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«Wir haben jede Chance genutzt»
Finlay Davey ist ein Liechtensteiner Musiker, Organisator und Promoter. Grosse Bekanntheit erlangte er erstmals mit der Metalband TAPED, die auch international auf Anklang gestossen ist. Er informiert darüber, warum er trotz Krise kreativ bleibt, was alles hinter dem Erfolg seiner Stammband steckt und über vieles mehr. Von Christian Imhof
Finlay Davey erinnert sich noch gut an seine erste Berührung mit der Musik. «Es war definitiv, als ich sehr, sehr klein war. Mit vier oder fünf Jahren habe ich schon ‹Queen›, ‹INXS›, ‹Eurythmics›, ‹Texas› und auch Falco extrem vergöttert. Meine Mutter hat oft und laut Musik abgespielt, um zu feiern, zu tanzen, zu trainieren, zu kochen, zu putzen und auch, um zu coachen – sie war Squash-Profi und Trainerin in Vaduz. Später, etwa mit acht Jahren, habe ich dann angefangen, Klavierunterricht zu nehmen und habe dies einige Jahre durchgezogen.»
Mehr als ein Hobby Bis Finlay Davey aber komplett auf die Musik gesetzt hat, zogen noch ein paar Jahre ins Land. «Mit 13 bin ich einem bestehenden Duo aus Mauren und Schellenberg beigetreten, bei dem Tiago Spagolla und Raphael Rucker in einem kleinen Kellerraum ich mit Tiago dann ‹TAPED› gegründet und gemerkt, dass mein Herz wahrlich für die Musik schlägt, nachdem ich mich einige Jahre in der Sportwelt beim Squash herumgetrieben hatte.» Mit dieser Metalband war der Musiker weit über die Grenzen Liechtensteins hinaus bekannt. Dies komme aber nicht von ungefähr, denn hinter dem Erfolg der Band habe immer sehr viel
übten. Weil sie einen Bassisten brauchten und ich unbedingt in einer Band sein wollte, haben wir uns zusammengeschlossen und als ‹Psy-cick› die ersten Gehversuche mit Live-Musik gewagt. Einige Jahre später jedoch habe harte Arbeit gesteckt. «Wir haben jede Chance genutzt, um vor so vielen Leuten und an so vielen Orten wie möglich zu spielen. Damals hatte ich nur einen 20-Prozent-Job als Kurier und einen Wochenendjob in der ‹Zwei Bar› in Vaduz. Somit hatte ich praktisch vier Tage pro Woche, um mich um das Booking, Marketing und so weiter zu kümmern.» Die Hartnäckigkeit habe sich ausgezahlt, wie Finlay Davey lächelnd sagt. «Ich glaube, ich bin so vielen Veranstaltern, Bookern, Bands, Veranstaltern und Freunden sehr stark auf die Nerven gegangen, bis es dann irgendwann geklappt hat.» Aktuell gebe es bei «TAPED» eine längere Pause, doch in naher Zukunft sei es laut dem Frontmann gut möglich, dass sie wieder gemeinsam auf der Bühne stehen und auch neue Songs veröffentlichen.
Musik ist alles Als im Frühling 2020 plötzlich alles zum Erliegen kam, sei er froh gewesen, der Situation nicht komplett ausgeliefert zu sein. «Ich habe das Glück, dass ich nicht vollständig von der Musik abhängig bin, weil ich doch noch einen normalen Job habe. Für mich war der Stillstand definitiv eine Entschleunigung, da ich sehr viel nebenberuflich organisiert habe.» Doch komplett ruhig wurde es um den Musiker nie. «Ich habe mich kurz vor der Pandemie mit Gino zusammengeschlosse, die Band ‹Kids In Cages› gestartet und konnte die Zeit perfekt fürs Songwriting nutzen. Jetzt, etwas mehr als ein Jahr später, haben wir unseren ersten Song mit dem Titel ‹Tired› veröffentlicht, und er scheint anzukommen.» Anders als bei «TAPED» ist der Sound der neuen Formation etwas softer. «Kids In Cages» zeichnen sich durch eine verspielte Mischung aus Rap, Rock und elektronischen Elementen aus. «Das Projekt lässt uns mit ganz viel verschiedenen Aspekten der Musik spielen und lockt uns aus unserer Komfortzone. Dabei steht noch ganz, ganz viel spannende Musik in der Pipeline, versprochen.» Da Finlay Davey mit dem neuen Projekt oder auch mit seiner Stammband nur darauf wartet, die Bühnen zu stürmen, sei für ihn eine Rückkehr in seine «normale» Berufswelt keine Option, wie er abschliessend erklärt. «Als ich vor einigen Jahren etwas in Geldnot stand, ist mir der Gedanke schon gekommen, jedoch haben sich zeitgleich wieder andere Türen geöffnet, deren Hintergrund ich viel lieber erforschen wollte.»