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Michael Lindenmann

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Schlusspunkt

Schlusspunkt

Für ein vielfältiges Miteinander am Arbeitsplatz.

Der Verein Network setzt sich seit 1996 für die Vernetzung schwuler Führungskräfte ein. Er zählt 500 Mitglieder; verglichen mit 700 im zehnmal grösseren Deutschland eine grosse Zahl. Mitglieder sind Leader aus Wirtschaft, Sozialwesen und Verwaltung, Unternehmer, Freiberufliche, Intellektuelle und Künstler. Sie profitieren vom Netzwerk mit regelmässigen Treffen sowie dem Engagement bei Entscheidungsprozessen in Politik und Arbeitswelt. network.ch

Wissenslücken füllen, Vorurteile abbauen

Michael Lindenmann ist Regionalleiter von Network Ostschweiz/Fürstentum Liechtenstein und PR-Berater bei der St.Galler Mediapolis AG. Das Netzwerk setzt sich einerseits für die Gleichberechtigung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen Personen (LGBTI) ein, andererseits vernetzt es schwule Führungskräfte.

Michael Lindenmann, haben Sie Ihren Arbeitgeber bereits vor der Anstellung informiert, dass Sie schwul sind?

Nein, weil es im beruflichen Umfeld zuerst um die Qualifikationen und nicht um die sexuelle Orientierung der Angestellten gehen soll. Zumal es für LGBTI-Personen noch immer Mut und erst einmal Vertrauen gegenüber den Arbeitskollegen braucht, um über dieses private Thema zu sprechen. Da ich aus meiner sexuellen Orientierung seit meiner Zeit an der Kanti und dort auch in meiner Studentenverbindung nie einen Hehl gemacht hatte, wusste es alsbald die gesamte Belegschaft. Negative Reaktionen hat es glücklicherweise keine gegeben.

Network setzt sich unter anderem dafür ein, dass ein Coming-out am Arbeitsplatz gefördert wird. Was kann ich als Führungskraft dazu beitragen, dass sich meine Angestellten trauen?

Heterosexuellen Führungskräften empfehle ich, sich unter dem Aspekt gelebter Vielfalt mit dem teilweise durchaus komplexen Thema unterschiedlicher sexueller Orientierungen und Identitäten auseinanderzusetzen. Stelle ich doch immer wieder fest, dass hier Wissenslücken und Vorurteile bestehen. Um das Thema anzugehen, bietet sich das von Network mitinitiierte Swiss LGBTI-Label an. So haben Unternehmen wie Credit Suisse, SBB, Accenture, Allianz, EY, PwC, Schindler, Swiss oder Nestlé den Vergabeprozess erfolgreich absolviert. Hierdurch setzen sie öffentlich ein Zeichen für Inklusion und Wertschätzung ihrer Mitarbeiter auf allen Ebenen.

Trotzdem ziehen viele in der Arbeitswelt noch immer das Versteckspiel vor. Gerade Unternehmer hätten doch eine Vorbildfunktion; mir ist aber nur ein schwuler Manager persönlich bekannt. Warum tun sich viele so schwer mit dem Coming-out?

Erstens handelt es sich um eine Generationenfrage: Man darf nicht vergessen, dass vor noch nicht allzu langer Zeit ein offen schwuler Mann keinerlei Aussichten auf eine Karriere hatte. Tim Cook, Apple-CEO, Peter Thiel, Paypal-Mitgründer, oder John Brown, langjähriger BP-CEO, haben den Schritt gewagt und sich öffentlich geoutet. In der Schweiz besteht diesbezüglich noch Nachholbedarf. Zweitens gibt es einen StadtLand-Graben: In urbanen Regionen wie Zürich, Basel oder Genf spielt die sexuelle Orientierung viel weniger eine Rolle als zum Beispiel in ländlichen Regionen der Ostschweiz. Drittens kommt es auf die Branche und auf die Unternehmensgrösse an: In der Dienstleistungsbranche und in Grosskonzernen spielt das Thema nur noch insofern eine Rolle, als hier aktiv, teils mit eigenen Abteilungen, für ein vielfältiges Miteinander am Arbeitsplatz gesorgt wird.

«Es gibt nicht mehr nur den Weg vom Berufseinstieg bis zur Hochzeit, zwei Kindern und einem Einfamilienhaus.»

Was raten Sie Betroffenen?

Ich bin immer offen damit umgegangen und habe bisher, auch in dem eher konservativen Umfeld meiner Studentenverbindung, keinerlei negative Erfahrungen gemacht. Ich würde mir, insbesondere in der Ostschweiz, diesbezüglich mehr Mut von Führungspersonen wünschen, die mit ihrer sexuellen Orientierung noch immer nicht offen umgehen, obschon es sich häufig um ein offenes Geheimnis handelt.

Was tut Network, um auch die Situation von LGBTI-Personen zu verbessern, die nicht der Teppichetage angehören?

Unsere Mitglieder gehen als Führungspersonen am Arbeitsplatz offen mit ihrer sexuellen Orientierung um und übernehmen so auch eine Vorbildfunktion. Hierbei nehmen sie sich auch Angestellten an, die Unterstützung beim Coming-out benötigen. Zudem versuchen sie, ein LGBTI-freundliches Arbeitsklima zu schaffen. An dieser Stelle möchte ich gerne nochmals auf das Swiss LGBTI-Label hinweisen. Für KMU gibt es einen eigenen Vergabeprozess; neuestens auch einen solchen für Kleinstunternehmen mit 1 bis 15 Mitarbeitern; durchaus auch interessant für unsere zahlreichen Ostschweizer KMU-Betriebe!

Was können heterosexuelle Unternehmer von LGBTIPersonen lernen – und umgekehrt?

Heterosexuelle Unternehmer können von LGBTI-Personen mehr Offenheit gegenüber «alternativen» Lebensentwürfen lernen. Es gibt eben nicht nur mehr den Weg vom Studium über den Berufseinstieg bis hin zur Hochzeit, zwei Kindern und dem Einfamilienhaus mit einem VW Passat in der Garage. LGBTI-Personen sollten demgegenüber lernen, teilweise ein wenig gelassener mit dem ganzen Thema umzugehen –zumal in den vergangenen Jahren in Sachen Gleichstellung viel erreicht werden konnte.

Einerseits wird unsere Stammgesellschaft immer offener, was die verschiedenen Lebensformen angeht, andererseits wird durch die Zuwanderung aus fundamentalistischen Ländern wieder Homophobie importiert. Wie sehen Sie dieses Spannungsfeld?

Die Zunahme von Übergriffen auf LGBTI-Personen durch Personen aus bestimmten Kulturkreisen ist mehr als nur bedauerlich. Hier sind alle Bürger gefordert. Das Motto muss «Nulltoleranz» lauten. Diskriminierung oder sogar tätliche Übergriffe aufgrund von Geschlecht, sexueller Orientierung, ethnischer oder religiöser Zugehörigkeit passen nicht zu einer liberalen Gesellschaft. Darum hat das Schweizer Stimmvolk auch am 9. Februar 2020 Ja zu einem Diskriminierungsverbot aufgrund der sexuellen Orientierung gesagt und am 18. Dezember 2020 haben sich National- und Ständerat für ein Ja zur Ehe für alle ausgesprochen.

Network engagiert sich für die soziale Akzeptanz von LGBTI-Personen in Politik, Kultur und Arbeitswelt. Braucht es dieses Engagement heute wirklich noch?

Durchaus, sind LGBTI-Personen eben doch noch nicht überall in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Erfreulicherweise geht die Entwicklung aber in die richtige Richtung. So stelle ich bei Personen um die 20 Jahre fest, dass mit dem Thema noch einmal viel offener umgegangen wird als zur Zeit meines Coming-outs. Da Network zudem auch dem beruflichen Austausch, ähnlich wie bei den bekannten ServiceClubs, dienen soll, wird es uns so schnell nicht langweilig.

Jetzt sind Sie nicht nur PR-Berater, sondern auch Zivilschutzoffizier. Wie sehen Sie hier die Rechte und die Akzeptanz von Homosexuellen?

Aufgrund unseres Milizsystems spiegelt sich die gesamtgesellschaftliche Entwicklung auch im Zivilschutz und in der Armee wider, sprich auch hier hat sich die Situation zum Positiven hin entwickelt. Nicht umsonst gibt es mit QueerOfficers einen schweizweiten Verein schwuler Offiziere, der lange Jahre von unserem derzeitigen Sekretär, Oberst i Gst aD Beat Steinmannn, präsidiert wurde.

Zum Schluss: Wenn Sie einen Wunsch an die Politik frei hätten…

Mehr Offenheit und Mut, Neues zu wagen! Habe ich manchmal doch den Eindruck, dass wir uns in der Schweiz gerne auf unseren Lorbeeren ausruhen und meinen, wir könnten sowieso alles besser.

Text: Stephan Ziegler Bild: Marlies Thurnheer

Komfortzone verlassen

Nach einer kaufmännischen Ausbildung in der Werbebranche arbeitete Monika Rufer (*1986) zwei Jahre in der Branche. 2008 wechselte sie in die Immobilienbranche. War Rufer zuerst in der Immobilienverwaltung tätig, entschied sie sich später für den Verkauf. Nach einer Weiterbildung zur eidg. Immobilienvermarkterin FA ist sie heute geschäftsführende Gesellschafterin bei der Heerbrugger Immobilien Butler KLG.

Monika Rufer, was reizt Sie an Ihrer unternehmerischen Tätigkeit?

Ich finde die Kombination Mensch und Immobilie sehr spannend und vielfältig, denn jede/r definiert Wohnen und Wohlfühlen im eigenen Zuhause anders – und jede Immobilie ist einzigartig. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Gründen für einen Immobilienverkauf. Unsere Kunden beim sicheren und profitablen Immobilienverkauf begleiten zu dürfen, motiviert mich täglich und bietet sehr viel Abwechslung. Wenn am Schluss Verkäufer und Käufer zufrieden sind, haben wir einen guten Job gemacht. Bereits über 400 begeisterte Kunden haben Ihre Immobilie sicher und profitabel mit «Immobutler» verkauft.

Auf welchen Meilenstein in Ihrer beruflichen Laufbahn sind Sie besonders stolz?

Das Verlassen der Komfortzone und ein Stück Sicherheit mit dem Wechsel in die Selbstständigkeit. Für die eigenen Ziele zu arbeiten und täglich dranzubleiben, braucht Disziplin, Mut und Energie. Doch der Fleiss wird mit Erfolg, vielen tollen Feedbacks und Weiterempfehlungen belohnt, wofür ich sehr dankbar bin.

Welchen Vorteil bietet für Sie das Netzwerk «Leaderinnen Ostschweiz»?

Ich schätze den Austausch mit anderen engagierten Kaderfrauen sowie Unternehmerinnen und sehe die Vernetzung und den Austausch als Mehrwert und Bereicherung. Auch die verschiedenen Eventformate bieten eine gute Abwechslung, um Neues zu Lernen, die Zeit für den Austausch zu nutzen und natürlich auch den kulinarischen Teil gemeinsam zu geniessen. Ich empfehle dieses Netzwerk gerne weiter!

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