DER Mittelstand. Ausgabe 04/2017

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04 / 2017 | August / September 2017 | 4,90 Euro

Total digital – Arbeitswelt 4.0 Chancen und Gefahren

Junger Mittelstand im BVMW Arbeitswelt 4.0: Menschen machen Innovationen Prof. Dr. -Ing. Dieter Spath

Parteiprogramme zur Bundestagswahl 2017

Schöne neue Arbeitswelt? Till Mönig


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Schuldner unter sich

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eht es um das Thema Verschuldung, zeigen deutsche Politiker und Ökonomen gern mal mit dem Finger auf die südeuropäischen Problemländer. Kritik etwa an der Staatsschuldenquote Italiens von fast 140 Prozent des BIP ist zweifellos berechtigt. Dennoch wäre etwas mehr Demut durchaus angebracht. Was viele hierzulande nämlich nicht wissen oder wahrhaben wollen, Deutschland ist bei seinen europäischen Nachbarn hoch verschuldet. Die Verbindlichkeiten von Bundesbank, Bund, Ländern, Kommunen, Unternehmern und Privatleuten zusammengerechnet, stehen wir momentan mit 4,6 Billionen Euro beim Ausland im Minus. Pikant: unser mit Abstand größter Gläubiger ist Großbritannien. Auf die Brexit-Briten entfallen etwa 720 Milliarden Euro. Den übrigen EU-Mitgliedsländern schuldet Deutschland 72 Prozent der Gesamtsumme. Besonders bedenklich ist die Tatsache, dass unsere derzeitige Verschuldung erschreckende 870 Milliarden Euro über dem Pegel von 2009 liegt. Zudem hat die EZB-Politik des billigen Geldes Deutschlands Zinslast seit 2008 um insgesamt 240 Milliarden Euro vermindert. Mit anderen Worten: Aus der Finanzkrise wurde auch hierzulande (zu) wenig gelernt. Und ohne Schäubles häufig kritisierten Sparkurs fiele das Ergebnis noch niederschmetternder aus.

Foto: Thomas Imo

Wie die Bilanz der USA, beispielsweise. Einer Supermacht auf tönernen Füßen, denn Wachstum und Wohlstand beruhen weitgehend auf Verschuldung. Allein die privaten Schulden summieren sich inzwischen auf 12,7 Billionen (!) Dollar. Schon einmal haben faule US-Kredite die Weltwirtschaft ins Wanken gebracht. Jetzt könnte sich der Wahnsinn wenn auch unter anderen Vorzeichen wiederholen. Diesmal geht die Gefahr vor allem von Autokrediten aus. Sie machen zwar „nur“ neun Prozent der privaten Kredite in den USA aus. Die Branche versucht jedoch gerade, die abflauende heimische

Autokonjunktur mit attraktiven Angeboten anzuheizen – auf Pump, versteht sich. Zudem ziehen die Zinsen an. Das bürdet den Schuldnern zusätzliche Lasten auf. Vor diesem Hintergrund warnt die hoch angesehene Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel bereits vor einer neuen Schuldenkrise. Höhere Zinssätze könnten „die Schuldendienstquoten in einigen Ländern auf ein besorgniserregendes Niveau treiben“, heißt es volkswirtschaftlich verklausuliert im jüngsten Jahresbericht. Welche Länder das sind, verrät ein Blick in die BIZ-Statistik. Und da findet sich manche Überraschung: So erreichte in der nach außen scheinbar soliden Schweiz Ende 2016 die Verschuldung der Haushalte 128 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Oberhalb der 100-Prozent-Marke rangieren aber auch Australien mit 123 Prozent oder die Niederlande mit 110 Prozent des BIP. Zur Erinnerung: Die Konvergenzkriterien sehen für die Länder der Europäischen Union eine maximale Schuldenlast von 60 (!) Prozent der Wirtschaftsleistung und ein jährliches Haushaltsdefizit von höchstens drei Prozent vor. Aber Papier ist bekanntlich geduldig. Und deshalb ist in Sachen Schuldenmachen keine Kursänderung zu erwarten. Nicht in Athen, nicht in Rom, und leider auch nicht in Paris. So dürfte Frankreich in diesem Jahr entgegen allen offiziellen Bekundungen erneut die Maastricht-Hürde reißen. Hielte Präsident Emmanuel Macron tatsächlich eisern Sparkurs, würde er Wähler und Gewerkschaften verprellen. Vermutlich wird er deshalb die Zügel locker lassen – und so die übrigen Schuldenländer beim Leben auf Pump bestärken.

Mario Ohoven

EDITORIAL

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Mario Ohoven Präsident Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) und Europäischer Mittelstandsdachverband European Entrepreneurs (CEA-PME), Herausgeber „DER Mittelstand.“


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INHALT

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POLITIK

28 G-20-Gipfel junger Unternehmer

6 Deutschland-News

KOLUMNE

8 Digitale Transformation: Auf den Mittelstand kommt es an

30 Journalisten, verlasst uns nicht!

G-20-Gipfel junger Unternehmer

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IBWF

31 Fortbildung: analog oder digital? 32 Führung benötigt Führung

34 Digitaler Wandel leicht gemacht 36 Schöne neue Arbeitswelt?

SERVICE

38 News

10 Bürger und Betriebe wünschen Steuerentlastung 12 Arbeitswelt 4.0: Menschen machen Innovationen

40 Wie Mitarbeiter mitgenommen werden müssen 42 Neue Unternehmer braucht das Land 44 Teamworx 4.0

14 Parteiprogramme zur Bundestagswahl 2017 18 Mittelstandspräsident im Dialog

45 Neue Arbeitswelt neue Personalpolitik

21 Engagiert für Energie

46 Cyberversicherung – passgenau absichern

22 Wie der Staat am Stromverbrauch verdient

48 Digitalisierung richtig organisieren

Wie Mitarbeiter mitgenommen werden müssen

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52 Recht 4.0 im Unternehmen 54 Ressourceneffizienz durch Industrie 4.0 55 Aufgepasst beim Cyber-Security-Recht! 56 Produktrecht braucht Struktur 57 Neue Wege: erfolgreich Fachkräfte suchen

24 Europa-News 26 „Die Euro-Zone muss reformiert werden“

58 Betriebsrentenreform ist Mogelpackung 59 Fintechs – Finanzierungspartner für den deutschen Mittelstand?


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60 Siebanlagen digital

Museum 4.0 für den Wein

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61 Stufen der Gesundheit 64 Fotoshopping leicht gemacht! 66 Finanzkolumne „Über Ihr Geld“ Auslands-Aktionäre 67 Digital, flexibel, legal 68 Steuern auf den Punkt Vermögensplanung in der Famile 69 Kleine Helfer

90 Technik fürs Leben

70 Buchtipps

92 Maßgeschneidert und formvollendet

72 BVMW-Veranstaltungskalender

94 Der BVMW – Nutzen durch Vernetzung

74 The Founder

96 Neustart hinter Gittern

76 Sherlock Holmes in New York

97 Nützliche Partnerschaft – Bundeswehr und Mittelstand

KULTUR

78 „Solange es Armut gibt, gibt es Verbrechen“ 80 Museum 4.0 für den Wein

97 Impressum Maßgeschneidert und formvollendet

BVMW

92

82 News 84 Heiße Boots für Feuerwehrfrauen 86 Vom Jungverleger zum bundesweiten Messepionier

88 Kleinsten Bläschen auf der Spur – Ultraschalltechnik aus Sachsen-Anhalt

Cyberversicherung – passgenau absichern

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ANGEZÄHLT

98 Arbeitswelt 4.0 in Zahlen

INHALT

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POLITIK

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Deutschland-News Erwerbstätige werden immer älter

BVMW-Politiktalk der anderen Art

Spitzenpolitiker auf der (BVMW-)Bühne.

Das Alter der erwerbstätigen Deutschen ist in den letzten 25 Jahren im Durchschnitt um mehr als vier Jahre gestiegen. Im Jahr 2015 waren Erwerbstätige durchschnittlich 43,4 Jahre alt. Diese Entwicklung weicht vom Trend der Altersstruktur in der Gesamtbevölkerung ab. Hier sank das Durchschnittsalter im Jahr 2015 erstmals seit der Wiedervereinigung. Laut Statistischem Bundesamt unterscheidet sich das Durchschnittsalter berufstätiger Frauen und Männer dabei kaum voneinander.

BVMW Sachsen und Freie Wähler finden Gemeinsamkeiten Am Rande der Landestagung des BVMW Sachsen gab es ein Treffen mit dem sächsischen Landesvorsitzenden der Freien Wähler, Steffen Große. In einem Sondierungsgespräch mit Politikchef Patrick Meinhardt zeigten sich vor allem bei regionalpolitischen Themen viele Gemeinsamkeiten von BVMW und Freien Wählern: So zum Beispiel beim Breitbandausbau sowie wie bei Forderungen zu Entbürokratisierung und Steuererleichterungen. Die Freien Wähler sind die zweitstärkste kommunalpolitische Kraft im Freistaat. Zu ihren Zielen gehören unter anderem die Stärkung der kommunalen Selbstverwaltung und die Förderung regionaler Wirtschaftskreisläufe.

Die fünf Politiker kennen sich gut – dank des BVMW. Drei von ihnen sind oder waren im Politischen Beirat des BVMW: Dr. Gregor Gysi (Die Linke), Cem Özdemir (Grüne), Thomas Strobl (CDU). Ute Vogt (SPD) war bereits mehrfach Gast beim BVMW und FDP-Spitzenkandidat Michael Theurer (FDP) fügte sich freundschaftlich in das Tableau. Sie präsentierten sich auf der Bühne des Stuttgarter Renitenztheaters. Leitfaden für TV-Moderator Michael Steinbrecher war das BVMW-Unternehmerwahlprogramm. Immer wieder mischte er sich mit Fragen unter die rund 250 Zuschauer. Die beiden Organisatoren, Roland Mahr (Theater) und Dr. Ulrich Köppen (BVMW), ernteten im Anschluss reichlich Lob vom Publikum: „Keine Politshow, sondern echte Informationen und vertrauenerweckende Äußerungen“, hieß es übereinstimmend.

Praxisnahe Impulse zur Digitalisierung Als Vorreiter der Digitalisierung erweist sich das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Berlin unter Leitung des BVMW. „Die Workshops des Kompetenzzentrums liefern jede Menge Gemeinsam digital: Wirtschaftsstaatssekretär Wiese praxisnahe und akti(Mitte) mit Unternehmern und Mitarbeitern des vierende Impulse, wie Kompetenzzentrums. wir Digitalisierungsprozesse im Unternehmen angehen können“, so Inga Kühne, Senior Projektmanagerin der Beos AG. Gemeinsam mit Experten des Kompetenzzentrums und Mittelständlern tauschte sie sich mit Dirk Wiese, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, über die Unterstützung durch _Gemeinsam digital aus. „Die Gespräche im Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Berlin haben gezeigt, dass praxisorientierte Angebote den Unternehmen in kurzer Zeit viel bringen. Den Mittelstand langfristig und mit regionalen Anlaufpunkten bei der Digitalisierung zu unterstützen, ist gut und enorm wichtig“, betonte Wiese. Das Treffen fand zwischen vernetzten Maschinen in der Lernfabrik Berlin-Adlershof statt. Hier, wie auch in den anderen bundesweit eingerichteten Kompetenzzentren, können sich Unternehmen von der digitalen Produktion zum Anfassen inspirieren lassen. Weitere Infos unter: www.gemeinsam-digital.de

Foto links oben: ©zinkevych - fotolia.com; Foto rechts oben: ©Ulrich Köppen

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Kaufkraft der Löhne steigt

EU und Japan gegen Protektionismus

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Erfolgreich vernetzen für den Mittelstand. Der BVMW bündelt die Kräfte des unterneh­merischen Mittelstands. National und internatio­ nal vertritt er erfolgreich die Interessen der kleinen und mittleren Unternehmen gegenüber der Politik – branchenübergreifend und parteipolitisch unabhängig.

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Die Stimme des Mittelstands.

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Der BVMW.

Foto rechts oben: ©Tryaging - istock.com

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Quelle: Grafik BVMW, Ursprungsdaten IW Köln (2017)

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Die westdeutsche Durchschnittliche Arbeitszeit in Stunden Bevölkerung kann 80 sich heute mehr leisten als noch vor 1991 25 Jahren. Dies 2016 70 zeigt ein aktueller Bericht des IW Köln. Demnach 60 mussten die Westdeutschen 2016 für bestimmte Produk50 te weniger Arbeitszeit aufbringen als 1991. Während 40 man zum Beispiel 1991 für ein Stück Butter oder eine 30 Packung Zucker noch rund sechs Minuten arbeiten 20 musste, benötigte man 2016 lediglich vier Minuten für 10 das Stück Butter, für die Packung Zucker sogar nur drei 0 Minuten. Neben Nahrungsmitteln entwickelte sich die Kaufkraft der Löhne für Technikprodukte ebenfalls positiv. So ist eine Waschmaschine heute in weniger als 23 Stunden verdient, wohingegen es 1991 noch fast 53 Arbeitsstunden waren. Verteuert haben sich dagegen die Strompreise und Dienstleistungen. Auf den halben Liter Bier ist weiterhin Verlass: Wie 1991 kostet dieser auch heute noch drei Minuten Arbeitszeit.

POLITIK

Der BVMW • repräsentiert mit seiner Mittelstandsallianz mehr als 530.000 Unternehmen aller Branchen, die über zehn Millionen Mit­ arbeiter beschäftigen • ist mit rund 300 Geschäfts­ stellen bundesweit vertreten • hat mit den Repräsentanten vor Ort mehr als 700.000 Unternehmerkontakte jährlich • bietet über 2.000 Veranstaltungen im Jahr • ist führendes Mitglied in der europäischen Dachvereinigung nationaler Mittelstands­ verbände.

Mit US-Präsident Donald Trump haben sich über Jahrzehnte sicher geglaubte Positionen in Bezug auf den Freihandel innerhalb kurzer Zeit drastisch gewandelt. Während sich die USA, protektionistischen Tendenzen folgend, unter dem Motto „America first“ aus den internationalen Handelsbeziehungen zunehmend zurückziehen und z. B. TPP, das transpazifische Freihandelsabkommen, schon aufgekündigt haben, ist das Schicksal von TTIP gegenwärtig ungewiss. Mit Japan ist die EU deutlich weiter. Nach vier Jahren Verhandlungen über das Freihandelsabkommen mit unserem japanischen Partner steht Jefta bis zum Jahresende vor dem Abschluss und soll 2019 in Kraft treten. Damit entsteht die größte Freihandelszone der Welt, die für rund ein Drittel der weltweiten Wirtschaftsleistung verantwortlich ist. Der Handel zwischen Deutschland und Japan erreichte 2016 rund 40,3 Milliarden Euro; die Exporte nach Japan lagen bei etwa 18,4 Milliarden Euro, die der Importe nach Deutschland bei 22 Milliarden Euro. Im Vergleich zu den USA ist dies allerdings nur ein Bruchteil. So betrug das Handelsvolumen mit den USA 2016 rund 165 Milliarden Euro. Auf der Liste der wichtigsten Handelspartner Deutschlands liegt Japan auf Platz 17, die USA auf Platz 1. Trotz des gewaltigen Unterschieds rechnen das ifo-Institut und die Bertelsmann-Stiftung damit, dass Deutschland nach einer Anlaufphase von zehn Jahren mit 3,4 Milliarden Euro jährlich vom Freihandelsabkommen mit Japan profitieren könnte. Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass neue Verhandlungen zwischen der EU und den USA weniger ambitioniert sein werden. Folgerichtig dürften Wohlfahrtseffekte durch die Abschaffung von Zöllen und Zollformalitäten geringer ausfallen.

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POLITIK

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Digitale Transformation: Auf den Mittelstand kommt es an Digitalisierung ist mehr als der technische Vorgang der Umwandlung von Informationen in elektronische Signale. Das Zusammenspiel aus Digitalisierung von Informationen, der zunehmenden Kapazität zur Verarbeitung von riesigen Datenmengen in Sekundenschnelle (Big Data) und der Vernetzung quasi aller Menschen und Dinge ist Triebfeder eines Transformationsprozesses, der Wirtschaft, Arbeit und Gesellschaft erfasst hat.

WEISSBUCH

D I G I TA L E P L AT T F O R M E N Digitale Ordnungspolitik für Wachstum, Innovation, Wettbewerb und Teilhabe

bvmw.info/ weissbuchDigitaleplattformen

Geschäftsmodelle, Wertschöpfungsketten und Produktionsabläufe in allen Branchen sind im Umbruch. Dabei sind gerade digitale Plattformen auf dem Siegeszug: Sechs der zehn wertvollsten global agierenden Unternehmen sind digitale Plattformen. Unter den Technologieunternehmen werden Riesen wie Intel oder IBM auf die Plätze verwiesen. Sowohl die Marktkapitalisierung als auch der Unternehmenswert der führenden Plattformen haben sich in den vergangenen zehn Jahren verfünffacht. Zusammen mit Microsoft, Tencent, Alibaba und Baidu beträgt die Marktkapitalisierung von Apple, Alphabet (Google), Facebook oder Amazon 2.572 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Das war ungefähr das gesamte Bruttoinlandsprodukt der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2010. Die Digitalisierung, insbesondere die Plattformökonomie fordert Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft wie Wettbewerb, Vertragsfreiheit und Privateigentum heraus: Wie kann Wettbewerb gesichert werden, wenn Netzwerkeffekte über Konzentrationstendenzen zu Marktverschlüssen führen können? Wie kann Vertragsfreiheit gewahrt bleiben, wenn die Datenkontrolle durch Plattformbetreiber Informationsungleichgewichte entstehen lässt? Welche Rolle spielt Eigentum, wenn Daten zum zentralen Gut werden, das jedoch beliebig zu vervielfältigen ist?

Die Politik muss hierauf Antworten formulieren und Orientierung geben. Mit dem Weißbuch Digitale Plattformen hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie ein wirtschaftspolitisch ausbalanciertes und tragfähiges Regel- und Wertegerüst entwickelt. Es soll helfen, die großen Chancen der


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Digitalisierung für die deutsche Wirtschaft zur Entfaltung zu bringen. Die Politik kann die Rahmenbedingungen optimieren, unternehmerische Strategien und Konzepte kann sie nicht verordnen.

wissenschaftlicher Forschung und Anwendungsorientierung, auf einer etablierten und konstruktiven Sozialpartnerschaft und einem System von Regeln, das Wettbewerb fördert und sozialen Ausgleich vorsieht.

Ich bin überzeugt: Die Wirtschaft, insbesondere der Mittelstand ist dazu bereit und in der Lage, die Herausforderungen der Digitalisierung erfolgreich zu bestehen. Die Qualität und Zuverlässigkeit deutscher Unternehmen ist weltweit anerkannt und geachtet. Sie beruht auf vielen Stärken: auf Unternehmertum

Dieses System ist leistungsfähig, weil es organisch gewachsen ist. Und es hat gezeigt, dass es sich immer wieder schnell und flexibel an neue Herausforderungen anpassen kann. Wir müssen unsere wirtschaftlichen Stärken mit den Potenzialen insbesondere der Plattformökonomie verschmelzen. Das Internet der Dinge rückt stärker ins Zentrum. Die deutsche Wirtschaft hat mit der Industrie und produktnahen Diensten eine starke Ausgangsposition für die Industrie 4.0.

POLITIK

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Auf den Mittelstand wird es entscheidend ankommen. Mittelständische Unternehmen sind die Basis der deutschen Wirtschaft: Über 99 Prozent aller Unternehmen in Deutschland sind Mittelständler. Sie erwirtschaften mehr als die Hälfte der Wertschöpfung, stellen fast 60 Prozent aller Arbeitsplätze und rund 82 Prozent der betrieblichen Ausbildungsplätze bereit.

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Diese Stärke in der industriellen Wertschöpfung kann auch Basis für eine neue Stärke im digitalen Zeitalter sein. Um diese Transformation zu schaffen, müssen wir digitale Plattformen und Plattformstrategien in die deutsche und europäischen Volkswirtschaften einbetten. Dies kann nur gelingen, wenn Unternehmen entsprechende Ziele aufstellen und Strategien entwickeln. und Innovationsfähigkeit, auf einer exzellenten Infrastruktur und einem engmaschigen Netzwerk von Großunternehmen sowie kleineren und mittelgroßen Unternehmen, auf der Kombination von industrieller Kompetenz und produktionsnahen Dienstleistungen, auf der Zusammenarbeit von

Von entscheidender Bedeutung ist, dass Digitalisierung und Vernetzung nicht nur als Mittel zur Effizienzsteigerung und für inkrementelles Wachstum angesehen werden, sondern als transformative Kraft auf Geschäftsmodelle, Produktionsabläufe und Wertschöpfungsketten. Daher brauchen wir nicht nur qualifizierte Fachkräfte und lebendige Sozialpartnerschaften, sondern auch digital souveräne Unternehmensführungen. 

Matthias Machnig Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie

Foto: ©Michael Voi; Illustration: ©Julien Eichinger – fotolia.com

Mit dem Weißbuch Digitale Plattformen hat das Bundesministerium f ür Wirtschaft und Energie ein wirtschaftspolitisch ausbalanciertes und tragf ähiges Regel- und Wertegerüst entwickelt.


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POLITIK

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Bürger und Betriebe wünschen Steuerentlastung Jetzt wird es ernst: SPD und Union eröffnen mit ihren Steuerkonzepten die heiße Phase des Wahlkampfs. Beim Abbau des Solidaritätszuschlags und bei der Reform des Einkommensteuertarifs wird deutlich: Die Konzepte beider Parteien greifen insgesamt zu kurz.

Partner der Mittelstandsallianz Noch nie war die Belastung der Bürger und Betriebe mit Steuern, Sozialversicherungsbeiträgen und Quasisteuern wie beispielsweise Rundfunkbeitrag oder EEG-Umlage so hoch wie in diesem Jahr. Erst ab dem 19. Juli 2017 arbeiten die Steuerzahler rein rechnerisch für ihr eigenes Portemonnaie. Von jedem verdienten Euro bleiben damit nur 45,4 Cent übrig. 45,4 Cent aus denen auch noch staatlich beeinflusste Müll-, Wasser-, Abwasser-, oder Kita-Gebühren zu zahlen sind. Auch die staatlich empfohlenen Rücklagen für die eigene Altersvorsorge oder den Pflegefall sind noch nicht enthalten. Es ist Zeit für eine spürbare Entlastung aller Bürger und Betriebe in Deutschland. Dafür müssen beide Parteien den Mut aufbringen, aus dem verfassungswidrigen Soli auszusteigen und den Lohn- und Einkommensteuertarif zu reformieren

Korrekturen am Lohnund Einkommensteuertarif gehen nicht weit genug Beide Parteien sind sich einig: Kleine und mittlere Einkommen sollen entlastet werden. Dabei setzt die SPD auf Umverteilung. Sie will Steuersenkungen im unteren Bereich des Einkommensteuertarifs mit einer stärkeren Belastung höherer Einkommen verbinden. Das bedeutet: Ab einem zu versteuernden Einkommen von 76.200 Euro soll ein Steuersatz von 45 Prozent fällig werden, ab 250.000 Euro gelten sogar 48 Prozent. Hingegen möchte die Union alle Einkommen entlasten. Eine Entlastung von jährlich 15 Milliarden stellt sie in Aussicht. Doch wie genau? Das bleibt im Dunkeln. Bekannt ist lediglich, dass der Spitzensteuersatz erst bei einem steuerpflichtigen Einkommen von 60.000 Euro im Jahr greifen soll. Über den genauen Verlauf des Tarifs herrscht Stillschweigen.

So bleiben beide Parteien weit hinter den Erwartungen der Steuerzahler zurück. Vor allem die Mitte wird über Gebühr belastet. Das muss sich ändern. Es ist Zeit für eine umfassende Entlastung vor allem bei der Lohn- und Einkommensteuer. Der Bund der Steuerzahler (Bdst) hat einen eigenen Tarif-Vorschlag auf den Tisch gelegt, der alle Fehler des derzeitigen Tarifverlaufes korrigiert: Der Tarif muss abgeflacht, „auf Räder“ gestellt und somit mindestens an die Inflation angepasst werden. Vor allem der „Mittelstandsbauch“ – der besonders steile Anstieg des Tarifs zu Beginn – muss dabei deutlich abgeflacht werden. Zudem fordern wir, dass der Spitzensteuersatz von 42 Prozent erst ab 80.000 Euro fällig wird. Derzeit greift er schon bei 54.000 Euro, was etwa dem 1,3-fachen des durchschnittlichen Verdienstes entspricht. Eine solche Steuersenkung würde alle Einkommensgruppen entlasten, insbesondere die hart arbeitende Mittelschicht und die mittelständische Wirtschaft.

Soli-Abschaffung – für alle und sofort Beide Parteien wollen endlich aus dem Solidaritätszuschlag aussteigen: Während die Union das vollständige Soli-Aus bis 2030 hinauszögert, will die SPD zwar deutlich schneller aussteigen, aber zunächst nur für untere und mittlere Einkommensbezieher. Ein zu versteuerndes Einkommen von mehr als 52.000 Euro soll weiterhin mit den Soli belastet werden. Damit wird deutlich: Beide Parteien brauchen mehr Courage beim Ausstieg au dem leidigen Solidaritätszuschlag. Denn Tatsache ist, dass der Soli zwischen 2017 und 2019 rund 55 Milliarden Euro in die Bundeskasse spült. Zugleich wird der Bund aber nur 13 Milliarden an die neuen Länder


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Die Politik sollte sich ohne Wenn und Aber zum schnellen Soli-Ende bekennen.

überweisen – ein Profit von 42 Milliarden Euro zu Lasten der Steuerzahler. Mit dem Auslaufen des Solidarpakts II im Jahr 2019 gibt es keine politische Rechtfertigung mehr für den Soli. Die Politik sollte sich ohne Wenn und Aber zum schnellen Soli-Ende bekennen. Der Zuschlag muss für alle Steuerzahler – egal, wie viel sie verdienen – und auch für Unternehmen abgeschafft werden. Denn: Das Soli-Ende ist kein Wahlkampfgeschenk, sondern nur die Einlösung eines alten Versprechens.

Der Bund der Steuerzahler – das Steuergewissen der Nation Seit 1949 ist der Steuerzahlerbund das Steuergewissen der Nation und spricht für rund eine Viertelmillion Mitglieder. Er ist damit die größte Steuerzahler-Organisation der Welt. Dabei auch immer im Blick: die Interessen von Mittelschicht und Mittelstand. Vier Markenzeichen prägen das Bild des Bundes der Steuerzahler in Politik und Öffentlichkeit. Die Schuldenuhr: Großflächig und auffallend leuchtet die Schuldenuhr jedem Passanten der Reinhardtstraße 52 in Berlin entgegen. Dem Bund der Steuerzahler ist es mit dieser Schuldenuhr gelungen, erstmalig die Staatsverschuldung, die Pro-Kopf-Verschuldung und den sekündlichen Schuldenzuwachs zu visualisieren. Damit war das Thema Staatsverschuldung und seine Folgen nicht mehr nur in der Wissenschaft verankert, sondern in der öffentlichen Debatte. Das Schwarzbuch: Als einzige private Mitgliederorganisation prüft der Bund der Steuerzahler die Staatsausgaben. Ob das Steuergeld der Bürger und Betriebe sinnvoll eingesetzt wird, ist

die entscheidende Frage. Der BdSt deckt immer wieder Fälle öffentlicher Verschwendung auf. Neben der Rechercheplattform für Verschwendungsfälle www.schwarzbuch.de, veröffentlicht der Bund der Steuerzahler jedes Jahr im Herbst sein „Schwarzbuch“. Damit macht der Steuerzahlerbund Druck auf die politischen Verantwortlichen. Denn niemand möchte dort namentlich genannt werden. Steuerzahlergedenktag: Seit dem 19. Juli 2017 3:27 Uhr arbeiten Sie für sich. Alles was Sie vorher erwirtschaftet haben, geht rein rechnerisch an den Staat. Den Steuerzahlergedenktag nimmt der Bund der Steuerzahler jedes Jahr zum Anlass, in einem ausführlichen Belastungs-Check auf die steigende Belastung der Steuerzahler hinzuweisen und konkrete Lösungsvorschläge zu präsentieren. Die politische Debatte über notwendige Korrekturen am Steuerrecht wird damit regelmäßig neu entfacht. Musterprozesse: Neben den politischen Kampagnen unterstützt der Steuerzahlerbund seit 2008 auch eine Klage gegen den Soli, die es bis vor das Bundesverfassungsgericht geschafft hat. Schon in der Vergangenheit konnte der BdSt durch verschiedene Musterverfahren die Rechte der Steuerzahler durchsetzen, so zum Beispiel im erfolgreichen Verfahren gegen die Kürzung der Pendlerpauschale. 

Das Schwarzbuch, der Belastungs-Check, BdSt-Fahrtenbücher sowie die Broschüre „60 Vorschläge zur Vereinfachung des Steuerrechts“ können kostenfrei über die ServiceHotline bestellt werden: 0800 - 883 83 88.

Reiner Holznagel Präsident des Bundes der Steuerzahler Deutschland www.steuerzahler.de


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Arbeitswelt 4.0: Menschen machen Innovationen Die Digitalisierung führt besonders im Mittelstand zu Veränderungen der Arbeitswelt. Damit gehen auch Sorgen der Beschäftigten um ihre Arbeitsplätze einher. Nicht allein diese Sorgen müssen wir ernst nehmen. Viel mehr noch müssen wir die Beschäftigten ernst nehmen und sie dabei unterstützen, sich für die digitale Transformation weiterzubilden und neue Arbeitsformen zu erproben. Wenn Unternehmen und ihre Belegschaften die Digitalisierung gestalten, ist sie eine Chance auf nachhaltiges Wachstum und die Stärkung guter, eigenverantwortlicher Arbeit.

Als in den 70er- und 80er-Jahren Computer und Roboter in die Industriehallen einzogen, entstand eine „Jobkiller“-Debatte. Der „Spiegel“ hatte damals und auch jüngst Titelbilder mit Robotern, die Menschen vor die Fabriktür setzen. Dieses Szenario ist so nie eingetreten. Deutschland ist Weltklasse in eingebetteten Systemen und liefert weltweit begehrte Produkte. Es hat sich gezeigt: Wirtschaftlicher Wohlstand und gute, eigenverantwortliche Arbeit werden durch Innovation gestärkt. Es ist die bessere Strategie, sich an die Spitze technologischer Entwicklungen zu setzen. So ist es auch beim Einzug der Vernetzung zur Industrie 4.0 und der Einführung lernen der Systeme. Doch wie können Management und Beschäftigte diesen Prozess zum gemeinsamen Vorteil gestalten?

Durch Fort- und Weiterbildung in die Industrie 4.0 Im Zentrum einer intelligenten, vernetzten Wertschöpfung stehen Menschen, die neue Technologien und Arbeitsformen ausprobieren wollen und offen sind für selbstbestimmteres Arbeiten. Viele Tätigkeiten werden künftig von intelligenten, lernenden Assistenzsystemen, Robotern und Maschinen übernommen. Zugleich entstehen qualifiziertere und besser bezahlte Jobs: Beschäftigte orchestrieren mit Hilfe dieser Helfer immer komplexere Prozesse. Erfahrene Teams werden dabei mit „Digital Natives“ eng zusammenarbeiten. Ein von acatech koordinierter „HR-Kreis“ aus Personalvorständen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern hat gefragt, wie Unternehmen und Beschäftigte gleichermaßen von der Digitalisierung profitieren können. Ein Ergebnis: Innerhalb der Unternehmen sind Fortund Weiterbildung eine Grundvoraussetzung

Damit neue Arbeitsformen erprobt werden können, braucht es zudem Experimentierzonen und regulatorische Freiräume – von Seiten des Gesetzgebers und innerhalb der Unternehmen. Unsere Kompetenzentwicklungsstudie zeigt darüber hinaus, dass insbesondere kleinere und mittlere Unternehmen Unterstützung bei der Qualifizierung ihrer Belegschaften benötigen. Ansonsten droht eine doppelte digitale Kluft: zwischen großen und kleineren Unternehmen und zwischen hoch- und niedrigqualifizierten Arbeitskräften. acatech und das HassoPlatter-Institut bieten Unternehmen und Beschäftigten mit den online-Kursen „Hands-on: Industrie 4.0“ und „Künstliche Intelligenz“ einen Einstieg in Technologie, Geschäftsmodelle und Unternehmenspraxis rund um Industrie 4.0. Für das Kompetenzmanagement insgesamt gilt: Es gibt nicht die eine Strategie, die für jeden passt.

Deutsche Akademie der Technikwissenschaften acatech berät Politik und Gesellschaft in technikwissenschaftlichen und technologiepolitischen Zukunftsfragen. Ihren von Bund und Ländern erteilten Auftrag erfüllt die Akademie unabhängig, wissenschaftsbasiert und gemeinwohlorientiert. Rund 500 wissenschaftliche Mitglieder und der Senat mit über 100 Persönlichkeiten aus technologieorientierten Unternehmen und Vereinigungen setzen sich dafür ein, dass aus Ideen Innovationen und aus Innovationen Chancen auf nachhaltigen Wohlstand und Beschäftigung erwachsen. www.acatech.de


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Foto: ©acatech/C. Rieken; Grafik: ©Innovationslandkarte InnoZ, Abschlussbericht des Fachforums Autonome Systeme im Hightech-Forum

Mensch und Maschine arbeiten in Produktion, Logistik und Dienstleistungen Hand in Hand. Hier unterstützen Roboter als physische Assistenz Menschen in der Produktion (Grafik: Innovationslandkarte InnoZ, Abschlussbericht des Fachforum Autonome Systeme im Hightech-Forum).

Entscheider in den Unternehmen müssen die disruptiven Veränderungen und ihre Auswirkungen auf das eigene Geschäftsfeld verstehen und pass-genaue Strategien für ihr Haus ableiten.

Mittelstand und Industrie: Den Anschluss halten Deutschland ist ein Land der Hidden Champions. Kein Land, das zeigt unser Innovationsindikator, hat auch in absoluten Zahlen so viele technologische Weltmarktführer – oft Mittelständler in hochspezialisierten Marktsegmenten. Aus dieser Stärke heraus ist die digitale Transformation eine besondere Herausforderung. Viele Mittelständler verkaufen anspruchsvollen Kunden hochwertige Produkte. Produktbegleitende Dienstleistungen sind Beiwerk. In der Welt der Industrie 4.0 und Smart Services werden Daten und Dienstleistungen zum Hauptstück. Das wirft Fragen auf: Welchen Wert haben die Daten, die bei uns anfallen? Welche digitalen Geschäftsmodelle können wir entwickeln? Eine Orientierung gibt acatech Unternehmen mit dem Wegweiser Smart Service Welt an die Hand.

Gemeinsam aufbrechen Wenn wir uns an die Spitze der vierten industriellen Revolution setzen wollen, müssen StartUps, Mittelständler und große Unternehmen gemeinsam aufbrechen. Auch innerhalb

einzelner Unternehmen werden klassische Bereiche mit startupartig aufgestellten Einheiten zusammenarbeiten. Wenn es uns gelingt, bestehende Arbeitsformen, -qualifikationen und -organisationen mit neuen zusammenzubringen, entsteht eine unschlagbare Kombination. Neue Technologien sind dabei das eine. Wichtiger noch sind aufgeschlossene Menschen, die Lust an der Gestaltung haben, die sich weiterentwickeln wollen und dabei auch unterstützt werden. 

Dieter Spath – acatech Präsident Der Arbeitswissenschaftler Dieter Spath ist seit Februar 2017 Präsident von acatech. Er leitet u. a. das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation und erforscht die Auswirkungen digitaler Transformationsprozesse auf Arbeit. Als ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Wittenstein SE hat er Erfahrungen in der digitalen Transformation im Mittelstand gesammelt.

Prof. Dr. -Ing. Dieter Spath Präsident von acatech Deutsche Akademie der Technikwissenschaften www.acatech.de


POLITIK

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Parteiprogramme zur Bundestagswahl 2017 Der BVMW hat sich die Parteiprogramme zur Bundestagswahl 2017 für Sie mal genauer angesehen. Eine Bewertung aus mittelständischer Sicht.*

ARBEITSMARKT

Das fordert der BVMW:

Das fordert der BVMW:

Steuerliche Forschungsförderung einführen Gründungen erleichtern und fördern

Flexible Arbeitsmarktinstrumente wie Werkverträge und Jahresarbeitszeitkonten Anreize statt Zwang zur Altersvorsorge für Selbstständige

Positionen der Parteien:

Positionen der Parteien:

Positionen der Parteien:

Meisterbonus auf Bundesebene (+) Digitale Bildungsoffensive (+)

FuE-Investitionen erhöhen (+) Steuerliche Forschungsförderung (+)

Weitere Verbesserung der Flexi-Rente (+) Modernisierung des Arbeitszeitrechts (+)

Gleichwertigkeit der beruflichen und akademischen Bildung (+) Ausbildungsgarantie (-)

Abschreibungsmöglichkeiten für FuE-Ausgaben verbessern (+) Mittelstands- und Innova­tionscheck für Gesetze (+)

Förderung von Langzeitkonten (+) Pflichtmitgliedschaft für Selbstständige in der Rentenversicherung (-)

Bildungsinvestitionen deutlich erhöhen (+) Ausbildungsgarantie einführen (-)

Forschung steuerlich begünstigen (+) FuE-Investitionen insgesamt erhöhen (+)

Rückkehrrecht auf Vollzeit einführen (-) Ausnahmen vom Mindestlohn abschaffen (-)

Investitionen in berufliche Schulen (+) Privatisierung von Bildungseinrichtungen stoppen (-)

Forschungsergebnisse nutzbar machen (+) Ablehnung wirtschaftlicher Forschungsorientierung (-)

Ausweitung des Mindestlohngesetzes (-) Abschaffung von Befristungen, Leiharbeit und Werkverträgen (-)

Schulfach Wirtschaft und Informatik (+) Modernisierung der Bildungslandschaft (+)

Gründungen vereinfachen (+) Bürokratiefreies Jahr (+)

Weitere Verbreitung von Langzeitkonten (+) Keine Regulierungen von Zeitarbeit/Befristungen (+)

Keine Modularisierung in der Bildung (-) Abschottung des Schulsystems von der Praxis (-)

Unternehmensgründungen vereinfachen (+) Forschungsinvestitionen erhöhen (+)

Obergrenze für Leih- oder Werkverträge von 15 Prozent (-) Klare Positionen zur Förderung von Selbstständigen fehlen (-)

Die Linke

Bündnis 90/ Die Grünen

SPD

CDU/CSU

Das fordert der BVMW: Wirtschaft und Informatik an die Schulen Ausbildung modularisieren

LEGENDE:

Volle Zustimmung

teilweise Zustimmung

Ablehnung

Illustration: ©dlyastokiv - fotolia.com; Foto: ©bluejayphoto - istock.com

FORSCHUNG UND INNOVATION

FDP

BILDUNG

AfD

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DER Mittelstand. | 4 | 2017

POLITIK

*Die Bewertung der Kernforderungen aus mittelständischer Sicht bezieht sich allein auf die schriftliche Formulierung der Wahlprogramme der Parteien zur Bundestagswahl 2017. Andere schriftliche und mündliche Aussagen, Formulierungen und Statements der Parteien und zugehöriger Personen wurden nicht berücksichtigt. Die Bewertung der Programme erfolgte durch den BVMW unter Mithilfe der Unternehmerkommissionen. Die Bewertung stellt keine Wahlempfehlung dar.

VERKEHR UND INFRASTRUKTUR

Das fordert der BVMW:

Das fordert der BVMW:

Das fordert der BVMW:

Breitbandnetz flächendeckend ausbauen Mittelstandsfreundlicher Rechtsrahmen in der Datenund Digitalpolitik

Halbierung der Bürokratiebelastung für Unternehmen Abschaffung der Vorfälligkeitspflicht bei Sozialversicherungsbeiträgen

Keine PKW-Maut Keine Dieselfahrverbote in Innenstädten

Positionen der Parteien:

Positionen der Parteien:

Positionen der Parteien:

CDU/CSU

BÜROKRATIEABBAU

Flächendeckender Breitbandausbau (+) Schaffung eines „Staatsministers für Digitalpolitik“ anstelle eines eigenen Digitalministeriums (-)

Bürokratievermeidung bei Gesetzgebungsvorhaben (+) Für jedes neue Gesetz ein vorhandenes abschaffen (+)

Keine Fahrverbote (+) Technologieoffene Antriebswende (+)

SPD

DIGITALISIERUNG

Flächendeckende digitale Infrastruk- Unternehmen von Statistik-, Buch­führungs- und Aufzeichnungstur in der Stadt und auf dem Land (+) pflichten befreien (+) Mehr Regulierung Bürokratieabbau bei bei Arbeit 4.0 (-) Gründungen (+) Unbürokratische Lösungen für Gründer und Innovationen (+) Ausweitung der Berichtspflichten in der Wirtschaft (-)

LKW-Maut ausweiten (-) Blaue Plakette einführen (-)

Die Linke

Flächendeckende Glasfaserinfrastruktur (+) Regulierung von Crowd- und Cloudworking im Arbeitsrecht (-)

Ausweitung der Berichtspflichten (-) Klare Positionen zum Bürokratieabbau fehlen (-)

Keine PKW-Maut (+) LKW-Maut ausweiten (-)

Ausbau der Glasfasernetze (+) Abbau regulierungs­bedingter Barrieren (+)

Zeitliche Begrenzung von Gesetzen (+) Bundesfonds zur Sanierung der Verkehrsinfrastruktur (+) Rücknahme der Vorfälligkeit Keine PKW-Maut (+) der Sozialversicherungs­beiträge (+)

Breitbandausbau (+) Fehlende Positionen zur themenübergreifenden Nutzung der Digitalisierung (-)

Abbau und Überprüfung von Regulierungen und Bürokratie für mittelständische Unternehmen (+)

AfD

Bündnis 90/ Die Grünen

Flächendeckender Breitbandausbau (+) Regulierung digitaler Geschäfts­ modelle erweitern (-)

FDP

Keine Privatisierung der Verkehrsinfrastruktur (+) LKW-Maut ausdehnen (-)

Bundesweites „Konjunktur­ programm Infrastruktur“ (+) LKW-Maut ausweiten (-)

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POLITIK

DER Mittelstand. | 4 | 2017

FINANZEN

Das fordert der BVMW:

Das fordert der BVMW:

EU-Emissionshandelssystem wiederbeleben: europäischer CO2-Mindestpreis Kreislaufwirtschaft stärken

Wagniskapital stärken Finanzierungswege für den Mittelstand öffnen

Positionen der Parteien:

Positionen der Parteien:

Positionen der Parteien:

Sichere, bezahlbare und saubere Energieversorgung (+) Ausbau der großen Übertragungsnetze (-)

Keine Abkehr vom Pariser Klima-Abkommen (+) Klare Positionierungen zur Ressourceneffizienz und zum Klimaschutz fehlen (-)

Bedingungen für Wagniskapital verbessern (+) Einführung einer Finanztransaktionssteuer (-)

Sektorenkopplung vorantreiben und Energieeffizienz ausbauen (+) Rekommunalisierung der Stromnetze (-)

Stärkung Ressourceneffizienz (+) Europäischen Emissionshandel weiterentwickeln: CO2Mindestpreis einführen (+)

Bedingungen für Wagniskapital verbessern (+) Einführung der Finanztransaktionssteuer (-)

100 Prozent Erneuerbare Energien (+) Dezentrale Energiewende und Mieterstrommodelle fördern (+)

Wertstoffgesetz einführen (+) Europäischer CO2-Mindestpreis (+)

Finanzierungsformen wie Crowdfunding stärken (+) Finanztransaktionssteuer einführen (-)

Regionale und bezahlbare Energiewende (+) Rekommunalisierung der Strom- und Wärmenetze (-)

Regionale Wirtschaftskreisläufe fördern (+) Abfallentsorgung in kommunalen Händen (-)

Schuldenbremse abschaffen (-) Starke Regulierung und Verstaatlichung der Finanzbranche (-)

Stromsteuer senken (+) Abschaffung des EEG (-)

Ressourceneffizienz und innovative Kreislaufwirtschaft stärken (+) EU-Emissionshandel ausdehnen (+)

Unternehmensfinanzierung vereinfachen (+) Wagniskapital-Gesetz einführen (+)

EEG ersatzlos streichen (-)

Ausstieg aus dem Klimaschutz (-) Kein Ausstieg aus der Kernenergie (-)

Schuldenabbau (+) Wiedereinführung der D-Mark (-)

FDP

SPD

CDU/CSU

Das fordert der BVMW: Energiekosten senken Erneuerbare Energien ausbauen

Bündnis 90/ Die Grünen

UMWELT UND KLIMASCHUTZ

Die Linke

ENERGIEPOLITIK

AfD

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LEGENDE:

Volle Zustimmung

teilweise Zustimmung

Ablehnung

IM ÜBERBLICK: CDU/CSU

SPD

Bündnis 90/Die Grünen


POLITIK

DER Mittelstand. | 4 | 2017

Das fordert der BVMW:

Das fordert der BVMW:

Subsidiarität wahren Europäische Identität stärken

Arbeitsmarktintegration beschleunigen Bedarfsorientiertes Einwanderungsgesetz

Positionen der Parteien:

Positionen der Parteien:

Positionen der Parteien:

CDU/CSU

Keine Vermögensteuer (+) Schrittweise Abschaffung des Solidaritätszuschlags ab 2020 (-)

Stabilisierung des Euro (+) Vergemeinschaftung der Schulden verhindern (+)

Förderung von Sprach- und Integrationskursen (+) Arbeitnehmerunfreundliche Voraussetzungen im „FachkräfteZuwanderungsgesetz“ (-)

Stärkung der Erbschaftsteuer (-) Erhöhung des Spitzensteuersatzes und der Reichensteuer (-)

Europäisches Mobilitätsprogramm für Arbeit und Ausbildung (+) Gemeinsames Finanzbudget im Euro-Raum (-)

Asylverfahren beschleunigen (+) Fachkräfteorientiertes Einwanderungsgesetz (+)

Steuervereinfachung für KMU (+) Einführung Vermögensteuer (-)

Stärkere europäische Sicherheitspolitik (+) Europäische Ausbildung- und Arbeitsplatzgarantie für junge Menschen (-)

Abschlüsse schneller anerkennen (+) Fachkräfteorientiertes Einwanderungsgesetz (+)

Deutliche Anhebung der Erbschaftsteuer (-) Einführung einer Vermögensteuer (-)

Pflicht auf ausgeglichene Handelsbilanz (-) TTIP und andere Handelsabkommen stoppen (-)

Arbeitsmarktintegration fördern (+) Abschaffung der Ausnahmen vom Mindestlohn (-)

Keine Vermögensteuer (+) Beibehaltung der Erbschaftsteuer (-)

Subsidiaritätsprinzip wahren (+) Europa der verschiedenen Geschwindigkeiten ermöglichen (+)

Anerkennung von Abschlüssen beschleunigen (+) Fachkräfteorientiertes Einwanderungsgesetz (+)

Abschaffung der Erbschaftsteuer (+) Gegen eine Vermögensteuer (+)

Euroraum verlassen (-) Rückführung der EU in einen Bund souveräner Staaten (-)

Kein gemeinsames europäisches Asylsystems (-) Jährliche Mindestabschiebequote (-)

AfD

Bündnis 90/ Die Grünen

Das fordert der BVMW: Komplette Abschaffung der Erbschaftsteuer Sofortige Abschaffung des Solidaritäts­zuschlags

SPD

INTEGRATION

Die Linke

EUROPA UND AUSSENHANDEL

FDP

STEUERN

Die Linke

FDP

AfD

weitere Informationen unter: bvmw.de/politik

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POLITIK

DER Mittelstand. | 4 | 2017

Mittelstandspräsident im Dialog Als gefragter Keynote-Speaker, mit der Teilnahme an zahlreichen Veranstaltungen und in Gesprächen mit hochkarätigen Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft öffnet Mario Ohoven Türen für den unternehmerischen Mittelstand. Hier eine kleine Auswahl hochrangiger Treffen: Albaniens Präsident Ehrenmitglied im BVMW Der Präsident der Republik Albanien, Dr. Bujar Nishani, wurde zum Ehrenmitglied im BVMW ernannt. Mario Ohoven überreichte dem Staatsgast die Ehrenurkunde in Berlin. Bei dem persönlichen T reffen beschlossen Nishani und Ohoven die Einrichtung eines deutsch-albanischen Mittelstandsforums. Hierzu wurden konkrete Kooperationen vereinbart. 

Albaniens Präsident Dr. Bujar Nishani im Gespräch mit Mario Ohoven.

Spitzentreffen mit Russlands Außenminister

Sergej Lawrow und Mario Ohoven.

Staatsbesuch in Berlin: Dabei traf Mittelstandspräsident Mario Ohoven traf im Auswärtigen Amt Sergej Lawrow, den russischen Außenminister. Lawrow kam zum Abschluss des deutsch-russischen Jugendaustauschjahres 2016/2017 nach Deutschland. Obgleich sein Berlin-Programm erheblich gekürzt wurde, nahm sich der russische Spitzenpolitiker kurz Zeit für die Begegnung mit dem deutschen und europäischen Mittelstands­präsidenten. 

Mittelstandskooperation mit Bulgarien

Treffen mit dem senegalesischen Präsidenten Macky Sall Im Zuge des G20 Gipfels „Partnerschaft mit Afrika“ in Berlin traf sich Mario Ohoven mit dem Präsidenten des Senegal, Macky Sall. Beide berieten, wie die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und dem Senegal intensiviert werden kann. Der Senegal ist das wachstumsstärkste Land in Westafrika und bietet ein großes Potenzial für Investoren, gerade auch aus dem deutschen Mittelstand. 

Mario Ohoven und der bulgarische Wirtschaftsminister Emil Karanikolov in der BVMW Bundeszentrale.

Der bulgarische Wirtschaftsminister Emil Karanikolov besuchte Mario Ohoven in der BVMW Bundeszentrale in Berlin. Im Zentrum des Gesprächs standen Kooperations- und Investitionsmöglichkeiten und die Vernetzung des Mittelstands der beiden Länder. 

Senegals Präsident Macky Sall und Mario Ohoven.

BVMW bald mit Israel-Büro

Mario Ohoven und Israels Botschafter Yakov Hadas-Handelsman.

Mittelstandspräsident Mario Ohoven traf sich mit Yakov HadasHandelsman, dem israelischen Botschafter in Berlin. In der Botschaft Israels wurden insbesondere Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit diskutiert. Ein Fokus lag hierbei auf dem Bereich Sicherheit. Aber auch die dynamische, innovative Start-up-Szene in Israel war Inhalt des Gesprächs. Ohoven und Hadas-Handelsman wollen die bilateralen Beziehungen über Verbandskooperationen und die Gründung eines BVMW Büros in Israel intensivieren. 


DER Mittelstand. | 4 | 2017

Bündnis Berlin-Budapest

POLITIK

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Mittelstandsallianz trifft CSU-General Andreas Scheuer

Mario Ohoven und Andreas Scheuer.

Ungarns Superminister Zoltán Balog und der europäische Mittelstandspräsident Mario Ohoven beschlossen bei einem ausführlichen Gespräch in Berlin eine engere Zusammenarbeit auf allen Ebenen. Balog verantwortet als Minister für Gesellschaftliche Ressourcen unter anderem die Bereiche Soziales, Gesundheit, Bildung und Kultur. Er lud Ohoven als Keynote-Speaker sowie einen exklusiven Kreis deutscher Spitzenunternehmer zu einer Wirtschaftskonferenz im Herbst dieses Jahres nach Budapest ein. 

Zukunftsmarkt Afrika Mario Ohoven empfing Simplice Sarandji, Premierminister der Zentralafrikanischen Republik, in der BVMW-Bundeszentrale Berlin. Das Land mit rund fünf Millionen Einwohnern im Zukunftskontinent Afrika will seinen Mittelstand als Rückgrat Premier S. Sarandji und sein Berater M. Ohoven. der Wirtschaft stärken. Dazu strebt es eine enge Kooperation mit dem deutschen Mittelstand an. Eine besondere Ehre wurde Mario Ohoven zuteil: Premierminister Sarandji bat den Mittelstandspräsidenten, ihm als persönlicher Berater für die ökonomische Entwicklung der Zentralafrikanischen Republik zur Seite zu stehen. 

In der BVMW-Bundeszentrale Berlin empfingen Mario Ohoven und die Präsidenten der Mittelstandsallianz CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer. Mit Blick auf die Bundestagswahl wurden die Digitalisierung in Wirtschaft und Gesellschaft, der Fachkräftemangel im Mittelstand und der Themenschwerpunkt Bildung diskutiert. Auch auf der Agenda: Investitionen in Verkehrswege und der Breitbandnetzausbau. 

Montblanc de la Culture Arts Patronage Award 2017

Foto: Franziska Krug

Superminister Zoltán Balog mit Mario Ohoven.

Deutsch-rumänische Kooperation

Oliver Gößler (li.), Geschäftsführer von Montblanc Deutschland, mit Mario Ohoven.

Mario Ohoven traf sich zum Gespräch mit dem rumänischen Außenminister Teodor-Viorel Meleşcanu und dem rumänischen Botschafter Emil Hurezeanu. Rumänien zählt zu den wachstumsstärksten Ländern der Europäischen Union. Bei dem Sechs-Augen-Gespräch einigten sich Mittelstandspräsident Mario Ohoven und die rumänischen Spitzenpolitiker auf eine verstärkte Zusammenarbeit, insbeson­ Mario Ohoven mit dem rumänischen Außenminister Teodor-Viorel dere mit dem Repräsentanten des BVMW in Rumänien.  Meleşcanu.

Das traditionsreiche Unternehmen Montblanc lud zur Verleihung des Arts Patronage Awards an Dr. Corinne Flick in das Humboldt Carré in Berlin. Der Verleihung des renommierten Preises, der seit 1992 vergeben wird, wohnten hochkarätige Gäste aus Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft bei. Mittelstandspräsident Mario Ohoven nutzte die Veranstaltung zum intensiven Austausch mit Topunternehmern wie dem Geschäftsführer von Montblanc Deutschland, Oliver Gößler. 

Sommerliches Networking in der Thüringer Landesvertretung

Thomas Oppermann, Fraktionsvorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, und Mario Ohoven.

Beim traditionellen Sommerfest der Thüringer Landesvertretung in Berlin trafen Spitzenvertreter aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zusammen. Mario Ohoven kam hierbei mit Stephan Weil, Ministerpräsident Niedersachsens, und Dr. Hans-Gert Pöttering, Vorsitzender der KonradAdenauer-Stiftung, ins Gespräch. Weitere Gesprächspartner waren unter anderem Prof. Dr. Miriam Meckel, Herausgeberin der WirtschaftsWoche, und Thomas Oppermann, Fraktionsvorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion. 


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POLITIK

DER Mittelstand. | 4 | 2017

100 Jahre Finnland Finnland feiert in diesem Jahr 100 Jahre staatliche Unabhängigkeit. Aus diesem Anlass lud die finnische Botschaft zum Mittsommerfest in Berlin ein. Im Innenhof des Botschaftsgeländes traf Mittelstandspräsident Mario Ohoven unter anderem den Ministerpräsidenten Finnlands, Juha Sipilä, und die finnische Botschafterin Ritva Koukku-Ronde. Zu den Gratulanten gehörte auch Bundesaußenminister Sigmar Gabriel. 

Finnlands Ministerpräsident Juha Sipilä und Mario Ohoven.

Empfang der Botschaft von Monaco Die Botschaft des Fürstentums Monaco lud zum traditionellen Empfang. Mittelstandspräsident Mario Ohoven nutzte diese Gelegenheit, um unter anderem mit dem thüringischen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow aktuelle Fragen der Mittelstandspolitik zu erörtern. 

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow, BVMW-Vorstand Dr. Jochen Leonhardt und Mario Ohoven (v. re.).

Ausriss aus Mario Ohovens Terminkalender 07.06. Treffen mit der neuen französischen Botschafterin Anne-Marie Descôtes 07.06. Gespräch mit dem Slovenian Business Club 14.06. Sommerfest der FDP 17.06. Keynote auf der YES Young Entrepreneurs Night im Berliner Holzmarkt 19.06. Gast auf dem Sommerfest der Landesvertretung Niedersachsen 20.06. Besuch der Verleihung des Digital Champion Awards 2017 22.06. Johannisempfang der Evangelischen Kirche in Deutschland 22.06. Sommerfest der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft 30.06. Teilnahme an der Jubiläumsfeier 150 Jahre Schweizer Vertretung in Berlin 30.06. Sommerfest der Botschaft Kasachstans in Berlin 05.07. Treffen mit der Botschafterin Haitis, Dominique Raymond 06.07. Empfang anlässlich der Übernahme der EU-Ratspräsidentschaft durch Estland 06.07. Besuch der Stallwächterparty der Landesvertretung Baden-Württemberg 10.07. Teilnehmer in der ungarischen Botschaft anlässlich der Übernahme des Vorsitzes der Visegrád-Gruppe durch Ungarn 12.07. Empfang einer russischen Delegation des International Congress of Entrepreneurs 12.07.Nationatfeiertag: Treffen mit dem ägyptischen Botschafter 13.07. Konferenz der Bertelsmann Stiftung in Berlin … und viele weitere Termine.


DER Mittelstand. | 4 | 2017

POLITIK

Engagiert für Energie Die BVMW-Kommission für Energie und nachhaltiges Wirtschaften diskutierte im Deutschen Bundestag mit Abgeordneten über die energiepolitischen Positionen der Parteien zur Bundestagswahl. In einer ersten Diskussionsrunde trafen die Bundestagsabgeordneten Dr. Andreas Lenz (CSU), Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft und Energie, und Oliver Krischer, stellvertretender Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, aufeinander. In der zweiten Runde debattierten die Bundestagsabgeordneten Eva Bulling-Schröter, energie- und klimapolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke, und Bernd Westphal, energie- und wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Folgende Positionen wurden deutlich:

Energiepreise Die hohen Strompreise belasten die Wettbewerbsfähigkeit des Mittelstands und verhindern die Kopplung der Energiesektoren Strom, Wärme und Mobilität. Die Notwendigkeit einer Reform des Umlagen- und Steuersystems stieß bei den Abgeordneten auf breite Zustimmung. Oliver Krischer fordert eine Neuorganisation der Netzentgelte und -umlagen. Bernd Westphal regt eine generelle Reform des Finanzierungsmodells an. So könnte die Energiewende zukünftig über eine CO2-Bepreisung anstatt über Umlagen finanziert werden. Die Bezahlbarkeit von Energie ist für Eva Bulling-Schröter von hoher Bedeutung. Sie fordert eine Streckung der EEG-Kosten durch einen Energiewendefonds. Der BVMW-Forderung, die Stromsteuer umgehend auf das EU-Mindestniveau zu senken, schlossen sich Dr. Andreas Lenz, Oliver Krischer und Eva Bulling-Schröter an.

die Sektorenkopplung durch zu hohe Strompreise und zu niedrige Diesel- und Gaspreise behindert werde. Eva Bulling-Schröter weist auf die niedrige Rate von energetischen Sanierungen hin und bemängelt die fehlende Honorierung der Energieeffizienz.

Netze Die Energiewende stellt die Übertragungs- und Verteilnetze vor neue Herausforderungen. Der Ausbau der Verteilnetze wird dabei vernachlässigt, obwohl an diese 98 Prozent der Erneuerbaren-EnergienAnlagen angeschlossen sind und neue Verbraucher wie Elektrofahrzeuge oder Wärmepumpen zu einer zusätzlichen Netzbelastung führen. Einen schnelleren Netzausbau fordert Dr. Andreas Lenz. Die bereits geplanten Übertragungsnetze seien notwendig und müssten zügig realisiert werden. Oliver Krischer betont, dass in den Verteilnetzen, unabhängig von der Energiewende, große Investitionen anstünden. 

Mitglieder der BVMW-Energie-Kommission im Bundestag.

Dezentralität Dezentralität verringert die Kosten der Energiewende und erhöht die regionale Wertschöpfung. Diese Forderung des Verbandes fand eine breite Zustimmung. Dr. Andreas Lenz will die regionale Eigentümerstruktur der Verteilnetzbetreiber stärken. Oliver Krischer fordert eine stärkere Dezentralität unter Einbindung der existierenden großen Strukturen. Die Eigenerzeugung von Strom soll nach dem Motto: „Eigenerzeugung ermöglichen, Bürokratismus senken“, gestärkt werden.

Sektorenkopplung Bernd Westphal sieht die Sektorenkopplung als eines der Schwerpunktthemen in der nächsten Legislaturperiode. Er erweitert das energiewirtschaftliche Dreieck – sicher, sauber, bezahlbar – um die Komponente „Akzeptanz in der Bevölkerung“. Dr. Andreas Lenz betont, dass Sektorenkopplung allein nicht ausreiche. Oliver Krischer kritisiert, dass

Mittelstand setzt sich für die Kreislaufwirtschaft ein! Das hochwertige Recycling von Abfallstoffen ist ein wichtiger Schritt zu einer nachhaltigen Wirtschaft. Der Mittelstand nimmt beim „cradle-to-cradle“-Ansatz, also der Schaffung eines geschlossenen Material- und Produktionszyklus, eine Vorreiterrolle ein. Der Vorsitzende der Energie-Kommission des BVMW, Reinhard Schneider, wurde aufgrund des innovativen „cradle-to-cradle“-Ansatzes der Werner & Mertz GmbH als Impulssprecher zur „Circular Economy Stakeholder Conference“ der Europäischen Kommission und zum „G20 Workshop on Resource Efficiency“ eingeladen. Er vertrat dort die Interessen des Mittelstandes in der Kreislaufwirtschaft.

Christian Menke BVMW Referent für Energie-, Verkehrs- und Infrastrukturpolitik

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POLITIK

DER Mittelstand. | 4 | 2017

Wie der Staat am Stromverbrauch verdient Mehr als die Hälfte des Strompreises privater Haushalte ist staatlich verursacht. Dabei wird nicht nur die Energiewende subventioniert – der Staat verdient auch kräftig mit. Die Strompreissteigerungen müssen politisch gestoppt werden.

„„

Insgesamt hat der Staat im Jahr 2016 rund zehn Milliarden Euro am Stromverbrauch der privaten Haushalte verdient.

Mehr als 1.000 Euro muss ein dreiköpfiger Haushalt in diesem Jahr für Strom berappen. Das sind rund 400 Euro mehr als im Jahr 1998. Damals wurde der Strommarkt liberalisiert. Seither können Verbraucher ihren Stromanbieter frei wählen. Ein Ziel der Reform war, dass die Strompreise sinken. Tatsächlich ist der Strompreis für private Haushalte stark gestiegen – preisbereinigt um rund ein Drittel. Das bringt Deutschland einen traurigen Spitzenplatz im europäischen Vergleich ein. Nur in Dänemark müssen die Verbraucher für Strom noch tiefer in die Tasche greifen.

Preissteigerungen durch politische Entscheidungen Schuld daran sind jedoch nicht etwa Energieversorger, die an der Preisschraube gedreht haben. Deren Anteil am Strompreis ist seit der Liberalisierung des Strommarktes sogar gesunken, inflationsbereinigt um rund ein Fünftel. Der wahre Grund der starken Preissteigerungen sind politische Entscheidungen. Insbesondere die Subventi-

onen für Erneuerbare Energien über die EEG-Umlage sowie die Stromsteuer haben die Preise in die Höhe getrieben. 1998 betrug der staatlich verursachte Anteil am Haushaltsstrompreis rund ein Viertel. Heute ist es mehr als die Hälfte. Mit den Kosten ist die Kritik an den hohen deutschen Strompreisen gewachsen. Immer im Oktober wird die Höhe der voraussichtlichen Ökostrom-Subventionen für das Folgejahr bekannt gegeben. Damit einher geht in der Regel eine Erhöhung der von den Stromkunden zu zahlenden EEG-Umlage. Hitzige Diskussionen, wie der Anstieg der EEG-Umlage gestoppt werden kann, sind die Folge.

Doppelt besteuert Dabei gerät jedoch eines leicht aus dem Blick: Der Staat verteuert den Strompreis nicht nur zur Finanzierung der Energiewende, indem er die Subventionen für die Ökostrom-Betreiber auf die Stromkunden umlegt. Er verdient selbst kräftig mit. Alleine durch die Stromsteuer und

Foto: ©no_limit_pictures - istock.com

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DER Mittelstand. | 4 | 2017

die Konzessionsabgaben hat der Fiskus im Jahr 2016 am privaten Stromverbrauch rund 4,5 Milliarden Euro verdient. Hinzu kamen rund 5,8 Milliarden Euro Umsatzsteuer. Dabei verdient der Staat sogar doppelt, denn: die Umsatzsteuer wird nicht nur auf die Beschaffung und den Vertrieb des Stroms sowie die Netzentgelte erhoben. Auch die Konzessionsabgabe und die Stromsteuer werden nochmals besteuert. Auch an den „Energiewende-Umlagen“ wie der EEG-Umlage oder der Umlage zur Förderung der Kraft-Wärmekopplung (KWKG-Umlage) verdient der Staat indirekt mit. Er erhebt auf diese Umlagen ebenfalls die Umsatzsteuer. Rund 1,5 Milliarden Euro hat der Staat im vergangenen Jahr von privaten Haushalten allein durch die Umsatzsteuer auf die EEG-Umlage kassiert. Jede Erhöhung der EEG-Umlage lässt die Kassen der Finanzminister klingeln. Damit wirkt die Umsatzsteuer auf die EEG-Umlage wie ein Hebel und verstärkt den kostentreibenden Effekt der Energiewende. Insgesamt hat der Staat im Jahr 2016 rund zehn Milliarden Euro am Stromverbrauch der privaten Haushalte verdient, wie Rechnungen des Deutschen Steuerzahlerinstituts (DSi) zeigen.

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POLITIK

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Das ist mehr als ein Drittel der gesamten Konsumausgaben privater Haushalte für Strom.

Strompreissteigerungen stoppen! Die hohen Strompreise werden zunehmend zur Belastung – auch für die Energiewende selbst. Die hohen staatlich verursachten Umlagen, Steuern und Abgaben verhindern die Sektorenkopplung und sind eine Erschwernis für die Akzeptanz der Energiewende. Die Abgeordneten des kommenden Deutschen Bundestages haben es in der Hand, die Stromkunden wieder spürbar zu entlasten. Eine Senkung der Stromsteuer auf den EU-Mindeststeuersatz könnte sofort umgesetzt werden. Dies würde einen durchschnittlichen Haushalt um rund 80 Euro pro Jahr entlasten. Mittelfristig sollte die Mehrwertsteuer auf Strom von 19 auf 7 Prozent reduziert werden, da Strom ein lebensnotwendiges Gut ist. Zudem muss die Energiewende in der kommenden Legislaturperiode grundlegend reformiert werden. Der Fokus muss dabei stärker als bisher darauf liegen, Treibhausgasemissionen wirksam zu reduzieren und Kostensteigerungen zu verhindern. 

Philipp Behm Referent Finanzpolitik DSi – Deutsches Steuerzahlerinstitut www.steuerzahlerinstitut.de


POLITIK

DER Mittelstand. | 4 | 2017

Europa-News Auslandsgeschäft: Risiken nicht unterschätzen

Neue Energielabels brauchen viel Zeit

Deutschland ist Exportweltmeister und könnte es auch in diesem Jahr bleiben. Die USA gefolgt von Frankreich, dem Vereinigten Königreich, den Niederlanden und China sind die größten Abnehmerländer. Doch parallel dazu steigen Risiken für deutsche Unternehmen. Experten prognostizieren weltweit eine steigende Zahl von Insolvenzen für das laufende Jahr, auch in Europa. Nach einer Analyse von Creditreform, dem größten europäischen Anbieter von Wirtschaftsinformationen, verzeichneten Portugal, die Schweiz, Luxemburg und Frankreich schon 2015 steigende Insolvenzzahlen. Exporteure müssen stärker als bisher mit Zahlungsverzögerungen rechnen. Firmenchefs sollten daher vorab die Bonität eines Geschäftspartners im Ausland prüfen, um das Risiko zu minimieren. Bei schwer kalkulierbaren Risiken verlangen viele Firmen Vorkasse. Alternativ kann die Forderung über ein Akkreditiv (Letter of Credit) abgesichert werden. Damit gibt die Hausbank des Kunden im Ausland ein Schuld- und Zahlungsversprechen. www.creditreform.de/international.html

Mobilität bleibt die Ausnahme

Für die deutsche Wirtschaft, die unter Fachkräftemangel leidet, müsste die europäische Arbeitnehmerfreizügigkeit ein Segen sein. Doch die Realität läuft oft anders, wie Arbeitsmarktforscher Holger Bonin vom Bonner „Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA)“ beobachtet. Innereuropäische Arbeitsmigration bleibt die Ausnahme. Nur drei Prozent der Unionsbürger leben in einem anderen EU-Staat. 97 Prozent bleiben im Land ihrer Geburt. Zudem kehren viele Menschen, die zum Arbeiten in hoch entwickelte Industriegesellschaften ausgewandert sind, wieder in ihre Heimat zurück, im Jahr 2015 waren es fast eine Million EU-Bürger – Tendenz steigend. Ein Paradebeispiel ist Polen. Hatten in den 1990-er Jahren noch Tausende das Land in Richtung Deutschland, Irland oder Großbritannien verlassen, suchen viele von ihnen heute ihr Glück zu Hause. Gründe dafür sind in der fortschreitenden europäischen Integration zu finden. Mit der Osterweiterung haben Unternehmen dort neue Produktionsstätten eröffnet und somit Beschäftigung geschaffen. www.iza.org

Vor zwei Jahren hatte die EU-Kommission vorgeschlagen, die verwirrende Kennzeichnung energiesparender Geräte zu ändern, also zu einer Skala von A bis G zurückzukehren. Immerhin hat das Europaparlament jetzt diese Entscheidung gebilligt, der Rat muss noch zustimmen. Erst wenn dies geschehen ist, wird die Regelung 15 Monate später in Kraft treten. Und wiederum ein Jahr später sollen die neuen Labels auf Kühlschränken und anderen Geräten zu finden sein. Bei Heizgeräten kann sich die Umstellung bis 2030 hinziehen. Die neue Kennzeichnung „ist eine gute Nachricht für Verbraucher und Unternehmer Europas, für unsere Energierechnung und für das Klima“, erklärte EU-Umweltkommissar Miguel Arrias Cañete. Würden nur noch Geräte mit der besten Energieeffizienz verwendet, könnten Haushalte bis zu 500 Euro im Jahr sparen, rechnet der Kommissar vor. www.zvei.org

Foto oben: ©eyetronic - fotolia.com; Foto mitte: ©bluedesign - fotolia.com; Foto unten: ©M. Schuppich - fotolia.com

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DER Mittelstand. | 4 | 2017

BVMW jetzt auch in Thailand, Myanmar, Laos und Kambodscha Seit kurzem verfügt der BVMW über ein neues Auslandsbüro in Bangkok, das von Dr. Peter Traub geleitet wird. Damit reagiert der BVMW auf die wachsende Bedeutung der ASEAN-Staaten. Thailand und seine unmittelbaren Nachbarländer Myanmar, Laos und Kambodscha gehören, als Mitglieder der ASEAN-Staaten, zu den dynamischsten Regionen der Welt. Als Partner der Strategy & Politics Management Consulting in Berlin ist Dr. Peter Traub seit vielen Jahren in Südostasien unterwegs und mit poliDr. Peter Traub tischen und wirtschaftlichen Entscheidungsträgern gut vernetzt. Seine Kernexpertise ist die Identifikation von größeren Kunden und Begleitung bis zur Geschäftsaufnahme sowie die Identifikation von Joint-Venture Partnern und Begleitung bis zur Kooperationsvereinbarung. www.thailand.bvmw.de

Foto oben: ©Stockfotos-MG - fotolia.com; Foto mitte: ©Eisenhans - fotolia.com; Foto unten links: ©sdecoret - fotolia.com

Wachstum mit Risiken

POLITIK

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Kleingeld zu teuer

Italien plant die Abschaffung von Ein- und Zwei-Cent-Münzen. Ab Januar 2018 will die Banca d’Italia die kleinsten Euromünzen nicht mehr prägen. Der Grund ist simpel: Während ein 20-Euroschein in der Herstellung etwa acht Cent kostet, rechnen die Prägeanstalten für die Herstellung einer Ein-CentMünze 1,65 Cent. Außerdem ist es für den Handel relativ teuer, die Münzen zu zählen, zu wechseln, zur Bank zu transportieren und dort einzuzahlen. In Finnland hatten Kupfermünzen noch nie eine Chance. Seit der Euro-Einführung 1999 macht dort ein Gesetz die Rundung von Geldbeträgen an der Kasse zur Pflicht. Seit 2004 werden auch in den Niederlanden die Beträge auf fünf Cent auf- oder abgerundet. Das Gleiche gilt in Belgien und Irland. Von den 122 Milliarden Münzen in der Eurozone ist fast jede zweite ein Ein- oder Zwei-Cent-Stück. Nach dem Geldwert machen die beiden Sortierungen nur drei Prozent des Münzgeldes aus. verbraucher.bankenverband.de/magazin

Deutsche Sparer zahlen für Nullzinspolitik Die Europäische Zentralbank bleibt im Fokus der Kritiker: Die Niedrigzinspolitik hat die deutschen Sparer nach Berechnungen der DZ Bank seit 2010 rund 436 Milliarden Euro gekostet. „Deutschlands Sparer zahlen einen üppigen Teil der Rechnung für die lockere Geldpolitik der EZB“, sagte DZ-Chefökonom Stefan Bielmeier der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Er berief sich auf eine Recherche seines Instituts. „Für die

Die EU-Kommission hat ihre Wachstumsprognose für den Euroraum und die gesamte EU für das laufende Jahr leicht angehoben. „Europa verzeichnet bereits im fünften Jahr in Folge Wachstum, unterstützt von der Geldpolitik, vom starken Vertrauen der Unternehmen und Verbraucher sowie einer Verbesserung des Welthandels“, sagte EU-Finanzkommissar Pierre Moscovici. Aber die Zahlen seien mit außergewöhnlich hohen Risiken behaftet. Bei der Sanierung der öffentlichen Haushalte erwartet die Kommission Fortschritte. Deutschland käme laut Prognose 2018 mit einer Verschuldungsquote von 63,8 Prozent des BIP der Vorgabe des Stabilitätspaktes von 60 Prozent schon recht nahe. Sorgenkinder bleiben Belgien, Griechenland, Italien und Portugal mit einer Quote von zum Teil weit über 100 Prozent. Für Frankreich werden 96,7 Prozent prognostiziert. www.europa.eu/rapid/ press-release_IP-17-251_de.html

Jahre 2010 bis 2016 sind dies 344 Milliarden Euro“, sagte Bielmeier. „Und in diesem Jahr werden voraussichtlich noch einmal 92 Milliarden Euro hinzukommen“, ergänzte er. www.dzbank.de


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POLITIK

DER Mittelstand. | 4 | 2017

„Die Euro-Zone muss reformiert werden“ Der Name ist liberales Programm. Sein Onkel Dr. Otto Graf Lambsdorff war als Bundeswirtschaftsminister konsequenter Verfechter der Marktwirtschaft. Alexander Graf Lambsdorff wurde 2004 in das Europäische Parlament gewählt und gilt dort als profilierter Außenpolitiker seiner Fraktion; 2014 wurde er Vizepräsident des EP. Künftig will der 51-jährige in Berlin Politik machen, im Herbst kandidiert er für den Deutschen Bundestag.

Alexander Graf Lambsdorff, Vizepräsident des Europäischen Parlaments.

DER Mittelstand.: Mit welchen Veränderungen in Frankreich rechnen Sie nach den für die Macron-Bewegung erfolgreichen Parlamentswahlen?

Alexander Graf Lambsdorff: In Frankreich haben wir eine Revolution an der Wahlurne gesehen. Ich erwarte nun, dass Macron mit Hochdruck die marode Wirtschaft auf Vordermann bringt und Europa stärkt. Deutschland und Frankreich waren immer der Motor der europäischen Integration, ihre Einigkeit ist Voraussetzung für den Erfolg Europas. Nach der Wahlschlappe von Theresa May haben sich die Bedingungen für die Brexit-Verhandlun-

gen grundsätzlich verändert. Ist jetzt ein harter Brexit oder gar ein ungeordneter Austritt Großbritanniens eher unwahrscheinlich? Natürlich wäre es besser gewesen, wenn Frau May ein starkes Mandat bekommen hätte. Sie hätte den schwierigen Verhandlungsprozess dann aus einer Position der Kompromissbereitschaft gestalten können. Stattdessen herrscht nun große Unsicherheit. Ich halte einen ungeordneten Austritt Großbritanniens deshalb nach wie vor für unwahrscheinlich, aber nicht für ausgeschlossen. Eine noch nicht befriedigend geklärte Frage ist, was mit dem Aufenthaltsstatus von Hunderttausenden Briten auf dem Kontinent passiert? Wirtschaftlich müssten Unternehmen plötzlich


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wieder Zölle auf sämtliche Waren bezahlen. All diese Dinge würden bei einem „wilden Brexit“ in der Luft hängen. Was muss die Politik weiterhin leisten, damit der Ruf nach Abschottung an Zuspruch verliert? Populisten haben nie Lösungen parat, sondern immer nur hohle Phrasen. Die demokratischen Parteien müssen echte Lösungen anbieten. Gute Beispiele dafür sind Mark Rutte in den Niederlanden und Macron in Frankreich – beide haben sich mit pro-europäischen, zukunftsorientierten und marktwirtschaftlichen Programmen klar gegen die Populisten durchgesetzt. Sie haben vorgeschlagen, die Beitrittsverhandlungen mit der Türkei zu beenden. Vermutlich wollen aber auch Sie die Tür nicht völlig zuschlagen … Genau! Die Türkei ist ein wichtiges Nachbarland und verdient es, dass man sie mit Respekt behandelt. Aber Presse-, Meinungs- und Versammlungsfreiheit sind von der Regierung Erdogan radikal eingeschränkt worden. Deshalb tritt die FDP dafür ein, die Beitrittsgespräche zu beenden und stattdessen eine neue Form der Zusammenarbeit zu finden, die frei ist von leeren Versprechungen. Was muss getan werden, um bis zu den Europawahlen 2019 den Euro auf ein festeres Fundament zu stellen? Die Euro-Zone muss reformiert werden. Für das Vertrauen in den Euro ist die Achtung der gemeinsamen Regeln von großer Bedeutung. Während Länder wie Irland oder Spanien ihre Reformprogramme erfolgreich abgeschlossen haben, gibt es in Griechenland seit sieben Jahren keine Fortschritte. Griechenland muss seine Wettbewerbsfähigkeit mit Hilfen der EU außerhalb der Euro-Zone zurückgewinnen. Das würde das Vertrauen in den Euro stärken. Zur Stabilisierung der Euro-Zone brauchen wir zudem die Möglichkeit einer geordneten Staaten-Insolvenz. Die wirtschaftliche Erholung in Europa geht in das fünfte Jahr, wovon mittelständische Betriebe durchaus profitieren. Gleichwohl bleibt der Eindruck, dass Mittelstandsthemen auch im EP schon mal einen höheren Stellenwert hatten … Die Sorgen und Nöte des Mittelstandes sind für uns Liberale allgegenwärtig. In meinem Ausschuss „Internationaler Handel“ wird den mittelständischen Unternehmen eine gewichtige Rolle eingeräumt. Abgesehen davon setzen wir

uns dafür ein, dass die EU-Förderprogramme vor allem kleine und mittelständische Unternehmen stärken. Und wir treten dafür ein, die Rahmenbedingungen für die Gründung und das Wachstum von Unternehmen konsequent weiter zu verbessern. Dazu gehört, unnötige Regulierung zu vermeiden und erfolgreiche Entwicklungen wie den Meistertitel zu erhalten. Regelmäßig werden in Brüssel und Straßburg große Entbürokratisierungsoffensiven angekündigt. Trotzdem bleibt das Ergebnis mager. Aber es geht voran. Allerdings bleibt noch viel zu tun. Um die Kosten von europäischen Gesetzesvorhaben abschätzen zu können, brauchen wir einen unabhängigen Normenkontrollrat. Außerdem müssen gerade kleine und mittelständische Unternehmen noch stärker entlastet werden. Deshalb schlagen wir vor, die regulatorischen Kosten für Unternehmen bis 2020 um 20 Prozent zu senken. Im Herbst wollen Sie für die FDP in den Deutschen Bundestag einziehen. Warum haben Sie sich zu dieser Kandidatur entschlossen? Und welches Resümee ziehen Sie nach 13 Jahren im Europaparlament? Der Wiederaufbau der FDP ist ein Marathonlauf für die Freien Demokraten. Daher stelle ich mich ebenfalls in Deutschland zur Wahl. Außerdem braucht es auch in Berlin Politiker, die Europa kennen und können. Ich war sehr gerne in Brüssel und bin stolz auf die Dinge, an denen ich in den letzten 13 Jahren mitarbeiten durfte: Wir haben die Roaming-Gebühren abgeschafft, und die Handelsabkommen mit Kanada und Südafrika sind unter Dach und Fach. Nach dem Wahlerfolg in NRW sind die Liberalen dem Einzug in den Deutschen Bundestag ein gutes Stück näher gerückt. Wie wollen Sie den Vertrauensverlust in die politische Mitte stoppen? Indem wir den Menschen eine echte Alternative zur Politik der Großen Koalition anbieten. Die Freien Demokraten setzen auf Bildung, wollen Digitalisierung in die Lehrpläne der Schulen bringen. Das zweite große Thema ist Sicherheit. Wir brauchen ein europäisches BKA, das gegen organisierte Kriminalität und Terrorgruppen ermittelt. Das dritte Thema ist die Marktwirtschaft. Wir wollen die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands für die nächsten 20 Jahre sichern. Besten Dank für das Gespräch. Das Interview f ührte Rotger Kindermann.

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G-20-Gipfel junger Unternehmer Auf Zukunftskurs: Mehr als 500 junge Unternehmer aus Deutschland und der Welt trafen sich in Berlin zum Event der Spitzenklasse. Im Rahmen des diesjährigen G20 YEA Gipfels, der 500.000 junge Unternehmer weltweit vertritt, lud der Junge Mittelstand des BVMW zur Young Entrepreneurs Night. Auf dem internationalen Netzwerktreffen der besonderen Art konnte sich der Junge Mittelstand, aktives Mitglied der European Confederation of Young Entrepreneurs (YES), erstmals auf einer internationalen Bühne präsentieren. Im rustikalen Ambiente des Berliner Holzmarktes feierten die Nachwuchs­ unternehmer den Abschluss der YEAKonferenz. Die G20 Junge Unternehmer Allianz (YEA) spricht für 500.000 junge Unternehmer weltweit.

BVMW-Geschäftsführer Prof. Dr. h. c. Markus Jerger begrüßte die Gäste.

Mit dem Jungen Mittelstand hat der BVMW eine internationale Plattform geschaffen, auf der sich die rund 2.100 Mitglieder vernetzen können.

Fotos: © Fa. Foto Flash Mitte / Baris Akdag

Der deutsche und europäische Mittelstandspräsident Mario Ohoven zeigte sich in seiner Keynote begeistert von der Initiative: „Junge Unternehmerinnen und Unternehmer sorgen im Zeitalter der Digitalisierung mit ihrem Innovationsgeist für Fortschritt und Veränderungen. Der Junge Mittelstand des BVMW nimmt hierbei eine Vorreiterrolle ein.“ Przemysław Grzywa, Präsident des europäischen Jungunternehmerverbands „YES for Europe“, hob hervor: „Als wichtigster Dachverband für junge Unternehmer in Europa freuen wir uns, die YES Young Entrepreneurs Night gemeinsam mit dem Jungen Mittelstand auszurichten. Dieser Abschluss ist das finale Highlight des G20 YEA Gipfels in Berlin. Die rege Teilnahm­e zeigt, wie wichtig es für uns Jungunternehmer ist, sich auf europäischer und internationaler Ebene auszutauschen.“ 

Der Junge Mittelstand des BVMW präsentierte sich auf internationaler Bühne. Das Treffen war die ideale Möglichkeit, neue Kontakte zu knüpfen.

BVMW-Präsident Mario Ohoven (5. v. re.) beim Europäischen G20 Gipfel junger Unternehmer in Berlin.


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Die Veranstaltung war der Abschluss des G20 YEA Gipfels in Berlin.

Patrick Meinhardt (2 .v. li.), Bundesgeschäftsleiter Politik des BVWM, moderierte die Podiumsdiskussion.

Mehr als 500 Jung­ unternehmer kamen zur Young Entrepreneurs Night.

Die Nachwuchsunternehmer nutzen das Treffen zum Netzwerken in lockerer Atmosphäre.

Przemysław Grzywa, Präsident des europäischen Jungunternehmerverbands „YES for Europe“.

Mittelstandspräsident Mario Ohoven (3. v. li.) freute sich über das Engagement der Jungunternehmer.

Der Berliner Holzmarkt bot seinen Gästen ein ungewöhn­liches, rustikales Ambiente.

Unternehmer der verschiedensten Nationalitäten trafen sich im Berliner Holzmarkt.


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Journalisten, verlasst uns nicht! Guido Augustin macht sich Gedanken über unsere Welt und ihre Bewohner

Guido Augustin BVMW-Pressesprecher Rheinhessen Kommunikationsberater ga@guidoaugustin.com

Es mag nicht redlich sein, Fakenews-Schleudern, YouTube-Stars und die Kommunikation von Unternehmen in einen Topf zu werfen. Tatsächlich unterscheidet Russen-News, neupopuläre Portale mit zweifelhafter Gesinnung wie Breitbart-News und Brausehersteller so manches. Doch eines haben sie gemein: Sie haben ein klares Interesse. Und wir wissen aus der Menschheitsgeschichte, dass unsere Spezies zur Erreichung ihrer Ziele schon mal Grenzen überschreitet. Wir haben also auf der einen Seite propagandistisch-populistisch agierende News-Portale, Blogs und andere medienartige Geschwüre.

Traurig, dass Presseverlautbarungen des US-Präsidenten mittlerweile dazu gehören. Dann gibt es Menschen, die sich reichweitenstarker Kanäle wie YouTube oder Instagram bedienen und dort Millionen Menschen erreichen. Ungeprüft, ungefiltert, ungebremst. Sie prägen die Weltsicht ganzer Generationen entscheidend mit, deren Blick auf Ernährung, Schönheit, Verhalten. Und dann gibt es Contentmarketing. Gewinnorientierte Unternehmen (ihr bestes Recht!) kommunizieren in direkter Konkurrenz mit traditionellem Journalismus und greifen dabei auf ganz andere wirtschaftliche Möglichkeiten zurück. Schließlich ist es nicht ihr Businessmodell, mit Content Geld zu verdienen. Ist also das Abendland verloren? Nicht ganz, denn es gibt noch Journalisten: Ihre Freiheit gibt ihnen das Grundgesetz, ihren Rahmen die Medienge­ setze, es gibt Kontrollinstanzen wie Rundfu­nkräte und Presserat, es gibt Pluralität, Meinungsvielfalt – und es gibt ein Berufsethos. Journalisten fackeltrunken „Lügenpresse“ zu heißen, ist einer der zivilisatorischen Tiefpunkte der Nachkriegszeit. Wir sollten Journalisten schützen. 

Foto: © Heike Rost

Jeder darf ungeprüft Verleger sein. Lange haben wir sie gefeiert, die Demokratisierung der Kommunikation. Doch heute stecken wir in einem Morast aus postfaktischer Wortverdreherei, Amateuren mit Riesenreichweiten und massierter Kommunikation aus Unternehmen. Zwischen Fakenews, Influencern und hochentwickeltem Contentmarketing hebe ich irritiert die Hand, fürchte um unsere Wege der Meinungsbildung und rufe den Journalisten zu: Bitte, lasst uns nicht alleine!


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Fortbildung: analog oder digital?

Foto: JINYI Yicheng; Illustration: ©Trueffelpix - fotolia.com

Die Digitalisierung hat längst Einzug in die Welt der Fortbildung gehalten. E-Learning wird nicht nur immer beliebter, es wird auch zunehmend bei der Fortbildung in Unternehmen eingesetzt. Doch es gibt auch Nachteile.

E-Learning verbreitet sich gerade auch bei Berufsträgern, bei denen eine Fortbildungspflicht besteht, wie bei Rechtsanwälten und Steuerberatern. Darauf haben Verbände und Kammern, wie die Bundesrechtsanwaltskammer reagiert und die Fachanwaltsordnung für Online-Fortbildung geöffnet. Die Vorteile für die Teilnehmer scheinen auf der Hand zu liegen. Sie stellt eine flexible und kostengünstige Alternative zu Präsenzveranstaltungen dar. Kosten für An- und Abreise und gegebenenfalls Übernachtung entfallen. Auch lässt sich so eine große Anzahl von Teilnehmern in einer Veranstaltung zusammenfassen. Allerdings ist damit bei aller Rationalität auch die Befürchtung verbunden, dass dabei die Kommunikation und die Bildung persönlicher Beziehungen zu Referenten und Kollegen auf der Strecke bleiben. Eine Sprache kann man schließlich bis zu einem bestimmten Grad am Schreibtisch, PC oder über das Internet lernen. Jeder, der sich intensiv mit dem Spracherwerb beschäftigt hat, weiß jedoch, dass man sie erst dann richtig verstehen kann, wenn man die Menschen versteht, die diese Sprache sprechen. Ähnliches gilt auch für komplexe Sachverhalte, wo es auf ein tiefes Verständnis der Materie und auf verschiedene Aspekte und Perspektiven ankommt. Daher ist es nicht

verwunderlich, dass sich ein gegenläufiger Trend aus Skandinavien auch in Deutschland zunehmender Beliebtheit erfreut. Innovative Fortbildungsnetzwerke wie JUC setzen auf die persönliche Begegnung und den Informations- und Erfahrungsaustausch direkt von Mensch zu Mensch. Kern des Konzeptes sind die persönlichen Treffen von profilierten Berufsträgern unterschiedlicher Branchen, die sich bei regelmäßigen Begegnungen im kleinen Kreis das neueste Wissen aneignen und in einem praktischen Teil auch anzuwenden lernen. Dabei fließt nicht nur das Wissen der Referenten, sondern auch der Erfahrungsschatz der Teilnehmer in einem interdisziplinären Dialog in die Fortbildung ein. Wesentlicher Bestandteil ist der Aufbau von Beziehungen zu anderen Berufsträgern aus der gleichen und anderen Branchen. Dahinter steht die Idee, die Art und Weise zu verändern, wie Juristen und andere Berufsträger über sinnvolle Fortbildung und nachhaltiges Networking denken. Statt Fortbildung 4.0 jetzt Fortbildung 4D.Natürlich hat auch hier das digitale Zeitalter Einzug gehalten, indem alle Materialien auch online verfügbar sind, so dass sich die Teilnehmer auf das Wesentliche konzentrieren können. 

Michael Schroeder Country Manager JUC Deutschland GmbH Mitglied im IBWF Institut für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und Forschung e. V. www.juc.de


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Führung benötigt Führung Megatrends und globale Probleme wie der demografische Wandel, Fachkräftemangel, soziale und digitale Medien geben die Richtung auch für die Personalentwicklung vor. Es müssen innovative Lösungen für jedes Unternehmen gefunden werden.

Cornelia Jeschek Geschäftsführerin Prealize GmbH Zertifizierte Unternehmensberaterin im IBWF Institut für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und -forschung e. V. www.prealize.de

Hierbei gilt es, ein Umdenken in den HR-Abteilungen herbeizuführen und innovative Personalentwicklungskonzepte ins Leben zu rufen und mutig neue Wege zu gehen. Die größten Herausforderungen an HR-Abteilungen sind: Führungskräfte als interne wie externe Multiplikatoren zu gewinnen Ressourcen von Mitarbeiterpotenzialen heben ein gutes und funktionierendes Talentmanagement

Förderung der Mitarbeiterbindung an das Unternehmen Entwicklung nachhaltiger Personalentwicklungsprogramme aktive Steuerung der Personalprozesse Das bedeutet, die Rolle der Führungskraft im Unternehmen wird zunehmend wichtiger und die Rolle der HR-Abteilung sollte sich in Richtung strategische Entwicklung im Unternehmen entwickeln. Führung von Menschen wird einem jedoch nicht in die Wiege gelegt, sondern kann und sollte erlernt werden, wie die Studie COMET der Prealize GmbH eindrucksvoll belegt. Sie zeigt, was unbedingt verpflichtend sein muss, nämlich die Überprüfung der Einstellung von Führungskräften zu ihrer Rolle und Funktion. Nur so können Unternehmen gemeinsam mit ihren Führungskräften die herausfordernden Ziele der nächsten Jahre meistern und die Mitarbeiter auf den Weg zum Ziel mitnehmen. Es bietet sich dabei an, die Überprüfung extern durchführen zu lassen und dabei eine standardisierte Herangehensweise im Unternehmen zu etablieren. In der Auswahl der Dienstleister ist es empfehlenswert, auf eine Zertifizierung als Lerndienstleister für Fach- und Führungskräfte zu achten und gleichzeitig auf eine langjährige Praxiserfahrung des Trainers. Denn Führung benötigt Führung. 

Foto: ©peshkov - fotolia.com

Der Kampf um die besten Köpfe hat längst begonnen. Sollten ihn in Zukunft nur noch Konzerne gewinnen, die in der Lage sind, überdurchschnittliche Gehälter zu zahlen, Stipendien zu finanzieren oder Wellnessprogramme zu bieten? Sicher nein. Denn dies wäre der Untergang des Mittelstands. Genau aus diesem Grund muss im Bereich der Personalentwicklung (Human Resources, kurz HR) deutlich mehr passieren. HR-Abteilungen müssen sich in Zukunft als Motor der Transformation verstehen und von der Personalverwaltung in die strategische Personalentwicklung übergehen. Damit wird HR im Zeitalter digitaler Arbeitswelten neu definiert werden und endlich einen Stellenwert erhalten, der zeitgemäß ist.


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Der Expertenpool für die mittelständische Wirtschaft.


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Digitaler Wandel leicht gemacht Der digitale Wandel bringt viele neue Herausforderungen. Die Mittelstandsberater des IBWF haben leicht verständliche und kompakt anwendbare Online-Leitfäden für den Mittelstand entwickelt.

Die Chancen der Digitalisierung nutzen, Innovationen gestalten, um neue Kunden und Märkte zu gewinnen, Marketing und Vertrieb digitalisieren und gleichzeitig Datenschutz und Datensicherheit garantieren: Unternehmen und ihre Mitarbeiter stehen vor der Frage, wie sie die digitale Transformation in angemessener Zeit und mit vertretbarem Aufwand meistern können. Workshop-Reihen und umfassende Kompendien sind hilfreich, erfordern aber viel Zeit und Geld – knappe Ressourcen für den Mittelstand. Die Mittelstandsberater des IBWF haben sich daher intensiv Gedanken darüber gemacht, wie Methoden und Erfahrungen zur digitalen Transformation praxisnah, effektiv und kostengünstig den Unternehmen nähergebracht werden können.

Expertenwissen online bereit zum Abruf Die IBWF-Experten im Bundesarbeitskreis „Digitalen Wandel gestalten“ haben Know-how zu ausgewählten Themen der Digitalisierung so aufbereitet, dass es direkt und im Team eingesetzt werden

kann – und somit auch den Anforderungen an (Zusammen-) Arbeit 4.0 gerecht wird. Der besondere Vorteil entsteht durch die spezielle Kombination aus: Experten-Know-how praxisorientiert als Schritt-für-Schritt-Anleitung aufbereitet von Mittelstandsexperten für den Mittelstand bereitgestellt in einem Online-Tool für Aufgabenmanagement und Projekte konkrete Aufgaben sind direkt verteilbar im Unternehmen, die Umsetzung kann sofort beginnen die schnelle, agile und bereichsübergreifende Zusammenarbeit ist zeitlich und örtlich flexibel alle Informationen, Dokumente und Ergebnisse sind transparent in einer kundeneigenen Cloud verfügbar die Umsetzung kann vollständig alleine oder mit begleitender Unterstützung der Experten erfolgen.

Foto: ©Pinkypills - istock.com

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Kerstin Zulechner Geschäftsführende Gesellschafterin Schuchert Managementberatung GmbH & Co. KG. Mitglied im IBWF Institut für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und –forschung e. V.

Best-Practice-Lösungen für den Mittelstand Die innovativen Best-Practice-Handlungsleitfäden zu ausgewählten Themen sind jetzt für den Mittelstand verfügbar. Die digitalen Schritt-für-SchrittAnleitungen mit konkreten Aufgaben, Hintergrundinformationen und Mustervorlagen werden in dem mitgelieferten Onlinewerkzeug factro® für projektbezogenes Aufgabenmanagement abgebildet. Damit lassen sich die einzelnen Schritte und Aufgaben leicht im Team verteilen. Die Teams können sofort mit der Arbeit beginnen. Alle Beteiligten haben jederzeit einen Überblick über das Gesamtthema und können Informationen, Fortschritt und Ergebnisse austauschen – sowohl intern als auch mit externen Mitarbeitern und Beratern. Die digitalen Leitfäden gibt es derzeit zu folgenden Themen: Innovationsmanagement von Produkt- und Service-Innovationen und Geschäftsmodelle entwickeln

Marketing und Vertrieb digitalisieren Betriebliches Gesundheitsmanagement in digitalen Arbeitswelten Cloud-Computing für den Mittelstand Betrieblichen Datenschutz sicher gestalten IT-Sicherheitskonzepte realisieren Papierlose Prozesse mit elektronischem Dokumentenmanagement Personalentwicklung im Zeitalter der Digitalisierung Umstellung auf oder Einführung von DIN ISO 9001:2015 

Weitere Infos unter: www.mittelstandsberater.de/de/berater/ bundesarbeitskreise/digitalen-wandelgestalten/ Kontakt Kerstin Zulechner: bak-dwg@ibwf.org

IBWF-Mittelstandsberaterin, Leiterin des IBWF-Bundesarbeitskreises Digitalen Wandel gestalten www.schuchert.de

Folker Scholz Selbstständiger Berater IBWF-Mittelstandsberater www.folkerscholz.de


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Schöne neue Arbeitswelt? Die Arbeitswelt 4.0 erfordert einen komplexen Wandel. Wer ihn verschläft, verliert Zeit und Geld. New Work ist der Schlüsselbegriff.

New Work – die Zukunft

Till Mönig Vorstand, PR & Marketing bei BURK AG Mitglied im IBWF Institut für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und –forschung e. V. www.burk.ag

Der Schlüsselbegriff in der Arbeitswelt 4.0 ist New Work. Mitarbeiter sind nicht mehr an Räume und Zeiten gebunden. Die Digitalisierung macht es möglich, über Netzwerke zu kommunizieren, Dokumente in Clouds zu übermitteln und Meetings via Chat oder Telefon- und Videokonferenzen abzuhalten. Smart Phone, Tablet-PC und Laptop sind die wichtigsten Werkzeuge im Business. Außerdem spielen Internationalisierung und auch das Thema Zuwanderung im Management eines Unternehmens eine immer größere Rolle. In der Industrie ist die Zusammenarbeit von Mensch und Roboter die große Herausforderung. Automatisierungen erleichtern zum einen das Arbeiten, fordern jedoch ein hohes Maß an komplexem Wissen. Aus- und Weiterbildungs-

inhalte müssen an die rasante Entwicklung der Technologie angepasst und vermittelt werden. Engagement, Motivation und Freude an der Arbeit sind hier wichtige Säulen in der Unternehmenskultur und fordern eine hohe Bereitschaft der Führungsebenen, die Mitarbeiter an ihren Bedürfnissen zu packen, ihre Potenziale zu erkennen und für beide Seiten gewinnbringend zu fördern und zu nutzen. Der Wandel bringt viele Fragen mit sich. Hier eine Checkliste zu wichtigen Faktoren: Welche Veränderungen sind individuell nötig und gewinnbringend? Wohin geht die Entwicklung in den nächsten Jahren? Wie up to date ist die Führungsebene? Welche Herausforderungen stellen sich für die Mitarbeiter? Welche Qualitäten bringt jeder Mitarbeiter individuell ein? Wie können Fachkräfte gefördert und motiviert werden? Welche Qualifizierungen und Weiterbildungen sind wichtig? Welche Berater und Bildungsträger sind die Richtigen? Welche Technik wird benötigt? Die Digitalisierung schreitet unaufhaltsam voran und ermöglicht den Unternehmen die Erschließung neuer Märkte und Strategien, die ein großes Potenzial für alle bereithält. Eine Universallösung gibt es nicht, jedoch viel Spielraum für Individualität. 

Foto: ©peshkova- - fotolia.com

Hohe Flexibilität, Mobilität, umfassendes Denken, regelmäßige Weiterbildung und Prävention sind nur einige Stichpunkte, die im Zeitalter der Digitalisierung Mitarbeitern und Führungskräften abverlangt werden. Es entstehen neue Arbeitsmodelle, die mehr Freiräume bieten, weg vom klassischen nine-to-five-Job an festen Standorten. Dies birgt viele Chancen, aber auch Risiken. In der Produktion ist die Digitalisierung von Arbeitsprozessen eine große Herausforderung. Im Personalbereich ist die Schaffung eines neuen, zeitgemäßen Arbeitsumfeldes wichtig, um Mitarbeiter und Fachkräfte zu motivieren und gleichermaßen als Arbeitgeber attraktiv zu sein. Je höher die Anforderungen sind, desto wichtiger ist die Attraktivität für die Weiterentwicklung im Unternehmen.


Wir fördern das Gute in NRW.

Unternehmer wie Dirk Franke setzen für die Digitalisierung auf die Förderprogramme der NRW.BANK Auf immer digitaler werdenden Märkten ist Durchblick der Schlüssel zum Erfolg. Die NRW.BANK finanziert die Realisierung Ihrer Digitalisierungsvorhaben – mit attraktiven Förderprogrammen und Beratungskompetenz. Sprechen Sie uns an! www.nrwbank.de/durchblick


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News

Digitalisierung umsetzen mit _Gemeinsam digital

n-tv und BVMW suchen den „Hidden Champion 2017“ In diesem Jahr verleiht der Nachrichtensender n-tv den Mittelstandspreis „Hidden Champion“ bereits zum siebten Mal. Die Verleihung erfolgt in Zusammenarbeit mit Maleki Communications und mit Unterstützung des BVMW. Gesucht werden mittelständische Unternehmen, die sich mit ihrer Arbeit um den Erfolg der deutschen Wirtschaft in herausragender Weise verdient gemacht haben. In der Kategorie „Marke“ sind das Unternehmen, die mit ihrer Marke glänzen und sich dadurch in Zeiten der Globalisierung leichter im Wettbewerb behaupten können. Der Preis in der Kategorie „Verantwortung“ geht an Unternehmen, die der Gesellschaft mit ihrem sozialen Engagement einen deutlichen Impuls verliehen haben, sei es durch die Förderung von Sport, Kultur oder Bildung. Die Kategorie „Change“ prämiert Mittelständler, die mit den digitalen Herausforderungen der Zukunft erfolgreich umgehen und Pionierarbeit in ihrer Branche leisten. In der Kategorie „Vision“ werden junge, innovative Firmen und Start-ups ausgezeichnet, deren Ideen und Geschäftsmodelle besonders überzeugend sind. Der „Sonderpreis des Deutschen Mittelstandes“ wird durch den BVMW verliehen. Im Fokus dieser Kategorie stehen die Unternehmensinhaber und Gesellschafter selbst, die durch ihren wirtschaftlichen Erfolg, gesellschaftliches Engagement oder besondere Innovationen den Unternehmergeist des Mittelstandes in außergewöhnlicher Weise verkörpern. Beim „Hidden Champion“ werden seit 2011 Unternehmen gewürdigt, die in ihrem Markt führend sind. Bewerben können sich alle inhabergeführten Unternehmen mit Sitz in Deutschland, die mindestens 30 Mitarbeiter beschäftigen. Die Kategorie „Vision“ hat gesonderte Bestimmungen: Bei den Unternehmen müssen mindestens zehn Mitarbeiter beschäftigt sein, gleichzeitig dürfen sie nicht länger als drei Jahre am Markt sein. Alle Einsendungen werden von der n-tv Wirtschaftsredaktion mit eigenen Recherchen angereichert und von einer fachkundigen Jury geprüft. Unterstützt wird die Jury durch ein hochkarätig besetztes Kuratorium, dem auch Mittelstandspräsident Mario Ohoven angehört. Bewerbung bis zum 20. August 2017: Online-Bewerbungsformular:

www.n-tv.de/hiddenchampion

bvmw.info/hidden-champion-bewerben

Bewerbungsformular mobil: mobil.n-tv.de/Spezial/mittelstandspreis_2017/

Unter dem Themenschwerpunkt „Arbeiten 4.0“ bietet das Mittelstand 4.0-Kompetenzentrum Berlin ab August wieder die sehr beliebten und schnell ausgebuchten Workshops in Berlin und Brandenburg an. Sie werden vom renommierten Hasso-Plattner Institut (HPI) als Partner des Zentrums durchgeführt. Am 26. Oktober lädt _Gemeinsam digital nach Berlin zu einer interaktiven Abendveranstaltung in Kooperation mit dem Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes. Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft loten gemeinsam mit den Gästen neue Formen der Arbeit in der Zukunft aus. Kurzfilme, Flyer und Rat von Experten unter: www.gemeinsam-digital.de

Zukunftspanel Mittelstand 2017

Es gilt nicht nur, die IT-Sicherheit zu erhöhen, sondern auch digitale Kompetenzen zu entwickeln, die Digitalisierung in der Verwaltung umzusetzen und die digitale (Netz-)Infrastruktur auszubauen. Zu diesem Ergebnis kommt die jüngste Befragung des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn für das Zukunftspanel Mittelstand 2017. Darin kommt auch zum Ausdruck, dass die mittelständischen Unternehmen bei der Bewältigung der Herausforderungen Unterstützung seitens der Wirtschafts-, Bildungs-, Infrastruktur- und Arbeitsmarktpolitik bedürfen. Die Studie ist abrufbar unter: bvmw.info/formatvorlage-ifm

Foto oben links: ©n-tv; Foto unten: ©madrolly - fotolia.com

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Passgenaue Beratung für KMU Das Berufsförderungswerk Thüringen (BFW) unterstützt mit einem bundesweiten Beratungsprogramm kleine und mittlere Unternehmen bei der Entwicklung zukunftsfähiger Personalstrategien. Ziel ist es, unternehmensbezogene Handlungsbedarfe zu erkennen und nachhaltige Veränderungen anzustoßen. Bundesweit gibt es ein dichtes Netz von Erstberatungsstellen. Dazu gehören auch die BFW Thüringen GmbH am Hauptstandort in Seelingstädt und im Regional-Center Eisenach. Durch die enge Zusammenarbeit mit zertifizierten Prozessberatern konnten seit Programmstart in 2015 eine beachtliche Anzahl an Unternehmen in ihren personalpolitischen Vorhaben unterstützt werden. Die Laufzeit des Förderprogramms endet im Juli 2020. www.bfw-thueringen.de www.unternehmens-wert-mensch.de

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Mobile Massage am Arbeitsplatz

Foto oben rechts: Foto: ©TouchLife-Schule, Leder & von Kalckreuth; Foto unten links: ©madrolly - fotolia.com; Quelle mitte: Quelle: Dr. Ulrich Köppen

Trockene Fakten spannend darstellen Ein Jahresbericht ist Pflicht, aber dabei geht es schon längst nicht mehr nur um Zahlen. Vielmehr sollen Daten und Fakten des Unternehmens auf möglichst vielen Geräten greifbar gemacht werden. Die Werbeagentur kreativrudel bietet nun Lösungen für digitalisierte Geschäftsberichte an. In dieser Form kann ein Bericht um interaktive Elemente angereichert werden, zum Beispiel mit Videos, Animationen und Galerien. So kann der Betrachter spielerisch durch den Bericht geführt werden und erlebt dabei immer wieder Überraschungen. Mittlerweile sind sogar Virtual Reality Elemente möglich, damit der Nutzer buchstäblich in einen Bericht eintauchen kann. www.kreativrudel.de

Praktikumsplätze für High Potentials gesucht Die Türkisch-Deutsche Universität (TDU) in Istanbul ist ein „Leuchtturmprojekt“ auf der Grundlage eines langjährigen Regierungsabkommens zwischen der Türkei und Deutschland. Mit dem Abschluss des Doppeldiploms stehen der deutschen Wirtschaft zukünftig Jürgen Märkle, Prof. Dr. Rita erstklassige Elite-Absolventen zur Verfügung. Süssmuth, Tarkan Söhret (v. li.). Der BVMW unterstützt das Projekt als Kooperationspartner. Deutsche Unternehmen können das Projekt durch die Bereitstellung von Praktikumsplätzen für die Elite-Studenten unterstützen. Ansprechpartner sind die BVMW-Mitglieder Tarkan Söhret und Jürgen Märkle. Mailkontakt über ulrich.koeppen@bvmw.de.

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Foto: ©TouchLife-Schule, Leder & von Kalckreuth

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Mobile Massage am Arbeitsplatz von touchlife.

Gesunde Mitarbeiter sind der Kern jedes Unternehmens. Zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) zählen auch Massagen, die direkt im Unternehmen angeboten werden. In der Regel sind dies 20-minütige Anwendungen. Man bleibt bekleidet und ruht in einem speziellen Massagestuhl. In den Spannungszonen Rücken, Schulter und Nacken erreicht die gezielte Behandlung spürbare Erleichterung. Die Massage fördert das Wohlbefinden der Mitarbeiter und steigert die Produktivität. In einer Studie über den Nutzen von betriebsnahen therapeutischen Anwendungen kam Ute Pitzen, Bachelor of Science in der Komplementärtherapie, zu dem Ergebnis, dass die mobile Massage nach TouchLife eine effektive Gesundheitspräventionsmaßnahme ist. Konzerne und große Unternehmen kämpfen längst um gesunde, qualifizierte und motivierte Arbeitnehmer. Auch mittelständische Unternehmen können BGM nutzen, um Fitness, Resilienz und Zufriedenheit der Mitarbeiter zu steigern. Empfohlene Behandleradressen unter www.touchlife-mobil.de

Energiekosten auf dem Prüfstand Der Kostenrechner der VDI Zentrum Ressourceneffizienz GmbH (VDI ZRE) bietet Anwendern in kleinen und mittleren Unternehmen eine praxisnahe Einführung in die ressourcenbezogene Kostenrechnung. Das Tool besteht aus den drei Modulen Kostenstrukturrechner, Materialflusskostenrechner und Investitionsrechner, die je nach Bedarf einzeln oder aufeinander aufbauend angewandt werden können: Mithilfe des Tools ist eine Analyse der Kostenstruktur und der Material- und Energieflüsse im Unternehmen möglich. Der Kostenrechner kann somit zur Identifizierung von Ressourceneffizienz­ potenzialen verwendet werden. Darüber hinaus unterstützt er die Anwender bei Investi­ tionsentscheidungen. Hier der Link zu den Kostenrechner-Modulen des VDI Zentrums Ressourceneffizienz: kostenrechner.ressource-deutschland.de


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Wie Mitarbeiter mitgenommen werden müssen Mit der digitalen Transformation verändern sich die Arbeitsprozesse. Industrie 4.0 erfordert eine Flexibilität, auf die das Arbeitsrecht noch nicht eingestellt ist. Weil Standardtätigkeiten von intelligenten Systemen übernommen werden, werden alte Berufsbilder verschwinden und neue entstehen. Unternehmen sind gefordert, die Kreativität und Emotionalität ihrer Beschäftigten gewinnbringend in die Wertschöpfung einzubringen.

Die Ebbecke Verfahrenstechnik AG mit Hauptsitz im hessischen Bruchköbel ist führender Anbieter in der Verarbeitung von Schüttgütern. Das Unternehmen produziert in über 350 hochmodernen Anlagen Spezialpulver und Granulate

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Arbeit wird zu einem sich oft verändernden Feld von Aufgaben werden.

als Lohnfertiger für Konzerne aus der Chemie-, Lebensmittel- oder auch der Kosmetikindustrie. Der Technologie-Dienstleister mit rund 130

Beschäftigten stellt zum Beispiel Gesichtspuder oder Aromagranulate für Sportgetränke her oder pulverisiert Kunststoffe, aus denen später Folien für Cockpits von Autos entstehen. „Mit den kontinuierlich gestiegenen Kundenanforderungen aus technischer und qualitätssichernder Sicht erhöhen sich stetig die Anforderungen an die Mitarbeiter unseres Hauses“, sagt Vorstand Axel Ebbecke. „Wir reagieren darauf mit einer erhöhten Übertragung von Verantwortlichkeiten nicht nur an die Operatoren, sondern auch in den Verwaltungsbereichen.“ Flexibilität und ständige Bereitschaft, sich in neue Bereiche einzuarbeiten, prägten das Anforderungsprofil der Mitarbeiter. „Weil wir momentan insbesondere im Bereich der Maschinenbediener Arbeitsplätze mit geeigneten Bewerbern nicht in gefordertem

Foto: ©Sergey Nivens - fotolia.com

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Umfang besetzen können, stellen wir verstärkt Ausbildungsplätze bereit.“

Arbeits- und Ruhezeiten: „Reliquien der klassischen Industrie“ Mit fortschreitender Digitalisierung und Automatisierung ändert sich über die vierte industrielle Revolution – kurz: Industrie 4.0 – auch die Arbeitswelt. Bei der Arbeit 4.0 geht es nicht nur um zunehmend spezialisierte Tätigkeiten in den neuen Produktionsumgebungen, sondern auch um die Flexibilisierung von Arbeitszeiten und – orten. „Die aktuelle Auslegung des Arbeitsrechts bringt oftmals immer noch die Arbeit mit der Anwesenheitszeit an einer Arbeitsstätte in Verbindung, was so natürlich für viele Berufsbilder immer weniger gelten wird“, sagt Nico Lüdemann, geschäftsführender Gesellschafter des IT-Beratungsunternehmens bluecue consulting GmbH & Co KG in Bielefeld. Gleiches gelte für die maximalen werktäglichen Arbeitszeiten und die aktuell festgeschriebenen Ruhezeiten. „Hierbei handelt es sich um Reliquien der klassischen Industrie, die auf moderne Arbeitssituationen im Home-Office mit global, über mehrere Zeitzonen hinweg arbeitenden Teammitglieder nur schwerlich anwendbar sind.“ Lüdemann glaubt, dass die Politik gut beraten wäre, genau an diesen Stellen Nachbesserungen des Arbeitsrechtes in die Wege zu leiten. Eine grundsätzliche Überarbeitung des Arbeitsrechts sei dafür gar nicht notwendig. „Aber der Wechsel von der starren acht- oder zehn-StundenRegelung hin zu einer maximalen Wochenarbeitszeit zum Beispiel würde eine deutliche Vereinfachung sowohl für die Unternehmen wie auch für die betroffenen Mitarbeiter mit sich bringen und bereits heute gelebte Grauzonen wieder in einen rechtlich ordentlichen Zustand bringen.“ Natürlich müsse dabei die Balance zwischen Arbeits- und Privatleben für die Mitarbeiter in einem vernünftigen Rahmen verlaufen.

Risikobegrenzung durch Fokussierung auf eigene Stärken Die Ebbecke Verfahrenstechnik AG setzt zwar weiterhin auf die 40-Stunden-Woche, weil im Schichtbetrieb gearbeitet wird. „Allerdings“, sagt Vorstand Axel Ebbecke, „wird für jeden Mitarbeiter ein Arbeitszeitkonto zur Flexibilisierung geführt – hinzukommen Bonusregelungen für Feiertags- und Wochenendarbeit.“ Gern würde er verstärkt auf freiberufliche oder selbstständige Mitarbeiter zugreifen: „Dem steht aber die derzeitige Arbeitsgesetzgebung entgegen, die grundsätzlich liberalisiert werden sollte.“ Das geltende Arbeitsrecht passe überhaupt nicht mehr zu den heutigen Realitäten.

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Ebbecke lässt durchaus auch Mitarbeiter im Home Office arbeiten, „das betrifft zumeist Stellen im Vertrieb und in der Projektbearbeitung“. Die Produktionen aber könnten momentan nur bedingt örtlich von der Firma getrennt werden. Denkbar sei hier aber die Auslagerung bestimmter Tätigkeiten an flexible Produktionsdienstleister. Ein am Markt aktiver Unternehmer sehe eher die Chancen als die Risiken in diesem Transformationsprozess. „Aber dies bedingt eine kontinuierliche Hinterfragung der eigenen Marktstellung und Anpassung an die jeweilige Situation im Markt. Die Fokussierung auf die eigenen Stärken, aktive Marktbeobachtung und Entwicklung innovativer Produkte ist die beste Lösung, möglichen Risiken entgegenzutreten.“

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Die derzeitige Arbeitsgesetzgebung sollte grundsätzlich liberalisiert werden.

Axel Ebbecke

Dass Arbeit 4.0 auch eine Bedrohung für die menschliche Arbeitskraft sein könnte, denkt Nico Lüdemann von bluecue consulting nicht. Arbeit werde zu einem sich oft verändernden Feld von Aufgaben werden, die erfüllt werden müssen – vielleicht in Form eines Angestellten in einem Unternehmen, vielleicht in Form eines unabhängigen Experten, der projektbezogen für unterschiedliche Auftraggeber arbeitet. „Es wird aber in jedem Fall davon geprägt sein, dass eine sehr hohe Flexibilität und Individualität der Lösungsfindung gefordert werden wird, denn wiederkehrende Standardtätigkeiten werden von Maschinen übernommen werden“, so Lüdemann. „Wir werden neue Berufsbilder sehen und bisher bekannte werden verschwinden.“ Lüdemann glaubt, dass die Verbindung von Mensch und Maschine den wesentlichen Megatrend der kommenden Jahre darstellt. „Wenn immer mehr wiederkehrende Standardtätigkeiten von intelligenten Systemen übernommen werden, muss sich der Mensch wieder stärker auf seine menschlichen Kernkompetenzen besinnen: Emotionalität, kritisches Denken und Kreativität werden eine zentrale Rolle spielen.“ Für die Unternehmen werde es hierbei immer stärker darum gehen, geeignete Führungs- und Innovationstechniken zu entwickeln, die diese Fähigkeiten nutzbar machen und gewinnbringend in die Wertschöpfung einbringen. 

Almut Friederike Kaspar Journalistin


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DER Mittelstand. | 4 | 2017

Neue Unternehmer braucht das Land Die Digitalisierung verändert die Arbeitswelt. Mit Investitionen in neue Software und Kommunikationsmedien ist es nicht getan – eine ganze Unternehmenskultur könnte sich ändern.

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Das Bild der allwissenden Führungskraft verblasst zusehends. Wenn je ein Unternehmer eine disruptive Innovation an den Markt gebracht hat, dann war es Henry Ford mit seinem Modell „T“. Sein Erfolg beruhte nicht auf Marktbeobachtung und Kundenumfragen. Ford wusste: „Wenn ich die Menschen gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt: schnellere Pferde.“ Kunden wissen mitunter erst was sie wollen, wenn man es ihnen anbietet. Leider verhalten sich Unternehmer oft wie ihre Kunden, und wenn sie dann die Disruption von heute, die Digitalisierung, begreifen, kann es zu spät sein. Dr. Ole Wintermann von der Bertelsmann Stiftung beschäftigt sich intensiv mit der Veränderungen der Arbeitswelt durch digitale Innovationen. Er leitet das Projekt „Betriebliche Transformation in der Digitalisierung“ und hat die Plattform Futurechallenges.org aufgebaut. Er befasst sich mit der Zukunft der Arbeit, Fragen der Globalisierung und Demografie vor allem im Hinblick auf den deutschen Mittelstand. Nach vielen Gesprächen mit kleinen und mittleren Unternehmen zur Digitalisierung zeichnet sich ab: Der deutsche Mittelstand ist nicht gut vorbereitet. Wintermann

hört von Unternehmern oft: „Aber wir haben doch gerade neue PCs angeschafft.“

Der Chef: Ein Konzept von früher? Doch Digitalisierung bedeutet den Umbruch einer Unternehmerkultur, und das fängt in der Chefetage an. Wintermann beobachtet eine Unternehmens- und Führungskultur, die aus der Zeit gefallen ist. Das Bild der allwissenden Führungskraft, des erfahrenen Chefs, der Vorstandsweisheiten verkündet, verblasst zusehends. Denn in einer hochspezialisierten, digitalisierten Arbeitswelt sind Wissen und Relevanz einzelner Mitarbeiter immer wichtiger. Projektbezogene Arbeitsgruppen unter Leitung spezialisierter Mitarbeiter werden, so Wintermann, den Unternehmenspatriarchen klassischer Prägung ablösen. Teams übernehmen das Kommando. Zugleich könnte auf die nächste Generation von Chefs eine Führungsposition zukommen, die höchst flexibel ist: Schon heute bieten Führungskräfte auf digitalen Plattformen ihre Kompetenzen weltweit, zeitlich begrenzt und projektbezogen an: „In der neuen Arbeitswelt sind auch Chefs austauschbar.“

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Das hören, so erzählt Wintermann, viele Unternehmer nicht gerne. Denkt man die Digitalisierung mutig weiter, könnte sogar das klassische Unternehmen mit traditionsreichem Firmensitz, einer sympathischen Geschäftsidee und fester Belegschaft der Vergangenheit angehören. Wintermann spricht von „temporär begrenzten und projektbezogenen Kollektiven, die sich zusammenfinden und wieder auseinandergehen oder sich flexibel der Marktlage anpassen.“

Arbeit wird multilokal Das ist gewiss noch eine unternehmerische Vision – ob eine schöne sei dahingestellt. Die Arbeitnehmer der Zukunft hingegen, jene jungen „digital natives“, die mit dem Internet aufgewachsen sind, werden feststellen, dass das klassische Diplom oder Zeugnis im Laufe der Zeit an Bedeutung verliert. Wintermann nennt SAP als Beispiel: dort werden schon heute mit Google-Glass-Technologie geringqualifizierte Mitarbeiter während der Arbeit fortgebildet. Die digitalisierte Arbeitswelt ermöglicht Weiterbildung in Echtzeit. Was der Jobsuchende mal gelernt und zertifiziert bekommen hat, könnte immer weniger wert sein. Das wird Auswirkungen auf Tarifmodelle und Tarifpolitik haben. Unternehmen werden weniger nach Zertifikaten, sondern nach Ideen suchen. Wie relevant, wie kreativ kann ein Mitarbeiter für das Unternehmen sein? Seine Anwesenheit am Arbeitsplatz morgens um neun wird zweitrangig sein. Die Clickworker und Heimarbeiter sind die Arbeitnehmer von morgen. Doch dieser Druck auf den Jobsuchenden kann den Unternehmen nutzen. Wintermann prognostiziert sinkende Arbeitslöhne und leichteren Zugriff auf Fachkräfte. Um davon zu profitieren, müssen Unternehmen aber auf andere Weise um die neue Wissenselite werben. Jene Arbeitgeber, die entsprechende Sozialleistungen, Coworking Spaces, flexible Arbeitszeiten, also positive Arbeitsbedingungen bieten, werden den Wettbewerb um die moderne, digitale Wissenselite gewinnen.

Digitalphobie in der Politik Doch nicht nur Unternehmer sind in der Pflicht: Auch Arbeitsrecht und Wirtschaftspolitik hinken meilenweit dem technologischen Fortschritt hinterher. Wenn die klassische Präsenzkultur verschwindet, wie wirkt sich das arbeitsrechtlich aus? Wer ist wann wo versichert? Muss ein Arbeitgeber Telearbeit und Homeoffice überhaupt ermöglichen, wie es etwa in den Niederlanden bereits Gesetz ist? Wie ändern sich die Urlaubsregelungen, die Arbeitsschutzgesetze? Diese Fragen kann auch Wintermann nicht beantworten, weist aber darauf hin, dass „längst stillschweigend Regelungen zur Arbeit außerhalb des Büros eingeführt sind, ohne dass jedoch die arbeitsrechtlichen Konsequenzen

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In der neuen Arbeitswelt sind auch Chefs austauschbar.

Dr. Ole Wintermann geklärt sind. Die Realität hat das entsprechende Arbeitsrecht überholt.“ Das kann politisch nicht gewollt sein und ist gefährlich für Unternehmer, denn sollte die Arbeitsplatzwahl zum Rechtsanspruch der Mitarbeiter werden, müssen die Chefs rasch reagieren. Doch um überhaupt handlungsfähig zu bleiben, brauchen Unternehmen auch die entsprechende Infrastruktur. Die flächendeckende Versorgung mit Glasfaserkabel indes ist in Deutschland auf international nicht wettbewerbsfähigem Niveau. „Wirtschaftspolitisch ist das digitaler Analphabetismus. Osteuropa und Skandinavien sind uns immer weit voraus. Wir Deutschen sind eben gut im Faxen.“ Noch sind Unternehmensführer nicht obsolet, auch den Arbeitnehmer mit geregelter Arbeitszeit wird es noch eine Weile geben. Doch die digitale Revolution wird auch den Mittelstand verändern. Also sollte er sich zumindest von seinem Faxgerät verabschieden. 

Bernd Ratmeyer Wissenschaftsjournalist und Lektor

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Teamworx 4.0 Wie wird sich die Art des Zusammenarbeitens verändern, und welche Hilfsmittel können das neue Arbeiten 4.0 unterstützen?

Schon jetzt wird der Arbeitsalltag immer flexibler, ist immer weniger an Ort und Zeit gebunden. Gerade für den deutschen Mittelstand, der mit seinen Partnern und Kunden international verbunden ist, wird dadurch ein viel effizienteres weltweites Teamworking möglich. Intelligente Systeme entlasten Arbeitnehmer immer mehr von Routinearbeiten. Kognitive Assistenten erstellen selbstständig Analysen zu komplexen Themen, priorisieren Inhalte für die menschlichen Kollegen und nehmen ihnen sogar das Beantworten von E-Mails ab.

Digitaler Arbeitsplatz für den modernen Wissensarbeiter

Dr. Thomas Zeizel Business Unit Executive IBM Social Unit Germany-Austria, Switzerland www.ibm.com

Um mit diesen neuen Anforderungen mithalten zu können, ist ein moderner digitaler Arbeitsplatz unerlässlich. Heutige Arbeitnehmer stellen an diesen ganz konkrete Anforderungen: Sie möchten Nutzerfreundlichkeit und einfachen Zugang über verschiedene Kanäle hinweg – Dinge, die sie aus privaten Anwendungen wie Social Media schon länger kennen. Collaboration-Tools müssen also so gestaltet sein, dass Arbeitnehmer sie gern annehmen und dadurch produktiv sind. Teambasierte Kommunikation kann auf ganz vielfältige Art und Weise stattfinden – zum Beispiel in Chats und Videokonferenzen – und muss daher nahtlos über verschiedene Geräte möglich sein.

Der Outdoor-Ausrüster Vaude ist ein Beispiel dafür, wie Unternehmen jeder Größe von kollaborativer Zusammenarbeit profitieren können: Die weltweit mehr als 1.500 Mitarbeiter müssen abteilungsübergreifend eng zusammenarbeiten. Neben Kommunikation und gemeinsamem Datenzugriff ist besonders auch der weltweite Wissensaustausch wichtig. Vaude hat deshalb eine Plattform installiert, die das Intranet „camp“, ein integriertes Social Intranet und die Web Content Management Extension (XCC) zusammenführt. Mit diesem Tool wird es den Mitarbeitern nun leichter gemacht, ihr Expertenwissen weltweit zu teilen. Vaude möchte damit auch Informationsmonopole, die nur im Management liegen, abschaffen und den Mitarbeitern zugänglich machen. Moderne Technologien machen die Zusammenarbeit immer leichter. Dabei ist es entscheidend, alle Mitarbeiter in ein Boot zu holen und sie gemeinsam an die neuen Möglichkeiten heranzuführen, beispielsweise durch Workshops. Generell ist es wichtig, Mitarbeitern die Scheu vor der Digitalisierung zu nehmen und stattdessen deren Chancen aufzuzeigen. Um Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles zu zitieren: „Wir haben die erste, zweite und dritte industrielle Revolution gut geschafft. Das wird uns auch bei der vierten industriellen Revolution gelingen.“ 

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Neue Arbeitswelt – neue Personalpolitik Die Herausforderungen der Digitalisierung und die Umbrüche in der Arbeitswelt treffen auch und gerade den innovativen und wissensbasierten deutschen Mittelstand. Der Bund hat ein Förderprogramm aufgelegt, dass KMU auf die personalpolitischen Konsequenzen vorbereiten soll. “unternehmensWert:Mensch“ nennt sich das Förderprogramm des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS), das nach einer Modellphase nun seit 2015 Hilfe für kleine und mittlere Unternehmen anbietet. Es will mit spezifischer Beratung mittelständische Unternehmen bei der Entwicklung moderner, mitarbeiterorientierter Personalstrategien unterstützen und somit die Fachkräftesicherung vorantreiben. Das Programm ist in vier Handlungsfelder gegliedert:

torisiert. Bewerben können sich Unternehmen mit Sitz in Deutschland und einem Jahresumsatz von bis zu 50 Millionen Euro. Sie sollten seit zwei Jahren existieren und mindestens einen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Vollzeit angestellt haben. Die Erstberatung ist kostenlos, danach können Experten bis zu zehn Tage die Unternehmensführung vor Ort im Betrieb coachen, wobei ein Beratungstag maximal 1.000 Euro kostet.

Personalführung Das BMAS ist der Ansicht, eine moderne Personalführung solle individuelle Bedürfnisse der Beschäftigten berücksichtigen, sie in Entscheidungen einbetten und die aktuelle Lebenssituation im Blick haben.

Chancengleichheit und Diversity Fachkräftegewinnung und -sicherung ist nach dem BMAS auch eine Frage der „Besonderheiten der eigenen Belegschaft“ jenseits von Alter, Geschlecht oder kulturellem Hintergrund.

Gesundheit Um nachhaltige Personalpolitik und Fachkräftesicherung zu betreiben, braucht ein Unternehmen gesunde Mitarbeiter. Das Programm macht Angebote zur Förderung der physischen und psychischen Gesundheit und berät, wie man Beschäftigte für einen gesunden Arbeitsalltag sensibilisiert.

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Wissens- und Kompetenzmanagement Lebenslanges Lernen ist schon lange ein Thema im innovativen deutschen Mittelstand. Dieser Programmbereich informiert, wie Wissen im Betrieb gehalten und weitergegeben wird. Er schlägt Weiterbildungsmöglichkeiten im Rahmen des digitalen Strukturwandels vor und gibt Tipps zur Erhöhung der Lernmotivation innerhalb der Belegschaft. Das Ministerium hat für dieses Förderprogramm bundesweit 2.000 Fachberater geschult und au-

Die Förderung erfolgt in Form von „Beratungschecks“: kleine Unternehmen mit weniger als zehn Beschäftigten bekommen 80 Prozent der Kosten erstattet, mittelgroße Betriebe mit bis zu 249 Mitarbeitern 50 Prozent. Ansprechpartner, Erstberatungsstellen in der Nähe und weitere Informationen unter www.unternehmens-wert-mensch.de 

Bernd Ratmeyer Wissenschaftsjournalist und Lektor


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Cyberversicherung – passgenau absichern Mehr als 230.000 Cyber-Straftaten registriert das Bundeskriminalamt pro Jahr. Laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft ist jeder vierte Mittelständler davon betroffen. Die Schadenssummen liegen durchschnittlich im fünfstelligen Bereich. Für Unternehmen geht es um Risikoprävention, dazu zählt auch die Cyberversicherung. DER Mittelstand. sprach darüber mit Sandra Dammalacks von der deas Deutsche Assekuranz-Makler GmbH.

Sandra Dammalacks.

DER Mittelstand.: Frau Dammalacks, können sich Unternehmer mittels einer Versicherung gegen Schäden absichern? Sandra Dammalacks: Ja. Eine Cyberversicherung ist das „i-Tüpfelchen“ auf einem gut ausgestatteten IT-System. Diese beinhaltet unter anderem auch eine weitreichende Absicherung von Drittschäden bei Datenschutzverletzungen, also auch Haftpflichtkomponenten, geht aber weit über diese hinaus. In der Betriebshaftpflicht geht es im Wesentlichen um Schadensersatzansprüche Dritter. Die Cyberversicherung umfasst neben der Schadensersatzkomponente sowie Abwehrkosten auch die Übernahme von Kosten für die Benachrichtigung von Kunden oder Behörden über Datenvorfälle. Zusätzlich ist als besonders wichtige Erweiterung die Erstattung der Kosten für IT-Forensik-Leistungen zur Aufklärung und Behebung von Cybervorfällen mitversichert, ebenso die Übernahme der Kosten, die bei aufsichtsrechtlichen Verfahren anfallen.

Welche Schäden können versichert werden? Die Cyberversicherung ist ein neu entwickeltes Produkt mit Bausteinen aus den verschiedenen klassischen Versicherungssparten. Sie beinhaltet eine Drittschaden- und eine Eigenschadenkomponente sowie eine Vielzahl zusätzlicher Kostenbausteine und Assistenzleistungen. Dazu gehören beispielsweise Ertrags- und Dienstleistungsausfälle, Hackerangriffe oder Cybererpressung. Auch Schäden durch die Manipulation oder Fehlbedienung eigener Mitarbeiter sind versicherbar. Wann greift die Versicherung? Die Versicherung greift sowohl bei den beschriebenen Drittschäden als auch im Falle von Eigenschäden, wie bei einer Betriebsunterbrechung durch Datenverschlüsselung, Datenmanipulation oder Datenverlust eigener oder auch fremder Daten.

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Wann greift die Versicherung nicht? Auch hier sind die Versicherungsbedingungen sehr unterschiedlich. Die Cyberversicherung bietet zumeist keine Deckung für Vorsatz, bekannte Umstände, Verletzung von Patenten und geistigem Eigentum, ungetestete Programme und unberechtigte Nutzung oder Abnutzung. Aber Vorsicht: Zu den versicherungsvertraglichen Obliegenheiten gehört es, die eigene IT auf dem aktuellen Stand der Technik zu halten, das heißt, das vorsätzliche oder grob fahrlässige Unterlassen der Installation erforderlicher Updates kann zum Verlust des Versicherungsschutzes führen. Gibt es Regelungen zur Selbstbeteiligung? Es gibt sowohl einen zeitlichen als auch einen monetären Selbstbehalt, der individuell abgestimmt werden muss. Der zeitliche Selbstbehalt liegt üblicherweise bei zwölf Stunden, reduzierbar auf bis zu sechs Stunden. Eine Entschädigung für den entgangenen Gewinn wird also erst nach einer cyberbedingten Betriebsunterbrechung von sechs beziehungsweise zwölf Stunden geleistet. Der monetäre Selbstbehalt beginnt je nach

Versicherer bei 1.000 Euro und kann bei großen und schweren Risiken auf bis zu 500.000 Euro angehoben werden. Für welche Unternehmen lohnt sich eine Cyberversicherung? Wir sind der Ansicht, dass jedes Unternehmen, welches Online-Dienste, Waren oder Dienst-

Achtung! Risiken für Geschäftsführer „Das Thema Cyber-Risiken und das diesbezügliche Risikomanagement führt zu einem neuen Pflichtenkreis für Geschäftsführer. Grundsätzlich müssen Gefahren und Risiken vom Unternehmen ferngehalten und vorhandene Risiken gemindert werden. Sollte dies nicht ordnungsgemäß geschehen sein und dem Unternehmen ein Schaden entstehen, so kann der Geschäftsführer für den entstandenen Schaden mit seinem Privatvermögen haftbar sein. Insofern sollten Manager prüfen, ob ein effektives CyberRisikomanagement ein-/und durchgeführt wurde. Cyber-Risiken werden in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen. Ein Wegschauen ist nicht ratsam und wird dem Unternehmen letztlich schaden.“ Boris Prochazka, MRH-Trowe, Mitglied der BVMW-Digitalkommission

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leistungen anbietet, über E-Mails kommuniziert, sich eines ERP-Betriebssystems oder softwaregesteuerter Prozesse bedient, z. B. bei Produktionsablauf, Lagerhaltung und Logistik, sich zusätzlich über eine Cyberversicherung absichern sollte. Unternehmen, die eine große Anzahl von Kundendaten verwalten, sollten sich unbedingt mit einer solchen Versicherungslösung befassen. Bereits heute kann ein Datenvorfall zu hohen Schadensersatzansprüchen und Bußgeldern führen. Diese werden durch EU-Rechtsverschärfungen 2018 noch erhöht, auf Beträge in Höhe von bis zu vier Prozent des weltweiten Jahresumsatzes oder bis zu zwanzig Millionen Euro. Worauf sollten Unternehmer vor einem Versicherungsabschluss achten? Die Versicherungsbedingungen und Leistungen der Versicherer sind inhaltlich sehr unterschiedlich und sollten detailliert verglichen werden. Es empfiehlt sich, die

Cyberversicherung individuell an das Unternehmensrisiko anzupassen. In einem guten Angebot sollten für den Fall von Vertragswechsel oder Unternehmensveräußerung eine ausreichende Rückwärtsversicherung und Nachhaftungsregelungen enthalten sein. Ganz wichtig ist es, dass die Cyberversicherung vorrangig zu anderen Versicherungsverträgen greift. Hiermit werden zeitraubende Diskussionen über die sofortigen Leistungen im Schadenfall in Abgrenzung zu anderen Versicherungsverträgen vermieden. Zum Abschluss ein persönlicher Tipp? Lassen Sie sich mehrere Angebote verschiedener Risikoträger unterbreiten. Beim Vergleich sollte nicht nur auf die Prämie und die Selbstbehalte, sondern neben den Bedingungsinhalten auch auf integrierte Zusatzkomponenten wie Assistenzleistungen für Krisenberatung, Krisenplanerstellung, anwaltliche Unterstützung und Pressearbeit, geachtet werden. Auch die Schadenerfahrung und Serviceleistungen sollten bei der Auswahl des Versicherers betrachtet werden.  Das Interview f ührte Diana Scholl.

Die deas Deutsche Assekuranz-Makler GmbH ist ein Unternehmen der Ecclesia Gruppe, einem der größten unabhängigen Versicherungsmakler im deutschsprachigen Raum. www.deas.de

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Digitalisierung richtig organisieren Unter Digitalisierung wird häufig das Ersetzen traditioneller Technologien und Geschäftsmodelle durch digitale Innovationen verstanden. Diese digitale Transformation führt bei zahlreichen Unternehmen zu Handlungsbedarf, der über den reinen Projektcharakter hinausreicht. Doch wie lässt sich ein Digitalisierungsteam sinnvoll in die Organisation integrieren?

Die digitale Transformation der Wirtschaft gewinnt weiter an Dynamik. Unternehmen, die sich den anstehenden Herausforderungen stellen, sichern sich Marktanteile und erhalten ihre Wettbewerbsfähigkeit. Umso wichtiger ist es, ein Digitalisierungsteam intelligent in das Unternehmen einzubinden. Hierbei existieren drei grundsätzliche Organisationsformen.

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ze, optimale Organisationsform pro Handlungsfeld Risiken: Erhöhter Koordinationsaufwand, Konkurrenzdenken oder Lagerbildung Bei der Festlegung der Organisationsform sollten insbesondere zwei Faktoren berücksichtigt werden. Zunächst ist die „Disruptivität“, also das Ausmaß, in welchem das bestehende Geschäftsmodell und die Organisation durch die geplanten Digitalisierungsinitiativen verändert werden, zu nennen. Doch auch die „Digital Readiness“, also die Frage danach, wie gut die Organisation darauf vorbereitet ist, die Digitalisierungsherausforderungen zu meistern, ist von zentraler Bedeutung.

Unternehmen, die sich den Herausforderungen stellen, sichern sich Marktanteile. 1. Internes Team: Die Digitalisierung wird durch ein internes Team, zum Beispiel eine Abteilung, in bestehenden Strukturen der Organisation vorangetrieben Chancen: Nah am Tagesgeschäft, gute Kenntnisse der Organisation, hohe Transparenz und Steuerbarkeit Risiken: Reduzierte Geschwindigkeit aufgrund interner Richtlinien, politische Barrieren und Ressourcenkonflikte 2. Externes Team: Das Digitalisierungsteam wird außerhalb der vorhandenen Unternehmensstrukturen, zum Beispiel als Start-up gegründet. Chancen: Hohe Geschwindigkeit aufgrund schlanker und flexibler Prozesse, hohe Motivation und agile Unternehmenskultur Risiken: Reduzierter Bezug zum Tagesgeschäft, geringe interne Akzeptanz und Systemkenntnis

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3. Kombiniertes Team: Die Digitalisierung wird mit klar abgegrenzten Verantwortlichkeiten sowohl durch Teams innerhalb der Kernorganisation als auch durch externe Teams umgesetzt Chancen: Nutzung der Vorteile beider Ansät-

Die Bewertung dieser beiden Faktoren sollte vom Management für alle Handlungsfelder der Digitalisierung einzeln erfolgen, da die Ausprägungen unterschiedlich sein können. Beispielsweise könnte ein Maschinenhersteller zu der Einschätzung gelangen, Digitalisierungsprojekte zur Optimierung der Produktionsprozesse intern durchzuführen, sofern die Digital Readiness hier hoch ist. Die Neuausrichtung des Servicegeschäfts auf die zunehmenden Eigendiagnosefähigkeiten der Maschinen hingegen könnte aufgrund der hohen Disruptivität durch ein externes Team erfolgen. Ist die Entscheidung über die Organisationsform getroffen, sollte zügig deren Implementierung erfolgen. Unabhängig vom gewählten Modell profitieren viele Organisationen in dieser Initialisierungsphase von einer gemischten Zusammenstellung des Teams aus internen und externen Spezialisten, da unterschiedliche Erfahrungen und Kompetenzen in die Organisation eingebracht werden. 

Foto: ©from2015 - istock.com

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Recht 4.0 im Unternehmen Die rasant fortschreitende technologische Entwicklung erfordert erhebliche Veränderungen in den Unternehmen, auf die zahlreiche Branchen nicht vorbereitet sind. Dabei erschöpft sich die digitale Transformation nicht allein darin, seitens der Unternehmen Onlineshops, mobile Apps oder elektronische Vertragsabschlüsse anzubieten. Immer mehr Unternehmen erkennen, dass sich die Digitalisierung auf fast jeder Stufe der Wertschöpfungskette auswirkt.

Unzählige Beispiele aus dem wachsenden Bereich der Start-ups zeigen, wie digitalisierte Geschäftsmodelle oder -prozesse in kürzester Zeit etablierte Märkte verändern. Um diese Veränderungen zu meistern, braucht es bei Mitarbeitern und auf Führungsebene mehr Digitalkompetenz, aber auch Innovationsfähigkeit und -bereitschaft. Häufig wird übersehen, dass die Digitalisierung aber auch auf rechtlicher Ebene erhebliche Herausforderungen mit sich bringt. Neben inhaltlichen Themen, in denen Expertise aufgebaut oder eingekauft werden muss, braucht es risikobasierte Beratungsansätze, um die Unternehmen, die sich gerade im digitalen Umfeld dem Wettbewerb aus dem Ausland zu stellen haben, nicht unverhältnismäßig zu hemmen.

Jurist 4.0

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Zahlreiche gesetzliche Rahmenbedingungen sind im Rahmen der Digitalen Transformation zu beachten. Aufgrund der Geschwindigkeit der digitalen Entwicklungen hält „das Recht“ aber oft

Die Digitalisierung bringt auf rechtlicher Ebene erhebliche Herausforderungen mit sich. nicht Schritt. Häufig lassen sich in Rechtsfragen mit gleichwertiger Argumentation unterschiedliche Auffassungen vertreten. Wer hier stets die konservativste Interpretation wählt, wird auf zahlreiche Innovationschancen verzichten müssen. Die bisherigen Entwicklungen im Bereich der Digitalisierung zeigen, dass der Jurist 4.0 vor allem in Themengebieten wie Datenschutz, Telekommunikationsrecht, Vertragsgestaltung und Haftungsfragen oder IP-Rechten in der digitalen Welt Know-how benötigt. Der durch die Digitalisierung bedingte Veränderungsprozess macht es notwendig, dass

vermehrt interdisziplinäre Ansätze und Teams gebildet werden, die nicht nur das Recht, sondern auch die Verantwortlichen aus den Bereichen IT, Marketing oder Kommunikation beteiligen. Schließlich hört man immer wieder von sehr langen Prüfungs- und Freigabeprozessen in den Rechts- und Datenschutzabteilungen, die den Projektfortschritt erheblich verzögern. Schnellere Innovationszyklen erfordern jedoch bisweilen auch schnellere Stellungnahmen und Entscheidungen der Rechtsabteilungen.

„Smart Risk“ Ansatz als Lösung In Projekten werden Juristen oder Datenschutzverantwortliche nicht selten als wesentliches Innovationshemmnis wahrgenommen. Dies liegt daran, dass dem Projekt rechtliche Vorgaben entgegenstehen. Oft wird die Rechtsabteilung aber deshalb als Problem angesehen, weil sie sich auf eine Bewertung der (Un-)zulässigkeit beschränkt und nicht bereit ist, konkrete Handlungsempfehlungen zu geben, wie ein etwaiges rechtliches Risiko konkret beseitigt oder zumindest reduziert werden kann. Häufig vermissen die Fachabteilungen in juristischen Stellungnahmen auch eine konkrete Abschätzung der rechtlichen Risiken. Neben berufstypischer Risikoaversität liegen die Ursachen hierfür oft in fehlender Erfahrung mit digitalen Rechtsfragen. Regelungsansätze und Prüfungsaufträge müssen davon geleitet sein, digitale Innovationen möglichst zuzulassen und nicht zu hemmen. Dabei sollten die Verantwortlichen dafür Sorge tragen, rechtlich zulässige Lösungen zu gestalten, sodass die Unternehmen keine unvertretbaren rechtlichen Risiken eingehen. In Projekten, in denen mangels hinreichend klarer rechtlicher Vorgaben oder eindeutiger Rechtsprechung rechtliche Risiken nicht gänzlich ausgeschlossen werden, kann ein „Smart Risk“ Ansatz sinnvoll sein.

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Dieser erfordert 1. eine Aufstellung der Bedeutung und Chancen des Projektes 2. eine rechtliche Bewertung der Zulässigkeit des jeweiligen Projektes 3. eine Prüfung, welche Maßnahmen die rechtlichen Risiken des jeweiligen Projekts möglichst weitgehend reduzieren können 4. eine praxisorientierte Identifikation der verbleibenden rechtlichen Risiken 5. eine (grobe) Einschätzung der Eintrittswahrscheinlichkeit der jeweiligen Risiken 6. eine (grobe) Einschätzung des potenziellen wirtschaftlichen Risikos. Ein diesen Vorgaben entsprechendes Rechtsgutachten versetzt die entscheidende Fachabteilung beziehungsweise die Geschäftsleitung deutlich besser in die Lage, eine unternehmerische Entscheidung über die Durchführung von Innovationsprojekten zu treffen. In jedem Fall benötigen interne wie externe Juristen und Datenschutzverantwortliche nicht mehr nur die rechtlichen Grundlagen in den vorbenannten Themen, sondern eben auch die Bereitschaft sich mit digitalen Projekten und Innovationen proaktiv auseinanderzusetzen und diese – nötigenfalls unter klarer Identifikation der tatsächlichen rechtlichen Risiken – möglich zu machen. Zusammenfassend lässt sich zunächst feststellen, dass für ein Gelingen digitaler Innovationen auch die rechtlichen Berater über neue Kompetenzen verfügen sollten. Projekte in den Bereichen Big Data, Industrie 4.0, Mobile oder Social Media erfordern auch bei den Juristen Digitalkompetenz und Innovationsbereitschaft. Der Einsatz risikobasierter Beratungsansätze, der zielgerichtet bei entsprechenden juristischen Fragen eingesetzt wird, und eine Verstärkung der interdisziplinären Arbeit im Unternehmen helfen, um die erforderliche Innovationsgeschwindigkeit im Rahmen der Digitalisierung mit der notwendigen rechtlichen Absicherung zu vereinbaren. 

Dr. Carsten Ulbricht M.C.L. Rechtsanwalt Kanzlei Bartsch Rechtsanwälte www.bartschrechtsanwaelte.de www.rechtzweinull.de

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Ressourceneffizienz durch Industrie 4.0 Wie werden Maßnahmen der digitalen Transformation im Hinblick auf Ressourceneffizienz umgesetzt? Dieser Frage geht die VDI ZRE Studie „Ressourceneffizienz durch Industrie 4.0 – Potenziale für KMU des verarbeitenden Gewerbes“ nach. Dabei stehen kleine und mittlere Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes im Mittelpunkt.

Die digitale Transformation hat umfassende Auswirkungen auf die Wirtschaft. So steht auch das Thema Ressourceneffizienz im engen Zusammenspiel mit den digitalen Entwicklungen. Auf einer Online-Pressekonferenz stellten der Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Gunter Adler, Dr. Martin Vogt, Geschäftsführer der VDI Zentrum Ressourceneffizienz GmbH (VDI ZRE), und Prof. Liselotte Schebek von der TU Darmstadt vor kurzem die Ergebnisse einer Studie vor, die sich dieses Themenkomplexes annimmt. Im Rahmen von zehn Fallstudien wurden Anwendungsfälle und Lösungen aus der Praxis präsentiert, bei denen bestimmte Technologien bereits konkret zur Einsparung von Ressourcen in Unternehmen beitragen. Die Elektro- und die Kunststoffbranche sowie der Maschinenbau wurden für die Studie aufgrund ihrer hohen Relevanz ausgewählt.

lich der Ressourceneffizienz erkannt. So stellt die Studie unter anderem ein Unternehmen vor, das einen Service zur systematischen Erfassung und Auswertung von Leckagen in Druckluftsystemen bereitstellt. Dadurch lassen sich Energie und somit auch Kosten sparen.

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Evelyn Schönsee Pressereferentin VDI Zentrum Ressourceneffizienz GmbH (VDI ZRE) www.ressourcedeutschland.de

Ein Beispiel für die Einsparung von Ressourcen ist die virtuelle Produktion im Prototypenbau im Rahmen einer cloudbasierten Fertigung: Ein in der Studie vorgestelltes Unternehmen produziert Kunststoffverpackungen und Komponenten für Pharma- und Medizinprodukte durch Spritzgussverfahren. Dabei werden die Prototypen ohne Musterwerkzeug mittels 3D-Druck hergestellt. Doch auch andere Unternehmen haben die Potenziale der Digitalisierung hinsicht-

Für Unternehmer sollte es daher von zentraler Bedeutung sein, Daten zu Ressourcenverbräuchen in ihren Betrieben systematisch zu erheben, um gezielt Energie und Material einsparen zu können. Dafür sind zielgerichtete Maßnahmen zur Beratung und Unterstützung von KMU erforderlich. In der Studie sind neben den Handlungsempfehlungen für KMU auch Anregungen für Politik und Wissenschaft enthalten, die Hilfestellungen geben können. Das VDI ZRE hatte als Kompetenzzentrum im Auftrag des Bundesumweltministeriums gemeinsam mit vier Bundesländern die Studie „Ressourceneffizienz durch Industrie 4.0 – Potenziale für KMU des verarbeitenden Gewerbes“ beauftragt. Die TU Darmstadt, das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung sowie das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz haben die Studie erarbeitet. 

Der Film „Industrie 4.0 leicht gemacht – Material- und Energiesparen durch Apps“ zeigt anschaulich, wie Unternehmen Ressourcen einsparen können. Er ist auf www.ressource-deutschland.tv abrufbar. Weitere Informationen unter: www.ressource-digitalisierung.de

Illustration: ©Vectimus -fotolia.com

Den Selbsteinschätzungen der befragten Unternehmen zufolge können Einsparungen von Material und Energie von bis zu 25 Prozent erreicht werden. Im Fokus stehen elf Digitalisierungsmaßnahmen, die Einsparungen betrieblicher Ressourcen bewirken. Neben der Verringerung des Stromverbrauchs und des Materialeinsatzes sind dies zum Beispiel die Reduzierung fehlerhafter Teile und damit Ausschuss sowie die Einsparung von benötigtem Lagerraum.

Bis zu 25 Prozent können eingespart werden.


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Aufgepasst beim Cyber-Security-Recht! Cyber-Security wird von vielen Unternehmen vernachlässigt, trotz der hohen Risiken von Datenverlusten durch Cloud-Technologien, Big Data, Industrie 4.0 oder Internet of Things und Milliardenschäden durch Cyber-Attacken. Aber auch das Cyber-Securitiy-Recht birgt hohe Risiken. Einer Studie der Bitkom zufolge wurden gut die Hälfte aller deutschen Unternehmen in den letzten zwei Jahren Opfer von Cyber-Kriminalität. Dadurch ist bereits ein Schaden in Milliardenhöhe entstanden, etwa durch den Verlust geldwerten Know-hows oder durch Umsatzverluste bei Betriebsunterbrechungen. Auch die Wiederherstellung des alten Zustands nach einer Cyberattacke verursacht Kosten.

grundverordnung noch weitergehen. Es drohen dann auch noch strengere, sogar am Unternehmensumsatz orientierte Bußgelder.

Compliance Die Pflicht zur Compliance, zum gesetzeskonformen Handeln, gehört ebenfalls zum CyberSecurity-Recht. Geschäftsführer und Vorstände müssen generell für die Einhaltung der anwendbaren Gesetze sorgen, auch im Bereich der IT-Sicherheit. Andernfalls drohen sogar Schadensersatzforderungen. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik hat hierzu den BSI-Grundschutz verfasst, Leitlinien an denen man sich orientieren kann.

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Strafrecht Die Vernachlässigung der Cyber-Security kann sogar strafrechtliche, ordnungswidrigkeitsrechtliche Konsequenzen haben. Nach dem „Untreue-Paragraphen“ wird derjenige bestraft, der die ihm obliegende Pflicht verletzt, fremde Vermögensinteressen wahrzunehmen und dadurch dem Vermögenden einen Nachteil zufügt.

Das IT-Sicherheitsgesetz Zum Cyber-Security-Recht zählt das im Juli 2015 in Kraft getretene IT-Sicherheitsgesetz (IT-SiG). Dieses stellt kein neues Gesetz dar, sondern ändert vielmehr eine Reihe bereits bestehender Vorschriften. Hier geht es um das Gesetz über das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSiG), das Telemediengesetz (TMG) und weitere Gesetze mit IT-Bezug.

Datenschutzrecht Auch das Datenschutzrecht (Bundesdatenschutzgesetz, BDSG) ist dem Cyber-Security-Recht zuzuordnen. Klar definierte technische und organisatorische Maßnahmen sind zu ergreifen; bei Datenverlusten sind umfangreiche Meldepflichten zu beachten. Diese Pflichten werden unter der ab dem 25. Mai 2018 geltenden EU-Datenschutz-

Maßnahmen zur Eindämmung von Cyber-Security-Risiken für Unternehmer:

Thomas Hertl Partner ARNECKE SIBETH www.arneckesibeth.com

Vor diesem Hintergrund empfehlen sich verschiedene Maßnahmen: Compliance-Verantwortlichen festlegen Installierung einer IT-Sicherheitsrichtlinie und Benennung eines hierfür Beauftragten Einführung eines Informationssicherheits-Managementsystem (ISMS) Beauftragung eines externen Datenschutzbeauftragten zur Überwachung der Vorschriften im Unternehmen Das Cyber-Security-Recht ist nicht zu unterschätzen, und es ist höchste Zeit, die geeigneten Maßnahmen zu ergreifen. 

Alexander Feitzinger Rechtsanwalt ARNECKE SIBETH www.arneckesibeth.com


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Produktrecht braucht Struktur Der Katalog aller rechtlichen Anforderungen an ein marktfähiges Produkt ist umfassend und wächst stetig. In Zeiten von Home Office, Mitarbeiter- und Desksharing sind klare Strukturen für die Erfüllung der rechtlichen Pflichten im Produktionsprozess von größter Bedeutung.

Durch die digitale Vernetzung sind die Akteure einer Wertschöpfungskette – Rohstofflieferanten, Zulieferer, Hersteller, Logistik, Handel und auch der Endkunde – direkt miteinander verbunden. Alle kommunizieren unabhängig von Erdteil, Zeitzonen und Arbeitsort in Echtzeit miteinander und tauschen Informationen aller Art aus. Teile dieser Informationen unterliegen rechtlichen Regelungen, um Produkte sicher zu machen und Nutzer zu schützen. Verschiedene rechtliche Grundlagen, wie zum Beispiel das Produktsicherheitsgesetz oder die REACH-Verordnung, bedeuten schon für einfache Produkte komplexe Vorgänge. Das reicht von der Nachvollziehbarkeit der Rohstoffe über Laborberichte und Zulassungszertifikate bis hin zu Transportbegleitdokumenten und SVHC-Bestätigungen (Substances of Very High Concern, zu deutsch: besonders besorgniserregende Stoffe). Nicht zu vergessen die betriebsinternen Dokumente und Spezifikationen für Einkauf, Herstellung und Qualitätssicherung. Nur wer den Überblick hat, kann effizient und rechtskonform arbeiten. Stefan Ohrlein Geschäftsführender Gesellschafter REACHECK Solutions GmbH www.reacheck.eu

Flexibilität ist gut, wenn die Struktur stimmt Die erhöhte Selbstbestimmung und Flexibilisierung der Arbeitswelt auf der einen Seite braucht klare Strukturen und Entscheidungsprozesse im Unternehmen, um die strengen produktrecht-

lichen Anforderungen auf der anderen Seite erfüllen zu können. Es ist wichtig, stets mit den aktuellsten Daten in den richtigen Kanälen zu arbeiten. Falsche oder veraltete Daten werden von den Behörden bei Kontrollen geahndet und können sogar zum Entzug der Marktfähigkeit führen. Deshalb müssen die Mitarbeiter nicht nur den Gesamtprozess, sondern auch die Bedeutung ihrer Arbeit für adere Akteure in diesem Prozess kennen. Erst recht, wenn die Mitarbeiter an verschiedenen Orten und zu unterschiedlichen Zeiten arbeiten. Neben klaren Kommunikations- und Entscheidungswegen sind auch das Management und die Dokumentation von (haftungsbedingenden) Daten und Dokumenten eine Herausforderung. Um den Mitarbeitern – wo und wann auch immer auf der Welt – die jeweils aktuellsten Daten und Informationen zur Verfügung zu stellen, ist ein maßgeschneidertes Dokumentenmanagementsystem notwendig. Viele Unternehmen scheuen diese umfassenden Strukturarbeiten. Wer sich den komplexen Aufgaben jedoch stellt, arbeitet rechtskonform und ist gut für die Zukunft gerüstet: Man deckt strukturelle Schwachpunkte auf, schafft Prozesse, die zu nachweislich marktfähigen Produkten führen, und kann gleichzeitig Fachwissen und Entwicklungswünsche der Mitarbeiter mit den anfallenden Aufgaben in eine Struktur bringen. 

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Neue Wege: erfolgreich Fachkräfte suchen Wegen fehlender Fachkräfte entgehen dem deutschen Mittelstand jährlich Umsätze von fast 50 Milliarden Euro. Das geht aus einer Studie der Wirtschaftsberatung Ernst & Young hervor. Die Einstellung von lernschwachen Hauptschülern ist jedoch eine Chance, die Fachkräftelücke zu füllen.

Viele Mittelständler können sich ihre Auszubildenden nicht mehr aussuchen. So kommt es, dass qualifizierte Nachwuchskräfte fehlen, während internes Wissen mit den älteren Kollegen in Rente geht. Chefs kleiner oder mittelständischer Firmen sollten deshalb auch schwachen Hauptschülern oder Schulabgängern ohne Abschluss eine Chance geben. Denn in der Praxis bringen diese jungen Menschen nicht selten gute Leistungen.

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Ein Unternehmer, der auch Lernschwachen eine Chance gibt, organisiert für seine Auszubildenden interne Schulungen. Die Azubis vertiefen den Berufsschulunterricht in kleinen Gruppen und lernen anhand von Praxisbeispielen ihren Arbeitgeber besser kennen. So entsteht schnell ein Gemeinschaftsgefühl. Die Stärkeren ziehen die Schwächeren mit. Die Lehrlinge legen meist eine überdurchschnittlich gute Abschlussprüfung ab, und es gibt sogar Fälle, in denen aus Azubis mit Lernschwäche Führungskräfte geworden sind. Deshalb ist es für Firmen, die über Fachkräftemängel klagen, wichtig, umzudenken und sich aktiv um die Integration lernschwacher Jugendlicher zu bemühen. Da schwachen Schülern oft die Power fehlt, sich überhaupt zu bewerben, erweisen sich für diese Zielgruppe Recruiting-Maßnahmen als sinnvoll. So kann beispielsweise intensiv und direkt auf Hauptschulen zugegangen werden. In den Schulstunden werden Vorträge gehalten, die verschiedene Berufe wie das Berufsbild des Kaufmanns im Einzelhandel vorstellen. Auf diese Weise können

einige Nachwuchskräfte rekrutiert werden. Gerade für kleine und mittelständische Betriebe ist das eine gute Chance, sich lokal – über die Schule vor Ort – bekannt zu machen. Firmeninhaber sollten sich dabei von einem ersten Nein nicht abschrecken lassen. Während es einigen Lehranstalten zu werblich ist, sind andere sehr offen für solche Maßnahmen. Auch Berufsschulen mit Förderklassen für Jugendliche ohne Ausbildungsplatz sind eine gute Plattform.

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Die Stärkeren ziehen die Schwächeren mit.

Wenn Chefs lernschwache Jugendliche einstellen, brauchen sie Geduld bei der Integration der jungen Leute. Es darf nicht passieren, dass Lernschwache in eine Außenseiterposition gedrängt oder von Kollegen gemobbt werden. Hilfreich bei der Integration in den Arbeitsalltag sind Mentoren oder Paten. Das kann ein älterer Kollege sein, der erster Ansprechpartner für den Neuen ist und ihm Orientierung und Sicherheit gibt. Außerdem sollten sowohl Ausbilder, als auch Auszubildende die Probezeit intensiv nutzen und prüfen, ob die jeweiligen Erwartungen zueinander passen. Zusätzlich empfiehlt es sich, individuelle Bildungsangebote zu nutzen. Von Lerntechniken bis hin zum Knigge-Kurs, es gibt verschiedene Seminare für Auszubildende, die über die Berufsschulinhalte hinausgehen und je nach akutem Bedarf eingesetzt werden können. 

Jochen Stargardt Partner carriere & more (private Akademie) www.stargardts.de

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Betriebsrentenreform ist Mogelpackung Eine weitere Verbreitung der betrieblichen Altersvorsorge in KMU ist an sich wünschenswert. Die aktuelle Reform zielt jedoch am Mittelstand vorbei. Vor allem das sogenannte Sozialpartnermodell steht im Sperrfeuer der Kritik. Eigentliches Ziel der Reform ist offenbar die Rettung angeschlagener Versorgungswerke.

Der Bundestag hat am 1. Juni 2017 das Betriebsrentenstärkungsgesetz (BRSG) beschlossen. Damit wurde die betriebliche Altersvorsorge (bAV) um einen sechsten Durchführungsweg ergänzt. Seit Jahren stagniert der Markt für Betriebsrenten mit einem Anteil von knapp 60 Prozent bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Bei kleinen und mittleren Unternehmen liegt dieser Anteil nur bei etwa einem Drittel. Der Mittelstand sollte somit der wichtigste Adressat des Gesetzes sein.

Keine Garantieversprechen Arbeitgeber stehen zukünftig nur noch für die Zahlung der Beiträge ein. Für die Leistung (eine nicht garantierte Zielrente) haftet der Versorgungsträger. Allerdings sollen Arbeitgeber die Zielrente durch zusätzliche Sicherungsbeiträge gegen eine Schieflage des Versorgungsträgers absichern. Zudem ist für diesen als „Tariffonds“ bezeichneten Durchführungsweg die freiwillige Unterwerfung unter einen Tarifvertrag erforderlich.

Arbeitgeberzuschuss bei Entgeltumwandlungen

Katrin Schnell BVMW Referentin für Arbeit und Soziales

Ab 2019 müssen Arbeitgeber einen Anteil von 15 Prozent des umgewandelten sozialversicherungsfreien Entgelts als Zuschuss an die Versorgungseinrichtungen entrichten. Ab 2022 werden die Zahlungen auch für alte Verträge fällig. Diese 15 Prozent entsprechen bei einem mittleren Gehalt den mit der Entgeltumwandlung einhergehenden Einsparungen bei den Sozialversicherungsabga-

ben. Somit entsteht unterm Strich keine zusätzliche finanzielle Belastung für den Arbeitgeber.

Zuschuss für Geringverdiener Über eine Bezuschussung der Beiträge sollen Betriebsrentenlösungen auch für Geringverdiener mit einem Monatseinkommen unter 2.200 Euro attraktiver gemacht werden. Arbeitgeber, die jährlich mindestens 240 Euro für diese Beschäftigten in eine Betriebsrente einzahlen, können im Gegenzug einen Zuschuss von 30 Prozent aus der Staatskasse über die abzuführende Lohnsteuer verrechnen.

Bewertung aus Sicht des BVMW Entgegen der öffentlichen Darstellung, die Verbreitung der bAV in kleinen und mittleren Unternehmen erhöhen zu wollen, zeugt das BRSG davon, dass Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles in erster Linie darauf bedacht ist, in Finanzierungsengpässe geratene Versorgungswerke zu retten. Diese unterliegen den allgemeinverbindlichen Tarifverträgen, deren Zugehörigkeit der neue Durchführungsweg als Voraussetzung hat. Für viele kleine und mittlere Unternehmen ist der Beitritt in einen allgemeinverbindlichen Tarifvertrag nicht denkbar. Sie entscheiden sich häufig bewusst für Tariffreiheit, um größtmögliche Flexibilität zu wahren. Bei dem Versuch, die Verbreitung der bAV zu fördern, sollte sich der Gesetzgeber stärker auf mittelstandsspezifische Anforderungen konzentrieren, anstatt tarifpolitische Realitäten außer Acht zu lassen. 

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Fintechs – Finanzierungspartner für den deutschen Mittelstand? Der Begriff Fintech setzt sich aus den Wörtern Finanzen und Technologie zusammen und bezeichnet den webbasierten und digitalen Einsatz moderner Technologien im Bereich der Finanzdienstleistungen. In Deutschland existieren aktuell rund 430 Fintechs von relevanter Größe. Berlin und Frankfurt haben sich dabei als Zentren der Szene herauskristallisiert.

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Die noch jungen Fintechs müssen in Zukunft unter Beweis stellen, dass auch sie dauerhaft sichere und hochwertige Finanzdienstleistungen erbringen können.

Viele Fintechs haben sich bisher auf Privatkunden konzentriert, da hier oft weniger Fachwissen erforderlich ist, und die Einstiegshürden geringer sind. Da immer mehr Konsumenten Onlineshopping nutzen und ein Smartphone besitzen, können Fintechs mit ihren klar auf Digitalisierung ausgerichteten, nutzerfreundlichen und kostengünstigen Angeboten gegenüber Banken punkten. Zunehmend richten sich Fintechs aber auch an Firmenkunden, wobei vor allem kleine und mittelgroße Unternehmen im Fokus stehen.

Die Angebote von Fintechs für Unternehmenskunden decken bereits heute die gesamte Unternehmensbilanz ab. Zur Optimierung der Aktivseite gibt es zum Beispiel Fintech-Lösungen im Bereich Working Capital, Liquiditätssteuerung, Factoring und Investment. Für die Passivseite existieren zahlreiche Angebote zur Vermittlung und Beschaffung von Eigen-, Mezzanine- und Fremdkapital. Dazu stehen Angebote im Bereich Kontoführung und -auswertung, Zahlungsabwicklung, Währungsmanagement, Versicherung und andere zur Verfügung. Für den deutschen Mittelstand, der häufig über langjährige Hausbankbeziehungen verfügt, spielen gerade in Finanzfragen Vertrauen und Verlässlichkeit eine entscheidende Rolle. Die noch jungen Fintechs müssen hier in Zukunft unter Beweis stellen, dass auch sie dauerhaft sichere und hochwertige Finanzdienstleistungen erbringen können. Inzwischen gibt es viele Fintechs, die mit gleichen oder zumindest sehr ähnlichen Geschäftsmodellen am Markt aktiv sind, häufig im Bereich der Finanzierungsplattformen. Hier ist in den nächsten Jahren eine deutliche Marktbereinigung zu erwarten.

Banken reagieren sehr differenziert auf die neuen Wettbewerber. Größere Institute betreiben Inkubatoren und Corporate Venture Funds, um sich frühzeitig an den jungen Fintechs zu beteiligen. Die Offenheit für Kooperationen mit Fintechs ist stark gestiegen, wobei sich auch hier die Zusammenarbeit zumeist noch auf den Privatkundenbereich beschränkt. Gerade kleinere Sparkassen und Volksbanken sind häufig zurückhaltend und setzen weiter auf ihre regionale Präsenz. Im Rahmen des BVMW-Innovationsforums Fintech werden in verschiedenen Worshops wichtige Kernfragen im Bereich der Fintechs und Banken mit Fokus auf Firmenkunden interdisziplinär diskutiert (siehe Kasten). 

Der BVMW wird am 5. Oktober 2017 einen Workshop zum Thema „Mittelstand und Fintech“ in der Berliner Bundeszentrale durchführen. Behandelt werden darin Fragen zu den Herausforderungen, Erwartungen und Vorbehalten des Mittelstands, welche Probleme bei der Zusammenarbeit bestehen, und welche Lösungen Fintechs dem Mittelstand bieten. Ansprechpartner ist Dr. Hans Jürgen Völz (hans-juergen.voelz@ bvmw.de). Weitere Informationen zum Thema unter: www.innovationsforum-fintech.de

Dr. Hans-Jürgen Völz BVMW Chefvolkswirt

Prof. Dr. Nick Dimler FOM Hochschule für Ökonomie & Management, Berlin (Schwerpunkt Entrepreneurship und Finanzen) www.fom.de


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Siebanlagen digital Wie können Produktionsprozesse und Kommunikationsabläufe durch Digitalisierung effizienter und flüssiger werden? Um das herausfinden, beteiligt sich die Zemmler Siebanlagen GmbH aus der Niederlausitz an einem Projekt des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums Berlin. Bei dem Projekt stehen die Menschen im Mittelpunkt der Analyse.

Die Lampe leuchtet, und es schrillt ein greller Ton durch die Lagerhalle. Ronny Mucha öffnet die kleine Tür neben der Lieferzufahrt und sieht nach, wer da ist. „Was passiert jetzt?“, will Michaela Scheeg von der Technischen Hochschule Brandenburg von dem Lageristen wissen. Sie führt heute Interviews mit Lageristen und Schweißern des Siebanlagenherstellers Zemmler bei Finsterwalde in der Niederlausitz, um Fertigungs- und Vertriebsprozessen auf den Grund zu gehen.

Ronny Mucha, Michaela Scheeg und Team (v. li.).

Eine brandenburgische Erfolgsgeschichte Zemmler feierte vor zwei Jahren 15-jähriges Firmenjubiläum. Heute sind 53 Mitarbeiter im Unternehmen beschäftigt. Das Geschäft läuft gut: Die Auftragsbücher sind voll, die Siebanlagen werden heute in die ganze Welt exportiert. Erst vor wenigen Monaten wurde der neue Produktionsstandort in Massen-Niederlausitz mit 250 geladenen Gästen eröffnet. Denn die alte Produktionsstätte im 22 Kilometer entfernten Großräschen war schon lange zu klein geworden.

Warum Digitalisierung, wenn es gut läuft? Marilyn Repp BVMW Referentin Mittelstand 4.0Kompetenzzentrum Berlin

Durch das schnelle Wachstum des Unternehmens blieben einige Prozesse auf der Strecke. Ronny Mucha in der Warenannahme weiß beispielsweise nicht, was die Kollegen im Einkauf bestellt haben. Wenn er Ware im Lager annimmt,

kann er nur schätzen, ob die Bestellung richtig und vollständig ist, und für welche Maschine das Material ist. Zum Glück kennt er alle Maschinen und hat einen guten Blick, aber wenn er Urlaub hat, dann kann es schon mal schwierig werden.

Die Lösung – mit den Mitarbeitern entwickelt! Hier setzen die Experten von _Gemeinsam digital an und entwickeln eine Lösung: ein mobiles Arbeitstablet. Es enthält alle wichtigen Informationen für den Mitarbeiter im Lager, um eine reibungslose Kommunikation zwischen Einkauf, Produktion und Lager zu ermöglichen. Dieser Prototyp kann über Funktionen wie Chat, Einscannen von QR-Codes oder Orten von Material ergänzt werden. Mucha war beim Entwurf des Prototypen mit dabei und konnte Verbesserungsvorschläge einbringen. Mit dem Ergebnis ist er sehr zufrieden. Die Lösung wird noch in diesem Jahr im täglichen Ablauf getestet. Michaela Scheeg und _Gemeinsam digital werden auch diesen Prozess begleiten und unterstützen. 

_Gemeinsam digital – starker Partner auf dem Weg ins digitale Zeitalter Die Technische Hochschule Brandenburg ist einer von sechs Partnern im Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Berlin, das vom Bundeswirtschaftsministerium finanziert wird. Es wird vom BVMW geleitet. Angebote des Kompetenzzentrums stehen allen Mittelständlern zur Verfügung und sind stets kostenfrei. Weitere Infos unter: gemeinsam-digital.de www.zemmler.de


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Stufen der Gesundheit Thomas Johannpeter von Aktivita erklärt im Interview, warum betriebliches Gesundheitsmanagement ein Erfolgsgeheimnis ist und was es mit der EU zu tun hat.

Foto unten: ©Thomas Johannpeter; Foto Läufer: ©zoff-photo – istock.com

DER Mittelstand.: Welche Möglichkeiten des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) bestehen für Unternehmen und was nützt es ihnen? Thomas Johannpeter: Durch BGM-Maßnahmen können Firmen ihre Attraktivität als Arbeitgeber steigern, das Unternehmensimage verbessern und Einfluss auf die Gesundheit ihrer Mitarbeiter nehmen. Leistungsfähigkeit und Motivation der Beschäftigten werden gestärkt. Das Spektrum an BGM-Maßnahmen ist sehr groß. Interventionsschwerpunkte sind zum Beispiel Bewegung, Ergonomie und Stressbewältigung.

BVMW-Mitglied Thomas Johannpeter, Sportwissenschaftler, Präventionsreferent und Inhaber von Aktivita.

Wie kann ich Mitarbeiter motivieren mitzumachen? Ein Beispiel, um die Motivation zu steigern, ist Stepjockey. Das Treppenhaus wird zum „stairway to health“. Statt Aufzug zu fahren bringen wir die Belegschaft dazu, die Treppen zu benutzen. Mit auffordernden Schildern, den Smart signs, einer App und spannenden Challenges ist Stepjockey überall im Unternehmen präsent. Treppensteigen ist eine einfache Bewegungsform, die jeder kennt, mit signifikant positivem Nutzen für das Herz-Kreislaufsystem und den Bewegungsapparat.

Mit Stepjockey haben Sie einen britischen Partner an Ihrer Seite. Wie kam es zu der Zusammenarbeit, und welche Folgen hat der Brexit? Bei der Recherche nach dem Kalorienverbrauch für das Treppensteigen traf ich auf die Homepage von Stepjockey. Das Unternehmen hatte die Idee, die Treppenhäuser dieser Welt für ein Gesundheitstraining zu nutzen, und so etwas gab es bisher in Deutschland nicht. Bei einem Treffen in London haben wir dann unsere Zusammenarbeit besiegelt. Der Brexit bringt vor allem mehr bürokratischen Aufwand mit sich. Aber das hat bisher kein KMU davon abgehalten, innovative Produkte auf den Markt zu bringen. Für mich steht die gute Beziehung zu den Londoner Partnern im Vordergrund, und da lasse ich mich durch politische Entscheidungen nicht irritieren. Was empfehlen Sie Unternehmen, die sich im Bereich des BGM engagieren wollen? Das BGM ist Teil einer zukunftsorientierten Unternehmensphilosophie. Fit for Profit ist der falsche Ansatz, obwohl sich BGM auch wirtschaftlich lohnt. Der Einstieg sollte aber gut geplant und längerfristig angelegt sein, denn Gesundheitsaktionismus ist ein häufig begangener Fehler. Lieber mit einfachen und erprobten Maßnahmen beginnen, auf Nachhaltigkeit achten und regelmäßig das Thema auf die Agenda setzen. Wir geben Unternehmen Werkzeuge an die Hand, mit denen sie Betriebliches Gesundheitsmanagement schnell und unkompliziert umsetzen können. Da die Umsetzung immer von den bestehenden Ressourcen im Unternehmen abhängig ist, passen wir Programme individuell den Anforderungen an. Gerade kleinen und mittleren Unternehmen empfehle ich externe Hilfe. 

www.aktivita.com www.stepjockey.com

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Einkaufsvorteile für BVMW-Mitglieder Kostenlose BVMW-Sparberechnung für Ihre Strom- und Gaskosten Der BVMW-UnternehmerService berechnet kostenlos für Sie, wie viel Geld Sie bei Ihrer Strom- und Gasrechnung sparen können. Aufgrund der bisherigen Vergleichsrechnungen zahlen 87 % aller BVMW-Mitglieder deutlich zu hohe Energiekosten! Diese Serviceleistung gilt nur für BVMW-Mitglieder.

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Fotoshopping leicht gemacht! Bilder sagen zwar nicht unbedingt immer mehr als Worte. Aber mit professionellen Fotos, Illustrationen und Grafiken können Sie Ihre Online- und Printwerbung auf jeden Fall deutlich spannender gestalten. Als Alternative oder zur Ergänzung von individuell erstellten Material gibt es online eine Vielzahl kosten­ günstiges und sogar kostenloses Bildmaterial. Worauf Sie bei der Auswahl und Verwendung achten sollten, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Google Bilder: Nur anschauen, aber nicht herunterladen! Ja, es ist wirklich verführerisch: Die Google Bildersuche bietet zu jedem Thema eine unglaubliche Anzahl Motive. Und es ist kinderleicht, diese auf dem eigenen Rechner abzuspeichern und für die eigene Website oder ein Print-Produkt zu verwenden. Der Haken: Es ist nicht erlaubt! Um Bilder verwenden zu können, benötigen Sie die Erlaubnis des Erstellers, sonst kann dies für Sie sehr teuer werden. Mittlerweile machen die großen Fotoagenturen und ihre Anwälte unerbittlich Jagd auf widerrechtlich verwendetes Bildmaterial. Deren Suchroboter sind sehr effektiv und durchstöbern permanent das Internet. Da hilft es auch nicht, wenn man einfach den Dateinamen des „entwendeten“ Bildes ändert, denn es werden die Bildpixel analysiert. Tipp: Nutzen Sie die Google Bildersuche lediglich zur Inspiration und erwerben Sie Bilder und Grafiken legal online bei Fotoagenturen und in FotoCommunities. Und wenn Sie selber wissen wollen, ob beziehungsweise wo eines Ihrer Bilder unerlaubt online verwendet wird, können

Illustration: ©M.studioj -fotolia.com

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Sie dies ganz einfach kostenlos prüfen: Gehen Sie auf google.de, klicken auf „Bilder“ rechts oben und ziehen Sie dann Ihr Bild auf den leeren weißen Kasten. Danach erhalten Sie eine genaue Auflistung aller Seiten mit Ihrem Motiv.

Unterschied lizenzfreie und kostenlose Bildern Grundsätzlich gilt: Jeder, der Texte, Grafiken, Bilder oder Fotos erstellt, ist deren Urheber und besitzt somit das Urheberrecht an diesen Werken. In Deutschland ist dies sehr umfassend gesetzlich geschützt. Das Urheberrecht ist nicht (!) übertragbar, allerdings können Nutzungsrechte kostenlos oder kostenpflichtig eingeräumt werden. Und manchmal wird die Verwendung auch an bestimmte Bedingungen geknüpft, wie zum Beispiel, dass die Veröffentlichung nur mit gut sichtbarem CopyrightHinweis erlaubt ist.

Lizenzfreie Bilder Lizenzfrei heißt, dass ein Bild für die uneingeschränkte Nutzung angeboten wird. Dies kann kostenlos erfolgen, die meisten Anbieter erheben allerdings eine einmalige Gebühr, und der Nutzer darf dafür das entsprechende Bild dann so oft verwenden, wie er will. Dies ist auch der wesentliche Unterschied zu lizenzpflichtigen Bildern. Deren Nutzung ist meist nur für einen bestimmten Zweck und auch nur für eine definierte Zeit erlaubt. Lizenzfreie Bilder dürfen kommerziell unter anderem verwendet werden auf geschäftlichen Webseiten und Blogs in Broschüren, Flyern, Katalogen, Magazinen in Anzeigen und auf Plakaten Einschränkungen: Der Weiterverkauf der Bilder und das kostenlose Anbieten auf anderen Webseiten ist meist untersagt, das heißt, die Bilder dürfen nur für die eigene Werbung genutzt werden.

Lizenzfreie kostenpflichtige Bilder, Grafiken und Illustrationen gibt es beispielsweise bei den Fotoagenturen fotolia. com, istockphoto.com, shutterstock. com, aboutpixel.de, colourbox.de. Das Handling ist bei allen Fotoagenturen vergleichbar einfach: Sie melden sich kostenlos an, wählen ein Bild in der gewünschten Auflösung, zahlen dieses online und können es dann sofort herunterladen. Um Bildideen zu sammeln, bieten einige Plattformen auch Leuchtkästen an, in die Sie Ihre Favoritenbilder abspeichern können, ohne diese zu kaufen. Diese sind mit Wasserzeichen geschützt, geben Ihnen aber die Möglichkeit, das Bildmaterial vor dem Kauf in der gewünschten Anwendung auf seine Wirkung zu testen. Tipp: Jeder Bild-Anbieter hat individuelle Bestimmungen, diese sollten Sie vor der Nutzung gründlich lesen. So gibt es teilweise Auflagen für die Nutzung der lizenzfreien Bilder in Social-MediaKanälen. Und auch die Nennung des Bildnachweises und des Fotografen wird unterschiedlich gehandhabt, einige Anbieter verzichten darauf, bei anderen ist es zwingend erforderlich.

Kostenlose Bilder Viele Bilder gibt es online kostenlos, oft sogar von professionellen Fotografen. Aber: Auch wenn kein Geld für die Nutzung gezahlt werden muss, so ist die Verwendung oft an bestimmte Auflagen gebunden. Meist wird die Nennung des Urhebers gefordert oder bei der Verwendung online auch zusätzlich ein Backlink zum Ersteller. Und manche Anbieter untersagen die kommerzielle Nutzung ganz oder nur für bestimmte Produkte. Um keine Abmahnung zu riskieren, sollten Sie auch bei kostenlosen Bildangeboten immer die Nutzungsbestimmungen lesen.

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4 Tipps zur Online-Bildersuche Der Vorteil von lizenzfreien und kostenlosen Bilder ist auch der größte Nachteil: Sie können von jedem genutzt werden. Und so sieht man auf Webseiten und in Broschüren ganz unterschiedlicher Unternehmen immer wieder die gleichen Gesichter und Handshake-Motive. Wenn Sie Bilder finden wollen, mit denen Sie Ihre Leistung positiv transportieren und sich gleichzeitig von Ihren Wettbewerbern abgrenzen, dann sollten Sie diese vier Tipps beherzigen: 1. Nichts ist langweiliger, als Bilder, die zu nah am Thema sind. Suchen Sie nach spannenden Wort-Bild-Kombinationen und denken Sie um die Ecke: Welche ungewöhnlichen Schlagworte fallen Ihnen zu Ihrem Angebot ein, welches (überzeichnete) Problem haben Ihre Kunden, welche Reaktion wollen Sie auslösen, … 2. Sehr ansprechend kann auch Bildmaterial in Ihren Firmenfarben wirken. Die meisten Bildagenturen haben entsprechende Filter. Experimentieren Sie mit verschiedenen Strukturen und Stilrichtungen. 3. Nutzen Sie möglichst neues Bildmaterial, in einigen Fotoagenturen kann nach Erscheinungsdatum recherchiert werden. 4. Haben Sie Mut zu ungewöhnlichen Perspektiven und Bildausschnitten.

Kostenloses Bildmaterial finden Sie unter: wikimedia.de, pixabay.com, pixelio.de, piqs.de, pexels.com Tipp: Verzichten Sie zur Sicherheit bei kostenfreien Fotos auf Motive, bei denen Personen erkennbar sind. Denn oft ist es nicht klar ersichtlich, ob die abgebildeten Menschen eine Einwilligung zur Ver­ öffentlichung gegeben haben. 

Claudia Mattheis Geschäftsführerin mattheis. Werbeagentur GmbH www.mattheis-berlin.de

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Finanzkolumne „Über Ihr Geld“

Auslands-Aktionäre

Viele Deutsche haben ein Konto und ein Depot in der Schweiz. Und dort gibt es auch Aktienbestände mit Wertpapieren, hier Wertschriften genannt, aus Deutschland. Aber in der Statistik fungieren die Schweizer Depotbanken als Ausländer, selbst wenn die Aktionäre Deutsche sind, die in Deutschland wohnen.

Hans-Peter Holbach Herausgeber des im 45. Jahrgang erscheinenden Informationsdienstes Geldbrief www.geldbrief.com und Chefredakteur beim Vertraulichen Schweizer Brief www.vertraulicher.com

me Kaufen hat die Kurse nach oben gebracht, aber ein schnelles Verkaufen der umfangreichen Aktienbestände ist nur mit großen Kursabschlägen möglich. Denn wer will die Aktien dann in diesem großen Umfang kaufen? Es ist wohl nicht damit zu rechnen, dass dann die EZB als Käufer auftritt wie bei den Anleihen.

„Ausländer“ sind auch die Investmentfonds aus Luxemburg, wenn die Fondsanteile in einem Registerkonto in Luxemburg gehalten werden. Auch hier fließen die deutschen Aktionäre nicht in die Statistik ein.

Statt Anleihen kauft die Schweizerische Nationalbank (SNB) mit ihren Cash-Beständen Aktien. Schweizer Volkswirte sehen hier sogar eine Gefahr für die Bilanz der SNB. Denn wenn die ausländischen Frankenkäufer ihr Geld wieder in ihre Heimatwährung oder eine andere Währung tauschen, muss die Nationalbank ihre Aktienbestände verkaufen, um wieder Devisen zu bekommen. Ich vermute allerdings, dass die Herren der SNB weiterhin gute Reklame für die „beste Währung der Welt“ machen werden und die Ausländer im Franken bleiben.

Nicht zu vergessen sind die vielen börsennotierten Investmentfonds, die sogenannten ETFs, aus Frankreich, Irland und den USA. Zahlreiche ETFs kaufen nur DAX-Werte. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass die Zahl der ausländischen „DAX-Aktionäre“ so hoch ist. Doch hier liegt natürlich auch eine Gefahr. Diese entsteht dann, wenn sich die ausländischen Fonds, Hedge Funds und ETFs beispielsweise wegen des Eurokurses, negativer Wirtschaftsaussichten oder einer Linksoder Rechtsregierung, von deutschen Wertanlagen verabschieden wollen. Das bisherige langsa-

Der „Kleinanleger“ hat es einfacher. Er kann seine Aktien noch rechtzeitig vor einem großen Crash verkaufen, wenn er Stopp-loss- oder Gewinnsicherungsmarken beachtet und emotionslos danach handelt. Es geht also darum, Verluste zu begrenzen und schon erzielte Gewinne mit dynamisch nach oben gezogenen unteren Verkaufskursen zu realisieren. Kaufen kann jeder, der Geld oder Kredit hat. Aber verkaufen können muss man lernen, und das geht eben am besten, wenn man sich Ziele setzt und diese dann emotionslos verfolgt. 

Foto: © photocrew – Fotolia.com

Die Deutschen sind Aktienmuffel. Nur etwa zehn Prozent der Bevölkerung zwischen Flensburg und Berchtesgaden besitzen Aktien. Zudem befinden sich über 50 Prozent aller 30 DAXUnternehmen in ausländischer Hand. Doch stimmen diese Zahlen wirklich?


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Digital, flexibel, legal Durch den Einsatz digitaler Technologien am Arbeitsplatz entstehen neue Perspektiven für die Wertschöpfungskette. Im selben Maße fordert die Digitalisierung der Arbeitswelt neue Antworten in Legislative und Judikative.

Durch orts- und zeitflexible Arbeitsmodelle können Arbeitnehmer Beruf, Familie und Freizeit besser miteinander vereinbaren. Gleichzeitig kann der Arbeitgeber stets auf „seine“ Mitarbeiter zugreifen. Die ständige Erreichbarkeit führt bereits heute zu einer Verlagerung arbeitsplatzbezogener Tätigkeiten in den Freizeitbereich. Die damit verbundene Entgrenzung erfordert klare Regelungen. Es gilt, erhöhte Anforderungen an Eigenorganisation, Informationsbewältigung und Multitasking als Chance zu nutzen, damit der digitale Wandel nicht in einer Überforderung endet und scheitert. Im Fokus der aktuellen Gesetzgebung stehen Gesundheitsschutz, Selbst- und Mitbestimmung sowie soziale Absicherung von Arbeitnehmern wie auch

Foto mitte: © RomoloTavani – istock.com; Foto oben: AllebaziB – Fotolia.com

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Ende 2016 veröffentlichte das Bundesministerium für Arbeit und Soziales das Weißbuch „Arbeiten 4.0“. Dieses beschäftigt sich mit den Auswirkungen des digitalen Wandels auf die Arbeitswelt und dient als Grundlage zukünftiger Diskussionen und Vorhaben. Neue Arbeitsformen, etwa die Organisation in Matrixstrukturen, das Crowdworking sowie zeit- und ortsflexibles Arbeiten haben ebenso wie die Interaktion zwischen Mensch und Maschine Eingang in die Diskussion gefunden. Neben den Auswirkungen auf den Arbeitnehmerschutz und die soziale Absicherung werden kurz- und mittelfristige Handlungsoptionen herausgearbeitet, mit dem Ziel, weiterhin einen hohen Beschäftigungsstand zu gewährleisten.

Die digitale Transformation erfordert eine aktive Auseinandersetzung mit der häufig zeitaufwändigen Mitbestimmung bei der Einf ührung von Informationstechnologie im Betrieb.

Freiberuflern und Selbstständigen. Politik, Gesetzgebung und Rechtsfortbildung sind – auch mit Blick auf die globale Wettbewerbsfähigkeit – in Zukunft umso mehr gefragt, verlässliche und praxistaugliche Lösungen zu entwickeln, um die divergierenden Interessen der involvierten Parteien zu einem gewinnbringenden Kompromiss zusammenzuführen.

Die BVMW-IBWFRechtshotline erreichen Sie: Mo bis Fr 10.00 – 17.00 Uhr Tel.: 030-533206-963 Fax: 030-533206-50 rechtshotline@bvmw.de

In der Literatur werden aktuell Anpassungen des Achtstundentages, der gesetzlich vorgegebenen Ruhezeit von elf Stunden, wie auch die Gutschrift durch Arbeit infizierter Urlaubstage diskutiert. Einen ebenso großen Stellenwert nimmt das Mitbestimmungsrecht des Betriebsrats ein, dessen vordringliche Aufgabe in der Interessenvertretung der Arbeitnehmer gegenüber dem Arbeitgeber besteht. Die digitale Transformation erfordert eine aktive Auseinandersetzung mit der häufig zeitaufwändigen Mitbestimmung bei der Einführung von Informationstechnologie im Betrieb. Fest steht, dass sich die Zukunft digitaler Technologien am Arbeitsplatz nicht aufhalten lässt. Daher bedarf es keiner intensiven Mitsprache hinsichtlich des „Ob“, sondern des „Wie“, um den Arbeitnehmerschutz weiterhin sachgerecht zu gewährleisten. 

Dr. Benjamin Weiler Rechtsanwalt BVMW-IBWFRechtshotline www.zl-legal.de

Michael Attenberger, LL.M. Rechtsanwalt www.zl-legal.de


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Steuern auf den Punkt Vermögensplanung in der Familie Steuerliche Aspekte spielen bei der Vermögensplanung in der Familie oft eine untergeordnete Rolle. Ein böses – und nicht selten teures – Erwachen kann folgen, sobald das Finanzamt seine Ansprüche anmeldet.

Häufig eröffnen und unterhalten Eheleute ein gemeinschaftliches Konto, wobei nur ein Ehepartner das Kontoguthaben einzahlt. Doch Vorsicht: wenn der einzahlende Ehepartner dem anderen das hälftige Kontoguthaben zuwendet, liegt eine Schenkung vor. Die Zuwendungsabsicht kann vom Finanzamt unterstellt werden, wenn sich auf Basis der täglichen Übung zeigt, dass der nicht einzahlende Ehepartner über das Kontoguthaben für persönliche Anschaffungen frei verfügen kann. Beziehen sich diese Verfügungen auf einige wenige Einzelfälle, beschränkt sich auch eine mögliche Schenkungsteuerpflicht auf diese einzelnen Transaktionen.

Das letzte Wort

Dr. Sebastian Krauß Steuerberater, Fachberater für Internationales Steuerrecht SteuerbüroKrauß www.steuerbuerokrauss.de

Eine nachträgliche Klarstellungsvereinbarung kann Abhilfe schaffen. Häufig hat der einzahlende Ehepartner in der Praxis das letzte Wort in Bezug auf die Verwendung des Kontoguthabens. Diese stillschweigende Vereinbarung kann nachträglich verschriftlicht werden und dient gegenüber dem Finanzamt als Nachweis, dass der nicht einzahlende Ehepartner nicht frei über das Kontoguthaben verfügen kann. Somit scheidet zumindest die hälftige Zurechnung aus. Es ist ratsam, einen Rückforderungsanspruch für den einzahlenden Ehepartner bei vereinbarungswidriger Mittelverwendung aufzunehmen.

Güterstandsschaukel Wird eine Zugewinngemeinschaft beendet, erhält derjenige Ehepartner, der weniger Vermögen angesammelt hat, einen Ausgleichsanspruch in Geld. Die Zahlung ist eine Schenkung, die allerdings von der Steuer befreit ist. Wer die Zugewinngemeinschaft bewusst beendet, kann somit eine steuerfreie Zuwendung an den Ehepartner herbeiführen – ein beliebtes Gestaltungsinstrument in der Praxis. Dabei ist es sogar zulässig, unmittelbar nach der Beendigung wieder zurück zum Güterstand der Zugewinngemeinschaft zu wechseln

Berliner Testament Mit dem Berliner Testament stellen Eheleute sicher, dass der Nachlass zur Gänze dem überlebenden Ehepartner zufällt. Erst mit dessen Tod werden auch die Kinder bedacht. Aus steuerlicher Sicht ist diese Abfolge nachteilig. Zum einen bleiben die den Kindern zustehenden Freibeträge von 400.000 Euro bei der ersten Übertragung ungenutzt. Zum anderen kann ein höherer Steuersatz greifen. Möchten die Eheleute dennoch am Berliner Testament festhalten, ist ein Vermächtnis zugunsten der Kinder auf den Tod des erstversterbenden Ehepartners zu erwägen. Wird das Vermächtnis richtig strukturiert, bleibt die Disposition über das geerbte Vermögen weitgehend im Ermessen des überlebenden Ehepartners, und die steuerlichen Nachteile können vermieden werden. 

Illustration: ©ronstik- -fotolia.com

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Kleine Helfer Serious Game „Sicher im Internet“ – Spielend leicht Grundlagen der IT-Sicherheit lernen Zielgruppe: Mitarbeiter kleiner und mittelständischer Unternehmen Arno Fiedler, stellvertretender Vorsitzender des SIDBB, sagt: „IT-Sicherheit ist in der Regel eine trockene Materie, mit der sich Laien nur am Rande beschäftigen. Da aber auch in KMU, in welchen es oftmals keine IT-Experten gibt, immer mehr Abläufe digitalisiert werden und damit Einfallstore für Cyberangriffe entstehen, muss sich das Führungspersonal zwangsläufig mit IT-Sicherheit beschäftigen. Unser Spiel ,Sicher im Internet‘ spricht insbesondere Nutzer mit geringen IT-Kenntnissen an. Spielerisch und in kurzen und unterhaltsamen Lektionen lernen die Mitarbeiter IT-Risiken kennen und erfahren, wie sie damit umgehen und Schäden vermeiden können.“

Der Verein Sichere Identität Berlin-Brandenburg e.  V. (SIDBB) hat das Serious Game „Sicher im Internet“ entwickelt. Das digitale Lernspiel für Erwachsene soll spielerisch dazu beitragen, Nicht-Experten für IT-Sicherheit zu sensibilisieren. Das Angebot richtet sich vornehmlich an Geschäftsführer und Angestellte kleiner und mittelständischer Unternehmen. Das kostenfreie Internet-Spiel vermittelt auf unterhaltsame und einfache Weise Grundlagen der IT-Sicherheit. Serious Games werden unter pädagogischen Aspekten entwickelt und nutzen Spiele als Motivation für Lerneffekte.

Die Lektionen können in Form von derzeit drei Episoden in jeweils zwei bis drei Minuten am Arbeitsplatz gespielt werden. Weitere Folgen sind in Planung. Alle Episoden des Spiels können – unabhängig vom verwendeten Endgerät – auf der Website des SIDBB aufgerufen werden. Sie beschäftigen sich mit drei Oberthemen: Passwortsicherheit, E-Mail-Sicherheit und der Handhabung von Datenträgern. Die Episoden spielen im Büroalltag eines fiktiven Schokoriegelherstellers. Dort müssen kleine Aufgaben gelöst werden, um den reibungslosen und sicheren Produktionsprozess des Mittelständlers zu gewährleisten. Alle Episoden gibt es unter: www.sichere-identitaet-bb.de/sicheriminternet

Suchen war gestern Verlegen Sie regelmäßig Schlüssel oder Smartphone? Dann wird Sie diese praktische Lösung freuen: Der „i-beacon keyfinder“ zeigt optisch und akustisch, wo sich das Gesuchte befindet. Dazu den Chip einfach am Schlüsselbund befestigen und die kostenlose App auf das Smartphone laden. Ist Ihr Handy verschwunden, genügt künftig ein Druck auf den Finder und schon macht es sich durch Piepen und Blinken bemerkbar. Und sollte der Schlüssel verlegt sein, dann bringt die App ihn zum Tönen. Der Keyfinder kann zudem als Fernbedienung für die SmartphoneKamera genutzt werden, falls Sie ein Selfie aus Entfernung machen wollen. Sowohl App als auch Keyfinder können in Wunschfarben produziert werden und eignen sich somit auch als Firmen-Give-away. www.trik.de

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Buchtipps Zündstoff für Andersdenker Drachen steigen am höchsten gegen den Wind, nicht mit ihm. Dieses Bonmot wird Winston Churchill zugeschrieben. Sein Motto liegt auch der Neuerscheinung „Zündstoff für Andersdenker“ zugrunde. Das Buch der Spiegel-Bestsellerautoren Anja Förster und Peter Kreuz ist ein leidenschaftlicher Weckruf, eine im Sinne des Wortes Anstiftung zum Anderssein. Schafe, die der Herde folgen, so die Überzeugung des Autorenduos, gibt es schon genug. Förster und Kreuz ermutigen dazu, mit Neugierde, Tatendrang und Experimentierfreude neue Wege zu beschreiten und sich einzumischen. Jedes Kapitel gleicht einem Streichholz, das am Status quo reibt. Es wird gleichsam zum Funken, der Andersdenken entfacht. „Treten Sie Yin und Yang in den Hintern. Denn Reibung ist pure Energie“, lautet die unorthodoxe Empfehlung an den Leser. Einprägsam auch ein anderes Bild: Wer Zäune um Menschen baut, bekommt Schafe. Uniformität führt jedoch zu Gruppenkonformismus und intellektueller Verstopfung. Andersdenken hingegen ist ein allumfassender Versuch, unsere Produkte, unser Geschäft und letztlich

uns selbst weiterzuentwickeln. Es ist eine Kultur, bei der es keinen Anfang und kein Ende gibt. Deshalb ist es auch kein einmaliges Projekt. Was sich nicht verändere, sei vielleicht ganz okay. Aber: „Ganz okay ist klinisch tot.“ Mit derlei zum Teil drastischen Worten und Vergleichen regen die Erfolgsautoren zum Nach- und eben Andersdenken an. Ihr Buch ist eine gelegentlich unbequeme, aber immer lohnende Lektüre. Die beiden Topspeaker und -autoren sind Anstifter, Mutmacher und Impulsgeber in einem. Ihre Bücher wurden vielfach ausgezeichnet und in viele Sprachen übersetzt. Sie reißen Denkmauern ein, öffnen den Horizont für eine neue Art zu leben und zu arbeiten.

Persönliche PersönlicheEmpfehlung Empfehlung von Ohoven! vonMario Mario Ohoven!

Anja Förster, Peter Kreuz Zündstoff für Andersdenker Murmann Verlag 172 Seiten

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Bitte richten Sie Ihre Bestellungen an: BVMW-Servicegesellschaft mbH, Berlin

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META! Das Ende des Durchschnitts

Consulting Y Die digitale Transformation

Touchpoint Management Entlang der Customer Journey erfolgreich agieren

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Ferdinando Piumelli

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Matthes & Seitz Berlin 180 Seiten

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Die Kunst der Kommunikation In Gesprächen und Vorträgen überzeugen inklusive Augmented-Reality-App Autoren, die als Hologramm auf dem Smartphone erscheinen, Videos, Hörbeispiele, Checklisten und Votings: Als erstes Fachbuch wartet „Die Kunst der Kommunikation“ mit insgesamt über 100 Augmented Reality Features auf. Denn gerade bei diesem Thema bietet sich die digitale Anreicherung an. Tipps und Verhaltensweisen prägen sich besser ein, wenn man sie in einem Video sieht oder mit ihnen eine Verhandlung per Checkliste planen kann. Von der richtigen Strukturierung von Gesprächen über Strategien für Konfliktsituationen bis hin zu Rezepten gegen Lampenfieber erfährt der Leser analog und digital, wie eine perfekte Vorbereitung auf Meetings, Gespräche oder Verhandlungen aussehen kann. Und über die App sind die Zusatz-inhalte auch jederzeit unterwegs auf dem Smartphone abrufbar.

Peter Flume Die Kunst der Kommunikation Haufe Lexware 275 Seiten

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Die neue Macht der Mitarbeiter Wie man Mitarbeiter gewinnt, begeistert und hält Edgar & Barbara Geffroy Im Zeitalter der digitalen Transformation bekommt der Mitarbeiter einen neuen Stellenwert. Er wird zum zentralen Schlüsselfaktor für Unternehmen, die den Wettbewerb um die besten Mitarbeiter gewinnen wollen. Umso wichtiger ist es heute, eine zeitgemäße Strategie zum Gewinnen und Halten von Mitarbeitern zu entwickeln. Das Buch stellt ein neues Rekrutierungssystem vor, das auf den Potenzialen und Stärken des Einzelnen basiert. Und zwar so, dass der Mitarbeiter glücklich und zufrieden ist und mit dem Arbeitsgeber auf Augenhöhe agiert.

Neuvermessungen Was da alles auf uns zukommt und worauf es jetzt ankommt

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BVMW-Veranstaltungskalender Der BVMW organisiert eine Vielzahl erstklassiger Veranstaltungen in den kommenden Monaten auf Bundesebene und in den Regionen vor Ort. Unternehmer und Unternehmerinnen sind herzlich eingeladen, sich zu informieren, Netzwerke zu spannen, sich einzubringen und sich unterhalten zu lassen. Eine Auswahl finden Sie hier. BVMW Golf Cup 2017 Freitag, 25. August 2017, 10.00 Uhr Golfclub am Lüderich Am Golfplatz 1, 51491 Overath Politik vor Ort – Kamingespräch Donnerstag, 07. September 2017, 17.30 Uhr Hotel und Restaurant Schmachtendorf Buchenweg 14, 46147 Oberhausen Tell your Story II – Der BVMW Business Slam Donnerstag, 07. September 2017, 18.00 Uhr ODYSSEUM Köln Corintostraße 1, 51103 Köln IT & Media FUTUREcongress Donnerstag, 21. September 2017, 08.30 Uhr Stadthalle Bielefeld Willy-Brandt-Platz 1, 33602 Bielefeld

3. BVMW Business Treff Nordhessen Mittwoch, 16. August 2017, 17.30 Uhr Hotel Kloster Haydau In der Haydau 2, 34326 Morschen Unternehmerfrühstück in Eschborn Mittwoch, 13. September 2017, 08.00 Uhr ELEMENTS Eschborn Katharina-Paulus-Straße 2, 65760 Eschborn

Netzwerken auf dem Neckar Dienstag, 22. August 2017, 18.00 Uhr Partyfloß des Neckarkäpt’n Anlegestelle Wilhelma, 70376 Stuttgart Netzwerkabend Schlosslichtspiele Freitag, 08. September 2017, 19.30 Uhr Schloss Karlsruhe Schlossbezirk 10, 76131 Karlsruhe Workshop Unternehmensnachfolge Mittwoch, 27. September 2017, 08.30 Uhr Schloss Filseck Filseck 1, 73066 Uhingen

Betriebsbesichtigung mit Frühstück Dienstag, 15. August 2017, 08.30 Uhr IPSEN Industrial Packing Heinrich-Büssing-Str. 1, 28237 Bremen

20. Business-Meeting Donnerstag, 24. August 2017, 18.00 Uhr Landhotel Am Rothenberg Rothenbergstraße 4, 37170 Uslar BVMW Innovationsoffensive – Innovation als Rohstoff der Zukunft Donnerstag, 31. August 2017, 13.30 Uhr Fehrmann & Neubert Industriestr. 27, 49082 Osnabrück-Sutthausen BVMW Unternehmerstolz Donnerstag, 14. September 2017, 18.00 Uhr NOZ Medienzentrum Breiter Gang 10–16, 49074 Osnabrück

BVMW Wahlprüfsteine Dienstag, 22. August 2017, 18.00 Uhr Caravelle Hotel im Park Weinkauffstraße 1, 55543 Bad Kreuznach BVMW Unternehmer-Stammtisch Donnerstag, 31. August 2017, 18.00 Uhr Valentin Gas u. Oel GmbH & Co. KG Rheinallee 187, 55120 Mainz BVMW Connect Dienstag, 26. September 2017, 18.00 Uhr Landesmuseum Mainz Große Bleiche 49–51, 55116 Mainz Mittelstandsforum „Mitarbeiterförderung und –motivation“ Dienstag, 29. August 2017, 18.00 Uhr SUMMACOM Kastanienweg 11–13, 66386 St. Ingbert

BVMW auf der 17. DONAURIES-Ausstellung Mittwoch, 06. bis Sonntag, 10. September 2017, 10.00 Uhr DONAURIES-Ausstellung, Neudegger Allee 9, 86609 Donauwörth Eventabend mit Christian Bischoff, dem Erfolgscoach! Mittwoch, 20. September 2017, 19.00 Uhr Gleis 13 – Niederlauer, An der Bahn 13a, 97618 Niederlauer Mittelstand-Inspiration Donnerstag, 21. September 2017, 17.00 Uhr F.E.L.S. — Rechtsanwälte ‑ Wirtschaftsprüfer ‑ Steuerberater Marthastraße 16, 90482 Nürnberg


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BusinessLunch@Hotel Reichshof Hamburg Donnerstag, 17. August 2017, 12.00 Uhr Hotel Reichshof Hamburg Kirchenallee 34–36, 20099 Hamburg BVMW Entscheider.FORUM Dienstag, 05. September 2017, 17.00 Uhr Deutsche Bahn AG Hammerbrookstraße 44, 20097 Hamburg

BVMW-MV Sommerfest Freitag, 01. September 2017 15.30 Uhr RWN Gelände Neubrandenburg Lindenstraße 17033 Neubrandenburg Fachgruppe Gesundheit Freitag, 22. September 2017 09.30 Uhr VIACTIV Krankenkasse Geschäftsstelle Rostock Doberaner Str. 114, 18057 Rostock

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BVMW-Business-Lunch in Potsdam-Babelsberg Freitag, 18. August 2017, 13.00 Uhr Ristorante & Trattoria Al Dente Alt Nowawes 34, 14482 Potsdam

‚Warm up‘-Frühstück für neue Mitglieder Dienstag, 29. August 2017, 09.00 Uhr BVMW-Geschäftsstelle Hauptstadtregion Süd Potsdamer Str. 16–17, 14163 Berlin 2. BVMW Business Golf Cup Berlin Brandenburg 2017 Freitag, 22. September 2017, 10.00 Uhr Berliner Golf- u. Country Club Motzener See e. V. Am Golfplatz 5 15749 Mittenwalde OT Motzen

BVMW-Weinfest auf Schloss Wackerbarth Mittwoch, 06. September 2017, 17.30 Uhr Sächsisches Staatsweingut Schloss Wackerbarth Wackerbarthstraße 1, 01445 Radebeul Managementtipps vom Profisportler Samstag, 16. September 2017, 08.00 Uhr Berufliches Schulzentrum Leipziger Land (BSZ) Sporthalle am Fortunapark Gauliser Straße 5, 04564 Böhlen Wahlcheck des BVMW Sachsen-Anhalt Dienstag, 29. August 2017, 18.00 Uhr H+ Hotel Magdeburg Hansapark 2, 39116 Magdeburg 5. BVMW-Business-Lounge Dienstag, 19. September 2017, 18.00 Uhr Hotel Jägerhof Weißenfels Nikolaistr. 51, 06667 Weißenfels

Illustration: Stefan-Xp – wikipedia.org

Besuch der Landesgartenschau Donnerstag, 17. August 2017, 16.00 Uhr Landesgartenschau Apolda, Schulplatz 3, 99510 Apolda BVMW-Technoclub: Wie kann ich mein IT-Netzwerk (ver-)sichern? Mittwoch, 30. August 2017, 17.00 Uhr ESET Deutschland GmbH, Spitzweidenweg 32, 07743 Jena WIRtschaft für Thüringen, Diskussionsrunde mit den Spitzenkandidaten der Parteien Dienstag, 19. September 2017, 17.00 Uhr Industrie- und Handelskammer Erfurt Arnstädter Straße 34, 99096 Erfurt

Weitere zahlreiche Veranstaltungen werden unter www.bvmw.de angekündigt. In der Rubrik „Standorte“ können die Veranstaltungskalender der jeweiligen Regionen sowie die Kontaktdaten der Veranstalter abgerufen werden. Termine für die Veranstaltungsreihe Forum Führung finden Sie auf Seite 99.

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KULTUR

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The Founder Regisseur John Lee Hancock geht dem Gründungsmythos der Fast Food Kette McDonalds auf den Grund. Das Ergebnis ist besser, als der Ruf des berühmtberüchtigten Unternehmens.

Ray Krock (Michael Keaton) baut sein Imperium aus.

The Founder

Drama USA 2016 FSK ab 0 Regie: John Lee Hancock Buch: Robert D. Siegel Mit: Michael Keaton, Nick Offerman, John Carroll Lynch, Laura Dern Erhältlich auf DVD und Blu-ray.

Was haben Apple, Google, Coca Cola und der Mittelstand gemeinsam? Nun, jedes große Unternehmen war einmal ein kleines Unternehmen. Dieser Banalität liegt das Bild einer Geschäftsidee zugrunde, aus der ein Unternehmen hervorgeht, das irgendwann profitabel wirtschaftet. Dazu gehört der mühsame Weg seiner Gründer: Finanzierung, Schulden, Aufbau, Erfolg, Umsatzsteigerung, Subsistenzsicherung, irgendwann Rendite und Wohlstand. Zugleich gehört es zum Narrativ klassischer Kapitalismuskritik, dass Gier und hemmungslose Expansion letztlich auf Kosten der Mitarbeiter, der Qualität und damit auch der Kunden gehen. Diesen mitunter bizarren Übergang vom kleinen zum großen Unternehmen, vom Betrieb zum Konzern, vom Mittelstand zum Global Player seziert unterhaltsam „The Founder“. Ray Kroc (Michael Keaton) verkauft in den USA der 1950er Jahre Milchshake-Mixer an die damals populären Diners und Drive-ins mit ihren überforderten Bedienungen, die 30 Minuten brauchen, um Chickenwings und Milchshake samt Teller und Besteck ans Auto zu bringen. Ray ist 52 Jahre alt und er ist abgehalftert; der langsame Tod eines Handlungsreisenden scheint vorgezeichnet.

Man schafft kein Imperium mit 15-Cent-Hamburgern Doch im kalifornischen San Bernadino besucht er ein Restaurant, das plötzlich acht seiner ungeliebten Mixer bestellt hat. Woher der Bedarf? Warum der hohe Umsatz? Ray lernt die Besitzer Mac (John Carroll Lynch) und Dick McDonald (Nick Offerman) und ihre Geschäftsidee kennen: Tempo, effiziente Abläufe und kein Personal. Die Kunden holen sich die verpackten Burger, Pommes und Softdrinks selber ab, essen irgendwo und werfen den Müll weg. Von der Bestellung zur Ausgabe vergehen 30 Sekunden, die Erfindung des Fast Food mit den Mitteln des Taylorismus: Nahrungsmittel von Henry Fords Fließband. Ray erkennt das sofort, und vor allem sieht er den Unterschied zu Fords legendärem Massenauto: McDonalds gibt es nur einmal. Warum aus dem effizienten Burgeranbieter nicht eine effiziente Geldvermehrungsmaschine machen? Ray setzt einen Franchise-Vertrag auf, akquiriert Lizenznehmer, die zahlreiche McDonalds Restaurants eröffnen und fährt einen Anteil von 1,4 Prozent ein. Nach kurzer Zeit ist er pleite. Zugleich beharren die McDonald-Brüder auf ihren Qualitätsstandards, sie fürchten Kontrollverlust. Ist der amerikanische Kapitalismustraum

Fotos: ©splendid-film

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Die McDonald-Brüder sorgen sich um ihre Geschäftsidee.

ausgeträumt? Ein Finanzberater macht Ray klar, dass er in der falschen Branche ist: „Sie sind im Immobilienbusiness! Man baut kein Imperium auf mit einem 1,4 Prozent Anteil an einem 15-CentHamburger.“ Fortan kauft Ray Grundstücke und verpachtet sie an die Lizenznehmer und hebelt damit den Vertrag mit den Brüdern aus, deren Einflussnahme nun an der Tür jedes McDonalds Restaurants endet.

Alles nur geklaut „The Founder“ birgt den Konflikt schon im Titel, denn Ray Kroc ist nicht der Gründer von McDonalds, doch er verleibt sich die fremde Idee ein. Die Kritik liest Hancocks Film gerne als Abrechnung mit der kapitalistischen Durch-

kommerzialisierung mutiger Geschäftsideen wackerer Kleinunternehmer. Doch die Filmbiografie (Drehbuch: Robert D. Siegel) verteilt die Sympathien nicht einseitig: Ray Kroc ist nicht nur der Profitmaximierer, der über Leichen geht, er ist auch ein mutiger Visionär. Die Brüder indes beharren störrisch auf ihrer ursprünglichen Geschäftsidee, sie begrenzen sich selber. Am Ende aber sind sie tatsächlich die Verlierer, wenn auch mit 2,7 Millionen Dollar Abfindung in der Tasche. Ihre wichtigste Forderung, ein Prozent Gewinnbeteiligung, besiegelt Ray nur per Handschlag. Er löst sein Versprechen nie ein. Heute entspräche dieses eine Prozent für die Nachkommen der McDonald-Brüder Einnahmen von 100 Millionen Dollar im Jahr. 

Bernd Ratmeyer Wissenschaftsjournalist und Lektor


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KULTUR

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Sherlock Holmes in New York Die erfolgreiche US-Serie um das Ermittlerduo Watson und Holmes aus New York geht in die vierte Staffel.

Krimiserie USA 2016 FSK ab 12 Regie: John Polson, Guy Ferland, Seith Mann Mit: Jonny Lee Miller, Lucy Liu, Aidan Quinn, John Noble, Jon Michael Hill Staffel 1-4 erhältlich auf DVD .

Die vierte Staffel „Elementary“ liefert neuen Zündstoff für die ungewöhnliche Partnerschaft zwischen Sherlock Holmes (Jonny Lee Miller) und Dr. Joan Watson (Lucy Liu). Das eigenwillige Ermittlerduo löst die kompliziertesten Kriminalfälle New Yorks. Als aber Morland Holmes (John Noble), Sherlocks Vater, auftaucht und vorhat, in Big Apple zu bleiben, wird das

Verhältnis zwischen Vater und Sohn auf eine harte Probe gestellt. Die Abwehrhaltung und der Drogenrückfall seines Sohnes beunruhigen ihn und schüren gleichzeitig Sherlocks Misstrauen gegenüber seinem Vater. Eine explosive Mischung aus neuen Fällen und komplexen Familien-Krisen befeuert den besonderen Nervenkitzel dieser 24 spannungsgeladenen Episoden. 

Foto: Paramount Pictures; Foto Hintergrund: ©MaciejBledowski - fotolia.com

Elementary


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KULTUR

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„Solange es Armut gibt, gibt es Verbrechen“ Don Winslow über Korruption in New York, das Comeback der Mafia, die Legalisierung von Drogen und seinen neuen Thriller „Corruption“ DER Mittelstand.: Für die Recherche Ihres neuen Thrillers sind Sie zurück in Ihre alte Heimat New York City gekommen – wie war das Wiedersehen? Don Winslow: Ein großes Abenteuer! Ich streifte stundenlang durch die Straßen, besuchte meine früheren Lieblingsplätze, sprach mit Gangstern, Drogendealern und Polizisten. Da sich mein Roman vor allem um den Alltag eines Elite-Cops und seiner Einsatztruppe dreht, habe ich besonders viel Zeit mit Polizisten und ihren Familien verbracht. Am besten war, dass ich bei ihren Einsätzen mitfahren durfte: Verhaftungen, Razzien, Schießereien – ich habe alles aus nächster Nähe mitverfolgt.

Don Winslow.

Don Winslow, Corruption, Droemer, 22,99 €

Hatten Sie dabei keine Angst? Überhaupt nicht. Ich bekam eine schusssichere Weste und wusste, dass die Cops mich im Ernstfall beschützen würden. Außerdem kannte ich ja die Gegend. Ich bin das Leben auf der Straße von früher gewohnt. Ich wohnte mitten in Harlem, und um mich herum gab es täglich Überfälle und Morde. Ich ging in dieselben Kneipen und Bars wie Dealer, Cops, Nutten und Künstler. In gewisser Weise habe ich also schon mein ganzes Leben für dieses Buch recherchiert. Den ersten Entwurf von „Corruption“ hatte ich dann auch extrem schnell fertig, geradezu als ob ich Angst gehabt hätte, vorher geschnappt zu werden. Aber natürlich ist jeder Roman mehr ein Marathon als ein Sprint, und es gibt Zeiten, da läuft es nicht so gut. Da muss man durch. Sie schreiben, dass Korruption zur DNA New Yorks gehört. Wie meinen Sie das? Die Stadt wurde schon mit einem Betrug gegründet, als sie für 24 Dollar in Perlen von den Ureinwohnern gekauft wurde. Danach wurde New York von Grund auf auf Bestechung erbaut – es gibt keinen einzigen Stein, für den nicht irgendjemand seinen Anteil bekommen hat. Ladeninhaber und Barbetreiber haben schon immer Schutzgeld an Gangs gezahlt, auch an die Polizei. Für viele Jahre war die „Mafiasteuer“ in der Baubranche ein offenes Geheimnis, und jeder wusste, dass man für Beton, Gips und sogar für die Arbeiter extra zahlen

musste, denn die Mafia kontrollierte sogar Gewerkschaften. Viele Experten meinen, dass die Mafia vor einem großen Comeback steht. Kein Wunder, denn Geld wird in New York ständig von einer Tasche in die nächste geschoben. Zurzeit haben wir wieder einen großen NYPD-Skandal: Hochrangige Polizisten haben von reichen Bürgern Geschenke angenommen und ihnen danach Gefälligkeiten erwiesen. Trotzdem gilt New York heute als sauber und vergleichsweise friedlich. Es heißt, die Kriminalität sein kein großes Problem mehr. Das ist natürlich Quatsch. Solange es Armut gibt, und die Drogen nicht legalisiert werden, wird es immer Gangs und Verbrechen geben. Fast alle großen Verbrechen hängen mit dem Drogenhandel zusammen. Was würde eine Legalisierung denn bringen? Man muss den unglaublich hohen Profit, der im Drogenhandel gemacht wird, vernichten. Durch die Legalisierung würde man den Kartellen und Dealern die Macht entziehen und könnte als Staat selbst Kontrolle übernehmen. In der Folge würden die Morde zurückgehen. Aber es müsste noch viel mehr passieren: Hört endlich auf, Kleinkriminelle in den Knast zu stecken! Unser Justizsystem ist eine Maschine, die einen konstanten Zufluss von Öl in Form von Verhaftungen braucht, um sich selbst zu erhalten. Und es wird immer schlimmer: „Gefängnisprivatisierung“ ist das traurigste englische Wort unserer Zeit, denn es beweist, dass wir das Einsperren unserer Bürger kommerzialisieren. „Wir sind alle korrupt“ sagt die Hauptfigur Ihres neuen Thrillers, der Elite-Polizist Denny Malone. Hat er recht? In seiner Welt in New York sind tatsächlich alle korrupt. Er beobachtet das jeden Tag, wenn er mit seiner Sondereinheit durch Harlem zieht und Verbrecher jagt. Das ist eine der moralischen


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Gefahren seines Jobs: man glaubt, dass jeder trickst, lügt, bestechlich ist und Hintergedanken hat. Außerdem sehen Malone und seine Truppe ständig, welch riesige Summen im Drogenhandel verdient werden – das verführt. Ich sehe das etwas differenzierter. Jeder von uns hat den Samen der Korruption in sich, aber entscheidend ist, ob man ihn keimen lässt.

in die Köpfe meiner Figuren zu gehen und dafür zu sorgen, dass meine Leser alles durch deren Augen sehen. Zweifellos tun meine Figuren grenzwertige, unangemessene Dinge, aber es ist völlig egal, wie ich darüber denke. Wichtig ist nur, wie sie darüber denken. Erst dann können meine Leser ihre eigenen Schlüsse daraus ziehen.  Das Interview f ührte Günter Keil.

Hat man Ihnen schon einmal Geld geboten, um in einer bestimmten Weise zu schreiben? Verleger haben mir hohe Summen versprochen, wenn ich endlich mal einen ganz normalen, banalen Krimi schreibe. Aber darauf habe ich einfach keine Lust. Man hat mir oft gesagt, dass ich zu düster, politisch, brutal, verschroben und komplex schreibe, und dass meine Karriere bald am Ende ist. Zum Glück ist es anders gekommen – und ich bin meinem Stil treu geblieben. Sie scheuen sich nicht, auch positiv über Gangster und bestechliche Polizisten zu schreiben. Mögen Sie etwa Ihre fragwürdigen Figuren? Das ist nicht leicht zu beantworten. Es mag seltsam klingen, aber, wenn ich schreibe, bemühe ich mich ganz bewusst, nicht objektiv zu sein. Meine Aufgabe besteht nicht darin, mit Distanz aufs Geschehen zu blicken und es zu kommentieren, sondern Anzeige

„Das Kartell“ und „Tage der Toten“ zählen zu Don Winslows Klassikern – umfangreiche Thriller über die mexikanischen Drogenkartelle und den Kampf der USA gegen den Drogenhandel. Mit seinen 20 Romanen zählt der 62-jährige zu den wichtigsten Krimiautoren der Welt und wurde für sein Werk vielfach ausgezeichnet. Winslows Markenzeichen: Rasante Plots, hohes Tempo und realistische Szenarien. Oliver Stone verfilmte 2012 Winslows Thriller „Savages – Zeit des Zorns“, und Ridley Scott wird ab 2018 „Das Kartell“ fürs Kino adaptieren. Soeben ist Winslows neuer Thriller „Corruption“ erschienen. Der ehemalige Privatdetektiv und Journalist lebt mit seiner Familie in Kalifornien.

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Museum 4.0 für den Wein Die Cité du Vin – das multimediale und interaktive Weinmuseum in Bordeaux – feierte jetzt den ersten Geburtstag. Seine Architektur und die gelungene Inszenierung der Weingeschichte setzen internationale Maßstäbe. Wir haben es besucht, gestaunt, gespielt und gekostet.

Wenn es einen passenden Standort für ein Weinmuseum gibt, dann wohl hier im Herzen von Bordeaux. Denn über 3000 Weingüter mit mehr als 120.000 Hektar Anbaufläche befinden sich in der Region. Die Stadt hat es also eindeutig verdient, sich Welthauptstadt des Weines nennen zu dürfen. Und dank zahlreicher günstiger Direktflüge aus Deutschland ist Bordeaux schnell erreichbar. Ein Kurztrip lohnt sich zu jeder Jahreszeit, zumal die Innenstadt einem Freiluftmuseum ähnelt und seit Anfang 2017 sogar zum UNESCO Weltkulturerbe zählt.

Muss für Weinliebhaber Im Juni 2016 eröffnete in Bordeaux die Cité du Vin, eine gigantische Mischung aus Museum und Themenpark mit einer Fläche von 13.350m², verteilt auf zehn Ebenen. Damit ist es die wohl umfangreichste Ausstellung zum Wein weltweit. Schon die Form des Gebäudes stimmt auf das Thema ein und erinnert an eine Weinkaraffe. Tatsächlich entstand die Idee nach dem Genuss eines guten Glases Wein, erzählt Anouk Legendre, eine der beiden Architek-

ten des Planungsbüros XTU, Paris. Demnach wollten sie das Weiche des Weins als flüssiges Element nachempfinden, das Runde, die Bewegung, den Veränderungsprozess. Daraus ist ein wahrhaft beeindruckender Bau entstanden, der in der Bevölkerung sowohl auf Begeisterung als auch auf Ablehnung stößt. Gleichgültig lässt die Cité du vin jedoch keinen. Uns hat sie begeistert! Die erwähnten anmutigen Rundungen finden sich auch im Inneren wieder, fast 600 gebogene Holzstreben strukturieren verschiede Ebenen, eine technische Meisterleistung. Die hochaufra-

Fotos: ©Cité du Vin

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genden geschwungenen Holzsäulen, keine gleicht der anderen, erinnern teilweise an das Innere einer Kathedrale. Und das ist sicher nicht ganz ungewollt. Aber nicht nur die Architektur ist beeindruckend, sondern auch das Museumskonzept, das auf Animation, Interaktion und die Ansprache aller fünf Sinne setzt.

Multimediale Reise um die Welt Im Erdgeschoss beginnt der Besuch mit einem Abstecher in die Wein-Bibliothek, die eine ausgewählte Sammlung von 9000 Weinflaschen aus der ganzen Welt beinhaltet. Weiter geht es in die 1. Etage, um auf mehreren Ebenen mehr über die Geschichte und Kultur des Weines zu erfahren. Zu Beginn erhalten wir eine Art Mobiltelefon mit Kopfhörern, in das die Inhalte an den Stationen via Bluetooth eingespielt werden, wenn wir es auf das entsprechende Icon richten. Zurzeit sind acht Sprachen verfügbar, an weiteren wird gearbeitet. Die Kopfhörer wurden so gestaltet, dass das Ohr nicht komplett abgedeckt ist. So können wir uns noch problemlos unterhalten und auch die Umgebungsgeräusche und Originaltöne gut wahrnehmen. Themen der multimedialen Installationen sind: Die Weinbaugebiete der Welt: Eine Projektion auf drei Riesenleinwänden inkl. Fußboden, bei der man den Eindruck hat, man überfliege die Weinberge. Planètes Vin: Eine Reihe interaktiver Globen, um die Weltwirtschaft des Weins zu erkunden. E-vignes: Mit Hilfe von Tablets kann man entdecken, wie der Mensch Rebstöcke anbaut, den Weinberg pflegt und bearbeitet. Die Metamorphosen des Weins: Hier werden die Geheimnisse der Vinifikation enthüllt.

KULTUR

Vorstellung der Weine: Sechs riesige Weinflaschen stehen für je eine große Weinfamilie und laden zur Entdeckung der Weine der Welt ein. Der Wein auf dem Wasser: Animierte Tafeln präsentieren die großen Flussrouten, auf denen Wein transportiert wird und die die Weltmärkte von gestern und heute versorgen. An Bord eines Schiffes: Ein Boot mit 50 Plätzen, das mit einem Bildschirm von 220° ausgestattet ist und auf eine gemeinsame Zeitreise mit den Weinhändlern einlädt. Die große Galerie: Eine archäologische Erkundung der großen Zivilisationen des Weins. Das Buffet der fünf Sinne: Ein individueller Parcours mit Workshops zur Verkostung. Kunst und der göttliche Wein: Eine Reihe audiovisueller Kompositionen, die den Wein und seine Bedeutung in der Religion zeigen. Überall ist der Besucher aufgefordert, sich interaktiv mit den Themen zu beschäftigen. Das macht Spaß, es kann aber durchaus mehrere Stunden dauern, bis die Ausstellung durchlaufen ist. Eine feste Reihenfolge gibt es dabei nicht, jede Station kann individuell nach eigenem Interesse angesteuert werden. Im Eintrittspreis von 20 Euro ist pro Person ein Glas Wein enthalten, das wir uns in der Panoramaetage im 8. Stock haben einschenken lassen. Über 50 Weine aus der ganzen Welt stehen zur Auswahl, die man bei einem fantastischen Blick über Bordeaux und die Garonne genießen kann. Das gut frequentierte „Le 7 Restaurant“ im 7. Stock haben wir ebenfalls besucht und können es absolut empfehlen. Da es auch bei Einheimischen zum Businesslunch sehr beliebt ist, sollte man aber unbedingt vorher einen Tisch reservieren. 

Siegbert Mattheis Herausgeber des Online-Magazins:

Weitere Informationen zu aktuellen Veranstaltungen und Öffnungszeiten: www.laciteduvin.com

www.ambientemediterran.de

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News

Linker Landesvater lobt BVMW Quelle: Michael Voigt

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GIFAS ELECTRIC – Deutschlands Kundenchampion 2017 Die Gifas Electric GmbH erhielt im Rahmen eines bundesweiten Wettbewerbs das Zertifikat „Deutschlands Kundenchampions 2017“. Der Hersteller von Stromverteilungen und Lichtsystemen ließ sich durch das unabhängige Institut forum! und das F.A.Z-Institut von seinen Geschäftspartnern hinsichtlich Kundenbindung, Kundenzufriedenheit, Image und Kundenorientierung bewerten. Von den Geschäftspartnern wurde vor allem der Bereich „Produkte/Leistungen“ bezüglich Zuverlässigkeit, Nutzerfreundlichkeit und Lebensdauer als überdurchschnittlich gut bewertet. Lob gab es auch bei den Imageattributen „Innovationsstärke“ sowie „Fach- und Lösungskompetenz“.

EBH erhält Innovationspreis-IT Der Innovationspreis-IT 2017 der Initiative Mittelstand in der Kategorie Consulting ging an Sigrid Hauer, Geschäftsführerin der EBH GmbH in München. Ihr auf Projektmanagement spezialisiertes Beratungsunternehmen bekam die Auszeichnung für das selbst entwickelte Projektdiagnose-Tool INSiRA©. Es zeigt Unternehmen die Performance ihrer Projektorganisation auf und steht per Lizenzvertrag selbstständigen Organisationsberatern zur Verfügung. Die innovative Verbindung von qualitativen Methoden mit der quantitativen Analyse einer Organisation überzeugte die Fachjury.

Thüringer Landeswirtschaftssenat mit Ministerpräsident Bodo Ramelow.

Der Landeswirtschaftssenat Thüringen traf sich mit Ministerpräsident Bodo Ramelow, um zweieinhalb Jahre nach der rot-rot-grünen Regierungsübernahme Bilanz zu ziehen. BVMW Landesgeschäftsführer Günther Richter verwies auf die weit verbreiteten Bedenken, als ein ehemaliger Gewerkschaftsfunktionär 2014 zum ersten linken Ministerpräsidenten berufen wurde – und als solcher für eine erfolgreiche Mittelstandspolitik zuständig ist. Die Mitglieder des Wirtschaftssenats hatten die Gelegenheit, über ihre jeweiligen Schwerpunkte zu informieren. Ramelow lobte die sachorientierte Zusammenarbeit mit dem BVMW.

Topranking für Mittelstands-Kanzlei Hoher Partnereinsatz und eine enge, meist langjährige Bindung zum Mandanten – das zeichnet den Mittelstandsberater aus. Die Fachpublikation JUVE-Rechtsmarkt hat nun die 50 stärksten Kanzleien, die in diesem Segment tätig sind, analysiert. In Sachen Größe und Wachstum erzielte das BVMW-Mitglied Heuking Kühn Lüer Wojtek mit einem GesamtumMichael Schmittmann, Partner der Kanzlei Heuking Kühn Lüer satz von rund 134 Mio. Euro bei 311 Berufsträgern in Wojtek. 2016 den ersten Platz. Michael Schmittmann, Partner der Kanzlei und Mitglied im Wirtschaftssenat des BVMW, zeigt sich begeistert über das Rankingergebnis: „Wir freuen uns, dass unser Bekenntnis zu mittelständischen Mandanten wahrgenommen und positiv herausgestellt wird.“

Estlands Botschafter mit dem BVMW in Magdeburg

Magdeburgs Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper und der Botschafter Estlands, Dr. Mart Laanemäe (v. li.).

Der Botschafter Estlands, S. E. Dr. Mart Laanemäe, und Wirtschaftsattaché Kristiina Omri besuchten auf Einladung des BVMW die Landeshauptstadt Magdeburg. Zu den Stationen ihres Aufenthalts gehörte das Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und –automatisierung. Dort sucht man gezielt nach Kontakten und Kooperationen mit Unternehmen und erarbeitet technologisch anspruchsvolle Lösungen für den Mittelstand. Die beiden Gäste aus Estland fanden für die vorgestellten Projekte lobende Worte: solche Kooperationen seien beispielgebend.


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BVMW gründet Kommission zu Unternehmenssicherheit Themen wie Wirtschaftsschutz, Cyberkriminalität, aber auch bauliche, technische und organisatorische Sicherheitsfragen werden künftig in der Bundeskommission Unternehmenssicherheit im BVMW behandelt. Der Mittelstand kann durch viele externe, aber auch interne Einflüsse sowie Risiken bedroht und geschwächt werden. Warum es sinnvoll ist, ein Sicherheitskonzept zu haben, zu wissen welche Einfallstore oder Gefahren es gibt, und was politisch auf Mittelständler zukommt, darüber möchte die neue Kommission Unternehmenssicherheit den Mittelstand informieren. Mehr dazu unter: unternehmenssicherheit.bvmw.de

Sachsens starker Mittelstand Vorstandstrio: Patrick Meinhardt, Matthias Schweiger, Michael Dammenhein (v. li.).

Mit einem neu gewählten Vorstand nimmt die BVMW-Stiftung Fahrt auf. Patrick Meinhardt, Bundesgeschäftsleiter Politik, Michael Dammenhein, Bundesgeschäftsleiter Finanzen, und Matthias Schweiger, Leiter der Zentralabteilung des BVMW, bilden das neue Leitungsorgan der Stiftung. Geplant sind Kooperationen mit anderen Stiftungen, wie der YOU Stiftung und der Stiftung Bildung. Auch eine neue Corporate Identity, eine eigene Homepage und ein Facebook-Account stehen auf der Agenda. Der neue Vorstand dankt dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Rüdiger Eisele und seinem Stellvertreter Werner Krüger für die langjährige Stiftungsarbeit.

Foto oben links: Bayerisches Wirtschaftsministerium

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Uta Georgi, Pressereferentin Sachsen, und Patrick Meinhardt, Leiter Politik (beide BVMW).

Rund 400 Besucher aus allen Bereichen der mittelständischen Wirtschaft informierten sich im „Globana Airport Messe & Conference Center“ bei Leipzig über die Leistungskraft von Firmen der Region. Die Ausstellung mit über 40 Unternehmen war für den hiesigen Mittelstand eines der wichtigsten Branchentreffen des Jahres. Neben der Leistungsschau gab es ein umfangreiches Tagungsprogramm mit Workshops namhafter Referenten. BVMW-Politikchef Patrick Meinhardt stellte das Unternehmer(wahl)programm zur Bundestagswahl vor.

Innovationspreis für BVMW-Mitglied Für seine umweltfreundlichen Energiesysteme ist die Heidenauer Firma FAE Elektrotechnik auf der größten mitteldeutschen Land- und Forsttechnikmesse „agra 2017“ mit dem „agra-Innovationspreis 2017“ ausgezeichnet worden. FAE Elektrotechnik ist Gewinner in der Kategorie „Forstwirtschaft“ mit seinen FAEcoline-Energiesystemen für den mobilen Einsatz. Damit leistet das Unternehmen einen aktiven Beitrag zur nachhaltigen Bereitstellung elektrischer Energie in netzfernen Bereichen. Sachsens Umwelt- und Landwirtschaftsminister Thomas Schmidt überreichte Geschäftsführer Lutz Fleck den Preis.

Landesforstpräsident Prof. Dr. Hubert Braun, Andreas Padberg, Leiter des Forstbezirkes Leipzig, Lutz Fleck (FAE Elektrotechnik) und Thomas Schmidt, Staatsminister für Umwelt und Landwirtschaft.

Quelle: Maria John / FAE Elektrotechnik Heidenau

Quelle: Christian Kruppa

BVMW-Stiftung nimmt Fahrt auf

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Heiße Boots für Feuerwehrfrauen In jeder Ausgabe stellt „DER Mittelstand.“ BVMW-Mitgliedsunternehmen und deren Produkte vor. In der Lutherstadt Eisleben setzt der Unternehmer Jörg Schlichting auf Klasse statt Masse. Er produziert hochwertige Sicherheitsschuhe mit einer mehr als 70-jährigen Firmengeschichte.

Global Player in Miniatur Die Erfolgsgeschichte für Inhaber Jörg Schlichting und sein Unternehmen im Mansfelder Land begann 2005. Bis heute wurden über 550.000 zertifizierungspflichtige und normkonforme Schuhe für Feuerwehr und Rettungsdienste und Spezialschuhe für die Industrie verkauft. Die EWS Die Schuhfabrik e.K. setzt auf Handarbeit von Fachkräften aus der Region und zählt zu den führenden Feuerwehrstiefelherstellern in Europa.

Die Marktnische Keine Kompromisse zu Lasten der Qualität: 26 Grundmodelle liefern die Basis für das EWS- Sortiment. Im Berufsalltag müssen die Sicherheitsschuhe nicht nur Sicherheit garantieren, sondern angemessenen Tragekomfort mitbringen. Eigene Stanzerei und Stepperei ermöglichen eine schnelle und exakte Umsetzung von Kundenwünschen. Mit auftragsbezogener Herstellung und der Fertigung von Sonderbestellungen sind die Eislebener weit weg von Massenware.

Starker Auftritt: EWS PINK FIRE PINK FIRE ist ein moderner, voll nach Norm zertifizierter Feuerwehrstiefel für Frauen. Denn immer mehr Frauen engagieren sich aktiv in der Feuerwehr. Mit gezielten Produktkampagnen sowie Sponsorings hilft die Schuhfabrik den Feuerwehren auch in der Nachwuchsgewinnung. EWS ist zudem einziger Hersteller, der zertifizierte Feuerwehrstiefel für Kinder und Jugendliche ab Größe 34 anbietet.


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Leitbild: Fair Play Großer Preis des Mittelstandes der Oskar-Patzelt-Stiftung für die EWS-Schuhfabrik. Neben ihrem Engagement für die Region unterstützt EWS finanziell Vereine und freiwillige Feuerwehren der Umgebung. Zudem ist Made in Germany Verpflichtung und Garant für den Produktionsstandort Deutschland. Diesem Ideal ist EWS stets treu geblieben.

Innovativ und flexibel EWS stellt sich den stetig wachsenden Anforderungen und Normen im Sicherheitsschuhbereich. Der neue EWS Sicherheitsschuh für Gießereiarbeiter ist heute Stand der Technik. Das Besondere: In gefährlichen Situationen muss der Arbeiter den Schuh innerhalb von fünf Sekunden ausziehen können. Obwohl er eigentlich ein Schnürschuh ist, haben die Spezialisten eine Verschluss-Kombination mit starken Klettverschlüssen entwickelt.

EWS Die Schuhfabrik e. K. Inhaber: Jörg Schlichting Sitz: 06295 Lutherstadt Eisleben Gründung: 2005 Mitarbeiter: 27 Branche: Fertigung von Sicherheitsschuhen für Feuerwehr, Rettungsdienst, Heißbereich und Industrie

Illustration: ©sljubisa - fotolia.com

Internet: www.ews-schuhfabrik.de

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Vom Jungverleger zum bundesweiten Messepionier Wenn sich ein 19-Jähriger an einem kleinen Zeitungsverlag beteiligt, erwartet sein Umfeld in der Regel nicht, dass sich daraus eine Karriere entwickelt. Sollte es aber, wie die Erfolgsgeschichte von Michael Barlag, der genau das 1988 tat, beweist.


Foto links: © BARLAG werbe- & messeagentur GmbH; Foto unten: © heidi-foto GmbH, Jan E. Siebert; Foto rechts: ©Clean Fotostudio GmbH, Michael Helweg

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1990 übernahm der junge Michael Barlag als Herausgeber ein Osnabrücker Medienprodukt und machte es zu der Szenezeitung, die sie noch immer ist: dem INSIDER Osnabrück. Heute allerdings sind nicht mehr Printmedien, sondern vielmehr die Veranstaltung von Karrieremessen das Hauptgeschäft des einstigen Jungunternehmers, der inzwischen geschäftsführender Gesellschafter der Barlag werbe- & messeagentur GmbH ist. Dabei beschreitet barlagmessen gern und erfolgreich neue Wege, wie das Beispiel der Jobmessen zeigt. „Wir waren der erste Veranstalter, der eine Recruiting-Messe für ein generations- und qualifikationsübergreifendes Publikum angeboten hat“, so Barlag. Während der Großteil der bundesweiten Karriere-Events sich auf eine bestimmte Zielgruppe fokussierte, sollten die Veranstaltungen von Beginn an jeden ansprechen – vom Schüler bis zum Ingenieur. Wie gelungen dieses Konzept ist, zeigen einige Zahlen: Über 10.000 Aussteller haben sich auf den Jobmessen in den vergangenen Jahren präsentiert, und insgesamt wurden rund 1,5 Millionen Messegäste begrüßt. Tausende Arbeitsverträge kamen nachweislich durch diese Events zustande. „Heute stehen Unternehmen in einem noch nie dagewesenen Wettbewerb um gute Mitarbeiter“, so der Unternehmer. „Unsere Jobmessen bieten ihnen die Möglichkeit, sich in einem sehr niveauvollen Umfeld als attraktiver Arbeitgeber vorzustellen.“

Ein Garant für guten Service: die Hostessen von barlagmessen.

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Bei der Barlag GmbH und ihrer Tochtergesellschaft barlagconcepts GmbH arbeiten aktuell 40 festangestellte Mitarbeiter. Flache Hierarchien und ein vertrauter Umgang miteinander sind das Erfolgsrezept des Unternehmens: „Unser tolles Teamwork und die Wertschätzung jedes Einzelnen machen nicht nur Spaß, sondern treiben auch zu Bestleistungen an.“ Bei allem professionellen Handeln ist das Unternehmen sehr darauf bedacht, den Kunden als Menschen zu gewinnen, und nicht als Datensatz. Gerade das schätzen die Agentur-Gründer Michael Barlag. Mit seiner SelbstGeschäftspartner. „Wie ständigkeit legte der Geschäftsführer vor knapp 30 richtig diese Einstellung Jahren den Grundstein für das erfolgreiche ist, zeigt, dass wir AusUnternehmen. steller der allerersten Stunde nach wie vor begrüßen dürfen.“ Die Treue seiner Kunden währt nun bereits fast drei Jahrzehnte. Im kommenden Jahr feiert Barlag sein berufliches Jubiläum: „30 Jahre Selbstständigkeit, darauf bin ich natürlich stolz“, so der Unternehmer. Die „extreme Lebenserfahrung“ möchte der Gründer an sein junges Team weitergeben. „Rückblickend würde ich ganz vieles wieder genauso machen“, sagt er und fügt augenzwinkernd hinzu: „Das Team soll aber nicht meine Fehler wiederholen, sondern sich eigene einfallen lassen.“ Obwohl die Agentur sich mittlerweile auf die Organisation von Karrieremessen spezialisiert, schlägt auch Michael Barlags Verlegerherz immer wieder hoch. Die Szenezeitung INSIDER hat mit dem Karrieremagazin jobinsider erst kürzlich Gesellschaft bekommen. Darin verschweißt die Barlag GmbH nun zwei wichtige Kompetenzen: ihre jahrzehntelange Erfahrung mit der Herausgabe des INSIDERS und ihr Expertenwissen rund um das Thema Beruf und Karriere. 

Zum Portfolio der BARLAG werbe- & messeagentur GmbH gehört auch die seit 1995 jährlich stattfindende immobilienmesse osnabrück. Seit Frühjahr 2017 wird auch die immobilienmesse bielefeld veranstaltet. Bei diesen Messen dreht sich alles rund um die Themen Bauen, Wohnen, Modernisieren, Finanzieren und energetische Optimierung. Mit seiner jobmesse (21× im Jahr) geht das Unternehmen jährlich auf Deutschland-Tour. Im vergangenen Jahr stellten auf der Tournee zwischen Ostsee und Alpen 1.365 Aussteller mehr als 160.000 Besuchern rund 91.000 Karrierechancen vor. www.barlagmessen.de

Ingrid Hausemann BVMW-Pressesprecherin Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein


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Kleinsten Bläschen auf der Spur – Ultraschalltechnik aus Sachsen-Anhalt Merseburg hat den Dom mit Domschatz und Schloss, die Merseburger Zaubersprüche, das Deutsche Chemiemuseum, eine namhafte Hochschule – und neuerdings einen preisgekrönten, international führenden Medizintechnikhersteller.

Im Jahr 1998 wurde die Gesellschaft für Angewandte Medizinische Physik und Technik mbH, kurz Gampt, von Mitarbeitern der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg gegründet. Auslöser waren Bestellungen am Institut für Medizinische Physik und Biophysik, dessen innovative Produkte auf eigene Füße gestellt werden sollten. In einer der spannendsten Erfolgsgeschichten von Gampt geht es um ein Gerät mit dem Namen „BubbleCounter“. Aus der ursprünglichen Baureihe folgten kontinuierlich weitere Versionen für Labore und Kliniken. Für Design und Entwicklung, Vertrieb und Service von Blasen- und Gerinnungsdetektoren für extrakorporale und ultraschallbasierte Bildgebungsverfahren hat das Unternehmen 2017 die Zertifizierung nach EN ISO 13485 vom TÜV Süd erhalten. Wenn Kardiotechniker bei chirurgischen Eingriffen am offenen Herzen einen BubbleCounter BCC300 einsetzen, in Fachkreisen „der Gampt“ genannt, detektiert das Gerät mit hoher Empfindlichkeit Luftblasen im Blut nach Größe, Anzahl und Volumen. Diese können neurologische Schäden auslösen oder das Infarkt- und Schlaganfallrisiko erhöhen. Das von Biophysikern und Technikern ausgeklügelte System leistet simultane, lückenlose Überwachung mit maximal drei patentierten Sensoren. Anwendung findet der BubbleCounter Clinical beispielsweise bei Eingriffen am offenen Herz, wenn die Funktion des Herzens und die Sauerstoffanreicherung im Blut von der Herz-Lungen-Maschine übernommen wird. Optische und akustische Anzeigen unterstützen das OP-Team während des Eingriffs, um Risiken für Patienten zu verringern. Ein im Gerät integriertes Datencenter ermöglicht die detaillierte Offlineauswertung und Dokumentation, auch für wissenschaftliche Arbeiten.

Über wenige Jahre wurde aus der Gründung ein weltweit agierendes Unternehmen in der Ultraschallmesstechnik. Das Team wuchs mit seinen Aufgaben, berichtet Dr. Grit Oblonczek, Vertriebsleiterin des Unternehmens. Inzwischen steht „der Gampt“ in Fachkreisen in Sachen Technik, Qualität und Service international an der Spitze. Ähnliche Anbieter müssen sich an dieser Qualität messen. Neunzehn fest Angestellte und einige Freiberufler arbeiten heute bei Gampt. Besucher spüren die kreative Betriebsamkeit in jedem Raum. Unter Leitung von Dr. Michael Schultz, Dr. Grit Oblonczek, Softwareleiter Robert Klaua und dem technischen Direktor Georg Dietrich wird in kollegialer Atmosphäre getüftelt, konstruiert, gestaltet, gebaut und kalibriert. Dr. Grit Oblonczek ist Biophysikerin. Wenn gewünscht, reist sie bei der Auslieferung eines Geräts selbst an die Arbeitsplätze von Kardiotechnikern nach London, Kopenhagen oder Madrid, um im OP technische Einweisungen zu geben. Im Great Ormond Street Hospital, einer großen Londoner Kinderherzklinik, wird „der Gampt“ zur Sicherheit der Kinder und zur Sensibilisierung des OP-Teams seit 2008 generell in jede Operation eingebunden. Die Londoner Klinik gehörte zu den ersten und wichtigsten Auslandskunden. An die Installation und Inbetriebnahme des ersten BubbleCounters im April 2008 erinnert sich das Team noch immer gut. Das Unternehmen engagiert sich nachhaltig im Bereich Ausbildung und Lehre. Die Geschäftsführung etablierte eine Produktlinie für Experimente und Praktika von Studenten. Ultraschall-Ausbildungsgeräte für Physik, Medizin und Technik verbessern Lehrmöglichkeiten und Praxisbezug. Medizinstudenten lernen am Herz- oder Brustmodell das Verständnis für die Zusammenhänge zwischen den physikalischen Eigenschaften

Illustration: ©Gstudio Group - fotolia.com

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Foto oben: ©GAMPT mbH; Foto links unten: ©IHK Halle-Dessau; Foto unten rechts: ©GAMPT mbH

Der BubbleCounter BCC300 im Einsatz im Herzzentrum Coswig.

Preisträger Aura 2017 Außenwirtschaftspreis: Dr. Michael Schultz, Dr. Grit Oblonczek (beide Gampt mbH).

Das Team von Gampt.

von Ultraschallwellen und den Grenzen ihrer Anwendung. Ein realistisches Armmodell mit Pumpe dient dazu, verschiedene Blutflüsse zu simulieren. Die im Unterarm „versteckte Stenose“ muss dann in der Ausbildung detektiert und beschrieben werden. Es wurden praxisnahe Sets entwickelt, die individuell kombinierbar sind. So können Studierende die Ultraschallprüfung als Verfahren zur Analyse von Materialfehlern in Metallen, Kunststoffen oder Verbundwerkstoffen lernen. In einem fast 90-seitigen Ausbildungskatalog sind die Ideen und Produkte der Tüftler aus Merseburg zusammengefasst. Die Kunden stammen aus ganz Europa, Australien, Asien und den USA. Über 70 Prozent der

Aufträge kommen aus dem Ausland. Vor kurzem erhielt die Gampt mbH für ihr globales unternehmerisches Wirken den Aura-Wirtschaftspreis. Das Wirtschaftsministerium Sachsen-Anhalt würdigt damit Unternehmen, die neue Wege gehen, querdenken, Bestehendes hinterfragen, innovative Produkte entwickeln und erfolgreich auf den Markt bringen. 

GAMPT mbH Gesellschaft für Angewandte Medizinische Physik und Technik mbH Geschäftsführer: Dr. Michael Schultz www.gampt.de

Christina Weise Referentin des BVMW-Pressesprechers Sachsen-Anhalt


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Technik fürs Leben Wer in Heidenau bei Dresden die Ernst-Thälmann-Straße befährt, passiert ein Gebäude, das mit seinen Rundungen an eine Kunsthalle erinnert. Tatsächlich verbirgt sich dahinter die Saegeling Medizintechnik GmbH.

Firmenchef Uwe Saegeling, Hauptsponsor des HC Elbflorenz.

„„

Die Saegeling Firmenzentrale in Heidenau.

Die frühen 1990er Jahre nennt Uwe Saegeling Glücksjahre. Damals, 1991, kam er als frischgebackener Medizintechniker vom Studium und stieg in den Betrieb seiner Eltern ein. Diese hatten das Unternehmen 1962 als Handwerksbetrieb gegründet, der mit allen Einschränkungen leben musste, die ein Privatunternehmen zu DDR-Zeiten zu verkraften hatte. Das änderte sich mit dem Mauerfall schlagartig. „Als ich direkt vom Studium ins Unternehmen kam, konnte ich gleich neue Wege beschreiten“, schildert Firmenchef Uwe

Wichtigstes Standbein nach der Gründung des Familienbetriebes vor nunmehr 55 Jahren waren die Installation und der Service für Inkubatoren, Wärmebettchen und Beatmungsgeräte auf den Früh- und Neugeborenenstationen der Krankenhäuser in der DDR. Mittlerweile umfasst das Portfolio neben den Neonatologieprodukten alle wichtigen Geräte aus den Bereichen Anästhesie, Beatmungstherapie sowie Schlafdiagnostik und -therapie. Darüber hinaus bietet das Unternehmen ein umfangreiches Sortiment an Produkten für den Einsatz in der Radiologie und Urologie, speziell auch für den Einsatz rund um die Magnetresonanztomographie MRT. Die Saegeling Medizintechnik arbeitet dafür eng mit namhaften Herstellern im Inund Ausland zusammen. Die Mitarbeiter installieren, warten und reparieren alle Produkte in Kliniken, Krankenhäusern sowie Arztpraxen oder direkt beim Patienten: „Wir zählen allein zehntausende Patienten zu unseren Kunden, an die wir Beatmungsgeräte nach Hause liefern. Unsere Servicemitarbeiter übernehmen die regelmäßige Wartung vor Ort“, freut sich der Firmenchef über seinen Erfolg. So liefert sein Unternehmen unter anderem auch Sauerstoffsysteme in den Heimbereich, durch deren Nutzung die Kun-

Wir haben immer auf eine langfristige Zusammenarbeit gesetzt, sowohl mit unseren Kunden als auch mit unseren Lieferanten und Mitarbeitern.

Uwe Saegeling Saegeling seine Anfänge. 1996 übernahm er den damals 34 Jahre alten Familienbetrieb von seinen Eltern, die ihrem Nachfolger fortan freie Hand gaben: „Mein Vater hat mir mit dem Tag seines Ruhestandes das Unternehmen übergeben, ohne mir reinzureden. Dafür bin ich ihm noch heute dankbar.“

Fotos: ©Saegeling Medizintechnik; Illustration: ©chekman - fotolia.com

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den eine spürbare Verbesserung ihrer Lebenssituation erfahren. Neben dem deutschen Markt hat der sächsische Mittelständler Tschechien und die Slowakei für sich entdeckt, wo er mit eigenen Unternehmen vertreten ist. „Aus europäischer Sicht ist unser Standort in Heidenau bei Dresden perfekt, denn wir liegen damit in der Mitte Europas und haben einen sehr guten Ak-

Die neu errichtete Dresdner Ballsportarena, zu einhundert Prozent von Firmenchef Uwe Saegeling finanziert.

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ein „Rollimaus“, der sich für körperlich behinderte oder chronisch kranke Kinder einsetzt. Außerdem ist Uwe Saegeling Präsident des Handballclubs „Elbflorenz“, der vor kurzem in die zweite Handball-Liga aufstieg und der sich dank des privaten Engagements von Uwe Saegeling über eine neue hochmoderne Ballsportarena in der sächsischen Landeshauptstadt freuen kann. Er stieg als alleiniger Investor mit 15 Millionen Euro ein, ein großartiges

Medizintechnik für Früh- und Neugeborene.

tionsradius in alle Richtungen“, sagt Uwe Saegeling. „Wir müssen uns bei allen Problemen immer wieder bewusst machen, dass wir eines der besten Gesundheitssysteme der Welt haben“. Dafür sorgt auch sein Unternehmen, das von sieben Mitarbeitern im Jahr 1996 auf mittlerweile 150 angewachsen ist. Vor vier Jahren hat das Unternehmen ein hochmodernes Logistikzentrum in Betrieb genommen, und das Bürogebäude am Heidenauer Firmensitz, das an eine Kunsthalle erinnert, wurde mit dem Gütesiegel für nachhaltiges Bauen ausgezeichnet. Nach einem Rezept für seinen Erfolg gefragt, verweist Uwe Saegeling darauf, dass man sich immer spezialisieren muss, um sich am Markt zu halten. Dies gelinge nur mit engagierten Mitarbeitern, die bereit seien, ihren Innovationsgeist ins Unternehmen einzubringen. „Außerdem haben wir immer auf eine langfristige Zusammenarbeit gesetzt, sowohl mit unseren Kunden als auch mit unseren Lieferanten und Mitarbeitern. Davon profitieren schließlich alle, denn Verlässlichkeit und Vertrauen ist ein hohes Gut.“ Bei der Saegeling Medizintechnik in der BVMW-Wirtschaftsregion Dresden lassen sich gern auch Landespolitiker sehen, so wie jüngst die sächsische Sozialministerin Barbara Klepsch (CDU). Sie dankte dem Unternehmer für sein gesellschaftliches Engagement, denn Uwe Saegeling unterstützt gemeinnützige Projekte wie den Dresdner Ver-

Beispiel für die Leistungsfähigkeit der mittelständischen Wirtschaft und ihre Verantwortung, die sie in der Gesellschaft wahrnimmt. Das betonte auch Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich, der als Ehrengast zur Eröffnung der Arena kam. Der Clou des Gebäudes: Statt Parkett besteht der Hallenboden aus knapp 12 Millimeter dickem Spezialglas, auf den sich durch LED-Leuchten die Spielfeldlinien für unterschiedliche Ballsportarten projizieren lassen. „Spezialisieren und langfristig denken“, mit dieser Formel trägt auch die Dresdner Ballsportarena die Handschrift der Saegeling Medizintechnik und ihres Firmenchefs. 

Saegeling Medizintechnik Service- und Vertriebs GmbH 1962 von den Eltern des heutigen geschäftsführenden Gesellschafters Uwe Saegeling gegründet, arbeiten an den 14 Standorten in Deutschland sowie in Tschechien und der Slowakei zusammen 150 Mitarbeiter. Der Jahresumsatz liegt bei 25 Millionen Euro. Das Unternehmen ist Vertriebs- und Servicespezialist für Geräte der Früh- und Neugeborenenmedizin, Anästhesie, Beatmungsmedizin, Schlafdiagnostik, Radiologie, Urologie sowie von allen Produkten für die häusliche Therapie von Atemwegsstörungen. www.saegeling-mt.de

Uta Georgi BVMW-Pressesprecherin Sachsen


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Maßgeschneidert und formvollendet Von Schutzhauben für Maschinen bis zum Gartenteich mit integriertem Wasserfall: Ein Stuttgarter Spezialist für glasfaserverstärkten Kunststoff bietet alles an, was nach einer individuellen Form verlangt. Die Materialmischung ist das Geheimnis.

Kleiner Gartenpool.

Geschäftsführer Thomas Haslbeck.

Wenn man im Alter von 13 Jahren schon weiß, was man werden will, kündigt sich die Erfolgsstory bereits an. Doch ehe sich Jungenträume in berufliche Realität verwandeln, sind vor allem Fleiß und Erfindungsgeist gefragt. Thomas Haslbeck aus Stuttgart-Stammheim fuhr als junger Bube Seifenkistenrennen. Die rasenden Kisten aus Holz waren ihm jedoch immer zu schwer. Also kam er als begeisterter Bastler auf die Idee, sich seine eigenen Rennmaschinen aus leichtem Kunststoff anzufertigen, denn seine Leidenschaft gehörte neben dem Automobilrennsport dem Modell- und Formenbau. Bereits mit 16 Jahren begann er eine Lehre in der Weinstädter Firma Cemo, einem Spezialisten für Kunststoff-Formprodukte im gewerblichen Einsatz. Unmittelbar nach Zivildienst und Ausbildung, machte er sich im Jahr 2000 selbstständig. Das Unternehmen seines ehemaligen Lehrherren ist auch heute noch einer seiner treuen Kunden. Die meisten Produkte von Thomas Haslbeck springen direkt ins Auge, denn sie dienen der Verschönerung von repräsentativen Hallen, Parks oder privaten Gärten. Seine Spezialität sind Wasserbecken und Gartenteiche in allen Funktionen, Größen und Farben: Fertigteiche, Pools, Terrassenbecken, Fischbecken mit Wasserfall oder Wassereinlauf mit integrierter Filterpumpe und Beleuchtung. Sie machen etwa 75 Prozent seiner Produktion aus. Der Rest ist für die Abnehmer ebenso wichtig, wenn auch nicht so dekorativ. 25

Die Becken sind in unterschiedlichen Farben und Größen erhältlich.

Prozent sind individuell gefertigte Industrieabdeckungen, Maschinenverkleidungen, Schutzhauben und große Wassertanks, wie sie von Kommunen verwendet werden, um öffentliche Beete zu bewässern. Maßgeschneiderte Sonderanfertigungen gibt es für Behindertenfahrzeuge, wenn diese umgearbeitet werden müssen, um mit dem Rollstuhl befahrbar zu sein. Nach der Firmengründung leistete der junge Unternehmer, der seit drei Jahren auch Mitglied im BVMW ist, für rund fünf Jahre Lohnaufträge für die unterschiedlichsten Kunden. Haslbeck: „Nachdem ich mich intensiv umgehört und erfahren hatte, dass insbesondere individuelle Wasserbecken ein zukunftsträchtiges Produkt sind, reifte in mir der Wunsch, meinen Betrieb zu erweitern und mir eine eigene Marke unter meinem Namen aufzubauen.“

Fotos: ©Kurt Mezger

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Seine glasfaserverstärkten Kunststoffprodukte (GFK) sind keine Billigprodukte, dafür aber Jahrzehnte haltbar und im Bedarfsfall auch reparierbar. Hergestellt werden sie nach dem klassischen Modellbauprinzip, das dem Glockengussverfahren ähnlich ist. Zunächst wird aus Holz ein Positivmodell produziert. In dieses wird Polyesterharz zusammen mit einem Härter gepresst. Das Negativmodell dient dann für die Produktion des Positiv-Endproduktes. Die gesamte Produktionszeit für solch eine Form beträgt 15 Stunden. Bei großflächigen Formen werden mit einem speziellen Gerät die Polyesterfasern aufgesprüht, kleinere Formen werden aus GFK-Matten per Hand hergestellt. Nicht die Grundmaterialien, sondern die Spezialmaterialmischungen sind Haslbecks Geheimnis. „Meine Produkte kann man nicht aus dem Regal kaufen, sie werden alle individuell her-

Kleiner Gartenteich.

gestellt, auch wenn wir in unserem Sortiment gewisse Standardformen anbieten.“ Der Vertrieb funktioniert über einen Printkatalog und suchmaschinenoptimierte Homepages, bei deren Erstellung Unternehmen aus dem BVMW-Netzwerk mitgewirkt haben. Auch die maßgeschneiderte Adressenrecherche des Verbandes wurde dabei genutzt. Inzwischen arbeitet der Jungunternehmer mit drei verschiedenen Homepages, um die Wünsche der potenziellen Abnehmer möglichst präzise zu kanalisieren. Der Kundenkreis reicht von Südtirol über Österreich, die Schweiz und Baden-Württemberg bis nach Liechtenstein. Haslbeck: „Als Hersteller eines typischen Saisonproduktes für den Sommer hatten wir vor der Optimierung des Onlinevertriebs im Winter eher wenig zu tun. Aber seit wir unseren Bekanntheitsgrad deutlich erhöht haben, und die

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Kunden mit der Qualität zufrieden sind, haben wir keine winterbedingten Nachfragetiefs mehr.“ Einige der Produkte findet man sogar in Ausstellungen wieder, etwa eine blaue Kugel mit einer Brezelsilhouette im Brezelmuseum oder den Nachbau eines legendären Reisekoffers im Stuttgarter Haus der Geschichte. Eine besondere Herausforderung stellt auch in dieser Branche der Fachkräftemangel dar. Auf Stellenanzeigen melden sich zwar stets einige Interessenten, doch das Herstellen der Formen aus glasfaserverstärktem Kunststoff verursacht als Nebenprodukt etliche Schweißtropfen und verlangt technisches Verständnis. Das schränkt die Auswahl ein. Seit einigen Monaten zählt auch Ibrahim aus Gambia zu den sechs Mitarbeitern, und Haslbeck äußert sich mehr als lobend über

Einfärben von Oberflächenharz.

den fleißigen Mitarbeiter vom afrikanischen Kontinent: „Wir haben nur selten solche Leute bei uns gehabt, die so schnell lernen und selbstständig arbeiten wollten. Wir hoffen, dass seine Aufenthaltsgenehmigung verlängert wird.“ 

Haslbeck-Kunststoffe Gründung des Unternehmens: 2000 Anzahl der Mitarbeiter: 5 Sitz des Unternehmens: Rangierbahnhof 60 70806 Kornwestheim Geschäftsführer: Thomas Haslbeck Webseiten: gfk-sonderanfertigung.de wasserbecken.de haslbeck-kunststoffe.de

Dr. Ulrich Köppen BVMW-Pressesprecher Baden-Württemberg

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Der BVMW – Nutzen durch Vernetzung

Digitaler Bildungspakt

Der BVMW vertritt die Interessen des Mittelstands konsequent auf allen Ebenen. Eine der Grundlagen für die erfolgreiche Arbeit zum Nutzen der Unternehmer ist die exzellente Vernetzung des Verbands in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Ludwig von Mises Institut

YES-European Confederation of Young Entrepreneurs

Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik

BVMW Bundesverband mittelständische Wirtschaft e. V. Initiative Wirtschaftsschutz

Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland Bundesministerium für Bildung und Forschung

Mittelstand 4.0.Kompetenzzentrum

Der BVMW und ausgewählte Partner seines Netzwerks.

Die Interessen der kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland sind vielfältig und breit gefächert. Umso wichtiger ist es, in allen mittelstandsrelevanten Themenbereichen optimal vernetzt zu sein. Unser Verband ist überall dort

Gesellschaft zum Studium Strukturpolitischer Fragen e. V.

präsent, wo die Interessen und Anliegen der Unternehmer effektiv und erfolgreich eingebracht werden können – sei es bei der Bildungspolitik oder im Steuerwesen. Dazu im Folgenden ausgewählte Beispiele.

Illustration: ©Style-Photography – fotolia.com

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Als Mitglied der Allianz für Cybersicherheit des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik setzt sich der BVMW für einen höheren Schutz der mittelständischen Unternehmen in der Welt des Internets ein. Damit der digitale Wandel, der sich in rasantem Tempo vollzieht, nicht zu Lasten der mittelständi­ schen Unternehmen geht, sondern vielmehr Chancen

Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft

YOU-Stiftung

SchöpflinStiftung

BVMW

Der BVMW engagiert sich seit Jahren intensiv in den Bereichen Bildung, Wissenschaft und Innovation – beispielsweise als Projektpartner der YOU-Stiftung, die sich weltweit für die nachhaltige Förderung der Bildung von notleidenden Kindern einsetzt oder durch die Tätigkeit im Beirat für Bildung bei der Gesellschaft zum Studium Strukturpolitischer Fragen e. V.

Zudem ist Mittelstandspräsident Mario Ohoven beispielsweise als Kuratoriumsmitglied bei der Stiftung Lesen, dem Stifterverband oder der Türkisch-Deutschen Studierenden- und Akademikerplattform ein gefragter Gesprächspartner. FriedrichNaumann-Stiftung für die Freiheit Auch in der Energie- und Umweltpolitik verfügt der BVMW über ein gut ausgebautes Netzwerk. So ist Mario Ohoven Kuratoriumsvorsitzender des Beirates der Technischen Universität Dortmund zum Thema „CO2-neutrale Fahrzeugtechnik“. Außerdem bringt sich der BVMW unter anderem durch die Mitgliedschaft im Bundesverband Erneuerbare Energien Bundesministerium und der dortigen Mitarbeit in zahlreichen für Wirtschaft und Ausschüssen in die aktuellen energiepoliEnergie tischen Fragen ein, die für die kleinen und mittleren Unternehmen wichtig sind.

für die Unternehmer bietet, bringt sich der BVMW bei star­­ ken Netzwerkpartnern konstruktiv ein. Sowohl im Zuge der IT-Gipfel Plattform „Digitalisierung in Bildung und Wissenschaft“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, als auch im Rahmen des Digitalen Bildungspakts, innerhalb dessen unter anderem mit Microsoft und der Gesellschaft für Informatik zusammengearbeitet wird, engagiert sich der BVMW und setzt sich für einen unternehmerfreundlichen Digitalisierungsprozess ein. Mit dem Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Berlin, das unter anderem mit dem Hasso-Plattner-Institut, der Technischen Hochschule Brandenburg und der Lernfabrik Neue Technologien kooperiert, hat der Verband darüber hinaus eine Plattform geschaffen, die Unternehmern praxisnah mit Rat und Tat bei Digitalisierungsvorhaben zur Seite steht.

Unser Verband fördert Unternehmertum – von der lokalen Ebene bis über die Grenzen Deutschlands hinaus. Daher ist der BVMW im Exekutivkommitee der European Confederation of Young Entrepreneurs (YES) vertreten, beteiligt sich im Network for Teaching Entrepreneurship (NFTE) und ist auch durch die Mitarbeit in der AG Ausland bei der Initiative Wirtschaftsschutz eingebunden. Im Zusammenspiel mit diversen Institutionen innerhalb seines Netzwerkes steht der BVMW für eine konsequente Richtung und klare Prinzipien. So auch bei dem strittigen Thema TTIP: Deutschlands größter, freiwillig organisierter Mittelstandsverband setzt sich im TTIP-Beirat des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, im TTIP-kritischen Beirat des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und durch eine gemeinsame TTIP-Studie zusammen mit der Schöpflin-Stiftung für ein unternehmerfreundliches Handelsabkommen ein – denn der Bundesverband mittelständische Wirtschaft mit Präsident Mario Ohoven an der Spitze weiß um seine Verantwortung gegenüber den 530.000 Unternehmen, die er im Rahmen seiner Mittelstandsallianz vertritt. 

Tim Schöllmann BVMW

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BVMW

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Neustart hinter Gittern Der BVMW-Landesverband Sachsen hatte gemeinsam mit der sächsischen Integrationsminister in Petra Köpping zu einem Unternehmertreffen in der Jugendstrafvollzugsanstalt Regis-Breitingen (JSA) geladen. BVMW-Mitglieder konnten sich hier ein Bild von der Ausbildung junger Strafgefangener machen, die sich auf ein Leben nach der Haft vorbereiten. Jetzt bahnt sich eine Kooperation des BVMW mit der JSA an. Jungen Menschen, die straffällig geworden sind, bereits während ihrer Haft mit Arbeit und Ausbildung die Chance auf eine Wiedereinglie-

Die Anstalt bietet ein umfangreiches Ausbildungszentrum an.

BVMW-Mitglieder machen sich ein Bild von den Ausbildungsstätten.

derung in die Gesellschaft zu geben, das ist ein wichtiges Anliegen der Jugendstrafvollzugsanstalt Regis-Breitingen. 25 Unternehmer, die im BVMW organisiert sind, konnten sich davon direkt vor Ort ein Bild machen, unterstützt von der Sächsischen Staatsministerin für Gleichstellung und Integration, Petra Köpping. In der JSA sitzen vor allem junge Männer im Alter bis 21 Jahre ein. Derzeit sind es 231 Häftlinge insgesamt.

Uta Georgi BVMW-Pressereferentin Sachsen

„Bei 90 Prozent unserer Gefangenen kann man sagen, dass die Weichen für ihre kriminelle Karriere bereits in der frühen Kindheit gestellt wurden, meistens in Elternhäusern, die eine derartige Entwicklung begünstigen“, so Anstaltsleiter Uwe Hinz. Seine Aussagen zeigen, wie wichtig es

ist, jungen Menschen frühzeitig eine positive Zukunftsperspektive zu geben. Dafür gibt es in der JSA zum Beispiel eine eigene Schule mit eigenen Lehrern, die entweder in der JSA angestellt sind oder als Teilzeitkräfte von außen kommen. Die Häftlinge haben so Gelegenheit, hier Hauptschul- und Realschulkurse zu belegen, ihren Schulabschluss nachzuholen oder sich auf eine Berufsausbildung vorzubereiten. Darüber hinaus bietet die Anstalt ein breitgefächertes Ausbildungszentrum an. Hier werden die Häftlinge zu Metallbauern, Bautechnikern, Fachlageristen, Gebäudereinigern, Bäckern, Gärtnern oder Landschaftsbauern ausgebildet. Von diesem breiten Ausbildungsangebot zeigten sich die Unternehmer beim BVMW-Treffen positiv überrascht. Der Geschäftsführer der glass-Ingenieurbau Leipzig GmbH, Frank Sallowsky, machte gar vor Ort dem 27-jährigen David Alex ein Jobangebot: „Ich brauche dringend Arbeitskräfte und so, wie ich den jungen Mann hier erlebt habe, bin ich gern bereit, ihm nach seiner Haftentlassung eine zweite Chance zu geben. Der junge Mann wird im Herbst entlassen und kann dann bei der glass-Ingenierbau Leipzig GmbH seine in der Haft begonnene Ausbildung zum Beton- und Stahlbetonbauer im dritten Lehrjahr fortsetzen. Von der Art und Weise, wie unsere Gesellschaft mit ihren schwächeren Mitgliedern umgeht, zeigte sich auch Constanze Weiß, BVMW-Kreisleiterin der Wirtschaftsregion Leipzig, positiv überrascht: „Das Feedback unserer BVMW-Mitglieder ist so gut gewesen, dass wir bereits überlegen, unsere Zusammenarbeit als Mittelstandsverband mit der JSA zu vertiefen. Immerhin brauchen unsere Unternehmer dringend Arbeitskräfte und sind gern bereit, engagierten jungen Menschen eine Chance zur Wiedereingliederung zu geben.“ Der Leiter der JSA Uwe Hinz ist dankbar für diese Kooperation, denn am meisten freut er sich, wenn er die jungen Häftlinge nach ihrer Entlassung aus der JSA kein weiteres Mal in seiner Anstalt begrüßen muss. 


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BVMW

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Nützliche Partnerschaft – Bundeswehr und Mittelstand Auf den ersten Blick scheinen Bundeswehr und mittelständische Wirtschaft nicht viel miteinander zu tun zu haben. Doch es gibt mehr verbindende Elemente, als man zunächst denkt! So vergibt die Bundeswehr jährlich für drei Milliarden Euro Aufträge an Mittelständler. Die BVMW-Veranstaltung „Bundeswehr-IT und Beschaffung“ in Koblenz machte die Potenziale deutlich.

Fotos: ©art.lik Photography. / Artur Lik

Die Kooperation von Bundeswehr und Mittelstand vorstellen und Anreize für eine noch intensivere Beziehung setzen, das stand im Fokus der Veranstaltung „Bundeswehr-IT und Beschaffung“, die vom BVMW in Koblenz organisiert wurde. Über 200 Unternehmer aus den unterschiedlichsten Branchen kamen zusammen, um aus erster Hand Informationen über die Potenziale der Bundeswehr für den Mittelstand zu erhalten. Die Bundeswehr vergibt jährlich Aufträge mit einem Volumen von rund drei Milliarden Euro an mittelständische Unternehmen in Deutschland – Tendenz steigend. Damit ist die Bundeswehr ein wichtiger Partner der mittelständischen Wirtschaft, wie auch Hausherr Generalmajor Reinhardt Zudrop, Kommandeur im Zentrum Innere Führung, in seiner Begrüßungsrede betonte. Mario Ohoven zeigte in seiner Keynote Gemeinsamkeiten von Bundeswehr und Mittelstand auf. So seien die wertschätzende Führung der Mitarbeiter, das Bekenntnis zur Region oder das vorbildliche Engagement in der Ausbildung Werte, die beide Seiten leben. Ohoven betonte zudem die Verlässlichkeit der Bundeswehr als Partner der Wirtschaft. Der Bund zahle stets pünktlich seine Rechnungen, was ins-

Der BVMW begrüßte Gäste aus den verschiedensten Branchen.

besondere für die kleinen Handwerks- und Gewerbebetriebe vor Ort von großer Bedeutung sei. Insgesamt sei die Bundeswehr ein positiver Standort-Faktor für Deutschland. Jürgen Sundermann vom Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr fand in seinem Impulsvortrag zum Thema „Beschaffung und Mittelstand“ lobende Worte für die kleinen und mittleren Unternehmen: Der Mittelstand zeichne sich durch hohe Innovationsbereitschaft und Flexibilität aus. Schon deshalb seien Erleichterungen für den Mittelstand in den Vergabeverfahren für öffentliche Aufträge richtig und wichtig. 

Generalmajor Reinhardt Zudrop bei seiner Begrüßungsrede in Koblenz.

Tim Schöllmann BVMW

Impressum DER Mittelstand. Unternehmermagazin des BVMW Herausgeber BVMW – Bundesverband mittelständische Wirtschaft, Unternehmerverband Deutschlands e. V. Präsident Mario Ohoven Potsdamer Straße 7 / Potsdamer Platz 10785 Berlin www.bvmw.de Titelbild: Ociacia - istock.com

Redaktion Tel.: 030 / 53 32 06-16 Fax: 030 / 53 32 06-50 mittelstand@bvmw.de Eberhard Vogt (Chefredakteur) Chiara Ohoven (Art Director) Friederike Pfann Tim Schöllmann Thomas Gericke Rotger H. Kindermann (Korrespondent) Verlag mattheis. werbeagentur gmbh Kastanienallee 4 10435 Berlin Tel.: 030 / 34 80 633-0 Fax: 030 / 34 80 633-33 info@mattheis-berlin.de www.mattheis-berlin.de

Layout und Gestaltung, Mediadaten, Vermarktung v. Anzeigen & Beilagen mattheis. werbeagentur gmbh Tel.: 030 / 34 80 633-0 Fax: 030 / 34 80 633-33 bvmw-anzeigen@mattheis-berlin.de Rechnungsstelle BVMW Servicegesellschaft mbH Potsdamer Straße 7 10785 Berlin Tel.: 030 / 53 32 06-26 Fax: 030 / 53 32 06-50 theresa.collberg@bvmw.de

Das Magazin „DER Mittelstand.“ ist das offizielle Organ des BVMW. Mitglieder des Verbandes erhalten das Magazin im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Die Redaktion übernimmt keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen. Namentlich gekennzeichnete Beiträge sowie Selbstdarstellungen von Unternehmen müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen. Nachdruck und Verbreitung mit Angabe der Quelle gestattet. ISSN: 2510-425X

Druckerei Möller Druck und Verlag GmbH Zeppelinstr. 6, 16356 Ahrensfelde

Druckauflage: 31.000 2/2017


ANGEZÄHLT

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Arbeitswelt 4.0 in Zahlen

75

62 Prozent

der Teilnehmer einer Umfrage unter 1700 Mitarbeitern von 340 Unternehmen aus acht Ländern sind der Auffassung, dass die Unternehmenskultur eines der größten Hindernisse auf dem Weg zu einer digitalen Organisation sei. In Deutschland liegt der Wert mit 72 Prozent sogar deutlich darüber. Quelle: Capgemini / Brian Solis

Prozent

der in einer BVDW-Studie befragten Arbeitnehmer gaben an, von Zuhause arbeiten zu dürfen. 92 Prozent der Befragten, denen Homeoffice nicht angeboten wird, wünschen sich die Möglichkeit, von Zuhause arbeiten zu können – insbesondere, um konzentrierter arbeiten zu können, die Fahrzeit zur Arbeit einzusparen und die Arbeitszeit selbstständig einzuteilen. Quelle: Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e. V .

24 Prozent soll die globale Arbeitslosenquote im Jahr 2050 betragen. Zu diesem Ergebnis kommt die Delphi-Studie des Millennium Projects zum Thema „Die Zukunft der Arbeit im Jahr 2050“. Die Studie widmet sich dem Ausmaß der erwarteten Arbeitslosigkeit, die durch den technologischen Wandel entsteht. Quelle: Bertelsmann Stiftung Delphi Millennium Studie

mehr Mitarbeiterzuwachs wird in digitalisierten Unternehmen im Vergleich zu herkömmlichen Unternehmen erwartet. Der Umsatz steigt bei digitalisierten Unternehmen sogar um 80 Prozent. Insgesamt befinden sich heute rund 80 Prozent aller Unternehmen im Mittelfeld, wenn es um den digitalen Fortschritt im Betrieb geht. Viele Produktionsprozesse sind bereits automatisiert und werden von IT gesteuert. Doch die voll digitale Reife, dass digitale Systeme autonom entscheiden und sich selbst optimieren, erreichen derzeit nur zwei Prozent der Unternehmen. Quelle: vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V.

40

Prozent

33,7

Prozent

der Unternehmen gaben an, einen zu hohen Aufwand bei der Steuerung des flexiblen Einsatzes von Personalkapazitäten zu haben. Besonders häufig entsteht ein zu hoher Aufwand bei Unternehmen mit starken oder kurzfristigen Schwankungen innerhalb eines Tages. Auch die Unternehmensgröße hat Einfluss auf den Steuerungsaufwand. Von den kleinen Unternehmen gab lediglich ein Viertel an, einen zu hohen Aufwand zu haben, während fast jedes zweite größere Unternehmen über einen zu hohen Aufwand klagt. Quelle: Fraunhofer Institut f ür Arbeitswirtschaft und Organisation

Dieser Ausgabe liegen die Broschüren „Bundeswirtschaftssenat im Dialog“ mit Dr. Jutta Marx (DILAX Intelcom GmbH) und Dr. med. Hans-Joachim Petersohn (Salutomed Center) bei.

Illustration oben links: ©martialred - fotolia.com; Illustration oben rechts: ©Victor - fotolia.com; Illustration mitte: ©martialred - fotolia.com; Illustration unten links: ©Creative S - fotolia.com; Illustration unten rechts: ©Blasko Rizov - fotolia.com

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FORUM FÜHRUNG. IMPULSE – DIALOGE – ORIENTIERUNG.

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Dr. Carl Naughton Erfolgsfaktor Neugier - Neugier managen

Die Reihe – Forum Führung „Forum Führung“ will Impulse geben, für zündende Dialoge sorgen und eine Neuorientierung ermöglichen. In einem insgesamt 3-stündigen Vortrag eines hochkarätigen Referenten erhalten Sie wertvolle Information zur Führung Ihres Unternehmens. Und nutzen Sie auch das hervorragende Netzwerk des BVMW beim Get-together für den wichtigen Erfahrungsaustausch.

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Leistungen: Vortrag, Getränke und Buffet * Teilnehmergebühr: 299,00 EUR, zzgl. MwSt. p. Pers. BVMW-Mitglieder: 159,00 EUR, zzgl. MwSt. p. Pers.

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Christian Gansch Dreiklang der Führungspositionen

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Christian Gansch Dreiklang der Führungspositionen Weitere Infos unter: www.forum-fuehrung.bvmw.de

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| CHRISTIAN GANSCH

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| BORIS GRUNDL

| SEBASTIAN PURPS-PARDIGOL

| PROF. DR. ARNOLD WEISSMAN

UNSERE REFERENTEN 2017

Weitere Informationen und Anmeldungen unter www.forum-fuehrung.bvmw.de BVMW – Bundesverband mittelständische Wirtschaft · Unternehmerverband Deutschlands e.V. Potsdamer Straße 7 | Potsdamer Platz · 10785 Berlin · Tel.: 030 533206-0 · Fax: 030 533206-50 · E-Mail: forum-fuehrung@bvmw.de


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