4/2018 | August / September 2018 | 4,90 Euro
Themenschwerpunkt: Mittelstand und Energie
: g n u n n a p s h c Ho e i g r e n E a m e Th
Standortfaktor Strompreis S. 24
Win-win-Strategie fĂźr Unternehmen und Studierende S. 46
Arbeitszeitgesetz flexibilisieren – aber wie? S. 66
IHR ANSCHLUSS AN DIE ZUKUNFT. FÜHREN SIE IHR UNTERNEHMEN ERFOLGREICH IN DAS DIGITALE ZEITALTER. JETZT MIT DEM ANSCHLUSS DER MÖGLICHKEITEN. Digitalisierung. Einfach. Machen. Mehr Sicherheit Mehr Bandbreite/Schnelligkeit Mehr Service Mehr Mobile Mehr auf telekom.de/digitale-zukunft
3
Die Datensteuer ist eine Anti-Wohlstandssteuer
In Deutschland geht ein ökonomisches Märchen
es bei dem Austausch von Daten zwischen Kon-
um: Nur wenn wir eine Datensteuer einführen,
sumenten und beispielsweise Google um einen
können wir ein gerechtes Land sein. Bundes-
umsatzsteuerrechtlich relevanten Vorgang han-
kanzlerin Angela Merkel erkennt in der „Beprei-
delt. Man muss kein Hellseher sein, um zu ahnen,
sung von Daten“ das „zentrale Gerechtigkeits-
dass der Staat sich auf Dauer diese neue Steuer-
problem der Zukunft“. Das Problem mit Märchen
quelle nicht entgehen lässt. Noch gibt es aber
ist: Es wird schwierig, wenn man sie in die Reali-
keine Antwort auf die entscheidende Frage, was
tät überträgt.
die persönlichen Daten, die jemand Amazon oder Google überlässt, wert sind. Nicht wenige Ex-
In Wirklichkeit droht in Deutschland ein staat-
perten bezweifeln, dass deren Wert überhaupt
licher Zangenangriff auf die zukunftsträchtige
konkret, nachprüfbar und zur Not gerichtsfest
Digitalwirtschaft. Bereits Realität ist die neue
ermittelt werden kann. Denn: Ihren enormen
Datenschutzgrundverordnung, deren erklärtes
Wert erhalten die Daten erst in der Masse und
Ziel es ist, das Datenaufkommen zu minimie-
aufbereitet durch die Algorithmen der Konzer-
ren. Gleichzeitig grübeln EU-Kommission und
ne. Doch sollte sich die Annahme durchsetzen,
deutsche Finanzministerien darüber, wie sie
der Tausch Daten gegen Dienstleistungen unter-
Daten-Konzerne oder Daten künftig besteuern
liege der geltenden Umsatzsteuer, hätte dies
könnten. In Kombination wird beides der Ent-
weitreichende Folgen. Dann würden Transaktio-
digitalisierung massiven Vorschub leisten. Eine
nen auch in der Vergangenheit steuerpflichtig,
Datensteuer wäre eine Anti-Wohlstandssteuer
da es sich um die Anwendung der bestehenden
für Deutschland und die gesamte EU. Vorgeblich
Umsatzsteuer und nicht um eine neue Steuer mit
geht es ja darum, die Internet-Giganten Google
Stichtag handeln würde. Für die wenigen erfolg-
und Co. endlich gerecht zu besteuern. Doch gut
reichen deutschen Player der Plattformökono-
gemeint ist häufig das Gegenteil von gut gemacht.
mie ginge es hier schnell um Millionenbeträge
Zum einen profitieren die Silicon-Valley-Konzer-
und damit um die Existenz.
ne davon, dass sich die EU-Staaten einen harten Steuerwettbewerb gegeneinander leisten. Hin-
Deshalb kann ich nur an die Politik appellieren,
zu kommen die niedrigeren Unternehmenssteu-
der digitalen Wirtschaft nicht jetzt regulato-
ern in den USA. Weder eine Digital- noch eine
risch und steuerlich die Luft abzudrücken. Mit
Datensteuer eignen sich als Ersatzvornahme für
dem Thema Digital- und Datensteuer sollte
eine als zu gering empfundene Gewinnsteuer der
man in Berlin und Brüssel warten, bis die OECD
Internetkonzerne. Die Daten-Giganten aus den
2020 ihr Konzept vorlegt, das sie im Auftrag der
USA dürften aufgrund ihrer monopolähnlichen
G20-Finanzminister erarbeitet. Dieses hoch-
Marktposition keine Probleme haben, zusätzli-
komplexe Thema kann man weder national noch
che Steuerkosten auf ihre Kunden abzuwälzen.
europäisch, sondern nur global wirksam lösen.
Foto: © Silke Borek
Für einheimische IT-Unternehmen gilt das aber keinesfalls. Hier droht die deutsche Industrie 4.0 fiskalisch unter die Räder zu kommen. Leider verbeißt man sich in einigen Länderfinanzministerien derzeit in den Gedanken, dass
Prof. Dr. h. c. Mario Ohoven
4|18 DER Mittelstand. | Editorial
Prof. Dr. h. c. Mario Ohoven Präsident Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) und Europäischer Mittelstandsdachverband European Entrepreneurs (CEA-PME), Herausgeber „DER Mittelstand.“
4
IN DIESER AUSGABE POLITIK
Iran-Sanktionen: US-Entscheid trifft europäische Firmen
POLITIK
SCHWERPUNKT
Mittelstand: Innovationstreiber der Energiewende
24
Standortfaktor Strompreis
26
Mittelstand: Innovationstreiber
6 Deutschland-News 8
11
44
Windräder 4.0
46
Win-win-Strategie für
Mittelstandspräsident im Dialog
29
Eichrecht bremst E-Mobilität aus
48
BVMW fördert Mittelstand in
30
Mittelstand unterstützt
Elektromobilität
bieterwechsel kann sich lohnen
31
Energie in Zahlen
32
Energetisches Bauen
14 Europa-News
34
Energieeffizienz im Mittelstand
16
36
Kontrapunkt in NRW Erfolg durch Export –
und Wohnen
Grenzüberschreitender Mittelstand
37
„KMU in Ägypten ebenso
SCHWERPUNKT 23
Mittelstand und Energie
39
im Steuerrecht
BUNDESWIRTSCHAFTSSENAT
EU fördert energieeffizientes 51
Mann mit Durchblick
Kürzung der kostenlosen
55
Online elektrisiert
Belastungen für KMU 38
Steuern auf den Punkt:
Bauen Emissionszertifikate – neue
wichtig wie in Deutschland“ Chancen in Westafrika
Unternehmen und Studierende
nachhaltigen Wachstumspfad
Online-Gründerportal setzt
20
leichter als gedacht
Stromkosten sparen – ein An-
Ohoven – Lehrstuhl Mittelstand
18
40 Energiesparen:
der Energiewende
Russland – Ehrung von Mario 12
Bundeswirtschaftssenat: Im Dialog mit Spitzenunternehmern
28
Iran-Sanktionen: US-Entscheid trifft europäische Firmen
10
BWS
SERVICE
Energiescout im Förderdschungel
60 News
Der Staat verdient
62
zu viel am Stromkonsum
4|18 DER Mittelstand. | Inhalt
Cyber-Attacken werden immer raffinierter und gefährlicher
5
UNTERNEHMERSERVICE
Arbeitszeitgesetz flexibilisieren – aber wie?
63
Cybersecurity – so holen
BVMW
Wie Manager von Pferden lernen
76
Unternehmen ihre Mitarbeiter 64 65 66
Wann Manager-Entschei-
94
So geht Zukunft kinderleicht
95
Gipfeltreffen des Jungen
77
Finanzkolumne „Über Ihr Geld“
Vom Ende des Jugendwahns
78
Erde 5.0 – Zukunftschance
BVMW fördert neues
80 Buchtipps
Arbeitszeitgesetz flexibilisieren
82 BVMW-Veranstaltungskalender
BVMW
70
Mittelstandsallianz trifft GRÜNEN-Bundesvorsitzende
97 Impressum
KULTUR 98
BVMW fördert Gründertum 69
Mittelstands 96
Digitalisierung
Ausbildungszentrum in Indien
Innovativ statt insolvent:
„Wer das Risiko scheut, steht still“
dungen strafbar sind
ins Boot
– aber wie? 68
KULTUR
„Wer das Risiko scheut, steht still“
Sechs Tipps für die
84 News
100 Hexe auf dem Eis
Mitarbeitersuche im
86
102 Männer, kauft Unterhosen!
digitalen Zeitalter
87
Kurzer Blick und
Recycling aus Leidenschaft Geländevermessung für die Welt von morgen
lange Wirkung
88
Erfolgsmethode Theater
71
Live-Entertainment und
90
Mit Klärschlamm zum Erfolg
stilvolle Gastronomie
91
Wenn Meetings grün werden
72
Management für Mittelständler
92
Wie Manager von
73
Kleine Helfer
74
Wie Personas Ihr Marketing effektiver machen
Pferden lernen 93
BVMW und Bundeswehr – starker Schulterschluss
4|18 DER Mittelstand. | Inhalt
Scannen Sie den QR-Code mit Ihrem Smartphone und lesen Sie diese Ausgabe als PDF. In der digitalen Fassung sind sämtliche Hyperlinks aktiv.
Tagesaktuelle Neuigkeiten aus dem Mittelstand finden Sie auf unserer Verbandswebseite www.bvmw.de
6
Deutschland-News BVMW-Forderungen an die Rentenkommission
Grundsteuer verfassungswidrig Die Grundsteuer ist verfassungswidrig.
„Die Rente ist sicher“ – dieses Versprechen gilt schon lange
Das Bundesverfassungsgericht begrün-
nicht mehr. Um einen verlässlichen Generationenvertrag zu
dete sein Urteil vom 10. April 2018 mit
schaffen, wurde durch den Koalitionsvertrag die Gründung
den veralteten Einheitswerten von 1935
einer Rentenkommission beschlossen. Diese soll bis 2019
und 1964. Eine Neuregelung muss bis
Wege zu einer nachhaltigen Sicherung und Fortentwicklung
Ende 2019 beschlossen sein und soll den
der Altersvorsorge ab dem Jahr 2025 entwickeln und der Bun-
Kommunen Einnahmen von 14 Milliarden Euro jährlich sichern.
desregierung vorlegen. Auch der BVMW wurde durch Arbeits-
Für die gesamte Umsetzung bleiben lediglich fünf Jahre. Je nach
minister Hubertus Heil dazu aufgefordert, seine Expertise
Modell kann die Neugestaltung aber bis zu zehn Jahre dauern,
einzubringen. In seinem Positionspapier fordert der BVMW
was eine grundsteuerfreie Zeit nach sich zöge. Der BVMW
maximale Wahlfreiheit bei der Altersvorsorge für Selbststän-
schlägt deshalb gemeinsam mit dem Eigenheimerverband,
dige, ein flexibles Renteneintrittsalter, ein Online-Rentenkonto
Partnerverband der Mittelstandsallianz, Maßnahmen vor, wie
und die Haftungsbegrenzung für Arbeitgeber in der betriebli-
die Neuregelung deutlich unbürokratischer und schneller um-
chen Altersvorsorge.
Fahrverbote in Hand der Kommunen Das Bundesverwaltungsgericht hat mit seinem Urteil vom 28. Februar 2018 den Weg für kommunale Fahrverbote geebnet. Hamburg hat bereits Ende Mai die ersten streckenbezogenen Fahrverbote eingeführt. Die Einführung weiterer Fahrverbote ist zu erwarten. Die Ausgestaltung der einzelnen Fahrverbote sowie möglicher Ausnahmen für die mittelständische Wirtschaft obliegt den betroffenen Kommunen. Von den Fahrverboten sind alle Dieselfahrzeuge bis Euro-4-Norm betroffen. Fahrzeuge mit der Euro-5-Norm können bei Fahrverboten auf einzelnen Strecken schon heute betroffen sein, ansonsten gilt noch eine Schonfrist bis zum 1. September 2019.
Kohlekommission eingesetzt Die Bundesregierung hat die Kommission „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“ eingesetzt. Zu den klimapolitischen Zielen der Kommission gehört die Festlegung eines Ausstiegsdatums für die Kohleverstromung sowie die Erarbeitung von Maßnahmen zur Verwirklichung des Klimaziels 2030. Zudem soll die Kommission Maßnahmen vorschlagen, um den durch den Kohleausstieg
verursachten
Strukturwan-
del abzumildern. Die Ergebnisse sollen bis Ende des Jahres feststehen und bilden die Grundlage für ein verbindliches Klimaschutzgesetz in 2019.
4|18 DER Mittelstand. | Politik
Foto o.: © fotomek – www.fotolia.com; Foto r.: © stefanbi1974 – www.fotolia.com; Foto u.: @ Riko Best – www.fotolia.com
gesetzt werden kann.
7
Reform des EU-Urheberrechts offen
Baukindergeld wird eingeführt
Das Europäische Parlament hat Plänen zur Reform des EU-Ur-
die Einführung und die Rahmen-
heberrechts Anfang Juli vorerst eine Absage erteilt. Die Ab-
bedingungen des Baukindergeldes
geordneten stimmten in Straßburg dagegen, dass die Ver-
geeinigt. Die Förderung des Erst-
handlungen über die aktuelle Gesetzesfassung in die nächste
erwerbs von Neubau und Bestand
Runde gehen. Stattdessen will sich das Parlament voraussicht-
durch das Baukindergeld wird auf
lich im September noch einmal mit dem Entwurf befassen und
den Zeitraum vom 1. Januar 2018 bis zum 31. Dezember 2020
Änderungen beschließen. Vor allem ein europaweit neu ein-
begrenzt. Wie im Koalitionsvertrag vereinbart, wird die Höhe
zuführendes Leistungsschutzrecht für Presseverlage und der
des Baukindergeldes 1.200 Euro je Kind und Jahr betragen und
befürchtete Zwang zu Uploadfiltern hatten im Vorfeld die Dis-
für einen Zeitraum von zehn Jahren gewährt.
Die Große Koalition hat sich auf
https://bvmw.info/baukindergeld
kussion um das Urheberrecht bestimmt.
Unternehmen für biologische Vielfalt Nachhaltigkeit und biologische
BVMW engagiert bei Bürokratieentlastungsgesetz III
Foto o.: © Butch – www.fotolia.com; Foto u.: © fotomek – www.fotolia.com
Vielfalt sind gerade auch für die regional verwurzelten mit-
Die Bundesregierung plant derzeit ein Bürokratieentlastungs-
telständischen
Unternehmen
gesetz III, um Unternehmen und dabei insbesondere Kleinst-
wichtige Themen. Die Erhaltung
betriebe von überbordenden Berichtspflichten zu entlasten.
der biologischen Diversität kann
So sollen beispielsweise Statistikpflichten weiter verringert,
jedoch nur gelingen, wenn sich
Grenz- und Schwellenwerte in verschiedenen Rechtsberei-
alle Akteure beteiligen. Viele
chen vereinheitlicht, die Harmonisierung von handels- und
kleine und mittlere Unterneh-
steuerrechtlichen Vorschriften geprüft und zeitnahe Be-
men setzen sich bereits aktiv für
triebsprüfungen durch die Finanzbehörden erreicht werden.
den Umwelt- und Naturschutz
Der Abbau der Bürokratie belegt in Umfragen des BVMW re-
ein – von der Begrünung be-
gelmäßig den Spitzenplatz bei den wirtschaftspolitisch drin-
triebseigener Dächer bis hin zu einer umweltfreundlichen Pro-
gendsten Aufgaben. Deshalb bringt der BVMW die Anliegen
duktion. Der BVMW ist seit März Unterstützer der vom Bun-
des Mittelstands erneut konstruktiv in den aktuellen Gesetz-
desumweltministerium initiierten Plattform „Unternehmen
gebungsprozess ein. Senden Sie uns Ihre Praxisbeispiele für
Biologische Vielfalt 2020“.
bürokratische Hürden unter politik@bvmw.de.
Der BVMW. Die Stimme des Mittelstands.
Erfolgreich vernetzen. Chancengeber für den Mittelstand. Der BVMW stärkt die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Mittelstands! National und international vertritt er erfolgreich die Interessen der kleinen und mittleren Unternehmen gegenüber der Politik – branchenübergreifend und parteipolitisch unabhängig.
Der BVMW • repräsentiert mit seiner Mittelstandsallianz mehr als 650.000 Unternehmen aller Branchen, die über 11 Millionen Mitarbeiter beschäftigen • ist mit 300 Geschäftsstellen bundesweit vertreten • hat mit den Repräsentanten vor Ort mehr als 800.000 Unternehmerkontakte jährlich • bietet über 2.000 Veranstaltungen im Jahr • ist führendes Mitglied in der europäischen Dachvereinigung nationaler Mittelstandsverbände (European Entrepreneurs).
4|18 DER Mittelstand. | Politik
8
Iran-Sanktionen: US-Entscheid trifft europäische Firmen Der Versuch der USA, den Iran wirtschaftlich in die Knie zu zwingen, trifft in erster Linie Europa. Denn die Hauptbetroffenen vom US-Handelsverbot gegenüber dem Iran sind europäische Firmen. Doch das wollen die Europäer nicht kampflos hinnehmen. Sie bieten dem US-Präsidenten die Stirn, um die im Iran tätigen Unternehmen zu schützen. Am 8. Mai haben die USA den Ausstieg aus dem
3,4 Milliarden Euro nur rund zwei Prozent davon
Atomabkommen mit dem Iran bekanntgegeben.
im Jahr 2017 zusammen.
Die Begründung: der Iran arbeite unvermindert an seinem Atomwaffenprogramm. Alle früheren
Die EU-Kommission will indes den Beschluss der
US-Sanktionen, die Anfang 2016 im Rahmen die-
USA nicht ohne Weiteres akzeptieren. Um das Nu-
ses Abkommens endeten, sollen nach und nach
klearabkommen aus dem Jahr 2015 zu retten und
wieder in Kraft treten. Ziel der Regierung von Prä-
europäische Unternehmen zu schützen, wurden
sident Trump ist es, den Iran durch Wirtschafts-
auf dem Gipfeltreffen in Sofia Abwehrmaßnah-
sanktionen so zu schwächen, dass das Land bereit
men beschlossen. Wie schon bei den von den USA
ist, einer Neuverhandlung des Atomabkommens
verhängten Schutzzöllen auf Stahl und Aluminium
zuzustimmen.
sieht sich die EU gezwungen, mit Vergeltungsmaßnahmen zu reagieren. Kommissionspräsident
Das allerdings kann kaum als Zufall bezeichnet
Juncker betonte, solange sich die iranische Regie-
werden: Mit den Sanktionen üben die USA auch
rung an ihre Verpflichtungen halte, solange werde
Druck auf andere Staaten und Unternehmen in
sich die EU an die vereinbarte Normalisierung der
aller Welt aus, damit diese ebenfalls ihre Wirt-
Wirtschaftsbeziehungen halten – eine klare Ge-
schaftsbeziehungen mit dem Iran einfrieren. So
genposition zu den USA.
stellen die USA andere Staaten und Unternehmen vor die Wahl, entweder mit dem Mullah-Regime
Konkret wurde seitens der EU das „Blockadesta-
in Teheran oder mit den Vereinigten Staaten Ge-
tut“ aktiviert. Es verbietet Unternehmen aus der
schäfte zu machen. Die Vermutung ist nicht unbe-
EU, sich an die US-Sanktionen gegen Iran zu hal-
gründet, dass die wenigsten sich gegen die größte
ten und räumt ihnen für den Fall, dass sie durch die
und konsumfreudigste Volkswirtschaft der Welt
Sanktionen Schaden erleiden, die Möglichkeit ein,
entscheiden dürften. So betrug etwa das Han-
Entschädigung vom Verursacher zu verlangen. Zu-
delsvolumen (Exporte und Importe zusammen)
dem werden Urteile ausländischer Gerichte, die
Deutschlands mit den USA rund 173 Milliarden
zur Durchsetzung der US-Sanktionen verhängt
Euro. Mit dem Iran kamen mit gerade einmal
werden, in der EU nicht anerkannt. Diese Rechts-
Die USA haben den Ausstieg aus dem Atomabkommen mit dem Iran bekanntgegeben Alle früheren US-Sanktionen sollen daher wieder in Kraft treten Mit den Sanktionen üben die USA auch Druck auf andere Staaten und Unternehmen in aller Welt aus Die EU akzeptiert den Beschluss von Präsident Trump nicht
4|18 DER Mittelstand. | Politik
9
„„ vorschrift soll noch in Kraft treten, bevor die ersten US-Sanktionen wirksam werden. Ab dem 4. November 2018 soll das amerikanische Sank-
Foto o.: © BornaMir – www.istockphoto.com; Autor: © Philipp Wehrend
tionsregime gegenüber dem Iran wieder voll grei-
Wenn die USA Wirtschaftssanktionen verhängen, ist dies ihre wirksamste Waffe außerhalb der USA.
fen. Dennoch haben die Amerikaner mit dem
men. Das Geschäft mit dem Iran wird weiterhin
US-Dollar ein starkes Druckmittel. Ohne die Welt-
auch durch staatliche Bürgschaften abgesichert.
leitwährung ist derzeit der internationale Handel
Hermes-Exportkreditgarantien
kaum möglich. An rund 88 Prozent aller globalen
tionsgarantien der Bundesregierung stehen Unter-
Devisentransaktionen ist der „Greenback“ betei-
nehmen weiter zur Verfügung. Ferner hat das Bun-
ligt. Wenn die USA Wirtschaftssanktionen verhän-
deswirtschaftsministerium eine „Kontaktstelle
gen, ist dies ihre wirksamste Waffe außerhalb der
Iran“ für deutsche Unternehmen eingerichtet. Die
USA. Unternehmen können so von den Finanzie-
Kontaktstelle soll vor allem kleinere und mittlere
rungsströmen in US-Dollar ausgeschlossen wer-
Unternehmen erreichen und ist ab sofort geschal-
den. Der Rohstoffsektor und die Finanzbranche
tet. Das Bundesausfuhramt BAFA bietet zudem
würden hiervon massiv getroffen werden.
eine Hotline für Fragen zum Iran-Embargo an. In-
sowie
Investi-
formationen finden Sie auch auf der BMWi-WebIn einem Brief an US-Außenminister Pompeo und
seite mit Hinweisen auf weiterführende Informa-
US-Finanzminister Mnuchin haben europäische
tionen des BAFA und der German Trade and Invest
Minister – darunter auch Bundesfinanzminister
GTAI. Rechtsauskünfte dürfen nicht erteilt wer-
Scholz, Bundesaußenminister Maas und Bundes-
den. Hierzu müssen spezialisierte Anwaltskanzlei-
wirtschaftsminister Altmaier – eine konkrete
en konsultiert werden.
Dr. Hans-Jürgen Völz BVMW Chefvolkswirt hans-juergen.voelz@ bvmw.de
Ausnahme für europäische Unternehmen von den US-Sanktionen gegen den Iran gefordert. Seitens der USA blieb die Haltung der Trump Administration unverändert hart: keine Ausnahmen
Kleine und mittlere Unternehmen können sich an die Kontaktstelle im BMWi wenden unter der E-Mail-Adresse: Kontaktstelle-Iran@bmwi.bund.de
für niemand!
Bei güterbezogenen Fragen zum Iran-Embargo rufen Sie das BAFA an
Deutschland übt sich indessen in Schadensbegren-
Kontakt GTAI: 0228. 24 993 234
zung für die im Iran-Geschäft tätigen Unterneh-
BVMW: Dr. Hans-Jürgen Völz
unter: 06196. 908-1870
4|18 DER Mittelstand. | Politik
10
Mittelstandspräsident im Dialog Als gefragter Keynote-Speaker, mit der Teilnahme an zahlreichen Veranstaltungen und in Gesprächen mit hochkarätigen Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft öffnet Prof. Dr. h. c. Mario Ohoven im In- und Ausland Türen für den unternehmerischen Mittelstand. Hier eine kleine Auswahl hochrangiger Treffen: Außergewöhnliche Ehrung
Initiative Re-Imagine Europe
Für
außerordent-
Der ehemalige franzö-
lichen Verdienste um die
seine
sische Präsident Valéry
wirtschaftlichen und poli-
Giscard d’Estaing emp-
tischen Beziehungen zur
fing Prof. Dr. h. c. Mario … mit Valéry Giscard d’Estaing, ehemaliger Präsident Frankreichs …
Republik Estland wurde Prof. Dr. h. c. Mario Oho-
Ohoven zu einem Dinner im exklusiven Kreis in Pa-
ven die hohe estnische
ris. Im Fokus des Treffens stand die Initiative „Re-Imagine Eu-
Auszeichnung, der Orden
rope“, die von Valéry Giscard d’Estaing gemeinsam mit EU-Par-
des Marienland-Kreuzes,
lamentspräsident Antonio Tajani und Mario Ohoven in Brüssel
verliehen. Übergeben wurde der Orden durch die Präsidentin der Republik
Prof. Dr. h. c. Mario Ohoven mit Kersti Kaljulaid, Präsidentin der Republik Estland …
Estland Kersti Kaljulaid in Düsseldorf.
gegründet wurde. Die Initiative, der profilierte europäische Politiker wie die früheren Premierminister Wim Kok (NL) und Enrico Letta (I) angehören, verfolgt das Ziel, Europas Position als globale Wirtschaftsmacht im 21. Jahrhundert zu stärken.
International in Berlin Als Keynote-Speaker war Mario Ohoven zu Gast bei den 23. Internationalen Begegnungen in Berlin. Die traditionsreiche Veranstaltung wird bereits seit tausch mit hochrangigen Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft unterstrich Prof. Dr. h. c. Mario Ohoven die Bedeutung des Mittelstands und des BVMW im internationalen Umfeld. Zu den Gesprächspartnern zählten unter anderem die Duma-Abgeordneten und Vorsitzenden des Haushaltsausschusses in Russland, Andrey Makarov und Leonid Simanovskiy.
… und mit den Duma-Abgeordneten Andrey Makarov und Leonid Simanovskiy (v. li.).
Ausriss aus Mario Ohovens Terminkalender 05.06. Keynote auf dem Event „Digital East“ in Berlin 06.06. Veranstaltung Biodiversität in der BVMW-Bundeszentrale 12.06. Empfang in der russischen Botschaft in Berlin 19.06. Treffen mit Annalena Baerbock, Vorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen 21.06. Jour fixe des Ambassadors Clubs im Hotel Palace Berlin 26.06. Kooperationsvereinbarung mit der Staatlichen Universität für Wirtschaft in St. Petersburg, Russland 03.07. Abschlussveranstaltung des Projekts EU-DualS in Berlin 03.07. Treffen mit Michael Müller, Regierender Bürgermeister von Berlin 12.07. Treffen mit Andrus Ansip, Vizepräsident der EU-Kommission und Kommissar für den digitalen Binnenmarkt, in Brüssel 19.07. Gespräch mit dem SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil … und viele weitere Termine im In- und Ausland 4|18 DER Mittelstand. | Politik
Foto o. li.: © Malte Krudewig
1996 von Parlamentariern des Deutschen Bundestages veranstaltet. Im Aus-
11
BVMW fördert Mittelstand in Russland – Ehrung von Mario Ohoven Einrichtung des Lehrstuhls Mittelstand
Die renommierte Staatliche Universität für Wirt-
Ziel des Programms ist es, den Studenten um-
schaft St. Petersburg (UNECON) und der Bundes-
fassendes Wissen über den Mittelstand in Theo-
verband mittelständische Wirtschaft (BVMW)
rie und Praxis zu vermitteln. Dazu wird es an der
haben im russischen St. Petersburg eine schlag-
UNECON zunächst wissenschaftliche Angebote
kräftige Kooperation vereinbart. Durch ein inter-
für die Studierenden geben. In Zukunft sollen
nationales Studienprogramm soll der Mittelstand
aber auch andere Universitäten die Möglichkeit
in Russland umfassend gefördert werden. Dazu
bekommen, an dem Programm teilzunehmen.
wird den Studierenden umfassendes Wissen zum
Praxis-Erfahrung im Umfeld des Mittelstands sol-
Thema Mittelstand in Theorie und Praxis vermit-
len die Teilnehmer durch Praktika in kleinen und
telt. Praxiserfahrung sollen die Teilnehmer durch
mittleren Unternehmen in Deutschland sammeln.
Praktika in mittelständischen Unternehmen in
„Ich sehe in diesem Studienprogramm eine gro-
Deutschland sammeln. Zugleich halten deutsche
ße Chance, den Mittelstand in Russland nach-
Mittelständler Vorlesungen und Seminare an der
haltig zu fördern. Das unterstütze ich aus vollem
UNECON. Dazu wird dort ein Lehrstuhl einge-
Herzen. Die Verleihung von Ehrendoktorwürde
richtet.
und Honorarprofessur ist eine große Ehre für mich, die ich auch stellvertretend für den ganzen
Zugleich wurde Mario Ohoven in einer feierlichen
Mittelstand annehme. Der Mittelstand ist nicht
Zeremonie die Ehrendoktorwürde und Honorar-
nur für den wirtschaftlichen Erfolg eines Landes
professur der UNECON für seine großen Ver-
wichtig, sondern für den Zusammenhalt einer Ge-
dienste um den Mittelstand sowie sein unterneh-
sellschaft“, betonte Prof. Dr. h. c. Mario Ohoven.
Fotos: © UNECON/Vladimir Mayorov
merisches und politisches Wirken verliehen. Im März 2018 haben die UNECON und der BVMW ein Memorandum über gemeinsame Aktivitäten zur Förderung des Mittelstands unterzeichnet. Umgesetzt werden soll das Studienprogramm unter Leitung eines „Internationalen Rats für die Entwicklung kleiner und mittlerer Unter-
Für seine großen Verdienste um den Mittelstand wurde Mario Ohoven die Ehrendoktorwürde und Honorarprofessur am Lehrstuhl Mittelstand der Staatlichen Universität für Wirtschaft St. Petersburg verliehen.
nehmen“ der Universität. Den Ratsvorsitz übernimmt Prof. Dr. h. c. Mario Ohoven.
4|18 DER Mittelstand. | Politik
12
Online-Gründerportal setzt Kontrapunkt in NRW Nordrhein-Westfalen ist für Ordnungspolitiker kein leichtes Pflaster. Jahrelanger Investitionsstau und ein schleichender Industrieabbau engen den politischen Spielraum ein. Die Landesregierung setzt auf Entbürokratisierung und Digitalisierung.
Mindestlohn, Arbeitsstättenverordnung und Ent-
lisiert, von der Gründung bis zu notwendigen An-
geltgleichheitsgesetz – die Politik ließ in der jün-
tragsverfahren. Nach einmaliger Authentifizie-
geren Vergangenheit keine Gelegenheit aus, der
rung auf dem Portal entfallen zahlreiche lästige
Wirtschaft bürokratische Knüppel zwischen die
Behördengänge. NRW nähert sich bei der Bünde-
Beine zu werfen. In Berlin herrscht in Zeiten der
lung seiner Verwaltungsprozesse im Gründungs-
Großen Koalition der Ungeist der Sozialstaats-
verfahren damit der Idee des „One-Stop-Shop-
ingenieure. Und die verlieren nicht selten bei der
Systems“ und wird seinen Service kontinuierlich
Umsetzung ihrer Regulierungsideen Maß und
erweitern.
Mitte aus den Augen. Nordrhein-Westfalen wird seit einem Jahr von
soll nicht nur die Gewerbeanmeldung vom Office
CDU und FDP regiert. Die einzig verbliebene
oder Sofa aus möglich sein. Das Portal wird in der
schwarz-gelbe Landesregierung setzt mit einer
Zukunft weitere Verwaltungsschritte integrieren
ordnungspolitischen Kehrtwende einen Kontra-
und so Kosten senken und helfen, Zeit einzuspa-
punkt zur Berliner Politik und spielt die Karte des
ren. So sollen Einträge in die Handwerksrolle ge-
Bürokratieabbaus. Nach den erfolgreich umge-
nauso digital möglich sein wie die Organisation
setzten Entfesselungsgesetzen, die unter anderem
gewerblicher Genehmigungsverfahren. Bis zum
ein Ende der Hygiene-Ampel und zusätzliche ver-
Jahresende werden sämtliche Kommunen Nord-
kaufsoffene Sonntage brachten, startete Anfang
rhein-Westfalens an das dezentrale System ange-
Juli das neue Online-Gründerportal des Landes.
bunden sein.
Das „Gewerbe-Service-Portal.NRW“ soll die Kom-
Gehen in Nordrhein-Westfalen in der Zukunft
munikation zwischen Unternehmensgründern
Gründergeist und Digitalisierung eine Symbiose
Thomas Kolbe BVMW Pressesprecher Nordrhein-Westfalen
und Betrieben auf der einen Seite sowie staat-
ein, könnte nach Jahren ökonomischer Schockstar-
lichen Institutionen wie den Gewerbeämtern
re an Rhein und Ruhr wieder mit wertvollen Impul-
auf der anderen Seite vereinfachen. Sämtliche
sen für das ganze Land aus dem Westen zu rechnen
thomas.kolbe@bvmw.de
Verwaltungsprozesse werden vollständig digita-
sein. Das neue Portal könnte Schule machen.
4|18 DER Mittelstand. | Politik
Foto: © marako85 – www.fotolia.com
Nach Plänen des Landeswirtschaftsministeriums
Einfach wechseln und Geld sparen!
Die ENERGIE fĂźr Ihr Business. Ihr neuer Strom- und Erdgasversorger.
www.bev-energie.de
14
Europa-News Duale Ausbildung nach deutschem Vorbild In Berlin fand im Rahmen der BVMW-Bildungskonferenz die EU-DualS-Abschlussveranstaltung statt. Vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise 2015 gegründet, hatten der BVMW und seine europäischen Partnerverbände ADEGI (Spanien) und CONFAPI (Italien) das Bildungsprojekt European Dual Systems EU-DualS ins Leben gerufen. Unter der Leitung des europäischen Dachverbands, der European Entrepreneurs CEA-PME, zielte das Projekt darauf ab, das deutsche duale Ausbildungssystem in die Berufsbildungssysteme der europäischen Nachbarländer zu integrieren und ein einheitliches europäisches System einzuführen. Mit der Unterstützung des Forschungs-
Ausland und hohe Jugendarbeitslosigkeit weiterhin bestehen
institut Berufliche Bildung aus Nürnberg wurde im Laufe des
bleiben, zeigt EU-DualS, dass ein einheitlich europäisches Sys-
Projektes elf jungen Italienern und zehn jungen Spaniern ein
tem nach deutschem Vorbild ein großes Potenzial birgt. Zu-
vierwöchiges Praktikum in einem deutschen mittelständischen
künftig möchte sich CEA-PME gemeinsam mit seinen Partnern
Betrieb ermöglicht. Obwohl langfristige Herausforderun-
für eine grundlegende Ausbildungsreform einsetzten.
ÖPP-Projekte werden oft teurer
Neue Finanzquellen für kleine Firmen Mit
Gesetzesvor-
Der Europäische Rechnungshof hat in einem aktuellen Be-
schlägen will die EU-Kommissi-
weiteren
richt festgestellt, dass öffentlich-private Partnerschaften
on kleinen und mittleren Unter-
(ÖPP) nicht als „wirtschaftlich tragfähige Option zur Ver-
nehmen (KMU) den Gang an die
wirklichung öffentlicher Infrastrukturvorhaben angesehen
Börse erleichtern. So sollen sie
werden“ können. Er hat zwölf von der EU mitfinanzierte
unter bestimmten Bedingungen
Projekte in Frankreich, Griechenland, Irland und Spanien
nur abgespeckte Börsenpro-
untersucht. Dabei wurden erhebliche Ineffizienzen, Verzö-
spekte erstellen müssen, und
gerungen und Baukostensteigerungen festgestellt. Hinter-
es sollen gelockerte Regeln zur
grund der Kooperation von öffentlicher Hand und Privat-
Benennung von Personen gelten, die auf preissensible In-
wirtschaft ist oft die angespannte Finanzlage öffentlicher
formationen Zugriff haben. „Von den 20 Millionen KMU in
Kassen. Sie müssen dabei meist langfristige und risikoreiche
Europa sind derzeit nur 3.000 an einer Börse notiert. Das
Zahlungsverpflichtungen eingehen.
wollen wir ändern“, erklärte Kommissionsvizepräsident
Daher hat sich in den parlamentarischen Entscheidungsgre-
Valdis Dombrovskis. Mit Vorschlägen zur KMU-Finanzie-
mien herumgesprochen, dass ÖPP kein Allheilmittel sind.
rung über die Börse befasst sich eine aktuelle Studie des
Auch bei Betrieben ist die klassische Auftragsvergabe be-
Deutschen Aktieninstituts.
liebter. Die Kritik am Transfer öffentlicher Infrastruktur in
www.dai.de → Börsengang aus Sicht von KMU
den privaten Sektor wächst. www.eca.europa.eu
4|18 DER Mittelstand. | Politik
Foto o.: © AlexRaths– www.istockphoto.com; Foto u.: © psdesign1– www.fotolia.com
https://bvmw.info/eu-duals
gen wie Qualitätssicherung, Anerkennung der Ausbildung im
15
Digitale Gründung vereinfachen Mit
Änderungen
im
Vergeblicher Kampf gegen Korruption? Das Europäische Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF) hat für 2017 fast 200 Betrugs-
EU-Gesell-
delikte aufgedeckt und dafür drei Milliarden
schaftsrecht soll es künftig in allen
Euro zurückgefordert. Besonders in Osteuro-
EU-Staaten möglich werden, alle Ty-
pa ist es schwierig, Korruption zurückzudrängen. In Rumänien verliert gerade Staats-
pen von Unternehmen auf digitalem
präsident Klaus Johannis seinen Kampf gegen eine kleptokratische Politikerkaste.
Weg zu gründen, auch solche mit be-
Das rumänische Verfassungsgericht hat ihn auf Antrag der Regierung aufgefordert,
schränkter Haftung. Bisher gibt es
die Leiterin der Antikorruptionsbehörde (DNA) Laura Kövesi des Amtes zu entheben.
erst in 17 EU-Staaten die Möglichkeit,
Laut DNA-Anklage ist der sozialdemokratische Parteichef Liviu Dragnea der Kopf
Unternehmen online zu gründen oder
eines korrupten Netzwerks, das in den letzten fünf Jahren EU-Fördergelder in Höhe
die verlangten Geschäftsunterlagen
von 21 Millionen Euro beiseitegeschafft habe. Auch in der Slowakei ist Korruption ein
digital an Firmenregister zu über-
weit verbreitetes Phänomen, gegen das öffentlich protestiert wird. Die slowakischen
mitteln. Derartige Gründungen seien
Machthaber versuchten zunächst, die Proteste auszusitzen, doch der Druck wurde so
doppelt so schnell zu realisieren wie
groß, dass Regierungschef und Innenminister zurücktreten mussten. Unter dem Na-
solche mit persönlicher Anwesen-
men „Für eine anständige Slowakei“ entstand die größte zivile Bewegung seit Ende
heitspflicht und kosteten nur etwa ein
der Diktatur 1989. www.ec.europa.eu/anti-fraud
Drittel, hat Brüssel herausgefunden. Foto r.: © trahko – www.fotolia.com; Foto o.: © snowing12 – www.fotolia.com; Foto u.: ©marcus_hofmann – www.fotolia.com
„Europäische Unternehmen werden zu oft daran gehindert, geschäftliche Chancen im Ausland zu suchen.
Weniger Insolvenzen in Europa
„Unser Ziel ist es, das zu ändern und das Gesellschaftsrecht zu moderni-
Die konjunkturelle Erholung in Europa lässt die Insolvenz-
sieren“, sagte EU-Justizkommissarin
zahlen weiter sinken. In Westeuropa (EU-15-Länder sowie
Věra Jourová. In Deutschland unter-
Norwegen und Schweiz) wurden im Jahr 2017 insgesamt
stützt das Bundeswirtschaftsminis-
164.181 Unternehmensinsolvenzen registriert, ein Rück-
terium digitale Gründerinnen und
gang zum Vorjahr um 4,2 Prozent und der niedrigste Stand
Gründer mit einer neuen, kostenfrei-
seit 2008. Auch in Mittel- und Osteuropa verringerten
en Plattform.
sich im Jahr 2017 die Unternehmensinsolvenzen. Sie nahmen um 12,8 Prozent auf insgesamt 86.879 Fälle ab. Ausschlaggebend waren die günstigen Rahmenbedingungen
n de r . g r ue w w w
for platt
m . de
in Form von niedrigen Finanzierungskosten und eine gute Wirtschaftslage. Politische Unsicherheiten wie der Brexit oder die Handelsstreitigkeiten mit den USA haben bisher nicht auf die Insolvenzstatistik durchgeschlagen. Einen Zuwachs an Insolvenzen gab es dagegen in Griechenland (+ 11,1 Prozent), gefolgt von Belgien (+ 8,7 Prozent) und Schweden (+ 6,2 Prozent). www.creditreform.de
VentureEU verhilft zu Risikokapital „VentureEU“ heißt das Instrument, mit dem die Europäische
„Dies wird es vielversprechenden Start-up-Unternehmen er-
Union neue Investitionen in Höhe von 6,5 Milliarden Euro ermög-
leichtern, in Europa ansässig zu bleiben und hier das Binnenmarkt-
lichen will. Das über den Europäischen Investitionsfonds (EIF)
potenzial voll auszuschöpfen“, erklärte Elżbieta Bieńkowska,
aufgelegte Programm soll das in der EU verfügbare Risikokapital
Kommissarin für Unternehmertum und KMU. Unterstützt wer-
verdoppeln und so die Rahmenbedingungen für Investitionen im
den Projekte zu Biowissenschaften, zur Digitalisierung, Medizin-
Vergleich zu den USA und China verbessern.
technik oder zu Informationstechnologien. bvmw.info/venture-eu
4|18 DER Mittelstand. | Politik
16
Erfolg durch Export – Grenzüberschreitender Mittelstand Das Siegel „Made in Germany“ genießt rund um den Globus hohes Ansehen. Die Produkte und Dienstleistungen des deutschen Mittelstands sind daher auf den internationalen Märkten besonders gefragt. Für kleine und mittlere Unternehmen bedeuten die Auslandsaktivitäten eine große Chance – aber auch Herausforderungen.
Was für Konzerne eine Selbstverständlichkeit ist,
landsaktivitäten auf – sie betätigen sich direkt
die Expansion ins Ausland, wird von den kleinen
oder als Zulieferer. Dieses Engagement kann sich
und mittelständischen Unternehmen als Strate-
positiv auswirken, denn auslandsaktive Betriebe
gie oft nicht umgesetzt. Zu hoch erscheint das
erzielen über ein Viertel ihres gesamten Umsat-
Risiko: unbekannte Märkte, hohe Anfangsinves-
zes im Ausland.
titionen, fehlende Kontakte und Fachkräfte am Standort. Eine vertane Chance! In der Internatio-
Deutschland ist berühmt für seine Hidden
nalisierung liegt der heimliche, langfristige Erfolg.
Champions. Von den weltweit circa 2.700
Innovative Lösungen und neue Produktideen, die
Weltmarktführern kommen über die Hälfte
im deutschen Mittelstand zuhause sind, kennen
aus Deutschland. Sie zeichnen sich durch eine
keine Grenzen.
enorme Innovationskraft, Internationalisierung und Flexibilität aus. So sichern sie sich in ihren
Deutsche Produkte erfreuen sich höchster Be-
Nischen die Qualitäts- und/oder Technologie-
liebtheit und werden im Ausland mehr denn je
führerschaft. Der Auslandsmarkt ist ein Schlüs-
gefragt. Dies führte im vergangenen Jahr zu Re-
selelement für den Erfolg.
kordexporten von rund 1,3 Billionen Euro und dem weltweit größten Leistungsbilanzüberschuss
Die Gründe für den Mittelstand, ins Ausland
in Höhe von 257 Milliarden Euro.
zu expandieren, sind zahlreich. So eröffnet der Schritt über die Grenzen die Möglichkeit, das
Die deutsche Wirtschaft ist in hohem Maße vom
Absatzvolumen zu steigern. Auch um das Risiko
Exportgeschäft geprägt, und viele kleine und
zu verteilen, ist es essentiell zu diversifizieren
mittlere Unternehmen haben daran einen ganz
und das nicht nur bei Produkten, sondern auch
entscheidenden Anteil:
auf unterschiedlichen Märkten. Mittelständler
Inzwischen ist jeder fünfte deutsche Mittel-
können auf diese Weise von Wachstumspoten-
ständler im Ausland aktiv. Bei den mittelständi-
zialen neu erschlossener Märkte und von den
schen Betrieben, die einen Jahresumsatz zwi-
hohen Zuwachsraten schnell wachsender Län-
schen zwei und zehn Millionen Euro generieren,
der profitieren oder einen Ersatz für einen ge-
wird die Exportstärke noch ersichtlicher: Mehr
sättigten Binnenmarkt schaffen. Auch wenn sich
als die Hälfte dieser Unternehmen weisen Aus-
herauskristallisiert, dass das Potenzial auf dem
4|18 DER Mittelstand. | Politik
17
heimischen Markt ausgeschöpft ist, kann die
hen die Gegebenheiten des Marktes schnell zu
Etablierung von Aktivitäten auf ausländischen
erkennen und reagieren zu können. Der Kunde
Märkten ein gewinnbringender Schritt sein.
im Zielmarkt profitiert durch die Ansprechpart-
Ebenso, wenn es darum geht, Produktions- und
ner vor Ort. Auch sollte beachtet werden, dass
Arbeitskosten auf Dauer zu senken.
eine Auslandsexpansion mit zusätzlichen Kosten verbunden ist: Die Analyse des Marktes, Zölle,
Der Schritt zur Internationalisierung sollte im-
Transport, die Anpassung von Produkten und
mer unabhängig erfolgen von der Position im
weitere Aspekte kosten Mittelständler rund ein
Binnenmarkt, ein „Germany first“ kann verpass-
Zehntel des im Ausland erwirtschafteten Um-
te Chancen bedeuten! Es ist von enormer Bedeu-
satzes. Zentral für den wirtschaftlichen Erfolg
tung, in einer immer schneller werdenden Zeit zu
ist auch der Aufbau eines umfangreichen Netz-
agieren statt zu reagieren. Andere Märkte den
werkes vor Ort und natürlich das Verständnis für
anderen zu überlassen, ist zu kurz gedacht.
die lokalen und kulturellen Gegebenheiten.
Bei all dem sollten kleine und mittlere Betriebe
Gut geplant, kann sich die Etablierung von Aus-
dennoch vermeiden, zu schnell zu viel zu wollen.
landsaktivitäten für viele Mittelständler zu ei-
Gerade im Mittelstand besteht eine enge Bezie-
nem nachhaltigen Erfolg entwickeln. Der BVMW
hung zwischen Mitarbeitern und Geschäftslei-
hilft dabei: Mit unserem weltumspannenden
tung, weshalb zunächst die eigenen Angestellten
Netzwerk an Auslandsbüros in über 35 Ländern
von der Idee, die Geschäftsaktivitäten ins Aus-
werden Unternehmerinnen und Unternehmer,
land zu erweitern, überzeugt werden sollten.
die den Schritt ins Ausland wagen, kompetent
Die Kommunikationsstrategie ist essentiell für
vor Ort begleitet und im Zielland vernetzt. Wir
den Erfolg. Langfristig ist es wichtig, mit einer
verfügen über Jahrzehnte lange Erfahrung und
eigenen Repräsentanz im Ausland vertreten zu
sind gern beratender Partner an Ihrer Seite.
sein. Dies bietet den Vorteil, nahe am Gesche-
Sprechen Sie uns gerne an.
Prof. Dr. h. c. Markus Jerger BVMWBundesgeschäftsführer
Anzeige Mi t der Verleihung de s 20 . BV M W eises Mi ttelst andspr »T hüringer in Un ter nehmer/ 20 18 «
Exklusivprogramm M O D E RAT IO N
Sina Peschke
Rundfunkmoderatorin B A L L O RCH E ST E R
Feiern Sie mit uns am Samstag, den 17. November 2018, im festlichen Ambiente des Erfurter Kaisersaals. + + + IN F O S & B E S T E L L U N G + + + W W W.W IR T S C H A F T S B A L L-T H U E R IN GE N . DE + + + Datenschutzerklärung nach DSGVO: Wir möchten Sie darüber informieren, dass wir Ihre Daten gemäß Artikel 6 Abs. 1 Nr. a) und e) Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) verarbeiten. Im Rahmen der Veranstaltung werden Foto-, Film- und Tonaufnahmen gefertigt. Mit Ihrem Besuch der Veranstaltung erklären Sie damit Ihr Einverständnis, dass der Veranstalter die Aufnahmen speichern sowie unentgeltlich zeitlich und räumlich uneingeschränkt für Zwecke der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (z. B. Druckerzeugnisse, Internet, Social Media) verwenden darf, solange ein eindeutiger Bezug zum 25. Thüringer Wirtschaftsball erkennbar ist. Diese Einverständniserklärung ist gegenüber dem Bundesverband mittelständische Wirtschaft BVMW (BVMW-Servicegesellschaft mbH) jederzeit widerrufbar.
Autor: © Christian Kruppa; Foto o.: © yangna – www.istockphoto.com
»Nightline« – absolut live
ORT
Kaisersaal Futterstraße 15/16 99084 Erfurt
EINL ASS
18:00 Uhr BEGINN
19:00 Uhr
Gala-Band der Spitzenklasse SH O WA CT
EuroCats
Internationale Hits der 70er, 80er und 90er Jahre A F T E RSH O W
E INT RIT T SPRE ISE
Parkett: 139,– Euro 1. Rang: 125,– Euro 2. Rang: 95,– Euro
KARTENBESTEL L UNG
VE RA NSTA LT E R
E-Mail: g.richter.bvmw@ wirtschaftsball-thueringen.de Fax: 0361 34189164 Telefon: 0361 34189163
Bundesverband mittelständische Wirtschaft BVMW Landesverband Thüringen i. A. (BVMWServicegesellschaft mbH)
15080_Wirtschaftsball_2018_AnzWirtschSpiegel_176x120mm_ok.indd 1
DJ Björn Köbis
und Kathi Monta (Saxophon)
W W W. B V M W. DE
24.07.18 15:48
4|18 DER Mittelstand. | Politik
18
„KMU in Ägypten ebenso wichtig wie in Deutschland“ Große Investitionsprojekte, gute makro-ökonomische Zahlen, eine intakte Privatwirtschaft, andererseits eine rapide wachsende Bevölkerung mit hoher Arbeitslosigkeit – diese Gegensätze kennzeichnen Ägyptens Wirtschaft. Über die Chancen für deutsche Unternehmen in seinem Land, insbesondere für KMU, sprach DER Mittelstand. mit Ägyptens Botschafter Dr. Badr Abdelatty.
Der ägyptische Botschafter in Deutschland S. E. Dr. Badr Ahmed Mohammed Abdelatty.
DER Mittelstand.: Exzellenz, in welcher Verfas-
Um Arbeitsplätze zu schaffen, benötigen wir
sung befindet sich Ägyptens Wirtschaft gegen-
auch ausländische Direktinvestitionen. Acht
wärtig?
Milliarden US-Dollar waren es im vergangenen
S. E. Dr. Badr Ahmed Mohammed Abdelatty:
Jahr. Zur weiteren Förderung haben wir ein
Unsere Wirtschaft wächst um 5,8 Prozent. Mit
neues Investitionsgesetz in Kraft gesetzt, um
dem aktuellen Fiskaljahr, das am 1. Juli begann,
bürokratische Hürden zu beseitigen. So gibt es
hoffen wir, über sechs Prozent hinauszukommen.
beispielsweise ein One-Stop-Shop-System mit
Aber wir müssen mindestens um acht Prozent
elektronischer Unterschrift, das heißt Reduzie-
wachsen, um eine Million Arbeitsplätze zu schaf-
rung der Zeit von Monaten auf Tage, um ein Ge-
fen, damit wir der Geburtenrate gerecht werden
schäft anzumelden. Zudem gibt es mehr Garan-
können. Die Inflationsrate ist von 30 auf zwölf
tien für ausländische Investoren.
Prozent gesunken, die Arbeitslosigkeit von 14 auf zehn Prozent. Mit 44 Milliarden US-Dollar Devi-
Wie sieht Präsident Al Sisis Programm für seine
senreserven übertreffen wir den Stand von vor
kürzlich begonnene zweite Amtszeit aus?
der Revolution 2011. Dies zeigt das Vertrauen in
Die ersten vier Jahre waren Großprojekten ge-
die ägyptische Wirtschaft.
widmet, um Stabilität und Sicherheit zu garantieren. Wir haben 7.000 Kilometer Straßen und mehr
Wie will Ägypten der Arbeitslosigkeit
Städte für die arme Bevölkerung gebaut und er-
begegnen?
richten jetzt 16 neue Städte im Westen des Niltals
Mehr Arbeitsplätze für junge Menschen zu
und in Teilen der Suezkanalzone, die wir geschaf-
schaffen, ist die wichtigste Herausforderung.
fen haben. Wir haben den Suezkanal erweitert
Unsere Bevölkerung wächst um 2,5 Prozent
und die Stromkapazität um 40 Prozent erhöht.
jährlich. Wir führen eine große Kampagne durch, um die Aufmerksamkeit auf die Geburtenkon-
Präsident Al Sisi betonte in seiner Rede zur Amts-
trolle zu lenken. Alle Meinungsführer, religiöse
einführung, dass die kommenden vier Jahre im
Einrichtungen einschließlich der Koptischen
Zeichen der Menschen stehen werden, um für
Kirche, der Al Azhar-Universität, NGOs und die
mehr Gesundheit und Bildung zu sorgen. Die Mo-
Zivilgesellschaft arbeiten Hand in Hand mit der
dernisierung unseres Bildungssystems bedeutet
Regierung, um einen Wandel in der Mentalität
mehr Lehrerbildung, um nicht auf das Memorie-
der Menschen zu bewirken.
ren von Wissen, sondern auf Kreativität zu setzen.
4|18 DER Mittelstand. | Politik
19
Arabische Republik Ägypten: Einwohner: 97,0* Millionen
Wirtschaftswachstum nach Sektoren
Fläche: 1.001.450 qkm
2016 (real): Bau 11,2 %; Transport/
Bevölkerungsdichte: 2018: 96,8*
Logistik/Kommunikation 6,8 %;
(Einwohner/qkm)
Land-/Forst-/Fischwirtschaft 3,1 %;
Altersstruktur 2017:
Handel/Gaststätten/Hotels 0,2 %;
0 – 14 Jahre: 33,3 %; 15 – 24 Jahre: 18,9 %; 25 – 54 Jahre: 37,6 %; 55 – 64 Jahre: 6,0 %;
Bergbau/Industrie -1,4 % Inflationsrate: 2017: 23,5 %; 2018: 20,1 %*;
65 Jahre und darüber: 4,2 %* Analphabetenquote 2015: 26,2*
2019: 13,0 %* Arbeitslosenquote: 2017: 12,2 %;
Geschäftssprache(n): Arabisch, Englisch Rohstoffe: agrarisch: Baumwolle, Reis,
2018: 11,1 %*; 2019: 9,7 %* Bruttoinlandsprodukt (BIP, nom) 2017:
Mais, Weizen, Bohnen, Früchte, Gemüse,
237,1 Milliarden US$
Rinder, Wasserbüffel, Schafe, Ziegen
* Schätzung bzw. Prognose
mineralisch : Erdöl, Erdgas, Eisenerz, Phosphate, Mangan, Kalkstein, Gips, Talk, Asbest, Blei, Seltene Erden, Zink
Quelle: GTAI Germany Trade & Invest 2018 – Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.
Wir wollen, mit der Hilfe von Deutschland, der
Hauptstadt. Wir werden eine neue Strecke für
Berufs- und Facharbeiterbildung größere Bedeu-
Hochgeschwindigkeitszüge vom Roten Meer
tung verschaffen. Wir haben Ärzte und Ingenieu-
zum Mittelmeer bauen. Logistik, die Automobil-
re, aber wir brauchen mehr Installateure, Tischler
und Pharmaindustrie sowie die IT-Wirtschaft
und Facharbeiter. Wir müssen die Einstellung der
sind vielversprechende Branchen. Wir benö-
Menschen hierzu ändern. Außerdem müssen wir
tigen Rohrleitungs- und Pumpensysteme, die
mehr für unser Gesundheitssystem tun. Private
Wasser mit Hilfe von Solarenergie aus Brunnen
Unternehmen aus Deutschland können uns dabei
bohren, um unsere Umwelt sauber zu halten.
mit Erfahrung und Ausbildung helfen.
Privatwirtschaft und Regierung sind für Joint Ventures mit deutschen Unternehmen offen.
Welche anderen Kooperationen mit
Was wir uns von ihnen wünschen, sind Techno-
Deutschland sind in Ägypten gefragt?
logie und Ausbildung.
Foto o.: © Zdenar Adamsen – www.fotolia.com
Einer der wichtigsten Bereiche ist, kleine und mittlere Unternehmen zu ermutigen, in Ägypten
Ägypten bietet einen großen Binnenmarkt mit
zu investieren. Familienunternehmen und KMU
mehr als 100 Millionen Menschen. Zudem steht
spielen in Ägypten eine ebenso wichtige Rolle
ein Markt von einer Milliarde Menschen offen,
wie in Deutschland. Die ägyptische Regierung
in Regionen, mit denen Ägypten Freihandelsab-
gibt kleinen Unternehmen durch Steuernach-
kommen unterhält, wie COMESA und CFTA und
lässe bessere Anreize. Für mich als Botschafter
seit 2017 mit Mercosur. Nicht zu vergessen ist,
ist es die wichtigste Aufgabe, Unternehmen in
dass Ägypten im Januar 2019 den Vorsitz der Af-
Deutschland von den ausgezeichneten Möglich-
rikanischen Union übernehmen wird. Wir werden
keiten zu überzeugen, in Ägypten zu investieren.
an einem afrikanischen Freihandelsabkommen
Wir arbeiten mit dem Bundesministerium für
arbeiten. Es wird dann leichter sein für deutsche
Wirtschaft und Energie zusammen, um dafür klei-
Unternehmen, Afrika mit Ägypten als dessen
nen und mittleren Unternehmen bessere Investi-
nördlichem Tor zu betreten.
tionsgarantien zu geben. Das Interview führte Rainer Schubert. Welche Branchen sind in Ägypten gefragt?
Chefredakteur der Zeitschrift
Die Bauwirtschaft ist für die Errichtung neu-
BUSINESS & DIPLOMACY
er Städte sehr wichtig, besonders für die neue
www.business-diplomacy.de
4|18 DER Mittelstand. | Politik
M 20
Chancen in Westafrika Gemeinsam mit der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit begrüßte Prof. Dr. h. c. Mario Ohoven eine hochrangige Delegation westafrikanischer Unternehmer und Diplomaten in der Bundeszentrale des BVMW. In den vergangenen 15 Jahren hat die Wirtschaft in Westafrika einen enormen Aufschwung erfahren. Die Etablierung einer afrikanischen Freihandelszone bietet auch für den deutschen Mittelstand große Potenziale.
Der BVMW und die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit mit einer Delegation westafrikanischer Unternehmer und Diplomaten in der Bundeszentrale des BVMW in Berlin. Ehrengast war Kebour Ghenna, Geschäftsführer der Panafrikanischen Industrie- und Handelskammer (2. v. li.).
Der Senegal und die Elfenbeinküste sind zwei
von Kleinen und mittleren Unternehmen) in der
der ersten „Compact with Africa“ (CWA)-Länder.
Elfenbeinküste; Serge Konan-Allany, Direktor
CWA ist eine im Rahmen der G20-Präsident-
Unterstützung von Unternehmen des Unterneh-
schaft entwickelte Initiative, die von den Finanz-
mensverbands CGECI; Fatoumata Niang Niox,
ministern der G20 unterstützt wird. Das Ziel: die
Geschäftsführerin von Jokkolabs; Serigne Mous-
Bedingungen für private Investitionen in afrika-
tapha Sène, Direktor Wirtschaftsprognosen und
nischen Partnerländern verbessern.
wirtschaftliche Studien des Ministeriums für Wirtschaft, Finanzen und Planung im Senegal und
Neben dem makroökonomischen und dem Fi-
Stanislas Zézé, Gründer und geschäftsführender
nanzierungsumfeld betrachtet der CWA das Ge-
Vorsitzender der Bloomfield Financial Group in
schäftsumfeld, also Aspekte wie Investitionskli-
der Elfenbeinküste. Als Ehrengast nahm Kebour
ma, Rahmenbedingungen und die Unterstützung
Ghenna, Geschäftsführer der Panafrikanischen
von Unternehmensgründungen. Insbesondere
Industrie- und Handelskammer, an der Experten-
für deutsche mittelständische Unternehmen ist
runde teil. Die Delegationsreise wurde von Inge
das eine große Chance.
Herbert, Projektleiterin Westafrika der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, geleitet.
Beim Expertengespräch „Deutsche Investitionen in Westafrika: Perspektiven und Chancen“
Auch zukünftig will die Friedrich-Naumann-
diskutierten unter anderen Joséphine Kane
Stiftung für die Freiheit, gemeinsam mit Le Mittel-
Caroline Weis BVMW Außenwirtschaft
von der Agentur zur Förderung von KMU im
stand BVMW, afrikanische und deutsche Mittel-
Senegal; Diby Cleophas Lolo, stellvertretender
ständler dabei unterstützen, sich besser auszu-
caroline.weis@bvmw.de
Vorsitzender von FIPME (Agentur zur Förderung
tauschen und Joint-Ventures zu gründen.
4|18 DER Mittelstand. | Politik
MMImi
Plattform für Energie-Effizienz Mit der detaillierten Potential-Analyse können Sie • • •
den Energie-Verbrauch die Energie-Kosten und die C02-Emissionen
um bis zu 30 % senken. Nutzen Sie die kostenfreie Online-Analyse und erhalten Sie eine Energie-Prognose über den QR-CODE oder MITTELSTANDSBERATER.DE.
MITTELSTANDSBERATER.DE
22
4|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
23
Foto li.: © archideaphoto – www.istockphoto.com
Mittelstand und Energie Energieeffizienz, Klima- und Umweltschutz sind in der heutigen Zeit wichtiger denn je. Dabei prägen energiepolitische Themen nicht nur die politische Agenda maßgeblich, sondern auch die Geschäftsaktivitäten zahlreicher kleiner und mittlerer Unternehmen im In- und Ausland. In unserem Themenschwerpunkt lesen Sie, wie Sie Stromkosten durch einen Anbieterwechsel ganz einfach senken können, welche Rolle der Mittelstand bei der Energiewende spielt, wie Ihnen der Staat beim Energiesparen helfen kann, und welche Potenziale eine professionelle Energieberatung für mittelständische Unternehmen haben kann.
4|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
24
Standortfaktor Strompreis Globale Probleme, wie der Klimawandel, müssen durch weltweite Zusammenarbeit gelöst werden. Wenn es gelingt, Deutschlands Energieversorgung sicher, sauber und bezahlbar zu gestalten, können wir in der Klima- und Energiepolitik zum Vorbild für andere Länder werden.
Auch für die Klima- und Energiepolitik gilt:
fizienzprogramm-Abwärme oder der Richtlinie
Multilateralismus vor Nationalismus. Globa-
zum Einsatz hocheffizienter Querschnittstech-
le Probleme, wie der Klimawandel, lassen sich
nologien. Für die Union steht fest, dass die Ener-
nur durch multilaterale Zusammenarbeit lösen.
gieversorgung in Deutschland sicher, sauber und
Daher ist es richtig und wichtig, dass multilate-
bezahlbar sein muss.
rale Vereinbarungen der UN-Klimakonferenz (insbesondere von Paris 2016), das Europäi-
Ein wichtiger Baustein des Umbaus der Energie-
sche Emissionshandelssystem (ETS) und das
versorgung ist der zügige Ausbau der erneuer-
sogenannte EU-Effort-Sharing, welches die
baren Energien. Dieser bringt allerdings in seiner
Reduktionsvorgaben für die nicht vom ETS um-
derzeitigen Form erhebliche Herausforderungen
fassten Wirtschaftssektoren innerhalb der EU
und Probleme mit sich. So belaufen sich die För-
regelt, den Rahmen für eine deutsche Klima-
derkosten des Erneuerbare-Energien-Gesetzes
und Energiepolitik bilden. Diese multilateralen
(EEG) mittlerweile auf über 26 Milliarden Euro –
Maßnahmen sind die wirksamen Ansatzpunkte
pro Jahr! Bis heute summiert sich der Ausgaben-
für die Reduktion der Treibhausgas-Emissionen
rucksack, also die Bruttosubventionierung, al-
auch in Deutschland. Es gilt daher, international
lein aus dem EEG auf 550 Milliarden Euro. Davon
und global zu handeln. Klimaschutzmaßnahmen
sind bisher lediglich rund 150 Milliarden Euro
sind erst dann wirksam, wenn sie in einen glo-
abbezahlt. Hinzu kommen die steigenden Kos-
balen, zumindest europäischen Kontext einge-
ten der Netzintegration der erneuerbaren Ener-
bettet sind.
gien (z. B. Netzstabilisierungskosten in Höhe von über 1,4 Milliarden Euro allein in 2017, Tendenz
Deutschland kann nur dann klimapolitisches
stark steigend), Netzausbaukosten etc.
Vorbild sein, wenn es gelingt, den Umbau der Energieversorgung mit einem hohen Grad an
Das EEG war vor fast 20 Jahren als Einstiegsför-
Versorgungssicherheit
wirtschaftlichem
derung für eine Nischentechnologie gedacht. In-
Wachstum zu verbinden. Dies gilt insbesonde-
und
zwischen stammen rund 40 Prozent der Strom-
re auch für den Mittelstand – das Rückgrat der
produktion aus erneuerbaren Energien. Insofern
deutschen Wirtschaft. Bereits heute unterstützt
hat das alte EEG sein Ziel erreicht und ist in
die unionsgeführte Bundesregierung die zahlrei-
seiner ursprünglichen Form nicht mehr haltbar.
chen mittelständischen Unternehmen mit För-
In Zukunft wird es notwendig sein, innovations-
derprogrammen, wie etwa dem KfW-Energieef-
orientierte
4|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
Ausschreibungen
durchzuführen,
25
sodass zum Beispiel auch Flexibilität, Arbeit, In-
det, ergeben sich aufgrund schleppenden Infra-
vestitionszuschüsse auch technologieoffen aus-
strukturausbaus zunehmend Probleme. Häufig
geschrieben werden können. Förderung muss
kann produzierter Strom nicht abtransportiert
endlich sein, sonst wird die Akzeptanz für die
werden, wird aber trotzdem teuer vergütet. Es
Energiewende weiter schwinden.
entstehen steigende Kosten für den Netzausbau (Stichwort Erdverkabelung) sowie für Redis
Neben dem Aspekt der Umweltverträglichkeit ist
patch- und Einspeisemanagement. Vor diesem
eine sichere und wettbewerbsfähige Stromver-
Hintergrund ist es von großer Bedeutung, die
sorgung für den Industrie- und Wirtschaftsstand-
Markt- und Systemintegration der Erneuerbaren
ort Deutschland von überragender Bedeutung.
voranzutreiben. Das einseitige Setzen auf bloße
Die deutsche Industrie leidet im internationalen
Erzeugung ohne Anreize für Innovationen und
Vergleich unter viel zu hohen Strompreisen und
die Netz- und Systemintegration ist eine extrem
bezahlt z. B. etwa 50 Prozent mehr für den Strom
teure Sackgasse, die inzwischen die Energiewen-
als die Konkurrenz in Frankreich und über das
de ernsthaft gefährdet. Es ist höchste Zeit, den
Doppelte der Unternehmen in den USA. Dabei
Erneuerbaren-Ausbau mit dem Netzausbau zu
ist der Strompreis ein zentraler Standortfaktor.
synchronisieren.
Steigt er weiter, werden Unternehmen verstärkt im günstigeren Ausland investieren und die Ab-
Insbesondere das europäische Emissionshan-
wanderung der heimischen Industrie wird nicht
delssystem gilt es als ein zentrales und bewähr-
mehr die Ausnahme, sondern die Regel sein. Ent-
tes Klimaschutzinstrument weiter zu stärken
sprechende Tendenzen sind bereits heute zu be-
und dieses nicht durch einseitige nationale Maß-
obachten.
nahmen zu konterkarieren. Zudem sollte der
Foto: © fineart-collection – www.fotolia.com
Emissionshandel auf den Gebäude- und StraDaher muss bei den Ursachen des Preisanstiegs
ßenverkehrssektor ausgeweitet werden. Bei der
angesetzt werden. Hier gilt die Devise: mehr
Erfüllung der Klima- und Effizienzziele gilt es, auf
Europa, mehr Markt, mehr Wettbewerb! So war
Technologieoffenheit zu setzen. Hier muss im
die Einführung von Ausschreibungen für erneuer-
Sinne der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen
bare Energien im Jahr 2016 längst überfällig (und
und europäischen Industrie auf die Schaffung
wie die Ergebnisse zeigen, auch erfolgreich). Dies
eines internationalen level-playing-fields hinge-
ist aber nur ein erster Schritt, weitere müssen fol-
arbeitet werden.
gen, u. a. müssen Ausnahmen von den Ausschreibungen reduziert, fixe (statt gleitende) Marktprä-
Statt sklavisch auf ein einzelnes Reduktionsziel
mien eingeführt und Innovationsanreize gesetzt
zu schielen, gilt es, stets die wirtschaftlichen
werden, etwa durch Abschaffung der marktfer-
und sozialen Auswirkungen im Blick zu behalten.
nen Entschädigungen für Erneuerbare-Anlagen,
Erst wenn der Umbau der Energieversorgung
die wegen Überlastung des Netzes abgeschaltet
auch auf globaler Ebene als Erfolgsmodell wahr-
werden müssen (Einspeisemanagement).
genommen wird und mit der Stärkung des Wirtschaftsstandortes einhergeht, kann Deutsch-
Auch wenn sich die Versorgungssicherheit in
land zum Vorbild für andere Länder wie China
Deutschland auf einem hohen Niveau befin-
oder Indien werden.
4|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
Dr. Joachim Pfeiffer, MdB (CDU/CSU) Vorsitzender der Arbeitsgruppe Wirtschaft und Energie Wirtschafts- und energiepolitischer Sprecher der CDU/CSUBundestagsfraktion www.joachim-pfeiffer.info
26
Mittelstand: Innovationstreiber der Energiewende Die Energiewende in Deutschland hat sich zunächst auf die Stromerzeugung konzentriert. Doch die Klimakonferenz von Paris 2015 machte deutlich, dass auch die Verbrauchssektoren Wärme, Verkehr und Industrie viel stärker in die Energiewende einbezogen werden müssen. Die Sektorenkopplung gibt dem Mittelstand neue Möglichkeiten wirtschaftlicher Betätigung. Während Erneuerbare Energien im Jahr 2017
den Mengen fluktuierender Stromerzeugung mit-
bereits 36 Prozent des deutschen Strombe-
tels Sonnen- und Windenergie immer wichtiger
darfs abdeckten, trugen sie nur 13 Prozent zum
werden. Die Sektorenkopplung ist somit ein viel-
Wärmeverbrauch und lediglich fünf Prozent
versprechender Lösungsweg für eine Dekarboni-
zum Energieverbrauch im Verkehrssektor bei.
sierung unserer gesamten Energieversorgung.
Über alle drei Sektoren werden gerade einmal 15 Prozent des Endenergieverbrauchs aus erneu-
Klingt nach Zukunftsmusik? Mitnichten! Bereits heute gibt es eine Vielfalt an technischen Op-
Schon der dezentrale Ausbau der Erneuerbaren Energien bot und bietet eine Vielzahl von Betätigungsfeldern f ür die mittelständische Wirtschaft.
tionen, um erneuerbaren Strom für die Wärmeerzeugung und in der Mobilität zu nutzen oder als synthetisches Gas zu speichern. Im Bereich Raumwärme gelten elektrische Wärmepumpen als Schlüsseltechnologie, da sie eine Einheit Strom gleich zu mehreren Einheiten Wärme umwandeln. Wärmepumpen können sowohl dezentral in Gebäuden als auch zentral zur Speisung von Wärmenetzen bis zu einem Temperaturniveau von 100 Grad Celsius eingesetzt werden und verschiedene Quellen von Umgebungswärme nutzen:
Damit die Energiewende gelingt und die Klima-
Luft, Grundwasser, Erdreich oder Abwärme von
schutzziele erreicht werden können, muss der
Industrieprozessen. Erneuerbarer Strom kann
Enenergieverbrauch deutlich gesenkt und in
auch über Power-to-Heat-Anlagen in Wärme um-
allen Sektoren langfristig durch Erneuerbare
gewandelt werden. Bei Kraft-Wärme-Kopplungs-
Energien gedeckt werden. Doch sind die Einspar-
systemen mit hohen Temperaturanforderungen
potenziale sowie die Nutzung regenerativer Res-
über 500 Grad Celsius werden sowohl auf Erd-
sourcen in den Bereichen Wärme und Mobilität
gasqualität aufbereitetes Biomethan als auch mit-
begrenzt. Ein Großteil fossiler Brenn- und Kraft-
tels Ökostrom erzeugtes synthetisches Methan
stoffe kann nur durch den Einsatz von Strom aus
eine Rolle spielen. Günstiger Ökostrom für den
Erneuerbaren Energien ersetzt werden. Durch
Elektrolyseprozess, mit dessen Hilfe Wasserstoff
die Kopplung der Verbrauchsbereiche können
erzeugt werden kann (Power to Gas), steht in den
wiederum effiziente und flexible Ausgleichsmög-
wind- und sonnenreichen Regionen Deutschlands
lichkeiten geschaffen werden, die bei wachsen-
längst zur Verfügung.
4|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
Foto li. : © focus finder – www.fotolia.com; Foto r. : © chungking – www.fotolia.com
„„
erbaren Quellen bereitgestellt.
Viele technische Optionen stehen parat
27
Stromwandlung als Speicheroption
die Erzeugung und die Speicherung harmonisiert
Für den Verkehrssektor kommen entweder bat-
werden.
Foto li. : © Christian Schwier – www.fotolia.com; Foto r. : © Matthias Buehner – www.fotolia.com
terie- oder oberleitungsbetriebene Fahrzeuge in Betracht oder stromgenerierte Kraftstoffe. So-
Schon der dezentrale Ausbau der Erneuerba-
wohl Wasserstoff als auch synthetisches Methan
ren Energien bot und bietet eine Vielzahl von
oder synthetische Flüssigkraftstoffe (Power to
Betätigungsfeldern für die mittelständische
Liquid) stehen als Speicher- und Einsatzoptionen
Wirtschaft. Durch die Sektorenkopplung er-
zur Verfügung. Diese sind maßgeblich in Ver-
höhen sich diese ökonomischen Chancen noch:
kehrssegmenten erforderlich, in denen batterie-
Regionale und lokale Kooperationen und Ge-
elektrische Antriebe technisch begrenzt sind,
schäftsmodelle werden angereizt. Der deutsche
etwa im Schiffs- oder Luftverkehr. Stromgene-
Mittelstand steht für innovative, systemische
rierte Kraftstoffe sind außerdem nur dann treib-
Lösungen. Neue Technologien und Dienstleis-
hausgasneutral, wenn sie mithilfe Erneuerbarer
tungen sind gefragt. Durch zunehmende Eigen-
Energien erzeugt wurden. Aufgrund ihres hohen
versorgung und einen flexiblen Verbrauch kön-
Energiebedarfs bei der Umwandlung sollten sie
nen die Unternehmen selbst zu Akteuren auf
nur in Nischen zum Einsatz kommen, wo keine an-
dem Energiemarkt werden – mit entsprechen-
deren Optionen zur Verfügung stehen.
den Wertschöpfungsmöglichkeiten.
Die Sektorenkopplung dient aber auch als Speicher in Situationen, in denen die erneuerbare
Erneuerbare Energien decken 36 Prozent
Erzeugung geringer ist als der Verbrauch. Strom-
des deutschen Strombedarfs, aber nur
generierte Kraft- und Brennstoffe können im
13 Prozent im Wärme- und fünf Prozent
bundesweiten Gasnetz gespeichert und notfalls
im Verkehrssektor
auch zur Rückverstromung genutzt werden. Die bereits vorhandene Gasinfrastruktur ist hier ein großer Vorteil. Für eine optimale Flexibilität ist eine stärkere Vernetzung der Sektoren mit Hilfe eines intelligenten Stromnetzes notwendig. Nur
Technische Optionen zur Sektorenkopplung stehen bereit: Power to Heat, Power to Gas, Power to Liquid Anbieter innovativer, systemischer Lösungen sind gefragt
so können in einem Gesamtsystem die Lasten,
Philipp Vohrer Geschäftsführer Agentur für Erneuerbare Energien www.unendlichviel-energie.de
Forum Synergiewende
austausch zwischen Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Wis-
Obwohl über die Notwendigkeit der Sektorenkopplung Einigkeit
senschaft institutionalisiert. So werden neueste Erkenntnisse
besteht, fehlt es derzeit noch an der richtigen regulatorischen
geteilt, Netzwerke geknüpft, Lösungen erarbeitet und konkrete
Steuerung, aber auch an den notwendigen Kooperationen, um
Vorhaben unterstützt.
eine wirtschaftliche Dynamik in diesem Bereich entstehen zu lassen. Mit dem durch die Agentur für Erneuerbare Energien
Der Mittelstand ist durch den BVMW im Fachbeirat vertreten.
(AEE) und die Deutsche Umwelthilfe (DUH) initiierten Forum
Gefördert wird das Forum durch das Bundesumweltministerium
Synergiewende wird daher der Informations- und Erfahrungs-
im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI).
4|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
28
Stromkosten sparen – ein Anbieterwechsel kann sich lohnen Seit der Liberalisierung des Strommarktes im Jahr 1998 können Geschäftskunden ihren Energieversorger frei wählen. Doch nur wenige kleinere und mittlere Unternehmen machen davon Gebrauch, ihre Stromkosten durch einen Wechsel des Anbieters zu senken. Viele Firmen verschenken damit enorme Einsparpotenziale. Als der Strommarkt vor 20 Jahren liberalisiert
spirale allerdings nicht machtlos ausgesetzt, wie
wurde, erhofften sich die Verantwortlichen neben
Prof. Dr. Stefan Nägele, Geschäftsführer BEV
einer höheren Angebotsvielfalt auch niedrigere
Bayerische Energieversorgungsgesellschaft mbH
Strompreise. Letzteres erfüllte sich jedoch nicht.
(BEV Energie), erklärt: „Kleinere und mittlere Un-
Ganz im Gegenteil: Die Preise für Elektrizität stie-
ternehmen können ihre Stromkosten um bis zu
gen aufgrund immer höherer Steuern und Abgaben
15 Prozent senken, wenn sie zu einem günstigeren
in den vergangenen Jahren stetig. Ein Blick in den
Stromanbieter wechseln.“ Bislang nutzten jedoch
Monitoringbericht der Bundesnetzagentur zeigt:
nur wenige Unternehmen diese Möglichkeit. Als
2008 bezahlte ein Dienstleistungsunternehmen
Ursachen nennt Prof. Dr. Nägele die Macht der Ge-
mit 200 Quadratmetern Nutzfläche und einem
wohnheit sowie mangelnde Kenntnisse über den
Jahresverbrauch von 50.000 Kilowattstunden
Energiemarkt. Zudem gebe es bei nicht wenigen
durchschnittlich 9.900 Euro für Strom. 2017 sind es
Unternehmen eine diffuse Sorge, durch einen An-
bereits rund 1.000 Euro mehr, denn der Preis pro
bieterwechsel plötzlich ohne Strom dazustehen.
Kilowattstunde ist in diesem Zeitraum von 19,8 auf
Diese Befürchtung sei allerdings unbegründet, ver-
21,7 Euro-Cent gestiegen.
sichert der Experte: „Der Energiemarkt ist streng reglementiert, und die Kommunikation aller Akteu-
Staat diktiert 78 Prozent des Strompreises
re läuft nach einheitlichen Prozessen ab.“ Eine Un-
Mittlerweile sind 78 Prozent des Strompreises Kos-
beim Anbieterwechsel ausgeschlossen werden.
tenpositionen, auf die der Lieferant keinen Einfluss
Heute gebe es zwar weit über 1.200 unabhängige
hat. Dabei machen Steuern und sonstige staatliche
Energieversorger in Deutschland, doch seien diese
Abgaben den größten Anteil aus. Weitere zehn Pro-
massiv von staatlicher Preisgängelei abhängig. Dies
zent der Kosten entfallen auf den Stromeinkauf.
belaste den Mittelstand zusätzlich. Umso wichtiger
Das heißt, der Energieversorger hat am Ende nur
sei es, so Prof. Dr. Nägele, dass Unternehmen die
ein kleines Handlungsfenster von zehn Prozent des
Chancen nutzten, ihre Energiekosten durch einen
effektiven Strompreises, über welches er sich selbst
Anbieterwechsel zu senken.
terbrechung der Stromversorgung könne demnach
finanzieren muss und gegebenenfalls Einsparungen an den Kunden weitergeben kann. Insbesondere Seit Jahren steigen die Strompreise in
erbaren-Energien-Gesetz (EEG-Umlage) lässt den
Marcus Plaul Redaktionsdienst BEV Bayerische Energieversorgungsgesellschaft mbH (BEV Energie) business@bev-energie.de www.bev-energie.com
Deutschland
Strompreis in die Höhe schnellen. Stromkostenin-
Steuern und sonstige staatliche Abgaben
tensive Unternehmen werden zwar von der Öko-
machen mit fast 80 Prozent den größten
strom-Umlage befreit, allerdings fällt der Anteil der
Anteil am Strompreis aus
begünstigten Betriebe mit 0,06 Prozent verschwin-
Kleine und mittlere Unternehmen können
dend gering aus.
ihre Stromkosten um bis zu 15 Prozent senken, wenn sie zu einem günstigeren
Kostenersparnis durch Anbieterwechsel Verbraucher und Geschäftskunden sind der Preis-
4|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
Stromanbieter wechseln
Foto o.: © moquai86 – www.fotolia.com
die staatlich verordnete Umlage nach dem Erneu-
29
Eichrecht bremst E-Mobilität aus E-Mobilität wird kräftig gefördert. Doch viele Fördergelder zur Anschaffung von E-Ladesäulen werden nicht abgerufen, weil es bisher keinen Hersteller gibt, der die Anforderungen zum Eichrecht vorlegen kann.
Die Bundesregierung hat sich der Energiewende
Diese schreibt vor, dass alle Säulen im öffentlichen
verschrieben und will massiv die E-Mobilität
Raum, die nach dem 14. Dezember 2017 installiert
fördern.
werden, die Baumusterprüfung vorweisen müssen. Der Haken daran: diese gibt es nicht.
Das lässt sich die Regierung einiges kosten. Seit 2009 sind Fördermittel von rund fünf Milliarden
Bisher hat nur ein Betreiber eine Bauartzulassung
Euro bereitgestellt und Rahmenbedingungen
– keine Baumusterprüfbescheinigung. Diese wur-
gesetzt, um Elektromobilität attraktiver zu ma-
de noch 2014 nach dem alten Eichrecht erteilt. Die
chen. "Eine Million E-Autos bis 2020", so lautete
neue Baumusterprüfbescheinigung kann bisher
das ambitionierte Ziel der Bundesregierung. Im
keiner der Hersteller von Ladesäulen nachweisen.
Januar 2018 waren es 53.000, gerade mal fünf
Wann und an wen die ersten Baumusterprüfbe-
Prozent der angepeilten Million.
scheide ausgegeben werden, ist noch ungewiss.
Etwa drei bis fünf Millionen Neuzulassungen gibt es jedes Jahr, davon sind fast 70 Prozent Leasing-
„„
Wann und an wen die ersten Baumusterprüfbescheide ausgegeben werden, ist noch ungewiss.
fahrzeuge in Firmenflotten. Diese setzen noch immer auf den Diesel trotz der Kaufprämie für Elektroautos. Das liegt wesentlich an der geringen Verbreitung der Ladesäulen von insgesamt nicht mehr als 4.402, laut Bundesnetzagentur. Die Nationale Plattform für Elektromobilität hält
Schwer zu erfüllen sind die an die Förderungen
mindestens 70.000 Ladesäulen für nötig, um flä-
geknüpften Bedingungen vor allem für kleine und
chendeckend laden zu können.
innovative Unternehmen. Problematisch ist vor
Foto o.: © electriceye – www.fotolia.com
allem der Unsicherheitsfaktor. Auftragsvergaben 85 Prozent der vorhandenen Ladesäulen stehen
hängen in der Luft, auch wenn keiner verpflichtet
im privaten Bereich, wie zum Beispiel in Einzel-
ist, Strom eichrechtskonform abzugeben. Das gilt
oder Doppelgaragen im Eigenheim, Tiefgaragen
auch für die öffentlichen und halböffentlichen Ak-
von Wohnanlagen oder Firmenparkplätzen auf
teure, die doppelt wichtig sind für die Förderung
werkseigenem Gelände. Gerade einmal knapp
der E-Mobilität im öffentlichen Raum. Dennoch
700 öffentliche Ladesäulen gibt es in der gesam-
entscheidet sich der eine oder andere öffentliche
ten Bundesrepublik. Von den Förderaufrufen der
Fördermittelnehmer lieber zu warten, aus Sorge,
Bundesregierung sind bisher rund 3.000 Anträ-
Fehler zu machen. Dabei wäre gerade für manches
ge für etwa 9.000 Normalladepunkte und 1.100
kleinere Stadtwerk das Stellen von Ladeinfra-
Schnelladepunkte bewilligt, bis Ende 2020 sollen
struktur eine zukünftige Form der Dienstleistung.
es 15.000 werden. Die Auszahlung der Fördermittel ist jedoch an eine wichtige Bedingung gekop-
Fazit: Es wird Zeit, endlich Bürokratie abzubau-
pelt, nämlich an die technischen Mindestanforde-
en, um Raum für zukunftsgreifende Projekte zu
rungen, geregelt durch die Ladesäulenverordnung.
lassen.
4|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
Raymonde Sawal Geschäftsführerin Call Attack BVMW-Mitglied www.callattack.de
30
Mittelstand unterstützt nachhaltigen Wachstumspfad Den Klimawandel auf einen Temperaturanstieg von unter zwei Grad zu begrenzen, ist ein besonders wichtiges und ambitioniertes umweltpolitisches Ziel. Der Mittelstand unterstützt deshalb die Umstellung der Wirtschaft auf einen nachhaltigen Wachstumspfad. Der Mittelstand ist der Motor der Energiewende,
mittelständischer Unternehmen an der Energie-
denn es sind vor allem die kleinen und mittleren
wende gewahrt bleiben. Eine nachhaltige, klima-
Unternehmen, die für Innovationen im Energie-
neutrale und wettbewerbsfähige Wirtschaft kann
bereich sorgen und tagtäglich vor Ort den Um-
nur durch die Kombination der drei Ziele und die
bau der Energieversorgung durch ihre Produkte
Förderung der Akteursvielfalt erreicht werden.
und Dienstleistungen vorantreiben. Bereits 2015 lag die Zahl der Arbeitnehmer in der Branche der Erneuerbaren Energien bei über 330.000 und
Der Mittelstand fördert aktiv
übertraf damit die Zahl der Beschäftigten in der konventionellen Stromerzeugung um das Drei-
die Energiewende Zu hohe Energiepreise gefährden jedoch
fache. Der Großteil der Beschäftigten in diesen
den Wirtschaftsstandort Deutschland
Branchen wird von mittelständischen Unterneh-
Zieldreieck aus Bezahlbarkeit,
men – vom Handwerksunternehmen bis zum In-
Umweltverträglichkeit und
dustriebetrieb – beschäftigt.
Versorgungssicherheit muss das zentrale Prinzip sein
Gleichzeitig wächst jedoch die Gefahr, die Standortvorteile Deutschlands durch zu hohe Energiepreise zu gefährden. Der deutsche Mittelstand
Kommission für Energie und
braucht eine sichere und bezahlbare Energie-
nachhaltiges Wirtschaften
versorgung, um erfolgreich zu sein. Während die
Die Unternehmerkommission wurde
Erzeugung von Strom aus Erneuerbaren Ener-
2011 mit dem Ziel gegründet, eine
gien immer günstiger wird, steigen die staatlich
wirtschaftlich effiziente, sichere und
beeinflussten Preisbestandteile auf zuletzt über
nachhaltige Energiepolitik zu fördern.
50 Prozent des Strompreises. Deshalb ist die Poli-
Aus dieser Perspektive entwickelt die
tik jetzt gefordert, die Strompreisbestandteile zu
Kommission energiepolitische Strategien
reformieren. Das energiepolitische Zieldreieck
und Konzepte zur Umsetzung einer
aus Bezahlbarkeit, Umweltverträglichkeit und
dezentralen Energiewende
Versorgungssicherheit muss dabei weiter das
als gesamtwirtschaftliche
zentrale Maß der Energiepolitik bleiben.
Herausforderung.
Eine dezentrale, verbrauchsnahe Erzeugung aus
Die Kommission und der
Erneuerbaren Energien nach dem Prinzip „so
BVMW stehen dafür im engen
MIT TE LS MOTOR TA ND. R ENERGIEDE WENDE. Ene
rgiepolitisc he Forderung en des Mit
dezentral wie möglich, so zentral wie nötig“ ver-
Dialog mit Wissenschaftlern
BVMWUnternehmerkommision für Energie und nachhaltiges Wirtschaften
ringert die Kosten der Energiewende. Zudem
und Politikern. Die von der
verbleibt bei einer verbrauchernahen Energie-
Kommission erarbeitete
gewinnung und Eigenverbrauch die Wertschöp-
Broschüre mit den energiepolitischen
fung in der Region. Das wiederum stärkt auch den
Forderungen des Mittelstands finden Sie
www.bvmw.de/themen/ energie/kommission
Mittelstand vor Ort. Daher muss die Vielfalt der
unter: https://bvmw.info/energiewende
Akteure sowie die Beteiligung der Bürger und
4|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
Motor der
Energiewen
de.indd
telstands
1
05.07.18
12:07
31
Energie in Zahlen
28.675
33,3
Prozent
des 2017 in Deutschland erzeugten Stroms stammt aus Erneuerba-
ren Energien. Ziel ist es, diesen Anteil bis 2025 auf 40 bis 45
Onshore-Windkraftanlagen
Prozent des verbrauchten Stroms zu steigern. Mit 16,3 Prozent
befanden sich 2017 in Deutschland. Seit dem Jahr 2000
der gesamten Stromerzeugung ist die Windkraft neben der
hat sich die Zahl der Anlagen auf dem Festland von 9.359
Photovoltaik Kernelement der Erneuerbaren Energien.
damit mehr als verdreifacht. Durch den voranschreitenden Ausstieg aus der Atomkraft hat sich die Anzahl der aktiven
Foto: © -VICTOR- – www.istockphoto.com; Foto: © supanut piyakanont – www.istockphoto.com; Foto: © ihorzigor – www.istockphoto.com
Quelle: Bundesministerium f ür Wirtschaft und Energie
Atomkraftwerke auf sieben verringert. Quelle: Statista
Elektroautos wurden in
54.492
2017
Deutschland
verkauft.
Das
entspricht einem Marktanteil von lediglich 1,6 Prozent.
Im
Ver-
gleich zum Vorjahr stieg der Verkauf der Elektroautos mit
20.000
Menschen
einem Plus von 117 Prozent jedoch stark an.
arbeiten in etwa für Braunkohleunternehmen in Deutschland. So haben ver-
Quelle: Focus Online und heise.de
gleichsweise Arbeitgeber im Bereich der regenerativen Energien 340.000 Mitarbeiter. Der Bergbau konzentriert sich auf die vier Braunkohleregionen, in denen kaum andere große
29,86
Arbeitgeber existieren. Deshalb ist der
Cent
Ausstieg aus der Braunkohlegewinnung
auch
mit
gesellschaftlichen
Strukturbrüchen verbunden.
zahlen deutsche Haushalte mit einem Verbrauch von 2.500 bis 5.000 Kilowattstunden durchschnittlich für eine Kilowattstunde. Der Preis stieg im Vergleich zum Vorjahr um 0,06 Cent geringfügig an. Hauptursache für den im europäischen Vergleich hohen Strompreis sind Steuern und andere Abgaben, die rund 78 Prozent des Gesamtpreises ausmachen. Quelle: Bundesnetzagentur
4|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
Quelle: Deutsche Welle
Partnerverband der Mittelstandsallianz
32
Energetisches Bauen und Wohnen In Deutschland gibt es etwa 18 Millionen Wohngebäude, davon etwa 15 Millionen Ein- und Zweifamilienhäuser. Somit sind die Mitglieder des Eigenheimerverbandes besonders stark von der geforderten Energieeinsparung und aus den daraus entstehenden Investitionen betroffen. Die Gruppe der Eigentümer wird in öffentlichen
Einsparungen erbringen als in der Energieeinspar-
Diskussionen kaum wahrgenommen, obwohl es
verordnung vorgeschrieben. Dies kann zur Folge
sich um rund die Hälfte der Bevölkerung handelt.
haben, dass die dadurch entstehenden Kosten die
Erschwerend kommt hinzu, dass in der Politik häu-
Förderung übersteigen, sodass Eigentümer keinen
fig die Auffassung vertreten wird, dass derjenige,
finanziellen Anreiz für eine energetische Sanierung
der ein Einfamilienhaus hat, vermögend sei und
haben. Die Förderkriterien sind daher zu überprü-
somit die Kosten der Energiewende aus eigener
fen und anzupassen.
Tasche tragen könne. Dies ist jedoch falsch. Die meisten Eigenheimer sind entweder Rentner oder
Heizungsanlagen
Familien mit Kindern.
In Deutschland gibt es noch hunderttausende ineffiziente Heizungen. Bei einem konsequenten Aus-
Insgesamt wird beklagt, dass die Sanierungsquote
tausch alter Heizkessel ließen sich große Mengen
von zwei Prozent nicht erreicht wird beziehungs-
fossiler Brennstoffe sparen. Um eine Beschleuni-
weise rückläufig ist. Bei einem genaueren Blick ver-
gung des Kesseltauschs zu erreichen, ist eine Ab-
wundert dies nicht. Um langfristige und kostenin-
wrackprämie für alte Heizungsanlagen in einem
tensive Investitionen zu tätigen, werden konstante
Alter zwischen 20 und 30 Jahren einzuführen.
Rahmenbedingungen benötigt. Doch sich ständig ändernde Bedingungen verunsichern die Eigentü-
Technische Anforderungen
mer, anstatt sie zu einer energetischen Sanierung
Durch die regelmäßige Verschärfung der Energie-
zu motivieren.
einsparverordnung (EnEV) veralten bereits ausgeführte Maßnahmen, da diese schon nach wenigen
Information und Beratung
Jahren nicht mehr den dann aktuellen Anforderun-
Um Eigentümer zu einer energetischen Sanierung
gen entsprechen. Eine weitere Verschärfung der
zu motivieren, sind objektive Informationen er-
EnEV ist zu unterlassen.
forderlich. Darum sollte jeder Eigentümer die Möglichkeit einer kostenfreien und ergebnisoffe-
Teilsanierungen
nen Beratung durch einen anerkannten Energie-
Teilsanierungen sind sinnvoll und sollten auch bes-
berater erhalten.
ser gefördert werden. Nur wenige Eigentümer können Gelder für eine Komplettsanierung aufbringen,
Förderung
Teilmaßnahmen hingegen lassen sich leichter finan-
Die Förderung von energetischen Sanierungen
zieren und bringen auch gewünschte Effekte.
soll wahlweise durch zinsverbilligte Darlehen, Zu-
Frank Behrend Vizepräsident Eigenheimerverband Deutschland e. V. www.ehvd.de
schüsse und – auch für selbst nutzende Eigentümer
Keine Koppelung
– steuerliche Abschreibungen erfolgen. So kann
Kann ein Eigentümer den Austausch der Heizungs-
sich jeder die für ihn beste Art der Förderung aus-
anlage finanzieren, wird aber im Nachhinein ge-
suchen. Die Förderung des Bundes sollte bei der
zwungen, zum Beispiel noch eine Solaranlage zu
KfW zusammengefasst werden (derzeit auch noch
installieren, so kann es gut sein, dass die gesam-
beim BAFA). In vielen Programmen fördert die KfW
te Finanzierung nicht zu stemmen ist. Das führt
energetische Maßnahmen nur, wenn diese bessere
letzten Endes dazu, dass auch die Heizung nicht
4|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
33
erneuert wird, und es ergibt sich überhaupt kein
nierungsmaßnahmen plant und den energetischen
energetischer Effekt. Auf eine sinnvolle Maßnahme
Zustand verbessern will. Der Verkäufer hat aber
sollte nicht zwangsweise eine weitere Maßnahme
mehrere hundert Euro für einen Energieausweis
gesattelt werden.
zu tragen, den keiner sehen will. Darum sollte die zwangsweise Erstellung und Vorlage von Energie-
Energieausweise
ausweisen abgeschafft werden.
Foto: © DiyanaDimitrova – www.istockphoto.com
Trotz der wiederholten Änderung der Bestimmungen zu Energieausweisen haben diese bisher kaum
Neubau
eine Akzeptanz gefunden. Dies ist sowohl bei der
Auch beim Neubau treiben die energetischen An-
Vermietung als auch beim Verkauf der Fall. Den
forderungen die Baukosten nach oben. Daher dür-
Käufer eines älteren Gebäudes interessiert der
fen die Anforderungen an Neubauten nicht weiter
Energiekennwert nicht, da er häufig ohnehin Sa-
verschärft werden.
Der Eigenheimerverband Deutschland e. V. vertritt nachhaltig und konsequent die Interessen der in seinen Vereinen und Verbänden organisierten Eigenheimer, das sind derzeit ca. 120.000 Personen im gesamten Bundesgebiet. Zweck ist die Förderung des selbstgenutzten Wohneigentums für weite Teile der Bevölkerung. Damit trägt der Verband Mitverantwortung für die allgemeine Wohnungs- und Gesellschaftspolitik. www.ehvd.de
Anzeige
Kein KeinAusweg AuswegbeibeiPensionszusagen? Pensionszusagen? Wußten Wußten Sie, Sie, dassdass die Rückstellungen die Rückstellungen für Betriebsrenten für Betriebsrenten in den in Handelsbilanden Handelsbilanzen zen für viele für viele Unternehmen Unternehmen zunehmend zunehmend zu einem zu einem Problem Problem geworden geworden sind sind bzw.bzw. sich sich als solche als solche nochnoch herausstellen herausstellen werden. werden. GrundGrund für den für den Anstieg Anstieg der der handelsbilanziellen handelsbilanziellen Pensionsrückstellungen Pensionsrückstellungen ist der ist anhaltend der anhaltend sinkende sinkende Zins.Zins. Wir Wir bieten bieten individuelle individuelle Lösungswege Lösungswege durchdurch Auslagerung Auslagerung und und AusfiAusfi nanzienanzierungrung IhrerIhrer Pensionszusage Pensionszusage auf einen auf einen extern extern Versorgungsträger. Versorgungsträger. So istSoIhre ist Ihre Pensionszusage Pensionszusage unabhängig unabhängig abgesichert. abgesichert. Fordern Fordern Sie unsere Sie unsere Informationsbroschüre Informationsbroschüre „Auslagerung „Auslagerung von von Pensionszusagen” Pensionszusagen” an! an!
Herbststraße Herbststraße 36a · 36a 82194 · 82194 Gröbenzell Gröbenzell · T +49 · T 8142 +49 8142 5876058760 · F +49 · F 8142 +49 8142 5710357103 · www.wbja.de · www.wbja.de
Sprechen SprechenSieSiemitmituns! uns!✆✆ 0814258760 0814258760 ÜberÜber 27 Jahre 27 Jahre Erfahrung Erfahrung im rechtssicheren im rechtssicheren Umgang Umgang mit Pensionszusagen mit Pensionszusagen
34
Energieeffizienz im Mittelstand Ist Energieeffizienz nicht ein Thema für Großkonzerne und Großverbraucher? Natürlich – dort gibt es ganze Abteilungen, die sich nur mit Effizienzfragen befassen. Durch eine Förderung kann nun der Mittelstand nachziehen. Energieeffizienz war jahrzehntelang kein großes Thema im Mittelstand. Energie war billig, und alle hatten die gleichen Bedingungen, sodass es keinen nennenswerten Wettbewerbsvorteil gab. Das hat sich in den letzten Jahren geändert. Energiepreise sind deutlich gestiegen und zu einem ernst zu nehmenden Faktor in der Kalkulation
gesetzt, von denen wir jedoch noch weit entfernt
geworden. Noch deutlicher zeigt sich die Proble-
sind. Nach einer Studie, die von der Branchenini-
matik, wenn man die Energiepreisentwicklung im
tiative Zukunft Erdgas in Auftrag gegeben wurde,
internationalen Rahmen betrachtet. Deutschland
hat Deutschland sein CO2-Budget für 2018 schon
nimmt einen Spitzenplatz ein. Es bedarf also ge-
Ende März aufgebraucht.
eigneter Maßnahmen, um Wettbewerbsnachteile Um dem deutschen Mittelstand ein erfolgreiches
zu verhindern.
Gegensteuern zu erleichtern, wurden verschieEs gibt zwei gute Gründe, sich des Energiethemas
dene Förderprogramme etabliert. Effizienzstei-
anzunehmen: einen ökonomischen – es geht um
gerung ist der einzig vernünftige Weg zu einer
Wettbewerbsfähigkeit – und einen ökologischen,
signifikanten CO2-Reduzierung.
den man auf keinen Fall aus dem Auge verlieren sollte. Wir alle haben eine Verantwortung unse-
Das einfachste Einstiegstool in die Effizienzver-
ren Kindern gegenüber. Deutschland hat sich
besserung ist die Energieberatung Mittelstand
in diesem Zusammenhang anspruchsvolle Ziele
(EBM). Auf deren Grundlage können notwendige Maßnahmen getroffen werden.
Industriestrompreisentwicklung verschiedener Länder (2007 – 2012) Deutschland China (Guangdong)
Frankreich Vereinigte Staaten
Wie funktioniert die Energieberatung Mittelstand? Zunächst muss ein unabhängiger Energiebera-
140
ter mit entsprechenden Qualifikationen und Er-
120
fahrungen gefunden werden. Das ist manchmal
100
schwierig, weil die Berufsbezeichnung Energieberater nicht geschützt ist. Jeder Stromverkäufer
80
nennt sich Energieberater. Es ist jedoch grundsätz-
60
lich kein Fehler, über den Energieeinkauf Kosten zu
40
reduzieren. Man sollte sich allerdings darüber im
20
Klaren sein, dass dadurch keine einzige Kilowattstunde weniger verbraucht wird. In vielen Fällen
0
2007
2008
2009
2010
2011
H1 2012
wird sogar mehr verbraucht, weil die Energie jetzt „billiger“ ist. Mit den eingesparten Mitteln kann
Quelle: IEA, IHS Energy
© CHEManager
man aber sehr gut die Energieberatung bezahlen,
4|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
35
sodass dieser Prozess
gleichen Schema aufgebaut. Wenn es konsequent
kostenneutral gestaltet
angewendet wird, werden damit alle energierele-
werden kann.
vanten Prozesse überwacht und gesteuert, was zu einer erheblichen Effizienzsteigerung führen
Der Energieberater erle-
kann. Allerdings ist ein Energiemanager mit ent-
digt nun alle Formalitä-
sprechender Qualifikation erforderlich. Und das
ten mit dem Bundesamt
Energiemanagementsystem
für Wirtschaft und Aus-
zertifiziert werden.
fuhrkontrolle
muss
regelmäßig
(BAFA),
damit die Beratung zu
In allen Fällen sind sämtliche Energieträger eines
80 Prozent gefördert
Unternehmens ausführlich zu betrachten. Es geht
wird. Diese hohe Förde-
also nicht nur um Strom und Gas, sondern auch
rung ist nicht zufällig, da
um Pellets, Biomasse, Kohle oder Hackschnitzel.
ein großes Interesse dar-
Auch die Eigenerzeugung durch Wind- und Son-
an besteht, die Klimazie-
nenenergie oder Blockheizkraftwerke fließen in
le zu erreichen. Erst nach
die Betrachtung ein.
einem positiven Förderbescheid wird ein Beratervertrag
abgeschlos-
sen. Die Inhalte der Beratung sind in der DIN EN 16247‑1 genau vorgegeben, und der Beratungsbericht wird anschließend auch vom BAFA geprüft.
Was ist der Inhalt einer solchen Beratung? Der Unternehmer bekommt eine detaillierte
„„
Um dem deutschen Mittelstand ein erfolgreiches Gegensteuern zu erleichtern, wurden verschiedene Förderprogramme etabliert.
Ist-Stand-Analyse. Auf Grund dieser Analyse werden Effizienzpotenziale aufgezeigt und für
Ob ein Unternehmen seine Effizienz mithilfe ei-
die entsprechenden Bereiche Veränderungsvor-
nes externen Energieberaters und der geförder-
schläge unterbreitet. Alle Vorschläge sind mit ei-
ten Energieberatung Mittelstand steigert oder ob
ner Kostenschätzung und Amortisationsbetrach-
ein Energiemanagementsystem nach ISO 50001
tung zu untermauern.
eingeführt werden sollte, hängt von verschiedenen Faktoren wie der Unternehmensgröße und
Der Weg zur Energieeffizienz ist ein Prozess, der
externen Einflüssen ab. In bestimmten Branchen
mit der Energieberatung Mittelstand lediglich be-
kann es vorkommen, dass als Lieferant nur zuge-
ginnt. Weitere Schritte müssen folgen. Und auch
lassen wird, wer ein Energiemanagementsystem
hier gibt es wieder diverse Förderprogramme,
eingeführt hat.
die den Weg erleichtern. Für diese Förderprogramme müssen in der Regel die zu erwarten-
Im Zweifel sollte ein zertifizierter Energieberater
den CO2-Reduzierungen ausgewiesen werden,
zurate gezogen werden. Eine Erstberatung zur Ent-
weil sie maßgeblich für die Förderung sind. Die
scheidungsfindung ist in der Regel kostenfrei.
Foto o.: © fotomek – www.fotolia.com
CO2-Reduzierungen wurden ja im Rahmen der Energieberatung bereits berechnet, sodass sie verfügbar sind.
Deutschland hat sein CO2-Budget für 2018 schon Ende März aufgebraucht Eine wirksame Reduzierung des
Eine weitere Möglichkeit für die kontinuierliche Verbesserung der energiebezogenen Leistung eines Unternehmens ist die Einführung eines Ener-
Energieverbrauchs ist nur über Effizienzsteigerungen zu erreichen Eine Energieberatung durch einen
giemanagementsystems nach DIN EN ISO 50001.
BAFA-gelisteten Berater kann zu 80 %
Jeder Unternehmer kennt Managementsysteme.
gefördert werden
Reinhard Gütz Präsident Motivation & Consulting Global n. e. V. Mittelstandsberater im IBWF Institut für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und -forschung e. V. www.mcg-consulting.de
Das Energiemanagementsystem ist nach dem
4|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
36
EU fördert energieeffizientes Bauen Die EU hat sich auf eine überarbeitete Richtlinie zur Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden geeinigt. Damit schafft sie notwendige Anreize für Gebäuderenovierungen. Vor allem finanzielle Einsparungen und die Schaffung neuer Arbeitsplätze im Renovierungs- und Bausektor sollen so ermöglicht werden.
„„
Gebäude sind nach einer Studie der Europäischen
die energieeffiziente Renovierung von Gebäuden
Kommission für etwa 40 Prozent des Energiever-
zu beschleunigen. Die Kommission hat außerdem
brauchs und für 36 Prozent der CO2-Emissionen
eine neue Gebäudedatenbank – das „EU Building
innerhalb der Europäischen Union verantwort-
Stock Observatory“ – veröffentlicht, um die
lich. Derzeit sind etwa 35 Prozent dieser Gebäude
Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden in ganz
über 50 Jahre alt, und fast 75 Prozent des Gebäu-
Europa zu erfassen. Die Initiative der Kommis-
debestands gelten nicht
sion „Smart Finance for Smart Buildings“ hat das
als energieeffizient. Dage-
Potenzial, zusätzliche öffentliche und private Mit-
gen werden je nach Land
tel in Höhe von zehn Milliarden Euro für Energie-
nur zwischen 0,4 und
effizienz und die Nutzung Erneuerbarer Energien
1,2 Prozent des Gebäude-
in Gebäuden freizusetzen.
Je nach Land werden nur zwischen 0,4 und 1,2 Prozent des Gebäudebestands im Jahr energieeffizient renoviert.
bestands im Jahr energieeffizient renoviert.
Die Überarbeitung unterstützt auch den Einsatz der Elektromobilitätsinfrastruktur in Parkhäu-
Mit einem energieeffizi-
sern und führt neue Bestimmungen zur Verbes-
enten
Gebäudebestand
serung intelligenter Technologien und gebäude-
könnten der Gesamtener-
technischer Systeme ein. Die neuen Regelungen
gieverbrauch in der EU
zielen darauf ab, bestehende Gebäude schneller
um fünf bis sechs Prozent
nachzurüsten und die Energieeffizienz neuer Ge-
und die CO2-Emissionen
bäude durch den Einbau „intelligenter“ Systeme
um etwa fünf Prozent ge-
zu verbessern.
senkt werden. Zudem stimulieren Investitionen in Energieeffizienz insbesondere die Bauwirtschaft,
In Deutschland gilt es jetzt, die Regelungen des
die rund neun Prozent des europäischen Brutto-
Energieeinsparungsgesetzes (EnEG 2013) und der
inlandsprodukts erwirtschaftet und 18 Millionen
Energieeinsparverordnung (EnEV 2014/ab 2016)
Arbeitsplätze schafft. Die kleinen und mittleren
anzupassen, diese im überfälligen Gebäudeener-
Unternehmen tragen mehr als 70 Prozent der
giegesetz (GEG) zusammenzufassen und durch
Wertschöpfung im EU-Bausektor bei. Gerade der
den Deutschen Bundestag zu verabschieden.
Mittelstand profitiert deshalb von einer Belebung
René Sittner Rechtsanwalt, Partner HAWS Rechtsanwälte BVMW-Mitglied www.haws.de
Von der Richtlinie zum nationalen Recht
Gebäude verbrauchen 40 % der Energie
Ende 2016 schlug die Kommission im Rahmen
75 Prozent der Immobilien sind nicht
in der EU energieeffizient
des Pakets „Saubere Energie für alle Europäer“ eine Aktualisierung der Richtlinie über die Ge-
Eine aktualisierte Richtlinie der EU soll
samtenergieeffizienz von Gebäuden von 2010
Abhilfe schaffen und setzt Anreize in der
vor, um den Einsatz intelligenter Technologien zu
mittelständischen Bauwirtschaft
fördern, bestehende Vorschriften zu straffen und
4|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
Foto: © Eisenhans – www.fotolia.com
der energetischen Sanierung.
37
Kürzung der kostenlosen Emissionszertifikate – neue Belastungen für KMU Das Bundesverfassungsgericht hat Anfang März 2018 die Verfassungsbeschwerde eines Braunkohlekraftwerk-Betreibers gegen die Kürzung seines Kontingentes an kostenlosen Emissionszertifikaten nicht zur Entscheidung angenommen. Insbesondere sei die Kürzung nicht gleichheitswidrig im Vergleich zu Industrieanlagen-Betreibern. Die Folgen für den Strompreis sind noch nicht absehbar.
„„
Fraglich bleibt, welche Folgewirkungen sich aus der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes f ür den Mittelstand ergeben.
Das europäische Emissionshandelssystem dient
Zuteilung
dem Klimaschutz, indem die Treibhausgas-Emis-
kostenlo-
sionen bestimmter Anlagen auf eine Gesamtmenge
ser Emissi-
begrenzt und handelbare Zertifikate zur Emission
onsberech-
ausgegeben werden. Die schrittweise Reduktion
tigungen
der erlaubten Emissionsmenge und die Attraktivität
verbunde-
der Verringerung von Emissionen durch den Verkauf
ne größere
nicht genutzter Emissionsberechtigungen sollen
Belastung
dabei den Rückgang des Ausstoßes von Treibhaus-
der stromproduzierenden Anlagen der Energiewirt-
gasen fördern.
schaft im Vergleich zu Industrieanlagen sei aus Grün-
Foto: © querbeet – www.istockphoto.com
den der Vorteilsabschöpfung gerechtfertigt. Mit der Der deutsche Gesetzgeber hatte die Gesamtmenge
Kürzungsregelung würden Vorteile ausgeglichen, die
der Zertifikate für die Zuteilungsperiode 2008 bis
den Stromproduzenten mit der kostenlosen Zutei-
2012 auf 453,07 Millionen pro Jahr beschränkt. Bei
lung von Emissionszertifikaten über die Befugnis zur
Übersteigen der Gesamtmenge sowie für die Schaf-
Nutzung der Luft zum Anlagenbetrieb hinaus zuteil
fung eines Kontingentes an kostenpflichtigen Zerti-
würden. Auf dem deutschen Strommarkt bestehe
fikaten war eine anteilige Kürzung von kostenlosen
nämlich anders als in anderen Branchen ein hoher
Emissionsberechtigungen, und zwar ausschließlich
Einpreisungsgrad, sodass Stromerzeuger mit den
zu Lasten von stromproduzierenden Anlagenbetrei-
kostenlos zugeteilten Zertifikaten unbeabsichtigte
bern, vorgesehen.
Zusatzerlöse generieren könnten.
Für das Kraftwerk der Beschwerdeführerin waren
Fraglich bleibt, welche Folgewirkungen sich aus der
nach erfolgter Kürzung durch die Deutsche Emis-
Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes für
sionshandelsstelle nur noch rund 50 Prozent der Zer-
den Mittelstand ergeben. Denkbar ist vor allem eine
tifikate kostenlos. Nach dem erfolglosen Beschreiten
noch weitergehende Einpreisung von Kosten in den
des Rechtsweges durch den Anlagenbetreiber kam
Strompreis, die sich, unmittelbar oder mittelbar, aus
die Sache schließlich zum Bundesverfassungsgericht.
dem verringerten Kontingent an kostenlosen Zerti-
Dieses konnte indes keine Verfassungswidrigkeit der
fikaten ergeben. Dies würde gerade für strominten-
Kürzung, insbesondere nicht im Vergleich zu den In-
sive mittelständische Betriebe eine weitergehende
dustrieanlagen, feststellen. Die mit der Kürzung der
Belastung bedeuten.
Dr. jur. Dr. rer. medic. Simon Alexander Lück Rechtsanwalt und Fachanwalt für Medizinrecht & Verwaltungsrecht Mittelstandsberater im IBWF Institut für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und -forschung e. V.
www.bbm-recht.de
4|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
38
Energiescout im Förderdschungel Kleine und mittlere Betriebe freuen sich über Unterstützung bei Sparmaßnahmen. Das Bundesministerium für Wirtschaft bietet Hilfe an. Doch wer sich schlau machen will, landet im Förderdschungel. DER Mittelstand. versucht, das Dickicht zu lichten. Die Energiewende läuft stockend, aber die neue
stand“, die ebenfalls nichts anderes als eben jenes
Bundesregierung nimmt das Unterfangen durch-
Contracting ist.
aus ernst und will die Wirtschaft bei energetischen Sparmaßnahmen unterstützen. Vor allem
Den Überblick finden
KMU soll geholfen werden. Doch will ein Mittel-
Klarer strukturiert ist die Förderdatenbank des
ständler wissen, woher und wieviel Geld er für
BMWi, die dankenswerterweise ihre eigene Do-
ein Blockheizkraftwerk oder eine Solaranlage be-
main hat: foerderdatenbank.de. Unternehmer
kommt, fühlt er sich erstmal alleingelassen. Wer
können im Feld „Schnellsuche“ ihr Bundesland,
ist Ansprechpartner? Welche Internetseite infor-
unter „Förderberechtigte“ „Unternehmer“ und
miert über die ersten Schritte?
unter „Förderbereich“ „Energieeffizienz und erneuerbare Energien“ auswählen.
Im Dschungel der Fördermittel für Wirtschaft und Energie die richtige Adresse
Erst nachdenken, dann Fördermaßnahmen suchen
Man könnte vermuten, dass das Bundesministerium wäre. Doch von BMWi.de muss man sich durch zahl-
Generell empfiehlt es sich, erst einen Energiebe-
reiche Menüpunkte quälen, um dann schließlich
rater in der Region zu konsultieren, der dann je
bei deutschland-machts-effizient.de zu landen. Also
nach Sachlage auch das entsprechende Förder-
lieber gleich dorthin, um dann auf den Menüpunkt
programm des Bundes empfehlen kann. Ein Ener-
„Unternehmen“ zu klicken. Hier wird es schon kon-
giescout kann bei vielen wichtigen Fragen helfen:
kreter: Wir finden Vorschläge, wie Unternehmen
Für welche Fördermaßnahme ist das Unterneh-
sich zu „Energieeffizienz-Netzwerken“ zusammen-
men qualifiziert, für welche nicht? Um welches
schließen, und einen „Energieaudit“, der Energie-
Fördervolumen geht es in Relation zur Unterneh-
verbrauch und -kosten im Betrieb analysiert. Unter
mensgröße? All dies sind Faktoren, die die Bun-
„Energiemanagement“ entdecken wir Informatio-
desbehörden online nur unklar vermitteln. Die Mi-
nen zum „Energiespar-Contracting“, ein Förder-
nisterien wären gut beraten, einen IT-Berater zu
programm, das Energieeffizienzberatung (nur die
konsultieren, um die Fördermaßnahmen für KMU
Beratung wohlgemerkt) zu 80 Prozent und bis zu
transparent und gut gegliedert darzustellen. Das
6.000 Euro bei Energiekosten über 10.000 Euro
spart viel Energie – und Zeit.
unterstützt. Ob nun auch die Energiesparmaßnahvom jeweiligen Vertrag mit dem Energieberater ab.
Die Suche nach Fördermaßnahmen im Energiebereich gestaltet sich
Im Dunkeln bleibt auch, warum eine untergeordnete Behörde wie das exotisch anmutende BAFA,
Bernd Ratmeyer Wissenschaftsjournalist und Lektor
unübersichtlich Die Förderdatenbank des BMWi
das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkon-
(foerderdatenbank.de) bietet einen
trolle, auf seiner Seite bafa.de unter dem Menü-
strukturierten Überblick
punkt „Energie/Energieberatung“ gleich zwei
Ein Energieberater vor Ort kann individuell
KMU-Angebote aufführt: die bekannte „Contrac-
passende Förderprogramme empfehlen
ting-Beratung“ und die „Energieberatung Mittel-
4|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
Foto: © Soonthorn – www.fotolia.com
me selber unterstützt wird, bleibt unklar und hängt
Partnerverband der Mittelstandsallianz
Der Staat verdient zu viel am Stromkonsum Mehr als zehn Milliarden Euro haben die privaten Haushalte im Jahr 2017 über ihren Stromkonsum an den Fiskus gezahlt, wie das Deutsche Steuerzahlerinstitut des Bundes der Steuerzahler (DSi) errechnet hat. Besonders ärgerlich: 2,6 Milliarden Euro davon verdient der Staat alleine durch die Besteuerung von politisch beschlossenen Abgaben. Nirgends in der Europäischen Union müssen die
Doppelt ärgerlich ist, dass sich
privaten Haushalte für ihren Stromkonsum tiefer
die politisch beschlossenen Be-
in die Tasche greifen als in Deutschland. So ist der
lastungen kumulieren: So wird
deutsche Haushaltsstrompreis rund doppelt so
die Umsatzsteuer beispielsweise
hoch wie in den Nachbarländern Niederlande,
auch auf die Stromsteuer, Kon-
Polen und Tschechien.
zessionsabgabe,
EEG-Umlage
und weitere politisch beschlosDabei besteht der überwiegende Teil des deut-
senen Abgaben gezahlt – es ist
schen Haushaltsstrompreises aus politisch be-
quasi eine „Steuer auf die Steu-
schlossenen Abgaben. Im Jahr 2017 zahlten die
er“. Knapp 1,6 Milliarden Euro
Kunden 54 Prozent des Strompreises für Steu-
entfielen auf die Umsatzsteuer,
ern, Umlagen und weitere Abgaben. Die größ-
die private Haushalte auf die
te politisch verursachte Belastung ist dabei die
EEG-Umlage gezahlt haben. Für
EEG-Umlage, mit der der Ausbau der Erneuer-
die Umsatzsteuer auf die Stromsteuer waren dies
baren Energien subventioniert wird. Seit Einfüh-
rund 470 Millionen Euro und rund 370 Millionen
rung der Förderung haben die Stromverbraucher
Euro Umsatzsteuer auf die Konzessionsabgabe.
Autor: © Philipp Wehrend; Foto o.: sebra – www.fotolia.com
durch das Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) die Betreiber der Ökostrom-Anlagen mit rund
Um die Stromverbraucher zeitnah zu entlas-
200 Milliarden Euro subventioniert. Auch die
ten, sollte die Stromsteuer gesenkt werden. Der
Stromsteuer und Abgaben, wie beispielsweise
Stromsteuersatz liegt in Deutschland um mehr
die KWK-Umlage, erhöhen den Strompreis. Für
als das 20-fache über dem EU-Mindeststeuersatz
einen typischen privaten Haushalt haben sich
für die nichtbetriebliche Verwendung. Zudem
die Stromkosten seit dem Jahr 2000 auf rund
sollte die Mehrwertsteuer auf Strom von 19 auf
1.000 Euro mehr als verdoppelt. Die im Strom-
sieben Prozent reduziert werden. Bei elektri-
preis enthaltenen Steuern, Abgaben und Umla-
schem Strom handelt es sich um ein lebensnot-
gen haben sich im gleichen Zeitraum sogar mehr
wendiges Gut, das höchstens mit dem ermäßig-
als verdreifacht. Das zeigt: Der Strompreistreiber
ten Mehrwertsteuersatz belastet werden sollte.
Nr. 1 ist der Staat.
Die Umsetzung der Reformvorschläge würde die privaten Stromverbraucher insgesamt um rund
Auch der Fiskus verdient kräftig mit am privaten
6,2 Milliarden Euro pro Jahr entlasten. Das ist
Stromkonsum. Das Deutsche Steuerzahlerinsti-
angesichts hoher Strompreise und sprudelnder
tut des Bundes der Steuerzahler hat errechnet,
Steuereinnahmen überfällig.
wieviel der Staat im Jahr 2017 durch den Stromkonsum privater Haushalt in etwa eingenom-
Das DSi kompakt Nr. 35
men hat. Danach flossen rund 10,2 Milliarden
„Wie der Staat am Stromverbrauch
Euro über Steuern und weitere Abgaben auf den
verdient“ erhalten Sie kostenfrei unter
Stromkonsum an den Fiskus. Allein auf die Um-
www.steuerzahlerinstitut.de
Philipp Behm Leiter Recherche Bund der Steuerzahler Deutschland www.steuerzahler.de
satzsteuer entfielen rund 5,8 Milliarden Euro.
4|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
39
40
Energiesparen: leichter als gedacht Energiewende und Klimaschutzziele sind die großen Herausforderungen der nächsten Jahre. Wie insbesondere kleine und mittlere Unternehmen ihren Beitrag dazu leisten können und dabei selbst profitieren, zeigen nachfolgende best-practice-Beispiele unserer Mitgliedsunternehmen.
Energieeffizienzkonzepte der Ortrander Eisenhütte GmbH Die Ortrander Eisenhütte ist eine der moderns-
Erreicht wurden die Einsparungen über ein Bün-
ten Eisen-Gießereien in Europa. Die Hütte reali-
del von Maßnahmen:
siert etwa 50 Millionen Umsatz und beschäftigt
Technische Veränderungen bei den Schmelz-
über 300 Mitarbeiter. In einer Eisenhütte wird
spulen
die meiste Energie verbraucht, um das flüssige
Veränderung des Wartungsregimes
Eisen zu erschmelzen. Die Hütte setzt als Ener-
Optimieren der Arbeitsabläufe
gieträger dafür Strom ein und verbraucht insge-
Das Beschicken der Schmelzöfen wurde auf die
samt circa 50 GWh im Jahr.
physikalischen Gegebenheiten des Schmelzvorganges eingestellt
Die ersten systematischen Überlegungen zur Energieeffizienz begannen im Jahre 2006. Da-
Der Erfolg dieser Maßnahmen führte zu einer
mals wurde ein brandenburgisches Impuls-
ganzen Reihe von weiteren Projekten, die über
netzwerk gegründet mit dem Ziel, Energie im
das Thema Beleuchtung weit hinausgehen. Mit
Schmelzbetrieb einzusparen. Die Teilnehmer
jährlich neuen Projekten zur Steigerung der
waren zwei Gießereien, der lokale Energiever-
Energieeffizienz wird der eingeschlagene Weg
sorger, ein Rohstofflieferant, ein Anlagenbauer
konsequent weiterverfolgt.
für Schmelztechnik sowie zwei universitäre Eingie einzusparen. Die erste Zielgröße war ein Verbrauch an Schmelzstrom inklusive Prozessführungsverluste von 520 KW pro Tonne flüssigem Eisen. Dieses wurde erreicht und über die Jahre weiter optimiert. Aktuell liegt die Hütte bei einem Verbrauch von unter 500 KW pro Tonne flüssigem Eisen. Die Hütte erschmelzt pro Jahr circa 50.000 Tonnen flüssiges Eisen. Damit wurde und wird eine Einsparung von ca. 4.000.000 KW pro Jahr realisiert.
Bernd H. Williams-Boock Geschäftsführer Ortrander Eisenhütte GmbH BVMW-Mitglied
Schmelzofen in der Ortrander Eisenhütte.
Ortrander Eisenhütte GmbH:
Mitarbeiter: circa 300
Das Unternehmen liefert seit rund 120
Geschäftsführer: Bernd H. Williams-Boock
Jahren dünnwandigen, gewichtssparenden
Firmensitz: Ortrand (Brandenburg)
Qualitätsguss
www.ortrander.de
4|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
Foto: © Ortrander Eisenhütte; Foto o.: juerginho – www.shutterstock.com
richtungen. Ziel war es, rund 15 Prozent Ener-
41
Euro Courier Logistics GmbH – neue Firmenzentrale spart 50 Prozent Energiekosten Als Firmeninhaber Sebastian Fankhänel vor
Über zwei Regenwasser-Zis-
rund vier Jahren den Bau seiner neuen Unter-
ternen werden sämtliche Toi-
nehmenszentrale plante, stand für ihn vor al-
lettenspülungen im Gebäude
lem eines fest: Sämtliche Anlagen sollten unter
versorgt sowie die Fahrzeug-
energiewirtschaftlichen Gesichtspunkten seine
waschanlagen für Transporter
Kostenbilanz entlasten. So entstand in Chemnitz
und LKW.
für 3,1 Millionen Euro nicht nur ein stylischer Bau des Architektenbüros Furoris X art, sondern
Durch
auch ein Gebäude, das dem Unternehmer eine
becken mit 120 Kubikmeter
ein
Regenrückhalte-
Ersparnis von rund 50 Prozent seiner Energie-
Fassungsvermögen muss das
kosten einbrachte. Erreicht hat er das mit folgen-
Unternehmen keine Abwasser-
den Maßnahmen:
gebühren für Niederschlagswasser an die Kommune zahlen.
Firmeninhaber Sebastian Fankhänel vor dem neuen Firmengebäude der Euro Courier Logistics.
Wärmepumpe und Lüftungsanlage arbeiten wie ein Team zusammen: Während die Wärmepumpe
Vier Parktaschen für die Transporter sind für
mit Erdwärme vor allem in der kalten Jahreszeit
Elektromobilität mit Starkstromkabeln vorgerüs-
für angenehme Temperaturen im Verwaltungsge-
tet. Sobald der Markt Fahrzeuge mit hoher Batte-
bäude sorgt, arbeitet die Lüftungsanlage nach dem
rieleistung anbietet, wird hier nachgerüstet.
Prinzip der Energierückgewinnung. Damit werden im Sommer die Kühlaggregate angetrieben, die un-
Die Fenster im Verwaltungsgebäude bestehen
nötige Hitze aus dem Gebäude vertreiben.
aus dreifach verglasten Scheiben mit UV-SchutzFaktor. So werden Blendwirkung und UV-Licht
Über eine Luftsolaranlage wird die 800 Quadrat-
vermindert.
meter große Umschlaghalle mit Wärme versorgt. Das geschieht über ein 30 Quadratmeter großes
Alle Wände im Gebäude sind mit Lehmputz ver-
Wabengeflecht mit Solarpanels an der Südseite
siegelt. Das sorgt für ausgewogene Luftfeuchtig-
der Halle. Hinter den Panels verbirgt sich ein Lüf-
keit und für ein angenehmes Raumklima.
ter, der die Sonnenenergie in die Halle einbläst. Darüber hinaus sind die Dächer des VerwaltungsDas Sheddach der Umschlaghalle garantiert
traktes begrünt, und ein Teil der Außenflächen
durch pultartig angeordnete Oberlichter einen
besteht aus einer üppig blühenden Bienenwiese,
breit gestreuten Einfall von Tageslicht. So müssen
die nur zweimal im Jahr gemäht werden muss. Auf
in der Halle kaum künstliche Beleuchtungskörper
dem Rest der Außenanlage grasen zwei Schafe,
eingeschaltet werden.
die das Rasenmähen unnötig machen.
Foto: © EuroCourier Logistics
Die Euro Courier Logistics GmbH ist ein
Euro Courier Logistics GmbH:
europaweit tätiger Expressdienstleister
Firmensitz: Chemnitz
für den Warenversand. Zur Fahrzeug-
Firmengründung: 2000
flotte gehören 50 Transporter und LKW.
Mitarbeiter: 80
Inhaber und Firmenchef Sebastian Fank-
www.ecl24.de/de
hänel begann seine Karriere als LogistikUta Georgi BVMW Pressesprecherin Sachsen
unternehmer 1993 als Motorradkurier. Heute erwirtschaftet sein Unternehmen acht Millionen Euro Umsatz im Jahr.
uta.georgi@bvmw.de
>> 4|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
42
Energie-Optimierung bei B2benergy Sindelfingen liegt in der Mitte Baden-Württem-
ten um mehr als die Hälfte gesenkt werden – von
bergs, wo das Wort „sparen“ eine gewisse Be-
34.000 auf 16.000 Euro.
deutung hat. Eine Chance für Unternehmen, die schwäbischen Firmen oder Hausverwaltungen
Natürlich spielt auch die Digitalisierung eine gro-
helfen, ihre Energiekosten zu senken.
ße Rolle. Sämtliche Informationen kann der Kunde über einen digitalen Zugang überall abrufen. Gleiches gilt auch für das beständige Monitoring seitens B2benergy. Neben der umfassenden Beratung bezüglich der Energieverbrauchsstruktur kommt je nach Möglichkeit modernste Technologie zum Einsatz: auf den Raum abgestimmte Lichttechnik, Spezialtransformatoren und natürlich Photovoltaik-Anlagen. Außerdem hat sich B2benergy das Ziel gesetzt, die gesetzlich verpflichtende Umrüstung auf digitale Zähler (Smart Meter) für mittelständische Unternehmen so in Angriff zu nehmen, dass diese
Seit rund zehn Jahren ist der effektive Um-
optimal davon profitieren. Ausgestattet mit inno-
gang mit Energie das Spezialgebiet der Firma
vativen Zusatzfunktionen kann die neue Zähler-
B2benergy. Geschäftsführer Ahmet Topalak weiß,
generation dazu beitragen, die jährlichen Ablese-
dass die liberalisierten Energiemärkte Europas
und Administrationsaufwände zu reduzieren. Ziel
heute eine große Bandbreite von Beschaffungs-
der neuen Angebote sind zügigere Abrechnungen
strategien und eine vollständig freie Auswahl
und die Möglichkeit, den Verbrauch sowie die Kos-
des Energielieferanten erlauben. Neben diesen
ten besser nachvollziehen zu können. Ferner wer-
Chancen bestehen aber auch ausgeprägte Risi-
den detaillierte Verbrauchsdaten generiert, um
ken aufgrund stark schwankender Marktpreise.
den individuellen Stromverbrauch zu optimieren.
B2benergy unterstützt Unternehmen bei der Auswahl der betrieblich orientierten Gesamt-
Aufbauend auf diesen Funktionen wird es möglich,
konzepte und ermöglicht Kostensenkungen, zum
die Dienste und Prozesse mit den Ablesedienst-
Beispiel durch Markt- und Börsenbeobachtung,
leistern in Bezug auf die verbrauchsabhängigen
Tranchen und Bündelungseffekte im Einkauf.
Heiz- und Warmwasserkostenabrechnungen auszuweiten. Daraus resultiert ein deutlicher Mehrwert gegenüber den Basiszählern, die gesetzlich
und Kostensenkung stellt die Zusammenarbeit
vorgeschrieben in den nächsten Jahren durch die
mit einem Unternehmen des Röhm Verlags Sin-
grundzuständigen Messstellenbetreiber (meist
delfingen dar. Die Gesamtenergiekosten konn-
Netzbetreiber) eingeführt werden.
Die liberalisierten Energiemärkte bergen Chancen und Risiken Eine Umrüstung auf intelligente Systeme ermöglicht erhebliche Dr. Ulrich Köppen BVMW Pressesprecher Baden-Württemberg
Foto: © Manuel Schönfeld – www.fotolia.com
Ein typisches Beispiel für Energieoptimierung
B2benergy GmbH: Firmensitz: Sindelfingen Mitarbeiter: 8 www.b2benergy.de
Einsparungen Optimierer wie B2benergy bieten ganzheitliche, smarte Lösungen
mittelstand@bvmw.de
>> 4|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
43
Solaranlage ausgliedern und damit Kosten senken Solarstromanlagen eignen sich hervorragend, um die Anforderungen der Energieeinsparverordnung zu erfüllen. Sie verursachen jedoch Investitionskosten und Verwaltungsaufwand. Zudem ist die Solaranlage eine Betriebsvorrichtung, und der bürokratische Aufwand ist hoch. Dabei ist Solarstrom langfristig preisstabil, spart viele Tonnen CO2 und ist auf den Primärenergiebedarf von Gebäuden anrechenbar. Zudem ist die Erzeugung vollkommen emissionsfrei. Die Gründer von RE.source Projects hatten die Idee, vor Ort erzeugten Solarstrom so einfach anzubieten wie Netzstrom und die Nutzung auch Gewerbemietern zu ermöglichen. Das Berliner Unternehmen bietet gewerblichen Kunden
Foto: © Petair – www.fotolia.com
Solarstrom unterhalb der Netzstromkosten an – mit kurzen Laufzeiten oder langfristigen Preisga-
Re.source bleibt weiterhin innovativ: Ab sofort
rantien. Viele Unternehmen setzen auf Nachhal-
wird jedes Projekt mit einer Solartankstelle aus-
tigkeit, möchten jedoch Mehrkosten vemeiden.
gestattet.
Mit dem RE.source Solar Contracting sparen die Kunden jährlich bis zu 500 Tonnen CO2 und 2,5 Millionen Liter Wasser. Zudem reduzieren
RE.source Projects GmbH:
sie Energiekosten und entkoppeln ihre Strom-
Geschäftsführer: Benjamin Hofer
rechnung von vielen Abgaben, Steuern und Entgelten. Solar Contracting macht Solarstrom so einfach wie Netzstrom.
& Tilo T. Nahrath www.REsourceprojects.de
Tilo T. Nahrath RE.source Projects GmbH BVMW-Mitglied
Anzeige
Zukunft Raum.
Bauen. Visionen erschaffen. Gemeinsam mit Ihnen, unseren Kunden, Partnern und Mitarbeitern, gestalten wir täglich ein Stück Zukunft – und das seit vielen Jahrzehnten. Dass wir die Zukunft des Bauens im Blick haben und innovativ gestalten, beweisen wir Ihnen auf: zukunft-raum.info
Besuchen Sie unseren Messestand 8. bis 10. Oktober 2018 Halle C1, Stand 242
44
Windräder 4.0 In jeder Ausgabe stellt DER Mittelstand. BVMW Mitgliedsunternehmen und ihre Produkte vor. Diesmal die neuen Windräder der Firma Enercon. Gechäftsführer Hans-Dieter Ketting ist Mitglied des Bundeswirtschaftssenats. Als Reaktion auf sich ändernde Marktanforderungen entwickelte Enercon zwei neue Anlagentypen auf Basis der EP3-Plattform: die E-126 EP3 für Windklasse-IIA- und die E-138 EP3 für Windklasse-IIIA-Standorte. Neben signifikanten Leistungs- und Effizienzsteigerungen stehen bei beiden Neuentwicklungen optimierte Prozesse bei Produktion, Transport & Logistik, Aufbau und Inbetriebnahme im Vordergrund.
Die 3- bis 4-MW-Klasse ist eines der wichtigsten Marktsegmente bei Onshore-Windenergieanlagen. 2.000 Anlagen hat Enercon seit 2011 weltweit installiert. Aufgrund von Änderungen der Rahmenbedingungen stellen sich jedoch neue Anforderungen an die Anlagentechnologie in diesem volumenstarken Segment.
Bei den neuen EP3-Maschinen wird die Gesamtperformance signifikant erhöht. Erreicht wird die Effizienzsteigerung durch eine Vergrößerung der Erntefläche und eine Steigerung der Nennleistung. Die E-126 EP3 wird über Nennleistungen von 3,0 bis 4,0 MW verfügen, die E-138 EP3 über eine Nennleistung von 3,5 MW.
4|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
45
Beide Anlagentypen sind konsequent auf Effizienz getrimmt. Sämtliche Abläufe – von der Produktion über Transport & Logistik bis Aufbau und Inbetriebnahme – werden optimiert. Ziel ist es, alle Prozesse zu vereinfachen und zu verkürzen und somit in Anpassung an die sich verschärfenden Markt- und Wettbewerbsbedingungen auch günstiger zu machen. Bezogen auf die Technologie verfolgt Enercon den Ansatz einer durchweg effizienten, kompakten und kostenoptimierten Maschine. Die Anlagen folgen einem radikal funktionalen Kompaktdesign, die bislang für Enercon typische Ei-Form der Gondel wird bei den neuen EP3-Anlagen nicht mehr verfolgt. Die EP3-Bauteile sind optimal an den Antriebsstrang angepasst. Die Gondel ist klein gehalten, ihr Innenraum optimal ausgenutzt.
Die Größe von Maschinenhaus und Nabe ist so weit reduziert, dass beide Komponenten als jeweils eine Transporteinheit endmontiert und funktionsgeprüft im Werk auf einen Schwertransporter verladen und zum Aufbauort transportiert werden können. Auf der Baustelle sind anschließend keine umfangreichen Komplettierungsschritte mehr erforderlich. Transportaufwand und Aufbauzeit lassen sich somit erheblich verringern.
Unternehmenssteckbrief: Fotos: © Enercon GmbH
Geschäftsführer: Hans-Dieter Kettwig Sitz: Aurich (Niedersachsen) Gründung: 1984 Mitarbeiter: weltweit direkt und indirekt rund 18.000 Branche: Onshore-Windenergieanlagen BVMW-Mitglied www.enercon.de
4|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
46
Win-win-Strategie für Unternehmen und Studierende Viele Mittelständler kooperieren erfolgreich mit Hochschulen. Von dieser Zusammenarbeit profitieren beide Seiten: Die Lehranstalten und ihre Studentenschaften erhalten Einblick in innovative Fertigung und technologische Praxis, die Firmen reichern ihre eigene Expertise an und kommen in Kontakt mit künftigen Fachkräften. Die Viessmann Group gehört mit einem Um-
Bachelor-Studiengängen teilnehmen“, sagt Georg
satz von 2,37 Milliarden Euro und 12.100 Mit-
Glade, Ausbildungsleiter der Viessmann Werke
arbeitern – davon 7.100 in Deutschland – zu den
GmbH & Co KG und zuständig für Kooperationen
international führenden Herstellern von Heiz-,
mit Hochschulen und Instituten. „Dabei konnten
Industrie- und Kühlsystemen. Als Familienunter-
wir an der Erstellung einzelner Curricula mitwir-
nehmen, das Mitglied im Bundeswirtschaftssenat
ken.“ Außerdem ermögliche Viessmann pro Jahr
des BVMW ist, anlässlich seines 100-jährigen Fir-
etwa vier bis sechs Mitarbeitern berufsbegleiten-
menjubiläums im April 2017 an seinem Stammsitz
de Masterstudiengänge an der THM.
im hessischen Allendorf (Weser) ein neues Forschungs- und Entwicklungszentrum einweih-
„Wir bieten Praktikumsplätze und Bachelor-
te, sagte Chairman Martin Viessmann:
oder Masterarbeitsplätze für Studierende der
„Das Technikum ist zukünftig un-
THM und für Studierende von ausländischen
sere Keimzelle für Innovationen
Kooperationsuniversitäten der THM an“, führt
für die Energiewende und im
Glade weiter aus. „Unsere Bachelor-Studenten
Bereich der Digitalisierung.“
erhalten die Möglichkeit, Auslandssemester an internationalen Partneruniversitäten der THM
Bundeskanzlerin
Angela
zu belegen.“ Eine weitere wichtige Partnerschaft
Merkel, Ehrengast bei der
bestehe seit 2010 mit der University of Wis-
Eröffnung
50-Millio-
consin in Oshkosh, USA. Jährlich würden so 20
der
nen-Investition, war beein-
ausgewählte Viessmann-Mitarbeiter für jeweils
druckt: „Sie unterstreichen da-
vier Wochen an einem Leadership-Develop-
mit, welchen hohen Stellenwert
ment-Programm in Oshkosh teilnehmen. Eben-
Sie Forschung und Entwicklung in
falls jedes Jahr finde am Stammsitz in Allendorf
Ihrem Unternehmen einräumen.“ Und der
das Viessmann-Sustainability-Seminar statt, an
hessische Wirtschafts- und Energieminister Tarek
dem 20 amerikanische und zehn der dualen Viess-
Al-Wazir lobte vor allem das Engagement „als Ko-
mann-Studenten teilnehmen würden.
operationspartner zahlreicher Hochschulen“. gibt es Kooperationen oder gemeinsame Projek-
Ein wichtiger Partner ist die Technische Hoch-
im Rahmen eines Beratungsprojektes ein Wei-
schule Mittelhessen (THM). Mit der THM und
terbildungskonzept für Viessmann zum Thema
der Edertalschule in Frankenberg bietet Viess-
„Fit für die Industrie 4.0“ entwickelt. Zudem ste-
mann in dem Projekt „Young Engineer Academy“
hen immer wieder Exkursionen von Studieren-
Oberstufenschülern Einblick in den Ingenieurs-
dengruppen auf dem Programm, und jedes Jahr
beruf mit den Schwerpunkten Robotik und In-
schreiben 20 bis 25 Studierende von verschiede-
formatik. „Viessmann entsendet jährlich rund
nen Unis ihre Abschlussarbeiten bei Viessmann.
20 Studierende an die THM, die an sechs dualen
„Bei der Unterstützung von Forschung und Lehre
te. So hätten acht Studierende der FH Darmstadt
4|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
Foto: © denisismagilov – www.fotolia.com
Auch mit verschiedenen anderen Hochschulen
Mitwirkung an der Erstellung von Curricula
47
findet ein Wissenstransfer in beide Richtungen
und Energie einzusparen – daraus ergeben sich
statt, der allen Beteiligten nutzt“, sagt Georg
häufig Kooperationen. So begann für die WUQM
Glade. Dabei entstünden auch wichtige Kontakte
2008/2009 mit einem EMAS-Pilotprojekt an
zu potenziellen Mitarbeitern.
der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) eine fruchtbare und erfolg-
Selbst kleine Betriebe wie die Würzburger
reiche Zusammenarbeit mit bis heute insgesamt
Umwelt- und Qualitätsmanagement (WUQM)
acht Hochschulen bei der Implementierung von
Consulting GmbH kooperieren mit Hochschulen.
Umweltmanagementsystemen.
Foto o.: © denisismagilov – www.fotolia.com; Foto r.: © denisismagilov – www.fotolia.com
Die Firma, ebenfalls Mitglied im BVMW, berät seit über 20 Jahren Unternehmen und Organi-
„Mit einem ausgegründeten Start-up-Unter-
sationen beim Aufbau, der Umsetzung und der
nehmen der EMAS-zertifizierten Hochschule für
Überprüfung von Umwelt-, Energie- und Quali-
Technik in Stuttgart arbeiten wir derzeit an der
tätsmanagementsystemen. „Unser Team aus
Verbreitung digitalisierter Lösungen und Tools
hochqualifizierten Beratern begleitet vor allem
für die Umweltmanagementberatung“,
Mittelständler und öffentliche Organisationen
sagt Stefan Müssig. „Und aus dem
bei der Einführung von prozessorientierten Ma-
Umfeld von Hochschulen und
nagementsystemen nach internationalen ISO-
anderen wissenschaftlichen
und anderen Standards und bereitet sie in der
Instituten bekommen wir
Regel auf die externe Zertifizierung durch unab-
seit Jahren immer wieder
hängige Auditoren vor“, sagt Stefan Müssig, der
Praktikanten
die WUQM Consulting gemeinsam mit Michael
denten, die Bachelor- oder
Zöller führt. Das Kernteam besteht aus den bei-
Masterarbeiten bei uns ab-
den Chefs und drei weiteren Angestellten – ver-
solvieren möchten.“ Diese
stärkt wird es von mehreren freien Mitarbeitern.
qualifizierten Nachwuchskräf-
oder
Stu-
te seien potenzielle Bewerber,
Vom Energie-Pilotprojekt zur Kooperation mit acht Hochschulen
und einige wurden dann auch tatsächlich Mitarbeiter der WUQM.
„Qualitäts-, Umwelt- und zunehmend auch Arbeitsschutzmanagement stellen heute eine Art Marktzugangsberechtigung dar“, so WUQMGeschäftsführer Müssig, „im Bereich Energiemanagement ist ein ISO 50001- oder EMAS-Zer-
BVMW-Mitglieder haben erfolgreiche Kooperationen mit Hochschulen etabliert Vom wechselseitigen Wissenstransfer
tifikat oder ein Energieaudit nach DIN EN 16247
profitieren Unternehmen und Studenten
inzwischen sogar Voraussetzung für die weitere
Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels
Energie- und Stromsteuerprivilegierung ener-
sind die Kooperationen ein wichtiges
gieintensiver Unternehmen.“ Auch viele Hoch-
Instrument
schulen sind daran interessiert, Ressourcen
4|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
Almut Friederike Kaspar Journalistin mittelstand@bvmw.de
48
Steuern auf den Punkt Elektromobilität im Steuerrecht Elektro- und Hybridfahrzeuge werden immer beliebter und machen dem herkömmlichen Verbrennungsmotor zunehmend Konkurrenz. Die höheren Anschaffungskosten können durch Steuerbegünstigungen teilweise kompensiert werden. Wird ein betriebliches Kraftfahrzeug für private
zusätzlich zum ohnehin geschuldeten Arbeits-
Zwecke genutzt, ist der Wert der Privatfahrten
lohn erbracht, also nicht auf den Arbeitslohn
zu versteuern. Dies gilt unabhängig davon, ob
angerechnet oder durch dessen Umwandlung
ein Unternehmer oder ein Arbeitnehmer das
gewährt wird. Steuerfrei ist erstens die vor-
Fahrzeug nutzt. Der Privatanteil ist entweder
übergehende Überlassung einer betrieblichen
pauschal im Rahmen der Ein-Prozent-Regelung
Ladevorrichtung einschließlich Zubehör an den
oder exakt durch die Führung eines Fahrten-
Arbeitnehmer. Zweitens die unentgeltliche oder
buchs zu ermitteln.
verbilligte Überlassung von Ladestrom an einer Ladeeinrichtung des Arbeitgebers oder eines
Bei der Ein-Prozent-Regelung wird monatlich ein
mit dem Betrieb des Arbeitgebers verbundenen
Prozent des Bruttolistenpreises als geldwerter
Unternehmens. Wohlgemerkt wirkt sich dieser
Vorteil versteuert. Für Elektro- und Hybridfahr-
Steuervorteil nur für Arbeitnehmer aus, die ein
zeuge sieht das Steuerrecht eine Minderung des
Fahrtenbuch führen. Drittens kann der Vorteil
Listenpreises um bis zu 10.000 Euro vor, sofern
aus einem unentgeltlichen oder verbilligten Er-
das Batteriesystem im Preis enthalten ist. Die ge-
werb und der Nutzung einer Ladevorrichtung
naue Höhe des Minderungsbetrags ist abhängig
durch eine pauschale Lohnsteuer von 25 Prozent
vom Zeitpunkt der Anschaffung beziehungsweise
abgegolten werden. Diese wird dabei vollständig
der Erstzulassung und der Batteriekapazität.
vom Arbeitgeber getragen, sodass dem Arbeitnehmer keine zusätzliche Steuerbelastung ent-
Bei Anwendung der Fahrtenbuchmethode richtet
steht. Wird der Vorgang im Monat der Vorteils-
sich der zu versteuernde Betrag nach der Höhe
gewährung in der Lohnabrechnung erfasst, ist er
der Gesamtkosten, multipliziert mit dem laut
sogar sozialversicherungsfrei.
fenden Gesamtkosten sind insbesondere auch die
Die vorgenannten Steuervorteile finden Anwen-
Abschreibungen des Kraftfahrzeugs. Für Elektro-
dung für den Zeitraum vom 1. Januar 2017 bis
und Hybridfahrzeuge wirkt sich steuermindernd
zum 31. Dezember 2020.
aus, dass die um den Minderungsbetrag reduzierten Anschaffungskosten zur Berechnung der AbDr. Sebastian Krauß Steuerberater, Fachberater für Internationales Steuerrecht SteuerbüroKrauß BVMW-Mitglied www.steuerbuerokrauss.de
schreibungen angesetzt werden dürfen.
Die Nutzung eines Firmenwagens muss als geldwerter Vorteil versteuert werden
Aufladen steuerlich begünstigt
Handelt es sich um ein Elektro- oder
Arbeitgeber können ihre Arbeitnehmer bei der
Hybridfahrzeug, kompensieren
Nutzung von privaten und dienstlichen Elektro-
steuerliche Vergünstigungen die höheren
und Hybridfahrzeugen steuerfrei unterstützen.
Anschaffungskosten
Voraussetzung ist, dass der gewährte Vorteil
4|18 DER Mittelstand. | Schwerpunkt
Foto: © Daft_Lion_Studio – www.istockphoto.com
Fahrtenbuch ermittelten Privatanteil. Teil der lau-
49
IM DIALOG MIT SPITZENUNTERNEHMERN MEDIENEXPERTE PROF. DR. JO GROEBEL
S.51
OLIVER KASTALIO Rodenstock Gruppe Mann mit Durchblick
S.55
DR. MICHAEL KLINKERS UND GEORG KÜHL nexum AG Online elektrisiert
230 Unternehmerpersönlichkeiten 4 Nobelpreisträger Weltmarktführer, Wissenschaftler, Künstler* Jahresumsatz circa 100.000.000.000 Euro 1.100.000 Arbeitsplätze
* Siehe S.98 Interview mit Prof. Dr. h. c. Jürgen Flimm 4|18 DER Mittelstand. | Bundeswirtschaftssenat
50
OLIVER KASTALIO Rodenstock Gruppe
4|18 DER Mittelstand. | Bundeswirtschaftssenat
51
Mann mit Durchblick Seit mehr als 140 Jahren entwickelt die Firma Rodenstock mit viel Liebe zum Detail Brillengläser und Brillenfassungen von höchster Qualität. Mit Oliver Kastalio, der seit 2010 an der Spitze der Traditionsmarke steht, machte das Unternehmen noch einmal einen großen Sprung nach vorn. Er setzt auf Eigenverantwortung und auf das konsequente Umsetzen von Strategien und Konzepten.
Prof. Dr. Jo Groebel: Herr Kastalio, wenn man Ihr bekanntes Unternehmen im Netz recherchiert, so stößt man vor allem auf die Kombination aus Tradition und Innovation. Sie zieht sich durch alle Firmenabläufe und durch alle Ihre Produktmodelle hindurch. Zunächst: Wie viele Brillen besitzen Sie selbst? Oliver Kastalio: Ich bin natürlich ein passionierter Brillenträger. Auch aus unternehmerischem Interesse probiere ich immer unsere neuesten Modelle aus und prüfe ebenso die aktuellsten Ergebnisse der Glasfertigung. Da kommen bei mir zwanzig bis dreißig persönliche Brillen zusammen. Wir entwickeln selbstverständlich ständig weiter, viele der neuen Modelle übernehme ich natürlich wieder in meinen eigenen Fundus.
Fotos: © Rodenstock
Sie verfolgen ein ganzheitliches Produktkonzept. Anders als die meisten anderen Hersteller fertigen Sie sowohl Fassungen wie darauf angepasste Gläser. Ist dabei Glas wörtlich zu nehmen? Nein, Glas ist schon lange nicht mehr das übliche Mineralglas. Es ist zu schwer, es schafft zudem sehr schnell den berüchtigten Flaschenbodeneffekt, den noch jeder aus seiner Jugend kennt. Heute verwenden wir stattdessen gehobene, hochkomplexe Kunststoffkombinationen. Echte Gläser haben gerade noch einen Anteil von rund fünf Prozent.
Anspruch an die Individualisierung aber geht das nur sehr, sehr begrenzt. Geschmäcker sind international und auch regional verschieden. Große Unterschiede gibt es bereits bei den physiognomischen Eigenschaften. Das gilt erst recht, wenn man die Kulturunterschiede nimmt. Für den asiatischen Markt sieht die Abstimmung aus Glas und Fassung ganz anders aus als für den europäischen. Dazu passt unser internationaler Slogan „See better, look perfect“. Was genau verbirgt sich hinter der Rodenstock-Gruppe? Man muss unterscheiden zwischen der Marke Rodenstock, also der einzelnen Brille einerseits und den Unternehmen unter unserem Dach andererseits. Wir besitzen international etliche Tochterfirmen, dazu gehören auch solche, die unter einem anderen Namen operieren. Rodenstock als Marke steht für das hochpreisige Segment. Unsere Tochterunternehmen fertigen aber auch immer noch hochwertige Gläser, die in preisgünstigeren Modellen verarbeitet werden.
Ihr Unternehmen ist jetzt mehr als 140 Jahre alt. Besitzen Sie ein Museum mit Monokel und Lorgnons? Wir haben in der Tat ein kleines Museum und natürlich auch ein umfangreiches Archiv. Da sieht man, dass Josef Rodenstock das erste kaiserliche Patent für ein in Fassung gebrachtes Brillenglas besaß. Das war im Jahr 1887. Auch davon existiert noch eine Fotografie.
Zur Unternehmensstrategie gehören auch Mergers and Acquisitions … Ja, richtig. Neben dem organischen Wachstum innerhalb der Unternehmensgruppe sind wir auch immer am Neuerwerb geeigneter Firmen interessiert. So haben wir 2012 ein zu uns passendes Unternehmen in Brasilien übernommen, das mittlerweile dort auch unter dem Namen Rodenstock firmiert. Das ist deshalb sinnvoll, weil Brasilien sehr hohe Importzölle hat. Da ist die Herstellung vor Ort viel lukrativer. Genauso mutig haben wir auch 2014 in Russland einen früheren Distributor übernommen, gegen den allgemeinen Trend. Ich habe es nicht bereut.
Einer Ihrer Leitsprüche ist „Das System des besseren Sehens“. Dies ist nicht nur zu lesen als die erwähnte Integration aus Glas und Fassung, es gilt auch für Ihren unternehmerischen Ansatz. Zunächst zur Kombination aus Fassung und Glas: Bei uns sind beide immer perfekt aufeinander abgestimmt. Das ist ein durchaus aufwändiger Prozess, da wir ja auch immer die Proportionen eines Gesichtes berücksichtigen müssen. Alleine schon Augenabstände und Nasenformen erfordern in der Brillenentwicklung eine Optimierung. Einerseits würden wir natürlich aus Kostengründen gerne möglichst standardisiert herstellen können. Bei unserem
2010 schafften Sie den Turnaround nach einer schwierigen Phase. Mittlerweile haben Sie einen Umsatz von weit über 400 Millionen Euro und einen Zuwachs von über 80 Millionen Euro … Stimmt. „Hope is not a strategy.“ 2010 stieg ich ins Unternehmen ein, dem es damals gar nicht gut ging. Es gab sehr viele hervorragende Einzelansätze und -papiere, sie wurden aber nicht konsequent umgesetzt. Hier griff meine „100-Tage-Strategie“, das konsequente Verfolgen und Realisieren exzellenter Initiativen und dies in koordinierter Form. Mein Motto: 20 Prozent ist Strategie, 80 Prozent ist Exekution, also eine gute Umsetzung und Ausführung.
4|18 DER Mittelstand. | Bundeswirtschaftssenat
52
Wie sieht es mit den USA, mit Nordamerika aus? Diese Region deckt rund ein Drittel des Welt-Brillenumsatzes ab. Soeben haben wir hier einen Standort eröffnet. Auch hier ist eine hohe kulturelle und wirtschaftliche Anpassungsfähigkeit erforderlich. Wir sprechen über ganz andere Einbettungen des Brillenmarktes in das Distributions- und Gesundheitssystem. Ein Beispiel ist die dortige Betonung der Bruchsicherheit, sie wiegt schwerer als die optische Qualität. Das hängt unter anderem mit den hohen Haftpflichtrisiken für Unternehmen zusammen. Brillengläser müssen in den USA schusssicher sein. Ist Ihr „Made in Germany“ immer noch ein Gütesiegel? Absolut. Wir hatten sogar aus Kostengründen einmal eine Gläserproduktion in China erwogen. Unsere dortigen Kunden waren eindeutig: „Made in China“ wollen wir nicht. Es muss „Made in Germany“ sein.
Zu Ihren strategischen Schwerpunkten gehören die „Key Performance Indicators“, KPIs. Was ist darunter zu verstehen? Ziele müssen klar definiert und gemessen werden. Bei uns heißt das klare Konsumentenausrichtung und hohe Innovationskraft. Dann die Fokussierung auf die Märkte in den unterschiedlichen Ländern, in denen wir operieren. Dabei bleibt Deutschland unser Kernmarkt. Dann folgen Europa und schließlich der Rest der Welt. Der schon erwähnte notwendige Service-Gedanke bedeutet dabei, dass zwischen dem Endkunden und uns der Augenoptiker als Berater und Service-Anbieter steht. Ihm, dem Augenoptiker, gilt unsererseits jede Unterstützung. Wichtig ist uns, in diesen Konstellationen jeweils eine messbare Effizienzsteigerung zu bewerkstelligen.
Wie viele Mitarbeiter sind in Ihrem Unternehmen tätig? Über 4.700 insgesamt, davon rund 2.000 in Deutschland. Die meisten in der Produktion, gefolgt vom Vertrieb.
VITA Oliver Kastalio, Jahrgang 1964, ist seit Oktober 2010 Chief Executive Officer (CEO) der Rodenstock Gruppe in München. Er hat das Traditionsunternehmen durch einen Turnaround geführt und wieder auf Wachstumskurs und in die Profitabilität gebracht. Der diplomierte Elektro-Ingenieur und Betriebswirt war zuvor 19 Jahre lang beim Konsumgüter-Konzern Procter & Gamble in Führungspositionen in den Bereichen Produktentwicklung, Marketing, Finanzen und Vertrieb tätig. Zuletzt verantwortete er dort als General Manager und President die Sparte Global Prestige Products (Luxusprodukte und Düfte). Kastalio engagiert sich als Senator im BVMW und ist Mitglied im Bundesvorstand des Branchenverbandes SPECTARIS. Er lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in München.
4|18 DER Mittelstand. | Bundeswirtschaftssenat
Foto: © Rodenstock
Ist diese Relation eine allgemeine Regel? Ich fürchte nein. Viele Unternehmen konzentrieren sich so sehr auf die Formulierung von Strategien, anschließend hapert es aber dann an einer konsequenten Realisierung und deren ständiger dynamischer Anpassung. Aber zurück zu dem von Ihnen beschriebenen Turnaround. Ich fand, als ich in das Unternehmen geholt wurde, eine höchst verunsicherte Mannschaft vor. Es drohte Cash-Knappheit. Vor allem war die Organisation extrem hierarchisch strukturiert, was die Motivation nicht gerade förderte. Dabei ist die Eigenverantwortung in einem Unternehmen mit das Wichtigste überhaupt. Mein sofort eingeleiteter kultureller Wandel bestand darin, diese Eigenverantwortung massiv zu stärken, auch Fehler zuzulassen, denn aus Fehlern kann man lernen.
Ist Rodenstock eine Luxusmarke? Rodenstock steht für Premiumqualität, konkurriert international natürlich nicht mit Modemarken wie Dolce & Gabbana. Immerhin sind wir mit von uns gefertigten Brillen der Marke Porsche Design auch im Luxussegment aktiv. Im deutschen Sprachraum hat Rodenstock eine sehr hohe, positiv besetzte Markenbekanntheit. Die wollen wir auch international weiter ausbauen, in genau der genannten Kombination aus Tradition und Innovation. Schon jetzt sind wir bei Augenoptikern auch global eine hoch geachtete Größe.
53
Wie lautet Ihre Führungsphilosophie? Die beginnt mit dem Selbstanspruch. Drei Begriffe fallen mir dazu ein. Erstens Mut: und zwar zur ständigen Anpassung und Veränderung abhängig von den Kontextgegebenheiten. Zweitens Vision: das heißt, Energie und Vorstellung darüber, wo und wie man langfristig sein Unternehmen sieht. Und drittens Authentizität: also glaubwürdige Begeisterung für Unternehmen, Mitarbeiter und Eigeninitiative. Das alles schafft dann auch ansteckende Freude und daraus abgeleitet wieder Erfolg. Dies überträgt sich auch auf Ihre unmittelbaren Kunden, die Augenoptiker und Fachgeschäfte … Genau, die Augenoptiker sind unsere wichtige Verbindung zum Endkunden, dem Brillenträger. Sie stehen für individuelle Beratung und Service. Zwar beliefern wir auch Ketten mit Submarken, im Zentrum stehen aber die ausgebildeten Fachleute, die wir mit Analyse- und Messinstrumenten unterstützen und die so bis zu 20.000 individuelle Daten pro Kunde für die anschließende Brillenfertigung liefern können. Dazu dient unser „DNEye-Scanner“. High-Tech spielt also eine wichtige Rolle bei Ihnen. Wie viele Mitarbeiter sind mit Innovation und Forschung befasst? Rund 130, davon hundert im Bereich Gläser. Ein einzelnes Glas ist bei uns hochkomplex. Wir sprechen über drei Größen, die Optik, die zehn Beschichtungen im Nanobereich wie beispielsweise Bruchfestigkeit und Entspiegelung, schließlich Färbung und Lichtanpassung.
Foto: © Rodenstock
Wird die Brille durch medizinische Innovationen wie Lasereingriffe eines Tages überflüssig? Diese Entwicklung beobachten wir genau, hier sind aber die Zuwachsraten noch äußerst überschaubar. Und Kontaktlinsen entwickeln sich im Markt nicht schneller als Gläser mit Fassungen. Hoch spannend finde ich aber den Bereich digitaler Sehhilfen, bei denen zum Beispiel die Brechungswinkel über intelligente Gläser erfasst werden und zu einer jeweils angepassten, genauen Korrektur führen. Dies ist allerdings noch Zukunftsmusik. Näher sind bereits 3D-Drucker im Bereich der Fassungen. Wir setzen sie selbst für die Musterherstellung ein. Die bislang mögliche Materialverbindung ist beim Endkunden jedoch noch keine Konkurrenz. Die könnte sogar eher beim 3D-Druck von Gläsern entstehen. Das Unternehmen wurde 1877 in Würzburg von Josef Rodenstock gegründet, schon wenig später Umzug nach München … Ja, Josef Rodenstock war der Erfinder der Brille, wie wir sie heute kennen. Und Rodenstock war Jahrzehnte später auch ein Pionier des Brillenmarketings, mit Prominenten wie Curd Jürgens, die schon in den frühen 1960ern für uns warben. Sie selbst sind weltoffen, lebten mehrere Jahre im Ausland. Wurde Ihnen das in die Wiege gelegt? Meine Eltern und deren Vorgängergenerationen stamm-
ten aus verschiedenen Ländern: den Niederlanden, aus Tschechien, England und Deutschland. Ich selbst lebte auch längere Zeit in England, der Schweiz und den USA. Dort wurden auch meine Kinder graduiert. Weltoffenheit geht ja mit Freiheitsdrang einher … Ja, und das war ein Grund, von einem Großunternehmen, nämlich Procter & Gamble, bei dem ich mich sehr wohlfühlte und sehr erfolgreich war, wegzugehen hin zu einer noch größeren Gestaltungsfreiheit. Der Wechsel war eine schwierige Entscheidung, die ich jedoch nie bereut habe. Worin sehen Sie die Stärken des deutschen Mittelstands? Neben dem wichtigsten Beitrag zur Wirtschaftskraft ist es die hohe Qualität, nicht zuletzt im Ausbildungssystem und im Bereich Innovation. Es gibt natürlich noch Verbesserungspotenzial, beispielsweise bei der Digitalisierung. Zudem müsste von politischer Seite noch viel mehr für die Wertschätzung des Mittelstandes getan werden. Das ist auch eine Forderung des BVMW … Zum Glück gibt es den Verband. Die gute Arbeit des Präsidenten ist extrem wichtig und sollte durch noch mehr Einsatz der Funktionsträger flankiert werden. Vielen herzlichen Dank für das Gespräch.
DAS UNTERNEHMEN Gründung: 1877
Umsatz: 416 Mio. Euro
Sitz: München
Branche: Augenoptische Industrie
Geschäftsführer: Oliver Kastalio (CEO), Dr. Michael Kleer (COO), Antonio Arrigoni (CFO) Mitarbeiter: 4.700 Mitarbeiter weltweit
4|18 DER Mittelstand. | Bundeswirtschaftssenat
Produkte: Brillengläser, Brillenfassungen, Geräte zur Augen-Vermessung und 3D-Brillenanpassung Webseite: www.rodenstock.de
54
GEORG KÜHL & DR. MICHAEL KLINKERS nexum AG
4|18 DER Mittelstand. | Bundeswirtschaftssenat
55
Online elektrisiert Digitale Lösungen sind in der heutigen Zeit ein kaum wegzudenkender Bestandteil in Unternehmen. Doch insbesondere viele Mittelständler hinken in diesem Bereich noch hinterher. Hier setzen Dr. Michael Klinkers und Georg Kühl, Vorstände der nexum AG, an und verbinden traditionelle Geschäftsbereiche mit der Moderne.
Prof. Dr. Jo Groebel: Es freut mich, heute mit den Vorständen von nexum zum ersten Mal gleich zwei Gesprächspartner im Interview zu haben, Dr. Michael Klinkers und Georg Kühl. Als jetzigen Kölnern und gebürtigen Rheinländern wird Ihnen das Geschick des 1. FC Köln ganz besonders am Herzen liegen … Dr. Michael Klinkers: Ja, tatsächlich, es gibt sogar eine Verbindung zwischen der Fußballmannschaft und unserem Unternehmen. Beide zeichnen sich durch Haltung und Empathie für ihre Zielgruppen aus, es geht nie nur um den Profit. Überzeugungen und der Glauben an die richtige Sache prägen jeweils unser Handeln. Georg Kühl: Ich komme gebürtig vom linken Niederrhein, da schlägt mein Herz natürlich für die Borussia aus Mönchengladbach. Als Wahlkölner fiebere ich aber natürlich auch für den FC mit, die digital auf jeden Fall 1. Liga sind.
Foto: © nexum AG
Ich spreche aus vollster Überzeugung: Ihre Website hat mich wirklich begeistert. Klinkers: Passend zu unserem Geschäftsfeld haben wir den höchsten Anspruch an unser eigenes digitales Tun und möchten uns ständig weiter verbessern. Das gilt auch für unsere Website. Man findet unter Ihren Kunden alles, was Rang und Namen hat. Das Motto auf Ihrer Website heißt „Online elektrisiert“. Können Sie Ihr riesiges Tätigkeitsfeld in wenigen Worten beschreiben? Kühl: Unser Ansatz ist ganzheitlich. Durch unsere Kollegen und Mitarbeiter können wir über ganz unterschiedliche Aufgabenbereiche hinweg integrierte Gesamtlösungen für digitale Geschäfte liefern. Wir stellen immer wieder erfolgreich Verknüpfungen zwischen den neuesten Entwicklungen im Online-Sektor und den soliden Anforderungen der traditionellen Geschäftswelt her. Klinkers: Zugespitzt bieten wir Unterstützung in den drei Schwerpunkten Kommunikation, Interaktion, Transaktion. Wir verbinden dabei, was eigentlich selbstverständlich zusammengehört, jedoch gerade bei mittelständischen und auch großen Unternehmen zu oft isoliert betrachtet wird. IT ist nicht losgelöst vom Vertrieb zu sehen, Marketing nicht losgelöst von der Nutzerführung. Diese Nutzerführung ist für uns zentral in einer komplexen Welt. Wir setzen dabei beim Menschen an, bei dessen emotionalem Zugang zur digitalen Welt, und entwickeln zusammen mit unseren Kunden eine optimale „User Experience“.
Ich sehe immer wieder bei Unternehmen, wie schwierig, gleichzeitig aber notwendig die Übersetzung digitaler Optionen in Verständnis und Handeln selbst bei Insidern ist. Hier scheinen Sie mir gute Vermittler zu sein. Klinkers: Unsere Beratung zielt darauf ab, die hohe Digitalkomplexität zu reduzieren. Wir sind vor Ort, wir begleiten und initiieren die digitale Transformation im Unternehmen. Kühl: Daher raten wir auch davon ab, bei komplexeren Aufgaben eine Digitaltochter oder -Unit zu gründen. Digitalisierung muss durch alle Firmenfunktionen und -bereiche durchdekliniert werden. Sie entwickeln in den Unternehmen also von der Basis her und bauen dann weiter auf? Klinkers: Stimmt genau. Wir sind keine klassischen Strategieberater. Wir bewegen uns an der Quelle und operieren immer auch ergebnisorientiert unter Einbezug des tatsächlich Erreichten. Insofern sind wir eher Umsetzungsberater als Strategieberater. Große Unternehmen kaufen sehr häufig externen Sachverstand ein. Wir versuchen hingegen, diesen Sachverstand bei unseren Kunden organisch zu entwickeln. Diese Nähe zum Kunden drückt sich ja auch darin aus, dass Sie Mehrstufenschulungen für Mitarbeiter anbieten. Kühl: Wir fügen unsere Methoden und strategischen Tools wie bei einem eigenen Baukasten zusammen, zugleich auch die verschiedenen Mitarbeiter der Kunden und Partner zu einem gesamten Lösungsprozess. Sie alle sollen verstehen lernen, wie ihre eigenen Kunden funktionieren. Die von uns geschulten Mitarbeiter beginnen in gemeinsamen Runden, die unterschiedlichen Sichtweisen und Zugangswege zu verstehen und daraus Handlungskonsequenzen abzuleiten. Nach den verheerenden Geschehnissen rund um die Firma Cambridge Analytica bleibt die Frage nach den positiven Möglichkeiten von Big Data für die Erstellung von Kundenprofilen. Klinkers: Wenn Unternehmen ihre Kunden verstehen wollen, müssen sie die Daten systematisch nutzen. Wir sehen in der Praxis jedoch, dass für viele Unternehmen bereits das Identifizieren und Zusammenführen sauberer Kundendaten ein Problem ist. Ein Beispiel ist einer unserer Kunden, ein bekannter Fußballverein. Bislang gab es unterschiedliche Fanzugänge und technische Systeme
4|18 DER Mittelstand. | Bundeswirtschaftssenat
Kühl: Ein Beispiel: Eine Dachmarke der Fahrradhändler deckt zehn eigene Marken ab. Kommunikativ geht es darum, diese zentrale Gruppe, dann wiederum 900 einzelne Fahrradhändler, zugleich die zum Teil spezialisierten Einzelmarken und schließlich auch noch einen Online-Shop zu positionieren. Wie kann man das ohne gegenseitige Verwirrung bewerkstelligen? Hier gehen wir von unterschiedlichen Käufermotiven und Kauftypen aus. Es ergeben sich spezifische Muster, die ohne Widerspruch die optimale Konstellation über die verschiedenen Angebotsmarken hinweg bieten. Die nexum AG hat ihren Unternehmenssitz in der Alten Wagenfabrik in Köln. Klinkers: Es werden zwischen Dachstruktur, Händlern und Einzum Beispiel den Onlineshop, den Ticketverkauf und den zelmarken sowie Online-Auftritten Synergien geschaffen, eigenen TV-Kanal. Sie haben zahlreiche unterschiedliche die den Kunden optimal durch seine Such- und EntscheiKundenkontaktpunkte und in der Folge verschiedene Dadungsprozesse leiten. Im Zeitalter einer immer größer tensätze für ein und denselben Fan. Hier geht es daher werdenden Amazon-Präsenz sind solche Synergien für in einem ersten Schritt darum, über eine cloudbasierte den unabhängigen stationären Handel immer wichtiger. Lösung eine Einmalanmeldung zu schaffen und die Daten zu konsolidieren. Erst wenn diese Basis stimmt, ist eine Spielt technologische Beratung weiterhin eine Rolle? automatische personalisierte Ansprache möglich, selbstKlinkers: Ohne diese Grundlage läuft bei uns gar nichts. verständlich unter Beachtung des soeben aktualisierten Ganz aktuell übertragen wir zum Beispiel „Look-andDatenschutzes. Feel“ von Apps auf beispielsweise Websites und E-Commerce-Plattformen – hier liegt die Zukunft. Der Nutzer Sie beschäftigen Texter, Redakteure, Kreative für die sollte keine plattformabhängigen Unterschiede mehr zwiPortale, Websites und viele mehr. Zugleich erfassen Sie schen den Angeboten bemerken. über Ihre „User Experience“ die neuesten Trends … Kühl: Ein aktuelles Beispiel ist der Auftritt microspot.ch des Schweizer Elektronikhändlers Interdiscount, eine Tochter der Schweizer Coop Gruppe. Dank des von uns realisierVITEN ten innovativen technischen Konzepts laden die Seiten extrem schnell. Ein nutzerzentriertes Interaktionsdesign sorgt dafür, dass der Kunde innerhalb von Sekunden seinen ArtiDr. Michael Klinkers ist Vorstand der nexum AG. Er studierte Betriebswirtschaftslehre und prokel im Warenkorb hat und ihn am nächsten Tag in der Filiale movierte am Marketing-Lehrstuhl der Universität abholen oder sich nach Hause liefern lassen kann. Düsseldorf. Nach seinem Berufseinstieg bei einer Unternehmensberatung bekleidete er diverse FühSie sehen den Kunden Ihres Kunden also nicht nur als eirungspositionen bei der Pixelpark AG. 2005 trat er nen kühl kalkulierenden Menschen, sondern fokussieren als Direktor Consulting bei der Pironet NDH AG ein, sich auch sehr stark auf dessen Emotionen und Leidenwo er 2007 zum Vorstand der heutigen nexum AG schaften? berufen wurde. Seit dem Management-Buy-Out in Kühl: Ja, die Gefühle der Menschen sind für uns fast im2012 zählt er zu den größten Aktionären. mer der Ausgangspunkt, daran erinnert man sich häufiger Georg Kühl ist Vorstand der nexum AG. Er studierte als an rein rational getroffene Entscheidungen. in Köln Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. BeKlinkers: Die Marke, das Erlebnis beziehungsweise die reits während seines Studiums arbeitete er bei einer „User Experience“ sind zentrale Werte. Wir versuchen, Unternehmensberatung und gründete sein erstes das Nutzererlebnis optimal mit einer Marke zusammenUnternehmen. 2002 ging der Diplom-Kaufmann als zubringen. Director Partner & IT Sales zur Pixelpark AG, bevor er 2004 das Corporate Business Development der Auch E-Commerce gehört zu Ihren ArbeitsschwerpunkPironet NDH AG in Köln verantwortete. Seit dem ten. Die Digitalisierung heißt ja auch, viele Plattformen Management-Buy-Out in 2012 zählt er zu den größund Kanäle gleichzeitig für die Kundenansprache zu ten Aktionären der nexum AG. nutzen …
4|18 DER Mittelstand. | Bundeswirtschaftssenat
Foto: © nexum AG
56
57
Woher kommt überhaupt der Name nexum? Klinkers: Lateinisch heißt „nexum“ verbunden. Wir verbinden Beratung und Kreation und viele weitere Ebenen, über die wir bereits gesprochen haben. Und selbstverständlich auch Menschen. Sie haben 170 feste Mitarbeiter. Zumindest auf Ihrer Website wirken diese sehr fröhlich ... Kühl: Wir haben sehr bewusst beim Management-Buy-out allen Mitarbeitern die Möglichkeit gegeben, Anteile zu erwerben. Unsere Mitarbeiter sind das einzige Kapital, das wir haben. Unsere Leute sind ausgesprochen gerne bei uns. Bei der hohen Nachfrage nach Digitalkompetenz könnte jeder Einzelne auch leicht woanders einen lukrativen Job finden. Besonders freut uns, dass der Großteil unserer Mitarbeiter schon länger als fünf Jahre dabei ist.
Kühl: Und uns fast zu spät für die Selbstständigkeit entschieden zu haben. Was war Ihre beste Entscheidung? Klinkers und Kühl: Vater geworden zu sein. Und natürlich auch hier der Management-Buy-out. Haben Sie auch noch Zeit für Freizeit? Klinkers: Klar, Reisen und Fußball, als Zuschauer, soweit möglich auch noch aktiv. Kühl: Ebenfalls Reisen, Sport: Laufen, Rad- und Skifahren sowie Fußball und Musik. Ich danke für das sehr angenehme und interessante Gespräch.
Wo steht Deutschland Ihrer Meinung nach in Bezug auf die Digitalisierung? Klinkers: Beim Konsumentengeschäft, also B2C, ist der Zug für unser Land in Bezug auf die Entstehung von Branchen-Leadern oder gar Global Champions weitestgehend abgefahren – von ganz wenigen Ausnahmen wie United Internet oder Zalando abgesehen. Google, Amazon, Facebook oder Alibaba werden kaum noch einzuholen sein. Im Softwarebereich gibt es außer SAP keinen globalen Leuchtturm. Anders sieht es bei B2B aus. Hier, und insbesondere beim Mittelstand, verfügen wir immer noch über eine sehr starke Industrie – genannt seien für die Zukunft Industrie 4.0 und Künstliche Intelligenz. Darum beneiden uns international immer noch sehr viele. Die traditionelle Ingenieurskunst aus Deutschland genießt hohes Ansehen. Kühl: Wir sind sogar Spitze darin, müssen diese Top-Position allerdings viel besser mit Digitalkompetenz verknüpfen. Es ist regelrecht erschreckend, dass Deutschland bei der Netzabdeckung immer noch einen der hintersten Plätze in europäischen Rankings belegt. Das ist nur noch peinlich. Wir setzen an der Wurzel an und kooperieren jetzt mit Schulen, um schon dort eine bessere Ausgangsbasis für IT-Interesse, -Verständnis und -Ausbildung zu schaffen.
Foto: © nexum AG
Was sind Ihre Wünsche an die Bundesregierung? Klinkers: Eine viel größere Schnelligkeit und Entscheidungsfreude bei der Digitalisierung. Kühl: Und viel mehr Austausch mit den Leuten, die wirklich Ahnung von diesem Metier haben. Haben Sie Wünsche an den BVMW? Klinkers: Wir gehören zu den ersten Digitalunternehmen im Senat … Kühl: … und hier wollen wir rund um die Digitalisierung den Austausch mit anderen Mittelständlern weiter vorantreiben. Ihre schwierigste Entscheidung? Klinkers: Der erwähnte Management-Buy-out.
DAS UNTERNEHMEN Rechtsform: AG Gründung: 2007 Sitz: Köln, Hamburg, München, Nürnberg, Bern, Basel Vorstand: Dr. Michael Klinkers, Georg Kühl Mitarbeiter: 170 Umsatz: 19,5 Mio. Euro (konsolidiert inkl. nexum Schweiz)
4|18 DER Mittelstand. | Bundeswirtschaftssenat
Branche: Digital-Beratung und Agentur Leistungen: E-Commerce, MarketingKommunikation und -Technologien, Digital Campaigning und Performance Marketing, Corporate Web, Digital Workplace, Employer Branding, Digitale Produkte und Services Webseite: www.nexum.de
Ihre Einkaufsvorteile als BVMW-Mitglied im Detail Alles rund um das Büro erhalten Sie günstiger zu BVMW - Konditionen! 10 % Dauerrabatt auf alle Büroartikel von OTTO Office 10 % Dauerrabatt auf alle Büroartikel von Viking bis 8 % Rabatt auf Apple Produkte
Ihr Preisvorteil für den Ankauf von Firmenfahrzeugen Sie kaufen bei Ihrem Markenhändler vor Ort immer mit einem BVMW - Nachlass. Modellabhängig erhalten Sie auf Neufahrzeuge der aufgeführten Hersteller Rabatte beispielsweise bis zu ... 16 % Mercedes 35 % Opel 34 % Renault 39 % Citroën
41,5 % Peugeot 20 % Mitsubishi 32 % Nissan 27 % Hyundai 32 % Toyota 18 % Lexus Fragen Sie uns gerne nach weiteren Marken.
Fahren Sie der Konkurrenz davon mit den BVMW - Tankrabatten! (Bruttopreise) 3,5 Cent/l Rabatt auf Diesel und 2,0 Cent/l auf Super bei allen ESSO Tankstellen 3,0 Cent/l Rabatt auf Diesel und 2,0 Cent/l auf Super bei allen Total Tankstellen 3,3 Cent/l Rabatt auf Diesel und 2,0 Cent/l auf Super bei allen star Tankstellen Bis 2,1 Cent/l Rabatt für Diesel – die DKV Tankkarte. Eine Karte für alle Marken (Shell, TOTAL, ESSO, OMV, PKN, star, JET, AVIA, ORLEN, BFT etc.).
Durch BVMW - Verträge mit Versorgern haben Sie einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil! bis 10 % Rabatt auf Gas und Strom
Ausführliche Informationen zu allen Angeboten ... und viele Boni und Extra-Services mehr finden Sie unter www.vorteile.bvmw.de
BVMW – UnternehmerCard, Heussallee 40, 53113 Bonn, Telefon 0228 / 684 770, Fax 0228 / 684 77 50, E-Mail: unternehmercard@bvmw.de, www.vorteile.bvmw.de www.bvmw.de
Fotos: © eyeami - fotolia.com, © NicoElNino - fotolia.com
Viele Vorteile.
Die BVMW UnternehmerCard. Der BVMW bündelt die Nachfragen von mehr als 650.000 Mitgliedern der Mittelstandsallianz. Mit der BVMW UnternehmerCard können Sie die Großabnehmerkonditionen des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft in allen für Sie wichtigen Kostenbereichen nutzen. Alle Konditionen gelten exklusiv für BVMW-Mitglieder. Sie erhalten Preisvorteile für Bürobedarf und -einrichtungen, an über 12.000 Tankstellen, für den Gas- und Stromverbrauch oder beim Ankauf von PKW für Ihr Unternehmen. Der BVMW UnternehmerCard Service berechnet für Sie regelmäßig den günstigsten Strom- und Gasanbieter. Viele Vorteile auf einer Karte! Bestellen Sie Ihre BVMW UnternehmerCard für eine jährliche Schutzgebühr von 22,- Euro zzgl. der gesetzl. Mehrwertsteuer. Wenn Sie weitere Informationen erhalten möchten, wenden Sie sich gerne an das Serviceteam.
60
News Jetzt EU-Förderung sichern Der BVMW leitet erneut ein Projekt zur Digitalisierung im Mittelstand. Mit DigitaliseSME fördert die EU die Digi talisierung von kleinen und mittleren Unternehmen. Als EU-weites Vermitt lungsprogramm gibt es Unternehmern
Unternehmerpreise
aus dem Mittelstand die Möglichkeit, sich von internationalen Digitalisie rungsexperten unterstützen zu lassen. Diese analysieren die Prozesse
Es gibt viele Gründe, sich mit anderen Unternehmen in einem Wettbewerb zu
eines Unternehmens und erstellen ein
messen: gute Presse, individuelle Förderung, Kontakte knüpfen und, nicht zu
Digitalisierungskonzept, das nach einem
vergessen, das Preisgeld. Hier stellen wir Ihnen drei der aktuellen Unternehmer-
Monat mit dem Experten umgesetzt
preise vor.
werden kann. Wie Sie als Unternehmer oder IT-Dienstleister profitieren kön-
Handelsblatt Energy Awards
nen, lesen Sie hier:
Die Energy Academy kürt Projekte und Konzepte, die sich mit der nachhaltigen Nutzung und Gewinnung von Energie beschäftigen. Unternehmen können teil-
Weitere Informationen zum Projekt
nehmen, wenn ihre Ideen nachhaltig zum Erfolg der Energiewende beitragen.
erhalten Sie unter www.bvmw.de/
Neben den Kategorien Industrie, Mobilität, Smart Infrastructure, Start-up und
der-bvmw/digitalisesme
System Stadt wird der Sonderpreis Energizer of the Year verliehen.
Oder nehmen Sie direkt Kontakt auf:
Die Bewerbungsfrist endet am 24. August 2018.
marc.doenges@bvmw.de
https://bvmw.info/energy-awards
Gipfelstürmer Der SZ-Wirtschaftsgipfel möchte mit dem Wettbewerb „Gipfelstürmer“ den deutschen Gründergeist fördern. Teilnehmen können alle Betriebe, die seit mindestens sechs Monaten, längstens aber fünf Jahren bestehen und ihren Hauptsitz in Deutschland haben. Die Süddeutsche Zeitung begleitet in der Serie „Gipfelstürmer“ den Wettbewerb und stellt dort die Bewerber öffentlichkeitswirksam vor. Die Bewerbungsfrist endet am 31. August 2018. https://bvmw.info/gipfelstuermer
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie prämiert digitale Geschäftsmodelle, die durch ihre Umsetzbarkeit und wirtschaftlichen Erfolg bestechen. Bewerber sollen hierzu auf bis zu 15 Seiten ihre Konzepte skizzieren und ihre fachlichen Kompetenzen darlegen. Dabei winken den Siegern Preise von je 32.000 Euro, die als Startkapital für die Unternehmensgründung dienen sollen sowie eine Bewertung der Stärken und Schwächen der eingereichten Vorschläge. Die Bewerbungsfrist endet am 1. Oktober 2018. https://bvmw.info/gruenderwettbewerb-digitale-innovationen
4|18 DER Mittelstand. | Service
Foto u.: FotolEdhar – www.fotolia.com
Gründerwettbewerb – Digitale Innovationen
61
Effizienznetzwerk EffNaNet startet durch
Die Zukunft der Arbeit testen Die Digitalisierung verändert die Arbeitswelt grundlegend. Darauf sollten sich alle Akteure im Betrieb vorbereiten und ausprobieren, welche Lösungen zu den neuen Herausforderungen passen. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales unterstützt Unter-
In DER Mittelstand 2-2017 wurde das
nehmen dabei, Experimentierräu-
prämierte Energieeffizienz- und Nach-
me im Betrieb einzurichten, um
haltigkeitsnetzwerk ecoistics EffNaNet
das Potenzial neuer Möglichkei-
vorgestellt. Inzwischen konnte EffNa-
ten zu erproben und vernetzt die Betriebe untereinander.
Net im bundesweiten Handels- und Ser-
www.arbeitenviernull.de/experimentierraeume/start.html
vicenetzwerk der Ford-Werke erfolgreich starten. Die Geschäftsführer von Ford, Gunnar Herrmann und Wolfgang Kopplin, unterstützen das Konzept, schließlich werden die Händler über
Foto r. o.: © sebra– www.fotolia.com; Foto o.li..: DKcomposing – www.fotolia.com; Foto u.:fizkes – www.fotolia.com
drei Jahre bezüglich Energieeffizienz
Logistik- und Mobilitätsexperten gesucht
und Nachhaltigkeit begleitet und auf
Die Kommissionen des BVMW sind die Schnittstelle zwischen Unternehmerinteres-
diese Weise effizienter. Profitieren auch
sen und Politik. Logistik und Mobilität stehen aufgrund der Digitalisierung und des
Sie von dem in DER Mittelstand be-
Fachkräftemangels vor neuen Herausforderungen. Die neue BVMW-Kommission
schriebenen BVMW Bonus.
Mobilität und Logistik will diese angehen und sucht Mitglieder, die in den Bereichen
https://bvmw.info/energieeffizienz https://bvmw.info/ecoistics
Logistik und Mobilität tätig sind. Interessiert? Dann melden Sie sich direkt bei uns und gestalten Sie die Positionen des Mittelstands aktiv mit!
https://bvmw.info/mittelstand-02-17
politik@bvmw.de
Hier erklärt sich alles von selbst Neben der Konzeption und Produktion bietet exploqii maßgeschneiderte, animierte Erklär-Filme zu Themen wie Cybersecurity, Sicherheit, Datenschutz und Compliance. Aktuell umfasst die Videothek exploqii library mehr als 50 Themen in 24 Sprachen und wird von mehr als einer Million Nutzern eingesetzt. Die Video-Trainings ermöglichen Anwendern ein besseres Verständnis von Sicherheitsthemen wie Phishing, Ransomware, Social Engineering und vieles andere mehr. Nun gab KnowBe4, Anbieter der weltweit größten Security Awareness-, Schulungs- und Phishing-Simulations-Plattform, die Akquisition von exploqii bekannt. Damit erweitert das Unternehmen seine Bibliothek von Security Awareness-Schulungsformaten. exploqii.com knowbe4.com
4|18 DER Mittelstand. | Service
62
Cyber-Attacken werden immer raffinierter und gefährlicher Der deutsche Mittelstand steht im Fadenkreuz organisierter Cyberkriminalität. Gerade kleinere Betriebe sind betroffen, da sie sich weniger schützen können. Eine Aufklärung ist daher für jeden Unternehmer und Mitarbeiter Pflicht. neln mittlerweile der organisierten Kriminali Jedes dritte Unternehmen war in den letzten
tät. Die Täter benötigen kein fachspezifisches
zwei Jahren von Cyberattacken betroffen
Know-how oder keine bestimmten Ressourcen
Die Angreifer beschaffen sich ihre Schadprogramme im Darknet Jedes Unternehmen, jeder Mitarbeiter muss sich schützen
mehr, da sie Mittel und Werkzeuge über illegale Marktplätze im Darknet erwerben können. Das Angebot reicht von gestohlenen Identitäten, Kreditkartendaten, E-Mail-Konten mit Passwörtern bis zu Viren, die sich selbst verbreiten, sowie Anleitungen zur Durchführung eines flächendeckenden Angriffs.
Laut dem Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) war bereits jedes
Neben den konventionellen Angriffen gibt es zahl-
dritte mittelständische Unternehmen in den ver-
reiche neue Methoden:
gangen zwei Jahren von Cyberkriminalität betroffen. Die drei gängigsten Angriffsformen sind
Scareware bezeichnet täuschend echt aussehen-
Ransomware, Phishing und Social Engineering.
de Pop-Up-Anzeigen, dass sich der Computer mit einem Virus infiziert hätte. Gleichzeitig wird eine
Bei einer Ransomware-Attacke werden über
schnelle Lösung wie ein Anti-Viren-Programm an-
ein Schadprogramm sämtliche gespeicherten
geboten. Beim Download erlangt der Hacker Zu-
Daten und Anwendungen verschlüsselt und erst
griff auf alle Daten und Systeme des Opfers.
gegen Zahlung eines Lösegeldes (Ransom) wieBeim Pharming leiten die Betrüger ihre Opfer auf
der freigegeben.
gefälschte Seiten weiter, um dort sensible Daten Das illegale Erfragen sensibler Daten (Phishing)
abzufragen. Selbst bei Eingabe der korrekten Ad-
erfolgt typischerweise über Pop-Ups oder Links
resse im Web-Browser gelangt das Opfer auf die
und Anhänge in E-Mails. Ziel ist das Erbeuten
gefälschte Homepage.
von Kreditkarten- oder Benutzerdaten. Beim Social Engineering nutzen Täter mensch-
king-Anwender entwickelt wurden, kompromit-
liche Verhaltensweisen gezielt aus. Ein bekann-
tieren Endgeräte und leiten etwa eine mTAN
tes Beispiel ist die „Fake-President-Methode“:
auf andere Mobilgeräte um. So können die Täter
Täter geben sich als Geschäftsführer aus, um
selbst Überweisungen durchführen.
einen Mitarbeiter des Unternehmens zu einer Überweisung von Geldbeträgen zu veranlassen. Hanno Pingsmann Geschäftsführer CyberDirekt BVMW-Mitglied www.cyberdirekt.de
Die betroffenen Unternehmen werden dabei ungezielt und zufällig Opfer einer Cyberattacke. Die
Cyberkriminelle verbessern ihre Methoden und
Frage, die sich Mittelständler stellen müssen, lau-
Vorgehensweisen kontinuierlich. Das Klischee
tet nicht mehr, ob, sondern wann und in welcher
eines Hackers, der gezielt Industriespionage
Form sie Opfer eines Cyberangriffs werden und
betreibt, ist längst überholt. Cyberattacken äh-
wie sie sich davor am besten schützen können.
4|18 DER Mittelstand. | Service
Foto: © Art Alex – Shutterstock.com
Schadprogramme, die speziell für Mobile-Ban-
63
Cybersecurity – so holen Unternehmen ihre Mitarbeiter ins Boot Professionelle Angreifer haben längst nicht mehr nur die Sicherheitsinfrastrukturen von Unternehmen im Visier, wenn sie an geschäftskritische Informationen gelangen möchten. Mindestens genauso im Fokus stehen die Mitarbeiter. Unternehmen müssen ihre Belegschaft deshalb kontinuierlich für das Thema Sicherheit sensibilisieren. In vielen Cybersecurity-Konzepten liegt der
Positive Fehlerkultur
Schwerpunkt auf Sicherheitstechnik wie Firewalls
Ihre Wirkung können Awareness-Programme
oder Verschlüsselungsprogramme. Obwohl Mit-
aber nur entfalten, wenn im Unternehmen eine
arbeiter beim Schutz sensibler Daten eine Schlüs-
„Security-förderliche“
selrolle spielen, wird der Faktor Mensch dagegen
Das beginnt mit dem Stellenwert des Themas in-
meist zu wenig beachtet. Das zu ändern, ist eine
nerhalb der Organisation: Empfindet die Führung
dringende Aufgabe der Geschäftsführung, die
Cybersicherheit als Bremse, nehmen die Beschäf-
einen Rahmen schaffen muss, in dem die Mitarbei-
tigten die Sicherheitsmaßnahmen wahrscheinlich
„„
Firmenkultur
herrscht.
ter in der Lage sind, kompetent und sensibel mit
nicht ernst. Wenn das Thema dagegen als Vor-
IT-Systemen und Informationen umzugehen.
aussetzung für wirtschaftlichen Erfolg gesehen und kommuniziert wird, gehen die Mitarbeiter
Der Faktor Mensch wird meist zu wenig beachtet.
automatisch sorgfältiger mit geschäftskritischen Daten um. Die Unternehmensführung sollte zudem auf eine positive Fehlerkultur achten. Denn nur wenn Mitarbeiter etwa nach einem Klick auf einen verseuchten Anhang keine negativen Konsequenzen
Awareness-Programme als Schlüssel
fürchten müssen, melden sie solche Vorkomm-
Eine Schlüsselrolle dafür spielen Awareness-Pro-
nisse an die Sicherheitsverantwortlichen. Und
gramme, die vermitteln, wie Cyberkriminelle
nur dann kann die Sicherheitsabteilung schnell
arbeiten – also etwa darüber aufklären, was
reagieren und Schaden abwenden.
Katharina Keupp Projektleiterin Command Control Messe München Netzwerkpartner des BVMW https://cmdctrl.com
Social Engineering ist oder wie professionelle
Foto: © sdecoret – www.fotolia.com
Phishing-Mails
aussehen.
Neben
regelmäßi-
gen Schulungen sollte die Belegschaft auch im
Command Control
Arbeitsalltag kontinuierlich mit dem Thema Si-
Mit der richtigen Firmenkultur und geschickten Awareness-
cherheit konfrontiert werden. Dafür eignen sich
Maßnahmen können Unternehmen ihre Mitarbeiter für den Schutz
beispielsweise
ihrer Unternehmensdaten ins Boot holen. Mehr dazu, wie sich
Anti-Phishing-Übungen.
Dabei
werden zu Trainingszwecken Phishing-Nachrich-
die Digitalisierung sicher managen und Cybersicherheit sogar als
ten erstellt und verschickt. Die Mitarbeiter wer-
Wachstumshebel nutzen lässt, gibt es auf der Command Control.
den im Anschluss über die Maßnahme aufgeklärt
Der neue Cybersecurity-Summit für Entscheider findet erstmals
und erhalten Rückmeldung zu ihrem Umgang mit
vom 20. – 22. September in München statt.
der Phishing-Mail.
4|18 DER Mittelstand. | Service
64
Vom Ende des Jugendwahns Die Generation der über 50-Jährigen erlebt gegenwärtig eine noch nie dagewesene Blüte. In keiner anderen Altersgruppe ist der Zuwachs an Beschäftigten so stark gestiegen wie in dieser Gruppe. Das erfordert ein Umdenken. Für die über 60-Jährigen ist
in Frage stellt, bleibt diese Altersgruppe gerade
es heutzutage die Regel zu
bei der beruflichen Neuorientierung benachteiligt.
arbeiten: Über 56 Prozent
Immer noch sind die Vermittlungszahlen nur halb
der 60- bis 64-Jährigen sind
so hoch wie bei Jüngeren, und die Zeit der Stellen-
erwerbstätig. In den ver-
suche dauert länger. So brauchen 55- bis 64-Jähri-
gangenen Jahren hat sich
ge rund 65 Wochen, um einen neuen Job zu finden,
die Beschäftigungsquote in
30 Wochen länger als der Durchschnitt.
dieser Altersgruppe nahezu verdreifacht. Und selbst bei
Doch positive Trends zeichnen sich ab. So inves-
den 65- bis 69-Jährigen ist
tieren Unternehmen mehr in die demographie-
die Erwerbsquote zwischen
gerechte Pflege ihres Personals. Wenn bei Mit-
2005 und 2015 von 6,5 Prozent auf beachtliche
arbeitern das Vertrauen entsteht, entlang des
14,5 Prozent gestiegen.
jeweiligen Alters und Leistungsfähigkeit eingesetzt zu werden, bleiben sie länger und gesünder
Grund der Entwicklung: Zum einen wird die allge-
am Arbeitsplatz erhalten.
meine demographische Entwicklung immer spürbarer, in einigen industriellen Schlüsselberufen ist
Zudem hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass
sie inzwischen sogar dramatisch. So schrumpft die
der noch vor Jahren verfolgte Trend hin zu einer
Zahl der 20- bis 64-Jährigen von heute 49 Millio-
immer jüngeren Belegschaft nicht immer erfolg-
nen auf etwa 34 bis 38 Millionen (je nach Umfang
reich war. Im Gegenteil, Teams aus jüngeren und
der Zuwanderung) im Jahre 2060. Ein Rückgang
älteren Mitarbeitern arbeiten am effektivsten
um bis zu 30 Prozent, der sich geradezu bedrohlich
durch den Austausch von bestehendem und
in der für Deutschland so wichtigen industriellen
neuem Wissen. Die Potenziale dieser Arbeitneh-
Berufsgruppe der Ingenieure auswirkt. Insgesamt
merschaft sind für jeden erkennbar: Gegenwär-
werden so bis 2029 etwa 710.000 Ingenieure in
tig eilt die deutsche Wirtschaft von Exporterfolg
den Ruhestand gehen. Das entspricht 42 Prozent
zu Exporterfolg – und das mit Belegschaften, die
des aktuellen Bestands erwerbstätiger Ingenieure.
noch nie so alt waren wie heute.
chefs, dass geistig arbeitende Menschen auch weit
Vier Tipps für Unternehmen:
über ihr 60. Lebensjahr hinaus noch hochproduktiv
Demographiegerechte Personalplanung:
und kreativ arbeiten können. Zwar wurde durch
Förderung aller Mitarbeiter zum frühest-
Studien bestätigt, dass in der Regel der Höhepunkt
möglichen Zeitpunkt
der geistigen Schaffenskraft bei etwa 40 Jahren
Etablierung von Offenheit für die Fähig-
liegt. Jedoch lässt sich die Leistungsfähigkeit auf
keiten der bestehenden Belegschaft und
hohem Niveau halten – und das über Jahrzehnte.
Investitionen in das Personal Eine aktive interne Karriereentwicklung
Stefan Detzel Geschäftsführer EL-NET Innovation GmbH BVMW-Mitglied
Um die Leistungsfähigkeit aber in der Breite sicher-
sollte ein Hauptbestandteil der Personal-
zustellen, bedarf es einer systematischen Entwick-
arbeit werden
www.elnet.group/ innovation
noch. Obwohl also die Performance der Mitarbei-
lung der älteren Arbeitnehmer. Daran mangelt es ter, die über 50 Jahre alt sind, heute niemand mehr
4|18 DER Mittelstand. | Service
Die besten Resultate erzielen Teams aus jüngeren und älteren Mitarbeitern
Autor: © EL-NET Group; Foto o.: © JackF – www.fotolia.com
Zum anderen bemerken immer mehr Personal-
65
BVMW fördert neues Ausbildungszentrum in Indien Sichere Berufsperspektiven für indische Straßenkinder und gute Fachkräfte für deutsche Unternehmen will das neue BerufsBildungsZentrum in Bhopal anbieten, gegründet von der IndienHilfe Deutschland in Kooperation mit dem BVMW. Deutsche Firmen mit indischen Standorten können sich als Partner und Multiplikatoren beteiligen. Der Fachkräftemangel ist eine wesentliche Herausforderung für westliche Firmen, die in Indien Fuß fassen möchten. Es gibt kein vergleichbares Ausbildungssystem, keine einheitlichen Zeugnisse und Zertifikate. Schulen, die nach westlichen Standards arbeiten, genießen einen guten Ruf, verlangen allerdings auch hohe Ausbildungsgebühren und bleiben bestimmten Schichten vorbehalten. „Berufschancen sind in Indien eine Frage des Geldes und nicht des Könnens. Das ist moralisch ungerecht und wirtschaftlich in höchstem Maße ineffizient“, erläutert Jürgen Fluhr, Vorstandsvorsitzender der IndienHilfe Deutschland e. V., die zusammen mit einem katholischen Orden verschiedene Schulen, Bildungs- und Ernährungsprojekte in Indien unterhält. „Die Straßen- und
Unterzeichnung des Kooperationsvertrages zwischen IndienHilfe Deutschland e. V. und BVMW (v. li.): Sabine Müller, Vorstand IHD; Jürgen Fluhr, Vorsitzender IHD; Matthias Kirsch, Vorstand IHD und Rainer Ptok, BVMW.
Waisenkinder, die wir im Alter zwischen drei bis sechs Jahren aufnehmen, bleiben rund zwölf Jah-
„Unser Architektenteam steht derzeit in Kon-
re in unseren Schulen. Danach verfügen sie über
takt mit lokalen Baufirmen, sodass wir von einer
eine christlich geprägte Werteerziehung, sehr
Grundsteinlegung noch in diesem Jahr ausgehen“,
gutes Sozialverhalten und eine überdurchschnitt-
verrät Fluhr. „Parallel festigen wir aktuell unser
liche Bildung. Dennoch fallen viele Jungen und
Netzwerk von deutschen Firmen mit indischen
Mädchen in bitterste Armut zurück, weil sie kein
Standorten, das wir langfristig, über die Vermitt-
Geld für eine Ausbildung haben und ihr enormes
lung von Fachkräften hinaus, zu einem Runden
Potenzial nicht weiter entfalten können.“
Tisch ausbauen möchten. Hier arbeiten wir eng mit dem BVMW zusammen, der uns in einem ei-
Bereits seit Jahren arbeitet der Verein an einer
genen Kooperationsvertrag seine Unterstützung
Lösung und hat in Kooperation mit deutschen Un-
zugesichert hat.“
Paul Hohenhaus IndienHilfe Deutschland e. V. www.indienhilfedeutschland.de
ternehmen erste Ausbildungsprojekte für Mechatroniker, Schweißer, Krankenschwestern und Näherinnen ins Leben gerufen. Die positiven Erfahrungen
IndienHilfe Deutschland e. V. (IHD)
machen Mut für das aktuelle, für rund 1,2 Mil-
Interessierte Unternehmen können die detaillierte Projektbroschüre
lionen Euro eingerichtete BerufsBildungsZentrum
unter info@indienhilfe-deutschland.de oder telefonisch unter
Bhopal. Nach Fertigstellung können hier bis zu
05407. 8032792 anfordern
1.000 Schülerinnen und Schüler ihre Abschlüsse
BVMW-Mitglied
machen – teilweise ausgerichtet auf die Bedürfnis-
www.indienhilfe-deutschland.de
se deutscher Firmen mit indischen Standorten.
4|18 DER Mittelstand. | Service
66
[Ar|beits|zeit|gesetz] flexibilisieren – aber wie? Ihre Hilfe ist gefragt! Nach der Arbeit E-Mails lesen, Fachliteratur zum Einschlafen und vor dem Frühstück noch schnell einen Auftrag freigeben: all das schließt das Arbeitszeitgesetz aus. Das Bundesarbeitsministerium und der BVMW wollen herausfinden, wie die Arbeitszeitgestaltung der Zukunft aussehen könnte – und bitten Sie um Ihre aktive Mitarbeit. Das Arbeitszeitgesetz enthält mit seinen Kern-
Der BVMW und das Bundesministerium für Ar-
regelungen einer täglichen Arbeitszeit von acht
beit und Soziales möchten Unternehmerinnen
Stunden, einer starren Obergrenze von zehn
und Unternehmer motivieren, mit ihren Firmen
Stunden pro Kalendertag, einer fixen Ruhezeit
an den Experimentierräumen teilzunehmen und
von elf Stunden, dem weitgehenden Verbot von
selbst herauszufinden, ob ein Mehr an Flexibilität
Sonntagsarbeit, seinen zwingenden Pausenrege-
erforderlich ist.
lungen und anderen Vorschriften eine Reihe von Normen, die – so die aktuelle Kritik – modernes,
Das Horrorbild vieler Arbeitgeber, dass der Server
flexibles und mobiles Arbeiten erschweren, wenn
abends um 19.00 Uhr für E-Mails blockiert wer-
nicht gar ausschließen würden. Auch mit der Nut-
den müsste, damit am nächsten Morgen die Sechs
zung von mobilen Endgeräten und Social Media
Uhr-Schicht wieder beginnen kann, ist gar nicht so
Diensten sei dies nicht zu vereinbaren.
abwegig. Legt man die aktuelle Gesetzeslage zugrunde, führt das Versenden einer E-Mail abends
Alles falsch, sagen die Anderen. Das Arbeits-
um 22.00 Uhr dazu, dass die Arbeit am nächsten
zeitgesetz sei ein wichtiger Schutz der
Morgen (auch die mobile oder flexible Arbeitszeit
Arbeitnehmer vor der Selbstaus-
per Endgerät wie Smartphone oder Tablet) erst um
beutung. Die in Teilzeit arbeiten-
neun Uhr begonnen werden darf. Dazwischen blei-
de Mutter, die bis 24.00 Uhr vor
ben dienstliche mobile Endgeräte natürlich „out of
dem Computer sitzt, wenn die Kinder
use“. Aufgrund der vielfach beklagten Sonntags-
im Bett sind, und morgens ab sechs Uhr
ruhe, die grundsätzlich für alle Bürotätigkeiten
weitermacht, würde sich unweigerlich in den
gilt, ist es Arbeitnehmern untersagt, sonntags die
Burnout arbeiten. Hier biete das Arbeitszeitge-
kommende Arbeitswoche vorzubereiten, anstatt
setz den richtigen Schutz.
dies samstags zu tun. Auch die Verblockung der
Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales
leider illegal, weil sie die Zehnstundengrenze stän-
hat bereits in der letzten Legislaturperiode be-
dig verletzt. Ebenso gilt, dass die Erreichbarkeit im
gonnen, sich hierzu Gedanken zu machen und
Urlaub ein Problem darstellt: Das Lesen und Bear-
Experimentierräume zu schaffen, an denen sich
beiten von E-Mails im Urlaub birgt die Gefahr, dass
Unternehmen beteiligen können. Darin sollen
die Urlaubstage gar nicht genommen sind, und da-
moderne Formen des mobilen flexiblen Arbei-
mit zumindest der gesetzliche Urlaub von zwanzig
tens ausprobiert werden. In den betrieblichen
Tagen nicht verbraucht wird.
Experimentierräumen sollen Unternehmensleitung und Beschäftigte gemeinsam neue Ideen
Die Sanktionen gegen entsprechende Verstöße
für die Arbeit von morgen entwickeln und tes-
sind drastisch. Schon das Nichtaufzeichnen der
ten. Scheitern ist dabei möglich, Fehler dürfen
Arbeitszeit, insbesondere der Zeit, die über acht
gemacht werden, um am Ende zu den besten
Stunden pro Tag hinausgeht, stellt eine Ordnungs-
Lösungen zu kommen.
widrigkeit dar. Ebenso handelt ordnungswidrig,
4|18 DER Mittelstand. | Service
Foto: © rdnzl – www.fotolia.com
Wochenarbeitszeit auf vier Tage à elf Stunden ist
67
wer gegen die eingangs beschriebenen Kernvor-
ben jedoch bislang lediglich fünf Mitgliedsstaa-
schriften des Arbeitszeitgesetzes verstößt.
ten, unter anderem Großbritannien, Gebrauch gemacht. In diesen Staaten ist eine Erhöhung der
Die Konsequenzen sind drastische Ordnungsgelder
täglichen Arbeitszeit auf bis zu 13 Stunden, unab-
und schlimmstenfalls sogar die Ahndung als Straf-
hängig einer Branchenzugehörigkeit, der betrof-
tat. Daneben können Eintragungen des Unterneh-
fenen Arbeitnehmer grundsätzlich möglich.
Thomas Hey Fachanwalt für Arbeitsrecht Partner Bird & Bird LLP Mitglied BVMW Kommission Arbeit und Soziales www.twobirds.com
mens im Gewerbezentralregister erfolgen, mit dem Risiko, sich zukünftig nicht mehr an öffentlichen
Ihre Mitarbeit ist gefragt:
Ausschreibungen beteiligen zu können. Darüber hi-
Beteiligen Sie sich mit Ihrem Unternehmen an den Experimentier-
naus sind auch die persönlich handelnden Personen
räumen. Schildern Sie Ihre Meinung und Ihre Erfahrungen zum Thema
unterhalb der Vorstands- und Geschäftsführungs-
Modernisierung des Arbeitszeitgesetzes. Wie Sie Ihr innovatives
ebene betroffen und können Täter im Sinne des
Arbeitszeitmodell über die Experimentierräume vorstellen und erpro-
Ordnungswidrigkeitenrechts sein. Unangenehm
ben können, erfahren Sie auf der Homepage des BMAS:
sind zudem die Möglichkeiten der Ordnungsbe-
www.arbeitenviernull.de/experimentierraeume
hörden, Gewinnabschöpfungen vorzunehmen. In
eine Expertengruppe gebildet, die die Interessen der Mitglieder des
Unternehmens durch die Überschreitungen des Ar-
Verbandes bündeln und in den politischen Prozess zur Änderung des
beitszeitgesetzes erzielt wurde, dieser Betrag wird
Arbeitszeitgesetzes einbringen möchte
in derselben Höhe eingezogen. Schließlich können Geschäftsführer, Vorstände, aber auch Abteilungsleiter, Personalleiter und auch Teamleiter, die für die Überschreitungen und Verstöße gegen das ArbeitsFoto o.li.: © Prostock-studio – www.fotolia.com; Foto o.m.: © Wellnhofer Designs – www.fotolia.com
Die BVMW Kommission Arbeit und Soziales hat darüber hinaus
diesem Fall wird vermutet, dass der Gewinn des
Ansprechpartner BVMW: Chefvolkswirt Dr. Hans-Jürgen Völz hans.juergen.voelz@bvmw.de Anzeige
zeitgesetz verantwortlich sind, persönlich mit den Geldbußen belegt werden und diese aus ihrem Nettoeinkommen zahlen. Angesichts dieser drastischen Sanktionsmöglichkeiten stellt sich noch einmal mehr die Frage, wie das Arbeitszeitgesetz künftig aussehen müsste, das vernünftige, realistische Vorgaben macht, die den Bedürfnissen der modernen, flexiblen Arbeit angemessen nachkommen. Unser Arbeitsrecht basiert inzwischen weitgehend auf der EU-Arbeitszeitrichtlinie, die die Kernregelungen des deutschen Arbeitszeitrechts widerspiegelt: 48 Stunden pro Woche als grundsätzliches Arbeitsmaximum, elf Stunden Ruhepause. Allerdings ist das Verbot der Sonntagsarbeit ein deutsches Relikt aus Zeiten der Weimarer Reichsverfassung. Zusätzlich enthält die EU-Arbeitszeitrichtlinie in Artikel 22 eine Opt-Out-Regelung hinsichtlich der Möglichkeit, am Tag bis zu 13 Stunden zu arbeiten, womit theoretisch eine Wochenarbeitszeit bis zu 78 Stunden erreicht werden kann. Von dieser Opt-Out-Regelung ha-
Viel Platz für Ihren Unternehmenserfolg optimale Lage zu den ARA-Häfen und zum Ruhrgebiet Logistiklösungen aus einer Hand mit eigener Bahn und Bahninfrastruktur trimodale Verkehrsanbindung Umschlag von Schütt-, Stück- und Flüssiggütern sowie Containern 86 ha Flächenpotential für hafenaffine Gewerbe- und Industriebetriebe DeltaPort Niederrheinhäfen GmbH Orsoy - Voerde - Wesel - Emmerich info@deltaport-niederrheinhaefen.de | www.deltaport-niederrheinhaefen.de
68
Innovativ statt insolvent: BVMW fördert Gründertum Gehen Deutschland die Unternehmer aus? Die Frage erscheint anhand der aktuellen Statistiken nicht ganz unberechtigt: Seit Jahren übersteigt die Zahl der Firmenpleiten die Zahl der gewerblichen Existenzgründungen. Und die Auswirkungen der Nachfolgeproblematik der Betriebe durch den demographischen Wandel stehen uns erst noch bevor. Was die Gründerfreund-
Dabei soll der Fokus auch über junge Unterneh-
lichkeit Deutschlands im
mer hinausgehen. Alle Arten und Altersklassen
internationalen Vergleich
von Unternehmensgründern sollen so unter-
angeht, so belegt die Bun-
stützt und ihnen Gehör verschafft werden. Dazu
desrepublik seit Jahren
gilt es, die im BVMW vorhandenen Kompetenzen
lediglich mittlere Plätze.
zu nutzen und zu bündeln.
Im „Ranking of Doing BusDie Bundeskommission Start-ups und Unternehmensgründungen des BVMW.
iness“ der Weltbank wurden in den vergange-
Den Vorsitz der Kommission hat Nick Martin
nen Jahren sogar beständig Plätze eingebüßt.
Willer von ACT – Advanced Coaching and Trai-
Deutschland liegt mittlerweile auf Platz 20. Im
ning aus Berlin inne, stellvertretende Vorsitzende
Hinblick auf die Unternehmensgründungen hier-
sind Farina Schurzfeld von Selfapy und Florian
zulande wurde 2017 der siebte Rückgang in Folge
Eismann von Bullet Global.
verzeichnet. Das kann nicht der Anspruch einer ansonsten so starken Volkswirtschaft sein.
Das Angebot der Bundeskommission Start-ups und Unternehmensgründungen:
Der BVMW setzt sich seit vielen Jahren dafür ein,
Die Experten aus der Kommission helfen bei
die Unternehmenskultur in Deutschland zu stär-
Fragen rund um das Thema Gründungen und
ken und dieser politisch eine Stimme zu verleihen.
die Etablierung von Unternehmen. Die Kommission verschafft Gründern Gehör
Das Land kann sich glücklich schätzen, eine sta-
und setzt sich für bessere Rahmenbedingun-
bile Wirtschaft, einen starken Mittelstand und
gen für Gründerinnen und Gründer ein.
Unternehmer zu haben, die Verantwortung über-
Die Kommission vernetzt, kooperiert und
nehmen und Wohlstand sichern – für sich und
informiert in der Gründerbewegung.
andere. Dennoch sind die Zahlen rund um das Gründungsgeschehen weiterhin alles andere als zufriedenstellend, und es ist Zeit, neue Ansatzpunkte zu finden. Die Bundeskommission Start-
Jährlich gibt es in Deutschland mehr Firmenpleiten als Gründungen
ups und Unternehmensgründungen will genau
Die Bundeskommission für Start-ups und
dort anknüpfen: Sie will positive Entwicklungen
Unternehmensgründungen des BVMW
fortführen und gleichzeitig um eine gezielte För-
will daher die Gründungskultur gezielt
derung der Gründungskultur und der Rahmen-
fördern
bedingungen für die Selbstständigkeit ergänzen. Diana Scholl BVMW Leiterin Politische Kommunikation und stellvertretende Leiterin Volkswirtschaft
Sie haben Fragen zur Kommission oder zum Thema Gründung? Oder Sie sind ausgewiesener Experte zum Thema Gründungszuschuss und möchten in der Kommission mitwirken? Dann nehmen Sie Kontakt auf: diana.scholl@bvmw.de Mehr Informationen zur Kommission unter: https://bvmw.info/gründer
diana.scholl@bvmw.de
4|18 DER Mittelstand. | Service
69
Sechs Tipps für die Mitarbeitersuche im digitalen Zeitalter Das Blatt hat sich gewendet: Durch die Möglichkeiten der Digitalisierung hat sich auch die Art und Weise der Personalgewinnung verändert. Inzwischen müssen sich Unternehmen aktiv und mit modernen Einstellungsmethoden um die Besten am Markt bemühen. Dabei hilft es, sich in die Perspektive des zukünftigen Mitarbeiters hineinzuversetzen. Business as usual bei der Personalgewinnung
(Active Sourcing) auf
funktioniert nicht mehr. Nutzen Sie neue Mög-
den Bewerber zu. Seien
lichkeiten und verabschieden Sie sich vom Prinzip
Sie präsent in den sozia-
„Stellenausschreibung verschicken und hoffen“.
len Netzwerken. Neh-
Im Folgenden werden ausgewählte Denkanstöße
men Sie dort Kontakt
für eine moderne Personalgewinnung skizziert.
auf und zeigen Sie sich
Wie kommen Sie an die passenden Mitarbeiter,
auf Recruiting Messen
und was gilt es zu berücksichtigen?
und Events.
Wechseln Sie die Perspektive. Versetzen Sie
Achten Sie auf einen klar
sich in die Lage geeigneter Kandidaten für Ihre
strukturierten und zü-
Stelle. Wer sind die Menschen, die Sie umwer-
gigen Bewerbungspro-
ben? Auf welchen Plattformen bewegen sich
zess. Ein leicht zugäng-
diese, und wie möchten sie angesprochen wer-
licher und transparenter
den? Welche Motivation und Wünsche bringen
Bewerbungsablauf mit
die Bewerber mit, und wie können Sie auf die-
klaren Anforderungen an die Bewerber rundet
se sowohl im Bewerbungsprozess als auch im
Ihren Bewerbungsprozess ab.
Arbeitsalltag eingehen? Beantworten Sie die-
Falls ein Bewerber Ihnen absagt, fragen Sie pro-
se Fragen, bevor Sie auf die Suche nach Ihrem
aktiv nach den Gründen. So können Sie zukünf-
Wunschkandidaten gehen.
tige Bewerbungsprozesse optimieren.
Foto: © Freedomz – www.fotolia.com
Beschäftigen Sie sich mit den Generationen Y und Z. Es gibt viele Unterschiede der Genera-
Nehmen Sie sich etwas Zeit, und überdenken Sie
tionen in Hinblick auf Mediennutzung, Wert-
zusammen mit Ihren zuständigen Mitarbeitern
vorstellungen und Hierarchien. Das sollten Sie
die bisherigen Bewerbungsabläufe. Jedes Unter-
als Unternehmer reflektieren. Nutzen Sie hier
nehmen muss für sich selbst herausfinden, wel-
das Potenzial Ihrer Mitarbeiter aus der ent-
che Instrumente der Personalgewinnung am bes-
sprechenden Zielgruppe und fragen Sie diese
ten passen.
Tobias Thimm BVMW Projektreferent tobias.thimm@bvmw.de www.gemeinsam-digital.de
nach deren Meinung. Stellen Sie das Besondere – Ihr Alleinstellungs-
Das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Berlin – gemeinsam-digital.de
merkmal – in den Mittelpunkt Ihrer Kommuni-
– organisiert zahlreiche Trainings und Workshops. Dort liefern wir Ant-
kation und machen Sie sich so zur Marke (Em-
worten und praxisorientierte Lösungsansätze für kleine und mittlere
ployer Branding). Ziel ist es, einen positiven
Unternehmen. Im September 2018 startet die nächste Workshop-Reihe
Eindruck zu vermitteln und den potenziellen In-
zu digitalen Geschäftsmodellen. Besuchen Sie uns auf www.gemeinsam-
teressenten für Ihr Unternehmen zu begeistern.
digital.de und melden Sie sich an.
Gehen Sie selbst durch aktive Ansprache
4|18 DER Mittelstand. | Service
70
Kurzer Blick und lange Wirkung Plakate zählen seit mehr als 100 Jahren zu den erfolgreichsten Werbeformen. Sie sind immer noch beliebt. Damit sie die gewünschte Wirkung erzielen, muss ihre Gestaltung jedoch bestimmten Regeln folgen. Nachfolgend zehn Tipps, die bei der Gestaltung zu beachten sind.
1.
KISS
Bezug zum Produkt hat. Deshalb sollten Gestal-
Plakate müssen dem
Betrachter
sofort
ins
Auge fallen und schnell
ter sich von Anfang an überlegen, was die Kernaussage ihres Plakats ist und wie sie diese hervorheben können.
verständlich sein. Desgel: KISS (Keep it short
4.
and simple – halte es
Absender ist. Eine wichtige Rolle spielt dabei
kurz und einfach). Da
das Logo des werbenden Unternehmens. Dieses
die
sollte auch aus der Entfernung erkennbar, unver-
wegen gilt die Faustre-
durchschnittliche
Logo sichtbar platzieren Bei einem Plakat muss klar sein, wer der
nur
deckt und sichtbar platziert werden. Ein Vorteil
etwa drei bis fünf Se-
für Unternehmen: Logos sind leicht wiederer-
kunden beträgt, dürfen
kennbar, wecken Assoziationen und helfen somit ,
nicht mehr als fünf Wirk-
die Aufmerksamkeit auf das Plakat und seine Aus-
elemente (Hintergrund/
sage zu lenken.
Betrachtungsdauer
Überschrift/Unterüberschrift/Bilder/Kontaktadresse/Preise)
enthal-
5.
Die richtige Produktplatzierung Das Produkt ist ein zentrales Element jedes
Plakates. Generell sollte die Produktabbildung
ten sein.
mindestens 40 Prozent der Formathöhe einneh-
2.
men. Wichtig ist eine großformatige Darstellung,
und Blickverlauf
ohne kleinteilige Details und eine klare, verständ-
Wichtig ist, dass ver-
liche Bildsprache. Auch bekannte Testimonials,
schiedene
Plakat-Ele-
die zusammen mit dem Produkt abgebildet wer-
mente trennscharf dargestellt werden und leicht
den, unterstützen die Werbeaussage. Dabei muss
zu unterscheiden sind. Zudem müssen die Gestal-
allerdings die betreffende Person zum Produkt
ter die Blickrichtung des Betrachters lenken und
passen: Ein Wintersportler, der für Sonnenliegen
überlegen, wohin dieser zuerst schauen soll. Denn
wirbt, passt nicht.
Betrachter erfassen nur wenige Motiv-Elemente, was bei der Platzierung von Logos, Produktbildern und Werbesprüchen beachtet werden muss.
6.
Farbgestaltung und Kontraste Farben spielen in der Gestaltung von Pla-
katen eine entscheidende Rolle: Durch bewusst
3.
Kernaussage in den Mittelpunkt stellen
gesetzte Akzente können bestimmte Stimmun-
Betrachter müssen die Kernaussage eines
gen hervorgerufen werden. Ein dunkles oder
Plakates auf den ersten Blick verstehen, sonst
schwarz-weißes Bild wirkt anders als ein Bild in
schenken sie ihm keine weitere Aufmerksamkeit.
leuchtenden Farben. So können Farbkontraste
Das schönste Motiv nützt nichts, wenn es nicht
die Blickrichtung der Betrachter lenken. Wich-
zur Kernaussage passt und keinen inhaltlichen
tig ist auch, dass Gestalter bedenken, wohin ihr
4|18 DER Mittelstand. | Service
Foto: © Cewe-Print.de
Da Plakate meist im Vorbeigehen gesehen werden, müssen sie dem Betrachter sofort ins Auge fallen und leicht zu verstehen sein.
Motivaufbau
71
Beleuchtungssituationen wirkt oder die Aussage-
9.
kraft verändert wird.
umfeld ist für Plakate wichtig. Plakate, die bei-
Plakat gehängt werden soll und ob es unter allen
Werbeumfeld und Vorgaben Nicht nur die Gestaltung auch das Werbe-
spielsweise an einer Bushaltestelle hängen, kön-
7.
Schriftgröße und Schriftarten
nen mehr Text enthalten als solche, die an einer
Die Schriftgröße entscheidet über die Les-
Schnellstraße zu finden sind. Das liegt daran,
barkeit eines Plakats. Idealerweise sollte die
dass Menschen, die auf den Bus warten, eher ge-
Größe der Headline 12 bis 15 Prozent der For-
neigt sind Text zu lesen als solche, die mit dem
mathöhe betragen, damit der Schriftzug gut les-
Auto an einem Plakat vorbeifahren. Wichtig bei
bar ist. Die Schriftgröße der Sublines sollte noch
der Gestaltung ist auch die Beachtung von Vor-
sieben bis zehn Prozent der Formathöhe aufwei-
gaben, wie Sponsoren, die erwähnt werden müs-
sen. Auch auf gut lesbare, nicht verschnörkelte
sen oder die Einplanung von Platz für Kontakt-
Schriftarten wie Arial oder Helvetica sollten Ge-
möglichkeiten.
stalter achten.
8.
Think Positive
10.
Zielgruppe ansprechen Plakatgestalter wissen meist nicht, wer
Auf Plakaten sollten nur positive Formu-
an ihren Plakaten vorbeigeht, was die Zielgrup-
lierungen stehen, denn positive Emotionen akti-
penbestimmung erschwert. Aber sie wissen, wo
vieren bejahende Vorstellungen im Gedächtnis,
die Werbemittel aufgehängt werden. Das macht
unterstützen die Informationsverarbeitung und
Plakate zum Beispiel für regionales Marketing
erhöhen so die Aufmerksamkeit. Zudem sorgen
interessant. Auch eine klare Handlungsaufforde-
sie für eine bessere Bewertung des beworbenen
rung (Schon probiert? Jetzt testen! Noch heute
Produktes und bleiben im Gedächtnis des Rezi-
zuschlagen!) wirkt positiv auf die Betrachter und
pienten.
sollte genutzt werden.
Britta Zurborn Marketing Managerin Cewe-Print.de Kooperationspartner des BVMW
Live-Entertainment und stilvolle Gastronomie Der im Herzen der Hauptstadt gelegene Win-
Lounge gelten
tergarten Berlin bietet seinen Gästen neben
schon jetzt als
kulinarischen Köstlichkeiten ein Rundum-Paket
die schönsten Ört-
der schönen Künste. Das Haus bietet eine (fast)
chen weit und breit. Ein
ganzjährige Bespielung mit eigenen Shows und ist
Atrium, das Raum bieten wird
an ausgewählten Abenden Spielstätte für atem-
für Veranstaltungen, steht kurz vor der Vollen-
beraubende Gastauftritte. Vom Time Magazine
dung.
als Kultur-Tipp für Europa empfohlen, erreicht der Wintergarten auch international ein breites Publikum. Zudem gilt das Theater als stillvolle
BVMW-Mitglieder erhalten für die Show „STAUNEN- Circus of Stars“
Location für exklusive Veranstaltungen: von Pro-
(ab 22. August) einen Preisnachlass von 25 %, buchbar unter Angabe
duktpräsentationen über Firmenjubiläen bis zu
des Aktionscodes „BVMW“
Award-Veranstaltungen. Die jüngst eröffneten
www.wintergarten-berlin.de
unterirdischen Toiletten-Welten mit großzügiger
4|18 DER Mittelstand. | Service
72
Management für Mittelständler Ständige Erreichbarkeit, rasche Lieferzeiten und Benutzerfreundlichkeit sind essentiell im Onlinehandel. Doch viele Mittelständler scheuen sich vor der praktischen Umsetzung. Ein Projekt des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums zeigt, wie diese Zurückhaltung überwunden werden kann. Das Berliner Feinkostgeschäft Maître Philippe &
Kanälen stets aktuell zu halten“, so Noémie Caus-
Filles GmbH bietet eine extravagante Auswahl
se, die Geschäftsführerin der Maître Philippe &
an Käse, Wein und französischen Lebensmitteln.
Filles GmbH.
Aus Frankreich importiert, werden diese über online verkauft. Die beiden Verkaufskanäle sind
Kleine, nutzerzentrierte Lösungen erarbeiten …
über zahlreiche Schnittstellen miteinander ver-
Das Projekt bei der Maître Philippe & Filles GmbH
knüpft. Die besondere Herausforderung: den In-
begann Anfang 2018. Das Expertenteam von
formationsfluss so schnell und effektiv wie mög-
_Gemeinsam digital und seinen Projektpartnern
lich zu gestalten.
führte Interviews mit der Geschäftsführung zur
ein Ladengeschäft in Berlin-Wilmersdorf und
eingesetzten Software, den Bestellprozessen und
„„
Baustelle Datenmanagement
Abläufen im Onlineshop. In zahlreichen Work-
Eine typische Hürde für kleine Händler, die noch
shops mit dem Team konnten Prozesse optimiert
nicht im Onlinehandel aktiv sind, stellt das Daten-
und klare Ziele definiert werden. Der Fokus lag da-
management dar. Dabei
bei auf der Schnittstellenanalyse. Gemeinsam mit
eröffnet der Verkauf von
dem Unternehmen wurden Lösungsschritte zu ei-
Produkten und Dienstleis-
ner Harmonisierung der Schnittstellen – vom Ein-
tungen über das Internet
kauf (Stammdaten, Bestellwesen, Wareneingang,
vielseitige Möglichkeiten.
Lagerhaltung) über den Verkauf (stationärer Han-
So können neue Kunden-
del, Waage, Onlineshop, Gastronomie, Versand,
gruppen erschlossen und
Großhandel) bis zur Buchhaltung – erarbeitet. Ein
das Absatzgebiet vergrö-
zusätzlich erstellter Fragenkatalog dient der künf-
ßert werden. Die Heraus-
tigen Optimierung einzelner Prozesse.
Um konkurrenzf ähig zu sein, müssen wir flexibel auf Neuerungen reagieren können.
ständler bestehen dabei nicht nur in der ständigen
… und Schritt für Schritt etablieren
Erreichbarkeit und den raschen Lieferzeiten, son-
Die Bestände zwischen dem Laden und dem On-
dern vor allem in der Optimierung der internen
lineshop können nun synchronisiert werden, und
Prozesse. Dabei stellen sich Fragen wie: Wie verar-
ein Etikett mit QR-Code beim Wareneingang er-
beite ich die notwendigen Kundeninformationen?
möglicht es, den Bestand in Echtzeit zu erfassen.
Wie können die Bestände zwischen Warenein-
Durch die Analyse wurde deutlich, an welchen
gang und Warenausgang in Echtzeit synchronisiert
Stellen die IT-Infrastruktur angepasst werden
werden? „Um konkurrenzfähig zu sein, müssen wir
muss. Alle Änderungen können vom Unternehmen
flexibel auf Neuerungen reagieren können, sei es
weitgehend selbstständig und unter Nutzung der
in Sachen Software, Buchhaltung oder Logistik.
bestehenden Infrastruktur begleitend zum Tages-
Nur so können wir effizient arbeiten und unseren
geschäft durchgeführt werden.
Kunden ein optimales Einkaufserlebnis bieten. Kjell Schneider BVMW Projektreferent Verbandskooperationen und Projekte kjell.schneider@bvmw.de
Unsere tägliche Arbeit wäre ohne Digitalisierung gar nicht denkbar. Beide Verkaufskanäle – der La-
Mehr zu diesem und weiteren Projekten
den und der Onlineshop – sind über viele Schnitt-
unter: https://gemeinsam-digital.de/
stellen miteinander verknüpft, und es stellt uns vor
portfolio/kulinarische-vielfalt/
eine große Herausforderung, alle Daten auf allen
4|18 DER Mittelstand. | Service
Foto: © Sunflower – www.fotolia.com
forderungen für Mittel-
73
Kleine Helfer Sitzen neu erfunden Statistisch gesehen verbringen wir 24 Jahre unseres Lebens sitzend. Fast jede zweite Person leidet unter regelmäßigen oder chronischen Rückenschmerzen. Die Fehlhaltung der Wirbelsäule ist eines der größten Risiken bei falschem Sitzen und gilt als eine der Hauptursachen für Arbeitsausfälle. Mit sitBoard lässt sich jede sitzende Minute im Büroalltag als Basis für Ihre Rückengesundheit nutzen. Das patentierte sitBoard wird direkt mit ihrem Bürostuhl verbunden. Dadurch ist es dem Anwender möglich, sich sanft mithilfe seiner
Echte Postkarten per App verschicken
Füße in den Sitz zu drücken. Die Sitzposition wird dauerhaft korrigiert. Der untere Rücken wird gestärkt, und die aufrechte Sitzposition
Die Postkarten-App CARDIETY er-
nity oder eines Postkartenformats
kräftigt passiv die unteren Extremitäten sowie
möglicht es, besondere Urlaubsgrü-
kann die eigene Postkarte gestaltet
den unteren Rücken.
ße mit eigenen Fotos und persön-
werden. Hierfür einfach die schöns-
www.sitboard.com
lichen Grüßen als echte Postkarte
ten Fotos einfügen und persönliche
weltweit zu versenden. Zusätzlich
Grüße schreiben – fast so wie früher
dazu
App-eigene
bei gekauften Postkarten auch. An-
E-Community die Nutzer der App,
schließend kann die Postkarte mit
indem diese ihre selbst designten
nur wenigen Klicks weltweit ver-
Postkarten anderen Nutzern als
schickt und bei Wunsch zusätzlich
Vorlage zur Verfügung stellen kön-
für die App-eigene E-Community
nen. Nach der Auswahl einer Post-
freigegeben werden.
kartenvorlage aus der E-Commu-
www.worldiety.de
verbindet
die
Faltbarer Tretroller Das ist Fahrspass to go für den Alltag oder im Urlaub: Der TR Tretroller von gomate lässt sich auf Rucksackgröße zusammenfalten, ist mit einem Gesamtgewicht von 6,1 kg ideal zum Mitnehmen geeignet und kann sogar als Sportgepäck im Flugzeug einchecken. Trotz der minimalen Größe bietet er maximalen Fahrkomfort für Personen bis 110 kg Gewicht. Hydraulische Bremsen, große Räder mit Luftbereifung und ein 52 cm breiter, höhenverstellbarer Lenker mit bequemen Handgriffen gehören zur Ausstattung. Geeignet ist der praktische Roller für Flitzer ab sieben Jahren. www.gomate.de
4|18 DER Mittelstand. | Service
74
Erwecken Sie Ihre Zielgruppe zum Leben
Wie Personas Ihr Marketing effektiver machen Als Anbieter von Produkten oder Dienstleistungen wissen Sie natürlich genau, wer Ihre Zielgruppe ist. Aber woher haben Sie dieses Wissen? Basiert es auf reinem Bauchgefühl oder auf demographischen Merkmalen? Und wie genau kennen Sie die Eigenschaften Ihrer unterschiedlichen Kunden und deren Gründe für den Kauf bei Ihnen? Das Bilden von Personas kann Ihnen helfen, diese und viele andere Fragen genauer zu beantworten. Seit Jahrzehnten nutzt das Marketing bei der Defi-
1980er Jahre. „Wiederbelebt“ wurde es durch
nition von Zielgruppen u. a. soziodemographische
die Usability-Bewegung, die sich mit der Entwick-
Daten wie Alter, Einkommen oder Familienstand.
lung oder Weiterentwicklung nutzerfreundlicher
Und mit den Sinus-Milieus werden zusätzlich
Produkte beschäftigt. Gedacht wird dabei grund-
Gruppierungen nach ähnlicher Lebensauffassung
sätzlich vom Verwender aus, was nur funktioniert,
und Lebensweise vorgenommen.
wenn man dessen Motivation und Bedürfnisse
Diese Sortierung ist auch weiterhin richtig und
genau versteht. Es geht also darum, möglichst ziel-
wichtig, sie hat allerdings den großen Nachteil,
gruppenorientiertes Marketing zu machen mit
dass die Zielgruppe eine anonyme Masse bleibt.
der Aussage „Kunde mit XX-Bedarf, wir helfen dir,
Das kann dazu führen, dass jeder im Unternehmen
weil …“ statt wie sonst üblich nur vom Produkt aus
eine ganz andere Auffassung davon hat, wer der
zu argumentieren „Ich biete X und das kann …!“.
„typische“ Kunde nun eigentlich ist. Doch wie soll
Claudia Mattheis Geschäftsführerin mattheis. Werbeagentur GmbH BVMW-Mitglied www.mattheis-berlin.de
man ein Produkt oder Angebot entwickeln bezie-
Was sind Personas?
hungsweise erfolgreich verkaufen, wenn man im
Personas werden zwar aus echten Daten abgelei-
wahrsten Sinne des Wortes kein gemeinsames Bild
tet, sind aber fiktive Menschen, die stellvertretend
vom Kunden vor Augen hat? Das Bilden von Perso-
für Ihre realen Kunden stehen. Sie zeigen nicht den
nas kann dabei unterstützen, das bisher Unsichtba-
Durchschnitt aller Nutzer, sondern haben wie ech-
re besser greifbar zu machen.
te Menschen einen eigenen Lebenslauf, Vorlieben, Fähigkeiten, Wünsche und Ziele. Je nachdem, wie
Personas als Basis für zielgruppenorientiertes Marketing
unterschiedlich Ihre Zielgruppe ist, werden Sie vier
Erfunden hat das Persona-Konzept Alan Cooper
stellvertretend für einen Kundentyp und hat einen
für ein Softwareentwicklungsprojekt Anfang der
eigenen Namen sowie ein Gesicht.
bis sechs Personas benötigen. Jede Persona steht
1. Ziele definieren:
2. Datenquellen wählen:
Was wollen Sie erreichen? Soll z. B. eine neues Produkt ent-
Nutzen Sie möglichst viele Quellen. Die beste Möglichkeit: Füh-
wickelt oder ein bestehendes überarbeitet werden? Oder wol-
ren Sie Interviews mit Ihren Kunden oder potentiellen Verwen-
len Sie wissen, welcher Werbekanal beziehungsweise welches
dern. Weitere Daten für Personas erhalten Sie intern in Ihren
Werbemittel für welche Zielgruppe optimal ist?
Kundendaten, in der bisherigen Kundenkommunikation, im Gespräch mit Mitarbeitern oder durch Umfragen. Extern gibt es diverse Marktinformationen, Branchendienste oder Daten vom Statistischen Bundesamt etc.
4|18 DER Mittelstand. | Service
Foto o.: © babaroga – www.fotolia.com
Personas für Ihr Marketing nutzen in 4 Schritten
75
So gut funktionieren Personas: Ein Beispiel Stellen Sie sich vor, Sie sind Inhaber/in einer Fahrzeugvermietung in Berlin. Nach einer allgemeinen Zielgruppen-Definition sind Ihre Kunden: Alter: 18 bis 75 Jahre | Geschlecht: weiblich oder männlich Beruf: Auszubildende bis Rentner Wohnort: regional, national und international
Daraus – und auf Basis der vorhandenen Kundeninformationen – lassen sich mehrere Personas bilden:
Foto o.: © Andrey Apoev – www.fotolia.com; Foto u. li.: © contrastwerkstatt – www.fotolia.com; Foto u. m.: © Drobot Dean – www.fotolia.com; Foto u. r.: © deagreez – www.fotolia.com
Name: Manfred
Persona-Steckbrief 1
Persona-Steckbrief 2
Name: Lea
Name: Kai
Persona-Steckbrief 3
Alter: 56
Alter: 28
Alter: 35
Familienstand: geschieden
Familienstand: ledig
Familienstand: verheiratet, 2 Kinder
Beruf: Unternehmensberater
Beruf: Start-up-Gründerin
Beruf: selbstständiger Elektro-Meister
Wohnort: Potsdam
Wohnort: Berlin
Wohnort: Außenbezirk von Berlin
Anforderung an Mietwagen: groß,
Anforderung an Mietwagen: stylish,
Anforderung an Mietwagen: braucht
repräsentativ, schnell, neu
schnell, nicht zu groß zum Parken in der
schnell verfügbare günstige Lieferfahr-
Befürchtungen: Wagen sieht ungepflegt
Stadt
zeuge
aus, steht nicht pünktlich zur Verfügung
Befürchtungen: weiß nicht, ob sich
Befürchtungen: ist zu teuer und nicht
Kontaktpunkt: ist Stammkunde, be-
Mietwagen überhaupt lohnt oder
da, wenn kurzfristig benötigt
kommt regelmäßig Newsletter und
Car-Sharing nicht günstiger ist
Kontaktpunkt: fragt andere Unterneh-
Mailings
Kontaktpunkt: sucht online und fragt
mer im Branchennetzwerk
Freunde „Ich brauche einen
„Ich fahre super ger-
„Ich muss mit mei-
Mietwagen, der
ne selber, vor allem
ner Firma extrem
mich schnell und
Cabrio im Sommer
flexibel sein. Mein
sicher zu meinen
in der Stadt. Und ich
Fuhrpark hat groß
Terminen in ganz
mache oft Ausflüge
genug zu sein,
Deutschland
am Wochenende
damit ich auf alle
bringt. Wenn ich
oder Kurztrips.
Anfragen schnell
bei meinen Kun-
Ich will aber kein
reagieren kann.
den vorfahre, will ich Eindruck machen.“
eigenes Auto haben, doch es soll mög-
Aber auch so klein, dass meine Fixkos-
lichst immer dann sofort eins vor der Tür
ten so gering wie möglich bleiben.“
stehen, wenn ich es möchte.“ Schon diese drei sehr kurzen Persona-Steckbriefe zeigen, wie un-
sen und je detaillierter Sie die Steckbriefe mit Informationen an-
terschiedlich die Anforderungen an ein Mietwagenangebot sind.
reichern, umso besser lassen sich daraus passende Produkte und
Je ausführlicher Sie sich auf die einzelnen fiktiven Kunden einlas-
Werbemaßnahmen entwickeln.
3. Persona-Profil erstellen:
4. Personas in Ihr Marketing einbinden:
Dazu gehören Angaben wie z. B.: Alter, Familienstand, Wohn-
Sinnvoll ist es, die Personas regelmäßig vor Augen zu haben.
ort, Beruf, Position im Unternehmen, Ausbildung, Einkommen,
Hängen Sie beispielsweise die Steckbriefe mit Bildern in Ihren
Hobbys, Sorgen, Wünsche, Ziele, Informationskanäle etc. Und
Besprechungsraum. Versuchen Sie immer wieder, Ihr Produkt
beantworten Sie Fragen wie: Wo kommt die Person mit meinem
aus der Persona-Sicht zu betrachten. Und fordern Sie auch Ihre
Unternehmen in Kontakt? Wie sucht sie nach meinem Produkt?
Mitarbeiter auf, häufiger durch die „Persona-Brille“ auf Ihr An-
Wie sieht der Kaufprozess aus? Wer oder was hat Einfluss auf die
gebot zu blicken.
Entscheidung? Was sind die Befürchtungen und Erwartungen?
4|18 DER Mittelstand. | Service
76
Wann Manager-Entscheidungen strafbar sind Mit einer aufsehenerregenden Entscheidung meldete sich der Fünfte Strafsenat des Bundesgerichtshofes (BGH) im Jahre 2016 in Sachen Manager-Strafbarkeit zurück und dürfte wohl nicht nur die Compliance-Abteilungen der Republik in erneute Aufregung versetzen. Der BGH hob mit seinem Urteil vom 12. Oktober
Informationsgrundlagen erfolgen oder in die ord-
2016 – 5 StR 134/15 – die Freisprüche des Land-
nungsgemäße Berichterstattung der Jahresab-
gerichts Hamburg in einem Prozess gegen sechs
schlüsse durch evident fehlerhafte Angaben zur
ehemalige Vorstände der HSH-Nordbank AG auf
wirtschaftlichen Lage des Unternehmens eingrei-
und verwies die Sache zurück nach Hamburg.
fen. Da aber der Geschäftsleiter gemäß der gesetzlichen Beweislastumkehr in § 93 Abs. 2 S. 2 AktG
Der Vorwurf: Strafbarkeit wegen vorsätzlicher
beweisen muss, dass seine unternehmerische Ent-
Untreue nach § 266 Abs. 1 StGB wegen Verlet-
scheidung innerhalb der Grenzen der Business
zung der Grundsätze ordnungsgemäßer Entschei-
Judgement Rule zu verorten war, ist ihm vorab
dungsfindung, der sogenannten „Business Judge-
zu empfehlen, ein besonderes Augenmerk auf die
ment Rule“.
eigene Dokumentationssicherung bei seiner Entscheidungsfindung zu legen. Im Rahmen der „In-
Der BGH ging in seiner Entscheidung davon aus,
formed Judgement Rule“ ist in den Fällen von be-
dass sich Management-Entscheidungen an nach-
deutenden Unternehmensentscheidungen zudem
vollziehbaren Kriterien orientieren müssen. Nicht
stets zu empfehlen, Expertenrat durch einen fach-
nachvollziehbare oder riskante Entscheidungen
lich qualifizierten Berufsträger einzuholen.
hingegen können, sofern sie dem Unternehmen einen Schaden zufügen, letztlich unter Umstän-
Auch den Compliance-Verantwortlichen kommt
den die Strafbarkeit zur Folge haben.
mithin eine erhöhte Bedeutung zu. Ein wirksam aufgestelltes Compliance-System sollte als „erste
Da Manager in ihrer täglichen Praxis zahlreiche
Verteidigungslinie“ ermöglichen, die unterneh-
Entscheidungen unterschiedlichster Art und Trag-
merische Entscheidung unter Compliance-Ge-
weite zu treffen haben, hat dies naturgemäß zur
sichtspunkten dahingehend abzuprüfen, ob diese
Folge, dass sich nicht alle Entscheidungen als vor-
überhaupt auf einer ordnungsgemäßen Informa-
teilhaft oder richtig erweisen. Mit der nunmehr als
tionsgrundlage erfolgen kann. Ist dies zu vernei-
gefestigt anzusehenden Eingangsrechtsprechung
nen, muss zur Bewahrung des Geschäftsleiters vor
verleiht der BGH dem Untreuetatbestand und der
einer strafrechtlichen Verfolgung ein klares Veto
damit verbundenen Frage, wann eine wirtschaft-
eingelegt werden, bis die für die unternehmerische
lich riskante Management-Entscheidung zu einer
Entscheidung bedeutende Frage geklärt wurde.
jedenfalls vordergründig etwas mehr Kontur.
Prof. Dr. Benjamin Weiler Rechtsanwalt BVMW-IBWFRechtshotline
Zugleich verschärfen die aufgezeigten Grundsät-
Die BVMW-IBWF-
ze die Bedeutung von Vorbereitungsmaßnahmen
Rechtshotline erreichen Sie:
bei einer unternehmerischen Entscheidung. Straf-
Mo bis Fr 10.00 – 17.00 Uhr
rechtliche Relevanz erlangen nachteilige ökono-
Tel.: 030 / 53 32 06-963 | Fax: 030 / 53 32 06-50
mische Entscheidungen zwar auch weiterhin erst
rechtshotline@bvmw.de
dann, wenn diese im Voraus ohne ausreichende
4|18 DER Mittelstand. | Service
Foto: © AllebaziB – Fotolia.com
Pflichtverletzung im Sinne des § 266 führen kann,
77
Finanzkolumne „Über Ihr Geld“ MDAX gegen DAX 30 Jahre DAX: Die Presse berichtet, dass An-
über ein millionenschweres Depot verfügt und
leger mit dem DAX „im Schnitt fast neun Pro-
unendlich viel Zeit hätte – und die Bank- und Bör-
zent jährlich“ gewonnen haben. Das stimmt
sengebühren für laufende Umschichtungen wür-
aber nur auf dem geduldigen Papier. Haben
den den Großteil der Gewinne auffressen.
Sie in den letzten 30 Jahren Ihr Anlagevermögen um jährlich „fast neun Prozent“ erhö-
Und nicht zu vergessen: Der DAX ist ein Perfor-
hen können? Selbst Fonds, die in die 30 DAX-
mance-Index, alle Dividenden werden automa-
Titel investieren, kommen höchstens auf sechs
tisch in dieselben Aktien reinvestiert, ohne dass
Prozent, aber nur wenn Sie jeweils in die besten
darauf Steuern oder Bankgebühren gezahlt wer-
Fonds des Jahres investiert hätten.
den. Mit anderen Worten: Kein Anleger kann in der Praxis die Ergebnisse des DAX übertreffen.
Wer oder was ist der DAX? Ein erfundener Index
Somit bleibt der DAX ein von wachen Geistern
der bedeutendsten 30 an der Börse Frankfurt
erfundenes Marketing-Instrument zur Förderung
gelisteten Aktien, die etwa 80 Prozent des Wer-
der für jeden Kunden kostenpflichtigen Börsen-
tes aller börsengehandelten deutschen Aktien
transaktionen.
entsprechen. Welche Aktie im DAX ist, ist noch einfach zu erklären: die Schwergewichte und be-
Zum Nachdenken: Die DAX-Unternehmen wer-
kanntesten Titel, alphabetisch angefangen bei
den von bezahlten Managern gelenkt. Und deren
adidas, über Allianz bis Volkswagen und Vonovia.
Vergütungen steigen wesentlich schneller als die
Wer aber gelegentlich rausfliegt und dann stante
Inflationsrate oder die Einkommen der übrigen
pede ersetzt werden muss, ist für den Börsenbe-
Bevölkerung und werden sogar gezahlt, wenn
treiber schon ein Problem. Es geht dabei nicht um
die Börsenkurse fallen oder die Dividende nur
den „inneren Wert“ des Unternehmens, sondern
aus der Substanz statt aus Gewinnen bezahlt
um Marktkapitalisierung und Börsenumsätze in
wird.
eben dieser Aktie.
Foto: © photocrew – Fotolia.com
Da lobe ich mir den kleinen Bruder des DAX, Es gibt noch einen anderen Punkt: die Gewich-
den MDAX, den Index für die mittelgroßen Bör-
tung im Index. Die 30 Aktien sind nicht zu glei-
senwerte mit 50 Aktien. Das ist auch ein Perfor-
chen Teilen gewichtet. In Zeiten der Euphorie wa-
mance-Index, aber er schlägt den großen Bruder
ren Telekom-Aktien übergewichtet. Adidas ist mit
DAX mit einem jährlichen Durchschnittszuwachs
ca. drei Prozent im Index gewichtet. Und es darf
von rund elf Prozent. Die Gründe: mittelgroße
nicht wundern, wenn die Deutsche Bank in der
Unternehmen sind flexibler, haben eine höhere
Gewichtung herabgestuft wird – oder ganz aus
Innovationskraft und weisen eine stärkere Ge-
dem Index verschwindet, sollte der Sitz ins Aus-
winndynamik auf als die schwerfälligen Riesen-
land verlegt werden …
tanker wie Siemens oder Daimler. Und vor allem: die kleineren und mittleren Gesellschaften sind
All diese Änderungen kann ein Privatanleger auf
oft familien- oder eigentümergeführt und gehö-
seinem Konto nicht mitmachen, selbst wenn er
ren damit zum innovativen Mittelstand.
4|18 DER Mittelstand. | Service
Hans-Peter Holbach Herausgeber des im 46. Jahrgang erscheinenden Informationsdienstes Geldbrief www.geldbrief.com und Chefredakteur beim Vertraulichen Schweizer Brief www.vertraulicher.com
78
Erde 5.0 – Zukunftschance Digitalisierung Seit Jahrzehnten lebt die Menschheit über ihre Verhältnisse. Sie beutet den Planeten aus, riskiert ihre eigene Zukunft. Die Digitalisierung gibt ihr jetzt die Mittel in die Hand, um die Welt zu einem besseren Ort für alle zu machen.
„„
Der Mensch ist es gewohnt,
Es ist an der Zeit, die
linear zu denken und die Ver-
wahren
gangenheit in die Zukunft fort-
5.0-Zeit zu erkennen. Wir
zuschreiben. So funktioniert
bekommen gerade die ein-
die digitale Welt aber nicht.
malige Chance, eine besse-
Sie entwickelt sich seit Mitte
re Zukunft zu provozieren
des vergangenen Jahrhunderts
und den Planeten zu ret-
exponentiell und läuft seither
ten. Die Digitalisierung und
auf einen Punkt zu, an dem die
der durch sie befeuerte
Möglichkeiten der IT geradezu
technologische Fortschritt
explodieren. Wir erleben jetzt
geben uns die Mittel an
den Beginn dieser Zeit. Des-
die Hand, um Hunger und
halb vollziehen alle Disziplinen
Armut zu besiegen, den
von der Künstlichen Intelli-
Klimawandel
genz über die Robotik und den
men und der Vergeudung
3D-Druck bis hin zum Internet
Potenziale
der
einzudäm-
von Ressourcen ein Ende
der Dinge aktuell einen Innovationssprung nach
zu bereiten. Bis in die letzten Winkel der Erde
dem nächsten. Vernetzung und Automatisierung
können wir eine neue, digitale Infrastruktur des
Es ist an der Zeit, die wahren Potenziale der 5.0-Zeit zu erkennen
Wohlstands bringen, die den Zugang zu Bildung, Information, Kapital, Gesundheitsleistungen und Produktionsmitteln demokratisiert. In der 5.0-Ära sollten Unternehmen sich verstärkt der Tatsache bewusst werden, dass das Wohl der Gesellschaft im Sinne des „Total Societal Impact“ in
schreiten so rasch voran, dass „Industrie 4.0“ oder
den Kanon der Unternehmensziele gehört. Zudem
„Bildung 4.0“ in der Zählweise schon wieder über-
muss der Wechsel von einer Verschwendungs- zur
holt sind. Wir erleben, wie eine „Weltmaschine“
Zirkulärwirtschaft gelingen – eine Recycling- oder
zusammenwächst, wie Roboter und Maschinen zu-
Wiederverwertungsquote von nahezu 100 Pro-
nehmend autonom agieren. Das ist der Beginn der
zent ist das Ziel.
fünften industriellen Revolution. Diese Beispiele zeigen: Die digitale Zukunft wirft Fragen über Fragen auf. Eine Vision für die GesellKarl-Heinz Land ist Investor, Serienunternehmer und digitaler Neudenker
schaft, für unser Zusammenleben von morgen ist
aus Köln. In seinem Buch „Erde 5.0 – Die Zukunft provozieren“ entfaltet
deshalb längst überfällig und gehört auf die politi-
Karl-Heinz Land ein ebenso mutiges wie faszinierendes Szenario, wie die
sche Agenda – in Deutschland, in Europa und bei
Welt und die Menschheit durch digitale Transformation zu retten sind.
den Vereinten Nationen.
www.erde50.de
Karl-Heinz Land
4|18 DER Mittelstand. | Service
10
% s PakHöhledjam EINon. da er re uf d g P CHCoup s a ng ur TS m as u B U t d ie se hl tig + ac h na N sic oj KG18 mi t Be o s P EN /20 n H 24/12 vo SC ig bis GE Gült
PARK POSTOJNSKA JAMA
et
a
Es gibt sie die Wunderwelt! Die Höhle von Postojna, in Slowenien, ist eine der bekanntesten Schauhöhlen der Welt. Sie ist gleichzeitig eine der eindrucksvollsten Höhlen und leicht zugänglich. Nur wenige Kilometer von der Autobahn entfernt erwartet Sie ein wunderbares Geflecht von unterirdischen Gängen im Herzen eines riesigen Parks, der ein ganztägiges Familienabenteuer bietet.
Einzigartiges unterirdisches Abenteur
Uneinnehmbare Burg
Schon allein die Fahrt durch die Höhle von Postojna mit dem einzigen Höhlenzug der Welt ist bereits ein unvergessliches Erlebnis.
A I
Die Burg Predjama, die größte Höhlenburg der Welt, beeindruckt die Besucher mit ihrer Lage. Sie steht nämlich inmitten einer hohen Felswand.
U
SLOWENIEN LJUBLJANA
POSTOJNA
CRO
info@postojnska-jama.eu | www.postojnska-jama.eu LOŠINJ
“
Das Business Forum des Slovenian Business Club, bei dem ich als Vorstand die Ehre hatte, den BVMW zu vertreten, war bereits ein beeindruckendes Event. Im Anschluss dann aber noch zu einer exklusiven Tour durch die atemberaubende Höhle von Postojna eingeladen zu werden, war für mich ein absolutes Erlebnis, das ich nur jedem empfehlen kann. Dr. Jochen Leonhardt
80
Buchtipps Chinas Bosse Wer kennt Guo Guangchang? Wer hat
Ganz im Interesse des Staatsapparates,
jemals von Chen Feng oder Li Shufu
der diese Entwicklung an vielen Stellen
gehört? Guo Guangchang ist an eini-
unterstützt. Wolfgang Hirn kennt viele
gen deutschen Firmen beteiligt, ihm
chinesische Unternehmer persönlich
gehören der Club Med und der Cirque
und gibt Chinas „unbekannten Gigan-
du Soleil, und gerade hat er auch noch
ten“ ein Gesicht. Er beschreibt die Ma-
die bekannte österreichische Strumpf-
cher und ihre Strategien und beleuch-
marke Wolford übernommen. Chen Feng
tet, was es bedeutet, wenn chinesische
ist mit HNA seit 2017 Großaktionär bei
Manager in deutsche Banken, Flughäfen
der Deutschen Bank, und Geely-Chef
oder andere Industrien einsteigen.
Persönliche Empfehlung von Persönliche Empfehlung Prof. Dr. h. c. Mario Ohoven! von Mario Ohoven!
Li Shufu sorgt aktuell mit seinem Einstieg bei Daimler für helle Aufregung in
Seine Erkenntnis: Chinas Manager sind
der Autoindustrie. Das ist nur der An-
flexibler, pragmatischer, risikofreudi-
fang, ist China-Kenner Wolfgang Hirn
ger und deshalb meist schneller als ihre
überzeugt. Schon heute haben 115 der
westlichen Konkurrenten. Höchste Zeit,
500 größten Unternehmen der Welt ih-
mehr über sie zu erfahren.
ren Sitz in China. Tendenz steigend. Wer »Made in China« heute noch mit Billigware assoziiert, hat die Zeit verschlafen. Die Fabrik der Welt ist längst zum Labor der Welt geworden. In vielen Zukunftstechnologien – von Elektroautos bis Ro-
Wolfgang Hirn Chinas Bosse Campus 284 Seiten
26,00 €
botik – holt China gewaltig auf.
Bitte richten Sie Ihre Bestellungen an: BVMW-Servicegesellschaft mbH, Berlin
Alle Preisangaben ohne Gewähr.
servicegesellschaft@bvmw.de • Tel.: 030 / 53 32 06-26
Alle Bücher erhalten Sie versandkostenfrei!
Kopf gewinnt! Der Weg zu mentaler und emotionaler Führungsstärke
Antje Heimsoeth Springer Gabler 233 Seiten
29,99 €
Praxisbuch Dienstleistungsmarketing Inspirationen, Strategien und Werkzeuge für KMU
Veronika Bellone, Thomas Matla Campus 325 Seiten
49,95 € 4|18 DER Mittelstand. | Service
Meet Up! Einfach bessere Besprechungen durch Nudging
Martin J. Eppler Schäffer-Poeschel 174 Seiten
19,95 €
81
Erfolgreiches Networking Lebenslange Geschäftsbeziehungen aufbauen Niemand mag Akquise. Und niemand braucht Akquise. Denn Ihre Kunden und Freunde verfügen über alle Kontakte, die Sie weiterbringen. Es geht darum, sie effektiv zu nutzen. Was jedoch ausdrücklich nicht heißt, nur den wachsenden Geschäftserfolg im Blick zu haben. Bestseller-Autor Tim Templeton geht es in seinem Business-Roman vor allem ehrliche und aufrichtige Beziehungen. Beweisen Sie sich als integrer Mensch, dann werden Sie auch lang-
Tim Templeton Erfolgreiches Networking GABAL Verlag 184 Seiten
fristig erfolgreiche Geschäftsbeziehungen entwickeln, die Ihren
22,90 €
Erfolg potenzieren. Dieses aufrichtige und gradlinige Buch stellt berufliche Kontakte in ein völlig neues Licht!
Rock your Life Rudolf Schenker
Der Gründer und Gitarrist der Scorpions verrät sein Geheimnis: Mit Spaß zu Glück und Erfolg
ROCK YOUR LIFE
Ohne Fleiß kein Preis? Im Schweiße deines Angesichts? Von wegen! Rudolf Schenker ist der lebende Beweis für das genaue Gegenteil. Konsequent ist er einen anderen Weg gegangen. Oberste Priorität hatte für ihn immer der Spaß an dem, was er tut. Hier verrät er, wie es dazu kam, wieso es funktioniert und wie man es ihm ganz ein-
Mvg Verlag 352 Seiten
fach nachmachen kann. Angereichert mit spannenden Anekdoten
9,99 €
aus der 40-jährigen Bandgeschichte der Scorpions.
Heute Chef – morgen agil Gemeinsam umdenken, arbeiten, erfolgreich sein
Nachhaltiges Veranstaltungsmanagement Green Meetings als Zukunftsprojekt für die Veranstaltungsbranche
Saubere Revolution 2030 Warum die saubere Energiewende keine Illusion ist
Robert Schiller
Markus Große Ophoff
Tony Seba
Hanser 304 Seiten
Oekom 274 Seiten
MetropolSolar Rhein-Neckar e. V. 255 Seiten
34,00 €
39,95 € 4|18 DER Mittelstand. | Service
25,00 €
82
BVMW-Veranstaltungskalender Der BVMW organisiert eine Vielzahl erstklassiger Veranstaltungen in den kommenden Monaten auf Bundesebene und in den Regionen vor Ort. Unternehmer und Unternehmerinnen sind herzlich eingeladen, sich zu informieren, Netzwerke zu spannen, sich einzubringen und sich unterhalten zu lassen. Eine kleine Auswahl finden Sie hier.
BADEN-WÜRTTEMBERG Netzwerken auf dem Neckar Sporttalk mit Helmut Roleder und Timo Hildebrand Do, 23. August 2018, 18.00 Uhr Anlegestelle Wilhelma/Bad Cannstatt 70376 Stuttgart ulrich.koeppen@bvmw.de
Mittagsakademie: effektive Mitarbeiterbindung Mi, 19. September 2018 11.30 Uhr Am Bildungscampus 2 74076 Heilbronn ulrich.spitaler@bvmw.de
Frühstück: Mediation im Unternehmen Mo, 24. September 2018, 08.00 Uhr Bad Hotel Otto-Neidhart-Platz 1 73337 Bad Überkingen lothar.lehner@bvmw.de
Bavarian Attack – das BVMW Golfevent 2018 Sa, 15. September 2018, 09.00 Uhr Golfclub Schloss Egmating Schlossstraße 15, 85658 Egmating kajetan.brandstaetter@bvmw.de
BVMW Bayern im Gespräch mit Spitzenpolitikern Mi, 19. September, 10.00 Uhr Presseclub München Marienplatz 22, 80331 München achim.von.michel@bvmw.de
BAYERN Landtagswahl Bayern: Mittelständische Unternehmer fragen ihre Wahlkreisabgeordneten Mo, 03. September 2018, 19.00 Uhr Kurhaus, Ludwigstraße 25, 83646 Bad Tölz stephan.oberacher@bvmw.de BRANDENBURG
BREMEN
BERLIN
BVMW Unternehmerinnenabend – Schnuppercoaching mit Pferden Di, 11. September 2018 18.00 Uhr Reiterhof Susan Grafinger Waltersdorfer Bahnhof 2 15926 Heideblick ralf.henkler@bvmw.de
Digitalisierung und intelligente Vergütungskonzepte Di, 18. September 2018, 18.00 Uhr NOWIS GmbH, Mittelkamp 110-118, 26125 Oldenburg detlef.blome@bvmw.de
[m]IT-Sicherheit am Arbeitsplatz: kl. Lösungen, große Wirkung Mi, 15. August 2018, 17.30 Uhr Smart Data Forum, Salzufer 6, 10587 Berlin www.gemeinsam-digital.de
HAMBURG
HESSEN
BusinessLunch@Hotel Reichshof Hamburg Do, 16. August 2018 12.00 Uhr Hotel Reichshof Kirchenallee 34 -36 20099 Hamburg guenther.enger@bvmw.de
Profession Unternehmerin – erfolgreich sein, heißt Erfolg wagen Mi, 19. September 2018, 17.30 Uhr Ille Papierservice, Industriestraße 25 63674 Altenstadt malu.schaefer@bvmw.de
BVMW Unternehmer Lounge Mo, 03. September 2018, 19.00 Uhr Abba Hotel, Lietzenburger Straße 89, 10719 Berlin silke.landgraf-bittner@bvmw.de
Blockchain und Kryptowährung – Fluch oder Segen? Do, 20. September 2018 , 17.30 Uhr Weinrich GmbH & Co. KG, Ronsbachstraße 32 36043 Fulda ruediger.muth@bvmw.de
BVMW Business Golf Cup 2018 Fr, 14. September 2018, 10.00 Uhr Golf & Country Club Motzener See, Am Golfplatz 5 15749 Mittenwalde silke.landgraf-bittner@bvmw.de marcel.sturm@bvmw.de
Quo vadis Europa – Frankreich lohnt sich!?! Di, 04. September 2018 17.30 Uhr Leonardo Hotel Hamburg Mexikoring 1 22297 Hamburg guenther.enger@bvmw.de Mittelstand meets Techniker Do, 13. September 2018 17.30 Uhr Hamburg, Stadion des FC St. Pauli guenther.enger@bvmw.de
FOKUS.VERKAUF mit Karsten Brocke Do, 27. September 2018, 15.00 Uhr Oldenburger Nutzfahrzeugzentrum Senger Bremer Heerstr. 401-405, 26135 Oldenburg detlef.blome@bvmw.de
Business Lunch Di, 21. August 2018, 12.30 Uhr Restaurant „DUKE“ im Ellington Hotel, Nürnberger Straße 50-55 10789 Berlin birgid.zoschnik@bvmw.de
MECKLENBURG-VORPOMMERN BVMW MV Sommerfest (mit Firmenbesichtigung) Fr, 31. August 2018, 13.30 Uhr MPI Wendelstein 7X, Greifswald Wendelsteinstr. 1, 17491 Greifswald rainer.junold@bvmw.de 4|18 DER Mittelstand. | Service
LÖWENPITCH III Do, 27. September 2018 17.30 Uhr EGZ Waren, Warendorfer Str. 20 17192 Waren robert.gardlowski@bvmw.de
83
NIEDERSACHSEN
RHEINLAND-PFALZ
Business-Meeting mit Ralf Baudis/ Ex-Vorstand Google Deutschland Do, 23. August 2018, 18.00 Uhr Graf Isang Restaurant am Seeburger See, Seestraße 37 37136 Seeburg suedniedersachsen@bvmw.de
BVMW-GreenvestingCharity Golf-Trophy Do, 23. August 2018 09.00 Uhr Golfclub Worms Gernsheimer Fahrt 67580 Hamm horst.schneider@bvmw.de
Innovationsoffensive 2018: Mittelstand und Gründer Di, 18. September 2018, 15.00 Uhr Workshops 18.00 Uhr Abendveranstaltung Veranstaltungsort: Halle 31, Kaiserstr. 10, 49809 Lingen beate.boettger-goewecke@bvmw.de
SACHSEN
Unternehmerfrühstück: Unternehmer fragen, Politiker antworten Do, 20. September 2018, 08.15 Uhr Romantischer Winkel, Bad Sachsa, Bismarckstraße 23 37441 Bad Sachsa joern.kater@bvmw.de Quick Business Lunch Süderelbe Mi, 10. Oktober 2018, 12.30 Uhr Erlebnisland Eurostrand GmbH & Co. KG, Bruchweg 11, 27389 Fintel heino.geritz@bvmw.de Kaminabend mit Rainer Holznagel, Präsident Bund der Steuerzahler Di, 16. Oktober 2018, 18.00 Uhr Burghotel Nörten-Hardenberg Hinterhaus 11A, 37176 Nörten-Hardenberg suedniedersachsen@bvmw.de
NORDRHEIN-WESTFALEN Junger Mittelstand – Ist Co-Working die bessere Alternative? Do, 16. August 2018, 18.30 Uhr Factory Campus, Erkrather Straße 401, 40231 Düsseldorf stefan.wagemanns@bvmw.de
Erben und vererben Mi, 29. August 2018, 17.30 Uhr Preußische Turnhalle in der Akademie der Aachen Münchener Am Schloss 1-3 51429 Bergisch Gladbach frank.patt@bvmw.de
Professionelles Angebotsmanagement – mit weniger Angeboten zu mehr Aufträgen Di, 28. August 2018 09.00 Uhr Gründerzentrum Willich Oval Office, Gießerallee 19 47877 Willich angela.willeke@bvmw.de
Cyberkriminalität – kalkulierbares Risiko oder Fluch der Digitalisierung? Do, 6. September 2018 17.30 Uhr Welcome Hotel Euskirchen Alleestraße 1, 53879 Euskirchen alois.kreins@bvmw.de
Impuls BiZ Mitteldeutschland Fr, 17. August 2018 14.00 Uhr Golfclub Leipzig-Seehausen Bergweg 10, 04356 Leipzig patrick.paul@bvmw.de Ihr BVMWBusiness-Shooting Di, 21. August 2018 18.00 Uhr Wohlfühlwelt Kerstin Fiedler Louisenstraße 79 01099 Dresden britta.kick@bvmw.de BVMW Sommerfest -Wirtschaftsregion Chemnitz & Netzwerk Sachsen Di, 21. August 2018, 18.30 Uhr Wernesgrüner Brauerei Bergstraße 4, 08237 Steinberg Anmeldung: www.netz werk-sachsen.de/termine/ bvmw-praesentiert/
Illustration: Stefan-Xp – wikipedia.org
THÜRINGEN
SACHSEN-ANHALT Mittelstandsforum des BVMW Sachsen-Anhalt Do, 27. September 2018, 12.00 Uhr VDTC des Fraunhofer IFF Joseph-von-Fraunhofer-Straße, 39106 Magdeburg peter.martini@bvmw.de
Unternehmer um 6 Mi, 29. August 2018 18.00 Uhr Justizvollzugsanstalt Rohrbach Peter-Caesar-Allee 1 55597 Wöllstein horst.schneider@bvmw.de
BVMW Rodelcup Fr, 24. August 2018 17.00 Uhr Rennschlittenbahn Wolfram Fiedler Steinstraße 98693 Ilmenau ringo.siemon@bvmw.de Forum Wirtschaft Thüringen Do, 6. September 2018 16.00 Uhr Schloss Ettersburg Am Schloss 1 99439 Ettersburg ringo.siemon@bvmw.de
Weitere zahlreiche Veranstaltungen unter www.bvmw.de/unsere-veranstaltungen 4|18 DER Mittelstand. | Service
BVMW Sommerfest Wirtschaftsregion Dresden Do, 30. August 2018 16.30 Uhr Schloss Wackerbarth Wackerbarthstraße 1 01445 Radebeul/Dresden albrecht.brosius@bvmw.de Digitalisierung als Chance – Unternehmerkolleg Di, 11. September 2018 08.00 Uhr VHS Wurzen Lüptitzer Straße 2 04808 Wurzen constanze.weiss@bvmw.de Mein neuer Kollege – der Roboter Di, 18. September 2018 18.00 Uhr Campus TU Chemnitz Reichenhainer Straße 88 09126 Chemnitz bernd.reinshagen@bvmw.de
84
News Orden für nachhaltige Unternehmensführung
Preisverleihung in Düsseldorf: Tobias Ell (2. v. li.), Claudia Hunger (4. v. li.) von Carpus+Partner mit Moderator Michael Oelmann, Ehrenpreisträgerin Judith Williams und NRW-Wirtschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart (v. li. n. re.).
Innovator des Jahres 2018 Die Wirtschaft hat gewählt: Im Düsseldorfer Wirtschaftsclub wurden 18 mittelständische Unternehmen mit besonderer Innovationskraft ausgezeichnet. Das Unternehmerportal „Die Deutsche Wirtschaft“ entschied anlässlich des größten Publikumspreises der deutschen Wirtschaft über den „Innovator des Jahres 2018“. BVMW-Mitglied Carpus+Partner AG aus Aachen erhielt für seine innovationsfördernden Büro-, Forschungs- und Hochschulgebäude den Titel im Bereich „Arbeitswelten“. Überreicht wurde der Preis von NRW-Wirtschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart. Carpus+Partner entwickeln und realisieren Gebäude für die Zukunft. www.carpus.de
Ulrike Freund mit dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann.
schäftsführerin der Ulmer Gold-Ochsen-Brauerei, erhielt aus den Händen von Baden-Württembergs Ministerprä-
Unternehmerreise nach Brüssel und Luxemburg
sident Winfried Kretschmann den Ver-
In die Europa-Hauptstadt Brüssel und in die Finanzmetropole Luxemburg führten
dienstorden des Landes Baden-Würt-
Hans-Peter Pick vom BVMW Eifel-Mosel und Andrea Schneider vom BVMW West-
temberg. Die Brauerei-Chefin erhielt
pfalz ihre Unternehmerinnen und Unternehmer. Neben einem Besuch in der Brüsse-
den Landesorden für ihre nachhaltige
ler BVMW-Vertretung fanden Gespräche mit den Europa-Abgeordneten Dr. Werner
Unternehmensführung. Nicht Wachs-
Langen (CDU), Birgit Collin-Langen (CDU), Michael Detjen (SPD) sowie mit dem Vize-
tum und Gewinnsteigerung sind es, die
präsident des Europäischen Parlamentes Rainer Wieland (CDU) statt.
für sie im Mittelpunkt stehen. Vielmehr
In Luxemburg hatte Stefan Drescher, Leiter des BVMW-Auslandsbüros, für die Rei-
achtet sie auf eine nachhaltige Investiti-
segruppe eine Stadtführung organisiert. Beim abschließenden Besuch in der Euro-
on in die Wertigkeit des Kulturgutes Bier
päischen Investitionsbank
und setzt dabei auf eine umwelt- und
erfuhren die Teilnehmer,
ressourcenschonende Produktion.
welche
Mit dem Verdienstorden werden her-
projekte bereits realisiert
ausragende Verdienste insbesondere
worden sind, zudem gab es
im politischen, sozialen, kulturellen und
ausführliche
wirtschaftlichen Bereich geehrt.
nen zu Fördermöglichkei-
Unternehmens-
Informatio-
ten für KMU.
Die Unternehmerinnen und Unternehmer im EU-Parlament in Brüssel.
Querdenker gesucht Die neue BVMW-Veranstaltungsreihe „Mittelstandsmotor Innovation“ sucht Unternehmer, die Zukunft machen wollen, dabei quer denken und doch geradeaus lenken. Unternehmer, die sich der Frage stellen: Wie steht es um Ihre Innovationskraft? „Innovationen im Mittelstand sind da, es wird nur zu wenig darüber geredet“, meint Cornelia Gärtner, Leiterin BVMW FrankfurtRheinMain und Veranstalterin des „Mittelstandsmotor Innovation“. Weitere Infos unter: www.bvmw.de/frankfurtrheinmain
4|18 DER Mittelstand. | BVMW
Foto o. r.: © Uwe Erensmann/@uepress; Foto m.: © Michael Bodin/ pdp; Foto u.: © liuzishan – www.fotolia.com
BVMW-Mitglied Ulrike Freund, Ge-
85
Unternehmerpreis „Erfolgreich nachhaltig“ BVMW-Mitglied GREEN IT wurde mit dem Unternehmerpreis „Erfolgreich nachhaltig“ ausgezeichnet. Die IT-Experten aus dem TechnologiePark Dortmund überzeugten die Jury, deren prominente Mitglieder Friedrich Merz und Erzbischof HansJosef Becker die Bedeutung der konsequenten Verzahnung von IT-Innovationen und Umweltschutz unterstrichen. GREEN IT beschäftigt 100 Mitarbeiter, darunter zehn Auszubildende. Die Firma gibt der IT-Branche mit ihrem Engagement wichtige Impulse zur Entwicklung ressourcenschonender IT-Lösungen. Die Geschäftsführer Thomas Lesser und Jan Schriewer engagieren sich im CSR-Netzwerk Dortmund, bei der St. Vincenz Jugendhilfe sowie beim Bundesdeutschen Arbeitskreis für umweltbewusstes Management und der Greentech.Ruhr.
Das BVMW-Team der Wirtschaftsregion Leipzig.
Sommerfest im Barockschloss Rund 400 Gäste waren der Einladung des BVMW zum Leipziger Sommerfest ins Gohliser Schlösschen gefolgt. Längst hat sich das Sommerfest in Leipzig zu einem wichtigen Treffpunkt des sächsischen Mittelstandes etabliert. Unter dem Motto „Coun-
Unternehmerpreis „Erfolgreich nachhaltig“: das Team Green IT mit Prälat Dr. Peter Klasvogt bei der Preisverleihung.
try im Barockschloss“ konnten die Mittelständler an diesem Abend tanzen, netzwerken und sich am Bullriding versuchen. www.bvmw.de/wirtschaftsregion-leipzig
„BVMW hat Wort gehalten“
Bildungsverband neuer Partner in der Mittelstandsallianz
Als ich Detlef Blome (BVMW Leiter Wirtschaftsre-
Mit dem Bundesverband der Träger beruflicher Bildung
gion Bremen) kennenlernte, erzählte ich ihm, dass es
e. V. (Bildungsverband, BBB) begrüßt die Mittelstands-
für mich wichtig sei, in Netzwerken eine Heimat zu haben, um
allianz einen neuen Partner. Der Bildungsverband ist ein
kompetent vertreten zu werden, dass das aber bisher nie der
Zusammenschluss maßgeblicher Anbieter von Bildungs-
Fall gewesen sei. Blome sagte klar und deutlich, das werde er
programmen in Deutschland. In seinen Mitgliedsunter-
jetzt ändern, und er hat Wort gehalten. Ihm ist es gelungen, ein
nehmen und -verbänden unterstützen jährlich Tausende
Netzwerk mit interessanten Veranstaltungen in der Region zu
von Mitarbeitern Menschen mit qualitätsgeprüften Aus-
etablieren. Als Inhaber einer Druckerei, die sich als Dienstleis-
und Weiterbildungen bei der Verbesserung ihrer berufli-
ter mit eigener Produktion vor Ort versteht, habe ich auf vielen
chen Chancen. Zum neuen Schulterschluss mit der Mittel-
Veranstaltungen Impulse bekommen, die ich auch in der Praxis
standsallianz sagte Thiemo Fojkar, Vorstandsvorsitzender
umsetzen konnte, dafür bin ich dem BVMW und ganz beson-
des Bildungsverbands: „Angesichts der anstehenden Di-
ders Detlef Blome dankbar. In diesem Sinne freue ich mich auf
gitalisierung wird Weiterbildung zentral für die Wettbe-
weitere zehn Jahre Mitgliedschaft im BVMW.“
werbsfähigkeit der Unternehmen sein. Wir freuen uns auf
Gerd Behrens, Geschäftsführender Gesellschafter, Officina Druck & Medienservice
die gemeinsame Arbeit mit dem Mittelstand.“
www.officina-druck.de
4|18 DER Mittelstand. | BVMW
https://bildungsverband.info
86
Recycling aus Leidenschaft Die Ludwig Melosch Gruppe gehört zu den führenden Umweltdienstleistern Deutschlands und ist ein kompetenter Entsorgungs- und Recyclingpartner für Behörden, Kommunen und Unternehmen nahezu aller Branchen. Bereits in der vierten Generation zeichnet sich das Familienunternehmen durch seine Innovationskraft aus. Schon Peter William Ludwig Melosch bewies 1907
„Als inhabergeführtes Familienunternehmen verbin-
mit der Gründung seines Papierhandels unternehme-
den wir langjährige Erfahrung mit kontinuierlicher
rischen Weitblick. „Damals wie heute war und ist das
Weiterentwicklung“, beschreibt Mike Melosch diese
Leitmotiv unseres Geschäfts der sorgsame Umgang mit
vielfältigen Aktivitäten. Das Unternehmen engagiert
wertvollen Ressourcen“, erklärt der heutige Geschäfts-
sich für innovative Verwertungsverfahren, die öko-
führer Mike Melosch. „Seinem Kerngeschäft blieb un-
nomisch und ökologisch sind. Dabei orientiert es sich
ser Unternehmen bis heute, allerdings in weit größeren
an den Wünschen und Anforderungen der Kunden
Dimensionen, treu.“ Pro Jahr
aus Industrie und Gewerbe.
werden rund zwei Millionen
Verlässliche Zusammenarbeit
Tonnen Altpapier meist im
und
kommunalen Auftrag gesam-
schaften haben für Melosch
melt, in unterschiedliche Qua-
einen hohen Stellenwert, und
litäten sortiert und an über
die Mitarbeiter honorieren
250 Papierfabriken in Europa
dies mit engagierter Arbeit
und Asien geliefert.
und langjähriger Betriebs-
langjährige
Partner-
zugehörigkeit. Die Vision des Doch die Ludwig Melosch
Hauses besteht darin, diesem
Gruppe steht, mit ihren in
Kerngeschäft auch weiter-
ganz
verteil-
hin treu zu bleiben. Zum Er-
ten Standorten, längst nicht
halt und zur Ausweitung der
mehr nur für Altpapier. Auch
Marktstellung entwickelt das
diverse weitere Entsorgungs-
Unternehmen
bereiche, kommunale Dienste
passgenaue
und der Handel mit mehreren
täten für und mit Papierfab-
100.000 Tonnen Neupapier
riken, geht sinnbringende Ko-
pro Jahr gehören zum Portfo-
operationen ein oder betreibt
lio. Zusätzliche Betätigungs-
eigene Neugründungen wie
felder des Familienunterneh-
die eines Papier-Umroll- und
mens sind die fachgerechte
Geschäftsführer Mike Melosch.
gleichzeitig Altpapierquali-
Sägebetriebes für Verlags-
Vernichtung von Akten und
und Druckereikunden sowie
Datenträgern, Entsorgungs-
KG Ludwig Melosch Vertriebs-GmbH & Co
die Verpackungs- und Papier-
Firmensitz: Hamburg Altona Mitarbeiter: 470 Branche: Umweltdienstleister Jahresumsatz: rund 350 Millionen Euro BVMW-Mitglied www.melosch.de
„Diesen Prozess, gewinnbrin-
konzepte, logistische Dienstleistungen und IT-Lösungen. Ingrid Hausemann BVMW Pressesprecherin Bremen, Hamburg, SchleswigHolstein, Niedersachsen mittelstand@bvmw.de
4|18 DER Mittelstand. | BVMW
industrie. gende
Mike
Melosch:
Diversifikationsmög-
lichkeiten zu erkennen und umzusetzen, wollen wir auch in der Zukunft erfolgreich fortsetzen.“
Foto: © Jens-Uwe Veit
Deutschland
87
Geländevermessung für die Welt von morgen Präzise, berührungslos, effizient – die jalasca GmbH revolutioniert mit 3D-Laserscanning und drohnenbasierter Photogrammetrie das Vermessungswesen. Das Start-up-Unternehmen mit Hauptsitz in Moers
Datei auch an beteiligte Handwerker geschickt werden.
und Niederlassung in Berlin ist spezialisiert auf Hoch-
Die jalasca GmbH eröffnet ihren Kunden mit ihren be-
geschwindigkeits-Laserscanning
UAV-Photo-
rührungsfreien Vermessungsmethoden neue Perspekti-
grammetrie. UAV steht für Unmanned Aerial Vehicle
ven. Die Experten des Unternehmens beschränken sich
und bedeutet, dass die Experten für die berührungslose
aber nicht nur aufs Datensammeln. Sie übernehmen auch
Vermessung von Geländen oder Objekten Flugroboter
die komplette Auswertung und die komplexe Aufberei-
einsetzen. Diese sind mit innovativer Sensortechnik
tung. Erstellt werden neben den digitalen 3D-Modellen,
ausgestattet und verfügen über eine hochauflösende
2D-Zeichnungen und Visualisierungen wie Luftbildauf-
36-Megapixel-Kamera. Das intelligente Luftfahrzeug ist
nahmen zum Beispiel Kugelbildpanoramen und virtuelle
in der Lage, auch sehr große Flächen aus einer Höhe von
Rundgänge, die Kunden in Staunen versetzen.
sowie
bis zu 100 Metern Höhe aufzunehmen. Dabei entstehen brillante Bilder mit einer genau definierten Überlap-
Die Einsatzmöglichkeiten reichen von der Vermessung
pung, sodass jedes einzelne Pixel genau bestimmt und
von Kirchen und großen Industrie- und Energieanla-
auf Wunsch zu einem 3D-Modell zusammengeführt
gen über Talsperren, Flugzeugturbinen bis hin zu Ge-
werden kann.
ländevermessungen und Volumenbestimmungen von Erd- und Kohlehaufen. Auch
Unbestechlich genau und ob-
die Inspektion von Bauwer-
jektiv ist auch der Laserscan.
ken und die Baufortschritts-
Innerhalb weniger Minuten er-
dokumentation oder die De-
fasst das Gerät Millionen Scan-
formationsanalyse von Silos
punkte, die zusammen eine
gehört zum Auftragsprofil der
Punktwolke bilden und das je-
Hochgeschwindigkeitsvermes-
weilige Objekt digital abbilden.
ser. Gefragt ist die innovative
So lässt sich der Ist-Zustand
Vermessungstechnik auch bei
eines Gebäudes oder einer An-
Archäologen und im Bereich
lage ermitteln. Da dem Laser
Altbausanierung. Jalasca bietet
nichts entgeht, ist auch jede
mit 3D-Laserscanning, intelli-
kleine Abweichung vom Bau-
genter UAV-Photogrammetrie
plan sichtbar.
und Softwareentwicklung bereits heute das, was der Ge-
Der Clou: führen die Experten am Computer die Daten
setzgeber für 2020 fordert. Inspektion Förderturm.
Foto: © jalasca GmbH
des Laserscannings und der
Dann wird der BIM-Standard (Building Information Mode-
UAV-Photogrammetrie zusam-
Jalasca GmbH
ling) eingeführt, der digitale
men, können sie ein dreidimen-
Gegründet: 2015 Firmensitz: Moers Branche: Vermessungsbüros Mitarbeiter: 12 BVMW-Mitglied www.jalasca.de
Geschäftsprozesse in der Bau-
sionales fotorealistisches Modell erstellen. Das dient nicht nur Architekten und Projektplanern als Basis für ihre Arbeit, sondern kann als digitale
4|18 DER Mittelstand. | BVMW
wirtschaft anstrebt. Beate Hoffbauer Journalistin mittelstand@bvmw.de
88
Erfolgsmethode Theater Wenn die Stimmung im Unternehmen sich verschlechtert, dann ist es Zeit für den Auftritt von Scharlatan, dem Theater für Veränderung. Denn die Theatergruppe um Gründer Ali Wichmann zeigt mit ihrem Unternehmenstheater eine Art künstlerischer Unternehmensberatung auf der Bühne. Das Repertoire des Businesstheaters mit und für Unter-
wusst, dass der Mensch selbst einer der wichtigsten
nehmen reicht von tiefsinnigen Komödien bis zum Per-
Erfolgsfaktoren ist.“ Der Bereich Personaltraining
sönlichkeitstraining mit den Mitteln von Schauspiel und
und -entwicklung mit den Methoden des Theaters
Bühne. Damit prägt das Scharlatan Theater seit über
wächst darum stetig. Hier reicht das Angebot vom
30 Jahren die kreative Weiterbildungs- und Bera-
humorvollen Verkaufstraining über lehrreiche Thea-
tungsszene in Deutschland. „Unsere besonderen In-
terstücke für und mit Auszubildenden bis zum Work-
szenierungen vertiefen das Wissen und das Verständ-
shop, in dem Mitarbeiter lernen, ihre eigenen Stärken
nis, bringen Lebendigkeit und Leichtigkeit zurück und
und Ressourcen zu erkennen und dann für sich und
motivieren, Entwicklungen nicht zu erdulden, sondern
damit letztlich auch für das Unternehmen zu nutzen.
die Zukunft selbst in die Hand zu nehmen“, erklärt Geschäftsführer Ali Wichmann die Wirkungsweise seiner
Nach dem verbindenden Element zwischen all diesen
Kunst. Dafür kommen speziell auf die Anforderungen
Themen gefragt, nennt Wichmann gern den Begriff
des Unternehmens zugeschnittene und eigens für sie
„WERTarbeit“. „Die Digitale Transformation zeigt bei-
geschriebene Stücke zur Auf-
spielsweise
führung. Das kann ein kurzer
dass wir in einer Welt leben,
Sketch oder eine dreiteilige
in der es nicht an Ideen oder
Aufführung mit einem halben
Chancen mangelt, sondern
Dutzend Schauspielern und
allzu oft an der Umsetzung
eigens komponierter Musik
und am Mitnehmen der Men-
sein. „Neben den immer ak-
schen. Wenn das erkannt
tuellen Themen wie Führung,
wird, wird aus der neuen
Zusammenarbeit und Kom-
Idee eine neue Wirklichkeit,
munikation sind es heute ins-
für die es sich zu kämpfen
besondere Themen wie die
und zu arbeiten lohnt. Vor
Digitale Transformation, Ser-
diesem Hintergrund freuen
vice Excellence oder die Ent-
mein Team und ich uns be-
wicklung von Unternehmens-
sonders über unsere Mit-
kulturen, die das Scharlatan
gliedschaft im BVMW. Durch
Theater für seine Kunden auf-
sein Handeln, seine Themen Ali Wichmann, Gründer des Scharlatan Theaters.
Art und Weise bearbeitet“, so der Theatergründer. „Unternehmern wird aber auch immer häufiger be-
Ingrid Hausemann BVMW Pressesprecherin Bremen, Hamburg, SchleswigHolstein, Niedersachsen mittelstand@bvmw.de
deutlich,
und die Verbandsmitglieder macht der BVMW deutlich,
Scharlatan Theater 1985 gründete Ali Wichmann gemeinsam mit einem Partner das Scharlatan Theater in Hamburg. Seither stand das inzwischen etwa 100-köpfige Theaterteam mehr als 9.000mal auf der Bühne und war für über 1.500 Unternehmen aus nahezu jeder Branche in 72 Ländern aktiv. BVMW-Mitglied www.scharlatan.de
4|18 DER Mittelstand. | BVMW
dass WERTarbeit in zweierlei Hinsicht Relevanz für ihn hat: Im eigentlichen Sinne durch Zuverlässigkeit,
Know-how,
Erfindergeist und Innovation und im übertragenen Sinne im Bewusstsein der Bedeutung von Sinn, Werten, Haltung für den unternehmerischen und persönlichen Erfolg.“
Foto: © SJSK; Romanus Fuhrmann
greift und in verschiedenster
sehr
EVENTLOCATION UCI KINO
RAU M F Ü R I D EEN Der ideale Veranstaltungsort für jedes Event. Tagung, Konferenz, Produktpräsentation oder große Gala – Die UCI Kinos bieten für jeden Anlass den richtigen Rahmen. Die Location Kino ist mit ihrer besonderen Atmosphäre und Ausstattung wie geschaffen für Firmenevents und bietet alles, was Unternehmen von einem modernen und ansprechenden Veranstaltungsort erwarten. Die UCI Kinos bieten die idealen Rahmenbedingungen für eine flexible Planung von jeder Art von Veranstaltung: Klimatisierte Kinosäle mit unterschiedlichen Sitzplatzkapazitäten sowie bequemen und ergonomischen Sesseln mit viel Beinfreiheit und bester Sicht von allen Plätzen geben Eventideen den passenden Raum. Moderne Veranstaltungstechnik wie Beamer, Funk-Mikrofone und 3D-Digitalprojektoren erschließen Unternehmen zudem multimediale Präsentationsmöglichkeiten, wie es nur ein Kino kann. Neben der Atmosphäre und Akustik der Kinosäle stehen die großzügigen Foyerflächen für Empfänge, Präsentationen oder Catering zur Verfügung. UCI begleitet als erfahrener Partner jede Eventplanung von der ersten Idee bis zur Durchführung. Zusätzliche Leistungen wie individuelles Catering oder spezielle Technik bietet UCI in langjähriger Zusammenarbeit mit Fach-Partnern als Service aus einer Hand an. Unternehmen profitieren so von der gestalterischen Flexibilität, Planungs- sowie Kalkulationssicherheit und Servicequalität, die eine Veranstaltung zum Erfolg führen.
(0234) 937 19 20 | kino-mieten@uci-kinowelt.de | uci-media.de
90
Mit Klärschlamm zum Erfolg Klärschlamm ist nicht gerade das, was man einen attraktiven Geschäftsgegenstand nennen würde. Umso erstaunlicher ist die Begeisterung, mit der Matthias Hoger hinter seinem Unternehmen, dem LAV Markranstädt, steht. „An die abenteuerliche Idee einer eigenen Hausmarke
paweit ein begehrtes organisches Düngemittel, und
für Blumenerde haben wir selbst erst nicht geglaubt.“
davon profitiert das Unternehmen mit wachsendem
So blickt Matthias Hoger auf den Projektanfang seiner
Erfolg. Aktuell beträgt der Jahresumsatz rund 27 Milli-
Neuseenland Blumenerde zurück. Eine Anlage musste
onen Euro. 130 Mitarbeiter arbeiten im Unternehmen,
her sowie die Markenrechte für die Region, neue Feu-
darunter elf Auszubildende. Von solchen Zahlen hät-
erwehrzugänge und vieles mehr. „Wenn ich gewusst
ten die beiden Unternehmensgründer 1991 sicherlich
hätte, wie aufwändig es wird, hätten wir die Anlage
nicht zu träumen gewagt. Damals ging LAV aus einem
nicht gebaut.“ Doch einer seiner unternehmerischen
DDR-Betrieb für Futtermittelproduktion hervor, der
Werte lautet „Einfach machen“. In diesem Sinne lebt
nach der Wende geschlossen worden war. Im Jahr
er Unternehmertum vor, zieht
2010 kam Hoger in die Unter-
Mitarbeiter an, bindet die am-
nehmensgruppe, zu der heute
bitionierte Belegschaft. Dass
vier Firmen gehören.
er dafür mit den Kollegen auch beim
Tischtennis-Cup
Besonders
stolz
berichtet
startet oder bei Firmenläufen
Matthias Hoger von der eige-
antritt, verwundert kaum.
nen Forschungs- und Entwicklungsabteilung,
in
der
Bei der Vielzahl der Aktivi-
vier Ingenieure an Projekten
täten scheint der Erfolg der
zum organischen Reststoff-
gesamten LAV-Firmengrup-
recycling
pe in den Hintergrund zu tre-
gründete LAV mit Partnern
ten. Die LAV ist Verwerter
das „Technologie- und Kom-
von biogenen Abfällen, ein
petenzzentrum
Komplettdienstleister für die
Reststoffrecycling“. „Wir ha-
Klärschlamm-Entsorgung.
Detlef Schmidt, Geschäftsführer der LAV-Tochter Erdenwerke GmbH.
Pro Jahr entsorgt LAV rund 350.000 Tonnen aus kommunalen Klärwerken und lagert den fäkalen Stoff zunächst an 26 Stellen in Sachsen und Sachsen-Anhalt zwischen. Was der Laie meistens nicht weiß: Klärschlamm ist euroUta Georgi BVMW Pressesprecherin Sachsen uta.georgi@bvmw.de
arbeiten.
Dazu
organisches
ben im Mittelstand großes Innovationspotenzial“, so Ho-
LAV Landwirtschaftliches Verarbeitungszentrum Markranstädt GmbH ist Dienstleister für die Verwertung von biogenen Abfällen der Kommunen überwiegend in Sachsen und Sachsen-Anhalt. 130 Mitarbeiter erwirtschaften im Jahr einen Umsatz von 27 Millionen Euro. In einer eigenen F&EAbteilung arbeiten Ingenieure bei LAV an innovativen Methoden, um organische Abfälle wieder in den Stoffkreislauf zu bringen. BVMW-Mitglied www.lav-markranstaedt.de
4|18 DER Mittelstand. | BVMW
ger, „doch der Staat erkennt das noch viel zu wenig an“, kritisiert er. Der Unternehmer wünsche sich, dass F&E ohne den aktuell großen bürokratischen Aufwand gefördert wird, denn für die Überführung von Entwicklungen in die Praxis braucht es hohe Grundinvestitionen, und hier müsse der Staat den Mittelstand unbedingt mehr unterstützen.
Foto: ©LAV Markkranstädt/M. Hoger
mal
91
Wenn Meetings grün werden Die Berliner Veranstaltungsagentur Berlin Event ist ein Player im umsatzstarken Kongress- und Tagungsmarkt der Hauptstadt. Geschäftsführer Olaf Marsson, auch Vorstandsvorsitzender des Jungen Mittelstands im BVMW, kann dabei mit Green Events punkten, bei denen er auf Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein setzt. Olaf Marsson weiß, was er will. Als der damals 25-Jäh-
„Denn wir wissen, was gerade bei größeren Veranstal-
rige 2004 mit seinem Bruder Marco das Unternehmen
tungen und Kongressen an Müll anfällt.“
Berlin Event gründete, hatte er bereits erfolgreich Abitur-Bälle organisiert. Die richtet Berlin Event unter der
Maisstärke-Becher und Bambusschalen
Marke Abiplaner auch heute noch aus – immerhin 80 bis
statt Plastikgeschirr
95 pro Jahr. Aber vor allem im Berliner Kongress- und
Wenn er zum Beispiel das Sommerfest einer Firma mit
Tagungsmarkt, der im vergangenen Jahr mit rund
1.000 Personen organisiert, verzichtet er auf Plastikge-
140.200 Veranstaltungen und 11,7 Millionen Teilneh-
schirr und tischt stattdessen regionale Speisen und Ge-
mern einen Gesamtumsatz von über 2,5 Milliarden Euro
tränke in Bambusschalen und Maisstärke-Bechern auf.
machte, mischt Marssons Firma mit. „Für unsere Auf-
Statt einem Dieselaggregat, das die einzelnen Gewerke
traggeber planen und arrangieren wir Tagungen, Mee-
vor Ort mit Energie versorgt, lässt er eine Photovoltaik-
tings und Kongresse oder Produkteinführungen und
Anlage aufstellen. Die Gäste kommen auf Fahrrädern und
andere Marketing-Veranstaltungen, die meisten davon
Rikschas oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Und beim
in einer Größenordnung von 100 bis 500 Personen.“
Abfallmanagement wird auf Mülltrennung geachtet. „So können solche Feste nachhaltig und nahezu CO2-neutral
Dafür arbeitet Berlin Event mit bis zu 20 Dienstleistern
oder wenigstens emissionsarm gestaltet werden.“ Green
zusammen, zum Beispiel mit Ausstattern, Caterern
Events, so Marsson, seien auch nicht viel teurer als kon-
oder Dekorateuren. Das Unternehmen mit 180 Mit-
ventionelle Events, dafür aber enorm umweltfreundlich.
arbeitern – 165 davon im Service-Bereich – bewirtschaftet auch eigene Event-Locations: die größere
„Die Kunden können diese nachhaltigen Veranstaltun-
Academie Lounge mit einzigartiger 360-Grad-Lein-
gen öffentlich kommunizieren und damit ihr eigenes
wand am Potsdamer Platz und die kleinere Berlin Event
Image verbessern“, sagt Olaf Marsson, „auch das gute
Location am Karlsbad. Olaf
Gewissen spielt dabei defini-
Marsson, dessen Firma Part-
tiv eine wichtige Rolle.“ Und
nerunternehmen im BVMW
selbst der Spaß kommt nicht
ist, steht als ehrenamtlicher
zu kurz – ob auf einer Tanzflä-
Vorstandsvorsitzender auch
che, auf der absenkbare Plat-
dem Jungen Mittelstand im
ten die Bewegungsenergie in
BVMW vor und leitet dort den Arbeitskreis „Nachhaltig-
In der Fahrrad-Disco erzeugen die Gäste den Strom für die Musik selbst.
keit“. Und weil der gebürtige
Elektrizität umwandeln, oder in einer Fahrrad-Disco, wo die Gäste abwechselnd in die
Potsdamer, der vom Vater den
Berlin Event
Pedale treten und damit den
Umgang mit der Natur gelernt
180 Mitarbeiter, davon 165 im Service; das Unternehmen veranstaltet Green Events, die zum Beispiel durch nachhaltiges Catering sehr umweltschonend sind
Strom für die Musik selbst er-
hat,
perfektes
Veranstal-
tungsmanagement mit Nachhaltigkeit
und
Umweltbe-
wusstsein verbinden wollte, konzipierte er Green Events.
www.berlinevent.de
4|18 DER Mittelstand. | BVMW
zeugen. Almut Friederike Kaspar Journalistin mittelstand@bvmw.de
92
Wie Manager von Pferden lernen Anja Voland arbeitet als individualpsychologische Beraterin. Das wirklich Besondere daran ist, dass sie in ihren Führungskräfteseminaren Pferde zum Einsatz kommen lässt. Wenn Anja Voland ihre begehrten Kurse gibt, dann sind
teressieren sich für alles, nur nicht für das, was die
in den Reihen der Teilnehmer vor allem Unternehmer
Teilnehmer vorgeben. Spätestens jetzt wäre manch
und andere Führungskräfte – Persönlichkeiten also, die
eine Führungskraft laut geworden und hätte verbal
Tag für Tag Menschen anleiten.
Argumente verteilt. Doch wie soll das Ziel einem Pferd klargemacht werden?
Beispielsweise in einer Reithalle in der beschaulichen sächsischen Kleinstadt Pulsnitz können sich die Füh-
„Pferde nehmen uns einfach so, wie wir sind“, sagt Anja
rungskräfte je ein eigenes
Voland. „Sie nehmen unser
Pferd aussuchen. Auf diesen
Verhalten ungefiltert wahr
wird bei den pferdegestütz-
und spiegeln unser Kommuni-
ten Seminaren jedoch nicht
kationsverhalten sowie unser
geritten, sondern ausschließ-
Eigen- und Fremdbild wider.“
lich vom Boden aus mit ihnen Die Arbeit mit den Pferden
gearbeitet.
dauert sehr lange und erforAnja Voland zeigt den Teil-
dert viel Geduld. Doch diese
nehmern anschließend einen
Beharrlichkeit zahlt sich aus,
Parcours, den die Unterneh-
denn viele Führungskräfte ler-
mer mit dem Tier gemeinsam
nen dadurch, das Ziel nicht aus
abschreiten sollen. Kleine
den Augen zu verlieren, sich
Hindernisse wie Kegel oder
aber auf das Tempo und die Si-
Steighürden sind Bestand-
tuation des Partners, in diesem
teil des Parcours. Dieser
Fall das Pferd, einzulassen.
wird zunächst mit den angeBei den pferdegestützten Se-
leinten Pferden abgelaufen, doch in der zweiten Runde haben die Teilnehmer die Zü-
Anja Voland ist auf pferdegestützte Seminare von Führungskräften spezialisiert.
minaren kommt es darauf an, durch Beobachtung mit dem Pferd in Interaktion zu treten.
gel nicht mehr in der Hand. Genau hier setzt der erste
Anja Volant
Das Pferd gibt den natürli-
Trainingseffekt ein: Wie soll
Mitglied im BVMW, tauschte die Festanstellung in einer Bank gegen die Selbstständigkeit. Mit Psychologie hatte sie sich schon lange in Weiterbildungen beschäftigt, und Pferde sind ihre Leidenschaft seit frühester Kindheit. So machte sie aus Berufung einen Beruf. Als individualpsychologische Beraterin betreut sie in Sachsen Unternehmen und Privatpersonen in Einzel- oder Teamkursen.
chen Anstoß zur Selbstrefle-
der Teilnehmer es schaffen, dass der Wallach den gleichen Weg geht? Zunächst ein
aussichtsloses
Unter-
fangen, denn die Pferde inUta Georgi BVMW Pressesprecherin Sachsen uta.georgi@bvmw.de
www.psychologische-beratung-dresden.de
4|18 DER Mittelstand. | BVMW
xion. Diese erfolgt vor allem auf emotionaler und kognitiver Ebene, wodurch der Veränderungsprozess nachhaltig einsetzt. Im Anschluss an die Trainingseinheiten wird die Erfahrung mit dem Coach ausgewertet, und es können Handlungsmöglichkeiten entwickelt werden.
93
BVMW und Bundeswehr – starker Schulterschluss Mittelstand und Bundeswehr sind seit jeher eng miteinander verbunden. Mit einer neuen Kommission stärkt der BVMW diese Partnerschaft.
Die Kommission Bundeswehr und Mittelstand.
Der Mittelstand hat sich in mehr als 60 Jah-
(Günzburger Steigtechnik GmbH) widmet sich
ren als verlässlicher Partner der Bundes-
zunächst drei zentralen Themen:
wehr erwiesen. Zur weiteren Intensivierung
der Auftraggeber Bundeswehr und damit die
der Partnerschaft hat der BVMW die Kom-
Beschaffung von Material und das Erbringen
mission
von Dienstleitungen durch mittelständische
Bundeswehr
und
Mittelstand
ins
Leben gerufen. Neben Prof. Dr. h. c. Mario Ohoven kamen unter anderem Wolfgang Hellmich (MdB), Vorsitzender des Verteidigungsaus-
Unternehmen die Freistellung von Beschäftigten für Reservedienstleistungen
schusses im Deutschen Bundestag, Bernd-Ulrich
aus dem aktiven Dienst ausscheidende Sol-
von Wegerer, Leiter Arbeitsbereich Rüstungspo-
„„
litik an der Ständigen Vertretung Deutschlands bei der EU, und Oberstleutnant Harry Fegert, Referat Reservisten- und Veteranenangelegenheiten im Bundesministerium der Verteidigung, zu der Gründungssitzung in die Bundeszentrale des BVMW. Mit motivierten Reservisten und qualitativ hochwertigen wehrtechnischen und zivilen
datinnen und Soldaten stellen ein wichtiges Beschäftigtenreservoir für Mittelständler dar
Mittelständische Unternehmen tragen wesentlich zur Aufgabenerf üllung der Streitkräfte bei
Foto: © BVMW
Waren und Dienstleistungen tragen mittelständische Unternehmen wesentlich zur Aufgaben-
Ziel der Kommissionsarbeit ist es, den Informa-
erfüllung der Streitkräfte bei. Der Mittelstand
tionsaustausch zwischen Bundeswehr, Politik
steht bereit, seinen Beitrag zu leisten, um den
und mittelständischen Unternehmen so zu ver-
gewachsenen Anforderungen an die Bundes-
bessern, dass mehr Betriebe vom Auftraggeber
wehr nachzukommen.
Bundeswehr und ausscheidendem Personal profitieren und die Bundeswehr auf ein größeres
Die neue Kommission Bundeswehr und Mittel-
Reservoir an Reservedienstleistenden zurück-
stand unter dem Vorsitzenden Ferdinand Munk
greifen kann.
4|18 DER Mittelstand. | BVMW
Dr. Hans-Jürgen Völz BVMW Chefvolkswirt hans-juergen.voelz@ bvmw.de
94
So geht Zukunft kinderleicht Mit einem Auftakt-Workshop in der Grundschule Saarmund kommt die Initiative Code your Life in die Hauptstadtregion. Sie ist Teil des weltweiten Programms Microsoft YouthSpark und wird von 21st Century Competence Center im Förderverein für Jugend und Sozialarbeit e. V. – kurz 21CCC – umgesetzt. Bei dem Projekt lernen Schüler die Techniken zu verstehen, die sie täglich anwenden. Im Kern will Code your Life Programmieren und Informatik für Mädchen und Jungen von 8 – 14 Jahren spannend und aufregend aufbereiten. Auf dem Arbeitsmarkt werden auch in Zukunft qualifizierte Nachwuchskräfte im Bereich Informations- und Kommunikationstechnik gesucht. Daher liegt es auf der Hand, dass der BVMW Partner der Microsoft-Initiative ist. Birgit Derwanz-Dahlmann, Beauftragte des BVMW Hauptstadtregion Süd, hat sich früh für die Initiative begeistert und in der Bürgermeisterin der brandenburgischen Gemeinde Nuthetal eine Mitstreiterin gefunden. Auftaktveranstaltung Code your Life, hier am Humboldt-Gymnasium in Ulm (v. li.): Thomas Weskamp (Volksbank Ulm-Biberach), Karl-Heinz Raguse (BVMW), Thomas Schmidt (Helliwood), Ronja Kemmer (MdBCDU) und Klaus-Michael Zinnecker (HumboldtGymnasium).
Bis zum Start des neuen Schuljahres sollen weiGlänzende Augen, gerötete Wangen, aufgeregte
tere Schulen für Code your Life und Sponsoren
Mitarbeit, die Mädchen und Jungen der vierten
aus der lokalen Wirtschaft gewonnen werden.
Klasse der Grundschule Saarmund sind mit Spaß
Den Schulen entstehen keine Kosten. Sie werden
und Begeisterung bei der Sache. Paarweise sitzen
mit einem Starterpaket beschenkt, das aus einem
sie vor einem Computer und bewegen eine Schild-
Tablet, der TurtleCoder App, einem Zeichenro-
kröte nach ihren Befehlen über den Bildschirm.
boter und einem Programmierhandbuch besteht.
Die Grundschüler lernen spielerisch die Pro-
Vorkenntnisse müssen die Lehrkräfte nicht mit-
grammiersprache Logo, und da diese Englisch ist,
bringen. Für sie gibt es regelmäßige Schulungen,
sind auch ihre Fremdsprachenkenntnisse gefragt.
ausgearbeitete Unterrichtsmaterialien und eine
Turtle → forward(100) – turtle → right-
Online-Akademie, die es ihnen ermöglicht, Kinder
Turn(90) – turtle → forward(100), schnell ent-
bereits ab der dritten Klasse fürs Programmieren
steht so ein Quadrat. Nach den ersten Erfolgser-
zu begeistern. Wie die Schule das Projekt integ-
lebnissen werden die Parameter verändert, und
riert, ist ihr überlassen. In den Fächern Englisch,
Rechtecke oder Sechsecke füllen den Bildschirm.
Mathe oder Kunst bietet es sich an. Aber auch in
Die Kinder erkennen schnell das Prinzip und be-
einer AG lassen sich die Programmiersprache ler-
ginnen selbstständig, eigene Bewegungsmuster
nen und das logische Denken fördern. Bei Code
der Schildkröte zu programmieren. Learning by
your Life geht es um den Spirit des Erlebens und
doing. Jutta Schneider von der gemeinnützigen
die Freude am Lösen von Problemen.
Organisation 21CCC, die den Workshop leitet, hält sich bewusst mit Erklärungen und Hilfe zurück. Wichtig ist der ErziehungswissenschaftleBeate Hoffbauer Journalistin mittelstand@bvmw.de
rin, dass sich die Mädchen und Jungen über das Ausprobieren mit der Programmiersprache auseinandersetzen. So lernen die Viertklässler die Technik zu verstehen, die sie täglich benutzen.
4|18 DER Mittelstand. | BVMW
Weitere Kolleginnen und Kollegen im BVMW haben sich bereits an dem Projekt Code your Life beteiligt und erfolgreich in ihrer Region umgesetzt, so Ralf Henkler in Cottbus, Marlies und Peter Staudt in Salzkotten und Karl-Heinz Raguse in Ulm.
95
Gipfeltreffen des Jungen Mittelstands Die Präsidenten von 23 europäischen Jungunternehmerverbänden, Gäste aus aller Welt und erfolgreiche Nachwuchsunternehmer – sie alle kamen zum ersten National Summit des Jungen Mittelstands. Junge Unternehmerinnen und Unternehmer aus
Der Junge Mittelstand im BVMW dankt seinen Partnern, allen voran YES for Europe, der CEBIT und dem Partnerverband bitmi, die den ersten National Summit zu einem ganz besonderen Ereignis gemacht haben.
der ganzen Welt trafen sich am 14. und 15. Juni auf der neunten Europäischen Jungunternehmer Konferenz in Hamburg und auf dem ersten National Summit in Hannover, zu dem der Junge Mittelstand im BVMW geladen hatte. Neben den Präsidenten von über 20 europäischen Partnerverbänden aus dem YES for Europe Netzwerk und internationalen Unternehmern, kamen auch zahlreiche Mitglieder des Jungen Mittelstands zu der Spitzenveranstaltung. Dort hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, neue nationale
Die European Confederation of Young Entrepreneurs (YES for Europe) ist der europäische Dachverband von 23 Jungunternehmerverbänden.
und globale Netzwerke aufzubauen und von der Expertise anderer Gäste aus verschiedensten Branchen und Ländern zu profitieren.
Die Unternehmer- und Lebensgeschichten sowie die Produkte und Dienstleistungen der Referen-
In Hamburg besuchten die Teilnehmer einige der
ten zeigten, wie vielfältig, dynamisch und robust
renommiertesten norddeutschen Unternehmen.
junges Unternehmertum im Jahr 2018 sein kann.
Ob Xing oder Steinway & Sons – die Repräsen-
Vor allem der Auftritt von Dr. Patrick Kramer,
tanten der Unternehmen nahmen sich viel Zeit
dem „Bodyhacker“, der ein Mitglied des Jungen
für die Delegation des Jungen Mittelstands und
Mittelstands durch die Implantierung eines NFC-
gewährten tiefe und informative Einblicke in ihre
Chips in die Hand zu einem echten „Cyborg“ wer-
Geschäfts- und Erfolgsmodelle. Ein besonderes
den ließ, war beeindruckend.
Highlight erwartete die Jungunternehmer am zweiten Tag des National Summits auf der CEBIT.
Der gelungene Abschluss der beiden Tage fand in
Zahlreiche Top-Speaker aus den unterschiedlichs-
der Sky-Lounge in Hannover statt, die die Gäste
ten Wirtschaftsbereichen konnten die Teilnehmer
durch einen atemberaubenden Ausblick und ein
mit eindrucksvollen Präsentationen überzeugen.
tolles Ambiente begeisterte.
EYEC Die European Confederation of Young Entrepreneurs (YES for Europe), der europäische Dachverband von 23 jungen Unternehmerverbänden aus 20 europäischen Ländern, trifft sich halbjährlich zur European Young
Entrepreneurs Conference, die jeweils reihum von einem Mitgliedsverband ausgerichtet wird. Während der Konferenzen kommen Vertreter der 23 Verbände zusammen, um über die strategische und politische Ausrichtung von YES for Europe zu diskutieren und
4|18 DER Mittelstand. | BVMW
Julian Horvath Leiter der Geschäftsstelle des Jungen Mittelstands julian.horvath@bvmw.de
die Zusammenarbeit zwischen jungen Unternehmern aus ganz Europa zu stärken. Der Junge Mittelstand wird in dem Gremium durch Generalsekretär Benjamin Knöfler vertreten. Mehr Informationen: www.yesforeurope.eu
96
Die Mittelstandsallianz zu Gast bei Annalena Baerbock, Bundesvorsitzende BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.
Mittelstandsallianz trifft GRÜNEN-Bundesvorsitzende In der Bundesgeschäftsstelle der GRÜNEN in Berlin empfing deren Parteichefin Annalena Baerbock 20 Vertreter der Mittelstandsallianz. Im Bereich Forschung, Innovation und Bildung gab es Überschneidungen, beim Thema Steuern wurden jedoch ordnungspolitische Differenzen deutlich, die den Mittelstand nachdenklich stimmen müssen. „Wir freuen uns über die Unterstützung der GRÜ-
Aufhorchen ließen die Mittelstands-Vertreter
NEN beim Thema steuerliche Forschungs- und Ent-
zwei Äußerungen der neuen Vorsitzenden. Zum
wicklungsförderung. Wir brauchen sie unbedingt,
einen sprach sie sich dafür aus, „die Rolle des Ei-
sonst wird der Mittelstand an der Innovationsfront
gentums bei der Neugestaltung der Grundsteuer
abgehängt!“, betonte Prof. Dr. h. c. Mario Ohoven
zu überdenken“. Und als der Präsident des Bundes
in seinem Eingangsstatement. Außerdem leide
der Steuerzahler, Reiner Holznagel, fragte, wie
der Mittelstand vor allem unter den inzwischen
sich der deutsche Mittelstand mit der wachsenden
höchsten Strompreisen in Europa. Der BVMW
und im Vergleich hohen Besteuerung im globalen
fordert deshalb gemeinsam mit seinen Partnern,
Wettbewerb behaupten solle, ließ Annalena Baer-
die Steuern und Abgaben auf Strom umfassend
bock wissen: Es sei kein Wert an sich, in einen Steu-
zu reformieren. Annalena Baerbock stimmte
erwettbewerb einzusteigen. Die GRÜNEN seien
zu, dass die Rahmenbedingungen der Energie-
gegen eine Senkung der Unternehmenssteuer. Die
wende dringend reformiert werden müssen. Die
Vorteile der Sozialen Marktwirtschaft, insbeson-
GRÜNEN hatten sich in der Vergangenheit jedoch
dere gegenüber den USA, lägen auf der Hand. Hier
für die Einführung einer nationalen CO2-Steuer
vermisst der Mittelstand das Verständnis für die
ausgesprochen, was eine zusätzliche Belastung
Wirtschaft, die globaler Konkurrenz ausgesetzt
für den Mittelstand darstellen würde.
ist, auch im Bereich der Steuern.
4|18 DER Mittelstand. | BVMW
97
an dieser Stelle.“ Annalena Baerbock versicherte, die GRÜNEN sähen dies ähnlich, man müsse bei den Selbstständigen genau hinsehen. Dr. Stephan Albers, Geschäftsführer vom Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO), sagte: „Ich habe eine Bitte an Sie: Im Koalitionsvertrag steht, dass von Kupfer auf Glasfaser umgeschwenkt werden soll. Verfolgen Sie das als Opposition. Von vier Milliarden Euro Fördermitteln wurden bis heute lediglich 2,6 Millionen abgerufen. Wer davon heute noch Kupfer fördert
„„
– was immer noch geschieht – verschwendet Fördermittel.“
Wir freuen uns über die Unterstützung der GRÜNEN beim Thema steuerliche Forschungs- und Entwicklungsf örderung.
Ein weiteres Topthema des Termins: die Digitalisierung. „Das ist die Schicksalsfrage unseres zukünftigen Wohlstands“, so Dr. Oliver Grün, Präsident des Bundesverbands IT-Mittelstand (BITMi). „Wir brauchen deshalb endlich Digitalkunde in
In seinem Schlussstatement forderte Prof. Dr. h. c.
der Grundschule!“ Annalena Baerbock stimmte
Mario Ohoven die Aussetzung der DSGVO-Sank-
der Forderung insoweit zu, dass sie sich für mehr
tionen für kleine und mittlere Unternehmen
Digital-Investitionen in den Schulen aussprach.
für mindestens ein halbes Jahr. Eine Unternehmer-Umfrage des BVMW zeigte zuletzt, dass
Jan Jagemann, Vorstandsvorsitzender der Alli-
viele Mittelständler ihre digitalen Aktivitäten
anz für selbstständige Wissensarbeit, sprach die
aufgrund der Datenschutzgrundverordnung ein-
aktuelle Rechtsunsicherheit bei vielen Selbst-
schränken oder sogar aussetzen. Die DSGVO
ständigen an: „Die Arbeit in der digitalisierten
leistet also einer Entdigitalisierung Vorschub.
Welt ist zunehmend projektbasiert. Viele der
Baerbock nahm diesen Hinweis als „guten Punkt“
Selbstständigen sind nicht schutzbedürftig, wir
mit in ihre Notizen auf. Man bleibe auch diesbe-
brauchen deshalb dringend eine Differenzierung
züglich in Kontakt.
Marilyn Repp BVMW Projektreferentin Verbandskooperationen Projekte marilyn.repp@bvmw.de
Impressum DER Mittelstand. Unternehmermagazin des BVMW Herausgeber BVMW – Bundesverband mittelständische Wirtschaft, Unternehmerverband Deutschlands e. V. Präsident Prof. Dr. h. c. Mario Ohoven Potsdamer Straße 7 / Potsdamer Platz 10785 Berlin www.bvmw.de Titelbild: © phive2015 – www.istockphoto.com Redaktion Tel.: 030 / 53 32 06-16 Fax: 030 / 53 32 06-50 mittelstand@bvmw.de
Eberhard Vogt (Chefredakteur) Chiara Ohoven (Art Director) Friederike Pfann Tim Schöllmann Matthias Axtner Rotger H. Kindermann (Korrespondent)
Layout und Gestaltung, Mediadaten, Vermarktung v. Anzeigen & Beilagen mattheis. werbeagentur gmbh Tel.: 030 / 34 80 633-0 Fax: 030 / 34 80 633-33 bvmw-anzeigen@mattheis-berlin.de
Verlag mattheis. werbeagentur gmbh Kastanienallee 4 10435 Berlin Tel.: 030 / 34 80 633-0 Fax: 030 / 34 80 633-33 info@mattheis-berlin.de www.mattheis-berlin.de
Rechnungsstelle BVMW Servicegesellschaft mbH Potsdamer Straße 7 10785 Berlin Tel.: 030 / 53 32 06-26 Fax: 030 / 53 32 06-50 servicegesellschaft@bvmw.de
Das Magazin „DER Mittelstand.“ ist das offizielle Organ des BVMW. Mitglieder des Verbandes erhalten das Magazin im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Die Redaktion übernimmt keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen. Namentlich gekennzeichnete Beiträge sowie Selbstdarstellungen von Unternehmen müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen. Nachdruck und Verbreitung mit Angabe der Quelle gestattet. ISSN: 2510-425X
Druckerei Möller Druck und Verlag GmbH Zeppelinstr. 6, 16356 Ahrensfelde
4|18 DER Mittelstand. | BVMW
Druckauflage: 32.000 2/2018
98
„Wer das Risiko scheut, steht still“ Der Regisseur und Intendant Prof. Dr. h. c. Jürgen Flimm leitete von 2010 bis März 2018 die Berliner Staatsoper Unter den Linden. Anlässlich der Verleihung der Ehrensenatorenwürde des BVMW, die im Rahmen eines Symposiums zum verantwortungsvollen Unternehmertum mit Liz Mohn in der Berliner Bertelsmann Repräsentanz stattfand, sprach DER Mittelstand. mit ihm über Geld vom Staat, und warum Kultur sich für alle rechnet. sieht, ist eigenfinanziert. Das Geld der öffentlichen Hand taucht bei uns, den Künstlern, gar nicht auf! Die Produktion der Ware „Oper“, die wir als Dienstleister dem Kunden anbieten, sollten wir selber erwirtschaften. Das gilt für das Schauspiel und in Teilen für die Oper. Der Staat subventioniert also „nur“ die Infrastruktur … Er bezahlt die Straßen, wir das Auto, das darauf fährt. Im Schillertheater haben wir viel mit zeitgenössischer Musik experimentiert, aber eigenfinanDER Mittelstand.: Sie haben die Ehrensenatoren-
ziert, nie auf Kosten der Steuerzahler. Wir haben
würde des BVMW erhalten. Dabei sind Sie doch
zwei Töpfe, einer ist der Staatstopf, der andere der
gar kein Unternehmer …
Einnahmentopf. Auf ersteren haben wir – und das
Ich habe immer gesagt, ich leite ein mittelstän-
ist wichtig – keinen Einfluss, der folgt Tarifverträ-
disches Unternehmen mit 500 Mitarbeitern zur
gen. Das ist gar nicht unser Sprengel, unser Spren-
Herstellung von Unterhaltung. Das stimmt ja
gel sind die Einnahmen, mit denen wir operieren.
auch, nur dass wir den Großteil des Geldes vom
Wir müssen haushalten, damit wir bei den Einnah-
Staat bekommen, was die Sache etwas einfacher
men auf eine gute Summe kommen.
macht als für den Unternehmer auf dem freien Markt. Trotzdem müssen wir sorgsam mit den
Eine Art unternehmerische Verantwortung?
Geldern umgehen und dürfen uns keine Scherze
Klar. Wie jedes Unternehmen planen wir unsere
erlauben. Einen großen Teil der variablen Einnah-
Produkte und wollen sie an den Kunden bringen.
men generieren wir ja auch an der Abendkasse.
Aber Erfolg ist schwer zu planen. Ein Buchautor steht vor demselben Problem, er will den Bestsel-
Haben Sie das öffentliche Geld
ler. Doch Bestseller sind kaum vorhersagbar, sonst
als Druck auf Ihre Arbeit empfunden?
hätten wir ja mehr davon. Ein Autor kann nur sei-
Nein. Der Etat sieht ja so aus: Wir erhalten Unter-
nem Instinkt folgen: Interessiert mein Thema auch
stützung vom Staat – dieses Geld ist nur für die
andere? Wenn das so ist, kann es sogar ein Best-
vom Staat Angestellten, also Leute im öffentlichen
seller werden. An diesem „wenn“ hängt alles, doch
Dienst, die nicht künstlerisch arbeiten: Beleuchter,
dieses „wenn“ ist nicht auslotbar. Man muss seinem
Techniker etc. Alle anderen, die Künstler etwa,
Gespür folgen. Jeder Unternehmer folgt letztlich
die für eine Produktion engagiert sind, werden
seiner Nase bei der Erschließung einer Marktlücke
aus den Einnahmen an der Abendkasse bezahlt.
und darf auch das Risiko nicht scheuen. Wenn Sie
Die eigentliche Arbeit, das, was der Zuschauer
das Risiko scheuen, werden Sie nur den Status Quo
4|18 DER Mittelstand. | Kultur
Foto: © Thomas Kunsch
Prof. Dr. h. c. Jürgen Flimm bei der Verleihung der Ehrensenatorwürde in Berlin.
99
erreichen, und der steht still. Es ist wie in der Wirt-
uns nicht leisten. Wir kontrollieren uns inhaltlich
schaft: nie auf dem Moment beharren!
selber, unser Finanzgebaren hingegen wird streng von außen kontrolliert, und das ist auch richtig so.
Sie sind erfolgreich, also sind Sie oft ins Risiko gegangen?
Nach welchen Kriterien suchen Sie
Sicher. Und ich bin auch schon grandios geschei-
Opern und Theaterstücke aus?
tert, hatte aber eben auch Erfolg. Vor Jahren pro-
Als Intendant muss man so denken: Ich habe die
duzierten wir im Thalia Theater ein Musical des
Summe X und kann das Geld aufteilen. Ich mache
berühmten Robert Wilson mit Musiken von Tom
davon, sagen wir, zehn Produktionen und entschei-
Waits. Eine enorm teure und riskante Inszenie-
de, welche Produktion wie viel kosten darf. Dann
rung. Ich ging zu unserem Aufsichtsrat und sagte:
werden auch Reserven für den Notfall gebildet.
„Wir werden jetzt eine Millionen ausgeben, die wir
Dann erst werden die inhaltlichen Debatten ge-
nicht haben.“ Der Finanzdirektor und ich haben
führt: Was ist von aktuellem Interesse? Bilden wir
das dann tatsächlich durchgesetzt. Es wurde ein
etwa die Flüchtlingsproblematik ab? Gibt es solche
durchschlagender Erfolg auf der ganzen Welt, und
Stücke? Welcher Regisseur kann das inszenieren?
das Thalia Theater hat daran verdient. Wenn nicht
Und hat er überhaupt Zeit? Ein berühmter Kultur-
– meine Güte, die hätten mich ja ins Gefängnis ste-
dezernent in Köln hat mir mal den Job so definiert:
cken können ...
„Der Intendant hat das Fenster zu bestimmen, wo das Geld rausgeschmissen wird.“ Und das stimmt.
Man landet also nicht immer weich?
Die Planung ist ungemein schwer und muss detail-
Nein, Sie produzieren ja Verluste. Die staatliche
liert und wasserdicht sein. Wir hängen ja direkt
Aufsicht, meist der Kultursenator oder Finanz-
von der Prosperität der öffentlichen Hand ab. Es
senator, sagt, du sparst die Schulden, die du ge-
passiert, dass Gelder gestrichen werden. Wenn
macht hast in der nächsten Saison gefälligst wie-
Ford gehustet hat, hat Köln Lungenentzündung ge-
der ein. Da muss man mit spitzem Bleistift rechnen
kriegt. Aber das ist lange Tradition, jeder Landes-
– das hat oft erhebliche Konsequenzen. Aber man
fürst hat seine Kultur finanziert. Kultursubvention
muss auch wissen: Der Kulturetat macht wenige
ist ja keine Erfindung des 20. Jahrhunderts.
Prozente der öffentlichen Haushalte aus. Dabei muss man in die Kultur investieren. Sollte der Kulturetat größer sein? Unbedingt. Es ist ja auch ein Investment in Freizeitgestaltung und Tourismus. Unglaublich viele Menschen machen sich abends auf den Weg in Theater
„„
Der Intendant hat das Fenster zu bestimmen, wo das Geld rausgeschmissen wird.
und Opernhäuser, Tag für Tag, das ganze Jahr! Schließen Sie Theater oder auch Museen – wo sol-
Was geben Sie Ihrem Nachfolger an der
len die Menschen dann noch hin? Vor vielen Jahren
Staatsoper, Matthias Schulz, mit auf den Weg?
hat die Universität Bremen errechnet, dass jeder
Mutig bleiben und das Zeitgenössische nicht ver-
Euro Subvention circa einen Euro zehn an Einnah-
gessen. Die Klassiker von heute waren ja auch mal
men generiert. Wirtschaftlich ein guter „Return of
Zeitgenossen und oft umstritten. Ich habe mich im-
Investment“.
mer den gegenwärtigen Komponisten gestellt und Erfolg damit gehabt. Die Kunst reagiert immer auf
Trotzdem soll das Theater ein, wie Sie es nennen,
Gegenwart – von den ersten Kritzeleien auf Höh-
„repressionsfreier Raum“ sein.
lenwänden bis zur zeitgenössischen Zwölftonmu-
Ja, schließlich ist die Freiheit der Kunst verfas-
sik. Aus jedem Kunstwerk kann man die Themen
sungsmäßig gesichert. Wir müssen machen kön-
der jeweiligen Gesellschaft herauslesen. Ich nenne
nen, was wir wollen. Aber gleichzeitig übernehmen
das „das Zünden der Welt im Ich“. Er ist erfahren
wir Verantwortung für die öffentlichen Gelder.
genug, hat Kraft und wird das sehr gut schaffen.
Eine Spielzeit, die zehnmal so teuer wird wie geplant, wie manche öffentliche Bauten, können wir
Das Interview führte Bernd Ratmeyer.
4|18 DER Mittelstand. | Kultur
100
Hexe auf dem Eis Eiskunstläuferinnen haben Prinzessinnen zu sein. Wenn eine talentierte Sportlerin wie Tonya Harding das nicht ist, wird sie vernichtet. Durch die Medien, durch die Familie, durch sich selbst. Der Film „I, Tonya“ ist ein schwindelerregender und zugleich abgrundtief komischer Blick in die Hölle der amerikanischen Unterschicht und des Leistungssports. Der eigentliche Plot von „I, Tonya“ ist eine Mar-
Tonya Harding ist wahrlich „White Trash“, ihr
ginalie in der Kriminalitätsgeschichte des Hoch-
Mann Jeff Gillooly (Sebastian Stan) ein Red-
leistungssports: Damals, Mitte der 1990er Jahre,
neck; ihr Vater bringt ihr früh bei, das Mittag-
ein veritabler Skandal, heute aber weitgehend
essen eigenhändig im Wald zu schießen. Die
vergessen und schnell erzählt. Tonya Harding,
Mutter LaVona (Allison Janney) ist im Reigen
die Frau, die zum ersten Mal den dreifachen
dieses frustrierend-komischen US-Prekariats
Axel auf dem Eis springt, gilt als Goldhoffnung
die Intelligenteste: zynisch, kalt, ehrgeizig und
Amerikas. Ihr Ex-Mann setzt einen Schläger auf
brutal. Dass sie dabei Sympathieträgerin bleibt,
Tonyas schärfste Konkurrentin, Nancy Kerrigan,
hat Darstellerin Allison Janney zu Recht einen
an, der ihr vor dem Wettkampf zur Teilnahme an
Oscar eingebracht. Sie drillt Tonya von Kindheit
den Olympischen Winterspielen in Lillehammer
an, verbirgt ihre Verachtung und Missgunst nicht
mit einer Eisenstange das Knie zerschlägt. So ein-
und opfert doch jeden Penny ihres Kellnerinnen-
Regie: Craig Gillespie
fach, so brutal. „I, Tonya“ ist gleichwohl eine ge-
jobs für den Unterricht.
Buch: Steven Rogers
Leistungswillen, Gewalt, Intrigen – und ganz viel Dummheit. Regisseur Craig Gillespie geht perma-
Gewalt ist keine Lösung? Hier schon!
Mit: Margot Robbie, Allison Janney, Sebastian Stan u. a.
nent dorthin, wo es – ganz im Wortsinn – richtig
So flüchtet Tonya und heiratet viel zu
wehtut und schafft damit eine Heldin, die man
früh Jeff. Doch das Unterschichten-
liebt zu hassen.
unglück ist programmiert. Jeff schlägt
I, Tonya
Drama, Biopic USA 2017 FSK ab 12 Jahren
Ab 24. August erhältlich auf DVD und Blu-ray
radezu metaphysische Abhandlung über Ehrgeiz,
Tonya, Tonya schlägt Jeff – kein Ro-
Schonungslose Unterschicht
senkrieg, sondern nackte Gewalt.
Diese Ambivalenz gegenüber einer der besten
Auch auf dem Eis folgen nach Erfolgen
Eiskunstläuferinnen spiegelt die Haltung der Öf-
wie dem weltweit ersten dreifachen
fentlichkeit jener Zeit wider. Margot Robbie spielt
Axel die Tiefschläge: Die Jury verachtet
Tonya Harding als permanent brodelnder Koch-
das Proletenmädchen. Das „juste milieu“
topf, der regelmäßig überläuft – wahrlich keine
des amerikanischen Sports will die Prin-
Eisprinzessin: etwas zu muskulös, mit einer Frisur,
zessin mit funktionaler Bilderbuchfa-
für die man auf glücklicheren Eilanden verhaftet
milie. Werbeverträge? Doch nicht
worden wäre. Ihre Kostüme sind selbstgenäht
mit dieser Proletin. „Trashy
und grandios geschmacklos, ihre Musik ist nicht
Tonya“ kann
„Schwanensee“, sondern ZZ Top. Ihr Mundwerk ist lose, Manieren sind nicht vorhanden.
Schmerz und Glück des Eiskunstlaufs: Margot Robbie als Tonya Harding.
4|18 DER 4|18 DER Mittelstand. Mittelstand. | Kultur
Fotos: © DCM
101
und will nicht liefern, und wir sind – ob wir wol-
Die Vernichtung eines Talents
len oder nicht – ganz bei ihr. Sie läuft schneller, sie
Der Rest ist Sportgeschichte. Jeff beschuldigt
springt besser als alle anderen – und wird kons-
Shawn, entgegen seinen Anweisungen körper-
tant abgestraft. Die Beharrlichkeit, mitunter Bru-
lich brutal geworden zu sein, Tonya behauptet,
talität, mit der sie sich gegen die Männergewalt,
nur von Briefen, nicht von Schlägen gewusst zu
die institutionalisierte Gewalt, die Muttergewalt
haben. Das FBI ermittelt, Jeff und Shawn wer-
wehrt, betrachten wir als konfliktlösungsgeschul-
den verurteilt, Tonya kommt mit drei Jahren Be-
te, friedfertige Mitteleuropäer atemlos und (das
währung davon, muss aber 160.000 Dollar Strafe
ist der meisterlich-narrative Dreh von „I, Tonya“)
zahlen und wird vom Eiskunstlaufverband aus-
nicht ohne Sympathie. Doch der eigentliche Hö-
geschlossen. Nie mehr darf sie laufen. Sie, die
hepunkt im wirklichen wie im filmischen Drama
nichts als Eiskunstlauf und Schlagen beherrscht,
kommt noch: Tonya erhält Morddrohungen. Jeff
verdingt sich fortan als Boxerin. Nancy Kerrigan
verdächtigt Nancy Kerrigan und engagiert seinen
gewann übrigens in Lillehammer Silber und hat
alten Freund Shawn Eckhardt, um die Rivalin sei-
in einem Jahr mehr als zehn Millionen Dollar mit
nerseits mit Drohbriefen einzuschüchtern. Shawn
Werbung verdient. Sie ging als Eisprinzessin in die
ist die entsetzliche Karikatur der
Annalen ein, Tonya Harding als Eishexe.
US-Unterschicht: Mit Mitte zwanzig lebt er bei den Eltern und phantasiert sich in seiner optischen und
biographischen
Bedeutungslosigkeit eine Vergangenheit als Terrorexperte und Spion zusammen. Er schickt zwei ähnlich schlicht gestrickte Dummköpfe auf Strafexpedition, die Nancy Kerrigan eben jenen historischen Schlag auf die Kniescheibe verpassen. Hier kippt der Film endgültig in eine groteske, schwarze Komödie. Panik vor dem Lauf: Probleme mit den Schnürsenkeln.
4|18 DER 4|18 DER Mittelstand. Mittelstand. | Kultur
Bernd Ratmeyer Wissenschaftsjournalist und Lektor mittelstand@bvmw.de
102
Männer, kauft Unterhosen!
Guido Augustin macht sich Gedanken über unsere Welt und ihre Bewohner
Seit es uns gibt, versuchen wir Menschen, die Zu-
müt erscheint mir diese Idee des Unterhosen-
kunft vorherzusagen. Noch mehr mögen wir es,
Index sehr plausibel. Jedoch mag ich mich nicht
die Zukunft zu bestimmen – und für beides eignen
mit der beschreibenden Natur dieses Indexes zu-
sich Männerunterhosen ganz hervorragend.
frieden geben.
Wechselfrequenz, Materialbeschaffenheit und
Viel spannender als die Erkenntnis, dass der aktu-
Machart spielen hier keine Rolle. Der Effekt, der
elle Konjunkturzustand sich in Unterhosen mes-
uns Männer heute zu lauter kleinen Chuck Norris’
sen lässt, ist doch die Frage, was wir mit diesem
machen soll, ist ein anderer. Es ist, was Alan Green-
Zusammenhang anfangen können. Kombinieren
span, die Finanzlegende, in seiner Autobiographie
wir doch mal verschiedene Erkenntnisse:
als Unterhosen-Index bezeichnet hat: Männer kaufen mehr Unterhosen, wenn die Konjunktur
Wir wissen, dass die Anzahl gekaufter Unterhosen
gut ist. Umgekehrt sollten Ökonomen alarmiert
auf eine gute Konjunktur – also Wohlstand – hin-
sein, wenn weniger Unterhosen gekauft werden,
weist.
das sei ein Indiz für eine schwache Konjunktur.
Guido Augustin BVMW Pressesprecher Rheinhessen Kommunikationsberater ga@guidoaugustin.com
desto besser geht es dir. Und wir wissen, dass
nomen liegt in der schlichten männlichen Psycho-
wir uns mit unseren Gedanken unsere Welt nach
logie, die seit Urzeiten auf Außenwirkung ausge-
Wunsch gestalten können. Alles, was wir sind,
legt ist, damit Mann die bestmögliche Partnerin
haben wir vorher gedacht. Unsere Gegenwart
anlockt. Wenn die Ressourcen knapp werden,
ist das Ergebnis unserer Gedanken und Entschei-
wird zuerst da gespart, wo es auf den ersten Blick
dungen in der Vergangenheit, und unsere Zukunft
nicht auffällt – unterm Bärenfell nämlich. So eine
wird das Ergebnis unserer Gedanken und Ent-
Unterhose lässt sich bei guter Pflege über viele
scheidungen in der Gegenwart sein. Da sollte es
Jahre verborgen tragen.
doch ohne Weiteres möglich sein, die eigene Konjunktur anzukurbeln und für den eigenen Wohl-
Nun bin ich kein Ökonom, kein Statistiker und
stand von morgen zu sorgen, indem wir Männer
kein Stilberater, aber in meinem schlichten Ge-
heute Unterhosen kaufen!
4|18 DER Mittelstand. | Kultur
Foto: © Heike Rost
Anders gesagt: Je mehr Unterhosen du kaufst, Die wahrscheinlichste Erklärung für dieses Phä-
ab
19,90 €*
Ihre erfolgreiche Vermarktung mit Flyern Große Format- und Papierauswahl entdecken
* Preise inkl. Druck, Weiterverarbeitung, Versand und gesetzlicher MwSt. Anbieter: CEWE Stiftung & Co. KGaA, Meerweg 30 – 32, 26133 Oldenburg
1.000 Flyer
1.000. 000. 000 x Zukunft
Mit uns können Sie rechnen: Unser zweites Sonderkreditprogramm für den Mittelstand verdoppeln wir jetzt auf 1.000.000.000 €. So unterstützen wir Sie dabei, Ihren Betrieb fit für die digitale Zukunft zu machen. Und die beginnt ganz persönlich – mit einem Gespräch über Ihre Möglichkeiten.
Die Postbank – die Bank für den Mittelstand. Mit folgenden Angeboten für Sie: · Finanzierung mit Sonderkrediten · Zahlungsverkehr · Factoring/Leasing und mehr
Premiumpartner des BVMW
Infos unter 0228 5500 4455 und auf postbank.de/mittelstand