Wir sind Fairtrade Die Max Havelaar-Stiftung ( Schweiz) mit Jahresbericht 2013
Der faire Handel verändert die Welt 2
Anfang der 1990er Jahre sind in verschiedenen europäischen Ländern Fairtrade-Labelorganisationen gegründet worden. Dazu gehört auch die Max Havelaar-Stiftung (Schweiz), welche von den Hilfswerken Brot für alle, Caritas, Fastenopfer, HEKS, Helvetas und Swissaid ins Leben gerufen wurde. Dies geschah mit dem Ziel, den fairen Handel bekannter zu machen und bei einer breiten Konsumentenschicht zu verankern. Heute, nach über 20 Jahren, ist die Bekanntheit, aber auch das Konsumentenvertrauen in Fairtrade sehr hoch. Wissenschaftliche Wirkungsmessungen zeigen, dass der faire Handel die beiden wichtigsten Versprechen einhalten konnte: Fairtrade-Produzenten verfügen über höhere und vor allem stabilere Einkommen, was ihnen oft den Aufbau einer kleinen Ersparnis ermöglicht. Und Fairtrade hat einen nachweislich positiven Einfluss auf die individuelle und die kollektive Stärkung von Kleinbauern und Arbeiterinnen, das sogenannte Empowerment findet statt. Damit sind zwei zentrale entwicklungspolitische Anliegen und Wirkungskriterien erfüllt. Nun geht es darum, diese positive Wirkung zu vertiefen und zu verbreitern. Noch mehr Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern sollen von Fairtrade profitieren können und auch in komplexen Herstellungsketten, wie zum Beispiel bei Kleidern sollen soziale und ökologische Kriterien beachtet werden. Während bei Textilien aufgrund der vielen Verarbeitungsschritte umfassendere Konzepte nötig sind, ist ein alternativer Fairtrade-Ansatz für gewisse landwirtschaftliche Produkte jetzt schon möglich: Die kürzlich eingeführten Fairtrade-Programme erlauben eine Zertifizierung einzelner Ingredienzen wie zum Beispiel Kakao und bewirken so, dass die Produzenten grössere Volumen zu Fairtrade-Bedingungen absetzen können. Aus entwicklungspolitischer Sicht ist dies erwünscht. Ermöglichen wir also, dass der faire Handel noch wirksamer wird.
Miges Baumann, Brot für alle, Präsident Max Havelaar-Stiftung (Schweiz)
Es braucht neue Wege
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Auch im vergangenen Jahr konnten wir mit Fairtrade-Produkten ein erfreuliches zweistelliges Wachstum erreichen. Schaut man aber genauer hin, zeigt sich weiterhin Handlungsbedarf – insbesondere bei Schlüsselprodukten wie Kakao oder Baumwolle, wo die Marktanteile noch immer sehr tief sind. Was sind die Gründe dafür? Wenn wir Fairtrade hören, denken wir meist an fertige Lebensmittel. Die Plantagenarbeiter und Kleinbäuerinnen verkaufen aber keine Jogurts, Glaces oder Schoggitafeln. Sie produzieren und verkaufen ihre Ernte und damit die Rohstoffe für diese Produkte. Bei Bananen oder Blumen decken sich Rohstoff und Produkt, nicht aber bei stark verarbeiteten Lebensmitteln wie zum Beispiel Guetzli oder Schokolade. Auch die Nachhaltigkeitsstrategien der Industrien sind meist nicht auf fertige Produkte, sondern auf die Beschaffung einzelner Zutaten ausgerichtet. So möchten viele Schokoladefirmen Schweizer Zucker verwenden; bisher musste für eine Fairtrade-Schoggi aber zertifizierter Rohrzucker aus Entwicklungsländern verarbeitet werden. Für dieses Dilemma hat Fairtrade eine Lösung gefunden: Zusammen mit unseren Produzentennetzwerken haben wir neue Beschaffungsprogramme für Kakao, Baumwolle und Zucker entwickelt. Damit können neben den Endprodukten neu auch einzelne Zutaten zertifiziert werden (mehr dazu Seite 10 und 11). Die betreffenden Bauernfamilien, insbesondere die westafrikanischen Kakaoproduzenten, versprechen sich viel von den neuen Programmen. Wir sind überzeugt, dass wir damit – zusammen mit unseren Marktpartnern sowie den Konsumentinnen und Konsumenten – den Durchbruch für diese Bauernfamilien schaffen werden.
Nadja Lang, Geschäftsleiterin Max Havelaar-Stiftung (Schweiz)
Fairtrade ist einzigartig
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Auch nach über 20 Jahren besticht Fairtrade Max Havelaar trotz vielen Veränderungen noch immer mit einem einzigartigen Ansatz unter den verschiedenen Nachhaltigkeitslabels. Der faire Handel stärkt Kleinbauern und Plantagenarbeiterinnen in Entwicklungs- und Schwellenländern, damit diese ihre Lebensbedingungen aus eigener Kraft nachhaltig verbessern können. Doch was macht Fairtrade Max Havelaar so besonders?
• Fairtrade
ist ein ganzheitlicher Ansatz, welcher nicht nur einseitig den nachhaltigen Anbau von landwirtschaftlichen Produkten fördert, sondern auch Anforderungen an den fairen Handel mit den Ernteprodukten der Bauern stellt.
• Fairtrade
fördert die Organisation von Kleinbauern in Kooperativen. Plantagenarbeiterinnen und -arbeiter schliessen sich in Arbeitergremien zusammen. Fairtrade stärkt diese Organisationen und fördert Transparenz, Demokratie und Mitsprache.
• Fairtrade
hat eine einzigartige Verankerung in den Ursprungsländern der verschiedenen landwirtschaftlichen Rohstoffe. Die Produzentenverbände in Asien, Afrika und Lateinamerika sind stimmberechtigte Miteigentümer des Fairtrade-Systems und übernehmen gleichzeitig Verantwortung für die direkte Unterstützung der Bauern und Arbeiterinnen vor Ort.
Produkte und Rohstoffe, welche das Fairtrade Max Havelaar-Label tragen, werden gemäss den internationalen FairtradeStandards produziert und gehandelt. Die Einhaltung dieser Standards wird durch die Zertifizierungsstelle FLO-CERT unabhängig geprüft. Diese Prüfung erfolgt nach den Vorgaben der international anerkannten ISO 65 Norm. Die positive Wirkung des fairen Handels auf die Arbeiterinnen und Kleinbauern, deren Organisationen, Familien und Gemeinden wurde in zahlreichen Studien untersucht und nachgewiesen. Mehr dazu finden Sie auf der nächsten Doppelseite dieses Jahresberichts. All dies macht Fairtrade Max Havelaar zum bekanntesten und glaubwürdigsten Nachhaltigkeitslabel für Südprodukte, welches von verschiedenen unabhängigen Stellen wie beispielsweise dem Labelführer von WWF und Konsumentenschutz oder von Labelinfo.ch empfohlen wird.
Fairtrade weltweit
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Mit einem Pro-Kopf-Konsum von CHF 53 ist die Schweiz Fairtrade-Weltmeister. Auf dem Schweizer Markt können über 2’100 verschiedene Produkte mit dem Fairtrade Max Havelaar-Label genossen werden. Bereits heute bieten über 140 Lizenznehmer und über 750 Gastronomiebetriebe Fairtrade-Produkte an. Mehr und mehr Lieblingsprodukte der Konsumentinnen und Konsumenten werden auf Fairtrade umgestellt. Somit wird es immer einfacher, über bewussten Konsum einen aktiven Beitrag an eine fairere Welt zu leisten. Mehr als 1,3 Mio. Bauern und Arbeiterinnen Fairtrade gibt es nicht nur in der Schweiz. Fairtrade-Produkte kann man heute in über 125 Ländern kaufen. Somit wird es möglich, dass die Konsumentin in Kenia Fairtrade-zertifizierten Kaffee aus ihrem eigenen Land kaufen kann. Weltweit sind gut 1,3 Mio. Kleinbauern und Arbeiterinnen in über 900 Kooperativen und über 200 zertifizierten Plantagen in den fairen Handel eingebunden. Die weltweit generierten Prämien haben im Jahr 2013 die Grenze von CHF 100 Mio. überschritten.
Trotzdem befindet sich der faire Handel weltweit gesehen noch immer in den Kinderschuhen. Global bewegt sich der Fairtrade-Anteil bei den relevanten Produkten im tiefen einstelligen Prozentbereich. Während Fairtrade also in den bestehenden Märkten in Europa und anderswo unter anderem durch neue Programme weiter wachsen muss, gilt es auch, die grossen Konsumentenmärkte in den Schwellenländern, beispielsweise in Brasilien, Mexiko oder Indien, für Fairtradezertifizierte Produkte zu öffnen – damit Fairtrade zu einem globalen Trend wird.
über
2’100
Fairtrade-zertifizierte Produkte in der Schweiz über
140
Lizenznehmer
und
750 Gastronomie-
betriebe in der Schweiz über
900
Kooperativen
200
und mehr als
zertifizierte Plantagen weltweit über
CHF
100 Mio.
Prämiengelder
wurden 2013 weltweit generiert
Nachweislich positive Wirkung
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Fairtrade stärkt die Position von Arbeiterinnen und Arbeitern auf Rosenfarmen Wie sehen Arbeiterinnen und Arbeiter auf ecuadorianischen Blumenfarmen ihre eigene Entwicklung, seit ihre Betriebe Fairtrade-zertifiziert sind? Im Rahmen einer externen Evaluation haben sich Arbeiterinnen und Arbeiter genau diese Frage gestellt und sind zum Ergebnis gekommen, dass ihnen Fairtrade durch verschiedene Ausbildungen sowie die Schaffung von Arbeitergremien zu mehr Einfluss und verbesserten Wahlmöglichkeiten verhilft. Dank einer gestärkten Arbeitervertretung konnten bessere Anstellungsbedingungen ausgehandelt werden. Und über die Fairtrade-Prämien erhalten die Arbeiter zusätzliche finanzielle Mittel, welche sie für ihre eigenen Entwicklungsprojekte einsetzen können.
Die Überprüfung der Wirkung ist eine Kernaufgabe unseres Dachverbandes Fairtrade International. Basis für die Impaktmessung ist ein sogenanntes Wirkungsmodell, eine eigentliche Hypothese darüber, was Fairtrade tut und wie dies kurz-, mittel- und langfristig zu Veränderungen für die Kleinbauern und Arbeiterinnen sowie für ihre Organisationen und Gemeinden führt. Fairtrade hält sich bei der Überprüfung der Wirkung an allgemein anerkannte Richtlinien für Nachhaltigkeitsinitiativen. Am Anfang des Wirkungsmodells von Fairtrade stehen zwei Elemente: Zum einen sind dies die Fairtrade-Standards, die Regeln für Produzenten und Händler von Fairtrade-zertifizierten Produkten und Rohstoffen. Das zweite Element bezieht sich auf die Beratung und Unterstützung von Produzenten, die Öffnung von Marktzugang und die Arbeit mit verschiedenen Partnern wie NGOs oder Mikrofinanzorganisationen, welche ihre Programme spezifisch auf Fairtrade-zertifizierte Produzenten ausrichten. Damit verfolgt Fairtrade drei miteinander verbundene Ziele: •
Eine fairere Ausgestaltung von Handelsbeziehungen • Die individuelle und organisatorische Stärkung von Kleinproduzenten und Arbeiterinnen • Die Schaffung von nachhaltigen Lebensgrundlagen
Fairtrade ist überzeugt, dass es zur Erreichung dieser Ziele nicht nur Veränderungen im Anbau der landwirtschaftlichen Produkte braucht, sondern auch im Konsumentenverhalten, im zivilgesellschaftlichen Engagement und in der Art und Weise, wie Handelsketten funktionieren. Kleinbäuerinnen und Arbeiter sind heute fast immer das schwächste Glied in der Wertschöpfungskette. Sie brauchen daher mehr Gewicht in dieser Kette, damit sie verstärkt über ihr eigenes Leben bestimmen können. Aus diesem Grund nimmt die Stärkung von Bauern- und Arbeiterorganisationen eine zentrale Stellung im Wirkungsmodell von Fairtrade ein. Wie können nun die effektiv eingetretenen Wirkungen in Bezug auf diese Annahmen überprüft werden? Einerseits hat Fairtrade eine Reihe von Indikatoren definiert, welche unter Mitwirkung der Produzenten selber erhoben werden. Andererseits gibt Fairtrade regelmässig extern durchgeführte Evaluationen und Wirkungsanalysen in Auftrag. Solche Analysen werden aktuell für die Bereiche Blumen, Orangensaft, Kaffee und Kakao erstellt und laufend auf der Website von Max Havelaar publiziert. Unsere Studien zeigen, dass von Fairtrade profitierende Bauern höhere und vor allem stabilere Einkommen aufweisen. Gerade diese Stabilität der Einkommen, welche in Phasen tiefer Weltmarktpreise einen entscheidenden Faktor darstellen, führen
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dazu, dass Kleinbauern über mehr finanzielle Sicherheit verfügen. Dies zeigt sich nicht zuletzt in einer erhöhten Fähigkeit der Bauern, kleine Ersparnisse aufzubauen. Auf Fairtrade-zertifizierten Plantagen ist eine deutliche Verbesserung der Anstellungsbedingungen und des Gesundheitsschutzes zu beobachten. Arbeiterinnen und Arbeiter profitieren von geregelten Überzeitentschädigungen, bezahlten Ferienansprüchen und mehr Mitsprache in den Betrieben. Arbeitsverhältnisse sind in der Regel unbefristet, was einen deutlichen Unterschied zu konventionellen Betrieben darstellt. Die mit Abstand bedeutendste Wirkung entfaltet Fairtrade in der kollektiven Stärkung von Arbeiterinnen und Kleinbauern. Durch transparente und demokratisch organisierte Kooperativen und Arbeitergremien erhalten die Arbeiter und Bäuerinnen die Möglichkeit, gemeinsam über die Verwendung der FairtradePrämiengelder zu entscheiden und Entwicklungsprojekte selber nach eigenen Bedürfnissen zu planen und umzusetzen. Diese Eigenverantwortung stellt den zentralen Erfolgsfaktor für die Nachhaltigkeit solcher Projekte dar. Mehr über die Wirkung von Fairtrade erfahren Sie unter www.maxhavelaar.ch/wirkung.
Die Verwendung der Fairtrade-Prämien Kleinbauern und Arbeiterinnen entscheiden gemeinsam darüber, wie sie die Fairtrade-Prämiengelder verwenden. Die unten stehende Grafik zeigt, dass Kleinbauernorganisationen ihre Prämien vorwiegend für die Weiterentwicklung ihrer Betriebe verwenden, beispielsweise indem sie in die Verbesserung der Produktivität, der Qualität oder der eigenen Logistik und Verarbeitung investieren. Auf Plantagen werden Prämien sehr oft für Gemeindeprojekte sowie für Investitionen in die Arbeiterinnen und Arbeiter und ihre Organisationen eingesetzt.
8%
11%
7% 4%
15%
4% 1%
13%
37%
Gemeindeprojekte Schulen und Bildung Umwelt Gesundheit
Gleichstellung von Mann und Frau Verbesserung von Produktion und Verarbeitung Zusatzzahlungen an Kleinbauern Besserstellung und Organisation von Arbeiterinnen Anderes
Neue Absatzmärkte für Kleinbauern 10
Kakaobauern in Ghana setzen auf Nachhaltigkeit Die Kakaobauern im ghanaischen Dorf Adom Sowodadiemu sind seit letztem Jahr Mitglied der Fairtrade-zertifizierten Kooperative Kuapa Kokoo. Damit erhalten sie Zugang zu technischer Unterstützung durch einen Agronomen der Kooperative, der die Bauern dabei unterstützt, ihre Betriebe zu professionalisieren. Die Bauern wollen ihre Erträge wenn immer möglich mit natürlichen Mitteln verbessern. Sie wollen nicht auf Kunstdünger angewiesen sein, welcher immer teurer wird. In einem Projekt werden daher natürliche Methoden zur Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit vermittelt. Dazu gehört auch die Aufforstung mit Schattenbäumen, welche eine ressourcenschonendere Produktion ermöglichen. Die Bauern von Adom Sowodadiemu sind begeistert von der neuen Methode. Sie versprechen sich dadurch einen nachhaltigen wirtschaftlichen Aufschwung. Heute verkauft Kuapa Kokoo nicht ganz die Hälfte der gesamten Produktion als Fairtrade. Künftig erhoffen sich die Bauern, ihren Kakao möglichst vollumfänglich zu Fairtrade-Bedingungen verkaufen zu können. Damit genügend Prämiengelder erwirtschaftet werden, die es braucht, um ihre Projekte finanziell langfristig abzusichern.
Die neuen Fairtrade-Programme für Kakao, Zucker und Baumwolle schaffen die dringend benötigte Möglichkeit für Kleinbauern, einen grösseren Anteil ihrer Ernten zu vorteilhaften Fairtrade-Bedingungen zu verkaufen. Dies ist eine zentrale Voraussetzung, um die positive Wirkung von Fairtrade weiter zu erhöhen und somit die Produzenten in ihrer Position am Markt zu stärken. Das Wichtigste an den neuen Programmen •
•
Für die Bauern: Die bestehenden internationalen Fairtrade-Standards für nachhaltigen Anbau und fairen Handel bleiben unverändert. Für Firmen und Konsumenten: Neu gibt es jedoch verschiedene Möglichkeiten, wie das Engagement für Fairtrade-zertifizierte Rohstoffe kommuniziert werden kann.
Ein beschaffungsorientiertes Modell Weltweit verpflichten sich immer mehr Unternehmen, bei der Rohstoffbeschaffung auf Nachhaltigkeit zu setzen, und wollen sich bei Schlüsselprodukten wie Kakao, Zucker und Baumwolle für Fairtrade engagieren. Mit den Fairtrade-Programmen können zertifizierte Produzentenorganisationen von nun an ihre Ernten
auch an diejenigen Firmen verkaufen, die entschieden haben, sich auf der Ebene einzelner Zutaten für Fairtrade einzusetzen. Das existierende Modell bleibt bestehen Die Fairtrade-Programme stellen eine Ergänzung zum existierenden Modell der Produktzertifizierung dar. Die FairtradeStandards für nachhaltigen Anbau und fairen Handel gelten sowohl für die Fairtrade-Produktzertifizierung als auch für die Fairtrade-Programme. Es gibt also nach wie vor nur ein Fairtrade, aber eine zusätzliche Möglichkeit für Unternehmen und Konsumenten, sich dafür zu engagieren. Absatzerhöhung dringend nötig In den 25 Jahren seit der Gründung von Fairtrade ist der Anteil von Produkten mit dem Fairtrade-Label weltweit von Jahr zu Jahr gestiegen. Jedes Jahr haben so mehr Kleinbauernfamilien in Entwicklungsund Schwellenländern von faireren Arbeitsund besseren Lebensbedingungen profitieren können. Doch es gibt weiterhin viel zu tun: Beim Kakao zum Beispiel beträgt der Marktanteil von Fairtrade heute weltweit erst 1,2 %. Eine ähnliche Situation besteht bei den Fairtrade-Rohstoffen Zucker und Baumwolle. Als Folge davon können viele Produzentenorganisationen nur einen kleinen Teil ihrer Ernten zu
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Fairtrade-Bedingungen verkaufen. Dies muss sich ändern. Die Perspektive der Produzenten Fortin Bley ist Kakaobauer und Vorstandsmitglied der Kooperative CANN Cocoa Cooperative in der Elfenbeinküste. Für ihn spielt es keine Rolle, wie hoch der Anteil (Fairtrade-)Kakao in einem Endprodukt ist. Wichtig ist für ihn einzig die totale Menge an zu Fairtrade-Bedingungen verkauften Kakaobohnen. Fortin Bley sagt: «Wir freuen uns über die neuen Programme. Denn je mehr Fairtrade-Marktzugang wir haben, desto mehr Prämien erhalten wir und entsprechend mehr können wir in die Entwicklung unserer Gemeinschaft, die Ausbildung unserer Mitglieder und die Verbesserung des Kakaoanbaus investieren.» Weitere Informationen zu den neuen Fairtrade-Programmen für Kakao, Zucker und Baumwolle finden Sie auf unserer Website unter www.maxhavelaar.ch/program.
Die Label-Familie von Fairtrade Max Havelaar Fairtrade ist auf der ganzen Welt anerkannt und beliebt – und das mit gutem Grund. Wenn Sie ein Produkt mit dem Fairtrade-Label kaufen, wissen Sie, dass Ihr Einkauf Bauern zu faireren Handelskonditionen und Arbeiterinnen zu verbesserten Anstellungsbedingungen verhilft. Die entsprechenden Standards sind bei allen Labels dieselben. Neu gibt es verschiedene Modelle, mit welchen das Engagement für Fairtradezertifizierte landwirtschaftliche Produkte kommuniziert werden kann. Das Fairtrade-Label für fertige Endprodukte ist das bekannteste und anerkannte Symbol für fairen Handel gemäss internationalen Fairtrade-Standards. Das Fairtrade-Produktlabel findet man auf Produkten, in denen alle Inhaltsstoffe, die als Fairtrade-zertifizierter Rohstoff erhältlich sind, auch Fairtrade sind.
Das Fairtrade-Programmlabel zeichnet einzelne Bestandteile aus, welche gemäss den internationalen Fairtrade-Standards produziert und gehandelt wurden. Die Fairtrade-Beschaffungsprogramme bieten Kleinbauern eine zusätzliche Möglichkeit, grössere Mengen ihrer Ernte unter Fairtrade-Bedingungen zu verkaufen. Das neue Programmlabel unterscheidet sich mit dem weissen Hintergrund und der länglichen Form deutlich vom bestehenden Produktlabel, ist aber ebenfalls als Teil der «Fairtrade-Familie» erkennbar.
2013: Marktentwicklung Schweiz
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Nachhaltiger Einkauf und Konsum von Fairtrade-Produkten bleiben wichtige Bedürfnisse auf dem Schweizer Markt: Sowohl der Detailhandel als auch der Ausserhauskonsum, welcher mittlerweile gut 15% zum Gesamtumsatz beiträgt, verzeichneten 2013 zum zweiten Mal in Folge ein erfreuliches, zweistelliges Wachstum. Mit einem Umsatzplus von 15,7% gegenüber dem Vorjahr konnte der Gesamtumsatz mit Fairtrade-zertifizierten Produkten auf über CHF 430 Mio. erhöht werden, was einem Pro-Kopf-Konsum von rund CHF 53 entspricht. Dank einem im Vergleich zum gesamten Markt überdurchschnittlichen Wachstum von 12,5% trugen Bananen einen wesentlichen Teil zum guten Ergebnis bei. Mit der Verbesserung des Marktanteils von Fairtrade-Bananen auf hervorragende 54% konnte auch diesbezüglich nochmals deutlich zugelegt werden. Dies ist nicht zuletzt der guten Entwicklung von BioBananen, der Lancierung von BabyBananen sowie dem Distributionsausbau von Fairtrade Max Havelaar-Bananen im Ausserhauskanal zuzuschreiben. Bei den beiden traditionell ebenfalls verkaufsstarken Kategorien Blumen und Kaffee blieben die Umsätze stabil. Auch dies ein guter Indikator für ein nachhaltiges Ergebnis. Mit einem Umsatz von knapp CHF 50 Mio. haben die Fairtrade-Fruchtsäfte erstmals
die 10%-Marktanteilsgrenze überschritten und avancieren neu zur drittstärksten Kategorie. Der wichtigste Grund für das gute Ergebnis bei den Säften waren Vollumstellungen von ganzen Produktelinien bei den beiden grossen Schweizer Detailhändlern. Des Weiteren war auch die Entwicklung beim Rohrzucker erfreulich: Fast 20% des gesamten Rohrzuckers auf dem Schweizer Markt kommen aus Fairtradezertifiziertem Anbau. Entscheidend für die dynamische Entwicklung bleiben auch Innovationen im Produkteportfolio unserer Handelspartner sowohl im Bio- als auch im konventionellen Bereich: Erstmals konnten 2013 die Konsumentinnen und Konsumenten Schoggiweggli und -gipfeli mit dem Fairtrade Max Havelaar-Label geniessen. Neu kamen Fairtrade-Zitronen, zusätzliche Milchgetränke, neue Jogurtsorten und eine Anzahl weiterer Produkte in die Einkaufsregale.
Der Fairtrade-Code Woher Ihr Produkt kommt Woher kommt Ihr Produkt mit dem Fairtrade Max Havelaar-Label? Auf den meisten Produkten findet sich der sogenannte Fairtrade-Code. Diesen können Sie ganz einfach in unseren Produzentenfinder unter www.maxhavelaar.ch eingeben und schon sehen Sie, von welcher Kooperative oder Plantage die Fairtrade-zertifizierten Rohstoffe in Ihrem Produkt stammen.
Marktübersicht
Umsatz pro Produktkategorie 100 Mio. 80 Mio. 60 Mio. 40 Mio. 20 Mio.
Pflanzen
Sportbälle
Gewürze
Tee
Zucker
Honig
Ananas
Andere Exoten *
Trockenfrüchte / Nüsse
Reis / Quinoa
Convenience-Früchte
Baumwollprodukte
Kakao / Schokolade
Kaffee
Zusam’gesetzte Produkte
Blumen
Fruchtsäfte
Bananen
0
Umsatz (gerundet)
Veränderung
Umsatz (gerundet)
Veränderung
(CHF) 2013
ggü. 2012
(CHF) 2013
ggü. 2012
Bananen
96’319’000
12,5%
10’535’000
15,0%
Blumen
79’283’000
1,5%
Trockenfrüchte / Nüsse
8’337’000
20,1%
Fruchtsäfte
48’460’000
36,8%
Ananas
4’894’000
11,1%
Zusammengesetzte Produkte
47’955’000
41,8%
Honig
4’706’000
– 3,0%
Kaffee
46’954’000
0,9%
Zucker
2’928’000
40,5%
Kakao / Schokolade
31’886’000
31,4%
Tee
2’206’000
– 7,6%
Baumwollprodukte
21’941’000
15,5%
Gewürze
1’951’000
30,7%
Convenience-Früchte
13’837’000
19,7%
Sportbälle
839’000
– 27,5%
Reis / Quinoa
11’349’000
33,7%
Pflanzen
181’000
– 25,5%
434’561’000
15,7%
13
Andere Exoten *
Total
Marktanteil** (ausgewählte Produkte)
Bioanteil*** (ausgewählte Produkte)
Bio
55% Bananen
12% Fruchtsäfte
1% Fruchtsäfte
10 % Kaffee
44% Kaffee
4 % Kakao / Schokolade
27% Kakao / Schokolade
10 % Reis / Quinoa
19% Reis / Quinoa
19 % Ananas
3% Ananas
11 % Honig
4% Honig
19 % Zucker
61% Zucker 78% Tee
2% Tee
0%
10%
20%
30%
40%
50%
nicht Bio
54 % Bananen
60%
* u.a. Mangos, Avocados, Passionsfrüchte, Orangen, Limetten, Kokosnüsse, Physalis ** geschätzter Marktanteil Detailhandel, basierend auf Absatzmengen. Basis: AC Nielsen *** Bioanteil basiert auf Absatzmengen
0%
20%
40%
60%
80%
100%
Gesamt-Jahresrechnung 2013 Max Havelaar-Stiftung (Schweiz)
Bilanz Max Havelaar-Stiftung Aktiven CHF
31.12.13
31.12.12
Passiven CHF
31.12.13
31.12.12
Umlaufvermögen
4’688’437
3’958’304
Fremdkapital
1’169’001
1’141’222
Flüssige Mittel
3’031’517
2’040’535
Verbindlichkeiten aus Lieferungen & Leistungen
259’600
160’744
Forderungen aus Lieferungen & Leistungen
1’573’898
1’793’491
Verbindlichkeiten Übrige
205’093
360’650
Forderungen Übrige
26’069
73’969
Zweckgebundene Fonds
25’746
258’562
Transitorische Aktiven
56’954
50’309
Transitorische Passiven
432’341
223’519
Kurzfristige Rückstellungen
246’220
137’747
3’699’353
3’038’109
190’002
190’002
–
74’610
= Endbestand
3’509’351
2’773’497
Total Passiven
4’868’354
4’179’331
Anlagevermögen
179’917
221’027
Eigenkapital
Mobilien
179’917
221’027
Stiftungskapital Neubewertungsreserven Erarbeitetes Kapital Anfangsbestand 2’773’497 Umgliederung* 318’014 + Jahresergebnis
14 Total Aktiven
4’868’354
4’179’331
417’840
* Umgliederung aus Neubewertungsreserve (TCHF 75) und zweckgebundene Fonds (TCHF 243)
Erfolgsrechnung Max Havelaar-Stiftung Aufwand CHF
2013
2012
3’325’648
3’514’817
Verwaltungskosten
686’604
775’249
Beiträge DEZA /SECO/ADA /GIZ
Marketing/Kommunikation
587’446
733’567
Spenden
1’848’361
1’472’910
Projektunterstützung STEP
387’488
194’565
Abschreibungen
100’613
168’427
6’350
2’002
525’290
523’916
Debitorenverluste
49’768
– 546
a.o. Aufwand
57’348
4’440
333
78’793
7’049’960
6’944’223
417’840
461’911
Personalaufwand
Monitoring/Standard Setting/Koordination
Finanzaufwand Operatives Ergebnis
Bildung Rückstellungen Total Aufwand Jahresergebnis
Ertrag CHF
2013
2012
7’399’114
6’992’498
–
128’676
333
88’453
60’831
169’527
7’522
6’298
a.o. Ertrag
–
14’042
Auflösung Rückstellungen
–
6’640
7’467’800
7’406’134
Lizenzeinnahmen
Sonstiger Ertrag
Finanzertrag
Total Ertrag
«Der geprüfte Jahresbericht zuhanden des Stiftungsrates enthält keine Einschränkungen oder Hinweise zu Gesetzesverstössen.» Basel, 10. April 2014. Der vollständige Revisionsbericht kann von www.maxhavelaar.ch heruntergeladen werden.
Finanzbericht 2013
Die Max Havelaar-Stiftung berichtet für 2013 über ein sehr erfreuliches Jahresergebnis. Wie in den Vorjahren konnte der Wachstumspfad gehalten werden. Dieses Wachstum ermöglicht es der Stiftung, einen nachhaltigen Beitrag zu leisten, um den fairen Handel weiterzuentwickeln. Diese positive Entwicklung ist über alle Produkte breit abgestützt. Die Projektausgaben sind unserem Geschäftsbereich STEP zuzuordnen und stehen im Zusammenhang mit Spendeneinnahmen aus früheren Perioden. STEP wurde per Ende 2013 in eine neue Trägerschaft ausserhalb der Max HavelaarStiftung überführt (siehe Text rechts).
Durch ein striktes Kostenmanagement wurde der Aufwand im Bereich der Vorjahre plafoniert. Die vorliegende Jahresrechnung wurde von PricewaterhouseCoopers, Basel, in einer ordentlichen Revision umfassend geprüft und für korrekt befunden. Die Vorgaben zum internen Kontrollsystem hat die Max Havelaar-Stiftung jederzeit eingehalten.
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Aufwand nach Bereichen 10%
13%
3%
34%
21% 19%
Qualitäts- und Supply Chain Management Internationale Zusammenarbeit* Kommunikation und Information Marketing & Key Account Management Administration & Infrastruktur Label STEP
* Beinhaltet u.a. Standardsetzung, Produzentensupport, Monitoring & Evaluation, Policy-Setting und Global Prouduct Management.
Das Label STEP Bis zum 31.12.2013 gehörte zur Max Havelaar-Stiftung auch das Label STEP, welches den Absatz von fair produzierten und gehandelten handgefertigten Teppichen fördert. Per 1.1.2014 wurde diese Geschäftseinheit in eine neue Trägerschaft überführt. Die beiden Max Havelaar-Stifterwerke Fastenopfer und Brot für alle haben dafür den Verein «Label STEP – fair trade Teppiche» ins Leben gerufen.
Adressen Max Havelaar
Die Max Havelaar-Stiftung (Schweiz) wurde 1992 von den sechs Hilfswerken Brot für alle, Caritas, Fastenopfer, HEKS, Helvetas und Swissaid gegründet. Als nationale Fairtrade-Organisation fördert sie den Verkauf und Konsum von zertifizierten Fairtrade-Produkten, betreibt aber selbst keinen Handel. Max Havelaar vergibt in der Schweiz das Fairtrade-Label an Produkte, die fair gehandelt sowie nach strengen sozialen und ökologischen Kriterien produziert werden.
Max Havelaar-Stiftung (Schweiz) Malzgasse 25, CH-4052 Basel T + 41 61 271 75 00 F + 41 61 271 75 62 info@maxhavelaar.ch www.maxhavelaar.ch
Geschäftsleitung ( per 31.12.2013) Nadja Lang, Geschäftsleiterin Fred Lauener, Leiter Internationale Zusammenarbeit & Öffentlichkeitsarbeit, stv. Geschäftsleiter Monika Baumberger, Leiterin Marketing & Key Account Management Patric Fuhrimann, Leiter Finanzen & Services
Stiftungsrat ( per 31.12.2013) Miges Baumann, Brot für alle (Präsident) Melchior Lengsfeld, Helvetas Swiss Intercooperation (Vizepräsident) Matthias Dörnenburg, Fastenopfer Esther Oettli, HEKS Jürg Rückert, C.M.C. Consulting-Management-Coaching AG Monika Uhlmann, Swissaid Geert van Dok, Caritas Schweiz
Stifterorganisationen
Büro Zürich: Max Havelaar-Stiftung (Schweiz) Konradstrasse 6, CH-8005 Zürich
Herausgeberin: Max Havelaar-Stiftung (Schweiz) – Redaktion: Fabian Waldmeier – Bilder: Didier Gentilhomme, Patrick Gutenberg, Linus Hallgren, Simon Hawke, Marion Nitsch, James Robinson, James A. Rodríguez, Fairtrade International, Max Havelaar Belgium – Gestaltung: Driven GmbH, Zürich Druck: Ropress, Zürich, klimaneutral & mit Ökostrom produziert – Papier: Heaven 42 Softmatt FSC ® – Lithografie: Mediafabrik AG, Zürich – Übersetzung: Zieltext AG, Thalwil – Korrektorat: Lektorama, Zürich – Bezugsquellen Produkte unter www.maxhavelaar.ch – Mai 2014
Die Max Havelaar-Stiftung