DER Mittelstand. 01/2019

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1/2019 | Februar / März 2019 | 4,90 Euro

Themenschwerpunkt: Mittelstand und Innovation

Bereit fĂźr die Zukunft Neue Unternehmer braucht das Land S. 8

Umfrage: Droht Deutschland die Rezession? S. 14

Wie es mit Patenten und Marken nach dem Brexit weitergeht S. 58


Berlin

d n a t s te l

9 1 0 2 r a u r b e F . 18

t i M JAHRE

G N A F SEMP

W M V B DES

– 9 1 0 2 n nce a nd. h a C t s l – e t g t n i M eru n d e r k o r f a s t u s nen Hera i e r ü f m a s n i e m Ge nergie f t und E m m a r g o r ung r P kreditie k A – s Einlas 0 U hr ab 17:0 Uhr 0 ab 18:0 r h U 0 :0 2 2

m ung Program der Veranstalt g Ausklan er Buffet n mit Berli

erlin, aritim B ße 26, M l e t o H ra n b e r gs t Stauffe rlin e 10785 B

tin räsiden S taatsp atie n ro K n vo

Wir danken unseren Partnern:

inis te r Bundesm af t und E ne rgie ch ts ir W r fü

t s c ha r für Wir on Kroatien e t is in m entin v B u n d es c he n r, MdB, ić, S taatspräsid ie a m uropäis lt e v A n s o r e r ie e d a n t t a it e n K P lb Präside Grabareurs) nt von A Kolinda S taatspräside des BVMW und ean Entrepren , p t Ilir Meta oven, Präsiden E A-PME / Euro h (C ), O s e io d r n a M ba Airlines andsver Turkish ptpar tner. n a m ir Mittelst ycı (Cha r e r Ha u . İlker A entanten unse M n o v s te r rä Grußwo n weiteren Rep o v ie w o s

t räsiden S taatsp anie n lb A n vo

VMW nt des B P räside de r C E A -P M E nt P räside


3 Mario Ohoven

Antreten zum Regieren oder abtreten!

Präsident Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) und Europäischer Mittelstandsdachverband European Entrepreneurs (CEA-PME), Herausgeber „DER Mittelstand.“

Die Alarmzeichen für die deutsche Wirtschaft

Die Wirtschaft und vor allem der Mittelstand be-

mehren sich: Die Bundesregierung reduzierte

nötigen möglichst schnell massive Unterstützung

ihre Wachstumserwartungen für dieses Jahr von

aus der Politik, wenn sie global wettbewerbsfähig

1,8 Prozent im Herbst auf jetzt nur noch ein Pro-

bleiben sollen. Der Vorschlag der CDU/CSU-Bun-

zent. Und der ifo-Geschäftsklimaindex verzeich-

destagsfraktion, die Steuerbelastung für Kapi-

net den stärksten Rückgang seit der Euro-Krise.

tal- und Personengesellschaften bei maximal 25 Prozent zu deckeln, ist das Beste, was dazu seit

Es bleibt nur noch wenig Zeit, um mit einer klaren

Jahren aus der Politik gekommen ist. Aber das

Wachstumsstrategie gegenzusteuern. Denn ein

reicht nicht aus.

ungeregelter Brexit wird immer wahrscheinlicher, Chinas Wirtschaft bricht ein und die globale Kon-

Wir

junktur wird sich weiter abkühlen. Hausgemach-

Deutschland wieder Gründerland wird, mehr

te Ursachen kommen hinzu: Deutschland ist bei

Fachkräfte, um das Wachstum des Mittelstands

den Energiepreisen, Steuern und Sozialleistungen

nicht zu drosseln, mehr Forschungsförderung und

Spitze, bei Investitionen, Digitalisierung und Un-

vor allem: Bei der Digitalisierung und der Künst-

ternehmensneugründungen aber eher Schluss-

lichen Intelligenz müssen wir klotzen, nicht länger

licht. Und der Feinstaub-Irrsinn legt die Axt an die

kleckern. Drei Milliarden Euro für die KI-Strategie

Wurzel unserer wichtigsten Industrie.

der Regierung verteilt über mehrere Jahre sind

brauchen

mehr

Wagniskapital,

damit

ein Witz! Wie wollen wir so Zukunft gewinnen Und was macht die Regierung? Während Wirt-

und unseren Wohlstand sichern?

schaftsminister Peter Altmaier die Belastung von Bürgern und Wirtschaft durch Sozialabgaben im-

Wir stehen vor einem Kraftakt, vergleichbar mit

merhin deckeln will, fabuliert Finanzminister Olaf

der Agenda 2010. Wenn der Großen Koalition da-

Scholz über Steuererhöhungen, statt den Soli

für der Mut oder der Wille fehlt, sollte sie den Weg

komplett abzuschaffen – als hätte es die Steuer-

frei machen für eine neue Konstellation. Die Alter-

einnahmen-Orgien der vergangenen Jahre nicht

native für Angela Merkels Truppe heißt: Antreten

gegeben. Die Kanzlerin aber schweigt zu alledem.

zum entschlossenen Handeln oder abtreten!

Aktionismus ist hingegen in der Sozial- und Klimapolitik angesagt: Höherer Pflegebeitrag? Ja, bitte! Mehr Rentengerechtigkeit? Aber gerne! Hartz IV entschärfen? Aber sicher! 80 Milliarden Euro für Foto: © Thomas Imo

den Kohleausstieg? Warum nicht! Kümmert es

Mario Ohoven

denn wirklich niemanden in Berlin, welche verheerenden Folgen Spitzenbelastungen bei Steuern und Energiepreisen für eine Volkswirtschaft im Abschwung haben?

1|19  DER Mittelstand. | Editorial


4

IN DIESER AUSGABE POLITIK

Deutschland wird zum Einwanderungsland

SCHWERPUNKT

Künstliche Intelligenz made in Germany

BWS

„Der Familiencharackter steht im Vordergrund“ „Zukunft ist unsere Tradition“

Roland Dilmetz, Vorstand und Geschäftsführer ATR

Alexander Schaeff, Geschäftsführer Schaeff Group

POLITIK

deutsche Wirtschaft bedeutet 26

6 Deutschland-News 8

Neue Unternehmer

als Visitenkarte 26

braucht das Land 10 12 14

Deutschland wird zum

50

Wie komme ich zum richtigen Auftrag: mit Barcodes

SCHWERPUNKT

52

Digitales praktisch erleben

29

Mittelstand und Innovation

im Smart Data Forum

Unternehmerumfrage: Droht

30

Innovativer Mittelstand –

53

Deutschland die Rezession?

Best-Practice-Beispiele

Wandel statt Quote

18

Mittelstandspräsident im Dialog

34 36

Der Bundeswirtschaftssenat diskutiert mit Spitzenpolitikern

38 40

USMCA: Was NAFTA 2.0 für die

von BVMW-Mitgliedern

54

Digitales Lernen und Lehren

Ministerielle Handreichung

56

_Personal digital –

für den digitalen Neustart

Fairness für praxisnahe

42

smarte Lösungen, starker Mittelstand

Forschung

58

Wie es mit Patenten

Innovationen im

und Marken nach dem

Wie Ideen mit System

Brexit weitergeht 60 Blockchain:

gefunden werden

Wird AKK mehr Erhard wagen?

22 Europa-News

Kreativ, effizient und preisgekrönt

deutschen Mittelstand

Deutscher Mittelstand Media Award 2018

24

Erfolg durch effiziente Smart-Tools

Wie Integration gelingt

17

21

48

Einwanderungsland

treffen Mittelstand

20

Künstliche Intelligenz made in Germany

Bröckeln die Russland-Sanktionen?

16 Dieselfahrverbote

19

44

Russlands Pharma-Cluster

Erfolgreiche Innovationen im Mittelstand: fünf Tipps

1|19  DER Mittelstand. | Inhalt

Hype oder Hilfe? 62

Neue Wege in der Mittelstandsfinanzierung


5

UNTERNEHMERSERVICE

Was den Mittelstand auszeichnet

63

Beteiligung statt Bank

64

Innovation in Zahlen

BUNDESWIRTSCHAFTSSENAT

BVMW

KULTUR

Weltmarktführer und Weltkulturerbe

84

Dem Fachkräftemangel ein Schnippchen schlagen

71

„Der Familiencharackter

Steuern auf den Punkt

102 Sprachprofi im Handumdrehen

Zustimmungspflicht

104 Weltmarktführer und

zur Elternzeit? 87 Finanzkolumne 88

Positive Außendarstellung mit dem richtigen

„Zukunft ist unsere Tradition“

Geschäftspapier

76 News 78

Guter Rat schützt vor dem Fall

80

DSGVO: (partielle) Entwarnung

81

Mit der richtigen PR-Arbeit

im Ausland punkten

82

Rendite trifft Nachhaltigkeit

83

Was den Mittelstand auszeichnet

zum Pkw-Anhänger

86

steht im Vordergrund“

SERVICE

101 STEMA – vom Badekessel

85

Gutes Geld für Gründer 67

Tel Aviv: Träume wagen

Weltkulturerbe 105 Glanzvolles Event: 25 Jahre Thüringer Wirtschaftsball 105 Impressum

KULTUR

90 Buchtipps 92 BVMW-Veranstaltungskalender

106 Vorwärts in die Vergangenheit, zurück in die Zukunft!

BVMW

108 Tel Aviv: Träume wagen 110 Verkäufer, hört die Signale!

94 BVMW-News aus den Regionen 98

Wo Schokoladenträume wahr werden

100 Gute Haltung, fester Stand und klares Ziel führen zum Erfolg

1|19  DER Mittelstand. | Inhalt

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6

Deutschland-News Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenzen

Recht auf befristete Teilzeit Seit dem 1. Januar besteht für Arbeitnehmer ein Rechtsanspruch auf befristete Teilzeit, die sogenannte Brückenteilzeit. Der Rechts-

Die Beitragsbe-

anspruch gilt für Beschäftigte in Unternehmen mit mindestens

messungsgren-

45 Mitarbeitern. Durch die Brückenteilzeit erhalten Arbeitnehmer

zen (BBG) in der

die Möglichkeit, ihre Arbeitszeit auf bestimmte Zeit zu reduzieren

Sozialversiche-

und

rung

anschließend

wurden

wieder zu ihrer ur-

zum 1. Januar

sprünglichen Arbeits-

2019 weiter er-

zeit zurückzukehren.

höht. Die BBG

Arbeitnehmer,

in der gesetz-

länger als sechs Mo-

lichen Krankenversicherung stieg von 4.425 Euro auf

nate in einem Unter-

4.537,50 Euro im Monat. Die BBG in der Rentenver-

nehmen beschäftigt

sicherung und Arbeitslosenversicherung stieg eben-

sind, können dem-

falls. Die BBG West wurde für 2019 auf 6.700 Euro im

nach ihre Arbeitszeit

Monat (bisher: 6.500 Euro) festgesetzt. In den neuen

für mindestens ein

Bundesländern gilt 2019 die BBG Ost von monatlich

und höchstens fünf

6.150 Euro (bisher 5.800 Euro).

Jahre reduzieren.

wurde zum 1. Januar 2019 wieder eingeführt.

Entlastung bei der Krankenversicherung ...

Die Bemessungsgrundlage bei der Dienstwagenüberlassung von extern aufladbaren

Die Zusatzbeiträge bei der ge-

Elektro- und Hybridfahrzeugen wird künftig halbiert, indem als geldwerter Vorteil

setzlichen Krankenversicherung

0,5 Prozent statt 1 Prozent des inländischen Listenpreises angesetzt wird, allerdings

werden ab 2019 zu gleichen

nur für Fahrzeuge, die zwischen dem 1. Januar 2019 und dem 31. Dezember 2021

Teilen von Arbeitnehmern und

gekauft oder geleast werden. Komplett neu hingegen ist die steuerliche Befreiung

Arbeitgebern

des geldwerten Vorteils einer unentgeltlichen oder verbilligten Überlassung eines

Maßnahme schafft eine Entlas-

betrieblichen Fahrrads an den Arbeitnehmer.

tung für gesetzlich Versicherte in

Anerkennung von Arbeitsleistungen Die 2004 abgeschaffte Steuerbefreiung für Arbeitgeberleistungen (Zuschüsse und Sachbezüge) zu den Aufwendungen der Arbeitnehmer für die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel im Linienverkehr auf dem Weg von der Wohnung zur Arbeitsstätte

bezahlt.

Diese

Milliardenhöhe. Entlastungen gibt es im Zuge dessen auch für Kleinselbstständige, die sich gesetzlich versichern wollen. Deren monatlicher Mindestbetrag wird auf 171 Euro halbiert.

1|19  DER Mittelstand. | Politik

Fotos: © fotomek von www.fotolia.com, © Kubkoo von www.istockphoto.com, © sureeporn von www.istockphoto.com

die


7

Weniger neue Unternehmen Die Zahl der Unternehmensgründungen ist weiter rückläufig. Von Januar bis September 2018 wurden mit 93.800 Betrieben 2,4 Prozent weniger Gründungen größerer Betriebe registriert als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Die Zahl neu gegründeter Kleinunternehmen lag in den ersten neun Monaten 2018 mit knapp 131.500 um 3,3 Prozent unter dem Vorjahreswert. Knapp 76.000 Betriebe mit größerer wirtschaftlicher Bedeutung gaben von Januar bis September 2018 ihr Gewerbe auf. Aufgrund der bisherigen Entwicklung rechnet das Statistische Bundesamt für

... und Belastung bei der Pflegeversicherung

das gesamte Jahr 2018 mit etwa 124.000 Gründungen von Betrieben mit größerer wirtschaftlicher Bedeutung. 2017 lag die Zahl bei 125.000.

Der Beitragssatz für die Pflegeversicherung steigt zum 1. Januar2019 auf 3,05 Prozent. Das entspricht einer Er-

Neue Anzeigepflicht belastet KMU

höhung um 0,5 Prozentpunkte. Arbeitgeber werden daher um 0,25 Prozent mehr belastet, da der Beitrag je zur Hälfte durch Arbeitgeber und Arbeitnehmer finanziert wird.

Mindestlohn steigt

Das internationale Steuerrecht steht seit einigen Jahren im

In Sachen Mindestlohn befindet sich Deutschland im

ler Konzerne, die ihre effektive Steuerbelastung durch legale

EU-Vergleich in der Spitzengruppe. Bei einem Mindest-

Gestaltungsmethoden auf einen Bruchteil des gesetzlich ge-

lohn von 8,84 Euro pro Stunde lag die Untergrenze für

regelten Steuersatzes reduzieren. Die Reaktionen des EU-Ge-

eine Vollzeitstelle bei 1.498 Euro brutto im Monat.

setzgebers tragen den Ursachen leider nur bedingt Rechnung,

Deutschland liegt damit gemeinsam mit Frankreich auf

schließlich trifft die neue Anzeigepflicht für grenzüberschrei-

Platz 5 hinter Luxemburg (1.999 Euro), Irland (1.614

tende Steuergestaltungen nicht nur große, sondern auch kleine

Mittelpunkt der steuerpolitischen Diskussion in Europa. Ursächlich sind die Steuervermeidungsstrategien multinationa-

Euro), den Niederlanden (1.594 Euro) und Belgien (1.563

und mittlere Unternehmen. Der BVMW fordert vom deutschen

Euro). Zum 1. Januar 2019 trat der neue Mindestlohn

Gesetzgeber, dass bei der Umsetzung in nationales Recht mit

von 9,19 Euro pro Stunde in Kraft. Für 2020 ist bereits

Augenmaß vorgegangen wird. Es sollten lediglich modellhafte,

eine weitere Erhöhung auf 9,35 Euro pro Stunde geplant.

nicht aber alltägliche Gestaltungen einer Anzeigepflicht unter-

Neben den finanziellen Mehrkosten belasten insbeson-

liegen. Darüber hinaus ist dem Petitum der Finanzminister der

dere die im Mindestlohngesetz definierten Dokumenta-

Bundesländer, die Anzeigepflicht auch auf rein nationale Sach-

tionspflichten gerade kleine und mittlere Unternehmen

verhalte auszuweiten, eine Absage zu erteilen.

Foto: © Karin & Uwe Annas von www.fotolia.com

unverhältnismäßig stark.

Der BVMW. Die Stimme des Mittelstands.

Erfolgreich vernetzen. Chancengeber für den Mittelstand. Der BVMW stärkt die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Mittelstands! National und internatio­nal vertritt er erfolgreich die Interessen der kleinen und mittleren Unternehmen gegenüber der Politik – branchenübergreifend und parteipolitisch unabhängig.

Der BVMW repräsentiert mit seiner Mittelstandsallianz mehr als 900.000 Stimmen für den Mittelstand aller Branchen ist mit 300 Geschäfts­stellen bundesweit vertreten hat mit den Repräsentanten vor Ort mehr als 800.000 Unternehmerkontakte jährlich bietet über 2.000 Veranstaltungen im Jahr ist führendes Mitglied in der europäischen Dachvereinigung nationaler Mittelstands­verbände (European Entrepreneurs).

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8

Neue Unternehmer braucht das Land Eine lebendige Gründerszene hält unsere Wirtschaft in Schwung, sorgt für wettbewerbsfähige Unternehmen und schafft zukunftsfähige Arbeitsplätze. Start-ups, Gründungen und Unternehmensnachfolgen sind für den Wirtschaftsstandort Deutschland und die Zukunftsfähigkeit der Sozialen Marktwirtschaft von zentraler Bedeutung. Sie sind die Innovatoren, der künftige Mittelstand von morgen, der das Rückgrat unserer Wirtschaft ist. Deutschland braucht mehr Gründerinnen und

nehmergeist in Deutschland stärken und Men-

Gründer. Deshalb habe ich eine breit angelegte

schen ermutigen, das eigene Unternehmen zu

Gründungsoffensive gestartet, die zusammen mit

gründen oder ein bestehendes Unternehmen zu

der Wirtschaft und allen politischen Entscheidungs-

übernehmen. Konkret geht es insbesondere um

trägern für Unternehmertum motiviert. Gemein-

die gesellschaftliche und politische Wertschät-

sam wollen wir die Gründungskultur in Deutschland

zung unternehmerischer Selbstständigkeit, die

stärken, den Menschen Mut machen und sie zielge-

Vermittlung wirtschaftlichen Wissens und unter-

richtet unterstützen, damit sie Gründungschancen

nehmerischen Denkens, die Erleichterung von

erkennen und eigene Ideen umsetzen. Und dies gilt

Unternehmensnachfolgen, die Verbesserung des

für Unternehmensgründungen und -nachfolgen in

Gründungsumfelds und die Gewinnung von Frau-

allen Wirtschaftsbereichen: vom Handwerk über

en und Menschen mit Migrationshintergrund für

die gewerbliche Wirtschaft, Dienstleistungen und

die unternehmerische Selbstständigkeit sowie um

die freien Berufe bis hin zu technologieorientier-

gute Finanzierungsbedingungen.

ten, wachstumsstarken Start-ups. Wir wollen den Rückgang der Neugründungen stoppen und eine

Gründerfreundliches Klima schaffen

Trendumkehr erreichen, damit in den kommenden

Deutschland braucht eine stärkere Gründungs-

Jahren wieder mehr Gründungen in Deutschland

kultur. Dazu gehört auch eine positive Fehlerkul-

umgesetzt werden.

tur der Gesellschaft, die nach Fehlschlägen neue unternehmerische Perspektiven ermöglicht. Es

Unternehmensnachfolge sichern

gilt, das Wissen um die Themen Gründung, Start-

Damit dies gelingt, werden wir Menschen mit

ups und Unternehmertum zu verbessern und

Mut und Verantwortung motivieren, selbst an-

die unternehmerische Selbstständigkeit stär-

zupacken, kreative Ideen, Forschungsergebnisse

ker als Chance wahrzunehmen. Dafür werden

oder innovative Geschäftsmodelle zu entwickeln

wir bereits in den Schulen ansetzen. Wir wer-

und erfolgreich am Markt zu platzieren. Und wir

den Schulleitungen, Unternehmen, Initiativen

brauchen engagierte Menschen, die ihr eigener

und Projektpartner einladen und gemeinsam

Chef oder ihre eigene Chefin werden möchten,

diskutieren, wie wir ökonomische Bildung und

indem sie etablierte Betriebe übernehmen. Denn

unternehmerisches Denken schon im Unterricht

erfolgreiche Unternehmensnachfolgen sichern

fördern können.

den anstehenden Generationswechsel im Mittelstand und damit wichtiges Know-how und Ar-

Wir wollen mehr Frauen ermutigen, zu gründen

beitsplätze in Deutschland.

oder ein bestehendes Unternehmen zu übernehmen. Dabei ist die Initiative „FRAUEN unter-

Die Gründungsoffensive setzt daher ein Zeichen

nehmen“ mit rund 140 ehrenamtlich engagier-

für mehr Gründungen in Deutschland: Sie gibt Im-

ten Vorbild-Unternehmerinnen ein wichtiger

pulse zum Gründen, will den Gründer- und Unter-

Pfeiler der Gründungsoffensive.

1|19  DER Mittelstand. | Politik


9

Die Unternehmensnachfolge wird im Mittelstand

weiterentwickeln wie beispielsweise mit der

immer mehr zu einem der wichtigsten Themen.

neuen Förderrichtlinie „EXIST-Potentiale“ so-

Eine ganze Generation will ihr Werk in den nächs-

wie zusätzlich die Finanzierungsbedingungen in

ten Jahren in jüngere Hände legen. Unternehme-

Deutschland verbessern.

rinnen und Unternehmer sollten sich frühzeitig mit der eigenen Nachfolge beschäftigen und den

Parallel zum Start der Gründungsoffensive habe

komplexen Prozess gründlich vorbereiten. Mit

ich in einem Brief alle Oberbürgermeister/innen,

einem bundesweiten Aktionstag zum Thema

Bürgermeister/innen und Landräte/innen an-

Unternehmensnachfolge werden wir dazu einen

geschrieben und zur Wertschätzung von unter-

Anstoß geben.

nehmerischem Engagement aufgerufen. Denn Unternehmerinnen und Unternehmen schaffen

Gründerinnen und Gründer sollen sich auf ihr

Arbeitsplätze, unterstützen Vereine und fördern

Geschäftskonzept, ihre Kunden und Mitarbeiter

gesellschaftliche Aktivitäten in den Regionen.

konzentrieren. Deshalb wollen wir das Gründungsumfeld auch künftig verbessern und Bü-

Sie sollten für ihren Einsatz gewürdigt und von

rokratie weiter abbauen. Hierzu werden wir die

der Gesellschaft positiv wahrgenommen werden.

zentrale Gründerplattform ausbauen. Wir setzen

Denn sie haben sich für das Gemeinwohl verdient

uns dafür ein, Gründungsverfahren zu bündeln,

gemacht.

Foto: © skynesher von www.istockphoto.com; Autor: © Bundesregierung/Kugler

zu digitalisieren und durch vereinfachte Verwaltungsprozesse insgesamt zu erleichtern.

In verschiedenen Veranstaltungsformaten und Regionalkonferenzen werde ich in den nächsten

Förderprogramme ausbauen und verbessern

Monaten im direkten Austausch mit Gründerin-

Und wir wollen unsere erfolgreichen Förder-

ternehmertum in Deutschland weiter gestärkt

programme für die Startphase fortführen und

werden kann.

nen und Gründern erörtern, wie lebendiges Un-

Gut für dich. Gut für Deutschland. Vom Blumenladen über die Schreinerei bis hin zum Maschinenbaubetrieb oder Start-up für Künstliche Intelligenz: Es gibt so viele Möglichkeiten und Chancen, sich selbstständig zu machen. Warum nicht die Dinge selbst in die Hand nehmen und mit einer Unternehmensgründung zum eigenen Chef oder zur eigenen Chefin werden? Damit aus Träumen Wirklichkeit und aus Visionen echte Perspektiven werden, unterstützt die Gründungsoffensive des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie den Schritt in die Selbstständigkeit. Für einen neuen Gründergeist. Für mehr Gründungen. Beides hat Deutschland auch bitter nötig: Die Selbstständigenquote von 9,8 Prozent liegt weit unter dem EU-Durchschnitt von 14,5 Prozent. www.existenzgruender.de/go

1|19  DER Mittelstand. | Politik

Peter Altmaier Bundesminister für Wirtschaft und Energie www.bmwi.de


10

Deutschland wird zum Einwanderungsland „Es ist ein Gesetz, das einlädt“, befand Bundesarbeitsminister Hubertus Heil beim offiziellen Pressetermin. Zum Jahresende hat die Bundesregierung das neue Gesetz zur Fachkräfteeinwanderung beschlossen. Nach ausgiebiger Diskussion, ob Deutschland ein Einwanderungsland ist, sind die Weichen für eine qualifizierte Zuwanderung aus Drittstaaten gestellt.

zung bei der Integration erhalten, beispielsweise durch Beratungsangebote und Sprachkurse. Um spürbar mehr Zuwanderung zu erreichen, ist außerdem eine umfangreiche und gezielte Anwerbestrategie notwendig, die ausländische Fachkräfte auf ihre Chancen in Deutschland aufmerksam macht.

Warum braucht Deutschland ein neues Einwanderungsgesetz? Grundsätzlich befürwortet der BVMW die Geset-

Der Fachkräftemangel hat sich zu einer Wachs-

zesinitiative für ein Fachkräfteeinwanderungsge-

tumsbremse entwickelt. Schon jetzt sieht der

setz. Allerdings wäre ein Punktesystem nach dem

Mittelstand die Fachkräftesicherung als zen-

Vorbild erfolgreicher Einwanderungsländer wie

trale Herausforderung. In vielen Regionen

Kanada wünschenswert gewesen. Ein solches Sys-

und Branchen stehen kaum noch qualifizierte

tem hätte den Vorteil, dass Anforderungen an die

Arbeitskräfte für die mehr als 1,2 Millionen

Bewerber gegeneinander aufgerechnet werden

offenen Stellen zur Verfügung. Mit einem Fach-

können und so geringere Einstiegshürden möglich

kräfteeinwanderungsgesetz kann dieser Ent-

sind. Darüber hinaus sollten aus Sicht des BVMW

wicklung entgegengewirkt und der demogra-

die Kompetenzvermutung gestärkt und poten-

phische Wandel abgemildert werden. Wichtig

zielle Arbeitgeber bei der Qualifikationseinschät-

ist, dass es sich beim neuen Gesetz um die Ein-

zung angehört werden. Auch ist es wichtig, dass

wanderung von qualifizierten Arbeitskräften

Einwanderungsverfahren vereinfacht werden

handelt. Falsche Anreize müssen unbedingt

sowie Unternehmer und Einwanderer Unterstüt-

vermieden werden.

1|19  DER Mittelstand. | Politik


11

Was ändert sich für Fachkräfte aus Drittstaaten?

stark eingeschränkt. Wer eine befristete Aufent-

Fachkräfte sollen zukünftig in allen Berufen

anstrebt, muss mindestens den Abschluss einer

arbeiten können, für die sie qualifiziert sind.

deutschen Auslandsschule oder einen ausländi-

Voraussetzungen dafür sind ein Arbeitsvertrag,

schen Hochschulabschluss vorweisen. Darüber

eine anerkannte Qualifikation und Deutsch-

hinaus muss er oder sie unter 25 Jahre alt sein,

kenntnisse. Folglich wird auf die Beschränkung

gute Deutschkenntnisse belegen und seinen

auf Engpassberufen verzichtet. Auch entfällt im

Lebensunterhalt selbst bestreiten können. Ent-

Grundsatz die Vorrangprüfung und der damit

sprechend handelt es sich hier um einen sehr

einhergehende bürokratische Aufwand.

privilegierten Kreis.

haltsgenehmigung zur Ausbildungsplatzsuche

Zusätzlich gibt es neue Regelungen für Fachkräfinländischen Qualifikation noch nicht vollständig

Welche Erleichterungen sieht das Gesetz für Unternehmen vor?

erfüllt. Sie sollen eine Aufenthaltserlaubnis für er-

Einige Verwaltungsprozesse sollen zentralisiert

gänzende Qualifizierungsmaßnahmen erhalten.

und verschlankt werden. Darüber hinaus soll ein

Eine solche Aufenthaltserlaubnis wird auf zwei

beschleunigtes Fachkräfteverfahren eingeführt

Jahre befristet und bedarf einer Verpflichtung

werden, das eine zügige Bearbeitung sicherstellt

des Arbeitgebers, die ergänzende Qualifikation

und notwendige Beratung für Unternehmen

zu unterstützen.

bereitstellt. Bei erfolgreicher Umsetzung wäre

Foto: © fotografixx von www.istockphoto.com

te, deren Qualifikation die Gleichwertigkeit zur

das ein großer Gewinn – für Zuwanderer und

Welche Möglichkeiten schafft das Gesetz für Auszubildende?

Unternehmen.

Die Chancen für Bewerber auf Ausbildungsplätze wurden in letzter Minute durch die CDU

Johanna Jost BVMW Referentin für Arbeit und Soziales johanna.jost@bvmw.de

1|19  DER Mittelstand. | Politik


12

Wie Integration gelingt Mitglieder des BVMW begrüßen die Bemühungen um ein Fachkräfteeinwanderungsgesetz. An einigen Stellen sehen sie jedoch Nachholbedarf.

Anerkennungsverfahren sind oft langwierig und aufwändig sowohl für den Arbeitgeber als auch für einen potenfür Ärzte eine zentrale Sammelstelle, die über das Maß

Gunther Grittmann Werksleiter burgbad GmbH

anzuerkennender Qualifikationen bei Schul- und Studienabschlüssen an verschiedenen Universitäten in den

Für uns ist die Integration von Flüchtlingen bereits vor

unterschiedlichen Ländern informiert, bereits bewährt

mehr als zwei Jahren ein Thema geworden. Unter ande-

(www.anabin.de, eingerichtet von der Kultusministerkon-

rem beteiligen wir uns bei der Initiative ‚wir zusammen‘.

ferenz der Länder mit Sitz in Bonn). Noch besser wäre eine

Eine Gesetzesänderung, wie sie der Entwurf vom BVMW

One-stop-Agency, um Transparenz und Effizienz bei

fordert, würde unsere Situation deutlich vereinfachen, da

Einwanderungsverfahren sicherzustellen.

wir bereits vorhandene arbeitswillige und engagierte

Prof. Dr. med. habil. Dr. h. c. Thomas Eichhorn Carl-Thiem-Klinikum Cottbus

Mitarbeiter als zukünftige Fachkräfte einfacher integrieren können. Wir begrüßen und unterstützen den Entwurf voll und ganz.

1|19  DER Mittelstand. | Politik

Foto: © AndreyPopov von www.istockphoto.com

ziellen Bewerber. Im Bereich der Medizin hat sich


13

Wolfgang Nickel Inhaber Ausbildung und Leben in Deutschland

Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz ist mit Sicherheit ein Weg zu einer vernünftigen Regelung. Eine Schlüsselstellung nimmt die deutsche Sprache ein. Bei Ausbildungen sollte es möglich sein, auch

Bastian Mahmoodi Geschäftsführer Innozation GmbH

unter B2-Sprachlevel anfangen zu können. Fehlende und mangelnd ausgebildete Lehrer in den Herkunftsländern erschweren den Unterricht vor Ort. Ein fachspezifischer Sprachkurs während der ersten sechs Monate der Ausbildungszeit in Deutschland sollte durch die Bundesregierung finanziert werden. Ebenfalls wurde der Passus des unverschuldeten Abbruchs eines Ausbildungsverhältnisses nicht ausreichend betrachtet. Dem

Es bleibt zu hoffen, dass das Fachkräfteeinwanderungsgesetz vor allem seine Wirkung dadurch entfaltet, dass die behördlichen Strukturen modernisiert und digitalisiert werden. Hierbei muss insbesondere die Interaktion zwischen den Behörden aller Art proaktiv und wohlwollend gestaltet sein. Insgesamt müssen Zuwanderungsstrukturen geschaffen werden, die Fachkräfte systematisch und skalierbar zum deutschen Mittelstand führen.

Auszubildenden bedarf es hier an stärkerer Unterstützung, finanziell sowie bei der Suche nach einem neuen Ausbildungsplatz.

Sandra Schirmer Geschäftsführerin moveo gGmbH Patrick Iselstöger Prokurist GETWORKS GmbH

Sandra Graf Personalleiterin (re.) moveo gGmbH

Es bestehen weiterhin Zweifel an einer für alle Wir begrüßen es sehr, dass in

Branchen einheitlichen Umsetzbarkeit. Bisher

Zukunft die Vorrangprüfung entfällt

galt eine gewisse Benachteiligung hinsichtlich

und eine Ausweitung auf alle Berufsaus-

der Beschäftigung von Personal aus Drittstaaten

bildungen vorgenommen wird. Die

für Personaldienstleister. Den Verzicht auf die

tatsächliche Integration in deutsche

Vorrangprüfung begrüßen wir deshalb aus-

Unternehmen kann aber nur dann

drücklich, stellen jedoch klar, dass wir zukünftig

erfolgreich sein, wenn in Drittstaaten

auch in vollem Umfang Beachtung finden

auch die Botschaften ihre Prozesse

möchten, um weiterhin wettbewerbsfähig zu

beschleunigen und Visa zeitnah ausstel-

bleiben und um unsere Kunden wie gewohnt

len. Besonders erfolgversprechend sind

unterstützen zu können.

die Pläne, Ausbildungsinteressierte aus dem Ausland zu gewinnen, damit Unternehmen ihre Fachkräfte selbst ausbilden können.

1|19  DER Mittelstand. | Politik


14

Im Fokus der Medien: Mittelstandspräsident Mario Ohoven stellt die Ergebnisse der Unternehmerumfrage bei der Bundespressekonferenz in Berlin vor.

Unternehmerumfrage: Droht Deutschland die Rezession? Das weltweite Wachstum geht zurück, ein harter Brexit zeichnet sich ab, Sanktionen behindern den Welthandel, und der Wachstumsmotor Automobilindustrie läuft nicht mehr rund. Der Mittelstand fordert die Politik zum Handeln auf, um Wachstum und Wohlstand in Deutschland zu sichern. „Der unternehmerische Mittelstand befürchtet,

Steuerbelastung für Unternehmen, um internatio-

dass Deutschland 2019 in die Rezession abgleiten

nal wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Abschaffung

könnte. Die Bundesregierung muss jetzt umsteu-

des Solidaritätszuschlags wäre für 82,5 Prozent der

ern, um Wachstum und Wohlstand zu sichern. Dem

Befragten ein erster Schritt mit Signalwirkung. Ei-

Personalwechsel an der Spitze der Union muss ein

nen beschleunigten Breitbandausbau fordern 64,7

Politikwechsel der Großen Koalition folgen.“ Mit

Prozent, für die Einführung einer steuerlichen For-

diesen deutlichen Worten stellte Mittelstands-

schungsförderung plädieren knapp 77 Prozent der

präsident Mario Ohoven die Ergebnisse der tradi-

Mittelständler.

tionellen Unternehmerumfrage des BVMW zum Jahreswechsel bei der Bundespressekonferenz in

Es gehe darum, Deutschland fit für die Zukunft zu

Berlin vor.

machen, so Ohoven. „In der Haushaltspolitik muss umgesteuert werden, Zukunftsinvestitionen müs-

Der Umfrage zufolge erwarten fast 53 Prozent der

sen Vorrang vor Sozialkonsum bekommen.“ Dazu

Mittelständler, dass Deutschland in den nächsten

müsse endlich der Anstieg der Sozialausgaben, die

zwölf Monaten in die Rezession abgleiten könnte.

heute schon über 57 Prozent des Bundeshaushalts

„Das globale Wachstum geht zurück, ein harter

ausmachen, begrenzt werden.

und der bisherige Wachstumsmotor Automobil-

Wie vor jeder bundesweiten Wahl wurden die

industrie stottert“, warnte Ohoven. Außerdem

Wahlabsichten der Mittelständler zur Europawahl

dämpfe der anhaltende, massive Fachkräftemangel

2019 abgefragt. Mit bemerkenswerten Ergebnis-

die Wachstumsaussichten. Laut Umfrage haben

sen: Union und FDP hätten zusammen eine Zwei-

über 92 Prozent der Mittelständler Schwierigkei-

drittelmehrheit. Die AfD bliebe mit 8,6 Prozent

ten, offene Positionen zu besetzen – ein „dramati-

deutlich hinter ihren Wahlergebnissen der ver-

scher Wert“, so der Mittelstandspräsident.

gangenen zwei Jahre zurück. Die SPD käme auf lediglich 3,5 Prozent. „Die SPD muss dringend ein

Zu den vorrangigen Aufgaben der Politik gehört aus

Angebot an den Mittelstand machen“, resümierte

Sicht der Unternehmer eine spürbare Senkung der

Mittelstandspräsident Ohoven.

1|19  DER Mittelstand. | Politik

Foto: © Christian Kruppa

Brexit droht, Handelssanktionen greifen um sich,


15

So sehen Mittelständler 2019.

Auszug aus der Unternehmerumfrage des BVMW zum Jahresende.

Welche gesamtwirtschaftliche Entwicklung erwarten Sie in den kommenden 12 Monaten in Deutschland?

Hochkonjunktur (Boom)

Finden Sie für alle offenen Positionen geeignete Arbeitskräfte?

20,23 %

ja, problemlos

Aufschwung (Expansion)

26,29 %

manchmal ja, manchmal nein

44,49 %

Abschwung (Rezession)

52,84 %

nein, geeignete Arbeitskräfte sind knapp

47,59 %

Tiefphase (Depression)

0,64 %

Welche wirtschaftspolitischen Aufgaben sollte die Bundesregierung jetzt vorrangig anpacken? (Mehrfachnennung möglich)

Bürokratieabbau  76,14 % Unternehmenssteuerreform  40,94 % Steuer- und Abgabensenkung  54,42 % Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur  51,06 % beschleunigter Breitbandausbau  64,73 %

Grafiken: © BVMW

Innovationsoffensive  31,79 % berufliche Bildung  32,27 % Fachkräfteeinwanderung  35,27 %

1|19  DER Mittelstand. | Politik

7,29 %


16

Dieselfahrverbote treffen Mittelstand Vor gut einem Jahr entschied das Bundesverwaltungsgericht über die Rechtmäßigkeit von Verkehrsverboten für Dieselfahrzeuge infolge von Überschreitungen von Stickstoffdioxidgrenzwerten. Zahlreiche Fahrverbote wurden bereits eingeführt oder sind für 2019 in Planung – so in Hamburg, Aachen, Berlin, Bonn, Darmstadt, Essen, Frankfurt am Main, Gelsenkirchen, Köln, Mainz und Stuttgart. Weitere Städte werden aufgrund von laufender Gerichtsverfahren wahrscheinlich hinzukommen. Leidtragende sind die Mittelständler.

christian.menke@bvmw.de

skandal sich ausweitete und Fahrverbote durch

und mittleren Unternehmen, die sich eine kurz-

Rechtsurteile kaum noch vermeidbar waren, wur-

fristige Erneuerung des Fuhrparks nicht leisten

de von der Bundesregierung im November 2017

können. Es sollte dabei bedacht werden, dass Die-

das „Sofortprogramm Saubere Luft 2017-2020“

selfahrzeuge mit Euro-5-Norm noch bis 2015 als

ins Leben gerufen. Ein solches Programm soll die

umweltfreundliche Fahrzeuge verkauft und von

betroffenen Kommunen bei kurzfristigen Maß-

der Politik gelobt wurden. Diese erst wenige Jah-

nahmen zur Luftreinhaltung unterstützen. Von

re alten Fahrzeuge sind somit noch nicht einmal

den Mitteln wurden jedoch bis Anfang November

steuerlich abgeschrieben. Laut der vom Bundes-

2018 lediglich 236,5 Millionen. Euro beschieden

finanzministerium herausgegebenen AfA-Tabel-

und 935.000 Euro abgerufen.

le für die allgemein verwendbaren Anlagegüter werden Pkw über sechs Jahre linear abgeschrie-

Gerade die kleineren Unternehmen haben nur

ben. Ein in 2015 gekaufter Dienstwagen ist somit

eine kleine Fahrzeugflotte und können diese nicht

erst 2021 steuerlich abgeschrieben.

kurzfristig ersetzen. Dadurch trifft ein Dieselfahrverbot diese Unternehmen besonders hart.

Die Grenzwerte für Stickstoffdioxid sind seit

Allerdings können die Städte ihren Spielraum in

über zehn Jahren bekannt und gelten bereits

der Ausgestaltung der Dieselfahrverbote nutzen

seit 2010. Das Problem hätte der Politik seit lan-

und Ausnahmereglungen für gewerbliche Fahr-

gem klar sein und frühzeitig angegangen werden

zeuge beschließen. Für Handwerker- und Liefer-

müssen. Erst als der Diesel-

fahrzeuge von 2,8- bis 7,5-t-Gesamtgewicht gibt es zudem seit 2019 ein neues Förderprogramm für Nachrüstungen. Darüber hinaus erwartet die Bundesregierung, dass die Automobilindustrie Hardware-Nachrüstungen – allerdings nur für private Diesel-Pkw – anbietet und die Kosten dafür trägt. Dennoch ist es fraglich, ob bis dahin genügend Nachrüstungssets entwickelt und von den Automobilherstellern genehmigt werden. Beim Kauf von Neufahrzeugen sollten Unternehmen auf die neueste Abgasnorm Euro 6d TEMP achten.

1|19  DER Mittelstand. | Politik

Foto: © folienfeuer von www.fotolia.com

Christian Menke BVMW Referent für Nachhaltigkeit, Energie, Mobilität und Umwelt

Die Fahrverbote betreffen vor allem die kleinen


17

Wandel statt Quote Die Bilanz ist ernüchternd: Trotz unzähliger Initiativen ist die Förderung von Frauen in Führungspositionen der deutschen Wirtschaft nur schleppend vorangekommen – obwohl viele Studien zum Schluss kommen, dass geschlechtergemischte Teams die besten Resultate erzielen. Der Anteil von Managerinnen beträgt in Deutsch-

Jahren aber sind es gerade noch 16 Prozent, die

land ca. 22,5 Prozent. Zum Vergleich: In Norwe-

daran festhalten. Der Anteil der männlichen Ein-

gen sind es 42 Prozent, in Italien 36 Prozent und

steiger mit dem gleichen Ziel ist mit einem Drittel

in Hongkong 33. Betrachtet man indes die Zahlen

deutlich geringer, bleibt aber auch nach fünf Jah-

genau, so stößt man auf regionale Unterschiede:

ren praktisch unverändert. Der Grund: Die Be-

Während der Anteil der weiblichen Führungs-

urteilung von Leistung erfolgt in der Regel durch

kräfte in Nordrhein-Westfalen bei gerade 18 Pro-

von Männern geschaffene Parameter. Selbstver-

zent liegt, beträgt er in Sachsen 26 Prozent. Auch

ständlich gibt es viele Frauen, die unter diesen

die anderen neuen Länder weisen signifikant hö-

Bedingungen bestehen. Doch geht dann oft das

here Anteile aus.

verloren, was den Vorteil geschlechtergemischter Teams ausmacht: nämlich unterschiedliche, sich

Zudem belegen die Daten des Statistischen Bun-

ergänzende Sicht- und Herangehensweisen. Auch

desamtes, dass jede zweite Frau in den Neuen

eine Quote hilft nicht, denn quantitative Maßnah-

Ländern mit einem Kind unter 15 Jahren auf einer

men lösen nicht strukturelle Probleme.

Foto: © Bulat von www.fotolia.com

Vollzeitstelle arbeitet, während es in den westlichen Bundesländern nur jede fünfte ist. Denn

Dabei würden ein paar Schritte schon helfen: Zu

immer noch, fast 30 Jahre nach der Wiederver-

oft wird Wert auf Präsenz gelegt. Doch der Fle-

einigung, ist das Netz an Einrichtungen für Kin-

xibilität gehört die Zukunft – im Home-Office, im

derbetreuung in den neuen Ländern dichter als

Job-Sharing, in flexibler Teilzeit. Mittel, die jungen

im Rest der Republik, ein wesentlicher Punkt. Die

Müttern Möglichkeiten gäben, sie an Führungs-

nur schwer zu bewerkstelligende Vereinbarung

aufgaben heranzuführen. Ein anderes Modell ist

von Familie und Karriere ist einer der Gründe,

die Vertrauensarbeitszeit: freie Gestaltung bei

warum Frauen aussteigen. Der andere ist ein be-

vollkommener Transparenz sowie ehrliche Mit-

triebsinterner.

arbeiterbefragungen.

Nach einer Studie der Unternehmensberatung

Doch über allem muss eines stehen: das klare

Bain beginnen 43 Prozent der Berufsanfängerin-

Ziel der Unternehmensleitung, den Schatz der

nen ihre Karriere mit dem Vorsatz, den Aufstieg

komplementären Potentiale der Geschlechter

in das Top-Management zu schaffen. Nach fünf

zu heben.

1|19  DER Mittelstand. | Politik

Dr. Eckart Eller Vorsitzender des Vorstands EL-NET GROUP Mitglied im Bundeswirtschaftssenat www.elnet.group


18

Mittelstandspräsident im Dialog Als gefragter Keynote-Speaker, mit der Teilnahme an zahlreichen Veranstaltungen und in Gesprächen mit hochkarätigen Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft öffnet Mario Ohoven im In- und Ausland Türen für den unternehmerischen Mittelstand. Hier eine kleine Auswahl hochrangiger Treffen: Aktiv in Afrika In

der

Bundeszentrale

Kooperation mit Russland

des

BVMW empfing Mario Ohoven

Der BVMW und die Ver-

den für die Region Westafrika

einigung der Rechtsan-

zuständigen Executive Direc-

wälte Russlands (AJR)

tor der Weltbank, Jean-Claude Tchatchouang. Im Gespräch stellte Ohoven die Aktivitäten der Mittelstandallianz Mario Ohoven mit Jean-Claude Tchatchouang, Executive Director der Weltbank.

Afrika

des

haben eine schlagkräftiIn Berlin unterzeichneten die Vereinigung der Rechtsanwälte Russlands und der BVMW einen Kooperationsvertrag.

ge Kooperation zur Umsetzung

gemeinsamer

Projekte vereinbart. So

BVMW vor und unterstrich, dass

soll der BVMW unter anderem beim Aufbau von Repräsentan-

Afrika für den deutschen Mittel-

zen in Russland aktiv unterstützt werden. Eine entsprechende

stand große Potenziale biete.

Vereinbarung unterzeichneten Mario Ohoven und Stanislav Alexandrov, CEO von AJR, in Berlin. Die AJR gehört zu den renommiertesten Vereinigungen Russlands. Zu ihren Mitgliedern zählen neben Topjuristen auch Vertreter aus der Wissenschaft.

Frauen in der Wirtschaft stärken ter von Bangladesch, S.E. Imtiaz

Deutsch-türkische Beziehungen

Ahmed, erläuterte Mario Ohoven

Die

zentrale entwicklungspolitische

Geschäftsbeziehungen

Fragen. Dabei hob der Mittel-

zwischen

standspräsident

Mittelständlern

Im Gespräch mit dem Botschaf-

insbesondere

die Stärkung der Frauen in der S.E. Imtiaz Ahmed, Botschafter von Bangladesch, und Mario Ohoven.

Wirtschaft als wichtige Aufgabe

Mario Ohoven empfing Vertreter von Tüsiad.

Stärkung

der

deutschen und

Unternehmen in der Türkei stand im Mittel-

hervor. Zudem wurden staatliche

punkt des Treffens mit

Fördermaßnahmen für Unter-

Vertretern von Tüsiad, einer Vereinigung türkischer Industriel-

nehmen und die Arbeitsweise der kleinen und mittleren Unter-

ler und Unternehmer. Tüsiad zählt zu den führenden Unterneh-

nehmen in Deutschland diskutiert.

merverbänden der Türkei.

Ausriss aus Mario Ohovens Terminkalender 05.12. Bundeswirtschaftsministerium: Gespräch mit Peter Altmaier 05.12. Teilnahme an Feierlichkeiten anlässlich des finnischen Nationalfeiertages 10.12. Treffen mit Lutz Lienenkämper, Finanzminister von Nordrhein-Westfalen 13.12. Erstes Arbeitstreffen der Mittelstandsallianz Afrika in Berlin 13.12. Empfang in der dänischen Botschaft 14.12. Teilnahme am Europakongress der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit 19.12. Vortrag „Gemeinsame Werte in der EU“ in der Hessischen Landesvertretung in Berlin 20.12. Gespräch mit dem deutschen Botschafter in Tunesien, S.E. Andreas Reinicke in der Bundeszentrale 28.12. Vorstellung der Ergebnisse der BVMW Unternehmerumfrage bei der Bundespressekonferenz … und viele weitere Termine im In- und Ausland

1|19  DER Mittelstand. | Politik


19

Der Bundeswirtschaftssenat diskutiert mit Spitzenpolitikern Der BVMW lud zur traditionellen Adventsgala des Bundeswirtschaftssenates in Berlin. Im Vorfeld der festlichen Gala wurde den Spitzenunternehmern ein Programm mit zahlreichen politischen und kulturellen Highlights geboten. Die Adventsgala des Bundeswirtschaftssenates in Berlin ist inzwischen zum festen Bestandteil im Terminkalender der Senatorinnen und Senatoren geworden. Jedes Jahr erwartet die Unternehmer nicht nur ein glanzvolles Abschlussevent, sondern ein Rahmenprogramm, das nachhaltige Impulse stiftet. In den Räumlichkeiten des Internationalen Clubs des Auswärtigen Amtes wurden die Spitzenunternehmer vom britischen Botschafter, S.E. Sir Sebas-

Aktuelle Stunde für die Bundeswirtschaftssenatoren mit Chinas Botschafter S. E. Shi Mingde.

tian Wood, empfangen, um über aktuelle Themen wie den Brexit und die Folgen für die Wirtschaft zu sprechen. Mittelstandspräsident Mario Ohoven fand bei dem Treffen deutliche Worte: „Drohende Zölle und bürokratische Handelshemmnisse sind das genaue Gegenteil von dem, was wir Unternehmer brauchen: nämlich Planungs- und Investitionssicherheit.“ Politisch ging es auch danach weiter. So trafen die Senatsmitglieder Bundesjustizministerin Dr. Katarina Barley zum Austausch im kleinen Kreis. Von Prof. Dr. Johannes Vogel, Generaldirektor des Museums für Naturkunde Berlin, erhielten die Gäste im Anschluss

Der BVMW ernannte Hagen Rickmann, Geschäftsführer der Telekom Deutschland GmbH, zum Senator h. c. des Bundeswirtschaftssenats.

spannende Einblicke in eines der deutschlandweit größten Naturkundemuseen. Interessante Impulse zur Zusammenarbeit mit China setzte S.E. Shi Mingde, Botschafter der Volkrepublik China, im Rahmen einer aktuellen Stunde. In ungewöhnlicher Offenheit besprach man die Potenziale, aber auch Probleme, die die Zusammenarbeit mit China birgt.

Foto: © Christian Kruppa

Der ereignisreiche Tag fand seinen Abschluss mit der Adventsgala im Ritz-Carlton Hotel. In festlichem Rahmen wurde Hagen Rickmann, Geschäftsführer der Telekom Deutschland GmbH, in Anerkennung seiner vorbildlichen unternehmerischen Leistungen zum Senator h. c. des Bundeswirtschaftssenates ernannt.

Der britische Botschafter, S.E. Sir Sebastian Wood, Bundesjustizministerin Dr. Katarina Barley und Mario Ohoven im Auswärtigen Amt.

1|19  DER Mittelstand. | Politik


V. li.: BVMW Vorstand Dr. Jochen Leonhardt, Laudator Dr. Wolfram Weimer, Preisträger Dr. Ulf Poschardt, Mittelstandspräsident Mario Ohoven und BVMW Vizepräsident Willi Grothe.

20

Deutscher Mittelstand Media Award 2018 Der Deutsche Mittelstand Media Award 2018 wurde WELT/WELT am Sonntag-Chefredakteur Dr. Ulf Poschardt verliehen. Mittelstandspräsident Mario Ohoven würdigte die exzellente journalistische Arbeit des Preisträgers. Die feierliche Verleihung des Deutschen Mittel-

Dr. Ulf Poschardt hielt der Preisträger des Jah-

stand Media Award 2018 war ein besonderes

res 2017, der Münchner Verleger und Publizist

Highlight der Adventsgala des Bundeswirt-

Dr. Wolfram Weimer.

schaftssenats in Berlin. Die begehrte Auszeichnung ging an Chefredakteur von WELT / WELT

Der Deutsche Mittelstand Media Award ist 2014

am Sonntag, Dr. Ulf Poschardt. In seiner Anspra-

erstmalig verliehen worden. Der BVMW zeichnet

che lobte Mittelstandspräsident Mario Ohoven

damit jährlich eine herausragende journalistische

die herausragende journalistische Arbeit: „Mit

Persönlichkeit aus, die crossmedial in den Bereichen

Dr. Ulf Poschardt ehren wir einen der profilier-

Print, Radio, TV, Online und Social Media arbeitet

testen Journalisten unseres Landes, der Mittel-

und in ihren Beiträgen den Leistungen und der Be-

standsthemen in den Fokus seiner crossmedialen

deutung des unternehmerischen Mittelstands für

Berichterstattung gerückt hat.“ Die Laudatio auf

Deutschland in besonderer Weise gerecht wird.

BVMW Bundesgeschäftsführer Prof. Dr. h. c. Markus Jerger (li.) mit dem stellv. Vorsitzenden der Jury Prof. Dr. Jo Groebel.

Weggefährte und Kollege: Dr. Wolfram Weimer, Preisträger des Jahres 2017, hielt die Laudatio.

1|19  DER Mittelstand. | Politik

Begeisterten das Publikum (v. li.): László Boldizsár (Startenor), Helga Nánási (Sopranistin) und András Rákai (Pianist).


21

„Der andere Gedanke“

Wird AKK mehr Erhard wagen? Vor und nach ihrer Wahl zur CDU-Vorsitzenden ist viel darüber spekuliert worden, wie viel Merkel in Annegret Kramp-Karrenbauer steckt. Für die gedeihliche Zukunft des Landes ist aber die Antwort auf eine ganz andere Frage viel wichtiger: Wie viel Ludwig Erhard steckt in AKK? Es ist ja mit den Händen zu greifen, dass der „ewige“ Wirtschaftsaufschwung sich dem Ende zuneigt. Welche Antworten hat die neue

Michael Backhaus Journalist BVMW Berater Medien

Aus der Vielzahl der Kandidaten, die von mittel-

CDU-Vorsitzende auf die Diesel-Krise, den

ständischen Unternehmern aus ganz Deutsch-

Klimawandel und die Probleme der Energiewende, die nicht zu Lasten der

land nominiert wurden, hatte die prominent

Kernindustrien des Landes gehen?

besetzte Jury im Vorjahr Dr. Ulf Poschardt als Preisträger ausgewählt. Mitglieder der Jury

Dringend notwendig wäre eine Reform des Einkommensteuertarifs, der bis-

unter Vorsitz von Kulturstaatsminister a.D.

lang gerade bei den kleineren und mittleren Einkommen unverhältnismäßig

Prof. Dr. h. c. Bernd Neumann sind Stefan Aust,

stark zuschlägt. Dazu gehört freilich ordnungspolitisches Stehvermögen

Klaus Bresser (Chefredakteur a.D. ZDF), Hans

in einer Gesellschaft und einer Medienlandschaft, die Steuersenkungen

Demmel (Geschäftsführer ntv), Prof. Dr. Jo Groe-

stets durch den Hinweis denunziert, davon profitierten höhere Einkommen

bel (Medienexperte, stellv. Jury-Vorsitzender),

am meisten.

Marion Horn (Chefredakteurin BILD am Sonntag), Tatjana Ohm (Chefmoderatorin WELT N24),

Für die Sicherung von Wachstum und Wohlstand wäre es auch wichtig, der

Mario Ohoven, Robert Schneider (Chefredak-

Wirtschaft des Exportweltmeisters im globalen Wettbewerb zu mehr Chan-

teur FOCUS) und Dr. Sarah Tacke (stellv. Leiterin

cengleichheit zu verhelfen, zum Beispiel durch Senkung der Steuerbelas-

tung, aber auch durch Förderung von Forschung und Entwicklung. Generell

Redaktion Recht und Justiz ZDF).

geht es um den Mut, Investitionen in Technologien, Infrastruktur und Bildung endlich wieder Vorrang vor dem weiteren Ausbau von Sozialleistungen zu geben. Ludwig Erhard wusste noch: Verteilt werden kann nur, was erwirtschaftet wurde. Man hätte gerne eine Ahnung, wie Annegret Kramp-Karrenbauer darüber denkt. Sollte sie sich vorgenommen haben, künftig wieder mehr Markt und damit mehr Erhard zu wagen, hätte sie immer noch die SPD und Foto: © Christian Kruppa

die Kanzlerin gegen sich. Ein Hoffnungsschimmer wäre es, denn in dem neuen CSU-Vorsitzenden Markus Söder hätte AKK grundsätzlich einen Verbündeten (auch wenn der gerade den Umweltschutz für sich entdeckt hat). Aber das passt vielleicht ganz gut, denn eine Jamaika-Koalition würde ja das Grüne und das ÖkonoDer Deutsche Mittelstand Media Award 2018 wurde im Rahmen der Adventsgala des Bundeswirtschaftssenats verliehen.

mische stärken.

1|19  DER Mittelstand. | Politik


22

Europa-News BVMW mit eigenem Unternehmerprogramm zur Europawahl 2019 Am 26. Mai 2019 findet die Wahl des Europaparlaments statt. Die Wahl findet im Kontext wachsender europäischer und globaler Herausforderungen statt – vom Brexit über Handelsprotektionismus bis zur internationalen Zunahme von autoritären Systemen. Das Unternehmerprogramm des Mittelstands zur Europawahl 2019 benennt die wirtschaftspolitischen Forderungen der kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland. Behandle die europäische Politik den Mittelstand tatsächlich als das Rückgrat der europäischen Wirtschaft, gebe es eine realistische Chance, ein Kontinent des Zukunftsoptimismus und nicht der Zukunftsangst zu werden, so der deutsche und europäische Mittelstandspräsident Mario Ohoven. Das Unternehmerprogramm ist abrufbar unter: www.bvmw.de/europawahl2019

Kompetenz durch Auslandspraktika

3,

3

%

5,3 %

2,0 %

dische Betriebe sind auf

Wie solide die deutsch-französischen Beziehungen sind,

internationalen

Märkten

soll der neue Élysée-Vertrag unter Beweis stellen. Wenn

tätig. Um diese Heraus-

Deutschland und Frankreich in manchen Bereichen der

forderung

meistern,

Integration schneller vorangehen wollten als andere

braucht es interkulturelle

EU-Länder, zeige das die Vorteile für alle und verleite dazu,

Kompetenz und Fremd-

sich anzuschließen, meint Christoph Arendt, Mitglied der

sprachenkenntnisse. Euro-

Assemblée Nationale.

zu

paweite Auslandspraktika während der betrieblichen Ausbildung eignen sich besonders für den Erwerb dieser Fähigkeiten.

So werden im neuen Élysée-Vertrag vor allem die Grenz-

Um die grenzüberschreitende Mobilität zu unterstützen, gibt es

regionen gestärkt. Das französische Recht wird künftig

seit 2009 das Programm „Berufsbildung ohne Grenzen“. Es wird

Experimentierklauseln vorsehen, die es möglich machen,

vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert.

etwa auf dem Gebiet der grenzüberschreitenden Sicher-

Waren es im ersten Jahr nur zwei Prozent der Auszubildenden,

heit sowie bei Justiz und Polizei effizienter zusammen-

die im Rahmen ihrer Lehre Auslandserfahrungen sammeln konn-

zuarbeiten. Auch für gemeinsame Infrastrukturprojekte

ten, so stieg diese Zahl bis heute auf 5,3 Prozent. Im Oktober

werden verbesserte Instrumente bereitgestellt. Doch das

wurde im Bundeswirtschaftsministerium erstmals der Unter-

kann nicht die Tatsache verdecken, dass Frankreich erneut

nehmerpreis „Berufsbildung ohne Grenzen“ verliehen. Seit 2017

die EU-Defizitgrenze von drei Prozent übersteigt. Auf-

läuft auch das Förderprogramm „AusbildungWeltweit“ des Bun-

grund Macrons Maßnahmen zur Beruhigung der „Gelb-

desministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Hier wird

westen“-Proteste wird das französische Defizit 2019 bei

vor allem Hilfestellung bei der Suche nach geeigneten Partner-

rund 3,5 Prozent (statt geplanter 2,8) liegen. www.bundesregierung.de  Neuer Élysée-Vertrag

unternehmen im Ausland angeboten. www.berufsbildung-ohne-grenzen.de

1|19  DER Mittelstand. | Politik

Fotos: © Africa Studio von www.fotolia.com; © BillionPhotos.com von www.fotolia.com

Immer mehr mittelstän-

2009 – 2018 +

Élysée-Vertrag II stärkt Grenzregionen


23

Vereinfachung des Verwaltungsaufwands Die von der EU-Kommission vorgeschlagene Vereinfachung und Verringerung des betrieblichen Verwaltungsaufwandes wird vom Europäischen Rechnungshof (ERH) begrüßt. Positiv äußerte sich

EU-Milliarden für Güterverkehr

dazu ERH-Präsident Klaus-Heiner Lehne auf einer

Das Europäische Parlament hat eine weitere Finanzierung transnationaler

Vorteile einer jeden Reduzierung bürokratischen

Schienenwege beschlossen. Danach können Bahnverbindungen für den

Aufwands dürfen aber nicht zu Lasten eines ordent-

Güterverkehr bis zu 50 Prozent aus EU-Mitteln bezuschusst werden. Ins-

lichen Finanzmanagements gehen.“ Ein erheblicher

gesamt will die EU den Bau neuer Strecken zwischen 2021 und 2026 mit

Teil der Ursachen für den Verwaltungsaufwand

mindestens 60 Milliarden Euro fördern. Einen großen Schritt voran könnte

liege bei den Mitgliedsstaaten. Lehne will den Ein-

damit das Projekt „Eiserner Rhein“ zwischen dem Ruhrgebiet und Antwer-

satz von EU-Mitteln enger mit den nationalen wirt-

pen kommen, das alleine mit 770 Millionen Euro Investitionskosten ver-

schaftspolitischen Maßnahmen verzahnen. Auch

anschlagt wird. Der parlamentarische Geschäftsführer der EVP-Fraktion

eine Beteiligung der regionalen Ebene sei aus Sub-

Markus Pieper sieht in dem neuen Transportweg „einen wichtigen Impuls

sidiaritätsgründen sinnvoll. Die Regionen sollen so

für Arbeitsplätze und Wirtschaft“, den NRW gut gebrauchen könne. Au-

mitbestimmen können, wo sie Schwerpunkte setzen

ßerdem könnten so mehr Güter vom Lkw auf die Schiene verlagert werden.

wollen.

Veranstaltung zur Kohäsionspolitik in Brüssel. Zugleich warnte er: „Die auf der Hand liegenden

www.allianz-pro-schiene.de

www.eca.europa.eu/de

Rechnungshof sieht Risiken beim EWF Die geplante Umwandlung des Euro-Rettungsschirms in einen Europäischen Währungsfonds (EWF) birgt aus Sicht des Bundesrechnungshofes (BRH) erFotos: © neiezhmakov von www.fotolia.com; © v.poth von www.fotolia.com

hebliche Risiken. Er kritisiert, dass Stabilitätshilfen an Mitglieder künftig früher und einfacher ausgereicht werden können. Sie sollen zudem an weniger strenge Reformauflagen geknüpft werden. Es bestehe die Gefahr, dass „die finanziellen Ressourcen des EWF stärker beansprucht werden und das Volumen möglicher Ausfälle zunimmt.“ Die Kritik des BRH bezieht sich vor allem auf die „European Public Sector Accounting Standards“ (EPSAS), mit denen die Haushalte der Mitgliedsstaaten künftig überwacht werden sollen. Diese Standards würden unangemessene Gestaltungsmöglichkeiten und Ermessensspielräume bei der Bewertung von Haushaltsabschlüssen eröffnen. Es sei damit nicht möglich, zuverlässige und vergleichbare Daten zu erhalten. Außerdem bemängelt der BRH, dass die EU-Kommission Wirtschaftsprüfungsgesellschaften mit der Formulierung der Standards betraut hat. „Staatliche Handlungsfähigkeit erodiert, wenn Rechtsakte der EU von Unternehmen ausgestaltet werden, die sich darüber neue Märkte und Umsätze schaffen“, sagte BRH-Präsident Kay Scheller. www.bundesrechnungshof.de  Sonderbericht EPSAS

1|19  DER Mittelstand. | Politik


24

USMCA: Was NAFTA 2.0 für die deutsche Wirtschaft bedeutet NAFTA, das vor 24 Jahren abgeschlossene nordamerikanische Freihandelsabkommen, hat ein Facelift erhalten. Am 30. November 2018 unterzeichneten die Präsidenten Donald Trump, Justin Trudeau und Enrique Peña Nieto ein neues nordamerikanisches Handelsabkommen, das von den nationalen Parlamenten der Vereinigten Staaten, Kanadas und Mexikos ratifiziert werden muss. Der neue Deal, bekannt als „US-Mexiko-Kanada-Abkommen“ oder kurz „USMCA“, wird voraussichtlich bis zum 1. Januar 2020 ratifiziert und in Kraft treten. Welche Auswirkungen werden auf deutsche Unternehmen zukommen?

beschafften Teilen von 62,5 Prozent (der der-

nur wenig dazu beitragen, die Zölle in Nordame-

zeitige NAFTA-Betrag) auf 75 Prozent steigen.

rika zu verändern. Bereits vor fast einem Viertel-

Darüber hinaus müssen sieben Kernbestandtei-

jahrhundert hatte NAFTA mit Zöllen auf Indust-

le der Fahrzeuge (Motor, Getriebe, Karosserie

riegüter innerhalb der Drei-Länder-Zone Schluss

und Chassis, Achse, Federungssystem, Lenksys-

gemacht, genau wie die Europäische Union in ih-

tem und fortschrittliche Batterie) die 75-Pro-

rem gemeinsamen Binnenmarkt. Auf der anderen

zent-Anforderung selbst erfüllen. Zudem sind die

Seite wird USMCA bestimmten Waren neue Be-

Fahrzeughersteller gehalten, 70 Prozent des im

schränkungen auferlegen, um eine zollfreie Ein-

Fertigungsprozess verwendeten Stahls und Alu-

fuhr innerhalb der Zone zu ermöglichen.

miniums von nordamerikanischen Zulieferern zu kaufen – eine neue Einschränkung, die es unter

Deutsche Unternehmen können von ihren nordamerikanischen Kunden neue bürokratische Anforderungen erwarten.

NAFTA nicht gab. Zweitens zwingt USMCA die Fahrzeughersteller, mehr Beschäftigte im Hochlohnbereich einzusetzen. Um den bevorzugten Marktzugang zu erhalten, müssen mindestens 40 Prozent des Wertes eines Kraftfahrzeugs (oder 45 Prozent eines Lastkraftwagens) von Beschäftigten hergestellt

Neue Regeln, neue Kosten

werden, die pro Stunde einen Mindestlohn von

Was für die deutsche Wirtschaft besonders wich-

16 US-Dollar erhalten. Für diese neue Reglemen-

tig ist: USMCA ändert die Regeln für die Auto-

tierung ist ein Einführungszeitraum von drei Jah-

mobilindustrie erheblich. Dies wird höchstwahr-

ren vorgesehen.

scheinlich zu einer Neukonfiguration mancher Kfz-Lieferketten führen. Damit drohen die Ge-

Im Grunde genommen läuft der Nachfolgevertrag

samtkosten für die Herstellung von Fahrzeugen in

von NAFTA auf eine Manifestation der „America

Nordamerika zu steigen.

First“-Politik von Donald Trump heraus. Seine Anhänger jedenfalls werden die Erfüllung eines der

Erstens verpflichtet USMCA die Fahrzeugher-

wichtigsten Wahlkampfversprechen von Trump

steller dazu, mehr Teile nordamerikanischen Ur-

begeistert aufnehmen.

sprungs in den Fahrzeugen zu verbauen, um sie innerhalb Nordamerikas zollfrei verkaufen zu

Deutsche Zulieferer unter Druck

können. Über einen Zeitraum von drei Jahren

Lieferanten, die von Deutschland aus produ-

wird der erforderliche Mindestanteil an „lokal“

zieren und über den Atlantik versenden, sollten

1|19  DER Mittelstand. | Politik

Foto: © smartape von www.fotolia.com

„„

Auf der einen Seite wird das neue Abkommen


25

NAFTA-BETRAG Bsp.: Automobilindustrie

75 %

der Teile „lokal“ beschafft, davon 7 Kernbestandteile des Fahrzeuges Pflicht (Motor, Getriebe, Karosserie und Chassis, Achse, Federungssystem, Lenksystem und fortschrittliche Batterie).

70 %

des verwendeten Stahls und Aluminiums im Fertigungsprozess genutzten Materials von nordamerikanischen Zulieferern gekauft.

40 %

des Wertes eines Kraftfahrzeugs hergestellt von Beschäftigten mit einem Mindestlohn von 16 US-Dollar pro Stunde.

sich auf die Möglichkeit vorbereiten, dass ihre

verlagern oder eine Kombination aus beidem. Al-

Kunden – insbesondere in Mexiko – unter dem

ternativ können einige Hersteller ermitteln, ob es

Druck stehen werden, in der Nähe Alternativen

effizienter ist, an ihren bestehenden Fertigungs-

zu ihrem Produkt zu finden. Deutsche Zuliefe-

prozessen festzuhalten und den 2,5-Prozent-Auf-

rer mit Produktionsstandorten in Nordamerika

schlag für nicht-konforme Fahrzeuge zu zahlen.

haben hier einen erheblichen Wettbewerbsvor-

Deutsche Lieferanten können sich schon jetzt da-

teil. Deutsche Unternehmen können von ihren

rauf einstellen, dass ihre Kunden in Nordamerika

nordamerikanischen Kunden neue bürokratische

Möglichkeiten zur Kostensenkung in der gesam-

Anforderungen erwarten. So benötigen die Fahr-

ten Lieferkette prüfen werden.

zeughersteller umfangreiche Arbeitswertdaten um zu ermitteln, ob 40 bzw. 45 Prozent eines Kfz

Die USA werden eine langwierige Debatte dar-

bzw. Lkw zum Mindestlohn von 16 US-Dollar pro

über führen, ob USMCA ratifiziert werden soll.

Stunde produziert wurden.

Zusätzliche Änderungen könnten sich durch

Foto Völz: © PhilippWehrend; Foto: © LaCozza von www.fotolia.com

Nebenabkommen und durch RechtsvorschrifSchließlich wird USMCA den Kostendruck für Au-

ten ergeben, mit denen das Abkommen in der

tomobilhersteller verstärken, die in Nordamerika

Praxis umgesetzt wird. Deutsche Automobilzu-

fertigen. Hersteller mit Werken in Mexiko haben

lieferer sollten diese Entwicklungen genau be-

die Wahl, die Löhne für mexikanische Arbeiter zu

obachten und sich gegebenenfalls professionell

erhöhen, Arbeitsplätze von Mexiko in die USA zu

beraten lassen.

Dr. Hans-Jürgen Völz BVMW Chefvolkswirt mittelstand@bvmw.de

Die USA, Mexiko und Kanada haben ein neues Handelsabkommen als Nachfolger für NAFTA unterzeichnet. Das neue Abkommen (USMCA) wird voraussichtlich Ende 2019 in Kraft treten und zuvorderst in der Automobilbranche Auswirkungen haben. Neue Regeln sollen Fahrzeughersteller dazu bewegen, ihre Lieferketten und letztlich mehr Arbeitsplätze in der Fertigung in die USA zu verlegen. Automobilzulieferer in Deutschland werden möglicherweise spüren, dass ihre nordamerikanischen Kunden – insbesondere die mit Produktionsstätten in Mexiko – unter Druck stehen, bei US-Zulieferern zu bestellen.

Andrew C. Adair, J.D. Founder and CEO DC Berlin LLC www.dc-berlin.com

1|19  DER Mittelstand. | Politik


26

Russlands Pharma-Cluster als Visitenkarte Russland ist für deutsche

wicklung locken attraktive Unterstützungsmaß-

Pharmaunternehmen

ein

nahmen. Ein großer Vorteil für die Unternehmen

gutes Pflaster. Die russische

ist ein Zentrum für den Transfer von Pharmatech-

Regierung unternimmt viel,

nologien und ein Laborkomplex für die Qualitäts-

um ausländische Pharma-

kontrolle von Arzneimitteln.

konzerne zu gewinnen, vor

Orthodoxe Kathedrale im historischen Stadtzentrum von Jaroslawl (Russland).

allem Hersteller von Spe-

Das Jaroslawler Pharma-Cluster zählt zu den drei

zialmedikamenten. Einigen

stärksten im Land. Geschätzt wird vor allem der

deutschen

Pharmafirmen

Synergieeffekt, der sich unter den Unternehmen

gelang bereits der Aufbau

entwickelt hat. Hier wird geforscht, Technologie-

einer eigenen Produktion

transfer durchgeführt und Personal für die Bran-

in Russland sowie die Zu-

che ausgebildet. In der Region haben sich Indus-

sammenarbeit

dem

trieunternehmen von Weltniveau angesiedelt.

dortigen Forschungs- und

Heute sind rund 200 Unternehmen aus 40 Län-

Entwicklungsbereich.

dern registriert, Die regionale Regierung setzt

mit

alle vorhandenen Verwaltungs-, InformationsDie Stadt Jaroslawl liegt rund 300 Kilometer von

und intellektuellen Ressourcen ein, um Investo-

Moskau entfernt und zählt knapp 600.000 Ein-

ren die bestmögliche Unterstützung zu bieten.

wohner. Die Wirtschaftsregion Jaroslawl bietet ein breites Spektrum an Unterstützungsmaßnah-

Das Pharma-Cluster wird sich 2019 im Rahmen

men für ausländische Unternehmen. Vorhanden

einer BVMW-Veranstaltung in Frankfurt am Main

sind Industrie- und Technoparks, neben Gebieten

präsentieren. Weitere Infos dazu bei:

mit fortgeschrittener sozioökonomischer Ent-

kay.lied@bvmw.de.

Zu einem Unternehmer-

die Vertreter der verbliebenen G7 einig. Doch

lunch mit dem Thema „Die

diese Einigkeit bröckelt zunehmend. Wie ist die

G7 und Russland – Ver-

Forderung nach einer Wiederaufnahme Russ-

gangenheit,

Gegenwart

lands zu bewerten? Hat sich Russlands Politik

und Zukunft der Handels-

geändert? Welche Folgen hatte der Ausschluss

beziehungen“ hatten die

Russlands aus den G8 für Deutschland und Euro-

Friedrich-Naumann-Stif-

pa? Könnten deutsche Unternehmen von einer

tung für die Freiheit und

Annäherung an Russland profitieren? Müssen

Marschke

vom

wir uns zwischen der Achtung des Völkerrechts

BVMW (Landkreis Bar-

und stärkerem Handel entscheiden, oder gibt

nim) eingeladen. Zahlrei-

es Möglichkeiten, beide Ziele zu erreichen?

che

Unternehmerinnen

Der Chef-Volkswirt des BVMW in Berlin, Dr.

Mike

BVMW Chefvolkswirt Dr. Hans-Jürgen Völz.

und Unternehmer waren

Hans-Jürgen Völz, skizzierte in seinem Vortrag

der Einladung nach Bernau bei Berlin gefolgt.

ausführlich die Auswirkungen der Sanktionen

Russland wurde 2014, nach der Annexion der

gegen Russland. Im Anschluss ging es in die

Halbinsel Krim, aus der Gruppe der acht wirt-

offene Diskussion mit dem Experten des BVMW.

schaftlich stärksten Nationen der Welt ausge-

Anhand der Fragen aus dem Publikum wurde

schlossen. Die Missachtung des Völkerrechts

deutlich, dass gerade KMU am häufigsten unter

müsse sanktioniert werden, waren sich damals

den bestehenden Sanktionen leiden.

1|19  DER Mittelstand. | Politik

Foto: © Gfed von www.istockphoto.com

Bröckeln die Russland-Sanktionen?


Advertorial

Wie Rechnungen sofort zu Geld werden Rechnungen, die genau dann bezahlt werden, wenn ich es will? Das wäre schön – Liquidität und Planung wären immer gesichert. Digitales Factoring ist eine innovative Lösung, die genau das kann: Beim Verkauf einzelner Forderungen entscheidet der Unternehmer, welche Rechnung umgehend zu Geld wird – bequem online und innerhalb eines Bankarbeitstages. Häufig gibt der Kunde vor, wann ein Unternehmen für seine Leistungen bezahlt wird – und das ist oft alles andere als pünktlich. Bisher half nur Geduld, wenn man eine Kundenbeziehung nicht belasten wollte, oft mit Gefahr für die eigene Liquidität, schlimmstenfalls sogar für die Existenz. Doch selbst mit zuverlässigen Kunden kann es zu Engpässen im Cashflow kommen. INVOICE TO CASH schafft Abhilfe: Damit wird aus offenen Rechnungen im Handumdrehen Liquidität – auf Wunsch auch schon zum Zeitpunkt der Rechnungsstellung.

Was sind die Vorteile von INVOICE TO CASH? INVOICE TO CASH ist die neue Online-Factoring-Lösung von Euler Hermes, einem Unternehmen der Allianz. Und funktioniert ganz einfach: Kleine und mittelständische Unternehmen wählen die Rechnungen aus, die sie sofort zu Geld machen möchten. Diese verkaufen sie online mit nur wenigen Klicks an Euler Hermes – ohne Rahmenvertrag, Mindestumsatz oder Fixkosten. Alles unsichtbar für den Kunden und voll digital. Zahlt ein Kunde verspätet oder gar nicht, entsteht dem Unternehmer kein Schaden – nach dem Verkauf trägt dieses Risiko Euler Hermes. Stattdessen hat er vollständige Sicherheit und erhält umgehend frische

Liquidität. Und bestimmt selbst, wann er sein Geld bekommt. Auf diese Weise möchte Euler Hermes insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen dabei unterstützen, neue Aufträge abzuwickeln, zu wachsen und in ihr Unternehmen zu investieren.

Wie funktioniert es? Alles läuft komplett digital ohne Wartezeiten, Bürokratie und Papierkram und in wenigen einfachen Schritten ab: Der Unternehmer lädt die gewünschte Rechnung auf der INVOICE TO CASH-Website hoch und erhält unmittelbar ein Angebot für den Ankauf der Rechnung. Den Rechnungsbetrag zahlt Euler Hermes binnen eines Bankarbeitstags an den Unternehmer aus. Die Gebühr hierfür (ab 0,95 Prozent der Rechnungshöhe) wird vor Annahme des Angebots angezeigt und beinhaltet bereits alle Kosten, das sorgt für volle Kostentransparenz. Zudem ist volle Diskretion gewährleistet: Der Kunde erfährt bei diesem „stillen Factoring“ nicht, dass eine Rechnung verkauft wurde. Für den Kunden ändert sich also nichts: Er überweist, wie gewohnt, das Geld auf das ihm bekannte Bankkonto – und aus der offenen Rechnung wird mit einem Klick auf www.invoicetocash.de frische Liquidität. 

Aus Rechnung wird Geld – ganz einfach in drei Schritten: 1. Besuchen Sie www.invoicetocash.de 2. Laden Sie eine Rechnung hoch, um sofort ein Angebot zu erhalten 3. Registrieren Sie sich und nehmen Sie das Angebot an – am nächsten Bankarbeitstag ist das Geld auf Ihrem Konto

1|19  DER Mittelstand. | Politik

27


28

6|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt


29

Foto: © feelplus von www.shutterstock.com

Mittelstand und Innovation Die Digitalisierung verändert unser Leben tiefgreifend in allen Bereichen, stellt die Effizienz bestehender Gewohnheiten und Prozesse in Frage und fordert die Gesellschaft gerade im Hinblick auf bevorstehende Veränderungen heraus. Aber richtig gehandhabt kann das gewinnbringende Potenzial der Innovationen kaum überschätzt werden. In unserem Themenschwerpunkt zeigen wir, wie Sie Innovationen hervorrufen und in der Praxis anwenden können. Thematisiert werden politische Anstrengungen für eine bessere Gründungs- und Innovationskultur, neue Impulse für eine Stärkung der mittelständischen Forschung, Vernetzung von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, und Anregungen, wie Betriebe ihre Mitarbeiter zu mehr Mut zu Veränderungen anregen.

1|19  DER Mittelstand. | Schwerpunkt


30

Innovativer Mittelstand – Best-Practice-Beispiele von BVMW-Mitgliedern Auch wenn laut einer Studie der KfW Bank die Innovationskraft deutscher Mittelständler nachlässt, in kleinen und mittleren Unternehmen bleibt man nach wie vor erfinderisch. Wir stellen Ihnen auf den nächsten Seiten einige Best-Practice-Beispiele unserer Mitgliedsunternehmen vor.

den diese negativen Begleiterscheinungen einer Kanalsanierung vermieden. Mit der Inliner-Methode wird in den alten Kanal eine neue Leitung, ein Inliner, eingesetzt. Dieser Inliner ist ein Glasfaserschlauch, der in Epoxidharz getränkt und noch im elastischen Zustand auf eine Trommel, den Packer, gewickelt wird. Mittels Druck wird der Packer mit dem Inliner in den alten Kanal geschossen. Danach verbindet sich das getränkte Material mit der Rohrwandung, dringt in beschädigte Stellen ein und härtet allmählich aus. Nach maximal drei Stunden wird der Packer entfernt, und zurück bleibt eine reparierte, abgedichtete Leitung. Der alte Kanal muss nicht aufgegraben Rohrdichtung mit dem BRAWOLINER®- Verfahren von Kanal-Türpe.

werden, aufwändige Erdarbeiten entfallen. Es spart Kosten, und in 80 Prozent der Fälle ist die

Kanalsanierung ohne aufzugraben

Leitung innerhalb von maximal drei Stunden

Wenn

wir eine Garantie auf die Nutzungsdauer von

Abwasserkanal

defekt ist, sei es durch Bruchstellen

Andrea Türpe-Gil, Geschäftsführerin Kanal-Türpe Döben GmbH & Co. KG in Grimma (Sachsen).

oder

wieder nutzbar. Für eine neue Leitung geben 50 Jahren.

Materialver-

schleiß, ist es eine immense

Die mittelständische Unternehmensgruppe Kanal

Herausforderung.

Zunächst

Türpe wurde 1964 in Krautheim/Jagst gegründet

einmal müssen per Kanal-TV

und ist seither mit mehreren Niederlassungen

die

lokalisiert

deutschlandweit aktiv. Im sächsischen Grimma

und dann die Havarie besei-

Sachsen ist die Kanal-Türpe Döben GmbH & Co.

tigt werden. Mit herkömm-

KG seit 1990 ansässig. Aktuell arbeiten hier 60

Schadstellen

lichen Methoden muss neben

Mitarbeiter. Das Unternehmen macht einen Jah-

der alten Leitung eine komplett neue verlegt

resumsatz vom 4,6 Millionen Euro und ist neben

werden. Dafür sind umfangreiche Erdarbeiten

der Kanalsanierung auf Rohr- und Kanalreini-

nötig, und die betroffene Leitung ist für längere

gung, Kanal-TV-Inspektion, Dichtheitsprüfung

Zeit außer Betrieb. Durch eine innovative Me-

und Abfallmanagement spezialisiert.

thode, die wir bei Kanal-Türpe anwenden, wer-

1|19  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

www.kanal-tuerpe-sachsen.de

Foto: © Kanal-Türpe Döben GmbH & Co. KG

der


31

Mehr Produktivität mit aktiven Sicherheitsplomben Immer wiederkehrende Arbeiten lassen sich schwer mit anderen Prozessen im Unternehmen verknüpfen. Die Dokumentation ist aufwändig, fehlerhaft und oft nicht realisierbar. Dabei gehen viele wichtige und wertvolle Informationen verloren. Darum entwickelten wir SEAL CAPTURE, eine Smartphone App zur digitalen Erfassung von Prozessinformationen.

anderen von einem Zugewinn an Informatio-

Damit brachten wir nach vielen Monaten ge-

nen. Diese Digitalisierung reduziert den Zeit-

meinsamer Arbeit die Welt der Sicherheits-

aufwand erheblich und spart bis zu 95 Prozent

plomben auf ein neues digitales Niveau.

der bisherigen Kosten ein. Ein Beispiel: Ein Mitarbeiter einer Firma, die hochwertige Leuch-

Sicherheitsplomben und Sicherheitsetiketten

ten und Zubehör für Events vermietet, packt

werden angebracht um nachzuweisen, dass

Leuchten, diverse Kabel und einen Akku in

etwas nicht geöffnet wurde. Dahinter steht

einen Koffer. Zusatzinformationen wie Eigen-

immer ein Versprechen. Solange die Plom-

schaften des Akkus oder auch ein Foto können

be intakt ist, wurde z. B. die Kühlkette nicht

nun einfach vor Ort hinzugefügt werden. Mit

unterbrochen, der Inhalt nicht verändert, der

Hilfe von SEAL CAPTURE werden alle Informa-

Strom-/Gaszähler nicht manipuliert usw.

tionen digital erfasst, aufbereitet und zentral zur Verfügung gestellt.

Mithilfe eines Barcodes wird die Sicherheitsplombe inklusive Zeitstempel durch die App

Die Smartphone App lässt sich in nahezu al-

automatisch erkannt und erfasst. Weitere

len Branchen anwenden. Die Bedienung er-

Prozessinformationen werden ebenfalls er-

möglicht eine schnelle, sichere und fehlerfreie

fasst und stehen sofort und automatisiert den

Datenerfassung, die einfache Zusammenarbeit

Unternehmensprozessen zur Verfügung. Das

eines Teams und ebenso einen intuitiven und

alles ohne Passwörter und dennoch mit höchs-

barrierefreien Zugang für Menschen mit Be-

ter Datensicherheit.

hinderungen oder eingeschränkten Recht-

schreibkenntnissen. Unternehmen profitieren zum einen von einer

www.transformeo.com/de/seal-capture

fehlerfreien Datenerfassung in Echtzeit, zum

www.novamotum.net

Finn Lehmann, Geschäftsführender Gesellschafter VECTURAFAST (li.), und Volker Kohl, Geschäftsführer nova motum.

1|19  DER Mittelstand. | Schwerpunkt


32

kommt immer häufi-

3D-Druck spart Zeit und hilft bei exakter Produktgestaltung.

ger der 3D-Druck ins Spiel. 3D-Druck wird schon lange nicht mehr als Spielerei belächelt. Er ist fester Bestandteil der Digitalisierung und erobert nun seinen Platz auch im gewerbGötz Roeber, Geschäftsführer der printconcept-roeber GmbH in Willich (NRW).

lichen Mittelstand. Vor allem die Kreativwirtschaft

greift

immer

häufig zum 3D-Dummy

und unterstützt mit greifbaren Mustern Visualisierungen in der Werbeplanung und im Produkt-

Neue Visualisierung durch 3D-Druck

design. Im vergangenen Jahr ist es uns gelungen,

Traditionelle Drucktechnik trifft auf die Zukunft:

die hochinnovativen Drucker des Marktführers

Wir von print-concept-roeber aus Willich unter-

für sogenannte „FDM Technologie“, MakerBot, in

stützen unsere mittelständischen Kunden bei

unser Programm aufzunehmen. Um die Kunden

sämtlichen Druckvorhaben und helfen dabei, die

bei ihrer Produktplanung zu unterstützen, bieten

noch immer junge, aber hochspannende Techno-

wir neben dem Vertrieb der Drucker und Ser-

logie des 3D-Drucks in den Betriebsprozess zu in-

vice- sowie Reparaturleistungen auch Schulun-

tegrieren. Unser Team stellt mit zahlreichen Zerti-

gen und praktische Anwendungsberatung rund

fizierungen (UGRA, FOGRA, PSO und PSD) täglich

um den 3D-Druck.

 www.Print-c.de

seine fachliche Kompetenz unter Beweis. Und da

Al Thinking unterstützt Unternehmen auf ihrem Weg ins KI-Zeitalter

und klar gegliedertes Vorgehen, das Unterneh-

Als Beratungshaus der nächsten Generation helfen

ebnet. Wir nennen es AI Thinking.

men den Weg zur eigenen digitalen Souveränität

wir Unternehmen bei der Entwicklung von StrateDie Birds on MarsGründer Florian Dohmann (li.) und Klaas Bollhoefer in Berlin

gien, Strukturen, Teams und neuen Services in den

AI Thinking ist auf der einen Seite ein strategi-

Themenfeldern Big Data und Künstliche Intelligenz

scher Rahmen für den digitalen Wandel in Tech-

(KI). KI stellt unsere Prozesse,

nologie, Organisation und dem oft zitierten Mind-

Technologien und Unterneh-

set, auf der anderen Seite konkrete Basis für den

men insgesamt vor gewaltige

Aufbau von Data Lakes, Cloud- und IoT-Plattfor-

Herausforderungen. KI erfor-

men, für die Identifikation neuer Nutzungspoten-

dert neue Denk- und Hand-

ziale der eigenen Daten oder den Aufbau neuer

lungsmuster,

Architekturen,

Teams und Organisationseinheiten.

Werkzeuge,

Kompetenzen Es gilt, den Menschen mit in die Gleichung zu

und Routinen.

nehmen, ihn neu zu befähigen. Die Kraft und Aus den Erfahrungen aus über

das wirklich Neue liegen in den zahlreichen Ver-

hundert Daten-, Analytics-

knüpfungen von menschlicher, artifizieller und

und KI-Projekten der letzten

organisatorischer Intelligenz, dem nahtlosen In-

zehn Jahre, in denen wir als

einandergreifen und der Kollaboration. Als ein

KI-Pioniere im deutschspra-

weiteres Element entwickelten wir daher den

chigen Raum Industrie-über-

Intensivkurs Data Science & KI für Entscheider,

greifend agiert haben, ist ein

der gezielt an das Management im Mittelstand

gemeinsamer

gerichtet ist.

Nenner

ent-

standen – ein Referenzmodell

1|19  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

www.birdsonmars.com 


33

Geomorphodynamikkarten helfen, um Gefährdungspotenziale auf der Erdoberfläche zu erkennen.

Risiko und Gefahren durch Starkregen kalkulierbar machen Starkregenereignisse – das Risiko solcher Extremwetter steigt nach dem aktuellen Bericht des Weltklimarats IPCC weiter an. Kommunen müssen sich gegen die Auswirkungen wappnen. Wir vom Ingenieurbüro Reihsner in Wittlich entwickelten ein Verfahren, mit dem das bestehende Georelief analysiert wird. So werden tiefe Einblicke in vergangene Naturprozesse und Erkenntnisse für den Ablauf künftiger Ereignisse gewonnen, welche beispielsweise mit Massenbewegungen infolge von Wassereinwirkungen einhergehen. Hieraus ent-

Sebastian Reihsner, Geschäftsführer Ingenieurbüro Reihsner PartG mbB in Wittlich (Rheinland-Pfalz).

Fotos u.: © Reihsner PartG mbB PartG mbB

stehen Geomorphodynamikkarten. Sie bilden eine wichtige Grundlage zur Erkennung von Gefährdungspotenzial für alle Bauwerke und Bauvorhaben auf der Erdoberfläche. Dazu können Aussagen

betriebe und private Auftraggeber u. a. in den

über etwaige Größen der Massen, Fließrichtung

Bereichen Wasserbau, Wasserver- und Entsor-

und Niederschlagsabfluss gemacht werden.

gung, konstruktiver Ingenieurbau, Straßenbau, Vermessung und Kanalsanierung gewachsen.

Wir beschäftigen rund 20 Mitarbeiter. Unser

Durch unser hoch qualifiziertes Team an Spe-

Unternehmen ist in vierzig Jahren zu einem leis-

zialisten bieten wir zukunftsorientierte Konzepte

tungsstarken und zuverlässigen Partner für ört-

und wirtschaftliche Lösungen.

liche Kommunen, Landesbaubetriebe, Industrie-

 www.reihsner.de

1|19  DER Mittelstand. | Schwerpunkt


34

Ministerielle Handreichung für den digitalen Neustart Zahlreiche Mittelständler haben Schwierigkeiten, Begriffe wie CRM, ERP oder eStandards mit ihrem Unternehmen in Verbindung zu bringen. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) hat die Plattform Mittelstand-Digital (www.mittelstand-digital.de) ins Leben gerufen, um KMU durch den Digitalisierungsdschungel zu helfen. DER Mittelstand. hat den Praxistest gemacht – mit gemischten Ergebnis. eher zufällig zum eigentlich Herzstück der Plattform, den Kompetenzzentren.

3. Mittelstand 4.0 Kompetenzzentren Mittelstand-Digital kooperiert mit 25 sogenannten Kompetenzzentren, davon arbeiten 18 regional. Vor Ort ansässige KMU können sich direkt an die Zentren wenden, sie erhalten dort Einblick in Projekte und Praxisbeispiele, können an Schulungen etwa zu digitalen Geschäftsmodellen, Produktionsautomatisierung, Intralogistik und vielem mehr teilnehmen. Die anderen sieben Kompetenzzentren arbeiten themenspezifisch: Digitales Handwerk, eStandards, IT-Wirtschaft, Kommunikation, Planen und Bauen, Textilindustrie, Usability. Der

1. Die Startseite

BVMW leitet _Gemeinsam digital, das Mittelstand

erläutert grundsätzliche Fragen zur Digitalisierung:

4.0-Kompetenzzentrum Berlin, das Sie in diesem

Warum muss ich digitalisieren? (Kundenakquise

Magazin regelmäßig über die Digitalisierung im Mit-

und -bindung, Fachkräftesuche, Produktionspro-

telstand informiert (www.bvmw.de/der-bvmw/

zesse, Effizienzsteigerung etc.) Wie laufen die ers-

kompetenzzentrum-berlin).

ten Schritte betriebspezifisch ab? (Eigenanalyse, Bestandsaufnahme, Digitalisierungsplan in fünf

4. Medienraum

Schritten, Vermittlung an ein passendes Kompe-

Der Menüpunkt Medienraum versammelt gegen-

tenzzentrum) Wie finanziere ich? Wie schaffe ich

wärtig 192 Texte, Videos, Vorträge, Faktenblätter

neue Geschäftsmodelle?

und Informationsbroschüren zu Themen wie eBusiness Standards, IT-Sicherheit, Vernetzte Produktion und vieles mehr.

Themen: Ein Glossar erklärt wichtige Begriffe wie

Bernd Ratmeyer Wissenschafts­journalist mittelstand@bvmw.de

„Additive Fertigungsverfahren“ bis „Vernetzte

Fazit: Firmenchefs, die einen Überblick über die As-

Wertschöpfungskette“. Zu den Stichworten fin-

pekte der digitalen Geschäftswelt suchen, finden

den sich Zahlen und Fakten, Praxisbeispiele, Pu-

Informationen: Was, warum, in welchen Schritten?

blikationen und weiterführende Links. Aktuelles

Doch Mittelständler, die konkrete Hilfe der Bun-

berichtet über Neuigkeiten der Plattform und des

desregierung etwa in Form von Finanzierungsmo-

BMWi. Veranstaltungen listet Vorträge, Seminare,

dellen, Tipps zur Steuererleichterung oder Fach-

Webinare, Unternehmenssprechstunden, Work-

beratung vor Ort suchen, sind erstmal schlecht

shops etc. der nächsten Wochen und Monate nach

bedient. Einzig der fortführende Link zu den Kom-

Themen. Über uns fasst die Ziele von Mittelstand

petenzzentren führt zu echten Einrichtungen und

Digital nochmal zusammen. Von hier gelangt man

Ansprechpartnern.

1|19  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Foto: © Kaspars Grinvalds von www.fotolia.com

2. Die Menüpunkte


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36

Fairness für praxisnahe Forschung Der Mittelstand ist Deutschlands Wirtschaftsmotor. Das wird nur so bleiben, wenn auch die industrienahe Forschung in Deutschland künftig besser unterstützt wird. Die Zuse-Gemeinschaft plädiert für forschungspolitische Neuerungen.

In einer aktuellen Studie kommt die DZ Bank zu

dukts (BIP) für Forschung und Entwicklung (FuE)

einem ernüchternden Ergebnis: Nur 29 Prozent

zu nutzen – derzeit sind es knapp 3 Prozent.

der befragten Mittelständler wollen demnach in den nächsten drei Jahren ihre Investitionen

Eine solche Steigerung der Ausgaben ist drin-

für Innovationen steigern. Lediglich die Hälfte

gend notwendig. Bei den Forschungsausgaben

der Mittelständler will neue Geschäftsfelder er-

liegen andere Länder wie Südkorea, Japan oder

schließen oder neue Produkte entwickeln.

Israel gemessen am BIP weit vor Deutschland. Und China hat weltweit nicht nur die höchsten

„„

Diese Trends gilt es umzukehren. Denn es sind

Steigerungsraten bei den FuE-Investitionen, son-

gerade die mittelständischen Unternehmen, die

dern wird laut Erwartungen der UNESCO auch

Innovationen zügig in den Markt bringen und in

in absoluten Zahlen bald die höchsten FuE-Aus-

denen die meisten Menschen in Deutschland

gaben vorweisen. Angesichts dieser Trends muss

beschäftigt sind. Die Institute der Zuse-Gemein-

die Bundesregierung bei der Förderung von Forschung und Entwicklung aktiv gestalten.

Es ist ein eigener Haushaltstitel des Bundes f ür die Einrichtungen der industrienahen Forschung erforderlich.

Haushaltstitel für zielgerichtete Förderung Um die Wettbewerbskraft des deutschen Mittelstandes zu erhalten, ist ein eigener Haushaltstitel des Bundes für die Einrichtungen der industrienahen Forschung erforderlich. Dieser Haushaltstitel sollte Projekte der marktvorbereitenden Forschung ebenso umfassen wie Mittel zur Wei-

schaft forschen für den Mittelstand. Sie liefern

terentwicklung der wissenschaftlichen Exzellenz

die Erkenntnisse und Forschungsergebnisse, die

und Geld für Investitionen.

Anders als die großen Forschungsverbünde er-

Im Koalitionsvertrag von Union und SPD vom

halten die Institute der Zuse-Gemeinschaft aller-

März 2018 fehlt es an einem solchen Vorhaben.

dings keine institutionelle Förderung vom Bund.

Andererseits betonen Union und SPD dort aber gerade den Stellenwert des Technologietransfers.

Forschungspolitische Agenda

Mit einem eigenen Haushaltstitel für die industrie-

Nur wenn sich Ausgaben für Forschung und

nahe Forschung würde ein verbesserter Techno-

Entwicklung durch kreative Neuerungen in der

logietransfer zügig und kostengünstig realisiert.

Lebenswirklichkeit von Menschen und UnterDr. Ralf-Uwe Bauer Präsident der Zuse-Gemeinschaft

nehmen entfalten, wird auch das im aktuellen

Kleine Stellschrauben, große Wirkung

Koalitionsvertrag von SPD und CDU/CSU auf

Bei der Umsetzung ihrer Projekte müssen die

Bundesebene fixierte Ziel lebendig, bis 2025

Einrichtungen der Zuse-Gemeinschaft ohne

mindestens 3,5 Prozent des Bruttoinlandspro-

Grundfinanzierung

1|19  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

vom

Bund

auskommen.

Foto: © Kkolosov von www.istockphoto.com

Partner zu marktgängigen Produkten formen.


37

Umso wichtiger ist für sie daher ein fairer Zuschnitt der Projektförderung. In vielen Program-

Forschung, die ankommt: Unter diesem Motto arbeitet die Zuse-Gemeinschaft.

men orientiert sich diese noch zu sehr an strukturpolitischem Denken. Es darf aber nicht dem geographischen Zufall des Standorts überlassen bleiben, ob ein Forschungsprojekt förderfähig ist. Die Zuse-Gemeinschaft fordert deshalb eine bundesweite Öffnung zentraler Förderprogramme, so des einst in den neuen Bundesländern gestarteten und schon auf strukturschwache Regionen im Westen Deutschlands ausgeweiteten

Foto: © TITK/Kranert

Programms Inno-Kom. In der Forschungswirklichkeit der Zuse-Gemein-

Die 2015 gegründete Zuse-Gemeinschaft vertritt die Interessen unab-

schaft tun sich zudem Förderblockaden auf, die

hängiger privatwirtschaftlich organisierter Forschungseinrichtungen.

sich durch Drehen an kleinen Stellschrauben

Ihr gehören bundesweit mehr als 70 gemeinnützige Forschungsinstitu-

schnell auflösen würden. Dazu gehört eine ver-

te an. Sie versteht sich neben den Großforschungsverbünden und den

besserte Projektförderung für Investitionen. Kür-

Hochschulen als dritte Säule in der deutschen Forschungslandschaft.

zere Abschreibefristen für moderne Ausstattung

Im Senat sitzen Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik, da-

von Laboren, Prüfständen und Demonstrations-

runter Prof. Dr. Peter Bofinger und Prof. Dr. Horst Zuse. Als praxisnahe

anlagen sind unabdingbar, um nicht nur im globa-

und kreative Ideengeber des deutschen Mittelstands übersetzen die

len, sondern auch im nationalen Wettbewerb mit

Institute der Zuse-Gemeinschaft die Erkenntnisse der Wissenschaft in

großen Forschungsverbünden Fairness herzustel-

anwendbare Technologien. www.zuse-gemeinschaft.de

len. Eine verbesserte Forschungsförderung für die Institute der Zuse-Gemeinschaft ist überfällig.

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38

Innovationen im deutschen Mittelstand Die KfW Bank untersucht regelmäßig die Innovationskraft deutscher Mittelständler. Der jüngste Bericht zeigt: Der Trend zur Innovation geht nach unten. Ein Warnsignal.

Schon letztes Jahr hat die KfW Bank in ihrem

zum Zeitpunkt der Untersuchung niedrige Infla-

„Innovationsbericht 2016“ das Innovationver-

tionsrate und stabile Wechselkurse die Rendite

halten deutscher KMU bis 2013 untersucht und

der Firmen hinreichend erhöht. Die Produkti-

einen alarmierenden Rückgang von Produkt-

onsauslastung senkt die Lust aufs Erfinden oder

und

festgestellt.

Imitieren. Volker Zimmermann vermutet, „dass

Nun liegt der Bericht für den Zeitraum 2014 bis

aufgrund der guten Konjunktur in Verbindung

2016 vor. Danach stieg die Zahl der innovativen

mit dem Fachkräftemangel Unternehmen lieber

Unternehmen in diesem Zeitraum um 199.000

Aufträge abarbeiten statt Kapazitäten in Innova-

auf eine Million an. Das ist jedoch immer noch

tionen zu stecken“.

Dienstleistungsneuerungen

ein Drittel unter dem Höchststand 2004/2006.

„„

2016 konnten zwar annähernd 60 Prozent der

Keine Ideen oder kein Geld

Unternehmen ein Zehntel ihres Umsatzes durch

Zwanzig Prozent der befragen Unternehmen ha-

Innovationen erzielen, aber lediglich 25 Prozent

ben schlicht keine Ideen. Zimmermann sieht eine

erwirtschafteten die Hälfte ihres Umsatzes.

Ursache in fehlenden Technologieschüben nach

2004 konnten sich noch 43 Prozent über ihren

dem Internet-Boom. In der Folge „haben sich

Hauptumsatz aus ihren Innovationen freuen.

neue Innovationsmöglichkeiten für die Breite des Mittelstands in den vergangenen Jahren den

Ein zentrales Instrument zur Innovationssteigerung ist die steuerliche Förderung von Forschung und Entwicklung.

Unternehmen nicht aufgedrängt“. Und: Innovationen sind teuer, denn sie werden betriebsintern finanziert, je nach Unternehmensgröße und Forschungsintensität mit zwischen 79 und 88 Prozent. Banken helfen selten, denn jede Innovation ist risikoreich.

Hohe Renditen – wenig Neuerungen

Was also tun? Volker Zimmermann setzt auf

Dr. Volker Zimmermann, Mitarbeiter der volks-

Weiterbildung des Personals, sein Stichwort

wirtschaftlichen Abteilung der KfW Bank, hat

lautet: „Lernen und Innovationsprozesse verbes-

Unternehmen nach den Gründen für ihre In-

sern“. „Unternehmen brauchen ein innovations-

novationsmüdigkeit befragt. 54 Prozent sehen

freundliches Klima. Sie müssen die Interaktion

schlicht keine Notwendigkeit, in neue Produkte

zwischen den Mitarbeitern verbessern, Anreize

zu investieren. Die Innovationsrendite ist rück-

durch Belohnungen und Zielvereinbarungen set-

läufig, und zugleich werden Technologien kom-

zen. Die Mitarbeiter brauchen Freiräume. Dazu

plexer und ändern sich schneller. Die zahlreichen

zählt auch eine Fehlerkultur. Nicht jede Idee, die

Innovationsnachahmer unter den kleineren Un-

in einem Unternehmen diskutiert wird, muss zu

ternehmen werden abgehängt. Zudem haben die

einer erfolgreichen Innovation führen.“

1|19  DER Mittelstand. | Schwerpunkt


39

Ergebnisse der Innovationsberichte der KfW Bank bis 2013 alarmierender Rückgang von Produktund Dienstleistungserneuerungen 2014 – 2016 die Zahl der innovativen Unternehmen stieg um 199.000 auf eine Million dennoch 1/3 unter Höchststand 2004/2006 2016 konnten rund 60 % der Unternehmen 1/10 ihres Umsatzes durch Innovation erzielen, nur 25 % erwirtschafteten die Hälfte

Fotos: © alashi von www.istockphoto.com; © kingwin von www.fotolia.com

Innovationsförderung von außen Ein zentrales Instrument zur Innovationssteigerung ist für Zimmermann die steuerliche Förderung von Forschung und Entwicklung (FuE) innerhalb

mittelständischer

„„

Die Mitarbeiter brauchen Freiräume. Dazu zählt auch eine Fehlerkultur.

Unternehmen,

der „Research and Development Tax Credit“.

kleinen Schritten bereits bestehende Produkte

Dieses Steuerinstrument nutzen mehr als drei

verbessern, sollten ihren Beratungsbedarf er-

Viertel aller OECD-Länder, während deutsche

füllt bekommen. Der Staat sollte Gründungen

Regierungen sich dazu bislang nicht durchrin-

fördern, denn junge Unternehmen sind weitaus

gen konnten: „Das ist eine Lücke in der hiesigen

innovationsfreudiger. Überhaupt sieht Zimmer-

Förderlandschaft.“ Doch auch in Deutschland

mann die besten Entwicklungsmöglichkeiten

etablierte staatliche Fördermaßnahmen sind

in der Zukunft: Man muss die Menschen schon

sinnvoll und sollten ausgebaut werden: „Wir ha-

früh motivieren, unternehmerische Fähigkeiten

ben seit Jahren die FuE-Projektförderung, die

und ein positives Unternehmensbild zu entwi-

mit mehr Mittel zukunftsfähige Innovationen

ckeln. Nur so kann man den Wohlstand einer

besser unterstützen könnte.“ Dies sind aller-

hochtechnologisierten Volkswirtschaft ohne

dings Förderungen, die bevorzugt Spitzeninno-

Bodenschätze nachhaltig sichern: durch einen

vatoren erreichen. Kleine Unternehmen, die in

innovativen Mittelstand.

1|19  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Bernd Ratmeyer Wissenschaftsjournalist mittelstand@bvmw.de


40

Wie Ideen mit System gefunden werden

Innovationskultur konsequent und transparent leben Innovationsmanagement bedeutet, dass Innovati-

Gerade mittelständische Unternehmen werden für ihre Innovationskraft national und international hoch geschätzt. Viele Firmen verlassen sich auf der Suche nach innovativen Einfällen und Lösungen nicht mehr auf Zufälle, sondern setzen auf Innovationsmanagement. Damit lassen sich Ideen systematisch planen, steuern, kontrollieren – und umsetzen.

onen systematisch geplant, gesteuert, kontrolliert und umgesetzt werden. Dabei setzt man üblicherweise auf die Kreativität der Mitarbeiter. Ideen für neue Produkte, Prozesse oder Abläufe können allerdings nur dann entstehen, wenn eine Innovationskultur auch konsequent und transparent gelebt wird. Das ist bei der ALBA Facility Solutions längst der Fall: „Hierfür wurde in unserem Geschäftsbe-

Die ALBA Facility Solutions GmbH ist mit ihrer

reich extra eine besondere Initiative We are one

Schwestergesellschaft ALBA Property Manage-

entwickelt, deren Fokus darauf liegt, offen gegen-

ment GmbH mit zusammen rund 500 Mitarbei-

über Neuem zu sein und den Austausch zu stärken

tern der Immobilienspezialist des internationalen

sowie Verantwortung zu übernehmen“, sagt Ge-

Umwelt- und Recyclingdienstleisters ALBA Group.

schäftsführer Petersen. Die Unternehmensleitung

Das Berliner Unternehmen, Mitglied im BVMW,

unterstütze zudem das „Querdenken“ innerhalb

entwickelt Konzepte für Wohn-, Gewerbe- und

der Firma und ebne mit Optimismus für Verände-

Sonderimmobilien und übernimmt deren komplet-

rungen den Weg zu neuen Ideen.

tungen rund um Immobilien sowie integrative Recy-

Fokus auf Nachhaltigkeit und Digitalisierung

cling- und Logistikdienstleistungen. Dafür werden

In regelmäßigen Innovationsworkshops würden

ständig innovative Lösungen gesucht. „Innovation

das Unternehmen und seine Prozesse kontinuier-

dient dazu, unsere Alleinstellungsmerkmale he-

lich bewertet, und innerhalb der ALBA Group nutze

rauszustellen und unser Portfolio entsprechend

man die enge Zusammenarbeit und daraus entste-

infrastrukturelle Maßnahmen und technische Leis-

weiterzuentwickeln, um uns vom Wettbewerb ab-

hende Synergien. „So arbeiten wir zum einen sehr

zuheben“, sagt ALBA Facility Solutions-Geschäfts-

eng mit der Innovationsabteilung des Geschäftsbe-

führer Nils-Peter Petersen. Deshalb sei Innova-

reichs Services der ALBA Group zusammen, zu dem

tionsmanagement ein zentraler Bestandteil der

die ALBA Facility Solutions und die ALBA Property

Geschäftsstrategie und -entwicklung.

Management gehört – zum anderen besteht ein re-

1|19  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Foto: © adragan von www.fotolia.com

te Bewirtschaftung. Zum Portfolio gehören zudem


41

gelmäßiger Austausch mit den Kollegen des Inno-

anmeldungen, die in der Regel dann an die Kunden

vationLAB der ALBA Group.“ Der Fokus liege dabei

abgetreten würden.

auf den Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. strategischen Partnern zusammen, deren Fokus

Optimierung von Produkten, Abläufen und Dienstleistungen

auf

Produktweiterentwicklungen

Die EXCO-Gruppe mit Hauptsitz in Frankenthal

liegt.“ Derzeit beschäftige man sich intensiv mit zu-

(Rheinland-Pfalz) will ihr Innovationsmanagement

kunftsfähigen Trends und Technologien, insbeson-

jetzt stärker in betriebsinternen Prozessen veran-

dere in den Bereichen Smart Building, Service-Ro-

kern. Geschäftsführer Spielberger: „In der Zukunft

botic – also der Roboternutzung zur operativen

soll die interne Beauftragung und Koordination

Leistungserbringung –, Serviceanalysen in Echt-

verschiedener Arbeitsgruppen systematischer und

zeit, Gebäudenutzungsanalysen, Digitalisierung

an Strategien und Zielsetzungen der operativen

„Zusätzlich arbeiten wir mit Start-ups und anderen innovativen

von Liegenschaften zur genauen Dokumentation

Geschäftseinheiten ausgerichtet werden.“ Mög-

der Flächen und Leistungsinhalte oder auch Fühl-

liche Kooperationen mit Wissenschaftseinrichtun-

standsensor-Technik zur Abfallmanagement-Op-

gen und anderen Partnern sollen dabei ein wich-

timierung. Nils-Peter Petersen: „Weil wir eng mit

tiger Baustein sein. Dabei hat Jürgen Spielberger

der Innovationsabteilung des Geschäftsbereichs Services und dem InnovationLAB der ALBA Group zusammenarbeiten, ist das Thema Innovation auch bei uns fest und systematisiert verankert.“

Innovation als Basis des Tagesgeschäfts Gerade für mittelständische Unternehmen, die im Vergleich zu Großunternehmen vielfach nicht

„„

Gerade f ür mittelständische Unternehmen, die vielfach nicht auf die notwendigen finanziellen und personellen Ressourcen zurückgreifen können, ist ein effizientes Innovationsmanagement enorm wichtig, um im Wettbewerb zu bestehen.

auf die notwendigen finanziellen und personellen Ressourcen zurückgreifen können, ist ein effizientes Innovationsmanagement enorm wichtig, um im

drei Bereiche im Fokus: „Die von uns entwickelten

Wettbewerb zu bestehen. Auch der global agieren-

Prüfanlagen werden immer wieder mit neuen, in-

de technische Dienstleister EXCO GmbH, Spezia-

novativen Industrie-4.0-Features ausgestattet,

list für Qualitätssicherung, Prüftechnik, Software-

dazu werden betriebsinterne Abläufe optimiert,

und System-Entwicklung und Automation und

und auch innovative Dienstleistungen wie ,Valida-

ebenfalls Mitglied im BVMW, betreibt Innovations-

tion as a Service’ sind ein aktuelles Thema.“

management. Die EXCO-Unternehmensstrategie zielt auf die Entwicklung und Qualitätssicherung

So hat die EXCO-Gruppe, die etwa 300 Mitarbei-

für Produkte, Produktion und Prozesse im High-

ter beschäftigt, im November auf der Düsseldorfer

tech-Umfeld. Innovation ist fester Bestandteil des

„Medica“, wo Innovationen der Medizinbranche

Tagesgeschäfts, des Unternehmensleitbilds und

präsentiert werden, ihre neue Dienstleistung „Di-

auch im Vision-und-Mission-Statement verankert.

gitale Verifizierung“ vorgestellt. „Dabei werden

Durch intensive Marktbeobachtung, abteilungs-

anhand eines Testroboters zur Simulation der

übergreifendes Wissensmanagement und die Zu-

Mensch-Maschine-Interaktion bei Medical Apps –

sammenarbeit mit Hochschulen und dem akade-

zum Beispiel Regressionstests, Sprachentests oder

mischen Nachwuchs werden Trends und Chancen

Gebrauchstauglichkeitstests – Testverfahren zur

modernster Technologien frühzeitig erkannt.

Software-Verifizierung digitalisiert.“ EXCO biete damit ein flexibles, schnittstellenunabhängiges und

„Innovation“, sagt EXCO-Geschäftsführer Jürgen

systemneutrales Verfahren zur kosteneffizienten

Spielberger, „ist die Basis unseres Tagesgeschäfts

Verifizierung der Mensch-Maschinen-Schnittstelle

und wird kontinuierlich und intuitiv in Projekten

von Medizinprodukten an. „Dieses Verfahren kann

für unsere Kunden umgesetzt oder im Rahmen

in Kombination mit den klassischen Verfahren der

unserer Projektarbeit von unseren Mitarbeitern

Testautomatisierung erfolgreich zur Zeit- und Kos-

entwickelt.“ Dies führe unter anderem zu Patent-

tenersparnis eingesetzt werden.“

1|19  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Almut Friederike Kaspar Journalistin mittelstand@bvmw.de


42

Erfolgreiche Innovationen im Mittelstand: fünf Tipps Wenn Innovation im Tagesgeschäft untergeht, kann das die Zukunft mittelständischer Unternehmen gefährden. Hier fünf Maßnahmen, das zu verhindern. Die Auslastung in mittelständischen mittleren

4 Im Tagesgeschäft aufräumen

Unternehmen ist in der Regel hoch, häufig fehlt es

Nicht selten sind Forschungs- und Entwicklungs-

an Kapazitäten für die Abarbeitung der Aufträge.

abteilungen mit kleineren Anpassungen für spezi-

Gleichzeitig nimmt die Innovationskraft des Mit-

fische Kundenwünsche beschäftigt. Auch wenn

telstands seit einigen Jahren ab. Die Gründe hier-

die einzelnen Aufträge einen positiven Deckungs-

für sind vielfältig. Klar ist: Volle Auftragsbücher

beitrag aufweisen, werden oft die Opportunitäts-

lassen den Mitarbeitern und der Unternehmens-

kosten vernachlässigt, und für die Arbeit an der

führung kaum Zeit, an der Zukunft zu arbeiten.

nächsten Produktgeneration bleibt keine Zeit.

Da der Erfolg des deutschen Mittelstands gerade

Kritisches Hinterfragen dieser Aktivitäten kann

auf dessen Innovationskraft beruht, ist es von

Entwicklungskapazitäten freisetzen und einen

entscheidender Bedeutung, dieser Entwicklung

größeren Fokus auf Neuentwicklungen setzen.

entgegenzuwirken. Ohne Ziel keine Reise. Wenn die Geschäftsfüh-

Dezidierte Veranstaltungen zum Thema Innova-

rung sich die Zeit nimmt, klare strategische Ziele

tion bringen konkrete neue Ideen und Ergebnisse

in Sachen Innovation zu formulieren (wie bei-

und bewirken einen allgemeinen Kulturwandel

spielsweise Suchfelder für neue Ideen und Tech-

im Unternehmen.

nologien), setzt das ein Zeichen und erleichtert der operativen Ebene die Arbeit enorm.

2 Mitarbeitern ein Mandat geben Ideen zu generieren und Realität werden zu las-

Nur gesunde Unternehmen mit innovativen Pro-

sen, bedeutet viel Aufwand neben dem Tages-

dukten werden auch in Zukunft ihren Markt fin-

geschäft. Ein Instrument um sicherzustellen,

den und aufzeigen, warum es hierzulande so viele

dass dies dennoch passiert, können Innovations-

Hidden Champions gibt.

manager sein. Das sind geeignete Mitarbeiter, die Innovationen im Unternehmen strukturiert vorantreiben.

3 Kommunizieren Tue Gutes und rede darüber. Egal, ob ein neues Produkt oder Prozessinnovation, Mitarbeiter Peter Frank Senior Consultant Bold Group GmbH BVMW-Mitglied www.bold.group

sollten davon erfahren – zum Beispiel über einen Innovationsnewsletter. Die Message, die damit ins Unternehmen transportiert wird, lautet: Innovation ist uns wichtig.

1|19  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Foto: © Molnia von www.istockphoto.com

5 Strategie planen

1 Innovation Zeit und Raum geben


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44

Künstliche Intelligenz made in Germany Über 1.000 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft begrüßte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier auf dem Digital-Gipfel 2018 in Nürnberg. Ziel der Veranstaltung unter Einbindung des BVMW war es, die Wirtschaft zu bestärken, die Zukunftstechnologie der Künstlichen Intelligenz (KI) in Geschäftsprozesse zu integrieren und das Qualitätssiegel „KI made in Germany“ zu etablieren. In der KI-Strategie der Bundesregierung werden

schlug Unternehmen vor, die im Panel von ihren

drei wesentliche Ziele formuliert:

Erfahrungen mit KI berichteten: der SAP-Dienst-

Deutschland und Europa als führenden

leister abat AG und das Metallbauunternehmen

KI-Standort etablieren eine gemeinwohlorientierte Entwicklung und Anwendung garantieren einen breiten gesellschaftlichen Dialog zum Thema führen

Drehtechnik Jakusch GmbH. Außerdem sprach Alexandra Horn, Leiterin des vom BVMW geführten Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums Berlin, über Chancen und Hürden in der Digitalisierung

Die Bundesregierung stellt hierfür drei Milliarden

Aus Sicht des Mittelstands ist es vor allem wich-

Euro bis einschließlich 2025 zur Verfügung. Drei

tig, dass die KI-Strategie kein Sammelsurium an

Sektoren stehen im Fokus: Mobilität, Gesundheit,

Stichworten bleibt. Die Erkenntnisse aus der Wis-

Produktion und Fertigung.

senschaft müssen ihren Weg in die Unternehmen finden. Deutschland bringt ein Spitzenplatz in der

BVMW besetzt Mittelstandspanel des Gipfels

KI-Forschung wenig, wenn dadurch nicht Wohl-

Liz Becker

Unter dem Motto „Künstliche Intelligenz – ein

Mittelstand generiert wird.

BVMW Referentin für Steuern und Finanzen

Schlüssel für Wachstum und Wohlstand“ band

liz.becker@bvmw.de

Akteure aus dem Mittelstand ein. Der BVMW

stand für die gesamte Gesellschaft auch über den

das Ministerium im Vorfeld des Digital-Gipfels

1|19  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Foto: © AndreyPopov von www.istockphoto.com

von kleinen und mittleren Unternehmen.


45

KI im Mittelstand

In den meisten mittelständischen Unter-

Was bedeutet KI für mein Unternehmen, und wo

nehmen wird KI keine schlagartigen, disrup-

kann die Technologie unterstützen? Kleine und

tiven Effekte auslösen, sondern die Geschäfts-

mittlere BVMW-Mitgliedsunternehmen aus un-

modelle in den nächsten fünf bis zehn Jahren

terschiedlichen Branchen kommen zu Wort:

kontinuierlich verändern. Wir setzen KI heute im Lösungsgeschäft, in der Sensorik oder in

Ob vorausschauende Wartung, Advanced

der Produktdokumentation ein und entwi-

Analytics, Bilderkennung oder Chatbots, es

ckeln Wartungsverfahren, die KI-Algorithmen

geht um mehr als Künstliche Intelligenz. Der

nutzen, um langfristig die präventive und

Paradigmenwandel in Daten-Management,

zustandsbasierte Wartung abzulösen.

Software-Entwicklung und System-Architek-

Dr. Gunther Kegel

tur ist nur Baustein einer Neuorientierung in

CEO Pepperl+Fuchs GmbH

Organisation, Wertschöpfung und Zusammenarbeit. Das bedeutet für uns als speziali-

KI hat das Zeug, den Betriebsalltag zu

siertes KI-Beratungsunternehmen, dass wir

erleichtern. Wir bieten Unternehmen die

ganzheitlich Unternehmen befähigen,

Möglichkeit, Prozesse zur Dokumentenverarbei-

unterstützen und bei der Planung und

tung zu automatisieren. So unterstützen wir mit

Entwicklung von KI-Lösungen begleiten.

unseren KI-Systemen beispielsweise Rechnun-

Klaas Bollhoefer

gen effizienter zu verarbeiten. Der Kunde soll

Gründer und Geschäftsführer

also von jeglichem Papierchaos befreit werden.

Birds on Mars GmbH

Dafür nutzen wir unter anderem modernste und selbst entwickelte Deep-Learning-Algorithmen, um die Qualität unserer Informationsextraktion stetig zu verbessern. Valentin Deyringer Semantics Engineer Gini GmbH

1|19  DER Mittelstand. | Schwerpunkt


46

Als SAP Beratung spezialisiert, auf

Künstliche Intelligenz ist ein spannender

Automotive-, Fertigungs- und Logistik-The-

Treiber unserer digitalen Transformation.

men im Mittelstands- und Konzernumfeld, ist

Seit 2016 entwickeln wir die eigene digitale

KI für uns ein Thema mit viel Wachstums-

Arbeitsplattform „NOAH“. Sie bedient sich

potenzial. Besonders in Verbindung mit

aus einem einheitlichen Datenpool, Insellö-

anderen Technologien wie dem Internet of

sungen schaffen wir ab. Wir sind und bleiben

Things und Analytics bietet KI Unternehmen

Besitzer unserer Daten. Mit diesen werden

enormes Potenzial. So lassen sich auch

mittelfristig KI-Algorithmen trainiert, um

bestehende Systeme und Datenquellen

individuelle Anwendungen und Services für

einbinden, die zusätzliche Erkenntnisgewinne

eine effiziente und vor allem gesunde Arbeit

ermöglichen. Durch die vorhandenen Daten

zu entwickeln.

und die vielen bereits einfach nutzbaren

Enrico Jakusch

Services der SAP ist eine hohe Innovationsge-

Geschäftsführender Gesellschafter Drehtechnik

schwindigkeit erreichbar.

Jakusch GmbH

Christian Diestelkamp Mitglied der Geschäftsleitung und Senior Consultant Innovationsmanagement abat AG

Und was sagt die Politik zur KI-Strategie? Die KI-Strategie der Bundesregierung ist eher ein Werbegag als eine Zukunftsstrategie. Drei Milliarden? Ein Bruchteil von dem, was

dernden Technologie des Jahrhunderts. Je

China und die USA investieren. Zwölf KI-Zent-

repetitiver die Aufgabe, desto größer ist schon

ren? Gießkannenpolitik! Besser wären drei bis

heute das Optimierungspotenzial, gerade in

vier, die aber exzellent ausgestattet werden.

kleinen und mittleren Unternehmen. Bei CANDIS

Statt Worthülsen und unrealistischen Zielvor-

optimiert KI die Inhaltserkennung, sorgt für

gaben braucht es aus meiner Sicht Steueran-

autonom generierte Zahlungslisten und trägt

reize für Risikokapital, eine funktionierende

dazu bei, den Aufwand in der Buchhaltung um

Infrastruktur ( flächendeckender Breitband-

bis zu 80 Prozent zu reduzieren.

ausbau) und nicht zuletzt ein modernes

Christian Ritosek

Datenrecht.

Geschäftsführer CANDIS GmbH

Carl-Julius Cronenberg Mitglied des Deutschen Bundestages (FDP)

Sie brauchen noch mehr Inspiration? Die KI-Landkarte zeigt mit weiteren Best-Practice Beispielen, wie es gehen kann: www.ki-landkarte.de

1|19  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Foto: © ipopba von www.fotolia.com

Die Fähigkeit, mit höchster Geschwindigkeit Muster zu erkennen, macht KI zur alles verän-


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48

Erfolg durch effiziente Smart-Tools Start-up-Teams in Deutschland verwenden die unterschiedlichsten Tools, um ihren Büroalltag zu erleichtern. Es gibt unzählige praktische und kostenlose digitale Hilfsmittel, die die Arbeit in kleinen und mittleren Unternehmen effizienter und erfolgreicher gestalten. _Gemeinsam digital, das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Berlin, hat aus der Vielzahl der Angebote fünf hilfreiche und kostenfreie Programme für Sie ausgewählt.

E-Mail-Newsletter mit MailChimp kostenlos versenden Das Versenden von Newsletter-E-Mails stellt ein wichtiges und effektives Marketing-Tool dar. Kostenlos und beliebig oft können Sie mit Ihrer Kundschaft über diesen Marketingkanal in Kontakt treten. Der amerikanische E-Mail-Marketing-Anbieter MailChimp hilft Ihnen bei der Umsetzung von Kampagnen, bietet Vorlagen und verwaltet Ihre Newsletter-Verteilerlisten. Dieser Dienst ist bei einer Nutzung von bis zu 2000 Newslet-

Mit Prezi außergewöhnliche Unternehmenspräsentationen gestalten

ter-Abonnenten kostenlos. www.mailchimp.com

Mit dem kostenfreien Tool Prezi lassen sich Unter-

Texte, Videos, Grafiken und PDF-Dokumente frei

To-do-Listen teilen und Projekte im Team planen mithilfe von Asana

auf einer großen Arbeitsfläche an, welche sich

Die Webanwendung und Applikation Asana gibt

beliebig zoomen und drehen lässt. Anders als bei

einen schematischen Überblick über alle Projek-

gängigen Präsentationen wird der Inhalt bei Pre-

te im Team. Einzelne Projektaufgaben können

zi nicht auf einzelnen Folien arrangiert, sondern

Mitarbeitern einfach und schnell zugewiesen

bietet interaktive Übergänge, die Ihre Unterneh-

und fristgerecht festgelegt werden. So können

menspräsentation hervorstechen lassen. Prezi

Sie die Arbeit Ihres Teams optimal steuern, pla-

bietet verschiedene kostenpflichtige Zusatzfunk-

nen und dem Zeitplan entsprechend beaufsichti-

tionen, wie beispielsweise Ergebnisanalysen und

gen. Asana bietet eine kostenlose Lösung für bis

herunterladbare Präsentationen.

zu 15 Mitarbeiter an. Darüber hinaus gibt es drei

nehmenspräsentationen unkompliziert, ansprechend und dialogorientiert erstellen. Prezi ordnet

www.prezi.com

weitere kostenpflichtige Steigerungen, die er-

1|19  DER Mittelstand. | Schwerpunkt


49

weiterte Funktionen des Tools mit sich bringen,

fach und intuitiv in der Gestaltung. Neben Grafiken

wie beispielsweise visuelle Zeitleisten in Projek-

für soziale Netzwerke und Blogbeiträge können

ten und Mitarbeiterverwaltung.

Sie mit dem Online-Tool Canva auch Printwerbung

www.asana.com/de

wie Flyer, Plakate oder auch Visiten- oder Menükarten entwerfen.

Werbegrafiken kostenlos und einfach mit dem Tool Canva erstellen

www.canva.com

ell ansprechende Inhalte. Diese umzusetzen stellt

Mit WeTransfer große Dateien schnell, einfach und kostenlos verschicken

jedoch für viele kleine und mittlere Unternehmen

WeTransfer ist ein kostenloser Filehosting-Dienst.

eine Herausforderung dar. Professionelle Bildbe-

Bei WeTransfer geht es nicht um das dauerhafte

arbeitungs-Programme sind nicht nur kosteninten-

Speichern von Dateien, sondern lediglich um den

siv, sondern verlangen zudem Zusatz-Qualifikation

Versand großer Dateien an einen oder mehrere

auf Seiten der Mitarbeiter. Die Webanwendung

Empfänger. Bis zu 2 GB sind kostenlos und kön-

und Applikation Canva bietet hier eine unkompli-

nen über einen Link oder via E-Mail in nur wenigen

zierte Lösung: Kostenlos und ohne Designkennt-

Sekunden versendet werden. Die Dateien sind für

nisse können eindrucksvolle Grafiken mithilfe von

sieben Tage über WeTransfer gespeichert, danach

Vorlagen oder individuell anpassbaren Bilddimen-

werden sie gelöscht.

sionen entworfen werden. Die Anwendung ist ein-

Ein gelungener Auftritt in sozialen Netzwerken und auf der firmeneigenen Webseite benötigt visu-

www.wetransfer.de 

Termine für die Veranstaltungsreihe _Personal digital – smarte Lösungen, starker Mittelstand siehe Seite 56.

Tobias Thimm BVMW Projektreferent tobias.thimm@bvmw.de www.gemeinsam-digital.de

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13. Sankt Augustiner Controlling-Tagung 8. März 2019, Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, Campus Sankt Augustin

KMU: Trendsetter oder Schlusslichter im Controlling? Executive-Vorträge und Podiumsdiskussion mit Führungskräften aus folgenden Unternehmen: • • • •

CIC Unternehmensberatungs- und Dienstleistungsservice GmbH & Co. KG Ebner Stolz Wirtschaftsprüfer Steuerberater Rechtsanwälte Partnerschaft mbB E.I.S. Aircraft Group K.H. Brinkmann GmbH & Co. KG

Aktuelles Programm, Infos und Anmeldung www.controlling-tagung.de

1|19  DER Mittelstand. | Schwerpunkt


50

Wie komme ich zum richtigen Auftrag: mit Barcodes Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie unterstützt mit den Mittelstand 4.0-Kompetenzzentren bundesweit kleine und mittlere Unternehmen bei der Digitalisierung. Das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Augsburg hilft Mittelständlern mit kostenfreien Potenzialanalysen und Umsetzungsprojekten.

Mehrwert der Digitalisierung: Die automatische Identifizierung und Lokalisierung von Bauteilen und Aufträgen ermöglicht eine schnellere Zuordnung und Nachlieferung. Die Durchlaufzeit verkürzt sich, und es kann mehr produziert werden. Die Mitarbeiterzufriedenheit steigt, wenn aufwändiges Suchen wegfällt. Die gewonnenen Daten können in Zukunft auch für die Verbesserung der Produktionssteuerung verwendet

Blick in eine Schaltanlage bei Spangler: Hier werden unterschiedliche Komponenten von verschiedenen Herstellern zusammengebaut.

werden.

Bei der SPANGLER GmbH werden Teile auf Zuruf

tion in der Halle. Wird dort der Mitarbeiter nicht

durch die Halle in die Fertigung nachgesteuert.

angetroffen, muss dieser zu einem späteren Zeit-

Wegen eines größeren Neubaus soll eine Identi-

punkt separat informiert werden. Bisher klappt

fikationstechnologie eingesetzt werden: Bauteile

das noch, doch das Unternehmen vergrößert die

werden digital erfasst und direkt an die richtige

Fertigung mit dem Bau einer zweiten Halle. Die

Station geschickt.

Mitarbeiter verbringen dann noch mehr Zeit mit der Auftragssuche statt für wertschöpfende Tä-

Wo ist der passende Auftrag zum Bauteil?

tigkeiten, und die Durchlaufzeiten steigen.

Als Hersteller von Automatisierungslösungen verbaut SPANGLER Komponenten von verschie-

Automatische Identifikation für Bauteile und Produkt

denen Herstellern. Diese werden je nach Auftrag

Ziel der Entwicklung ist es, jederzeit einen Über-

im Lager vorkommissioniert und in die Fertigung

blick über die Standorte der Projekte in der Ferti-

eingesteuert. Es kommt vor, dass noch nicht alle

gung zu haben, damit die Teile schneller und gezielt

Bauteile für einen Auftrag vollständig vorhanden

nachgeliefert werden. In einer Potenzialanalyse

sind, die Mitarbeiter aber schon mit der Fertigung

mit dem Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum

starten müssen. Die Logistikmitarbeiter bringen

Augsburg war schnell klar, dass die Bauteile und

die fehlenden Bauteile später an die richtige Sta-

Aufträge mit einer digitalen Technologie durch

1|19  DER Mittelstand. | Schwerpunkt


51

die Fertigung verfolgt werden sollen: Mithilfe der

Die Fertigungsmitarbeiter erfassen Aufträge an

automatischen Identifikation können Bauteile im

jeder Station mit einem Handscanner. Das Ergeb-

Wareneingang registriert und an den Ort verwie-

nis: Kommt ein nachgeliefertes Teil an, sieht der

sen werden, wo sich der Auftrag gerade befindet.

Logistiker an seinem Bildschirm die Station des Projekts. Der Bearbeiter des Projekts bekommt

Die Lösung

automatisch eine Rückmeldung über die gelie-

Zur Identifikation können zum Beispiel wie in

ferten Teile und kann so nahtlos weiterarbeiten.

einem Supermarkt Barcodes verwendet wer-

Die Technologie vermeidet lange Suchzeiten und

den. Im ERP-System werden die Bauteile schon

Stillstände in der Fertigung, und die Durchlaufzeit

im Einkauf den jeweiligen Aufträgen zugeordnet.

wird verringert.

Die SPANGLER GmbH mit Sitz in Töging im Altmühltal beschäftigt derzeit 140 Mitarbeiter und ist seit über 35 Jahren ein Partner des nationalen und internationalen Maschinen- und Anlagenbaus. Das mittelständische Familienunternehmen plant und projektiert Anlagenautomatisierungen, programmiert die Steuerungstechnik und fertigt Schalt- und Steuerungsanlagen für die unterschiedlichsten Branchen: Umwelttechnik, Erneuerbare Energien, Agrarwirtschaft, Bau-, Lebensmittel-, Automobil- und Rohstoffindustrie. Mehr Informationen zu den Kompetenzzentren Augsburg und Berlin unter www.kompetenzzentrum-augsburg-digital.de und www.gemeinsam-digital.de

Mittelstand Transformers – Geschäftsideen von morgen Airbnb, das größte Hotel ohne ein eigenes Hotelzimmer, der führende Essensanbieter Foodora ohne eigenes Restaurant – diese Beispiele kennen wir alle. Aber wie kann ich als Mittelständler mein Geschäftsmodell zukunftsfest Foto: © vchalup von www.fotolia.com

machen? Wie kann ich durch Digitalisierung noch wettbewerbsfähiger werden oder gar neue Geschäftsideen entwickeln? Werden Sie mit uns Digital Transformer und brechen Sie bewährte Denkmuster auf. Wir geben Ihnen am 19. März 2019 im Umweltforum Berlin dazu die passenden Antworten und Beispiele. Anmeldung und weitere Informationen unter www.gemeinsam-digital.de

1|19  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Laura Merhar Marketing & Öffentlichkeitsarbeit Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Augsburg


52

Digitales praktisch erleben im Smart Data Forum Eine Bilanz, die sich sehen lassen kann: Über 10.000 Gäste und Besucher hat das Smart Data Forum in seinem Berliner Showroom seit der Eröffnung 2016 empfangen. Hinzu kommen zahlreiche bundesweite Veranstaltungen und internationale Delegationsreisen in die USA, Asien und den Nahen Osten. Das Smart Data Forum ist eine Wissens-, De-

Showroom und Erlebnisstationen

monstrations- und Vernetzungsplattform für di-

Das Herzstück des Smart Data Forum bildet

gitale Technologie-Innovationen in Deutschland.

sein Showroom im Berliner Stadtteil Charlotten-

In den vergangenen drei Jahren hat sich das aus

burg. Im Westberliner Zentrum erstreckt sich auf

Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft

500 m2 ein Demonstrations- und Ausstellungs-

und Energie entwickelte Forum als feste Größe

raum mit mehr als 20 Exponaten, der Smart-

in Deutschlands Innovationsökosystem etabliert

Data-Technologien erfahrbar macht. Anhand

und ist als Treffpunkt der Fachcommunity belieb-

von speziell für den Showroom entwickelten

ter denn je.

technischen Demonstratoren wird vermittelt, che Anwendungen entstehen. Zudem dient der

Das Smart Data Forum bringt relevante Stake-

Showroom als erste Anlaufstelle für internatio-

holder aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik

nale Besucher mit Interesse an deutschen digi-

einerseits sowie Technologieanbieter und -an-

talen Innovationen und neuen Partnerschaften.

wender andererseits an einem Ort zusammen,

Nadja Mesheva Projektmanagerin Smart Data Forum www.smartdataforum.de

unterstützt den Austausch und den Wissens-

Unter dem Dach des Showrooms befindet sich

transfer zwischen den Akteuren und erhöht die

ebenfalls der Erlebnisraum _Gemeinsam digi-

internationale Sichtbarkeit deutscher Techno-

tal des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums

logie-Innovationen. Das Forum bietet auch eine

Berlin mit interaktiven Erlebnisstationen zu

Reihe von Unterstützungsinstrumenten, die sich

den Themen digitales Marketing, Personal, di-

speziell an mittelständische Unternehmen rich-

gitale Geschäftsmodelle und Wertschöpfungs-

ten – von Orientierungswissen zu Fragen der

prozesse 4.0.

Digitalisierung über praktische Hilfestellungen und Informationen zu entsprechenden Förder-

Auf der Ausstellungs- und Veranstaltungsfläche

möglichkeiten bis hin zu Data Science Schulungen

finden fast täglich Veranstaltungen, Führungen

für Einsteiger.

oder Workshops statt.

1|19  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Foto: © metamorworks von www.istockphoto.com

wie aus abstrakten Technologien praxistaugli-

Austausch und Vernetzung


53

Kreativ, effizient und preisgekrönt Die enge Verzahnung von Wirtschaft und Wissenschaft ist das Erfolgsrezept für markttaugliche Innovationen aus dem deutschen Mittelstand. Das hat der diesjährige Nachwuchsforscherpreis der Deutschen Kreditbank und des Verbands Innovativer Unternehmen gezeigt. Im Dezember verliehen die Deutsche Kreditbank (DKB) und der Verband Innovativer Unternehmen (VIU) ihren gemeinsamen Nachwuchsforscherpreis an drei hervorragende Wissenschaftler. Die thematische Vielfalt der eingereichten Beiträge und die Breite wissenschaftlicher Expertise zeigten, welche Anziehungskraft der mit 5.000 Euro dotierte und im Zweijahresrhythmus verliehene Preis ausübt. Ein wichtiges Forschungsfeld war in diesem

Die Preisträger für den Nachwuchsforscherpreis (v. li.): Tobias Petzold, Gregor Böhm und Dr. Sebastian Spange.

Jahr die Medizintechnik: Dr. Sebastian Spange von INNOVENT e. V. aus Jena erhielt den Preis

Mit Textilien arbeitete Tobias Petzold vom Säch-

für die Entwicklung einer antibakteriellen Be-

sischen Textilforschungsinstitut e. V. im Bereich

schichtung von Wundauflagen. Durch das von

funktionalisierter Fasern im 3D-Druck. Mit sei-

ihm entwickelte Verfahren sind für die Silber-

nem Verfahren können Textilien so beschichtet

beschichtung der Wundauflage viel geringere

werden, dass sie zusätzliche Eigenschaften wie

Konzentrationen des Metalls notwendig als bei

Reflexion, elektrische Leitfähigkeit, eine verbes-

marktgängigen Produkten. Möglich wird dies

serte Abriebfestigkeit und antimikrobielle Wir-

durch eine Plasmabeschichtung unter Normal-

kung erhalten.

druck. Hohe Effizienz und attraktive Kosten kennzeichnen die Innovation ebenso wie ihre

Verliehen wurde der Nachwuchsforscherpreis im

starke Wirksamkeit.

Rahmen des gemeinsam von VIU und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aus-

Keimzellen des Erfolgs

gerichteten Kongresses „Innovation im Mittel-

Den Keimen auf der Spur war auch Gregor Böhm

stand – wie Transfer gelingt“.

vom Forschungszentrum für Medizintechnik und Biotechnologie in Bad Langensalza in seiner

Kreativität, Kosteneffizienz und hoher Nutzwert

Arbeit zur Lebensmittelsicherheit. Durch die von

sind verbindende Elemente der von VIU und DKB

ihm entwickelte Methode erhält die Ernährungs-

ausgezeichneten Arbeiten. Den Praxistest haben

wirtschaft Daten zur Keimzahl einer Probe. Das

sie bestanden. Der Transfer der konkreten For-

gelingt innerhalb weniger Sekunden durch die

schungsergebnisse von der Wissenschaft in die

Analyse mit Nahinfrarot-Spektroskopie.

Wirtschaft bahnt sich bereits an.

1|19  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Dr. Annette Treffkorn Geschäftsführerin VIU Partner der Mittelstandsallianz www.viunet.de


54

Digitales Lernen und Lehren Immer mehr Menschen möchten sich auch außerhalb ihres Berufsfeldes weiterbilden. Egal ob eine neue Sprache erlernt oder die Computerkenntnisse aufgefrischt werden sollen, Angebote gibt es reichlich: Institute, Onlinekurse oder die Abendschule. Essentiell für Anbieter ist es, sich von der Masse abzuheben und innovative Lernmöglichkeiten zu schaffen. Das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Berlin hat im Digitalisierungsprojekt für das Lernstudio Wattenscheid eine digitale Lehr- und Lernplattform konzipiert. ders wichtig, da zum Beispiel durch eine digitale Unterrichtsdokumentation die Transparenz und Kommunikation zwischen allen am Unterrichtsprozess Beteiligten erheblich vereinfacht, beschleunigt und zu jeder Zeit von jedem Ort ermöglicht wird. Dies stellt einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil beim derzeitigen Kundenbeziehungsmanagement dar, und bietet zukünftig die Möglichkeit, neue digitale, innovative Dienstleistungen anzubieten“, so Silvia Kleinbeck-Dicke,

Angebote bündeln Klassische

die Geschäftsführerin Lernstudio Wattenscheid.

Schülernachhilfe,

Lernhilfe

oder

Sprachkurse neben dem Beruf: Die Angebote des

Anwendungsfälle testen

Lernstudios Wattenscheid sind vielfältig. Umso

Das Projekt begann im Sommer 2018. Das Exper-

schwieriger ist es, für die verschiedenen Bedürf-

tenteam von _Gemeinsam digital führte Interviews

nisse eine Plattform zu finden, die modernes Ler-

mit der Geschäftsführung, den Lehrenden und

nen möglich macht. Besonders jüngere Menschen

befragte die Kursteilnehmer. Schnell wurde deut-

bevorzugen es, die Lehrmaterialien online von zu

lich, dass die Plattform spezifische Anwendungs-

Hause abzurufen und zu bearbeiten.

fälle abdecken muss, und ausgewählte Kurse eine höhere Priorität haben sollten. Mit potenziellen

Wissen teilen

Dienstleistern wurden offene Fragen beantwor-

Dabei geht es nicht nur darum, Lehrmaterialien

tet und eine Testumgebung eingerichtet.

online von zu Hause abzurufen. Auch der Wis-

Kjell Schneider BVMW Projektreferent kjell.schneider@bvmw.de

sensaustausch unter den Lehrkräften kann über

Synergien nutzen

plattformbasierte Kommunikation effizienter ab-

Die Lernplattform als Lehr- und Lernumgebung

laufen. Bislang werden Anwesenheitslisten und

bringt noch weitere positive Effekte mit sich:

Prüfungsergebnisse schriftlich per Hand auf Kar-

Auch die Lernenden können sich über Kursinhalte

teikarten und in Klassenbüchern festgehalten.

austauschen, verständigen und gegenseitig hel-

Die Folge: Alle am Lernprozess Beteiligten haben

fen. So ist nicht nur die Unterrichtsdokumenta-

keinen Überblick hinsichtlich des aktuellen Leis-

tion transparent, sondern zugleich können Inhal-

tungsstands und den Anwesenheitsnachweisen.

te miteinander verglichen werden. So ist es zum

Dies erschwert nicht nur die Dokumentations-

einen möglich, den Kunden langfristig zu binden,

pflichten, sondern bindet auch viele Ressourcen.

und zum anderen bietet eine digitale Plattform

„Für uns ist die Entwicklung eines Konzeptes zur

gute Möglichkeiten, zukünftig weitere innovative

Etablierung einer digitalen Lernplattform beson-

Wege des Lernens zu entwickeln.

Mehr zu diesem und weiteren Projekten finden Sie unter: https://bvmw.info/lernplattform

1|19  DER Mittelstand. | Schwerpunkt


„Ich liebe es, Metall und meiner Firma eine besondere Form zu geben.“ Fördern, was NRW bewegt.

Melanie Baum, Geschäftsführerin Baum Zerspanungstechnik, fertigt anspruchsvolle Dreh- und Frästeile nach Kundenwunsch – mit zufriedenen Mitarbeitern und modernen Maschinen. Die nötige Finanzierung ermöglichte ihr die NRW.BANK. Die ganze Geschichte unter: nrwbank.de/baum


56

_Personal digital – smartemarte Lösungen, starker Mittelstand _Gemeinsam digital, das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Berlin, veranstaltet zusammen mit dem BVMW e. V. und der Agenda Informationssysteme GmbH & Co. KG eine deutschlandweite Roadshow an sieben Standorten. Auf den Veranstaltungen zeigen wir Ihnen praxisnah, wie Sie Ihr Personalmanagement in die 1. Liga digitalisieren.

modernen Arbeitsplatz steigen“, fasst Alexandra Horn (BVMW, Leiterin Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Berlin) die aktuelle Situation zusammen. Außerdem sei es wichtig, dass „die Mitarbeiter bei allen Digitalisierungsbestrebungen im Mittelpunkt der Lösung stehen. So ist die Ressource Mitarbeiter zunehmend wettbewerbsentscheidend“.

Zu teuer, zu aufwändig, zu fachspezifisch: professionelle Personalarbeit können sich nur

Smarte Lösungen für KMU

Großkonzerne leisten, so die Vorbehalte vieler

Die Roadshow „_Personal digital – smarte Lö-

Mittelständler. Wir räumen mit unzutreffenden

sungen, starker Mittelstand“ schafft eine Platt-

Vorurteilen auf, denn dank der Digitalisierung

form für einen praxisnahen Austausch zu der

können auch kleine und mittlere Unternehmen

Frage, wie kleine und mittlere Unternehmen

ihr Personal professionell anwerben, binden

ihre Personalarbeit mithilfe digitaler Tools pro-

und führen – und dabei mehr als nur das Gehalt

fessionalisieren und sie somit auf ein neues Le-

abrechnen. Wir zeigen Ihnen auf der Event-Rei-

vel heben.

he „_Personal digital – smarte Lösungen, starker Mittelstand“, wie es geht.

Christoph Baluschek, Abteilungsleiter Produktmarketing bei der Agenda Informationssysteme

Tobias Thimm

Herausforderungen der Zukunft begegnen

GmbH, wird an diesem Abend referieren. Da-

Viele Personalprozesse laufen in kleinen und

Unternehmer aus der jeweiligen Region einen

mittleren Unternehmen immer noch über Pa-

wertvollen Einblick in die tägliche Personalar-

pier. Das kostet nicht nur Zeit, sondern führt

beitspraxis im eigenen Haus geben. Die Teilneh-

auch zu Frustration bei allen Beteiligten. Diese

mer erfahren, wie andere KMU ihr Personalwe-

Vorgänge zu digitalisieren, kostet wenig Auf-

sen digitalisiert und damit ihre Personalarbeit

wand und spart allen Beteiligten auf lange Sicht

optimiert haben.

BVMW Projektreferent Verbandskooperationen und Projekte

viel Zeit und Nerven. „Die Arbeitswelt ist im

tobias.thimm@bvmw.de

rüber hinaus werden Unternehmerinnen und

Wandel – die Digitalisierung hält Einzug in alle

In sieben deutschen Städten erwartet die Teil-

Unternehmensbereiche, Arbeitsmodelle ver-

nehmer ein spannendes Programm rund um die

ändern sich, und die Anforderungen an einen

digitale Personalarbeit.

Wir laden Sie ein nach: Berlin, 14. Februar 2019 Leipzig, 5. März 2019 Hannover, 14. März 2019 Nürnberg, 26. März 2019 Mannheim, 2. April 2019 Bremen, 16. Mai 2019 Weitere Informationen und Anmeldung unter: gemeinsam-digital.de/personaldigital

1|19  DER Mittelstand. | Schwerpunkt


Was außen gleich erscheint, muss nicht gleich sein.

Gesundheitskonzepte maßgeschneidert mit DAK Business Consulting. Jedes Unternehmen hat andere Anforderungen bei der Gesundheitsförderung: DAK Business Consulting bietet Ihnen deshalb maßgeschneiderte Gesundheitskonzepte, die genau zu Ihnen passen. Profitieren Sie optimal von unserem Know-how und lassen Sie sich jetzt kostenlos beraten: www.dak-vorteile.de/arbeitgeber


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Wie es mit Patenten und Marken nach dem Brexit weitergeht Ende März 2019 scheidet das Vereinigte Königreich offiziell aus der EU aus. Entscheidend ist, auf welche Weise diese Trennung vollzogen wird. Dem eher „weichen“ Brexit nach dem geplanten Austrittsabkommen von Theresa May steht die Möglichkeit eines „harten“ Brexits ohne Übergangsregelungen gegenüber. Der von Theresa May und der EU ausgehandelte Austritt mit langer Übergangsfrist und vielen vorgesehenen Verpflichtungen für Großbritannien würde den Fortbestand der meisten EU-Schutzrechte für geistiges Eigentum zunächst gewährleisten.

Beim EPA sind keine Änderungen zu erwarten

rigen Einheitlichen Patentgericht zu beteiligen.

Doch auch bei einem harten Austritt gilt: Weder

als auch für das einheitliche System als Ganzes

die Mitgliedschaft des Vereinigten Königreichs

klare Vorteile bringen, setzt aber den politischen

in der Europäischen Patentorganisation noch die

Willen aller Seiten voraus.

Dies würde sowohl für das Vereinigte Königreich

Wirkung europäischer Patente im Vereinigten Königreich wird durch den Brexit beeinträchtigt.

Falls dies nicht funktioniert, würde das Einheits-

Das Europäische Patentamt (EPA) ist nicht auf die

patent nur Abdeckung in den verbleibenden

EU beschränkt, auch die Schweiz und Norwegen

EU-Ländern bieten. Wie bei anderen Nicht-EU-

sind beispielsweise Mitglieder. „Für Unterneh-

Ländern wird es jedoch auch weiterhin möglich

men besteht also auch nach dem Brexit die Mög-

sein, über das EPA einen nationalen Schutz im

lichkeit, beim EPA ein europäisches Patent mit

Vereinigten Königreich zu erhalten.

sagt Peter Nowakowski von Anaqua, einem Her-

Immerhin hat Großbritannien das Abkommen

steller von IP-Managementlösungen.

zum Einheitspatent entscheidend mit vorangetrieben und noch im April 2018 ratifiziert. Es kann

Einheitspatent weiter fraglich

deswegen davon ausgegangen werden, dass auch

Das Einheitspatent (Unified Patent), das schon

nach dem Brexit ein beidseitiges Interesse an der

lange von der EU vorgesehen ist, steht hingegen

Einführung des Einheitspatentes und dem dazu-

durch den Brexit – egal ob nun weich oder hart –

gehörigen Gericht bestehen wird.

auf der Kippe. Es wurden bereits rechtliche Mechanismen vor-

Markenschutz könnte problematisch werden

geschlagen, die es dem Vereinigten Königreich

Problematischer als Patente werden Marken- und

ermöglichen würden, sich auch nach dem Brexit

Designschutzrechte nach dem Brexit. Die Unions-

noch an dem Einheitspatent und dem zugehö-

marke sowie das Gemeinschaftsgeschmacksmus-

1|19  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Foto: © xavierarnau von www.istockphoto.com

Geltung im Vereinigten Königreich anzumelden“,


59

„Weicher“ Brexit Fortbestand der meisten EU-Schutzrechte für geistiges Eigentum bleibt gewährleistet. „Harter“ Brexit Mitgliedschaft in Europäischer Patentorganisation (EPA) bleibt erhalten. Wirkung europäischer Patente bleibt unbeeinträchtigt. Es können weiterhin beim EPA europäische Patente mit Gültigkeit im Vereinigten Königreich angemeldet werden.

Marken- und Designschutzrechte Unionsmarke und Gemeinschaftsgeschmacksmuster basieren auf EU-Recht und verlieren Gültigkeit im Vereinigten Königreich. Gesetzliche Lösung für Umwandlung von EU und nationalen Marken muss gefunden werden. Unternehmen könnten schon jetzt zusätzlich parallele Markenanmeldungen in Großbritannien vornehmen.

ter basieren nämlich auf EU-Recht. Jedenfalls

Jetzt Schutzmaßnahmen ergreifen

werden EU-Marken und das Gemeinschaftsge-

Zumindest Markeninhaber kann Patentexperte

schmacksmuster ihre Gültigkeit im Vereinigten

Nowakowski daher beruhigen: „Sobald das Ver-

Königreich verlieren. Allerdings erwartet Patent-

einigte Königreich die EU ohne Abkommen ver-

anwalt Wulf Höflich von der Anwaltskanzlei AK-

lässt, würden diese Registrierungen zwar keine

Law, dass das Vereinigte Königreich eine gesetz-

Wirkung mehr im Vereinigten Königreich haben.

liche Lösung finden wird, die Umwandlung von

Jedoch müssen Inhaber von EU-Markenanmel-

EU-Marken in nationale Marken zu ermöglichen.

dungen im Vereinigten Königreich deshalb nicht

Als Vorsichtsmaßnahme empfiehlt Höflich, für

schutzlos dastehen.“

bestehende und parallel zu zukünftigen EU-Markenanmeldungen auch nationale Markenanmel-

Unternehmen könnten nämlich schon jetzt zu-

dungen für Großbritannien zu hinterlegen. Dies

sätzlich parallele Markenanmeldungen in Groß-

kann einfach mittels internationaler Registrie-

britannien vornehmen, wenn sie jetzt oder in

rung umgesetzt werden.

Zukunft in Großbritannien Produkte unter Ihrer EU-Marke vertreiben wollen und dort starken

Bei Geschmacksmustern besteht ansonsten das

Konkurrenten ausgesetzt sind. Wer Schutzmaß-

Problem, dass diese bei der Anmeldung neu sein

nahmen ergreifen möchte, sollte mit genügend

müssen. Sollte es zur unwahrscheinlichen Situ-

Vorlauf zum Brexit tätig werden und eine neue

ation kommen, dass Schutzrechtsinhaber von

Markenanmeldung einreichen. „Auf lange Sicht

Unionsgeschmacksmustern nach dem Brexit

werden Unternehmen sowieso nicht umhinkom-

keinen Designschutz in Großbritannien erzielen

men, für Großbritannien eine extra Marke an-

können, dann hätten sie im Unterschied zu In-

zumelden und dafür auch separate Gebühren zu

habern von Marken auch nicht die Möglichkeit,

entrichten“, so Nowakowski.

die Designs in Großbritannien einfach wieder neu anzumelden.

Achim von Michel BVMW Pressesprecher Bayern mittelstand@bvmw.de

1|19  DER Mittelstand. | Schwerpunkt


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Blockchain: Hype oder Hilfe? Stellen Sie sich vor, Sie wickeln wichtige Geschäfte ab, ohne Ihr Gegenüber überhaupt zu kennen. Dabei können Berechtigte jederzeit alle Informationen abrufen. Es gibt keine zentrale Instanz, die über alles entscheidet. Sie denken an Science-Fiction? Denken Sie stattdessen an Blockchain!

Die Transaktion wird an die anderen Nutzer gesendet. Die sogenannten „Knoten“ bestätigen die Transaktion mit einem Algorithmus. Jemand beantragt eine

Transaktion.

Die Transaktion ist erfolgt. Jeder Nutzer erhält die

Information über den neuen Block.

1|19  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Der Block wird an eine bereits existierende Blockkette gehängt - unveränderlich und endgültig.


61

E

ine Blockchain ist eine dezentrale Datenbank. Dezentral bedeutet, dass die Daten nicht auf einem Server, in einer Cloud oder bei einem Unternehmen liegen, sondern über viele Computer verteilt sind. Diese Struktur kann zukünftig auch Möglichkeiten für Unternehmen bieten. Überall dort, wo Daten jederzeit abrufbar und in einer Reihenfolge unverfälscht abgespeichert werden müssen, könnte sich eine Blockchain-Lösung anbieten. Auch die Sicherheit gegenüber Manipulation und die Transparenz der Informationen durch die gleichberechtigten Nutzer können Argumente für eine Blockchain-Lösung sein. Eine Beispielbranche für einen sinnvollen Einsatz ist die Logistik. Hier kann man Warenketten leicht nachvollziehbar für alle beteiligten Unternehmen abspeichern und überprüfen. Außerdem bieten beispielsweise die Pharmaindustrie bei der Medikamentenherstellung und -lieferung Die verifizierte

Transaktion enthält beispielsweise Kryptowährungen, digitale Wertmarken („Token“) oder andere Informationen.

oder die Versicherungsbranche erhebliche Möglichkeiten für die Nutzung der Technologie. In Zukunft wird es vor allem darum gehen, die Expertise extern einzukaufen, statt eine Blockchain für viel Geld selbst zu programmieren. Hype oder Innovation? Dies sind bisher noch Gedankenspiele. Anwendungen der Blockchain abseits der Kryptowährungen sind im Mittelstand kaum zu finden. Durch die Erzeugung der einzelnen Blöcke entsteht je nach Algorithmus ein hoher Stromverbrauch. Im Zuge der Debatte um Datensouveränität ist auch die Frage des Rechts auf Löschung noch nicht geklärt, denn die Blockchain ist so aufgebaut, dass bereits gespeicherte Daten nicht nachträglich entfernt werden können. Außerdem sind der Schutz vor Monopolisierung durch Zusammenschlüsse unter den Nutzern und die schnelle Übertragung der Daten noch ein Problem. Was der Mittelstand braucht Trotz aller Bedenken: Die Grundlagentechnologie der verteilten Datenbank ist eine ernst zu nehmende Lösung der Zukunft. Die Bundesregierung sollte in ihrer für den Sommer 2019 angekündigten Blockchain-Strategie somit die Weichen für die Forschung und den Wissenstransfer in die kleinen und mittleren Unternehmen stellen. Auch regulatorische Unklarheiten sollten beseitigt werden, um den Weg für eine breite Nutzung frei zu machen. In jedem Fall gilt: Überholspur ist besser als Standstreifen. Denn im Zeitalter der Digitalisierung überwiegen die Vorteile meist schneller als gedacht. Liz Becker BVMW Referentin für Steuern und Finanzen liz.becker@bvmw.de

Die 5 Kernfelder der Blockchain-Strategie der Bundesregierung Schaffung eines sicheren Rechtsrahmens Unterstützung privatwirtschaftlicher Blockchain-Projekte Die Transaktion wird mit

Erprobung von Blockchain in der Verwaltung

anderen Transaktionen

Stärkung anwendungsnaher Forschung

kombiniert, um einen

Datenblock zu erstellen.

Austausch und Vernetzung innerhalb des Blockchain-Netzwerks Sie arbeiten bereits mit der Technologie und wollen sich gemeinsam mit dem BVMW in den politischen Prozess der Blockchain-Strategie einbringen? Melden Sie sich unter politik@bvmw.de Mehr Informationen rund um diese und weitere Digitalisierungsmaßnahmen erhalten Sie beim Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Berlin unter www.gemeinsam-digital.de

1|19  DER Mittelstand. | Schwerpunkt


62

Neue Wege in der Mittelstandsfinanzierung In den vergangenen Jahren sind vor allem durch die Digitalisierung neue Finanzierungsformen für den Mittelstand entstanden. Die schnell wachsenden Finanztechnologie-Unternehmen (Fintech) bieten völlig neue Angebote für den Mittelstand. Durch neu konfigurierte Wertschöpfungsketten

rieren, das Bedienerlebnis kanalübergreifend zu

innerhalb von Finanzierungsprozessen ist eine

verbessern und sicherzustellen, dass digitale Pro-

Vielzahl an neuen Produkten, Dienstleistungen

zessketten in Echtzeit bearbeitet werden können.

und Geschäftsmodellen entstanden. Hierbei än-

Damit kann gewährleistet werden, dass die Über-

dert sich die Art und Weise, wie und durch wen

wachung der Überprüfungstermine, die medien-

Fremdkapital für unternehmerische Aktivitäten

bruchfreie, elektronische Übermittlung der aktu-

bereitgestellt wird. Finanztransaktionen finden

ellen Bilanzen und Vermögensstatus – und darauf

zunehmend automatisiert auf anonymen Märk-

aufbauend der Abruf der aktualisierten Finanz-

ten statt, was es Fintech-Start-ups mit schlanken

kennzahlen des Kunden – und die Interaktion mit

Geschäftsmodellen ermöglicht, Dienstleistungen

dem Kundenbetreuer optimal funktioniert.

se neuen Produkte wie auch ein Überblick über

Big-Data-Analysen und Risikomanagement

die attraktivsten Finanzierungskonditionen am

Weitere Verbesserungen lassen sich, auch hier

Markt verlagern bei gegebener Bonität die Ver-

begünstigt durch die Digitalisierung, mit der ge-

handlungsmacht von Banken hin zu KMU, da das

zielten Nutzung von Big-Data-Analysen erzielen.

spezifische Wissen der Banken über wertvolle

Am Ende muss die Integration des Risikomanage-

Marktressourcen und -informationen nicht län-

ments in einen durchgängigen Prozess erreicht

ger vor Wettbewerb von außen schützt.

werden, der das Rating nach definierten Regeln

klassische Finanzinstitutionen anzubieten. Die-

aktualisiert und die Anreicherung des finanzielDr. Daniel Bartsch Vorstand und Gründungspartner creditshelf AG BVMW-Mitglied www.creditshelf.com

Fintechs stechen Banken aus

len Ratings um eine Bewertungsmethode zum

Mit ihren digitalen Geschäftsprozessen gelingt

Marktwert des Kunden ermöglicht. Gegebenen-

es den Fintech-Unternehmen leichter als den

falls können diese Informationen auch unabhän-

etablierten Banken, den Kunden systemisch in

gig vom Kreditgeschäft als eigenständiges Pro-

die Wertschöpfungskette der Plattform zu integ-

dukt den Firmenkunden angeboten werden.

1|19  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Foto: © Tierney von www.fotolia.com

transparenter, kostengünstiger und flexibler als


63

Beteiligung statt Bank

Wer sein Unternehmen voranbringen will, braucht nicht nur eine potenzialträchtige Geschäftsidee, sondern auch genügend Kapital. In Zeiten der restriktiven Kreditvergabe verweigern jedoch viele Geldinstitute nicht selten die notwendigen Kredite für kleine und mittlere Unternehmen. Ergänzung zur Bank

oder einem weitaus höheren Kapitalbedarf. Früh-

Wer Werte schaffen und Wachstum generieren

phasen-Investoren, die schon deutlich unterhalb

will, sollte sich für Alternativen zur traditionellen

dieser Marke ansetzen, locken vor allem Tech-

Bankenfinanzierung öffnen oder zumindest eine

nologie-, Biotech- oder Kommunikationsunter-

Ergänzung in Erwägung ziehen, die trotz gestei-

nehmen, nicht aber den einfachen Handwerker,

gerter Vorsicht eine Kreditfinanzierung von Ban-

Rollladenbauer, Motorradladen oder Schiffs-

ken ermöglicht. Mit der Bewilligung einer stillen

dienstleister von nebenan.

Foto: © onurdongel von www.istockphoto.com

Beteiligung erfolgt ein positives Signal; sie fördert die Offenheit der Geschäftsbanken gegenüber

Ablauf und Vorteile

einer Kreditvergabe. Deshalb ist es wichtig, sich

Durch die Zuführung einer oder mehrerer Be-

rechtzeitig Gedanken zu machen über gemein-

teiligungen wird eine komfortable Eigenkapital-

schaftliche Initiativen, die im Dialog zwischen

situation erzielt, welche sowohl die Unabhängig-

Unternehmern und Investoren auf die eigene Zu-

keit der Unternehmen als auch die mittelfristige

kunft vorbereiten und die Herausforderungen

Unternehmenssituation verbessert. Dies wieder-

von morgen annehmen. Gesucht werden daher

um erhöht das Rating. Außerdem verbessert sich

Unternehmen und Investoren, die den Willen und

durch den Mittelzufluss die Liquiditätssituation.

den Mut besitzen, neue Investitionsmöglichkei-

Bei nachrangigen stillen Beteiligungen besteht

ten zu nutzen und eingefahrene Denkmuster zu

sicherlich für den Investor ein gewisses Risiko

verlassen.

des Verlustes seiner Investition, weshalb zu einer gründlichen Prüfung der geplanten Unterneh-

Beteiligung als Erfolgsfaktor

mung im Vorfeld zu raten ist. Durch das Heranzie-

Es sind vor allem die kleinen und klassischen

hen eines externen und begleitenden Controllings

Unternehmungen, die dabei von Interesse sein

lässt sich jedoch die wirtschaftliche Entwick-

sollten. Die meisten Beteiligungsgesellschaften

lung der jeweiligen Unternehmung sehr gut im

engagieren sich hingegen erst ab 250.000 Euro

Blick behalten.

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Franco Ottavio Mathias Geschäftsführer HCM Human Consult Management Ltd. & Co. KG BVMW-Mitglied www.hcminfo.de


64

67.707 PATENTE

19,4 PROZENT

wurden 2017 in Deutschland angemeldet.

aller Start-ups haben ihren Sitz in Nord-

Die innovativsten Bundesländer sind Bayern mit 15.482

rhein-Westfalen. Die vielbeschworene

und Baden-Württemberg mit 15.511 angemeldeten Patenten.

Gründermetropole Berlin liegt mit 15,8

Insgesamt wurden dort 62,8 Prozent aller Patente

Prozent der ansässigen Start-ups nur an

angemeldet.

zweiter Stelle und ist dicht gefolgt von Baden-Württemberg (12,6 Prozent)

Quelle: Deutsches Patent-

und Bayern (12,3 Prozent).

und Markenamt Quelle: KPMG – Deutscher Startup Monitor 2018

29 PROZENT

1,614

der Mittelständler wollen ihre Ausgaben im

MILIARDEN EURO

Bereich Forschung und Entwicklung aufstocken. Im Vergleich zum Vorjahreswert von 54 Prozent sank

flossen als Investmentkapital für Start-

das Niveau drastisch. Als Hauptgründe für den Trend

ups im ersten Halbjahr 2018 nach

werden Unzufriedenheit mit bisherigen Innovations-

Berlin. Die Stadt liegt damit im europa-

2

weiten Vergleich an zweiter Stelle hinter London, das mit 2,005 Milliarden Euro an der Spitze des Rankings rangiert.

1

3

erfolgen und Fachkräftemangel angeführt. Quelle: Handelsblatt

2018

Investmentkapi tal

- 25 %

Quelle: www.gruenderszene.de

2019

166,9 MILIARDEN EURO

30 PROZENT

wurden 2017 in Deutschland für Innovations-

60 Prozent der Mittelständler sind gerade dabei,

ausgaben aufgewendet. Das entspricht einer

Industrie 4.0-Projekte zu planen oder zu verwirklichen.

prozentualen Steigerung von 4,7 im Vergleich

Nur ein Zehntel der Unternehmen prüft demnach, ob

zum Vorjahr. Für 2018 und 2019 wird ein

die Planung solcher Konzepte effizienzsteigernd ist.

weiteresAnwachsen auf 172,5 und 175,9 Milliarden Euro erwartet. Quelle: Zentrum f ür Europäische Wirtschaftsforschung

166,9 Mrd. €

175,9 Mrd. €

der mittelständischen Betriebe haben einzelne Industrie 4.0-Projekte in ihrem Betrieb umgesetzt. Weitere

Quelle: www.it-rebellen.de

1/10

DER UNTERNEHMEN prüft, ob die Planung effizienzsteigernd ist.

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Fotos: © FIDAN von www.fotolia.com; © elenvd von www.fotolia.com; © blankstock von www.fotolia.com; © ii-graphics von www.fotolia.com; © sharpnose von www.fotolia.com; © stas111 von www.fotolia.com

Innovation in Zahlen


65

230 Unternehmerpersönlichkeiten 4 Nobelpreisträger Weltmarktführer, Wissenschaftler, Künstler Jahresumsatz circa 100.000.000.000 Euro circa 1.000.000 Arbeitsplätze

ROLAND DILMETZ Vorstand und Geschäftsführer ATR International AG „Der Familiencharakter steht im Vordergrund“ Seite 67

ALEXANDER SCHAEFF Geschäftsführer Schaeff Group „Zukunft ist unsere Tradition“ Seite 71

IM DIALOG MIT SPITZENUNTERNEHMERN MEDIENEXPERTE PROF. DR. JO GROEBEL

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66

ROLAND DILMETZ ATR International AG

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67

„Der Familiencharakter steht im Vordergrund“ Zusammenschlüsse und Kooperationen sind entscheidend, um auf dem Markt bestehen zu bleiben. Eine erfolgreiche, nachhaltige und partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Gesellschaftern, Lieferanten und Dienstleistern beruht auf Offenheit, Vertrauen und Respekt, weiß Roland Dilmetz, Vorstand und Geschäftsführer der ATR International AG mit Sitz in Stuttgart-Hedelfingen.

Foto: © ATR International AG

Prof. Dr. Jo Groebel: Herr Dilmetz, Sie stehen der ATR International AG vor, eine der weltweit führenden Handelskooperationen führender Großhändler im freien Kfz-Ersatzteilmarkt. Erzählen Sie mehr über die Entwicklung dieser Zusammenarbeit. Roland Dilmetz: Es begann 1967, damals schlossen sich fünf Händler in der Auto-Teile-Ring GmbH zusammen, um größere Synergien für Einkauf und Versorgung von Kraftfahrzeugersatzteilen zu schaffen. Daraus entwickelte sich dann die ATR International AG. Einige der Ursprungsmitglieder sind immer noch dabei. Die Ausweitung auf die internationale Ebene 1999 fand deshalb statt, da viele Kollegen aus anderen Ländern den Erfahrungsaustausch mit uns suchten und eine engere Kooperation naheliegend erschien. Bei der heutigen AG sind alle beteiligten Unternehmen, egal ob klein oder groß, gleichberechtigte Partner. 2007 gründeten wir die ATR SERVICE GmbH, eine Art Marketinggesellschaft. Sie bietet freien Autowerkstätten in vier Konzepten mit den folgenden Labels Dienstleistungen an: Meisterhaft, AC AUTOCHECK, autoPARTNER und ACC AUTO CHECK CENTER. Die ersten drei umfassen 1.500 deutsche Betriebe. Mit ACC AUTO CHECK CENTER sind wir zudem auch in vielen weiteren europäischen Ländern und Südafrika aktiv. Bringen Sie eine große Leidenschaft für Autos mit? Selbstverständlich. Neben meinem Geschäftswagen, der mit allen elektronischen Schikanen ausgerüstet ist, fahre ich einen restaurierten 1972er MG Midget. Hier höre ich jedes Motorengeräusch, werde mit dem Fahrzeug ganz eins. Auch meine Frau fährt einen Roadster. Zudem erbte ich einen Opel Kadett. Rot, eigentlich hässlich, aber irgendwie faszinierend und für ein dreißig Jahre altes Auto schon erstaunlich gut ausgerüstet mit Zentralverriegelung und ABS. Aber auch mit Wackel-Elvis und Sitzfell. Es ist mir ein Vergnügen, als Chef mit dem Kadett neben den Limousinen unserer Prokuristen einzuparken (lacht). ATR feierte kürzlich den 50. Geburtstag mit dem Motto: „Today. Tomorrow. Together“. Wir wollten keine große Nabelschau veranstalten, es sollte eher das ganze Jahr der Zukunftsreflexion dienen. Die Branche ist gekennzeichnet durch immer mehr

Zusammenschlüsse und Konzentration. Hinzukommen disruptive Faktoren wie neue Mobilität, autonomes Fahren, elektrische Fahrzeuge, Dieselfahrverbote und vieles andere mehr. Es sind die stürmischsten Zeiten, die ich in der Branche je erlebt habe. Eines unserer größten Mitglieder musste auf Vorgabe des Bundeskartellamtes aus dem Verbund ausscheiden, nach einem weiteren Firmenzusammenschluss. Dennoch gab es keine wirkliche Delle in unseren Gesamtumsätzen. Und bei aller Größe haben wir den familiären Charakter in der Zusammenarbeit beibehalten. International sind immer noch 29 unserer Mitglieder echte Familienunternehmen, vom kleinen Unternehmen in Island bis hin zum großen in Polen, das einen Umsatz von über 1,5 Milliarden Umsatz macht. Was sind die Kriterien für eine Aufnahme in Ihren Verbund? Neben dem geschäftlichen Erfolg und überzeugenden Firmenkonzepten müssen wir auch das Gefühl haben, dass die Chemie stimmt, dass man vertrauensvoll zusammenarbeiten kann. Wenn alles passt, dann kommen wir sehr schnell zusammen. Wer entscheidet über die Aufnahme? Die letzte Entscheidung liegt beim sechsköpfigen Aufsichtsrat, die Mitglieder sind alle selbst Unternehmer aus unserem Kreis. In der Regel schaue ich mir nach ersten Vorschlägen die potenziellen Mitglieder genauer an. Vorschläge kommen dabei nicht nur von den Mitgliedern, sondern auch von Kooperationspartnern wie zum Beispiel Bosch oder Schaeffler. Dabei denken wir langfristig und verstehen uns als eine Art Schaltstelle zwischen Lieferanten und Großhandel. Sie haben damit den in den letzten Jahren immer aktueller gewordenen Begriff des Netzwerkes schon vor vielen Jahrzehnten erfolgreich umgesetzt … Wir begegnen uns alle auf Augenhöhe, verbinden die Erfolgsziele mit einem ausgeprägt familiären Charakter, tauschen uns auch informell bei ähnlichen Projekten aus – bei allem Wettbewerb, den es innerhalb der Gruppe natürlich auch gibt.

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Spielen Ersatzteile bei neuen Fahrzeugtypen überhaupt noch eine Rolle? Unbedingt, das Durchschnittsalter eines Autos liegt in Deutschland bei über neun Jahren, in ganz Europa sogar über zehn. So bieten Ersatzteile nach wie vor einen großen Markt, gilt das auch für den Onlinehandel? Beim Onlinehandel ist die Tendenz steigend, derzeit haben wir hier einen Anteil von rund zwanzig Prozent. Eine Grenze ist aber durch die zunehmende Bedeutung der Elektronik definiert. Ölwechsel oder Wischblättertausch kann man selbst machen, aber die Software erfordert nahezu immer den professionellen direkten Service. Welche Rolle spielen Innovation und Forschung in Ihrem Verbund? Zunächst sind wir Großhändler, sehen uns bei dem Thema aber zugleich als Mittler zwischen den Anforderungen der Werkstätten und den Möglichkeiten der Hersteller und Lieferanten. Dazu haben wir einen siebenköpfigen Beirat gebildet, dem unter anderem Vertreter von Bosch und ZF angehören.

Ihr Verbund ist wahrhaft global aufgestellt, vertreten in 64 Ländern. Stimmt. Auf Europa entfiel zuletzt ein Umsatzanteil von 47,9 Prozent, auf die USA 44,2, Australien 4,9, Afrika 1,4, Südamerika 1,1, aber Asien nur 0,9 Prozent. Dabei ist speziell China natürlich hochinteressant. Die Dimensionen dort sind aber ganz andere, Europa hat in unserer Branche 40.000 Großhändler, in China sind es 400.000. Selbst wenn man mit einigen der ganz großen Händler in China spricht, wie wir es vor Ort getan haben, hat man noch nicht einmal ein Prozent des Gesamtmarktes erfasst. Hinzu kommen auch große Mentalitätsunterschiede. Meine Zukunftsvision: Vieles wird sich auch bei uns so entwickeln wie dort in den großen Ballungsräumen, so werden beispielsweise Apps eine noch größere Rolle spielen und schnelle elektronische Transaktionen im Handel. Der Verbund umfasst weltweit fast 140.000 Mitarbeiter, der Hauptsitz des Verbundes ist jedoch in Stuttgart … Ja, seit 1967 sind wir mit einer kurzen Zwischenperiode dort ansässig und verwurzelt. Ein schwäbisch-sparsam geführtes Unternehmen also. Zugleich zeichnen sich die Schwaben durch große Innovationsfreude aus ... Erläutern Sie uns doch bitte Ihre ATR-Marken. Meisterhaft und AC AUTO CHECK sind jeweils Werkstattkonzepte. Sie garantieren einen hohen Qualitätsstandard, signalisieren dem Kunden zugleich diese Qualität mit einem hohen Wiedererkennungswert. So gibt es einen gemeinsamen Internetauftritt oder regelmäßige Werkstattstammtische. AutoPARTNER richtet sich an Betriebe, die noch selbst Autoteile und Öl verkaufen.

Wie schlägt sich die Bedeutung der Elektronik in der Ausbildung Ihrer Profis nieder? Einer unserer Gesellschafter bietet unter dem Namen ATR-Akademie professionelle Weiterbildung an. Hier werden jährlich 18.000 Leute geschult. Seit zehn Jahren veranstalten wir zudem die ATR-Trainingscamps an rund einem Dutzend Standorten. Abschließend suchen wir dann die besten Mechatroniker. Gewählt wird schließlich der Mechatroniker, der Monteur des Jahres. Gibt es eine Qualitätskontrolle für Ihre Werkstätten? Selbstverständlich gibt es ein gewisses Spektrum. Wir haben aber vor einigen Jahren eine Qualitätsoffensive

VITA Roland Dilmetz, geboren 1956, ist seit 2002 Vorstand der ATR International AG und in Personalunion Geschäftsführer der Auto-Teile-Ring GmbH sowie der ATR SERVICE GmbH. Nach seinem Abschluss als Diplom-Ökonom an der Universität Hohenheim 1982 arbeitete er bis 2002 in verschiedenen Funktionen im Vertrieb der Robert Bosch GmbH im In- und Ausland. In seiner Freizeit genießt er seine beiden Oldtimer (MG Roadster Baujahr 1972 & OPEL Kadett E CC Baujahr 1989), golft, ist Fan des VfB Stuttgart, fotografiert und liest, vor allem Bücher mit geschichtlichem Hintergrund. Er besucht gerne Konzerte, sammelt Schallplatten und CDs. Seine Sammlung umfasst 3.000 Alben. Trotz seiner vielen Reisen in über 80 Länder ist er immer noch und immer wieder neugierig auf fremde Länder, Kulturen, Menschen und deren Mentalitäten. Er ist verheiratet und hat zwei Töchter.

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Foto: © ATR International AG

Roland Dilmetz, Vorstand und Geschäftsführer ATR, Mitglied des Bundeswirtschaftssenats.


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begonnen. Hier schneiden unsere Mitglieder in der Regel mindestens so gut ab wie die Vertragswerkstätten. Eine Herausforderung ist allerdings das Finden qualifizierten Personals für die Werkstattpraxis. Das betrifft jedoch die gesamte Automobilbranche, denn IT-Kenntnisse werden zunehmend wichtiger. Zu Ihrer Führungsphilosophie: Auf Ihrer Webseite findet man das Zitat „Das Team ist der Star“. In Stuttgart sind wir nur eine kleine Truppe von 26 Mitarbeitern. Mein Motto für dieses Team und zugleich für alle Mitarbeiter lautet: Das Wort Vorstand setzt sich aus den Begriffen Vorbild und Anstand zusammen. Nach dieser Devise versuche ich – und auch mein Team – zu agieren. Dabei steht der Familiencharakter im Vordergrund. Unsere Leitprinzipien sind Vertrauen, Verantwortlichkeit, Loyalität und Vielfalt, gepaart mit der Suche nach langfristigen Partnerschaften bei Gesellschaftern und Industriepartnern. Zusätzlich sind uns Nachhaltigkeit und Transparenz wichtig. Dies versuchen wir, in all unseren 64 Mitgliedsländern umzusetzen und zu gewährleisten.

send CDs, die ich momentan auf digitale Medien übertrage. Inzwischen sind es an die 30.000 Titel. Chapeau, alle Achtung! Gibt es musikalische Vorlieben? Pop, Rock, aber auch südafrikanische, spanische und lateinamerikanische Musik und ein wenig Klassik. Von der Musik inspiriert, habe ich es übrigens einmal geschafft, eine Rede zu halten, die auf fünfzig Titeln der Band Queen basierte … Großartig. Herzlichen Dank für das Gespräch, in Anlehnung an einen Queen-Song schließe ich mit: You are the Champion!

Kommen wir zu Ihrer persönlichen Biographie, was war in der Zeit vor ATR? Ich war 20 Jahre bei Bosch, dort in sehr unterschiedlichen Funktionen, zuletzt in einer Art firmeninterner Unternehmensberatungstätigkeit sowie in der Revision. Mein zweiter Arbeitgeber war ab 2002 ATR. Ich musste mich entscheiden, nach all den vielen Jahren ganz bei Bosch zu bleiben oder etwas Neues zu machen. Ich habe mich für das Neue und damit für ATR entschieden. Es ging zunächst vor allem darum, ATR international aufzustellen. Wo sehen Sie heute die Herausforderungen für Deutschlands Wirtschaft? Große Sorge machen mir nationale Egoismen in anderen Ländern, die sich auch negativ auf unser Land auswirken …

Foto: © ATR International AG

… zum Beispiel beim Thema Flüchtlinge … Ich weiß, wovon ich rede, da ich selbst von Donauschwaben abstamme, also auch ein Flüchtling bin. Es wäre gut, sich auf die gemeinsamen Werte und die möglichen Vorteile der Migration zu besinnen, zugleich sollte man aber auch die Schattenseiten konsequenter angehen. Was erwarten Sie von der Bundesregierung, von den politischen Entscheidern? Wiederbesinnung auf die wirklich wichtigen Themen für die Zukunft unseres Zusammenlebens. Und Offenheit für die Meinung anderer, zuhören, was andere sagen. So habe ich zum Beispiel in meinem ersten persönlichen Gespräch mit Cem Özdemir meine ursprüngliche Skepsis gründlich revidiert. Das Gespräch war sehr inspirierend. Weltfremd dagegen erscheinen mir die Bürokraten in Brüssel, das jedenfalls ist meine Erfahrung nach unzähligen Besuchen dort. Wie verbringen Sie Ihre freie Zeit? Ich reise viel und golfe gerne, liebe italienische und spanische Krimis und habe eine Sammlung von mehreren Tau-

DAS UNTERNEHMEN Gründung: 1967 Auto-TeileRing GmbH 1999 Überleitung der internationalen Funktionen in die ATR International AG Sitz: Stuttgart Produkte: Handelskooperation führender Großhändler im freien Kfz-Ersatz­ teilemarkt Mitarbeiter: 26 in der ATR-Zentrale/ ca. 140.000 bei den 39 Mitgliedsunternehmen

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Rechtsform: AG Geschäftsführer: Roland Dilmetz Umsatz der ATR-Gesellschafter: ca. 23,3 Milliarden Euro in 2018 Branche: Independent Aftermarket IAM Webseite: www.atr.de


70

ALEXANDER SCHAEFF Schaeff Group

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„Zukunft ist unsere Tradition“ Die Schaeff Group kann als Familienunternehmen auf eine lange Tradition zurückblicken: Seit 1596 (!) sind die Schaeffs unternehmerisch tätig. Sie gründeten und führten Firmen, vergrößerten, kauften hinzu oder verkauften. Heute ist das innovative HochtechnologieUnternehmen unter der Leitung von Alexander Schaeff weltweit aktiv.

Prof. Dr. Jo Groebel: Wir haben mindestens eine Gemeinsamkeit – das Studium in Aachen … Alexander Schaeff: (lacht). Ja, nicht zuletzt die Griechenkneipen, wie das Dionysos, sind uns ehemaligen Studenten dort in guter Erinnerung geblieben. Das Maschinenbau-Studium galt als eines der schwierigsten überhaupt. Damit sind wir auch schon bei Schaeff Group. Was verbirgt sich hinter dieser Gruppe? Schaeff Group ist die Sammelbezeichnung für unterschiedliche Aktivitäten unter einem Dach. Das sind in Deutschland die Schaeff Maschinen GmbH und in der Schweiz die Schaeff Holding AG. Organisiert sind in diesem Rahmen Unternehmen, die sich hauptsächlich mit Strategien rund um den Maschinenbau befassen. Und die Ursprünge des Unternehmens reichen viele Jahrhunderte zurück … Ja, vermutlich sogar bis ins 14. Jahrhundert. Dokumentiert haben wir die Familiengeschichte jedenfalls auch in Verbindung mit Hammerschmieden lückenlos ab dem späten 16. Jahrhundert. Der Name stammt dabei aus dem Alt- und Mittelhochdeutschen und kennzeichnet das handwerkliche Schaffen. In unserem überlieferten Familienwappen mit einem Hammer und einem stilisierten Wasserrad wird dieser Bezug deutlich. Wir sehen die bereits beginnende Industrialisierung in Verbindung aus Schmiedehammer und wasserbewegtem Antrieb.

Foto: © Schaeff Group

Sind noch Spuren dieser historischen Wurzeln vorhanden? Zahlreich. Genealogisch in Form unserer alten Stammbaumdokumente. Aber auch die mit Mühlrad betriebenen Hammerschmieden, zum Beispiel im fränkischen Eckersmühlen, können heute noch besichtigt werden. Sehen Sie Parallelen zwischen den Umwälzungen vom Handwerk zur Industrie im 19. Jahrhundert und der heutigen Digitalisierung, Stichwort industrielle Revolution 4.0? Von Revolution würde ich heute trotz aller Veränderungen nicht sprechen. Veränderungen gab und gibt es in Wirtschaft und Industrie immer, mal schneller, mal langsamer. Ich halte den Begriff der graduellen, aber manchmal auch sprunghaften Evolution für zutreffender.

„Zukunft ist unsere Tradition“ ist einer Ihrer Leitbegriffe … Ganz recht. Er kennzeichnet das Prinzip, sich immer wieder auf neue Außen- und Umfeldbedingungen einzustellen und nach vorne zu entwickeln. So wurden bei uns aus den Hammerschmieden Betriebe für Reparatur und Herstellung von Land- und Baumaschinen. Ab dem mittleren 20. Jahrhundert waren Motoren und insbesondere Hydraulik zentrale Geschäftsfelder, später ausgeweitet auf Baumaschinen. Mitte der siebziger Jahre waren wir zum Beispiel die ersten, die Minibagger aus Japan auf den deutschen Markt importierten und dann selbst bauten. Eine weitere Unternehmensveränderung kam kurz nach der Jahrtausendwende, im Jahre 2001. Da die beiden verbliebenen Familienstämme sich nicht auf eine gemeinsame Strategie, das heißt Internationalisierung versus Nischenmarkt, einigen konnten, wurde mit den Baumaschinen der größte Anteil unserer Aktivitäten verkauft. Sie gründeten 2002 eine Beteiligungsgesellschaft für Hochtechnologien speziell im Maschinenbau. Auch hier haben Sie wieder die traditionellen Kompetenzen mit einer neuen unternehmerischen Perspektive verknüpft. Die Umstellung war natürlich kein Zuckerschlecken. Mit jedem neuen Unternehmen im Rahmen unserer Beteiligungen entstehen auch neue Herausforderungen. Wir bewegen uns neben Branchen, in denen wir Erfahrung haben, oft auch auf Neuland. Hierbei ist jedes Unternehmen durch spezifische Eigenschaften gekennzeichnet, auf die man sich einstellen muss und die man entschlossen, aber zugleich auch verständnisvoll verändern muss, wenn sie, wie zum Beispiel im Fall einer Krise, zur Insolvenz geführt haben. Veränderungsmanagement ist dabei ein Kernprinzip. Mir ist dabei immer wichtig, durch Gespräche, durch die Erfahrungen anderer auch für die eigene Unternehmenspraxis dazuzulernen. Heißt das, dass sich wahre Führungsqualität in Krisenzeiten zeigt? Nach der Niederlage aufstehen und weitermachen? … Nicht nur, aber auch. Im Schwäbischen gibt es den Spruch: „Wen der Herrgott wirklich strafen will, dem schenkt er vierzig Jahre ununterbrochenen Erfolg.“ Das bringt es auf den Punkt: Rückschläge machen demütig und regen dazu an, sich immer wieder infrage zu stellen So nutzen wir zum Beispiel Insolvenzen auch, um sonst nicht mögliche Veränderungen wie Rationalisierungsmaßnahmen durchzusetzen.

1|19  DER Mittelstand. | Bundeswirtschaftssenat


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Vertrauensvoll die Mitarbeiter an der langen Leine arbeiten und gestalten lassen. Selbstverständlich auch mit Begleitung durch Controlling und durch die Bereitschaft des Chefs, jederzeit auf Nachfrage mit Rat und Tat zur Verfügung zu stehen.

Welches sind die zentralen Sparten für Ihre Beteiligungen? Im Wesentlichen drei, die Prozessgasverdichtung, Automation und Robotik, schließlich Verpackungsherstellung mit einem Schwerpunkt auf Gras als Ausgangsmaterial. Insgesamt umfassen alle Sparten rund 800 Mitarbeiter bei einem Umsatz von rund 200 Millionen Euro. Diese Zahlen sind durchaus variabel, nicht nur nach oben, sondern auch nach unten. Sie sind persönlich international aufgestellt, wie wirkt sich das auf Ihr Geschäft aus? Vor dem erwähnten familiär bedingten Verkauf im Jahr 2001 stand ich kurz davor, uns mit je einem führenden japanischen und amerikanischen Maschinenhersteller zu einer globalen Allianz zusammenzuschließen. Wir hätten ein internationales Unternehmen mit exzellenten Synergien geschaffen. Allerdings gab es unabhängig von unserer eigenen Entscheidung schwer überbrückbare Konflikte zwischen den Partnern aus Japan und den USA. Auch dieses Vorhaben war eine hervorragende Lektion, nicht zuletzt über Kulturunterschiede. Solche Erfahrungen sind auch insgesamt sehr hilfreich bei Joint Ventures. Allgemein kann man bei einem Joint Venture wirklich die hohe Kunst der Unternehmensführung erleben, Stichwort Berücksichtigung der verschiedenen Mentalitäten. Wird dieser Faktor der Mentalitätsunterschiede bei Joint Ventures, Fusionen oder Ähnlichem nicht regelmäßig unterschätzt? Völlig d’accord. Daher rate ich, nicht nur auf die ökonomische Seite beim Zusammenschluss zu achten, sondern im persönlichen Gespräch voneinander abweichende Auffassungen über Betriebsführung und Werte zu identifizieren. Die Menschen müssen verstanden und abgeholt werden. Mitarbeiter identifizieren sich nicht nur mit ihrem Unternehmen, sondern entstammen jeweils einer spezifischen Kultur. Diese Erkenntnis gehört zu gutem Management. Was heißt das für Ihre Unternehmensphilosophie in Bezug auf Ihre Mitarbeiter?

Sie machen das aus pragmatischen Gründen und gehen nicht marktschreierisch damit um. Trotz aller Bescheidenheit: Gibt es aus der Vielzahl erfolgreicher Transaktionen einige, auf die Sie besonders stolz sind? Stolz bin ich definitiv auf den Unternehmensverkauf in die USA innerhalb der Nachwehen und Unsicherheiten nach 9/11. Auf amerikanischer Seite schienen fast keine Perspektiven mehr möglich. Mit Geschick, Kreativität und der Bereitschaft zu unkonventionellen Lösungen haben wir es hinbekommen, und alle können sich immer noch in die Augen schauen. Stolz bin ich auch darauf, trotz aller währungstechnischen Unwägbarkeiten das Schweizer Unternehmen, die AFAG AG, erworben und erfolgreich in die Gruppe integriert zu haben. Sie wächst sehr zufriedenstellend.

VITA Alexander Schaeff, Jahrgang 1962, ging im Internat Salem zur Schule, studierte anschließend in Aachen Maschinenbau und an der WHU/Otto Beisheim Hochschule, in Deutschland, Frankreich und den USA Betriebswirtschaft (Dipl. Ing. und Dipl. Kfm.). Nach dem Berufseinstieg in der Geschäftsführung der Fima Knauf übernahm Alexander Schaeff 1994 die Vertriebs- und später die Geschäftsführung im familieneigenen Baumaschinenunternehmen, welches er 2001 an die US-amerikanische Terex-Gruppe verkaufte. Seither hat er eine Gruppe mit industriellen Beteiligungsunternehmen aufgebaut, wobei er sich auch an Unternehmen in schwierigen Situationen beteiligt. Alexander Schaeff engagiert sich vielfältig sozial, kulturell und in der Verbandsarbeit. Er ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt in Schwäbisch Hall und in der Schweiz.

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Foto: © Schaeff Group

Alexander Schaeff, Geschäftsführer Schaeff Group und Mitglied des Bundeswirtschaftssenates (li.), mit Stephan Jakob (President of Schaeff Machinery & Services LLC, USA) in der FIMA Maschinenbau GmbH in Obersontheim.

Nachhaltigkeit liegt im Trend. Welche Rolle spielt bei Ihnen dieses Thema? Mit diesem Betriff schmücken sich natürlich viele Unternehmen. Aber wir setzen es auch wirklich um. Ein Beispiel ist die Papierherstellung: Importe der Frischfasern, beispielsweise aus Asien, sind allein schon bei der Herstellung und durch den Transport immens umweltschädlich. Wir setzen daher zum Beispiel auf Gras und Stroh von Ausgleichsflächen, das aus der unmittelbaren Umgebung stammt, schnell nachwächst und ökologisch sehr umweltfreundlich ist.


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Sind Sie auch an Start-ups interessiert? Normalerweise investieren wir etwa immer in zwei Startups. Wir bevorzugen jedoch eher etablierte Marktführer, jedenfalls solche, die ihre Leistungsfähigkeit bewiesen haben. Wichtig ist uns meist auch – das betrifft die Zeit vor unserem Engagement – eine Trennung zwischen Firmenleitung und Eigentümerstruktur. Eigentümer überschätzen sich bei nötigen Veränderungen schnell.

gelungen war, mit unserer europäischen Mentalität die scheinbar unüberwindlichen asiatisch-amerikanischen Kulturunterschiede zu überbrücken. Das war hart.

Nach Ihren eigenen Erfahrungen, wie stehen Sie zum Thema Nachfolge? Ein interessantes Feld, wobei ich sagen darf, dass es zwischen meinem Vater und mir sehr gut geklappt hat und auch noch heute ein großes Verständnis füreinander vorhanden ist. Ich musste nicht ins elterliche Unternehmen, wollte es aber. Meine drei Kinder müssen ebenfalls nicht operativ im Unternehmen tätig werden, wenn sie nicht wollen: Ein kompetent und gut besetzter Beirat und professionelle Manager können mit dazu beitragen, dass Kontinuität und Qualität gewährleistet bleiben. Hinzukommt, dass die jüngere Generation heute nicht unbedingt langfristig plant, sondern sich im Digitalzeitalter auf regelmäßige Veränderungen auch ihres Berufsumfeldes einstellt. Hier werden wir in Deutschland die nächsten Jahre das Ende etlicher liebgewonnener Traditionen sehen.

Herzlichen Dank für das inspirierende Gespräch.

Wie war Ihr persönlicher und beruflicher Werdegang? Zunächst einmal bin ich aus Überzeugung auf dem Land groß geworden. Die Freude an der Nähe zur Natur war für mich prägend und ist mir heute noch wichtig. Prägend waren auch meine Internatsjahre in Salem mit den Kontakten zu interessanten Menschen unterschiedlicher Herkunft und Kulturen. Wertevermittlung war dort das Grundprinzip. Ein breites Interessenspektrum führte mich zum doppelten Studium, zunächst zum Maschinenbau und dann zur BWL an der WHU in Vallendar, Los Angeles und Nizza. BWL war dabei fast noch schwieriger als Maschinenbau, verlangt wurden mindestens drei Sprachen. Aber das ist heute ja fast normal …

Foto: © Schaeff Group

Was lautet Ihre Strategie: Quartalsdenken oder langfristige Planung? Eindeutig: Unternehmerisches Denken heißt für mich Langfristigkeit und nicht kurzfristige Profitmaximierung. Wie beurteilen Sie die schulische Bildung in Deutschland? Viel zu geringe Technikbetonung auch im internationalen Vergleich. Der Standort Deutschland ist gut, aber dringend notwendig wäre eine deutliche Verbesserung der technischen Qualifikation. Ich befürchte, dass wir mit einem „Weiter so“ den Zenit des wirtschaftlichen Erfolges schon überschritten haben. Gab es auch schwierige Entscheidungen? Die gab es: Wir mussten aus den bereits genannten familiären Gründen auf den globalen Zusammenschluss der Baumaschinenhersteller verzichten, obwohl es uns

Trotzdem spricht Ihr heutiger Erfolg für eine erfolgreiche Verarbeitung dieses Moments. Was hat geholfen? Die Familie, das Tagesgeschäft, neue Herausforderungen und letztlich persönliche Gelassenheit.

DAS UNTERNEHMEN Gründung: 2002 Sitz: Schwäbisch Hall (Baden-Württemberg) und Hergiswil (Schweiz) Produkte: Industrielle Beteiligungsgesellschaft in den Bereichen Anlagenbau, chemische und petrochemische Zulieferindustrie, Automation und Robotik, Verpackungsmaterialien Mitarbeiter: Holding: 6 Gruppe: circa 800

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Rechtsform: Schaeff Maschinen GmbH & Co KG in Schwäbisch Hall (deutsche Obergesellschaft) und Schaeff Holding AG in Hergiswil (Holding in der Schweiz) Umsatz: circa 200 Millionen Euro (2017) Geschäftsführer: Alexander Schaeff, Dino Macho, Dr. Ekkehard Gericke Webseite: www.schaeff-group.com


Ihre Einkaufsvorteile als BVMW-Mitglied im Detail Alles rund um das Büro erhalten Sie günstiger zu BVMW - Konditionen! 10 % Dauerrabatt auf alle Büroartikel von OTTO Office 10 % Dauerrabatt auf alle Büroartikel von Viking bis 8 % Rabatt auf Apple Produkte

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Fotos: © eyeami - fotolia.com, © NicoElNino - fotolia.com

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76

News

BusinessCoaching: virtuell dank Digitalisierung

Unternehmerpreise

In Zeiten des Fachkräftemangels gilt es, leistungsfähige Führungskräfte an das Unternehmen zu binden und sie zu

Es gibt viele Gründe, sich mit anderen Unternehmen in einem Wettbewerb zu

stärken. Als probates und nachhalti-

messen: gute Presse, individuelle Förderung, Kontakte knüpfen und, nicht zu

ges Mittel hat sich Business-Coaching

vergessen, das Preisgeld. Hier stellen wir Ihnen drei der aktuellen Unternehmer-

etabliert. Virtuelles Coaching ist ein-

preise vor.

fach zu benutzen und ermöglicht durch eine Vielzahl von Funktionen ein hohes

Innovation Call

Maß an Intensität und Effizienz in der

Der bundesweite Wettbewerb steht in diesem Jahr unter dem Motto Green Tech

Optimierung der Führungskompetenz.

und zeichnet neue Konzepte, deren Ziel die effizientere Nutzung von Energie und

Das BVMW Mitglied impact virtual

Rohstoffen ist, aus. Bewerben können sich Start-ups, Absolventen und Unterneh-

coaching hilft Unternehmen dabei, ihre

men aus der Kreativwirtschaft.

Führungskräfte im In- oder Ausland

Die Bewerbungsfrist endet am 21. Februar 2019

effektiv und kostensparend mit unter-

https://bvmw.info/innovation-call

nehmensweit einheitlichen Standards zu unterstützen. www.impact-vc.com

European Product Design Award Namhafte Partner, wie zum Beispiel das Europäische Parlament, unterstützen und begleiten den Preis für Produktdesigner. Zudem gibt es ebenso einen Wettbewerb, in dem Studenten miteinander konkurrieren. Bewertet werden einzelne Projekte, die nicht älter als fünf Jahre sein dürfen. Teilnehmen können Bewerber, wenn sie älter als 18 Jahre sind.

Tankkarten erleichtern Mobilität

Die Bewerbungsfrist endet am 28. Februar 2019 www.productdesignaward.eu

Bio-Gründer Wettbewerb Mit einer knappen Ideenskizze können Gründer und Jungunternehmer am Bio-Gründer Wettbewerb teilnehmen. Bio-Security, das Kompetenzzentrum für biologische Sicherheit, prämiert innovative Ideen aus den Branchen Ernährung und Biologie. Neben attraktiven Sach- und Geldpreisen von insgesamt 7.000 Euro winken den Gewinnern zusätzlich fachliche Beratung und Unterstützung. Die Bewerbungsfrist endet am 30. Juni 2019

Bezahlen mit der Tankkarte bringt viele Vorteile.

Ob Tanken, Waschen, Reifenwechsel www.bio-gruender.de

oder Reparatur – Tankkarten vereinfachen die Abrechnung, bieten Kon-

1|19  DER Mittelstand. | Service


77

trollfunktionen,

ermöglichen

Preis-

einsparungen an der Zapfsäule und reduzieren den Verwaltungsaufwand. Darüber hinaus erhalten Unternehmen einen Echtzeitüberblick über alle Fahr-

Die stille Revolution in der Energieversorgung

zeugkosten. So haben sie die Kontrolle über die Verbrauchskosten jedes ein-

Das BVMW-Mitglied Directtech Glo-

zelnen Fahrzeugs, können einen even-

bal® arbeitet an der Smart City. Die

tuellen Tankkartenmissbrauch leichter

Energiespezialisten aus Moers sind

erkennen und ihren Fuhrpark nachhaltig

Pioniere bei der Entwicklung von In-

optimieren. Neben Werkstattservices,

frarotheizungen und setzen auf de-

Schmierstoffen,

oder

zentrale Energieversorgung, die unter

der elektronischen Führerscheinkon-

dem Label The silent revolution® ver-

trolle werden auch Apps angeboten,

marktet wird. Die Experten der Firma

die den Fahrer europaweit bei der Su-

entwickelten ein modular aufgebautes, vertikales Zwillings-Windturbinensystem.

che nach den günstigsten Tankstellen,

Das Außergewöhnliche an der patentierten Lösung ist ihre Flexibilität: Die Innovation

Parkplätzen

lässt Kombinationen mit unterschiedlichen Speichern zu und kann dann netzunabhän-

Autowäschen

oder

Service-Stationen

Die Zukunft nimmt Fahrt auf.

gig arbeiten. Die Konstruktion eignet sich, um mehrere Versorgungseinheiten parallel

unterstützen.

zu managen, die im Verbund die Basis eines virtuellen Kraftwerkes bilden, das durch eine Energy Cloud gesteuert werden kann. Das Turbinensystem wurde weltweit als erste vertikale Windanlage nach höchstem industriellen Standard zertifiziert.

Digitalisierung rund ums Dienstfahrzeug Das

Berliner

Start-up

www.directtech.de

SEO: Kraftstoff für die Website Eine Webseite bedarf kontinuierlicher Pflege und Optimierung, um bei den relevan-

Vimcar

ten Suchanfragen bestmöglich gelistet zu werden. Suchmaschinenoptimierung, treff-

(BVMW-Mitglied) hat im Rahmen

genaue Kommunikation mit dem Markt, das ist das Spezialgebiet der CGW GmbH

einer aktuellen Finanzierungsrunde

(BVMW-Mitglied) aus Willich. Für das organische Ranking bei Google sind zahlreiche

zwölf Millionen Euro Wachstums-

Faktoren ausschlaggebend. Der Webauftritt muss technisch und inhaltlich für die re-

investment erhalten. Vimcar digita-

levanten Keywords optimiert sein, und alles, was für den Nutzer gut und hilfreich ist,

lisiert alle Prozesse rund um Dienst-

rechnet auch Google positiv an. Das Team aus IT-Spezialisten, Grafikern und Textern

fahrzeuge,

begleitet Unternehmen in diesem hochkomplexen Kräftefeld.

Fahrtenbuchführung,

www.c-g-w.net

Live-Ortung, Führerscheinkontrolle und Leasingverträge. Die Vimcar Software denkt mit und automatisiert viele Alltagsaufgaben. Das Unternehmen bietet außerdem ab sofort eine direkte Schnittstelle zu

Startup-Verband präsentiert Gründungsspiegel

BMW an. www.vimcar.com

Das Interesse an einer Unternehmensgründung

Foto o. r.: © DIRECTTECH Global®

kennt kein Alter. Wie der Gründungsspiegel des Bundesverband Deutsche Startups e. V. zeigt, können sich alle Generationen vorstellen, selbst zu gründen. Vor allem für die 18- bis 29-Jährigen ist ein solcher Karriereschritt denkbar: 46 Prozent geben an, der Idee zu gründen nicht abgeneigt zu sein. Bei den über 65-Jährigen sind es noch 21 Prozent. Im Schnitt kann sich jeder dritte Befragte den Schritt in die Selbstständigkeit vorstellen. Die Studie liegt zum Download unter: bvmw.info/gruendungsspiegel

1|19  DER Mittelstand. | Service


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Guter Rat schützt vor dem Fall Gerichtsprozesse blockieren über Jahre Ressourcen, kosten Geld und führen in den seltensten Fällen zum gewünschten Resultat. Dabei gibt es effektive Strategien, um langwierige Auseinandersetzungen zu verhindern. Ein Bericht aus der Praxis.

Nahezu jedes Unternehmen wird früher oder

Dabei bestehen vielfältige Möglichkeiten, um Kla-

später in rechtliche Auseinandersetzungen ver-

gen entweder ganz zu verhindern oder so vorzu-

wickelt. Umso erstaunlicher ist es, dass viele ihre

bereiten, dass sie routiniert abgearbeitet werden

Auseinandersetzungen erst dann sauber vorbe-

können. Schließlich lassen sich Klagen vermeiden,

reiten, wenn die Klage bereits eingegangen ist.

wenn von Anfang an eine valide Gegenposition

Erfahrungen zeigen, dass die frühestmögliche

aufgebaut und mit einer klaren Strategie einge-

Einschaltung eines qualifizierten Rechtsanwalts

setzt wird.

sourcenbindung, keine Unruhe im Unternehmen

Eilmaßnahmen

und eine klare Strategie.

Wenn Eile geboten ist, ist die Entwicklung einer klaren Prozess- und Verhandlungsstrategie ele-

Nebenwirkungen eines Gerichtsprozesses

mentar. Ein aktuelles Beispiel: Dem Mandanten

Oft wird übersehen, dass spätestens mit Ein-

buchhaltung geliefert, die noch dazu fernelek-

gang einer Klage Rückstellungen zu bilden sind.

tronisch durch die Gegenseite verwaltet wird. Die

Berücksichtigt man die durchschnittliche Dauer

Gegenseite weigert sich, die Mängel zu beheben.

eines Gerichtsprozesses (rund 250 Tage bei einfa-

Der Mandant (500 Mitarbeiter) entschließt sich

chen Zahlungsklagen je Instanz) wird eine Rück-

zur Zusammenarbeit mit einem anderen Anbieter,

stellung zur Dauerbelastung.

benötigt aber die bei der Gegenseite gespeicher-

1|19  DER Mittelstand. | Service

wurde eine mangelhafte Software für die Lohn-

Foto: © Chris Ryan von www.istockphoto.com

überraschende Ergebnisse liefert: weniger Res-


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findet. Besteht hierüber keine Klarheit, gewinnt oft derjenige, der zuerst (etwa im Ausland) eine Klage einreicht. Ist eine Partei davon bedroht, im Rahmen eines öffentlichen Gerichtsverfahrens Geschäftsgeheimnisse offenlegen zu müssen, hisst sie spätestens mit Eingang einer Klage die

„„

weiße Flagge.

Auch die Beteiligung eines prozesserfahrenen Rechtsberaters an außergerichtlichen Verhandlungen ist oft zielf ührend.

Verbindliche Regelungen über das anwendbare nationale Recht und das zuständige nationale Gericht können kaum umgangen werden. Branchenbegriffe unterliegen nur dann nicht der Auslegung, wenn sie sauber definiert sind. Die für Preisanpassungsrechte maßgeblichen Parameter und zeitliche Nachwirkungen einer vorzeitigen Vertragsbeendigung sollten geregelt werden. Auch bestehen Möglichkeiten, einen Produktionsstillstand auszuschließen. ten Personaldaten, die diese bis zum Ausgleich behaupteter Vergütungsansprüche als Druckmit-

Verhandlungen

tel nutzt und nicht herausgeben möchte. Ein Ge-

Auch die Beteiligung eines prozesserfahrenen

richtsprozess hilft hier schon wegen seiner Dauer

Rechtsberaters an außergerichtlichen Verhand-

nicht weiter.

lungen ist oft zielführend. Mit Weitblick auf die Möglichkeit eines Verhandlungsabbruchs können

Oft übersehen wird gerichtlicher Eilrechtsschutz.

spätere Vorteile der Gegenseite von vorneher-

Dieser ist nur innerhalb von 30 Tagen möglich und

ein abgebaut und Nachteile eingeplant werden.

kennt viele prozessuale Besonderheiten, etwa,

Durch den strukturierten und präzisen Aufbau

dass die Gegenseite regelmäßig erst mit Erhalt der

fundierter Rechtspositionen können Verhandlun-

Entscheidung vom eigentlichen Verfahren erfährt.

gen zu einem guten Ende geführt und Prozesse vermieden werden.

Vertragsklauseln Rechtsunsicherheiten verursachen Streit. Eine

Sollte letztlich eine Klage nicht verhindert wer-

klare Rechtslage verhindert Streit. Paradebei-

den können, bestehen vielfältige Möglichkeiten,

spiel ist ein schlecht formulierter oder nicht

um einen Gerichtsprozess kurzfristig und ge-

ausgewogen gewichteter Vertrag. Sind inter-

räuschlos zu beenden. Dabei wird die Eigenmoti-

nationale Parteien beteiligt, fängt dies bei der

vation des zuständigen Richters, Prozesse gütlich

Frage an, welches nationale Recht Anwendung

zu regeln, oft unterschätzt.

1|19  DER Mittelstand. | Service

Dr. Dennis Geissler Rechtsanwalt und Partner avocado rechtsanwälte (Köln, Frankfurt, Berlin, Hamburg, München und Brüssel) BVMW-Mitglied www.avocado.de


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DSGVO: (partielle) Entwarnung Fünf Buchstaben machten aus dem 25. Mai 2018 einen scheinbar apokalyptischen Tag: DSGVO. Als sich Ende 2018 der Staub legte, wurde deutlich: Es gab DSGVO-Abmahnungen, aber keine Abmahnwelle. Es gab Bußgelder, aber in der Regel keine Millionenbeträge. Jetzt sollte der Mittelstand seine Chancen nutzen.

scheinlich. Im Übrigen beabsichtigt der Gesetzgeber, Abmahnungen weiter einzuschränken. Als der EU-Abgeordnete Jan Philipp Albrecht Anfang 2018 ankündigte, dass es bei der DSGVO kein Pardon, aber schmerzhafte Bußgelder geben werde, holte er den Mittelstand nicht gerade ins Boot. Fakt ist aber, dass die Aufsichtsbehörden das Thema mehr verfolgen als Abmahnanwälte. Eine gewisse Prominenz erlangte der Fall

Nach dem Inkrafttreten der Datenschutzgrund-

„Knuddels“, bei dem ein Bußgeld von 20.000

verordnung (DSGVO) Anfang 2018 ging die Angst

Euro dafür verhängt wurde, dass die internen Si-

vor Abmahnungen um. Und das zu recht. Tatsäch-

cherheitsmaßnahmen nicht ausreichten, um eine

lich ist eine Abmahnwelle schon zahlenmäßig aus-

Datenpanne zu verhindern. Bemerkenswert ist,

geblieben. Und selbst die ausgesprochenen Ab-

dass die Beteiligten darin eine milde Sanktion

mahnungen hatten keine volle Erfolgsquote. Zwar

sahen. Damit wird aber aus 20.000 Euro kein

hat das Landesgericht Würzburg eine Abmahnung

neues Standardbußgeld. Bei kleineren Unter-

durchgehen lassen, doch hierbei ging es um zwei

nehmen oder Vorfällen fallen Bußgelder durch-

leicht vermeidbare Fehler, nämlich die fehlende

aus geringer aus.

tenschutzerklärung. Auch das Hanseatische Ober-

Unser Mittelstand kennt seit Jahren ein strenges

landesgericht wies eine Abmahnung zurück, hielt

Datenschutzrecht. Diese Chance gilt es nun zu

aber DSGVO-Abmahnungen – anders als Teile der

nutzen. Denn der Anpassungsbedarf außerhalb

juristischen Literatur – im Grunde für möglich, nur

Deutschlands (und selbst der EU) ist viel größer

nicht bei allen DSGVO-Normen. Und das Land-

als anderswo. Konkret heißt das, dass Unterneh-

gericht Bochum nahm sogar an, dass DSGVO-Ab-

men ihre Datenschutzkonformität nach außen

mahnungen immer unbegründet seien.

tragen, mit Transparenz und Zertifikaten. Datenschutzgewöhnte Mittelständler sollten hier ihren

Dr. Stephan Gärtner Rechtsanwalt STANHOPE BVMW-Mitglied

All das führte zwar zu weiterer Unklarheit, die

zeitlichen Vorsprung nutzen, um sich Verbrau-

aber sowohl den Mittelstand als auch profitorien-

chern gegenüber als nachhaltige und sichere

tierte Abmahner vorsichtig sein lässt. Bis BGH und

Treuhänder ihrer Daten zu präsentieren. Denn

EuGH keine Grundsatzentscheidung treffen, ist

nicht Daten sind die Rohstoffe der Zukunft, son-

eine große Abmahnwelle zumindest nicht wahr-

dern das Vertrauen der Betroffenen.

Roadshow zur DSGVO: Impulsveranstaltungen des BVMW mit unserem Partner Telekom. Ausführliche Infos und alle Termine finden Sie unter: www.bvmw.de/dsgvo-in-der-praxis

www.stanhope.de

1|19  DER Mittelstand. | Service

Foto: © #Urban-Photographer von www.istockphoto.com

Website-Verschlüsselung und eine zu kurze Da-


81

Mit der richtigen PR-Arbeit im Ausland punkten Die Internationalisierung schreitet weiter voran. Nicht nur große Konzerne agieren grenzüberschreitend, sondern zunehmend auch kleine und mittlere Unternehmen. Bei der internationalen Pressearbeit reicht es nicht aus, ein für den deutschen Markt entwickeltes Konzept einfach zu übertragen. Denn andere Länder, andere Sitten. Made in Germany ist noch immer ein Export-

prägt die Menschen eines Landes, ihre Werte,

schlager. Doch um im Ausland erfolgreich zu sein,

Normen und Überzeugungen. Die Medienland-

braucht man internationale Kommunikationslö-

schaft unterscheidet sich ebenfalls. Nicht selten

sungen. Die Bedeutung von Public Relations (PR)

scheitert die internationale Pressearbeit, weil die

wird jedoch oft unterschätzt. Noch schlimmer:

kulturellen Besonderheiten zu wenig beachtet

Viele Unternehmen sind international tätig, be-

werden. Was nicht heißen soll, dass das Rad jedes

treiben aber gar keine internationale Pressearbeit.

Mal neu erfunden werden muss.

Pressearbeit ist ein unverzichtbares Werkzeug der

Bewährt hat sich für KMU in puncto interna-

Kundengewinnung, national wie international. Vor-

tionale Pressearbeit eine Mischung, manchmal

rangiges Ziel ist es, das Image des Unternehmens

auch Hybridstrategie oder lokale internatio-

aufzubauen und zu festigen. Vertrauen schaffen,

nale PR genannt. Think global, act local, lautet

damit die Kunden auch Vertrauen in die Qualität

das Motto.

der Produkte und Dienstleistungen haben.

Foto: © enanuchit von www.fotolia.com; © antto von www.fotolia.com

Für jedes Unternehmen muss geprüft werden, Internationale PR überschreitet nicht nur Lan-

welche Teile der Kommunikation europaweit ein-

desgrenzen, sondern auch kulturelle Besonder-

heitlich oder ähnlich gestaltet werden können,

heiten. Das bedeutet, verschiedene Sprachen und

und welche lokale PR-Lösungen entwickelt wer-

vor allem Kulturunterschiede. Die Nationalkultur

den sollten.

Gabriele Hellwig Hellwig PR BVMW-Mitglied www.hellwig-pr.de

Die besten Tipps für Ihre internationale Pressearbeit Wählen Sie eine

deswegen so wichtig, weil nur diese

Ein individuelles Kom-

PR-Agentur, die nicht nur

die kulturellen Gepflogenheiten des

munikationskonzept

explizit internationale

Landes kennen.

ist unabdingbar. In die-

Pressearbeit anbie-

sem wird die Kommu-

tet, sondern auch in den einzelnen Zielländern lokale Partner hat. Die PR-Agentur aus Deutschland kann als Lead-Agentur gemeinsam mit der Ge-

o! Hell ur! jo Bon

Die Agenturleitung

nikation in allen gewünschten Ländern

sollte die englische

mit den anvisierten Zielgruppen und

Sprache, möglichst

sämtlichen Maßnahmen festgehalten.

auch Französisch, so

Eine gute PR-Agentur wird sich ausrei-

schäftsführung oder Pressestelle des

gut beherrschen, dass optimal mit den

chend Zeit für die Beratung nehmen,

Unternehmens die gesamte Pressear-

lokalen Partnern im Ausland kommu-

genau zuhören und die Wünsche und

beit im Ausland managen. Die lokalen

niziert werden kann. Untersuchungen

Ziele des Unternehmens in puncto

Partner – oder gegebenenfalls Zweig-

zeigen, dass internationale PR häufig

Pressearbeit erfragen.

stellen der Agentur im Ausland – sind

an Sprachproblemen scheitert.

1|19  DER Mittelstand. | Service


82

Rendite trifft

Nachhaltigkeit

Klimaveränderung, Digitalisierung und Ressourcenverknappung beeinflussen die Wettbewerbsfähigkeit etablierter Unternehmen, Branchen und Länder. Ein innovatives Anlagekonzept misst wirtschaftliche, ökologische und gesellschaftliche Fußabdrücke und vereint Nachhaltigkeit mit finanzieller Rendite. Reto Ringger, Gründer und CEO der Globalance Bank sowie Leiter des Anlagenausschusses von Global Invest, erklärt das Prinzip. Wie messen Sie die Zukunftsfähigkeit von Anlagen? Dazu haben wir den Globalance Footprint entwickelt, welcher das Herzstück unserer Anlagephilosophie ist. Diese digitale Analysemethode gibt Auskunft, inwiefern ein Unternehmen oder eine Vermögensanlage in den Bereichen Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt für die Zukunft gerüstet ist. Welche Kriterien müssen die Unternehmen erfüllen, um einen positiven Globalance-Footprint zu hinterlassen? Jedes Unternehmen muss in den für seine Branche zentralen Themen eine positive Wirkung entfalten. Ein Technologiekonzern kann mit Produkten für die Energiewende eine positive Bewertung erhalten. Ein Modeunternehmen wird dagegen den Nachweis für faire Arbeitsbedingungen bei seinen Zulieferern erbringen müssen. Reto Ringger, Globalance Invest, BVMW-Mitglied, www.globalance-invest.de

ligenz und Digitalisierung den Ressourcenver-

den Footprint des investierten Kapitals. Was be-

brauch senken?

deutet das?

Wenn in der Landwirtschaft der Bauer nicht mehr

Reto Ringger: Die Welt ist nicht nur ein Markt-

flächendeckend bewässern oder düngen muss,

platz, sondern auch unser Lebensraum. Immer

weil ihm die Drohne anzeigt, wo wirklich Bedarf

mehr Anlegerinnen und Anleger fragen: „Was ma-

besteht, spart er massiv Ressourcen. Oder wenn

chen die Unternehmen mit meinem Geld? Habe

wir Möbel oder Mode vor Ort mit dem 3D-Dru-

ich versteckte Umweltrisiken in meinem Portfo-

cker selber drucken, reduzieren wir die Trans-

lio? Wie verbessert die positive Wirkung meine

portwege und produzieren weniger Verschnitt.

Rendite?“ Unser Footprint-Ansatz ist Bestandteil unserer Anlagestrategie.

Wer ist typischerweise Kunde bei Ihnen? Wir betreuen Kunden, die eine marktgerechte

Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?

Rendite und eine positive Wirkung mit dem Ver-

Diese Zukunftsthemen interessieren mich seit

mögen erzielen wollen. Dies sind überdurch-

über 20 Jahren. Wer heute erfolgreich anlegen

schnittlich viele Frauen, Erben oder auch die jün-

will, muss wissen, wie gesellschaftliche oder öko-

gere Generation.

logische Entwicklungen das Rendite- und das Risikoprofil seiner Finanzanlagen beeinflussen.

1|19  DER Mittelstand. | Service

Das Interview führte Susanna Bertschi.

Foto: © robert von www.fotolia.com

Wie werden die Megatrends Künstliche IntelDER Mittelstand.: Herr Ringger, Sie bewerten


83

Was den Mittelstand auszeichnet Rund 3,6 Millionen kleine und mittlere Betriebe gibt es in Deutschland. Sie alle vereint nicht nur die tragende Rolle für den wirtschaftlichen Wohlstand in unserem Land, sondern auch ihr verantwortungsvolles Denken und Handeln.

Es gibt zahlreiche Faktoren, die zum Erfolg eines

Wirtschaften zu den Tugenden, für die ver-

Unternehmens beitragen: sei es ein Produkt mit

antwortungsvolle Mittelständler stehen. Dies

hohem Nutzwert, eine innovative Dienstleistung,

umfasst insbesondere auch den nachhaltigen

eine klare strategische Ausrichtung oder das tag-

Aufbau und den Erhalt von Arbeitsplätzen im

tägliche Bestreben danach, Fortschritte zu erzie-

eigenen Betrieb.

len. Doch hinter all dem steht die Haltung und das Verantwortungsbewusstsein des Unternehmers –

Viele Mittelständler sind längst auf den interna-

gegenüber seinem Betrieb, der Gesellschaft und

tionalen Märkten vertreten. Dennoch haben sie

der Umwelt. Es sind die Achtung und Umset-

nach wie vor eine ausgeprägte Bindung zu ihrer

zung der Ideale des ehrbaren Kaufmanns, die ein

heimatlichen Region und zeigen dort ihr soziales

Unternehmen auch langfristig im harten Konkur-

Verhalten vorbildlich, insbesondere durch gesell-

renzkampf bestehen lassen. Und wenn es eine

schaftliches Engagement. Verantwortungsvol-

gesellschaftliche Gruppe hierzulande gibt, die für

les Unternehmertum und die Ethik der Sozialen

diese Ideale einsteht, dann ist es der unternehme-

Marktwirtschaft sind untrennbar miteinander

rische Mittelstand.

verbunden. Insofern ist es von großer Bedeutung, dass sich mittelständische Unternehmerinnen

Doch welche Attribute lassen sich hierzu kon-

und Unternehmer für die Soziale Marktwirtschaft

kret zählen? Zunächst ist es die gelebte Eigen-

mit ihren Eigenschaften wie dem fairen Wettbe-

verantwortung, also die Selbstverständlichkeit

werb und klaren Grenzen für den Staat einsetzen

der Unternehmerin oder des Unternehmers, für

und dadurch zu einem positiven Unternehmerbild

Erfolge, aber eben auch Niederlagen persön-

in der Öffentlichkeit beitragen.

Foto: © Xavier von www.istockphoto.com

lich einzustehen. Auch die Wertschätzung der Freiheit hat für den ehrbaren Kaufmann Priori-

In Zeiten des weltweit wachsenden Protektionis-

tät. Er begegnet seinen Mitarbeitern und Ge-

mus, steigender Wettbewerbsbeeinflussung und

schäftspartnern mit Vertrauen und Interesse

zunehmender staatlicher Regulierung ist dieser

und orientiert sich an den bleibenden Werten.

Wertekanon, den der Mittelstand verkörpert,

Auch zählt die Verpflichtung zum nachhaltigen

wichtiger denn je.

Prof. Dr. h. c. Markus Jerger Bundesgeschäftsführer BVMW mittelstand@bvmw.de

Die zehn Grundsätze des ehrbaren Kaufmanns Der ehrbare Kaufmann …

unterstützt das Engagement des BVMW in Bezug auf

hört auf sein Gewissen und seine Mitarbeiter und ist kritisch

Leistung, Forschung, Aus- und Weiterbildung

gegenüber dem Zeitgeist

setzt sich für die Soziale Marktwirtschaft ein

achtet die Menschenwürde

fühlt sich an das gesprochene Wort gebunden

steht für den nachhaltigen Aufbau und Erhalt von

handelt lösungsorientiert in Konfliktfällen

Arbeitsplätzen lehnt unfairen Wettbewerb ab

achtet das geistige und materielle Eigentum Anderer pflegt einen konstruktiven Dialog mit anderen Unternehmen

1|19  DER Mittelstand. | Service


84

Dem Fachkräftemangel ein Schnippchen schlagen Fachkräftemangel, War for Talents – aus dem Arbeitgebermarkt ist ein Arbeitnehmermarkt geworden. Doch statt riesige Finanzmittel für Stellenanzeigen, Headhunter und Ausbildungsmessen bereitzustellen, können Unternehmen an einer ganz anderen Stelle ansetzen: beim vorhandenen Personal. bleiben will, sollte einen Veränderungsprozess einleiten: Anstatt neue Kräfte an Bord zu holen, geht es darum, die vorhandenen Mitarbeitenden zu fördern und richtig einzusetzen. Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter soll in ihrer beziehungsweise seiner optimalen Kraft und nach Begabung arbeiten. Sie sollen zu Markenbotschafterinnen und Botschaftern werden.

Stärken fördern Wer die Persönlichkeit der Menschen im Betrieb analysiert, regelmäßig im Gespräch mit ihnen ist und aktiv zuhört, kann nicht nur Defizite schneller erkennen, sondern vor allem auch Stärken fördern. Arbeitskräfte, die in ihrer Stärke unterstützt werden, bringen ohne viel An-

„„

strengung bessere Leistung. Schwächen werden plötzlich zweitrangig, niemand muss mehr damit umzugehen lernen.

Arbeitskräfte, die in ihrer Stärke unterstützt werden, bringen ohne viel Anstrengung bessere Leistung.

Der Verlust eines Teammitglieds kostet. Genau wie eine Fehlbesetzung. Untersuchungen sprechen von eineinhalb Jahresgehältern, die ein Betrieb pro Mitarbeiter drauflegt, der an der falschen Stelle die falschen Dinge tut. Dass jemand etwas anderes auch noch oder sogar viel besser kann, wird nicht einmal gedacht.

Statt panisch nach Mitarbeitenden zu suchen, müs-

Attraktive Arbeitgebermarke

sen sich Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber völlig

Wer sich erfolgreich für die Zukunft aufstellen

anders darstellen als bislang. Um für potenzielle

will, sollte erst prüfen, was er mit der vorhan-

Arbeitskräfte attraktiv zu sein, ist es ganz wichtig,

denen Mannschaft rocken kann. Dabei sollte es

das vorhandene Personalvermögen zu nutzen.

Möglichkeiten zur Weiterbildung und Qualifizierung geben. Die Mitarbeitenden stehen mit dem

Elke Wörner Wörner Consulting GmbH BVMW-Mitglied www.elkewoerner.de

Unternehmerinnen und Unternehmer der Zu-

Unternehmer im Mittelpunkt. Mit der Generation

kunft sollten sich fragen, wie gut sie ihre Ange-

Y und der „älteren“ wird gemeinsam geballte Pow-

stellten kennen, welche persönlichen Wünsche

er frei. Wer sich zur attraktiven, exzellenten Ar-

diese hegen und welche Werte für sie eine Rolle

beitgebermarke entwickelt, macht sich von einer

spielen. Was sind die Motive, in der Firma zu sein?

Verschärfung des Arbeitsmarkts unabhängig und

Wer in Zeiten des Fachkräftemangels erfolgreich

sichert so die Zukunft des Betriebs.

1|19  DER Mittelstand. | Service

Foto: © tomertu von www.fotolia.com

Erfolgreiches Recruiting ist eine Kunst für sich.


85

Steuern auf den Punkt Nachfolger dringend gesucht Immer mehr Unternehmer erreichen das Ruhe-

vergleichsweise niedrigen Einkommensteuer-

standsalter und müssen sich auf die Suche nach

satz profitieren. Aus schenkungsteuerlicher

einem Nachfolger machen. Wohl dem, der bereits

Sicht ist ein steuerbarer Vorgang gegeben.

in der eigenen Familie fündig wird – es warten

Allerdings gelten für die Übertragung von Un-

Steuerbegünstigungen.

ternehmensvermögen umfangreiche Steuerbegünstigungen. Im Extremfall ist die Über-

Eine aktuelle Studie der KfW zeigt, dass bis zum

tragung zur Gänze schenkungsteuerfrei. Der

Jahr 2022 eine halbe Million kleinerer und mittle-

eigentliche Clou ist nun, dass der Übernehmer

rer Unternehmen einen Nachfolger suchen. Rund

die Versorgungsleistung als Sonderausgaben

100.000 Unternehmen sollen sogar schon bis

von der Einkommensteuer abziehen kann. Da

Ende 2019 übergehen. Mehr als die Hälfte der In-

er erfahrungsgemäß einem hohen Steuersatz

haber möchten innerhalb der Familie übertragen.

Unentgeltliche Übertragung gegen Versorgungsleistung Betriebsinhaber wägen im Rahmen der Nachfolgeplanung ab: Einerseits möchten sie der nachfolgenden Generation einen möglichst guten Start bereiten, andererseits entledigen sie sich einer lange gehegten Einkunftsquelle und sorgen sich

„„

Den besseren Deal verspricht die Schenkung des Betriebs gegen Erhalt einer lebenslangen Versorgungsleistung.

um die finanzielle Absicherung im Alter. unterliegt, ergibt sich ein echter Steuervorteil In der Praxis kommt es eher selten zu einem Ver-

innerhalb der Familie. Darüber hinaus muss er

kauf gegen Einmalzahlung, vor allem, weil der

die Übertragung nicht fremdfinanzieren, da er

Übergeber die hohe Steuerbelastung und der

die Versorgungsleistung annahmegemäß aus

Übernehmer den Finanzierungsaufwand scheu-

dem laufenden Ertrag des Unternehmensver-

en. Ganz zu schweigen davon, dass Zinskosten

mögens entrichten kann.

Foto: © Draft_Lion_Studio – www.istockphoto.com

den Erwerb zusätzlich verteuern.

Risiko Betriebsaufspaltung Den besseren Deal verspricht die Schenkung

Vorsicht ist in Fällen der Betriebsaufspaltung ge-

des Betriebs gegen Erhalt einer lebenslangen

boten. Vermietet der Inhaber und Anteilseigner

Versorgungsleistung. Aus einkommensteuer-

einer Familien-GmbH seiner Gesellschaft ein

licher Sicht stellt diese Gestaltung keinen Ver-

Grundstück, stellen das Grundstück und die Ge-

kaufsvorgang dar, so dass die im Unterneh-

sellschaftsanteile ein eigenständiges Unterneh-

mensvermögen verhafteten stillen Reserven

men – das sogenannte Besitzunternehmen – dar.

unversteuert auf den Übernehmer übergehen.

Nur wenn das Besitzunternehmen in seiner Ge-

Der Übergeber hat lediglich die Versorgungs-

samtheit übertragen und die Vermietung durch

leistung als Einnahme zu versteuern. Da er im

den Übernehmer fortgeführt wird, kann die Be-

Alter aber erfahrungsgemäß nur noch geringe

steuerung der stillen Reserven im Übertragungs-

Einkünfte erwirtschaftet, kann er von einem

zeitpunkt vermieden werden.

1|19  DER Mittelstand. | Service

Dr. Sebastian Krauß Steuerberater, Fachberater für Internationales Steuerrecht, SteuerbüroKrauß BVMW-Mitglied www.steuerbuerokrauss.de


86

Zustimmungspflicht zur Elternzeit? Seit 2007 ist das Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz (BEEG) in Kraft und hat seitdem bereits einige Änderungen und Ausgestaltungen durch Rechtsprechung und Gesetzgeber erfahren. Die Rechtslage ist nicht immer eindeutig.

„„

Grundsätzlich steht jedem Elternteil ein An-

direkt anschließen sollte. Dies lehnte die Arbeit-

spruch auf Elternzeit bis zum vollendeten dritten

geberin aber ab. Sie verwies auf § 16 Abs. 1 Satz

Lebensjahr des Kindes (also maximal 36 Monate)

2 BEEG, demgemäß gleichzeitig zum Verlangen

zu, der teilweise sogar bis zum achten Geburtstag

der Elternzeit erklärt werden müsse, für welchen

übertragen werden kann. Neben einem rechtzei-

Zeitraum innerhalb von zwei Jahren sie genom-

tigen Antrag auf Elternzeit (mindestens sieben

men werden soll.

Wochen vorher) bedarf es in der Regel keiner gesonderten Zustimmung des Arbeitgebers für

Dies sah das Gericht anders. Aus dem Wortlaut

die Elternzeit.

und der Systematik des § 16 BEEG ergebe sich nicht, dass innerhalb der ersten drei Lebensjahre

Nach § 16 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 des Gesetzes zum Elterngeld und zur Elternzeit (BEEG) kann die Elternzeit bis zum vollendeten dritten Lebensjahr unter bestimmten Voraussetzungen vom Arbeitgeber verlangt werden.

eines Kindes nur die erstmalige Inanspruchnahme von Elternzeit zustimmungsfrei sein solle. Die beschränkte Bindungsfrist in § 16 Abs. 1 Satz 2 BEEG auf zwei Jahre spreche vielmehr dafür, dass Beschäftigte im Anschluss an die Bindungsfrist wieder frei disponieren könnten, argumentiert das LAG Berlin-Brandenburg. Der Gesetzgeber habe die Bindungsfristen eingeschränkt, um

Unklar ist die Rechtslage, wenn Eltern sich wäh-

Eltern mehr Flexibilität in ihren Entscheidungen

rend der bereits gewährten Elternzeit für eine

zu ermöglichen.

Verlängerung entscheiden. Nach einer aktuellen Entscheidung des Landesarbeitsgerichts Ber-

Das Gericht ließ jedoch die Revision zum Bundes-

lin-Brandenburg können Väter und Mütter die

arbeitsgericht (BAG) zu, da über diese Rechts-

Elternzeit für das dritte Lebensjahr ihres Kindes

frage noch nicht auf höchster Ebene geurteilt

ohne Zustimmung des Arbeitgebers verlängern.

worden sei.

Ein Vater hatte Elternzeit für zwei Jahre ab der Geburt des Kindes beantragt. Nach § 16 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 des Gesetzes zum Elterngeld und

Prof. Dr. Benjamin Weiler Rechtsanwalt BVMW Rechtshotline

zur Elternzeit (BEEG) kann die Elternzeit bis zum

Die BVMW

vollendeten dritten Lebensjahr unter bestimm-

Rechtshotline erreichen Sie:

ten Voraussetzungen vom Arbeitgeber verlangt

Mo bis Fr 10.00 – 17.00 Uhr

werden. Einige Monate nach der Geburt des

Tel.: 030 / 53 32 06-963 | Fax: 030 / 53 32 06-50

Nachwuchses stellte er dann einen zusätzlichen

rechtshotline@bvmw.de

Antrag auf Elternzeit für ein drittes Jahr, das sich

1|19  DER Mittelstand. | Service

Foto o.: © AllebaziB – www.fotolia.com


87

Finanzkolumne „Über Ihr Geld“

Gutes Geld für Gründer Gute Ideen gibt es viele. Aber meist fehlt das Geld,

Aber leider verschwinden die meisten Gründer

die Ideen umzusetzen und letztlich damit Geld zu

über kurz oder lang von der Bildfläche. Das hat

verdienen. Doch zum Glück gibt es mediale Un-

viele Gründe. Was sich anfangs gut anhört, funk-

terstützung, die es den meist jungen Ideen-Liefe-

tioniert in der Praxis oft nicht. Entweder ist die

ranten ermöglicht, an Kapital zu kommen.

Herstellung teurer als erwartet, oder der Verkauf im Markt der Wettbewerber hakt. Manche gute

Einen hohen Unterhaltungswert hat die TV-Show

Idee wird von anderen verwirklicht, ohne dass

„Höhle der Löwen“. Hier können sich (ausgesuch-

der Initiator daran finanziell noch beteiligt ist und

te) Gründer mit ihren Ideen, Produkten und/oder

dann – zusammen mit seinen anfänglichen Part-

Dienstleistungen vorstellen. Ziel ist dabei aller-

nern – leer ausgeht.

dings vorerst nicht, die „Erfindungen“ an den Mann oder die Frau zu bringen, sondern erst einmal Geld

Ein besonders krasses Beispiel einer fragwürdi-

einzusammeln, damit man überhaupt starten kann.

gen Gründereuphorie habe ich gerade beobach-

Foto: © photocrew – www.fotolia.com

ten können. Die Jungs haben es in zwei Jahren Eigentlich müsste jeder Gründer über genug

nicht fertiggebracht, einen Kundenstamm aufzu-

Startkapital verfügen, um ohne Bankkredite aus-

bauen, mit dem man Geld verdienen kann. Einzige

zukommen. Und ohne die Notwendigkeit, mehr

Tätigkeit bislang: weltweit Investoren zu finden.

oder weniger fremde Partner in die Firma aufneh-

Da sind schon Millionen eingesammelt worden.

men zu müssen. Aber Banken sind mit Krediten

Bislang wurden Anfangskosten der Gründer be-

mehr als zurückhaltend. Da sollte eine richtige

zahlt und Gehälter überwiesen, ohne dass nur ein

Gründerbank helfen, die bereit ist, solche An-

richtiges Geschäft zustande gekommen ist. Kein

fangsrisiken einzugehen.

Wunder, wenn jetzt ein Großinvestor abspringt.

Bei der „Höhle der Löwen“ haben nur die Mo-

Investoren in Start-ups kann man nur raten, in

deratoren die Möglichkeit, mit einem Ange-

viele Firmen zu investieren, in der vagen Hoff-

bot einzusteigen, also zum Beispiel sich mit

nung, dass wenigstens eine dieser Beteilungen

100.000 Euro 30 Prozent der Firmenanteile zu

zum Erfolg führt und damit die übrigen Verluste

sichern – und zu hoffen, dass man damit Geld ver-

kompensiert …

dienen kann. Besser wäre es wohl, wenn auch die Fernsehzuschauer direkt mitsteigern könnten.

1|19  DER Mittelstand. | Service

Hans-Peter Holbach Herausgeber des im 46. Jahrgang erscheinenden Informationsdienstes Geldbrief www.geldbrief.com und Chefredakteur beim Vertraulichen Schweizer Brief www.vertraulicher.com


88

Positive Außendarstellung mit dem richtigen Geschäftspapier Aller Digitalisierung zum Trotz: ohne analoge Geschäftsbriefe geht’s nicht. Das Briefpapier bleibt ein Aushängeschild eines jeden Unternehmens. Gerade junge Unternehmen und Start-ups sollten bei der Gestaltung des Briefpapiers Sorgfalt walten lassen, da es sich sofort auf das Image einer

1.

Schlichtes Design und übersichtliche Anordnung

Für Geschäftsbriefe eignet sich eine unaufdring-

Firma auswirken kann. Nachfolgend fünf Tipps

liche Gestaltung, die nicht vom eigentlichen Inhalt

für die Gestaltung geschäftlichen Briefpapiers.

ablenkt und die Informationen des Briefes klar und deutlich hervorhebt. Je schlichter das Design, desto universeller ist es einsetzbar. Zudem ist es wichtig, eine klare Hierarchie bei der Gestaltung

Bundesverband mittelständische Wirtschaft Unternehmerverband Deutschlands e.V.

des Briefbogens zu wählen und die Kernaussagen, die wichtigsten Informationen, größer zu setzen

Bundeszentrale

Potsdamer Str. 7   10785 Berlin BVMW 

Potsdamer Straße 7 / Potsdamer Platz 10785 Berlin Tel.: 030 533206-0 Fax: 030 533206-50 info@bvmw.de www.bvmw.de

und unwichtigere kleiner zu gestalten oder gleich ganz wegzulassen. In der Regel ist die Papiergröße A4 für Geschäftsbriefe ebenso vorgegeben wie die Lage des Adressfeldes, damit der Brief in ein Standardkuvert mit Sichtfenster passt. In Deutschland richtet sich die Gestaltung der Briefbögen mit Rand- und Feldmarken nach der DIN Norm 676.

Der BVMW. Die Stimme des Mittelstands. Präsident: Prof. Dr. h.c. Mario Ohoven  Vizepräsidenten: Willi Grothe, Dr. Hans-Michael Pott Vorstand: Dr. Helmut Baur, Jens Bormann, Dr. Jochen Leonhardt, Arthur Zimmermann Bundesgeschäftsführung: Prof. Dr. h.c. Markus Jerger  Eingetragen in das Vereinsregister Berlin-Charlottenburg Nr. 19361 Nz Sektion Deutschland der Europäischen Vereinigung der Verbände kleiner und mittlerer Unternehmen EV-KMU/CEA-PME Brüssel/Straßburg

24.07.18 10:09

Weniger ist oft mehr Papiergröße A4 (80 Gramm) DIN Norm 676 Handelsregistereintrag, USt.-ID-Nummer, Unternehmensform, Name der Geschäftsführer und Steuernummer, Firmenname, Adresse, Telefonnummer, E-Mail-Adresse , ggf. Bankverbindung Logo, Firmendesign (Farben, Schriftarten, Bilder)

1|19  DER Mittelstand. | Service

Foto o.: © Veresovich von www.fotolia.com

Briefbogen.indd 3


89

2.

Pflichtangaben nicht vergessen

Empfängers einen ersten Eindruck. Gutes Papier,

Je nach Rechtsform des Unternehmens

das ein schönes haptisches Gefühl erzeugt, sichert

müssen Handelsregistereintrag, USt.-ID-Num-

einen hohen Wiedererkennungswert. Wichtig ist

mer, Unternehmensform, Name der Geschäfts-

auch das Papiergewicht, das sich auf das Porto aus-

führer und Steuernummer neben Firmenname,

wirkt. Drei DIN A4-Bögen à 80 Gramm ergeben

Adresse, Telefonnummer und E-Mail-Adresse auf

die 20 Gramm Briefgewicht, also Standardporto.

dem Briefbogen vorhanden sein. Werden die Bö-

Papier kann auch Teil der Unternehmensidentität

gen für Rechnungen verwendet, gehört natürlich auch die Bankverbindung des Unternehmens auf das Briefpapier. Falls Allgemeine Geschäftsbedingungen mit vorgedruckt sein sollen, befinden sich diese meist auf der Rückseite des Briefbogens.

3.

„„

sein – etwa Recyclingpapier, das auf eine Umweltfreundlichkeit des Unternehmens hinweist.

Aller Digitalisierung zum Trotz: ohne analoge Geschäftsbriefe geht’s nicht.

Corporate Design Das Corporate Design ist die Firmenidenti-

tät eines jeden Unternehmens. Deswegen sollten gerade schriftliche Dokumente im Firmendesign entworfen werden. Dies kann zum Beispiel über

5.

Farbe ja, aber nicht zu viel Weniger ist oft mehr. Das gilt gerade für den

das Logo, spezielle Schriftarten, Farbgebung oder

Einsatz von Farben bei Geschäftspapieren. Far-

Bilder geschehen. Corporate Design-Richtlinien

ben erregen zwar Aufmerksamkeit, lenken jedoch

sollten Unternehmen von Anfang an festlegen

auch schnell vom eigentlichen Inhalt ab. Einzelne,

und stringent bei allen Werbe- und Geschäftsmit-

farblich hervorgehobene Elemente hingegen be-

teln beachten. Bei Briefen gilt es gerade hinsicht-

tonen, ohne aufdringlich zu wirken. Zudem sollten

lich des Logos eine weitere Feinheit zu bedenken:

Unternehmen nicht zu viele Farben mischen. Mehr

Da viele Briefe in Aktenordnern landen werden,

als drei pro Seite sind in der Regel unpassend. Da-

ist es wichtig darauf zu achten, das Logo rechts

mit die Farben strahlend und deckend sind, lohnt

oben zu platzieren, damit es beim Durchblättern

es sich, das Briefpapier professionell drucken zu

schnell erkennbar ist. Auch sollte die gewählte

lassen und nicht auf die Fähigkeiten des eigenen

Schriftart gut lesbar sein.

Bürodruckers zu vertrauen. Vorgedrucktes Brief-

4.

papier überzeugt hingegen durch gleichbleibend

Papier ist nicht gleich Papier

gute Qualität und hilft Mitarbeitern gleichzeitig

Das gewählte Papier ist Teil des Erschei-

durch die vorgegebene Gestaltung beim Entwer-

nungsbildes und hinterlässt in den Händen des

fen des Geschäftsbriefes.

Britta Zurborn Marketing Managerin CEWE BVMW-Mitglied www.cewe-print.de

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BVMW-Veranstaltungskalender Der BVMW organisiert eine Vielzahl erstklassiger Veranstaltungen in den kommenden Monaten auf Bundesebene und in den Regionen vor Ort. Unternehmer und Unternehmerinnen sind herz­lich eingeladen, sich zu informieren, Netz­werke zu spannen, sich einzubringen und sich unterhalten zu lassen. Eine kleine Auswahl finden Sie hier.

BADEN-WÜRTTEMBERG BVMW Connect mit Winfried Mack (CDU) Mittwoch, 20 . Februar 2019 18.00 Uhr Morgenstern AG F.-W.-Raiffeisen-Straße 5 72770 Reutlingen christine.wolf@bvmw.de

Export/Import Skandinavien Donnerstag, 21. Februar 2019 09.00 Uhr Schloss Filseck Filsecker Straße 1 73066 Uhingen lothar.lehner@bvmw.de

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BAYERN

BERLIN

BVMW Connect Mittelstand – StartUp Donnerstag, 28. Februar 2019 17.30 Uhr Werk1. Bayern GmbH Grafinger Straße 6 81671 München susanna.bertschi@bvmw.de

Zu Gast bei Mitgliedern/ Unternehmertalk Dienstag, 12. Februar 2019 19.00 Uhr IQOS Store Meinekestr. 27 10719 Berlin silke.landgraf-bittner@bvmw.de

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Business Lunch Donnerstag, 14. März 2019 12.30 Uhr Steigenberger Hotel am Kanzleramt Ella-Trebe-Str. 5 10557 Berlin regina.warwel@bvmw.de

HAMBURG

HESSEN

MECKLENBURG-VORPOMMERN

Finanzierungsideen und -hilfen für KMU Donnerstag, 21. Februar 2019 12.00 Uhr Hotel Reichshof Kirchenallee 34–36, 20099 Hamburg guenther.enger@bvmw.de

DIGITAL FUTUREcongress Donnerstag 14. Februar 2019 08.30 Uhr Congress Center Messe Frankfurt Ludwig-Erhard-Anlage 1 60327 Frankfurt am Main michael.mattis@bvmw.de

Strategische Personalpolitik Mittwoch, 13. März 2019 08.00 Uhr GiB mbH Ludwigslust Am Industriegelände 4 19288 Ludwigslust joerg.ehbrecht@bvmw.de

Arbeitswelten der Zukunft – HR in digitalen Zeiten Dienstag, 26. Februar 2019 17.30 Uhr d.vinci HR-Systems GmbH Nagelsweg 37–39, 20097 Hamburg guenther.enger@bvmw.de

Wie kann ich mein digitales Erbe regeln? Donnerstag, 14. März 2019 18.00 Uhr Kanzlei Hohenstein Auf dem Hohenstein 7 61231 Bad Nauheim malu.schaefer@bvmw.de

MittelstandsEmpfang 2019 Donnerstag, 21. März 2019 17.00 Uhr Güterbahnhof Neubrandenburg Am Güterbahnhof 5 17033 Neubrandenburg robert.gardlowski@bvmw.de

1|19  DER Mittelstand. | Service


93 NIEDERSACHSEN

NORDRHEIN-WESTFALEN

BVMW Meeting Mittelstand: Emsland goes global Donnerstag, 28. Februar 2019 18.00 Uhr GH Hotel Interior Group Otto-von-Guericke-Ring 12 49811 Lingen www.bvmw.de/osnabrueck

Angebote, die Ihre Abschlussquote erhöhen Mittwoch, 20. Februar 2019, 19.00 Uhr news-media Brassertstraße 122, 45768 Marl reginal.hohmeister@bvmw.de

Profiling People – drei Daten und jeder ist enttarnt Donnerstag, 07. März 2019 18.00 Uhr Hotel Freigeist Northeim Am Gesundbrunnen 37154 Northeim suedniedersachsen@bvmw.de Personal digital – smarte Lösungen, starker Mittelstand Donnerstag, 14. März 2019 17.30 Uhr Sparkasse Schaumburg Bahnhofstr. 3–5, 31675 Bückeburg thomas.weishaupt@bvmw.de Zu Gast in Unternehmen – Betriebsbesichtigung Donnerstag, 14. März 2019 18.00 Uhr Kurios GmbH Zürnweg 21, 21217 Seevetal heino.geritz@bvmw.de BVMW FOKUS.NEUDENKEN Dienstag, 26. März 2019, 18.00 Uhr Piepenbrock Dienstleistungen Hannoversche Straße 91–95 49084 Osnabrück www.bvmw.de/osnabrueck

SCHLESWIG-HOLSTEIN Strategien und Praxishinweise für die Unternehmensfinanzierung Donnerstag, 14. Februar 2019 17.30 Uhr Deutsche Postbank AG Königstraße 55, 23552 Lübeck hans.kemeny@bvmw.de Brexit – politische Diskussionsrunde Donnerstag, 14. März 2019 18.00 Uhr Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Christian-Albrechts-Platz 4 24118 Kiel hans.kemeny@bvmw.de

Businesstalk am Abend – Stressausgleich durch Kurzpausen Dienstag, 05. März 2019, 18.30 Uhr Zahnmedizinisches Zentrum am Rothaarsteig Heinrich-Jansen-Weg 2, 59929 Brilon marlies.staudt@bvmw.de

Auf zu neuen Welten im Planetarium Bochum Dienstag, 19. März 2019, 18.00 Uhr Zeiss Planetarium Bochum Castroper Straße 67, 44791 Bochum britta.moeller@bvmw.de BVMW exklusiv: 25 Jahre Schokoladenmuseum Mittwoch, 20. März 2019, 18.00 Uhr Schokoladenmuseum Köln Am Schokoladenmuseum 1A, 50678 Köln margit.schmitz@bvmw.de

RHEINLAND-PFALZ Unternehmerfrühstück Mittwoch 20. Februar 2019 07.45 Uhr Atrium Hotel Fluglatzstrasse 44 55126 Mainz horst.schneider@bvmw.de

Meeting Mittelstand Mittwoch 13. März 2019 18.00 Uhr IC-Haus Am Kümmerling 18 55294 Bodenheim horst.schneider@bvmw.de

BVMW-Connect Dienstag, 26.März 2019 18.00 Uhr Landesmuseum Große Bleiche 49–51 55116 Mainz horst.schneider@bvmw.de

SACHSEN Neujahrsempfang der Wirtschaftsregion Leipzig Donnerstag, 07. Februar 2019 18.00 Uhr Kongresshalle am Zoo Pfaffendorfer Straße 3,1 04105 Leipzig patrick.paul@bvmw.de

BVMW Wirtschaftstag 2019 Mittwoch, 20. März 2019 09.00 Uhr Parkarena Neukieritzsch Badstraße 6 04575 Neukieritzsch constanze.weiss@bvmw.de

_Personal digital – smarte Lösungen, starker Mittelstand Dienstag, 05. März 2019, 17.30 Uhr Softwareforen Leipzig GmbH Hainstraße 16, 04109 Leipzig www.gemeinsam-digital.de THÜRINGEN Industrieforum Präzision aus Jena Donnerstag, 21. Februar 2019, 14.00 Uhr Fraunhofer Institut Michael-Faraday-Straße 1 07629 Hermsdorf dietmar.winter@bvmw.de

BVMW Frühlingsskat Freitag, 22. März 2019, 17.00 Uhr Gasthaus Zur Linde Alte Regensburger Str. 45 07629 Hermsdorf dietmar.winter@bvmw.de

Jahresempfang in Erfurt Freitag, 22. Februar 2019, 18.00 Uhr Atrium der Stadtwerke Magdeburger Allee 34, 99086 Erfurt gerald.bitterberg@bvmw.de Weitere zahlreiche Veranstaltungen unter https://bvmw.info/veranstaltungen-uebersicht

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BVMW-News aus den Regionen Comtravo gewinnt den Goldenen Koffer 2018 Der

Großer Staatsehrenpreis für Weingut Familie Erbeldinger

Bundesverband

Für überdurchschnittliche Ergebnisse bei der Landesweinprämie-

der Deutschen Touris-

rung wurde dem Weingut Familie Erbeldinger aus Bechtheim (Rhein-

muswirtschaft

land-Pfalz) der Große Staatsehrenpreis der Landwirtschaftskammer

vergab

in Kooperation mit dem Kofferhersteller

Rheinland-Pfalz verliehen.

Titan

zum ersten Mal den

In der Landesweinprämierung werden Weine von einer Fachjury, be-

Innovationspreis

für

stehend aus Weinfachleuten, verdeckt verkostet und bewertet. Die

Start-ups. Der Geschäftsreise-Experte Comtravo, Mit-

Jury bewertet jeden Wein für Aussehen, Geruch, Geschmack und Ty-

glied im Landeswirtschaftssenat des BVMW Bayern,

pizität. Der Große Staatsehrenpreis steht für die gesamtbetriebliche

setzte sich gegen seine Mitstreiter durch und gewann

überdurchschnittliche Leistung eines Weingutes und ist die höchste

den Goldenen Koffer 2018. Comtravo überzeugte ne-

Auszeichnung, die bei der Landesweinprämierung vom Land Rhein-

ben seiner Präsentation vor allem mit der Skalierbar-

land-Pfalz vergeben wird.

www.weingut-erbeldinger.de

keit des Geschäftsmodells und dessen Anwendbarkeit in weiten Teilen der Tourismuswirtschaft. www.comtravo.com

V. li.: Christoph und Gundi Erbeldinger, Dr. Volker Wissing (Wirtschaftsminister Rheinland-Pfalz), Weinkönigin Anna Göhring, Stefan Erbeldinger und Norbert Schindler (Präsident Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz).

Das A2 Forum in Rheda-Wiedenbrück (Nordrhein-Westfalen).

Zwei Millionen Gäste und 20 Jahre Erfahrung

Werbefilmpreis erstmals verliehen

Im Oktober 1998 eröffnete das A2 Forum Rhe-

Das Filmbüro Baden-Württemberg (BVMW-Mitglied) hat erstmals den

da-Wiedenbrück (NRW) seine Tore. Anfangs ge-

Werbefilmpreis verliehen. Es gab drei Auszeichnungen, davon einen

plant als Veranstaltungsort der Hausmesse für

Hauptpreis mit 2000 Euro, die beiden anderen erhielten lobende Erwäh-

das Garant-Möbel-Partnerforum (heutige Ga-

nungen. Der Gewinner des Hauptpreises ist der Online-Schuhhändler

rant-Gruppe), genießt das Messe- und Kongress-

Mirapodo für seinen Spot „Das Leben ist kein Laufsteg“. Die Produktion

zentrum mittlerweile bundesweit einen ausge-

stammt von der Stuttgarter Filmproduktion Schokolade. Der Landesbe-

zeichneten Ruf, und wird diesem als Markt- und

auftragte des BVMW, Dr. Ulrich Köppen, hatte den Preis mit 50 Prozent

Handelsplatz mehr als gerecht. Das 20-jährige Ju-

der Preissumme unterstützt.

biläum wurde ausgiebig gefeiert.

www.a2-forum.de

Der Preis soll auch 2019 ausgelobt werden, Bewerbungsschluss ist der 31. August. Infos unter www.filmbuerobw.de

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Foto: © Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz/Carsten Costard


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Firmenjubiläum für den guten Zweck

A-M-T: 30 Jahre Erfolgsgeschichte

Familiär und herzlich, so ist die Stimmung das ganze Jahr über

Happy Birthday A-M-T!

in der Firma Frondorf in Alzey (Rheinland-Pfalz). Vor kurzem

BVMW-Mitglied A-M-T Perfor-

herrschte dazu aber noch eine ganz besonders feierliche At-

Management

mosphäre im Handwerksbetrieb der Brüder Uwe und Frank

mance AG mit Sitz in

Frondorf. Das 50-jährige Firmenjubiläum stand vor der Tür

Radevormwald (NRW)

und mit ihm zahlreiche Gratulanten. Bei einem Tag der offe-

feierte seinen 30. Ge-

nen Tür ließ der Traditionsbetrieb gemeinsam mit vielen Be-

burtstag. Vorstandsmit-

suchern die erfolgreiche Unternehmensgeschichte hochleben.

glied Thomas Lorenz,

Die Einnahmen des Tages und Geldgeschenke spendete der

selbst ausgebildeter Mediator, hob das Unternehmen sei-

Haustechnik-Dienstleister danach an den Verein Strubbelkids

nerzeit aus der Taufe. Sein Erfolgsrezept: stets und überall

in Alzey.

www.frondorf.de

A-M-T-Vorstandsvorsitzender Stefan Oppitz (li.) und Vorstandsmitglied Thomas Lorenz haben immer die richtigen Tools für den Mittelstand.

den persönlichen Austausch mit anderen Entscheidern pflegen, auch wenn die Zeit knapper wird. Unter dem Motto ERFOLG-kompakt entwickelt das erfahrene Beraterteam Strategien von Innovationssteuerung über Personalplanung bis hin zum Change-Management im Mittelstand.

www.a-m-t.de

Weihnachtsstimmung mit Currywurst

Uwe (3. v. li.) und Frank Frondorf (5. v. li.) mit Gratulanten aus Wirtschaft und Politik.

Zehn Jahre „SiE in der Wirtschaft“ Zum zehnjährigen Jubiläum der Veranstaltungsreihe „SiE in der Wirtschaft“ hatte BVMW-Repräsentantin Christina Pfeiffer in die Villa Gückelsberg nach Flöha (Sachsen) eingeladen. Die Unternehmerinnen und Unternehmer erlebten an diesem Abend,

Foto o. l.: © Frondorf; Foto o. r.: © AMT; Foto u. r.: © BVMW

dass man es durch Kreativität sehr weit bringen kann. Gast-

Dicht gedrängt: Mehr als 200 Gäste waren der Einladung zu Curry meets Xmas gefolgt.

geberin Dr. Sylva-Michèle Sternkopf von der Sternkopf Media

Zu den inzwischen schon traditionellen „Curry meets…“-Nach-

Group beschrieb eindrucksvoll die bewegende Geschichte ihres

mittagen hatte der BVMW vor den Weihnachtsfeiertagen in

Hauses. Die Veranstaltungsreihe „SiE in der Wirtschaft“ wurde

die Bundeszentrale am Potsdamer Platz eingeladen. Kurz vor

2008 in der BVMW-Region Erzgebirge ins Leben gerufen.

Jahresausklang hieß es bei „Curry meets Xmas“ noch einmal Danke sagen für die gemeinsame Arbeit im Jahr 2018. Dazu lud der BVMW vor allem Partner und Mitarbeiter aus den Bundestagsbüros, den Ministerien, den Botschaften und befreundeten Verbänden ein. Mehr als 200 Gäste waren der Einladung des Mittelstandspräsidenten Mario Ohoven gefolgt und konnten sich bei Currywurst und Glühwein in weihnachtlicher Atmosphäre über bereits Geleistetes und schon Geplantes austauschen oder neu kennenlernen. Das nächste Event dieser Reihe wird wieder als „Curry meets

Christina Pfeiffer (li.) mit Gastgeberin Dr. Sylva-Michèle Sternkopf.

Easter“ in der Osterzeit 2019 stattfinden.

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Die Teilnehmer des Workshops in Essen.

Initiative CSR Ruhr gestartet Praxisnah und anschaulich: Unternehmerinnen und Unternehmer kamen zum ersten Workshop beim CBE e. V. in Mülheim a. d. Ruhr (NRW) zusammen. Auf dem Programm stand

Hans-Josef Helf, BVMW-Wirtschaftsregion Dresden (re.), mit Kempinski-Manager Stephan Becker.

BVMW eröffnet romantische Eisbahn in Dresden

ein Überblick über die wichtigsten CSR-Handlungsfelder sowie eine Chancenabwägung für die Unternehmen. Auch der

Gemeinsam mit seinem Partner Kempinski-Hotel Taschen-

BVMW-Essen/Mülheim ist als strategischer Partner vom

bergpalais hat das Team der BVMW-Wirtschaftsregion Dres-

CSR Kompetenzzentrum mit an Bord. Gabriele Masthoff, ver-

den zum winterlichen Saisonstart die romantische Eisbahn im

antwortlich für den BVMW in der Region, legt einen Schwer-

Innenhof des historischen Gemäuers eröffnet. Dort, wo im

punkt bei ihrer Arbeit auf das Thema der nachhaltigen Unter-

Sommer ein Biergarten die Gäste einlädt, können in der Win-

nehmensführung. In vier Workshops werden die Teilnehmer

tersaison die Besucher täglich ihre Runden auf Kunsteis dre-

bis März 2019 zu CSR Botschaftern qualifiziert – ein weiterer

hen. An der Eisbar gibt es Glühwein und Bratwurst, und es kön-

Baustein für die Erfolgsstory „German Mittelstand“.

nen Schlittschuhe ausgeliehen werden. Zur Eröffnung kamen rund 100 BVMW-Mitglieder, die zunächst die eindrucksvolle Show von Patricia on Ice erlebten und anschließend selbst ihre Runden auf dem Eis drehen konnten. www.kempinski.com

Unternehmer im Atelier bei Fischer-Art

Wenn Heilbronner Stadtbusse mit BUGA-Logo und weiteren BUGA-Symbolen unterwegs sind, dann steckt die Werbeagentur Hettenbach

Rund 50 BVMW-Mitglieder wa-

dahinter.

ren in das Atelier von Michael

Hettenbach

BVMW-Mitglied ist

Fischer-Art gekommen, der in

offizieller

Partner der Bundesgartenschau Heilbronn 2019 und betreut den Bereich Außenwerbung. Die Partnerschaft

Konrad Hettenbach, Geschäftsführer der Werbeagentur Hettenbach (li.), und Hanspeter Faas, Geschäftsführer der Bundesgartenschau Heilbronn.

umfasst neben der Verkehrsmittelwerbung, die schon auf Heilbronner Stadtbussen

der historischen Witznitzer Brikettfabrik vor den Toren von Michael Fischer-Arts Entwurf für die alte Witznitzer Brikettfabrik bei Leipzig.

Leipzig lebt und arbeitet. Bei Fischer-Art konnten die Gäste eindrucksvoll erleben, dass Kunst und Unternehmertum

sichtbar ist, weitere Bereiche. Auch im Fahrgastraum der Busse

untrennbar miteinander verbunden sind. Fischer-Art ist vor

werben demnächst Monitore für die BUGA. Unter dem Mot-

allem für seine monumentalen Werke bekannt. Seine Bild-

to „Blühendes Leben“ präsentiert die BUGA ab dem 17. April

sprache bedient sich satter Farben und großer Flächen. Durch

173 Tage erstklassiges gärtnerisches Können, kombiniert mit

comicartige „Muppets“ haben seine Werke einen hohen Wie-

urbanem Wohnen am Neckar.

dererkennungseffekt.

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www.fischer-art.de

Foto o. l.: © CBE Mülheim; Foto: u. r.: © Buga ;Foto u.: © Constanze Weiss

BVMW-Mitglied Partner der BUGA Heilbronn


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Zwei neue Verbände in der Mittelstandsallianz Der BVMW begrüßt E.L.V.I.S., den Europäischen Ladungs-Verbund Internationaler Spediteure, der die Interessen mittelständischer Frachtführer und Ladungsspediteure vertritt, als neuen Partnerverband. Der Bereich Logistik, insbesondere der Lkw-Transport, ist für den Mittelstand von großer Bedeutung. Hier wird es in den kommenden Jahren erhebliche Veränderungen geben. Darüber hinaus ist der Bundesverband mittelständischer Werte-Logistiker (BMWL) neu mit an Bord. In dem Verband organisiert sich die überwiegend mittelständisch geprägte Geld- und Wertdienstleistungsbranche. Der BMWL setzt sich unter anderem für die Erhaltung des Bargeldes ein. Der BVMW freut sich über dieV. li.: Günther Richter (BVMW), Ministerpräsident Bodo Ramelow und NTI Kahl-Geschäftsführer Wolfgang Lenkner.

Ministerpräsident besucht Mitgliedsunternehmen Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow besuchte das BVMW-Mitgliedsunternehmen NTI Kahl GmbH in Kahla. Das

se beiden starken Partner.

BVMW unterstützt Diplomatischen Salon

Unternehmen, das 120 Mitarbeiter beschäftigt, stellt rotierende Instrumente für Zahnarztpraxen und Dentallabore her

Seit 2015 gibt es den „Diplomatischen Salon – Die Welt zu Gast

www.nti.de

in Eberswalde“, organisiert von der Hoeck-Stiftung. Zur zehn-

und liefert seine Produkte in die ganze Welt.

ten Ausgabe der Veranstaltungsreihe konnte Maltas Botschafter, S. E. Dr. Albert Friggieri, als Ehrengast begrüßt werden.

Foto u. r.: © NTI GmbH; Foto u. r.: © Torsten Stapel

Praktikumsplätze für türkische Studierende gesucht

Mit dem Diplomatischen Salon möchte Veranstalter Martin Hoeck Interesse und Verständnis für andere Länder und Kulturen wecken und gleichzeitig die Region Eberswalde bei den Botschaftern aus aller Welt bekannt machen. Als neuer Unterstützer der Reihe ist jetzt auch der BVMW im Landkreis

Studenten der Türkisch-Deutschen Universität (TDU) suchen

Barnim mit dabei. „Der Dialog mit Vertretern anderer euro-

Praktikumsplätze in Deutschland. Die TDU in Istanbul ist ein

päischer Staaten ist auch für einheimische Unternehmerinnen

Leuchtturmprojekt auf der Grundlage eines Regierungsab-

und Unternehmer interessant“, so Mike Marschke, der für den

kommens zwischen der Türkei und Deutschland. Zielsetzung

BVMW in der Region tätig ist.

ist die Verbindung von türkischer und deutscher Hochschultradition in Forschung und Lehre. Dazu TDU-Vorstand und Ex-Daimler-Chef Edzard Reuter: „Ich würde mir wünschen, dass möglichst viele deutsche Unternehmen die hochqualifizierten Studenten der Türkisch-Deutschen Universität Istanbul zu Praktika einladen. Der finanzielle Aufwand ist gering, der Ertrag im Sinne von Arbeitseinsatz ist meistens sehr hoch.“ Neben Reuter gehört dem Vorstand u. a. Prof. Dr. Rita Süssmuth an. Die Praktika dauern sechs und zwölf Wochen zwischen Juni und September. Weitere Informationen können per E-Mail angefordert werden: ulrich.koeppen@bvmw.de

S. E. Dr. Albert Friggieri, Botschafter Malta.

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Wo Schokoladenträume wahr werden In jeder Ausgabe stellt DER Mittelstand. BVMW-Mitgliedsunternehmen und deren Produkte vor. Diesmal die Argenta Schokoladenmanufaktur GmbH aus Weißenfels in Sachsen-Anhalt.

Breite Produktpalette Blätterkrokant, Trüffelpralinen, Nougat-Tüten, Pralinen, gefüllte Schokoladenprodukte, Fondant, Gelee oder Fruchtschaum – Argenta bietet alles, was das Schoko-Herz begehrt. Neben ganzjährigen Produkten findet man auch eine breite Palette an Oster- und Weihnachtsspezialitäten im Sortiment der traditionsreichen Schokoladenmanufaktur.

Nachhaltigkeit Durch den Kauf von UTZ-zertifiziertem Kakao unterstützt Argenta einen nachhaltigen Kakaoanbau. Das Wort Utz ist keine gewöhnliche Abkürzung, sondern stammt aus der Sprache der Maya, dem alten Volk des Kakaoursprungskontinents Südamerika, und bedeutet so viel wie „gut“. Utz Certified ist eines der weltweit größten Nachhaltigkeitsprogramme für guten Kaffee, Kakao und Tee und setzt Standards für nachhaltige Produktion über die gesamte Lieferkette.

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Foto: © Milkos von www.istockphoto.com

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Neue Produkte Argenta arbeitet ständig an der Neuentwicklung von innovativen Produkten mit aufregenden Rezepturen und ansprechenden Verpackungen, die immer wieder gleichermaßen überraschen und überzeugen. Hinter der Marke steht ein großes, engagiertes Team mit dem notwendigen Know-how, um immer wieder neue ansprechende Produkte in bester Qualität auf den Markt zu bringen.

Café mit Werksverkauf Die Produkte sind online und im nationalen und internationalen Handel erhältlich. Darüber hinaus können Kunden in der firmeneigenen Schokowelt in der großen Produktvielfalt stöbern. Im Café warten Kaffee, Kuchen oder Eiskreationen. In Schokoladen-Seminaren ist es möglich, eigene Pralinenträume zu verwirklichen.

Unternehmenssteckbrief: Gründung: 1935 Firmensitz: Weißenfels (Sachsen-Anhalt) Geschäftsführer: Tentscho Heider-Brandenburger, Andreas Stuhl Mitarbeiter: 73 Branche: Lebensmittelherstellung BVMW-Mitglied www.argenta-schoko.com

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Gute Haltung, fester Stand und klares Ziel führen zum Erfolg Wenn die Hand die Sehne freigibt, ist der Mensch am Ziel. Wohin der Pfeil trifft, ist nicht mehr wichtig. Denn beim intuitiven Bogenschießen geht es weniger darum, dass der Pfeil das Ziel findet, sondern der Mensch seinen Weg. Sibylle Brechtel nutzt die Methode des intuitiven Bogenschießens für das Coaching von Führungskräften der mittelständischen Wirtschaft. Wenn die Teilnehmer in den Seminaren von Sibylle

Disziplin, bei der beide Augen offen zum Ziel sehen,

Brechtel mit dem Recurve-Bogen arbeiten, erfah-

als persönliches Hobby, Ausgleich zum Berufsalltag –

ren sie viel über sich selbst: Da gibt es Menschen, die

bis sie eines Tages das Potenzial erkannte. Es folgten

schwächeln, weil sie sich selbst nicht genügen. Andere

vertiefende Weiterbildungen, sorgsam komponiert,

verlieren sich in der Konkurrenz. Wieder andere reihen

um sich selbst und ihre Teilnehmer immer erfolgrei-

sich hinten ein und leiden unter dem gefühlten Misser-

cher begleiten zu können. Seither coacht sie Einzel-

folg. „Beim intuitiven Bogenschießen“, erläutert Brech-

personen und kleine Gruppen mit Pfeil und Bogen. Vor

tel ihre einzigartige Methode, „braucht der Mensch

und nach den Schießzeiten haben die Teilnehmer viel

alles, was er als gute Führungskraft auch haben muss:

Raum, ihre Erfahrungen zu sortieren und mit der er-

eine gute Haltung, einen festen Stand, ein klares Ziel –

fahrenen Coachin zu besprechen, individuell oder in

und dann das Loslassen nicht vergessen!“ Denn, so

der Gruppe, ganz nach Bedarf. Im Arsenal der Metho-

berichtet die lebenserfah-

den gehört das Coaching

rene Trainerin, die großen

durch

Aufgaben in mittelständi-

schießen zum Embodiment

schen Unternehmen, vor

Coaching. Darin vereinen

allem die Personalführung,

sich drei Systeme: das bio-

lassen sich nicht mit Wor-

logische System, also unser

ten, Flipcharts und Pow-

Organismus und Körper-

erpoint-Vorträgen bewäl-

intelligenz, das psychische

tigen. Wer durchdringen

System des Denkens und

will, damit die permanen-

der Emotion und das so-

ten

intuitives

Bogen-

Veränderungsprozes-

ziale System der Kommu-

se nachhaltig erfolgreich

nikation und Organisation.

ablaufen können, braucht

Der Körper wird also als

mehr: „Reden alleine reicht

Instanz für die Verände-

nicht“, lacht die Westerwäl-

rungs- und Entwicklungs-

derin – und wer mag ihr wi-

arbeit mit einbezogen, die

dersprechen?

Körperintelligenz als

dient

Kompetenzspeicher.

Brechtel lernte das intuiti-

Intuitives Bogenschießen,

ve Bogenschießen vor vie-

eingebunden in das klas-

ein kennen. Sie nutzte diese Guido Augustin BVMW Pressesprecher Rheinhessen Kommunikationsberater ga@guidoaugustin.de

Sibylle Brechtel Neuro-Systemischer Coach (DBVC) Trainerin Intuitives Bogenschießen Gründung: 2008 Firmensitz: Diez (Rheinland-Pfalz) BVMW-Mitglied www.brechtel-gesundheitscoaching.de

1|19  DER Mittelstand.  | BVMW

sische

Coaching-Setting,

schafft Erkenntnisse, die als Erfahrungen im Körper erlebt und gespeichert werden. Dadurch wirken sie schneller, besser und nachhaltig.

Foto: © Brechtel

len Jahren im Schützenver-


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STEMA – vom Badekessel zum Pkw-Anhänger Was haben Waschkesselöfen und Pkw-Anhänger gemeinsam? Bei der STEMA Metalleichtbau GmbH im sächsischen Großenhain sind sie die Geschäftsgrundlage, auch wenn beide Produkte zunächst kaum Gemeinsamkeiten vermuten lassen. Der Name STEMA geht auf die Bezeichnung „Stanz-

Einen zweiten Glücksfall erlebte das Unternehmen

und Emaillierwerk“ und damit auf die Anfänge des

nach der Wende 1989, erzählt Geschäftsführer Mi-

Unternehmens im Jahre 1951 zurück. Damals wurde

chael Jursch, denn die Treuhand verkaufte den Be-

der volkseigene Betrieb STEMA Ofenbau gegründet,

trieb an einen bayerischen Unternehmer, der alles

der Kachel- und Waschkesselöfen herstellte. Als dann

dafür tat, um die Arbeitsplätze in Sachsen zu erhalten.

ab 1960 die elektrische Waschmaschine die Privat-

Heute sind hier 164 Mitarbeiter beschäftigt, inklusi-

haushalte eroberte, waren neue Ideen gefragt. Hier

ve 14 Auszubildende. „Beim Einkauf der Bauteile und

kam die Campingleidenschaft des technischen Direk-

der Logistik setzen wir vor allem auf deutsche Unter-

tors und des Chefkonstrukteurs zum Tragen, denn

nehmen“, so Geschäftsführer Jursch. Der Erfolg gibt

beide Männer tüftelten in ihrer Freizeit an einem mul-

ihm recht, denn das Unternehmen produziert pro Jahr

tifunktionalen hänger, ihre

mit

Pkw-Ansie

macht einen Umsatz von

Campingausrüstung

27 Millionen Euro. „Zum

transportieren

dem

konnten.

einen sind Baumärkte so-

„Das war ein Glücksfall“,

lide Partner für Modelle

erklärt

Geschäftsführer

der Gewichtsklasse bis 750

Michael Jursch, der das

Kilogramm. Zum anderen

Unternehmen seit 2008

punkten wir im Fachhandel

leitet. „Bei einer staatli-

mit den doppelachsigen Mo-

chen Inspektion im Jahre

dellen der Gewichtsklasse

1969 entdeckte ein Funk-

bis 3,5 Tonnen“, beschreibt

tionär den Anhänger auf

Geschäftsführer Jursch sei-

dem Firmengelände und

ne Strategie. Je nach Modell

ordnete an, dass STEMA

und Traglast kostet ein An-

den Anhängerbau voran-

hänger zwischen 400 und

treiben sollte.“ So lief noch

500 Euro. Der Markt sei da,

im selben Jahr das erste

erklärt Jursch. Sorgen be-

Modell vom Band, und

reiten der Fachkräfteman-

ein Jahr später startete

gel und die Materialpreise,

die Serienproduktion. Für

die in den vergangenen

die DDR wurde der STEFoto: © STEMA Metalleichtbau GmbH

rund 44.000 Anhänger und

MA-Anhänger zum einträglichen

Stema-Anhänger sind auch für Familien flexible Begleiter.

Exportartikel

STEMA Metalleichtbau GmbH

DDR-Bürger selbst bis zu

Firmensitz: Großenhain (Sachsen) Geschäftsführer: Michael Jursch Gründung: 1951/1990 Mitarbeiter: 164 BVMW-Mitglied www.stema.de

hänger warten mussten, der immerhin zwischen 1.600 und 2.300 DDRMark kostete.

Mindestlohn und Mautgebühren gestiegen sind.

in den Westen, während sieben Jahre auf einen An-

Jahren aufgrund von Zöllen,

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Uta Georgi BVMW Pressesprecherin Sachsen uta.georgi@bvmw.de


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Sprachprofi im Handumdrehen Die Sprachlern-App Babbel ermöglicht ihren Nutzern mit kurzen, professionell erstellten und alltagsnahen Inhalten, 14 verschiedene Sprachen zu lernen – ganz egal, wo sie sich gerade befinden. Im Gegensatz zu ähnlichen Portalen garantiert Babbel hohe Qualität der Inhalte und damit verbunden nachhaltigen Lernerfolg.

Bereits der Eingangsbereich Babbels versprüht den

vereinzeltem Unterricht, der nur an einem Tag pro Wo-

typischen kosmopolitischen Charme, auf den das

che stattfindet. Somit gewöhnen sich Sprachenlerner

Berliner Unternehmen stolz ist. Dort und auch in den

deutlich schneller an den Klang und die Eigenheiten der

Büroräumen fällt der zwanglose Umgang mit der Viel-

jeweiligen Sprache und können das Lernen in ihren All-

sprachigkeit auf. Denn die Unterhaltungen in Englisch,

tag integrieren. Die Inhalte können sowohl im Web als

Französisch, Deutsch oder anderen Sprachen aus allen

auch über die App abgerufen werden. Zudem können

möglichen Teilen der Welt zeigen sehr schnell: Hier

Lektionen auch heruntergeladen und offline bearbei-

herrscht gelebte Internationalität mit mehr als 700

tet werden.

Mitarbeitern aus über 50 verschiedenen Ländern. So lautet einer der Firmenwerte: „Diversity makes

Der günstige Preis für die immense Fülle an Inhalten

us stronger“.

(mehr als 9.000 Stunden an Lerninhalten, über 50.000

„„

Lektionen) führt zu einem niedrigschwelligen Angebot, zu dem jeder Zugang hat. Im Vergleich zu kos-

Bereits 2016 erreichte die Firma den Meilenstein von über einer Million Kunden weltweit – inzwischen sind es Millionen.

tenfreien Sprachlernportalen werden die Kursinhalte von über 150 Linguisten konzipiert und individuell für jede Kombination aus Lern- und Ausgangssprache erstellt. Die Mitarbeiter von Babbel beziehen also die Ähnlichkeiten oder Unterschiede der Sprachpaare in die Gestaltung der Inhalte mit ein und garantieren einen hochwertigen Unterricht. Gerade auf den hohen Qualitätsstandard legt das Unternehmen besonders Wert, da Nutzer auf die Richtigkeit der Lerninhalte vertrauen können.

Babbel bietet Nutzern auf der ganzen Welt die Möglichkeit, 14 verschiedene Sprachen zu lernen und

Als die vier Gründer, darunter CEO Markus Witte und

bringt ihnen alles bei, um schon nach den ersten Lek-

CTO Thomas Holl, die begrenzten Möglichkeiten beim

tionen mit dem Sprechen loszulegen. Die Bandbreite

digitalen Sprachenlernen entdeckten, kamen sie auf

reicht hierbei von Englisch bis hin zu Russisch oder

die Idee, Sprachlernprogramme online anzubieten.

Indonesisch. Nutzer können dann die ersten Schritte

Relativ schnell wurden sie auf die Schwierigkeiten auf-

in der neuen Sprache wagen und spezielle Themenbe-

merksam, die mit der Konzeption von Online-Sprach-

reiche auswählen, die sie besonders interessieren. Alle

unterricht verbunden sind. Der Markt war neu, und

Lektionen dauern im Schnitt nur 15 Minuten, perfekt,

es gab keine Vorbilder, an denen sie sich orientieren

um sie in den Alltag zu integrieren. Beispiele für fort-

konnten. Aus diesem Grund stellten die beiden Babbel

geschrittene Lektionen sind Telefonate, Bewerbungs-

in den Bereichen Didaktik und Linguistik personell be-

gespräche oder andere alltägliche Situationen.

sonders stark auf.

Die Idee dahinter ist das individuelle, regelmäßige Ler-

Seit der Gründung 2007 leiten Witte und Holl das mitt-

nen überall und zu jedem Zeitpunkt im Gegensatz zu

lerweile erwachsene Start-up, das sich weitere Ziele

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gesteckt hat. Um auch in Zukunft weiter zu wachsen, er-

Sprache vorbereiten, sich in Form eines Gutscheins

schließt Babbel immer neue Geschäftsfelder. So bietet

bedanken oder Mitarbeitern die Möglichkeit zur frei-

das Unternehmen nun auch Sprachreisen, Live-Unter-

willigen Weiterbildung anbieten. Zu den hunderten

richt via Internet sowie einen Englisch-Test in Zusam-

Geschäftskunden gehören unter anderem Flixbus oder

menarbeit mit Cambridge-English an. Zudem startet

Runners Point.

Babbel immer wieder Kooperationen mit renommierten Partnern wie Airbnb, Netflix oder Tripadvisor.

Bereits 2016 erreichte die Firma den Meilenstein von

Foto: © Babbel/Lesson Nine GmbH

über einer Million Kunden weltweit – inzwischen sind Außerdem möchte Babbel in Zukunft verstärkt mit

es Millionen. Dank des online-basierten Geschäftsmo-

Unternehmen

können

dells ist die Zahl der potenziellen Nutzer und der zu-

ihre Teams auf kommende Auslandsaufenthalte oder

zusammenarbeiten.

Chefs

künftigen Marktmöglichkeiten sehr vielversprechend:

bevorstehende Verhandlungen in einer anderen

Als neueste, insgesamt achte Ausgangssprache wurde vor kurzem Polnisch eingeführt. Zudem liegt Babbel

Babbel/Lesson Nine GmbH Gründung: 2007 Firmensitze: Berlin und New York City Geschäftsführer: Markus Witte Mitarbeiter: 700 (weltweit) BVMW-Mitglied www.Babbel.com

aufgrund der zunehmenden internationalen Vernetzung voll im Trend – denn die Bedeutung von Fremdsprachenkenntnissen ist heute größer denn je.

Matthias Axtner BVMW Presse- und Öffentlichkeitsarbeit matthias.axtner@bvmw.de

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Weltmarktführer und Weltkulturerbe Die Fagus-GreCon Greten GmbH & Co. KG ist ein ganz besonderes Unternehmen: Sie ist Weltmarktführerin mit mehreren Produkten, zudem gehört das Fagus-Werk im niedersächsischen Alfeld zum Weltkulturerbe der UNESCO. Seinen Namen verdankt es dem lateinischen Wort fagus für Buche. Die Produktpalette der Fagus-GreCon Greten GmbH

ten in Deutschland. Durch familiäre Bindungen kam

& Co. KG ist vielseitig, sie umfasst industriell eingesetz-

das Unternehmen 1974 zu seiner außergewöhnli-

te Systeme zur Funkenerkennung und -eliminierung,

chen Produktpalette, damals übernahmen die Ur-En-

verfügt über die Qualitätsführerschaft für Leisten

kel des Firmengründers, Ernst und Gerd Greten, die

zur industriellen Schuhproduktion und ist der einzige

Geschäftsführung. Ihre schon vorher gegründeten

Anbieter messtechnischer Systeme zur Überwachung

Firmen GreCon-Anlagenbau und GreCon-Elektro-

und Steuerung von band- und strangförmigen Pro-

nik wurden in das traditionelle Fagus-Unternehmen

duktionsprozessen. Ganz besonders stolz ist man im

eingegliedert, und die Fagus-GreCon war geboren.

Unternehmen darauf, dass in einem Gebäude gefertigt

Seitdem beeindruckt das Unternehmen mit der ersten

wird, das zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Fragt

industriellen Funkenlöschanlage, dem ersten Scanner

man Geschäftsführer Uwe Kahmann nach weiteren

zur automatischen Fehlererkennung im Massivholz

Besonderheiten seines Unternehmens, so lautet seine

oder dem ersten Röntgenscanner zur Fehlerdetek-

Antwort: „Wir sind technologisch und gemessen am

tion. Und natürlich ist der erfolgreiche Mittelständler

Umsatz führend in den von uns bearbeiteten Märkten

mit Produktions- und Vertriebsstandorten in allen

aufgrund von Innovationskraft, Einsatzbereitschaft

international wichtigen Märkten vertreten.

und Kundenorientierung unserer Mitarbeiterinnen „Wir stehen auf Wachstumskurs zur Realisierung

und Mitarbeiter.“

von Innovationen und zur Sicherung unserer ZuDen Grundstein für das Alfelder Unternehmen legte

kunft als unabhängiges Unternehmen“, erklärt Fir-

Carl Benscheidt, als er 1911 die Fagus GmbH zur Her-

menchef Kahmann. Um das zu erreichen, investiert

stellung von Schuhleisten gründete. Im gleichen Jahr

das Unternehmen deutlich über Branchendurch-

gab er den Bau einer Fab-

schnitt in Forschung und

rikanlage in Auftrag. Das

Entwicklung

Erstlingswerk des Archi-

seine Aktivitäten in auf-

tekten und Bauhausgrün-

strebende Regionen und

ders Walter Gropius gilt

Anwendungen aus. Durch

heute als Ursprungsbau

kundenorientierte Weiter-

der modernen Industriear-

entwicklung des Produkt-

chitektur. Zum hundertjäh-

und Serviceportfolios, die

rigen Jubiläum wurde der

konsequente

Bau vom UNESCO-Welt-

des

dehnt

Verfolgung

LEAN-Managements

erbekomitee in die Welt-

sowie

kulturerbeliste

Maßnahmen zur Weiter-

aufge-

nommen und zählt zu den aktuell 42 WelterbestätIngrid Hausemann BVMW Pressesprecherin Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein ingrid.hausemann@bvmw.de

Fagus-GreCon Greten GmbH & Co. KG Gründung: 1911 Firmensitz: Alfeld (Niedersachsen) Geschäftsführer: Kai Greten und Uwe Kahmann Mitarbeiter: 600 Umsatz: 78 Millionen Euro BVMW-Mitglied www.fagus-grecon.com/de

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durch

zahlreiche

entwicklung der persönlichen Eigenschaften und fachlichen

Kompetenzen

der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sieht sich das Unternehmen für die Zukunft bestens aufgestellt. 

Foto: © Karl Schünemann

Weltkulturerbe in Alfeld.

und


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Glanzvolles Event: 25 Jahre Thüringer Wirtschaftsball Unter der Schirmherrschaft von Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (DIE LINKE) lud der BVMW Landesverband Thüringen in den historischen Kaisersaal in Erfurt zum 25. Thüringer Wirtschaftsball. Ein besonderes Highlight der Veranstaltung war dabei die Auszeichnung zum „Thüringer Unternehmer 2018“. Auf dem Thüringer Wirtschaftsball im historischen Erfurter Kaisersaal trafen sich Gäste aus Wirtschaft, Politik und Kultur, um gemeinsam im exklusiven Ambiente zu feiern. Das Ballorchester Nightline spielte mit temperamentvollen Rhythmen zum Tanz. Höhepunkt des Abends war der Auftritt der EuroCats: Die vier jungen Damen sangen Hits der 70er, 80er und 90er Jahre. Der traditionelle Ball der mittelständischen Wirtschaft in Thüringen diente der lockeren Kommunikation, der Geselligkeit und Entspannung. Mit der Übergabe der Preise durch Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee und BVMW Präsident Mario Ohoven fand der zum 20. Mal ausgelobte Wettbewerb seinen Höhepunkt. Der Foto: © Andrea Ludwig Design

BVMW verbindet mit dem Wettbewerb das An-

Günther Richter (BVMW-Landesgeschäftsführer Thüringen), Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee, BVMW-Präsident Mario Ohoven, Thüringer Unternehmer 2018: Dr. Olaf Kiesewetter und Moderatorin Sina Peschke (v. li.).

liegen, Unternehmerinnen und Unternehmer für ihr herausragendes Engagement in Wirtschaft

sewetter, Geschäftsführender Gesellschafter der

und Gesellschaft öffentlich zu ehren. Ihre Vor-

UST Umweltsensortechnik GmbH Geschwenda,

bildrolle soll der jungen Generation Mut zur

ausgezeichnet. Der Preis für das Lebenswerk ging

wirtschaftlichen Selbstständigkeit und zur Über-

an Othmar Ernst, Geschäftsführender Gesell-

nahme von Unternehmen im Rahmen des an-

schafter der Ernst & Herwig GmbH & Co. KG in

stehenden Generationswechsels machen. Als

Leinefelde-Worbis.

Thüringer Unternehmer 2018 wurde Dr. Olaf KieImpressum DER Mittelstand. Unternehmermagazin des BVMW Herausgeber BVMW – Bundesverband mittelständische Wirtschaft, Unternehmerverband Deutschlands e. V. Mario Ohoven Potsdamer Straße 7 / Potsdamer Platz 10785 Berlin www.bvmw.de Titelbild: © 3Dsculptor, www.shutterstock.com Redaktion Tel.: 030 / 53 32 06-16 Fax: 030 / 53 32 06-50 mittelstand@bvmw.de

Eberhard Vogt (Chefredakteur) Chiara Ohoven (Art Director) Friederike Pfann Tim Schöllmann Matthias Axtner Rotger H. Kindermann (Korrespondent)

Layout und Gestaltung, Mediadaten, Vermarktung v. Anzeigen & Beilagen mattheis. werbeagentur gmbh Tel.: 030 / 34 80 633-0 Fax: 030 / 34 80 633-33 bvmw-anzeigen@mattheis-berlin.de

Verlag mattheis. werbeagentur gmbh Kastanienallee 4 10435 Berlin Tel.: 030 / 34 80 633-0 Fax: 030 / 34 80 633-33 info@mattheis-berlin.de www.mattheis-berlin.de

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Das Magazin „DER Mittelstand.“ ist das offizielle Organ des BVMW. Mitglieder des Verbandes erhalten das Magazin im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Die Redaktion übernimmt keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen. Namentlich gekennzeichnete Beiträge sowie Selbstdarstellungen von Unternehmen müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen. Nachdruck und Verbreitung mit Angabe der Quelle gestattet. ISSN: 2510-425X

Druckerei Möller Druck und Verlag GmbH Zeppelinstr. 6, 16356 Ahrensfelde

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Druckauflage: 33.000 4/2018


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Wade Watts (Tye Sheridan) flüchtet aus der Realität

VORWÄRTS IN DIE

VERGANGENHEIT, ZURÜCK IN DIE

ZUKUNFT! In seinem neuen Film „Ready Player One“ feiert Steven Spielberg eine Retroparty.

Ready Player One

Kennen Sie noch die Atari-Spielkonsole 2600? Den ersten Super Mario von Nintendo? Die Aufregung um „Krieg der Sterne“? Dann gehören Sie zu den Menschen, die die digitale Revolution mit Modems und Floppy-Disks erlebt haben und vielleicht mit den ersten Computerspielen. Steven Spielberg hat mit seinem jüngsten Film „Ready Player One“ dieser Innovation ein seltsam ambivalentes, knallbuntes Denkmal gesetzt, eine kru-

USA 2018 FSK 12

de Mischung aus sozialer Dystopie und enthusias-

ohne je den wirklichen Menschen dahinter zu

tischer Spieleorgie. Spielbergs nahe Zukunft ist

treffen. Spielbergs OASIS ist eine rasante, com-

Regie: Steven Spielberg

eine unangenehme: Nach Klimawandel und Roh-

putergenerierte Gladiatorenarena, in der man ge-

stoffmangel haust die Mehrheit der Menschen

winnen, verlieren, töten und sterben kann. Auch

Drehbuch: Zak Penn, Ernest Cline

2045 in Slums. In aufeinandergetürmten Wohn-

der Großkonzern IOI, der OASIS kapern will, jagt

wagen, die sich zu bizarren Turmstädten des

mit Heerscharen angestellter Spieler dem Osterei

White Trash stapeln.

hinterher. Er möchte mehr Werbeeinnahmen ge-

Mit: Tye Sheridan, Olivia Cooke, Ben Mendelsohn, Lena Waithe Erhältlich als Blu-ray, DVD und VOD

nerierte, die Halliday, der Philanthrop, aus seinem

Avatare wohin man schaut

Cyberspace verbannt hat.

Hier lebt der 18-jährige Wade Owen Watts (Tye Sheridan) und verbringt wie alle seine Zeit in ei-

Die Zukunft blickt rückwärts

ner virtuellen 3-D-Welt, die er via VR-Brille und

Dabei trifft Wade/Parzival auf den konkurrieren-

haptischen VR-Handschuhen wie das richtige Le-

den weiblichen Avatar Art3mis/Samantha Evelyn

ben lebt. Sein Avatar heißt Parzival und bevölkert

Cook (Olivia Cooke), eine Figur der japanischen

mit Millionen anderen Avataren OASIS, eine Spie-

Anime-Welt des Kultfims „Akira“ von 1988. Eine

lewelt, die den legendären Programmierer James

(vorerst) virtuelle Liebesgeschichte beginnt,

Halliday (Mark Rylance als gehemmter, unsexy

und die beiden hetzen von einem Hinweis, den

Nerd) zum reichsten Mann der Welt gemacht hat.

Halliday liebevoll aus dem popkulturellen Erbe

Vor seinem Tod hat Halliday seinem Pixel-Uni-

der 1980er designt hat, zum nächsten. Sie über-

versum ein Vermächtnis eingepflanzt: Das „Eas-

winden King Kong und Godzilla, finden sich im

ter-Egg“ ist eine Art Heiliger Gral, dem Gewinner

perfekt computergenerierten Set von Stanley

winkt die Alleinherrschaft über OASIS. Und so ja-

Kubricks „Shining“ (1980) wieder und kämpfen

gen die Spieler in ihren beliebig formbaren Avata-

die finale Schlacht gegen die IOI-Schergen und

ren dem Hauptgewinn hinterher, bekämpfen sich,

den schmierigen Konzernchef Nolan Sorrento

schließen Allianzen, Freundschaften gar – freilich

(Ben Mendelsohn) in einem ohrenbetäubenden

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Design direkt aus „Krieg der Sterne“. Lustvoll reiht

day seinen Hauptgewinn entgegen, und die ver-

Spielberg die Ikonen seiner und unserer Kindheit

liebten Avatare finden sich in Fleisch und Blut.

aneinander. Dass die letzte Hürde zum Hauptge-

Halliday indes hat für den Gewinner eine Bot-

winn das Spiel „Adventure“ der Spielkonsole Atari

schaft ins Progamm geschrieben: Verbringt mehr

2600 (1979) ist, gehört zum Retro-Spaß.

Zeit in der Realität! Oder, wie er selber sagt: „Die Realität ist der einzige Ort, wo es etwas Vernünf-

Genießt das Spiel! Aber spielt weniger!

tiges zu essen gibt.“

Bei allen offensichtlichen und versteckten Zitaten aus der Popkultur der letzten 30 Jahre hat Spiel-

Und so soll „Ready Player One“ als familientaug-

berg einen Film für die ganze Familie geschaffen:

liche Botschaft den Abgesang auf sich selbst und

Der Konzern wird besiegt, unser Held nimmt aus

das ganze irgendwie liebenswerte Nerd-Univer-

den Händen des (freilich virtuellen) James Halli-

sum vor sich hertragen. Eine Art filmisches Double-Bind, denn gerade die Blockbuster-Qualitäten des irrsinnig-opulenten OASIS-Spiels sollen ja die Menschen aus ihrer Realität ins Kino locken. Einen Großteil der popkulturellen Reminiszenzen, in denen sowohl Protagonisten wie Zuschauer schwelgen, hat Spielberg schließlich selber in die Welt gesetzt. Seine Botschaft ist also eine Art Spielanleitung, weniger Spiele zu spielen. Er warnt vor den Risiken der Realitätsflucht und verkauft genau sie gewinnbringend. Böse sein kann

Fotos: Warner Bros. Home Entertainment

man ihm deshalb nicht.

Der Cyberspace von außen: Viele Menschen mit VR-Brillen 1|19  DER Mittelstand.  | Kultur

Bernd Ratmeyer Wissenschaftsjournalist mittelstand@bvmw.de


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Tel Aviv: Träume wagen Im Mai 2019 wird der 64. Eurovision Song Contest unter dem Motto „Dare To Dream!“ in Tel Aviv ausgetragen. Zu verdanken ist dies der israelischen Sängerin Netta Barzilai und ihrem Song „Toy“, mit dem sie 2018 in Lissabon den ESC gewonnen hat. Ähnlich bunt, schrill und unkonventionell wie die Interpretin im Video zum Song ist auch Tel Aviv.

Nein, es war keine Liebe auf den ersten Blick, als

Fitnessstudios formen sich schöne Körper. Bade-

wir Mitte Januar in Tel Aviv ankamen und vom

saison ist von März bis Anfang November. Typisch

Flughafen zum Hotel fuhren. Das sollte die „Wei-

für die Diversität Tel Avis: der Strandabschnitt für

ße Stadt am Meer“ mit mediterranem Flair sein?

orthodoxe Juden, wo Männer und Frauen nach

Was wir sahen waren volle Straßen, Hochhäuser,

Tagen getrennt baden, liegt nicht weit entfernt

Baustellen, marode Gebäude. Doch der erste

vom Strand für Homosexuelle. Und es gibt Hun-

Schock war schnell überwunden, und wir tauch-

destrände. Denn Tel Aviv hat mit über 20.000 re-

ten ein in Tel Aviv, das einerseits mit 110 Jahren

gistrierten Hunden weltweit die höchste Dichte

noch relativ neu ist und gleichzeitig mit Jaffa – mit

an Vierbeinern je Einwohner.

dem es seit 1948 vereint ist – über 4000 Jahre Weltgeschichte erzählt. Rund 445.000 Menschen

Kulinarisches Schlaraffenland

leben hier, circa 90 Prozent sind Juden, 5 Prozent

Tel Aviv ist ein Paradies für alle, die gerne essen

Araber und 5 Prozent andere ethnische Gruppen.

und neue Geschmäcker ausprobieren. In den Kü-

Ihre Wurzeln haben sie überall in der Welt, und

chen funktioniert die Völkerverständigung per-

dieses Gemisch aus verschiedenen Kulturen und

fekt, und Rezepte aus aller Welt werden immer

Religionen prägt sowohl Lebensgefühl als auch

wieder neu kombiniert. Spürbar ist der orienta-

das kulinarische Angebot.

lische Einfluss, aber es gibt zum Beispiel auch koschere italienische Küche und jede Menge vegane

Stadtstrand: Platz für alle auf 14 Kilometern

Angebote. Preiswert ist ein Restaurantbesuch je-

Gleich nach unserer Ankunft sind wir zum

tränke 50 Prozent beträgt.

doch nicht, zumal die Steuer auf alkoholische Ge-

Strand gelaufen, um tief Luft zu holen und die ersten Eindrücke zu sortieren. 14 km ist die gut

Boomtown, Bauhaus, bunte Vielfalt

ausgebaute Strandpromenade mit den vielen

Tel Aviv lässt sich gut zu Fuß erkunden. Und so

Strandbars lang, und wer ganz im Norden star-

sieht man auf kleiner Fläche ein sehr unterschied-

tet und runter bis zum zum südlichen Ende in

liches Stadtbild. Vor allem in der Innenstadt ste-

Jaffa läuft – oder mit dem Mietrad abfährt – be-

hen futuristische Hochhäuser dicht neben kleinen

kommt auch gleich eine Zusammenfassung des-

100 Jahre alten Gebäuden. Der Grund: Bauge-

sen geboten, was das Lebensgefühl in Tel Aviv

nehmigungen für Hochhäuser werden nur erteilt,

so besonders macht. Das ganze Jahr sieht man

wenn bis zu vier alte Häuser restauriert werden.

hier in Sichtweite der Bürotürme Wellenreiter,

Und es gibt die „Weiße Stadt“ mit rund 4.000

Kite-Surfer und Stand-up-Paddler. Die Prome-

Bauten im Bauhaus-Stil aus den 30er-Jahren, seit

nade ist bevölkert von Joggern, in Outdoor-

2003 UNESCO-Weltkulturerbe. Strahlend weiß

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109 Tipps: Sabbat beachten Jeden Freitag ab Sonnenuntergang bis Samstagabend steht alles still, das heißt, es fahren keine öffentlichen Busse oder Züge. Auch Geschäfte, Märkte sowie koschere Restaurants haben geschlossen. Mit Tel Aviv Greeters die Stadt erkunden Einheimische zeigen kostenlos die Stadt und ihre Lieblingsplätze. Gleichzeitig erfährt man durch die Gespräche sehr viel über das Leben in Tel Aviv. Anmeldung möglichst drei Wochen vorher unter www.telavivgreeter.com Jerusalem besuchen: Nur 60 km bzw. rund eine Stunde mit dem Bus liegt Jerusalem entfernt. Für die Tour mindestens einen Tag einplanen. Wichtig: Durch die

Foto o.: © Boris Stroujko von www.fotolia.com; Polaroids: © Designed by alicia_mb / Freepik; Fotos r.: © Siegbert Mattheis

Höhenlage ist es deutlich kühler als in Tel Aviv.

G en

ie ß e n Si n n m it a l l e n en

n nt a ar-So Ja n u t r a n d am S

g

dt im e Sta l Weißuhaussti Ba

A lt & N N a ch e u i n e bars nger chaft

sind jedoch nur noch wenige, ein Großteil wartet

Jeder junge Israeli muss mit 18 Jahren, das heißt,

auf eine Sanierung. Wer Lust auf antike Gemäuer

direkt nach der Schule zur Armee. Männer dienen

hat: Der Hafen unterhalb der Altstadt von Jaffa

drei Jahre, Frauen zwei. Laut Gilad lernen die jun-

ist mit seinen 5.000 Jahren der älteste der Welt.

gen Menschen in der Armee wichtige Fähigkeiten

Er liegt nur wenige Minuten entfernt vom leb-

für Unternehmer: Selbstdisziplin, Umgang mit

haften bunten Flohmarkt-Viertel mit arabischen

Risiken sowie Verantwortung zu übernehmen.

Händlern, Boutiquen und Cafés.

Dazu kommt, dass es Spezialeinheiten gibt für die Entwicklung von Drohnen, Satelliten und Cy-

Start-ups und Militär

ber-Tech. Und genau in diesen Bereichen sind die

58 Prozent der Bevölkerung sind unter 40 Jahre

Start-ups aus Tel Aviv führend in der Welt.

alt. Das spiegelt sich im Straßenbild und formt den Mythos als Partymetropole. Doch hier wird

Tatsächlich hat uns die massive Präsenz von jun-

nicht nur gefeiert, sondern auch hart gearbei-

gen Soldaten in Uniform – oft mit Maschinenge-

tet. Viele der jungen Bewohner sind in der boo-

wehr – anfangs etwas verstört. Ebenso wie die

menden Start-up-Szene beschäftigt. In Tel Aviv

Tatsache, dass in jedem Wohnhaus Schutzräume

versammeln sich nach Silicon Valley die meisten

gegen Bomben- und Raketenangriffe eingebaut

High-Tech-Start-ups weltweit. Warum das so ist,

sind. Denn was bei aller spürbaren Lebensfreude

hat uns Gilad – ein junger Ingenieur, mit dem wir

gerne verdrängt wird: der Gazastreifen ist nur

an einer Strandbar ins Gespräch kamen – auf sehr

60 km entfernt. Aber vermutlich ist diese Gegen-

überraschende Weise beantwortet. Für ihn ist das

wart der Gefahr auch Grund für den exzessiv ge-

Militär einer der entscheidenden Erfolgsfaktoren.

lebten Hedonismus.

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Claudia Mattheis Geschäftsführerin mattheis. Werbeagentur GmbH BVMW-Mitglied www.mattheis-berlin.de


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Verkäufer, hört die Signale!

Guido Augustin macht sich Gedanken über unsere Welt und ihre Bewohner.

„„

Es gibt viele, die behaupten, es sei schwer zu ver-

fen, das Gespräch würde gleich abbrechen, sein

kaufen. Vielleicht haben sie recht, und Verkaufen

Akku sei alle. So geschah es. Danach habe ich nie

ist wirklich schwierig. Doch allzu oft ist auch Kau-

mehr von ihm gehört und tags darauf online be-

fen schwierig.

stellt – binnen Minuten den Testsieger zum TopPreis, wird an den Monteur ums Eck geliefert.

Ihr lieben Menschen, die ihr etwas verkauft, denkt mal drüber nach, was ihr alles tut, um uns am Kaufen zu hindern.

Ein andermal engagieren wir einen Fotografen, klar und deutlich als Probearbeit deklariert, wir redeten über bis zu 50 Aufträge jährlich. Was kommt nicht? Die Fotos kommen nicht. Zwei Mal hält er selbstgesetzte Termine nicht ein, auf Nachfrage liefert er dann – mit dem Hinweis, dass er zukünftig schneller liefern werde, diesmal hätte er zwei Stammkunden vorgezogen. Eine wunderbare Beziehung beginnt anders und endet

Da will ich einem regionalen Autohändler, eine

so, bevor sie dazu werden kann.

sterbende Spezies, etwas Gutes tun. Anstatt ganz bequem von zuhause online Preise für Rei-

Es ist zum Verzweifeln: Was bitte sollen wir tun,

fen schnell zu vergleichen und für weniger Geld

außer Kaskaden von Kaufsignalen auszusenden,

bessere Produkte zu bekommen, entscheide ich

außer am Tresen zu stehen mit dem Wunschpro-

mich für die teurere, aufwändigere, langsamere

dukt, außer von ganz alleine anzukommen? Wie

Variante. Ich stehe halt auf Kundenbindung.

oft wollen wir kaufen, doch sie lassen uns nicht.

Kommunikationsberater ga@guidoaugustin.com

Also schrieb ich dem Händler meines Vertrauens

aus dem Laden.

eine konkrete Mail. Dafür bekam ich einen Rückruf, den ich verpasste, ich solle ihn zurückrufen.

Ihr lieben Menschen, die ihr etwas verkauft,

Dabei hätte er ja schon zur Sache kommen kön-

denkt mal drüber nach, was ihr alles tut, um uns

nen. Ich rufe also zurück. Ja, er habe da vier Rei-

am Kaufen zu hindern. Vielen lieben Dank.

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Foto: © Heike Rost

Sie ignorieren uns, verstoßen uns, quatschen uns Guido Augustin BVMW Pressesprecher Rheinhessen


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