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«In Nashville ist von der Pandemie nichts mehr zu spüren»

«In Nashville ist von der Pandemie nichts mehr zu spüren»

Seit wenigen Wochen ist die Country-Musikerin Suzie Candell wieder zurück in der Heimat. Aus den Ferien in Nashville hat die Songschreiberin aber nicht nur bleibende Erinnerungen, sondern auch gleich einige neue Lie-

der mitgenommen. Text: Christian Imhof

Es sei magisch gewesen in Nashville. Es gebe kaum eine andere Stadt, die das Musikerherz so berühre wie die «Music-City», sagt Suzie Candell. «Dort kann man von 11 Uhr morgens bis spät in die Nacht Live-Musik erleben, und zwar jeden Tag, in bester Qualität und teilweise auf mehreren Stockwerken. Selbst jede noch so kleine Dive-Bar hat eine Bühne und trotz des Umstands, dass so viel stattfindet, sind die Konzerte überall gut besucht.» Nashville hat zirca 700’000 Einwohner und 7000 Bars. «Man muss einmal dort gewesen sein, um den Vibe dieser Stadt zu begreifen.» Als Candell dann wieder zu Hause angekommen sei, sei ihr direkt aufgefallen, in welcher «Live-Musik»-Wüste sie lebt. «In der Region muss man froh sein, wenn einmal in der Woche irgendwo eine super gute Band auftritt.» Die Vollblutmusikerin glaubt, dass sich die Situation auch in der Ostschweiz und in Liechtenstein bessern könnte wenn mehr Leute Konzerte besuchen würden. «In Nashville ist von der Pandemie nichts mehr zu spüren. Bei uns hat man leider immer noch das Gefühl, die Leute haben ihre Couch zu Hause sehr lieb gewonnen. Ganz so voll wie vor dem Ganzen wird es selten.»

Neue EP im Gepäck In den Ferien in Nashville hat Suzie Candell aber nicht nur Live-Musik konsumiert und die Füsse hoch gelagert, sie habe das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden und fünf neue Songs, die sie bereits in Liechtenstein aufgenommen hat, von Aaron Chmielewski abmischen

Suzie Candell hat ihre neuen Songs in Nashville mixen und mastern lassen.

Foto: Beth Wimmer

und mastern lassen. Dieser hat schon mit Grössen wie Taylor Swift, Faith Hill und anderen gearbeitet. «Das war eine tolle Erfahrung, und man lernt von den Besten.» So konnte die Musikerin etwas von der Magie von Nashville doch noch in ihre neuen Lieder einfliessen lassen. Candell kommt ins Schwärmen, wenn sie von Nashville spricht. Selten habe sie einen Ort erlebt, an dem die Geschichte so direkt erlebbar sei wie dort. «Die Kultur und die Geschichte der Countrymusik kann man in Nashville direkt am eigenen Leib erfahren. Es gibt die Countrymusic Hall of Fame – ein Museum, welches einem die ganze Geschichte von den Anfängen der Carter Family bis heute nahebringt. Die Grand Ole Opry ist die älteste Radio-Show der Welt. Was vor knapp hundert Jahren damit angefangen hat, als man durch die Dörfer in den Appalachen gefahren ist, um talentierte Musiker zu finden und aufzunehmen, hat sich zu einer grossen Samstagabend-Entertainment-Show entwickelt. Auch heute noch ist ein Auftritt in der Grand Ole Opry für jeden Countrymusiker ein Ritterschlag, der meist den Beginn einer grossen Karriere bedeutet. Die Songwriter-Szene ist ebenfalls riesig und natürlich auch die Inspiration für jeden, der ein Instrument spielt. Ausser Countrymusik gibt es aber auch tolle Jazzclubs, Blues an der Pinter’s Alley, Klassische Konzerte – Nashville ist berühmt für sein Symphonieorchester und natürlich eine grosse Alternative/Indie-Szene in East-Nashville.»

Kreativität hat gelitten Am 16. Dezember erscheint die erste Single «Flames». Diese wird dann direkt am gleichen Abend im Werdenberger Kleintheater Fabriggli getauft. Anschliessend werde dann Stück für Stück veröffentlicht. Wem diese Veröffentlichungsstrategie zu lange gehe, dem empfiehlt Candell, doch am besten eben am 16. Dezember in Buchs vorbeizuschauen. Dort werde sie alle neuen Lieder zum ersten Mal live spielen. «Ich freue mich sehr darauf und bin riesig gespannt auf die ersten Reaktionen den Publikums. Ich bin super stolz auf das Ergebnis. Es kann sich wirklich sehen lassen, und so hoffe ich auch, dass die Radiostationen das ebenfalls so sehen.» Dass sie erstmals nur eine EP und nicht gleich ein Album publiziert, hat unter anderem mit der Situation der letzten drei Jahre zu tun. «Einerseits spare ich immer einen Teil meiner Auftrittsgagen, um neue Aufnahmen zu finanzieren. In den letzten zwei Jahren gab es leider nicht so viel zum Ansparen. Da es insgesamt weniger Konzerte gab, war mein Budget auch entsprechend geringer.»

Unterstützung durch Kulturstiftung Liechtenstein Dank der Unterstützung der Kulturstiftung Liechtenstein sind überhaupt erst diese fünf neuen Songs in der Form möglich geworden, wie sie jetzt dastehen. Der zweite Faktor ist wohl die Kreativität, die unter der Pandemie etwas gelitten habe. Wenn man nicht viel erlebt, hat man nicht viel Input und schreibt nicht so viel. «Aber das kommt jetzt hoffentlich wieder anders», sagt Suzie Candell.

Es ist ihr wie der gesammten Bevölkerung zu wünschen, dass sie so schnell nicht wieder «eingesperrt» werden, sondern aus den Vollen schöpfen können, sodass auch wieder einzigartige Erinnerungen und eben in ihrem Fall Lieder, die unter die Haut gehen, entstehen können.

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