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Matthias Hüppi
from LEADER April 2021
by MetroComm AG
«Wir brauchen dringend konkrete Perspektiven»
Die Schweiz hat am 19. April die Corona-Regeln zur Freude vieler gelockert. Bei den Fussballclubs hält sich diese Freude allerdings in Grenzen: Zwar sind wieder 100 Zuschauer erlaubt, doch in einem Stadion wie dem Kybunpark, wo fast 20000 Menschen Platz haben, ist das nur ein Tropfen auf den heissen Stein. FCSG-Präsident Matthias Hüppi über Geisterspiele, Sponsoren und den Cup-Final.
Matthias Hüppi, seit Mitte 2020 durften keine Zuschauer mehr ins Stadion. Pro Geisterspiel verlor der FC St.Gallen 1879 etwa 500000 Franken. Wie ist die finanzielle Situation nach fast einem Jahr?
Wir sind angesichts der schwierigen Umstände nach wie vor stabil unterwegs. Allerdings treffen uns die behördlich verordneten Spiele ohne Publikum hart – wirtschaftlich und sportlich. In beiden Bereichen unternehmen wir alles, den FCSG dennoch aus eigener Kraft auf Kurs zu halten. Wir brauchen aber dringend eine konkrete Perspektive in Bezug auf die Stadionöffnung.
Bislang hiess es seitens FCSG immer, dass die Sponsoren ihm auch in den aktuell schwierigen Zeiten treu sind. Wie zeigt sich diese Treue konkret?
Die Treue zeigt sich zum Beispiel darin, dass unser Hauptsponsor, die St.Galler Kantonalbank, den Vertrag mitten in der Pandemie verlängert hat. Auch andere grössere und kleinere Sponsoren unterstützen uns spürbar; sei dies mit neuen Vereinbarungen oder mit wiederholten Signalen wie ‚Wir lassen euch sicher nicht hängen!’. Das ist für uns alles andere als selbstverständlich.
Auch den Cup-Halbfinal muss der FCSG vor fast leeren Zuschauerrängen austragen, weil an Fussballspielen nur maximal 100 Personen erlaubt sind. Auch hier entgehen dem Verein wieder Einnahmen. Wie sehr schmerzt das?
Wir spielen zwar auswärts, hätten aber sicher auf lautstarke Unterstützung zählen können. Die Ticketeinnahmen, die im Cup jeweils geteilt werden, fallen ganz weg. Entgangene Sponsoringleistungen versuchen wir mit kreativen Ideen zu kompensieren. Auch der Cup leidet enorm unter den Massnahmen. Dass die komfortable Situation in den grossen und modernen Stadien wie dem Kybunpark überhaupt nicht in die Entscheidungsprozesse einfliesst, bereitet uns erheblich Mühe. Die Verhältnismässigkeit ist definitiv nicht mehr gegeben!
Was entgeht dem FCSG hier finanziell?
Sagen wir es so: Auch der Cup wird trotz des sportlichen Erfolgs kein Riesengeschäft. Aber wir kämpfen mit voller Kraft um den Finaleinzug. Den möchten wir unseren Fans gerne schenken.
Wie bringt man einen Partner dazu, zu investieren oder zu werben, wenn keine Zuschauer ins Stadion dürfen, die beispielsweise die Bandenwerbung sehen?
Wir haben die Vertrauensbasis lange vor der Coronazeit gelegt. Würde man erst jetzt damit beginnen, wäre es viel zu spät. Es geht darum, Kompensationsangebote auf unseren Medienkanälen anzubieten. Da helfen uns die Investitionen im Bereich der digitalen Kanäle; auch damit haben wir vor Corona konsequent angefangen. Zudem versuchen wir, zusätzliche Werbeflächen für Fernsehübertragungen zu nutzen.
Eine klassische Pflege der Kontakte zu Partnern und Sponsoren ist in Corona-Zeiten nicht möglich. Deshalb wurde kürzlich ja ein digitaler Netzwerkanlass durchgeführt. Wie hält der FCSG seine Unterstützer sonst noch bei Laune?
Indem wir uns auch mal mit einer kleinen, überraschenden Geste bemerkbar machen. Es sind nicht immer nur die grossen Aktionen, welche die Bindung zu Partnern und Sponsoren stärken. Ein Anruf dort, eine Aktion da. Bisher funktioniert das erfreulich gut. Aber wir alle, nicht nur im Fussball, benötigen endlich ein Licht am Horizont!
Text: Patrick Stämpfli Bild: Marlies Thurnheer