horst-Henning-Platz 1, 51373 Leverkusen dirk.ludwig@bvmw.de
RHEINLAND-PFALZ Meeting Mittelstand Mittwoch,13. Juni 2018 18.00 Uhr Schläger Personal Lise-Meitnerstr.7, 55129 Mainz horst.schneider@bvmw.de
Betriebsrentenstärkungsgesetz und Mitarbeitergewinnung 22. Juni 2018, 08.00 Uhr Kreissparkasse Kusel Gartenstraße 4, 66869 Kusel andrea.schneider@bvmw.de
SACHSEN
SACHSEN-ANHALT
Mittelstand trifft Kultur Dienstag, 26. Juni 2018, 19.00 Uhr Deutsch-Sorbisches Volkstheater Seminarstraße 12 , 02625 Bautzen sirko.rosenberg@bvmw.de
Benefiz-Fußballturnier „Presse vs. Wirtschaft“ zu Gunsten des Gesundheits- und Präventionskonzepts „Apfel-Latein“ Freitag, 15. Juni 2018, 17.00 Uhr Balgstädter SV e. V., Freyburger Straße 22, 06632 Balgstädt gerd.woldmann@bvmw.de
THÜRINGEN Frauenpower: gestern – heute – morgen Mittwoch, 13. Juni 2018, 18.00 Uhr Berg- und Jagdhotel Gabelbach, Am Gabelbach, 98693 Ilmenau norbert.wagner@bvmw.de Illustration: Stefan-Xp – wikipedia.org
Unternehmerfrühstück Mittwoch, 15. August 2018 07.45 Uhr Hotel Atrium Flugplatzstr. 44, 55126 Mainz horst.schneider@bvmw.de
Sommerfest des BVMW Donnerstag, 21. Juni 2018, 18.00 Uhr Golfplatz Mühlberg, Gut Ringhofen, 99869 Drei Gleichen ringo.siemon@bvmw.de Besuch des Botschafters der Arabischen Republik Ägypten S. E. Dr. Badr Abdelatty Dienstag, 28. August 2018, 18.00 Uhr Bildungszentrum Erfurt, Schwerborner Straße 35, 99086 Erfurt norbert.wagner@bvmw.de Weitere zahlreiche Veranstaltungen unter www.bvmw.de/unsere-veranstaltungen 3|18 DER Mittelstand. | Service
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News
Kanzlei DSC LEGAL erneut auf Platz eins In der Immobilienbranche beschäftigte Unternehmensjuristen haben DSC LEGAL zum zweiten Mal in Folge auf Platz 1 der bundesweiten Gesamtauswertung im Immobilienwirtschaftsrecht gewählt. Auch in den wichtigen Kernrechtsgebieten des Immobilienwirtschaftsrechts gehört die Sozietät bundesweit und regional erneut zu den führenden
KNX-Award für iHaus
Rechtsanwaltskanzleien. Als Gründungspartner von DSC LEGAL ist Dr. Peter Diedrich gleichzeitig Vorsitzender der Rechtskommission des BVMW. Der Verband gratuliert
Unter 10.000 Bewerbern hat sich das
herzlich zum tollen Erfolg.
BVMW-Mitglied iHaus AG mit dem
www.dsc-legal.com/de
smarten Energiemanager MICRO Grid beim KNX-Award 2018 in der Kategorie Young durchgesetzt. Die begehrte
Preis für Betriebliches Gesundheitsmanagement
Auszeichnung der KNX Association wurde feierlich auf der Light + Building, der Weltleitmesse für Haus- und Gebäudeautomation, in München übergeben. https://ihaus.com
V. li.: Jürgen Richter (Vorstandsvorsitzender DRK), Josephine Zädow (DRK BGM-Referentin), Prof. Dr. Bodo Wiegand-Hoffmeister (Rektor der Hochschule Wismar), Jörg Ehbrecht (BVMW), Tammo Kastius (klartext e. V.), Dajana Grossmann (TÜV Rheinland).
Auf dem Jahresempfang des BVMW in Rostock wurden die Gewinner des BVMW Gesundheitspreises ausgezeichnet. Der Rektor der Hochschule Wismar und diesjährige Schirmherr, Prof. Dr. Bodo Wiegand-Hoffmeister, hielt die Laudatio auf die Sieger. Der Hauptpreis ging nach eindeutigem Urteil der Jury an den DRK Kreisverband Rostock. Den Sonderpreis für besonderes Engagement beim Betrieblichen Gesundheitsma-
Vorbild gelebter sozialer Marktwirtschaft Eine besondere Ehre für Bundes-
Pfeffer Filtertechnik erhält DLG-Silbermedaille
wirtschaftssenator
Ferdinand
Munk: Der Geschäftsführer der Günzburger Steigtechnik wurde vom bayerischen Wirtschaftsminister Franz Josef Pschierer mit der Staatsmedaille für besondere Verdienste um die bayerische
Die Pfeffer Filtertechnik aus Gingen
Ferdinand Munk (links) mit dem bayerischen Wirtschaftsminister Franz Josef Pschierer.
erhielt auf der Anuga Food Tec Messe
weiteren Persönlichkeiten aus ganz Bayern wurde Munk im Rahmen des feierlichen
in Köln, der größten Spezialmesse für
Staatsakts im Ludwig-Erhard-Festsaal des Bayerischen Wirtschaftsministeriums in
Nahrungstechnologie, die DLG-Silber-
München für sein herausragendes Engagement geehrt.
medaille. Das BVMW-Mitglied wurde
www.steigtechnik.de
Wirtschaft ausgezeichnet. Mit
für die von ihm entwickelte Anlage zur Reinigung von Frittierfett in Großfritteusen ausgezeichnet.
Area-Net hilft Wüstenrot aufs Treppchen
Zu den aktuellen Großprojekten des Un-
Das von der Werbeagentur Area-Net GmbH (BVMW-Mitglied) entwickelte App-
ternehmens zählen ein Vorfilter für Meer-
und Browser-Spiel Skate4Dreams für die Bausparkasse Wüstenrot hat den renom-
wasserentsalzung für eine Großstadt im
mierten eLearning-Award 2018 in der Kategorie Marketing gewonnen. Die Aus-
zentralasiatischen Turkmenistan sowie
zeichnung wird vom eLearning-Journal in verschiedenen Kategorien vergeben. Zu
eine Anlage für Prozesswasserreinigung
den diesjährigen Preisträgern gehören Firmen wie Stihl, Linde, Deutsche Telekom,
in einer süddeutschen Zuckerfabrik.
Commerzbank, Miele oder Edeka.
www.pfeffer-filtertechnik.de
www.area-net.de
3|18 DER Mittelstand. | BVMW
Foto unten rechts: © StMWi/A.Wechsler; Foto oben links: © iHaus; Foto oben rechts: © Manuela Kuhlmann
nagement erhielt die Danilo Wiehler Textilfabrik in Bentwisch. Gewinner des KNX-Award: Vertreter des iHaus-Teams mit Heinz Lux, CEO der KNX Association.
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Erster ADELIE-Award in Dresden verliehen
BVMW-Frauenforum Der Frauenanteil im Management steigt nur marginal. Um das Netz-
Der ADELIE-Award
werken von Frauen zu fördern veranstaltete Mechthild Heppe,
wurde von BVMW
Leiterin des Kreisverbandes München und Bayerisches Oberland,
-Mitglied
Daniela
gemeinsam mit der Anwaltskanzlei Beiten Burkhardt, das dritte
Kreißig ins Leben
BVMW-Frauenforum in München. Neben Thomas Sattelberger,
gerufen, die damit
MdB, und Petra Jenner, Area Vice President bei Salesforce, berich-
mutigen
Unter-
tete auch Unternehmerin und Stifterin Regine Sixt, Mitglied im Bun-
nehmerinnen Plattform will. Preisträgerin Karen Trepte (li.), und Daniela Kreißig (Initiatorin ADELIE-Award).
Karen
eine
deswirtschaftssenat des BVMW, vor den rund 120 Teilnehmerinnen
geben
über ihre persönliche Arbeit bei der erfolgreichen Entwicklung der
Trep-
Sixt SE. Ihr sei es vor allem wichtig gewesen, die Familie zusammen-
te hat den ersten
zuhalten.
ADELIE-Award für Unternehmerinnen
in Sachsen gewonnen. Mit der SteinReich Erlebniswelt hat die Preisträgerin einen Freizeitpark in der Sächsischen Schweiz geschaffen, der aktive Erholung mit Unterhaltung und Lernangeboten für die ganze Familie verbindet. Ehrengäste bei der Preisverleihung waren unter anderem Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert sowie Media-Markt-Gründer Walter Gunz. https://adelie-award.de
Mechthild Heppe, Regine Sixt, Thomas Sattelberger, Angelica von der Decken, Petra Jenner (v. li.).
Speed-Dating für Unternehmenslenker und Politiker
Foto unten links: © BVMW; Foto oben links: © schmidt.fm; Foto oben rechts: © Katja Delago; Foto unten rechts: © BVMW
Mit den Landkreisen Leipzig, Altenburger Land und Burgenlandkreis
Thüringer IT-Leistungsschau mit BVMW-Beteiligung
luden in der Metropolregion Mitteldeutschland drei Bundesländer, drei Landkreise und drei BVMW Regionen gemeinsam Unternehmer und Politiker zum überregionalen Austausch und Netzwerken über das Thema Infrastruktur ein. www.wirtschaftstag.org
Der BVMW Wirtschaftstag in der Residenzstadt Altenburg bot Gelegenheit zum Austausch.
Neuer Partner in der Mittelstandsallianz Die Mittelstandsallianz begrüßt den Eigenheimerverband Deutschland e. V. als neuen Partner. Der Eigenheimerverband fördert das selbstgenutzte Wohneigentum für weite Teile der Bevölkerung. Er ist V. li.: Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee am BVMW-Infostand mit Deniz Gürgen und Heiko Kahl (Geschäftsführer Computacenter Erfurt).
dem Gemeinwohl verpflichtet und vertritt konsequent die Interessen der Haus- und Wohnungs-Besitzer, das sind derzeit circa 120.000 Personen im Bundesgebiet. Er ist damit der zuverlässige Ansprechpartner
Die Mediengruppe Thüringen und das IT-Branchen-Netz-
bei allen Fragen rund um das selbstgenutzte Wohneigentum, egal ob es
werk informierten mit Dienstleistern der Hard- und Soft-
sich um ein Haus oder eine Wohnung handelt. Angesichts der Bedeu-
ware-Branche sowie Fachvorträgen über das breite Spek-
tung, die das Wohnen im Eigentum für die Entfaltung der Persönlichkeit
trum der Digitalisierung. Der BVMW war im Erfurter
hat, setzt sich der Eigenheimerverband für die ideelle und materielle
Congresscentrum im Rahmen der Ausstellung mit einem
Förderung des Baus und Erwerbs sowie der Sicherung des Erhalts von
Infostand präsent.
selbst genutztem Wohneigentum ein.
3|18 DER Mittelstand. | BVMW
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Grillkultur Made in Germany In jeder Ausgabe stellt DER Mittelstand. BVMW Mitgliedsunternehmen und deren Produkte vor. Passend zur Grillsaison präsentiert die Thüros GmbH ihr Sortiment und verspricht entspannte Grillabende.
Familienbetrieb in zweiter Generation Die Thüros GmbH ist ein klassisches Familienunternehmen, gegründet wurde es 1992 von Peter Schneider. Schneider, der eigentlich aus dem Sauerland stammt, war nach der Wende auf der Suche nach einem Metallbaubetrieb in Thüringen. Stattdessen entdeckte er in den neuen Bundesländern eine Marktlücke und wurde Grillhersteller. Sein Sohn Christian übernahm 2012 die Leitung des florierenden Unternehmens.
Hier wirkt das Kaminzugprinzip Die
Grills
funktionieren
nach dem Kaminzugprinzip. Dafür sorgt eine Belüftungsklappe im Schacht, die ein schnelles und problemloses Anheizen ermöglicht. Bereits nach 15 Minuten hat der Grill Betriebstemperatur. Bei seiner neuen T-Linie hat das Unternehmen die Geräte noch formschöner und ansprechender designt. So wurden die Außenkanten nach innen gebogen, der Standfuß überarbeitet und die Luftzufuhr neu gestaltet.
Lange Lebensdauer Die Geräte werden aus hochwertigem Edelstahlblech am Unternehmenssitz in Georgenthal gefertigt. Sie sind robust und standfest auch bei Wind und Wetter und haben eine lange Lebensdauer. Das Sortiment umfasst mehr als 20 verschiedene Grilltypen, vom kompakten Tischgrill bis hin zu großen Grillstationen. Hinzu kommen mehr als 200 Zubehörprodukte.
T-Linie oder Klassiker – robust und formschön Nach dem Vorbild klassischer Kaminzuggrills vereint die T-Linie bewährte Eigenschaften wie Robustheit und Langlebigkeit in modernem, aber zeitlosem Design. Zubehör- und Ersatzteile der Klassiker-Grills passen auch bei den aktuellen Typen, die Grillflächen variieren.
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Umfangreiches Zubehör Direktes oder indirektes Grillen, Grillen am Spieß oder mit Seitenhitze, Braten, Backen, Schmoren und Räuchern, das alles ist mit den Produkten von Thüros möglich. Mit einem umfangreichen Zubehörsortiment kann jedes Grillgerät nach den eigenen Vorstellungen ausgebaut und modifiziert werden. Darüber hinaus wird durch die Nachkaufgarantie auch Nachhaltigkeit gewährleistet.
Grilltempel und Grillshop Vor gut einem Jahr weihte Thüros seinen Grilltempel ein. Hier finden Grillschulungen und Workshops zu verschiedenen Themen statt. Unter Anleitung von Profis bereiten die Kursteilnehmer schmackhafte Grillgerichte zu und lernen neue Rezepte kennen. Neu ist der Grillshop mit einer umfangreichen Auswahl an Produkten direkt vom Hersteller.
Foto: © karandaev – www.istockphoto.com
Qualität setzt sich durch Unter dem Motto „Qualität setzt sich durch“ feierte das Familienunternehmen 2017 sein 25-jähriges Firmenjubiläum.
Das
Unternehmen
will mit langlebigen Produkten ein zeitloses Grillerlebnis ermöglichen und gibt eine 25-jährige Qualitätsgarantie.
Unternehmenssteckbrief: Sitz: Georgenthal (Thüringen) Gründung: 1992 Mitarbeiter: 30 FOTOS: © THÜROS GMBH
Branche: Herstellung von Grillgeräten und Zubehör Website: www.thueros.de
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Kultfisch Koi erobert deutsche Gärten Er ist der Kultfisch unter privaten Züchtern und Teichfreunden schlechthin: der Koi. Das Kölner BVMW-Mitglied Koi Consult berät Freunde des asiatischen Importzierfischs. Sie sind bunt, zutraulich, erreichen eine erhebliche
der einzige öffentlich bestellte und vereidigte Sachver-
Größe und können ein für Fische biblisches Alter von
ständige für Koi-Teichbau und Koi-Bewertung aus Köln,
bis zu 60 Jahren erreichen. Die Rede ist von einem ech-
ist mit seiner Firma Koi Consult nah dran am Hype, der
ten Exportschlager Japans, dem Koi. Der Fisch ist hier-
bislang keine Krise kannte: „Wir erleben ein kontinu-
zulande längst zu einem vertrauten Teichbewohner
ierlich wachsendes Interesse an ästhetischen Lösun-
geworden und ziert mit seinem Farbenreichtum die
gen für Grünflächen“, weiß der Diplomingenieur aus
Teiche zahlreicher Gärten und Parkanlagen. Die Eu-
Köln-Wesseling. „Unsere Kunden sind private Haus-
phorie um den Kultfisch, der
halte, kommunale Träger und
wohl bereits vor 2000 Jahren
Grünanlagenbetreiber sowie
im heutigen Iran gezüchtet
professionelle
wurde, steht am Ende einer
was unserem Geschäft eine
bewegten Reise durch die Ge-
derzeit nahezu krisensichere
schichte der Aquakultur, die
Basis gibt. Der Anspruch an
ihn im frühen 19. Jahrhundert
die Qualität von Teich- und
wohl auch nach Japan führte,
Grünanlagen steigt kontinu-
bevor
ierlich.“
europäische
Asien-
Koi-Züchter,
reisende für seine Schönheit entflammten und ihm vor ei-
In der Tat: der urbane Raum
nem halben Jahrhundert auch
sucht seine ästhetische Er-
in Europa immer neue und
gänzung durch grüne Remi-
aufwändigere
niszenzen. Moderne Urba-
Heimstätten
errichteten.
nität
besticht
durch
das
Wechselspiel aus Mobilität Und so war es wohl bloß eine Moderner Garten mit Teichanlage und Kois.
an der Haltung und Zucht des
tischem Flair und grüner Lunge. Hier fügen sich Grün-
Zierfischs auch hierzulande
Koi Consult
anlagenplanung und Teichäs-
Fuß fassen würde. Mit der
Dipl.-Ing. Robert Jungnischke ö.b.u.v. Sachverständiger der IHK Köln für Koi-Haltung, -Teichbau und -Bewertung Koiwertungsrichter der ZNA Sachverständiger für Aquakultur Teilbereichsleiter Süßwasser Aquakultur im Bundesverband Aquakultur Sachverständiger für Gartenund Schwimmteiche BVMW-Mitglied www.koi-consult.de www.koi-sachverstaendiger.de
thetik in Konzepte mit hohem
Begeisterung für Aquakultur und Koi-Haltung wächst allerdings auch der Beratungsbedarf. Wohl nur hierzulande reichen Teichanlagen mancherorts an die Schönheit ihrer japanischen Pendants heran. Robert Jungnischke, Thomas Kolbe BVMW Pressesprecher Nordrhein-Westfalen
3|18 DER Mittelstand. | BVMW
Planungsbedarf zu immer neuen Einheiten. Für Buchautor und Consultant Robert Jungnischke dürfte dieser Trend immer neue Fenster zu interessanten Geschäftskonzepten öffnen. Eine Koi-Krise ist nicht in Sicht. Wie auch, bei einem Fisch, der regelmäßig Gegenstand von Schönheitswettbewerben ist.
Foto: © Robert Jungnischke
Frage der Zeit, bis die Freude
und Rückzug, aus großstäd-
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Mit dem Dienstrad zur Arbeit und Steuern sparen Noch vor ein paar Jahren war Radfahren primär ein Freizeitvergnügen. Das hat sich grundlegend geändert. Die Fahrradbauer der cycle union GmbH aus Oldenburg haben diesen Wandel entscheidend vorangetrieben. „Unter dem Dach der cycle union GmbH haben vier
bleibt dabei besonders wichtig und interessant“, so
Zweiradmarken eine neue Heimat gefunden, die alle
Dennis Oltmann. „Im Bereich der Innovation und Ent-
eins vereint: höchste langlebige Qualität und Spe-
wicklung möchten wir nicht nur dabei sein, sondern
zialisten, die sich mit Leidenschaft und Enthusiasmus
vorneweg gehen.“
dem Thema Fahrrad verschrieben haben“, erklärt Key Account Manager Dennis Oltmann. Aus der e-bike ma-
Und das tut die cycle union GmbH bereits unter ande-
nufaktur kommen beispielsweise E-Bikes für höchste
rem mit dem bike2business-Dienstrad-Leasing. Dank
Ansprüche mit modernster Antriebstechnik von Con-
der aktuellen Steuergesetzgebung gilt das Dienstwa-
tinental. Handgefertigte Fahrräder der Premiumklasse
genprivileg – die sogenannte 1-Prozent-Regel – auch
werden unter dem Label vsf fahrradmanufaktur gefer-
für Fahrräder und E-Bikes. „Die steuerliche Gleichbe-
tigt. Der Name Kreidler steht für E-Bikes mit Bosch-An-
handlung von Dienstrad und Dienstwagen macht das
trieb und für Fahrräder mit hochwertiger Technik. Für
Leasen von E-Bikes und Fahrrädern für Arbeitgeber
funktionelle Fahrräder für Puristen mit Sinn für Design
und Arbeitnehmer interessant“, so Oltmann.
und Technik steht die Marke Rabeneick.
Mit
dem
bike2busi-
ness-Dienstrad-Leasing verInzwischen ist das mittelstän-
helfen Unternehmer ihren
dische Familienunternehmen
Mitarbeitern zu ihrem Lie-
zu einem der führenden Her-
blingsrad. Der Clou daran:
steller in der Fahrradbran-
Für Unternehmer entstehen
che
Die
keine zusätzlichen Kosten,
hervorragende Qualität der
herangewachsen.
sondern sogar geringere So-
Bikes zeigt sich nicht nur in
zialabgaben, Stichwort Ge-
guten Verkaufszahlen – 2016
haltsumwandlung. Dabei wird
wurden am Standort Olden-
der monatliche Leasingbetrag
burg 100.000 Fahrräder und
vom Bruttogehalt des Arbeit-
E-Bikes produziert –, sie lan-
nehmers abgezogen, und es
den auch regelmäßig auf den
entsteht
vorderen Plätzen bei Tests
tuation. Gleichzeitig stärkt
der Fachpresse oder von un-
bike2business die Außenwir-
abhängigen Instituten.
kung des Unternehmens als
eine
Win-win-Si-
attraktiver Arbeitgeber und Foto: © Paul Masukowit
Ausruhen kann und will sich
Neu im Angebot: das Dienstrad-Leasing-Konzept.
die cycle union auf diesen Er-
Mitarbeitermotivation
folgen natürlich nicht. „Der
cycle union GmbH
Fahrradmarkt hat sich in den
Firmensitz: Oldenburg Mitarbeiter: rund 160 BVMW-Mitglied www.bike2business.net
letzten Jahren rasant verändert, und die Entwicklung beim
Trendthema
E-Bike
sorgt parallel für eine hohe
3|18 DER Mittelstand. | BVMW
und
-bindung. Ingrid Hausemann BVMW Pressesprecherin Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-holstein
90
Sicherheit mit System vom Niederrhein Der Ingenieur Werner J. Gröninger entdeckte 1957 den Kautschuk für den industriellen Einsatz in der Elektroindustrie und legte den Grundstein für eine beeindruckende Erfolgsgeschichte im Mittelstand. Großereignissen ist eines gemeinsam: Sie benötigen de-
1957: Firmengründer Werner J. Gröninger war der ers-
zentrale Energielösungen. Baustellen, Open-Air-Konzer-
te, der elektrotechnische Bauteile mit Vollgummi aus
te, Messen oder Volksfeste sind ohne passgenaue Illu-
Butyl-Kautschuk einsetzte. Sein Vollgummiflachstecker
minationstechnologie, Klimatechnik und Soundanlagen
im Niederspannungsbereich war ein revolutionäres
schlichtweg nicht denkbar. Mit der Neusser Firma Gifas
Produkt, das den Markt im Sturm eroberte. Seitdem
„„
beschäftigen sich Technikexperten des Unternehmens
Firmengründer Werner J. Gröninger war der erste, der elektrotechnische Bauteile mit Vollgummi aus Butyl-Kautschuk einsetzte.
mit elektrotechnischen Systemlösungen im Niederspan-
Electric GmbH, einem Wirtschaftssenatsmitglied aus
Firmenbestehen gefeiert. Das Management kann auch
Nordrhein-Westfalen, mischt ein Vorzeigebetrieb des
während des Jubiläumsjahres auf gute Zahlen ver-
deutschen Mittelstands in diesem Marktsegment kräftig
weisen: „2017 war für uns erneut ein Rekordjahr“, be-
nungsbereich. In Zeiten des Wirtschaftswunders gelang es, sich in volkswirtschaftlichen Schlüsselbranchen wie dem Bausektor, der Logistik und der produzierenden Industrie zu etablieren. Im vergangenen Jahr wurde bei Gifas das 60-jährige
mit. Gifas entwickelt, produ-
richtet Geschäftsführer Dirk
ziert und vertreibt Lösungen
Jürgeleit, der den deutschen
zur Stromverteilung und in-
Standort in Neuss zusammen
dividuelle Lichtsysteme mit
mit Oliver Giesen führt. „Wir
speziellen Sicherheitsanforde-
haben wichtige neue The-
rungen, wie sie typischerweise
menfelder aufgenommen und
in der Bauwirtschaft oder bei
machen uns damit fit für die
Feuerwehren und Flughäfen
Zukunft“. Gifas steht für hoch-
zu finden sind. Bei den inno-
wertige und langlebige Pro-
vativen Produkten aus Neuss
dukte. „Dem bleiben wir treu,
müssen komplexe thermische,
das ist unser Maßstab“, betont
physische und chemische As-
Jürgeleit und spricht damit
pekte mit fundamentalen Si-
die klassischen Tugenden des
teilungs- und Lichtsystemen in Einklang gebracht werden. Auf diesen Brückenschlag ist Gifas spezialisiert und operiert mit diesen Kenntnissen mit großem Erfolg europaweit. Thomas Kolbe BVMW Pressesprecher Nordrhein-Westfalen
Die Gifas Firmenzentrale in Neuss.
GIFAS ELECTRIC GmbH Geschäftsführer: Dirk Jürgeleit, Oliver Giesen Mitarbeiter: 280 (GIFAS Gruppe europaweit) Mitglied im BVMW / Landeswirtschaftssenat NRW www.gifas.de
3|18 DER Mittelstand. | BVMW
Mittelstands an. Das Bekenntnis zum Standort Deutschland und den Jobs im Rheinland untermauert die Firmenleitung mit kontinuierlichen Investitionen in den Heimatstandort. Hier bildet Gifas regelmäßig junge Menschen in zukunftssicheren und anspruchsvollen Berufen aus.
Foto: © Gifas Electric GmbH
cherheitsfragen von Stromver-
91
Wenn das Glück auf der Zunge zergeht Wer das Geschäft Dubenkropp Pralinen & Schokoladen in der Charlottenburger Grolmanstraße in Berlin betritt, taucht in eine Welt der Verführung ein. Der Duft von Schokolade liegt in der Luft, und in den Vitrinen locken Pralinen, akkurat zu kleinen Kegeln getürmt. Herrin über dieses Reich der Genüsse ist Sabine Dubenkropp. Sabine Dubenkropp ist eine Unternehmerin aus Leiden-
kropp ist Perfektionistin. Beim Würzen und Abschme-
schaft. Vor zehn Jahren hat die Berlinerin den Schritt in
cken verlässt sie sich auf ihre Erfahrung und Intuition.
die Selbstständigkeit gewagt. Die Ausbildung zur Industriekauffrau und ihre Zeit als Köchin in der Sternegas-
Entscheidend sind die Zutaten. Wie in der Sternekü-
tronomie haben sie geprägt, als Patisserie-Chefin hatte
che müssen sie frisch und qualitativ hochwertig sein.
sie in Sternerestaurants für Furore gesorgt. „Die perfek-
Flüssigaromen oder Geschmacksverstärker sind für
te Praline muss geschmacklich auf den Punkt sein“, sagt
die Schokoladenmeisterin tabu. Dubenkropp legt Wert
Dubenkropp. Auf der dunklen Schokoladenkugel ihrer
auf regionale Zutaten und Produkte, die sie in gut sor-
geliebten „Blume“ thront ma-
tierten Gemüse- und Gewürz-
jestätisch eine Kornblume. Die
abteilungen der Großmärkte
Ganache besteht aus Oran-
findet. Die mittelständische
genblütenwasser, schwarzem
Unternehmerin ist in der Lage,
Tee und Bergamotte-Essenz.
individualisierte Rezepte und Pralinen für Kunden zu ent-
Die Küchenmeisterin weiß,
wickeln und schnell herzu-
was zusammengeht, und liebt
stellen. Bei Flexibilität, Frische
Klarheit. Rund 130 Pralinen-
und Qualität können die Mas-
sorten, darunter exotische wie
senproduzenten
Curry, Spargel oder Balsamico,
halten. Mit diesen Alleinstel-
hat die deutsche Schokoladen-
lungsmerkmalen
meisterin bereits kreiert, wo-
sie sich im heiß umkämpften
bei die Auswahl in den Vitrinen
Markt.
nicht
mit-
behauptet
saisonal variiert. Ihre gläserne Ladenmanufaktur ist wie ein
Für regelmäßige Hochs sor-
kleines Labor, in dem die Meis-
gen bei Sabine Dubenkropp
terin nicht nur ihre Pralinen
Pralinen- und Kochkurse, in
und Schokoladen liebevoll von
denen sie ihr geballtes Wis-
Hand fertigt, sondern auch wie eine Alchemistin experimentiert. Aktuell entwickelt Foto: © Beate Hoffbauer
sie „new bar food“ als kleines Gaumenspiel zu alkoholischen Getränken.
Zum
Angebot
gehören Erdnuss mit geräucherter weißer Schokolade, Steinpilz-, Oliven- oder Gorgonzolaschokolade.
Duben-
Sabine Dubenkropp in ihrem Schokoladenreich.
DUBENKROPP Pralinen & Schokoladen Geschäftsführerin: Sabine Dubenkropp Mitarbeiter: 2 Deutsche Schokoladenmeisterin: Sabine Dubenkropp gewann 2015 die German Chocolate Masters. BVMW-Mitglied www.dubenkropp.com
3|18 DER Mittelstand. | BVMW
sen weitergibt. Selbst Veranstaltungen mit mehr als 150 Teilnehmern meistert sie mit Bravour. Diese Erlebniskurse sind teambildend und machen jede Firmenfeier zu einem besonderen Event. Beate Hoffbauer Journalistin
92
Karrierefrau mit Anziehungskraft Das Label der Designbotschafterin Anja Gockel steht für farbenfrohe und weibliche Designermode in höchster Qualität. Als Direktorin setzt sich die Gründungspräsidentin des IWF Deutschland für Gleichberechtigung ein. Als Kreative, Geschäftsfrau und Mutter von vier Kin-
Mainzer Atelier. Auch in den kommenden Jahren sollte
dern meistert Anja Gockel auf eindrucksvolle Weise
die Erfolgsstory des Labels nicht abreißen. Es folgen lang-
den Spagat zwischen verschiedenen Sphären und Tä-
jährige Kooperationen mit „Germany`s next Topmodel
tigkeitsbereichen. Auch ihre
by Heidi Klum“, der Strumpf-
Mode schafft Verbindungen,
manufaktur Kunert und der
wo scheinbar unüberwindbare
Ledermanufaktur Braun Büf-
Distanzen bestehen und setzt
fel. Anja Gockel etabliert sich
Statements zu Weiblichkeit,
als führende Modedesignerin
Stärke und Freiheit.
Deutschlands. Auch die Eröffnung des ersten anja gockel
Einen Tag nach dem Abitur
flagship stores in Köln 2015
flog Anja Gockel in die USA
ist von Erfolg gekrönt. Dieser
für ein Stipendium an einem
wurde vom Fachmagazin Tex-
Ivy League College. Nach ihrer
tilwirtschaft bereits kurz nach
Rückkehr besuchte sie die
der Eröffnung zu einem der „50 Show im Hotel Adlon Kempinski, Berlin.
Design in Hamburg, ergatterte
schönsten Stores in Europa“ gekürt.
einen der raren Studienplätze
Engagement für Gleichberechtigung
an der renommierten Central
Fernab des Laufsteges steht Anja Gockel
2016 feierte Anja Gockel den
Saint Martins School in Lon-
für die weibliche Freiheit und Gleich-
20. Geburtstag ihres Labels.
don, arbeitete unter anderem
berechtigung ein: Als eine der elf Di-
Auf der Mercedes-Benz Fa-
für Vivienne Westwood, bevor
rektorinnen des weltweit agierenden
shion Week in Berlin ist ihre
sie 1996 ihr Label „Anja Gockel
International Women´s Forum (IWF) und
Show am Brandenburger Tor
– London“ gründete.
Gründungspräsidentin des IWF Deutsch-
seit dem Beginn 2007 ein
land engagiert sie sich gemeinsam mit
Highlight. Supermodels wie
Im Jahr 2000 folgte die Grün-
6.500 Frauen aus über 38 Nationen in
Lily Cole, Alek Wek, Franzis-
dung der Anja Gockel GmbH
Top Führungspositionen für eine Balan-
ka Knuppe und Veruschka
im idyllischen Mainz, in das die
ce zwischen männlicher und weiblicher
alias Gräfin von Lehndorff
Designerin der Liebe wegen
Führung.
laufen für sie auf dem Cat-
zurückkehrte. 2004 veranstal-
walk. Gekrönt wird ihre Kar-
tete Anja Gockel eine Moden-
riere durch die Auszeichnung
schau zu Ehren von Queen Elizabeth während ihres Staatsbesuchs in Deutschland. 2011 folgte die Eröffnung des ersten anja gockel shops neben ihrem Isabel Brenner Anja Gockel GmbH
Anja Gockel GmbH Geschäftsführerin: Anja Gockel Gegründet: 1999 Mitarbeiter: 10 Filialen: 2 Firmensitz: Mainz BVMW-Mitglied www.anja-gockel.com
3|18 DER Mittelstand. | BVMW
zur Designerin des Jahres 2017 (VDMD), die mit einer überwältigenden Luxushotel
Adlon
Show
im
gefeiert
wurde. 2018 wird Anja Gockel zur Designbotschafterin Deutschlands (VDMD) ernannt.
Foto: © Anja Gockel GmbH
Fachhochschule für Kunst und
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94
Die Bäcker zum Anfassen
V. li.: Ronny, Wolfgang und Michael Laudenbach in der Backstube.
Seit 1795 existiert die Bäckereitradition der Familie Laudenbach in neunter Generation. DER Mittelstand. besuchte dieses außergewöhnliche BVMW Mitgliedsunternehmen in Gera. Seniorchef Wolfgang Laudenbach und die Junioren Ronny Laudenbach und Michael Laudenbach backen mit Leidenschaft und bilden in drei Berufen aus. DER Mittelstand.: Ihre Familienphilosophie lautet
Wie stehen sie zum Meisterbrief?
„Tradition und Leidenschaft“. Was heißt das für Sie
Wolfgang Laudenbach: In der heutigen Zeit lässt die
konkret?
Qualität der Meisterausbildung sehr zu wünschen
Wolfgang Laudenbach: Es gibt genug Dinge, die
übrig. Wir sind der Meinung, die Meisterausbildung
herz- und verstandslos gemacht werden – Massen-
bedarf dringend einer Reformation. Viele zusätz-
produktion. Wir erfüllen individuell die Wünsche
liche Arbeiten im Bäckerhandwerk wie adminis-
unserer Kunden und machen unsere Arbeit mit ganz
trative Tätigkeiten, Kalkulation, Stundenkosten-
viel Herzblut.
satzermittlung usw. werden bei der Weiterbildung ungenügend unberücksichtigt.
223 Jahre in der Familie zu halten?
Wie motivieren und
Michael Laudenbach: Jede Generation hatte
qualifizieren Sie Ihre Mitarbeiter?
ihre besondere gesellschaftliche Zeit. Die damit
Michael Laudenbach: Einige unserer Mitarbeiter/
verbundenen Herausforderungen waren sehr
innen sind länger als 25 Jahre bei uns im Unterneh-
unterschiedlich. Wichtige Voraussetzung aber
men. Wir bilden selbst in drei Berufen aus und über-
war, dass zu allen Familien Kinder gehörten, die
nehmen unsere Lehrlinge nach der Ausbildung in die
den Beruf des Bäckers oder Konditors erlernt
Festanstellung. Mindestlohn ist bei uns seit 2012
haben.
selbstverständlich. Motivation findet bei uns jeden Morgen beim gemeinsamen Frühstück statt.
Wie behaupten Sie sich gegenüber Großbäckereien und der Backwarenindustrie?
Welche Erwartungen haben Sie an den BVMW?
Ronny Laudenbach: Wir setzten auf Qualität, Inno-
Ronny Laudenbach: Dass sich der BVMW weiter-
vation und Kundennähe. Wir sind der Bäcker zum
hin so stark macht für eine Entbürokratisierung des
Anfassen. Mit gezielten Marketingaktivitäten wer-
Mittelstandes.
ben wir für unsere Produkte und unseren BerufsDas Interview führte Günther Richter
stand. Sehen Sie Ihre Branche unter Michael Laudenbach: Ja, durch Brot–, Bröt-
Bäckerei und Konditorei Laudenbach GmbH & Co. KG
chen- und Backwarenfabriken, deren Sitz weit
Laudenbach Verwaltungs GmbH
weg von Deutschland ist. Es gibt kein Produkt,
Geschäftsführer: Michael Laudenbach,
welches nicht von der Industrie kopiert wird.
Ronny Laudenbach, Wolfgang Laudenbach
Die Handwerkskunst bleibt dabei auf der Stre-
Gegründet: 1795
cke. Wir dagegen legen viel Wert bei der Ver-
Sitz: Gera
arbeitung auf sehr hochwertige und regionale
Mitarbeiter: 94
Rohstoffe.
Anzahl Filialen: 14
besonderem Wettbewerbsdruck?
www.laudenbach-gera.de
3|18 DER Mittelstand. | BVMW
Foto: © Denira777 – www.istockphoto.com; Stücke Brot: © happyfoto – www.istockphoto.com
Wie war es möglich, das Unternehmen
95
„Es muss ein Umdenken stattfinden“ Über den Nachwuchsmangel in der Hotellerie und das Thema der Gleichbehandlung von Frauen und Männern in dieser Branche spricht Michaela Fricke, Geschäftsführerin der AZIMUT Hotels Europa, im Interview mit DER Mittelstand. DER Mittelstand.: Denken Sie, dass die un-
den eigenen Marktwert nicht kennen, oft muss in-
gleiche Behandlung von Frau und Mann in der
nerlich auch die Entscheidung getroffen werden,
Hotellerie nach wie vor ein Thema ist?
ob erst Karriere und dann ein Kind bekommen
Michaela Fricke: Es hat zwar ein Wandel statt-
oder umgekehrt. Das muss vorher klar sein, sonst
gefunden, doch gibt es noch immer Unterneh-
wird es nichts mit der Karriere.
men, die eher einen Mann in den Vorstand setzen als eine Frau. Aber die ungleiche Bezahlung der
Sie sind Mutter und erfolgreiche Managerin.
Frauen im Vergleich zu Männern bei gleichen Auf-
Wie vereinen Sie das und welche Hürden muss-
gaben und Positionen ist auch 2018 ein Riesen-
ten Sie im Laufe Ihrer Karriere meistern?
thema. Und daran wird auch das Entgelttranspa-
Ich hatte zum Glück die Unterstützung durch mei-
renzgesetz nichts ändern. Es muss ein Umdenken
nen Mann. Er hielt und hält mir den Rücken frei,
in den Köpfen der Firmenentscheider stattfinden.
sodass ich mich zu 100 Prozent auf meinen Beruf
Solange eine Frau als schwächere Führungskraft
konzentrieren kann. Dennoch musste ich auf viele
angesehen wird, wird es diese Ungleichheit wei-
schöne und prägende Momente mit meinem Sohn
terhin geben. Die Frauenquote hat ja auch nicht
verzichten. Ich sah seine Entwicklung vom Baby
den schlagenden Erfolg gebracht.
zum Kleinkind, vom Kleinkind zum Teenager nur sporadisch, bekam viele Entwicklungsschritte
Wie wirken Sie in Ihrer Position als Geschäfts-
nicht mit. Diese Entscheidung musste ich aber da-
führerin einer Hotelkette dieser ungleichen
mals treffen, sonst hätte ich meine Karriere nicht
Behandlung entgegen?
weiter verfolgen können. Umso mehr genieße ich
Ich mache bei der Gehaltsstruktur keinen Unter-
heute die Freizeit mit meinem Sohn.
schied. Für mich zählen Ausbildung, Erfahrung im Berufsleben, die Stationen im Lebenslauf sowie
Michaela Fricke arbeitet seit fast 40 Jahren in
die Persönlichkeit des / der Einzelnen. Wir zahlen,
der Hotellerie. Nach verschiedenen Stationen
unabhängig von Alter und Geschlecht, für gleiche
im Ausland wurde sie CEO bei Arcadia Hotels.
Aufgaben und Positionen das gleiche Gehalt. Wir
Seit 2014 ist sie als Director Operations und als
haben sowohl Männer als auch Frauen als Hotel-
CEO der Hotelbetriebsgesellschaften bei den
direktoren, die gleichermaßen respektiert und
AZIMUT Hotels tätig.
geachtet werden.
Fotos: © Azimut Hotels
Die
internationale
Hotelkette
AZIMUT
Was ist der größte Fehler, den Frauen hinsicht-
Hotels wurde 2004 in Russland gegründet.
lich ihrer Karriere begehen können?
Heute gehören 29 Hotels mit insgesamt rund
Nicht flexibel zu sein in Bezug auf einen Orts-
6000 Zimmern zu AZIMUT Hotels. In Europa
wechsel. Ich habe oft die Erfahrung gemacht, dass
ist die Kette unter anderem mit Häusern in
Frauen eher an Orten hängen, in denen sie leben
Berlin, München, Köln und Wien vertreten.
und ihr privates Umfeld haben, und weniger bereit
BVMW-Mitglied.
sind, für die Karriere umzuziehen. Und so verkaufen sich viele Frauen unter ihren Möglichkeiten
www.azimuthotels.de
und Fähigkeiten. Mangelndes Selbstbewusstsein,
3|18 DER Mittelstand. | BVMW
Michaela Fricke Geschäftsführerin AZIMUT Hotels Europa
96
Saubere Luft durch Trockeneis Trockeneis ist ein faszinierendes Element – extrem kalt und vielfältig einsetzbar. Das hat auch Jana Hanauer erkannt. Seit einigen Jahren nutzt die Unternehmerin aus Brandenburg Trockeneis, um bei ihren Kunden für reine Luft zu sorgen. Saubere Luft am Arbeitsplatz ist für die meisten Menschen eine Selbstverständlichkeit – für Jana Hanauer, Geschäftsführerin von Hanauer RLT-Hygiene, ist es hingegen eine Herzensangelegenheit und das Ergebnis ihrer Arbeit. 2014 gründete sie ihren eigenen Betrieb in Woltersdorf vor den Toren Berlins. Mit ihren neun Mitarbeitern verfolgt sie dabei einen innovativen Ansatz: Die hygienetechnische Reinigung von raumlufttechnischen Anlagen (RLT-Anlagen), wie zum Beispiel Klimaanlagen oder Kühlhausverdampfer, durch das Trockeneis-Strahlverfahren. Jana Hanauer kennt sich im Bereich der Raumlufthygiene gemäß der Richtlinie VDI 6022 bestens aus. Bereits in den 90er Jahren war sie als Angestellte auf diesem Gebiet tätig. Bekräftigt durch den Zuspruch etlicher Kunden, wagte sie schließlich den Schritt in die Selbstständigkeit. Dabei fiel der
Jana Hanauer stellt das Trockeneis im eigenen Betrieb her.
Entschluss, ein eigenes Unternehmen zu gründen, das sich hauptsächlich mit der hygienetechnischen
Hof des Unternehmens liefert den Rohstoff für das
Reinigung und mikrobiologischen Untersuchun-
Trockeneis, das eine Temperatur von unter minus
gen von RLT-Anlagen und Kühlhausverdampfern
78,5 Grad Celsius hat.
beschäftigt, nicht leicht. Doch bis heute hat die
Tim Schöllmann BVMW Presse- und Öffentlichkeitsarbeit tim.schoellmann@bvmw. de
Im Betrieb legt Jana Hanauer großen Wert auf
Gegenteil, das Geschäft wächst stetig. Inzwischen
eine harmonische und fast schon familiäre Atmo-
sind die Reinigungsarbeiten von Hanauer RLT-Hy-
sphäre. „Miteinander statt gegeneinander ist das
giene in den unterschiedlichsten Bereichen gefragt:
Motto“, sagt sie. Alle Mitarbeiter, die neu in das
Sowohl in der Lebensmittel- und Maschinenindust-
Unternehmen kommen, werden von ihr persön-
rie, in Krankenhäusern und Küchen als auch in Lo-
lich angelernt. Dabei gibt sie auch Quereinsteigern
gistikzentren sorgt das Unternehmen für reine und
die Möglichkeit, im Unternehmen zu arbeiten. „Für
keimfreie Luft. Aber auch bei der Restaurierung
mich zählt die Einstellung der Menschen und nicht
von Oldtimern und der Reinigung von Motoren
vorrangig der Ausbildungshintergrund. Wenn je-
oder sogar Yachten kommt Hanauer RLT-Hygiene
mand etwas erreichen will, dann bekommt er bei
inzwischen mit dem Trockeneis-Strahlverfahren
uns die Chance dazu.“ Sie selbst lässt es sich auch
zum Einsatz. Diese Art der Reinigung ist sicher,
in ihrer Funktion als Geschäftsführerin nicht neh-
sauber und umweltschonend, da keine Chemie zum
men, bei den Kunden vor Ort mit anzupacken.
Einsatz kommt.
„Nur im Büro zu sein, wäre definitiv nichts für mich. Außerdem ist es für eine erfolgreiche Kun-
Die Trockeneispellets, mit denen Verunreinigun-
denbindung sehr wichtig, beim Kunden persönlich
gen beseitigt werden, stellt der Betrieb selbst her.
Präsenz zu zeigen“, erzählt sie. Der Einsatz zahlt
Ein großer Tank mit Kohlenstoffdioxid auf dem
sich aus, denn die durch Qualität und Service über-
3|18 DER Mittelstand. | BVMW
Fotos: Hanauer RLT-Hygiene
Unternehmerin ihre Entscheidung nicht bereut. Im
97
zeugten Kunden empfehlen die Dienstleistungen von Hanauer RLT-Hygiene weiter. Genau diese Kundenzufriedenheit ist es, die die Unternehmerin antreibt. Auch wenn das Unternehmen immer mehr Aufträge erhält, ist Jana Hanauer der Auffassung, dass dem Bereich der Raumlufthygiene eine noch viel größere Aufmerksamkeit zuteilwerden müsse. Zu häufig werde diese vernachlässigt, und zwar dort, wo es aufgrund der Infektionsgefahr ganz besonders darauf ankäme: in Krankenhäusern. „Es macht mich traurig, dass in diesem Bereich nichts gemacht wird. Hier ist ganz klar der Gesetzgeber gefragt, strengere gesetzliche Standards für Hygiene festzulegen“, sagt Jana Hanauer. Dabei ist die Reinigung von RLT-Anlagen durch Trockeneis leicht zu bewerkstelligen und bietet den Vorteil, dass keinerlei Rückstände bleiben. Daher kann unmittelbar nach Beendigung des Reinigungsvorgangs die Arbeit wiederaufgenommen werden, und es kommt zu keinen Ausfallzeiten im Betrieb.
Auch Motorräder können durch das Trockeneis-Strahlverfahren umweltschonend gereinigt werden.
In den kommenden Jahren möchte Jana Hanauer
der Gegenstand im Showroom mit Hochdruck ge-
den Standort Woltersdorf und das Konzept der
reinigt wird. Dieses Expansionsbestreben passt
stationären Reinigung weiter ausbauen. Dabei
ganz zur Einstellung der Unternehmerin, die sagt:
können Kunden mit den zu reinigenden Objekten
„Ich möchte voran gehen – das ist meine tägliche
zum Betrieb kommen und live mitverfolgen, wie
Motivation!“
Hanauer RLT-Hygiene wurde 2014 von Jana Hanauer im brandenburgischen Woltersdorf gegründet. Das Unternehmen, das sich auf die Reinigung von raumlufttechnischen Anlagen, zum Beispiel Klimaanlagen oder Kühlhausverdampfer, durch das Trockeneis-Strahlverfahren spezialisiert hat, beschäftigt heute neun Mitarbeiter. Für Oldtimerfreunde bietet der Betrieb seit Anfang 2018 Sandstrahlen und Grundieren an. www.hanauer-rlt-hygiene.com
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98
Digitalisierung: nicht Angst vor, sondern Freude auf … Wie kann Digitalisierung für kleine und mittlere Unternehmen in ländlichen Regionen aussehen? Welche Konzepte funktionieren auch außerhalb der Metropolen? Das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Berlin gab dazu im Rahmen seiner Veranstaltung „Regional digital – Smarte Lösungen, starker Mittelstand“ Antworten. Mit einem digitalen Mittelstand Regionen nachhaltig stärken
„Wir brauchen endlich einen umfassenden Glasfaserausbau in Deutschland“, so Ohoven.
In Kooperation mit dem Jazz Radio lud das Kompe-
Sichtbarkeit für den regionalen Mittelstand aus eigener Kraft Tijen Onaran, Gründerin von Global Digital Women & startup affairs, rät: „Geben Sie Ihrem Unternehmen ein Gesicht. Nutzen Sie Ihre Mitarbeiter und Multiplikatoren, um Ihr Unternehmen durch die sozialen Medien in der Region bekannt zu machen. Wichtig ist: Erzählen Sie Geschichten aus Ihrem Unternehmeralltag und bleiben Sie authentisch.“
_Gemeinsam digital zeigt Lösungen auf und gibt neue Impulse Wie können digitale Lösungen für Ihr Unternehmen konkret aussehen? Mit den branchenübergreifenden
Angeboten
des
Mittelstand
4.0-Kompetenzzentrums Berlin finden kleine und mittlere Unternehmen individuelle Lösungsansät-
tenzzentrum ein, und mehr als 250 Gäste folgten
ze für den eigenen Betrieb verständlich, praxisnah
der Einladung. Mittelstandspräsident Mario Oho-
und nutzerorientiert. So hat das Kompetenzzent-
ven gab in seiner Keynote den entscheidenden
rum in den vergangenen zwei Jahren bereits mehr
Impuls für den Mittelstand. Wichtiges Motto bei
als 25.000 Unternehmen erreicht. Interessierte
der Digitalisierung sei „Nicht Angst vor, sondern
Unternehmen können ihr Digitalisierungsvorha-
Freude auf … Das ist das Geheimnis des Erfolgs.“
ben auf www.gemeinsam-digital.de anmelden und
Ohoven empfahl Unternehmen einer Region den
so kostenfreie sowie neutrale Orientierung bei der
Schulterschluss, gemeinsam könne man mehr er-
Gestaltung digitaler Prozesse und der Umsetzung
reichen: analog und digital, zum Beispiel auf re-
innovativer Ideen erhalten. Zahlreiche Unterneh-
gionalen Online-Marktplätzen. Starke Netzwerke
men haben schon mit dem Kompetenzzentrum
wie der BVMW spielen dabei eine entscheidende
zusammengearbeitet und so Optimierungsmög-
Tobias Thimm BVMW Projektreferent
Rolle. Weiterhin sind hochleistungsfähige digitale
lichkeiten identifiziert, Lösungen umgesetzt und
Netze und darauf aufbauende Kommunikations-
wichtige Weichenstellungen für die Zukunft
tobias.thimm@bvmw.de
dienste für eine smarte Raumentwicklung nötig.
vorgenommen.
3|18 DER Mittelstand. | BVMW
Foto: Nils Hasenan
Alexandra Horn, Leiterin des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums Berlin bei #RegionalDigital.
99
Die Politik zum Frühstück beim Mittelstand Die Mittelstandsallianz des BVMW lädt in den Sitzungswochen des Deutschen Bundestages jeden Mittwoch zum Frühstück. Diese Impulse aus der unternehmerischen Praxis gehören mittlerweile fest zum Terminkalender des MdBs. Abgeordnete haben wenig Zeit – diese Erkennt-
besser fördern? Wo kann Bürokratie für den
nis führte zum erfolgreichen Format „Mittelstand
Mittelstand wirkungsvoll und einfach verringert
IMPULSE+“, das innerhalb einer halben Stunde
werden? Wie können wir den Fachkräftemangel
Einblicke in die unternehmerische Praxis liefert.
bekämpfen und mehr Mitarbeiterbeteiligung in
Jeweils um acht Uhr beginnt die Veranstaltung.
Unternehmen erreichen?“
Auf einen zehnminütigen Kurzvortrag eines Partnerverbands folgt die Diskussion mit den Abge-
Inzwischen fanden bereits 15 Frühstücke statt.
ordneten.
Insgesamt wurden dadurch weit über 100 Abgeordnete aus allen Fraktionen erreicht. Für das
Die Partnerverbände der Mittelstandsallianz be-
laufende Jahr sind noch weitere Mittelstand-
kommen hier die Möglichkeit, den Bundestags-
IMPULSE+ geplant.
MittelstandIMPULS+ zum Thema Selbstständigkeit, gemeinsam mit der Allianz für selbstständige Wissensarbeit (ADESW).
abgeordneten ihre Themen vorzustellen. Da die meisten Verbandsvertreter selbst Unternehmer
Die nächsten Termine im Überblick:
sind, ist Praxisnähe garantiert.
13. Juni: Diesel-Fahrverbote und die Auswirkungen auf den Mittelstand
Foto: © BVMW
(Bundesverband Deutscher Anzeigenblätter) Der BVMW bietet seinen Partnerverbänden in
27. Juni: Factoring im Mittelstand – erfolgreiches Finanzierungsmodell
diesem Format eine einzigartige Plattform. Die
mit Zukunft (Bundesverband Factoring für den Mittelstand)
Leiterin der Mittelstandsallianz des BVMW, Alex-
4. Juli: Rechtssicherheit bei beratenden Berufen in der Digitalisierung
andra Horn: „Die Abgeordneten schätzen die kla-
(Bundesverband Mergers & Acquisitions)
ren Worte der Unternehmer aus dem Mittelstand.
Die aktuelle Liste der Termine und eine
Gleichzeitig formulieren wir bei diesen Frühstü-
Nachberichterstattung unter: www.mittelstandsallianz.de
cken klare Forderungen an die Politik. Zum Bei-
Kontakt: marilyn.repp@bvmw.de
spiel: wie können wir Selbstständigkeit politisch
Impressum DER Mittelstand. Unternehmermagazin des BVMW Herausgeber BVMW – Bundesverband mittelständische Wirtschaft, Unternehmerverband Deutschlands e. V. Präsident Mario Ohoven Potsdamer Straße 7 / Potsdamer Platz 10785 Berlin www.bvmw.de Titelbild: © thitivong – istockphoto.com Redaktion Tel.: 030 / 53 32 06-16 Fax: 030 / 53 32 06-50 mittelstand@bvmw.de
Eberhard Vogt (Chefredakteur) Chiara Ohoven (Art Director) Friederike Pfann Tim Schöllmann Matthias Axtner Rotger H. Kindermann (Korrespondent)
Layout und Gestaltung, Mediadaten, Vermarktung v. Anzeigen & Beilagen mattheis. werbeagentur gmbh Tel.: 030 / 34 80 633-0 Fax: 030 / 34 80 633-33 bvmw-anzeigen@mattheis-berlin.de
Verlag mattheis. werbeagentur gmbh Kastanienallee 4 10435 Berlin Tel.: 030 / 34 80 633-0 Fax: 030 / 34 80 633-33 info@mattheis-berlin.de www.mattheis-berlin.de
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Das Magazin „DER Mittelstand.“ ist das offizielle Organ des BVMW. Mitglieder des Verbandes erhalten das Magazin im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Die Redaktion übernimmt keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen. Namentlich gekennzeichnete Beiträge sowie Selbstdarstellungen von Unternehmen müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen. Nachdruck und Verbreitung mit Angabe der Quelle gestattet. ISSN: 2510-425X
Druckerei Möller Druck und Verlag GmbH Zeppelinstr. 6, 16356 Ahrensfelde
3|18 DER Mittelstand. | BVMW
Druckauflage: 31.000 1/2018
100
Global und digital – Wirtschaftssenatoren in Weiherhammer Die Digitalisierung ändert Geschäftsprozesse grundlegend. Beim Forum des Bundeswirtschaftssenates (BWS) ging es darum, nicht bei dieser Annahme stehenzubleiben, sondern genau zu erfahren, wie das Zusammenspiel zwischen Strategie und operativer Umsetzung gelingen kann. Das Unternehmen BHS Corrugated aus der bay-
führer Deutschland von Phoenix Contact, und
erischen Gemeinde Weiherhammer, Weltmarkt-
Hans-Peter Haubold, Geschäftsführer der TAC
führer in der Entwicklung und Produktion von
Holding GmbH, ergänzt. Dabei zeigte sich, dass
Riffelwalzen und Wellpappenanlagen, war Gast-
es branchenübergreifende Charakteristika der
geber des BWS-Forums. BHS Corrugated hat
Digitalisierung gibt, die auf alle Unternehmen
einen globalen Marktanteil von rund 50 Prozent,
zutreffen. In zwei Arbeitsgruppen zu den The-
beschäftigt circa 1.900 Mitarbeiter weltweit
menfeldern „Arbeitswelt und Personal“ sowie
und erzielt einen Umsatz von über 500 Millionen
„Geschäftsmodelle“ wurden diese anschließend
Euro. Christian Engel, einer von drei Geschäfts-
von den Senatorinnen und Senatoren ausgear-
führern des Erfolgsunternehmens, erläuterte in
beitet. Die Spitzenunternehmer stimmten darin
seiner Rede vor den Wirtschaftssenatoren, dass
überein, dass neue Mitarbeiter vor allem Ge-
der Begriff Indus-
stalter sein müssten.
trie 4.0 in die Irre
Mitglieder des Bundeswirtschaftssenates zu Gast bei BHS Corrugated im bayerischen Weiherhammer.
führe. Treffender
Gerade in der heutigen Zeit seien Denken au-
sei es, von Digital
ßerhalb der gewohnten Bahnen sowie Kommu-
1.0 zu sprechen,
nikations- und Umsetzungsstärke wichtiger als
denn
schließlich
das reine Abarbeiten von Aufgaben. Die Aus-
finde keine lineare
arbeitungen der Gruppe „Geschäftsmodelle“
Fortsetzung
der
machten deutlich, dass auch im digitalen Zeit-
vergangenen Ent-
alter zuerst die Ist-Situation, Ziele und Hinder-
wicklung statt.
nisse beschrieben werden müssen. Bis zu die-
Hans-Josef Döllgen BVMW Direktor des Bundeswirtschaftssenates hans-josef.doelgen@ bvmw.de
von digitalen Geschäftsmodellen nicht von
Geschäftsbereiche auswirkt, machte Christian
der traditionellen Herangehensweise, sagte
Schieder, Chief Digital Officer bei BHS Corru-
Prof. Dr. Michael Vogelsang von der Hoch-
gated, an prägnanten Beispielen deutlich. So
schule Ruhr-West. Neu sei jedoch, dass auch
könne das Unternehmen auf Basis der welt-
Industrieunternehmen Erlöse mit Dienstleis-
weiten Daten der Wellpappenanlagen zuneh-
tungen erzielen, die datengetrieben sind. So ist
mend präziser vorhersagen, wann einzelne
es auch für mittelständische Unternehmen ein
Bauteile ausgetauscht werden müssten. Kun-
möglicher Weg, in Zukunft nicht die Maschine
denservice und Montageeinsätze ließen sich
an sich, sondern eine garantierte Laufzeit der
somit vorausschauender planen und effizienter
Maschine an den Kunden zu verkaufen. Vor-
durchführen.
aussetzung sei dafür, dass Kundendaten und entsprechende Algorithmen zur Verfügung ste-
Der Blick auf die Digitalisierung wurde durch
hen, um die Risiken dieses Geschäftsmodells zu
Kurzvorträge von Stephan Frigge, Geschäfts-
minimieren.
3|18 DER Mittelstand. | BVMW
Foto: © BVMW
sem Punkt unterscheide sich die Entwicklung Dass sich die Digitalisierung auf alle relevanten
101
Beim Schutz der Umwelt ist der Mittelstand gefragt Wenn über Nachhaltigkeit gesprochen wird, fallen häufig Begriffe wie Energiewende, Green Economy und Artenvielfalt. Doch was konkret bedeutet eine nachhaltige Wirtschaftsweise für kleine und mittlere Unternehmen? Eine nachhaltige Wirtschaftsweise verbindet Öko-
Lieferketten ist in den Nachhaltigkeitsberichten
logie, Sozialverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit.
ein wichtiger Bestandteil. Als Zulieferer können
In der Agenda 2030 der Vereinten Nationen haben
somit auch kleinere Unternehmen von der neuen
sich die Staaten auf 17 universelle Nachhaltigkeits-
Richtlinie betroffen sein und dazu aufgefordert
ziele geeinigt, die bis 2030 erfüllt sein sollen. Diese
werden, umfangreiche Informationen zu ihrem
Ziele sind auch für den Mittelstand wichtig. Ins-
Nachhaltigkeitsmanagement vorzulegen. Diese
besondere bezahlbare, verlässliche und zeitgemä-
Maßnahme ist nicht ausschließlich mit Bürokratie
ße Energie, nachhaltiges Wirtschaftswachstum,
verbunden, denn der Schutz der biologischen Viel-
eine widerstandsfähige Infrastruktur, nachhaltige
falt kann für mittelständische Unternehmen ein
Industrialisierung, eine nachhaltige Konsum- und
erster Schritt zur Wahrnehmung der unternehme-
Produktionsweise sowie der Schutz der biologi-
rischen Gesellschaftsverantwortung sein.
schen Vielfalt sind dabei von Bedeutung. Die Biodiversität, also der Erhalt des Artenreich-
Unternehmen Biologische
tums, ist neben dem Klimawandel eines der größ-
Vielfalt 2020 (UBi 2020)
ten Nachhaltigkeitsthemen. Seit Jahren sinkt die
Zur Förderung der biologischen Vielfalt
Biodiversität weltweit, und das hat dramatische
arbeiten
Folgen: Immer mehr Arten gehen verloren und vie-
das Bundesamt für Naturschutz sowie Wirt-
le Ökosysteme werden zerstört – auch in Deutsch-
schafts- und Naturschutzverbände in der
land. Zurückzuführen ist diese Entwicklung auf
Dialog- und Aktionsplattform „Unternehmen
die Umweltverschmutzung, den Klimawandel, die
Biologische Vielfalt 2020“ zusammen. Das
Übernutzung der natürlichen Ressourcen und die
Ziel der Initiative ist, Handlungsmöglichkei-
Zerstörung von Lebensräumen. Um diesem nega-
ten in Industrie, Handel und Dienstleistungs-
tiven Trend entgegenzuwirken, bieten sich mittel-
sektor zu identifizieren. Als Spitzenverband
ständischen Unternehmen zahlreiche Möglichkei-
der deutschen Wirtschaft ist der BVMW
ten, einen Beitrag zum Schutz der Biodiversität zu
seit März 2018 Mitglied von UBi 2020.
das
Bundesumweltministerium,
leisten: angefangen bei der naturnahen Gestaltung des Firmengeländes über eine umweltfreundliche und ressourcenschonende Produktion bis hin zur Kontrolle der Lieferketten.
Seit Jahren nimmt die Biodiversität
Aufgrund neuer gesetzlicher Verpflichtungen und
Mittelständische Betriebe haben die Mög-
weltweit ab
Foto: © Christian Kruppa
durch den steigenden Druck von Politik und Kon-
lichkeit, diesem Trend entgegenzuwirken
sumenten nimmt die Bedeutung einer nachhalti-
Mögliche Maßnahmen sind zum Beispiel
gen Wirtschaftsweise in den Unternehmen zu. So
die naturnahe Gestaltung des Firmen-
verpflichtet eine neue EU-CSR-Richtlinie Unter-
geländes oder eine ressourcenschonende
nehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern ab dem
Produktion
Geschäftsjahr 2017 dazu, jährlich Nachhaltigkeitsberichte zu veröffentlichen. Die Einbeziehung der
https://bvmw.info/biodiversitaet
3|18 DER Mittelstand. | BVMW
Christian Menke BVMW Referent für Nachhaltigkeit, Energie, Mobilität und Umwelt christian.menke@bvmw.de
102
Wie man einen entführten Enkel steuerlich absetzt
Der entführte Enkel Paul Getty III (Charlie Plummer).
In seinem Film „Alles Geld der Welt“ möchte Regisseur Ridley Scott eine packende Entführung erzählen und zugleich über den Wert eines Menschenlebens philosophieren. Beides will ihm nur bedingt gelingen.
Drama USA 2017 FSK ab 12 Jahren
Was ist ein Menschenleben wert? Der Biochemi-
Schloss, wäscht aber seine Wäsche selbst. Für Gäs-
ker Donald T. Forman hat 1969 den reinen Mate-
te, die Ferngespräche führen wollen, hat er eine Te-
rialwert eines Individuums der Gattung Sapiens
lefonzelle aufgebaut. Getty ist ein grimmiger Geiz-
mit 3,50 Dollar veranschlagt. Lebensversicherer
hals und will keinen Cent zahlen. Sein Kalkül: er hat
bewerten den Verlust etwa der Beine mit 500.000
14 Enkel, das wäre eine Einladung an alle Kidnapper
Euro. Der deutsche Ökonom Hannes Spengler hat
der Welt. Buchhalterisch hat seine Rechnung ab-
2005 solche Versicherungszahlen und die Arbeits-
solut Sinn. Das Verlustgeschäft nach 13 weiteren
lohnentwicklungen in Hochrisikoberufen analy-
Geiselnahmen beliefe sich auf sagenhafte 238 Milli-
siert und errechnete einen Gesamtwert von 1,65
onen Dollar. Darf ein Unternehmer in seinen Nach-
Millionen Euro für ein Menschenleben.
wuchs zweiten Grades derart viel investieren? Eine Frage, die sich ein hinreichend empathischer Ge-
Der britische Regisseur Ridley Scott („Alien“,
schäftsmann gewiss nicht stellen würde, Getty in-
Regie: Ridley Scott
„Blade Runner“) verhandelt dieses Thema nun in
des tut genau das. „Wenige Dinge sind ihren vollen
einem Thriller: „Alles Geld der Welt“ erzählt die
Preis wert. Für meinen Enkel würde ich gar nichts
Drehbuch: David Scarpa
Geschichte eines spektakulären Entführungsfalles
zahlen“, sagt er zu Journalisten, nachdem die Ent-
des Jahres 1973. In Rom kidnappen Angehörige der
führung publik wird.
Mit: Michelle Williams, Mark Wahlberg, Christopher Plummer, Charlie Plummer u. a.
kalabrischen Mafia den 17-jährigen Paul Getty III
Ab 13. Juli erhältlich auf DVD und Blu ray
(Charlie Plummer), Enkel des Ölmagnaten J. Paul
Ein Schock für die Kidnapper und natürlich für die
Getty (Christopher Plummer, nicht verwandt). Der
Mutter des Jungen, Gail Harris (Michelle Williams),
junge Mann dürfte seinem Großvater mindestens
Ex-Frau von John Paul Getty II, dessen Alimente die
17 Millionen Dollar wert sein, so das Kalkül der Ent-
junge Frau und ihren Sohn gerade mal über Was-
führer. In der Tat könnte der alte Getty die Summe
ser halten. Sie kann das Lösegeld nicht aufbringen,
aus seiner Portokasse bezahlen; mit einem Vermö-
der Großvater will es nicht. Er bleibt kalt gegen-
gen von 1,6 Milliarden Dollar gilt der Ölmagnat zu
über ihrem Flehen. Untätig indes bleibt er nicht.
seiner Zeit als der reichste Mann der Welt.
Sein Sicherheitschef, Ex-CIA Mann Fletcher Chace (Mark Wahlberg), soll die Sache regeln, natürlich
Getty der Geizhals
möglichst kostenneutral. Der führt gemeinsam mit
Doch diese Rechnung vernachlässigt die Psycho-
Gail nun die Verhandlungen und hält die Entführer
pathologie der Superreichen. Getty lebt in einem
hin, die in ihrem Versteck in den kalabrischen Ber-
3|18 DER Mittelstand. | Kultur
Fotos: © TOBIS Film
Alles Geld der Welt
103
gen langsam mürbe werden. Ihre
Ambivalenz des Reichtums
Hoffnung auf schnellen Reichtum
Regisseur Scott lässt seinen Hauptdarsteller Chris-
wird enttäuscht, und sie gehen
topher Plummer so manch klugen Satz sagen, etwa,
den nächsten Schritt, der in der
dass reich werden keine Kunst sei, reich bleiben
Unterwelt branchenüblichen Ver-
dagegen schon. Und doch vermittelt „Alles Geld
wertungskette. Sie verkaufen ihre
der Welt“ die schlichteste aller Botschaften: Geld
Geisel an einen Investor.
macht nicht glücklich, es verdirbt den Charakter und deformiert Familien. Dabei hätte Scott die mo-
Das Menschenleben nach Steuerabzugsfähigkeit
ralisch-wirtschaftlichen Dilemmata seines Themas
Der stellt eine einfache Ge-
zynischer Kapitalist, während Regierungschefs für
winn-Verlustrechnung
an
viel tiefer ausloten können: Warum ist Getty ein
und
ihre Unnachgiebigkeit gegenüber terroristischen
macht ein neues Angebot: vier
Geiselnehmern bewundert werden? Eine Menge
Millionen Dollar statt 17 Mil-
Fragen tun sich auf – jenseits der konditionierten
lionen – die aber bitte pronto,
Abscheu, die der Zuschauer dem Widerling Getty
denn Zeit ist Geld. Er schneidet
gegenüber hegen soll. Doch sie sind das eigentliche
dem Paul ein Ohr ab und schickt
Thema des Films.
es einer italienischen Tageszeitung. Nun steht selbst der verkommene Geizhals Getty unter
Alles andere ist liebevoll inszeniert und ausge-
Druck. Er erklärt sich bereit, 2,8 Millionen in das
stattet, aber nicht immer liebevoll erzählt: Die
Leben seines Enkels zu investieren – als Darle-
Entführung, ein Fluchtversuch, die Befreiung, auf
hen, rückzahlbar mit vier Prozent Zinsen und für
über zwei Stunden dehnt Ridley Scott seine ein-
ihn steuerlich abzugsfähig. Außerdem soll, so er-
zige Frage: Wieviel ist ein Menschenleben wert,
klärt er beim Treffen mit seinen Anwälten und
und darf man überhaupt darüber nachdenken? Die
Sicherheitschef Chase, seine Ex-Schwiegertoch-
deprimierende Analyse seines Antihelden Getty:
ter Gail alle Sorgerechte an ihren geschiedenen
„Wird ein Mann reich, bekommt er alles, was er sich
Mann abgeben. Gail, deren Verzweiflung und
wünscht. Ein Abgrund tut sich auf, und der verdirbt
Wut unterdessen in kaltem Zynismus erstarrt ist,
Menschen, Ehen und Kinder. Deshalb liebe ich Din-
fügt sich. Auch die Geiselnehmer verzichten auf
ge, die enttäuschen mich nicht.“ Zumindest hat er
einen Teil ihres Gewinnes, und Paul Getty wird
begriffen, dass es mit dem reinen Materialwert von
freigelassen.
3,50 Dollar nicht getan ist.
John Paul Getty (Christopher Plummer).
„„
Darf ein Unternehmer in seinen Nachwuchs zweiten Grades derart viel investieren?
3|18 DER Mittelstand. | Kultur
Bernd Ratmeyer Wissenschaftsjournalist und Lektor mittelstand@bvmw.de
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„Ich mag die Provinz“ Bestsellerautorin Rita Falk im Gespräch mit DER Mittelstand. über fiktive Todesfälle, echte Obduktionen, Mitleid mit Großstädtern und Spaß am Filmset.
Rita Falk.
Von der Bürokauffrau zur Bestsellerautorin:
Ging es von da an automatisch steil nach oben?
Rita Falk setzt den Erfolg ihrer Krimis um den
Überhaupt nicht, denn zunächst bekam ich nur
Dorfpolizisten Franz Eberhofer fort. „Kaiser-
Absagen von Verlagen. Ich war frustriert und
schmarrndrama“, der neunte Fall der Serie, steht
traurig. Aber ich gab nicht auf, nahm mir eine Lite-
seit Wochen auf Platz 1 der Bestsellerlisten. Die
raturagentur, und von da an wendete sich alles ins
Gesamtauflage der 55-Jährigen liegt bei mehr
Positive. Man muss sich also immer wieder aufraf-
als 5,5 Millionen Exemplaren. Auch die Ver-
fen. Auf dem Sofa zu sitzen und zu jammern bringt
filmungen sind mit knapp drei Millionen Kino-
nichts.
besuchern sehr erfolgreich. Im August kommt die fünfte Adaption „Sauerkrautkoma“ auf die
In Ihrem aktuellen Krimi tauchen zwei Leichen
Leinwand.
auf. Haben Sie selbst schon einmal eine gesehen?
DER Mittelstand.: Stimmt es, dass Ihre Karriere
Gleich mehrere sogar. Die Münchner Kriminal-
auf einem Existenzgründungszuschuss beruht?
polizei hat mich mal durch ihre Büros geführt
Zum Teil schon. Ich wurde als Bürokauffrau ar-
und gemeint, als Krimiautorin müsste ich schon
beitslos und erzählte dem Berater beim Arbeits-
auch bei einer Obduktion dabei sein. Also bin ich
amt von meiner Buchidee. Der fand das interessant
mit zur Gerichtsmedizin und habe den Mitarbei-
und riet mir, einen Existenzgründungszuschuss als
tern dort beim Sägen und Schneiden zugeschaut.
Autorin zu beantragen. Daraufhin bekam ich neun
Die sind wirklich mit Werkzeug zugange, das
Monate lang Geld und schrieb in dieser Zeit nicht
man beim OBI kaufen könnte. Was mich erstaunt
nur meinen Roman „Hannes“ fertig, sondern auch
hat: Dort arbeiteten überwiegend junge Frauen,
meinen ersten Bestseller „Winterkartoffelknödel“
die machten ständig Witze und lachten. Das war
und die Hälfte von „Dampfnudelblues“.
eine total lockere Arbeitsstimmung.
3|18 DER Mittelstand. | Kultur
105
Klingt so, als ob auch Sie den
Haben Sie sich Ihren Serienhelden so vorge-
Anblick ganz gut vertragen haben.
stellt, wie ihn Schauspieler Sebastian Bezzel in
Im Gegensatz zu meinem Mann schon, ja. Der ist
den Verfilmungen spielt?
schneeweiß im Gesicht geworden und wieder
Genau so. Lange bevor ich überhaupt an eine
rausgegangen. Ich fand das Optische gar nicht am
Verfilmung denken konnte, habe ich Bezzel in
schlimmsten, sondern den Geruch. Es roch wie in
der BR-Fernsehserie „Franzi“ gesehen und ge-
einer Metzgerei nach einer frischen Schlachtung,
dacht: Der ist wie der Eberhofer. Als er spä-
ganz übel. Danach konnte ich wochenlang kein
ter dann zugesagt hat, die Rolle zu spielen,
Fleisch essen.
war ich überglücklich. Er ist die Idealbesetzung. Aber Simon Schwarz als Rudi Birken-
Die neun Bücher Ihrer Serie werden als „Provinz-
berger und der Rest des Teams spielen auch
krimis“ vermarktet. Hat Sie dieses Label nie ge-
hervorragend.
stört? Warum sollte es das? Ich mag die Provinz und fühle
Waren Sie schon einmal bei den Dreharbeiten?
mich ja selbst dort pudelwohl. Mit Menschen, die
Schon mehrmals, und ich hatte immer den Ein-
in einer Großstadt leben müssen, habe ich größtes
druck, dass alle großen Spaß haben. Einmal haben
Mitleid.
sich Sebastian Bezzel und Simon Schwarz kaum noch eingekriegt vor Lachen, und sie konnten vo-
Ihre Krimis spielen in dem fiktiven Dorf Nieder-
rübergehend nicht weiterdrehen. Das zu sehen ist
kaltenkirchen. Basiert es auf einem realen Ort?
für mich als Autorin natürlich wunderbar.
Nicht auf einem bestimmten. Aber die Dörfer rund um Landshut sind schon sehr ähnlich, und die Leu-
Das Interview führte Günter Keil.
te dort ticken so ähnlich wie meine Figuren. Wenn ich allerdings einen echten Ort genommen hätte, wären bestimmt viele sauer gewesen, so nach dem Motto: So durchgeknallt, wie du uns beschreibst, sind wir doch gar nicht! Und ich hätte geantwortet: Doch, so seid ihr! Dadurch, dass ich Niederkaltenkirchen erfunden habe, läuft es genau umgekehrt: Niemand fühlt sich auf die Füße getreten, und viele glauben, dass ich über ihr Dorf schreibe. Haben Sie Ihre Hauptfigur tatsächlich aus den Erzählungen Ihres Ehemannes, eines ehemaligen Polizisten, geformt? Als Robert noch bei der Polizei gearbeitet hat, haben mich tatsächlich viele seiner Geschichten inspiriert. Damals bin ich auch oft auf Weihnachtsfeiern und Sommerfeste der Polizei mitgegangen – die Erzählungen der Kollegen wurden immer
Rita Falk
schräger, je mehr Bier geflossen war.
Kaiserschmarrndrama dtv
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Foto: © Astrid Eckert
nach einem festgelegten Plan? Früher habe ich mehr drauflos geschrieben, und
9. August 2018: Kinostart
einmal ist es mir deswegen passiert, dass ich erst
„Sauerkrautkoma“
im 20. Kapitel merkte, noch keinen Mörder zu ha-
6. August 2018:
ben. Seitdem lege ich den Krimiplot fest, bevor ich
„Grießnockerlaffäre“ ARD
anfange. Andererseits geschieht noch immer sehr viel spontan. Manchmal verarbeite ich auch Dinge,
www.franz-eberhofer.de
die ich an diesem Tag gerade erlebe.
3|18 DER Mittelstand. | Kultur
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Im Aufzug mit Herrn Peng
Guido Augustin macht sich Gedanken über unsere Welt und ihre Bewohner
Der Elevator Pitch gehört zum Rüstzeug des
ritualisierte Komik, die wir beide sehr schätz-
Unternehmers wie Homepage und Visitenkarte.
ten. Ich erklärte ihm, dass so ein Elevator Pitch
Doch, so lehrte mich Herr Peng, kaum einer weiß,
die Situation beschreibe, dass ein mir wichtiger
was das wirklich ist.
Mensch in den Aufzug steigt. Einer, den ich gerne zum Kunden hätte. Und den ich während der kur-
Herr Peng war schon als Kind vom Motorsport
zen Fahrzeit überzeugen könne.
besessen. Weil er möglichst schnell in möglichst schnellen Autos im Kreis fahren wollte, kam er
„Nein, Herr Augústin“, sagte Herr Peng. Ich war
als junger Mann nach Deutschland. Nach einer
verblüfft und bat ihn höflich, mir zu verraten, was
ersten Karriere als Bänker machte er sich selbst-
denn ein Elevator Pitch sei. „Ein Elevator Pitch,
ständig und ließ Menschen in schnellen Autos auf
Herr Augústin, ist dazu da, damit Menschen, die
Rennstrecken gegen Geld im Kreis fahren. Parallel
nicht Ihre Kunden werden sollen, das möglichst
dazu war er Persönlichkeits-Coach – mein Coach.
schnell verstehen.“ Es geht darum, dass wir uns so klar positionieren, dass Menschen sofort wis-
Mittlerweile habe ich Herrn Peng ganz an den
sen, ob sie zu uns passen oder nicht. Es gibt genug
Rennsport verloren, er lässt jetzt sehr reiche Chi-
(potenzielle) Kunden auf dieser Welt – wenn jeder
nesen in sehr schnellen Autos auf Rennstrecken
die findet, die optimal zu ihm passen, wird jeder
für sehr viel Geld im Kreis fahren. Doch an unsere
glücklich. Ideale Kunden, das bedeutet mehr Um-
Telefonate erinnere ich mich noch lebhaft.
satz pro Kunde mit steigender Tendenz, Freude an der Arbeit, mehr Zeit für die wichtigen Dinge,
Eines Tages fragte er mich: „Herr Augústin, wis-
ein spektakuläres Leben.
Guido Augustin BVMW Pressesprecher Rheinhessen Kommunikationsberater ga@guidoaugustin.com
thentizität zu erhöhen, pflegte meinen Namen
Das Gegenteil, also Kunden, die nicht zu mir pas-
auf dem „gus“ zu betonen, also „Augústin“, ein
sen, bedeutet schmale Renditen, Bauchschmer-
bisschen wie „Jehóva“. Selbstverständlich wisse
zen beim Kundenkontakt, miese Bewertungen,
ich das, gab ich entrüstet zurück.
öffentliche Debatten, Hamsterrad ohne Fortschritt. Und genau die ekelt mein Elevator Pitch
„Dann sagen Sie mir bitte, was ein Elevator Pitch
raus, wenn er gut gemacht ist. Es bleiben die Gu-
ist, Herr Augústin!“ Unsere Dialoge hatten eine
ten. Ist das nicht herrlich?
3|18 DER Mittelstand. | Kultur
Foto: © Heike Rost
sen Sie, was ein Elevator Pitch ist?“ Um die Au-
Expertenpool
Mitglieder sagen über uns... "Mit der Beratung von krisengefährdeten, mittelständischen Unternehmen übernehmen wir eine verantwortungsvolle Aufgabe. Der IBWF unterstützt uns bei dieser Tätigkeit. Sei es durch den fachlichen Austausch in den Bundesarbeitskreisen oder durch einen großen, fachübergreifenden Expertenpool.“ Stefan Burk, Vorstand BURK AG
„Meine Kunden legen Wert auf Qualität und Professionalität. Als zertifiziertes Mitglied im Beraternetzwerk habe ich mit dem Gütesiegel des IBWF ein Alleinstellungsmerkmal. Ich schätze das Netzwerken und den kollegialen Austausch bei hochkarätigen Veranstaltungen und im persönlichen Kontakt mit Mitgliedern des IBWF sehr. Thomas Kiefer, THOMAS KIEFER GmbH
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