BUY THE TICKET TAKE THE RIDE Fotos: Pure Gonzo Photography Modell: sk4nkhunt.fourtytwo | Dosen und Skizzen: GSK-Crew
PURE GONZO PHOTOGRAPHY FOTOGRAF HEIMATSTADT: BIELEFELD WWW.DR-GONZO.DE @PURE.GONZO.PHOTOGRAPHY
Wie oft hast du „Fear and Loathing in Las Vegas“ gesehen bzw. das Buch gelesen? Um ehrlich zu sein, ist es eines der wenigen Bücher, die ich überhaupt zu Ende gelesen habe und der Film? Der ist so gut, der läuft eigentlich immer, wenn ich gerade nicht weiß, was ich schauen soll. Freunde von mir haben schon gar kein Bock mehr drauf ... Seit wann gehst du der Fotografie nach? Noch gar nicht so lange, angefangen hat es ungefähr vor fünf Jahren. Ein Freundin zeigte mir die ersten Einstellungen an der Kamera. Heutzutage hält sich ja fast jeder für ein Fotograf. Geht dir das auf den Sack? Eigentlich nicht wirklich, denn auch jeder kann einen Pinsel bedienen und ist auch nicht gleich ein DaVinci. Es gibt gute Fotografen/innen, und es gibt schlechte. Und ein Handy-Schnappschuss hat für mich auch nichts mit der Kunstform Fotografie zu tun. Von wem hast du am meisten über Fotografie gelernt? Schwierige Frage, das habe ich letztens schon überlegt, und es gibt gar keine Person, von der ich am „meisten“ über Fotografie gelernt habe. Es gibt natürlich viele Inspirationen zum Beispiel Bob Sala und Ben Bernschneider. Aber den größten Beitrag, dass ich heute hinter der Kamera stehe, hat meine beste Freundin Jule geleistet. Sie hat mich damals motiviert, das Hobby weiter zu betreiben und hat oft bereitwillig vor meiner Kamera posiert.
Was fotografierst du am liebsten? Ich liebe die Arbeit mit Menschen, das Planen und Aufbauen des Settings. Ich mag es, kleine Geschichten mit Bildern zu erzählen. Natur- oder Landschaftsfotografie haben mich bisher noch nicht gepackt. Fotografierst du lieber analog oder digital? Schwierig, kommt eigentlich immer darauf an, was das Ziel des Shootings ist. Obwohl ich schon den Prozess und die Überraschung bei der Analogfotografie sehr mag. Wie wichtig ist dir digitale Nachbearbeitung? Ich finde, die Nachbearbeitung eines Fotos gehört einfach zur Fotografie dazu. Ich versuche generell, wenig am Bild zu manipulieren. Aber gewisse Stimmungen oder Aussagen versucht man schon durch Farblooks, Kontraste oder Ähnliches zu unterstreichen. Dies wurde aber auch damals schon, zu „Analogzeiten“ in der Dunkelkammer, beim Aus belichten des Negativs auf Fotopapier, getan. Wie wichtig ist dir Musik für deine Fotografie? Musik ist generell ein großer Aufhänger in meinem Leben. Besonders die Elektronische Musik hat es mir in letzter Zeit angetan. Ich liebe es einfach, das dir nicht die Stimmung durch einen Songtext vorgegeben wird. Ich versuche aktuell, die Höhen und Tiefen unserer Generation fotografisch festzuhalten. Und wie wichtig ist dir das Reisen? So wichtig, dass ich seit drei Jahren ohne festen Wohnsitz auskomme. Reisen bieten mir immer wieder neue Inspiration. So habe ich zum Beispiel auch meine Begeisterung für Architektur entdeckt. Hegst du Ambitionen, in den Bewegtbild-Bereich einzusteigen? Ich sage niemals nie, aber aktuell liegt der Fokus noch auf der Fotografie. Wie sehen deine nächsten Pläne aus? Aktuell versuche ich, mit der Fotografie mein Lebensunterhalt zu verdienen. Ich habe bisher einen Beruf ausgeführt, der mich die letzten Jahre immer unglücklicher und depressiv gemacht hat, und das reicht mir jetzt. Ich stelle mir das auch nicht einfach vor, aber wer nicht wagt, kann auch nichts gewinnen. Was macht für dich ein gutes Foto aus? Ein gutes Foto muss mich zum Anhalten bewegen. Es erzählt eine Geschichte für mich. Bei der ganzen Flut an Bildern bei Instagram und anderen Social-Media Plattformen ist es schwer, noch wirklich gute Fotos zu finden. Heruntergebrochen muss ein gutes Foto eine Emotion in mir hervorrufen, egal ob diese positiv oder negativ ist.
EIN GUTES FOTO MUSS MICH ZUM ANHALTEN BEWEGEN.
Von oben: N.W.8, Samba Uzi, $im und Young Sanu sind $pace $quad. Foto: Michel Feyerabend
CHILLEN IM TRAP HOUSE $PACE $QUAD GENRE: TRAP HEIMATSTADT: MINDEN / PORTA WESTFALICA @SPACESQUADMUSIC
Interview am 17. Mai 2020 SSIO gibt nun Autokonzerte. Wie findet ihr solche Events? N.W.8: Ich persönlich halte da nichts von. Eine Karte für 90 Euro für zwei Personen, wo du nur im Auto sitzen kannst. Du siehst zwar den Künstler, aber hörst ihn über das normale Radio. Das ist es mir nicht wert. Sanu: Das Gefühl kommt nicht richtig rüber. Samba: Aber immer noch besser als Autodisco. Wann fing eure Begeisterung für Rap an? Samba: Bei mir ging es eigentlich schon in der Grundschule los, als mein Vater mir zum ersten Mal Snoop Dogg, Dr. Dre und so was zeigte. Das fand ich direkt Killer. Über die Jahre kamen dann moderne Sachen hinzu. N.W.8: Wir begeisterten uns alle früh für Hip-Hop. $im: 2016 bauten wir erste Beats und schrieben eigene Texte. Und habt ihr gleich gemeinsam losgelegt? Samba: $im und ich kannten uns schon aus der Nachbarschaft. Auf der O-Party in Neesen lernten wir Sanu kennen. N.W.8 kam später dazu. Sanu: Es gibt nicht so viele Schwarze in unserem Alter hier im Umkreis (lacht). N.W.8: Minden ist auch so eine Stadt, wo sich die Schwarzen gegenseitig grüßen. Wenn man nach Bielefeld oder Hannover geht, ist das schon nicht mehr der Fall, weil es dort mehr gibt. Wir freundeten uns an. Die Musik kam ins Spiel, wir feierten uns gegenseitig und gingen zum Aufnehmen gemeinsam ins Studio nach Bielefeld zu Djapatox, einem gehypten DJ der Goa-Szene und eher Underground, was Rap betrifft. So ergab es sich, dass ich Teil des Squads wurde. $im: N.W.8 bringt mehr Vielfalt, einen neuen Sound und ein bisschen mehr Straße in $pace $quad. Dadurch sprechen wir mehr Leute an. Wie sieht die Aufgabenteilung in der Band aus? N.W.8: Wir sind alle eigenständige Künstler und setzen Solotracks um. Wir verfolgen unsere eigenen Wege trotz der Gruppierung. $im baut hauptsächlich die Beats, betreibt Promo und übernimmt alles Organisatorische. Wir drei schreiben die Texte und überlegen, welche Beats genommen werden.
Foto: Michel Feyerabend
Hattet ihr schon Auftritte als $pace $quad? N.W.8: Bisher hatten wir noch kein eigenes Konzert, nur kleine Auftritte bei Partys. Gerne würden wir für Auftritte erst einmal Erfahrungen hier in Minden auf einem kleineren Floor sammeln. Wenn das gut läuft, können wir auch in anderen Städten mal auftreten. Sanu: Man muss Live-Auftritte auch erst mal üben und ein Gefühl dafür kriegen. Samba: Wenn sich Corona wieder beruhigt hat, wollen wir dieses Jahr auf jeden Fall noch auftreten. $im: Wir freuen uns mega auf unser Konzert. Unsere Musik wurde schon häufiger in der Box im Black-Bereich gespielt. Aber ein Konzert ist nochmal was anderes. Eure Texte sind zweisprachig. Rappt ihr lieber auf Deutsch oder Englisch? N.W.8: Ich bin leider nicht gut in Englisch, daher rappe ich ausschließlich auf Deutsch. Samba: Ich bevorzuge die englische Sprache, aber mit Deutsch kann man ohne internationale Reichweite mehr Leute erreichen. Sanu: Englisch ist vom Sprachklang viel schöner als Deutsch. Da kriegt man bessere Flows hin. Wir sind halt in Deutschland, da hören die meisten eher Deutsch- oder halt wirklich Amirap aus Amerika. $im: Die Jungs finden da eine gute Mischung. Auch bei den deutschen Texten werden viele Anglizismen benutzt. Hört ihr selbst eher Deutsch- oder Amirap? Sanu: Wir hören alle Sprachen und sind nicht auf Rap beschränkt. Hauptsache, es vibed. N.W.8: Als Musiker sollte man offen sein. Alles kann Inspiration bringen.
Ihr dreht aufwendige Videos. Mit wem arbeitet ihr bei Drehs zusammen? Sanu: Die ersten Videos drehte Jonas Siekermann. Unser Sound erfordert schnelle Schnitte und Effekte. Daher arbeiten wir inzwischen mit Robin Simon. $im: Er dreht auch für andere Rapper aus Porta Videos und hat es mega drauf. N.W.8: Robin ist 18 Jahre alt und geht aufs Bessel. Wenn er so weitermacht, könnte er bestimmt deutschlandweit durchstarten. Natürlich möchten wir ihn gerne für uns behalten (lacht). $im: Er geht megagut auf unsere Vorstellungen ein. Sein Dreh zu „Trap House“ ist das bisher krasseste $pace $quad Video. Ihr nehmt gerade eure EP auf. Was erwartet die Hörer? Samba: Die EP soll dieses Jahr noch erscheinen. Darauf befinden sich u. a. je ein Solotrack von uns sowie ein Track von N.W.8 und mir, ein Track von Sanu und mir und ein Track mit allen zusammen. N.W.8: Damit kann man von allen verschiedene Facetten hören. Das ermöglicht individuelles Feedback, das in Zukunft musikalisch einfließen kann. Unser Ziel ist es natürlich, mehr Reichweite zu generieren. Sanu: Wir rappen nicht erst seit gestern, aber befinden uns dennoch in der Findungsphase.
WIR SIND BEI SPOTIFY NUN IN WICHTIGE PLAYLISTS WIE „YOUR DAILY MIX“ UND „DISCOVER WEEKLY“ GEKOMMEN.
Apropos Reichweite: Auf Spotify habt ihr ja bereits ziemlich viele Hörer. Sanu: Es sind nie genug (lacht). Man will davon leben können. $im: Die letzten Songs „XAN.“ und „Bitte flex nicht“ liefen richtig gut. Wir sind bei Spotify nun in wichtige Playlists wie „Your Daily Mix“ und „Discover Weekly“ gekommen. N.W.8: Wir haben aber auch einen guten Freundeskreis, der uns regelmäßig pusht. Sanu: Es ist lustig, an unsere Anfänge zurückzudenken. Damals wurden wir bei den ersten Tracks noch belächelt. Jetzt warten sie geradezu auf unsere nächsten Songs. Das macht viel mehr Spaß. Old Schooler können mit Trap oft nichts anfangen. Könnt ihr im Gegenzug klassischem Boom bap etwas abgewinnen? N.W.8: Ja, auf jeden Fall. Damit habe ich auf dem All Star Track „Großer Weserbogen“ von Denis Lindahl (Germany) nun auch meine Erfahrungen gemacht. Ich war sehr begeistert, dass ich da mitmachen durfte, weil der Großteil der darauf vertretenen Rapper eine andere Generation ist. Für mich war das aber bezüglich der Beats eine klare Umstellung. Ich denke, ich habe gut abgeliefert, da viele Mindener Rapper mir Propz gaben. $im: Sonst hören wir gerne Dr. Dre, Snoop Dogg, Ice Cube, den alten Westcoast Stuff. N.W.8: Das sind Dinger, die man nicht vergessen sollte. Die werde ich meinen Kindern noch zeigen, weil es einfach legendäre Tracks und Künstler sind. $im: Die Künstler, die jetzt gerade am Start sind, werden, glaube ich, eher in Vergessenheit geraten. Würdet ihr wegziehen für die Musik? Samba: Ich würde das auf jeden Fall machen, sogar ins Ausland (alle stimmen zu). $im: Nicht unbedingt nur für die Musik, sondern einfach, weil da mehr los ist. Man hat in allen Bereichen mehr Möglichkeiten. Die aktuelle $pace $quad Single „Trap House“ ist ab sofort auf allen gängigen Streaming-Plattformen erhältlich.
IN YA FACE MARSIIANER SPOTTERIN @MARSIIANER
Wonach wählst du Motive für deinen Insta Account aus? Die Motive wähle ich vor allem nach eigenen Vorlieben aus. Allerdings versuche ich auch ein möglichst breites Bild der Graffitis in meiner Umgebung zu bieten. Was macht für dich gutes Graffiti aus? Ein gutes Graffiti muss für mich einfach ‚in ya face‘ schreien. Harmonische Formen, fette Letter, knallige Farben und ein cooler Background. Seit wann interessierst du dich für Graffiti? Ich fand Graffitis eigentlich schon immer interessant und hab sie mir gerne angeschaut. Spotterin bin ich allerdings erst seit 2016. Gab es einen Auslöser? Durch das Hin-und-her-Fahren mit dem Zug zur Uni hab ich eine immer größere Vielfalt an Graffitis gesehen und angefangen, sie zu fotografieren, um diese vergänglichen Werke irgendwie zu „konservieren“. Du weißt nie, wie lange diese Werke bleiben oder ob du den Train nochmal zu Gesicht bekommst. Bist du selbst aktive Sprüherin? War schon einige Male in ’ner Hall, bin allerdings hauptsächlich Spotterin. Obwohl es mich auch reizen würde, selber mal loszugehen. Lieblingssprayer der Region? PAKO, HALT, CABUL, JERRY, CONIE Lieblingscrew? RSF, SIF, KGZ
GEGENSATZ VON NATUR ZU MENSCH
ASPECT:RATIO ELEKTRONISCHES MUSIKLABEL FÜR TECHNO, AMBIENT UND BROKEN BEAT HEIMATSTADT: BIELEFELD WWW.ASPECTRATIO.EU INSTAGRAM @ASPECTRATIOLABEL FACEBOOK.COM/ASPECTRATIOLABEL SOUNDCLOUD.COM/ASPECTRATIOLABEL YOUTUBE HTTPS://BIT.LY/3CLCHRX MAIL: CONTACT@ASPECTRATIO.EU
v. l. William Gebert, Tim Rehme. Foto: @bm__fotografie
William Gebert. Foto: @bm__fotografie
Interview mit den Aspect:ratio Inhabern Tim Rehme und William Gebert am 26. Februar 2020 Wie lange kennt ihr euch? Will: Seit 2007/2008, als ich noch in Bünde und Tim im Kalletal wohnte. Tim: Wir lernten uns tatsächlich durch die Musik kennen. Will war damals schon ein kleiner Bastelfreak, was Musikprogramme anging. Ich war bereits als DJ in der regionalen Szene unterwegs und hatte mehrere Resident-Jobs. Er gab Demos bei mir ab, die ich in meinen Sets spielte. Seitdem haben wir immer wieder gemeinsame Projekte umgesetzt. Will: Unser erstes Label entstand 2009 in unserer persönlichen Sturm-undDrang-Zeit. Unsere halbfertige Musik wollten wir damals unbedingt veröffentlicht sehen. Das ist eine gute Ausgangssituation, um nicht so weit zu kommen, wie man möchte (lacht). Wann habt ihr euer neues Label aspect:ratio gegründet? Tim: Wir starteten offiziell im Januar 2020. 2019 diente dazu, erstmal Grundlegendes vorzubereiten: die künstlerische Ausgestaltung, die Tracks, die Künstler. Dafür zog ich mich als Musiker zurück, um den Fokus auf das Label legen zu können. Will: Die erste EP – „The Missing Link“ von Sven Sinclair – erschien Anfang Februar, die zweite EP – „Tribes“ von mir – Anfang März. So wird sich der Turnus vermutlich fortführen. Woher kommt der Name eures Labels? Will: Vergangenes Jahr veröffentlichte ich auf einem befreundeten mexikanischen Label eine EP, die ich „Aspect:ratio“ getauft habe und die damals einiges in meinem musikalischen Schaffen voran gebracht hat. Daher kam auch der Impuls, meine Herangehensweise an Musik und Labelarbeit generell zu überdenken. So gründeten Tim und ich unser Projekt. Der Impuls war dabei namensgebend. Den Begriff Aspect Ratio benutzt man in der Digitaltechnik, beispielsweise bei Seitenverhältnissen von Bildschirmen. Das Ganze haben wir in unserem Konzept auf die Musik bezogen. Tim: Das Label soll sich nicht nur rein um Techno drehen. Wir wollen auch Ambient und experimentelle, abgefahrene Musik veröffentlichen: Drum & Bass, Break Beat, Electronica, Dub usw. Unser Ziel ist es, einen breiten Bereich abzustecken, der in sich Gegensätze miteinander vereint. Will: Der Name aspect:ratio bezieht sich auch auf unser Cover-Design. Der Gegensatz (oder das Verhältnis) von Natur zu Mensch soll dabei stets enthalten sein. Der Mensch nimmt die Natur ein, die Natur holt sich wieder etwas zurück.
DEN BEGRIFF ASPECT RATIO BENUTZT MAN IN DER DIGITALTECHNIK, BEISPIELSWEISE BEI SEITENVERHÄLTNISSEN VON BILDSCHIRMEN.
Könnt ihr schon was zu euren Plänen für 2020 verraten? Will: Wir möchten unsere Reichweite ausbauen. Eigene Veranstaltungen sind geplant, auch wenn unser Fokus nicht ganz auf Partys liegt. Bis Jahresende stehen bereits Veröffentlichungen fest, wofür wir nicht ganz unbekannte Leute als Remixer gewinnen konnten. Tim: Neben regelmäßigen Releases möchten mit aspect:ratio zukünftig auch unsere Künstler verbuchen. Aktuell haben wir mit Tension unseren ersten Künstler im Rooster. Weitere DJs und Live-Acts möchten wir gerne in Zukunft nach Möglichkeit mit aufnehmen. Die Künstler, die bei uns veröffentlichen, sollen eine kleine Symbiose mit uns eingehen können. Heutzutage verdient man mit dem Verkauf von Musik alleine leider nichts mehr, außer man verfügt über sehr viel Reichweite und landet in den wichtigen Spotify Playlists. Musikgenuss ist daher sehr inflationär geworden. Das Geld wird damit verdient, dass die Leute auf die Bühne gehen, Merch verkaufen oder auf YouTube Influencer-Videos veröffentlichen. Von letzterem sind wir keine Fans. Dennoch muss man sich Nebeneinkünfte suchen. Daher die Bookingagentur als zweites Standbein des Labels. In früheren Zeiten gingen wir bereits ähnlich vor.
Konzentriert ihr euch auf diese Region? Tim: Mein Streben war es, diesmal wirklich etwas auf die Beine zu stellen, was theoretisch weltweit funktionieren könnte. Dabei steht unsere Homebase Bielefeld natürlich weiterhin mit an erster Stelle. Aktuell arbeiten wir bereits mit FotografInnen, GestalterInnen und GrafikerInnen zusammen. Daraus formt sich so langsam ein schönes Kollektiv, was auch von Anfang an unser Ziel war. Das gilt natürlich auch für die Künstler. Auf Sven Sinclairs erster EP bei uns hat beispielsweise Denise Rabe aus Berlin einen Remix beigesteuert. Sie geht gerade mit ihrem eigenen Label und mit weltweiten Gigs ziemlich steil und kommt ursprünglich auch aus Bielefeld. So schließt sich der Kreis. Das finde ich geil. Genauso veröffentlichen wir Remixes von guten Kollegen aus Holland oder Mexiko. Das alles schafft eine gute Basis für eine Zusammenarbeit, die wir auch in Bielefeld ausbauen möchten. Es geht viel ums Netzwerken sowie um die Vermittlung von Leuten und darum, sich eine kleine Community aufzubauen. Diese Base muss natürlich nicht nur vor der Haustür liegen, aber zu Hause in Bielefeld ist es doch am schönsten (lacht). Eine Zeit lang herrschte hier leider ein kleiner Kampf innerhalb der Szene. Eine Location gönnte der anderen die Leute nicht. Man durfte an einem Wochenende zum Beispiel nicht zwei Technopartys veranstalten. Harte Zeiten. Zum Glück hat sich die Situation wieder entspannt. Wir möchten auch dazu beitragen, dass es nicht wieder so weit kommt.
EINE ZEIT LANG HERRSCHTE HIER LEIDER EIN KLEINER KAMPF INNERHALB DER SZENE.
Die Veröffentlichungen sind alle digital vorgesehen? Will: Auf lange Sicht ist Vinyl unser Ziel. Unser Sound muss sich erstmal setzen, bei den Leuten ankommen. Auch müssen wir unseren Radius kontinuierlich ausbauen. Tim: Zum Glück konnten wir für unser Projekt einen sehr guten Vertrieb gewinnen, mit dem wir auch sehr zufrieden sind. Es war uns wichtig, dass wir von Anfang an die richtigen Partner für digitale sowie zukünftige physische Releases an unserer Seite haben. Tim, du machst dank des Labels keine eigene Musik mehr? Tim: Erstmal nicht, aber ich denke, ich werde noch einmal angreifen (lacht). Dann muss man natürlich gucken, ob das zum Sound des Labels passt. Momentan lege ich meinen Fokus eher auf das Label-Management und das Booking. Möchtet ihr von der Labelarbeit irgendwann leben? Will: Das ist auf lange Sicht natürlich unser Ziel. Während meines Studiums der Populären Musik und Medien konnte ich ganz gut vom Auflegen leben. Aber das Beschäftigungsverhältnis von DJs kann sich schnell ändern. Oft rennt man seiner Kohle hinterher. Man benötigt gute Kontakte und ein funktionierendes Netzwerk, damit sich das DJing regelmäßig bezahlt macht. Tim: Der Markt, in dem wir uns bewegen, ist heutzutage leider nicht mehr so aufgestellt, dass man allein von Veröffentlichungen leben kann. Natürlich könnten wir jetzt wie viele andere auch Klicks und Likes in den Sozialen Medien kaufen, um unsere Reichweite künstlich zu pushen. Mir ist es aber lieber, wenn man mit etwas weniger startet und dafür später eine echte Community gewonnen hat. Von den Tricks, die unsere digitale Zeit so bietet, möchten wir gerne absehen. Dafür sind wir einfach zu analog oder schon zu alt (lacht). Können sich interessierte Künstler bei euch melden? Tim: Demos können gerne an contact@aspectratio.eu geschickt werden. Dann schauen Will und ich ob der Sound des Künstlers zu unserer Vorstellung und dem künstlerischen Konzept des Labels passt. Dabei soll sich natürlich niemand verbiegen, damit er auf aspect:ratio veröffentlichen kann.
Tim Rehme. Foto: @bm__fotografie
AR001 Sven Sinclair – Master Of None incl. Denise Rabe Remix Cover Photo: @julialo_art Artwork: @christi.an.dreas
AR002 Tension – Tribes EP incl. @ricardo_garduno_official Remix
AR003 @belowsurface3000 and remixed by the mighty @abstractdivision
Habt ihr Frauen auf eurem Label? Will: Ja natürlich! Zugegeben konnten wir bisher noch keine Künstlerin für eine komplette EP gewinnen, jedoch hat Denise Rabe auf unserer ersten EP einen fetten Remix beigesteuert. Für zukünftige Releases sind ebenfalls Remixerinnen fest eingeplant. Wir freuen uns natürlich über jedwede Musik, die uns erreicht, unerheblich davon, ob sie von einer Frau oder einem Mann produziert wurde. Für uns zählt in erster Linie der Sound, die Stilistik und der kreative Output. In unserem regionalen Umfeld sind uns leider nur wenige Techno-Produzentinnen bekannt. Weibliche DJs sind da schon verbreiteter, was natürlich eine super Entwicklung innerhalb der Szene darstellt. Im Rahmen der künstlerischen Gestaltung des Labels arbeiten wir aber sehr wohl mit Künstlerinnen aus verschiedenen Bereichen zusammen.
FRISCHEN WIND REINBRINGEN UND DYNAMISCH BLEIBEN
Wie sieht euer 5-Jahres-Plan aus? Tim: Es ist wichtig, dass man regelmäßig eine Bestandsaufnahme der eigenen Arbeit macht und mit der Zeit geht. In fünf Jahren werden wir unser Corporate Design hinterfragen und parallel schauen, was sich auf dem Markt getan hat. So ziemlich jedes Unternehmen unternimmt irgendwann einen Imagewechsel. Selbst die ganz Großen. Im Kern bleibt das Produkt gleich, aber ein paar Nuancen wie das Logo oder die Wortmarke ändern sich. Das ist sehr wichtig. Man muss frischen Wind reinbringen und dynamisch bleiben. Wir pushen nun erstmal das Label und kümmern uns um die Künstler und um unsere Community. Was genau in fünf Jahren an neuen Ideen umgesetzt wird, sehen wir dann. So haben wir eine Leitlinie, an der wir uns orientieren können. Habt ihr Vorbilder in Sachen Labelarbeit? Will: Ich lerne viel von den Labels, auf denen ich selbst Musik veröffentliche oder bereits veröffentlicht habe. Dadurch sehe ich viele kreative Ideen, die mich natürlich für meine eigene Labelarbeit inspirieren. Dennoch möchten wir mit aspect:ratio unsere persönliche Vorstellung eines Labels und einer Community umsetzen. Die Musik, die wir veröffentlichen, ist nicht DAS neue große Ding. Sowas wird es erstmal nicht mehr geben. Das war im elektronischen Bereich zuletzt mit Dubstep der Fall. Wir möchten lediglich unsere eigene künstlerische Vision eines Labels erreichen und da lassen wir uns natürlich auch von anderen inspirieren. Dabei setzen wir aber unsere eigene Note und bringen unsere Idee auf den Weg. Daraus kann sich dann etwas entwickeln, womit wir jetzt noch gar nicht rechnen, und das ist das Spannende an der Sache! Was unternehmt ihr noch in Sachen Promoarbeit? Tim: Wir bauen einen eigenen E-Mail-Verteiler als Promo-Pool auf. Das direkte Feedback der Leute macht viel aus und ist auch eine Note persönlicher. Man kann interagieren. Ein breitgefächerter Verteiler mit mehr als 1000 Empfängern, der weitgehend anonymisiert ist, kann dagegen schnell ins Leere laufen. Will: Erfahrungsgemäß sind kostenpflichtige E-Mail-Verteiler sehr standardisiert und überlaufen. Damit landet man gerne mal im Spam-Ordner, außer man ist schon auf einem renommierten Label gesigned. Wir möchten gerne eine eigene kleine Promo Crowd generieren, die unsere Tracks spielt und sich mit unserem Label identifizieren kann. Habt ihr künftig einen Release pro Monat vorgesehen? Will: Eine monatliche Veröffentlichung war eigentlich nicht geplant und hat sich bei den ersten Releases einfach so ergeben. Andererseits kann man bei zu wenig Veröffentlichungen schnell im Social Media Strudel verlorengehen. Man muss die Balance zwischen „zu viel“, „zu kurz“, „zu nervig“ und „zu lange nichts passiert“ finden. Es gibt Labels, die alle halbe Jahre was veröffentlichen und sofort gehyped werden. Andere bringen wöchentlich etwas raus, wobei man sich schon wundert, dass man schon wieder etwas von ihnen hört. Das ist dann schon ein wenig inflationär. Ein gesunder Rhythmus und eine gute Balance sind wichtig.
HERBIRD.GROEHLEMEYER
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HERBIRD.GROEHLEMEYER
Foto: Lukas Vogt
MACHE, WAS ICH LIEBE, WERDE RICH BAMBUS GENRE: RAP HEIMATSTADT: DORTMUND @BAMBUS.BAMBINI
Mitte März ist „shiny“, dein siebter Longplayer, erschienen. Konntest du Tracks davon schon live performen, z. B. als Stream? Ein paar Songs von „shiny“ konnte ich vor Release hier und da performen. Singles wie „Flucht“ und „No Advance“. Ein Streamingkonzert hat sich bisher noch nicht ergeben. Was war die bislang schönste Rückmeldung, die du zu „shiny“ erhalten hast? Die schönste Rückmeldung für mich war eine Instagram Direktnachricht von einem Hörer, dem es dank „shiny“ gelang, eine innere Krise zu bewältigen. Es ist immer überwältigend, wenn andere Menschen mich und meine Musik verstehen und daraus Dinge ziehen können, die ich vielleicht noch nicht einmal bedacht habe. Wessen Kritik nimmst du dir besonders zu Herzen? Die Kritik meines engsten Kreises. Meiner Producer philchef, Vanta und mrbx. Und meine eigene innere Kritik, die wohl am stärksten wiegt. Woran arbeitest du gerade? Ich arbeite an vielen Songs, während der Corona Zeit ist viel entstanden. Mindestens 20 Songs, um genauer zu sein. Ich probiere viel herum. Entwickle mich weiter. Was ziehst du als Künstler Positives aus der Corona Zwangspause? Ich bin fokussierter. Ich habe mir aus Langeweile eine alte Kamera besorgt. Schneide jetzt meine eigenen Kurzvideos und womöglich bald auch meine Musikvideos. Ich will mich weiterentwickeln. Meine Kreativität nicht nur auf die Musik beschränken. Man limitiert sich viel zu schnell auf eine Sache.
JUICY WAR MAL FÃœR EIN WOCHENENDE BEI UNS UND DANN HABEN WIR DEN SONG ANGEFANGEN.
Foto: Lukas Vogt
Foto: Lukas Vogt
Was ist für dich als Künstler die wichtigste Erkenntnis angesichts der Pandemie? Einfach weiter machen. Und sich auf die Zeit nach Corona vorbereiten. Songs schreiben. Besser werden. Aber ohne Druck, im gesunden Maße. Wie kam bei dem Track „rich“ die Zusammenarbeit mit Juicy Gay zustande? Juicy ist ein guter Freund von meinem Mitbewohner mrbx. Die beiden haben schon viel Musik zusammen gemacht und Juicy war mal für ein Wochenende bei uns und dann haben wir den Song angefangen. Das Wochenende hatte auf jeden Fall sehr mystische Momente. Hiphop Legenden wurden zufällig gesichtet. Aber das sprengt jetzt den Rahmen. In einem Interview las ich, dass du Eminem-Fan bist. Was ist dein liebstes Album von ihm und warum? Aktuell bin ich kein großer Fan mehr von ihm. Ich war es als Kind und Teenager, aber die neuen Sachen gefallen mir nicht mehr. Zu viel Technik, zu wenig Musik und Vibe. Ich respektiere ihn sehr, sein Disstrack gegen Machine Gun Kelly war sehr stark. Mein liebstes Album ist wohl The Marshall Mathers LP 1. Und das alte Mixtape zu Infinite. Mir fällt der Name gerade nicht ein. Im selben Interview las ich, dass du Gruselfilme magst. Zudem findet man auf Instagram sehr viele Videos von und mit dir. Würdest du gerne selbst mal einen Film umsetzen oder zumindest musikalisch untermalen? Ich filme aktuell akribisch und verliere mich darin. Ich könnte mir sowas in ferner Zukunft sogar vorstellen. Man weiß nie, wie Dinge sich entwickeln. Ich mache den Videokram ja erst seit ca. 1,5 Monaten. Aber ich denke, ich werde jetzt auch nicht wieder so schnell damit aufhören. Das Album „shiny“, die aktuellen Bambus Singles „Rich“ mit Juicy Gay sowie „Flügeltürn“ mit Arctic8 sind ab sofort auf allen gängigen Streaming-Plattformen erhältlich.
SYCK_ONE
IST DAS ALLES NUR DIE HYBRIS? NADEL & TACHO GENRE: HIPHOP HEIMATSTADT: MINDEN @NADELPRODUZIERT @TACHORAPPT
Die Hybris EP von Nadel und Tacho ist am 4. Juni 2020 erschienen. Tacho macht deutlich, dass man auf über 90 bpm auch anders rappen kann als in den 90ern. Es entsteht eine angenehm erfrischende Symbiose aus modernem Rapstil und klassischem Hip Hop. Auf der EP steht Battle-Rap im Vordergrund. Selbstzweifel stehen einem dabei nur im Weg, blitzen dennoch hier und da mal durch. Das Soundbild erinnert an clubbigen Underground-Sound der Endneunziger und frühen 2000er Jahre mit einem Hauch der düsteren Atmosphäre bspw. der ersten Wu-Tang-Releases. Nadel agiert bei diesem Projekt komplett autark, denn es stammen nicht nur die Produktionen aus seiner Feder, sondern auch Mix und Mastering sowie die Artworks. Zu der EP hat Nadel drei Remixes produziert, welche samt Instrumentals im Juli erscheinen und den Titeltrack sowie die Songs „Shake Junt“ und „Grayskull“ in einem entspannten LoFi-Gewand präsentieren.
FZUMA82
FZUMA82
BIGJOSH.GRAFFITI
Foto: Bjรถrn Bultemeyer @the.n8shift
AM ANFANG WAR DER VERSE GERMANY GENRE: HIPHOP HEIMATSTADT: MINDEN @DENISLINDAHL
Interview Ende Februar 2020 Was war bislang dein größter Fisch beim Angeln? Mein größter Hecht war 1,20 m lang. Einmal fing ich in der Weser einen Zander von 98 cm Länge. Wenn ich das nochmal wiederholen kann, wäre das eine Granate. Wieso war es musikalisch so lange still um dich? Eine ganze Weile hatte ich keinen Bock mehr auf die Musikbranche. Ich hörte auf, davon zu träumen, ein erfolgreicher Rapper zu sein, und zog ein normales Leben vor. Allerdings hatte ich das Gefühl, mit der Musik noch nicht fertig zu sein, und schrieb sporadisch Songs. Eigentlich stand eine neue Klan-Platte im Raum oder zumindest ein Italo Reno und Germany Album, aber das hat sich (noch) nicht ergeben. Wieso hast du dich für das Mindener Produzentenduo Hitnapperz entschieden? Meine Grundvoraussetzung war, dass ich mit niemand anderem als mit Mindenern arbeite, um unsere Szene nach vorne zu bringen. Ohne die Hitnapperz hätte ich das Album nicht gemacht. Wir haben hier so viel Potenzial und Geschichte. Es gibt Rap, Graffiti, Breakdance, einfach alles! Ich finde es ein bisschen schade, dass sich in der Mindener Szene so viele kleine Camps gebildet haben, die sich untereinander nichts gönnen. Wir sollten uns mehr unterstützen, mehr füreinander tun und mehr miteinander machen. Gemeinsam könnte man viel bewegen. Es wird Zeit, dass wir Minden wieder auf die Karte packen. Hast du deshalb den Namen „Der innere Kreis“ als Albentitel gewählt? Genau. Ich hätte auch mit anderen populären Künstlern Songs machen können, aber ich will nicht, dass jemand meine Platte hört, weil das Feature eines bekannten Rappers darauf ist. Man wird schnell auf sowas reduziert. Ich will, dass die Leute meine Platte hören. Für den Gesangspart holte ich beispielsweise meine Schwester dazu, für einen Rappart meinen Bruder. Auf der Platte habe ich sogar einen achtminütigen Cypher-Track mit den Mindener Rappern Shogoon, Tacho, Panorama, zero/zero, Clement, Lemmy, Trauma, Stress, Curse, ... So einen Song gab es hier noch
Foto: Bjรถrn Bultemeyer @the.n8shift
nicht. Dabei geht es für mich nicht darum, wer den meisten Style hat oder der dickste Rapper ist. Wir ticken einfach für das gleiche Ding. Wenn ich die Möglichkeit habe, auf diesem Weg etwas zurück zu geben, warum sollte ich es dann nicht machen? Und die Jungs denken da ähnlich. Genauso ist dieses ganze Hip-Hop-Ding entstanden, indem sich die Leute einander Liebe gegeben haben. Sonst wäre HipHop niemals so weit gekommen. Wie hast du dich seit deinem letzten Album 2007 musikalisch weiterentwickelt? Das letzte Album entstand in einer ganz anderen Lebensphase. Was ich früher als wichtig empfand, ist seit der Geburt meines Sohnes uninteressant geworden. Ansonsten habe ich mich nicht groß verändert. Vielleicht klinge ich inzwischen unbeschwerter, freier. Viele folgen Trends, aber ich mache einfach das, worauf ich Bock habe. Eine Gastfrage von Shogoon: Wo hast du Minden raptechnisch zwischen 2000 und 2005 gesehen? Und wie siehst du Minden diesbezüglich jetzt? Früher war man ein bisschen in seinem eigenen Musikfilm gefangen. Doch wir haben alles abgecheckt und waren viel unterwegs. Mindens Rapszene hat sich seit damals permanent weiterbewegt und einen eigenen Style entwickelt. Wir haben teilweise einen eigenen Sprachgebrauch und folgen keinen Trends. Das ist cool und wird von den Jüngeren fortgesetzt. Sie sind aktiv und stecken viel Herzblut rein. Darum habe ich auch Bock, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Sie geben mir Feuer.
FRÜHER WAR MAN EIN BISSCHEN IN SEINEM EIGENEN MUSIKFILM GEFANGEN.
Und noch eine Gastfrage, diesmal von Nadel: Wer ist dein Favorit von Griselda Records? Boah, das ist schwierig. Ich sag mal: Wenn es ums Cyphern geht, also einfach in Radioshows ein paar Bars zu spitten, finde ich Conway am dicksten. Auf Platten finde ich Benny the Butcher am dicksten. Und wenn es um das Ganze geht, ist Westside Gunn der König. Er will gar nicht rappen, aber macht es irgendwie trotzdem dick. Was Business und Ideen angeht, ist der Mann einfach krass. Sein Dresscode ist immer stylish, aber trotzdem übertrieben Gangster. Griselda Records machen diesen 90s Rap wie früher. Den habe ich lange Zeit vermisst. Gibt es etwas, das dich an der Rapszene heute stört? Ich vermisse die Jamkultur von früher. Teilweise fehlt es heute an Wertschätzung für die Vorväter. Daher finde ich HipHop manchmal Scheiße, weil so viel Hate drin ist. Andererseits finde ich ihn so geil, weil er Leuten Selbstbewusstsein gibt. Er hilft Introvertierten, aus sich rauszukommen. Sie fangen mit Malen, Breaken, Rappen oder DJing an und sehen plötzlich ein Talent in sich, das sie nie entdeckt hätten, wenn HipHop nicht da gewesen wäre. Bereust du deinen Rappernamen Germany? Ich bin in Deutschland geboren, mein Vater kommt aus der Karibik. Ich bereue den Namen nicht, weil das hier mein Zuhause ist. Keiner muss
Foto: Bjรถrn Bultemeyer @the.n8shift
mir sagen, dass ich hingehen soll, wo ich herkomme. Alles, was ich habe, ist hier. Ich bin stolz auf dieses Land und liebe es. Aber man hat mich nie als Deutscher gesehen. Ich bin mit Vorurteilen groß geworden. Umgekehrt ist es wiederum so, dass man Leuten nicht schwarz genug ist. Den etwas provozierenden Namen „Germany“ wählte ich also bewusst. Auch Leute, die anders aussehen, können stolz darauf sein, aus Deutschland zu kommen und deutsch zu sein. Ist der Begriff „Stolz“ nicht mit Vorsicht zu genießen? Alle sagen, dass sie stolz auf ihr Land sind: Holländer, Türken, Araber, ... Sollen wir nicht stolz auf unser Land sein? Klar, Deutschland hat eine Vergangenheit, die nicht wirklich positiv ist, aber andere Länder haben auch dunkle Seiten in ihrer Geschichte. Deutschland hat viele gute Sachen gemacht. Warum soll sich jemand für etwas schämen, für das er nichts kann? Wir haben alle Ecken und Kanten, anderen Leuten weh getan, aber wenn ich das ein Leben lang mit mir herumschleppe, bin ich doch verbittert. Da habe ich keine Lust drauf. Es gibt zu viele schöne Sachen. Eigentlich entstand der Name Germany so, dass wir in Mikes (Curse, Anm. d. Red.) Bude in Minden saßen. Er hatte immer den dopesten und neuesten Shit an Platten zu Hause. Irgendwie schnappte ich bei einem Track das Wort Germany auf. Das war für mich der dickste Rappername, da man mich nie als das gesehen hat. Die anderen meinten zwar, ich hätte mich verhört, aber das war wie so ein Funke für mich. So kam der Name zustande. Ich bereue ihn definitiv nicht.
IRGENDWIE SCHNAPPTE ICH BEI EINEM TRACK DAS WORT GERMANY AUF.
Möchtest du abschließend noch etwas erwähnen? Ich möchte allen Danke sagen, die dabei geholfen haben, dieses Album zu verwirklichen und Interesse daran zeigen. Mir kam die ganze Zeit purer Support und super viel Liebe entgegen. Das finde ich nicht selbstverständlich. Ich versuche, nicht zu vergessen, vor allem nicht die Leute, die auch in schweren Zeiten für mich da waren und mich aufbauten. Da bin ich loyal. Wenn sie mich brauchen, bin ich für sie da. Und dadurch wird dein Kreis klein. Das ist auch der Grundgedanke bei „Der innere Kreis“. Der Name bezieht sich nicht nur auf die Musik. Mein Kreis ist kleiner geworden, aber vom Gefühl intensiver. Jetzt streamen: Germany „Der innere Kreis“
LORDSCAN
DON’T DO IT FOR THE MONEY LORDS OF THE UNDERGROUND GENRE: HIPHOP HEIMATSTADT: NEW JERSEY, PARIS & NORTH CAROLINA @LOTUG1 FACEBOOK.COM/LORDSOFTHEUNDERGROUND1 SNOWGOONS.DE
Am 18. April sollten ONYX & Lords Of The Underground mit ihrer energiegeladenen Show den Bielefelder Lokschuppen zum Überkochen bringen. Shit, wäre das geil geworden! Aber die Folgen von Corona machen auch nicht vor Hip-Hop-Legenden Halt. Das Interview, das Lord Jazz von LOTUG fankyzine im Vorfeld gab, soll’s natürlich trotzdem geben. Does your new track „Insomniac“ embodies the vibe of your upcoming album? I believe Insomniac does embody the feeling of this new album of Boom bap beats with soothing and energetic loops provided by the Snowgoons. When I mentioned LOTUG towards others, they were very enthusiastic. How do you explain your ongoing popularity to yourself? Is the album title „So Legendary“ based on your status? How do i explain my popularity? I explain it as longevity ... it’s easy to make one hit but to be still be doing it for 30 years is a long time of passion and dedication. We believe we are legends in this game because of what we put in it. We risk our lives flying all over the world to feed our fans.
Fotos: PR
The members of LOTUG live in different countries. How did you manage the production? Did you keep the music production old school? We all live in three different places but that doesn’t stop us from recording. The Snowgoons actually produced the whole project, we just picked the beats we all liked. The beats do have an old school feel but 2020 versions lol.
Who other than the LOTUG crew has contributed to your album? The only group that’s featured on this album is Onyx! We all met up in Germany while on tour. Our tour manager connected us all up while we were touring but we knew Onyx since the 90s. Those are our bros. „So legendary“ will be released on Goon Musick. The label has the slogan „We Keep Hip Hop Alive.“ How did you get in touch? I lived in Paris France from 2000 – 2012 and I’ve DJ’d all over Europe and I used to run into DJ Illegal and the crew and they were always cool. I like their music and my man Carlos (Latfro Agency) hooked it up. These guys do keep hip hop alive in well in Europe and I love that! How did you team up with ONYX? How did we hook up with Onyx? Well, we go waaaay back with these dudes like 1993 we are two of the famed groups from that era. We were on tour with Latfro Agency in Germany and they were too, so why not collab on something and give the fans what they want? We never really recorded with other groups a lot because we believed that our fans wanted just us, because back in the day I hated when an artist or group had more featurings than solo songs. You said in an interview with britishhiphop.co.uk in 2007, that „Every body sounds the same today.“ Do you still share this opinion? Yes, since 2007 to now everyone still sounds the same to me. Maybe the beats are lil different but overall, everyone is the same lol. Trap music is still on top and everybody wants to do what’s hot I guess. There’s no soul in the music, but then again they don’t play the good stuff that I like. There is lots of great music out here, you just have to find it yourself. It’s almost like Diggin for loops, you have to get out there and search! Are there any german hip hop/rap artists you pay special attention to? As far as german hip hop, I’m not really into it but I’m sure there are some great artists thats doing the damn thang! I love the fact that hip hop is so global and the number 1 music in the world. The „So Legendary Tour 2020“ is going to take you to Britain, Austria, Germany, Switzerland and France. Which cuisine on tour you will probably prefer the most? Which cuisine will i prefer? France of course! That’s my second home, my wife and kids were born in Paris so France is in my heart forever. What do you suggest to young people who want to become a professional hip hop artist? Do you think today’s technology and the endless possibilities of the internet are benefits for people starting off? I would suggest anyone trying to get in the industry to NOT do it for the money because when your trying to make money first before the art you get stagnant or lazy and just do whatever everyone else is doing. You need to not be afraid of being yourself, and do what your heart is telling you. I believe this will keep hip hop alive and vibrant. I do believe the technology is making everyone believe they can produce and record lol but it’s not for everyone, there are so many MCs and DJs now – it’s crazy! There’s no more fans cause everyone is doing it. Eventually the bad ones get weeded out and the pure passionate performers will get through. You have to stay persistent and patient if you want to succeed in this game and put out quality music.
Lord Jazz
I LOVE THE FACT THAT HIP HOP IS SO GLOBAL AND THE NUMBER 1 MUSIC IN THE WORLD.
AERGAOKI
Foto: Lexmouth
WER DU BIST ZETA GENRE: HIPHOP/RAP PRODUCER: DERKALAVIER HEIMATSTADT: BRAUNSCHWEIG/RINTELN/BERLIN @ZETAMUSIK FACEBOOK.COM/ZETAMUSIK YOUTUBE.COM/ZETAMUSIC
Interview am 23. November 2019 Deutsche Rapper sagen mir immer wieder, dass sie selbst gar kein Deutschrap hören. Wie sieht das bei dir aus? Amirap überwiegt. Damit bin ich aufgewachsen, und es gibt einfach sehr viel Auswahl. Meist sind die Amis den Deutschen auch ein bisschen voraus. Dennoch liebe ich schon immer deutschsprachige Musik, inklusive Rap. Seit wann machst du Musik? Musik begleitet mich mein ganzes Leben, doch erst Ende 2016 fasste ich den Entschluss, professionell Musik zu machen. Mitte 2017 erschien meine Debüt-EP „Auftakt“. Du befindest dich aktuell in der Promophase deines „ZETA“-Projekts. Machst du alles selbst? In enger Zusammenarbeit mit meinem Producer derkalavier habe ich fast zwei Jahre daran gearbeitet. Wir haben alles selber in die Hand genommen, was in unserer Macht stand. Ohne die vielen tollen, loyalen und fleißigen Leute aus unserem Umfeld wäre es aber nie möglich gewesen. Hättest du gerne einen Manager, der dir die Arbeit abnimmt? Das wäre für die Zukunft wünschenswert. Ich würde mich gerne mehr auf die Musik an sich konzentrieren können. Die Orga hat zuletzt gefühlt 95 Prozent meiner Zeit in Anspruch genommen. Hast du dich dafür coachen lassen? Zum größten Teil lief das autodidaktisch. Ich las viele Bücher und wuchs in Aufgaben rein. Zudem tauschte ich mich mit Leuten aus, die auf diesem Gebiet mehr Erfahrung haben. Seit wann arbeitest du mit deinem Producer derkalavier zusammen? Wir lernten uns vor ca. zehn Jahren über Myspace kennen, schickten uns Dateien hin und her, nahmen erste Songs auf und stellten sie bei YouTube rein. Das fand Anklang. Auch dank persönlicher Treffen, die folgten, freundeten wir uns an und weiteten unsere Zusammenarbeit aus.
Rapper ZETA mit seinem Producer derkalavier (links). Foto: Florian Roy rechte Seite: Artwork der EP-Reihe „ZETA“ und der Instrumentals.
Findest du, dass Producer generell zu wenig Aufmerksamkeit zuteil wird? Ich finde, dass der Trend mittlerweile positiv ist. Leuten, die vorher eher im Hintergrund standen, wird mehr Aufmerksamkeit zuteil. Aber es gibt noch Nachbesserungsbedarf, da viele Produzenten unter der Situation leiden. Wer gehört noch zu deinem Team? Für die Videos war vor allem die Zusammenarbeit mit Julian Richberg sehr wichtig. Er führte Regie bei drei der fünf Videosingles. Allgemein war er sehr nah am Projekt. Elias C.J. Köhler ist ein sehr guter Kameramann, mit dem ich bereits für das „Murderer“ Video zusammenarbeitete. Ein großen Anteil hat auch Linh Luu, eine multitalentierte Künstlerin aus Berlin, und roemischdrei aus Münster, der u. a. für die Artworks verantwortlich ist. Davon abgesehen halfen unzählige Freunde, Freunde von Freunden und engere Bekannte hinter den Kulissen. Das Release selber kommt über das junge Label denkschutz. War ZETA dein erster Rappername? Es gab andere, doch sie haben mich nie so richtig überzeugt. Es war mir wichtig, einen Eigennamen zu haben, der nicht mit anderen Dingen belegt ist. ZETA ist die Abkürzung für „Zeitlose Elaboration totaler Authentizität“. Er passt zu meiner Persönlichkeit. Fühlst du dich vom Spotify-Algorithmus als Künstler unter Druck gesetzt? Das Spotify Zeitalter beeinflusst die Entstehung von Songs, das kann man nicht leugnen. Wir entschieden uns bewusst dafür, zeitlose Musik
machen zu wollen und nicht trendabhängig zu sein. Wenn du einen ruhigen Song umsetzt, der sehr reflektiert und meditativ ist, dann ist es – überspitzt formuliert – einfach falsch, nach zwei Sekunden in den Chorus einzusteigen. Da muss es auch mal ein 30 Sekunden Intro geben. Musik ist noch immer vor allem emotional. Möchtest du ein bisschen was zu dem Konzept der EP-Reihe erzählen? Das Gesamtwerk bildet ZETA als Kunstperson in vier verschiedenen Facetten ab. Diese sind scheinbar widersprüchlich, gehören aber dennoch zusammen. Das soll zeigen, dass Identitäten heute nicht einseitig sind. Wir leben in einer Welt, in der die Einflüsse von allen Seiten aus kommen. Es gibt ziemlich offene Grenzen und einen Informationszugang, der zumindest hier in der westlichen Welt quasi unlimitiert ist. Dementsprechend gibt es keine starren Abgrenzungen von Identitäten mehr. Und genau darum geht es in unserem Projekt.
DAS GESAMTWERK BILDET ZETA ALS KUNSTPERSON IN VIER VERSCHIEDENEN FACETTEN AB. DIESE SIND SCHEINBAR WIDERSPRÜCHLICH, GEHÖREN ABER DENNOCH ZUSAMMEN.
Das Ganze führt sogar noch tiefer, da es an die altgriechische Temperamentenlehre angelehnt ist. Die alten Griechen unterschieden zwischen vier grundsätzlichen Menschentypen – kurz zusammengefasst: Phlegmatiker, der Passive (EP „Z“). Melancholiker, der Sentimentale (EP „E“). Choleriker, der unkontrolliert Ausbrechende (EP „T“). Sanguiniker, der spielerisch leicht Humorvolle (EP „A“). Diese vier scheinbar widersprüchlichen Temperamente sind bei uns in einer Person verankert. Menschen sind eben vielschichtig. Zudem beschreiben wir mit dem Gesamtwerk eine Reise. Es geht mit dem passiven Typen los, der sich betäubt, ablenkt und sich nicht mit der Welt und seinen eigenen Gefühlen beschäftigt. Daraufhin findet er auf der nächsten EP seine Gefühle wieder, weiß aber nicht, wie er mit ihnen umgehen soll. Es folgt der Choleriker, dessen Gefühle nun unkontrolliert ausbrechen. Dementsprechend klingt die dazugehörige EP sehr brachial. Schließlich mündet es im Sanguiniker, dem es gelingt, für seine wiedergefundenen Emotionen einen spielerisch leichten Ausdruck zu finden. So entsteht ein Identitätskonzept mit einer persönlichen Reise und Lebensentwicklung dahinter.
Zu deinem Release Marathon gehören aufwendig gedrehte Videos. Bist du mehr Fan von hoch- oder querformatigen Videos? Beides funktioniert und hat seine guten Seiten. Du spielst vermutlich auf die Vertikalvideos an, die ich auf YouTube habe. Sie haben eine ganz andere Herangehensweise als ein cineastischer Dreh. Die ursprüngliche Idee war hier vor allen Dingen, Situationen authentisch aus dem Leben gegriffen zu zeigen. Sobald man eine Szene cineastisch plant, ist sie ja sehr künstlerisch. Dazu wollten wir ein Gegengewicht schaffen, das aus dem Moment entsteht. Das Feedback zu den Songs war richtig gut. Es entstand dadurch ein eigener Style. Wie weit reichen deine Planungen? Die nächsten Sachen sind doch bestimmt schon fertig oder in Vorbereitung. Ich arbeite konstant weiter. Musik ist für mich eine unendliche Quelle an Kreativität und Energie. Ich kann mir nicht vorstellen, da jemals eine Sättigung zu erreichen. Möchtest du von der Musik leben? Musik ist mein absolut primäres Ding. Ich möchte damit auf jeden Fall Geld verdienen. Aber ich bin ein sehr umtriebiger Mensch und habe auch noch andere Dinge in meinem Leben.
Illustration von @cloudlines_og + @jonoco_kojo_86 zu lass weng flown x POSTPARTUM. #kontaktloseübernahme (prod. Mike Flips) HOME-RECORDING CYPHER
NICHTS ALS LIEBE FÜR DIE SACHE
POSTPARTUM LABEL FÜR INSTRUMENTAL HIPHOP SEIT 2016 TAPES & VINYL INTERVIEW MIT INHABER MARIO BÖHM POSTPARTUM-RECORDS.COM @POSTPARTUM.RECORDS
Bandcamp meldet mir derzeit permanent neue Postpartum Releases. Hat die Produktion coronabedingt zugenommen oder war diese Taktung ohnehin geplant? Die höhere Schlagzahl liegt an unserer „neuen“ Digital-Only-Serie „PPTDS“. Jeden Freitag droppen zwei Beats eines Producers, den wir schätzen. Ansonsten bleibt alles beim Alten. Ein Album pro Monat :) Wie viele Platten und Tapes hast du privat? Ich besitze ca. 300 Tapes und 9.000 LPs. Hast du je den Standort eures Labels, Auerbach i.d.OPf., als Nachteil empfunden? Ehrlich gesagt nicht. Zwar ist hier im Umkreis von ca. 50 km hiphop-technisch nichts geboten, aber dafür kann ich hier schön undercover mein Ding machen. Ums mit den Massiven Tönen zu sagen: „Es ist nicht, wo du bist, es ist, was du machst ...“ :) Gibt es in Deutschland Labels, die in direkter Konkurrenz zu euch stehen? Konkurrenz klingt so hart. Es gibt einige Labels, die einen ähnlichen Film wie wir fahren. Mit den meisten haben wir ein freundschaftliches Verhältnis. Man tauscht sich über verschiedene Dinge aus und schickt sich gegenseitig die neusten Platten zu. Am Ende sind wir alle Fans :D Das Label besteht seit 2016. Wie viele Releases gab es seitdem? Stand heute (Mitte Mai) – Platten: 1 x 7", 3 x 10", 1 x 12" EP, 31 x LP; Tapes: 22; Digital-Serie: 23 Alle Tapes und Platten gibt’s auch digital. Entweder über den beigelegten Bandcamp-Code oder auf allen gängigen Streamingoutlets. Gehst du aktiv auf Suche nach Künstlern oder kommen sie generell auf euch zu? Eigentlich beides. Mal finde ich Leute auf Soundcloud, die mich interessieren, mal ist unter den Demoeinsendungen was bei, das mich flasht. Viele Verbindungen entstehen auch über Künstler, die bereits über uns released haben. Nach dem Motto „Ey Mario, ich hab da wen, den du dir mal reinziehen solltest“. Worauf legt Postpartum bei der Zusammenarbeit mit Künstlern besonders viel Wert? Gegenseitige Sympathie und Wertschätzung als auch Zuverlässigkeit sind mir persönlich sehr wichtig. Stichwort Betriebsklima. Die gemeinsame Arbeit muss Spaß machen. Wie viele Artists habt ihr schon veröffentlicht? Oh Gott :D Durch die Postpartum Vol. 1 bis 3, den beiden Loop Language Teilen und der Digi-Serie hab ich die genaue Zahl nicht mehr auf dem Schirm. Wie viele weibliche Künstlerinnen waren darunter? Als Main-Act bis dato keine. Als Featuregäste haben wir ab und an mal eine Lady bei. Frag mich nicht, woran das liegt :D
Postpartum steht für hochwertiges Design. Wie entsteht das Coverartwork? Und wer entscheidet, welche Farbe die jeweilige Vinyl haben wird? Das kommt etwas auf den Producer an. Die Mehrzahl hat bereits eine konkrete Vorstellung oder Fotos/Bilder, die sie gerne nutzen würden. Dann holen wir einen unserer Layouter an Bord und versuchen, zu dritt was auszuklamüsern. Sollte keine Idee vom Producer selbst vorhanden sein, versuchen wir da unterstützend bei der Ideenfindung mitzuhelfen. Wenn das Coverlayout dann steht, versuchen wir, die PVC-Farbmischung mit dem Cover zu matchen. Der umgekehrte Fall wäre, wenn der Producer fix eine bestimmte Farbmischung haben möchte, versuchen wir, das Cover in den gewünschten Farben zu erstellen. Wer hatte die Idee zu den OBI Strips? Naja, Idee ist möglicherweise zu viel gesagt :D Die Banderolen gibt es ja seit Jahrzehnten. Wir wollten einfach einen eyecatcher für unsere erste Platte. Kam gut an, also war der damalige Plan, das noch für einige weitere Platten zu machen. Mittlerweile habe ich ca. 18.000 Obis um Platten geklebt. #lifegoals Machst du auch selbst Musik? Nicht mehr. Ich habe vor rund 15 Jahren hobbymäßig äußerst durchschnittlich gerappt und schlechte Beats gebaut :D Thelonious Coltrane bringt’s immer gut auf den Punkt: „Du rappst scheiße, du baust noch beschissener Beats, gut dass du nun Labelarbeit machst“ lol – wo er recht hat, hat er recht :)
Mario Böhm führt das Label Postpartum. Illustrationen: @cloudlines_og
Welche Plattformen im Netz sind für euer Label am wichtigsten? Promomäßig sicher Instagram. Weniger anstrengendes Blabla als bei Facebook, Twitter etc. Als Kunde mag ich Bandcamp selbst sehr gern. Umsatztechnisch sind die großen Streaming Plattformen natürlich attraktiver. Stichwort Playlists. Auf was kann man sich von euch dieses Jahr noch freuen? Als nächstes steht unsere erste Deutschrap LP an. Produziert von JoDu und mit Raps von SMT (Styles mit Tiefgang). Danach wird’s wieder Instrumental mit neuen LPs von „KarmawiN“, „Nuttkase“, „Hyde Beats“, „Hydrogenii“, „Soupbox“. Ende des Jahres haben wir dann nochmal ein Deutschrap-Album als 2LP. Ansonsten die wöchentlichen Doppelsingles der PPT-DS Serie. Zwischendrin kommen auch noch zwei Tapes. Hatten wir ja länger nicht mehr. Full House sozusagen :) Welche Ziele habt ihr mit dem Label? Den Spaß an der Sache zu behalten und weiter gute Musik als hochwertiges physisches Produkt anzubieten. Meine schönste Bezahlung ist, wenn Künstler XY mich nach Erhalt seiner Vinyl-Copys anruft und sagt, dass er sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit und dem gemeinsam erschaffenen Produkt ist. Dann wissen wir – das Team im Hintergrund, bestehend aus Layouter (Hydrogenii / Felix Plien / tma_uno), Mastering-Engineer (Staub Audio Engineering, SterilOne), den Jungs vom Presswerk (Tom und Nico von RANDMUZIK) und meiner Wenigkeit –, dass wir gute Arbeit abgeliefert haben und eine weitere Zusammenarbeit von beiden Seiten gerne in Betracht gezogen wird.
MIND21SNC
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BIGJOSH.GRAFFITI
CESARONESNC
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REIS UND HONIG – KEIN ZUSTAND – MOSAYK REMIXE (DIGITAL) „Mit Kummerbund zum Untergang ...“ „Neuste Farce 3 – kein Zustand“ by Reis aka Rice Master Yen und Honig aka Max Mehoni erschien am Valentinstag 2020. Ein Vierteljahr später erschien der Remix dazu vom Bielefelder Producer Mosayk. Dabei hatte uns Mehoni gerade erst zu Beginn des Monats seine „Baumhaus“ EP kredenzt. Die vier Tracks der Remix EP gibt es mit den Parts des IZDW Members sowie als reine Instrumentals. Mosayks Ergebnis klingt wesentlich wärmer und melodischer als das Original von Rice Master Yen und hüllt des Honigmanns Rap perfekt ein. Max Mehonis Lines sind wie üblich sperrig, herausfordernd und wollen nicht einfach gefallen. „Und wieder kein Refrain, was für ein F#ck für Kopf und Ohr ...“ Tatsächlich sagen mir nicht alle Alben und EPs, die er so veröffentlicht, zu 100 % zu. Aber immer wieder sind wahre Perlen dabei, die ich ungemein genial finde. Dieser Remix gehört dank Mosayk auf jeden Fall zu meinen Favoriten. Lieblingstrack: Cookie. Und wenn der Deutschrap-Einheitsbrei einem mal wieder schwer im Magen liegt, ist die Musik des Kölner Wortakrobaten mit und ohne IZDW Crew im Hintergrund das ideale Gegenprogramm. Die Remix EP ist ab sofort digital auf den gängigen Plattformen erhältlich. Übrigens war das IZDW Konzert bei „Hello My Name is“ im Bielefelder Bunker mein letztes vor der CoronaFlaute. Hoffentlich war es nicht das Letzte.
Foto: Clipskills
SHAU.ONE
Foto: SĂŠbastien
MEDIC – MEDIZINMANN (DIGITAL/BOX) Egal ob Beats, Texte, Videos, Artwork oder Look: Bei Medic aus Hameln hat Dopeness Programm. Mit dem Release der „Medizinmann“ EP treiben er und sein starkes Team die Dopeness allerdings auf die Spitze. Die streng limitierte „Medizinmann“ Box gab es nur zu gewinnen, und ich habe für einen digitalen Release noch nie ein krasseres Bündel an Extras gesehen. Sie enthält die neue Medic EP auf USB-Stick, ein Medic Bandana, Poster, gebrandete Pastillen, 35 x 1000 Dollar Spielgeldscheine „United States of Aufturn“ sowie Sticker. Aber bei allem Merch sollte man auf gar keinen Fall außer Acht lassen, dass der Hamelner Rapper und sein Producer Nage auf der sechs Tracks starken EP mal wieder ordentliche Bretter abliefern, die absolutes Suchtpotenzial haben. Unbedingt abchecken sollte man auch die erstklassigen Videos zur EP, die ohne Frage Kinoniveau haben.
HOONTZEY & GAVIN SENSE – ÜBERTRIEBEN UNTERGRUND (TAPE) BEATS VIA BANDCAMP (DIGITAL) Irgendwo zwischen Yard und Pinte, zwischen klassisch und progressiv, Sturmhaube und Überwachungskamera, 90er-Jahre-Jamtravelling und Erwachsensein. Farbgetränkt, aggressiv, kritisch, roh. So lässt sich wohl das beschreiben, was die beiden Osnabrücker Hoontzey und Gavin Sense da zusammengetragen haben. Oder knapp gesagt: Übertrieben Untergrund. Zwar haben beide das jugendliche Alter bereits hinter sich gelassen, doch wird ihre Musik dadurch nicht minder frisch. Im Gegenteil, viel eher merkt man Reife und Skills in den Tracks. Ernsthaftigkeit, ohne spießig zu werden, denn gesoffen und getaggt wird auf dieser Scheibe immer noch mehr als genug. Nur sind die beiden eben keine Toys mehr an Tresen oder Wand. Genauso wenig wie an Mic und Turntables: Hoontzey versteht es über den Takt mit deutlichen Ansagen zu gehen. Immer noch mit der nötigen Kampfeslust und Mittelfinger. Gavin hingegen trägt seinen Teil durch durchproduzierte Tracks bei. Als Teil der Crew 33 Funk kann er auf eine gewisse Erfahrung an den Wheels of Steel zurückblicken. Klanggebilde mit rotem Faden, rauen Drums, mit vibrierendem Bass gepaart mit Scratches in alter Manier. So wie früher, aber eben auch nicht. Überhaupt kommt das Album ohne Melancholiegeblubber über die ach so guten alten Zeiten aus, auch wenn beide Protagonisten schon seit Mitte der 90er Jahren mit von der Partie sind. So ist auch die Wahl der Gäste, die sich auf dem elf Tracks starken Album tummeln keine Überraschung, sondern eine bewusste Entscheidung: Mit Steveski ist ein alter Bekannter in Sachen Hip Hop aus Osnabrück vertreten. Im Stadtteil Wüste aufgewachsen – wenn man so will die Keimzelle der hiesigen Kultur – verbindet ihn mit dem Duo nicht nur eine Freundschaft, sondern auch eine gemeinsame Geschichte in Sachen Rap. Mindestens genauso relevant ist hierbei Basti MC. Als Bestandteil der gemeinsamen Crews rundum das Dach der Szene Musik Osnabrück – 851 und DWW seien hier erwähnt – gehört er nach wie vor fest zur künstlerischen Entwicklung der beiden hinsichtlich aller uns bekannten HipHopElemente. Tim Jong-il vertritt eine jüngere Fraktion von Künstlern, die die Hasestadt hervorgebracht hat, der jedoch durch Attitüde und Aussage ebenfalls ins Konzept des Gesamtwerkes passt. Kein Autotune also, aber auch kein back in the days, kein Schwarzweiß eben, sondern die „Leidenschaft für Farbe überhaupt“, um Hoontzey zu zitieren. Das Duo ist komplett und so ist auch ihr Album. Durchdacht, umfänglich, kompromisslos. HipHop halt, ohne Wenn und Aber. Alle Texte von Hoontzey, Tim Jong-il, Steveski, Basti Mc Alle Beats und Scratches von Gavin Sense Aufgenommen, gemischt, gemastert von Gavin Sense in „The Triangle“ Text:
@timjongil
SAVAGE BLOOD – DOWNFALL (VINYL) Während die Graffiti-Abteilung des fankyzine in letzter Zeit durch Zusendungen und Spaziergänge genügend zu tun hatte, lag die Heavy Metal Abteilung schon etwas länger auf dem Trockenen. Umso schöner ist es doch, wenn man dann ein Album zum Rezensieren bekommt, das einen positiven Eindruck macht. Von außen wie von innen. Das großartige Cover Artwork stammt von Diego Gedoz de Souza und macht sich auch auf den Bandshirts sehr gut. Schon der stampfende Opener und Titeltrack „Downfall“ ist ein ordentliches Brett mit klasse Refrain. Schonungslos geht es mit „Violent Attack“ weiter, bevor „Queen on the Run“ im Refrain eine ganz leichte, rockigere Richtung einschlägt. „Release the Beast“ und „Sweat the Blood“ bieten wieder bestes Potenzial zum Mitgröhlen und Fäuste in die Luft strecken. Stilistisch liegt die Band irgendwo zwischen melodischem True und Thrash Metal, ohne sich auf eins von beidem festzulegen. Die Band klingt schön old school und gleichzeitig modern. Kein Wunder, haben die Mitglieder doch schon jahrelange Banderfahrung. Sänger Peter Diersmann und Schlagzeuger Marc Könnecke spielten bereits in der Power Metal Band „Enola Gay“ und Bassist Markus Weckermann steht bei „Weckörhead“ am Mikro. Im Moment finden zwar keine Konzerte statt, aber ich hoffe, die Osnabrücker mal live erleben zu können und stelle mir bereits vor, dass sich im Publikum junge wie auch alteingesessene Metalheads tummeln werden. Ich persönlich sehe mich da irgendwo in der Mitte (Räusper). Text:
@thomaswilliamswrites
ISAAC HAZE FEAT. DJ C.S.P. – ACAP / 10Y (VINYL) Panda – nein, nicht das Tier aus dem Zoo. Panda, das Design Studio aus Stuttgart, feiert in diesem Jahr sein 10-jähriges Bestehen. Nachdem im Team garantiert ausgiebig ,Happy Birthdayʻ gesungen wurde, gehen Isaac Haze (Stuttgart) und DJ C.S.P. (Hamburg) einen anderen Weg. Sie veröffentlichen zur Feier des Tages (oder auch Jahres) gemeinsam die zwei Instrumental HipHop Tracks ,ACAPʻ und ,10Yʻ und lassen die Party richtig krachen. Die Single ,ACAP / 10Yʻ ist bereits seit Ende Mai auf allen digitalen Plattformen eures Vertrauens erhältlich. Zudem gibt es im Onlineshop von Panda die Single auch als 7“ Vinyl, als Testpressung oder als Bundle, inklusive T-Shirt zu erwerben. Die kompletten Erlöse gehen dabei an verschiedene soziale Einrichtungen. Auch wenn das Ganze nun schon mehrere Wochen erhältlich ist, haltet euch nicht zurück und investiert gerne noch ein paar Euro für die tolle Musik und natürlich auch die gute Sache. In diesem Sinne: Happy Birthday. shop.panda.me/product/acap-10y-bundle isaac-haze.bandcamp.com/album/acap-10y Text:
@hiphopfuchs
ATWASHERE – UHHH! BARONSKI REMIX (7" VINYL) Veröffentlicht bei Trust in Wax, dem Künstlerkollektiv und Plattenlabel aus Münster. Baronski ist ein begnadeter Drummer und Beatmaker, der ebenfalls aus Münster stammt. Sein „Uhhh!“ Remix von Atwashere liefert instrumentalen Boom Bap, der bei Hip Hop Heads auf großes Wohlgefallen stoßen sollte. Garniert wird das Ganze von ein paar anständigen Scratches seines Kollegen DJ Smooth. Das dazugehörige und total liebevoll umgesetzte Knetfiguren-Video muss man gesehen haben.
JAMO GANG – WALKING WITH LIONS (VINYL/CD/DIGITAL) Die Jamo Gang besteht aus der LA-Legende Ras Kass, dem NYC-Veteranen El Gant und J57 als Producer. Das Debütalbum des Trios „Walking with Lions“ wurde am 8. Mai über Fat Beats Records veröffentlicht. Das Album enthält Features von DJ Premier, Slug von Atmosphere, Sid Wilson von Slipknot, Sick Jacken von Psycho Realm & Slaine von La Coka Nostra. J57 übernahm die gesamte Produktion mit Ausnahme von „The 1st Time“, das von der lebenden Legende DJ Premier produziert wurde. Die LP „Walking with Lions“ verkörpert einen KopfnickerBoom-Bap mit großen, üppigen Klanglandschaften, während Ras Kass & El Gant die Aufmerksamkeit des Hörers auf Themen lenken, die von Schulschießereien bis zur Vorstellung, wie das Leben 38 Minuten vor dem Einschlag einer Atombombe wäre, reichen. „Walking with Lions“ gibt es auf CD, Vinyl und digital. Text: Goon Musick PR
RASK – BLÄTTERWALD (VINYL) Gucci, Prada und Fendi kommen dir nicht in die Tüte? Dann landet Rask mit „Blätterwald“ möglicherweise auf deinem Plattenteller und samt doper Beats direkt in deinem Gehörgang. Mit seiner Old School Attitüde spricht der 40-jährige Rap-Veteran wohl so einigen aus der Seele, die mit der aktuellen Szene nichts mehr anfangen können oder die sich schlicht und ergreifend wundern, wo die „gute alte Zeit“ mit ihren Werten geblieben ist. In Kooperation mit 360 Grad Records, dem legendären Label rund um die Heidelberger HipHop-Pioniere Torch & Toni-L, präsentiert Rask auf seinem Album ein Destillat aus seiner Gedankenwelt zwischen Reminiszenzen an die Vergangenheit, persönlicher Standortbestimmung im Jetzt und der Liebe zu HipHop. Nach Release des „Headcrash“ Tapes und der positiven Resonanz auf die „Morgentau“ EP geht der 40-jährige in die Vollen und schießt sein neuestes Werk mit 17 Anspielstationen in die Umlaufbahn ...
LORD SCAN – FLASHPUNKS INSTRUMÄNNTLZ (VINYL) Neue Musik aus Minden! Oder sollte man besser alte sagen? Gut 20 Jahre nach der Veröffentlichung des Albums „Flashpunks“ von der Hip-Hop-Formation „Der Klan“ ist im April die Instrumental-Version der in Liebhaberkreisen legendären Platte erschienen, die „ein irres Potpourri aus Battle-Rap, Zoten und jugendlicher Lebensweisheiten, gespickt mit jeder Menge Lokalpatriotismus“ war (Philipp Killmann, SZ/LZ). Der Klan wurde 1996 in Minden gegründet und bestand aus Produzent und Rapper Mattias Voß aka Lord Scan sowie den beiden Rappern Denis Lindahl aka Germany und Enrico di Ventura aka Italo Reno. Es entstanden eine EP namens „Ultimate Chief rockers“ und das besagte Flashpunks Album, die beide auf Put Da Needle To Da Records veröffentlicht wurden. Differenzen führten dazu, dass sich die Wege des Klans trennten. 2001 war ursprünglich angedacht, die Instrumentale des Albums zu veröffentlichen. Durch das Ende des damaligen Labels kam der Release nicht mehr zustande – bis heute. Eine erfolgreiche Kickstarter-Kampagne im vergangenen Jahr, initiiert von Lord Scan, machte die Vinyl-Pressung möglich. Und da gute Musik zeitlos ist, hat das Album nach all den Jahren in der Schublade bis heute nicht an Qualität eingebüßt. Mit seinem vom Funk inspirierten Sound besetzt Lord Scan, der inzwischen in Porta Westfalica lebt, musikalisch eine unkonventionelle Nische. Mit viel Liebe zum Detail nutzt er Samples alter Konsolen, Hörspiele und Filme, die „Flashpunks“ „eine Nuance Retro verleihen, aber dennoch fresh bleiben“ (Til The Podcast Drops Folge 4). 2006 erschien mit „Ich bin’s“ das bislang einzige Soloalbum von Lord Scan auf seinem eigenen Label „Schädelbasis Export“. Und möglicherweise gibt es auch zu diesem Werk bald Neuigkeiten vom Künstler, der seitdem vornehmlich als Gründer und Organisator des Mindener Graffiti & Urban Art Events „Hack & Lack“, einer deutschlandweit renommierten Veranstaltung, in Erscheinung trat. Die auf 500 Exemplare limitierte Doppel-Vinyl „Flashpunks Instrumänntlz“ mit einem sehr aufwändigen und großartigen Artwork von Produzent Lord Scan ist ab sofort im Handel erhältlich. Mit dem Kauf erhält man das 16-Track-starke Album zusätzlich als MP3 und WAV Download.
DJ DOOKIE – SHUT UP FUNK (ALL-VINYL) (TAPE) Es war eins der vorerst letzten brechend vollen Konzerte, die man dieses Jahr besuchen konnte: die Mayomann & Backfischboy Releaseparty zur Platte „Frittenfett & Freunde“ in Münster. Auch im Anschluss zeigte Dookie, der DJ dieser durchweg sympathischen HipHop-Formation, seine Qualitäten an den Plattentellern. Sein neues Mixtape „SHUT UP FUNK“ holt das funky Feeling des Abends zurück. Dookie hat sich jahrelang auf Mixtapes spezialisiert, und das hört man! 70 Minuten Instrumental Funk bieten Tracks von Marvin Gaye, Swingin Guitars, Melvin Sparks, 24-Carat Black, S.O.U.L. und mehr. Zu viel Seele im Sound, um ihn auch nur annähernd adäquat in Worte fassen zu können. Zu Beginn der B-Seite befindet sich übrigens ein Track der SGN Rooftop Session von Curls & Nods aka Baronski und derkalavier, die ebenfalls aus Münster kommen. Das Tape „SHUT UP FUNK“ von DJ Dookie ist u. a. auf Bandcamp sowie auf Mixcloud verfügbar.
PEOPLE IN THE AUDIENCE – RETURN TO DONUT JAZZ (TAPE) Wie oft kannst du deinen Lieblingssong hintereinander anhören? People in the Audience nimmt dir mit der EP „Return to Donut Jazz“ diese Entscheidung einfach ab. Auf neun Anspielstationen wird der Hörer im Instrumental Loop gefangen genommen. Warum? „For the love of jazz! Sit back, grab one or two donuts, a coffee and relax!“ So die Anweisung auf dem Tape und wer will da schon groß widersprechen? Ich finde es super, wie das Konzept hier konsequent durchgezogen wurde. Und das fanden scheinbar auch andere gut, denn das im Frühjahr 2019 erschienene Tape ist auf Bandcamp ausverkauft. Die digitale Version des We Keep Shit Dope Records Releases ist auf den gängigen Plattformen weiterhin verfügbar. Vinyl & MPC 3000. Dubbed on AKAI 4000 DS.
ONO UND LENBEAM – FILM MIXTAPE (TAPE) feat. Roger (Blumentopf) / David Pe (Main Concept) / Tobi Tobsen (Fünf Sterne Deluxe) / Yoshi San (58 Beats) / MaDirah / mit einem Artwork von Robert Manglus Als eine Hälfte der legendären Band Walkin’ Large bildete Ono in den 90ern zusammen mit DJ Ara das Aushängeschild für englischen Rap aus Deutschland. Außerdem war er Teil der Brothers Keepers rund um Samy Deluxe, Afrob, D-Flame uvm. Er tourte u. a. mit The Roots und Mobb Deep. Songs von ihm standen in den Charts, als diese noch nicht von Rap dominiert wurden. Zwei Dekaden nach dem Erfolg auf englisch kommt das erste deutsche Album von Ono. Zusammen mit Lenbeam schloss er sich im Studio ein. Das Ergebnis: ein Album mit dem Gefühl von damals und dem Spirit von heute mit unfassbar coolen Gästen. Bei der Tapefabrik 2020 hätten die beiden die neuen Songs zum ersten Mal live gespielt und das Mixtape als Vorgeschmack unter die Leute gebracht. Doch dann kam leider Covid-19 ...
Foto: Daria Yakina
SHUBANGI – OK (DIGITAL)
ROCCWELL – STILL LOVIN´ BOOMBAP (DIGITAL)
Mit ihrer Single „OK“ verpasst uns die charismatische Berliner Soulsängerin Shubangi einen neuen Ohrwurm. Der Song ist ein lautes JA zu mehr Selbstzufriedenheit und eine Absage auf sämtliche Konventionen. Shubangis zentrale und wohltuende Message: Du bist voll okay, wie du bist. Selbstzweifeln entgegnet sie mit konsequentem Empowerment: „Ich mach nur das, was mir gefällt – ich lieb’ mich selbst.“ Und dazu gehören eben auch Fehler, Scheitern und Pausen. Diese Liebe zu sich selbst besingt sie wie eine Erlösung: „Ich lasse mich frei / sprenge Ketten auf / ich lasse mich frei / lass alle Facetten raus / bin mit mir ok, weil ich nicht mehr versuch, perfekt zu sein/ ich lasse mich frei.“ Shubangis positive Lyrics werden von einer funky Beatkulisse ihres Stammproduzenten Duuq untermalt. Im Gegensatz zu den beiden poppig-souligen Vorgängersingles „Jederzeit“ und „Fenster“ sind hier verspielte Disco-Elemente im musikalischen Mittelpunkt. Shubangis powervolle Soulstimme steht im perfekten Einklang mit dem tanzbaren Instrumental. Der ideale Soundtrack, sich selbst zu feiern.
Still Lovin’ Boombap – der Slogan mit dem der Münchner Beatmaker Roccwell sein Album betitelt, steht nicht nur für seine ungebrochene Liebe zum Boom bap Sound, sondern vor allem den täglichen Struggle der HipHop Generation 35plus. Familie, Job und Musik unter einen Hut zu bringen, stellt nicht nur Roccwell vor große Herausforderungen. Gerade in einer teuren Stadt wie München, die den Protagonisten der Subkultur gerne die kalte Schulter zeigt. Entgegen aller Widrigkeiten hat die Leidenschaft für klassischen Rap Roccwell jedoch nie verlassen. Sie verkörpert ein Lebensgefühl, das ihn mittlerweile seit 25 Jahren prägt, auch jetzt wo er als Familienvater Verantwortung trägt. Sich mit seichten Beats, poppigen Melodien und einer Prise Autotune für ein paar Euros an den Mainstream verkaufen? Nicht sein Ding – auch wenn es vieles leichter machen würde.
Die Deutsch-Tamilin Shubangi wuchs in Münster auf und lebt mittlerweile in Berlin. Musik ist der zentralste Bestandteil ihres Lebens. Dabei tobt sie sich zwischen Soul, Funk und HipHop aus – sei es als Soloprojekt, mit LiveBand oder Collabos in dem ihr vertrauten Rap-Spektrum, z. B. AzudemSK. Duuq ist aktuell mit Figub Brazlevics Labelposse Krekpek Records unterwegs. Mit seinen Instrumentals beweist er ein kreatives Gespür für Westcoast Hip Hop, Nu Soul, Boom bap und G-Funk und ist dabei immer offen für neue Genresphären. Gemeinsam schaffen Shubangi und Duuq empowernde Soulmusik, die von neuen Chancen und Selbstliebe spricht. Text:
@monalinapromo
So versammelt Roccwell auf Still Lovin’ Boombap neben den 90er Helden QnC (Q-Ball und Curt Cazal – letzterer von der legendären JVC Force), Craig G und Maylay Sparks weitere hungrige Underground Mcees aus den USA wie MDot, Ruste Juxx, Born Unique, Wildelux, Bankai Fam oder Glad2Mecha. Ebenso wichtig war es ihm, möglichst häufig Scratches in den Songs einzubinden, wofür DJ Case, 12FingerDan und B-Base (Soulbrotha), DJ Danetic (Snowgoons), DJ LP2, DJ Tricky und DJ Skruff zahlreiche Cuts beigesteuert haben. Grown Men Rap als zeitloser Gegenentwurf zur hysterischen Suche nach dem nächsten Hype... zu alt für den Scheiss! Lieblingstrack: Roadrunner. Im @alliseeisblinkinlights Podcast gibt es übrigens ein sehr hörenswertes Interview mit Roccwell. Text: Goon Musick PR
PEOPLE IN THE AUDIENCE – BACKPACKER’S DELAYED (VINYL) Machen wir’s kurz: eine meiner absoluten Lieblingsplatten! Mit Features von AzudemSK, Teleluke und Schlackus. Erschienen bei We Keep Shit Dope Records.
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