DER MITTELSTAND Ausgabe 06/2015

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Mittelstand.

DER

06 / 2015 | Dezember 2015/Januar 2016 | 4,90 Euro

Das Unternehmermagazin

Erfolg klug finanzieren

Verbesserte Rahmen­ bedingungen für den Mittelstand Dr. Michael Meister

Wie Unternehmen ihr Rating verbessern können Dr. Jörg Zeuner


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Der Mittelstand. | 6 | 2015

B

Eines können selbst die schärfsten Kritiker Brüssel nicht absprechen: Konsequenz. Insbesondere immer dann, wenn es darum geht, Milliarden innerhalb Europas umzuverteilen, und dies gern auf Kosten des deutschen Steuerzahlers. Nach der Vergesellschaftung der Schulden im Kontext der Euro-Rettung steht aktuell die Vergemeinschaftung der Einlagensicherung der Banken auf der Agenda. Unbeirrbar treibt die EU-Kommission das Projekt voran. Am Ende womöglich erfolgreich, denn momentan leistet einzig Deutschland erkennbar Widerstand. Italien und Spanien lehnen EDIS zwar dem Vernehmen nach ab, unternehmen aber nichts dagegen. Ob Berlin im Rat der EU die erforderliche Sperrminorität für eine Blockade zustande bekommt, scheint fraglich.

Foto: Thomas Imo

Für Deutschlands Gegenwehr gibt es gute Gründe. Nirgendwo in Europa sind die Sicherungstöpfe so gefüllt wie bei uns. Die Kunden unserer Kredit­ institute genießen nahezu vollständigen Schutz ihrer Spargroschen. So ist für private Banken die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken zuständig. Zudem sind viele Institute zusätzlich Mitglied im freiwilligen Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken. Darüber waren im Juni 2015 pro Kunde im Schnitt knapp 200 Millionen geschützt. Auch die öffentlichen Banken, organisiert im VÖB, haben eine eigene gesetzliche Einlagensicherung. Darüber hinaus gehören viele Häuser dem freiwilligen Einlagensicherungsfonds des

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Mario Ohoven

Unsere Einlagen­ sicherung schützen!

rüssel geht bei fremdem Geld gern aufs Ganze. So soll in drei Schritten bis 2024 ein europäisches Einlagensicherungssystem gegen Bankpleiten eingerichtet werden, kurz EDIS (European Deposit Insurance Scheme). Europa ist das schöne Etikett, die Folge fatal: Klamme Krisenländer erhielten damit indirekt Zugriff auf die deutschen Sicherungstöpfe.

EDITORIAL

Präsident Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) und Europäischer Mittelstandsdachverband European Entrepreneurs (CEA-PME), Herausgeber „Der Mittelstand.“

VÖB an. Im Unterschied dazu sind die Sparkassen und Genossenschaftsbanken nicht Mitglied in den gesetzlichen Entschädigungseinrichtungen. Bei ihnen gilt die Institutssicherung: Gerät eine Bank des Verbunds in eine Schieflage, springen die übrigen ein. Auf dem Papier sind innerhalb der EU alle Bankeinlagen bis zu 100.000 Euro pro Kunde und Bank gesetzlich geschützt. Allerdings besteht in vielen Ländern die Einlagensicherung gegen Bankpleiten lediglich aus unverbindlichen Versprechen. Andere EU-Staaten bauen gerade erst nationale Sicherungssysteme auf. Bis diese Töpfe gefüllt sind, müsste im Notfall die jeweilige Regierung für Einlagen einstehen, sofern sie dazu in der Lage ist. Kein Wunder, dass Umfragen zufolge zwei Drittel der Deutschen eine nationale Einlagensicherung bevorzugen. Doch Brüssel hat ein Ass im Ärmel: Die EU-Kommission könnte unser Sicherungssystem über das europäische Wettbewerbsrecht aushebeln. Denn bei bösartiger Betrachtung ließe es sich als wettbewerbswidrige Absprache der deutschen Kreditinstitute interpretieren. Wohin die Reise bei EDIS geht, ist klar. Ab 2024 soll es keine Ausnahmeregelung für eine bestimmte Art von Einlageninstitut im Euroraum geben. Das träfe unsere Sparkassen und Genossenschaftsbanken bis ins Mark, also gerade die Kreditinstitute, die sich als Hort der Stabilität in der Bankenkrise erwiesen haben. Schon deswegen darf Berlin sich dem Druck aus Brüssel nicht beugen. Hier braucht die Bundesregierung unser aller Unterstützung.

Mario Ohoven

2015

40 jahre BVMW die stiMMe des Mittelstands


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INHALT

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KOLUMNE

31 Das Weihnachts­karten-Dilemma

IBWF

18 BVMW – Ratgeber in der Flüchtlingsfrage 3 Unsere Einlagen­sicherung schützen!

POLITIK

6 Deutschland-News 8 Verbesserte Rahmen­­bedingungen für den Mittelstand

10 Zeit des billigen Geldes 12 Maßgeschneiderte Finanzierung 14 Wie Unternehmen ihr Rating verbessern können 16 Wagniskapitalgesetz: Innovationsbremse verhindern 18 BVMW – Ratgeber in der Flüchtlingsfrage

35 Die Menge macht’s: Crowdfinancing

SERVICE

36 News 38 Fonds und FinTech: Fremdfinanzieren ohne die Hausbank? 40 Mittelstandsfinanzierung neu gedacht 42 Wettbewerbsvorteile durch Finanzierung

44 Risikoprüfung mit System 45 Wie Liquiditätsengpässe vermeidbar sind 46 Digitale Kreditmarktplätze

22 Einstellung von Flüchtlingen und das geltende Arbeitsrecht

48 Fuhrparkleasing: Weit mehr als nur eine Finanzierungsvariante

24 Glanzvoll: Deutscher Mittelstand Media Award 2015

52 Cyber-Security – Brandschutz 4.0

25 Deutsche Einlagen­sicherung in Gefahr 26 Europa-News

Glanzvoll: Deutscher Mittelstand Media Award 2015

34 Auskunfteien – Nutzen statt Schrecken

20 Unternehmerhilfe des BVMW für Flüchtlinge

25 Keine weitere Regulierung zu Lasten der Wirtschaft

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32 4 Gründe, warum Unternehmer vom Bankkredit abhängig sind

28 Mittelstandspräsident im Dialog

54 Daten-Diebstahl kann versichert werden 56 Ideenmanager – Investition für die Zukunft 58 Industrie 4.0: Rechtliche Hürden und Perspektiven 59 Öffentliche Aufträge als Chance für den Mittelstand?

29 Spitzenunternehmer zu Gast bei Österreichs Regierung

60 Luftfahrt im Wandel

30 Estland: Digitaler Trendsetter Europas

62 „Unwissenheit schützt vor Strafe nicht“


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64 Mit E-Health-Lösungen zu mehr Gesundheit

INHALT

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Weihnachten Spezial

66 Weihnachten Spezial

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69 Das neue Elektro- und Elektronikgerätegesetz und die Folgen 70 Innovation und Sicherung von Betriebs-Know-how 71 Finanzkolumne „Über Ihr Geld“ Einlagensicherung – zahlt der Gesetzgeber im worst case? 72 BEM – Fallstricke für Arbeitgeber 74 Welches soziale Netzwerk passt zu Ihrem Unternehmen? 76 Buchtipps 78 BVMW-Veranstaltungskalender

KULTUR

80 Noch´n Kredit

81 How to Get Away with Murder 82 Sammlung Würth: Hockney, Holbein und die Kunst der Unternehmensführung

BVMW

84 News 86 Weihnachtsschmuck für jedermann

88 40 Jahre Hightech-Elektrik 90 Wo Witwe Bolte Pate stand 92 Rohre und Schläuche mit höchster Präzision 94 Nach Alt kommt Neu: Das Schulte-Prinzip 96 Vom Goldschmied zu edlem Leichtmetall 98 Thüringer Highlight

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Wie Liquiditätsengpässe vermeidbar sind

98 Impressum

Das neue Elektro- und Elektronikgerätegesetz und die Folgen

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POLITIK

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Deutschland-News

Foto: BVMW

BVMW gründet Wissenschaftlichen Beirat

Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats mit Vorsitzenden Prof. Dr. Dr. h.c. Bert Rürup (4. v. li.).

Neben dem Politischen Beirat flankiert nun der Wissenschaftliche Beirat die Arbeit des BVMW. Die renommierten Beiratsmitglieder um den Vorsitzenden Prof. Dr. Dr. h.c. Bert Rürup, dem Präsidenten des Handelsblatt Research Institute und ehemaligen Chef der Wirtschaftsweisen, stehen Präsidium, Vorstand und Bundesgeschäftsführung beratend zur Seite. Zentrale Themenfelder des Beirats sind die zukünftigen nationalen und internationalen wirtschaftswissenschaftlichen Aufgaben, denen sich die deutsche Volkswirtschaft stellen muss. Diese reichen von den Auswirkungen der Einwanderung auf den Arbeitsmarkt, die Digitalisierung des Mittelstands, die Zukunft des Innovationsstandortes Deutschland bis hin zur Zukunft des Sozialstaats. Weitere Mitglieder des Beirates sind: Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen, Professor für Finanzwissenschaft an der Al-

bert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau und an der Universität Bergen (Norwegen); Prof. Michael C. Burda Ph.D., US-amerikanischer Makroökonom und Professor an der Humboldt-Universität Berlin; Hermann Binkert, Geschäftsführer des Markt- und Sozialforschungsinstituts INSA-CONSULERE, Staatssekretär a. D. in der Thüringer Staatskanzlei; Prof. Dr. Wolfgang Reinhart, Bundesgeschäftsführer BVMW, Minister a. D. Als Beisitzer gehören dem Wissenschaftlichen Beirat an: Dr. Jochen Leonhardt, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater, Vorstand BVMW, und Arthur Zimmermann, Aufsichtsrat der ErnstKlett AG, Vorstand BVMW. Berater des Beirates ist Prof. Dr. Michael Vogelsang, Fachdozent für Volkswirtschaftslehre.

Mehr tun für Bildung

BVMW-Erfolg beim Insolvenzrecht

Die neue Bundeskommission Bildung des BVMW hat in einer konstituierenden Sitzung ihre Arbeit aufgenommen. Die Bildungskommission wird sich allgemein mit der Stärkung der Dualen Ausbildung sowie dem Problem des Fachkräftemangels beschäftigen. Zu den Teilnehmern der Kommission gehören Mitgliedsunternehmen aus dem Bildungsbereich, der Wissenschaft aber auch Unternehmen, die ein anderes Kerngeschäft haben, das Thema Bildung als Ausbildungsbetrieb aber sehr intensiv mit begleiten möchten. Für das kommende Jahr wurden Themenschwerpunkte in den Gebieten Digitale Bildung, der Berufs- und Bedarfsorientierung sowie die Internationalisierung der Fachkräftegewinnung festgelegt.

Die Bundesregierung hat Ende September den Entwurf eines Gesetzes zur Verbesserung der Rechtssicherheit bei Anfechtungen nach der Insolvenzordnung und nach dem Anfechtungsgesetz beschlossen. Dieser enthält wichtige Neujustierungen insbesondere bei der Vorsatzanfechtung, die der BVMW zuvor in seiner Stellungnahme gefordert hat. Bislang werden durch ausufernde Anfechtungsmöglichkeiten viele Zahlungen über Jahre hinweg unnötig mit Risiken versehen. Die daraus resultierenden Rechtsunsicherheiten durch die Praxis des Insolvenzanfechtungsrechts werden nun behoben und Mittelständler dadurch entlastet.

Diana Scholl, Referentin für Bildung und Digitales beim BVMW.

Foto: © SG- design - Fotolia.com

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Die Anzahl gewerblicher Existenzgründungen ist im ersten Halbjahr 2015 in Deutschland weiter gesunken. Damit überstieg das dritte Jahr in Folge die Zahl der Firmenpleiten die der Neugründungen! „Positiv ist sicherlich zu werten, dass mehr als jede vierte Gründung inzwischen die Betriebsgründung einer Hauptniederlassung ist. Diese Gründungen besitzen eine größere wirtschaftliche Bedeutung als beispielsweise Gründungen im Kleingewerbe. Letztere schaffen in der Regel keine Arbeitsplätze“, erläutert Dr. Rosemarie Kay vom IfM Bonn. Auch aus diesem Grund müsse das Gründungsgeschehen differenziert betrachtet werden und dürfe nicht allein auf die Zahl der Existenzgründungen reduziert werden. „Man darf schließlich nicht vergessen, dass seit Jahren die wirtschaftliche Situation in Deutschland gut qualifizierten Erwerbsfähigen hervorragende Chancen bietet, eine abhängige Beschäftigung zu finden“, so die Wissenschaftlerin, die seit vielen Jahren das Gründungsgeschehen in Deutschland beobachtet. Für das gesamte Jahr 2015 erwartet das IfM Bonn, dass die Zahl der gewerblichen Existenzgründungen auf rund 300.000 zurückgehen wird und die der Schließungen auf rund 323.000. Quelle: IfM

BVMW beim bundesweiten Vorlesetag

Außenhandel 2014: Erneut höchster Exportüberschuss

Patrick Meinhardt im Berliner „Zwergenparadies“.

Die deutsche Wirtschaft exportierte im Jahr 2014 laut Statistischem Bundesamt Waren im Wert von 1.124 Milliarden Euro. Der Import lag bei 910 Milliarden Euro. Damit bleibt Deutschland auch im Jahr 2014 der weltweit drittgrößte Exporteur von Waren hinter China und den USA. Mit einem Außenhandelssaldo in Höhe von 214 Milliarden Euro war Deutschland auch im letzten Jahr wieder die Volkswirtschaft mit dem höchsten Exportüberschuss.

Seit 2004 findet der bundesweite Vorlesetag statt. Dieser Aktionstag, eine Initiative von DIE ZEIT, Stiftung Lesen und Deutsche Bahn Stiftung, setzt ein öffentlichkeitswirksames Zeichen für die Bedeutung des Vorlesens. Ziel ist es, Begeisterung für das Lesen und Vorlesen zu wecken und Kinder bereits früh mit dem geschriebenen und erzählten Wort in Kontakt zu bringen. Auch in diesem Jahr beteiligten sich zahlreiche Politiker und Prominente, um zu zeigen, wie wichtig Vorlesen für die spätere (Aus-) Bildung ist. Der BVMW beteiligte sich mit vielen Kollegen bundesweit am Vorlesetag. Mit dabei war BVMW-Geschäftsleiter Politik, Patrick Meinhardt, der den Kindern in der Integrationskita Zwergenparadies in Berlin-Lichtenberg „Die kleine Hexe“ vorlas. www.vorlesetag.de

Auftakt für Existenzgründerinitative Unter der Schirmherrschaft der Parlamentarischen Staatssekretärin und Mittelstandsbeauftragten der Bundesregierung Iris Gleicke, trafen sich in der Leipziger Technikerschule Experten der Sozialpartner und der Beruflichen Bildung zur Auftaktveranstaltung der bundesweiten Existenzgründerinitiative des Vereins der Techniker e. V. in Sachsen. Im Vordergrund stand die Bedeutung der Beruflichen Bildung für die Sicherung des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Die Frage von Existenzgründungen und Betriebsübernahmen wurde kritisch diskutiert und die verbundenen Risiken angesprochen: Wie sieht es z. B. mit Verdienst und sozialer Sicherung von Inhabern aus? Nach der Deutschen Einheit wurden zahlreiche Betriebe privatisiert, viele stehen heute vor der Nachfolge. In vielen Fällen liegen Möglichkeiten und Chancen für staatlich geprüfte Techniker. Darüber hinaus referierten die Vertreter des Bundeswirtschaftsministeriums, des BVMW, der Steuerbehörden, der Handwerkskammer, Banken, Versicherungen und der Krankenkassen zum Thema Selbstständigkeit. www.vdt-newsmag.de

BVMW für faires Wertstoffrecycling Deutschland ist als rohstoffarmes Land auf eine effiziente Produktion und Rückgewinnung von Wertstoffen angewiesen. Die privatwirtschaftliche Organisation der Entsorgung und Rückgewinnung der Wertstoffe hat sich bewährt. Die Recyclingquoten sind seither deutlich angestiegen. Dennoch werden bisher lediglich rund 40 Prozent der Kunststoffabfälle stofflich wiederverwertet. Das Bundesumweltministerium hat jetzt einen Arbeitsentwurf für ein Wertstoffgesetz vorgelegt,

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Foto: BVMW

Mehr Firmenpleiten als Firmengründungen

POLITIK

mit dem das Recycling weiter verbessert werden soll. In seiner Stellungnahme zum Gesetz fordert der BVMW, dass die privatwirtschaftliche Organisation beibehalten und die Produktverantwortung gestärkt wird, um fairen Wettbewerb zu sichern. Alle Dokumente des BVMW zum Thema Energie und Ressourcen unter: www.bvmw.de/energie


POLITIK

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Verbesserte Rahmen­­bedingungen für den Mittelstand Deutschland steht wirtschaftlich gut da. Daran haben die vielen kleinen und mittleren Unternehmen hierzulande einen entscheidenden Anteil. Es ist das Ziel der Bundesregierung, den deutschen Mittelstand durch gute Standortbedingungen weiter zu stärken und zu unterstützen.

Das deutsche Unternehmensteuerrecht ist international wettbewerbsfähig, und die Steuerbelastung der Unternehmen liegt nach internationalen Vergleichsstudien im guten Mittelfeld. Die Ende 2014 gefassten Beschlüsse der Bundesregierung zur weiteren Entlastung der mittelständischen Wirtschaft von Bürokratie tragen inzwischen Früchte und stärken die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Unternehmen. Mit dem Bürokratie­entlastungsgesetz wurden Entlastungen für die Wirtschaft im Umfang von 744 Millionen Euro pro Jahr umgesetzt. Zudem haben wir seit Mitte diesen Jahres eine zusätzlich geltende Bürokratiebremse, die besagt, dass durch neue Regelungsvorhaben entstehende bürokratische Belastungen in gleichem Maße an anderer Stelle wieder abgebaut werden müssen. Mit dieser geschaffenen Selbstverpflichtung begrenzen wir dauerhaft einen Anstieg von bürokratischen Belastungen, davon profitiert der Mittelstand. Und auch beim Thema Erbschaftsteuer und der vom Bundesverfassungsgericht geforderten Neuregelung der Verschonungsregeln hat die Bundesregierung einen mittelstandsfreundlichen Gesetzentwurf beschlossen: Der Übergang von Unternehmensvermögen wird im Interesse der kleinen und mittleren Unternehmen verfassungsfest geregelt und sichert damit Liquidität und Beschäftigung. Wir werben weiter dafür, dass sich Bundestag und Bundesrat dem Regierungsentwurf anschließen. Die Finanzierungsbedingungen für die mittelständischen Unternehmen sind erfreulich. Die Bundesregierung wird ihren Beitrag leisten, um die

notwendigen Innovationen und Investitionen im Mittelstand zu unterstützen. Denn klar ist: Die Globalisierung und die Digitalisierung werden auch im deutschen Mittelstand viele neue Prozesse befördern. Die Mittelstandsfinanzierung ist dafür ein gutes Beispiel. Noch immer ist der klassische Bankkredit die vorherrschende Form der Finanzierung eines kleinen oder mittleren Unternehmens. Doch gewinnen in letzter Zeit neue Finanzierungsformen immer mehr an Bedeutung, etwa kapitalmarktbasierte Finanzierungen oder risikoreichere Finanzierungen von Innovationen im Bereich von Start-up-Unternehmen durch Wagniskapitalgeber. Die Bundesregierung begleitet diesen Prozess intensiv. Auf europäischer Ebene werden Strukturen wie die Kapitalmarktunion zum Abbau bestehender Investitionshürden beitragen. Im Bereich Wagniskapital ist es das Ziel der Bundesregierung, die Rahmenbedingungen in Deutschland weiter zu verbessern. Der Einstieg eines Wagniskapitalgebers in ein junges innovatives Unternehmen wird bereits heute durch eine Vielzahl von Maßnahmen gefördert. Erst jüngst hat sich die Bundesregierung darauf verständigt, das INVEST-Zuschussprogramm durch eine Verdopplung der INVEST-Zuschussobergrenze pro Investor auf 500.000 Euro substantiell auszubauen. Die Fördermaßnahme wird durch die Steuerfreistellung des INVEST-Zuschusses für Wagniskapital noch attraktiver. Um Finanzierungen in einer Größenordnung von bis zu 40 Millionen Euro pro Unternehmen zu ermöglichen, soll das ERP-Sondervermögen (European Recovery Programm) gemeinsam mit dem Europäischen Investitionsfonds (EIF) einen 500 Millionen Euro umfassenden Wachstumsfonds auflegen. Die KfW wird als Ankerinvestor für Fonds an den Markt zurückkehren und sich mit einem

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POLITIK

Volumen von 400 Millionen Euro direkt an privaten Wagniskapitalfonds beteiligen, die in die Früh- und Wachstumsphase von technologieorientierten Unternehmen investieren. Die Innovationsbereitschaft der Unternehmen hängt auch davon ab, wie Gewinne im Erfolgsfall und auch etwaige Verluste steuerlich behandelt werden. Hierbei sind europarechtliche Regelungen zu beachten. Die Bundesregierung ist dabei, eine beihilferechtlich akzeptierte Lösung zum Erhalt weiterer Verlustvorträge beim Anteilseignerwechsel und bei Kapitalerhöhungen bei innovativen Unternehmen zu finden. Dazu laufen derzeit Gespräche mit der Europäischen Kommission. In den letzten Monaten wurde besonders die geplante Einführung einer Steuerpflicht für Veräußerungsgewinne aus Streubesitz und deren Auswirkungen auf Wagniskapitalgeber in den Medien diskutiert. Die Bundesregierung nimmt die geäußerten Bedenken der Branche ernst. Und klar ist, dass keine zusätzlichen steuerlichen Belastungen bei der Finanzierung junger innovativer Unternehmen entstehen sollen. Darüber hinaus ist geplant, eine Erstattung der Steuer auf Veräußerungsgewinne auf INVEST-Finanzierungen sowie einen anteiligen Förderzuschuss für den Ausgleich von Verlusten zu gewähren. Deutschland behauptet seinen Spitzenplatz unter den innovativsten Staaten auch aufgrund der Forschungsstärke des Mittelstandes. Die Bundesregierung setzt sich dafür ein, dass dies auch in Zukunft gewährleistetet ist. Forschung und

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Deutschland behauptet seinen Spitzenplatz unter den innovativsten Staaten auch aufgrund der Forschungsstärke des Mittelstandes.

Entwicklung (FuE) sind die Grundlage für Innovationen und damit die Erfolge von morgen. Die Forschungsförderung ist dabei aber nicht allein aus dem steuerpolitischen Blickwinkel, sondern auch mit Hinblick auf andere staatliche Förderungen zu betrachten. Das deutsche System der direkten Projektförderung stimuliert Investitionen in Forschung und Entwicklung auf zielgerichtete, effektive und effiziente Weise. Diese direkte Projektförderung hat sich bewährt und trägt mit dazu bei, dass die Ausgaben in Deutschland für FuE bei rund 3 Prozent des Bruttoinlands­produkts liegen. Seit einiger Zeit wird die Patentbox als Form der FuE-Förderung in Deutschland ins Spiel gebracht: Patentboxen sind in der Vergangenheit wegen teils aggressiver Steuergestaltung von internationalen Konzernen in die Kritik geraten. Im Rahmen des BEPS-Projekts der OECD und der G20-Staaten ist daher verabredet worden, dass künftig nur noch solche Lizenzeinkünfte privilegiert werden, bei denen die zugrunde liegende Forschungsund Entwicklungstätigkeit vom Steuerpflichtigen in dem betroffenen Staat selbst ausgeübt wurde (Nexus-Approach). Die Bundesregierung wird sich die Erfahrungen anderer Länder mit derartigen Patentboxen anschauen und in Ruhe prüfen, ob eine solche Maßnahme auch in Deutschland in Frage kommt. Die Bundesregierung wird weiter daran arbeiten, zukunftsfeste und wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen für den Mittelstand in Deutschland zu etablieren. 

Dr. Michael Meister Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen

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POLITIK

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Zeit des billigen Geldes Die niedrigen Zinsen führen dazu, dass Mittelständler ihre Anlagestrategien ändern und zunehmend nach Alternativen suchen. Das belegt eine Studie, die die Fachhochschule des Mittelstands (FHM) in Zusammenarbeit mit der Commerzbank durchgeführt hat.

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Der Mittelstand erwartet weiterhin niedrige Zinsen Auch wenn niemand die Zinsentwicklung punktgenau vorhersagen kann, hat der Mittelstand dennoch eine klare Meinung: Die Zeit des billigen Geldes geht nicht so schnell zu Ende. 57 Prozent der Mittelständler erwarten, dass die Niedrigzinsphase noch drei Jahre andauert, über 36 Prozent sehen sogar einen Zeithorizont von mindestens fünf Jahren. Zusätzlich führt die gute Auftragsentwicklung in Verbindung mit höheren Rechnungseingängen sowie vielfach gesunkenen Rohstoffpreisen zu einer zunehmenden „Liquiditätsschwemme“.

In die Liquiditätssteuerung kommt Bewegung

Holger Werner Bereichsvorstand Corporate Banking und Mittelstandsbank Ost der Commerzbank AG www.commerzbank.de www.firmenkunden. commerzbank.de

Die anhaltend niedrigen Zinsen zeigen bereits Wirkung und führen zu ersten Anpassungen der Liquiditätssteuerung im Mittelstand: Für eine höhere Rendite beziehungsweise zur Vermeidung von Guthabengebühren sind viele Mittelständler heute bereit, ihr Geld länger anzulegen. So werden bei der Anlage von Liquidität mittlerweile Laufzeiten von sechs Monaten bis zu einem Jahr bevorzugt. Nur noch rund 38 Prozent der Mittelständler legen ihre freien Mittel kürzer als sechs Monate an – 2013 waren es noch deutlich mehr als 50 Prozent. Die zunehmende Liquidität wird zudem mehr und mehr auf unterschiedliche Laufzeiten, Produkte und Anbieter gestreut. Dabei wächst der Wunsch nach leicht verständlichen Produkten, die für mittelständische Unternehmen transparent und nachvollziehbar sind. Verständlichkeit wird deshalb bereits als drittwichtigste Anforderung

genannt. Wichtigstes Kriterium bleibt aber unverändert die Sicherheit der Anlage, gefolgt von geringen Anlagekosten auf dem zweiten Platz.

Gestaltungsspielraum für höhere Anlagerenditen Bei der Suche nach lohnenden Anlagemöglichkeiten setzt sich in den Unternehmen die Erkenntnis durch, dass höhere Renditen nicht risikolos erhältlich sind: 28 Prozent der Mittelständler sind bereit, für eine Verzinsung von ein bis zwei Prozent Kursschwankungen zu akzeptieren. Jeder zehnte Befragte würde sogar starke Kursschwankungen in Kauf nehmen, wenn die Anlage eine Rendite von drei Prozent erzielt. Diese Ergebnisse der FHM-Studie, die in Kooperation mit der Commerzbank entstanden ist, decken sich mit den Zahlen der Fondsanbieter: Höhere Anlagevolumen fließen verstärkt in Investmentfonds mit einem mittel- bis längerfristigen Zeithorizont.

Niedrige Zinsen haben einen großen Effekt bei den Pensionszusagen Das Niedrigzinsniveau wirkt sich außerdem über den Rechnungszins für eine betriebliche Altersversorgung (bAV) immer schneller auf die erforderlichen Rückstellungen aus. Das betrifft alle Unternehmen, die nach dem Handelsgesetzbuch (HGB) bilanzieren. Gemäß HGB ist für den Rechnungszins ein Durchschnittswert aus den Kapitalmarktzinsen der letzten sieben Jahre anzusetzen. Dieser liegt mit 4,53 Prozent (Ende 2014) noch vergleichsweise hoch, da die langfristigen Zinsen erst in jüngster Zeit so stark gesunken sind. Doch die Talfahrt des Rechnungszinses hat begonnen und beschleunigt sich umso mehr, je länger die Zinsen auf ihren Tiefstständen verharren.

Strategisches Anlagemanagement ist der Dreh- und Angelpunkt Zwei Dinge sind jetzt erfolgsentscheidend: Zum einen benötigen Unternehmen eine maßgeschneiderte Anlagestrategie, die alle Bedürfnisse berücksichtigt, wie beispielsweise Cashflow, Rückstellungen und die Anforderungen an die Anlageinstrumente. Zum anderen sollten der Aufwand und die Kosten im Anlagemanagement überschaubar bleiben, zum Beispiel durch eine geschickte Kombination von effizienten Online-Produkten mit einem professionellen Management aller Depotbestände. 

Foto: Commerzbank

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Die Geschäfte gehen gut, die Liquidität wächst – und damit der Anlagebedarf, wie die inzwischen bereits sechste Studie der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) in Bielefeld zum Finanzanlageverhalten und Finanzanlagebedürfnis mittelständischer Unternehmen zeigt. Besonders auffällig ist die starke Zunahme des Anlagevolumens: Mit durchschnittlich 5,9 Millionen Euro wurde der bislang höchste Wert ermittelt und das Vorjahresvolumen von 2,7 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Getrübt wird das erfreuliche Bild allerdings durch das anhaltend niedrige Zinsniveau. Was bedeutet das für die Finanzstrategie der Unternehmen?


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Maßgeschneiderte Finanzierung Förderbanken können die Wettbewerbsfähigkeit des Mittelstands sichern. Darüber sprach Der Mittelstand. mit Matthias Wierlacher, Vorstandsvorsitzender der Thüringer Aufbaubank.

Der Mittelstand.: Dem Mittelstand geht es gut, so behaupten viele. Was sind Ihre Erfahrungen und teilen Sie diese Einschät­ zung? Matthias Wierlacher: Zu hundert Prozent. Die wirtschaftliche Entwicklung der östlichen Bundesländer ist deutlich besser, als die Öffentlichkeit wahrnimmt. So verfügt Thüringen im Bundesdurchschnitt beispielsweise über die höchste Unternehmensdichte. Zwar liegt die Arbeitslosenquote noch über dem Bundesniveau, doch mittlerweile gibt es mehrere westliche Bundesländer, die Thüringen bei dieser Kennziffer bereits eingeholt hat. Das ist eine unglaubliche Entwicklung. Allerdings dürfen wir uns nicht täuschen lassen: Das Kernproblem in den östlichen Bundesländern ist der große Anteil von Kleinunternehmen. Das hat eine mangelnde Innovationskraft und Produktivität zur Folge. Die kleinen Unternehmen haben zwar ihre Eigenkapitalquoten deutlich angehoben, der finanzielle Spielraum ist aber trotzdem gering. Fehlt es den Unternehmen also an finanzieller Ausstattung? Der Kapitalstock in den neuen Bundesländern ist unverändert rund zwanzig Prozent niedriger als in westlichen Bundesländern. Es gibt zu wenig große Unternehmen, die in Forschung und Entwicklung investieren. Doch nur solche Betriebe haben die Kraft und sind in der Lage, innovative Produkte für den Weltmarkt zu kreieren. So ist die Zahl der Patentanmeldungen in Baden-Württemberg sieben Mal höher als in Thüringen. Eine verlässliche Kreditversorgung des Thüringer Mittelstan­ des ist die zentrale Aufgabe der Thüringer Aufbaubank. In welchem Umfang wird die Wirtschaft im Freistaat gefördert und unterstützt? Die klassische Zuschussförderung wird angesichts rück­ läufiger Mittelzuweisungen von EU, Bund und Land allmählich an Bedeutung verlieren. Um in der Investitionsförderung handlungsfähig zu bleiben, setzen das Thüringer Wirtschaftsministerium und die Thüringer Aufbaubank neben direkten Investitions­zuschüssen und Beteiligungen stärker auf revolvierende Finanzierungsinstrumente. Das heißt: Über die Darlehensprogramme bietet das Land den Unternehmen Kredite zu günstigen Konditionen an. Zurückfließende Mittel aus Zins und Tilgung stehen dann erneut für die Wirtschaftsförderung zur Verfügung. Der Neustart unserer zentralen Darlehens­

Foto: © tilialucida - Fotolia.com

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Weiterbildung 2016 – die Arbeitswelt im Blick

Matthias Wierlacher, Vorstandsvorsitzender Thüringer Aufbaubank, Erfurt.

programme – Thüringen-Dynamik, Thüringen-Invest und GuWThüringen – bringt darüber hinaus bessere Konditionen für Thüringens Unternehmerinnen und Unternehmer. Zusätzlich können wir eine Kredit­entscheidung der eigenen Hausbank mit Bürgschaften und Haftungsfreistellung erleichtern.

Neues Wissen aus unseren Seminaren, damit Sie…

Welche Bedeutung haben 25 Jahre nach der Wiedervereinigung die Förderbanken in Ostdeutschland?

Risikomanager (TÜV®) in Halle, Hannover, Köln

In den ersten Jahren konzentrierten sich die Förderbanken in den Neuen Ländern auf die Bearbeitung von Investitionszuschüssen aus öffentlichen Quellen. Da diese Volumina deutlich zurück­ gehen, haben wir in den letzten Jahren spezielle Kreditprodukte ent­wickelt und können heute den Unternehmen beides aus einer Hand anbieten. Darüber hinaus wird auch das Beteiligungsgeschäft immer wichtiger. Zwar haben sich die Eigenkapitalquoten in ren­ tablen Branchen schon deutlich verbessert, das Grundproblem sind aber kleine Unternehmen und Betriebe mit hohem Forschungs­ bedarf. Hier sind Banken bei der Kreditvergabe zurückhaltend, und genau da kommen wir ins Spiel.

Claim- und Vertragsmanagement – Risikoreduzierung beim Ein- und Verkauf von technischen Produkten in Bremen, Halle, Stuttgart

Warum sind Beteiligungen durch Förderbanken so wichtig? Stark wachsende Unternehmen brauchen unterstützendes Eigenkapital, um Risiken abzufedern. Genau hier setzen unsere Beteiligungsprodukte an. Ein gelungenes Beispiel dafür ist die Beteiligung der Thüringer Aufbaubank an Jenoptik. Wir sind damals eingestiegen, um das Unternehmen zu stabilisieren und weiteres Wachstum möglich zu machen. Denn es wird uns kaum noch gelingen, neue Großbetriebe nach Ostdeutschland zu holen. Aber wir müssen alles daran setzen, dass die bestehenden Betriebe größer werden.

Die Zinsen für Immobilien und Investitionen sind günstig wie nie. Mittel- und langfristig gehen alle Experten wieder von steigenden Zinsen aus. Wer also Finanzierungsbedarf hat, macht mit der langfristigen Aufnahme von Krediten meines Erachtens keinen Fehler.

Das Interview führte Günther Richter.

Produkthaftung und Produktsicherheit in Bielefeld, Hamburg, Köln

gesund und sicher arbeiten Betrieblicher Gesundheitsmanager (TÜV®) in Essen, München, Stuttgart Sicherheitsbeauftragter in Frankfurt/Main, Hamburg, Rostock

gesicherte Daten nutzen Information Security Officer – ISO (TÜV®) in Berlin, Hannover, Köln Datenschutz – Cloud Computing in Frankfurt/Main, Magdeburg, Stuttgart

Wie schätzen Sie die Lage am Finanzmarkt derzeit ein?

Vielen Dank für das Gespräch.

rechtssicher handeln

Weitere Details, Themen und Termine: www.tuev-nord.de/1-sicherheit

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Wie Unternehmen ihr Rating verbessern können Trotz günstiger Finanzierungsbedingungen ist es für junge und kleine Unternehmen nach wie vor nicht leicht, Kredite zu bekommen. Dabei können auch die Unternehmen zur Verbesserung ihrer Situation beitragen.

Noch nie war die Finanzierungssituation für Unternehmen in Deutschland so günstig wie heute. Dies bestätigt auch die diesjährige Unternehmensbefragung der KfW. Seit 2001 befragen die Volkswirte der KfW in Zusammenarbeit mit den Fach- und Regionalverbänden der Wirtschaft Unternehmen aller Größen und Branchen, wie sie das Finanzierungsklima einschätzen. Das Jahr 2015 markiert einen Höhepunkt, beflügelt nicht nur durch niedrige Zinsen, sondern auch durch die allgemein gestiegene Eigenfinanzierungskraft und die konjunkturelle Erholung. Nur noch 17 Prozent der Unternehmen berichten von gestiegenen Schwierigkeiten bei der Kreditaufnahme. 2010 war der entsprechende Wert noch rund dreimal so hoch. Für 11 Prozent der Unternehmen hat sich die Finanzierungssituation 2015 sogar weiter verbessert. Dennoch bleiben die besonderen Probleme kleiner und junger Unternehmen bestehen. Kleine Unternehmen mit weniger als einer Million Euro Umsatz berichten im Jahr 2014 dreimal häufiger

von Erschwernissen bei der Kreditfinanzierung als Unternehmen mit über 50 Millionen Euro Umsatz, insbesondere bei langfristigen Vorhaben. Knapp zwei Drittel der kleinen Unternehmen, die über Finanzierungsschwierigkeiten berichten, stellen deshalb den Zugang zu Krediten grundsätzlich infrage. Bei den jungen sind es sogar rund drei Viertel. Denn selbst zu ungünstigen Konditionen bekommen sie keine Bankenfinanzierung. Dabei sind externe Finanzierungsquellen von entscheidender Bedeutung, wenn es um das Innovations- und Wachstumspotenzial von kleinen und jungen Unternehmen geht. Diese Situation bei kleinen und jungen Unternehmen trübt das Gesamtbild: Gerade sie sind tief im deutschen Finanzsystem verwurzelt, das traditionell stark bankenorientiert ist. Bankkredite sind für kleine Unternehmen nach wie vor die wichtigste Finanzierungsquelle, weil sie im Gegensatz zu Großunternehmen weniger auf eigene Ressourcen oder den Kapitalmarkt zurückgreifen können.

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Foto: KfW Bildarchiv/Gaby Gerster

Nur knapp ein Drittel der kleinen Unternehmen kennt seine Ratingnote, obwohl sie den Kern jeder Kredit­entscheidung bildet und bei den Banken nachgefragt werden kann.

Als häufigsten Grund für die Kreditablehnung nennen kleine Unternehmen die gestiegenen Anforderungen an die Eigenkapitalquote und die Kreditsicherheiten. Auch fällt ihnen häufig die Erfüllung des – seit der Finanzkrise 2009 – enorm gestiegenen Informationsbedarfs der Kreditinstitute schwer. Dazu zählen die Dokumentation des Vorhabens und Offenlegung von Geschäftszahlen und -strategien. Daran können und sollen die Unternehmen arbeiten, denn auch in Zukunft werden Kreditinstitute ihr professionalisiertes Risikomanagement bei allen Kunden anwenden. Verbesserungspotenzial besteht auch bei der Kommunikation zwischen Unternehmen und Banken. Nur knapp ein Drittel der kleinen Unternehmen kennt seine Ratingnote, obwohl sie den Kern jeder Kreditentscheidung bildet und bei den

Banken nachgefragt werden kann. Selbst bei den Unternehmen, die Kredite beantragt haben, ist diese Ziffer nur geringfügig höher. Werte, die sich seit fünf Jahren nicht verbessert haben. Da letztendlich die Ratingnote maßgeblich über die Kreditvergabe entscheidet, ist es für kleine und mittlere Unternehmen besonders wichtig, die Arbeitsweise von Ratingverfahren sowie die eigene Ratingnote zu kennen. Nur dann können Unternehmen daran arbeiten, ihre Verhandlungsposition bei den Banken zu verbessern. Außerdem sollten mittelständische Unternehmen neben Bankkrediten auch alternative Finanzierungsinstrumente wie beispielsweise Mezzanine-, Eigenkapital und Leasing, sowie Förderprogramme prüfen und gegebenenfalls in ihren Finanzierungsmix einbinden. 

Dr. Jörg Zeuner Chefvolkswirt, KfW Bankengruppe www.kfw.de

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Der Mittelstand. | 6 | 2015

Wagniskapitalgesetz: Innovationsbremse verhindern Deutschland benötigt bessere Rahmenbedingungen für innovative Unternehmen, für junge Start-ups ebenso wie für Mittelständler, die neue Ideen verwirklichen. Dazu zählt nicht nur eine positive Grundhaltung der Gesellschaft gegenüber Veränderungen, wie sie insbesondere durch die Digitalisierung immer weitere Bereiche unseres täglichen Lebens und Arbeitens erfassen, sondern die Frage nach maßgeschneiderten Finanzierungsmöglichkeiten für unternehmerisches Handeln. Der Gesetzgeber ist gefordert, steuerliche Anreize für Wagniskapital zu schaffen – am besten durch 100prozentige steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten.

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Der BVMW setzt sich für die Schaffung eines rechtlichen und steuerlichen Rahmens für Wagniskapital ein.

Dr. Hans-Jürgen Völz Chefvolkswirt BVMW

Zwar ist Deutschland aktuell der Wirtschaftsmotor Europas, doch im Hinblick auf moderne Finanzier ung sins tr umente für die Innovationskraft und das Wachstum von morgen ist der Nachholbedarf enorm. Dieses Manko hat die Politik erkannt, beseitigt es aber nicht entschlossen genug. So wurde das im Koalitionsvertrag festgeschriebene Venture-Capital-Gesetz immer noch nicht auf den Weg gebracht. Der Gesetzgeber ist somit weiter gefordert, die Voraussetzungen für einen starken Wagniskapitalmarkt in Deutschland zu schaffen. Traditionelle deutsche Standortstärken, wie die gut ausgebaute Verkehrsinfrastruktur, das hohe Qualifikationsniveau der Beschäftigten oder Rechtssicherheit stehen auch weiter hoch im Kurs, wenn Unternehmen die Attraktivität eines Standortes prüfen. Im Zeitalter der Digitalisierung gewinnen zusehends Faktoren an Bedeutung, die in der Vergangenheit weniger im Scheinwerferlicht standen – moderne, innovative Finanzierungs-

formen wie Wagniskapital. Im internationalen Vergleich führt dieses Finanzierungssegment bei uns nach wie vor ein Nischendasein. Während hierzulande im vergangenen Jahr 0,02 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in Wagniskapital investiert wurde, betrug der Wert in den USA relativ zur Wirtschaftskraft das 10-fache und in Israel sogar das 20-fache. Will Deutschland auch in Zukunft zur ersten Liga erfolgreicher Volkswirtschaften zählen, müssen die Voraussetzungen für einen leistungsfähigen Wagniskapitalmarkt geschaffen werden. Der BVMW setzt sich für die Schaffung eines rechtlichen und steuerlichen Rahmens für Wagniskapital ein. Ohne steuerliche Vorteile für Venture Capital hat Wagniskapital als Finanzierungsform von innovativen Investments in Deutschland keine Chance. Wir brauchen daher die Möglichkeit, 100prozentiger steuerlicher Abschreibungen dieser Investitionen. Ziel ist, Deutschland in diesem Finanzierungssegment als Fonds- und Investitionsstandort wettbewerbsfähiger zu machen. Positiv ist zu bewerten, dass bereits eine Reihe von Maßnahmen auf den Weg gebracht wurden. Diese decken eine Bandbreite von der Förderung für Gründerteams aus Hochschulen bis zu 500 Millionen Euro starken ERP/EIF-Wachstumsfonds für größere Wachstumsfinanzierungen ab. Mit dem im September vom Bundeskabinett verabschiedeten „Eckpunktepapier Wagniskapital“ ist zwar ein Anfang gemacht, ein Venture-Capital-Gesetz mit besseren steuerlichen Anreizen für Investoren sowie aufsichts- und steuerrechtlichen Rahmenbedingungen steht jedoch weiter aus. Zu begrüßen ist, dass die

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Um denken im Vertrieb

Bundesregierung für Venture-Capital-Gesellschaften im kommenden Jahr plant, das INVEST-Zuschussprogramm auf Kapitalbeteiligungsgesellschaften auszuweiten. Venture-Capital-Gesellschaften erhalten dann einen Zuschuss in Höhe von 20 Prozent auf ihre Investitionen. Zudem sollen die Steuern auf Veräußerungsgewinne erstattet werden. Ferner ist ein Förderzuschuss für den Ausgleich von Verlusten geplant. Der BVMW drängt darauf, dass innovativen Unternehmen keine neuen Belastungen entstehen und die Steuerbefreiung auf Veräußerungsgewinne aus Streubesitzbeteiligungen erhalten bleibt. Deshalb hat sich der BVMW in einer Stellungnahme zum Diskussionsentwurf eines Investmentsteuerreformgesetzes des Finanzministeriums (Anti-Angel-Gesetz) gegen die Streichung dieser Regelung ausgesprochen, die besonders für Business Angels und Gründer wichtig ist. Der Koalitionsvertrag hatte diesbezüglich eine ergebnisoffene Prüfung vorgesehen, allerdings unter der Maßgabe, Lösungen für besondere Belastungseffekte bei Start-ups zu suchen.

Im Widerspruch dazu hätte die vom Finanzministerium geplante Regelung die Gründungsfinanzierung jedoch stark beeinträchtigt. Daher hat der BVMW ein klares Bekenntnis für eine Gründer- und Unternehmerkultur in unserem Land gefordert und sich dafür eingesetzt, dass Gewinne aus Veräußerungen von Anteilen an Start-ups und innovativen Mittelständlern für Eigenkapitalgeber wie Business Angels steuerfrei bleiben, wenn sie in vergleichbare Unternehmen reinvestiert werden. Mit Erfolg, denn das „Eckpunktepapier Wagniskapital“ bekennt sich dazu, keine neuen Belastungen für junge, innovative Unternehmen zu schaffen. Dennoch: Wie dies in der Überarbeitung des Entwurfs für das Investmentsteuerreformgesetz konkret umgesetzt wird, bleibt abzuwarten. Eine Verschlechterung der Wagniskapitalfinanzierung durch neue Steuern ist in Zeiten von Rekordsteuereinnahmen jedenfalls nicht zu rechtfertigen. Ohne die Schaffung besserer rechtlicher Rahmenbedingungen für Venture Capital hat diese Finanzierungsform in Deutschland keine Chance. 

Bei Wagnis- oder Risikokapital (engl. Venture Capital) handelt es sich um außerbörsliche Kapitalbeteiligungen durch private Investoren (Private Equity). Besonders neu gegründete bzw. junge Unternehmen mit hoher Technologieintensität, die sog. Start-ups, profitieren von dieser alternativen Finanzierungsform. Für die Kapitalgeber stehen hohe Gewinnchancen des eingesetzten Kapitals einem vergleichsweise hohen Verlustrisiko gegenüber. Finanzierungsstufen sind die Gründungsfinanzierung, welche dem eigentlichen Start-up vorausgeht (Seed-Finanzierung), die eigentliche Gründungsfinanzierung (Start-up-Finanzierung), die Spätphasenfinanzierung für Expansionen, Übernahmen etc. (Later-Stage-Finanzierung) und die Beendigung der Beteiligung per IPO (Initial Public Offering) an der Börse (Exit). Auch für etablierte Mittelständler gewinnt die Private Equity-Finanzierung an Bedeutung, um beispielsweise Unternehmensnachfolgen oder Innovations- und Wachstumsprozesse zu finanzieren. In Deutschland betrugen im Jahr 2014 die gesamten Wagniskapitalinvestitionen rd. 646 Millionen Euro. Insgesamt wurden im gleichen Jahr mehr als 700 Unternehmen finanziert. Im Vergleich dazu lagen die Investitionen von Wagniskapital in den USA bei 43 Milliarden Euro.

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Der Mittelstand. | 6 | 2015

Menschen auf dem Weg in eine bessere Zukunft.

BVMW – Ratgeber in der Flüchtlingsfrage Die Flüchtlingsfrage ist zu einer essentiellen Herausforderung der Gegenwart geworden, die von Tag zu Tag dringlicher wird. Auf Deutschland kommen Kosten von bis zu 900 Milliarden Euro zu. Die Angst in der Bevölkerung wächst. Gerade deshalb ist es wichtig, dass der Mittelstand als Rückgrat der deutschen Wirtschaft auch hier Hilfestellung leistet und bei den politischen Entscheidungen einbezogen wird.

Bereits im September stellte der BVMW in einem 10-Punkte-Plan klar, worauf es bei der Flüchtlingsfrage ankommt. Führende Ökonomen wie Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen, Direktor des Forschungszentrums Generationenverträge und Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des BVMW, oder Daniel Gros, Direktor des Brüsseler Centre for European Policy Studies (CEPS), warnen vor massiven Steuer­ erhöhungen, da es der Mehrzahl der ankommenden Flüchtlinge an den erforderlichen Fähigkeiten für den deutschen Arbeitsmarkt fehle. Höchstens jeder zehnte Flüchtling sei arbeitsmarkt- oder ausbildungstauglich, musste Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles eingestehen. Deutschland ist bei Personal und Kosten auf nur 40.000 Flüchtlinge pro Jahr eingestellt. Das Bundesamt für Integration wollte 1.000 zusätzliche Mitarbeiter einstellen, eingestellt wurden

bisher noch keine 50. Im März 2015 lagen aber schon 260.000 nicht bearbeitete Asylanträge vor, zum Jahresende dürfte es eine halbe Million sein. Allein durch die unbearbeiteten Asylanträge sind Kosten in Milliardenhöhe entstanden. Von 190.000 Abzuschiebenden sind gerade einmal 14.000 außer Landes. Prof. Raffelhüschen rechnet insgesamt mit Kosten von 900 Milliarden Euro in den nächsten sechs Jahren – rund ein Drittel der deutschen Wirtschaftsleistung. So viel müsste Deutschland jetzt zurückstellen, um die Kosten der Flüchtlingskrise zu decken. Die anfängliche Willkommenkultur war grenzenlos naiv, wie Mittelstandspräsident Mario Ohoven als einer der ersten Experten erkannte. Er warnte frühzeitig davor, dass unser System kollabiere. Flüchtlinge von heute könnten höchstens die Fachkräfte von übermorgen sein, der syrische Arzt sei die Ausnahme, nicht die Regel.

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Der BVMW stützt sich auf eine eigene repräsentative Befragung, an der mehr als 3000 Unternehmer teilgenommen haben. Der Mittelstand sieht darin die Beschäftigungsentwicklung in einem schlechten Licht, bis Ende 2017 erwarten die Befragten eine deutliche Abkühlung des Arbeitsmarktes. Mehr als 64 Prozent gehen davon aus, dass die Arbeitslosenquote steigen wird. Der unternehmerische Mittelstand will ganz konkret seinen Beitrag leisten. Wichtig für eine erfolgreiche Integration der Flüchtlinge in Gesellschaft und Arbeitsmarkt ist vor allem die Sprachkompetenz, noch mehr als die fachliche Qualifikation. Unternehmen können die wirtschaftliche Integration nach Ansicht der Befragten vor allem durch die Bereitsstellung von Ausbildungsplätzen (fast 62 Prozent), Arbeitsplätzen (rund 56 Prozent) und unbezahlten Praktikumsplätzen (mehr als 47 Prozent) unterstützen.

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Der politische Handlungsrahmen ist längst nicht mehr national, schon gar nicht in der Migrations- und Flüchtlingspolitik. Dafür braucht es Harmonisierung und Solidarität in Europa, nicht eine Situation, in der nur wenige Länder Verantwortung übernehmen und ihren Verpflichtungen nachkommen. Klar nachvollziehbare Aufnahmequoten aller EU-Mitgliedstaaten, gemessen an ihrer Leistungsfähigkeit, sind der einzige Weg hin zu einer gerechten Verteilung von Flüchtlingen in Europa. Zudem müssen die Leistungen angeglichen werden: Italien zahlt Null Euro, bei uns gibt es bis zu 360 Euro im Monat plus Unterkunft. Der BVMW betont die Dringlichkeit einer europäischen Lösung. Wenn es zu keiner europäischen Lösung mit einer gerechteren Verteilung der Flüchtlinge in der EU kommt, sind die Folgen dramatisch, nicht nur für Deutschland.

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Die Asylanträge müssen schneller bearbeitet werden. Es liegt ein Behördenversagen vor, wenn die Bearbeitung in der Schweiz 48 Stunden dauert, in den Niederlanden eine Woche, bei uns aber im Schnitt 5,4 Monate. Und wir brauchen viel schneller Klarheit darüber, welche Qualifikation ein Flüchtling mitbringt. Denn die Flüchtlinge mit Aussicht auf Bleiberecht müssen so schnell wie möglich in den Arbeitsmarkt integriert werden. Grundsätzlich haben wir Bedarf: Jeder zweite Mittelständler findet keine Fachkräfte.

Der BVMW setzt sich auch deshalb für eine schnelle Integration von Flüchtlingen mit Bleiberecht ein. Flüchtlinge, die arbeiten wollen, gilt es zu unterstützen, etwa durch schnelle Integrationskurse und eine Beschulung der 16- bis 25-jährigen Flüchtlinge an Berufsschulen. Deutschkurse sollte es für alle Asylsuchenden geben, besonders eine berufsbezogene Sprachförderung. Einige Ausbildungsberufe, in denen ein Fachkräftemangel droht, sind besonders aufnahmefähig für Flüchtlinge. Die Einschränkungen bei einer Beschäftigung als Zeitarbeitnehmer für Flüchtlinge und Geduldete hingegen sind ein zusätzliches Hemmnis für einen schnellen Arbeitsmarktzugang, ebenso die Beibehaltung des Mindestlohns. Deutschland braucht ein Einwanderungsgesetz. Ziel ist eine Einwanderungspolitik, die legale Arbeitsaufenthalte möglich macht. Das würde auch das Asylsystem entlasten. Der Anspruch eines modernen Einwanderungslandes muss sein, dass der Arbeitssuchende schnell selbst erkennt, ob er die Voraussetzungen für eine Arbeit in Deutschland erfüllt. Die bisherigen Regelungen sind für Nicht-Juristen schwer zu durchdringen.

Der BVMW fordert und fördert eine aktive Informationskampagne f ür mittelständische Unternehmer, die Flüchtlinge beschäftigen wollen.

Der BVMW fordert und fördert eine aktive Informationskampagne für mittelständische Unternehmer, die Flüchtlinge beschäftigen wollen. Die beschäftigungsbereiten Unternehmen benötigen diese Handreichung, unbürokratisch als Datenblatt zusammengefasst. Eine systematische Erfassung der Qualifikationen von Asylbewerbern erfolgt bislang noch immer nicht. Das muss dringend geändert werden. Wichtig ist eine Bedarfsfeststellung, um eine schnelle, effektive und nachhaltige Integration von Flüchtlingen mit Bleiberecht zu ermöglichen. Die Flüchtlingsthematik darf nicht den guten Ruf des Standorts Deutschland und unserer offenen und integrationsfreundlichen Gesellschaft beschädigen. Um dies zu gewährleisten, braucht es eine breit angelegte Aufklärungskampagne unter Einschluss der Wirtschaft, gerade auch in besonders belasteten Kommunen und Grenzregionen, um Ängste in der Bevölkerung abzubauen und die emotionalisierte Debatte auf eine sachliche Ebene zu bringen. Anschläge auf Flüchtlingsheime sind vor Ort zu bekämpfen und zu verurteilen. Die Flüchtlingsproblematik darf keinesfalls Nährboden für Rechtsextremismus werden. Auch deshalb braucht es eine europäische Lösung bei der Bekämpfung der Schlepperkriminalität. 

www.bvmw.de/ fluechtlinge10-punkte-plan

Dr. Florian Hartleb Manager Public Affairs BVMW

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Unternehmerhilfe des BVMW für Flüchtlinge Flüchtlinge können für den deutschen Mittelstand eine Chance sein. Um diese nutzen zu können, ist eine gezielte Unterstützung bei der beruflichen Integration notwendig. In diesem Sinne haben BVMW-Mitgliedsunternehmen eigene Weiterbildungsprogramme und Dienstleistungen entwickelt. Nachfolgend stellen wir einige von ihnen vor. Berufliche Orientierung und Qualifizierung von Geflüchteten als Beitrag zur Fachkräftesicherung Der anhaltende Zustrom von Geflüchteten ist für die gesellschaftliche Integration nicht nur eine Herausforderung, sondern birgt auch Chancen zur Bewältigung des demografischen Wandels und des damit verbundenen Fachkräftebedarfs. Genau an dieser Stelle setzt die Lernfabrik NEUE TECHNOLOGIEN Berlin mit ihrem Konzept zur beruflichen Orientierung und Qualifizierung von Geflüchteten und Asylsuchenden an. Sie bietet

damit eine nachhaltige Unterstützungsstruktur, gerade für KMU. Neben einer umfänglichen Kompetenzfeststellung der Teilnehmer, darauf aufbauender beruflicher Orientierung und Qualifizierung werden interkulturelle Trainings und fachsprachlicher Unterricht als weitere wichtige Säulen in den beruflichen Integrationsprozess eingebettet. Zudem werden die Unternehmen bei der Akquise geeigneter Bewerber unterstützt. www.lernfabrik.berlin

Qualifikationen und Fähigkeiten erfassen Die Erfassung und Verwaltung von Geflüchteten kann in Regionen und Kommunen einen bedeutenden Beitrag zur Arbeitskräfteversorgung von Unternehmen leisten, wenn hierbei auch die individuellen Fähigkeiten und Qualifikationen der Flüchtlinge erfasst und für Beschäftigungsangebote genutzt werden. Idealerweise ergänzt wird dieses Angebot an Arbeitskräften durch Beschäftigungsangebote aller Unternehmen in Regionen und Kommunen. Diese bieten zudem Informationen zum jeweiligen Unternehmen und dessen Arbeits-, Ausbildungs- und Beschäftigungsangeboten. Es entsteht ein föderaler Informationskreislauf, der kommunale Kassen entlastet, Geflüchtete bestmöglich integriert und Unternehmen gezielt unterstützt. Erste Regionen integrieren bereits Softwaretools des Fuldaer Software-Spezialisten Global Business Group AG in ihren Webseiten. www.gbg-ag.net

Perspektive: Flüchtlinge lernen Deutsch und hospitieren bei Viessmann im Betrieb Das as Heiztechnikunternehmen Viessmann in Allendorf/Eder hat ein Schulungsprogramm für Flüchtlinge gestartet, die im ehemaligen DRK-Altenheim in Battenberg (Kreis Waldeck-Frankenberg) untergebracht sind. Seit kurzem läuft das Programm als Kombination aus Sprachunterricht und Hospitation im Betrieb. Nach dem täglichen dreistündigen Deutschunterricht, den Viessmann finanziert, werden die momentan 16 Teilnehmer mit dem Bus zum Mittagessen in die Kantine nach Allendorf gefahren. Anschließend besuchen sie unterschiedliche Bereiche des Unternehmens. „Die Integration der Flüchtlinge ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, zu der wir als Unternehmen einen Beitrag leisten möchten“, sagt Prof. Dr. Martin Viessmann. „Wenn uns dies gemeinsam gelingt, wird das nicht nur den Menschen zugute-

kommen, die unsere Hilfe benötigen. Auch unsere heimische Region kann insgesamt profitieren, besonders vor dem Hintergrund des demographischen Wandels, von dem wir hier in starkem Maße betroffen sind“. Die Flüchtlinge sollen zunächst einen Einblick in die betrieblichen Abläufe erhalten. Einige bringen Vorkenntnisse mit. So fahren zwei Köchinnen jeden Tag von Allendorf weiter ins Hotel Die Sonne nach Frankenberg, zwei Elektriker hospitieren in der Instandhaltung und zwei Java-Programmierer in der App-Entwicklung. Als nächsten Schritt plant Viessmann ein Ausbildungsprogramm für bestimmte Arbeitsbereiche im Unternehmen, in denen ein Fachkräftemangel absehbar ist. www.viessmann.de


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Vom Praktikanten zum Azubi Es begann zunächst mit einem Praktikum, doch nun übernahm das hessische BVMW-Unternehmen HS Dienstleistungen GmbH in Mainhausen einen jungen Flüchtling aus Eritrea in ein ordentliches Ausbildungsverhältnis. Dawit Keflom Grezghare lebt seit einem Jahr in der Gemeinde in Mainhausen. „Ich habe verstanden, dass ich mit einer Ausbildung zwar jetzt etwas weniger verdiene, aber dafür später bessere berufliche Chancen habe“, so der frischgebackene Azubi. Sirri Haydar, Geschäftsführer der HS Dienstleistungen GmbH, gab ihm diese Chance. „Die Gemeinde Mainhausen beziehungsweise der Gewerbeverein kam mit der Bitte auf uns zu, Herrn Grezghare einen Ausbildungsplatz als Gebäude­ reiniger anzubieten. Um die sprachliche Weiterbildung kümmern sich Berufsschule und Innung“, erläutert Haydar. „Jetzt freuen wir uns, dass wir den jungen Mann in unser Unternehmen integrieren können.“ HS Dienstleistungen ist ein bundesweit tätiger Spezialist für Glas-, Gebäudeund Industriereinigung.

Geschäftsführer Sirri Haydar übergibt die Ausbildungs­ unterlagen an Azubi Dawit Keflom Grezghare.

www.h-s-dienstleistungen.de

Integration gelungen Ebenfalls aus Eritrea kommt Johannes Younas. Der 23-jährige floh 2009 über den Sudan nach Deutschland. Er lernte nicht nur sehr schnell die deutsche Sprache, sondern machte auch seinen Realschulabschluss. Zurzeit absolviert er ein Praktikum im Lager des Autohauses Kunzmann in Aschaffenburg. Hier bekam er Lust auf eine kaufmännische Ausbildung. Younas engagiert sich für die unter 18-jährigen Asylbewerber in der Region. Ihnen möchte er Mut machen und bei Sprachproblemen helfen. Der Kontakt zu Afrikanern, Afghanen oder Syrern erinnert ihn an seine Heimat und an die Wärme der Sonne. An Deutschland liebt und schätzt der junge Mann vor allem die Ruhe und die Freiheit. www.kunzmann.de

Johannes Younas, Praktikant im Autohaus Kunzmann.

Low-Cost Häuser Low-Cost Häuser sind aus der Idee entstanden, Opfern von Kriegen und Naturkatastrophen feste, wetterbeständige Unterkünfte verfügbar zu machen. Weil die Häuser inzwischen auch zur Unterbringung von Flüchtlingen in Deutschland eingesetzt werden, erfüllen sie längst auch die in Europa weit strengeren Anforderungen an Statik, Brandschutz und Energieeffizienz. Stabil, voll isoliert und zu günstigen Preisen können Low-Cost Häuser einfach, von Hand und ohne Spezialexpertise auf- und abgebaut werden. Als Bausätze konzipiert, lassen sie sich ohne Einsatz von Kränen und Schwertransporten in jedes Gelände bringen. Zudem begünstigen die Häuser eine menschenwürdige Unterbringung von Familien mit Kindern und gewährleisten ein Minimum an Privatsphäre. Sanitäreinheiten, Koch- und Waschgelegenheiten können in separaten Gebäuden untergebracht, aber auch im Haus installiert werden. Darüber hinaus eignen sich die Low-Cost Rooms für die Raumaufteilung in Turn- und Lagerhallen. Ein großes Haus ist für 15.000 Euro, die kleineren sind bereits ab 10.400 erhältlich. www.feilmeier.com/produkte/low-cost-haeuser

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Einstellung von Flüchtlingen und das geltende Arbeitsrecht Hunderttausende Menschen sind in den letzten Monaten als Asylsuchende nach Deutschland geströmt. Hierzulande besteht in vielen Branchen ein erheblicher Fachkräftemangel. Darum gilt es jetzt für Unternehmen schnell zu sein, um sich die Arbeitskraft der bestqualifizierten Flüchtlinge zu sichern. Was dabei zu beachten ist:

Arbeitserlaubnis Für die Beschäftigung von Menschen ohne gültigen Aufenthaltstitel gelten arbeitsrechtliche Beschränkungen. Das betrifft diejenigen, deren Asylverfahren noch nicht abgeschlossen ist oder die einen negativen Bescheid bekommen haben, aber nicht abgeschoben werden dürfen. Sie müssen sich eine gültige Arbeitsgenehmigung bei der zuständigen Ausländerbehörde mit Einverständnis der Bundesagentur für Arbeit (BA) einholen. Die Wartezeit für das Stellen einer solchen Arbeitserlaubnis beträgt drei Monate. Allerdings darf eine Anstellung auf den konkreten Arbeitsplatz gemäß der Vorrangregelung nur erfolgen, wenn die Stelle nicht von einem deutschen Arbeitnehmer oder einer Person aus dem EU-Ausland besetzt werden kann. Eine Vorrangprüfung entfällt nur hinsichtlich hochqualifizierter Personen und Menschen, die einen Abschluss in einem Engpassberuf nach der Positivliste besitzen. Die Positivliste umfasst nach aktuellem Stand vor allem Tätigkeiten in der Gesundheits- und Krankenpflege sowie im Bereich der Elektrotechnik.

Sprachliche Förderung Dabei sind Personen mit Duldungs- oder Aufenthaltsgestattung trotz sprachlichem Defizit von den staatlich angebotenen Integrationskursen ausgeschlossen. Nach Ablauf der dreimonatigen Wartefrist besteht allerdings auch für sie die Möglichkeit, an berufsbezogenen Sprachkursen im Rahmen des ESF-Programms des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge teilzunehmen.

Beschäftigungsformen Vor einer Anstellung können Betriebe das Fachwissen des Jobanwärters im Kontext arbeitsfördernder Maßnahme austesten. Die „Maßnahme zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung“ (MAG) gestattet dem Arbeitgeber eine sechswöchige Kooperation mit dem Asylsuchenden. Im Gegensatz zu einer Probearbeit, die gemäß

des § 39 AufenthG der Zustimmung der Bundesagentur für Arbeit und der zuständigen Ausländerbehörde bedarf, muss hierfür lediglich eine Beantragung durch den Arbeitgeber bei der Agentur für Arbeit erfolgen. Eine MAG kann nach den obligatorischen drei Wartemonaten erfolgen, wobei Personen mit Duldung ohne Wartefrist ab dem ersten Tag des Aufenthalts integriert werden können. Gleiches gilt für eine „Einstiegsqualifizierung“ (EQ), mit der der Arbeitgeber im Zeitraum von sechs bis zwölf Monaten den Asylsuchenden an eine Berufsausbildung in seinem Betrieb annähern kann. Eine Zustimmung der BA ist nicht erforderlich. Allerdings muss eine Genehmigung der Ausländerbehörde eingeholt werden. Ebenso kann eine erste Kontaktaufnahme durch ein Praktikum erfolgen. Personen mit Aufenthaltsgestattung können ab dem vierten Monat des Asylgesuchs eine Praktikumstätigkeit aufnehmen, Personen mit Duldung ab dem ersten Tag der Erteilung der Duldungserlaubnis. Diese Frist gilt auch für die Aufnahme einer betrieblichen Ausbildung. Für die Besetzung des Ausbildungsplatzes mit einem Asylsuchenden bedarf es auch hier vorab einer Beantragung bei der Ausländerbehörde, jedoch keiner Zustimmung der BA.

Befristung Grundsätzlich besteht für Arbeitgeber die Möglichkeit, das Arbeitsverhältnis zu befristen. Das Auslaufen der Arbeits- oder Aufenthaltserlaubnis impliziert nicht die automatische Beendigung des Arbeitsvertrages. Eine Befristung kann unabhängig eines sachlichen Grundes erfolgen, wenn der Arbeitnehmer erstmalig eingestellt wird und nicht länger als zwei Jahre für den Betrieb tätig ist, oder sich das Unternehmen in den ersten vier Jahren seiner Gründungsphase befindet. Eine zeitlich befristete Arbeits- oder Aufenthaltserlaubnis des Arbeitnehmers kann im Einzelfall einen sachlichen Befristungsgrund nach § 14 Abs. 1 Nr. 6 TzBfG darstellen. Allerdings verlangt die


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Asylsuchende mit einer gültigen Arbeitserlaubnis werden grundsätzlich behandelt wie deutsche Arbeitnehmer und unterliegen demnach dem gesetzlichen Mindestlohn.

Rechtsprechung in diesem Kontext, dass der Arbeitgeber zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses eine Prognose hinsichtlich des Beschäftigungsverhältnisses vornimmt und zu dem gerechtfertigten Ergebnis kommt, dass der Arbeitnehmer aufgrund der in zweifelstehenden Arbeitsgenehmigung für eine über die Dauer der Erlaubnis hinausgehende Tätigkeit im Betrieb nicht zur Verfügung stehen wird. Auch eine Befristung zum Zwecke der Erprobung des Asylsuchenden ist nach § 14 Abs. 1 Nr. 5 zulässig. Dabei sollte grundsätzlich eine klare Abgrenzung zwischen einer befristeten Erprobung, die dem Arbeitsverhältnis quasi vorgeschaltet ist und einer Probezeit, die verkürzt mit zweiwöchigem Vorlauf gemäß § 622 Abs. 3 BGB gekündigt werden kann und mit Ablauf in ein normales Arbeitsverhältnis übergeht, erfolgen. Es ist für den Arbeitgeber daher ratsam, eine Befristung der Erprobung ausdrücklich in Schriftform mit dem potenziellen Arbeitnehmer zu vereinbaren.

Mindestlohn Asylsuchende mit einer gültigen Arbeitserlaubnis werden grundsätzlich behandelt wie deutsche Arbeitnehmer und unterliegen demnach dem gesetzlichen Mindestlohn. Ausnahmen bestehen nur für Asylsuchende, die das 18. Lebensjahr noch

nicht vollendet haben, ein Pflichtpraktikum, Orientierungspraktikum bis zur Dauer von drei Monaten oder eine Ausbildung absolvieren oder an Maßnahmen der Arbeitsförderungen teilnehmen (MAG, EQ).

Weitere Besonderheiten Als Zeitarbeitnehmer können Flüchtlinge gemäß § 40 Abs. 1 Nr. 2 AufenthG nicht beschäftigt werden. Zudem können sie außerdem nicht in jedem Fall ohne Absprache mit der BA räumlich überall in Deutschland eingesetzt werden. Hier kann es Wohnsitzauflagen geben. Dies muss der Arbeitgeber bei der Vertragsanbahnung beachten. Der Arbeitgeber ist ferner verpflichtet, der BA die Beschäftigung eines Asylsuchenden unter Angabe des Arbeitsentgelts und der Arbeitszeit anzuzeigen.

Fazit In Branchen, in denen EU-weit schwer Fachkräfte zu bekommen sind, hat es Sinn, frühzeitig qualifizierte Flüchtlinge anzusprechen, die aus Ländern kommen, für die mit Asylgewährung zu rechnen ist. Diese kann man bei zeitlich guter Staffelung frühzeitig fortbilden, sie über ein Praktikum, MAG oder EQ integrieren und ab Erteilung der Arbeitserlaubnis dann beschäftigen. 

Thomas Hey Rechtsanwalt, Partner, Fachanwalt für Arbeitsrecht Clifford Chance Deutschland LLP www.cliffordchance.com


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Glanzvoll: Deutscher Mittelstand Media Award 2015 Mario Ohoven würdigt die Preisträgerin als exzellente Journalistin und kreative Vorzeigeunternehmerin. Der Deutsche Mittelstand Media Award, Deutschlands einziger crossmedialer Journalistenpreis, geht in diesem Jahr an Gabriele Fischer, Chefredakteurin von „brand eins“.

Die Preisträgerin des Deutschen Mittelstand Media Award 2015: Chefredakteurin Gabriele Fischer von brand eins.

Auf einer Gala in der Parlamentarischen Gesellschaft in Berlin verlieh der BVMW den Deutschen Mittelstand Media Award 2015. Der Preis ging an Gabriele Fischer, Gründerin und Chefredakteurin des Wirtschaftsmagazins „brand eins“. Sie wurde aus der Vielzahl preiswürdiger Kandidaten, die von mittelständischen Unternehmern aus ganz Deutschland nominiert wurden, gewählt. In seiner Laudatio würdigte Mario Ohoven die exzellente journalistische Arbeit der Preisträgerin. „Gabriele Fischer steht für kreativen Qualitätsjournalismus und innovatives Unternehmertum. Sie hat ein Herz für den Mittelstand und lebt unternehmerische Werte wie Mut, Flexibilität und soziale Verantwortung auch selbst.“ Der Vorsitzende der Jury, Kulturstaatsminister a. D. Prof. Dr. Bernd Neumann, ging in seiner Ansprache auf die radikalen Veränderungen in der

Medienwelt und im Verhalten der Mediennutzer ein. Online-Formate gewönnen immer stärker an Bedeutung. „Dem trägt auch unser Mittelstand Media Award Rechnung.“ Neben ihm und Mario Ohoven gehören die renommierten Topjournalisten Michael Backhaus, Stefan Baron, Klaus Bresser, Hans Demmel, Prof. Dr. Jo Groebel, Manfred Hart, Dr. Michael Inacker, Helmut Markwort, Tatjana Ohm und Prof. Dr. Helmut Thoma der Jury an. Mit dem Deutschen Mittelstand Media Award zeichnet der BVMW jährlich einen Journalisten aus, der crossmedial in Print, Radio, TV, Online und Social Media arbeitet und in seinen Beiträgen den Leistungen und der Bedeutung des unternehmerischen Mittelstands für Deutschland in besonderer Weise gerecht wird. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert. 

Brigitte Zypries (Staatssekretärin im BMWi) und Mario Ohoven übergeben Preis und Scheck an Gabriele Fischer.

Juroren mit Preisträgerin Gabriele Fischer (v. li.): Prof. Dr. Wolfgang Reinhart, Stefan Baron, Gabriele Fischer, Prof. Dr. Jo Groebel, Prof. Dr. Bernd Neumann, Tatjana Ohm, Klaus Bresser, Mario Ohoven.

Brigitte Zypries, Staatssekretärin im BMWi; S. E. Gunnar Snorri Gunnarson, Botschafter Islands; Chiara Ohoven, Dr. h.c. Ute-Henriette Ohoven, Mario Ohoven, Prof. Dr. Bernd Neumann, Staatsminister a. D., Preisträgerin Gabriele Fischer, Chefredakteurin brand eins (v. li.).

Prof. Dr. Heinz Riesenhuber, Präsident der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft, Bundesforschungsminister a. D. (li.) und S. E. Gunnar Snorri Gunnarson, Botschafter Islands.

Fotos: Michael Königs

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Keine weitere Regulierung zu Lasten der Wirtschaft Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles will den bereits stark regulierten Arbeitsmarkt mit weiteren Verschärfungen regulieren und die Leiharbeit auf eine Dauer von 18 Monaten begrenzen. Andrea Nahles plant weitere Einschnitte in den Arbeitsmarkt, obwohl gerade jetzt nicht zuletzt aufgrund des Flüchtlingszustroms und einer schwächeren Weltwirtschaft einschließlich Schwellenländer die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen eher gestärkt als weiter belastet werden müsste. Deshalb passt der im November 2015 vorgelegte Gesetzentwurf gerade jetzt nicht in die Landschaft. Denn Leiharbeit bietet Unternehmen Möglichkeiten zur Flexibilität und zur Abdeckung von vorübergehend höherer Auftragslage sowie kurzfristigem Personalbedarf. Aber auch für Arbeitnehmer dient Leiharbeit oft als Brücke in den normalen Arbeitsmarkt. Nicht zuletzt deshalb hat der BVMW erst kürzlich Bundeskanzler Gerhard Schröder für seine Agenda 2010 mit dem Ehrenpreis des deutschen Mittelstands ausgezeichnet. Die vorgesehenen Regelungen zur finanziellen Gleichstellung von Leih- und Stammarbeitnehmern

und zur 18-monatigen Höchstüberlassung gehen, ebenso wie das Verbot, Leiharbeitnehmer einzusetzen wenn „gestreikt“ wird, in die gegenteilige Richtung. Im Übrigen ist eine solche Regelung verfassungsrechtlich sehr fragwürdig. Ebenso bieten die vorhandenen rechtlichen Bestimmungen zu den Werkverträgen dem Unternehmen eine vernünftige Möglichkeit, auf den Strukturwandel oder nötige Veränderungen flexibel zu reagieren. Deshalb bedarf es keiner weiteren gesetzlichen Regelung, gar zur Bekämpfung von Missbrauch. Beschäftige des Werk- Dienstvertragsanbieters besitzen vielmehr auch die Rechte, die alle Arbeitnehmer in Deutschland haben. Deshalb sollte man den positiven Arbeitsmarkt nicht unnötig strangulieren, und damit den Standort Deutschland aus ganz anderen Motiven unnötig weiter belasten. 

Deutsche Einlagen­ sicherung in Gefahr Ab 2017 will Brüssel eine einheitliche Sicherung von Bankeinlagen einführen. Das ruft hierzulande viele Kritiker auf den Plan, allen voran die Bundesregierung. Der Vorschlag der Europäischen Kommission für eine europäische Einlagensicherung führt zu weiteren Fehlanreizen und höhlt das Prinzip der Einheit von Haftung und Risiko aus. Es ist nicht nachvollziehbar, warum die Kommission sich nicht auf die flächendeckende Einführung von nationalen Einlagensicherungssystemen in allen Mitgliedstaaten konzentriert. Dies wäre der entscheidende Schritt, um dem europäischen Bankensystem mehr Stabilität zu verleihen. Hier gilt es, die Bundesregierung in ihrer Ablehnung dieser Pläne zu unterstützen. Der Ausschuss für Europa und Internationales des baden-württembergischen Landtags hat in seiner Sitzung am 19. November 2015 eine einstimmige Entschließung gegen das Vorhaben verabschiedet.

Auch der nun vorgelegte Vorschlag eines Rückversicherungssystems bedeutet am Ende, dass eine Übernahme der Haftung durch das Gesamtsystem erfolgt. Folglich müssen sich alle vom Haftungsverbund umfassten Banken auch an dessen Finanzierung beteiligen. Daher wäre auch das Rückversicherungssystem mit Fehlanreizen für risikoreiches Verhalten und Trittbrettfahren verbunden. Gerade die deutschen Sparkassen und Genossenschaftsbanken mit ihren Einlagensicherungssystemen haben sich als Hort der Stabilität in der Bankenkrise erwiesen. Es wäre besser, wenn die Kommission sich jetzt dafür einsetzt, dass derartige Systeme in allen Mitgliedstaaten dezentral geschaffen werden. 

Prof. Dr. Wolfgang Reinhart BVMW-Bundes­ geschäftsführer Europapolitischer Sprecher der baden-württem­ bergischen CDU-Land­ tagsfraktion Langjähriger Hochschul­ dozent im Arbeitsrecht, Minister a. D.


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Europa-News Tax rulings und Briefkastenfirmen

Schluss mit Steuergestaltung

Europäischer Rechnungshof

Fehlerhafte Auftragsvergaben

Erstmals hat die EU-Kommission Steuerdeals zwischen Mitgliedsstaaten und multinationalen Unternehmen für unzulässig erklärt. Starbucks und Fiat, die jahrelang durch „tax rulings“ bevorzugt wurden, sollen zwanzig bis dreißig Millionen Euro an Steuern nachzahlen – eine europäische Premiere im Kampf gegen Steuergestaltung und Briefkastenfirmen. „Entdecke deine Möglichkeiten“, so lautet der Werbeslogan von IKEA. Was das schwedische Möbelhaus wirklich darunter versteht, zeigt ein Blick in die Zahlen. Der Mutterkonzern Inter-IKEA-Holding hat in einem Jahr rund 2,6 Milliarden Euro Nettogewinn erwirtschaftet, aber nur 48.000 Euro Steuern gezahlt. Ein Steuersatz von rund 0,002 Prozent, wie die „Süddeutsche Zeitung“ recherchierte. Zur Unterbindung dieser weit verbreiteten Praxis hat die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) einen 15-Punkte-Plan vorgelegt. Auch der Internationale Währungsfonds zielt in diese Richtung. Auf der Konferenz der G20-Staats- und Regierungschefs Mitte November in Antalya wurde ein Maßnahmenbündel beschlosen, um Gewinnverteilung und Gwinnverlagerung einzudämmen. www.boersennews.de/lexikon/begriff/briefkastenfirmen/283

Bei der Vergabe von 349 Milliarden Euro aus dem EU-Strukturfonds sind gravierende Fehler unterlaufen. Verträge wurden Unternehmen ohne wettbewerbliche Vergabeverfahren zugesprochen. Das hat der Europäische Rechnungshof bei seiner jüngsten Prüfung des EU-Finanzmanagements festgestellt. Die Prüfung bezog sich auf den Zeitraum 2007 – 2013. Mit einer neuen Gesetzgebung für die europäischen Struktur- und Investi­ tionsfonds (2014 – 2020) traten schärfere Vorbedingungen in Kraft. Aber auch hier knirscht es: Laut Rechnungshof verstoßen zwölf der 28 EU-Mitgliedsstaaten gegen die neuen Bedingungen zur öffentlichen Auftragsvergabe. Dabei handelt es sich ausschließlich um Länder aus Ost- und Südeuropa: Bulgarien, Griechenland, Italien, Kroatien, Lettland, Malta, Polen, Rumänien, Slowenien, Slowakei, Tschechien und Ungarn. www.eca.europa.eu/Lists/ ECADocuments/SR15_10/SR_ PROCUREMENT_EN.pdf

Digitaler Binnenmarkt

Online-Plattformen auf dem Prüfstand Die Kommission untersucht derzeit die soziale und wirtschaftliche Rolle von Online-Plattformen. Dazu gehören Fragen wie Transparenz, die Nutzung gesammelter Informationen und die Freiheit der Verbraucher und Händler, zwischen den Plattformen zu wechseln. Diese Punkte sorgen in vielen Kreisen für Bedenken, so Andrus Ansip, Kommissionsvizepräsident, zuständig für den digitalen Binnenmarkt. Die US-Denkfabrik „Information Technology and Innovation Foundation“ hat dieses Vorhaben der EU-Behörden scharf kritisiert. Es zeige eine latente Voreingenommenheit gegenüber dem Privatsektor. Dabei gibt es mehr als genug Probleme, wie die jüngste Auseinandersetzung mit Facebook über nicht gelöschte Hassbotschaften zeigt. www.europa.eu/index_de.htm

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POLITIK

Wirtschaftliche Zukunft

Europa tief gespalten Die Dänen leben in der besten aller Welten. Das offenbart eine Untersuchung der Nielsen Company, in der Europas Verbraucher angeben, wie sie ihre Jobchancen und ihre Bereitschaft zum Geldausgeben beurteilen. Die Zahlen zeigen, wie stark der Kontinent ökonomisch auseinanderdriftet. In der Spitzengruppe befinden sich Länder, die nicht zur Eurozone gehören: Hinter Dänemark folgen Großbritannien und die Schweiz. Deutschland, der vermeintliche wirtschaftliche Kraftprotz, rangiert erst auf dem vierten Platz. Offenbar wissen die Deutschen, so die Studie, dass mehr Umverteilung in der Eurozone vor allem ihr Land belastet. Die pessimistischsten Europäer wohnen – wie kaum anders zu erwarten – in Italien, Griechenland und der Ukraine. www.nielsen.com/de/de/about-us.html

Griechenland

Finanzierung beschleunigt

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Um die Wirtschaft in Griechenland anzukurbeln und neue Arbeitsplätze zu schaffen, soll die Regierung in Athen möglichst alles Geld, das in verschiedenen mehrjährigen EU-Programmen für das Land reserviert wurde, zügig abrufen können. Das Europäische Parlament stimmte Vorschlägen der EU-Kommission zu, einige Vorschriften für die Nutzung des EU-Budgets vorübergehend zu ändern. Damit wird die Finanzierung wichtiger Investitionen beschleunigt. Außerdem soll für Griechenland die übliche nationale Kofinanzierung bereits genehmigter Projekte wegfallen. http://ec.europa.eu/europe2020/pdf/ csr2014/nrp2014_germany_de.pdf

Maastricht-Kriterien

Neue Ausnahmen statt fester Regeln Bereits seit 2009 läuft in Brüssel ein Defizitverfahren gegen Frankreich. Seitdem wurde die Frist immer wieder gestreckt, zuletzt bis 2017. Dahinter steckt die schleichende Aufweichung der Maastricht-Kriterien. Die neue, von Juncker propagierte „politische Kommission“ will nicht länger durch starre Regeln eingeengt werden, sondern frei entscheiden, ob sie gegen Defizitsünder vorgeht oder nicht. Das ist ganz im Sinne von EU-Währungskommissar Pierre Moskovici, Hollandes Vertrautem in Brüssel. Schon gibt es kreative Vorschläge, um ein Etatdefizit schönzurechnen: Öffentliche Ausgaben im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise seien „einmalige außergewöhnliche Ereignisse im Sinne des EU-Stabilitätspakts“, sagt etwa Österreichs Bundeskanzler Werner Faymann. Ständig neue Ausnahmen weichen aber den Stabilitätspakt auf. So kritisiert CSU-Finanzexperte Markus Ferber, stellvertretender Chef im EP-Währungsausschuss: „Das ist der Einstieg in den Ausstieg vom Stabi-Pakt“. www.cecu.de/lexikon/politik/1805-maastricht-kriterien.htm www.markus-ferber.de

Binnenmarkt-Offensive

Leichtere Finanzierung für KMU Die Juncker-Kommission hat sich vorgenommen, innerhalb der nächsten zwei Jahre den EU-Binnenmarkt zu beleben. Dazu wird derzeit ein Maßnahmenpaket erstellt, das auch auf kleine und mittlere Unternehmen (KMU), innovative Dienstleister und Startups abzielt. Sie sollen leichteren Zugang zur Finanzierung bekommen. Ferner will die Kommission einen Vorschlag zum Insolvenzrecht vorlegen und Unternehmen nach einem Konkurs eine zweite Chance bieten. Administrative Hürden für Neugründungen sollen beseitigt und ein einheitliches Patentrecht vollendet werden. Um die Mobilität von Arbeitnehmern in der EU zu steigern, will die Kommission einen „Dienstleistungspass“ einführen. Geplant ist ein standardisiertes Dokument, das Auskunft über berufliche Qualifikationen seines Inhabers gibt. Dazu meint Andreas Schwab MdEP (EVP): „Wir brauchen mehr Mobilität im Binnenmarkt, denn der Fachkräftemangel wird in einigen Regionen zum Hemmschuh.“ www.andreas.schwab.de

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POLITIK

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Mittelstandspräsident im Dialog In zahlreichen Gesprächen mit hochkarätigen Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft öffnet Mario Ohoven Türen für den unternehmerischen Mittelstand. Treffen mit dem Bundespräsidenten Einmal im Jahr kommt das „who is who“ der deutschen Wissenschaft und Forschung auf Einladung des Bundespräsidenten zusammen, um den mit 250.000 Euro dotierten Deutschen Zukunftspreis für Technik und Innovation zu verleihen. Beim diesjährigen Empfang diskutierten Bundespräsident Joachim Gauck und Mario Ohoven über das Miteinander von Wissenschaft und Mittelstand. Bundespräsident Joachim Gauck und Mario Ohoven.

BVMW auf dem IT-Gipfel der Bundesregierung

Mario Ohoven mit Timotheus Höttges, dem Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Telekom, beim Nationalen IT-Gipfel in Berlin.

Vizekanzler Sigmar Gabriel begrüßte hochrangige Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Gewerkschaften und Wissenschaft zum Nationalen IT-Gipfel der Bundesregierung in Berlin. Der BVMW arbeitet dort in der Plattform „Digitalisierung in Bildung und Wissenschaft“ unter der Leitung von Bundesbildungsministerin Prof. Dr. Johanna Wanka mit. Mario Ohoven forderte als Leiter des zuständigen Arbeitskreises, Digitalkompetenz bereits in der Schule zu vermitteln, um den IKT-Nachwuchs für die Wirtschaft zu sichern.

Im Rahmen eines Abendempfanges traf Mario Ohoven den südafrikanischen Staatspräsidenten Jacob Zuma in Berlin. Südafrika ist nach Nigeria die zweitgrößte Volkswirtschaft auf dem afrikanischen Kontinent. Beim Export mit Deutschland steht Südafrika klar an der Spitze: Von den rund 22,6 Milliarden Euro, die Deutschland 2014 nach Gesamtafrika exportierte, entfielen knapp 37 Prozent auf Südafrika. Mario Ohoven und Südafrikas Staatspräsident Jacob Zuma.

Fotos: BVMW

Empfang durch Südafrikas Staatspräsident

Deutsch-ungarischer Austausch

Mihály Varga, Minister für Nationale Wirtschaft in Ungarn; Botschafter S. E. Dr. Péter Györkös und Mario Ohoven (v. li.).

Anlässlich eines Arbeitsbesuchs des Ministers für Nationale Wirtschaft und Finanzen in Ungarn, Mihály Varga, lud der neue ungarische Botschafter S. E. Dr. Péter Györkös zu einem Empfang in die ungarische Botschaft in Berlin. Dabei ging es um aktuelle Fragen der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Ungarn.

Prominente Verstärkung für Stiftung Lesen Mario Ohoven und Dr. Auma Obama verstärken das Kuratorium der Stiftung Lesen. Dr. Auma Obama ist promovierte Germanistin und als Keynote Speakerin für ökologische, ökonomische und soziale Themen auf der ganzen Welt gefragt. Außerdem ist die Schwester von US-Präsident Barack Obama Kuratoriumsmitglied im World Future Council.

Ausriss aus Mario Ohovens Terminkalender 12.11. Symposium der Deutschen Gesellschaft 16.11. European Banker of the Year 18.11. Business Forum Iran Europe 27.11. Französischer Botschafter S. E. Philippe Étienne und viele andere mehr

Dr. Auma Obama und Mario Ohoven.

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POLITIK

Spitzenunternehmer zu Gast bei Österreichs Regierung Vier Bundesminister der österreichischen Regierung haben Spitzenunternehmer des BVMW in Wien empfangen. Im Mittelpunkt der Gespräche standen Probleme der europäischen Politik, insbesondere die Flüchtlingsfrage. „In den entscheidenden Punkten waren wir uns mit unseren Gastgebern einig“, resümierte Mario Ohoven.

Foto: Ashraf Mahmoud

Großer Empfang für den BVMW in Wien Auf Seiten des Verbandes nahmen rund 30 Mitglieder des Bundeswirtschaftssenats teil. Diesem Spitzengremium gehören über 200 herausragende Unternehmerpersönlichkeiten an, darunter viele Weltmarktführer. Im Zentrum des Treffens mit dem österreichischen Bundesminister für Europa, Integration und Äußeres, Sebastian Kurz, stand die Flüchtlingsproblematik. Kurz und Mittelstandspräsident Ohoven warnten vor einer drohenden Überforderung Europas. Auf die Folgekosten des Flüchtlingsstroms wies der Bundesminister für Finanzen, Dr. Hans-Jörg Schelling, hin. Derzeit gehe es vorrangig um die logistische Bewältigung, aber schon bald würden kaum verkraftbare Kosten für Arbeitsmarktintegration, Wohnen, Schule und Familiennachzug entstehen. Ohoven betonte, dass die in Deutschland im nächsten Jahr eingeplanten sechs Milliarden Euro nicht ausreichen werden. Durch den Familiennachzug kämen Kosten von bis zu 90 Milliarden Euro auf Deutschland zu.

Fotos: BVMW

Um den anhaltenden Flüchtlingszustrom, dessen Auswirkungen auf die Gesellschaft in Österreich und Deutschland sowie die Sicherung der EU-Außengrenzen ging es im Gespräch mit dem österreichischen Arbeitsminister Rudolf Hundstorfer. Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter warf die Frage auf, ob Griechenland Mitglied im Schengen Raum bleiben könne, wenn es seine Grenzen nicht sichere. Einvernehmen bestand ebenfalls beim Freihandels­ abkommen TTIP. Die Staatssekretärin im Wiener Bundeskanzleramt, Sonja Steßl, teilte die Kritik des deutschen Mittelstands an den geplanten Schiedsgerichtsverfahren. „Deutschland und Österreich müssen gemeinsam darauf hinwirken, dass das von EU-Handelskommissarin Malmström vorgeschlagene Modell eines Handelsgerichtshofs realisiert wird“, so der deutsche und europäische Mittelstandspräsident Mario Ohoven. 

Gala-Dinner beim österreichischen Bundesminister für Europa, Integration und Äußeres, Sebastian Kurz.

Empfang in Wien beim österreichischen Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz, Rudolf Hundstorfer (Mitte).

Die BVMW-Delegation zu Gast in Wien beim österreichischen Bundesminister für Finanzen, Dr. Hans-Jörg Schelling (Mitte).

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POLITIK

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Estland: Digitaler Trendsetter Europas Die Wirtschaftsmacht Deutschland ist noch nicht in der digitalen Welt angekommen. Dabei gibt es die digitale Zukunft Europas längst, wir müssen nur über die Grenzen schauen: Estland, von der Fläche so groß wie Niedersachsen, ist mit nur 1,3 Millionen Einwohnern digitaler Trendsetter Europas.

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Hätte das Internet eine Postanschrift, läge diese wahrscheinlich in Estland.

Toomas Hendrik Ilves, Staatspräsident Estland

Reisen Deutsche oder andere Europäer in das dynamische Estland, stellen sie erst einmal kritische Fragen, schütteln verblüfft den Kopf oder verweisen auf die Kleinheit des Landes. Wer sich hingegen mit Esten unterhält, hört durchweg Positives. Weltbank und Weltwirtschaftsforum stufen Estland regelmäßig als eines der Länder ein, in denen sich Geschäfte am einfachsten und effizientesten abwickeln lassen.

Dr. Florian Hartleb BVMW Manager Public Affairs und estnischer E-Resident)

Die Sim-Karte als Personalausweis? Ohne Bargeld zahlen? Parken ohne Parkzettel? Parlamentswahlen per e-Voting? Firmengründung fast ebenso schnell online, ohne Notar und andere Hürden? Alles kein Problem. Weit mehr als hundert staatliche Dienstleistungen können Esten mit dem elektronischen Ausweis in Anspruch nehmen. Schon seit 2000 hat dort jeder Bürger einen verfassungsmäßigen Anspruch auf

das Internet. Kostenloses Wlan gibt es fast überall. In der Hauptstadt Tallinn zeigt das Smartphone überall neue Verbindungen. Hanse und Hightech also: Wlan gibt es in allen Straßenbahnen und Bussen, selbst an Haltestellen und auf dem Land. Der fast flächendeckende Mobilfunkstandard 4G soll 2016 noch schneller werden. Die Regierung arbeitet seit Jahren ganz selbstverständlich und unaufgeregt papierlos. Mit einer persönlichen ID-Nummer können sich Bürger bei Behörden, bei der Bank, beim Schließen von Verträgen und beim Arzt ausweisen. Auch Ausländer können in Estland als „E-Resident“ auf das System, die x-road zugreifen und etwa ein Bankkonto eröffnen. Diese Erleichterungen sollen einen Boom an Firmengründungen ermöglichen. „Hätte das Internet eine Postanschrift, läge diese wahrscheinlich in Estland“, sagte treffend der estnische Staatspräsident Toomas Hendrik Ilves, der deutsche und estnische Unternehmen unlängst beim 1. Deutsch-Estnischen Wirtschaftsdialog in Berlin begrüßte. Die estnische Botschaft und der BVMW haben diesen Dialog ins Leben gerufen. Nach diesem erfolgreichen Auftakt folgten Gespräche auf Verbands­ebene mit dem estnischen Unternehmerverband EVEA und seiner Präsidentin Kersti Kracht, aber auch eine Unternehmerreise nach Tallinn. Für 2016 sind weitere Begegnungen sowie gemeinsame Veranstaltungen etwa in Brüssel zum Thema Digitalisierung geplant. Die Außenwirtschaftsabteilung des BVMW und Peter Martini, Leiter der Wirtschaftsregion Sachsen-Anhalt Nord, koordinieren weitere politische, diplomatische, wirtschaftliche und kulturelle Gespräche. 

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KOLUMNE

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Das Weihnachts­ karten-Dilemma Guido Augustin macht sich Gedanken über unsere Welt und ihre Bewohner

Haben Sie für die Kolumne etwas Weihnachtliches, haben sie gefragt. Ausgerechnet mich, dessen Festtagsstimmung erst mit dem Kauf des Weihnachtsbaums einsetzt, was wiederum in unserer Familie traditionell so spät wie möglich passiert, also am 23. oder 24.12. Das ist aufregend, und man trifft jedes Jahr die gleichen Leute. Als Unternehmer wird man jedoch jedes Jahr noch zur wärmeren Jahreszeit von seiner Marketing-Agentur ins Weihnachtliche geschubst: Was machen wir denn dieses Jahr für eine Aktion zu Weihnachten?

Foto: Heike Rost

Wenn Sie mein Kunde sind: Sorry, nichts. Ich mache seit Jahren nichts mehr zu Weihnachten, weil mich von all dem, was mir auf den Schreibtisch und ins Postfach flattert, praktisch nichts berührt. Und das wäre mein Anspruch. Vor Jahren, in einem anderen Unternehmerleben, hatten wir einen riesigen Nussbaum vorm Büro stehen. Die Früchte dieses Baumes waren unser Weihnachts­ präsent für Kunden und Freunde des Hauses. Das hatte Charme, denn jeder, der einmal bei uns war, kannte diesen stattlichen Baum. Wie oft hatten wir in seinem Schatten gesessen und gute Gespräche geführt. Kennen Sie diese pflichtbeflissenen Karten, die vor allem Rechtsanwälte und Steuerberater gerne verschicken? Deren Charme den einer Steuerausführungsverordnung nur marginal übersteigt? Es scheint, als stünde im Handbuch der ordentlichen Kanzleiführung, dass langweilige, lieblose und unpersönliche Karten verschickt gehören.

Die Kreativwirtschaft – und alle, die sich ihr zuordnen – ist nicht besser. Da gibt es dann aufwändig konfektionierte „Schneemänner zum Selberbasteln“ oder Gadgets in Firmenfarben, die keiner braucht. Das Ganze gerne auch digital interaktiv, mit freundlich online winkenden Weihnachtsmännern auf eigens eingerichteten Kampagnenseiten – Tracking aller möglichen Daten inklusive. Ich finde: Wer nichts zu sagen hat, sollte es lassen. Und mit „sagen“ meine ich nicht, jemanden bezahlen zu können, der einem eine Karte textet. Ich meine, wer nichts zu kommunizieren hat, das Sinn stiftet – womöglich der Jahreszeit und dem Anlass (Fest der Liebe!) angemessen. Tatsächlich hilft mir dieser Gedanke, mich an eine Karte einer freien Mitarbeiterin zu erinnern, die sich nach dem ersten Jahr Selbstständigkeit für das Vertrauen und den Mut bedankte, sie zu engagieren. Gut, die Frau ist Autorin und drückt das schöner aus, als 99 Prozent der Menschheit das können, aber darum geht es nicht. Sie hatte mir etwas zu sagen: ein „Danke“. Und sie tat es, als die Zeit zur Reflexion kam – womöglich eine der wichtigsten Funktionen des Weihnachtsfests. Ich lehne mich jetzt mal offenarmig aus dem Fenster und sage: Wer mir von Hand auf Papier persönliche Gedanken schreibt, dem schreibe ich gerne zurück. Und mal ganz unter uns: Dafür brauchen wir beide doch kein Weihnachten, oder? 

Guido Augustin BVMW-Pressesprecher Rheinhessen Social Media-Experte, PR-Berater und Autor www.guidoaugustin.com


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4 Gründe, warum Unternehmer vom Bankkredit abhängig sind Eigenkapitallücke von 30 Milliarden Euro schränkt Neukreditvergabe ein EU-Kommissar Jonathan Hill weiß um die volkswirtschaftlichen Risiken einer Kausalkette aus strengerer Bankenregulierung und Verknappung der realwirtschaftlichen Kreditversorgung.

Abzulesen ist diese ungesunde Entwicklung auch am „KMU-Banken-Barometer 2015“. Gegenüber 2014 hat sich die Zusammenarbeit mit den Banken aus Sicht der Unternehmen in nahezu allen Punkten verschlechtert. Wegen der ungesunden Bankenabhängigkeit auf der einen und der großen volkswirtschaftlichen Bedeutung des Mittelstands auf der anderen Seite macht sich die

EU-Kommission für einen kapitalmarktbasierten Finanzierungszugang des Mittelstands stark. Mit der nachstehenden Typisierung laden wir zur Selbstreflektion ein. Erkennen die Entscheider, dass sie selbst Teil des Problems sind, warum ihr Unternehmen immer noch von Banken abhängig ist?

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Der Mittelstand. | 6 | 2015

1. Hohe Leidensbereitschaft – häufig gepaart mit mangelndem Veränderungswillen Sie haben sich mit der Bankenabhängigkeit arrangiert, sie als notwendiges Übel akzeptiert. Die nicht immer wettbewerbsfähigen Kreditkosten fallen dann doch nicht zu sehr ins Gewicht (so trösten sie sich), und Bedingungen wie die private Haftung – das wurde nun mal so vereinbart. Unser Rat: Das Thema Finanzierung bei den Optimierungsbestrebungen nicht mehr ausklammern. „Unternehmen, die auch moderne Finanzierungsinstrumente nutzen, wachsen schneller“, stellt Ernst & Young fest. Den wesentlichen Unterschied macht dabei die Geisteshaltung und nicht, welche Finanzierungsbausteine genutzt werden. Private Haftung vermeiden! Das bereits im Unternehmen gebundene Vermögen ist oft schon ein ausreichendes finanzielles Engagement. Mit Finanzierungsbausteinen, die ohne Besicherung auskommen (wie zum Beispiel eine KMU-Anleihe), gewinnen Unternehmer eine ergänzende Manövriermasse, um das Ende der privaten Haftung mit Banken zu verhandeln. Hier geht es um private Risikoabschirmung. Die „Goldene Bilanzregel“ beachten: Langfristiges Anlagevermögen langfristig finanzieren. Auch und gerade dafür ist die KMU-Anleihe geeignet, sie stabilisiert die Unternehmensfinanzierung nachhaltig.

2. Abhängigkeit noch nicht erkannt oder gar negiert – häufig gepaart mit einer Prise Hochmut Oft geht die Bedeutung einer drohenden Verschärfung an der Kreditfront im Alltagsgeschäft unter. Zwar gibt es Klagen von Mittelstandskollegen über schwergängige Kreditverhandlungen, aber dies scheint speziellen Marktmechanismen für Mittelstandskredite geschuldet zu sein. Unser Rat: Rechtzeitig informiert sein. Dabei gilt für die Beschaffung von Finanzierungen dieselbe

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Grundregel wie für jede andere Ressource: „Abhängigkeiten sind zu vermeiden – ganz gleich, ob sie sich auswirken oder rein faktisch bestehen.“ Auch bei der Bonitätsbeurteilung gibt es für bankabhängige Finanzierungen Maluspunkte. Daher ist es grob fahrlässig, sich bei der Unternehmensfinanzierung überwiegend auf Banken zu verlassen. Gerade in Zeiten, in denen sich Banken bei der Kreditvergabe noch von ihrer großzügigen Seite zeigen, sollte die Unternehmensfinanzierung auf ein breiteres Fundament gestellt werden.

3. Kein Ausweg aus der Bankenabhängigkeit in Sicht? – häufig gepaart mit Unkenntnis Es scheint so, als würde sich kein bankergänzender Finanzierungsbaustein empfehlen. Unser Rat: Schlau machen! Mit einer KMU-Anleihe im Betrag von 500.000 bis 10 Millionen Euro steht Unternehmen ein attraktiver Finanzierungsbaustein zur Verfügung – und dies langfristig und unbesichert.

4. Ambitionen und Visionen sind auf das Maß zusammengeschrumpft, das die Banken vorgeben – häufig gepaart mit desillusioniertem Gestaltungswillen Wie viele Möglichkeiten des Unternehmenswachstums, organisch wie durch Akquisitionen, sind wegen fehlender Finanzierungsbereitschaft der Banken ungenutzt vorbeigezogen? Unser Rat: Nur Mut! Der Strauß bankergänzender Finanzierungsbausteine wird immer bunter. Neben der KMU-Anleihe gibt es zum Beispiel Finetrading, diverse Leasingformen (auch von Gebrauchtmaschinen), Crowdfunding und Factoring. Auch wenn (oder gerade weil) diese Typisierung überzeichnet, entlarvt sie gängige Verhaltensmuster. Eine ungeschminkte Standortbestimmung ist Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Veränderungsprozess – auch in puncto Unternehmensfinanzierung. 

Mark van den Arend Geschäftsführer der WIR Finanzierer GmbH Mitglied im IBWF Institut für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und -forschung e. V. www.wirfinanzierer.de


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Auskunfteien – Nutzen statt Schrecken Über jeden Unternehmer sind viele Daten gespeichert: einige kennt er, die meisten aber nicht. Seltsam ist, dass kaum jemand diese gespeicherten Daten für sich selbst nutzt.

Walter F. W. Binder Unternehmensberater Concorde Consultchant GmbH Mitglied im IBWF Institut für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und -forschung e. V.

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Jeder kennt die Namen: Creditreform, Bürgel, Bisnode, Creditsafe, Infoscore, Schufa. Alle diese Unternehmen und weitere haben Daten gespeichert, die die Betroffenen oft nicht kennen. Deshalb sollte jeder seine Eigenauskunft abrufen. Einmal pro Jahr ist das kostenlos möglich. Die Auskunfteien erhalten teilweise die Daten aus den öffentlich zugänglichen Handels- und Gewerberegistern und den Schuldnerverzeichnissen der Amtsgerichte. Hinzu kommen Erfahrungen der Inkassodienste, die jede Wirtschaftsauskunftei betreibt. Unternehmer werden aber auch direkt angeschrieben oder angerufen. Die dadurch entstehende Chance nutzen die meisten der Betroffenen jedoch nicht oder nur unzureichend. Die Briefe landen im Papierkorb, und die Telefonanrufe sind den meisten zu suspekt, um wichtige Daten herauszugeben, ohne genau zu wissen, mit wem man es gerade zu tun hat.

Es gibt zwei Möglichkeiten, Auskünfte für sich positiv zu nutzen. Der Unternehmer beantwortet den Selbstauskunftsbogen der Auskunftei, überträgt Zahlen aus seiner Bilanz, macht Angaben über die Anzahl der Beschäftigten und die Auftragslage. Zur Not unterstützt der Steuerberater, wenn man sicher gehen will, nichts Nachteiliges zu schreiben. Die bessere Methode ist aber, eine professionelle Ratinganalyse durch einen Fachberater erstellen zu lassen. Dies wird durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) mit bis zu 50 Prozent gefördert. Durch eine Ratinganalyse, beispielsweise mit Hilfe eines Fachberaters des Instituts für Betriebsberatung Wirtschaftsförderung und -forschung mit BAFA-Zulassung, erhält der Unternehmer eine vollständige Übersicht über die Lage seines Unternehmens, die Schwachstellen und Stärken. Ebenso auch über Maßnahmen, die dieses Rating verbessern oder zukünftige Finanzierungen erleichtern können. Schon durch eine sachgerechte Darstellung der betrieblichen Verhältnisse lassen sich die Bewertungen, und damit auch die Bonitätswerte bei den Banken oft erheblich verbessern. Spezialisten für diese Maßnahme sind in der Datenbank des IBWF, der Beraterorganisation des BVMW, leicht zu finden. 

Schon durch eine sachgerechte Darstellung der betrieblichen Verhältnisse lassen sich die Bewertungen, und damit auch die Bonitätswerte bei den Banken oft erheblich verbessern.

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Die Menge macht’s: Crowdfinancing

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Viele Mittelständler winken bei den Stichworten Crowdfinancing, Crowdinvesting und Crowdlending ab. Zu aufwendig, zu geringe Beträge, nur geringer Nutzen sind Einschätzungen, die Berater bei diesem Thema hören. So innovativ der deutsche Mittelstand ist, wenn es um seine Produkte geht, so konservativ ist er immer noch bei der Finanzierung.

Manche Mittelständler sind mit über 50 Prozent Eigenkapital, rund 16 Prozent Fördermaßnahmen und etwa 33 Prozent durch Bankdarlehen finanziert. Mittelstandsanleihen haben sich bisher noch nicht durchgesetzt. Nur wenige erkennen die Chancen, wenn sie diese Instrumente als Ergänzung zu den Klassikern wie Leasing und Bankkredit nutzen. Oft ist jedoch mangelndes Eigenkapital die Hauptursache, wenn die Hausbank Kreditanträge für sinnvolle und rentable Investitionen ablehnt. Sie verlangt üblicherweise zwanzig Prozent Eigenkapital, und auch Leasinggesellschaften erwarten neben einer hervorragenden Bonität eine Leasingsonderzahlung von mindestens zehn Prozent. Diese Eigenkapitallücke lässt sich mit Crowdfinancing schließen.

rechnungen und Gutachten über die Bewertung von Sicherheiten. Das Produkt, der Betrieb, die Mitarbeiter rücken ins Zentrum ihres Interesses. Wenn ein Unternehmer zum Beispiel Schwächen im Geschäftsverlauf der letzten Jahre hatte, weil er keinen Mitarbeiter auf die Straße setzte, obwohl die Auftragslage schwierig war, sieht das eine Bank traditionell sehr kritisch. Unterstützer aus der Crowd haben einen anderen Blick. Sie sehen ein solches Verhalten eher als Zeichen, dass sie ihr Geld auch in schlechteren Zeiten zurückbekommen. Und die Crowd kann aus ihrer Nähe zum Produkt auch Vorschläge zu Verbesserungen liefern. Vor allem ist aber der Marketingeffekt von Postings unter den Freunden in sozialen Netzwerken nicht zu unterschätzen.

Das übliche Instrument für das Crowdinvesting ist das partiarische Nachrangdarlehen. Diese Form wird gewählt, weil es erst ab einer Gesamtsumme von 2,5 Millionen Euro und über 100.000 Euro pro privaten Einzelinvestor der Prospektpflicht unterworfen ist. Dadurch entsteht genügend Spielraum, um sich die verlangten zwanzig Prozent Eigenkapital für eine Gesamtfinanzierung von über zehn Millionen Euro zu beschaffen.

Inzwischen haben auch einige Banken diese Effekte erkannt und beziehen sie in ihre Entscheidungen ein. 

Ein weiteres Argument für diesen Weg der Kapitalbeschaffung ist der Marketingeffekt. Die Crowd, die Gruppe der Unterstützer, identifiziert sich mit Unternehmen und Produkt. Während eine Bank für ihre Entscheidung Rentabilität, Sicherheiten, die bisherigen Erfahrungen mit dem Kunden und die Nachhaltigkeit bewertet, hat die Crowd etwas anderes im Sinn. Sie interessiert sich weniger für seitenlange Rentabilitätsbe-

Walter F. W. Binder Unternehmensberater Concorde Consultchant GmbH Mitglied im IBWF Institut für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und -forschung e. V. www.consultchant.com


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News

Unternehmerpreise Es gibt viele Gründe, sich mit anderen Unternehmen in einem Wettbewerb zu messen: Gute Presse, individuelle Förderung, Kontakte knüpfen und, nicht zu vergessen, das Preisgeld. Hier stellen wir Ihnen einige der aktuellen Unternehmerpreise vor.

Eco Performance Award 2016 Bereits das neunte Mal wird der Eco Performance Award 2016 durchgeführt. Dabei werden unter dem Motto „Ökonomisch. Ökologisch. Sozial.“ Unternehmen in der Transport- und Logistikbranche ausgewiesen, die sowohl innovative als auch anwendungserprobte Nachhaltigkeitskonzepte vorweisen können. Nicht nur der wirtschaftliche Erfolg zählt, sondern auch der Umweltschutz und das Engagement für die eigenen Mitarbeiter und die Gesellschaft. Die Bewerbung erfolgt nach kurzer Registrierung online. Für das Finale, welches am 22.09.2016 in Hannover stattfinden wird, werden schließlich 10 Teilnehmer nominiert. Kurzbewerbung bis zum 31.01.2016 www.eco-performance-award.com

Wer will schon an meine Daten? Dass das eigene Unternehmen einmal von Cyberkriminalität betroffen sein könnte, wird oft unterschätzt. Doch wer lieber sicher gehen möchte, dem bietet der Berliner IT-Dienstleister CCVOSSEL GmbH mit seinem eigens entwickelten Programm „IT-Sicherheitspaket“ einen umfassenden Schutz. Dieser beinhaltet alle notwendigen Maßnahmen und Geräte, die Installation vor Ort, regelmäßige Updates und eine 24-stündige Überwachung. www.it-sicherheitspaket.de

Not macht erfinderisch

Deutschlands beste Arbeitgeber 2016 Die bundesweite Great Place to Work-Befragung untersucht jährlich die Arbeitsplatzkultur und Arbeitgeberattraktivität. Teilnehmen können große, mittlere und kleinere Unternehmen aller Branchen, die Mindestbeschäftigtenzahl beträgt jedoch 50 Mitarbeiter. Die Bewertung orientiert sich am Great Place to Work Modell, das die Punkte Glaubwürdigkeit, Respekt, Fairness, Stolz und Teamgeist in den Fokus rückt. Nach Anmeldung werden eine anonyme Great Place to Work-Mitarbeiterbefragung sowie eine Befragung des Managements zu Maßnahmen der Personalarbeit durchgeführt. Außerdem werden verschiedene Themenpreise für herausragende Leistungen in besonders wichtigen Feldern der Personalarbeit verliehen. Die Anmeldung zum Wettbewerb ist ab Januar möglich. www.greatplacetowork.de/index.php

Deutsch-Norwegischer Wirtschaftspreis Die Deutsch-Norwegische Handelskammer zeichnet jährlich Unternehmen beider Länder mit dem Deutsch-Norwegischen Wirtschaftspreis aus. Auswahlkriterien dabei sind Innovationskraft, unternehmerischer Erfolg sowie das Erbringen besonderer Impulse für beide Länder oder bestimmte Regionen. Nachdem eine ausgewählte Jury aus Politik, Wirtschaft, Medien und Kultur die Vorauswahl von drei Unternehmen getroffen hat, wird der Gewinner beim Sommerfest der Deutsch-Norwegischen Handelskammer 2016 bekanntgegeben. Der Gewinner erhält eine Skulptur des in Berlin lebenden norwegischen Künstlers Knut Henrik Henriksen. Bewerbungsschluss: 15. April 2016 www.norwegen.ahk.de/veranstaltungen/ deutsch-norwegischer-wirtschaftspreis/

Foto: Klaus-Peter Voigt

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Firmeninhaber und Erfinder Sebastian Drexler.

Sebastian Drexler, gelernter Fleischer und Inhaber von „Harzer Blasenwurst“ aus Halle (Saale), ist mit seinen Verkaufswagen im Süden von Sachsen-Anhalt unterwegs. Die für die Wagen vorgeschriebenen Waschbecken mit fließend warmem und kaltem Wasser hat er nun selbst entwickelt. Preiswerter und leichter als handelsübliche Modelle, haben die Spülen ihre Bewährungsprobe bestanden. Einige davon seien bereits an Auftraggeber aus den USA geliefert worden, berichtet Drexler. www.harzer-blasenwurst.de


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UNTERNEHMERSERVICE

Rechtzeitig Energieaudit durchführen

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Energieeffizienz weiter optimieren

Günter Wolter und Michael Donath helfen mit ihrem Unternehmen „ratiocalor“ dabei, unnötige Energiekosten zu senken. Für ihr neues Projekt haben sie nun einen Zuschlag von der Stadt Hamburg erhalten: Gemeinsam mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HtW) wollen die beiden Unternehmer prüfen, wie energieeffizient Neuanlagen funktionieren, und wie viel wirklich mit den Messungen und Optimierungen eingespart werden kann. Wenn die Erwartungen an die Inbetriebnahme-Messung erfüllt werden, könnte diese zur Voraussetzung für die Förderung von Heizungsanlagen durch die Hansestadt werden. Mehr als 300 Analysen haben die Fachleute in den letzten drei Jahren bereits durchgeführt. Die Nachfrage steigt, nicht zuletzt aufgrund der Energieaudits. Durch die Zusammenarbeit mit der HAW Hamburg wollen Wolter und Donath ihr Analyseverfahren prüfen und weiterentwickeln. www.ratiocalor.com

Bis Ende Dezember müssen etwa 100.000 Unternehmen in Deutschland erstmalig den Energieaudit durchführen. Das betrifft branchenübergreifend vor allem den Mittelstand. Für den überwiegenden Teil sind die Anforderungen an die umfangreiche Energieberichterstattung Neuland. Der Spezialist für eine normenkonforme Berichterstattung, 360report, stellt eine in Kooperation mit dem TÜV Rheinland entwickelte Software bereit. Diese ermöglicht eine übersichtliche und normenkonforme Darstellung,

vereinfacht die Datenerhebung enorm, stellt Berechnungsgrundlagen für die Analyse bereit und generiert einen ausformulierten Bericht auf Knopfdruck. www.360report.org

EU-Fördergelder befeuern Mittelstand Der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) ist einer der wichtigsten Strukturfonds der Europäischen Union. Sein Ziel ist es, die Regionen in Europa wirtschaftlich und sozial zu stärken und regionale Ungleichgewichte abzubauen. In Berlin werden die EFRE-Gelder vor allem eingesetzt, um kleine und mittelständische Unternehmen fit zu machen für den Wettbewerb. Daraus ergeben sich vielfältige Chancen, das eigene Geschäft aufund auszubauen, internationale Märkte zu erschließen sowie in erfolgversprechende Projekte und Handwerksgründungen zu investieren. Weitere Infos, wie Unternehmen von den EU-Förderungen profitieren können, unter www.berlin.de/efre

Mehr lokales Marketing Veraltete Unternehmenswebsites und mangelnde Einbindung von Social Media-Kanälen – laut einer Auswertung, durchgeführt von Greven Medien, ist dies bei einem Großteil der kleinen und mittelständischen Unternehmen der Fall. Die Greven Medien GmbH & Co. KG bietet Unternehmen Beratung bei lokalem Marketing im On- und Offline-Bereich. Auch die Website-Erstellung, Suchmaschinenwerbung und -optimierung sowie Social-Media-Angebote gehören zu den Services. www.greven.de

Foto: pur-life

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Der Mittelstand. | 6 | 2015

Fonds und FinTech: Fremdfinanzieren ohne die Hausbank? Basel III zwingt die Banken zu einer restriktiven Politik in der Unternehmensfinanzierung. Mittelständler gehen oft leer aus. Was sind die Alternativen?

Fac tor ing Ven ture Cap ital ng i d n e dl Crow

it d e r kk n a B

g n i s Lea ing t s e inv d w Cro

Mittelstandskapital von Unternehmern für Unternehmer Die Fondsgesellschaft wendet sich vor allem an mittelständische Betriebe, die bereits einen Bankkredit erhalten, deren Bank aber einen nicht geringen Teil an Eigenkapitalbeteiligung voraussetzt. Hier baut Rantum die Brücke, wie Dirk Notheis erläutert: „Wir ermöglichen mittelständischen Unternehmen, ihren Finanzbedarf zu vernünftigen Kostenstrukturen zu decken. Unser Darlehen wird zu 100 Prozent als Eigenkapital im Rating der Bank angerechnet.“ Unternehmer hingegen, die durch Private Equity Geld akquirieren, verlieren häufig die Kontrolle und müssen oft nach fünf Jahren mit Teilverkäufen rechnen. „Kein Chef will, dass Nadelstreifenträger aus London das Unternehmen steuern! Rantum mischt sich nicht in das operative Geschäft ein, und nach fünf bis sieben Jahren ist der Kreditnehmer uns wieder los.“ Bei einem Fondsvolumen von 100 Millionen Euro freilich schielt Rantum nach größeren Mittelständlern. „Wir wollen pro Unternehmen zwei Millionen unseres Kapitals investieren, da sollte der Jahresumsatz im Regelfall zwischen 15 und 500 Millionen liegen.“ Dafür verspricht Notheis eine Betreuung durch erfahrene Unternehmerpersönlichkeiten. „Wir investieren nur in Industrien, von denen wir ein Grundverständnis haben. Mindestens einer unserer Partner hat in der betreffenden Industrie mindestens 20 Jahre Führungsverantwortung getragen. Er kann das Geschäftsmodell beurteilen und kennt sich in der Branche aus.“ Notheis sieht in der zunehmenden Unabhängigkeit vom Hausbankkredit die Zukunft: Alternative Kreditgeber entscheiden schneller, flexibler und unternehmerfreundlicher.

Die digitale Finanzbranche entdeckt den Mittelstand Geht es indes „nur“ um die Erweiterung des Fuhrparks, neue Maschinen oder Forschung

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In Niedrigzinszeiten scheint bei Finanzierungsbedarf der Gang zur Bank geboten. Doch wenn Unternehmen dort scheitern, wohin dann? Es existieren alternative Finanzierungsmöglichkeiten: Crowdfunding, Finanzierungsplattformen im Internet und Start-ups, die neue digitale Finanztechnologien (FinTech) auf den Markt bringen. Aber auch die Kreditvergabe als bankenunabhängige Anlageform wird populär: Fondsgesellschaften, die sich auf Mittelstandsfinanzierung spezialisieren, drängen auf den Finanzmarkt, so wie Rantum Capital, gegründet 2013 von Dr. Dirk Notheis und 14 anderen Unternehmern.


www.schreder.com

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Es besteht noch viel Aufklärungs­ arbeit hinsichtlich neuer digitaler Finanzierungsmöglichkeiten.

Lerato Bogatsu

Skepsis und Unkenntnis Bogatsu sieht aber auch, dass noch Unkenntnis unter Mittelständlern herrscht: „Es besteht noch viel Aufklärungsarbeit hinsichtlich neuer digitaler Finanzierungsmöglichkeiten. Skepsis gegenüber diesem jungen Sektor ist verständlich. Funding Circle stellt daher jedem Unternehmer einen persönlichen Berater zur Seite.“ Dass der deutsche Mittelstand mit der digitalen Finanzbranche noch fremdelt, kann die Forschung bestätigen. Jonas Löher ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn und beschäftigt sich vorrangig mit (Gründungs-) Finanzie-

rungen. Er weiß: „Kleine Unternehmen nutzen solche Finanzierungsformen vergleichsweise selten. Dies hängt sicherlich auch mit dem starken Personenbezug im Mittelstand und einer generell feststellbaren Abneigung des Inhabers gegenüber der Abgabe von Anteilen zusammen.“ Außerdem sei die Akzeptanz auch länderspezifisch zu betrachten. „Anders als etwa in den Vereinigten Staaten oder Großbritannien dominiert in Deutschland die klassische Außenfinanzierung mit Bankkrediten. Das liegt auch an der dezentralen Struktur des deutschen Bankensystems und der engen regionalen Vernetzung der Banken mit der lokalen Wirtschaft.“ So muss ein Kredit durch die vertraute Hausbank für kleine Unternehmen nicht unbedingt die schlechtere Wahl sein. „Durch die enge Verbindung kennt die Bank die Unternehmenssituation. Dadurch kann sie das Kreditrisiko besser einschätzen und entsprechende Konditionen anbieten.“ Genau diese gewachsene Bindung fehlt natürlich bei Neugründungen, innovative Vorhaben bergen ein hohes Risiko, und es fehlt die Reputation am Markt. „Für diese jungen Unternehmen stellen alternative Finanzierungsmodelle zweifellos eine interessante Alternative dar.“ Ob in großem Maßstab aufgelegte Mittelstandsfonds oder kleine Fintech-Unternehmen: Banken geraten unter Druck, weil alternative Finanzdienstleister dabei sind, den deutschen Mittelstand als Kunden zu entdecken und ihre Angebote mehr und mehr auf kleine Unternehmen zuschneiden. Eine gute Entwicklung. 

Bernd Ratmeyer Wissenschaftsjournalist und Lektor

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und Entwicklung, bietet die digitalisierte Finanzbranche auch Möglichkeiten der Fremdfinanzierung in kleinerem Umfang. 2014 gründeten Dr. Christian Grobe und Dr. Matthias Knecht in Berlin Zencap. Im Oktober wurde das FinTech-Unternehmen durch den Mehrheitsaktionär Funding Circle übernommen. An der Geschäftsidee mittelständischer Finanzierung hat sich nichts geändert, wie Pressesprecherin Lerato Bogatsu erläutert: „Wir richten uns an den kleinen Mittelständler mit einem Kreditbedarf zwischen 10.000 und 250.000 Euro. In 15 Minuten kann der Kreditantrag online ausgefüllt werden, und innerhalb von 48 Stunden erhält der Unternehmer eine Finanzierungszusage.“ Gleichwohl gibt es Anforderungen: Mindestens zwei Jahre sollte das Unternehmen am Markt sein, in den letzten zwei Geschäftsjahren einen Umsatz von 100.000 Euro erwirtschaftet haben und nach HGB bilanzieren. Funding Circle prüft dann die Jahresabschlüsse und nimmt betriebswirtschaftliche Auswertungen vor. Bei Erfolg wird das Unternehmen einer von fünf Bonitätsklassen zugeordnet.

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Der Mittelstand. | 6 | 2015

Mittelstandsfinanzierung neu gedacht Mit der Digitalisierung gerät das Modell der Universalbanken europaweit unter Druck. Grund dafür sind aufstrebende junge Produktspezialisten, die den etablierten Spielern in allen Bereichen der Wertschöpfungskette den Kampf ansagen.

bereits vor einigen Jahren feststellte, war die letzte echte Erfindung der Banken der Geldautomat. Die jungen Anbieter schließen mit ihren digitalen Produktangeboten nun eine klaffende Innovationslücke und sind nah am Kunden. Doch warum besteht überhaupt Bedarf an einem tiefgreifenden Wandel auf Kundenseite?

Neue Chance auf einen Kredit für Unternehmer

www.fundingcircle.com/de

Der Geldautomat war die letzte neue Idee der Banken FinTech treibt die digitalen Innovationen in der Finanzbranche voran. Wie der ehemalige Chef der US-amerikanischen Notenbank Paul Volcker

Die neue Einfachheit im Finanzwesen Die Digitalisierung macht Produkte jederzeit zugänglich. Erfolgreiches Beispiel ist Amazon, das den Buchhandel revolutionierte. Ein ähnlicher Strukturwandel ist auch im Finanzsektor zu beobachten. Anstatt komplizierter Angebote und Vertragsklauseln, ein simples Produkt und transparente Prozesse. Modernste Technologien sorgen für fortwährende Verfügbarkeit sowie eine einfache bequeme Abwicklung. Banken sollten in Zukunft auf Kooperationen mit FinTechs setzen, um zu vermeiden den Anschluss zu verpassen. 

Foto: © Tyler Olson - Fotolia.com

Dr. Christian Grobe Co-Founder und Chief Operating Officer Funding Circle Continental Europe (vorher Zencap)

Jahrzehntelang prägte das Bild des Universalanbieters mit allen Finanzdienstleistungen unter einem Dach die Bankenlandschaft. Doch die Musterschüler des Digitalzeitalters wie Apple oder Google bringen das Konstrukt mit ihren Dienstleistungsangeboten Apple Pay oder Google Wallet gehörig ins Wanken. Dies sind nur zwei Beispiele aus einer Reihe von Unternehmen, die die integrierte Wertschöpfungskette traditioneller Banken zerlegen. Ihre Maxime lautet: Fokus auf ein Produkt. Diese Kreuzung von Technologiefirmen und klassischen Finanzdienstleistungen ist nur eines der sichtbarsten Zeichen des tiefgreifenden Strukturwandels, der schon bald das Ende der Universalbanken einläuten könnte.

Laut der aktuellen Unternehmensbefragung der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) fühlen sich vor allem kleine Unternehmen beim Zugang zu Firmenkrediten benachteiligt. Aus diesem Grund fokussieren sich neue Finanzierungsmodelle wie Factoring, Leasing oder Online-Kreditvergabe über einen Marktplatz auf das für Filialbanken unprofitable Massengeschäft mit kleineren Firmenkunden. Die alternative Finanzierungsform wird in Deutschland durch Online-Kreditmarktplätze wie Lendico, Spotcap oder Funding Circle angeboten. Das Prinzip ist ganz einfach: Unternehmer treffen online auf eine Vielzahl von Anlegern. Während der Unternehmer einen Kredit erhält, bekommen Anleger in Zeiten von Niedrigzinsen die Chance auf eine gute Rendite.


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Der Mittelstand. | 6 | 2015

Wettbewerbsvorteile durch Finanzierung

Obwohl die Finanzierungsvielfalt insgesamt gestiegen ist, erschließt sie sich den mittelständischen Kunden oft nicht. Durch schärfere Auflagen der Bankenaufsicht erfordern Finanzierungsverhandlungen heute wesentlich mehr Know-how von den Unternehmern. Ein banken- und produktübergreifender internationaler Finanzierungsservice ist ein Schlüsselfaktor zum Erfolg.

Negative Effekte für Unternehmensfinanzierung? Finanzierungsberatung bei Banken ist in Deutschland weitgehend kostenlos. Dabei beraten die Banken, wie jede andere Firma auch, entsprechend der hauseigenen Strategie. Die standardisierte Finanzierungsberatung kann den zunehmend komplexen Fragestellungen des Mittelstandes nicht gerecht werden. Bankenunabhängige Alternativen bedürfen der Eigeninitiative. Die vielfältigen Eigen- und Fremdkapitalfinanzierungsinstrumente, die teilweise nicht bekannt sind, ermöglichen den Unternehmen aller Größenordnung ungeahnte Potenziale. Einige asiatische Länder und wenige internationale Großkonzerne haben dies als strategischen Fak-

tor erkannt: Sie sichern ihre Finanzierung mittels eigener bankenneutraler Finanzierungsexperten und bieten dies zusätzlich als Kundenservice an. Lässt der Mittelstand diese Chance außer Acht? Das Finanzierungsverhalten der Kreditinstitute wurde durch die Finanzkrise 2008 nachhaltig verändert, ebenso dass Verhalten der Unternehmer. Durch Basel II sind weniger risikoreiche Kunden­ engagements für die Finanzinstitute preiswerter und attraktiver. Durch den Nachfolger Basel III, seit 2014 in Kraft, verschärfen sich die Auflagen der Banken für Transparenz und Eigenkapitalvorhaltung stufenweise bis 2019, was zu einer weiteren Disziplinierung in der Kreditvergabe führt. Die Mittelvergabe an Unternehmen wird weder

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Der Mittelstand. | 6 | 2015

einfacher noch billiger. Diese Tendenz bestätigen aktuelle Daten der EZB, der Deutschen Bundesbank und der KfW Mittelstandsbank, trotz historisch niedriger Leitzinsen.

Finanzierung: eine neue strategische Schlüsselfunktion Die erhöhten Bankanforderungen werden an die Kunden weitergegeben: Um die Finanzierungsinstitute zu überzeugen, bedarf es einer profunden Darstellung des Unternehmens und Vorhabens, was eine gute Planung vor dem Finanzierungsgespräch voraussetzt. Die Risikoanalyse ist ein wesentlicher Bestandteil einer guten Aufbereitung. Es gilt, die Finanzierung für das eigene Unternehmen flexibel zu halten und Unternehmerinteressen zu berücksichtigen. Die Kontrolle über die Eigentumsverhältnisse am Unternehmen muss gewahrt bleiben. Tatsächlich gibt es eine Vielzahl an Eigen- und Fremdfinanzierungsmöglichkeiten, die nicht nur diese Prämissen erfüllen, sondern zusätzlich zur Kundenakquise eingesetzt werden können. Weitere Möglichkeiten ergeben sich auf Landesund EU-Ebene, sowie über Institute wie die KfW Anzeige

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und Entwicklungsbanken oder durch Investoren mit Crowdfinancing. Nur wer kennt sich umfassend in den Finanzierungsinstrumenten aus, um die beste Lösung zu organisieren? Das leistet ein neutraler, produkt- und bank­übergreifender Finanzierungsservice. Bei der Wahl von Beratern empfiehlt es sich, auf Berufserfahrung in den jeweiligen Finanzfachgebieten zu achten. Firmenkundendirektoren sind keine Experten im Bereich der internationalen Export- oder Projektfinanzierung. Titel wie „Finanzierungberater“ sind nicht geschützt, und Beraterbörsen übernehmen keine Garantie für Qualität. Provisionszahlungen von Institutionen an die Berater gewährleisten keine Neutralität. Ein neutrales, produkt- und bankübergreifendes, internationales Finanzierungs-Know-how geht auf spezifische Unternehmensbelange ein. Dieser Expertise kommt neben der Bankberatung mehr denn je eine zentrale Schlüsselrolle zu. Sie wird wie der Rat eines Anwalts über ein Honorar abgedeckt. ProExBe steht mit seiner neutralen internationalen Finanzierungsexpertise zur Verfügung. 

Simone Kirbach Inhaberin ProExBe www.ProExBe.de

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Der Mittelstand. | 6 | 2015

Risikoprüfung mit System Unternehmen werden aus Leidenschaft zu einem Geschäftsmodell gekauft, aufgrund von Wachstumsstrategien oder zur Sicherung wirtschaftlicher Ziele. Die Durchführung einer „Due Diligence“ ist dabei zentral für die Bestimmung des Kaufpreises.

dem Abschlussbericht werden offene Fragen kanalisiert und verhandelt. Für den Unternehmer bedeutet diese Phase immer eine emotionale Belastung sowie eine extreme Bindung der eigenen Ressourcen.

Besonderheiten bei kleinen und mittleren Betrieben Es ist kein Geheimnis, dass mittelständische Unternehmen eine gewisse Abhängigkeit vom Unternehmer aufweisen. Auf die Prüfung der Personalstruktur wird besonderer Wert gelegt. Neben dem Geschäftsführer sollte eine Managementebene über Entscheidungskompetenzen verfügen oder Leitungsfunktionen übernehmen können. Die Gestaltung von Mitarbeiterverträgen, oder Vergütungsmodelle sowie die „weichen Themen“ wie Führungsstil, Unternehmenskultur und Anreizsystem, sind in die Bewertung miteinzubeziehen.

Due Diligence bei Akquisitionen im Mittelstand

Christian Hock Berater WALTER FRIES Corporate Finance GmbH www.walterfries.de

Der Ablauf und Inhalt einer Due Diligence muss maßgeschneidert sein. Auf Verkäuferseite sollte die nötige Infrastruktur zur Durchführung mithilfe des Unternehmers und eines erfahrenen Beraterteams geschaffen werden. Die erforderlichen Unterlagen werden nach strukturierten Checklisten zusammengestellt und in einem elektronischen Datenraum aufbereitet. Die Zugriffsrechte der Rechtsanwälte, Wirtschaftsprüfer und externen Beraterteams müssen geregelt sein. Nach

Ein funktionierendes Controlling System ist für die Financial Due Diligence unabdingbar. Ein Beraterteam kann hier mithilfe einer strukturierten Finanzanalyse den gewünschten Unternehmenswert rechtfertigen. Verlässliche Aussagen über die Finanzentwicklung treiben den Wert. Erfolgreiche Unternehmen sind oft in spezifischen Nischen angesiedelt. Strategische Ausrichtungen und Marktpotenziale müssen klar identifiziert werden. Eine Schlüsselrolle nimmt hier die Commercial Due Diligence ein. Bereiche wie Steuern und juristische Zusammenhänge sind weitere unabdingbare Prüffelder im Prozess. Ein gut aufgestelltes Team von Experten hilft dem Unternehmer, in einem zunehmend internationalen Umfeld seine Vorstellungen zu realisieren, sein Unternehmen für den Prozess richtig aufzustellen und sein Lebenswerk zum Vorteil aller Parteien in die richtigen Hände zu übergeben. 

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In Wirtschaftslexika wird der Begriff Due Diligence sinngemäß mit „angemessene Sorgfalt“ oder „sorgfältige Prüfung“ übersetzt. Grundsätzlich dient dieser Vorgang der Prüfung und Analyse von Geschäftsabläufen, der Bewertung von Risiken in Rechtsbeziehungen der Gesellschaft und der finanziellen Lage. Daraus wird der Kaufpreis abgeleitet.


Der Mittelstand. | 6 | 2015

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Wie Liquiditätsengpässe vermeidbar sind Für jeden Unternehmer ist die Beschaffung neuer Liquidität zur Wachstumsund Innovationsfinanzierung ein maßgeblicher Baustein der strategischen Unternehmensplanung. Häufig fehlt es den Unternehmern an Zeit für eine valide Planung, doch die Zeit sollte man sich nehmen.

Eine schlechte Liquiditätslage kann das Misstrauen von Geschäftspartnern und eine spürbare Zurückhaltung von Banken bei der Kreditvergabe nach sich ziehen. Besonders in Zeiten vorübergehender Nachfragespitzen fehlt dann ein wichtiger Liquiditätsgeber. Eine konsequente Planung und anschließende Nachjustierung der Unternehmensliquidität helfen dabei, eine solche Situation von vorherein zu vermeiden.

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Generell wird Liquidität kurzfristig für ein bis zwei Jahre geplant. Dabei werden alle zahlungsrelevanten Positionen mit ihren jeweiligen Zuund Abflüssen detailliert erfasst, Einmalzahlungen nur mit ihrer wirklichen Fälligkeit und in voller Höhe. Rein kalkulatorische Aufwendungen wie Abschreibungen finden keine Berücksichtigung. Nach Abschluss der Postenauflistung ergibt sich eine Über- oder Unterdeckung des Liquiditätsbedarfs. Diese gilt es in regelmäßigen Abständen mit der Ist-Situation des Unternehmens abzugleichen. Potenzielle Engpässe können so früh erkannt und entsprechende Gegenmaßnahmen rechtzeitig eingeleitet werden. Wird durch die Planung eine Überdeckung aufgezeigt, sollte die frei verfügbare Liquidität verwendet werden, um die Rentabilität des Unternehmens zu verbessern und so die eigene Finanzkraft zu stärken. Ergibt sich jedoch eine Unterdeckung, steht das Unternehmen vor einer Herausforderung. Ist die aufgedeckte Finanzlücke gering, können ein gutes Debitorenmanagement sowie ein qualifiziertes Mahnwesen helfen, die Liquiditätssituation beständig zu halten und ungeplante Beeinträchtigungen zu vermeiden. Bei einem höheren Liquiditätsbedarf kann die Ausdehnung der Kontokorrentlinie bei der Hausbank eine relativ einfache und kurzfristig verfügbare Methode sein, die aber oft mit der Bereitstellung weiterer Sicherheiten und hoher Überziehungszinsen verbunden ist. Stehen keine weiteren Sicherheiten zur Verfügung, kann Factoring eine sinnvolle Alternative sein. Hier handelt es sich um den Verkauf von

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Die Liquiditätsplanung schafft eine fundierte betriebswirtschaftliche Basis für eine bessere Entscheidungsfindung im Geschäftsbetrieb.

Forderungen aus Warenlieferungen und Dienstleistungsgeschäften gegen sofortige Finanzierung der Forderungen unter Übernahme des kompletten Ausfallrisikos. Der unmittelbare Zahlungserhalt ermöglicht es auch, Skonti und Rabatte gegenüber Lieferanten zu nutzen und gleichzeitig längere Zahlungsziele ohne Liquiditätseinbußen anzubieten. Trotz dieser Möglichkeiten halten viele Unternehmer die Erstellung eines Liquiditätsplans für zu aufwändig. Ein gewisser Initialaufwand dafür ist zwar nicht zu leugnen, dennoch zahlt sich die gewissenhafte Planung aus. Gerade bei Kreditverhandlungen können finanzielle Schwankungen oder Planabweichungen besser erklärt werden, die Relevanz von Planzahlen im Rahmen von Kreditwürdigkeitsprüfungen nimmt zu, und der Einsatz von alternativen Finanzierungsmodellen verbessert zudem die Eigenkapitalquote. Die Liquiditätsplanung schafft eine fundierte betriebswirtschaftliche Basis für eine bessere Entscheidungsfindung im Geschäftsbetrieb. Sie hilft, emotionale Entscheidungen zu vermeiden, die in Anbetracht der wachsenden Dynamik und Komplexität Unwägbarkeiten in sich bergen, und sie unterstützt die umfassende und strukturierte Analyse externer Herausforderungen und betriebsinterner Abläufe. Chancen, aber auch Risiken können frühzeitig erkannt, Prozesse optimiert und ein effektives Controlling durch Soll-Ist-Vergleiche unterstützt werden. 

Ronald Müller Vertriebsleiter für die BFS finance GmbH, ein Unternehmen der arvato Financial Solutions finance.arvato.com

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Der Mittelstand. | 6 | 2015

Digitale Kreditmarktplätze FinTech-Unternehmen wollen das traditionelle Kreditgeschäft in die digitale Moderne führen. Vermehrt bieten sie ihre Dienstleistung auch für Mittelständler an. Ihr Ziel: eine Alternative zur Bank bieten – keine Filialen, keine aufgeblähte Selbstverwaltung, daher kostenschlank und effektiv. Der Mittelstand. stellt im Folgenden FinTech-Unternehmen vor:

Lendico vergibt Firmenkredite in Höhe von 10.000 bis 150.000 Euro mit einer Laufzeit von bis zu fünf Jahren. Die Kreditnehmer kommen aus verschiedensten Branchen, wie Einzelhandel, Maschinen- und Fahrzeugbau, Baugewerbe, Dienstleistungen, Online-Handel, Medien und Kreativwirtschaft sowie Gesundheitswirtschaft. Die Kommunikation findet direkt zwischen dem zuständigen Lendico-Mitarbeiter und dem Kreditnehmer statt. Der Kreditantrag sowie die Kreditprüfung sind bei Lendico für den Kreditnehmer kostenlos und unverbindlich. Geht der Unternehmer auf den Konditionenvorschlag ein, wird das Kreditprojekt online eingestellt und ist für die Anleger bis zu drei Wochen für ein Investment zugänglich. Gebühren fallen für den Kreditnehmer erst bei Auszahlung der Kreditsumme an, also wenn das Kreditprojekt vollständig finanziert und bewilligt wurde. www.lendico.de

Kapilendo Kapilendo hat sein Profil ausschließlich auf den deutschen Mittelstand ausgerichtet. Kreditnehmer können nach Antragstellung in wenigen Tagen mit einem Bescheid rechnen. Der Kreditbetrag wird von privaten Anlegern erbracht – Kapilendo fungiert also wie fast alle FinTech-Unternehmen als Online-Kreditmarktplatz. Besonders bei Kapilendo ist eine Dienstleistung, die einen Mehrwert sowohl für Anleger als auch den kreditsuchenden Unternehmer darstellt: Kapilendo vermarktet das Unternehmen mittels professioneller Werbefilme auf seiner Webseite. Anleger können sich ein Bild über ihr Investment machen, Bewerber polieren ihr Image auf. Je nach Ergebnis der Bonitätsprüfung beginnt das Kreditangebot zurzeit bei 3,49 Prozent p.a. ,Tilgung und Zinsen werden vierteljährlich in konstanten und planbaren Raten beglichen. www.kapilendo.de

smava Bernd Ratmeyer Wissenschaftsjournalist und Lektor

smava ist der typische Kredit Online-Marktplatz – der Finanzdienstleister richtet sich in erster Linie an Privatkunden, die einen Finanzierungsbedarf haben. Aber

vermehrt bietet smava auch Selbstständigen und Gewerbetreibenden Kreditmöglichkeiten an – sei es für die Anschaffung neuer Firmenwagen, Renovierungsbedarf der Büroräume oder bei Liquiditätsengpässen durch zahlungssäumige Kunden. smava möchte die Lücke schließen, die durch die „Diskriminierung von Selbstständigen durch die Banken“ entsteht und eine Alternative zu den klassischen Finanzierungsformen bieten. Gewerbekredite werden zurzeit ab 0,55 Prozent Effektivzins p.a. angeboten. www.smava.de

Compeon Compeon wirbt für sich als das „erste produkt­ übergreifende Finanzportal für den Mittelstand“. Das FinTech-Unternehmen hilft etwa bei der Entscheidung, ob der Unternehmensfuhrpark oder die neuen Maschinen besser geleast oder kreditfinanziert werden. Im Unterschied zu anderen digitalen Finanzdienstleistern bietet Compeon keine Kreditprodukte an oder vermittelt private Investoren, sondern „glaubt an das Grundprinzip des Bankings“, wie Geschäftsführer Frank Wüller ausführt: „Anonymität, Bankgeheimnis, Verlässlichkeit. Der deutsche Mittelstand hat noch eine hohe Bankaffinität.“ 150 Banken und Sparkassen unterhalten mit Compeon einen Kooperationsvertrag und können auf dem Portal auf das kreditsuchende Unternehmen zukommen. „Wir sind keine Konkurrenz zur Bank. Wir schreiben Kreditanfragen aus, und interessierte Banken können dann maßgeschneiderte Kreditangebote machen.“ www.compeon.de 

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Lendico


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EIN BEISPIEL FÜR DIE GESAMTE WELT: Der Mittelstand. | 6 | 2015

VOM SLUM ZUM AUTARKEN STADTTEIL: Helfen Sie mit diesem einzigartigen Projekt, die Lebensbedingungen im Slum Baraka (Senegal) zu verbessern. Nur indem wir vor Ort Perspektiven schaffen, können wir die Flüchtlingsströme nach Europa dauerhaft mindern. Wir möchten Baraka in einen selbständigen, autarken Stadtteil verwandeln, in dem die Menschen Bildung, Ausbildung, Arbeitsplätze und medizinische Versorgung vorfinden.

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EIN HAUS, DAS HOFFNUNG SCHAFFT: 10.000€ – MIT DIESER SPENDE KÖNNTEN WIR EIN HAUS BAUEN. Spenden Sie den Bewohnern in Baraka ein Haus, das Ihren Namen oder den Ihres Unternehmens trägt oder ermöglichen Sie jungen Menschen die Möglichkeit einen Beruf zu erlernen! Mehr Infos unter www.you-stiftung.de/vom-slum-zum-vorzeigedorf

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Kontaktieren Sie uns unter 0211 611133 oder kontakt@you-stiftung.de


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Der Mittelstand. | 6 | 2015

Fuhrparkleasing: Weit mehr als nur eine Finanzierungsvariante Mittelständische Unternehmen stehen zunehmend im internationalen Wettbewerb. Der Unterhalt eigener Fahrzeugflotten ist dabei eine Grundbedingung, die eigenen Mitarbeiter mobil halten und Geschäftschancen nutzen zu können.

Durch Fahrer-Apps können günstige KooperationsWerkstätten schnell gefunden oder im Notfall Hilfe angefordert werden. Leasing und Fuhrparkmanagement binden wichtige Kapazitäten und gehören nicht zu den Kernkompetenzen kleiner und mittelständischer Unternehmen. Kompetente Leasingunternehmen übernehmen jedoch alle Aufgaben rund um die Firmenwagenflotte, entwickeln eine auf die jeweiligen Kundenbedürfnisse zugeschnittene Mobilitätslösung – und helfen, die Gesamtbetriebskosten im Fuhrpark nachhaltig zu senken. Die Vorteile beginnen bereits bei Services für kleine Flotten: Betriebe und Unternehmen mit einem eingeschränkten Fahrzeugbedarf können beispielsweise ganz bequem auf Online-Retail-Plattformen wie etwa sixt-neuwagen.de zurückgreifen. Sie erhalten somit eine nutzerfreundliche Möglichkeit, aus einer breiten Auswahl aller gängigen Marken Fahrzeuge zu hochattraktiven Konditionen zu leasen und die passenden Servicebausteine individuell zu gestalten. Eine kompetente Leasinggesellschaft kann Größenvorteile beim Fahrzeugeinkauf erzielen und vorteilhafte Konditionen an ihre gewerblichen Kunden weitergeben.

Thomas A. Emmert Geschäftsführer Sixt Mobility Consulting GmbH www.sixt-leasing.de

Für mittlere Flotten vom 20 bis 60 Fahrzeugen bieten firmenspezifische Online-Portale die Möglichkeit, einem definierten Fahrerkreis Fahrzeuge anzubieten, die den Regelungen des Unternehmens entsprechen und individuelle Budgetvorgaben berücksichtigen. Unternehmen können die gewünschte Finanzierung, die einzelnen Servicebausteine, die Fahrerverwaltung und das Re-

porting effizient über das Portal abwickeln und reibungslose Prozesse nutzen. Bei großen Flotten kommen individuelle Online-Konfiguratoren zum Einsatz. Diese berücksichtigen die Großkundenkonditionen des Unternehmens und die Vorgaben der Dienstwagenverordnung. Der Fahrer sieht dabei nur die Fahrzeuge, für deren Bezug er berechtigt ist. Der Konfigurator prüft Pflicht- und Verbotsausstattungen, Servicebausteine und Budgetregeln, und der Fahrer erhält Transparenz über die zu erwartende Versteuerung und etwaige Eigenanteile. Die Firmenwagenbestellung wiederum ist oft mit einem aufwendigen Freigabe- und Genehmigungsprozess verbunden. Jedoch kann dieser durch den Einsatz eines workflow-basierten Online-Freigabe-Tools schnell und papierlos per E-Mail erfolgen. Besonders wichtig ist es, den Fahrer so wenig wie möglich mit Aufgaben rund um das Fahrzeug zu belasten. Eine persönliche Hotline, Werkstätten mit Hol- und Bring-Service, Ersatzmobilität im Schadenfall oder kurze Reparaturzeiten reduzieren die Ausfallzeiten. Durch Fahrer-Apps können günstige Kooperations-Werkstätten schnell gefunden oder im Notfall Hilfe angefordert werden. Ein weiteres Beispiel ist eine Telematik-gestützte Fahrtenbuch-App, die für die Fahrer signifikante Steuervorteile bringen kann. Umfassende Lösungen für Führerscheinkontrollen und UVV-Prüfungen runden die Vielzahl an möglichen Services ab und erfüllen die Vorgaben der Halterhaftung. Abgerundet wird solch ein innovatives Fuhrparkmanagement durch kontinuierliche Beratung in Person eines kompetenten Account Managers, der kontinuierlich zu Verbesserungen berät und beschlossene Maßnahmen stringent umsetzt. 

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Cyber-Security – Brandschutz 4.0 Digitalisierung und Vernetzung bieten breite Angriffsflächen für Cyber-Kriminelle Cyber-Angriffe auf Unternehmen, Verwaltungen und Privatnutzer finden täglich statt und nehmen weiter zu. Und sie werden immer professio­ neller. Aus einem Bericht zur Lage der IT-Sicherheit in Deutschland, den das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) Ende 2014 herausgegeben hat, geht hervor, dass besonders die rund 3,7 Millionen kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) unzureichend geschützt sind. Und obwohl das Bewusstsein für die Gefahren durch Cyber-Kriminalität wächst, schützen die Firmen ihre IT-Systeme weiterhin häufig nur unzureichend. Laut dem Sicherheitsmonitor 2014, der auf einer Umfrage unter 1.500 KMU beruht, hat gerade einmal ein Drittel der Firmen ein ganzheitliches IT-Sicherheitskonzept, das auch von der Geschäftsleitung getragen wird. Gemessen an der zunehmenden Digitalisierung attestiert der Bericht sogar einen Rückgang des Schutz­ niveaus im Vergleich zu den Vorjahren.

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Das wissen auch Cyber-Kriminelle, weshalb gerade die KMU ein häufiges und lohnendes Ziel für ihre Angriffe sind. Daten und Know-how von Unternehmen werden ausspioniert oder die Betriebsabläufe empfindlich gestört. So waren nach

In Deutschland fehlt ein einheitlicher Standard für die Informationssicherheit, der vom Mittelstand mit überschaubarem Aufwand umgesetzt werden kann.

einer aktuellen Umfrage des BSI über 50 Prozent aller Unternehmen in diesem Jahr Ziel eines erfolgreichen Hacker-Angriffs, eine Steigerung von über 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Jedes zehnte Unternehmen berichtet sogar von relevanten Folgen der Cyber-Attacke, so dass bei jedem Angriff die Existenz des Unternehmens auf dem Spiel steht. Im Durchschnitt entstehen rund 41.000 Euro Kosten pro Schaden verursachendem Angriff auf mittelständische Unternehmen, fand Kaspersky Lab in einer Umfrage unter knapp 200 deutschen IT-Entscheidern heraus. Auch das Bundes­kriminalamt (BKA) schlägt bereits Alarm: „Die Verfügbarkeit des Cyber-Raums und die Integrität, Authentizität und Vertraulichkeit der darin vorhandenen Daten sind zu einer existenziellen Frage des 21. Jahrhunderts geworden“, erklärt das BKA in seinem Infoblatt „CyberSicherheitsstrategie für Deutschland“. In Deutschland fehlt ein einheitlicher Standard für die Informationssicherheit, der vom Mittelstand mit überschaubarem Aufwand umgesetzt werden kann. Die Anwendung der bestehenden ISO 27000er Reihe und der BSI-Grundschutzkataloge sind in der Umsetzung besonders für KMU zu mächtig und zu komplex. Der Aufbau

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Verfahren, mit dem der Informationssicherheitsstatus eines Unternehmens auditiert und zertifiziert werden kann. Die Mindestanforderungen an die Informationssicherheit sind so gestaltet, dass gerade kleine und mittlere Unternehmen organisatorisch oder finanziell nicht überfordert werden. Sie können mit einem Fünftel des Aufwandes verglichen mit ISO 27001 aus den Richtlinien des VdS Maßnahmen und Prozesse ableiten, die ihnen im IT-Bereich ein angemessenes Schutzniveau liefern. Zusätzlich wurden die VdS-Richtlinien aufwärtskompatibel gestaltet, wodurch jederzeit auch der Einstieg in die Zertifizierung der ISO 27.000er-Reihe möglich ist.

­ iner zertifizierungsfähigen Organisation und e der Zertifizierungsprozess sind mit hohen Kosten und großem Aufwand verbunden. Das hat zur Folge, dass sich hauptsächlich Großunternehmen und Konzerne mit der ISO 27000er Reihe beschäftigen und sich zertifizieren lassen.

Neue Richtlinien für KMU Mit der Veröffentlichung der Richtlinien „VdS-zertifizierte Cyber-Security“ (VdS 3473) und dem dazugehörigen neuen Dienstleistungsangebot reagiert die VdS Schadenverhütung GmbH – eine Tochtergesellschaft des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) – auf diese Sicherheitslücke im Mittelstand. Hinter den branchenneutralen Richtlinien, die erstmals auf der diesjährigen CeBIT vorgestellt wurden, verbirgt sich ein speziell auf KMU zugeschnittenes

Um den Weg zur Zertifizierung des Informationssicherheitsprozesses zu ebnen und als Vorbereitung für eine Zertifizierung nach VdS 3473 bietet VdS zwei Instrumente an. Mit dem VdS-Quick-Check, einem kostenlosen Webtool, das im Internet unter www.vds-quick-check.de zur Verfügung steht, können sich Unternehmen ein erstes Bild ihrer Cyber-Security verschaffen. Die Ergebnisse können anschließend von VdS in einem Quick-Audit vor Ort verifiziert werden. Unternehmen, die über einen aktuellen Wissensstand auf dem Gebiet der Informations­ sicherheit verfügen, können die Maßnahmen der Richtlinien auch in Eigenregie umsetzen, um einen zertifizierungsfähigen Status herzustellen. Fehlt dieses Know-how jedoch, benötigen vor allem kleinere Unternehmen fachliche Hilfe durch qualifizierte Dienstleister. In Anlehnung an die etablierte VdS-Errichteranerkennung bietet VdS inzwischen auch IT-Dienstleistern ein Anerkennungsverfahren an. Die VdS-anerkannten Cyber-Security-Berater sind ebenso auf der VdS-Website gelistet wie zwei neue Lehrgänge zum Thema IT-Sicherheit. 

Robert Reinermann Geschäftsführer VdS Schadenverhütung GmbH www.vds.de/de/ vds-cyber-security


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Der Mittelstand. | 6 | 2015

Daten-Diebstahl kann versichert werden

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Versicherungsunternehmen reagieren zunehmend auf die rasante Zunahme der Internetkriminalität. Allein im Jahr 2012 wurden in Deutschland rund 64.000 Fälle von Cybercrime registriert. Auch viele KMU sind davon betroffen. Darüber sprach Der Mittelstand. mit Natalie Kress, Cyber Practice Manager Germany & Austria der ACE Group (ACE) in Frankfurt und Tim Bormann, dem Leiter des Versicherungsmaklers DMM Deutsche Mittelstands Makler GmbH aus Osnabrück.


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Der Mittelstand.: Versicherungen gegen DatenDiebstahl sind auf dem angloamerikanischen Markt bereits sehr verbreitet. Nun werden auch hierzulande Cyber-Versicherungen angeboten. Ist das wirklich notwendig? Tim Bormann: Unbedingt. Ein erfolgreicher Hacker-Angriff auf ein Großunternehmen verursacht einen durchschnittlichen wirtschaftlichen Schaden von 1,8 Millionen Euro. Bei kleinen und mittelständischen Unternehmen liegt der Durchschnittswert bei 70.000 Euro. Der Schaden, der sich aus allen Hacker-Angriffen auf deutsche Firmen insgesamt pro Jahr ergibt, lag 2011 laut Bundeskriminalamt bei 70,2 Millionen Euro. Da die Dunkelziffern sehr hoch sind, ist zu vermuten, dass der tatsächliche wirtschaftliche Schaden jedoch um ein vielfaches höher ist. Warum sollten Mittelständler die zusätzlichen Kosten einer Cyberpolice auf sich nehmen? Natalie Kress: Unternehmen sind hochgradig technikabhängig, unabhängig von ihrer Größe. Heute verarbeitet so gut wie jeder sensible Daten – ob die der eigenen Mitarbeiter oder vertrauliche Datensätze Dritter – und unterliegt damit dem Bundesdatenschutzgesetz. Da keine hundertprozentige IT-Sicherheit existiert, bleibt immer ein Restrisiko – und das finanzielle Schadenpotenzial von Cyberrisiken ist enorm. Eine Cyberpolice hilft, dem Restrisiko gerecht zu werden und fungiert als zusätzliches Sicherheitsnetz, um die finanziellen Verluste abzudecken, die durch den Verlust oder die Manipulation der eigenen Daten und Programme entstanden sind. Wichtiger Teil der Cyberpolice ist auch die Unterstützung und Fachkenntnis im Schadenfalls, denn hier gilt: schnellstmöglich handeln, um weitere Schäden zu vermeiden. Denn wird ein Cyber­ vorfall seitens des betroffenen Unternehmens nicht entsprechend gehandhabt, kann dies durchaus zur realen Gefahr werden, Gewinn­ einbrüche, Reputationsschäden und unter Umständen im äußersten Fall sogar die Insolvenz der Firma nach sich ziehen.

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Ist eine Cyberpolice nicht eher etwas für große Unternehmen? Tim Bormann: Kein Unternehmen ist heute mehr vor Cyberangriffen gefeit, unabhängig ob es sich um Kleinunternehmen, Mittelständler oder Großkonzerne handelt. Ein beliebtes Ziel für Cyberkriminelle sind dabei nach wie vor die klassisch hochexponierten Branchen, wie der Einzelhandel oder das Finanz- und Versicherungswesen. Aufgrund der zahllosen Transaktionen und den enormen Mengen vertraulicher Daten in jenen Geschäftsbereichen gelten diese als besonders lukrativ für Cyberkriminelle. Dennoch gilt: Ins Visier kann mittlerweile jeder geraten. Schließen Geschäftsführer die Police mögli­ cherweise nur deshalb ab, damit sie selbst aus der Haftung sind? Natalie Kress: Die Absicherung von Cyberrisiken ist für Führungskräfte ein wichtiges Thema, da ihre Organisationspflicht auch den IT-Bereich umfasst. Sie müssen dafür sorgen, dass ihr Unternehmen so gut wie möglich vor IT-basierten Risiken geschützt ist, zum Beispiel indem sie bestimmte IT-Sicherheitsrichtlinien umsetzen. Kommen sie ihrer Pflicht nicht nach, und kommt es dadurch zum Cyberschaden, kann dieser als Organisationsverschulden gewertet und die Verantwortlichen dafür schadensersatzpflichtig belangt werden. Für Geschäftsführer besteht dadurch ein enormes Gefahrenpotenzial.

Tim Bormann Leiter DMM Deutsche Mittelstands Makler GmbH (DMM) www.mittelstandsmakler.com

Was empfehlen Sie für eine Rund-Um-Absiche­ rung bei einem größeren Mittelständler mit 500 Mitarbeitern? Tim Bormann: Um die spezifischen Gefahren eines Unternehmens abdecken und so individuellen Schutz bieten zu können, bedarf es einer detaillierten Risikoanalyse. Nur so können Risikopotenziale erkannt, bewertet und entsprechend gehandhabt werden. Abhängig beispielsweise von der jeweiligen Qualität der IT-Sicherheit, der Größe oder auch der Branche eines Unternehmens ergibt sich daraus die individuell auf den Kunden zugeschnittene Höhe der Prämie und der Deckungslimits. 

Natalie Kress Cyber Practice Manager Germany & Austria ACE Group, Frankfurt www.acegroup.com/de


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Ideenmanager – Investition für die Zukunft Wo sind die Ausbildungsplätze für Ideenmanager und Ideenmanagerinnen? Hat der demographische Wandel dieses Berufsbild übersehen, oder stehen hinter jedem aktiven Ideenmanager schon zwei oder drei Bewerber in der Warteschlange? An deutschen Universitäten studieren die Nachwuchskandidaten in kleinen Gruppen, nur wenige Hochschulen bieten das Fach Ideenmanagement für Bachelor- oder Masterabschlüsse an.

Das traditionelle Betriebliche Vorschlagswesen (BVW) hat seine Wurzeln als Nischen-Organisation in Großunternehmen. Alfred Krupp verpflichtete schon 1872 seine Führungskräfte zu einem wertschätzenden Umgang mit Verbesserungsvorschlägen ihrer Mitarbeiter und zur Prüfung der Umsetzungsmöglichkeiten. Schnell entwickelten sich daraus Fachaufgaben für einzelne Mitarbeiter wie das Aufbereiten und Begutachten von Vorschlägen, und je nach Unternehmensgröße bildeten sich Stabs-

stellen BVW zur Unterstützung der Unternehmensleitung. Das BVW hielt schließlich auch Einzug in größere mittelständische Unternehmen als eine Art Job-Enrichment: „Sie machen das BVW mal mit“. Gleichzeitig wurden in den Fünfzigerjahren die ersten BVW-Systeme in mittelständischen Unternehmen etabliert. In dieser Zeit lassen sich auch erste überregionale Vernetzungsaktivitäten unter den damaligen BVW-Verantwortlichen der Großunternehmen bundesweit nachweisen. Hierbei standen ope-

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Der Mensch als wertvollste ökonomische Ressource spielt im Ideen- und Innova­tions­­ management eine entscheidende Rolle.

rative Fragestellungen im Vordergrund. Ausund Weiterbildungspläne blieben aber noch außen vor. Erst nach und nach kamen in den folgenden Jahrzehnten auch mittelständische Unternehmen hinzu. Der Mensch als wertvollste ökonomische Ressource spielt im Ideen- und Innovationsmanagement eine entscheidende Rolle. Erst durch gewonnene Erfahrungen, fachliche Kompetenzen und nicht zuletzt durch das angeeignete Wissen und die Kreativität der Mitarbeiter können Ideen als Kern jeder Innovation generiert und umgesetzt werden. Die komplexen und hochentwickelten Ideen- und Innovationsmanagementsysteme und -strukturen, die in großen Unternehmen und Konzernen vorherrschen, lassen sich im Mittelstand nur zum Teil vorfinden. Häufig übernehmen Mitarbeiter verschiedene Aufgaben im BVW-Prozess, zum Großteil sogar zusätzlich zu ihren eigentlichen Aufgaben. Der Mittelstand stellt sich somit der Herausforderung, mit geringen Ressourcen und Möglichkeiten ein effizientes Ideen- und Innova­ tionsmanagement zu stemmen. Gerade hier ist die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter besonders relevant. Bezeichnend ist, dass das Deutsche Institut für Betriebswirtschaft e. V. (DIB) – gegründet u. a. von der Goethe Universität Frankfurt – das Thema der Weiterbildung von BVW-Beauftragten und -Koordinatoren aufgegriffen hat. Das Institut war Initiator, Gründungsmitglied und Koordinator für viele Arbeitskreise zum BVW im gesamten Bundesgebiet. Es fungiert seit 1954 als Dachorganisation für das Ideenmanagement in Deutschland und kann daher bei der Vermittlung der Lehrgebiete auf eine langjährige Praxiserfahrung zurückblicken. Vor mehr als 25 Jahren wurde dann der Lehrgang Ideenmanager/-in – Dekra-zertifiziert – ins Leben gerufen. Das Institut erarbeitete als erstes mit den Mitgliedern aus dem DIB-Forum Ideenmanagement ein Weiterqualifizierungsangebot für neben- und hauptamtliche Ideenmanager. Ziel war es, die wesentlichen Inhalte für alteingeses-

sene und neue Ideenmanager strukturiert aufzuarbeiten und zu vermitteln, um damit eine grundlegende Ausbildung in diesem wichtigen Bereich zu schaffen. Anhand von Praxisbeispielen werden den Teilnehmern Grundlagen zur Einführung und Gestaltung des Ideen- und Innovationsmanagements vermittelt. Der achttägige Lehrgang wird permanent weiterentwickelt und aktuellen Entwicklungen angepasst. Er ist sowohl für Einsteiger als auch für wissensdurstige Senior Ideenmanager bestens geeignet. Gleichzeitig gilt es, die Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten zu diesen Themen weiter zu fördern und auszubauen, da Unternehmen, ob Mittelstand oder Konzern, das Ideen- und Innovationsmanagement als Erfolgstreiber jetzt endlich erkannt haben. 

Dr. Christoph Gutknecht Wissenschaftlicher Leiter, Leiter Ideen- und Innova­ tionsmanagement Deutsches Institut für Betriebswirtschaft

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Industrie 4.0: Rechtliche Hürden und Perspektiven

Mit der Vernetzung ganzer Wertschöpfungsprozesse gewinnt der Datenschutz zunehmend an Bedeutung. Zum einen bringt die Vernetzung einen intensiven Datenaustausch mit sich. Zum anderen werden im Rahmen eines solchen Netzwerks große Mengen neuer Daten überhaupt erst generiert. Diese Daten sind oft personenbezogen. Auch kann der wachsende Datenstrom Geschäfts- und Betriebsgeheimnisse transparent machen. Im Zusammenhang mit dem Austausch, der Erhebung und Nutzung dieser Daten stellt sich die Frage, wer mit welchen Daten wie und in welchem Umfang verfahren darf.

Rechtliche Grauzonen bergen Gefahren Handelt es sich um personenbezogene Daten, regelt das jeweils einschlägige Datenschutzrecht den Verfügungsrahmen. Bei grenzüberschreitenden Sachverhalten stellt sich die Frage nach der Anwendbarkeit nationalen Rechts. Als personenbezogene Daten kommen dabei sowohl Daten von Mitarbeitern als auch Daten von Koopera­ tionspartnern und Kunden sowie deren Mitarbeitern in Betracht. Solche Daten können auch im Rahmen des Netzwerkbetriebs neu geschaffen werden. Dies wäre dann der Fall, wenn über die Aufzeichnung bestimmter Produktionsprozesse Rückschlüsse über das Verhalten identifizierbarer

„„ Daniel Christian Pohl Rechtsanwalt AWPR Apel Weber und Partner Rechtsanwälte mbB www.awpr.de

Foto: © DesignPrax - Shutterstock.com

Von der Zukunftsvision zur realen Herausforderung – die Verbindung der Produktion mit moderner Informations- und Kommunikationstechnologie, kurz: Industrie 4.0, ist Thema für die Wirtschaft. Dem Mittelstand stellen sich zunehmend Haftungsfragen und Fragen des Datenschutzes.

Mitarbeiter oder gar Kooperationspartner und Kunden möglich sind. Hier muss im Einzelfall geprüft werden, ob datenschutzrechtliche Bestimmungen die Erhebung, Nutzung und Weitergabe dieser Daten erlauben, oder ob entsprechende Einwilligungen der Betroffenen einzuholen sind. Gegebenenfalls kann durch Anonymisierung und Pseudonymisierung Abhilfe geschaffen werden.

Vorsicht bei Betriebsgeheimnissen! Geht es um Geschäftsgeheimnisse, müssen exakt die Daten identifiziert werden, die geheimhaltungsbedürftige Informationen enthalten. Ansonsten gilt, dass der Zugriff auf diese Daten durch Dritte im Netzwerk auf das notwendige Minimum zu beschränken und der Umgang mit ihnen vertraglich eng zu regeln ist. Ein weiterer zentraler Aspekt im Rahmen von Industrie 4.0 sind haftungsrechtliche Fragestellungen im Zusammenhang mit autonomen Handlungen intelligenter Maschinen. Gerade bei unternehmensübergreifenden Prozessen stellt sich die Frage, wer für Schäden bei „erlerntem Verhalten“ der Maschinen haftet. In diesem Bereich sind die bestehenden gesetzlichen Regelungen noch unbefriedigend. Daher sollte hier besonderes Augenmerk auf vertragliche Haftungsregelungen gelegt werden, um Verantwortlichkeiten interessengerecht zu verteilen. 

Als personenbezogene Daten kommen Daten von Mitarbeitern wie auch Daten von Kooperationspartnern und Kunden sowie deren Mitarbeitern in Betracht.

Foto Daniel Christian Pohl: AWPR

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Öffentliche Aufträge als Chance für den Mittelstand? Öffentliche Aufträge machen zwischen 8 Prozent und 14 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus. Der Einkaufskorb der öffentlichen Hand ist dabei sehr bunt: Von Bauleistungen, Schulbüchern, Strom bis hin zur Straßenbeleuchtung reicht die Palette. Ein interessanter Markt auch für den Mittelstand – wären da nicht „einkaufsfremde“ Vorgaben des Gesetzgebers.

Ziel des Gesetzgebers ist es, die mittelständischen Unternehmen an diesem Markt zu beteiligen. § 97 Abs. 3 GWB bestimmt dazu, dass Aufträge in Teilund Fachlose so aufzuteilen sind, dass sich auch Mittelständler an den Ausschreibungen beteiligen können. Die Mittelstandsförderungsgesetze der Länder flankieren dieses Ziel und treffen ebenfalls Regelungen zur Aufteilung von Aufträgen in „mittelstandsgerechte Größen“ und der Berücksichtigung der mittelständischen Wirtschaft bei Auftragsvergaben. Auch bei der derzeit anstehenden Vergaberechtsreform betont die Bundesregierung: „Die Vergabeverfahren sollen effizienter, einfacher und flexibler gestaltet und die Teilnahme kleiner und mittlerer Unternehmen an Vergabeverfahren erleichtert werden.“

Foto: © Photographee.eu - Fotolia.com

Soweit, so gut. Wie aber sieht die Wirklichkeit aus? In vielen Fällen beteiligen sich mittelständische Unternehmen nicht an öffentlichen Ausschrei-

bungen. Zum einen werden im Hinblick auf einen wirtschaftlichen Einkauf nach wie vor Auftragspakete so geschnürt, dass sie die Leistungsfähigkeit des Mittelstandes übersteigen. Hier müssen Unternehmen eine Aufteilung in Lose vor der Vergabekammer erstreiten, was häufig zwar gelingt, aber aufwändig ist. Zum anderen konterkariert der Gesetzgeber das Ziel, den Mittelstand an öffentlichen Auftragsvergaben zu beteiligen durch zusätzliche und „einkaufsfremde“ Vorgaben. Auftraggeber müssen beispielsweise das Einhalten von Mindestlohnvorgaben, der ILO-Kernarbeitsnormen, Umweltkriterien oder Maßnahmen zur Frauenförderung im Verfahren abfragen und entsprechende Nachweise fordern. Zusätzlich sind Belege zur Zuverlässigkeit (z. B. Handelsregisterauszug, Erklärung zur Zahlung von Steuern und Abgaben sowie der Sozialversicherung), wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit (Vorlage von Geschäftsberichten, Angaben zu Anzahl und Qualifikation der Beschäftigten, Arbeitsgeräten, Versicherungsschutz etc.) und Fachkunde (Referenzen) vorzulegen. Ein enormer Aufwand.

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In vielen Fällen beteiligen sich mittständische Unternehmen nicht an öffentlichen Ausschreibungen.

Daraus sind aus Sicht des Mittelstandes zwei Forderungen abzuleiten. Die erste richtet sich an öffentliche Auftraggeber, nur die Nachweise zu fordern, die wirklich erforderlich sind. Die zweite richtet sich an den Gesetzgeber, politische Ziele wie Tariftreue, Umweltschutz und Frauenförderung nicht durch Einkaufsvorgaben für die öffentliche Hand umsetzen zu wollen. Nur dann wird der Mittelstand von öffentlichen Aufträgen profitieren können. 

Dr. Stefan Pooth Rechtsanwalt und Partner bei der Sozietät Buse Heberer Fromm in Düsseldorf

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Luftfahrt im Wandel Der Luftverkehr ist trotz krisenbedingter Einbrüche noch immer ein starker Wachstumsmarkt. In den vergangenen Jahren hat er sich jedoch stark gewandelt. Zahlreiche Fluggesellschaften sind verschwunden, viele Low-Cost-Carrier hinzugekommen.

Eurowings nun auch zu attraktiven Ferndestinationen in der ganzen Welt“, sagt Christian Hein, Senior Vice President Sales & eCommerce bei Eurowings / Germanwings. Als neue Pointto-Point Marke der Lufthansa wird Eurowings das bewährte Angebot von Germanwings mit den drei verschiedenen Tarifarten fortführen. „Zusätzlich profitieren die Fluggäste natürlich auch weiterhin von den Miles & More Statusprivilegien und sammeln auf Eurowingsflügen ebenso Meilen“, ergänzt Hein.

Unternehmer zu Gast bei Eurowings.

Früher wurden Flüge ausschließlich über Reisebüros oder Firmenreisedienste gebucht, heute laufen rund 70 Prozent aller Flugbuchungen in Deutschland über das Internet. Bedingt durch den Wettbewerbsdruck und den liberalisierten europäischen Luftverkehrsmarkt reagieren deutsche Airlines.

Alexandra Rath BMVW-Verbandsleitung Kreis Mettmann & Düsseldorf

So dehnt Deutschlands drittgrößte Fluggesellschaft Germanwings ihr Streckennetz weiter aus und wird zeitgleich unter einem neuen Markennamen vertrieben. Die zur Lufthansa Group gehörende Low-Cost-Airline befördert derzeit rund 16 Millionen Passagiere pro Jahr. Was liegt näher, als zukünftig nicht nur Flüge nach Europa, sondern in die ganze Welt anzubieten. Dies geschieht seit November 2015 unter dem neuen, einheitlichen Markennamen Eurowings. Somit wird der Markenname Germanwings in Zukunft aus dem Luftverkehr verschwinden. „Für unsere Kunden bedeutet dies ein größeres Angebot: Neben den 130 Zielen in Europa fliegt

Besonders den Mittelstand möchte Eurowings mit ihrem Firmenprogramm „Dynamic Flex“ ansprechen. Bereits ab einem Mindestumsatz von 15.000 Euro brutto pro Jahr können Unternehmen teilnehmen. Einer der Vorteile des Programms ist, dass Umbuchungen und Stornierungen teilweise bis zum Tag des geplanten Abflugs flexibel und kostenfrei möglich sind. Damit haben Geschäftsreisende entsprechende Freiheiten, um auf Terminverschiebungen flexibel zu reagieren. Rund 80 Unternehmer aus NRW konnten vor kurzem am Düsseldorfer Flughafen einen Blick hinter die Kulissen von Eurowings werfen. Der BVMW hatte ins Maritim Hotel am Flughafen eingeladen. Christian Hein von Eurowings gab zuerst einen Überblick, welche Chancen eCommerce Unternehmen heute bietet. Danach bot sich allen Gästen die Gelegenheit zur Besichtigung des Eurowings-Hangars und eines Airbus A320. In kleinen Gruppen erkundete man neben Cockpit und Kabine auch die Triebwerke und den Gepäckraum. Die Teilnehmer waren von den exklusiven Einblicken und detaillierten Erläuterungen begeistert. 


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„Unwissenheit schützt vor Strafe nicht“ Worauf müssen Unternehmer bei der Wahl ihrer Geschäftspartner besonders achten?

Compliance, also die Einhaltung gesetzlicher Regelungen und Sorgfaltspflichten, spielt eine zentrale Rolle für den nachhal­ tigen Unternehmenserfolg. Dr. Eckhard Geulen, Regional Director, und Marcus Hartmann, Executive Director Marketing beim Anbieter für digitale Wirtschaftsinformatio­nen Bisnode, erklären, worauf es für Mittelständler bei Compliance ankommt.

Der Mittelstand.: Eine saubere Compli­ ance gewinnt gerade auch für den Mittel­ stand an Bedeutung. Was müssen Unter­ nehmer darunter verstehen? Eckhard Geulen: Zu einer weißen Weste zählen die Einhaltung von Gesetzen und Regelungen und die Erfüllung vertraglicher Verpflichtungen. Bis heute werden die Anforderungen an die Compliance, die sich aus nationalen und internationalen Gesetzen ergeben, vom Mittelstand häufig unterschätzt. Vielen Unternehmern ist nicht bewusst, dass sie auch für das Verhalten von Angestellten und Geschäftspartnern in erheblichem Umfang haftbar gemacht werden können. Wo liegen die größten Gefahren? Marcus Hartmann: Wirtschaftsbetrug, Korruption, Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung stehen zu Recht immer stärker im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit. Derartige Rechtsverstöße gilt es auf allen Ebenen der Geschäftsbeziehungen auszuschließen. Aber auch aus anderen Vergehen von Geschäftspartnern wie etwa dem Unterschreiten eines gesetzlichen Mindestlohns können sich Risiken ergeben. Nur wer alle diese Risiken systematisch ausschließt, vermeidet

Foto: © Vladimir Melnik - Shutterstock.com

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mögliche juristische Konsequenzen wie Haftungs- und Schadensersatzansprüche gegen ein Unternehmen und dessen Leitung. Auch Bußgelder, der Entzug staatlicher Genehmigungen, Importverbote und sogar strafrechtliche Sanktionen sind mögliche Folgen. Dabei gilt: Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Gibt es abseits möglicher juristischer Sanktio­ nen weitere Compliance-Fallstricke für Mit­ telständler? Geulen: Auf alle Fälle. Ein laxer Umgang mit Compliance-Richtlinien kann schnell unerwünschte wirtschaftliche Folgen haben. Wer sich auf einen neuen Partner einlässt, ohne sich detailliert informiert zu haben, setzt seinen hart erarbeiteten Ruf aufs Spiel: Sollten sich bei diesem Partner Unregelmäßigkeiten zeigen, fällt das schnell auf das eigene Unternehmen zurück und führt zu negativen Kundenreaktionen. Unternehmer und ihre Mitarbeiter müssen neue Lieferanten, Kunden und Dienstleister daher auf Herz und Nieren prüfen, wenn sie rechtliche, finanzielle und persönliche Risiken ausschließen wollen.

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me. Aber die eigene Suche im Internet ist nicht nur extrem zeitaufwändig, sie birgt auch eine Menge Fehlerquellen. So sind die Ergebnisse, die eine Netzrecherche liefert, weder bestätigt noch bewertet. Sie können veraltet oder einfach falsch sein. Aktuelle valide Daten zu ermitteln, bleibt daher für viele Compliance-Verantwortliche eine große Herausforderung.

Das Interview führte Eberhard Vogt.

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Ein laxer Umgang mit ComplianceRichtlinien kann schnell unerwünschte wirtschaftliche Folgen haben.

Dr. Eckhard Geulen Sie bieten Unternehmen eine Alternative?

Was gehört zu einer solchen gründlichen Prü­ fung alles dazu? Hartmann: Wichtig ist zunächst zu ermitteln, wer hinter dem jeweiligen Unternehmen steht: Wer sind die Anteilseigner, wer die Funk­ tionsträger? Wer ist am Ende der wirtschaftlich Berechtigte? Aber auch profane Dinge wie Firmierung, Firmensitz und Rechtsform sind zu überprüfen. Hilfreich sind zudem ein Blick in die Unternehmenshistorie und die Analyse wirtschaftlicher Faktoren wie etwa der Zahlungsmoral und Ausfallwahrscheinlichkeit potenzieller Kundengruppen. Die Devise lautet in jedem Fall: Kenne deinen Kunden. Die relevanten Informationen müssten sich doch in Zeiten des Internets leicht beschaffen lassen? Hartmann: Das ist eine gerade unter mittelständischen Unternehmern weit verbreitete Annah-

Geulen: Ja. Unser Online-Tool D&B Onboard erlaubt Zugriff auf die Daten von 235 Millionen Firmen aus 225 Ländern. Dabei lassen sich Firmen über die DUNS-Nummer so eindeutig identifizieren wie mit einem Fingerabdruck. Alle relevanten Informationen stehen tagesaktuell auf Knopfdruck zur Verfügung und lassen sich überdies rechtssicher archivieren. Zu den bereitgestellten Daten zählen neben der korrekten Firmierung, dem juristischen Firmensitz, Informationen über Anteilseigner, internationale Handelsregistereinträge und Niederlassungen auch die Bilanzen der vergangenen fünf Jahre. Über ein Zusatzmodul prüft D&B Onboard zudem Unternehmen gegen rund 500 Sanktionsund PEP-Listen ab und zeigt spezifische Informationen zu politisch exponierten Personen (PEP), kriminellen Handlungen und Betrug, aber auch verwandtschaftliche und freundschaftliche Beziehungen zwischen Funktionsträgern sowie relevante Medienberichte. 

Dr. Eckhard Geulen, Regional Director Bisnode GmbH Deutschland, Österreich, Schweiz

Marcus Hartmann, Executive Director Marketing Bisnode GmbH, Deutschland, Österreich, Schweiz

www.bisnode.de

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Mit E-Health-Lösungen zu mehr Gesundheit In vielen Großunternehmen ist ein systematisches Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) bereits fester Bestandteil der Unternehmensstrategie. Aber auch der Mittelstand erkennt zunehmend, dass nur Mitarbeiter, die gesund und fit sind, Spitzenleistungen erbringen.

nehmen, die sowieso schon sportlich aktiv sind. Ein webbasierter Ansatz bietet erstmalig die Chance, eine neue Zielgruppe anzusprechen: die „Gesundheitsfernen“. Dazu gehören beispielsweise junge Männer, die sich bisher der Prävention entziehen, aber internetaffin sind. Fitnessarmbänder, Smartwatches oder Gesundheits-Apps sorgen mit einem spielerischen Ansatz für mehr Motivation und den nötigen Spaßfaktor.

Wie aktuelle Studien zeigen, fehlt es dem deutschen Mittelstand häufig an konkreten Zielsetzungen und umfassenden Strategien, wenn es um das Thema Mitarbeitergesundheit geht. Vielfach mangelt es an finanziellen und personellen Ressourcen. Es bleibt bei Einzelmaßnahmen, wie Gesundheitstagen oder wöchentlichen Lauftreffs, die für die gesamte Belegschaft angeboten werden. Bedarfsgerechte Maßnahmen, die sich nach den individuellen Bedürfnissen der Mitarbeiter richten, bleiben auf der Strecke. Dabei bieten innovative Technologien wie Gesundheitsportale, mobile Apps und tragbare Sensoren eine Vielzahl an Chancen, um Beschäftigte ganz individuell für das Thema Gesundheit zu sensibilisieren und zu motivieren.

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Kaum ein Lebensbereich ist so individuell wie die eigene Gesundheit. Ein breit gefächertes betriebliches Angebot kann schnell ins Geld gehen. Webbasierte Gesundheitsportale stellen eine attraktive Alternative dar: Ob Online-Fitnesstraining, E-Learnings zu einem besseren Umgang mit Stress oder tägliche Tipps für eine ausgewogene Ernährung – aus einer Fülle von Gesundheitsthemen kann sich jeder Mitarbeiter seine eigenen Schwerpunkte auswählen.

Immer mehr Betriebe implementieren ein ganzheitliches Betriebliches Gesundheitsmanagement auch unter dem Aspekt der Arbeitgeberattraktivität.

www.vitaliberty.de

Gesundheit darf Spaß machen! Häufig erreichen Gesundheitsangebote wie Yogaoder Rückenkurse nur die Mitarbeiter im Unter-

Im Außendienst, auf Geschäftsreise, im Homeoffice oder an anderen Firmenstandorten: Digitale Lösungen wie Gesundheits-Apps ermöglichen den Mitarbeitern, selbst zu entscheiden, wann und wie sie sich mit ihrer Gesundheit beschäftigen. Immer mehr Betriebe implementieren ein ganzheitliches Betriebliches Gesundheitsmanagement auch unter dem Aspekt der Arbeitgeberattraktivität. Digitale Gesundheitstools können einen Großteil dazu beitragen, das Image als innovativer Arbeitgeber bei Belegschaft und Bewerbern zu stärken. 

Foto: www.corporate-moove.de

Stephan Sarközy Key Account Manager Bayern vitaliberty GmbH

Jede BGM-Maßnahme sollte auf einer fundierten, systematischen Bedarfsanalyse aufbauen. Die moderne IT ermöglicht es, über Online-Befragungen den individuellen Gesundheitszustand eines jeden Mitarbeiters anonym und unter Einhaltung höchster Datenschutzanforderungen zu erfassen und umgehend zu analysieren.



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Weihnachten Spezial Geschenkideen, Weihnachtsdekoration und mehr, BVMW-Mitgliedsunternehmen präsentieren ihre Produkte oder berichten, wie sie Weihnachten im Unternehmen feiern und wie sie die Zeit zwischen den Feiertagen nutzen.

Wie feiern Sie Weihnachten in der Firma? Olaf Ortmann: Wir werden in diesem Jahr mit allen Mitarbeitern die Weihnachtsfeier in einem Hotel in Ratingen feiern. Als Überraschung wird es ein Winter-BBQ mit Grillmeister und Glühwein im Garten des Hotels geben. Daran teilnehmen werden etwa 25 Mitarbeiter. Gaby Willeczelek: Bei uns ist dieses Jahr alles sehr geheim. Nur drei Personen wissen, wo und wie gefeiert wird. So viel sei hier verraten: Die diesjährige Weihnachtsfeier entführt das gesamte Team in die glitzernde Welt der Gameshows. Aber keine „Berieselung“ sondern selbst entwickelte Spiele, die mit Teamgeist und Geschicklichkeit gelöst werden müssen. Zwischendurch können sich die hungrigen Kandidaten immer wieder am leckeren Buffet stärken, denn der Abend kann lang werden … Hendrik Frobel: Wir feiern Weihnachten im Sommer! Nicht unbedingt mit Lametta und Tannenbaum, aber immer sehr stimmungsvoll mit allen Mitarbeitern und Künstlern. Traditionell an einem Montag, denn da ist vorstellungsfreier Tag und alle können dabei sein. Und Weihnachtslieder kann man auch im Sommer singen.

DEPOT – Zauberhafte Dekoration Mit dem neuen Marken-Claim „My home is my love“ bringt DEPOT für die Weihnachtszeit 2015 vier neue Kollektionen in die Shops: Golden Winterlights, Santa’s Home, Frozen Winter und Deep Silence bringen stimmungsvolle Highlights ins Zuhause und bieten für jeden Geschmack das Richtige sowie viele neue Anregungen und Ideen. Bei Golden Winterlights spielen beispielsweise goldene Akzente die Hauptrolle, bei Santa’s Home stehen die klassischen Farben der Weihnachtszeit, weiß, grün und rot im Mittelpunkt. www.depot-online.com

Graphix Düsseldorf GmbH Geschäftsführerin Gaby Willeczelek www.graphix-duesseldorf.de

Florian Wend: Schon lange vor dem Heiligen Abend zieht in den Seniorenwohngruppen und in unserer Tagespflege für ältere Menschen Besinnlichkeit ein. Es wird überall festlich dekoriert, gemeinsam gesungen und gefeiert. Wir verstehen uns als eine große Familie, das spüren die Klienten ebenso wie alle Mitarbeiter des Unternehmens. Die Feiertage selbst verbringe ich im Kreise meiner Lieben. Claudia Mattheis: Der Dezember ist jedes Jahr hektisch, denn viele Unternehmen wollen laufende Projekte bis zum Jahresabschluss fertig haben oder noch kurzfristig das restliche Marketing-Budget ausgeben. Drum gibt es auch keine Feier, sondern nur am letzten Arbeitstag vor Heiligabend einen kleinen Sektumtrunk. Für Weihnachtsstimmung sorgen ein Adventskranz auf dem Besprechungstisch und ständig frische Weihnachtskekse.

ZAL Ratingen GmbH Geschäftsführer Olaf Ortmann www.zal-ratingen.de

Krankenund Altenpflege Wend GmbH Geschäftsführer Florian Wend www.pflegedienst-wend.de

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Weihnachtsgrüße an die Kunden Seit über 30 Jahren beliefert die CD Werbemittel Vertriebs GmbH aus Germering bei München ihre Kunden mit hochwertigen Werbeartikeln. Im Online-Shop des Unternehmens finden sich mehr als 90.000 Produkte. Für Weihnachten empfiehlt Geschäftsführerin Christine Stahl: speziell auf das Fest abgestimmte Köstlichkeiten wie die Weihnachtstorte, mit klassischem Dekor oder Motiven nach Wahl, verbreiten Feiertagsstimmung für Leib und Seele. Technik-Fans begeistern sich für die Bluetooth-Speaker in verschiedenen Farben (schwarz, silber, gold, blau, rot, pink und gelb) mit beigelegter Weihnachtsmütze, die eine Dauerspielzeit von bis zu vier Stunden ermöglichen. www.cd-home.de

Leckereien in Christbaumkugeln

Gaumengenuss von Florida-Eis Auch bei kalten Temperaturen ist es angenehm, ein gutes Eis in der warmen Stube zu genießen. Zur kalten und weihnachtlichen Zeit präsentiert Florida-Eis die Wintersorten Zimt, Pflaume, Spekulatius, Mandelmarzipan, Whiskey Cream, Bratapfel und andere mehr. Die verschiedenen Sorten können sogar online bestellt werden. Der Versand erfolgt deutschlandweit, dafür werden die Produkte sicher in Trockeneis verpackt. Florida Eis produziert nicht nur Eis in höchster Qualität, das Unternehmen ist auch bekannt als Vorreiter, wenn es um CO2-neutrale Eisherstellung geht. Die neue Florida-Eisproduktion in Berlin-Spandau ist beispielhaft in Sachen moderner Arbeitsplatz, umweltverträglicher Technologie, optimaler Ausnutzung von Energie, zusätzlicher Energiegewinnung durch Fotovoltaik und Windkraft. Das Unternehmen wurde erst kürzlich von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks für vorbildlichen Klimaschutz ausgezeichnet. www.floridaeis.de

KIEL Zulieferungen GmbH Geschäftsführer Steven Karnstedt www.kiel-zulieferungen.de

CHAMÄLEON Theater, Berlin Direktor Hendrik Frobel www.chamaeleonberlin.com

Einen außergewöhnlichen Snack hat sich Optimahl Catering dieses Jahr ausgedacht: Sie bieten Fingerfood an, das sich wie Weihnachtskugeln an den Baum hängen lässt. Von Zimtplätzchen über Glühweinküchlein bis hin zu Rumfrüchten – so wird der Weihnachtsbaum zum Präsentierteller. Wer auf der Suche nach einer originellen Idee für seinen Weihnachtsempfang ist, dem könnte dies als Inspiration dienen. www.optimahl.de

mattheis. Werbeagentur GmbH Geschäftsführerin Claudia Mattheis www.mattheis-berlin.de

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Die Schokoladenseite der Lausitz Die Confiserie Felicitas GmbH aus dem brandenburgischen Hornow fertigt Pralinen, Schokoladenfiguren, Grußkarten aus Schokolade, Malerei auf Schokolade und vieles andere mehr, insgesamt sind es über 700 Artikel. Alle Produkte werden in Handarbeit hergestellt. Der reine Manufakturbetrieb fertigt neben zahlreichen weihnachtlichen Produkten als einziges Unternehmen Schokogurken. Die Gurke besteht aus bester belgischer Schokolade, gefüllt mit feinstem Nougat. Sie ist aber auch eine Hommage an eine der schönsten Landschaften weltweit und deren bekanntestes Produkt: die Spreewaldgurke. www.confiserie-felicitas.de www.schokoladenland.de

Wie nutzen Sie die Zeit „zwischen den Jahren“? Olaf Ortmann: Der Betrieb bleibt offen, jedoch mit reduzierter Belegschaft. Ich werde die Zeit nutzen und nehme mir zwei Wochen frei, um zuhause zu entspannen und mal den Kopf frei zu bekommen. Gaby Willeczelek: Erfahrungsgemäß ist es in dieser Zeit sehr ruhig und wir nutzen mit dem gesamten Team die Gelegenheit, um kollektiv zu entspannen und Urlaub zu machen. Diese Möglichkeit wird von unseren Mitarbeitern auch gerne angenommen. Und falls bei unseren Kunden doch mal etwas anbrennt, macht sich unser Bereitschaftsteam an die Arbeit. Hendrik Frobel: Die Zeit zwischen den Jahren ist bei uns absolute Hochsaison. Wir freuen uns auf viele Gäste, die die Weihnachtsfeiertage und die Zeit zwischen den Jahren und natürlich unsere Silvester-Gala genießen wollen. Also eine ganze Menge zu tun! Aber es macht immer wieder Spaß, unseren Besuchern ein rundum schönes, entspanntes und gemütliches Erlebnis mit unserer Show WUNDERKAMMER zu bereiten. Die Hackeschen Höfe in Berlin sind weihnachtlich geschmückt, vielleicht liegt sogar noch Schnee. Da sind wir Theatermacher und Gastgeber aus Leidenschaft. Steven Karnstedt: Im Unternehmen gibt es für alle Mitarbeiter nach einem arbeitsreichen und erfolgreichen Jahr Betriebsferien. Zum Weihnachtsfest setzen wir auf die ganze Familie. Wir feiern mit unseren Eltern. Am Heiligen Abend steht nach der gemeinsamen Bescherung, auf die sich besonders mein neunjähriger Sohn Hannes freut, traditionell Fondue auf dem Tisch. Claudia Mattheis: Unsere Agentur ist geschlossen und alle sind im Weihnachtsurlaub. Tradition bei meinem Mann und mir – wir sind beide Geschäftsführer unserer Agentur – ist das „Jahresendgespräch“ am letzten Arbeitstag. Wir notieren, was wir im nächsten Jahr anders machen wollen und schauen, welche Vorsätze aus dem Vorjahr umgesetzt wurden.

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Das neue Elektro- und Elektronikgerätegesetz und die Folgen Geräte müssen vor dem Vertrieb bei den Behörden registriert werden Das Elektro- und Elektronikgerätegesetz (ElektroG) regelt die gesetzlichen Pflichten von Herstellern, Importeuren und Vertreibern von Elektrogeräten.

Im Oktober 2015 ist das neue ElektroG in Kraft getreten. Folgende Punkte sind dabei für Hersteller und Vertreiber besonders zu beachten.

1. Neuer Garantienachweis Durch die novellierten Regelungen des ElektroG ergeben sich neue Anforderungen an den Nachweis einer insolvenzsicheren Garantie. So wird als Garantiegültigkeitszeitraum ausschließlich das gesamte Kalenderjahr maßgebend sein. Die Möglichkeit, einen Treuhänder im Rahmen des Garantienachweises zu bestimmen, entfällt. Die bisher zum Nachweis genutzten herstellerindividuellen Garantien sind daher entsprechend anzupassen, kollektive Garantien zu prüfen und neu abzuschließen.

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2. Registrierungspflicht für Hersteller und Vertreiber von Leuchten für private Haushalte und Photovoltaikmodulen Nach den neuen Vorgaben fallen zukünftig auch Leuchten für die Nutzung in privaten Haushalten sowie Photovoltaikmodule in den Geltungsbereich des ElektroG. Hersteller und Vertreiber sind daher zu einer Registrierung bei der Stiftung EAR und Erfüllung aller weiteren gesetzlichen Pflichten gemäß ElektroG verpflichtet.

3. Bevollmächtigter Sofern Hersteller, Vertreiber und Online-Händler Elektrogeräte in Deutschland vertreiben, ohne in Deutschland eine eigene Niederlassung zu besitzen, sind sie zukünftig zur Bestimmung eines Bevollmächtigten in Deutschland ver-

pflichtet. Werden Elektrogeräte von Deutschland aus direkt ins europäische Ausland ohne dortige Niederlassung vertrieben, besteht für deutsche Händler die Pflicht zur Bestimmung eines Bevollmächtigten vor Ort.

4. Kostenlose Rücknahme von Altgeräten Vertreiber und Online-Händler sind zukünftig verpflichtet, Altgeräte vom Endverbraucher kostenlos zurückzunehmen. Voraussetzung ist, dass diese über eine Verkaufs- und/oder Lagerfläche von mindestens 400 m² verfügen. Die Rücknahmeverpflichtung besteht unabhängig davon, ob vom Endkunden ein neues Gerät erworben wird. Sofern Verpflichtete ihre gesetzlichen Pflichten nicht rechtzeitig und vollständig erfüllen, stellt dies eine Ordnungswidrigkeit dar, die von den zuständigen Behörden mit einer Geldbuße von bis zu 100.000 Euro geahndet werden kann. Die nach dem ElektroG vorgeschriebene Registrierung wird von der zuständigen Behörde in einem elektronischen Register im Internet veröffentlicht, so dass zudem Abmahnungen durch Wettbewerber wegen des Verstoßes gegen das ElektroG drohen. 

Max Bergmann Diplom-Jurist Bähr Entsorgungs­ management GmbH www.baehr-entsorgung.de www.baehr-kompakt.de


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Innovation und Sicherung von Betriebs-Know-how Gelingt einem Unternehmen eine Innovation, so sind Kenntnisse, Erfahrungen oder Fähigkeiten der eigenen Mitarbeiter involviert. Gegen die Abwanderung dieses Wissens zur Konkurrenz muss sich das Unternehmen so gut wie möglich absichern. Hierzu stehen arbeitsrechtliche Mittel zur Verfügung, die jedoch fein austariert sein müssen, um nicht rechtswidrig und damit wirkungslos zu sein.

„„

Das einfachste Mittel zur Bindung des Kapitals „Wissen“ an ein Unternehmen ist die Vereinbarung einer möglichst langen Kündigungsfrist. Für den wechselwilligen Mitarbeiter, der regelmäßig „zu sofort“ auf dem Arbeitsmarkt angefragt wird, ist die Vereinbarung einer Kündigungsfrist von einem halben Jahr zum Quartalsende ein hohes Hemmnis beim Jobwechsel. Die Kehrseite der Medaille ist, dass die Kündigungsfrist für beide Seiten gelten muss.

Arbeitsvertrages hinaus Geltung hat. Problematisch ist aber die Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen im Falle eines Verstoßes. Wie lässt sich ein Schaden in Geld beziffern, wenn der Unternehmer erfährt, dass ein Konkurrenzunternehmen über Betriebsgeheimnisse verfügt? Dies ist häufig nicht möglich. Schadensersatzklagen sind damit aussichtlos. Um dieses Problem zu umgehen, müssen Geheimhaltungsverpflichtungen in Arbeitsverträgen mit einer Vertragsstrafenregelung verbunden werden. Diese führt dazu, dass der Mitarbeiter per se für die Verletzung der Verpflichtung einen gewissen Betrag zahlen muss, unabhängig vom Nachweis eines Schadens. Die Beweislast wird umgekehrt. Der ausgeschiedene Mitarbeiter muss eine gewisse Summe zahlen, sofern er nicht den Nachweis führt, dass der tatsächliche Schaden geringer ist als die vereinbarte Vertragsstrafe. Allerdings ist auch hier Vorsicht geboten: Die Höhe der Vertragsstrafe darf nicht überzogen sein. Sonst ist die entsprechende Regelung unwirksam, und es stellen sich erneut sämtliche Probleme, die die Darlegung eines Schadensersatzanspruches betreffen. 

Dr. Benjamin Weiler Rechtsanwalt Mitglied im IBWF Dr. Jens Kaspers Fachanwalt für Arbeitsrecht Zirngibl Langwieser www.zl-legal.de

Ein nicht selten gewähltes Mittel, um die Abwanderung von Firmenwissen an Konkurrenzunternehmen zu verhindern, ist die Vereinbarung eines Wettbewerbsverbots mit dem Mitarbeiter. Aber auch dieses Mittel hat einen entscheidenden Nachteil. So ist die Vereinbarung nur wirksam und bindend, wenn dem Mitarbeiter für die Dauer des Wettbewerbsverbots die Zahlung einer Karenz­ entschädigung versprochen wird. Diese muss mindestens 50 Prozent des zuletzt bezogenen vertragsmäßigen Entgeltes betragen. Im Übrigen bietet es sich an, die Mitarbeiter mittels einer Regelung im Arbeitsvertrag zur Geheimhaltung von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen zu verpflichten. Diese Verpflichtung lässt sich so gestalten, dass sie über ein Ende des

Die BVMW-IBWFRechtshotline erreichen Sie: Mo bis Fr 10.00 – 17.00 Uhr Tel.: 030. 533206-963 Fax: 030. 533206-50 rechtshotline@bvmw.de

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Es bietet sich an, die Mitarbeiter mittels einer Regelung im Arbeitsvertrag zur Geheimhaltung von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen zu verpflichten.


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Finanzkolumne „Über Ihr Geld“

Einlagensicherung – zahlt der Gesetzgeber im worst case? „Mit der gesetzlichen Einlagensicherung ist das Geld von Bankkunden innerhalb der EU pro Person und Bank bis zu einer Höhe von 100.000,Euro abgesichert. Das heißt, im Falle einer Bankeninsolvenz haben Kunden einen rechtlichen Anspruch auf eine Entschädigung. Diese kann notfalls auch vor Gericht eingeklagt werden. Selbst Gemeinschaftskonten, auf die mindestens zwei gleichberechtigte Inhaber zugreifen können, sind bis zu einer Höhe von 100.000,- Euro pro Person abgesichert. Die Einlagensicherung gilt aber nicht nur für Girokonten, Sparbriefe und -guthaben, sondern auch für Fest- und Tagesgeldkonten.“ So schreibt es eine Bank aus Hamburg auf ihrer Homepage.

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Doch Vorsicht: „Gesetzliche Einlagensicherung“ heißt nicht, dass der Gesetzgeber im worst case zahlt. Diese Einlagensicherung ist privat. Mein Kollege Markus Miller hat nachgerechnet: Wenn (im wohl unwahrscheinlichen Fall) alle Banken insolvent werden, bleiben aus der Masse der privaten Einlagensicherung nur etwa 400 Euro pro Konto zur Auszahlung übrig. „Vor Gericht einklagen“: Klingt ebenfalls gut. Aber vor welchem Gericht, wann, wieviel und gegen wen? Etwa gegen die insolvente Bank? Und Sie können sich sicher sein: Im Falle eines Falles werden die Gesetze geändert – und nicht zu Gunsten der Vermögenden. Wer viel Geld in Cash hält oder halten muss, dem bleibt eigentlich nichts anderes üblich, als sein Geldvermögen auf mehrere Banken im In- und

Ausland zu verteilen. Oder man nutzt wie die Siemens AG eine Banklizenz und kann deshalb ein Konto bei der EZB führen. Auch wenn die EZB mit dem Aufkauf der Staatsanleihen zu einer bad bank wird, die Einlagen der Banken bei der EZB bleiben sicher, denn notfalls wird neues Geld geschaffen … Eine „Lizenz zum Gelddrucken“ hatte James Bond nie. Aber die Staaten, die Münzen herausgeben. Ein kleines Beispiel gefällig? Andorra, obwohl nicht Mitglied der EU, erhielt gegen Auflagen das Recht, eigene Euro-Münzen prägen zu lassen. Jeder Einwohner kann noch bis zum Jahresende ein Set zum Nennwert von 3,88 Euro im Regierungsgebäude spesenfrei abholen. Am grauen Markt werden die neuen Andorra-Euro-Münzen unter Sammlern bereits um die 1.000 Euro pro Set gehandelt. Das ist so bei kleinsten Auflagen, wie es auch bei den Euro-Münzen vom Vatikan, von San Marino und Monaco der Fall gewesen ist, vor allem bei den knappen Erstauflagen. Und schon bei einer geringen Auflage macht der andorranische Staat einen Gewinn: Die Herstellung kostete 855.683 Euros, durch den Verkauf nahm die Regierung bereits 2,3 Millionen Euro ein. Die Herstellungskosten der kleinsten Münzen (1 und 2 Cent) sind höher als der Verkaufserlös. Sie dürfen folglich damit rechnen, dass bald keine Cent-Münzen mehr geprägt werden. Eine keineswegs mutige Voraussage: Danach wird sich der Sammlerwert der Kleinstmünzen vervielfachen. Wer behauptet da noch, man könne mit dem Euro kein Geld verdienen? 

Hans-Peter Holbach ist Herausgeber des im 43. Jahrgang erscheinenden Informationsdienstes Geldbrief www.geldbrief.com und Chefredakteur beim Vertraulichen Schweizer Brief www.vertraulicher.com

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BEM – Fallstricke für Arbeitgeber

Betriebliches Eingliederungsmanagement, kurz BEM, ist im Schwerbehindertenrecht festgeschrieben, aber Vorsicht: Die Anwendung ist nicht auf schwerbehinderte Arbeitnehmer beschränkt.

§ 84 Abs. 2 SGB IX gibt vor, dass ein BEM durchzuführen ist, wenn Arbeitnehmer innerhalb eines Jahres länger als sechs Wochen ununterbrochen oder wiederholt arbeitsunfähig sind. So soll frühzeitig der Gefährdung des Arbeitsverhältnisses eines kranken Menschen begegnet und die dauerhafte Fortsetzung der Beschäftigung erreicht werden. Führt ein Arbeitgeber kein BEM durch, oder wird es fehlerhaft durchgeführt, ist eine spätere Kündigung wegen der Erkrankung des Arbeitnehmers mit hoher Wahrscheinlichkeit unwirksam. Deshalb ist zur Vorbereitung einer krankheitsbedingten Kündigung dem BEM eine hohe Aufmerksamkeit zu widmen. Zu dem durch das BEM geschützten Personenkreis zählen alle Arbeitnehmer mit entsprechenden Arbeitsunfähigkeitszeiten, also nicht nur behinderte Menschen. Liegen entsprechende Arbeitsunfähigkeitszeiten vor, ist dem betroffenen Arbeitnehmer das Angebot zu unterbreiten, sich einem BEM zu unterziehen. Eine Verpflichtung entsteht für den Arbeitnehmer hierdurch nicht.

Die erste Fehlerquelle ist die Einladung des Arbeitnehmers, an einem BEM teilzunehmen. Das Gesetz bestimmt nämlich, dass der Arbeitnehmer auf die Ziele des Betrieblichen Eingliederungsmanagements sowie auf Art und Umfang der hierfür erhobenen und verwendeten Daten hinzuweisen ist. Dabei muss dem Arbeitnehmer mitgeteilt werden, dass gemeinsam mit dem Betriebsrat möglicherweise unter Hinzuziehung von Werksoder Betriebsrat und weiterer Stellen geklärt werden soll, wie die Arbeitsunfähigkeit des Arbeitnehmers überwunden werden kann, und unter Hinzuziehung welcher Leistungen oder Hilfen erneuter Arbeitsunfähigkeit vorgebeugt werden kann, um auf diese Weise dem Arbeitnehmer den Arbeitsplatz zu erhalten. Darüber hinaus muss der Arbeitnehmer auf die in diesem Zusammenhang beigezogenen Daten und die Verarbeitung der Daten hingewiesen werden. Ist das Einladungsschreiben an den Arbeitnehmer fehlerhaft, wird der Arbeitgeber im nachfolgenden Prozess so behandelt, als sei von vorn-

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herein kein BEM durchgeführt worden. Dies gilt auch dann, wenn der Arbeitnehmer seine Zustimmung zu einem BEM versagt hat. Kündigt der Arbeitgeber das Arbeitsverhältnis krankheitsbedingt ohne vorheriges BEM, ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Arbeitgeber im Rechtsstreit obsiegt, gering. Dies beruht auf der gesteigerten Darlegungslast, die dem Arbeitgeber im Kündigungsschutzprozess auferlegt wird für den Fall eines nicht durchgeführten BEM. Der Arbeitgeber muss darlegen, dass ein vor der Kündigung durchgeführtes Betriebliches Eingliederungsmanagement in keinem Fall dazu hätte beitragen können, neuerlichen Krankheitszeiten vorzubeugen und das Arbeitsverhältnis zu erhalten. Der Arbeitgeber muss deshalb alle Möglichkeiten, die ein BEM eröffnet, positiv ausschließen können, um bei einer ansonsten wirksamen krankheitsbedingten Kündigung obsiegen zu können.

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Weitere Fallstricke ergeben sich für den Arbeitgeber daraus, dass der Gesetzgeber keine klaren Regelungen zur Durchführung vorgegeben hat. Das BEM ist ein rechtlich regulierter verlaufs- und ergebnisoffener „Suchprozess“, der individuell angepasste Lösungen zur Vermeidung zukünftiger Arbeitsunfähigkeit ermitteln soll. Allerdings müssen bei der Durchführung eines BEM gewisse Mindeststandards gewahrt werden. Zu diesen gehört z. B. das qualifizierte Einladungsschreiben an den Arbeitnehmer mit den oben näher dargestellten Hinweisen. Hierzu gehört es auch, die gesetzlich vorgesehenen Stellen, Ämter und Personen zu beteiligen und zusammen mit ihnen eine an den Zielen des BEM orientierte Klärung ernsthaft zu versuchen. Ziel ist es festzustellen, aufgrund welcher gesundheitlichen Einschränkungen es zu den bisherigen Ausfallzeiten gekommen ist und herauszufinden, ob Möglichkeiten bestehen, sie durch bestimmte Veränderungen künftig zu verringern, um so eine Kündigung zu vermeiden (im Einzelnen: BAG 20.11.2014 – 2 AZR 755/13; BAG 10.12.2009 – 2 AZR 400/08). Nach der Gesetzesbegründung soll durch eine derartige Gesundheitsprävention das Arbeitsverhältnis möglichst dauerhaft gesichert werden. Zugleich sollen auf diese Weise medizinische Rehabilitationsbedarfe frühzeitig, gegebenenfalls präventiv erkannt und auf die beruflichen Anforderungen abgestimmt werden. Kommen Leistungen zur Teilhabe oder begleitende Hilfen im Arbeitsleben in Betracht, hat der Arbeitgeber

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deshalb auch bei nicht behinderten Arbeitnehmern die örtlichen gemeinsamen Servicestellen hinzuzuziehen. Als Hilfen zur Beseitigung und möglichst längerfristigen Überwindung der Arbeitsunfähigkeit kommen dabei neben Maßnahmen der kurativen Behandlung insbesondere Leistungen der medizinischen Rehabilitation in Betracht. Denkbares Ergebnis kann es deshalb sein, den Arbeitnehmer auf eine Maßnahme der Rehabilitation zu verweisen. Dem steht nicht entgegen, dass deren Durchführung von seiner Mitwirkung abhängt und nicht in der alleinigen Macht des Arbeitgebers steht. Unter Umständen muss der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer eine angemessene Frist zur Inanspruchnahme der Leistung setzen. Eine Kündigung kann er erst dann wirksam erklären, wenn die Frist trotz Kündigungsandrohung ergebnislos verstrichen ist. Damit der Probleme nicht genug: Der Betriebsrat hat mitzusprechen, insbesondere dann, wenn im Unternehmen Regelungen zur Durchführung des BEM aufgestellt werden, in Bezug auf die Nutzung und Verarbeitung von Gesundheitsdaten und hinsichtlich der Ausgestaltung des Gesundheitsschutzes. Alle diese Themen gehören zum zwingenden Mitbestimmungsrecht des Betriebsrats nach § 87 Abs. 1 BetrVG. Am einzelnen Verfahren selbst ist der Betriebsrat nicht beteiligt. Möglicherweise kommt aber eine Folgebeteiligung in Betracht, wenn das BEM dazu führt, dass der Arbeitnehmer auf einen anderen Arbeitsplatz zu versetzen ist. Dann ist die Mitbestimmung in personellen Angelegenheiten nach § 99 BetrVG betroffen. 

Prof. Dr. Stefan Nägele Fachanwalt für Arbeitsrecht Naegele Kanzlei für Arbeitsrecht PartG mbB, Stuttgart Vorsitzender der BVMW-Rechtskommission www.naegele.eu


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Welches soziale Netzwerk passt zu Ihrem Unternehmen? Social Media gehören auch im Mittelstand immer häufiger zum Kommunikationsmix. Wir haben eine Übersicht der aktuell relevantesten Anbieter zusammengestellt.

Braucht jeder Kanal eigene Inhalte? Die gute Nachricht: Sie müssen für die Nutzung sozialer Netzwerke keine eigenen Inhalte erstellen. Die schlechte Nachricht: Sie sollten bereits auf Ihrer Webseite relevanten Content nutzen, um Ihr Unternehmen optimal zu präsentieren. Dazu gehören interessante Texte, aktuelle Bilder und eventuell auch informative kurze Filme. Begreifen Sie Ihre Webseite als Basis für alle Social Media Aktivitäten. Denn nur wenn auch diese gut gemacht und vor allem mobil optimiert ist, profitieren Sie von der zusätzlichen Nutzung weiterer Kanäle. Und noch etwas ist wichtig: Vernachlässigen Sie nicht die Suchmaschinen-Optimierung Ihrer Webseite. Denn Ihre Kunden sollten auch weiterhin über die organische Suche bei Google und Co. zu Ihnen finden.

Facebook Laut Facebook-Bericht für das 3. Quartal 2015 gibt es rund 1,55 Milliarden Nutzer weltweit, in Deutschland ist Facebook mit rund 28 Millionen Nutzern das bekannteste soziale Netzwerk für Privatpersonen, Organisationen und Unternehmen. Über das eigene kostenlose Facebook-Profil Ihres Unternehmens können Sie Fans generieren, die dazu lediglich auf den „Gefällt mir“-Button drücken müssen. Doch nicht alle Fans sehen immer automatisch, was Sie posten. Wenn Sie gezielt Ihre Kunden ansprechen oder erweitern möchten, dann müssen Sie kostenpflichtige Paid Posts schalten. Zielgruppen: Hauptsächlich B2C, da vor allem Privatpersonen Facebook nutzen. Der Altersdurchschnitt der Nutzer liegt aktuell zwischen 25 und 44 Jahren. Kostenlos veröffentlichen: Bild, Text, Video Kostenpflichtig: Eine Anzeige bei Facebook einzurichten ist denkbar einfach. Anmelden, Bild und Text hochladen, Zielgruppe definieren, Tagesbudget sowie die gewünschte Reaktion bestimmen. Seit April können in „Multi-Product-Ads“ bis zu

zehn verschiedene Bilder hochgeladen werden, inklusive Link zur Landinpage. Neu sind auch die „Local-Awareness-Ads“, mit denen Sie solche Nutzer direkt ansprechen, die sich innerhalb eines vorher von Ihnen definierten Radius rund um Ihr Geschäft aufhalten.

Google+ Eine aktuelle Schätzung von WeAreSocial geht von 15 Millionen registrierten, aber nur 3,1 Millionen aktiven Nutzern von Google+ in Deutschland aus. Das soziale Netzwerk des Suchmaschinen-Riesen ist ähnlich aufgebaut wie Facebook und kann mit Google Mail, Google Drive oder Google Docs kombiniert werden. Google+ Nutzer können ihre Kontakte in Interessen- oder Themen-Gruppen aufteilen, den sogenannten „Circles“. Für Unternehmen, die bestimmte Zielgruppen mit ausgewählten Inhalten ansprechen wollen, kann dies relevant sein, ebenso wie die Google+ Communities. Zielgruppen: hauptsächlich B2C Kostenlos veröffentlichen: Bild, Text, Video Werbemöglichkeiten: bislang werbefrei

Pinterest Wer früher Fotos an die Pinnwand klebte, kann dies nun online über die visuelle Suchmaschine Pinterest tun und auf Pins (Bilder) weltweit zurückgreifen, diese bei Gefallen teilen, oder ganze Bilderkollektionen virtuell sammeln. Jeder Nutzer darf kostenlos so viele Pinnwände anlegen wie er will und diese nach seinen Interessen kategorisieren. Rund 100 Millionen Nutzer gibt es weltweit, circa 4 Millionen sind es in Deutschland, wo Pinterest 2014 gestartet ist. Pinterest lebt von ansprechenden Motiven und eignet sich somit für Unternehmen, die z. B. Rezeptbilder, Reise,- Mode- und Einrichtungstipps veröffentlichen wollen. Zielgruppen: hauptsächlich B2C, 80 Prozent Frauen, 60 Prozent davon sind über 35 Jahre alt Kostenlos veröffentlichen: Bild, Text, Video

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Kostenpflichtig: Seit März 2015 gibt es die sog. „Promoted Pins“, die von echten Pins kaum zu unterscheiden sind und nach Interessen der Nutzer ausgespielt werden. Der User sieht diese direkt neben den organischen Pins. Die Umsetzung ist einfach: Promoted Pin gestalten, Zielgruppe definieren und Pin freischalten.

Instagram Ob Outfits von Promis, Bilder aus dem Urlaub oder Selfies aus jeder Lebenslage: Instagram zeigt Bilder zu allen Lifestyle-Themen. Die Beliebtheit wächst, im August 2015 haben laut Instagram über 400 Millionen Menschen die kostenlose Foto- und Video-Sharing-App genutzt. Seit 2012 gehört das Netzwerk zu Facebook. Auf dem Microblog können Sie in Echtzeit Bilder und Videos hochladen, mit Hashtags versehen, liken und kommentieren. Zielgruppen: B2C, in Deutschland sind 35 Prozent der Nutzer unter 19 Jahre Kostenlos veröffentlichen: Bild und Video Kostenpflichtig: Seit Juni 2015 kann man auf Instagram Werbung schalten und dazu die „Carousel Ads“ nutzen. Diese kombinieren bis zu vier Bilder in horizontaler Richtung zu einer Anzeige und verlinken direkt auf eine Landingpage. Seit dem 30. September 2015 gibt es zudem Video-Ads, die bis zu 30 Sekunden lang sein dürfen. Geeignet ist Instagram für alle bildlastigen Angebote wie solche von Restaurants, Modelabels, Möbel- oder Touristik-Anbietern.

Twitter Über Twitter werden Kurznachrichten mit maximal 140 Zeichen verbreitet. Diese Tweets können öffentlich oder nur für bestimmte Leser sichtbar sein. Hashtags sorgen dafür, dass Themen leichter von anderen Nutzern gefunden werden. Weltweit hat Twitter nach eigenen Angaben aktuell rund 320 Millionen Nutzer. Zielgruppen: B2C und B2B Kostenlos veröffentlichen: Bild, Text, Video Kostenpflichtig: Seit Anfang 2015 kann man in Deutschland zwischen den Tweets Werbeanzeigen schalten, die sogenannten Twitter Ads. Budget-Vorgaben oder Mindestlaufzeiten gibt es nicht.

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XING Xing ist ein soziales Netzwerk für den Business-Bereich. Weltweit hat es nach eigenen Angaben ca. 14 Millionen Benutzer, davon rund 6 Millionen in Deutschland. Über Xing kommen Einzelpersonen, Unternehmen und Organisationen in Kontakt, um berufliche Beziehungen aufzubauen bzw. zu pflegen. Diskussionsforen und Communities bieten die Möglichkeit zum Austausch über branchenspezifische Themen. Zielgruppen: B2B, mögliche Kooperationspartner, potentielle Mitarbeiter Kostenpflichtig: Nur Mitglieder dürfen Inhalte veröffentlichen. Beworben werden können zusätzlich u. a. das Unternehmensprofil, Stellenanzeigen, Gruppen, Events und Webseiten.

LinkedIn Über 6 Millionen Mitglieder hat LinkedIn im deutschsprachigen Raum. Weltweit verknüpft das größte soziale Karrierenetzwerk über 300 Millionen Nutzer. Unternehmen und Einzelpersonen können sich auf der Plattform mit Profilen vorstellen und vernetzen. Vor allem wenn Ihr Unternehmen international agiert, ist LinkedIn zu empfehlen. Zielgruppen: B2B, mögliche Kooperationspartner, potenzielle Mitarbeiter Kostenpflichtig: Nur Mitglieder können Inhalte veröffentlichen. Es gibt zusätzlich LinkedIn Ads, die nur für bestimmte Zielgruppen sichtbar sind.

YouTube YouTube hat mehr als eine Milliarde Nutzer – das entspricht fast einem Drittel aller Internetnutzer. Sie können kostenlos einen eigenen YouTube-Channel erstellen und selbst produzierte Videos hochladen, die Einblicke in Ihre Produktion geben, Interviews mit Fachleuten zeigen oder Sachverhalte erklären. Zielgruppen: B2C und B2B Kostenlos veröffentlichen: Videos Kostenpflichtig: Display-Anzeigen, Video- und Text-Anzeigen. 

Claudia Mattheis Geschäftsführerin mattheis. Werbeagentur GmbH www.mattheis-berlin.de


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Buchtipps Der Euro Warum Brüssel von Washington lernen sollte Alexander Hamilton dürfte hierzulande nur wenigen Historikern bekannt sein. Das wird sich dank Hans-Werner Sinn bald ändern. In seinem neuen Buch „Der Euro – Von der Friedensidee zum Zankapfel“ schildert der renommierte deutsche Wirtschaftswissenschaftler, wie Hamilton, der erste amerikanische Finanzminister, 1790 die Schulden der Bundesstaaten aus den Revolutionsjahren zu Bundesschulden machte. Seine Idee: die Sozialisierung der Schulden solle als „wirkungsvoller Zement für unsere Union“ dienen. Doch der Plan ging nicht auf. Die daraus resultierende Verschuldungsorgie löste zunächst einen Boom aus. Dem folgten bald eine Blase und schließlich die tiefe Depression. Wer den streitbaren Chef des Münchner Ifo-Instituts kennt weiß, dass die Analogie zur Schuldenpolitik in der Eurozone kein Zufall ist. Spitzenökonom Sinn warnt vor dem Auseinanderdriften der Währungsunion. Während die Zahlerländer im Norden zunehmend überfordert sind, dreht sich die Schuldenspirale im Süden immer schneller.

Hier solle Brüssel von Washington lernen, empfiehlt der Autor. Die Amerikaner haben ihre Lehren aus der frühen Finanzkrise gezogen. So darf weder Bund noch Notenbank für die Schulden eines US-Bundesstaats einspringen. Sein Modell einer „atmenden Währungsunion“ propagiert Prof. Dr. Hans-Werner Sinn auf mehr als 500 Seiten, ebenso gut begründet wie verständlich auch für ökonomische Laien. Ende März 2016 wird er beim Ifo-Institut ausscheiden. Sein Buch „Der Euro“ stellt eine Art Vermächtnis des markanten Mahners dar.

Persönliche Empfehlung Persönliche Empfehlung vonvon Mario MarioOhoven! Ohoven!

Hans-Werner Sinn Der Euro Von der Friedensidee zum Zankapfel Carl Hanser Verlag 560 Seiten

24,90 €

Bitte richten Sie Ihre Bestellungen an: BVMW-Servicegesellschaft mbH, Berlin theresa.collberg@bvmw.de • Tel. 030-533206-26

Chefsache Kopf Mit mentaler und emotionaler Stärke zu mehr Führungskompetenz

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Klartext Sagen, was Sache ist. Machen, was weiterbringt. „Ohne Klartext geht es nicht. Klartext ist nicht negativ, sondern produktiv. Klartext kann wehtun, aber das macht nichts.“ so der Autor. Überall wird Klartext gefordert, ob in der Politik, den Medien oder in Unternehmen. Nur: Klartext geredet wird nicht. Multerer polemisiert nicht nur gegen die fehlende Klartextkultur in Unternehmen. Er zeigt, wie Klartext umgesetzt wird und Entscheidungen durch klare Standpunkte beflügelt werden. Und er veranschaulicht – flankiert durch persönliche Statements von Topmanagern und Unternehmern –, dass am Ende alle profitieren, wenn klar gefordert und gesprochen wird. Denn Klartext bedeutet nicht nur zu sagen, was Sache ist. Es bedeutet auch zu machen, was weiterbringt.

Dominic Multerer Klartext Sagen, was Sache ist. Machen, was weiterbringt. GABAL Verlag 208 Seiten

24,90 €

Smartcuts

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Wie Querdenker und Business-Ikonen Erfolg beschleunigen Warum ziehen manche Unternehmen in wenigen Monaten Millionen Kunden an, während andere floppen? Wie schafften es Alexander der Große, YouTube-Phänomen Michelle Phan und Tonight-Show-Moderator Jimmy Fallon, sich in kürzerer Zeit an die Spitze zu katapultieren? Wie setzen sich schnell wachsende Unternehmen, Weltklasse-Herzchirurgen und Underdog-Vermarkter von der Masse ab? SMARTCUTS berichtet von Innovatoren, die es gewagt haben, anders zu arbeiten, und bietet praktische Tipps. Sie lernen, wie Sie unternehmerische und technologische Begriffe auf den Erfolg anwenden können, Wettbewerbern den Rang ablaufen und Ihr Unternehmen schneller wachsen lassen, als Sie es für möglich gehalten hätten.

Einfache Strategieentwicklung für Mittelstand und Kleinunternehmen Wie Sie Kräfte bündeln und Entscheidungen bewusst treffen

Shane Snow Smartcuts Wie Querdenker und Business-Ikonen Erfolg beschleunigen GABAL Verlag 260 Seiten

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Irrationaler Überschwung Spekulationsblase 3.0

Die bezifferte Welt Wie die Logik der Finanzmärkte das Wissen bedroht

Bruno Hartmann

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Books on Demand 92 Seiten

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Suhrkamp 200 Seiten

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UNTERNEHMERSERVICE

Der Mittelstand. | 6 | 2015

BVMW-Veranstaltungskalender Der BVMW veranstaltet eine Vielzahl erst­ klassiger Veranstaltungen in den kommen­ den Monaten auf Bundesebene und in den Regionen vor Ort. Unternehmer und Unter­ nehmerinnen sind herzlich eingeladen, sich zu informieren, Netzwerke zu spannen, sich einzubringen und sich unterhalten zu lassen. Eine Auswahl finden Sie hier.

Family Dinner zum Jahresende Mittwoch, 09. Dezember 2015, 17.00 Uhr Ristorante Bocca D´oro Hansahlener Dorfstr. 17 A 29640 Schneverdingen

Dr. Jan-Uwe Rogge: Wie tickt die Jugend? Dienstag, 12. Januar 18.00 Uhr Oberschule Don Bosco Am Mühlenbach 5, 49439 Steinfeld (Oldenburg)

Die Erbschaftsteuerreform – Was erwartet Sie als Unternehmer? Mittwoch, 10. Februar 2016, 17.00 Uhr KSP Kanzlei Dr. Seegers, Dr. Frankenheim Rechtsanwaltsgesellschaft mbH, Kaiser-Wilhelm-Straße 40, 20355 Hamburg

Unternehmen und Energie-Experten im Dialog (Leer) Donnerstag, 21. Januar 2016, 17.00 Uhr Hotel-Restaurant Lange, Zum Schöpfwerk 1-3, 26789 Leer

Erfolgsfaktor UnternehmerBoard (TAB) -Unternehmer helfen Unternehmern Dienstag, 01. März 2016, 18.00 Uhr ASPRIA Uhlenhorst, Hofweg 40, 22085 Hamburg

BVMW FOKUS – Souverän bleiben unter Hochspannung Donnerstag, 04. Februar 2016, 18.00 Uhr Sievers SNC Hans-Wunderlich-Str. 8, 49078 Osnabrück

Cloud Unternehmertag 2016 – Mittelstand 4.0 – Vorsprung durch Integration Mittwoch, 20. Januar 2016, 18.00 Uhr BVMW Kreisverband Bonn/Rhein-Sieg Kameha Grand Hotel Am Bonner Bogen 1, 53227 Bonn Neujahrsempfang BVMW Metropolregion Düsseldorf Donnerstag, 28. Januar 2016, 18.30 Uhr stilwerk Düsseldorf Grünstr. 15, 40212 Düsseldorf BVMW Connect in Köln Donnerstag, 28. Januar 2016, 18.00 Uhr Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt Köln Linder Höhe, 51147 Köln

Business Treff der Unternehmerinnen Donnerstag, 03. März 2016, 17.15 Uhr AUBI – August Bickert GmbH & Co. KG Aschaffenburger Str. 38-42 63762 Großostheim BVMW: Business goes Ireland 2016 – Matchmaking mit Ihren neuen irischen Geschäftspartnern 26. bis 29. Mai 2016 Dublin, Irland www.main-taunus.bvmw.de Praxis im Dialog: Methodisches Erfinden, Entwickeln und Konstruieren Freitag, 22. Januar 2016, 14.45 Uhr Gerima GmbH Weimarer Strasse 12, 66606 St. Wendel Wahlprüfsteine 2016 Donnerstag, 21. Januar 2016, 19.00 Uhr Löwen Entertainment Saarlandstraße 240, 55411 Bingen BVMW Connect Dienstag, 26. Januar 2016, 18.00 Uhr Landesmuseum Mainz Große Bleiche 49-51, 55116 Mainz Konjunkturausblick 2016 Dienstag, 16. Februar 2016, 18.00 Uhr Boehringer Ingelheim Binger Straße 173, 55281 Ingelheim


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BVMW-MV Gesundheitspreis, Jurysitzung und Fachgruppentagung Freitag, 15. Januar 2016, 11.00 Uhr AOK Nordost Warnowufer 23, 18057 Rostock

UNTERNEHMERSERVICE

26. Handwerkermesse Cottbus Samstag, 23. Januar 2016, 10.00 Uhr bis Sonntag, 24. Januar 2016, 18.00 Uhr Veranstalter: BVMW-Geschäftsstelle Weißwasser CMT Congress, Messe & Touristik GmbH Vorparkstr. 3, 03042 Cottbus

Wahlprüfsteine des BVMW – Unternehmer fragen, Politiker antworten (Vorbereitung der Landtagswahlen am 16. März in Sachsen-Anhalt) 20. Januar 2016, 17.00 Uhr Hotel RAMADA Hansapark 1, 39116 Magdeburg

10. BVMW Wirtschaftstag Donnerstag, 10.März 2016, 10.00 Uhr Stadthalle Zwenkau Heinrich-Mann-Weg 16, 04442 Zwenkau

Weihnachtliche Kreativität – Gestalten mit Holz Donnerstag, 10. Dezember 2015, 18.00 Uhr Schaldach Möbelbau + Raum Waldecker Str. 13a , 99444 Blankenhain Neujahrsempfang des BVMW Jena/SHK und der IG Jena-Süd Mittwoch, 06. Januar 2016, 18.00 Uhr Sparkassen-Arena Jena Keßlerstraße 28, 07745 Jena

Illustration: Stefan-Xp - wikipedia.org

7. Mittelstandsball Samstag, 23. Januar 2016, 18.00 Uhr Stadthalle Gotha Goldbacher Str. 35, 99867 Gotha

BVMW Connect Mittwoch, 17. Februar 2016, 17.00 Uhr Hotel Hohenstaufen, Göppingen Freihofstraße 64-66 73033 Göppingen BVMW-Jahresauftakt in Stuttgart Mittelstand im Jahr der Landtagswahl Montag, 22. Februar 2016, 14.30 Uhr Rathaus Stuttgart Marktplatz 1, 70173 Stuttgart

Kleine Auszeiten – große Aussichten Dienstag, 12. Januar 2016, 11.30 Uhr IGLU LODGE auf dem Nebelhorn Nebelhornstr. 67, 87561 Oberstdorf [JAHRESauftakt] 2016 mit Dr. Markus Söder Montag, 01. Februar 2016, 18.00 Uhr Vineria Kleinreuther Weg 87, 90408 Nürnberg

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Der BVMW. Die Stimme des Mittelstands.

Erfolgreich vernetzen für den Mittelstand. Der BVMW bündelt die Kräfte des unterneh­ merischen Mittelstands. National und internatio­nal vertritt er erfolgreich die Interessen der kleinen und mittleren Unternehmen gegenüber der Politik – branchenübergreifend und parteipolitisch unabhängig. Der BVMW • repräsentiert mit seiner Mittelstandsallianz rund 270.000 Unternehmen aller Branchen, die über neun Millionen Mit­arbeiter beschäftigen • ist mit rund 300 Geschäfts­stellen bundesweit vertreten • hat mit den Repräsentanten vor Ort mehr als 700.000 Unternehmerkontakte jährlich • bietet über 2.000 Veranstaltungen im Jahr • ist führendes Mitglied in der europäischen Dachvereinigung nationaler Mittelstands­verbände. Zahlreiche weitere Veranstaltungen werden unter www.bvmw.de angekündigt. In der Rubrik „Standorte“ können die Veranstaltungskalender der jeweiligen Regionen sowie die Kontaktdaten der Veranstalter abgerufen werden.


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KULTUR

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Der Finanzhai (Oscar Sima) bittet zur Kasse.

Der Bürger als Bittsteller: Heinz Erhardt wird beim Kreditgeber vorstellig.

Noch´n Kredit In „Geld sofort“ will Heinz Erhardt einen Fernseher finanzieren – bankenunabhängig. Es kann nicht gut gehen.

FSK ab 6 Deutschland 1961 Komödie Regie/Buch: J. A. Hübler-Kahla Mit Heinz Erhardt, Oskar Sima, Ulrich Beiger Als DVD und Blu-ray erhältlich.

Unvergessen: Heinz Erhardt (1909–1979), der intelligente Clown und Chronist der deutschen Nach­ kriegszeit, Sprachblödelbarde und linguistisches Genie, Kabarettist, Musiker und Schau­ spieler. Volksnah war er immer, sein Humor oft milde, aus der historischen Distanz gar banal, aber auch hintertrieben und bissig. Nun ist ein kleiner Film aufgetaucht, der im ansonsten sorgsam gepflegten Nachlass bislang nicht existierte. „Geld sofort“ ist gerade mal 37 Minuten lang und, das sei gesagt, nicht unbedingt die Spitze Erhardtscher Brillanz. Den­noch lohnt ein Blick auf dieses Stück bundesdeutscher Filmgeschichte, denn Heinz Erhardt hat den naiven, unbescholtenen Kleinbürger im Blick, wie er in die Fänge böser Finanzhaie gerät.

Lektion in Sachen Marktwirtschaft Herr Zatke, so heißt Erhardts Charakter, braucht 800 Mark – und zwar „sofort“. Denn er ist im Begriff zu heiraten, und seine Putzi will einen Kühlschrank. Herr Zatke hingegen, Vertreter für Vogelsand („echter Zoo-Vogelsand, er enthält Anis, Gama-Hexan, Milbentod und kohlensauren Kalk – den brauchen die Vögel so zum Aufbau ihres Knochengerüstes, nicht wahr …“) möchte einen Fernseher „wegen der Kultur“. Wie so oft im Wirtschaftswunderland Bundesrepublik wird beides angeschafft – und muss finanziert werden. Zatke gerät an das

„Finanzierungsbüro Ehrlich & Co.“ und erhält seine erste Lektion in Sachen Kreditwirtschaft: Unter 3.000 Mark geht gar nichts, man muss sich schon vernünftig verschulden in der freien Marktwirtschaft. Direktor Dr. Ehrlich (Oskar Sima) zieht ihm denn auch einen 50 Mark Schein nach dem anderen aus der Krokodilkunstlederbrieftasche „für die Akte und die Informationsspesen.“ Es versteht sich von selbst, dass für eine positive Bonitätsprüfung weitere Sonderkosten anfallen.

Der unmündige Bürger Das Drehbuch (von Regisseur J. A. Hübler-Kahla, nach einem Roman von Gabriel D’Hervilliez) hält fortan keine großen Überraschungen parat, denn allen ist klar, welchen Betrügern Herr Zatke da aufsitzt, nur ihm selber nicht. Der eigentliche Reiz liegt in den Sprachfallen, die Erhardt so gerne aus­ legt, um sich selber und andere darin zu verfangen: „Sie kriegen Ihre 3.000 Mark gleich morgen!“ verspricht Direktor Ehrlich. „Ich dachte heute?”, „Im Geld­geschäft ist morgen so gut wie heute!”, „Aha, und heute ist morgen so gut wie gestern.” Der zeitlose Kommentar zu so ziemlich allen Finanzkrisen. Da zeigt er sich, der sprachliche Schelm im Nacken des unbescholtenen braven Bürgers. Doch es gehört zu Erhardts Kunst­

Fotos: Filmjuwelen

Geld sofort


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figur, dass sie naiv bleibt angesichts undurchsichtiger Finanzgeschäfte und ande­ ren Widrigkeiten des mo­ dernen marktwirtschaftlichen Lebens. Zatkes bittere Erfahrungen werden von Heinz Erhardt leichtfertig durch­exerziert. So ist es denn

KULTUR

auch die Polizei, die am Ende alles richtet und Otto Normalverbraucher aus den Fängen der Finanzbetrüger befreit. „Geld sofort” ist keine Perle im umfangreichen Oevre des Heinz Erhardt. Aber der kleine Film zeigt Heinz Erhardt in Hochform und wirft ei­ nen erhellenden Blick auf das Verhältnis des kleinen Individuums zur großen Finanzwelt. 

Bernd Ratmeyer Wissenschaftsjournalist und Lektor

How to Get Away with Murder Vor Gericht ist sie eine brillante Strafverteidigerin, im Hörsaal eine charismatische Jura-Professorin. Doch Annalise Keating hat auch eine unberechenbare und gefährliche Seite. Der leidenschaftlichen Top-Anwältin ist nahezu jedes Mittel recht, um ihre Klienten vor einer Verurteilung zu schützen – selbst wenn diese Mörder sind.

Foto: VOX/ABC Studios

Unterstützung erhält die Anwältin Annalise Keating (gespielt von der zweifach Oscar-nominierten Viola Davis) jedes Jahr von einem kleinen Kreis ihrer besten Studenten, die sie über ihre Vorlesung, die sie „Wie man mit Mord davonkommt“ nennt, rekrutiert. Ihnen bietet Keating die einmalige Chance, in ihrer Kanzlei zu arbeiten. Verbissen kämpfen die Studenten darum, ihre Professorin zu beeindrucken. Durchsetzen können sich Wes Gibbins (Alfred Enoch), der sich vom Außenseiter schnell zum Talent ent­wickelt und Connor Walsh (Jack Falahee), der seine Attraktivität dazu nutzt, jungen Männern Informationen zu entlocken. Aber auch die überehrgeizige Michaela Pratt (Aja Naomi King), die Nachtschichten einlegt, um ihr Vorbild Annalise Keating von sich zu überzeugen, Asher Millstone (Matt McGorry), der aus reichem Hause kommt und gerne seine elitären Beziehungen spielen lässt, und die eher schüchterne Laurel Castillo (Karla Souza), die sich

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mit Empathie und Analysegeschick in Opfer und Täter hineinversetzen kann, sind Teil des Teams. Hilfe bekommt Annalise außerdem noch von ihrer rechten Hand Bonnie Winterbottom (Liza Weil) und ihrem langjährigen Mitarbeiter Frank Delfino (Charlie Weber). Ihr gemeinsames Ziel: Jeden Fall gewinnen! Und das ist Annalise bislang stets gelungen. 

How to Get Away with Murder

FSK ab 16 TV-Krimiserie USA, seit 2014 Produktion: Betsy Beers, Peter Nowalk, Shonda Rhimes Auf DVD und Blu-ray erhältlich. Top-Anwältin Annalise Keating (Viola Davis) mit ihrem Team.


KULTUR

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Sammlung Würth: Hockney, Holbein und die Kunst der Unternehmensführung Reinhold Würth hat seit Mitte der 1950er-Jahre einen Weltkonzern aufgebaut, der dieses Jahr sein siebzigstes Firmenjubiläum feiert. Zugleich hat der passionierte Sammler in den vergangenen 50 Jahren eine der bedeutendsten privaten Kunstsammlungen Europas zusammengetragen. Unter dem Titel „Von Hockney bis Holbein“ sind über vierhundert ausgewählte Werke der Sammlung Würth noch bis Mitte Januar 2016 in Berlin zu bestaunen.

Der Mittelstand. : Herr Würth, die Einträge im Besucherbuch sind euphorisch und voll des Dan­ kes. Werden noch andere Städte in den Genuss dieser sehenswerten Schau kommen? Prof. Dr. h. c. mult. Reinhold Würth: Tatsächlich sind meine Mitarbeiter und ich sehr erfreut über den Erfolg der Ausstellung im Gropius-Bau. Nicht angedacht ist, die Ausstellung in dieser Dimension anderwärts zu zeigen, zumal die Kunstwerke teilweise fragil und nur limitiert transportfähig sind. Wo bleibt als Unternehmer und Kaufmann die Muse für die Kunst? War das Sammeln an­ fangs nur eine private Marotte, oder haben Sie schon früh das Potenzial der Kunst für das Unternehmen ge­ sehen? Ursprünglich kaufte ich tatsächlich Kunstwerke privat, habe aber sehr schnell das Imagepotenzial der Kunstsammlung nach innen zu den Mit­ arbeitern und hinaus in die Öffentlichkeit als PR-Träger erkannt.

Hans Holbein d.J., Madonna des Bürgermeisters Jacob Meyer zum Hasen, (Schutzmantelmadonna), 1525/26 und 1528. Öl auf Nadelholz, 146,5 x 102 cm.

Ihre Kunstsammlung ist auch Zeugnis der lang­ jährigen Freundschaft, Unterstützung und Aus­ einandersetzung mit vielen zeitgenössischen Künstlern. Was können Unternehmer heute von Künstlern lernen?

Zu allererst können Unternehmer von Künstlern lernen, welches Kreativitätspotenzial im Kopf jedes Menschen steckt: Die Entwicklungswege vieler Bildender Künstler zeigen, wie sie ihre ers­ten Ideen weiterentwickelt, vertieft, verbessert, neu gestaltet haben – also gar nicht viel anders als in einem Unternehmen, auch das muss ja jede Woche neu erfunden werden. Gibt es noch andere Gemeinsamkeiten? Ist der Künstler nicht immer auch Unternehmer – und der Unternehmer Künstler? Charakter und Denkrichtung Bildender Künstler sind unglaublich unterschiedlich: Tatsächlich sind viele Maler und Bildhauer top Unternehmer, die ihre Kunst zu vermarkten wissen. Andere Künstler sind oft von der Qualität nicht schlechter, aber können mit Geld überhaupt nichts anfangen. Natürlich ist Unternehmensführung auch Kunst – mit Zuverlässigkeit, Kreativität und Einfallsreichtum führt ja auch der Unternehmer seinen Betrieb weiter in die nächste Dimension. Wir sind leider noch immer gewohnt, in Katego­ rien von Provinz und Metropole zu denken, aber allein schon angesichts des Berliner Flughafen­ debakels verbietet sich das. Hilft nicht auch die Ausstellung, solche unfruchtbaren Schemata aufzubrechen, mit dem Beweis, dass ohne solides Fundament Kunst und Kultur kaum existieren können? Als Baden-Württemberger sind wir über den südwestdeutschen Liberalismus mit ausgeprägter Dezentralität und der Schaffung gleicher Lebensbedingungen in Stuttgart genauso wie in Künzelsau unterwegs und haben nie in preußischen Dimensionen gedacht mit Berlin als Zentrale. Kunst und

Sammlung Würth. Foto: Philipp Schönborn

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KULTUR

©David Hockney 2015. Foto: Richard Schmidt

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David Hockney, Three Trees near Thixendale, Winter 2007. Öl auf acht Leinwänden, 183 x 488 cm. Sammlung Würth.

Kultur war immer auch mit wirtschaftlichen Gegebenheiten konfrontiert: Auch zur Zeit des Adels konnten Kunstkammern und Museen nur aufgebaut werden über die Steuern der Bürger. Ihre Konzernzentrale gilt weltweit als erste Kom­ bination von Verwaltungsgebäude und Muse­ umsbau, der bei freiem Eintritt jedem offensteht. Gibt es Vorbilder für Ihr Engagement? Natürlich gab es schon zur Zeit des Königs von Württemberg sein öffentliches Kunstmuseum. Beim Aufbau meiner Unternehmenssammlung habe ich mich aber durch keine Vorbilder leiten lassen, sondern bin eigene Wege gegangen. Umgekehrt gefragt: Was hat der Konzern davon? Erzeugt die Offenheit und Emotionalität, aber auch die internationale Sprache der Kunst ein Kli­ ma, das sich nutzbringend auswirkt? Welche po­ sitiven Effekte hat die Kunst für Ihre Mitarbeiter und für die Unternehmenskultur? Nachdem wir in Künzelsau, in der Zentrale, 1991 das erste öffentlich zugängliche Kunstmuseum eröffnet hatten, war ich selbst überrascht von dem großen Zuspruch, der Ansatz wurde aufgegriffen und ausgebaut. Heute haben wir 14 Kunstkabinette und Museen, die grundsätz­ lich auch dem Campus unserer Unternehmen angesiedelt sind. Der Erfolg ist international der Gleiche, ob in Frankreich, Norwegen oder Italien.

Wissen Sie, ich bin immer ein neugieriger Mensch gewesen, glaube schon, mit offenen Augen durch die Welt gegangen zu sein. Nachdem ich inzwi­ schen über 80 Jahre alt bin, müssen die Jungen ran: Meine Tochter Bettina als Beiratsvorsitzende beschäftigt sich sehr viel mit der Sammlung, und meine Enkeltochter Maria studiert Kunstgeschichte. Auch in Zukunft und sicher immer wieder werden auch neue unbekannte Künstler in der Samm­ lung auftauchen, wobei dann auch für mich immer schön war zu sehen, wie später solch junge Künstler einen erfolgreichen Weg auch in die Kunstwelt hinein erreichen konnten. 

Von Hockney bis Holbein. Die Sammlung Würth in Berlin. 11. September 2015 bis 10. Januar 2016. Martin-Gropius-Bau, Niederkirchnerstraße 7, 10963 Berlin. Öffnungszeiten: Mi bis Mo 10.00 – 19.00, Di geschlossen. Zur Ausstellung erscheint ein gleichnamiger Katalog, der zum Preis von 32 Euro in der Ausstellung erhältlich ist.

Weltmarktführer im Handel mit Befestigungsmaterial Die Würth-Gruppe ist Weltmarktführer in ihrem Kerngeschäft, dem Handel mit Montage- und Befestigungsmaterial. Sie besteht aktuell aus über 400 Gesellschaften in mehr als 80 Ländern und beschäftigt über 68.000 Mitarbeiter.

Foto: Andi Schmid

Fast wie die Musik braucht ja die Bildende Kunst keine Sprache, das Sehen, das Erleben, das Aufnehmen der Ideen, die sich in einem Bild, in einer Skulptur, in einer Plastik wieder finden, sind ja ein Stück Kreativität des Erzeugers. Ihre Sammlung umfasst mittlerweile nahezu 17.000 Werke und bietet einen überwältigenden Abriss der Kunstentwicklung der letzten 500 Jah­ re. Wie gelingt es Ihnen, offen zu bleiben für neue Entwicklungen?

Prof.-Dr. h.c.mult. Reinhold Würth.

Das Interview führte Eckhard Gruber.

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BVMW

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News Neue Ideen, neue Kontakte, neuer Mut

Best Business Award für ADITO

Verleihung des Best Business Awards (v. li.): Peter Kobler, Gesellschafter ADITO, Tobias Mirwald, Geschäftsführer ADITO, und Dr. Klaus Pirklbauer, Sprecher der Jury und Chief Executive Officer Software Competence Center Hagenberg GmbH.

Innovationskraft, Marktstellung sowie Management- und Mitarbeiterpotential: BVMW-Mitgliedsunternehmen ADITO Software GmbH wurde mit dem „Best Business Award für nachhaltige Unternehmensführung 2015“ ausgezeichnet. Unter dem Motto „Lernen von den Besten“ wurde der renommierte Award im tschechischen Vimperk verliehen. Dabei erreichte der Spezialist für Kundenbeziehungs-Management ADITO in der Kategorie 31 bis 100 Mitarbeiter den dritten Platz und konnte sich nach 2012 bereits zum zweiten Mal die Auszeichnung sichern. Mit über 800 Kunden zählt ADITO zu den führenden Herstellern hochflexibler Business-, CRM- und xRM-Software. www.adito.de

Internationaler Preis für Werner & Mertz BVMW-Senatsmitglied Werner & Mertz wurde in New York mit dem internationalen „Cradle to Cradle Products Innovator Award“ ausgezeichnet. Der renommierte Preis wird an herausragende Unternehmen vergeben, die ihre Produktion im Sinne einer maximalen Nachhaltigkeit herstellen und so als Vorreiter in ihrer Branche gelten. Seit 2013 lässt Werner & Mertz Produkte nach dem sehr anspruchsvollen Cradle to Cradle CertifiedTM Verfahren zertifizieren. Damit erhielt Werner & Mertz als erstes Unternehmen der Reinigungsbranche in Europa die Auszeichnung „Cradle to Cradle CertifiedTM Gold“. Als einer der deutschen Nachhaltigkeitspioniere ist der Geschäftsführer von Werner & Mertz, Reinhold Schneider (Vorsitzender der BVMW-Energiekommission), zudem ein gefragter Redner zum Thema. Vor kurzem sprach er auf Einladung des Bundeswirtschaftsministeriums vor einem internationalen Publikum als einziger Repräsentant deutscher Unternehmen innerhalb des G 7-Workshops Reinhard Schneider, Geschäftsführender Gesellschafter von Werner & Mertz, „Ressourceneffizienz fördern“, der freut sich über den Cradle to Cradle dem G7-Gipfel nachfolgt. Products Innovator Award.

Foto: Sarah Kastner

Nominierung für innovative Webanwendungen

Manuel Pistner

Manuel Pistner, Geschäftsführer der Bright Solutions GmbH, wurde zum renommierten Wirtschaftspreis „Entrepreneur of the Year“ nominiert. Bei einer feierlichen Gala im Deutschen Historischen Museum wurden die Finalisten geehrt. In der zusätzlichen Kategorie „Start-up“ standen junge Unternehmer wie Manuel Pistner im Fokus. Die 2011 von ihm gegründete Bright Solutions GmbH entwickelt innovative Webanwendungen mit Drupal sowie mobile Apps, die Geschäftsprozesse optimieren und die Effizienz in Unternehmen steigern sollen. www.brightsolutions.de

Foto: Werner & Mertz / Margarita Corporan

Foto:Jochen Müller/IHK Frankfurt am Main

Zum elften Mal trafen sich im Congress Center in Leipzig zum Mittelständischen Unternehmertag Deutschland (MUT) des BVMW innovative Unternehmer, Macher, Trendsetter und Entscheider – Persönlichkeiten, die mutig vorwärts denken und sich noch besser vernetzen wollen. In über 60 Workshops und Vorträgen, auf Foren, an rund 120 Präsentationsständen wurden Neuheiten vorgestellt und zahlreiche Kontakte geknüpft. Auch in diesem Jahr verzeichnete MUT wieder ein leichtes Wachstum bei den Teilnehmern. Unter den 120 Ausstellern waren bekannte und auch neue Gesichter und Firmen zu finden. Zum Beispiel waren Windkraftanlagen-Hersteller Enercon aus Aurich und Verbio AG mit Sitz in Zörbig erstmalig vertreten. BVMW-Präsident Mario Ohoven präzisierte in seiner Rede zum MUT-Auftakt das knapp-optimistische „wir schaffen das“ der Kanzlerin zur Asylproblematik zu einem realistischen „wir können das schaffen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen.“


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Fotos: Rainer Raddatz

Auftakt Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung

Filmstudio Babelsberg: Im Showteil der Veranstaltung moderierte eine Unternehmerin den Wetterbericht.

Wie können in Zukunft Fachkräfte sichergestellt werden? Mit dieser komplexen Frage beschäftigte sich der BVMW-Regio­ nalverband Berlin-Süd. Gemeinsam stellten drei Referentinnen vom Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) und der Filmpark Babelsberg GmbH dar, welche neuen Wege in kleinen und mittleren Unternehmen zur Fachkräftesicherung eingeschlagen werden müssen. Präsentiert wurden dabei verblüffende Zahlen zur demografischen Entwicklung sowie aktuelle Informationen zum Potenzial der nach Deutschland strömenden Flüchtlinge. Das Fazit lautete: Eine langfristige Mitarbeiterbindung ist für die Unternehmen überlebenswichtig, und durch ein gutes Employer-Branding kann der Zustrom neuer Mitarbeiter gesichert werden. www.kofa.de

BVMW

Individueller Online-Auftritt Unter den drei Siegern des Hessischen Website Awards 2015 befand sich das BVMW-Mitgliedsunternehmen, die Werbeagentur webFLEX, die für die Gregor Dihn Kanal- und Industriereinigung GmbH die Webseite erstellt hat. Das Unternehmen konnte bei den Awards überzeugen. „Mit dem hesGlückliche Gewinner (v. li.): Gregor Dihn von sischen Website Award beweisen Gregor Dihn Kanal- und Industriereinigung und kleine und mittlere Unternehmen, Michael Domnowski, GF von webFLEX media. dass sie trotz kleinem Budget und begrenzten Ressourcen online wettbewerbsfähig sind“, so Daniel Weichert, fachlicher Leiter des BIEG Hessen. Er sieht in diesem Jahr mit den Siegern einen Trend weg von vorgefertigten Website-Templates hin zu mehr Individualität. www.webflex-webdesign.de

Schnellste Lesereise der Welt Die Leserattenservice GmbH hat gemeinsam mit Kinder- und Jugendbuchautor Stefan Gemmel eine Rekordtour mit insgesamt 81 Lesungen in ganz Deutschland durchgeführt. Nachdem sie bereits 2012 mit Lesungen vor 10.000 Kindern ihren ersten Leseweltrekord aufgestellt hatten, konnten sie in dieser zweiten Runde mit einem Publikum von insgesamt 15.500 Kindern einen neuen aufstellen. Dafür benötigten sie nur dreizehn Tage und zehn Stunden. Besonders zwei Lesungen würden ihnen noch lange in Erinnerung bleiben, erzählt Eva Pfitzner von der Leseratten GmbH, die den Autor bei der ganzen Tour begleitete. In einer Jugendhaftanstalt in Neustrelitz sowie am Bahnhof Zoo in Berlin für obdachlose Jugendliche führten die beiden Gespräche mit ihren Zuhörern, die sie sehr bewegt hatten. www.Leserattenservice.de

Flüchtlingsproblematik aus kirchlicher Sicht

Dr. Rudolf Voderholzer, Regensburgs Bischof.

Auf einer aktuellen Veranstaltung des BVMW im Regensburger Kolpinghaus stand die Flüchtlingsproblematik im Mittelpunkt. Der Bischof der Diözese Regensburg, Dr. Rudolf Voderholzer, sprach über die Gemeinsamkeiten von Kirche und Wirtschaft, die ähnlichen Werten folgen. Groß seien die Schnittmengen, die sich gerade in der aktuellen Flüchtlingsfrage zeigten. Integration folge dem Prinzip der Nächstenliebe. Eine weitere Gemeinsamkeit von Kirche und Wirtschaft sieht der Bischof in der Aufrechterhaltung der christlichen Werte. So seien sowohl für die Kirche als auch den Mittelstand die Ehe und die Familie ein wichtiges Gut, da die meisten der Betriebe als Familienunternehmen fungierten.

Foto: Klaus-Peter Voigt

Visionen für die Welt von Morgen

BVMW-Vizepräsident Willi Grothe (2. v. re.) und Holger Seidel (re.) beim Mittelstandsforum am Stand der Magdeburger ems & medi-Z gGmbH.

Holger Seidel, Leiter Logistik- und Fabriksysteme am Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung, sprach auf dem 5. BVMW-Mittelstandsforum „Arbeitswelt von morgen“ in Magdeburg über die Arbeitsplätze der Zukunft. Fast 130 Unternehmer und Studenten nahmen Ende Oktober an der Veranstaltung teil. In Diskussionsrunden und Workshops identifizierten sie sich mit den Aufgaben, die Mittelständler in naher Zukunft beschäftigen werden. BVMW-Vizepräsident Willi Grothe nannte Industrie 4.0 eine echte Chance, die ergriffen werden müsse. Bei der Realisierung seien enorme technische und wirtschaftliche Herausforderungen zu bewältigen. Dazu gehöre auch ein offensiver Umgang mit dem Fachkräftemangel. Damit die Auszubildenden und Studierenden bessere Vorstellungen über berufliche Perspektiven bekommen, forderte er eine frühestmögliche Kontaktaufnahme zwischen jungen Leuten und Unternehmern.

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Weihnachtsschmuck für jedermann In jeder Ausgabe stellt Der Mittelstand. BVMW-Mitgliedsunternehmen und deren Produkte vor. Diesmal mit Blick auf das nahe Weihnachtsfest die ELIAS Glashütte Farbglashütte Lauscha im Thüringer Wald mit handgefertigtem Glas wie Christbaumkugeln.

Kerngeschäft der ELIAS Glashütte Farbglashütte Lauscha ist das Schmelzen von Glas und das Ziehen von Röhren und Stäben. Das Rohmaterial für Christbaumkugeln sind schlichte, transparente Glasröhren. Sie erhalten ihre Form durch Aufblasen und ständiges Drehen über einer 1.300°C heißen Flamme. Bei Größe und Stärke ist das Geschick des Glasbläsers gefragt, denn am Ende sollen alle Kugeln, Glocken, Engel, Vögel, Baumspitzen gleich groß sein.

Tradition im Thüringer Wald Der Thüringer Wald ist eine der bedeutendsten Glasregionen Mitteleuropas. Dort wird seit dem 12. Jahrhundert Glas hergestellt. Die Stadt Lauscha entstand durch die von den Familien Hans Greiner und Christoph Müller 1597 am Lauschabach errichtete Waldglashütte. Durch die heimgewerbliche Perlenherstellung im 18. Jahrhundert kam es zur Erfindung des Christbaumschmuckes und der Glasmurmel. Der Absatz entwickelte sich so rasant, dass von der Familie Elias Greiner 1853 eine neue größere Glashütte, die Farbglashütte Lauscha gegründet wurde.

Foto: Farbglashütte

Foto: Adrian Liebau

Oh Tannenbaum …


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ELIAS Glashütte Farbglashütte Lauscha Die ELIAS Glashütte wurde 1853 gegründet und ist ein handwerklicher Produktionsbetrieb, der heute noch mit traditioneller Hüttentechnik eine Vielfalt an Glasprodukten herstellt: Christbaumkugeln, Trinkgläser oder auch Glasaugen gehören zum festen Sortiment der ELIAS Glashütte. Geschäftsführende Gesellschafterinnen: Rita Worm, Ines Zetzmann Gründung: 1853 Mitarbeiter: circa 30, inkl. 6 Azubis Sitz: Lauscha, Thüringen www.farbglashuette-lauscha.de

Foto: Hummel

Die Inhaberinnen Rita Worm und Ines Zetzmann und Hüttenmeister René Queck freuen sich über die BVMWAuszeichnung Unternehmer des Jahres (v.li.).

Im Feuer geboren Die ELIAS Glashütte Farbglashütte Lauscha ist eine der wenigen Glashütten, die noch bei 1.500°C aus Sand, Soda und Pottasche Glas im sogenannten Glashafen schmilzt und in Handarbeit Glasröhren und Stäbe zur Weiterverarbeitung zieht. Auf diese Weise werden auch Glasaugen, Trinkgläser und Teller hergestellt. Mit einer Glasmacherpfeife wird Hohlglas geblasen. So ist jedes Stück ein Unikat.

Foto: Hummel

Glashafen Der Name stammt von den Gefäßen, sogenannte Häfen, in denen das Glas geschmolzen wird. Hafenöfen werden vor allem für die Produktion kleiner Mengen Glas, unter anderem für Spezialanfertigen, genutzt. Ein Ofen kann mehrere Häfen enthalten, sodass unterschiedliches Glas zur selben Zeit geschmolzen werden kann.


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40 Jahre Hightech-Elektrik Synergien nutzen – Fünf Unternehmer schlossen sich in den 1970er Jahren zusammen, um noch besser auf die Kundenwünsche bei Großprojekten eingehen zu können.

Projektbeispiel Beleuchtung des BVMW-Mitglieds ebm.

Als 1975 die Ölkrise die Wirtschaft beutelte, wagten fünf Osnabrücker Unternehmer der Elektrobranche einen bis dahin einmaligen Schritt: Sie erkannten, dass sie Großprojekte für ihre Kunden gemeinsam effizienter realisieren können. So fassten sie ihre Unternehmen, ihr Können und ihr Wissen zusammen und gründeten die ebm, elek­ tro-bau-montage GmbH & Co. KG. Heute, 40 Jahre später, hat das Handwerksunternehmen drei Standorte und mehr als 190 Mitarbeiter. Das Angebot reicht von Installationen, Beleuchtungen und Mittelspannungsanlagen über Kommunikations-, Video- und Sicherheitstechnik bis zum Energiemanagement. „Trotz unseres viel-

fältigen Angebots hat jeder Kunde einen festen Ansprechpartner für sein Projekt“, erklärt Geschäftsführer Andreas Ennen die Arbeitsweise der ebm GmbH & Co. KG. „Jedem Projektleiter eines Techniksegments steht ein Kompetenzzentrum zur Verfügung, gemeinsam erstellen sie individuelle Lösungen in Funktion und Design.“ Neben den individuellen Kundenbedürfnissen ist innovative Elektrotechnik bei ebm Standard. Ein Beispiel dafür ist das auf Magnetfeldsensoren basierende System PORTOS für die Erfassung und Steuerung von Fahrzeugen. „Mit der Realisierung immer größerer Projekte wurde deutlich, dass es den auf dem Markt vorhandenen Systemen für

Fotos: ebm

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„„

ebm entwickelt Magnetfeldsensoren für verschiedene Systemeinsätze und Anwendungen in der Verkehrstechnik.

die Erfassung und Steuerung von Fahrzeugen an Zuverlässigkeit fehlt“, erklärt Ennen. „Aus diesem Grund entwickelte ebm in den vergangenen Jahren eigene Magnetfeldsensoren für verschiedene Systemeinsätze und Anwendungen in der Verkehrstechnik.“ Das Ergebnis: Die ebm-Produkte PORTOS, ParkSitePlus und ParkSiteCity. Um die hohen Standards des Unternehmens auch in Zukunft zu halten, ist eine fundierte Ausbil-

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dung für die Entwicklung der Mitarbeiter Voraussetzung. Ein entsprechendes Team fördert und fordert darum die Auszubildenden der ebm weit über die Ziele der konventionellen Ausbildung hinaus. Wie sehr sich dieses Engagement auszahlt, zeigt die kontinuierliche Expansion des Elektrotechnik-Spezialisten. Seit 1991 betreut eine Niederlassung im brandenburgischen Schwarzheide ebm-Kunden in den östlichen Bundesländern. Im Jahr 2012 hat sich die ebm mit der MT2I-EBM, einem Tochterunternehmen im französischen Pérenchies, verstärkt. Als weiteres hundertprozentiges Tochterunternehmen stieß ein Jahr später der „Lichtprofi Korte“ zur Firmengruppe hinzu. In Zukunft sind nicht nur weitere Innovationen geplant: „Wir wollen unsere Unternehmenswerte mit der vollen Wertschätzung für Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten leben. Und: Wir wollen erfolgreich sein“, betont Ennen. 

Ingrid Hausemann BVMW-Presse­sprecherin SchleswigHolstein, Niedersachsen, Bremen, Hamburg

Das ebm-Team in Osnabrück.

Über die ebm GmbH & Co. KG: Gründung: 1975 durch E. Gartmann, A. Große Wördemann, W. Korte-Termöllen, A. Schmiemann und W. Tempelmeyer Portfolio: Installation, Beleuchtung, Mittelspannungsanlagen, Kommunikations-, Video- und Sicherheitstechnik, Schalt- und Steuerungsanlagen, Zutrittskontrollen, Energiemanagement, techn. Facility Management. Mitarbeiter: ca. 190 Mitarbeiter Jahresumsatz: 17 Millionen Euro. www.ebm-os.de Automation bei ebm.

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Mit 54 Imbisswagen ist Thurländer in ganz Sachsen-Anhalt präsent.

Wo Witwe Bolte Pate stand Mit 54 Grillwagen in Sachsen-Anhalt unterwegs: ein BVMW-Unternehmer meistert die Anforderungen des Mindestlohns durch digitale Innovation. Er vermisst im ländlichen Raum jedoch immer noch das leistungsstarke Internet.

Witwe Bolte stand bei der Firmengründung der Thurländer Hähnchengrill GmbH Pate. Die Dame, der Max und Moritz das Geflügel stibitzten, wurde zum Markenzeichen des Unternehmens. Sie prangt mittlerweile auf 54 Verkaufswagen, die eine knusprige Mahlzeit in ganz Sachsen-Anhalt anbieten. Längst ist der Firmensitz südlich von Dessau zu klein geworden. Noch in diesem Jahr entsteht eine Niederlassung in Aschersleben. „Rund 1,4 Millionen Euro nehmen wir für die Erweiterung des Unternehmens in die Hand“, berichtet Geschäftsführer Manfred Dreißig. Nur so könne man die erfolgreiche Entwicklung der vergangenen 25 Jahre fortsetzen. Stillstand habe ihm nie gelegen. Mit der Euphorie der Nachwendezeit und den Erfahrungen aus der Geflügelmast zu DDR-Zeiten machte sich der Diplom-Landwirt mit einem Imbissfahrzeug auf den Weg in die Selbstständigkeit. Anfangs von Mitbewerbern

belächelt, entstand ein tragfähiges Konzept, dass auf die Beliebtheit von „Goldbroilern“ in Ostdeutschland setzte. Bereits 1991 waren vier Wagen unterwegs, um auf Wochenmärkten der Region Hähnchen anzubieten. Seit geraumer Zeit lässt Dreißig die rollenden Imbissstände nach eigenen Vorstellungen bauen, erneuert den Bestand ständig. Kein Fahrzeug ist älter als acht Jahre. Dreißig setzte von Anfang an klar auf Qualität und Innovation, ein Rezept, das mindestens so wichtig ist, wie seine Würzmischung für die goldbraunen Leckerbissen. Mehrere Sorten „Thuler“, bei denen Fleisch zwischen zwei Brötchenhälften mit einem leckeren Salat offeriert wird, sind bei den Kunden beliebt. Dazu gehört ein TexasThuler mit gegrilltem Schweinehacksteak und einer würzigen Soße. Die Brötchen dafür entwickelte Dreißig mit einem mittelständischen Bäcker aus der Region. Für die Spezialität gab es ein Patent. „Wichtig ist


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„„ Geschäftsführer Manfred Dreißig setzt auf Qualität und Innovation.

für uns, dass wir nur frische Hähnchen und keine gefrostete Ware verarbeiten“, versichert der Geschäftsführer. Das sichere stabil eine hohe Qualität.

Fotos: Klaus-Peter Voigt

Thurländer ist den Kinderschuhen entwachsen. Knapp achtzig Mitarbeiter haben eine feste Anstellung. Selbst die Anforderungen, die mit der Einführung des Mindestlohns auf das Unternehmen zukamen, wurden erfüllt. Bereits vorher zahlte Thurländer ordentliche Löhne. Nun musste sich die Firma noch auf die lückenlose Erfassung der Arbeitszeit einstellen. Dreißig wäre nicht Dreißig, hätte er das ohne pfiffige Ideen umgesetzt. Alle Verkaufsfahrer nutzen heute einen Tablet-PC, mit dem die Arbeitszeit exakt erfasst werden kann. Nach anfänglichen Bedenken der Kollegen funktioniert das System problemlos: Hendrik Bruchmann sieht im Tablet kein Kontrollinstrument, sondern schwört auf die einfache Handhabung und die festgeschriebene Pausenzeit. „Die moderne Technik im Grillwagen ist schon super“, sagt er.

Mit Hilfe von Tablets werden die Arbeitszeiten der Verkaufsfahrer erfasst.

Die schlechte Versorgung mit schnellem und leistungsfähigem Internet an vielen Standorten bremst das Unternehmen beim Mühen um eine permanente Onlineanbindung aller Tablets an den Firmencomputer aus.

Der Sechzigjährige wird ungeduldig, wenn er an die Investition in die Tablets denkt. Ihre Leistungsfähigkeit sei längst nicht ausgereizt. Die tägliche Verkaufsabrechnung und Warenbestellung könnte mit ihrer Hilfe effektiver als bislang erfolgen. Doch die schlechte Versorgung mit schnellem und leistungsfähigem Internet an vielen Standorten der Verkaufswagen bremst das Unternehmen beim Mühen um eine permanente Onlineanbindung aller Tablets an den Firmencomputer aus. „Die Politik tut zu wenig“, so Dreißigs Kritik. „Der BVMW hat sich wegen des Eingriffs in die Tarifautonomie und des zusätzlichen bürokratischen Aufwands klar gegen den Mindestlohn ausgesprochen“, sagte Kreisgeschäftsführer Frank Malitte. Dass ein Unternehmen wie Thurländer mit guten Ideen diese Herausforderung meisterte, das ringe ihm Hochachtung ab. 

Hendrik Bruchmann sieht in der modernen Erfassung der eigenen Arbeitszeit kein Problem.

Klaus-Peter Voigt BVMW-Pressesprecher Sachsen-Anhalt

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Rohre und Schläuche mit höchster Präzision Hauptsitz der Dipl. Ing. K. Dietzel GmbH im thüringischen Beerwalde.

Das BVMW Mitgliedsunternehmen Dipl. Ing. K. Dietzel GmbH entwickelt und fertigt seit 1972 Produkte für die hydraulische Leitungstechnik auf höchstem technischem Niveau. Es bietet seinen Kunden einen umfassenden Service, der von Beratung, über Konstruktion, Fertigung und den Vertrieb bis hin zum Versand reicht.

Günther Richter BVMW-Pressesprecher und Landesgeschäftsführer Politik Thüringen

Dietzel Hydraulik beliefert renommierte Kunden vorwiegend in Deutschland und Europa. Dazu gehören führende Hersteller von Bau- und Land-

maschinen, Hersteller von Flurförderfahrzeugen und Windkraftanlagen sowie Maschinen- und Anlagenbauer. Das Unternehmen ist in der Lage, seinen Kunden über das Produktionsspektrum hinaus ein bedarfsgerechtes Logistik- und Belieferungskonzept anzubieten, das die komplette Prozesskette vom Auftragseingang bis zum Versand sichert. Die langjährige enge Zusammenarbeit mit seinen Kunden ist ein wesentlicher Eckpfeiler des Unternehmenserfolges. Als erfolgreiches Familienunternehmen mit Blick auf eine zukunftsorientierte Personalpolitik legt Dietzel Hydraulik besonderen Wert auf qualifizierte Mitarbeiter. Seit 1991 bildet die Firmengruppe Zerspanungsmechaniker, Anlagenmechaniker, Industriemechaniker und Industriekaufleute aus, um den eigenen Fachkräftebedarf dauerhaft zu sichern. Es fördert Weiterbildungen, zum Beispiel zu Meistern und

Fotos: Dipl. Ing. K. Dietzel GmbH

Die Dipl. Ing. K. Dietzel GmbH ist als Hersteller und Systemlieferant für Hydraulikverbindungen seit Jahrzehnten ein führender Partner der Industrie. Das Produktportfolio des Unternehmens umfasst Komponenten für die komplette hydraulische Leitungstechnik, wie zum Beispiel Hydraulikarmaturen, Schlauch- und Rohrleitungen und Verbindungselemente. Außerdem fertigt der Mittelständler komplette Systeme und bietet beispielsweise die Verrohrung für Ladeluft- und Abgasanlagen in Nutzfahrzeugen an. Dietzel Hydraulik produziert an fünf Standorten in Deutschland und an einem Standort in Österreich. Dabei kommen Fertigungstechnologien wie CNC-Drehen und -Fräsen, Schweißen, Löten und Rohrbiegen zum Einsatz.


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Hoher Besuch: Bodo Ramelow, Thüringens Ministerpräsident (3. v. re.), bei BVMW-Mitglieds­unternehmen Dipl. Ing. K. Dietzel GmbH.

Technikern, und arbeitet mit verschiedenen Berufsakademien zusammen, die im Rahmen eines dualen Studiums Ingenieure qualifizieren. Der Anteil der Auszubildenden und BA-Studenten liegt bei etwa zehn Prozent des Stammpersonals. Ein hervorragend ausgebildeter Nachwuchs ist ein wesentlicher Bestandteil der Unternehmensphilosophie. Im Jahr 2013 erhielt die Dipl. Ing. K. Dietzel GmbH den Top Job Award der besten 100 Arbeitgeber des deutschen Mittelstandes. 

Firmengeschichte 1972 Dipl. Ing. K. Klaus Dietzel gründet den Ein-PersonenBetrieb in Moers, nahe Xanten am Niederrhein 1978 Erste Firmenerweiterung in Xanten am Niederrhein Weitere Vergrößerungen in Xanten: 2011 und 2015 1990 Gründung eines thüringischen Standortes in Gera 1992 Umzug von Gera nach Beerwalde /Thüringen Eröffnung Werk 1, (31 Mitarbeiter, 4.500 m² Produktionsfläche) 1992 Gründung des Standortes in Lohr 1997 Gründung des Tochterunternehmens in Linz, Österreich 1999 Gründung des Standortes in Chemnitz 2001 Gründung des Standortes in Bochum 2004/ 2006 Expansion in Beerwalde: Eröffnung Werk 2 und 3 2012 Neubau Verwaltungsgebäude am Hauptsitz Beerwalde Firmengruppe: 5 Standorte in Deutschland (Beerwalde, Xanten, Lohr, Bochum, Chemnitz), Tochterunternehmen in Österreich Mitarbeiter: 480 Mitarbeiter gesamt, inklusive Auszubildende und Studenten der Berufsakademie, davon 400 Mitarbeiter am Hauptsitz in Beerwalde Produktionsfläche: 20.000 Quadratmeter www.dietzel-hydraulik.de

Dietzel Hydraulik Leitungssysteme.

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Nach Alt kommt Neu: Das Schulte-Prinzip

Blick in die Lüdenscheider Werkshalle der Schulte Elektrotechnik GmbH & Co. KG.

Noch während des Zweiten Weltkriegs veröffentlichte der österreichische Nationalökonom Joseph Alois Schumpeter sein wirkmächtiges Opus „Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie“. Im Mittelpunkt seiner Analyse: der Prozess der schöpferischen Zerstörung.

Mit jedem Fortschritt streift die Gesellschaft Gewohntes und Etabliertes ab wie eine alte Haut. Das Althergebrachte wird im ökonomischen Prozess zerstört, Neues aus dem Konkurrenzkampf um Absatzchancen etabliert. Der Wohlstand einer Gesellschaft bemisst sich daher, ganz „schumpeterisch“, nicht zuletzt an der Patentintensität ihrer Wirtschaft. Der steinige Weg von der Idee zum marktreifen Patent ist dem Gründer und Inhaber der Firma Schulte Elektrotechnik GmbH & Co. KG nur allzu vertraut. Siegfried Schulte, Ingenieur und inzwischen Erfinder mit eigenem Wikipedia-Eintrag, beschritt ihn trotz widriger Umstände und etablierte über einen Zeitraum von 50 Jahren einen Betrieb, der heute 200 Mitarbeiter beschäftigt und als Zulieferer namhafter Unternehmen wie Daimler, BMW oder Kärcher teil hat an der globalen Verbreitung technologischen Know-hows „Made in Germany“. Der heute 81-jährige musste sich in seiner beruflichen Laufbahn so manchem Kampf stellen.

Den schulteschen Furor erlebten vor zehn Jahren Kreditgeber und Hausbank, die nach unangekündigter Kürzung des Kontokorrentkredits mitansehen mussten, wie Schulte das Kunststück gelang, während der fragilen Umstrukturierung seines Betriebes die alten Kredite mit Hilfe einer originellen Idee abzulösen.

Urknall „Schulte-Schalter“ Zurück zu Schumpeter. Seinen „Urknall“ schöpferischer Zerstörung erlebte Schulte mit der Erfindung des Motorschutzschalters. Schulte erläutert das Prinzip gerne am Beispiel einer Kreissäge: „Wenn das Sägeblatt blockiert, läuft der Motor heiß. Das kann das Gerät beschädigen. Der Motorschutzschalter verhindert das.“ Sein Schalter, längst zum Eigenbegriff „Schulte-Schalter“ geadelt, schaltet den Motor gleich mit aus – eine Revolution in der Schaltertechnik. Das war 1964. Bis heute werkelt der Lüdenscheider Unternehmer mit Leidenschaft an Schaltern und Steckdosen: „Mit dem Totmannschalter für Rasenmäher ha-

Fotos: Schulte Elektrotechnik

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Die Idee, ein kleines Unternehmen mit einem klassischen Kapitalmarkt­ instrument wie dem Genussschein finanziell zu stärken, machte sogar VentureCapital-Anbieter neugierig.

Bahnbrecher und Erfinder von Schaltungen: Firmenchef Siegfried Schulte, BVMW-Mitglied.

Hier in Lüdenscheid arbeiten sie am Büro der Zukunft.

ben wir den Schritt in die Gärten gewagt. Das Verfahren kennt fast jeder: Den Hebel am Griff anziehen und der Rasenmäher lässt sich starten. Lässt man den Schalter los, schaltet er sich unmittelbar ab. Sicherer geht es nicht.“ Selbst eine Innovation wie der Lenkstockschalter, heute in jedem Auto zur Bedienung des Blinkers zu finden, stammt aus Schultes Ideenrepertoire. Doch Erfolg kennt auch Schattenseiten. Schultes Ideen verbreiteten sich mit dem Zusammenwachsen der Märkte in schneller Geschwindigkeit rund um den Globus und riefen Plagiatoren auf den Plan. So litt die Firma seit den 1990er Jahren zunehmend unter einer bedrohlichen Erosion ihrer klassischen Geschäftsfelder. „Alles lief auf dezentrale Elektrodistribution zu“, so Schulte. „Unsere Idee, die neuen Schwung in die Sache bringen sollte, war simpel, aber effektiv: Sämtliche Sicherungsmaßnahmen sollten so nah wie möglich an den Endgeräten installiert sein und sich im Störungsfalle selbst verwalten. So

bleiben andere Stromkreise im Falle einer Störung geschützt.“ Dieses Prinzip übertrug Schulte auf die Sicherung komplexer Netzwerke. Die Idee klang vielversprechend, stieß aber auf erhebliche Finanzierungsvorbehalte, was zum Bruch mit der Hausbank führte. Die Lösung: Schulte emittierte Genussscheine. Die Idee, ein kleines Unternehmen mit einem klassischen Kapitalmarktinstrument wie dem Genussschein finanziell zu stärken, machte sogar Venture-Capital-Anbieter neugierig. Und so gelang Schulte der Turnaround mit seinem modularen System, das er als „Spitze seiner Evolution der Schaltertechnik“ bezeichnet: EVOline. Es verhindert Überspannungen und Netzstörungen auch in Großnetzwerken, spart Energie und vermeidet Datenverluste. Sein Einsatz für den Bürobetrieb in jeder Größe kann in Schultes Stammwerk in Lüdenscheid im Praxistest besichtigt werden. www.schulte.com

Thomas Kolbe BVMW-Pressesprecher Nordrhein-Westfalen


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Vom Goldschmied zu edlem Leichtmetall Beim Vorgang des Eloxierens wird eine Schutzschicht auf das Aluminium aufgetragen.

Vor 50 Jahren gründeten Hannelore und Gerhard Heiche im Keller ihres Wohnhauses ein kleines Unternehmen. Der gelernte Goldschmied fertigte und verkaufte Schmuck. Heute hat das BVMW-Mitglied Heiche Oberflächentechnik GmbH in Schwaigern (Baden-Württemberg) den Sprung vom Handwerk zum Industriebetrieb mit Konzentration auf das Automotive-Geschäft gemeistert.

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Als die Zulieferer anfingen, in Osteuropa Fuß zu fassen, war auch Heiche mit dabei. Als traditionsreiches Unternehmen in zweiter Generation bietet Heiche ein Spektrum von aufeinander abgestimmten Oberflächenverfahren an. Bereits 1980 beschäftigte Heiche fünfzehn Mitarbeiter, als er den heutigen Standort im Schwaigerner Industriegebiet bezog. Knapp 15 Jahre später übertrug er die Verantwortung für das Unternehmen auf seine beiden Söhne. Das gelang ihm so vorbildlich, dass er mit dem Preis für den besten Generationenwechsel von der Landesbank ausgezeichnet wurde.

Seine Kompetenz erweiterte Heiche im Jahr 2000, als er die Abteilung Forschung und Entwicklung Dr. Peter König anvertraute. Als die Zulieferer anfingen, in Osteuropa Fuß zu fassen, war auch Heiche mit dabei. Damit begann eine starke Wachstumsphase des Unternehmens, die bis heute anhält. Mittlerweile sind allein am württembergischen Stammsitz 180 Mitarbeiter beschäftigt, weltweit sind es 420. „Die Kunden kommen zu 80 Prozent aus dem Automotive-Bereich, der Rest aus dem Bereich Anlagen und Medizintechnik“, erklärt Geschäftsführer Andreas Heuschele. Der Maschinenbau-Ingenieur ist seit 2013 der erste externe Gesamtgeschäftsführer der Heiche-Group. Das stetige Wachstum der vergangenen Jahre und die angestrebte Expansion über Europas Grenzen hinweg führten dazu, die neuen Aufgaben strategisch und operativ auf mehrere Schultern zu verteilen. Heiche beschichtet auf Wunsch seiner Kunden


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Heiche beschichtet auf Wunsch seiner Kunden Zubehörteile, vorwiegend aus Leichtmetall.

Fotos: Heiche Oberflächen GmbH

Zubehörteile, vorwiegend aus Leichtmetall. Die wichtigsten Verfahren sind Anwendungen im Bereich der Automobil-Zulieferindustrie, dem Maschinenbau und der Elektro- und Medizintechnik, wobei die Kernkompetenz in der Veredelung von Leichtmetallen, Stahl und Zinkdruckguss liegt. Dabei werden hauptsächlich Verfahren für technische Oberflächen angewandt: Beim Passivieren bekommen die Metalle eine nichtmetallische Schutzschicht, so dass sie nicht korrodieren und andere Materialien besser darauf haften können. Durch Eloxieren werden keramikartige Schichten erzeugt, die eine extreme Verbesserung der Verschleißfestigkeit bringen und isolierend wirken. Bei den Sol-Gel-Schichten werden Metalle im Tauch- oder Sprühverfahren beschichtet. Im Ergebnis sind die Oberflächen wie beim Lotuseffekt schmutzabweisend und bieten einen hohen Korrosionsschutz bei sehr dünnen Schichtstärken.

Durch KTL-Verfahren erhalten die Produkte einen guten Korrosionsschutz, der auch überlackiert oder verklebt werden kann. Dank der Drehtechnik können auch hochanspruchsvolle Bauteile gleichmäßig beschichtet werden. Im Unternehmen werden die Beschichtungen auf alle gängigen Qualitätsmerkmale der Automobilkunden untersucht, wie Temperaturschwankungen, Verschleißfestigkeit oder Verhalten bei ausführlichen Salz-Sprüh-Nebeltests. Die Oberflächen werden auf kleinste Schmutzrückstände getestet. Im Jubiläumsjahr 2015 entstand ein Auftragszentrum, das sämtliche Funktionen an der Schnittstelle zwischen Kunde und Produktion an einer Stelle zusammenfasst. „Wir wollen im globalen Wettbewerb bestehen können“, sagt Gunter Heiche. Der Trend zu Leichtmetall werde auch in Zukunft anhalten, davon ist er überzeugt. 

Erfolgreiche Unternehmerfamilie aus Schwaigern: Henriette Heiche, Rüdiger Heiche, Gunter Heiche, Simone Heiche (v. li.).

Heiche Oberflächen GmbH Stammsitz in Schwaigern/Württemberg, weitere Standorte in Leisnig (Sachsen), Hunderdorf (Bayern), Sátoraljaújhely (Ungarn), Stanowice (Polen) und Spartanburg (USA). Weltweit 420 Mitarbeiter; Ausbildung in den Berufen Oberflächenbeschichter, Kaufleute für Büromanagement, Fachkraft für Lagerlogistik, Industriemechaniker und Industriemechaniker (IHK) mit Bachelor of Engineering. www.heichegroup.com

Dr. Ulrich Köppen BVMW-Pressesprecher Baden-Württemberg

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Thüringer Highlight Im Erfurter Kaisersaal fand auch in diesem Jahr der traditionelle Thüringer Wirtschaftsball des BVMW statt. Im Rahmen der Veranstaltung wurden die Thüringer Unternehmer des Jahres ausgezeichnet.

BVMW-Landesgeschäftsführer Günther Richter, Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee, Preisträgerin Rosemarie Züge-Gutsche, Preisträger Hans-Ulrich Batzke, Gunther Batzke und Ministerpräsident Bodo Ramelow (v.li.)

Der Thüringer Wirtschaftsball gilt für Thüringer Unternehmerinnen und Unternehmer als gesellschaftliches Highlight. In diesem Jahr fand er bereits zum 22. Mal statt. Im Rahmen des Galaabends, der unter der Schirmherrschaft und persönlichen Teilnahme von Ministerpräsident Bodo Ramelow (DIE LINKE) im Erfurter Kaisersaal stattfand, wurden die Thüringer Unternehmer des Jahres gewählt: Rosemarie Züge-Gutsche, Inhaberin der Brendel’s Buchhandlung Gera, wurde mit dem BVMW-Mittelstandspreis „Thüringer Unternehmerin 2015“ ausgezeichnet. Der Ehrenpreis für sein Lebenswerk ging an Dipl.-Ing. Hans-Ulrich Batzke, Seniorchef der RSB Rudolstädter Systembau GmbH. Damit fand der zum 16. Mal ausgelobte Wettbewerb seinen Höhepunkt. Vorausgegangen waren regionale Ausscheide. Eine zentrale Jury er-

mittelte aus den nominierten Mittelständlern den/ die „Thüringer Unternehmer/in 2015“. Anliegen des Wettbewerbs ist es, Unternehmer aufgrund ihres herausragenden Engagements in Wirtschaft und Gesellschaft öffentlich zu ehren. Ihr Vorbild soll der jungen Generation Mut zur eigenen Selbstständigkeit und zur Übernahme von Firmen aufgrund des anstehenden Generationswechsels im Mittelstand machen. Weitere Ehrengäste, die den Mittelständlern Reverenz erwiesen, waren der Präsident des Thüringer Landtages, Christian Carius, und der Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und digitale Gesellschaft, Wolfgang Tiefensee. Das Grußwort des BVMW sprach Bundesgeschäftsführer Prof. Dr. Wolfgang Reinhart. 

Impressum Der Mittelstand. Unternehmermagazin des BVMW Herausgeber BVMW – Bundesverband mittelständische Wirtschaft, Unternehmerverband Deutschlands e. V. Präsident Mario Ohoven Mosse Palais, Leipziger Platz 15 10117 Berlin www.bvmw.de Dieser Ausgabe liegen die Broschüren „Der Bundeswirtschaftssenat im Dialog“ mit Herbert Mederer und Claus Sauter bei. Titelbild: pogonici - Fotolia.com

Redaktion Tel.: 030 / 53 32 06-16 Fax: 030 / 53 32 06-50 mittelstand@bvmw.de Judith Blask Rotger H. Kindermann (Korrespondent) Helena Moser Chiara Ohoven (Art Director) Friederike Pfann Eberhard Vogt (Chefredakteur) Verlag mattheis. werbeagentur gmbh Kastanienallee 4 10435 Berlin Tel.: 030 / 34 80 633-0 Fax: 030 / 34 80 633-33 info@mattheis-berlin.de www.mattheis-berlin.de

Layout und Gestaltung, Mediadaten, Vermarktung v. Anzeigen & Beilagen mattheis. werbeagentur gmbh Tel.: 030 / 34 80 633-0 Fax: 030 / 34 80 633-33 bvmw-anzeigen@mattheis-berlin.de Rechnungsstelle BVMW Servicegesellschaft mbH Mosse Palais, Leipziger Platz 15 10117 Berlin Tel.: 030 / 53 32 06-26 Fax: 030 / 53 32 06-50 theresa.collberg@bvmw.de Druckerei Möller Druck und Verlag GmbH Zeppelinstr. 6, 16356 Ahrensfelde

Das Magazin „Der Mittelstand.” ist das offizielle Organ des BVMW. Mitglieder des Verbandes erhalten das Magazin im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Die Redaktion übernimmt keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen. Namentlich gekennzeichnete Beiträge sowie Selbstdarstellungen von Unternehmen müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen. Nachdruck und Verbreitung mit Angabe der Quelle gestattet.

Druckauflage: 30.000 3/2015


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