GDI Impuls 2.12

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ISSN 1422-0482 . CHF 35 . EUR 27

Wissensmagazin für Wirtschaft, Gesellschaft, Handel Nummer 2 . 2012

! n e s s a f u Nicht z langfristi e rn e g n e rd ü w ie S , Ja

g planen.

mehr funk ie n d ir w s a d , in e N

tionieren.

damit n e n n ö k ie S , ik n a P e Aber kein en wie. n Ih n e g a s ir W . n e m klarkom Freiheit – Sicherheit. Science – Romance. Vernetzung – Leadership. Konflikte sind die neuen Perspektiven. Wer sie zu nutzen weiss, wird erfolgreich sein.

David Graeber

Dirk Helbing

Daniel Reichert

Schulden. Die nächsten 5000 Tage

Der Weltsimulator 62 aus Zürich

Liquid Democracy für Unternehmen


Thema: Die Zukunft der Planung 4 AUTOREN 66 SUMMARIES THEMA 116 SUMMARIES IDEEN, WORKSHOP 118 GDI-STUDIEN 120 GDI-KONFERENZEN 122 GDI GOTTLIEB DUTTWEILER INSTITUTE

> Energie Anja Dilk . Heike Littger 32 WENN TANKER WENDEN

Die Energiebranche, die als Inbegriff für langfristige Planung galt, muss auf Kurzfrist-Steuerung umschalten. Ein Bericht aus dem überforderten Maschinenraum.

124 GDI-AGENDA 2012 124 IMPRESSUM

> Arbeitswelt Lynda Gratton 40 ORGANISCHE ORGANISATION

In der Arbeitswelt entscheiden die Einzelnen immer mehr und die Personalchefs immer weniger. Das ist für sie aber kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. > Risiko Venkatesh Rao 10 MÖGE DIE HYDRA MIT DIR SEIN!

Wenn es immer schwieriger wird, sein Unternehmen vor schwarzen Schwänen zu schützen: einfach so aufstellen, dass der Ernstfall einen nicht schwächt, sondern stärkt. > Technologie Gespräch mit Dirk Helbing 16 DAS GROSSE BILD

Der Zürcher Zukunftsrechner über Big Data und sozia­ les Kapital, planetare Nervensysteme und den Zusam­ menhang zwischen Biosprit und Arabischem Frühling.

> Die grosse Grafik 46 PLANOTOPIA

Was in den nächsten fünfzehn Jahren die Planung in Wirtschaft und Politik durcheinanderbringen könnte. > Technologie Marcus Hammerschmitt 48 MASCHINENFLÜSTERER

Wir betreten den Whisperspace der sprechenden Dinge, auf dem Weg, an sie unsere geistige Arbeit zu delegieren. Das kann gut gehen: wenn wir den Zweifel bewahren. > Illustrecke

> Sicherheit Alexander Ross 22 DER ANGRIFF DER UNKUNKS

Sicherheitsplanung für Staaten und Unternehmen in Zeiten asymmetrischer Konflikte – Bericht aus einer Akademie > Investmentfonds Detlef Gürtler 30 ENTSTAUBTE FINANZPLANUNG

Die Investmentbranche kann von der guten alten Zeit der Finanzplanung träumen. Oder sich neu erfinden.

54 OPERATION WELTHERRSCHAFT

Die grössten und raffiniertesten Pläne haben immer das gleiche Ziel: die Welt zu erobern. Sechs Illustratoren setzen je einen solchen grossen Plan ins Bild.


Ideen

Workshop

> Gesellschaft Gespräch mit David Graeber

> Ernährung Mirjam Hauser

70 SCHULDEN. DIE NÄCHSTEN 5000 TAGE

104 BEIM ESSEN HERRSCHT WECHSELSTIMMUNG

Wir können uns entscheiden: breit angelegter Schulden­ erlass oder Zerfall der Gesellschaft? Und wenn wir uns nicht entscheiden wollen? Werden wir es müssen.

Die GDI-Studie «Consumer Value Monitor Food» zeigt drastische Veränderungen der Werte-Einstellungen der Schweizer zum Thema Ernährung.

> Datenschutz Jörn Müller-Quade

> Gesellschaft David Bosshart . Mathias Binswanger . Beat Krippendorf

76 MITTEN INS GEHEIM

110 AGE OF MORE IM AGE OF LESS

Wie man mit Kryptografie geheime Daten verarbeiten kann, ohne deren Geheimnisse preiszugeben.

Worauf wir uns einstellen müssen – und was wir tun können – wenn das Zahlenwachstum zu Ende ist.

> Marketing Rolf Gruber

> Kolumne Peter Felixberger

84 LASST MARKEN SPRECHEN

Für die meisten Marken-Verantwortlichen ist die Marke das Objekt ihrer Tätigkeit. Doch starke Marken agieren als Subjekt – als eigenständige Lebenseinheit. > Politik Gespräch mit Daniel Reichert 90 LIQUID DEMOCRACY FÜR UNTERNEHMEN

Beteiligungs-Software eignet sich nicht nur für politische Projekte. Auch Unternehmen können damit Mitarbeiter, Kunden und Bürger stärker einbinden. > Zwischenruf Margaret Heckel 96 KARRIERE NACH DER KARRIERE

Die Babyboomer beenden ihr fünftes Lebensjahrzehnt. Höchste Zeit, die Weichen für ihr zukünftiges Berufs­ leben noch einmal neu zu stellen.

114 LIGA DER KREATIVEN ZERSTÖRER

Gute neue Bücher von Keri Smith, Michael Pantalon, Christina von Braun und David Graeber


Autoren

MATHIAS BINSWANGER > S. 110 ist Professor für Volkswirtschafts­lehre

ROLF GRUBER > S. 84 ist Markenexperte und Gründer und Geschäfts­

an der Fachhochschule Nordwestschweiz und Privatdozent an der Uni­ver­

führer der Brand-Coaching-Agentur Richards & Gold. Er erforscht das Zu­

sität St. Gallen. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen

sammenspiel zwischen Marken und ihren Nutzern und zeigt auf, wie Marken

Makroökonomie, Finanzmarkttheorie, Umweltökonomie sowie in der Erfor­

und Menschen sich gegenseitig beeinflussen. Gruber ist Dozent für Marken­

schung des Zusammenhangs zwischen Glück und Einkommen. Sein Buch

technik am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ, Hochschule Luzern.

«Die Tretmühlen des Glücks» wurde 2006 in der Schweiz zum Bestseller.

www.richards-gold.ch

Jüngste Veröffentlichung: «Sinnlose Wettbewerbe – Warum wir immer mehr Unsinn produzieren» (Verlag Herder 2010). www.mathias-binswanger.ch

MARCUS HAMMERSCHMITT > S. 48 ist Autor von Science-Fiction, Erzählungen, Lyrik und Hörspielen. Seine Geschichten kreisen um Begeg­

DAVID BOSSHART > S. 110 (a) ist CEO des Gottlieb Duttweiler Institute

nungen mit dem Fremden und wie sie uns verändern. Neben seinem lite­

für Wirtschaft und Gesellschaft, einer der führenden europäischen Think-

rarischen Werk veröffentlicht er Essays und Dokumentationen in «Tele­

Tanks. Er ist Autor diverser Publikationen, untera anderem von «Kult-Mar­

polis» und «Jungle World». Bücher (Auswahl): «Der Glasmensch» (1995),

keting», «Die Zukunft des Konsums», «Billig», und Referent bei Veranstal­

«Target» (1998), «Instant Nirwana» (1999), «Das Herkules-Projekt»

tungen in Europa, den USA und Asien. Schwerpunkte seiner Arbeit sind

(2006), «Der Fürst der Skorpione» (2007), «Yardang» (2010) und «Azureus

Handel und Konsum, Management und gesellschaftlicher Wandel. Jüngste

& Pygmalion» (2011).

Veröffentlichung: «The Age of Less – Die neue Wohlstandsformel der west­

www.cityinfonetz.de/homepages/hammerschmitt/high.html

lichen Welt» (Murmann Verlag 2011). www.gdi.ch MIRJAM HAUSER > S. 104 ist Researcherin am GDI Gottlieb Duttweiler DAVID GRAEBER > S. 70 ist bekennender Anarchist und Mitglied der

Institute. Sie studierte Sozial- und Wirtschaftspsychologie sowie Politik­

Industrial Workers of the World. Sein Vater hat im Spanischen Bürgerkrieg

wissenschaften an den Universitäten Zürich und Granada und arbeitet an

gekämpft, er selbst lebte fast zwei Jahre in einer direkte Demokratie prak­

ihrer Doktorarbeit zu Werten, Einstellungen und Verhalten. www.gdi.ch

tizierenden Gemeinschaft auf Madagaskar. Graeber unterrichtete bis 2007 als Anthropologe in Yale und lehrt seither am Goldsmiths-College in

MARGARET HECKEL > S. 96 hat ein Jahrzehnt für die «Wirtschafts­

London. Er ist ein Vordenker der Occupy-Bewegung, Erfinder des Slogans

woche» aus Leipzig, Moskau und als Reisekorrespondentin für Mittel-

«Wir sind die 99 Prozent» und Autor des Bestsellers «Schulden. Die letz­

und Osteuropa berichtet. Danach war die Volkswirtin als Politikchefin für

ten 5000 Jahre» (Klett-Cotta-Verlag 2012).

«Financial Times Deutschland», «Welt» und «Welt am Sonntag» tätig. Ihre Erfahrungen dort verarbeitete sie im Bestseller «So regiert die Kanzlerin»,

LYNDA GRATTON > S. 40 ist Professorin für Management Practice an der

einer Reportage über Angela Merkel und die erste Finanzkrise 2008/2009.

London Business School. Die «Times» stufte sie 2009 als eine von zwanzig

Seit Sommer 2009 arbeitet Heckel frei als Journalistin und Moderatorin.

Top Business Thinkers ein. Sie ist Autorin von Büchern, die in zwanzig Spra­

Ihr neues Buch «Die Midlife-Boomer: Warum es nie spannender war, älter

chen übersetzt wurden, schreibt unter anderem für «Financial Times», «Wall

zu werden» ist soeben bei der Edition Körber-Stiftung erschienen.

Street Journal» und «Harvard Business Review». www.lyndagratton.com

www.margaretheckel.de


S. 10

S. 76

S. 110 (b)

S. 70

S. 16 S. 90

S. 48

S. 40

S. 96

S. 84

S. 110 (a) S. 104

S. 110

DIRK HELBING > S. 16 ist seit 2007 Professor für Soziologie, insbe­

Aktuelle Themen mit bislang schwer erfüllbaren Datenschutzanforderungen

sondere Modellierung und Simulation an der ETH Zürich. Zuvor war er an

sind beispielsweise Intelligente Infrastrukturen, Cloud Computing und eine

der TU Dresden Professor für Verkehrsökonometrie. Helbing ist Vorsit­

datenschutzkonforme Überwachung öffentlicher Räume. www.iks.kit.edu

zender des Fachverbands Physik sozio-ökonomischer Systeme der Deut­ schen Physikalischen Gesellschaft, stellvertretender Vorsitzender des

VENKATESH RAO > S. 10 ist unabhängiger Forscher, Berater und

ETH Risk Center und wissenschaftlicher Leiter des Projekts FuturICT.

Blogger. 2003 promovierte er an der University of Michigan in Luftfahrt­

www.ethz.ch

technik, System- und Kontrolltheorie. Buchveröffentlichung: «Tempo: Timing, Tactics and Strategy in Narra­tive-driven Decision-making» (2011).

BEAT KRIPPENDORF > S. 110 (b) ist Fachhochschul-Dozent für strate­

www.ribbonfarm.com

gisches und operatives Dienstleistungsmarketing sowie für Persönlichkeits­ bildung. Er ist Präsident des Verwaltungsrates Swiss Quality Hotels und

DANIEL REICHERT> S. 90 ist Mitgründer und geschäftsführender Vor­

unter anderem Dozent für Marketing und Rhetorik an den Lehrgängen für

sitzender des Liquid Democracy e. V. Er arbeitet mit an den Konzepten von

Tourismus an der Universität Innsbruck und am Wissenschafts- und Weiter­

Liquid Democracy, des «direkten Parlamentarismus» und der Vereinssoft­

bildungszentrum im Schloss Hofen, Vorarlberg. www.beatkrippendorf.ch

ware Adhocracy. Der Politologe betreut unter anderem die AdhocracyPlattformen der Enquete-Kommission «Internet und digitale Gesellschaft»

JÖRN MÜLLER-QUADE > S. 76 ist Professor für Kryptografie und Si­

des Deutschen Bundestags, des SPD-Bundesvorstands und des Landes­

cherheit am Karlsruher Institut für Technologie sowie Direktor am For­

jugendrings Niedersachsen und berät die jeweiligen Projektpartner. Aus­

schungszentrum Informatik, ebenfalls in Karlsruhe. Seine Forschungs­

serdem ist er verantwortlich für die gemeinnützigen Plattformen des Ver­

interessen liegen in der wissenschaftlichen Fundierung der IT-Sicherheit.

eins OffeneKommune.de und von Adhocracy.de. www.liqd.de


Summaries

schiedene Szenarien durchspielen und so früh-

Lynda Gratton > Seite 40

zeitig Krisen und Chancen erkennen kann. Im

ORGANISCHE ORGANISATION In der Arbeits-

Idealfall entsteht daraus eine Wettervorhersage

welt der Zukunft könnten sich die Machtver­hält­

für gesellschaftliche Veränderungen.

nisse umkehren: Nicht mehr die Unternehmen diktieren, wie, wo und unter welchen Be­din­

THEMA: DIE ZUKUNFT DER PLANUNG

Alexander Ross > Seite 22

gungen die Menschen arbeiten. ­Sondern die Ein-

DER ANGRIFF DER UNKUNKS Heute gibt es

zelnen entscheiden zunehmend selbst, nach

kaum noch symmetrische Situationen in der Si-

ihren Bedürfnissen, Wünschen und Fähigkeiten.

cherheitspolitik. Statt USA gegen UdSSR heisst

Führungsaufgaben der Zukunft werden sich da-

es ­David gegen Goliath. Freiheitskämpfer und

rum drehen, Partner zu begeistern, ein komplexes

Terroristen sind das Problem, und die Grenze ist

Spektrum an Anteilseignern zu befriedigen und

fliessend. Aber nicht nur Staaten, auch Unter-

die ökologischen und gesellschaftlichen Heraus-

nehmen stehen immer öfter vor dem Problem,

forderungen zu bewältigen. Dabei ist Kreativität

sich mit Gegnern aus einer ganz anderen Welt

und Führungsqualität insbesondere bei fünf Be-

Venkatesh Rao > Seite 10

auseinandersetzen zu müssen. Die wichtigsten

reichen gefragt: globale Innovation, orga­nische

MÖGE DIE HYDRA MIT DIR SEIN! Klassi-

Regeln: redundante und resiliente Systeme, Be-

Organisation, Beziehungsqualität, Motivation

scherweise versuchen Unternehmen, sich gegen

reitschaft zum kontrollierten Regelbruch und

und Unternehmenskultur.

Risiken und Unsicherheit zu wappnen. Eine Stra-

gute Kontakte – denn wenn es mit der Sicherheit

tegie, die sich angesichts zunehmender Komple-

klappen soll, kommt es nicht auf die Strukturen,

Marcus Hammerschmitt > Seite 48

xitäten immer hilfloser ausnimmt. Deutlich er-

sondern auf die Menschen an.

MASCHINENFLÜSTERER Wenn zukünftige

folgversprechender ist es, Unternehmen so zu

His­toriker einen Zeitpunkt festlegen wollen, der

positionieren, dass sie mit jeder über­raschenden

Anja Dilk . Heike Littger > Seite 32

den Beginn jenes Prozesses markiert, in dem die

Entwicklung wachsen und stärker werden. Nas-

WENN TANKER WENDEN Die Energiebranche

Maschinen die Macht über die Menschen ge-

sim Taleb verwendet hierfür das antike Symbol

galt lange geradezu als Inbegriff langfristiger

wannen, ist der 14. Oktober 2011 ein heisser

der Hydra – der zwei Köpfe nachwachsen, wenn

Planung. Ihre Aufgabe war es, immer so viel

Kandidat dafür: die Geburt von Siri. Die Sprach­

einer abgeschlagen wird. Allerdings gibt es noch

Strom zu erzeugen, dass er jederzeit an jeder

erkennungs-Software des iPhone 4S ist der erste

keinen Anlass zur Euphorie: Der neu entstehende

Steckdose verfügbar ist. Und dafür musste sie

Baum des Feenwaldes der ­sprechenden Dinge.

Social-Engineering-Trend leidet darunter, dass

gewaltige Beträge in Kraft- und Bergwerke und

Die uns immer mehr abnehmen werden: So wie

dessen Anhänger nicht einmal wissen, was «or-

Leitungen investieren, was ohne jahrzehntelange

unsere Eltern die körperliche Arbeit an die Ma-

ganisches, vernetztes, offenes Bottom-up-Sys­

Planungssicherheit gar nicht geht. Doch die

schinen auslagerten, können es auch unsere

temdenken» überhaupt bedeutet.

«Ener­giewende» und die Umstellung der Strom-

Kinder mit der geistigen Arbeit tun. Um uns nicht

erzeugung auf erneuerbare Energiequellen erfor-

im Whisperspace zu verlaufen, müssen wir uns

Gespräch mit Dirk Helbing > Seite 16

dern kurzfristigeres Denken, Umorientierung von

allerdings die Lust am Zweifel erhalten – oder

DAS GROSSE BILD Ob Handy oder Internet: Wir

Grösse auf Flexibilität und eine Steuerung der

wecken.

bauen gerade an den komplexesten Systemen,

Nachfrage, nicht des Angebots. Die grossen

die Menschen je erschaffen haben. Sie zu begrei-

Ener­giekonzerne scheinen mit dem Tempo des

fen, überschreitet bereits unsere Kapazität, und

Paradigmenwechsels überfordert zu sein – sie

das Gleiche gilt für die Abschätzung, welche Fol-

setzen weitgehend auf Verzögerungstaktik und

gen einzelne Entscheidungen für das System und

versuchen, Zeit zu kaufen, in der Hoffnung, zu

für uns haben können. Um hier Abhilfe zu schaf-

alter Planbarkeit zurückkehren zu können. Doch

fen, wurde das Projekt FuturICT an der ETH Zü-

mit einer Wende der Wende ist weder in der

rich ins Leben gerufen. Es zielt darauf ab, einen

Schweiz noch in Deutschland zu rechnen – allen-

Weltsimulator zu entwerfen, mit dem man ver-

falls mit einer Verlangsamung. 66


Summaries

sensitiven Patientendaten zur Optimierung von

für ihr zukünftiges Berufsleben neu stellen. Die

Medikamenten an. Allerdings müssen für den

klassische Dreiteilung des Lebens in die Phasen

Erfolg solcher Projekte viele verschiedene Dis­

Ausbildung, Arbeit, Rente hat sich in einer Gesell­

ziplinen zusammenarbeiten; und allein schon

schaft des langen Lebens überholt. Wir brauchen

Software-Entwickler, Kryptografen und Juristen

ein neues Lebenszyklus-Modell; und wir brau­

auf eine gemeinsame Sprache zu verpflichten, ist

chen Unternehmen, die sich darauf einstellen.

höchst komplex. WORKSHOP Rolf Gruber > Seite 84 LASST MARKEN SPRECHEN Eine Marke ist etwas von Menschen Geschaffenes – aber kein seelenloses Etwas, sondern ein lebendiges We­ IDEEN

sen. Potenziell unsterblich, zumindest langle­ biger als ein Mensch, emanzipiert sie sich von

David Graeber > Seite 70

ihren Schöpfern und geht ein Bündnis mit ihren

SCHULDEN. DIE NÄCHSTEN 5000 TAGE Ent­

Kunden ein (Pacting). Die für sie Verantwort­

weder wir schaffen in naher Zukunft einen Schul­

lichen müssen permanent versuchen, diesem

denerlass biblischen Ausmasses, oder unseren

Pakt ein optimales Umfeld zu bereiten. Die Vor­

Gesellschaften droht der Zusammenbruch. Im­

aussetzung dafür ist allerdings, dass sie auch

mer wieder kam es in der Weltgeschichte dazu,

erkennen, welchen Pakt «ihre» Marke mit ihren

dass grosse Teile der Gesellschaft in Schuld­

Kunden geschlossen hat.

knechtschaft landeten – und immer wieder er­ möglichte ein Schuldenschnitt danach einen

Daniel Reichert > Seite 90

Neuanfang. Der Zeitraum, auf den wir uns hierfür

LIQUID DEMOCRACY FÜR UNTERNEHMEN

einstellen müssen, sind eher Jahre als Jahr­

In der Politik werden aufgrund des Erfolgs der

zehnte: Spätestens 2015 dürfte es in den USA zu

Piratenpartei in Deutschland Modelle der Online-

einer neuen Krise in der Grössenordnung der­

Bürgerbeteiligung wie «Liquid Democracy» an

jenigen von 2008/09 kommen. Der Aufbau gras­

Bedeutung gewinnen. Solche Beteiligungs-Tools

wurzeldemokratischer Strukturen kann dabei

können immer dann eingesetzt werden, wenn

helfen, die Gesellschaft über den Zusammen­

Menschen gemeinsam Entscheidungen treffen

bruch des kapitalistischen Systems hinüberzu­

möchten – auch ein Einsatz zur Einbindung von

retten.

Mitarbeitern, Kunden oder Bürgern ist möglich. Allerdings müsste Liquid Democracy dafür nicht

Jörn Müller-Quade > Seite 76

zu PR-Zwecken angewendet werden, sondern

MITTEN INS GEHEIM Je intelligenter die Infra­

auch zur Kultur des Unternehmens passen.

strukturen und die Informationsnetze werden, desto grösser das Transparenz-Dilemma: Preis­

Margaret Heckel > Seite 96

gabe persönlicher Daten verbessert Resultate,

KARRIERE NACH DER KARRIERE Nichts wird

aber gefährdet unsere Privatsphäre. Eine Lösung

Europa so sehr verändern wie der demografische

hierfür bietet die Kryptografie, die es ermöglicht,

Wandel. Die zahlenmässig stärksten Kohorten,

geheime Daten zu nutzen – und trotzdem weiter

die Babyboomer, sind zu Midlife-Boomern ge­

geheim zu halten. Kryptografische Methoden

worden: Sie haben die zweite Lebenshälfte er­

bieten sich insbesondere für die Verarbeitung von

reicht, und müssen – und können – die Weichen 116

Mirjam Hauser > Seite 104 BEIM ESSEN HERRSCHT WECHSELSTIMMUNG Die Zufriedenheit der Schweizer mit der Ernährung von heute (und der von morgen) hat drastisch abgenommen. Gemessen an den in der Regel sich nur sehr langfristig verändernden Wertvorstellungen beobachten wir derzeit eine geradezu ruckartige Bewegung. Wo vor zwei Jah­ ren noch fast jeder Dritte zuversichtlich in die Ernährungszukunft blickte, ist es heute nur noch jeder Fünfte. Der wachsende Widerspruch zwi­ schen der herrschenden Esskultur und den ei­ge­ nen Wünschen, wie Essen sein sollte, eröffnet Lebensmittel-Produzenten, -Händlern und Gas­ tronomen ein enormes und wachsendes Markt­ potenzial für disruptive Innovationen. David Bosshart . Mathias Binswanger . Beat Krippendorf > Seite 110 AGE OF MORE IM AGE OF LESS Mehr vom selben, das wird in Zukunft nicht mehr aufgehen, schlicht weil es nicht mehr bezahlbar ist. Um das Age of Less vernünftig zu gestalten, benötigen wir eine bewusste Konsumkultur: weniger, aber in besserer Qualität, mehr Selbermachen und mehr Flexibilität. So können wir zu einer Age-ofLess-Philosophie gelangen, die balanciert wird durch ein Age of More an Menschlichkeit und Emotionalität.


Hometrainer) sind als Stromerzeuger erfasst.

Deutschland schafft diese symbolische Wen­

de erst ein Jahr später, weil erst der Wider­

stand der Autofahrerlobby ADAC gegen die

Zulassung von Autos als Stromproduzenten

(«Strom-Melkkühe der Nation») gebrochen

werden musste.

Eine Zeitenwende in der Energiebranche: 2021

gibt es in der Schweiz erstmals mehr Strom­

produzenten als Stromverbraucher. Denn es

speisen nicht nur (fast) alle Haushalte und

Unternehmen von Zeit zu Zeit mehr Strom ins

Netz ein, als sie entnehmen, auch Gebäude,

Grundstücke und Maschinen (wie Autos oder

zur Attacke gegen die «Big-Brother-Software».

nung» – aber Hacker-Organisationen blasen

ten Köpfe mit den am besten passenden (und zahlenden) Unternehmen und/oder Projekten verbinden. «Ein grosser Schritt, um die Perso­ nalpolitik aus der Plan- in die Marktwirtschaft zu bringen», kommentiert HRE-Gründer Singh.

naden der Harley-Sound. Die einst so stolzen «altersgerechten Städte» werden umplanen müssen, um auch den Ansprüchen der «Cool Grannies» gerecht zu werden.

Quelle: www.gdi-impuls.ch . © 2012

markt für Fussballprofis soll weltweit die klügs­ eingestiegen ist, wummert auf den Prome­

Handelns.

Davidson ins Rollator- und Rollstuhlgeschäft

liche und private Rechnungslegung. Es bringt

Zentralgrösse wirtschaftlichen und politischen

rung von Projekten: Sie sind damit die neue

det. Ein System ähnlich dem heutigen Transfer­

Budget oder der Haushaltsplan im traditionel­

fekten Prognose-Tool für soziale Unruhen. Die

gremium IASB ein neues Regelwerk für öffent­

Weltbank, BIS, G-20 und das Bilanzierungs­

Die erste Börse für Humankapital wird gegrün­

mittelfristige Berechnungen aufzustellen. Das

richten- und Wetterlage zu einem (fast) per­

Methoden für die Budgetierung und Bilanzie­

das Ende des Jahresabschlusses und neue

paradiesen der mondänen Kurorte. Seit Harley-

unmöglich, auch nur ansatzweise verlässliche

Stimmungsindikatoren, Content-Ströme, Nach­

In einem mehrmonatigen Kraftakt schaffen

len Sinn waren schlicht nicht mehr praktikabel.

zent weniger Stauminuten als 2013.

der Sommerferien fällt ermutigend aus: 17 Pro­

zusammenschliesst. Der Härtetest zum Beginn

schwarmintelligenten Verkehrsplanungs­netz

die alle Autofahrer mit Smartphone zu einem

stellt den «Stausauger» vor – eine Software,

neuer Verkehrsminister Sebastian Nerz (Piraten)

Achtungserfolg der Newcomer: Deutschlands

Es ist vorbei mit der Ruhe in den Rentner­

krise wurde es für Konzerne wie Staaten völlig

System namens «Riot Root» kombiniert di­verse

Polizei sieht «goldene Zeiten für Ruhe und Ord­

Mit dem Ausbruch der grossen Weltwährungs­

Quantensprung in der inneren Sicherheit: Ein

manchmal kommen neue hinzu. Ein paar Vorschläge.

Auf allen Ebenen fallen alte Planungs-Tools weg, und

Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt:

PLANOTOPIA

GDI Impuls Nummer 2 . 2012


GDI Impuls

Wissensmagazin für Wirtschaft, Gesellschaft, Handel IHR ABONNEMENT AUF DAS RELEVANTE NEUE

Sichern Sie sich den Zugriff auf ein einzigartiges Informa­ tionsnetz für innovative Ideen. In GDI Impuls präsentieren Ihnen renommierte Autoren alle drei Monate die wichtigsten Trends und Entwicklungen in Wirtschaft, Gesellschaft, Marke­ting, Konsum und Management – unverdünnte Infor­ mationen zum Wandel der Märkte. Unser Wissensmagazin richtet sich an Vordenker und Ent­ scheider in Unternehmen, an Menschen die sich beruflich mit der Entwicklung der Konsumgesellschaft beschäftigen. Sie erhalten ein kompetentes Update über das relevante Neue sowie Denkanstösse am Puls der Zeit. Das Gottlieb Duttweiler Institute in Rüschlikon / Zurich ist ein unabhängiger, weltweit vernetzter Thinktank und eine wich­ tige Plattform für zukunftsorientiertes Denken. AUTORENLISTE (AUSZUG)

FAX-ANTWORT

Kofi Annan: Die afrikanische Herausforderung . Norbert Bolz: Religion ist der Antitrend zu allen Trends – Und deshalb Trend . Dieter Brandes: Die Kunst des Weglassens . Thomas Davenport und Jeanne Harris: Das Handbuch der PrognoseTechniken . Dagmar Deckstein: Klasse-Bewusstsein für Manager . Daniel Goleman: Emotionales Management . Tim Renner: «Warum Bauen Autobauer keine Fahr­räder?» . Phil Rosen­zweig: «Manager lassen sich über das Geheimnis des Erfolgs systematisch täuschen» . Douglas Rushkoff: «Der in­ teraktive Raum ist heute ebenso verschmutzt wie die Shop­ ping-Mall» . Edgar Schein: Vier Gesichter der Führung . Burkhard Spinnen: Kapitalismus, Sozialismus, Fraternismus . Peter Wippermann: Sozialer Reichtum . Klaus Woltron: Wie man Engelskreise konstruiert . Muhammad Yunus: Soziales Business

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