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Bischofberger AG

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Marcel A. Widler

Marcel A. Widler

Süsses Generationenprojekt

Der Standort der Bischofberger AG in Weissbad platzt aus allen Nähten. Im Sommer 2024 soll der Erweiterungs- und Neubau fertig sein. Geplant sind neben neuen Produktionsräumen für die Appenzeller Biber- und NussSpezialitäten unter anderem ein Besucherzentrum mit Laden, ein Eventraum sowie ein Museum.

Das BischofbergerFührungstrio Reto, Andrea und Urs Bischofberger realisieren den bisher grössten Um- und Erweiterungsbau in der Firmengeschichte.

Ob im Edelweiss-Flieger, in den Coop-Regalen oder am Kiosk: Die Biber-Spezialitäten der Bischofberger AG aus Weissbad sind in der ganzen Schweiz bekannt. Ob all dieses Erfolgs ist es in den letzten Jahren eng in den Produktionsräumen und in den Büros von «Biberli Bischofberger» geworden. Nach 1970 und 1980 folgt nun der bisher grösste Um- und Erweiterungsbau in der Firmengeschichte: Bis Sommer 2024 soll das Unternehmen in einer völlig neuen Aussenhülle erstrahlen.

Einheimische Planer

Nachdem die Familie Bischofberger vor vier Jahren 1200 Quadratmeter direkt angrenzendes Land erwerben konnte, wird nun der Firmensitz auf drei Seiten ausgedehnt. Geplant ist zur Hauptstrasse hin ein moderner, geschindelter Holzbau mit grosszügigen Fensterfronten. Direkt dahinter angegliedert ist eine kubische Stahlkonstruktion, in der die eigentlichen Produktionsräume untergebracht werden.

«Unser Zeitplan ist ambitioniert, aber wir hoffen, dass diesen Sommer der Spatenstich erfolgen kann», hält Reto Bischofberger fest, der die betriebswirtschaftlichen Belange des Familienunternehmens betreut, während sein Bruder Urs für Produktion und Vertrieb verantwortlich zeichnet. Für das Bauvorhaben beauftragte die Bischofberger AG die Rusch Bauplanung GmbH und die Roland Koch Innenarchitektur GmbH, beide aus Gonten. «Oberste Priorität bei der Planung hat bei uns die Produktion, die während der Bauphasen nicht unterbrochen werden soll», erläutert Andrea BischofbergerWyss, die das Führungstrio komplettiert.

Besucherzentrum mit Museum und Eventraum

Für die Marketingverantwortliche erfüllt sich mit dem Neubau ein langjähriger Herzenswunsch: Die veraltete Verkaufsstelle weicht künftig einem einladenden Besucherzentrum.

Im Holzneubau werden das Besucherzentrum sowie Büros zu finden sein. Der dahinter liegende Stahlbau beheimatet die Produktionsräume.

In der sogenannten «Bärli-Biber-Welt» wird nicht nur ein heller, 140 Quadratmeter grosser Laden zu finden sein, sondern auch ein Eventraum, in dem beispielsweise Biber-Backworkshops für Gruppen angeboten werden. Und im kleinen Museum werden audiovisuell die Geschichte des Appenzeller Bibers und die Firmengeschichte erzählt. «Natürlich zeigen wir auch die Rohstoffe wie Honig, Mandeln, Haselnüsse und Gewürze, die wir hier in Weissbad zu unseren Spezialitäten weiterverarbeiten», so Andrea Bischofberger.

«Die Prozesswärme wird in den Heizkreislauf eingespeist und das Dach mit Fotovoltaikzellen bestückt.»

Im Weiteren bekommen die Besucher Einblicke in die Produktionsabläufe und können die beachtliche Familiensammlung an alten Holzmodels bestaunen, mit denen früher die Biber geprägt wurden. Ein Bereich der Ausstellung ist der Appenzeller Bauernmalerei gewidmet. «Es war wohl der grösste Marketingerfolg unseres Vaters, dass er in den 1960erJahren ihm bekannte Bauernmaler damit beauftrage, Bilder für die Verpackungen unserer Biber-Spezialitäten herzustellen», resümiert Reto Bischofberger. Die acht BauernmalereiSujets der ersten Stunde – vier für den Sommer und vier für die Wintermonate – sind heute Kult und zieren nach wie vor die Biber- und Nuss-Spezialitäten.

Umweltbewusste Haltung

Während im Holzneubau der öffentliche Bereich und Büros zu finden sind, ist der dahinter liegende Stahlbau die Heimat der Produktionsräume. Das Herzstück im Innern werden zwei Kühltürme sein. «Diese kann man sich wie zwei fünf Meter hohe Silos vorstellen. Im Innern werden unsere Spezialitäten behutsam bei konstantem, keimfreiem Raumklima auf spiralförmigen Förderbändern innerhalb einer Stunde vom Ofen direkt einen Stock höher in die Verpackungsanlage transportiert», erklärt Urs Bischofberger.

Dies ist nicht die einzige Optimierung der Produktionsabläufe und -bedingungen: «Die Prozesswärme unserer Anlagen wird in den Heizkreislauf eingespeist, die Verpackungsräume sind neu klimatisiert, unser Dach bestücken wir maximal mit Fotovoltaikzellen – und der gesamte Neubau wird fünfmal besser isoliert sein als der Produktionsbau aus den 1980erJahren», hält Reto Bischofberger fest.

Neue Brücke und mehr Platz für Transport

Verbessert werden auch die logistischen Bedingungen: Die Zufahrt für die Warenan- und Produkteauslieferung erhält mehr Platz, zwei überdachte Laderampen erleichtern neu den Logistikern die Arbeit, und über das kleine Bächlein gleich hinter dem Produktionsgebäude soll künftig eine Brücke führen, die auch von Lastwagen befahren werden kann.

«Durchschnittlich liefern täglich zwei bis drei LKW-Fahrer Rohstoffe- und Verpackungsmaterial an oder distribuieren die frisch gebackenen Spezialitäten über unseren Vertriebspartner Zweifel Pomy-Chips AG an die Verkaufsstellen in der ganzen Schweiz. Kein Biberli, keine Nussstange oder Birnenweggli bleibt länger als zwei Wochen bei uns an Lager», schildert Urs Bischofberger.

Die Familie Bischofberger nennt das geplante Bauvorhaben ein Generationenprojekt mit räumlichen Reserven in sämtlichen Unternehmensbereichen. «Wir durften vor 21 Jahren von unseren Eltern beziehungsweise Schwiegereltern eine intakte Infrastruktur und eine solide Auftragsbasis übernehmen. Eine ähnliche Grundlage möchten wir nun für eine allfällige fünfte Biberli-Bischofberger-Generation schaffen», so das Unternehmer-Trio.

Die Bärli-Biber-Welt

Bereits im 19. Jahrhundert war am jetzigen Standort in Weissbad eine Bäckerei mit Brot- und Biberbäckerei sowie Mehlhandlung angesiedelt. Bereits 1957 wurde die Marke «Bärli-Biber» beim Eidg. Amt für Geistiges Eigentum eingetragen. Sechs Jahre später entschieden sich die Eltern von Reto und Urs Bischofberger, voll auf die Biber-Produktion zu setzen und das Brotbacken aufzugeben. 1966 folgte die Registrierung und in Kraftsetzung des Patents der echten Appenzeller Bärli-Biber. In den ersten Bärli-Biber-Jahren wurde ein eigenes Direktvertriebssystem aufgebaut: Aussendienstmitarbeiter verteilten die bereits damals beliebten Appenzeller Bärli-Biberli in alle Landesteile. Ab 1970 folgte die Vertriebspartnerschaft mit Zweifel Pomy-Chips AG mit dem «Frische-Service», die bis heute besteht. So ist die schweizweite Lieferung von stets frischen Bärli-Biberli jederzeit gewährleistet. Seit 2000 stellt mit Reto, Urs und dessen Frau Andrea Bischofberger-Wyss die vierte Generation die süssen Appenzeller Köstlichkeiten her. Dazu zählen etwa die Siebengramm-Biberli als Kaffeebeilage, Birnenweggli ohne Palmöl, Nussstangen im Snackformat und seit 2021 auch vegane Biber mit Schweizer-WinterhilfeBirnel. Die Entwicklungsidee erfolgte aufgrund einer gymnasialen Vertiefungsarbeit der Tochter von Andrea und Urs Bischofberger.

Text: Rosalie Manser Bilder: Marlies Thurnheer, zVg

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