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Selbsthilfegruppen nach Covid

Endlich wieder zusammen

Auswirkungen der Pandemie auf Selbsthilfegruppen

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Die Covid-Pandemie ist ein Trauma, das viele noch mit sich tragen. Die Lockdowns haben nicht nur die persönliche Freiheit extrem eingeschränkt. Sie haben auch Verzicht bedeutet. Verzicht zum Beispiel auf die Treffen von Selbsthilfegruppen. Für viele Krebspatienten ein wichtiger Halt in der Zeit der Therapie und auch danach. Die Chance hat mit der Supervisorin und onko-psychologischen Beraterin Regina Bogner und dem Onko-Psychologen Anton Huber über die Nachwirkungen und den Neubeginn gesprochen.

Regina Bogner leitet seit vielen Jahren mehrere Selbsthilfegruppen für die Krebshilfe, in Bozen und in Brixen. Sie war selbst Krebspatientin und hat Krebs auch als Angehörige miterlebt. Während des Lockdowns hat sie ihren TeilnehmerInnen Online-Treffen angeboten. „Für mich war das eine pure Notwendigkeit, damit die Gruppe nicht auseinanderfällt.“ Mit wenigen Ausnahmen haben auch alle davon Gebrauch gemacht. „Was fehlte“, so Bogner, „war das Sehen, Spüren. Es stehen viele Dinge im Raum, die nicht über Video übertragbar sind.“ Sie selbst sei jemand, der sehr spürend sei, der die non-verbale Kommunikation brauche. Die Selbsthilfegruppen von Betroffenen in Bozen und Brixen, „Sturz aus der Normalität“ und die Gruppe für Angehörige in Brixen sind offen, das heißt, es können jederzeit neue Mitglieder dazu kommen.

Während den ersten Treffen nach dem Lockdown merkte Regina Bogner die Freude über das Wiedersehen. Und: die Gespräche wurden wieder spürbar tiefer. „Im gleichen Raum, von Angesicht zu Angesicht ist es leichter, sich fallenzulassen, sich auszutauschen. Auch kleinste Signale wahrzunehmen und gegebenenfalls anzusprechen.“

Anton Huber ist Onko-Psychologe am Krankenhaus Bruneck. Er leitet zwei Selbsthilfegruppen. „Der Baum“, zusammen mit dem Arzt und selbst Betroffnen, Hartmann Aichner für Männer mit Prostatakrebs und „Mein zweites Leben“ sowie zusammen mit der Schreibtherapeutin Manuela Falkensteiner eine therapeutische Schreibwerkstatt, Die Selbsthilfegruppe der Baum hat sich nur zweimal online getroffen. „Das erste Treffen ging noch, da hat die Freude überwogen, sich zu sehen. Aber das zweite Treffen hat gezeigt, dass zu viel verloren geht, es braucht einfach die Begegnung.“ Nach Covid sind die Gruppen langsam und zögernd wieder zusammengekommen. „Am Anfang mit Mund- und Nasenschutz und Abstand. Es sind auch nicht alle gekommen, die Angst vor Menschenaufläufen, vor Ansteckung saß zu tief.“ Die Schreibgruppe und „Mein zweites Leben“ sind schon im Frühjahr wieder gestartet, der Baum etwas später.

Am Anfang war das Thema Covid vorherrschend, erinnert sich Huber. „Die Menschen waren zum Teil verwirrt, wussten nicht, was glauben, waren gezeichnet von der Zeit zuhause, vom Lockdown. Hatten Fragen und Zweifel, deshalb habe ich zunächst immer wieder Infoblöcke eingefügt." Informationen über Impfung, Ansteckung, die Funktion des Immunsystems usw.“

Was allen TeilnehmerInnen gemein war: Sie haben die Gruppe sehr vermisst und deshalb auch entsprechend schnell wieder zusammengefunden. Auch die Brunecker Gruppen sind offen und es sind noch einige Plätze frei.

Kontaktinformationen für die verschiedenen Selbsthilfegruppen gibt es in den Bezirksbüros bzw. in der AGENDA. •

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