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Poste Italiane SpA – Versand im Postabonnement ges. Dekr. 353/2003 (abgeändert in Ges. 27/02/2004 Nr. 46) Art. 1, Komma 2, CNS Bozen Erscheinung: 4 Mal im Jahr, Einschreibung ins Bozner Landesgericht Nr.3/2003
Die Chance Die Zeitschrift der Südtiroler Krebshilfe
Die Sanitätsreform April 2011 | Nr. 1
Inhalt INhalt Seite 3 – 5 Sanitätsreform - Wir haben eine Verpflichtung allen gegenüber Interview mit dem Landesrat Richard Theiner 6 – 7 Sanitätsreform - Reform geht in die richtige Richtung - aber zu zögerlich Interview mit Sanitätsdirektor Oswald Mayr 8 – 9 Sanitätsreform - Es braucht eine allgemein zugängliche Datenbank Interview mit dem Präsidenten der Südtiroler Ärztekammer Michele Comberlato
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10 – 11 Sanitätsreform - Der Hausarzt als Lotse und Koordinator Interview mit Dr. Adolf Engl 12– 15 So arbeitet ein Referenzzentrum - Seit fünf Jahren erfolgreich: Das Brustgesundheitszentrum Brixen Meran
S. 11
16 Sanitätsreform - Der Kommentar: Reform und kein Ende
16 Vollversammlung der Südtiroler Krebshilfe
17 Wer sind wir - Die Kraft, die das Leben gibt Monika Gurschler, Vorsitzende der Sektion Bozen Salten Schlern
18 - 21 Auch Krebs lässt sich verhindern - Weltkrebstag am 3. Februar 2011
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22 - 25 Zu Gast in der Schule (1) - Vorsorge beginnt in der Schule: Experten zum Thema Krebs und Ernährung 26 – 29 Zu Gast in der Schule (2) - „Krebs ist kein Todesurteil“: Die gleiche Krankheit – aber vier unterschiedliche Geschichten.
30 – 36 Was ist los in den Bezirken
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Wir über uns Liebe Leserinnen, liebe Leser! Einige werden sich vielleicht gewundert haben, dass die Chance dieses Mal so spät angekommen ist. Wir sind nicht spät, wir haben reduziert. In Zukunft wird die Chance dreimal im Jahr erscheinen, im Frühjahr, im Sommer und im Dezember. Wir hoffen, die Zeitung auf diese Weise noch interessanter gestalten zu können. Das große Thema dieser Ausgabe heißt Sanitätsreform. Ein viel gebrauchtes Wort. Wir haben mit Entscheidungsträgern, Landesrat Richard Theiner und Sanitätsdirektor Oswald Mayr gesprochen. Wir haben aber auch mit Ärzten gesprochen, die dem ganzen etwas kritisch gegenüber stehen, dem Präsidenten der Südtiroler Ärztekammer, Dr. Michele Comberlato und dem Präsidenten der Südtiroler Akademie für Allgemeinmedizin, Dr. Adolf Engl. Wir berichten über eines der in der Reform vorgesehenen Exzellenzzentren, das Brustgesundheitszentrum Brixen – Meran. Ich persönlich bin der Meinung, dass wir vor der Zusammenlegung einiger Dienste keine Angst zu haben brauchen. Wenn ich weiß, dass in 40 Km Entfernung wesentlich mehr Fälle behandelt werden, als bei mir direkt vor der
Haustür, dann fahre ich doch lieber 40 Km. Und sind wir doch ehrlich: Zum Einkaufen sind wir ja auch bereit, nach Verona oder Innsbruck zu fahren! Wir berichten in dieser Ausgabe ausführlich über zwei Aktionen an einer Brixner Oberschule. Nicht, weil wir schon wieder Brixen den Vorrang geben wollen. Nein. Aber wir sind von zwei Maturaklassen des Pädagogischen Gymnasiums eingeladen worden, im Rahmen von Projekttagen in die Klasse zu kommen. Eine Aktion, die wir, wie ich hoffe in Zukunft auf das ganze Land ausweiten können. Wir haben mit den Schülerinnen und Schülern über die Arbeit der Krebshilfe und über Prävention gesprochen; Betroffene haben über ihre ganz persönliche Erfahrung mit der Krankheit berichtet. Und die Schüler waren nicht etwa gelangweilt, und haben gedacht, das geht mich doch alles gar nichts an, sondern im Gegenteil äußerst interessiert. Und das Thema Krebs geht ja auch alle an. Vorsorge kann gar nicht früh genug beginnen! Das Thema Vorsorge stand auch im Mittelpunkt des diesjährigen Weltkrebstag, am 4. Februar, den wir wieder genutzt haben, um eine Presse-
Renate Daporta Jöchler Präsidentin konferenz abzuhalten. Thema: Prävention und Screenings. So, bleibt mir nur noch allen ein schönes Frühjahr und einen guten Start in den Sommer zu wünschen. Die Teilnehmer der Ferienaufenthalte haben sich schon eingeschrieben und ich hoffe, dass es auch in diesem Jahr wieder viele schöne Momente des Zusammenseins geben wird und alle erholt und ausgeruht voll neuer Kraft zurückkommen. Ach ja. Und ich freue mich natürlich Sie alle bei unserer Vollversammlung am 9. April in Bozen begrüßen zu können. In diesem Jahr wird sich alles um unser 30jähriges Jubiläum und die dafür vorgesehenen Feierlichkeiten drehen. Ihre Renate Daporta Jöchler Präsidentin
IMPRESSUM: DIE CHANCE: Kostenlose Zeitschrift für die Mitglieder der Südtiroler Krebshilfe. Herausgeber: Südtiroler Krebshilfe, Dreiheiligengasse 1, 39100 Bozen, Tel: 0471 28 33 48, Fax: 0471 28 82 82 e-mail: info@krebshilfe.it In das Landesverzeichnis der ehrenamtlich eingetragen Dek. Nr. 199/1.1-28.10.1997 Einschreibung ins Bozner Landesgericht Nr. 3/2003 Sekretariat: Südtiroler Krebshilfe Chefredakteurin: Dr. Nicole Dominique Steiner Fotos: Othmar Seehauser Grafik und Layout: Studio Mediamacs, Bozen Druck: Athesia Druck GmbH, Bozen Nächste Ausgabe: August 2011
Sanitätsreform
Thema
Wir haben eine Verpflichtung allen gegenüber
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Interview mit dem Landesrat für Familie, Gesundheit und Soziales, Richard Theiner
Vor vier Jahren ist mit der Durchführung der Sanitätsreform begonnen worden. Zunächst im Bereich der Verwaltung. Nun geht es an die klinische Reform. Die territoriale Grundversorgung soll wieder aufgewertet und die fachärztliche Versorgung in den Krankenhäusern gestrafft werden.
Chance: Was ist ihrer Ansicht nach der zentrale Punkt der klinischen Reform? LR Richard Theiner: Schauen wir zunächst einmal, was schon passiert ist. Schließlich hat die Reform des Südtiroler Sanitätswesens bereits 2007 begonnen, mit der Zusammenlegung der bis dato vier Sanitätsbetriebe in einen. Wir haben mit der Verwaltung begonnen. Prozedere vereinfacht, Einsparungen getätigt, in dem beispielsweise Stellen nicht mehr nachbesetzt wurden. Gleichzeitig haben die Mitarbeiter in den Gesundheitsberufen deutlich zugelegt… Jetzt geht´s an die klinische Reform nach dem Motto, gute medizinische Grundversorgung überall, aber nicht überall alles.
Chance: Die Ärzte beklagen, dass es noch kein einheitliches EDV-System gäbe, ihrer Ansicht nach absolute Voraussetzung für das Gelingen der Reform. LR Richard Theiner: Für mich ist das eine Frage der Kultur, das muss zusammenwachsen. Das kann ich nicht per Gesetzesmaßnahme von oben verordnen. Für mich liegt die Voraussetzung vielmehr in der Überwindung des Bezirksdenkens. Für mich besteht das große Problem, das es zu überwinden gilt, in den Köpfen, die nicht über den eigenen Bezirk hinausschauen. Chance: Die demographische Entwicklung, das heißt die Überalterung der Gesellschaft – auch in Südtirol – wird mit
einer enormen Steigerung der Nachfrage nach medizinischen Leistungen verbunden sein. Wie wollen Sie das bewältigen? LR Richard Theiner: Wir können das nur bewältigen, wenn wir in den Krankenhäusern nur das behandeln, was nur dort zu behandeln ist und alles andere in den Bezirken. Chance: Gibt es dafür genug Allgemeinärzte? LR Richard Theiner: In Südtirol herrscht noch kein Ärztemangel. Aber in mittlerer, bzw. ferner Zukunft kann das auch bei uns zum Problem werden. Deshalb setzen wir schon jetzt auf zusätzliche Ausbildungsstellen, z. B. in Nord- Folgt
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Thema
Sanitätsreform
Chance: Und wie soll das vonstatten gehen? LR Richard Theiner: Indem wir den Schulen Gelder für Gesundheitserziehung geben und indem wir über die Stiftung Vital in allen Bereichen gesundheitsfördernde Aktionen setzen wie zum Beispiel gesunder Betrieb, gesunde Gemeinde, indem wir gemeinsame Wanderungen initiieren usw. Wir geben Unterstützung zur Eigenverantwortung. Chance: Aber reicht das? Jeder weiß, dass Rauchen schädlich ist und doch rauchen auch gerade Jugendliche. LR Richard Theiner: Da müssen wir die Gesetze noch strenger machen. Bei uns gibt es keine Raucherräume, wir haben in Zusammenarbeit mit dem HGV eine Kampagne für maßvollen Alkoholgenuss gestartet…
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Chance: Könnte eine Lösung sein, die Behandlung von denjenigen, die vorsätzlich ihre Gesundheit schädigen, z. B. zum Beispiel durch Rauchen oder durch Alkoholmissbrauch, nicht mehr zu finanzieren?
tirol, aber auch bei uns in Südtirol. Die Landesregierung hat die Gründung einer medizinischen Fakultät ins Auge gefasst. Chance: Die Reform verlangt ein Umdenken auch der Patienten. Sind Sie optimistisch? LR Richard Theiner: Wir hätten keine Reform gemacht, wenn wir nicht wüssten, dass die Patienten dahinterstehen. Das Personal scheint sich dagegen auszusprechen, die Patienten sind dafür. Stichwort Komplementärmedizin in Meran. Die Patienten wünschen eine ganzheitliche Behandlung. Chance: Aber die Ärztekammer hatte sich dagegen ausgesprochen… LR Richard Theiner: Und wir haben es gegen den enormen Widerstand der Ärztekammer durchgezogen. Heute haben wir eine europaweite positive Resonanz auf diese Abteilung. Fernsehteams kommen. Aber, was für mich das Wichtigste ist: wir haben eine positive Rückmeldung von
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Landesrat Richard Theiner
Seiten der Patienten. Ich mache Politik für Patienten, nicht für Lobbys. Chance: Apropos Ärztekammer: Präsident Michele Comberlato hält Ihnen vor, die Ärzte nicht in die Entscheidungen über die Reform mit einbezogen zu haben? LR Richard Theiner: Dazu kann ich nur wiederholen, dass die Gesundheitspolitik von der Politik gemacht wird und nicht von den Lobbys, sonst wären wir im Mittelalter. Chance: Wie wollen Sie das Umdenken der Patienten zu mehr Eigenverantwortung erreichen? LR Richard Theiner: Die Gesundheitserziehung beginnt in der Wiege – wenn nicht noch früher. Laut Weltgesundheits-Organisation, WHO, ist unsere Gesundheit zu zehn Prozent von der Gesundheitsstruktur bestimmt, zu zwanzig Prozent von der Genetik und zu fünfzig Prozent vom Lebensstil. Und genau hier setzen wir an. Wir müssen Gesundheitspolitik mit Bewusstseinsschulung machen.
LR Richard Theiner: Nein. Das wäre das Ende der Solidarität, das ist nicht mein Bild von Gesellschaft. Wir haben eine Verpflichtung allen gegenüber. Chance: Das kleine Südtirol hat sieben Krankenhäuser. Sind das nicht zu viel? Hier sieht die Reform keine Veränderung vor. LR Richard Theiner: Die Krankenhäuser werden bestehen bleiben, aber einer der zentralen Punkte der klinischen Reform ist, dass nicht mehr alles überall angeboten wird. Da müssen wir uns zusammensetzen und die Fallzahlen untersuchen. Im Interesse der Patienten. Es wird Referenzzentren für die verschiedenen Behandlungen geben. Das heißt zum Beispiel für die Tumorpatienten, dass in einem Krankenhaus bestimmte Operationen durchgeführt werden, dort wo ich die Einhaltung der europäischen und internationalen Standards gewährleisten kann und dort, wo hohe Fallzahlen einen großen Erfahrungsstand gewährleisten. Aber die Nachbehandlung, die kann dann auf territorialer Ebene erfolgen. Ich muss mich als Patient doch fragen, wo habe ich die größten Chancen und nicht, wo muss ich den kürzesten Weg zurücklegen. Chance: Wie beurteilen Sie den Stand der Krebsbehandlung in Südtirol?
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Sanitätsreform
LR Richard Theiner: Wir stehen sehr gut da und können unseren Patienten die besten Behandlungen nach internationalen Standards gewährleisten. In Zukunft, mit Schaffung der Referenzzentren wird das noch besser werden. Chance: Wie kommt es das Südtirol, das sonst immer Klassenprimus sein möchte, sich so lange Zeit gelassen mit der Einführung eines allgemeinen Screenings zur Erkenntnis von Dickdarmkrebs. In Nachbarprovinzen und selbst in Süditalien wird diese Untersuchung schon seit Jahren angeboten. Hier wird ein Test des Stuhlgangs auf Blutspuren erst ab diesem Jahr angeboten. LR Richard Theiner: Die Politik entscheidet, aber nach Dafürhalten des Sanitätsrats. Wir haben nicht die Kompetenz, um das zu entscheiden und halten uns zu hundert Prozent an die Empfehlungen diese Rates, der zum Großteil aus Ärzten besteht. So ein Screening hat auch Nachteile.
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So schön kann gesundheitsförderndes Verhalten sein!
Chance: Die im neuen Krebsatlas veröffentlichten Zahlen zeigen, dass die Zahl an Dickdarmkrebserkrankten steigt und auch immer mehr Frauen davon betroffen sind. LR Richard Theiner: Die Inzidenz und Mortalitätsrate, die im neuen Krebsatlas erhoben wurde, den wir in Auftrag gegeben haben, sagt aber auch, dass wir dennoch gut im Schnitt liegen. Und jetzt haben wir diesbezüglich die Empfehlung erhalten und haben dieses Screening auch eingeführt! Chance: Wie beurteilen Sie die Arbeit von Organisationen wie der Krebshilfe? LR Richard Theiner: Mir ist die Krebshilfe sehr wichtig. Ich finde es gut, dass sie sich im Interesse ihrer Mitglieder kritisch mit diesen Themen auseinandersetzt. Außerdem bin ich der Ansicht, dass der Aspekt der gegenseitigen Hilfe und des Halts, der in so einer Gruppe entsteht, gar nicht hoch genug einzuschätzen ist. Und ich kann mich natürlich nur bedanken für die wertvolle Hilfe der zahlreichen Freiwilligen.
Chance: Haben Sie manchmal das Gefühl auf einem Schleudersitz zu sitzen? LR Richard Theiner: Ich hatte 2008 ein gutes Wahlergebnis und hätte auch ein anderes Ressort wählen können. Natürlich steht mein Ressort im Brennpunkt des Interesses und damit auch der Kritik. Aber ich spüre die Verantwortung. Gerade in diesem Bereich empfinde ich es als enorm wichtig, viel zu bewegen. Im Interesse der Bevölkerung. Und ich weiß den Großteil der Bevölkerung hinter mir. Chance: Wir haben vorhin von Eigenverantwortung und Gesundheitsbewusstsein gesprochen. Wie gesund leben Sie selbst? LR Richard Theiner: Ich arbeite zu viel. Mein Pensum ist sicher alles andere als gesundheitsfördernd, aber sonst versuche ich, mich ausgewogen und gesund zu ernähren. Ich treibe verschiedene Sportarten. Und ich muss sagen, ich fühle mich n sehr gesund!
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Thema
Sanitätsreform
Reform geht in die richtige Richtung - aber zu zögerlich Interview mit Sanitätsdirektor Oswald Mayr Die klinische Sanitätsreform wird die Rollen neu verteilen. Die Tätigkeit des Hausarztes wird aufgewertet, komplexe Fälle werden in entsprechenden Referenzzentren behandelt und die Patienten müssen umdenken. Ein Prozess, der noch zu langsam vonstatten geht.
Chance: Das Zauberwort der Sanitätsreform heißt Referenzzentrum. Was ist darunter zu verstehen? Dr. Oswald Mayr: Das heißt nichts anderes, als dass wir in jedem Bezirk bestimmte Dienste anbieten werden, die dort aus irgendeinem Grund eine spezifische Entwicklung erfahren haben. Zum Beispiel ein Zentrum für Invitro-Fertilisation in Bruneck. Ein Zentrum für Plastische Chirurgie in Brixen. Ein Zentrum für Schlaganfallbehandlung in Bozen und ein Zentrum für Handchirurgie in Meran usw. Chance: Es gibt sieben Krankenhäuser in Südtirol. Werden die Krankenhäuser bei einer solchen Aufteilung mitspielen? Dr. Oswald Mayr: Darum geht es nicht. Würde man heute den Sanitätsbetrieb ex novo aus der Taufe heben, dann gäbe es ohnehin keine sieben Krankenhäuser mehr. Das ist ein altes Konzept. Man würde mit drei auskommen und würde von vorneherein die territoriale Betreuung kapillar ausbauen. Aber zurück zur Frage: Auf niedrigem Niveau werden bestimmte Dienstleistungen auch weiterhin überall angeboten, der Basisanteil bleibt auf der lokalen Ebene, aber für komplexe Fälle muss sich der Patient in eines der Refe-
renzzentren begeben. In seinem eigenen Interesse.
Chance: Die Leute haben Angst vor der Entfernung heißt es.
Chance: Wie lange wird diese Entwicklung dauern?
Dr. Oswald Mayr: Wenn es darum geht, ins Ausland zu fahren oder außerhalb Südtirols, dann nehmen die Patienten seltsamerweise alles in Kauf. In Südtirol sind sie resistent. Bozen – Brixen – Meran – was sind denn das für Strecken?! Was vertretbar ist, wird beim Wohnort bleiben: Erste Einstufung der Krankheit, die Untersuchung auf genetische Belastung, die Vorgeschichte und die Klassifizierung des Patienten, die Erstellung des therapeutischen Konzepts.
Dr. Oswald Mayr: Wir können diese Referenzzentren natürlich nicht aus dem Boden stampfen, sondern werden schrittweise patientenrelevante Bereiche wie zum Beispiel die plastische Chirurgie in der Onkologie einrichten. Die Referenzzentren werden zudem alle im Netzwerk arbeiten. Chance: Wie ist das zu verstehen? Dr. Oswald Mayr: Bleiben wir beim Beispiel der Tumorbehandlung. Sagen wir eine Patientin aus Schlanders mit einem Mammakarzinom. Das therapeutische Konzept wird gemeinsam von einem sogenannten Tumorboard beschlossen, dem ein Gynäkologe, ein Psychologe, ein Onkologe, ein Pathologe, ein Chirurg und ein plastischer Chirurg angehören. Zur Operation kommt die Patientin ins Brustgesundheitszentrum nach Meran. Neben dem Chirurgen ist bei der Operation ein plastischer Chirurg vom Referenzzentrum in Brixen anwesend. Die Chemotherapie und die psychologische Betreuung macht die Patientin aber vor Ort, daheim in Schlanders.
Geboren in Lengmoos am Ritten. Studium der Humanmedizin in Inn sbruck, Linz und München.
Dr. Oswald Mayr,
Sanitätsdirektor
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1987 Facharzt für Anästh esiologie in Berlin; bis 1990 Oberarzt am Klin ikum Steglitz der FU Berlin. Seit 1990 am Krankenhaus Bozen, 1999 - 2003, 2006 Prim ar der Intensivstation. 2003 - 2005 San itätsdirektor Bozen. Ab 2007 Sanitätsdirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebs
Chance: Hat der Patient immer mit denselben Ansprechpartnern zu tun? Dr. Oswald Mayr: Der Patient hat in der Regel einen Ansprechpartner seines Vertrauens, einen fixen Bezugspunkt, an den er sich mit allen Fragen richten kann. Im Fall unserer Patientin aus Schlanders den Gynäkologen. Aber der Gynäkologe hat im Tumorboard immer mit den gleichen Kollegen zu tun, die den Fall kennen und an die er die spezifischen Fragestellungen weiter leiten kann. Die therapeutischen Erfolge geben uns recht. Das System bewährt sich. Chance: Wie erklären Sie sich die Ängste der Bürger von der Reform? Dr. Oswald Mayr: Im Gesundheitsbereich muss gespart werden wie überall. Das verunsichert die Leute. Weil mit diesem Bereich natürlich auch elementare Ängste verbunden sind. Aber wir garantieren den bestmöglichen Einsatz der Steuergelder. Es gibt einen zentralen Bereich, wie zum Beispiel die onkologische Betreuung, da wird mit Sicherheit nicht gespart werden. Aber es gibt viele andere Bereiche, wo die Angemessenheit des Angebots überprüft werden muss, wo Leistungen hinterfragt werden müssen. So wird etwa die Strahlentherapie von der Bonvicini-Klinik in die
Thema
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Sanitätsreform
Onkologie im Bozner Krankenhaus verlegt. Wir kommen um eine Rationalisierung nicht herum. Chance: Der Patient fragt sich: „Wird wohl ausgerechnet bei mir gespart?“ Dr. Oswald Mayr: Wir bieten allen Patienten die gleichen Behandlungsniveaus, im Fachjargon LEAS an. Die werden von der öffentlichen Hand bezahlt. Will der Patient mehr, muss er beitragen. Chance: Wie bei der Komplementärmedizin? Dr. Oswald Mayr: Genau. Bei der Komplementärmedizin handelt es sich um ein zusätzliches Heilungsverfahren, das außerhalb des evidenz-medizinischen Bereichs im emotionellen Bereich liegt. Hier muss der Patient ein Ticket zahlen. Chance: Wie stehen Sie zur Komplementärmedizin? Dr. Oswald Mayr: Der Schulmediziner und der Komplementärmediziner haben die gleiche Patientenakte vor sich liegen. Der Unterschied in der Behandlung ist, dass der Komplementärmediziner nicht
die Heilungschancen erhöht, sondern die Lebensqualität des Patienten. Chance: Stichwort Betreuungskontinuität. Dr. Oswald Mayr: Mit der Sanitätsreform wollen wir die Rolle des Hausarztes aufwerten. In Zukunft werden auch die Hausärzte im Netzwerk arbeiten müssen, um die von uns angestrebte Betreuungskontinuität zu garantieren. Der Hausarzt wird auf dem Territorium für die Behandlung der chronisch erkrankten Patienten zuständig sein, also chronisch Lungenkranke, neurologische Erkrankungen, Diabetes usw. Chance: Wie soll er das alleine schaffen? Dr. Oswald Mayr: Das muss er nicht alleine schaffen. Im Bezirk wird er unterstützt von Fachpersonal, Pflegern, Physiotherapeuten, von einer Sekretärin, aber auch von Fachärzten. Chance: Viele Hausärzte haben heute nicht einmal die Mittel für eine Sekretärin … Dr. Oswald Mayr: Wir werden die Gründung von größeren Gemeinschaftspraxen in den Sprengeln anregen. In der Stadt ist das vielfach schon Realität. Wir streben
insgesamt eine Aufwertung der Ärzte für Allgemeinmedizin an, die im Konzept der Betreuungskontinuität natürlich auch eine große Rolle spielen. Chance: Werden die Patienten das annehmen? In der Ersten Hilfe vom Krankenhaus Bozen werden an manchen Tagen bis zu 400 Patienten gezählt. Dr. Oswald Mayr: Unsere Patienten waren bisher zu krankenhauszentriert. Jetzt müssen sie umdenken und Vertrauen in ihren Hausarzt gewinnen. Das mit der Ersten Hilfe ist ein großes Problem. Mindestens 70 % dieser Patienten wären ein Fall für den Hausarzt. Chance: Am Wochenende ist zumindest in der Stadt kein Arzt im Dienst. Nach 18 Uhr auch nicht mehr… Dr. Oswald Mayr: Wir müssen sicher auch die Verträge der Hausärzte neu gestalten. Das ist alles eine Frage der Zeit. Ich bin mir jedenfalls ganz sicher, dass wir in die richtige Richtung gehen, nur geht alles viel zu zögerlich vonstatten und wir sind im Ansatz zu bescheiden. Wir müssen immer noch die Balance finden zwischen dem effektiven Bedarf und der politischen Machbarkeit. n
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Sanitätsreform
Es braucht eine allgemein zugängliche Datenbank Interview mit dem Präsidenten der Südtiroler Ärztekammer Michele Comberlato Eine Reform des Südtiroler Gesundheitswesens braucht es. Längst schon. Aber den Ärzten fehlt bisher eine klare Linie. Und: Sie würden gerne ihre fachspezifische Kompetenz in die Planung der klinischen Reform mit einbringen.
Chance: Alle reden von der klinischen Reform. Von der Notwendigkeit einzusparen, um einen Zusammenbruch des öffentlichen Sanitätswesens zu verhindern. Aber was ist denn nun, startet die Reform oder nicht? Dr. Michele Comberlato: Tatsächlich scheint es Widerstand zu geben, dieses Thema anzugehen. Wir gehen von einem Status Quo aus, der allgemein als sehr zufriedenstellend beurteilt wird. Man weiß nicht recht, was das Neue bringen wird. Das führt zu Unsicherheit und Angst. Chance: Wenn alles so gut funktioniert, wozu braucht es dann eine Reform? Dr. Michele Comberlato: Wenn wir uns die Vergleichsdaten auf nationaler Ebene anschauen, stellen wir fest, dass eben doch nicht alles so perfekt ist, wie es ausschaut. Und unsere Dienste nicht so gut abschneiden, wie es auf den ersten Blick den Anschein haben mag. Chance: Und der Grund dafür? Dr. Michele Comberlato: Bei uns dreht sich der gesamte Gesundheitsdienst um
das Krankenhaus. Das Territorium ist – zum Großteil jedenfalls – leer. Unsere Krankenhäuser, oder zumindest einige davon haben täglich mit einer völligen Überlastung zu kämpfen. Die Erste Hilfe Abteilungen sind völlig überlaufen, weil alle wegen jedem Wehwehchen dorthin gehen, das wesentlich besser und kostengünstiger vom Hausarzt im Sprengel behandelt werden könnte. Chance: Das Sanitätswesen hat mit 1.300 Millionen Euro den größten Anteil am Landeshaushalt. Reicht das nicht? Dr. Michele Comberlato: An Geld fehlt es uns eigentlich nicht. Wir haben eine ProKopf-Quote um die uns andere nur beneiden können. Das Problem ist ein anderes: Wir müssen das Verteilungsprinzip dieser Ressourcen ändern, wenn wir weiterhin leistungsstark bleiben wollen. Chance: Wenn es nicht an den Mitteln liegt, woran dann? Dr. Michele Comberlato: In meinen Augen fehlt eine klare Linie. Oft werden Entscheidungen vorschnell getroffen, ohne die entsprechenden Fachleute mit
Seit 1986 arbeitet Com berlato auf der Abteilung für Gastroentero logie, Physiopathologie und Endoskopi e des Verdauungstraktes im Krankenhaus Bozen.
Doktor Michele Comberl
Präsident der Südtiroler
ato,
Ärztenkammer
Michele Comberlato wu rde in Bozen geboren. Studium der Me dizin in Verona und Spezialisierung in Gastro enterologie.
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Doktor Comberlato ist Oberarzt, sein Spezialgebiet ist die Behand lung chronischer Darminfektionen und er ist Direktor des multi–disziplinären Zen trums für die Behandlung von chronisch en Darmerkrankungen im Krankenhaus Bozen. Comberlato ist Mitglied der wichtigsten internationalen und nation alen Gesellschaften für Gastroenterolog ie. Seit 2000 gehört er der Südtiroler Ärztek ammer an, der er seit 2009 als Präsident vor steht.
einzubeziehen oder jedenfalls nicht in ausreichendem Maße. Ein Beispiel: Die Ärztekammer wurde in die Entscheidung eine Abteilung für Komplementärmedizin in Meran zu eröffnen oder das Vorhaben der Landesregierung, eine Struktur für Neuro-Rehabilitation in Sterzing einzurichten nicht mit einbezogen. Wir haben uns gegen beides ausgesprochen. Weil es unserer Ansicht nach keine eigene Abteilung für Komplementärmedizin braucht, bzw. weil in Sterzing jede Voraussetzung fehlt für ein Funktionieren einer solchen komplexen Abteilung mit Patienten, die einer ganzen Reihe anderer Dienste bedürfen, die es dort nicht gibt. Wir wollen keine Politik machen, aber wir wollen unsere Kompetenz, unser Fachwissen den Entscheidungsträgern zur Verfügung stellen. Leider wird das nicht in Anspruch genommen! Chance: Sitzen in der Arbeitsgruppe der 26 er Kommission nicht auch Ärzte und Vertreter des Pflegepersonals? Dr. Michele Comberlato: Natürlich, aber dieses Gremium, dem die Vorhaben im Bereich Sanitätswesen unterbreitet werden, kann nur Empfehlungen aussprechen und hat kein Entscheidungsrecht. Chance: Was braucht es Ihrer Meinung nach, bevor man an den Aufbau neuer Strukturen denkt? Dr. Michele Comberlato: Ganz Südtirol hat nicht einmal eine halbe Million Einwohner. Aber es gibt sieben Krankenhäuser, das Territorium ist in Sprengel aufgeteilt, die wiederum von den Krankenhäusern abhängen. So weit so gut. Aber wenn jetzt ein Patient zu mir in die Gastroenterologie kommt, dann habe ich keinerlei Zugriff auf seine Gesundheitsdaten und auf seine Krankengeschichte, weil wir nicht adäquat vernetzt sind. Wenn ich einen Patienten entlasse, dann gebe ich
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Foto: Jyoti Orlandi
Sanitätsreform
ihm den Entlassungsbrief mit, in dem u. a. steht, welche weitere Behandlung er benötigt. Wer sagt mir, dass er diesen Brief auch tatsächlich seinem Hausarzt zeigt? Wenn er es nicht tut, wer garantiert mir, dass er seine Behandlung auch tatsächlich fortsetzt? Verstehen Sie, dass es hier ein Problem gibt und dass aus diesem Manko Kosten, sogar erhebliche Kosten entstehen können? Chance: In Trient gibt es ein solches Netz schon seit zehn Jahren… Dr. Michele Comberlato: Ja, und es funktioniert! Bei uns hingegen wurden enorme Summen in ein EDV System investiert, das nicht funktioniert und das das Krankenhaus eben nicht online mit dem Territorium verbindet. Wir stecken Millionen von Euro in die Renovierung unserer Krankenhäuser aus, aber wir haben keine gemeinsame Datenbank. In Bruneck haben sie entschieden alleine eine aufzubauen und es funktioniert. Mehr als hundert Ärzte und natürlich das Krankenhaus haben sich daran beteiligt. Chance: Könnte das Problem der Privacy eine Ursache dafür sein, dass ein solches Netzwerk noch nicht funktioniert? Dr. Michele Comberlato: Mag sein; es stimmt schon dass die Behandlungskon-
tinuität mitunter von den Vorschriften der Privacy behindert wird. Aber glauben Sie mir, ohne eine Vernetzung kann das Territorium nicht funktionieren. Eine solche allgemeine Datenbank wäre gerade auch für die Behandlung von Tumorpatienten von größter Bedeutung, für den Austausch der Behandlungsprotokolle in den verschiedenen Phasen, akut, postakut und chronisch. Viele unserer Hausärzte können sich nicht einmal eine Sekretärin leisten, sie sind ohne eine gemeinsame Datenbank isoliert und werden unserer Ansicht nach auch nicht genügend in die Reform des territorialen Sanitätsdienstes involviert. Chance: Damit die Reform überhaupt greifen kann, müsste man auch die Bevölkerung miteinbeziehen? Dr. Michele Comberlato: Absolut. Veränderungen müssen entsprechend vorbereitet werden, wenn sie greifen sollen. In Zukunft wird beispielsweise die Chirurgie im Bereich der Onkologie nur noch in vier Bezirkskrankenhäusern angeboten. Und auch da werden nicht überall alle chirurgischen Eingriffe angeboten, es ist vorgesehen sogenannte auf eine bestimmte Pathologie spezialisierte Referenzzentren zu schaffen, um dem Patienten eine höhere Kompetenz garantieren zu können. Nach dem Modell des
Brustgesundheitszentrum Brixen – Meran, das sehr gut funktioniert. Chance: Nach dem Motto mehr Fälle – mehr Erfahrung und Kompetenz? Dr. Michele Comberlato: Genau. In der Medizin gilt das Prinzip des evidence based, d. h. wenn ein Eingriff Routine ist und entsprechend oft durchgeführt wird, hat der Patient mehr Aussicht auf Erfolg. Überall wird schon nach diesem Prinzip gearbeitet, bei uns noch nicht. Diese Vorteile muss ich dem Patienten erklären. Chance: Damit er versteht, dass es keine Verschlechterung des Angebots ist, wenn er einen Eingriff in 30 Km Entfernung vornehmen lassen muss… Dr. Michele Comberlato: Eben. Von einer Verschlechterung kann keine Rede sein, im Gegenteil. Die Behandlung in einem Referenzzentrum erhöht die Chancen auf Heilung. Dort wird der Patient nach den neuesten Standards behandelt und von einem Chirurg operiert, der diesen Eingriff hunderte Male und nicht zehn Mal durchgeführt hat. Und dann, seien wir doch ehrlich. Was heißt denn hier bei uns in Südtirol große Entfernung? Ich brauche länger um in Mailand in das nächstgelegene Krankenhaus zu kommen, als um vom Vinschgau nach Brixen zu fahren! n
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Sanitätsreform
Der Hausarzt als Lotse und Koordinator Interview mit Dr. Adolf Engl, Präsident der Südtiroler Akademie für Allgemeinmedizin Die Südtiroler Hausärzte tun sich noch schwer, die Reformansätze zu erkennen. Sie sind bereit, die ihnen zugedachte Rolle im Sanitätswesen zu übernehmen. Unter der Voraussetzung, dass in ihre Tätigkeit investiert und die Bedingungen für die Ausübung ihrer verantwortungsvollen Tätigkeit geschaffen werden, die den Veränderungen der letzten zwanzig Jahre Rechnung tragen.
Chance: Den Hausärzten kommt im Rahmen der klinischen Reform eine wichtige Rolle zu. Die Allgemeinmedizin soll als eine der Säulen des Sanitätswesens das Krankenhaus entlasten und damit helfen Ressourcen einzusparen. Wie stehen die Hausärzte dazu? Dr. Adolf Engl: Für uns ist die Reform im Territorium bisher nicht erkennbar. Bisher hieß es nur, es sollen 50 neue Ärzte eingestellt werden, um das Territorium zu entlasten. Aber wo soll man die hernehmen? Die Reform kann nicht sein, Krankenhausärzte kurz vor der Pension für einige Jahre aufs Land zu schicken. Chance: Wie sieht die Situation auf dem Territorium aus? Dr. Adolf Engl: Die Arbeit eines Hausarztes hat sich in den letzten 20 Jahren grundlegend geändert. Die Bevölkerung wird älter, die Menschen sind gesundheitsbewusster und fordern daher mehr, sie wollen alles sofort. Die Krankheiten haben sich geändert. Der bürokratische Aufwand ist so angewachsen, dass mehrere Stunden am Tag nur dafür verloren gehen. Abgesehen davon, dass die Bürokratisierung den
Arzt von seinem effektiven Auftrag und von seinem Patienten entfremdet. Die Zeit für den einzelnen wird immer weniger. Die Arzt –Patientenbeziehung droht zur bloßen Vertragsbeziehung zwischen Dienstleister und Konsument zu werden. Viele Hausärzte fühlen sich überfordert, alleingelassen und sind demotiviert. Chance: Was unterscheidet die Tätigkeit des Allgemeinarztes von der eines Facharztes im Krankenhaus? Dr. Adolf Engl: Die Allgemeinmedizin ist das einzige Fach, das einen ganzheitlichen, sprich biopsychosozialen Ansatz hat. Unsere Arbeit basiert auf dem Vertrauen, das sich während der Langzeit PatientenArzt-Beziehung aufbaut. Unsere Aufgabe ist die medizinische Grundversorgung des Patienten, und hat zum Ziel, Patientenprobleme individuell mit möglichst einfachen Mitteln gesundheitsfördernd und gemeinsam mit dem Patienten zu lösen und – ein ganz wichtiger Aspekt - dabei gleichzeitig den eigenverantwortlichen Umgang mit der Gesundheit zu fördern. Chance: Viele Patienten übergehen heute den Hausarzt, d. h. sie gehen gleich ins
Adolf Engl wurde in Terent en geboren. Studium der Humanmedizin an der Leopold Franzens Universität in Innsbruck.
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Seit 1982 als Hausarzt tätig, zunächst in Pfalzen, seit 1988 in Brixen. Neben seiner Tätigkeit als Allgem einmediziner ist Adolf Engl mit der Ausund Weiterbildung von Allgemeinmedizine rn sowie mit Forschungsprojekten in die sem Bereich befasst. Adolf Engl ist seit 200 4 Gründungspräsident der Südtiroler Aka demie für Allgemeinmedizin.
Krankenhaus, weil sie glauben, beim Spezialisten besser aufgehoben zu sein. Dr. Adolf Engl: Daran krankt ja auch unser System, daher die Kostenexplosion und die totale Überlastung bestimmter Dienste der Krankenhäuser. Die Behandlung von Allgemeinarzt und Krankenhausarzt ist wie ich schon sagte grundverschieden. Der Facharzt ist auf seinen Bereich fokussiert. Sofort zum Facharzt zu gehen ist aber wie mit Kanonen auf Spatzen zu schießen. Wenn der Patient den Hausarzt übergeht, kann dieser seiner Funktion als Lotse, als Koordinator nicht mehr nachkommen. Die spezialistische Patientenversorgung im Krankenhaus ist aber umso besser und angemessener, je mehr sie vom Allgemeinarzt koordiniert wird. Chance: Was muss geschehen, um die Arbeit des Hausarztes wieder aufzuwerten? Dr. Adolf Engl: Wenn ich einen besseren Dienst möchte, komme ich um Investitionen nicht umhin. Seit 30 Jahren ist nichts mehr in dieser Richtung geschehen. Chance: Das heißt seit der Einführung der Sprengel? Dr. Adolf Engl: Ja, wobei die Sprengelreform auf halbem Weg steckengeblieben ist. Was damals als Entlastung des Allgemeinarztes gedacht war, ist heute nur der verlängerte Arm des Krankenhauses. Eine leere Struktur, die mehrere Dienstleistungen anbietet, aber ohne von einem Arzt koordiniert zu werden und ohne deshalb eine Entlastung für uns zu sein. Die Hälfte der niedergelassenen Hausärzte hat nicht einmal eine Sekretärin. Chance: Was ist nach Meinung der Hausärzte notwendig, damit das Territorium tatsächlich das Krankenhaus entlasten und wieder seiner Rolle als Basisversorgung gerecht werden kann, damit der Patient das Vertrauen in seinen Hausarzt bewahrt bzw.
Sanitätsreform
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wiedergewinnt und ihn als den besten Weg zur Genesung und zur Wahrung seiner Gesundheit ansieht? Dr. Adolf Engl: Für Ärzte gibt es heute keinerlei Investitionsbeiträge. Für eine Praxis braucht es aber mehr als nur eine Personenwaage, einen Schreibtisch, eine Liege und ein Stethoskop. Es bedarf Förderungen für Investitionen in moderne Praxisstrukturen und vor allem auch in Personal. Der Hausarzt braucht eine zeitgemäße Arztpraxis mit Sekretärin, Krankenschwester und anderen Sanitätshilfsberufen, er braucht eine medizintechnische Grundausstattung, am besten im Rahmen einer Gemeinschaftspraxis, die im Idealfall in einem Gebäude zusammen mit anderen Diensten des Sanitätsbetriebs wie Blutabnahme, Reha; Langzeitpflegestation etc. untergebracht ist. Es braucht Starthilfen für Jungärzte, Förderungen für Praxen, die Jungärzte aufnehmen. Die Patientenzahl muss optimiert werden. Das heute rein pauschale Pro Kopf Honorierungssystem sollte leistungs- und qualitätsbezogen sein. Die Wahlfreiheit der Patienten sollte vergrößert werden, die Arzt-PatientenBeziehung ist schließlich das Herzstück der Allgemeinmedizin. Die Forschung in der Allgemeinmedizin muss gefördert werden. Chance: Eine lange Liste, wenn die Reform des Territoriums Einsparungen bringen soll… Dr. Adolf Engl: Wenn ich zwanzig sparen will, muss ich bereit sein zehn zu investieren. Chance: Was sagen die politischen Entscheidungsträger zu diesen Forderungen. Sind die Allgemeinmediziner in die Reform mit eingebunden? Dr. Adolf Engl: Wir unterbreiten Vorschläge inhaltlicher Natur, wollen dabei helfen, Konzepte zu erstellen und hoffen natürlich mit unseren Argumenten zu überzeugen. Bisher gab es allerdings noch keine offiziellen Kontakte mit den politischen Entscheidungsträgern. Chance: Im Zusammenhang mit der klinischen Reform ist immer wieder die Rede von notwendigen Einsparungen. Gleichzeitig werden Investitionen in nicht unumstrittene neue Abteilungen getätigt wie die Komplementärmedizin in Meran oder das geplante Neuro-Reha-Zentrum in Sterzing. Dr. Adolf Engl: Die Komplementärmedizin zeigt uns doch wieder auf, wo die Defizite liegen, nämlich in der mangelnden Beziehung Patient – Arzt. In dieser Hinsicht handelt es sich bei der Komplementärmedizin
Chance: Wie ist der Allgemeinarzt heute in die onkologische Behandlung eingebunden?
Chance: Die Südtiroler Gesellschaft für Allgemeinmedizin fordert auch die Schaffung einer Facharztausbildung für den Allgemeinarzt. Wie stehen Sie dazu? Sie sind im Rahmen der Südtiroler Akademie für Allgemeinmedizin ja intensiv mit der Aus- und Weiterbildung sowie der Forschung befasst.
Dr. Adolf Engl: Das ist territorial sehr unterschiedlich. In Brixen funktioniert das schon sehr gut. Wir haben regelmäßige interdisziplinäre Besprechungen, auch mit der Palliativmedizin. Das sollte auf ganz Südtirol ausgeweitet werden. Wir haben schon ein fertig ausgearbeitetes Konzept dafür vorliegen.
Dr. Adolf Engl: Ich glaube der Facharzt ist sekundär. Nach dem Studium erhält der angehende Hausarzt eine dreijährige Ausbildung in den verschiedenen Fächern und arbeitet in einer Lehrpraxis. Gegebenenfalls könnte man im Rahmen der Weiterbildung, die bis jetzt frei zu gestalten ist, gewisse Thematiken vorschreiben. n
um Kosmetik. Das Problem ist, dass sie isoliert dasteht und nicht in Behandlungsteams eingebunden ist, gerade im onkologischen Bereich wäre das sehr zielführend.
Südtiroler Gesellschaft für Allgemeinmedizin
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ie Südtiroler Gesellschaft für Allgemeinmedizin, SÜGAM und ihre Stiftung Südtiroler Akademie für Allgemeinmedizin, SAkAM sind uneigennützige Vereinigungen, die in Zusammenarbeit mit den Instituten für Allgemeinmedizin der Heinriche-Heine-Universität Düsseldorf und der Paracelsus-Universität Salzburg die Ausbildung und Forschung der Südtiroler Hausärzte durchführen und
allgemeinmedizinische Forschung betreiben. Rund zwei Drittel der Südtiroler Hausärzte sind Mitglieder dieser wissenschaftlichen Vereinigung. Sie organisiert u. a. Kongresse, führt Forschungsprojekte durch und gibt eine Newsletter für Hausärzte heraus. Präsident der SÜGAM ist der Grödner Arzt Simon Kostner; Präsident der SAkAM der Brixner Arzt Adolf Engl.
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Thema
Meran Das an TitelBrustgesundheitszentrum Brixen Mer
So arbeitet ein Referenzzentrum Seit fünf Jahren erfolgreich: Das Brustgesundheitszentrum Brixen Meran Aufklärungs- und Informationsarbeit, Bestimmung von Standards und Behandlungsstrategien, interdisziplinäre Zusammenarbeit mit der Pathologie, psychologischem Dienst, Radiologie und Nuklearmedizin. Das Brustgesundheitszentrum Brixen – Meran ist ein zertifiziertes Referenzzentrum. Das erste in Südtirol. Im Zeitraum 2006 bis 2010 wurden hier mehr als 900 an Mammakarzinom erkrankte Frauen behandelt.
D
ie Sanitätsreform sieht den Aufbau von sogenannten Referenzzentren vor. Viele Patienten können mit diesem Begriff nichts anfangen und fürchten, dadurch eine schlechtere Versorgung als bisher zu bekommen. Das Gegenteil ist der Fall – wie das 2006 gegründete Brustgesundheitszentrum Brixen – Meran zeigt.
Foto: Othmar Seehauser
Das Einzugsgebiet des Zentrums, das in die beiden Abteilungen für Gynäkologie der Krankenhäuser Brixen und Meran sowie in die gynäkologische Ambulanz integ-
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riert ist, ist vorzugsweise Brixen und Meran mit Umgebung, aber auch Gröden, das Gadertal, das Unterland und der Vinschgau. Mittlerweile kommen auch Patientinnen aus dem Trentino in das Zentrum; die am weitesten entfernt wohnende Patientin kommt aus Apulien.
Strenge Zertifizierungsstandards Das Brustgesundheitszentrum Brixen Meran ist Partner der Universitätsklinik Innsbruck und nach den strengen Richt-
linien des Qualitätsmanagementsystems ISO 9001:2000 sowie der deutschen Krebsgesellschaft und der deutschen Gesellschaft für Senologie zertifiziert. Für das Brustgesundheitszentrum ist kein eigenes Personal abgestellt. Die Ärzte, Pfleger und die eigens ausgebildeten Brustpflegeschwestern (Breast Care Nurses) sind zwar auf die Arbeit mit Brustkrebspatientinnen spezialisiert, aber sie versehen auch den normalen Dienst in der Ambulanz und auf den beiden Abtei-
Thema
Foto: Othmar Seehauser
Das Brustgesundheitszentrum Brixen Meran Mer an
lungen für Gynäkologie der Krankenhäuser Brixen und Meran. In Brixen sind drei Fachärzte für Gynäkologie im Zentrum tätig, Primar Arthur Scherer, Sonia Prader und Verena Thalmann; in Meran sind es vier, Primar Herbert Heidegger, Anita Domanegg, Johann Hübner und Irmgard Himmel.
Eine gemeinsame Datenbank Voraussetzung für die Koordinierung und gemeinsame Durchführung der Arbeit, ist ein gemeinsamer Server, auf den
die beiden gynäkologischen Abteilungen in Brixen und Meran Zugriff haben und in den alle Patientinnen eingetragen sind. Studien werden gemeinsam durchgeführt, Standards und Behandlungsstrategien sind aufeinander abgestimmt. Die technische Ausstattung des Brustgesundheitszentrums entspricht den neuestens technischen Standards. Sowohl in Brixen als auch in Meran kann beispielsweise die Magnetresonanztomographie der Brust durchgeführt werden. Die örtliche Distanz der beiden Abteilungen und der Universitätsklinik Innsbruck
wird durch ein Videokonferenzsystem überbrückt. Auf diese Weise werden wöchentliche Besprechungen abgehalten, die es erlauben, jede Patientin, die in den beiden Häusern in Südtirol wegen Brustkrebs behandelt wird, in einem interdisziplinären Team zu diskutieren und gemeinsam Vorschläge zu erarbeiten, die dem neuesten Stand der Forschung entsprechen. In die Videokonferenzen, die auch als Qualitätszirkel bezeichnet werden, sind auch die Kollegen der anderen an der Behandlung beteiligten Abteilungen eingebunden. Jedes Jahr veranstaltet das BGZ Folgt
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Brustgesundheitszentr um Brixen Mer Meran Das Brustgesundheitszentrum an
Foto: Othmar Seehauser
Thema
einen Kongress für die Ärzte und das Pflegepersonal. Sonia Prader und Anita Domanegg sind zwei Ärztinnen, die im Brustgesundheitszentrum arbeiten, Prader in Brixen und Domanegg in Meran. Sie haben mit der Einführung des Brustgesundheitszentrum nur positive Erfahrungen gemacht. Sonia Prader: „Die Zertifizierung zwingt Dinge zu ändern, Qualitätsmerkmale einzuführen, die ansonsten, ohne
Druck, schwieriger zu realisieren sind, die aber, wenn sie Routine werden, eine wesentliche Verbesserung des gesamten Behandlungsablaufes mit sich bringen.“
Jede Patientin hat einen Hauptbehandler Was ist das herausragendste Merkmal der Behandlung im Brustgesundheitszentrum? „Mit Sicherheit die Tatsache, dass
Sonia Prader wurde in Brixen gebo ren. Nach der Matura zweijähriges Studium der Wirtschaft an der Universität Verona, anschließend Studium der Humanmedizi n an der Leopold Franzens Universität Innsb ruck.
Dr. Sonia Prader
Fachärztin für Gynäkologie
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Ausbildung zum Facharzt für Gynä kologie in München im April 2004. Seit 2004 tätig in der Abteilung für Gynäkologie am Kran kenhaus Brixen. Besonderes Interesse für Krankenh auspsychologie und Psychoonkologie.
jede Patientin es in erster Linie mit einem - nennen wir es -Hauptbehandler zu tun hat“, betont Anita Domanegg. Über diesen Vertrauensarzt wird die gesamte Behandlung durch das Team koordiniert, Chirurg, Onkologe, Radiologe, Psychologe, Physiotherapeut. Die Patientin selbst hat aber in erster Linie nur einen Ansprechpartner. „Das ist in unseren Augen fundamental, zumal die Frauen sich am Beginn der Behandlung, wenn sie noch die Diag-
Spezialisiert auf Behandlung des Mam makarzinoms. Seit 2006 Koordinatorin des Standort Brixen des Brustgesundheitszentrum Brixen Meran. Seit 2006 Mitglied des Ärztekammerausschusses; seit 2009 Mitglied des Beirates der Südtiroler Mamazone und seit 2010 Mitglied des Ärztebeirates der Südtiroler Krebshilfe. Vorträge, Radio-und TV Beiträge für Laien über Onkologie, Hormontherapie, Frauengesundheit, Ehevorbereitungskurse, Aufklärung an Schulen.
Thema
Foto: Othmar Seehauser
Das Brustgesundheitszentrum Brixen Meran Mer an
nose verarbeiten müssen und schon mit Operation usw. konfrontiert sind, sich im Strudel der Ereignisse völlig verloren und ausgeliefert vorkommen.“ Auch nach außen treten Brixen und Meran gemeinsam auf. Für die Aufklärungsund Informationsarbeit benutzen sie die gleichen Broschüren und Folder mit dem gleichen Logo. Vorträge werden sowohl in Brixen als auch in Meran abgehalten. Gad-
gets wie Kugelschreiber tragen ebenfalls dasselbe Logo.
Aufklärungs- und Informationsarbeit Sowohl in Meran als auch in Brixen werden Selbstuntersuchungskurse für Frauen angeboten. Sonia Prader: „Die Informations- und Aufklärungsarbeit ist für uns von großer Wichtigkeit.“ Deshalb, so Ani-
Anita Domanegg wurde in Brixen geboren. Studium der Humanm edizin an der Leopold Franzens Universit ät in Innsbruck.
Dr. Anita Domanegg,
Fachärztin für Gynäkolog ie
2010 Fachärztin für Gyn äkologie in Saalfelden/ A. Seit 2004 täti g in der Abteilung für Gynäkologie des Kra nkenhauses Meran. Seit 2010 Qualitätsma nagement-Beauftragte des Brustkrebsze ntrum InnsbruckBrixen Meran für den Sta ndort Meran.
ta Domanegg, „sehen wir uns als Anlaufstelle nicht nur für betroffene Patientinnen, sondern generell für alle Frauen, die Krebsvorsorge ernst nehmen.“ In diesem Zusammenhang arbeitet das Brustgesundheitszentrum eng mit Organisationen wie der Krebshilfe oder Mamazone zusammen. Das Fazit der ersten fünf Jahre ist jedenfalls mehr als positiv. Darauf ist das Team des BGZ zurecht stolz. Die Patientinnen können sich sicher sein, nach den neuesten internationalen Standards behandelt zu werden. In Zukunft soll auch eine Zusammenarbeit mit den entsprechenden Abteilungen am Krankenhaus Bozen angebahnt werden.
Speerspitze des Sanitätsbetriebs „Sanitätsdirektor Oswald Mayr“, betont die Gynäkologin Sonia Prader, „bezeichnet uns gerne als Speerspitze des Betriebes; unsere Zertifizierung und das kontinuierliche Arbeiten an der Zusammenarbeit haben nicht zuletzt eine ganze Reihe von positiven Kollat eralveränderungen mit n sich gebracht.“
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Thema
Sanitätsreform - Der Kommentar
Reform und kein Ende Die Sanitätsreform – wie lange wird davon schon gesprochen. Vor vier Jahren wurde mit der Reform auf Verwaltungsebene begonnen. Das scheint nun abgeschlossen zu sein.
D
ie Verwaltung sei nun gestrafft, überflüssige Posten gestrichen, Stellen durch einfaches Nichtnachbesetzen schmerzlos abgeschafft, die Kosten seien reduziert – heißt es. Nun geht es an die klinische Reform. Was heißt nun? Schon im Juni vergangenen Jahres verkündete Landeshauptmann Luis Durnwalder: In zwei Monaten ziehen wir die klinische Reform durch. Die zwei Monate sind vergangen – und auch noch etwas mehr, aber eigentlich stehen wir noch immer an derselben Stelle. Die Politik verkündet, die Interessenvertretungen, vor allem die Ärztekammer und die Vertreter des Pflegepersonals protestieren, die Patienten stehen dazwischen und haben Angst, dass am Ende die Reform auf ihrem Rücken ausgetragen wird. Reformen sind unpopulär. Veränderungen machen Angst. Und wenn es darum geht, Veränderungen zu setzen, um öffentliche Gelder einzusparen, dann macht das noch mehr Angst. Widersprüchliches Verhalten verunsichert. Zum Beispiel wenn die Landesregierung verkündet, im Sanitätswesen müsse eingespart werden und gleichzeitig in Meran eine Abteilung für Komplementärmedizin eröffnet wird und in Sterzing ein kostspieliges Neuro-Reha-Zentrum entstehen soll, das zumindest laut Experten, dort völlig
fehl am Platz sei. Nichts gegen die Komplementärmedizin. Es geht um die Kommunikation. Vielleicht sollte man (noch) besser informieren und vor allem gewisse Entscheidungen besser begründen. Vielleicht sollte man auch die Grabenkämpfe beiseite lassen und im Interesse der Patienten gemeinsam nach für alle Seiten zufriedenstellenden Lösungen suchen. Politische Entscheidungsträger folgen anderen Logiken als Ärzte und umgekehrt. Beide Seiten werden auf ihre Weise Recht haben. Ist es so schwer, zusammen an einem Strang zu ziehen im Interesse der Patienten? Wir haben in dieser Ausgabe der Chance versucht, die verschiedenen Seiten und ihre Positionen zu beleuchten. Wir haben mit Landesrat Theiner gesprochen und mit Sanitätsdirektor Oswald Mayr. Aber wir haben auch den Präsidenten der Ärztekammer, Michele Comberlato und den Präsidenten der Südtiroler Akademie für Allgemeinmedizin, Adolf Engl zu Wort kommen lassen. Wir stellen Ihnen ein Referenzzentrum und seine Arbeitsweise vor. Machen Sie sich selbst ein Bild. Eines ist klar. Jeder dieser Beteiligten hat auf seine Weise das Wohl der Patienten im Auge. Eine Reform braucht es, sonst ist
Dr. Nicole Dominique Stei
ner Chefredakteurin
unser schönes Sanitätswesen in wenigen Jahren bankrott. Wir sind alle zu krankenhauszentriert, viele Abteilungen sind hoffnungslos überlastet und unsere Hausärzte brauchen Hilfe, um den neuen Anforderungen ihrer verantwortungsvollen Tätigkeiten wieder bzw. besser gerecht werden zu können. Vielleicht braucht es bei dieser Reform vor allem zwei Dinge, um endlich in die richtige Richtung starten zu können: gesunden Menschenverstand und einen ungetrübten Blick in die Zukunft. Wir Patienten können auch das unsere dazu tun. Verantwortungsvoller mit uns umgehen, unseren Lebensstil den wenigen Vorschriften des europäischen Krebskodex anpassen und uns an die Hierarchien halten. Nicht immer gleich ins Krankenhaus rennen, um sicher zu sein, die beste Behandlung zu erhalten. Für viele Dinge ist der Hausarzt bzw. der territoriale Sprengeldienst wesentlich kompetenter. Eines sollten wir Patienten uns alle vor Augen halten: Ein noch so gut organisiertes Gesundheitssystem kann nicht funktionieren, wenn wir nicht lernen, selbst auf uns aufzupassen und wenn wir nicht aufhören, unsere Gesundheit an andere zu delegieren.
Nicole Dominique Steiner
Vollversammlung der Südtiroler Krebshilfe Wicht Die diesjährige ordentliche Vollversammlung der Südtiroler Krebshilfe findet am Samstag, 9. April ab 14.30 Uhr im Haus de Handwerks (LVH) in Bozen statt.
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Wie jedes Jahr eine Gelegenheit nicht nur Näheres über die Tätigkeit der Südtiroler Krebshilfe zu erfahren, sondern auch um einen Nachmittag in der Gesellschaft Gleichgesinnter zu verbringen.
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Donner s findet d tag, 22. Septe mber 2 er Land 01 flug sta e tt. Bitte smitgliederau 1 unbedin s diesen Termin gt freih alten. Genaue r Ausgab es in der näch e im Au sten gust!
Wer sind wir Wrr
Thema
Die Kraft, die das Leben gibt Monika Gurschler, Vorsitzende der Sektion Bozen Salten Schlern Englisch würde sie gerne noch sprechen lernen. Nach all den Jahren ihrer Arbeit im Hotel Adler in St. Ulrich kann sie es zwar verstehen, aber sprechen – nein. Andere Wünsche hat Monika Gurschler nicht. Jedenfalls keine großen. Einige Aktivitäten mehr mit den Mitgliedern der Krebshilfe. Ein Monatstreff zum Kartenspielen oder Ratschen. Basteln, um einen Weihnachtsmarkt zu veranstalten.
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eit ihrer Erkrankung ist sie anspruchslos geworden. Am Morgen aufwachen und einen erfüllten Tag vor sich haben. Das reicht, um glücklich und zufrieden zu sein. Monika Gurschler Robatscher, seit Februar 2010 Vorsitzende des Bezirks Bozen Salten Schlern, hat es nicht leicht gehabt. Ein Kind der Option. Die schwierigen Nachkriegsjahre. Armut. Diese Erfahrungen haben sie gezeichnet. Für viele Jahre war sie ohne Wurzeln, heimatlos. Sie sagt, es habe sie hart gemacht. Aber vielleicht ist, was sie Härte nennt vielmehr Stärke. Die Stärke, die es braucht, um das zu bewältigen, was das Leben einem so bereit hält. Heute hat sie Wurzeln. In ihrer Ehe mit Ludwig Robatscher, die seit 44 Jahren hält. In ihrer Beziehung zu ihrer Tochter Birgit, die im Mai ihr erstes Kind erwartet. In ihrem wunderschönen Garten in Tiers, wo sie Stunden verbringen kann, um ihre Blumen zu versorgen. In der Krebshilfe, der sie seit 1996 angehört. In der Beziehung zu vielen Menschen, die sie während ihrer Arbeit im Hotel, in der Krebshilfe oder mit ihren Feriengästen in Tiers aufgebaut hat. Der erste Eindruck, wenn man Monika Gurschler sieht, täuscht nicht. Sie ist freundlich, zuvorkommend. Direkt, wie der Blick ihrer Augen. Ehrlich und offen. Sie hat die Begabung, auf ihr Gegenüber einzugehen, den Menschen das Gefühl zu geben, dass sie Anteil nimmt. „Ich rede gerne mit den Menschen”, sagt Monika Gurschler, „höre zu, was sie zu erzählen haben, versuche sie zu verstehen.” Sie ist eigentlich immer freundlich. Aber wenn sie sich ungerecht behandelt fühlt, dann ist sie auch imstande den Kontakt abzubrechen. „Ich bin nachtragend“, gibt sie zu.
Was für sie ganz wichtig ist in ihrer Tätigkeit für die Krebshilfe: „Ich will. Dass sich alle zuhause fühlen, egal ob sie nun deutsch oder italienisch sprechen, ob sie aus der Stadt kommen oder vom Land.“ Eine nicht immer leichte Aufgabe. „Wenn ich sehe, dass die Leute zufrieden sind, dann bin ich glücklich, auch wenn ich weiß, dass ich nie alle zufriedenstellen kann!” Ihre Geschichte unterscheidet sich nicht von der vieler anderer Frauen und gerade deshalb gelingt es ihr, sich in andere hineinzufühlen und sie zu trösten. Im Juli 1990 hat sie ihre Mutter begraben, die nach 20 Jahren Krebs gestorben ist. Einen Monat später wurde sie selbst operiert. Brustkrebs. Zunächst nur eine Teiloperation, nach sechs Jahren die Amputation der ganzen Brust. Sie begegnet einer Patientin, die sich einen Brustaufbau machen lässt. Die Ärzte überreden sie, auch nach Verona zu fahren und sich dieser Operation zu unterziehen. Im Krankenhaus in Verona begegnet sie einer Südtiroler Patientin, die ihr von der Krebshilfe erzählt. Monika Gurschler beschließt sich einzuschreiben. Zufall. Für die Strahlentherapie nach der Operation muss sie jeden Tag nach Trient fahren. Danach ist sie müde. Sie gibt ihre Tochter Birgit in den Mariengarten. Schwierige Zeiten für ihre kleine Familie. Aber die schweren Herzens getroffene Entscheidung kommt letztendlich Birgit zu Gute, die als Einzelkind drei Jahre in Gesellschaft Gleichaltriger lebt. Mit Brustaufbau und Rekonstruktionen kennt sich Monika Gurschler inzwischen aus. 2000 hat sie sich einer zweiten Operation unterzogen und auch im vergangenen Jahr. Im Krankenhaus von Bozen und mit immer besseren Ergebnissen. „Heute müssen die Frauen den Brustkrebs wenigstens nicht mehr als Verstümmelung erleben”, betont Monika Gurschler.
Ihr Verhältnis zur Krankheit ist zwiespältig. Auch wenn das Engagement für die Krebshilfe ihre Tage füllt, hat sie nie zugelassen, dass der Krebs Besitz von ihrem Leben ergreift. „Aber Krebs ist Krebs“, sagt sie. „Eine Krankheit, die man nie ganz versteht. Die Angst bleibt immer, du weißt nie wann und wo er wieder zuschlägt.“ Aber heute ist Monika Gurschler gelassen und sie möchte anderen helfen, den Schrecken der Krankheit zu überwinden. Die Arbeit für den Bezirk ist nicht immer leicht. Auch wegen der Entfernungen und wegen des Stadt-Landgefälles. Mehr als 800 Mitglieder gehören dazu, aber der größte Teil davon bleibt der Krebshilfe fern, ist die akute Phase erst einmal überwunden. „Viele sagen, ich will nichts mehr davon wissen und bei euch redet man ja von nichts anderem.” Aber, so Monika Gurschler, „wir haben Spaß miteinander und reden nie vom Krebs.“ Ihr Mann unterstützt sie in ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit. Er war nie eifersüchtig auf ihren Einsatz für die Krebshilfe. Im Gegenteil. Im nächsten Herbst veranstaltet er bereits das zehnte Preiswatten zugunsten der Organisation, erzählt sie stolz. Und dann muss sie gehen. Draußen wartet schon jemand, der mit ihr sprechen n möchte…
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Thema
Weltkrebstag
Auch Krebs lässt sich verhindern Weltkrebstag am 4. Februar 2011 Starke Medienpräsenz und starkes Medienecho. Auch in diesem Jahr ist die Rechnung der Krebshilfe aufgegangen: Die Pressekonferenz zum Weltkrebstag richtete die Aufmerksamkeit der Südtiroler Öffentlichkeit zumindest für einen Tag auf dieses wichtige Thema und das Motto: Auch Krebs lässt sich verhindern.
D
rei Ärztinnen aus drei unterschiedlichen Bereichen befassten sich mit dem Thema Krebs-Vorsorge aus drei verschiedenen Blickwinkeln. Die Onkologin Susanne Baier beantwortete die Frage, Lassen sich Krebserkrankungen durch einen gesunden Lebensstil vermeiden? Und stellte in diesem Zusammenhang erneut den Europäischen Krebs-Kodex vor. Lucia Piazzi, stellvertretende Primarin der Gastroenterologie des Bozner Krankenhauses, erläuterte das Screening zur Früherkennung von Dickdarmkrebs. Die Leiterin des Ambulatoriums für Hepatologie und Lebertransplantation des Krankenhauses Bozen, befasste sich schließlich mit der Frage, ob die Hepatitis B Impfung sinnvoll zur Vorbeugung von Leberkrebs sei.
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Der europäische Krebskodex 1. Ich rauche nicht. 2. Ich vermeide Übergewicht. 3. Ich bewege mich täglich. 4. Ich esse mehr frisches Obst und Gemüse. 5. Ich trinke nur wenig Alkohol. 6. Ich schütze meine Kinder und mich vor der Sonne. 7. Ich schütze mich vor krebserregenden Stoffen. 8. Ich gehe jährlich zur Krebs Früherkennungsuntersuchung. 9. Ich nutze die Darmkrebs Vorsorge. 10. Ich lasse mich gegen Hepatitis B impfen.
Zehn einfac he Regeln mit großer Wirkung – das ist laut Susanne Baier der Europäische Krebskodex. Die erste Ausgabe dieser zehn Regeln geht auf das Jahr 1989 zurück, 2003 wurde sie überarbeitet. „Sechzig Prozent aller Krebsarten sind vermeidbar; wer diese zehn Regeln einhält, kann sein persönliches Krebsrisiko um ein Erhebliches senken“, bestätigt Susanne Baier. Bleibt die Frage: Warum sind wir noch nicht weiter, warum steigt sie Anzahl der Krebserkrankten noch weiter? Die Antwort heißt Gewohnheiten, die Unfähigkeit seinen persönlichen Lebensstil an diese wenigen Regeln anzupassen und die Einstellung, mich betrifft das sicher nicht. Und wenn doch?
Weltkrebstag
Die Regeln, die das persönliche Verhalten betreffen, kennen wir alle zur Genüge: nicht rauchen, maßvollen Genuss von Alkohol, eine gesunde, fettarme Ernährung, tägliche Bewegung, ausreichender Schutz vor Sonnenstrahlen usw. Was vielleicht vielen noch nicht so bewusst ist, ist die Bedeutung der Selbstkontrolle.
erkranken 73 Männer und 58 Frauen von 100.000 an diesem Krebs.
Dickdarmkrebs-Screening endlich auch in Südtirol Weltweit, so die stellvertretende Primarin der Gastroenterologie Piazzi, steigen
Thema
zwar die Fälle, aber die Sterblichkeitsrate ist im Sinken. „Diese Ergebnis erwarten wir uns auch hier in Südtirol mit Einführung des Screenings.“ Dickdarmkrebs kann verhindert werden. Risikofaktoren sind auch hier Rauchen, übermäßiger Alkoholgenuss, Übergewicht und die familiäre Belastung. Piazzi: „Wer einen Verwandten Folgt
Seinen Körper gut kennen Susanne Baier: „Wir sollten uns alle angewöhnen, unseren Körper kontinuierlich zu beobachten. Wer seinen Körper gut kennt, merkt auch die kleinsten Veränderungen.“ Und das macht den Unterschied. Bei Früherkennung sind die meisten Krebsarten gut heilbar. „Deshalb sollten die Menschen nicht nur regelmäßig die Krebsvorsorgeuntersuchungen wahrnehmen, sondern sich auch selbst untersuchen.“ Das heißt Autopalpation der Brust von Frauen, aber auch regelmäßiges Abtasten des Hodens. Und zwar auch schon in jungen Jahren. Dickdarmkrebs steht mittlerweile mit 350 Fällen pro Jahr an erster Stelle in Südtirol – noch vor dem Brustkrebs und dem Prostatakrebs. Das müsste nicht sein. Denn dieser Krebs ist bei Früherkennung absolut heilbar. Weltweit ist der Dickdarmkrebs eine der am weitesten verbreiteten Tumorarten. Lucia Piazzi: „In den Industrieländern ist dieser Krebs die Todesursache Nummer zwei!“ In Südtirol
Dr. Martina Felder
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Thema
Weltkrebstag
mit Dickdarmkrebs hat, sollte sich ab einem Alter von 45 Jahren im Abstand von fünf Jahren einer Endoskopie unterziehen.“
Lebertumore auf eine Infektion mit dem Virus B zurück, die restlichen Prozent sind erhöhtem Alkoholkonsum zuzuschreiben.“
In Südtirol wird mit Ende des Jahres - mit großer Verspätung im Vergleich zum restlichen Italien und zu Europa - das Dickdarmscreening in die Vorsorgeuntersuchungen aufgenommen. Ideal wäre die Kombination von Endoskopie und einem Test auf Blut im Stuhlgang und zwar ab einem Alter von 55 Jahren. Das Screening in Südtirol sieht zunächst nur den Stuhltest vor, der zwischen 50 und 70 Jahren im Abstand von zwei Jahren durchgeführt werden soll. Bei einem positiven Testergebnis wird der Patient zur Endoskopie eingeladen.
Das Virus wird durch den Austausch von Flüssigkeiten übertragen, in Europa vorwiegend durch Sexualkontakte oder die Verwendung verunreinigter Nadeln (z. B. Drogen, Piercings). Ein Screening, d. h. ein Test, ob man Träger dieses Virus ist, empfiehlt sich all denjenigen, die einer Risikogruppe angehören: HämodialysePatienten, HIV-Positive, Schwangere, Drogenabhängige, Angehörige von HepatitisB-Trägern, Häftlinge oder Sanitätspersonal. Seit 1991 werden in Italien alle Neugeborenen gegen Hepatitis B geimpft, eine Wiederholung ist im Alter von zwölf vorgesehen. Schwangere werden auf das Virus getestet. Die Impfung wird in drei Gaben verabreicht, es handelt sich um ein gut verträgliches Kombipräparat. Der Impfschutz beträgt 15 Jahre.
77 % der Leberkrebs-Erkrankungen gehen auf Hepatitis B Infektionen zurück Hepatitis B ist die am weitesten verbreite Viruserkrankung weltweit. 350 Millionen Menschen sind Träger dieses Virus, jeder Vierte davon stirbt an Leberzirrhose, Lebertumor oder Leberversagen. Die Leiterin des Ambulatoriums für Hepatologie und Lebertransplantation des Krankenhauses Bozen, Martina Felder stellte die Frage in den Raum: „Ist die Hepatitis B Impfung zur Vorbeugung von Leberkrebs wirksam?“ Frage, die die Ärztin absolut mit Ja beantwortet. „In Italien“, so Felder, „gehen fast 80 % der
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Vortragsreihe zum Thema Prävention und Früherkennung Vorbeugung und Früherkennung sind die wichtigste Basis für ein Leben ohne Krebs, betonte auch die Präsidentin der Südtiroler Krebshilfe zum Abschluss der Veranstaltung. Jeder kann etwas dagegen tun – und man kann nicht früh genug damit anfangen. Organisationen wie die Süd-
tiroler Krebshilfe oder das Brustgesundheitszentrum Brixen – Meran leisten einen wichtigen Beitrag dazu, z. B. mit der Veranstaltung einer sechsteiligen Vortragsreihe in Brixen und Meran, bei der Experten die Möglichkeiten und Grenzen der Krebsvorsorge und Früherkennung erläutern.
Weltkrebstag
Thema
Ich hätte eine Frage… Wenn der innere Schweinehund nicht wäre…
Dr. Susanne Baier
Gefährlich ist alles, was die Haut verletzen kann
Dr. Martina Felder
Es ist nie zu spät, den Lebensstil zu ändern
Dr. Lucia Piazzi
Chance: Warum schaffen es so viele nicht, sich an die Regeln des europäischen Krebs-Kodex zu halten?
Chance: Sollten sich Erwachsene, wer vor 1992 geboren ist auch gegen Hepatitis impfen lassen?
Chance: Wenn das Screening für Dickdarmkrebs so einfach ist, warum haben wir es nicht längst eingeführt?
Dr. Susanne Baier: Eigentlich wäre es ja ganz leicht. Aber da ist der innere Schweinehund, den es zu überwinden gilt. Da sind die fixen Gewohnheiten. Der Alltag ist schwierig zu verändern. Außerdem leben wir in einer Gesellschaft, in der alles in Hülle und Fülle vorhanden ist. In den Entwicklungsländern, wo weniger Fleisch gegessen wird, gibt es viel weniger Darmkrebs…
Dr. Martina Felder: Ich empfehle es allen, die eine Reise in unterentwickelte Länder planen. Es kann vorkommen, dass man dort sanitäre Hilfe beanspruchen muss und die Hygiene ist da einfach nicht so wie bei uns. Natürlich ist es auch den Familiengehörigen von Menschen die Hepatitis B positiv sind zu empfehlen. Bei diesen Patienten ist die Impfung übrigens kostenlos. Außerdem sollten sich alle Patienten mit chronischen Erkrankungen, deren Immunsystem geschwächt ist, impfen lassen. Wer häufig sanitäre Maßnahmen beansprucht ebenfalls. Außerdem natürlich alle Risikogruppen, HIV-Positive, Menschen mit häufig wechselnden Sexualpartnern, Dialysepatienten, Sanitätspersonal etc.
Dr. Lucia Piazzi: Meine Abteilung hat das entsprechende Projekt schon vor Jahren präsentiert. Wir haben zunächst ein Screening mit Endoskopie für alle diejenigen vorgeschlagen die 55 Jahre alt sind. Dies wurde als zu teuer verworfen. Jetzt sind wir sehr erfreut, dass zumindest der Stuhltest allen Bürgern zwischen 50 und 70 angeboten wird. Ich kann verstehen, dass der ökonomische Aspekt wichtig ist, ein Screening muss natürlich bezahlbar sein und sollte auch leicht angenommen werden von der Bevölkerung, die Endoskopie ist zugegebenermaßen etwas unangenehm. Aber man sollte auch bedenken, welche Kosten ein Dickdarmkrebs-Patient verursacht.
Chance: Es wird von niemandem verlangt, wie ein Asket zu leben. Dr. Susanne Baier: Nein, das kann es ja auch nicht sein. Wir wollen weder als Spassverderber noch als Moralapostel auftreten. Chance: Wie kann man Ihrer Meinung nach die Leute von einem gesundheitsfördernden Lebensstil überzeugen? Dr. Susanne Baier: Indem man es immer wieder wiederholt. Und vor allem, indem man schon ganz früh beginnt, gesunde Gewohnheiten zu fördern. Von Kindesbeinen an. Damit es in Fleisch und Blut übergeht. Dreißig Minuten Bewegung täglich, es muss ja nicht joggen sein, spazieren gehen tut´s auch. Weniger, aber über den Tag verteilt essen, weniger Fette, weniger Zucker und n mehr Gemüse und Obst.
Chance: Gibt es Dinge, auf die man achten sollte, auch wenn man keiner der Risikogruppen angehört? Dr. Martina Felder: Das Virus ist über Körperflüssigkeiten, also auch Blut übertragbar. Deshalb sollte man besonders darauf achten, dass alles, was die Haut irgendwie verletzten könnte, mit absolut sterilen Geräten durchgeführt wird. Kosmetische Behandlungen, Fußpflege, Maniküre, aber auch Tätowierungen oder Piercings. In den 90er Jahren hatten wir z. B. gerade bei den beiden Letzteren eine sehr hohe Ansteckungsrate. Heute unterliegen diese Studios n strengen Auflagen.
Chance: Ab welchem Alter empfiehlt sich eine Endoskopie? Dr. Lucia Piazzi: Wenn man Familiengehörige hat, die Darmkrebs hatten, sollte man diese Untersuchung ab 45 im Abstand von fünf Jahren durchführen lassen. Ansonsten ab 55 und alle zehn Jahre. Chance: Hat es Sinn, seinen Lebensstil mit 50 zu ändern, ins positive natürlich? Dr. Lucia Piazzi: Um seinen Lebensstil zu ändern, dafür ist es nie zu spät. Ich kann natürlich niemandem versprechen, dass er dann nicht an Krebs erkrankt, aber seine Chancen nicht zu erkranken, steigen dennoch. n
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Thema
Zu Gast in der Schule (1)
Vorsorge beginnt in der Schule Zu Gast in der Schule (1): Experten zum Thema Krebs und Ernährung Siebzehn angehende Maturanten, zwei Ärztinnen, eine Ernährungsberaterin und ein Thema: Krebs. Drei Stunden verbrachten die Onkologin Verena Thalmann, die Diätärztin Klara Vigl und die Ernährungstherapeutin Herlinde Wieser in der 5D des Pädagogischen Gymnasiums in Brixen, um die Schüler im Rahmen des Projektunterrichts rund um das Thema Krebs und die Zusammenhänge von Ernährung und Krebs zu informieren.
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Foto: Othmar Seehauser
m nächsten Tag hatte mehr als die Hälfte der Klasse Obst für die Pause mitgebracht. Zeichen, dass das Thema alles andere als an den Schülern vorbeigegangen ist! Was ist der Unterschied zwischen einem gutartigen und einem bösartigen Tumor? Welches sind die Ursachen für das Wachstum von bösartigen Tumoren? Wie entstehen Metastasen? Diese und andere Fragen stellte die Onkologin Verena Thalmann den vierzehn Schülerinnen und drei Schülern der 5 D, zum Auftakt des dreistündigen Projektunterrichts mit Biologielehrer Andreas Declara. Renate Daporta Jöchler hatte die drei Expertinnen an diesem Freitagnachmittag Ende Januar in die Klasse begleitet und die Gelegenheit genutzt, den Schülern auch die Tätigkeit der Südtiroler Krebshilfe kurz vorzustellen.
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Gezielte Fragen und Beiträge sowie die Stille in der Klasse zeugten vom Interesse der Schüler. Auch wenn das Thema Ernährung und Krebs im Unterricht bereits behandelt worden war, gehörte den Referentinnen die ganze Aufmerksamkeit. Wer hätte schon gedacht, dass bereits Dinosaurier Krebs hatten oder die Ägypter schon medizinische Abhandlungen über Formen und Behandlung von Krebs auf ihre Papyrus schrieben. Anschaulich wusste Verena Thalmann ihren Zuhörern zu vermitteln, welches die Hauptursachen für Veränderungen im Zellwachstum und damit Tumorerkrankungen sind: Erbanlagen, Strahlen, chemische Substanzen wie Nikotin, Asbest oder Farbstoffe, Viren oder Pa-
rasiten, Ernährung und Alter. In diesem Zusammenhang war es interessant zu erfahren, warum die Krebshäufigkeit mit zunehmendem Alter steigt. Weil junge Menschen noch über ein intaktes Erbgut verfügen, das aber mit zunehmendem Alter immer mehr geschädigt wird und deshalb zu unkontrolliertem Zellwachstum führen kann. Schaubilder verdeutlichten den Schülern z. B. den Unterschied zwischen einem gutartigen Gewächs, das das umliegende Gewebe nur verdrängt und intakt lässt, bzw. einem Krebs, der in das Gewebe hinein wuchert, es zerstört und über Blutbahnen, Lymphgefäße oder Austropfen die bösartigen Zellen im ganzen Organismus verteilt.
Die Onkologin Verena Thalmann erklärte den Zusammenhang von Zellwachstum und Tumorerkrankung
Foto: Othmar Seehauser
Zu Gast in der Schule (1)
Auch den beiden Ernährungsexpertinnen Klara Vigl und Herlinde Wieser gehörte die ganze Aufmerksamkeit der Klasse. Die meisten wussten z. B. nicht, dass Alkohol-
Thema
Ein kompakt und interessant aufbereitetes Thema vor einem aufmerksamen Publikum
konsum allein nicht krebsfördernd ist, wohl aber die mit dem übermäßigen Konsum verbundene falsche Ernährung, die Kombination von Alkohol und Nikotin, bzw. die
Dr. Verena Thalmann
in vielen alkoholischen Getränken enthaltenen Farb- und Aromastoffe. Oder dass eine zu fettreiche Ernährung ebenso ungesund ist wie eine zu fettarme. Folgt
Dr. Klara Vigl
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Thema
Dass es „gute“ und „schlechte“ Fette gibt, nämlich die gesättigten und ungesättigten bzw. mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Die Diätärztin zeigte auch auf, welche Zusammenhänge zwischen dem Lebensstil und dem Auftreten bestimmter Krebsarten stehen.
Am interessantesten dürfte in diesem Zusammenhang die Erkenntnis für die Schüler der 5 D gewesen sein, dass Krebs in vielen Fällen auch hausgemacht ist und durch verantwortlichen Umgang mit sich selbst, eine gesunde und ausgewogene Ernährung sowie die konsequente Teil-
nahme am Vorsorgeprogramm durchaus verhindert werden kann. Die Ernährungstherapeutin Herlinde Wieser gab den Schülern konkrete Anweisungen für eine gesunden Lebensstil mit nach Hause, der mit der gesunden Ernährung beginnt. Fünfmal am Tag Obst und Gemüse, möglichst Saisonprodukte. „Hier gilt der Grundsatz viel hilft viel“, so Herlinde Wieser. Die wichtigste Information, die die Schüler an diesem Freitagnachmittag mit nach Hause nahmen war wahrscheinlich vor allem eines: das Thema Krebs geht uns alle an und man kann nicht früh genug anfangen, durch einen vernünftigen Lebensstil dazu beizutragen, dass man diese tückische Krankheit nie von Nahem kennenlernen muss! Krebs geht alle an und darf kein Tabuthema sein.
Schüler haben das Thema selbst gewählt Andreas Declara ist der Biologielehrer der 5 D des Pädagogischen Gymnasiums in Brixen. „Im Rahmen des Projektunterrichts haben die Schüler die Möglichkeit,
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Thema
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Schwerpunkte zu wählen.“ Die 5 D hat sich für das Thema Ernährung, Gesundheit und Körper entschieden. Die Schüler und Schülerinnen konnten selbst Ideen für die Beiträge zu diesem Thema einbringen. Im Rahmen des Projektunterrichts war die Klasse unter anderem zu
Besuch bei einem Biobauern und in der Landwirtschaftsschule. „Im Biologieunterricht haben wir unter anderem über die Inhaltsstoffe von Lebensmitteln und die Zusammenhänge von Ernährung und Körper gesprochen“, erklärt Declara. Auch Kochen mit Bioprodukten gehörte zu dieser Lerneinheit. Neben der Vermittlung von Fachwissen steht im Projektunterricht vor allem die praktische Anwendung des erworbenen Wissens im Vordergrund, wie z. B. die Anleitung für einen verantwortlichen Lebensstil.
„Sollte man in allen Schulen machen“
…fand Magdalena Mair den Informationsnachmittag mit den drei Experten zum Thema Krebs und Ernährung: „Schockierend, weil ich nicht gedacht hätte, dass es so schnell gehen kann und dass doch so viele Menschen an Krebs erkranken und dass unser Verhalten Krebs verursachen kann.“ Die Vorträge hätten sie aber auch zum Nachdenken angeregt.
Lukas Neuwirth befasste sich schon vor dem Projektunterricht aus eigenem Interesse ausführlich mit dem Thema Krebs und Ernährung. „Es war eigentlich wenig Neues für mich dabei. Aber alles so kompakt aufbereitet erklärt zu bekommen, das war schon toll!“ Lukas fand die Beiträge der Referentinnen gut an das Niveau der Klasse angepasst und auch die Aufteilung der Themen sehr gelungen. „Zunächst eine allgemeine Information, was ist Krebs. Dann die Zusammenhänge mit dem, was wir essen und zum Schluss alles, was jeder einzelne konkret tun kann.“
„Mein Opa ist an Krebs gestorben“, erzählt Magdalena, „aber ich habe mich nie genauer für dieses Thema interessiert.“ Magdalena glaubt, dass ihr persönlich
Nach Ansicht von Lukas sollten solche Informationsveranstaltungen in allen Schulen für die dritten, vierten und fünfn ten Klassen angeboten werden.
„Einerseits schockierend…“
Andreas Declara
einiges von diesem Nachmittag bleiben werde. „Ich glaube, dass ich in Zukunft bewusster sein werde, z. B. was das Essen anbelangt.“ Wie hoffentlich auch der Rest der Klasse. Immerhin, erzählt Magdalena, hatten am nächsten Tag schon mehr als die Hälfte der Klassenkameraden Obst als Pausenbrot dabei!
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„Krebs ist kein Todesurteil“ Die gleiche Krankheit – Aber vier unterschiedliche Geschichten. Bewegende Lebensgeschichten - die Klasse 5 B des Pädagogischen Gymnasiums in Brixen hat sich kein einfaches Thema ausgesucht für ihren Projektunterricht. Drogen, AIDS – das sind eher Themen, mit denen sich 18jährige auseinandersetzen. Aber Krebs?
D
ie Präsidentin der Südtiroler Krebshilfe Renate Daporta war mit drei Betroffenen zu Gast bei den 17 Schülern.
bau, die Ziele, die Arbeit der zahlreichen Freiwilligen usw., ging auch sie kurz auf ihre eigene Lebensgeschichte ein. Ihr Mann Karl erkrankte gerade 40jährig vor zehn Jahren an einem höchst bösartigen Tumor, die Familie war im Aufbau, die Töchter klein und der selbständige Malermeister der Alleinernährer der Familie. Die Präsidentin der Krebshilfe erzählte, wie sie durch diesen Schicksalsschlag dazu gekommen sei, sich dafür einzusetzen, Krebskranken ihr Schicksal zu erleichtern und ihnen die bestmögliche Versorgung zu garantieren.
Zwei Stunden, dicht, mitunter auch schwer, aber die Schüler gaben kein Zeichen von Müdigkeit oder Langeweile. Den Anfang machte Renate Daporta. Bevor sie einen Überblick über die Tätigkeit der Südtiroler Krebshilfe gab, die Anfänge ab 1981, als Medikamente noch von Deutschland eingeführt werden mussten, den Auf-
Johann Astner, Monika Oberhofer und Elfriede Scapin haben Renate Daporta begleitet, um den Schülern ihre bewegende Lebensgeschichte zu erzählen. Ein jeder von ihnen fand auf seine Weise die richtigen Worte, um den Kontakt zu den jungen Menschen herzustellen. Johann Astner, der vor sechs Jahren bei der spä-
„Ich bin durch die Krankheit gläubig geworden.“ Die Geschichte von Monika Oberhofer ging den Schülern besonders nahe, da ein halbes Jahr nachdem sie an Schilddrüsenkrebs erkrankt war, ihre 18jährige Tochter an Lymphdrüsenkrebs erkrankte. „Da musste ich meine ganze Kraft für sie zusammen nehmen.“ Auf die Frage, wie lange es gedauert habe, bis sie ihre Krankheit akzeptiert habe, antwortet Monika Oberhofer frei heraus: „Bis heute noch nicht.“ Und welche Emotionen sie heute mit der Krankheit verbinde? „Bedauern“, sagt Monika Oberhofer. „Wenn ich
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Was der Klasse 5 B des Pädagogischen Gymnasiums von Brixen im vergangenen Februar während des Religionsunterrichts geboten wurde, war mehr als nur eine Einführung in das Thema Krebs, sondern vielmehr ein bewegendes Zeugnis, wie man damit umgehen kann und vor allem, wie man mit und nach der Krankheit lebt, welche Kraft man aus solch einer Lebenserfahrung schöpfen kann.
ten Diagnose seines Mastdarmkarzinoms von den Ärzten schon aufgegeben war, beeindruckte sein junges Publikum durch seine gelassene Ausstrahlung und seinen Optimismus. „Am Anfang hab ich mit Gott und der Welt gehadert.“ Dann habe er es angenommen. „Und von dem Augenblick an geht´s. Die Diagnose Krebs ist kein Todesurteil. Ich bin das beste Beispiel.“
Unterricht einmal anders - mitten im Leben
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Thema
Elfriede Scapin: "Zehn Minuten habe ich geweint. Danach nie mehr!"
nochmal zurückkönnte, würde ich nicht mehr anfangen zu rauchen, mehr Sport treiben und an die frische Luft gehen.“ „Zehn Minuten habe ich geweint. Danach nie mehr“, beantwortet Elfriede Scapin die Frage einer Schülerin. Noch vor
Renate Daporta Jöchler
der endgültigen Diagnose als man sie im Krankenhaus vor zwei Jahren nach einer Routineuntersuchung weiter zu Blutuntersuchungen schickte. Nach einer Woche der Verzweiflung, in der Kinder und Mann sie nur umarmten oder in Tränen ausbrachen, habe sie beschlossen: „Schluss jetzt.
Monika Oberhofer
Jetzt packen wir´s an.“ Kraft hätten ihr auch die vielen Krebskranken gegeben, denen sie im Lauf ihrer sechsjährigen Tätigkeit als Freiwillige für die Krebshilfe begegnet sei. „Ich sagte mir immer, wenn die es geschafft haben, dann schaff ich Folgt es auch.“
Maria Theresia Unterkircher
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Thema
Eine Erfahrung, die allen drei Betroffenen gleich ist und die sicher auch auf Renate Daporta zutrifft: Nach dem Krebs erhält das Leben einen anderen Wert. Johann Astner stellvertretetend für alle: „Heute steht für mich das Leben im Vordergrund. Ich kann die Kleinigkeiten schätzen.“ Das
Aufwachen jeden Morgen. Den Frühling. Einen Vogel, der singt. Das Beisammensein in der Familie. Einen Spaziergang. An der Wand im Klassenzimmer hängt ein Schild: Ein Prozent Hilfe ist mehr als hundert Prozent Mitleid. Diesen Satz kön-
nen alle Betroffenen unterschreiben. Durch die Krankheit stellt man nicht zuletzt auch fest, wer die echten Freunde sind. Sicher nicht die Personen, die die Straßenseite wechseln, sobald sie einen sehen, aus Angst mit der Krankheit konfrontiert zu werden. „Oder die einem versichern, wie gut man aussähe, obwohl man selbst weiß, dass das nicht stimmt“, erinnert sich Elfriede Scapin. Die wichtigste Botschaft, die die 16 Schülerinnen und ihr einziger Klassenkamerad mit nach Hause genommen haben, ist sicherlich: Krebs ist kein Todesurteil, aber es kommt auch auf einen selbst an, wie man sich der Krankheit stellt.
Projekt: Bewegende Lebensgeschichten
Johann Astner
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Elfriede Scapin
Maria Theresia Unterkircher ist Religionslehrerin und hat die 5 B in ihrem Projekt „Bewegende Lebensgeschichten“ begleitet. „Die Klasse hat sich das Thema selbst gewählt. Wir haben bereits andere Gäste gehabt, wie z. B. den Missionar Josef Knapp oder eine Schülerin unserer Schule, die nach einem Unfall sprechen, schreiben und gehen hat neu lernen
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müssen. Wir sind aber auch in Strukturen wie z. B. das Haus Emmaus gegangen, wo AIDS-Patienten betreut werden; wir sind im Haus der Solidarität mit einer Frau aus Afghanistan zusammengekommen und hatten eine Begegnung mit Suchtkranken. Auch diese Begegnung mit den Betroffenen war sehr intensiv und sehr wertvoll für die Klasse. Sie werden viel mitnehmen aus dieser Begegnung. Das plötzliche Hereinbrechen der Krankheit in dein Leben. Wie man damit fertig wird. Der Optimismus, den die Betroffenen ausstrahlen; ihre Offenheit über ihre Krankheit zu reden. Aber
Thema
Beeindruckend, was die Krebshilfe alles macht
auch die Tatsache, dass es Organisationen wie die Krebshilfe gibt, die in so einer Situation Hilfe bieten und die sich auch aktiv um die Prävention bemühen.“
„Infofluss top, nicht langweilig und ganz emotionell“ Von Krebs hat sie vorher so gut wie gar nichts gewusst. Annalena Hvala fand den Vormittag mit den drei Betroffenen und der Präsidentin der Krebshilfe „sehr, sehr, sehr interessant.“ „Die Personen waren toll, auch wie sie mit uns geredet haben, ihre Offenheit. Das war ganz emotionell und megainformativ.“ Annalena hat die Broschüre, die die Präsidentin der Südtiroler Krebshilfe im An-
schluss an alle Schüler verteilte, zu Hause gleich gelesen. „Jetzt überlegt man sich, ob man nicht doch zum Frauenarzt geht, um sich untersuchen zu lassen.“ Annalena jedenfalls fand es kein bisschen langweilig: „Von mir aus hätte ich noch Stunden zuhören können.“
„Eine super positive Ausstrahlung“ Barbara Mader hat es imponiert, mit welcher Offenheit die drei Betroffenen vor der Klasse über ihre Krankheit und ihre ganz persönlichen Emotionen gesprochen haben. Ganz neu war das Thema Krebs für Barbara nicht, weil eine Freundin ihrer Mutter betroffen ist. „Ich habe aber viel Neues erfahren und war total beeindruckt von der super positiven Ausstrahlung.“ Die Infobroschüre hätte sie auch gleich ihrer Mutter weitergegeben. Sehr beeindruckt hat Barbara auch der Vortrag von Renate Daporta über die Tätigkeit der Krebshilfe. „Ich wusste gar nicht, was die alles machen.“ Insgesamt sei die ganze Klasse sehr betroffen gewesen im Anschluss an die Veranstaltung. „Es war viel, aber es war aushaltbar, vor allem, weil alle gesagt haben, dass sie es geschafft n haben!“
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Was ist los in den Bezirken“ „Was Meran - Burggrafenamt
g SVP-Frauen Marlin Adventsfrühstück der mosphäre der Für die perfekte At ngnis ng zu Maria Empfä ltu sta Benefizveran er äfl gr rg Bu r de e sorgten die Kläng Marling. tief verschneiten Alphornbläser im d 4. un 3. lferinnen, die Viele freiwillige He nen und rso pe hr Le n de t n mi Grundschulklasse guten m zu nt me viel Engage Eltern, haben mit n. ge Gelingen beigetra stisch für den Frühstück Die Köstlichkeiten Marlinger m vo , en on ers tp waren von Priva n aus äften, sowie Firme Bauernmarkt, Gesch det en sp ge n rze mt von He dem Burggrafena Schwarz, die s bia To er“ iel lsp worden. „Ziachorg r Marlinger Heinz Gamper, de Zitherklänge von Renate n vo Wir sowie die Jugendchor IchDu chichten es sg nt ve Ad en en Wopfner vorgetrag r De g. un htige Stimm sorgten für die ric bshilfe für Kre ler iro dt Sü r de Reinerlös kommt ch an d zugute. Dank au den Kinderhilfsfon ard Waldner vom inh Re d un r me Roland Strim de. e großzügige Spen Alpenverein für ihr
Eisacktal
Tanzen ab der Lebensmitte Ein Kurs mit Christa Wieland, der sehr gut ankommt wie die begeisterten Teilnehmer zeigen!
Save the dat e Ben
efizab Krebshilfe end der Südtiro le Am: 03.0 Bezirk Eisacktal r 9.2011 Beginn u m 20.00 Uhr
Wichtig Ambulatorium Klausen: Tel. Nr. 0472 813135
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Was ist los in den Bezirken“ „Was Bozen - Salten - Schlern
Interessanter Vortragsabend Um genetische Veränderungen, Vorbeugung und Behandlungsmaßnahmen von Krebserkrankungen sowie Risikofaktoren bzw. um die Modalitäten des Mammakarzinoms, Symptome und Behandlungsmetho 22. nen ange verg am ten den informier Dezember die beiden Onkologinnen ndes Bozner Krankenhauses, Dr. Susa ne Baier und Dr. Elisabetta Cretella.
Adventskonzerte
in Klobenstein und in Sarnthein Mit großer Freud e haben Mitglie der des Vorstan den Adventskon ds an zerten in Klobens tein und Sarnth teilgenommen, ein die das „Institut fü r Musikerziehun deutscher und lad g in inischer Sprache “ im vergangenen Dezember orga nsier t hat. Die ju ngen Musiker ha durch großes Kö ben nnen beeindruc kt. Den Eltern da nken wir für die gr oßzügigen Spen Ein besonderer den. Dank geht auch an Christine Herb und an Josef Un st terhofer, die die Veranstaltung künftig auch au f andere Or te au sweiten wollen. Der Erlös ging an den Kinderhilfsfo nd.
Tag des Kranken Bozen Salten Schlern den Wie bereits Tradition hat der Bezirk der Pfarrkirche Gries Tag des Kranken mit einer Messe in die Mitglieder auf sich n trafe e Mess der Nach . begangen e im Hotel Post. Kaffe und el Strud eine Gulaschsuppe,
Benefizkonzert in Jenesien am
12. März Es spielten Oswald Sattler, das Ense mble Osttirol, Die Pustertaler, Die Schwarzenste iner und die Salten Oberkrainer. Organisiert wurde der Abend vom „Amateursportverein Jenesien – Sekt ion Soltnflitzer“. Neben der Musik waren es vor allem die Gags von Moderator Josef Runggaldier, die das Publikum erheiterten. Der Eintritt war frei, der Bitte um eine freiwillige Spende für die Südtirol er Krebshilfe sind viele Besucher gerne nachgeko mmen. Im Rahmen der Veranstaltung wurde ein Bild versteigert, das die Stiftung Sparkasse zur Verfügung gestellt hat. Ein Urlauber aus Stuttgart konnte das schöne Stück für sich gewinnen.
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Was ist los in den Bezirken“ „Was Überetsch – UNterland Gourmet-Menü in Tramin Einen geselligen Nachmittag mit Gourmet-Menu und weihnachtlicher Stimmung verbrachten die Mitglieder und Angehörigen im Bürgerhaus in Tramin.
Vortrag Auch im Unterland stieß der Vortragsabend mit den beiden Onkologinnen, Dr. Susanne Baier und Dr. Elisabetta Cretella auf großes Interesse.
In memoriam Seppl Lam precht Tief betroffen zeigt sich die Bezirkspräsidentin Ma ria Ang ela Berlanda vom plötzliche n Tod von SVP Politiker Seppl Lamprecht (li.): „Er war ein großer Förderer unsere r Vereinigung und bei der letzten Weihn achtsfeier im Bürgerhau s von Tramin genoss er es sichtlich, mit dabei zu sein. Seppl Lam precht wird immer in unseren Herzen bleiben“.
2011 Frühjahrsprogramm flug Der Aus e irch k s rt h fa zur Wall vaggio von Cara I und A en 29. M NTAG, d 19. Mai statt N O S m findet a tag, den Donners nicht am
Wir möch ten darau f hinweise n, dass de r Ausflug a uf die Cisloner Alm am Donn erstag, de n 07. Juli stattfinde t.
Wer am Ferienaufenthalt in Fennberg interessiert ist, soll bitte im Büro in Neumarkt anrufen, weil möglicherweise das Datum geändert wird und der Aufenthalt erst am Montag, den 30. Mai beginnt.
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Vormerku ng vom 01. – en bitte 24. Juni 2 011
Tag des Kranken Wie alljährlich am 11. Februar feierten zahlre iche Betroffene den internationalen Tag des Kranken im Kapuzinerkloster in Neumarkt, und begaben sich anschließen d in das Refektorium zu einer zünftigen Gulaschsup pe.
Was ist los in den Bezirken“ „Was
Weihnachtsmarkt in Neumarkt und Fleißige Hände bastelten das ganze Jahr über für den Weihnachtmarkt t. Neumark in htsstand Weihnac am andere fleißige Hände backten Strauben
Vinschgau rnen Krebsnachsorgetu t Wieder gu en ist das m m ko ge an orgeturnen hs ac Krebsn von Mals. ad im Hallenb en nd efi lb oh W Das tige ei ns ge ge und die im ng zu üt st er nt U lsam für Wasser sind Ba die Seele.
Infoabend Prostatakrebs und Selb
sthilfe Zahlreiche Interessierte folgten der Einladung zum Informationsabend am 15. Februar in Schlanders über Prostatakrebs und Selbsthilfe. Dr. Josef Aufderklamm erläuterte die wichtigsten Vorsorgeprogramm e.
thilfegruppe für Krebskranke Anschließend stellte sich die neue Selbs and vermag besser zu trösten, im Vinschgau vor. „Unser Motto: Niem hat“, erklärten Monika Telser litten durch und ren als wer Gleiches erfah thilfegruppe begleiten. Die Selbs die (li) und Margarete Auier (re), die och im Monat um 15 Uhr Mittw 3. und 1. jeden sich trifft pe offene Grup im Sitz der Krebshilfe Schlanders.
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Was ist los in den Bezirken“ „Was PUSTERTAL Sektion Oberpustertal Benefizkonzert Schöne Stimmen und gekonnt dargebotene Instrumentalmusik vor einem vollen Haus. Das Benfizkonzert der Sektion Oberpustertal am 29. Januar war ein großer Erfolg.
Eine starke Darbietung: der Kirchenchor Toblach.
Dr. Johann Steiner (re.) und Primar Hermann Kuepacher (li.) vom Krankenhaus Innichen überreichten Blumen an die Solistinnen des Konzerts. Mit einem Dankeschön an alle Teilnehmer beschlossen Renate Daporta Jöchler und Ida Schacher Baur den Abend.
ig
Wicht
In unseren Breiten ungewöhnlich: die Dudelsack Musik
B e z ir k s u f d e s 4. Juni la iz f e n m D e r B e tertal wurde vo verlegt. r s Oberpu den 28. Mai vo f u a 1 201 a Uhr, Start 17 oblach – Cortin T e Streck
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Jazzige und mitreißende Rhythmen mit den Bläsern des TOWAU Brass
Was ist los in den Bezirken“ „Was
e
itet die schöne Stimm Toni Taschler begle am Flügel von Martina Stifter
So schön singen un
sere Förster
Gedächtnisskirennen Skiläufer im In memoriam Egon Kahn nahmen 151 t in Toblach teil. Februar am Skirennen am Trenkerlif ub Toblach hatten Trainer Armando Tavola und der Skicl g an den 2004 erst erun Erinn die Benefizveranstaltung in Skiläufer organisiert. n tierte talen nen orbe verst rig 14jäh
Hans Jud, Egon Kahns Schwester Iris, Trainer Armando Tavola und Bürgermeister Guido Bocher (v. li. n. re.)
Sie waren die schnellsten Damen im Ziel
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Was ist los in den Bezirken“ „Was PUSTERTAL Sektion Unterpustertal
Grillfest auf der Silvesteralm zum 30jährigen Der Bezirk Pustertal feiert das 30-jährige Bestehen der Südtiroler Krebshilfe mit einem Grillfest auf der Silvesteralm bei Toblach. Am 22. Juni wandern wir gemeinsam, d.h. die Mitglieder aus dem Ober-und dem Unterpustertal von der Enzianhütte in Toblach zur Silvesteralm (1800 m).
Anfahrt von Toblach an Wahlen vorbei nordostwärts hinauf zum sogenannten Stofferhaus (1391 m) und hier bei der Straßenteilung rechts weiter zu einem Parkplatz unter dem Schönegger-Hof („Schönegger-Säge“, ca. 1520 m; zu Fuß hierher 1:30 Std.). Von da an geht’s zu Fuß weiter. Es besteht die Möglichkeit einige Personen mit dem Auto auf die Alm zu führen.
Treffpunkt in Toblach um 10 Uhr bei der Enzianhütte. Treffpunkt in Bruneck um 9.30 Uhr am Autobahnhof.
[ B ri x en ]
[ N e u ma r k t ] Sitz u. Ambulatorium: C.-Battisti-Ring 6 Tel. 0471 820 466 Ambulatorium: Leifers Tel. 0471 820 466 ueberetsch-unterland@krebshilfe.it [ M er a n ]
Bitte anmelden bis 15. Juni. In Toblach unter Tel. 335 - 1511353; in Bruneck unter Tel.0474 – 551327
Bezirksbüros bezirksbüros [
BO ZEN - S ALTEN- S C HLE R N
]
Sitz u. Ambulatorium: Drei-Heiligen-Gasse 1 Tel. 0471 283 719 bozen-salten-schlern@krebshilfe.it [ Bruneck ] Sitz: Bruder-Willram-Str. - Tel. 0474 551 327 Ambulatorium: A.Hofer Str. 52 Tel. 0474 550 320 - unterpustertal@krebshilfe.it [ Tobl ach ] Sitz u. Ambulatorium: Gustav-Mahlerstr. 3 Tel. 0474 972 800 - oberpustertal@krebshilfe.it
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Sitz u. Ambulatorium: Brennerstr. 1 Tel. 0472 832 448 Ambulatorium: Tel. 0472 774 346 Krankenhaus Sterzing 4. Stock eisacktal@krebshilfe.it [ S c h l a nders ] Sitz: Krankenhausstr. 13 Tel. 0473 621 721 Ambulatorium: Hauptstr. 134 Tel. 0473 736 640 - vinschgau@krebshilfe.it
Sitz: Rennweg 27 - Tel. 0473 445 757 Ambulatorium: Romstr. 3 Tel. 0473 496 715 meran-burggrafenamt@krebshilfe.it