GDI Impuls 3.12

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Thema: Die Zukunft der Produktion 6 AUTOREN 70 SUMMARIES THEMA 116 SUMMARIES IDEEN, WORKSHOP 118 ZUSATZIMPULS 120 GDI-STUDIEN 121 GDI-KONFERENZEN

> Philosophie Michael Böhm 36 ES WAR EINMAL DER KAPITALISMUS

Die Produktionsmittel kehren in die Hände – und Köpfe – der Bürger zurück. Läutet das schon das Ende des Kapitalismus ein? Und wenn nein: Warum nicht?

122 GDI GOTTLIEB DUTTWEILER INSTITUTE 124 GDI-AGENDA 2012 124 IMPRESSUM

> Die grosse Grafik 42 IN- UND OUTDUSTRIE

Acht Anfänge vom Ende der Massenproduktion – von Hightech bis Handwerk.

> Produktion Detlef Gürtler 12 MAKING – THE NEXT GENERATION

Die Maker-Bewegung will die Renaissance von Indivi­ dual- und Eigenproduktion fördern. Aber noch steckt sie ziemlich in den Bastlerschuhen. > Medizin Anja Dilk . Heike Littger 20 PERSÖNLICHE PILLEN

Weil jeder Mensch anders ist, sollte eigentlich auch jeder individuell medizinisch behandelt werden. Die PharmaForscher arbeiten daran. Ein Blick in ihre Labore. > Innovation Detlef Gürtler 28 DIE WELTGESCHICHTE DER KOPIE

> Entwicklungshilfe Christian Rauch 44 SELBST IST DIE FABRIK

Die Fab-Lab-Bewegung könnte in weniger entwickelten Weltregionen Startpunkt für einen Wirtschaftsauf­ schwung der anderen Art sein. > Lifestyle Judith Mair . Bitten Stetter 50 RETRO-INNOVATION

Nostalgie war gestern. Heute nennt sich das Gleiche «archivbasierte Produktion» und bringt eine Vielzahl innovativer Kreationen hervor. > Technik Christof Baitsch 56 WIEDERHOLT SICH DIE GESCHICHTE?

Die meiste Produktion ist Reproduktion – analog, digi­ tal oder biologisch. Was wann und wie kopierbar wurde.

«Computer erobern die Arbeitswelt – Was heisst das für den Menschen?», fragten wir 1982. Eine Zeitreise zu den Anfängen einer früheren technischen Revolution.

> Uhren Alexander Ross

> Foto-Essay Martin Sulzer

30 DER FLUCH DER GUTEN WERKE

Die Schweizer Uhrenindustrie steht für exzellente Wert­ arbeit. Auch wenn das zuletzt oft eher für das Marke­ ting als für die Produktion galt. Das muss sich ändern.

60 WIE AUS DEM BUILDERBUCH

Was gebaut werden kann, wird auch gebaut. Was eingesetzt werden kann, wird auch eingesetzt. Das gilt für Waffen. Und bald auch für 3-D-Drucker?


Ideen

Workshop

> Technologie Norbert Bolz

> Shopping Martina Kühne

74 EVOLUTIONSDESIGN

«Converging Technologies», das Zusammenwachsen von Physik, Biologie und Informatik, fordern von uns einen neuen Bund mit der Technik. > Politik Gespräch mit Ulrike Guérot 80 «EUROPA FEHLT EIN GRÜNDUNGSMYTHOS»

Wie sich die Europäische Union aus ihrer tiefen Krise zu einer Europäischen Republik weiterentwickeln kann. Und wo die Schweiz dabei Vorbild sein könnte. > Human Resources Heiko Fischer 88 SEESTERN SCHLÄGT SPINNE

Warum es zwar gut gemeint, aber eben nicht gut ist, Mitarbeiter als die wichtigste Ressource des Unterneh­ mens zu betrachten. > Zwischenruf Barbara Bohr 94 EINE WELT OHNE BANKEN

Auch wenn sie fast täglich mehr zum Hassobjekt ­werden: Ganz ohne Banken gehts doch auch nicht, oder? Aber «geht nicht» gibts nicht.

102 VERFÜHRUNG FÜR FORTGESCHRITTENE

GDI-Studie zur Zukunft des Shopping: Was Kunden von Händlern erwarten werden. > 30 Jahre GDI Impuls Karin Frick, Detlef Gürtler, Max Gurtner, Stefan Kaiser 106 FRÜHER WAR MEHR ZUKUNFT?

Ein Gespräch aller bisherigen GDI-Impuls-Chefredak­ toren über die Zwischenbilanz der ersten dreissig Jahre. > Kolumne Peter Felixberger 114 ÜBERFORDERUNG ALLERORTEN

Gute neue Bücher von Tim Harford, Reinhard Sprenger, Carl Naughton – und Peter Felixberger.


Autoren

und Kommunikation. Neueste Veröffentlichung: «Das Gestell» (Wilhelm Fink Verlag 2012). www.tu-berlin.de HEIKO FISCHER > S. 88 ist Personaler in der dritten Generation. Vor der Gründung seiner Firma Resourceful Humans war er weltweiter Personalverantwortlicher bei Crytek, Europas grösstem unabhängigem Videospiele­ entwicklungsunternehmen. Davor war Fischer bei verschiedenen Unternehmen in Management-Positionen tätig, unter anderem für Hewlett-Packard

CHRISTOF BAITSCH > S. 56 studierte Psychologie und Philosophie in

und Ebay. www.resourceful-humans.com

Tübingen und Zürich und lehrte anschliessend an der ETH Zürich und an der Universität HSG St. Gallen. Später leitete er an der TU Chemnitz das Institut

KARIN FRICK > S. 106 ist Leiterin Research und Mitglied der Geschäfts-

für Innovationsmanagement und Personalentwicklung sowie die Abteilung

leitung des GDI Gottlieb Duttweiler Institute. Als Ökonomin erforscht sie seit

Organisation und Management am Institut für Angewandte Psychologie IAP

zwei Jahrzehnten Trends und Gegentrends in Wirtschaft, Gesellschaft und

(Zürich). Seit 2001 arbeitet Baitsch als selbstständiger Organisationsberater

Konsum. Seit ihrem Studium an der Universität St. Gallen befasst sie sich in

und als Dozent an verschiedenen Universitäten und Hochschulen in der

verschiedenen Funktionen mit Zukunftsthemen, Innovation und Veränderung

Schweiz und Deutschland. www.baitsch.ch

von Menschen und Märkten. Sie war unter anderem Geschäftsführerin der Schweizerischen Vereinigung für Zukunftsforschung und Chefredaktorin

MAXIMILIAN BAUER > S. 14 ist Autodidakt und hat die letzten beiden

dieser Zeitschrift. www.gdi.ch

Jahrzehnte vor einem Computer verbracht. 2008 gründete er die SCNR GmbH, die anstrebt, mit der Verwirklichung ihrer Projekte und Produkte unkonven-

ULRIKE GUÉROT > S. 80 ist Deutschland-Repräsentantin und Senior

tionelle, aber zukunftsfähige Wege einzuschlagen. Dazu gehören die Firma

Policy Fellow des Berliner Büros des European Council on Foreign Relations

Elektronenrad, die Raumfahrtagentur, eine kollektive Werkstatt im Berliner

(ECFR), einem pan-europäischen Think-Tank, der für eine einheitliche und

Wedding und die quelloffene Fabrik Camgeeks für Dienstleistungen und

effiziente europäische Aussenpolitik eintritt. Die promovierte Politologin

Beratung rund um 3-D-Druck. www.raumfahrtagentur.org

beschäftigt sich vornehmlich mit der europäischen Demokratie, den deutschfranzösischen und euro-atlantischen Beziehungen. Guérot ist Trägerin des

MICHAEL BÖHM > S. 36 studierte Politikwissenschaften in Berlin und

französischen Nationalordens «Pour le Mérite». www.ecfr.eu

Lille und lebt heute als freier Publizist in Berlin. Er schreibt Essays für verschiedene Zeitschriften und den Rundfunk, unter anderem für das Magazin

MAX GURTNER > S. 106 (r.) ist Berater und Dozent mit den Schwerpunk-

«DU», «Mare» und Deutschlandradio Kultur. 2008 erschien im LIT Verlag

ten Kommunikation und Branding. Der HSG-Ökonom verfügt über mehr als

sein Buch «Alain de Benoist – Denker der Nouvelle Droite».

dreis­sig Jahre Führungserfahrung in unterschiedlichen Branchen; unter ­anderem leitete er die Unternehmenskommunikation der SRG SSR, die Public

BARBARA BOHR > S. 94 ist Projektleitercoach und Dozentin für Kommu-

Relations der Zurich Financial Services und die Corporate Communications

nikation an der Hochschule für Technik Rapperswil. Mit einer Banklehre ins

und Investor Relations der Roche-Gruppe. Als Leiter des Bereichs Informa-

Berufsleben gestartet, begleitet sie seit fünfzehn Jahren kritisch die Finanz-

tion und Verlag am GDI gründete er 1982 GDI Impuls. Gurtner hat die Schwei-

industrie, insbesondere die Informationstechnologie des Sektors. Sie ist

zerische Investor Relations Vereinigung (SIRV) gegründet und unterrichtet

Mitgründerin des gemeinnützigen Zürcher Vereins «Die Vorbänker», der sich

unter anderem an der Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ).

für eine nachhaltige und verträgliche Entwicklung der Finanzwirtschaft im Dienste von Gesellschaft und Umwelt einsetzt. www.bohr.ch

MARCUS HAMMERSCHMITT > S. 59 ist Autor von Science-Fiction, Erzählungen, Lyrik und Hörspielen. Seine Geschichten kreisen um Begeg-

NORBERT BOLZ > S. 74 gilt als einer der führenden Denker zur kulturellen

nungen mit dem Fremden und wie sie uns verändern. Neben seinem litera-

Entwicklung. Seit 2002 ist er Professor im Bereich Medienwissenschaft an

rischen Werk veröffentlicht er Essays und Dokumentationen in «Telepolis»

der TU Berlin; zuvor war er Professor für Kommunikationstheorie an der

und «Jungle World». Bücher (Auswahl): «Der Glasmensch» (1995), «Target»

Universität Essen. Bolz ist Autor zahlreicher Bücher zu Medien, Marketing

(1998), «Instant Nirwana» (1999), «Das Herkules-Projekt» (2006), «Der Fürst


S. 44 S. 56

S. 74

S. 36

S. 94

S. 102

S. 14

S. 106

S. 80

S. 59

S. 50

S. 106 S. 106

S. 50

S. 88

der Skorpione» (2007), «Yardang» (2010) und «Azureus & Pygmalion»

JUDITH MAIR > S. 50 (r.) ist Diplom-Designerin und Expertin für Populär­

(2011). www.cityinfonetz.de/homepages/hammerschmitt/high.html

kultur. Seit 2004 übersetzt sie mit ihrem Büro «hello-hello – experts in popular culture» visuelle und kulturelle Trends in Konzepte und Strategien

STEFAN KAISER > S. 106 war von 1998 bis 2008 Chefredaktor von GDI

für Marken. Weiter lehrt sie als Dozentin für Style & Design an der Zürcher

Impuls und verantwortlich für dessen inhaltliche und formale Neupositionie-

Hochschule der Künste (ZHdK) und schreibt regelmässig für das Magazin

rung. Nach drei Jahren als Chefredaktor des international renommierten

«Page». Zu ihren Veröffentlichungen gehören «Schluss mit lustig!» (2002),

Kulturmagazins «Du» ist er seit Frühjahr 2012 Chefredaktor Online-Medien

«Fake for Real» (2005) und «Design Ecology!» (2008). www.hello-hello.de

für das Migros-Kulturprozent. Als geschäftsführendes Mitglied der Schweizerischen Vereinigung für Zukunftsforschung und als Forscher am GDI Gott-

CHRISTIAN RAUCH > S. 44 war zehn Jahre Projektmanager in der For-

lieb Duttweiler Institute untersuchte er den Wandel und Entwicklungen an

schung und Entwicklung des Mobilfunkkonzerns Vodafone. Seit 2010 schreibt

der Schnittstelle zwischen Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und Medien.

er als freiberuflicher Publizist für verschiedene deutsche Tages­zeitungen und Zeitschriften in den Bereichen Wissenschaft, Gesellschaft und Reisen. Rauch

MARTINA KÜHNE > S. 102 ist Senior Researcher am GDI Gottlieb Dutt-

ist Mitarbeiter des Wissensdienstleisters Content5 AG. www.content5.com

weiler Institute und analysiert wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen sowie deren Folgen für den Einzelhandel und die Konsumgüter-

BITTEN STETTER > S. 50 ist Diplom-Modedesignerin, arbeitet seit 1999

industrie. Sie ist Autorin diverser Studien rund ums Thema Shopping, zuletzt

als Designerin und Konzepterin und führt seit 2003 das Label Bitten Stetter

«The Story of Unstoring». Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften

Fashion & Concept. Ihre Kollektionen hängen in internationalen Stores und

in Zürich und Barcelona hat sie in Zürich zum Thema «Die Stadt als Marke»

sind Leihgaben in Museen. Seit 2009 leitet Stetter an der ZHdK das Kom-

promoviert. www.gdi.ch

petenzfeld «Ereignis» im Master of Arts in Design. www.bittenstetter.com


Summaries

THEMA: DIE ZUKUNFT DER PRODUKTION

Anja Dilk . Heike Littger > Seite 20

Christian Rauch > Seite 44

PERSÖNLICHE PILLEN Mass-Customization

SELBST IST DIE FABRIK Die Fab-Lab-Bewe-

– die industrielle Fertigung individuell ange-

gung könnte zum Auslöser für eine Industriali-

passter Produkte – gilt nicht nur für Autos oder

sierung wenig entwickelter Weltregionen mithilfe

Turnschuhe, sondern auch für Prothesen, Herz-

von Minifabriken werden: Produktionsanlagen

schrittmacher und Pillen. Die Fabrik der Zukunft

für den lokalen und regionalen Bedarf, die (fast)

arbeitet individueller, modular, vernetzt – auch

ohne Infrastruktur auskommen, schaffen sinn-

und gerade in der Medizin. Für personalisierbare

volle Geräte und Dinge zur nachhaltigen täg-

Medikamente, von denen es derzeit weltweit

lichen Anwendung. Sie befähigen die Menschen

etwa zwanzig gibt, werden die besten Chancen in

vor Ort, fördern Erfinder- und Unternehmergeist

der Krebstherapie gesehen. Auf ausgedruckte

und reduzieren die Abhängigkeit von aussen.

Organe oder biologisches Gewebe aus dem

Ein Ansatz hierfür ist das «Global Village Con­

«Chem­puter» werden wir hingegen noch deutlich

struction Set», das die Baupläne für fünfzig Ge-

länger warten müssen.

räte und Maschinen enthält, die eine dörfliche Gemeinschaft lebensfähiger und lebenswerter

Detlef Gürtler > Seite 12 MAKING – THE NEXT GENERATION Wenn wir

Alexander Ross > Seite 30

den Propheten der neuen Maker-Bewegung Glau-

DER FLUCH DER GUTEN WERKE Die Schwei-

ben schenken, können neue Maschinen wie der

zer Uhrenindustrie ist Weltmarktführer. Und un-

Judith Mair . Bitten Stetter > Seite 50

3-D-Drucker das Ende der grossen Fabrik einläu-

übertroffen im Image exzellenter Wertarbeit mit

RETRO-INNOVATION Statt des originären Neu-

ten und die Produktion zurück in die Hände des

langer Tradition. Viel, vielleicht zu viel davon ist

en regiert heute das Zitat des Zitates des Zitates.

Individuums legen. Nicht mehr Supply-Chain-

dabei mehr Image als Realität. Das ändert sich

Aber Retro ist mehr als der rückständige Blick auf

Management oder Prozessautomatisierung be-

gerade: Ein Umbruch auf dem Markt in China

die Vergangenheit und die Sehnsucht nach Erin-

stimmen dann die zukünftige ökonomische

wird die Umsätze unter Druck setzen – und die

nerungen. Der Zugriff auf das Archiv zeigt sich

Entwicklung, sondern Individual- und Eigenpro-

Rückkehr zur Herstellung eigener Uhrwerke for-

als grundlegende Kulturtechnik unserer Refe-

duktion. Und auch von einer sehr technikfernen

dert Exzellenz nicht nur im Marketing, sondern

renzkultur. Exemplarisch hierfür ist die Technik

Seite erhält diese Entwicklung Unterstützung: Die

auch in der Produktion.

des Remixens, das die Trennlinien zwischen Ori-

Sehnsucht nach dem Ursprünglichen bringt die

machen.

N NE

ginal und Kopie verschwinden lässt. Es wird Zeit,

Landwirtschaft zurück in die Stadt (Urban Far-

Michael Böhm > Seite 36

«Retro» als eigenständige kreative Strategie und

ming) und das Handwerk zurück in den Hinterhof.

ES WAR EINMAL DER KAPITALISMUS Mit

etablierte Kulturtechnik in Konsum, Kreation und

Science und Romance ergänzen sich.

der Konzentration des Eigentums an Produk­

Alltag anzuerkennen.

tionsmitteln in den Händen einiger PrivatperGespräch mit Maximilian Bauer > Seite 14

sonen und Unternehmen schlug die Geburts-

Christof Baitsch > Seite 56

«DIE KIDS KOMMEN GUT DAMIT KLAR» Zum

stunde des Kapitalismus. Doch auch wenn der

WIEDERHOLT SICH DIE GESCHICHTE? Ähn-

Erfolg des PCs trugen drei Gruppen bei: Bast-

«Personal Fabricator» den Bürgern die Produk­

lich wie heute der 3-D-Drucker, rief vor dreissig

ler, professionelle Nutzer und Spieler. Der 3-D-­

tionsmittel zurückgibt, bedeutet das noch lange

Jahren auch die Ausbreitung der Computertech-

Drucker, noch ganz am Anfang seiner Entwick-

nicht den Anfang vom Ende des Kapitalismus.

nologie Misstrauen und Abwehr hervor. Gegen

lung, verfügt zwar über eine globale Bastler-

Denn der ist inzwischen weit mehr als eine Pro-

die Horrorvorstellungen einer totalen Abhängig-

Szene, aber keine Killer-App für professionelle

duktionsweise: Er ist auch Fortschritts- und Er­

keit des Menschen von der Maschine stand

Anwendungen. Massentauglich würde er deshalb

werbsmenta­lität – und Garant all jener öffent­

schon damals die Vorstellung, den Beschäftigten

am ehesten als Spielzeug unter dem Weihnachts-

lichen Infrastruktur, die einst geschaffen wurde,

ein Stück Autonomie am Arbeitsplatz zurück­

baum werden. Erste Ansätze gibt es dafür bereits,

um ihm das Gedeihen zu ermöglichen. Auch die

zugeben und die Technik zu nutzen, um ihnen

etwa die Anleitung für den Bau einer kompletten

stärkste Prosumenten-Bewegung wird (und sollte)

selbstständiges Denken und Handeln zu erleich-

Ritterinnen-Burg von Makerbot.

dagegen nichts ausrichten.

tern.

70


Summaries

ein Gründungsmythos – der kaum ohne Revo­

Ob die derzeitigen negativen Zinssätze einen Vor­

lution zu haben sein wird. Langfristig tragfähig

geschmack eines «post-scarcity»-Zeitalters ge­

könnte ein «Europa der Regionen» sein, mit einer

ben, das ohnehin keine Banken mehr braucht,

der Schweiz ähnlichen Struktur: relativ schwache

muss sich allerdings erst noch zeigen.

Zentrale, relativ starke Regionen – und ohne Na­ tionalstaaten.

IDEEN

WORKSHOP

Heiko Fischer > Seite 88

Martina Kühne > Seite 102

SEESTERN SCHLÄGT SPINNE Aus der Erfah­

VERFÜHRUNG FÜR FORTGESCHRITTENE

rung im Personalmanagement bei einem Ent­

Auf allen Kanälen und mit allen Mitteln wird um

wickler von Videospielen entstand das Resource­

die Aufmerksamkeit und Gunst der Konsumenten

ful-Humans-Konzept als Gegenmodell zum tradi­

geworben. Der Kampf um Attraktion und Attrak­

tionellen Verständnis von Human Resources: Der

tivität spitzt sich zu. Die Zukunft der Verführung

Kern liegt in der intrinsischen Motivation jedes

kann in dieser Situation nicht in Überversprechen

Norbert Bolz > Seite 74

Einzelnen mit der Kompetenz zur Selbstorgani­

liegen (die nicht zu halten sind), sondern in Trans­

EVOLUTIONSDESIGN Die Grundbausteine un­

sation von kleinen Teams in einem klaren organi­

parenz und in der Herstellung von Beziehungen.

serer Welt sind Atome in der physikalischen Welt,

satorischen Gestaltungsraum. Talente sollen die

Das Shopping-Erlebnis muss für den Kunden

Bits in der Welt der Information und Gene in der

Chance haben, sich zu entfalten und nicht zwang­

nicht mehr wie noch in den Neunzigerjahren in

Welt des Lebendigen. Derzeit vollzieht sich auf

haft von der Führung administriert und strate­

erster Linie Spass im Sinne von «Fun» enthalten,

allen drei ­Ebenen der Schritt von der wissen­

gisch gebunden zu werden. Wo Offenheit, Krea­

sondern die Erfahrungen der Konsumenten

schaftlichen Analyse zur technischen Synthese.

tivität und nachhaltiges Denken erforderlich sind,

miteinbeziehen.

Der Schwerpunkt verlagert sich also von der

funktioniert extrinsische Motivation nicht. Zum

Grundlagenforschung zur Ingenieurskunst, vom

Resourceful-Humans-Konzept gehört dabei unter

Karin Frick, Detlef Gürtler, Max Gurtner, Stefan

Verstehen zum Gestalten. Aus der Konvergenz

anderem, dass jeder Beteiligte die Wahl hat, zu

Kaiser > Seite 106

dieser Technologien entwickelt sich ein neuer

tun, was er l­iebt, und sich dazu mit gleichge­

FRÜHER WAR MEHR ZUKUNFT? Einordnung,

Naturbegriff, der Bio­design, also die Gestaltung

sinnten, fähigen Leuten zusammenzutun.

Auseinandersetzung, Überraschung und Kontext

der Natur, denkbar macht. Zu den Schlüsselpro­

sind Begriffe, mit denen die vier Chefredaktoren

jekten der «converging technologies» gehörten

Barbara Bohr > Seite 94

aus dreissig Jahren GDI Impuls die Kern-Aufgabe

Biocomputer jenseits der Siliziumbasis und Mo­

EINE WELT OHNE BANKEN Seit dem Ausbruch

dieser Zeitschrift beschreiben. Dabei gehe es

lekülmaschinen. Evolution und Design schienen

der Finanzkrise sind Banken und Banker zum

auch nicht so sehr darum, zukünftige Entwick­

bisher Gegensätze zu sein. Jetzt lernt das Design

Hassobjekt geworden. Seit fünf Jahren eilen wir

lungen zu prognostizieren, als vielmehr darum,

von der Evolution – und Evolution wird designt.

von einem Bankenskandal zum nächsten, ohne

diese mitzugestalten. Der Erfolg eines Zukunfts­

dass sich das System beruhigt. Aber «too big to

magazins lasse sich deshalb nicht daran messen,

Ulrike Guérot > Seite 80

fail» gilt nicht mehr: Praktisch alle Bedürfnisse

ob und wie oft es richtig getippt habe, sondern

«EUROPA FEHLT EIN GRÜNDUNGSMYTHOS»

eines Bankkunden können schon heute ohne

daran, ob es denjenigen Menschen, die durch ihr

In der Euro-Krise ist der gemeinsame europäi­

Banken befriedigt werden – wenn der Staat fun­

Handeln die Zukunft schaffen, dabei helfen konnte.

sche Narrativ in die Defensive geraten. Stattdes­

damentale Finanzdienstleistungen als einen Teil

sen wurden und werden die nationalen Erzählun­

der lebensnotwendigen Infrastruktur behandelt

gen über die Krise nebeneinandergestellt – vom

und beispielsweise über die Nationalbank an ein

«faulen Griechen» bis zum «Spar-Deutschen»,

persönliches lebenslanges Konto bindet. Den

eine geradezu autistische Diskussion, die einen

Rest können auch direkte Verbindungen ohne

hohen Preis fordern wird. Der «Europäischen Re­

Banken-Umweg erledigen – beispielsweise P2P-

publik» einer Fiskal- und Politischen Union fehlt

Kreditplattformen oder Crowdfunding-Systeme. 116


chigen Raum öffnete das erste Fab-Lab 2009 in Aachen; derzeit gibt es acht in Deutschland, zwei in Österreich und eins in der Schweiz – in Luzern.

auch in Europa und in Afrika. Top-Event ist aber die

«World Maker Faire» in New York – dieses Jahr am

29./30. September.

webes ist eines der spannendsten

che Herstellung biologischen Ge­

mit dem «Chemputer»: Die künstli-

Ob aus dem Drucker, im Labor oder

TISSUE-ENGINEERING

MASS-CUSTOMIZATION Sinnbild für die Ära der Massenproduktion ist die Fabrik. Und sowohl Fabrikanten als auch Maschinenbauer, als auch Forscher werden sich nicht kampflos geschlagen geben. Mass-Customization ist dafür ihr Schlüssel­ begriff: die hocheffiziente Fertigung individueller Produkte mit industriellen Mitteln.

Für manche ist es Kleingarten 2.0, für andere der Kö-

nigsweg, um Mensch und Natur wieder in Einklang zu

bringen. Und für manche ein Geschäftsmodell, etwa

die Urban Farmers AG. Das Zürcher Start-up produziert

Module, die Fischzucht und Gemüseanbau kombinie-

ren – vom Container im Innenhof bis zur Agrarisierung

kompletter (Flach-)Dächer.

markt; und Eigenproduktion auf Floh-

oder Wochenmärkten. Und bei Ver-

triebsplattformen wie Etsy – eine Art

Ebay für Selbstgemachtes. So gibt es für den Produzenten zu-

mindest die Möglichkeit, die Handarbeit aus dem Bastelkeller zu

einer globalen Marke zu entwickeln.

den Eigenbedarf produzieren.

Quelle: www.gdi-impuls.ch . © 2012

ten Strom ins Netz einspeisen, aus diesem beziehen – und für

sumenten deckten, werden schon bald Millionen von Prosumen-

den Bedarf für Millionen von Kon­

Wo bisher wenige Grossproduzenten

Transformation der Stromwirtschaft.

«Smart Grid» ist der Begriff für die

STROM-EIGENPRODUKTION

Zukunftsmusik.

beziehen – eben mit null Kilometer Transportweg.

URBAN FARMING

xere Gewebe wie Organe sind noch

pflichtet haben, alle ihre Zutaten aus der direkten Umgebung zu

Massenproduktion gibts im Super-

Material gezüchtet werden. Komple-

ETSY

nen heute schon aus körpereigenem

telproduktion: die «chilometro zero»-

Restaurants. Bei ihnen handelt es sich um Lokale, die sich ver-

Haut­gewebe sowie Blutgefässe kön-

Netzknoten) der Maker-Bewegung sein. Im deutschspra-

«celebration of the Maker movement» gibt es seit 2009

In­divi­dualproduktion. Knorpel- und

offene Hightech-Werkstätten sollen sie Keimzellen (oder

von CNC-Fräsen, Lasercuttern und 3-D-Druckern. Die

zur Stärkung der lokalen Lebensmit-

weltweit erste Fab-Lab (Fabrication-Laboratory). Als

staltet das Branchenblatt «Make» Treffen für die Fans

Italien, kommt eine neue Bewegung

Vor zehn Jahren startete Neil Gershenfeld am MIT das

Das Event für alle Hightech-Bastler: Seit 2006 veran-

(und grusligsten) Einsatzgebiete für

FAB-LABS

MAKER FAIRE

verarbeiten kann.»

gebung zu dem benötigten Baustoff

wie sie Materialien aus der Um­

zusätzlich die Information besitzt,

und wie sie dabei vorzugehen hat,

tion, wie das Objekt aussehen soll

vorstellen, die ausser der Informa­

kann sich eine Arbeitssamenzelle

tion als Langfrist-Perspektive: «Man

1964 die Biologisierung der Produk-

Stanislaw Lem beschrieb schon

SAMENZELLEN ALS FABRIKEN

Aus dem Mutterland des Slow Food,

LOKAL-LOKALE

gen – von Hightech bis Handwerk.

Namen, aber schon eine Vielzahl von Anfän-

Für die nächste Ära gibt es noch keinen

produktion erleben wir bereits live mit.

Den Anfang vom Ende der Ära der Massen-

IN- UND OUTDUSTRIE

GDI Impuls Nummer 3 . 2012


GDI Impuls

Wissensmagazin für Wirtschaft, Gesellschaft, Handel IHR ABONNEMENT AUF DAS RELEVANTE NEUE

Sichern Sie sich den Zugriff auf ein einzigartiges Informa­ tionsnetz für innovative Ideen. In GDI Impuls präsentieren Ihnen renommierte Autoren alle drei Monate die wichtigsten Trends und Entwicklungen in Wirtschaft, Gesellschaft, Marke­ting, Konsum und Management – unverdünnte Infor­ mationen zum Wandel der Märkte. Unser Wissensmagazin richtet sich an Vordenker und Ent­ scheider in Unternehmen, an Menschen die sich beruflich mit der Entwicklung der Konsumgesellschaft beschäftigen. Sie erhalten ein kompetentes Update über das relevante Neue sowie Denkanstösse am Puls der Zeit. Das Gottlieb Duttweiler Institute in Rüschlikon / Zurich ist ein unabhängiger, weltweit vernetzter Thinktank und eine wich­ tige Plattform für zukunftsorientiertes Denken. AUTORENLISTE (AUSZUG)

FAX-ANTWORT

Kofi Annan: Die afrikanische Herausforderung . Norbert Bolz: Religion ist der Antitrend zu allen Trends – Und deshalb Trend . Dieter Brandes: Die Kunst des Weglassens . Thomas Davenport und Jeanne Harris: Das Handbuch der PrognoseTechniken . Dagmar Deckstein: Klasse-Bewusstsein für Manager . Daniel Goleman: Emotionales Management . Tim Renner: «Warum Bauen Autobauer keine Fahr­räder?» . Phil Rosen­zweig: «Manager lassen sich über das Geheimnis des Erfolgs systematisch täuschen» . Douglas Rushkoff: «Der in­ teraktive Raum ist heute ebenso verschmutzt wie die Shop­ ping-Mall» . Edgar Schein: Vier Gesichter der Führung . Burkhard Spinnen: Kapitalismus, Sozialismus, Fraternismus . Peter Wippermann: Sozialer Reichtum . Klaus Woltron: Wie man Engelskreise konstruiert . Muhammad Yunus: Soziales Business

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